Sommerinterview mit unserem - Sparkasse Kulmbach

Bayerische Rundschau
16.08.16
Sparkasse
schließt 2017
keine Filiale
KULMBACH
STADT,
SEITE 11
Bayerische Rundschau 16.08.16
Auch 2017 keine Filialschließungen
Der Vorstand der Sparkasse Kulmbach-Kronach, Klaus-Jürgen Scherr, setzt auf Kundennähe. Aber die Niedrigzinspolitik der EZB
macht ihm Sorgen. Für die Zeit nach 2020 , wenn sein Vertrag ausläuft, hat er klare Vorstellungen.
SOMMERINTERVIEW
Sie feierten vor zwei Monaten ihren
60. Geburtstag. Wie fühlen Sie sich?
Klaus-Jürgen Scherr: Hmm …
Ich blicke zurück auf ein erfülltes
Leben. Die Gegenwart erlebe ich
als eine unruhige, unsichere und
schnelllebige Zeit.
Gilt „unruhig“ und „schnelllebig“
auch für Ihre Sparkasse?
Nun, ich würde sagen – es ist eine
andere Zeit. Als ich beispielsweise Ende der siebziger Jahre eine
Sparkassenlehre absolviert habe,
sprach keiner von einer negativen
demografischen Entwicklung.
Die Kunden zahlten damals für
einen Kredit rund fünf Prozent
Zinsen. Das Sparbuch war eine
bewährte Geldanlage und brachte 2,5 Prozent. Wohl kaum jemand hatte sich vorstellen können, dass Kreditzinsen einmal
unter einem Prozent fallen könnten. Dass jetzt der Zinssatz teilweise gar im Negativbereich
liegt, macht mir Sorgen.
Warum?
Die Bürger legen ihr Geld nicht
mehr an, sondern investieren
aufgrund des niedrigen Zinsniveaus in Sachanlagen, oft in Immobilien. Die Preise für Immobilien und Wohneigentum steigen
aber. Diese aktuelle Situation
birgt die Gefahr, dass immer
mehr auf Pump gekauft wird und
es somit zu einer Immobilienblase in Deutschland kommen
könnte. Die Folgen kennen wir
ja … Ursache hierfür ist die
Niedrigzinspolitik der EZB.
Niedrigzinsen, demografische Entwicklung – welche Herausforderungen sind damit für ihre Sparkasse
verbunden?
Wir haben das vergangene Geschäftsjahr mit einem soliden Geschäftsergebnis abschließen können. Mir, meinem Vorstandskollegen Harry Weiss, den Verantwortlichen in der Führungsetage
sowie den Verwaltungsräten unserer Sparkasse ist bewusst, dass
wir uns auf die Veränderungen
einstellen müssen und auch werden.
Wie machen Sie das?
Wir setzen verstärkt auf Beratung, persönlichen Kontakt,
Qualifizierung unserer Mitarbeiter, auf kurze Wege, schnelle Ent-
scheidungen und auf die Nähe zu dankbarer Mensch, der es nicht
verlernt hat, die kleinen Dinge
unseren Kunden.
des Lebens zu schätzen. Ich weiß
auch, dass Gesundheit und eine
Die Nähe zu Kunden, wenn vielfunktionierende Familie keine
leicht Geschäftsstellen schließen
müssen?
Selbstverständlichkeiten sind.
Heuer und nächstes Jahr wird es Ich weiß solche Dinge zu schätdefinitiv keine Geschäftsstellen- zen…
schließungen geben. Was langfristig passiert, das weiß keiner. Ihr Vertrag läuft zum 31. August
Fakt ist, dass schon jetzt unsere 2020 aus. Sie sind dann 64 Jahre?
Berater zu den Kunden nach Ja, und dann reicht’s.
Hause kommen und das ist die
größtmögliche Nähe zu unseren Haben Sie schon Pläne für ihren
Kunden.
Ruhestand?
Ich bin überzeugt, dass die Di- Ja, zuerst werde ich meine Freigitalisierung einen immer höhe- zeit ohne Terminkalender genießen. Dann werde ich wohl Blasmusik machen (Scherr spielt
Tenorhorn; Anmerkung der Redaktion).
Die Kirchenorgel in Altenbanz
oder Kloster Banz will ich öfter
spielen. Natürlich hoffe ich, dass
ich dann noch an Wallfahrten
ren Stellenwert einnehmen wird, teilnehmen kann, zumal diese eiauch bei den Senioren. Die Zu- ne besondere Bedeutung für
kunft der Banken wird in der di- mich haben. Denn da habe ich
gitalen Welt entschieden. Bereits vor über 40 Jahren meine Frau
aktuell schließen 51 Prozent der Edeltraud kennengelernt.
Kunden ihre Bankgeschäfte online ab. Ich gehe davon aus, dass Und die Sparkasse?
es 2020 bereits über 70 Prozent Die wird es auch ohne mich gesein werden.
ben. Ich habe da ein gutes Gefühl.
Nicht die räumliche, sondern Das liegt an meinem Klassedie zeitliche Nähe zu einem Bera- Team in der ersten und zweiten
ter wird der Kunde haben wollen. Führungsebene. Voraussichtlich
Gewünscht wird ein Berater, der ab Mai 2017 wird Steffan Potstadigital rund um die Uhr, auch per da neben Harry Weiß ein weiteres
Whatsapp und Video-Chat, er- Vorstandsmitglied sein und dann
reichbar ist. Die Digitalisierung sukzessive meine Fachbereiche, Klaus-Jürgen Scherr sieht beruhigt in die Zukunft „seiner“ Sparkasse.
hat auch den Vorteil, dass junge wie beispielsweise den KreditbeMenschen – die außerhalb der reich, übernehmen. Darauf freue
beiden Landkreise Kronach und ich mich bereits, da ich Steffen
Kulmbach arbeiten beziehungs- Potstada als verantwortungsbeweise studieren – als Kunden ge- wussten kunden- und mitarbeihalten werden können.
terorientierten Mitarbeiter sehr
schätze.
Die Aufgabe als Chef einer SparIch arbeite oft mit meinem
kasse von rund 600 Mitarbeitern
Team zusammen. Darunter sind
viele junge Leute – und das ist gut
und einer Bilanzsumme von 2,3
Milliarden Euro ist auch mit einer so. Denn somit weiß ich, was jungroßen Verantwortung verbunden. ge Kunden von ihrer Sparkasse
Können Sie denn noch ruhig schla- erwarten. Auf der anderen Seite
stelle ich hohe Anforderungen an
fen?
Ja, zumindest meistens – auch meine Mitarbeiter, daraus – so
wenn mein Job manchmal mit hoffe ich – ergibt sich eine Konunpopulären
Entscheidungen stellation, mit der die Sparkasse
verbunden war. Ich denke, das für die Zukunft gut gerüstet ist.
hat mit meinem Glauben und mit
Die Fragen stellte
meiner Familie zu tun, die mir
Veronika Schadeck
Kraft geben. Ich bin auch ein
uuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuu
Zur Person
uuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuu
Kulmbach/Kronach — Der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse
Kulmbach-Kronach, Klaus-Jürgen Scherr, feierte im Juni seinen
60. Geburtstag. Damals wollte
der dreifache Familienvater keinen großen Artikel. „Nur keinen
Empfang und kein Aufsehen“,
lautete seine Devise. Umso erfreulicher ist es, dass er sich für
unsere Reihe „Sommerinterviews“ zur Verfügung stellte.
Klaus-Jürgen Scherr ließ sich
nach dem Abitur zum Rettungsassistenten ausbilden. 1977 entschied er sich für eine Lehre bei
der Sparkasse Lichtenfels. Danach folgte ein BWL-Studium.
Berufliche Stationen waren: HUK
Coburg, Vorstandsassistent bei
der Sparkasse Lichtenfels. Zwischen 1986 und 1989 hat KlausJürgen Scherr parallel zu seiner
Tätigkeit seine Doktorarbeit ver-
fasst. Das Thema lautete: „Computergestützte Planung von Warenverteilungssystemen“. Im Jahre 1991 wird Scherr Vorstandsvorsitzender der Sparkasse in Sonneberg. Seit Mitte der 90er Jahre
ist Scherr Vorstandschef der
Sparkasse Kronach-Ludwigsstadt, seit der Fusion 2009 ist der
Staffelsteiner Vorstandsvorsitzender der Sparkasse KulmbachKronach.
vs
Foto: Veronika Schadeck
FT 13.08.16
SPARKASSE
Keine
weiteren
Schließungen
Kronach/Kulmbach — In den
Jahren 2016 und 2017 wird es
v keine Geschäftssteldefinitiv
lenschließungen bei der Sparkasse Kulmbach/Kronach geben. Das erklärte der Vorstandsvorsitzende
orsitzende Klaus-Jürgen Scherr im Sommerinterview des Fränkischen Tags.
„Was langfristig passiert, das
weiß jetzt keiner. Fakt ist, dass
schon jetzt unsere Berater zu
den Kunden nach Hause kommen“, sagte der 60-Jährige.
Das sei bereits die größtmögliche Nähe zu den Kunden.
Ob er angesichts der Verantwortung für über 600 Mitarbeiter sowie eine Bilanzsumme
von 2,3 Milliarden Euro noch
ruhig schlafen kann, lesen Sie
auf unserer Seite 9.
red
FT vom 13.08.16
Auch 2017 keine Filialschließungen
Klaus-Jürgen Scherr, der Vorstandschef der Sparkasse Kulmbach-Kronach, blickt auf sein Institut und in
die Zeit ab Mitte 2020, wenn sein Vertrag ausläuft.
SOMMERINTERVIEW
Sie feierten vor zwei Monaten ihren
60. Geburtstag. Wie fühlen Sie sich?
Klaus-Jürgen Scherr: Hmm …
Ich blicke zurück auf ein erfülltes
Leben. Die Gegenwart erlebe ich
als eine unruhige, unsichere und
schnelllebige Zeit.
Gilt das „unruhig“ und „schnelllebig“ auch für Ihre Sparkasse?
Nun, ich würde sagen – es ist eine
andere Zeit. Als ich beispielsweise Ende der 70er Jahre eine Sparkassenlehre absolviert habe,
sprach keiner von einer negativen
demografischen Entwicklung.
Die Kunden zahlten damals für
einen Kredit rund fünf Prozent
Zinsen. Das Sparbuch war eine
bewährte Geldanlage und brachte 2,5 Prozent. Wohl kaum jemand hatte sich vorstellen können, dass Kreditzinsen einmal
unter einem Prozent fallen könnten. Dass jetzt der Zinssatz teilweise gar im Negativbereich
liegt, macht mir Sorgen.
Warum?
Die Bürger legen ihr Geld nicht
mehr an, sondern investieren
aufgrund des niedrigen Zinsniveaus in Sachanlagen, oft in Immobilien. Die Preise für Immobilien und Wohneigentum steigen
aber. Diese aktuelle Situation
birgt die Gefahr, dass immer
mehr auf Pump gekauft wird und
es somit zu einer Immobilienblase in Deutschland kommen
könnte. Die Folgen kennen wir
ja … Ursache hierfür ist die
Niedrigzinspolitik der EZB.
Niedrigzinsen, demografische Entwicklung – welche Herausforderungen sind damit für ihre Sparkasse
verbunden?
Wir haben das vergangene Geschäftsjahr mit einem soliden Geschäftsergebnis abschließen können. Mir, meinen Vorstandskollegen Harry Weiss, den Verantwortlichen in der Führungsetage
sowie den Verwaltungsräten unserer Sparkasse ist bewusst, dass
wir uns auf die Veränderungen
einstellen müssen und auch werden.
Wie machen Sie das?
Wir setzen verstärkt auf Beratung, persönlichen Kontakt,
Qualifizierung unserer Mitarbeiter, auf kurze Wege, schnelle Entscheidungen und auf die Nähe zu
unseren Kunden.
Die Nähe zu Kunden, wenn vielleicht Geschäftsstellen schließen
müssen?
In 2016 und 2017 wird es definitiv keine Geschäftsstellenschließungen geben. Was langfristig
passiert, das weiß jetzt keiner.
Fakt ist, dass schon jetzt unsere
Berater zu den Kunden nach
Hause kommen und das ist die
größtmögliche Nähe zu unseren
Kunden.
Ich bin überzeugt, dass die Digitalisierung einen immer höheren Stellenwert einnehmen wird,
auch bei den Senioren. Die Zukunft der Banken wird in der digitalen Welt entschieden. Bereits
aktuell schließen 51 Prozent der
Kunden ihre Bankgeschäfte online ab. Ich gehe davon aus, dass
es 2020 bereits über 70 Prozent
sein werden.
Nicht die räumliche, sondern
die zeitliche Nähe zu einem Berater wird der Kunde haben wollen.
Gewünscht wird ein Berater, der
digital rund um die Uhr, auch per
Whatsapp und Video-Chat, erreichbar ist.
Die Digitalisierung hat auch den
Vorteil, dass junge Menschen –
die außerhalb der beiden Landkreise Kronach und Kulmbach
arbeiten beziehungsweise studieren – als Kunden gehalten werden
können.
Klaus-Jürgen Scherr sieht beruhigt in die Zukunft „seiner“ Sparkasse.
meiner Familie zu tun, die mir
Kraft geben. Ich bin auch ein
dankbarer Mensch, der es nicht
verlernt hat, die kleinen Dinge
des Lebens zu schätzen. Ich weiß
auch, dass Gesundheit und eine
funktionierende Familie keine
Selbstverständlichkeiten sind.
Ich weiß solche Dinge zu schätzen…
Ihr Vertrag läuft zum 31. August
2020 aus. Sie sind dann 64 Jahre?
Ja, und dann reicht’s.
Die Aufgabe als Chef einer Sparkasse von rund 600 Mitarbeitern
und einer Bilanzsumme von 2,3
Milliarden Euro ist auch mit einer
großen Verantwortung verbunden.
Können Sie denn noch ruhig schlafen?
Ja, zumindest meistens – auch
wenn mein Job manchmal mit
unpopulären
Entscheidungen
verbunden war. Ich denke, das
hat mit meinem Glauben und mit
Haben Sie schon Pläne für ihren
Ruhestand?
Ja, zuerst werde ich meine Freizeit ohne Terminkalender genießen. Dann werde ich wohl Blasmusik machen (Er ist Tenorhorn-Bläser; Anmerkung der
Redaktion). Die Kirchenorgel in
Altenbanz oder Kloster Banz will
ich öfter spielen. Natürlich hoffe
ich, dass ich dann noch an Wallfahrten teilnehmen kann, zumal
diese eine besondere Bedeutung
für mich haben. Denn da habe ich
vor über 40 Jahren meine Frau
Edeltraud kennengelernt.
Und die Sparkasse?
Die wird es auch ohne mich geben. Ich habe da ein gutes Gefühl.
Das liegt an meinem KlasseTeam in der ersten und zweiten
Führungsebene. Voraussichtlich
ab Mai 2017 wird Steffan Potstada neben Harry Weiß ein weiteres
Vorstandsmitglied sein und dann
sukzessive meine Fachbereiche,
wie beispielsweise den Kreditbereich, übernehmen. Darauf freue
ich mich bereits, da ich Steffen
Potstada als verantwortungsbewussten kunden- und mitarbei-
Foto: Veronika Schadeck
terorientierten Mitarbeiter sehr
schätze. Ich arbeite oft mit meinem Team zusammen. Darunter
sind viele junge Leute – und das
ist gut so. Denn somit weiß ich,
was junge Kunden von ihrer
Sparkasse erwarten. Auf der anderen Seite stelle ich hohe Anforderungen an meine Mitarbeiter,
daraus – so hoffe ich – ergibt sich
eine Konstellation, mit der die
Sparkasse für die Zukunft gut gerüstet ist.
Die Fragen stellte
Veronika Schadeck
uuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuu
Zur Person
uuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuu
Kulmbach/Kronach — Der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse
Kulmbach-Kronach, Klaus-Jürgen Scherr, feierte im Juni seinen
60. Geburtstag. Damals wollte
der dreifache Familienvater keinen großen Artikel. „Nur keinen
Empfang und kein Aufsehen“,
lautete seine Devise. Umso erfreulicher ist es, dass er sich für
unsere Reihe „Sommerinterviews“ zur Verfügung stellte.
Klaus-Jürgen Scherr ließ sich
nach dem Abitur zum Rettungsassistenten ausbilden. 1977 entschied er sich für eine Lehre bei
der Sparkasse Lichtenfels. Danach folgte ein BWL-Studium.
Berufliche Stationen waren: HUK
Coburg, Vorstandsassistent bei
der Sparkasse Lichtenfels. Zwischen 1986 und 1989 hat Dr.
Scherr parallel zu seiner Tätigkeit
seine Doktorarbeit verfasst. Das
Thema lautete: „Computergestützte Planung von Warenverteilungssystemen“. Im Jahre 1991
wird Scherr Vorstandsvorsitzender der Sparkasse in Sonneberg.
Seit Mitte der 90er Jahre ist
Scherr Vorstandschef der Sparkasse Kronach-Ludwigsstadt,
seit der Fusion 2009 ist der Staffelsteiner Vorstandsvorsitzender
der Sparkasse Kulmbach-Kronach.
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