Medienmitteilung

Eidgenössisches Departement des Innern EDI
Bundesamt für Statistik BFS
Medienmitteilung
Sperrfrist:
15
29.08.2016, 10:00
Bildung und Wissenschaft
Nr. 0350-1608-20
Längsschnittanalysen im Bildungsbereich
Erfolgreiche Einführung der zweijährigen beruflichen
Grundbildung mit eidgenössischem Berufsattest (EBA)
Neuchâtel, 29.08.2016 (BFS) – Von den 5409 Personen, die im Sommer 2012 eine zweijährige
berufliche Grundbildung mit eidgenössischem Berufsattest (EBA) begonnen haben, schlossen
fast drei Viertel ihre Ausbildung bis Ende 2014 erfolgreich ab. Die meisten (70,4%) haben dies
auf direktem Weg und ohne Lehrvertragsauflösung (LVA) gemacht. Bei knapp der Hälfte der
Jugendlichen, bei denen es zu einer LVA kam, gelang ein Wiedereinstieg in eine andere
zertifizierende Ausbildung auf Sekundarstufe II. Erstmals haben das Bundesamt für Statistik
(BFS) und das Schweizerische Observatorium für die Berufsbildung am Eidgenössischen
Hochschulinstitut für Berufsbildung (OBS EHB) Lehrvertragsauflösungen bei den EBA-Lehren
untersucht.
Lehrvertragsauflösungen sind der häufigste Grund, weshalb rund zehn Prozent der jungen
Erwachsenen in der Schweiz keinen Ausbildungsabschluss erreichen. Dabei ist eine
Lehrvertragsauflösung (LVA) nicht gleichbedeutend mit einem Lehrabbruch. Viele steigen wieder in
eine Ausbildung ein und schliessen diese erfolgreich ab. Erst mit der Einführung der neuen AHVVersichertennummer in der Bildungsstatistik ist es möglich geworden, den Parcours der Jugendlichen
im Bildungssystem verlaufsstatistisch zu analysieren und Betriebs- oder Berufswechsel bzw. den
Wiedereinstieg in eine andere zertifizierende Ausbildung auf Sekundarstufe II von tatsächlichen
Abbrüchen zu unterscheiden. Im Auftrag des Bundesamts für Statistik (BFS) hat das Schweizerische
Observatorium für die Berufsbildung des Eidgenössischen Hochschulinstituts für Berufsbildung (OBS
EHB) die Lehrvertragsauflösungen erstmals genauer untersucht. Basierend auf neuen Daten und
einer dadurch neu anwendbaren Berechnungsmethode liegen nun erste Ergebnisse für die
zweijährige berufliche Grundbildung mit eidgenössischem Berufsattest (EBA) vor. Resultate für die
Ausbildungen zum eidgenössischen Fähigkeitszeugnis (EFZ) werden erstmals Ende 2017 vorliegen.
Espace de l'Europe 10
CH-2010 Neuchâtel
www.statistik.admin.ch
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Hohe Zertifikationsquote bei den EBA
Fast drei Viertel der Lernenden, die im Sommer 2012 eine zweijährige berufliche Grundbildung
begonnen haben, konnten ihre Ausbildung bis Ende 2014 erfolgreich abschliessen. Die allermeisten
(70,4%) haben dies auf direktem Weg gemacht, d.h. ohne Lehrvertragsauflösung. Das restliche Viertel
hat zweieinhalb Jahre nach Ausbildungsbeginn noch keinen Berufsabschluss erworben. Die meisten
(20,2%) sind zwei Jahre später nicht zum Qualifikationsverfahren (QV) angetreten, weil sie die Lehre
ohne Wiedereinstieg abgebrochen oder weil sie nach der Vertragsauflösung in eine andere
Grundbildung gewechselt haben, die sie erst später abschliessen können. Knapp 6 Prozent der
Lernenden schliesslich haben das QV nicht bestanden.
Hohe Wiedereinstiegsquote nach einer Lehrvertragsauflösung
Die Lehrvertragsauflösung stellt für viele Lernende keinen Endpunkt ihrer beruflichen Ausbildung dar.
Knapp die Hälfte (48,9%) der Lernenden, die 2012 eine zweijährige berufliche Grundbildung
begonnen und dann vorzeitig beendet haben, ist bis Ende 2014 wieder in eine Lehre eingestiegen.
Davon hat ein gutes Fünftel den Lehrbetrieb gewechselt. Fast ebenso viele haben in eine berufliche
Grundbildung mit eidgenössischem Fähigkeitszeugnis (EFZ) gewechselt – innerhalb des
Ausbildungsfelds (z.B. Wechsel Detailhandelsassistentin EBA zur Detailhandelsfachfrau EFZ) oder
ausserhalb.
Moderate Unterschiede nach Nationalität und Geschlecht…
Zwischen Lernenden mit Schweizer und ausländischer Nationalität zeigen sich kaum Unterschiede.
Grösser sind die Unterschiede nach Geschlecht: Während 26,9 Prozent der Männer mindestens eine
Lehrvertragsauflösung (LVA) hatten, waren es bei den Frauen 21,6 Prozent. Dieser Unterschied ist
statistisch signifikant und bleibt auch bestehen, wenn man berücksichtigt, dass sich Frauen und
Männer auf verschiedene Lehrberufe verteilen.
…grosse Unterschiede nach Ausbildungsfeldern…
Grosse Unterschiede zeigen sich nach Ausbildungsfeld gemäss ISCED 2013: Die Ausbildungsfelder
„Datenbanken, Netzwerkdesign und -administration“ (12,8%), „Gesundheits- und Sozialwesen“
(14,3%) oder „Gartenbau“ (19,8%) weisen unterdurchschnittliche Auflösungsquoten auf,
„Friseurgewerbe und Schönheitspflege“ (40%) sowie „Gastgewerbe und Catering“ (35,6%)
überdurchschnittliche.
…und deutliche Unterschiede nach Regionen und Kantonen
Nebst der gesamtschweizerischen LVA-Quote wurden erstmals LVA-Quoten für die Grossregionen
berechnet – auch dies vorerst nur für zweijährige Grundbildungen. Dabei zeigen sich deutliche
Unterschiede: Während die LVA-Quote in der Zentralschweiz (LU, UR, SZ, OW, NW, ZG) bei 17,3
Prozent und damit deutlich unter dem nationalen Durchschnitt (24,4%) liegt, ist sie in der
Genferseeregion (VD, VS, GE) mit 35,1 Prozent mehr als doppelt so hoch. Auch im Espace Mittelland
(BE, FR, SO, NE, JU) liegt die Quote mit 26,8 Prozent über dem Durchschnitt, ebenso – wenn auch
nur geringfügig – im Tessin (24,9%) sowie in der Nordwestschweiz (BS, BL, AG) mit 24,5 Prozent. Bei
der Interpretation der vorliegenden Ergebnisse ist allerdings Vorsicht geboten, da aufgrund der kurzen
Beobachtungszeit vorerst nur ein Eintrittsjahrgang untersucht werden konnte.
Tiefe Repetitionsquoten in der beruflichen Grundbildung
Auf der Sekundarstufe II haben zwischen 2012 und 2013 insgesamt 5 Prozent aller Lernenden das
erste Jahr repetiert. An gymnasialen Maturitätsschulen lag die Repetitionsquote im ersten Jahr bei 9
Prozent und ging mit fortschreitendem Bildungsjahr kontinuierlich zurück (5% im 3. Jahr). Die
berufliche Grundbildung, d.h. Ausbildungen mit eidgenössischem Fähigkeitszeugnis (EFZ) oder
eidgenössischem Berufsattest (EBA), unterschied sich durch eine vergleichsweise tiefe
Repetitionsquote im ersten Jahr (rund 3%). Diese stieg jedoch im Abschlussjahr systematisch an (auf
durchschnittlich 6% bei den EFZ-Ausbildungen); ein häufiger Grund dafür ist das Nichtbestehen der
Lehrabschlussprüfung.
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Methode
Das OBS EHB hat im Auftrag des BFS erstmals eine gesamtschweizerische
Lehrvertragsauflösungsquote (LVA-Quote) und Wiedereinstiegsquote berechnet. Beiden Quoten liegt
ein längsschnittliches Vorgehen zu Grunde: Alle Lehrverhältnisse der Lernenden, die im Sommer
2012 eine zweijährige berufliche Grundbildung mit EBA begonnen haben, wurden bis zum
31.12.2014 beobachtet.
Die berechnete LVA-Quote gibt den Anteil der Personen mit Lehrbeginn im Sommer 2012 wieder,
die ihren Lehrvertrag vorzeitig aufgelöst haben. Anhand der gewählten Methode kann zudem auch
der Anteil an Personen bestimmt werden, die mehr als einmal von einer Lehrvertragsauflösung
betroffen sind.
Eine Lehrvertragsauflösung (LVA) ist nicht gleichbedeutend mit einem Lehrabbruch. Dank der
Einführung der AHVN13 als Personenidentifikator in der Bildungsstatistik ist es neu möglich, den
Parcours der Jugendlichen im (Berufs-) Bildungssystem verlaufsstatistisch zu analysieren und
Betriebs- oder Berufswechsel bzw. den Wiedereinstieg in eine andere zertifizierende Ausbildung auf
Sekundarstufe II von tatsächlichen Abbrüchen zu unterscheiden.
Den Methodenbericht des OBS EHB finden Sie hier: www.labb.bfs.admin.ch
Einen vertiefenden Trendbericht zum Thema LVA stellt das OBS EHB an seiner ersten Tagung am
9. September 2016 in Bern vor: www.ehb.swiss/tagung-des-observatoriums
Das Programm «Längsschnittanalysen im Bildungsbereich» (LABB):
Die Längsschnittdaten des BFS bieten vielfältige Möglichkeiten zur Untersuchung von
Bildungsverläufen. Die Einführung eines eindeutigen Identifikators – der neuen AHV-Nummer
(AHVN13) – in den verschiedenen Personenregistern der Bundesverwaltung im Rahmen des
Registerharmonisierungsgesetzes vom 23. Juni 2006 war für die öffentliche Statistik ein sehr
wichtiger Schritt. Im Rahmen des Projektes «Modernisierung der Erhebungen im Bildungsbereich»
wurde die AHVN13 im Jahr 2012 in sämtlichen Erhebungen dieses Bereichs eingeführt. 2014
initiierte das BFS das Programm «Längsschnittanalysen im Bildungsbereich» mit dem Ziel, das neue
Potenzial der AHVN13 zu nutzen und die vielfältigen Analysebedürfnisse in diesem Bereich
abzudecken.
Damit ist es möglich geworden, Lehrvertragsauflösungen und deren Häufigkeit und Konsequenzen
für den weiteren Ausbildungsverlauf genauer zu untersuchen. Die vorgestellten Ergebnisse bilden
die Grundlage für weitere, nun regelmässige Untersuchungen, die im BFS durchgeführt werden.
Weitere verlaufsstatistische Studien finden Sie unter:
www.labb.bfs.admin.ch
Zweijährige berufliche Grundbildung mit eidgenössischem Berufsattest (EBA):
Die zweijährige berufliche Grundbildung mit eidgenössischem Berufsattest (EBA) wurde als
wesentliche Neuerung mit dem 2004 in Kraft gesetzten Berufsbildungsgesetz (BBG; SR 412.10)
eingeführt. EBA richten sich an vorwiegend praktisch begabte Schulabgänger/innen der
Sekundarstufe I und führen – im Gegensatz zu den Anlehren – zu einem eidgenössischen Abschluss
auf der Sekundarstufe II mit schweizweit einheitlichen Kompetenzen. Das EBA ist Teil der Schweizer
Berufsbildungssystematik und bietet als solches die Anschlussmöglichkeit für ein eidgenössisches
Fähigkeitszeugnis (EFZ). Mittlerweile existieren in allen Ausbildungsfeldern EBA; insgesamt sind es
derzeit 53 EBA-Ausbildungen (Stand: März 2016). 2014 erlangten 5'870 Personen ein EBA; dies
entspricht im Vergleich mit den EFZ einem knappen Zehntel.
Aussagekräftige und repräsentative Erkenntnisse zur Arbeitsmarktfähigkeit von EBA-Absolventinnen
und -Absolventen mit Fokus auf den Einstieg ins Berufsleben, den beruflichen Verbleib im
Arbeitsmarkt sowie zur Durchlässigkeit und zu den Erfolgsquoten der EBA-Ausbildung liefert eine
vom Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation SBFI im Juni 2016 veröffentlichte
Evaluation unter: www.sbfi.admin.ch/evaluationen
BUNDESAMT FÜR STATISTIK
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Auskunft:
Katrin Holenstein, BFS, Sektion Bildungsprozesse, Tel.: 058 463 6232,
E-Mail: [email protected]
Irene Kriesi, OBS EHB, Tel. 058 458 28 27, E-Mail: [email protected]
Medienstelle BFS, Tel.: +41 58 463 60 13, E-Mail: [email protected]
Neuerscheinung:
Lehrvertragsauflösung, Wiedereinstieg, Bildungserfolg. Ergebnisse zur zweijährigen Grundbildung mit
eidgenössischem Berufsattest (EBA), 2016, Bestellnummer: 1641-1600. Preis: gratis
Publikationsbestellungen, Tel.: +41 58 463 60 60, Fax: +41 58 463 60 61, E-Mail: [email protected]
Die Publikation kann vom Statistikportal herunter geladen werden: www.labb.bfs.admin.ch
Online-Angebot:
Lehrvertragsauflösung, Wiedereinstieg, Bildungserfolg. Ergebnisse zur zweijährigen beruflichen
Grundbildung mit eidgenössischem Berufsattest (EBA), Eintrittskohorte 2012 beobachtet bis
31.12.2014, Tabellen 2016
Dieses Tabellenset, das auch kantonale Resultate enthält, finden Sie hier: www.labb.bfs.admin.ch
Weiterführende Informationen zur Bildungsstatistik finden Sie auf der Webseite des BFS:
www.education-stat.admin.ch oder www.statistik.admin.ch > Themen > 15 - Bildung, Wissenschaft
Statistik zählt für Sie. www.statistik-zaehlt.ch
Abonnieren des NewsMails des BFS: www.news-stat.admin.ch
Diese Medienmitteilung wurde auf der Basis des Verhaltenskodex der europäischen Statistiken
geprüft. Er stellt Unabhängigkeit, Integrität und Rechenschaftspflicht der nationalen und
gemeinschaftlichen statistischen Stellen sicher. Die privilegierten Zugänge werden kontrolliert und
sind unter Embargo.
Die Organe, die an der Qualitätssicherung zur Berechnung der Lehrvertragsauflösungsquote (LVAQuote) sowie der Wiedereinstiegsquote beteiligt sind, das Staatssekretariat für Bildung, Forschung
und Innovation SBFI, die Schweizerische Berufsbildungsämter-Konferenz (SBBK) und das
Eidgenössische Hochschulinstitut für Berufsbildung EHB hatten unter Einhaltung der Sperrfrist
Zugang zu den Ergebnissen der Publikationen.
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