Es war die ganze Nacht hell

Bergsträßer Anzeiger vom 19.08.2016
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1 bis 1
Freizeit
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Bensheim
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Tageszeitung
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Es war die ganze Nacht hell
Gigantisch, spannend, beeindruckend:
So beschreibt Benedikt Olf seine knapp
zweiwöchige Reise ans Nordkap. Die
Expedition hat der 15-jährige Schüler
aus Groß-Rohrheim mit dem Institut für
Jugendmanagement in Heidelberg unternommen, das er bereits von einem Schülerstudium kannte.
Denn Olf studiert seit drei Jahren neben
der Schule an der Fern-Uni Hagen Wirtschaftswissenschaften. „Das Institut bietet verschiedene Forschungsreisen an.
Mich hat das Nordkap schon immer
interessiert und ich wollte es mal mit
eigenen Augen sehen“, sagt der GroßRohrheimer. Also bewarb er sich und
wurde angenommen.
Nach ersten Treffen mit den an-deren
Teilnehmern musste sich der Schüler
zunächst um die Finanzierung der Reise
kümmern. „Ich habe viele Sponsoren
angerufen und ihnen geschrieben. Das
war eine völlig neue Erfahrung für
mich“, erzählt er. Schließlich konnte er
die Landesbank Baden-Württemberg
und den Förderverein seiner Schule, des
Gymnasiums Gernsheim, gewinnen.
Bei den Reisevorbereitungen tauschten
die Teilnehmer im Alter von 13 bis 18
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Jahren ihre Erwartungen aus und
besprachen die Forschungsziele. „Es
gab drei Forschungsbereiche: Klima,
Fauna und Flora, Wirtschaft und Infrastruktur sowie Mensch, Kultur und
Sprache“, erklärt Olf. „Jeder hat sich
einen Tag lang um einen Bereich
gekümmert, dann wurde getauscht.“
Wichtig waren dabei – wie bei echten
Forschern – Zielsetzung, Methodik und
das Sammeln von Daten. „Bei unserer
Reise durch Dänemark, Schweden,
Finnland und Norwegen haben wir
Leute befragt, Wasserproben genommen und vieles mehr“, so der Schüler.
„Es war sehr interessant, zu sehen, wie
Forscher arbeiten.“
Gefallen haben ihm auch die Stadtführungen in Kopenhagen, Stockholm und
Helsinki. „Es war spannend, zu sehen,
wie die Menschen ticken“, sagt Olf.
„Die Dänen beispielsweise sind wie eine
große Gemeinschaft. Jeder gibt etwas
zurück, was er vom Staat bekommen hat
– zum Beispiel stellen Unternehmer den
Studenten Wohnungen zur Verfügung.“
Neben Land und Leuten lernte die
Gruppe auch die Speisekarten der nördlichen Länder kennen. „Wir haben sehr
viel leckeren Fisch und auch Elch
gegessen“, so Olf.
Jede Menge Rentiere liefen der Gruppe
über den Weg. Höhepunkt der Reise war
für Benedikt Olf der Tag am Nordkap in
Norwegen. „Die Landschaft war sehr
beeindruckend mit den nackten Felsen
ohne Pflanzen, das Eismeer – einfach
gigantisch“, schwärmt er. Faszinierend
war für den 15-Jährigen auch die Mitternachtssonne: „Es war die ganze Nacht
hell.“
Unglaubliche Erfahrung
„Die Expedition war unglaublich“, fasst
Olf zusammen. Auch für sein Studium,
das er in eineinhalb Jahren beenden will,
habe ihm die Reise weitergeholfen:
„Das Studium beschäftigt sich ja auch
mit wissenschaftlichem Arbeiten. Es
war schön, das Forschen kennenzulernen.“ Dazu wird Benedikt Olf auch in
Zukunft Gelegenheit haben, denn das
Institut bietet zusätzlich Blauwal-Expeditionen auf die Azoren und Forschungsreisen nach China an. „Weitere
Touren würden mir schon gefallen“,
sagt Olf. to/sm
Am Nordkap vor der Weltkugel: Benedikt Olf mit Teamkollege Frederick Walters und Gero Schäfer, Chef
des Instituts für Jugendmanagement (von links). Bild: oh/ü
Ein Rentier auf der Straße und die grandiose Landschaft gehörten zu den Eindrücken der Reise. Bilder: oh/ü
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