Internet-Trolle haben hier keine Chance!

Donnerstag,
25. August 2016
MITTENDRIN
OZELOT
Kommunikaton im Internet ohne Beleidigungen? Plattform fordert zur respektvollen Diskussion auf
Für das Ensembleprojekt „Ankommen“, das am 3. Oktober im Theater Schwerin auf dem Spielplan
steht, werden persönliche Erinnerungsstücke von Theaterbesuchern gesucht. Bis 15. September
können solche Gegenstände, wie
alte Dias, Omas Kamm, selbstgemachte Mixtapes usw. mit den
Kontaktdaten ihrer Besitzer am
Bühneneingang des Theaters
Schwerin abgegeben werden. Eine Auswahl der gesammelten Gegenstände wird als Requisiten mit
in die neue Spielzeit geschickt.
e Nachfragen an: [email protected]
Vor allem in sozialen Netzwerken treiben sich
„Trolle“ herum.
Fotos: Fotolia (groß)/
Rödel (2), Hilbrecht (2),
Landtag MV (oben r.)
D) D) Es ist uns
gelungen,
intensive
Diskussionen
anzustoßen.“
Von Nele Baumann
Sollte Kiffen legalisiert werden?
Oder jeder Mensch Anrecht auf bedingungsloses Grundeinkommen
haben? Bedeutet mehr Videoüberwachung auch mehr Sicherheit?
Solche Themen stellt das Portal
„Nicht egal“ zur Diskussion. Es
richtet sich an junge Leute, die bereits eine bestimmte Meinung haben oder die sich eine im Austausch mit anderen bilden möchten. Auch, wer sicht nicht gut auskennt in einem Themenbereich,
kann sich auf der Seite informieren
und mitreden. „Ziel ist es, eine respektvolle Diskussionskultur zu fördern“, sagt Gerhard Reichert. Es
gehe darum, verschiedene Meinungen zuzulassen und neue Ideen und Sichtweisen kennenzulernen. Reichert arbeitet im Landtag
MV und hat zusammen mit Kollegen des Landtags, der Initiative
„WIR. Erfolg braucht Vielfalt“ und
der Beteiligungswerkstatt des Landesjugendrings MV das Projekt
ins Leben gerufen.
Besonders angeregt diskutierten die Jugendlichen das Thema „Kiffen legalisieren?“. 330
beteiligten sich an der Abstimmung, die eindeutig ausging. 83 Prozent sprachen
sich dafür aus, Kiffen zu erlauben. Teilweise wurde
heftig debattiert.
So schreibt etwa Alexander: „Definitiv erlauben! Die bisher verfolgte Politik des Verbietens und Kriminalisierens ist insofern gescheitert, als dass sie nicht die Ursache
des Konsums bekämpfen kann.
Warum wird Cannabis in Deutschland in Riesenmengen konsumiert? Weil die Menschen das
möchten. Die Folge ist ein unkontrollierter Schwarzmarkt.“
Monika ist da anderer Meinung.
Sie sagt: „Definitiv verbieten!!!
Sylvia Bretschneider,
Landtagspräsidentin MV
Eingeschränkte kognitive Leistungsfähigkeit, Aufmerksamkeitsdefizite und Verhaltensänderungen sind die Folgen von Kiffen.
Auch wenn die langfristigen Wirkungen noch nicht nachgewiesen
sind, ist es traurig anzusehen,
wenn coole Kids zu Zombies wer-
den.“ Auch zur „Videoüberwachung“ wollten viele ihre Meinung loswerden. Moritz etwa
schreibt: „Wer nicht kriminell ist,
sollte auch nichts gegen Videoüberwachung haben“. Florian
empfindet das als „Schwachsinn“.
Auch Janett möchte nicht gerne
überwacht werden. „Was ist,
wenn die Aufnahmen in falsche
Hände geraten?“
Victoria denkt in erster Linie an
ihre Sicherheit. Sie ist für Videoüberwachung, „an sämtlichen öffentlichen Plätzen“. Auf Facebook
schreibt sie: „Wenn ich in der
Netiquette im Chat (einige wichtige Punkte)
Die Netiquette ( aus dem Englischen
net für „Netz“ und dem Französischen
etiquette für „Verhaltensregeln“) umfasst ein Regelwerk, das auf respektvolle Kommunikation im Internet abzielt.
Im Chat gelten spezielle Bedingungen:
gleich ins Geschehen.
Schaue lieber erst, was
für Stimmung
herrscht.
mit Dir am Telefon
sprechen möchte, wird
er Dir freiwillig die
Nummer geben.
1. Begegne anderen Chattern mit Respekt und Höflichkeit.
3. Jeder hat mal
schlechte Laune. Lass
diese Gefühle nicht an
anderen Chattern aus!
5. Schimpfwörter solltest Du im Chat vermeiden.
2. Wenn Du das erste Mal einen
Chat-Raum betrittst, springe nicht
4. Bedränge niemanden, Dir seine Telefonnummer zu geben. Wenn derjenige
6. Gib Dich nicht dem Irrglauben hin,
Du seiest im Chat anonym. Das bist
Du nicht. Chat-Server schneiden Dei-
ne Rechner-Adresse (IP) mit und speichern sie. Über die IP-Adresse kommt
der Chat-Betreiber zu Deinem Provider. Dieser speichert wiederum Deine
Telefonnummer, mit der Du Dich eingewählt hast. So haben die Chat-Betreiber die Möglichkeit, Personen, die besonders unangenehm auffallen, zur Rechenschaft zu ziehen. Oft werden
Chats protokolliert, um Straftaten beweisen zu können.
e Online: www.chatiquette.de
Seid ihr schon mal im Netz beleidigt worden?
U-Bahn zusammengetreten werden würde, würde ich wollen, dass
man die Bastarde kriegt. Da es
aber kaum Kameraüberwachung
gibt, muss man sich auf Zeugen
verlassen und wir wissen alle, wie
das mit der Zivilcourage hier aussieht.“ Dennis kommentiert diese
Meinung in wenig respektvoller
Weise: „Genau, lasst euch alle
noch mehr kontrollieren! Wie
dumm seid ihr eigentlich?“ An dieser Stelle schaltet sich das Moderatorenteam ein: „Bitte keine Beleidigungen, danke“.
Dennis verhält sich in dieser Diskussion wie ein typischer Troll. So
nennen sich Personen, die eine Unterhaltung mit unangebrachten,
oft beleidigenden Kommentaren stören wollen. Sind in einer
solchen Situation keine Moderatoren da, die eingreifen,
kann das auch eskalieren
und zu Mobbing führen.
„Gerade das Internet bietet dafür eine gefährliche Plattform. Die Verbreitung von Gerüchten und Beleidigungen ist schnell und
weit, kaum aufzuhalten. Die Täter
sind schwer zu fassen“, sagt die Rostockerin
Ulrike
Wolf. In ihrem Bekanntenkreis hat sie erlebt, welche
Ausmaße Mobbing im Netz annehmen kann.
Ist den Nutzern bekannt, dass
Moderatoren die Diskussion überwachen, ist die Hemmschwelle für
Trolle höher. Das zumindest vermutet Gerhard Reichert. „Insgesamt sind die jungen Leute relativ
respektvoll miteinander umgegangen“, sagt Reichert. Es habe kaum
Anlass gegeben, einzugreifen.
„Nicht egal“ war den Jugendlichen neben dem „Kiffen“ und der
Videoüberwachung das Thema
„Grundeinkommen“. Hier hatten
viele etwas zu zu sagen. „Würden
dann die Preise für Miete & Co
nicht steigen?“ fragt Rafael auf Facebook. Juris antwortet: „Ich denke, die meisten würde nach einem
langen Urlaub trotzdem weiter arbeiten gehen. Nur müsste Arbeit
dann angemessen entlohnt werden, weil keiner es nötig hätte, zu
arbeiten.“
Ihr könnt mitreden!
Das ab heute diskutierte Thema auf
der Seite „Nicht egal“ lautet: „Mehr
Mitsprache beim Lehrplan?“ und richtet sich an alle Schüler. Es geht darum,
ob die Schule euch ausreichend aufs Leben vorbereitet. Insgesamt haben
(Stand: 24. August) bisher 320 junge
Leute mitdiskutiert und mehr als
10 000 Nutzer haben die Seite über
27 000 mal aufgerufen.
D) D) Mich hat zum Glück
D) D) Da stehe ich drüber,
wenn ich im Netz
beleidigt werde, weil es
feige ist, es einem nicht
ins Gesicht zu sagen.“
D) D) Ich habe im
D) D) In der Schule hat
noch keiner im Netz
beleidigt, aber Freunden
von mir ist das schon
passiert.“
Bekanntenkreis
miterlebt, welche
Auswirkungen Mobbing
im Internet haben kann.
jeder mal was
einstecken müssen. Ich
versuche, jeden
Menschen zu achten.“
Emma Schäfer (18), Stralsund
Markus Bloching (18), Stralsund
Ulrike Wolf (32) aus Kösterbeck
Hannes Hilbrecht (22) aus Rostock
PINNWAND
Theater Schwerin sucht
nach Zuschauer-Requisiten
Internet-Trolle haben
hier keine Chance!
Trolle verfolgen in Chats das
Ziel, Unterhaltungen zu zerstören / Das Portal „Nicht egal“ will
junge Leute dazu animieren,
respektvoll zu diskutieren
3
Noch bis zu den Landtagswahlen am
4. September könnt auch ihr eure Meinung loswerden und euch mit anderen
im Chat austauschen. Das Thema in
der kommenden Woche lautet:
„Noten für Kunst, Musik und Sport
abschaffen?“
e Online: www.nicht-egal.net
Müllsammel-Aktion:
Sauberer Strand für Tiere
Jeden Tag gelangt Müll in die Umwelt, an die Strände und ins Meer.
Besonders Plastikpartikel stellen
eine Gefahr für die Tiere dar. Die
Aktion „Sauberer Strand für biologische Vielfalt“ will dagegen wirken: Gemeinsam mit Einheimischen, Gästen und Kindern der regionalen Schule Zingst sowie der
Kita finden Müllsammelaktionen
statt. Am Strand erfahren Jung
und Alt zudem, welche Lebensvielfalt es in Sand und angespültem
Seegras zu entdecken gibt. Neugierige sind eingeladen sich noch
bis 28. September mittwochs um
10 Uhr am Kurhaus einzufinden.
Seemannsmusik im
Klostergarten in Rostock
Am Samstag gibt es um 20.30 Uhr
ein besonderes Programm in Klostergarten des Klosters zum Heiligen Kreuz in Rostock: Nagelritz
und die Fischforscher. Mit frivoler
Doppeldeutigkeit, frechem Augenzwinkern und einer Malteser erprobten Seemannskehle bewegt
sich Nagelritz zwischen Comedy,
Kabarett und Chanson. Liedtexte
leiht sich das Multitalent bei Ringelnatz und vertont sie auf dem
Schifferklavier und mit der Gitarre. Das neue Programm präsentiert er erstmals mit einer drei
Mann starken Band.
e Reservierung: J 03 81 20 36 084
Yvonne Zitzmann
liest in Bad Doberan
Schon mit sechs Jahren erklärte
sie ihrer Mutter: „Ich werde
Schriftstellerin“, und das hat sie
nach einem Psychologie- und Germanistik-Studium dann gemacht:
Yvonne Zitzmann. Heute Abend
liest die Autorin und Preisträgerin
des Ehm-Welk-Literaturpreises
2012 im Ehm-Welk-Haus in Bad
Doberan aus ihrer preisgekrönten
Kurzgeschichte „Endmoränen. Außerdem stehen neuere Gedichte
aus ihrer Feder auf dem Programm sowie Passagen aus einem
gerade fertiggestellten Roman.
e Eintritt: 5 Euro
Landesmusikprojekt Rock,
Pop, Jazz gibt Konzert
17 musikbegeisterte Jugendliche
haben eine Woche lang in einer
großen Band aus Bläsern, Rhythmusgruppe mit Drums, Gitarren,
Keyboards und Percussion ein
Konzertprogramm erarbeitet. Nun
präsentieren sie das Erarbeitete
zum Abschluss einer kleinen
Mecklenburg-Tournee am Sonntag um 17 Uhr in der Petrikirche in
Rostock. Die Zuhörer erwartet ein
frischer Mix aus Rock, Pop und
Jazz. Der Eintritt ist frei – lediglich
um eine Spende zur Kostendeckung des Projekts wird gebeten.
e www.jugendkirchen.org
Skateboard-Woche mit
Workshops in Boizenburg
Von 27. August bis 3. September
wird Boizenburg täglich von 10 bis
17 Uhr zur Skateboard-Stadt. Im
Skatepark „Fairhafen“ veranstalten die Sweet Tec GmbH und skate-aid eine Aktionswoche für 50
Kinder und Jugendliche. Es werden unter anderem Skateboardund Graffiti-Workshops angeboten. Zum Schluss findet eine öffentliche Abschlussparty statt. Die
Teilnahmegebühr beträgt 120
Euro. Das persönliche Skateboard
sowie ein selbst gestaltetes Deck
dürfen mitgenommen werden.
e [email protected]