Erfahrungsbericht Wolverhampton Sommersemester 2016 Vorbereitung in Deutschland Wenn ihr einen Auslandsaufenthalt im Sommersemester in Betracht zieht sollte berücksichtigt werden, dass das Semester in England bereits Mitte/Ende Januar beginnt und sich somit mit dem Wintersemester überschneidet und eventuelle Klausuren nicht mehr geschrieben werden können. Die darauf folgenden Ferien entfallen, da das Semester in England direkt beginnt. Nach der Zusage für Wolverhampton folgte sogleich Post als auch eine E-mail von der University of Wolverhampton mit diversen Unterlagen und Anleitungen zu den Wohnheimen der Uni, sowie weitere Informationen über die Kurswahl, Semesterbeginn, der Studentenkarte, die Einführungswoche, die Anmeldung über eVision etc. Ich bin mit dem Flugzeug von Flybe von Düsseldorf nach Birmingham geflogen und nahm von dort aus den Zug nach Wolverhampton, was ca. eine halbe Stunde in Anspruch nahm. Die Züge fahren in einem Abstand von ca. 20 Minuten, sodass es einen Stress gibt. Meist sind die Wohnheimzimmer am Sonntag vor der Einführungswoche frei, sofern ihr gerne früher hinreisen möchtet, um euch schon mal an die neue Umgebung zu gewöhnen und in aller Ruhe mit allem Nötigen einzudecken (der dortige Supermarkt hat Sonntags nur bis 16 Uhr geöffnet), müsst ihr dem accomodation service schreiben, ob es möglich ist das Zimmer bereits vorher zu beziehen. Jedoch wird diese Nacht extra verbucht. Ich hatte mich für ein en-suite Zimmer entschieden und wurde in North Road untergebracht und flog am Samstag vor der Einführungswoche dorthin. Wohnen in Wolverhampton Die Universität bietet drei verschiedene Wohnheime an in unterschiedlichen Preis und Komfortklassen, liegen jedoch alle direkt am Hauptcampus. In Randall Lines teilen sich bis zu 12 Studenten eine Küche und Bad. Es ist die günstigste Variante am Wohnheim der Uni zu Wohnen. Die meisten Kitchenparties finden dort statt. Wer jedoch Wert darauf legt, dass sein Essen in den Schränken oder Kühlschrank sowie Besteck an Ort und Stelle bleibt oder auch Ruhe haben möchte ist von Randall Lines abzuraten. In Lomas Street teilen sich bis zu 6 Studenten Küche und Bad. Wie in jeder Wohngemeinschaft muss man Glück haben mit den richtigen Leuten zusammenzuwohnen, jedoch habe ich nur positives von den Studenten dort gehört und kann es nur empfehlen. Das dritte und gleichzeitig teuerste Wohnheim ist North Road. Dort teilen sich auch bis zu 6 Studenten eine Küche, jedoch hat jeder sein eigenes Bad. Dafür habe ich mich entschieden und kann es auch weiterempfehlen. Man sollte sich grundsätzlich von den Hygienestandards aus Deutschland verabschieden, wenn man nach England reist. Es ist ein ständiger Kampf verschiedene Vorstellungen von Hygiene einzuhalten, obwohl wir bei mir nur Eramusstudenten waren. Jedoch wird durch wöchentliche Kontrollen darauf geachtet, dass es nicht ganz ausartet. Zu empfehlen sind auch die privaten Wohnheime Fiveways Hall sowie Victoria Halls. Die Zimmer dort sind etwas größer und moderner eingerichtet. Victoria Halls ist das höchste Gebäude der Stadt, das jedoch gleichzeitig am weitesten Entfernt ist vom Hauptcampus. In Victoria Halls fanden auch häufiger Kitchenparties statt, jedoch wurde dort mehr auf das Eigentum der anderen geachtet. Im Nachhinein hätte ich Victoria Halls bevorzugt, da man für dieselbe Preisklasse angenehmer gewohnt hätte, jedoch sind die Plätze dort schnell weg. Also wer dorthin möchte, sollte ich möglichst früh um einen Wohnheimplatz kümmern. Eine weitere Möglichkeit ist natürlich in eine private WG zu ziehen. Die Stadt Mit ca. 250.000 Einwohnern zählt Wolverhampton zu den Großstädten Englands. Die Innenstadt ist recht überschaubar. Sie besteht aus einzelnen kleinen Läden, einer verhältnismäßig großen Einkaufspassage, dem Westpark unweit der Wohnheime, einem Uni-Fitnessstudio innerhalb des Campuses, das kostenfrei benutzt werden kann, sofern man in den Uniwohnheimen wohnt sowie einem großen Fußballstadion, das für jeden Fußballliebhaber ein „Muss“ ist. Das Stadion liegt direkt am Campus. Es ist unvermeidlich mitzubekommen wann ein Fußballspiel ansteht, da die ganze Stadt in orange und schwarz gekleidet zum Stadion strömt. In der Innenstadt werden mittags frisch gemachte Donuts für nur einen Pound verkauft, die sollte man unbedingt mal probiert haben! So wie viele Kneipen mit gutem Mittagsangebot. Das sollte man wahrnehmen, wenn man mal traditionell britisch frühstücken möchte oder auch die berühmte Fish and Chips oder einen Shepperds pie mal ausprobieren mag. Ihr findet einen riesigen Supermarkt namens ASDA direkt bei den Uniwohnheimen. Dort findet ihr alles, was ihr benötigt und könnt euch dort ebenfalls mit Decken, Kopfkissen sowie Bettbezügen, Besteck, Tellern usw. eindecken. Ich würde euch ans Herz legen diese Dinge selbst zu besorgen anstatt sie vom accomodation service abzukaufen, da dies um einiges teurer wäre. Etwa am anderen Ende der Stadt findet ihr ein ALDI. Von der Uni benötigt ihr ca. 15-20 Minuten zu Fuß dorthin. Ihr werdet feststellen, dass es einen riesigen preislichen Unterschied macht, wenn ihr euch die Lebensmittel dort holt. Ich habe in England mit Boxen begonnen, das unweit von Aldi lag, sodass wir unseren wöchentlichen Einkauf direkt nach dem Training bei Aldi erledigt haben und uns summen gespart haben. Vor allem für Dinge wie Gewürze, Öl, Reis und Nudeln. Studium Das Studium in Wolverhampton gestaltete sich als sehr studentenfreundlich. Es gibt gleich zu Beginn der Orientierungswoche eine Veranstaltung zum Überblick der möglichen Kurse, die belegt werden können. Es wird sich viel Zeit genommen zu erklären, welche Fächer gewählt werden können, was darin geleistet werden muss und wann und wo die Kurse stattfinden. Man kann sich Module frei aus jedem Level auswählen, man sollte nur darauf achten, dass diese sich nicht überschneiden. Ich habe mich für Introduction to International Relations (Level 4), Introduction to Classical Sociological Theory (Level 4) und Administrative Law and Human Rights (Level 4) entschieden. Verglichen mit unserem Lernaufwand hier in Göttingen waren diese Kurse mehr als machbar, auch wenn die Hausarbeiten meist sehr zeitintensiv waren und Erasmusstudenten keinen Extrabonus bekamen. Meist konnte man die Professoren gut verstehen bzw. das Verständnis verbesserte sich von Zeit zu Zeit. Zum Nacharbeiten wurden alle Präsentationen bei WOLF (ähnlich unserem studip) online gestellt. Zudem gab es häufig noch begleitend zu den Vorlesungen Seminare, für die man regelmäßig Fälle vorbereiten musste. Diese waren jedoch sehr nützlich, da man dann die Vorlesungen besser verstand, Fragen stellen konnte und man noch mal besser mit dem Case Law in Berührung kam. Ich fand es wichtig, Kurse mit möglichst wenigen Klausuren zu wählen, damit man dem Prüfungsstress am Ende gut entgehen kann. International Relations bestand aus zwei Hausarbeiten, die durchaus gut machbar waren. Sociological Theory bestand aus einer Hausarbeit und einer Klausur. Die Klausuren hier unterscheiden sich ebenfalls von unseren Klausuren in Deutschland. Meist werden die Fragen bzw. die Themen bereits vorgegeben und man muss sich nur auf besagte Themen vorbereiten. Oder es gibt kleine Fälle, die man dann bearbeiten muss, jedoch nicht im Gutachtenstil, wie wir es hier gewohnt sind, sondern viel eher als kurzen Aufsatz. Und zuletzt bestand Administrative Law and Human Rights aus einer großen Hausarbeit am Ende des Semesters. Die Themen für die Hausarbeit werden meist jedoch früh genug herausgegeben, sodass man viel Puffer hat diese zu bearbeiten. Dazu ist es ein angenehmer Vorteil, dass die Bibliothek 24 Stunden geöffnet hat, sodass man zu jeder Tages- und Nachtzeit Zugang zur Bibliothek hat. Freizeit In Wolverhampton konnte man sich gut sportlich betätigen, sei es im Fitnessstudio der Uni oder Joggen im Westpark oder zum Walsall Campus, wo man kostenlos schwimmen konnte. Wenn er regnete, was leider sehr häufig der Fall war und beim zusätzlichen Wind auch kein Schirm überlebt, konnte man sehr gut in die Einkaufspassage der Stadt flüchten. Auch gab es dort jeden Samstagabend eine Erasmusparty, die im Nachhinein immer mehr Spaß machten als jede andere Party der Stadt. Zum Glück ist Birmingham nur ca. 20 km entfernt und wurde oft und gerne besucht. Dort gibt es viele Museen, Sehenswürdigkeiten, einen schönen Kanal und mit dem riesigen Bullring Centre war es hervorragend zum shoppen. Es fahren in ca. 15 minütigen Abständen Züge kostengünstig dorthin und eignet sich somit perfekt für einen Tagesausflug. Da Wolverhampton gut gelegen ist, eignete es sich auch sehr gut einen Trip nach Shrewsburry, Manchester, Liverpool, London, Bristol, Bath, Oxford, Cambridge, Nottingham Edinburgh, Glasgow und wenn man es noch schafft nach Dublin und Belfast zu machen. Einige Ausflüge werden auch von der Uni mit dem Bus angeboten, die wirklich gut organisiert und günstig sind. Die meisten Ausflüge haben wir jedoch mit Freunden in der Gruppe geplant, da es zeitlich meist besser passte. Die Coaches in England sind besser organisiert als man es in Deutschland gewohnt ist und dazu sehr kostengünstig, wenn man früh bucht. Fazit Rückblickend würde ich die Zeit und Erfahrung in England nicht missen wollen. Es kam nicht sonderlich auf den Ort, sondern viel mehr auf die Menschen an, die man dort kennenlernte und mit denen man viel Freude hatte. Ich habe viele neue Erfahrungen gesammelt und Freunde dazugewonnen, die ich auch besuchen werde. Ich kann jedem Wolverhampton als Erasmusort nur ans Herz legen.
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