4 Presskit deutsch - Der Puppenspieler von Havanna

Der Puppenspieler von Havanna
Ein Film von Wolf Hermsen
Factsheet
Titel (deutsch): Der Puppenspieler von Havanna
Titel (spanisch): El titiritero de La Habana
Titel (englisch): The puppeteer of Havana
Gedreht auf: spanisch
Untertitel: Deutsch
Gedreht in: Havanna/Kuba
Produktionsjahr: 2009
Spiellänge 115 Minuten
Bisherige Aufführungen: Syracuse Int'l Film Festival, USA, Broadway Int'l Film Festival Los
Angeles, Action on Film Festival, Los Angeles, Nordische Filmtage, Lübeck, Cartagena Film
Festival, Kolumbien, Festival de los Derechos Humanos, Bolivien, Babylon-Kino Berlin, Acud-Kino
Berlin, Sputnik-Kino Berlin , Lichtmess-Kino Hamburg , 3001-Kino Hamburg, Kino in der Pumpe,
Kiel, Kino Achteinhalb, Celle, Kino im Künstlerhaus, Hannover, Lamm-Lichtspiele, Erlangen,
Kommunales Kino, Esslingen, Rieckhof, Hamburg, Honigfabrik, Hamburg , Café Buenos Aires,
Hamburg, Werkstatt 3, Hamburg, Pomm, Tornesch, Drostei, Pinneberg, Cine Alba Havana (Cuba)
Cineteatro Regla, Havana (Cuba) Cine Rampa, Havana (Cuba)
Darsteller: Ramiro Ruíz Hernandez , Olga Lidia Alfonso, Yusimi Hechavarria Serrano, Hubert
Delgado, Luis Crespo, Osvaldo Lledes Perez
Inhalt (kurz): Roberto, ein Puppenspieler aus Havanna, hat einen Traum: Er hofft, dass ein
Festivalmanager, den er vor Jahren kennenlernte, ihn und seine Marionetten nach Oslo einlädt.
Aus dem Traum wird eine fixe Idee, und seine Familienmitglieder beginnen, an seiner geistigen
Gesundheit zu zweifeln. Was sie nicht wissen, ist, dass er in einem verfallenen Hinterhof einen
weiteren Satz Marionetten versteckt hält, in die er einst die Haare und das Blut seiner
verstorbenen Frau Olga eingearbeitet hatte, um so den Puppen zu einem kraftvolleren Ausdruck
zu verhelfen. Für sie erfindet Roberto unter Einsatz seines ganzen Könnens Szenen, die er jedoch
nur für sich allein und im Verborgenen aufführt. Denn er fürchtet, dass der seinerzeit angewandte
Zauber sich gegen ihn und die Puppen wenden könnte, sobald sie den Schuppen, der in einer
magischen Beziehung zu ihnen steht, verlassen.
Regie, Drehbuch, Kamera: Wolf Hermsen
Produktionsgesellschaft:
Zyklop Film
Fon +49 4101 74643
Mobil +49 160 5416953
Fax +49 4101 74643
Neuenkamp 9
25497 Prisdorf
Germany
[email protected]
www.puppenspieler-havanna.de
www.eltitiritero.net
www.zyklopfilm.com
El titiritero de La Habana
Der Puppenspieler von Havanna
Ein Film von Wolf Hermsen
Inhalt
Roberto, ein Puppenspieler aus Havanna, hat einen Traum: Er hofft, dass ein norwegischer
Festivalmanager, den er vor Jahren kennenlernte, ihn und seine Marionetten nach Oslo
einlädt. Aus dem Traum wird eine fixe Idee und seine Familienmitglieder beginnen, an
seinem Geisteszustand zu zweifeln. Was sie nicht wissen ist, dass er in einem verfallenen
Hinterhofschuppen einen weiteren Satz Marionetten versteckt hält. In die hatte er einst
die Haare und das Blut seiner inzwischen verstorbenen Frau Olga eingearbeitet, um so den
Puppen zu einem kraftvolleren Ausdruck zu verhelfen. Für sie erfindet Roberto unter
Einsatz seines ganzen Könnens Szenen, die er jedoch nur für sich allein und im
Verborgenen aufführt. Denn er fürchtet, dass der seinerzeit angewandte Zauber sich gegen
ihn und die Puppen wenden könnte, sobald sie den Schuppen, der in einer magischen
Beziehung zu ihnen steht, verlassen.
Robertos finanzielle Situation hat sich dramatisch verschlechtert, seit Theaterleiter Toni,
ehemals sein bester Freund, Roberto hinausgeworfen hat, weil der im Alkoholrausch einen
Griff in die Theaterkasse tat. Selbst als Roberto, der früher einmal eine der grössten
Attraktionen in Tonis Theater war, auf einer Strasse im Stadtzentrum Havannas Tonis
Fahrradrikscha aufhält, lässt der sich nicht umstimmen. Roberto bleiben nun nur noch
wenige Auftrittsorte. Er wird von seiner Frau Maria, einer früher in Kuba berühmten
Tänzerin, die sich als Hilfskostümbildnerin eines Kabaretts durchschlagen muss, ernährt.
Maria, die sich zu jüngeren Männern hingezogen fühlt, lernt auf der Strasse Gerhardt,
einen deutschen Touristen kennen. Der lässt sie jedoch in einer Bar für ihre reizvolle
Nachbarin Yamila stehen, in die auch Oscar, Robertos Sohn, verliebt ist. Roberto erfährt
von alldem nichts. Nachts hat er einen Alptraum von einer Achterbahn, in der ein Messer
versteckt ist, das Olga die Kehle durchschneiden soll. Vor Maria breitet er auf dem
Küchentisch eine Karte Norwegens aus und liest ihr die Namen aller norwegischen Städte
vor, zum "Beweis" dafür, dass sein Traum von Norwegen keine Spinnerei ist.
Da bemerkt Roberto, dass die Botschaften, die er regelmässig von einem Hotelportier
gegen Geld an den Norweger schicken lässt, nie abgesandt wurden. Enttäuscht verkauft er
seine offiziellen Puppen an einen Antiquitätenhändler. Maria versucht, sie zurückzuholen,
doch der Händler behauptet, sie ausgerechnet Gerhardt überlassen zu haben, den Maria
inzwischen verführt hat. In Wahrheit hängen die Puppen beim Händler im Nebenzimmer.
Maria sucht Gerhardt auf, doch der ist mittlerweile mit Yamila zusammen, die ihn in eine
Bruchbude umquartiert hat, die ihrem Cousin gehört. Maria schafft es, die neue Bleibe zu
durchsuchen, stellt aber fest, dass die Puppen dort nicht sind.
Sie verlässt Gerhards Wohnung in dem Glauben, er hätte die Puppen insgeheim woanders
versteckt. Inzwischen entdeckt Oscar Robertos Probebühne und stellt seinen Vater zur
Rede. Maria beobachtet Gerhardt mit dem alten 51er Chevrolet eines Nachbarn, in der
Hoffnung, dass er sie zu den Puppen führt. Dabei überfährt sie ihn aus Versehen im
Dunkeln und wird von Yamila erkannt.
Da kommt wie aus heiterem Himmel Svennson, der norwegische Festivalmanager, nach
Kuba. Er schlägt Roberto vor, ihm eine Vorstellung zu geben. Roberto aber hat die Puppen
mit denen er gewöhnlich auftritt nicht mehr, und die versteckten dürfen ihren Raum nicht
verlassen. Ausserdem ist Roberto gekränkt, weil der Norweger so lange nichts von sich hat
hören lassen. "Ich bin nicht der Tanzbär des Herrn Norwegers", regt er sich auf. Doch nach
einem wilden Streit mit Oscar, währenddessen Roberto Halluzinationen von Olga hat und
sein Sohn droht, eine der Puppen auf dem Dach von Robertos Schuppen in einem Feuer zu
verbrennen, willigt Roberto ein aufzutreten. Inzwischen besucht Yamila Maria und fordert
300 Dollar Schweigegeld wegen des Unfalls. Für Maria unbezahlbar.
Am nächsten Tag gibt Roberto Svennson eine Vorstellung. Der lädt ihn tatsächlich auf das
Festival nach Oslo ein. Allerdings unter der Bedingung, dass er mit Emilio, seinem
ehemaligen Partner und jetzt seinem Konkurrenten, ein gemeinsames Programm
ausarbeitet. Der Assistent, der am nächsten Tag den Vertrag überbringen soll, erscheint
jedoch nicht. Roberto vermutet eine Intrige Emilios und sucht diesen auf, um ihn zur Rede
zu stellen. Bald stehen sich die Streithähne mit gezückten Messern gegenüber. Obwohl
niemand verletzt wird, verrät Emilio Roberto am folgenden Tag an Svennson. Der lädt
Roberto daraufhin wegen seines Verhaltens aus. Lediglich seine Puppen ist er bereit, ihm
für immerhin tausend Euro abzukaufen, um in Norwegen Robertos Stück von jemand
anderem aufführen zu lassen. Ob Roberto persönlich in Norwegen sei, so sagt er, würde
ohnehin niemand bemerken. Roberto lehnt die tausend Euro ab, doch als Yamila ihnen in
Begleitung eines gewalttätigen Verwandten auf dem Heimweg auflauert und erneut
Schweigegeld fordert, ändert sich die Lage. Roberto beschliesst, die Puppen an Svennson
zu verkaufen, um die Erpresser bezahlen zu können.
Etwas mehr als ein Jahr später ist Oscar, der die offiziellen Puppen vom Händler
zurückgekauft hat, Robertos Nachfolger, während der trinkt und Alpträume von einem Land
hat, in dem es keine Theater mehr gibt. Da kommt überraschend ein Paket mit den Puppen
aus Norwegen. Roberto trägt den Karton auf seine Probebühne, wo ihm Olgas Geist
erscheint, der die Puppen zurückfordert. Als Roberto diese in einem magischen Kreis
einschliesst, verschleppt Olga ihn auf den Kirchplatz, wo der Zauber einst begann. Dort
verhext sie ihn mit Hilfe unsichtbarer Fliegen, woraufhin Roberto zitternd vor Kälte
zusammenbricht. Im selben Moment findet er sich in Norwegen wieder, wo ihm Svennson
verspricht, ihn zu "beschützen". Roberto beginnt eine Dankesrede an imaginäre Zuschauer.
Am Ende wird ihm klar, dass er hereingelegt wurde. Grimmig erklärt er dem Publikum:
„Dieses war das letzte Mal!“
El titiritero de La Habana
Der Puppenspieler von Havanna
Ein Film von Wolf Hermsen
Figuren & Orte
ROBERTO, DER PUPPENSPIELER gespielt von Ramiro Ruiz Hernandez
Roberto, ein Puppenspieler aus Havanna, träumt davon, eines Tages zu einem Theaterfestival
nach Norwegen zu reisen. Auf die Idee hat ihn Svennson, ein norwegischer Theateragent
gebracht, den Roberto vor zwei Jahren in Kuba auf einem Theaterfestival kennenlernte. Roberto,
der früher Erfolge beim Publikum verbuchen konnte, tritt zur Zeit nur in entlegenen
Freiluftgärten auf, wo kaum Geld zu verdienen ist. Kein Vergleich zu seinem früheren
Engagement in einem Theater im Zentrum von Havanna! Doch seit sich Roberto im Alkoholrausch
Geld aus der Kasse nahm, ist er mit Toni, dem Theaterleiter, zerstritten.
Eigentlich wollte Roberto das Geborgte bald zurücklegen, doch das klappte angesichts
seiner Geldsorgen nicht. Roberto zieht sich nun mehr und mehr auf seine Probenbühne
zurück. Hier entwickelt er mit Hingabe und Einfallsreichtum wunderliche Puppenszenen,
die jedoch niemand zu sehen bekommt.
MARIA, DIE EHEMALIGE TÄNZERIN gespielt von Olga Lidia Alfonso
Maria, die Lebensgefährtin Robertos, war einst eine berühmte Tänzerin. Nun versucht sie
sich als Choreografin. Doch der Erfolg lässt auf sich warten, und so hält sie sie sich als
Kostümbildnerassistentin in einem Cabaret über Wasser. Manchmal spricht sie noch jemand
auf der Strasse auf ihre goldenen Zeiten an, im Gegensatz zu Roberto, der sich nur für
seine Puppen interessiert und Maria vernachlässigt. Infolgedessen vergnügt sie sich regelmässig
mit anderen Männern, wovon Roberto nichts merkt. Trotz allem möchte Maria Roberto
nicht verlassen, und wenn es hart auf hart kommt, hält sie eisern zu ihm. Sorgen bereitet
ihr seine zunehmende Menschenfeindlichkeit und Alkohlsucht, Hindernisse, die sie
angesichts ihrer beruflichen Schwierigkeiten nicht brauchen kann.
DER SCHWARZE RAUM
Früher arbeitete Roberto mit seiner verstorbenen Frau Olga an diesem verfallenen,
rundum schwarz gestrichenen Ort im Stadtteil Centro Habana, der Roberto nun als
Probenraum dient. Eine künstliche Welt, in der Roberto seine grotesken Traumbilder zu
Puppenszenen verarbeitet. Am Anfang des Films wissen weder Robertos Sohn Oscar noch
Maria, dass es den Raum gibt. Von Roberto als geistiger Fluchtort benutzt, wird er mit der
Zeit zu einem Spiegel seiner Innenwelt. Hier kann er mit Hilfe der "schwarzen" Puppen
seine Würde und Eigenständigkeit als Künstler verteidigen. Und auch die Puppen versorgt
der Raum mit spiritueller Energie. Seit Olga tot ist, dürfen sie ihn nicht mehr verlassen.
Sonst würden sie ihre Seele verlieren, befürchtet Roberto.
DER KIRCHPLATZ
Der Kirchplatz, der einer unserer Drehorte war, dient auch im wirklichen Leben als Ort
religöser Rituale. Mit Hilfe von Zauberutensilien wie toten Tieren, Puppen und Ketten, die
die Gläubigen der Santería-Religion an Zweige hängen oder in der Erde vergraben, werden
Glück und Gesundheit erlangt. Im Film ist der Kirchplatz ein dem Haus nahegelegener Ort,
an dem Roberto und seine tote Frau Olga einen Teil der Zauberrituale abhalten, um die
Puppen mit magischen Kräften aufzuladen.
SVENNSON, DER NORWEGER gespielt von Luis Crespo
Svennson ist ein Theateragent aus Norwegen, dessen Aufgabe darin besteht, Künstler für
Festivals zu suchen. Er liebt die Kunst, wesentlich mehr jedoch sein Leben auf Reisen. Wie
viel er unterwegs ist, hängt davon ab, wie anspruchsvoll und spitzfindig die Kriterien seiner
Auftraggeber sind. Svennson, der das durchschaut hat, gelingt es, die lange Zeit, die er
braucht, um Gruppen auszuwählen, als Sorgfalt zu verkaufen. In Wahrheit verbringt er
einen erheblichen Teil seiner Tage damit, Tanzkurse zu besuchen und Frauen
kennenzulernen. Manchmal brüllt ihn sein Chef am Telefon an, doch Svennson zaubert am
Ende immer neue interessante Gruppen aus dem Hut und ist somit (noch) unentbehrlich.
Daher wird ihm auch nachgesehen, dass er eine Schwäche für „barocke Genies“ hat, die
nach Meinung seines Chefs in einem Zeitalter, in der Kunst „eine Dienstleistung wie jede
andere ist“ nichts zu suchen haben.
DIE PUPPEN
Es gibt fünf "schwarze" Puppen: Den Teufel, den Zauberer, Roberto, die Rothaarige und das
blonde Mädchen. Roberto hat die Puppen mit seiner verstorbenen Frau Olga unter grosser
Mühe und Hingabe erschaffen. Dabei verwoben sie Olgas Haare und tränkten die
Puppenkörper mit ihrem Blut. So entstand ein unzerstörbares Band, das nach Olgas Tod
fortbesteht. In den von Roberto erfundenen magischen Puppenszenen stellt der
schalkhafte Teufel die Roberto-Puppe vor unlösbare Aufgaben. Mal lässt er Robertos Namen
im Sand verschwinden, mal verhext er Robertos Worte. Am Ende entpuppt sich die
Situation immer als Täuschung. Roberto verliert seine Seele oder muss zum Militär. Als die
rothaarige Frau vom Teufel ein Messer zugesteckt bekommt, mit dem sie Roberto
erstechen soll, behauptet er: „Wo ein Messer ist, da findet sich auch immer ein Mörder.“
Der Puppenspieler von Havanna Ein Film von Wolf Hermsen www.puppenspieler-havanna.de
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El titiritero de La Habana
Der Puppenspieler von Havanna
Ein Film von Wolf Hermsen
Interview
Was ist das besondere am Drehort Havanna?
Wolf Hermsen: Havanna hat eine abenteuerliche Geschichte und besitzt eine gewisse
magische Aura. Die Geister der toten Piraten, der Conquistadores und des Ché spuken
hier manchmal noch in den Strassen herum. Auch die kubanische Religion, die Santería,
ist mysteriös und wirkt anregend auf die Kunst. Man findet in Havanna ausserdem eine
Reihe magischer Orte und Gebäude wie die Kirche, die in unserem Film als Drehort
vorkommt.
Auch die Lebenssituation der Kubaner ist, als Folge der gesellschaftlichen Entwicklung,
aussergewöhnlich. Die Politik versucht vergeblich, die Menschen von der Globalisierung
fernzuhalten, die bereits nach Kuba drängt, und das Leben zunehmend beeinflusst.
Dabei fällt sie auf einen unvorbereiteten Boden, wie bei Roberto, der, wie die meisten
Bewohner Kubas, noch nicht einmal eine eigene E-Mail-Adresse besitzt.
Wieso ein Puppenspieler?
Wolf Hermsen: Roberto ist mehr als nur ein einfacher Puppenspieler. Er arbeitet wie
besessen an seinen Stücken, dies jedoch im Verborgenen. Hinzu kommt, dass er und
seine tote Frau Olga, deren Geist aus dem Jenseits mit Roberto spricht, durch Blut und
Haare mit den Puppen verbunden sind. Sie haben einen magischen Pakt geschlossen,
den sie mit ihrer Lebenskraft bezahlen. Der Lohn ist die Verfeinerung ihrer Kunst, der
Preis, dass sie langsam ihrer Kräfte beraubt werden, was auch ein Grund für Olgas Tod
ist.
Was hat Roberto davon?
Wolf Hermsen: Roberto verwandelt sich dadurch, dass er die Handlungen der Puppen
bestimmt, für einen Augenblick in das Schicksal. Dabei geschieht alles, was er für die
Puppen erfindet, in ähnlicher Weise ihm selbst. Wenn der Teufel ihm unlösbare Rätsel
aufgibt, die denen seines eigenen Lebens ähneln, spielt das Schicksal mit ihm und er mit
den Puppen. Der Eindruck wird dadurch verstärkt, dass eine der Puppen Roberto wie
aus dem Gesicht geschnitten ist, auch wenn sich Roberto dagegen wehrt und sagt "Ich
bin nicht diese Puppe". Am Anfang bleibt dieser Zusammenhang dem Zuschauer
verborgen, weil die Puppenbühne nicht Teil des Films ist, sondern nur das, was auf ihr
passiert. Erst mit der Entdeckung der Bühne durch Robertos Sohn Oscar wird dem
Zuschauer enthüllt, was Roberto in seinem Schuppen tut. Später, als der Norweger
erscheint, nimmt Roberto selbst eine puppenähnliche Rolle ein, worüber sich Maria
lustig macht. Auf der anderen Seite haben die Puppen etwas menschliches. Svennson
sagt, dass sie aussähen, als würden sie leben. Dass sie durch das Blut Olgas zu eigenen
Wesen wurden, ahnt er also, ohne es zu wissen.
Weshalb kommt der Theatermanager ausgerechnet aus Norwegen?
Wolf Hermsen: Norwegen ist ein mythischer, einsamer Ort. Das Land der Trolle und des
Peer Gynt. Das passt gut zu Kuba, wo die Hexerei eine grosse Rolle spielt, wie auch in
meinem Film. Ich persönlich finde das Thema Zauberei faszinierend. Im Fall Robertos
lasse ich allerdings offen, ob Olgas Geist nur in seiner Phantasie existiert oder
körperlich vorhanden ist.
Wieso haben Sie einen Künstler als zentrale Figur gewählt?
Wolf Hermsen: In einer Künstlerpersönlichkeit lassen sich menschliche Träume und
Ideen gut darstellen, weil ein Künstler in seiner Arbeit ständig mit ihnen zu tun hat.
Damit meine ich ausdrücklich auch Illusionen, die nie Wirklichkeit werden. Die sehe ich
als etwas Positives und ein Zeichen von Kreativität. Jemand kann nach materiellen
Masstäben ein Verlierer sein, dafür nach geistigen ein Gewinner. Dabei ist die
ungewöhnliche Lebensweise des kreativen Menschen und sein Charakter oft erst die
Voraussetzung dafür, dass er inspiriert seine Werke schafft.
Ist Roberto in dieser Hinsicht exemplarisch?
Wolf Hermsen: Das ist nicht mein Anspruch. Ich möchte kein repräsentatives Beispiel
für Künstler zeigen, sondern eine von mir erfundene Einzelfigur. Roberto erlebt eine
einzigartige Geschichte, die allerdings Parallelen zur Wirklichkeit aufweist.
Wieviel von Ihnen steckt in der Figur des Roberto?
Wolf Hermsen: Es findet sich eine Menge meiner eigenen Persönlichkeit in allen meinen
Charakteren wieder. Das ist nicht auf Roberto beschränkt. Auch wenn er in diesem Film
eine Identifikationsfigur ist. Die Konsequenz, mit der er seine Arbeit macht besitze ich
in ähnlicher Weise auch. Roberto tut, was er tun muss. Dabei folgt er seiner
Bestimmung und seinem Talent. Das zeichnet seinen Lebensweg vor.
Wie kamen sie zum ersten Mal nach Kuba?
Wolf Hermsen: Ich hatte bereits seit 1996 in Buenos Aires gelebt, als ich 1999 zum
erstenmal nach Kuba kam. Ich lernte gleich viele interessante Menschen kennen,
darunter auch Künstler, Theater- und Filmleute. Seitdem habe ich insgesamt drei Jahre
in Havanna verbracht.
Welche persönlichen Erfahrungen konnten die Schauspieler einbringen?
Wolf Hermsen: Ramiro Ruiz Hernandez, der Darsteller des Roberto, tritt neben seiner
Tätigkeit im Theater und TV tatsächlich als Puppenspieler auf. Er ist jeden Sonntag im
Parque Lenin zu sehen. Die weibliche Hauptdarstellerin Olga Lidia Alfonso arbeitete wie
die Maria des Films früher als Tänzerin. Sie ist auch Sängerin und war in den 80er
Jahren Mitglied einer damals sehr populären Musikgruppe. Heute spielt sie regelmässig
im TV und in grossen Theatern Hauptrollen. Ausser ihr sind noch eine Reihe anderer in
Kuba beliebter und bekannter Film- und TV-Darsteller im "Puppenspieler" zu sehen.
Weshalb können sich Roberto und der Norweger nicht einigen?
Wolf Hermsen: Roberto lebt für seine Kunst und ist noch ein echtes Original. Dann trifft
er auf den Norweger, der eher wie ein Geschäftsmann denkt, für den Kultur eine Ware
ist, die er vermarktet. Robertos Kunst ist jedoch gerade gut, weil sie kein Produkt für
einen Markt ist und er sie genau nach seinen Vorstellungen herstellt. Ich breche hier
eine Lanze für den Einzelkünstler und widerspreche der Ansicht, Kultur sei ein reiner
Kommunikationsprozess oder immer ein Ergebnis von Teamwork. Selbst in meinem
Bereich, der sehr teamorientiert ist, kann man keine herausragenden Resultate erzielen,
ohne dass man dem Einzelnen die Chance gibt, sich mit seinen Ideen durchzusetzen.
Dabei ist es notwendig, den Respekt vor dem Innenraum zu bewahren, der im Fall des
"Puppenspielers" durch die schwarze Probebühne eine äussere Form erhält.
Der Innenraum wird dann vom Norweger aufgeschlossen.
Wolf Hermsen: Der Innenraum ist für den Zuschauer des "Puppenspielers" auch der
Aussenraum. Weil die Puppenbühne, auf der Roberto probt, mit dessen Innerem
identisch ist. Ein geistiges Universum, in dem Roberto seinen Träumen reale Gestalt
verleiht. Als der Norweger den Raum betritt, wird die Trennung aufgehoben und
Robertos Inneres beschädigt.
Roberto hat aber auch etwas davon.
Wolf Hermsen: Das ist der Zwiespalt. Es ist Robertos grösster Traum, Erfolg zu haben
und aufzutreten. Svennson liebt die Kunst, so gut er kann, schätzt Roberto und
verteidigt ihn vor seinem Auftraggeber. Somit ist er gar nicht ein so übler Kerl.
Maria, seine Frau ahnt es schon vorher.
Wolf Hermsen: Maria, die zweite Hauptfigur des Films, kennt Robertos Charakter. Das
macht ihr Leben doppelt schwer, denn überall, wo er scheitert, muss sie in die Bresche
springen und ihm aufhelfen. Sie ist eine ehemals berühmte Tänzerin, die sich müht, als
Choreografin Fuss zu fassen. Zu allem Überfluss versucht Roberto mit dem Geist seiner
toten Frau Olga, die er in der Erinnerung liebt, Kontakt aufzunehmen.
Inwieweit zeigt Ihr Film die kubanische Lebenswirklichkeit?
Wolf Hermsen: Auch wenn mein Film viele Elemente aus dem kubanischen Alltag
enthält, den ich für die Verhältnisse eines Ausländers einigermassen gut kenne, ist die
Geschichte des Puppenspielers doch eine ganz spezielle. Der Schwerpunkt liegt daher
nicht auf der Darstellung der Realität des Landes, sondern auf der Geschichte und den
Figuren.
Ein wichtiger Punkt ist , dass der Theatermanager Ausländer ist. Ist ihr Film
globalisierungskritisch?
Wolf Hermsen: Die Frage ist, wer das Gesicht der Globalisierung oder in diesem Fall der
globalen Kultur bestimmt. Man sollte sich die Mühe machen, zu überlegen, ob es nicht
möglich ist, die Globalisierung auf dem eigenen Gebiet zu beeinflussen. Das kann z.B.
geschehen, indem man eine internationale Zusammenarbeit unter Filmleuten auf die
Beine stellt. So wie wir es gemacht haben. Ich habe übrigens bewusst keine
Filmförderung für den "Puppenspieler" beantragt und mich auch nicht um
Vorfinanzierung durch Fernsehanstalten bemüht. Das hatte zur Folge, dass ich zwar
über wenig Geld verfügte und den Puppenspieler mit einfachen technischen Mitteln
umsetzte, aber dafür nicht gezwungen war, fremde ästhetische oder inhaltliche
Vorstellungen zu verwirklichen.
Hatten Sie schon filmische Erfahrungen mit dem lateinamerikanischen Theater?
Wolf Hermsen: Ich bin mit der Situation des lateinamerikanischen Theaters vertraut und
habe mit "Rotes Blut und schwarze Spiele" 2002 einen Dokumentarfilm über das Thema
für 3Sat und den ZDF-Theaterkanal gedreht.
Gab es weitere Berührungspunkte mit dem Theater?
Wolf Hermsen: Ich war einige Jahre Mitglied einer freien Theatergruppe, die ich
zusammen mit meiner Familie gegründet hatte. In mehreren Stücken trat ich als
Darsteller auf. So in Klaus Manns "Geschwister", wo ich mit 19 den Paul, die männliche
Hauptrolle spielte. Paul lebt in seelischer Abhängigkeit von seiner Schwester versteckt
in einem grossen Haus. Eine Parallele zum "Titiritero", der sich ja auch seine eigene
Welt schafft.
Und wie kam es zu den Dreharbeiten in Kuba?
Wolf Hermsen: In Argentinien und anderen lateinamerikanischen Ländern habe ich als
Autor und Produzent neben der Theaterdoku auch andere Berichte und
Dokumentationen für das deutsche Fernsehen gedreht. Unter anderem Filme über die
Nazi-Verbrecher Mengele und Eichmann in Argentinien koproduziert, die im ZDF viele
Zuschauer fanden, sowie Reisesendungen für Vox und die ARD und Verschiedenes mehr.
Aus Kuba berichtete ich zunächst über Theater und Musik. Mit der Zeit lernte ich eine
Reihe Schauspieler kennen und begann in Havanna Kurzfilme zu drehen. Und dann
2006 und 2007 drehte ich schliesslich den langen "Titiritero".
El Titiritero de La Habana
der puppenspieler von havanna
Filmographie des Regisseurs und Drehbuchautors Wolf Hermsen
"El hechizo de las flores de cristal"
Kurzfilm 40 Min. 2004, Kuba
(45 Min., Regie, Autor, Produzent, DP)
"Vecinos Peligrosos"
Kurzfilm 29 min 2003, Kuba
(45 Min., Regie, Autor, Produzent, DP) Ausgestrahlt im Fernsehen in Argentinien, Uruguay, Chile und
Paraguay.
"Rotes Blut und schwarze Spiele – Theater und Politik in Argentinien"
Doku 3Sat/ZDF Theaterkanal (45 Min, Autor / Produzent)
2002
"Voxtours Argentinien" für VOX
(40/60 Min., Autor / Produzent) 1999
"La buena Siembra"
Doku 45 Min. TV Argentinien (Autor / Produzent)
1998
„Tage des Abschieds“ Spielfilm 75 Min. (Regie, Autor, Produzent, DP) 1992
Arbeit als TV Journalist 1996-2007 Speziell Theater, Kultur, Politik
(ARD, ZDF, ZDF Theaterkanal, 3SAT, arte, BR, MDR, DW, Vox, Pro7, RTLII)
Producer und Koproduzent für zwei Sendungen der Reihe „Hitlers Helfer" der ZDF Zeitgeschichte
„Josef Mengele – Der Todesarzt“ und „Adolf Eichmann, der Vernichter“ 1997/1998
Weitere Tätigkeiten:
Arbeit als Fotograf : Stillife/Portrait/Experimental/Mode
Musiker
Theaterschauspieler (2 Hauptrollen, mehrere Nebenrollen)
Regieassistent am Theater
Philosophie- und Jurastudium in Hamburg
El titiritero de la habana /
the puppeteer of havana
Cast
Roberto
Maria
Oscar
Yamila
Sven n son (Norwegian )
Gerh ardt (Tourist)
Olga
Emilio
Javier
Pablo (Car Own er)
Yamila's Un cle
Hotel Employee
An tiques Dealer
Ton i
Ton i's Wife
Maria's Colleague
Kiosk Ven dor
Th ief
Dan cer Malecón
Dan cer (Devil)
Pedestrian
Ramiro Ruiz Hern an dez
Olga Lidia Alfon so
Hubert Delgado
Yusimí Hech avarría Serran o
Luis Crespo Men dez
Osvaldo Lledes Perez
Maria del Carmen Reyes
Jorge Feria
Maik el Gon zales Ortiz
Jorge Valdes Sigles
Luis Marero
Barbara Hern an dez Pach eco
Norberto Rojo
Sergio Gon zales Alvarez
Sh eila Mon tes de Oca
Rosa Alcalde
Pedro Martin ez
Yamil Peralta Carden al
Yan et Corzo Díaz
An gel Garcia Buen o
Juan Jun co Hidalgo
Ida Rodriguez Ben itez
Cr ew
Screen play, Director,
Cin ematograph er, Editor
Producers
Production Man ager
Assistan t Director
Camera Assistan t
Soun d
Gaffer
Key Grip
Caterin g
Castin g
Mak e-Up Artist
Costumes
Pre-Production
Postproduction Assistan t
Music
Wolf Hermsen
Wolf Hermsen
Gisela Moes
Luis Fern an dez Quesada
Lazaro Giovan y Carreras
Fran cisco Gimen ez
Juan Jun co Hidalgo
Rafael Novera
Eric Joel Trian a Gon zález
Améd
Yusmary Ch avez Medin a
Milagros Viñ a Izn aga
Ern esto Men des
Sh eila Gon zales Men dez
Cyn th ia Leon ardi
Maja Kruse
Wolfgan g Eck ert
Puppet Scen es
Wolf Hermsen
Screen play, Direction ,
Cin ematograph y, Production Design
Ramiro Ruiz Hern an dez
1st Puppeteer/Voices
Juan Jun co Hidalgo
2n d Puppeteer
Ern esto Gon zalez
Puppet-Mak er