Arbeitskreis Gewerkschafter/innen Aachen | Fred Maintz: "Kritik an der herrschenden Ve Copyright Manni Engelhardt [email protected] http://www.ak-gewerkschafter.de/2016/08/22/fred-maintz-kritik-an-der-herrschenden-veroetterungder-arbeit-als-selbstzweck/ Fred Maintz: "Kritik an der herrschenden Vergötterung der Arbeit als Selbstzweck" Liebe Kolleginnen und Kollegen, soeben erreicht uns als Gewerkschafter/Innen-Arbeitskreis (AK) ein weiterer Beitrag des Kollegen Fred Maintz ( http://www.ak-gewerkschafter.de/?s=fred+maintz). Dieser schickt uns unter dem Titel „Kritik an herrschender Vergötterung der Arbeit als Selbstzweck“ überlegungswerte Sätze, die wir nachstehend auf unsere Homepage gepostet haben. Es würde uns freuen, wenn daraus eine konstruktive Diskussion entstünde. Für den AK Manni Engelhardt –Koordinator- Fred Maintz teilt mit:. **Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen, ein interessanter kritischer Beitrag zur herrschenden Vergötterung der Arbeit als purem Selbstzweck: Die meisten Arbeitsprogramme für Erwerbslose gehören als das bezeichnet, was sie sind, nämlich Konservierung der Arbeit als Herrschaftsinstrument. Den Nationalisten gelang es stets, die entfremdete Arbeit zu erotisieren, um der Arbeitslosigkeit Herr zu werden: die Förderung der Arbeit als “Arbeit an sich“. Der nationale Gründer-Mythos “deutsche Arbeit“ galt als Ort der “Unschuld“. Mit Luther und Hitler: Nicht was, sondern Hauptsache Arbeit, auch wenn sie quer subventioniert wird und vollkommen sinnlos ist, Hauptsache die Leute sind beschäftigt. In der heutigen Armutsindustrie sollen sie ihren Lebensberechtigungsschein erarbeiten; natürlich gelten dort die Bürgerrechte nicht, dort gilt das Strafgesetzbuch SGB II. Wer an diesem Konstrukt verdient, braucht wohl hier nicht erörtert zu werden? Nur so viel: die Armutsindustrie macht mittlerweile einen Jahresumsatz von 6,6 Milliarden €. Wenn man schon so geil darauf ist, das Herrschaftsinstrument Arbeit konserviert zu sehen, dann soll man besser Verhältnisse schaffen wie in der DDR; diese Menschen hatten wenigstens ausnahmslos einen Urlaubsanspruch, Rentenanspruch, nicht allzu viel Arbeitsstress, sie waren sozialtariflich abgesichert - und Leiharbeitsfirmen sowie Sanktionen unterhalb des Mindestlohns wie bei Hartz 4 gab es auch nicht. Und die Plan-Vorgaben einer Polit-Bürokratie sind in der Regel auf Dauer auch weniger stressig und gesundheitsschädlich (vor allem, wenn man sie selbst mit nicht allzu viel Arbeit beeinflussen kann) als die ständigen "Arbeitsoptimierungen" zur kapitalistischen Gewinnmaximierung. page 1 / 3 Arbeitskreis Gewerkschafter/innen Aachen | Fred Maintz: "Kritik an der herrschenden Ver Copyright Manni Engelhardt [email protected] http://www.ak-gewerkschafter.de/2016/08/22/fred-maintz-kritik-an-der-herrschenden-veroetterung-d er-arbeit-als-selbstzweck/ Napoleon brachte schon folgende Gedanken zu Papier: »Je mehr meine Völker arbeiten, umso weniger Laster wird es geben«, schrieb er am 5. Mai 1807 aus Osterode. »Ich bin die Autorität, ... und ich wäre geneigt zu verfügen, dass Sonntags nach vollzogenem Gottesdienst die *) Werkstätten wieder geöffnet werden und die Arbeiter wieder ihrer Beschäftigung nachgehen sollen.« Im Gegensatz dazu war der Zweck der Arbeit für Aristoteles stets die Nicht-Arbeit. Arbeiten, um Arbeit zu sparen. Ein Werkzeug wurde erfunden, um die anstehende mühselige Hand-Arbeit so knapp wie möglich ausfallen zu lassen. Bedeutung gewinnen diese Worte erst, wenn man bedenkt, dass sich heute die Zweck-Mittel-Relation der Arbeit ins genaue Gegenteil verwandelt hat. Heute ist Arbeit immer weniger Mittel, sondern Zweck. Arbeit findet statt, damit weitere Arbeit stattfindet. Der Ausgangspunkt für Arbeit ist in den seltensten Fällen ein sich aufdrängender Mangel, ein Missstand, irgendetwas also, das zu einer bewussten Entscheidung für den Einsatz von Arbeit führt. Wer schon mal jemanden kennengelernt hat, der sich selbstständig machen will, aber noch nicht weiß, mit welcher Idee, dem wird der Gedanke nicht so fern liegen, dass wir letztlich in einer Gesellschaft leben, die einer gigantischen Arbeitserfindungsanstalt gleichkommt. In einer Fernsehdebatte präsentierte vor nicht allzu langer Zeit der Arbeitsmarktforscher Meinhard Miegel vom Bonner Institut für Wirtschaft und Gesellschaft die an sich sympathische Idee, die Deutschen könnten doch auf eines ihrer liebsten Hobbys, die Gartenarbeit, verzichten. Allerdings allen Ernstes, nicht um endlich mal mehr wilde Gärten oder weniger Rasenmäher-Lärm zu genießen, sondern um »neue Beschäftigung« (also Lohnarbeit statt häusliche Gartenarbeit) zu ermöglichen. Der langjährige "wissenschaftliche" Berater des »Bündnis für Arbeit«, Wolfgang Streeck vom Kölner Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung plädierte jüngst in einem Gewerkschaftsmagazin (!) für den weiteren Ausbau des Niedriglohnsektors mit folgenden Worten: "Ob eine Beitragsentlastung geringerer Einkommen dazu führt, dass noch mehr Hamburger gegessen werden, geht den Arbeitsmarktpolitiker nichts an; über Geschmack sollte er nicht streiten. Wer erst politisch klären will, was `gesellschaftlich sinnvolle Tätigkeit` ist, um dann für diese `Arbeitsplätze einzurichten`, der mag es gut meinen. Das ist aber schon das Beste, was man über ihn sagen kann." Deutlicher kann die Absurdität eines selbstbezüglichen Systems »Arbeit« eigentlich nicht auf den Begriff gebracht werden. Hauptsache Arbeit. Was, wie und warum gearbeitet werden soll, hat nicht zu interessieren. Fred Maintz** *) Nachstendes Bild hat der AK-Koordinator angefügt: page 2 / 3 Arbeitskreis Gewerkschafter/innen Aachen | Fred Maintz: "Kritik an der herrschenden Ve Copyright Manni Engelhardt [email protected] http://www.ak-gewerkschafter.de/2016/08/22/fred-maintz-kritik-an-der-herrschenden-veroetterungder-arbeit-als-selbstzweck/ page 3 / 3
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