Pressemitteilung Marburger Gewerbesteuereinnahmen sprudeln

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Marburger Gewerbesteuereinnahmen sprudeln - CSL Behring im Gewinnrausch
(23.8.2016) Zwei Meldungen im Sommerloch deuten darauf hin, dass das Marburger Finanzloch deutlich
flacher sein wird, als es Oberbürgermeister Thomas Spies behauptet.
So meldete das Statistische Landesamt, dass bei den Gewerbesteuereinnahmen im ersten Halbjahr 2016
Marburg mit 52,4 Mio. Euro auf dem sechsten Platz aller hessischen Kommunen liegt.
Einmal mehr zeigt sich, dass der Haushaltsansatz für die Gewerbesteuer viel zu niedrig angesetzt wurde.
„In den letzten zehn Jahren wurden im Durchschnitt 18,4 Mio. Euro mehr an Gewerbesteuer
eingenommen als geplant,“ bilanziert der Fraktionsvorsitzende der Marburger Linken Jan Schalauske.
„Das wird aller Voraussicht nach auch in diesem Jahr so sein.“ Mit den im ersten Halbjahr erfolgten
Zahlungen wurden bereits fast 60 Prozent der geplanten 88 Mio. Euro Gewerbesteuer eingenommen.
„Legt man die Erfahrungen der letzten Jahre zugrunde“, so Magistratsmitglied Nico Biver, „wird im
zweiten Halbjahr mindestens genauso viel eingenommen, so dass durchaus 110 Mio. erreicht werden
können.“ Damit wäre genug im Topf, um die zum Jahresende angekündigte Steuerrückforderung eines
der größeren Gewerbesteuerzahler auffangen zu können.
Auch eine andere Nachricht lässt Entlastung für die Stadtkasse erwarten. Der in Australien beheimatete
Konzern CSL, der mit seiner Tochter CSL Behring vermutlich der größte Steuerzahler Marburgs ist,
verkündete Anfang August erneut ein Jahresergebnis, das die Aktionäre erfreuen dürfte. Der weltweite
Umsatz stieg 2015/16 um 8 Prozent auf 5,5 Mrd. Euro und der Gewinn um 7 Prozent auf 1,4 Mrd. Euro.
Die Zahlen für Marburg verschwieg die Geschäftsleitung wie üblich, betonte aber, dass auch in Marburg
der Umsatz gestiegen sei.
Die Geheimniskrämerei von CSL Behring Marburg ist unverständlich, weil die Niederlassung jährlich beim
Bundesanzeiger einen Jahresabschluss hinterlegen muss. Allerdings lässt sie sich damit Zeit. Im August
wurden jetzt die Zahlen für das Geschäftjahr 2014/15 veröffentlicht. Danach erzielte CSL Behring in
Marburg einen Umsatz von 1,5 Mrd. Euro (+ 17 %) und einen Gewinn von 494 Mio. Euro (+ 24 %). Die
Umsatzrendite betrug 32 Prozent. Zum Vergleich: Bei den börsennotierten Unternehmen lag sie 2014 im
Durchschnitt bei 7 Prozent.
Die exorbitante Gewinnmarge, die selbst in der Pharmabranche im Spitzenfeld liegt, kommt auf Kosten
der Krankenversicherten und der Beschäftigten zustande. Der Gewinn ist zweieinhalb Mal so hoch wie die
Personalkosten für die 2.345 Beschäftigten und doppelt so hoch wie die Einnahmen des Marburger
Haushalts.
„Mit einer Erhöhung der Gewerbesteuer könnten wir einen kleinen Teil dieses Riesenprofites abschöpfen,
meint Schalauske. „Damit könnten Ausgaben im sozialen Wohnungsbau, im Öffentlichen Nahverkehr oder
im Kulturbereich finanziert und ein Stück Umverteilung von oben nach unten bewerkstelligt werden.“
Weitere Informationen:
Nico Biver, [email protected], Tel. 0178 - 68 01 303