INFO - jazz federation hamburg

Wahlmentorschaften
Das „Mixed Generations“-Projekt der Hamburger Jazz Federation
Die dritte Staffel: Der New Yorker Schlagzeuger Gregory Hutchinson als Mentor für den Hamburger Gitarristen Christian Bekmulin
Eingedenk des afrikanischen Erbes, nämlich dass Mentorschaft im Jazz bis lange nach dem zweiten
Weltkrieg das wichtigste Ausbildungssystem war – also dass junge Menschen ältere Musiker spielen hörten und dann versuchten, das nachzuvollziehen – will die Jazz Federation Hamburg e.V. dem
lokalen Jazz-Nachwuchs eine Chance geben, durch die Arbeit zusammen mit einem herausragenden, international bekannten Mentor eine eigene Stimme auf ihrem Instrument zu finden. Die Jazz
Federation möchte eine solche Mentorschaft als prägendes Element der Entwicklung eines jeden
Jazzmusikers gerne wiederbeleben und lädt daher junge Hamburger Musiker zu dem Programm
„Mixed Generations“ ein. Hier sollen ehrgeizige und talentierte Nachwuchskräfte mit einem erfahrenen musikalischen Mentor ihrer Wahl zusammengebracht werden und auf der Grundlage eines
zweitägigen Workshops anschließend gemeinsam in einem Konzert auftreten.
Aufbauend auf den rundum positiven Erfahrungen mit den ersten beiden Mentoren-Teams (der
Hamburger Schlagzeuger Nathan Ott mit dem Saxofonisten Dave Liebman sowie Tilman Oberbeck,
Kontrabass, mit dem Schlagzeuger Jimmy Wormworth) plant die Jazz Federation im Rahmen dieses
Projekts „Mixed Generations“ jetzt eine dritte Staffel, und zwar mit dem jungen Hamburger Gitarristen Christian Bekmulin, der sich den renommierten US-amerikanischen Schlagzeuger Gregory
Hutchinson als Mentor ausgesucht hat.
Zielsetzung Mixed Generations Vol. III
Christian Bekmulin schreibt dazu:
„…Ich möchte (damit) einen Einblick in meinen facettenreichen Lern- und Entwicklungsprozess und meine damit verbundenen Inspirationsquellen – aus denen ich sowohl meine
Ideen als auch meine Antriebskraft schöpfe – geben. Diese Eingebungen entwickeln sich
ganz individuell auf dem Weg eines jungen Jazzmusikers, der sich auf die Suche nach seiner
persönlichen Stimme begibt.
„Ever Tried? Ever Failed? No matter. Try again. Fail again. Fail better.” Dieses Zitat von Samuel Beckett ist eine zutreffende Beschreibung meiner ganz individuellen Reise und ist allgegenwärtig für mich als Musiker, der mit Liebe, Hingabe und Leidenschaft auf die Suche
nach seiner persönlichen Rolle in der Musik geht.
Im Alter von 15 Jahren habe ich zum ersten Mal eine Aufnahme von Wes Montgomery gehört und war damals unheimlich ergriffen. Sein Gefühl und die sensible Art der Kommuni-
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kation, die zwischen ihm und seinen Mitmusikern zu jedem Zeitpunkt hörbar und spürbar
war, faszinierten mich sehr und zogen mich förmlich in ihren Bann.
Dieser Pionier der modernen Jazzgitarre sollte von jenem Moment an eine bedeutende
Rolle in meiner musikalischen Entwicklung spielen. Durch seine Art zu spielen wurde ich
immer mehr auf die Tradition des Jazz und auf die damit verbundene Freiheit, ein Instrument als uneingeschränktes Sprachrohr seiner Selbst nutzen zu können, aufmerksam.
Im Laufe meines Studiums an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg erhielt ich
einerseits durch unzählige Konzerte und anderseits durch die Teilnahme an Workshops bei
renommierten Jazzgrößen wie bspw. Kenny Wheeler, John Taylor u.v.a. die Möglichkeit,
viele kostbare Erfahrungen zu sammeln. Diese Erlebnisse ermöglichten es mir letztlich,
mich für die essentiellen Dinge des Jazz zu sensibilisieren – Interaktion, Kommunikation
und Groove bzw. Time-Feeling. Alle diese Elemente beinhaltet nur der Jazz und macht ihn
daher für mich einzigartig. Ich entdecke diese Merkmale zudem mehr und mehr beim musikalischen Austausch und Spielen mit anderen Musikern.
Durch meine Begeisterung für Wes Montgomery begann ich, mich immer eingehender mit
ihm als Gitarristen auseinander zu setzen. Mit meinem eigenen Quartett versuchen wir,
uns gemeinsam in die Musik dieses Ausnahme-Gitarristen und seiner Band hineinzubegeben, sie zu fühlen, sie förmlich aufzusaugen und sie durch unser Spiel und unsere Einflüsse
in die heutige Zeit zu transportieren.
Inzwischen habe ich auch ein eigenes Quartett gegründet mit Musikern, welche für mich
schon lange Weggefährten auf meiner Reise sind. Wir versuchen, uns gemeinsam in die
Musik von Wes Montgomery und seiner Band hineinzubegeben, sie zu fühlen, sie förmlich
aufzusaugen und sie durch unser Spiel und unsere Einflüsse in die heutige Zeit zu transportieren.
Im Rahmen dieser Reproduktion wuchs auch mein Verständnis für die verschiedenen Besetzungen, mit denen Wes Montgomery auf seinen Platten spielte. Eine wegweisende Aufnahme ist die „Incredible Jazz Guitar“ mit dem Pianisten Tommy Flanagan, Percy und Albert Heath. Diese Aufnahme hat die gleiche Besetzung wie die von meiner eigenen Band
favorisierte Konstellation des Quartetts (Gitarre, Klavier, Bass und Schlagzeug). Durch die
Erfahrung, welche ich durch zahlreiche Konzerte in dieser Besetzung gesammelt habe, wäre es mir ein großes Anliegen, auch in dieser Instrumenten-Besetzung die Mixed Generation-Reihe fortzusetzen.
Eine Art Schlüsselmoment in den ersten Jahren meines Studiums war für mich das Konzert
von Joshua Redman und seinem Quartett auf dem Elbjazz Festival 2013 in Hamburg. Dieser
Saxophonist, welcher von Aaron Goldberg (Piano), Gregory Hutchinson (Drums) und Reuben Rogers (Kontrabass) begleitet wurde, strahlte diese unverblümte und frische Spielfreude aus, welche durch ihre Unbeschwertheit am Instrument die pure Essenz des Jazz
widergespiegelt hat. Durch diese Band, welche auf einer unglaublichen Ebene miteinander
kommunizierte, wurden mir viele Zweifel genommen, da dies ein Zeichen dafür war, wie
die Tradition des Jazz auf eine sehr ernsthafte Art weitergetragen wird und in der heutigen
Zeit Bestand hat.
Dabei wurde ich auch immer mehr auf die Rolle des Schlagzeugs und des Kontrabasses
aufmerksam. Diese Instrumente stellen in einer traditionell orientierten Band das Fundament. Die Art und Weise, in der Gregory Hutchinson und Reuben Rogers die Band getragen
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haben und fast schon auf telepathische Art kommunizierten, machten mich neugierig. Je
mehr ich mich mit diesen schon sehr lange als Team agierenden Musikern beschäftigte,
wurde mir klar, dass es für mich eine unglaubliche Bereicherung auf meiner Reise zum
Jazzmusiker wäre, eine gemeinsame Erfahrung insbesondere mit Greg Hutchinson zu machen. Dadurch, dass bei ihm die Tradition des Jazz und die Liebe zu den „alten Meistern“ in
jeder Note deutlich wird, wäre es eine einmalige Möglichkeit, von diesem renommierten
Musiker etwas zu lernen, der zudem große Erfahrungen in der Weitergabe seiner Erfahrungen und Erkenntnisse im Rahmen von Workshops und Schulungen hat.
Mit ihm sowie den beiden südeuropäischen, in Amsterdam praktizierenden Musikern
Tommaso Perazzo (Piano) und Kimon Karouzos (Bass) glaube ich, eine sehr gute Besetzung
gefunden zu haben, und es ist für mich eine große Ehre am Projekt „Mixed Generations“
der Jazz Federation teilhaben zu können.“
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Die Jazz Federation Hamburg will mit diesem Projekt eine Brücke schlagen zwischen der enormen
instrumentaltechnischen Klasse, die mit der formalen Ausbildung zum Standard im Jazz wurde, und
jenem Moment des Besonderen, der spontanen und nuancierten Improvisation, die den Jazz überhaupt erst zu einer ernst zu nehmenden Kunstform gemacht hat. So ist es insbesondere das Ziel
von Christian Bekmulin, einen Weg einzuschlagen, der Vergangenheit und Zukunft miteinander
versöhnt. Ein Weg, auf dem die Verbundenheit mit den Traditionen des Jazz die Voraussetzung für
seine kreative Weiterentwicklung ist.
Die Jazz Federation möchte mit diesem anspruchsvollen Ziel ihre im Jahr 2015 erfolgreich begonnene Reihe „Mixed Generations“ weiter entwickeln. Damit wird einerseits der (inter)nationale
Austausch zwischen Jazzmusikern unterschiedlicher Generationen gefördert, andererseits wird der
Jazz als spezifische Kunstform in Hamburg weiter profiliert. Bei diesem Projekt arbeiten wir mit der
Jazzabteilung der Hochschule für Musik und Theater zusammen, die die Räume für die Workshops
sowie einen kleinen Zuschuss stellen wird. Termin für diese Mentorenschaft ist der Zeitraum vom
9. – 11. September (Konzert im Cascadas Club am So, 9.9.2016, 19 Uhr).
Die Kosten für die dritte Staffel des Projekts belaufen sich auf etwas mehr als 5.000 Euro (Gagen
plus Ausländersteuer, GEMA, KSK, Marketing-, Reise- und Raumkosten etc.), von denen gut 1.500 €
durch eigene Mittel, Eintrittsgelder sowie den Zuschuss der HfMT gedeckt werden können. Insofern könnten die uns zugewiesenen Mittel aus dem Bußgeldfonds helfen, die durch den Wegfall
der in Aussicht gestellten Fördermittel entstandene Lücke zu einem großen Teil zu decken. Die
verbleibende Deckungslücke wird aus Spenden und weiteren Eigenmitteln refinanziert.
Jazz Federation Hamburg e.V.
Hamburg, August 2016
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