20_11_PP_Y_MM_MS-Praxisprobleme-C 05

PRAXISPROBLEME
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Die Themen 20 / 2011
14
In Wärmedämmfassade eingeklebte Hohlwanddose
15
Schutzklasse-I-Leuchten bei klassischer Nullung
16
PV-Anlage auf Halle ohne elektrische Verbraucheranlage
18
Untersuchung der Betonsorten in Fundamenten
18
Hausanschlusszuordnung bei PV-Einspeisung und Eigenverbrauch
19
Leitungsanzahl pro Einführung
20
Absicherung des Überspannungsschutzes
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In Wärmedämmfassade eingeklebte
Hohlwanddose
DIN EN 60670, DIN VDE 620-1
FRAGE
Darf man für die Montage von Außensteckdosen Hohlwanddosen in das Wärmedämmverbundsystem einer Stärke
von 16 ... 18cm mit Spezialkleber einkleben?
R. K., Schleswig-Holstein
ANTWORT
Bestimmungsgemäße
Befestigung beachten
Das Kleben entspricht nicht der bestimmungsgemäßen Befestigung von Hohlwanddosen. Diese sind so konzipiert,
dass sie durch das Anziehen der Laschenschrauben in Verbindung mit
dem umlaufenden Halterand und der
Beplankung (z. B. Gipskarton, OSB-Platten usw.) für den passgenauen und
dauerhaften Halt in der Hohlwand sorgen. Nur so können die Forderung der
DIN EN 60670 eingehalten werden,
nach denen die Hohlwanddosen geprüft und vom VDE zertifiziert werden.
In der VDE-Prüfung erfolgt dazu
die Überprüfung von Zugkraft und
Drehmoment über eine Rolle unter
einer Krafteinwirkung von 100 N in
axialer Richtung sowie über einen
Hebelarm mit einer Einwirkung von
3 Nm, welcher für die Beurteilung der
Verdrehsicherheit der Hohlwanddosen
herangeführt wird. Nach einer entsprechenden Krafteinwirkung darf die
Hohlwanddose weder merklich aus
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der Wand bewegt noch in ihrer Lage
verdreht worden sein.
potenzielle Lebensgefahr darstellen
können.
Einkleben von Hohlwanddosen
Alternative Montagesysteme
Inwiefern das Einkleben von Hohlwanddosen zum gleichen Ergebnis
führt ist fraglich. Es ist ja nicht bekannt,
• um welche Art des Spezialklebers es
sich hier handelt,
• welche Menge aufgetragen wird,
• wie die Verarbeitung erfolgt und
• wie die Klebewirkung und die Expansion des Spezialklebers sich auswirkt.
Daher lassen sich mögliche Folgen nur
erahnen. Je nach eingesetztem Klebstoff kann es zu unerwünschten Reaktionen mit dem Wärmedämmverbundsystem – z. B. bestehend aus expandiertem Polystyrol – kommen. Es ist
nicht auszuschließen, dass sich die Haftwirkung aufgrund der aufgetragenen
Menge, der Verarbeitung oder des Ausdiffundierens des Klebers nicht als dauerhaft erweist.
Es ist ebenso fraglich, ob dann die
Auszugskraft von 54 N nach DIN VDE
620-1 noch sichergestellt werden kann.
Diese Auszugskraft ist als Prüfmaß für
das Herausziehen von Steckern aus der
Steckdose definiert. Die Verbindung
zwischen dem Wärmedämmverbundsystem und der darin befestigten Dose
muss dieser Auszugskraft widerstehen,
damit die Installationsdose nicht aus
dem Wärmedämmverbundsystem gelöst wird und spannungsführende Leiter freigelegt werden, die dann eine
Der Elektrofachgroßhandel stellt Ihnen
zahlreiche, praxiserprobte Produkte
zur Verfügung, welche im Vorfeld fest
eingeplant werden sollten. Es gibt auch
Produkte, die sich sogar nachträglich –
nachdem das Wärmedämmverbundsystem fertiggestellt worden ist – einsetzen lassen. Es eignen sich zum Beispiel
sogenannte Universal-Geräteträger oder
Teleskop-Gerätedosen und -Geräteträger, die fest mit dem Mauerwerk
befestigt werden und die sich flexibel
an die Dämmstärke des Wärmedämmverbundsystems anpassen lassen, bevor
das Armierungsgewebe und der dekorative Putz aufgetragen wird. Sie bieten eine universelle Befestigungsfläche
zur Aufnahme von zum Beispiel
Außenleuchten oder die Möglichkeit,
Dosen und deren Kombinationen montieren zu können, um Außensteckdosen installieren sowie Reserven für
zukünftige Installationen schaffen zu
können.
Selbst wenn das Wärmedämmverbundsystem bereits fertiggestellt und
lediglich die Leitung aus der Außenwand herausgeführt wurde, gibt es
Systeme, welche die Befestigung von
Anbaugeräten oder Installationsdosen
sowie deren Kombinationen ermöglichen. Hierbei handelt es sich um sogenannte Minigeräteträger oder spezielle
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Geräteverbindungsdosen (z. B. Econ
Styro 55 des Herstellers Kaiser). Diese
Systeme sind mit Schwenkschneiden
ausgestattet, die sich fest im Wärmedämmverbundsystem verankern. Der
Minigeräteträger verfügt über eine universelle Befestigungsfläche, um Leuchten und andere Geräte sicher aufnehmen und ausrichten zu können. Für die
nachträgliche Befestigung von Installationsdosen mit Schwenkschneiden gibt
es spezielle Fräser, mit denen um die
verlegte Leitung gefräst werden kann,
um die passgenaue Öffnung für die
Installationsdose zu erstellen. Anschließend kann o. g. Installationsdose mit
seinen Schwenkschneiden fest im
Wärmedämmverbundsystem verankert
werden.
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Fazit
Aus den o. g. Gründen rate ich Ihnen
dringend davon ab, eine bauseitige,
nicht den Herstellerangaben entsprechende Montage vorzunehmen. Wichtig in diesem Zusammenhang ist, dass
die tatsächlich eingesetzen Systeme
nachweislich die wärmebrückenfreie
Elektroinstallation gewährleisten. Lassen Sie sich dies von den entsprechenden Herstellern bestätigen. Einige Hersteller stellen dazu entsprechend
Nachweise auf ihrer Homepage zur
Verfügung.
Stefan Born