Artikel FrauenSicht - Frauen verspotten sexistische Werbung

Männer- statt Frauen-Po: «Dass es um Sportwetten geht, ist logisch, was denken Sie denn?»
Frauen verspotten sexistische
Werbung
fs / 16. Aug 2016 - Ein nackter Männer-Po statt eines nackten Frauen-Pos: Die
Umkehr macht sexistische Werbung lächerlich.
Anlässlich der Fussball-Europameisterschaft hat der Online-Wettanbieter «Bet-atHome» mit einem nackten Frauen-Po geworben. Das Foto für die Werbung in Print-,
Plakat- und Online-Medien zeigte eine junge nackte Frau am Strand mit einem
Fussball in der Hand, die von hinten mit einem Feldstecher beobachtet wird.
In Österreich hat das sexistische Sujet einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. Die
feministische Plattform 20’000frauen hat unter dem Slogan «Balls For Boys» für das
fiktive Unternehmen «Bad-at-Home» Sujets mit nackten Männer-Pos veröffentlicht.
«Dass es um Sportwetten geht, ist logisch, was denken Sie denn?», heisst es auf der
Webseite. Und: «Solange Alltagssexismus als Unterhaltung, als Gag und als
Normalität gesehen wird, solange Kampagnen auf Busen, Bein und Po von jungen
Models fixiert sind, solange braucht es subversive Bilder und Texte, die den
herrschenden heteronormativen Blick in Frage stellen.»
Auch Männer diskriminiert
Marion Gebhart, Leiterin der Frauenabteilung der Stadt Wien, kritisiert die Kampagne
von «Bet-at-Home» ebenfalls. Diese habe absolut keinen inhaltlichen Bezug zum
beworbenen Produkt, sagte Gebhart im «Kurier». Durch das voyeuristische Element
bewege sie sich an der «Grenze zum sexuellen Übergriff». Das Sujet diskriminiere
auch Männer. «Durch den Einsatz der nackten Frau als Blickfang wird Männern
unterstellt, keine sachlichen Entscheidungen treffen zu können und Entscheidungen
nur aufgrund optischer Reize zu treffen.»
«Werbung darf Gemüter erhitzen»
Der Online-Wettanbieter sagte gegenüber «ORF.at», das Plakat- und Onlinesujet
spreche die Zielgruppe an. Auch im Wissen um die Kritik würde man es «in jedem
Fall» wieder genau so wählen.
Sexistisches Original-Sujet des Online-Wettanbieters «Bet-at-Home» (watchgroupsalzburg.at).
Es sei Ziel jeder Werbekampagne, «Aufmerksamkeit zu erregen und manchmal auch
zu polarisieren». Bei einem sportlichen Grossereignis wie der EM dürfe Werbung
«auch ein wenig die Gemüter erhitzen».
Machtloser Werberat
Beim Österreichischen Werberat gingen zahlreiche Beschwerden gegen das Sujet
des Online-Wettanbieters ein. Das Selbstkontrollorgan der Werbewirtschaft forderte
noch im Juni «Bet-at-Home» auf, die Kampagne sofort zu stoppen. Die Werbung sei
geschlechterdiskriminierend. Die Protagonistin werde «rein auf ihre Sexualität
reduziert». Die Fernglas-Perspektive vermittle zudem den Eindruck des
Voyeurismus. Doch die Aufforderung zum Stopp der Kampagne ist nicht
verpflichtend und «Bet-at-Home» reagierte nicht. In einem Nachtrag hält der
Werberat fest, dass der Online-Wettanbieter in den letzten Jahren immer wieder
wegen sexistischer Werbung beim Werberat gemeldet wurde. Dessen Interventionen
hätten aber «offensichtlich» nichts genutzt.
Sexistische Werbung verbieten
Marion Gebhart kritisiert, dass der Online-Wettanbieter «ganz bewusst immer wieder
absichtlich» auf sexistische Werbung setze. Um dies zu unterbinden, brauche es
gesetzliche Regelungen, die mit einer Strafe verbunden sind. Dies fordert auch die
Plattform 20000frauen. In einem offenen Brief an die politischen Parteien heisst es:
«Wir fordern ein Verbot sexistischer Werbung mit Sanktionsmöglichkeiten (inklusive
kollektivem Klagerecht) und erwarten dazu Ihre Initiative.»