Helaba Volkswirtschaft/Research REGIONALFOKUS 1. September 2016 Zahlen & Fakten: Das Bundesland Brandenburg AUTOR Barbara Bahadori Telefon: 0 69/91 32-24 46 [email protected] unter Mitarbeit von: Jakob Beuschlein Die Bundesrepublik Deutschland ist ein föderal aufgebauter Staat, der aus 16 Bundesländern besteht. Eines davon ist Brandenburg, das im Nordosten Deutschlands liegt und Berlin umschließt. 2 Mit einer Fläche von rund 29.700 km zählt es zu den mittelgroßen Bundesländern. Brandenburg im Nordosten Deutschlands Brandenburg hat 2,5 Mio. Einwohner, das sind 3 % der deutschen Bevölkerung. Bezogen auf die Fläche weist das Bundesland die zweitniedrigste Einwohnerdichte Deutschlands auf. Dabei hat das Bundesland eine turbulente Entwicklung hinter sich. Betrug vor der Wiedervereinigung die Einwohnerzahl rund 2,7 Mio., sank sie in den Folgejahren aufgrund von Abwanderung und Geburtendefizit drastisch. 2015 wurden dann die in Deutschland angekommenen Flüchtlinge auf alle Bundesländer verteilt; die Brandenburger Bevölkerung vergrößerte sich damit zum zweiten Mal in Folge seit dem Jahr 2000. Einwohner in Mio., 2015 REDAKTION Dr. Stefan Mitropoulos HERAUSGEBER Dr. Gertrud R. Traud Chefvolkswirt/ Leitung Research Helaba Landesbank Hessen-Thüringen MAIN TOWER Neue Mainzer Str. 52-58 60311 Frankfurt am Main Telefon: 0 69/91 32-20 24 Telefax: 0 69/91 32-22 44 SchleswigHolstein 2,8 Mio. Bremen 0,7 Mio. Hamburg 1,8 Mio. Brandenburg 2,5 Mio. Berlin 3,5 Mio. Niedersachsen 7,9 Mio. SachsenAnhalt 2,2 Mio. NordrheinWestfalen 17,7 Mio. Hessen 6,1 Mio. MecklenburgVorpommern 1,6 Mio. Thüringen 2,2 Mio. Sachsen 4,1 Mio. RheinlandPfalz 4,0 Mio. Die Neuankömmlinge werden von der Wirtschaft gebraucht. Schon jetzt liegt in den Brandenburger Betrieben eine „ältere“ Altersstruktur als in den westdeutschen Unternehmen vor. Dazu ist die Arbeitslosenquote mit 8,5 % (Januar bis August 2016) niedriger als der ostdeutsche Durchschnitt von 8,8 %. Saarland 1,0 Mio. BadenWürttemberg 10,8 Mio. Bayern 12,7 Mio. Quellen: Statistisches Bundesamt, Helaba Volkswirtschaft/Research Die Publikation ist mit größter Sorgfalt bearbeitet worden. Sie enthält jedoch lediglich unverbindliche Analysen und Prognosen zu den gegenwärtigen und zukünftigen Marktverhältnissen. Die Angaben beruhen auf Quellen, die wir für zuverlässig halten, für deren Richtigkeit, Vollständigkeit oder Aktualität wir aber keine Gewähr übernehmen können. Sämtliche in dieser Publikation getroffenen Angaben dienen der Information. Sie dürfen nicht als Angebot oder Empfehlung für Anlageentscheidungen verstanden werden. Wirtschaftlich hat Brandenburg enorm aufgeholt. Gestartet mit einer geringen Wirtschaftsleistung – wie alle neuen Bundesländer nach der Wiedervereinigung – erreicht das Land inzwischen 71 % des gesamtdeutschen Bruttoinlandsprodukts pro Einwohner, was fast eine Verdopplung des ProKopf-Outputs darstellt. Auch den internationalen Vergleich muss das Bundesland nicht scheuen. Ausgewählte Kennzahlen Fläche (km2) Einwohner (Mio., 2015) Deutschland Brandenburg 357.340 29.654 81,6 2,5 BIP (nominal, Mrd. €, 2015) 3.026 65 BIP pro Einwohner (€, 2015) 37.100 26.500 BIP pro Erwerbstätigen (€, 2015) 70.300 60.400 6,3 8,3 Arbeitslosenquote (%, Ø Januar - August 2016) Quellen: Stat. Bundesamt, Arbeitskreis VGR der Länder, Bundesagentur für Arbeit, Helaba Volkswirtschaft/Research H E L A B A V O L K SW I R T S C H A F T / R E S E A R C H · 1 . S E P T E M B E R 2 0 1 6 · © H E L A B A 1 Z AHLEN & F AKT EN: D AS BUNDESLAND BRANDENBURG Brandenburgs BIP pro Kopf erreicht 92 % des EU-Durchschnitts Brandenburgs Wirtschaftsleistung je Einwohner liegt gemessen am EU-Durchschnitt nur 8 % darunter. Verglichen mit anderen Nachfolgestaaten des ehemaligen Ostblocks wie Tschechien und Polen, die 54 % bzw. 40 % des EU-Niveaus erreichen, ist dies ein hervorragender Wert. Auch große südeuropäische Länder sind in puncto Wirtschaftskraft pro Kopf entweder gleich auf wie Italien mit 93 % oder liegen sogar deutlich niedriger wie Spanien mit 81 %. Brandenburgs Pro-Kopf-BIP so hoch wie in Italien Wirtschaftsstruktur Brandenburgs im Ostdurchschnitt BIP pro Einwohner in % des Durchschnitts EU-28 Anteil an der Bruttowertschöpfung in %, 2015 100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 BIP (nominal) in Bill. €, 2015 1,8 BIP pro Einwohner BIP 1,5 1,2 0,9 0,6 0,3 0,0 Öffentliche und sonstige Dienstleister 28% 30% Finanzierung, Vermietung, Unternehmensdienstleister 25% 25% 18% 19% 8% 6% 20% 20% Handel, Verkehr,Gastgewerbe, Information/Kommunikation Baugewerbe Produzierendes Gewerbe (ohne Bau) Land-, Forstwirtschaft 22% 26% 20% 5% 26% Brandenburg Ostdeutschland* Deutschland Quellen: Arbeitskreis VGR der Länder, Eurostat, Helaba Volkswirtschaft/Research *Ostdeutschland inkl. Berlin Quellen: Arbeitskreis VGR der Länder, Helaba Volkswirtschaft/Research Brandenburg hat auf den ersten Blick eine Wirtschaftsstruktur, die dem gesamtdeutschen Durchschnitt ähnelt: In dem Bundesland werden zu 28 % Güter und Bauten hergestellt, bundesweit sind es 31 %. Bleibt man bei dieser groben Aufteilung, sind Dienstleistungen das Hauptergebnis allen Wirtschaftens sowohl in Brandenburg als auch in den anderen Bundesländern. Abweichungen treten hauptsächlich innerhalb des Dienstleistungsbereichs auf. So ist das Gewicht des staatlich dominierten Sektors „öffentliche und sonstige Dienstleister“ mit einem Anteil an der Bruttowertschöpfung von 28 % höher (Deutschland: 22 %). Die Versorgung der Brandenburger Bürger mit staatlichen Leistungen führt dazu, dass pro Einwohner gerechnet in diesem Bereich ähnlich viel „produziert“ wird wie bundesweit. Dies ist in beiden privatwirtschaftlichen Dienstleistungssektoren dagegen nicht der Fall; die pro Kopfwerte liegen hier unter dem gesamtdeutschen Durchschnitt. Brandenburger Unternehmen sind nämlich häufig in nationale oder internationale Konzerne eingebunden und fragen deshalb Dienstleistungen an ihren Firmensitzen nach, die aber vielfach in den alten Bundesländern liegen. Zudem haben viele Brandenburger die Wahl, Dienstleistungen auch im nahe gelegenen Berlin nachzufragen. Da noch nicht feststeht, ob der Flughafen Berlin-Brandenburg Ende nächsten Jahres eröffnet wird, dürften die positiven Effekte für die entsprechenden Dienstleistungsbereiche Verkehr, Handel und Gastgewerbe frühsten für 2018 zu erwarten sein. Das Baugewerbe ist vergleichsweise stark vertreten, da öffentliche Infrastruktur und private Bauinvestitionen in der DDR-Zeit vernachlässigt wurden und es keinen adäquaten Bestand gab, den Behörden, Unternehmen und Privatpersonen nutzen konnten. Dies gilt zum Teil noch, wenn Firmen in Brandenburg expandieren möchten. Auch sind noch nicht alle Verkehrsprojekte zur Deutschen Einheit abgeschlossen und in der Bundeshauptstadt Berlin wird weiterhin viel gebaut, was für die Brandenburger Bauunternehmen positiv ist. Industrie in Brandenburg unterdurchschnittlich Der Industriebesatz Brandenburgs (Bruttowertschöpfung pro Kopf) ist mit 43 % des Bundesdurchschnitts – auch mit Blick auf den ostdeutschen Durchschnitt von 53 % – unterdurchschnittlich. Der Anteil des Produzierenden Gewerbes (ohne Bau) an der Bruttowertschöpfung erreicht mit 20 % somit nicht den gesamtdeutschen Durchschnitt von 26 %. Allerdings war die Dynamik in den vergangenen zwei Jahren hier deutlich stärker. Der industriegeprägte Wirtschaftssektor wies Wachstumsraten von 2,0 % und 4,2 % auf (Deutschland 1,6 % und 2,0 %). H E L A B A V O L K SW I R T S C H A F T / R E S E A R C H · 1 . S E P T E M B E R 2 0 1 6 · © H E L A B A 2 Z AHLEN & F AKT EN: D AS BUNDESLAND BRANDENBURG Brandenburger Industriestruktur stark diversifiziert Deutsche Industriestruktur: Automobilbau wichtig Brandenburg: Anteil am Industrieumsatz in %, 2014 (Betriebe 20+ Beschäftigte) Deutschland: Anteil am Industrieumsatz in %, 2014 (Betriebe 20+ Beschäftigte) Ernährungsgewerbe 15% Übrige 18% Metallbranche 12% Maschinenbau 3% Maschinenbau 13% Metallbranche 12% Elektrotechnik/Optik 4% Glas/Keramik/Verarb. v. Stein. u. Erden 4% Kfz/Kfz-Teile 5% Instandhaltung/Reparatur v. Maschinen 5% Gummi-/Kunststoffwaren 5% Sonst. Fahrzeugbau 2% Sonst. Fahrzeugbau 11% Chemie 8% Elektrotechnik/Optik 9% Glas/Keramik/Verarb. v. Stein. u. 2% Chemie 7% Holzwaren (ohne Möbel) 5% Papier-/Pappwaren 6% Kfz/Kfz-Teile 21% Quellen: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, Helaba Volkswirtschaft/Research Industriestruktur mit eigenen Schwerpunkten Ernährungsgewerbe 10% Übrige 14% Papier-/Pappwaren 2% Holzwaren (o. Möbel) 1% Gummi-/Kunststoffwaren 4% Instandhaltung/Reparatur v. Maschinen 2% Quellen: Statistisches Bundesamt, Helaba Volkswirtschaft/Research Die brandenburgische Industriestruktur unterscheidet sich stark von der gesamtdeutschen. Von den großen Branchen haben lediglich die Metall- und die Chemiebranche eine ähnliche Gewichtung. Maschinenbau, Elektrotechnik/Optik und Kfz/Kfz-Teile spielen dagegen eine vergleichsweise geringe Rolle mit einem Anteil von zusammen 12 % am Industrieumsatz (bundesweit: 43 %). Es dominiert hier zum einen das Ernährungsgewerbe, das nicht nur von der Bekanntheit der Spreewälder Gurken lebt. Zum anderen tritt der sonstige Fahrzeugbau mit einer hohen Produktion an Luftfahrttechnik deutlich in Erscheinung. Auch die Holzwaren- sowie die Papier- und Pappwarenindustrie weisen deutlich höhere Anteile auf als im Rest Deutschlands. Aufgrund der geografischen Lage des Landes um Berlin herum bestehen zudem enge Verflechtungen mit der Wirtschaft der Hauptstadt. Hier haben sich Cluster rund um die Themen Energie, Gesundheitswirtschaft, Informations- und Kommunikationstechnologie, Medien und Kreativwirtschaft, Optik sowie Mobilität und Logistik gebildet. Forschungszentren kooperieren mit Unternehmen und kreieren innovative Produkte und Dienstleistungen. Exportquoten auf hohem Niveau Exporte gehen überwiegend nach Europa Anteil des Auslandsumsatzes am Gesamtumsatz in % Anteil an Exporten, Januar bis Dezember 2015 Berlin 60 Frankreich 55 55 50 50 Niederlande Italien Österreich Übrige Eurozone 60 45 Deutschland 45 40 Ostdeutschland 40 35 35 30 30 Brandenburg 25 20 15 98 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 * 4% 4% 11% 14% 4% 3% 5% USA 16% 20 Kanada Asien 5% 7% 15 Sonstige Länder 11% 25 *Durchschnitt Januar bis Juni 2016 Quellen: Statistisches Bundesamt, Helaba Volkswirtschaft/Research Hohe Exportquote Polen Tsch. Republik Großbritannien Übrige EU 11% 5% Russland 1,4% Frankreich Niederlande Italien Österreich Belgien Übrige Eurozone Großbritannien Polen 9% 7% 5% 5% 4% 8% 8% 4% Übrige EU 14% USA China 10% 6% Übriges Asien 10% Sonstige Länder 12% Russland 1,8% Deutschland Quellen: Statistisches Bundesamt, Helaba Volkswirtschaft/Research Brandenburg Die Exportquoten der Industrieunternehmen sind in den vergangenen fünfzehn Jahren kräftig gestiegen. Dabei erreicht Brandenburg 2016 (Januar bis Juni) mit einem Anteil von 32 % des Auslandsumsatzes am Gesamtumsatz zwar eine für Deutschland unterdurchschnittliche Exportquote. Dies dürfte zum Teil jedoch darin begründet sein, dass der Export unterschätzt wird. Viele hochtechnisierte Produkte werden als Bauteile in Exportgütern anderer deutscher Hersteller verwendet und somit nicht in den Brandenburger Ausfuhren erfasst. Die überdurchschnittlich hohe Exportquote Berlins deutet darauf hin. In der Wirtschaftskrise 2008/2009 war es zu einem Einbruch der In- und Auslandsnachfrage gekommen, sodass in der Summe die Exportquoten nur leicht gesunken waren. Von der weltwirtschaftlichen Erholung 2010 konnten die brandenburgischen Betriebe profitieren und die Exportquo- H E L A B A V O L K SW I R T S C H A F T / R E S E A R C H · 1 . S E P T E M B E R 2 0 1 6 · © H E L A B A 3 Z AHLEN & F AKT EN: D AS BUNDESLAND BRANDENBURG te stieg drei Jahre in Folge. Mit dem Erstarken der Binnenkonjunktur blieben die Ausfuhrquoten dann zunächst weitgehend konstant. 2015 und 2016 war erneut ein leichter Anstieg zu beobachten, der in Brandenburg im letzten Jahr besonders deutlich ausfiel. Hauptexportziel: Europa Die Eurozone war 2015 das Hauptzielgebiet der Exporte, in das 34 % der brandenburgischen Ausfuhren gesendet wurden, wobei die deutschen Nachbarstaaten und Italien zu den Top-Abnehmern zählten. Europa insgesamt erhielt 67 % der Ausfuhren Brandenburgs. Amerika war die zweitgrößte Zielregion (Anteil an den Exporten 24 %), mit den USA und Kanada als Hauptimporteure. Für Brandenburger Unternehmen waren die Nachbarn im Osten – Polen und Tschechien – wichtige Abnehmerländer für ihre Produkte. Asien stand dagegen nicht im Fokus der Exporteure. Knapp 7 % der Exporte hatten diese Destination – nur 2 % der Ausfuhren wurden nach China geschickt (Deutschland 16 % bzw. 6 %). 2015: Wachstum in Deutschland auf Vorjahresniveau Stetige Verbesserung am Arbeitsmarkt Reale Veränderung des BIP gegenüber Vorjahr in % Arbeitslosenquoten in % aller Erwerbspersonen 6 6 Brandenburg 4 Berlin 4 2 2 0 0 -2 -2 20 20 18 18 16 16 14 12 Deutschland -6 -4 -6 98 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 Quellen: Statistisches Bundesamt, Helaba Volkswirtschaft/Research Berlin 10 8 -4 14 Ostdtl. 6 12 10 Brandenburg Deutschland 4 8 6 4 98 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16* *Durchschnitt Januar bis August 2016 Quellen: Bundesagentur für Arbeit, Helaba Volkswirtschaft/Research Der Wirtschaftseinbruch 2009 fiel in Brandenburg und Berlin aufgrund des geringeren Industrieanteils weniger heftig aus. Das Ausmaß der Schrumpfung blieb mit 2,8 % bzw. 1,4 % deutlich hinter dem Bundeswert von 5,6 % zurück. Die Erholung 2010 erreichte in Brandenburg mit 2,8 % dann ebenfalls nicht den gesamtdeutschen Durchschnitt, gab es doch weniger wieder aufzuholen. Im Zeitraum von 2011 bis 2013 bewegten sich die Wachstumsraten auf moderatem Niveau zwischen 0,5 % und 0,9 %; die Konjunktur kühlte sich ab. 2014 und 2015 war das Wirtschaftswachstum wieder in fast allen Bundesländern im Plus, wobei Brandenburg mit 1,6 % bzw. 2,7 % den Bundesdurchschnitt im letzten Jahr von 1,7 % spürbar übertraf. BIP-Prognose 2016: Deutschland 1,9 % Beschäftigung steigt In Deutschland ist die Entwicklung derzeit hauptsächlich vom inländischen Konsum getragen, der aufgrund hoher Reallohnsteigerungen und einer sehr starken Zuwanderung dynamisch wächst. Die lockere Geldpolitik sowie die historisch niedrigen Zinsen sollten zudem den konjunkturellen Verlauf etwas unterstützen. Entlastend wirkt sich die bessere Lage in vielen Eurozonenländern aus, das weltwirtschaftliche Wachstum ist dagegen verhalten. Entsprechend nehmen die hiesigen Ausrüstungsinvestitionen der Unternehmen schwach zu. Der Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union dürfte die Wachstumsaussichten nur geringfügig eintrüben. Ob Brandenburg das Wachstumstempo von 2015 aufrechterhalten kann, ist allerdings fraglich. So stellt das erwartete bundesdeutsche Wachstum von 1,9 % (nicht kalenderbereinigt) eher eine Obergrenze dar. . Auf dem brandenburgischen Arbeitsmarkt wirkt das insgesamt hohe Output-Niveau der letzten Jahre. Die Arbeitslosenquote liegt seit längerem unter dem ostdeutschen Durchschnitt und sinkt weiter. Bei der günstigen Entwicklung der Erwerbslosigkeit spielen neben der inzwischen erreichten Kapazitätsauslastung auch demografische Faktoren eine Rolle – gerade in den neuen Bundesländern. Die Verbesserung am Arbeitsmarkt zeigt sich ferner im positiven Beschäftigungstrend bei den sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätzen, der nahezu ununterbrochen seit sechs Jahren anhält. Dabei entstehen nicht nur zusätzliche Arbeitsplätze in Brandenburg – hier nahm die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in diesem Jahr bisher um 1,6 % zu. Von der mit H E L A B A V O L K SW I R T S C H A F T / R E S E A R C H · 1 . S E P T E M B E R 2 0 1 6 · © H E L A B A 4 Z AHLEN & F AKT EN: D AS BUNDESLAND BRANDENBURG einem Plus von 4,2 % noch viel höheren Beschäftigungsdynamik in Berlin profitieren selbstverständlich auch die Brandenburger. Die Anzahl der Pendler nach Berlin ist in den vergangenen Jahren stetig gestiegen und erreicht inzwischen fast 200.000 Personen mit einer sozialversicherungspflichtigen Arbeitsstelle. Entsprechend gut ist die Einkommenssituation in Brandenburg. Das Arbeitnehmerentgelt je Arbeitnehmer erreicht 88 % des Bundesdurchschnitts, bei bestenfalls 81 % in den anderen neuen Bundesländern. Auch die Sparquote ist mit 7,8 % die höchste in Ostdeutschland (Durchschnitt ohne Berlin: 6,5 %) und entspricht der Berlins. Verschuldung: Land Brandenburg etwa durchschnittlich Bayern Hessen Thüringen Niedersachsen Rheinl.Pfalz Sachs.Anhalt 9.423 NRW 8.976 7.414 7.223 6.978 6.785 5.782 3.791 Baden- Mecklb.- BrandenWürttemb. Vorp. burg 7.983 Sachsen 7.753 Insgesamt 1.781 566 6.651 14.272 Verschuldung der Bundesländer pro Einwohner in €, Dezember 2015 Schles.- Saarland Holstein Quellen: Bundesfinanzministerium, Helaba Volkswirtschaft/Research Die wirtschaftsstarken Bundesländer erzielen deutlich höhere Steuereinnahmen. So liegt beispielsweise in Hessen die Finanzkraft pro Einwohner bei der Einkommen- und Körperschaftsteuer 19 % über dem Bundesdurchschnitt. Brandenburg hingegen erreicht nur 69 % des Durchschnitts. Da Deutschland einerseits ein föderaler Staat ist und andererseits auf die Einheitlichkeit der Lebensverhältnisse achtet, wird die Umsatzsteuer nach anderen Kriterien verteilt, sodass dann die finanzschwachen Bundesländer aufholen. Der sich anschließende Länderfinanzausgleich zwischen den Bundesländern führt zu einer weiteren Angleichung der Einnahmen pro Einwohner, die durch die allgemeinen Bundesergänzungszuweisungen noch verstärkt wird. So liegt die Finanzkraft je Einwohner in Hessen nach dieser Verteilung bloß 1 % über dem Durchschnitt, während Brandenburg 95 % erreicht. Rating durch engen Finanzverbund unterstützt Der enge Finanzverbund zwischen den Ländern sowie die Bestandsgarantie der Bundesländer im Grundgesetz veranlassen die Ratingagentur Fitch zu einer Kopplung der Bundesländer-Ratings an das der Bundesrepublik. Brandenburg könnte somit grundsätzlich ein „AAA“-Rating erhalten, wenn es als Emittent eine aktive Ratingbeziehung zu Fitch hätte. Moody‘s bezieht die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit sowie die Verschuldungssituation ein und differenziert entsprechend. Brandenburg erhält von dieser Rating-Agentur das zweitbeste Rating „Aa1“. H E L A B A V O L K SW I R T S C H A F T / R E S E A R C H · 1 . S E P T E M B E R 2 0 1 6 · © H E L A B A 5
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