Cannabis oder Alkohol – was ist schädlicher

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General-Anzeiger • Nr. 25
23. Juni 2016
querbee t
Fit oder (und)
alt?
Werner Kaufmann
E
in 84-Jähriger und fit? Zum
Lachen! Aber mit Verlaub:
Ich vergleiche mich ja nicht
mit Jungen oder Halbjungen.
Mein Ziel ist es nicht, den Esterli-Turm bei Lenzburg zehnmal
im Tag möglichst schnell zu erklimmen. Das Matterhorn, das Obergabelhorn und selbst niedere Dreitausender sind für mich ausser Reichweite. Wanderungen über sechs
Stunden oder sogar Marathons
kann ich vergessen. Gut (?) täte mir
vielleicht ein regelmässiger Kampf
gegen die Quälgeräte des FitnessCenters, da meine Arm- und Beinmuskeln nicht mehr so prall sind
wie in den besten Zeiten. Oder ich
müsste vielleicht mal die Aufbaupräparate von Nestlé und Pharma &
Co. ausprobieren, die am Fernsehen
und in den Drogeriekatalogen angepriesen werden: Vitasprint, Fortimel,
Supradyn vital 50+ und wie sie alle
heissen. Oder mich in einem Wellnesshotel mit Massagen und Kraftübungen stärken?
All das kann ich mir ersparen. Erstens werde ich mit all den erwähnten Massnahmen nicht jünger, und
zweitens gehen sie bei geringer
Wirksamkeit recht ins Geld. Da lobe
ich mir die Mittel, die mir stets zur
Verfügung stehen: Die Treppen in
unserem Haus. Tag für Tag steige
ich zwar nicht auf Esterliturm-Höhe,
aber es sind eine respektable Anzahl
Stufen, die ich in die Beine kriege,
da ich nur selten einen Lift benutze.
Dann der Garten. Arbeiten in der
Natur bei guter Luft. Natürlich brauche ich ein Trittleiterchen, um über
die Mauer zum steilen Bord zu gelangen; früher war das ein Hupf.
Aber die schweisstreibende Hack-,
Pflanz- und Jätarbeit tut dem Körper
gut und macht Gluscht auf einen
Cervelat zum Zvieri. Und harte Feldarbeit garantiert ein paar Stunden
später einen gesunden Schlaf. –
Wanderungen über Land und durch
Wälder machen Kreislauf-Medikamente meist überflüssig. Und Wandern heisst auch Beobachten. Die
Natur bietet so vieles für Auge und
Ohr: die Blumen am Wegrand, das
Wild, die zirpenden Grillen in den
Wiesen … Solches tönt vielleicht
auch gar nach heiler Welt und Altersromantik. Aber mal ehrlich: Haben Sie nicht schon von ähnlichen
Erlebnissen geträumt, wenn Sie sich
von Zwängen und Zeitdruck getrieben fühlen. Das Slow-Up (oder SlowDown?), die sog. Entschleunigung,
muss nicht organisiert an zwei, drei
Sonntagen im Jahr genossen werden, sie liegt jeden Tag vor Ihnen,
besonders wenn Sie pensioniert sind
und sich gerne bewegen.
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Dana Marzan
Hans-Peter Lindenmann
Martin Arnet
Ruedi Rohr
Bilder: sha
«Ich bin die mit Benzin im Blut»
Ein Sonntag mit Benzingeruch in der
Luft und lauter auf Hochglanz polierten Karossen – alle von ihnen trugen
das steigende Rössli aus StuttgartZuffenhausen im Wappen: Ganz klar,
es war Porsche Classic Day in
Schinznach-Bad.
E
Stefan Haller
inen Porsche zu besitzen
ist ein Buben- und auch
Mädchentraum – weltweit!
Vielleicht wegen der vielen PS und den unzähligen GP-Siegen, welche die
Rennboliden
errungen
haben. Ein Porsche signalisiert aber auch: Sein Besitzer hat es
geschafft und geniesst nun sein Leben in netter Gesellschaft oder auch
nur mit einem übergrossen Teddybären auf dem Beifahrersitz (so gesehen am Classic Day).
Auch Familie Bertschi aus Lenzburg
fand den Weg zum Porsche-Center
in Schinznach-Bad. «Wir gehen dahin, wo es interessante Leute hat»,
meint Mutter Evelyne, «Léon ist allerdings der einzige der Familie, der
einen Porsche besitzt – eine Spielzeugausführung», wie sie lachend
ergänzt. Papa Heinz interessiert sich
generell für Motoren: Er hat einen
Dok-Film über den Weltrekord von
Sir Malcolm Campell gedreht, den
dieser am 17. September 1938 mit
seinem selbst konstruierten Rennboot auf dem Hallwilersee aufgestellt hatte. In Schinznach-Bad liess
sich trefflich Werbung für den Film
machen. Auch Urs Schiess aus
Schinznach-Dorf fährt keinen Por-
Liz und Rolf Baer
Evelyne, Léon und Heinz Bertschi
Urs Schiess
sche, sondern einen Toyota. «Ich bin
aus Gwunder und Spass hier.» Wenn
er sich einen Porsche wünschen
dürfte, dann eher einen Oldtimer
oder dann einen solchen mit alternativem Stromantrieb.
Stolzer Besitzer eines 911 Carrera
Cabriolet 3.2 Liter mit Jahrgang
1984 ist Martin Arnet aus Eggenwil.
«Schwarz-schwarz», wie er ergänzt,
das heisst aussen und innen dieselbe
Farbe. Arnet kennt viele Menschen
aus der Porsche-Szene, denn er hat
20 Jahre im Verkauf und als Werkstattchef der Marke gearbeitet. Nach
Schinznach-Bad gefahren ist er allerdings mitnichten mit seinem Porsche, sondern per Bike! Sein absoluter Traum wäre ein 356 Speedster.
Porsche zu fahren sei eine Philosophie, nicht bloss ein Hobby oder eine
Leidenschaft, so Arnet.
Erstmals am Porsche Classic Day war
Ruedi Rohr aus Birrwil. Der Schwei-
zermeister von 1975 in der Formel
Super V hat reichlich Benzin im
Blut, privat wie auch beruflich, denn
er führt seit 44 Jahren ein Carrosserie- und Spritzwerk. Mit dem Kauf
seines 356er erfüllte er sich einen
grossen Traum. Am Treffen gefällt
es ihm vorzüglich: «Ich kenne so
viele Leute hier, das macht einfach
Spass!» – Ebenfalls einen 356er – genau genommen einen Typ C, Super
90 von 1964, nennt Hans-Peter Lindenmann aus Seengen sein eigen. Er
besass schon in jungen Jahren einen
356, den er im Alltag nutzte und
auch an ihm herumschraubte, bis er
«auseinanderfiel». «Im Alter kaufte
ich mir nun wieder einen», erzählt er
lachend. «Dieser wird jedoch geschont und nur zu besonderen Gelegenheiten ausgefahren.»
Ein knallrotes 911 Carrera Cabriolet
(1991) besitzen Liz und Rolf Baer aus
Baden. «Es verkörpert schon meinen
Bubentraum und ist mein Traummodell, das sehr gesucht ist und seinen Wert gesteigert hat», so Rolf
Baer. Liz Baer mag den Porsche übrigens mindestens so sehr wie ihr
Gatte. «Das kommt von meinem Vater, der mir diese Leidenschaft vererbte. Ich war ein wenig der Bub und
durfte an den Autos herumschrauben. Ich bin fast noch mehr diejenige mit dem Benzin im Blut als
mein Mann», lacht Liz Baer.
Bei einem Porsche-Besitzer denkt
man typischerweise an einen gesetzteren Herrn. Da stach eine hübsche
junge Dame wie Dana Marzan aus
Kaiseraugst natürlich etwas hervor
aus der Menge. Klar, auch sie war mit
ihrem Papa hier, der einen wunderschönen 356 besitzt. «Wir sind Mitglied im Porsche-Club Schweiz und
fahren regelmässig an Treffen», so
Dana Marzan, der es vor allem der
neue 918 Speedster angetan hat.
RatgebeR: Heute mit Christian Solèr
Cannabis oder Alkohol – was ist schädlicher
reich sein, für die andere nicht - wobei Jugendliche gefährdeter sind.
Letztlich liegt es in der Verantwortung jeder Person, ob sie ihre bevorzugte «Droge» als Genussmittel konsumieren kann oder lieber darauf
verzichten soll.
Frage: «Mich ärgert, dass dauernd auf
den Kiffern herumgehackt wird. Ist Alkohol nicht viel schädlicher?»
Wir hören diese Frage oft – im speziellen von Jugendlichen, welche sich
ungerecht behandelt fühlen, weil sie
wegen des Kiffens eine Anzeige am
Hals haben. Umgekehrt vertritt wohl
ein grosser Teil der erwachsenen Bevölkerung die Meinung, dass ein
Glas Wein pro Tag im Unterschied
zu einem Joint kein Problem sei. Aus
fachlicher Sicht kann man das eine
jedoch nicht gegen das andere ausspielen. Dass die eine Droge legal ist
und die andere nicht, hat weniger
mit der Schädlichkeit als mit gesellschaftlichen Gründen zu tun.
Kein Problemlösemittel!
Genuss- oder Suchtmittel?
Die schädliche Wirkung eines Suchtmittels ist schwierig zu messen. Sie
beinhaltet nicht nur den kurzfristigen Einfluss auf Gehirn und andere
Organe, sondern auch die langfristigen körperlichen, psychischen und
sozialen Auswirkungen. Bei jeder
bewusstseinsverändernden Substanz
kann ein risikoarmer Gebrauch, ein
problematischer Konsum oder eine
Christian Solèr
Suchtberatung ags, Bezirk Brugg
Abhängigkeit vorliegen. Die Schädlichkeit muss daher am Einzelfall
beurteilt werden. Zwei Bier oder zwei
Joints können für eine Person risiko-
Dazu zwei Beispiele: Auf der einen
Seite der kiffende Jugendliche, der
seine Lehrstelle abgebrochen hat
und zuhause abgehauen ist, auf der
anderen Seite der pensionierte Banker, der gelangweilt zuhause sitzt
und dem Weintrinken frönt. Was ist
in beiden Fällen gemeinsam? Das
Suchtmittel nimmt eine zu grosse
Rolle ein und wird zum Ersatz für
andere positive Erlebnisse. Der
Schluss daraus ist: Sowohl Alkohol
als auch Cannabis sind unter anderem dann schädlich, wenn sie als
Problemlösemittel missbraucht werden. Die Gefahr einer Abhängigkeit
ist in diesen Fällen sehr gross.
Gesellschaftlicher Schaden?
Nun gibt es immer wieder Versuche,
den «Schaden» finanziell hochzu-
rechnen. Die gesellschaftlichen Kosten, die der Alkohol in der Schweiz
verursacht, betragen gemäss «Suchtschweiz» 4,2 Milliarden Franken pro
Jahr. Für Cannabis gibt es keine Zahlen – man geht aber von 4,1 Milliarden Kosten aller illegalen Drogen
aus – davon die Hälfte für die Strafverfolgung. Cannabis macht hier vermutlich nur einen geringen Teil aus.
Allerdings gibt es in der Schweiz
(2014) auch weniger Kiffer, die «aktuell» konsumieren (3%), als Personen, welche mindestens «gelegentlich» Alkohol trinken (87%). Sie sehen, auch mit Statistiken ist es
schwierig, für eine Seite Partei zu
ergreifen.
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