DE UTSCHLANDS WI RTSCHAFTS- UND FI N A N ZZ E I T U N G Spielend geklaut Gefährlich, weil gefährdet? Oslos Sauberfrau Dubiose Händler machen mit digitalen Spielen Millionen. S. 16 Nach dem Stresstest: Ein tiefer Blick in die Bilanz der Deutschen Bank. S. 28 Regierungschefin will Verbrennungsmotoren verbieten. S. 46 G 02531 Nr. 158 PREIS 2,80 € MITTWOCH, 17. AUGUST 2016 Linde plant MilliardenFusion Kurz notiert Linde-Aufsichtsratschef Reitzle: Aktiver Kontrolleur. Axel Höpner München Z wei Gewinnwarnungen, Wachstumsschwäche, Verlust der Weltmarktführerschaft bei Industriegasen, Streit in der Führung: Schon zwei Jahre läuft es bei Linde nach einer Dekade großer Erfolge unter dem langjährigen Vorstandschef Wolfgang Reitzle nicht gut. Seit Mai ist Reitzle als Vorsitzender des Aufsichtsrats zurück im Münchener Dax-Konzern und sucht nun mit seinem Nachfolger Wolfgang Büchele einen Ausweg: Mehrere Wochen schon verhandelt Linde mit dem US-Konkurrenten Praxair über einen Zusammenschluss. Geplant sei eine „Fusion unter Gleichen“, heißt es in Industriekreisen. Linde bestätigte die Verhandlungen mit Praxair. Geführt werden die Gespräche, die in einer relativ frühen Phase sind, von Büchele. Doch Reitzle begleitet das Thema eng. Zwar ist ein Scheitern auch wegen der hohen wettbewerbsrechtlichen Hürden noch immer möglich, aber mehrere Insider sind zuversichtlich, dass der Zusammenschluss zum größten Industriegasekon- zern der Welt gelingen kann. Linde musste den Spitzentitel abgeben, nachdem Erzrivale Air Liquide aus Frankreich vor einigen Monaten den US-Konkurrenten Airgas übernommen hatte. Sollte der Deal gelingen, wird vor allem die Führungsfrage spannend. Linde ist mit rund 18 Milliarden Euro Umsatz zwar fast doppelt so groß wie Praxair. Aber die Amerikaner sind profitabler und liegen beim Börsenwert mit rund 30 Milliarden Euro vorn. Dazu kommt: In einigen Wochen steht die Vertragsverlängerung von Linde-Chef Büchele an. Dieser ist nach den Gewinnwarnungen und internen Querelen nicht unumstritten. Schon vor Wochen hatte das Handelsblatt aus Führungskreisen von Überlegungen erfahren, dass bei einem Zusammenschluss mit einem Konkurrenten dessen Chef an die Spitze rücken könnte. Büchele würde bei diesem Modell die Transaktion zwar weiter begleiten, die Führung des neuen Konzerns aber würde dann PraxairChef Stephen Angel übernehmen. -0,58 % -1,00 % Dow Jones S&P 500 18 552,67 2 181,41 -0,45 % -0,40 % Gold Euro/Dollar 1 346,81 $ 1,1281 $ +0,55 % +0,87 % Die steigende Last: Bisher verkraften Arbeitsmarkt, Bundeshaushalt und Sozialkassen die Zuwanderung von mehr als einer Million Flüchtlingen besser, als viele vor einem Jahr befürchtet haben. Das liegt vor allem an der guten Konjunktur. Doch für die nächsten Jahre erwartet die Regierung steigende Arbeitslosenzahlen. Seite 6 · Deutschland wird innovativer: Der Globale Innovationsindex zeigt, dass der Einfallsreichtum in deutschen Unternehmen wächst. Erstmals schafft es Deutschland in die Top Ten. Doch noch immer haben es Gründer hierzulande schwer, beklagen Experten. Seite 9 · Keine Regierung, na und? Die spanische Wirtschaft scheint sich nicht daran zu stören, dass es trotz zweier Wahlen noch immer keine Regierung gibt. Sie ist im ersten Halbjahr deutlich robuster gewachsen als angenommen. Zahlreiche Institute haben ihre Prognosen angehoben. Seite 10 Börsenwert im Vergleich am 16.8.2016 Linde 27,2 Mrd. € Praxair HANDELSBLATT 29,9 Mrd. € Quelle: Bloomberg > Berichte Seiten 4, 5 · VW droht weitere Milliardenstrafe: Die US-Justiz macht Druck bei der Aufarbeitung des Dieselskandals aus der Ära des damaligen VW-Chefs Martin Winterkorn (Foto). Nach einem Bericht des „Wall Street Journal“ will nun auch das USJustizministerium mehr als 1,2 Milliarden Dollar von VW haben. Seite 14 Bericht der Bundesregierung erhebt schwere Vorwürfe gegen den türkischen Präsidenten. als „zentrale Aktionsplattform“ für islamistische und terroristische Organisationen. In einer entsprechenden Antwort des Bundesinnenministeriums auf eine Anfrage der Linksfraktion, aus der die ARD zitiert, heißt es demnach: „Als Resultat der vor allem seit dem Jahr 2011 schrittweise islamisierten Innen- und Außenpolitik Ankaras hat sich die Türkei zur zentralen Aktionsplattform für islamistische Gruppierungen der Region des Nahen und Mittleren Ostens entwickelt.“ Ge- · nannt werden unter anderem die ägyptische Muslimbruderschaft und die Hamas. Das Auswärtige Amt war in die Einschätzung nicht einbezogen, was das Innenressort auf ein Büroversehen zurückführt. Der SPD-Außenpolitiker Rolf Mützenich befürchtet nun Konsequenzen im Verhältnis zu Ankara aufgrund der Veröffentlichung der Bewertung. dne/rüd © Handelsblatt GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Zum Erwerb weitergehender Rechte wenden Sie sich bitte an [email protected]. > Bericht Seite 8 dpa E 3 016,19 · Berlin nennt Erdogan einen Terrorhelfer ine als vertraulich eingestufte TürkeiBewertung der Bundesregierung alarmiert das politische Berlin. „Die Politik Ankaras bezüglich der Muslimbruderschaft und der Hamas ist höchst besorgniserregend“, sagte der CDU-Außenexperte Roderich Kiesewetter dem Handelsblatt. Auch die SPD findet die Verbindungen der Erdogan-Regierung zu islamistischen Organisationen beunruhigend. Hintergrund ist die Einstufung der Türkei E-Stoxx 50 10 676,65 STAND: 22:00 UHR Thomas Dashuber / Agentur Focus Handelsblatt GmbH Abonnentenservice Tel. 0800–0002053 (gebührenfrei innerhalb Deutschland), Fax 0211 887 3605, [email protected] Monatsabonnements: Handelsblatt Print: 60,00 Euro Handelsblatt Print + Digitalpass: 66,99 Euro Belgien 3,50 € Frankreich 3,90 € Großbritannien 3,40 GBP Luxemburg 3,50 € Niederlande 3,50 € Österreich 3,50 € Polen 21,50 PLN Schweiz 5,50 CHF Tschechien 130,00 CZK Ungarn 1200,00 FT Der Gasekonzern verhandelt mit dem US-Konkurrenten Praxair über einen Zusammenschluss. Der Deal könnte die Münchener zurück an die Weltspitze bringen – und Vorstandschef Büchele den Job kosten. Dax Betrug mit Todkranken: Hedgefonds sind bekannt dafür, dass sie jede Möglichkeit zum Geldverdienen nutzen. Gegen eine besonders dreiste Methode geht jetzt die US-Wertpapieraufsicht vor. Ein Fondsmanager soll sich mit Hilfe todkranker Vertragspartner die Rückzahlung von Anleihen zu Vorzugskursen erschlichen haben. Seite 30
© Copyright 2024 ExpyDoc