Lebensadern unter dem Rhein

Lebensadern unter dem Rhein
Stück für Stück fraß sich der 30 Zentimeter dicke
Bohrkopf an der Südbrücke in Koblenz-Horch­
heim Mitte ­
August gleich zweimal durchs Erd­
reich unter dem Rhein. Erst Tage später hatte er
beide Male sein Ziel auf der g­ egenüberliegenden
Seite des Stroms erreicht und die Grundlage für
zwei sogenannte Düker gelegt.
Der Begriff stammt aus dem Niederländischen und
bedeutet so viel wie „tauchen“. Experten bezeich­
nen damit das Verlegen von Versorgungsleitungen
unter einem Hindernis, in diesem Fall dem Rhein,
hindurch. Jürgen Zimmer, Leiter Netzser­
vice bei
der enm, ergänzt: „Mit diesen Dükern versetzen wir
die bisherige Erdgasleitung an der Südbrücke und
die Trinkwasserleitung an der Horchheimer Eisen­
bahnbrücke unter den Rhein. Das hat insbesondere
den Vorteil, dass die Leitungen besser geschützt
sind und somit länger halten.“
Ähnliches spielte sich etwas später an einer wei­
teren Stelle am Rhein ab. Denn auch am Fluss­
ufer in Koblenz-Pfaffen­dorf liefen die Bauarbeiten
für einen 450 Meter langen Düker, der nach sei­
ner Fertigstellung vom Weindorf bis nach Pfaf­
fendorf reicht. Durch ihn verläuft in Zukunft etwa
15 Meter tief unter dem Rheinbett eine Erdgaslei­
tung – die aus 1953 stammende Verbindung an
der Pfaffendorfer Brücke hat dann aus­gedient.
Umfassende Vorarbeiten notwendig
Eine solche Dükerung erfordert ein hohes Maß an
Vorarbeiten. Jürgen Zimmer erklärt: „Allein das
Planungs-, Genehmigungs- und Ausschreibungs­
verfahren dauerte knapp eineinhalb Jahre. Wir
ließen den Boden analysieren und auf mögliche
Reste von Kampfmitteln aus dem Zweiten Welt­
krieg überprüfen – zum Glück fand sich nichts.
Die Position der Bohranlagen allerdings mussten
wir neu berechnen.“
Weitere Herausforderungen erwarteten die Exper­
ten an den Ein- und Austrittspunkten der Düker.
Denn das Bodengutachten ergab, dass das
Rheinufer in den Bereichen der Boh­rung aus me­
terdicken Kiesschichten besteht. „Deshalb benö­
tigten wir am Eintritt spezielle Schutzrohre, soge­
nannte Casings, am Austritt haben wir den Boden
zunächst einmal für die Bohrung vorbereitet“, er­
läutert Jürgen Zimmer.
Erst als die Casings fertig waren, starteten die
eigentlichen Bohrungen. „Diese dauerten dann
­
noch einmal rund einen ganzen Monat“, führt der
Fachmann aus. Ende August begann die enm
schließlich mit dem Einziehen der Rohre. Diese
wurden zuvor in Teilstücken angeliefert und vor
Ort zusammengeschweißt. Nur so lässt sich eine
solche Länge überhaupt transportieren.
„Damit sicher ist, dass die Rohre wirklich dicht
sind, unterziehen wir sie mehrmals einer Druckprü­
fung“, macht Jürgen Zimmer klar. „Das passiert so­
wohl vor als auch nach deren Einzug in die Düker.
So sind sie fit für die nächsten Jahr­zehnte.“
Mehr Sicherheit beim Netzbetrieb
Das Eine-Million-Euro-Großprojekt bedeutet für
die enm trotz ihrer umfassenden Erfahrungen
als lokaler Netzbetreiber eine Herausforderung.
„Solch eine Dükerung unterscheidet sich deutlich
von unseren üblichen Arbeiten. Das ist schon et­
was ganz anderes, als Leitungen unter Straßen zu
bauen oder irgendwo im Netzgebiet zu erneuern“,
erklärt der Netzexperte. Und ergänzt: „Bislang ha­
ben wir drei Düker verlegt: einen in Lay, einen am
Deutschen Eck und einen am Pegelhaus in Kob­
lenz – damals wie heute für uns spannende Pro­
jekte, vor allem dann, wenn wie bisher alles nach
Plan läuft.“
Und der Aufwand lohnt sich – ­gleichermaßen für
den Netzbetreiber als auch für die Menschen vor
Ort. Denn im Vergleich zu einer Leitung an einer
Brücke liegt der Vorteil eines Dükers d
­ arin, dass
deutlich weniger Wartungs- und Instandhal­
tungsaufwand anfallen: ein Plus für die Versor­
gungssicherheit der Region.
Foto: sveta/Fotolia
Gleich an zwei Stellen verlegt die evm-Tochter Energienetze Mittelrhein GmbH & Co. KG, kurz enm, aktuell Erdgas- und Trinkwasser­
leitungen in Koblenz unter dem Rhein durch. Das Eine-Million-Euro-Großprojekt verbessert die Versorgungssicherheit vor Ort weiter.
Erdgasanlage jährlich anschauen
Wer mit Erdgas heizt, nutzt eine sichere, zuverlässige und umweltschonende Energiequelle. Allerdings müssen die dazugehörigen
Anlagen und Leitungen genau wie ein Auto regelmäßig auf den
Prüfstand. Bis zur Hauptabsperreinrichtung an den Häusern kümmert
sich die enm als regionaler Netzbetreiber um intakte Netze und eine
sichere Versorgung. Ab dann ist die Mitarbeit der Anlagenbetreiber
selbst gefragt. So schreibt der Gesetzgeber vor, einmal im Jahr bei
einer sogenannten Hausschau Heizung und Installationen genau in
Augenschein zu nehmen. Anders als etwa bei der Heizungswartung
können die Hausbewohner diese Sichtkontrolle der Erdgasinstallationen selbst erledigen.
✔
Auf folgende Punkte kommt es dabei an:
Sind die Absperreinrichtungen, darunter der Hausanschluss
und der Zähler, frei zugänglich?
Befinden sich die Erdgasleitungen in einem einwandfreien Zustand,
insbesondere an Wand- und Deckendurchführungen sowie in
feuchten, unbelüfteten Räumen?
Sind alle Erdgasleitungen gut befestigt und frei von Anhängseln
wie Kleiderbügeln?
Gibt es Lüftungsöffnungen an Verkleidungen?
Sind die Verbrennungsluftöffnungen an Wand oder Tür
des Aufstellraums der Erdgasgeräte offen?
Ist die Verbrennungsluftzufuhr bei Abdichtung oder Neueinbau
von Fenstern und Türen weiter ausreichend?
Wurde bei der Installation neuer Abluftgeräte wie Dunstabzugs­
haube oder Wäschetrockner mit dem Fachmann gesprochen?
Ist der Schlauch vom Erdgasherd ohne Knick und ohne Spannung
sowie ausreichend von Flammen und Hitze entfernt?
Falls sichtbar: Brennt die Flamme am Erdgasgerät durch­
gehend blau?
Arbeitet das Gerät unauffällig, also ohne Rußspuren,
ungewöhnliche Gerüche oder Geräusche?
Wer all die Fragen mit „Ja“ beantworten kann, hat augenscheinlich
eine intakte Erdgasanlage. Anderenfalls sollte man die Schwachstellen umgehend vom Fachmann begutachten lassen.
Bereits im Juli
starteten die
Bohrungen an
der Südbrücke in
Koblenz-Horchheim für die
Schutzrohre am
Eintrittsbereich
des späteren
Bohrkanals.
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Hier sind wir zu Hause.
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