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21. August 2016
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Der Sonntag
Jeden Sonntag
370.000 mal
im Briefkasten.
am Hochrhein
Bremsen muss man selbst
Vom Tick und vom Tack
SC in Runde zwei
NachdenUnfällenaufderSommerrodelbahnam
Hasenhorn in Todtnau müssen sich die Betreiber
die Frage nach der Sicherheit ihrer Anlage gefallen lassen. Doch sie bestehen darauf, alles getan
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zu haben,was möglich ist.
Die Geschichte der Uhr spiegelt auch gesellschaftliche, kulturelle undwirtschafteliche Entwicklungenwider. Im Deutschen Uhrenmuseum
in Furtwangen kann man dazu auf eine Zeitreise
SEITE 3
gehen.
Im DFB-Pokal hat der SC Freiburg mit Standardspezialist Vincenco Grifo (Foto) durch ein 4:0
in Babelsberg die zweite Runde
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erreicht.
Für den Ernstfall gewappnet
Die Debatte um den Einsatz der BUNDESWEHR IM INNERN spaltet die große Koalition – Derweil hat das Üben dafür längst begonnen
Der Einsatz der Bundeswehr
im Innern ist neben Verschleierungsverbot und
mehr Videoüberwachung
eine der zahlreichen Forderungen der „Berliner Erklärung“, mit der CDU/CSUInnenpolitiker für mehr
Sicherheit sorgen wollen.
Das wäre ein Tabubruch.
Ein gefährlicher oder einer,
der längst fällig ist?
SIGRUN REHM
Vor einer Woche war Johannes
Fechner, Bundestagsabgeordneter der SPD aus dem Kreis Emmendingen und rechtspolitischer Sprecher seiner Partei, mit
seiner Familie in Pisa: „Da stand
ein Schützenpanzer vor dem
schiefen Turm – und aus dem
Bauch heraus haben wir uns verunsichert gefühlt“, berichtet er.
Hätte es sich um Polizisten gehandelt, wäre das nicht der Fall
gewesen, meint er. „Ich halte gar
nichts von der Forderung, mehr
Militär im Inland einzusetzen“,
sagt Fechner und weiß sich damit mit den meisten in seiner
Partei einig: „Daraus spricht ein
unangebrachtes Misstrauen gegenüber der hervorragenden Arbeit unserer Polizei“, meint er.
Außerdem würde es die Sicherheit im Land nicht erhöhen: „Die
Bundeswehr ist für Einsätze im
Innern gar nicht ausgebildet“, so
Fechners Einschätzung.
„Die politische Forderung, das
Militär auch im Innern einsetzen zu können, ist alt“, sagt Wolfram Wette, emeritierter Professor für Geschichtswissenschaft
an der Universität Freiburg. „Sie
kommt – gleich einem Ritual –
immer wieder hoch, wenn sich
in der Bevölkerung Ängste ausbreiten und die Politik den Eindruck erwecken möchte, sie kön-
ne mit diesem Mittel Sicherheit
garantieren.“ Der Militärhistoriker ist Sozialdemokrat, Mitbegründer der historischen Friedensforschung und Hauptmann
der Reserve. Die im Grundgesetz
verankerte
Aufgabenteilung
zwischen der Bundeswehr, die
das staatliche Gewaltmonopol
nach außen durchsetzt, und der
Polizei, die im Inland Gefahren
abwehrt und Straftäter verfolgt,
ist für ihn eine „zivilisatorische
Errungenschaft“ aus den Erfahrungen des Nationalsozialismus: „Die Polizei hat die Verhältnismäßigkeit der Mittel einzuhalten, während das Militär auf
Vernichtung des Gegners zielt“,
so Wette.
Die Innenminister der Union
halten diese historische Trennung in Zeiten wachsender Terrorgefahr für nicht mehr zeitgemäß. In ihrer am Freitag veröffentlichten „Berliner Erklärung“
fordern sie neben anderen Maßnahmen zur inneren Sicherheit,
dass die Bundeswehr auf Anforderung und unter Führung der
Polizei bei einem möglichen Terroranschlag eingesetzt wird. „Zudem wollen wir den Einsatz der
Bundeswehr im Innern zur Abwehr terroristischer Gefahren
über die bereits bestehenden
Einsatzmöglichkeiten hinaus erleichtern“, heißt es in dem neunseitigen Papier. Um im Ernstfall
gerüstet zu sein, sollten Polizei
und Bundeswehr regelmäßig gemeinsam üben. Ob es dafür eine
Grundgesetzänderung bräuchte
– darin gehen die Meinungen
auch in der Union auseinander,
zumal klar ist, dass es die dafür
nötige Zweidrittelmehrheit in
Bundestag und Bundesrat derzeit nicht geben würde.
„Die Diskussion um den Bundeswehreinsatz im Innern ist
richtig und wichtig“, sagt Armin
Schuster, CDU-Bundestagsabgeordneter im Wahlkreis Lörrach-
Wirkt die Anwesenheit von Soldaten beruhigend oder rmacht sie Angst? Hier S
Müllheim und früher Leiter der
Bundespolizeiinspektion Weil
am Rhein. Er sei überzeugt, dass
Soldaten die Polizei invielen Szenarien wirksam unterstützen
könnten. Eine Grundgesetzänderung hält er nicht für nötig:
„Aber wir sollten im Ernstfall
mutig die Türen benutzen, die
das Bundesverfassungsgericht
uns geöffnet hat“, sagt Schuster.
–
Die Polizei führt
das Kommando
–
Bisher erlaubt das Grundgesetz
den Einsatz von Bundeswehrsoldaten als Katastrophenhelfer etwa bei Überschwemmungen,
Sturmschäden oder besonders
schweren Unglücksfällen (Artikel 35) sowie bei einem inneren
Notstand, wenn die demokrati-
sche Grundordnung unmittelbar gefährdet ist (Artikel 87a).
Beide Artikel sind ein Resultat
der – damals höchst umstrittenen – Notstandsgesetze von Mai
1968. In beiden Fällen soll die Polizei das Kommando führen.
2012 entschied das Bundesverfassungsgericht, dass ein besonders schwerer Unglücksfall nach
Artikel 35 auch bei einer „ungewöhnlichen Ausnahmesituation
katastrophischen
Ausmaßes“
vorliegen kann. Bislang ist uneindeutig, was das bedeutet. Armin Schuster hält die Kriterien
bei einem Terroranschlag wie
dem am 13. November 2015 in
Paris für „nahezu erfüllt“: „So einen Fall hätte unsere Polizei
wohl noch bewältigen können,
die Bundeswehr aber wäre eine
gute Unterstützung gewesen.“
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Tatsächlich hat die Aufweichung der Grenzen zwischen Polizei und Militär längst begonnen: Als Reaktion auf den 11. September 2001 und das Elbhochwasser 2002 wurde eine „Neue
Strategie zum Schutz der Bevölkerung“ beschlossen, die seither
mit „Länderübergreifenden Krisenmanagementübungen“ (Lükex) trainiert wird. Nach dem
Terroranschlag von Paris 2015 erhielt die Antiterroreinheit der
Bundespolizei GSG9 den Spezialverband BFE+ (Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit)
zur Unterstützung. Dessen Mitglieder sind anders als Polizisten
neben der Pistole mit einem
Sturmgewehr ausgerüstet, wie
es sonst nur Soldaten tragen,
und das mit hoher Durchschlagskraft und der Fähigkeit
zum Dauerfeuer besonders zum
Töten geeignet ist. Als im Juli
2016 der Entwurf des neuen
„Weißbuchs zur Sicherheitspolitik und zur Zukunft der Bundeswehr“ vorgestellt wurde, war zudem von „Weiterentwicklungen“
hin zum Einsatz der Bundeswehr im Innern die Rede, was
dann nach Protesten aus der SPD
abgemildert wurde. Gleichwohl
heißt es dort nun, dass die Truppe „bei terroristischen Großlagen“ zur Unterstützung der Polizei eingesetzt werden kann.
Historiker Wette sieht mit Sorge, dass auch viele, die eine
Grundgesetzänderung scheuen,
offenbar „auf die normative
Kraft des Faktischen setzen“, indem sie gemeinsame Stabsübungen von Polizei und Bundeswehr fordern, wie es etwa
Landesinnenminister Thomas
Strobl (CDU) derzeit tut. „In Zeiten des Terrors ist die Gefahr besonders groß, dass bewährte
Grundsätze aktuellen aktionistischen Bedürfnissen geopfert
werden“, meint Wette. Er fordert
die Verstärkung der Polizei, falls
nötig, und mahnt zur „politischen Achtsamkeit“.
Diese sei tatsächlich nötig,
sagt Christdemokrat Armin
Schuster: „Ein Soldat ist kein Polizist und ist auch nicht schnell
zu einem zu machen.“ Zur Polizeiausbildung gehörten umfangreiche Rechtsseminare und
das Nicht-Schießen nehme so
großen Raum ein wie das Schießtraining. Gerade auch wegen dieser Unterschiede zwischen Polizisten und Soldaten genüge es
nicht, mehr Polizeistellen bei
Bund und Ländern zu schaffen –
12 000 fordert die SPD aktuell,
15 000 die CDU/CSU –, es müsse
auch zusammen trainiert und
sich ausgetauscht werden, um
im Ernstfall gerüstet zu sein, so
Schuster: „Gemeinsame Übungen sind jetzt sehr, sehr wichtig.“
2 AUS DER REGION
Bremsen muss
man selbst
Unfälle auf der SOMMERRODELBAHN werfen Fragen auf
Nach den Unfällen auf der Sommerrodelbahn am Hasenhorn in
Todtnau müssen sich die Betreiber die Frage nach der Sicherheit
ihrer Anlage gefallen lassen.
Doch sie bestehen darauf, alles
getan zu haben, was möglich ist.
„Es gibt auf der ganzen Strecke
keine Stelle, wo man den Vordermann nicht gut im Blick hätte“,
erklärt Isabel Braun, Betriebsleiterin der Freizeitbetriebe Braun,
die neben der Sommerrodelbahn noch den Freizeitpark
Steinwasen in Oberried betreiben. Es könne also nicht plötzlich hinter der Kurve ein langsamer oder stehender Schlitten
auftauchen und keine Zeit mehr
zum Bremsen bleiben. Wenn
man den Schilderungen Brauns
folgt, fällt es tatsächlich schwer
zu glauben, dass einem Besucher die Warnung, in Kurven und
vor dem Auslaufen der Bahn
rechtzeitig zu bremsen, nicht bewusstwerden sollte: „Wir weisen
an der Kasse darauf hin; dann
gibt es einen Handzettel in verschiedenen Sprachen. Es gibt einen Hinweis an der Bergstation;
und das Personal dort weist noch
einmal darauf hin.“
Trotzdem kam es am 3. August
zu einem Auffahrunfall im Endbereich der knapp drei Kilometer langen Bahn, bei dem drei
Kinder zwischen sieben und 13
Jahren und ein Erwachsener mit
40 Jahren an der Wirbelsäule beziehungsweise am Brustkorb
verletzt wurden. Rettungshub-
netbremsen gebe es bereits, sagt
Braun, und auf der Bergstation
entscheide ein Mitarbeiter anhand der Geschwindigkeit des
Vordermanns, wann der nächste
Schlitten starten dürfe. Letztendlich sei auf einer Rodelbahn
deshalb viel Eigenverantwortlichkeit gefragt: „Wenn die Leute
erst einmal unterwegs sind, haben wir keinen Einfluss mehr auf
ihr Fahrverhalten.“
Das Mindestalter von acht Jahren sei vom Hersteller der Bahn,
der Firma Josef Wiegand aus Rasdorf bei Fulda, vorgegeben: „Die
Erziehungsberechtigten müssen
aber entscheiden, ob ihre Kinder
in diesem Alter bereits fähig
sind, die Schlitten zu fahren. Unsere Mitarbeiter können das natürlich nicht.“ Bezeichnend findet Braun in diesem Zusammenhang auch, dass es der Erwachsene und kein Kind war, der
offensichtlich nicht rechtzeitig
gebremst habe.
Letztendlich handelt es sich
aus Brauns Sicht bei dem Unfall
um eine „unglückliche Geschichte“, die man aber im Verhältnis zu den 250 000 Besuchern im Jahr sehen müsse. Insgesamt gebe es ein bis zwei Unfälle im Jahr. Von einem
Imageschaden wolle sie deshalb
nicht sprechen. Einen faden
Nachgeschmack hat die Geschichte dennoch. Denn nicht
nur wurde der Unfall am 3. August erst einige Tage später öffentlich bekannt. Gleichzeitig
Der Sonntag · 21. August 2016
Segen und Fluch zugleich
IHK legt neue STUDIE vor, die Abhängigkeit von der Schweizer Kaufkraft darlegt
Fluch oder Segen? Schweizer Kunden sind aus dem
Dreiland nicht wegzudenken. Die IHK HochrheinBodensee kommt in ihrer
Studie zum Schluss, dass
ohne diese nicht nur Industrie und Handel auf Umsatz,
sondern auch kleine Gemeinden auf viel Lebensqualität verzichten müssten. Gegen die Bagatellgrenze setzt die IHK auf klare
Signale der Lokalpolitiker.
MARTINA PROPRENTER
DRITTEL GEHT IN DIE SCHWEIZ
Rund 4,3 Milliarden Euro Umsatz macht der Einzelhandel in
der Region Hochrhein-Bodensee
im Jahr, rund ein Drittel davon –
1,6 Milliarden – von den Schweizer Nachbarn. Mit der Freigabe
des Frankenkurses im letzten
Jahr ist die bereits hohe Zahl der
Ausfuhrkassenzettel nochmals
angestiegen. Am Hauptzollamt
Lörrach etwa um 21 Prozent von
2014 auf 2015.
BAGATELLGRENZE
Mit Blick auf diese Zahlen sagt
Uwe Böhm, IHK-Geschäftsführer International, beim Pressegespräch zur Studie, dass eine angedachte Bagatellgrenze für Ausfuhrscheine verheerend wäre:
„Es geht hier nicht um ein paar
Peanuts, sondern ist existenziell.“ Dabei denkt er nicht nur an
die kleinen Fachgeschäfte, die
von einer Mindesteinkaufshöhe
betroffen wären, sondern auch
an die mit dem Einkaufstourismus zusammenhängenden Betriebe und Veranstaltungen.
Fachmärkte wie Bau- oder Gartencenter hätten zu 50 Prozent
Schweizer Kunden, bei Möbelmärkten seien es gar 70 Prozent.
Lebensmittel und Bekleidung,
die oft unter eine potenzielle 50Euro-Grenze fallen könnten, hätten bis zu 30 Prozent Schweizer
Kunden. Dabei würden die
Schweizer nicht nur einkaufen,
sondern auch im Dreiland essen
gehen oder Kulturveranstaltungen besuchen.
kam heraus, dass es auch am 31.
Juli einen Unfall mit einer verletzten Person gegeben hat.
Braun erklärt, dass es für die Mitarbeiter vor Ort nicht immer
leicht sei, herauszufinden, wie
schwer verletzt jemand sei. Prinzipiell werde bei Unfällen die
Bergwacht verständigt; oft meldeten sich aber später noch Beteiligte bei ihrem Hausarzt wie
beim Unfall am 31. Juli, oder die
Besucher kämen von weit her,
wie die betroffene Familie vom
Unfall am 3. August.
Die Polizei müsse bei einem
derartigen Unfall nicht informiert werden, nimmt deren
Sprecher Paul Wißler die Betreiber in Schutz. Dass die Kollegen
erst durch die Medien auf den
Fall aufmerksam geworden seien, sei also völlig in Ordnung.
Nun, da der Unfall bekannt sei,
sei die Untersuchung einer möglichen Straftat für die Polizei
aber verpflichtend: „Die Ermittlungen der Kollegen werden vermutlich zunächst von einem Bedienungsfehler des Fahrers ausgehen.“ Ob das Verfahren wegen
Geringfügigkeit eingestellt werde, könne nur die Staatsanwaltschaft entscheiden.
Bertram Paganini, Geschäftsführer Existenzgründung, verdeutlicht: Das Gros der Ausfuhrscheine entfällt auf kleinere Beträge, 80 Prozent würden unter
100 Euro Einkaufswert liegen, 30
Prozent gar unter 50 Euro. Im
Schnitt kämen Schweizer mit
vier bis fünf Ausfuhrscheinen
von unterschiedlichen Geschäften zum Zoll, nur große Einkaufszentren würden mehrere
Kassenzettel zu einem Ausfuhrschein zusammenfügen können, wären also von der Bagatellgrenze weniger betroffen.
KOPPLUNGSEFFEKTE
In der Grenzregion habe sich ein
„stabiles Gefüge“ entwickelt, so
Paganini. Die Schweizer kämen
wegen der im Schnitt ein Drittel
günstigeren Preise, der Einzelhandel reagiere darauf und biete
– besonders in kleineren Gemeinden – nur dank diesen Vollsortimente in Drogerien oder
Supermärkten an oder baue
neue Zentren. „Das geplante
dritte Shopping-Center in Weil
funktioniert nur dank den
Schweizern“, verdeutlicht er. Wer
sich also über viele Einkaufstouristen ärgere, dürfe auch diesen
Aspekt nicht außer Acht lassen.
Seit 2012 ist die Zahl der Beschäftigten laut IHK-Zahlen um 15
Prozent gestiegen, im Gastgewerbe sogar um 58 Prozent.
SIGNALE AUS DER POLITIK
Verwundert zeigten sich Böhm
und Paganini, dass nicht mehr
(Ober-)Bürgermeister bisher diesen Zusammenhang für ihre Gemeinden öffentlich thematisiert
und sich entsprechend positioniert hätten. Lediglich Lörrachs
Oberbürgermeister Jörg Lutz habe sich im vergangenen Jahr gegen eine Bagatellgrenze ausgesprochen. „Es würde dem Handel guttun, ein solches Echo zu
hören“, so Paganini. Statt eine Bagatellgrenze einzuführen, solle
lieber die elektronische Abwicklung der Ausfuhrscheine vorangetrieben werden.
ABHÄNGIGKEITS-STUDIE
Nötig sei die vorgelegte Studie,
so Böhm, da es schlicht keine zusammenhängende Studie gab.
Zusammen mit Paganini und
Monika Platkova hat er Daten
von Verflechtungsstudien, der
MB Research Nürnberg und vielen kommunalen Einzelhan-
delsstudien aus der Region analysiert, die als Datengrundlage
für die aktuelle Diskussion um
Bagatellgrenze und elektronische Abwicklung dienen sollen.
FAKTEN
LAUT IHK-STUDIE profitieren
rund 8000 Händler in der
Region Hochrhein-Bodensee
von der Kaufkraft der
Schweizer Bevölkerung. Zum
seit Jahren relativ stabilen
Umsatz von 4,45 Milliarden
Euro im Einzelhandel tragen
die Schweizer rund 1,6 Milliarden bei. Im Hauptzollamt
Lörrach wurden 2015 rund
6,3 Millionen „grüne Zettel“
gestempelt, 11,3 Millionen
im Hauptzollamt Singen. Für
2016 wird ein Umsatz von
4,474 Milliarden Euro erwartet, davon 37 Prozent aus der
Schweiz. Für die gesamte
IHK-Region wären dies 1,665
Milliarden, aufgeteilt auf
695,49 Millionen in Konstanz, 573,84 Millionen in
Lörrach und 386,09 MillioPRO
nen in Waldshut.
WAR NOCH WAS?
Die flotte Fahrt den Berg hinab fordert auch Eigenverantwortung von
FOTO: DIRK SATTELBERGER
dem, der im Rodel sitzt.
schrauber flogen die Kinder in
die Klinik; der Mann wurde vom
Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht. Alarmiert worden war die Bergwacht. Laut deren Angaben fuhren die Schlitten „mit voller Wucht“ ineinander. Wie konnte dies also trotz
aller Warnhinweise geschehen?
Braun bestätigt, dass der letzte
von insgesamt vier Schlitten „relativ ungebremst“ in den dritten
hineingefahren sei, der wiederum wie die ersten beiden ordnungsgemäß gebremst habe.
Das entnehme sie den Sicherheitsbildern, die im Endbereich
der Rodelbahn gemacht würden.
Technisches Versagen schließt
sie aus: „Wir haben den Schlitten
natürlich kontrolliert: Er war einwandfrei.“ Tatsächlich wurde die
Anlage auch erst im Juni vom
TÜV überprüft,wie das Landratsamt Lörrach als Genehmigungsbehörde auf Anfrage mitteilt.
Wenig Verständnis hat Braun
deshalb für die Fernanalyse des
TÜV Rheinland in Köln, der kürzlich in der Badischen Zeitung zitiert wurde, man könne in den
Endbereich
Magnetbremsen
einbauen und am Start Lichtschranken oder Ampeln. Mag-
Im letzten Jahr gingen allein im Landkreis Lörrach 6,3 Millionen „grüne Zettel“ über die Kassentheke, wie
FOTO: MARTINA PROPRENTER (ARCHIV)
hier bei Hieber in Rheinfelden.
Die Woche vom 15. bis 20. August
Montag
Alle Geldsorgen haben ein Ende,
alle Haushaltslöcher sind gestopft! Im Dachboden des
Schopfheimer Rathauses findet
Mitarbeiter Bertram Ludwig
neun Geldbündel im Wert von
jeweils zwei Billionen Mark. Allerdings währt die Freude nur
kurz. Bei den 18 BILLIONEN handelt es sich um Notgeld, das nur
in der Zeit vom 22. Oktober 1923
bis zum 15. Dezember 1923 gültig
war. Es wurde damals von der
Stadt Schopfheim herausgegeben und von der Druckerei Ge- Umtausch leider ausgeschlossen: Im Schopfheimer Rathaus werden 18
FOTO: ZVG
org Uehlin gedruckt. Ein Um- Billionen Mark gefunden.
tausch in Euro wird wohl nicht
bocken sind weitere Schäden in aktion zu betrachten – eine chemöglich sein.
Höhe von circa 3 500 Euro am mische Reaktion, bei der SilberBMW entstanden. Zeugenhin- atome die Bindung von zwei
Dienstag
weise an den Polizeiposten Je- Kohlenstoffatomen katalysieEin nicht gerade erfreulicher An- stetten, Telefon 07745/7234.
ren, an denen vorher Iod gebunblick bietet sich am Morgen eiden war. Das Prinzip ist seit 100
nem BMW-Besitzer im Randen- Mittwoch
Jahren bekannt, aber gesehen
weg in Jestetten. Alle vier Räder
hatte es bislang niemand. Mit
seines Wagens sind verschwun- „Basler Forscher schauen Kataly- dem Wissen könnte die Katalyse
den! Bei dem gestohlenen Gut sator bei der Arbeit zu“, meldet optimiert werden.
handelt es sich laut Polizei um die Universität. Was nicht gerade
19-Zoll Breyton ALUFELGEN mit beeindruckend klingt, ist beein- Donnerstag
Pirelli Niederquerschnittsreifen. druckend. Den Baslern gelang es,
Der Satz kostet rund 3 500 Euro. mithilfe eines RASTERKRAFT- Die Polizei sucht Zeugen eines
Durch das unsachgemäße Auf- MIKROSKOPS die Ullmann-Re- Unfalls, der sich am Nachmittag
auf der K6533 zwischen Großherrischwand und Herrischried
ereignet. Gesucht wird der Fahrer eines dunklen Kleinwagens.
Dieser kommt einem 45-jährigen Motorradfahrer in einer
Linkskurve vor der Ortseinfahrt
Herrischried auf der falschen
Fahrbahn entgegen. Der Motorradfahrer weicht aus, stürzt und
bleibt SCHWER VERLETZT auf
der Straße liegen. Der Autofahrer fährt weiter, ohne sich um
den Verletzten zu kümmern.
Hinweise werden erbeten an die
Telefonnummer 07751/89630.
Samstag
„Wir sind die GEILSTEN!“ befinden vier jugendliche und betrunkene Schweizer und schreien das in die Nacht hinaus. Am
denkbar blödesten Ort, nämlich
direkt vor dem Weiler Polizeirevier. Die Polizisten sammeln die
Minderjährigen ein und verständigen ihre Eltern. Während des
Wartens kotzt einer dervier noch
auf den Boden des Reviers, immerhin putzen es die anderen
freiwillig auf. Nüchtern betrachtet war’s dann vielleicht doch
nicht mehr ganz so geil. GTR/ZET
DIE DRITTE SEITE 3
Der Sonntag · 21. August 2016
„Wer die Macht hat, hat die Zeit“
Im DEUTSCHEN UHRENMUSEUM in Furtwangen wird sichtbar, wie Uhren nicht nur die Zeit, sondern auch die Gesellschaft zeigen
KATHRIN GANTER
M
on Dieu! So etwas wie
das Geschenk des ägyptischen Gouverneurs
Mehmed Ali Pascha hatte man
im Paris der 1820er Jahre noch
nicht gesehen: Eine Giraffe! Sie
wurde zum letzten Schrei. Der
Herr trug die Giraffe auf Weste
und Krawatte, die Dame türmte
ihre Haare auf „à la girafe!“. Auf
Salzstreuern, auf Vasen und als
Schmuck: Die Giraffe war omnipräsent. Und so kam es, dass im
tiefen Schwarzwald die Schildermalerinnen begannen, das seltsame Tier mit dem langen Hals,
das von Mohren an langer Leine
geführt wird, auf Uhren zu malen. Damals exportierten die
Schwarzwälder ihre Schilderuhren in die ganze Welt. Die Engländer mochten jene, die auch das
Datum anzeigen. Die Franzosen
– abgesehen von la girafe –
mochten es bunt, für die Spanier
durften ausblutende Stiere und
stolze Toreros die Uhren zieren.
Und im Kaiserreich waren „Deutsche Reichs-Colonial-Uhren“ ein
beliebter Wandschmuck.
1 300-mal Tick und 1 300-mal
Tack: Im Deutschen Uhrenmuseum in Furtwangen zeigen Uhren
nicht nur die Zeit an. Viele von
ihnen laufen ohnehin nicht oder
gehen falsch. Vielmehr zeigen
sie den Zeitgeist, die Mode, die
Kultur der jeweiligen Epoche, erklärt Johannes Graf, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Museums. Die rund 1 300 ausgestellten Exponate sind nur ein
kleiner Ausschnitt. Insgesamt
umfasst die Sammlung des
größten
Uhrenmuseums
Deutschlands 8 000 Uhren.
„Und jedes Jahr kommen 50 bis
100 neue hinzu“, sagt Graf. Das
Uhrenarchiv diene auch wissenschaftlichen Zwecken.
Die Geschichte der Uhr ab
dem 15. Jahrhundert ist in Furtwangen genau dokumentiert.
Schon seit dem 17. Jahrhundert
werden Uhren im Schwarzwald
produziert – den Durchbruch
brachten die Holzuhren im 18.
Jahrhundert. „Sie waren konkurrenzlos billig“, erklärt Graf. Das
Holz als billiger und im Schwarzwald schier endlos vorhandener
Rohstoff und die Arbeitsteilung
in der Produktion machten die
Schwarzwälder
Uhren
erschwinglich. In verschiedenen
Werkstätten wurden die Einzelteile hergestellt, die der Uhrmacher zusammensetzte.
Das war der Grundstein für die
Industrie, die es bis heute in dieser Region gibt: Viele der kleinen
Firmen, die oft hochspezialisiert
Teile für Industrie und Maschinenbau produzieren, begannen
mit Uhrenteilen. „Jede dritte Uhr
in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts weltweit stammte aus
dem Schwarzwald“, sagt Johannes Graf. Und mit Schwarzwald
ist in diesem Fall vor allem der
Bereich etwa 30 Kilometer rund
um Furtwangen gemeint.
1850 gründete der Ingenieur
Robert Gerwig in Furtwangen
die erste Uhrmacherschule in
Deutschland. Seine Lehrsammlung machte Gerwig schon bald
der Öffentlichkeit zugänglich –
das daraus entstandene Uhrenmuseum besteht seit mehr als
160 Jahren. Nach dem Zweiten
Weltkrieg wurde die Schule in
zwei Teile aufgeteilt: Die Fachhochschule, heute die Hochschule Furtwangen University,
und die Berufsfachschule, aus
der ein berufliches Schulzentrum wurde. Die Uhrmacherei
kann man an der Robert-GerwigSchule in einer dreijährigen Ausbildung immer noch lernen. Die
Uhrenindustrie ist aus dem
Schwarzwald jedoch fast ganz
verschwunden.
B
is vor gut 20 Jahren war die
Ausstellung im Deutschen
Uhrenmuseum eher ein
Sammelsurium. Mit der Eröffnung des Neubaus im Jahr 1992
änderte sich das. Die Dauerausstellung gleicht einer Zeitreise,
Flyer und tägliche Führungen
liefern die Informationen, die
die auf 1 500 Quadratmetern
verteilten Uhren alleine nicht
preisgeben.
Über den Sommer gibt es seit
einigen Jahren jeden Dienstag
für Kinder eine offene Uhrenwerkstatt. Anhand von Vorlagen
oder auch völlig frei dürfen sie
Uhrenschilder aussägen und bemalen. So entstehen kleine Lackschilderuhren, die wie Minions
aussehen, wie bunte Masken,
Herzen und viele andere Uhr-Gestalten. „Dann werden nur noch
ein Quartzuhrwerk, die Zeiger
und eine Batterie eingesetzt und
fertig ist die Uhr“, schildert Museumspädagogin Eva Kurz. Zum
Abschluss der Uhrenwerkstatt
gibt es am Ende ein kleines Konzert des großen Musikautomaten im Untergeschoss.
Schulklassen können das Angebot das ganze Jahr über buchen. Auch Flüchtlingskinder kamen schon, um ihre eigenen Uhren zu bauen, erzählt Eva Kurz.
Für die verschiedenen Jahrgangsstufen gibt es weitere Angebote, und auch Kindergeburtstage können im Uhrenmuseum gefeiert werden. Für Erwachsene können Workshops
gebucht werden, bei denen Kuckucksuhren gebaut werden.
D
ist
arf ich mich
vorstellen?“,
fragt höflich
das kleine Männchen
mit der großen Taschenuhr als Kopf, das
die Besucher in der Sonderausstellung „100 Jahre
Sommerzeit“
begrüßt.
„Jetzt müssen Sie sich entscheiden: Sind Sie für oder
gegen die Sommerzeit?“,
fragt Johannes Graf. Wer
dagegen ist, betritt die
Ausstellung durch das
Tor mit der Kuh, die
aus ihrer Gewohn-
Nicht nur die rund 1 300 Exponate des Furtwanger Uhrenmuseums bringen die Besucher zum Staunen, sondern auch die spannenden GeschichFOTOS: DEUTSCHES UHRENMUSEUM(ZVG)
ten über die Uhrmacherei, den Zeitgeist sowie die politischen und gesellschaftlichen Hintergründe.
heit gebracht wird, wenn die Uhr
umgestellt ist. Wer dafür ist,
schreitet durch das Tor mit dem
Pferd. Es erinnert an den Engländer William Willett (1856-1916),
der als einer der Ersten die Idee
zur Sommerzeit hatte und sie so
hartnäckig befürwortete, dass er
damit tatsächlich eine öffentliche Diskussion lostrat. Was das
Pferd damit zu tun hat? Auf die
Idee brachten ihn seine frühmorgendlichen Ausritte durch
Petts Wood.
Die Sommerzeit ins Museum
zu bringen, sei nicht einfach gewesen, erzählt Claire Hölig, die
die Ausstellung zusammen mit
Graf konzipiert hat: „Es gibt fast
keine Objekte.“ Aber immerhin
kuriose Einzelstücke wie die Sonnenuhr für die Westentasche
mit eigener Skala für die Sommerzeit und eine Langspielplatte von Howard Carpendale mit
dem romantischen Versprechen
„Eine Stunde für dich“. Diese erschien, als die Sommerzeit 1980
in Deutschland eingeführt wurde. Feierlich wurde ein Exemplar
an Innenminister Gerhart Baum
überreicht, berichtet Johannes
Graf. Nur: Ein Lied mit diesem Titel findet sich nicht auf dem Album, der Name diente schlicht
dazu, das heiß diskutierte Thema fürs Marketing der Schallplatte zu nutzen.
Erstmals eingeführt wurde die
Sommerzeit vor 100 Jahren im
Ersten Weltkrieg. „Das Jubiläum
ist fast unbekannt“, sagt Graf. Ein
Dreivierteljahr lang recherchier-
ten er und Claire Hölig zur Sommerzeit, in englischsprachigen
Büchern und mühevoller Kleinarbeit in Zeitungen und Zeitschriften. „Zwischen 1950 und
der Wiedereinführung der Sommerzeit 1980 klafft ein großes
Loch“, sagt Graf. Immerhin eine
Lücke haben die beiden geschlossen: „Wer hat an der Uhr
gedreht?“, das Begleitbuch zur
Ausstellung, ist das erste
deutschsprachige Buch zu dem
Thema.
Schon vor 100 Jahren war die
Sommerzeit ein kontroverses
Thema. „Die Argumente waren
die gleichen wie heute“, sagt
Claire Hölig. Wird Energie gespart, der Tag besser genutzt
oder bringt die künstliche Verschiebung Mensch und Tier nur
unnötig aus dem Rhythmus? Ein
Gegenargument würde jedoch
heute wohl nicht mehr angebracht: „Bei der Arbeiterschaft
wird sich vermehrte Vergnügungssucht einstellen.“
„Nach dem Ersten Weltkrieg
wollte man keine Zwangsmaßnahmen mehr und schaffte die
Sommerzeit ab“, erklärt Graf.
Aber nach dem Motto „Wer die
Macht hat, hat die Zeit“ führten
die Nationalsozialisten sie wieder ein. Nach dem Zweiten Weltkrieg hatten die Alliierten die
Zeithoheit. Es kam zum Chaos
mit verschiedensten Zeitzonen
mit und ohne Sommerzeit, bis
sich der alliierte Kontrollrat geeinigt hatte. 1947, nach einem besonders harten Winter, wurde
FAKTEN
Uhrenmuseum
Trödlermarkt
Das Deutsche Uhrenmuseum
(Robert-Gerwig-Platz 1, Furtwangen) hat an 365 Tagen im
Jahr geöffnet (9 bis 18 Uhr, im
Winter 9 bis 17 Uhr). Der Eintritt beträgt 6 Euro, ermäßigt
5 Euro, Familien 12 Euro. Die
Führungen (täglich 14 Uhr)
kosten 2 Euro. Bis 6. September
können Kinder dienstags von
14 bis 16.30 Uhr eigene Uhren
gestalten (8 Euro, Anmeldung
07723/920-2800), www.- deutsches-uhrenmuseumde.
Am Samstag, 27. August, findet
in Furtwangen der alljährliche
große Trödlermarkt mit Stadtfest statt, an dem es rund 370
Trödlerstände und ca 25 Bewirtungsstände gibt (ab 10 Uhr
bis tief in die Nacht). Am 27.
und 28. August findet in den
Räumen der Hochschule Furtwangen die Antikuhrenbörse
statt (Samstag 9 bis 18 Uhr,
Sonntag 10 bis 16 Uhr, Eintritt
5 Euro), die größte ihrer Art
GTR
in Europa.
gleich die doppelte Sommerzeit
– also zwei Stunden – eingeführt,
erzählt Claire Hölig: „Allerdings
nur sieben Wochen lang.“ Der
„Zeitsalat“ in Europa zog sich bis
1980, als sich die damalige Europäische Gemeinschaft mit der
Sowjetunion endlich auf eine gemeinsame Sommerzeit geeinigt
hatte. Von da an beteiligten sich
fast alle, außer einem widerständlerischen kleinen Berg-
volk: Die Schweiz machte nicht
mit. Das sorgte wieder einmal
für Chaos, zum Beispiel im
grenzüberschreitenden Zugverkehr. 1981 führten auch die Eidgenossen die Sommerzeit ein.
Die ewige Frage „Vor oder zurück?“ wird im Uhrenmuseum
beantwortet mit einer Eselsbrücke: Im Sommer werden im Café
die Stühle vor, also heraus auf
die Terrasse gestellt. Und ein
Blick auf die Wand, an der die Besucher ihre Meinung zur Sommerzeit hinterlassen können,
zeigt: Es gibt ungefähr so viele
Befürworter wie Gegner.
U
nd dann gibt es noch die
Frage, die im Uhrenmuseum Furtwangen unbedingt gestellt werden muss: Wie
kommt der Kuckuck in die Uhr?
Das weiß man nicht genau, aber
schon 1619 war Kurfürst August
von Sachsen im Besitz einer Kuckucksuhr. Wer sie zuerst im
Schwarzwald baute, darüber gibt
es mehrere Theorien. Belegt ist,
wie sie zu ihrer traditionellen
Form kam: 1850 lobte Robert
Gerwig als Direktor der Großherzoglich Badischen Uhrmacherschule einen Wettbewerb für
zeitgemäßes Uhrendesign aus.
Der Architekt Friedrich Eisenlohr, beteiligt an Bauten rund
um die Schwarzwaldbahn, wählte die Fassade eines Bahnwärterhäuschens als Schild. „Diese
Form hat bis heute Bestand,
wenngleich die modernen Lifestylevarianten auch sehr gefragt
sind“, sagt Johannes Graf.
Auch der Kuckuck musste sich
zunächst gegen viele andere Figuren durchsetzen. „Sein Vorteil
ist, dass er verblüffend einfach,
aber gut funktioniert“, sagt Graf.
„Ein Hahnenschrei wäre viel aufwendiger gewesen.“ Und so fasziniert der kleine Vogel, der Stund’
um Stund’ aus der Uhr ploppt,
die Menschen bis heute.
4 AUS DER REGION
Der Sonntag · 21. August 2016
GESICHT DER WOCHE
GONZI, DIE SCHILDKRÖTE
Tierisch unterwegs
O
b es am Olympiafieber
Anzeige aufmerksam gemacht.
lag? Jedenfalls haben wir Nachdem sie sich mit dem ZerGonzis Kollegen eine
tifikat vom Tierhändler rechtMenge zugetraut. Selbst 2,4 Ki- mäßig ausgewiesen hatten,
lometer. Er hatte ja auch Zeit
konnten sie ihre Schildkröte
für die Strecke.
wieder an sich
Vier Tage. Aber
nehmen. Das
klar, wir hätten es
Schönste aber an
besserwissen müsdieser Geschichte
sen. Es ging ja nicht
waren die 2,4 Kiloum sechs Stadionmeter zwischen
runden, sondern
Ausbüx- und
um StadtdschunFundort, das sind
gel, Autos, Gehsteisechs Stadionrunge, Radler. Denden voller Gefahnoch wäre uns die Wie vielen Straßen
ren, aber das hatmuss eine Schildkröte
Geschichte ohne
ten wir schon. Wir
FOTO: DPA von der Presse
die volle Wahrheit geh’n?
viel lieber gewefreuten uns dussesen. Aber der Reihe nach. Gonzi lig und blickten mit Neid auf
heißt eigentlich Gonzales, er
die Kollegen, die auf einer Karte
lebt in Wehr am Hochrhein und die Schildkrötenodyssee nachheißt so, weil sein Kumpel Spee- zeichneten. Dann aber meldete
dy heißt. Schnellste Maus von
sich auf der Facebook-Seite
Mexico („¡Ándale, Ándale!“)
„z’Wehr git’s mehr“ am Donund so. Letzten Sonntag jeden- nerstag eine junge Frau, deren
falls gab Gonzi Gas. Verließ den Eltern seit Sonntag eine Schildheimischen Garten im Hölzle
kröte vermissen. Richtig: Gonzi.
auf unbekannten Pfaden, mit
Der lebt etwas weniger weit
unbekanntem Ziel. Doch er war vom Fundort entfernt als die
nicht allein. Ungefähr zur glei- Rekordschildkröte. Genauer gechen Zeit brach im Norden
sagt: etwa zehn Meter. Nur teilt
Wehrs ebenfalls eine griechiGonzi ein Schicksal mit vielen
sche Landschildkröte aus. Und griechischen Landschildkröten.
ward am Mittwoch von einem
Sie sehen sich ziemlich ähnlich.
aufmerksamen Bürger entAm heutigen Sonntag wollen
deckt, vorübergehend aufgesich seine Besitzer nun mit den
nommen, dann einem reptilianderen Schildkrötenfreunden
enkundigen Bekannten übertreffen und anhand von Fotogeben und schließlich in sozia- grafien des Rückenpanzers
len Netzwerken als Fundkröte
Gonzi identifizieren. Probleme
angezeigt. Und weil es auch gu- dürfte es kaum geben: Eine weite Nachrichten im Leben geben tere Schildkröte wurde in Wehr
muss, wurden die Schildkröten- gefunden. Ganz nah am Wohnbesitzer von Bekannten auf die ort im Norden.RENÉ ZIPPERLEN
Verwirrung in
Badenweiler
GRANDHOTEL RÖMERBAD
Wie es mit dem traditionsreichen Hotel Römerbad in Badenweiler weitergeht, ist weiterhin
ungewiss. Die Betriebsgesellschaft des seit Januar stillgelegten Grandhotels hat ihren Insolvenzantrag inzwischen zwar zurückgezogen. Doch damit stiftet
die thailändische Chefin und
Miteigentümerin eher Verwirrung als Klarheit.
Wegen Problemen mit dem
Brand- und Denkmalschutz darf
das 1825 eröffnete Grandhotel
derzeit keine Gäste mehr beherbergen. Der Betrieb wurde im Januar eingestellt. Die Wiedereröffnung war ursprünglich für
September geplant, davon ist inzwischen allerdings keine Rede
mehr.
Weil den Hotelbetreibern seit
der Schließung die Einnahmen
fehlen, kündigten sie im Frühjahr allen 43 Mitarbeitern und
beantragten einen Monat später
Insolvenz. Warum dieser Antrag
nun zurückgezogen wurde, ist
unklar. Denn damit drohen auf
das Unternehmen weitere Kos-
Ungewisse Zukunft: Hotel RömerFOTO: DAG
bad in Badenweiler.
ist doch nicht insolvent
ten zuzukommen: 14 Mitarbeiter haben erfolgreich gegen ihre
Kündigung geklagt. Sollte ihr Arbeitgeber die Urteile des Arbeitsgerichts Freiburg akzeptieren,
muss er die Löhne für Mai bis Juli
nachzahlen – und darüber hinaus Monat für Monat, sofern er
nicht erneut kündigt.
Geschäftsführerin und Gesellschafterin des Grandhotels ist eine Immobilienunternehmerin
aus Bangkok. Was sie nun nach
der abgesagten Insolvenz in Badenweiler vorhat, war nicht in Erfahrung zu bringen. E-Mail-Anfragen blieben unbeantwortet.
Auch ihr Berliner Rechtsanwalt
gab dem Sonntag bislang keine
Auskünfte.
Das einst weit über den kleinen Schwarzwaldort Badenweiler hinaus bekannte Hotel war
jahrzehntelang in Familienhand. 2004 wurde es verkauft
und erlebte danach zwei Insolvenzverfahren und zwei weitere
Eigentümerwechsel. Inzwischen
gehört es der thailändischen Firma „Panacee Medical Center“, die
Verjüngungskuren mit Zellspritzen aus Schafembryos anbietet
und zahlungskräftige Asiaten
nach Badenweiler locken wollte.
Das Geschäft scheint nicht so
funktioniert zu haben wie erhofft. Zumindest fehlt bislang
die dringend benötigte Finanzspritze, um die Immobilie auf
den Stand eines heutigen Luxushotels zu bringen. Kenner rechnen mit einem Investitionsbedarf von mindestens 15 Millionen Euro. Die zunächst für eine
Wiedereröffnung notwendigen
Brandschutzarbeiten seien dabei noch ein vergleichsweise
DAG
kleiner Posten.
Bitte nicht nachmachen! Der Zehnmetersprung am unteren Letten in den Fluss gehört mit zur Zürcher Badekultur.
FOTOS: SEL
Sog nach Rotterdam
WIESE, WASSER, EIS AM STIEL (6)
In Zürich gibt es 17 See-, Fluss- und Freibäder
Zürich ist eine badeverrückte Stadt – mit der vermutlich größten Bäderdichte
auf der Welt. Fünf Bäder
befinden sich am Zürichsee,
sieben gewöhnliche Freibäder sind über die Stadt
verteilt, und dazu kommen
noch fünf Flussbäder.
Gleichfalls ein architektonisches Kleinod und ein Kastenbad ist das beliebte Seebad am
Utoquai. Viele Geschäftsleute
suchen hier den Sprung ins kühle Nass vor der Arbeit oder während der Mittagspause. Ein Familienbad mit Sprungturm,
Badeinsel, Grillstellen, Tischtennisplatte ist das Bad am Mythenquai, einem der Strandbäder mit
unvergleichlichem Blick über
den See aufs Alpenpanorama.
Auch in Zürich war der Bestand der vielen Bäder vor Jahren
gefährdet. Doch die Proteste der
Zürcher waren heftig, und heute
denkt niemand mehr an Schließungen. Südbadener haben die
schöne Gelegenheit, die sommerliche Schweiz einmal von einer ungewohnt preiswerten Seite kennenzulernen – zum Beispiel auf Gratisrädern bei einem
Ausflug ins Badeparadies Zürich.
STEPHAN ELSEMANN
Hoch oben auf der Brücke stehen die Kinder, gleich werden sie
sich zehn Meter hinunter in den
Fluss stürzen. Dieses kleine Acapulco liegt oberhalb des Flussbades „unterer Letten“ – an der
Limmat in Zürich. Das Brückenspringen unter den bewundernden Blicken der Badegäste ist ein
Abenteuer, das hier niemand
unterbinden würde, auch wenn
es eigentlich nicht erlaubt ist.
Wem die 17 See-, Fluss- und
Freibäder der Stadt nicht reichen
sollten, der kann fast überall
auch außerhalb der Bäder ins
Wasser springen. Limmat und
Zürichsee laden mit jadegrünem, blitzsauberen Wasser dazu
ein. Und so kann man überall
Zürcher beim Schwimmen beobachten. Jeder findet hier das
Bad, das zu ihm passt. Baden im
See oder im Fluss? In einem
Schwimmbad oder oder in natürlichem Gewässer? Lieber für
sich sein oder „Sehen und Gesehen“ werden? Unter Frauen, unter Männern, gemischt? Alles
geht. Die Flussbäder sind allerdings der Clou – vor allem für
Gäste aus Deutschland. Denn bei
uns ist das Flussbaden so gut wie
ausgestorben, auch wenn viele
von einer Renaissance träumen
– neuerdings auch in Freiburg,
wo sich neue Möglichkeiten am
Dreisamufer ergeben werden,
wenn der Stadttunnel einmal gebaut sein wird. Gebaut wurden
die Zürcher Bäder ursprünglich
nicht fürs Vergnügen, sondern
sie dienten der Bevölkerung zur
Körperpflege. Auch heute noch
ist der Eintritt gratis.
Der „untere Letten“ wurde
1909 gebaut. Das Bad mit der
schönen historischen Holzkonstruktion zieht heute die Jungen
und Schönen an, die sich auf den
Holzplanken in der Sonne aalen.
Das Schwimmen hat es in sich,
denn das Wasser rauscht hier
mit großer Geschwindigkeit
durch. 100 Kubikmeter Wasser
FAKTEN
Badeparadies Zürich
Viel Betrieb herrscht am oberen Letten – zumindest am Ufer. Die Strömung hingegen ist hier angenehm träge.
pro Sekunde ist ein normaler
Wert. Das sind rund 500 Badewannen voll. Wie mächtig die
Strömung ist, merkt der Flussbadneuling, sobald er gegen den
Auffangrechen am Ausgang des
Bades gepresst wird. Nur mit vollem Körpereinsatz kann man
sich an den Stangen nach oben
aus dem Wasser ziehen. Und etwas Geografie lernen wir dabei
auch: Würde man durch den Rechen nicht aufgehalten, führte
der Wasserweg nach Rotterdam
und nicht zum Zürichsee. Denn
das Wasser der Limmat fließt aus
dem See heraus, über die Aare
zum Rhein.
Die schützende Aufgabe des
Rechens haben im Flussbad auf
der Werdinsel Bademeister. Eine
Schnur markiert den letzten
Ausstieg aus dem Badebereich.
Wer sich ihr nähert, wird aus
dem Wasser kommandiert und
daran gehindert, nach Holland
abzutreiben. Michael Mertens
und seine Kollegen haben einiges zu tun. Denn die vielen Wehre der Wasserkraftwerke können
Schwimmer, zumal ortsunkundige, in Bedrängnis bringen. Ru-
higer geht am „oberen Letten“
zu, zumindest im Wasser, denn
die Strömung ist hier träge. Dafür ist an den Ufern umso mehr
los. Über 400 Meter beiderseits
der Limmat reiht sich Badetuch
an Badetuch auf den Terrassen.
Wer wirklich Ruhe sucht und
männlichen Geschlechts ist,
wird sich vielleicht im Schanzengraben wohlfühlen. Im Jahr 1864
gebaut ist es Zürichs ältestes Bad
und nur Männern vorbehalten.
In intimer und beschaulicher Atmosphäre trifft man auf Berufstätige, die hier ihre Mittagspause hier verbringen und viele orthodoxe jüdische Männer, die
aus religiösen Gründen nicht
mit Frauen zusammen baden.
Abends ist es hier mit der Ruhe
vorbei, wenn im Schanzengraben die stimmungsvolle „Riminibar“ öffnet. Als Pendant für
Frauen, die lieber für sich sein
wollen, gibt es das Bad am Stadthausquai an der Limmat, ein historisches Kastenbad, das abends
zur „Barfussbar“ wird, zu der
dann auch Männer Eintritt haben, so wie in der Riminibar
Frauen.
Freier Eintritt in den Flussbädern: Au-Höngg (Werdinsel), Oberer Letten, Unterer
Letten, Schanzengraben
(Männerbad).
Eintrittspreise in den anderen Bädern: Erwachsene 8
Franken, Jugendliche 16 bis
20 Jahre 6 Franken, Kinder
6 bis 16 Jahre 4 Franken.
Besonderheiten: Achtung
auf den Holzplanken in den
historischen Bädern! Wenn
etwas aus der Tasche fällt,
flutscht es leicht durch die
Schlitze zwischen den Planken und verschwindet auf
Nimmerwiedersehen im
Wasser. Zum Frühsport der
Bademeister gehört deshalb
das „Schatztauchen“.
Saison: Mai bis September
Öffnungszeiten: 9 bis 20 Uhr
bei Badewetter.
Informationen zu Öffnungszeiten und anderen Details:
www.sportamt.ch unter
„Badeanlagen“ und
www.badi-info.ch .
Anreise: Günstig und direkt
mit Bussen etwa ab 8 Euro
neun mal am Tag ab Freiburg. Informationen unter
www.busliniensuche.de .
Gratisräder gibt es bei
www.zuerirollt.ch gegen 20
SEL
Franken Pfand.
AUS DER REGION 5
Der Sonntag · 21. August 2016
Artistik und clowneske Darbietungen
Die 10. Auflage der Rheinfelder BRÜCKENSENSATIONEN startet trotz Regen erfolgreich bei großem Besucherzustrom mit 24 internationalen Künstlergruppen
Statt Einkaufstouristen pilgern
an diesem Wochenende Kulturinteressierte auf die alte Rheinbrücke. Denn auf deutscher und
Schweizer Seite zeigen 24 Künstler und Gruppen 89 Auftritte zu
Comedy, Kabarett, Theater oder
Artistik. Trotz Regen sind die wenigen Sitzplätze schnell besetzt
und Zuschauer aller Altersgruppen drängen sich eng zusammen, um einen Blick auf die Darsteller zu werfen.
Der Regen, der kurz zuvor
noch alle Straßen leergefegt hat,
lässt gegen Abend nach, und so
schnell wie die Zuschauer weg
waren, um Unterschlupf zu finden, so schnell sind sie auch wieder zurück. Die Künstler freut es,
binden sie ihr Publikum doch
gerne in ihre Auftritte mit ein.
Etwa Uli Boettcher, der auf dem
Inseli die große Liebesgeschichte von Romeo und Julia neu interpretiert, eine Hommage an
sein erstes großes Soloprogramm vor 30 Jahren. Da die Zeit
drängt, wie er erklärt, lässt er den
letzten Akt im Schnelldurchlauf
auf der Bühne entstehen, samt
Liebesbekundungen einer lispelnden Julia und eines romantisch verklärten Romeos.
Kaum sind beide tot, der letzte
Applaus verklungen, zieht es die
Besucherschar ein paar Meter
weiter auf die Brücke, zu den
„Maiers“. Die lassen aber auf sich
warten, harren geduldig hinter
einem Sichtschutz aus, bis das
„Pas-de-deux“ von UliK mit einem Roboter beendet ist. Mehr
Publikum garantiert mehr La-
cher und mehr Beifall, den die
Berliner Clowns für ihre Mischung aus verklemmter Naivität und atemberaubender Artistik aber auch verdienen.
Heute zeigen jeweils parallel
um 14 Uhr Doris Friedmann
„Dornröschen hat verschlafen“
(Inseli), Fullstop Acrobatic Theatre „Outside the Box“ (Platz Haus
Salmegg), Kaspar + Gaya „Das
Gespinst“ (Oberer Salmeggpark),
Theater Auf! Lauf! „Walkact“
(Brücke) und die Maiers „Just
Married“ (Brückenplatz vorm Inseli).
MARTINA PROPRENTER
> DIE
BRÜCKENSENSATIONEN
finden auch bei Dauerregen bis 20
Uhr statt, Infos zu Ausweichspiel- Das Clownduo „Die Maiers“ performt mit „Just Married“ einen komödiantischen Start in die Ehe (links) und
FOTOS: MARTINA PROPRENTER
Uli Boettcher zeigt in einer Doppelrolle „Romeo und Julia“ einmal anders.
orten unter 0152/228 456 88.
KURZ GEFASST
BIOSPHÄRE
Besucherzentrum kommt nachTodtnau
Auf einer Fläche in unmittelbarer Nähe zum Rathaus
in Todtnau (Foto) soll künftig das zentrale Besucherzentrum für das Biosphärengebiet Südschwarzwald
entstehen, teilt das Regierungspräsidium (RP) Freiburg mit. Das nationale Komitee für die Anerkennung
und Begleitung der deutschen Biosphärengebiete verlangt
die Einrichtung von zentralen ganzjährig hauptamtlich betreuten Infozentren in den Biosphärengebieten. Diese sollen
durch dezentrale Informationsstellen ergänzt werden, um
die praktische Arbeit vorzustellen. Dabei werden Informationen
zu Zielen und Aufgaben von Biosphärenreservaten, Grenzen
der Belastbarkeit von Ressourcen sowie Beispiele für nachhaltige
DS
Wirtschaftsformen und Lebensstile aufbereitet.
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6 AUS DER REGION · EXTRA
Der Sonntag · 21. August 2016
„Wir fühlen uns fast tot“
Bei einer Trauerfeier in Freiburg erinnern JESIDINNEN an das IS-Massaker vor zwei Jahren
Zwei Jahre ist es her, dass
die Terrormiliz des Islamischen Staates (IS) im Nordirak das Massaker an den
Jesiden verübte. Tausende
Männer wurden getötet,
Frauen und Kinder versklavt. Die UN spricht von
Völkermord. Jetzt fand in
Freiburg eine Trauerfeier
statt, um an die vielen Menschen zu erinnern, die nicht
entkommen konnten.
ANJA BOCHTLER
Hanan und Anuar sind beide 19
Jahre alt. Sie sitzen zwischen vielen anderen Frauen, die fast alle
Schwarz tragen. Vom Band läuft
ein Trauergesang auf Kurdisch.
Gedichte werden vorgelesen. Sie
erzählen davon, wasvom 3. bis 15.
August 2014 in Kotcho passiert
ist. In den zwölf Tagen, als die
Menschlichkeit gestorben sei
und die ganze Welt nur zugeschaut habe, übersetzt jemand
den Text auf Deutsch. Damals
fielen IS-Truppen in das Dorf im
Nordirak ein, ermordeten die
Männer und machten die Frauen zu Sklavinnen. Die Frauen, die
sich an langen Tischen versammelt haben, hören schweigend
zu. Kleine Kinder wuseln herum.
Hanan und Anuar: So nennen
sie sich. Ihre Namen dürfen aus
Sicherheitsgründen nicht bekannt werden. Die jungen Frauen gehören zur Minderheit der
Jesiden, die trotz immer neuer
Verfolgungswellen im Namen
des Islam ihre alte Kultur und Religion bewahrt haben. Sie glauben an die Wiedergeburt und sie
verehren den Melek Taus („Engel
Pfau“), der sich weigerte, Adam
anzubeten, und als Mittler zwischen Gott und Menschen dient.
Hanan und Anuar sind zwei von
rund 200 Frauen und Kindern
aus Kotcho, die nach ihrer Befreiung als IS-Gefangene heute in
Freiburg und Umgebung leben.
„Hanan war meine beste
Freundin“, sagt die junge Frau,
die nun in deren Namen
schlüpft. „Wir waren andauernd
zusammen.“ Sie ist 19 Jahre alt,
Mutter von zwei Kindern, vier
und zwei Jahre alt. Sie und die
Kinder konnten dem IS entflie-
„Deutschland hat uns sehr viel geholfen“, sagt die Jesidin Anuar (19).
Das Bild von Juni 2015 zeigt Jesiden im nordirakischen Sacho, die vor
FOTO: EPD
dem Terror der IS-Milizen geflohen sind.
hen. Die echte Hanan nicht. Der
Hintergrund von Anuar, die den
Namen ihrer Cousine gewählt
hat, ist ähnlich: Sie lebt hier mit
ihrer Mutter und ihren Brüdern.
Was aus der richtigen Anuar
wurde, weiß sie nicht.
Am Rand des Raums stehen
Männer, die bei der Trauerfeier
halfen. Auch sie sind Jesiden, leben aber mit ihren Familien
schon seit Jahren in Deutschland. Sie unterstützen die Anwesenden, die zu den rund 1 100
Frauen und Kindern aus dem
Nordirak gehören, die zwischen
März 2015 und Januar 2016 auf
Initiative von Ministerpräsident
Winfried Kretschmann im Südwesten aufgenommen wurden.
Doch auch hier sind sie in Gefahr, weshalb ihre Aufenthalts-
orte geheim bleiben müssen,wie
der Psychologe Jan Kizilhan, Mitinitiator des Projekts, erklärt. Seinem Bemühen ist es zu verdanken, dass die Frauen nicht aus
der jesidischen Gemeinschaft
verstoßen wurden, obwohl sie
als Sklavinnen des IS mit NichtJesiden sexuellen Kontakt hatten, was nach den strengen Gesetzen ihrer Kultur nicht erlaubt
ist. „Deutschland hat uns sehr
viel geholfen“, sagt Anuar. Sie
meint damit nicht nur den
Schutz, sondern auch die psychologische Unterstützung. „Wir
fühlen uns ja fast tot“, sagt
Anuar. Traumatherapien sollen
ihr und den anderen helfen, damit sie weiterleben können.
Was sie erlebten, lässt sich
nicht in Worte fassen. Anuar versucht es trotzdem und erzählt
bewundernswert ruhig und eindrücklich. Erst als sie fertig ist,
stehen ihr plötzlich Tränen in
den Augen, dann wird ihr Körper
immer heftiger vom Schluchzen
durchgeschüttelt. Sie war 17 Jahre alt, als die IS-Kämpfer sie und
die anderen Mädchen und Frauen in Kotcho im August 2014 entführten. Die Männer wurden
weggebracht und erschossen,
darunter waren ihr Vater und einer ihrer Brüder. Bei dem Martyrium, das folgte, habe sie sich oft
gewünscht, dass sie ebenfalls getötet worden wäre, sagt Anuar.
Die Mädchen und Frauen wurden IS-Kämpfern zugeteilt. „Wir
wurden ausgesucht wie Schafe.“
Immer wieder versuchte
Anuar zu fliehen, nach drei Monaten gelang es. Mit einer Zwölfjährigen, für die sie die Verantwortung übernahm, schlug sie
sich verletzt und blutend durch.
Jetzt muss Anuar damit leben,
dass die meisten ihrer Freundinnen und Angehörigen tot sind.
Genau wie Hanan, die dem ISTerror acht Monate und drei Tage ausgeliefert war, bis ihr die
Flucht gelang. „Ich habe alles gesehen“, sagt sie. „Von kleinen Kindern bis zu 80-Jährigen wurden
alle gefoltert und ermordet.“ Hanans Mann ist noch in der Gefangenschaft des IS, ebenso zwei
seiner Brüder und seine Mutter.
„Wir werden nie zufrieden sein,
solange nicht alle befreit sind“,
sagt sie. Das ist die Botschaft, die
die Frauen vermitteln wollen:
Die Welt darf nicht wegschauen.
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Sonntag, 28. 8.
Hoffest auf dem
Bauernhof Kammerer
in
Murg Niederhof
„Qualität ist das A und O“
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Der BAUERNHOF KAMMERER ist in den vergangenen 30 Jahren ständig gewachsen und heute bestens aufgestellt
Gleich zwei gute Gründe gibt es
auf dem Bauernhof Kammerer
in der Oberhofstraße 20 im Murger Ortsteil Niederhof, um zu feiern: Einmal steht am Sonntag,
28. August, das beliebte Hoffest
mit Ochs am Spieß an, in das
heuer auch das 30-jährige Betriebsjubiläum mit einfließt.
1986 übernahm Erhard Kammerer den Betrieb im Dorf von
seinem Vater Alfons. Schon im
Februar 1987 bezogen er und seine Frau Hildegard den neu erbauten Hof oberhalb von Niederhof. Milchvieh, Bullen und
800 Legehennen standen am
Anfang. Kontinuierlich wuchs
der Betrieb in den Folgejahren,
aus 40 Hektar Bewirtschaftungsfläche wurden 100 Hektar. Heute beinhaltet das Betriebskon-
Zum Hoffest lädt das Team vom Bauernhof (von links): Erhard und Hildegard Kammerer, Manuela und Felix Kammerer, die Angestellten
FOTO: OLD
Philipp und Clemens Kammerer sowie Michael Eckert.
zept 6000 Legehennen sowie
den Anbau von Weizen, Mais
und Raps. Zudem betreibt der
Hof mit Sohn Felix als weiterem
Geschäftsführer eine Grünkompost- und eine Hackschnitzelan-
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OCHS AM SPIESS
lage. Ein Transportbetrieb und
der im Jahr 2000 eröffnete Hofladen, der von Tochter Manuela
geführt wird, vervollständigen
das Betriebskonzept. Auf 197
Quadratmetern findet der Kun-
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auch beim Hoffest im Vordergrund, das spannende Einblicke
in die Produktion gibt. Ab 10 Uhr
bewirtet der Musikverein Niederhof die Gäste, es gibt Konzerte verschiedener Musikvereine,
Ponyreiten, Kinderschminken
und einen Riesen-Sandkasten
für die kleinen Besucher. Die Firma Malzacher aus Binzgen zeigt
ihre Landmaschinen und die
Lohnunternehmen sind mit ihren Gerätschaften vor Ort. Ein Likörstand lädt ebenso zum Verkosten wie das Kaffee- und Kuchenzelt. Alle Sitzplätze sind
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MENSCHEN UND MÄRKTE 7
Der Sonntag · 21. August 2016
Stromfahrzeuge
sollen durchstarten
Auf dem Weg zur E-MOBILITÄT : Drei Beispiele aus der Region
Mit der Kaufprämie wollen
Bund und Hersteller der
Elektromobilität den erhofften Schub verpassen.
In der Region gibt es schon
einige Pioniere. Was ist aus
ihnen geworden? Eine kleine Bestandsaufnahme in
drei Beispielen.
RENÉ ZIPPERLEN
DER ENERGIEVERSORGER
Energiedienst aus Laufenburg
leidet wie viele Energieversorger
darunter, dass sich mit Stromverkauf nicht mehr viel verdienen lässt, und baut neue Geschäftsfelder auf. Dazu gehört
auch das Geschäft mit Elektroautos. Mit Smartmobil aus Freiburg hat Energiedienst Ende
2014 das größte Elektro-Car-Sharing-Unternehmen in der Region gegründet. My-E-Car bietet 5o
Renault Zoe an, 32 davon können
Renault-Händler Thomas Gutmann ist Elektro-Fan, auch wenn
er hier vor klassischen Zapfsäulen
FOTO: HEUBERGER
steht.
öffentlich genutzt werden. Nach
Dienstschluss und am Wochenende können Firmen ihre E-Flotte frei zur Verfügung stellen. Damit hat My-E-Car inzwischen
2 500 Kunden gewonnen, die
2015 rund 350 000 Kilometer
gefahren sind. 100 eigene Ladesäulen zwischen Waldshut und
Lahr sind geplant – rund die
Hälfte steht bislang – 60 bis 70
Schnellladesäulen sollen den
Zoe in 60 Minuten mit Strom
aus Wasserkraft „volltanken“
können.
Seit August verkauft Energiedienst selbst Elektrofahrzeuge.
Nach einem halben Jahr Miete
(400 Euro im Monat) kann man
den Renault Zoe für 14 000 Euro
übernehmen. Außerdem bietet
Energiedienst eine Ladeflatrate
für Elektromobile: Bis 8 000 Kilometer jährliche Fahrleistung
sind 42 Euro im Monat fällig, bis
15 000 km im Jahr 72 Euro (jeweils plus Mehrwertsteuer) – wer
mehr fährt, kann einen individuellen Preis aushandeln.
Auch mit Hausbesitzern, die
mit Solarzellen oder über KraftWärme-Kopplung selbst Strom
erzeugen, will Energiedienst ins
Geschäft kommen. Seit zwei Wochen verkaufen die Laufenburger „Wall Boxen“, Ladesäulen für
Privathaushalte, die man zum
Beispiel an der Garage anbringen kann. Der Clou: Es gibt zwei
Anschlüsse, einen privaten und
einen, den man der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen kann.
DER HÄNDLER
Hansjörg Märtin, Chef des
gleichnamigen Autohauses im
Raum Freiburg, war mit den Verkäufen des BMW-Elektroautos i3
recht zufrieden – bis Ende 2015
der Ölpreis zu fallen begann. Belebung erhofft er sich nun von
zwei Faktoren: der neuen Batterie des Herstellers, die eine
Reichweite zwischen 250 und
300 Kilometern haben soll – und
der neuen Kaufprämie des Staates. 2 000 Euro zahlt der Bund,
2 000 der Hersteller.
Renault legt sogar noch einmal 1 000 Euro drauf, und dass
das wirkt, kann Jürgen Gutmann
in Ehrenstetten bestätigen. „Wir
haben seither zwei- bis dreimal
so viele Anfragen“, sagt der Renault-Händler. Gutmann predigt auf vielen Seminaren, dass
sich die Anschaffung eines Elektroautos mittlerweile schnell
rechne: Der Kundendienst sei
wesentlich günstiger als bei Benziner oder Diesel, ebenso die
Energie. Und ideal sei ein E-Mobil für Leute, die selbst Solarzellen auf dem Dach haben.
2012 ist Gutmann mit fünf bis
sechs E-Fahrzeugen gestartet,
2014 verkaufte er 14 an Privatkunden, 30 an Großkunden. Als
2015 der Ölpreis verfiel und die
staatliche Förderprämie auf sich
warten ließ, reagierte der Hersteller mit einer eigenen
5 000-Euro-Prämie für die Modelle Zoe und Kangoo. Wer einen
Zoe kauft, kann zwei Jahre lang
auch einen Benziner kostenlos
mieten. Für den Kastenwagen
Kangoo startete Gutmann ein Pilotprojekt mit der Handwerkskammer: Handwerker können
eine Woche lang kostenlos ein
Modell testen. Und schauen, wie
sie damit zurechtkommen.
Denn noch seien die geringen
Reichweiten von bis zu 170 Kilometern trotz Rückladung bei
Bergabfahrten für viele ein Problem. Für 2017 hat aber Renault eine 350-Kilometer-Batterie angekündigt. Da ist es von Vorteil,
dass Renault-Kunden die Batterie stets mieten. Das hat laut
Gutmann auch noch einen weiteren Vorteil: Es mindere den
Wertverlust und verbessert damit die Gesamtkalkulation. Wer
Energiedienst steigt mit seiner Strommarke Naturenergie stark ins Geschäft mit E-Mobilität ein.
ein Elektroauto verkauft, müsse
nämlich die Kosten für eine gekaufte Batterie eigentlich voll
abschreiben. Die beliebten Gebrauchtwagentabellen
von
Schwacke oder DAT rechneten
gebrauchte Akkus nämlich fast
vollständig aus dem Preis heraus, so Gutmann.
Für die Reichweite und Kaufentscheidung weniger entscheidend sei dagegen nach Gutmanns Erfahrung das Netz an
Ladestationen. „Erfahrungsgemäß laden 80 Prozent unserer
Kunden ihr Fahrzeug zu Hause.“
Mit Internetportalen wie Plugfinder oder Goingelectric lassen
sich andere Säulen aber schnell
ausfindig machen. Dennoch
sagt er: „Man muss bereit sein,
gewisse Verhaltensweisen anzupassen und zu verändern.“
Kommunen. 24 BMW i3 sind
mittlerweile im Einsatz, die Hälfte davon steht vor Hotels, der
Rest steht für die allgemeine
Nutzung bereit. Angeboten werden die E-Fahrzeuge nicht nur
Firmen, Kommunen und Einheimischen, sondern vor allem den
Gästen. Jede Stunde kostet 6,90
Euro, ein ganzer Tag 49 Euro (inklusive Strom). Mit der Hochschwarzwald Card sind die ersten drei Stunden sogar kostenlos. So liegt die durchschnittliche Nutzungsdauer auch bei
knapp unter drei Stunden, wobei
im Schnitt rund 50 Kilometer
zurückgelegt werden.
FOTO: ZVG
Allerdings gab es anfangs Probleme. Für die Nutzer-Identifizierung am Auto braucht es
nämlich eine stabile Internetverbindung. Und da blieben im
Schwarzwald etliche Kunden vor
verschlossener Autotür. Neue
Leitungen und lokale Funkzellen
minderten die Probleme aber.
Seit einem Monat seien alle gelöst. Bis auf Breitnau – dort wurde das E-Mobil abgezogen.
Mehr erhofft, so Sprecher Herbert Kreuz, habe man sich vom
Geschäft mit Einheimischen.
„Die wollen wir genau wie Firmen künftig stärker für die Nutzung begeistern.“
DER TOURISMUS
Als erster deutscher Tourismusverband ist die Hochschwarzwald Tourismus GmbH im Mai
2015 ins E-Car-Sharing eingestiegen. In Ladestationen, Software
und Fahrzeugleasing hat die
HTG 100 000 Euro investiert, BMW i3 der Hochschwarzwald Tourismus GmbH. Am Steuer der frühere
150 000 Euro schoss das Land Minister für den ländlichen Raum Alexander Bonde. Das Land schoss
FOTO: ZVG
zu, 75 000 Euro die beteiligten 150 000 Euro zum Projekt hinzu.
BeimVogeltreffen stehen die Räder still
Ortstermin WINDKRAFT : Das energieautarke Freiamt hat Wege gefunden, Rotmilan und Rotor zu versöhnen – Neue Zahlen sollen Durchbruch im Land belegen
„Die Windkraft passt zu BadenWürttemberg.“ Mit dieser Botschaft ist Umweltstaatssekretär
Andre Baumann am Mittwoch
auf das rund 700 Meter hoch gelegene Tännlebühl über dem
Freiämter Ortsteil Reichenbach
gekommen. Er muss das sagen:
Der geplante Ausbau der Windkraft im Ländle stockt, soll aber
nun endlich in die Gänge kommen. Baumann beschwerte sich
deshalb auch gleich über die
Bundesregierung, die beim Ausbau der Windkraft bremse.
Baumann traf sich unter einer
186 Meter hohen Windmühle
mit Anhängern der Windkraft,
Betreibern und Lokalpolitikern.
Auch einige Gegner der Rotoren
waren anwesend. Der Treffpunkt
hat eine besondere symbolische
Qualität. Der Rotor steht zur einen Hälfte auf Gemarkung Freiamt und zur anderen steht er auf
Gutacher Grund. Gebaut werden
konnte er, weil das innovationsfreudige Freiamt –energieautark
seit gut zehn Jahren – seine fünf
Rotoren weitgehend im Konsens
realisieren konnte, ohne eine
aufwendige Änderung des Flächennutzungsplans vornehmen
zu müssen. Gutach gehört dagegen zum Verwaltungsverband
mit Waldkirch, und da ringt man
im Zuge eines Flächennutzungsplanverfahrens immer noch um
die Ausweisung von Standorten.
Glottertal hat Waldkirch schon
mit einer Klage gegen die geplanten Windräder gedroht.
Keine Ausnahme: Auch im
Oberen Elztal oder im nahen Sexau hat sich der Gegenwind gegen die Rotoren zu einer festen
Größe entwickelt. Für 13 Anlagen
im Landkreis Emmendingen
laufen derzeit Verfahren – und es
sei äußerst mühsam, meinte
Landrat Hanno
Hurth auf dem
Tännlebühl. Dabei ist der Gegenwind kein
südbadisches
Phänomen. Die
BI Gegenwind
Husarenhof in
Besigheim am
Neckar
listet
auf ihrer Homepage 352 BIs gegen die Windkraft von Mecklenburg-Vorpommern bis Österreich und der Schweiz auf.
„Wenn die Mühle erst einmal
gebaut ist, fallen alle Vorurteile
weg“, meint dagegen Andreas
Markowsky, Geschäftsführer der
Ökostromgruppe Freiburg, die
den Rotor auf dem Tännlebühl
für die 108 Teilhaber betreibt.
Markowsky muss allerdings den
Ärger verdrängt haben, den es
Wie gefährlich ist die Windkraft? Die Sicherheitsausrüstung
von Umweltstaatssekretär Baumann steht Rotmilanen
nicht zur Verfügung. Wenn diese sich versammeln, steht die
FOTOS: HAB
Anlage am Tännlebühl deshalb still.
über Jahre wegen toter Fledermäuse gab, die man unter seinen
Windmühlen auf dem Freiburger Rosskopf gefunden hatte.
Und der neu gebaute Windpark
Südliche Ortenau über dem
Schuttertal wird derzeit gedrosselt betrieben, weil sich die teils
fast zwei Kilometer entfernten
Nachbarn in einem ähnlichen
Höhengebiet wie Freiamt über
nächtlichen Lärm der Rotoren
beklagen. Jetzt wird erst einmal
gemessen, wie laut es ist, und untersucht, woran es liegen könnte.
Walter Witzel und Erhard Schulz
vom Vorstand des Landesverbandes Windenergie wussten
nichts von den Problemen im
Schuttertal. Sie verwiesen im Gespräch am Rande des Treffens
mit Baumann auf die strengen
Verfahren und Vorgaben gegen
Emissionen.
Für Hannelore ReinboldMench, Bürgermeisterin von
Freiamt, sind Widerstand und
Probleme eine Frage, wie man
mit der Windkraft umgeht. Auch
in ihrer Gemeinde habe es Bedenken in der Übernachtungsgastronomie gegeben, erinnert
sie sich. Die Angst, die Touristen
würden wegbleiben, war groß.
Aber man sei positiv damit umgegangen, biete Touren zu den
Windrädern an, und die Zahlen
zeigten, dass es keinen negativen
Effekt auf den Tourismus gebe,
erklärte die Bürgermeisterin.
Das große Thema in Freiamt,
wie in vielen Teilen des Schwarzwalds, ist der Rotmilan, neben
dem Auerhuhn wohl der größte
Windkraftverhinderer im Land.
Baumann hat mit Vertretern von
Energieunternehmen, Herstellern der Anlagen, dem Verband
Windenergie und Naturschützern diskutiert. Die Naturschützer sehen vor allem die Gefahren
für den Greifvogel. Die Anhänger der Windkraft monieren,
dass die Artenschutzauflagen
den Ausbau der Windkraft verhindern. Für Windkraftbetreiber
Markowsky ist das Tännlebühl
der Beweis, dass Betrieb und Artenschutz sich nicht ausschließen. Wenn die Wiesen in der Nä-
he des Rotors gemäht werden,
sei dies ein Highlight für alle Rotmilane in der Gegend. Während
dieses großen Vogeltreffens
stehe das Windrad still. Ein Gondelmonitoring am Rotor sichere
den Schutz der Fledermäuse. Das
Prozent weniger an Gewinn könne man sich leisten, so MarkowsMICHAEL HABERER
ky.
FAKTEN
WINDKRAFT soll in Baden-
Württemberg bis 2020 zehn
Prozent zur Stromversorgung beitragen. Dafür wären
3 000 Megawatt neu installierte Leistung nötig. Seit
2011 kamen allerdings erst
400 Megawatt oder 159
Windräder zu den bestehenden 350 hinzu. Vor allem im
Schwarzwald liegen die besten Windgebiete in ökologisch sensiblen Bereichen
– das Land sieht umfangreiche Voruntersuchungen vor.
Nun soll der Knoten geplatzt
sein. Ende Juli gab es neue
Rekorde: Im ersten Halbjahr
2016 gingen 66 neue Anlagen ans Netz, 38 weitere seien bereits genehmigt, mehr
als 200 im laufenden VerRAZ
fahren.
8 NACHRICHTEN
Der Sonntag · 21. August 2016
VOLKSWAGEN
KURZ GEFASST
BADEN-WÜRTTEMBERG
Produktion
ausgesetzt
Zoff um neues Geheimpapier
Die grün-schwarze Landesregierung hat nach einem Bericht
von Badischer Zeitung und Südwest Presse in weiteren geheimen
Nebenabsprachen unter anderem den Abbau von 5 000 Stellen
sowie eine höhere Grunderwerbssteuer vereinbart. Die Zeitungen
hatten bereits Mitte Juli Nebenabsprachen zwischen Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) und dem CDU-Koalitionspartner öffentlich gemacht. Kretschmann bestätigte
damals die Absprachen und zog damit breite Kritik auf sich.
Die Opposition im Landtag reagierte gestern empört: Sie warf
Kretschmann einen schlechten Regierungsstil vor und kritisierte,
er führe die Öffentlichkeit hinters Licht. Nach dem Bericht
will die Regierung die Grunderwerbssteuer in dieser Legislaturperiode um 1,5 Punkte auf 6,5 Prozent erhöhen. Das solle
DPA
300 Millionen Euro jährlich in die Kassen spülen.
ZUGSPITZE
Bergsteiger stürzt in Gletscherspalte
Bei einem nächtlichen Aufstieg zur Zugspitze ist ein 42-Jähriger
tödlich verunglückt. Der Mann war in der Nacht zum Freitag
allein aufgebrochen, um über das Höllental den Berg zu
erklimmen, wie die Polizei in Garmisch-Partenkirchen gestern
mitteilte. Am Freitag meldete seine Frau ihn dann als vermisst.
Polizei und Bergwacht entdeckten die Leiche des Mannes
schließlich in einer Gletscherspalte. Offenbar war er in rund
AFP
2 400 Metern Höhe ausgerutscht und gestürzt.
Im Streit um die Vollverschleierung setzt etwa Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt auf Freiwilligkeit: Muslimische Frauen sollten sich in Deutschland so zugehörig fühlen, dass sie eine Vollverschleierung
FOTO: DPA
aus eigener Kraft ablegen können.
Kritik an „Mätzchen“
SPD und Grüne greifen Forderung nach VERSCHLEIERUNGSVERBOT an
Berlin (AFP). Die Forderung
der Unionsinnenminister
nach einem Verbot der Vollverschleierung in bestimmten Situationen stößt auf
beißende Kritik von SPD,
Grünen und Polizeivertretern. Es handele sich um
„politische Mätzchen“, sagte
SPD-Innenexperte Burkhard Lischka.
shootdiem /iStock
Geiz ist
Shrimps
Die Nachfrage nach billigen Garnelen ist
groß. Auch bei uns. Andere bezahlen dafür
einen hohen Preis: Zum Beispiel Tausende
Kinder in Thailand. Sechs Tage die Woche,
mehr als zehn Stunden am Tag pulen
sie Garnelen. Schuften für den Export.
Ein Knochenjob für einen Hungerlohn –
wer arm ist, bleibt auch arm.
„Die Lage ist zu ernst für politische Mätzchen und Scheindebatten“, sagte SPD-Innenpolitiker Lischka dazu der Rheinischen
Post. „Bekanntlich werden in der
Ostsee häufiger Buckelwale gesichtet als Burka-Trägerinnen in
Deutschland.“ Lischkas Parteikollege, der nordrhein-westfälische Innenminister Ralf Jäger,
äußerte sich ähnlich. In den
Ruhr-Nachrichten warnte er vor
„Show-Effekten“. In Frankreich
habe das Burkaverbot weder dazu geführt, dass dieses Kleidungsstück nicht mehr zu sehen
sei, „noch hat es dort terroristische Anschläge verhindert“.
Die Grünen-Fraktionschefin
Katrin Göring-Eckardt sprach in
der Welt von einer „Quatschdebatte“. Es sei „wirklich schamlos“,
so zu tun, als ob ein Burkaverbot
mehr Sicherheit brächte. „Ein
Burkaverbot für Behörden ist für
die Sicherheit in Deutschland jedenfalls ungefähr so relevant,
wie wenn Grüne ein Verbot für
Dieselfahrzeuge auf dem Mars
als wichtigen Beitrag im Kampf
gegen den Klimawandel fordern
würden“, sagte Göring-Eckardt.
Wichtig sei stattdessen, dass
muslimische Frauen sich so zugehörig fühlten, „dass sie eine
Vollverschleierung aus eigener
Kraft ablegen können“. Dagegen
Bundesinnenminister Thomas
de Maizière (CDU) und die Landesinnenminister von CDU und
CSU hatten am Freitag einen Forderungskatalog zu Sicherheit
und Integration beschlossen.
Diese „Berliner Erklärung“ verlangt unter anderem eine Überprüfung der Regeln für die doppelte Staatsbürgerschaft und einen Ausbau der Videoüberwachung. Außerdem soll es
muslimischen Frauen verboten
werden, sich in bestimmten Situationen komplett zuverschleiern. Dies soll für Angestellte des
öffentlichen Dienstes gelten sowie in Kitas, Schulen, Universitäten, Gerichtssälen, Melde- und
Standesämtern. Auch bei Demonstrationen und im Straßenverkehr sollen Burka und Nikab
tabu sein.
sagte der Grünen-Bundestagsabgeordnete Dieter Janecek dem
Handelsblatt, in einem freiheitlichen Land hätten „Symbole der
Unterdrückung“ wie die Burka
keinen Platz in öffentlichen Einrichtungen. Seine Partei solle das
Thema offen diskutieren.
Auf Skepsis stößt die Verschleierungsfrage aber auch bei
der Polizei. Der Vizechef der Gewerkschaft der Polizei, Jörg Radek, sagte der Mitteldeutschen
Zeitung, Forderungen nach einem Burkaverbot und der Begrenzung der doppelten Staatsbürgerschaft seien lediglich „ein
Ausdruck von Symbolpolitik“.
Wichtiger sei es, „dass wir mehr
Polizei auf die Straße bekommen.“ Insgesamt sei die „Berliner Erklärung“ vor allem ein
„Protokoll der Versäumnisse“.
In der Erklärung wird auch die
Ausweitung der Vorratsdatenspeicherung gefordert, bei der
ein „überzogenes Datenschutzrecht“ gelte. Dazu sagte die Bundesdatenschutzbeauftragte Andrea Voßhoff: „Wenn wir unsere
Grundrechte, das heißt auch den
Datenschutz, verfassungswidrig
einschränken, verlieren wir das,
was unsere Demokratie auszeichnet – dann hätten die Feinde der Demokratie ihr Ziel
erreicht.“
WOLFSBURG (DPA). Ein Streit
mit zwei Zulieferern für Getriebeteile und Sitzbezüge hat Volkswagen zum Stopp der Produktion bei seinem wichtigsten Modell Golf gezwungen. Im Wolfsburger
Stammwerk
seien
Bereiche zur Vorbereitung der
Fertigung ausgesetzt worden,
die entsprechende Logistik ruhe,
„Schichten fallen dann ab Montag weg“, berichtete ein Konzernsprecher. In Zwickau wird die
Montage des Golf und Passat
zum Wochenbeginn ebenfalls
heruntergefahren.
In einer Bekanntmachung an
die Mitarbeiter in Wolfsburg
hieß es, für betroffene Beschäftigte unter anderem in Montage,
Karosseriebau, Lackiererei und
Presswerk werde im Einvernehmen mit dem Betriebsrat Kurzarbeit geprüft. VW erwägt dies
auch für die Standorte Braunschweig, Zwickau und Kassel. Im
Passat-Werk Emden wurde
schon für 7 500 Beschäftigte
Kurzarbeit angemeldet. Die Bänder der in Wolfsburg hergestellten Modelle Tiguan und Touran
laufen dagegen weiter.
–
Verträge sollen
gekündigt worden sein
–
Grund für die Zwangspause ist
ein Lieferstopp der Partnerfirmen ES Automobilguss und Car
Trim aus Sachsen. „Wir arbeiten
nach wie vor an einer Einigung“,
erklärte VW. Das Unternehmen
hatte angekündigt, alle rechtlichen Möglichkeiten auszuschöpfen, um die nötigen Teile
zu erhalten. Die Zulieferer wiesen eine Verantwortung zurück,
sie gaben VW die Schuld an der
Entwicklung. Es soll um gekündigte Verträge gehen.
Der Produktionsstopp beim
Golf soll laut VW zunächst bis
einschließlich Samstag, 27. August, gelten. Ob darüber hinaus
Schichten gestrichen werden, sei
noch nicht abzusehen und hänge vom Verlauf der Gespräche
mit den Zulieferern ab.
Niedersachsens Wirtschaftsminister und VW-Aufsichtsrat
Olaf Lies will in dem Streit vermitteln. Er werde mit seinem
sächsischen Amts- und Parteikollegen Martin Dulig darüber
sprechen, sagte der SPD-Politiker dem Radiosender NDR Info.
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Lebhafter Südwest- bis Westwind bei Temperaturen zwischen 19 und 23 Grad.
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Ein Tief bei den Britischen Inseln sorgt noch für
leicht wechselhaftes Wetter. Dann bringt ein
Hoch sonniges Sommerwetter nach Südbaden. Heute wechseln sich den ganzen Tag teils
lockere, teils dichte Wolken ab. Zwischendurch
zeigt sich die Sonne und vereinzelt ziehen auch
Schauer vorbei. Dazu weht lebhafter Südwestwind. Die Temperaturen liegen um 20 Grad.
Morgen ist es teils wolkig, teils scheint die Sonne. Danach wird es sonnig und deutlich wärmer.
17°
10°
20°
13°
Bad Krozingen
Furtwangen
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20°
12°
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2
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25°
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6 12
18
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Alles im Griff: Der SC Freiburg mit Maximilian Philipp (links) nach dem Treffer zum 2:0.
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auf viele Eintrittspreise!
Vincenzo Grifo war es dann
vorbehalten, seine Spezialitätenkiste auch in Babelsberg zu öffnen. Sein Freistoß in der 63. Minute jedenfalls flog wie am Lineal gezogen ins Tor der Gastgeber.
Anerkennendes Nicken auf der
Tribüne, langsam schien die Galerie zu registrieren, dass es mit
der erhoffen Pokalsensation
nichts werden würde. Die gut
und gerne 1000 SC-Anhänger
unter den 6341 Besuchern waren
längst zum befreienden Singen
übergegangen, zumal Niederlechner (69.) auch noch einen
Abpraller zum 4:0 versenken
konnte. Ein Luft-raus-Treffer, der
Elan der Gastgeber war jetzt endgültig gebrochen. Und der SC
spielte die Partie gemütlich nach
Hause.
Mit einer Flitzer-Einlage ging
die Partie dann zu Ende. Ein offensichtlich
hochmotivierter
www.der-sonntag.de
STANDPUNKT
Der Sportclub Freiburg hat
die erste Hürde im DFB-Pokal genommen. 4:0 (2:0)
gewannen die Freiburger
nach Toren von Grifo (2),
Niederlechner und Haberer
gegen den Regionalligisten
SV Babelsberg 03.
hen in der Aktion ihres Torwarts,
nur keinen Strafstoß. Doch der
war, wie auch die TV-Bilder zeigten, sehr wohl angebracht.
Erdal Akdari, der spielstarke
Innenverteidiger der Gastgeber,
versuchte es noch mal per Kopf
(16.), dann zerfledderte die Partie
etwas. Bis Janik Haberer (40.)
nach einer Ecke von Grifo völlig
frei im Strafraum zum Kopfball
kam. 2:0 – die spielerische Klasse
und Routine der Gäste schienen
sich auszuzahlen.
Da der Pokal bei Babelsberg
aber nicht zu den alljährlichen
Selbstverständlichkeiten gehört,
warfen die Blauen nochmals den
Motor an. Mit hoher Drehzahl
rauschte die Mannschaft von
Trainer Cem Efe aufs Freiburger
Tor zu, mehr als ein Schuss übers
Stadiondach sprang aber nicht
heraus. Dann beruhigte sich der
Kick wieder etwas.
Leserbrief im INTERNET schreiben:
MEHR FÖRDERGELDER FÜR MEHR MEDAILLEN?
Der SC FREIBURG gewinnt mit 4:0 im DFB-Pokal beim SV Babelsberg
Als Schiedsrichter René Rohde
nach 45 Minuten zur Pause pfiff,
war auf Freiburger Seite die Welt
in Ordnung. 2:0 stand es zu diesem Zeitpunkt für die Südbadener. Das Spiel in der ersten
Hauptrunde des DFB-Pokals hatte sich also so entwickelt, wie
man es sich im Breisgau vorgestellt hatte.
Wobei, wer einen sportlichen
Spaziergang in der äußerst reizvollen Umgebung nahe Potsdam erwartet hatte, musste sich
rasch eines Besseren belehren
lassen. So mir nichts, dir nichts
wegwischen lassen, das wollte
sich der Regionalligist dann
doch nicht. Als Andis Shala in der
5. Minute im Freiburger Strafraum einen Kopfball anbringen
konnte, hatte so mancher auf
den gut gefüllten Rängen schon
den Torschrei auf den Lippen –
und nicht mit dem beherzt zupackenden Alexander Schwolow
im SC-Tor gerechnet. Die entgegen der Vorbereitung und den
vielen verletzten Abwehrspielern wieder mit einer Viererkette
in der Defensive operierenden
Freiburger versuchten zwar, ihr
Spiel durchzusetzen, vollends
hingehauen hat das aber nicht.
Zu aggressiv, manchmal auch zu
wild sprangen die Babelsberger
dazwischen – und kassierten
gleich mehrere Gelbe Karten für
ihr Engagement.
Nach 20 Minuten war es dann
aber doch so weit. Keeper Kevin
Otremba attackierte Florian Niederlechner reichlich überhastet
mit der Beinschere – und brachte den Angreifer auf der Strafraumlinie zu Fall. Es gab Elfmeter, Vincenzo Grifo traf sicher
zum 1:0 – und die Babelsberger
Spieler samt Anhang waren außer sich. Sie hatten vieles gese-
Ihre Meinung
interessiert uns!
FOTO: DPA
Zuschauer forderte fünf Ordner
zu einer sportlichen Höchstleistung heraus, der Protagonist
und die Zuschauer hatten ihren
Spaß. Und Trainer Christian
Streich? Der hatte „ein schwieriges Spiel“ gesehen, aber Tore
„zum richtigen Zeitpunkt“. So gesehen: „Alles in Ordnung.“
BABELSBERG: Otremba – Eglseder (72. Stang), von Piechowski,
Akdari, Cepni – Saalbach, Sindik Knechtel (60. Hoffmann), Cubukcu – Shala, Steinborn (80.
Beyazit). FREIBURG: Schwolow –
Ignjovski (75. Bulut), Höfler,
Söyüncü, Günter – Haberer (84.
Möller-Daehli), Meffert (75.
Schuster), Abrashi, Grifo – Philipp, Niederlechner. SCHIEDSRICHTER: René Rohde (Rostock).
ZUSCHAUER: 6341. TORE: 0:1
Grifo (20./Foulelfmeter), 0:2 Haberer (40.), 0:3 Grifo (63.), 0:4
Niederlechner (69.)
Medaillenkorridor
lenspiegel nicht
heißt die Vorgabe,
mehr nach oben ändie der Deutsche
dern kann. Zu viele
Olympische SportLänder drängen
bund seinen Athleheute mit vergröten für die Spiele in
ßertem Aufwand
Brasilien machte.
nach olympischen
Dieser in den so geEhren, zu unerreichOTTO
nannten Meilenbar sind die, die
SCHNEKENBURGER ganz oben stehen.
steingesprächen
2015 nochmals akMal davon abgesetualisierte Korridor der Zielhen, ob ein Konkurrenzkampf
vereinbarungen des Deutzu diesen in letzter Konseschen Olympischen Sportbun- quenz überhaupt erstrebensdes mit den Olympischen Spit- wert ist. Russland etwa hat
zenverbänden kam zum
trotz verkleinertem Kader
Ergebnis, dass zwischen 42 und deutlich mehr Medaillen auf71 Medaillen zu erwarten seien. zuweisen, ein Land, dem vom
Sollten ihn die deutschen
Staat organisiertes Doping
Olympia-Teilnehmer übernachgewiesen wurde. Und mit
haupt noch erreichen, werden dem zudem bevölkerungsreisie sich nach den Spielen in
chen China steht ein Land vor
Brasilien auf jeden Fall an des- den Deutschen, das Kinder
sen unteren Ende bewegen.
schon früh nach Sportarten
Gerade die Vertreter der pres- castet und zu Erfolgen drillt.
tigeträchtigen Disziplinen
Hinzu kommt, dass DeutschLeichtathletik und Schwimland ein Land ist, in dem viele
men müssen sich derzeit diSportarten ein Schattendasein
verse Vorhaltungen gefallen
führen, weil der Fußball so
lassen, sie antworten mit dem sehr im Vordergrund des öfVerweis auf eine nicht ausreifentlichen Interesses steht.
chende finanzielle Förderung Wer auf mehr Medaillen
des Hochleistungssports in
schielt und deswegen nach
Deutschland. Berühmtheit
mehr Mitteln schreit, dürfte
erlangte in diesem Zusamso zumindest kurzfristig eher
menhang ein Vergleich des
enttäuscht werden. So wie es
früheren Weltklasseschwimumgekehrt fragwürdig ermers Markus Deibler: „In eischeint, Sportverbänden die
nem Land, in dem ein OlymMittel zu entziehen, weil ihre
piasieger 20 000 Euro Prämie Vertreter zuletzt bei einem
bekommt und ein Dschungel- olympischen Wettkampf entkönig 150 000 Euro, sollte sich täuscht haben. Eine Steigerung
niemand über fehlende Meder Fördermittel kann aber
daillen wundern.“ Das mag
durchaus Sinn machen. Für
Äpfel mit Birnen verglichen
all jene, die sie als eine Untersein, zu denken gab es vielen
stützung großer Begabungen
schon.
betrachten, vergleichbar mit
Mehr als 14,3 Millionen Euro
Fördermitteln, die auch für
betrug im Olympiajahr 2016
Künstler oder Wissenschaftler
bislang die Gesamtförderung
ausgegeben werden. Als Gelder von der Deutschen Sportder, die einem, der ein besonhilfe unterstützten Athleten.
deres sportliches Talent beZu wenig? Oder gar zu viel, wie sitzt, eine Unterstützung geMenschen einwenden könnben, die er als angemessen für
ten, denen nicht viel an Leisseine Anstrengungen emptungssport liegt? Es sei profindet und die ihm die Fokusgnostiziert, dass eine nicht
sierung auf seine Ziele dann
dramatische Erhöhung dieser noch besser als bisher oft mögFörderung so viel am Medaillich macht.
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10 SPORT
Der Sonntag · 21. August 2016
Ein zufriedener Sechstligist
DFB-POKAL
1. RUNDE
Die Ergebnisse
SV Babelsberg 03 – SC Freiburg
FC 08 Villingen – Schalke 04
VfB Lübeck – FC St. Pauli
FV Ravensburg – FC Augsburg
Carl Zeiss Jena – Bayern München
SV Drochtersen/Assel – B. Mönchengladbach
BFC Preussen Berlin – 1. FC Köln 0:7
Würzburger Kickers – Eintracht Braunschweig
Viktoria Köln – 1. FC Nürnberg
RW Essen – Arminia Bielefeld
Dynamo Dresden – RB Leipzig
0:4
1:4
0:3
0:2
0:5
0:1
Hallescher FC – Kaiserslautern
FC Hansa Rostock – Fortuna Düsseldorf
FC Homburg – VfB Stuttgart
FSV Frankfurt – VfL Wolfsburg
1860 München – Karlsruher SC
Sportfreunde Lotte – Werder Bremen
MSV Duisburg – Union Berlin
Eintracht Norderstedt – SpVgg Greuther Fürth
FC Astoria Walldorf – VfL Bochum
1. FC Magdeburg – Eintracht Frankfurt
SpVgg Unterhaching – FSV Mainz 05
1. FC Egestorf-Langreder – 1899 Hoffenheim
SC Hauenstein – Bayer Leverkusen
Bremer SV – SV Darmstadt 98
SG Wattenscheid 09 – 1. FC Heidenheim
Jahn Regensburg – Hertha BSC
Erzgebirge Aue - FC Ingolstadt
Kickers Offenbach – Hannover 96
FSV Zwickau – Hamburger SV
SC Paderborn - SV Sandhausen
Eintracht Trier – Bor. Dortmund
In der ersten Runde des DFB-POKALS verliert der FC Villingen nur mit 1:4 gegen Schalke 04
Das Spiel des Jahres stand
für den FC 08 Villingen bevor. Nach dem 5:3-Erfolg im
Finale des südbadischen
Verbandspokals loste die
Glücksfee den Nullachtern
den FC Schalke 04 als Gegner in der ersten Hauptrunde des DFB-Pokals zu. Ein
Sechstligist gegen einen
Erstligisten. Die Nullachter
kämpften beherzt und unterlagen dem Favoriten gestern Nachmittag lediglich
mit 1:4.
BENEDIKT HECHT
Defensiv stabil stehen, das Spiel
und das besondere DFB-PokalFlair genießen, mutig agieren,
sich nicht verstecken und die
ersten 20 Minuten möglichst zu
null überstehen, so lauteten die
Ziele vor dem Pokalmatch von
Villingens Coach Jago Maric.
Kein leichtes Unterfangen für
die Nullachter vor der ungewohnten und beeindruckenden
Kulisse von 14 400 Zuschauern
im Schwarzwaldstadion in FreiSpiele ohne Ergebnis waren bei Druckbeginn dieser Ausgabe
burg, das fest in Schalker Hand
noch nicht beendet
war. Schalke-Coach Markus
Weinzierl ließ die Neuzugänge
KURZ GEFASST
Breel Embolo, Abdul Rahman Baba und Naldo von Beginn an auflaufen.
KANU Brendel holt wieder Gold und trägt die Fahne
Marics Plan und Hoffnungen
Am Schlusstag der Olympia-Kanu-Wettbewerbe gab es noch
sollten jedoch nicht aufgehen,
mal einen Medaillenregen für die Deutschen. Der Kajak-Vierer
dabei begann seine Elf taktisch
der Männer und der Canadier-Zweier holten Gold. Der Kadiszipliniert, war eng an den Gejak-Vierer der Frauen paddelte zu Silber. Ronald Rauhe sicherte
genspielern, ließ den Königssich im Kajak-Einer Bronze. Das Duo Sebastian Brendel und
blauen wenig Räume, ging agJan Vandrey kam im Canadier-Zweier über 1000 Meter vor
gressiv drauf und verzeichnete
Brasilien ins Ziel. Für den Potsdamer Brendel war es die zweite
in Person von Gian-Luca Reho
Goldmedaille bei den Spielen in Rio, nachdem er bereits im
sogar die erste Torchance (4.). DaEiner triumphiert hatte. Brendel wurde vom Deutschen Olymnach ging der Favorit mit tatpischen Sportbund als Fahnenträger bei der Abschlussfeier
kräftiger Unterstützung des UnDPA derdogs aber nach zehn Minuin der Nacht auf Montag (1 Uhr/MESZ) nominiert.
ten mit 1:0 in Führung. Ein Klärungsversuch von
Kapitän
Benedikt Haibt, der Villinger traf
den Ball nicht richtig, landetevor
den Füßen des Ex-Freiburgers
Dennis Aogo, der unhaltbar aus
16 Metern in den Winkel schlenzte. Der Ex-Basler Embolo erhöhte neun Minuten später auf 2:0
und sorgte damit für klare Ver-
PA S S T!
Das BZ-Magazin zum SC
Freiburg
| 1. Fußball-Bundesliga
| Hinrunde | 2016/2017
|
Schalker Kreisel: Der Ex-Basler Breel Embolo umkurvt den Villinger KaFOTO: ACHIM KELLER
pitän Benedikt Haibt im Schwarzwaldstadion.
hältnisse. Di Santo war an der
Flanke von Sead Kolasinac noch
vorbeigerutscht, Embolo hatte,
am langen Pfosten lauernd, keine Mühe einzuschieben. 08-Torhüter Daniel Miletic hinterließ
dabei nicht die beste Figur.
Ergab sich Villingen damit?
Keineswegs. Angreifer Nevad
Plavci besaß die Riesengelegenheit zum Anschlusstreffer, lupfte nach Steilpass von Stjepan
Geng jedoch über 04-Keeper Ralf
Fährmann und das Gehäuse
(24.). Drei Minuten später landete ein Huntelaar-Schuss am Villinger Pfosten, im Gegenzug
lenkte Fährmann einen PlavciFreistoß zur Ecke und entschärfte die nächste gefährliche Villinger Aktion. Schalke schaltete mit
der Zweitoreführung im Rücken
nun einen Gang zurück, die Nullachter versuchten weiterhin be-
herzt, dagegen zu halten. Weitere Chancen erspielten sie sich im
ersten Durchgang aber nicht.
Die gab es gegen Ende der ersten
Hälfte noch mal für die Knappen, Baba köpfte nach EmboloFlanke jedoch daneben (42.).
Auch nach dem Seitenwechsel
blieb es ein munteres Spielchen
aus Sicht des Davids. Villingen
versteckte sich nicht, suchte sein
Heil immer wieder im Gang
nach vorne, musste aber bei hohen Schalker Bällen höllisch aufpassen. So strich ein Naldo-Kopfball (52.) knapp am Tor vorbei.
In der 65. Minute ging ein Raunen durchs Schwarzwaldstadion, Haibt rutschte nach einer
Freistoßflanke von Teyfik Celyan
am langen Pfosten am Ball vorbei – weiterhin 0:2, doch auch
die Erkenntnis, dass die Nullachter den Bundesligisten durchaus
ärgern können.
Für die endgültige Entscheidung sorgte eine Viertelstunde
vor Schluss Johannes Geis, der
aus 28 Metern abzog und unhaltbar für Miletic zum 3:0 traf – eine schöne Einzelaktion. In der
Schlussphase schwanden den
Nullachtern etwas die Kräfte. In
der 84. Minute scheiterte der
Schalker Schöpf am Innenpfosten. Huntelaar machte es in der
86. Minute besser und legte das
4:0 nach. In der 90. Minute gab
es dann doch Standing Ovations
vom ganzen Stadion für den Außenseiter, Mario Ketterer war
mit dem Kopf zur Stelle, traf
zum 1:4: der hochverdiente Ehrentreffer für den FC 08 Villingen, der auch vom Schalker Anhang gebührend gewürdigt wurde.
FC 08 VILLINGEN: Miletic, Reho (81. Wehrle), Ovuka, Ceylan,
Kaminski, Haibt (69. Ketterer),
Plavci, Sahin (78. Stark), Geng,
Bruno, Serpa. FC SCHALKE 04:
Fährmann, Caicara (77. Riether),
Höwedes, Geis, Kolasinac, Di
Santo (88. Reese), Baba (72.
Schöpf), Aogo, Huntelaar, Naldo,
Embolo. TORE: 0:1 Aogo (10.), 0:2
Embolo (19.), 0:3 Geis (75.), 0:4
Huntelaar (86.), 1:4 Ketterer
(90.). SCHIEDSRICHTER: Alt
ZUSCHAUER:
(Heusweiler).
14 400. GELB: Reho, Geng.
>> DIE PETERSENS
Der Torjäger und sein
Vater, der Trainer
Gold für Laura Benkarth und Co.
>> IMMER ÜBERAL
L
SC-Präsident, Winzer und
Gastronom: Fritz Keller
>> TAKTIK-CHECK
Was erwartet den SC
in der ersten Liga?
>> TEAMARBEIT
Das Zusammenspiel zwischen
SC
und Stadt beim Stadionprojekt
Nicht verpassen
Jetzt kommt PASST!
Das neue BZ-Magazin zum SC Freiburg.
Hintergründiges und Abseitiges, Reportagen,
Interviews und Fakten rund um den Sportclub
in der ersten Fußball-Bundesliga.
• Der Torjäger und sein Vater, der Trainer –
die Petersens im Interview
• Immer überall: Fritz Keller – Winzer,
Gastronom, Geschäftsmann und SC-Präsident
• Taktikcheck: Was erwartet den Sportclub
in Liga eins?
• Der Stand in Sachen neues Stadion
• Dazu: die Neuzugänge, der Kader,
der Spielplan
Mehr dazu am 25. August in Ihrer BZ.
SC-Spielerin wird OLYMPIASIEGERIN – ebenso wie Behringer, Däbritz und Leupolz
Für das Siegerfoto nahm Bundestrainerin Silvia Neid mitten
zwischen ihren Fußball-Frauen
Platz. Das erste Olympia-Gold
bei ihrem letzten Auftritt bescherte der 52-Jährigen den perfekten Abschluss ihrer imposanten Trainer-Laufbahn. Mit 2:1
(0:0) gewannen die deutschen
Fußball-Frauen in der Nacht
zum Samstag (MESZ) gegen
Schweden – dann ging der Jubel
los. Am Erfolg beteiligt waren
auch vier beziehungsweise fünf
ehemalige oder jetzige Spielerinnen des SC Freiburg. Die aus Wieden stammende Melanie Behringer, mit fünf Treffern Torschützenkönigin des OlympiaTurniers, Sara Däbritz und
Melanie Leupolz, die jetzt alle
beim FC Bayern München kicken, und Laura Benkarth, die
Kapitänin der SC-Frauen. Bei der
Mannschaft in Brasilien war
auch SC-Spielerin Lina Magull,
die im Kader „auf Abruf“ stand.
Während Behringer, Däbritz
und Leupolz auch im Finale zur
Startformation gehörten, konnte Torhüterin Benkarth den Triumph nur von der Bank aus verfolgen. Denn Stammtorhüterin
Almut Schult stand auch im
Glücklich: Melanie Behringer (links) und Dzsenifer Marozsán FOTO: DPA
Endspiel zwischen den Pfosten.
Eine Goldmedaille bekam Benkarth ebenso wie alle anderen
deutschen Spielerinnen gleichwohl. Trainerin Neid hingegen
nicht, denn im Gegensatz zu WM
und EM erhalten Coaches bei
Olympia keine Medaille.
Im Finale, in dem Behringer,
Däbritz und Leupolz gute Leistungen zeigten, war Dzsenifer
Marozsán die herausragende Akteurin. Die Spielmacherin traf
mit einem Traumtor in der 48.
Minute zum 1:0 und leitete mit
einem Pfostenschuss das Eigentor von Linda Sembrant (61.) ein.
Stina Blackstenius (67.) konnte
mit ihrem Treffer die erneute
Sternstunde für den Deutschen
Fußball-Bund im legendären
Maracanã-Stadion von Rio de Janeiro, in dem die deutschen
Männer vor zwei Jahren ihren
WM-Triumph gefeiert hatten,
nicht mehr verhindern.
„Es ist total komisch. Ich freue
mich, aber dieses: ,Krass, ich bin
Olympiasieger’, das kann man
gar nicht beschreiben. Da brauche ich noch ein paar Tage, bis
ich realisiere, dass ich Olympiasiegerin bin“, beschrieb Leistungsträgerin Melanie Behringer die Gefühlslage im deutGG/DPA
schen Team.
FUSSBALL
Derby Bahlingen
gegen SC II
In der Fußball-Oberliga kommt
es an diesem Sonntag (15 Uhr)
zum Derby zwischen dem Bahlinger SC und der zweiten Mannschaft des SC Freiburg. Beide
Teams spielten in der vergangenen Runde noch in der viertklassigen Regionalliga, mussten aber
nach einem 0:0 gegeneinander
im letzten Saisonspiel jeweils
den Abstieg in Kauf nehmen. Mit
zwei Siegen zum Saisonauftakt
steht der Bahlinger SC noch mit
einer weißen Weste da. Der SC
Freiburg II musste hingegen
nach zwei Erfolgen zum Rundenstart eine überraschende
Heimniederlage gegen Bissingen hinnehmen, die mit 0:4 zudem recht deutlich ausfiel. Beide
Teams, die auf der „Ponderosa“
heute gegeneinander spielen,
haben sechs Punkte auf ihrem
Konto.
Die Ergebnisse vom Samstag:
Oberliga: Balingen – Hollenbach
3:1, Bissingen – Reutlingen 1:1,
Neckarelz – Offenburg 1:2.
Verbandsliga: SV Waldkirch –
SV Endingen 2:3, SV Linx – Freiburger FC 2:6, SV Bühlertal – FC
Bad Dürrheim 0:0, FC Neustadt
– SV Stadelhofen 0:4, SC Lahr – SV
DS
Kuppenheim 3:3.
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07761/9219-0
Der Sonntag
Kultur
Köstliches Hummus
Kichererbsen sind der Grundstoff
für köstliches Hummus. Tahini, Salz,
Zitrone, Olivenöl, Knoblauch und
Kreuzkümmel kommen hinzu. Edo
Medicks erklärt,wie es geht. SEITE 13
21.August2016
„Ein wunderschönes
Gelände“
Jetzt noch GRENZENLOSER: Electronic-Festival in Weil
Zwei Nackerte, ein verlockender Apfel im Baum – das werden doch nicht? Doch, Adam und Eva spielen eine zentrale Rolle in „Songlines“.
Im Paradies gibt’s Ärger
Landschaftstheater mit Erbsünde: SONGLINES ist der Auftakt eines riesigen Vierteilers
Ein Abschied mit Pauken
und Trompeten: Nach 30
Jahren sagt die Basler Theaterchefin Ruth Widmer
ihrer TheaterFalle mit einem aufwendigen Projekt
adieu. Der Auftakt zu dem
auf drei Jahre angelegten
„Elysium“ läuft als vielfältiges Wander- und Schauspielspektakel auf einem
Berg im Baselbiet, der 925
Meter hohen Wasserfallen
oberhalb von Reigoldswil.
ANNETTE MAHRO
Der Weg hinauf ins Paradies ist
kurvenreich, mitunter auch steil
und steinig. Hinaus wird es
nachher sehr viel leichter gehen
und sowieso wird unsereins bekanntlich eher derb vor die Tür
gesetzt, was den himmlischen
Garten Eden betrifft. Schließlich
war da die Erbsünde beziehungsweise die Sache mit dem Apfel.
Gleich nach dem Ausstieg aus
der Wasserfallen-Luftseilbahn,
an der die Geschichte steil aufstrebend und mit einem atemberaubenden Ausblick ihren Anfang nimmt, werden die Besucher deshalb von zwei bleichen
Engeln in Empfang genommen.
Michael und Azrael sind aus leidvoller Erfahrung vorsichtig mit
dem Menschengeschlecht und
lassen es die Gäste spüren. Irgendwie hatte man sich Engel
anders vorgestellt und das Paradies eigentlich auch. An der
Landschaft liegt es hier oben allerdings nicht, schon sie allein
lohnt auch die längere Anfahrt.
Die Geschichte wird insgesamt von hinten aufgerollt, und
Schöpfung und Moses Eins kommen erst später. Vorab darf jeder
selbst entscheiden, welchen Weg
er einschlagen will. Zur Wahl stehen, so will es das Programm,
drei Strecken, die benannt sind
nach Adam und Eva und deren
Sohn Kain, der bekanntlich seinen Bruder Abel erschlagen hat.
Die Wege sind geschätzte 45 bis
Grüß Gott, sagt der Erzengel. Oder etwa nicht?FOTOS: ATTILA GASPAR (ZVG)
75 Minuten lang und unterschiedlich
leichtoder
schwer(er)gängig. Festes Schuhwerk, wettergemäße Kleidung
und ein Minimum an Kondition
sind für die paradiesische Kunstbegegnung nicht umsonst empfohlen. Weiteren Aufschluss gibt
das kleine Programmheft, das
vorab genau zu lesen an dieser
Stelle jedem Gast empfohlen sei.
Andernfalls sitzt man nachher
zwar am gedeckten Tisch der
„Rustikalen Erkenntnis“ oder
„Paradiesischen Unschuld“, aber
leicht am falschen.
Bis dahin ist der in viele kleine
Gruppen zerfallende Tross der
Zuschauer schon wie in einer Art
lebendem Märchengarten an einer Vielzahl von Stationen vorbeigekommen. Gleich nach den
Engeln steht die erste Begegnung mit Adam und Eva an, die
hier gleichsam durch Raum und
Zeit eilen. Eben saßen sie mit Fellen bekleidet und Steine gegeneinander schlagend am offenen
Feuer, schon zieht Adam, jetzt
halb in Uniform, in irgendeinen
Krieg. Eva bleibt mit den Kindern zu Hause, um die sie sich
wohl bald alleine wird kümmern
müssen. Die Säuglinge Kain und
Abel begleiten das Paar im Zeitraffer und werden quasi immer
neu geboren, bevor die ersten
Menschen im Hier und Jetzt ankommen, Fitnesstraining und
Rasenmaniküre betreiben.
Ob der Brudermord auch immer neu geschehen wird, ist Interpretationssache. Vorab hockt
Kain noch unglücklich oben im
Wald mit sichtbarem Blut an den
Händen. Warnende Stimmen
werden unterwegs hörbar, aber
auch lockende. Skurrile Kunst
hängt oder liegt am Weg, natürlich auch die Schlange. Nirgends,
auch beim lockenden Baumorakel, bleibt aber Zeit zum langen
Verweilen. Liegt es doch in der
Natur jedes Paradieses, nichtvon
Dauer zu sein und die einen ein-,
die anderen aber auszuschließen. Der Zeitplan der Aufführung ist straff, und auch ein Linsengericht will noch verzehrt
werden, bevor das Spektakel
zum endlich flammenden Finale
auf großer Bühne schreitet. Da
rollen singende Steine von weit
oben herab, tanzen Strohpuppen, da trippelt das kreischende
Vogelorchester ein, dessen musi-
kalische Leitung der Weiler
Hansjürgen Wäldele innehat.
Alle Mitspieler mitsamt den
ersten Menschen treten jetzt
noch einmal auf, die Engel versuchen ohne rechten Erfolg, die
frühen göttlichen Fehler zu beheben, geben aber bald entnervt
auf. Die Schöpfung macht sich
selbständig und wird immer
schwerer zu bändigen. Zunächst
extrem unförmig und alles andere als vorteilhaft in Watte gepackt, schälen sich Adam und
Eva bald aus ihrer begrenzten
Existenz heraus, bevor sie nach
einer fröhlichen Choreographie
der Baslerin Béatrice Goetz
durchs Paradies tollen und sich
nicht die Bohne an ihrer Nacktheit stören. Das wird erst folgen,
als die wütenden Engel endlich
aufgeben und sie mitsamt allen
ihren Nachkommen lautstark
vor die Tür setzen. Was soll’s, der
Weg führt schließlich direkt zur
Aufklärung und Immanuel Kant.
„Songlines“, so der Titel der
ersten Produktion, nimmt zuvor
Bezug auf die verschlungenen
Wegen folgenden Traumreihen
australischer Ureinwohner, nähert sich dem Baum der Erkenntnis und bringt den Apfel
erklärtermaßen ins Rollen. Wer
will, kann Adams und Evas weiterer Geschichte bis 2018 weiterfolgen. Direkt von der Wasserfallen macht sich der erste Mensch
und Mann als heimatloser Abenteurer ab dem 15. September auf,
die Stadt zu erkunden, wobei das
Publikum ihm wiederum folgt.
Der Sommer 2017 widmet sich
dann ganz Eva als befreiter Frau.
Im Herbst 2017 wartet die
Schlange und große Verführerin,
bevor ganz zum Schluss ein Jahr
später das Thema Sündenfall in
einem Prozess neu aufgerollt
wird. Ob danach wirklich Schluss
ist, darüber reden wir dann.
> SONGLINES, 26. bis 28. August,
Grenzenlos
Zusammenkom- schon mehr erwartet werden.
men, grenzenlos feiern – so die
Idee hinter dem GrenzenlosIn diesem Jahr sind große FesElectronic-Music-Festival, das
tivals wie Rock am Ring und
am Samstag, 27. August, im DreiSouthside im wahrsten Sinne
ländergarten in Weil am Rhein
des Wortes ins Wasser gefallen
stattfindet. Sven Galvez-Barbero,
und haben die Veranstalter vor
Geschäftsführer von Grenzenlos
große Herausforderungen geEvent, will, dass die idyllische
stellt. Wie sind Sie auf Unwetter
Veranstaltungsfläche bei der
vorbereitet?
vierten Auflage noch mehr in
den Vordergrund rücken soll.
In Zusammenarbeit mit der
Stadt Weil gibt es für den ErnstHerr Galvez-Barbero, dieses Jahr fall Evakuierungspläne. Bei eisind erstmals die Macher des
nem plötzlich auftretenden GeFreiburger Sea You Festivals mit- witter ist der sicherste Ort noch
eingestiegen. Wie kam es zu die- immer das Auto. Festivalbesuser Zusammenarbeit und was
cher, die nicht mit dem eigenen
versprechen Sie sich davon?
Auto angereist sind, können in
Absprache mit der Stadt in der
Schon seit längerem bin ich mit örtlichen Feuerwehrwache undem Sea You Festival verbandelt tergebracht werden. Aber wir
und habe auch schon für die Ver- sind zuversichtlich und die Voranstalter gearbeitet. Natürlich hersagen stimmen uns positiv.
hoffen wir, von deren Erfahrung proAuf Fans elektrofitieren und unsere
nischer Musik warProfessionalität
ten hochkarätige
noch weiter steiauch internatiogern zu können.
nale Künstler aus
Auch im Hinblick
Minimal, Techno,
auf das Booking
House, Dub-Step,
können wir auf die
Progressive und
Kontakte der SeaGoa.
You-Macher
zurückgreifen.
Das ist richtig. ZuSven Galvez-Barbero
dem sorgen lokale
Schon bei der ersDJs für Stimmung,
ten Auflage 2013 im Weiler Drei- und im Zelt wird es eine tolle Laländergarten zeigten Sie sich
sershow geben. Wir haben den
fasziniert vom Areal. In diesem
Ort gewählt, damit sie nicht nur
Jahr rückt es noch stärker in den wenige Stunden, sondern den
Fokus.
ganzen Tag über gezeigt werden
kann. Stärken können sich die
Es ist einfach ein wunderschö- Gäste beim angrenzenden Street
nes Gelände mit Teich, Steinin- Food & Music Festival, wo es an
seln oder dem Bächle – eine bes- 53 Ständen kulinarische Angebosere Deko gibt es nicht. In diesem te gibt.
Jahr soll das Areal offener werden. Zum Beispiel wird es einen
Zufall, dass es auch an diesem
weiteren Floor im Bereich bei
Wochenende stattfindet?
den Wassergärten geben. Bisher
war dort immer der VIP-Bereich, Nein, es wird auch von Grenzenweil wir Bedenken hatten, dass los Events veranstaltet, und die
die Festivalbesucher in diesem Überschneidung ist bewusst gebesonders angelegten Bereich wählt. Auch wenn es in den vermit seinen hohen Grashalmen gangenen Jahren keine großen
etwas zerstören könnten. Aber Beschwerden über die Elektrowir wurden eines Besseren be- Musik gab, möchte ich die Weiler
lehrt: Die Gäste wissen das Areal Bürger mit dem Open-Air-Festigenauso zu schätzen wie wir und val nicht stören. Durch das
gehen gut mit dem Platz um. Street Food & Music Festival
Warum den schönen Bereich mit wird noch einmal eine ganz anden Wassergärten also nicht für dere Zielgruppe angesprochen,
alle zugänglich machen?
so dass an diesem Tag hoffentlich alle auf den Beinen sein und
Statt drei haben Sie nun vier
einen schönen Tag verbringen
DAS GESPRÄCH
Floors. Ist die Veranstaltung für
werden.
FÜHRTE SARAH TRINLER
mehr Besucher ausgerichtet?
Nein, wir rechnen wie im Vorjahr
mit etwa 4000 Besuchern. Wir
wollen langsam wachsen und
uns der Stadt Weil annähern. Im
nächsten Jahr haben wir ein kleines Jubiläum – da kann dann
> GRENZENLOS ELECTRONIC
MUSIC FESTIVAL im Dreiländergarten Weil am Rhein, Samstag,
27. August, 11 bis 24 Uhr, Tickets
ab 39,99 Euro. www.facebook.com/grenzenlos.de
3. und 4. sowie 9. und 10. September, jeweils 16.30 bis 20.30 Uhr.
Start an der Luftseilbahn Wasserfallen/Reigoldswil, Oberbiel 62. Alle Infos und Reservationen unter
Stimmung und Show will das Electronic Music Festival bieten.FOTO: ZVG
www.theaterfalle.ch
12 KULTUR IN DER REGION
Der Sonntag · 21. August 2016
Ordnung und Chaos
NEUE TONTRÄGER
SUICIDE SQUAD
Ein wilder Ritt
S
uicide Squad ist eine mit
großem multimedialen
Bohei gehypte Comic-Verfilmung aus Hollywood. Inhaltlich ist der gerade gestartete
Streifen trotz Mega-Budget und
Starbesetzung schlimmster
Trash. Bemerkenswerter als der
Film ist der dazugehörige Soundtrack. Niemand
Geringeres als Kevin Weaver und
Mike Caren zeichnen für die Produktion verantwortlich. Die beiden haben ein
Händchen für erfolgreiche Soundtracks, wie sie
zuletzt mit „Furious 7“ unter
Beweis stellten. Die musikalische Begleitung zu dem durchgeknallten Comic-Abenteuer
ist ein einziges großes Ausrufezeichen, eine Ansammlung von
teils sehr überraschenden
Genre-verschmelzenden Kollaborationen. Für die fließende
Nummer „Standing in the Rain“
haben sich der Rapper Action
Bronson, der englische Pop-Guru Mark Ronson und Alternative-Rocker Dan Auerbach zusammengetan – Bluesrock gemixt mit Pop und HipHop.
Klingt verrückt, funktioniert
astrein. Ebenso wie die Zusammenspiele von Skrillex und
Rick Ross, die beim mächtig
wummernden „Purple Lamborghini“ gemeinsame Sache
machen oder Lil Wayne, Wiz
Khalifa und Imagine Dragons,
die lässig die Rock-meets-HipHop-Nummer „Sucker for
Pain“ rüberbringen. Weitere
Highlights steuern die Emo-Helden Twenty One
Pilots mit der Ballade „Heathens“
sowie die großartige Grimes mit
der schräg-futuristischen Nummer „Medieval
Warfare“ bei. Düstere, harte Beats, schneidende
Kettensägen-Gitarren und Grimes’ entrückter Gesang verkörpern das eigentliche Wesen der
Suicide Squad viel eindrucksvoller, als es die HollywoodAdaption tut. Zu den Tracks
kommen legendäre Nummern
von War und Creedance Clearwater Revival sowie Eminems
zeitlose Hymne „Without Me“
und eine moderne Interpretation von Leslie Gores Klassiker
„You Don’t Own Me“ von Grace
und Shooting-Star G-Eazy. Die
14 Tracks sind es wert, gehört zu
SVEN MEYER
werden.
> SUICIDE SQUAD, The Album,
Warner.
KURZ GEFASST
FÜHRUNG
Ausgrabungen in St. Michael
Drei Grabungen haben sich auf die Suche nach Geheimnissen
der Kirche St. Michael in Schopfheim gemacht. Der Historiker
Klaus Schubring klärt heute, 15 Uhr, im Rahmen einer KirDS
chenführung auf.
KLASSIK
Ein ganzes Orchester im schwarzen Kasten
Der Pianist und Dirigent Heinz Breininger spielt am kommenden
Samstag, 27. August, um 20 Uhr in Kanderns evangelischer
Stadtkirche Klavierfassungen großer Werke der klassischen
Musik. Dabei reicht seine Palette aber von Mozarts „Türkischem
Marsch“ bis zur Titelmusik von „Fluch der Karibik“. Der Eintritt
DS
ist frei.
Festival der MITTELALTERLICHEN MUSIK im Elsass: Voix et Route Romane
Nirgends passen die Stimmen besser. Mittelalterliche
Vokalmusik und sakrale
Baukunst vom Feinsten
bringt das Festival „Voix et
Route Romane“ seit einem
knappen Vierteljahrhundert im Spätsommer auf
der Romanischen Straße
im Elsass zusammen.
ANNETTE MAHRO
Zwischen Ottmarsheim im Süden und Marmoutier im Norden
verteilen sich zur 24. Ausgabe
des Festivals zehn Konzerte über
neun verschiedene Orte im Elsass. Das in Anlehnung an die
um 800 entstandene Aachener
Pfalzkapelle gebaute und 1050
geweihte Ottmarsheimer Oktogon darf dabei als der schon äußerlich schönste und mit Abstand am besten erhaltene Bau
gelten. Als der mächtigste präsentiert sich diesmal die Klosterkirche von Marmoutier.
Ausgesprochen international
ist die Auswahl der beteiligten
Stimmenensembles ausgefallen. Sie kommen 2016 aus Frankreich, Deutschland und der
Schweiz sowie aus Tschechien
und den USA. Thematisch steht
die jüngste Ausgabe der „Voix et
Route Romane“ am Beginn eines
auf drei Jahre geplanten Zyklus,
der 1 000 Jahre mittelalterlicher
Musikgeschichte ins Visier
nimmt und sich zum Auftakt
diesmal das Thema „Ordnung
und Chaos“ ausgesucht hat.
–
Musikalischem Chaos
den Garaus machen
–
In Guebwiller nimmt sich dafür
etwa die Schola Gregoriana Pragensis der acht gregorianischen
Modi an. Dabei handelt es sich
um so etwas wie die Vorläufer
der späteren Tongeschlechter
Dur und Moll und um einen frühen Versuch, dem drohenden
musikalischen Chaos den Garaus zu machen. War doch in der
Saints-Pierre-et-Paul in Ottmarsheim: Der achteckige Zentralbau wurde 1050 geweiht.
Regierungszeit Karls des Großen
(768-816) in dessen Reich die römische Liturgie mit ihren
zigtausend Gesängen eingeführt
worden, die es nun via Tonskalen
gleichsam zu bändigen galt.
In Sélestat nimmt das Schweizer Ensemble La Morra in seinem Programm „Fiat Unitas!“
musikalische Resonanzen des
sogenannten großen Schismas
oder der Kirchenspaltung seit
1378 ins Visier, die erst gegen Ende des Konstanzer Konzils 1417
behoben werden konnte. Die
über Ordnung und Chaos herrschende Figur der Fortuna steht
im Zentrum des Abends mit
dem deutschen SängerinnenQuartett VocaMe (mit einem Instrumentalisten) in Kayserberg.
Das Ensemble bringt einen
Text der französischen Autorin
Christine de Pisan (1364 – 1432)
in einer Vertonung von Gilles
Binchois (1400 – 1460) mit. Um
Krieg oder Frieden geht es
schließlich bei der 13-köpfigen
Scola Metensis aus dem lothringischen Metz, deren Auftritt unter dem Titel „Pax aut bellum“
steht. Das Konzert im Ottmarsheimer Zentralbau schlägt den
Bogen einmal mehr von grego-
WENN STERNE REDEN KÖNNTEN
IHR HOROSKOP VOM 21. BIS 27. AUGUST
WIDDER
Liebe: Eine interessante Begegnung geht Ihnen nicht mehr
aus dem Kopf. Beruf: Je abwechslungsreicher die Aufgaben, desto
besser für Sie. Allgemein: Sie fühlen sich
hin und wieder nicht so richtig wohl.
STIER
Liebe: Nehmen Sie sich doch
einmal wieder mehr Zeit für
Ihren Partner. Beruf: Ein gutes
Geschäft beschert Ihnen einen kleinen
Geldsegen. Allgemein: Positive Einflüsse
verstärken jetzt Ihre Kreativität.
ZWILLINGE
Liebe: Ein paar aufmunternde
Worte, und schon ist wieder alles im Lot. Beruf: Scheuen Sie
sich nicht davor, Verantwortung zu übernehmen. Allgemein: Denken Sie auch hin
und wieder einmal an sich selber.
KREBS
Liebe: Sie werden die richtigen
Worte finden, um eine Sache
zu klären. Beruf: Konzentrieren Sie sich bei der Arbeit auf das Wesentliche. Allgemein: Ein derzeitiges Projekt
macht Ihnen gerade viel Spaß.
LÖWE
Liebe: Eine Vereinbarung sicherheitshalber mit dem Partner absprechen. Beruf: Hilfe,
die man Ihnen anbietet, sollten Sie ruhig
annehmen. Allgemein: Die Löwen haben
sich wieder einmal viel vorgenommen.
JUNGFRAU
Liebe: Alle Aufregung war umsonst. Lassen Sie sich nicht verunsichern. Beruf: Es kommen
einige unerwartet schwierige Momente
auf Sie zu. Allgemein: Die Woche wird
ausschlaggebend für Ihre Zukunft sein.
WAAGE
Liebe: Sie haben erreicht, was
Sie wollten, jetzt können Sie genießen. Beruf: Ihre derzeitigen
Argumente sind ausgesprochen überzeugend. Allgemein: Ihre wie Champagner überschäumende Energie steckt an.
SCHÜTZE
Liebe: Kommunikationsstörungen führen leicht zu einem
Missverständnis. Beruf: Mit
selbstbewusstem Auftreten setzen Sie Ihre Ziele durch. Allgemein: Ein wichtiges
Projekt nimmt jetzt konkrete Formen an.
Kleidungsstück
Windlang,
schatten- so
so weit
seite
Landes- Drüsensprache: absonVenedig derung
Traubenstrauch
Liebe: Jemand scheint Ihre
Neugier geweckt zu haben. Es
wird spannend. Beruf: Eine
Schwierigkeit löst sich nur durch einen
neuen Ansatz. Allgemein: Eine Angelegenheit kann sich noch etwas hinauszögern.
FISCHE
Liebe: In Sachen Romantik
zieht Ihr Schatz nun wirklich
alle Register. Beruf: Ab und an
eine kurze Verschnaufspause dürfte Ihnen helfen. Allgemein: Treten Sie nicht
zu unnachgiebig oder bestimmend auf!
20.30 Uhr, La Morra, Eglise
Sainte-Foy, Sélestat; 27., 20.30
Uhr, VocaMe, Eglise SainteCroix, Kaysersberg; 28., 18
Uhr; Ars Choralis Coeln, Eglise Saints-Pierre-et-Paul,
Rosheim. September: 2.,
20.30 Uhr, Dialogos, Eglise
Saint-Pierre-le-Jeune, Strasbourg; 3., 20.30 Uhr La Scola
Metensis, Eglise Saints-Pierre-et-Paul, Ottmarsheim; 4.,
17 Uhr, Ensemble Cum Jubilo,
Eglise Saints-Pierre-et-Paul,
Andlau; 9., 20.30 Uhr, Schola
Gregoriana Pragensis, Les
Dominicains de Haute-Alsace, Guebwiller. Alle Konzerte und Tickets: www.voix-romane.com und
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7
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Währung
in Frankreich
Verhältniswort
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5
Gesindel,
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Sitz
im Parlament
Gummilinse,
Varioobjektiv
Dieser Platz...
früherer
Getreide- russ.
Kaiserart
titel
Milchprodukt
Halbinsel
Ostasiens
Nahostbewohner
1
STEINBOCK
WASSERMANN
FAKTEN
VOIX ROMANES 26. August,
unleser- 50 Kiloliche
gramm
Schrift
2
Absender
Halbinsel im
Schwarzen
Meer
persönl.
Fürwort,
Aufguss- Zeichen
Person
getränk für
Gallium 3.
Singular
Zeichen
für
Terbium
Aufsichtsbeamter
i. Bergbau
Strom
zur
Nordsee
Spezies
Liebe: Gehen Sie nicht davon
aus, dass man Ihre Gedanken
erraten kann. Beruf: Nach einigen Absagen kommt jetzt der Erfolg für
Ihre Idee. Allgemein: Die Belange der
Freunde kommen im Augenblick zu kurz.
FOTO: MAHRO
des Ortes einen Besuch abzustatten. Zwar hat auch sie einen gotischen Chor, die „Dominicains“
selbst sind aber vollständig gotisch – mit Ausnahme eines romanischen Bauteils, auf dem die
Veranstalter bestehen.
KREUZWORTRÄTSEL
SKORPION
Liebe: Venus hält gerade eine
Menge prickelnder Überraschungen bereit. Beruf: Finden
Sie mit viel Geschick den Weg zu mehr Effektivität. Allgemein: Mehr hinterfragen,
nicht alles als gegeben hinnehmen.
rianischen Gesängen über Überlieferungen der Hildegard von
Bingen (1098-1179) bis hin zu einigen Ausflügen in die Renaissance-Musik.
„Voix et Route Romane“ wurde
1992 aus der Taufe gehoben und
rühmt sich heute, das einzige
Musikfestival Frankreichs zu
sein, das sich ausschließlich mittelalterlicher Musik widmet. Für
den Tourismus entdeckt wurde
die sogenannte Romanische
Straße im Elsass, die heute 24
Kirchen und insgesamt mehr als
120 besondere Orte, darunter
auch Burgen und mittelalterliche Gärten, umfasst, allerdings
erst 1999. Bisher sind es 19 dieser
besonderen Orte zwischen Feldbach und Wissembourg, die das
Festival für sich nutzt. Seit 1997
werden die Konzerte jährlich
wechselnden Themen zugeordnet, etwa den Pilgerstraßen oder
den Frauen im Mittelalter.
Wer sich für seinen Besuch etwas Zeit nimmt, auf den warten
zusätzliche
architektonische
Entdeckungen. In Guebwiller sei
empfohlen, neben dem Kulturzentrum in der ehemaligen Benediktinerabtei auch SaintLéger, der romanischen Kirche
®
8
kurz:
Alphabet
s1813-0873
Lösung vom vergangenen Sonntag:
UEBUNGSPLATZ
DREI GÄNGE 13
Der Sonntag · 21. August 2016
Was für ein Glück
HUMMUS
ÜBERM TELLERRAND
MARMELADE MIT CHIA
kommt aus dem Vorderen Orient und passt als Hauptspeise und Beilage
F
Aus dem Nahen Osten kommen nicht nur schlechte
Nachrichten. Das Kichererbsenpüree Hummus ist
Hauptspeise und vielseitig
kombinierbare Beilage,
schmeckt Veganern und
Fans von Weltküche und
Exotik und allen anderen
vielleicht auch. Außerdem
soll es glücklich machen.
PASCAL CAMES
Es gibt nicht viele Speisen, die
zu fast allem passen, Pommes
frites gehören dazu, grüner Salat, Baguette, aber dann wird es
eng. Hummus könnte es in diesen exklusiven Zirkel schaffen,
ist es doch als Beilage für Gegrilltes, Rohkost, Salate und vieles
mehr passend. Und als Hauptspeise: Dabei das Hummus am
besten in einer Schüssel oder einem tiefen Teller anrichten, eine
Mulde hinein drücken, das ist
der Platz für die Beilage, neudeutsch Topping genannt. Das
können Falafel (frittierte Bällchen aus pürierten Bohnen oder
Kichererbsen) sein, gebratene
Pilze oder ein Klacks Hackfleisch
auf italienische Art. Sexy wird
das blasse Püree durch Olivenöl,
Sesammus, Zitronensaft und
durch eine höllisch scharfe grüne Soße, ein Teelöffel reicht, die
unvorbereitete Gäste um Erbarmen betteln lässt.
Seltsamerweise ist Hummus
zwar in der Sternegastronomie
angekommen und in manchen
Großstädten auch als Fast- und
Streetfood, als Beilage in Libanesischen Restaurants sowieso,
aber immer noch nicht in aller
Munde. Einer der wenigen, vielleicht sogar der einzige Hummus-Macher in Freiburg ist Edo
Medicks, ein Israeli, der 2012 der
Liebe wegen nach Freiburg kam
und im Mai vor drei Jahren sein
Restaurant eröffnete. Da der Informatiker gerne kocht, machte
er hier von Anfang an Hummus
für sich, seine Freundin und
Freunde. Daraus wurde eine veritable Geschäftsidee.
In Israel gibt es überall Hummus, erzählt er, zum Beispiel
Hummus mit Falafelbällchen und Fladenbrot gibt es bei Edo Medicks in Freiburg.
zum Grillen. Und gegrillt wird
oft in einem Land, das zehn Monate Sommer und zwei Monate
Frühling hat. Meistens wird
Hummus nicht daheim gemacht, sondern frisch zubereitet
(so schmeckt es am besten) in
der Hummusiya (Hummuserei)
gekauft.
Woher kommt Hummus? Aus
dem Nahen Osten, da sind sich
alle einig, aber dann hört es
schon auf. Edo Medicks berichtet
von zwei Tonnen Hummus, das
vor Jahren für das Guinness
Buch der Rekorde im Libanon
angerührt wurde. Die Libanesen
wollten damit klarstellen, dass
sie das Püree erfunden haben.
Aber wahrscheinlich haben es
auch die Syrer, die Jordanier und
die Juden erfunden … Wie dem
auch sei: Die im Nahen Osten
können Kichererbsenpüree. „Es
ist nicht schwierig, Hummus zu
machen, schwierig ist es, guten
Hummus zu machen und ganz
schwierig, den besten“, sagt Edo
Medicks und will mit seinem natürlich zu den besten gehören.
Wie beim Sternekoch sind
auch bei ihm die Zutaten der
springende Punkt. Er und sein
Partner, der Koch Sahar Sadri,
importieren die Kichererbsen
aus der Türkei. Alle werden sie in
Augenschein genommen, um
schlechte (schwarze) und auch
Steinchen auszusortieren. „Die
kleinen sind die besten“, sagt Medicks. Danach müssen sie einge-
FAKTEN
EDOS HUMMUS: 500 g sortierte kleine Kichererbsen
über Nacht in kaltem Wasser
einweichen. Das Wasser einbis zweimal austauschen.
Noch einmal waschen und
zwei Stunden kochen, bis sie
sehr weich sind, aber noch
nicht auseinanderfallen.
Richtig sind sie dann, wenn
sie zwischen den Fingern zu
Mus werden. Die verkochten
Kichererbsen beiseite stellen, die anderen im Mixer
pürieren. Salz, Kreuzkümmel und 1 zerdrückte Knoblauchzehe dazu geben. Saft
von 1 Zitrone und 500 g
libanesisches Tahini beimischen, gut mixen. Falls die
Masse zu dick ist, verkochte
Kichererbsen dazu geben,
falls sie zu flüssig ist, mehr
Tahini untermischen. Mit
Olivenöl und gehackter glatter Petersilie anrichten und
mit warmem Fladenbrot aufPC
tischen.
FOTO: PC
weicht werden. Kichererbsen
oder sogar Hummus aus der Dose gehen für ihn gar nicht. Das ist
keine Frage des Preises. „Würde
ich nie essen“, sagt er, „kann ich
nicht. Würdest du Spätzle aus
der Dose essen?“ Eine der ganz
wichtigen Zutaten ist die Sesampaste. Edo Medicks nimmt am
liebsten die aus dem Libanon,
die einen leicht herben Geschmack haben.
Die Paste sorgt auch für eine
gewisse Festigkeit der Masse, sie
darf nicht von der Gabel fallen.
Den Knoblauch als Zutat könnte
man weglassen, der sei Geschmackssache. Ein weiterer Import in seiner Küche ist das Fladenbrot aus Haifa, Israel. Warm
aufgebacken schmeckt es nicht
nur klasse, sondern eignet sich
auch, um es als eine Art essbare
Tasche oder als Löffel zu benutzen. „Es ist ein einfaches Essen,
hat wenig Zutaten, ist wie Magie“,
sagt Edo Medicks. Hummus hält
er sogar für glücklich machend.
„Wie Prozac“, sagt er. Nur sind in
diesem Fall keine Nebenwirkungen zu erwarten.
> THE HUMMUS CORNER, Grün-
wälderstraße 10 (Dietlerpassage),
Freiburg. Öffnungszeiten: Montag
bis Samstag, 11.30 bis 21 Uhr. Info:
thehummuscorner.com
Die Ratzfatz-Methode
rüchte kochen, Gelierzucker einrühren, abfüllen,
auskühlen lassen – Marmelade kochen dauert. Und ist
gänzlich ungeeignet für den
Sonntagmorgen, wenn man
mit frisch gebuttertem Brötchen am Frühstückstisch sitzt
und feststellen
muss: Der süße
Aufstrich ist alle! Macht nix,
vorausgesetzt,
der Haushaltsvorstand hat in
weiser Voraussicht Chiasamen eingekauft.
Diese Samen des Mexikanischen Chia, einer Salbeiart, sind
nicht nur voller Proteine, Mineralstoffe und Omega-3-Fettsäuren, sie beherrschen auch noch
einen famosen Trick: Kommen
sie mit Flüssigkeit in Berührung, bilden sie eine sehr schleimige Schicht um sich herum
und sorgen dafür, dass die Flüssigkeit geliert. Das tun Leinsamen auch, doch sie haben einen sehr prägnanten Eigengeschmack. Chiasamen schmecken nach nichts und sind
damit der perfekte Kandidat
für die sonntägliche RatzfatzMarmelade. Man nehme 200
bis 250 Gramm Früchte nach
Wahl, am besten solche, die sich
gut pürieren lassen. Beeren eig-
ST. MÄRGEN
BadischeVersucherle im Museum
Einen amüsanten und informativen Abend
kann man im Kloster-Museum St. Märgen,
Rathausplatz 1, am Samstag, 27. August, ab
20 Uhr erleben. Bei einem Bild- und Liedervortrag zur Geschichte des Essens und
Trinkens im alten Baden gibt es für den
Gaumen ein paar schmackhafte Versucherle
und für die Ohren unterhaltsame Geschichten. Referent ist Bernhard Oeschger vom
Landesverein Badische Heimat, Mundartsänger Karl Streicher
begleitet den Abend musikalisch. Anmeldung bei der Hochschwarzwald-Touristik bis 22. August, Telefon 0 76 52/1 20 60.
Karten für 9,50 Euro bei der Tourist-Info St. Märgen, Rathausplatz
DS
6, St. Märgen, Telefon 0 76 52/1 20 60.
BASEL
„Live Coocking“ beim
Street-Food-Festival
Ausflugstipp: Beim RÖMERFEST in Augusta Raurica treten stilechte Gladiatorn auf
auftrete, bin ich gleich bewaffnet, trage aber einen anderen
Helm, und als Retiarius oder
Netzkämpfer trete ich mit Dreizack, Wurfnetz und Dolch gegen
meine Kollegen an.“ Als Letzterer
wechselt er zudem die Seite,
denn ein Retiarius trat meist gegen einen Secutor (lateinisch für
Verfolger) an. „Es bringt einem
natürlich Vorteile, wenn man die
jeweils andere Kampfweise aus
eigener Erfahrung kennt.“
Mindestens ein- bis zweimal
im Monat trifft Mark Schrader
sich mit Kollegen von Amor
Mortis. „Wir haben Mitglieder
aus Stuttgart, Augsburg oder
Hamburg“, sagt Schrader über
die seit 2004 bestehende Interessengemeinschaft. Allen gemeinsam ist, dass sie ihr Interesse für die antike römische Geschichte zum Hobby gemacht
haben und in stilechter Ausstattung europaweit zu Römer- und
Antike-Festivals reisen.
Bei Mark Schrader selbst wurde der Grundstein für diese Leidenschaft schon früh gelegt. „Asterix und Obelix spielten bei vielen von uns als erste Berührun-
gen mit der Welt der Römer eine
große Rolle“, erinnert er sich an
seine Kindheit. „Irgendwann
reichte es dann nicht mehr aus,
zu lesen oder sich Geschichtsdokumentationen anzusehen.“
Heute ist der 36-Jährige nicht
nur selbst Akteur von Amor
Mortis, sondern als einer von
zwei wissenschaftlichen Begleitern auch dafür zuständig, dass
sich alles historisch exakt abspielt. „Es gab in der römischen
Antike drei Arten zum Gladiator
zu werden: als Gefangener, als
Freiwilliger oder als Berufskämpfer“, weiß Mark Schrader.
Während über die dritte Gruppe
kaum etwas bekannt ist („Wir
wissen oder ahnen nur, dass Berufskämpfer vermutlich mit 20
oder 21 Jahren wie Superstars
verehrt wurden“), waren freiwillige Gladiatoren meist arbeitsoder perspektivlos und in der
rechtlichen Form eines Sklaven
an ihren Besitzer, den Lanista
und Leiter einer Gladiatorenschule, gebunden.
Für die stilechte Ausstattung
arbeiten die Mitglieder von
Amor Mortis mit Waffenschmie-
CLAUDIA FÜSSLER
QUERBEET
Mit Asterix fing alles an
Am kommenden Wochenende
wird in der Römerstadt Augusta
Raurica die Antike wiederbelebt.
Dann geht an der historischen
Stätte im heutigen Augst das mit
700 Mitwirkenden größte Römerfest der Schweiz über die
Bühne. Mit dabei ist Mark
Schrader von der Interessengemeinschaft Amor Mortis, die das
Leben römischer Gladiatoren im
Jahr 79 nach Christus, dem Jahr
des Untergangs von Pompeji, erforscht und zugleich in die Arena bringt.
Mark Schrader wirkt wenig
martialisch. Der 36-Jährige lacht
viel und erzählt voller Begeisterung von antiker Geschichte.
Doch beim Römerfest in Augusta Raurica wird Schrader, im
Hauptberuf
provinzialrömischer Archäologe und Leiter des
Stadtmuseums in seiner Heimatstadt Bergkamen im Ruhrgebiet, zum Gladiator. Genaugenommen sogar zu drei Arten des
antiken Kämpfers: „Als Murmillo, dessen Name sich von einem
Fisch ableitet, kämpfe ich mit
der Waffengattung des Kurzschwerts, wenn ich als Secutor
nen sich hervorragend. Nach
der Muswerdung – mit Pürierstab oder Mixer – mengt man
der Fruchtsoße anderthalb bis
zwei Esslöffel
Chiasamen bei,
rührt gut um
und übt sich 15
bis 20 Minuten
in Geduld. So
lange brauchen
die Samen, um
ihr Wunderwerk zu vollbringen. Zwischendurch
lässt sich’s über
das Feintuning
grübeln: Soll
noch etwas
Bourbonvanille dran? Ein Spritzer Zitronensaft? Dringend
empfohlen: Basilikum, der fein
gehackt einfach untergerührt
wird. Ist die Chiamarmelade einem Frühstücker nicht fest genug, kann jederzeit mit ein paar
Samen nachjustiert werden.
Großer Vorteil: So viel Frucht,
Nährstoffe und Vitamine wie
sonst in keiner Marmelade.
Kleiner Nachteil: Wer einen ordentlichen Haufen festen Glibber ohne Stückchen auf dem
Brot bevorzugt, für den ist die
Chiavariante wohl nichts. Denn
man spürt die Samen einwenig,
und die Konsistenz ist trotz Gelierprozess eher flüssig als fest.
Im Kühlschrank hält sich die
Marmelade drei bis vier Tage.
So wie hier im Vorjahr treffen am Wochenende beim Römerfest in Augusta Raurica Gladiatoren aufeinander. FOTO: SUSANNE SCHENKER/ZVG
den zusammen, vieles fertigen
sie in Eigenarbeit an. Schon allein aus Sicherheitsgründen
wird großen Wert auf Qualität
gelegt. Aufgrund der körperlichen Anstrengung gibt es natürliche Grenzen für den Auftritt in
der Arena. „Unsere Gladiatoren
sind zwischen 18 und 50 Jahre
alt, wer älter ist, wird meist Trainer oder Schiedsrichter.“ In
Augst wird eine 25-köpfige Truppe auftreten, die neben Mitgliedern von Amor Mortis durch die
Gladiatorenschulen
Tarraco
Lvdvs aus Spanien und Spectacu-
la Gladiatoria aus Kroatien unterstützt wird, mit denen Amor
Mortis seit Jahren zusammenarADS
beitet.
> RÖMERFEST 27. bis 28. August,
Augusta Raurica, Giebenacherstraße 17, Augst. Programm mit
Marktständen, Aufführungen und
Mitmachangeboten am Samstag,
27. August, von 10 bis 19 Uhr und
am Sonntag, 28. August, von 10 bis
17 Uhr. Ein- und Zweitageskarten
gibt es an der Tageskasse und unter
www.ticketcorner.ch. Weitere Informationen: www.roemerfest.ch
Thailand, Costa Rica und die USA
haben es vorgemacht: Dort sind
Food-Trucks mit schnellem Essen auf hohem Niveau seit langem alltäglich. Inzwischen hat
die Welle auch die Schweiz und
Südbaden erfasst, und die Angebote werden immer vielfältiger.
Kostproben von internationale
Köstlichkeiten und neue Spezialitäten kann man dieses Wochenende beim dritten Street-FoodFestival auf dem Messegelände
in Basel nehmen.
Alle, die kulinarisch was bieten können, kommen hier zusammen, egal ob passionierter
Hobby-Koch, professioneller Caterer oder Food-Truck-Besitzer.
Sie alle zelebrieren den neusten
Street-Food-Trend, das „Live
Cooking“. In ihren Gerichten
spiegeln sich denn auch die weltweit unterschiedlichen Essenskulturen wieder. Die Speisen
sind oft einzigartig, preiswert
und mit viel Liebe zubereitet
und laden dazu ein, internationale Snacks und Gerichte zu entdecken und zu genießen. Das
Festival ist heute, 21. August, von
11 bis 19 Uhr geöffnet. Die AnreiDS
se via ÖV wird empfohlen.
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