Westfalenpost vom 01.09.2016 Seite: Ressort: Rubrik: Weblink: 21 Lokaler Sport WP Hagen-West http://www.funkemedien.de Ausgabe: Gattung: Westfalenpost - Hagener Zeitung, Hauptausgabe Tageszeitung Der erste Schritt zum Tennis-Profi ist getan Jung und voller Tatendrang: Jordi Walder vom TC Blau-Gold hat ersten Weltranglisten-Punkt auf dem Konto Hagen. die Qualifikation komme. Dort muss ich dann zwei, drei Siege landen, um das Der letzte Tennis-Profi, der in Hagen Hauptfeld zu erreichen. Prognosen Spuren hinterlassen hat, war Dustin abzugeben ist also schwierig. Ich schaue Brown. Der heute 31-jährige Deutsch- einfach mal, was möglich ist. Aber mein Jamaikaner spielte in der Sommersai- Ziel ist ganz klar, so viele Weltranglison 2009 für den TC Rot-Weiß Hagen. stenpunkte wie möglich zu sammeln. Aktuell versucht ein junger Akteur des Hagener TC Blau-Gold, in die Fußstap- Frage: Das hört sich so an, dass Sie es fen des Olympiateilnehmers von Rio de ernst meinen mit dem Ziel, Profi zu werJaneiro zu treten. Der 18-jährige Jordi den. Dafür trainieren Sie teilweise bis zu Walder hat seinen ersten ATP-Welt- sieben Stunden am Tag – was braucht ranglistenpunkt erobert und wird in den man neben Talent und Ehrgeiz alles, um kommenden Wochen bei mehreren professioneller Tennisspieler zu werinternationalen Turnieren an den Start den? gehen. Wir führten mit dem Volmestädter ein Interview. Antwort: Zeit, Geld, Geduld – und ein stabiler erster Aufschlag ist sicherlich Frage: Sie haben bei Blau-Gold Hagen auch nicht hinderlich (lacht). Im Ernst: mit dem Tennis angefangen und sind Natürlich muss man erst einmal die Reiaktueller Stadtmeister. Außerdem haben sen und das Training finanzieren, aber Sie in diesem Sommer in der 2. Bundes- wenn man bescheiden lebt, geht das liga für Iserlohn gespielt. Wie lief die schon. Und mir ist klar, dass ich lernen Saison? muss damit umzugehen, dass es Niederlagen hageln wird. Aber ich habe Antwort: Wir sind Vizemeister gewor- zumindest mit meinem ATP-Punkt den den, als Aufsteiger ist das natürlich ein ersten Schritt hin zum Profi getan. tolles Ergebnis. Von meinen insgesamt sechs Einsätzen konnte ich zwei gewin- Frage: Diesen Punkt, mit dem Sie in der nen, ein Einzel und ein Doppel, die vier Weltrangliste um Platz 1600 gerankt anderen Spiele habe ich jeweils im werden, haben Sie vor Kurzem bei Match-Tiebreak verloren. Das war einem Turnier in Wetzlar gesammelt. natürlich bitter, aber vielleicht fehlt mir Waren Sie überrascht von dem Erfolg? in den entscheidenden Phasen aktuell noch ein wenig die Abgeklärtheit auf Antwort: Es war mein drittes Turnier bei dem Platz. Als ich beispielsweise den den Profis überhaupt und natürlich habe ersten Satz gegen den Italiener Ric- ich mich wahnsinnig gefreut – zumal ich cardo Sinicropi, die Nummer 384 in der für diesen Sieg drei Matchbälle Welt, gewonnen hatte, rotierten bei mir brauchte. Aber um ehrlich zu sein: Ich die Gedanken als ich merkte: Huch, den bin natürlich dort angetreten, um eben kannst du ja schlagen! diesen ersten Punkt zu holen. Dass es dann tatsächlich geklappt hat, war natürFrage: Sie starten jetzt bei mehreren lich großartig. kleinen Profi-Turnieren. Was rechnen Sie sich für Chancen aus? Frage: Es soll nicht Ihr letzter Weltranglisten-Punkt gewesen sein. Wie Antwort: Erst einmal muss ich schauen, haben Sie den Start in Ihre mögliche bei welchen Turnieren ich überhaupt in Tennis-Karriere geplant? Antwort: Mit meinem österreichischen Trainer habe ich mich vor einiger Zeit zusammengesetzt, um die kommenden zwei Monate zu organisieren. Auf dem Plan stehen jetzt fünf, sechs Turniere in Österreich und Italien, vielleicht kommt noch ein Start bei einem Turnier in den Niederlanden dazu. Trotz guter Planung muss ich aber von Woche zu Woche schauen, bei welchen Turnieren ich tatsächlich antreten kann. Das hängt damit zusammen, welche anderen Spieler dort melden. Die besseren haben Vortritt. Frage: In diesem Jahr haben Sie Ihr Abitur gemacht. Wieviel Zeit nehmen Sie sich jetzt, um Fuß im Profi-Tennis zu fassen? Antwort: Das ist schwer zu sagen, ich bin ja auch noch jung. Aber zwei, drei Jahre gebe ich mir mindestens Zeit um zu schauen, ob ich mit Tennis mein Leben finanzieren kann. Das wäre ein Traum! Spätestens dann sollte ich aber unter den weltbesten 500 Spielern sein, das wäre ideal – und das wird irre schwer! Ich glaube aber, man muss sich ehrgeizige Ziele setzen. Zumindest bin ich auch noch an der Hagener FernUni im Fach Mathematik eingeschrieben. Priorität hat momentan aber Tennis. Frage: Zum Schluss: Über Ihren kleinen Bruder, Jim Walder, hört man, dass seine Rückhand schon beängstigend gut sein soll. Fürchten Sie familieninterne Konkurrenz? Antwort: Noch nicht, aber er wird ja leider immer besser! Vielleicht schlägt er mich irgendwann – würde ich ihm sogar gönnen. Aber ich hoffe natürlich das Gegenteil… rd Zitat: Mein Ziel ist es, so viele Weltranglistenpunkte wie möglich zu sam- meln. Jordi Walder, Hagener Profitennis-Hoffnung nen Blau-Gold-Kollegen Marc Wittemund. Aktuell versucht der 18-Jährige, eine Profikarriere zu starten. Foto: Michael Kleinrensing Bild 1: Bei den Tennis-Stadtmeisterschaften im Mai sicherte sich Jordi Walder den Titel Bild 2: durch einen Dreisatz-Erfolg gegen sei- Bei den Tennis-Stadtmeisterschaften im Wörter: Urheberinformation: © 2016 PMG Presse-Monitor GmbH 784 FUNKE MEDIENGRUPPE GmbH & Co. KGaA Mai sicherte sich Jordi Walder den Titel durch einen Dreisatz-Erfolg gegen seinen Blau-Gold-Kollegen Marc Wittemund. Aktuell versucht der 18-Jährige, eine Profikarriere zu starten. Foto: Michael Kleinrensing
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