September 2016 Sehr geehrte Damen und Herren, wir freuen uns, Ihnen den ersten Newsletter zum EU-Projekt "Energy Efficiency with Performance Guarantees in Private and Public Sector” (guarantEE) präsentieren zu dürfen. guarantEE ist das Nachfolgeprojekt des EESI 2020 Projekts. In der ersten Ausgabe stellen wir die Ziele und Aktivitäten im Rahmen des guarantEE Projekts vor und geben einen Einblick in die Energiespar-Contracting (ESC) Best Practice Datenbank. Darüber hinaus finden Sie Artikel zu folgenden, spannenden Themen im Newsletter: Förderprogramm SEFIPA aus Österreich mit Bezug zu ESC, ambitioniertes energetisches Sanierungsprogramm für Mehrfamilienhäuser mit Wohnungseigentümergemeinschaften (WEG) in Paris sowie energetische Sanierung des Gebäudebestands in Bukarest. Eine spannende Lektüre des ersten Newsletters wünscht Ihnen die Grazer Energieagentur und das guarantEE Team _Über guarantEE guarantEE forciert den Einsatz von Energiespar-Contracting (ESC) im öffentlichen und privaten Sektor in ganz Europa. ESC als Energiedienstleistungsmodell wird bereits seit 20 Jahren erfolgreich zur Sanierung von Gebäuden, vorwiegend im öffentlichen Sektor, angewandt. Die umfassende Verbreitung des ESC-Modells im privaten Sektor wurde bislang vorwiegend durch zwei ungelöste Probleme verhindert: Das Eigentümer-Nutzer-Dilemma und das Fehlen angepasster flexibler Vertragsmodelle. Im Rahmen des guarantEE-Projekts werden 14 erfahrene Partner innovative Geschäfts- und Finanzierungsmodelle für erfolgsvergütete Energiedienstleistungs-Projekte entwickeln. Für vermietete Gebäude bedeutet das, eine Win-Win-Win-Situation zu schaffen, bei der die Kosten und der Nutzen angemessen unter Mieter, Vermieter und Energiedienstleister aufgeteilt werden. Entsprechende Lösungen sollen in guarantEE erarbeitet und getestet werden. Die zu entwickelnden ESC-Vertragsmodelle mit größerer Flexibilität zielen insbesondere auf Gebäudeeigentümer aus der Privatwirtschaft ab. In die Analyse der momentanen Hemmnisse bei der ESC-Umsetzung und in die Formulierung von angepassten Vertragsstrukturen sind die Marktteilnehmer intensiv eingebunden. Die so entwickelten innovativen Energiedienstleistungsmodelle werden im Rahmen von Pilotprojekten getestet, bei denen Gebäudeeigentümer von erfahrenen ESCProjektentwicklern unterstützt werden. Seite 1 Die Projektlaufzeit von guarantEE erstreckt sich über 3 Jahre und wird durch das Forschungsund Innovationsprogramm Horizon 2020 der Europäischen Union gefördert. Detaillierte Informationen und Ergebnisse aus guarantEE finden Sie auf: http://guaranteeproject.eu/ _Energiespar-Contracting (ESC) Best Practice Datenbank Die ESC-Datenbank wurde im Rahmen des Projekts EESI 2020 erstellt und wird im Kontext von guarantEE fortlaufend auf über 100 Beispielprojekte erweitert. Die Datenbank ist zentrale Sammelstelle für hochqualitative ESC-Projekte in Europa und enthält Informationen zu Investitionssummen, Höhe der garantierten Energiekosteneinsparung und den umgesetzten Maßnahmen. Mit Hilfe der integrierten Suchmaske kann die Datenbank nach Kategorien gefiltert werden. Eine Kombination mehrerer Kategorien ist möglich. Zur ESC Best Practice Datenbank gelangen Sie über folgenden Link: http://guaranteeproject.eu/bestpractice/ _SEFIPA - Österreichische nachhaltigen Energien“ Plattform „Finanzierung von SEFIPA (kurz für: Sustainable Energy Financing Platform in Austria) beabsichtigt, innovative Lösungen (Finanzierungsprodukte, regulative Maßnahmen und Informationskampagnen) zu generieren und umzusetzen, um damit zusätzliche Investitionen in nachhaltige Energien (Energieeffizienz und erneuerbare Energieträger) in Österreich anzuregen. Das Projekt SEFIPA beinhaltet drei Komponenten: • • • „Finance Lab“ mit Führungspersönlichkeiten und ExpertInnen aus Finanzierung, Förderung, Verwaltung, Projektentwicklung; Sie sollen innerhalb der nächsten zwei Jahre einerseits neue Finanzierungsprodukte entwickeln und andererseits regulatorische Maßnahmen vorschlagen, die zu zusätzlichen Investitionen in nachhaltige Energien führen; Strukturierte Identifizierung von potenziellen Projekten bzw. Vorhaben, die durch die im Finance Lab entwickelten Lösungen finanziert werden können; Aufbau einer Crowd-Investing Plattform für erneuerbare Energie und Energieeffizienz in Österreich; Seite 2 Als Ergebnis des Projekts sollen konkrete Projektvorhaben durch diese neu entwickelten Finanzierungsinstrumente realisiert werden und Entwürfe für Gesetzesänderungen vorliegen, die Investments in nachhaltige Energien erleichtern. Im Rahmen von SEFIPA wird darüber hinaus ein Projektentwicklerverzeichnis für Einspar-Contracting erstellt werden. Das Projekt wird von der EU durch das Förderprogramm Horizon 2020 unterstützt und von ÖGUT (Projektleitung) und Energy Changes koordiniert. Mehr Informationen auf: http://www.sefipa.at/ _Energetische Sanierung in Gebäuden mit Wohneigentümergemeinschaft: Lançon, ein Beispiel aus Paris Im Wohngebäude “Lançon" in Paris haben kürzlich ambitionierte Sanierungsarbeiten begonnen, die Energieeinsparungen von bis zu 64 Prozent bewirken sollen. Dazu werden neben der thermischen Isolation der Gebäudehülle (Außenwände, Dach und Fenster) auch das Heiz- und Belüftungssystem erneuert sowie eine Solaranlage und Balkone errichtet. Die Gesamtinvestitionen des Programms werden sich auf durchschnittlich 33.000 EUR pro Wohnung belaufen, die Projektentwicklung dauerte etwa drei Jahre. Der Vorsitzende der Wohneigentümergemeinschaft (WEG) erklärt, dass sich Eigentümer wegen der vorhandenen, stark veralteten Ölheizung bereits mit Komforteinbußen und steigenden Energierechnungen konfrontiert sahen. Der Auslöser für dieses Projekt war ein Presseartikel über Energies POSIT’IF und die Förderungen für Komplettsanierungen. Anstatt auf unkoordinierte und teurere Einzelmaßnahmen zu setzten, entschieden sich die Bewohner für eine umfassende energetische Sanierung, für die zudem die maximale Fördersumme bereitstand. Die gesamten Investitionskosten belaufen sich auf 1.036.160 EUR (ohne Balkonanbauten). Dank finanzieller Förderung, die durch Energies POSIT'IF mobilisiert wurde, konnte die Kostenbeteiligung je Wohnung schlussendlich auf 15.000 EUR gesenkt werden. Dazu war eine 1 Fördersumme in Höhe von 324.840 EUR durch die Île-de-France Region und ADEME , eine Energiewende Steuergutschrift von 120.000 EUR und weitere Zuschüsse in Höhe von 105.440 EUR durch öffentliche Einrichtungen notwendig. 1 Französische Umwelt- und Energiemanagementagentur Seite 3 Source: Equateur Der Anstoß zu dem Projekt war eine Herausforderung für die Eigentümergemeinschaft, die keinerlei Erfahrung auf dem Gebiet der Sanierung aufwies und zudem unterschiedliche Interessen verfolgte. Eine erfolgreiche Kommunikation und eine Vermittlung unter den Beteiligten gaben letztendlich den Ausschlag für den Erfolg. Im Laufe der vergangenen zwei Jahre wurden insgesamt vier WEG-Versammlungen abgehalten, auf denen technische und allgemeine offene Fragen diskutiert wurden. Um alle Eigentümer von den Vorteilen des Projekts zu überzeugen, wurden alle Fragen Schritt für Schritt und detailliert beantwortet. Dazu war ein multidisziplinär aufgestelltes Team aus Mitarbeitern von Energies POSIT'IF, Equateur Architecture und POUGET Consultants aus den Bereichen Finanzierung, Architektur und Technik notwendig. Das Sanierungsmodell musste zudem Wohnungseigentümer in der Vermieterrolle überzeugen, die üblicherweise durch ein solches Projekt einen Profitverlust ihrer Mieteinnahmen befürchten. Von daher wurde eine Wertsteigerung der Wohnungen durch den Anbau von Balkonen realisiert. Auf der anderen Seite fehlten bei einigen Eigentümern die finanziellen Mittel für die notwendigen Investitionen. Dem wurde durch die Vermittlung von individuell angepassten Finanzierungslösungen und -plänen begegnet. Die Möglichkeit einer Komplettsanierung in Wohngebäuden mit WEG wurde durch dieses Projekt eindrucksvoll bewiesen. Nichtsdestotrotz sind solche Projekte weiterhin auf eine großzügige öffentliche Förderung angewiesen. Als Schlüssel für eine erfolgreiche Projektumsetzung hat sich die Entwicklung angepasster Lösungen gezeigt, die die Heterogenität der Eigentümerstruktur und die unterschiedlichen Interessen und finanziellen Möglichkeiten berücksichtigen. Seite 4 _Überblick Gebäudesanierung in Bukarest Bukarest ist Vorreiter bei der Energetischen Sanierung in Rumänien. In allen sechs Stadtteilen sind seit 2009 Sanierungsprogramme gestartet worden, die Teil von lokalen und/oder europäischen Förderprogrammen sind. Im Allgemeinen richten sich diese Förderprogramme an Mehrfamilienhäusern, die zwischen 1950 und 1990 errichtet wurden. Wohnungseigentümer in Insgesamt konnten mithilfe der Förderprogramme bereits 2.847 Gebäude zwischen 2009 und 2015 saniert werden, was in etwa 15 Prozent der Gebäude mit Anschluss an das städtische Fernwärmenetz entspricht. Die folgende Tabelle gibt genaueren Aufschluss über die energetischen Sanierungen in den jeweiligen Bezirken. Bezirk Anzahl energetisch sanierter Gebäude (absolut und relative) D1 990 (35%) D2 511 (18%) D3 749 (26%) D4 150 (5%) D5 175 (6%) D6 272 (10%) Die am häufigsten umgesetzten Maßnahmen sind: Dämmung der Gebäudehülle, der obersten Geschossdecke und der Kellerdecke, Austausch von Fenstern und Balkontüren, Dämmung der Brüstungsmauer von Balkonen und eine Dämmung der Heizungsrohre in unbeheizten Räumen. Es stellte sich heraus, dass die Mehrzahl der Maßnahmen an der Gebäudehülle durchgeführt wurde, während das Heizung- und Trinkwarmwassersystem oft nicht berücksichtigt wurde. Die oben erwähnten Maßnahmen führten dennoch zu Energieeinsparungen im Bereich von 25 – 60 Prozent, sodass der jährliche Heizenergiebedarf auf unter 100 kWh/m2 pro Jahr gesenkt werden konnte. Seite 5 _Veranstaltungen eceee Industrial Efficiency 2016, 12.–14. September 2016, Berlin Unabhängig von der Branche, in der Unternehmen tätig sind, nimmt das Thema Energieeffizienz inzwischen eine Schlüsselrolle bei der Produktivität, Energiesicherheit, Schaffung von Arbeitsplätzen und der Senkung der Kohlenstoffintensität ein. Nach der erfolgreichen Summer Study im vergangenen Jahr veranstaltet das European Council for an Energy Efficient Economy (eceee) dieses Jahr im September 2016 in Berlin eine dreitägige Konferenz zum Thema Energieeffizienz in der Industrie. Die Konferenz bietet eine Mischung aus Fachartikelpräsentationen mit Peer-review, informellen Sitzungen organisiert von Teilnehmern vor Ort und weiteren Vernetzungsmöglichkeiten. Mehr Informationen auf: http://www.eceee.org/industry _Verschiedenes Die guarantEE Projekt Webseite ist online: Mehr Informationen über die Projektpartner, Links und vieles mehr finden Sie auf: http://guarantee-project.eu/au/ Folgen Sie uns auch auf Twitter _Kontakt Reinhard Ungerböck Tel.: +43 316 811 848-17 Mail: [email protected] www.grazer-ea.at Grazer Energieagentur GmbH | Kaiserfeldgasse 13/I | 8010 Graz | Tel: +43 316 811 848 Die alleinige Verantwortung für den Inhalt dieses Newsletters liegt bei den Autoren. Sie gibt nicht unbedingt die Meinung der Europäischen Union wieder. Weder die EACI noch die Europäische Kommission übernehmen Verantwortung für jegliche Verwendung der darin enthaltenen Informationen. Auch wenn im Text nicht explizit ausgeschrieben, beziehen sich alle personenbezogenen Formulierungen auf weibliche und männliche Personen. Seite 6
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