10.08.16, Mindelheimer Zeitung

Das soziale Herz
des Ludwig Kleiner
Wirtschaft Das Familienunternehmen wird
nach dem Tod des Firmenchefs in zwei
Stiftungen aufgehen
VON JOHANN STOLL
Mindelheim Mehr als drei Monate
sind inzwischen ins Land gegangen,
seit Ludwig Kleiner viel zu früh im
Alter von 55 Jahren gestorben ist.
Die Lücke, die der Mensch, Unternehmer und Kommunalpolitiker
hinterlassen hat, ist längst nicht geschlossen. Für seine Frau und engen
Freunde wird sie wohl nie geschlossen werden. Inzwischen ist aber
klar, wie es mit dem Mindelheimer
Vorzeigeunternehmen weiter geht.
Ludwig Kleiner selbst hat die
Dinge noch aufs Gleis gebracht. Ihm
war wichtig, dass das Unternehmen
Konrad Kleiner GmbH & Co. KG
gut weiter geführt wird im Interesse
der derzeit 506 Mitarbeiter, sagt
Brigitte Kleiner. Die 163-jährige
Geschichte des Familienunternehmens sollte gut weiter gehen.
Im Exclusivgespräch mit der
Mindelheimer Zeitung haben jetzt
Brigitte Kleiner sowie die beiden
persönlich von Ludwig Kleiner berufenen Geschäftsführer Olav Mages und Holger Herdlitschka die
Grundzüge der künftigen Unternehmensstruktur öffentlich gemacht. Details würden derzeit aber
noch geklärt. Ludwig Kleiner hatte
testamentarisch verfügt, dass die
Gesellschafter der Konrad Kleiner
GmbH & Co. KG zukünftig in zwei
Stiftungen aufgehen werden.
Kommentar
VON JOHANN STOLL
» [email protected]
Größe über
den Tod hinaus
V
or gut drei Monaten ist Ludwig
Kleiner viel zu früh an seinem
Krebsleiden gestorben. Ein paar
Jahre vorher waren er und seine
Frau durch einen schweren Schicksalsschlag getroffen worden.
Kaum auf der Welt, starb ihr Kind.
Zum ganz persönlichen Leid kam
die Ungewissheit, wie es mit dem
Familienunternehmen später einmal weitergehen wird.
Jetzt zeigt sich, wie klug und
weitschauend Ludwig Kleiner
vorgedacht hat. Er hat immer die
Verantwortung für die mehr als
500 Mitarbeiter gespürt. Die Firma
soll gut in die Zukunft geführt
werden. Mit dem Stiftungsmodell
ist dafür der Rahmen geschaffen
worden. Die zweite Stiftung trägt
nicht minder seine Handschrift
und die seiner Frau Brigitte. Die
Stiftung will bedürftige Mindelheimer unterstützen. Man kann sich
nur dankbar verneigen, wie segensreich Ludwig Kleiner sein Erbe
weitergibt.
Da ist zum einen die „Ludwig
Kleiner gemeinnützige Stiftung“.
Sie verfolgt den Zweck, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Unternehmens, die in Notlage geraten
sind, zu unterstützen. Ebenso soll
Mindelheimern geholfen werden,
die in Not geraten sind.
Zusätzlich kann die Stiftung das
kulturelle Engagement der Stadt
Mindelheim fördern. Welchen Anteil diese gemeinnützige Stiftung am
Gesamtvermögen bekommen wird,
ist derzeit noch nicht abschließend
geklärt. Entscheiden über die Hilfen
wird ein vierköpfiger Stiftungsvorstand, der noch berufen wird.
Ludwig Kleiner hatte sich über
viele Jahre sozial sehr engagiert.
Vieles von dem, was er gefördert
hat, tat er ohne großes öffentliches
Aufsehen. „Diese Stiftung ist ganz
im Sinne meines Mannes“, so Brigitte Kleiner.
Die zweite Stiftung ist die „Ludwig Kleiner Management Stiftung
(Unternehmensstiftung)“. Sie dient
dem Fortbestand des Unternehmens. Sie verfolgt ausschließlich
Unternehmensinteressen.
Auch für diese Stiftung wird ein
Vorstand berufen werden, der aus
drei Personen bestehen wird. „Damit soll das Lebenswerk von Ludwig Kleiner, dessen Vater Kurt und
der Gründergeneration abgesichert
werden“, betont Brigitte Kleiner.
Namen nannte sie noch keine.
Das Gründungsverfahren für beide Stiftungen läuft und soll spätestens zum Jahresende abgeschlossen
sein, sagt Brigitte Kleiner. Die Stiftungsbehörde bei der Regierung von
Schwaben prüft derzeit die Unterlagen, die die Rechtsanwaltskanzlei
Voßhenrich aus Baden-Baden gemeinsam mit dem Wirtschaftsprüfungsunternehmen ATG Kempten
erarbeitet hat. Die Leitung des Unternehmens hat Ludwig Kleiner
kurz vor seinem Tod persönlich in
die Hände von Olav Mages (57 Jahre) und Holger Herdlitschka (54
Jahre) gelegt. Mages ist für alle Geschäftsbereiche verantwortlich und
Sprecher der Firma. Herdlitschka
ist für Finanzen, Personal, EDV und
Logistik verantwortlich.
Zusätzlich zur Geschäftsführung
hat Ludwig Kleiner drei langjährige
Führungskräfte zu Prokuristen benannt: Christof Lehr, Christian
Holzmann und Detlev Mages.
„Durch diese Kontinuität der
Führungsmannschaft und durch die
Errichtung der beiden Stiftungen als
Gesellschafter der Firma hat mein
Mann die Grundlage und Stabilität
geschaffen zugunsten des Unternehmens und zugunsten aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und seiner
Heimatstadt Mindelheim“, betont
Brigitte Kleiner. Sie selbst will dem
Unternehmen weiterhin zur Seite
stehen.
»Kommentar
Vor historischen Bildern der Firma Kleiner (von links): Brigitte Kleiner sowie die Geschäftsführer Olav Mages und Holger Herdlitschka.
Foto: jsto