SCHWEIZER MONATSMAGAZIN FÜR ASSEKURANZ, FINANZ UND VORSORGE VERSICHERUNG NR. 9 / SEPTEMBER 2016 / CHF 9.80 / EURO 8.– Broker Zusammenschlüsse und Kooperationen sollen für nötigen Skaleneffekt sorgen. Knip Das Vorzeige-Fintech kämpft mit miesen Benutzerzahlen. Rückversicherer Warum es nicht gelingt, die Preise anzuheben. DIE ZUKUNFT DER VORSORGE Diffuse Aussicht EINE RUND SACH 1/4 DE HE VoRSoRgE AUf DEN PUNkt gEbRACHt DREH ANgEl UND Werte, die uns abheben. Unsere Leistungen sind nah am Kunden, zukunftssicher und einfach zu verstehen. Dreh- und Angelpunkt unserer Leistung ist unsere Haltung. Wir denken und handeln glaubwürdig, vorausschauend und direkt. 3/4 EDITORIAL Polemik statt Pragmatismus L iebe Leserin, lieber Leser. Jetzt geht es beim Reformprojekt «Altersvorsorge 2020» um die Wurst. Der Pensionskassenverband Asip setzte auf gutes Timing und richtete einen Tag vor der zweiten Lesung der nationalrätlichen Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit SGK am 16. August in Bern einen medienwirksamen Appell an Politiker und Sozialpartner, auf «Maximalforderungen um jeden Preis» zu verzichten, sich zu mässigen und die 1. nicht gegen die 2. Säule auszuspielen. Dies im Interesse einer nachhaltigen Zukunft von AHV und BVG. Nach den vielen gescheiterten Reformvorhaben müsse die Reform «Altersvorsorge 2020» unbedingt gelingen, betonte der neue Asip-Präsident Jean Rémy Roulet. Es handle sich schliesslich um eine zentrale innenpolitische Reform «von staats- und gesellschaftspolitischer Tragweite». Angesichts der demografischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen, die auf AHV und Berufliche Vorsorge zukommen, sei der Re formbedarf klar ausgewiesen. Doch der Asip-Appell an die «Stakeholders», auf Maximalforderungen zu verzichten und nicht die 1. gegen die 2. Säule auszuspielen, hielt nicht lange. Nur eineinhalb Stunden nach der Asip-Medienkonferenz verschickte «PKNetz», die BVG-Plattform der Arbeitnehmenden, eine «Replik-Medienmitteilung», in der eine Stärkung der AHV gegen die serbelnde berufliche Vorsorge propagiert wird. Der gehässige Ton in der Medienmitteilung lässt erahnen, dass der Erfolg der «Altersvorsorge 2020» vermutlich noch lange auf Messers Schneide verharren wird. DIGITAL INFORMIERT – ALLE 14 TAGE Jetzt Newsletter abonnieren Werner Rüedi Chefredaktor [email protected] www.schweizerversicherung.ch/ newsletter AUS gANgS genossenschaft schafft Unabhängigkeit. Der Ausgangspunkt unserer Stabilität ist seit über 130 Jahren die Genossenschaft. Wir sind immer im Interesse unserer Kunden tätig, denn jeder Kunde ist Genossenschafter. Ihm kommt zugute, was wir erwirtschaften. Das macht uns unabhängig und hält uns beweglich. 4/4 SCHWEIZER VERSICHERUNG7 SEPTEMBER 2016 INHALT 18 MÄRKTE & KUNDEN BILDER COVER: ZAIN FIAZ, ISTOCK; BILDER INHALT: WILL VAN WINGERDEN, MARCO ZANONI 18|Broker Auf dem Schweizer Markt bleibt derzeit kein Stein auf dem anderen 24|Online-Broker Warum dem Fintech Knip sowohl Benutzer als auch Personal davonlaufen 26|Gesundheitswesen Der Sektor hat in den kommenden Jahren an einigen Baustellen zu arbeiten 28|Rückversicherungen Der jahrelange Preiszerfall bringt nun auch Hedge-FundRückversicherer in Schwierigkeiten 30|Versicherungswirtschaft Die weltweite Assekuranz wächst langsam, aber konstant 32| Jean-Daniel Gerber 46 MANAGEMENT & BILDUNG 46|Serie HR Workforce Planning Kultur als Strategie im Change Management der Helvetia 49|Rekrutierung Bei der Allianz Suisse können neue Talente mit einem originellen Bewerbungsvideo eine Lehrstelle gewinnen 50 10 TECHNOLOGIE & PROZESSE 50|Innovationen Fünf Schlüsseltechnologien, mit denen sich Versicherer im Wettbewerb durchsetzen können TITEL 52|Mainframe-Computer Die Ablösung von alten zu neuen Systemen hat viele Vorteile, birgt aber auch Risiken AUSSICHT MIT NEBEL Die Zukunft der Altersvorsorge ist unklar. Klar ist hingegen, dass der Umbruch in Wirtschaft und Gesellschaft Korrekturen am heutigen Dreisäulen-Konzept erfordert. In Politik und Wissenschaft werden die erforderlichen Einschnitte kontrovers beurteilt. 54 32 RECHT & REGULIERUNG FINANZ & VORSORGE 32|Nachhaltige Investitionen Sie zahlen sich aus, findet Jean-Daniel Gerber, Präsident von Swiss Sustainable Finance 05| Editorial 34|Next Generation Altersvorsorge auf Basis von ETFs: Das Start-up Fairr machts möglich 37| Standpunkt: Martin Eling 08| Nachrichten 56| Personen 56| Impressum FIRMENINDEX Ageas 29 AirBnB 51 Allianz 29, 49, 53 Apple 53 Asip 3 Assepro AG 18 Audi 37 Aspen Switzerland 57 Avenir Suisse 17 Aviva 53 Axa 9, 57 Axa-Arag 56 Balrisk Versicherungsbroker AG 23 Bank Vontobel 28 Credit Suisse 41 54|Bundesgericht Die Voraussetzungen zur Erlangung einer Nachfrist CSS 9, 58 Curafutura 9 Fairr 34 Finma 23, 27 Fraumünster Insurance Experts 18 Funk 18 Gartner 53 Godly & Partner AG 21 Groupe Burrus 19 Hannover Re 8 Helsana 9 Helvetia 46 IBM 53 InsureandGo 18 Knip 8, 24 KPMG KPT Lloyd’s of London Microsoft Mobiliar Moody’s Morgan Stanley Munich Re Nationale Suisse Pax Qualibroker Sanitas Santésuisse SIBA Siemens Sorrel-IES 9 9 25 53 8, 53 50 8, 28, 50 8 46 36 18 9 26 21, 23 56 19 Swica 9, 57 Swissbroke 18 Swisscom 9 Swiss Life 19, 48, 52 Swiss Quality Broker 19 Swiss Re 8, 30 Swiss Risk & Care 18 Uber 51 Uni Basel 11 Uni St. Gallen 11, 37, 56 Uni Zürich 56 VBV 57 ZHAW 56 Zurich 29, 42, 57 Zurich Global Corporate Switzerland 38 58| Persönlich: Philomena Colatrella, CSS PUBLIFORMATE 36| Wie Pax Solidarität mit Gewinn verbindet VERBÄNDE 38| ASDA 41| FPVS 42| SVVG SCHWEIZER VERSICHERUNG SEPTEMBER 2016 NACHRICHTEN Gemäss den Prognosen der Analysten der Deut schen Bank dürften die Brände in Ka nada, die Erdbeben in Japan und in Ecuador sowie die Unwetter in Texas und in Europa die Gewinne von drei der vier grossen kontinentaleuropä ischen Rückversiche rungen deutlich belasten. Für Munich Re rechnen sie mit einem deutlichen Einbruch von 58 Prozent. Bei Scor soll der Gewinn rückgang 39 Prozent ausmachen und Swiss Re soll gemäss dieser AnalystenPrognose einen um 22 Prozent geschrumpften Gewinn ausweisen. Lediglich für Han nover Rück sieht es besser aus. (mn) VERSICHERUNG ZU SMARTPHONE-SPIEL GEFÄHRLICHE POKÉMON BILD: KEYSTONE/EPA/ PIROSCHKA VAN DE WOUW 8 Augen aufs Handy statt auf die Strasse. Das birgt gewisse Risiken. Wenn derzeit entgegenkommende Fussgänger besonders intensiv auf ihre Smartphones starren, dann liegt das meistens nicht am aufregenden News flow der Online-Medien oder den neusten Facebook-Postings. Das mobile Computerspiel Pokémon Go ist viel mehr Schuld. Es ist laut dem Hersteller Nintendo eines der erfolgreichsten Smartphone-Spiele aller Zeiten. Aller dings steigen für die Spieler auch die Risiken: Sie stürzen, laufen in andere Menschen und vereinzelt kommt es zu Unfällen. Knip, der Online-Broker, empfiehlt den Spielern deshalb eine Unfallversicherungs-Police, welche die Risiken der passionierten Zocker abde cken soll. Die Police ist offiziell eine Trainer-Unfallversicherung (die Spieler fungieren als Trainer der Pokémons, daher der Name) und soll die Folgen von unachtsamem Verhalten decken, die auf die Spieler zukommen, denn die Krankenkassen übernehmen nicht alle Massnahmen. (mn) MOBILIAR/SWISSCAUTION STRATEGISCHE AKQUISITION DIGITAL LESEN! Als Abonnent haben Sie zusätzlich kostenlosen Zugriff auf die Ausgaben via App iKiosk. Nachdem sich die Mobiliar im Frühjahr 2016 am Netzwerk von Online-Marktplätzen in der Schweiz, Scout24, beteiligt hat, erwirbt sie nun als weitere strategische Akquisition die vollständig digitalisierte Versi cherungsgesellschaft SwissCau tion AG (SC). Mit diesem InsurTech will Mobiliar-CEO Markus Hongler das eigene Geschäftsmodell auf dem Gebiet vernetzter Ökosysteme ausbauen. Die im Jahr 1991 gegründete SC ist die erste Versicherungsgesellschaft, welche sich auf die Mietkaution ohne Bankdepot spezialisiert hat. Mit einem Prämienvolu Will das eigene Geschäftsmodell ausbauen: Mobiliar-CEO Markus Hongler men von mehr als 40 Millionen Franken und 180 000 Kunden ist SC gemäss eigenen Angaben Marktführer für die Mietkau tion in der Schweiz. Dank der Mobiliar und ihrem ausgedehn ten Generalagenturnetz soll SC ein verstärktes Wachstumspotenzial aufweisen. SC wird als Tochter-Unternehmen in die Gruppe Mobiliar eingegliedert. Sie wird weiterhin unabhängig unter ihrem Firmennamen mit ihrem Management sowie den aktuellen Mitarbeitern tätig sein. Das Unternehmen hat seinen Firmensitz in Bussigny (Kanton Waadt) und beschäf tigt 75 Mitarbeitende. SCHWEIZER VERSICHERUNG9 SEPTEMBER 2016 NEUE TERROR-ABDECKUNG EINE GROSSE KLUFT Reservieren, freischalten, laden, zahlen. Das ermöglicht Axa Winterthur ihren Kunden in Zusammenarbeit mit swisscharge.ch europaweit an rund BILD: KEYSTONE/EPA/CHRISTOPHE PETIT TESSON Die zahlreichen Terror-Anschläge in Europa haben am Versicherungsmarkt zur Einschätzung geführt, dass eine gänzlich neue Form der Abdeckung des TerrorRisikos unumgänglich sei. Paul Merrey etwa, Partner bei KPMG, fordert die Versicherungswirtschaft auf, eine neue Lösung zu finden, denn «zwischen dem, was die Versicherer anbieten und dem, was die Kunden tatsächlich benötigen, herrscht inzwischen eine grosse Kluft». Konkret bemängeln Merrey und andere, dass die Terror-Risikoabdeckung bisher im wesentlichen Gebäudeschäden absichert. Tatsächlich aber ist die Geschäftseinbusse durch Terror-Fälle ungleich grösser und damit gewichtiger als die einschlägigen Gebäudeschäden. Der zurückliegende grosse Anschlag in Paris führte beispielsweise zu Kosten von 12 Milliarden Euro allein aus der dadurch bedingten Betriebsunterbrechung. Die Schwierigkeit liegt allerdings vielfach darin, den Zusammenhang zwischen einem Terror-Anschlag und einem scharfen Einbruch des laufenden Geschäfts zweifelsfrei zu begründen. KPMG geht von einer schnell wachsenden Nachfrage nach Terror-Schutz aus, während die Nachfrage nach der herkömmlichen Versicherung von Schiffen und Flugzeugen, einschlägigen Transporten und Gebäuden bei tendenziell rückläufigen Prämien stagnieren werde. (po) 6000 Seit den Terroranschlägen in Paris wächst die Nachfrage nach Terror-Schutz. SWICA DIGITALE DISRUPTION PLATTFORM MIT BONUSPROGRAMM EARLY BIRD ERWISCHT DEN WURM Mit «Benevita» lanciert Swica ein kostenloses Onlineportal, das Interessierte bei der Erreichung ihrer gesundheitlichen und sportlichen Ziele unterstützt. Die Gesundheitsplattform bietet Informationen verschiedenster Quellen (z.B. Schweizerische Gesellschaft für Ernährung), erlaubt die Einbindung der gängigen Fitness Tracker und ermöglicht einen Vergleich mit anderen Nutzern. Betrieben wird die Plattform in Zusammenarbeit mit Swisscom, dem Provider des Portals. Dieses steht Kunden und Nicht-Kunden zur Verfügung. SwicaVersicherte, die am Bonusprogramm teilnehmen, können ihre Prämien je nach erreichter Punktezahl in der ambulanten Zusatzversicherung Completa Top bis 5 Prozent und in den Spitalversicherungen Hospita bis 15 Prozent senken. Reif für die digitale Disruption ist das KMUVersicherungsgeschäft, heisst es von den Analysten der Bank Morgan Stanley. Denn viele jüngere Menschen, die Firmen gründen oder übernehmen, erwarten von den Angeboten der Versicherungen das Gleiche, was sie von anderen Branchen her kennen: Vollständig digitale Prozesse (alles mobil und online möglich), ein fache Abläufe, verständliche Vertragsformulierung (ohne Legal-Kauderwelsch) und transparente Produkte (ohne Multitier-Coverage und Ausnahme-Layer). Die Analysten warnen auch gleich davor, dass die digitale Disruption für Versicherungen aufgrund der hohen internen Barrieren und Widerstände kein Selbstläufer ist. Aber wer sich den Markt früh holt, der wird ihn dominieren. (mn) Ladestationen für Elektro-Autos – einfach per App. AxaPrivatkunden mit einem Elektro-Fahrzeug erhalten neu kostenlos einen swisscharge.chAccount und ein Tankguthaben von 30 Franken, um ihr Fahrzeug innerhalb des Netzwerkes aufzuladen. Eine Behandlung in einem Spitalambulatorium oder einer privaten Arztpraxis geht vollumfänglich zulasten der Krankenkassen; wird sie stationär im Spital durchgeführt, muss der Kanton gut die Hälfte der Kosten übernehmen. Dieses Finanzierungskons trukt führt zu offensichtlichen Fehlanrei- zen und unnötigen Kosten. Deshalb die Forderung von Curafutura, des Verbandes der grossen Krankenversicherer CSS, Helsana, KPT und Sanitas: Alle medizinischen Behandlungen – ambulante und stationäre – sind einheitlich zu finanzieren. 10 SCHWEIZER VERSICHERUNG SEPTEMBER 2016 chleierhafte S Altersvorsorge Das Schweizer Vorsorgesystem hat Reformbedarf. Wie eine für alle Parteien zufriedenstellende Lösung aussehen könnte, lässt sich bisher noch nicht erkennen. SCHWEIZER VERSICHERUNG11 SEPTEMBER 2016 TITEL ALTERSVORSORGE Der Umbruch in Wirtschaft und Gesellschaft erfordert Korrekturen am heutigen Dreisäulen-Konzept. In Politik und Wissenschaft werden die erforderlichen Einschnitte kontrovers beurteilt. Unbestritten ist: Für ein nachhaltiges Vorsorgesystem braucht es eine gute W irtschaftspolitik und das Solidaritätsprinzip darf bei den Sozialversicherungen nicht verloren gehen. D as Urteil fiel im Konferenzsaal eines Prager Businesshotels fast schon euphorisch aus: «Die Schweiz verfügt in der Altersvorsorge über ein vorbildliches Dreisäulen-Konzept», lobte Bernt Rürup vor wenigen Jahren bei einem Presse-Workshop. Der prominente Professor für Finanz- und Wirtschaftspolitik muss es wissen. Als Vorsitzender des Sachverständigenrates der deutschen Bundesregierung stand er am Ursprung der sogenannten Rürup-Rente, die im nördlichen Nachbarland als steuerlich begünstigte Form der privaten Vorsorge äusserst beliebt ist. Die sichere Rente gibt es für ihn nicht. Deshalb hat das Prinzip der Umverteilung aus seiner Sicht eine hohe Bedeutung. «Damit wird innerhalb einer nationalen Gesell schaft der Solidaritätsgedanke um gesetzt.» Seine Rürup-Rente funk tioniert demgegenüber nach dem Kapitaldeckungsverfahren, das sich an der Globalisierung der Fi nanzmärkte orientiert. Als Wissenschaftler plädiert Rürup für eine Mischung zwischen Umlage- und Kapitaldeckungsverfahren, weil beide ihre Vor- und Nachteile haben. Meinungen sind vielfältig Was auch immer ausländische Experten wohlwollend zur Altersvorsorge anmerken, es mangelt beim Schweizer Modell nicht an Reformbedarf. Im Visier stehen speziell die ers- ten beiden Pfeiler: AHV und berufliche Vorsorge. Beide sind den Kinderschuhen längst entwachsen. Die AHV als 1. Säule ist bald 70 Jahre alt, die Pensionskassen als 2. Säule sind seit gut 30 Jahren obligatorisch. Das individuelle Sparen, in den angloamerikanischen Staaten ein wesentlicher Teil im Vorsorgekonzept, fristet in der Schweiz als 3. Säule eher ein Mauerblümchendasein. Einzig das steuerbegünstigte 3aKonto wird in der Bevölkerung von rund der Hälfte genutzt (siehe Kasten «Förderanreize und Innovationen» Seite 13). Dafür gehen die Meinungen zu AHV und beruflicher Vorsorge je nach Interessenlage weit auseinander. Selbst in wissenschaftlichen Kreisen werden die Perspektiven der Vorsorge äusserst kontrovers beurteilt. Eine Studie der Universität St. Gallen kommt zum Schluss, dass der wirtschaftliche und gesellschaftliche Umbruch die Anforderungen an die Alterssicherung verändere, aber kein grundlegend neues Gesamtmodell notwendig sei. Den Autoren sind eine nachhaltig umlagefinanzierte Existenzsicherung via AHV und optimale Entwicklungsbedingungen für eine moderne, kapitalfinanzierte Vorsorge wichtig. Eine pessimistischere Sicht hat Wirtschaftsprofessor Heinz Zimmermann von der Universität Basel: «Kapital gedeckte Vorsorgesysteme haben angesichts der extrem niedrigen Zinsen in ihrer heutigen Ausgestaltung keine Zukunft mehr», prophezeit der Finanzexperte am World BILDER: NURSULTAN RAKYSH, ISTOCK Von Kurt Speck EN Mit Privater und Beruflicher Vorsorge. Pax bietet Private und Berufliche Vorsorge aus einer Hand – und punktet mit beiden. Massgeschneiderte Lösungen zu fairen Preisen. Damit machen wir Menschen unabhängig, weil sie dank der Vorsorge die finanzielle Sicherheit für ihre Zukunft erhalten. 5/4 SCHWEIZER VERSICHERUNG13 SEPTEMBER 2016 TITEL ALTERSVORSORGE Finanzierungslücken bei der AHV Die demografischen Veränderungen haben fundamen tale Auswirkungen auf die Alters- und Hinterlassenen versicherung. Bei der Gründung dieses Vorsorgewerkes kurz nach dem Zweiten Weltkrieg zahlten fünf Erwerbs tätige für eine pensionierte Person. Heute sind es noch knapp drei Aktive, die für einen Rentner aufkommen und spätestens 2050 werden es lediglich zwei aktive Junge sein. Bereits jetzt ist die AHV fak tisch in die roten Zahlen ge rutscht. Im vergangenen Jahr gab die AHV über 300 Millio nen Franken mehr aus, als sie durch Prämien einnahm. Ein zig ein gutes Anlageergebnis sorgte für den Ausgleich. Zwar liegen in der Kasse des AHVAusgleichsfonds gut 33 Milliar den Franken, aber der Fonds könnte weniger als ein Jahr die fälligen Renten zahlen, wenn die Prämieneinnahmen fehl ten. Dafür ist dieser Kapital puffer auch nicht vorgesehen. Er soll lediglich die Schwan kungen zwischen Prämien und Renten abfedern. Die AHV-Beiträge stammen zu rund drei Vierteln von Ar beitnehmern und Arbeitgebern. Ein Viertel steuert die öffentliche Hand bei, mit Geldern von Bund und Kanto nen, der Spielbankenabgabe und dem Mehr wertsteuerprozent der Konsumenten. Die Reformbemühungen sind bei der staatlichen Sozialversicherung in jüngster Heute sind es Vergangenheit immer wieder gescheitert – noch knapp zuletzt die 11. AHV-Revision. Dabei haben drei Aktive, unabhängige Studien für die Zukunft hohe die für einen Finanzierungslücken ermittelt. Mit dem Rentner aufkommen Reformprojekt «Altersvorsorge 2020» soll nun verhindert werden, dass bei der AHV und spätestens bis 2030 mehr als 8 Milliarden Franken feh 2050 werden len. Der Ausgleich soll über eine Erhöhung es lediglich der Mehrwertsteuer von maximal 1 Prozent zwei aktive Junge sein. geschehen. Bürgerliche Politiker unterstüt zen ein Sanierungsmodell des Wirtschafts dachverbandes Economiesuisse und des Ar beitgeberverbandes, das im Kern eine Schuldenbremse vorsieht. Sinken die finanziellen Mittel der AHV u nter 100 Prozent einer Jahresausgabe und bleibt der negative Trend während weiteren drei Jahren erhalten, wird mit höheren Beiträgen und Anpassungen bei den Ren ten korrigiert. Knackpunkt bei dieser Lösung: In 3. SÄULE FÖRDERANREIZE UND INNOVATIONEN BILD: JUSTIN LUEBKE Demographic and Ageing Forum. Für ihn gilt es, die sozialpolitischen Ziele und Vorsorgeleistungen voneinan der zu trennen. Die garantierten Leistungen müssten über das Umlageverfahren geschehen. Was darüber hi nausgehe, sei in der Verantwortung von Arbeitnehmern und Arbeitgebern. Walter Ackermann, emeritierter Pro fessor der Universität St. Gallen, ruft beim gleichen An lass zu Reformen auf, «bevor wir am Abgrund stehen». Aufgrund der digitalen Revolution würden die Volkswirt schaften vor fundamentalen Veränderungen stehen, die auch die Altersvorsorge betreffen. Klar ist für alle Exper ten: Wegen des grossen Kapitalstocks werden die Pro bleme in der 1. und 2. Säule zu wenig wahrgenommen. I n der Diskussion um das Dreisäulensystem der Altersvorsorge ist die 3. Säule meist eine Randnotiz. Beim Reformprojekt «Altersvorsorge 2020» wurde das Thema praktisch ausgeklam mert. Politische Vorstösse zur Förderung dieses Pfeilers sind in der jüngsten Vergangenheit gescheitert. Eine Motion für höhere Steuerfreibeträge in der gebundenen Vorsorge (Säule 3a) wurde von einer Mehrheit im Nationalrat zwar unterstützt, vom Ständerat aber wegen der befürchteten Steuerausfälle abgelehnt. Auch der Bundesrat stellte sich dem Vorschlag entgegen. Seine Begrün dung: Die Massnahme käme nur vermögen den Personen zugute. Neuere Studien zeigen ein anderes Bild. Speziell die steuerbegünstigte Vorsorge ist äusserst beliebt. Rund jeder zweite Schwei zer verfügt über ein 3a-Konto. Gemäss einer Untersuchung des Vereins Vorsorge Schweiz (VVS) hält der Wachstumstrend an. Derzeit können Arbeitnehmende pro Jahr maximal 6768 Franken und Selbständigerwerbende ohne Pensionskasse 33 840 Fran ken in dieses Gefäss einzahlen. Künftig stellt sich die Frage, ob die Senkung der Neurenten in der 2. Säule vermehrt über eine Förderung der 3. Säule abgefedert wird oder nicht. Aus der Sicht von VVS- Vorstandsmitglied Werner Hertzog, früher Chef der Bundes-Pensi onskasse Publica, könnte man «die steuerlichen Anreize verbessern». Der Verein, dem drei Dutzend Freizügigkeits- und Säule 3a- Stiftungen angehören, fordert zudem die Ablösung der bisherigen Verordnung für die 3. Säule durch ein Gesetz. Damit liessen sich kantonale Unterschiede bei der Besteuerung und dem Vorbezug solcher Gelder verringern oder beseitigen. Versicherungen und Banken zeigen sich in der 3. Säule seit Jahren äusserst innovativ. Dabei fordern die tiefen Zinsen speziell heraus. Bei den 3a-Konten liegen die Zinssätze mittlerweile unter 1 Prozent. Entsprechend rücken Anlagefonds in den Vordergrund, die bis zur Hälfte in Aktien investieren können. Zudem gibt es Lösungen mit einem renditeorientierten Kapitalaufbau und fester Ablaufgarantie. Besonders vielfältig ist die Produktpalette in der freien Vorsorge (Säule 3b). Zu diesem allgemeinen Vorsorgesparen ohne steuerliche Begünstigung zählen Sparkonti, Investments in Wertpapiere wie Aktien und Obligationen, Immobilien, Fondssparpläne, Lebensver sicherungen und Leibrenten. Die Assekuranz forciert zudem Auszah lungspläne mit fixen Laufzeiten, um das demografische Risiko zu eliminieren. Für die Zukunft vermehrt absehbar sind kombinierte Lösungen mit einem Auszahlungsplan und einer Altersrente. (spe) bERüHRUNgS Flexibilität in der Beruflichen Vorsorge. Unternehmen sind kontinuierlich im Wandel. Die Fähigkeit, sich anzupassen, ist lebenswichtig. Unsere Vorsorgelösungen sind anpassungsfähig. Wir bieten genau das, was Unternehmen jeder Grösse überzeugt: flexible und stabile Berufliche Vorsorge. 6/4 Abhängigkeit vom AHV-Vermögen soll es zu einer schrittweisen Erhöhung des Rentenalters von 65 auf 67 Jahre kommen. Rentenalter als Tabuthema Das Rentenalter bleibt in der Schweiz vorderhand ein Tabuthema. Beim Reformprojekt des Bundesrates ist lediglich die Anpassung des Frauen-Rentenalters an dasjenige der Männer mit 65 Jahren vorgesehen. Dabei wurde diese Veränderung als Folge der höheren Lebenserwartung in vielen OECD-Staaten bereits eingeleitet. So haben etwa Deutschland, Skandinavien oder Italien das Rentenalter 67 schon vorgesehen. Auf der Agenda steht, dass in allen Mitgliedsstaaten bis 2050 zumindest dieses oder ein höheres Alter für die Pensionierung gilt. Der Aufschub hat gemäss Experten eine gewaltige Wirkung. Zwei Jahre weniger auf die 19 Rentenjahre der Männer heute führen zu Kosteneinsparungen von rund zehn Prozent und dazu kommen im Idealfall weitere Einzahlungen bei einer vollen oder teilweisen Beschäftigung. Allerdings ist es fraglich, ob das Volk bei einer Abstimmung für eine Erhöhung des Rentenalters bereit ist. Die Gewerkschaften halten von einer Schuldenbremse und einem höheren Rentenalter nichts. Sie setzen auf ihre Initiative «AHV-plus», die im September zur Abstimmung gelangt. Bei einer Annahme durch das Volk würden die Renten in der staatlichen 1. Säule um zehn Prozent nach oben angepasst. Die Initianten begründen den Ausbau der AHV mit Rentenkürzungen in der 2. Säule. Die Pensionskassen haben mit der Absenkung des Umwandlungssatzes sowohl auf demografische Veränderungen als auch die eingetrübten Aussichten an den Kapitalmärkten reagiert. Möglich ist das für umhüllende Kassen, die sowohl den obligatorischen wie den überobligatorischen Teil der beruflichen Vorsorge miteinschliessen. Im BVG-Obligatorium verharrt der Umwandlungssatz seit dem VolksNein von 2010 bei 6,8 Prozent. Nun soll er im Rahmen von «Altersvorsorge 2020» auf 6 Prozent sinken. Damit vermindern sich die Renten auf breiter Front. Zur Erhaltung des Leistungsniveaus sind Ausgleichsmassnahmen notwendig. Unter anderem will der Bundesrat die Eintrittsschwelle für das Obligatorium senken, wodurch über ein ganzes Arbeitsleben mehr Beiträge angehäuft würden. Als Schwachpunkt bleibt aber der sogenannte «dritte Beitragszahler» neben Arbeitnehmer und Arbeitgeber: Die Rendite auf dem Alterskapital. Die Nullzins-Politik der westlichen Notenbanken drückt auf die Performance der Vorsorgeeinrichtungen. Auch wenn derzeit nicht SCHWEIZER VERSICHERUNG15 SEPTEMBER 2016 Es wäre fatal, wenn die derzeitigen Defizite einfach zu Lasten der künftigen Jungen aufgeschoben würden. die notwendigen Renditen erzielt werden, um die abgegebenen Leistungsversprechen zu erfüllen, gilt es trotz momentanem Tiefzinsumfeld, die Langfristigkeit der Altersvorsorge in der 2. Säule nicht aus den Augen zu verlieren. Generationengerechtigkeit erhalten Letztlich ist ein nachhaltiges Vorsorgesystem von einer guten Wirtschaftspolitik abhängig. Dabei gilt es ganz besonders auf einen flexiblen Arbeitsmarkt zu achten, der Beschäftigungsmöglichkeiten bis ins hohe Alter er möglicht. Bisher hat sich die Schweiz in diesem Bereich gute Noten verdient. Das sind günstige Voraussetzungen, um das Dreisäulen-Konzept trotz teil weiser finanzieller Schieflage mit den eingeleiteten Reform schritten mittelfristig wieder auf eine solide Basis zu stellen. Internationale Organisationen empfehlen die Alterssicherung vorzugsweise auf mehrere Säu len zu verteilen. Ob mit einer obligatorischen Pflegeversiche rung zu den bestehenden drei Säulen noch eine weitere dazu kommt, muss sich in der nahen Zukunft weisen (siehe Kasten «Braucht es eine 4. Säule?« Seite 17). Experten verweisen da Wohin uns der Weg rauf, dass sich die AHV im Umlageverfahren bezüglich Altersführen wird, und die Kapitaldeckung in der 2. Säule vorsorge lässt sich noch nicht auch künftig ideal ergänzen. Auftauchende genau voraussagen. Probleme werden durch diese beiden BILD: JOE BECK TITEL ALTERSVORSORGE WEN Innovation in der Privaten Vorsorge. Die Private Vorsorge steht an einem Wendepunkt. Vorausschauen und Bewährtes mit Neuem verbinden – das ist unser Weg. Unsere Kunden sagen, was sie wünschen, und wir finden die Lösung, mit der sie mit Sicherheit glücklich werden: solide und innovative Private Vorsorge. 7/4 SCHWEIZER VERSICHERUNG17 SEPTEMBER 2016 TITEL ALTERSVORSORGE PFLEGEVERSICHERUNG BRAUCHT ES EINE 4. SÄULE? BILD: WILL VAN WINGERDEN D unterschiedlich aufgebauten Modelle gegenseitig austariert. Der Generationengerechtigkeit kommt bei der weiteren Entwicklung der Altersvorsorge eine grosse Bedeutung zu. Es wäre fatal, wenn die derzeitigen Defizite einfach zu Lasten der künftigen Jungen aufgeschoben würden. Wichtig ist dabei, die Versicherten als Mitgestaltende in den laufenden Reformprozess mit einzubeziehen. Das Solidaritätsprinzip darf mit Korrekturmassnahmen bei der Vorsorge nicht verloren gehen. Sozialversicherungen funktionieren auch in den nächsten dreissig Jahren nur, wenn sie von einer Mehrheit der Bevölkerung mitgetragen werden. Das Schweizer Vorsorgesystem als Fels in der Brandung: Das soll nicht nur für die Alten, sondern auch für die Jungen gelten. RÉSUMÉ PRÉVOYANCE QUI A DE L’AVENIR Le concept actuel des trois piliers doit être corrigé compte tenu des mutations de l’économie et de la société. Les restrictions nécessaires sont controversées dans les milieux politiques et scientifiques. Il ne fait en revanche pas de doute qu’un système de prévoyance durable requiert une politique économique de qualité et que le principe de solidarité ne doit pas se perdre dans les assurances sociales. Le projet de réforme «Prévoyance vieillesse 2020» vise à éviter un déficit de l’AVS de plus de 8 milliards de francs d’ici 2030. La compensation doit être assurée au moyen d’une augmentation de la TVA d’au plus un pour cent. Les partis bourgeois soutiennent un modèle d’assainissement de l’association faîtière Economiesuisse et de l’Union patronale qui prévoit essentiellement de mettre un frein à l’endettement. Au cas où les ressources financières de l’AVS tomberaient en dessous de 100 pour cent d’une dépense annuelle et si cette tendance négative se maintenait pendant trois années, une correction seraient apportée par un relèvement des cotisations et une adaptation des rentes. Point d’achoppement de cette solution: l’âge de la retraite doit être progressivement relevé de 65 à 67 ans en fonction de la fortune AVS. Cependant, l’âge de la retraite reste pour l’instant un sujet tabou en Suisse. ie Alterspyramide weitet sich an der Spitze ständig aus. Derzeit leben 1,5 Millionen Menschen über 65 in der Schweiz. 2030 werden es mit 2,7 Millionen fast doppelt so viele sein. Das hat Konsequenzen für die Pflegefinanzierung. Die Zahl der über 80-Jährigen steigt rasant. In diesem Alterssegment aber ist jede dritte Person auf Pflege angewiesen. Der Bundesrat hat kürzlich in einem Bericht vorgerechnet, dass sich die Pflegkosten innerhalb der nächsten dreissig Jahre auf 18 Milliarden Franken verdreifachen werden. Einen konkreten Vorschlag, wer die zusätzlichen Gelder für die Pflegefinanzierung künftig beisteuern soll, liefert die Regierung allerdings nicht. Für die Alterspflege zuständig sind der Bund sowie vor allem Kantone und Gemeinden, die mit laufend höheren Belastungen konfrontiert sind. Über eine obligatorische Pflegeversicherung wurde eingehend diskutiert - ohne Resultat. Umgesetzt wurde dagegen ein neues Finanzierungsmodell, bei dem sich die Versicherten zuhause oder in einem Heim an den Kosten für Pflegeleistungen beteiligen müssen. Trotzdem bleibt eine wachsende Finanzierungslücke, die vom Staat mit Ergänzungsleistungen abzudecken ist. Will jemand nicht auf staatliche Gelder angewiesen sein, kann er eine Zusatzversicherung bei der Krankenkasse abschliessen. Private Pflegeversicherungen sind bei uns aber ein ausgeprägter Nischenmarkt. Anders ist das in den USA, Frankreich und Japan, wo bereits bis zu 15 Prozent in der Bevölkerung über einen individuellen Versicherungsschutz verfügen. In der Schweiz gab es dafür immer wieder politische Vorstösse für eine obligatorische Pflegeversicherung. Ein Modell sieht vor, dass die heutigen Finanzierungsbeiträge von Gemeinden, Kantonen und Bund durch eine einkommens- und vermögensabhängige Abgabe der Versicherten ergänzt würden. Ein anderer Ansatz zielt auf einen Zuschlag bei den Krankenkassenprämien ab. Grobe Kalkulationen haben ergeben, dass genügend Geld für Pflegeleistungen vorhanden wäre, wenn alle über 55-Jährigen monatlich 14 Franken in eine obligatorische Pflegeversicherung einzahlen würden. Ob ein solcher Betrag ausreicht, um die stark steigenden Kosten in der Alterspflege abzudecken, lässt sich erst aufgrund von einigermassen realistischen Zukunftsszenarien abschätzen. Das Modell basiert auf einem individuellen Konto, das nach dem Kapitaldeckungsverfahren funktioniert. Wird das angesparte Guthaben nicht für die Pflege beansprucht, geht es nach dem Tod des Versicherten an die Nachkommen über. Der liberale Thinktank Avenir Suisse hat auf dieser Grundlage eine obligatorische Pflegesäule, quasi eine 4. Säule, zur Entschärfung des finanziellen Problems vorgeschlagen. Bei dieser Variante wird jedoch mit deutlich höheren Beiträgen kalkuliert. Jeder über 55-Jährige müsste rund 250 Franken pro Monat für die Pflege im Alter ansparen. Für Gesundheitsexperten ist klar: Freiwillige Pflegeversicherungen reichen angesichts der demografischen Veränderungen keineswegs. Wenn die BabyboomGeneration in den nächsten 15 Jahren das Ruhestandsalter erreicht, wird sich die Finanzierungsfrage mit aller Deutlichkeit stellen. (spe) 18 SCHWEIZER VERSICHERUNG SEPTEMBER 2016 Hektik auf dem Brokermarkt Nachfolgeregelung, Regulierung, mit harten Bandagen geführter Wettbewerb: Auf dem Brokermarkt bleibt derzeit kaum ein Stein auf dem anderen. Kooperationen und Zusammenschlüsse sollen nun für Skaleneffekte sorgen. Von Werner Rüedi I n der Schweizer Brokerlandschaft bewegt sich einiges. Fand die Marktbereinigung zuvor eher im Stillen statt, indem Klein- und Kleinstunternehmen im Hinblick auf die Pensionierung der Inhaber übernommen oder die Aktivitäten eingestellt wurden, scheint die Konsolidierungswelle auch die grösseren ungebundenen Versicherungsvermittler der Schweiz erfasst zu haben. Die Regulierung ist dabei ein starker Treiber – deren Auflagen machen das Leben vor allem für kleinere Broker immer schwerer. Aber auch die Versicherungsgesellschaften tragen dazu bei, indem sie eine eigentliche «Brokersegmentierung» eingeführt haben: Broker, welcher bei den Versicherern nicht ein «A-Rating» aufweisen, haben Schwierigkeiten, kompetitive Konditionen zu erhalten. Auch sind die Anforderungen grosser Versicherungskunden an Broker gestiegen. Daniel Oberhänsli, Verwaltungsrat und GL-Mitglied bei Qualibroker, weist auf eine weitere Herausforderung hin: Immer mehr Schweizer KMU haben auch im Ausland Niederlassungen, welche durch ein internationales Netzwerk betreut werden wollen. «Von diesen Netzwerken gibt es aber nur etwa 10, welche eine gute Qualität zu liefern in der Lage sind», so seine Einschätzung. Von diesen Netzwerken seien aber schon alle einem Broker in der Schweiz zugeteilt. Neue Broker würden fast nicht aufgenommen. Näher zusammenrücken Kein Wunder, versuchen sich die ungebundenen Versicherungsvermittler zusammenführen. Mit rund 580 Millionen Franken verwalteten Prämienvolumina, 11 Standorten und rund 150 Mitarbeitenden will sich Swissbroke als «führender Versicherungsbroker und -experte für KMUs im Schweizer Markt» positionieren, wie Gruppen-CEO Beat Blaser erklärt. Swissbroke und Fraumünster bleiben dabei auf dem Markt als eigenständige Marken unter einem gemeinsamen Dach – der Assepro AG – erhalten. Waren die bisherigen Swissbroke-Niederlassungen als selbständige Körperschaften unterwegs, ist neu die Gruppenleitung weisungsbefugt. Swissbroke verfügt mit rund 110 Mitarbeitenden über Niederlassungen in Chur, Dübendorf, Ziegelbrücke, Muri, Sarnen, St.Gallen, St.Moritz, Vaduz und Wetzikon. Fraumünster Insurance Experts dagegen ist mit rund 40 Mitarbeitenden in Zürich und in Basel vertreten. «Eine ideale Ergänzung», sagt Blaser. Auch bezüglich Kundenstruktur ergänze man sich gut. Swissbroke betreue viele Kunden der öffentlichen Hand wie Gemeinden und Spitäler, Fraumünster sei dagegen stark im Immobilienbereich, Bau- und Baunebengewerbe. Wachstum angestrebt Der Gruppen-CEO ist überzeugt, dass sich die zunehmenden Herausforderungen durch verstärkte Markt- Die Konsolidierung ist noch lange nicht abgeschlossen. an die sich stetig verändernde neue Situation anzupassen. So haben kürzlich zwei Meldungen aufhorchen lassen: Die Swissbroke-Gruppe schliesst sich mit Fraumünster Insurance Experts zusammen und die Sorrel-IES Group SA steigt bei der Qualibroker Holding AG ein. Bereits vor zwei Jahren hatten die hpr groupe, Unirisc Group und Unicare ihren Zusammenschluss zur Holding Swiss Risk & Care bekanntgegeben. Und anfangs 2014 fand die Integration der damaligen GWP Insurance Brokers AG in die «Funk Insurance Brokers AG» statt (siehe auch «Schweizer Versicherung» vom Juli 2014). Die Strategien in eine erfolgreiche Zukunft haben die gleiche Stossrichtung, unterscheiden sich jedoch im Detail. Gemeinsames Dach Beispiel Swissbroke-Fraumünster: Im Juli teilten die Swissbroke-Gruppe und die Fraumünster Insurance Experts mit, dass sie ihre Unternehmen SCHWEIZER VERSICHERUNG19 SEPTEMBER 2016 MÄRKTE & KUNDEN BROKER grösse und flächendeckende lokale Präsenz künftig erfolgreicher meistern lassen. Das sei jedenfalls die Ambition der neuen Holding Assepro AG. Blaser: «Wir packen die fortschreitende Konsolidierung als Chance, nachhaltig und trotzdem zügig zu wachsen und so unseren Kunden durch das Nutzen von Synergien schneller neue, innovative Produkte und Dienstleistungen anbieten zu können.» Um eine aktive Wachstumsstrategie über die nächsten Jahre zu ermöglichen, ist das Unternehmernetzwerk Investnet mit dabei, in dem sich Unternehmer als Investoren engagieren. Investnet verfügt gemäss Beat Blaser über einen «substanziellen Anteil am Aktienkapital». Die Swissbroke-Fraumünster-Gruppe selber hat auf Stufe Verwaltungsrat mit dem neuen Präsidenten Peter Wüst, ehemaliger CEO der Valora und insbesondere Bruno Pfister, ehemaliger CEO der Swiss Life, spezifische Kenntnisse der relevanten Märkte und Zielgruppen sowie strategisches Wissen stärker eingebunden. Starker Mehrheitsaktionär Beispiel Sorrel-IES-Qualibroker: Vor wenigen Monaten machte die Meldung die Runde, dass die Sorrel-IES Group SA einen namhaften Aktienanteil der Qualibroker Holding AG übernommen hatte und beabsichtige, Mehrheitsaktionär zu werden. «Dieser Schritt ermöglicht es der Gruppe, im Verdrängungsmarkt des Versicherungsbrokerages weiter zu wachsen und die technologischen Herausfor- Drohender Dichtestress im Kundensegment KMU: Die CEOs von Qualibroker, Urs Thalmann; Swiss Risk & Care, Pierrick Leprince und der Swissbroke-Fraumünster-Gruppe, Beat Blaser (v.l.), setzen auf kleine und mittelgrosse Unternehmen. derungen der Zukunft gestärkt anzugehen», sagt Urs Thalmann, CEO von Qualibroker. Bis heute sind jedoch noch die Alt-Aktionäre in der Mehrheit. Eine Namensänderung ist übrigens nicht vorgesehen, wie Verwaltungsrat und GL-Mitglied Daniel Oberhänsli bestätigt. Urs Thalmann lässt durchblicken, dass die Gruppe mit den beiden Tochtergesellschaften Qualibroker AG mit Sitz in Zürich und Schreiber + Maron mit Sitz in Liechtenstein umworben waren: «Wir konnten aus einer Position der Stärke heraus verhandeln und haben uns für den Partner entschieden, der am besten zu uns passt», betont Thalmann, «für den Fortbestand unserer Unternehmen und unsere Tätigkeit im KMU-Geschäft ist die gewählte Lösung ideal.» Stark im Firmenkundengeschäft Im Zuge der Neuausrichtung hat Qualibroker-Mitgründer Adrian Ill seine Aktien zugunsten der neuen Strategie abgegeben. Seinen Kunden will er aber weiterhin die Stange halten, wie Ill in einer Medienmitteilung zitiert wird. Die Kundenpflege und das Beziehungsmanagement lägen ihm am Herzen. Die Sorrel-IES Group SA ist vor allem im Firmenkundengeschäft der Westschweiz stark. Die Aktienmehrheit des Unternehmens übernahm kürzlich die Groupe Burrus Courtage (GBC), die ihren Sitz in Pully hat und 2015 mit allen ihren Gesellschaften einen Jahresumsatz von 148 Millionen Euro erzielte. Zur GBC gehört unter anderem auch der fünftgrösste französische Versicherungsbroker Diot, mit dem die Unternehmen der QualibrokerGruppe auf internationaler Ebene bereits länger zusammenarbeiteten. «Für diese Zusammenarbeit und generell für unsere internationalen Geschäfte bringt uns der Einstieg der Sorrel-IES Group SA in eine deutlich bessere Ausgangslage», ist Urs Thalmann überzeugt, denn «mit dem neuen starken Partner im Rücken können wir ein weiteres Wachstum anstreben, das auch auf der Akquisition von weiteren Firmen basiert.» Rahmenbedingungen festgelegt Die Rahmenbedingungen für weitere Akquisitionen in der deutschsprachigen Schweiz sind gemäss Daniel Oberhänsli festgelegt: «Weitere Übernahmen von Brokern mit fünf bis 15 Mitarbeitenden sind prüfenswert, sofern die Portefeuillestruktur, die Altersstruktur der Führungspersonen sowie der geographische Standort für uns passen. Zudem muss selbstverständlich die Preisvorstellung vernünftig sein, denn der Kaufpreis muss innerhalb nützlicher Frist abbezahlt werden können.» Konkret soll der Return on Investment innerhalb von fünf Jahren abgeschlossen sein. Oberhänsli stützt sich dabei auf die Richtlinien vieler Banken, was die Refinanzierungsdauer anbelangt. Angesichts der zunehmenden Komplexität des Versicherungsgeschäfts und der vermehrten Regulierung sei eine minimale Unternehmensgrösse heute unabdingbar, erklärt CEO Urs Thalmann. «Dazu kommt, dass die Verhandlungsposition gegenüber den Versicherungsanbietern vom verwalteten Kundenvolumen abhängig ist.» Bei der Qualibroker-Gruppe betrug das verwaltete Prämienvolumen letztes Jahr 320 Millionen Franken. In Kombination mit der Sorrel-IES StAND fokussiert auf unabhängige Vertriebspartner. Unser Standpunkt ist klar: Produkte und Lösungen von Pax werden nur durch unabhängige Partner vertrieben. Die Partner werden von uns umfassend betreut, kennen unsere Leistungen und engagieren sich persönlich, um gemeinsam mit ihren Kunden die ideale Vorsorgelösung zu entwickeln. 8/4 SCHWEIZER VERSICHERUNG21 SEPTEMBER 2016 MÄRKTE & KUNDEN BROKER Group SA soll dereinst ein Volumen von einer Milliarde Franken angepeilt werden. Durch die steigende Komplexität sind auch Broker gefordert. Vor allem die Digitalisierung führt zu hohen Investitionen, welche kleinere Brokerunternehmen nicht immer zu stemmen in der Lage sind. Ein Platz an der Sonne Beispiel Swiss Risk & Care: Ambitionen auf einen Platz an der Sonne hat auch die Westschweizer Brokergruppe Swiss Risk & Care, die 240 Personen beschäftigt, davon 65 Beraterinnen und Berater, die rund 40 Millionen Franken Umsatz und eine Prämiensumme von etwa 700 Millionen Franken erarbeiten. Die Holding Swiss Risk & Care ist im März 2014 durch den Zusammenschluss von hpr groupe, Unirisc Group und Unicare entstanden mit dem Ziel, die grösste Westschweizer Gruppe für Vermittlung von Versicherungs- und Vorsorgeleistungen sowie Risk Management zu bilden. Die einzelnen Marken bleiben vorerst noch bestehen. Die Absicht sei jedoch, lässt CEO Pierrick Leprince durchblicken, voraussichtlich im Jahr 2018 nur noch als Swiss Risk & Care aufzutreten. Der Geschäftsleitung gehören nebst CEO Leprince zwei ständige Delegierte des Verwaltungsrats und historische Gründer an: Richard Racine (hpr) und Thierry Chardonnens (Unirisc). Die beiden hatten vor 14 Jahren Unicare gegründet. Pierrick Leprince möchte die Gruppe mit der Bildung besonderer Geschäftseinheiten zielgerichtet auf die spezifischen Bedürfnisse der breiten Kundenpalette ausrichten. Zum Kundenstamm gehören internationale Organisationen, KMU, multinationale Unternehmen, Pensionskassen und Privatpersonen. Für internationale Bedürfnisse steht Swiss Risk & Care mit Jardine Lloyd Thomson (JLT) und MSH ausserdem ein internationales Netzwerk zur Verfügung. «Wir sind stark auf internationale Kundschaft fokussiert und in der Schweiz auf mittelgrosse und grosse Unternehmen», erzählt Pierrick Leprince. Und: «Die Privatkundschaft ist insofern von Interesse, als wir uns auf Expats unserer Firmenkundschaft spezialisiert haben. Weil diese international tätig sind, haben sie auch spezielle Versicherungs- und Vorsorgebedürfnisse.» In der Schweiz ist Swiss Risk & Care bisher nur in der Romandie mit Standorten in Vésenaz-Genf, Carouge, Ecublens, Vevey, Neuchâtel, Crissier, Montreux und Sion präsent. Erst kürzlich sind mit der AD Conseils Büros in Zürich und Lugano dazugekommen. Dabei soll es nicht bleiben. Leprince, lässt durchblicken, dass er mit Wettbewerbern in der Deutschschweiz seit längerem «im Gespräch» sei bezüglich Zusammenschluss oder Übernahme. Gesamtschweizer Präsenz angestrebt Sein Ziel ist klar: Swiss Risk & Care möchte in der gesamten Schweiz präsent sein. Weitere Details will er aber nicht bekanntgeben: «Solche Gespräche sind nicht so einfach, sie brauchen Zeit.» Der Kaufpreis für ein Brokerunternehmen ist für ihn nicht einmal ausschlaggebend. Wichtiger ist Leprince die Rendite, die erarbeitet wird – und ob die Teams, die neu zur Gruppe stossen werden, die gleichen Werte und Ziele teilen, denn das seien die besten Voraussetzungen für eine schnelle Integration. «Wir wollen jedoch nicht einfach ein Portefeuille übernehmen, sondern ein unternehmerisch denkendes Team, das zu uns passt, unsere Strategie mitträgt und mit uns wachsen will», so Leprince. Wachstumspotenzial ist für den Chef der Swiss Risk & Care jedenfalls immer noch vorhanden, auch wenn der Wettbewerb härter geworden ist in den letzten Jahren. Konsolidierungsdruck steigt weiter Für Beat Blaser, CEO der SwissbrokeGruppe, wird die Konsolidierung noch an Fahrt zunehmen. Ein wichtiger Grund sei nebst zunehmendem Regulierungsdruck und entsprechend höherem Verwaltungsaufwand die Digitalisierung: «Damit sind signifikante Investitionen für die Branche verbunden. Diese Kosten sind für Kleinstunternehmen schlicht nicht tragbar.» Ähnlich die Beurteilung von Qualibroker-Verwaltungsrat und GL-Mitglied Daniel Oberhänsli: «Es wird weitere Transaktionen geben.» Neben der zunehmenden Regulierung und vermehrten Investitionen in die IT sieht er als Treiber der Marktbereinigung eine steigende Komplexität insbesondere im Haftpflichtbereich sowie in der beruflichen Vorsorge. Bietet sich also das Wachstum durch Übernahmen im Inland an. «Es gibt einige mittelständische Brokerunternehmen, bei denen der Mehrheitsaktionär allmählich in die Nähe des Pensionsalters kommt und eine Nachfolgelösung anstrebt. Doch der Wert, respektive der Preis einer solchen Firma ist oft zu hoch, als dass die nachrückende Garde den Kauf finanzieren kann», so die Beobachtung von Daniel Oberhänsli. Konstanz wichtig Haben die Kleinen also ausgedient? «Überhaupt nicht», sagt Remo Godly, Geschäftsführer des Versicherungsbrokers Godly & Partner AG, der mit 10 Personen in den Regionen Chur und Rheintal aktiv ist und sich im Vorstand des Brokerverbandes Siba engagiert: «Kleinere Brokerunternehmen sind in aller Regel dank eines persönlichen Beziehungsnetzes in der regionalen Wirtschaft stark verwurzelt, was hilft, Kunden zu gewinnen und zu halten.» Dieser Faktor sei nicht zu unterschätzen. Er höre von Kunden immer wieder, dass die Konstanz der Beziehung eine enorme Bedeutung habe, so Godly. Bei grösseren Brokergesellschaften sei die Fluktuation in der Tendenz höher. Vor allem KMU-Unternehmer und Gewerbler wollen sich aber nicht alle paar Jahre oder gar Monate mit neuen Ansprechpartnern auseinandersetzen. Daniel Oberhänsli von Qualibroker kann sich durchaus vorstellen, dass es vermehrte Zusammenschlüsse von kleineren Brokern gibt mit dem Ziel, eine gewisse Grösse zu erreichen, wobei sich dann immer die Frage stelle, wer die «neue» Firma führe. Neben einer optimalen Organisation und Ablaufprozessen bleiben Köpfe eben doch noch wichtig. Auch im Brokergeschäft. VER gAbE lösungen, die im Wettbewerb bestehen. Unser Vertriebsmodell ist unser Motor. Unsere Lösungen müssen besonders marktnah und konkurrenzfähig sein. Nur so können unsere Partner ihren Kunden überzeugende Angebote unterbreiten. Damit erzielen wir Spitzenplätze bei der Punktvergabe für die beste Vorsorge. 9/4 SCHWEIZER VERSICHERUNG23 SEPTEMBER 2016 MÄRKTE & KUNDEN BROKER NACHGEFRAGT «BROKER SIND GUTE KONSUMENTENSCHÜTZER» Markus Lehmann, Präsident des Verbandes Schweizerischer Versicherungsbroker SIBA über Veränderungen im Brokermarkt Schweiz. INTERVIEW: WERNER RÜEDI Genau beobachten müssen wir die Qualität bei unseren Versicherungspartnern, aber auch wer sich im Markt als Versicherungs broker bewegt, sich als ungebundener Versicherungsvermittler bezeichnet; dazu das Stichwort Registrierung und Finma. All diese Themen stehen im Zusammen hang mit der Stärkung unseres Berufs standes, was ich als ganz wichtige Heraus forderung betrachte. Markus Lehmann Präsident des Verbandes Schweizerischer Versicherungsbroker SIBA In letzter Zeit schliessen sich vermehrt grössere und mittelgrosse Brokergesellschaften zusammen. Was läuft da? Nun, der Markt ist Bewegung und die verschiedenen Zusammenschlüsse haben wohl unterschiedliche Gründe, aber immer die gleichen Ziele, nämlich Effizienz steigern und Kosten reduzieren durch die Nutzung von gemeinsamen Synergien. Wichtige Indikatoren sind die Kosten, denn von den Kunden werden immer mehr Leistungen erwartet und die Entschädi gungen der Gesellschaften sind immer gleich, obwohl die Aufwände der Versiche rungsbroker exorbitant gestiegen sind. Ich stelle einen Trend zu grösseren Firmen fest. Wie können sich da Klein- und Kleinstbroker noch im Markt halten? Versicherungen sind immer noch Vertrau enssache und gut ausgebildete routinierte und unabhängige Versicherungsfachleute sind gefragt, da ist es für den Kunden nicht allein entscheidend, bei welcher Brokerfirma er ein Mandat unterzeichnet hat, sondern die Leistung des Betreuers ist massgebend. Darum haben auch kleinere Versicherungsbroker ihre Berechtigung im Markt, wie beispielsweise Privatbanken im Finanzsektor. Wo orten Sie die grössten Herausforderungen? Der Kampf gegen die Tendenz zu immer noch mehr Regulatorien welche – ausser dass sie Kosten verursachen – keinen Nutzen erzeugen. Die Versicherungsbroker sind aus meiner Sicht gute Konsumenten schützer, sie schauen den Versicherern sehr genau auf die Finger und setzen sich für ihre Kunden ein. Dann ist zur Zeit die Ausbil dung eine grosse Herausforderung, welche aktuell von uns genauestens unter die Lupe genommen wird. Diesbezüglich schauen wir auch auf die internationalen Standards, welche auch für die Schweiz von Relevanz werden könnten. Gut ausgebildete Versiche rungsbroker sind essentiell für einen funktionierenden Versicherungsmarkt, dazu gehören brokerspezifische Ausbildungstools. Wie wird der Brokermarkt nach der Konsolidierung aussehen? Grosse Broker hat es schon immer gegeben. Ich gehe heute aber davon aus, dass sich der Brokermarkt durch die Zusammen schlüsse verändern dürfte. Grosse Broker werden vermehrt Druck ausüben können gegenüber den Versicherungsgesellschaften, davon können alle im Markt profitieren. Wenn der Kuchen verteilt ist, findet in der Ökonomie zwangsläufig ein Verdrängungs markt statt, das wird kleinere Broker betreffen, aber ist auch gleichzeitig eine Chance besser zu sein als «die Grossen». Kleine Broker, welche eine Spezialität beherrschen oder entwickeln, bleiben gefragte Adressen. Sie sind Mitinhaber der Balrisk Versicherungsbroker AG. Wie sieht Ihre Strategie zur nachhaltigen Entwicklung aus? Wir machen uns natürlich seit einiger Zeit vertiefte Gedanken und planen auch in der Nordwestschweiz mit Kooperationen aus der Position der Stärke heraus neue Synergien zu nutzen, um uns im Markt weiterhin erfolgreich zu behaupten. Wir werden aber unsere individuellen Stärken nicht verlieren oder vernachlässigen, sondern unsere Kunden noch besser betreuen können, denn die vorgesehenen Verbindun gen ergänzen sich qualitativ ideal. 24 SCHWEIZER VERSICHERUNG SEPTEMBER 2016 Gefährliche Disruption Knip galt als das Schweizer Vorzeige-Fintech. Nun hat der Online-Versicherungsbroker mit miesen Benutzerzahlen und einem Personalexodus zu kämpfen. Von Heinz-Roger Dohms A nfang April erscheint im Internet ein Manifest, nach dessen Lektüre man glaubt, hierzulande wachse ein neuer Finanzgigant heran. «Die Wahrheit über Disruption in der Versicherungsbranche» lautet der selbstbewusste Titel des 11 000-Zeichen-Konvoluts, das von Dennis Just stammt, dem Gründer und Chef des Zürcher Online-Versichungersbrokers Knip. Kurz zusammengefasst schreibt der 28-Jährige, sein Unternehmen sei «der klare Marktführer in allen Ländern, in denen wir tätig sind». Zum Beleg führt er die Download-Zahlen an. Schon 230 000 Menschen hätten sich die Knip-App heruntergeladen. Vier Monate später ist von der damaligen Mitteilsamkeit nicht mehr viel übrig. Fragt man bei Knip nach, ob das Unternehmen einem die aktualisierten Zahlen – also jene für die Periode zwischen April und Juli – zur Verfügung stelle, wartet man nach einer Woche noch immer auf die entsprechende Statistik. Die Buchhalterin ist krank, entschuldigt sich der Firmensprecher per E-Mail. Eine bemerkenswerte Begründung. Sobald die Buchhalterin ausfällt, kann das wohl bekannteste Schweizer Fintech seine eigenen Download-Zahlen nicht mehr nachverfolgen? Einbruch von mehr als 90 Prozent Tatsächlich dürften die wahren Gründe triftiger sein. Nach Recherchen der Handelszeitung sind die jüngsten Zahlen verheerend, der vermeintliche Finanzgigant scheint bin- nen kürzester Zeit auf Zwergengrösse geschrumpft zu sein. Laut dem Analyse-Tool Priodata – das ist jene Quelle, auf die sich auch Just in seinem Manifest beruft – luden sich im Juli in der Schweiz bloss noch 328 Menschen mit Apple-Betriebssystem iOS die Knip-App herunter. Im Vergleich zum April war das ein Einbruch von mehr als 90 Prozent. Für Deutschland, den zweiten Markt, in dem Knip tätig ist, ist die Statistik relativ betrachtet genauso katastrophal. Im April waren es 15 241, im Juli noch 924 Downloads. Auf den ersten Blick ist der Rückgang ein Rätsel. Schliesslich wurde Knip lange Zeit nicht nur von sich selbst, sondern auch von der Schweizer Finanz-Community gefeiert. Das Start-up erhielt verschiedene Preise, wurde von renommierten Investoren hofiert. Rund 15 Millionen Franken sammelte Knip im vergangenen Herbst bei Risikokapitalgebern ein. Das war damals die grösste Finanzierung für ein Versicherungs-Fintech im gesamten deutschsprachigen Raum. Hohe Marketingausgaben Den Recherchen der Handelszeitung zufolge floss ein grosser Teil des im Oktober eingesammelten Geldes allerdings nicht in die Verbesserung des Produkts, sondern ins Marketing. So fuhr Knip umfangreiche TV-Kampagnen, warb für teures Geld auf Facebook und Google. Der Ertrag blieb al- Knip-Gründer Dennis Just: Das Geschäft ist auf Zwergengrösse geschrumpft. SCHWEIZER VERSICHERUNG25 SEPTEMBER 2016 MÄRKTE & KUNDEN KNIP lem Anschein nach jedoch bescheiden: In Branchenkreisen heisst es, im Kernmarkt Deutschland habe Knip derzeit bestenfalls rund 20 000 feste Kunden – also Menschen, die nicht bloss die App herunterladen, sondern mittels digitaler Unterschrift auch tatsächlich ein Maklermandat erteilen. Bei durchschnittlichen Provisionen von grob geschätzt 50 Euro jährlich ergäbe dies einen monatlichen Umsatz von nicht einmal 100 000 Euro. Knip will sich zu den Zahlen nicht äussern, sondern weist lediglich darauf hin, dass die Kundenzahlen in der Schweiz ähnlich hoch seien wie in Deutschland. Diese Provisionsumsätze müsste man also noch hinzuaddieren. Trotzdem dürften die Erlöse nicht einmal entfernt ausreichen, um die Ausgaben zu decken. Nach eigenen Angaben beschäftigte Knip zwischenzeitlich rund 120 Mitarbeitende, leistete sich Büros nicht nur in Zürich und Berlin, sondern sogar in Paris und New York. Den fixen Kostenapparat mit grob einer halben Million Franken im Monat zu veranschlagen, wird nicht zu hoch gegriffen sein. Hinzu kommen Marketingaufwendungen, die nach Angaben aus Branchenkreisen in Spitzenzeiten ähnliche Dimensionen erreicht haben sollen. Der Einbruch bei den DownloadZahlen deutet nun allerdings darauf hin, dass Knip seine Werbeausgaben inzwischen drastisch zurückgefahren hat. Ein Beleg: Selbst wenn man bei Google zuletzt das Stichwort Knip eingab, erschienen auf den wichtigen Anzeigeplätzen die Namen von Konkurrenten wie Clark oder Moneymeets. Das ist höchst ungewöhnlich. Denn es ist viel billiger, als Werbetreibender bei Google auf die eigene Marke zu bieten als auf die Marke eines Konkurrenten. Mitgründerin tritt ab Tatsächlich ist von Büros in Paris und New York inzwischen keine Rede mehr. Ebensowenig von 120 Mitarbeitenden. Es seien 101, heisst es, allerdings wolle man gerade 14 neue einstellen. Schon vor Monaten musste Knip den Abgang von Mitgründerin Christina Kehl verkraften. Inzwischen haben offenbar auch weitere Führungskräfte die Firma verlassen. So gingen laut dem Karriereportal Linkedin im Februar der Produktchef, im Mai der Art Director, im Juni der Marketingchef und im Juli der Strategiechef. Dem Eindruck, es habe sich womöglich schon wieder ausgeknipst, tritt die Firma trotzdem entschieden entgegen. Versicherungen würden von September bis November verkauft, heisst es – und Apps würden sich am besten von Oktober bis März vermarkten lassen. Darum bereite Knip gerade neue Spots und Tools vor, um zur Hauptsaison effizient und nachhaltig Kunden zu gewinnen. Auch für die Personalien hat das Fintech eine Erklärung: Man steigere gerade Effizienz und Automatisierung. Darum brauche Knip tendenziell immer weniger Manpower, um die Kunden exzellent zu beraten. Das soll sie also sein – die Wahrheit über Disruption? NUR AUF DEN ERSTEN BLICK KOSTENLOS Der Online-Makler wurde 2013 von Dennis Just und Christina Kehl gegründet und ist nach eigenen Angaben das mit Abstand grösste Insuretech im deutschsprachigen Raum. Über die Knip-App können User ihre Versicherungen hochladen, die von dem Fintech dann zu einem digitalen Versicherungsordner zusammengestellt werden. Auf den ersten Blick ist dieser Service kostenlos – tatsächlich zielt er aber darauf ab, dass der Kunde das Fintech zu seinem Makler macht. Damit fliessen die Bestandsprovisionen der Versicherer an Knip. Die Kooperation mit der Versicherungs branche ist deshalb überlebenswichtig. Manche Versicherer wie Helsana weigern sich allerdings, mit Knip zu kooperieren. LLOYD`S IN DUBAI AUF TUCHFÜHLUNG D er altehrwürdige, internationale Versicherungsmarkt Lloyd’s of London und die Dubai Financial Services Authority (DFSA), die Regulierungsbehörde des Dubaier Finanzzentrums DIFC, haben sich auf Rahmenbedingungen für eine Zu sammenarbeit verständigt. Lloyd’s Chairman John Nelson und der CEO der DFSA Ian Johnston unterzeichneten kürzlich ein entsprechendes Abkommen, das einen «effektiven Informationsfluss» zwischen beiden Institutionen gewährleisten soll, insbesondere im Hinblick auf jene Versicherungsunternehmen, die Mitglied bei Lloyd’s sind und von ihrer Niederlassung im DIFC aus im Mittleren Osten operieren. Während die DFSA, deren Regelwerk fast identisch ist mit dem der britischen Finanzaufsicht, die Mitgliedsfirmen von Lloyd’s beaufsichtigt, unterhält der britische Versicherungsmarkt selbst seit März 2015 eine Zweigstelle im DIFC. Die neun Lloyd’s-Mitgliedsfirmen Amlin, Argo Re, Liberty, Markel, Visionary, Talbot, Watkins, Catlin and Beazley bearbeiten die Region über das DIFC, dessen Geschäftssprache Englisch anstelle von Arabisch und dessen offizielle Währung der US-Dollar und nicht der Emirate-Dirham ist. Im vergangenen Jahr generierte Lloyd’s in Dubai ein Bruttoprämienvolumen von 91 Millionen US-Dollar, für 2016 rechnet Nelson mit 30 Prozent Prämienwachstum. Das Rahmenabkommen stellt laut Johnston «einen bedeutenden Schritt dar für die Entwicklung von Lloyd’s im DIFC». Einige Mitgliedsfirmen bei Lloyd’s seien bereits seit zehn Jahren im DIFC, «doch die vor einem Jahr geschaffene Präsenz der Lloyd’s-Plattform im DIFC erweitert die Markttiefe.» Auch Nelson lobte das Abkommen: «Die Vereinbarung anerkennt die Verantwortlichkeiten und gemeinsamen Interessen zwischen Lloyd’s und der DFSA und es stellt sicher, dass die Geschäftsaktivitäten der Lloyd’s Coverholders im DIFC ordnungsgemäss ausgeführt und beaufsichtigt werden.» Gérard Al-Fil 26 SCHWEIZER VERSICHERUNG SEPTEMBER 2016 E ine neue Studie der Universität St. Gallen – erstellt im Auftrag des Krankenversicherungsverbands Santésuisse – hat den Status quo und zukünftige Herausforderungen im Gesundheitssystem aus Perspektive der Krankenversicherer analysiert. Zu diesem Zweck wurden ausgehend von sogenannten Megatrends zentrale strategische Herausforderungen identifiziert und im Rahmen einer Marktbefragung zur Diskussion gestellt. Für die Befragung konnten 18 Versicherer, welche mit ihren Kunden etwa die Hälfte der Schweizer Bevölkerung repräsentieren, gewonnen werden. Schweiz in oberen Rängen Im Ergebnis zeigt sich, dass die Schweiz ein sehr gutes Gesundheitssystem mit einem sehr hohen Leistungsniveau hat. So nimmt sie in internationalen Studien zum Vergleich der Gesundheitssysteme in der Regel einen der oberen Plätze ein. Einzig das relativ hohe Kostenniveau ist Gegenstand anhaltender, kontroverser Diskussionen, denn die relativ hohe Qualität in der Schweiz wird mit relativ hohen Kosten erkauft. Daher konzentriert sich die politische Diskussion häufig auf die Frage, wie die Gesundheitsvorsorge kosteneffizienter gestaltet werden kann. Sprich also: ähnlich gute Leistung und dies – wenn irgendwie möglich – zu geringeren Kosten. Dies ist aber kaum realisierbar. Denn der Studie zufolge sieht sich das Gesundheitssystem in den kommenden Jahren mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert, welche enorme zusätzliche Kostenwirkungen entfalten. Dazu gehören etwa die demografische Alterung mit erheblichen zusätzlichen Kosten in den Bereichen Pflege und chronische Krankheiten bis hin zum medizinisch technologischen Fortschritt, der vielen Menschen ein langes Leben bei guter Gesundheit ermöglicht, zugleich aber auch sehr teuer ist. Neben diesen allgemeinen Entwicklungen sehen sich die Krankenversicherer mit einem zunehmend dynamischen Geschäftsumfeld konfrontiert. Zunehmender Wettbewerb, geringe Renditen auf der Kapitalanlageseite, wachsender Regulierungsdruck, neue Technologien sowie die anhaltende institutionelle Auseinandersetzung mit den Leistungserbringern stellen das Management vor besondere Herausforderungen. Auf der Grossbaustelle Gesundheit Die eigentliche demografische Bombe ist nicht die AHV, sondern die Themen Langzeitpflege und altersbedingte Krankheiten. Diese werden in den nächsten Jahren zu Mehrkosten in Milliardenumfang führen. Was ist zu tun? Von Martin Eling In der Altersvorsorge sind die Reformhebel vollständig bekannt. Im Gesundheitssystem sind die passenden Lösungsansätze noch zu entwickeln. politischen Seite hat der Bundesrat mit der Initiative Gesundheit 2020 zudem eine umfassende Strategie mit 36 Einzelmassnahmen lanciert, welche die Balance zwischen hoher Versorgungsqualität und Bezahlbarkeit sichern sollen. Drei Grossbaustellen Das Gesundheitssystem und die Krankenversicherer sind folglich in Bewegung. Mit welchen Themen werden sich die Krankenversicherer aber bis ins Jahr 2020 schwerpunktmässig befassen? Im Rahmen der Studie werden verschiedene aktuelle strategische Herausforderungen und Handlungsfelder vorgestellt. Die wichtigsten Herausforderungen bis ins Jahr 2020 liegen nach Angaben der befragten Unternehmen in den drei Themenblöcken demografischer Wandel, zunehmende Regulierung und mangelhafte institutionelle Strukturen im schweizerischen Gesundheitsmarkt. 1. Demografischer Wandel Das Resultat, dass der demografische Wandel bei den strategischen Herausforderungen die erste Position einnimmt, mag auf den ersten Blick überraschen. Dies insbesondere auch, weil dieses Thema die Schweiz bereits seit vielen Jahrzehnten kontinuierlich begleitet. Im Moment kommt aber hinzu, dass die letzte Generation mit einer hohen Geburtenrate (die sogenannte Baby-Boomer-Generation) ins Pensionsalter eintritt. Dies führt zu einer deutlichen Erhöhung des Altersquotienten und damit zu erheblichen Herausforderungen für die Sozialwerke. Die entsprechende Diskussion ist momentan im Bereich der Altersvorsorge sehr präsent, insbesondere auch im Hinblick auf die laufende Reformdebatte Vorsorge 2020. Die Resultate der Studie zeigen aber, dass diese Entwicklung aufgrund der Finanzierungsstruktur und der Entwicklung der Gesundheitskosten auch für die Krankenversicherung und für das Gesundheitssystem insgesamt von grosser Relevanz ist. Im Vergleich zum Einfluss des demografischen Wandels auf den Bereich der Altersvorsorge besteht im Bereich der Gesundheit das spezifische Problem, dass Lösungsansätze zum Management der Langzeitpflege und altersbedingter Krankheiten (wie etwa Alzheimer) nur sehr rudimentär vorhanden sind. Im Bereich der Altersvorsorge sind die Reformhebel (wie Rentenalter und Umwandlungssatz) vollständig bekannt; lediglich deren politische Umsetzung ist Gegen- SCHWEIZER VERSICHERUNG27 SEPTEMBER 2016 BILD: KEYSTONE/MARKUS WIDMER MÄRKTE & KUNDEN GESUNDHEITSWESEN Rentner-Kino als Zeitvertreib. Doch die Baustellen, die sich im Gesundheitssektor abzeichnen, verlangen nach passenden Lösungsansätzen. stand kontroverser Diskussionen. Im Gesundheitssystem sind die entsprechenden Lösungsansätze aber noch zu entwickeln, was in den kommenden Jahren eine grosse Herausforderung darstellen wird. Insofern kann die These aufgestellt werden, dass die eigentliche demografische Bombe nicht die AHV ist, sondern die Themen Langzeitpflege und altersbedingte Krankheiten. Diese Themen werden in nächsten 10 bis 15 Jahren zu Mehrkosten in Milliardenumfang führen und es ist noch weitgehend unbestimmt und teilweise unbekannt, wie diese in der Gesellschaft adäquat aufgefangen werden können. 2. Zunehmende Regulierung Auch die Krankenversicherer sehen sich einem zunehmenden Regulierungsdruck ausgesetzt. Speziell für die Krankenversicherungsbranche ist anzuführen, dass diese in vielen Fällen nicht nur von einer Regulierungsbehörde beaufsichtigt wird, sondern neben dem Bundesamt für Gesundheit (BAG, für das KVG-Geschäft) auch unter der Aufsicht der Finma (für das VVG-Geschäft) stehen. Folglich gibt es zwei Aufsichtsbehörden, die jeweils ihre eigene Agenda an Reformmassnahmen und Initiativen im Bereich der Regulierung vorbringen. 3. Mangelhafte institutionelle Strukturen Die mangelhaften institutionellen Strukturen werden als schwerwiegendes Problem des Gesundheitssektors erachtet. Es herrscht auch eine ge- wisse Resignation beim Problem der Mengenausweitung, vermutlich wegen der gescheiterten Managed-CareVorlage und weiterer politischer Initi- ativen zur Einschränkung von Wahlfreiheiten und Wettbewerb. Auch sehen sich die Versicherer hier mit dem Problem der mangelnden direkten Beeinflussbarkeit konfrontiert: Mit den Verwaltungskosten können nur etwa 5 Prozent der Gesamtkosten direkt beeinflusst werden, während 95 Prozent der Gesamtkosten weitgehend von aussen vorgegeben sind. Offen für Reformen Den grössten Hebel für die politische Diskussion sehen die befragten Unternehmen im Bereich Finanzierbarkeit und Finanzierungsgerechtigkeit. Offensichtlich besteht an dieser Stelle die Erwartung, dass eine grössere Offenheit für eine Reformdiskussion bestehen könnte. So hat jüngst die Sozial- und Gesundheitskommission (SGK) des Nationalrats den Vorschlag eingebracht, eine Prämienentlastung der 19 bis 35-Jährigen vorzusehen. Die Studie geht hier sogar noch einen Schritt weiter und bringt die ge- zielte Entlastung junger Familien ins Spiel. Gerade diese Gruppe ist erheblichen Belastungen ausgesetzt, die auch vor dem Hintergrund der Generationengerechtigkeit hinterfragt werden können. Die unternehmerische Prägung der Krankenversicherer ist einer der wesentlichen Vorteile des schweizerischen Krankenversicherungssystems und einer der wesentlichen Unterschiede zu anderen Krankenversicherungssystemen im internationalen Vergleich. Denn die Krankenversicherer sind aufgrund der unternehmerischen Prägung eine der wenigen Parteien im Gesundheitssystem, welche ein Interesse an den Kosten und damit an der Effizienz insgesamt haben. Die Sorge um die Effizienz spiegelt sich in unserer Marktbefragung in vielen Feedbacks der Krankenversicherer wider. Dies sicherlich aus Eigeninte resse, aber zugleich auch aus Interesse an der nachhaltigen Entwicklung des Sektors insgesamt. Die Resultate der Marktbefragung zeigen folglich, dass es den Versicherern nicht um eine pauschale Diskussion (im Sinne von «weniger Regulierung» oder «mehr Wettbewerb») geht, sondern um eine differenzierte Auseinandersetzung zu Wirksamkeit und Effizienz im Gesundheitswesen. Insofern liefert die Studie Politikern, Versicherern und weiteren Interessengruppen Gedankenanstösse für die aktuelle Debatte um die Weiterentwicklung des Gesundheitssystems. MARTIN ELING ist Professor am Institut für Versicherungswirtschaft der Universität St. Gallen 28 SCHWEIZER VERSICHERUNG SEPTEMBER 2016 Kapazitäten so weit das Auge reicht Die misslichen Bedingungen bringen selbst die Hedge-Fund-Rückversicherungen in Schwierigkeiten. Von Matthias Niklowitz D BILD: KEYSTONE/AP KYODO NEWS/YOHEI FUKAI ie 14 Milliarden Dollar Schäden, welche die global versicherten Katas trophen im zweiten Quartal gekostet hatten und die deutlich über dem mehrjährigen Durchschnitt von 9 Milliarden Dollar liegen, brachten kaum eine Entspannung: Der Druck des Marktes ist einfach noch nicht gross genug, um den jahrelangen Preiszerfall aufzuhalten, so die Ana lysten von Morgan Stanley. Der an haltende Preiszerfall über alle Linien von 5 Prozent belastet die Eigenkapi talrendite jeweils mit zwei Prozent punkten. Lediglich bei einzelnen Spe zialitäten sowie bei US-Health gibt es Anzeichen für eine Stabilisierung. «Die Kapazitäten bleiben hoch und trotz rekordtiefen Investmentrenditen schafft es die Industrie nicht, die Preise anzuheben», stellt auch Stefan liegt meiner Ansicht nach der mögli che Inflektionspunkt», so Schürmann. «Denn sollte die Schadeninflation stei gen, könnte die Diskussion zur Ja nuar-2017-Erneuerungsrunde, die in Monte Carlo angestossen wird, für die Rückversicherungsindustrie interes sant werden.» Das Erdbeben in Japan war gravierend, kann aber den Preiszerfall in der Rückversicherungsbranche auch nicht aufhalten. Schürmann, Versicherungsanalyst bei der Bank Vontobel in Zürich fest. Ein wichtiger Grund sei die tiefe Schaden inflation, die es bisher erlaubt hat, Re serven aus früheren Jahren aufzulösen und die Resultate zu stützen. «Hier Scheues Kapital Alleine die Feuer in Kanada hatten laut Morgan Stanley versicherte Schä den in einer Höhe zwischen 3 und 7 Milliarden Dollar angerichtet. Davon werden zwischen 2 und 5 Milliarden Dollar von den Rückversicherungen und den ILS-Investoren, welche CatBonds gekauft hatten, getragen. Ka nadische Erstversicherungen geben typischerweise zwei Drittel bis drei Viertel der Risiken an die Rückversi cherungen weiter. Hinzu kommen Hagelstürme in Texas (2 bis 3 Milliar den Dollar Schaden), Erdbeben in Ja pan und in Ecuador (3 bis 7 Milliar den) sowie die Überschwemmungen in Europa (2,5 Milliarden Dollar). In den USA zeichnet sich gemäss der US-Rückversicherung Willis Re eine gewisse Stabilisierung der Preise ab. In Europa dagegen sind die Kapa zitäten unverändert hoch, was wiede rum das Prämienniveau auf vielen Linien belastet. Gemäss Willis han deln Erst- und Rückversicherungen in den reifen Märkten berechenbar: Die Käufer von Versicherungsleistungen vermeiden es zunehmend, grosse ge bündelte Abschlüsse vorzunehmen. Stattdessen kaufen sie Schutz diffe renziert ein, je nach unterschiedlichen Einzelrisiken. Man bleibt aber auf bei den Seiten des Tisches pragmatisch, wie man bei Willis beobachtet hat, SCHWEIZER VERSICHERUNG29 SEPTEMBER 2016 MÄRKTE & KUNDEN RÜCKVERSICHERUNGEN und schliesst auch wiederum bei den gleichen Adressen ab. Flexibilität gibt es bei Details wie bei der Indexierung von Provisionen. Über alle Linien gibt es für Europa einen Preisrückgang bis Der Druck des Marktes ist einfach noch nicht gross genug, um den jahrelangen Preis-zerfall aufzuhalten. 10 Prozent, wobei die Erneuerungen stärker betroffen sind als ganz neue Abschlüsse. Bemerkenswerterweise haben sich auch die Preise für Policen, welche politische Risiken abdecken, generell nicht besser gehalten: Investoren schauen sich laut Willis die einzelnen Risiken und möglicherweise betroffenen Märkte genau an, bevor sie entscheiden. Gebündelte Policen sind auch hier nicht en vogue. Offener ist laut Morgan Stanley die Reaktion der ILS-Investoren. Bei diesen spielten die Preise selber eine wichtige Rolle – die Beziehungen hier sind hingegen ganz anders strukturiert. Rückzüge und Newcomer Der Hedge-Fund-Rückversicherungsmarkt ist im Umbruch: Investoren bevorzugen laut den Experten von Willis liquide Papiere, sie decken sich auch auf dem Sekundärmarkt ein. Einige Player hatten sich aus gewissen Märkten zurückgezogen: Zurich und Allianz aus Taiwan, Aegas aus Hongkong. Die Distribution via Banken steht weiterhin im Fokus, wobei die Adressen mit gutem Distributionsnetz in Asien vergleichsweise hohe Gebühren verlangen (und auch durchsetzen). Einen besonderen Blick auf die Hedge-Fund-Rückversicherungen hat Standard & Poor’s (S&P) vorgenommen. Diese waren in den vergangenen Jahren besonders aggressiv in einen bereits nachgebenden Markt eingestiegen, obwohl die junge Geschichte dieser Versicherungen eine durchzogene Bilanz zeigt: Scottish Re, eine in den 1990er-Jahren von Maverick Capital gesponserte Rückversicherung, kollabierte und Max Re, die von Moore Capital gegründet worden war, hat sich zu einer «normalen» Rückversicherung weiterentwickelt. Bekannte jüngere Stand-aloneAdressen (also ohne Sponsor im Rücken) sind Fidelis Insurance, Greenlight Capital Re, Hamilton Re und Third Point Re. Sie haben jeweils Kapital zwischen 800 Millionen und 1,5 Milliarden Dollar zur Verfügung. Einigen Neugründungen – unter anderem ABR Re, Aligned Re und Harrington Re – stehen temporäre Schliessungen (wie AQR Capital) und Run-offs (PacRe) gegenüber und aufgrund der misslichen Marktgegebenheiten sah die XL Group davon ab, die eigene Neugründung Alloy Re überhaupt ins Rennen zu schicken. Laut S&P zeichnen sich diese alternativen Anbieter durch unterschiedliche Strategien aus: Stand-alone-Anbieter verfolgen oft eine Asset-heavy-Strategie, hier liegt das Gewicht auf den Anlage- erträgen und weniger auf den Erträgen aus dem Underwriting. Gesponsorte Hedge-Fund-Rückversicherungen (mit einem Rückversicherungs-Sponsor im Rücken) dagegen legen mehr Wert auf ein ausbalanciertes Modell mit Erträgen sowohl aus den Anlagen wie auch aus dem Underwriting. Nach jahrelangem aggressivem Wachstum ziehen die Spezialisten von S&P eine ernüchternde Bilanz: Die Hedge-Fund-Rückversicherungen sind erst als Nischenanbieter etabliert; ihr Prämienvolumen liegt bei 2 Prozent dessen, was die konventionellen Bermudas-basierten Peers jährlich stemmen. Hohe Kostenbasis Hedge-Fund-Rückversicherungen hatten in den vergangenen drei Jahren mit dem Underwriting kein Geld verdient, obwohl sich die Combined Ratio gesamthaft und gemittelt von 117 auf 102 Prozent verbessert hatte. Die eigenen Kosten und die ausbezahlten Gelder nach Schäden sind höher als die verdienten Prämien. Und die Schere geht weiter auseinander: 2013 gab es eine Differenz von 15 Prozentpunkten zwischen der Combined Ratio von traditionellen Rückversicherungen und den Hedge-Fund-Rückversicherungen. Die Lücke wuchs 2015 auf 22 Prozentpunkte an: HedgeFund-Rückversicherungen meldeten eine Combined Ratio von über 110 Prozent, die konventionellen Bermuda-Gesellschaften hingegen kamen auf knapp 89 Prozent. Der Trend setzte sich auch im laufenden Jahr fort. Laut S&P machen den HedgeFund-Rückversicherungen die höhere Verlustquote sowie die ebenfalls überdurchschnittlichen Akquisitionskosten schwer zu schaffen: Zwischen 2013 und 2015 meldeten die HedgeFund-Rückversicherungen eine durchschnittliche Schaden-Auszahlungsquote von 66 Prozent sowie Akquisitionskosten von 30 Prozent. Zum Vergleich: Die traditionellen Bermuda-Gesellschaften kamen auf 53 bzw. 20 Prozent. Damit stellen sich fundamentale Fragen nach der Risiko-Selektion. Hedge-Fund-Rückversicherungen tendierten dazu, eher tiefmargige Quoten-Sharing-Konstellationen einzugehen, bei denen die Volatilität nicht überdurchschnittlich ist und bei denen das Exposure eher bei der Anzahl von Schadenereignissen und weniger bei der Schwere liegt. Aber bei vielen weiteren Faktoren (Makro-Umgebung, Schadenverläufe usw.) unterscheiden sich Hedge-Fund-Rückversicherungen nicht von den traditionellen Anbietern – und damit steht das ganze Geschäftsmodell auf dem Prüfstand. Denn die Risikoselektion und auch das Risk Management zeigte einige Schwächen. Dabei entsteht ein kostspieliger Teufelskreis: Weil die HedgeFund-Rückversicherungen eher höhere Risiken auf die eigenen Bücher nehmen, müssen sie mehr Eigenkapital vorhalten als die traditionellen Peers, die sich in der Regel mit Investment-Grade-Anlagen bedienen. Aufgrund der vergleichsweise kleinen zusätzlichen Kapazitäten gäbe es lediglich in einigen Linien eine leichte Entspannung bei den überschüssigen Kapazitäten. Das Modell selber zeigt Schwächen, obwohl es laut Standard & Poor’s auch substanzielle Vorteile gibt wie Diversifizierungseffekte und die Möglichkeiten der Kapitaloptimierung, welche traditionellen Rückversicherungen nicht (immer und überall) offen stehen. 30 SCHWEIZER VERSICHERUNG SEPTEMBER 2016 Im Schleichgang Die globale Versicherungsbranche wächst 2015 konstant bei moderatem Wirtschaftswachstum. Die Aussichten sind indes gemischt. Von Peter Marti D ie weltweiten Versicherungsprämien haben bei 2015 regional unterschiedlichen Wachstumsraten um real 3,8 Prozent zugelegt. Die Gesamtentwicklung der gebuchten Erstversicherungsprämien war nach einem Anstieg im Jahr 2014 um 3,5 Prozent damit stabil. Dies trotz des nur moderaten weltweiten Wirtschaftswachstums von 2,5 Prozent. Das sind die Ergebnisse der neusten Sigma-Studie. Während die Entwicklung real betrachtet gut ausfiel, ging 2015 das Prämienvolumen in US-Dollar zu laufenden Devisenmarktkursen um 4,2 Prozent zurück. Dies könnte als Anzeichen einer Schwäche des Versicherungssektors gewertet werden, ist jedoch nur auf weit verbreitete Währungsabwertungen gegenüber dem US-Dollar zurückzuführen. Lebensektor schwach, Nichtlebensektor stark In den entwickelten Märkten verlangsamte sich das Gesamtprämienwachstum im Lebensektor von 3,8 Prozent im Vorjahr auf real 2,5 Prozent im Jahr 2015. Nordamerika kehrte nach zwei Jahren rückläufiger Entwicklung zu einem positiven Wachstum zurück. Das Prämienwachstum war auch stärker in den entwickelten Märkten Asiens, allen voran Japan und Korea. In Westeuropa kam es jedoch zu einer deutlichen Verlangsamung des Wachstums von 5,8 Prozent im Jahr 2014 auf 1,3 Prozent. In den Schwellenländern verdoppelte sich das Prämienwachstum im Lebensektor auf tum fortsetzen (plus 7,8 Prozent), das in erster Linie durch China angekurbelt wurde. Seit der Finanzkrise bewegt sich die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate der weltweiten Versicherungsprämien unter dem Vorkrisenniveau. beinahe 12 Prozent, was durch die starke Entwicklung in den asiatischen Schwellenländern, insbesondere in China, unterstützt wurde. Das Wachstum verbesserte sich zudem in Lateinamerika, war aber langsamer im Nahen Osten und in Zentralasien sowie in Afrika. In Mittel- und Osteuropa waren die Prämien rückläufig. In der Nichtlebenversicherung waren die entwickelten Märkte die wichtigsten Treiber. Die entwickelten Märkte Asiens verzeichneten dabei das höchste Wachstum (plus 4,1 Prozent), und auch Nordamerika legte deutlich zu ( plus 3,2 Prozent). In Westeuropa fiel das Wachstum moderater aus (plus 1,5 Prozent), verzeichnete aber eine deutliche Verbesserung im Vergleich zu früheren Jahren der Stagnation. Die Schwellenländer konnten ihr solides Prämienwachs- Niedrige Zinsen schlecht für die Profitabilität Die Zinsen blieben 2015 in den entwickelten Ländern äusserst niedrig, was die Profitabilität im Lebensektor und in geringerem Masse auch im Nichtlebensektor unter Druck setzte. Im Lebengeschäft wirkte sich auch das moderate Prämienwachstum in vielen Märkten auf die Gewinne aus. Im Nichtlebensektor waren sowohl die versicherungstechnischen als auch die anlagebedingten Ergebnisse schwächer als 2014. Das versicherungstechnische Ergebnis wurde durch geringere Rückstellungsauflösungen beeinflusst, und die anlagebedingten Ergebnisse litten unter den niedrigen Zinsen. «Die Zinsen und das makroökonomische und finanzielle Marktumfeld bestimmen weiterhin die Aussichten für die Versicherungsbranche», sagt Kurt Karl, Chefökonom bei Swiss Re. «Angesichts der angespannten Profitabilität werden sich die Lebensversicherer weiter auf die Verbesserung des Kapitalmanagements, auf Kostensen- SCHWEIZER VERSICHERUNG31 SEPTEMBER 2016 MÄRKTE & KUNDEN VERSICHERUNGSWIRTSCHAFT bald die Zinssätze vor allem in den USA und in Grossbritannien wieder steigen. BILD: ISTCOK Leichte Besserung in Sicht Das Wachstum der Lebensversicherungsprämien wird 2016 in den entwickelten Ländern voraussichtlich leicht zulegen, wohingegen es in den Schwellenländern zu einer Verlangsamung kommen dürfte. Die leichte Verbesserung in den entwickelten Märkten basiert auf einer erwarteten Erholung in Ozeanien und einer geringfügigen Verbesserung in Westeuropa. In den Schwellenländern spiegelt das Wachstumstempo die anhaltend starke Entwicklung in Asien wider. Das Prämienwachstum in China dürfte leicht zurückgehen, jedoch stark bleiben. Langsam unterwegs: Die weltweite Versicherungsbranche wächst, aber in moderatem Tempo. kungen und auf die Steigerung der Anlagerenditen konzentrieren. Auch im Nichtlebensektor bleibt die Profitabilität angesichts der nach wie vor niedrigen Anlagerenditen und nachgebenden Preise angespannt.» Dennoch bleibt die Versicherungsbranche insgesamt gut kapitalisiert, wodurch die Versicherer besser gegen turbulente Wirtschafts- oder Marktphasen gewappnet sind. Der Leben sektor war Ende 2015 besser kapitalisiert als 2014, was auf die soliden Ergebnisse in China, aber auch auf die Auswirkungen sinkender Zinssätze zurückzuführen ist, die eine höhere Bewertung für festverzinsliche und derivative Anlageinstrumente zur Folge hatten. Die Solvabilität im Nichtlebensektor erreichte 2015 mit 130 Prozent ein Rekordhoch. Die Kapitalisierung bleibt voraussichtlich stark, doch die Unterstützung durch höhere nicht realisierte Gewinne aufgrund der gegenwärtigen Niedrigzinsphase wird enden, so- schen Anfang der 1990er-Jahre und Mitte der 2000er-Jahre etwa doppelt so schnell zu wie das weltweite BIP, in den vergangenen Jahren jedoch nur noch etwa gleich schnell wie das BIP. Die Verlangsamung des Handels ist teilweise konjunkturell bedingt. Der Handel sollte sich erholen, sobald sich die Wirtschaftsleistung wieder verbessert. Allerdings spiegelt die Verlangsamung auch tiefergreifende, strukturelle Faktoren wider. Beispiele dafür sind Grenzen im Ausbau globaler Wertschöpfungsketten, Protektionismus und die Umstellung der chinesischen Wirtschaft von export- und Die Versicherungsbranche bleibt insgesamt gut kapitalisiert, wodurch die Versicherer besser gegen turbulente Wirtschafts- oder Marktphasen gewappnet sind. Das Wachstum des weltweiten Nichtlebensektors wird sich aufgrund der moderaten Wirtschaftsleistung und der nachgebenden Preise insbesondere in den entwickelten Märkten voraussichtlich abschwächen. Die Aussichten für die Schwellenländer sind gemischt. Das Prämienwachstum im Nichtlebensektor der asiatischen Schwellenländer wird wahrscheinlich stark ausfallen, vor allem durch die Entwicklung Chinas. In anderen Schwellenregionen dürften die Prämien dagegen langsamer wachsen oder sogar zurückgehen. Generelle Verlangsamung Seit der Finanzkrise bewegt sich die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate der weltweiten Versicherungsprämien unter dem Vorkrisenniveau. Der Trend reflektiert ein langsameres Wirtschaftswachstum sowie eine Verlangsamung beim Wachstum des weltweiten Handelsvolumens. Der Welthandel nahm zwi- investitionsgetriebenem Wachstum auf einen zunehmenden Fokus auf inländische Dienstleistungen und Binnenkonsum. Die Verlangsamung des Handels wirkt sich auf das Wachstum der Weltwirtschaft aus, was sich wiederum auf das Prämienwachstum auswirkt. Angesichts der fortbestehenden strukturellen Gründe für die Handelsverlangsamung wird eine anhaltende Verlangsamung des Welthandels möglicherweise zu geringerem Wachstum vor allem in der Transport- und Kreditversicherung führen. 32 SCHWEIZER VERSICHERUNG SEPTEMBER 2016 Dort, wo nachhaltige Investitio nen am Nötigsten sind, funktio niert oftmals der Staat nicht gut genug. Kann man dort mit Sus tainable Investments etwas errei chen oder ist es nur ein Schönwet ter-Instrument? Im Gegenteil, nachhaltige Finanzierung ist ein Schlechtwetter-Instrument. Wie meinen Sie das? Nachhaltige Finanzierung ist im Prinzip eine Versicherung: Man trifft und leistet die nötigen Vorkehrungen, um die Risiken im ESG-Bereich zu mindern, also in den Bereichen Umwelt, Soziales und Governance. Viele Pensionskassen gehen davon aus, dass eine nach haltige Investition weniger Return bringt als traditionelle Anlagen. Diese Ansicht sei falsch, sagt Jean- Daniel Gerber, Präsident von Swiss Sustainable Finance. Interview: René Maier; Bild: Marco Zanoni BILD: MARCO ZANONI Die Überalterung der Bevölke rung ist ein soziales und wirt schaftliches Zukunftsproblem. In diesem Zusammenhang steuern wir auf erhebliche Probleme in der Altersvorsorge zu. Gibt es da gegen nachhaltige Lösungsan sätze in der Finanzindustrie? Die Altersvorsorge ist ein klares Beispiel einer Finanzierung, die nicht nachhaltig ist. Immer weniger jüngere, arbeitstätige Menschen müssen für immer mehr Pensionäre aufkommen. Der Nachhaltigkeitsaspekt «Governance» wird in dieser Problematik sträflich vernachlässigt, weil die Entscheide politisch gesteuert sind, so beispielsweise die Festlegung des Umwandlungssatzes. «Es zahlt sich doch aus» Jean-Daniel Gerber: «Für die Investoren wird das Anlagespektrum vielfältiger.» Das klingt nicht sehr zuversichtlich. Immerhin haben wir das Drei-Säulen-Modell, AHV, Pension, Ersparnisse. Wenn es einer Säule schlecht geht, geht es den anderen zwei vielleicht etwas besser und es findet so ein Ausgleich statt. Klar, die AHV steht nicht gut da. Es ist stossend, dass die Pensionäre zum Teil auf dem Buckel der jüngeren Generationen leben. Bei institutionellen Anlegern wie Pensionskassen stossen nachhal tige Investments bislang noch nicht auf eine grosse Resonanz. Wieso? Einerseits gibt es in der Schweiz keine Auflagen, wie stark unsere Pensionskassen Nachhaltigkeitskriterien bei ihren Investitionen berücksichtigen müssen. Anderseits fokussieren die PKs ihre Aufmerksamkeit verständlicherweise auf den Ertrag. Allerdings gehen dabei offenbar immer noch viele PK-Verwalter davon aus, dass eine nachhaltige Investition weniger Return bringt als traditionelle Anlagen. Diese Ansicht ist falsch und wird mittlerweile durch viele Studien widerlegt. Und das ist noch nicht bei den Pensionskassen angekommen? Bei einigen schon. Diese haben den Verband SVVK-ASR gegründet, der den Nachhaltigkeitskriterien mehr Beachtung verschaffen will. Ich hoffe natürlich, dass PKs auch beim SSF Mitglied werden. Wir ziehen am gleichen Strick. SCHWEIZER VERSICHERUNG33 SEPTEMBER 2016 FINANZ & VORSORGE NACHHALTIGE INVESTITIONEN SWISS SUSTAINABLE FINANCE Der 2014 gegründete Verband Swiss Sustainable Finance (SSF) hat zum Ziel, die Position der Schweiz im globalen Markt für nachhaltige Finanzwirtschaft zu stärken. Die Plattform zählt bereits über 90 Mitglieder und Netzwerk-Partner (Finanz dienstleister, Investoren, Universitä- ten, Vertreter der öffentlichen Hand und andere Organisationen). Die Mitglieder von SSF beschäftigen über 180 000 Mitarbeit ende weltweit, über 90 000 in der Schweiz und sie verwalten 700 Milliarden Franken an nachhaltigen Anlagen. www.sustainablefinance.ch hin den Bericht «Proposals for a Roadmap towards a Sustainable Financial System in Switzerland» herausgegeben... Kann ein nachhaltiges Finanzsystem über Marktmechanismen erreicht werden oder muss der Sektor reguliert werden? Wo Markt ist, braucht es im Prinzip keine Regulierung. Wo aber Marktversagen herrscht, z.B. in Teilen des Umweltbereichs oder bei Monopolen, muss der Staat regulieren. Bei der Finanzkrise gab es ein klares Marktversagen. Nicht unbedingt, die Markteilnehmer haben eher die klaren Zeichen des Markts verkannt. Welche Bedeutung wird Sustainable Finance in 10 Jahren haben? Sustainable Finance wird im Finanzierungsprozess Standard sein. Daneben wird es eine breite Vielfalt von innovativen Produkten geben, die weiterführende Kriterien anwenden wie etwa nachhaltige Themenfonds wie Investitionen in Unternehmungen, die Arbeitsplätze schaffen und nicht einfach wegrationalisieren oder Investitionen die vorgängig nach nationalen und internationalen Standards überprüft worden sind. Für die Investoren wird das Anlagespektrum somit vielfältiger sein. Aus Nachhaltigkeitssicht sollte die Realwirtschaft idealerweise in eine grüne, für jedermann frei zugängliche Wirtschaft transformiert werden und der Finanzsektor soll diesen Wandel ermöglichen und beschleunigen. Kann das ein Sektor, der so stark gewinnorientiert ist? Jedes Unternehmen, das der Konkurrenz ausgesetzt ist, strebt aus Überlebensgründen nach Gewinn. Aber das Problem ist, dass die Unternehmen viertel- oder halbjährlich Bericht erstatten müssen. Und wenn man eine Sustainable Finance wird im Finanzierungsprozess zum Standard werden. grosse Investition beispielsweise im Umweltbereich macht, belastet das kurzfristig die Erfolgsrechnung. Positiv ist, dass in der Schweiz schon viele Unternehmen vorausschauend Nachhaltigkeitskriterien berücksichtigen, weil sie wissen, dass es sich längerfristig auszahlt und damit das Eingreifen des Regulators vermieden werden kann. Sie plädieren also für möglichst wenig Staat. Staat und Unternehmen sollten Hand in Hand arbeiten. Auch bei SSF versuchen wir zusammenzuarbeiten. So haben die SFF-Mitglieder zusammen mit dem Bundesamt für Umwelt letzt- ZUR PERSON JEAN-DANIEL GERBER Jean-Daniel Gerber (1946), Präsident von Swiss Sustainable Finance, blickt auf eine lange Karriere im Staatsdienst zurück. In den späten 70er-Jahren war der studierte Ökonom Delegierter der Schweiz in der Welthandelsorganisation (WTO). Danach wechselte er an die Schweizer Botschaft in Washington als Chef der Abteilung Finanz, Wirtschaft und Handel. Mitte der 90er-Jahre war Gerber während fünf Jahren Exekutivdirektor in der Weltbank. Von 2004 bis 2011 war er dann Staatssekretär und Direktor des Staatssekretariats für Wirt schaft (Seco). Unter anderem ist Gerber heute Präsident von Swiss Investment Fund for Emerging Markets (SIFEM) Und werden dannzumal die Finanzinstitute in einem besseren Licht als heute dastehen? Ich denke schon. Aber die Konkurrenz wird auch zunehmen. Jene Finanzinstitute, die den Nachhaltigkeitsgedanken gut umsetzen, werden einen Wettbewerbsvorteil haben. Für jene Unternehmen, welche die Kriterien nicht berücksichtigen, steigen hingegen die Reputationsrisiken. Gut möglich, dass es in Zukunft Ranglisten geben wird, die aufzeigen, wer in Sachen Nachhaltigkeit wie abgeschnitten hat. Was genau verstehen Sie eigentlich unter «Sustainable Finance»? Eine allgemeine Definition: «Nachhaltige Finanzierungsdienstleistungen umfassen sämtliche Produkte und Dienstleistungen, die Umwelt-, Sozial- und Governance-Aspekte in strukturierter Form in den Gesetzund Anlageentscheid einbeziehen zum Nutzen der Kunden einerseits sowie der Gesellschaft als Ganzes anderseits.» 34 SCHWEIZER VERSICHERUNG SEPTEMBER 2016 Vorsorge in Eigenregie Das deutsche Start-up Fairr ermöglicht die Altersvorsorge auf der Basis von ETFs – ideal für die Generation Selbstentscheider. Von Matthias Niklowitz D ie Rechnung der AHV sei noch knapp im Gleichgewicht, schrieb der Bundesrat Anfang Juli. In den kommenden Jahren verschieben sich indes die Gewichte: Dann nämlich gehen die «Baby-Boomer», die Vertreter der geburtenstarken Jahrgänge der 1950er- bis hin zu den mittleren 1960er-Jahren, in Pension. Damit seien, so der Bundesrat, Defizite absehbar. Ohne Gegenmassnahmen würden diese bis zum Jahr 2030 auf 7 Milliarden Franken ansteigen. Aber selbst wenn die Volksinitiative «AHV Plus – für eine starke AHV» nicht angenommen wird – sie sieht Erhöhungen der ersten Säule vor – bleibt das Problem: Die erste Säule kommt aufgrund der Demografie an ihre Grenzen. Die zweite Säule kommt aufgrund der Niedrigzinsen ebenfalls an ihre Grenzen. Bleiben noch die weiteren Vorsorgevarianten der dritten Säule. Doch auch da gibt es Herausforderungen: Der typische 50- bis 80-prozentige Bond-Anteil wirft ebenfalls kaum noch etwas ab. Und der Rest? Die Aktieninvestments? Die reizen nur wenige aus, denn sie werden oft als viel zu riskant wahrgenommen. Transparent, einfach, günstig Dabei gäbe es laut ihren Verfechtern eine Lösung: Die Exchange Traded Funds, die ETFs, mit denen Anleger via aktienähnliche Instrumente in ein breites Portfolio von Indizes, Aktienkörben, Rohstoffen und Absicherungsinstrumenten investieren können. Aus der Sicht von vielen Investoren haben solche ETFs grosse Vorteile: Ihre Preisstellung ist transparent, der Handel viel einfacher als jener mit Fondsanteilen und die Gebühren sind – oft, aber nicht immer – gering. Jedenfalls geringer als die der typischen Fonds. Grösstes Problem aus der Sicht vieler Anleger, die in Hinblick auf ihre Altersvorsorge etwas unternehmen möchten: Die misslichen Rahmenbedingungen. «Altersvorsorge ist im Niedrigzinsumfeld nicht nur möglich, sondern nötiger denn je», sagt Alexander Hinz, Sprecher beim Berliner Start-up Fairr, das sich auf ETFbasierte Altersvorsorge spezialisiert hat. Die Sparer müssten früher anfangen und mehr sparen, um das gleiche Ziel zu erreichen. «Aber wer bereits frühzeitig an den Vermögensaufbau für die Altersvorsorge denkt, hat mehrere Jahrzehnte Zeit und kann in der Anlage Risiken eingehen und Risikoprämien ernten.» Ein breit gefächertes Portfolio mit laufzeitgerechter Aktienquote biete wissenschaftlich betrachtet die besten Aussichten. Zertifizierte Fondssparpläne mit Beitragsgarantie fördere beispielsweise auch der deutsche Staat mit Zulagen und Steuervorteilen – das vergrössert den Zinseszinseffekt enorm. Dennoch gibt es auch hier Grenzen und an den Kapitalmärkten gelten die bekannten Spielregeln von Risiko und Rendite weiter. «Vorsorge-Sparer mit weniger Zeit müssen die Zähne zusammenbeissen: Wenn es weniger Zinsen gibt, muss mehr gespart werden», so Hinz. Gerade im längerfristigen Vergleich war der Zinseszinseffekt äusserst wichtig für den Vermögensaufbau. In Zeiten mit Nullzinsen spielen die entgangenen Gewinne, die Gebühren und das verfehlen der Benchmarks eine umso grössere Rolle. «Die SCHWEIZER VERSICHERUNG35 SEPTEMBER 2016 FINANZ & VORSORGE NEXT GENERATION Do-it-yourself: ETFs sind für Menschen geeignet, die im Hinblick auf ihre Altersvorsorge selbst aktiv werden wollen. BILD: ISTOCK Versprechen von aktiv gemanagten Fonds werden über längere Zeiträume regelmässig nicht eingelöst.» Die Vergleichsindizes rennen über die Jahre häufig davon, weil Kosten für den Vertrieb und das Management die Rendite auffressen. «Kurzum: Mit ETFs lassen sich wissenschaftliche Erkenntnisse preiswert umsetzen. Das bietet unseren Kunden langfristig die besten Renditeaussichten», hält Alexander Hinz fest. Die Gebühren von ETFs sind – oft, aber nicht immer – gering. Jedenfalls geringer als die von den typischen Fonds. Keine Kick-Backs Anschaulich ist die Wirkung für schweizerische Vorsorgesparer am besten im Vergleich des SMI mit dem SMIC-Index zu vermitteln: Der SMI ist ein reiner Kursindex, die Dividenden fliessen nicht ein. Der SMIC ist ein Index, der genau gleich wie der SMI zusammengesetzt ist, bei dem aber die Dividenden jeweils (theoretisch zu 100 Prozent perfekt) reinvestiert werden. Auf lange Sicht ist die Lücke eklatant: Der SMI selber hat sich seit dem 1. Januar 1999 um 14 Prozent verbessert – also weniger als ein Prozent pro Jahr. Anders der SMIC: Der gewann seit diesem Stichtag 77 Prozent. Der SMIC ist investierbar – entweder über eine Handvoll Index-Tracker-Zertifikate oder über ETFs, welche die Dividenden automatisch investieren. Allerdings sind auch schon etliche Robo Advisor Start-ups auf die Idee gekommen, via preisgünstige ETFs Investoren zu attraktiven Renditen zu verhelfen. Als Problem entpuppen sich die riesigen Volumina, welche solche Plattformen anziehen müssten, um von den schmalen Margen überleben zu können. Im Vorsorgesparbereich sind die Verhältnisse etwas anders, weil auch die Kundenbeziehungen meistens viel langfristiger an- gelegt sind. «Mit wachsenden Kundendepots steigen auch unsere Einnahmen, da wir eine jährliche prozentuale Gebühr erheben», erklärt Fairr-Sprecher Alexander Hinz. «Bleiben uns die Kunden über Jahrzehnte treu, stimmt auch das Volumen. Wer mit dem Einsatz von teuren und leistungsschwachen Fonds verdienen muss, arbeitet aktiv am Interesse des Kunden vorbei. Wir erhalten keinerlei Kick-backs.» Auch ohne versteckte Entschädigungen haben viele AltersvorsorgePortfolios ein Problem (es gibt Stimmen, die das als Sicherheitspolster ansehen): Der hohe Obligationen-Anteil stabilisiert zwar den Wert des Portfolios in Zeiten von Turbulenzen an Aktienmärkten. Aber bei einem Zins-Schock wäre auch der vermeint- Corporate- und vor allem im HighYield- Bereich sein, die Liquidität in einer Grössenordnung suggerieren, die diese Segmente gar nicht hergeben. Dazu Alexander Hinz: «Wir investieren in Firmen nur in Form von Aktien.» Unbeliebte illiquide Anlagen Ganz generell sieht man bei Fairr illiquide Assets, die möglicherweise in guten Zeiten gute Renditen bringen, als kritisch an. Um einen brauchbaren Index zu bauen, werden regelmässige und belastbare Preisinformation in ausreichender Dichte benötigt», erklärt Hinz. «Illiquide Assets und sol- Unter Sparern gibt es immer mehr Selbst entscheider, die Produkte und Kostenstrukturen sehr genau hinterfragen. lich solide Teil des Portfolios massiv betroffen. Bei Fairr sieht man in der graduellen Verschiebung der Aktien zu Bonds und einer Verkürzung der Laufzeiten die Lösung. «Das folgt konsequent dem Grundsatz der laufzeitgerechten Anlage und bezweckt in der Tat eine Reduktion der Volatilität bei Kunden, die sich dem Rentenalter nähern», so Hinz. Dabei investieren wir fast ausschliesslich in europäische Staatsanleihen bester Bonität.» Damit will man gleich noch ein weiteres Problem der Bond-ETFs lösen: Die Liquidität vieler Firmenanleihen ist niedrig – bei einem Ausverkauf, bei dem viel Material auf den Markt kommt, kann der Markt das oft gar nicht akzeptieren und es finden sich allenfalls noch Käufer, die lediglich mit deutlichen Abschlägen zulangen. «Das Liquiditätsthema bei Anleihe-ETFs ist davon losgelöst zu betrachten. Wir verfolgen das sehr genau», sagt Hinz. Wirklich problematisch könnten Bond-ETFs im che, bei denen es nur selten und in ungeregelten Märkten zu einer Preisfeststellung kommt, sind unserer Meinung nach für ETFs ungeeignet.» Das Geschäftsmodell von Fairr hat sich laut Hinz bewährt und es nimmt zunehmend Fahrt auf. «Solange provisionsgetriebene Vermittler im Deckmantel der Beratung schlechte Finanzprodukte verkaufen, haben Geschäftsmodelle wie unsere, die Produkte tatsächlich im Interesse des Endkunden entwickeln, noch viel Potenzial», findet er. Unter den Sparern gebe es eine steigende Zahl an Selbstentscheidern, die Produkte und Kostenstrukturen sehr genau hinterfragen. «Daher braucht es nicht zwingend ein Verbot von Provisionsflüssen, wie es einige Länder vorgemacht haben. Viel wichtiger ist Transparenz und Vergleichbarkeit innerhalb und zwischen den einzelnen Produktkategorien.» Und mit einer Handvoll solider langfristiger Erfahrungswerte – ETFs auf liquide Blue-Chip-Indizes mit reinvestierten Dividenden sowie ETFs auf Staatsanleihen – liessen sich auch die jüngsten Turbulenzen einigermassen schadlos überstehen. PUBLI-INTERVIEW Pax gehört ihren Kunden Als Genossenschaft verbindet Pax Solidarität mit Gewinn. Wie dies geht, erklärt Peter Kappeler, CEO von Pax. Aber eine Aktiengesellschaft stellt auch den Kunden ins Zentrum. PETER KAPPELER CEO von Pax Pax und andere Genossenschaften entstanden im 19. Jahrhundert. Ist diese Gesellschaftsform nicht altmodisch? Nein, sie ist hochmodern. Denn die letzte Finanzkrise hat gezeigt, dass eine Renditemaximierung nicht nachhaltig ist. Hier bildet die Genossenschaft eine zukunftsweisende Alternative. Leider ist der Nutzen dieser Gesellschaftsform bei den Jungen nicht mehr so bekannt. Hier will Pax stärker aufklären und zeigen, dass die Form der Genossenschaft ideal zu einer Vorsorgeversicherung passt. Wo sehen Sie Gemeinsamkeiten zwischen Genossenschaft und Vorsorge? Beide beruhen auf dem Prinzip der Solidarität. Eine Versicherung verteilt das Risiko, das ein Einzelner nicht tragen kann, auf viele Schultern. Im Zentrum stehen stets die Interessen der Genossenschafter, die bei Pax auch immer Kunden sind. Stimmt. Aber mit einem grossen Unterschied: Eine Aktiengesellschaft bedient immer auch die Aktionärsinteressen. Anders bei der Genossenschaft. Hier gibt es bei der Gewinnverteilung eine Anspruchsgruppe weniger, denn die Genossenschaft gehört ihren Mitgliedern. Dadurch ist sie unabhängig, was eine vorausschauende Geschäftspolitik erlaubt. Gerade für Pax ist dies ein Vorteil, denn als Versicherung gehen wir gegenüber unseren Kunden langfristige Versprechen ein. Wie steht es mit der Gewinnorientierung? Genossenschaften haben oft das Image von sozialromantischen Gebilden, die keine Rendite abwerfen. Dieses Bild stimmt nicht. In der Schweiz gibt es viele Genossenschaften, die Gewinne erwirtschaften und erfolgreich sind, wie etwa die Migros oder die Raiffeisengruppe. Auch Pax ist gewinnorientiert. Nur so können wir in die Zukunft investieren sowie innovativ und wettbewerbsfähig bleiben. Wir sind nachhaltig und langfristig aufgestellt, was für das Vorsorgegeschäft erfolgsentscheidend ist. Da Pax genossenschaftlich organisiert ist, bleibt der Gewinn im Unternehmen. Wir erwirtschaften ihn für die Genossenschafter und Kunden, die vom Gewinn profitieren. Was heisst dies konkret? Sie kommen in den Genuss einer stabilen Überschussbeteiligung. Gerade in der heutigen Zeit der tiefen Zinsen ist dies eine attraktive Zusatzleistung. Zudem dient der Gewinn dem Ausbau des Eigenkapitals und damit der Sicherheit der Genossenschaft. Gibt es noch weitere Vorteile einer Genossenschaft? Ja. Demokratie und Transparenz. Eine Genossenschaft ist urdemokratisch. Sie funktioniert nach dem Prinzip: Ein Mitglied - eine Stimme. Kein Mehrheitsaktionär entscheidet über die Entwicklung des Unternehmens, sondern alle sind gleichberechtigt. Oberste Instanz bei Pax sind die Delegierten. Sie vertreten die Interessen der Genossenschafter und können über die Delegiertenversammlung Einfluss auf die Geschäftstätigkeit nehmen. Da Verwaltungsrat und Geschäftsleitung von Pax den Delegierten Rechenschaft ablegen müssen, sind Offenheit und Transparenz «ein Muss». Das hört sich an wie ein Stück gelebte Social Responsibility Ja genau. Dies zeigt auch den Pioniergeist, der in den Genossenschaften steckt. Denn sie verankerten den Wert «Soziale Verantwortung» in ihrer Unternehmensform, lange bevor es dafür einen Begriff gab. Dazu zählen auch Eigenschaften wie Verlässlichkeit, Glaubwürdigkeit und Gewinnbeteiligung. Diese Werte sind für Kunden heute sehr wichtig und bilden ein Demokratie und Transparenz. Eine Genossenschaft ist urdemokratisch. Sie funktioniert nach dem Prinzip: Ein Mitglied - eine Stimme. Kein Mehrheitsaktionär entscheidet über die Entwicklung des Unternehmens, sondern alle sind gleichberechtigt. Oberste Instanz bei Pax sind die Delegierten. starkes Argument, das für eine Vorsorgelösung von Pax spricht. Um dieses Potenzial stärker zu nutzen, planen wir eine Informationskampagne, die unseren Vertriebspartnern die Vorteile der Genossenschaft noch besser zeigt. Denn das positive Image der Genossenschaft ist quasi ein Vertrauensvorsprung, der unsere Positionierung im Markt stärkt. Danke für das Gespräch. SCHWEIZER VERSICHERUNG37 SEPTEMBER 2016 STANDPUNKT Martin Eling Pioniere gesucht Die Digitalisierung rollt unaufhaltsam voran und stellt alles auf den Kopf – auch die Assekuranz. Die Gesell schaften indes zeigen sich noch immer zurückhaltend. D er Audi-CEO Rupert Stadler hat die These aufgestellt, dass die Auswirkungen der Digitalisierung noch weitreichender sind als diejenigen der industriellen Revolution Ende des 19. Jahrhunderts. Dies ist eine bemerkenswerte Aussage, wenn wir uns vergegenwärtigen, dass die industrielle Revolution Ausgangspunkt der Urbanisierung und die Geburt des Sozialstaats in seiner heutigen Form ist. Dennoch denke ich, dass Rupert Stadler mit seiner These Recht haben könnte. Denn vergleichen wir die Welt heute mit derjenigen vor 10 oder 20 Jahren, so ist die Geschwindigkeit des technologischen Wandels schon atemberaubend. Dies lässt sich gut an der Art und Weise, wie wir miteinander kommunizieren, verdeutlichen. Denn für viele ist es heute undenkbar, ohne Smartphone das Haus zu verlassen und nicht permanent online zu sein. Zahlreiche Beispiele lassen sich anführen, um den enormen Einfluss der Digitalisierung auf die Versicherungsbranche aufzuzeigen. Ohne Zweifel stellt die Digitalisierung eine fundamentale Transformation der Assekuranz und ihrer gesamten Wertschöpfungskette dar. Sie verändert Produkte (z. B. pay-as-you-live), Risiken (z. B. Haftpflichtrisiken bei selbstfahrenden Autos) und Prozesse (z. B. automatisierte Belegerfassung). Auch in der Interaktion mit dem Kunden bieten neue Technologien eine Vielzahl neuer Kontakt- und Abschlussmöglichkeiten. Am deutlichsten sind die Auswirkungen der Digitalisierung heute schon in der Krankenversicherung (aufgrund der Millionenzahl an Belegen) und der Motorfahrzeugversicherung (etwa in Form von Telematiktarifen) zu erkennen. Kunden haben, liegt in Zukunft alles auf dem Tisch – der gläserne Kunde kommt. Dies ermöglicht ein sehr differenziertes Monitoring und passgenaues Pricing. Die damit einhergehenden Anpassungen am Geschäftsmodell der Assekuranz werden noch viel Anlass für Diskussionen geben. So oder so: Die Digitalisierung bleibt eine der Haupt-Baustellen der Branche. Die Kommentatoren Trotz dieser enormen Potenziale sind die meisten Versicherer in der Schweiz noch relativ zurückhaltend im Hinblick auf das Thema Digitalisierung. Oder anders gefragt: Wer ist aus ihrer Sicht der Digital Leader in der Schweizer Assekuranz? Dies ist aus meiner Sicht schwierig zu beantworten, da kaum eine Gesellschaft hier als echter Vorreiter in Erscheinung tritt. Warum ist das so? Mögliche Gründe können eine hohe Dominanz des klassischen Vertriebs und eine vergleichsweise geringe Rolle von Aggregatoren sein. In manchen Bereichen kommen noch institutionelle Besonderheiten wie beispielsweise ein fixierter Leistungskatalog hinzu. So sind etwa payas-you-live-Konzepte derzeit nur in der Krankenzusatzversicherung, nicht aber in der Grundversicherung denkbar. In den kommenden Jahren werden wir im Hinblick auf die Digitalisierung noch einen entscheidenden Schritt weiter gehen. Denn mit dem Internet der Dinge nimmt die Sichtschärfe auf den Kunden deutlich zu. Während wir heute noch ein relativ unscharfes Bild vom Risikoverhalten des In unserer Rubrik «Standpunkt» setzen sich alternierend Persönlichkeiten mit der Assekuranz auseinander. Es sind dies: Sabrina Hartusch Präsidentin Vereinigung der Schweizer Insurance- und Risk-Manager SIRM (über Bedürfnisse von Geschäftskunden). Urs Berger Präsident des Schweizerischen Versicherungsverbandes SVV (zu Privatversicherungen und Politik). Dr. Jérôme Cosandey Projektleiter beim Think-Tank Avenir Suisse (zu Sozialversicherungen). Professor Dr. Martin Eling Institut für Versicherungswirtschaft IVW der Universität St. Gallen (zu Versicherungsmanagement). Professor Dr. Hato Schmeiser Institut für Versicherungswirtschaft IVW der Universität St. Gallen (zu Risikomanagement). 38 SEPTEMBER 2016 ASDA-KURIER SCHUTZ WÄHREND GESCHÄFTSREISEN IM AUSLAND Geschäftsreisen haben in den vergangenen Jahren kontinuierlich zugenommen. Die damit verbundenen Risiken sind vielfältig und nicht zu unterschätzen. Eine Versicherung hilft, das Risiko zu minimieren. VON LUKAS BECK LUKAS BECK ist Mitglied der ASDA-Sektion Zürich und Underwriter Accident & Health bei Zurich Global Corporate Switzerland Über mögliche Risiken wie politische Unruhen, Naturkatastrophen, Terroranschläge, Flugzeugabstürze, Zug-/Busunfälle oder neuen Krankheitserreger wird in den Medien beinahe täglich berichtet. Weitaus häufiger ereignen sich während Geschäftsreisen jedoch unangenehme Zwischenfälle wie Erkrankungen oder Unfälle, Gepäckverspätungen, Diebstahl oder Verlust von mitgeführten Gegenständen (zum Beispiel Gepäck, Mobiltelefon, Laptop) oder Reisedokumenten, verpasste Ab- oder Anschlussflüge sowie Flugverspätungen. Ungeplante Zwischenfälle sind ärgerlich und verhindern, dass sich Mitarbeitende vollends auf ihren eigentlichen Auftrag konzentrieren können. Bei kleinen und mittleren Unternehmen ist häufig die Absicherung des finanziellen Risikos der ausschlaggebende Grund für den Abschluss einer Geschäftsreiseversicherung. Hingegen ist dies bei Gross- und internationalen Unternehmen oft ein nachrangiger Grund, weil diese aufgrund ihrer Grösse allfällige Schadenfälle selber finanzieren könnten. Beistand im Fall der Fälle Nebst dem eigentlichen Versicherungsschutz, welcher das finanzielle Risiko abdeckt, beinhaltet eine Geschäftsreiseversicherung Assistance-Dienstleistungen. Als Assistance-Dienstleistung bezeichnet man die Unterstützung und den Beistand in Not- und Schadenfällen. Oft werden weitere Dienstleistungen wie beispielsweise die Übersetzung von Krankenberichten oder Präventionsmassnahmen unter diesem Begriff subsumiert. Mögliche Präventionsleistungen sind beispielsweise Risiko-Awareness-Trainings und E-Learning-Kurse, länderspezifische Gesundheits- und Sicherheitsberatungen vor Reiseantritt oder das Zurverfügungstellen von Eine Geschäftsreiseversicherung steigert die Attraktivität des Versicherungsnehmers als potenzieller Arbeitgeber. wichtigen medizinischen und sicherheitsrelevanten Informationen online oder via App. Assistance-Dienstleistungen werden von Versicherern meist an Drittunternehmen ausgelagert. Der Umfang und die Qualität der Assistance-Dienstleistungen unterscheiden sich stark von der Produkt-Variante und dem Assistance-Provider. Momentan werden zwei Produkt-Varianten angeboten. Die herkömmliche Variante besteht aus einem Versicherungsvertrag zwischen dem Versicherungsnehmer und dem Versicherer. Die AssistanceDienstleistungen werden vom Versicherer eingekauft und dem Versicherungsnehmer im Rahmen des Versicherungsvertrages zur Verfügung gestellt. Der Vorteil besteht darin, dass die Lösung aus einem Vertragsdokument besteht, was zu einem geringen adminis trativen Aufwand führt. Der Nachteil ist, dass der Assistance-Provider die Dienstleistungen im Auftrag des Versicherers erbringt und sich diese Dienstleistungen deshalb meist auf die in der Police versicherten Deckungen beschränken. Triangulierung als Lösung Eine Alternative zur herkömmlichen Variante bietet Zurich Global Corporate Switzerland mit dem Produkt «Corporate Accident & Business Travel», welche speziell für (internationale) Unternehmenskunden konzipiert wurde. Diese Lösung sieht eine Triangulierung zwischen dem Versicherungsnehmer, International SOS (dem Assistance-Provider) und Zurich vor. Nebst dem Versicherungsvertrag, welcher zwischen dem Versicherungsnehmer und Zurich abgeschlossen wird, schliesst der Versicherungsnehmer einen separaten Vertrag mit International SOS ab. Eine Zahlungsvereinbarung zwischen Offizielles Organ von: Association suisse des diplômés en assurance – Schweizerische Vereinigung der diplomierten Versicherungsfachleute – Associazione svizzera dei diplomati in assicurazione. Redaktion: Hanspeter Weber, CSS Versicherung, Tribschenstrasse 21/Postfach 2568, 6002 Luzern, [email protected] Zurich und International SOS stellt zudem sicher, dass Rechnungen für versicherte Schäden direkt abgerechnet werden. Der Vorteil dieser Lösung ist die grössere Flexibilität in Bezug auf die Wahl des Dienstleistungsumfanges und der Umstand, dass die Dienstleistungen im Interesse des Versicherungsnehmers erbracht werden. Durch den direkten Zugang zu International SOS können Prozesse individuell angepasst und auf die Kundenbedürfnisse abgestimmt werden. Der Nachteil in diesem Fall ist, dass zwei separate Vertragsdokumente unterzeichnet werden müssen. Die Versicherungskomponente besteht aus verschiedenen Deckungen, welche meist modular aufgebaut sind. Angeboten werden Heilungskosten im Ausland, Kosten für Krankentransporte sowie die medizinisch notwendige Repatriierung in Ergänzung zur Sozialversicherung, Annullierungskosten sowie Rückerstattung der Kosten bei vorzeitigem Reiseabbruch- bzw. Unterbruch (zum Beispiel bei Gefährdung des Lebens, Naturkatastrophen) und der Gepäckversicherung (inklusive Gepäckverspätung). Weitere zusätzliche Deckungen wie Unfallkapitalleistungen bei Tod oder Invalidität, Privathaftpflicht, Rechtsschutz oder Kidnapping werden ebenfalls angeboten. Die Deckungen, Limiten und Ausschlüsse variieren je nach Versicherer. Berechnung der Prämie Die Prämienberechnungsgrundlage für eine Geschäftsreiseversicherung basiert auf der Anzahl Reisenden oder der Anzahl Reisetage pro Jahr, der Geschäftstätigkeit, dem Reiseziel (Europa, Nordamerika, weltweit), den gewünschten Versicherungsdeckungen und -limiten und dem individuellen Schadenverlauf. Bei internationalen Versicherungspro- SEPTEMBER 2016 39 grammen können zusätzliche Kosten für die Ausstellung von Lokalpolicen anfallen. Lokalpolicen werden benötigt, um die versicherungs- und steuerrechtlichen Vorgaben in den einzelnen Ländern zu erfüllen. • Je nach Umfang der Präventions- Viele Vorteile Weitere Gründe, welche für den Abschluss einer Geschäftsreiseversicherung sprechen: Eine Geschäftsreiseversicherung unterstützt die Mitarbeiterzufriedenheit und -bindung und steigert die Attraktivität des Versicherungsnehmers als potenzieller Arbeitgeber. Eine Geschäftsreiseversicherung unterstützt den Versicherungsnehmer bei der Erfüllung seiner gesetzlichen Fürsorgepflicht. • massnahmen unterstützt eine Geschäftsreiseversicherung den Versicherungsnehmer bei der Erfüllung seiner gesetzlichen Fürsorgepflicht. • Die Übertragung des Risikos an den Versicherer führt zu einer besseren Planbarkeit der Kosten. Für internationale Unternehmen, welche ein internationales Programm abschliessen, gelten zusätzlich folgende Vorteile: Die Vertragsverhandlungen erfolgen zwischen dem Mutterkonzern und dem Versicherer. Dadurch können Administrationsund Managementkosten in den einzelnen Tochtergesellschaften reduziert werden. Alle Mitarbeitenden, unabhängig von ihrem Arbeitsort, profitieren von einem kongruenten Service und einheitlichen Leistungen. Zugang zu erfahrenen Experten im Bereich Travel Risk Management. • • • ASDA OSTSCHWEIZ BESUCH BEI DER BRAUQUÖLL IN APPENZELL Am 8.Juli 2016 besuchte unsere Sektion die Brauquöll in Appenzell. Frau Esther Abderhalden erklärte uns die verschiedenen Bier- und Whiskyarten. Interessant zu erfahren war, dass die Brauerei Locher in Appenzell mittlerweile zu den grössten Brauereien der Schweiz gehört. Die Firma besticht durch innovative Produkte. Sie legt mit neuen Produkten wie dem Bschorle (Birnen, Äpfel & Bier) Wert auf Nachhaltigkeit. So werden bewusst aussterbende Apfelsorten für die Herstellung verwendet. Aus dem Treber, einem Brau-Nebenprodukt, werden Chips produziert. Die Grundzutaten sind Bierhefe und Treber aus Gerstenmalz. Beide sind reich an pflanzlichen Proteinen, Mineralstoffen und Nahrungsfasern. Ein rundum stimmiges Produkt für Menschen, die Sorge zu sich und zur Umwelt tragen. Die Mitglieder der ASDA Ostschweiz genossen den Ausflug zur Brauerei Brauquöll. ren. Frau Abderhalden konnte zu jedem Bier eine Geschichte erzählen und machte klar, dass die Bierkulturen von Land zu Land unterschiedlich sind. Interessant war, dass Inder Starkbier bevorzugen, während Tessiner gerne Reis-Bier trinken und der Brandlöscher bei Feuerwehren sehr beliebt ist. Die ASDA-Mitglieder genossen die Bier- und Whisky-Degustation . Am Schluss konnten wir im Fabrikladen Brauereiprodukte kaufen, welche nicht in jedem Detailhandelsgeschäft zum Kauf angeboten werden. Wolfgang Weimer Präsident Sektion Ostschweiz Nach dem Audiorundgang und einem Dokumentarfilm konnten wir diverse Biere und einen Whisky nach Wunsch ausprobie- 40 SEPTEMBER 2016 ASDA-KURIER SEKTION ZÜRICH LUNCH & LEARN SPEZIALVERSICHERUNGEN Um unser Angebot für die Mitglieder der ASDA zu erweitern und ihnen die Möglichkeit zur Akkreditierung von Cicero-Punkten zu geben, führten wir erstmals ein Lunch & Learn zum Thema «Spezialversicherungen für Unternehmen» durch. Dieses Bildungsangebot vermittelte Grundwissen zu den wichtigsten Spezialversicherungen, deren Anwendungen und Wirkungsweise. Im Vordergrund stand im ersten Modul die sog. Organhaftpflichtversicherung. Die Organhaftpflichtversicherung wurde ursprünglich in den USA entwickelt, um den Directors und Officers von Unternehmen und Institutionen Versicherungsschutz gegen zivilrechtliche Klagen hauptsächlich von Aktionären zu gewähren. Die immer höheren qualitativen Anforderungen an die Leistungen von Führungsorganen, öffentlichkeitswirksame Diskussionen, Missmanagement, welches immer häufiger zur Haftung führt und Fälle wie etwa derjenige der Swissair haben dazu geführt, dass auch das Thema in der Schweizer Versicherungswelt seinen Platz gefunden hat. Der Referent Gregory Walker (Geschäftsführer der Walker Risk Solution AG, einem unabhängigen Versicherungsbroker mit einem spezialisierten Angebot für Finanzinstitute) erklärte Prinzip, Wirkungsweise und die Struktur von ADRESSLISTE SCHWEIZERISCHE VEREINIGUNG DER DIPLOMIERTEN VERSICHERUNGSFACHLEUTE (ASDA) ZENTRALVORSTAND/COMITÉ CENTRAL D&O-Versicherungen und erwähnte die wichtigsten Anbieter. Des Weiteren thematisierte er die Haftpflichtversicherung für Diskriminierungsansprüche und Grundzüge der Berufshaftpflichtversicherung. Das Angebot wurde von den ASDA-Mitgliedern sehr begrüsst und eine Fortsetzung der Ausbildungsserie gewünscht. Am 23. August 2016 folgte ein weiteres Modul, das wir Dank der Unterstützung der Zurich Versicherung in den Räumlichkeiten der Zurich erneut durchführen konnten. Hanna Doreen Muschter Vorstand Sektion Zürich SEKTIONSPRÄSIDENTEN/PRÉSIDENTS DES SECTIONS Aargau Carmen Casulleras Tel. 031 556 47 80 [email protected] Basel Martin Kuttler Tel. 061 926 24 24 [email protected] Bern-Solothurn Thomas Bärtschi Tel. 031 802 01 80 [email protected] Hanspeter Weber Präsident [email protected] Mob. 079 300 34 81 Fribourg Ben Girard Tel. 026 347 18 18 [email protected] Reto Bächinger Vizepräsident [email protected] Tel. 044 628 14 82 Mob. 078 774 47 82 Genève Michel Rendu Tel. 079 611 26 65 [email protected] Doris Niedermann Untersektion HFV [email protected] Tel. 043 280 68 68 Graubünden/FL/ St. Gallen Oberland Rico Bär Tel. 079 611 04 81 [email protected] Ivano Denis Patrone Marketing [email protected] Tel. 058 280 33 26 Mob. 079 205 60 61 Luzern/ Innerschweiz René Von Rohr Tel. 041 416 63 79 [email protected] Ernst Rietmann Finanzen [email protected] Mob. 079 633 58 41 Neuchâtel/Jura Philippe Terrier Tel. 021 627 41 90 [email protected] Simon Werren Verbände/Partner [email protected] Mob. 079 476 04 11 Ostschweiz Wolfgang Weimer Tel. 079 234 20 19 [email protected] Markus Stettler Internet [email protected] Mob. 079 228 66 74 Ticino Claudio Greco Tel. 058 280 61 60 [email protected] vakant Sekretariat Valais Stéphane Clausen Tel. 026 347 30 40 [email protected] Salvatore Lavorato Tessin [email protected] Tel. 091 260 02 02 Mob. 079 642 37 73 Vaud Dominique Perler Tel. 021 614 34 38 [email protected] Beat-Michael Roth Beisitzer [email protected] Tel. 058 262 39 94 Mob. 079 245 59 90 Zürich Sacha Guggisberg Tel. 079 404 85 69 [email protected] FPVS-NEWS SEPTEMBER 2016 41 VORSORGEAUFTRAG FÜR UNTERNEHMER Mit einem gültigen und alle Bereiche vollständig umfassenden Vorsorgeauftrag kann sichergestellt werden, dass sich bei Eintritt einer Urteilsunfähigkeit selbst ausgewählte, geeignete Personen ohne behördliche Mitwirkung um private und geschäftliche Belange kümmern werden. VON RETO REICHENBACH RETO REICHENBACH ist Vorstandsmitglied des Finanzplanerverbandes Schweiz sowie Leiter Wealth Planning bei der Credit Suisse Eine zentrale Aufgabe jedes Unternehmers ist die Minimierung der persönlichen Risiken. Die Thematisierung von Risiken wie Krankheit, Invalidität und Tod ist seit jeher Teil der Vermögensberatung. Doch niemand denkt gerne daran, dass eine Zeit kommen kann, in der man nicht mehr urteilsfähig ist. Solange es uns gut geht, neigen wir dazu, wichtige Vorkehrungen immer wieder aufzuschieben. Selbst- statt Fremdbestimmung Seit der Revision des Vormundschaftsrechts ermöglicht ein Vorsorgeauftrag die Selbstbestimmung bei einer Einschränkung der eigenen Urteilsfähigkeit, zum Beispiel durch einen Unfall oder eine schwere Krankheit. Mit dem Vorsorgeauftrag kann rechtzeitig bestimmt werden, durch wen und wie man im Falle der Urteilsunfähigkeit betreut werden will. Die in einem Vorsorgeauftrag bestimmte Betreuung kann die Personen- sorge und/oder die Vermögenssorge wie auch die Vertretung im Rechtsverkehr umfassen. Falls kein Vorsorgeauftrag vorliegt und die Massnahmen von Gesetzes wegen nicht ausreichen, ordnet hingegen die Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde (KESB) eine Beistandschaft an. In der Beratung von Unternehmern ist zu berücksichtigen, dass nicht alle Bedürfnisse mittels Vorsorgeauftrag abgedeckt werden können. Der Unternehmer hat zwei Ebenen zu unterscheiden: einerseits seine eigene Person (Privatperson und Unternehmer) und anderseits seine Unternehmung. Es ist zu beachten, dass die Fortführung des operativen Betriebs seiner Unternehmung nur indirekt mit seinem Vorsorgeauftrag geregelt werden kann. Was geregelt werden kann Der Vorsorgeauftrag bietet sich dem Unternehmer nebst gesellschafts- und vertragsrechtlichen sowie organisatorischen Lösungen jedoch als zusätzliches Instrument für die Risikominimierung und Nachfolgeplanung an, wenn es darum geht, dass seine Mitwirkungsrechte im Unternehmen ohne grossen Zeitverzug wahrgenommen werden können. Sowohl für eine vorübergehende als auch für eine dauernde Urteilsunfähigkeit kann der Unternehmer für sich selber und in Teilen für seine Unternehmung im Vorsorgeauftrag festlegen, wer die vermögensrechtlichen Befugnisse an seiner Stelle wahrzunehmen hat. Je nach Konstellation kann der Unternehmer zum Beispiel bestimmen, wer ihn als Gesellschaf- Association des Conseillers Financiers — Associazione dei Consulenti Finanziari — Association of Financial Planners Redaktion: FPVS, Münzgraben 6, 3000 Bern 7, Tel. 056 500 51 50, www.fpvs.ch ter oder Aktionär an Generalversammlungen oder in anderen Gremien vertreten soll. Er hat insbesondere die Möglichkeit, Weisungen bezüglich der Ausübung von Stimmrechten zu erteilen. Zugleich steht es dem Unternehmer frei, auch personelle Vorschläge für die Besetzung der von ihm in der Unternehmung innegehabten Funktionen vorzugeben. Abhängig von der jeweiligen Rechtsform und konkreten Situation (z.B. Stimmrechtsmehrheit) hat der Unternehmer das Recht, den Nachfolger im Verwaltungsrat festzulegen. Mit einem Vorsorgeauftrag kann schliesslich die betriebliche Kontinuität oder allenfalls eine geordnete Liquidierung oder sinnvolle Fusion gewährleistet werden. Die Richtlinien und Weisungen für grundlegende Geschäftsentscheide müssen selbstverständlich wohlüberlegt sein. Es ist zudem zu empfehlen, für unternehmerische Aufgaben und für das Privatvermögen unterschiedliche Personen zu bestimmen. Die Vermögenssorge für private Wertschriften und Liegenschaften verlangt andere Kompetenzen und ist daher sinnvollerweise auch anderen Personen anzuvertrauen. 42 SVVG EDITORIAL SEPTEMBER 2016 DIGITALE KOMMUNIKATION NEUE MÖGLICHKEITEN FÜR GENERALAGENTUREN VON LAURENT FRIEDL rem Publikum, die Ansprache potenzieller Kunden sowie die Kundenbindung. Zentraler Erfolgsfaktor in der digitalisierten Welt: die richtige Strategie Die richtige Strategie – dies scheint auf den ersten Blick mehr Und wie werden aus Websitebesuchern Kunden? Nach der Umsetzung der Strategie und einer ersten Datensammlung gilt es, mithilfe der gewonnenen Informationen einen Abschluss zu erzielen. Dieser Schritt, das heisst die Gewinnung eines Websitebesuchers als Kunde, wird Konver- LAURENT FRIEDL ist Vorstandsmitglied der Walliser Kammer des SVVG und Generalagent bei der Zurich in Sitten Die Demokratisierung des Breitbandinternets, das exponentielle Wachstum der Mobilnetze und die verbesserte Sicherheit des mobilen Internets haben die Beziehung zwischen den Kunden und den Versicherungsunternehmen – und somit auch den Generalagenturen – verändert. Die Konsumenten sind jeweils die Ersten, die ein verändertes Verhalten zeigen. Dies wirkt sich auf die Geschäftspraktiken aus und führt heute zu deren Digitalisierung. Unsere Welt ist im Wandel begriffen. Die Marktregeln befinden sich im Umbruch und in der Folge tut sich bei den Geschäftsmodellen und Arbeitsmethoden eine Kluft auf. Wie kommuniziert man digital? Es gibt wohlverstanden eine Unmenge von Instrumenten und Netzwerken, und deren Verwaltung ist zeitaufwändig und anspruchsvoll. Zusätzlich zum «klassischen» Mittel der Gruppenund Agenturwebsite können wir Facebook, LinkedIn, Twitter oder auch Youtube als Kommunikationskanäle nutzen, um nur die wichtigsten zu nennen. All diese Netzwerke eröffnen neue Kommunikationsmöglichkeiten und ermöglichen die Entwicklung unserer Marke, den Dialog zwischen unserer Agentur und unse- Fragen aufzuwerfen als Antworten zu liefern. Doch letztendlich klärt eine klare Strategie die meisten Fragen wie zum Beispiel: «Ist es wichtig, dass meine Generalagentur eine Website hat, oder reicht die Firmenwebsite aus?» oder «Wie denkt die Geschäftsleitung über das Thema und welchen Handlungsspielraum habe ich bei der digitalen Kommunikation meiner Agentur?» Das oberste Ziel einer Strategie für das Online-Marketing einer Generalagentur ist natürlich, mehr Abschlüsse zu erzielen. Um dies zu erreichen, sollte die Kommunikation ein Image vermitteln (das Image der Generalagentur aufbauen), den Bekanntheitsgrad erhöhen (sich als Generalagentur bekannt machen), das Kundenvertrauen in der Region stärken (Veranstaltungen, Aktivitäten) usw. sion genannt. Hier können wir auf die althergebrachten Grundlagen unserer Beratungs- und Betreuungstätigkeit, wie wir sie kennen, zurückgreifen und sollten nicht vergessen, woher diese kommen. Die Mentalität und die Erwartungen unserer «Kunden 2.0» können nicht dieselben sein wie die unserer «traditionellen» Kunden. Daher braucht es eine kohärente Lösung mit Prozessen, die sich auf einen Multikanalansatz stützen. chen, klar zu definieren, welche neuen Kompetenzen und welcher Zeitaufwand nötig sind, um die gesetzten Ziele zu erreichen. In einer Generalagentur ist es nicht notwendig, extra eine Stelle dafür zu schaffen oder gar extern Kompetenzen zu beschaffen. Im Gegenteil: Die intern verantwortliche Person, die die Agentur im Internet vertritt, ist von grosser Bedeutung für die Kommunikation sowie für das Informationsmanagement. Was die digitale Kommunikation betrifft, so darf man die Mitarbeitenden der Agentur auf keinen Fall vergessen, denn diese sind oft die Ersten, die der Generalagentur in den sozialen Netzwerken folgen. Fazit Da unsere Kunden überall sind und alle verfügbaren Kanäle nutzen, um sich zu informieren, sich zu entscheiden und zu handeln, müssen wir als Agentur digital präsent und aktiv sein, um alle Generationen anzusprechen und die Zukunft unseres Geschäfts zu sichern. Das einzige Risiko bei diesem Ansatz besteht darin, dass die Strategie zu wenig durchdacht und nicht kohärent und homogen genug ist, um die Erwartungen beider Welten zu erfüllen. Wie wirkt sich die Digitalisierung auf den Beruf und die erforderlichen Kompetenzen aus? Oft scheitert eine erfolgversprechende digitale Strategie an fehlendem Wissen sowie einem Mangel an Ressourcen und Personal. Daher ist es empfehlenswert, ein Pflichtenheft zu erstellen. Die digitale Strategie soll es ermögli- Offizielles Organ von: SVVG/FSAGA — Schweizerischer Verband der Versicherungs-Generalagenten — Fédération Suisse des Agents Généraux d’Assurances — Federazione Svizzera degli Agenti Generali di Assicurazione Redaktion: SVVG-Geschäftsstelle, David Wahli, Altenbergstrasse 29, Postfach 686, 3000 Bern 8, Tel. 031 313 88 28, Fax 031 313 88 99, E-Mail: [email protected] SVVG EDITORIAL FSAGA ÉDITORIAL SEPTEMBER 2016 43 COMMUNICATION DIGITALE NOUVELLES OPPORTUNITÉS POUR LES AGENCES GÉNÉRALES PAR LAURENT FRIEDL veaux prospects et d’amplifier notre communication. Une clé de la réussite dans ce monde digitalisé, est la définition d’une stratégie. A première vue, beaucoup de questions et peu de réponse! En définitive, une vision stratégique Et maintenant la conversion de nos visiteurs en clients? Une fois la stratégie mise en place et la première récolte de données, il nous faut transformer ces éléments en potentiel de conclusion. Ce passage pourrait répondre à la définition de la conversion qui désigne donc le transfert d’un LAURENT FRIEDL est membre du comité de la chambre valaisanne de la FSAGA et agent général auprès de Zurich à Sion Une vraie scission est en train de se créer avec une rupture dans les usages, dans les business models mais également dans les règles de marché. Les consommateurs sont d’ailleurs les premiers à incarner un changement de comportement qui fait considérablement évoluer les pratiques et aussi les digitalise. Notre monde change. La démocratisation de l’internet à haut débit, le développement exponentiel des réseaux mobiles, ainsi que la sécurisation de l’Internet mobile ont transformé les relations entre nos clients et nos compagnies d’assurance et donc par voie de conséquence nos agences générales. Quels sont les outils de cette communication digitale? Il y a bien entendu pléthore de supports, de réseaux et la gestion de cette stratégie reste une activité chronophage et très pointue. Dès lors en complément à un site internet de Groupe et d’agence dit «classique», nous pouvons nous concentrer sur Facebook, LinkedIn, Twitter ou encore YouTube pour n’en citer que les principaux. Les points communs de ces réseaux sont le développement de notre marque, la création d’un dialogue entre nos agences et notre public, de recruter et fidéliser de nou- va permettre de répondre à une très grande majorité de ces questions comme «Est-ce que la présence en ligne de mon agence générale est-elle importante ou bien seule la présence de la compagnie suffit?» ou «Quelle est la position de la direction générale sur ce thème et quelles latitudes ai-je pour ma communication digitale d’agence?» En clair, cette stratégie de web marketing au sein d’une agence générale aura comme principal objectif l’augmentation des ventes. Pour atteindre cela, cette communication devra comprendre des notions d’image (construire l’image de son agence générale), de notoriété (se faire connaître en tant qu’agence générale), de fidélisation locale (Events – actions), etc. visiteur-mobile en client. Il s’agit là de revenir aux fondamentaux de notre activité de conseil et de suivi tout en ne perdant pas de vue la provenance de ces derniers. En effet, les mentalités et les attentes de nos «clients 2.0» peuvent ne pas être les mêmes que nos prospects «traditionnels». Il faudra donc apporter une réponse cohérente avec des processus intégrants ces approches multicanales. ment les nouvelles compétences et le temps qu’il faudra pour mener à bien les objectifs fixés. Au niveau d’une agence générale, il n’est pas nécessaire d’avoir un poste dédié voire une externalisation de ces compétences. Par contre, la personne interne responsable qui incarne la voix de l’agence sur le Web sera d’une grande importance tant pour la partie communication que pour la partie gestion des informations. Au niveau de la communication, il est important de ne pas oublier le personnel composant l’agence car il est souvent le premier public à suivre l’agence générale sur les réseaux sociaux. Conclusion En conclusion, comme nos clients sont partout et utilisent tous les canaux à leur disposition pour s’informer, choisir et agir, nous nous devons d’être présents en tant qu’agence dans cette communication digitale pour toucher toutes les générations et assurer l’avenir de notre business. Le seul risque d’une telle approche est de ne pas avoir suffisamment réfléchi à une stratégie cohérente et homogène pour rencontrer les attentes des deux mondes. Quel est l’effet du digital sur les métiers et les compétences? Le manque de connaissance, de ressource et de personnel sont autant de freins à la réussite d’une stratégie digitale, alors il est nécessaire d’établir un cahier des charges. En fonction de la stratégie digitale mise sur pieds, ce dernier permettra de poser claire- Offizielles Organ von: SVVG/FSAGA — Schweizerischer Verband der Versicherungs-Generalagenten — Fédération Suisse des Agents Généraux d’Assurances — Federazione Svizzera degli Agenti Generali di Assicurazione Redaktion: SVVG-Geschäftsstelle, David Wahli, Altenbergstrasse 29, Postfach 686, 3000 Bern 8, Tel. 031 313 88 28, Fax 031 313 88 99, E-Mail: [email protected] 44 SVVG HOMEPAGE SEPTEMBER 2016 ADRESSLISTE SCHWEIZERISCHER VERBAND DER VERSICHERUNGS-GENERALAGENTEN (SVVG) AUSSCHUSS / COMITÉ DE DIRECTION Präsident Jérôme Sadania Generali Assurances Faubourg de l'Hôpital 1 2001 Neuchâtel Tel. 058 471 96 66 E-Mail: [email protected] Fax: 058 471 96 60 Vizepräsident Michel Chresta AXA Winterthur Johann-Georg-Müller-Str. 6 9501 Wil Tel. 071 913 81 00 E-Mail: [email protected] Fax: 071 913 81 01 Past President Denis Hostettler La Mobilière Assurances Route du Grand-Lancy 6a 1211 Genève 26 Tel. 022 819 05 30 E-Mail: [email protected] Fax: 022 819 05 58 Mitglied Lothar Arnold Helvetia Versicherungen Bahnhofstrasse 42 6210 Sursee Tel. 058 280 37 11 E-Mail: [email protected] Fax: 058 280 37 00 Mitglied Mauro Canevascini Helvetia Assicurazioni Viale Portone 12 6500 Bellinzona Tel. 058 280 62 10 E-Mail: [email protected] Fax: 058 280 62 00 Mitglied Donato Carlucci Helvetia Versicherungen Hohlstrasse 560 8048 Zürich Tel. 058 280 55 55 E-Mail: [email protected] Fax 058 280 85 80 GESCHÄFTSSTELLE / SECRÉTAIRE CENTRAL Geschäftsführer Geschäftsstelle David Wahli B'VM Betriebsökonom FH Altenbergstrasse 29 Postfach 686 3000 Bern 8 Tel: 031 313 88 28 Fax: 031 313 88 99 [email protected] EHRENMITGLIEDER/MEMBRES D’HONNEUR Past President Bernard Dietrich Basler Versicherungen Aeschengraben 21 4002 Basel Tel. 058 285 90 60 Fax: 058 285 90 04 [email protected] Past President Hans-Ulrich Flückiger Die Mobiliar Aeschengraben 9 4051 Basel Tel. 061 266 62 62 061 266 62 00 [email protected] VORSTAND (PRÄSIDENTEN DER ANGESCHLOSSENEN VERBÄNDE) / COMITÉ (PRÉSIDENTS DES ASSOCIATIONS AFFILIÉES) Aargau und beide Basel Vincenzo Centolanza Zurich Versicherungen Täfernstrasse 4 5405 Dättwil Tel. 056 204 05 25 E-Mail: [email protected] Fax: 056 204 05 26 BernSolothurn Fred Schneider Allianz Suisse Länggasse 2A 3601 Thun Tel. 058 357 17 17 E-Mail: [email protected] Fax: 058 357 17 18 Fribourg Martin Wettstein AXA Winterthur Avenue de la Gare 12 1701 Fribourg Tel. 026 350 25 25 Fax: 026 350 25 50 E-Mail: [email protected] Genève Armando Giordano ZURICH, Agence générale Route de Vernier 199 case postale 874 1214 Vernier Tel: 022 939 11 70 E-Mail: [email protected] Fax: 022 939 11 71 Jura Patrick Schaer AXA Winterthur Rue des Moulins 28 2800 Delémont Tel. 032 421 74 74 E-Mail: [email protected] Fax: 032 421 74 75 Neuchâtel Jérôme Sadania Generali Assurances Faubourg de l'Hôpital 1 2001 Neuchâtel Tel: 058 471 96 66 E-Mail: [email protected] Fax: 058 471 96 60 Ost-FL Michel F. Chresta AXA Winterthur Johann-Georg-Müller-Str. 6 9501 Wil Tel. 071 913 81 00 E-Mail: [email protected] Fax: 071 913 81 01 Ticino Mauro Canevascini Helvetia Assicurazioni Viale Portone 12 6500 Bellinzona Tel. 058 280 62 10 E-Mail: [email protected] Fax: 058 280 62 00 Valais Jean-Maurice Favre Helvetia Assurances Rue de la Dent-Blanche 20 case postale 735 1951 Sion Tel. 058 280 68 11 E-Mail: [email protected] Fax: 058 280 68 00 Vaud François Cardinaux Vaudoise Assurances Rue du Simplon 45 case postale 1219 1800 Vevey Tel: 021 925 33 06 E-Mail: [email protected] Fax: 021 925 33 09 Zentralschweiz Jürg Weber Allianz Suisse Bahnhofstrasse 21 6430 Schwyz Tel. 058 357 58 01 E-Mail: [email protected] Fax: 058 357 58 61 Zürich Donato Carlucci Helvetia Versicherungen Hohlstrasse 560 8048 Zürich Tel. 058 280 85 85 [email protected] Fax: 058 280 85 80 Digital lesen! Als Abonnent haben Sie zusätzlich kostenlosen Zugriff auf die Ausgaben via App iKiosk. Aktuell in dieser Ausgabe: Altersvorsorge Die grössten Hürden Brokermarkt Schweiz Warum kein Stein auf dem anderen bleibt Rückversicherer Wieso Preiserhöhungen kaum durchzusetzen sind Lernen Sie die «Schweizer Versicherung» kennen: Für nur Fr. 20.— statt Fr. 30.— erhalten Sie das Test-Abo (3 Ausgaben)*. Jetzt bestellen unter: www.schweizerversicherung.ch/abo, per Telefon 043 444 58 95 oder per E-Mail an [email protected] *gültig nur für Neu-Abonnenten in der Schweiz Seit 25 Jahren das Magazin für Finanz und Assekuranz. SCHWEIZER VERSICHERUNG SEPTEMBER 2016 Social Responsibility TraineeProgramme Wissens transfer Recruiting Betriebliches Gesundheits management Personal- und Managemententwicklung Diversity HRControlling HR-Controlling Organisationsentwicklung Return on Education Learning & Lehrlingswesen HR DER ZUKUNFT: CHANGE MANAGEMENT Development Assistenz Sonderaufgaben HR&D Fachstelle Kunst HR BP Vertrieb/HR Konzeption Branding HR BP Innendienst/ Nachwuchs mgmt. HR Personalund Organisatiosentwicklung Legal & Compliance HR Servicecenter QUELLE: HELVETIA Leaders Return on Education offiziellen Übernahme Ende Oktober 2014 nur Themen bearbeiten, die keine juristische Relevanz hatten», erinnert sich Cornelia BraunSchoeffel, die bereits in der alten Helvetia im Bereich Human Resources tätig war. «Dennoch mussten wir schon vieles für die geplante Übernahme aufgleisen, ansonsten wären wir von den Ereignissen überrollt worden.» Denn, so die heutige HR-Projektleiterin bei der neuen Helvetia, «das Tempo war im gesamten Inte grationsprozess sehr hoch.» Bereich HR & Dienste Die Übernahme der Nationale Suisse durch Helvetia brachte nicht nur einen Brand zum Verschwinden, sondern auch eine Unternehmenskultur. Neben operativen und logistischen Themen stand daher beim Change-ManagementProzess das Thema Kultur weit oben auf der Agenda. Von Sandra Escher Clauss Als Helvetia im Juli vor zwei Jahren Nationale Suisse das Übernahmeangebot unterbreitet hatte, begannen nicht nur die Juristen und die obersten Kadermitglieder zu rotieren, sondern auch die Personalabteilungen der beiden Unternehmen. «Natürlich konnten wir bis zur Le De Outpla Kultur als Strategie Organigramm HR & Dienste, Helvetia Facility Management Arbeitsplatzgestaltung Recruiting 46 Zwei Erfolgsfaktoren Dass die Integration für die Mitarbeitenden bis zum aktuellen Zeitpunkt nicht nur zeitlich schnell getaktet lief, sondern grundsätzlich als gelungen betrachtet werden kann, ist vor allem zwei Faktoren zu verdanken: der Tatsache, dass die Personal- und Organisationsentwicklerinnen stets im Team respektive im Tandem mit den Business-Partnern gearbeitet haben und dass die Begleitung der Veränderungen laufend an die Bedürfnisse der einzelnen Bereiche angepasst wurde. Zudem ist es der Human-Resources-Abteilung gelungen, mit den Sozialpartnern einen verträglichen Sozialplan auszuarbeiten, der bereits im Dezember 2014 kommuniziert werden konnte. Genauso wie die Gehaltsgarantie, die das Unternehmen den Mitarbeitenden bis Ende 2015 geben konnte. «Dies», so Braun-Schoeffel, «hat viel Druck rausgenommen.» Simone Lazarus, heute Leiterin Organisations- und Personalentwicklung bei Helvetia, war im Juli 2014 noch im HR von Nationale Suisse tätig und erlebte die ersten Reaktionen der Nationale Suisse-Mitarbeitenden direkt mit. «Während sich die Mitarbeitenden von Helvetia zu diesem Zeitpunkt noch nicht so SCHWEIZER VERSICHERUNG47 SEPTEMBER 2016 ship TraineeProgramme Mobile Learning Gewinnen und Halten von Spezialisten Social Responsibility Digitalisierung Strategic Workforce Planning Wissens transfer Employer Branding viele Gedanken zur anstehenden Übernahme gemacht haben, gab es bei uns eine erste Schockwelle», erinnert sie sich. Diese musste das HR-Team so gut es ging abfedern und sich gleichzeitig als Direktbetroffene mit den HR-Kolleginnen und Kollegen von Helvetia zu einem neuen Team formieren, das den Change-Prozess aufgleiste und begleitete. Dies, so Cornelia Braun-Schoeffel und Simone Lazarus unisono, sei durchaus herausfordernd gewesen. Sichere Intergration dank TOM Dank der intensiven Arbeit der Change-Begleitung wurde nach der definitiven Übernahme Ende Oktober 2014 innerhalb weniger Wochen das sogenannte TOM ins Leben gerufen. TOM steht für Target Operating Model, zu deutsch Zielorganisation. Im Dezember 2014 waren die Zielorganisationen für die beiden obersten Führungsebenen beschrieben und kommuniziert. Über die Wintermonate wurden die Führungskräfte in vom Change-Team entwickelten Schulungen mit dem Titel «So führen Sie sicher durch die Integration» für die Das Ziel der Wochen und Monate zwischen Frühsommer und Herbst 2015 war es, allen Mitarbeitenden wieder eine Heimat zu geben. Strategic Workforc Planning Mobile Learning acement Change Management Diversity earning & evelopment Betriebliches Gesundheits management MANAGEMENT & BILDUNG SERIE HR WORKFORCE-PLANNING tal 2015 kennenlernten», erklärt Simone Lazarus. Die interne Logistik, so Lazarus, ermöglichte, dass auch die örtlichen und räumlichen Veränderungen vorgenommen werden konnten. Die beiden HR-Fachfrauen verhehlen nicht, dass dies nur dank einem unglaublichen Effort aller Beteiligten möglich gewesen ist. Dieser habe sich aber gelohnt, denn die Kundenfeedbacks waren mehrheitlich positiv. Veränderungen fit gemacht. Jeweils an einem Abend der rund 20 zweitägigen Schulungen war ein Mitglied der Geschäftsleitung vor Ort, um Fragen zu beantworten und mit den Führungskräften in den Dialog zu treten. Dies, so Lazarus, habe Vertrauen kreiert und die Geschäftsleitung dafür sensibilisiert, welche Themen die Führungscrew beschäftigen. Im ersten Quartal 2015 wurde das TOM auf die gesamte Organisation runtergebrochen und per 1. Mai wurde der Führungsübergang in der Schweiz vollzogen und die Planungen für die Aufnahme der operativen Arbeiten konkretisierten sich. Während zu diesem Zeitpunkt in den meisten Bereichen die Schulungen und örtlichen Veränderungen mit bereichsspezifischen Kick-off-Veranstaltungen erst begannen, war der Aussendienst bereits operativ als neue Helvetia unterwegs. Der Grund für dieses hohe Tempo: Die Kunden sollten möglichst wenig von den internen Veränderungen spüren. «Die Kolleginnen und Kollegen von Sales Competence sorgten zusammen mit den Kolleginnen und Kollegen vom Front Support dafür, dass alle Aussendienstmitarbeitenden die neuen Produkte und Systeme im ersten Quar- Zuhause unter einem neuen Dach Das Ziel der Wochen und Monate zwischen Frühsommer und Herbst 2015 war es, allen Mitarbeitenden wieder eine Heimat zu geben. «Vor allem für die Leute von Nationale Suisse war diese Zeit hart, denn ihr Brand ist mit dem 1. Mai vollständig von der Bildfläche verschwunden», blickt Cornelia Braun-Schoeffel zurück. Mit dem Welcome-Paket für alle ehemaligen Nationale Suisse-Angestellten wurde ein Göttiprinzip eingeführt, damit die neu zu integrierenden Mitarbeitenden eine direkte Ansprechperson für ihre Fragen hatten. «Diese reichten von vermeintlich banalen Fragen zum Wechsel vom Outlook- auf ein Lotus-Notes-Agendasystem bis hin zu Fragen zu Produkten, Systemen oder Prozessen.» Im Herbst 2015 verzichtete das neue Unternehmen auf die herkömmlichen Mitarbeitergespräche. Stattdessen erhielten alle Vorgesetzten den Auftrag,Integrationsgespräche zu führen. «Dazu unterstützten wir vom HR sie mit einem von uns entwickelten Fragebogen», erklärt Braun-Schoeffel. «Im Sinne einer vertrauensbildenden Massnahme verblieben die Gesprächsunterlagen beim Mitarbeitenden und der Führungskraft. Es gab keinen Rücklauf ans HR».Parallel dazu 48 SCHWEIZER VERSICHERUNG SEPTEMBER 2016 D R EI FRAGEN Angela Winkelmann, Leiterin Human Resources und Dienste, Helvetia Eine Zusammenführung wie jene von Helvetia und Nationale Suisse erlebt man nicht alle Tage. Was ist Ihr persönliches Fazit eineinhalb Jahre nach dem Zusammenschluss? Aus heutiger Sicht hat mich bei diesem Riesen-Integrationsprojekt am meisten be eindruckt, wie trotz der herausfordernden und auch belastenden Change-Situation bei vielen Führungskräften und Mitarbeitenden unglaubliches Engagement und grosse Energien freigesetzt wurden. So wurde einerseits das Tagesgeschäft für den Kunden bewältigt, andererseits auch bereits ein halbes Jahr nach der Übernahme im Oktober 2014 die Fusion möglich gemacht und eine funktionierende neue Helvetia-Organisation erfolgreich und zumeist reibungslos in Kraft gesetzt. Darauf können wir stolz sein. Welches waren für das Change Management die wichtigsten Meilensteine und die schwierigsten Momente? Die wichtigsten Meilensteine waren die Ankündigung des Übernahmeangebotes am 7. Juli 2014, elektrisierend für die Alt-Helve tianer, schockierend für die Nationale SuisseMitarbeitenden, dann die erfolgreiche Übernahme am 21. Oktober 2014 und die Kommunikation der neuen Zielorganisation Anfang Dezember 2014. Mehr als die rechtliche Fusion hat aus Sicht der Mitarbeitenden vermutlich das räumliche Zu sammenkommen in den neuen Teams und Ressorts vom ersten bis dritten Quartal 2015 dem Einzelnen den grossen Change vor Augen geführt. Die schwierigste Phase für alle Beteiligten war die Zeit zwischen der Ankündigung im Juli 2014 und der Übernahme im Oktober 2014. Dies, da in dieser Zeit der Grad an Unsicherheit für den Einzelnen am höchsten war. Unser Ziel im Projekt war es deshalb, durch rasches Vorgehen und regel mässige und offene Kommunikation Klarheit und Richtung zu geben. Eine neue Firmenkultur ist am Entstehen – wie steuern Sie deren Wachstum? Wir haben in der Schweiz das Thema Unternehmenskultur in unserer Personalmanagementstrategie 20.20 als eine von fünf Stossrichtungen definiert. Ziel ist die Entwicklung einer gemeinsamen Identität und die best mö gliche Unterstützung der Strategieumsetzung durch die neue Unternehmenskultur. Kulturarbeit ist für uns eine Führungsaufgabe. wurde via Intranet eine unternehmensweite Integrationsbefragung durchgeführt. Der Rücklauf lag bei 63 Prozent, was eine gute Basis für eine erste Auswertung über die Auswirkungen auf die Befindlichkeit der Mitarbeitenden nach dem Zusammenschluss ergab. Zu den meistgenannten Problemfeldern gehörten zu diesem Zeitpunkt Fachthemen, Schnittstellenprobleme sowie Reibungen in den neuen Teams. Cornelia Braun-Schoeffel: «Je nach Bedürfnissen der einzelnen Bereiche und Teams haben wir die genannten Themen zurückgespielt und mit den Mitarbeitenden nachbearbeitet.» Der Grundtenor bei der Belegschaft sei positiv gewesen. Simone Lazarus, die selber schon von mehreren Übernahmen betroffen war, ergänzt: «Es hat sich für mich persönlich nicht wie eine typische Übernahme angefühlt. Da wir vom HR ja auch selber Betroffene waren, konnten wir sehr schnell reagieren. Wir waren eigentlich immer einen Schritt voraus und konnten die Mitarbeitenden auffangen.» Ungefähr ein Jahr nach der Übernahme entstand nicht nur bei den oberen Führungsebenen, sondern immer mehr auch aus dem Kreise der Mitarbeitenden der Wunsch, nicht mehr zurückzublicken, sondern an der gemeinsamen Zukunft zu arbeiten. «Dieser Paradigmenwechsel stellte einen Wendepunkt im Veränderungsprozess dar», resümiert Simone Lazarus. Und er passte zeitlich hervorragend zum Strategieprozess helvetia 20.20, der im Winter 2015/16 initiiert wurde. Seither wurde im HR parallel zur Unternehmensstrategie eine neue Personalmanagement-Strategie ausgearbeitet. Ein wichtiger Fokus: Kultur als Wegbereiter der neuen Helvetia. «Wir möchten die Führungskräfte dafür sensibilisieren, dass Kulturarbeit Führungsarbeit ist und diese der Strategieumsetzung grossen Schub verleihen kann», hält Lazarus fest. Kultur ganz konkret Neben einer breit angelegten Führungskräfteveranstaltung bildete etwas ganz Konkretes den Start zu dieser neuen Kultur. Ein Künstler Was symbolisch nicht in Stein gemeisselt, aber in Holz gebrannt und gelasert wurde, muss nun im Alltag verankert werden. baute die Einzelteile des Helvetia-Dreiecks aus verschiedenen Schweizer Hölzern mannshoch nach und die bestehenden und weiterhin gültigen Helvetia-Werte wurden dreisprachig auf der Vorder- und Rückseite in die Holzelemente eingebrannt. Bis Ende Juli konnten alle Teams ihren Beitrag zum Zusammenhalt der «neuen» Helvetia handschriftlich in zwei Worte fassen und ans HR schicken. Danach wurden alle eingesandten Beiträge in der Originalhandschrift auf die restlichen Aussenflächen der Holzskulptur gelasert. Das Zusammensetzen der Skulptur im Rahmen einer Führungskräftekonferenz unterstrich die Symbolik des Zusammenwachsens. Seit einigen Monaten steht die Holzskulptur im Eingang des Helvetia-Hauptgebäudes in Basel. Was symbolisch nicht in Stein gemeisselt, aber in Holz gebrannt und gelasert wurde, muss nun im Alltag verankert werden. «Hier stehen wir noch ganz am Anfang», so Simone Lazarus. «Doch wir sind auf einem guten Weg. So haben wir beispielsweise gemerkt, dass sich der Grad an Veränderungsbereitschaft im Unternehmen stark erhöht hat und dass die Mehrheit der Mitarbeitenden Freude daran hat, etwas Neues zu schaffen.» Neu ist auch die Tatsache, dass Helvetia vom Jäger zum Gejagten wurde. Lazarus: «Durch die Übernahme sind wir zur Nummer drei im Schweizer Versicherungsmarkt geworden und müssen ein neues Selbstverständnis entwickeln.» THEMA DER NÄCHSTEN AUSGABE: EMPLOYABILITY 45+ Mit welchen Arbeitgeber-Initiativen die Swiss Life ihre Mitarbeitenden unterstützt. SCHWEIZER VERSICHERUNG49 SEPTEMBER 2016 MANAGEMENT & BILDUNG WAR FOR TALENTS Rekrutierung mal anders Ungewöhnlich, innovativ und ganz auf die Verhaltensweise von «Digital Natives» ausgerichtet: Die Allianz Suisse geht bei der Rekrutierung neue Wege und lässt junge Talente mittels originellen Bewerbungsvideos eine Lehrstelle gewinnen. Von Peter Marti Für die Ausbildung begeistern Mit ihrer viralen Kampagne «My life as a talent» verlässt die Allianz Suisse gewohnte Pfade und spricht bewusst digital affine Zielgruppen an, um sie für eine Ausbildung zu begeistern. Dabei können die jungen Talente gemäss Angaben der Allianz Suisse ihre Kreativität auf besondere Art und Weise unter Beweis stellen: Statt eine klassische Bewerbungsmappe einzureichen, können sie auf www.mylifeasatalent.ch ein Bewerbungsvideo hochladen. Dieses wird dann von Freunden, Bekannten, der Familie oder der NetzCommunity bewertet. Wer die meisten Stimmen für sein Video erhält, kann im nächsten Sommer seine Lehrstelle am Hauptsitz der Allianz Suisse in Wallisellen antreten. Ganz ohne das übliche Bewerbungsprozedere. «Das ist auch für uns eine völlig neue Erfahrung und wir sind total gespannt, wie die Aktion bei den Jugendlichen ankommt», lässt sich Alexandra Suess, Verantwortliche für Young Talents bei der Allianz uisse, in der Medienmitteilung zitieren. «Mit S der Kampagne wollen wir auch zeigen, dass die Versicherungswelt alles andere als langweilig ist und uns als bevorzugte Arbeitgeberin für junge Menschen positionieren», betont die Ausbildungsexpertin. «Die sozialen Medien spielen dabei natürlich die Schlüsselrolle.» Auf das übliche Bewerbungsprozedere wird in diesem einen Fall zwar verzichtet, aber klassische Bewerbungen mit Anschreiben und Lebenslauf sind damit noch lange nicht out. Suess: «Natürlich achten wir wie bis anhin vor allem auf Aspekte wie Leistungsfähigkeit, Motivation und Teamfähigkeit. Dafür ist ein persönliches Gespräch unerlässlich, um zu schauen, ob beide Seiten zusammenpassen.» Dass der Gewinner oder die Gewinnerin des Wettbewerbs auf Neid und Skepis bei den andernen Lernenden stösst, glaubt Alexandra Suess nicht: «Die finden diese Aktion ziemlich cool und stehen voll dahinter.» Das zeigt sich auf der Seite www.mylife asatalent.ch, wo die jungen Talente der Allianz Suisse multimedial aus ihrem Arbeitsalltag berichten. Die Internetseite wurde gleichzeitig mit dem Wettbewerb aufgeschaltet, um jungen Menschen einen Einblick in die Ausbildungswelt zu geben. Dort finden Interessierte zudem die Teilnahmevoraussetzungen für den Wettbewerb. Bewerbung per Video: Bei der Allianz Suisse ab sofort möglich. BILD: ISTOCK O b am Hauptsitz oder in den 42 Generalagenturen: Die Allianz Suisse bietet jährlich rund 40 jungen Talenten einen Einstieg in die Berufskarriere mit einer Lehre im kaufmännischen Bereich oder in der Informatik. Mehr als 90 Prozent der Auszubildenden wird anschliessend eine Stelle im Unternehmen angeboten. Allerdings: Auch ein Versicherungsunternehmen muss mit der Zeit gehen, wenn es als Arbeitgeber weiterhin attraktiv bleiben will – denn mit dem demografischen Wandel geht der sogenannte «War for Talents» einher, so der Wortlaut in einer aktuellen Medienmitteilung des Versicherers. Neue und innovative Wege in der Rekrutierung des Nachwuchses seien also gefragt. 50 SCHWEIZER VERSICHERUNG SEPTEMBER 2016 Technologie wird zum Game-Changer Von Matthias Niklowitz T echnologie ist bei Versicherungen ein überaus wichtiges Element des ganzen Geschäfts: Gemäss den Analysten der US-Bank Morgan Stanley gibt die Assekuranz weltweit am zweitmeisten für Technologie aus. Es wird zudem ein überproportionaler Anteil der operativen Ausgaben für Hard- und Software eingesetzt. Laut den Analysten wären das eigentlich sehr gute Voraussetzungen für einen innovativen Einsatz von Technologie für die Ausdifferenzierung im Wettbewerb und die Weiterentwicklung von Produkten und Geschäftsmodellen. Allerdings sieht es in der Praxis anders aus: Der grösste Teil der Gelder, die für Technologie vorgesehen sind, geht in den laufenden Betrieb und die Pflege des teilweise überalterten Softwarecodes. Dass und wie sich eine teure IT in den Gesamtkosten niederschlägt, zeigt eine Hochrechnung von Moody’s, der Bonitätsagentur aus den USA. Bei einer durchschnittlichen Lebensversicherung entfällt 47 Prozent auf die Operations, und die IT beansprucht hierbei alleine zwei Drittel. Im P&C-Bereich entfallen sogar 61 Prozent auf die operativen Auslagen, hier ist IT neben dem Claims Management der grosse Kostenfaktor. Fünf entscheidende Schlüssel Laut den Experten von Moody’s kommen Versicherungen nicht umhin, hier anzusetzen, wenn sie längerfristig überleben möchten. Alleine das Wettbewerbsumfeld mit austauschbaren Produkten, niedrigen Zinsen und innovativen kleineren aufstrebenden Konkurrenten sollte den Übergang zu einer moderneren IT begünstigen. Denn erst dann können Versicherungen die folgenden Schlüsseltechnologien anpacken, die sie eigentlich zum längerfristigen Überleben jenseits einer Existenz als Run-Off-Player benötigen: • Konsumenten-Engagement-Tools: Kunden haben sich beim Einkaufen und Buchen von Reisen an mobile Apps gewöhnt. Selbst Banken haben die Zeichen der Zeit erkannt. Versicherungen begnügen sich dem gegenüber laut Moody’s lediglich mit Apps, welche vereinfachte Versionen von Online-Auftritten sind. Damit können sich Kunden informieren. Aber oft müssen sie dann noch Formulare herunterladen, ausdrucken und per Post einschicken. Fortschrittliche Apps hingegen verwickeln die Kunden in eine echte Interaktion, bei der beide Seiten etwas davon haben und die Kunden vor allem engagiert in den Dialog eintreten. Sie liefern mehr Informationen als die, welche lediglich für eine bestimmte Transaktion unmittelbar benötigt werden und sie verbessern auch die Grundlagen für die Versicherungen selber, indem sie die Plattform darstellen, über welche die Kunden – transparent – Daten an die Versicherungen liefern, die wiederum die Preisberechnung verbessern. • Big Data: bräuchte eigentlich nicht weiter erläutert zu werden – wenn sich die Plattformen der Versicherungen nicht so schwer damit tun würden, rasch und zeitnah Datenanalysen zuzulassen, um dann wiederum bei der Entwicklung besserer Produkte, beim Marketing, bei Sales, beim Underwriting, bei der Verwaltung der Policen und beim Claims Management eine entscheidende Verbesserung der eigenen Position zu ermöglichen. Bereits heute zeichnet sich ab, was sich mittels eines guten Datenpools darüber hi naus steuern lässt: So experimentiert man in anderen Branchen über die Verwendung von künstlicher Intelligenz und von Roboter-Dialog-Syste- BILD: ISTOCK Die rasche Verwendung von zukunftsträchtigen Schlüsseltechnologien dürfte laut Analysten die Spielregeln im Versicherungsgeschäft verändern. SCHWEIZER VERSICHERUNG51 SEPTEMBER 2016 TECHNOLOGIE & PROZESSE INNOVATIONEN Gerade die Entwicklung in einigen asiatischen P&C-Märkten hat gezeigt, dass Versicherungskunden rasch und flexibel auf neue Angebote reagieren. men, um für Kunden automatisierte und dennoch hoch individuelle Services beispielsweise als Ersatz konventioneller Call-Center für das Claims Management anbieten zu können. Die Steuerung solcher Systeme ist hoch komplex und setzt einen breiten und tiefen Datenschatz voraus – aber dieser muss laut Moody’s erst einmal aufgebaut und erschlossen werden. Und zukünftig dürften auch das Risikomanagement und die Preisberechnungen deutlich individualisierter ausfallen. Grundlage ist hier ebenfalls Big Data – und natürlich haben auch Datenschützer und Regulatoren ein wichtiges Wörtchen mitzureden. • Sharing Economy: Hier sieht es bei Versicherungen in der Schweiz bisher düster aus: Spezielle Angebote für Uber-Fahrer oder für AirBnB-Zimmervermieter gibt es bisher nicht, weil die bisherigen Systeme entsprechend variable Policen nicht zulassen. In den USA sind einige Monoliner eigens gegründet worden, um solche Lücken zu schliessen. Sie verrechnen Prämien entsprechend der jeweiligen individuellen Form und dem Zeitpunkt der Nutzung und erschliessen so Märkte, die es bisher in der Form nicht gegeben hat – genauso wie es die SharingEconomy-Vorreiter vormachen. • Das «Internet of Things»: die breite Verwendung und Anbindung von Objekten an Datennetze, hat laut den Analysten von Morgan Stanley eine bisher völlig unterschätzte Nebenwirkung. Die Risiko-Pools verändern sich, wenn Wohnungen und Häuser mit Sensoren für Brände, Wasserschäden und Einbrüche versehen werden. Das gleiche gilt für die kommenden selbstfahrenden Fahrzeuge. Je nach Hochrechnung und Anpassungen bei den Basis-Szenarien schrumpfen dann die Risiko-Pools zwischen 30 und 70 Prozent – und damit würde auch das Geschäftsvolumen zurückgehen. Gemäss Moody’s bringt das Internet of Things die grosse Chance für Versicherungen, eigene Angebote weiterzuentwickeln, die Daten, welche die Sensoren erzeugen, für die Modelle zu verwenden und dann auch neue Angebote zu schaffen. Denn an den grundlegenden Risiken verändert sich wenig. • Digitale Ökosysteme bilden ein weiteres beliebtes Schlagwort. Dabei werden Menschen, konkrete Objekte (wie Autos oder digital vernetzte Haushalte) mit Service-Anbietern verbunden. Führend sind hier die grossen Internet-Firmen aus den USA und aus China: Die betrachten die Welt aus der Sicht der Daten, welche alles untereinander verbinden, und sie fügen die einzelnen Elemente in neuer Form zusammen. Kunden kaufen dann online ihre Produkte, sie diskutieren in Mit innovativem Einsatz von Technologie können sich Versicherer im Wettbewerb positiv hervortun. Foren online die Erfahrungen anderer Kunden, sie fragen ebenfalls online beim Anbieter noch zusätzlich nach und sie bezahlen auch online. Versicherungen könnten in solchen digitalen Prozessen per Klick zusätzlichen Versicherungsschutz für spezielle Bedürfnisse und Gegebenheiten anbieten – wenn sie aus Sicht der führenden Betreiber solcher digitalen Ökosysteme zwei Bedingungen erfüllen: Sie müssen sich nahtlos in diese digitalen Prozesse einfügen. Und sie müssen Produkte anbieten, die dann von den Kunden wirklich als nützlich erkannt und nachgefragt werden. Aus Sicht der grossen Betreiber der Ökosysteme wäre es nur ein kleiner Schritt, ihrerseits als Erstversicherer aufzutreten und Versicherungen von neuen attraktiven Feldern gleich ganz abzuschneiden. Kürzere Zyklen Laut Moody’s pressiert es zwar, weil die Erneuerung grosser IT-Infrastrukturen rasch einmal eine Frage von einem halben Jahrzehnt ist. Aber Versicherungen hätten – insbesondere im Leben-Geschäft – die Regulation noch auf ihrer Seite und auch die Kunden seien gegenwärtig noch etwas zu träge. Allerdings ist das laut den Analysten von Morgan Stanley kein Grund, die Hände in den Schoss zu legen: Gerade die Entwicklung in einigen asiatischen P&C-Märkten hat gezeigt, dass die Kunden rasch und flexibel auf neue Angebote reagieren. Clevere Versicherungsbündel für Smartphones beispielsweise haben die Spielregeln für die Haushaltversicherungen verändert – und diese Wechsel verliefen parallel zu den Erneuerungszyklen der Smartphones, also in Zweijahresabschnitten. 52 SCHWEIZER VERSICHERUNG SEPTEMBER 2016 Weg vom alten Eisen Grosse Versicherungen wagen sich zögerlich an Ablöse-Prozesse. Möglichen Kosteneinsparungen stehen Risiken bei der Ablösung gegenüber. Von Matthias Niklowitz M ainframe-Computer bildeten für ein halbes Ja h r hu nde r t lang das Rückgrat der IT der grossen Finanzdienstleister: Es gab lange Jahre keine vergleichbar leistungsfähige und zuverlässige Hardware- und Software-Infrastruktur auf dem Markt. Allerdings hat die Stabilität auch gewisse Nachteile: Der Computercode ist alt – und die Betreiber müssen für Wartungsaufgaben oft Aufträge an Spezialisten aus Indien vergeben, wo es noch einen ausreichend grossen Pool von Programmierern gibt, die mit den alten Betriebssystem-Sprachen und den Applikations-Tools umgehen können. Und was vor 30, 40 Jahren noch als vernünftiges Anpassungs- und Weiterentwicklungstempo genügte, reicht heute nicht mehr: Damals konnte niemand voraussehen, dass dereinst die Kunden von Versicherungen ihre Policen flexibel mit Smartphones kaufen würden und die Versicherungen ihrerseits immer kleinere und flexibler verkaufbare Policen für spezielle Anwendungsfälle entwickeln würden. Umdenken im Gange Dennoch bleiben die Mainframes wichtig: Wie eine Umfrage des auf diese Grosscomputer spezialisierten Softwareunternehmens Compuware zeigt, räumen 92 Prozent der Befragten aus Europa und den USA den Mainframes auch in den kommenden zehn Jahren eine wichtige Rolle ein und für 84 Prozent ist es auch eine Plattform, auf der sich Innovationen vornehmen lassen. In den USA arbeiten 21 der 25 grössten Versicherungen weiterhin auf diesen Grosscomputern. Allerdings hat vielerorts ein Umdenken eingesetzt, denn neben den Kosten und den sich immer rascher verändernden Konsumentenvorlieben sind die gestiegenen Ansprüche der Regulatoren gekommen – und viele alte Umgebungen sind nicht in der Lage, auf Knopfdruck jene Reporte zu produzieren, die heute verlangt werden. «Die grossen Versicherungen haben etliche Jahre Schwierigkeiten damit bekundet, die modernen Ansprüche mit ihren alten Systemen zu befriedigen», schreiben indes die Ex- perten von Celent, einem ResearchUnternehmen für Finanzdienstleister. Das Zitat ist zehn Jahre alt – aber laut einem Sprecher von Celent weiterhin aktuell: Die Finanzkrise hatte eher dazu geführt, dass in einer ersten Phase keine weiteren riskanten Projekte wie eine Mainframe-Ablösung eingeleitet wurden. Versicherungen hatten zuerst einmal andere Sorgen und eine solche fundamentale Ablösung gilt als einigermassen heikel. Erst in den vergangenen Jahren ist wieder etwas mehr Aktivität zu sehen – auch und gerade dank der Reife, die alternative Technologien inzwischen erreicht haben. Allerdings erstreckt sich eine Mainframe-Ablösung oft über ei- Swiss Life ist eine der ersten grossen Versicherungen der Schweiz, die radikal weg geht von den Mainframes. SCHWEIZER VERSICHERUNG53 SEPTEMBER 2016 TECHNOLOGIE & PROZESSE MAINFRAME-COMPUTER Werden den modernen Ansprüchen nicht mehr gerecht: Alte Mainframe-Systeme. BILD: ISTOCK nige Jahre – die Mobiliar beispielsweise hat als Schlusspunkt der Ablösung das Jahr 2024 festgelegt. Radikale Abkehr bis 2017 Auch Swiss Life löst gemäss einem Bericht des Branchendienstes InsideIT ihre Mainframes ab, indem bis Ende 2017 die businesskritischen Applikationen auf eine Private Cloud übertragen werden. Die laufen auf dem Azure-Stack von Microsoft und werden vom IT-Dienstleister Inventx in den beiden Rechenzentren betrieben. Für die nicht geschäftskritischen Teile ist die öffentliche Cloud der MicrosoftAzure-Plattform vorgesehen, die läuft dann «irgendwo» im Netz. Swiss Life ist damit eine der ersten grossen Versicherungen der Schweiz, die radikal weg geht von den Mainframes. «Unsere Digitalisierungsstrategie erfordert eine zunehmend schnellere Abbildung der Businessanforderungen, auch auf technologischer Seite. Neue Möglichkeiten in der IT kommen auf uns zu, die verstanden und für unsere breite Kundenbasis gewinnbringend genutzt werden wollen», lässt sich Beat Marbach, Leiter Informatik bei Swiss Life Schweiz, in der entsprechenden Medienmitteilung zitieren. «Cloud-Lösungen ermöglichen diese Flexibilität.» Swiss Life, Microsoft und Inventx haben für diesen Zweck eine Partnerschaft für die Entwicklung einer hybriden Cloud-Umgebung vereinbart. «Diese kombiniert den flexiblen Ressourcenbezug der Public-CloudPlattform von Microsoft für businessunkritische Anwendungen mit der Private Cloud von Inventx, die auf hohe Datensicherheit und garantierte Datenhaltung in der Schweiz im georedundanten Rechenzenterverbund setzt», heisst es in der Mitteilung weiter. Swiss Life werde damit in abseh- barer Zeit selber keine eigenen Rechenzentren mehr betreiben, sich aber weiterhin um die Applikationen und die Weiterentwicklungen kümmern. Erleichtert werden solche Mainframe-Ablösungen nicht nur durch Fortschritte bei den Cloud-Technologien. Die Firma Lzlabs aus Wallisellen beispielsweise hat im Rahmen einer Zusammenarbeit mit Red Hat und Micrososft einen «Software definierten Mainframe» angekündigt. Damit können Mainframe-Betreiber ihre Systeme auf Cloud- oder Linux-Plattformen migrieren, ohne dass die Kompatibilitäten verloren gehen, wie es von Lzlabs heisst. Kernstück ist dabei die Überführung der alten Anwendungen in einen speziellen «Software-Container», womit gewährleistet sein soll, dass die alten Programme auch auf der neuen Umgebung noch weiterlaufen. Weitere Softwarefirmen wie CA Technologies bringen ständig neue Tools und Hilfsmittel, um Mainframe-Computer so flexibel und lange wie möglich in Betrieb zu halten. Alte Technologie, neue Features Und auch IBM, der letzte grosse Hardware-Hersteller, der noch Mainframe-Computer baut (weitere Anbieter wie Unisys, Bull, Hitachi, Fujitsu und NEC spielen nur noch in Nischen eine Rolle), hält nicht still. Seit rund zehn Jahren bringt die US-Firma praktisch im Jahrestakt kleinere, abgespeckte Mainframe-Modelle auf den Markt, welche mit neuen Features wie sehr rascher interner DatenVerschlüsselung, eingebauter ITSicherheits-Analysesoftware und Cloud-Computing-Optionen die Kunden bei der Stange halten sollen. Diese Features sollen die alten Stärken dieser Grosscomputer, die hohe Leistungsfähigkeit bezüglich Trans- aktionen, auch in das mobile Zeitalter retten. Zudem kooperiert IBM seit vergangenem Jahr mit Apple: IBM stellt die Mainframe-Infrastruktur, von Apple kommen Geschäfts-Apps, die auf den iPhones und iPads laufen. Schliesslich lassen sich MainframeUmgebungen prinzipiell auf einer Private-Cloud betreiben, wie das IBM mit einer grossen australischen Bank vereinbart hat. Hohe Pannenquote bei Ablösungen Gerade aus Australien kommen Beispiele, dass und wie Banken mit teuren Mainframe-Ablösungen in Schwierigkeiten geraten waren: Es gab Fälle, bei denen die Dauer der Ablösung von fünf auf 15 Jahre und das Budget dafür von einer auf fünf Milliarden australische Dollars aufgestockt werden mussten. Zudem erwiesen sich einige Ablösungen während der Projekt-Phase als schwierig. So beliess eine Bank das grosse und wichtige Geschäft für Immobilienkredite auf der alten Plattform, weil es sich aufgrund der Komplexität nicht übertragen liess. Jetzt betreibt besagte Bank eine alte und eine neue Plattform parallel. Ein solcher Parallelbetrieb ist kostspielig. Die Experten von Gartner, einem auf die IT-Branche spezialisierten Beratungsunternehmen, empfehlen denn auch ein vorsichtiges Vorgehen bei der Ablösung, zumal der alte Cobol-Code keinesfalls wertlos ist. Die Wiederverwendung von altem Code kann deutlich günstiger ausfallen als die vollständige Neuprogrammierung einer alten, bewährten Umgebung. Zudem ist die Ablösung einer alten Umgebung jeweils immer auch eine Kombination von zwei denkbar ungünstigen Faktoren: Alte Systeme sind in der Regel unzureichend dokumentiert, neue in der Regel zu wenig getestet. Auch deshalb ergibt sich, so die Experten von Gartner, eine Pannen-Quote zwischen 40 und 70 Prozent bei grossen Ablösungen. Etliche grosse Versicherungen wie Allianz, Aviva und Nationwide hatten deshalb davon abgesehen, ihre alten Umgebungen mit dem Cobol-Code direkt zu eliminieren – sie packten diese, ähnlich wie Swiss Life, auf neue Plattformen und konnten so ihre Kosten und Risiken senken. 54 SCHWEIZER VERSICHERUNG SEPTEMBER 2016 Frist abgelaufen In einem neuen Entscheid beleuchtet das Bundesgericht die Voraussetzungen zur Erlangung einer Nachfrist beim Streit mit einer Krankenkasse. BUNDESGERICHT Von Clemens D. Furrer Nachdem die Krankenkasse Schweizerischer Metallbaufirmen ab 17. August 2012 Taggelder nach Krankenversicherungsgesetz (KVG) an Alberto (Name fiktiv) ausbezahlt hatte, stellte sie nach weiteren Abklärungen mit Verfügung vom 31. März 2014 die Leistungen ein, woran sie mit Einspracheentscheid vom 16. Juni 2014 festhielt. Das Sozialversicherungsgericht des Kantons Zürich wies die gegen die Leistungseinstellungsverfügung vom 31. März 2014 erhobene Beschwerde mit Entscheid vom 29. Januar 2016 aufgrund verspäteter Einsprache und mit dieser Begründung die Beschwerde gegen den Einspracheentscheid der Kasse vom 16. Juni 2014 ab. Dagegen wehrte sich Alberto nun vor Bundesgericht. Alberto rügte vor Bundesgericht eine Verletzung von Art. 61 lit. b des Bundesgesetzes über den Allgemeinen Teil des Sozialversicherungsrechts (ATSG) bzw. Art. 10 Abs. 5 der Verordnung über den Allgemeinen Teil des Sozialversicherungsrechts (ATSV). Das Gesetz sieht darin vor, dass wenn eine Einsprache den gesetzlichen Anforderungen nicht genügt oder die Unterschrift fehlt, der Versicherer eine angemessene Frist zur Behebung der Mängel ansetzen und damit die Androhung verbinden muss, dass ansonsten auf die Einsprache nicht eingetreten werde. In einem ebenfalls unlängst entschiedenen anderen Fall (Urteil 8C_259/2015 vom 24. Februar 2016) hatte das Bundesgericht bereits festgehalten, dass der Versicherungsträger allgemein eine Nachfrist zur Verbesserung einer den gesetzlichen Anforderungen nicht genügenden Einsprache anzusetzen hat, also selbst dann, wenn Rechtsbegehren und Begründung überhaupt fehlen, sofern dadurch nicht in rechtsmissbräuch- licher Weise eine Verlängerung der Beschwerdefrist erreicht werden soll. Fristenlauf in concreto Die Verfügung der Krankenkasse vom 31. März 2014 wurde Alberto am Folgetag zugestellt. Gemäss Art. 52 Abs. 1 ATSG i.V.m. Art. 38 Abs. 1 und Abs. 4 lit. a sowie Art. 39 ATSG lief die Einsprachefrist unter Berücksichtigung des Fristenstillstands vor und nach Ostern am Freitag, 16. Mai 2014 ab. Mit Schreiben vom 2. April 2014 ersuchte die damalige Rechtsvertretung des Beschwerdeführers die Krankenkasse um Zusendung sämtlicher Akten sowie um eine «Nachfrist von 30 Tagen zur Antragstellung und Begründung der hiermit erhobenen Einsprache», dies unter Hinweis auf ihre Abwesenheit von zwei Wochen ab 14. des Monats. Rund eine Woche später wurden die Akten zugestellt, wobei im Begleitschreiben vom 9. April 2014 festgehalten wurde, die Eingabefrist für die Einsprache werde bis zum 30. Mai 2014 verlängert. Am 20. Mai 2014 reichte die neue Rechtsvertretung des Beschwerdeführers eine mit einem Antrag und einer Begründung versehene Einsprache ein, welche die Krankenkasse mit Einspracheentscheid vom 16. Juni 2014 abwies. Im vorliegenden Fall schliesst sich das Bundesgericht den kantonalen Richtern an und sieht im Zeitpunkt der Gesuchstellung am 2. April 2014 die Voraussetzungen für die Einräumung einer Nachfrist nach Art. 10 Abs. 5 ATSV für die Einreichung einer den Formerfordernissen in Bezug auf Antrag und Begründung genügenden Einsprache offensichtlich nicht gegeben. Die Frist von 30 Tagen nach Art. 52 Abs. 1 ATSG hatte am selben Tag erst zu laufen begonnen und nach Erhalt der mit Schreiben SCHWEIZER VERSICHERUNG55 SEPTEMBER 2016 RECHT & REGULIERUNG BUNDESGERICHT vom 9. April 2014 zugestellten Akten verblieben auch ohne den Fristenstillstand wegen Ostern immer noch mehr als zweieinhalb Wochen bis zum Ablauf der Frist am 16. Mai 2014, um eine formgültige Einsprache einzureichen. Nach Ansicht sowohl des Bundesgerichts (in diesem neuen Entscheid 9C_191/2016 vom 18.5.2016) als auch der kantonalen Vorinstanz lief die Einräumung einer Nachfrist bis 30. Mai 2014 quasi auf Vorrat auf eine unzulässige Verlängerung der gemäss Art. 40 Abs. 1 ATSG nicht erstreckbaren Einsprachefrist hinaus. Nachfrist via Begründungsmangel? Vorliegend war das Gesuch um Zusendung der Akten und um eine Nachfrist nicht erst kurz vor Ablauf der Einsprachefrist am 16. Mai, sondern bereits am ersten Tag der Frist am 2. April gestellt worden. Das Bundesgericht erteilt der Auffassung, schon der klare Wortlaut von Art. 10 Abs. 5 ATSV verlange eine von Amtes wegen selbst dann anzusetzende Nachfrist, wenn kein entsprechendes Gesuch gestellt worden wäre, da die Einsprache vom 2. April 2014 keine Begründung enthielte, eine Absage. Eine solche Sichtweise widerspricht nach Lesart der obersten Richter Sinn und Zweck der Regelung und führt im Ergebnis zu einer unzulässigen Verlängerung der nicht erstreckbaren Einsprachefrist (Art. 40 Abs. 1 ATSG). Auch das Argument, das Gesuch um Nachfristansetzung sei umsichtig im Sinne einer seriösen Mandatsführung gestellt worden, weil die Rechtsvertretung nicht habe wissen können, wie lange es dauern würde, bis die Akten zugestellt würden, wurde mit dem effektiven Zugang der Unterlagen noch vor Beginn des Fristenstillstandes am 13. April 2014 in den Augen des Bundesgerichts hinfällig. Bleibt der Grundsatz von Treu und Glauben zu prüfen. Gesuch und Gewährung der Fristerstreckung waren unter Kenntnis des Sachverhalts beider Parteien erfolgt. Sowohl Albertos Anwalt als auch die Krankenkasse waren davon ausgegangen, dass die Einsprache vom 2. April gültig erfolgt sei. Dazu zieht das Bundesgericht die Rechtsprechung im Zusammenhang mit einer unrichtigen Belehrung über den Rechtsmittelweg oder -frist heran; danach wird das Vertrauen einer anwaltlich vertretenen Partei in eine diesbezüglich fehlerhafte Angabe nicht geschützt, wenn eine «Grobkontrolle durch Konsultierung der anwendbaren Verfahrensbestimmungen oder eine systematische Lektüre des Gesetzes genügte, um den Fehler zu erkennen». Dagegen verlangt das Bundesgericht auch von Anwälten nicht, dass neben den Gesetzestexten auch noch die einschlägige Rechtsprechung oder Literatur nachgeschlagen wird (BGE 141 III 270 & 138 I 49). In der Eingabe vom 2. April ersuchte Albertos Anwalt um Zusendung der Akten und eine «Nachfrist von 30 Tagen zur Antragstellung und Begründung der hiermit erhobenen Einsprache». Nach dem Wortlaut von Art. 10 Abs. 5 ATSV waren die Voraussetzungen für die Einräu- mung einer Nachfrist damit gegeben, da ein klar bekundeter Einsprachewille genügt. Indes unterstellt das Bundesgericht, Albertos Anwalt habe auch bekannt sein müssen, dass die Einsprachefrist als eine gesetzliche Frist gemäss Art. 40 Abs. 1 ATSG nicht erstreckbar ist und eine Abwesenheit den Fristenlauf nicht hindert, sondern lediglich gemäss Art. 41 ATSG unter ganz bestimmten, hier allerdings nicht gegebenen, Voraussetzungen die Wiederherstellung einer versäumten Frist erlaubt. Das Bundesgericht will Alberto bzw. seinen Rechtsvertreter in ihrem Vertrauen in die gesetzwidrige Einräumung einer Nachfrist nicht schützen, da nach Ansicht des Gerichts Art. 10 Abs. 5 ATSV «auch ohne Blick in die Rechtsprechung nur in dem Sinne verstanden werden kann, dass eine Nachfrist lediglich dann anzusetzen ist, wenn für die Behebung der Mängel nicht (mehr) genügend Zeit innerhalb der nicht erstreckbaren Einsprachefrist besteht». Diese Voraussetzungen sieht das Gericht jedenfalls nicht gegeben, zumal nach Zustellung der Akten noch mehr als zweieinhalb Wochen verblieben, um eine formgültige Einsprache einzureichen. BUNDESGERICHTSURTEIL 9C_191/2016 VOM 18.5.2016 NACHFRIST RATIO LEGIS Sinn der Nachfrist von Art. 61 ATSG ist gemäss bundesgerichtlicher Lesart, den Schutz der rechtsunkundigen Partei zu gewährleisten. Sie kommt in Fällen zum Tragen, in denen aufgrund der Sachlage eine rechtsgenügliche Einsprache- oder Beschwerdebegründung ohne Aktenkenntnis nicht möglich ist und eine nicht rechtskundige versicherte Person in gutem Glauben erst kurz vor Ablauf der Anfechtungsfrist einen Rechtsvertreter mandatiert. In solchen Fällen muss es nach Ansicht des Bundesgerichts reichen, wenn die rechtskundige Person unverzüglich die Akten einholt und die innert Frist vorsorglich eingereichte Beschwerde mit einer Begründung ergänzt. Ein offenbarer Missbrauch, der einen Verzicht auf die Nachfrist rechtfertigt, besteht dann, wenn eine rechtskundige Person eine bewusst mangelhafte Rechtsschrift einreicht, um damit eine Nachfrist zur Begründung zu erwirken. 56 SCHWEIZER VERSICHERUNG SEPTEMBER 2016 SCHWEIZER VERSICHERUNG 28. JAHRGANG Herausgeberin Ringier Axel Springer Schweiz AG Förrlibuckstrasse 70, 8021 Zürich Tel. +41 (0)43 444 58 86 www.schweizerversicherung.ch [email protected] Leitung Wirtschaftsmedien Uli Rubner Redaktion Werner Rüedi (Chefredaktor); Jasmine Alig Ständige Mitarbeitende Gérard Al-Fil, Dr. Hansruedi Berger; Sandra Escher Clauss; Clemens D. Furrer; Matthias Niklowitz; Dr. Peter Odrich; Dr. Kurt Speck. PERSONEN AXA-ARAG RECHTSSCHUTZ AG NEUERUNGEN IN DER GL Die Axa-Arag Rechtsschutz AG hat ihre Geschäftsleitung erweitert. Neu zur Geschäftsleitung hinzugestossen ist Jürg Schneider, der seit Juli 2016 das Corporate Center leitet. Der 45-Jährige war zuletzt Leiter Rechtsdienst Arbeitsrecht. Er hat an der Universität Zürich Jura studiert und hält ein Executive Diploma in Management der Hochschule St. Gallen. Schneider folgt in seiner neuen Funktion Gestaltung / Layout Tessy Ruppert (Artdirector); Johannes Neukomm Werbemarkt Beniamino Esposito, Leitung Tel. +41 (0)58 909 91 11 E-Mail: [email protected] Online: www.admeira.ch als Leiter Corporate Center auf Heinz Suter, der neu den Bereich Legal & Compliance und Risk Assessment verant wortet. Um die Kommunikation und Marketingaktivitäten weiter zu stärken, wurde zudem Lea Baumann Hahn, Leiterin Market Management neu in die Geschäftsleitung aufgenommen. Baumann Hahn hat nach ihrem Betriebswirtschaftsstudium an der ZHAW in verschiedenen Positionen internationales Marketing bei Lista und Siemens betrieben und ist seit zwei Jahren bei der Axa-Arag für das Marketing, die Kommunikation und das Event-Management verantwortlich. Leiter Nutzermarkt Markus Will, [email protected] Marketing Ringier Axel Springer Schweiz AG Förrlibuckstrasse 70, 8021 Zürich Tel. +41 (0)43 444 58 95 Fax +41 (0)43 444 50 91 [email protected] Jürg Schneider Lea Baumann Hahn 11/22 Ausgaben Schweiz Fr. 116.–* / Fr. 209.–* *(inkl. 2,5% MWSt) Verbreitete Auflage WEMF 2015: 6 679 Exemplare ASDA SEKTION ZÜRICH Erscheinungsweise 11-mal pro Jahr «ZÜRICH WIE NOCH NIE» Druck Gassmann Print, Biel Copyright Ringier Axel Springer Schweiz AG Namhafte Beteiligungen Le Temps SA Offizielles Organ von / Organe officiel de — Schweiz. Vereinigung der dipl. Versicherungsfachleute / Association Suisse des Diplômés en Assurances (ASDA) — Schweiz. Verband der Versicherungs- Generalagenten (SVVG)/Fédération Suisse des Agents Généraux d’Assurances (FSAGA) — Schweizerischer Verband der Versicherungs-Inspektoren und -Agenten / Fédération Suisse des Inspecteurs et Agents d’Assurances (SVVIA) — IAF, Interessengemeinschaft Ausbildung im Finanzbereich / Communauté d’intérêt pour la formation dans le domaine financier — SIBA, Swiss Insurance Broker Association — Finanzplanerverband Schweiz (FPVS) Andrea Fischbacher (vorne links) führte die Asda-Truppe durch Zürichs Altstadt. Auf einer Führung durch die Altstadt entlang Zürichs berühmter alter Via Sacra ging die Sektion Zürich der ASDA auf die Suche nach den Spuren der Kelten. Die Führung begann auf der Polyterrasse, wo die 27 teilnehmenden ASDAMitglieder eine tolle Aussicht auf Stadt und See genossen. Frau Dr. Andrea Fischbacher von der Forschungsstelle «Kraftorte Schweiz» geleitete durch das heutige Hochschul- und ehemalige obere Schanzenquartier, wo kraftvolle Orte und ihre Geschichte kennengelernt wurden. Spannend war das neue Vorstadtgebiet aus dem 18. Jahrhundert – das Stockargut mit Gartenhaus. Beeindruckend war, die Universität, die Dr. Faust Gasse und das Bodmer-Haus von einer neuen Seite zu sehen. Durch den barocken Rechberggarten mit seinem Palais, der Orangerie und den Stallungen für die gehobene Gesellschaft stiegen die Teilnehmenden ab ins Handwerkerquartier des Neumarkts. Weitere Höhepunkte waren das Palais Rechberg mit seiner Kraft beim Springbrunnen, der Seilergraben (ehemali ges Neumarkt-Tor), das Geburtshaus von Gottfried Keller und das Chorgässli. HANNA DOREEN WESCHE SCHWEIZER VERSICHERUNG57 SEPTEMBER 2016 ALAIN ZWEIBRUCKER CFO AXA WINTERTHUR — Alain Zweibrucker wird neuer Finanzchef der Axa Winterthur und damit Mitglied der Geschäftsleitung. Der 42-Jährige wechselt von der Axa Deutschland nach Winterthur und folgt als CFO auf Fabrizio Petrillo, der die Leitung des Schadenversicherungsgeschäfts übernommen hat. Seine bisherige berufliche Laufbahn verbrachte Zweibrucker bei der Axa. Er arbeitete als Aktuar P&C zwei Jahre in Portugal, anschliessend zwei Jahre als Leiter P&C Aktuariat bei der Axa Gruppe in Paris, be vor er 2002 zur Axa Deutschland stiess und dort in verschiedenen Positionen tätig war. Dabei leitete er auch während zwei Jahren als Chief Risk Officer die Einführung von Solvency 2 und die Transformation der Risiko Management-Funktion. JACOPO D’ANTONIO LEITER ASPEN — Jacopo D´Antonio übernimmt zusätzlich zu seiner Auf gabe als Chef des Rückversicherungsgeschäfts von Aspen Insurance auch die Leitung des Versicherungsbereichs für die Schweiz. D’Antonio übernimmt von Heinz Eggenberger, der in Pension gegangen ist. DIEGO CICCO LEITER HR SWICA — Diego Cicco ist neuer Leiter Human Resources bei Swica. Er folgt auf Werner Infanger, der den Bereich ad interim geführt hat. Cicco verfügt über langjährige Erfahrung im Bereich Human Resources. Vor seinem Wechsel war er Head HR im See-Spital Horgen. Ferma Neue Vorstandsmitglieder Die «Federation of European Risk Management Associations» (Ferma) hat drei neue Mitglieder in der Vorstand gewählt. Es sind dies Charlotte Hedemark Neilsen, Senior Risk Specialist, SAP (Dänemark), Ralph Mulder, Insurance and Subsidy Manager UNIPER/E.ON Benelux (Niederlande) und Helen Pope, Head of Insurable Risk-Tesco (Gross britannien). Anders Esbjörnsson, Group Risk Manager, NCC (Schweden) wurde wiedergewählt. Zurich Jopp für MEA Zurich International Life hat Walter Jopp zum neuen CEO Global Life MEA berufen. Der argentinisch-britische Doppel bürger war zuvor Leiter des Segments Markt Management MEA. Jopp beerbt die Rolle von Jawed Barna, der zum Leiter des Lebengeschäfts in Deutschland und stellvertretendem CEO der Zurich Group in Deutschland berufen wurde. (gaf) VBV-ZERTIFIKATSFEIER DIE NASE VORN «Die Versicherungsvermittlung ist tot – es lebe die Kundenberatung!» So ähnlich lautete die Botschaft an die frisch zertifizierten Versicherungsvermittlerinnen und -vermittler VBV (Berufsbildungsverband der Versicherungswirtschaft) im Rahmen der Zertifikatsfeier Mitte Jahr. Die Erwartungen an Eine Gruppe erfolgreicher Versicherungsvermittler VBV schart sich um den Hauptexperten Rolf Wegner. die 504 neuen Titelträgerinnen und -träger sind hoch und vielschichtig. Doch wer sich als Problemlöser versteht und aufmerksam auf die Bedürfnisse der Kunden eingeht, wird immer die Nase vorn haben. FOTOS: RICHARD DE STOUTZ SVVIA-Präsident Marc-Oliver Stöcklin gratuliert Vincent Roten, Generalagentur Philippe Favre der Zurich in Sierre, zu seinem Spitzenresultat. Markus Jutzeler, Präsident der Prüfungskommission, erläutert die Prüfungsresultate. PERSÖNLICH Monat für Monat in Ihrem Briefkasten PHILOMENA COLATRELLA CEO, CSS Gruppe «20 Grad ist meine Schmerzgrenze» Welches selbst gemachte Dessert ist immer ein Erfolg? Selbst gemachte Pasticciotti, wie sie in meiner zweiten Heimat Italien zum Dessert gereicht werden. Fantastisch einfach, fantastisch gut – ein Traum aus Mürbeteig mit einer Crèmefüllung! Jetzt Abo bestellen Auf einer Skala von 1 bis 10: Wie gesund ernähren Sie sich? Ich bin zwar keine Gesundheitsapostelin. Aber auf eine 7 dürfte ich es durchaus bringen. Der Wochenmarkt fast vor meiner Haustür mit all den wunderbaren Frischprodukten trägt sicher dazu bei. Wofür geben Sie ohne schlechtes Gewissen Geld aus? Für eine spontane Reise an einen schönen Ort dieser Welt, um mein Fernweh zu stillen. Welchen Stellenwert haben für Sie soziale Netzwerke, beruflich, privat? Einen sehr hohen: Netzwerke im Beruf helfen mit, komplexe Herausforderungen zu meistern. Im Privaten stehen sie gleichbedeutend für Spass, Inspiration und Musse. Wovon haben Sie gedacht, dass Sie es nie können würden? Im Mai ins 13 Grad kalte Meer zu steigen. Meine Hühnerhaut-Schmerzgrenze liegt sonst bei 20 Grad. Sind Sie Optimistin, Pessimistin oder Realistin? Ich bin eine optimistische Realistin. Experimentieren Sie gerne beim Kochen? Aber sicher – zumindest, wenn ich es anschliessend selber essen muss. www.schweizerversicherung.ch/abo Mit welcher Sorte Menschen kommen Sie eher klar: Gefühls menschen oder Kopfmenschen? Im Beruf bin ich auf strukturiert denkende Kopfmenschen angewiesen. Wenn sie auch noch über eine ausgeprägte Gefühlswelt verfügen, ist es perfekt. Welche Sorte Mensch sind Sie selbst? Der Mensch besteht aus Hirn und Herz. Deshalb sollte man in einer verantwortungsvollen Position immer auch auf das Bauchgefühl hören. IHR WERDEGANG Philomena Colatrella (47) ist seit Anfang September Vorsitzende der Konzernleitung der CSS Gruppe. Die Juristin arbeitet seit 1999 für die den Krankenversicherer, ist seit 2012 Generalsekretärin und Konzernleitungsmitglied und seit 2014 stellvertretende CEO. Zuvor trug Colatrella als Group General Councel und Chief Compliance Officer die Gesamtverantwortung für die Abteilung Legal & Compliance. höhe Der Blick nach vorne. Als Vorsorgeversicherung mit Weitblick betrachten wir die heutigen Bedürfnisse aus der Zukunft heraus. Mit den Privaten und Beruflichen Vorsorgelösungen gibt Pax ihren Kunden ein Versprechen ab, das sie auch über Generationen hinweg hält. Ein Höhepunkt in der heutigen Zeit. DER SpRIng EnDE Ansagen und einlösen. «Vorsorge auf den Punkt gebracht.» Das lösen wir ein. Der springende Punkt dabei: Wir sind unabhängig. Nur unseren Partnern und Kunden verpflichtet. Und wir sagen, was wir tun, und tun, was wir sagen. 11/4
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