4R7775E 9. Jahrg., Heft 9, September 1968 Physikalische Medizin und Rehabilitation Aus dem Inhalt Differentialdiagnose des Herzschmerzes Ein Gehirn hungert bei cerebraler Insuffizienz Kj. Blumberger Der Einfluß der Ernährung auf den Nebennierenrindenhormonhaushalt beim alternden Menschen Hacken berg Hellergin beseitigt das Energiedefizit des hungernden Gehirns. HEISENBERG AG 4049 WEVELINGHOVEN (RHLD) Inhaltsverzeichnis Das Rezept des Monats . . . II Kleine Winke für die Praxis . II Ankündigungen II Laborteste IV Blumberger: Differentialdiagnose des Herzschmerzes . . 235 Hackenberg: Der Einfluß der Ernährung auf den Nebennieren rindenhormonhaushalt beim alternden Menschen . . 243 Ekmencik: Die Lokaltherapie nach Abheilung von Verbrennungen 246 Groh: Zur Geschichte der Physiotherapie und Physikalischen Medizin 249 Sedlacek: Die Therapie der Colitis chronica 255 Jung/Gierlich: Die kombinierte Anwendung von Ultraschall und Reizströmen 257 Picek: Die Behandlung der Lähmung des Wangen-Nerves (N. Facialis) mittels Akupunktur 259 Senn: Die Anwendung der Biokatalysatoren in der täglichen Praxis MIKROPLEX . . . . 262 Buchbesprechungen . . . . 265 Referate 265 Bericht über den Heidelberger Rehabilitationskongreß 1968 . 267 Heilbäder und Kurorte berichten 269 ML Verlag Medizinisch-Literarischer Verlag 311 Uelzen Postfach 120/140, Tel. 0581/2357 Uelzen 4R7775E Phys.Med. u.Reh. Duoventrin— Hyperacide gastro-duodenale Erkrankungen. Funktionelle, nervöse Magenbeschwerden. Jahrzehnte bewährt. 50, 100, 500 g ADZNUIN 59 HEIUELBEßC 1 Das Rezept des Monats Wir haben eine Teilproduktion der Firma Müller/Göppingen übernommen. Neben verschiedenen Spezialitäten führen wir nunmehr die Präparate der Abteilungen HOMÖOPATHIE und SPAGYRIK die in unveränderter Güte getreu den Vorschriften des HAB und getreu der Tradition des Hauses Müller/Göppingen von uns hergestellt werden. STAUFEN-PHARMA GÖPPINGEN Homöopathischer Arzt mit langjähriger Erfahrung übernimmt Vertretung in rein homöop. oder biolog, oder gemischter Alfgemeinpraxis. Angebote unter Chiffre Nr. 11 erbeten. Rp. Mentholi 2,0 Ol. Ricini 3,0 Bals. peruv. 10,0 MDS zum Pinseln. Indikationen: Zur Behandlung der Glossitis acuta. Kleine Winke für die Praxis Senfteigpackung 10 Eßlöffel grobes, nicht zu altes Senfmehl — u. U. mit frisch geriebenem Meerrettich vermengt — mit körperwarmem (nicht heißem!) Wasser zu einem dicken Brei anrühren, messerrückendick auf ein Tuch streichen und auf die Haut legen. Bei sehr empfindlicher Haut nimmt man Senfmehl und gewöhnliches Mehl zu gleichen Teilen, darüber ein Wolltuch. Dauer 10-20 Minuten. Es soll starkes Brennen auftreten, dann Abnahme und Abwaschen der Breireste. Ind.: Bronchitis, Bronchopneumonie, Pleuritis, ferner Harnleiterkolik, Darmkolik durch Gasstauung, Ischias. Wadenpackungen mit Senfteig sind gut zum Ableiten vom Kopf. Vorsicht während der Menses. Vorankündigung Der 36. Kongreß für Naturheilverfahren findet vom 15. bis 22. März 1969 in F r e u d e n s t a d t statt. Themen: Coxarthrose Phytotherapieseminar Grundlagen der Naturheilverfahren Für die tägliche Praxis Moderne Massage- und Übungsbehandlung Haltungs- und Fußschäden der Jugendlichen Der 37. Kongreß wird vom 13. bis 20. September 1969 in F r e u d e n s t a d t durchgeführt. SPEZIALKLINIK FÜR MIGRÄNE UND KOPFSCHMERZEN Herddiagnostik, Elektroneuraldiagnostik und -Therapie, Neuraltherapie, Elektroheilschlaf, Haematogene Oxydationstherapie nach Wehrli, Bäder, Massageabteilung, Sauna, Autogenes Training. SANATORIUM Dr. BRAND 638 Bad Homburg v. d. H., Auf der Steinkaut 21-23 (Richard-Croon-Haus), Tel. 06172/26233 Ganzjährig geöffnet. Bitte fordern Sie Prospekte und Sonderdrucke über die Migränebehandlung. Ankündigungen DIE ÄRZTLICHE PRESSESTELLE BADEN-WÜRTTEMBERG führt in Zusammenarbeit mit dem Auslandsdienst der Bundesärztekammer und dem Deutschen Reisebüro (DER). 3 stark ermäßigte Sonderreisen nach Japan anläßlich des XII. INTERNATIONALEN KONGRESSES FÜR RADIOLOGIE vom 6. bis 11. Oktober 1969 in Tokio auf der Basis der Benutzung von Maschinen des Linienverkehrs durch. Dabei wird Gelegenheit gegeben, Kultur und Geschichte weiterer Länder Ostasiens kennenzulernen. Vielfach werden unterwegs auch bekannte radiologische Kliniken besucht bzw. Demonstrationen abgehalten. Programm A: FERNOSTREISE vom 3. 10. bis 25. 10. 1969 Reiseroute: Frankfurt/Main — Tokio — Kyoto — Nara — Kyoto — Osaka — Hongkong — Bangkok — Ayudhya — Delhi — Agra — Fatehpur Sikri — Delhi — Frankfurt. Der Tourpreis pro Person beträgt: 5145,- DM Zuschlag für Einzelzimmer mit Bad: 368,- DM arfrirosenex Funktionssteigerung 20-4070 bei Arthrosen aller Schweregrade* nach AMERICAN RHEUMATISM ASSOCIATION (A.F.LIH) Programm B: GROSSE OSTASIENREISE vom 28. 9. bis 24.10.1969 Reiseroute: Frankfurt — Tokio — Hiroshima — Okoyama — Uno — Takamatsu — Kyoto — Nara — Kyoto — Tokio — Taipei/Formosa - Hualien - Taroko Gorge — Taipei Hongkong-Angkor/Kambodscha — Angkor — Bangkok — Rangoon/Burma — Frankfurt. Der Tourpreis pro Person beträgt: 5692,- DM Zuschlag für Einzelzimmer mit Bad: 442,— DM Programm C: RUND UM DIE WELT vom 22. 9. bis 24. oder 25. 10. 1969 Reiseroute: Frankfurt — Mexiko City — Guadalupe — Teotihuacan — Mexico City — Guernavaca — Taxco — Mexico City - Oaxaca, Monte Alban - Mitla - Oaxaca — Acapulco — Papeete/Tahiti — Bora Bora — Papeete — Honolulu/Hawaii — Tokio — (Rückreise von Tokio über Ostasien wahlweise im Rahmen von Programm A oder Programm B). Der Tourpreis pro Person beträgt bei Kombination mit Programm A: 7704,— DM bei Kombination mit Programm B: 7930,— DM Zuschlag für Einzelzimmer mit Bad: 710,— DM Der Tourpreis der 3 Reisen beinhaltet folgende Leistungen: Flug in der Economy-Klasse von Frankfurt nach Tokio und zurück laut Programm unter Benutzung von planmäßigen Düsenverkehrsmaschinen; Unterbringung während der gesamten Reise in Doppelzimmern mit Bad und WC in Hotels i. Kategorie; Verpflegung während der Kongreßtage in Tokio nicht eingeschlossen, jedoch an allen anderen Orten täglich Frühstück und eine Hauptmahlzeit; alle im Reiseplan aufgeführten Ausflugs- und Besichtigungsfahrten mit Bus bzw. Pkw; Reiseleitung. Auskunft: ARZTLICHE PRESSESTELLE BADEN-WÜRTTEMBERG 7 Stuttgart-Degerloch, Jahnstraße 32, Telefon 765051-57 Anmeldungen erbeten an: das Deutsche Reisebüro (DER) Abtlg. Ärztliche Kongreßreisen in Frankfurt/M., Eschenheimer Landstraße 25—27. Ausführliche Programme stehen auf Anforderung zur Verfügung. Bei starken Schmerzen: Arthrosenex-Salbe + Dolo-Arthrosetten Zur Langzeittherapie: Arthrosenex-Salbe + Arthrosetten GEORG A.BRENNER Arzneimittel-Fabrik GmbH Alpirsbach/Schwarzwald Oktober: 7.-12.10.1968: Praktischer EKG-Kurs Kursleitung: Prof. Dr. M. J. Halhuber Doz. Dr. R. Günther OA. Dr. M. Ciresa 12. u. 13.10.1968: Klinisches Wochenende Thema-, Arterielle Hypertonie 14. u. 15.10.1968: Übungskurs in klinischer Elektrokardiographie (für Teilnehmer früherer Kurse gedacht) Kursleitung: Prof. Dr. M. J. Halhuber Doz. Dr. R. Günther OA. Dr. M. Ciresa 14.-19.10.1968: „Hämatologiekurs für Fortgeschrittene mit praktischen Übungen" (für Teilnehmer früherer Kurse gedacht) Kursleitung: Prof. Dr. F. Leibetseder Doz. Dr. F. Gabi Anmeldungen für alle Kurse bzw. Veranstaltungen Sekretariat Medizinische Univ. Klinik Innsbruck, z. Hd. Frau Boida. Wir danken Ihnen für Ihr Entgegenkommen im voraus bestens. Die DAH hält am 1. und 2. November 1968 ein Herd-Symposion in Bad Dürkheim/Pfalz ab. Beginn: 1. November 1968 — 15 Uhr Ende: 2. November 1968 ca. 18 Uhr Themen: I.Vom Fehler bei der Diagnostik einer Herdkrankheit zum Fehler in der Behandlung. (Falsche Diagnose — falsche Therapie) II. Der tägliche Fall und seine Beurteilung Anfragen und Anmeldungen zum Symposion: Frau /. Lahr, 6 Frankfurt/M.-NO 14, Hallgartenstraße 73 (DAH-Geschäftsstelle). gegen das Altern Laborteste GERIATRICUM-SCH WARZHAUPT Orale Procain-Therapie durch sinnvolle KatalysatorHaematoporphyrin-Kombination bei allgemeiner Erschöpfung, Ermattung, Depression, Konzentrations- und Gedächtnisschwäche, Altersbeschwerden, Altersdemenz, Arteriosklerose, Arthritis 1 x täglich 1 Kapsel K. H.3, mindestens 3-5 Monate. K.H.3 ist bestverträglich, ohne Nebenerscheinungen. 30 Kapseln K. H. 3 150 Kapseln K. H. 3 DM 10,40 DM 42,65 Nicht allgemein kassenübllch Bestellschein: Schrifttum und kostenloses Versuchsmuster von K.K.3 erbeten (Persönliche Unterschrift und Stempel des Arztes) Phys Koagulationsband nach Weltmann (Modifikation nach Frimberger) Prinzip der Methode Versetzt man Serum mit einer stark verdünnten Calciumchloridlosung, so tritt bei einer bestimmten Konzentration des Reagenz eine Ausflockung auf. Diese Flockung ist abhängig vom Albumin/Globulin-Quotienten und den Korrelationen zwischen den einzelnen Globulinfraktionen. Eine Überhöhung der a-Globuline erfordert höher konzentrierte CaCI2-Lösungen zu Flockung, bei Vermehrung der Y-Globuline koaguliert das Serum auch in höherer Verdünnung, während normales Serum bei mittlerer Konzentration die Flockung erfolgen läßt. Reagenzien: Calciumchloridlösung für Weltmannband (1,040 O.P. Merck). Zubehör für die Herstellung der Losungen; 2 Meßkolben 100 ml, 9 Gläser mit eingeschliffenem Glasstopfen, 100 ml Lösung fassend; genau kalibrierte Pipetten zu 20, 10 und 2,0 ml. Man beschriftet sich 9 Gläser mit den Ziffern 1-9. Sie sind für die Aufnahme der Arbeitslösungen bestimmt. Von der Original-Lösung gibt man exakt 22,18 ml in einen 100-ml-Meßkolben und füllt mit destilliertem Wasser bis zur Marke 100 auf. Nach gründlichem Schwenken des Kolbens beschriftet man ihn mit dem Signum Vorratslösung. Diese Vorratslösung entspricht einer m/10-CaCI2-Lösung. Achtung: molare, nicht normale Lösung!!! Von dieser Vorratslösung entnimmt man nun die entsprechenden Mengen (siehen unten), überträgt sie jedesmal in einen frischen 100-ml-Kolben und füllt immer mit destilliertem Wasser bis zur Marke 100 auf, jedesmal wird dann der Kolbeninhalt in das entsprechende Glas (9—1) entleert, so daß man schließlich 9 Arbeitslösungen hergestellt hat, mit denen die Reaktion angesetzt wird. Man soll mit der niedrigsten Konzentration beginnen (also Glas 9), wenn man die Ansätze herstellt. Die folgende Tabelle zeigt also, wie von der m/10-Lösung in jedes Glas entsprechende, ansteigende Mengen der Lösung kommen. Arbeitsanweisung für Herstellung der GebrauchsLösungen Weltmann-Frimberger Flasche Nr. entspricht m/10 CaCI2 9 8 7 6 5 4 3 2 1 1,1 1,4 1,6 1,8 2,0 2,2 2,5 3,2 4,5 ml ml ml ml ml ml ml ml ml = Gehalt in %o CaCI2 entspricht dem Original-Wetmann-Nr. 0,1 %o 0,15 0,175 0,2 0,225 0,25 0,3 0,35 0,5 IX VIII VII V2 VII VI V2 VI V IV I Für einen Test wird das aus der Vene entnommene Nüchternblut zentrifugiert, vom klaren, nicht haemolytischen Serum gibt man nun in eine Reihe von neun mit fortlaufenden Nummern versehenen Reagenzgläsern je 0,1 ml. Aus den Flaschen mit den Gebrauchslösungen überführt man in das entsprechende Reagenzglas — mit Glas 9 beginnend — je 5,0 ml der CaCI2-Lösung. Die neun Gläser werden für genau 15 Minuten in ein siedendes Wasserbad gestellt, dann sofort herausgenommen und in Eiswasser verbracht. Nach dem Abkühlen hält man die Gläser gegen eine Lichtquelle, schüttelt sie einzeln auf und beobachtet, bis zu welcher Konzentration eine einwandfreie Ausflockung im Ansatz erkennbar wird. Bloße Trübungen ohne Flockung zählen nicht! Pros+a+ahyper+rophie Cys+i+is Pyeli-Hs CEFAK-KEMPTEN Bewertung Nominierung 1—3 4—6 7—9 0 = 1 = 2 = 3 = 4 = 5 = 6 = 7 = 8 = 9 = = verkürzt = normal = verlängert oder verschleiert extrem verkürzt sehr stark verkürzt mittelstark verkürzt einfach verkürzt tiefnorma! oder stumm mittelnormal oder stumm hochnormal oder stumm einfach verlängert mittelstark verlängert stark verlängert Die klinische Bedeutung des Reaktionsfalles Wenn die Ausflockung des Serums sich auf die ersten drei Gläser der Reihe beschränkt, so entspricht dieser Reaktionsfall einer Vermehrung der ct-Globuline im Serum. Sie weist auf akut entzündliche, nekrobiotische Prozesse. Die Verkürzung des Bandes ist um so stärker als es dem Grad der Entzündung bzw. der Überhöhung der a-Fraktion entspricht. Gelegentlich beobachtet man sogar ein Fehlen der Koagulierung sogar im ersten Glas der Reihe,. also eine extreme Verkürzung. Die von mir empfohlene und hier beschriebene Modifikation des Testes nach Frimberger hat den Vorteil gegenüber der Originalmethode, daß sie die Grenzen zwischen sicher pathologisch und wahrscheinlich normal besser abgrenzt, so daß bei einer Flokkung in dem dritten Gläschen gewiß noch einem positivem Befund entspricht. Eine Verbreiterung des Bandes, d. h. eine Flockung über das 6. Röhrchen hinaus entspricht einer Überhöhung der -y-Globuline. Wir finden diese Konstella- tion vorzugsweise bei chronischen, zirrhotischen Krankheitsprozessen, aber auch zumeist bei der akuten Hepatitis. Man muß hier allerdings auf eine Besonderheit aufmerksam machen, um Fehlschlüsse zu vermeiden: Bei den sogenannten vegetativen Dystönien kann auch ohne Vorhandensein einer y-Überhöhung eine leichte Verbreiterung bis zum Röhrchen 7 vorkommen. Nach Wuhrmann findet man als sogenannte „vegetative Trias" neben der leichten Weltmannverbreiterung noch eine abnorm tiefe d. h. verlangsamte Sendungsreaktion (1—2 mm in ein bis zwei Stunden) und eine Überhöhung des Serum-Eisenspiegels besonders bei Männern (160 bis 200 Y o/o). Die Elektrophorese zeigt dann, daß die y-Globuline normal und die Albuminwerte hochnormal sind. Gelegentlich zeigt sich der Cephalintest hier positiv, während alle anderen Labilitätsreaktionen negativ bleiben. Nach den Untersuchungen von Wuhrmann ist in solchen Fällen keine Schädigung der Leber vorhanden; er nimmt an, daß es sich um normale bzw. vegetative Fehlsteuerungen handelt. Gleichzeitig macht er darauf aufmerksam, daß bei solchen Patienten nicht selten die Rachen- und Corneatreflexe fehlen. Wenn die Flockung des Weltmannbandes bis zu den Röhrchen 4-6 reicht, so liegt ein normales oder verschleiertes Band vor. Entweder ist also eine Normoproteinaemie vorhanden, oder aber — daher der Ausdruck „stumm" oder „verschleiert" —, es sind hier sowohl die a- wie die y-Globuline überhöht, so daß sich die verkürzenden und verlängernden Faktoren gegeneinander aufrieben. Die Aufdeckung solcher Bilder erfolgt durch die Elektrophorese. Fauser Vitaquell EXTRA ideales Fettsäurenspektrum Psychatrin 52,26% gesättigte Fettsäuren Vitamin E 28,2 mg % reich an Polyenen und einer äquivalenten Vitamin E- Menge, daher für Prophylaxe und Ernährungstherapie der Koronarerkrankung indiziert. Vitaquel! ist in allen Reformhäusern erhältlich Depressive Gemütszustände, Angst, Stresssituationen, Wetterfühligkeit, diabetische und arteriosklerotische Gemütsverstimmungen. Hepaticum. 20 und 100 Dragees 1 Dragee enthält: Extr. Hyperic. e herba sicc. stand. 250 mg (0,3 mg Hypericin), 50 mg Vit. C, ( Chlorophyll. Ärztemuster und. Literatur Ober Vttaquellwerk-2 Hamburg 57 Postfach 14961 II rg. KURT MERZ • 6497 STEINAU 9. Jahrgang Heft 9 September 1968 Schriftleitung: H. Haferkamp Physikalische Medizin und Rehabilitation Diätetik Pharmakologie Ordnungs- und Umstimimingsbehandlung in Klinik und Praxis Wissenschaftlicher Beirat: K. Albrecht (Undenheim) — H. Bialonski (Bad Godesberg) — N. Breidenbach (Stuttgart) — H. Fleischhacker (Wien) — K. Franke (Bad Lauterberg) — P. Frick (Mainz) — W. Groh (Bad Durrheim) — H. G. Güttner (Dresden) — H. Harmsen (Hamburg) — R. G. Heyer <Nußdorf/lnn> — M. Hochrein (Ludwigshafen/Rh.) - A. Hoff (Bad Wörishofen) - W. Huneke (Stuttgart) — K. H. Kahlert (Bad Salzuflen) - K. Kötschau (Schloßberg) (Schloßbg)— H. Kolb (Wetzlar) — H. Krauss (Berlin-Buch) — W. Küster (Magdeburg) — H. Lampert (Bad Homburg) — R. v. Leitner (Berlin) — H. Mommsen (Frankfurt/M.) — W. v. Nathusius (Hirzenhain/Oberhessen) — P. Neuhäußer (München) — G. W. Parade (NeustadfWeinstraße) — H. Paul (Linz) — A. Pischinger (Wien) — H. P. Rusch (Frankfurt) - H. Seyfarth (Rostock) — W. Schauwecker (Bensheim) — E. G. Schenck (Aachen) — F. X. Schober (Münchberg) — H. Schoeler (Karlsruhe) - H. Storck (Endbach) H. Tiegel (Halbergmoos) - R. Voll (Plochingen) - H. F. Voss (Heidenheim/Brenz) - H. L. Walb (Homburg) "R. *F.Weiss •"'-•-- (Marste'tten-Aitrach) ' • " - — * - " — «•*— - Graf Wittgenstein (München) - Kh. Woeber (Aachen) - W. Zabel (Berchfesgaden). Differentialdiagnose des Herzschmerzes 235 Jahrg! Solange es ärztliches Bemühen zur Linderung der Leiden des Menschen gibt, hat der Schmerz des Kranken besondere Aufmerksamkeit beansprucht. Unter allen Schmerzen nun werden die des Herzens besonders schwer genommen und ertragen. Ist ja mit dem Herzschmerz häufig das unabweisliche Gefühl der Todesangst verbunden, ein Gefühl, das leider oft begründet ist. Immer hat der Schmerz differentialdiagnostische Bedeutung gehabt. Aber heute wollen wir nicht so sehr die Lokalisation des Schmerzes als Schlüssel zur Diagnose prüfen, sondern unsere Blickrichtung umgekehrt auf die Differentialdiagnose, die Aufschlüsselung des Herzschmerzes richten. Wir wollen uns zunächst mit der Bezeichnung „Herzschmerz" getrost an das Gefühl und die Aussage unserer Patienten anschließen, obwohl nicht jeder in der Herzgegend empfundene Schmerz vom Herzen ausgeht noch etwas mit dem Herzen zu tun hat, wiederum viele anderweitig lokalisierte Schmerzen aus Krankheiten des Herzens und seiner Kranzarterien entspringen. Eben diese Situation verlangt von uns in jedem einzelnen Fall differenzierende Überlegungen und dann über den Einzelfall hinaus eine Systematik im Unterscheiden. Kaum irgendwo haben gleiche Merkmale so verschiedene Ursachen und Bedeutungen wie beim Herzschmerz, die nun aufzuklären sind zur Diagnose, Therapie und Prognose des jeweiligen Leidens. Aber unsere Patienten mit substemalen oder linksseitigen Brustschmerzen denken immer an das Schlimmste und fragen uns fast stereotyp, ob es sich um einen Herzinfarkt handelt oder um eine Angina pectoris, bei der die Zeichen für einen drohenden Herzinfarkt sprechen. Schon aus diesem Grunde wird unsere Betrachtung mit einem Zitat Heberdens beginnen müssen, der den Begriff der Angina pectoris geprägt hat: „Ein Schmerz, der sich besonders beim Steigen und gleich nach dem Essen einstellt, sich bis zum Vernichtungsgefühl steigern kann und beim Stehenbleiben verschwindet, später auch nach Fahren, Reiten, Schlucken, Husten, Stuhlgang, Sprechen, Erregung, beim Liegen auf der linken Seite, ja im Schlaf auftritt, unter dem Brustbein sitzt, häufig mehr links als rechts, in die Arme und Hände ausstrahlen kann, nichts mit Atemnot zu tun hat, fast nur Männer befällt, hin und wieder Stunden und Tage dauert und die Brust so einengt, daß man den Schmerz wirklich als Angina pectoris bezeichnen kann; der Tod erfolgt meist plötzlich im Anfall." Edens, dessen Übersetzung ich für mein Zitat benutzt habe, wies darauf hin, „daß für Heberden die Angina pectoris nicht der Ausdruck bestimmter anatomischer Veränderungen, sondern ein klinisches Krankheitsbild ist. In seinem Rahmen bietet dies Biid nicht starre, sondern wechselnde Züge." Der Schmerz, den Heberden schildert, ist der schwere Angina-pectoris-Anfall, wie er meist einer akuten Coronarinsuffizienz entspringt und mit dem Herzinfarkt tödlich endet. Heberden selbst hat schon von dieser Angina pectoris leichtere Schmerzen unterschieden, die sich über viele Jahre erstrecken und immer wieder auftreten können. Er hat sie nicht genauer beschrieben; aber es darf wohl mit Recht angenommen werden, daß sich in dieser Gruppe sowohl Kranke mit koronaren Erkrankungen wie solche mit neurovegetativen Störungen und Psychoneurosen befanden. Wir wissen heute, daß bei einer Vielzahl von Krankheiten Schmerzen in der Herzgegend vorkommen. Manchmal scheinen sie anginösen Charakter zu haben. Jedenfalls haben wir dies in jedem Einzelfall zu prüfen und zu klären und immer müssen wir dabei das ganze große Spektrum der Krankheiten übersehen, die als Ursache in Frage kommen können. Wie groß und kaleidoskopisch verwirrend dieses Feld ist, soll die folgende Tabelle 1 zeigen, die wir Hochrein verdanken. Es versteht sich von selbst, daß wir nicht alle diese Krankheiten hier besprechen können. In der Beschränkung auf Weniges dürften zwei Dinge wichtig sein: die Unterscheidung kardialer und exlrakardialer Schmerzen in der Herzgegend und die mehrfache Gegenüberstellung zum Herzinfarkt, dessen Behandlung und Prophylaxe uns Ärzten heute so viel Verantwortung aufbürdet. Der Schmerz ist beim Herzinfarkt fast immer Leitsymptom zu Beginn der akuten Phase. Seine Häufigkeit wird zwischen 75 und über 90 Prozent, nur ausnahmsweise niedriger angegeben. Immerhin gibt es den schmerzlosen Herzinfarkt und er stellt unter den atypisch verlaufenden Infarkten die größte Gruppe dar. Neben der Schmerzlosigkeit, in noch selteneren Fällen der Symptomlosigkeit des Herzinfarktes erschwert vor allem atypische Lokalisation der Schmerzen die Diagnose. Am gefürchtetsten ist die relativ häufige Verlagerung des Schmerzes ins Abdomen, die zu irrtümlicher Diagnose einer Magenperforation und zu verhängnisvoller Laparatomie verleiten kann. Während die manuelle Untersuchung des Abdomens differentialdiagnostisch nicht selten versagt, vermag eine subtile Anamnese des HerzErkrankun- Erkrankungen des und Gefäßgen von knöch. und muskul. erkranPleura und Brustkorbes und kungen Mediastinum des Zwerchfells Koronarinsuffizienz Pleuritis (insbesondere PleuriMyokarditis tis mediastinalis bzw. Perikarditis Pleuritis diaphragAortitis bzw. matica links) Aortenaneurysma SpontanpneumoBlutdruckthorax krisen HämatoMorbus thorax Raynaud Pleu raErythroschwarte melalgie pleura- bzw. perikardnahe Steckschüsse Spondylitis Spondylosis Wirbel- oder Rippenfraktur Kyphose Lungenerkrankungen bzw. Hypoxydosen „Angina pectoris pulmonalis" bei organischen oder funktionellen Lungengefäßerkrankungen (Pulmonale Dystonie, Lungenembolie usw.) Seltene hohe Form Bronchialdes Morbus karzinom mit Bechterew Wirkung auf die Reizbildung des Zervikale Form Herzens der Nucleus-pulAnämien posus-Hernie Myalgie Muskelzerrung, -prellung u. -Zerreißung mit Hämatom u. Entwicklung einer Brustwandfibrositis bzw. Mediastini- Pannikulitis, tis anterior Tietze-Syndrom Periarthritis Mediastinal- humero-scapularis tumoren bei Morbus Omarthritis Hodgkin usw. Scalenus-AnticusSyndrom MprvpnINCI VCI1 erkranKungen traumat. oder tox. Schädigung von Plexus bzw. Interkostalnerven Abdominelle Erkrankungen (etwa 40 %) Hnrmnnslp Dys1 UI IKLlUi löN ösophagusspasmen und -divertikel Hyperihyreosen, tetanoide Syndrome MagenUlkus oder -Karzinom Addisonismen GlossoKlimakterium pharyngeus- Duodenalneuralgie Divertikel oder-GeHerpes schwür Zoster Morbus Tabische Chilaiditi Krisen GallenwegsHämatoaffektionen myelie PankreasBrachialgia affektionen paraestheusw. tica nocturna Infektionen, Allergie und Intoxikationen Fokale Infekte Arzneimittelsensibilisierung Chronische CO-Vergiftung Pb, Thallium, Nikotin usw. Kausalgie KarotissinusSyndrom Zwerchfellhernie Zwerchfellflattern Schmerzcharakters und seiner Begleiterscheinungen oft vor Fehldiagnosen zu schützen, wobei vor allem auf das Fehlen des VernichUmgs- und Angstgefühls bei Magenperforalionen zu achten ist. Immer lohnt sich im Zweifelsfall Mühe und Zeitaufwand für das Elektrokardiogramm und die Untersuchung der Transaminasen, ehe der Patient auf den Operationstisch gelegt wird. Lokalisation und Charakter der Schmerzen bei der Angina pectoris und beim Herzinfarkt haben natürlich gewisse Parallelen. Der substernale Schmerz und der Schmerz beiderseits des Sternums sind am häufigsten, sie werden mit 45 bis 70 Prozent beziffert, mit 10 bis 32 Prozent weiter ausladende Brustschmerzen und Ausstrahlungen in den linken Arm; darnach folgen die Schmerzen der linken vorderen Halsregion und des Abdomens mit 5 bis 15 Prozent, in den Schulterregionen mit 5 bis 10 Prozent und seltener im Rücken, im vorderen Halsgebiet (einschließlich Schluckbeschwerden), im Unterbauch, den Leistenbeugen, in der linken Schläfe, im Unterkiefer und den Zähnen. Meist setzt der Schmerzanfall mit einem substemalen oder herznahen Schmerz ein und strahlt in fernere Gebiete aus, kann hierbei auch schmerzfreie Zonen überspringen. Er kann auch in umgekehrter Richtung von der Peripherie zum Herzen „strahlen" bzw. in umgekehrter Reihe empfunden werden. In all diesen Fällen ist der Schmerz verhältnismäßig leicht richtig zu deuten. Schwierigkeiten entstehen immer, wenn der Schmerz sich ausschließlich in herzfernen Regionen manifestiert. In solchen Fällen ist ohne Laboratorium meist keine diagnostische Sicherheit z:u erzielen. Tabelle 2: Primäre Schmerzlokalisation zu Beginn des Anfalls beim akuten Myokardirfarkt (nach W. B. Bean, Ann. intern. Med. 11, 2086 (1938). Substernal 88 Epigastrisch 29 Präkordial 21 Linke Schulter 5 Rücken 1 144 Fälle Tabelle 3: Häufigkeit der Ausstrahlungsgebiete des Schmerzes im akuten Stadium des Myokardinfarkts (nach IV. B. Bean, Ann. intern. Med. 11, 2086 [1938]). Ausstrahlung in: Zahl der Fälle linken Arm 23 beide Arme 13 beide Arme und Schultern 8 linken Arm und linke Schulter 8 linken Arm und beide Schultern 3 rechte Brustkorbhälfte 3 rechten Arm 2 linke Schulter 2 Angulus scapulae 2 rechte Schulter 1 linken Arm und Kiefer 1 beide Arme und Rücken 1 Rücken 1 keine Ausstrahlung 70 236 Physit 9. Jah Neben der Lokalisation spielt der Schmerzcharakter für die Diagnostik eine große Rolle, der allerdings bei der Angina pectoris und beim Herzinfarkt eine große Variationsbreite besitzt. Nicht alle Angina-pectoris-Kranken bezeichnen ihre Empfindungen geradeheraus als Herzschmerzen, sie sprechen vielfach nur davon, daß sie im Unterschied zu früher begonnen haben ihr Herz zu fühlen, meist natürlich in einer belästigenden Weise und verbunden mit einer ängstlichen Komponente. Eine im eigentlichen Sinn in der Brust gefühlte Angst ist allen Arten des Schmerzes bei der Angina pectoris meist zu eigen, ob er nun vom Kranken als Druck, als Gewicht oder Last auf dem Herzen, als Krampf oder Beklemmung, als Zusammenziehen, Zusammenpressen, Zusammenschnüren oder Umklammerung der Brust empfunden wird oder aber als Gefühl der Enge in der Brust, bei welcher der Kranke glaubt, das Herz habe nicht mehr genug Platz, öfter können Kranke den Charakter der Mißempfmdungen schwer beschreiben und versuchen diesen Mangel durch Gesten zu ersetzen, auf die schon Gustav von Bergmann aufmerksam machte und die von Schimert genauer beachtet und beschrieben wurden. Von 491 Patienten »150 mit dem Syndrom der Angina pectoris, 341 mit überstandenem Herzinfarkt« bedienten sich 60 Prozent einer typischen Gestik. Fast die Hälfte dieser Patienten untermalte die Empfindung der Einschnürung oder Einengung der Brust oder des Zusammengepreßtwerdens des Herzens mit geballter Faust oder beiden Fäusten in der Gegend, wo der Schmerz am stärksten empfunden wird, also meist in der Gegend des Sternums oder präkordial. Das Gefühl der Enge, das den ganzen Brustkorb erfaßt, wird in etwa V4 der Fälle mit der Gebärde der beiden krallenden Hände im Sternalbereich angedeutet. Es hat den Anschein, als wollten die gekrallten Hände den zu engen Brustraum aufreißen. Wenn eine dieser beiden Gesten gebraucht worden sei, hätten sich immer Zeichen der Myokardischämie, des drohenden oder des bereits eingetretenen Herzinfarktes nachweisen lassen. Die Empfindung des Druckes oder der Schwere im Brustraum werde mit einem Druck einer oder beider flach auf den Thorax aufgelegter Hände zum Ausdruck gebracht. Ein Zusammenpressen des Thorax mit beiden Händen soll der Empfindung des Reifengefühis um die Brust (besonders häufig beim Herzinfarkt) oder des „wie in einem Schraubstock" Eingespanntseins entsprechen, während im prämonitorischen Stadium des Herzinfarkts und auch im großen Anfall manche Kranke bei ausgesprochener Enge des Thorax sich mit erhobenen Armen gegen die beiden Pfosten einer Türe oder eines Fensterrahmens stemmen (Schimert). 37 iab. irg. Wir kommen noch einmal zu sprechen auf den Schmerzcharakter. Bei der Angina pectoris beginnt der Schmerz in der Regel nicht plötzlich mit voller Intensität wie oft beim Infarkt, sondern allmählich mit deutlichem Crescendo und manchmal auch mit allmählicher Ausbreitung über eine größere Schmerzzone. Er ist seltener als beim Infarkt mit eigentlichem Erstickungsgefühl verbunden, wohl aber häufig mit der Empfindung nicht durchatmen zu können. Keineswegs ist dieses Gefühl mit einer Belastungsdyspnoe zu verwechseln, auch wenn der Anfall als eigentliche Anstrengungsangina auftritt Wenn auch die Wertskafa des Angina-pectoris-Schmerzes sehr hoch steigt, so scheint doch dem Infarktschmerz durch „Summation verschiedener Schmerzqualitäten" ein nirgends außer ihm erreichtes Maximum vorbehalten zu sein. Auch das Abklingen der Angina-pectoris-Schmerzen vollzieht sich nicht abrupt, sondern in der Regel lytisch und wird oft vom Kranken durch ruhiges Verhalten, durch vorübergehendes Atem anhalten, bei der Angina pectoris ambulatoria durch Stehenbleiben begünstigt, während der Herzinfarktkranke motorisch unruhig ist und nicht eher Ruhe halten kann, als bis sein Schmerz behoben oder zumindest gemildert ist. Während oder nach der Angina pectoris treten oft Par- aesthesien oder Hyperaesthesien in den Schmerzzonen oder den Ausstrahlungsgebieten auf, die manchmal als Headsche Zonen zu manifestieren sind. Viele Kranke klagen nicht nur allgemein über Abgeschlagenheit oder Müdigkeit nach dem Anfall sondern sprechen geradezu von einer Müdigkeit eines bestimmten Körperabschnittes, z. B. der Brust oder des linken Arms, gelegentlich von einem Müdigkeitsgefühl des Herzens. Lokalisation, Charakter, Intensität und Dauer der Anginapectoris-Schmerzen können beim einzelnen Kranken wechseln. Auf schwere Anfälle können leichte, auf leichte wieder schwere folgen. Der Angina-pectoris-Schmerz wird oft durch Anstrengung, beim Heben, beim Gehen, vor allem beim Steigen hervorgerufen und verschwindet dann in der Regel wenige Minuten nach Unterbrechung der Anstrengung (Tabelle 4). Nimmt die Dauer der Angina-pectoris-ambulatoria-Anfälle zu, so ist immer zu befürchten, daß dies ein prämonitorisches Zeichen eines Herzinfarktes ist. Länger dauern spontan, z. B. bei Nacht und im Schlaf auftretende Anfälle, ferner solche, die durch Kälte oder psychische Emotionen ausgelöst werden. Tabelle 4: Auslösungsfaktoren des Angina-pectoris-Anfalles (nach Schölmerich) Prozent Aufregung 22,9 Mahlzeiten körperl. Anstrengung 17,2 Gehen nach spontan 11,5 Mahlzeiten Bergsteigen Ermüdung 11,0 Kälte 6,3 Liegen 5,7 Gehen in Ebene Wetterumschlag 5,7 Gehen gegen Wind Rauchen 4,7 Gehen bei Kälte (nach Master und Mitarbeiter) — 100 Koronarkranke körperl. Anstrengung 91 Mahlzeiten Gemütserregung 53 Kälte spontan 31 Geschlechtsverkehr Prozent 4,1 2,6 2,6 2,6 2,1 1,0 25 23 13 Es gibt Kranke, die immer auf die gleiche Noxe mit Angina pectoris antworten, vor allem auf Anstrengung oder Kälte, auch auf Zigarettenrauchen; es gibt ebenso Patienten, bei denen verschiedene auslösende Faktoren wirksam sind. Obwohl auch der Myokardinfarkt gelegentlich aus ähnlichem Anlaß zu entstehen scheint, gilt im allgemeinen, daß auslösende Faktoren keine große Rolle spielen, sondern daß der Infarkt als ein unerwartetes Ereignis eintritt, wenn auch warnende Vorboten, vor allem eine Angina pectoris meist vorausgehen. Am ehesten spielen noch psychisch-emotioneile Faktoren für den Myokardinfarkt eine auslösende Rolle. Der Schmerz hält beim Herzinfarkt in der Regel sehr viel länger vor als bei der Angina pectoris. Darin liegt ein wesentliches, wenn auch nicht immer zuverlässiges Unterscheidungsmerkmal. Aber eine Schmerzdauer von mehreren Stunden bis zu drei oder gar vier Tagen ist die Regel. Ich zweifle aber daran, daß es sich bei Angaben, welche eine Schmerzdauer über die erste Krankheitswoche hinaus beschreiben, um den eigentlichen Herzischämieschmerz handelt. In den meisten Fällen dürfte hier der Ischämieschmerz durch Perikardschmerzen abgelöst sein. Kürzere Dauer als eine Stunde ist beim Infarktschmerz wohl die Ausnahme, während Herzschmerzen, welche eine Stunde dauern oder überdauern, immer für Ischämie des Herzmuskels sprechen. Ich hatte kürzlich einen Patienten zu untersuchen, der seit längerer Zeit unter beruflichen Konflikten litt und eines Morgens mit Schmerzen in der Herzgegend aufwachte. Die Schmerzen dauerten etwa 3 Stunden an. Weder Elektrokardiogramm noch Transaminasen zeigten sich gegen Ende der Schmerzattacke verändert. Erst am folgenden Tag traten die typischen Ekg- und Transaminasenveränderungen auf. Der Patient war schmerzfrei geblieben, aber psychisch sehr irritiert und motorisch höchst unruhig. Das Angstgefühl, von dem er nach dem Angina-pectorisSchmerz in hohem Maß ergriffen war, hätte dem diagnostischen Zugrifi leicht durch seine erregte Sorge um die liegenbleibende Arbeit verstellt werden können. Tabelle 5: Schmerzdauer beim Myokardinfarkt a) nach Parkinson und Bedford Schmerzdauer 1 bis 6 Stunden 6 bis 24 Stunden 12 bis 36 Stunden 36 Stunden Zahl der Fälle 41 24 22 13 b) nach Vater und Mitarbeiter Schmerzdauer Zahl der Fälle 25 unter 1 Stunde 95 1 bis 4 Stunden 136 4 bis 24 Stunden 31 24 bis 48 Stunden 27 über 48 Stunden Prozent 8 30 43 10 9 Der Schmerz ist beim Herzinfarkt nicht während seiner ganzen Dauer gleich stark, er pflegt vielmehr an- und abzuschwellen und sich rhythmisch langsam noch zu steigern oder dann abzuflauen. Sehr lange Dauer hat sich als prognostisch noch ungünstiger erwiesen als hohe Schmerzintensität, die freilich weniger leicht zu objektivieren ist. Beide müssen auch nicht miteinander verkoppelt sein. Wichtig für die Differentialdiagnose sind vor allem auch die Begleiterscheinungen des Schmerzes. Sie treten beim Herzinfarkt zahlreicher und ausgeprägter auf als bei der Angina pectoris. Angst und Vernichtungsgefühl können auch den schweren Angina-pectoris-Schmerz begleiten, klingen aber mit dem Schmerz in der Rege! sofort wieder ab, während sie beim Herzinfarkt überdauern oder dem Schmerz erst folgen, vorauseilen oder auch isoliert auftreten können. Erbrechen ist bei Angina pectoris Ausnahme, beim Myokardinfarkt häufig (Sigler: 15%, Jacobs 2 4 % , Wright und Mitarb.: 3 0 % , Bean sogar 58%), kommt auch als Initialsymptom und vereinzelt monosymptomatisch vor. Die Kranken haben begreiflicherweise im akuten Stadium kein Interesse an Nahrungsaufnahme. Viele aber haben über die ersten Tage hinaus eine ausgeprägte lnappetenz, die in manchen Fällen nach vorübergehender Besserung Tabelle 6: Differentialdiagnose zwischen Angina pectoris und Myokardinfarkt Angina pectoris Myocardinfarkt Schmerzauslösende Faktoren Intensität Anstrengung, Kälte, Nikotin verschieden Lokalisation Fernlokalisationen herznahe selten Ausstrahlungen vorwiegend linker Arm Dauer verschieden, selten über V2 Std. Nitroglycerin Herztöne Perikardreiben Tachykardie Arrhythmien hilft fehlen oft/häufig psych. Emotionen wo vorhanden: schwer Vernichtungsgefühl meist diffuser Brustschmerz häufiger li./re. Arm, Hals, Unterkiefer, Bauch, Rücken mehrere Stunden bis mehrere Tage hilft nicht, steigert sogar öfter Puls unverändert oder gespannt Blutdruck unverändert oder erhöht Herzinsuffizienz Schock Fieber ohne Zusammenhang nicht vorhanden nicht vorhanden Elektrokardiogramm Erregungsrückbildungsstörungen (können fehlen) RS-T-Hebungen übergehend in T-Negativität R-Potentialverluste unverändert unverändert unbeeinflußt unbeeinflußt beschleunigt Leukozyten Blutzucker Elektrophorese Transaminasen unverändert unverändert nicht vorhanden nicht vorhanden nicht ausgelöst gelegentlich als auslösendes Moment leise/Galopprhythmus häufig fast immer vorhanden häufig, besonders Extrasystolen außerdem: Vorhofflimmern, Kammertachykardien Kammerflattern/flimmern Block oft klein/Alternans, Pulsus inäqualis meist erniedrigt Zu Beginn selten erhöht häufig Linksinsuffizienz/Lungenödem häufig häufig Laborbefunde: BSG vermehrt erhöht cc2-Globuline vermehrt, später oft die ß-Globuline erhöht, vor allem SGOT, LDH und CPK erneut auftritt, besonders wenn es zur Stauung der Leber kommt. Manchmal tritt beim Herzinfarkt Stuhldrang und sogar Diarrhöe auf. Die Patienten fühlen sich zur Toilette getrieben, wo sie nicht selten beim Preßakt ihrem Infarkt erliegen. Häufiger dürfte wohl in der akuten Phase eine Obstipation sein, und es ist aus dem eben Gesagten klar, daß wir die erste Entieerung fürchten, daß wir sie erleichtern und sorgfältig überwachen müssen. Auch Meteorismus, Aufstoßen und Sodbrennen begleiten oder verwirren vielfach das Erscheinungsbild des Myokardinfarktes, und es leuchtet ein, daß die Neigung zu gastrointestinalen Begleitsymptomen mit der nicht seltenen Verlagerung des Schmerzes in das obere Abdomen gerade beim Herzinfarkt die Gefahr verhängnisvoller Fehldiagnosen hervorruft. Eine weitere Hilfe bieten uns medikamentöse Wirkungen bei der Differentialdiagnose der Brustschmerzen an. Die unterschiedliche Wirksamkeit der Nitrite bei der Angina pectoris und beim Myokardinfarkt ist seit langem bekannt und im Zweifelsfall empfiehlt es sich immer in der Praxis zu prüfen, ob Nitrite auf den Schmerz Einfluß haben oder nicht. Das Ausbleiben einer schmerzlösenden Wirkung kann aber nicht nur zur Unterscheidung des Herzinfarktes von der unkomplizierten Angina pectoris, sondern auch zur Differenzierung neurovegetativer, psychoneurotischer und auch durch ein Halswirbelsäulensyndrom hervorgerufener Schmerzen gegenüber Angina pectoris dienen. Bei Myokardinfarkt mit drohendem Schock ist die Anwendung von Nitriten allerdings wegen der Gefahr einer Verschlimmerung kontraindiziert, zur Diagnose ja aber auch entbehrlich. Da wir gerade bei der Diagnose ex juvantibus stehen, darf im Vorgriff auf Folgendes noch auf zwei weitere differentialdiagnostische Möglichkeiten der Therapie hingewiesen werden: auf die Unterscheidung des Myokardinfarkt-Schmerzes gegenüber dem herznahen Schmerz beim HWS-Syndrom und gegenüber dem Perikarditisschmerz. Walz und Jung haben kürzlich darüber berichtet, daß beim Herzinfarkt Aikaloide oft nach den ersten Tagen nicht mehr so günstig auf Schmerzen wirken wie zuvor und Irgapyrin oder Butazoludin dann prompte schmerzlindernde Wirkung entfalten. Sie nehmen bei solchen Fällen an, daß der Schmerz dann nicht mehr auf der Myokardischämie beruht, sondern auf einer Begleitperikarditis, wofür nach Lage der Dinge perikarditisches Reiben natürlich nur in einem Teil der Fälle zum Beweis herangezogen werden kann. Ähnlich kann der Brustschmerz beim HWS-Syndrom gegenüber Angina pectoris und fschämieschmerz durch die Unwirksamkeit der Nitrite einerseits, die schmerzlindernde Wirkung von Analgeticis der Pyrazolonreihe andererseits abgegrenzt werden. Wenn uns die differenzierte Betrachtung des Herzschmerzes und seiner Begleiterscheinungen noch nicht zu einer eindeutigen Diagnose verholten hat, so wird uns eine eingehende physikalische Untersuchung weiterhelfen, erst recht die Exploration mit den Hilfen, die uns das klinische Laboratorium heute bietet. Fieber, Blutdruckabfail, stark erhöhte Pulsfrequenz, Veränderungen des Pulses, Pufsus alternans oder inaequalis bei erhaltener Rhythmik, Galopprhythmus, perikardiales Reiben, schließlich der Schock gehören nicht zum Bild der Angina pectoris, ihr Vorkommen spricht daher fast immer für Infarkt. Die meisten Laborbefunde, mit Ausnahme des Elektrokardiogramms, sind bei der Angina pectoris normal, während beim Myokardinfarkt Leukozytose, Blutzuckeranstieg (manchmal mit Glykosurie), Blutkörperchensenkungsbeschleunigung, Steigerung der Alpha-2-Globuline und der Transaminasen in der ersten Krankheitswoche selten fehfen. Das EKG zeigt bei der Angina pectoris vielfach Erregungsrückbildungsstörungen, also Senkung der ST-Strecke und Abflachung von T als konstanten oder auch nur im Anfall vorhandenen oder während des Anfalls deutlicher erscheinenden Befund. Demgegenüber kommt es beim Herzinfarkt durch Anhebung von ST zu der charakteristischen monophasischen Deformierung, in einigen Brustwandableitungen vor allem zu Potentialverlusten von R. Später entwickeln sich die typischen spitznegativen T-Veränderungen. Es ist nicht Aufgabe dieses Referats, auf die Lokalisationsdiagnose des Herzinfarktes aus dem EKG einzugehen, wohl aber auf die diagnostische Lücke bei fehlenden EKG-Veränderungen noch einmal hinzuweisen, die sich in den oft lebensentscheidenden ersten 24 Stunden verhängnisvoll auswirken kann. Ein „stummes EKG" liegt nach den Erfahrungen des Schrifttums im akuten Infarktstadium in 30—40% der Fälle vor. Fortlaufende EKG-KontroJIen liefern aber doch in überwiegender Mehrzahl im Lauf der ersten Woche den Infarktnachweis. Viele elektrokardiographisch stumme Herzinfarkte sind durch Untersuchungen der Transaminasen, vor allem der CPK und der SGOT zu entlarven. Die Treffsicherheit der Transaminasenuntersuchung für die Diagnose des Herzinfarktes ist mindestens ebenso groß wie jene des Elektrokardiogramms, wo nicht größer, zumal nach den Verbesserungen der Technik, auf die ich hier nicht eingehen kann. Ein Hinweis auf die Zusammenhänge zwischen der Größe des Infarktes und der Höhe des Peaks beim Transaminasenanstieg darf aber auch in dieser differentialdiagnostischen Betrachtung nicht fehlen. Häufiger noch als zwischen Angina pectoris und Herzinfarkt zu entscheiden, dürfte in der Sprechstunde die Aufgabe auf uns zukommen, zwischen neurovegetativen oder psychogen ausgelösten Beschwerden und organischen Koronarerkrankungen zu differenzieren. Georg Grund, ein Meister der Anamnese, sagte, daß bei psychogenen Brustschmerzen meistens Herzklopfen vorausgehe, oft Tachypnoe. Angstgefühle lösen den Schmerz aus, nicht wie bei den organischen Kranzgefäßkrankheiten der Schmerz die Angst. Psychische Affekte, besonders unlustbetonte, dienen oft als auslösende Faktoren. Der Schmerz wird fast immer im unteren linken Brustraum angegeben, sehr präzise lokalisiert, strahlt seltener aus als bei Angina pectoris. Der Schmerz wird häufiger ais Stich bezeichnet denn als Druck oder Umklammerung oder Brennen. Die Kranken haben im Anfall eher den Drang zu ängstlichem Umhergehen als zur Einhaltung von schonender Ruhe (nicht zu verwechseln mit der oben erwähnten motorischen Unruhe des Infarktkranken) und geben dem Arzt oft eine genaue Beschreibung ihres schlechten Aussehens im Anfall. Übermäßiger AJkohoJ- und Nikotingenuß spielen nicht selten eine auslösende Rolle. Die Schmerzen sind eher einer psychotherapeutischen Behandlung als einer solchen mit Medikamenten zugänglich und sprechen besser auf Beruhigungsmittel als auf schmerzstillende Substanzen an. In den seltensten Fällen wirken körperliche Anstrengungen anfallfördernd. In vielen Fällen kann eine körperlich aktivere, sportlichere Lebensweise günstigen Einfluß ausüben, in einer Statistik von Masfer und Mitarb, erscheinen bei psychogen ausgelösten Beschwerden zusammenschnürende Schmerzen seltener, die präkordiale Lokalisation häufiger, die substernale seltener, die Auslösung durch körperliche Belastung dreimal seltener, das spontane Auftreten etwa doppelt so häufig als bei Koronarerkrankungen. So wächtig die Unterscheidung kardialer von extrakardial verursachten Schmerzen in der Brust ist, so schwierig kann sie im Einzelfall sein, obwohl die verschiedene sensible Innervation der Brustwand und der Brusteingeweide verschiedene Schmerzbilder macht. Auch das HWS-Syndrom kann mit Schmerzen in der Herzgegend einhergehen, die aber in der Regel leicht von der Angina pectoris und erst recht vom Myokardinfarkt zu unterscheiden sind. Tabelle 7 Differentialdiagnostische Unterschiede zwischen Halswirbelsäulen-Syndrom und Myokardinfarkt Alter Geschlecht Auslösende Faktoren HWS-Syndrom Myokardinfarkt häufig beginnend zwischen 30. und 40. Lebensjahr keine ausgesprochene Geschlechtspraevalenz (Männer geringfügig häufiger befallen als Frauen) Traumen ungeschickte Bewegungen Zugluft, Durchnässung (Erkältung) hauptsächlich zwischen 45. und 65. Lebensjahr Männer wesentlich häufiger betroffen als Frauen Schmerz vom Nacken ausstrahlend in eine oder beide Schultern und Arme manchmal interskapulär Todesangst, Vernichtungsgefühl Kopfschmerz Bewegung schmerzhaft und behindert Ausstrahlung nicht in Bauchregionen Schmerzcharakter nie krampfartig sehr selten, aber möglich neuralgiformer Hinterhaupt- und Nackenschmerz typisch im Sinne des Sympathikusreizes verlaufend ein- oder beiderseitig segmental Aufregungen/Anstrengungen meist beginnend als unerwartetes Ereignis substernal, linkspräkordial Ausstrahlungen in linke Brust, linke Schulter, linken Arm, linke Hals- und Schläfenseite usw., femer in den Oberbauch Vegetative Störungen Sensibilitätsstörungen Blutdruck Schock Rhythmusstörungen Puls Herztöne Elektrokardiogramm Röntgenologie Herzveränderungen Lungenstauung Wirbelsäule Entzündliche und sekretorische Laborbefunde vertebrale und paravertebrale Druckempfindlichkeit Steigerung als sympathikotonische Schmerzreaktion fehlt (äußerst selten Verletzungsschock infolge Schmerzreaktion bei perakutem Auftreten) selten (Extrasystolen, Tachykardie) unverändert rein, normal laut unverändert krampfartige Schmerzen sind typisch fast immer vorhanden Ausstrahlungen in linke Halsseite, Kieferwinkel und Schläfenregion im Sinne eines vagotonischen Entlastungsreizes vorkommend Headsche Zonen linkspraekordial ferner im linken Ulnarisbereich umschriebene Druckempfindlichkeit der praekordialen Region Steigerung in der ersten Anfalisphase möglich, später sehr häufig Blutdruckabfall häufig sehr häufig und vielseitig klein / Alternans / Pulsus inaequalis oft leise/ Galopprhythmus / perikarditisches Reiben Infarktsyndrom Vergrößerung Bewegungsstumme Randzonen Pulsationsanomalien (Kymogramm) Aortensklerose oft vorhanden fehlen fehlt Arthrosen und, Streckhaltung der HWS nicht immer nachzuweisen fehlen Tabelle 7 weist auf die geringere Praevalenz des männlichen Geschlechts, den Beginn in jüngerem Alter, traumatische und thermische Auslösungsfaktoren, die andersartige Lokalisation begleitender Schmerzen im Hals- und Schultergürtel, die neuralgiformen, oft migräneartigen Hinterhauptkopfschmerzen, vertebrale und paravertebrale Druckempfindlichkeit, das Vorliegen von Myogelosen, sympathikotone Reaktionslage und Sympathikus-EKG, das Fehlen echter Herzbefunde, des Fiebers und der typischen Serum-Blutbefunde als wesentliche Unterscheidungsmerkmale hin. So einfach sich hier die Differentialdiagnose erweist, so schwierig kann sie doch im Einzelfall werden, wenn ein Patient mit bekanntem HWS-Syndrom einen Herzinfarkt erleidet, der dann leicht zu spät erkannt wird, oder wenn ein Patient mit Herzinfarkt auch eine Spondyiarthrosis der Halswirbelsäule hat, die nun bei der erzwungenen Bettruhe durch ungünstige Lage stärkere Beschwerden macht, die irrtümlich dem Infarkt zur Last gelegt werden. i/Vir haben uns selbst vor kurzem einige Tage beirren lassen, weil bei einem Kranken mit Herzinfarkt noch in der Bewegung unbehindert oft vorhanden Arthrosen bei höheren Altersklassen häufig vorhanden in typischer Weise vorhanden (vergl.Tab. 6) zweiten Woche minutenweise auftretende Schmerzen scheinbar dem Charakter der Angina pectoris entsprachen und wegen der begleitenden Angst vom Patienten als fast unerträglich geschildert wurden. Die intensivierte koronarprotektive Therapie versagte, während die Behandlung mit einem Analgeticum und Muskelrelaxans sofort und nachhaltig schmerzlindernd wirkte. Bei einem anderen Patienten mit Herzinfarkt wurde durch die schmerzlösende Wirkung einer im Liegen vorsichtig durchgeführten chiropraktischen Maßnahme die Nebendiagnose gestellt und in der Weiterbehandlung erfolgreich berücksichtigt. Weit schwerer kann die Differentialdiagnose des Herzschmerzes oder herznahe gelegener Schmerzen bei den verschiedenen visceralen Erkrankungen des Thorax zu stellen sein, von denen vor allem die Lungenembolie (Tab. 8} und das Aneurysma dissecans (Tab. 9) mit dem Myokardinfarkt einen ähnlichen dramatischen Beginn teilen können. Die Thrombose, die der Lungenembolie vorausgeht, ist Tabelle 8 Differentialdiagnose zwischen Lungenembolie und Myokardinfarkt Klinische Symptome Lungenembolie Myokardinfarkt Vorgeschichte Thrombosen Herzerkrankungen Operationen perakut außer Angina pectoris keine Vorkrankheiten Beginn Schmerzcharakter atem(inspirations-)abhängig keine Ausstrahlung Pulsfrequenz Blutdruck Herztöne Perikardreiben Pleurareiben Dyspnoe Fieber stark erhöht meist von Anbeginn erniedrigt verstärkter P II fehlt manchmal vorhanden Atmung oft beschleunigt Atemnot schlagartig einsetzend anfangs Blässe, später oft Cyanose meist von Anbeginn vorhanden oft als Initialsymptom vor oder mit dem Schmerz meist frühzeitiges Symptom Leukozytose Blutzucker Transaminasen vorhanden unverändert Veränderungen bei Leberstauung ikterus abdominelle Symptome häuffg äußerst selten (bei basaler Pleurabeteiligung) fehlt Sin ustach ykardie Rechtsüberlastungszeichen Schock/Kollaps Erbrechen Elektrokardiogramm in vielen Fällen unbekannt und manchmal auch nach dem embolischen Ereignis nicht zu lokalisieren. Ein Herzschmerz, der plötzlich nach längerer Bettruhe oder nach einer Operation auftritt, ist aber eher auf Lungenembolie verdächtig als auf einen Herzinfarkt. Dieser Schmerz ist meist auffallend atemabhängig, die Atmung ist dann beschleunigt aber inspiratorisch behindert, während beim Herzinfarkt Dyspnoe nur bei Herzinsuffizienz, vorwiegend beim Lungenödem, auftritt und die Inspiration unbehindert und schmerzfrei ist. Pleurareiben spricht für Lungenembolie, Perikardreiben für Herzinfarkt. Beide Ereignisse können zum Schock führen, der die Lungenembolie vielleicht noch etwas häufiger begleitet als den Herzinfarkt und gelegentlich noch vor dem Schmerz auftritt. Kranke mit Lungenembolie sind zunächst sehr bSaß mit einer wert auffallenderen Blässe als die Herzinfarktpatienten — und sie werden erst später cyanotisch. Die Überlebenden bekommen fast alle Fieber und neigen zu entzündlichen und einschmelzenden Lungenkomplikationen. Nicht selten tritt Ikterus auf, sogar bei kleineren Embolien und Lungeninfarkten, aber äußerst selten abdominelle und fast nie gastroenterale Erscheinungen. Im allgemeinen setzen alle Störungen bei Lungenembolie noch perakuter ein als beim Herzinfarkt, auch noch unerwarteter, denn es fehlen die diesem eigenen prämonitorischen Herzbeschwerden. Trotz des schweren Angriffs auf die Existenz erleben die Kranken bei Lungenembolie selten jenes Angst- und Vernichtungsgefühl, an dem die Herzinfarktpatienten leiden. Nur das Erstikkungsgefühl der sofort tödlich verlaufenden Fälle dürfte plötzlich oder allmählich häufig prämonitorische Herzbeschwerden zusammenschnürend, beengend, drükkend, herznah aber mit häufigen Ausstrahlungen herzferne Lokalisationen erhöht/mit typischen Arrhythmien meist erst im Verlauf absinkend leise / Galopprhythmus oft vorhanden fehlt nur bei Lungenödem schmerzfreie, unbehinderte Inspiration weniger plötzlich und meist nach dem Schmerz beginnend nur in einem Teil der Fälle weniger hoch vorhanden erhöht Veränderungen nahezu obligat (SGOT, SGPT, LDH, CPK) sehr selten nicht selten als Fernschmerz häufiges Frühsymptom RS-T-Hebung in negatives T übergehend R-Potentialverluste ventrikuläre Extrasystolen der angstvollen Herznot des Herzinfarktpatienten vergleichbar sein. Einige Laborbefunde — Blutsenkungsbeschieunigung, Leukozytose — sind ähnlich, die meisten verschieden, so daß das Labor vieles zur Differentialdiagnose beitragen kann (vergl. Tabelle 8). Das Elektrokardiogramm zeigt im Gegensatz zum Herzinfarkt die typischen Zeichen der Rechtsbelastung mit einer Sinustachykardie. Es können sich aber gelegentlich auch EKG-Veränderungen zeigen, die differentialdiagnostisch schwieriger gegen jene des Herzinfarktes abzugrenzen sind. Röntgenologisch entspricht dem Lungeninfarkt der typische keilförmige Schatten, der seitlichen Thoraxwand breit aufsitzend und mit der Spitze zum Hilus weisend, oder ein rundlicher Schatten. Das Zwerchfell steht auf der erkrankten Seite hoch. Häufig entsteht das Bild eines akuten Cor pulmonale, das sich in vielen Fällen zurückbildet. Auch das Aneurysma dissecans der Aorta oder das intramurale Aortenhämatom (Wollheim und Zißler, Tabelle 9) beginnt plötzlich mit sehr heftigem, schneidendem oder reißendem Schmerz, der rasch zu einem schier unerträglichen Maß ansteigt und nun andauert. Schon durch diese Charakteristik unterscheidet sich der meist retrosternal empfundene Schmerz von dem des Herzinfarktes. Er strahlt häufiger zum Rücken, auch zum Hals, zum Hinterhaupt, ins Gesicht, zum Ohr, ferner ganz abweichend von dem Herzinfarktschmerz, in die Lumbaigegend, ins Becken und die Femoralregionen aus. Der Blutdruck ist im Gegensatz zum Myokardinfarkt meist erhöht — Werte bis 250 mm Hg — Tabelle 9 Differentialdiagnose zwischen Aneurysma dissecans der Aorta (intramurales Aortenhämaton) und Myokardinfarkt (akutes Stadium) Schmerz Lokalisation Ausstrahlungen Herztöne Blutdruck Puls Dysphagie Anämie Fieber Bewußtlosigkeit Augensymptome Nervensystem Elektrokardiogramm Röntgenbefunde Laborbefunde Aneurysma dissecans Myokardinfarkt plötziich beginnend sehr heftig, konstant schneidend, reißend substemal allmählich anschwellend periodisch krampfartig umklammernd substernal, praekordial abdominal vorwiegend links: Schulter, Arm, Hals, Unterkiefer, Schläfe leise Galopprhythmus meist abfallend seitengleich Rücken, Hinterhaupt, Lumbaigegend, Femoralgegend manchmal diastolische Geräusche Aortendoppelgeräusche meist stark erhöht oft seitenverschieden oft seitenverschieden gewöhnlich vorhanden oft schwere, rasch zunehmende Anämie nicht typisch kommt öfter vor Amaurose kommt vor starke Vagussymptome, Sensibilitätsstörungen, Paresen keine oder unspezifische Veränderungen umschriebene Vorwölbung der Aorta, sonst schwer deutbar bei Hämoperikard typische Änderung des Herzschattens hohe Leukozytose keine Erhöhung der Transaminasen u. U. rasche Rest-N-Steigerung aber seüendifferent; seitenungleich dann auch der Radialispuls. Zeichen stärkster Vagusreizung wie Übelkeit, Erbrechen, Stuhldrang, Schweißausbruch, Kälte der Extremitäten geben differentialdiagnostische Hinweise, ferner das Auftreten von Heiserkeit, Paresen, Sehstörungen, Hämaturie, schwerer und rasch zunehmender Anämie, Bewußtlosigkeit. Im EKG fehlen Veränderungen oder sind uncharakteristisch. Die Leukozytose kann sehr hoch sein, aber die Transaminasen spielen nicht wie beim Herzinfarkt mit. Röntgenologische Befunde sind oft schwer zu erfassen oder zu deuten. Manchmal können sie denen eines gewöhnlichen Aortenaneurysmas entsprechen oder einen doppelten Aortenschatten ergeben. In der Erfüllung des mir erteilten Auftrags, über die Differentialdiagnose des Herzschmerzes zu sprechen, lag mir Tachykardie P. alternans P. inaequalis selten keine meist vorhanden nicht vorhanden keine Sehstörungen nur bei thromboembolischen cerebralen Komplikationen meist typische Veränderungen keine typischen Befunde Leukozytose Blutzuckererhöhung SGOT- und CPK-Steigerung daran, möglichst vieles von dem differenten und differenzierten Wesen dieses Schmerzes selbst, von seiner Erscheinungsform und seinem Auftreten, seiner Dauer, Intensität und Lokalisation zur Sprache zu bringen, also den Schmerz selbst über seine differentialdiagnostischen Werte aussagen zu lassen. Nur das Nötigste von der umfangreichen und komplizierten Detektivarbeit des Laboratoriums — die uns unentbehrlich geworden ist — habe ich mitsprechen lassen. Es galt in erster Linie herauszustellen, wie vieles in der Praxis entschieden werden kann, ehe weitgehendere Möglichkeiten der Diagnostik greifbar sind, denn von dieser ersten Entscheidung hängt so vieles ab, hängen nicht selten Leben und Existenz unserer Kranken ab. Anschrift des Verfassers: Prof. Dr. Kj. BLUMBERGER, 875 Aschaffenburg, Kobellstr. 1a HEPATICUM-MEDICE Entero-hepatisches Regulans 1 Tablette täglich Aus dem Max-Planck-Institut Leiter: Prof. Dr. H. Glatzel für Ernährungsphysiologie Dortmund, Klinisch-Physiologische Abteilung, Der Einfluß der Ernährung auf den Nebennierenrsndenhormonhaushalt beim alternden Menschen 1. Die zunehmende mittlere Lebenserwartung des Menschen, das Problem des alternden und alten Menschen in der modernen Gesellschaft sowie die Tendenz, alte Menschen in Altersheimen und Hospitälern unterzubringen, zwingen heute Ärzte, Pflegepersonal und zuständige staatliche Instanzen zu detaillierten Überlegungen, nach welchen Kriterien diese alten Menschen zu versorgen sind. Dabei steht sicher die Frage einer quantitativ und qualitativ ausreichenden Ernährung mit im Vordergrund, mit der unter Berücksichtigung physiologischer Involutionsprozesse essentielle Funktionen einschließlich endokriner Aktivität optimal aufrechterhalten werden können. Unter den endokrinen Funktionen nehmen die Hormone der Nebennierenrinde (NNR) eine zentrale Stellung ein. Die Funktionsfahigkeit der NNR wird von verschiedenen Umweit- und Nahrungsfaktoren beeinflußt, die an mehreren Punkten eines Regulationssystems angreifen, wie es in Abb. 1 dargestellt ist (1). Psycholog Emfluss alhormon, das Testosteron. Dazu kommen die teilweise androgenwirksamen und als 17-KS ausgeschiedenen Androstandion, Dehydroepiandrosteron, Androsteron und Aetiocholanolon. 3. Cis-Steroide: Diese sind die östrogene, sie haben das C-Atom in Stellung 10 verloren. Durch einen aromatischen Ring A haben sie phenolischen Charakter. Das wichtigste ist das östrioi. Pregnenolon 37 Hydrojiypregnenoion Ernährung Prag? stero n r NNR/ Zentralnervensystem CH20H HO 1 C=0 \ 17-Hydro xyprogesteTon NNR/ NNR T# Ov•\fNNRJ 1 / CH2OH C=0 OH t t HypophysenHypothalamusKomplex Dehyüroepiandrcsteron Endokrine Drusen Er folgsor gane Negative Ruckkoppelung Daraus geht hervor, daß die Regulation der NNR-Funktion durch die Ernährung direkt und indirekt möglich ist. Darin liegt aber auch die Fülle unterschiedlicher Ergebnisse und Interpretationen zahlreicher Arbeiten begründet, die sich mit den Auswirkungen verschiedener Kostformen auf die NNR befassen. Abb. 2: Biosynthese der Steroidhormone. NNR = Nebennierenrinde; Ov — Ovarien; Te = Testes. Die eingeklammerten Organe können zwar die Umwandlung vermitteln, quantitativ spielt die angegebene Reaktion jedoch keine Rolle. Die NNR-Hormone gehören zu den lebenswichtigsten Stoffen. Man unterscheidet bei den C2i-Corticosteroiden zwei wesentliche Wirkungen: 1. Die mineralcorticoide Wirkung: Na-Retention, K-Ausscheidung, am stärksten wirksam ist Die NNR-Hormone leiten sich chemisch systematisch vom das Aldosteron, am wenigsten das Cortisol. Pregnan ab, einem Kohlenwasserstoff, der ß-ständig eine 2. Die glucocortieoide Wirkung: Seitenkette von 2 C-Atomen trägt. Förderung der Glycogenbildung in der Leber, vor allem aus Die Biosynthese geht aus vom Cholesterin. Erstes faßbares den Proteinen. Bezüglich der Proteineinschmelzung, der Umwandlungsprodukt ist das Pregnenolon. Dieses wird de„katabolen" Wirkung, ist das Cortisol am stärksten wirkhydriert zu Progesteron, dem Hormon des Corpus luteum sam. Der Mechanismus wird heute mit einer Enzymindukund gleichzeitiger Vorstufe der Corticoide, die noch weitere tion erklärt, d. h. bestimmte Enzyme des Aminosäure-StoffHydroxylgruppen enthalten (Abb. 2). Die Einführung der wechsels wie z. B. die a-Ketoglutarat-Transaminase, die Hydroxylgruppen geschieht durch streng spezifische SteTryptophanpyrollase werden neu gebildet. roidoxygenasen (Hydroxylasen). In Abhängigkeit von der Anzahl der C-Atome unterscheidet man folgende Steroide: Antagonistisch dazu wirken hinsichtlich des allgemeinen Stoffwechsels die Ci9-Steroide, die Androgene. Sie fördern 1. C2i-Steroide: den Proteinaufbau — „anabole" Wirkung —, indem sie die Diese Corticoide kreisen zu 8 0 % an ein a2-GIobulin (TransStickstoff-Retention fördern. Sie stehen in einem dynami- ' cortin) — gebunden im Blut und werden in der Leber durch sehen Gleichgewicht mit den katabolen Hormonen. Am Reduktion der C3-Ketongruppe inaktiviert. Dabei werden stärksten wirksam ist das Testosteron. Seine Ausscheisie an Gfucuronsäure gekoppelt und erscheinen als Gludungsprodukte sind u. a. die weniger oder nicht aktiven curonide im Harn. Die Metaboliten des Cortisols (17-OHCS) 17-KS, die beim Manne zu 2/s aus der NNR, zu V3 aus den sind mit der Porter-Silber-Reaktion meßbar (2). Durch Abspaltung der Seitenkette bei C17 entstehen die 17- Testes, bei der Frau vollständig aus der NNR stammen. Ketosteroide (17-KS), die gleichfalls im Harn als GlucuroIV. ,l nide (seltener als Sulfate) ausgeschieden und mit der Zimmermann'schen Farbreaktion gemessen werden (3). Auch die Nebennieren unterliegen mit zunehmendem Alter' 2. Ci9-Steroide: bestimmten Veränderungen. So ist bekannt, daß die AusDas wichtigste aus dieser Gruppe ist das männliche Sexuscheidung der 17-OHCS vom Lebensalter abhängig ist (4). mg/ mg/ 2ihrs 201B- 2078- 76- 76- 14 - 14- 12 10- 12 10- ^^%^^^^^%^^- 3- 8- 64 - $ w 1 6- 4- i^lfli-llliilllllflf 22 Q 0 (1 10 20 30 40 50 60 70 80 0 10 20 30 40 SO 60 70 80 Lebensalter in Jahren Abb 3 Ausscheidung der totalen 17-Hydroxycorticosteroide (totale 17-OHCS) in Abhängigkeit vom Lebensalter (Aus Jorgensen, M • Acta endocr 26 [1957], 424) Wie aus Abb 3 hervorgeht, sind diese Unterschiede jedoch relativ gering. Für die Funktion der NNR aufschlußreicher sind Untersuchungen von Samuels (5). Danach liegen zwar die Plasmawerte bei 66—92 Jahre alten Personen eher etwas hoher als bei jüngeren, jedoch der Austausch der NNR-Hormone vom Cortisoltyp zwischen Blut und Gewebe und der Stoffwechsel des freien aktiven Cortisols sind vermindert Das Gleichgewicht wird dadurch erhalten, daß basal und unter akuten oder chronischen Streß-Situationen (experimentell durch ACTH-lnfusionen) weniger Cortisol in der NNR gebildet wird (5, 37) Die Cortisolsekretionsraten, bestimmt mit radioaktiv markierten Steroiden, sind mit zunehmendem Alter erniedrigt (6) — Eine der eindrucksvollsten Veränderungen, die mit dem Alternsprozeß beim Menschen und anderen höheren Lebewesen verknüpft sind, ist der Wechsel der Sexualfunktion Dieser ist besonders ausgeprägt bei der Frau mit dem Erloschen der Öslrogenproduktion und der resultierenden Menopause Beim Mann sind die Veränderungen undeutlicher und unregelmäßiger, obwohl histol Untersuchungen der Testes klar aufzeigen, daß Umwandlungen stattfinden Der Abfall der 17-KS-Ausscheidung ist verglichen mit dem der 17-OHCS wesentlich starker (Abb 4). 0 70 20 30 40 50 60 70 SO 90 0 70 20 30 40 50 60 Lebensalter in Jahren Abb 4 17-Ketosteroid-Ausscheidung bei Frauen und Mannern in Abhängigkeit vom Lebensalter (Aus Hamburger, C: Acta endocr 1 [1948], 19) Im einzelnen wurde gefunden daß mit zunehmendem Alter die Verminderung der 11-Desoxy-17-KS, der Androgenmetaboliten, großer ist als die der 11-Oxy-17-KS, der Cortisolmetaboliten (8—10) Die Metabohten des Testosterons und des A4-Androstendions, des hauptsächlichen NNR-Androgens, nehmen zwischen dem 15 und 20 Lebensjahr kontinuierlich zu, um vom 30 Lebensjahr an wieder deutlich abzufallen Dabei ist der absolute Abfall eindeutiger als der prozentuale Die 11-Oxy-17-KS zeigen ein den Androgenmetaboliten entgegengesetztes Verhalten Der prozentuale Anteil nimmt eher zu, der absolute Abfall ist wesentlich geringer Auch das Verhältnis von Androsteron/Aetiocholanolon ist im Aller zugunsten des inaktiven AetiocholanoSons verschoben Der Quotient 17-KS/17-OHCS wird als brauchbares Maß für das physiologische Alter der NNR angesehen (Abb 5) Nach Abbo (11) zeigt er einen Abfall mit zunehmendem Alter, der sich durch eine Regressionsgerade ausdrucken laßt Es wird angenommen, daß ein erniedrigtes Verhältnis von 17-KS/17-OHCS durch Überwiegen der katabol-wirksamen Hormone den Alternsprozeß beschleunigt (12, 13) bei Herzinfarktpatienten lag es beispielsweise niedriger als bei gesunden Vergleichspersonen Sicher hat es auch eine physiologische Bedeutung beim Cushing, manchen Diabetesfoimen, bei der Hypertonie, Adipositas, Osteoporose und Artenosklerose 20 30 40 50 60 70 80 90 Age [years] Abb 5 Verhältnis 17-KS/17-OHCS in Abhängigkeit vom Alter nach Abbo, F E J Geront 21, 112 (1966) V Die bis heute vorliegenden experimentellen Untersuchungen ergeben noch kein klares Bild über den Einfluß der Ernährung auf den NNR-Hormonhaushalt Die Ergebnisse über den Effekt der Eiweißzufuhr auf Große und Funktion der NNR sind widerspruchlich (Zus Lit 14) Übereinstimmend jedoch steht fest, daß eine Minimum an Nahrungsprotein für eine normale Entwicklung und Funktion der NNR erforderlich ist Proteinmangel fuhrt zu Atrophie der Nebennieren, einer Verminderung ihres Gehaltes an Eiweiß, Phosphatiden, RNS und DNS Die Reaktion auf ACTH ist verzögert Auch die Hypophyse sezerniert weniger ACTH, Wachstumshormon und Gonadotropme (14—22) Dem stehen Befunde bei Patientinnen mit Anorexia nervosa entgegen, wonach histologisch eine überwiegend normale oder überwiegend breite Zona fasciculata gefunden wird, die Befunde sollen Veränderungen beim chronischen, manchmal auch akuten Hungerzustand gleichen Die Ausscheidung der Metabolite der NNR-Steroide zeigt eine leicht erniedrigte bis normale Basalausscheidung von 17-OHCS und 17-KS Es liegt jedoch kein Hinweis auf das Vorliegen einer NNR-Insuffizienz vor (38) Danach bleibt die NNR offenbar sehr lange in der Lage, ihre normale Funktion aufrechtzuerhalten Hohe Eiweißzufuhr bewirkt — als mögliches Zeichen größerer Aktivität — eine Verminderung des Cholestenngehaltes der NNR, eine höhere Funktionsbereitschaft in Streß-Sstuationen und einen beschleunigten Abbau von Plasmaalbuminen (23, 24) Bei Ratten fuhrt fortgesetzte Zufuhr von Leucin, Methionin und Glycin zu erhöhtem Corticosteronspiegel im Plasma und einem höheren Gehalt in der NNR (25, 26) Unter kohlehydratreicher Kost ist im Vergleich mit eiweißreicher Kost die Reaktionsbereitschaft im akuten Streß bei Ratten geringer (27, 28) Hunger fuhrt zu langsamerem Cortisonabbau in der Rattenleber, Glukosezufuhr normalisiert den Cortisonstoffwechsel wieder (29) Beim Menschen 244 Physik 9 Jahr führt absolute Nahrungskarenz zu verminderter Steroidausscheidung im Harn, es wird mehr unkonjugiertes Cortisol im Verhältnis zum konjugierten ausgeschieden. Alleinige Glukosezufuhr hat darauf keinen Einfluß (30). Niedrige Fettzufuhr scheint bei Ratten die Corticosteronsekretion zu vermindern (31, 32). Beim Menschen soll fettreiche wie fettarme Diät die 17-KS-Ausscheidung vermindern (33). Fettreiche Nahrung soll die NNR-Funktion stimulieren (34, 35). In langfristigen Untersuchungen haben wir bei gesunden jungen Männern im Alter von 18, 19 und 26 Jahren den Einfluß genau definierter Kostformen auf den Cortisoispiegel im Plasma und die 17-KS- und 17-OHCS-Ausscheidung Kostform 1 2 Kohlenhydrate Fett 8 0 % (vorw. Stärke) 1 0 % 8 0 % (vorw. Zucker) 1 0 % Eiweiß 60% 10% 4 50% 28% 22% Abb. 6 Kostformen bei eigenen Untersuchungen im Harn geprüft. Abb. 6 zeigt die Zusammensetzung der 4 Kostformen (36, 37). Dabei konnten wir keine kostabhängigen Veränderungen der Cortisolplasmawerte feststellen. Kurzfristige Fettbelastungen mit 1 g Olivenol/kg Körpergewicht blieben ohne Einfluß auf den Plasmacortisolspiegel, die 17-OHCS- und 17-KS-Ausscheidung im Harn. Die Cortisolmetaboliten (17-OHCS) im Harn stiegen unter fett- und eiweißreicher Grundkost etwas an. Die 17-KS-Ausscheidung lag unter eiweißreicher Kost am höchsten, allerdings ließen sich die Unterschiede statistisch nicht sichern (Tab. 1). Innerhalb der 17-KS-Fraktionen stieg Se Da} 1 Day 2 Da) 3 So D, D, Dj D, D2 Free l--hjdr< icosteroid • (mg) 0.220 «217 0.181 0.238 0 149 0.160 0 231 0.200 0 287 0 280 0 2S2 0 354 0 257 0 300 0 108 0 388 0.332 0 301 0 277 0 162 0 220 0 405 0 279 0 292 0 323 0 191 0.326 0 384 0 305 0 343 0 246 0.267 0 252 0.280 0 318 0 254 0 307 4 7T 5 68 3 87 4.38 6.32 4.96 5.70 6 32 4 08 198 3.25 6 35 0 266 0 237 0 352 0 209 0 293 0 273 0 293 1 _fc 0.019 Dayl Day2 Day 3 ± 0 0~l 4.77 7.10 7.66 5 70 7.86 7.71 5 57 7.70 7.33 Total 17 hydroxycorticoütcrc ds (mg) 4.77 2 58 3 94 5 90 4 91 7.38 5 00 6 42 7 20 6.88 8.56 4 85 5 67 5 71 6.68 6.51 7.09 6.87 6 91 4 14 ±0.38 Dayl Bay 2 Day3 14.19 11.36 15.15 12 SS 15.70 10 15 12 56 13 91 14 30 16 52 13 08 15 80 15.01 13 31 15.40 11 35 ± 0 20 17-ketosteroids (mg) 6 13 8 83 8 48 7.91 8 58 9.24 10 16 10.87 10 38 10.55 7 88 9.68 8 36 9 54 8 84 9.49 f> Sb 5 47 {• DS 3 77 3 96 3 18 5 10 4.23 5 20 ± 0 65 Each value represents the mean value of 3 analogous tesls. Differenees betwecn 2 values ascezlaiaed wäth p < 0.05 = x ; p < 0.01 = x x , p < 0 001 = xxx INulntio et lln W 9 No 3 (1967) Tab. 1 Ausscheidung der freien und gesamten 17-Hydroxycorticosteroide und 17-Ketosteroide im 24-Stunden-Ham. 245 ;hab. ahrg Androsteron Ha Se So 3,87 2,48 Aetiocholanolon Ha Se So 1,95 1,94 11 -Ketoandrosteron Ha Se So 0,39 0,24 11-Ketoaetiocholanolon Ha Se So 0,69 0,29 11-Hydroxyandrosteron Ha Se So 0,48 0,25 11-Hydroxyaetiocholanolon Ha Se So 0,22 Rest Ha 10% 30% Dl 17-Ketosteroidfrafctionen (mg/die) bezogen auf n = 9 Kostform Vp Kj K2 Vorfraktion 2,79 Ha 1,33 1,03 1,15 Se — So 0,70 4,46 3,47 Androstandion Ha 1,74 1,93 Se + DHEA 0,77 So - 10% 3 Ha Tab. 2 die Ausscheidung von Aetiocholanolon und 11-Ketoaetiocholanolon unter fett- und eiweißreicher Grundkost absolut und prozentual signifikant an (Tab. 2). Androstandion, Dehydroepiandrosteron >und Androsteron hatten im Durchschnitt unter kohlenhydrat- und eiweißreicher Kost ihre höchsten Werte. Der Quotient 17-KS/ Se So - - - - 0,16 0,16 0,22 - DHEA. K3 1,51 1,11 0,50 3,14 1,13 0,49 2,13 0,99 0,66 3,53 1,34 0,82 2,87 2,92 1,49 1,81 2,26 1,11 3,24 2,58 1,22 2,96 2,81 1,00 3,24 2,88 1,38 3,25 2,84 1,21 0,28 0,29 0,20 0,35 0,29 0,16 0,34 0,31 0,20 0,68 0,28 0,45 1,08 0,53 0,45 1,26 0,54 0,50 0,34 0,29 0,21 0,30 0,23 0,18 0,42 0,29 0,22 0,22 0,26 0,14 0,26 0,17 0,14 0,38 0,23 0,19 0,34 0,24 0,01 0,45 0,00 0,07 0,53 0,06 0,02 17-OHCS im Harn zeigte eine von der fett- über die kohlenhydratreiche zur eiweißreichen Kost ansteigende Tendenz. Damit stimmen wir überein mit Ergebnissen von Abbo (17), der unter cnoJestennarmer Diät bei 36—73 Jahre alten Mannern über einen Zeitraum von 3 Monaten eine Erhöhung des 17-KS-/17-OHCS-Quotienten in gleicher Größenordnung erzielte. Wie bereits aufgezeigt wurde, verschiebt sich das Verhältnis 17-KS/17-OHCS bei gesunden Menschen spätestens vom 30. Lebensjahr an. Das damit verbundene relative Überwiegen der katabol-wirksamen Glucocorticoide über die vorwiegend anabolen 17-KS führt zu einer vermehrten Bildung von Zucker aus Eiweiß. Das kann wiederum über eine ständige leichte Insulinübersekretion und Erhöhung des Insulinspiegels im Blut zu vermehrter Fettbi/dung aus Zucker führen, da ja dem Insulin sein Erfolgsorgan, — die Muskulatur —, in zunehmendem Maße fehlt. Durch ein Ansteigen der freien Fettsäuren im Blut wird aber zusätzlich die Insulinwirkung an der Muskulatur blockiert und am Fettgewebe eine Umwandlung von Zucker in Fett bewirkt. Das Resultat eines solchen Circuius vitiosus ist schließlich eine diabetische Stoffwechsel läge und die Neigung zu Fettsucht. So kann jede Verbesserung des Verhältnisses von anabolen zu katabolen Steroidhormonen, wie es durch fett- oder cholesterinarme Ernährung mit hohem Eiweißgehalt erzielt wird, neben ständigen funktionellen Reizen für die Muskulatur nur wünschenswert sein. Diese Erkenntnis sollte ihren Niederschlag in der diätetischen Beratung und Ver-, sorgung und der Beschäftigung des alternden Menschen. finden. VI. 1. Mit zunehmendem Alter tritt eine Sekretionsverminde- rung von Nebennierenrinden-Hormonen ein. Diese Veränderung trifft hauptsächlich die den Eiweißanbau fördernden, anabol wirksamen und als 17-Ketosteroide ausgeschiedenen Hormone, weniger die catabolen Corticosteriode (17-OHCS). Der Quotient 17-KS/17-OHCS wird Weiner. 2. Unter fett- oder cholesterinarmer, eiweißreicher Ernährung wird dieser Quotient zugunsten der anabolen 17Ketosteroide verbessert. Literatur 1. LAMMING, G. E.: Nutrition and the endocrine System. Nutr. Abstr. 36, 1-13 <19S6) 2. PORTER, C , and R. SILBER: J. biol. Chem. 1SS, 201 (1950) 3. Zus. Lit.: ZIMMERMANN, W.: Chemische Bestimmungsmethoden von Steroidhormonen in Körperflüssigkeiten. ßerlin/Göttingen/ Heidelberg (1955) 4. JÖRGENSEN, M.: Acta endocr. 26, 424 (1957) 5. SAMUELS, L. 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Klinik, Moorenstraße 5 Aus dem Fürst-Stirum-Krankenhaus Bruchsat, Chefarzt Privatdozent Dr. Dietrich Franke Die Lokaltherapie nach Abheilung von Verbrennungen Die Literatur des letzten Jahrzehnts hat sich eingehend mit der Behandlung von Verbrennungen beschäftigt. Für die Prognose gilt nach wie vor die bereits von Weidenfeld und Zumbusch 1905 fixierte Feststellung, daß Ausdehnung und Tiefe entscheidend sind, uncf daß Verbrennungen beim \ Kind prognostisch ungünstiger zu werten sind, weil die • Hautfläche im Verhältnis zum Körper größer ist. Die Be| urteilung der Verbrennung ist durch die drei bekannten Stufen gegeben. 1. Rötung, 2. Blasenbildung, 3. Gewebstod. Eine weitere Unterteilung wird von verschiedenen Autoren empfohlen, kann aber nur in den seltensten Fällen exakt diagnostiziert werden. Zur Beurteilung der prozentualen Schädigung der Körperoberfläche eignet sich die sogenannte Neunerregel nach Wallace für Erwachsene (Abb. 1), für Kinder (Abb. 2) und das Schema nach LundBrowder. (Natürlich kommt es besonders bei schweren Verbrennungen primär auf lebenserhaftende Maßnahmen an. Die Reihabilitation kann im akuten Zustand zunächst nur sekunIdär berücksichtigt werden. Dennoch sollte eine sinnvolle und kosmetisch gezielte Nachbehandlung so früh wie möglich angesetzt werden. Für die Klinik endet die Therapie (der Verbrennungen meist mit der Abheilung der Gewebsrdefekte. Weitere Maßnahmen werden erfahrungsgemäß sdem praktischen Arzt oder der Eigeninitiative des GeschäEdigten überlassen und oft unzureichend oder gar nicht Cdurchgeführt. Nach Monaten kommen dann die unglücklichen Patienten mit massiven Keloiden, hypertrophen Verfärbungen und tiefgehenden Verwachsungen oder auch Kontrakturen wieder. Es erscheint uns daher äußerst wichtig, bereits am Ende des Klinikaufenthaltes eine geeignete Rehabilitation einzuleiten und die Patienten mit entsprechenden Behandlungsvorschlägen an den Praktiker zu überweisen. Nach Abheilung der Verbrennungsschäden ist mit folgenden Komplikationen zu rechnen: 1. Vernarbung mit Strangbildung und Kontrakturen, welche die Beweglichkeit einschränken, 2. Bildung von Hypertrophien und Keloiden, die neben der Elastizitätsminderung häufig kosmetisch sehr störend und belastend sind, 3. nachhaltige irreversible Hautverfärbungen. Sicherlich wird es vereinzelt Fälle geben, in denen trotz vorsorglichster Maßnahmen eine oder mehrere dieser genannten Komplikationen eintreten, aber für den Großteil der Verbrennungsschäden kann man, wie wir aus den Erfahrungen unserer Klinik befegen können, durch geeignete Nachbehandlung eine kosmetisch zufriedenstellende Narbenbildung erzielen und die gefürchteten Strangbildungen und Kontrakturen verhindern. Zur Nachbehandlung abgeheilter Verbrennungen kombinieren wir physikalische Therapie und lokale Salbenanwendung. Die physikalische Therapie hat die Aufgabe, die Beweglichkeit der betroffenen Körperpartien, besonders der Gelenke, zu erhalten bzw. wiederherzustellen. Die Bildung von Narbensträngen muß verhindert werden. Die Hautdurchblutung ist anzuregen und 246 Physik 9. Jahn Körperbetätigung und geeignete Gymnastik eine große Rolle, besonders bei versteiften oder bewegungseingeschränkten Gelenken. Bei Verbrennungen im Brustbereich bei Frauen bilden sich leicht narbige Stränge zur Achselhöhle hin, die nicht nur die Brüste durch Zug deformieren, sondern auch die Bewegung im Schuftergelenk einschränken. Diese genannten physikalischen Maßnahmen, die sobald als möglich nach der Abheilung eingesetzt werden sollen, reichen aber erfahrungsgemäß allein nicht aus. Die örtliche Salbentherapie ist nach unseren Erfahrungen zur Nachbehandlung von Verbrennungsnarben unerläßlich. Wir verwenden nun seit einiger Zeit, nachdem wir zahlreiche lokal applizierbare Medikamente angewandt haben, mit bestem Erfolg Contractubex compositum*). Es handelt sich um eine Kombination aus Heparin, Allantoin und Extractum cepae in einer gelartigen Salbengrundlage, dem „Serol". Serol vermag die Wirkstoffe in die Tiefe der Haut einzuschleusen (experimentell nachgewiesen durch Borelli und Metzger). Wir verwenden das Präparat sowohl zum Einreiben wie auch für großflächige Salbenverbände. Die ausgezeichneten therapeutischen Ergebnisse überraschten uns. Bei kleinen Narben genügt meist eine einmalige Applikation täglich, wobei die Salbe von Patienten selbst solange in das Narbengebiet sanft eingestrichen wird, bis alle Substanz eingedrungen ist. Wir sagen unseren Patienten immer, daß ein Einmassieren die feine Narbenhaut schädigen könnte und die Applikation durch Einstreichen erfolgen soll. Verhärtete größere Narben oder auch Narbenstränge lassen wir dagegen richtig mit Contractubex compositum einmassieren. Wenn gleichzeitig Bewegungsbehinderung besteht, soll das Gelenk soweit wie möglich während des Massierens bewegt werden. Großflächige, weiche Narben, zumeist mit kosmetisch unschöner, rötlicher Verfärbung, lassen wir einbis zweimal täglich mit Contractubex compositum bestreichen und mit Zellstoff abdecken. 247 ehab. Jahrg Ai;b. 2 zu fördern. Hierzu kombinieren wir Bäder mit Massage, im Bedarfsfall auch Unterwassermassagen; Zusätze von Badeextrakten haben sich je nach Art der Narben gut bewährt. Wechselbäder sind besonders bei Durchblutungsstörungen einzelner Hautpartien angebracht. Bei der Massage wird sowohl der Muskel wie auch das Bindegewebe behandelt. Besonders achten wir auf Lymphrückstauungen. Gerade bei Verbrennungen im Schulterbereich sehen wir oft lymphatisch bedingte Schwellungen, die auf manuelle Therapie sehr gut ansprechen. Natürüch spielt auch die Wir überblicken bisher ein Patientengut von 36 Fällen, die in vorgenannter Weise behandelt worden waren. Wir haben den Eindruck, daß die von uns durchgeführte Behandlung von Verbrennungsnarben kombiniert mit physikalischer Methode und lokaler Contractubex-Anwendung bessere Ergebnisse zeigt als die bisherige Therapie. Wir möchten nachstehend einige Fälle vorstellen: K. M., 46 Jahre alter Patient, erleidet beim Christbaumlöschen Verbrennungen rechts am Arm, an der Hand und im Gesicht. Im Stresszustand ohne Zyanose Verbrennungen 1.—2.—3. Grades über 14,5 Prozent der Körberoberfläche. Initial-Therapie: Tetanusprophylaxe, Infusionstherapie, Combetin, lokal Brandolind (Abb. 3). Nachbehandlung: Bäder, Massagen, reichlich Contractubex compositum mehrmals täglich einmassiert, nachts Verbände. Entlassungsbefund: Bereits bei der Entlassung waren alle Gelenke voll beweglich, keinerlei Narben oder Keloide, ausgezeichnete Abblassung besonders im Gesicht (Abb. 4). K. G., 10 Jahre, beim Zelten durch explodierenden Spirituskocher Verbrennungen 1.—3. Grades im Gesicht, Arm, Oberschenkel, ca. 25 Prozent. Initial-Therapie: Tetanusprophylaxe, Infusionstherapie, Combetin, lokal Brandolind (Abb. 5). Nachbehandlung: Bäderbehandlung dreimal täglich Contractubex compositum einmassieren an Arm und Bein einstreichen, im Gesicht nachts damit Verbände. Entlassungsbefund: Volle Beweglichkeit von Arm- und Beingelenken, kosmetisch ausgezeichnete Besserung der Verbrennungsnarben (Abb. 6). R. Th., 6 Jahre, vor vier Monaten schwere Verbrennungen am linken Ellenbogen Vs dist. Oberarm und prox 2—3. Aktive Beweglichkeit 100 Prozent, Fixation in 90°, Stellung bei passivem Bewegungsversuch sehr starker Schmerz (Abb. 7). *) Hersteller: Merz und Co., Chem. Fabrik, Frankfurt/M. Abb. 3 Abb. 4 248 \bb. 7 Abb. 8 Physil9. Jahr Initial-Therapie: Bäder, Massage und täglich reichlich Coniractubex compositum einmassiert, nachts Verbände mit Contractubex compositum. Entlassungsbefund: Nach einmonatlicher Behandlung Beweglichkeit von 60° bis 120°, kaum mehr Schmerzen, die Narben sind weich geworden und ganz erheblich abgeblaßt (Abb. 8). W. M., 17 Jahre alte Patientin, schüttet sich kochende Fleischbrühe über den rechten Oberkörper und den rechten Arm. Die Patientin ist sehr erregt, Verbrennungen 1. bis 2. Grades über etwa 12,5 Prozent der Körperoberfläche. Initial-Therapie: Tetanusprophylaxe, Infusionstherapie, Combetin, lokal Brandolind (Abb. 9). Nachbehandlung in unserem Hause: einen Monat lang tägliches Bad und einreiben mit Contractubex compositum. Zwischenzeitlich und über Nacht Verbände mit Contractubex compositum. Entlassungsbefund: Die Verbrühungsnarben sind ausgezeichnet abgeblaßt, keinerlei Strangbildung, kein Keloid, keine hypertrophen Narben (Abb. 10). Zusammenfassung Die Nachbehandlung von Verbrennungsnarben ist ein wichtiger Bestandteil der Therapie. Bäder, Massage und Gymnastik reichen nicht aus. Eine zusätzliche lokale medikamentöse Therapie ist unbedingt notwendig. Ausgezeichnet bewährt hat sich hierbei Contractubex compositum, eine Kombination von Heparin, Allantoin, Extr. cepae in Serolgrundlage. Reizerscheinungen wurden nicht beobachtet. Literatur: ALLGÖWER, M., und SIEGRIST, J . : Verbrennungen, Berlin, Göttingen, Heidelberg, Springer-Verlag (1957) BINGEL, R.: Haut GeschL, XXXIX, 5, 234 (1965) BLOEMERTZ, Bruno: Med. Klin. 1572, 37 (1955) BORELLI, S., und METZGER, M.: Hautarzt, 8., 6., 261 (1957) FRIDERICH, H.:Ästh. Med. 15, 8, 260 (1966) HAPPE, J., und WALTER, O.: Dtsch. med. J., 18, 16 (1967) HOCHLEITNER, H.: Wien. klin. Wschr., 76, 24, 437 (1964) MAQUIRE, H. C , jr.: Amer. med. Ass. 192, 4, 325 (1965) UONAFO, W. M., MAC. MILLAN, B. G., und ALTEMEIER, W. A.: Presse med., 75, 10, 497 (1967) NOCKEMANN, P. F.: Stg. Med. Welt 18, 1151 (1967) SCHUHMANN, K.: Forsch. Prax. Fortb. 18, 5, 127 (1967) TUCKENBRODT, H.: Pädiat. Prax. 5, 605 (1966) WEIDENFELD, St., und ZUMBUSCH, L.: Arch. Derm. Syph. Berlin 76, 77 und 163 (1905) WINKLER, E.: Wien. med. Wschr. 45/46, 1023 (1958) WITTELS, W.: Wien. klin. Wschr., 76, 24, 428 (1964) ZELGER, J., und HOCHLEITNER, H.: In Gottron-Schönfeld: Dermato- logie und Venerologie. 111, Stuttgart: G. Thieme (1959) Anschrift des Verfassers: Dr. med. Rauf EKMENCIK, Istiklal mahallesi, Altintas sok. Nr. 1, Turgutlu/Türkei Aus der Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsvorsorge und Frühheilbehandlung 7737 Bad Dürrheim, Sanatorium Hirschhalde (1). (Prävention). Leiter: OMR Dr. l/V. Groh, Zur Geschichte der Physiotherapie und Physikalischen Medizin 249 lehab. Jahrg. I Gesundheitsvorsorge und Prävention (2), mit denen sich unsere Arbeitsgemeinschaft seit ihrer Gründung (1960) befaßt, sind noch junge Gebiete der Medizin. Sie haben sich undoktrinär aus der Praxis entwickelt. Ihre eigentliche Wurzel ist die Physiotherapie und die von Kötschau inaugurierte Ganzheitsmedizin. Die Physiotherapie berücksichtigt onto-, kosmo- und anthropologische Zusammenhänge und hat in der Physiologie der Funktionen sowie in der funktionellen Medizin, der dynamischen Reaktionspathologie, der Psychologie, der modernen Physik, Biochemie und Kybernetik und ganz besonders in der etwa seit der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts immer mehr an Bedeutung gewinnenden Physikalischen Medizin wesentliche Unterstützung gefunden. Die Geschichte der Physikalischen Medizin setzt die der 100 Jahre älteren Physiotherapie (physikalisch-diätetische Therapie, NaturheiJverfabren) voraus. Auch die heutige Gesundheitserziehung und die Frühheilverfahren der Sozialversicherungsanstalten sowie die Badekuren wenden Methoden der Physiotherapie an. Deshalb interessieren uns die geschichtlichen Zusammenhänge, aus denen hier einige Daten zusammengestellt sind. Die Physiotherapie ist das älteste in sich geschlossene Verfahren der Medizin. Mit Krauß (3) können wir die Medizin vertikal in besondere Fächer (Augen, Ohren, Nerven usw.) abgrenzen oder eine horizontale Gliederung vornehmen, zu der die Physiotherapie, die Chirurgie, die Pharmakotherapie und die Psychotherapie gehören. Die Physiotherapie kann sich auf eine eigene axiomatische Basis (Vogler, 4) berufen. Entwicklungsgeschichtlich-bionom determiniert wendet sie mit spezieller Indikationsstellung1 und Methodenlehre in der Praxis — gesundheitsvorsorgerisch, präventiv und kurativ — ausschließlich die naturgemäßen Gesundheitsmotoren (Groh, 5), Bewegung, Ruhe, Licht, Luft, Wasser, Wärme, naturgemäße Nahrung, geistig-seelische Unterstützung und Lebensordnung an (6). Theoretisch' gelten die Prinzipien der Naturheilung, der Selbsterhaltungs-1 Vorgänge, der funktionellen Regelungen, der Reaktions- Wirkungen, der geistig-seelisch-körperlichen Zusammenhänge, der Allgemeinbehandlung des ganzen Menschen vor der Lokalbehandtung, des Kranken, nicht der „Krankheit", des Aktionsbefundes und der Phasenindikation (7). Die Physiotherapie wird auch weiterhin ihre Bedeutung nicht verlieren, solange die Heilkunde im Rahmen einer naturgemäßen Entwicklung ausgeübt wird. Wir können sie von der primitiven Medizin an über das klassische Altertum (Naturphilosophen, Hippokrates) und das Mittelalter (Paracelsus) bis zu Hufeland verfolgen (8). Dann kam die Medizin im 19. Jahrhundert als „Allopathie" unter linear-kausalen, einseitig mechanistischen Einfluß, unter dem vitalistisch-physiotherapeutische Gedankengänge aus der Schulmedizin verdrängt wurden. Dadurch sind zwar größte Fortschritte erzielt worden, aber die bionomen Zusammenhänge wurden zu wenig berücksichtigt und die Pharmakotherapie so bevorzugt, daß der Gegensatz Schulmedizin—Naturheilveriahren entstand. In der Neuzeit ist die Physiotherapie von Prießnitz (1799 bis 1851) zunächst als Außenseiterverfahren empirisch wieder begründet und durch die von ihm ausgehende Ärzteschule in die Medizin zurückgeführt worden (9). Seitdem sind ihre praktischen Methoden sehr konstant und nur noch sinngemäß geändert worden. Zur Unterstützung dieses Heilverfahrens bildete sich die Naturheilbewegung, die schließlich auch Universitätslehrstühle für Physiotherapie in Berlin und Jena durchsetzte und eigene Krankenhäuser (Prießnitzkrankenhaus Mahlow, Berlin, Krankenhaus St. Uli, Murnau) errichtete sowie die Ärzte dieser Richtung in Praxen und Sanatorien unterstützte (s. u.). In den meisten europäischen Ländern gibt es heute auf Grund der von Deutschland und Österreich ausgegangenen Anregungen des Naturheilverfahrens ein eigenes Fachgebiet dieser Richtung. In der DDR wurde der „Facharzt für Physiotherapie" eingeführt, in der Bundesrepublik kann beim Nachweis besonderer Weiterbildung die Zusatzbezeichnung „Naturheilverfahren" erworben werden. Das erwünschte Fachgebiet, das heute gemeinsam von der Physiotherapie und der Physikalischen Medizin erstrebt wird, gibt es bei uns noch nicht. Seit der Jahrhundertwende entstanden an einigen Universitäten Institute für „Physikalische Therapie", die die Praxis der Physiotherapie übernommen haben. Die Grundiagenforschung dieser zur „Physikalischen Medizin" erweiterten Richtung hat — ergänzt durch die allgemeinen wissenschaftlichen Fortschritte (s. o.) — die Physiotherapie als wissenschaftliches Heilverfahren bestätigt und rehabilitiert (10). Auch die von Anfang an von Prießnitzärzten geäußerte Auffassung, daß die Physiotherapie zur Behandlung und Verhütung der Zivilisationskrankheiten eine integrierende Bedeutung hat (Granichstädten 1837, Richter 1838, Herzog 1842, 11), gewinnt immer weitere Bestätigung (Lampert, Ott, Schäfer u. a., 12). Anfangs wurde meist von „Wasserheilkunde", dem hervorstechendsten Teil der Physiotherapie, gesprochen. Seit 1837 ist der umfassendere Begriff „Naturheilkunde" und „Naturheilanstalt" (13) aufgekommen. Von 1850ab sind durchG/e/ch (s. u.) die Begriffe „Naturheilverfahren" und „Physiotherapie" eingeführt worden. III 1830 hat Prießnitz, Besitzer und Leiter einer Kuranstalt in Gräfenberg (CSSR, früher Österr.-Schlesien) den Aufbau des neuzeitlichen Naturheilverfahrens beendet, indem er die bestehende Hydrotherapie reformierte und durch Bewegungs- und Ruhebehandlung, Licht-, Luftanwendungen, Wärmekur (Schwitzpackungen), Anwendung naturgemäßer Nahrung und Gesundheitserziehung ergänzte (14). Teilgebiete wurden anfangs durch Laien erweitert und vertieft, das ganze durch ärztliche Prießnrtzschüler in die Praxis übernommen (15). 1831 erhält Prießnitz von der österreichischen Regierung die Konzession zur Führung einer Badeanstalt. Seine Therapie wird ein Welterfolg. 1833 erscheint die erste ärztliche Buchveröffentlichung über Prießnitz und sein Naturheilverfahren (Kröber) (16), der ca. 200 Bücher in allen Weltsprachen folgen. 1835 wird in Dresden der erste Verein zur Unterstützung des Prießnitzschen Naturheilverfahrens gegründet. Mit ihm beginnt eine sich in allen Ständen immer mehr ausbreitende Naturheilbewegung, die gesundheitspolitisch das Naturheilverfahren und seine Forderungen vertritt (17). 1835 wird in Dresden der erste Verein zur Unterstützung des Prießnitzschen Naturheilverfahrens gegründet. Mit ihm beginnt eine sich in allen Ständen immer mehr ausbreitende Naturheilbewegung, die gesundheitspolitisch das Naturheilverfahren und seine Forderungen vertritt (17). 1837—38 veröffentlichen Granichstädten, der Arzneikunde Doktor, Magister der Geburtshilfe, k. k. Stadtarmenarzt, wirkl. ordentl. Mitglied der löblichen rned. Fakultät und Arzt in Wien und Dr. C. A. W. Richter, später Medizinalrat und Direktor der Wasserheilanstalt zu Alexisbad, Schriftleiter der ersten Zeitschrift des Naturheilverfahrens, die ersten wissenschaftlichen Bücher über das Prießnitzsche Naturheilverfahren (18), in denen sie an die alte Tradition Hippokratischer Medizin anknüpfen. Hier sind Anwendung und Wirkung der einzelnen Gesundheitsmotoren näher begründet. Das Prinzip der Prävention und der Erziehung zur Gesundheit mit der Prießnitzschen Methode wird hervorgehoben. Ausführlich ist die Reaktion als Kriterium des Naturheilverfahrens dargestellt. Als „Regulator" zur Verhütung von Krankheiten wird der „Naturinstinkt" gesehen, der über das Nervensystem die naturgesetzliche Ordnung lenkt, der allerdings auf die „künstliche Welt", die uns heute umgibt, nicht reagiert, also gegenüber Zivilisationsschäden versagt, so daß der Mensch ohne eigene schützende Schranke auf die Erkenntnisse einer rationalen Heilkunde angewiesen ist. Selbsterhaltungstrieb, Heilkraft der Natur, Lebenskraft sind Begriffe, die nach ärztlichen Zitaten an Hand der Physiologie von Joh. Müller und mit allgemein Goefheschen Ideen (seit 1825 Dr. med. h. c.) begründet werden. Anregung und Regulierung der Funktionen unter Berücksichtigung der Entwicklung und der Einflüsse der Außenwelt stehen im Vordergrund. Die Einrichtung von Kuranstalten für naturgemäße Behandlung in der Nähe der Städte wird gefordert. Die Vielseitigkeit der Wasseranwendungen tritt hervor. Die Aufgabe der Gräfenberger Prießnitzkur bestehe darin, schädliche Stoffe aufzulösen und aus dem Körper zu schaffen bzw. durch die Reaktionen und die vermehrte Resorption wieder in den Kreislauf zu bringen und an die Außenwelt abzusetzen, aus dem Körper zu schaffen, sowie Regellosigkeiten im Organismus durch Einwirkung von Hitze und Kälte zu ordnen, verlorene Kräfte zu ersetzen und somit das Gleichgewicht aller natürlichen Verrichtungen, d. i. vollkommene Gesundheit, herzustellen. Diese Formulierung hat auch Kneipp später fast wörtlich übernommen. Seit 1838 gibt es ärztlich geleitete Zeitschriften für Physiotherapie (19). 1839 wird Prießnifz erstmalig in akademischen Vorlesungen (Helmenstreit, 20) erwähnt. Jährlich besuchen z. T. über hundert Ärzte (mit Pferd und Wagen) Prießnitz zu ihrer Fortbildung im Naturheilverfahren. 1840 veröffentlicht Dr. Hirschel die erste größere Zusammenfassung über Begründung, wissenschaftliche Prinzipien, Geschichte und Literatur des Naturheilverfahrens (21). 1842 gründet Dr. Schmitz nach längerer Hospitierung bei Prießnitz den ersten Ärzteverein zur wissenschaftlichen Begründung und Förderung des Naturheilverfahrens. Dr. Herzog erwähnt das Prießnitzsche Naturheilverfahren erstmalig alternativ gegen die Schäden der „fortschreitenden Zivilisation". In Preußen wird eine Kabinettsorder zur Verwaltung und Empfehlung von Wasserheilanstalten erlassen. Verschiedene Fürstenhöfe lassen ihre Leibärzte bei Prießnitz fortbilden. 1844. Der erste Prießnitzschüler J. Weiß, von Anhängern des Prießnitzverfahrens nach England geholt und an der Universität Oxford zum Dr. med. promoviert, veröffentlicht eine ausführliche Beschreibung der Pn'eßnitzschen hydrotherapeutischen Anwendungsformen (Waschungen, Bäder einschließlich Tauch- und Wellenbäder, Duschen, Begießungen, Schwitzpackungen, Wassertrinken, 22). 1845 gibt es bereits ca. 70 von ärztlichen Prießnitzschülern geleitete Sanatorien für Naturheilverfahren. 1846 wird Prießnitz von Kaiser Ferdinand durch Verleihung der großen goldenen Zivilmedaille am Bande für seine außerordentlichen Verdienste geehrt (23). Die von ärztlichen Freunden vorgeschlagene Ehrenpromotion, für die die Universität Prag zuständig gewesen wäre, hat er nicht erhalten. 1849—1850. Dr. L. Gleich, München, vollzieht ärztlich unter Bezug auf Prießnitz und Schroth die Weiterentwicklung und Abrundung der Physiotherapie (Einbeziehung der feuchten Wärme, der Diätetik und der Heilgymnastik) und führt die Begriffe „Naturheilverfahren" bzw. als wissenschaftliches Synonym „Physiotherapie" in den medizinischen Sprachgebrauch ein. Er fordert die staatliche Förderung durch Einrichtung von Krankenanstalten und Universitätslehrstühlen für Naturheilverfahren (24). 1852 veröffentlicht Dr. Selinger, Wien, nach Prießnitzs Tod (1851) die erste größere Biographie über ihn (25). 1858. Dr. Gleich, München, wiederholt seine Forderung nach Einrichtung von Krankenhäusern und nach Lehrstühlen für Physiotherapie an deutschen Universitäten. 1861. Dr. Winternitz geht nach Gräfenberg, um sich beim Nachfolger von Prießnitz (Dr. J. Schindler) in der Physiotherapie, speziell in der Hydrotherapie, ausbilden zu lassen. Er übernimmt die physiologische Begründung der Hydrotherapie und veröffentlicht 1878 sein erstes Lehrbuch (26). IV 1881. Winternitz wird der erste Universitätsprofessor für Hydrotherapie an der Universität Wien. Damit beginnt historisch der Wiedereingliederungsprozeß der Physiotherapie in die Schulmedizin. Professor Schweninger, der damals bekannteste Vertreter der Physiotherapie, wird ärztlicher Berater des Reichskanziers Bismarck. Unter seinem Motto: Arzt sein, heißt ein humaner Künstler sein, ist er auch einer der Begründer der Rentenversicherung und der Landesversicherungsanstaiten (27). 1886. Kneipps erste Veröffentlichung („Meine Wasserkur") mit Modifikationen des Naturheilverfahrens (28). Die Formulierung der Wasserwirkung, die Bedeutung der Reaktion, die allgemeinen Anwendungen, die weitere Milderung der Kur ist wie bei Prießnitz (Fey). Die Umschläge sind in Wickel umbenannt, statt Begießungen aus Lederschläuchen werden „Güsse" mit der Gießkanne eingeführt. Hautreibungen (Massagen) entfallen. Die Wörishofener Ärzteschule hat später die Kne/ppschen Änderungen z. T. revidiert und ergänzt. 1888 schließen sich die Pr/eßn/fzschen Naturheiivereine zum heute noch bestehenden Deutschen Bund für naturgemäße Lebens- und Heilweise e. V. (Berlin) zusammen. Publikationsorgan ist die seitdem monatlich erscheinende Zeitschrift „Der Naturarzt", ferner der Almanach „Lebensordnung und Gesundheit", zahlreiche gesundheitserzieherische Veröffentlichungen erschienen im eigenen Verlag Lebenskunst — Heilkunst. Ärztliche Zeitschriften für Physiotherapie wurden unterstützt. Unter C. Braun, A. Damaschke, P. Schirrmeister, L. Groh, H. Groening u. a. entwickelt der Bund eine weitreichende gesundheitserzieherische und -politische Tätigkeit durch Denkschriften, Eingaben an Regierungsstellen (auch während beider Weltkriege) usw., Förderung physiotherapeutischer Praxen, allgemeine Gesundheätserziehung durch Vorträge und Veröffentlichungen, Einrichtungen der ersten Luftbäder, Spielplätze, Schrebergärten, Ferienkolonien für Kinder, der ersten ReformJugendzeitschrift (Groh, W.). Die Einrichtung der Universitätskliniken für Physiotherapie in Berlin und Jena wird durchgesetzt, eigene Krankenhäuser in Berün-Mahlow (Prießnitzkrankenhaus) und in Murnau (St. Uli) sowie ein Schulungshaus (Hainfels/Thüringen) werden geschaffen. 1892 gibt es 91 namentlich aufgeführte Sanatorien für Naturheilverfahren nach Prießnitz und zahlreiche Praxen, obwohl das Naturheilverfahren noch nicht wieder zum medizinischen Ausbildungsprogramm gehört (29). 1890 bis 1897 Gründung der Kneipp-Blätter und der KneippVereine. 1894. Begründung der Wörishofener Ärzteschule, die die ärztliche Betreuung der Kneipp-Kur übernimmt. 1895 kommen die Anregungen der Naturheilbewegung zur Schaffung von Lehrstühlen für Physiotherapie an deutschen Universitäten am Beispiel der Professur von Winternitz in Wien erneut in Fluß. In Berlin (Preußen) wehrt sich der Abgeordnete Prof. Virchow gegen einen speziellen Lehrstuhl für Naturheilverfahren mit der Begründung, daß kein Dozent gehindert sei, auch über dieses Verfahren zu lesen (30). 1896. Auf dem medizinischen Kongreß in Wiesbaden wurde die Wasserwirkung auf Suggestion zurückgeführt, wogegen Winternitz und sein Assistent Sadger Stellung nehmen. Sie betonen, daß es nur durch die Schaffung von Lehrstühlen für physikalische Methoden und die damit verbundenen Spitalabteilungen möglich sei, die Wissenschaftlichkeit und die Erfolge der Physiotherapie zu bestätigen (31). Die Ortskrankenkasse Barmen gibt in ihrem Geschäftsbericht bekannt, daß durch die dortige Tätigkeit physikalischdiätetisch behandelnder Ärzte die Arztkosten gesenkt wurden. Die durchschnittliche Dauer des Krankheitsfalles und die Zahl der Krankheitstage auf das einzelne Mitglied berechnet gingen zurück. Ähnliche Erfahrungen lagen von anderen Krankenkassen vor (32). Es gibt erste Fortschritte in der Beziehung von Physiotherapie zur Schulmedizin. Prof. v. Jaksch (Prag) schickt einen Assistenten (Dr. Pichler) nach Wien zu Prof. Winternitz, um anschließend unter dessen Leitung eine hydrotherapeutische Abteilung einrichten zu können. Das Wiener Herrenhaus nimmt im Dezember 1896 einen Antrag des Grafen Zedtwitz an, daß „die Mediziner besser als bisher in der Methodik der Wasserheilkunde unterwiesen und die Spitäler mit den nötigen Einrichtungen ausgestattet würden" (33). Entsprechende Pläne werden auch in der Münchner Medizinischen Wochenschrift befürwortet: „Der junge Mediziner muß von kundiger Hand in die Wasserheilkunde eingeführt werden." (34) Die Naturheüvereine (Deutscher Bund), die die Errichtung von Lehrstühlen für Naturheilverfahren als Programmpunkt ihrer Bewegung immer wieder herausstellen, veranlassen die „Freie Vereinigung Sächsischer Ortskrankenkassen" zu einer Eingabe an die Regierung und den Landtag in Sachsen zur Einrichtung eines Lehrstuhles für Physiotherapie an der Universität Leipzig (35). 1897. Die bayerische Staatsregierung sendet im Januar zwei Ärzte zu Prof. Winternitz nach Wien, um das Wasserheilverfahren studieren zu lassen. Prof. Kußmaul (Heidelberg) bekennt offen: „Es läßt sich nicht leugnen, der Glaube an das Rezept ist bei den Gebildeten im Niedergang, und die Zuversicht zu diätetischen Kurmethoden und der Heilkraft des Wassers im Steigen . .. Von Hydrotherapie versteht der junge Arzt, wenn er die Universität verläßt, so gut wie nichts . . . Hier klafft in der Schulung unserer Ärzte eine breite Lücke . . . Dem klinischen Lehrer der inneren Medizin stellt der Unterricht so viele und so große Aufgaben heutzutage, daß ihm keine Zeit bleibt, seine Schüler mit der Hydrotherapie vertraut zu machen. Sollen sie mehr als nur oberflächlich darin geschultwerden, so bedarf es einer besonderen Unterweisung, eigener Lehrstühle und klinischer Abteilungen, in denen die geeigneten Fälle mittels des WasserheilverfaTirens behandelt werden. Den Vorträgen über diesen Zweig der Therapie könnten auch solche über Bäderkunde (Balneologie) und rein diätetische Kuren angeschlossen werden, nur verbinde man um des Himmels willen diese Professur nicht mit der über Arzneimittellehre . . . (36)" Als Grunddifferenzen zwischen Schulmedizin und Naturheilverfahren bezeichnet Kretzschmar die Einfachheit und Volkstümlichkeit des Naturheilverfahrens, die der Schulmedizin fremd sei, seinen Schwerpunkt auf therapeutischem Gebiet und nicht auf der Diagnose und die Behandlung des in seinem Gleichgewicht gestörten Gesamtorganismus gegenüber der Symptombehandlung einer „schematischen Krankheit" (37). Wie wenig die Prinzipien des Naturheilverfahrens seinerzeit verstanden wurden, beweist eine Veröffentlichung von Prof. Dr. O. Vierrodt (Heidelberg) (38), in der zwar Lehrstühle für Naturheilverfahren (Hydrotherapie) befürwortet werden, jedoch ausdrücklich betont wird, „die Hydrotherapie muß völlig einbezogen werden in das Gebiet des wissenschaftlichen Heilapparates unter sorgfältiger Auswahl der für sie passenden Krankheitsfälle und der wiederum für diesen passenden Prozeduren". Dieses linear-kausale Denken, das man z. T. irrtümlicherweise auch heute noch auf das Naturheilverfahren anwendet, hat seine Einführung und das Verständnis für seine Methoden immer wieder erschwert. In neuerer Zeit haben Klein, Malten, Zabel und insbesondere Vogler wohl genügend darauf hingewiesen, daß es keine lineare Verbindung zwischen schulmedizinischer Krankheitsdiagnose und naturgemäßen Behandlungsmitteln gibt, und daß Voraussetzungen, wie wir sie von der Pharmakotherapie und aus der Zellularpathologie kennen, für das Naturheilverfahren nicht zutreffen. Die Physiotherapie kann wissenschaftlich lege artis nur mit ihren eigenen Grundlagen wieder in die Medizin übernommen werden (39). Prof. F. Hueppes „energetische Theorie" hat das Dogma der Makrophysik und Mechanik in der Medizin überwunden und leitet zur Einführung der Quantengesetze (Planck), der Mikrophysik und Biophysik über, die die physiotherapeutischen Erfolge begründen können (40). Er bemüht sich ebenso wie Prof. E. Leyden um die Wiedereingliederung der Physiotherapie in die Schulmedizin. 1899. Prof. H. Curschmann benutzt seine Festrede zur Jahrhundertfeier der Leipziger medinizischen Klinik, um für die physikalischen Heilmethoden Stellung zu nehmen (41). Curschmann hebt das heilkünstlerische Talent von Prießnifz hervor, durch das er „als geschickter Empiriker eine große Anzahl vortrefflicher Kunstgriffe und Verfahrensweisen geschaffen" hat. Ihm sei zuzuschreiben, daß sich die Aufmerksamkeit der Ärzte der Physiotherapie wieder zuwandte. Curschmann kommt zu dem Schluß, daß die Naturheilkunde im Sinne gesunder, durch Forschung vertiefter Erfahrung von jedem Arzt betrieben werden kann und „daß man auf der Grundlage der Schulmedizin ohne Verachtung anderer wissenschaftlicher Methoden, jede Richtung, besonders auch die von ihnen (gemeint sind Ärzte für Naturheilverfahren, d. Ref.) bevorzugte physikalisch-diätetische einschlagen und spezialistisch fördern kann". 1900 bis 1906. Prof. Schweninger leitet das erste deutsche Naturheilkrankenhaus in Berlin-Groß-Lichterfelde. Einführung der ansteigenden Teilbäder (42). 1901. An der Charite (Bertiner Universitätsklinik) wird unter Leitung von Prof. Brieger ein Institut für Hydrotherapie mit Poliklinik und kleiner klinischer Station eröffnet. Brieger hatte sich bei Prof. Winternitz (Wien), also nach der Prießnitzschule orientiert, konnte aber die physiotherapeutischen Grundsätze noch nicht durchsetzen (43). Der Deutsche Bund verlangt in seinem Arbeitsprogramm erneut die Schaffung von Lehrstühlen für Naturheilverfahren. 1903, 1904, 1906 macht er entsprechende Eingaben an die Regierungen und die medizinischen Fakultäten in Thüringen und Württemberg mit ärztlichen Gutachten begründet. 1904. Neugründung des Verbandes der deutschen Ärztevereine für physikalisch-diätetische Therapie (Naturheillehre) unter Ehrenvorsitz von Prof. Schweninger. 1906. Für Zürich wird ein Institut für physikalische Therapie beantragt. 1911. Prof. Winternitz bescheinigt Prießnitz bei der Festrede zur Einweihung des Prießnitzdenkmals in Wien, daß er „für die Technik schöpferisch, für die Heilkunst zum erfolgreichen Empiriker" wurde (44). 1913. Gründung des medizinischen Institutes des hessischen Staatsbades Bad Nauheim (Prof. Weber), 1917 Erweiterung des Balneologischen Institutes, 1929 Neubau für das Institut. Nach Emeritierung von Prof. Weber Berufung von Prof. Off mit Erweiterung des Fachgebietes von der Balneologie auf das umfassendere der Physikalischen Medizin und Balneologie. Neubau und Erweiterung des Institutes 1963 mit klinischer Bettenstation. 1916. Beratungen im Sächsischen Landtag stellen an der Universität Leipzig eine Professur für Naturheilkunde in Aussicht, die in der Münchner Medizinischen Wochenschrift auch als Lehrstuhl für Physikalische Therapie bezeichnet wird. Der Vorschlag erhält besondere Unterstützung von den Krankenkassen (Fräsdorf) (45). 1920 wurde nach Briegers Tod auf Veranlassung der Naturheilbewegung (P. Schirrmeister, L. Grob) dessen Berliner Lehrstuhl mit Prof. Schönenberger, einem Vertreter der Physiotherapie Prießnitzscher Schule neu besetzt. 1939 übernahm Prof. Vogler, ebenfalls Anhänger der Prießnitzschule, diesen Lehrstuhl bis zu seiner Emeritierung (1965). Vogler gelang es mit seiner Lehrtätigkeit und zahlreichen Veröffentlichungen, darunter das große Lehrbuch „Physiotherapie" (G. Thieme-Verlag), eine echte Brücke von der Physiotherapie zur Schulmedizin zu schlagen. Er erreichte die Anerkennung der Physiotherapie als Fachgebiet Sein Nachfolger wurde Prof. H. Krauss (Ordinarius für Physiotherapie an der Humboldtuniversität Berlin und Chefarzt der Klinik für Physiotherapie im Stadt. Klinikum BerlinBuch). Dr. Buchinger begründet in diesem Jahr die Fastenkuren in Witzenhausen. 1924 errichtet auch die Thüringische Regierung auf Veranlassung der Vertreter der Naturheilbewegung (L. Groh) an der Universität Jena ein Ordinariat für Naturheilverfahren mit Poliklinik und Klinik (Prof. E. Klein). 1925 bestehen inzwischen vier Universitätsinstitute für Physikalische Therapie, denen das Reichswissenschattsministerium je besondere Forschungsaufgaben zugewiesen hat: Berlin = Hydrotherapie, München = Röntgen- und Radiumbehandlung, Frankfurt = Elektrotherapie, bes. lonenbehandlung, Jena = Strahlenforschung. An der Universität Jena begründet Prof. Schliephake die Elektrotherapie (Kurzwellenbehandlung) (46). 1927. Der „Deutsche Bund" eröffnet das aus eigenen Mitteln erbaute Prießnitzkrankenhaus (Mahlow-Berlin) als zweites deutsches Naturheilkrankenhaus. Es wird Forschungsstelle für Physiotherapie der Humboldtuniversität Berlin. Als Chefärzte werden bekannt: Prof. Schönenberger, Prof. Brauchte, Prof. Vogler, Prof. Krauss, Prof. Findeisen. 1934. Prof. Kötschau übernimmt in Jena den Lehrstuhl für Naturheilverfahren und erweitert ihn unter der Bezeichnung „Biologische Medizin". Er entwickelt eine Ganzheitsmedizin, in der er die „Gesundheitsvorsorge" neu einführt (Sorge für die optimale Gesundheit des Gesunden) (47) und über die er (mit Groh als Assistent) die ersten Universitätskurse und Seminare abhält. 1934 bis 1944 positive, zur Synthese führende Auseinandersetzung zwischen Schulmedizin und Naturheilverfahren (Grote, Brauchte) am Johannstädter Krankenhaus in Dresden (48). 1936 hat Prof. Kötschau erstmalig Schulmedizin und Naturheilverfahren auf einer größeren wissenschaftlichen Tagung (Internistenkongreß) zusammengeführt. Grundsätzlich wurde die Vereinigung der verschiedenen medizinischen Richtungen angestrebt, die insbesondere auch keinen Unterschied mehr zwischen dem biologischen Arzt und dem Schulmediziner kennen sollte, weil jeder Arzt verpflichtet ist, alle Möglichkeiten im Interesse des Kranken zu berücksichtigen. 1937. Prof. Kohlrausch gibt der Bewegungstherapie neue Impulse (Segmentbehandlung, Gymnastik, Massage). Prof. Kötschau verläßt Jena (die Klinik für Biologische Medizin wird der Klinik für Innere Medizin eingegliedert) und übernimmt die Leitung der II. Kiinik für Innere Medizin und Naturheilkunde der Krankenanstalten Nürnberg. 1941. Einführung der Sauna in die Physikalische Therapie (Groh, Devrient, Ott, Schleevogt u. a.). 1945. In Berlin wird im Stadt. Krankenhaus am Kreuzberg eine Abteilung für Naturheilverfahren (Dr. Straßburg) eingerichtet (49). 1947 Entwicklung der Funktionspsychologie und eines Farbtestes durch Prof. Lüscher, wodurch die Psychodtagnosrik und das Ganzheitsbild der Physiotherapie ergänzt wird (50). 1948 Gründung der Ärztegesellschaft für Naturheilverfahren e. V. Berlin (Vorsitzender Dr. L. Straßburg) als Fortsetzung des 1904 gegründeten Ärzteverbandes. 1950. Gründung des Balneologischen Institutes bei der Universität München (Prof. Böhm), seit 1952 Prof. v. Braunbehrens. Die medizinische und kiimatologische Abteilung wendet sich mit zahlreichen wesentlichen Arbeiten u. a. auch der wissenschaftlichen Erforschung der Kneipptherapie zu. Prof. Zabel tritt im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft der Westdeutschen Ärztekammer mit Kursen und der Schriftenreihe für Ganzheitsmedizin hervor, die im Sinne seines 1934 erschienenen Buches eine echte „Grenzerweiterung" der Schulmedizin in Richtung Physiotherapie sind. 1951. Die Weserberglandklinik wird unter Leitung von Prof. Lampert zu einem weiteren Zentrum der Physikalischen Therapie (51). 1953. Das allgemeine Krankenhaus Hamburg-Ochsenzoll erhält eine Abteilung für Nafurheffverfahren (Dr. Kusche, Dr. Ölze). Im Sanatorium Grabow (Lüneburg) beginnt Dr. Groh mit der Entwicklung von Frühheilverfahren auf der Basis der Physiotherapie und Gesundheitsvorsorge. Dr. H. Haferkamp gibt die Schriftenreihen des Zentralverbandes der Ärzte für Naturheilverfahren e. V. heraus, von denen vier Bände „Naturheilverfahren" (Hippokrates-Verlag Stuttgart) und bisher 19 Bände im ML-Verlag Uelzen erschienen sind. Er hat außerdem die Herausgabe des jährlich erscheinenden Biologisch-Medizinischen-Taschenjahrbuches (Hippokrates-Verlag) übernommen. Haferkamp wurde 1965 für seine Verdienste um die ärztliche Fortbildung auf diesem Gebiet von der Bundesärztekammer mit der E. v. Bergmann-Plakette ausgezeichnet. Die Zeitschrift für angewandte Bäder- und Klimaheiikunde begründet. 1954, 1955, 1958 und 1960 wird die Gesundheitsvorsorgeidee von Prof. Kötschau auf Tagungen der Versicherungswissenschaft, des Zentralverbandes der Ärzte für Naturheilverfahren, der Ruhrknappschaft, der Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsvorsorge und Frühheilbehandlung (Prävention) bestätigt und findet ihre Anerkennung (52). 1954 Erweiterung der Physiologie durch Klärung der „Biologischen Regelung" (R. Wagner). Die ersten Veröffentlichungen von Wagner in dieser Richtung, die eine alte physiotherapeutische Auffassung experimentell bestätigten, gehen auf das Jahr 1925 zurück (53). Am Kriegsende hat der Deutsche Bund sein Krankenhaus in Berlin-Mahlow (Prießnitzkrankenhaus) — es wurde Forschungsanstalt für Physiotherapie der Humboldtuniversität Berlin — ferner seine Geschäftsstelle und seinen Verlag in Berlin-Tempelhof sowie seine Vereine in Schlesien, Brandenburg, Mecklenburg, Sachsen, Thüringen verloren und mußte seine Tätigkeit erheblich einschränken. Die Kneippbewegung (Sitz Bad Wörishofen) tritt durch Gesundheitswochen sowie Gründung von Kneipp-Sanatorien und Kneipp-Kurorten stärker hervor. 1954. Die LVA Unterfranken (Dr. Wahl, Dr. Beckmann) gründet die Anstalt für Gesundheitssicherung und Übungsbehandlung in Ohlstadt für Frühheilverfahren (54). 1956. In der DDR wird die Fachrichtung Physiotherapie (Facharzt für Physiotherapie) begründet (Vogler, Krauss). 1957 tritt das Arbeiter- und Angestelltenrentenversicherungsneuregelungsgesetz in Kraft, das Sanatorien für Vorsorgekuren der Ruhrknappschaft und Frühheilverfahren der Landesversicherungsanstalten einführt, in denen Kuren gegen Zivilisationskrankheiten auf der Basis der Physiotherapie durchgeführt werden (Beckmann, Groh, v. Nathusius, Schauwecker u. a.) (55). 1960. Gründung der Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsvorsorge und Frühheilbehandlung (Prävention), Leiter OMR Dr. W. Groh, 7737 Bad Dürrheim (56), die die genannten Gebiete sowie die Vorsorgekuren der Ruhrknappschaft und die Frühheilverfahren der Landesversicherungsanstaiten vertritt. Nach dem Beispiel des Rudolf-Virchow-Krankenhauses, Berlin (Laqueur, Scholtz), haben zahlreiche Krankenhäuser Abteilungen für physikalische Therapie, insbesondere Hydround Elektrotherapie, eingerichtet. Auch die Universitätsinstitute für Arbeitsmedizin (z. B. Prof. Weichardt, Tübingen) setzen sich für Gesundheitsvorsorge und Präventivmedizin ein. Folgende Institutionen, die die Physiotherapie und Physikalische Medizin vertreten, seien zitiert: Zentralverband der Ärzte für Naturheilverfahren e. V., Stuttgart, Vors.: Dr. med. H. Haferkamp, 65 Mainz, AdamKarrillon-Straße 13. Kneipp-Ärztebund, Ärztliche Gesellschaft für Physiotherapie, Bad Wörishofen, Vors.: Dr. med. J. Kaiser, Bad Wörishofen. Bundesverband Deutscher Ärzte für Naturheilverfahren e. V., München, Vors.: Prof. Dr. Dr. K. Salier, München. Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsvorsorge und Frühheilbehandiung (Prävention), Leiter OMR Dr. W. Groh, 7737 Bad Dürrheim. Ärztegesellschaft für Naturheilverfahren e. V., Berlin, Vors.: Dr. Straßburg, 1 Berlin 38, Schopenhauerstraße 82. Deutsche Gesellschaft für Physikalische Medizin — Wissenschaftliche Gesellschaft für Physikalische Medizin mit Einschluß der Balneologie und Bioklimatologie. Vors.: Z. Z. Prof. Dr. G. Hildebrandt, Marburg. Verband Deutscher Badeärzte e. V. Vors.: Dr. Hopmann, Bad Oeynhausen. Arbeitsgemeinschaft der Ärzte für Physikalische Medizin e. V. Vors.: Dr. Widmer, 7 Stuttgart, Hirschstraße 30. Institute für Physikalische Medizin: Institut für Physikalische Medizin und Balneologie der Justus-Liebig-Universität Gießen, Bad Nauheim (Prof. Ott). Balneologisches Institut der Universität München, Medizin, und Kiimatologische Abteilung (Prof. v, Braunbehrens). Institut für Bioklimatologie und Meeresheilkunde der Universität Kiel, Kiel u. Westerland-Sylt (Prof. Pfleiderer). Institut für Balneologie und Klimaphysiologie an der Universität Freiburg (Prof. Göpfert). Institut für Physikalische Therapie an der Universität Frankfurt (Prof. Pirlet). Bäderwissenschaftliches Institut Salzuflen. Gollwitzer-Meier-Institut der Universität Münster, Bad Oeynhausen (Prof. Delius, Prof. Witzleb). Institut für Physikalische Therapie der Universität Jena Balneologisches Institut Bad Lippspringe (Dr Mielke) Staatl Balneologisches Institut Bad Nenndorf (Dr Evers) Institut für Balneologie der Universität Innsbruck (Prof Schemmzky) Klinik und Poliklinik für physik Therapie Zürich, Prof Born Die vorstehenden Ausfuhrungen sind ein erster Versuch und deshalb unvollständig, ohne daß damit über Fehlendes ein Werturteil ausgesprochen werden sollte Für Anregungen zur Weiterbearbeitung des Themas bin ich sehr dankbar Von keiner Seite wird bezweifelt, daß Physiotherapie und Physikalische Medizin den Schlüssel für die Behandlung der heute im Vordergrund stehenden Zivilisationskrankheiten in der Hand haben Ihre Bedeutung wird hierdurch zwangsweise weiter zunehmen, so daß ihre wissenschaftliche Zusammenfassung notwendig erscheint Die 2500 Jahre alte und über 100 Jahre neue Geschichte und Bewahrung der physikalisch-diätetisch eingestellten Richtung der Medizin sollten ausreichen, diesem — neuerdings vom deutschen Sprachgebiet ausgegangenen — Verfahren den Status eines Fachgebietes zuzuerkennen, wie es inzwischen in anderen europaischen Landern geschehen ist 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 Anmerkungen 1 Veröffentlichungen aus der Arbeitsgemeinschaft sind HAFERKAMP-TIEGEL Gesundheitsvorsorge und Rehabilitation in der Praxis Uelzen (1961) BROCKHAUS GROH Biologie der Lebensführung Essen (1964) v NATHUSIUS Vorsorgekur und Fruhheilverfahren Uelzen (1967) 2 Gesundheitsvorsorge = Sorge für die optimale Gesundheit des Gesunden Der Begriff wurde von KOTSCHAU mit seinem Buch .Vorsorge oder Fürsorge 7 Stuttgart (1954) eingeführt und spater weiter aufgebaut Prävention = aktive Gesundheitspflege Dei Fruhschaden (pravenio = zuvorkommen), neben der passiven Gesundheitsfürsorge und Prophylaxe (prophylatto = vor etwas Wache stehen) der Hygiene 3 KRAUSS Prof Dr H Ordinarius für Physiotherapie an der Humboldt Universität Berlin, Archiv für Physikalische Therapie 4 (1961) 4 VOGLER, Prof P Lehrbuch der Physiotherapie Stuttgart (1964) Die große Erfolgsbreite der Physiotherapie beruht auf der Wiederherstellung und Fortsetzung entwicklungsgeschichtlich adaptierter und erblich fixierter Verhaltnisse 5 Unsere Beziehungen zur Natur werden folgendermaßen definiert . n a t ü r l i c h ' ist alles, was in der Natur vorkommt, es braucht für den Menschen nicht immer nützlich (gesund und heilend) zu sein „naturgemäß' (der Natur des Menschen gemäß) bezeichnet das Natürliche soweit es für die Gesundheit des Menschen zweckmäßig ist, , naturbestirnmt' (MALTEN) schließt den Zeitfaktar ein und bezeichnet das Naturgemäße, sofern es sich entwicklungsgeschichtlich für den Menschen bestimmt und bestimmend erwiesen hat An Stelle des seiner medizinischen Definition entfremdeten Begriffes Reiz verwenden wir Gesundheitsmotor' und bezeichnen damit jene naturbestimmten Antriebe, die die Gesundheit automatisch (z B durch Regelung Energieübertragung und -Umwandlung) bilden Dieser Begriff hat sich vor allen Dingen auch in der Gesundheitserziehung bewahrt (Literatur Dr W GROH Klassisches Naturheilverfahren Biolog -Med Taschenjahrbuch (1958) Hippokrates 17 (1959) Die Therapiewoche 11 (1961), .Physiotherapie — Physikalische Medizin Physikalische Medizin und Rehabilitation 7 (1966), BROCKHAUS GROH Biologie der Lebensführung, Essen (1964) 6 Selbstverständlich haben Homöopathie Baunscheidtismus, A k u punktur, Blutegelbehandlung Yoga Moxibustion Augendiagnostik Handlesekunst Pendeln nichts mit Physiotherapie zu tun Jeder Arzt kann grundsätzlich oder von Fall zu Fall Schulmedizin in der er ausgebildet und examiniert ist oder Physiotherapie für die er eine Zusatzausbildung an einigen Universitäten oder durch die in Frage kommenden ärztlichen Fachverbande erwerben kann, oder die eben z T aufgezahlten Außenseiterverfahren verwenden die gelegentlich das Naturheilverfahren als Plattform für ihr Auftreten in der Öffentlichkeit benutzen Das berechtigt aber noch nicht dazu von den Naturheilverfahren zu sprechen, weil es nur ein Naturheilverfahren (Physiotherapie) gibt wie es hier definiert wurde und weil bona fide .Naturheilverfahren kein Oberbegriff für Außenseiterverfahren ist 7 Unter Aktionsbefund (GROH) verstehen wir die Summe der vor handenen Lebenstatigkeit (PRIESSNITZ), also alle funktionellen und morphologischen Merkmale die den Probanden charakten sieren Er enthalt auch die Diagnose gibt aber mit seinen Funktionsdaten ein weit vollständigeres Bild des zu behandelnden Menschen, als diese, die schulmedizinisch auf Erkennung und Be nennung einer Krankheit eingeengt wurde (s v NATHUSIUS Vorsorgekur und Fruhheilverfahren Uelzen 1967) Die Phasenindikation (VOGLER) berücksichtigt die große biolo gische Variabilität der Reaktionsweise sie muß vor jeder Behandlung neu gestellt werden 8 BRAUCHLE-GROH Grundlagen und Geschichte der Physiotherapie Karl F Haug Verlag Heidelberg (in Vorbereitung) 9 GROH, Dr W Pneßnitz, Grundlagen des klassischen Naturheilverfahrens Uelzen (1960) 0 GDPFERT Prof und Mitarbeiter (GÄRTNER HILLE, SCHMIDTKESSEN) Zur Frage der .Physikalischen Medizin als eigenes 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 „„ 40 Fach in Lehre Forschung und Praxis Ärztliche Praxis Nr 15 u f (1964 - S a Professoren LAMPERT OTT, v BRAUNBEHRENS, PIRLET, GROBER PFLEIDERER DELIUS WITZLEB u a GRANICHSTADTEN, Dr S M Handbuch der Wasserheillehre Wien>1937) RICHTER, Dr C A W Versuch zur wissenschaftlichen Begründung der Wasserkuren, Friedland (1838) HERZOG Dr E Wassercur Dresden (1842) LAMPERT, Prof Physikalische Therapie Dresden und Leipzig (1952) OTT Prof Gegenwartige Aufgaben der Bäderheilkunde und Hydrotherapie unter besonderer Berücksichtigung der Zivilisations schaden Hippokrates 16 (1958) 512 und Fortschritte und Fragen der Balneotherapie in Grundlagen der Bader und Klimaheilkunde Schattauer Verlag (1962) SCHAFER Die Medizin in unserer Zeit München (1963) Der im volkstümlichen Schrifttum geläufige Begriff Naturheilkunde ist als wissenschaftliche Bezeichnung weniger zutreffend weil es sich beim Naturheilverfahren um eine therapeutisches Verfahren im Rahmen der Gesamtmedizin und nicht um eine selbständige Heilkunde handelt Auch ärztliche Anhanget dieses Begriffes wie Prof BRAUCHLE sind spater zu Naturheilverfahren bzw Physiotherapie übergegangen s Ziff 9 RAUSSE (1805-1848) Kritik und Theorie LING (1776-1839) Bewegung RIKLI (1823-1906) Licht Luft atmosphärische Kur SCHROTH (1798-1856) Feuchte Warme Diät HAHN (1824-1883) und BALTZER (1814-1887) Vegetarismus KNEIPP (1821-1897) Gesundheitslehre COU£ (1857—1926) Bewußte Autosuggestion (Lit s Ziff 8) KRÖBER Dr A H • prakt Arzt in Breslau Pneßnitz in Grafenberg, Breslau (1833) Vertreter der Pneßmtzschen Naturheilbewegung ist der Deutscher Bund für naturgemäße Lebens- und Heilweise e V 1 Berlin 15 Bayerische Straße 6 Vorsitz H Groening s Ziff 11 1838 Allgemeine Zeitschrift zur Beförderung der Wasserheilkunde' 1842 Archiv für Wasserheilkunde 1853 Journal für naturgemäße Gesundheitspflege und Heilkunde' 1861 Grafenberge Mitteilungen 1863 Der Naturarzt 1899 Archiv für physikalisch diätetische Therapie" 1904 Physiatrische Rundschau ferner Der Arzt Naturarztliche Rundschau Physikalisch-diatetische Therapie , Physikalische Medizin und Rehabilitation", Allgemeine Therapeutik Die Heilkunst HELMENSTREIT Dr F Akademische Vorlesungen über den Gebrauch des kalten Wassers Kassel (1839) HIRSCHEL Dr B Hydnatika Leipzig (1840) WEISS Dr J Direktor der Wasserheilanstalt zu Stanstead Bury bei London Wasserheilkunde Leipzig (1844) SELINGER Dr J E M Vinzenz Pneßnitz Wien (1852) Dr GLEICHs Physiatrische Schriften (1849—1858) München (1860) s Ziff 23 WINTERNITZ Prof Die Hydrotherapie auf physiologischer und klinischer Grundlage, Wien (1878) SCHWENINGER Prof E Der Arzt Herausgegeben von Martin Buber Frankfurt (1906) s KNEIPP Meine Wasserkur Kempten (1886) KRUCHE Dr H Lehrbuch der praktischen Wasserheilkunde München (1892) Der Naturarzt 2, 33 (1897) — VIRCHOW hatte als Zellularpathologe medizinische und als Gegner BISMARCKS der durch die Physiotherapie von Prof SCHWENINGER geheilt worden war emotionellpolitische Grunde gegen die Physiotherapie Neue freie Presse vom 7 6 1896 40 Jahre Naturheilbewegung Berlin (1929) Der Naturarzt 2 35 (1897) Munch Med Wochenschrift 27 (1896) s Ziff 32 KUSSMAUL Prof Dr Ubei den Entwurf zur Revision der deui sehen medizinischen Prüfungsordnung Jan 1897 KRETZSCHMAR Dr Der Naturarzt 4 98 (1897) VIERODT Prof Dr O Zur Einfuhrung der Hydrotherapie in die praktisch zu lehrenden Unternchtsgegenstande Arztl Zentralanzeiger 13 (1897) KLEIN Prof E Naturheilverfahren, Leipzig (1928) MALTEN Dr Medizin braucht Naturheilverfahren Hippokrates 5 (1959) , Ä SL ?E RL ^ Pro f G Lr ee n z e r w e i t e i u n g der Schulmedizin Stuttgart (1934) K?^ S " r b u c h der Physiotherapie Stuttgart (1964) DIEPGEN Prof P Das physikalische Denken in der Medizin 41 Deutsche Medizin Wochenschi ift 49 797(1900) 42 s Ziff 8 ' 43 VOGLER Prof P Zur Geschichte der Univers Klinik für naturChante Berlln Zeits hr c für arztl Fortbildung ( 44 s Ziff 32 45 Dei N a u r a r z t 6 110 (1916) 46 Geschichte der Medizinischen Fakultät der Universität Jena Jena (1958) 47 KOTSCHAU Prof Wandlungen in der Medizin München und Ber Im (1956) Medizin am Scheideweg Ulm (1960) 48 GROTE-BRAUCHLE Schulmedizin und Naturheilkunde Leipziq (1935) und BRAUCHLE GROTE Gemeinschaftsarbeit von Naturheilkunde und Schulmedizin Leipzig (1939) 49 s 7iff 8 50 LUSCHER Prof M Psychologie und Kultur Basel (1955) LUSCHER Prof M Luschertest Basel Testverlag 51 LAMPERT Prof Physikalische Therapie Dresden (1938) 2 Auflage (1952) v BRAUNBEHRENS Das Balneologische Institut der Universität München, Berichte (1952 1956 1961) 52 s Ziff 8 GROH Dr W Ruckblick zu Vorsorgekuren und Fruhheilverfahren, Asklepios 11 (1965) 53 WAGNER Prof R Probleme und Beispiele biologischer Regelung Stuttgart (1954) 54 s GROH Ziff 52 und GROH Diaita 3 und 4 (1961) BECKMANN WALINSKI DE WERTH Internistische Ubungsbehandlung Stuttgart (1961) 55 v NATHUSIUS Vorsorgekur und Fruhheilverfahren, Uelzen (1967) 56 s Ziff 1 und Ziff 10 Anschrift des Verfassers Sanatorium Hirschhalde OMR Dr W GROH, 7737 Bad Durrheim Die Therapie der Colitis chronica Der Begriff „colitis chronica" kann nicht weit genug gefaßt werden. Es müssen auch die geringen Reizzustände des Darmes mit einbezogen werden, die wenige oder seltene oder nicht weiter ernst genommene Beschwerden machen. Etwas mehr Blähungen, ein leicht aufgetriebener Bauch, zeitweise ein, zwei Tage Durchfälle oder Obstipationen werden nicht als Grund für eine eingreifende Behandlung gewertet. Wiederholte Schmerzen im rechten Unterbauch werden mit der Entfernung einer nicht zu selten vollkommen blanden Appendix beantwortet. Eine bei der Röntgenuntersuchung entdeckte gesteigerte Peristaltik wird als nervös bedingt bezeichnet, eine Feststellung, die wie eine Art Makel dem Patienten das ganze Leben anhängt. Die Rektoskopie zeigt noch eine vollkommen normale Schleimhaut. Die gröbere Betastung des Bauches läßt keine Resistenz oder Druckempfindlichkeit erkennen. Setzt man aber die Fingerspitzen der leicht gestreckten Finger senkrecht auf die Bauchdecken auf, so wird man stellenweise einen deutlichen Widerstand spüren, die Finger werden hier nicht so tief einsinken wie an anderen Stellen. Dieser Widerstand weist auf eine gewisse Empfindlichkeit des Darmes gegen Druck hin und ist der erste Hinweis auf Reizzustände im Darm. Bei Kindern und Jugendlichen findet man dazu eine gesteigerte Empfindlichkeit der Bauchhaut gegen die Berührung, was sich in einem starken Kitzelgefühl äußert. Die ersten Warnsignale müssen schon eine folgerichtige Therapie auslösen. Nur so kann verhindert werden, daß sich daraus eine colitis chronica in voller Ausbildung entwickelt. Allerdings ist die Notwendigkeit zu einer solchen folgerichtigen Behandlung allen Beteiligten nur selten plausibel zu machen, und so kommt es gewöhnlich überhaupt nicht zu der Behandlung oder sie wird bald abgebrochen. Auch später, wenn die chronische Colitis dem Patienten erhebliche Beschwerden verursacht, ist er schwer dazu zu bringen, die Therapie zielsicher durchzuführen. Gewöhnlich fragt er schon nach drei Wochen Diäthalten, ob er nicht bald wieder „normal" essen könnte. Der Gedanke, daß diese NormaJkost eine der Ursachen der Colitis wäre, macht dem Patienten und seiner Umgebung so viel Unbehagen, daß man allein mit dem Äußern eines solchen Gedankens einen Teil der Patienten vergrämt. Sicher spielen vielerlei Ursachen zusammen, um eine chronische Colitis zu machen. Bei einem Teil der Patienten kann aus der FamiJienanamnese eine erbliche Schwäche des Verdauungsapparates angenommen werden, doch mag auch das Weitergeben einer kranken oder gegen Schädigungen besonders anfälligen Darmflora eine Erbkomponente vortäuschen. Falsche Ernährung und falsche Ernährungsgewo-hnheiten werden jedenfalls von den Eltern auf die Kinder weitergegeben. Die Nährstoffüberernährung führt leicht zu einer Überfütterung der Darmbakterien. Wird das Absinken der Leistungsfähigkeit des Verdauungsapparaties in der Nacht nicht beachtet und ein reichliches Abendessen genommen, dann wird die Darmflora in der Nacht besonders gefüttert. Die Mahnung von Prof. von Noorden: „Fleischiges und Mehliges verträgt sich nicht", ist so gut wie vollkommen ungehört verhallt, wie die Speisenfolgen mit Fleisch und Mehlprodukten beweisen. Eine vermehrte Gärung und Fäulnis ist die Folge. Jede Schädigung der Darmbakterien vermindert ihre Widerstandskraft gegen das Eindringen von Infektionserregern. Neben der Überernährung können Infektionen auch außerhalb des Verdauungsapparates, z. B. eine schwere Lungenentzündung, die Darmflora ungünstig beeinflussen, wozu noch in einem solchen Falle die Antibiotika kommen. Wieweit Konservierungsmittel in den Lebensmitteln hier eine verhängnisvolle Rolle spielen, ist nicht untersucht. Eine schwere Darminfektion, z. B. die Ruhr 1945, oder eine Reihe von sogenannten Sommerdiarrhöen werden vom Patienten oft als Beginn des chronischen Leidens angegeben. Häufig sind die akuten Erscheinungen fürs erste abgeklungen, die Normalkost wird wieder eingeführt. Nach einiger Zeit gibt es ein paar Durchfälle mit etwas Schleim. Da sich der Zwischenfall rasch beruhigt, wird die alte Lebensweise wieder aufgenommen. So schlittert der Patient in die chronische Colitis hinein. Verschärft wird die Lage durch seelische Spannungen. Aber eine Colitis nur als nervös zu bezeichnen, verhindert eine erfolgreiche Therapie. Dazu kommt noch, daß die mit der Colitis verbundene Vergiftung vom Darm aus nicht nur das vegetative Nervensystem belastet, sondern auch das Gemüt. Das wird für entsprechende Belastungen wenig widerstandsfähig. Die Therapie der chronischen Colitis muß die verschiedenen Ursachen und damit verknüpften Umstände berücksichtigen. Das Wichtigste ist die Kostregelung nach den Grundsätzen einer Trennkost, deren erster Grundsatz lautet: „Zu Eiweißträgern nur Gemüse und Kartoffeln" Eiweißträger sind Fleisch und alle Fleisch- und Wurstwaren, Innereien, Fisch, Geflügel, Wild, Topfen, Käse, Milch unverdünnt, Eierspeisen und von den pflanzlichen Nahrungsmitteln die Hülsenfrüchte. Als Verbot heißt die erste Regel: „Zu Eiweißträgern keine Getreideprodukte und Getreidespeisen" Die anderen Regeln sagen: „Zu Getreidespeisen entweder Obst oder Gemüse"; „Zu Getreidespeisen nie Kartoffeln"; „Zu Gemüse nie Obst oder Süßigkeiten" „Zu Eiweißträgern nie Obst oder Süßigkeiten"; „Zu Kartoffeln nie Obst oder Süßigkeiten". „Äpfel, Nüsse, Fettarten können zu jeder anderen Speise gegessen werden". Die in der Nacht absinkende Leistungsfähigkeit des Verdaungsapparates wird durch ein kleines, frühes, leicht verdauliches Abendessen berücksichtigt. Die pflanzlichen Lebensmittel werden nach ihrem Rohfasergehalt in 6 Rohfaserstufen eingeteilt, die erste Stufe enthält die am leichtesten verdaulichen Lebensmittel, die sechste die nach ihrem Rohfasergehalt schwerstverdauliche. Man beginnt je nach der Schwere der Colitis mit der ersten oder ersten und zweiten Rohfaserstufe und steigert mit dem Zurückgehen der Reizzustände im Darm langsam bis zur vierten oder zuletzt bis zur fünften. Bis zur sechsten wird man bei einem Darm, der einmal krank war, nie kommen. Dieses Schema hält man zweckmäßigerweise auch dann ein, wenn eine Obstipation besteht, die Versuche, mit einer rohfaserreichen Kost die Obstipation zu beheben, führen meist auch dann zu einer Steigerung der krankhaften Gärung, wenn diese Kost am Anfang Scheinerfolge mit einer besseren Darmentleerung hat. Die Obstipation muß man anfangs mit Abführmitteln behandeln. Ein Darmteepulver, das sich an Kneippsche Vorschriften anlehnt, hat sich recht gut bewährt. Man läßt einen Kaffeelöffel voll in einer Tasse siedendes Wasser eine Stunde vor Schlafengehen aufrühren und eine halbe Stunde ziehen und setzen. Den Tee oben wegtrinken. Rp.: Aloe 5,0 bis 15,0; Fruct. Juniperi; Fruct. Foeniculi; Foeni graeci ää ad 100,0; Mfpulvis DS Darmteepulver. Wiil man am Abend keinen Tee trinken fassen, dann ist das Agiolax zweckmäßig, mit dem der Patient selbst, wie mit dem Darmteepulver, die Menge so nehmen kann, daß anfangs eine breiige, aber nicht wäßrige Entleerung erzielt wird. Gehen die Reizzustände zurück und will man zusätzlich zur vorsichtigen Rohfasersteigerung den Darminhalt vermehren und so die Peristaltik anregen helfen, dann läßt man dreimal täglich einen Kaffeelöffel vom Cassis-PreiseJbeerelixier von Weleda nehmen. Gegen starke Durchfälle hat sich die Tormentilla sehr bewährt, wenn Koliken damit verbunden sind, gibt man bekanntlich Belladonna dazu, Opium ist nie notwendig, wenn man eben strenge Diät hatten läßt. Rhiz. Tormentillae pulv. 0,5; Fol. Belladonnae pulv. 0,01 bis 0,03; Mfp D tal. dos. Nr. XX S dreimal tägl. 1 Pulver. Bei breiigem Stuhl, der nicht durchfallartig entleert wird, kann man Heidelbeeren geben lassen, entweder als Heidelbeertee, 1—2 Tassen täglich schluckweise, oder zweimal täglich einen Kaffeelöffel bis Eßlöffel voll von getrockneten Heidelbeeren gut gekaut. Auch die Kaffeekohle soll nicht vergessen werden. Bei nervösen Patienten, die an Durchfällen leiden, versuche man folgendes Teerezept: Hb. Hyperici 5,0; Rhiz. Tormentill; Rad. Symphyti ää 15,0; Fol. Melissae; Fol. Malvae; Flor. Chamomillae ää ad 100,0. Mfspec. DS 1 gehäuften Kaffeelöffel auf eine Tasse siedendes Wasser, kurz aufwallen lassen, 5—10 Minuten ziehen. Tagsüber schluckweise trinken. Ist die Nervosität deutlich, gibt der Patient leichtes Bauchgrimmen an und bestehen keine ausgesprochenen Durchfälle, sondern nur weicher Stuhl, dann zeigt Nux vomica Oügoplex immer wieder gute beruhigende Wirkung, Hypericum Oligoplex, wenn die Nervosität noch deutlicher ist und eine allgemeine leichte Übererregbarkeit bemerkbar ist. Bei deutlichem Meteorismus, Zwerchfellhochstand und Roemheld kommt Momordica Oligoplex in Frage. Wird der Patient durch reichliche Schleimabsonderung erschreckt, so versuche man mit schleimhaitigen Drogen, wie Foenum graecum, oder mit Leinsamenschleim die Schleimbildung zu beeinflussen, wenn auch die Besserung der Colitis selbstverständlich die Schleimbildung vermindert. Das gilt auch von der Blutbeimengung im Stuhl. Manches Mal tritt mehr Blut während der Regel im Stuhl auf. Vinca minor D 6 kann diese Darmschleimhautblutung stillen. Immer wieder werden die chronischen Beschwerden durch akute Schübe unterbrochen. Handelt es sich um eine akute Infektion, die gekennzeichnet ist durch erhöhte Temperatur, das Zusammenfallen mit akuten Darmkatarrhen überhaupt in der Bevölkerung ist ein Hinweis, dann ist Siosteran als Desinfektionsmittel, dreimal tägl. 2 Dragees, 3 Tage lang, bewährt. Anschließend kommen die beiden Oligoplexe Baptisia oder Basilicum in Frage. Selbstverständlich muß die Diät wieder zurückgeschraubt werden. An die Kaffeekohle sei dabei wieder erinnert. Vitaminreiche Nahrungsergänzungsmittel werden zuerst verwendet, um die zwangsweise Vitaminarmut der Anfangsdiät zu bessern, schwarzer Johannisbeersaft für die I-Ascorbinsäure, Brauerhefepräparate für den Vitamin-B-Komplex, Weizenkeimöl für das Vitamin E, das bei Darmschlaffheit wichtig ist. Vitaminpräparate mit I-Ascorbinsäure und Rutin werden, wenn auch der Ausdruck „Vitamin"Präparat nicht mehr ganz exakt ist, mit wechselndem Erfolg zur Abdichtung bei geringen Schleimhautblutungen versucht. Bei Begleitneuralgien, besonders im Bereich der nn. femorales und ischiadici, macht man Injektionen mit Vitamin-B-Komplex. Die Versuche, am Anfang der Behandlung Normalcoli einpflanzen zu wollen, müssen scheitern, weil es äußerst unwahrscheinlich ist, daß auf der kranken Darmschleimhaut ein normales Darmbakterium leben kann. Neben der diätetischen und medikamentösen Behandlung, die durch Besserung der Schleimhaut ein günstigeres Milieu schafft, wird man die Darmflora selbst zu beeinflussen suchen, einerseits durch Dysbakterievaccine, die die Abwehrkraft des Wirtes gegen seine dysbakterischen Darmbakterien heben soll, was reichlich theoretisch klingt, anderseits durch Bakterienpräparate, wie das Eugalan oder Acydophilus Zyma, die für das Wachstum des Coli bessere Voraussetzungen schaffen sollen. Die gleiche Vorstellung war für die Schaffung von Milchsäurepräparaten maßgebend. Zur Vaccinebehandlung werden vor allem Autovaccine empfohlen, deren Herstellung schwierig ist, wenn die Stuhlprobe tage- lang mit der Post unterwegs ist. Die in Wien erzeugte Enterosode, die als polyvalente Nosode aus der entarteten Darmflora bezeichnet wurde, hat sich in der Praxis sehr gut bewährt, leider ist die Erzeugung eingestellt worden. Die Hylak forte-Tropfen, die neben Milchsäure die Stoffwechselprodukte hochwertiger Darmsymbionten enthält, ohne näher auf die Natur dieser Symbionten einzugehen, helfen immer wieder, die Reizzustände im Darm rascher zu mildem, woraus auch auf eine günstige Wirkung auf die Darmflora geschlossen werden kann. Wirklich befriedigend ist aber das Problem der Vaccine oder vaccineartigen Präparate nicht gelöst. Vielleicht ließen sich den Spenglersanen ähnliche Vaccinoide aus Darmbakterienkulturen herstellen, nicht nur aus Stuhlbakterien, die ebenfalls in Form von Einreibungen in den Körper gebracht werden. Die unterschiedlichen Züchtungsergebnisse von Darmbakterienkulturen sprechen für starke landschaftliche Unterschiede in der Darmflora, so daß es notwendig erscheint, daß solche Vaccinoide immer nur für ein begrenztes Gebiet hergestellt und entsprechend gekennzeichnet werden. Haben sich die Reizzustände im Darm wesentlich gebessert, können Versuche mit Normalcoli gemacht werden. Von physikalischen Maßnahmen haben sich die feuchtwarmen Auflagen auf den Bauch nach dem Mittagessen beim Patienten beliebt gemacht, sie sollen allerdings nicht heiß, sondern nur gut warm sein. Bei Obstipation, schlaffem Darm, Gasstauungen macht man die Mayr'sche Darmmassage, deren Wirkung durch andere Massagegriffe unterstützt wird. Die Fußzonenmassage wirkt entspannend auf den gereizten Darm. Eine leichte allgemeine Entspannung des Bauches kann man von jeder Stelle der Fußsohle erreichen, will man aber bestimmte Darmabschnitte beeinflussen, weil sie besonders verkrampft sind, dann muß man sich an das von Fitzgerald angegebene Schema halten. Bindegewebsmassage, Periostmassage an den Rippenbogen und an den spinae iltacae und Fingerspitzenklopfmassage auf dem stark geblähten und aufgetriebenen Coecum wird man je nach Notwendigkeit zur Vervollständigung des Massageprogrammes verwenden. Als Selbstmassage lehrt man dem Patienten den von mir im Heft 8 der „Allgemeine Therapeutik" beschriebenen „S-Griff", der den Mayr'sehen Darmmassagegriff nachahmt. Das bei Darmträgheit empfohlene Bauchschnellen scheint mir vollkommen unphysiologisch zu sein. Neben den von verschiedenen Seiten empfohlenen gymnastischen Übungen zur Anregung der Darmperistaltik, die man erst machen lassen soll, wenn die Reizzustände im Darm deutlicher geringer geworden sind, ist das Einziehen der Bauchdecken in Knie-E!lenbogenlage auch bei stark gereiztem Darm möglich, weil nur soweit die Bauchmuskeln angespannt werden, wie es die Empfindlichkeit des Darmes gestattet. Der Patient kniet sich dazu auf einen Sessel und stützt sich mit den Unterarmen auf die Tischplatte auf. Er zieht nun die durchhängenden Bauchdecken langsam so ein, daß er mit den Muskelpartien oberhalb der Symphyse beginnt. Läßt wieder langsam locker und wiederholt vier- bis fünfmal. Bei Magen- und Darmptose läßt man den feuchtwarmen Umschlag in Schräglage machen. Dabei liegt der Patient am Rücken, unter die Füße des Fußendes des Bettes oder der Liegegelegenheit hat man Holzklötze untergelegt, die zuerst 10 cm, später bis 30 cm hoch sind. Unter den Kopf gibt man ein kleines Kissen. Alle diese therapeutischen Maßnahmen werden dann einen geringen Erfolg haben, wenn Konfliktsituationen bestehen, die nicht bereinigt werden können. Hierher gehört auch falscher Ehrgeiz, der versucht Leistungen zu erbringen oder Stellungen zu erobern, für die nicht ausreichende Fähigkeiten vorhanden sind. Eine erfolgreiche Belehrung des Patienten kann in solchen Fällen nicht immer erreicht werden. Anschrift des Verfassers: Dr. med. Ernst SEDLACEK, A1080 Wien, Floriangasse 1/5 (Österreich) Aus der Abteilung für physikalische Medizin des Bertha-Krupp-Krankenhauses Rheinhausen, ltd Arzt Dr K Gierlich und aus der Abteilung für Physikalische Therapie und Rheumatologie des Kantonspitals Freiburg/Schweiz, Chefarzt Prof. Dr A Jung. A. Jung Gierlich Die kombinierte Anwendung von Ultraschall und Reizströmen Vorgeschichte: In der zweiten Hälfte des Krieges war Verfasser [g] in der Forschung eingesetzt und fand zufallig einen beachtlichen analgetisch wirksamen elektrischen Impulsstrom Gleichzeitig erfuhr er erstmalig von den biologischen Effekten des Ultraschalles In den Tagen des Zusammenbruchs 1945 bastelte er sich aus dem Schratt eines abgestürzten Flugzeuges ein neues Impulsgerat Als in den folgenden Jahren der Ultraschall in die Therapie eingeführt wurde, überlagerte Verfasser den Ultraschall mit jenen elektrischen Impulsen und beobachtete einen starken analgetischen Effekt Über diese kombinierte Anwendung von Ultraschall und Reizstrom berichtete Verfasser auf der Erlanger-UltraschallTagung 1949 Die schwierige Lage hinderte damals die deutsche Elektroindustrie an einer weiteren Auswertung Auf Grund vorgenannter Arbeit wurde das Verfahren in den Vereinigten Staaten weiter verfolgt Das Kombinationstherapie-Gerät Vor einigen Jahren haben die Verfasser erneut die Methode aufgegriffen und prüften mehrere Jahre die verschiedenen Reizstrome auf ihre Verwendbarkeit in der Kombination mit Ultraschall In der langen Reihe der Versuche zeitigten die diadynamischen Strome nach Bernard die besten Resultate, d h die verschiedenen Modulationen ohne die galvanische Basis Diese Gegebenheiten führten zu dem Entschluß, ein Gerat zu konstruieren, welches das Ultraschallgerat und den bisherigen Neodynator der Firma Siemens vereinigte Auf diese Weise entstand der Sonodynator welcher drei Möglichkeiten bietet 1 Die Ultraschall-Therapie, 2 Die Reizstrom-Therapie 3 Die Kombinations-Therapie Ultraschall/Reizstrome (n diesem Zusammenhang gilt unser Interesse im folgenden dem kombinierten Verfahren Die Praxis der Kombinations-Therapie 257 ] u Rehab 9 Jahrg Zunächst einige Worte über die Handhabung und technischen Daten Eine inaktive Elektrode wird in der Nahe des Anwendungsgebietes fixiert wahrend der Schallkopf als aktive Elektrode dient Als Intensität für den Ultraschall wählten wir durchschnittlich 0 5 Watt/cm2 und den Reizstrom galvanischer Anteil (Basis) 0, diadynamischer Anteil (Dosis) 2—4 mA Die Stromqualltaten werden wahlweise eingestellt Man beginnt meist mit Diphase fixe (DF) Bei der Durchfuhrung oben erwähnter Versuchssene zeigten sich Zusammenhange, welche wir bereits in den Nachknegsjahren beobachteten Fuhrt man den Ultraschallkopf über einen schmerzhaften Bezirk dann empfindet der Patient deutlich die Einwirkung des Ultraschalles bzw des Reizstromes Dieselbe Empfindung hat der Patient auch an bestimmten motorischen und sensibien Nervenpunkten in der Umgebung dieser hyperalgetischen Zone, sowie an einzelnen benachbarten Gelenken Handelt es sich z B um eine umschriebene Schmerzstelle im m fongissimus dann zeigen die motorischen Punkte d h die elektrischen Muskelreizpunkte des Longissimus eine deutliche Hyperaesthesie beim Bestreichen mit dem Schallkopf Wir nennen diese Stellen motorische Punkte, weil dort der motorische Nerv in den Muskel hineinlauft Weiterhin lost die Beschallung des motorischen Punktes eine deutliche Empfindung an der Schmerzstelle aus Andererseits kann der Schmerz auf diese Weise gemindert bzw behoben werden Die gleiche Wirkung erzielt man auch durch Injektion eines Lokalanaestheticums, Besprayen mit Chloraethyl, mechanischen Druck usw Um ein Schmerzsyndrom wirksam zu behandeln, müssen alle beteiligten motonschen und sensiblen Punkte, sowie Gelenke therapeutisch angegangen werden Die Schwierigkeit besteht in der Lokalisierung der mit der Schmerzzone in Beziehung stehenden Punkte Und diese Schwierigkeit lost uns muhelos die gleichzeitige Anwendung von Ultraschall und diadynamischen Strömen Es handelt sich also um eine Methode, welche eine diagnostische und eine therapeutische Komponente beinhaltet So lassen sich die vielen schmerzhaften Symptome im Bewegungs- und Halteapparat, welche einen großen Teii unseres Krankengutes in der Praxis darstellen, wirksam behandeln Da die Beschwerden am häufigsten an solchen Steilen auftreten, die der größten Belastung ausgesetzt sind, nämlich am Hals, im Schultergurtel und unteren Rucken, steht die Beteiligung bestimmter Muskeln im Vordergrund Diese Tatsache führte zu einer gewissen Schematisierung, indem man die häufigsten Schmerzzonen mit ihien zugehörigen motorischen Punkten in einer Übersicht aufzeichnete Handelt es sich um Erkrankungen des Bewegungs- und Halteapparates, dann stehen die motorischen Punkte, d h die elektrischen Muskelreizpunkte im Vordergrund Bei Neuralgien und Neuntiden sind die sensiblen Punkte, d h. die Stellen, wo die Hautnerven durch die Fascie treten, bzw die Verzwesgungspunkte von größerer Bedeutung. Durch die lokale Einwirkung in Form des mechanisch-elektrischen Reizes bei der Kombination von Ultraschal! und Reizstromen, exakt appliziert auf den motorischen und sensiblen Punkt entsteht eine Blockierung, welche zu einer Unterbrechung der Reflexmechanismen fuhrt Eine weitere Erklärung folgt spater Bei der Behandlung von internen Erkrankungen bilden die zugehörigen Segmentbereiche den Ansatzpunkt Hier zeigen die sensiblen Punkte in den betreffenden Segmenten unter der Beschallung eine beachtliche Empfindlichkeit Zuweilen wird dieser lokale Reiz fortgeleitet und bewirkt eine Empfindung in dem betreffenden Organ Dieselbe Reaktion wie an den sensiblen Punkten kann man gleichfalls an den Headschen Maximalpunkten in den betreffenden Segmentbereichen auslosen Die Amerikaner machten mit der kombinierten Methode ähnliche Erfahrungen Sie sprechen von einem myofascialen Schmerzsyndrom Hierbei unterscheiden sie die Zone of referred Pain', die Schmerzzone, und den .Trigger point', einen streng lokalisierten und auf Reiz stark reagierenden Schmerzpunkt Dieser Trigger point wird in der amerikanischen Literatur als ein selbständiger Punkt beschrieben, der jeder anatomischen Grundlage entbehrt Nach unseren bisherigen Erfahrungen betrachten wir die Trigger points als identisch mit den uns aus der Anatomie bekannten Nervenpunkten Die verschiedene Auffassung hat folgende Grunde Die motorischen Punkte, die elektrischen Muskelreizpunkte sind nur für die wichtigsten oberflächlich gelegenen Ske/ettmusfceln festgelegt Die Schmerzzonen des Halte- und Bewegungsapparates beschranken sich nicht auf diese Muskeln, sondern umfassen auch andere Muskeln, deren motorische Punkte noch nicht bestimmt wurden Das Kombinationsverfahren Ultraschall/ Reizstrome besitzt einen solchen Grad der Empfindlichkeit, daß es diese Punkte einwandfrei ortet Allerdings reagieren zuweilen auch Punkte welche sich anatomisch nicht einordnen lassen Darstellung der reflektorischen und algetischen Krankheitszeichen Bei der Beschäftigung mit der kombinierten Anwendung von Ultraschall und Reizstrom machten wir noch eine weitere interessante Beobachtung, welche erst mit einem neuartig konstruierten Schallkopf zur vollen Darstellung gelangte. Die oben angeführten Zonen und Punkte zeigen nach kurzfristiger kombinierter Beschallung eine eindeutige Hautrötung. Unter Einwirkung von Ultraschall und diadynamischen Strömen röten sich nach wenigen Sekunden bei schmerzhaften Erkrankungen des Muskel-, Band- und Skelettsystems der hyperalgetische Bezirk — die Haut über gegebenenfalls beteiligten Gelenken — die mit den hypertonen Muskeln in Zusammenhang stehenden elektrischen Muskelreizpunkte — die Austritts- bzw. Verzweigungspunkte der peripheren Hautnerven, vor allem bei Erkrankungen der peripheren Nerven. Handelt es sich um Organische Erkrankungen so röten sich zunächst die zugehörigen Segmentzonen. Bei weiterer Behandlung verblaßt diese diffuse segmentale Rötung und die beschriebene Hautrötung bringt jetzt die entsprechenden Weadschen Maximalpunkte zur Darstellung. Diese Hautrötungen haben eine besondere diagnostische und therapeutische Bedeutung, indem sie alle Faktoren sichtbar machen. Man kann diese topographische Darstellung auf der Körperdecke einer Hilfskraft überlassen, um sie anschließend selbst auszuwerten. Der Befund läßt sich mühelos abzeichnen oder mittels Farbfoto aufnehmen. Insbesondere vermag man den ganzen Verlauf einer Behandlung mit dieser Methode festzuhalten. Die Lokalisierung und die Intensität der Rötung verhält sich analog dem Krankheitsgeschehen. Man wird die Hautrötungen als eine Aktivierung von Histamin und Acetylcholin betrachten können, hervorgerufen durch die Kombinationstherapie. Weder der Ultraschall, noch die diadynamischen Ströme nach Bernard zeigen bei isolierter Anwendung diese physiologisch-chemischen Veränderungen in der Haut. Um eine Erklärung für die zweifellos andersartige Wirkung dieser Kombination von Ultraschall und Reizströmen zu finden, wollen wir kurz nacheinander die Wirkungsmechanismen von Ultraschall und Reizströmen besprechen, um dann auf die Kombination einzugehen. Die biologischen Wirkungsmechanismen von Ultraschall In Anlehnung an Beier und Dörner unterscheiden wir: L e i n e primäre mechanische Wirkung durch die Mikromassage des Gewebes, 2. eine sekundäre thermische Wirkung, als endogene Wärmewirkung im Gegensatz zu den exogenen Wirkungen der Bestrahlungsgeräte z. B. Lichtkasten, 3. eine indirekte physikalisch-chemische Wirkung. Grundsätzlich bewirkt Ultraschall eine Mikromassage, d. h. periodische Druckschwankungen sind mit periodischen Temperaturschwankungen verknüpft. Die periodischen Druckwechselschwankungen sollen unter bestimmten Voraussetzungen eine Auflockerung der Zellmembran herbeiführen, woraus als sekundäre Folge eine Beeinflussung des Diffusionsvorganges resultiert. Der thermischen Wirkung kommt eine große Bedeutung zu, da alle biologischen Objekte in ihren Stoffwechselvorgängen eine starke Temperaturabhängigkeit zeigen. Die Wärmeentwicklung durch Ultraschall besteht bekanntlich in einer Umwandlung von akustischer Energie in Wärmeenergie durch Ultraschallabsorption. Eine weitere Möglichkeit einer Erwärmung durch Ultraschall bietet sich an den Grenzflächen. Der Ultraschall durchläuft nach der Tiefe hin verschiedene Gewebsschichten, Fettschichten mit geringer Absorption, anschließend eine Muskelschicht mit höherer Absorption. Es läßt sich ein deutlicher Absorptionsanstieg zwischen 1,5 und 2 cm feststellen, weil dort der Strahl von der Fettschicht in das darunterliegende Muskelgewebe übergeht. Wir arbeiteten mit einer Intensität von 0,5 Watt/cm 2 , d. h. einer kleinen Intensität. Gerade bei Anwendung niederer Intensitäten ergeben sich biopositive Effekte. Es kommt nicht zu morphologischen Veränderungen innerhalb der Zelle. Durch den Schallwechseldruck entsteht eine intrazelluläre Rührwirkung, welche Protoplasmaströmungen innerhalb der Zelle auslöst. Diese beschleunigen die normalen physiologischen Vorgänge. Was die Muskulatur betrifft, so wird durch die in der Reibung wirksame hochgradige molekulare Bewegung eine innere Wärme erzeugt, die anderen Ursprungs ist als die durch Grenzflächenreflexion erzeugte Temperaturerhöhung. Andererseits ist für das Verhalten des Knochengewebes gegenüber der Ultraschaläeinwirkung die Grenzflächenwirkung maßgebend. Das Periost bildet bei der Ultraschalleinwirkung Grenzflächen, wo man eine erhebliche thermische Wirkung beobachtet Bezüglich des Nervensystems zeigt sich bei Beschallung eine Reizung des Gefäßwandnervensystems. Schmitz untersuchte den Einfluß des Ultraschalles auf Froschnerven. Es ergab sich als dominierende Wirkung eine durch den Ultraschall bedingte Erwärmung. Dabei zeigte sich, daß der Nerv nach Abkühlung auf Zimmertemperatur eine beträchtlich verminderte Reizleitungsgeschwindigkeit und eine stark herabgesetzte Aktionsspannung hatte. Wirkungsmechanismus der diadynamischen Ströme Experimentell läßt sich bei Anwendung von Wechselströmen eine Erhöhung der SchmerzschweHe feststellen, welche eine analgesierende Wirkung bedingt. Diese Wirkung hat folgende Erklärung gefunden: Zunächst wird der Begriff Verdeckung angeführt. Darunter versteht man eine besondere Eigenschaft des Zentralnervensystems. Diese bedingt, daß eine bestimmte Reizung zu einer Erregbarkeitsänderung der Nervenfasern führt. Die Bernardschen Ströme sind nachweislich disponiert, diesen Verdeckungseffekt auszulösen. Hierbei muß der Stromqualität DF eine besondere Wirksamkeit zugesprochen werden. Lullies ermittelte ein Reizoptimum für vegetative Fasern zwischen 25 und 100 Hz und bestätigt damit die Frequenz der diadynamischen Ströme als optimal. Bekanntlich spielt die Vasomotorik beim Schmerz eine große Rolle. Verschiedene Forscher betonen die starke vasomotorische Aktivität der niederfrequenten Ströme. Diese bewirkt in dem Applikationsgebiet eine Gefäßerweiterung und Hyperämisierung. Bei diesen Vorgängen muß auf die Freisetzung von Histamin als Folge des elektrischen Reizes hingewiesen werden. Während wir oben die Stromqualität DF besonders betonen, muß die Besonderheit des Frequenzwechsels bei den Stromqualitäten CP und LP hervorgehoben werden. Der Frequenzwechsel bedingt eine Schwellenerhöhung in zwei verschiedenen Frequenzbereichen. Der Wirkungsmechanismus der Kombination Ultraschall/ Reizströme Bei den Niederfrequenzgeräten mit diadynamischen Strömen handelt es sich um Wechselströme mit superponiertem Gleichstrom. Die kombinierte Anwendung von Ultraschall und Reizströmen verwendet lediglich diadynamische Ströme ohne Gleichstrom. Der Ultraschall besitzt bereits eine mechanische Wirkung, indem der Schallwechseldruck zu einer Mikromassage des Gewebes führt. Bei den Reizströmen wird die Frequenz von 50 Hz als Vibration empfunden. Man nimmt an, daß es zu einer Reizung des Vibrationssinnes kommt. Dadurch erzielt man eine zentrale Verdeckung. Daraus folgert eine Erhöhung der Reizschwelle für den Schmerzsinn, was wiederum einen analgetischen Effekt bedingt. Als Ursache für die analgetische Wirkung des Ultraschalles wird die Verschiebung der Wasserstoffionenkonzentration nach der alkalischen Seite hin angesehen. Diese durch den Ultraschall bedingte alkalische pH-Verschiebung erfordert eine niedrige Intensität von maximal 3 Watt/cm 2 , was bei uns durch die angewandte Stromstärke von 0,5 Watt/cm 2 gewährleistet ist. Entsprechend dem Intensitätsbereich ergeben sich befm Ultraschall grundsätzlich verschiedenartige Effekte, wobei die kleinen Intensitäten von 0—1,5 Watt/cm 2 besonders günstige biologische Wirkungen zeitigen. Neuartig dürfte bei dem Kombinationsverfahren die einseitig bewegte Elektrode sein, denn bisher wurden die diadynamischen Ströme nur mit fixierten Elektroden appliziert. Dieser Umstand dürfte auch gewisse neue Bedingungen zur Folge haben. Wir wissen durch die Untersuchungen von Stuhlfauth, daß bei der Ultraschalltherapie nachweisliche Wirkungen an inneren Organen auftreten. Also können wir eine lokale kombinierte Einwirkung von Ultraschall und Reizströmen sowie eine ferngeleitete unterscheiden. Man darf bei dem Zusammenwirken von Ultraschall und diadynamischen Strömen in gewissem Umfang an eine Kumulation denken. Tatsache ist, daß diese Kombination therapeutische Effekte zeitigt, welche weder mittels Ultraschall, noch durch Reizströme isoliert erzielt werden. Sowohl bei der Ultraschalltherapie wie bei der Anwendung von Reizströmen erreicht man nach einer bestimmten Zeit ein Optimum, das sich nicht mehr steigern läßt. Die empirischen Behandlungszeiten für die alleinige Ultraschailoder Reizstromtherapie werden von dem Kombinationsverfahren bei weitem übertroffen, ehe man jenes Optimum erreicht. Diese Tatsache ist durch die mannigfaltigen Möglichkeiten eines Reizwechsels bei dieser kombinierten Methode erklärbar. Die Abschwellung von akuten kollateralentzündlichen Ödemen bei Distorsionen und Kontusionen mit diadynamischen Strömen wird auf die vasomotorische Aktivität dieser Stromarten zurückgeführt. Andererseits soll durch die periodischen Druckwechselschwankungen des Ultraschalles eine Beeinflussung der Zellmembran erfolgen, wodurch die Diffusionsvorgänge beschleunigt werden. Vorwiegend mechanische Bedingungen des Ultraschalles, wie Schalldruck und Beschleunigungskräfte, beeinflussen die Permeabilität. Andererseits erfolgt durch die Schallabsorption im Gewebe eine Umwandlung der Schallenergie in Wärme. Diese thermische Wirkung zeigt sich besonders an den Grenzflächen der einzelnen Gewebsschichten, und damit sind wiederum hyperämisierende und analgetische Erscheinungen in tiefer gelegenen Bezirken verbunden. Die von uns angewandte Schallintensität von 0,5 Watt/cm 2 ist zu niedrig, um eine Hautrötung zu erzeugen. Analog dem Ultraschall beeinflussen die Reizströme, wie oben erwähnt, die Vasomotorik und führen zu einer Hyper- .* :g b rg. ämie in der Umgebung des applizierten Stromes. Auch diese hyperämisierende Wirkung der Reizströme verursacht in unserer kombinierten Anwendung bei einer Stromintensität von 2—4 mA keine Oberflächenrötung der Haut durch den bewegten Schallkopf. Die geschilderte Hautrötung als Darstellung der reflektorischen und algetischen Krankheitszeichen, an exakt umschriebenen Punkten und Bezirken, läßt sich lediglich durch das Auftreten von Gewebewirkstoffen erklären. Die Freisetzung solcher Stoffe, wie Histamin, Acetylcholin u. a., ist sowohl beim Ultraschall wie für die Reizströme von verschiedenen Autoren beschrieben worden. Unbeantwortet bleibt die Fragestellung, aus welchen Gründen sich diese Hautrötungen auf diese Prädilektionsstellen beschränken. Warum sind diese Punkte besonders disponiert für solche Reaktionen? Bei der Anwendung der kombinierten Methode im Wasserbad waren keine Hautrötungen zu beobachten. Wahrscheinlich werden durch die spezifischen Gegebenheiten im Wasssrbad grundsätzlich andere Verhältnisse geschaffen. Eine besondere Aufsteilung der Indikationen und Kontraindikationen dieses kombinierten Verfahrens erübrigt sich, weil dieselben mit den bekannten Aufzeichnungen für Ultraschal! und Reizströme in isolierter Anwendung übereinstimmen. Zusammenfassung Es wird die Entwicklung einer Methode geschildert, welche in einer kombinierten Anwendung von Ultraschall und Reizströmen besteht. Mit diesem kombinierten Verfahren lassen sich analgetische Effekte erzielen, welche der alleinigen Anwendung von Ultraschall oder Reizstrom eindeutig überlegen sind. Diese Kombination zeigt eine selektive Reizung bestimmter Schmerzzonen und Punkte. Dadurch erhält sie neben der therapeutischen auch eine diagnostische Bedeutung. Die Besonderheit dieser kombinierten Methode ermöglicht es, die reflektorischen und algetischen Krankheitszeichen auf der Körperdecke in Form einer Hautrötung darzustellen. Li t e r a t u r DITTMAR: Die Untersuchung der reflektorischen und algetischen Krankheitszeichen. R. F. Haug Verlag, Berlin, Tübingen (1949) BERNARD, P. D.: La therapie diadynamique, Les Editions Naim, Paris (1950) ZINN, W.: Arch. phys. Ther. 8, 1-27 (1956) GIERLICH, K.: Der Ultraschall in der Medizin. Kongreßbericht der Erlanger Ultraschall-Tagung. S. Hirzel Verlag, Zürich (1949) ELLINGHAUSEN, H. P.: Arch. phys. Ther. 8, 28-32 (1956) PABST, H. W., und FEINDT, H.: Münchener Med. Wschr. 97 (1955). 19. 637-639 PROBST, J. Y.: Therapeut. Umschau 12, 1 (1955) ESTOPPEY, J.: These, Lausanne (1951) GALLETTl, P. M.: These (1951) 3EIER, W., und DURNER, E.: Der Ultrascha)) in Biologie und Medizin. Georg Thieme, Leipzig (1954) STUHLFAUTH, K.: Der Ultraschall, 5, 39 (1952) BERGMANN, L.: Der Ultraschall, Hirzel, Stuttgart, 605, f. (1949) Weitere Literatur beim Verfasser anfordern Anschrift der Verfasser: Dr. K. GIERLICH, 414 Rheinhausen, BerthaKrupp-Krankenhaus Prof. Dr. A. JUNG, 1700 Freiburg/Schweiz, Av. Tivoli 5 Die Behandlung der Lähmung des Wangen-Nerves (N. Faciaüs) mittels Akupunktur Warum habe ich dieses Thema gewählt? Einerseits deshalb, weil die Lähmung des Wangen-Nerves eine häufige Krankheitserscheinung ist, andererseits deshalb, weil sie aus ästhetischen Gründen sehr gefürchtet und beunruhigend ist. Sie erscheint zumeist plötzlich, ohne vorangehende Symptome. Die Betroffenen sind außerordentlich verstört. Es ist ohne Zweifel vom ersten Augenblick an sehr beunruhigend, eine Verzerrung des Gesichtes festzustellen, nicht das Auge schließen zu können, nicht mehr deutlich sprechen, nicht recht essen und pfeifen zu können. Dieser Schock wird gesteigert durch weitere Symptome: Verlust der Ernpfindsamkeit zweier Drittel der Zunge, teilweiser Verlust des Geschmackes, das Auge tränt, Hyperakusic, Ausfluß von Speichel aus dem Munde usw. Am meisten gesteigert wird aber der Schock durch den eigenen Anblick im Spiegel, namentlich bei Frauen. All das Vorhergesagte erklärt es, daß der Patient einen nachdrücklichen und ungeduldigen Druck auf den Arzt ausübt, ihm unverzüglich Hilfe zu leisten. Es ist also nicht zu verwundern, daß die Ärzte Mittel und Wege suchen, die Dauer der Lähmung zu verkürzen. Jetzt gibt es aber genug Fälle, die vorher überhaupt nicht oder schlecht behandelt worden waren, so daß eine dauernde Lähmung eintrat, die man durch übliche Methoden vergeblich zu bekämpfen sucht. Darin liegt die Erklärung, warum auch wir uns entschlossen haben, die Akupunktur heranzuziehen. Auch wir hegten anfangs — ebenso wie Sie wahrscheinlich noch heute — Mißtrauen und so befurchten wir als Scharlatane bezeichnet zu werden, die m unseriöser und keineswegs wissenschaftlicher Weise an den Kranken herantreten Wir wissen auch, daß die am meisten gefurchteten Folgeerscheinungen — d h die pathologischen Synkinesen und Kontrakturen einiger bestimmter Muskeln den Kranken mehr belastigen als wie die eigentliche Lahmung Diese Synkinesen, welche das Gesicht deformieren, kann man nur außerordentlich schwer beseitigen Platzmangels wegen werde ich nicht über die sogenannte , klassische Methode" der Behandlung der Facialis-Lahmung, welche bei uns recht komplex ausgearbeitet wurde, weder über die medikamentöse Behandlung noch über die neurophysiologischen Eigenheiten der Gesichtsmuskeln sprechen Trotz all dieser Pflege kommt es aber manchmal vor, daß gewisse FaWe Widerstand \eisten und sich keinesfalls erheblich bessern wollen Und eben in solchen Fallen bewahrt sich die Akupunktur Gestatten Sie mir deshalb bezüglich der Akupunktur vorerst einige einleitende Worte zu veilieren Das Heilverfahren durch Stechen und Sengen ist schon jahrtausendelang ein wichtiger Zweig der chinesischen Arzneikunst In der Zeit zwischen dem achten und dritten Jahrhundert vor Chr entstand das bis heute erhaltene Werk, benannt Huang di nzi Jmg, d h Abhandlung über die Eingeweide in welchem detaillierte Erfahrungen bezüglich dieses Heilverfahrens angeführt sind Im zweiten Jahrhundert nach Chr übte die Akupunktur der Chirurg Hua To aus, der dadurch bekannt ist daß er vor chirurgischen Eingriffen betäubende Drogen verabreichte Es gibt ein klassisches Lehrbuch der Akupunktur betitelt Zmen liu jia yi Jmg, weiches der Arzt Huang Fu Mi im dritten Jahrhundert verfaßt hat und das noch heute zum Studium empfohlen wird Im siebenten Jahrhundert wurde dieses Heilverfahren als selbständiges Fach der chinesischen Arzneikunde bestimmt Zu Beginn des 17 Jahrhunderts trug zur weiteren Entwicklung dieses Heilverfahrens eine Schrift bei, die bis heute geschätzt ist, betitelt Zhen JIU da Cheng, auf deutsch Zusammenfassung der Kenntnisse bezüglich der Behandlung durch Stechen und Sengen Der Verfasser dieser Schrift ist Yang Ji Zhou Nun aber verfiel dieses Heilverfahren bis zum Anfang des 20 Jahrhunderts Erst zu dieser Zeit schenkte man ihm wiederum erhöhte Aufmerksamkeit Im Jahre 1951 wurde in Peking ein Forschungsinstitut ins Leben gerufen, das sich mit der Heilung durch Stechen und Sengen befaßt Bis zum Jahre 1960 entstanden insgesamt 29 solcher Institute Nach Europa gelangten die ersten Informationen bezüglich Akupunktur m der zweiten Hälfte des 17 Jahrhunderts, und zwar nach England, Holland und Frankreich In den letzten zwei Jahrzehnten entfaltet sich die Akupunktur hauptsächlich in der Sowjetunion Frankreich und der BRD In der Tschechoslowakei ist eine starke Entwicklung dieses Heilverfahrens zu verzeichnen, d ese begründet sich auf direkt in China gesammelte Erfahrungen Die chinesischen Arzte entdeckten im Laufe der Jahrtausende auf allen Teilen des menschlichen Korpers eine größere Anzahl von wirksamen Punkten, von welchen aus verschiedene Krankheitssymptome beeinflußt werden können Es sind bislang 361 solcher Punkte bekannt Wenn man diese Punkte in Gedanken miteinander verbindet, entstehen 14 hauptsachliche Bahnen , die bei den Gliedmaßen ihren Anfang oder ihr Ende nehmen Z B auf dem Bild Die Punkte der ,Bahn der Gallenblase Jeder dieser 361 Punkte hat seine eigene chinesische Bezeichnung Sie werden in vier Gruppen eingeteilt Zu der eisten Gruppe zahlt man jene Punkte, die — wenn gereizt — in deren nächster Nahe (lokal) wirken Zum Be,spie! bei einer Lahmung des Wangen-Nerves reizt man den Punkt Di Cang, der in der Nahe des Mundwinkels liegt Bei Neuralgie des III Zweiges des N. Tngemmus ist sehr •wirksam der Punkt Jia Che der über angulus mandibulae liegt Zu der zweiten Gruppe gehören jene Punkte, die sich zumeist am Rumpf befinden, und welche — wenn gereizt — naheliegende Organe beeinflussen Die Punkte der dritten Gruppe wirken — wenn gereizt — vor allem auf entfernte Organe Sie liegen fast ausschließlich in distalen AbteiSungen der unteren und oberen Gliedmaßen Zur vierten Gruppe zahlen wir jene Punkte, die einen Gesamteffekt erzielen, zumeist weckenden Bei Störungen des Bewußtseins verwendet man die Punkte, die sich auf den distalen Teilen der Finger und Zehen befinden Sehr wirksam ist der Punkt Shui Gou, der im oberen Drittel der Entfernung zwischen der Oberlippe und dem unteren Teil der Nase liegt In der Praxis kombiniert man die Punkte mit lokalem und entfernterem Effekt Man sticht spezielle Nadeln an diesen Punkten in die Haut oder reizt die Haut durch Sengen Ehemals verwendete man in China dünne spitze Steinchen spater Nadeln aus Elfenbein, späterhin aus Bronze, Silber oder Gold Nun erzeugt man sie aus nichtrostendem Stahl Die Qualität des Materials hat keinen spezifischen Einfluß auf deren Wirksamkeit Die Lange der Nadeln ist verschieden, von 1,4 bis 11 cm Die Erzeugung dieser Nadeln hat man in der Tschechoslowakei entwickelt, und sie werden jetzt in ganzen Sätzen fabriziert In einem Satz sind drei verschieden lange Großen Nun eine sehr naheliegende Frage' Ist es richtig Akupunktur als Scharlatanerie bzw Kurpfuscherei zu bezeichnen oder beruht sie auf wissenschaftlicher Grundlage 9 In erster Linie ist es notig festzustellen, daß die theoretischen Grundlagen der chinesischen Volkshellkunde nicht mit den modernen anatomischen, physiologischen und pathologischen Kenntnissen in Einklang stehen So stehen auch die Anschauungen der chinesischen Arzneikunst bezüglich der inneren Organe und deren Funktionen in direktem Widerspruch zu den Kenntnissen der modernen ärztlichen Wissenschaft Aber ihre Anschauungen bezüglich sogenannter Bahnen' verdienen es trotzdem, wissenschaftlich analysiert zu werden da sie eine funktionelle Beziehung zu den inneren Organen aufweisen Sicher ist es daß die Frage des Mechanismus der Wirkung der Akupunktur außerordentlich kompliziert ist Bis heute existieren nur sehr wenige Arbeiten die sich mit einer solchen Forschung befassen Zumeist in der russischen Literatur Bognanovic Kassil, Kucharskij, Melmkova, Vogralik usw Die wahrscheinlich richtigste Hypothese ist die Theorie von der Reflexwirkung im Gegensatz zu der humoralen Theorie Dies bestätigt auch die klinischen Erfahrungen daß man die gunstige Wirkung der Akupunktur — sogleich nach Einfuhrung der Nadeln — beobachten kann Nach durchgeführter Akupunktur werden Veränderungen der Empfindlichkeit der Haut nachgewiesen (Vogralik), obgleich nicht bekannt ist welche Rezeptoren hierdurch gereizt wurden Wahrscheinlich ist außer der mechanischen Wirkung der Nadel auch eine örtliche Wirkung der Metabolitten histammischen Charakters, die sich beim Einstich befreien vorauszusetzen Weiter wurde auch der Einfluß der Akup auf den motorischen penpheren Neuron elektromyographisch nachgewiesen (Obrda, Tuhacek, Melmkova) Unmittelbar nach der Einfuhrung der Nadel verbessert sich die Beweglichkeit der Muskeln im Einklang mit dem EKG-Befund Weitere Beweise des Einflusses der Akup erbringt das Beobachten der vegetativen Reaktionen Eine dieser Methoden ist das Messen des Widerstandes der Haut welcher auffallende Veränderungen aufwies insbesondere beim Einstich an den vorgeschriebenen Stellen Eine weitere Methodik ist die Plethysmographie Sie weist den Einfluß der Akupunktur schon beim Durchstechen der Haut nach Hierbei entstehen maximale Reaktionen beim Einführen der Nadeln an den vorgeschriebenen Punkten und in die erforderlichen Tiefen. Andere Autoren befassen sich mit dem Einfluß der Akup. auf die Temperatur der Haut. Sie zeigten, daß diese nach der Einführung der Nadeln steigt, und zwar um 1,7 bis 2,4 Grad Celsius. Russische Autoren (Grascenkov, lljinovä) stellen ein Sinken bzw. Rückgang der Eosinofillen um mehr als 5 0 % in vier Stunden nach der Akup. fest. Dies zeugt von erhöhtem Ausschwemmen der Kortikoiden. Hierdurch könnte man den günstigen Einfluß der Akup. auf chronische Gelenkerkrankungen erklären. Die Gesamtwirkung der Akup. kann man auch bei Bewußtseinsstörungen vorführen, z. B. bei einem Kollaps, wenn man die Akup. heranzieht, durch den Einstich an empfindlichen Punkten, zumeist den Fingerspitzen. Schließlich darf man auch nicht den bemerkenswerten suggestiven Erfolg dieser Methode übersehen. Viele der erwähnten Reflexbeziehungen sind bislang der modernen Physiologie noch unbekannt. Die Durchführung der Akupunktur überzeugt oft, daß es möglich ist, innere Organe von nahen und entfernten Punkten zu beeinflussen. Dies deutet die Wahrscheinlichkeit komplizierter Reflexvorgänge an. Wir in der Tschechoslowakei neigen uns der Ansicht zu, daß eine bestimmte Methode nicht verworfen werden muß, nur deshalb, weil die moderne Neurophysiologie sie nicht erklären kann. Und jetzt praktische Mitteilungen: Wie finden wir die wirksamen Stellen bzw. Punkte? Sie sind entweder in der Nähe anatomischer Stellen, d. h. von Ausläufern der Knochen, Gelenke usw., oder man bestimmt sie bei jeder einzelnen Person auf jeder ihrer Körperteile nach proportionellen Einheiten, die „Cun" genannt werden. Die Länge eines „Cunes" wird dargestellt z. B. durch ein Fünftel des Abstandes zwischen dem Nabel und Symphysis oder ein Achtel des Abstandes zwischen den beiden Brustwarzen des Mannes und ähnliches mehr. Ein Zehntel eines Cunes ist ein „Pen". Sehr wichtig ist es, bis zu welcher Tiefe die Nadel einzuführen ist. Diese Tiefe wird in absoluten Cun angegeben; ein Cun beträgt 3,2 cm. Nun einige Worte bezüglich des Einführens der Nadeln: Die Nadeln stechen wir mit einer kurzen, raschen Bewegung ein und bringen sie durch Drehen in die gewünschte Tiefe. Von der richtigen Tiefe überzeugen wir uns durch die Angaben des Patienten, der das Gefühl eines Brennens, Kribbeins, einer Schwere bzw. Spannung verspürt, sofern die Nadel richtig eingeführt wurde. Die Körperlage des Patienten bei der Akupunktur: Vor dem Einstich muß der Kranke eine bequeme und sichere Lage einnehmen, denn manchmal kann es zu einem Gefühl von Schwindel kommen, und — ganz ausnahmsweise — auch zur Ohnmacht. Zuerst stechen wir die Nadel in die oberen Körperteile und sodann in die Extremitäten. Empfindet aber der Patient nicht erwähnte subjektive Gefühle beim Einführen der Nadel, ist es erforderlich, sie ein wenig herauszuziehen und sodann erneut in die gewünschte Tiefe in anderer Richtung einzuführen. Die Stiche sind fast gar nicht schmerzhaft, auch nicht beim Durchdringen der Haut. 4 g! Kontraindikationen und Komplikationen der Akupunktur: Man empfiehlt es nicht, die Akup. bei erheblicher Ermüdung auszuführen, nach längerem Hungern, nach reichlicher Nahrungsaufnahme und bei Betrunkenen. Absolut kontraindiziert sind die Einstiche in den Nabel, in die Brustwarzen, in der Nähe großer Adern und Fontanell bei Kindern. Bei Schwangerschaft sind Einstiche in den Bauch verboten usw. Die Akup. führen wir nicht bei unklaren und akuten chirurgischen Diagnosen aus. Bei den Lähmungen des Wangen-Nerves ist die Heilung durch Akup. wirklich sehr erfolgreich. Die Ergebnisse sind deshalb überzeugend, weil man eine Besserung der Be- weglichkeit auch bei langandauernden Fällen erzielt hat — bei Fällen, die einer sonstigen konservativen Heilmethode trotzten. Die Akup. nehmen wir jeden zweiten Tag vor, und zwar in Serien von 10 bis 15 Sitzungen. Zwischen die Serien erwähnter Sitzungen schieben wir Pausen von zwei bis vier Wochen ein. Während all dieser Zeit üben wir keine medikamentöse und physikalische Heilmethode aus. Wir wählen zumeist 4 bis 7 lokale Punkte auf der erkrankten Seite und einen entfernten Punkt auf jeder Hand. Die eingeführten Nadeln drehen wir äffe fünf Minuten herum und belassen sie im Körper insgesamt 30 Minuten. Im Nachstehenden nenne ich die hauptsächlichsten sieben Punkte und deren Verwendung. 1. Yang Bat — über dem Mittelpunkt der betroffenen Augenbraue, in der Höhe eines Drittels der Stirn, unter der Haut hinauf in einer Entfernung von 1 bis 1VZ cm. 2. Zan-Zhu — beim medialen Rande der Augenbraue entlang, in lateraler Richtung unter der Haut in eine Entfernung von 1 cm. 3. Tong Zi Lao — einen V2 cm lateral vom äußersten Rand der Orbita schräg hinunter unter die Haut in eine Entfernung von 1 cm. 4. Jia Che — über dem angulus mandibulae ein wenig vorwärts, unter der Haut in der Richtung zum Mundwinkel — in eine Entfernung von 1 bis 2 cm. 5. Ying Xiang — 1 cm lateral vom Mittelpunkt des Nasenflügel-Randes senkrecht 1 cm tief. 6. Xia Guan — unter dem Mittelpunkt von arcus zygomaticus, senkrecht, 1 cm tief. 7. Si Bai — 1 cm unter dem Mittelpunkt des unteren Randes der Orbita, schräg nach unten, in die Entfernung von 1 cm. Von entfernten Punkten verwenden wir den Punkt „He Gu", der in der Mitte zwischen dem ersten und zweiten metacarpus liegt. Hier führen wir die Nadel senkrecht ein, und zwar in eine Tiefe von 1 bis 2 cm. Unsere Erfahrungen können wir in nachstehende Schlußfolgerungen zusammenfassen: 1. Überall dort, wo wenigstens eine teilweise Inervation der Gesichtsmuskeln erhalten geblieben ist, kommt es durch den Einfluß der Akup. zu einer Besserung der Beweglichkeit. In einem unserer erfolgreichen Fälle litt der Patient 6V2 Jahre unter der Lähmung, die sich durch andere Behandlungsweise nicht gebessert hatte. 2. Unrichtige Synkinesen und Kontrakturen kann man nicht durch bloße Akupunktur beeinflussen. Hier kann nur eine präzise und sorgfältige Heilgymnastik, Massagen und Relaxionsübungen helfen. 3. Sehr oft beobachten wir eine Besserung schon nach dem ersten Einführen der Nadeln, aber diese Wirkung ist anfangs vorübergehend. Nur durch wiederhofte Anwendung erzielen wir mittels Akupunktur einen dauernden Effekt. Vorläufig kann man nichts Genaues sagen, weiche Reflexmechanismen zum Erfolg der Akup. führen. Es mögen hier tiefe Receptoren, Axon-Reflexe und andere komplizierte Reflexe eine Rolle spielen, welche vasomotorische Reaktionen beeinflussen. Es ist bekannt, daß die Mehrzahl der Autoren sich bestrebt, die primäre Lähmung des WangenNerves durch ischämische Veränderungen zu erklären. Nervus facialis hat zwei nährende Arterien, und zwar: Art. stylomastoidea aus der Art. occipitalis und Art. n. facialis aus der Art. meningea media. Es ist anzunehmen, daß die Spitzen der Nadeln die Spasmen im Bereich dieser Arterien beeinflussen. Schwer zu erklären ist jedoch die augenblickliche Besserung der Beweglichkeit nach dem Einführen der Nadeln. Einen weiteren bemerkenswerten Einfluß bezeugt die Akupunktur bei schmerzhaften Zuständen — hauptsächlich Kopfschmerzen, cervico-cranial und cervicobrachialen Syndromen, bei lumboischiadischen Schmerzen und anderen. In solchen Fällen vermindert die Akup. lediglich die Schmerzen. Wir müssen durch sorgfältige Untersuchung feststellen, ob die Schmerzen nicht ihren Ursprung in Wirbelblockaden haben. Im bejahenden Falle muß die Blokkade durch chiropraktische Manipulation beseitigt werden. Desgleichen beeinflußt die Akup. häufig günstig Lähmungen des N. fibularis, radialis, ulnaris, mediani und tibialis. Die Akupunktur schätzen wir hauptsächlich wegen ihrer Unschuldigkeit (es kam niemals zu einer Verschlechterung!), ihrer Einfachheit und Anspruchslosigkeit in ihrer Anwen- dung, Schmerzlosigkeit und nicht zu allerletzt ihres geringen Kostenaufwandes wegen. Ein wertvoller Helfer ist die Akupunktur bei solchen Patienten, die Analgetien nicht vertragen oder sie in großen Mengen einnehmen. Ich wäre glücklich, wenn meine Mitteilungen Ihren Patienten Hilfe bringen würden, denn dann haben ja auch Sie Freude durch den Erfolg Ihrer Bemühungen. Anschrift des Verfassers: MUDr. PICEK Fr., Praha 6, Ruzyne, Chrästanskä 8, Tschechoslowakei Aus Praxis und Forschung Die Anwendung der Biokataiysatoren in der täglichen Praxis MiKROPLEX 1. Einführung Das Übermaß an täglicher Arbeit zwingt uns zur MorseSchau des Wesentlichen, verlangt von uns anscheinend disparate Symptome zu einem Komplex einen zu können, der einem Krankheitsbild entspricht und so, in Kürze, doch mit Sicherheit, zur gezielten Therapie zu weisen. Ich denke, es ist uns allen klar, daß Medizin seit je psychosomatisch war und ist. Die ersten, oft sehr subtilen Krankheitserscheinungen sind psychosensorisch, können dann in zweiter Stufe funktioneil abgleiten, bevor sie in einem dritten Stadium sich organisch fixieren. In der Bekämpfung der akuten Infektionskrankheiten hat die Heilkunde zweifellos heute Mittel zur Hand, die uns noch in unserer Studienzeit unvorstellbar waren. Es läßt sich freilich fragen, ob sie immer zweck- und sinngemäß verordnet werden! Wir haben es jedenfalls soweit gebracht, daß wir eine Reihe von organischen Erkrankungen beherrschen, dabei jedoch die funktioneilen und psychischen Krankheitsbilder in erschrecklicher Weise sich mehren. Wir sind uns bewußt, wie sehr wir mit den modernen Psychopharmaca eingreifen können. Aber bleibt uns nicht ein störender Geschmack von Bitterkeit? D, Senn sammenhang mit Insulin. Die Enzyme enthalten durchweg ein Metali oder ein Metalloid. Weiter steht fest, daß diese Elemente in unvorstellbar kleinen Spuren, durch die Nahrung geliefert, für den normalen Ablauf der physiologischen Funktionen unerläßlich sind. 3. Die biologische Katalyse Es ist seit Berzelius bekannt, daß in bloßer Gegenwart von kleinsten Mengen gewisser Elemente chemisch-physikalische Reaktionen außerordentlich beschleunigt werden in ihrem Ablauf, ohne daß das Element selber verändert wird oder merk- und meßbar am Prozeß teilnimmt. Diese Katalyse wird in der Industrie heute überall angewendet. Da jedoch der menschliche Organismus ebenfalls aus Urstoffen zusammengesetzt ist, wenn auch reichlich komplex, ist es nicht abwegig, a priori anzunehmen, daß die Katalyse im biologischen Bereiche eine Rolle spielt. Und dies ist tatsächlich auch der Fall, wie die moderne physikalische Chemie es von Tag zu Tag mehr erhellt. Der Aktionsmechanismus der biologischen Katalyse läßt sich wohl nur begreifen durch die Beeinflussung, die Regulation des haemoelectrolytischen Gleichgewichts, der Oxydo-Reduktion. (Diese Probleme sind übrigens unsererseits Gegenstand eingehender Studien.) 2. Die physikalische Grundlage Dies läßt auch begreiflich erscheinen, daß die Quantität, Die Mannigfaltigkeit der individuellen Krankheitserscheidie Masse des Elementes, nur eine untergeordnete Rolle nungen ist der Ausdruck der psycho-somatischen Komplexispielt, daß hingegen die Qualität, d. h. die ionisierende tät des Organismus. Somatisch-physikalisch gesehen ist der Form des Katalysators, wie z. B. im Mikroplex zubereitet, menschliche Organismus, als Substrat aller Funktionen, — ausschlaggebend für eine therapeutische Wirkung ist. wie alles physisch Geschaffene — aus den Bausteinen der Es ist zweifellos, auf den ersten Anhieb, fast eine ZuElemente des Lothar-Meyer-Mendeljew-Systems aufgebaut. mutung, uns glauben zu lassen, daß die Einführung kleinEs ist auch im Zeitalter der Elektronik keine Offenbarung ster Spuren von Metalloiden, in der Ordnung der Gamma, mehr, daß der ganze Stoffwechsel des Organismus über befähigt sei, durch eine Art Kettenreaktion das humorale den Ionen-Austausch abläuft, d. h. den electrolytischen Gleichgewicht des ganzen Organismus zu verändern, und Energieumsalz im Bereiche der Urstoffe je nach ihrer Vaes in einer Weise umzustellen, daß das Gesamtverhalten, lenz. auch das psychische, des Organismus sich verändert. Je mehr wir, dank der Biochemie, in das Verständnis des Und doch besteht die Tatsache, daß in 20jähriger klinischer molekularen Geschehens der Zelle eindringen, um so verAnwendung sich die Sicht der von Menetrier herausgeständlicher, greifbarer wird auch die Wirkungsweise pharschälten Diathesen bestätigt und vertieft hat. Praktisch hanmakologischer Substanzen, und zwar in ponderaler, katalydelt es sich für den Arzt darum, sich eine neue, äußerst iischer und sogar homeopathischer Menge. wirksame therapeutische Methode einzuverleiben und sie Beim Vordringen in die molekulare Größenordnung zeigt geschickt anwenden zu können. sich, daß gewisse Elemente eine besondere Bedeutung Eine Diathese umfaßt eine Symptomatologie, die ziemlich haben und im Metabolismus eine besondere Rolle spielen. abgegrenzt ist, so daß es leicht ist, sie zu sehen und sie Die Biophysiker unterscheiden (im Lothar-Meyer-System): täglich in der Praxis zu finden. Wenn einmal das Auge ge1. die konstituenten übt ist, ist man erstaunt, sie nicht seit jeher gekannt zu 2. die plastischen haben; scheinbar disparate Symptome vereinigen sich in 3. die katalytischen Elemente. einem nosologischen Rahmen, in den die Patienten in Es ist wohl nicht abwegig zu denken, daß diese natürliche einem großen Prozentsatz ohne Mühe einzuspannen sind. Ordnung ihre physiologische Bedeutung hat. Wir wissen ja Und ich betone die außerordentliche Einfachheit der auch von gewissen Elementen, daß sie eine wichtige Rolle Methode, die nach ganz kurzer Erfahrung erlaubt, die spielen. Ich erinnere an Cobalt, in Vit. B12, Zink in ZuMikroplex-Katalysatoren sinngemäß zu verschreiben. Sie * Hersteller: LABCATAL, Montrouge/Frankreich. Vertrieb in werden also gleich, von ihrer Wirkung verblüfft, in den Bannkreis der Verwunderung gespannt. Deutschland: Dr. Herbrand KG., 7614 Gegenbach. 262 Physik. Med. u. Rehab, 9. Jahrg. Die Diathese ist ein brauchbarer Maßstab zur differentialdiagnostischen Abklärung zwischen bereits mit organischen Dysfunktionen verbundenen Krankheiten und frühen, funktioneilen Versagersymptomen, die früher oder später zu organischer Affektion führen, also praepathologische Fälle, die Unzahl unserer Patienten der täglichen Sprechstunde. In diesem Stadium ist der Progreß noch reversibel und korrigierbar, sofern es gelingt, die erst funktionelle — psychosomatische — Störung der Oxydo-Reduktion zu beheben. Logischerweise handelt es sich also um eine ausgesprochene Praeventivmedizin. Wenn die Diathesen einem psycho-physischen Verhalten entsprechen, das seinerseits einen Katalysator erheischt, ist es für den Praktiker also unerläßlich, sie abgrenzen zu können. Es ist lohnend, ich versichere Sie, sich vorerst rein lehrmäßig mit der Gruppierung zu befassen, ohne sogar Mikroplex zu verschreiben, zumal es sich um vier Hauptdiathesen handelt, und zwar: 1 Mangan (Mn) 2 Mangan Kupfer (Mn —Cu) 3 Mangan Kobalt {Mn —Co) 4 Kupfer — Gold — Silber (Cu —Au —Ag) wobei man zusätzlich eine fünfte Diathese als Übergangsperiode (Desadaptionssyndrom), Zink (Ni — Co) im Auge behalten muß. Jeder dieser Katalysatoren hat sein bestimmtes für ihn spezifisches Gewicht und eine spezifische physiologische Wirkung. Welche? 4. Die Diathesen Erschrecken Sie nicht! Es ist erst befremdlich, solch scheinbar zusammenhanglose Symptome unter einen Nenner bringen zu wollen wie bei der Diathese — Mn oder Arthritismus — die Hydra der allergischen Erscheinungen — fliegendes Rheuma — typische Morgenmüdigkeit mit Entmüdung nach Anstrengung — rezidivierender Schnupfen, überhaupt Überempfindlichkeit des Nasenrachenraumes — Optimismus — gut ertragene Hypertonie usw. Diathese — Mn Co oder Neuro-Arthritismus — neurovegetative Dystonie — Ängstlichkeit (Librium, Valium) — Zirkulationsstörungen der Extremitäten (Spasmen) mit Tendenz zu Beinschwere und beginnendem ödem — typische Abendmüdigkeit — Menopauseklagen — vorzeitiges Altern usw. Diathese — Mn — Cu oder Arthrotuberkuiose — übermäßige Ermüdbarkeit — Hypoasthenie — Pessimismus — Fixationsschwierigkeiten des Gedächtnisses — Bronchial-Asthma, Katarrhanfäliigkeit — Tuberkulin-Impregnation, Pleuritis, Adenitis, BCG — linksseitige Colitis usw. Diathese — Cu — Au — Ag oder Anergie — Reaktionsmangel, psychisch und physisch, gegenüber Therapie — Lebensüberdruß mit Suizidgedanken — chronische Infektionen (Furunkulose) — beginnende Degeneration usw. Desadaptationssyndrom Zn (Zn — Ni — Co, Zn — Cu) — diencephalische Dysfunktion — Variabilität der Ermüdungserscheinungen (plötzlich auftretendes Versagen) sehr oft vermischt mit typischen Pankreas-Nebennieren-Symptomen. 5. Wahl Wie nun aber den Mikroplex-Katalysator wählen? Dazu braucht es eine gewisse Frage-Technik, die mit einiger Übung sehr rasch zur Klarheit führt. Ich bin mir wohl bewußt, daß es unmöglich ist für den Praktiker, seine Konsultation heute noch zu verlängern. Mit einem Zeitaufwand von 2—5 Minuten sind Sie durchschnittlich im klaren. Die Fragen orientieren Sie schematisch über: 1. das psychische Verhalten a) Sind Sie optimistisch? Mn b) ängstlicher Natur? Mn —Co c) pessimistisch? Mn —Cu d) manchmal lebensüberdrüssig? Schwarzseher? Haben Sie sogar Todesgedanken? Cu —Au —Ag e) abwechselnd: himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt? Zn, Zink-Ni-Co/Zn-Cu 2. Die Müdigkeit Äußert sie sich stärker: a) am Morgen, mit Mühe abends einzuschlafen? b) am Nachmittag, mit Beinschwere? c) tagsüber, als Ermüdbarkeit, geistig, körperlich, durch Ruhe sich bessernd? d) als beständiges, unüberwindliches Gefühl der Ermüdung, der Verlassenheit? e) als plötzliches Überfallen von Müdigkeit (wie z. B. Hypoglycemie)? Mn Mn —Co Mn —Cu Cu-Au—Ag Zi —Ni —Co 3. Funktionelle Zeichen a) Sind Sie allergisch? Mn — z. B. Medikamente, Substanzen, Gerüche — Machen Sie rasch hohe Temperaturen für banale Infekte? — Haben Sie fliegende Rheumatismen? — Sind Sie psychisch eher jähzornig oder gelassen? — Haben Sie eine besondere Empfindlichkeit der oberen Luftwege? b) Haben Sie Zirkulationsstörungen? Mn —Co — z. B. Spasmen der Extremitäten? Geschwollene Extremitäten abends? Gedächtnisausfälle? c) Besteht eine Tuberkulose-Belastung in der Vergangenheit? Mn —Cu — z. B. Pleuritis, Adenitis, Erythema nodosum? — Zustandsänderungen nach BCG-Impfung? — Besteht oder bestand als Kind eine starke Bronchial-Katarrhbelastung? d) Sind Sie anergisch? Cu—Au—Ag — d. h. reagieren Sie nicht auf Medikamente? — Machen Sie nie Fieber? — Wie steht es sexuell? e) Wie reagieren Sie gegen Alkohol? Zink (Ni Co) — Bekommen Sie sofort einen roten Kopf? — Vertragen Sie selbst kleine Mengen sehr schlecht? Es ist selbstverständlich, daß Sie alle klinisch erhobenen Befunde und Laboratoriumsergebnisse in Ihre Bewertung einbeziehen. Neben den Grundkatalysatoren bestehen eine Anzahl von Komplementär-Katalysatoren (bs. lod, Lithium, Kalium, Magnesium, Schwefel, Fluor, Aluminium). Die empirische Auswertung durch Menetrier hat gezeigt, daß die Diathesen sich entwickeln auf Grund von Organstörungen oder mit Rückwirkung auf gewisse Organe, die man mit Organextrakten auszugleichen sucht, die aber sehr oft ebenso gut mit den entsprechenden Komplement-Katalysatoren behoben werden können. Zum Beispiel — Mangan — (Thyroiddysfunktion) — lodium — Mn und Mn — Co Leberstörung Sulfur, Magnesium — Mn — Cu und Mn bei schwacher Wirbelsäule Fluor — Aluminium nimmt einen besonderen Platz bei Schlafstörungen und geistiger Übermüdung (wohl diencephalisch wirkend) ein — Cu —Au —Ag mit Wasserretention Lithium Magnesium — Cu bei Virusinfektion Wenn Sie sich, zögernd, über die Wirksamkeit der Katalysatoren vergewissern wollen, machen Sie sich erst die Behandlung der Grippe-Zustände zu eigen. Bei der Ersterscheinung der Grippe — 1 Meßlöffel Mikroplex Cu — 1 Meßlöffel Mikroplex Mn 4 Stunden später — 1 Meßlöffel Mikroplex Cu 4 Stunden später und eventuell 1 Meßlöffel Mikroplex Cu nach 4—8 Stunden bei Bedarf. In einer erstaunlichen Anzahl der Fälle verschwinden alle Symptome in 24 Stunden. Wenn Sie selbst übermüdet sind, und das sind wir ja, nehmen Sie 1 Meßlöffel Mikroplex Cu—Au —Ag morgens nüchtern, erst täglich und sobald Sie sich besser fühlen, alle 2—3 Tage. Sie werden rasch jene Stimmung verlieren, in der Sie mit Leichtigkeit lästige Patienten rausschmeißen möchten. Versuchen Sie bei Kindern, die in der Schule plötzlich anfangen nachzuhinken, jeden 2—3 Tag einen Mikroplex-Meßlöffel Mn — Co zu geben. Sie werden dabei erstaunlich rasche Veränderungen sehen, die weit länger anhalten als Glutaminsäure. 6. Gegenindikationen der Katalysatoren? Das gibt es, und sie sind sehr streng zu beachten, aber leicht sich einzuprägen: Nie Zn rein, nie Mn rein bei einem evolutiven tuberkulösen Prozeß jeder Art. In solchen Fällen können Sie jedoch mit M n - C u oder Cu—Au —Ag (das oft wie ein Antibiotikum wirkt) ausgezeichnete Heilungstendenzen erwirken. 7. Reaktionen? In der Sicht der katalytischen Ablaufweise ist es verständlich, daß manchmal gewisse Reaktivationen schon vorher bestehender Symptome verstärkt aufscheinen können. Die Kranken müssen darauf unterrichtet werden, sie nehmen die Dinge gelassener, zumal diese Reaktivationen von bester Prognose sind. Der Rheumatiker wird zeitweise seine Schmerzen vermehrt spüren; nichts hindert Sie, den Mikroplex in längeren Zwischenabständen und ein Schmerzmittel zu verordnen. Ein Ekzem kann vorübergehend wieder aufflammen; Sie verschreiben zusätzlich ein Leber-Gallenmittel. Der Bronchitiker wird vermehrt ausscheiden, ein Hustensirup wird nicht schaden. Der Patient mit Wasserretention unter Mn — Co und Kalium oder Lithium, wird zeitweise aufgedunsen, hat etwas Atemnot. Mit einem Salidiureticum beschleunigen Sie die Ausscheidung. Normalerweise potenzieren die Katalysatoren gleichzeitig verabfolgte Arzneien. Die Dosierung kann demgemäß kleiner sein. Wie verständlich, blockieren jedoch Cortico-Steroide den Ablauf des katalytischen Prozesses. 8. Die Verordnung Normalerweise werden die Katalysatoren alle 2—3 Tage verordnet, und zwar im Sinne der Katalyse, d. h. eines Prozesses, der — wenn er einmal gezündet ist — eine gewisse, oft individuelle, Ablaufzeit benötigt. Sie werden deshalb Patienten sehen, bei denen Sie ruhig die Anweisung geben, täglich Mikroplex morgens nüchtern auf die Zunge zu nehmen, bis zum Moment, wo eine Reaktion eintritt, dann abzuwarten und ab dann z. B. nur 2x wöchentlich. Sie werden ohne weiteres verstehen, daß Sie beim Anergiker oder beim Hypostheniker weniger riskieren als beim Allergiker und beim Dystoniker. Deshalb etwas vorsichtiger mit Mn, Mn — Co, Zn — Ni — Co. (Den Komplement-Katalysator lassen Sie 5 Minuten nachher folgen.) Dies sind Richtlinien; die individuelle Empfindlichkeit ist jedoch sehr verschieden. Mit einiger Übung und immer in der Übersicht des klinischen Gesamtbildes und der Organintegrität (Nierentätigkeit, Leberfunktionen, Herzzustand) werden Sie sehr rasch ausfindig machen, wo Vorsicht geboten ist. Ich gebe Ihnen als Grundsatz: Wenn der Katalysator eine unangenehme, jähe Verschlimmerung auslöst, sofort den Katalysator aussetzen und eine Woche abwarten. Bei Fortbestehen der Erstsymptome: Mikroplex "Ix pro Woche weitergeben. Manchmal haben Sie auch Überraschungen. Ein Beispiel: Als Neuling in der biologischen Katalyse vor ca. 12 Jahren verschrieb ich Mn auf den ersten Anhieb bei einem asthmatischen Kind von 9 Jahren alle 3 Tage. Nach der zweiten Ampulle Mn wurde ich zum Kinde gerufen, das in einem entsetzlichen Anfall beinahe erstickte. Innerlich erbost über die neuen Wundermittel, lasse ich eine Reihe von Spritzen durchgehen bis schließlich Heckelserum den Spasmus löst. Unnötig zu sagen, daß die Eltern eher gegen die Wiederaufnahme von Mn waren. Aber hören Sie: Seither, es sind jetzt 12 Jahre, hat das Mädel nie mehr irgendwelche Asthmabeschwerden verspürt Ich rate Ihnen, bei Zweifel, Allergiker, je nach Symptomenbild mit Mn —Cu oder Mn — Co vorzubereiten und dann mit Mn anzugreifen. 9. Und dort, wo es nicht geht? Die Katalysatoren sind keine Allheilmittel. Es gibt Patienten, die auch darauf nicht ansprechen. Trotz langer, dauernder Anwendung verändert sich nichts im Verhalten. Wir nennen diese Fälle „blockierte Cu —Au —Ag oder Zn". Mir scheint, daß man eine Therapie des öfteren in solchen Fällen versucht und bei Unwirksamkeit das ganze in Bausch und Bogen verwirft. Seien wir loyal. Dies sind meistens praepathologische Fälle mit früh oder spät infauster Prognose. Es handelt sich um Patienten, deren Reticulo-Endotheliai-System blockiert ist. Suchen Sie systematisch chronische Infekt-Herde (Zähne, Tonsillen, Gallenblase, Prostata, Matrix), fahnden Sie nach evtl. Agammaglobulinaemie. Nach Sanierung beginnen die Katalysatoren zu reagieren. Aber freilich gibt es Fälle, da unsere Weisheit zu Ende ist und wo man sich endlos fragt, warum? Vita brevis, ars longa. 10. Folgerungen Es schien mir wichtiger als viele Beispiele vorzubringen, die praktische Handhabung der Katalyse etwas zu erläutern. Noch nie ist ein Weiser vom Himmel gefallen. Nur der praktische Versuch wird Ihnen die ganze Reihe der Dysfunktionen offenbaren, die mit der Katalyse wirksam und nachhaltig angegangen werden können. Die Katalyse ist eine Korrektur des Terrains, des SäureBasen-Haushaltes. Wenn man einmal dies erfaßt hat, vereinfachen sich eine Menge von ungelösten Fragen. Ungereimte Beziehungen und Zwischenreaktionen bekommen ein Gesicht und werden Freunde. Und diese neue Sicht öffnet weite Horizonte, bereichert uns selbst, katalysiert die Beobachtung, unsere Hilfsbereitschaft, das Verständnis und die Liebe zum Kranken, der schließlich unser Lebensinhalt ist. Anschrift des Verfassers: Dr. med. D. SENN, 1006 Lausanne (Schweiz), Av. D'Ouchy 18 264 Physil 9. Jah -LIQUID. L l V^/ V^ I IS* c. Rutin Rein phytologischi für d i e k l e i n e Crataegus-Kombinationstherapie des Altersherzens O. P. Tropfflasche zu 3O ml Buchbesprechungen Referate Prof. Dr. med. H. O. Kleine: „Ärzte in den Stürmen der Zeit". 2. Aufl. 364 S., 36 Tafeln, Ln. 3 2 , - DM. K. F. HaugVerlag, Heidelberg. Der Verfasser schildert mit großem Einfühlungsvermögen charakteristische Episoden aus dem Leben von 36 Ärzten. Es handelt sich um markante Person (ich keifen, die die Geschichte ihrer Zeit mitgestaltet haben. Dabei beweist der Verfasser besondere Geschichtskenntnisse, die er geistreich und geschickt verwertet. Die Abschnitte des Buches, die man auch getrennt lesen kann, sind ideale Freizeitliteratur für jeden Arzt. Therapiewoche Heft 21/1968: 877 ff, Kongreßberichte über 19. Therapiewoche (1967). Professor Dr. H. Valentin (Erlangen) sagte zu den „Erkrankungen von Herz und Kreislauf und ihre Beziehungen zur Arbeitsmedizin", daß die funktioneile Einheit: Herz, Kreislauf, Lungen und Blut zusammenhängend betrachtet werden müsse, weil funktionelle Störungen oder organische Schäden mannigfaltig zur respiratorischen Insuffizienz führen können. Die moderne Arbeitswelt verlange ergonomische Untersuchungen, wie Längsschnittuntersuchungen, die Aufschluß über Erschöpfungszustände, Aufbrauch und Voralterung ergeben können. Das psychophysische Syndrom (Donat, 1967) wird als Störung der vegetativen Reglerkreise mit häufigen Manifestationen an Herz und Kreislauf angesehen. Somatische und psychische Störungen überschneiden sich, weshalb die Konstitution, die Biographie und die aktuelle Situation beachtet weiden müssen. Es müssen funktioneile von morphologischen Zeichen getrennt werden, wozu alle Hinweise im Buch: Untersuchung und Beurteilung des Herzkranken, F. Encke-Verlag, 1960, aus der H.-W.-Knipping-Schule zu finden seien. Die toxischen Auswirkungen auf die gesamte „Funktionelle Einheit" sind teils erforscht, Hypoxämie schädigt diese Einheit sicher. Der Herzinfarkt dürfte als Arbeitsunfall kaum je beweisbar sein, wenngleich die geänderten Bedingungen immer wieder daran denken ließen. Im Unfallgeschehen gilt die „Theorie der wesentlichen Bedingungen", beim Herzinfarkt sei die wesentliche Bedingung die Herzkranzgefäßerkrankung. Während Zusammenhänge zwischen stumpfen Brusttraumen und Herzschaden höchstens durch unmittelbar angefertigte EKG erkenntlich werden könnten, seien Elektrounfälle durchaus Ursachen für Störungen der Herzreizleistung, jedoch nicht oder wohl höchst selten Ursache für Herzinfarkt. Die Schockbehandlung am Arbeitsplatz ist der sofortige Flüssigkeitsersatz, danach Schmerzbekämpfung, Chemotherapie, Kortikosteroide, Vermeidung der Abkühlung, nur bei neurogenen (vasovagalen) Reaktionen gibt man ein Sympathikomimetikum. Unfallgefahren beseitigen, jeder Unfall ist verpaßte Vorsorge. GROH Dr. med. Gerhard Bachmann: „Leitfaden der Akupunktur". 203 S., 35 Abb., 8 Tab., K. F. Haug-Veriag, Heidelberg, Ln. 26,— DM. Zum Überblick über die altchinesische Heilweise der Akupunktur sei dieser Leitfaden empfohlen. Mit Abbildungen und Tabeden wird eine gut gegliederte Zusammenfassung der Grundlagen und Theorien der Akupunktur geboten, experimentelle Nachweise und die Praxis sind dargestellt. GROH Selten hat Gesundheit so gut geschmeckt ...Inder Diabetes-, Leber-, Herz-und Altersdiät mit y*—\ VMorn) Diät-Frucht Säften a m dem neutortn-Reformhaus Dr. med v. NATHUSIUS, Hillersbaoh APISE RUM DE B E L V E F E R Es stehen folgende Präparate zur Verfügung: APISERUM Trinkampullen BI-APISERUM Trinkampullen Haemo-GERAL, pro injectione Haemo-GERAL, lingual dragees Bitte schreiben Sie um Literatur und Proben: das naturreine BienensekretFermentsystem Gelee Royale ohne Zugabe fremder Stoffe, standardisiert und stabilisiert im natürlichen Artmilieu. Kliniker und Praktiker verwenden APISERUM erfolgreich bei Stoffwechselstörungen — Leistungsabfall ihrer Patienten — zur Hebung des Allgemeinbefindens in der Rekonvaleszenz. APISERUM das Mittel der Wahl in der Geriatrie, die Hilfe des Arztes in der Rehabilitation. Für Kinder: APISERUM-spezial, Trinkampullen, bei Entwicklungsstörungen. Llndau-Bodensee) G. LEIN BERGER & CO., 8266 LAUFEN-MAYERHOFEN/OBB.(früher Biokatalysatoren zur funktioneilen Therapie Wirtschaftl. Handelsform: Plastikfl. zu 60 ml Lösung Literatur und Muster auf Anforderung. LABCATAL, 9 rue Roger S Montrouq Frankreich. ik Deutschland: DR. HERBRAND KG., 7614 GENGENBACH/BADEN. Jürgen Gehrke: Die Wirkung physikalischer Therapie, Terrainkur, Internistische Übungsbehandlung auf den Lipidstoffwechsel in Ohlstadt/Obb. Med. Welt 39 (196) 2305. Um die Kurerfolge der von W. Beckmann wiederentdeckten, modifizierten und erweiterten Terrainkur nach Örtel klinisch zu objektivieren, untersuchte der Verf. 90 Sozialversicherte unter besonderer Beachtung des Lipidstoffwechsels. In Ohlstadt bestehen hauptsächlich drei Übungsgruppen: 1. Anwendungen nach Kneipp und Massagen (Selbstmassagen und Bürstenmassagen); 2. Atemübungen nach Hochrein; 3. Dosierte Belastungsübungen, d. h. Gehleistungen sowohl im Terrain als auch mit Überwindung von Höhenunterschieden nach Örtel und Malten. Dazu kommen allgemeine heilgymnastische Übungen. Es zeigte sich ein Abfall aller Fettfraktionen im Blut (:-Lipoproteide, Gesamtcholesterin, Estercholesterin, veresterte Fettsäuren), was in erster Linie wohl auf die vermehrte körperliche Aktivität zurückgeführt werden muß, aber auch auf die Reduzierung von Stress-Einflüssen und auf den Klima- und Milieuwechsel. Ein Einfluß der verabreichten 3037 Kai. enthaltenden Kost, die bei 37,8 % Fett der verabreichten Kai. keine linolsäurehaltigen Fettarten bevorzugt, ist auszuschließen. G. HAFERKAMP, Nürnberg H. Klein: Zur Beurteilung von Zwischenfällen der Außenseiter-Therapie. Nach einem Gutachten über einen Todesfall infoige Trockenzellbehandlung. Med. Klin. 44 (1967) 2627. Beschrieben wird der Fall eines 75jährigen Patienten, der nach einer Trockenzellbehandlung auf Grund einer anaphylaktischen Reaktion starb. Dabei kam es bereits 2 Minuten nach der letzten Injektion zum Zusammenbruch, 8 Minuten später zu Herz- und Atemstillstand, hervorgerufen durch ein Larynxödem, das zu einer nicht mehr beherrschbaren Atembehinderung führte. Es wird nun die Frage aufgeworfen, ob es sich hierbei um einen Kunstfehler handelt, da die Ärztekammer eindeutig vor einer Behandlung mit Frisch- oder Trockenzellen gewarnt hat. Nach Ansicht des Verfassers ist es jedoch immer in das Ermessen des einzelnen Arztes gestellt, ob er sich für oder gegen eine Außenseitermethode entscheiden will. Der beschriebene Krankheitsfall wird mit anderen Zwischenfällen unter die- ventri-loges Kausaltherapeuticum bei Verdauungsstörungen Tropfen 20 ml, 50 ml Dr. Loges & Co. Winsen/Luhe ser Therapie verglichen, wobei in der Literatur bisher nur ein ähnlicher Schock beschrieben wurde. Die Anklage der Fahrlässigkeit — nach strafrechtlichen Gesichtspunkten — kann nach Ansicht des Verfassers nicht erhoben werden, ohne daß die Frage des „zumutbaren Wissens" eindeutig geklärt Wird. G. HAFERKAMP, Nürnberg Goldhahn, G.: Liquorveränderungen bei Großhirntumoren. M. M. W. 22 (1968). Bei 471 Patienten mit Großhirntumoren durchgeführte einfache Liquorlaboruntersuchungen (Zellzahl, Gesamteiweiß, Pandy, Nonne) brachten bezüglich Tumordiagnostik kein befriedigendes Ergebnis. Ausgeprägte Veränderungen zeigten sich bei dem Liquorsystem anliegenden Geschwülsten und bei zerfallenden Tumoren, dementsprechend am meisten bei Glioblastomen. Bei der Hälfte der Patienten zeigten sich pathologische Liquorveränderungen. Isoliert sind die Ergebnisse des einfachen Liquorlabors unergiebig. w. KUHLMEY Therapiewoche Heft 25/1968: 1029 ff. Diskussion zum Thema: „Die Arbeitsmedizin in der ärztlichen Praxis" (Leitung Professor Dr. H. Weichardt, Tübingen): Interesse der Ärzteschaft für werksärztliche Fragen wecken, damit auch die Abgrenzungen dieser gegen hausärztliche Tätigkeit klar werden. Besonders betont wurde die Ausbildung von Betriebshelfern in 1. Hilfe zur Beseitigung erster Störungen, um das Überleben mehr zu garantieren, wobei Lehnerts die Herzmassage als über den Rahmen dieser Ausbildung hinausgehend ansah. In der 6. BKVO wurde die „chronische Bronchitis" unberücksichtigt gelassen, auch die zu erwartende 7. BKVO wird daran nichts ändern, weil die Erkenntnisse noch ungenügend seien. Man müsse der Bronchitis durch Schutzmaßnahmen vorbeugen, vor allem durch gezielte Gesundheitsbelehrung (Zigarette u. a. m.). Die Rauchgase, Möglichkeiten der Nitrose-Gasvergiftung mit Magen-Darm- und Luftwegestörungen und eventuell Potenzstörung wurden genannt, wozu Professor Dr. Symanski sagte, daß das elektrische Schweißen sicher weniger als gesundheitsschädigend anzusehen sei als das Autogenschweißen. Hierzu führte auch Dr. Zorn zur Frage der Spätschäden nach unterschwelliger wiederholter und nach chronischer CO-Vergiftung aus, daß die Erfahrungen unterschiedlich bewertet werden. Wiederholte, unterschwellige CO-Intoxikationen können zu Spätschäden als chronischem Verlauf führen. Haus- und Kurärzte sollten hier anamnestisch, therapeutisch und gesundheitserzieherisch wirksam werden. Ein besonderer Hinweis wurde zu Fragen der Abnutzungsdermatosen und der Kontaktsensibilisierung, auch durch Waschmittel, gegeben. Auch hier muß, wie bei Arbeitsplatzumsetzungen ein enger Kontakt zwischen Hausund Werksarzt (Dr. Loskant) erreicht werden. Dr. med. v. NATHUSIUS, Hillersbach regt Fermentsekretion an, tonisiert den Magen, verbessert b t o 266 Physik 9. Jahr Die darmschonende, zuverlässige Wirkung in hartnäckigen Fällen wird von Arzt und Patient besonders geschgtzt BUCOPA • BUBENIK & CO • FABRIK FHARMAZ. PRÄPARATE • MÜNCHEN-PASING Hyparforat Depressionen, nervöse Erschöpfung, klimakt. Beschwerden, Angst- und Unruhezustände, Wetterfühligkeit, Enuresis noct. Rein pflanzliche Zubereitung aus Johanniskraut mit stand. Hypericingehalf Dr. Gustav Klein, ZelJ-Harmersbach/Schw. Bericht Heidelberger Rehabilitationskongreß 1968 Unter dem Thema „Zehn Jahre Rehabilitation als Schlüssel zum Dauerarbeitsplatz" fand im Berufsförderungswerk Heidelberg vom 5. bis 7. 6. 1968 der Heidelberger Rehabilitationskongreß statt, der alle am Rehabilitationsgeschehen Beteiligten mit über lausend Teilnehmern zusammenführte (Schirmherrschaft: Minister Dr. Dr. med. h. c. H. Seifriz, Stuttgart/Bonn). Im Juni 1958 hatte erstmals eine Arbeitstagung in Freudenstadt unter demselben Thema die Weichen für die Rehabilitationsarbeit gestellt. Jetzt war es einem Komitee unter Vorsitz von Ministerialdirektor A. Gekeler (Arbeits- und Sozialministerium BadenWürttemberg), dem ferner Dr. Degenhardt (Präsident der Landesärztekammer Baden-Württemberg, Vizepräsident der Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages), Dr. Geiser (Vizepräsident des Landesarbeitsamtes Baden-Württemberg) und Direktor Neerforth (Vorsitzender der Geschäftsführung der Landesversicherungsanstalt Baden) angehörten, gelungen, 32 Organisationen direkt und noch mal ebenso viele als ideelle Förderer zu einem großen Kongreß zusammenzuführen. Neben den zuständigen Ministerien waren Versorgungsämter, Wehrkreisverwaltungen, Arbeitsämter, Landesversicherungsanstalten, Bundesversicherungsanstalt, Berufsgenossenschaften, gesetzliche Krankenkassen, Wohlfahrtsverbände, Ärztekammern, Kassenärztliche Vereinigungen, Landkreistag, Städteverband, Wohlfahrtspflege, Arbeitgeberverbände, Gewerkschaftsbund, Angestelltengewerkschaft, Berufsförderungswerk, VdK, Medizinische Fakultäten, Industrie- und Handelskammern, Werkärztliche Arbeitsgemeinschaften u. a. vertreten. Neun Hauptreferate werteten die in den letzten 10 Jahren gewonnenen Erfahrungen aus und brachten neue Gedanken zur Weiterentwicklung der Rehabilitation. Die einzelnen Probleme wurden ferner in 24 wissenschaftlichen Symposien eingehend erörtert. Der Diskussion war weiter Raum gegeben. Unsere „Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsvorsorge und Frühheilbehandlung (Prävention)" war am Symposion Nr. 8 (Rehabilitation von vegetativ Kranken) beteiligt, wo OMR Dr. W. Groh, Ltd. Arzt des Sanatoriums Hirschhalde der LVA-Baden, und Chefarzt Dr. Werner, Vorsorge-Kurheim Hundseck der Ruhrknappschaft, unsere langjährige Arbeit und Erfahrung auf diesem Gebiet vertraten. Angeregt von unserer Arbeitsgemeinschaft hatte der Zentralverband 1960 erstmalig eine Sondertagung unter dem Thema „Gesundheitsvorsorge und Rehabilitation in der Praxis" durchgeführt. Die dort gehaltenen Vorträge wurden in Bd. 6 der Schriftenreihe des Zentralverbandes der Ärzte für Naturheilverfahren (Herausgeber: Haferkamp-Tiegel) zusammengefaßt. Wie aus der Liste unserer Referate hervorgeht, hatten wir damals schon das Problem sehr breit erfaßt. Beteiligt waren I960 auf unserer Tagung, die in der Ärzteschaft gutes Echo fand, Prof. Kreuz (Orthopädie), Prof. Ostertag (Konstitution), Prof. Kohlrausch (Bewegungstherapie), Reg.OMR Dr. Gmelin (Tuberkulose), OMR Dr. Ruppert (Arzt und Versorgungsträger), Prof. Kötschau (Ganzheitswissenschaft), Dr. Petri, Hygienemuseum Köln (Gesundheitsbildung), OMR Dr. Groft (Frühheilverfahren), Chefarzt Dr. Schauwecker (Gesundheitsvorsorge), Dr. Kuppe (Atempflege), Direktor Dr. Cario, Direktor Neerforth (Aufgaben der Landesversrcherurrgsarrsta/ten), Dr. Kolb (Chronische Leiden), Med.Dir. Dr. Beckmann (Kreislaufgeschädigte), Prof. Preller (Aufgaben des Gesetzgebers), Dr. Haussier (Aufgaben der Kassenärzte), Dr. Graf Wittgenstein (Psychotherapie). Die Veranstalter wiesen damals schon eindringlich auf die aus der Entwicklung der Gesundheitssituation sich ergebenden notwendigen Folgerungen für die Rehabilitation und die Vorsorgemedizin hin. Anethol Carminativ, chofekinetisch,depurativ, fermentatrv wirksames Phytodigestivum 267 Rehab. Jahrg. Praxisproben und Literatur auf Wunsch I Crustalasyn Ein Spezifikum bei Milchschorf und Kopfgrind sowie bei Hauterkrankungen der exsudativen Diathese Handelsform: Flaschen mit 20 und 50 ml k 1-.... DR. FRfEDRICHS & CO • 5630 REMSCHEID-LENNEP • POSTFACH 156 ... wenn's nicht mehr geht dann Prostamed Prostataleiden, Miktionsstörungen, Reizblase, Inkontinenz, Restharnbildung, Prostatitis DR. GUSTAV KLEIN • Z ELL-H ARM E RS BACH/SCHWARZWALD Auf diesem Heidelberger Rehabilitationskongreß gaben unsere beiden Vertreter einen Überblick über Frühheilverfahren (Groh) und Vorsorgekuren (Werner), die den einzelnen gefährdeten und geschädigten Menschen ansprechen, solange die als Aufgabe der Gesellschaft und des Staates geforderte Ausschaltung bekannter Zivilisationsschäden noch unvollkommen ist. Hierbei wurde auch das noch nicht gelöste Problem der Vertiefung der Gesundheitserziehung bei ehemaligen Kurteilnehmern sowie allgemein die Rehabilitation durch den Kassenarzt als neue Aufgabe herausgestellt. In den Hauptreferaten unterstützte zunächst Bundesminister Katzer, daß die medizinische und berufliche Rehabilitation auf moderner wissenschaftlicher Basis unter Berücksichtigung aller Neuerungen durch ein Team von Spezialisten zusammengefaßt werde. Sein Ministerium hat die Aufgaben der beruflichen Rehabilitation in einem besonderen Referat zusammengefaßt, das Richtlinien zur Förderung der beruflichen Rehabilitation herausgeben wird. Der Minister befürwortet überregionale Rehabilitationseinrichtungen, wofür Bundesmittel zur Verfügung stehen. Die Verhinderung der Frühinvalidität nennt er als Hauptziel, das durch Koordinierung aller in Frage kommenden Stellen erreicht werden muß. Die Festrede von Prof. Zutt (Frankfurt) stellt die Rehabilitation als Aufgabe unserer Zeit heraus, die neben der medizinischen Behandlung erforderlich sei. Als Gründe werden die Entmachtung der Familie als natürlicher Rückhalt und die Komplizierung der sozialen Verhältnisse genannt. Ref. verweist auf die bisherige medizinische Arbeit durch Orthopädie, Anthropologie, Sozial-Psychiatrie und psychosomatische Medizin, die ja auch die Aufgaben der Physiotherapie einbezieht. Dr. Paeslack (Heidelberg) vertritt die Schlüsselposition des Arztes in der Rehabilitation und seine neuen Aufgaben, die neben dem bisherigen klassischen medizinischen Denken eine Erweiterung hinsichtlich der sozialen Situation und der Umweltbeziehungen erforderlich machen. Ein Bruch mit bisher gültigen Auffassungen ist häufig unvermeidbar. Bedauerlich sei, daß im klinischen Bereich nur Rhtuma-Bad Subakuter Rheumatismus, Entzündungen im kleinen Becken. geringes Verständnis gefunden wird. Eine Neuorientierung muß gefunden werden. Med.-Dir. Dr. Scholz (Stuttgart) referierte aus der Sicht des Arztes über eine „umfassende Rehabilitation", da die Zahl der Rehabilitationsbedürftigen laufend zunimmt. „Der praktizierende Arzt erweist sich dabei als der entscheidende Faktor für die angestrebte Breitenwirkung des Rehabilitationsgeschehens." Scholz fordert eine „Intensiv-Nachbehandlung" durch den praktischen Arzt, worauf wir auf Grund unserer langen Erfahrungen auf diesem Gebiet eine Tagung im September 1968 in Freudenstadt abgestellt haben (s. Ankündigung des Zentralverbandes der Ärzte für Naturheilverfahren in diesem Heft). Auch in diesem Referat wird die von uns seil Jahren geforderte Notwendigkeit zum Umdenken z. B. auch bezüglich Badekuren und Krankenhausbehandlung angesprochen. Ob.-Reg.-Med.-Dir. Dr. Gercke (Stuttgart) spricht über die sozialmedizinische Begutachtung und Rehabilitation und weist besonders auf die Ermittlung der Leistungs- und Bildungsreserven des Kranken hin. Das Thema wird methodisch an biologischen Altersabschnitten abgehandelt und die Forderung der „Rehabilitation vor Rente" betont. Dir. Sänger (Heidelberg) behandelt praktische Aufgaben, die sich für die Zusammenarbeit Arbeitsamt, Rehabilitationsträger und Arzt ergeben. Dir. Boll (Heidelberg) hat Methodik und Ziel der beruflichen Rehabilitation als Thema (Ergänzungen der gesetzlichen Grundlagen, Aufgaben der Wirtschaft, Anpassung im sozialen und beruflichen Bereich, Zusammenarbeit von Arzt, Pädagoge, Psychologe, Fürsorge usw., Sorge für Dauerarbeitsplatz). Ob.-Dir. Dr. Fritze (Nürnberg) befaßt sich mit der Mobilität des älteren Menschen, ihrer Erhaltung und Verbesserung und stellt hierzu eine Reihe von Forderungen zusammen. Dir. Dr. phil. habil. Sommer (Stetten, Remstal) berichtet über den geistig Behinderten in der Rehabilitation, seine eigenen Erfahrungen in Stetten und Schweizer Erhebungen zu diesem Thema und stellt eine Reihe von Grundsätzen heraus, die auf die gleichberechtigte Anerkennung und Eingliederung geistig Behinderter abzielen. Sulfomoor-Bad Sedativ-Bad Chronische Polyarthritis, alle Gelenkaufbraucherkrankungen. öbererreg barkeit, Schlafstörungen, Spasmoprulie. Einbadpackungen 268 Physik. Med. u. Rehab 9. Jahrg. Jod-Bad Arteriosklerose, Bandscheibensyndrome, Jodmangelstrumer Erwärmungsgerät Fango-Paraffin zur Aufbereitung, Desinfektion und ständigen Bereithaltung von Packungsmassen, vornehmlich von FANGO-PARAFFIN .Burgthal'. Das Gerät ist stabil und wartungsfrei; wirtschaftlich in Anschaffung und Stromverbrauch; der funkstörungsfreie Thermostat reguliert zuverlässig die Temperatur. Praxisgerechtes Fassungsvermögen. zur lokalen Überwärmungstherapie in Klinik und Praxis bewährt. Oberaus plastisch und von optimaler Wärmehaltung. Nach jeweiliger Thermo-Desinfektion auch bei verschiedenen Patienten wiederholt verwendbar, daher sehr wirtschaftlich. fango paraffm Bernd Conzen • Pharmazeutische GmbH u. Co. KG. • 4 Düsseldorf-Reisholi Dir. Dr. Wickenhagen (Bonn) hebt auf die nachgehenden Maßnahmen der Berufshilfe ab, bei denen es auf das Ineinandergreifen von medizinischer und beruflicher Rehabilitation ankommt. Die diesbezüglichen Einrichtungen der Berufsgenossenschaften und der Träger der Rentenversicherung (Spezialsanatorien, Sozialer Betreuungsdienst) werden besonders besprochen, das Gespräch des Arztes mit dem zu Rehabilitierenden als besonders wichtig hervorgehoben. Der Hauptteil des Referates ist den speziellen Maßnahmen der nachgehenden Berufshilfe, der Koordinierung der Tätigkeit der verschiedenen Träger und den bisherigen Ergebnissen gewidmet. Dir. Liebing (Frankfurt) nimmt zum Schluß das Wort zum Thema „Die Träger der Rehabilitation". Die Träger der sozialen Sicherheit sind auch die Träger der Rehabilitation. (Rentenversicherung, Unfallversicherung, Sozialhilfe, Kriegsopferversorgung, Arbeitslosenversicherung). Aufgabentrennung und Rationalisierung der Aufgaben sind auf der Grundlage gesetzlicher Bestimmungen in einem geschlossenen System sichergestellt, dessen Handhabung sich bewährt hat. Die Weiterentwicklung des bestehenden Systems und eine Förderung der Grundlagen, die Prof. Jahn in der Diskussion als notwendigen Aufbau der Rehabilitationsforschung unterstreicht, wird gefordert. Wir werden die Problematik des Rehabilitationskongresses aus unserer Sicht in Fortführung unserer eigenen Veranstaltungen auf einer Sondertagung am 16. 9. 1968 im Rahmen des Kongresses des Zentralverbandes der Ärzte für Naturheilverfahren (s. o.) wieder aufgreifen. sei deshalb das Gebot für diesen Zweig der Medizin. Das Ergebnis von Reihenuntersuchungen gab deutlich zu erkennen, daß der beste Weg für den öffentlichen Gesundheitsdienst der einer vorbeugenden Fürsorge sei. (dgk) Terrainkur für Kinder Wie die erwachsenen Kurgäste können sich in Berchtesgaden auch die Kinder Terrainkuren nach ärztlicher Anweisung unterziehen. Eines der Berchtesgadener Kinderheime, das Kinderkursanatorium „Schönsicht", hat diese Bewegungstherapie bei seinen kleinen Gästen eingeführt. Nach ärztlicher Anweisung werden Spaziergänge und Wanderungen in der Berchtesgadener Gebirgslandschaft unternommen. 5 bis 6 Stunden „frische Luft" täglich ist dabei die Forderung des Arztes. Neben der Terrainkur stehen den Kindern ein eigener Sportplatz und ein Spielgelände mit einem Mini-Swimmingpool zur Verfügung. DBV Geheiztes Freischwimmbad in Bad Driburcj B a d D r i ö u r g hat sein Fre/sctiwimmbad mit einer Heizanlage versehen. A b Anfang Mai w i r d die Wassertemperatur ständig auf 23° C gehalten. Damit ist das Schwimmbad auch an weniger freundlichen Tagen ein Anziehungspunkt für j u n g und alt. Die neue Umwälzanlage sorgt für bestes, klares Wasser. DBV Dr. GROH 10 000 Patienten im Kurmittelhaus Oberstdorf Heilbäder und Kurorte berichten Der beste Weg: Vorbeugen.' 269 'hysik. Med. u. Rehab. 9. Jahrg. ^ " Unzureichende finanzielle Mittel und fehlendes Personal sind die Gründe dafür, daß sich das öffentliche Gesundheitswesen nicht in dem Maße entwickeln kann, wie es für die Bevölkerung vieler Länder der Erde wünschenswert wäre. Diese Feststellung traf der Direktor des Europäischen Büros der Weltgesundheitsorganisation Dr. Kaprio auf einer Veranstaltung in Kiel Ende vergangenen Jahres. Früherkennung von Krankheiten und rationellstes Arbeiten Dem nun seit fünf Jahren bestehenden Kurmittelhaus mit seinen modernen Anlagen ist es gelungen, die im Heilklimatischen Kurort Oberstdorf vorhandenen natürlichen Gegebenheiten auch therapeutisch einzusetzen und sinnvoll mit den klimatischen Heilverfahren zu verbinden. Im Kurmittelhaus sind die medizinischen Bäderanlagen einschließlich eines Hallenschwimmbades, Behandlungsräume für Unterwassergymnastik, einer Sauna, eines Behandlungszimmers für Elektrotherapie und eines großen Gymnastikraumes untergebracht. Seit Bestehen des Kurmittelhauses (1963-1968) wurden an insgesamt 10 000 Patienten 300 000 Anwendungen verabreicht. DBV ^ Stoffwechsel-Bad Stoff Wechselstörungen . mit Adipositas, Allergosen, Stangerbad-Zusatz. Eukalpln-Bad Tonikum-Bad Erschöpfungszustände, organische u. neuroci reulatorisehe Durchblutungsstörungen. Roborans, Tracheobronchitis. Kurpackungen Dr.Atzinger&CO.KG Pharm. Fabrik Passau Wenn Krankenwagen Krankenwagen Kur und Wald gehören zusammen Den Kurgasten des Kneippheilbades Überlingen am Bodensee wird mit Saisonbeginn die Möglichkeit geboten, an „Wald-Lehr-Wanderungen teilzunehmen Die fachkundige Fuhrung übernimmt e\r> stadtischer Forstamtmann Sowohl von den Freunden der Natur als auch von jenen Kurgasten, die das Wandern als Bewegungstherapie pflegen, wird diese Bereicherung der Kurveranstaltungen lebhaft begrüßt DBV Gymnastik für den Kurarzt Damit sich auch der überanstrengte Kurarzt erholen kann, wurden im Jodbad Tolz neben der Bewegungstherapie für Kurgaste Gymnastikstunden für Kurarzte eingeführt Dabei kann der Arzt die Bewegungstherapie, die er seinen Patienten verschreibt, selbst ausprobieren DBV Ärztegesellschaften im Zentralverband Forschungsgemeinschaft für Arthrologie und Chirotherapie (FAC) e V 1 Vorsitzender Dr F Gutmann Bad HarnnVWestf Internationale Gesellschaft für Elektroakupunktur Leiter Dr med R Voll, Plochingen, Richard-Wagner-Straße 5 Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsvorsorge und Fruhheilbehandlung Leiter OMR Dr med W Groh, Bad Durrheim Sanatorium Hirschhaide Internationale Gesellschaft für Homotoxikologie und antihomotoxische Therapie e V Baden Baden Korrespondenz an den Schriftführer Dr F Doerper Baden-Baden Bertholdstraße 7 Arbeitsgemeinschaft für Mikrobiologische Therapie Leiter Prof Dr med Mommsen Frankfurt Baseler Straße 21 Internationale Arztegesellschaft für Neuraltherapie nach Huneke e V Leiter Dr med H F Voß Heidenheim a d Brenz Friedrichstraße 10 Arbeitsgemeinschaft Psychotherapie-Seminare Leiter Dr med Graf Wittgenstein München 23 Komgsnstraße 101 Medizinisch-Biologische Arbeits- und Fortbildungsgemeinschaft Deutscher Zahnarzte e V Leiter Dr Paul Neuhausser, Grafelfing bei München Akilmdastr 52a Arbeitsgemeinschaft für pra- und postoperative Tumortherapie (Dr Kahlert - Dr Albrecht) SamtUche Anfragen und Mitteilungen sind zu richten an die Adresse Dr K Albrecht 6509 Undenheim bei Mainz Deutsche Gesellschaft für Elektroneural-Diagnostik und-Therapie e V 1 Vorsitzender Dr med Ludwig Walb, Homberg/Oberhessen Arbeitsgemeinschaft für hamatogene Oxydations Therapie, vertreten durch den Schriftführer Dr med Joachim Brand Bad Homburg v d H , Aui der Steinkaut 21—23 Herausgeber: Zentralverband der Arzte für Naturheilverfahren e V Schnftleiiung Dr med H Haferkamp, 65 Mainz, Adam Kamllon Straße 13, Tel 63963 Mitteilungen der SchriftleitungZuschriften mit Origmalien (wissenschaftlichen Beitragen) Referate redaktionelle Nachrichten und Verbandsangelegenheiten werden an Herrn Dr Haferkamp erbeten Originalen und Beitrage die zur Veröffentlichung kommen werden honoriert Die Schnftleitung behalt sich jedoch den Zeitpunkt der Veröffentlichung vor Grundsätzlich werden nur Erstveröffentlichungen angenommen Mit Annahme des Manuskriptes erwirbt der Verlag das ausschließliche Recht der Vervielfältigung, Verbreitung und Übersetzung Die Beitrage dürfen daher nicht in gleichem oder ähnlichem Wortlaut an anderer Stelle veröffentlicht werden Es wird gebeten die Bebilderung der Beitrage im üblichen Rahmen zu halten da sonst die Mehrkosten berechnet bzw bei der Hononerung in Abzug gebracht werden mußten DUR/W Terrrainkur in Bad Lippspringe Die ärztlich überwachte Terrainkur ist in Bad Lippspringe am Teutoburger Wald eine wichtige Unterstützung der übrigen Kurmaßnahmen Neu ausgeschilderte Wegefuhrungen unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade fuhren durch besonders ausgewählte Park-, Wald- und Berglandschaften DBV „Kur-Speisekarte" mit oberbayerischen „Schmankerln" Im Jodbad Tolz wurde eine eigene Kur-Speisekarte" eingeführt Sie ist auf die Jodquell-Trinker abgestimmt und deswegen möglichst 1ett-, saure- und kochsalzarm Trotz Kur-Diat (die auch der schlanken Linie dient') soll aber das, was auf der neuen Speisekarte steht, schmecken Sie weist, auch wenn es keine Schweinshaxen gibt, viele oberbayerische , Schmankerl' auf die von den Gasten besonders gern auf dem Teller gesehen werden DBV Für unverlangt eingesandte Manuskripte wird keine Verantwortung übernommen Rucksendung erfolgt nur wenn Ruckporto beigefugt ist Arbeiten unter der Rubrik Erfahrungen aus der Praxis' stellen nicht unbedingt die Meinung der Schnftleitung dar Die Nennung von Markenbezeichnungen laßt keinerlei Rückschlüsse zu ob es sich um geschützte Zeichen handelt Sonderdrucke: Von Onginalbeitragen erhalten die Verfasser auf Verlangen 30 Sonderdrucke kostenlos Dies muß jedoch mit dem Einreichen des Manuskriptes ausdrucklich vermerkt werden Wird eine höhere Stuckzahl gewünscht so erfolgt für diese eine Berechnung NachdruckAlle Rechte, auch die des auszugsweisen Nachdruckes, der fotomechanischen Wiedergabe und der Übersetzung bleiben dem Verlag nach Maßgabe der gesetzlichen Bestimmungen vorbehalten Nachdruck auch auszugsweise ist nur mit genauer Quellenangabe gestattet und bedarf bei Origmalarbeiten der schriftlichen Genehmigung des Verlages Für innerbetriebliche fotomechanische Vervielfältigungen gilt das Rahmenabkommen des Borsenvereins des Deutschen Buchhandels mit dem BDI vom 14 6 1958 (10-Pf-Wertmarke pro Seite) Verlag: Medizinisch-Literarischer Verlag Dr Blume & Co , Uelzen 311 Uelzen, Ringstraße 4 Anzeigen-. Fritz, Tauber, 311 Uelzen, Ringstraße 4 Anzeigenpreisliste: Zur Zeit gilt die Liste Nr 7 Erscheinungsweise: Einmal im Monat Bezugsbedingungen: Der Bezugspreis betragt jährlich 36 — DM zuzgl 5'/= % USt im Ausland zuzüglich Versand, für Mitglieder des Zentralverbandes und anderer mit ihm zusammenarbeitenden Verbände 24 — DM Für Studenten und Arzte in nicht vollbezahlter Stellung jährlich 18,— DM Einzelhefte werden zum Preis von je 3 — DM abgegeben Abonnementsgebuhren sind nach Rechnungserhalt fallig und zahlbar netto Kasse Bei Nichterscheinen infolge höherer Gewalt besteht kein Anspruch auf Ersatz oder Ruckerstattung eingezahlter Bezugsgebuhren Die Zeitschrift wird so lange geliefert, bis Abbestellung erfolgt die spätestens 30 Tage vor Halbjahresschluß im Besitz der Buchhandlung bzw Postanstalt des Verlages sein muß Auslandspreise USA $ 9 — , Großbritannien £ 35 0 Schweiz sfr 39,00 Frankreich nF 42 50, Schweden skr 44,50, Italien Lire 5670,— , Österreich öS 235,— Zahlungen Auf das Postscheckkonto Hamburg 239216 Vereinsbank Hamburg 14/04110 Dresdner Bank, Zweigstelle Eppendorf, Konto Nr 37101 Gerichtsstand Uelzen Druck* C Beckers Buchdruckerei 311 Uelzen, Ringstraße 4, Telefon 0581 / 23 57, Telex 091326 Diese Ausgabe umfaßt 60 Seiten und Umschlag »Für die Solbäder-Therapie« Anfragen: DÜRAsol-Dlenst, 6927Bad Rappenau/Saline
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