Gutmann Investment Mail – September 2016 Gold - seit jeher mit Mythen verbunden Dem Edelmetall Gold werden viele Eigenschaften unterstellt: Absicherung in Krisenzeiten, unbedingter Teuerungsschutz, und in jedem Fall eine sichere Anlage, weil nur begrenzt verfügbar. Implizit dürfte das bedeuten, dass man vom lange gehegten Mythos der Reproduzierbarkeit von Gold doch abgewichen ist. Wir möchten nun auf einige dieser Mythen eingehen, auch wenn selbstverständlich nicht alle genannten Eigenschaften falsch sind. Allerdings ist nur sehr schwer zu antizipieren, welcher von ihnen dominieren wird, und ob das dann auch zum gewünschten (Veranlagungs-)Ergebnis führt. Im Portfoliokontext erschwert diese Tatsache die Beimischung von Gold erheblich. Am 15. September 2008 stand die Welt einen Augenblick still und blickte mit enormer Verunsicherung in die Zukunft. Auch in den Reihen der Veranlagungs-Experten machte sich Unsicherheit breit, war doch das sich langsam abzeichnende Szenario in seinem (möglichen) Ausmaß jenseits jeglicher bisherigen Vorstellungskraft. Der Bedarf zu investieren blieb dennoch bestehen und so drängte sich rasch die Frage auf nach dem „Worin?“. Gold war eine der möglichen Antworten und zeigte tatsächlich eine starke Performance. So konnte sich der Goldpreis von etwa 900 USD im September 2008 bis zum September 2011 mehr als verdoppeln und betrug zur Spitze knapp 1.900 USD. Zuletzt lag dieser allerdings nur noch knapp über 1.300 USD – 30 Prozent unter seinem Hoch. Nimmt man einen breiten globalen Aktienindex als Vergleich, so zeigen sich zwei interessante Tatsachen: Im erwähnten Betrachtungszeitraum liegen Aktien und Gold fast gleichauf, mit einem signifikanten Unterschied – die Kursschwankung (und damit das Veranlagungsrisiko) von Aktien war massiv geringer als jenes von Gold. Letzteres trifft natürlich auch auf konservative Anleihemandate zu. An jenem 15. September hätten wir die – vermeintlich – einfache Entscheidung treffen können, Gold stark bzw. stärker zu gewichten. Was aber wäre dann das Resultat auf Portfolioebene gewesen? Die massive Kursbewegung war dem enormen Ausmaß der Krise geschuldet. In den meisten Rezessionen der letzten 50 Jahre hat Gold als „Rezessions-Hedge“ nicht funktioniert. In dieser Situation allerdings traten außergewöhnlich viele private Investoren als Käufer auf und trieben den Preis nach oben. Wer kauft üblicherweise Gold? Man unterscheidet bei den Absatz-Zielgruppen von Gold zwischen Verbrauchern und Investoren. Auf Seite der Verbraucher stehen Schmuckhersteller und andere Industrieunternehmen, die Gold in ihren Produktionsprozess einfließen lassen. Gold zu Investitionszwecken wird von privaten sowie institutionellen Investoren genutzt und natürlich von den Notenbanken zum Zwecke der Reservenbildung. Im historischen Vergleich machte bis zur Krise die Nachfrage der Industrie etwa zwei Drittel der Gesamtnachfrage aus, den Rest teilten sich Notenbanken und Investoren. Dann stieg die Nachfrage von Investoren (ohne Notenbanken) auf bis zu 40 Prozent an. Angesichts dieses massiven Anstiegs hat sich das gewünschte Ergebnis eingestellt – der Preis ist gestiegen. Das Vorgehen der Notenbanken ist schwierig zu antizipieren, mitunter könnte auch politische Seite 1 Einflussnahme eine Rolle spielen. Angesichts des kurzfristig unelastischen Angebots kann jedoch ein so bedeutender Teilnehmer in diesem Markt die Volatilität erhöhen. Anders als für Notenbanken (sie haben üblicherweise Tresorräume) bringt für Investoren der Kauf von physischem Gold das Problem der Lagerung mit sich. Beim Kauf von ETFs oder Zertifikaten besteht ein Emittentenrisiko, welches in der Krise mitunter schlagend wurde. Zudem notiert Gold in USD, für Euro-Investoren ist somit auch die Entwicklung des Wechselkurses zu berücksichtigen. Zu guter Letzt ist festzuhalten, dass Gold tatsächlich eine negative Korrelation zu Aktienmärkten aufweisen kann, aber dies gilt nicht für jede Phase. Somit kann ex ante nicht davon ausgegangen werden, dass der diversifizierende Effekt, den man sich wünscht, tatsächlich eintritt. Ungeachtet der Frage, ob der Preis des Edelmetalls nun steigt oder fällt, kauft man sich jedenfalls mehr Risiko in sein Portfolio. Folgende Abbildung veranschaulicht die Korrelation zwischen Goldpreis und dem deutschen Aktienindex beziehungsweise dem amerikanischen S&P 500 in der jeweiligen Währung. Was auf den ersten Blick auffällt ist, dass insgesamt der Gleichlauf der Preisschwankungen relativ gering ist. Ideal im Sinne des Diversifikationseffektes wäre eine negative Korrelation. So scheint es, als hätten Aktienindizes und der Goldpreis auf lange Sicht nicht viel miteinander zu tun. Auf den zweiten Blick merkt man jedoch, dass auch hier die Währung eine Rolle spielt. Für einen USD-Anleger wäre bedingt durch eine geringere Schwankungsbreite auf lange Sicht ein zusätzliches GoldInvestment attraktiver gewesen als für einen EUR-Investor. Abb. 1: Rollierende 3 - Jahres - Korrelation Gold vs. S&P 500 und DAX 1 0.8 0.6 0.4 0.2 0 -0.2 -0.4 -0.6 -0.8 -1 Jan/ 74 Jan/ 77 Jan/ 80 Jan/ 83 Jan/ 86 Jan/ 89 Jan/ 92 Jan/ 95 Jan/ 98 Jan/ 01 Jan/ 04 Jan/ 07 Jan/ 10 Jan/ 13 Jan/ 16 Correlation DAX vs. Gold in EUR Correlation S&P 500 vs. Gold Quelle: Macrobond, eigene Berechnung Seite 2 Was bleibt unter dem Strich? Es liegt uns fern, die Bedeutung von Gold in einem ausgewogenen Portfolio gering schätzen zu wollen – allerdings ist es uns ebenso ein Bedürfnis aufzuzeigen, dass die erhoffte Sicherheit nicht in jedem Fall eintritt. Wie jede andere Asset-Klasse hat auch Gold seine Eigenheiten, derer man sich bewusst sein sollte. Das Allheilmittel für alle Marktsituationen ist damit zwar nicht gefunden; eine Medizin, die schmerzlindernd wirken kann, allerdings schon. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass man die Krankheit bereits sehr gut kennt. Abb. 2: Statistischer Annex Demand (in tonnes) Q2/15 Q2/16 5-year average Gold demand 910,38 1,050,20 1,123,37 ↑ 15 Jewellery 513,68 444,05 584,39 ↓ -14 Technology 83,32 80,90 90,83 ↓ -3 Investment 186,11 448,36 308,63 ↑ 141 Total bar and coin 209,14 211,60 323,04 ↑ 1 ETFs and similar products -23,03 236,76 -14,41 - - Central banks & other inst. 127,28 76,89 139,52 ↓ -40 Consumer demand in selected markets (in tonnes) Q2/15 Q2/16 5-year average India 159,83 130,99 218,72 ↓ -18 China 214,13 183,70 251,31 ↓ -14 Middle East 72,19 57,44 79,07 ↓ -20 United States 37,97 50,67 45,23 ↑ 33 Europe ex CIS 59,77 59,29 81,42 ↓ -1 Q2/15 Q2/16 5-year average 1,041,75 1,144,61 1,115,63 ↑ 10 Total mine supply 774,38 816,93 770,17 ↑ 5 Recycled gold 267,36 327,68 345,47 ↑ 23 Gold price Q2/15 Q2/16 5-year average 1,192,35 1,259,62 - Supply (in tonnes) Total supply LBMA Gold Price (USD/oz) Year-on-year change Year-on-year change Year-on-year change Year-on-year change ↑ 6 Quelle: Metals Focus; GFMS, Thomson Reuters; ICE Benchmark Administration; World Gold Council Seite 3 Autor Mag. Andreas Auer, CIIA, MBA Tel.: +43-1-502 20-421, Mobil: +43-664-96 95 421 [email protected] Mag. Andreas Auer ist seit 2008 bei Gutmann beschäftigt. Zu Beginn war er Rentenfondsmanager in der KAG und seit Juni 2015 ist er im Chief Investment Office der Bank als Volkswirt tätig. Er hat Volkswirtschaft an der Wirtschaftsuniversität Wien studiert und ist zertifizierter Finanzanalyst und Portfolio Manager. Dies ist eine Marketingmitteilung. Die Anlage in Finanzinstrumenten ist Marktrisiken unterworfen. Hinweise auf frühere Wertentwicklungen lassen keine Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung eines Investments zu. Alle Angaben wurden sorgfältig recherchiert. Für deren Richtigkeit und Vollständigkeit sowie für das Eintreten von Prognosen wird jedoch keine Gewähr übernommen und jede Haftung ausgeschlossen. Bank Gutmann AG weist ausdrücklich darauf hin, dass diese Unterlage ausschließlich für den persönlichen Gebrauch und nur zur Information dienen soll. Eine Veröffentlichung, Vervielfältigung oder Weitergabe ist ohne die Zustimmung der Bank Gutmann AG untersagt. Der Inhalt dieser Unterlage stellt nicht auf die individuellen Bedürfnisse einzelner Anleger ab (gewünschter Ertrag, steuerliche Situation, Risikobereitschaft etc.), sondern ist genereller Natur und basiert auf dem neuesten Wissensstand der mit der Erstellung betrauten Personen zu Redaktionsschluss. Diese Unterlage ist weder ein Angebot noch eine Einladung zur Angebotsstellung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren. Offenlegungspflicht gemäß § 25 MedienG: Die erforderlichen Angaben zur Offenlegungspflicht gemäß § 25 Mediengesetz sind unter folgender Web-Adresse zu finden: https://gutmann.at/Impressum © Bank Gutmann Aktiengesellschaft, Schwarzenbergplatz 16, 1010 Wien, Österreich Tel.: +43-1-502 20-0, www.gutmann.at Die App der Bank Gutmann ist im App Store unter dem Namen „Gutmann” fürs iPad verfügbar. Download unter: https://itunes.apple.com/at/app/bank-gutmann/id902503305?mt=8 September 2016 Seite 4
© Copyright 2024 ExpyDoc