CO2 als Kältemittel

Offizielles Organ des Bundesinnungsverbandes des Deutschen Kälteanlagenbauerhandwerks
Die Kälte
+ Klimatechnik
Planung & Technik ➔ Kältetechnik – Co2 als Kältemittel
Fachbeitrag aus KK 1 – 10 | 2010
> www.diekaelte.de <
KK
2010
2010
63. Jahrgang
E 4031
Gentner Verlag
Planung & Technik
Kältetechnik
CO 2 als Kältemittel – Teil 1: Einführung
Eigenschaften von CO2
In der Praxis tauchen oft nicht nur Detailfragen auf, sondern auch Fragen zum generellen
Umgang mit CO2 als Kältemittel in all seinen Facetten. In einer Serie, die in dieser Ausgabe mit
einer Einführung zu den Eigenschaften von CO2 startet, werden die technischen Hintergründe
und konkreten Herausforderungen für den Anwender beleuchtet und dabei sowohl theoretische
als auch praktische Belange behandelt. Obwohl die allgemeine technische Anwendung von
CO2 stets im Mittelpunkt bleibt, werden in den weiteren Teilen auch konkrete Schaltungs- und
Lösungsvarianten aufgezeigt. Stephan Bachmann, Offenbach
Die sich aus direkten und indirekten CO2-Emissionen zusammensetzende Gesamtmenge „TEWI“ ist ein guter Indikator für die tatsächliche Umweltbelastung
Die Wissenschaft ist sich heute einig, dass
Treibhausgase die Hauptursache für die globale Erwärmung sind. Viele internationale
Organisationen, darunter auch die UN, teilen diese Auffassung. Energieeinsparungen
wären einen Schritt in die richtige Richtung.
Dennoch ist der bei der Energieerzeugung
verursachte CO₂-Ausstoß nur ein Teil des
Problems.
Ein weiteres Problem ergibt sich durch
die direkte Emission anderer Treibhausgase, von denen manche um ein Vielfaches
klimaschädlicher sind als CO₂. Eine große
Gruppe dieser weiteren Treibhausgase sind
Fluorkohlenwasserstoffe (HFKW). Das sind
genau die Kältemittel, die – wie wir alle
Stephan Bachmann,
Regional Product Manager,
Danfoss GmbH, Kälte­
technik, Offenbach
2
­ issen – in den meisten Kälte-, Klima- und
w
Wärmepumpenanlagen verwendet werden.
Die gewerbliche Kältetechnik trägt zur
globalen Erwärmung bei
Auf globaler Ebene stellen gewerbliche Kälteanlagen den Teilsektor der Kältetechnik
mit den größten Kältemittelemissionen dar
(als CO₂-Äquivalente berechnet). Ihr Anteil
an der Summe aller Kältemittelemissionen
liegt bei 30 %.
Das Emissionsniveau einschließlich
Undichtigkeiten und Emissionen während
Wartungsarbeiten sowie bei der Entsorgung
bzw. dem Rückbau von Anlagen wird allgemein als hoch eingestuft, insbesondere im
Fall von Supermärkten. Je größer die Kältemittelfüllmenge der Anlage, desto größer
das Risiko bei eventuellen Havarien. Mögliche Undichtigkeiten ergeben sich hauptsächlich bei langen Rohrleitungsstrecken
und einer großen Anzahl von Verschraubungen und Ventilen in der Anlage.
Die Leckrate einer durchschnittlichen
Kälteanlage in einem dänischen Supermarkt
beträgt ca. 8–10 % pro Jahr. In anderen Ländern dieser Welt liegt sie oftmals noch höher
– bei 30 % oder mehr mit einer durchschnittlichen Leckrate von 18 %. 1)
Beispiel: Im Falle einer kommerziellen
Kälteanlage mit einem Füllgewicht von
500 kg R 404A nehmen wir eine jährliche
Leckrate von 10 % an. Das Kältemittel R404A
hat einen GWP (Global Warming Potential
= Treibhauspotential) von 3 750. Damit entspricht die jährliche Leckage einem CO₂Äquivalent von 187 Tonnen CO₂. Dieser
Wert entspricht dem CO₂-Ausstoß von 50
Autos, mit denen jährlich 20 000 km zurückgelegt werden.
Insgesamt belaufen sich die alleine
von Kälteanlagen ausgestoßenen F-Gas­Emissionen auf ein CO₂-Äquivalent von
1) IPCC/TEAP Special Report Safeguarding the Ozone
Layer and the Global Climate System: Issues Related to
Hydrofluorocarbons and Perfluorocarbons.
Sonderdruck aus DIE KÄLTE + Klimatechnik 1 – 10 | 2010
[PSI]
Druck
[bar]
Dichte
[Lb/ft�] [kg/m�]
überkritisch
93.6 1500
flüssig
flüssig
62.4 1000
fest
Kritischer Punkt:
+31 °C
73,6 bar
Kritischer Punkt:
+31 °C
73,6 bar
31.2
Tripelpunkt:
-56,6 °C
5,2 bar
500
gasförmig
gasförmig
0
0
-40
-40
-20
-4
0
32
20
68
40 [oC]
104 [oF]
Gesättigte Temperatur
Temperatur
ρ,t-Diagramm von CO2
CO2-Phasendiagramm
mehr als 1 000 Millionen Tonnen – die
Emissionen mobiler und stationärer Klimaanlagen nicht inbegriffen. Die Gesamtmenge aller F-Gas-Emissionen tragen zu 1 %
zur globalen Erwärmung bei. Dieser Wert
❙ ❙ Vorschau und Inhalte
Diese Serie soll einen Überblick über
die am meisten verbreiteten Aus­
führungen von CO2-Systemen – für
subkritische wie für transkritische
Anwendungen – vermitteln. Sie
richtet sich an technisch orientierte
Leser, für die CO2-Systeme Neuland
sind. Zunächst wird in den ersten
Teilen ein Fokus auf die einzelnen
Bausteine von CO2-Systemen gelegt.
Danach wird auf die Entwicklung
vollständiger Systeme eingegangen.
Weitere Teile sind:
❙❙ Gaskühler und Mitteldruck­
abscheider
❙❙ Kaskadenwärmetauscher
❙❙ Niederdrucksammler/Pumpen­
abscheider
❙❙ Verdampfer und Verdichter
❙❙ Stillstandssicherheitssysteme &
Wärmerückgewinnung bei CO2Systemen
❙❙ Kaskadensysteme
❙❙ Einfache transkritische Systeme,
z. B. für Lebensmitteleinzelhandel
❙❙ Transkritisches Boostersystem &
Zusammenfassung
mag gering erscheinen, jedoch kommt er
in Regio­nen, die sich mit dem weltweiten
CO₂-Ausstoß der Luftfahrt oder der Computerindustrie vergleichen lassen (beide liegen bei ca. 2 %).
Natürliche Kältemittel könnten eine
effiziente Alternative darstellen
Die Verwendung natürlicher Kältemittel
könnte die Situation entscheidend verbessern. Zur Gruppe der natürlichen Kältemittel gehören Ammoniak, Kohlenwasserstoffe
und CO₂. Dabei scheint es auf den ersten
Blick merkwürdig, dass CO₂ zur Bekämpfung der globalen Erwärmung eingesetzt
werden kann. Tatsächlich ist dieses aber
tausendfach weniger schädlich als F-Gase.
CO₂ hat einen GWP von 1 (Referenzwert)
im Vergleich zu R 404A mit dem GWP von
3 750.
Ein weiterer Vorteil ist die Tatsache,
dass CO₂ bereits als Nebenprodukt vieler
In­dustrieprozesse anfällt und damit nicht
aufwendig als Kältemittel extra produziert
werden muss. CO₂ kann daher, anstatt es einfach in die Atmosphäre entweichen zu lassen,
zur weiteren Nutzung in Kälteanlagen verwendet werden. Es ist im Überfluss verfügbar und daher auch preislich sehr attraktiv.
Ammoniak und Kohlenwasserstoffe sind
ebenfalls sehr gut als Kältemittel ­geeignet.
Jedoch beschränkt sich die Nutzung dieser
Stoffe aufgrund ihrer erhöhten Toxizität bzw.
Entflammbarkeit hauptsächlich auf Industrieanlagen (Ammoniak) und kompakten
Kleinstkälteanlagen (Kohlenwasserstoffe).
Sonderdruck aus DIE KÄLTE + Klimatechnik 1 – 10 | 2010
CO₂ als Kältemittel hat ein ökologisches Image. Die Zahl der Unternehmen,
die ein Bewusstsein dafür entwickeln, dass
ihre Konsumenten immer stärker auf den
Umweltschutz achten, wächst stetig. Viele
Einzelhandelsunternehmen setzen sich in
ihren CSR-Berichten „grüne Ziele“ (Corporate Social Responsibility – gesellschaftliche
Unternehmensverantwortung). Lebens­mit-­
tel­­ein­zel­han­dels­unternehmen wie Aldi,
Marks & Spencer, Tesco und viele andere
nehmen die Herausforderung in Bezug auf
Kältemittel an.
Eigenschaften von CO2
Das CO₂-Phasendiagramm zeigt die Temperatur- und Druckphasen von reinem CO₂.
Die Bereiche zwischen den Kurven kennzeichnen die Temperatur- und Druckbereiche, bei denen die verschiedenen Phasen
fest, flüssig, gasförmig und überkritisch vorherrschen.
Die Punkte auf den Kurven kennzeichnen die Druck- und entsprechenden Temperaturbedingungen, unter denen mehrere
Aggregatzustände gleichzeitig möglich sind,
zum Beispiel fest und gasförmig, flüssig und
gasförmig, fest und flüssig. Bei atmosphärischem Druck kann CO₂ nur als Festkörper
oder gasförmig vorkommen.
Der Aggregatzustand „flüssig“ ist bei
diesen Druckverhältnissen nicht möglich:
Unterhalb von –78,4 °C nimmt CO₂ einen
festen Zustand als „Trockeneis“ an. Oberhalb dieser Temperatur sublimiert es direkt
in den gasförmigen Aggregatzustand.
3
Planung & Technik
Kältetechnik
Druck
[PSI] [bar]
überkritisch
flüssig
1450 100
flüssig
145
fest –
flüssig
10
fest
fest –
gasförmig
14.5
1
gasförmig
Kritischer Punkt:
+31 °C
73,6 bar
flüssig –
gasförmig
Tripelpunkt:
-56,6 °C
5,2 bar
grund seines eingeschränkten Temperaturbereichs und des hohen Drucks auch
einige Nachteile. Der Betriebsdruck für
subkritische Systeme liegt normalerweise
im Bereich von 5,7 bis 35 bar, entsprechend
–55 bis 0 °C
CO₂ findet in der industriellen Kältetechnik zumeist in Form von Kaskaden­
systemen Anwendung, da der Druck hier so
begrenzt werden kann, dass handelsübliche
Komponenten wie Verdichter, Regler und
Ventile genutzt werden können. Transkritische CO₂-Systeme sind gegenwärtig besonders für kleine und kommerzielle Anwendungen, zum Beispiel mobile Klimaanlagen,
kleine Wärmepumpen und die Supermarktkälte geeignet.
-
-78,4 °C
Enthalpie
Log p,h-Diagramm für CO2
Bei einem Druck von 5,2 bar und einer
Temperatur von –56,6 °C erreicht CO₂ einen
ganz besonderen Zustand, den sogenannten Tripelpunkt. An diesem Punkt existieren
alle drei Aggregatzustände, also fest, flüssig
und gasförmig, gleichzeitig.
Druck
[PSI] [bar]
100
90
80
70
60
50
1450
1305
1160
1015
870
725
40
580
30
435
20
290
Subkritischer
Kältekreislauf
-5,5 °C
subkritisch
CO2 als Kältemittel
CO₂ erreicht seinen kritischen Punkt bei
31,1 °C. Bei dieser Temperatur ist die Dichte
im flüssigen und gasförmigen Aggregat­
zustand gleich. Die Unterscheidung zwischen diesen beiden Zuständen ist damit
hinfällig.
CO₂ lässt sich in zahlreichen unterschiedlichen Systemen, darunter sowohl
sub- als auch transkritische, als Kältemittel
einsetzen. Für jedes CO₂-System müssen der
kritische Punkt wie auch der Tripelpunkt
berücksichtigt werden.
Der klassische Kältekreislauf – wie wir
ihn alle kennen – ist subkritisch (unterkritisch), d. h., sämtliche Temperatur- und
Druckbereiche liegen unterhalb des kritischen Punkts und oberhalb des Tripel­
punkts. Ein einstufiges subkritisches
CO₂-System ist einfach, hat aber auf4
10
145
5
73
Druck
[PSI] [bar]
100
90
80
70
60
1450
1305
1160
1015
870
50
725
40
580
30
435
20
290
10
145
5
73
-40 °C
Enthalpie
Transkritischer
35 °C
Gaskühlung
Gas
cooling
95 °C
Kältekreislauf
-12 °C
Enthalpie
Sonderdruck aus DIE KÄLTE + Klimatechnik 1 – 10 | 2010
CO 2 als Kältemittel – Teil 2:
Gaskühler und
Mitteldruckabscheider
Stephan Bachmann,
Regional Product Manager,
Danfoss GmbH,
Kälte­technik, Offenbach
Danfoss
R64-1966.10
Bei Temperaturen über 31 °C kann CO₂
nicht kondensieren. Infolgedessen stehen
Druck und Temperatur bei der Wärme­
übertragung (Abkühlung) nicht mehr miteinander in Wechselwirkung. Da CO₂ keine
Aggregatzustandsänderung durchläuft, fällt
die Temperatur kontinuierlich, wenn CO₂
durch den Gaskühler geleitet wird. Zudem
ändert sich die Wärmekapazität von CO₂ bei
der Abkühlung. Dies macht den Unterschied
aus von Gaskühlern (Bild 2) im Vergleich zu
Wasser-zu-Kältemittel-Wärmetauschern, in
denen die Wärmekapazität der beiden Fluide gleich bleibt (Bild 1).
Die Wärmeabgabe für verflüssigende
Kältemittel erfolgt bei konstanter Temperatur (Enthitzung nicht berücksichtigt). Das
Kühlmedium hingegen ändert seine Temperatur sensibel (Temperatur steigt an).
Damit ist die kleinste Temperaturdifferenz
zwischen Kältemittel und Kühlmedium am
Kühlmedienaustritt zu erwarten.
Bei transkritischem CO₂ tritt der geringste Temperaturunterschied nicht am Austritt
des Kühlmediums, sondern oft am Eintritt
Danfoss
R64-1967.10
Der erste Teil dieser praxisnahen Serie zu CO2 als Kältemittel beschäftigte sich in der KK
1/2010 zunächst mit den grundlegenden Eigenschaften von CO2 als Kältemittel. Im zweiten
Teil geht es zunächst um die Komponente in einem transkritischen System, die sich am
deutlichsten von einem System mit konventioneller Kältetechnik unterscheidet, den Gaskühler –
in herkömmlichen Kältesystemen übernimmt der Verflüssiger diese Aufgabe. Ferner werden
am Ende dieses Beitrags die Möglichkeiten diskutiert, den Mitteldruck in transkritischen
CO2-Systemen zu regeln. Stephan Bachmann, Offenbach
Bild 1: Wärmeübergang – verflüssigendes Kältemittel
Bild 2: Wärmeübergang – transkritisches CO2
oder inmitten des Gaskühlers auf, abhängig von den Druck- und Temperaturkonfigurationen. Daher ist es möglich, mit CO₂
sehr hohe Temperaturen zu erreichen. Für
eine optimale Nutzung des Gaskühlers ist es
wichtig, ihn als Wärmetauscher im Gegenstromprinzip zu fahren.
Der Temperaturunterschied zwischen
Luft und CO₂ in einem Gaskühler beträgt
etwa die Hälfte dessen, was bei einem verflüssigenden Kältemittel üblich ist. Wasser/
Sole und Luft werden am häufigsten zum
Kühlen eines Gaskühlers genutzt.
Da die Temperatur des Kältemittels in
einem Gaskühler nicht konstant ist, kann
der Druck der Hochdruckseite zur Maximierung des COP genutzt werden (Bild 3).
Der Druck kann so abhängig von der Temperatur am CO₂-Austritt des Gaskühlers
geregelt werden.
Für die Druckoptimierung sorgen z. B.
der Regler der Danfoss EKC 326A-Baureihe
und das ICMTS-Expansionsventil am Austritt des Gaskühlers. In dieser Zusammenstellung ist es möglich, den Gaskühlerdruck
und den Druck im Abscheider unabhängig
voneinander zu optimieren.
Der Druck im Abscheider ist ein wichtiger Parameter. Um den Mitteldruck niedrig zu halten, wird Flashgas über eine
Bypassleitung zur Saugseite des Verdichters geführt. Die Zweiphasenmischung des
ICMTS-Expansionsventils muss getrennt
werden, bevor Gas in die Bypassleitung eintritt. Wenn die Trennung unvollständig ist,
gelangt Flüssigkeit durch die Bypassleitung
in den Verdichter. Daher muss der Abscheider möglichst effektiv arbeiten.
Bei der Betrachtung des Mitteldrucks
zeigt sich, dass der Druck so niedrig wie
möglich sein muss, um die Menge an
Flüssigkeit in der Bypassleitung zu mini­
mieren (Bild 4). Flüssigkeit kann nicht nur
den Verdichter beschädigen, sondern ver-
Sonderdruck aus DIE KÄLTE + Klimatechnik 1 – 10 | 2010
5
Planung & Technik
Kältetechnik
Bild 3: Optimaler COP in Gaskühlern
ringert auch den COP des Systems und
ist daher an dieser Stelle unerwünscht. Oft
werden Drücke zwischen 30 und 35 bar
(-9 °C/0 °C) gewählt, da der Flüssigkeitsanteil in der Bypassleitung unter diesen
Bedingungen bei nur ca. 1-2 % liegt. Dieser
Anteil kann vernachlässigt werden. Dabei
herrscht immer noch ein ausreichend großer Druckunterschied für die AKV-Ventile
von 4-10 bar.
Der Druck des Behälters bleibt konstant,
unabhängig von der Umgebungstemperatur. Das Mischungsverhältnis zwischen der
Bypassleitung und der Flüssigkeitsleitung
hingegen schwankt abhängig vom Druck
im Gaskühler und der Temperatur am Gaskühleraustritt (Bild 5 und Bild 6).
Durch die Entkopplung von Umge­
bungstemperatur und Abscheiderdruck ist
der Massenstrom in den Verdampfern nur
eine Funktion der Kälteleistung. Bei trans­
R744
.8
/k
g-
K
-0
-0
kj
-0
.6
P [bar]
30°C
20°C
10°C
0°C
-10°C
.7
30°C
10 2
X=0.97
X=0.98
X=0.99
10 1
0.2
10 0
-500
-0
.9
-1
Danfoss
R64-1957.10
10 3
-400
0.4
-300
0.6
-200
h [kj/kg]
0.8
-100
0
100
Bild 4: Kreislauf im log p,h-Diagramm bei drei verschiedenen Mitteldruckwerten
Bild 5: Flüssigkeits-/Gasanteile am Gaskühler-/Verflüssigeraustritt bei 35 °C
(30, 35 und 4 bar)
(transkritischer Betrieb)
6
Sonderdruck aus DIE KÄLTE + Klimatechnik 1 – 10 | 2010
R744
-0
.9
-1
Danfoss
R64-1962.10
10 3
kj
/k
6
84[%]
16[%]
-0
.
P [bar]
gK
-0
.7
-0
.8
10 2
10 1
0.2
0.4
0.6
0.8
Bild 7: Gaskühlerregelung im log p,h-Diagramm
0
10
-500
-400
-300
-200
h [kj/kg]
-100
0
100
Bild 6: Flüssigkeits-/Gasanteile am Gaskühler-/Verflüssigeraustritt bei 10 °C (subkritischer Betrieb)
kritischen Systemen ohne Bypassleitung
variiert der Massenstrom um einen Faktor
2 allein aufgrund der Umgebungstemperatur, wodurch die Dimensionierung der Saugleitungen und die Ölrückführung schwierig
werden.
Gaskühlerregelung mit EKC 326A
Die Gaskühlerregelung bei Kältesystemen ist
noch recht neu und wurde daher in den vergangenen Jahren intensiv untersucht. In diesem System wurde die Gaskühlerregelung in
drei Abschnitte unterteilt.
Bei niedrigen Temperaturen wird
das System als konventionelles Kältesystem geregelt, bei dem die Unterkühlung
die Regelgröße ist (normalerweise ist eine
Regelung bei verflüssigenden Kältemitteln
nicht erforderlich). Bei Temperaturen, die
sich dem kritischen Punkt nähern, wird
der Algorithmus geändert: Die Unterkühlung wird schrittweise erhöht, um die Lücke
zwischen konventioneller und transkritischer Regelung zu schließen. Unter transkritischen Bedingungen ist der Druck nach
dem Gaskühler eine Funktion der Temperatur. Das Ziel ist es, einen höchstmöglichen COP bei der gegebenen Temperatur
zu erreichen.
Die Lüfter des Gaskühlers werden abhängig von der CO₂-Temperatur nach dem Gaskühler geregelt. Fällt die Temperatur unter
den festgelegten Wert, drehen die Lüfter
langsamer. Sind keine Verdichter in Betrieb,
werden die Lüfter ausgeschaltet.
In konventionellen Systemen wird der
Druck oft als Regelgröße verwendet (da die
Energieeffizienz mit der Senkung des Verflüssigungsdrucks steigt). In transkritischen
Systemen kann dies bei tiefen Außentemperaturen jedoch die Unterkühlung erhöhen,
was einen zu geringen Druck im Abscheider und damit einen zu geringen Differenzdruck für die Expansionsventile zur Folge
hat.
Wassergekühlte Gaskühler
Wassergekühlte Gaskühler kommen oft in
Wärmepumpen und Supermarktsystemen
zum Einsatz, in denen die Wärmerückgewinnung Teil des Systems ist. Sie zeichnen
sich durch einen hohen Wärmestrom aufgrund hoher Wärmeübertragungskoeffizienten auf beiden Seiten aus und sind somit
sehr kompakt.
Ein weiterer Unterschied zu konventionellen Kältesystemen besteht im hohen
Druck. Da die Eignung für hohe Drücke
zusammen mit der Medienstromführung
im Gegenstromprinzip die Voraussetzung
für einen Gaskühler bilden, eignen sich
Ko­axial-Wärmetauscher besonders gut für
diesen Einsatz. Rohrbündelwärmetauscher
und ähnliche Wärmetauscherbauarten hingegen führen beide Medien nicht exakt im
Gegenstrom zueinander und sind daher
nicht geeignet.
Bild 8:
Wassergekühlter
Gaskühler
Sonderdruck aus DIE KÄLTE + Klimatechnik 1 – 10 | 2010
7
Planung & Technik
Kältetechnik
❙ ❙ Zusammenfassung
Bild 9: Lamellenrohrgaskühler mit Isolierung zwischen den Rohrreihen
Das Innenvolumen von Koaxial-Wärmetauschern ist sehr gering, verglichen mit
deren Kapazität. Durch dieses geringe Volumen reduziert sich auch das erforderliche
Abscheidervolumen. Das ist sehr wichtig, da
die Kältemittelfüllung im Gaskühler je nach
Druck und Temperatur stark schwankt,
sodass ein Wärmetauscher mit kleinem
Innenvolumen besonders wichtig ist.
Bild 10:
Mitteldruckregelung
durch ETSSchrittmotorventil
System
Luftgekühlter
Gaskühler
mit einem
Schrittmotorventil
Luftgekühlter
Gaskühler
mit einem
mechanischen
Regelungsventil
Luftgekühlter
­Gaskühler
mit zusätzlichem
Verdichter
Vorteile
Flexibles
System
Einfache
Handhabung
Hoher
Wirkungsgrad,
reduzierter
Energie­verbrauch
Nachteile
Geringerer
Nur ein Sollwert
Wirkungsgrad
verfügbar
als bei Systemen
mit Parallel­
verdichtung
Kostenintensiv
und komplex
Verwendete
DanfossKomponenten
ICMTS
EKC 326A
ETS
AKS 2050
AKS11
ICMTS
EKC 326A
ETS
AKS 2050
AKS11
Hohe CO₂-Temperaturen können zu
Verkalkungsproblemen führen, denen besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden sollte. Die Druckgastemperatur einiger
Systeme liegt bei 160 °C. In Verbindung
ICMTS
EKC 326A
ICS+CVP-XP
AKS 2050
AKS11
mit der relativ hohen Wärmekapazität
und einem hohen Wärmeübertragungs­
koeffizienten fällt die Wandungstemperatur
im Wärmetauscher ver­glichen mit anderen
Kältemitteln höher aus.
Der Wasservolumenstrom im System
wird durch ein temperaturgesteuertes AVTAWasserventil nach der Wasserausritts­
temperatur geregelt (ein minimaler Bypass
des Kühlwassers über das AVTA-Ventil
muss gewährleistet sein, damit auch im
Falle des Schließens des AVTA ein Signal
an den Temperaturfühler gelangen kann,
um eine Wiederöffnung möglich zu
machen). Der CO₂-Druck wird mithilfe
eines ICMTS-Ventils und EKC 326A-Reglers, der eingehende Daten vom AKS
11-Temperatursensor und dem AKS2050
(AKS 32R)-Druckmessumformer abruft,
geregelt (Bild 8).
Bild 11:
Mitteldruckregelung
durch ein CVPXP-Pilotventil
8
Luftgekühlte Gaskühler
Luftgekühlte Gaskühler kommen oft in Kältesystemen ohne oder mit nur Teilwärmerückgewinnung zum Einsatz. Bei der CO₂Kühlung kommen üblicherweise Lamellenrohrgaskühler zum Einsatz. Sie weisen
einen niedrigeren Wärmeübertragungskoeffizienten auf der Luftseite auf, wodurch die
Wärmetauscher oft größer sind und über ein
höheres Volumen als wassergekühlte Gaskühler verfügen.
Sonderdruck aus DIE KÄLTE + Klimatechnik 1 – 10 | 2010
Ein interessanter Aspekt von CO₂ ist,
dass ein Druckabfall die Effizienz der Kälteanlage nicht in der gleichen Weise wie
mit konventionellen Kältemitteln beeinflusst (Druckabfälle sind weniger gravierend). Ein Druckabfall von 0,5 bis 1 bar ist
als normal anzusehen. In der Praxis bietet
der hohe Druckabfall weitere Vorteile, da
hiermit der interne Wärmeübertragungskoeffizient gesteigert werden kann und außerdem kleinere Rohrdurchmesser im Gaskühler verwendet werden können (8 und 10 mm
Rohre werden für diesen Zweck häufig eingesetzt).
Da Luftkühler keinen perfekten Gegenstrom aufweisen, ist die Wärmeleitung in den
Lamellen ein Problem, das bedacht werden
muss. Je nach Konstruktion können Temperaturunterschiede von 100 K zwischen zwei
Rohren herrschen, deren Abstand lediglich
20 bis 25 mm beträgt.
Die Rohre sind mit Lamellen von hoher
Wärmeleitfähigkeit und Effizienz verbunden, um den Wärmeaustausch zu verbessern. Allerdings wird durch diese Konstruktion die Wärmeübertragung von einem warmen auf ein kaltes Rohr erleichtert, was
vermieden werden sollte. Die Leistungseinbußen dieser Wärmebrücke können bei
20-25 % liegen. Durch eine Isolierung der
Lamellen können diese Einbußen reduziert
oder vermieden werden.
Das Innenvolumen des Gaskühlers
ist von besonderer Wichtigkeit, da es sich
direkt auf die Größe des Abscheiders auswirkt. Die mittlere Dichte von CO₂ im Gas-
kühler ändert sich drastisch – von transkritisch zu subkritisch – und beeinflusst somit
die Größe des Abscheiders.
Besondere Aufmerksamkeit muss Systemen gewidmet werden, bei denen die Gaskühlung in zwei Stufen erfolgt – also zunächst
Wasser mit einem kompakten Wärmetauscher
erhitzt und danach das transkritische Fluid
im luftgekühlten Gaskühler heruntergekühlt
wird (weitere Details zu dieser Thematik können Sie im Teil 6 dieser Serie „Stillstandssicherheitssysteme & Wärmerückgewinnung
bei CO2-Systemen“ nachlesen).
Die mittlere Dichte ist in diesem Fall
sehr hoch, daher schwankt das Volumen
beträchtlich. Ferner kann zudem die Unterkühlung starke Schwankungen in der Füllung des Gaskühlers verursachen. Aus
diesem Grund ist die Regelung der Unterkühlung äußerst wichtig.
Der Mitteldruck wird durch das
ETS-Schrittmotorventil und den EKC
326A-Regler geregelt. Für die Regelung
des Hochdrucks kommt das ICMTSVentil zum Einsatz.
❙❙ Option 2:
In einigen Fällen (üblicherweise in
größeren Systemen) kann ein ETS-Ventil
durch ein ICS+CVP-XP-Pilotventil ersetzt
werden, das den Druck entsprechend
der Einstellung des speziell für diesen
Einsatz konstruierten CVP-XP-Ventils
aufrechterhält.
❙❙ Option 3:
Die Parallelverdichtung ist eine gute
Möglichkeit zur Senkung des Energieverbrauchs. In diesem Fall wird das Gas
nicht zum Hauptverdichter umgeleitet,
sondern direkt verdichtet (Bild 12).
-
Es gibt mehrere Möglichkeiten,
den Mitteldruck zu regeln:
❙❙ Option 1:
Zur Senkung des Drucks in den Verteilsystemen wird dem System eine Bypassleitung hinzugefügt. Nach der hohen
Druckexpansion werden Gas und
Flüssigkeit getrennt, und das Gas wird
über die Bypassleitung direkt an die
Saugseite des Verdichters umgeleitet.
Die Flüssigkeit wird an die Verdampfer
verteilt. Hierdurch ist es möglich,
Standardkomponenten zu nutzen, die
nicht allzu hohen Drücken ausgesetzt
sind (Bild 10).
Bild 12:
❙ ❙ Vorschau und Inhalte
Diese Serie soll einen Überblick über die
am meisten verbreiteten Ausführungen von
CO2-Systemen – für subkritische wie für
transkritische Anwendungen – vermitteln.
Sie richtet sich an technisch orientierte
Leser, für die CO2-Systeme Neuland sind.
Zunächst wird in den ersten Teilen ein
Fokus auf die einzelnen Bausteine von
CO2-Systemen gelegt. Danach wird auf
die Entwicklung vollständiger Systeme
eingegangen.
Die einzelnen Teile sind:
Mitteldruckregelung
❙❙ Gaskühler und Mitteldruck­abscheider
mit einem Sekundär-
❙❙ Kaskadenwärmetauscher
verdichter
❙❙ Niederdrucksammler/Pumpen­abscheider
❙❙ Verdampfer und Verdichter
❙❙ Stillstandssicherheitssysteme & Wärme­
rückgewinnung bei CO2-Systemen
❙❙ Kaskadensysteme
❙❙ Einfache transkritische Systeme,
z. B. für Lebensmitteleinzelhandel
❙❙ Transkritisches Boostersystem &
Zusammenfassung
Sonderdruck aus DIE KÄLTE + Klimatechnik 1 – 10 | 2010
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Planung & Technik
Kältetechnik
CO 2 als Kältemittel – Teil 3:
Kaskadenwärmeübertrager
Der Einsatz von Kaskadenkältesystemen macht mit dem Kältemittel CO2 besonders Sinn.
Aufgrund des niedrigen kritischen Punktes von 31,1°C kann CO2 nur (deutlich) unterhalb
dieses Wertes verflüssigen. Dieser subkritische Betrieb kommt der Funktionsweise
von Anlagen mit gängigen Kältemitteln wie z. B. R 134a, R 404A und R 507 sehr nahe.
Wird nun CO2 in der unteren Stufe eines Kaskadensystems eingesetzt, so kann klassisch
(bei niedrigen Temperaturen) verflüssigt werden. Stephan Bachmann, Offenbach
Die bei der Verflüssigung entstehende
Wärme wird durch das Kältemittel der
­oberen Stufe aufgenommen und auf herkömmlichem Wege abgeführt. Mit diesem
System ist somit das umweltfreundliche
­Kältemittel CO₂ einsetzbar, ohne fundamentale Änderungen der Betriebsweise fürchten zu müssen, wie dies bei transkritischen
Systemen der Fall wäre. Das Kältemittel
der oberen Stufe bei solch einem Kaskadensystem ist nicht CO₂. Es kann hier ein beliebiges Kältemittel unter Berücksichtigung
der Verflüssigungstemperatur von CO₂ verwendet werden.
Konstruktion und praktischer Einsatz
eines solchen Wärmeübertragers gehören zu
den größten Herausforderungen von Kaskaden-Kältesystemen. Die Wahl der richtigen Leistungsgröße für den Kaskaden­
wärmeübertrager ist äußerst wichtig, damit
er sowohl bei niedriger als auch bei hoher
Kälteleistung einwandfrei arbeitet. Die
Konstruktion eines Kaskadenwärmeüber-
tragers für diesen Einsatz ist eine besondere
Aufgabe, da auf beiden Seiten Phasenänderungen auftreten. Ist der Wärmeübertrager
überdimensioniert, wird es unter Teillast
beinahe unmöglich, einen stabilen Wärme­
übergang und einen optimalen Systembetrieb zu gewährleisten.
Bei Kältesystemen für den Einsatz in
Supermärkten kommen für diese Funk-
Bild 1:
Kaskadenwärmeübertrager mit
direkter Verflüssigung
Allgemeines
In einem Kaskaden-Kältesystem mit CO₂
auf der Niedertemperaturseite erfolgt die
CO₂-Verflüssigung im Kaskadenwärme­
übertrager. Die Wärme aus der Niedertemperaturstufe wird in der Hochtemperaturstufe mit abgeführt und das CO₂-Druckgas
kondensiert zu Flüssigkeit. Im System der
hohen Stufe wird die Wärmeabfuhr aus der
niedrigen Stufe durch Verdampfen des Kälte­
mittels der oberen Stufe aufgenommen.
der CO2-Stufe
Bild 2:
Kaskadenwärme­
übertrager mit vorgeschaltetem Enthitzer
Stephan Bachmann,
Regional Product Manager,
Danfoss GmbH,
Kälte­technik, Offenbach
10
Sonderdruck aus DIE KÄLTE + Klimatechnik 1 – 10 | 2010
tion üblicherweise Plattenwärmeübertrager zum Einsatz. Bei größeren Systemen
können auch andere Arten von Kaskadenwärmeübertragern verwendet werden. In
der Regel wird eines der 3 bzw. 4 folgenden
Schaltungssysteme bei CO₂-Kaskaden
angewandt.
Standard-Kaskadenwärmeübertrager
Die Einspritzung in den Kaskadenwärme­
übertrager auf der oberen Stufe erfolgt über
ein ETS-Schrittmotorventil, das durch den
EKC 316 geregelt wird. Der EKC 316 der
oberen Stufe, der mittels ETS in den Kaskadenwärmeübertrager einspritzt, wird immer
zeitgleich mit dem Verdichter der CO₂-Stufe
aktiviert. Handelt es sich um einen Verbund, so können beispielsweise die Regler
AK-PC 730 oder AK-PC 840 zur Regelung
und AK-SC 255 zur Überwachung einge-
setzt werden. Über diese Regler ist auch eine
Freischaltung des EKC 316 mit ETS-Schrittmotorventil problemlos möglich.
Beachten Sie, dass das ETS nicht für
brennbare Kältemittel freigegeben ist. Wenn
also beispielsweise Propan (R 290) auf der
oberen Stufe genutzt wird, muss eine mechanische Lösung mit thermostatischem Expansionsventil verwendet werden.
Ebenfalls wichtig ist, dass Flüssigkeit
aus einem Kaskadenwärmeübertrager problemlos ablaufen kann. Diese Problematik
stellt sich allgemein bei Verflüssigern. Da
der CO₂-Kaskadenwärmeübertrager hier
als Verflüssiger der unteren Stufe fungiert,
ist er in dieser Hinsicht keine Ausnahme.
Um diesen Kondensatablauf zusätzlich zu
unterstützen, ist die Montage einer Ausgleichsleitung (siehe Bild 1 und 2) äußerst
ratsam.
❙ ❙ Vorschau und Inhalte
Diese Serie soll einen Überblick über die am
meisten verbreiteten Ausführungen von CO2Systemen – für ­subkritische wie für transkritische
­Anwendungen – vermitteln. Sie richtet sich an
technisch orientierte ­Leser, für die CO2-Systeme
Neuland sind. Zunächst wird in den ersten
Teilen ein Fokus auf die einzelnen ­Bausteine
von CO2-Systemen gelegt. ­Danach wird auf die
Entwicklung ­vollständiger Systeme eingegangen.
Die einzelnen Teile sind:
❙❙ Gaskühler und Mitteldruckabscheider
❙❙ Kaskadenwärmeübertrager
❙❙ Niederdrucksammler/
Pumpenabscheider
❙❙ Verdampfer und Verdichter
❙❙ Stillstandssicherheitssysteme & Wärmerückgewinnung bei CO2-Systemen
❙❙ Kaskadensysteme
❙❙ Einfache transkritische Systeme,
z. B. für Lebensmitteleinzelhandel
Bild 3:
Kaskadenwärme­
❙❙ Transkritisches Boostersystem
& Zusammenfassung
übertrager mit Pumpenumwälzung
Bild 4:
Solegekühlter
Kaskadenwärmeübertrager
Sonderdruck aus DIE KÄLTE + Klimatechnik 1 – 10 | 2010
Kaskadenwärmeübertrager
mit einem Mitteldruckbehälter
Eine weitere Bauweise für ein CO₂-Kaskadensystem erfordert keine separate Ausgleichsleitung. Hierbei kommt der Dimensionierung und Anordnung der CO₂Rohrleitungen eine besonders wichtige
Rolle zu. Die Regelung der oberen Stufe
erfolgt auch hier über ein ETS- und EKC
316-System. Allerdings wird nun flüssiges CO₂ der unteren Stufe aus dem Mitteldruckbehälter zu den NK-Kühlstellen
gepumpt.
Der Druck im Pumpenvorlauf für die
NK-Kühlstellen kann mittels Drehzahlregelung der eingesetzten Pumpen – beispielsweise mit einem Frequenzumrichter AKD 102 – konstant gehalten werden.
Zusätzlich sollte ein klassischer, mechanischer Abgleich über Handdrossel-Regelventile erfolgen, wie dies auch bei Ammoniak-Kälteanlagen im überfluteten Betrieb
üblich ist.
11
Planung & Technik
Kältetechnik
Werden nun einzelne NK-Kühlstellen
abgeschaltet, so regelt sich die Pumpendrehzahl nach. Dies führt dazu, dass immer der
gleiche Druck im Pumpenvorlauf herrscht.
Die TK-Kühlstellen werden mittels Trockenexpansion versorgt. Das flüssige Kältemittel
wird aus dem Mitteldruckbehälter entnommen, über ein Drosselorgan – z. B. Typ AKV
– entspannt und durch den TK-Verdichter/
Verbund dem Mitteldruckbehälter wieder
zugeführt.
Kaskadenwärmeübertrager
mit Sekundärkühlung
Bei dieser Schaltungsvariante kann der Kaskadenwärmeübertrager in Systemen verwendet werden, in denen die NK-Kühlstellen mit Sole beschickt werden sollen. Die
Pumpen, die zur Zirkulation der Sole durch
die NK-Kühlstellen genutzt werden, fördern
auch Sole durch den Kaskadenwärmeübertrager der unteren Stufe. Somit wird die Verflüssigungswärme der CO₂-Stufe an diesen
Solekreislauf abgegeben.
Durch diese Kombination kann ein
Abgleich des CO₂-Kaskadenstrangs nötig
sein. Deshalb ist der Einbau beispielsweise
eines AB-QM von Danfoss ratsam (nur für
neutrale Solen). Für die Umsetzung des
❙ ❙ Zusammenfassung
System
Trockenexpansion
(mit und ohne Enthitzer)
Trockenexpansion mit CO2Mitteldruckbehälter
Sekundärkühlung
Bild
1 und 2
3
4
Vorteile
Einfache Verrohrung
Keine Ausgleichsleitung
erforderlich
Stabiler Betrieb
Nachteile
Ausgleichsleitung
erforderlich
Komplexe
Verrohrung
Geringerer Wirkungs­
grad des Systems
Verwendete
DanfossKomponenten
EKC 316
ETS
AKS 11
AKS 33
EKC 316
ETS
AKS 11
AKS 33
AKD
AB-QM
Kühlbefehls an den NK-Kühlstellen sind
Magnetventile für Wasser bzw. Solen einsetzbar. Dabei muss besonders auf die Werkstoffeignung der Wasser-/Solemagnetventile geachtet werden. Je nach Aggressivität
der verwendeten Sole sind Magnetventile in
Messing, entzinkungsfreiem Messing oder –
in besonders schwierigen Fällen – in Edelstahl einzusetzen. EV220-Magnetventile
gibt es in den genannten Werkstoffspezifikationen.
Ein Vorteil der solegekühlten Kaskadenschaltung ist, dass der Plattenwärmeübertrager als Standard-Plattenverflüssiger fungiert
und somit wesentlich einfacher zu dimensionieren und regeln ist. Aus diesem Grund ist
die einfache mechanische AB-QM-Regelung
vollkommen ausreichend.
-
www.danfoss.de/co2
12
Sonderdruck aus DIE KÄLTE + Klimatechnik 1 – 10 | 2010
CO 2 als Kältemittel – Teil 4:
Niederdruckbehälter /
Pumpenabscheider
Behälter und Wärmeübertrager für CO2-Anwendungen unterscheiden sich im Grunde in ihren
Funktionen und Aufgaben nicht von denen für andere Kältemittel. Ein Flüssigkeitsabscheider
ist ein Behälter, in dem mithilfe der Schwerkraft Flüssigkeit und Gas voneinander getrennt
werden. Er enthält eine kontrollierte Flüssigkeitsmenge, die an die Verdampfer weitergeleitet
wird. CO2 kann direkt durch die Verdampfer gepumpt werden. Eine zweite Möglichkeit ist,
dass ein Trockenexpansionssystem mit der Flüssigkeitsvorlage aus dem Abscheider arbeitet.
Wenn zwei Temperaturniveaus benötigt werden, ist auch eine Kombination dieser beiden
Optionen möglich. Stephan Bachmann, Offenbach
Da die Druckverhältnisse bei CO₂ im Vergleich zu den meisten anderen Kältemitteln bei gleicher Temperatur deutlich höher
sind, muss bei der Auslegung des Systems
und dementsprechend auch des Behälters
besonderes Augenmerk auf den Betriebsdruck gelegt werden. Die Behälter müssen
den physischen Eigenschaften des Kältemittels entsprechend konstruiert sein.
Trockenexpansionssysteme
Bei Trockenexpansionssystemen kann auf
Pumpen oder Systeme zur Regelung des Flüssigkeitsstands verzichtet werden. Ein Nachteil
dieser Systeme ist der geringere Wirkungsgrad aufgrund der Überhitzung. Aus diesem
Grund kommen sie eher bei kleineren Systemen (z. B. in Verbrauchermärkten oder kleinen Lebensmittelläden) zum Einsatz.
Lange Rohrwege zwischen dem Flüssigkeitssammler und dem AKV-Expansionsventil sollten vermieden werden, um einer
unnötigen Flashgasbildung vorzubeugen.
Der Druckabfall im Filtertrockner ist in
­diesem Zusammenhang auch zu berücksichtigen.
Stephan Bachmann,
Regional Product Manager,
Danfoss GmbH,
Kälte­technik, Offenbach
Pumpenbetrieb
Pumpensysteme
In Pumpensystemen wird Kältemittel mit
einem bestimmten Umwälzfaktor durch
die Verdampfer gepumpt. Bei CO₂ wird mit
einem Faktor von 1,5 bis 2 (maximal 2,5)
gearbeitet. Dank des Umwälzfaktors ist das
Kältemittel sowohl im Pumpenvorlauf als
auch im -rücklauf stets pumpbar und auch
nach dem Verdampfer nie vollständig verdampft. Aufgrund der hohen Effizienz von
CO₂ sind kleinere Umwälzfaktoren als in
herkömmlichen Systemen möglich. In Standard Ammoniaksystemen beispielsweise ist
ein Umwälzfaktor von 3 üblich.
Über den Rücklauf kehrt das CO₂ nun
als Zweiphasengemisch (Hauptanteil flüssig) in den Behälter zurück. Dort wird es
entsprechend den beiden Aggregatzuständen getrennt. Die Flüssigkeit wird gesammelt und der Kältemitteldampf kann nun
Sonderdruck aus DIE KÄLTE + Klimatechnik 1 – 10 | 2010
Trockenexpansion
Kombiniertes System
von den Verdichtern abgesaugt werden. In
der Regel können industrielle Kältemittelpumpen in größeren Systemen eingesetzt
werden. Diese sind hermetisch geschlossen und zeichnen sich durch einen minimalen Wartungsaufwand aus. Auf dem Markt
sind CO₂-Pumpen mit Förderleistungen ab
0,5 m³/h erhältlich.
Niveauregelung
Der Flüssigkeitsstand in Pumpenabschneidern wird durch ein elektronisches Expansionsventil (AKV, ETS oder ICM) geregelt. Die
Ansteuerung erfolgt über den Füllstandsregler EKC 347. Der Flüssigkeitsstand wird
mithilfe einer Niveausonde vom Typ AKS 41
gemessen und an den EKC 347 weitergeleitet. Dieser kann nun bei zu niedrigem Füllstand über das Expansionsventil neues Kältemittel nachströmen lassen.
13
Planung & Technik
Kältetechnik
CO2-Trockenexpansions-Kaskadensystem –
Niedertemperaturkreislauf
Falls bei einem Pumpenumwälzsystem
nicht explizit eine Überwachung eines zu
niedrigen Flüssigkeitsstandes im Abscheider vorgenommen wird, sind niedrige Differenzdruckverhältnisse an der Flüssigkeitspumpe ein erstes Anzeichen dafür. Niedrige
Flüssigkeitsstände führen zu einem geringen Systemvordruck, durch den sich wiederum ein niedriges Differenzdruckverhältnis
an der Pumpe ergibt. Der übliche Mindestdifferenzdruck von CO₂-Pumpen liegt zwischen 1 und 3 bar.
CO2-Pumpen
Bei CO₂-Anwendungen mit Flüssigkeitsumwälzung sollte bei der Dimensionierung
und der Auslegung der Rohrleitung zwischen Abscheider und Pumpe mit größter
Sorgfalt vorgegangen werden. Die optimale
Geschwindigkeit hierfür liegt zwischen 0,3
bis 0,5 m/s.
Es sollte immer ein Mindestdurchfluss
durch die Pumpe sichergestellt sein, damit
die Motorwicklung stets gekühlt wird. Dies
kann mit einer „Q-min-Blende“ erreicht werden. Sie tritt in Aktion, wenn die Kälteanlage
ihre Sollwerte erreicht hat und alle Magnetund AKV-Ventile geschlossen sind.
Zu diesem Zweck können zwei Druckmessumformer vom Typ AKS 2050 und ein
Systemregler vom Typ AK-SC 255 verwendet werden. Der Systemregler versorgt den
Frequenzumrichter Typ AKD mit dem aktuellen Drehzahlsollwert, mit dem dieser die
Pumpe arbeiten lässt. Diese Funktion ist in
boolescher Logik programmiert.
Anordnung von Niederdruck­
abscheider und Pumpe
❙ ❙ Zusammenfassung
System
Trockenexpansion
Pumpe
Vorteile
Einfach, keine Pumpen
erforderlich
Effiziente Bereit­
Hoher Wirkungsgrad,
stellung von zwei
CO2 kann über größere
Strecken gepumpt werden Temperaturniveaus
Nachteile
Keine optimale
Energieeffizienz
Relativ komplex, Kosten
Komplex, die teuerste
der drei Alternativen
DanfossKomponenten
NRV oder CHV
DCR
SGN+
NRV oder CHV
DCR
SGRN+
AKS 41
EKC 347
AKV oder ETS
NRV oder CHV
DCR
SGRN+
AKS 41
EKC 347
AKV oder ETS
14
Kombiniert
Eine „Q-max-Blende“ wird verwendet,
um die Durchflussrate und Pumpendruckvorlage auf einem maximalen Niveau zu halten und Kavitation zu vermeiden. Kavitation
tritt am ehesten nach dem Abtauen der Verdampfer auf.
Es müssen vier Hauptpunkte beachtet
werden:
1. Der minimale Pumpenvordruck muss zur
Vermeidung von Kavitation überwacht
werden (obwohl dieses Problem im Vergleich zu FKW-Systemen weniger gravierend ist).
2. Der Betrieb der CO₂-Pumpe sollte stets
im freigegebenen Frequenzband stattfin-
Sonderdruck aus DIE KÄLTE + Klimatechnik 1 – 10 | 2010
Q-min-Blende-Anordnung
❙ ❙ Vorschau und Inhalte
Diese Serie soll einen Überblick über
die am meisten verbreiteten Aus­
führungen von CO2-Systemen – für
­subkritische wie für transkritische
­Anwendungen – vermitteln. Sie
richtet sich an technisch orientierte
­Leser, für die CO2-Systeme Neuland
sind. Zunächst wird in den ersten
Teilen ein Fokus auf die einzelnen
­Bausteine von CO2-Systemen gelegt.
­Danach wird auf die Entwicklung
­vollständiger Systeme eingegangen.
DCR-Filtertrockner­
anordnung
in CO2-Systemen
Die einzelnen Teile sind:
❙❙ Gaskühler und Mitteldruckabscheider
❙❙ Kaskadenwärmeübertrager
❙❙ Niederdrucksammler /
Pumpenabscheider
❙❙ Verdampfer und Verdichter
❙❙ Stillstandssicherheitssysteme
& Wärmerückgewinnung
bei CO2-Systemen
Verteilung für NK- und
❙❙ Kaskadensysteme
TK-Kühlstellen mit Pumpe
❙❙ Einfache transkritische Systeme,
z. B. für Lebensmitteleinzelhandel
❙❙ Transkritisches Boostersystem
& Zusammenfassung
den. Eine Unterschreitung der Minimaldrehzahl oder eine unerlaubt hohe Frequenz ist nicht ratsam.
3. Eingeschlossenes, flüssiges CO₂ kann
besonders in der Pumpe zu größeren
Problemen führen. Dies muss in jedem
Fall konstruktiv ausgeschlossen sein.
4. Ein plötzlicher Abfall des Systemdrucks
oder der Temperatur ist zu vermeiden.
Für Verdichter wird eine variable Drehzahlregelung empfohlen.
Eine variable Drehzahlregelung für CO₂Pumpen ist ratsam, da diese zu einer optimalen Leistungsanpassung führt. Ein
erwünschter Nebeneffekt ist auch, dass
Systemparameter wie Drücke und Temperaturen konstant gehalten werden.
Ein Rückschlagventil sollte in der Pumpendruckleitung montiert werden, um einen
Rückfluss bei Stillstand oder Parallelbetrieb
zu verhindern. Abhängig von der Rohrgröße
und anderen Faktoren können NRV-, CHVoder SCA-Ventile eingesetzt werden.
Ein DCR-Filtertrockner sollte entweder in
die Pumpendruckleitung oder in eine Bypassleitung eingebaut werden. Eine Bypassleitung
kann in einigen Fällen die bessere Alternative
sein, da auf diese Weise der Druckabfall nach
der Pumpe reduziert wird. Durch den Einbau
eines Filtertrockners kann sehr gut Feuchtigkeit aus dem CO₂-Kreislauf fern gehalten und
im Filtertrockner gebunden werden. Es sollte
ein Filtertrocknereinsatz aus 100 % Molekularsieb wie in klassischen FKW-Anlagen verwendet werden.
Die Ausführung der Trocknermontage
unterscheidet sich nicht bei Kaskaden- und
transkritischen Systemen.
Kombinierte Systeme
Die Kombination eines TrockenexpansionsSystems mit CO₂-Pumpenumwälzung wird
recht häufig gewählt, um zwei Temperaturni-
Sonderdruck aus DIE KÄLTE + Klimatechnik 1 – 10 | 2010
veaus (in der Regel NK- und TK-Kreislauf)
zu ermöglichen. Die CO₂-Pumpe kann zu
diesem Zweck zentral eingesetzt werden, um
beide Temperaturniveaus mit Flüssigkeit zu
beschicken. Die NK-Kühlstellen werden mit
flüssigem CO₂ direkt über die Pumpe versorgt. Im Gegensatz dazu arbeiten die TKKühlstellen im Trockenexpansionsbetrieb.
Somit finden sich in den TK-Kreisläufen
auch Drosselorgane. Die Anordnung dieser
Drosselorgane in Flussrichtung nach der CO₂Pumpe ist statthaft und bietet diverse Vorteile.
Hiermit wird sichergestellt, dass jederzeit eine
angemessene Flüssigkeitsvorlage vorhanden
ist und keine Vorverdampfung von Kältemittel vor den AKV-Expansionsventilen bei den
TK-Kühlstellen auftritt. Besonders bei großen
Leitungslängen, bei denen der Maschinenraum weiter als 50 m entfernt liegt, empfiehlt
es sich, diese Methode anzuwenden.
15
Planung & Technik
Kältetechnik
CO 2 als Kältemittel – Teil 5:
Spezielle Verdampfer und
Verdichter für CO2
Welchen Einfluss haben die besonderen thermodynamischen Eigenschaften von CO2 auf
die Konstruktion und Betriebsweise von Verdampfern und Verdichtern? CO2 hat eine hohe
volumetrische Effizienz. Dadurch sind im Verdampfer die Kreisläufe und die Rohrdurchmesser
kleiner. Dies führt z. B. zu kürzeren Abtauzeiten. Verdichter gibt es sowohl für subkritische
als auch für transkritische Systeme in allen bekannten Bauformen (hermetisch, halbhermetisch
und offen). Einige transkritische Verdichter arbeiten einstufig, andere zweistufig. Zudem sind
manche transkritische Verdichter unter Umständen mit Zwischenkühler- oder EconomiserAnschluss ausgestattet. Stephan Bachmann, Offenbach
Für CO₂-Systeme kommen zwei Verdampfertypen infrage, einer für den Trockenexpansions- und einer für den Pumpbetrieb.
Unterschiede bestehen in der Ausführung
der Verdampferrohre sowie in der Ventilanwendung und Regelungsstrategie.
Für CO₂ optimierte Verdampfer zeichnen sich aufgrund der hohen volumetrischen
Kälteleistung von CO₂ durch kleinere Kreisläufe und geringere Rohrabmessungen aus.
Dank dieser Tatsachen verringert sich die
Dauer von Abtauvorgängen. Der weitere
Vorteil von CO₂ liegt in der kurzen Abkühlzeit nach dem Abtauen verglichen mit konventionellen Systemen.
Überflutete Verdampfer (Pumpbetrieb)
Verdampfer gibt es in Ausführungen mit
einem oder mehreren Kreisläufen. In der
Regel sind Verdampfer für den Pumpenbetrieb auf mittlere Temperaturen ausgelegt.
Die Verwendung von CO₂ bietet die Vorteile einer kleineren Kältemittelfüllung im
Gesamtsystem sowie von geringeren Rohrund Verdampferdimensionen bei gleich-
bleibend optimaler Wärmeübertragung und
hohem Wirkungsgrad. Die Kälteleistung ist
bei einer gegebenen Rohrdimension besser, und die Ölrückführung innerhalb des
Systems wird ebenfalls erleichtert.
Einkreisverdampfer
Bild 1 zeigt ein typisches Flüssigkeitsumwälzungssystem mit Pumpbetrieb und Kühlmöbel- oder Kühlraumverdampfern verschiedener Größen. Zur Regelung des Flüssigkeitsstroms zu beiden Verdampfern wird
ein zusätzliches Handdrosselventil (REG
10) am kleineren Verdampfer montiert, um
die Flüssigkeitsversorgung der beiden Verdampfer zueinander abgleichen zu können.
Diese Regelungsmethode sorgt für eine sta-
bile Temperatur zwischen den verschieden
großen Verdampfern.
Eine der wichtigsten Aufgaben bei der
Inbetriebnahme ist die Reinigung des Filters
bzw. der Siebe am CO₂-Verbund und den
Magnetventilen an den Kühlstellen und in
den Kühlräumen. Der Filter in der Hauptflüssigkeitsleitung sollte 24 Stunden nach
Inbetriebnahme der Anlage nochmals überprüft und ggf. von Fremdkörpern und Verschmutzungen gereinigt werden. Ansonsten
besteht die Gefahr, dass die Magnetventile
über den Sitz nicht mehr dicht halten. Dies
kann zu einem stetigen unerwünschten Kältemitteldurchsatz durch die Verdampfer
führen. Zu niedrige Temperaturen wären
die Folge.
Bild 1:
Einkreisverdampfer
in einem Pumpenumwälzsystem
Stephan Bachmann,
Regional Product Manager,
Danfoss GmbH,
Kälte­technik, Offenbach
16
Sonderdruck aus DIE KÄLTE + Klimatechnik 1 – 10 | 2010
Bild 2:
Mehrkreisverdampfer
in einem Pumpenumwälzsystem
Bild 3:
CO2-Tiefkühlung
mit internem
Wärmeübertrager
Mehrkreisverdampfer
Bild 2 zeigt den typischen Aufbau eines
Pumpenumwälzsystems in Kühlmöbeln.
Die Handdrosselventile (REG 10) sind an
jedem Verdampfer montiert. Hiermit wird
eine gleichmäßige Flüssigkeitsverteilung für
die Verdampfer erreicht.
Die Regelsollwerttemperaturen für CO₂
in Kühlmöbeln und Kühlräumen sind aufgrund der überfluteten Verdampfer deutlich höher eingestellt als bei konventionellen
FKW-Systemen. Sobald ein Magnetventil
abschaltet, kann die Luftausblastemperatur
abhängig vom Innenvolumen des Verdampfers und dem Umwälzfaktor um weitere 2 bis
4 K fallen. Dies geschieht, da auch bei bereits
geschlossenem Magnetventil weiterhin im
Verdampfer verbleibendes CO₂ verdampft.
Trockenexpansion
Trockenexpansions-Verdampfer in CO₂Systemen werden üblicherweise für Tiefkühlung (z. B. Tiefkühlkost) eingesetzt. Auch hier
können die Abmessungen der Verrohrung
aufgrund der Effizienz und der Vorteile von
CO₂ deutlich reduziert werden. Der Rohrdurchmesser liegt oft nur bei 8 oder 10 mm.
Das Abtauen bei CO₂-Systemen in
Supermärkten erfolgt üblicherweise mittels Sole (Thermobankabtauung) oder elektrischer Abtauheizungen. Es ist wichtig, beim
Abtauen den Druck zu begrenzen, da dieser
schnell den maximal zulässigen Betriebs­
überdruck der Komponenten (bei Standardgeräten für den unterkritischen Einsatz selten höher als 46 bar) überschreiten kann.
Bei CO₂-Kaskadensystemen wird die
Nutzung eines internen Wärmeübertragers zwischen der CO₂-Saugleitung und der
Hochdruckflüssigkeit aus der Hochtemperaturstufe empfohlen. Durch diese Maßnahme
erreicht man eine zusätzliche Überhitzung
des Kältemittels in der Saugleitung, was sich
bis zu einem bestimmten Grad positiv auf
den Verdichter auswirkt. Außerdem wird
eine weitere Unterkühlung der Kältemittelflüssigkeit der Hochdruckstufe erreicht. Das
führt zu zuverlässigerer Flüssigkeitsvorlage
vor dem entsprechenden Drosselorgan der
Hochdruckstufe.
Regelung
Zur Regelung von Verdampfern mit Pumpenbetrieb gibt es drei Möglichkeiten:
❙❙ Zentral über den Systemcontroller
des Typs AK-SC 255 mit AK-XME/A-Modulen, zur Regelung der
Temperatur über Magnetventile
und der Abtauvorgänge
❙❙ Dezentral über die Kühlstellenregler
AK-CC 750 oder AK-CC 450
❙❙ Dezentral über EKC-Regler
Sonderdruck aus DIE KÄLTE + Klimatechnik 1 – 10 | 2010
Elektronische Regelung
Aufgrund der hohen Gasdynamik ist es
überaus wichtig, eine geeignete elektronische
Regelung für CO₂ zu verwenden. Bei herkömmlichen Kältemitteln war es üblich bei
elektronischer Einspritzregelung die Überhitzung mithilfe von Temperaturfühlern am
Beginn und Ausgang, oder Temperaturfühler und Druckmessumformer nur am Ausgang des Verdampfers zu regeln.
Bei CO₂-Einspritzreglern ist eine präzise
und effektive Überhitzungsregelung besonders wichtig, da rasche Veränderungen
beim CO₂-Druck üblich sind. Die Regler
AK-CC550 bzw. AK-CC750 für Verdampfer
und Kühlräume wurden für diese Anwendung entwickelt und haben sich in der Praxis bewährt.
Vom Einsatz eines FKW/HFCKW-Standardverdampfers für CO₂ wird abgeraten,
da die Überhitzung in dieser Konstellation
kaum in den Griff zu bekommen ist.
Beim Messen der Überhitzung sollten
unbedingt zuverlässige und schnell ansprechende Temperaturfühler (z. B. AKS11 sind
einsetzbar – AKS12-Fühler sind nicht empfehlenswert, da diese eine leicht dämpfende
Wirkung haben) und Druckmessumformer
(z. B. AKS32R) verwendet werden. Damit
bekommt der Regler immer schnellstmöglich die aktuellen Informationen und kann
unmittelbar Aktionen einleiten oder diese
zeitlich verzögern.
Die Erfahrung hat gezeigt, dass die alleinige Verwendung von zwei Temperaturfühlern beim Messen der Überhitzung nicht
ausreicht, da das System nicht schnell genug
auf die Dynamik von CO₂ reagieren kann
und die Gefahr besteht, dass Flüssigkeit zum
Verdichter gelangt. Daher eignet sich diese
Konfiguration nicht für CO₂-Verdampfer.
Verdichterbauarten
und Schutzvorrichtungen
Inzwischen werden von mehreren Unternehmen Verdichter für CO₂ angeboten. Einige
Verdichter befinden sich im Prototyp-Status,
andere wiederum sind bereits seit Jahren im
Einsatz. Es gibt hermetische, halbhermetische
und offene Verdichter für subkritische und
transkritische Systeme. Einige transkritische
Verdichter arbeiten einstufig, andere zweistu17
Planung & Technik
Kältetechnik
Bild 4:
Regelung der
Überhitzung
mit Temperatur-
fig. Zudem sind einige transkritische Verdichter unter Umständen mit Zwischenkühleroder Economiser-Anschluss ausgestattet.
Transkritische CO₂-Verdichter, Typ TN,
eignen sich speziell für MBP-Anwendungen
(mittlerer
Verdampfungstemperaturbereich), z. B. Flaschenkühler. Die Bandbreite
der einstufigen Hubkolbenverdichter mit
einer Drehzahl von 2 900 U/min (ein Polpaar,
50 Hz) liegt im Bereich von 1 bis 2,5 cm³.
Für transkritische Systeme sind CCBPatronendruckschalter von Danfoss Saginomiya verfügbar. In kleinen hermetischen
Systemen fungieren Drosselventile, z. B. Typ
MBR und TBR, zudem gewissermaßen als
Sicherheitsventile, durch die Druck von der
Hochdruckseite zur Niederdruckseite ent­
lastet wird.
In subkritischen Systemen können Danfoss KP6-Druckschalter mit einem maximal
zulässigen Betriebsüberdruck von 46,5 bar
eingesetzt werden. Die robusten Druckschalter der Serie MBC 5000 sind sowohl für subkritische als auch für transkritische Systeme
geeignet. Darüber hinaus können die Differenzdruckschalter MBC 5080 und MBC 5180
verwendet werden, um den Öldruck des Verdichters zu überwachen. An dieser Stelle sei
jedoch darauf hingewiesen, dass MBC-Geräte
nicht gemäß Kategorie IV der Druckbehälterverordnung zuge­lassen sind. Allgemein sollte
in CO₂-Anlagen immer an den Einsatz eines
Sicherheitsventils als letzte Sicherheitsmaßnahme gedacht werden, auch wenn bereits
andere Maßnahmen ergriffen wurden.
Bei der Öldrucküberwachung mittels
Differenzdruckschaltern muss ein externes
Verzögerungsrelais verwendet werden.
Leistungsregelung
CO₂ ist ein höchst effizientes und dynamisches Kältemittel. Bei Verbundanlagen
ist die Kälteleistung aufgrund der Ein/AusSchaltungen und Grobabstufung der Verdichtergrößen im Vergleich zur tatsächlichen Kühllast meist entweder zu niedrig
oder zu hoch. Zudem ist der schwankende
Saugdruck für die Schmierung der Verdichter unvorteilhaft, besonders bei CO₂.
Wird ein Verdichter bei Verbundanlagen
durch den AKD 102 (Frequenzumrichter)
mit variabler Drehzahl geregelt, bleibt der
18
fühler und
einem Druckmessumformer
(separate
Regler)
Bild 5:
Regelung der
Überhitzung
mit Temperaturfühler und
einem Druckmessumformer
(ein Regler für
maximal vier
Verdampfer)
Saugdruck sehr stabil. Dadurch ver­ringert
sich zudem die Anzahl der Starts und Stopps
der Verdichter.
Bild 6 zeigt eine Verbundanlage, bei
der einer der drei Verdichter (in der Regel
der Führungsverdichter) auf Basis des vom
Druckmessumformer (hier AKS 2050)
gemessenen Saugdrucks durch den Frequenzumrichter (hier AKD102) geregelt
wird. Bild 7 zeigt ein Leistungsdiagramm
der Verbundanlage mit zwei, drei, vier und
fünf Verdichtern, wenn einer dieser Verdichter im Bereich 30–60 Hz durch einen
Frequenzumrichter geregelt wird.
Nachts und an Wochenenden kann die
Kühllast so gering sein, dass nur der drehzahlgeregelte Verdichter auf Minimaldrehzahl läuft. Auch dies bedeutet eine geringere
Teillast, als bei einer Verbundanlage mit reinen On/Off-Verdichtern möglich wäre.
Bei der Regelung des Verdichters mit
variabler Drehzahl muss sowohl die Mindest- als auch die Maximaldrehzahl den
Vorgaben des Verdichterherstellers entsprechen. Saug- und Druckleitung müssen
so dimensioniert sein, dass die Ölrück­
führung bei Minimal- wie auch Volllast
stets gewährleistet ist.
❙ ❙ Vorschau und Inhalte
Diese Serie soll einen Überblick über
die am meisten verbreiteten Aus­
führungen von CO2-Systemen – für
­subkritische wie für transkritische
­Anwendungen – vermitteln. Sie
richtet sich an technisch orientierte
­Leser, für die CO2-Systeme Neuland
sind. Zunächst wird in den ersten
Teilen ein Fokus auf die einzelnen
­Bausteine von CO2-Systemen gelegt.
­Danach wird auf die Entwicklung
­vollständiger Systeme eingegangen.
Die einzelnen Teile sind:
❙❙ Gaskühler und Mitteldruckabscheider
❙❙ Kaskadenwärmeübertrager
❙❙ Niederdrucksammler /
Pumpenabscheider
❙❙ Verdampfer und Verdichter
❙❙ Stillstandssicherheitssysteme
& Wärmerückgewinnung
bei CO2-Systemen
❙❙ Kaskadensysteme
❙❙ Einfache transkritische Systeme,
z. B. für Lebensmitteleinzelhandel
❙❙ Transkritisches Boostersystem
& Zusammenfassung
Sonderdruck aus DIE KÄLTE + Klimatechnik 1 – 10 | 2010
Bild 6:
Einer der drei Verbundverdichter wird durch
einen Frequenz­umrichter
geregelt
Bild 7:
Leistungsregelung,
wenn ein Verdichter
im Bereich 30 bis 60 Hz
geregelt wird und
die restlichen On/Off
arbeiten
Erforderliche Komponenten
Das System muss so ausgelegt sein, dass
durch eingeschlossene Flüssigkeit bzw. eingeschlossenen Dampf kein zu hoher Druck
während der Nutzung, Wartung oder Reparatur des Systems entstehen kann. Der Kaskadenwärmeübertrager (Bild 8, Nr. 10) muss
so montiert sein, dass die Flüssigkeit gut
ablaufen kann. Der Saugleitungsfilter (Bild
8, Nr. 12) DCHR mit Sieb schützt die Verdichter vor feinen Schmutzpartikeln im
System. Der DCHR eignet sich für Kupferund Stahlrohre. Für Edelstahlrohre können
FIA-Filter verwendet werden.
Bei CO₂-Anwendungen empfiehlt sich
die Verwendung von 100 %-Molekularsieb-
Filtertrocknern (Bild 8, Nr. 13 – z. B. DCHR).
Das Schauglas (Bild 8, Nr. 14) zeigt an, ob die
Feuchte in der Anlage zu hoch ist.
SFA-Sicherheitsventile (Bild 8, Nr. 16)
schützen das System vor zu hohem Druck. Im
Flüssigkeitssammler sind üblicherweise zwei
Sicherheitsventile auf einem DSV-Wechselventil (Bild 8, Nr. 17) aufgebaut. In manchen Fällen ist der Flüssigkeitssammler
mit einem Druckschalter (KP6 oder MBC)
ausgerüstet, der das EVRH-Magnetventil
(Bild 8, Nr. 15) öffnet, wenn sich der Druck
in der Nähe des Sicherheitsniveaus befindet. Dadurch lässt sich der CO₂-Verlust
in den meisten Fällen auf ein Mindestmaß
beschränken.
Regelung des Gesamtsystems
In Kaskadensystemen muss mindestens ein
Verdichter der oberen Stufe bereits in Betrieb
sein, ehe der erste Verdichter der unteren
Stufe startet. Anderenfalls könnte der Verdichter im Kreislauf der unteren Stufe über
den Hochdruckschutzschalter abschalten.
Bild 8: Schematisches Kreislaufdiagramm einer subkritischen CO2-Verbundanlage
Bild 9:
Regelung
Kaskadensystem
Sonderdruck aus DIE KÄLTE + Klimatechnik 1 – 10 | 2010
Wichtig ist zudem, dass die Einspritzung
in den Kaskadenwärmetauscher über das
Einspritzventil in dem Moment beginnt, in
dem der erste Verdichter im Niederdruckkreislauf gestartet wird. Ebenso sollte die
Einspritzung unbedingt stoppen, sobald der
letzte Verdichter im Niederdruckkreislauf
ausgeschaltet wird.
Danfoss Regler der Typen AK-SC 255,
AK-PC 730 und AK-PC 840 sind mit integrierten Funktionen zur Koordination derartiger Vorgänge ausgestattet.
19
Planung & Technik
Kältetechnik
CO 2 als Kältemittel – Teil 6:
Sicherheit beim Stillstand
von CO2-Anlagen
Anders als bei Anlagen mit herkömmlichen Kältemitteln kann bei CO2-Anlagen der Druck
im Stillstand je nach Umgebungstemperatur schnell 80 bar und mehr erreichen. Will man nun
nicht die komplette Anlage für diese Drücke auslegen, gibt es drei elegante Möglichkeiten,
einen moderaten CO2-Druck in der Anlage zu gewährleisten. Stephan Bachmann, Offenbach
Als ersten Schritt zur Definition des maximal zulässigen Anlagendrucks müssen folgende Systemparameter beachtet werden:
❙❙ Druck im Betrieb
❙❙ Druck bei Stillstand der Anlage
❙❙ Besondere Temperaturanforderungen
bei Abtauung
❙❙ Drucktoleranzen für Sicherheitsventile
(10–15 %)
Grundsätzlich ist der Stillstandsdruck der
wesentliche Beschränkungsfaktor in Bezug
auf den maximal zulässigen Anlagendruck
bei CO₂-Systemen. Bei den meisten Systemen mit herkömmlichen Kältemitteln kann
durch Ausschalten des Druckerzeugers (Verdichters) ein weiteres Ansteigen des Systemdrucks zuverlässig verhindert werden.
Bei CO₂-Systemen kann jedoch der
Druck bei Stillstand schnell 65–80 bar (entspricht 25–30 °C) erreichen. Dieser Wert liegt
über dem maximal zulässigen Betriebsüberdruck der meisten handelsüblichen Kältekomponenten. Theoretisch besteht die Möglichkeit das System komplett für diese hohen
Drücke auszulegen, eleganter ist es aber, entsprechende Maßnahmen zur Sicherstellung
eines moderaten CO₂-Drucks zu ergreifen.
Dies ist gleichermaßen ein Thema bei transkritischen wie auch bei Kaskadensystemen.
Auslegungsdruck/
-temperatur für CO2
Stephan Bachmann,
Regional Product Manager,
Danfoss GmbH,
Kälte­technik, Offenbach
Druckanstieg bei dampfförmigem CO2
20
Sonderdruck aus DIE KÄLTE + Klimatechnik 1 – 10 | 2010
❙ ❙ Zusammenfassung
System
Mit Verflüssigungssatz
CO2-Freisetzung
Ausdehnungsgefäß
Vorteile
CO2 gelangt nicht
in die Atmosphäre
Keine zusätzlichen
Behälter erforderlich
Einfache Systemauslegung
Keine zusätzlichen
oder besonderen Behälter
erforderlich
Keine Spannungs­versorgung notwendig
Vergleichsweise
kostengünstig
CO2 gelangt nicht
in die Atmosphäre
Keine Spannungsversorgung notwen­
dig
Nachteile
Spezialbehälter
erforderlich
Spannungsversorgung
notwendig
USV empfehlenswert
Zusätzliches Kältemittel
wird benötigt
Vergleichsweise
kostspielig
CO2 gelangt
in die Atmosphäre
Füllmenge muss präzise
bemessen werden
Zusatzbehälter
erforderlich
Füllmenge muss
präzise bemessen
werden
Vergleichsweise
kostspielig
OPTYMAVerflüssigungssatz
MBS 5000 oder
KP Druckschalter
ICS+CVP-XP oder
CVH+CVP-XP Druckregler
Sicherheitsventil SFA15
EVR(H)
KP
Komponenten
Der CO₂-Druck bei Stillstand wird maßgeblich von zwei Faktoren bestimmt:
❙❙ Umgebungstemperatur und
❙❙ Anlagenfüllung.
Solange sich das CO₂ in flüssigem Zustand
befindet, korrespondiert der Druck im
System mit der Umgebungstemperatur (z. B.
57 bar bei einer Umgebungstemperatur von
20 °C). Bei dampfförmigem CO₂ entspricht
der Druck nicht dem Nassdampfdruck bei
der gegebenen Temperatur, sondern ist niedriger. Der Druckanstieg fällt geringer aus,
auch wenn er im Vergleich zum Druck bei
herkömmlichen Kältemitteln höher ist. Geht
beispielsweise die CO₂-Füllung bei 0 °C in
den dampfförmigen Zustand über, liegt der
Druck bei ca. 34,8 bar. Bei einem weiteren
Temperaturanstieg bis zu 30 °C steigt der
Druck lediglich auf 42,5 bar.
Die „Deckelung“ des Drucks bei Stillstand erfolgt üblicherweise anhand folgender Verfahren:
ICS+CVC-XP oder
CVH+CVC-XP
Druckregler
Sicherheitsventil
SFA15
NRV-Rückschlag­
ventil
Die Regelung setzt die Hilfskühlung in
Betrieb, sobald das Signal vom Druckschalter am Sammler (Typ KP oder MBS 500,
je nach Drucklage) eine Drucküberschreitung signalisiert. Es empfiehlt sich eine USV
(unterbrechungsfreie Stromversorgung) einzusetzen, um auch gegen einen Stromausfall
gerüstet zu sein.
In beiden Fällen wird zur Kühlung des
CO₂-Tanks ein kompakter Verflüssigungssatz verwendet. Dieses System ist typisch für
Hilfskühlung mit Verflüssigungssatz
große Gewerbeanwendungen (Super- und
Großmärkte, Kühlhäuser usw.). Für diesen
Anwendungsbereich sind z. B. die Verflüssigungssätze Danfoss Optyma A04 gut geeignet.
CO2-Freisetzung
Bei Druckanstieg wird eine geringe Menge
CO₂ in die Atmosphäre freigesetzt, ehe der
maximal zulässige Anlagendruck erreicht
ist. Der Druck wird damit durch folgende
Maßnahmen beschränkt:
❙❙ Freisetzen einer kleinen Menge CO₂
in die Atmosphäre
❙❙ Kühlung der Restflüssigkeit
durch siedendes CO₂
Sobald der Druck im Sammler den am
Pilotregelventil CVP-XP eingestellten Punkt
übersteigt, wird CO₂ freigesetzt. Da es sich
System zur
CO2-Freisetzung
mit Pilotventil
Hilfskühlung
Im Fall eines Druckanstiegs bei Stillstand
wird ein Hilfskühlungssystem aktiviert, das
den CO₂-Tank kühlt und so den Druck auf
den maximal zulässigen Wert beschränkt.
Sonderdruck aus DIE KÄLTE + Klimatechnik 1 – 10 | 2010
21
Planung & Technik
Kältetechnik
Ausdehnungsgefäß. Es muss so groß dimensioniert sein, dass es ausreichend CO₂ aufnehmen kann, um den Druck im übrigen
Teil des Systems konstant zu halten.
Fährt das System erneut an, dann wird
das CO₂ anhand eines ICS Hauptventils mit
Pilotventil vom Typ CVC-XP in die Saugleitung zurückgeführt (niedriger Druck in der
Saugleitung = ICS + CVC-XP offen; hoher
Druck in der Saugleitung = ICS + CVC-HP
geschlossen). Bei kleineren Systemen kann
das Pilotventil CVC-XP direkt in ein externes Ventilgehäuse (CVH) eingeschraubt
werden.
System zur CO2-Freisetzung mittels Magnetventil
❙ ❙ Vorschau und Inhalte
Diese Serie soll einen Überblick über
die am meisten verbreiteten Aus­
führungen von CO2-Systemen – für
­subkritische wie für transkritische
­Anwendungen – vermitteln. Sie
richtet sich an technisch orientierte
­Leser, für die CO2-Systeme Neuland
sind. Zunächst wird in den ersten
Teilen ein Fokus auf die einzelnen
­Bausteine von CO2-Systemen gelegt.
­Danach wird auf die Entwicklung
­vollständiger Systeme eingegangen.
CO2-System mit Ausdehnungsgefäß
bei dem CVP-XP um ein Proportionalregelventil handelt, wird nur allmählich Druck
abgelassen, und es entweicht lediglich eine
sehr geringe Menge an Kältemittel. Zu diesem Zweck kann ein ICS-Hauptventil mit
aufgeschraubtem Pilotventil CVP-XP verwendet werden. Bei kleineren Systemen
kann die Montage des CVP-XP direkt in
einem externen Pilotgehäuse CVH ausreichend sein.
Während der Druck im Sammler abfällt, beginnt das CO₂ zu sieden. Dadurch
sinkt die Temperatur, und der Druck sinkt
weiter.
Übersteigt der Druck den am CVP-XP
eingestellten Punkt um 10–15 %, wird eine
größere Menge CO₂ in die Atmosphäre freigesetzt. Alternativ kann am Austritt des
22
Sammlers ein Magnetventil angebracht werden. Angesteuert wird dieses z. B. von einem
Systemcontroller des Typs AK-SC 255 (bzw.
AK-SC 720), der ein Signal vom Druckmessumformer (AKS2050) empfängt. Das
Magnetventil muss am Austritt des Sammlers
angebracht sein, damit sich kein Trockeneis
(festes CO₂) bilden kann. Alternativ kann das
Magnetventil auch über einen Druckschalter
vom Typ KP6 geregelt werden.
CO2-Ausdehnungsgefäß
In Systemen mit begrenzter Füllmenge
kann zur Gewährleistung eines akzeptablen
Druckniveaus ein gesondertes Ausdehnungsgefäß eingesetzt werden. Sobald der
Druck im System ansteigt, strömt das CO₂
über das Rückschlagventil (NRV) in das
Die einzelnen Teile sind:
❙❙ Gaskühler und Mitteldruckabscheider
❙❙ Kaskadenwärmeübertrager
❙❙ Niederdrucksammler /
Pumpenabscheider
❙❙ Verdampfer und Verdichter
❙❙ Stillstandssicherheitssysteme
für CO2-Anlagen
❙❙ Wärmerückgewinnung
bei CO2-Systemen
❙❙ Kaskadensysteme
❙❙ Einfache transkritische Systeme,
z. B. für Lebensmitteleinzelhandel
❙❙ Transkritisches Boostersystem
& Zusammenfassung
Sonderdruck aus DIE KÄLTE + Klimatechnik 1 – 10 | 2010
CO 2 als Kältemittel – Teil 7:
Wärmerückgewinnung
bei CO2-Systemen
Wärmerückgewinnung bei Kälteanlagen ist aktueller denn je. Auch bei der Planung einer
Kälteanlage mit CO2 kann Wärmerückgewinnung eine Anforderung des Kunden sein. Es gibt
mehrere Möglichkeiten dies umzusetzen. Zwei Verfahren werden nachfolgend beschrieben:
die teilweise und die vollständige Wärmerückgewinnung. Stephan Bachmann, Offenbach
Bei der Konzeption dieser Systeme bzw.
Anlagen erfordern folgende Aspekte besondere Aufmerksamkeit:
❙❙ Kondensation von Flüssigkeit in der
Wärmerückgewinnungseinheit
❙❙ Verhinderung von Wasserdampfbildung
bei der Wärmerückgewinnung
❙❙ Sicherstellen einer ausreichenden Wasserqualität, unterschiedliche Konzentrationen
an Calciumcarbonat, Bakterien usw.
❙❙ Vermeidung von zu niedrigen bzw. zu
hohen Verflüssigungstemperaturen
aufgrund unterschiedlicher Temperaturen
des Wärmerückgewinnungswassers
Wärmerückgewinnung mit CO₂ in transkritischen Systemen funktioniert hervorragend. Doch auch in subkritischen Anwendungen ist die Wärmerückgewinnung bei
CO₂-Systemen wesentlich effizienter als
beispielsweise beim Einsatz der Kältemittel
R 134a und R 404A. Zudem lassen sich bei
subkritischen Anwendungen aufgrund der
Temperaturverteilung im Verflüssiger hohe
Temperaturen erreichen. Beträgt die Verflüssigungstemperatur +15 °C, können rund
30 % der Energie bei ca. +60 °C zurückgewonnen werden.
Stephan Bachmann,
Regional Product Manager,
Danfoss GmbH,
Kälte­technik, Offenbach
Einfaches Wärmerück­
gewinnungssystem
Wärmerückgewinnung, einfaches System
Das einfache System ist durch die Funktio­
nen von der Wasserseite her eingeschränkt,
da die Wärme von dort immer aus dem Kältesystem abgeführt werden muss. In diesem
Fall wird die Systemlast also von der Wasserseite bestimmt. Der Nachteil dieses Systems
besteht darin, dass es deutlich schwieriger
ist, den optimalen Arbeitspunkt für den
Gaskühler zu definieren.
❙❙ Verdichterregelung AK-SC 255,
AK-PC730 oder AK-PC840
❙❙ Gaskühlerregelung EKC 326A und
ICMTS
❙❙ Regelung des Bypass-Ventils ETS + EKC
326A
Bei einem typischen Wärmerückgewinnungssystem (WRG) muss der Wärme­
übertrager korrekt dimensioniert sein,
damit ein reibungsloser Betrieb als Gaskühler sichergestellt werden kann. Zudem muss
Sonderdruck aus DIE KÄLTE + Klimatechnik 1 – 10 | 2010
das Wasser sorgfältig kontrolliert werden
und der Gaskühler muss optimal ausgelegt
sein. Der Hauptgrund für den Einsatz von
zwei Wärmeübertragern besteht darin, dass
sich mit zwei unabhängigen Wasserkreisläufen die bestmöglichen Ergebnisse erzielen lassen.
Das WRG-Bypass-Ventil (1) wird aktiviert, wenn kein Wasser durch das WRGRegister strömt. Es arbeitet ausschließlich
im Ein/Aus-Modus. Läuft die Wasserpumpe
nicht, öffnet das Ventil und die WRG wird
umgangen. Auf diese Weise wird eine zu
hohe Temperatur in der WRG vermieden.
Die Regelung des ICMTS-Drosselorgans
kann wie gewohnt über den Gaskühlerregler (EKC 326A) erfolgen, der ebenfalls für
diese Anwendung geeignet ist. Der EKC
326A kann zudem das für den Gas-Bypass
zuständige ETS-Ventil regeln, während das
ICMTS-Ventil in Betrieb ist.
23
Planung & Technik
Kältetechnik
System zur
Wärmerückgewinnung
❙ ❙ Vorschau und Inhalte
Diese Serie soll einen Überblick über
die am meisten verbreiteten Ausführungen
von CO2-Systemen – für ­subkritische wie
für transkritische ­Anwendungen – vermit­
teln. Sie richtet sich an technisch orien­
tierte ­Leser, für die CO2-Systeme Neuland
sind. Zunächst wird in den ersten
Teilen ein Fokus auf die einzelnen
­Bausteine von CO2-Systemen gelegt.
­Danach wird auf die Entwicklung
­vollständiger Systeme eingegangen.
Die einzelnen Teile sind:
Anlage zur
❙❙ Gaskühler und Mitteldruckabscheider
teilweisen
❙❙ Kaskadenwärmeübertrager
Wärmerück-
❙❙ Niederdrucksammler /
Pumpenabscheider
gewinnung
❙❙ Verdampfer und Verdichter
❙❙ Stillstandssicherheitssysteme
für CO2-Anlagen
❙❙ Wärmerückgewinnung
bei CO2-Systemen
❙❙ Kaskadensysteme
❙❙ Einfache transkritische Systeme,
z. B. für Lebensmitteleinzelhandel
❙❙ Verdichterregelung AK-SC 255,
AK-PC730 oder AK-PC840
❙❙ Gaskühlerregelung EKC 326 und ICMTS
❙❙ Ansteuerung des Bypass-Ventils ETS +
EKC 326A
❙❙ Kühlturmregelung AK-PC420
Teilweise Wärmerückgewinnung
Diese Anwendung unterscheidet sich von
der vorherigen lediglich darin, dass ein herkömmlicher Gaskühler in Verbindung mit
der Wärmerückgewinnungseinheit verwendet werden kann. Dadurch ist dieses System
äußerst flexibel. Dies hat den großen Vorteil, dass das System an bestimmte Anforderungen angepasst werden kann, so dass
die Hochdruckseite des Kältekreislaufs stets
ausreichend gekühlt ist.
❙❙ Verdichterregelung AK-SC 255, AK-PC
730 oder AK-PC 840
❙❙ Gaskühlerregelung EKC 326A
und ICMTS
❙❙ Transkritisches Boostersystem
& Zusammenfassung
❙❙ Regelung des Bypass-Ventils ETS +
EKC 326A
❙❙ Kühlturmregelung AK-PC420
Bei EKC 326A ist eine gleichzeitige Regelung
des ICMTS- und des ETS-Ventils mit demselben Regler möglich.
-
❙ ❙ Zusammenfassung
System
Einfache Wärme­rück­gewinnung
Vollständige Wärmerückgewinnung
Teilweise Wärmerückgewinnung
Vorteile
Einfaches System
Hohe Leistung
Flexibilität
Nachteile
Temperaturkonstanz
schwer zu erzielen
Komplexität,
zwei Wärmetauscher erforderlich
Höhere Kälte­mittelfüllung
Komponenten
ICMTS
EKC 326A
ETS
AKS 2050
AK-PC 730 (oder AK-PC840)
AK PC 420
AK-SC 255
ICMTS
EKC 326A
ETS
AKS 2050
AK PC 730 (oder AK-PC840)
AK PC 420
AK-SC 255
ICMTS
EKC 326A
ETS
AKS 2050
AK PC 730 (oder AK-PC840)
AK PC 420
AK-SC 255
24
Sonderdruck aus DIE KÄLTE + Klimatechnik 1 – 10 | 2010
CO 2 als Kältemittel – Teil 8:
CO2 in Kaskadensystemen
Kaskadensysteme mit zwei herkömmlichen Kältemitteln werden selten in SupermarktAnwendungen eingesetzt. Hierfür gibt es mehrere Gründe, z. B. die Tatsache,
dass zwei verschiedene Kältemittel in einem System verwendet werden müssen.
Des Weiteren ist die Strategie zur Regelung des Systems (besonders zu der
des Kaskadenwärmeübertragers) komplexer. Stephan Bachmann, Offenbach
Gleichzeitig bietet die Verwendung von CO₂
in Kaskadensystemen aber auch eine Reihe
Vorteile:
❙❙ Die Betriebsdrücke von CO₂ in Kaskadensystemen sind niedrig (üblicherweise 40
bis 45 bar).
❙❙ Für den Hochtemperatur-Kreislauf (HT)
ist eine vergleichsweise geringere Menge
an Kältemittel erforderlich.
❙❙ Der Temperaturunterschied für den Kaskadenwärmeübertrager ist relativ niedrig.
Im HT-Kreislauf können Kohlenwasserstoffe,
FKW oder Ammoniak als Kältemittel verwendet werden. Es ist zu beachten, dass die
Verwendung von Kohlenwasserstoffen als
Kältemittel aufgrund der Brennbarkeit besonderen Regularien unterliegt, die hier nicht
weiter behandelt werden. Die Kombination
von Ammoniak in der oberen und CO₂ in der
unteren Stufe eines Kaskadensystems weist
den besten Wirkungsgrad von allen gängigen
Kältemittel-Paarungen auf. Wenn ein FKW in
einem HT-Kreislauf verwendet werden soll,
so ist R 134 a eine empfehlenswerte Option
aufgrund der thermodynamischen Eigenschaften und des niedrigeren Treibhauspotenzials (verglichen mit z. B. R 404 A).
Wärmeübertragung in
einem Kaskadensystem
(schematisierte
­Darstellung)
Anlage festgelegt. Das bedeutet, dass die
Kühlstellen direkt mit CO₂ beaufschlagt werden können. Gibt es keine NK-Kühlstellen,
dann kann die Mitteltemperatur nach dem
optimalen Mitteldruck festgelegt werden. Da
ein Kaskadensystem eigentlich aus zwei verschiedenen Kältesystemen besteht, die zwar
eine gemeinsame Schnittstelle haben, aber
Kaskadensysteme
mit NK- und TK im
Pump- und Trocken­
expansionsbetrieb
Temperaturen und Druckverhältnisse
Die Mitteltemperatur in einem Kaskadensystem wird basierend auf der erforderlichen
Temperatur für die NK-Kühlstellen in einer
Stephan Bachmann,
Regional Product Manager,
Danfoss GmbH,
Kälte­technik, Offenbach
Sonderdruck aus DIE KÄLTE + Klimatechnik 1 – 10 | 2010
25
Planung & Technik
Kältetechnik
am Kaskadenwärmeübertrager voneinander getrennt sind, kann der Betriebsdruck
für die beiden Systeme unterschiedlich sein.
Der übliche maximal zulässige Betriebsüberdruck von CO₂ in der unteren Stufe von Kaskadensystemen liegt meist zwischen 40 und
45 bar (das entspricht +5 bzw. +10 °C). Um zu
vermeiden, dass der Druck die genannten
Werte übersteigt, werden Stillstandsysteme
zur Druckbegrenzung empfohlen. Sicherheitsventile sollten dabei immer als letzte
Schutzmaßnahme vorgesehen werden und
dabei die höchste Druckeinstellung aufweisen. Beispiel: CO₂-Seite
❙❙ Vorgesehener maximaler Systembetriebs­
überdruck (Nassdampfdruck): 40 bar
(+5 °C)
❙❙ Sicherheitsventileinstellungen: 36 bar
(−10 Prozent des maximal zulässigen
Betriebsüberdrucks)
❙❙ Einstellung zur Systementlastung
im Bedarfsfall: 34 bar (−1 °C)
❙❙ CO₂ Druckseite (Orientierungswert):
30 bar (−5 °C)
Je höher die Effizienz des Kaskadenwärme­
übertragers, desto niedriger die Differenz
zwischen der Kondensationstemperatur von
CO₂ und der Verdampfungstemperatur des
Kältemittels auf der HT-Seite. Mit steigendem
Temperaturunterschied beim Kaskadenwärmeübertrager sinkt der Wirkungsgrad des
Kältesystems. Je geringer der Temperatur­
unterschied, desto kostspieliger ist allerdings
der Kaskadenwärme­übertrager. Bei Systemen
mit niedrigen CO₂-Druckgastemperaturen
kann die Überhitzung des Expansionsventils
der Dimensionierungsfaktor für den Wärmeübertrager sein. Wenn ein CO₂-System
hohe Druckgastemperaturen aufweist,
sollten separate Enthitzer eingesetzt werden,
um die Last auch im HT-Kreislauf zu verringern. Der optimale Mitteldruck in CO₂Kaskadensystemen hängt von verschiedenen
Parametern (Hochtemperatur-Kältemittel,
Lastverteilung usw.) ab.
Generell sollten zwei Fälle beachtet
­werden:
❙❙ Systeme mit Last bei Mitteltemperatur.
In diesem Fall sollte der Mitteldruck so
hoch wie möglich sein, um die Last auf
der Hochtemperaturstufe zu senken.
Einschränkungen sind daher die
26
Kaskadensystem mit NK-Sole und TK-CO2-Trockenexpansion
erforderliche Temperatur auf mittlerer
Stufe und der Auslegungsdruck des
Systems.
❙❙ Systeme ohne Last bei Mitteltemperatur.
In diesem Fall sollte sich die Mitteltemperatur im Bereich von −10 bis 0 °C
bewegen, wobei die Untergrenze durch
den Wirkungsgrad definiert wird und die
obere durch den Auslegungsdruck des
Systems.
Regelung bei Kaskadensystemen
Bei Kaskadensystemen ist es unerlässlich, dass
mindestens ein Verdichter im HT-Kreislauf
aktiv ist, bevor der erste Verdichter im Niedertemperatur (NT)-Kreislauf aktiviert wird.
Anderenfalls ist es möglich, dass der Verdichter im NT-Kreislauf über den Hochdruckschalter abgeschaltet wird. Dies ist der gleiche
Effekt, wie bei einstufigen Kälteanlagen, bei
denen der Verflüssigerlüfter defekt oder das
Register verschmutzt ist.
Dieselbe Reihenfolge gilt auch bei der
Systembefüllung. Als Erstes muss der Hochtemperaturkreislauf mit Kältemittel befüllt
und (der Verdichter) in Betrieb gesetzt werden. Danach kann CO₂ in das Niedertemperatursystem gefüllt werden. Das Expansionsventil (ETS) der Hochtemperaturstufe
für den Kaskadenwärmeübertrager sollte
gleichzeitig mit den Hochtemperaturverdichtern in Betrieb genommen werden.
Danach regelt das Ventil die Überhitzung
des Kältemittels der Hochtemperaturstufe.
NT-Verdichter werden durch den CO₂Druckanstieg auf der Saugleitung gestartet. Danfoss-Verbundregler wie AK-SC 255,
AK-PC 730 oder AK-PC 840 wurden speziell mit integrierten Regelungsfunktionen zur
Koordination dieser Aufgaben konzipiert.
Einspritzung in Kaskadenwärmeübertrager
Das Einspritzen von flüssigem Kältemittel
in einen Plattenwärmeübertrager ist nicht so
einfach, wie man vielleicht annehmen mag.
Der Wärmeübertrager ist sehr kompakt,
damit ändern sich die Betriebsbedingungen
oft schlagartig. Diese geringe Zeitkonstante
stellt hohe Anforderungen an Regelung und
Stellglied. AKV-Ventile sind für diese Anwendung nicht ideal. Es wird empfohlen, Motorventile oder andere Ventile einzusetzen, die
einen stetigen Kältemittelfluss im Kühlmodus
sicherstellen. Die Enthitzung von CO₂-Gas,
bevor es in den Kaskadenwärmeübertrager
eintritt, wird aus drei Gründen empfohlen.
Ein Grund ist, dass das Gas oft eine Temperatur von 60 °C aufweist und die Wärme
Sonderdruck aus DIE KÄLTE + Klimatechnik 1 – 10 | 2010
daher problemlos an die Umgebung abgeführt oder zur Rückgewinnung genutzt werden kann. Der zweite Grund ist eine Reduzierung des thermischen Stresses im Wärmeübertrager. Dies bedeutet eine zusätzliche Betriebssicherheit der Anlage über
lange Jahre. Der dritte Grund: Das CO₂-Gas
verfügt über eine sehr hohe Wärmestromdichte, was zu instabilen Bedingungen auf
der Verdampferseite führen kann. Aus diesem Grund wird empfohlen, die Druckgastemperatur auf der CO₂-Seite zu senken.
Die Verteilung auf der CO₂-Seite ist
ebenfalls ein wichtiges Thema. Der Wärmeübertrager muss für eine Direktverdampfung konstruiert sein, um eine gleichmäßige Verteilung des Nassdampfs im Wärmeübertrager zu gewährleisten. Wenn der
Wärme­übertrager für einen angemessenen
Druckabfall bei Teillast konstruiert wurde,
funktionieren der Öltransport und die Verteilung meist anstandslos.
Elektronisches Regelsystem
Eine Kombination aus ETS-Ventil und EKC
313 bietet üblicherweise die beste Regelungsleistung bei Kaskadenwärmeübertragern.
Der EKC 313 misst sowohl Druck als auch
Temperatur am Ausgang des Wärmeübertragers auf der Hochtemperaturseite und
gleichzeitig am Eingang der Niedertemperaturseite. Damit kann er die Überhitzung der
Hochtemperaturstufe trotz des „nervösen“
Verhaltens von CO₂ optimal regeln. Der
Temperaturfühler sollte in 12-Uhr-Position
am Rohr platziert werden. Der Montageort
des Druckmessumformers ist weitgehend
beliebig, sollte aber so positioniert sein, dass
sich keine Öl- oder Flüssigkeitsansammlungen bilden können.
Kaskadensysteme mit Trockenexpansion
und gepumptem CO2
Kaskadensysteme mit CO₂-Pumpenum­
wälzung für Normalkühlung gehören zu
den ersten CO₂-Anlagen, die nach der Wiederentdeckung von CO₂ in der Kältetechnikbranche gebaut wurden und sind auch
heute noch im Einsatz. Der Wirkungsgrad
von Kaskadensystemen gehört wahrscheinlich zu den bestmöglichen und ist, was die
kleinen Rohrabmessungen betrifft, einzigar-
Kaskadensystem mit TK-CO2-Trocken­expansion, NK-Sole und solegekühltem Kaskadenwärme­übertrager
tig. Dies gilt sowohl für den NK- als auch
TK-Einsatz im Vergleich zu Sole-Lösungen.
Systeme mit gepumptem CO₂ eignen sich
am besten für Anlagen mit relativ hoher
Leis­tung. In kleinen Systemen oder Systemen mit sehr hohen Lastunterschieden können Pumpen zu träge sein.
Kaskadensysteme in Kombination mit Sole
Systeme mit Sole bei NK und CO₂ bei TK
werden seit 1998 gebaut und sind besonders
in nördlichen Ländern verhältnismäßig weit
verbreitet. Allerdings hat es den Anschein,
dass Sole-Systeme langsam durch Kaskadensysteme mit CO₂ oder durch transkritische
Systeme ersetzt werden.
Der Vorteil von Sole-Systemen liegt in
der relativ großen Zeitkonstante, wodurch
der Verdichter einfacher zu regeln ist. Um
das System noch weiter zu verlangsamen,
kann der Solekreislauf zum Verflüssigen des
CO₂ genutzt werden.
Der Vorteil hierbei ist, dass sich der Kaskadenwärmetauscher einfacher regeln lässt.
Der Nachteil: Es bestehen zwei Temperaturdifferenzen und nicht nur eine. Die maximale Verflüssigungstemperatur von CO₂
setzt die Grenze für die Sole­temperatur. -
Sonderdruck aus DIE KÄLTE + Klimatechnik 1 – 10 | 2010
❙ ❙ Vorschau und Inhalte
Diese Serie soll einen Überblick über
die am meisten verbreiteten Ausführungen
von CO2-Systemen – für ­subkritische wie
für transkritische ­Anwendungen – vermit­
teln. Sie richtet sich an technisch orien­
tierte ­Leser, für die CO2-Systeme Neuland
sind. Zunächst wird in den ersten
Teilen ein Fokus auf die einzelnen
­Bausteine von CO2-Systemen gelegt.
­Danach wird auf die Entwicklung
­vollständiger Systeme eingegangen.
Die einzelnen Teile sind:
❙❙ Gaskühler und Mitteldruckabscheider
❙❙ Kaskadenwärmeübertrager
❙❙ Niederdruckbehälter/
Pumpenabscheider
❙❙ Verdampfer und Verdichter
❙❙ Stillstandssicherheitssysteme
❙❙ Wärmerückgewinnung
❙❙ Kaskadensysteme
❙❙ Einfache transkritische Systeme
für z. B. Lebensmitteleinzelhandel
❙❙ Transkritisches Boostersystem
& Zusammenfassung
27
Planung & Technik
Kältetechnik
CO 2 als Kältemittel – Teil 9:
Einfache transkritische Systeme
Transkritische Systeme können ganz verschieden ausgeführt sein – von Einfachkreisläufen
für ein „Stand-alone“-Kühlregal bis hin zu komplexen Systemen, wie sie in kompletten
Supermarkt-Verbundanlagen zum Einsatz kommen. Die einfachsten transkritischen Systeme
kommen bei Kühlmöbeln mit integrierten Verdichtern zum Einsatz, die innerhalb
oder außerhalb des Verkaufsbereichs aufgestellt werden. Stephan Bachmann, Offenbach
Bei einfachen transkritischen Systemen
kleiner Leistung werden gerne Kapillarrohre
als Drosselorgan eingesetzt. Bild 1 zeigt ein
sehr einfaches transkritisches System. Das
System besteht aus einem Verdichter, einem
Gaskühler, einem Verdampfer und einem
Expansionsorgan.
Das einfachste Expansionsorgan, das eingesetzt werden kann, ist eine feste Drosselstelle (z. B. eine Blende oder ein Kapillarrohr). In einem solchen System wird der
Hochdruck nicht geregelt, und das System
wird folglich nur mit dem optimalen Hochdruck – und maximalem Wirkungsgrad –
unter einer bestimmten Betriebsbedingung
betrieben. Eine weitere Möglichkeit bietet
die Verwendung eines thermostatischen
Ventils zur Regelung der Gaskühleraus­
trittstemperatur.
Durch die Verwendung eines internen
Wärmeübertragers zwischen der Saugleitung und der Leitung, die vom Gaskühler
kommt, kann die Systemleistung verbessert
werden. Wenn es sich bei dem Expansionsorgan um ein Kapillarrohr handelt, kann
dies an die Saugleitung angelötet werden
und den internen Wärmeübergang zusätzlich fördern.
Ein System, wie in Bild 2 dargestellt,
ist gut geeignet für Anwendungen, bei
denen keine größeren Schwankungen
Bild 1: Einfachstes Kältesystem für ­transkritischen Betrieb
Stephan Bachmann,
Regional Product Manager,
Danfoss GmbH,
Kälte­technik, Offenbach
Bild 2: Transkritisches Kältesystem mit internem Wärmeübertrager und Kapillarrohr als Drosselorgan
28
Sonderdruck aus DIE KÄLTE + Klimatechnik 1 – 10 | 2010
der Umgebungstemperatur auftreten und
gleichzeitig nur ein definierter Betriebspunkt auf der Verdampferseite zu beachten ist.
Ändern sich die Betriebsbedingungen
(z. B. die Umgebungstemperatur oder die
Verdampfungstemperatur während der
Abkühlphase), ändert sich ebenso die Kältemittelverteilung zwischen den Komponenten. Damit ändert sich auch der Gaskühlerdruck.
Für Anwendungen, bei denen eine
hohe Flexibilität hinsichtlich der Betriebsbedingungen erforderlich ist, die Leistungsund Effizienzanforderungen unter verschiedenen Betriebsbedingungen erfüllen müssen, ist ein Regelventil für den Hochdruck
unerlässlich. Dies kann ein mechanisches
oder ein elektronisches Ventil sein.
Darüber hinaus ist es eventuell notwendig, einen Niederdrucksammler zu installieren, um die Lastschwankungen auf der
Hochdruckseite zu kompensieren.
System mit automatischem Ventil
Bild 3 zeigt ein System mit einem automatischen Ventil als Drosselorgan. Das Ventil
regelt nach dem Eingangsdruck (Gaskühlerdruck) und öffnet oder schließt nach einem
definierten Sollwert.
Der Einstellwert des Ventils kann manuell angepasst werden. Das MBR-Ventil von
Danfoss wurde speziell für diesen Anwendungszweck entwickelt.
Das automatische Drosselventil kann bei
Systemen eingesetzt werden, die nur geringen Schwankungen der Umgebungstemperatur ausgesetzt sind (also etwa Systeme,
die nur oberhalb der kritischen Temperatur
betrieben werden), gleichzeitig aber unter
zwei oder mehr Betriebspunkten optimale
Leistungs- und Effizienzwerte aufweisen
müssen.
Bei diesem automatischen Drosselventil
handelt es sich nicht um ein automatisches
Expansionsventil klassischer Prägung.
Automatische Expansionsventile halten
den Ausgangsdruck (Verdampfungsdruck)
stets konstant, wobei das hier beschriebene
automatische Drosselventil den eingangsseitigen Druck (vom Gaskühler) konstant
hält.
Bild 3: Transkritisches Kältesystem mit internem Wärmeübertrager und einem automatischen Ventil als Expansionsorgan
Bild 4: Transkritisches Kältesystem mit internem Wärmeübertrager und einem thermostatischen Drosselorgan
als Expansionsventil
System mit thermostatischem
Drosselventil
Bild 4 zeigt ein System mit thermostatischem Drosselorgan. Das Ventil arbeitet
mithilfe eines klassischen Fühlers (mit einer
Flüssigkeits-Dampf-Füllung) zur Erfassung
der Kältemittelaustritts­temperatur des Gaskühlers und somit zur Regelung des Eingangsdrucks des Ventils. Alternativ kann
mit dem Fühler auch die Lufteintrittstemperatur des luftgekühlten Gaskühlers
erfasst werden.
Das thermostatische Drosselventil kann
bei Systemen eingesetzt werden, die starken
Schwankungen der Umgebungstemperatur ausgesetzt sind und gleichzeitig bei zwei
oder mehreren Betriebspunkten optimale
Leistungs- und Effizienzwerte aufweisen
müssen.
Sonderdruck aus DIE KÄLTE + Klimatechnik 1 – 10 | 2010
Performanceverbesserungen für diesen
Systemtyp können durch Verwendung
eines Niederdrucksammlers, wie in
Bild 5 gezeigt, erzielt werden. Ändert
sich die Temperatur am thermostatischen
Drosselventil, wird das Kältemittel dem
Niederdrucksammler entnommen bzw.
zugeführt.
Hierbei muss besonders darauf geachtet werden, dass es nicht zu größeren
Öl­ansammlungen im Niederdrucksammler
kommt. Dies lässt sich durch eine Ölablassleitung vermeiden, über die kleine Mengen Öl und flüssiges Kältemittel aus dem
Sammler in den internen Wärmeübertrager
fließen können.
Für den Systembetrieb reicht ein einfacher Kühlstellenregler aus (z. B. ein Regler
vom Typ EKC 202).
29
Planung & Technik
Kältetechnik
System mit elektronischem
Expansionsventil
Volle Regelungsflexibilität bietet ein System
mit elektronischem Expansionsventil JKV
und einem elektronischen Systemregler
vom Typ EKC 326. Über Temperatur- und
Drucksensoren im System ist der Regler
stets über die Anlagensituation am Gaskühlerausgang informiert. Darüber hinaus
muss ein Impulswandler zwischen das
Schrittmotorventil JKV und den Regler
geschaltet werden.
Die in Bild 6 dargestellte Lösung eignet
sich für Systeme, die unter stark schwankenden Umgebungsbedingungen und mit
sehr hohen Leistungs- oder Effizienzanforderungen unter allen Betriebsbedingungen
betrieben werden.
-
❙ ❙ Zusammenfassung
System
Kapillarrohr
Automatisches
Drosselorgan
Thermostatisches
Drosselorgan
Vorteile
Einfach und
­zuverlässig
Reagiert flexibel
auf Leistungs­
schwankungen
Reagiert flexibel auf
Komplette Regelung
Schwankungen der
und Optimierung
Umgebungstemperatur des Systems
Nachteile
Nur für
bestimmte
Bedingungen
­optimiert
Nur ein Einstellwert; Nicht optimal
reagiert nicht auf
bei Leistungs­
Änderungen der Um- schwankungen
gebungstemperatur
DanfossTN-Verdichter MBR
Komponenten
TN-Verdichter
TN-Verdichter
Elektronisches
Drosselorgan
Komplexes und
kostenintensives
System
JKV-Impulswandler
EKC 326A
AKS 2050
AKS11
TN-Verdichter
Bild 5: Transkritisches Kältesystem mit internem
Wärmeübertrager, einem thermostatischen
Drosselorgan und einem Niederdrucksammler
❙ ❙ Vorschau und Inhalte
Bild 6:
Transkritisches
Kältesystem
Diese Serie soll einen Überblick über
die am meisten verbreiteten Ausführungen
von CO2-Systemen – für ­subkritische wie
für transkritische ­Anwendungen – vermit­
teln. Sie richtet sich an technisch orien­
tierte ­Leser, für die CO2-Systeme Neuland
sind. Zunächst wird in den ersten
Teilen ein Fokus auf die einzelnen
­Bausteine von CO2-Systemen gelegt.
­Danach wird auf die Entwicklung
­vollständiger Systeme eingegangen.
Die einzelnen Teile sind:
mit internem
❙❙ Gaskühler und Mitteldruckabscheider
Wärmeübertra-
❙❙ Kaskadenwärmeübertrager
ger und einem
elektronischen
Expansionsventil
❙❙ Niederdruckbehälter/
Pumpenabscheider
❙❙ Verdampfer und Verdichter
❙❙ Stillstandssicherheitssysteme
❙❙ Wärmerückgewinnung
❙❙ Kaskadensysteme
❙❙ Einfache transkritische Systeme,
z. B. für Lebensmitteleinzelhandel
❙❙ Transkritisches Boostersystem
30
Sonderdruck aus DIE KÄLTE + Klimatechnik 1 – 10 | 2010
CO 2 als Kältemittel – Teil 10:
Transkritisches Boostersystem
Das transkritische Boostersystem eignet sich besonders für Regionen mit kälterem Klima.
Der Energieverbrauch eines solchen Systems ist äußerst moderat. Ein typisches transkritisches
CO2-Boostersystem (oder „zweistufige Kälteanlage“) kann grob in drei Druckabschnitte
eingeteilt werden. Der Hochdruckabschnitt beginnt beim Hochdruckverdichter (Bild 1/1) und
verläuft über den Gaskühler (Bild 1/2) und den internen Wärmeübertrager (Bild 1/3) zum
Hochdruck-Expansionsventil (Bild 1/4). Stephan Bachmann, Offenbach
Der maximal zulässige Betriebsüberdruck in
diesem Abschnitt liegt gewöhnlich zwischen
90 und 120 bar. Die Regelung eines transkritischen Systems lässt sich in vier Gruppen
unterteilen: Regelung des Gaskühlers, Einspritzregelung, Abscheiderdruckregelung
und Verdichterleistungsregelung.
Der Mitteldruckabschnitt beginnt beim
Hochdruck-Expansionsventil (Bild 1/4), bei
dem das Kältemittel im Abscheider nach
dampfförmig und flüssig getrennt wird
(Bild 1/5).
Der Kältemitteldampf wird über ein
Bypassventil an die Saugleitung des Hochdruckverdichters geleitet (Bild 1/6). Die
Flüssigkeit strömt zu den Expansionsventilen (Bild 1/7 und Bild 1/8), wo sie vor dem
Eintritt in die NK- (Bild 1/9) und TK-Verdampfer (Bild 1/10) expandiert.
Das Kältemittel aus dem TK-Verdampfer wird im ND-Verdichter (Bild 1/11) komprimiert und mit dem Sauggas aus dem
NK-Verdampfer und der Bypassleitung
gemischt. Von hier aus strömt das CO₂ in
den internen Wärmeübertrager, und der
Kreislauf schließt sich, wenn es zum HDVerdichter gelangt.
Der maximale Betriebsüberdruck für
den NK-Abschnitt liegt in der Regel zwischen 40 und 45 bar, beim TK-Abschnitt ist
Stephan Bachmann,
Regional Product Manager,
Danfoss GmbH,
Kälte­technik, Offenbach
Bild 1:
RI-Fließbild eines
transkritischen
Boostersystems
mit Bypass
meist ein Druck von nur 25 bar ausreichend.
In der Realität hatte sich aber eingebürgert, die NK- und TK-Seite für den gleichen
(höheren) Druck auszulegen.
Der Druck im Abscheider wird über
das ETS-Schrittmotorventil (Bild 1/6) geregelt. Um den erforderlichen Differenzdruck
Sonderdruck aus DIE KÄLTE + Klimatechnik 1 – 10 | 2010
über das NK-Expansionsventil (Bild 1/7) zu
gewährleisten, muss der Druck im Abscheider höher sein als der Verdampfungsdruck
in den NK-Verdampfern.
Auf der anderen Seite muss der Druck
niedriger sein als der maximale Betriebsüberdruck.
31
Planung & Technik
Kältetechnik
Bild 2: Transkritisches Kaskadensystem
Transkritisches Kaskadensystem
Der Verbundregler AK-PC 730 regelt den
Verflüssigungsdruck und gleichzeitig den
Verdichterverbund bzw. ein Frequenzumrichter-Verdichterpaket.
Mit solch einem Regler lässt sich der
Verflüssigungsdruck im TK-Kreislauf regeln
und gleichzeitig den Saugdruck überwachen. Zudem ermöglicht der AK-PC 730
durch Koordination des NT- und HT-Starts
einen störungsfreien Betrieb.
Die Einspritzregelung bei Kühlmöbelund Kühlraumverdampfern erfolgt über
einen elektronischen Standard-Regler. Der
Regler AK-CC 550 sorgt in Verbindung mit
pulsbreitenmodulierten Einspritzventilen
vom Typ AKV und patentierten Softwarealgorithmen für eine optimale Systemleistung
und einen störungsfreien Betrieb. AKVVentile werden auch für FKW-Kältemittel
verwendet.
Das Management des Gesamtsystems
kann, je nach Anwendungszweck, mit
einem Systemmanager vom Typ AK-SM
350, AK-SC 255 oder AK-SM 720 realisiert
werden.
32
Bild 3: Transkritisches Boostersystem
Transkritisches Boostersystem
Auch hier regelt der Verbundregler AK-PC
730 den Verflüssigungsdruck und gleichzeitig das Frequenzumrichter-Verdichterpaket
und stellt sicher, dass die Koordination der
HD- und ND-Verdichter gewährleistet ist.
Der Unterschied zum transkritischen
Kaskadensystem besteht hauptsächlich
darin, dass der ND-Verdichter Kältemittel
direkt auf die Saugseite des HD-Verdichters drückt. Damit kann auf den Kaskadenwärmeübertrager und einen zusätzlichen
Sammler verzichtet werden. Die Enthitzung des ND-Verdichter-Heißgases wird
vom Saugleitungs-Kältemittelstrom der NKKühlstelle übernommen.
Transkritisches Boostersystem
Der Trend hin zu natürlichen Kältemitteln wie Kohlendioxid (CO₂) beschleunigt
sich, während die synthetischen FCKW
und HFCKW-Kältemittel bereits verboten
sind oder zumindest besonderen Restriktionen unterliegen. Selbst der Einsatz von
FKW als Kältemittel wird derzeit untersucht und in einigen Ländern bereits reglementiert. Wie aber baut man nun konkret
CO₂-Kälteanlagen? Das war die Frage, die
wir in den letzten 9 Ausgaben aufzulösen
versucht haben. Wir hoffen, Ihnen hat die
CO₂-Serie gefallen und bedanken uns für
Ihr Interesse.
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Inhalte
Diese Serie vermittelte einen Überblick über
die am meisten verbreiteten Ausführungen
von CO2-Systemen – für subkritische wie für
transkritische Anwendungen. Sie richtete sich
an technisch orientierte Leser, für die CO2Systeme Neuland sind. Der aktuelle Artikel
bildet den Abschluss dieser Serie.
Die einzelnen Teile sind.
❙❙ Gaskühler und Mitteldruckabscheider
❙❙ Kaskadenwärmeübertrager
❙❙ Niederdruckbehälter / Pumpenabscheider
❙❙ Verdampfer und Verdichter
❙❙ Stillstandssicherheitssysteme
❙❙ Wärmerückgewinnung
❙❙ Kaskadensysteme
❙❙ Einfache transkritische Systeme für z. B.
Lebensmitteleinzelhandel
❙❙ Transkritisches Boostersystem
Sonderdruck aus DIE KÄLTE + Klimatechnik 1 – 10 | 2010