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Ruediger Bachmann
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Monday, August 29, 2016 5:27 AM
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Positionspapier zur Graduiertenausbildung in der Ökonomik
graduiertenausbildung_0.pdf; addendum_graduiertenausbildung.pdf
Sehr geehrtes Mitglied im Verein für Socialpolitik, in der Sitzung des erweiterten Vorstandes vom 19. Februar 2016 in Frankfurt wurde der Vorsitzenden des Vereins für Socialpolitik das Mandat erteilt, ein Positionspapier des Vereins zur Graduiertenausbildung in der Ökonomik in Deutschland zu entwerfen und auf dessen Grundlage in einen Dialog mit den Wissenschaftsorganisationen und der Wissenschaftspolitik zu treten. Anlass zu diesem Mandat waren einige Förderentscheidungen der DFG im Bereich von Graduiertenkollegs und Graduiertenschulen in der Volkswirtschaftslehre aus jüngster Zeit, die Unverständnis und auch Unmut bei den betroffenen Forschern und Fachbereichen ausgelöst haben. Die Vorsitzende hat den Nachwuchsbeauftragten des Vereins beauftragt, zusammen mit anderen vom erweiterten Vorstand nominierten Mitgliedern des Vereins ein solches Positionspapier zu entwickeln, das in einem ersten Schritt zunächst als Grundlage für ein Gespräch mit dem Präsidenten der DFG, Herrn Peter Strohschneider, dienen sollte. Dieses Gespräch fand im Juni dieses Jahres in der DFG Zentrale in Bonn statt. An diesem Gespräch nahmen neben dem Präsidenten und weiteren Repräsentanten der DFG die Vorsitzende des Vereins, der Nachwuchsbeauftragte sowie weitere Mitglieder des Vereins teil, die in diversen DFG‐Gremien vertreten sind. In dieser Email möchten wir über das Positionspapier, das Gespräch mit der DFG sowie weitere geplante Schritte informieren. An der Erstellung des Positionspapiers waren neben der Vorsitzenden, dem designierten Vorsitzenden und dem Nachwuchsbeauftragten weitere zehn Mitglieder des Vereins aktiv beteiligt, die aus vielen Teilgebieten der Ökonomik, von Universitäten unterschiedlichster Ausrichtung sowie geographisch aus dem gesamten Bundesgebiet stammen, um so einen breiten, die Mehrheit der Mitglieder repräsentierenden Konsens herzustellen. Das Memorandum skizziert die internationale Wettbewerbssituation, der die deutsche Graduiertenausbildung in der Ökonomik ausgesetzt ist, es beschreibt die deutsche Ist‐Situation mit ihren sehr heterogenen Anforderungen an die Graduiertenausbildung sowie die deutsche Fördersituation, und leitet schließlich Implikationen aus diesem Spannungsfeld zwischen Wettbewerb, Heterogenität der Bedarfe und Förderregeln ab. Darüber hinaus wurde der DFG in einem Addendum zum ursprünglichen Positionspapier ein konkreter Vorschlag vorgelegt, wie das Thema Promotionsdauer in der Ökonomik mit der Dreijahresregel der DFG besser in Einklang zu bringen ist. Im Kern würde dieser Vorschlag darauf hinauslaufen, eine Option für die Antragsteller bereitzustellen, bei Graduiertenkollegs eine auf 5 Jahre verlängerte Förderdauer zu beantragen und von der Finanzierungsdauer, die bei drei Jahren bliebe, zu entkoppeln. Gleichzeitig sollte bei dieser Option die Evaluierung an der Förderdauer statt an der Finanzierungsdauer ausgerichtet werden. Wir freuen uns über den weiteren Dialog mit den Mitgliedern zu diesem wichtigen Thema. Das Positionspapier sowie das Addendum sind als PDF Dokumente beigefügt. Das Gespräch mit Peter Strohschneider war offen und konstruktiv. Die aus unserer Sicht wichtigsten Diskussionspunkte, insbesondere mit Blick auf zukünftige Antragstellungen, waren die folgenden: 1. Thema Promotionsdauer: Es besteht eigentlich nahezu Konsens in der Ökonomik, dass eine Promotionsdauer von drei Jahren nicht ausreicht, um auf eine wissenschaftliche Karriere in unserem Fach vorzubereiten, insbesondere dann nicht, wenn diese drei Jahre auch die Kursphase umfassen soll. Dies wird, so Herr Strohschneider, auch von anderen Fächern vorgetragen. Persönlich könne er sich eine Flexibilisierung der Antragsverfahren in dem Sinne vorstellen, dass die Antragsteller ihre Bedarfe und die Evaluierungskriterien selbst formulieren und entsprechend begründen, statt einem starr vorgegebenen Programmschema zu folgen. Eine solche Flexibilisierung erschwere aber die Vergleichbarkeit über die Disziplinen hinweg. In diesem Spannungsfeld zwischen Flexibilisierung und Standardisierung werde es nicht einfach sein, einen 1
Konsens über die Fächer hinweg zu erzielen. Die von uns vorgeschlagene Lösung eines möglichen Auseinanderfallens von Förderzeit und Finanzierungszeit wurde als problematisch angesehen, wenn auch nicht rundheraus abgelehnt. Der Vorschlag soll in die DFG‐interne Debatte eingebracht werden, eine schnelle Lösung ist allerdings nicht in Sicht. Hier können wir nur an die Mitglieder appellieren, vor Ort auch Verbündete in anderen Disziplinen zu finden, die ähnliche Anliegen an die DFG herantragen. 2. Thematische Fokussierung der Graduiertenkollegs: Dies wird von Antragstellern immer wieder als einschränkend angesehen, um international themenoffen Bewerber für die Promotionsförderung rekrutieren zu können. Im Gespräch wurde aber deutlich, dass dieser Punkt nicht überbewertet werden sollte. Eine Kollegstruktur bringt notwendigerweise eine gewisse thematische Offenheit mit sich und wird gerade in den Geisteswissenschaften auch schon gelebt. Um es vielleicht etwas konkreter zu machen: ein Antrag auf ein Graduiertenkolleg „Makroökonomik“ wird sicherlich als zu unfokussiert gelten, aber breitere Themen wie „Heterogenität und ökonomische Performance“ sollten – ohne Gewähr – keine Ablehnung aufgrund fehlender thematischer Fokussierung rechtfertigen. 3. Entscheidender für die DFG ist nach unserem Eindruck das Thema „Strukturbildung“ bei Graduiertenkollegs: Das betrifft vor allem diejenigen Fakultäten, bei denen zusätzlich zum Graduiertenkolleg noch andere Strukturen zur Graduiertenausbildung und ‐finanzierung bestehen. Um es klar zu sagen: die DFG will sehen, dass ihre Förderung einen deutlichen Unterschied in der Struktur und im intellektuellen Leben einer Fakultät und ihrer Graduiertenausbildung macht. Dies sollte bereits beim Erstantrag deutlich werden, aber vor allem bei den Fortsetzungsanträgen. Es muss klar dokumentiert sein, welche Doktoranden und welche Papiere durch das Kolleg gefördert wurden, und das sollte auch klar in die wissenschaftliche Öffentlichkeit, etwa bei Konferenz‐ oder externen Seminarpräsentationen kommuniziert werden. Der Verein für Socialpolitik und seine Organe werden sich weiter dem Thema Graduiertenausbildung und deren Finanzierung widmen. Wir werden anregen, das Thema in den Ausschüssen weiter zu diskutieren. Darüber hinaus planen wir weitere Gespräche mit Vertretern der Wissenschaftsorganisationen und der Wissenschaftspolitik sowie publizistische Aktivitäten, über die wir die Mitglieder informieren werden. Feedback und Vorschläge zu diesem Thema sind jederzeit herzlich willkommen. Mit besten Grüßen Monika Schnitzer (Vorsitzende) Rüdiger Bachmann (Nachwuchsbeauftragter) 2