aktuell Nr. 32 vom 15.08.2016 ( PDF , 5,1 MB)

D 8512
52. Jahrgang
Nr. 32
15. August 2016
NACHRICHTEN
POLITIK
Unter Wasser
Russische U-Boote patrouillieren
verstärkt in der Ostsee und im
Nordatlantik. Ein Versteckspiel
in der Tiefe.
Seite 4
STREITKRÄFTE
In der Luft
Nur 15 Minuten haben die Piloten
des Taktischen Luftwaffengeschwaders 74, um beim Air Policing abzuheben.
Seite 6/7
GOLD
Sportsoldatin Barbara Engleder gewinnt im
Dreistellungskampf die Goldmedaille. Seite 10
ZOOM
Auf Papier
Jochen Missfeldt ist ehemaliger
Kampfjetpilot. Neben Reportagen
schreibt er Gedichte übers
Fliegen. Ein Portrait.
Seite 9
Neu:
ia-App
Die Med
eswehr.
der Bund
VIDEO DER WOCHE:
Foto: ddp images/USA TODAY Network/John David Mercer
Hauptfeldwebel Oliver Bender hat
sich der Herausforderung gestellt
und hat einen Einblick in die
Arbeit der Spezialeinheit Kommando Spezialkräfte, kurz KSK,
bekommen. Die Serie „Mit Olli“
widmet sich in insgesamt sechs
Teilen dem KSK und versucht
mit den Vorurteile rund um diese
Einheit aufzuräumen. Im vierten
Teil lässt sich Olli zeigen, wie
die Soldaten des KSK Türen öffnet, wenn sie nicht den passenden
Schlüssel zur Verfügung haben.
BW CLASSIX: In diesem Classix
aus dem Jahr 1984 geht es um die
erste Hilfe bei einem Unterarmbruch. Es zeigt und erklärt, wie
jeder in so einer Situation richtig
handeln kann.
(eb)
Der QR-Code führt
direkt zum Video „Mit
Olli beim KSK“. Weitere
Beiträge unter www.youtube.com/bundeswehr.
[email protected]
2
aktuell
INTERN
15. August 2016
Foto: Bundeswehr/Jane Schmidt
BILD DER WOCHE
Doppel-Gold im Rudern: Der Doppelvierer mit Stabsgefreiter Philipp Wende (2.v.l.), Hans Gruhne, Lauritz Schoof und Karl Schulze gewinnen das Finale am Lagoa Stadium
in Rio. Kurz darauf gelingt Stabsunteroffizier (FA) Julia Lier, Lisa Schmidla, Carina Bär und Annekatrin Thiele ebenfalls der Coup im Doppelvierer.
S.10
IMPRESSUM
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ZITAT
EDITORIAL
„Ja, ja! Ich hab‘s Euch allen gezeigt.“
Die Bundeswehr soll noch attraktiver werden. Für Soldaten sind
aber nicht nur geregelte Dienstzeiten und heimatnahe Verwendungen wichtig. Wie es nach dem
Dienstzeitende weitergeht, spielt
spätestens dann eine Rolle, wenn
die Entscheidung gegen den Status Berufssoldat gefallen ist. Dabei
sind Lebens- und Bildungswege so
vielfältig wie die Menschen in der
Bundeswehr. Für Fort- und Weiterbildung gibt es ein großes Angebot:
Schulabschlüsse in der Dienstzeit,
Berufsausbildung oder Studium.
Der Berufsförderungsdienst
(BFD) unterstützt Soldaten dabei.
Die zivilen und militärischen
Mitarbeiter informieren über mögliche Arbeitgeber, unterstützen bei
Bewerbungen und bei Anträgen.
Das Dienstzeitende bietet auch
die Gelegenheit eines beruflichen
Neuanfangs. So möchte zum Beispiel der ehemalige Maurer und
Zeitsoldat Ronny Rehse nach
zwölf Jahren in Uniform nicht
in seinen alten Beruf zurück. In
Zukunft will er traumatisierte Kinder betreuen, denn er arbeite „lieber mit Menschen, statt mit Steinen“. Für dieses Ziel machte er
mit Unterstützung des BFD seinen
Realschulabschluss nach und wird
nun zum Erzieher ausgebildet.
Für Soldaten am Anfang ihrer
militärischen Laufbahn sind die
Sportschützin Oberfeldwebel Barbara Engleder nach ihrem
Sieg im Kleinkaliber bei den Olympischen Spielen in Rio.
KALENDERBLATT
Vor 60 Jahren: Am 17. August 1956 erklärte das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe die Kommunistische Partei Deutschlands für verfassungswidrig und verfügte die Schließung ihrer Büros
sowie die Auflösung der Partei.
Vor 80 Jahren: Am 19. August 1936 begann mit dem ersten der großen
„Moskauer Prozesse“ die Welle der sogenannten „Säuberungen“ unter
Josef Stalin. Die vermeintlichen Gerichtsverfahren waren makabre
Inszenierungen, bei denen die Angeklagten öffentlich ihre unter Folter
erzwungenen Geständnisse wiederholen mussten.
Vor 90 Jahren: Am 15. August 1926 wurde das „Fräulein vom Amt“
überflüssig – zumindest in zwei Stadtteilen Berlins, wo mit diesem
Tag der Selbstwähldienst für Telefone eingeführt wurde.
Vor 105 Jahren: Am 21. August 1911 wurde Leonardo da Vincis
„Mona Lisa“ aus dem Louvre geraubt. Erst durch diese „Entführung“, die fast eine europäische Kulturkrise ausgelöst hätte, wurde
das Gemälde weltberühmt.
Vor 120 Jahren: Am 18. August 1896 präsentierte die DaimlerMotoren-Gesellschaft in Cannstatt den ersten Lastwagen der Welt. Der
Fahrer saß wie bei einer Kutsche ungeschützt im Freien. Der Zweizylindermotor hatte vier Pferdestärken, der Benzintank reichte für Fahrten
von etwa 200 Kilometern. Damit legte Gottlieb Daimler den Grundstein
für die Motorisierung des Güterverkehrs auf der Straße.
(eb)
Maßnahmen der Zivilberuflichen
Aus- und Weiterbildung (ZAW)
eine mögliche Grundlage für den
späteren Zivilberuf. Die Marinetechnikschule in Parow bietet beispielsweise zahlreiche technische
Ausbildungsberufe, die den Auszubildenden einiges abverlangen.
Der Wiedereintritt in das Zivilleben nach vielen Jahren in Uniform bedeutet in jedem Fall eine
große Umstellung. Kameraden,
die die Bedeutung des Angebots unterschätzen und ihre
Ansprüche nicht wahrnehmen,
vergeben eine Chance. Bei der
fachlichen Qualifizierung hilft
die Bundeswehr – der Mut, die
Ideen und das Engagement müssen aber vom einzelnen Soldaten
kommen!
Anika Wenzel
Ressortleiter Streitkräfte
15. August 2016 MINISTERIUM / HINTERGRUND
aktuell
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Gefragte Spezialisten
Das ABC-Abwehrbataillon 750 zeigt Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen seine Einsatzmöglichkeiten.
Bruchsal. Sie wirken ein bisschen wie Außerirdische, wenn
die Spezialisten der ABC-Abwehrtruppe ihre Schutzanzüge
angelegt haben. Einen Eindruck
davon hat auch die Verteidigungsministerin bekommen, als
sie auf ihrer Sommerreise am
vergangenen Mittwoch Station
beim ABC-Abwehrkommando
der Bundeswehr gemacht hat.
Sie traf dabei mit dem ABCAbwehrbataillon 750 „Baden“
auf eine sehr motivierte und
hochspezialisierte Truppe, die
viel Erfahrung in der Zusammenarbeit mit zivilen Behörden vorweisen kann.
Einzigartige Fähigkeiten
in großem Maßstab
Die Ministerin informierte
sich bei ihrem Besuch über Ausstattung und Fähigkeiten der
ABC-Abwehrtruppe. Von Oberleutnant Juliane Harnisch ließ sie
sich den Spürpanzer Fuchs 1A8
erklären. „Das macht einen schon
sehr stolz, gerade auch wenn man
mal zeigen kann, was wir wirklich können“, beschrieb die Zugführerin ihre Begegnung mit der
Ministerin. Mit den geschützten
Fahrzeugen kann die Truppe
großflächig ABC-Kampfstoffe
aufspüren. Weitere Spezialausrüstung erlaubt es ihr, die Dekontamination von Fahrzeugen oder
Gebäude bis hin zu größeren
Flächen durchzuführen. Damit
konnte die Bundeswehr bisher
in zahlreichen Auslandseinsätzen
einen wertvollen Beitrag liefern.
Zivil-militärische
Zusammenarbeit üben
Als Beispiel für die traditionell
gute Kooperation der ABCAbwehrtruppe mit anderen
Sicherheitsorganen nannte die
Ministerin die „außergewöhnlich gute Zusammenarbeit“ mit
dem Bundeskriminalamt (BKA)
bei chemischen Verdachtsfällen.
Die besondere Expertise der
Bundeswehr auf diesem Gebiet
sei es, „ganz schnell, mobil und
hochspezialisiert in den Einsatz
zu kommen“.
Die Ausrüstung der ABCAbwehrtruppe und die daraus
resultierenden Einsatzmöglichkeiten der spezialisierten Soldaten
können den Sicherheitsbehörden
zur Erhöhung ihrer Kapazitäten
zur Verfügung gestellt werden.
„Die Fähigkeiten werden immer
wieder gefragt“, so der stellvertretende Bataillonskommandeur,
Oberstleutnant Mario Rizzoli.
„Der zivile Bereich, Polizei und
Feuerwehr, sind nicht in der Art
durchhaltefähig und sie haben
oftmals nicht die Möglichkeit,
größere Mengen zu dekontaminieren. Da sind wir eine hervorragende Unterstützung.“
Im Fall von chemischen Bedrohungslagen sei die Zusammenarbeit mit dem BKA bestens eingespielt und erfolgreich. Für alle
anderen Bedrohungsszenarien –
beispielsweise bei Terror-Großlagen – „muss nur geübt werden, dass die Polizei, die immer
die Federführung hat, dann auch
die Alarm- und Befehlsketten eng
abgestimmt hat mit der Bundeswehr“, so von der Leyen. In
einem solchen Fall „wäre die
ABC-Abwehrtruppe die erste
Stelle, die in Zusammenarbeit
mit dem BKA gerufen würde.“
Als frühesten Zeitraum für eine
gemeinsame Stabsrahmenübung
nannte sie den Spätherbst. „Die
Menschen wollen, dass wir bei
der ganzen Breite der Bedrohungen reaktionsfähig sind.“
Standort mit
Erfahrung und Zukunft
Die ABC-Abwehrtruppe habe
eine Zukunft, so die Ministerin.
Für die Bundeswehr sei der
Standort Bruchsal daher ebenfalls
sehr wichtig. Deshalb seien für
die nächsten vier bis fünf Jahre
Investitionen in Höhe von mehr
als 70 Millionen Euro geplant,
erklärte die Ministerin.
Im Anschluss an den Besuch
äußerte sich Oberst Henry Neumann sehr zufrieden. „Es ist uns
gelungen, die Ministerin von der
Leistungsfähigkeit der ABC-Abwehrtruppe zu überzeugen.“ Die
Fähigkeiten der ABC-Truppe
wurden bei der Vogelgrippe
2006, bei der Flüchtlingshilfe
2015 und zuletzt beim G7-Gipfel
auf Schloss Elmau durch die
zivile Seite abgerufen.
Fotos: Bundeswehr/Björn Trotzki (3)
Von Andreas Steffan und
­Alexander Linden
Schützen, Schneiden, Spüren: Die ABC-Abwehrtruppe zeigt der
Ministerin was sie kann. Mit dem Spürpanzer Fuchs 1A8 (u.) spüren
die Soldaten großflächig ABC-Kampfstoffe auf.
Mehr Tiger in der Luft
Das Kampfhubschrauberregiment 32 informiert Ursula von der Leyen über den aktuellen Stand.
system einweisen. Er ist Pilot
und Leiter des technischen
Flugtrupps. Der Hauptmann
ist begeistert vom Tiger. Seine
Agilität fasziniere ihn am meisten. 215 Stundenkilometer Spitzengeschwindigkeit und variantenreiche Bewaffnung sind die
Kernkompetenzen. Ein Jahr dauere es, bis ein ausgebildeter Hubschrauberpilot „basic qualified“
für den Tiger sei, berichtet
­Strahlenbach.
Qualifiziertes Personal ist die
zweite wichtige Voraussetzung,
damit der Tiger abheben kann.
Die „Kurhessen“ sind ein Beispiel
dafür, dass auch die Trendwende
Personal greift. „Wir haben ab
September 13 neue Dienstposten
für Technikerinnen und Techniker“, sagte von der Leyen.
Zurzeit stellt das Regiment
eine Rotte für die European
Battle Group. Knapp 1000
Personen zählt der Verband in
Fritzlar. „Weil dieser Standort ganz klar eine Zukunft hat,
werden wir in den nächsten
Jahren hier 40 Millionen Euro
weiter investieren“, machte
die Ministerin zum Abschluss
­deutlich.
(flo)
Foto: Bundeswehr/Mario Bähr
wiesen, dass Sie uns Hinweise
geben“, betonte die Ministerin.
Sie bedankte sich ausdrücklich
bei den Regimentsangehörigen.
An verschiedenen Stationen ihres
Rundgangs wurden der Ministerin Ausbildung und Ausrüstung
der Piloten, das Fluggerät, Wartung und Bewaffnung vorgestellt.
Andreas Strahlenbach durfte
die Ministerin in das Waffen-
Foto: Bundeswehr/Sebastian Wilke
Fritzlar. Die Eskorte hatte es in
sich. Bei ihrem Eintreffen in Fritzlar vergangenen Dienstag wurde
der Hubschrauber der Ministerin
von zwei Tiger-Kampfhubschraubern begleitet. Zwei von
insgesamt 22, über die das Regiment „Kurhessen“ verfügt. Bis
2018 sollen es 32 sein.
Der eingeschlagene Weg sei
erfolgreich, erklärte von der
Leyen mit Blick auf die Einsatzbereitschaft. Es seien nun
„deutlich mehr Tiger in der Luft“.
Hierzu habe die Verbesserung der
finanziellen Ausstattung beigetragen. Entscheidend sei zudem die
Arbeit der „Task Force Drehflügler“ gewesen, „wo sich Expertinnen und Experten zusammengesetzt haben, um dieses komplexe
System zu analysieren.“
Aber auch die Soldaten vor
Ort hätten die Task Force unterstützt. „Wir sind darauf ange-
Aufmerksam: Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen folgt den Erklärungen des Hauptmanns (l.) zum Kampfhubschrauber Tiger (r.).
4
aktuell
POLITIK / HINTERGRUND
15. August 2016
Bagdad. In den vergangenen zwei Jahren sind im Irak
und Syrien 45 000 Kämpfer der
Terrormiliz „Islamischer Staat“
(IS) getötet worden. Das sagte
der scheidende Kommandeur
der Anti-IS-Mission Inherent
Resolve, Generalleutnant Sean
MacFarland, am vergangenen
Mittwoch in Bagdad anlässlich
der Kommandoübergabe an seinen Nachfolger. Die Anti-IS-Koalition habe in den vergangenen
elf Monaten bei insgesamt 50 000
Lufteinsätzen knapp 30 000 Bomben auf Ziele im Irak und Syrien
abgeworfen.
(kli)
Foto: picture alliance/Lev Fedoseyev
Pentagon: 45 000
IS-Kämpfer getötet
Aufgetaucht: Die „Sewerodwinsk“ ist das modernste U-Boot der russischen Flotte. Das Mehrzweck-Boot ist mit Torpedos und Marschflugkörpern bestückt. Bis 2020 sollen acht Boote der Sewerodwinsk-Klasse die alternde Flotte der russischen Jagd-U-Boote ersetzen.
Versteckspiel in der Tiefe
Foto: CSIS AMTI/DigitalGlobe
Ausbau von Inseln im
Südchinesischen Meer
Peking. Die chinesische Regierung treibt den militärischen Ausbau von Riffen und künstlichen
Inseln im Südchinesischen Meer
weiter voran. Neue Satellitenbilder
zeigen, dass auf den Spratly-­
Inseln mittlerweile neben drei
Landebahnen auch Hangars für
Militärflugzeuge errichtet wurden. Auf die Spratly-Inselgruppe
erheben verschiedene Anrainerstaaten Besitzansprüche. Im Juli
hatte der Internationale Schiedshof in Den Haag in einem Urteil
erklärt, dass der Anspruch Chinas
auf das Seegebiet „keine rechtliche Grundlage“ habe.
(kli)
Foto: Reuters/Tiksa Negeri
Proteste in Äthiopien
weiten sich aus
Addis Abeba. In Äthiopien
haben sich die Proteste gegen die
Regierung ausgeweitet. Augenzeugenberichten zufolge gingen
Sicherheitskräfte mit Gewalt
gegen die Demonstranten vor.
Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Amnesty
International wurden bei den
Auseinandersetzungen in den
vergangenen beiden Wochen in
verschiedenen Landesteilen etwa
100 Menschen getötet. Seit vergangenem November demonstrieren Einwohner gegen die
geplante Ausweitung der Hauptstadt, da sie befürchten, ihr
Ackerland zu verlieren.
(eb)
Russische U-Boote patrouillieren verstärkt im Nordatlantik und in der Ostsee.
Von Simon Klingert
Berlin. Im Nordatlantik und in
der Ostsee intensiviert die russische Marine ihre U-Boot-Operationen. Allein im vergangenen
Jahr hat sich die Zahl der russischen Patrouillenfahrten in der
Barentssee, der Ostsee und im
Nordatlantik verdoppelt. Immer
wieder testen die Boote die Reaktionsfähigkeit der westlichen Seestreitkräfte in der Region. Denen
fehlen häufig die Mittel für eine
effektive U-Boot-Abwehr.
Präsenz, Macht
und Reichweite
Aus Ostseestaaten mehren
sich die Meldungen über das
Eindringen fremder U-Boote in
ihre Hoheitsgewässer. Im Oktober 2014 suchte die schwedische
Marine mit Hubschraubern und
Minensuchbooten den Stockholmer Schärengarten nach einem
vermutlich russischen U-Boot ab.
Die Suche in den unübersichtlichen Gewässern vor der Hauptstadt wurde nach einer Woche
ergebnislos abgebrochen. Im
April 2015 kam es zu einem ähnlichen Zwischenfall vor der Küste
Finnlands, bei dem die finnische
Marine Wasserbomben einsetzte,
um das ebenfalls vermutlich
russische U-Boot zu vertreiben.
Auch in der Nordsee haben russische Aktivitäten unter Wasser
zugenommen. Dort sollen russische U-Boote nach Angaben der
US-Marine in unmittelbarer Nähe
von transatlantischen Seekabeln
operiert haben. Es wird befürchtet, dass Russland die Kabel nicht
nur kappen oder anzapfen, sondern auch eigene Datenpakete
einspeisen könnte.
Mit den teilweise riskanten Manövern versucht Moskau, die eigene Einflusssphäre
abzustecken. „Russland könnte
mit dem Einsatz von nur wenigen U-Booten ein überproportionales Maß an Präsenz, Reichweite und Macht demonstrieren“,
sagt Andrew Merrick vom Center for Strategic and International
Studies (CSIS) in Washington.
„Moskau will seine Unterwasserfähigkeiten nutzen, um die
Anrainerstaaten der Ostsee zu
zwingen, territoriale Ansprüche
wie etwa auf die Krim zu akzeptieren“, sagt Merrick, einer der
Autoren eines im Juli veröffentlichten CSIS-Berichts zur russischen U-Boot-Strategie. Russland wolle das strategische Kalkül
der NATO und der Partnerländer
in der Region beeinflussen, sagt
Merrick. Moskau sei vor allem die
engere Bindung Schwedens und
Finnlands an die NATO sowie
die verstärkte Präsenz der Allianz
in Osteuropa ein Dorn im Auge.
Modernisierung
der Flotte
Die Modernisierung und der
Bau neuer U-Boote hat für Moskau hohe Priorität. Im Zeitraum
zwischen 2011 und 2020 sind
26 Prozent des staatlichen Rüstungsprogramms für die russische
Marine vorgesehen. Mit knapp
fünf Billionen Rubel (69,6 Milliarden Euro) erhält die Marine
damit den größten Posten des
264 Milliarden Euro teuren Programms. Ein großer Teil des
Geldes ist für den Bau von zwei
neuen U-Boot-Klassen vorgesehen. „Dabei geht es Russland
auch um die nukleare Abschreckung“, sagt Jonas Kassow von
der Stiftung für Wissenschaft und
Politik (SWP) in Berlin. „Eine
modernisierte U-Boot-Flotte ist
von hohem strategischem Wert“,
so der Experte für russische
­
Marinestrategie.
Bahnbrechende
Technologien
Das Prestigeobjekt der russischen Flotte ist die „Sewerodwinsk“. Das 2014 in Dienst
gestellte Mehrzweck-U-Boot ist
der Prototyp einer neuen atomgetriebenen U-Boot-Klasse, das
die veraltete Flotte der Jagdund Marschflugkörper-U-Boote
ersetzen soll. Das modernste
Boot der russischen Unterwasserflotte wurde für die Aufklärung
und den Angriff auf gegnerische
Schiffe konzipiert, kann aber auch
Stolz der U-Boot-Flotte: die „Sewerodwinsk“
Berlin. Das Mehrzweck-UBoot „Sewerodwinsk“ wurde als
„Projekt 885“ bereits 1993 auf
Kiel gelegt. Nicht nur die lange
Bauzeit von knapp 20 Jahren
ist rekordverdächtig: Mit Entwicklungs- und Baukosten von
1,4 Milliarden Dollar ist es das
teuerste U-Boot der russischen
Flotte. Dafür ist die „Sewerodwinsk“ technisch gesehen auch
nach westlichen Standards auf
der Höhe der Zeit. Das 120
Meter lange Boot ist mit acht
vertikalen Abschussrohren für
Marschflugkörper vom Typ
Kalibr ausgestattet. Ein neuartiges sphärisches Sonar nimmt
den Platz im Bugraum ein, die
Torpedorohre sind mittschiffs
platziert. Das neue Bugsonar
soll Experten zufolge eine vergleichbare Leistung wie das
Sonar der neuesten US-JagdU-Boote der Virginia-Klasse aufweisen. Die „Sewerodwinsk“
soll Tauchtiefen bis zu 600
Metern erreichen können.
mit Marschflugkörpern bestückt
werden (s. Infokasten). „Die Verwendung neuer Technologien bei
der Sewerodwinsk-Klasse ist für
russische Verhältnisse bahnbrechend“, sagt der CSIS-Experte
Merrick. „Die neueren Boote der
Sewerodwinsk-Klasse haben im
Bereich des Sonar und der Akustik vermutlich zu den U-Booten
der US-Marine aufgeschlossen“,
sagt Merrick.
Unter der Bezeichnung „Projekt 885M“ wurden bislang drei
verbesserte Nachfolgemodelle auf
Kiel gelegt. Bis 2020 ist der Bau
von acht Booten dieser Klasse
geplant. Das Rüstungsprogramm
sieht zudem vor, die alternde
Flotte der mit Nuklearraketen
bestückten U-Boote der Delta-III
und Delta-IV-Klasse durch neue,
leisere Boote der Borey-Klasse
zu ersetzen.
Defizite bei der
U-Boot-Abwehr
„Den NATO-Staaten erscheinen die russischen U-Boot-Aktivitäten vor allem vor dem
Hintergrund des eigenen Fähigkeitsverlustes im Bereich der
U-Boot-Abwehr als bedrohlich“,
sagt SWP-Experte Kassow. Das
Beispiel Großbritannien zeigt,
wie sehr die Fähigkeiten westlicher Staaten durch Budgetkürzungen und die Verlagerung
des militärischen Schwerpunkts
auf Stabilisierungsmissionen
geschwunden sind. Anfang 2015
erfasste die Royal Navy verdächtige Bewegungen in den Gewässern vor Faslane an der Westküste Schottlands. Dort befindet
sich die einzige U-Boot-Basis der
britischen Marine. Um das unbekannte U-Boot zu orten, mussten
amerikanische Verbündete einspringen. Seit 2010 verfügt die
ehemalige Seemacht über keine
eigenen Seefernaufklärer mehr.
15. August 2016
EINSATZ / BUNDESWEHR
aktuell
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Helfer
aus Helsinki
Von Bastian Fischborn
Catania. 17 Seemeilen nördlich
der libyschen Küste stehen drei
finnische Boarding-Soldaten auf
einem kleinen blauen Boot aus
Metall. Zeitgleich waten unter
Deck des Bootes weitere Soldaten durch Kot und Urin. Zweihundert Meter entfernt hat der deutsche Tender „Werra“ gestoppt.
Auf der Brücke steht der finnische
Boardingoffizier Mika ausgerüstet mit Headset und berichtet dem
Kommandanten, was seine Soldaten auf dem Boot gefunden haben.
„Schleuser gehen
skrupellos vor“
„Die Schleuser gehen skrupellos vor“, sagt Mika. „Unter Deck
dürften mindestens 150 Menschen gesessen haben. Weder
war genug Wasser an Bord,
noch Treibstoff. Sie erzählen
den Migranten, dass der Schein
der Gasfackeln auf den OffshorePlattformen ‚Sabratah’ und
‚Bouri’ Italien sei. Dabei stehen
die gerade einmal 55 Seemeilen,
etwa 100 Kilometer, vor der libyschen Küste.“
Die Männer um Mika gehören zu einem der insgesamt drei
Boarding-Teams, die für ein Jahr
zu den Besatzungen der deutschen Schiffe in der Operation
Sophia gehören. Für sie selbst
endet ein viermonatiger Einsatz. Erst auf der Fregatte „Karlsruhe“ und danach auf dem Tender „Werra“.
Die Durchsuchung des Bootes
gehört zu den Aufgaben des
„Alustarkastusosasto“, was Boarding-Team auf Finnisch heißt.
Das Team des Zugführers sichert
den Tender im Nahbereich. Force
Protection nennen die Soldaten
das. „Wir können nie ausschließen“, erläutert Kontingentführer und Fregattenkapitän Torsten
Eidam, „dass sich auf den Flüchtlingsbooten auch einmal ein Einzeltäter versteckt, der die Situation für einen gezielten Anschlag
nutzen will. Einzeltäter haben
immer die Initiative. Die Gefahr
ist zwar latent, aber sie ist da.“
Deshalb durchsuchen die Finnen die Insassen der Boote vor
Libyen bereits dann, wenn sie
sie auf die eigenen Speedboote
holen. Erst danach werden sie
an Bord des Tenders gebracht.
25 Kilogramm
Ausrüstung
Spezialisten für die medizinische Versorgung von Verwundeten sind genauso unter den Boarding-Soldaten wie Scharfschützen.
Sie beherrschen die Beschlagnahme verdächtiger Fahrzeuge,
wie sie Anfang Juli gezeigt haben.
Der Tender „Werra“ hatte als erstes Schiff der Operation Sophia
der Schleuserei Verdächtige
an Bord genommen und an die
zuständigen italienischen Behörden übergeben. Regelmäßig übt
das Boarding-Team mit der Besatzung. Dann klettern die Finnen in
Windeseile an schmalen Stricklei-
Fotos: Bundeswehr/PAO EUNAVFOR MED (4)
Finnische Force Protection für Tender „Werra“.
Gemeinsam: Das finnische Force Protection Team überprüft vom Speedboot aus ankommende Flüchtlinge (o.). Insgesamt wiegt die Ausrüstung – mit Helm und Waffen – 25 Kilogramm (u.).
tern am Brückenhaus der „Werra“
hoch und gewinnen jedes Wettrennen zur Kommandozentrale
des Schiffes. Nahkampf und
Sport gehören zu ihrem Übungsprogramm, taktisches Fahren mit
Speedbooten und Schießübungen.
Der Scharfschütze trifft auf mehrere hundert Meter Entfernung
einen auf den Wellen tanzenden
Luftballon.
Die Soldaten seines Teams
sind im Schnitt 28 Jahre alt, die
Hälfte von ihnen aktive Soldaten, die andere Hälfte Reservisten. „Viele meiner Männer habe
ich vorher noch nie gesehen“,
sagt der junge Boarding-Offizier.
Mit 13 Paletten Material haben
sie auf der „Werra“ eingecheckt.
Vom Funkgerät bis zur Munition
wurde alles in Finnland zusammengestellt. 25 Kilogramm wiegt
die Ausrüstung, die die trainierten Soldaten mit sich tragen,
wenn sie „aufgerödelt“ sind. Man
blickt dann in dunkle Schutzbrillen, Helme mit aufgeklemmten
Kameras. Die Finnen haben ihre
Schutzmasken vors Gesicht gezogen, an ihren Schutzwesten baumelt Ausrüstung: Taschenlampen, Funkgeräte, Tourniquets und
Munition. Wenn sie ihre Masken ablegen, kommen darunter
freundliche Männer zum Vorschein. Auch Familienväter sind
dabei. Einer hat seine Gitarre mit
und übt abends Lieder, die er seinen Kindern vorspielen will.
Zusammenarbeit
als Vorteil
„Diese Zusammenarbeit entlastet das deutsche Seebataillon mit
der Boarding-Kompanie, das dieser Tage wie die gesamte Marine
sehr gefragt ist“, sagt Kontingentführer Eidam. „Und es bietet den
Finnen die Möglichkeit, an der
Operation teilzunehmen, obwohl
sie kein eigenes Schiff stellen.“
Noch bis November bleiben die
Finnen an Bord der deutschen
Schiffe, dann möchte Litauen ein
Boarding-Team schicken.
Unter Beobachtung
Erbil. Adrenalin durchflutet den
Körper. Der Puls ist bis in den Hals
spürbar. Hinzu kommt das unbestimmte Gefühl, beobachtet zu
werden. Häuserkampf fordert Soldaten alles ab. Im nordirakischen
Erbil fühlen sich die Soldaten
jedoch zurecht beobachtet. Hier
befindet sich das „Ghosthouse“,
eine moderne Häuserkampfanlage
mit vier baugleichen Unterrichtsräumen. Mit Hilfe von Laufgittern, die über den Räumen angebracht sind, können die Ausbilder
die Szenarios genau verfolgen. Sie
schweben wortwörtlich gesprochen „über der Ausbildung“. So
entstand der Name „Ghosthouse“.
Seit 2015 engagiert sich die
Bundeswehr im Nordirak mit
einer Ausbildungsmission für
Foto: Bundeswehr/Christian Griem (2)
Ein neues Trainingsgelände im Nordirak ermöglicht Ausbildern die unmittelbare Auswertung.
Nachbau: Peschmerga trainieren den Orts- und Häuserkampf (r.) im „German Village“-Trainingsdorf.
den Kampf gegen die Terrormiliz „Islamischen Staat“ (IS). Nun
wurden das „Ghosthouse“ und das
„German Village“-Trainingsdorf
an die Peschmerga übergeben.
Bnslawa ist das Trainingscamp,
das von den Deutschen zur Ausbildung der Peschmerga genutzt
wird. Anfangs existierte dafür
keinerlei Infrastruktur. Die
Peschmerga und die Bundeswehr
entschieden sich daher, ein neues
Trainingsgelände aufzubauen.
Die urbanen und kulturellen
Strukturen im Irak sind anders
als in Westeuropa. Daher war
es wichtig, dass sich die Ausbildungsstätten daran orientieren. Soldaten der Bundeswehr
haben hierfür extra ein regional
typisches Dorf vermessen: Gollah ist rund 20 Minuten von Bnslawa entfernt und war durch den
IS besetzt. Neben den landestypi-
schen Strukturen zeigte das Dorf
zusätzlich, wie der IS militärisch
operiert. So wurden Tunnelsysteme entdeckt und bei der Planung der neuen Anlage einbezogen. Die Bauarbeiten begannen
im Frühjahr: 51 Container, lange
Tunnel und Gräben ließen auf
einem 40 000 Quadratmeter großen Gelände das Dorf erneut entstehen. Nach 80 Tagen Bauzeit
konnten die beiden Einrichtungen durch den Kontingentführer übergeben werden. Zuversicht herrscht auf beiden Seiten:
Die militärische Ausbildung
der Peschmerga kann erheblich
verbessert und damit die Sicherheit der Soldaten beim Kampf
gegen den IS deutlich erhöht
werden.
(gäd/eb)
6
aktuell
BUNDESWEHR
aktuell
7
In 15 Minuten
in der Luft
Die Sicherung des deutschen Luftraums gehört im Frieden zu den
Hauptaufgaben der Luftwaffe. Dem Taktischen Luftwaffengeschwader 74
kommt für Süddeutschland eine Schlüsselrolle zu.
Neuburg/Donau. Laut dröhnt
ein Hupensignal durch das Aufenthaltsgebäude der Alarmrotte.
Sofort eilen die Piloten zu ihren
Spinden, legen die Anti-G-Hose
und die „Flight Jacket“-Überlebensweste an. Mit dem Pilotenhelm am langen Arm geht es dann
im Laufschritt zu den nächstgelegenen Flugzeugunterständen,
den Sheltern, wo Oberfeldwebel
Milana Piontek und ihre Kameraden des Bodenpersonals sie
bereits an den zwei startbereiten
Eurofightern erwarten.
24 Stunden und 365
Tage einsatzbereit
„Nach einer Alarmierung
durch den Gefechtsstand der
NATO Luftverteidigung in
Uedem kann unsere Alarmrotte,
bestehend aus zwei Kampfflugzeugen vom Typ Eurofighter,
innerhalb von 15 Minuten in der
Luft sein“, erklärt Oberstleutnant
Siegfried Beck, stellvertretender
Kommodore des Geschwaders,
den hohen Bereitschaftsgrad seines Verbandes. „Die Piloten und
das Bodenpersonal werden alle
24 Stunden durch ein neues Team
abgelöst. Ob Werk-, Sonn-, oder
Feiertag, die Alarmrotte ist 365
Tage im Jahr rund um die Uhr
einsatzbereit.“
Hauptauftrag der Quick Reaction Alert Interceptor (QRA)
Alarmrotte ist das als „Air
Policing“ bezeichnete Überwachen und Schützen des deutschen
Luftraums. Das Identifizieren und
Abfangen von Luftfahrzeugen,
die ohne Berechtigung in den
deutschen Luftraum einfliegen,
gehört dazu.
„Wir unterscheiden zwischen
vier Alarmtypen“, erklärt der
Pilot Major K. „Ein Alpha
Scramble ist ein scharfer Einsatz, ein Sierra Scramble eine
Überprüfung unserer Einsatzfähigkeit durch die NATO, ein
Tango Scramble ein geschwaderinterner Übungsalarm und ein
CPX Scramble eine Überprüfung
der Arbeitsabläufe während der
Alarmierung.“
„Unseren eigentlichen Auftrag erfahren wir in der Regel
erst wenn wir in der Luft sind“,
sagt der Major. Er fügt hinzu:
„Vor dem Start bekommen wir
nur die Scramble Instructions. Im
Wesentlichen umfassen diese die
Flugrichtung und -höhe, die wir
nach dem Start einschlagen und
erreichen sollen.“
Erfahrung als
Voraussetzung
Im Cockpit angekommen
beginnt der Pilot nun mit den letzten Vorbereitungen vor dem Start,
überprüft die Systeme und lässt
die Triebwerke an. Die Abläufe
sind Routine, wurden unzählige
Male in der Ausbildung geübt.
Bevor ein Pilot zum Dienst bei
der QRA Alarmrotte zugelassen
wird, muss er mindestens 100
Flugstunden mit dem Eurofighter absolviert haben sowie 100
Stunden im Flugsimulator.
Zwölf Minuten nach der
Alarmierung rollen die beiden
Eurofighter, eingewiesen von
Oberfeldwebel Piontek, zur
Startbahn. Die Startfreigabe vom
Tower kommt prompt. Die Triebwerke der beiden Maschinen heulen auf, dann rast die erste über
den Asphalt, hebt nach etwa 700
Metern vom Boden ab. Kaum
ist sie in der Luft setzt auch der
zweite Eurofighter zum Start an.
Personalien prüfen
über den Wolken
Major K. beschreibt einen
möglichen Einsatz. „Nach dem
Start erhalten wir vom Nationalen
Lage- und Führungszentrum für
Sicherheit im Luftraum unseren
konkreten Auftrag, zum Beispiel
die Überprüfung einer Passagiermaschine, zu der der Funkkon-
takt abgebrochen ist. Beim
Anflug auf die Maschine
versuchen wir diese per
Datenfunk zu erreichen.
Bleibt das erfolglos, fliegen wir sie von hinten seitlich an,
bis der Pilot uns
im Sichtfeld hat.
Dabei versuchen
Köln
wir, Sprechfunkkontakt
mit ihm herzustellen. Der Wortlaut ist immer
gleich: You have
been intercepted
by NATO QRA in
German Airspace! If
you read, contact me
on VHF Guard 121.5 or
rock your wings!”
Das Video „Die Alarmrotte beim Taktischen
Luftwaffengeschwader
74“ unter www.youtube.
com/bundeswehr.
TaktLwG 71 „Richthofen“
Wittmund
Kassel
Mehr als nur Technik
Oberfeldwebel Milana
Piontek
ist Fluggerätmechanikerin
Erfurt
Dresden
der Fachrichtung
Instandhaltungstechnik. In
Neuburg an der Donau
wartet sie Eurofighter
beim Taktischen Luftwaffengeschwader 74. Zwischen
September und
Dezember 2016
wird sie für das
TaktLwG 74
„Verstärkte Air
Neuburg/Donau
Policing Baltikum“
mehrere Wochen auf
dem estnischen Luftwaffenstützpunkt
Ämari eingesetzt werden.
Den Piloten den
Rücken frei halten
„Zu meinen Aufgaben gehört im Wesentlichen
die Durchführung von Vor-, Zwischen- und Nachfluginspektionen inklusive der Fehleranalyse und
der Behebung kleinerer Mängel“, beschreibt die
26-Jährige ihre Tätigkeit. „Genaugenommen
sorgen meine Kameraden und ich dafür, dass
die Piloten beim Eintreffen am Shelter über ein
voll einsatzbereites, flugtaugliches und optimal
auf ihren Einsatzauftrag vorbereitetes Luftfahrzeug
verfügen können.“
Sie und ihr Team gehören in der technischen
Gruppe des Geschwaders zum Wartungszug A
der Wartungs- und Waffenstaffel. Unter anderem
kontrollieren sie Ölstände, Reifenzustand und -luftdruck und stellen sicher, dass die Lufteinlässe der
Triebwerke frei von Fremdkörpern und dass Tragflächen, Ruder und Klappen frei von BeschädigunReady for take-off: Die Piloten müssen alle Handgriffe und ihre Maschinen wie im Schlaf beherrschen, um die Eurofighter schnell in die Luft zu bekommen.
gen sind. „Es gehört auch das Aufmunitionieren
der 27 Milimeter Bordkanone des Eurofighters
dazu“, erklärt die junge Frau weiter. „Auch Rüstarbeiten führen meine Kameraden und ich aus,
wie zum Beispiel das Anbringen von Zusatztanks.“
Aus-, Fort- und Weiterbildung bis zur
vollen Einsatzbereitschaft
Bevor Piontek selbstständig bei
der Bundeswehr ein Flugzeug
warten durfte, gab es viel zu
lernen. Direkt nach Ende
ihrer schulischen Ausbildung trat sie im Oktober
2009 als Zeitsoldatin bei
der Unteroffizierschule der
Luftwaffe in Heide ihren
Dienst an. Nach einer zweimonatigen Grundausbildung
folgte dann die Versetzung zu
ihrem Stammverband, dem Taktischen Luftwaffengeschwader 74 in Neuburg an
der Donau. Im Anschluß absolvierte sie die Zivilberufliche Aus- und Weiterbildung (ZAW) zur Fluggerätmechanikerin der Fachrichtung Instandhaltungstechnik in Speyer/Germersheim. Damit war
die Ausbildung noch nicht abgeschlossen. Es
folgten der Basislehrgang Fliegerischer Dienst,
ein Lehrgang in technischem Englisch, die Fachausbildung Technik Stufe 6 und 7 und das Führungstraining (FT), das die allgemeinmilitärische
Laufbahnausbildung zum Feldwebel abschließt.
Wieder zurück bei ihrem Stammverband kam die
Professionalisierung auf den Eurofighter.
Der Einsatz in Estland wird für Piontek der erste
richtige Auslandseinsatz werden. Das Arbeiten im
internationalen Umfeld reize sie. „Durch meinen
Dienst als Fluggerätmechanikerin der Quick
Reaction Alert Interceptor Alarmrotte, die das
Taktische Luftwaffengeschwader 74 das ganze
Jahr über stellt, fühle ich mich bereits gut auf den
Einsatz vorbereitet. Ich freue mich schon darauf,
das Land und die Kultur kennenzulernen. Das
wird sicher eine interessante Erfahrung, an der ich
wachsen kann“, sagt die Fluggerätemechanikerin.
Schritt eins: Check der Bordelektronik.
Schritt zwei: Aufmunitionieren der Bordkanone.
Schritt drei: Einweisen des ausfahrenden Jets.
Fotos: Bundeswehr/Carl Schulze (8), Grafik: Bundeswehr/Daniela Prochaska
Von Carl Schulze (Text und Fotos)
8
aktuell
BUNDESWEHR
15. August 2016
Ausbildung
mit Meerblick
Ideale Bedingungen an der Fachschule in Parow.
Parow. Hoch im Nordosten
Deutschlands liegt die Marinetechnikschule (MTS). Vom
Mannschaftsdienstgrad bis zum
Offizier – an der größten Schule
der Marine werden fast alle technischen Berufe der Teilstreitkraft
ausgebildet.
Ob Grundausbildung, Fachausbildung oder spezielle Systemausbildung – an einem der ältesten
Standorte der Marine herrschen
ideale Bedingungen, um technische Berufsausbildung und Marinealltag zu kombinieren.
Facharbeiter erlangen oder sich
zum Meister oder Techniker ausbilden lassen. Bis zu 7000 Lehrgangsteilnehmer hat die zivilberufliche Ausbildungseinrichtung
pro Jahr. Sie können zahlreiche
Berufsbilder verfolgen: Elektroniker für Geräte und Systeme, Elektroniker für Automatisierungstechnik, IT-Systemelektroniker,
Elektroniker für Betriebstechnik
und Feinwerkmechaniker.
Fotos: Bundeswehr/Nicole Kubsch (3)
Von Nicole Kubsch (Text und
Fotos)
Eindrücke aus
der Ausbildung
Die Zivilberufliche Aus- und
Weiterbildung (ZAW) fasst in
einer komprimierten Ausbildungszeit von mitunter nicht
einmal einem Jahr militärische
Regeln und Normen sowie fachliche Fähig- und Fertigkeiten
zusammen. Soldaten mit und
ohne Berufsausbildung können
einen Abschluss als Geselle oder
Der 38-jährige Oberleutnant zur
See Reiner Baier ist derzeit Ausbilder an der MTS. Er hat seine
Ausbildung ebenfalls an der MTS
absolviert. Praktische Erfahrungen sammelte er im Marinefliegerund im Schnellbootgeschwader.
Als Offizier kehrte er als Ausbilder an die Technikschule zurück.
„Die Vielseitigkeit der Ausbildung
macht einfach Spaß. Wir kombinieren hier die Vermittlung der Kenntnisse und Fertigkeiten für die zivile
Qualifikation und nutzen dabei
auch die Ressourcen der maritimen Systemausbildung.“
Erste Ausweise ab
Januar 2017 ungültig
Frühjahrsputz in Altengrabow
Zivil anerkannte
Berufsausbildung
An der Küste: An der Fachschule (u.) können Soldaten wie Maik Hamann (o.l.) die Ausbildung zum
Elektroniker absolvieren. Ausbilder Reiner Baier (o.r.) kann hier individuell auf seine Schüler eingehen.
Obermaat und Bootsmannanwärter Maik Hamann hat vor
Kurzem die Ausbildung Elektroniker für Automatisierungstechnik
begonnen. Nach kurzer Zeit als
Freiwillig Wehrdienstleistender
war dem 23-Jährigen klar, dass er
bleiben wolle. Er bewarb sich für
die Laufbahn der Unteroffiziere
mit Portepee und eine Berufsaus-
bildung. „Das Berufsfeld ist spannend. Es verbindet die Technik
mit der Programmierung bis hin
zum fertigen Produkt“, beschreibt
er seine Ausbildungswahl.
Darüber hinaus habe den Bootsmannanwärter das Kleingruppenkonzept überzeugt – die Ausbilder können so individuell auf die
Auszubildenden eingehen.
Am 20. August gibt es die
Gelegenheit, sich persönlich von
den Möglichkeiten der MTS zu
überzeugen. Am Tag der offenen
Tür erwartet die Besucher neben
einem abwechslungsreichen Programm eine Ausbildungsmesse.
Hier können alle technischen
Berufe der Marine entdeckt und
ausprobiert werden.
Berlin. Mit der Einführung des
neuen elektronischen Dienstund Truppenausweises (eDTA)
verlieren nun die ersten alten
Truppenausweise aus Papier
ihre Gültigkeit. Zivilbeschäftigte und alle Soldaten ab dem
Dienstgrad ­Oberstabsgefreiter
müssen ihren Dienstausweis
bis zum 1. Januar 2017 ersetzen. Das gilt seit vergangener
Woche auch für die Dienstgradgruppen ab Leutnant. Ab dem
1. Juli 2017 wird für alle Soldaten nur noch der neue Truppenausweis akzeptiert. Die
Vorteile des eDTA liegen in
der robusten Verarbeitung als
Chipkarte und in der deutlich
verbesserten Sicherheit. Durch
das Hologramm ist der Ausweis
nahezu fälschungssicher. Zudem
verbindet er die Funktionen von
Ausweisdokument und PKIKarte.
(hdl)
Altengrabow. Es ist ein schwülwarmer Sommertag. Es herrscht
Stille auf dem Truppenübungsplatz
in Altengrabow, 50 Kilometer östlich von Magdeburg. Kein Knallen auf den Schießbahnen, kein
Rattern von schweren Fahrzeugen
auf der Panzerringstraße. Nur ein
leichter Wind rauscht in den Ohren.
Auf dem Gelände wird nicht geübt,
dennoch wird hier jeden Tag intensiv gearbeitet.
Mit großen Baggern und einer
sogenannten Separationsanlage
birgt und entsorgt eine zivile Firma
Kampfmittel. Auf dem ältesten
Truppenübungsplatz in Deutschland werden heute noch Munition
und Munitionsteile aus der Zeit
vor dem Ersten Weltkrieg geborgen. In langen Bahnen durchpflügen die Arbeiter mit Großgeräten
die Flächen. Bis zu zwei Meter
tief graben sie dabei lagenweise
ihre Baggerschaufel in den Boden,
heben das Erdreich aus und schütten es in die Separationsanlage. Im
nächsten Schritt durchsiebt eine
Art Laufband das ausgegrabene
Land. „Jeder noch so kleine Nagel
wird dabei mit Magneten herausgefiltert“, erklärt Roland Gierke.
Fotos: Bundeswehr/impress picture/Buddy Bartelsen (2)
Foto: Bundeswehr/Harry Funk
Kampfmittelräumer bergen Munition und Munitionsteile und vernichten sie zum Teil vor Ort.
Altlasten: Ei- und Splitterhandgranaten (l.) werden durch zivile Kampfmittelräumer unschädlich gemacht. Der Blindgänger einer 40 Kilogramm schweren Artilleriegranate (r.) wird noch vor Ort vernichtet.
Er ist ein Vertreter der Fachbauleitung und war früher selbst
zwölf Jahre bei der Bundeswehr
als Feuerwerker tätig.
Ingo Petzold ist der Räumstellenleiter vor Ort. Er ist seit 1989
in der Kampfmittelräumung
beschäftigt und sagt: „Man muss
sich selbst disziplinieren und auf
jede Kleinigkeit am Boden achtgeben. Daran erinnere ich mich
jeden Tag neu.“
Für die Beseitigung von
Kampfmitteln aus Übungen der
Bundeswehr sind hingegen die
Schießsicherheitssoldaten der
Truppenübungsplatzkommandantur zuständig. Heute muss ein über
40 Kilogramm schwerer Blindgän-
ger einer Panzerhaubitze vernichtet werden. Dazu bringt Oberfeldwebel Tony Jura Hildebrandt 500
Gramm des Sprengstoffs PETN
(Pentaerythrityltetranitrat) direkt
an dem Geschoss an. In der Vorschrift werden Geschosse, die nach
dem Verschießen nicht explodieren, „Blindgänger“ genannt.
Sie sind so unberechenbar und
gefährlich, dass sie nicht geborgen und entsorgt, sondern direkt
vor Ort gesprengt werden. Hierzu
verwendet er eine sieben Meter
lange Anzündschnur. Ab jetzt hat
der Feuerwerker 14 Minuten Zeit,
den Gefahrenbereich zu verlassen. Hildebrandt wirkt gelassen.
Er ist routiniert. „Wer beim Spren-
gen rennt, hat schon etwas falsch
gemacht“, betont der Feuerwerker.
Auf sein Kommando muss der Ort
des Sprengens in einem Umkreis
von mehr als einem Kilometer
geräumt werden. „14 Minuten sind
jetzt um!“, hallt der Warnruf von
Oberleutnant Peter Blankenheim,
Leitender des Sprengens, über
die Heide. Alle schauen gespannt
in dieselbe Richtung. Wenige
Augenblicke später steigt eine
große schwarze Rauchwolke
auf. Sekunden zeitversetzt folgt
dann der laute Knall. Der Blindgänger wurde erfolgreich vernichtet. Der Übungsplatz ist für
die Truppe wieder ein Stück
sicherer.
(jar)
15. August 2016
ZOOM
aktuell
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Luftwaffenpilot und Schriftsteller:
Ein Porträt des außergewöhnlichen
Jochen Missfeldt.
AUS EINEM FLUG
WIRD EIN FILM
Trotz des durchwachsenen Echos auf die „Gesammelten
Ängste“ werden die Medien auf den schreibenden Phantom-Piloten aufmerksam. Ein Film entsteht. Der NDR
dreht 1976 „Überflug“ mit Jochen Missfeldt und seinem
Waffensystemoffizier Charles, damals noch „Kampfbeobachter“ genannt, im Cockpit. Gezeigt wird der rund einstündige Flug von Leck nach Bremgarten zum damaligen
Aufklärungsgeschwader 51 „Immelmann“. Filmsprecher
Christoph Bantzer spricht Missfeldts Filmtext: „Über die
Bundesrepublik fliegen von Norden nach Süden... An einem
Tag im Februar... Im Husch der Phantom Sehenswürdigkeiten, deren jede allein einen Tag wert wäre. 60 Minuten
Gegenwart durch den Zerrspiegel der Geschwindigkeit
gesehen.“ Es ist ein eigenwilliges und eindrucksvolles
Filmdokument, das 1977 im Fernsehen ausgestrahlt wird.
Missfeldt hat an der damaligen Station seiner fliegerischen Laufbahn seine „Starfighter-Zeit“ schon hinter sich.
In seinem Text „Eros Starfighter“ hat er eine kritische
Neben der Fliegerei nimmt sich der Kampfjetpilot immer
wieder Zeit zum Schreiben. Wer wissen will, wie sich ein
Flug im Düsenjäger anfühlt, der sollte bei Jochen Missfeldt nachlesen. Er gibt den Empfindungen des Piloten eine
Sprache, wenn er mit seinem Backseater im Cockpit sitzt:
„Schalter und Knöpfe, die mir nicht vertraut sind, machen
den Raum klein; je vertrauter die Dinge sind, umso größer
wird er, und ich fühle mich im Cockpit gut aufgehoben...
In meiner Atemmaske, fast an den Lippen, sitzt das kleine
Mikrophon, im Helm stecken die Kopfhörer. Wir sprechen
miteinander. Die Begrüßungsformel heißt: ‚Laut und klar?‘
Und Charles antwortet: ‚Laut und klar‘.“
In seinen „Erinnerungen ans Fliegen“ (FAZ-Magazin,
1985) schildert Missfeldt – selbst verheiratet und Vater
dreier Töchter – wie er als Staffelkapitän den tödlichen
Flugunfall zweier Kameraden erlebt und den Witwen
gemeinsam mit dem Kommandeur die Todesnachricht
überbringen muss. „Hofmann und Küchenthal waren
eine Stunde vor uns gestartet... Irgendwo auf dem Rückweg, zwischen Bornholm und der übrigen dänischen
Inselwelt, müssen beide einen oder zwei Augenblicke
unaufmerksam gewesen sein, möglicherweise beide zur
gleichen Zeit. Die Maschine schlug aufs Wasser, eine
Wasserwolke kam hoch, dann schon Stille und umhertreibende Wrackteile... Gegen sechzehn Uhr zog ich
meine Kombi aus und legte Blau und Schlips und Jacke
an. Der Kommandeur war nämlich gekommen. Wir gingen beide in Blau zu den Ehefrauen... Zuerst zu Thérèse
nach Lindholm... Da kommt sie mit ihrer kleinen Tochter
im Arm unten durch die Haustür... Sie ist schwanger, sie
blickt uns an. ‚Es ist was mit Thomas‘, sagt sie mit französischem Akzent.“
Jochen Missfeldts Reportagen aus den Achtziger- und
Neunzigerjahren, die ursprünglich in der Zeitschrift GEO,
den Magazinen der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“
und in der „Süddeutschen Zeitung“ abgedruckt wurden,
können im 2012 erschienenen Sammelband „Kommt
Zeit, kommt Raum“ nachgelesen werden.
Neben seinen Reportagen und
Geschichten übers Fliegen hat Jochen
Missfeldt Fotobände, Gedichte
und Erzählungen, Romane sowie
Biographien verfasst. Hier die wichtigsten:
Foto: NeunundzwanzigSechs/Kurt Braatz
Gesammelte Ängste“ – wer würde einen Kampfjetpiloten hinter einer Gedichtsammlung solchen Namens vermuten? Im Jahre 1975 veröffentlicht
Jochen Missfeldt seinen ersten Lyrikband. „Nachtflug“
heißt eines seiner Gedichte: „Die Nibelungen verzögerten den Nachtflug. Die Hunnen erschwerten die Radarerfassung. Das Sterben der Staufer störte die Flugbahn.“
Zeilen wie diese lösen ein geteiltes Echo aus in Major
Missfeldts Heimatverband der Luftwaffe, dem damaligen
Aufklärungsgeschwader 52 im schleswig-holsteinischen
Leck. Dort ist er Phantom-Pilot. Die einen frotzeln
„Missfeldts Ergüsse“, die anderen sagen: „Find‘ ich gut.“
Missfeldts Vorgesetzter erwähnt immerhin in seiner Beurteilung beim Unterpunkt „Geistige Merkmale“: „M. hat
einen Lyrikband veröffentlicht.“
Literarische Werke
Solsbüll (Roman, 1989)
Deckname Orpheus (Erzählungen, 1997)
Gespiegelter Himmel: Titanvogeltage (Roman, 2001)
Steilküste: Ein See- und Nachtstück (Roman, 2005)
Mein Meeresgrund (Gedichte, 2010)
Du graue Stadt am Meer. Der Dichter Theodor Storm
in seinem Jahrhundert (Biographie, 2014)
Klaar Kimming: Eine fotografische Reise durch Norddeutschland in den frühen Jahren des 20. Jahrhunderts. (Fotografien von Max Broders, Fotoband, 2014)
Wiedergänger. Eine andere Geschichte von Sylt
(Erzählung, 2015)
Fotos: privat (3)
Von Jörg Fleischer
DIE EMPFINDSAMKEIT
DES PILOTEN
Foto: Bundeswehr/Archiv
Würdigung dieses für ihn „schönsten aller Flugzeuge“ verfasst. Missfeldt, der 1961 in die Bundeswehr eingetreten
ist, zählt zu den Ersten, die in Arizona in den Vereinigten Staaten auf dem Starfighter ausgebildet werden. Er
fliegt den umstrittenen und skandalumwitterten Kampfjet
bis 1972 unfallfrei. Danach wechselt er auf die RF-4E
Phantom.
Hochleistung am Himmel: Der ehemalige StarfighterPilot Jochen Missfeldt im Cockpit (u.). Ab 1972 wechselte
er auf die RF-4E Phantom (o. und o.r.). Immer dabei:
seine Schreibmaschine (o.l.).
10
aktuell
SPORT
Fast alles Gold, was glänzt
Die Sportsoldaten der Bundeswehr sorgen in der ersten Wettkampfwoche in Rio für Furore.
Schlag auf Schlag
zum Edelmetall
Und die Frauen zogen wenige
Minuten später nach. Stabsunteroffizier (FA) Julia Lier, Lisa
Schmidla, Carina Bär und Annekatrin Thiele gelang ebenfalls der
Coup im Doppelvierer vor den
Niederlanden und Polen. Die vier
hielten sich lange in Medaillenreichweite, während die Polinnen davonzogen. Nach der Hälfte
des Rennens kämpften sie mit
Fotos: Getty Images/AFP/Pascal Guyot
Fotos: Bundeswehr/Jane Schmidt (2)
Rio de Janeiro. Die Sportler der
Bundeswehr kommen in Rio in
Fahrt. Nachdem die ersten Wettkampftage sehr verhalten begannen, vergoldeten die Athleten
die zweite Wochenhälfte geradezu. Dabei zeigte sich: Auf die
Ruderer ist wieder einmal
Verlass.
Der Doppelvierer mit dem
Stabsgefreiten Philipp Wende
eröffnete am vergangenen Donnerstag den Siegesreigen. Sensationell gewann er das Finale am
Lagoa Stadium vor Australien
und Estland. Das deutsche Boot,
dem auch Hans Gruhne, Lauritz
Schoof und Karl Schulze angehören, ging auf den 2000 Metern
früh in Führung und gab sie bis
zum Schluss nicht mehr ab. Der
Stolz über die überraschende
Verteidigung des Olympiatitels
von London war ihnen bei der
Siegerehrung jedenfalls anzusehen.
Fotos: Getty Images/AFP/Philippe Lopez
Von Stefan Rentzsch, mit Fotografin Jane Schmidt in Rio vor
Ort
Erfolgreich: Mit dem deutschen Doppelvierer (u.) wird Philipp Wende Olympiasieger im Rudern. Die
Ruderinnen um Julia Lier legen nur wenige Minuten später nach und gewinnen olympisches Gold (o.l.).
Mit olympischem Rekord gewinnt Sportschützin Barbara Engleder den Dreistellungskampf über
50 Meter (r.m.). Mit der Pistole über 25 Meter gewinnt Sportschützin Monika Karsch Silber (r.o.).
den Ukrainerinnen und den Niederländerinnen um Platz zwei.
Doch im letzten Viertel drehte
das Quartett noch mal richtig auf
und holte die Polinnen in einem
grandiosen Finish noch ein. „Wir
sind cool geblieben, weil wir
wussten, dass wir physisch so
stark sind und es nach hinten raus
halten können“, sagte Lier. Die
vier Damen ließen sich von den
zahlreichen deutschen Fans auf
der vollen Tribüne feiern.
Den goldenen Donnerstag perfekt machte Sportschützin Oberfeldwebel Barbara Engleder.
Im Dreistellungskampf über 50
Meter setzte sie sich gegen die
Chinesinnen Zhang Binbin und
Du Li durch. Nach der Entscheidung ging sie auf die Knie und
ließ ihren Emotionen freien Lauf.
„Es ist unglaublich! Vor ein paar
Tagen war ich mit dem Luftgewehr noch Vierte und ich dachte:
‚Ich hasse Rio’. Aber jetzt liebe
ich es.“ Ihre 458,6 Ringe bedeuteten sogar olympischen Rekord.
Reine Nervensache
im Schießen
Für die erste Medaille aus Sicht
der Bundeswehr sorgte Sportschützin Hauptfeldwebel Monika
Karsch bereits zwei Tage zuvor.
Sie gewann Silber mit der Pistole über 25 Meter. Das Finale
im Olympic Shooting Centre im
Stadtteil Deodoro war an Dramatik kaum zu überbieten. Karsch
lag gegen ihre griechische Konkurrentin Anna Korakaki schon
0:6 zurück. Sie machte den
Rückstand jedoch wieder wett
und erzwang damit einen letzten Durchgang, in dem sie knapp
unterlag. Für die 33-Jährige war
es der Höhepunkt ihrer langen
Karriere.
„Wahnsinn, unbeschreiblich!
Es macht mich sehr stolz“, verkündete die Bayerin. Als Herausforderung empfand sie die
psychische Komponente: „In
der letzten Serie dachte ich:
Wer jetzt gewinnt, ist Olympiasieger“, sagte Karsch und fügte
an: „Solche Gedanken haben im
Wettkampf natürlich nichts verloren. Ich denke, das war der Fehler.“ Dennoch fühle es sich für sie
mehr wie gewonnenes Silber als
verlorenes Gold an.
Die Woche brachte jedoch
auch einige ärgerliche vierte
Plätze. Am meisten mit dem
Ergebnis hadern dürfte Stabsunteroffizier (FA) Hannes Aigner. Der Slalomkanute wurde
im Finale mit dem Einer-Kajak
trotz starker Leistung vom Tschechen Jiri Prskavec um unglaubliche 0,03 Sekunden vom Treppchen verdrängt. Ebenfalls nur der
Blechrang blieb den Synchronspringern Hauptfeldwebel Sascha
Klein und Stabsunteroffizier (FA)
Patrick Hausding vom Zehnmeterturm.
„Ein extrem bitterer Moment“
Foto: Bundeswehr/Jane Schmidt
Rio de Janeiro. Als die
deutschen Vielseitigkeitsreiter am vergangenen Dienstag ihre Silbermedaille um die
Brust gehängt bekommen und
damit das erste Edelmetall für
die Olympiamannschaft holen,
macht Hauptfeldwebel Andreas
Ostholt einen Ausritt. „Ich konnte
mir die Zeremonie einfach nicht
mit anschauen“, so der erste
und einzige Reiter der Bundeswehr bei Olympia. Wenige Tage
zuvor war er überraschend aus
dem Team geflogen und durch
die junge Julia Krajewski ersetzt
worden.
Die Teamleitung gab gesundheitliche Probleme mit Ostholts
Wallach „So is et“ zur Begründung an, der zuvor ein Eisen
verloren hatte und unrund lief.
Foto: Bundeswehr/Hubert Kemper
Sportsoldat und Reiter Andreas Ostholt ist die tragische Figur der ersten Olympiawoche.
Unterstützt das Team: Trotz des bitteren Ausschlusses aus dem Vielseitigkeitsteam feuert Andreas
Ostholt seine Teamkameraden an – sein Wallach „So is et“ (r.) habe gesundheitliche Probleme.
Eine Ansicht, die der Warendorfer nicht teilte: „Aus meiner
Sicht hatte das Pferd kein Problem. Ich konnte mit ihm hier
in Rio ganz normal arbeiten“,
beschwerte sich der Sportsoldat.
Er berief sich zudem auf die offiziellen Wettkampftierärzte, die
keine Bedenken gegen einen Start
hatten.
„Das ist ein extrem bitterer
Moment für mich“, sagte Ost-
holt. Ich habe jahrelang hart für
diesen Traum gearbeitet.“ Dennoch zeigte der Athlet Größe
und unterstützte das Team, wann
immer es ihm möglich war. „Sie
konnten ja nichts für die Ent-
scheidung“, so sein Kommentar. Das Ergebnis sieht Ostholt
überwiegend positiv. „Es wurde
im Vorfeld natürlich erwartet, die
Goldmedaille von London zu verteidigen. Die Mannschaft ist ja
sehr stark. Aber wenn man sich
den schlechten Tag im Geländereiten anschaut, ist es sensationell, dass das Team nach dem
Springen letztlich noch Silber
geholt hat“, schätzte er die Leistung seiner Teamkameraden ein.
Ostholts Traum, bei Olympia auf das Pferd zu steigen,
wird sich wohl nun nicht mehr
erfüllen. „Ich werde es in meinem Alter nicht mehr schaffen“,
bedauerte der 38-Jährige. Er will
sich dafür nun umso mehr bei den
wichtigen Turnieren im Spätsommer ins Zeug legen.
(sr)
15. August 2016
SOZIALES / PERSONAL
aktuell
11
Vom Soldaten zum Erzieher
Ronny Rehse möchte traumatisierten Kindern helfen und absolviert eine Ausbildung zum Pädagogen.
Hamburg. Nach zwölf Jahren
fängt Ronny Rehse noch einmal
ganz von vorne an. Von 2002 bis
2014 war er Soldat, zuletzt Kommandant auf dem Flugabwehrkanonenpanzer Gepard. Nun absolviert er eine Ausbildung zum
Erzieher und möchte traumatisierten Kindern helfen.
„Eigentlich bin ich gelernter
Maurer, aber ich arbeite lieber
mit Menschen statt mit Steinen“,
sagt der 37-Jährige. Unterstützung erhält er dabei vom Berufsförderungsdienst der Bundeswehr.
Ansprechpartner
wenn es Probleme gibt
Jugendhilfe zu leisten oder
als Sozialarbeiter tätig zu sein,
konnte Rehse sich schon immer
gut vorstellen. „In der Grundausbildung habe ich viel mit
jungen Menschen gearbeitet.
Wenn es Probleme gab, war ich
schon damals der Ansprechpartner“, erinnert er sich. So
schlug ihm der Berater eine
Ausbildung zum Erzieher vor.
Die Bildungsangebote der Bundeswehrfachschulen ­ermöglichen
Soldaten nach ihrer Bundeswehrzeit einen Wiedereinstieg in das
zivile Arbeitsleben. Das Angebot reicht von der Mittleren Reife
Foto: Bundeswehr/Irina Henrichs (2)
Von Irina Henrichs (Text und
Fotos)
Langer Weg: Ronny Rehse schlägt nach zwölf Jahren Bundeswehr einen neuen Weg ein.
über die Fachhochschulreife bis
hin zu Vorbereitungskursen auf
ein Studium, einem berufsbildenden Lehrgang oder einem
Bewerbertraining. „Ich habe erst
meinen Realschulabschluss nachgeholt und danach die Ausbildung
zum Erzieher angefangen“, sagt
Rehse. Zusätzlich zu den schulischen Lehrgängen bot ihm die
Bundeswehrfachschule Hamburg
­
den beruflichen Lehrgang zum
staatlich anerkannten Erzieher an.
Die Ausbildung dauert drei
Jahre und kostet 1600 Euro pro
Semester. Der Berufsförderungsdienst übernimmt diese Kosten.
35 Stunden pro Woche drücken
die 20 Teilnehmer nun die Schulbank. Viele Auszubildende leben
wie auf einem Campus direkt vor
Ort in den Kasernenunterkünften.
Während der Lehrzeit absolvieren die Schüler mehrere Praktika in Kindergärten, Heimen oder
ähnlichen Einrichtungen. Rehse
hat das Praktikum an der Mattisburg Hamburg, dem Zentrum
für gewaltgeschädigte Kinder, am
besten gefallen. Die Arbeit dort
Bundeswehrfachschulen
Voraussetzungen
• Mindestens Hauptschulabschluss, vier Jahre Dienstzeit, Beratung durch Berufsförderungsdienst
Anmeldung
• Fachschulbogen beim Berufsförderungsdienst
zehn Monate vor Ausbildungsbeginn ausfüllen und
abschicken
• Lehrgangsbeginn jährlich im Januar und Juni
Bildungsangebot
• Mittlere Reife, Fachschulreife, Fachhochschulreife
• berufsqualifizierende Lehrgänge (beispielsweise
Bürokauffrau/Bürokaufmann in Kassel oder Koblenz)
• Auffrischungslehrgänge beispielsweise in den
Fächern Deutsch, Englisch, Mathematik, Geschichte,
Geografie, Physik, Chemie, Biologie
• Studienkurse zum Beispiel Mathematik, Informatik,
Naturwissenschaften, Technik (MINT) oder Wirtschaft
Standorte
• Berlin, Hamburg, Hannover, Karlsruhe, Kassel,
Koblenz, Köln, München, Naumburg, Würzburg
Weitere Informationen finden Sie unter:
http://www.bildungszentrum.bundeswehr.de
habe ihn sehr beeindruckt. Oft sei
er von den Schicksalen der Kinder entsetzt gewesen. „Bei vielen
besteht der Verdacht, dass sie seelisch und körperlich misshandelt
oder sexuell missbraucht wurden“, sagt der Ex-Soldat. Es sei
erschreckend, wozu Menschen im
Stande sein können. Die traurigen
Erlebnisse der Kinder hätten ihn
so berührt, dass er sich auch in
seiner Freizeit an der Mattisburg
engagiert.
Eine Mischung aus
Soldat und Pädagoge
Die Ausbildung zum
Pädagogen ist für den ehemaligen Soldaten noch etwas gewöhnungsbedürftig. „Da ich lange
bei der Bundeswehr war, bin ich
gewisse Ordnungen und Strukturen gewohnt.“ In der Pädagogik
sei das anders. Da gäbe es kein
Richtig und kein Falsch. „Daran
musste ich mich gewöhnen. Aber
ich mache Fortschritte“, erklärt
Rehse. Disziplin, strukturiertes
Denken und Zuverlässigkeit hat
er bei der Bundeswehr gelernt.
Diese Fähigkeiten werden ihm
in seinem neuen Beruf von Nutzen sein. Nach erfolgreichem
Abschluss möchte er zurück auf
die Insel Rügen, seinen Heimatort. Dort will er traumatisierten
Kindern und Jugendlichen helfen, wieder ein geordnetes Leben
zu führen.
Ironwoman: Mit eiserner Disziplin
Das größte Talent von Stabsapotheker Jana Volland heißt Durchhaltevermögen.
­
Was wäre Ihre berufliche Alternative?
Fachapotheker für Klinische Pharmazie in einem Krankenhaus.
Wie können Sie am besten entspannen?
Nach einer langen Radtour auf dem Sofa.
Foto: Bundeswehr/Kay Hoffmeister
Blankenburg. Auf die Frage,
was ihr am deutlichsten vom
Ironman Military Division im
Gedächtnis geblieben ist, antwortet Jana Volland: „Das Pusten
und laute Stöhnen meiner Mitstreiter beim brutalen Anstieg
eines Berges auf der Radstrecke. Der Steigungswinkel hat
einfach alle an ihre Leistungsgrenze gebracht.“
Den Titel der Europameisterin ihrer Altersklasse im Ironman
Military Division holte sich die
29-Jährige im vergangenen Jahr.
Ein wenig Wehmut klingt in ihrer
Stimme mit, als sie erzählt, dass
sie in diesem Jahr ihren Titel
nicht verteidigen konnte. „Die
dienstlichen Verpflichtungen und
die zu kurze Vorbereitungszeit
seit meinem Dienstantritt im Mai
im Versorgungs- und Instandsetzungszentrum in Blankenburg
im Harz machten die Teilnahme
unmöglich“, sagt Volland.
Sechs bis acht Wochen hätte
das intensive Vorbereitungstrai-
ning gedauert. Der Ironman Military Division ist ein Wettkampf,
der vom teilnehmenden Athleten alles fordert: 1,9 Kilometer
Schwimmen, danach 90 Kilometer Radfahren inklusive 1500
Höhenmetern und zum Schluss
die Laufdistanz eines Halbmarathons, 21,09 Kilometer.
Wer eine derartige sportliche
Herausforderung bestehen will,
braucht einen eisernen Willen
und viel Disziplin, um das harte
Welches Talent möchten Sie besitzen?
Geduld.
Welche Eigenschaften schätzen Sie an einem anderen Menschen
am meisten?
Ehrlichkeit, Spontanität und Humor.
Was können Sie überhaupt nicht leiden?
Gegenwind und Berge beim Radfahren.
Auf welchen Gegenstand könnten Sie in Ihrem täglichen Leben
nicht mehr verzichten?
Meinen Kaffeevollautomaten.
Wozu können Sie nicht „Nein“ sagen?
Zu Schokolade.
Wo möchten Sie am liebsten leben?
In einer Wohnung mit Dachterrasse hoch über den Dächern von Leipzig.
Mit wem würden Sie gern einmal essen gehen?
Mit dem Radprofi Marcel Kittel.
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aktuell
VERMISCHTES
15. August 2016
14 Kilogramm Außenbordkameraden
In der Bundeswehr steht Fisch zweimal in der Woche auf dem Speiseplan. Besonders beliebt ist Seelachsfilet.
Von Antje Laenen
Foto: ddp images/Olena Mykhaylova
Hamburg. Einmal in der Woche
sollten wir Fisch essen, raten
Ernährungsexperten. „Bei den
Kameraden im Auslandseinsatz
ist freitags Fischtag“, sagt Kai
Hochhaus vom Verpflegungsamt
der Bundeswehr. Ansonsten laute
die Dienstvorschrift für den Speiseplan der Truppe: zweimal pro
Woche Fisch. „Die Wochentage
variieren“, so Hochhaus. In der
Marine werden Fische scherzhaft als Außenbordkameraden
bezeichnet. Monatlich verspeist
die Truppe rund 30 Tonnen
davon. Das sind 360 Tonnen
Außenbordkameraden im Jahr.
Mit acht Tonnen ist das Seelachsfilet Spitzenreiter. Auf den
Plätzen dahinter tummeln sich
Fischfrikadellen, Schollenfilet
und Calamariringe.
ITALIENISCHE FORELLE
Fischwirte kümmern
sich um die Aufzucht
Über die Republik verteilt bietet sich ein ähnliches Bild: Rund
14 Kilogramm Fisch verspeist der
Bürger hierzulande jährlich. Am
beliebtesten sind Alaska-Seelachs,
Hering, Thunfisch und Forelle.
Sogenannte Fischwirte kümmern
sich um die Zucht, den Fang und
die Verarbeitung. Für die deutsche
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ZUTATEN FÜR 4 PORTIONEN
ZUBEREITUNG
700g Kartoffeln
Salz, Pfeffer, Thymian, Rosmarin
4 küchenfertige Forellen (à 300g)
6 Knoblauchzehen
50g Pinienkerne
1 unbehandelte Zitrone
Olivenöl
Mehl
Forellen waschen und abtupfen. Mit Zitrone, Salz, Pfeffer
und Rosmarin innen und außen beträufeln und würzen. Die
Forellen in Mehl wenden, abklopfen und im heißen Öl zirka
zehn Minuten bei mittlerer Hitze braten. Die Forellen vor­
sichtig wenden. Nach acht Minuten Thymian, Knoblauch
und Zitronenscheiben hinzufügen und mitbraten. Pinien­
kerne zufügen und goldbraun braten. Forellen mit Rosmarin­
kartoffeln und Salat servieren.
Teichwirtschaft stellt die Forellenzucht mit einem Ertrag von rund
25 000 Tonnen pro Jahr den bedeutendsten Produktionszweig dar.
Fisch zu essen ist mittlerweile
ein kulinarischer Spagat zwischen
gesundheitsfördernd und schwermetallbelastend. Wer regelmäßig
Fisch esse, sei gefeit vor Krebs
oder Herzinfarkt, da sind sich
die vielen Gesundheitsratgeber
einig. Dass Fisch für den Körper
wertvolle Omega-3-Fettsäuren,
Vitamin D und Jod enthält, steht
außer Frage. Doch mit der zunehmenden Wasserverschmutzung,
Überfischung, Überzüchtung und
Genmanipulation bekommt das
Nahrungsmittel einen bitteren
Beigeschmack.
Wer im Supermarktregal den
Inhaltsstoffen von verpacktem
Fisch einen aufmerksamen Blick
schenkt, entdeckt neben dem
Offensichtlichen oft auch Wasser.
Aus kommerziellen Interessen
wird Fisch künstlich mit Wasser
aufgespritzt, um das Gewicht und
damit den Preis zu steigern. Der
trendige Pangasius bekommt wasserbindende Zusatzstoffe sogar
schon ins Futter gerührt, damit
sein Fleisch schwerer wird. Hinzu
kommt eine hohe Antibiotika-Belastung, beispielsweise bei
Fischen aus Südostasien. Dort
werden die Meerestiere oft zu
Tausenden eingepfercht herangezüchtet und sind deswegen sehr
krankheitsanfällig.
Unbedenklich dagegen sei der
Verzehr von Karpfen, Forellen
und Heringen – da sind sich
Umweltorganisationen einig.
Alles reine
Geschmackssache
Während Pasta mit Lachs
durchaus auch den klassischen
Fisch-Abstinenzlern mundet,
greifen wahre Fischliebhaber zur
schwedischen Spezialität „Surströmming“. Dabei wird Hering
im Frühjahr in Salzlake eingelegt
und erst im August, nachdem er
faul ist, in Konservendosen verpackt. Viele rümpfen allein beim
Lesen die Nase, das schwedische
Gourmetherz dagegen lacht.
Der „Tag der Fische“ am
22. August soll übrigens auf
bedrohte Fischarten aufmerksam machen.
SUDOKU
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Senden Sie die vier Lösungszahlen,
lück
die sich aus den farbigen Feldern
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ergeben, per E-Mail mit dem Betreff
„Sudoku 32/2016” und Ihrer Postanschrift an:
[email protected]
Einsendeschluss:
Sonntag dieser Woche
Zu gewinnen:
APC Mobile Power Bank 10 000 mAh
Dieser externe Zusatzakku für Smartphones und
Tablet-PCs bietet bis zu vier Ladevorgänge für unterwegs.
Lösung 30/2016: 1 8 9 6
Gewonnen hat: Günter Lampen
Spielregeln: Füllen Sie das Raster mit den Zahlen von 1 bis 9. In jeder Zeile und jeder Spalte darf jede Zahl nur einmal vorkommen.
Zudem kommt auch in jedem 3 x 3 Feld jede Zahl nur einmal vor. Doppelungen sind nicht erlaubt.
Aus allen richtigen Einsendungen wird der Gewinner ausgelost. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.