Die Zuckerpüppchen des Tifus - Rapid

Die Zuckerpüppchen des Tifus
Asterix Band 18. „Die Lorbeeren des
Cäsar“
Warum man in allen möglichen Situationen des Fußball-Alltags
immer dazu passende Szenen aus Asterix assoziiert, hängt mit
der Lebensweisheit seines Schöpfers, René Goscinny zusammen.
Hier wie dort geht es um das Leben und der jeweilige
Hintergrund ist austauschbar.
Wie der Asterix-Leser weiß, kauft Cäsar seine Sklaven beim
Sklavenhändler Tifus. Dort gibt es ganz ausgezeichnete Ware.
Und weil Asterix und Obelix zu Cäsar gelangen wollen, heuern
sie bei Tifus an, landen aber durch ein Missverständnis bei
Claudius Überfluss, einem reichen Römer.
Und weil sie halt schon da sind und nicht gerade billig waren,
müssen die beiden „Zuckerpüppchen“ die Rolle der ohnehin im
Überfluss vorhandenen Sklaven übernehmen. Sehr zum Missfallen
des Haushofmeisters Kurzschluss, der sich übergangen fühlt.
Asterix und Obelix stehen für die neuen, teuren Spieler, und
der übergangene Kurzschluss für die „aussortieren“ Spieler,
die Rapid verlassen mussten.
Rapid, ein Ausbildungsverein
Irgendwann in der Ära Rudi Edlinger wurde uns das bewusst
gemacht, dass es das Schicksal der Vereine in den kleineren
Ligen ist, Spieler auszubilden, die besten von ihnen in die
Auslage der Kampfmannschaft zu stellen und auf Käufer zu
warten und aus dem erwirtschafteten Mehrwert den Verein zu
finanzieren.
Das ist bei Rapid in Einzelfällen gut gelungen, manchmal aber
auch nicht.
Es gibt sowohl global als auch in der österreichischen
Liga eine Nahrungspyramide der Fußballvereine. Ganz oben
stehen die Großen, hier Bayern, Madrid, Manchester, dort RB,
Rapid, Austria. Diese Top-Klubs beobachten den Spielermarkt
und kaufen von den weiter unten in der Pyramide stehenden
Vereinen. Entweder will man sich dabei verstärken oder die
Gegner schwächen, je nachdem.
Rapid kaufte Deni Alar, Philipp Prosenik und Philipp Huspek
„weiter unten“ in der fußballerischen Nahrungspyramide ein, um
die Spieler zu entwickeln. Irgendwie hat das aber nicht
geklappt. Sie wurden nicht eingesetzt, und wenn, dann zeigten
sie nicht das, was Publikum oder Trainer wollten.
Negativ-Auslese
Jetzt sind sie abgegeben worden, eine Art Negativ-Auslese. Wer
aber meint, dass ihre Karriere weiter dahindümpelt, hat sich
getäuscht. Bei Sturm und Wolfsberg drehen die drei so richtig
auf. Deni Alar und Philipp Prosenik schießen für ihre neuen
Vereine in den wenigen Spielen seit Saisonbeginn mehr Tore als
für Rapid in einer ganzen Saison. Und warum? Wir können alle
darüber rätseln, vielleicht rätselt ja der Rapid-Sportdirektor
auch.
Es erinnert an das typisch österreichische Schicksal, dass man
im eigenen Haus erst dann was gilt, wenn man sich im
fußballerischen „Ausland“ bewährt. Zu schwach für Rapid aber
stark genug, um gegen Rapid Tore zu schießen. Motivation ist
alles, im Fußball.
Es hat auch mit dem jüngsten Wohlstand von
man wenig Geld muss man sich nach der Decke
mit den Spielern auskommen und sie fördern.
kauft man fertige Spieler „bei Tifus“ ein
Altach und Wolfsberg verlieren.
Rapid zu tun. Hat
strecken und muss
Ist aber Geld da,
– die dann gegen
Sogar das zuerst bejubelte 4:0 gegen die Admira schaut im
Lichte des gestrigen 5:0 von Wolfsberg gegen dieselbe Admira
gar nicht mehr so großartig aus.
Was müssen wir folgern? Diese Spieler wurden bei Rapid nicht
richtig behandelt, warum auch immer. Sie konnten bei Rapid
nicht das zeigen, was sie können. Entweder erkannten das die
Betreuer nicht oder sind sie der Meinung, dass „die
Luxussklaven von Tifus“ die bessere Wahl sind, weil sie mehr
kosten?
Momentaufnahme
Der Alltag des Fußballs sind Momentaufnahmen. Was diese
Momente schließlich bedeuten, ob es symptomatisch ist oder
doch nur Eintagsfliegen, werden wir erst am Saisonende wissen.
Persönlich schätze ich unsere neuen Spieler und ihre
Spielweise sehr und ich will hier auch gar nicht
eine Schuldzuweisung aussprechen.
Es ist einfach das Faktische der Situation von Rapid, ganz
oben in der fußballerischen Nahrungspyramide des
österreichischen Fußballs zu stehen. Die Entscheidungen werden
getrieben vom Anspruch des Vorstands und des Anhangs, und
alle versuchen immer das Beste für den Verein zu wollen. Dazu
kommt der frische Geldregen im Zuge der Aufbruchsstimmung rund
um das Stadion, der das Einkaufsverhalten überhaupt erst
ermöglicht.
Nach einigen Runden kann alles wieder ganz anders ausschauen
und diese Anmerkung ist dann wieder völlig hinfällig. Aber
heute, angesichts der Erfolge der von Rapid abgegebenen
Spieler, fragt man sich, wieso sie das bei Rapid nicht zeigen
konnten.
Da aber Asterix und Obelix, die Neuen, schließlich doch an ihr
Ziel kommen, nämlich zu Cäsar, wollen wir auch für Rapid
langfristig hoffen, dass es den Neuen bei Rapid auch gelingen
möge, mit Rapid Titel zu holen.