Handwerk Stapelläufer. Bootbauer Rolf Hächler (rechts) und seine Söhne Luca und Rico (links) tragen das Boot über den Schlossplatz Oberhofen zum Thunerseeufer. 76 Die Ruderboot bauer Ein Holzruderboot ist etwas für See und Seele. Die Bootbauer-Familie Hächler am Thunersee fertigt solche hölzernen Schönheiten. Das ganz besondere Wasserwerk. Text Marcel Huwyler Fotos Kurt Reichenbach 77 E Gut in Form. Die Holz furniere werden mit Epoxidharz verleimt und im Vakuumsack zusammengepresst. So wird der Rumpf steif und konserviert. in Stapellauf mit sechs Beinen. Da stemmen drei Männer ein Ruderboot in die Luft und tragen es – Kiel oben, Köpfe drunter – über den Schlossplatz von Oberhofen BE zum Ufer des Thunersees. Die Jungfernfahrt von «BE 380» schlägt keine grossen Wellen, eine unscheinbare, aber würdige Sache ist das. Die drei Männer, Bootbauer Rolf Hächler, 59, und seine Söhne Rico, 33, und Luca, 32, senken das Schiff ins Wasser. 400 Stunden Arbeit haben sie investiert, jetzt wird getestet, gerudert. Ihr Handwerk, ihr Wasserwerk – ein Holzruderboot. Vorlage. Rico Hächler schraubt den sogenannten Korb zusammen, die Positivform für das spätere Boot. DAHINPLÄTSCHERNDE MOMENTE Der bernsteinfarbene Rumpf glänzt so neu, dass man sich drin spiegelt, die beiden Ruderblätter wurden noch nie nass, und die Leine am Bug ist noch steif, möwenweiss und zu einem «Schnägg» gekringelt. «BE 380» wurde erst vor wenigen Tagen in der Werft der Hächler Bootbau AG in Einigen BE fertig gebaut. «Es ist immer ein besonderer Moment, wenn man seine Arbeit abschliesst und einwassert», sagt Geschäftsinhaber Rolf Hächler. Eine schöne Arbeit seis gewesen, ein schönes Boot seis geworden: «Es passiert nicht mehr oft, dass wir den Auftrag erhalten, ein Holzruderboot zu bauen.» Das letzte liess Hächler vor vier Jahren vom Stapel. Und nun also «BE 380». Es ist ein lauer Feierabend im Früh sommer, am Ufer thront Schloss Oberhofen, die Berner Alpen leuchten in der tief liegenden Sonne. Etwas Wolken, kaum Wind, das Wasser mehr kräuselig denn wellig. Ruhe und Harmonie. Perfekte Bedingungen für diese Jungfernfahrt. Denn so ein Holzruderboot – das ist etwas ganz Besonderes. Nicht so athletisch wie ein Segelschiff, nicht so ungestüm wie ein Motorboot, es hat weder das Mondäne einer Jacht noch das Aufgeblasene eines Gummibötchens. Nein, so ein Holzruderboot hat etwas Stoisches, Schlichtes, Kraftvolles und drum Erhabenes; ein Gefährt mit Charakter, grund 78 Ideales Holz. Furnier streifen aus Sipo (eine Mahagoniholz-Art) werden in drei Lagen auf den «Korb» angebracht. ehrlich, schnörkellos, ohne jedes Chichi. Und: Wer es bewegen will, muss zugreifen, rudern, sich in die Riemen legen, da liegen Kurs und Ziel im wahrsten Sinne des Wortes in den Händen des Ruderers. Wer so ein Boot steuert, hat Musse, Zeit und schätzt dahinplätschernde Momente; das schaukelnde Schiff wiegt das Gemüt und glättet die Wogen des Alltags. So ein Holz ruderboot ist für See und Seele. DIE WERFT AM WEEKENDWEG Die Hächler Bootbau AG hat ihren Hauptsitz in Einigen BE am Westufer des Thunersees. Auf der anderen Seeseite, 2,8 Kilometer Luft- oder besser Bootslinie entfernt, steht in Oberhofen eine kleinere HächlerFiliale, die als Servicestelle genutzt wird. In der Hauptwerft in Einigen sind sechzehn Mitarbeiter beschäftigt, die allerlei Bootstypen warten, reparieren und neu bauen. Schon die Werftadresse verheisst Freizeit, Sport, und Wochenend-Spass. Weekendweg 17. In der Eingangstür prangt ein Bullauge, der Empfangsbereich ist in dunklem Holz gehalten, als stehe man in einer Kabine unter Deck, und ein Täfelchen mahnt: «Naviga tion ist … wenn man trotzdem ankommt.» Der Spruch macht hier durchaus Sinn, das Werftareal ist gross: Holzlager, Werkstatt, Schlosserei, Malerei. Am spannendsten ist die grosse Werfthalle selber. Hier werden Schiffe repariert oder aufgefrischt. Eben wird die 9,40-MeterSegeljacht «Evita» klar Schiff gemacht, und gleich dahinter beugen sich Bootbauer über ein kurliges Holzlattenkonstrukt – unsere zukünftige «BE 380», noch im Rohbau. Es ist jetzt Mitte Winter, erst in ein paar Monaten, 400 Arbeitsstunden später, wird das schwimmende Meisterwerk fertig sein. Der Rumpf des Bootes – so dünn , so leicht und trotzdem stark 79 Auf Jungfernfahrt. Werftbesitzer Rolf Hächler beim TestRudern. Im Hintergrund das Schloss Oberhofen BE. Für die Fertigung eines Ruder bootes brauche es «Augenmass und Sinn für Formen, alles ist irgendwie rund und krumm», sagt Hächler. Wie baut man ein Boot? Die traditionsreichste, schon im Altertum angewandte Methode heisst Klinkerbau. Dabei werden massive Planken über einem Gerüst zusammengenietet, überlappend wie Dachziegel. Jede Planke quillt später im Wasser leicht auf, dadurch drücken sie aneinander, und das Boot wird dicht. Hächler hat eine andere Methode: Sein Holzruderboot ist «mit Epoxy unter Vakuum formverleimt». Klingt kompliziert, ist kompliziert. lediglich 700 Franken. Sipo, in lange, dünne Furnierstreifen geschnitten, wird in drei Lagen, jede Schicht quer diagonal zur anderen, über den Korb gebogen, befestigt und mit Epoxidharz verleimt. Dann der Clou: Der Bootrohling kommt in eine Art Plastikzelt und wird über Nacht unter Vakuum gesetzt. Das Epoxidharz wird so in jede Pore des Sipo-Mahagonis gepresst, das Holz wird konserviert, starr, kann weder quellen, sich verziehen noch ver rotten. Lediglich 80 Kilo wiegt das Boot, es ist 1,35 Meter breit und 3,80 lang. Daher auch die Typen bezeichnung: «Hächler 380». Kurz vor dem Stapellauf wird Hächler eine Fahrzeugnummer lösen und Das Ruderboot. Schlicht und unaufgeregt die Form. Und darum so kraftvoll und erhaben merken, das zufällig «BE 380» noch frei ist. Und schon hat das Boot seinen Namen. DIE ERSTE «SCHUHSCHACHTEL» Bubenträume. Rolf Hächler will schon als Kind Boote bauen. In seiner Freizeit hilft er in einer Werft in Spiez mit, erledigt Handlanger arbeiten. Mit dem so verdienten Sackgeld baut sich der Neuntklässler sein erstes eigenes Schiff: «Eine Segeljolle, kaum grösser als eine Schuhschachtel.» Später macht Hächler eine Lehre als Bootbauer. Nach Weiterbildungsjahren in Werften überall in der Schweiz kehrt er an den Thunersee zurück; seit 1987 führen er und seine Frau Vreni ihre MIT «KORB» UND VAKUUM Es beginnt mit dem «Korb». So wird die Positivform genannt, welche die Umrisse des Schiffsrumpfs hat. Über diesen Kern (bestehend aus zusammengeschraubten Holzlatten) wird das Boot aufgebaut. Hächler verwendet Sipo, Mahagoniholz, astfrei, fein gewachsen, verrottungsfest. Ideal für den Bootbau. Aber exotische Hölzer sind teuer: Teak etwa (damit wird der Innenboden gefertigt) kostet der Quadratmeter 10 000 Franken, für gleich viel einheimisches Fichtenholz zahlt man 80 Zum Vorwärtskommen. Die Ruder sind aus Fichte. Als Deko ration dient ein dünner Mahagonistreifen. 400 Stunden Arbeit. Das Holzruderboot ist fast fertig. Nun gehts an die Feinarbeiten – Schleifen, Lackieren, Polieren. 81 DAS LOCH IM BOOT Es ist Frühjahr. Unser Ruderboot nimmt Form an. Innenkiel, Aussenkiel sind am Rumpf. Bodenwrangen als Querträger im Bodenbereich montiert. Darauf kommt der Innenboden, geöltes Teakholz mit rutschfesten Gummifugen. Bugbank, Ruderbank, Heckbank werden eingepasst. Da hats ja Löcher im Boot! «Nur in der Bug- und der Ruderbank», beschwichtigt Hächler, «fürs Trinkglas.» Kundenwünsche sind Königswünsche. Da noch ein Schliff, dort noch ein Griff, der Rumpf wird lackiert und bekommt diesen warmen Braunglanz von Melasse. 33 000 Franken verlangt Hächler für sein Holzruder boot. Er selber segelt lieber. Klar kennt er sich auch auf dem Meer aus, in Südfrankreich habe es tolle Segelgebiete oder in der Karibik, vor Antigua, «am Schluss ende ich aber immer wieder hier – der Thunersee ist einfach herrlich.» Hächler ist gern auf, aber ungern im Wasser. Baden sage ihm weniger zu: «Darum baue ich ja Boote, damit ich nicht schwimmen muss.» DEN AUFTRAG IM SCHLEPPTAU Die «BE 380» rudert sich prima. Stapellauf und Jungfernfahrt sind an diesem Sommerabend ein voller Erfolg. Das Werk ist getan – und kann nun ausgeliefert werden. Hächler macht alles parat. Ein Kunstwerk für sich sind die beiden Ruder, einheimische Fichte, mit je zwei feinen Mahagonistreifen als Deko im Ruderblatt. Hächler verstaut die obligatorischen Schwimmwesten im Boot, dazu eine Notflagge (rot, 60 auf 60 Zentimeter) und ein Nebelhörnchen, so will es die Vorschrift. Dann bindet er das Ruderboot an sein Motorschiff und tuckert los, die «BE 380» im Schlepptau. Er bringt sie dem Auftraggeber, der nahe dem Seeufer wohnt. Hächlers Lieferservice, frei (Boots-)Haus. C Der Lieferdienst im Abendlicht Lieber cool wirken, als in der Hitze wallen: cimifemin neo lindert Wechseljahrbeschwerden sicher und gut verträglich. Pflanzlich, ohne Hormone. ® Kundenbesuch. Rolf Hächler im Motorschiff nimmt das Holzruderboot ins Schlepptau und bringt es zum Auftraggeber. Das Magnesium für eine aktive Freizeit Trinkgranulat mit Magnesium, Kalium und Vitamin C Mit feinem Cassisgeschmack Dies ist ein zugelassenes Arzneimittel. Lassen Sie sich von einer Fachperson beraten und lesen Sie die Packungsbeilage. Max Zeller Söhne AG, 8590 Romanshorn, www.zellerag.ch Natürlich aus der Schweiz. Mit Stil. Die Leine dekorativ zu einem «Schnägg» drapiert, dazu ein Bootshaken, auch dieser von Hächler gefertigt. Zur Nahrungsergänzung. Erhältlich in Ihrer Apotheke oder Drogerie. Biomed AG, 8600 Dübendorf, www.biomed.ch © Biomed AG. All rights reserved. eigene Werft. Die Söhne Rico und Luca werden dereinst übernehmen.
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