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Interview mit Prof. Dr. Gerhard Adrian, Präsident des Deutschen Wetterdienstes (DWD)
Frage: Herr Professor Adrian, können Sie zunächst bitte die Aufgaben des Deutschen
Wetterdienstes umreißen?
Prof. Adrian: Die Aufgaben des Deutschen Wetterdienstes sind, um formal zu sein, im
Gesetz über den Deutschen Wetterdienst beschrieben. Da gibt es einen Paragrafen 4. Die
wichtigste Aufgabe ist Schutz von Leben und Eigentum der Bürgerinnen und Bürger in
Deutschland. Dazu beizutragen, das ist unser Auftrag. Explizit ausgeführt ist Sicherung der
Luft- und Seeschifffahrt beispielsweise, Erbringung meteorologischer Dienstleistungen für
viele Bereiche, auch der öffentlichen Verwaltung einschließlich Landwirtschaft,
Hochwasserschutz unter besonderer Berücksichtigung der Belange der Bundesländer. Das
heißt, wir arbeiten für die Bundesländer als Bundesbehörde für Gesundheit, allgemein für
Wirtschaft, natürlich für die Verkehrsinfrastruktur. Das findet man dort als Liste im DWDGesetz.
Der zweite Aspekt auch steht noch im DWD-Gesetz. Ich sag mal eine nicht mehr ganz
moderne Definition des Klimabegriffs. Die steht auf der einen Seite die kurzfristige
Überwachung der Atmosphäre, aber eben auch die langfristige Überwachung der
Atmosphäre. Das wäre also der Klimabegriff. Das heißt, wir sind auch der Klimadienstleister
der Bundesverwaltung. Wir stellen also Informationen über den Zustand des Klimas und
über eine mögliche Weiterentwicklung des Klimasystems zur Verfügung auf Grundlage
unserer eigenen Beobachtungen. Der Deutsche Wetterdienst betreibt ein sehr
umfangreiches Beobachtungssystem, was auch im Gesetz erwähnt wird. Um diese ganzen
Dienstleistungen nach Stand von Wissenschaft und Technik erbringen zu können, dafür
betreiben wir Forschung. So steht es im Gesetz.
Frage: Der DWD ist in der Öffentlichkeit vor allem bekannt durch die Wettervorhersagen und
für Unwetterwarnungen. Nun ist die Einrichtung, wie Sie sagen, eben auch eine
Forschungseinrichtung. Was erforschen Sie und wie entstehen Forschungsaufträge konkret?
Prof. Adrian: Also wir verstehen uns eigentlich nicht als Forschungseinrichtung, trotzdem
machen wir Forschung. Wir sind also keine Bundesforschungsanstalt für Wetter oder für
Klima oder wie auch immer, sondern wir sind ein Informationsdienstleister, der wie andere
Informationsdienstleister dafür zu sorgen hat, dass seine Informationen nach Stand von
Wissenschaft und Technik erbracht werden. Um das sicherzustellen betreiben wir eigene
Forschung. Also unsere Dienstleistungen weiterzuentwickeln ist unser Forschungsauftrag
und unser Selbstverständnis.
Auf der anderen Seite - wenn man sich anguckt welchen Aufwand wir für Forschung im
Bereich Meteorologie und Klimatologie betreiben - sind wir wahrscheinlich eine der größten
Forschungseinrichtungen im Bereich Meteorologie und Klimatologie in Deutschland. Aber
nicht die Forschungsergebnisse des Deutschen Wetterdienstes sind die eigentlichen
Produkte des DWDs, sondern seine Dienstleistungen. Wir veröffentlichen aber natürlich
unsere Forschungsergebnisse zur Qualitätssicherung, dass wir auf dem richtigen Weg sind.
Das heißt, wir stellen uns der wissenschaftlichen Auseinandersetzung, dem
wissenschaftlichen Diskurs. So verstehen wir unsere Forschung und Entwicklung.
Was oder wie entstehen unsere Forschungsaufträge zum Beispiel im Bereich der
Wettervorhersage? Alle unsere Vorhersageprodukte werden gegenüber unseren
Beobachtungen verifiziert. Das heißt, jeden Tag, mit jeder Wettervorhersage oder jede
Wettervorhersage, jedes einzelne Vorhersageprodukt wird gegen Beobachtungen verglichen.
Dann sieht man natürlich, wann eine Vorhersage gut oder schlecht gewesen ist. Die
schlechten Vorhersagen, das ist dann auch der Antrieb für die Forschung, weil wir wollen
verstehen, warum war eine Wettervorhersage schlechter als eine andere, um dann auch
unsere Vorhersageverfahren weiterzuentwickeln.
Im Bereich Klima auch, wir sitzen auf der einen Seite, wir betreiben unsere
Beobachtungssysteme zum einen natürlich, um die Wettervorhersage betreiben zu können,
aber dieser nachhaltige Betrieb dieser Beobachtungssysteme ist auch eine
Grundvoraussetzung für die Klimaforschung, die wir auch für unsere eigenen Produkte
betreiben. Schwerpunkt unserer Forschung ist natürlich im Bereich Klimaforschung die
Analyse unserer Daten. Wie ist im Moment der Zustand des Klimas? Wie hat es sich aus der
Vergangenheit entwickelt. Wir beteiligen uns auch an Klimaprojektionen, an der Entwicklung
von langfristigen Vorhersagesystemen bis Klimaprojektion in enger Kooperation mit
verschiedenen anderen Forschungseinrichtungen, insbesondere mit dem Max-PlanckInstitut für Meteorologie in Hamburg. Auf der anderen Seite steht natürlich der gesamte
Bereich Wetter. Das heißt, dass wir dort unsere Wettervorhersageprodukte und -verfahren,
einschließlich numerischer Wettervorhersagen ständig weiterentwickeln.
Frage: Wetterbericht in Zeitungen, Rundfunk und Fernsehen basieren zumeist auf Ihren
Informationen. Informieren Sie die Öffentlichkeit auch direkt über das Wettergeschehen und
über Ihre Forschungsergebnisse?
Prof. Adrian: Ja beides natürlich. Unser gesetzlicher Auftrag ist es natürlich, dass wir die
Öffentlichkeit über das Wettergeschehen informieren. Insbesondere natürlich besonders
wichtig Schutz von Leben und Eigentum, dass wir die Bevölkerung warnen vor Gefahren aus
der Atmosphäre, wie es im Gesetz heißt. Also unsere Wetterwarnungen herstellen und in der
Öffentlichkeit verbreiten. Dazu setzen wir natürlich alle uns zugänglichen Medien ein. Also
alles was wir selber steuern können. Das ist angefangen bei Telefon, Fax, bis hin eben zu
Internet, Social Media bis hin eben jetzt auch zu einer Warnwetter-App. Also das, was heute
die Bürgerinnen und Bürger als Informationsmedien nutzen. Über diese Kanäle versuchen
wir die Bürger zu informieren.
Wir haben kein Verlautbarungsrecht in den Medien, also Rundfunk, Fernsehen zum Beispiel
oder Printmedien. Wir versuchen aber auf der einen Seite durch Qualität, aber auf der
anderen Seite appellieren wir auch immer an diese Medien, dass sie unsere
Wetterwarnungen auch verbreiten. Jeder der zum Beispiel unsere Wetterwarnungen
verbreiten möchte, bekommt die mit unserer Unterstützung auch zur Verfügung gestellt. Wir
versuchen wirklich, so breit wie möglich diese Produkte, Wetterinformationen in die
Öffentlichkeit zu bringen. Forschungsergebnisse, über die berichten wir auch gerne,
schwerpunktmäßig natürlich über die in der Wissenschaft üblichen Kommunikationswege
wissenschaftlicher Veröffentlichungen, Tagungen. Aber natürlich besondere
Forschungsergebnisse stellen wir auch über andere Wege über unsere Öffentlichkeitsarbeit
dar.