Flyer - Guardini Stiftung

DI, 20. SEPTEMBER 2016 UM 19 UHR
> auSSTelluNGSeröffNuNG
MO, 24. OKTOBER 2016 UM 18 UHR
> öKumeNISche veSper
DaS achTe GeboT
DU SOLLST NIcHT FALScH ZEUGNIS REDEN
WIDER DEINEN NÄcHSTEN.
WIR SOLLEN GOTT FÜRcHTEN UND LIEBEN, DASS WIR UNSERN
NÄcHSTEN NIcHT BELÜGEN, VERRATEN, VERLEUMDEN ODER
SEINEN RUF VERDERBEN, SONDERN SOLLEN IHN ENTScHULDIGEN, GUTES VON IHM REDEN UND ALLES ZUM BESTEN KEHREN.
Martin Luthers Erklärung zum Achten Gebot im Kleinen Katechismus
Klatsch und Tratsch sind oft die Würze für einen gelungenen Abend. Angesichts der schwer durchschaubaren
Komplexität moderner Lebenswelten liegt es nahe, einfache Antworten zu suchen. Die heile Welt ist begrenzt
und die Nähe zur Unwahrheit immer groß. Reden wir uns
die Widersprüche und Abgründe unseres Lebens deshalb
zuweilen schön? Die englische Sprache kennt eine treffende Metapher: white lie – weiße Lüge – Notlüge.
»Was ist Wahrheit?« – diese alte Frage zeigt an, wie subjektiv und dehnbar dieser Begriff gebraucht wird. Welche
Rolle spielen die Künste im Spiel zwischen Wahrheit und
Lüge: die Märchen, Mythen, Geschichten in Literatur
und Film, Verzückendes in der Bildenden Kunst, Betörendes in der Musik?
Pablo Picasso meinte: »Wir wissen alle, dass Kunst nicht
Wahrheit ist. Kunst ist eine Lüge, die uns die Wahrheit
begreifen lehrt, wenigstens die Wahrheit, die wir als
Menschen begreifen können.«
Angesichts des schwierigen Umgangs mit Lüge, Wahrheit und deren Spielarten in unserem eigenen Leben
stellt sich die Frage nach den Maßstäben, an denen sich
wahrhaftiges Leben orientieren kann. Das Achte Gebot
des Dekalogs gibt darauf eine Antwort. Die neue Folge
des DEKALOG -Projektes untersucht mit den künstlerischen Mitteln der Literatur, des Films, der Musik und der
bildenden Kunst deren Tragfähigkeit.
Wir sind gespannt auf neue künstlerische Assoziationen
und Interpretationen zum Achten Gebot!
DO, 3. NOVEMBER 2016 UM 19 UHR
> leSuNG
DO, 10. NOVEMBER 2016 UM 19 UHR
> Neue muSIK
FR, 25. NOVEMBER 2016 UM 20 UHR
> fIlmpreISverleIhuNG
Guardini Stiftung e. V.
Askanischer Platz 4
10963 Berlin
Tel +49 30 217358-0
[email protected]
www.guardini.de
Gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien aufgrund
eines Beschlusses des Deutschen Bundestages
Stiftung St. Matthäus
Kulturstiftung der EKBO
Auguststraße 80
10117 Berlin
Tel +49 30 28395-283
[email protected]
www.stiftung-stmatthaeus.de
Abb.: Jacques Legrand, Moses empfängt die Gesetzestafeln, aus: Le livre de bonnes mœurs, 1400-1410
folio 20 v, Quelle: gallica.bnf.fr /Bibliothèque nationale de France | Grafik Design: Anja Matzker
KaleNDarIum
Es gibt sie für Manager, angehende Mediendesigner, den
Erfolg im Außendienst, längere Akkulaufzeiten oder den
richtigen Umgang mit Social Media, ja neuerdings sogar für
Geschiedene und Atheisten: die Zehn Gebote – als magische chiffre bei Verhaltenscodices jeglicher Art verwendbar,
daher ungemein beliebt und keineswegs gefürchtet. Doch
was hat das kraftvolle Original, das den blässlichen Nachschöpfungen als Vorlage dient, was haben die Zehn Gebote
der Überlieferung uns heute noch zu sagen?
Dies zu untersuchen hat sich eine Ausstellungs- und Veranstaltungsfolge der Guardini Stiftung und der Stiftung
St. Matthäus vorgenommen, die sich in Vorbereitung des
bevorstehenden Reformationsjubiläums von 2013 bis
2017 den Zehn Geboten in Martin Luthers Lesart widmet.
Als programmatischer Kern der im ökumenischen Geist
konzipierten Reihe dient ein Zyklus von zehn Einzelausstellungen, die sich jeweils an einem Gebot orientieren.
Begleitet werden die Ausstellungen von Podiumsdiskussionen, Lesungen eigens für die DEKALOG -Reihe verfasster
literarischer Texte, Filmvorführungen, einem Wettbewerb
mit Beiträgen junger Regisseure sowie Aufführungen von
Auftragskompositionen.
Das DEKALOG -Projekt sucht den Sinngehalt der lutherschen Ausdeutung des Dekalogs für die heutige Zeit zu ermitteln. Leitender Gedanke dabei ist, dass unsere Epoche in
einer Tradition steht, die Martin Luther, wenngleich nicht intendiert, aber entscheidend mitgeprägt hat: einer Tradition
der Entfaltung von Freiheit und Verantwortung. Eine solche Deutung der Zehn Gebote ist von Krzysztof Kieślowskis
zehnteiliger Filmreihe »Dekalog« (1988/89) inspiriert.
MONTAG, 24. OKTOBER 2016
öKumeNISche veSper UM 18 UHR
FRANZÖSIScHE FRIEDRIcHSTADTKIRcHE
Gendarmenmarkt 1-5 | 10117 Berlin
MUSIK Martin Christoph Redel
»ZUNGENScHLAG«
Musik zum Achten Gebot, Uraufführung
Jörg Gottschick, Bariton
Matthias Badczong, Bassklarinette
Marika Gejrot, Violoncello
Lothar Knappe, Orgel
AUSSTELLUNG
MUSIK
FILMPREIS
Im hintersten Graben des vorletzten Kreises lässt sie
Dante im Inferno leiden – die Verleumder und falschen
Zeugen, die Ankläger und verlogenen Schwätzer. Viel
schlimmer, scheint es, kann man nicht fehlen, als den
anderen zu entehren durch Falschaussage und üble
Nachrede. Und doch ist es mit Zeugnis oft schwierig: vor
sich selbst, vor den anderen und für die anderen. »Aus
ein und demselben Mund kommen Segen und Fluch«,
heißt es im Jakobusbrief.
Im Rahmen des DEKALOG -Projektes suchen zeitgenössische Autoren eigene Zugänge zu den biblischen Geboten und kommen zu überraschenden Interpretationen.
Alle Texte erscheinen 2017 in einer Sonderedition.
Ein musikalisches »Nachdenken« über die Gebote –
kann es das geben? Widerspricht nicht der Wortgehalt,
die Macht des Wortes, gerade im Gestus der Weisung,
jeglicher Interpretation durch Klang und Gesang? Und
doch ist die Musik geeignet, den unermesslichen Abstand zwischen Ruf und dessen (Ein)Vernahme zu thematisieren und damit auch die tiefe Zerrissenheit des
Menschen zum Ausdruck zu bringen, der zwischen Gut
und Böse zu unterscheiden hat, aber häufig nicht zu
unterscheiden weiß. Die DEKALOG -Auftragskompositionen fordern zum Nachdenken auf, sie dienen nicht
der Zerstreuung, sondern verlangen Konzentration. Sie
machen, wie aktuell zum Achten Gebot, empfänglich
zur Wahrnahme des göttlichen Wortes, begleiten uns,
ohne bloße Begleitung zu sein.
Verfilmungen der Zehn Gebote zählen zu den Klassikern der Kinogeschichte – der Dekalog lieferte zu allen
Zeiten dem Film verlässliche Plots, die ihren Weg zum
Publikum fanden. Doch mehr noch als auf die grandiosen Dioramen mit ihren Allegorien der Sünde und der
Leidenschaft, des Zorns und der Gnade, lohnt der Blick
auf kleine Werke und Low-Budget-Produktionen. Auf
sie ist der DEKALOG-FILMPREIS ausgerichtet.
Prämiert werden Arbeiten, die sich direkt oder indirekt
auf die Zehn Gebote beziehen. Der Wettbewerb regt
eine Auseinandersetzung junger Regisseure/-innen an
und stellt die Frage nach dem Stellenwert, den die mit
dem Dekalog grundierten ethischen Orientierungen in
unserer heutigen Gesellschaft haben.
Über die Preisvergabe entscheidet eine unabhängige,
interdisziplinäre Jury.
20. September 2016 um 19 Uhr
3. November 2016 um 19 Uhr
10. November 2016 um 19 Uhr
25. November 2016 UM 20 UHR
AusstellungsEröffnung
NEUE TEXTE ZUM achten GEBOT
NEUE MUSIK
FilmPreisverleihung
DEKALOG – EIN ASSOzIATIONSRAUM vIII
»DOCH DIE ZUNGE KANN KEIN MENSCH
ZÄHMEN.« (Jak 3,8)
Martin Christoph Redel
»Zungenschlag«
Musik zum Achten Gebot
sie: »Wenn nur Leere über euch ist,
wenn am Ende
immer nur Leere über euch ist,
wenn das der Fall ist... «
Er: »Ja, ich weiSS… «
(aus Krzysztof Kieślowskis »Dekalog 8«)
Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten. Was ist das? Wir sollen Gott fürchten und lieben, dass
wir unsern Nächsten nicht belügen, verraten, verleumden
oder seinen Ruf verderben, sondern sollen ihn entschuldigen, Gutes von ihm reden und alles zum besten kehren.
Wider deinen Nächsten gewinnt heute eine umfassende
Bedeutung, der Nächste, das ist der Mensch schlechthin
und noch darüber hinaus die Natur. Doch den Menschen
entschuldigen fällt schwer angesichts seiner folgenschweren Handlungen wider die Natur und wider seinen Nächsten, ein Kreislauf, ein circulus vitiosus scheint alles zum
schlechten zu kehren. Die Ökonomisierung aller Verhältnisse fördert die berechnende Lüge, die in der Werbung
ihren primitiven Ausdruck findet. Welchen Ruf hören wir,
könnte man fragen, der noch verdorben werden könnte.
Und wer sollte hier entschuldigen können?
LITERATUR
Es spricht
Eugen Blume
Ein Ausstellungsprojekt von Eugen Blume,
Matthias Flügge, Frizzi Krella und Mark Lammert
ES LESEN DIE AUTORinnen
Petra Morsbach und Annette Pehnt
MODERATION
Dr. Ludger Hagedorn
Kostenlose Führungen auf Anfrage
Ausstellungsdauer: 21. September – 3. Dezember 2016
Öffnungszeiten: Di bis Fr 12 – 18 Uhr | Sa 14 –18 Uhr
Guardini Galerie
Askanischer Platz 4 | 10963 Berlin
Jörg Gottschick, Bariton
Matthias Badczong, Bassklarinette
Marika Gejrot, Violoncello
Lothar Knappe, Orgel
Texte von
Petra Morsbach und Annette Pehnt
LAUDATIO
Corinna Kirchhoff, Juryvorsitzende
gelesen von
Lydia Starkulla
Guardini Galerie
Askanischer Platz 4 | 10963 Berlin
St. Matthäus-Kirche
Matthäikirchplatz | 10785 Berlin
Villa Elisabeth
Invalidenstraße 3 | 10115 Berlin