Liebe Freunde und Leser, Mit etwas Verspätung sende ich Euch die

Liebe Freunde und Leser,
Mit etwas Verspätung sende ich Euch die Newsletter der Monate Juli und
August zu. Der Grund für diesen Verzug ist einfach: Ich wollte einen
Kommentar über das erste Kapitel des Johannes Evangelium schreiben,
welches ich ganz besonders mag und dieses Projekt hat mehr Zeit in
Anspruch genommen als vorgesehen.
Es ist nicht einfach, einen Kommentar zu einem solchen Text zu schreiben,
der für viele christliche Mystiker eine wichtige Inspirationsquelle war. Es
existieren bereits viele Kommentare zu diesem Text, aber mein Ziel war
es, den mystischen und meditativen Aspekt dieses Werks zu erläutern und
verständlich zu machen. Man nimmt an, dass dieser Text vom Schüler
verfasst wurde, den Jesus liebte.
Ein Meister wie Jesus kann sich glücklich schätzen, in seinem Leben seine
Lehre an einen oder mehrere Schüler weitergeben zu können. Es ist
anzunehmen, dass Jesus die Gesamtheit seiner esoterischen Lehre an
Johannes weitergeben konnte. Diese Lehren sind aus verschiedenen
Gründen geheim geblieben, u.a. um sich vor dem Klerus und der
Inquisition zu schützen.
Die Lehre Jesu Christi teilt sich auf drei Ebenen auf: Die erste ist
exoterisch und bezieht sich auf den Religionsunterricht in der
Primarschulstufe, der die meisten Menschen zufriedenstellt. Diese Art der
Lehre ist sowohl oberflächlich, als auch dogmatisch und erlaubt es nicht,
bis zum Herz der christlichen Mystik vorzudringen. Aber sie ermöglicht,
den geschichtlichen Hintergrund zu verstehen und Hingabe zu Jesus
Christus zu entwickeln, der in dieser Lehre der alleinige und einzige Sohn
Gottes bleibt.
Die zweite Ebene ist anthropomorph und psychoanalytisch. Dieser Ansatz
wurde von einigen Priestern und Theologen wie Eugen Drewermann
eingeführt, wurde aber vom Vatikan abgelehnt und diese Wahrheitssucher
wurden exkommuniziert. Diese Lehre basiert auf den kollektiven und
individuellen Mythen und Archetypen, wie sie von C.G. Jung beschrieben
wurden. Sie ist ebenfalls verbunden mit dem Symbolismus der
Eingeweihten, der für die Erbauung der Kathedralen verwendet wurde.
Die dritte Ebene ist unbekannt und vor allem sehr geheim. Sie ist die Lehre
der christlichen Mystiker, die in ihrer Suche durch die Alchemie der
Eingeweihten, aber auch durch Sufismus und östliche Philosophien wie
Zen oder Tchan Buddhismus oder den indischen Vedantismus inspiriert
wurden. Auf diesem Einweihungsweg, für den das Evangelium das heilige
!
1!
Brevier ist, entspricht jedes Kapitel des Johannes Evangelium einem
alchemistischen Prozess, durch dessen Gesamtheit der Mensch aus Blei –
der Menschen Sohn zu Gold bzw. dem Gottes Sohn wird. Diese
Transfiguration (Verklärung Christi) findet in verschiedenen Etappen
statt und wird von einem erfahrenen Meister angeleitet, der selber diesen
Einweihungsweg beschritten hat und somit seinen Schüler zur
Auferstehung bzw. dem Herabsteigen des Heiligen Geistes führen kann.
Ich habe den Text nach dem dritten Niveau interpretiert, mit dem Versuch
die Qualität der Lehre Jesus und auch deren Methoden und
Visualisationen, die angewendet werden, zu erhalten, damit die
Auferstehung vollständig sei.
Ich verwende verschiedene Begriffe, um das zu beschreiben, was wir Gott
nennen: Als erstes ist der Begriff des Geistes sehr wichtig und bedeutsam
in den Geheimlehren Jesu Christi. Hat er nicht selber zur Samariterin
gesagt:
„23. Aber die Stunde kommt und ist schon da, wo die wahren Anbeter den
Vater im Geist und in der Wahrheit anbeten werden; denn der Vater
sucht solche Anbeter.“
Man muss zwischen dem ungeborenen Geist, der ein androgyner und
dadurch präziserer Ausdruck für Gott ist, und dem ungeborenen Geist, der
sich mit der Materie identifiziert hat, unterscheiden. Letzterer wird
dadurch zum konzeptuellen oder konditionierten Geist, den wir auch
individuelles Bewusstsein oder gewöhnliches Geistesbewusstsein nennen
können. Es ist immer der gleiche ungeborene Geist, der durch
Identifikation zum konditionierten Bewusstsein wird, mit welchem wir
diese Welt durch den Vorfilter der Sinne wahrnehmen. Dieser
konzeptuelle Geist wird gebildet von genetischen Erinnerungen, der
Erziehung durch die Eltern, die Schule, durch den Einfluss der
Gesellschaft und hält sich für ein unabhängiges Wesen mit einem freien
Willen. Es ist nochmals der gleiche ungeborene, nicht konzeptuelle Geist,
der durch den Einfluss der fünf Elemente und die genetischen, zellulären
Erinnerungen das Gefühl einer unabhängigen Existenz erweckt und auch
den Begriff einer individuellen Seele entstehen lässt, die sich reinkarniert
und sich von Leben zu Leben weiterentwickelt. Das Evangelium von
Johannes zerstört diese Hypothese und gibt einen direkten und einfachen
Zugang zur Wahrheit, die eine Manifestation des Klaren Lichts des
ungeborenen Geistes ist, was wir Gott unseren Vater nennen.
Wichtig ist die Meditation, die durch die Lektüre von Texten ihren Anfang
nimmt und von einem kompetenten Meister begleitet wird, der selber das
!
2!
Absolute bereits erfahren hat und somit seinen Schüler in optimaler Weise
instruieren kann.
Die innere Alchemie, die in diesem Kommentar beschrieben wird, bezieht
sich auf die innere Hitze und auf die Glückseligkeit, die durch das
Aufsteigen eines Feuers im Zentralkanal ausgelöst wird, welches
verschiedene mystische Räder (5) durchströmt, um an der Spitze des
Schädels und beim dritten Auge zu münden. Der Zentralkanal wird im
Johannes Evangelium und in der Bibel allgemein als Ort des Friedens, der
Ruhe, als Jakobsleiter, als Haus des Vaters und als Königreich Gottes
beschrieben. Das ist der Ort, in den die subtilen Winde, die wir auch
dualistische Winde nennen, eindringen und sich dort dann auflösen.
Dieser Ort ist dem Auge eines Taifuns ähnlich. Im Zentrum ist es windstill
und nichts bewegt sich, während aussen rum die Windböen grosse
Schäden anrichten. Die Winde in den Zentralkanal zu leiten ist eine Kunst,
die eine gewisse Übung und Praxis benötigt und die notwendig ist, damit
sich ein natürlicher Friede manifestiert. Dies ist keine oberflächliche
Ruhe, die durch eine pathologische Konzentration entsteht, sondern ein
Friede, von dem Jesus folgendermassen zu seinen Schülern sprach:
„Frieden hinterlasse ich Euch, meinen Frieden gebe ich Euch.“ Dieser
Frieden ist nur wahrnehmbar, wenn die Winde der Unwissenheit,
Anhaftung und Aggression sich im Zentralkanal aufgelöst haben, indem
sie hier das Tor des Bauchnabels benutzen, weil sich hier das subtile Feuer,
der Athanor der Alchemisten, befindet. Dieses Feuer symbolisiert die
Aktivität und Kraft von Johannes dem Täufer und damit auch unsere
Sexualkraft, die umgewandelt und gelenkt, dieses Feuer entfachen kann.
Es ist die Kraft der Atmung, verbunden mit einer präzisen Visualisation,
die es erlauben, dieses Feuer zu entflammen, etwa so wie ein Blasebalg ein
Holzfeuer im Cheminée entfacht.
Johannes der Täufer ist der Wegbereiter. Er bereitet die Niederkunft
Christi vor, er ebnet seinen Weg, er reinigt und klärt die Kanäle, um das
Aufsteigen des Feuers zu erleichtern. Er ist der mystische Kaminfeger
Gottes.
Es ist wahr, dass er den Christus nicht kannte, da dieser sich am Scheitel
des Kopfes befindet (die weisse Essenz des Vaters) und Johannes der
Täufer das Feuer symbolisiert, die rote Essenz der Mutter auf Höhe des
Bauchnabels, aber er kannte den Jesus.
Die aufsteigende Bewegung der mystischen Hitze im Zentralkanal wird
ausgelöst durch den ausgeübten Druck während der Vasenatmung. Das
Zwerchfell senkt sich in der Einatmung ab und zusammen mit der
Kontraktion des Perineums komprimiert dies den Atem auf Höhe des
!
3!
Bauches wie einen Ballon. Diese Technik, verbunden mit einer
willentlichen Atempause, regt das Feuer auf Höhe des Bauchnabels an, das
im Zentralkanal hinaufsteigt und der Reihe nach die Räder durchströmt
und den mystischen Tropfen zum Schmelzen bringt, der sich im Schädel
befindet (die Essenz des Vaters – das Königreich Gottes) und der weiss in
Farbe ist (die Taube während der Taufe Jesus im Jordan). Der
Atemstillstand und das Zusammenpressen des Atems sind nicht immer
notwendig, um das mystische Feuer zu zünden. Was vor allem wichtig ist,
sind der Glaube in Christus und ein spiritueller Meister, der kompetent
und weise den Schüler auf seinem spirituellen Weg führen und beschützen
kann.
Der weisse und strahlende Nektar (es ist in Wahrheit ein Licht) ergiesst
sich in den Zentralkanal und verteilt sich in allen Rädern, die nicht
vertikal, sondern horizontal liegen. Diese absteigende Bewegung löst
mehrere Glückseligkeiten (Ekstasen) aus, die stärker werden, wenn der
strahlende Nektar das Rad an der Geheimstelle, das sich vier Finger breit
unterhalb des Bauchnabels befindet, sowie die Sexualorgane durchströmt.
In diesem Moment lässt der Yogi, der in der Vereinigung von
Glückseligkeit und Weisheit geübt ist, die Energie wieder zum Kopf und
bis zum dritten Auge aufsteigen, was wiederum mehrere höchste Ekstasen
und tiefe Glückseligkeit auslöst.
Dieser ganze alchemistische Prozess ist im Johannes Evangelium durch
Allegorien beschrieben. Das Hinauf- und Hinabsteigen des Lichts Christi
wird durch die Bewegungen der Engel symbolisiert. Die zwei Schüler von
Johannes dem Täufer, die nach der Taufe Jesus folgen und ihn fragen, wo
er wohne, sind die zwei auf- und absteigenden Winde, die auf Höhe des
Bauchnabels gesammelt werden und sie stehen auch für das Eindringen
und Auslöschen der dualistischen Winde der zwei Seitenkanäle im
Zentralkanal. Jesus sagt ihnen
mit Recht: „Kommt und seht!“.
Simon, dessen Name von Jesus geändert wurde und der nachher Petrus
oder Fels (Kephas) hiess, symbolisiert die Quintessenz des Körpers, die
notwendig ist, um das Feuer zu nähren, so wie Holz benötigt wird, um ein
Kaminfeuer anzuzünden. Petrus ist also eine Verfeinerung der
körperlichen Essenz, die es dem Feuer der Glückseligkeit, das sich auf der
Ebene des Bauchnabels befindet, ermöglicht, im Zentralkanal
aufzusteigen. Diese Essenz wird durch das Sperma und die Eizelle
dargestellt und heisst auf tibetisch Tigle, in Sanskrit Ojas und auf
chinesisch Jing. Dies ist der Hauptgrund, weshalb Mystiker gezwungen
sind, die Quintessenz zu bewahren und deshalb enthaltsam leben. Die
sexuelle Vereinigung ist erlaubt und wird sogar ausgeübt, um die
!
4!
Blockaden durch die seitlichen Kanäle über- und unterhalb des Herzens
zu lösen, aber die Quintessenz muss bewahrt werden, um das innere Feuer
zu nähren. Nach dem Orgasmus steigen die Energien hinab und das Feuer
beruhigt sich. Petrus symbolisiert also die Quintessenz des Körpers.
Die ersten Schüler Jesus symbolisieren die Räder. Nathanael steht für das
Rad des Herzens. Er ist der einzige, der den Christus erkennt und von dem
Jesus sagte, er sei frei von Lügen. Philippe ist das Rad der Kehle.
Der menschliche Körper und die subtilen Kanäle
Der menschliche Körper wird durchzogen von 72'000 subtilen Kanälen,
die ihren Ursprung im Herzzentrum finden. Das Herzchakra ist das erste
Zentrum, das nach der Zeugung entsteht. Es setzt sich aus 8 Hauptkanälen
zusammen, die sich weiter unterteilen in 24 (3x8) und weiter verästeln in
72 (3x24) und schliesslich so die Gesamtzahl von 72'000 Kanälen ergeben,
auf tibetisch Tsa, in Sanskrit Nadis und auf chinesisch Mai genannt. Die
24 ersten Kanäle verbinden bestimmte Körperstellen miteinander, die in
der Geheimlehre der Yogis als heilig betrachtet werden. So durchdringen
z.B. zwei Kanäle, die vom Herzen her starten, die Augen, was die
Verbindung von Meditation und Augenhaltung erklärt. Diese energetische
Verbindung findet sich auch bestätigt in der chinesischen Medizin, da der
Herzmeridian die beiden Pupillen durchläuft. Die 72 Kanäle stehen
einerseits für die 72 Engel und andererseits für die 72 ersten Schüler Jesus,
die in symbolischer Weise von ihm in die Welt hinaus gesandt wurden. Ich
meine „symbolisch“ in der Hinsicht, dass hier damit der menschliche
Körper und nicht die äussere Welt gemeint ist. Es ist unmöglich, sich ein
Wesen wie Jesus mit missionarischen Absichten vorzustellen. Jeder dieser
72 Kanäle verzweigt sich in je 1000 weitere, was bedeutet, dass der Körper
total von 72'000 Kanäle durchlaufen wird, deren Hauptaufgabe es ist, ein
energetisches Gerüst zu geben, damit sich der physische Körper
verdichten kann. Diese 72'000 Kanäle werden in 3 Gruppen aufgeteilt und
zwar wie folgt: Neutral, männlich und weiblich, was den drei Geistesgiften
Unwissenheit, Aggression und Begierde entspricht. Vom Herzzentrum her
manifestiert sich der Zentralkanal, der nahe der Wirbelsäule verläuft, aber
nicht dem Rückenmark entspricht wie dies von einigen Anfängern
angenommen wird. Von hier entspringen auch die beiden Seitenkanäle:
Der rechte Kanal ist rot, der linke weiss und der Zentralkanal blau.
Der Zentralkanal entspringt zwischen den Augenbrauen, steigt zur Spitze
des Kopfes auf und verläuft in der Körpermitte hinunter, um in den
Sexualorganen zu münden. Er ist durchzogen von 10 mystischen Rädern,
die wie Tore sind, die es dem Meditierenden ermöglichen, in den
Zentralkanal vorzudringen. Das Tor, das in der esoterischen Lehre des
!
5!
heiligen Johannes verwendet wird, ist dasjenige des Bauchnabels, um die
Vereinigung von Glückseligkeit und Weisheit zu ermöglichen. Das Tor des
Herzens ist am schwierigsten zu durchschreiten, da der Zentralkanal oberund unterhalb des Rades von den zwei Seitenkanälen wie von einer
Schlange eingeschnürt wird. Dieses Hindernis wird symbolisch durch das
Heiligste Herz Jesu (Sacré Coeur) und die Dornenkrone symbolisiert, die
es umgibt.
Die Pforte des Herzens wird benutzt, um die Natur des Klaren Licht des
Geistes zu erkennen, sowie die Metamorphose des physischen Körpers zu
erreichen. Das Tor der Kehle dient dem Verstehen und Benutzen des
Traumes für die spirituelle Entwicklung (Traumyoga). Dieses Tor hat
Jesus benutzt, als er nachts Nikodemus traf und dasjenige des Herzens hat
er verwendet für die Transfiguration (Verklärung Christi) auf dem Berg
Tabor in Gegenwart seiner Schüler.
Die Transfiguration ist eine Episode im Leben Jesus Christus, über die in
den Evangelien berichtet wird. Das religiöse Fest dazu wird auf den 6.
August datiert. Es handelt sich um eine Änderung der physischen
Erscheinung Jesus während einiger Momente seines Erdenlebens, um an
drei seiner Schüler seine göttliche Natur zu offenbaren. Dieser physische
Zustand wird als wunderhaft betrachtet und in drei der vier Evangelien
erwähnt: Mt 17,1-9, Mc 9,2-9, Lc 9,28-36. Dies ist dem Christentum nach
die Ankündigung der physischen Erscheinung der Christen nach ihrer
Auferstehung.
Jedes Rad besteht aus mehreren Verzweigungen, ähnlich den
Verstrebungen eines Regenschirms. Das Herzrad hat 8, das der Kehle 16,
dasjenige des Kopfes 32, am Bauchnabel sind es 64 und an der
Geheimstelle 32 Verästelungen. Die Räder werden vom Zentralkanal
durchdrungen, der „der Weg, die Wahrheit und das Leben“ oder die
Jakobsleiter ist. Das Königreich Gottes entspricht dem Rad auf der Ebene
des Kopfes.
Im Zentralkanal steigen die Engel auf und ab, die das Hinauf- und
Hinabsteigen des christlichen (Taube) Lichtes (Nektar) darstellen.
Die beiden Seitenkanäle haben ihren Ursprung in den Nasenlöchern. Sie
verlaufen entlang des Zentralkanals und schlingen sich wie zwei
Schlangen um ihn und verlangsamen oder verhindern sogar ganz das
Eintreten der dualistischen Winde, indem sie den Weisheitskanal
einschnüren und die Rotation der Räder blockieren.
In der Genesis wird der Zentralkanal durch den Baum der Weisheit und
die beiden Seitenkanäle durch den Baum des Wissens dargestellt. Die
Schlange symbolisiert die Kontraktion der beiden Seitenkanäle, ausgelöst
durch die verbotene Frucht, die dem konzeptuellen Geist entspringt. So
!
6!
haben Adam und Eva bemerkt, dass sie nackt sind. Wenn die Winde der
störenden Emotionen sich vollständig im Zentralkanal aufgelöst haben,
gleicht sich der Atem aus, beruhigt sich und hört sogar ganz auf. Ein
grosser Mystiker in Ekstase atmet nicht mehr.
Der Zentralkanal ist vergleichbar mit einem Schornstein, der gut gefegt
werden muss, um optimal zu funktionieren. Je sauberer der Kamin ist,
desto leichter steigt das Feuer auf. Es reichen dann ein wenig Holz und ein
kleiner Funken aus, damit das Holz zu brennen anfängt an und die Wärme
sich ausbreitet. Die Sauberkeit des Kamins hängt von den Lehren des
Johannes des Täufers ab, dem Wegbereiter Christi. Deshalb sagt er:
„Ebnet die Wege des Herrn.“ Er meint damit gerechtes Verhalten,
Reinigung, Askese und die Taufe, welche die Vereinigung mit Christus
ermöglichen, der das ungeborene Licht Gottes ist.
Die Energie wird polarisiert zwischen der roten Quintessenz der Mutter
auf Ebene des Bauchnabels, welche durch Johannes den Täufer dargestellt
wird, und dem weissen Tropfen des Vaters auf Kopfebene, der den
auferstandenen Christus in jedem von uns repräsentiert und von welchem
gesagt wird, dass „ER das Licht ist, dass in diese Welt gekommen ist, um
diejenigen zu erleuchten, die bereit sind es aufzunehmen.“
Das Ziel dieser Einführung, ist das Verständnis des Textes zu erleichtern.
Er ist sehr dicht, doch der Inhalt offenbart sich denjenigen, die den
Schlüssel dazu haben. Alles wird offenbart, nichts wird versteckt oder
zurückgehalten und wie Jesus sagte, man muss Gott beständig fragen,
sodass er uns den Weg des Lebens erhelle und aufkläre.
Ich habe nie an Geheimnisse geglaubt, aber ich weiss, dass es manchmal
notwendig ist, sich anzustrengen, um Zugang zu Wissen zu bekommen.
Das wichtigste ist nicht die Methode, sondern der Glaube an das, was wir
sind und nicht an das, was wir glauben zu sein und der innigste Wunsch
zu verstehen und das Licht Christi erblühen zu lassen, das nichts anderes
ist als ungeborene Liebe und Mitgefühl Gottes.
Ich bin überzeugt, dass die Lehren Jesus Christus ausreichen, um die
Auferstehung des Sohn Gottes in jedem von uns zu ermöglichen. Es ist
nicht nötig, die Religion zu wechseln, wie dies viele Westler machen,
sondern es geht darum, die eigene spirituelle Tradition zu vertiefen bevor
man sie verwirft. Ich bin erstaunt während meiner Ausbildungen zu
bemerken, dass viele meiner Schüler, die Evangelien nie gelesen haben,
aber sich erlauben, die Lehren zu beurteilen ohne deren Inhalt zu kennen.
!
7!
Vergessen wir nicht, dass die grössten christlichen Mystiker das
Aufsteigen des Feuers des heiligen Johannes und das Herabsteigen des
Heiligen Geistes erlebt haben. Es sind sicherlich diese Erfahrungen, die es
ihnen erlaubten, im Winter in feuchten und kalten Höhlen zu beten ohne
krank zu werden und ein Licht und eine Wärme auszustrahlen, die die
Schüler sehen, wahrnehmen und fühlen konnten. Es reicht aus, die
Belehrungen über den Heiligen Geist von Seraphim von Sarow zu lesen,
um in den kleinsten Details die Erfahrungen wiederzufinden, die die Yogis
in Indien und Tibet machten.
Die Sprache der damaligen Zeit, aber auch der Klerus und die Inquisition
erlaubten es diesen Wesen nicht, ihre Erfahrungen zu bezeugen oder zu
berichten, was sie fühlten ohne zensuriert oder gar exekutiert zu werden.
Es genügt, die Werke von Theresa von Avila und von Johannes vom Kreuz
zu studieren, um zu verstehen, welche Prüfungen sie überstehen mussten,
ohne Padre Pio zu vergessen, der in meinen Augen der grösste Heilige des
Christentums ist, der während 50 Jahren die Stigmata Jesus trug und wie
er von den Dämonen des Klerus gekreuzigt wurde.
Ich ersuche den Leser, das Evangelium des Johannes zu lesen, aber vor
allem dabei die Botschaft Christi zu fühlen, die durch jeden Buchstaben
des Textes fliesst.
Es ist schwierig zu beweisen, ob wirklich der Schüler, den Jesus liebte, den
Text verfasst hat oder nicht. Aber es ist sicherlich eine Tatsache, dass nur
ein Wesen, das die Auferstehung erlebt hat, einen solch zeitlosen Text
weitergeben konnte.
Mögen der Segen und das Klare Licht Jesu Christi Euch während der
Lektüre begleiten.
Pace e bene aus Assisi, Claude
!
8!
John 1
1. Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und
das Wort war Gott.
„Im Anfang“ (seit anfangsloser Zeit) stellt die Zeitlosigkeit als das Wesen
der Raumklarheit Gottes dar. Gott ist kein Schöpfer, sondern er ist
schöpferisch. Sein Wesen ist die zeitlose Gegenwärtigkeit. Aus der
Leerheit, die nicht eine Nichtheit, sondern reine Bewußheit ist,
manifestiert sich durch die implosive Kraft der Liebe (Kontraktion) das
Wort (OM), der Heilige Geist Gottes. Das Wort (OM) und Gott sind
untrennbar voneinander, daher die zweifache Definition: "Das Wort
war bei Gott, und das Wort war Gott.“
2. Dieses war im Anfang bei Gott.
Und so war es von Anbeginn, dass das Wort und Gott nicht voneinander
zu trennen sind, wie Raum und Klang sind sie Eins.
3. Alles ist durch dasselbe entstanden; und ohne dasselbe ist
auch nicht eines entstanden, was entstanden ist.
Die Klarheit Gottes ist auch die Bewußtheit, die die Wesen in sich auf
unbeschränkte Weise reflektieren lässt. Es ist immer so gewesen, von
Anbeginn der Zeit an, weil das Wort Leben ist und das Leben der
schöpferische Ausdruck Gottes ist. Die Ebenbilder Gottes sind von
niemandem erschaffen worden, sie entstehen durch die Kraft der Liebe
(Kontraktion) und das grenzlose Mitgefühl (Expansion) Gottes. Das
Entstehen ohne Schöpfer schließt das Schöpferische nicht aus.
4. In ihm war Leben, und das Leben war das Licht der
Menschen.
Die zeitlosen Gesänge des Lebens lassen die Wesen erscheinen, wie
Bilder auf der Oberfläche eines ruhigen Sees. Das Auge Gottes entbindet
seine Ebenbilder und bleibt dabei regungslos. Die Bilder sind
untereinander verlinkt und sie sind im selben Moment entstanden. Das
Erscheinen definiert das Leben und das Leben, das sichtbar wurde durch
die Ebenbilder Gottes, ist die Liebe und die reflektierten Bilder (Licht).
5. Und das Licht leuchtet in der Finsternis, und die Finsternis
hat es nicht begriffen.
Die Ebenbilder Gottes sind für niemanden erschaffen worden und
hinterlassen auch keine Spuren von sich selber. So wie die Wellen im
Ozean Gottes entstehen und vergehen die Erscheinungen.
!
1!
Durch die Ich-Haftigkeit bzw. wenn die zeitlose Gegenwärtigkeit Gottes
sich in sich selbst verliebt, verdunkelt sich das Licht der Gewissheit. Die
scheinbare Selbständigkeit mit eigenem Willen teilt die zeitlose
Gegenwärtigkeit Gottes in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft auf,
Abstände, Bewegung und Zeit sind geboren. Durch das Subjektivieren
eines Objekts des Raumes wird das Klare Licht des Geistes begraben und
bleibt gefangen. Die Taoisten nennen dies „die Verdunkelung des
Lichtes". Buddha beschreibt diese Bewegung als Unwissenheit,
Verdunkelung oder Verschleimung des ursprünglichen nicht geborenen
Geistes. Das mühelose Wahrnehmen ohne Betrachter wird verdrängt und
die 5 Sinnesorgane und das Geistesbewußtsein übernehmen die
Führung.
"Die Finsternis hat es nicht begriffen" kann auf religiöse und
soziale Widerstände hindeuten, was eigentlich Jesus damals in Judäa
erlebte. Es kann auch erklärt werden damit, dass Gott kein Objekt des
Verstandes ist und niemals über den gewöhnlichen Geist erfasst werden
kann.
Die Verdunkelung des Lichtes, ausgelöst durch das Individualisieren
eines Objekts des Raumes, Abstände, Bewegung und Zeit, verhindert das
Erblühen des Wesen Gottes. Durch das Auslöschen der dualistischen
Winde im Zentralkanal und der Zusammenkunft der weißen (Kopf) und
roten Essenz (Bauchnabel) im Herz zum Zeitpunkt des Todes, erblüht für
einen kurzen Moment das ungeborene Klare Licht des Geistes wieder.
Dies wird aber nur von wenigen erfasst.
6. Es wurde ein Mensch von Gott gesandt, der hieß Johannes.
Johannes ist kein gewöhnlicher Mensch, sondern ein wahrer Meister, der
das Licht Gottes durch seine Präsenz manifestiert. Er wurde von Gott
gesandt, seine Funktion ist nicht aus dem Willen des Fleisches
entstanden, um soziale Anerkennung zu gewinnen, sondern aus der
Raumklarheit Gottes. Johannes ist ein Echo im Tal. Er stellt sich weder
als Messie, Prophet noch sonstige Persönlichkeit dar, sondern als
Stimme in der Wüste und weckt die Wesen durch seine donnergleiche
Art. „Das Königreich Gottes ist nah“, sagt er, was soviel bedeutet wie der
Tod ist jedem sicher und wir können jeden Moment diesen Körper
verlassen, aber das wahre Wesen Gottes ist die zeitlose Gegenwärtigkeit.
Johannes symbolisiert die Offenbarung des Lichtes, die das Leben
erweckt. Gott hat durch Johannes seine ungeborene Liebe und Mitgefühl
zum Ausdruck gebracht. Im Islam wird Johannes als der Meister und
Lehrer von Jesus betrachtet und als Prophet des Islam respektiert. Er ist
historisch betrachtet der Vorläufer Jesu gewesen, aber mystisch gesehen
!
2!
ist er der wilde Yogi, der den Weg Christi bereitet. Er entfacht das Licht
(Feuer) des Chandali Yoga (Tummo) und leitet das Mystische Feuer bis
zum Christus hinauf.
7. Dieser kam zum Zeugnis, um zu zeugen von dem Licht,
damit alle durch ihn glaubten.
Johannes zeugt über das Wort und das Licht als untrennbare
Manifestationen Gottes bzw. als zeitlosen Ursprung des Lebens. Er lenkt
das Feuer der Hingabe im Zentralkanal hinauf (Leiter), bis die Perle der
Weisheit schmilzt und beim Runtertropfen die Räder (Chakras) auffüllt
und die vier Freuden erweckt. Johannes zeugt vom Klaren Licht Christi
und der wahren Taufe Gottes, dem wahren Licht, das diese Welt
durchdringt und die Phänomene durch Reflektion erscheinen lässt.
Die Menschen haben sich vom Klaren Licht Christi entfernt (sie sind
nicht mehr gesalbt) und sind in der Dunkelheit des Ego-Ismus gefangen.
Johannes begradigt den Weg des Herrn und zeigt, dass Reinigung
(Wasser), Vergeben und Hingabe die Ankunft des Gesalbten (Messie)
vorbereiten.
Bedeutung von Messias
Der Begriff Messias (hebräisch ‫ משיח‬Maschiach oder Moschiach,
aramäisch Meschiah, in griechischer Transkription Μεσσίας, ins
Griechische übersetzt Χριστός Christós, latinisiert Christus) stammt aus
dem Tanach und bedeutet „Gesalbter“. Er wird für Könige und
Hohepriester verwendet.
Wichtig ist vor allem zu verstehen, dass das griechische Wort Christus
auf den Gesalbten hindeutet. Das Schmelzen der Essenz im
Kopfzentrum, die Essenz des Vaters (Gott), ist der Salbung ähnlich. Das
Hinuntertropfen im Zentralkanal füllt die Räder mit Segen und
Glückseligkeit auf. Dieses Herabsteigen des Lichtes wurde durch den
Weg der Hingabe und der Einsicht hervorgerufen. Hingabe in Gott und
Einsicht, dass es keinen Handelnden gibt, dass es nur Gott und Gott
alleine gibt, der sich in der Vielfältigkeit der Erscheinungen verbirgt. Die
auf- und absteigende Bewegung im Zentralkanal wird durch die Engel
symbolisiert (Jakobsleiter) und die Vereinigung von Glückseligkeit und
Weisheit durch Johannes (Feuer) und Christus (Licht).
8. Nicht er war das Licht, sondern er sollte zeugen von dem
Licht.
Johannes ist der Vorläufer des Lichtes und bereitet den Weg vor. Er hat
die Vollkommenheit des Lichtes noch nicht zur Vollendung gebracht,
noch etwas Animalisches ist in ihm vorhanden, seine Kleider und
Eßgewohnheiten zeugen davon.
!
3!
Die aufsteigende Bewegung des Feuers der Glückseligkeit kann noch
nicht das Licht sein, sondern erst sein Vorläufer. Das Auslöschen der
dualistischen Winde und das Entfachen des Feuers (rot) im Bauchnabel
(Essenz der Mutter) bereitet die Niederkunft des Gesalbten, des Christus
vor. Aufgrund dessen kann das Feuer der Glückseligkeit nur der
Vorläufer und nicht das Licht Christi sein.
Wir können diesen Text wie das gesamte Evangelium immer in zwei
Ebenen aufteilen und zwar: Äußere (historisches Ereignis) und
innerliche (Alchemie des Seins).
Historisch betrachtet ist Johannes der Vorläufer Jesu Christi. Innerlich
steht er für die spirituellen Übungen, die den Weg zum Gesalbten
vorbereiten.
9. Das wahrhaftige Licht, welches jeden Menschen erleuchtet,
sollte in die Welt kommen.
Das wahre Licht Gottes erscheint, um die Wesen aus dem Leid der IchHaftigkeit zu befreien. Leider nicht für jeden, viele werden gerufen, aber
wenige werden fähig sein, die Botschaft Gottes zu verstehen. Das
wahrhaftige Licht ist das Licht des Ungeborenen Geistes, das Licht
Christi und dieses Licht kann niemals zerstört werden und verweilt in
jedem von uns. Es sollte in die Welt kommen bzw. sich offenbaren durch
den Weg der Hingabe (Johannes) und Einsicht (Christus).
10. Er war in der Welt, und die Welt ist durch ihn geworden,
aber die Welt erkannte ihn nicht.
Das Wort Gottes, der Heilige hat sich als Fleisch und Blut in Jesus
Christus offenbart. Die Buddhisten würden Jesus Christus als
Nirmanakaya bezeichnen bzw. Formkörper, so wie Siddharta Gautama.
Er manifestiert durch seine zeitlose Präsenz die Dreifaltigkeit als
untrennbare Einheit: Gott, Heiliger Geist, Jesus Christus.
Das ungeborene Klare Licht Christi ward in der Welt und aus ihm ist
alles entstanden, was entstanden ist. Die verdichtende Kraft der Liebe
ließ alle Bilder gleichzeitig im Auge Gottes entstehen. Die Welt hat es
nicht erkennen können, weil der Verstand die Konzeptlosigkeit Gottes
niemals erfassen kann. Gott ist weder ein Objekt der Suche, noch des
Verstehens, sondern alles, was es jemals gegeben hat: Gott ist Eins und
Alles.
!
4!
In der negativen Theologie wird das Verneinen als Weg des Erkennens
verwendet bzw. Gott kann weder das noch dies sein: Neti, neti - nada,
nada.
11. Er kam in sein Eigentum, und die Seinen nahmen ihn nicht
auf.
Wir haben nochmals die Möglichkeit, die Aussage aus historischer Sicht
zu interpretieren oder ihr als innere Alchemie zu folgen. Die Gelehrten,
Exegeten und Theologen sind in ihren Denkmustern gefangen. Die
Mystiker tauchen in den Gesang der Liebe ein und fühlen die innere
Transformation.
Er, das ICH BIN, als Ursprung des Lebens, kam, um von der
unterscheidenden Weisheit Gottes durch seine Präsenz bzw.
Manifestation Kunde zu geben, aber nur wenige haben ihn verstanden
und blieben deshalb weiter in den Konzepten von Ich-Haftigkeit, Stolz
und Eitelkeit verhaftet. Wer kann die Aussagen und das Verhalten eines
Jesus verstehen? Wer ist bereit, ihm zu folgen und die Bürden der
Entbehrung auf sich zu nehmen? Wenige waren bei der Kreuzigung
anwesend, warum ist dies immer so und wo waren seine Schüler und die
unzähligen Kranken, die von ihm geheilt wurden, als Er in Not und
Schmerz war?
Der konditionierte Mensch fürchtet sich vor Gott und fürchtet sich zu
verlieren, was er glaubt zu sein. Die Raumklarheit Christi wirkt auf viele
erschreckend und zu erfahren, dass wir aus Erinnerungen und
Überlappungen an Konzepten bestehen, ist nicht für jeden akzeptabel
und kann auf die Psyche sehr destabilisierend wirken. Es ist weder
Nihilismus noch Eternalismus, Jesus lehrt genau die Mitte zu bewahren,
weil sich nur da das Königreich Gottes befindet.
Wieviele können nachts nicht ohne Licht einschlafen? Fürchten sich
allein in dunklen Räumen zu sein oder alleine im Wald spazieren zu
gehen? Nachts in einem Hotelzimmer aufzuwachen und vergessen zu
haben, wo man gerade ist, kann sehr erschreckend sein. Jedes Mal wenn
der konditionierte Mensch seine Anhaltspunkte verliert, tritt Angst
hervor.
Wir sind auf der Flucht vor Gott - nicht vor uns selbst, sondern vor dem
zeitlosen Selbst/Sein. Sogar wenn wir angeblich meditieren oder beten,
nützen wir die spirituellen Übungen, um das Erblühen des Klaren Licht
Gottes zu verhindern.
!
5!
Wir sagen zwar: „Nein, das ist nicht wahr, ich bin bereit“, aber hier geht
es nicht darum, etwas zu gewinnen, sondern um das Aufgeben von
Gewohnheitsmustern. Der mystische Weg folgt der Lehre des Aufgebens
und nicht des Aufstockens.
Das ungeborene Klare Licht Christi kann in seinem Eigentum nicht
aufgenommen werden, weil es keine eigenständige Seele gibt, die es
aufnehmen könnte. Wer sollte hier wen aufnehmen? Das Aufnehmen
Christi wäre Synonym für jemanden, der etwas erfährt, aber Gott ist
weder ein Zustand noch eine Erfahrung, sondern alles was ist und jemals
war.
12. Allen denen aber, die ihn aufnahmen, gab er Vollmacht,
Gottes Kinder zu werden, denen, die an seinen Namen
glauben;
Aber für die, die hingebungsvoll waren und vor allem bereit waren, seine
Botschaft umzusetzen und den psychologischen Tod zu durchleben, hat
er die Vollkommenheit Gottes offenbart und sie wurden als Kinder
Gottes wiedergeboren. Dies war die Auferstehung des Lichtes.
Der innere Aspekt in dieser Passage bezieht sich auf die Bereitschaft, das
ungeborene Licht Gottes zu gebären. Die spirituelle Übung ist der Weg
des Empfangens, göttliche Befruchtung ist hiermit gemeint. Die
spirituellen Übungen werden in eine männliche (aktive) und weibliche
(passive) Phase aufgeteilt. Die männliche Phase wird als die aufbauende
Phase der Übung betrachtet und bezieht sich vor allem auf das Aufrufen
Jesu Christi, die Lobpreise, Gebete, Reinigungen, Rituale und
Zeremonien. Der weibliche Teil ist die ruhende Phase der Stille, der
Besinnung, wo der Geist Christi empfangen wird, wo das allgegenwärtige
Licht Gottes den hingebungsvollen Schüler befruchtet.
Er gab all jenen die Vollmacht, die bereit waren, sich zu öffnen und vor
allem all jenen, die an seinen Namen glaubten. Der Name ist der Gesang
Gottes - das OM. Der Name und das Licht sind eins, es ist die Vibration
(Name), die das Licht und das Leben hervorbringt. Der Name Jesus
Christus ist eines Mantras gleich und sollte öfter wiederholt werden, um
den Schleier der Unwissenheit zu zerreißen. Die beschützende Kraft
eines Mantras oder Gebets liegt an seiner Fähigkeit, den gewöhnlichen
und konditionierten Geist abzulenken. Die verwirrenden Gedanken,
Vorstellungen und Gefühle werden durch die Schwingungen des Mantra
ersetzt. Zusätzlich besitzt ein Mantra die Macht, die Durchlässigkeit der
subtilen Kanäle zu bewahren und die dualistischen Winde der IchHaftigkeit im Zentralkanal aufzulösen. Mantras werden nicht erfunden,
!
6!
sondern von Gottessöhnen ausgesprochen, um den fühlenden Wesen zu
nützen. Das zweite größte Mantra der Christenheit, nebst dem Namen
Jesus Christus, ist das Vater Unser. Der Name Jesus Christus bildet das
Herzgebet in der Orthodoxie und wurde als Mittel verwendet, um
Dämonen zu vertreiben und vor allem um das Erblühen Gottes zu
fördern.
13. welche nicht aus dem Geblüt, noch aus dem Willen des
Fleisches, noch aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott
geboren sind.
Die Auferstehung ist die mühelose Einsicht über die Raumklarheit und
Manifestation dessen, was ist. Die Welle der Erscheinung ist wieder im
zeitlosen Ozean der Gegenwärtigkeit Gottes verschwunden. Dies ist nicht
durch den Willen, das Wollen und Gewinnen geschehen, sondern durch
die Abwesenheit eines Handelnden.
Mit dem Willen des Fleisches ist hier der gewöhnliche und konditionierte
Geist gemeint. Der Wille des gewöhnlichen Menschen entspringt aus
dem Bedarf, seine vergängliche Erscheinung zu bewahren, ohne
Rücksicht auf seine Umgebung. Alle Handlungen sind reaktive Muster
auf die Umwelt mit kommerziellen Absichten und durchdrungen von
Erwartungen. Der konditionierte Mensch agiert nicht, sondern reagiert
nur auf physische und emotionelle Reize. Dies interpretiert er als freien
Willen und freie Entscheidungen. Der Wille von Gottessöhnen ist frei von
persönlichen Absichten bzw. Täterschaft. Er ist ein Echo im Tal und
überträgt nur die Botschaft Gottes. Diese Art des Handelns ohne
Handelnder ist für den gemeinen Menschen, der sein Leben mit
angeblich freiem Willen und Entscheidungen gestaltet, unverständlich
und er verbleibt regungslos und verzweifelt, wenn genau das Gegenteil
seiner Absichten eintritt. Wie kann eine Handlung ohne Täterschaft und
Absicht geschehen?
Diese Passage stellt den Unterschied zwischen Menschensöhnen und
Gottessöhnen, zwischen einer Geburt aus dem Fleische und einer
Auferstehung im Geist Gottes, dar.
Es ist immer derselbe Geist, der sich entweder frei entfaltet oder durch
die unzähligen Vorfilter der Konditionierung reagiert und handelt. Der
Geist Gottes ist alles, was ist und sein könnte. Der gewöhnliche und
konditionierte Geist ist die Verliebtheit Gottes, gefangen in den Krallen
der Gewohnheitsmuster. Mystische Übungen dienen dazu, zu erkennen
wo die Hindernisse sind, die Blockaden zu entfernen und die
Zeitlosigkeit Gottes erblühen zu lassen. Das Wort erblühen ist hier sehr
wichtig, es geht nicht darum, Gott zu erzwingen. Die spirituellen
!
7!
Übungen sind Vorbereitungen auf diesen zeitlosen Moment, wo der
psychologische Tod die Auferstehung zulässt.
14. Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns; und wir
sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des
Eingeborenen vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.
Die Raumklarheit ist erschienen, um die Wesen mit niedrigen
Fähigkeiten von den drei Arten des Leidens zu befreien. Das Leid des
Leids, das Leid der Vergänglichkeit und das Leid der Ich–Haftigkeit. Das
ist die Gnade Gottes, die zum Wohle aller fühlenden Wesen wirkt.
Der Formkörper Jesus ist zum richtigen Zeitpunkt geboren, um das Licht
der zeitlosen Gewissheit Gottes zu manifestieren. Meister/Rabbi wie
Jesus sind selten wie Sterne bei Tageslicht. Viele sind fähig über Gott zu
sprechen, aber selten sind die, die sein glorreiches Wesen manifestieren
können. Jesus gehört zu diesen Seltenheiten, Er war der Gesalbte, ein
König, eine Botschaft Gottes auf Erden. Sein Wesen war frei von
Absichten und seine Handlungen entsprangen reinem Mitgefühl und
purer Liebe.
Gott kann nicht beschrieben werden, wie kann der Schatten des Baumes,
den Baum beschreiben oder darstellen? Ein konzeptualisiertes Objekt
des Raumes kann die zeitlose Gegenwärtigkeit Gottes niemals
beschreiben, noch nicht mal annähernd. Das Wort, das zu Fleisch und
Blut wird, ist die wahrhaftige Botschaft. Daher kommt die Aufforderung
Jesu, sein Fleisch zu essen und sein Blut zu trinken, um Teil an der
Herrlichkeit Gottes zu haben. Er gab seinen Schülern die geheime
Anweisung, sein Wesen bzw. das Wort und das Klare Licht Gottes wie
Nahrung und Getränke aufzunehmen, nicht nur in der Eucharistie, aber
vor allem im alltäglichen Leben durch kontinuierliche Identifikation mit
ihm. Viele haben sicherlich seine verschlüsselte Botschaft nicht
verstanden.
Religiöse Touristen nehmen nur die Worte wahr, Studenten sind der
Wahrheit näher, wollen sich aber nicht verpflichten. Schüler sind sehr
nahe und folgen dem mystischen Pfad Gottes, aber nur Herzschüler sind
mit dem Meister vereint.
Der religiöse Tourist kennt die Texte auswendig, der Student praktiziert
viel und ist leistungsorientiert, Schüler sind Wissende und große
Praktizierende. Die Herzschüler praktizieren nicht mehr, sie nehmen
kontinuierlich das Licht des Meister in sich auf und genießen seine
Gegenwärtigkeit wie Martha von Bethanien.
!
8!
15. Johannes zeugte von ihm, rief und sprach: Dieser war es,
von dem ich sagte: Der nach mir kommt, ist vor mir gewesen,
denn er war eher als ich.
Johannes bezeugt, dass Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft
trügerische Manifestationen des konditionierten Geistes sind. Daraus
entsteht seine Aussage über die zeitlichen Komponenten vorher,
während und nachher. Er sagt auch, dass Christus die höchste subjektive
Gegenwärtigkeit Gottes jenseits von zeitlichen Begriffen sei. Johannes
beschreibt in prägnanter Weise, dass der Geist Gottes immer vorhanden
ist und nichts mit seiner jetzigen Erscheinung zu tun hat. Das „Ich Bin“
ist omnipräsent, so wie der Himmel und die Wolken, das Meer und die
Wellen.
Johannes ist der Weg und Jesus die Vollendung. Er bereitet die subtilen
Kanäle auf das Aufkommen Christi vor, das Licht des Geistes, das diese
Welt verformt und Hologramm mäßig erscheinen lässt. Das Licht Christi
ist vor der Methode bzw. den spirituellen Übungen gewesen. Alle
Übungen, Gebete, Beichten, Reinigungen usw. bereiten nur den Körper
vor. Vor den Übungen ist das Licht Christi schon immer gewesen. So wie
der Himmel vor den Wolken und das Meer vor den Wellen, ist die
Bewußtheit Gottes vor dem Bewußtsein der Menschensöhne immer da
gewesen.
16. Und aus seiner Fülle haben wir alle empfangen Gnade um
Gnade.
Die Uneingeschränktheit des Lichtes Gottes offenbart sich durch Jesus
Christus. ER, der ICH BIN, der SEIENDE, hat unendliche Macht über die
Ebenbilder seines Vaters und erteilt auf uneingeschränkte Weise seinen
Segen auf alle Erscheinungen. Die Gnade der Gegenwärtigkeit Christi ist
nur für die Kinder Gottes erfassbar, die aus dem Geist wiedergeboren
sind und bleibt noch verhüllt für die anderen, die aus dem Fleische der
Leidenschaft leben.
Die Fülle des Lichtes und die Gnade der Glückseligkeit Gottes, die sich
durch die Vermählung mit dem Geist Christi manifestiert ist
uneingeschränkt und durchdringt alles. Es ist die Offenbarung Gottes in
den Gotteskindern, die diese Glückseligkeit hervorbringt. Sie entsteht
nicht durch die Sinnesorgane oder aus dem Verlangen heraus, sondern
aus sich selbst heraus. Sie ist das Licht, das die Welt hervorgebracht hat
und die Wärme der Liebe.
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9!
17. Denn das Gesetz wurde durch Mose gegeben; die Gnade
und die Wahrheit ist durch Jesus Christus geworden.
Moses hat eine Struktur für den verhafteten Menschen erschaffen und
Gerechtigkeit als höchstes Gebot aufgestellt, aber die Barmherzigkeit
kam durch Jesus Christus. Moses symbolisiert die Freiheit aus der
Knechtschaft der Ich-Haftigkeit durch ethisches Verhalten, Jesus
hingegen die Vollkommenheit durch das Aufgeben von Täterschaft aus
reiner Liebe und Mitgefühl. Moses symbolisiert die Yogas des
Reflektieren, Jesus Christus das Yoga der Hingabe und Nicht-Handeln.
18. Niemand hat Gott je gesehen; der eingeborene Sohn, der
im Schoße des Vaters ist, der hat uns Aufschluß über ihn
gegeben.
Der Seher, das Sehen und das Gesehene sind eins, so hat Jesus Christus
durch seine Präsenz Gott offenbart und vor dem Sanhedrin bezeugt, dass
Er und sein Vater eins seien. Das ursprüngliche Licht des Geistes kann
weder vergänglich sein, noch von den Sinnesorganen erfasst werden.
Der eingeborene Sohn, der sich im Schoße des Vaters ausruht, fühlt die
Präsenz Gottes in allen Erscheinungen in sich. Der gewöhnliche Geist,
betrübt durch die Dualität, sieht und erfährt die Phänomene als von sich
getrennt und verwendet Pronomen wie mein und dein, um die
Erfahrungen zu beschreiben. Jesus Christus nicht, er nimmt teil an
allem. Dies wird mit intuitivem Wahrnehmen übersetzt, aber es gibt
letztendlich keine Worte, um jemanden zu beschreiben, der die Grenze
der Dualität überwunden hat.
Die Bezeichnung Vater bestätigt auf innigste Weise, dass wir, so wie die
Wellen des Ozeans, ohne Ausnahme Kinder Gottes sind, seine
Ebenbilder. Wir sind alle aus derselben Quelle entstanden und aus
derselben Potentialität verformt worden.
19. Und dies ist das Zeugnis des Johannes, als die Juden von
Jerusalem Priester und Leviten sandten, um ihn zu fragen:
Wer bist du?
Johannes steht durch seine Präsenz und Aussage für die
Allgegenwärtigkeit Gottes. Die gesandten Priester und die Pharisäer
waren unfähig, seine Botschaft zu verstehen und suchten einen
historischen Anhaltspunkt aus dem Vorfeld der Dualität, um seiner
Präsenz und seinen Handlungen Kundschaft zu geben.
!
10!
Religiöse Menschen können weder die Präsenz noch die Vollkommenheit
eines einfachen Diener Gottes ertragen. Dies ist wie ein Dorn in ihren
Augen und vor allem der schmerzhafte Beweis dafür, dass sie ihren Weg
verfehlt haben. Sie haben in ihrem Herz Johannes schon längst zum
Tode verurteilt, aber Johannes fürchtet sich nicht vor dem Sterben, er ist
bereits tot.
Eifersucht gehört zu den gefährlichsten Geistesgiften, sogar mehr als
Zorn oder Stolz. Eifersucht ist hinterlistig, klebrig, anhaltend und
boshaft. Nur eifersüchtige Menschen sind bereit, etwas Negatives zu
unternehmen, lassen sich sogar Zeit dafür und genießen ihre Erfolge. Sie
schleichen sich ein wie eine Schlange und genießen die Macht des
Lobens, um das Herz des Menschen zu gewinnen.
Judas hat sicherlich, mehr als die anderen, Jesus ständig gelobt und
gepriesen und er war der Erste, der ihn verraten hat. Er konnte sicherlich
die Erfolge von Jesus weder verstehen noch emotionell ertragen.
Eifersüchtige Menschen sind so, sie können sich nicht an den Erfolgen
anderer erfreuen, sondern suchen nach Fehlern, um ihre negativen
Handlungen zu rechtfertigen. Zwietracht, Intrigen und vor allem
kontinuierliches Tratschen gehören zu ihren Lieblingswaffen, die sie mit
Genuss verwenden, um jemanden zu zerstören.
Die Frage „Wer bist du ist?“ ist der Beginn der wahren Suche und nicht
„Was soll ich tun?“ oder welche spirituellen Übungen soll ich
praktizieren. Die Frage richtet sich nicht nur an Johannes, sondern auch
an jeden von uns. Wer sind wir? Im Namen von wem handeln wir so?
Diese Frage kann nur aus wahrer Hingabe entstehen, nur wahre
Suchende stellen sich so eine Frage, um letztendlich zu erkennen, daß wir
aus einer Überlappung von Konzepten, Ideen, Dogma, Erinnerungen und
Behauptungen bestehen, aber nichts sind von alle dem.
20. Und er bekannte und leugnete nicht; und er bekannte: Ich
bin nicht der Christus!
Der Liebende erkennt die Liebe nicht, sowie der Mitfühlende die Natur
und Funktion des Mitgefühls nicht beschreiben kann. Die Handlung ist
direkt und ohne Vorfilter, weil die Dualität aufgehoben wurde.
Liebe ohne Liebenden, Mitgefühl ohne Handelnden ist für den
gewöhnlichen Menschen nicht fassbar, auch für einen Gelehrten und
Priester und für einen Pharisäer nicht. Aus dem Verneinen entspringt die
Wahrheit des Ich Bin.
!
11!
Johannes ist ein ehrlicher Mensch, wie es wahre Suchende sind. Er lügt
nicht. Nur ängstliche Menschen lügen und Johannes hat Angst schon
längst überwunden und weiß, was auf ihn zukommen wird. Er sagt, dass
er nicht der Christus sei und bezeugt damit, dass er ein Wegweiser sei,
aber mehr nicht. Man trifft sehr viele Wegweiser in einem Leben. Sie
sind wie Straßenschilder und zeigen an, wie weit wir noch vom Ziel
entfernt sind. Johannes ist einer davon, aber noch mehr als das. Er öffnet
durch seinen Segen das Tor zur Schatzkammer der Glückseligkeit. Er
bereit den Weg vor und zeigt seinen Schülern wie die wilde Energie der
Sexualität als Kraft verwendet wird, um das Licht Christi zu erfahren.
Aber er sagt zu Recht, dass er selbst nicht Christus sei, obwohl er fähig
war Gottes Söhne zu erkennen.
21. Und sie fragten ihn: Was denn? Bist du Elia? Er sprach: Ich
bin's nicht! Bist du der Prophet? Er antwortete: Nein!
Verzweifelt fragten die Priester und Leviten nach einem Anhaltspunkt
und zogen sogar die Möglichkeit von Wiederverkörperung in Erwägung
bzw. die Manifestation von einem Geisteswesen wie Elia. Und sie fragten
sich gar, ob er der Prophet oder sogar der Messie sei. Es ist nicht
möglich, jemanden wie Johannes, der die Fesseln des gewöhnlichen
Geistes aufgegeben hat, örtlich und zeitmäßig zu definieren.
Der konditionierte Geist braucht immer einen Anhaltspunkt, vor allem
einen Beginn und ein Ende, um sich selber und alles um ihn herum zu
ordnen. Dieses Reaktionsmuster ist ein psychotischer Zwang aus der
Angst heraus, Körper und Besitztümer zu verlieren.
Seine Antworten entspringen aus der Raumklarheit Gottes, wie ein Echo
im Tal, wie ein Donnerschlag und er antwortet, dass er keiner von denen
sei, auch kein Prophet. Johannes folgt dem Weg des Verneinens, was
später von Rheinischen Mystikern wie Meister Eckart oder auch von
Johannes vom Kreuz verwendet wurde, um das Wesen Gottes zu
definieren.
Das Klare Licht Christi kann nicht konzeptualisiert werden und ist nicht
in Worte zu fassen. Johannes lebt das Licht der Glückseligkeit und die
Gegenwärtigkeit Gottes, obwohl er die Vollkommenheit noch nicht hat.
Diese Betrachtung ist nur historisch zu verstehen, eine Art äußere
Unterhaltung mit Personen, die es vielleicht nicht mal gab.
In den christlichen Mysterien, der inneren Alchemie des zeitlosen Seins,
sind Johannes und Christus nach wie vor untrennbar voneinander und
folgen einander wie die Sonnenwenden. Die Untrennbarkeit von beiden
!
12!
wird im Evangelium durch die Begegnung von Maria und Elisabeth
dargestellt. Elisabeth war zu alt, um ein Kind zu empfangen und wurde
durch den Segen Gabriels schwanger. Die Befruchtung von beiden
Frauen, die ältere Männer hatten, geschah jeweils durch die Botschaft
von Erzengel Gabriel. Johannes kannte Jesus schon vor der Geburt, aber
den Christus nicht. Es ist wichtig, den Unterschied zwischen dem
Menschen Jesus und dem Gottessohn Jesus Christus, dem Gesalbten und
König zu erkennen.
Die Befruchtung ist auch ein Symbol für die mühelose Manifestation
Gottes. Maria und Elisabeth symbolisieren in diesem Kontext die
mühelose Befruchtung Gottes und die Geburt Christi. Das Alter spielt in
diesem Falle keine Rolle, Maria ist sehr jung und Elisabeth alt. Der
Altersunterschied dient als Beweis dafür, daß das Licht Christi sich jeden
Moment manifestieren kann.
22. Nun sprachen sie zu ihm: Wer bist du denn? Damit wir
denen Antwort geben, die uns gesandt haben. Was sagst du
über dich selbst?
Die Frage: „Wer bist du denn?“ ist für den konditionierten Menschen von
Bedeutung, um einen Anhaltspunkt zu gewinnen. Wenige sind fähig
zuzuhören, zu sehen und zu fühlen ohne Fragen zu stellen und vor allem
ohne zu urteilen.
Johannes wird nach einer Biographie von sich gefragt, einer Biographie,
die es nicht mehr gibt oder zumindest mit der er sich schon lange nicht
mehr identifiziert. Auf die Frage „Wer sind wir?“ würden wir sofort mit
Name, Alter, Herkunft, Ausbildungen etc. Auskunft geben. Johannes ist
anders, seine Herkunft ist die Raumklarheit Gottes, und so eine Antwort
konnten sicherlich der gesandte Priester und die Pharisäer nicht
verstehen.
Er sagt von sich selbst, dass er eine Stimme in der Wüste sei. Er bietet
den Pharisäern keinen Anhaltspunkt, sondern lebt das Wort durch seine
Präsenz und Handlung. Johannes ist wie ein kleines Kind, das das Wesen
Gottes durch das Lachen oder Weinen augenblicklich zum Ausdruck
bringt, dabei aber unerschütterlich bleibt.
Sein wildes Aussehen ist ein mystisches Symbol für die animalischen
Zwänge, die überwunden wurden und auch die Kraft der Sexualität, die
für spirituelle Übungen benötigt wird. Er ernährt sich von Heuschrecken
und Honig und trägt ein Kamelfell und Leder um die Hüfte herum. Er
war eine wilde Gestalt und sicherlich für viele furchterregend. Er war
!
13!
Gottes betrunkenes Kind und bereitete den Weg zur Auferstehung Gottes
in jedem von uns vor.
Die Beschreibung von Johannes Aussehen wurde nicht zufällig
hinzugefügt. Es gibt keine Beschreibung für Jesus Aussehen, aber für
Johannes schon. In der geheimen christlichen Lehre symbolisieren seine
zornvollen Attribute und sein Benehmen die eines wilden Yogi und
stehen für die Kraft bzw. das Feuer der Sexualität, die ER entfacht und
durch seinen Segen und die Taufe in den Zentralkanal hineinlenkt.
Johannes erinnert mich sehr an diese wilden Yogis aus Südindien, Tamil
Nadu oder Bangalore, die nackt leben und nichts Anderes besitzen außer
einer Blechdose für das Essen, einer Plastiktüte als Meditationskissen
und die vor Glückseligkeit strahlen.
Lehnt ab, was die Welt liebt und die Menschen werden dich lieben und
ehren, weil du keine Bedrohung für ihre Besitztümer bist, aber nehme
dich immer in Acht vor religiösen Menschen. Sie werden immer
versuchen, dich aus Neid und Eifersucht zu vernichten. So waren die
Gesandten von Herodes und die Pharisäer, sie fürchteten sich vor ihm
und suchten einen Grund, um ihn zu vernichten.
Das, was er als Kraft verwendete, um die Natur Christi in jedem von uns
erblühen zu lassen und Liebe und Mitgefühl zu erwecken, wurde von der
Nichte Herodes auf negative Weise verwendet. Herodes war in seine
Nichte verliebt und versprach ihr die Hälfte seines Königreichs
abzugeben, wenn sie für ihn tanze und so tat sie es. Am Ende forderte sie
anstatt des Königreichs den Kopf von Johannes.
23. Er sprach: Ich bin »eine Stimme, die da ruft in der Wüste:
Ebnet den Weg des Herrn!« wie der Prophet Jesaja gesagt hat.
Johannes gibt keine Beschreibung von sich selbst, sondern erwähnt das
ICH BIN und die Stimme: Das WORT als Botschaft der Liebe und die
notwendige Vorbereitung, um diese Botschaft zu verstehen. Die Wüste
und die Ebene symbolisieren einen Geist frei von Festhalten, begradigt
durch das Aufgeben von Konzepten und vor allem den Zentralkanal, der
zum Hause Gottes führt.
Jesaja ben Amoz wirkte im damaligen Südreich Juda zwischen 740 und
701 v. Chr. Als erster Prophet Israels verhieß er den Israeliten einen
zukünftigen Messias als gerechten Richter und Retter der Armen. Die
Ankunft Jesu Christi wurde schon von Jesaja gesehen und prophezeit.
Historisch betrachtet ist das Leben Jesus schon vor seiner Geburt
prophezeit worden und auch die Ankunft Christi. Im Auge Gottes sind
!
14!
alle Informationen bereits vorhanden, auch wenn sie sich noch nicht
manifestiert haben. Das Leben, Werken und Wirken von Jesus Christus
existierte schon, bevor er geboren wurde. Es stand auch geschrieben,
dass seine Beine nicht gebrochen würden und so geschah es am Kreuz.
Diese Botschaft hat hier zwei Gesichter: Das eine ist historisch und bietet
den Theologen und Exegeten einen zeitlichen Anhaltspunkt für ihre
Forschungsarbeiten und das zweite ist die esoterische Lehre, die
eigentlich durch Johannes erhalten blieb.
Das Leben eines Jesus ist zeitlich beschränkt, aber das Klare Licht Christi
nicht. Vergleichbar mit der Leinwand und dem Kinofilm: Der Film mag
irgendwann aufhören, aber die Leinwand bleibt weiterhin bestehen.
24. Sie waren aber von den Pharisäern abgesandt.
Die Pharisäer waren Gelehrte und Priester in Israel. Sie waren zwar sehr
gebildet, aber leider unfähig, die konzeptlose Botschaft sowohl von
Johannes, als auch von Jesus zu verstehen. Zwei von denen haben die
Lehre Jesus in sich aufgenommen und zwar Nikodemus und Joseph von
Arytmatia. Deshalb wurden sie später verfolgt.
Die Gesandten haben Angst vor ihm gehabt, er war furchterregend und
seine Stimme donnergleich. Sogar Herodes fürchtete sich vor ihm. Ein
Mensch, der die Grenze der Ich-Haftigkeit überwunden hat, ist wie ein
Spiegel für jeden, der ihm begegnet.
Die Pharisäer symbolisieren das Geistesbewußtsein, den konditionierten
Geist, der eine Antwort für alles hat, auch für Dinge, die er nicht
verstehen kann.
Die Leere, das Unbeschreibliche, das Unlogische, das Irrationale wirken
destabilisierend auf ihn und deshalb stellt der konzeptuelle Geist
zwischen Ereignissen, Geräuschen, Bildern und Empfindungen ständig
Brücken auf und um seine Existenz zu sichern, werden aus einzelnen
Sequenzen ein Kinofilm gemacht.
Die Pharisäer sind nicht gekommen, sie haben Spione, Diener oder
Soldaten hingeschickt, weil sie sich vor der Wahrheit und Kraft von
Johannes gefürchtet haben. Johannes besaß das hellsichtige Auge und
konnte, so wie Jesus auch, erkennen, wer vor ihm steht und wie
wahrhaftig diese Menschen waren. Sie sind nicht selbst gekommen, um
die Konfrontation mit ihm zu verhindern. Der konzeptuelle Geist ist feige
und versteckt seine Unsicherheit hinter Behauptungen und
Pseudowissenschaft.
!
15!
25. Und sie fragten ihn und sprachen zu ihm: Warum taufst du
denn, wenn du nicht der Christus bist, noch Elia, noch der
Prophet?
Der Gesandte, der Diener, der Spion erwartete eine Antwort bzw. eine
Auslegung über seine Handlung, vor allem im Namen von wem und mit
welcher Berechtigung er die Taufe gebe. Johannes sagt, dass er eine
Stimme in der Wüste sei, eine Handlung ohne Handelnden, die mühelose
Manifestation des Wort Gottes.
Historisch betrachtet war sicherlich Johannes sehr machtvoll, sodass sie
ihn mit Christus, Elia oder einem Propheten verglichen. Die Gesandten
haben nach wie vor einen Anhaltspunkt gesucht, aber nicht gefunden,
außer dass er nur eine Stimme sei, bzw. das Wort Gottes, das den Weg
des Herrn und das Aufkommen des Gesalbten vorbereite.
Der konditionierte und unglückliche Mensch, getrieben durch die Kraft
von geistiger Verblendung, sucht nach Berechtigung für sein Dasein und
seine Handlungen. Er kann sogar im Namen Gottes töten, falls es
notwendig ist. Dieses ständige Wiederholen und das tägliche Déjà Vu,
kann zu Depression und Selbstmord führen, weil die Manifestation des
Lebens keine Beständigkeit hat.
26. Johannes antwortete ihnen und sprach: Ich taufe mit
Wasser; aber mitten unter euch steht Einer, den ihr nicht
kennt,
Johannes tauft mit Wasser, er bereitet den Weg für die wahre Taufe vor,
das Erblühen des Wort Gottes, des Heiligen Geistes, des Lichts der
Raumklarheit, das die Welt erschaffen hat. Sein Segen richtet die Energie
aufwärts bis zum Himmel empor (Kronenchakra) und bereitet den
Körper auf die Ankunft Christi vor. Die dualistischen Winde der IchHaftigkeit werden durch Hingabe und Konzentration durch das Tor des
Bauchnabels in den Zentralkanal hineingelenkt und aufgelöst. Das Feuer
der Hingabe, das sich auf der Ebene des Bauchnabels befindet, wird
durch die seitlichen Winde (Sonne und Mondkanal - rechts und links)
entfacht und hinauf gelenkt, bis das weiße Licht Gottes (Taube) sich
offenbart und von oben nach unten den Baum des Lebens (Jakobsleiter)
auffüllt und die Vier Knoten (Bauchnabel, Herz, Kehle und Kopf) der
Dualität auflöst. Johannes der Täufer ist der Wintersonnenwende gleich
und Jesus der Sommersonnenwende.
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16!
Diese geheime Überlieferung besagt, dass Jesus Christus, der zwar
inmitten von uns ist, von keinem erkannt wurde. Das zeitlose Licht der
Gewissheit und Liebe ist immer vorhanden und kann niemals
verschwinden. Es ist immer mitten unter uns und greifbar für jeden, der
sich befruchten lässt. Es ist das Licht und die Kraft, aus der wir verformt
wurden und kann deshalb auch nicht vergehen. Wir sind verdichtetes
Licht und Christus ist der Botschafter des Lichts, das sich nur dann
entfaltet, wenn der Baum des Wissens wieder für den der Weisheit
ausgetauscht wird.
Die Schlangen sind die seitlichen Kanäle, die durch ihre Windungen den
Zentralkanal ersticken und das Eindringen durch eines der Tore (10
insgesamt) verhindern. Die Räder, die Chakras werden durch die
seitlichen Kanäle komprimiert und spezifisch das Herzchakra sechsmal.
27. Welcher nach mir kommt, der doch vor mir gewesen ist,
für den ich nicht würdig bin, ihm den Schuhriemen zu lösen.
Wir haben in diesem Text zwei Informationen. Die eine ist historisch chronologisch und stellt die Verbindung zwischen Jesus und Johannes
dar.
Die zweite Information ist mystischer Natur und bezieht sich auf die
Raumklarheit, die vor jedem ist, so wie der Himmel vor den Wolken.
Johannes ist der Botschafter des Lichtes und vor allem historisch
betrachtet der Botschafter Jesus Christus, den er persönlich kannte.
Buddhas werden immer vorprophezeit, erscheinen leider zu selten in
dieser Welt. Jesus Christus ist das volle Erblühen des Geistes Gottes, das
Wort, das ICH BIN. So sind Buddhas, sie sind frei von Konzepten und sie
haben die letzten subtilen Schleier der Ich – Haftigkeit zerrissen,
Johannes jedoch nicht. Daher kommen sein wildes Aussehen und das
Tragen von animalischen Mustern.
Johannes ist zweifellos ein Bodhisattva von höchster Stufe, aber nicht die
Vollkommenheit. Er überträgt den Segen des Wassers bzw. die Askese,
die Strenge, die Disziplin, aber nicht das Feuer. Er bereitet die Leute vor,
kann sie aber leider nicht wie Christus mit dem Licht des Geistes
befruchten, das Übertragen des Heiligen Geistes ist ihm nicht gegeben.
28. Dieses geschah zu Bethabara, jenseits des Jordan, wo
Johannes taufte.
Johannes bürgt für die Ankunft Christi, für das Herabsteigen des
Heiligen Geistes, des Licht Gottes, das die Phänomene durch
Kontraktion reflektieren lässt. Er spricht von etwas und nicht jemandem,
!
17!
das schon immer vorhanden war. So wie der Spiegel des Geistes Gottes
schon vor den Bildern existierte, so sind der Himmel vor den Wolken
und der Ozean vor den Wellen da gewesen. Bethabara ist hebräisch und
bedeutet Haus/Ort des Übergangs bzw. der Schöpfung. Johannes Taufe
geschieht aus der Unendlichkeit Gottes heraus. Der Name verbirgt einen
zeitlosen Inhalt und nicht nur eine örtliche Information. Die Taufe
Johannes versetzt die Menschen in eine Suche nach Wahrheit bzw. der
Wahrheit der Beständigkeit, der Zuversicht, außerhalb des Gesetzes der
Kausalität. Die Taufe Johannes ist nicht nur einfach Wasser, sondern
etwas Zeitloses und unbeschreiblich Schönes und Erschütterndes, sodass
viele zu ihm kamen.
29. Am folgenden Tage sieht Johannes Jesus auf sich
zukommen und spricht: Siehe, das Lamm Gottes, welches die
Sünde der Welt hinwegnimmt!
Historisch betrachtet hatte Johannes schon voller Freude während der
Schwangerschaft im Bauch seiner Mutter gezittert, als Maria (Mutter
Jesus) Elisabeth (seine Mutter) besuchen kam. Sie waren sich nicht
fremd, sondern Familienverwandte und kannten sich schon von
Anbeginn an. Obwohl Johannes sehr weit in seiner spirituellen Praxis
vorgedrungen war, blieb ihm die Vollkommenheit noch verhüllt. ER sah
Jesus und erkannte sofort die Vollkommenheit in ihm, aber auch die
Aufgaben und Schmerzen, die auf ihn zukommen würden. Diese zeitlose
Begegnung zwischen Johannes und Jesus wurde von vielen Künstlern
bildhaft dargestellt und verbirgt sehr viele Informationen über die
Funktion von Johannes und vor allem das Heruntertropfen des Lichtes,
das die Kanäle Jesus auffüllt und die zeitlose Präsenz Gottes offenbart.
Es ist nach wie vor wichtig, zwischen vermuteten historischen
Ereignissen und der inneren Alchemie des Seins zu unterscheiden.
Er sah wie das Wort bzw. das Licht (Taube) die Form Jesus übernahm
und diesen Körper in Fleisch und Blut Gottes verwandelte. Jesus war
bewohnt und das Licht der Unendlichkeit strahlte durch seine Präsenz.
Er war das lebendige Brot des Gleichmuts und der Wein der
Glückseligkeit.
Wie kann Jesus Christus die Sünde der Welt auf sich nehmen und
reinigen, ist dies überhaupt möglich? Welche Botschaft überträgt sich in
diesem geheimnisvollen Satz?
Die Theologen und Exegeten behaupten, dass Jesus die Ur-Sünde der
Menschheit, die durch Adam und Eva begangen wurde, durch seine
Taten und Opfer gereinigt hätte und damit die Menschheit von deren
!
18!
Folgen befreite. Diese Vorstellung ist schwer zu verstehen, wie kann ein
Mensch so viel bewirken?
Es gibt keine Yogis, Meister oder Buddhas in der Geschichte der
Menschheit, die jemals so etwas von sich selbst behauptet haben.
Johannes meint vor allem die Sünde der Dualität und nicht die Sünden
von jedem einzelnen bzw. die durch dualistische Handlungen begangen
wurden. Den Unterschied zu erkennen zwischen der Ur-Sünde und den
negativen Handlungen mit Körper, Rede und Geist, die daraus
resultieren, ist wichtig.
Das Beichten von negativen Handlungen mit Körper, Rede und Geist
kann zwar kurzfristig eine psychologische Erleichterung auslösen,
beseitigt aber die Ursachen des Leides nicht, sondern kann sogar unter
gewissen Umständen die Ich-Haftigkeit und den Egoismus verstärken.
Jesus Christus reinigt die Ur-Sünden der Welt durch seine
Barmherzigkeit, aber nicht als außenstehende Gottheit, sondern durch
die Offenbarung des Lichts des Geistes. Das Objekt des Raumes, das „ich
bin dieser Körper, Gedanken und Gefühle“, das durch Subjektivierung,
Abstände und Zeit erschaffen hat und vor allem Gott als zeitloses
Konzept, als Vision und Sehnsucht betrachtet, wird durch die
Offenbarung des Lichtes und das Aufheben der Dualität frei. Die UrSünde von Adam und Eva wird damit getilgt, aber der Film des Körpers
mit seinen genetischen Veranlagungen und karmischer Vergangenheit
bleibt weiterhin bestehen und der Mensch stirbt an den Folgen von
Krankheit, Alter oder Unfall. Dies erklärt, wieso Jesus gekreuzigt wurde
und viele berühmte Meister an Krebs oder sogar Unfällen starben. Die
Manifestation Gottes, das Erblühen des ungeborenen Klaren Lichts des
Geistes, ist in allen mystischen Traditionen ähnlich, daher die
Bezeichnung "Erleuchtung", weil es tatsächlich um das Aufkommen des
Lichtes geht. Manche Meister können in ihren spirituellen Übungen so
weit gehen, daß der Körper in Regenbogenlichter zurück transformiert
wird, so wie Jesus es tat und während 49 Tagen sich mehrmals
verdichtete, um seine Schüler zu trösten und zu lehren.
Es ist sehr wichtig, diesen Punkt zu verstehen, um die wahre Bedeutung
der Vergebung durch die Auferstehung und die Bedeutung des Beichtens
in der christlichen Lehre einzuordnen. Es ist ein Irrtum zu glauben, dass
Jesus Christus die negativen Handlungen jedes einzelnen durch seine
Gegenwart und seinen Segen reinigen kann. Diese falsche Annahme hat
Priester, Bischöfe und Päpste dazu gebracht, Armeen im Namen Christi
zu segnen. Das Schlimmste ist vor allem zu behaupten, dass negative
Handlungen und sogar das Töten von Menschen, Gottes Wille seien und
!
19!
dass alles im Namen Jesus Christus vergeben werden würde. Die Acht
Kreuzzüge und unzählige historische Beispiele, noch bis heute, bürgen
dafür, dass die Lehre Christi für wirtschaftliche Zwecke verwendet
wurde.
Die Sünde der Welt ist die Ich-Haftigkeit und vor allem das
Konzeptualisieren Gottes. Wir haben aus Gott, der zeitlosen Gegenwart
der Raumklarheit, ein Objekt unserer Suche und Sehnsucht gemacht.
Die Welle hat sich selbständig gemacht und aus der Verzweiflung und
den Schmerzen der Vergänglichkeit ist eine Bewegung zwischen zwei
Objekten entstanden. Abstände und Zeit sind Abfälle der Ich-Haftigkeit
und die Stigmata sind unsere Betrübtheit und Vereinsamung.
Die Suche und Sehnsucht nach Erlösung brachte uns so weit wie Moses
in der Wüste mit dem Aufstellen der Schlange. Wir stellen Gott als
Objekt unserer Suche und Sehnsucht dar. Das ist die Ur-Sünde,
symbolisiert durch das Verhalten von Adam und Eva im Garten Eden.
Jesus Christus bürgt durch seine Präsenz und Lehre dafür, dass die
Auferstehung gegenwärtig ist und nicht durch Zeit und Raum entsteht.
Das Beichten ist ein inneres Geständnis, dass wir Kinder Gottes sind,
seine Ebenbilder, so wie die Wellen vom Ozean nicht zu trennen.
Wir sind wie Fische und wir suchen nach Wasser. Es ist kein Zufall, dass
das erste Symbol des Christentums der Fisch gewesen ist (ICHTYS). Es
hat nicht nur mit der astrologischen Konstellation der Zeit zu tun,
sondern auch mit der Metapher, dass wir wie Fische im Wasser sind und
dass Gott das Milieu ist, wo wir uns ständig drin bewegen.
Jesus Christus hat sich verdichtet, um den Weg zurück zum zeitlosen
Ursprung zu weisen und nicht um das Zusammenstoßen zweier Fische
miteinander zu reinigen.
30. Das ist der, von welchem ich sagte: Nach mir kommt ein
Mann, der vor mir gewesen ist; denn er war eher als ich.
Christus, der Gesalbte, ist kein Mensch, sondern das ungeborene Klare
Licht Gottes, das Wort, das die Welt erschuf. Er ist der Ursprung von
allem und ist von Anbeginn an immer da gewesen, schon bevor Johannes
geboren wurde und sogar bevor das Feuer der Glückseligkeit durch
Hingabe und spirituelle Übungen entfacht wurde. Der Himmel ist vor
den Wolken und das Meer vor den Wellen.
!
20!
Johannes beschreibt das Wesen Christi vor jeglicher Erscheinung. Es ist
für die, die Jesus als Menschen kannten, schwer gewesen so etwas zu
verstehen bzw. anzunehmen. Keiner ist leicht Prophet im eigenen Land.
31. Und ich kannte ihn nicht; aber damit er Israel offenbar
würde, darum kam ich, mit Wasser zu taufen.
Die Taufe mit dem Wasser ist eine Vorbereitung für das Erscheinen des
Messias, des Gesalbten. Der Körper und vor allem die subtilen Kanäle
aus denen er besteht, werden durch das Wasser gereinigt.
In der geheimen Lehre des Christentum werden sowohl das Wasser, als
auch das Feuer als reinigende Kraft betrachtet und für die Entfaltung des
Lichts verwendet. Diese Begriffe sind Symbole für eine Vorbereitung,
eine Geburt, die Auferstehung. Johannes taufte mit dem Wasser und
Jesus mit dem Licht Gottes.
Israel symbolisiert den menschlichen Körper und die unzähligen
Wesenheiten, die ihn bewohnen. Historisch betrachtet hat Johannes
Jesus schon mal getroffen, aber Christus nicht. Der Unterschied ist hier
zu bemerken: Du kannst Jesus sehen, aber Christus nicht. Du kannst
höchstens Christus nachempfinden, aber ihn nicht durch die
Sinnesorgane erfassen oder intellektuell begreifen, sondern nur aus der
Intuition der Herzensgüte gibt es ein Verstehen.
Johannes ist ehrlich und sagt, dass er Christus nicht kenne und meint
damit, daß das Licht Christus ihm noch verborgen bleibe. Obwohl
Johannes ein Gesandter Gottes ist und dafür aus Mitgefühl für die
fühlenden Wesen eine physische Form annahm, ist die Vollkommenheit
noch nicht da. Diese Ehrlichkeit ist nicht jedem Guru zugeschrieben.
Viele auf dem spirituellen Wellnessmarkt spielen entweder etwas vor
oder überlassen den Schülern die Bürde, sie als erleuchtete Meister zu
benennen. Durch dieses Hin und Her zwischen Behauptung und
kollektiver Wahnvorstellung verdichtet sich ein Golem.
Wir haben nach wie vor eine Aufteilung zwischen historischem und
mystischem Ereignis. Historisch ist die Aussage von Johannes nicht ganz
vollständig, weil er Jesus während der Schwangerschaft schon begegnet
ist. Mystisch betrachtet, aus der geheimen Lehre des Christentums, ist
die Aussage zutreffend, weil das Feuer der Glückseligkeit am Bauchnabel
das dritte Auge und Kopfzentrum noch nicht erreicht hat. Die Ebene des
Bauchnabels wird durch den Ledergurt und das Kamelfell symbolisiert.
Die Kraft von Johannes entspringt aus der Sexualität und jene von Jesus
aus dem dritten Auge, dem Auge der Weisheit zwischen den
Augenbrauen. An diesem Ort startet der Zentralkanal, der zum Scheitel
!
21!
des Kopfes hinaufgeht, bis hinunter zu seiner Mündung an den
Genitalien.
32. Und Johannes zeugte und sprach: Ich sah den Geist wie
eine Taube vom Himmel herabsteigen und auf ihm bleiben.
Historisch betrachtet sah Johannes wie der Geist Gottes sich auf Jesus
nieder ließ. Dieser Satz erweckt das Gefühl, dass Gott ein sichtbares
Objekt ist und Jesus umhüllt.
Johannes war aufgrund seiner Hellsichtigkeit fähig zu sehen, ob jemand
die Gnade empfangen hatte oder nicht. Er hat zwar die Vollkommenheit
nicht erreicht, war aber trotzdem fähig, übersinnliche Fähigkeiten zu
manifestieren.
Er sah mit seinem inneren Auge wie das Klares Licht Gottes sich in Jesus
offenbarte. Er sah nicht mehr Jesus, den Menschensohn, sondern den
Gesalbten, den Christus vor sich. Er sah vor allem wie das Licht auf ihm
blieb und nicht verschwand und dies war ein Zeichen der
Vollkommenheit Christus.
Spirituelle Gnaden wurden von vielen Mystikern beschrieben und gelten
als Wegweiser und nicht als Zeichen der vollständigen Einheit mit Gott.
Sie dienen dazu, die Durchlässigkeit und Weichheit der Kanäle (Nadis,
Tsa, Mai) zu bewahren und vor allem einen Beigeschmack der
Glückseligkeit und Weisheit Gottes zu gewähren. Große Meister können
durch ihren Segen ähnliche zeitlose und gnadenvolle Momente bei ihren
Herzschülern auslösen. Manche Meister übertragen das Licht des
Geistes durch die Stille und den Blickkontakt, andere durch Gebete oder
Hand auflegen. Die Gnaden sind Wegweiser und gelten als Hinweise,
dass man auf dem richtigen Pfad ist. Ein Leben ohne Gnaden Gottes ist
mühsam und vor allem enttäuschend. Wieviele meditieren und beten
und haben nicht einmal in ihrem Leben das Fleisch und Blut Christus
genossen und teil an seiner Glückseligkeit und Weisheit gehabt?
Ähnlich ist es im Buddhismus, wo ständig über die Wundertaten von
Yogis und die Erleuchtung gesprochen und nicht ein Moment der Gnade
genossen wurde. Viele Mönche, Nonnen und Priester enden in ihrem
Leben verbittert und enttäuscht, weil Gott keinen Moment sein Antlitz
gezeigt hat. Vielleicht war die Motivation falsch oder vielleicht waren sie
nicht bereit, alles aufzugeben, um das Licht Gottes im Empfang zu
nehmen. "Gebe alles, was du hast und folge mir ", sagte Jesus zu diesem
jungen Menschen... und dieser ging weg, weil er viele Besitztümer hatte.
Johannes war sicherlich fähig, bei seinen Schülern etwas Ähnliches zu
bewirken, vor allem während der Taufe, aber seine Kraft lag vor allem
!
22!
darin, dass Feuer der Glückseligkeit im Bauchnabelbereich zu entfachen
und in den Zentralkanal (Jakobsleiter) zu lenken, bis zum dritten Auge
hinauf. Johannes ist der Wächter des heiligen Feuers und Jesus der des
klaren weißen Lichtes.
Aus der geheimen Lehre des Christentums wissen wir, daß die
Erläuterungen im Johannes Evangelium Bewegungen von inneren
Winden symbolisieren bzw. die Alchemie des SEINs. Es sind innere
Abläufe im Körper Gottes (Diamantkörper) und nicht nur historische
Ereignisse.
Das Licht Christi im Kopfzentrum füllt beim Heruntertropfen die Räder
des Kopfes, der Kehle, des Herzens und des Bauchnabels auf. Diese
Bewegungen sind nicht fremd und viele christliche Yogis sprachen in
ihren Mitschriften über etwas Ähnliches, waren aber leider nicht fähig,
die Erfahrungen mit verständlichen Worten zu beschreiben und
benutzten dafür Metaphern, Symbole bzw. die Bildersprache der Epoche,
weil es damals die Worte dafür nicht gab. Später nahmen die
Einschränkungen weiter zu, vor allem in der Zeit der Inquisition, in der
jede Aussage und jedes geschriebene Worte immer kontrolliert und
zensuriert wurden.
Warum spricht Johannes von einer Taube? Welche Bedeutung verbirgt
dieser Vogel? Abgesehen davon, daß die Taube als Friedenszeichen
verwendet wird, symbolisiert ihr Körper folgendes: Die ausgebreiteten
Flügel sind die Augenbrauen, ihr Kopf ist das dritte Auge und ihr Körper
mit Schwanz steht für die Nase. Eine Überlappung des Vogels auf das
Gesicht des Menschen genügt, um das Symbol zu erkennen. Die weiße
Farbe hat nicht nur mit höchster Reinheit zu tun, sondern symbolisiert
auch das Licht Christi, das Wort und vor allem die subtile weiße Essenz
des Vaters, die durch das Feuer der Glückseligkeit (rot im Bauchnabel)
zum Schmelzen gebracht wurde.
Ich sah den Geist wie eine Taube vom Himmel herabsteigen und auf ihm
bleiben, bedeutet auch, dass der Segen des Lichtes hinunterfließt, in den
Zentralkanal hinein und die Zentren bzw. die 32 Räder des Kopfes
auffüllt.
Diese Vorstellung scheint sicherlich sehr fremd zu sein und der Leser
fragt sich, was eigentlich damit gemeint wurde. Von woher stammen
solche Informationen? Und warum werden diese Beschreibungen
niemals erwähnt? Es hat mit der Kultur der Zeit zu tun und vor allem mit
der Gefahr, als Häretiker bestraft zu werden. Schon die Aussage Jesu vor
dem Sanhedrin, dass er Gottes Sohn sei, verurteilt ihn zum Tode. Ich
!
23!
habe schon mal erwähnt, daß sowohl die Sprache, als auch die
Überlieferung gefehlt haben und die Mystiker gezwungen waren, ihre
Erlebnisse und spirituellen Übungen als Gedichte, Gesänge, Musik oder
allegorische Bilder, Symbole und Sprüche zu übersetzen.
Der subtile Körper des Menschen - der Körper Gottes - besteht aus
unzähligen Kanälen (Tsa, Nadis, rLung, Mai). Der Ursprung von allem ist
das Herzzentrum (Räder - Chakra). Es gibt insgesamt 10 Räder bzw.
Eintrittstore oder Zugänge zum Zentralkanal (Jakobsleiter, Weg des
Herrn usw.). Der Beginn ist 1- das dritte Auge genau zwischen den
Augenbrauen, 2- Zentrum der Stirn bestehend aus 6 Kanälen, 3- das
Kopfzentrum bestehend aus 32 Kanälen, 4- der Kehlkopf bestehend aus
16 Kanälen, 5- zwischen Kehlkopf und Herz bestehend aus 3 Kanälen, 6das Herz bestehend aus 8 Kanälen, 7- der Bauchnabel bestehend aus 64
Kanäle, 8- Geheimzentrum vier Finger breit unter dem Bauchnabel
bestehend aus 32 Kanälen, 9- Geschlechtsorgane -Penis und Vagina
bestehend aus 8 Kanälen und 10 - die Spitze der Geschlechtsorgane.
Diese Zentren werden als Räder (Chakra- Korlo) benannt, liegen
waagrecht und werden in der Mitte vom Zentralkanal durchdrungen.
Vier davon sind hier von Bedeutung und zwar Kopf, Kehle, Herz und
Bauchnabel. Die Räder sind Tore zur Jakobsleiter, auch der non-duale
Kanal genannt, durch die das Haus Gottes bzw. das Auge des Taifun
betreten werden kann.
Die Aufteilung im Herzzentrum beginnt mit 8 Kanälen, die leicht nach
oben gebogen sind wie die Speichen eines Regenschirms. Dann teilen
sich jeweils die 8 Hauptkanäle in 24 Kanäle – d.h. 3 pro Kanal (3 x 8),
dann die 24 nochmals in 3 pro Kanal ergibt 72 und dann jeweils in
weitere 1000 ergibt 72’000 Kanäle insgesamt. Die 24 Kanäle werden
jeweils in drei Gruppen (8 Kanäle) eingeteilt und zwar für den Geist, die
Rede und den Körper.
Alle Kanäle, Nadis, Tsa übertragen die kostbare Essenz von Vater und
Mutter bzw. die weiße und rote Essenz.
Die 24 Kanäle verbinden gewisse Körperteile miteinander, welche als
Bereiche im Haus Gottes übersetzt wurden. Die Verbindungen zwischen
den 24 Kanälen des Herzens und den Körperteilen zeigen, dass das
Herzzentrum den gesamten Körper kontrolliert. Die Aufteilung
entspricht sowohl inneren wie äusseren Orten.
Die Aufteilung in 72 Kanäle symbolisiert die 72 Engel Gottes, ihre 72
Namen und auch die 72 Schüler, die von Jesus ausgesandt wurden
(Lukas 10,1). Letzteres ist eigentlich nicht möglich, weil ein Gottessohn
!
24!
keine missionarische Absicht hat, es würde seinem Grundwesen
widersprechen.
Es ist wichtig zu bemerken, daß der Menschenkörper vom Herz her Form
annimmt und dass die dualistischen Winde, die vor allem im rechten und
linken seitlichen Kanal fließen, zum Zeitpunkt des Todes ins
Herzzentrum zurückresorbiert werden und so das Klares Licht Gottes
erblühen kann.
Der rechte und linke Kanal werden als Sonnen- und Mondkanal
übersetzt. Sie beginnen an beiden Nasenlöchern und verlaufen seitlich
entlang des Zentralkanals. Der linke Kanal (Mond) ist weiß in Farbe und
biegt unter dem Bauchnabel etwas nach rechts zu den
Geschlechtsorganen hin und kontrolliert die Ausscheidung von Urin,
Sperma und Menstruationsblut. Der rechte und rote Kanal (Sonne) biegt
unter dem Bauchnabel etwas nach links hinein und kontrolliert die
Ausscheidung vom Stuhlgang. Der rechte Kanal wird auch als Subjektund der linke als Objekt-Kanal bezeichnet. So lange die Winde innerhalb
dieser zwei Kanäle verweilen, kann das ungeborene Klare Licht Gottes
sich nicht offenbaren, weil die Dualität und Trennung zwischen Subjekt
und Objekt das Eindringen der Winde in den Zentralkanal verhindert.
Das Erblühen des Wesen Gottes ist nur möglich, wenn die Winde der
Ich-Haftigkeit entweder durch mühelose Einsicht und Hingabe oder
spezifische spirituelle Übungen im Zentralkanal aufgelöst wurden. Das
Auge des Taifuns ist das Haus Gottes und die Winde, die sich seitlich
bewegen sind Symbole für geistige Verblendung und Geistesgifte.
Je mehr die Dualität bzw. das Aufrechterhalten eines Individuums
gepflegt wird, umso mehr werden die Winde in den Seitenkanälen
verweilen und durch Aufschwellen den Zentralkanal ersticken und damit
das mühelose Aufblühen der Weisheit verhindern. Das schwierigste von
den Knoten zu befreiende Zentrum ist das Herz, da wo alles begonnen
hat und auch aufhören wird. Meditation bzw. spirituelle Übungen auf das
Herzzentrum sind sehr wichtig und lenken die Energie dorthin, bis das
Tor der Unendlichkeit sich öffnet, dabei hört sogar der Atem auf. Das
Eindringen der Winde wird in 7 Phasen eingeteilt und zwar lösen sich
zuerst die Elemente auf: Erde, Wasser, Feuer und Luft und dann das
weiße, rote und dunklere Licht, bis das Klares Licht Gottes sich
manifestiert. Dieses Eindringen und Auslöschen der Winde im
Herzzentrum ist den Abläufen zum Zeitpunkt des Todes sehr ähnlich.
Während jeder einzelnen Phase manifestieren sich gewisse Zeichen, die
nur für den Meditierenden sichtbar sind. Ich habe leider nicht die
Möglichkeit, in diesem Newsletter alles in allen Einzelheiten zu
!
25!
beschreiben, aber die Essenz der Lehre wurde hier zusammengefasst.
Der wahre Mystiker, der das Licht Gottes erblickt hat, stirbt bei jeder
Begegnung mit dem Licht Christi. Die Koexistenz von Ich-Haftigkeit und
Gott ist nicht möglich, etwas muss gekreuzigt werden, daher die
Bezeichnung vom kleinen Tod oder psychologischen Tod und von der
Auferstehung in den christlichen Mysterien. Nur das Klare Licht Gottes,
das durch das Auslöschen der dualistischen Winde erblühen kann, ist
auferstanden. Die Ich-Haftigkeit und das Gefühl der Getrenntheit sind
nicht mehr vorhanden und die zeitlose Gegenwärtigkeit Gottes, die
höchste Subjektivität hat sich wieder in seinem Ebenbild erkannt. Die
beschriebenen Abläufe wurden bewußt in eine äussere (historische),
innere (psychologische) und geheime (mystische) Ebene aufgeteilt, um
sicher zu stellen, dass die Botschaft nur von Eingeweihten verstanden
würde.
Leider wird ohne vernünftige mystische Betreuung von einem erfahrenen
Meister, die Methode als das Ziel betrachtet und sogar verwendet, um die
Ich-Haftigkeit zu verstärken. Theresa von Avila erwähnt, wieviele Seelen
von unerfahrenen Beichtvätern auf Irrwege geleitet wurden.
Für die subtile Ebene des geheimen Feuers ist ein erfahrener christlicher
Yogi und Meister unabhängig. Er bestätigt durch seine Präsenz, dass die
zeitlose Gegenwärtigkeit Gottes kein Konzept und Wahnvorstellung ist,
sondern lebensnah und erreichbar für die, die sich dafür öffnen.
Das Herz Jesus - Sacré Coeur, wo sein flammendes Herz mit Dornen
abgebildet wird, symbolisiert das Erdrücken (Einschnüren) des
Zentralkanals durch die zwei seitlichen Kanäle (Mond und Sonne), was
das Erblühen des Klaren Lichts Gottes verhindert. Der rechte und linke
seitliche Kanal winden sich über und unter dem Herzzentrum jeweils
dreimal, man spricht von 6 Knoten insgesamt. Nur im Samadhi, in
sexueller Vereinigung und vor allem zum Zeitpunkt des Todes lösen sich
die 6 Knoten des Herzens vollständig auf und lassen das Klare Licht
Christi erblühen.
Der unzerstörbare Tropfen des Lebens, der sich von Körper zu Körper
fortpflanzt (Erinnerungen - Festplatte) und irrtümlicherweise als Seele
Atma betrachtet wird, besteht aus einem weißen oberen und roten
unteren Teil und strahlt einen rosa Schimmer aus. Er besteht aus der
reinsten Essenz von Vater und Mutter. Er verweilt in der Mitte des
Brustkorbs, genau im Zentrum des Herz Ckakras. Dieser unzerstörbare
Tropfen des Lebens teilt sich zwischen Kopf (weiß) und Bauchnabel (rot)
auf.
!
26!
Es ist die Vermählung bzw. das Zurückführen von beiden Tropfen ins
Herzzentrum, das die Vereinigung zwischen Glückseligkeit und Weisheit
hervorbringt und das zeitlose Gesicht Gottes erblühen lässt.
Johannes ist der Wächter des roten Tropfens (Feuer) und Christus der
des weißen Tropfens (Licht). Beide werden in der Eucharistie durch die
Hostien (Friede) und den Wein (Glückseligkeit) symbolisiert und
eingeweiht. Dieses Festmahl ist nicht ein Symbol, sondern vor allem die
Transsubstantiation von gewöhnlichem Brot und Wein in den Körper
von Jesus Christus.
33. Und ich kannte ihn nicht; aber der mich sandte, mit
Wasser zu taufen, der sprach zu mir: Auf welchen du den Geist
herabsteigen und auf ihm bleiben siehst, der ist's, der im
heiligen Geiste tauft.
Johannes bestätigt, daß er im Auftrag Gottes handle und berichtet über
das Gesehene. Die Taube ist jetzt begrifflich den zeitlosen Geist
geworden, der durch seine androgyne Natur die weibliche und männliche
Natur Gottes vereinigt.
Der Geist steigt herab bzw. das Licht Christi, die weiße Essenz wird durch
das Feuer der Glückseligkeit verflüssigt und tropft wie Butter von oben
nach unten durch die Jakobsleiter hindurch und füllt jedes Zentrum
(Räder) auf und lässt die Vier Glückseligkeiten erblühen. Jesus Christus
hat die Vollkommenheit erlangt. Dies ist nicht nur eine mystische Gnade,
sondern die Vollendung eines langen Wegs und spiritueller Praxis, was
schon von Moses und den Propheten so erwähnt wurde.
Johannes übernimmt in dieser Passage die Funktion eines Lehrers, er
sieht was geschieht und ist an den Transformationen Jesus als Lehrer
mitbeteiligt. Er ist auch derjenige, der die spirituellen Übungen teilt und
die Schüler betreut. Wir sollten nicht vergessen, daß in der Sufi Tradition
Johannes der Täufer als Prophet und Lehrer von Jesus gelobt und
respektiert wird und für die Mandäer war Johannes der wahre Christus.
34. Und ich habe es gesehen und bezeuge, daß dieser der Sohn
Gottes ist.
Johannes bestätigt, dass Jesus Gottes Sohn sei, auferstanden und befreit
von den Krallen der Unwissenheit. Er ist nicht der einzige Gottessohn,
sondern einer von den unzähligen und wichtigen Gottessöhnen, die sich
zum Wohl der Wesen manifestiert haben. Weil die Kirche aus
Eigeninteresse Jesus Christus als den einzigen Gottessohn definiert hat,
ist sei 2000 Jahren viel Unheil geschehen. Gottessöhne gab es viele in
!
27!
der Geschichte der Menschheit, aber nicht jeder hatte wie Jesus die
karmische Aufgabe, das spirituelle Niveau der Menschheit zu heben und
vor allem den Menschen zum Zeitpunkt des Todes beizustehen. Nicht
jedes verwirklichte Wesen erfüllt die gleiche Funktion, weil die Kräfte die
seine Handlungen definieren, von der Geschichte des Körpers, der
Vergangenheit, den Erinnerungen und vor allem von den Wünschen, die
es vor der Vollendung hatte, abhängig sind.
35. Am folgenden Tage stand Johannes wiederum da und zwei
seiner Jünger.
Die zwei Jünger von Johannes können aus historischer Sicht seine
Schüler sein, aber in der geheimen Lehre symbolisieren diese beiden den
Sonnen- und Mondkanal, die rechts und links vom Zentralkanal
verlaufen und die dualistischen Winden beherbergen. Johannes ist das
Feuer des Bauchnabels bzw. die rote Essenz der Mutter, aus der sich das
Feuer entfacht.
Die Kanäle werden durch Symbole, Orte, Menschen und sogar Tiere
symbolisiert. Im selben Moment (am folgenden Tag), wo alles geschieht,
sind Johannes und seine zwei Schüler da. Dieser Moment ist die
Allgegenwärtigkeit Gottes, Zukunft und Vergangenheit existieren im
Auge Gottes nicht. Sogar Gegenwart ist ein verwirrender Begriff und löst
sich von Moment zu Moment auf. Das zeitlose Auge Gottes reflektiert alle
Bilder gleichzeitig, im selben Moment, aber für niemanden.
Im Evangelium sind zeitliche Begriffe sehr wichtig, jedes Wort hat seine
Bedeutung. Warum gerade zwei Schüler, wo doch sicherlich viele um
Johannes herum waren?
36. Und indem er auf Jesus blickte, der vorüberwandelte,
sprach er: Siehe, das Lamm Gottes!
Johannes beschreibt Jesus als Lamm Gottes. Dieses Tier symbolisiert die
Unschuld und auch die Unbeflecktheit. Neugeborene sind unschuldig,
aber nicht weise, weil gewisse Konditionierungen vorhanden sind, zwar
noch nicht sichtbar, aber der Körper trägt das Mal der Erinnerungen
(genetisch und Karma) in sich.
Johannes kennt die Prophezeiung und weiß, dass Jesus als Osterlamm
geopfert werden wird und vor allem, dass ER keinen Widerstand leisten
wird, um seinem Schicksal zu entgehen. Warum hat Jesus keinen
Widerstand geleistet, warum ist er nicht geflohen, als er noch die
Gelegenheit hatte? Kann jemand seinem Schicksal entrinnen? Viele
!
28!
Propheten haben das Leben von Jesus schon vorhergesehen und
beschrieben, seine Lehre, seine Wundertaten, aber auch seine
Hinrichtung und sogar, dass seine Beine bei der Kreuzigung nicht
gebrochene werden würden. Das Leben von Jesus zeigt, dass es keinen
freien Willen gibt. Wenn es einen freien Willen geben würde, warum hat
Jesus dann nicht die Flucht ergriffen oder etwas unternommen? Und
auch wenn es so geschehen wäre, so wäre auch diese Handlung keinem
freien Willen entsprungen, sondern weil es ihm gegeben wurde, sich zu
retten.
Es wird öfter erwähnt, daß die Priester und Soldaten mehrmals
versuchten ihn festzunehmen, „aber seine Zeit war noch nicht
gekommen" und er konnte fliehen. Jesus ist der Beweis dafür, dass die
Ebenbilder schon im Auge Gottes vorhanden sind und das freier Wille, so
wie Individualität, Abstände und Zeit, eine Täuschung des gewöhnlichen
und konditionierten Geists sind.
37. Und die beiden Jünger hörten ihn reden und folgten Jesus
nach.
Nur wahre Meister sind frei von Eifersucht. Johannes schickte seine
Schüler weiter, sie hörten ihn reden und folgten ihm. Die Aussage bzw.
die Beschreibung von Johannes war so erschütternd, dass die Schüler
ihren Meister verließen und Jesus folgten. Wie können nahestehende
Schüler ihren Meister so schnell verlassen, ohne ein Wort mit ihm
auszutauschen oder zumindest nach seiner Erlaubnis und seinem Segen
zu fragen? Wir haben hier noch einmal die Überlappung von zwei
Ebenen, die eine ist eine mögliche historische Gegebenheit und die
andere die Beschreibung von inneren energetischen Abläufen.
Die zwei seitlichen Kanäle folgen dem Licht des ungeborenen Geistes,
dem Licht Christi. Die Winde strömen auf der Ebene des Bauchnabels in
den Zentralkanal hinein und die abwärts und aufwärts strömenden
Winde (2) werden durch Herunterpressen des Zwerchfells und
Kontraktion am Perineum so komprimiert, dass die rote Essenz und die
Silbe A zu glühen beginnen. Es gibt zwei A, das eine ist in der Kehle und
das zweite am Bauchnabel. Das A ist der Ur-Laut in der Sanskrit Sprache,
aber auch der Laut des Feuers und der erste Vokal, der von kleinen
Kindern ausgesprochen wird - Papa - Mama...
38. Da aber Jesus sich umwandte und sie nachfolgen sah,
sprach er zu ihnen: Was sucht ihr? Sie sprachen zu ihm: Rabbi
(das heißt übersetzt: Lehrer), wo wohnst du?
!
29!
Jesus wandte sich um und fragte: „Was sucht ihr?“. Der Meister stellt
hier ein sehr wichtige frage und zwar: Was wollt ihr eigentlich, warum
seid ihr hier? Und die Schüler geben diese skurrile Antwort und fragen
den Rabbi, wo er wohne. Wie kann ein Schüler so eine Frage stellen?
Jesus stellt die einfache Frage: "Was sucht ihr?" und sie antworten mit
der Frage: "Wo wohnst du?“. Diese Fragen zeigen, daß es keine
historische Geschichte ist, sondern ein Wegweiser für innere
Transformation.
39. Er spricht zu ihnen: Kommt und seht! Sie kamen und
sahen, wo er wohnte, und blieben jenen Tag bei ihm. Es war
aber um die zehnte Stunde.
Jesus antwortete: „Kommt und seht“, was so viel bedeutet wie: Folgt mir
bis zu meinem Wohnort im Kopfzentrum, bis zum dritten Augen und
dann werdet ihr erkennen, wo ich wohne und vor allem, wer ihr seid. Sie
kamen, sahen, wo er wohnte und blieben jenen Tag... sie sind
mitgekommen und geblieben.
Die seitlichen Winde haben sich im Zentralkanal Gottes aufgelöst und
folgen dank dem Segen Johannes’ einer Aufwärtsbewegung bis zum
Kopfzentrum, dem Rad der Glückseligkeit mit 32 Kanälen, und dem
dritten Auge. Sie folgen dem Licht Christus, sie richten ihre
Aufmerksamkeit auf das Licht Christus, den Ur-Laut, der diese Welt
erschaffen hat.
Beide Schüler blieben da, weil das Ziel erreicht wurde. Sie folgten Jesus
und blieben bei ihm, sie blieben bei dem Licht der zeitlosen Gewissheit.
Dieser Text teilt sich in zwei Ebenen auf. Die äußere Bedeutung ist, dass
das Zusammensein mit einem verwirklichten Meister für Herzschüler
segensreich ist. Ein Wesen, das das Licht Gottes manifestiert, wirkt
beruhigend, inspirierend, freudvoll und beschützend auf seine
Umgebung.
Das zeitlose Gewahrsein des Meisters ist wie der Duft einer Rose, der
sich auf die Herzschüler überträgt und sie befruchtet. Aber dieses passive
Aufnehmen von zeitlosen Gnaden kann zu Abhängigkeit und Faulheit
führen. Daher die Notwendigkeit sich vom Meister zu trennen, um
sowohl die spirituellen Übungen zu vertiefen, als auch sozial aktiv zu
bleiben.
Die innere Bedeutung deutet auf die unerschütterliche Hingabe in
Christus hin, nicht als äußere Gottheit, sondern als die unbefleckte
Präsenz Gottes in jedem von uns und auf die Bereitschaft, alles
!
30!
aufzugeben, um ihm zu folgen und bei ihm in innigster Vereinigung zu
bleiben.
Die "zehnte Stunde" kann am besten auf den Morgen bezogen werden
(römische Zeitrechnung mit Tagesbeginn um Mitternacht), denn es wird
ausdrücklich erwähnt, daß die Jünger jenen Tag bei ihm blieben. Würde
man gemäß jüdischem Verständnis von nachmittags vier Uhr ausgehen
(Tagesbeginn bei Sonnenuntergang), so wäre der Hinweis auf den "jenen
Tag" nicht so passend, denn schließlich würde er in diesem Falle nur
noch etwa zwei Stunden gedauert haben.
Die Zahl 10 ist die Zahl des in sich Vollendeten, Ganzen: Die Summe
der ersten vier Ziffern 1 + 2 + 3 + 4 oder das Ergebnis der Ziffernfolge 1 +
0. Sie bildet die Basis des Dezimalsystems und die Anzahl der Finger,
diese dienen als Abzählhilfe in Merkversen, deshalb findet man in der
Bibel diese Anzahl an Geboten (2. Mose 20, 1 - 17). 10 ist das Symbol des
Kreises, die Zahl der ägyptischen Plagen (2. Mose 12, 29), der wartenden
Jungfrauen (Matthäusevangelium 25, 1 - 13) und der geheilten
Aussätzigen (Lukasevangelium 17, 11 - 19). Es gibt 10 Apostolische Väter.
40. Andreas, der Bruder des Simon Petrus, war einer von den
zweien, die es von Johannes gehört hatten und ihm
nachgefolgt waren.
Die seitlichen Kanäle werden mit Namen bezeichnet und zwar stammt
Andreas vom altgriechischen Wort andreia für „Tapferkeit, Tüchtigkeit,
Mannhaftigkeit“ beziehungsweise vom Adjektiv andreios für „mannhaft,
tapfer, tüchtig“ ab. Andreas ist die Ableitung für den Sonnenkanal, der
das Subjektivieren eines Objekts Gottes darstellt. Dieser Kanal ist auf der
rechten Seite des Zentralkanals und rot in Farbe.
41. Dieser findet zuerst seinen Bruder Simon und spricht zu
ihm: Wir haben den Messias gefunden (das heißt übersetzt:
den Gesalbten).
Andreas traf seinen Bruder und sagte, dass sie den Messias gefunden
hätten und Simon (später Peter - Kephas) schien überzeugt zu sein und
folgte ihm sofort. Die ersten Apostel Jesus denken niemals nach,
verlassen alles und folgen schon nach der ersten Begegnung ihrem
Meister. Dies scheint sehr widersprüchlich zu sein, vor allem in einer
Zeit, in einem Kulturkreis, wo die Sitte herrschte, dass die Erhaltung der
Familienstruktur für das Überleben des Stammes lebensnotwendig war.
Diese "sofortige Entscheidung und Folge“ symbolisiert vor allem die
Bewegung der subtilen Winde ins Haus Gottes (Energiekörper) hinein,
!
31!
das Eindringen der dualistischen Winden in die Jakobsleiter, das
Entfachen des Feuers, das Aufleuchten des zeitlosen Licht Gottes und das
Heruntertropfen der subtilen weißen Essenz. All diese Bewegungen
folgen einander und werden durch die Namen von Schülern dargestellt.
Peter ist das notwendige Brennholz, Andreas und sein Freund
symbolisieren die ab- und aufwärts bewegenden Winde, die das Feuer
entfachen.
42. Und er führte ihn zu Jesus. Jesus aber sah ihn an und
sprach: Du bist Simon, Jonas Sohn, du sollst Kephas heißen
(das wird übersetzt mit: Fels).
Die Begegnung zwischen Simon, dem Bruder von Andreas, und Jesus ist
besonders. Das ist der einzige Schüler, für welchen Jesus angeblich einen
anderen Namen wählte. Ich sage bewusst „angeblich“, weil es über diesen
Satz Meinungsverschiedenheiten gibt. Warum änderte Jesus den Namen
von Simon um? Namensänderungen sind etwas Besonderes und dürfen
nur unter speziellen Umständen gemacht werden. Kephas wurde mit
Stein oder sogar Fels übersetzt, aus der inneren Alchemie des Seins
würde ich Stein besser durch Edelstein ersetzen.
Aus historischer Sicht ist Fels sicherlich angenehm und vor allem etwas
Stabiles für eine religiöse Struktur, versinnbildlicht aber nicht die
Essenz, aus der das Feuer entsteht und vor allem nicht die
Transformation vom Menschensohn zum Gottessohn. Petrus wird mit
einem Schlüssel abgebildet. Er öffnet das Tor, ist aber von Natur her eher
träge und phlegmatisch.
Der Satz "Du bist Petrus, der Fels und auf diesem Felsen will ich meine
Kirche bauen" (Matthäus Evangelium) ist sicherlich eine unvollständige
Übersetzung, weil der wahre Fels des Glaubens und der Zuversicht nur
Christus oder Gott sein können und nicht Peter.
Jesus Christus ist frei von Absicht. Das Erblühen der zeitlosen
Bewusstheit wischt jegliche Ich-Bezogenheit ab und lässt nur die
Raumklarheit Gottes als Wesenheit übrig. Jesus als Mensch kann zwar
Absichten haben, aber Christus nicht. Der Gesalbte verweilt in der
zeitlosen Gegenwärtigkeit und kennt weder Vergangenheit, Gegenwart
noch Zukunft. Dieser Satz sollte besser so lauten: "Peter, Kephas ist der
Fels (Hingabe) und auf diesem Felsen (Hingabe) will ich meine Kirche –
das Haus Gottes - erblühen lassen". Dieser Felsen stellt eine Potentialität
dar, die Jesus verwendet, um das Erblühen des Lichts Gottes zu
ermöglichen.
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32!
Ein Wesen von einer zeitlosen Dimension wie Jesus Christus ist frei von
Absichten und an keiner Struktur interessiert, seine Schüler aber schon.
Basierend auf der Lehre eines Meister lässt sich nach seinem Tode sehr
gut eine Kirche oder ein Tempel erbauen.
Francesco von Assisi musste dreimal die Regeln neu schreiben, weil die
Schüler die Botschaft von Jesus Christus im Evangelium nicht befolgen
wollten und seine Lebensart zu asketisch fanden. Er selbst hatte kein
Verlangen mehr und war Christus ganz ergeben.
Das Jesus Christus die Zukunft seiner Botschaft über Petrus absichern
wollte, ist sehr widersprüchlich, vor allem weil Peter ihn verraten hat.
Peter wurde am Ende dreimal von Jesus Christus gefragt, ob er ihn liebe
(Johannes 21).
Warum fragt Jesus Christus Peter dreimal, ob er ihn liebe? Hat er nicht
von Anfang an schon alles gewusst, sogar seinen Verrat? Peter ist nicht
der Fels, sondern Christus ist der Fels der Hingabe und ER weiß, dass
Peter die esoterische Lehre nicht empfangen kann und dass die religiöse
Institution in Zukunft in seinem Namen (Peter) sogar alles unternehmen
wird, um die geheime Lehre Christi zu vernichten.
Im Konzil von Nicäa im Jahre 325 teilte sich die Lehre Christi in einen
exoterischen Zweig mit Peters Kirche und einen esoterischen mit
Johannes, dem Schüler den Jesus liebte. Jesus hat drei Schüler sehr
geliebt: Johannes den Täufer, seinen Lehrer, Johannes, seinen Schüler
und Lazarus. Es ist sogar zu vermuten, daß Lazarus und Johannes
dieselbe Person waren, die aufgrund der Auferstehung die Fähigkeit
besaß, die Botschaft Christi genau zu beschreiben.
In der Alchimie des Seins symbolisiert Peter das notwendige Potential
(Brennstoff), um das Feuer der Glückseligkeit zu nähren. Die Chinesen
würde es JING nennen und die Yogis Tigle oder Ojas. Auch das Feuer der
Glückseligkeit kann sich nur entfalten, wenn genügend Substanz
vorhanden ist.
Das Tor des Seins über den Bauchnabel zu betreten hat viel mit der
sexuellen Energie, der Qualität der Essenz und dem Alter des
Praktizierenden zu tun.
Aber viele Tore stehen zur Verfügung und der Bauchnabel ist eines
davon. Viele benutzen das Herz als Tor zu Gott, es ist sicherlich nicht das
einfachste, weil die 6 Knoten den Zutritt blockieren, aber sicherlich das
ungefährlichste.
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33!
43. Am folgenden Tage wollte Jesus nach Galiläa reisen; und
er findet Philippus und spricht zu ihm: Folge mir nach!
Galiläa ist das versprochene Land, wo Milch und Honig fließen. Das ist
das Königreich Gottes, das Land wo Christus am liebsten hingeht und
verweilt. Da begegnet er auch seinen Schülern. Viele Orte sind
Körperteile bzw. Bereiche, wo sich spirituelle Energie ansammelt. Es gibt
24 davon und sie sind sowohl innerlich, als auch äußerlich zu finden. Es
gibt Orte des Friedens, wo die Zeitlosigkeit bzw. das Licht Gottes sich auf
natürliche Weise offenbaren. Dies sind Orte, wo Mystiker und Yogis
jahrelang meditiert haben und wo die Präsenz nach Jahrhunderten noch
spürbar ist. Assisi ist einer davon, aber auch Lourdes, Fatima, San
Giovanni Rotondo usw. Es sind Pilgerstätten, wo die Gebete und
Meditationen der Gläubigen den Segen des Meisters nähren und
bewahren.
Alle drei, Andreas, Simon - Peter und Philippus, stammen aus der
gleichen Gegend und folgen Jesus voller Hingabe.
Der Macht der Erleuchtung ist kaum zu widerstehen. Jesus schaut
Philippus an und sagt: „Folge mir“, und Philippus folgt ihm ohne
nachzufragen. Die Macht seiner Worte, seine Präsenz und sein Antlitz
haben Philippus so weit bezaubert, dass er nicht Nein sagen konnte.
Das Apokryphen Evangelium von Philippus (Nag Hammadi) berichtet
über eine vermutliche Liebschaft zwischen Jesus und Maria Magdalena:
„Der [Heiland liebte] Maria Magdalena mehr als [alle] Jünger, und er
küsste sie [oft]mals auf ihren [Mund]“.
44. Philippus aber war von Bethsaida, aus der Stadt des
Andreas und Petrus.
Alle drei Schüler Jesus haben dieselbe Herkunft : Bethsaida („Haus des
Fanges“ oder „Haus der Jagd“) ist eine Ortschaft in der antiken
Gaulanitis am See Genezareth.
45. Philippus findet den Nathanael und spricht zu ihm: Wir
haben den gefunden, von welchem Mose im Gesetz und die
Propheten geschrieben haben, Jesus, den Sohn Josephs, von
Nazareth.
Nathanael wurde informiert, dass Jesus von Nazareth der Auserwählte
sei. Die Beschreibung ist präzise, sogar der Name des Vaters wird
erwähnt. Im Nahen Osten sind solche Informationen von Bedeutung, die
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34!
Abstammung hat sehr großen Wert. Die Ankunft des Messias wurde
durch Moses und auch die Propheten vorhergesagt.
46. Und Nathanael sprach zu ihm: Kann aus Nazareth etwas
Gutes kommen? Philippus spricht zu ihm: Komm und sieh!
Niemand ist Prophet in seinem eigenen Land und seine Eltern,
Geschwister oder Kindheitsfreunde zu überzeugen, ist nicht immer
leicht. Nazareth als Geburtsort Jesus wird weder im Tanach noch im
Talmud erwähnt. Die Bezeichnung Jesus von Nazareth ist falsch, denn
Jesus war ein ein Nasiräer (vom hebräischen Nasir (‫)נ ָז ִיר‬, das in etwa
mit „Asket“ zu übersetzen ist). Ein Nasiräer ist im Judentum ein Mensch,
der Gott gegenüber freiwillig einen besonderen Eid leistet, ein
Gottgeweihter. Bestandteile des Eides sind:
1!auf alkoholische Getränke wie Wein und Bier völlig zu verzichten,
ebenso auf Weintrauben, Rosinen und Essig,
2!sich keiner Leiche und keinem Grab zu nähern, selbst wenn es sich um
einen nahen Verwandten handeln sollte,
3- sich die Haare und den Bart nicht zu schneiden.
Die Schüler Jesus wurden auch nicht Christen genannt, sondern
Nazarener - Nazoräer. Das Wort Nasara ist bis heute die Bezeichnung für
Christen im Koran. Aus dem Wort Nazarener wurde die Stadt Nazareth
abgeleitet, was nicht unbedingt bedeutet, dass dieses Dorf der Geburtsort
Jesus war.
Die bekanntesten Nasiräer waren Simon, Johannes der Täufer, Jesus
und später sogar Paulus. Das Gelübde konnte kurzfristig oder lebenslang
genommen werden.
Die Zweifel von Nathanael beziehen sich nicht auf den Ort, sondern auf
Nasiräer, die sicherlich ihre Gelübde nicht gehalten haben. Er zweifelt
daran, dass Jesus ein Nasiräer sei.
47. Jesus sah den Nathanael auf sich zukommen und spricht
von ihm: Siehe, wahrhaftig ein Israelit, in welchem keine
Falschheit ist!
Jesus traf Nathanael, der nach dem Gesetz von Moses lebt (wie ein
Nasiräer) und vor allem der ein Mensch ohne Falschheit war. Die
Betonung auf Falschheit ist wichtig und zeigt, dass Nathanael das Gesetz
in seinem Herzen trug und nicht auf den Lippen. Er unterscheidet sich
von vielen religiösen Menschen, die zwar täglich zum Tempel oder zur
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35!
Kirche gehen, aber in ihrem Herzen der Lehre des Meisters oder Gottes
nie folgen. Die Religion wird als Deckmantel verwendet, um ihre
Falschheit und negativen Absichten zu bedecken. Jesus erkennt die
Tugend von Nathanael und sagt: „Siehe, wahrhaftig ein Israelit, in
welchem keine Falschheit ist!“.
48. Nathanael spricht zu ihm: Woher kennst du mich? Jesus
antwortete und sprach zu ihm: Ehe dich Philippus rief, als du
unter dem Feigenbaum warst, sah ich dich!
Nathanael ist sicherlich berührt von den Worten Jesus, ist aber noch
unsicher und fragt: „Von woher kennst du mich?“. Er ist wie Thomas, der
einen Beweis braucht und Jesus ergänzt seine Aussage mit dem Beweis
seiner Hellsichtigkeit. Die relativen Kräfte werden ab und zu verwendet,
um Schüler zu überzeugen bzw. zu erschüttern und so geschah es mit
Nathanael.
49. Nathanael antwortete und sprach zu ihm: Rabbi, du bist
der Sohn Gottes, du bist der König von Israel!
Nathanael nannte Jesus, Meister, Sohn Gottes und sogar König,
sicherlich geschah etwas Besonderes, dass er solch eine Antwort gab.
Der Feigenbaum symbolisiert die Vollkommenheit bzw. die Befruchtung
Gottes - die Parthenogenese des Raumes. Adam und Eva kleideten sich
mit Feigenbaumblättern und aßen sicherlich Feigen und nicht einen
Apfel, der durch eine Fehlübersetzung zur verbotenen Frucht wurde.
Drei Bäume sind in der Kultur des Nahen Osten sehr wichtig und zwar
Feigen, Oliven und Weinrebe. Die drei werden ständig in der mystischen
Literatur des Orients verwendet. Feigen symbolisieren die
Parthenogenese Gottes, denn gleich den Blumen, dessen Früchte nach
innen wachsen, lässt Gott auf unaufhörliche Weise die Bilder in sich
entstehen.
Der Feigenbaum ist auch im Nahen Osten ein Einweihungsbaum, der die
Befruchtung durch den Geist Gottes symbolisiert. Gott befruchtet sich
selber.
Er sah Nathanael unter dem Baum und bezeugt damit, daß Nathanael am
Meditieren oder Beten war und vor allem, dass er durch das Licht Gottes
gesegnet wurde. Nathanael hatte sicherlich in seinen Gebeten oder seiner
Kontemplation ein Erlebnis bzw. bekam einen Hinweis auf ein
besonderes Geschehnis, dass ihn auf die Begegnung mit Jesus
vorbereitete und die Aussage von Jesus bestätigt seine damalige Vision.
Er sah Jesus wie Johannes es tat und sagt auf sehr ähnliche Weise, dass
Jesus Christus der Sohn Gottes sei.
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36!
„Ich sah dich unter dem Feigenbaum“, ist in diesem Kontext eine
Aussage zwischen Mystikern als ein Zeichen des Erkennens.
50. Jesus antwortete und sprach zu ihm: Du glaubst, weil ich
dir sagte, daß ich dich unter dem Feigenbaum sah! Du wirst
Größeres sehen als das!
Die Aussage von Jesus erschüttert Nathanael so sehr, daß er für einen
Moment die Untrennbarkeit mit ihm spürt und ihn als Gottes Sohn bzw.
verwirklichten Meister, als wahren Rabbi sieht. Aber Jesus erwidert ihm
so wie zu Thomas, daß der Glaube, der sich auf Äußerlichkeiten, Visionen
oder mystische Gnaden stützt, nicht der wahre Glaube Gottes sei. Er sagt,
dass es noch Zusätzliches, noch Größeres zu sehen bzw. zu erleben gibt
und meint damit sicherlich die Auferstehung, die vollständige Befreiung
von den Krallen der Ich-Haftigkeit, das Erblühen des Königreich Gottes
selbst.
51. Und er spricht zu ihm: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch,
von nun an werdet ihr den Himmel offen sehen und die Engel
Gottes auf- und niedersteigen auf des Menschen Sohn!
Die Aussage von Jesus ist nicht eine Metapher, sondern beschreibt wie
die Winde durch spirituelle Übungen und unerschütterliche Hingabe in
den Zentralkanal hineingelenkt werden. Das "Himmel sehen" ist die
Omnipräsenz und Allgegenwärtigkeit Gottes und „auf den Menschen
Sohn“ symbolisiert den Körper Jesus.
"Die Engel Gottes, die auf- und niedersteigen" auf der Leiter Gottes,
symbolisieren energetische Bewegungen im Zentralkanal (Leiter,
Jakobsleiter, Treppe, Stiege, Weg des Herrn), ausgelöst durch das
Hineinbewegen und Auslöschen der dualistischen Winde, die den Körper
durchdringen und vor allem in den seitlichen Kanälen verweilen und
durch ein Zusammenschnüren der Lebenskraft das Konzeptualisieren
eines Ebenbild Gottes auslösen.
Die Jakobsleiter oder Himmelsleiter
Die Jakobsleiter oder Himmelsleiter (hebr. ‫ סֻ לּ ָם‬sullām) ist ein Aufund Abstieg zwischen Erde und Himmel, den Jakob laut der biblischen
Erzählung in Gen 28,11 EU während seiner Flucht vor Esau von Be’er
Scheva nach Harran in einer Traumvision erblickt. Sie stand auf der Erde
und ihre Spitze reichte in den Himmel (‫מצָב‬
ֻ ‫ע ו ְרֹאשׁוֹ אַרְ צָה‬
6ַ ִ ‫הַשָּׁ מָיִמָה מַגּי‬
Gen 28,12 EU). Auf ihr sieht er Engel Gottes, die auf- und niedersteigen
!
37!
(‫אכֵי‬
ֲ ְ ‫מל‬
ַ ‫ בוֹ ו ְיֹרְ די ִם עֹלי ִם אֱ?הי ִם‬Gen 28,12 EU), oben aber steht der Herr
(JHWH) selbst (‫הנּ ֵה‬
ִ ְ ‫על ָיו נִצָּב י ְהֹו ָה ו‬
ָ Gen 28,13 EU), der sich ihm als Gott
Abrahams und Isaaks vorstellt und die Land- und Nachkommenverheißung erneuert. Nach dem Erwachen nennt Jakob den Platz Bet-El
(Haus Gottes), bzw. Pforte des Himmels (‫ הַשָּׁ מָי ִם שָׁ עַר‬šāʕār hašāmāyim) Gen 28,17 EU.
Schema des Zikkurattempels von Tappe Sialk Leiter ist nicht die einzig
mögliche Übersetzung, auch wenn sie in der abendländischen
Bildtradition herrschend wurde. Das hebräische Wort kann auch Treppe,
Stiege, Rampe bedeuten. Die Bildvorstellung der Erzählung ist
wahrscheinlich die der Tempeltreppe einer altorientalischen Zikkurat,
die vom Erdboden zum Allerheiligsten emporführte. Das erklärt, warum
Jakob das wahre Haus Gottes gefunden zu haben glaubte.
weiter ......
Diese subtile Matrix wird in der Yogi Tradition auch als Diamant Körper
und im christlichen Mysterium als Haus Gottes beschrieben. In diese
Millionen von subtilen Kanälen, die ihren Ursprung im Herzzentrum
haben, fließt die Lebensenergie, auch Wind, Pneuma, rLung oder Prana
genannt, hinein.
Die Entstehung der 72.000 Hauptkanäle folgt einem mathematischen
Rhythmus und zwar 1,2,4,8,16,32 usw. 1 ist der Zentralkanal, der sich in
der Mitte des Körpers von den Geschlechtsorganen bis zum Scheitel des
Kopfes und bis zwischen den Augenbrauen ausdehnt. 2 sind der Sonnen(rechts) und Mond- (links) Kanal und die anderen sind Millionen
Verzweigungen aus den 5 Haupträdern (Chakras), aber vor allem aus
dem Herzzentrum.
Die Räder bestehen aus unterschiedlichen Speichen, die sich
mathematisch abzweigen und zwar besteht das Herzzentrum aus 8
Hauptspeichen, der Bauchnabel aus 64, die Kehle aus 16, das
Kronenzentrum aus 32... usw. Sie sind wie die Speichen eines
Regenschirms, deren Enden sich in 2, dann 4, 8, 16 Kanäle aufteilen und
ihre Spitzen biegen sich je nach Rad nach oben oder unten. Dieses subtile
Energiefeld ist die Tragfläche für die körperliche Manifestation und der
Link zwischen Formlosigkeit und Form.
Diese Wissenschaft wurde zwar in meditativer Versenkung von
christlichen Mystikern erfahren, aber so nicht gelehrt. Sie wurde durch
Bilder und Metaphern beschrieben, weil es die dafür notwendige Sprache
nicht gab. Es ist daher wichtig, das Evangelium als eine körperliche
mystische Transformation zu betrachten und nicht nur als eine
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38!
Beschreibung von historischen Ereignissen. Sogar gewisse Kapitel des
Alten Testaments wurden nach diesem Verfahren verfasst und stellen die
Stufen der Verwirklichung durch die Geschichten von den Propheten,
durch die Worte, Buchstaben und numerischen Werte dar. Die Bibel
stellt auf geheime Weise das Wesen der Alchemie dar. Um nicht die
Perlen vor die Säue zu werfen, wurden die Informationen verhüllt. Die
Säue sind vor allem die radikal religiösen Menschen, die zwar das Wort
verstehen, aber nicht deren Inhalt und bereit sind im Namen Gottes,
Mystiker zu töten, um ihre Position, Ansehen und Macht zu bewahren.
Gefährlich ist nicht das gemeine Volk, sondern die Gelehrten, die
Wissenschaftler, die Theologen und Exegeten, die das intellektuelle
Wissen mit der Weisheit Gottes verwechseln und von sich behaupten, die
Beschützer der Lehre zu sein (Inquisition). Vor diesen Leuten haben uns
Jesus und auch Buddha gewarnt, denn sie sind wie Wölfe im Schafspelz.
Die Engel werden immer mit Flügeln dargestellt, weil sie die flüchtige
Natur des Windes (Pneuma, Prana, rLung) und seine schnelle Bewegung
symbolisieren. Hat nicht sogar Jesus das Wesen des Windes als Symbol
für die christliche Natur verwendet, um Nikodemus zu unterrichten?
"Der Wind weht, wo er will, und du hörst sein Sausen; aber du weißt
nicht, woher er kommt, noch wohin er fährt. Also ist ein jeder, der aus
dem Geist geboren ist".
Aus den Fünf Elementen Äther, Wind, Luft, Feuer, Wasser und Erde
wird Wind zu Beginn des Evangelium des Johannes dargestellt: "Im
Anfang (seit anfangsloser Zeit) war das Wort ", und das Wort ist die
erste Bewegung Gottes... die durch Vibration das Licht entstehen lässt
und weiter fort die ganze Welt.
Wind ist das Ur-Gesicht Gottes, das sich über das Wasser bewegt und das
Leben erweckt. Wind symbolisiert die erste Bewegung aus der
Omnipräsenz Gottes, seine ersten Gedanken: "Und die Erde war wüst
und leer, und es lag Finsternis (Leerheit) auf der Tiefe, und der Geist
Gottes schwebte (Wind) über den Wassern". 3. Und Gott sprach: Es
werde Licht! Und es ward Licht. Der Geist Gottes, der über dem Wasser
schwebt, war die Ur-Schwingung der Allgegenwärtigkeit Gottes - das
OM, das durch Vibration das Licht entbunden hat.
Die vier Elemente Luft, Feuer, Wasser und Erde enthalten die Natur des
Windes und werden durch seine bewegliche Kraft verformt und zum
Zeitpunkt des Todes in die ursprüngliche Formlosigkeit zurückresorbiert.
Die Engel symbolisieren seine subtile Wesenheit (Flügel) und das "Raufund Runtergehen" die Beweglichkeit der Winde im Zentralkanal und die
Glückseligkeit, die dadurch ausgelöst wird.
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39!
Die Winde, die sich im Kronenchakra befinden, werden in der
christlichen Geheimlehre als die Seraphim (Sechs Flügel) bezeichnet.
Die Seraphim sind im christlichen Mysterium Gott nahe und für
Offenbarungen bzw. physische Manifestationen wie Stigmata
verantwortlich (Francesco von Assisi, Padre Pio... usw.). Der Heilige
Franz von Assisi empfing der Überlieferung nach die Stigmata durch
einen Seraphen. Deshalb lautet der Beiname des Heiligen auch
„Seraphicus“. Auch werden die Orden der Franziskaner und Klarissen,
deren Entstehung auf ihn zurückgeht, seraphische Orden genannt.
Das Wort Seraphim, das im Hebräischen „die Brennenden“ bedeutet, ist
im Tanach üblicherweise ein Wort für Schlangen. In Jes 6,1–7 EU
werden feurige, sechsflügelige Engel, die Gottes Thron umschweben und
immerfort „Heilig, heilig, heilig“ ausrufen, als Seraphim bezeichnet.
Diese Vision mit der dreifachen Anrufung der Heiligkeit hatte großen
Einfluss auf Theologie, Literatur und Kunst.
Seraphen werden im Buch Henoch und in der Offenbarung des Johannes
erwähnt. Die Tradition weist ihnen den fünften Rang in der Hierarchie
der Engel des Judentums und den ersten in der Ordnung der Neun Chöre
der Engel des Christentums zu.
Neun Chöre der Engel
Die Neun Chöre der Engel sind eine auf das Frühmittelalter
zurückgehende Einteilung der himmlischen Wesen der christlichen
Mythologie in neun Ordnungen.
Die erste überlieferte Erwähnung der neun Ordnungen findet sich im 6.
Jahrhundert bei Pseudo-Dionysius Areopagita in seiner Schrift Über die
himmlische Hierarchie.
De Coelesti Hierarchia (griechisch Περὶ τῆς Οὐρανίας Ἱεραρχίας,
„Über die himmlische Hierarchie“) ist ein in Griechisch verfasstes
Pseudo-Dionysisches Werk über Engel. Es wird in das 5. Jahrhundert n.
Chr. datiert.
Das Werk entfaltete großen Einfluss auf die scholastische Theologie und
behandelt sehr ausführlich die Hierarchie der Engel. Darüber hinaus
beeinflusste es die theologische Entwicklung der Orthodoxen Kirchen.
Thomas von Aquins Summa Theologica (I.108) folgt der Hierarchia
(6.7) in der Vorstellung der himmlischen Heere. Er unterteilt die Engel in
drei Hierarchien mit jeweils drei Rängen, abhängig von ihrer Nähe zu
Gott. Diese Neun Chöre der Engel wurden auch durch Papst Gregor I.
!
40!
übernommen.
Es wird unterschieden:
Erste Hierarchie: Seraphim, Cherubim und Thronengel
Zweite Hierarchie: Herrschende, Tugenden und Mächte
Dritte Hierarchie: Fürsten, Erzengel und Engel
Zentralkanal - der Weg Gottes
Der Zentralkanal ist der Weg Gottes - die Jakobsleiter und das Hirn
seines Königreichs. Der Zentralkanal, der bis zum Scheitel des Kopfes
hinaufsteigt und dann zwischen den Augenbrauen mündet, ist der Weg
Gottes, von Johannes dem Täufer beschrieben als Ebene des Herrn. Der
Yogi fügt die dualistischen Winde der Ich-Haftigkeit in den Zentralkanal
hinein bzw. ins Auge des Taifuns, wo sie sich auflösen und den Geist des
Praktizierenden in Gleichmut versetzt (Friede: Ich gebe euch meinen
Frieden und lasse euch meinen Frieden). Dies geschieht durch spirituelle
Übungen und vor allem unerschütterliche Hingabe in Gott und den
Lehrer. Der Atem ändert sich, wird ruhiger, ausgeglichener, wird immer
langsamer und hört sogar auf. Dies sind die Zeichen, das sich die Winde
im Zentralkanal aufgelöst haben.
Buddhas Empfehlung - Samatha und Vipasana
Der Buddha empfiehlt, die Aufmerksamkeit auf den Atem zu lenken, um
die Natur des zeitlosen Geistes (Christus) erblühen zu lassen. Zwischen
Atmen und Bildern, Geräuschen (Gedanken) und Empfindungen liegt
eine sehr nahe Verbindung vor, die durch den Atem beschleunigt wird.
Der Fluß der Gedanken und Emotionen wird durch den Atem bzw. seine
Geschwindigkeit und Intensität gefördert. Jeder hat sicherlich die
Erfahrung gemacht das Zorn, Eifersucht oder Trauer den Atem
verändern.
Die Aufmerksamkeit auf den Atem zu richten bringt zusammen mit
einem Loslassen den Geist zu seinem Ursprung zurück. Der Geist wird
hier nicht gezähmt, sondern durch das Beobachten des Ein- und
Ausatmens zu sich selbst zurückgeführt. Dieser Punkt sollte hier richtig
verstanden werden, um Fehler zu vermeiden, vor allem zu glauben, dass
Konzentration die Lösung sei. Konzentration kann niemals die Lösung
sein, weil Konzentration die Ursache für die Ich-Haftigkeit und
emotionelle Verteidigungsmuster ist. Beobachten ist nicht
Konzentration, sondern es ist ein Sehen frei von Diskriminierung. Die
Winde der Dualität, die sich vor allem im linken und rechten Kanal
!
41!
befinden, fügen sich in den Zentralkanal (Leiter, Treppe, Stiege, Weg des
Herrn, Jakobsleiter) hinein, um sich dort aufzulösen. Nur im Auge des
Taifuns können Windstille und Geistesfrieden genossen werden. Die
Handlung wurde ohne Zwang ausgeführt und das Bewegen und
Auslöschen der Winde geschah auf natürliche Weise. Wir werden zum
Zeitpunkt des Todes etwas Ähnliches erleben.
Das Feuer der Hingabe
Das Feuer der Hingabe (unterhalb des Bauchnabels) fließt in den
Zentralkanal hinein, steigt hinauf (Engel) und erweckt die vier jeweiligen
Freuden (Bauchnabel, Herz, Kehle und Kopf). Der Segen Christi tropft
hinunter (Taube - Heiliger Geist) und füllt die jeweiligen Zentren Chakras mit Licht und Glückseligkeit auf. Diese auf- und absteigenden
Bewegungen im Zentralkanal werden in der Bibel als Leiter
(Jakobsleiter) symbolisiert, das Entfachen des Feuers durch Johannes
den Täufer und das Herabsteigen durch die Taube (Heiliger Geist) und
Christus selbst. Christus und das Königreich Gottes sind eins. Der Ort ist
im Zentrum des Kopfes und dehnt sich bis zwischen die Augenbrauen
aus. An diesem Ort (das versprochene Land, wo Milch und Honig
fließen) befindet sich der Tropfen (Essenz des Vaters), weiß in Farbe
(Taube), der sich in der Zeit der Zeugung aufgeteilt hatte und durch
Christus symbolisiert wird.
Die rote Essenz der Mutter befindet sich unterhalb des Bauchnabels
(Johannes der Täufer - Kamelfell, Leder, Heuschrecken). Das Tierfell
symbolisiert die sexuelle Energie, die benötigt wird, um das Feuer der
Glückseligkeit zu entfachen. Die Heuschrecken sind mit ihren Sprüngen
unberechenbar und symbolisieren die pulsierende Kraft, die sich im
unteren Teil des Körpers verbirgt und durch Leidenschaft sprunghaft in
die Seitenkanäle hinaufsteigt. Der Yogi (Johannes) lenkt diese Kraft
durch Askese in den Zentralkanal hinein und zündet das Feuer durch die
seitlichen Winde an. Die Heuschrecken sind nicht das Feuer, sondern die
seitlichen Kanäle und Winde (Sonne und Mond), die benötigt werden,
um das Feuer anzuzünden.
Johannes ist sehr wichtig, er ist eigentlich der wahre Meister, der Yogi,
der die spirituellen Übungen lehrt. Er ist der Lehrer Jesus und wird in
der mystischen Gemeinde als solcher verehrt. Er tauft zwar mit Wasser,
zündet aber das Feuer der Hingabe an und lenkt die Energie zum Kopf
hinauf. Es wird zwar geschrieben, dass Jesus Christus mit der Kraft des
Heiligen Geistes und der des Feuers taufe, aber diese Passage wurde
nicht korrekt übersetzt, denn er tauft mit der Kraft des Lichtes. Zwischen
Licht (kalt) und Feuer (heiss) liegt ein wesentlicher Unterschied.
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42!
Johannes zündet das Feuer an (rot) und Christus leitet das zeitlose Licht
des Geistes hinab (weiß).
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