18 www.kg-koeniz.ch | SEPTEMBER 2016 Worin junge Erwachsene Sinn finden DREI JUNGE MENSCHEN engagieren sich in der Jugendarbeit im Wangental und preisen Gott in der rockigen «B.I.G.–Band» (vgl. Kasten rechts). Wo und wie haben sie Sinn in ihrem Leben gefunden? Sängerin Nicole Grosch links und die drei Interviewpartner der B.I.G.–Band: «Mit der B.I.G.-Band pflege ich die Beziehung zu Gott und bin für die Gemeinde da.» David Berger Woraus schöpft Ihr Sinn in Eurem Leben? David Berger: Wie du gehört hast mit Spielen in der B.I.G.-Band. Ich will damit Die jungen Gesprächspartner mithelfen, Leute vor Gott zu bringen. Ich selber will mit der B.I.G.-Band meine Beziehung zu Gott pflegen und zugleich für die Gemeinde da sein. Viele Menschen haben das Bild einer langweiligen, alten Kirche. Ich will dem etwas Modernes entgegenstellen. Lukas Schubnell: Ich mache gerne etwas Sinnvolles mit Gleichgesinnten, beispielsweise in der Jugendgruppe oder in der B.I.G.-Band. Ich will mich nicht wie andere Jugendliche in der Freizeit mit Alkohol volllaufen lassen. Mir ist Respekt, Diskussionen,Zusammensein und gemeinsames Jamen lieber. Auch höre ich gerne und viel Musik, von Rock bis Elektro. Tabea: Ich finde es schön, in der Jungschar mit Kindern über Gott zu reden. In der Band spiele ich mega-gern Bass und stehe damit in einer Art Gebet mit Gott im Kontakt. Später möchte ich Medizin studieren und so Menschen helfen. «Stöpsu» entdeckte ich den Rhythmus für mich. Und nun, nach 8 Jahren Unterricht, kann ich meinen Teil zur Musik beisteuern und mache das nach wie vor sehr gerne. «Mit dem Bass stehe ich in einer Art Gebet mit Gott in Kontakt.» Ta b e a B a r m e t t l e r Tabea: Mit Gitarrenstunden kam ich nicht in die Tiefe und so begann ich selber das zu üben, was mir gefällt. So fand ich meinen Weg. Mir gefällt alles von Klassik bis Rock n’Roll. David: Gott legte mir ans Herz, dass Gitarre spielen mein Ding ist. Deshalb ging ich auch in die B.I.G.-Band. Das Gitarrenspiel habe ich selber auf Youtube erlernt. Zudem ist es für mich sinnvoll, ein gutes Vorbild zu sein und auch etwas wagen. David Berger ist 20-jährig, Elektroniker, momentan im Militär. Er spielt elektrische Gitarre in der B.I.G.-Band und leitet im KIZ den Jugendtreff Ice-Age. Man kann seinen Sinn des Lebens auch so verstehen, seine Talente zu erkennen, zu schulen und einzusetzen. Was sagt Ihr dazu? Lukas: Tatsächlich. Schon als kleiner Lukas Schubnell ist 22-jährig, Polymechaniker, spielt Schlagzeug und leitet im Wangental die kirchliche Jugendgruppe ab der 9. Klasse. «Orgel spielen, das ist es!» Tabea Barmettler ist 17-jährig, besucht das Gymnasium, spielte ursprünglich Gitarre und jetzt Bass. Sie leitet die Jungschar Wangental ab Kindergarten. IMPRESSUM «Reformiert.» kann schriftlich abbestellt werden: Verlag reformiert., Abos, Gaswerkstrasse 56, 4900 Langenthal. [email protected] ADRESSEN KIRCHGEMEINDE KÖNIZ Präsident Kirchgemeinderat Bruno Sigrist, 031 978 03 30, [email protected] Ev.-ref. Kirchgemeinde Köniz Tel. 031 971 30 30, Fax: 031 971 30 35 Ritterhuus Schloss Köniz, Muhlernstrasse 5, Postfach 589, 3098 Köniz [email protected], www.kg-koeniz.ch Redaktion «reformiert.» Köniz (S. 13–18): Alfred Arm,Tel. 031 974 19 74 E-Mail: [email protected] Redaktionsschluss allg. Teil Oktober-Nr: Mi. 31. August. Redaktionsschluss Kreise Oktober-Nr: Mi. 7. September, 12 Uhr. Zudem möchte ich mit den Jugendlichen im Ace Age* eine Gemeinschaft bilden. Dazu gehen wir in die Natur oder in die Stadt, spielen beispielsweise Detektiv oder machen Schnitzeljagden. Was findet Ihr sonst noch sinnvoll? David: Mich fasziniert zwar die Elektronik. Das Zwischenmenschliche kam aber in meiner Lehre oft zu kurz, weshalb ich später in die Berufsbildung gehen oder ins Coaching gehen möchte. Lukas: Aber auch Technik kann sinnvoll sein: Das Leben vereinfachen oder sicherer machen. Tabea: Diskussionen über das Christsein führen in der Schule meist zu nichts. Zum Glück gibt es dafür die Jungschar**. Reformiert.: Herzlichen Dank für dieses offene Gespräch! Text: Alfred Arm Bilder: Susanne Hosang Jugendarbeit im Wangental Was heisst für Dich, Vorbild zu sein? David: Eine gute Beziehung zu Menschen aufbauen. Das wird oft vernachlässigt. * «Ice-Age»-Teenager Treff: www.jugendtraeff.ch ** Jungschar: www.jungschar-wangental.ch Alle Jugendangebote: www.kirche-oberwangen/ Angebote/Kinder oder ... 16+ Die Feier beginnt um 10 nach 10 Uhr. Dabei spielt auch die «B.I.G.-Band». Wobei B.I.G. nicht BIG heisst… Fa. Mehr als die Hälfte sind Kinder und Jugendliche – ein ungewohntes Bild, verglichen mit einem «normalen» Gottesdienst. Im 10nach10-Gottesdienst am 19. Juni im Kirchlichen Zentrum KIZ Niederwangen ist immer wieder und unüberhörbar Rock’n’Roll zu hören: Es spielt die B.I.G – Band. B.I.G. heisst «Believe In God» – «Glaube an Gott». Der frühere Sozialdiakon und Bandmitglied Marco Streiff lädt zur «Begegnung mit Gott» ein. Zusätzlich zu ihm und den drei interviewten Mitgliedern machen in der B.I.G.-Band Nicole Grosch, Mitglied der Kirchenkreiskommission, Anuschka Streiff, Anik Brand und Marcel Neuhaus mit. Heute spielen sechs der acht Musiker. Die musikalisch getragene Feier wird fast zwei Stunden dauern. Leidenschaft ist unvernünftig Nach einigen fetzigen Lobpreisliedern folgen die Worte, das Thema ist Leidenschaft. Pfarrerin Ulrike Schatz anerkennt in ihrer Predigt den korrekten Bürger und Christen, der versuche, alles korrekt zu machen. Die Bibel erzähle aber auch von einer sündigen Frau,die sich entgegen geltender Sitte in einem fremden Haus leidenschaftlich zu Jesus vordrängt und ihm zur Überraschung aller voller Hingabe die Füsse wäscht (Lukas 7,36–50). «Leidenschaft ist unvernünftig»,hören wir,gefragt seien «leidenschaftliche Christen, die auch Fehler machen». Leidenschaft kann doch auch eine Verhaltensweise sein, die Leiden schafft, denke ich. Die Pfarrerin fährt, unbeeindruckt von meinen Gedanken, fort: Die Leidenschaft, die sie meine, sei nicht nur Jugendlichen vorbehalten: «Sie ist auf Jesus fokussiert». Sie fragt die Anwesenden: «Drückt sich meine Leidenschaft auch im Gebet aus?» Als Sinnbild zeigt sie eine megagrosse TWIX-Schokolade, die «Leidenschaft im Übermass» ausdrücke. Das Publikum schmunzelt. «Wo braucht es mich?» Danach erzählt eine junge Frau in berührenden Worten von ihrer Leidenschaft. Sie geht davon aus, dass Gott einen Plan für unser aller Leben hat und dass er «durch uns hindurch scheint». Demgemäss fragte sie sich: «Wo braucht es Licht? Wo braucht es mich?» Sie fand ihr Ziel und geht nun für ein Jahr als Volontärin mit «Vision für Africa» nach Uganda. Dort wird sie für und mit Waisenkindern arbeiten. DER 23-JÄHRIGE LEE STALDER ist seit 2013 als Organist in der Thomaskirche tätig. Was sagt er zum Thema Sinnsuche? Herr Stalder, was ist Sinn für Sie? Ich finde Sinn in der Entscheidung, zufrieden zu sein und zu sagen: So, wie es jetzt ist, bin ich glücklich. Ausserdem ergibt es Sinn, einen respektvollen Umgang mit meinen Mitmenschen zu pflegen. Dazu gehört bewusste, gewaltfreie Kommunikation. Sinn ist individuell, sehr persönlich – stiftet aber auch Nutzen für die Gesellschaft. Was sagen Sie zu dieser Definition? Dem ersten Teil stimme ich zu. Was den Nutzen für die Gesellschaft angeht, bin ich skeptisch: Wenn ich am Nachmittag müde bin und mich kurz hinlege, ist das sinnvoll für mich, um zu Kräften zu kommen. Für die Gesellschaft stiftet das aber keinen Nutzen. Wenn man zu stark auf dieser Definition beharrt, kommt man schnell in ein Leistungsdenken. Die ganze Sinnfrage wird häufig davon abhängig gemacht, was allgemein gilt und welche Normen es gibt. Dabei ist Sinn tatsächlich etwas sehr Individuelles. Empfinden Sie Ihre Tätigkeit als Organist als sinnvoll? Ja, meistens. Zum Beispiel dann, wenn ich an Beerdigungen Orgel spiele. Da habe ich den Eindruck, es hilft den Leuten. Musik zu produzieren und zu hören ist für mich generell ausgesprochen sinnvoll. Es gibt aber unterschiedliche Arten von Sinnhaftigkeit. Welche? Musik kann als Konstruktion und vom Aufbau her sehr sinnhaft sein, beispielsweise jene von Bach. Gewisse liturgische Stücke sollen etwas ganz Bestimmtes ausdrücken, etwa bei einer Beerdigung Trost spenden. In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts entstand Musik, die nicht für einen spezifischen Anlass konzipiert wurde und dennoch einen «inneren Sinn» haben. Es heisst, im Jugendalter sei man stark auf Sinnsuche. Wie ist das bei Ihnen? Die Phase des Suchens ist bei mir schon ein wenig vorbei. Sie war ohnehin nicht sehr ausgeprägt: Ich musste mich nie hinsetzen und mir überlegen, was ich mit meinem Leben anfange. Ich erlebe jedoch junge Leute, bei denen das ziemlich unklar ist. Die vielen Möglichkeiten, die wir haben, können manchmal eine O r g a n i s t L e e S t a l d e r , 2 3 j . Last sein. Da ich von meinen Eltern punkto Lebensplanung Religion inspirierend sein. Kirchenmusik nie unter Druck gesetzt wurde, hatte ich entsteht in diesem Kontext. Musik begenügend Zeit, zu realisieren: Orgel spie- kommt in diesem Zusammenhang mehr Gewicht, mehr Bedeutung. Ich habe hohe len, das ist es. Ansprüche an mich und spiele mit grosser Spielte Religion eine Rolle bei der Ernsthaftigkeit Orgel. Einen Zugang zur Sinnfindung? Religiosität finde ich am ehesten, wenn Nicht direkt. Ich bin erst via Instrument ich Musik mache. Kunst kann menschlimit dem Christentum in Kontakt gekom- che Abgründe öffnen und Menschen auf men, denn ich bin in einer kirchenfernen einmalige Weise berühren. Familie aufgewachsen. Trotzdem kann Text: Meret Hasler zVg Das Thema der Predigt war Leidenschaft. Auch die Kämpfer des islamischen Staates IS verstehen sich als leidenschaftliche Kämpfer Gottes. Wie stellst du sicher, dass du der richtigen Leidenschaft folgst, die niemandem schadet? Tabea Barmetttler: Unser Auftrag ist es, von der Liebe Gottes zu erzählen und für andere ein Licht und ein Vorbild zu sein – und nicht, jemandem seinen Glauben aufzuzwingen. Ich bin zwar nicht immer ein Licht und ein Vorbild,aber ich versuche es und ich denke, dass das niemandem schadet. 10nach10-Gottesdienst mit «B.I.G.–Band» «Sinn ist etwas sehr Individuelles.»
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