Historisc die Bosc

12. Ersatzteile und Motorsteuergeräte
12.1. Ersatzteile
Die Restaurierung des Käfer-Cabrios ist geschafft,
bis auf einige Zierleisten hier und dort. Und der
A-Kadett läuft einfach nicht richtig, was angesichts einer ausgeschlagenen Zündverteilerwelle nicht überrascht. Also: Hin zum freundlichen
Opel- respektive VW-Händler? Dort wird selbst
der hilfsbereiteste Verkäufer mit den Schultern
zucken. Ohne funktionierenden Teilenachschub
Oldtimer-Hobby ade? Ganz so schlimm sieht es
glücklicherweise nicht aus.
Aber: Wer schnelle Erfolgserlebnisse braucht, sollte
sich auf aktuelle Automodelle beschränken. Immerhin kann die Suche je nach Modell, Epoche und
Teileart schon recht zeit- und kostenintensiv sein.
Zum Glück sind gerade Oldtimer-Freunde recht
kommunikativ und kooperativ: Als Tippgeber sind
sie, wie auch die Typenreferenten der Markenclubs,
meist die Anlaufstelle für folgende Fragen: Wer im
Club könnte etwas Passendes haben (oder jemanden kennen, der etwas haben könnte), welche
spezialisierten Teilehändler gibt es, welche Teile
von anderen Modellen könnten ebenfalls passen,
wo sind die Spezialbetriebe, die ein Altteil aufbereiten können?
92 | ADAC Oldtimer-Ratgeber
Eigeninitiative ist aber trotzdem gefragt: Ein
regelmäßiges Studium der Kleinanzeigen in den
Oldtimer-Zeitschriften und Club-Magazinen sollte
schon zum Pflichtprogramm gehören, ebenso wie
Fahrten zu Oldtimer-Märkten mit ihrer unschlagbaren Mischung aus Wühlkisten und Profihändlern. Sie sind auch als Informationsbörse sehr
empfehlenswert!
Wohl dem, dessen Oldtimer einer Marke zugehört, die weiterhin existent ist, und nicht nur das:
Einige (leider wenige) Hersteller nutzen ihre „Wurzeln“
zur Imagepflege und investieren massiv in eigene
Traditionsabteilungen. Von der Literatur über die
Clubbetreuung bis hin zu Ersatzteil-Nachfertigungsaktionen stellen sie ein umfangreiches
Angebot zur Verfügung.
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Tipp der ADAC Oldtimer-Experten: Verschaffen
Sie sich vor der Entscheidung für ein bestimmtes
Modell zumindest einen groben Überblick über
die Teileversorgung Ihres Traumfahrzeugs! Ganz
gut gelingt dies beim Studium der OldtimerKaufberatungen in den bekannten Magazinen.
Dass der Nachschub bei Fahrzeugen, die nur in
geringen Stückzahlen gebaut wurden oder aus
anderen Gründen nur in wenigen Exemplaren überlebt haben, kritisch aussehen kann, liegt auf der Hand. Aber auch
bei (damals) gängigen Massenprodukten aus der Nachkriegs-Ära ist die Lage
keinesfalls durchgehend rosig: Das eine
oder andere Karosserieteil bekommt
man unter Umständen noch, Zierteile
oder Innenausstattungen sind aber absolute Mangelware.
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Historisch korrekt,
die Bosch Batterie
Damit Ihr Original nicht nur gut
aussieht, sondern auch gut fährt.
Die schwarze Batterie ist nicht nur
ein optisches Highlight, sie hat auch
etliche innere Vorzüge. Sie vereint
historische Optik mit moderner
Technik. Durch ihr Hartplastikgehäuse garantiert sie eine längere
Lebensdauer, sowie eine höhere
Startleistung. Sie ist außerdem
nahezu vollständig recyclingfähig.
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ADAC Oldtimer-Ratgeber | 93
12.2. Zahnriemen
Der Zahnriemen im Automobilbau – Fluch und
Segen liegen in der Technik oft nahe beieinander.
Nicht jede Neuentwicklung erfüllt auf lange Sicht
die Erwartungen. Ein typisches Beispiel ist der vor
gut 50 Jahren entwickelte Zahnriemen aus Kunststoff, der damals die Verbindung der Kurbelwelle
zur Nockenwelle revolutionierte. Die anfängliche
Euphorie der Fahrzeughersteller über die unbestreitbaren Vorzüge – platzsparend, preiswert
und geräuscharm, wichen angesichts der mit
einem Zahnriemendefekt oft einhergehenden
Motor­
schäden zwischenzeitlich einer gewissen
Ernüchterung. Auch die hohen Wartungskosten,
hervorgerufen durch den regelmäßig erforder­
lichen Austausch nach Vorschrift des Fahrzeug­
herstellers, machen es nicht besser. Bis in die
60er Jahre wurden in die Viertaktmotoren aller
Fahrzeughersteller Rollenketten, Stirnräder oder
sogar Königswellen montiert.
Die Erfindung des Einsatzes eines Kunststoffzahnriemens im Viertaktmotor geht auf Andreas
Glas, Sohn von Hans Glas, dem Goggomobil­Fabrikanten, zurück. Er soll bei dem Versuch, eine
Küchenmaschine zu reparieren, auf einen winzigen
Zahnriemen gestoßen sein und hat dieses Bauteil
schließlich in der Automobiltechnik eingesetzt.
Der im September 1961 auf der IAA erstmalig
vorgestellte Glas S 1004 verfügte als erstes Auto
94 | ADAC Oldtimer-Ratgeber
auf der Welt über dieses Bauteil. Hersteller war die
Firma Continental aus Hannover, die auch heute
noch unter dem Namen Conti-Tech Zahn- und Keilriemen produziert.
In den folgenden Jahren griffen viele weitere Autoproduzenten auf dieses System zurück. Die anfänglichen Kinderkrankheiten, durch noch nicht so
alterungsbeständige, hitze- und feuchtigkeitsresistentere Materialien, sollen heutzutage behoben
sein. In der Praxis allerdings wird aufgrund der hohen Kosten für den Wechsel des Zahnriemens und
der mit dem System verbundenen Teile (Spannrollen, Umlenkrollen, Dichtringe und Wasserpumpen)
oftmals der Tausch hinausgezögert, was häufig
dann jedoch zu Ausfällen und empfindlichen
Folgekosten führt.
Die Wechselintervalle richten sich vorwiegend
nach der Laufleistung. Aber Zahnriemen altern
auch (Temperaturschwankungen, langes stehen
des Fahrzeugs usw.) und sollten deshalb auch
nach Zeiträumen gewechselt werden. Auch wenn
Wechselzeiträume im Serviceheft nicht angegeben werden, sollten die Riemen nach ca. 6 Jahren
sicherheitshalber ausgewechselt werden. Die Kosten sind erheblich geringer als die Reparaturkosten
eines kapitalen Motorschadens.
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ADAC Oldtimer-Ratgeber | 95
12.3. Motorsteuergeräte
Ersatzteilprobleme wie bei Vorkriegsklassikern
und bei Fahrzeugen aus der Wirtschaftswunderzeit
lassen die meisten Youngtimerfahrer kalt. Sie
kämpfen mit einer ganz anderen Problematik: Ende
der sechziger Jahre erschienen die ersten, in Großserie hergestellten, elektronisch gesteuerten Einspritzanlagen. Die Ära der elektronischen Steuergeräte hatte begonnen, mit der damals üblichen
Transistor-Technik, die auf Platinen verbaut war.
Defekte traten damals wie heute überwiegend
durch Kontaktprobleme an Lötverbindungen oder
durch Bruch der Platine auf. Die Ursachen für diese
Schäden sind Vibrationen, Schwingungen und
große Temperaturunterschiede. Häufig wird auch
durch Alterung die Abdichtung der Gerätegehäuse
durchlässig, Feuchtigkeit dringt ein. Nicht verwunderlich, wenn dann die Elektronik verrückt spielt.
Steuergeräte sind teilweise im Motorraum platziert, so dass die hohen Temperaturen bzw. Temperaturunterschiede die Steuereinheiten besonders
schnell fehlerhaft werden lassen. Häufige und intensive Motorwäschen sowie Defekte an den am
Motor verbauten Sensoren und den zur Verbindung
der Bauteile dienenden Kabelbäumen können
weitere Störungsursachen sein.
Helfen kann bei der Prüfung von elektronischen
Bauteilen zumeist nur der Vertragshändler der jeweiligen Automarke, ein Fachbetrieb (z. B. BoschDienst) oder eine auf diese Dinge spezialisierte Oldtimer-Werkstatt. Wesentlich ist
eine fachgerechte und logische Vorgehensweise bei der Fehlerdiagnose, denn häufig
wird vorschnell das Steuergerät als Fehlerursache vermutet. Nach der Überprüfung
der Zündanlage und der Kraftstoffzufuhr
sollte der mechanische Zustand des Motors
untersucht werden, denn manchmal ist nur
eine defekte Sicherung, ein Kabelbruch,
96 | ADAC Oldtimer-Ratgeber
eine korrodierte Steckverbindung oder ein defekter
Geber die Ursache des Problems. Die Fehlersuche
ist dem entsprechend meistens sehr zeit- und damit
kostenintensiv. Dies gilt insbesondere dann, wenn
eine Unterbrechung im Kabelbaum die Ursache ist.
Gerade hier liegen bei Oldtimer- und YoungtimerFahrzeugen oft die eigentlichen Fehlerquellen.
Bleibt am Ende tatsächlich nur noch das Steuergerät
als Fehlerursache übrig, kann in fast allen Fällen nur
noch ein ganz spezieller Steuergeräte-Reparaturbetrieb helfen. Nur diese haben die Möglichkeit, das
ausgebaute, vermeintlich defekte Steuergerät zu
prüfen und eventuell auch instand zu setzen. Eine
Reparatur oder der Austausch des Steuergerätes ist
in fast allen Fällen auch bei älteren Fahrzeugen problemlos möglich. Die Kosten sind je nach Fahrzeugtyp sehr unterschiedlich und können zwischen 150
Euro für eine einfache Reparatur und über 2.000
Euro für die vollständige Überholung liegen.
Vom Fahrzeughersteller werden häufig auch
Austausch- oder neue Steuergeräte angeboten. Ein Preisvergleich, ob eine Reparatur
durch einen Spezialbetrieb oder ein Gerät vom
Fahrzeughersteller die günstigere Variante ist,
sollte unbedingt angestellt werden. Immerhin positiv: Wegen mangelnder Reparaturmöglichkeiten
muss praktisch kein Oldtimer aufs Abstellgleis
geschoben werden!
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ADAC Oldtimer-Ratgeber | 97