Pressemitteilung Que Du Luu erhält Nachwuchspreis für Kinder- und Jugendliteratur Ihr Roman Im Jahr des Affen überzeugte die Jury der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur e.V. Die Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendliteratur e.V. in Volkach verleiht seit 2009 mit Unterstützung von Paul Maar und der Bayernwerk AG neben dem Großen Preis einen Nachwuchspreis für deutschsprachige Kinder- und Jugendliteratur. Den Preis im Jahr 2016, dotiert mit 1.500 €, erhält Que Du Luu für ihren Roman Im Jahr des Affen. Außerdem hat die Jury fünf weitere Bücher auf eine Empfehlungsliste gesetzt. Die Preisverleihung findet am 18. November 2016, ab 18 Uhr, in Volkach statt. Zudem findet am Donnerstag, dem 20. Oktober 2016, ab 11 Uhr im Kinderbuchzentrum der Frankfurter Buchmesse (Halle 3.0) ein Podiumsgespräch mit den Preisträgern des Autoren- und Illustratorenpreises aus diesem und dem letzten Jahr statt. Hier sollen die Preisträger Gelegenheit haben, die Entstehung ihrer Bücher zu präsentieren. Zum Preisbuch Que Du Luu Im Jahr des Affen Hamburg. Königskinder 2016. 287 S. ISBN 978-3-551-56019-3 Wer bin ich? Woher komme ich? Diese Fragen beschäftigen viele Jugendliche und werden in unterschiedlichen Nuancen in der Jugendliteratur immer wieder thematisiert. Auch Que Du Luu setzt sich in ihrem Roman Im Jahr des Affen mit diesen Fragen auseinander und erweitert diese um Flucht und Ankunft. Die 16-jährige Mini, die eigentlich Mäi Yü heißt, lebt seit ihrem dritten Lebensjahr mit ihrem Vater in Deutschland. Da jedoch niemand ihren chinesischen Namen aussprechen kann, nennt sie sich Mini. Der Titel des Romans bezieht sich auf das chinesische Horoskop, in dem das Jahr des Affen alle zwölf Jahre zurückkehrt und Veränderung sowie Bewegung bedeutet. Die Handlung ist 1992 in einer „langweiligen westfälischen Kleinstadt“ (S. 10) angesiedelt, in der Mini und ihr Vater bislang kaum Besuch von ihren Angehörigen bekamen. Doch plötzlich kommt Onkel Wu zu Besuch, Minis Vater erkrankt und Mini muss sich nicht nur im Familienrestaurant behaupten, sondern sich auch mit ihrer Vergangenheit und der Frage, wer sie sei, beschäftigen. Ganz nebenbei ist sie verliebt – doch für die Liebe bleibt ihr wenig Zeit. Die Autorin, die selbst mit drei Jahren über das Meer nach Europa flüchtete, erzählt authentisch über Probleme der Identität und Identitätsfindung. Überzeugend ist ihr Blick auf Menschen, die seit Jahren in Deutschland leben, hier arbeiten und dennoch in ihrer eigenen Welt zu Hause sind, was besonders in der Wahl des Schauplatzes, eines chinesischen Restaurants, zum Ausdruck kommt. Geschickt setzt die Autorin dies großenteils in Dialoge um und bringt sprachlich ganz selbstverständlich auch chinesische Passagen mit ein. Der Vater Präsidium Dr. Claudia Maria Pecher, Präsidentin (Frankfurt a. M.), Dr. Erich Jooß, Vizepräsident (München), Prof. Dr. Gabriele von Glasenapp, Vizepräsidentin (Köln) Erweitertes Präsidium Prof. Dr. Dr. Kurt Franz, Ehrenpräsident (Deuerling), Dorothee Bär MdB (Ebelsbach), Prof. Dr. Dr. h.c. Hans-Heino Ewers (Frankfurt a. M.), Othmar Hicking (Limburg), Peter Kornell (Volkach), Dr. Jana Mikota (Siegen), Dr. Christine Pretzl (Regensburg), Harald Strehle, Schatzmeister (Gundremmingen) Geschäftsstelle Juliane Schmidt, Assistenz der Geschäftsführung (Volkach), Franca Feil, Projektassistenz Umweltbooking (Frankfurt a. M.) Gefördert vom Bayerischen Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst, Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Umweltbundesamt, Bezirk Unterfranken, von der Stadt Volkach, der Bayernwerk AG, dem Sparkassenverband Bayern, der Mediengruppe Pressedruck sowie von fördernden Mitgliedern. Volkach, 31.8.2016 Koordinierungsstelle Schelfengasse 1 97332 Volkach Briefpost Postfach 11 42 97326 Volkach Kontakt T +49 93 81-4355 [email protected] World Wide Web www.fb.com/akademie.kjl www.akademie-kjl.de Jurymitglieder Dr. Erich Jooß (HöhenkirchenSiegertsbrunn, Juryvorsitz) Dr. Agnes Blümer (Berlin) Prof. Dr. Dr. Kurt Franz (Deuerling) Birgit Fricke (Frankfurt/ Main) Dr. Jana Mikota (Siegen) Dr. Claudia Maria Pecher (Grundremmingen) Seite 2 spricht mit Mini chinesisch, bewegt sich fast ausschließlich im Restaurant und lebt chinesische Traditionen weiter. Nicht so Mini als Vertreterin der zweiten Generation: Sie hat deutsche Freunde, spricht fließend Deutsch und bewegt sich vor allem in der deutschen Kultur. Ihr Onkel Wu bezeichnet sie daher als eine Banane: Außen gelb, innen weiß. Erst mit Onkel Wu und der Krankheit ihres Vaters setzen in Minis Leben Veränderungen ein und ihr Leben kommt, so deutet es der Titel an, in Bewegung, aber anders, als man Bewegung definiert: Ihr Umfeld wird beschränkt, denn ihr Leben findet nur im Restaurant statt und Luu inszeniert ihren Roman wie ein Kammerspiel. Dennoch bewegt sich Mini, denn sie reflektiert ihr Verhalten und fragt nach ihren Wurzeln. Sie erfährt etwas über ihr Leben in Vietnam, beginnt die Einsamkeit ihres Vaters zu erahnen und denkt über ihr Leben nach. In einzelnen Episoden erinnert sich Mini an ihre Geburtstage und sieht die Bemühungen des Vaters, die Mini nicht immer gewürdigt hat. Erst in den Gesprächen ihrer unmittelbaren Umwelt erkennt Mini die Bedeutung der Flucht und sieht, dass vieles zusammenhängt und sie letztendlich zu der Person macht, die sie ist. Es gibt wenige Romane, die so detailliert und klar das Leben von Menschen mit Migrationshintergrund beschreiben und sich der zweiten Generation zuwenden. Die Autorin zeigt zwar eine geglückte Integration, verschweigt aber nicht die Schwierigkeiten und beschreibt klar das Dilemma in Minis Leben zwischen den Kulturen. Aber Luu erzählt es nebenbei und äußerst sensibel, wenn sich Mini an frühere Geburtstage oder an Besuche bei Freunden erinnert. Solche Passagen zeichnen den Roman aus und lassen ihn als literarisch hochwertiges Jugendbuch erscheinen. © Thomas Siekmann Que Du Luu wurde 1973 in Saigon/Südvietnam geboren und ist chinesischer Abstammung. Nach Ende des Vietnamkriegs flüchtete sie wie Millionen andere Boatpeople über das Meer in die Bundesrepublik. In Bielefeld betrieb die Familie ein China-Restaurant. Luu erhielt u. a. den Adelbert-von-Chamisso-Förderpreis und den Hohenemser Literaturpreis. Im Jahr des Affen ist ihr erster Jugendroman bei Königskinder. Seite 3 Empfehlungsliste Annika Scheffel: Nelli und der Nebelort Mit Bildern von Joelle Tourlonias. Hamburg. Oetinger 2016. 253 S. ISBN 978-3-7891-4753-1 Annika Scheffel erzählt in ihrem Kinderroman von einer besonderen Mutter-Tochter-Beziehung. Beide wohnen in einem Bus, reisen von Ort zu Ort und sind auf der Suche nach Nellis Vater, der Ava und Nelli ohne ein Wort verlassen hat. Es gibt kaum Spuren und die Suche ist schwierig. Schließlich kommen sie an einen Ort, der voller Nebel ist. Nellis Mutter verschwindet und Nelli, die ungewöhnliche Dinge beobachtet, macht sich auf die Suche. Im Gegensatz zu diesem unsteten Leben, das Ava und Nelli führen, steht die Sprache und die Erzählweise: Scheffel lässt ihrem Erzähler und ihren Akteuren Zeit, die Handlung zu entfalten. Es wird langsam erzählt und genau beschrieben. Damit wird eine fast bedrückende Atmosphäre erschaffen, denn der Nebel ist überall und Nelli muss erleben, wie er die Menschen beherrscht. Die warmen Illustrationen von Joelle Tourlonias stehen im Gegensatz zu der bedrückenden Stimmung, die im Dorf herrscht. Sie sind voller Wärme und spiegeln auf wunderbare Weise die Stimmung zwischen den Kindern wider. Mara Schindler Freddi, Valle Müs und die Sache mit der Liebe Reinbek bei Hamburg. Rowohlt 2016. 96 S. ISBN 978-3-499-21716-6 „Freddi wohnt in Hoppelstein“, heißt es in dem Kinderroman, der in einem Dorf in Mecklenburg-Vorpommern spielt und zunächst eine dörfliche Idylle mit netten Nachbarn und viel Natur entwirft. Hier lebt Freddi mit ihren Eltern und ihrem Hund Valle Müs. Ihre Welt ist in Ordnung, wird jedoch jäh zerstört. Die Eltern streiten sich, die Mutter vermisst die Stadt und verlässt vorübergehend Mann und Kind. Freddi sucht jetzt nach Gründen und fragt, was Liebe bedeutet. Schließlich haben sich ihre Eltern Treue geschworen und sie als die „Frucht ihrer Liebe“ bezeichnet. Sie sucht nach Antworten, fragt ihre Umwelt und schreibt schließlich ihren Ferienaufsatz über die Liebe mit den unterschiedlichsten Facetten. Charakteristisch für diesen Kinderroman sind die Langsamkeit und die scheinbare Idylle des Dorfes. Doch das, was für Freddi Freiheit und Weite bedeutet, ist für ihre Mutter Enge und Einschränkung. In einer poetischen Sprache nähert sich Schindler diesen Gegensätzen und auch der Frage, was Liebe letztendlich sei. Verena Reinhardt Der Hummelreiter Friedrich Löwenmaul Weinheim. Beltz & Gelberg 2016. 519 S. ISBN 978-3-407-82097-6 Ein phantastischer (Kinder-)Roman der anderen Art mit einer spannenden Handlung und sehr eigenwilligen Figuren. Die Leserinnen und Leser begleiten Friedrich Löwenmaul, den letzten Spross einer berühmten Dynastie von Hummelreitern, und der Hummel Hieronymus Brumsel auf einer rasanten Reise im Auftrag der Königin. Reinhardt jongliert regelrecht mit intermedialen Aspekten und baut ganz selbstverständlich Wissen über Bienen und Hummeln in den Text ein – die Autorin promovierte Seite 4 selbst zu Bienen. Sie erzählt lustvoll, detailreich und entführt so ihre Leserinnen und Leser in das wilde Land Nordwärts, das Friedrich Löwenmaul und Hieronymus Brumsel ausspionieren sollen. Der Roman ist aktuell und voller witziger Ideen – etwa den „Mythen in Tüten“. Michael Sieben Ponderosa Hamburg. Carlsen 2016. 217 S. ISBN 978-3-551-58346-8 Ein T-Shirt voller Flecken, eine Party mit einem Unfall und Verletzten: So beginnt der Jugendroman Ponderosa, der dann in einer Rückblende die Ereignisse um eine Dreier-Freundschaft schildert. Im Mittelpunkt stehen Kris und seine besten Freunde Juri und Josie. Als Kris sich in seine beste Freundin verliebt, muss er die Erfahrung machen, dass seine Wünsche und Träume von seinen Freunden nicht geteilt werden. In einer sensiblen, aber durchaus jugendgemäßen Sprache nähert sich Michael Sieben dem Aufwachsen von Jugendlichen mit ihren Problemen in der Phase der Adoleszenz. Bereits im Titel deuten sich intermediale Verweise an, die im Text überzeugend fortgesetzt werden. Mehrnousch Zaeri-Esfahani 33 Bogen und ein Teehaus Mit Illustrationen von Mehrdad Zaero-Esfahani Wuppertal. Peter Hammer Verlag 2016. 148 S. ISBN 978-3-7795-0522-8 Zaeri-Esfahani beginnt ihren autobiografischen Roman mit dem Jahr 1986, das unweigerlich mit der Katastrophe in Tschernobyl verbunden ist, allerdings nicht für die Ich-Erzählerin, denn sie und ihre Familie hatten keine Zeit für die Umweltkatastrophe. Für sie bedeutet das Jahr 1986 die Ankunft in Westdeutschland und damit auch die Ankunft in der Freiheit. Die Schriftstellerin Mehrnousch Zaeri-Esfahani erzählt in eindrucksvollen Bildern und einer poetischen Sprache die Geschichte ihrer Kindheit im Iran, ihrer Flucht und schließlich ihres Ankommens. Sie erzählt aus der kindlichen Sicht, zeigt, wie Kinder neue Heimat erleben und sich eingewöhnen möchten. Sie suchen Vertrauen und Vertrautes. Mit 30 Jahren Abstand beschreibt sie die Flucht in kurzen Sätzen, verweist auf Ängste, Hoffnungen und Emotionen. Ihr ist ein wichtiges Buch gelungen, das sich mit Flucht und der Ankunft auseinandersetzt. Für weitere Informationen zur Preisverleihung oder für die Vermittlung von Interviews steht Ihnen gerne die Geschäftsstelle der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur unter Tel. 09381/4355 bzw. [email protected] zur Verfügung. Die Bayernwerk AG ist der größte regionale Netzbetreiber in Bayern. Mit über 2.800 Mitarbeitern an mehr als 20 Standorten sichert das Unternehmen die Energieversorgung in weiten Teilen des Freistaats. Als regional verankertes Unternehmen engagiert sich das Bayernwerk in vielfältigen Bereichen und verleiht unter anderem seit mittlerweile neun Jahren den Kinderbibliothekspreis an engagierte öffentliche Büchereien in den bayerischen Regionen.
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