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4R7775E
9. Jahrg., Heft 9, September 1968
Physikalische
Medizin und
Rehabilitation
Aus dem Inhalt
Differentialdiagnose
des Herzschmerzes
Ein Gehirn
hungert
bei cerebraler Insuffizienz
Kj. Blumberger
Der Einfluß der Ernährung auf den Nebennierenrindenhormonhaushalt beim
alternden Menschen
Hacken berg
Hellergin
beseitigt das Energiedefizit
des hungernden Gehirns.
HEISENBERG AG 4049 WEVELINGHOVEN (RHLD)
Inhaltsverzeichnis
Das Rezept des Monats . . .
II
Kleine Winke für die Praxis .
II
Ankündigungen
II
Laborteste
IV
Blumberger: Differentialdiagnose des Herzschmerzes . . 235
Hackenberg: Der Einfluß der
Ernährung auf den Nebennieren rindenhormonhaushalt
beim alternden Menschen . . 243
Ekmencik: Die Lokaltherapie
nach Abheilung von Verbrennungen
246
Groh: Zur Geschichte der Physiotherapie und Physikalischen
Medizin
249
Sedlacek: Die Therapie der
Colitis chronica
255
Jung/Gierlich: Die kombinierte
Anwendung von Ultraschall und
Reizströmen
257
Picek: Die Behandlung der
Lähmung des Wangen-Nerves
(N. Facialis) mittels Akupunktur 259
Senn: Die Anwendung der Biokatalysatoren in der täglichen
Praxis MIKROPLEX . . . . 262
Buchbesprechungen . . . . 265
Referate
265
Bericht über den Heidelberger
Rehabilitationskongreß 1968 . 267
Heilbäder und Kurorte berichten 269
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Medizinisch-Literarischer Verlag
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Das Rezept des Monats
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wir nunmehr die Präparate der Abteilungen
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die in unveränderter Güte getreu den Vorschriften des HAB und getreu der Tradition
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Kleine Winke für die Praxis
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10 Eßlöffel grobes, nicht zu altes Senfmehl — u. U. mit
frisch geriebenem Meerrettich vermengt — mit körperwarmem (nicht heißem!) Wasser zu einem dicken Brei anrühren, messerrückendick auf ein Tuch streichen und auf die
Haut legen. Bei sehr empfindlicher Haut nimmt man Senfmehl und gewöhnliches Mehl zu gleichen Teilen, darüber
ein Wolltuch. Dauer 10-20 Minuten. Es soll starkes Brennen auftreten, dann Abnahme und Abwaschen der Breireste.
Ind.: Bronchitis, Bronchopneumonie, Pleuritis, ferner Harnleiterkolik, Darmkolik durch Gasstauung, Ischias. Wadenpackungen mit Senfteig sind gut zum Ableiten vom Kopf.
Vorsicht während der Menses.
Vorankündigung
Der 36. Kongreß für Naturheilverfahren
findet vom 15. bis 22. März 1969 in F r e u d e n s t a d t statt.
Themen: Coxarthrose
Phytotherapieseminar
Grundlagen der Naturheilverfahren
Für die tägliche Praxis
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Haltungs- und Fußschäden der Jugendlichen
Der 37. Kongreß
wird vom 13. bis 20. September 1969 in F r e u d e n s t a d t
durchgeführt.
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Herddiagnostik, Elektroneuraldiagnostik und -Therapie, Neuraltherapie, Elektroheilschlaf,
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Ankündigungen
DIE ÄRZTLICHE PRESSESTELLE BADEN-WÜRTTEMBERG
führt in Zusammenarbeit mit dem Auslandsdienst der Bundesärztekammer und dem Deutschen Reisebüro (DER).
3 stark ermäßigte Sonderreisen nach Japan anläßlich
des XII. INTERNATIONALEN KONGRESSES FÜR
RADIOLOGIE vom 6. bis 11. Oktober 1969 in Tokio
auf der Basis der Benutzung von Maschinen des Linienverkehrs durch.
Dabei wird Gelegenheit gegeben, Kultur und Geschichte
weiterer Länder Ostasiens kennenzulernen. Vielfach werden unterwegs auch bekannte radiologische Kliniken besucht bzw. Demonstrationen abgehalten.
Programm A: FERNOSTREISE vom 3. 10. bis 25. 10. 1969
Reiseroute: Frankfurt/Main — Tokio — Kyoto — Nara —
Kyoto — Osaka — Hongkong — Bangkok — Ayudhya —
Delhi — Agra — Fatehpur Sikri — Delhi — Frankfurt.
Der Tourpreis pro Person beträgt: 5145,- DM
Zuschlag für Einzelzimmer mit Bad:
368,- DM
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Funktionssteigerung 20-4070
bei Arthrosen
aller Schweregrade*
nach AMERICAN RHEUMATISM ASSOCIATION (A.F.LIH)
Programm B:
GROSSE OSTASIENREISE vom 28. 9. bis 24.10.1969
Reiseroute: Frankfurt — Tokio — Hiroshima — Okoyama —
Uno — Takamatsu — Kyoto — Nara — Kyoto — Tokio —
Taipei/Formosa - Hualien - Taroko Gorge — Taipei Hongkong-Angkor/Kambodscha — Angkor — Bangkok —
Rangoon/Burma — Frankfurt.
Der Tourpreis pro Person beträgt: 5692,- DM
Zuschlag für Einzelzimmer mit Bad: 442,— DM
Programm C:
RUND UM DIE WELT vom 22. 9. bis 24. oder 25. 10. 1969
Reiseroute: Frankfurt — Mexiko City — Guadalupe — Teotihuacan — Mexico City — Guernavaca — Taxco — Mexico
City - Oaxaca, Monte Alban - Mitla - Oaxaca — Acapulco — Papeete/Tahiti — Bora Bora — Papeete — Honolulu/Hawaii — Tokio — (Rückreise von Tokio über Ostasien
wahlweise im Rahmen von Programm A oder Programm B).
Der Tourpreis pro Person beträgt
bei Kombination mit Programm A: 7704,— DM
bei Kombination mit Programm B: 7930,— DM
Zuschlag für Einzelzimmer mit Bad: 710,— DM
Der Tourpreis der 3 Reisen beinhaltet folgende Leistungen:
Flug in der Economy-Klasse von Frankfurt nach Tokio und
zurück laut Programm unter Benutzung von planmäßigen
Düsenverkehrsmaschinen; Unterbringung während der gesamten Reise in Doppelzimmern mit Bad und WC in Hotels
i. Kategorie; Verpflegung während der Kongreßtage in
Tokio nicht eingeschlossen, jedoch an allen anderen Orten
täglich Frühstück und eine Hauptmahlzeit; alle im Reiseplan aufgeführten Ausflugs- und Besichtigungsfahrten mit
Bus bzw. Pkw; Reiseleitung.
Auskunft:
ARZTLICHE PRESSESTELLE BADEN-WÜRTTEMBERG
7 Stuttgart-Degerloch, Jahnstraße 32, Telefon 765051-57
Anmeldungen erbeten an:
das Deutsche Reisebüro (DER) Abtlg.
Ärztliche Kongreßreisen in Frankfurt/M.,
Eschenheimer Landstraße 25—27.
Ausführliche Programme stehen auf Anforderung zur Verfügung.
Bei starken Schmerzen: Arthrosenex-Salbe
+ Dolo-Arthrosetten
Zur Langzeittherapie:
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Alpirsbach/Schwarzwald
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7.-12.10.1968:
Praktischer EKG-Kurs
Kursleitung: Prof. Dr. M. J. Halhuber
Doz. Dr. R. Günther
OA. Dr. M. Ciresa
12. u. 13.10.1968: Klinisches Wochenende
Thema-, Arterielle Hypertonie
14. u. 15.10.1968: Übungskurs in klinischer Elektrokardiographie
(für Teilnehmer früherer Kurse gedacht)
Kursleitung: Prof. Dr. M. J. Halhuber
Doz. Dr. R. Günther
OA. Dr. M. Ciresa
14.-19.10.1968: „Hämatologiekurs für Fortgeschrittene
mit praktischen Übungen"
(für Teilnehmer früherer Kurse gedacht)
Kursleitung: Prof. Dr. F. Leibetseder
Doz. Dr. F. Gabi
Anmeldungen für alle Kurse bzw. Veranstaltungen Sekretariat Medizinische Univ. Klinik Innsbruck, z. Hd. Frau Boida.
Wir danken Ihnen für Ihr Entgegenkommen im voraus
bestens.
Die DAH hält am 1. und 2. November 1968 ein
Herd-Symposion
in Bad Dürkheim/Pfalz ab.
Beginn: 1. November 1968 — 15 Uhr
Ende: 2. November 1968 ca. 18 Uhr
Themen: I.Vom Fehler bei der Diagnostik einer Herdkrankheit zum Fehler in der Behandlung.
(Falsche Diagnose — falsche Therapie)
II. Der tägliche Fall und seine Beurteilung
Anfragen und Anmeldungen zum Symposion:
Frau /. Lahr, 6 Frankfurt/M.-NO 14, Hallgartenstraße 73
(DAH-Geschäftsstelle).
gegen das Altern
Laborteste
GERIATRICUM-SCH WARZHAUPT
Orale Procain-Therapie durch sinnvolle KatalysatorHaematoporphyrin-Kombination
bei allgemeiner Erschöpfung, Ermattung, Depression,
Konzentrations- und Gedächtnisschwäche, Altersbeschwerden, Altersdemenz, Arteriosklerose, Arthritis
1 x täglich 1 Kapsel K. H.3, mindestens 3-5 Monate.
K.H.3 ist bestverträglich, ohne Nebenerscheinungen.
30 Kapseln K. H. 3
150 Kapseln K. H. 3
DM 10,40
DM 42,65
Nicht allgemein kassenübllch
Bestellschein: Schrifttum und kostenloses Versuchsmuster von K.K.3 erbeten
(Persönliche Unterschrift und Stempel des Arztes)
Phys
Koagulationsband nach Weltmann (Modifikation nach
Frimberger)
Prinzip der Methode
Versetzt man Serum mit einer stark verdünnten Calciumchloridlosung, so tritt bei einer bestimmten Konzentration
des Reagenz eine Ausflockung auf.
Diese Flockung ist abhängig vom Albumin/Globulin-Quotienten und den Korrelationen zwischen den einzelnen
Globulinfraktionen.
Eine Überhöhung der a-Globuline erfordert höher konzentrierte CaCI2-Lösungen zu Flockung, bei Vermehrung der
Y-Globuline koaguliert das Serum auch in höherer Verdünnung, während normales Serum bei mittlerer Konzentration die Flockung erfolgen läßt.
Reagenzien:
Calciumchloridlösung für Weltmannband
(1,040 O.P. Merck).
Zubehör für die Herstellung der Losungen; 2 Meßkolben
100 ml, 9 Gläser mit eingeschliffenem Glasstopfen, 100 ml
Lösung fassend; genau kalibrierte Pipetten zu 20, 10 und
2,0 ml. Man beschriftet sich 9 Gläser mit den Ziffern 1-9.
Sie sind für die Aufnahme der Arbeitslösungen bestimmt.
Von der Original-Lösung gibt man exakt 22,18 ml in einen
100-ml-Meßkolben und füllt mit destilliertem Wasser bis
zur Marke 100 auf.
Nach gründlichem Schwenken des Kolbens beschriftet man
ihn mit dem Signum Vorratslösung. Diese Vorratslösung
entspricht einer m/10-CaCI2-Lösung. Achtung: molare, nicht
normale Lösung!!! Von dieser Vorratslösung entnimmt
man nun die entsprechenden Mengen (siehen unten), überträgt sie jedesmal in einen frischen 100-ml-Kolben und
füllt immer mit destilliertem Wasser bis zur Marke 100 auf,
jedesmal wird dann der Kolbeninhalt in das entsprechende
Glas (9—1) entleert, so daß man schließlich 9 Arbeitslösungen hergestellt hat, mit denen die Reaktion angesetzt wird.
Man soll mit der niedrigsten Konzentration beginnen (also
Glas 9), wenn man die Ansätze herstellt.
Die folgende Tabelle zeigt also, wie von der m/10-Lösung
in jedes Glas entsprechende, ansteigende Mengen der Lösung kommen.
Arbeitsanweisung für Herstellung der GebrauchsLösungen Weltmann-Frimberger
Flasche
Nr.
entspricht
m/10 CaCI2
9
8
7
6
5
4
3
2
1
1,1
1,4
1,6
1,8
2,0
2,2
2,5
3,2
4,5
ml
ml
ml
ml
ml
ml
ml
ml
ml
= Gehalt in
%o CaCI2
entspricht dem
Original-Wetmann-Nr.
0,1 %o
0,15
0,175
0,2
0,225
0,25
0,3
0,35
0,5
IX
VIII
VII V2
VII
VI V2
VI
V
IV
I
Für einen Test wird das aus der Vene entnommene Nüchternblut zentrifugiert, vom klaren, nicht haemolytischen Serum gibt man nun in eine Reihe von neun mit fortlaufenden Nummern versehenen Reagenzgläsern je 0,1 ml.
Aus den Flaschen mit den Gebrauchslösungen überführt
man in das entsprechende Reagenzglas — mit Glas 9 beginnend — je 5,0 ml der CaCI2-Lösung.
Die neun Gläser werden für genau 15 Minuten in ein siedendes Wasserbad gestellt, dann sofort herausgenommen
und in Eiswasser verbracht.
Nach dem Abkühlen hält man die Gläser gegen eine Lichtquelle, schüttelt sie einzeln auf und beobachtet, bis zu
welcher Konzentration eine einwandfreie Ausflockung im
Ansatz erkennbar wird. Bloße Trübungen ohne Flockung
zählen nicht!
Pros+a+ahyper+rophie
Cys+i+is
Pyeli-Hs
CEFAK-KEMPTEN
Bewertung
Nominierung
1—3
4—6
7—9
0 =
1 =
2 =
3 =
4 =
5 =
6 =
7 =
8 =
9 =
= verkürzt
= normal
= verlängert oder verschleiert
extrem verkürzt
sehr stark verkürzt
mittelstark verkürzt
einfach verkürzt
tiefnorma! oder stumm
mittelnormal oder stumm
hochnormal oder stumm
einfach verlängert
mittelstark verlängert
stark verlängert
Die klinische Bedeutung des Reaktionsfalles
Wenn die Ausflockung des Serums sich auf die ersten drei
Gläser der Reihe beschränkt, so entspricht dieser Reaktionsfall einer Vermehrung der ct-Globuline im Serum.
Sie weist auf akut entzündliche, nekrobiotische Prozesse.
Die Verkürzung des Bandes ist um so stärker als es dem
Grad der Entzündung bzw. der Überhöhung der a-Fraktion
entspricht. Gelegentlich beobachtet man sogar ein Fehlen
der Koagulierung sogar im ersten Glas der Reihe,. also
eine extreme Verkürzung. Die von mir empfohlene und
hier beschriebene Modifikation des Testes nach Frimberger hat den Vorteil gegenüber der Originalmethode, daß
sie die Grenzen zwischen sicher pathologisch und wahrscheinlich normal besser abgrenzt, so daß bei einer Flokkung in dem dritten Gläschen gewiß noch einem positivem
Befund entspricht. Eine Verbreiterung des Bandes, d. h.
eine Flockung über das 6. Röhrchen hinaus entspricht einer
Überhöhung der -y-Globuline. Wir finden diese Konstella-
tion vorzugsweise bei chronischen, zirrhotischen Krankheitsprozessen, aber auch zumeist bei der akuten Hepatitis.
Man muß hier allerdings auf eine Besonderheit aufmerksam machen, um Fehlschlüsse zu vermeiden: Bei den sogenannten vegetativen Dystönien kann auch ohne Vorhandensein einer y-Überhöhung eine leichte Verbreiterung bis
zum Röhrchen 7 vorkommen.
Nach Wuhrmann findet man als sogenannte „vegetative
Trias" neben der leichten Weltmannverbreiterung noch
eine abnorm tiefe d. h. verlangsamte Sendungsreaktion
(1—2 mm in ein bis zwei Stunden) und eine Überhöhung
des Serum-Eisenspiegels besonders bei Männern (160 bis
200 Y o/o).
Die Elektrophorese zeigt dann, daß die y-Globuline normal und die Albuminwerte hochnormal sind. Gelegentlich
zeigt sich der Cephalintest hier positiv, während alle anderen Labilitätsreaktionen negativ bleiben. Nach den Untersuchungen von Wuhrmann ist in solchen Fällen keine
Schädigung der Leber vorhanden; er nimmt an, daß es
sich um normale bzw. vegetative Fehlsteuerungen handelt.
Gleichzeitig macht er darauf aufmerksam, daß bei solchen
Patienten nicht selten die Rachen- und Corneatreflexe
fehlen. Wenn die Flockung des Weltmannbandes bis zu den
Röhrchen 4-6 reicht, so liegt ein normales oder verschleiertes Band vor. Entweder ist also eine Normoproteinaemie
vorhanden, oder aber — daher der Ausdruck „stumm"
oder „verschleiert" —, es sind hier sowohl die a- wie die
y-Globuline überhöht, so daß sich die verkürzenden und
verlängernden Faktoren gegeneinander aufrieben. Die Aufdeckung solcher Bilder erfolgt durch die Elektrophorese.
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II
rg.
KURT MERZ • 6497 STEINAU
9. Jahrgang
Heft 9
September 1968
Schriftleitung: H. Haferkamp
Physikalische
Medizin und
Rehabilitation
Diätetik Pharmakologie
Ordnungs- und Umstimimingsbehandlung
in Klinik und Praxis
Wissenschaftlicher Beirat:
K. Albrecht (Undenheim) — H. Bialonski (Bad Godesberg) — N. Breidenbach (Stuttgart) — H. Fleischhacker (Wien) — K. Franke (Bad Lauterberg) — P. Frick (Mainz) — W. Groh (Bad Durrheim) — H. G. Güttner (Dresden) — H. Harmsen (Hamburg) — R. G. Heyer <Nußdorf/lnn> — M.
Hochrein (Ludwigshafen/Rh.) - A. Hoff (Bad Wörishofen) - W. Huneke (Stuttgart) — K. H. Kahlert (Bad Salzuflen) - K. Kötschau (Schloßberg)
(Schloßbg)—
H. Kolb (Wetzlar) — H. Krauss (Berlin-Buch) — W. Küster (Magdeburg) — H. Lampert (Bad Homburg) — R. v. Leitner (Berlin) — H. Mommsen
(Frankfurt/M.) — W. v. Nathusius (Hirzenhain/Oberhessen) — P. Neuhäußer (München) — G. W. Parade (NeustadfWeinstraße) — H. Paul
(Linz) — A. Pischinger (Wien) — H. P. Rusch (Frankfurt) - H. Seyfarth (Rostock) — W. Schauwecker (Bensheim) — E. G. Schenck (Aachen) —
F. X. Schober (Münchberg) — H. Schoeler (Karlsruhe) - H. Storck (Endbach)
H. Tiegel (Halbergmoos) - R. Voll (Plochingen) - H. F. Voss
(Heidenheim/Brenz) - H. L. Walb (Homburg)
"R. *F.Weiss
•"'-•-- (Marste'tten-Aitrach)
' • " - — * - " — «•*—
- Graf Wittgenstein (München) - Kh. Woeber (Aachen) - W.
Zabel (Berchfesgaden).
Differentialdiagnose des Herzschmerzes
235
Jahrg!
Solange es ärztliches Bemühen zur Linderung der Leiden
des Menschen gibt, hat der Schmerz des Kranken besondere Aufmerksamkeit beansprucht. Unter allen Schmerzen
nun werden die des Herzens besonders schwer genommen und ertragen. Ist ja mit dem Herzschmerz häufig das
unabweisliche Gefühl der Todesangst verbunden, ein Gefühl, das leider oft begründet ist.
Immer hat der Schmerz differentialdiagnostische Bedeutung
gehabt. Aber heute wollen wir nicht so sehr die Lokalisation des Schmerzes als Schlüssel zur Diagnose prüfen,
sondern unsere Blickrichtung umgekehrt auf die Differentialdiagnose, die Aufschlüsselung des Herzschmerzes richten.
Wir wollen uns zunächst mit der Bezeichnung „Herzschmerz" getrost an das Gefühl und die Aussage unserer
Patienten anschließen, obwohl nicht jeder in der Herzgegend empfundene Schmerz vom Herzen ausgeht noch
etwas mit dem Herzen zu tun hat, wiederum viele anderweitig lokalisierte Schmerzen aus Krankheiten des Herzens
und seiner Kranzarterien entspringen. Eben diese Situation
verlangt von uns in jedem einzelnen Fall differenzierende
Überlegungen und dann über den Einzelfall hinaus eine
Systematik im Unterscheiden.
Kaum irgendwo haben gleiche Merkmale so verschiedene
Ursachen und Bedeutungen wie beim Herzschmerz, die nun
aufzuklären sind zur Diagnose, Therapie und Prognose des
jeweiligen Leidens. Aber unsere Patienten mit substemalen
oder linksseitigen Brustschmerzen denken immer an das
Schlimmste und fragen uns fast stereotyp, ob es sich um
einen Herzinfarkt handelt oder um eine Angina pectoris,
bei der die Zeichen für einen drohenden Herzinfarkt sprechen.
Schon aus diesem Grunde wird unsere Betrachtung mit
einem Zitat Heberdens beginnen müssen, der den Begriff
der Angina pectoris geprägt hat: „Ein Schmerz, der sich
besonders beim Steigen und gleich nach dem Essen einstellt, sich bis zum Vernichtungsgefühl steigern kann und
beim Stehenbleiben verschwindet, später auch nach Fahren, Reiten, Schlucken, Husten, Stuhlgang, Sprechen, Erregung, beim Liegen auf der linken Seite, ja im Schlaf auftritt, unter dem Brustbein sitzt, häufig mehr links als rechts,
in die Arme und Hände ausstrahlen kann, nichts mit Atemnot zu tun hat, fast nur Männer befällt, hin und wieder
Stunden und Tage dauert und die Brust so einengt, daß
man den Schmerz wirklich als Angina pectoris bezeichnen
kann; der Tod erfolgt meist plötzlich im Anfall."
Edens, dessen Übersetzung ich für mein Zitat benutzt habe,
wies darauf hin, „daß für Heberden die Angina pectoris
nicht der Ausdruck bestimmter anatomischer Veränderungen, sondern ein klinisches Krankheitsbild ist. In seinem
Rahmen bietet dies Biid nicht starre, sondern wechselnde
Züge."
Der Schmerz, den Heberden schildert, ist der schwere
Angina-pectoris-Anfall, wie er meist einer akuten Coronarinsuffizienz entspringt und mit dem Herzinfarkt tödlich endet. Heberden selbst hat schon von dieser Angina pectoris
leichtere Schmerzen unterschieden, die sich über viele
Jahre erstrecken und immer wieder auftreten können. Er
hat sie nicht genauer beschrieben; aber es darf wohl mit
Recht angenommen werden, daß sich in dieser Gruppe
sowohl Kranke mit koronaren Erkrankungen wie solche mit
neurovegetativen Störungen und Psychoneurosen befanden.
Wir wissen heute, daß bei einer Vielzahl von Krankheiten
Schmerzen in der Herzgegend vorkommen. Manchmal
scheinen sie anginösen Charakter zu haben. Jedenfalls
haben wir dies in jedem Einzelfall zu prüfen und zu klären und immer müssen wir dabei das ganze große Spektrum der Krankheiten übersehen, die als Ursache in Frage
kommen können. Wie groß und kaleidoskopisch verwirrend
dieses Feld ist, soll die folgende Tabelle 1 zeigen, die wir
Hochrein verdanken.
Es versteht sich von selbst, daß wir nicht alle diese Krankheiten hier besprechen können. In der Beschränkung auf
Weniges dürften zwei Dinge wichtig sein: die Unterscheidung kardialer und exlrakardialer Schmerzen in der Herzgegend und die mehrfache Gegenüberstellung zum Herzinfarkt, dessen Behandlung und Prophylaxe uns Ärzten
heute so viel Verantwortung aufbürdet.
Der Schmerz ist beim Herzinfarkt fast immer Leitsymptom
zu Beginn der akuten Phase. Seine Häufigkeit wird zwischen 75 und über 90 Prozent, nur ausnahmsweise niedriger angegeben. Immerhin gibt es den schmerzlosen Herzinfarkt und er stellt unter den atypisch verlaufenden Infarkten die größte Gruppe dar. Neben der Schmerzlosigkeit,
in noch selteneren Fällen der Symptomlosigkeit des Herzinfarktes erschwert vor allem atypische Lokalisation der
Schmerzen die Diagnose. Am gefürchtetsten ist die relativ
häufige Verlagerung des Schmerzes ins Abdomen, die zu
irrtümlicher Diagnose einer Magenperforation und zu verhängnisvoller Laparatomie verleiten kann. Während die manuelle Untersuchung des Abdomens differentialdiagnostisch
nicht selten versagt, vermag eine subtile Anamnese des
HerzErkrankun- Erkrankungen des
und Gefäßgen von
knöch. und muskul.
erkranPleura und
Brustkorbes und
kungen
Mediastinum des Zwerchfells
Koronarinsuffizienz
Pleuritis
(insbesondere PleuriMyokarditis tis mediastinalis bzw.
Perikarditis Pleuritis
diaphragAortitis bzw. matica links)
Aortenaneurysma
SpontanpneumoBlutdruckthorax
krisen
HämatoMorbus
thorax
Raynaud
Pleu raErythroschwarte
melalgie
pleura- bzw.
perikardnahe
Steckschüsse
Spondylitis
Spondylosis
Wirbel- oder
Rippenfraktur
Kyphose
Lungenerkrankungen
bzw. Hypoxydosen
„Angina pectoris
pulmonalis" bei
organischen oder
funktionellen Lungengefäßerkrankungen (Pulmonale
Dystonie, Lungenembolie usw.)
Seltene hohe Form Bronchialdes Morbus
karzinom mit
Bechterew
Wirkung auf die
Reizbildung des
Zervikale Form
Herzens
der Nucleus-pulAnämien
posus-Hernie
Myalgie
Muskelzerrung,
-prellung u. -Zerreißung mit Hämatom u. Entwicklung
einer Brustwandfibrositis bzw.
Mediastini- Pannikulitis,
tis anterior Tietze-Syndrom
Periarthritis
Mediastinal- humero-scapularis
tumoren bei
Morbus
Omarthritis
Hodgkin
usw.
Scalenus-AnticusSyndrom
MprvpnINCI VCI1
erkranKungen
traumat.
oder tox.
Schädigung
von Plexus
bzw. Interkostalnerven
Abdominelle
Erkrankungen
(etwa 40 %)
Hnrmnnslp
Dys1 UI IKLlUi löN
ösophagusspasmen
und -divertikel
Hyperihyreosen,
tetanoide
Syndrome
MagenUlkus oder
-Karzinom
Addisonismen
GlossoKlimakterium
pharyngeus- Duodenalneuralgie
Divertikel
oder-GeHerpes
schwür
Zoster
Morbus
Tabische
Chilaiditi
Krisen
GallenwegsHämatoaffektionen
myelie
PankreasBrachialgia affektionen
paraestheusw.
tica
nocturna
Infektionen,
Allergie
und Intoxikationen
Fokale Infekte
Arzneimittelsensibilisierung
Chronische
CO-Vergiftung
Pb, Thallium,
Nikotin usw.
Kausalgie
KarotissinusSyndrom
Zwerchfellhernie
Zwerchfellflattern
Schmerzcharakters und seiner Begleiterscheinungen oft
vor Fehldiagnosen zu schützen, wobei vor allem auf das Fehlen des VernichUmgs- und Angstgefühls bei Magenperforalionen zu achten ist. Immer lohnt sich im Zweifelsfall
Mühe und Zeitaufwand für das Elektrokardiogramm und
die Untersuchung der Transaminasen, ehe der Patient auf
den Operationstisch gelegt wird.
Lokalisation und Charakter der Schmerzen bei der Angina
pectoris und beim Herzinfarkt haben natürlich gewisse
Parallelen. Der substernale Schmerz und der Schmerz
beiderseits des Sternums sind am häufigsten, sie werden
mit 45 bis 70 Prozent beziffert, mit 10 bis 32 Prozent weiter
ausladende Brustschmerzen und Ausstrahlungen in den
linken Arm; darnach folgen die Schmerzen der linken vorderen Halsregion und des Abdomens mit 5 bis 15 Prozent,
in den Schulterregionen mit 5 bis 10 Prozent und seltener
im Rücken, im vorderen Halsgebiet (einschließlich Schluckbeschwerden), im Unterbauch, den Leistenbeugen, in der
linken Schläfe, im Unterkiefer und den Zähnen. Meist setzt
der Schmerzanfall mit einem substemalen oder herznahen
Schmerz ein und strahlt in fernere Gebiete aus, kann hierbei auch schmerzfreie Zonen überspringen. Er kann auch
in umgekehrter Richtung von der Peripherie zum Herzen
„strahlen" bzw. in umgekehrter Reihe empfunden werden.
In all diesen Fällen ist der Schmerz verhältnismäßig leicht
richtig zu deuten. Schwierigkeiten entstehen immer, wenn
der Schmerz sich ausschließlich in herzfernen Regionen
manifestiert. In solchen Fällen ist ohne Laboratorium meist
keine diagnostische Sicherheit z:u erzielen.
Tabelle 2:
Primäre Schmerzlokalisation zu Beginn des Anfalls beim
akuten Myokardirfarkt (nach W. B. Bean, Ann. intern. Med.
11, 2086 (1938).
Substernal
88
Epigastrisch
29
Präkordial
21
Linke Schulter 5
Rücken
1
144 Fälle
Tabelle 3:
Häufigkeit der Ausstrahlungsgebiete des Schmerzes im
akuten Stadium des Myokardinfarkts (nach IV. B. Bean,
Ann. intern. Med. 11, 2086 [1938]).
Ausstrahlung in:
Zahl der
Fälle
linken Arm
23
beide Arme
13
beide Arme und Schultern
8
linken Arm und linke Schulter
8
linken Arm und beide Schultern 3
rechte Brustkorbhälfte
3
rechten Arm
2
linke Schulter
2
Angulus scapulae
2
rechte Schulter
1
linken Arm und Kiefer
1
beide Arme und Rücken
1
Rücken
1
keine Ausstrahlung
70
236
Physit
9. Jah
Neben der Lokalisation spielt der Schmerzcharakter für die
Diagnostik eine große Rolle, der allerdings bei der Angina
pectoris und beim Herzinfarkt eine große Variationsbreite
besitzt. Nicht alle Angina-pectoris-Kranken bezeichnen ihre
Empfindungen geradeheraus als Herzschmerzen, sie sprechen vielfach nur davon, daß sie im Unterschied zu früher
begonnen haben ihr Herz zu fühlen, meist natürlich in einer
belästigenden Weise und verbunden mit einer ängstlichen
Komponente. Eine im eigentlichen Sinn in der Brust gefühlte Angst ist allen Arten des Schmerzes bei der Angina
pectoris meist zu eigen, ob er nun vom Kranken als Druck,
als Gewicht oder Last auf dem Herzen, als Krampf oder
Beklemmung, als Zusammenziehen, Zusammenpressen, Zusammenschnüren oder Umklammerung der Brust empfunden wird oder aber als Gefühl der Enge in der Brust, bei
welcher der Kranke glaubt, das Herz habe nicht mehr genug Platz, öfter können Kranke den Charakter der Mißempfmdungen schwer beschreiben und versuchen diesen
Mangel durch Gesten zu ersetzen, auf die schon Gustav
von Bergmann aufmerksam machte und die von Schimert
genauer beachtet und beschrieben wurden.
Von 491 Patienten »150 mit dem Syndrom der Angina
pectoris, 341 mit überstandenem Herzinfarkt« bedienten
sich 60 Prozent einer typischen Gestik. Fast die Hälfte
dieser Patienten untermalte die Empfindung der Einschnürung oder Einengung der Brust oder des Zusammengepreßtwerdens des Herzens mit geballter Faust oder beiden
Fäusten in der Gegend, wo der Schmerz am stärksten
empfunden wird, also meist in der Gegend des Sternums
oder präkordial. Das Gefühl der Enge, das den ganzen
Brustkorb erfaßt, wird in etwa V4 der Fälle mit der Gebärde der beiden krallenden Hände im Sternalbereich angedeutet. Es hat den Anschein, als wollten die gekrallten
Hände den zu engen Brustraum aufreißen. Wenn eine dieser beiden Gesten gebraucht worden sei, hätten sich immer
Zeichen der Myokardischämie, des drohenden oder des
bereits eingetretenen Herzinfarktes nachweisen lassen. Die
Empfindung des Druckes oder der Schwere im Brustraum
werde mit einem Druck einer oder beider flach auf den
Thorax aufgelegter Hände zum Ausdruck gebracht. Ein
Zusammenpressen des Thorax mit beiden Händen soll der
Empfindung des Reifengefühis um die Brust (besonders
häufig beim Herzinfarkt) oder des „wie in einem Schraubstock" Eingespanntseins entsprechen, während im prämonitorischen Stadium des Herzinfarkts und auch im großen
Anfall manche Kranke bei ausgesprochener Enge des Thorax sich mit erhobenen Armen gegen die beiden Pfosten
einer Türe oder eines Fensterrahmens stemmen (Schimert).
37
iab.
irg.
Wir kommen noch einmal zu sprechen auf den Schmerzcharakter. Bei der Angina pectoris beginnt der Schmerz in
der Regel nicht plötzlich mit voller Intensität wie oft beim
Infarkt, sondern allmählich mit deutlichem Crescendo und
manchmal auch mit allmählicher Ausbreitung über eine
größere Schmerzzone. Er ist seltener als beim Infarkt mit
eigentlichem Erstickungsgefühl verbunden, wohl aber häufig mit der Empfindung nicht durchatmen zu können. Keineswegs ist dieses Gefühl mit einer Belastungsdyspnoe zu
verwechseln, auch wenn der Anfall als eigentliche Anstrengungsangina auftritt
Wenn auch die Wertskafa des Angina-pectoris-Schmerzes
sehr hoch steigt, so scheint doch dem Infarktschmerz durch
„Summation verschiedener Schmerzqualitäten" ein nirgends außer ihm erreichtes Maximum vorbehalten zu sein.
Auch das Abklingen der Angina-pectoris-Schmerzen vollzieht sich nicht abrupt, sondern in der Regel lytisch und
wird oft vom Kranken durch ruhiges Verhalten, durch vorübergehendes Atem anhalten, bei der Angina pectoris
ambulatoria durch Stehenbleiben begünstigt, während der
Herzinfarktkranke motorisch unruhig ist und nicht eher
Ruhe halten kann, als bis sein Schmerz behoben oder zumindest gemildert ist.
Während oder nach der Angina pectoris treten oft Par-
aesthesien oder Hyperaesthesien in den Schmerzzonen
oder den Ausstrahlungsgebieten auf, die manchmal als
Headsche Zonen zu manifestieren sind. Viele Kranke klagen nicht nur allgemein über Abgeschlagenheit oder Müdigkeit nach dem Anfall sondern sprechen geradezu von
einer Müdigkeit eines bestimmten Körperabschnittes, z. B.
der Brust oder des linken Arms, gelegentlich von einem
Müdigkeitsgefühl des Herzens.
Lokalisation, Charakter, Intensität und Dauer der Anginapectoris-Schmerzen können beim einzelnen Kranken wechseln. Auf schwere Anfälle können leichte, auf leichte wieder schwere folgen.
Der Angina-pectoris-Schmerz wird oft durch Anstrengung,
beim Heben, beim Gehen, vor allem beim Steigen hervorgerufen und verschwindet dann in der Regel wenige Minuten nach Unterbrechung der Anstrengung (Tabelle 4).
Nimmt die Dauer der Angina-pectoris-ambulatoria-Anfälle
zu, so ist immer zu befürchten, daß dies ein prämonitorisches Zeichen eines Herzinfarktes ist. Länger dauern spontan, z. B. bei Nacht und im Schlaf auftretende Anfälle, ferner solche, die durch Kälte oder psychische Emotionen
ausgelöst werden.
Tabelle 4:
Auslösungsfaktoren des Angina-pectoris-Anfalles
(nach Schölmerich)
Prozent
Aufregung
22,9
Mahlzeiten
körperl. Anstrengung 17,2
Gehen nach
spontan
11,5
Mahlzeiten
Bergsteigen
Ermüdung
11,0
Kälte
6,3
Liegen
5,7
Gehen in Ebene
Wetterumschlag
5,7
Gehen gegen Wind
Rauchen
4,7
Gehen bei Kälte
(nach Master und Mitarbeiter) — 100 Koronarkranke
körperl. Anstrengung
91
Mahlzeiten
Gemütserregung
53
Kälte
spontan
31
Geschlechtsverkehr
Prozent
4,1
2,6
2,6
2,6
2,1
1,0
25
23
13
Es gibt Kranke, die immer auf die gleiche Noxe mit Angina pectoris antworten, vor allem auf Anstrengung oder
Kälte, auch auf Zigarettenrauchen; es gibt ebenso Patienten, bei denen verschiedene auslösende Faktoren wirksam
sind. Obwohl auch der Myokardinfarkt gelegentlich aus
ähnlichem Anlaß zu entstehen scheint, gilt im allgemeinen,
daß auslösende Faktoren keine große Rolle spielen, sondern daß der Infarkt als ein unerwartetes Ereignis eintritt,
wenn auch warnende Vorboten, vor allem eine Angina
pectoris meist vorausgehen. Am ehesten spielen noch
psychisch-emotioneile Faktoren für den Myokardinfarkt eine
auslösende Rolle.
Der Schmerz hält beim Herzinfarkt in der Regel sehr viel
länger vor als bei der Angina pectoris. Darin liegt ein
wesentliches, wenn auch nicht immer zuverlässiges Unterscheidungsmerkmal. Aber eine Schmerzdauer von mehreren Stunden bis zu drei oder gar vier Tagen ist die Regel.
Ich zweifle aber daran, daß es sich bei Angaben, welche
eine Schmerzdauer über die erste Krankheitswoche hinaus
beschreiben, um den eigentlichen Herzischämieschmerz
handelt. In den meisten Fällen dürfte hier der Ischämieschmerz durch Perikardschmerzen abgelöst sein.
Kürzere Dauer als eine Stunde ist beim Infarktschmerz
wohl die Ausnahme, während Herzschmerzen, welche eine
Stunde dauern oder überdauern, immer für Ischämie des
Herzmuskels sprechen.
Ich hatte kürzlich einen Patienten zu untersuchen, der seit
längerer Zeit unter beruflichen Konflikten litt und eines
Morgens mit Schmerzen in der Herzgegend aufwachte. Die
Schmerzen dauerten etwa 3 Stunden an. Weder Elektrokardiogramm noch Transaminasen zeigten sich gegen Ende
der Schmerzattacke verändert. Erst am folgenden Tag
traten die typischen Ekg- und Transaminasenveränderungen auf. Der Patient war schmerzfrei geblieben, aber psychisch sehr irritiert und motorisch höchst unruhig. Das
Angstgefühl, von dem er nach dem Angina-pectorisSchmerz in hohem Maß ergriffen war, hätte dem diagnostischen Zugrifi leicht durch seine erregte Sorge um die
liegenbleibende Arbeit verstellt werden können.
Tabelle 5:
Schmerzdauer beim Myokardinfarkt
a) nach Parkinson und Bedford
Schmerzdauer
1 bis 6 Stunden
6 bis 24 Stunden
12 bis 36 Stunden
36 Stunden
Zahl der Fälle
41
24
22
13
b) nach Vater und Mitarbeiter
Schmerzdauer
Zahl der Fälle
25
unter 1 Stunde
95
1 bis 4 Stunden
136
4 bis 24 Stunden
31
24 bis 48 Stunden
27
über 48 Stunden
Prozent
8
30
43
10
9
Der Schmerz ist beim Herzinfarkt nicht während seiner
ganzen Dauer gleich stark, er pflegt vielmehr an- und
abzuschwellen und sich rhythmisch langsam noch zu steigern oder dann abzuflauen. Sehr lange Dauer hat sich als
prognostisch noch ungünstiger erwiesen als hohe Schmerzintensität, die freilich weniger leicht zu objektivieren ist.
Beide müssen auch nicht miteinander verkoppelt sein.
Wichtig für die Differentialdiagnose sind vor allem auch
die Begleiterscheinungen des Schmerzes. Sie treten beim
Herzinfarkt zahlreicher und ausgeprägter auf als bei der
Angina pectoris. Angst und Vernichtungsgefühl können
auch den schweren Angina-pectoris-Schmerz begleiten,
klingen aber mit dem Schmerz in der Rege! sofort wieder
ab, während sie beim Herzinfarkt überdauern oder dem
Schmerz erst folgen, vorauseilen oder auch isoliert auftreten können.
Erbrechen ist bei Angina pectoris Ausnahme, beim Myokardinfarkt häufig (Sigler: 15%, Jacobs 2 4 % , Wright und
Mitarb.: 3 0 % , Bean sogar 58%), kommt auch als Initialsymptom und vereinzelt monosymptomatisch vor.
Die Kranken haben begreiflicherweise im akuten Stadium
kein Interesse an Nahrungsaufnahme. Viele aber haben
über die ersten Tage hinaus eine ausgeprägte lnappetenz,
die in manchen Fällen nach vorübergehender Besserung
Tabelle 6:
Differentialdiagnose zwischen Angina pectoris und Myokardinfarkt
Angina pectoris
Myocardinfarkt
Schmerzauslösende Faktoren
Intensität
Anstrengung, Kälte, Nikotin
verschieden
Lokalisation
Fernlokalisationen
herznahe
selten
Ausstrahlungen
vorwiegend linker Arm
Dauer
verschieden, selten über V2 Std.
Nitroglycerin
Herztöne
Perikardreiben
Tachykardie
Arrhythmien
hilft
fehlen oft/häufig psych. Emotionen
wo vorhanden: schwer
Vernichtungsgefühl
meist diffuser Brustschmerz
häufiger
li./re. Arm, Hals, Unterkiefer, Bauch,
Rücken
mehrere Stunden bis
mehrere Tage
hilft nicht, steigert sogar öfter
Puls
unverändert oder gespannt
Blutdruck
unverändert oder erhöht
Herzinsuffizienz
Schock
Fieber
ohne Zusammenhang
nicht vorhanden
nicht vorhanden
Elektrokardiogramm
Erregungsrückbildungsstörungen
(können fehlen)
RS-T-Hebungen übergehend
in T-Negativität
R-Potentialverluste
unverändert
unverändert
unbeeinflußt
unbeeinflußt
beschleunigt
Leukozyten
Blutzucker
Elektrophorese
Transaminasen
unverändert
unverändert
nicht vorhanden
nicht vorhanden
nicht ausgelöst
gelegentlich als auslösendes Moment
leise/Galopprhythmus
häufig
fast immer vorhanden
häufig, besonders Extrasystolen
außerdem: Vorhofflimmern,
Kammertachykardien
Kammerflattern/flimmern
Block
oft klein/Alternans, Pulsus
inäqualis
meist erniedrigt
Zu Beginn selten erhöht
häufig Linksinsuffizienz/Lungenödem
häufig
häufig
Laborbefunde:
BSG
vermehrt
erhöht
cc2-Globuline vermehrt, später
oft die ß-Globuline
erhöht, vor allem SGOT, LDH
und CPK
erneut auftritt, besonders wenn es zur Stauung der Leber
kommt.
Manchmal tritt beim Herzinfarkt Stuhldrang und sogar
Diarrhöe auf. Die Patienten fühlen sich zur Toilette getrieben, wo sie nicht selten beim Preßakt ihrem Infarkt erliegen. Häufiger dürfte wohl in der akuten Phase eine Obstipation sein, und es ist aus dem eben Gesagten klar, daß
wir die erste Entieerung fürchten, daß wir sie erleichtern
und sorgfältig überwachen müssen.
Auch Meteorismus, Aufstoßen und Sodbrennen begleiten
oder verwirren vielfach das Erscheinungsbild des Myokardinfarktes, und es leuchtet ein, daß die Neigung zu
gastrointestinalen Begleitsymptomen mit der nicht seltenen
Verlagerung des Schmerzes in das obere Abdomen gerade
beim Herzinfarkt die Gefahr verhängnisvoller Fehldiagnosen
hervorruft.
Eine weitere Hilfe bieten uns medikamentöse
Wirkungen
bei der Differentialdiagnose
der Brustschmerzen an. Die
unterschiedliche Wirksamkeit der Nitrite bei der Angina
pectoris und beim Myokardinfarkt ist seit langem bekannt
und im Zweifelsfall empfiehlt es sich immer in der Praxis
zu prüfen, ob Nitrite auf den Schmerz Einfluß haben oder
nicht. Das Ausbleiben einer schmerzlösenden Wirkung kann
aber nicht nur zur Unterscheidung des Herzinfarktes von
der unkomplizierten Angina pectoris, sondern auch zur
Differenzierung neurovegetativer, psychoneurotischer und
auch durch ein Halswirbelsäulensyndrom hervorgerufener
Schmerzen gegenüber Angina pectoris dienen.
Bei Myokardinfarkt mit drohendem Schock ist die Anwendung von Nitriten allerdings wegen der Gefahr einer Verschlimmerung kontraindiziert, zur Diagnose ja aber auch
entbehrlich.
Da wir gerade bei der Diagnose ex juvantibus stehen, darf
im Vorgriff auf Folgendes noch auf zwei weitere differentialdiagnostische Möglichkeiten der Therapie hingewiesen
werden: auf die Unterscheidung des Myokardinfarkt-Schmerzes gegenüber dem herznahen Schmerz beim HWS-Syndrom und gegenüber dem Perikarditisschmerz. Walz und
Jung haben kürzlich darüber berichtet, daß beim Herzinfarkt Aikaloide oft nach den ersten Tagen nicht mehr so
günstig auf Schmerzen wirken wie zuvor und Irgapyrin
oder Butazoludin dann prompte schmerzlindernde Wirkung
entfalten. Sie nehmen bei solchen Fällen an, daß der
Schmerz dann nicht mehr auf der Myokardischämie beruht, sondern auf einer Begleitperikarditis, wofür nach Lage
der Dinge perikarditisches Reiben natürlich nur in einem
Teil der Fälle zum Beweis herangezogen werden kann.
Ähnlich kann der Brustschmerz beim HWS-Syndrom gegenüber Angina pectoris und fschämieschmerz durch die Unwirksamkeit der Nitrite einerseits, die schmerzlindernde
Wirkung von Analgeticis der Pyrazolonreihe andererseits
abgegrenzt werden.
Wenn uns die differenzierte Betrachtung des Herzschmerzes
und seiner Begleiterscheinungen noch nicht zu einer eindeutigen Diagnose verholten hat, so wird uns eine eingehende physikalische Untersuchung weiterhelfen, erst
recht die Exploration mit den Hilfen, die uns das klinische
Laboratorium heute bietet. Fieber, Blutdruckabfail, stark erhöhte Pulsfrequenz, Veränderungen des Pulses, Pufsus
alternans oder inaequalis bei erhaltener Rhythmik, Galopprhythmus, perikardiales Reiben, schließlich der Schock gehören nicht zum Bild der Angina pectoris, ihr Vorkommen
spricht daher fast immer für Infarkt.
Die meisten Laborbefunde, mit Ausnahme des Elektrokardiogramms, sind bei der Angina pectoris normal, während
beim
Myokardinfarkt
Leukozytose,
Blutzuckeranstieg
(manchmal mit Glykosurie), Blutkörperchensenkungsbeschleunigung, Steigerung der Alpha-2-Globuline und der
Transaminasen in der ersten Krankheitswoche selten fehfen.
Das EKG zeigt bei der Angina pectoris vielfach Erregungsrückbildungsstörungen, also Senkung der ST-Strecke und
Abflachung von T als konstanten oder auch nur im Anfall vorhandenen oder während des Anfalls deutlicher erscheinenden Befund. Demgegenüber kommt es beim Herzinfarkt durch Anhebung von ST zu der charakteristischen
monophasischen Deformierung, in einigen Brustwandableitungen vor allem zu Potentialverlusten
von R. Später
entwickeln sich die typischen spitznegativen T-Veränderungen. Es ist nicht Aufgabe dieses Referats, auf die Lokalisationsdiagnose des Herzinfarktes aus dem EKG einzugehen, wohl aber auf die diagnostische Lücke bei fehlenden EKG-Veränderungen noch einmal hinzuweisen, die
sich in den oft lebensentscheidenden ersten 24 Stunden
verhängnisvoll auswirken kann. Ein „stummes EKG" liegt
nach den Erfahrungen des Schrifttums im akuten Infarktstadium in 30—40% der Fälle vor. Fortlaufende EKG-KontroJIen liefern aber doch in überwiegender Mehrzahl im
Lauf der ersten Woche den Infarktnachweis.
Viele elektrokardiographisch stumme Herzinfarkte sind
durch Untersuchungen der Transaminasen, vor allem der
CPK und der SGOT zu entlarven. Die Treffsicherheit der
Transaminasenuntersuchung für die Diagnose des Herzinfarktes ist mindestens ebenso groß wie jene des Elektrokardiogramms, wo nicht größer, zumal nach den Verbesserungen der Technik, auf die ich hier nicht eingehen kann.
Ein Hinweis auf die Zusammenhänge zwischen der Größe
des Infarktes und der Höhe des Peaks beim Transaminasenanstieg darf aber auch in dieser differentialdiagnostischen Betrachtung nicht fehlen.
Häufiger noch als zwischen Angina pectoris und Herzinfarkt
zu entscheiden, dürfte in der Sprechstunde die Aufgabe
auf uns zukommen, zwischen neurovegetativen oder psychogen ausgelösten Beschwerden und organischen Koronarerkrankungen zu differenzieren.
Georg Grund, ein Meister der Anamnese, sagte, daß bei
psychogenen Brustschmerzen meistens Herzklopfen vorausgehe, oft Tachypnoe. Angstgefühle lösen den Schmerz aus,
nicht wie bei den organischen Kranzgefäßkrankheiten der
Schmerz die Angst. Psychische Affekte, besonders unlustbetonte, dienen oft als auslösende Faktoren. Der Schmerz
wird fast immer im unteren linken Brustraum angegeben,
sehr präzise lokalisiert, strahlt seltener aus als bei Angina
pectoris. Der Schmerz wird häufiger ais Stich bezeichnet
denn als Druck oder Umklammerung oder Brennen. Die
Kranken haben im Anfall eher den Drang zu ängstlichem
Umhergehen als zur Einhaltung von schonender Ruhe (nicht
zu verwechseln mit der oben erwähnten motorischen Unruhe des Infarktkranken) und geben dem Arzt oft eine genaue Beschreibung ihres schlechten Aussehens im Anfall.
Übermäßiger AJkohoJ- und Nikotingenuß spielen nicht selten
eine auslösende Rolle. Die Schmerzen sind eher einer
psychotherapeutischen Behandlung als einer solchen mit
Medikamenten zugänglich und sprechen besser auf Beruhigungsmittel als auf schmerzstillende Substanzen an.
In den seltensten Fällen wirken körperliche Anstrengungen
anfallfördernd. In vielen Fällen kann eine körperlich aktivere, sportlichere Lebensweise günstigen Einfluß ausüben,
in einer Statistik von Masfer und Mitarb, erscheinen bei
psychogen ausgelösten Beschwerden zusammenschnürende
Schmerzen seltener, die präkordiale Lokalisation häufiger,
die substernale seltener, die Auslösung durch körperliche
Belastung dreimal seltener, das spontane Auftreten etwa
doppelt so häufig als bei Koronarerkrankungen.
So wächtig die Unterscheidung kardialer von extrakardial
verursachten Schmerzen in der Brust ist, so schwierig kann
sie im Einzelfall sein, obwohl die verschiedene sensible
Innervation der Brustwand und der Brusteingeweide verschiedene Schmerzbilder macht.
Auch das HWS-Syndrom kann mit Schmerzen in der Herzgegend einhergehen, die aber in der Regel leicht von der
Angina pectoris und erst recht vom Myokardinfarkt zu
unterscheiden sind.
Tabelle 7
Differentialdiagnostische Unterschiede zwischen Halswirbelsäulen-Syndrom und Myokardinfarkt
Alter
Geschlecht
Auslösende Faktoren
HWS-Syndrom
Myokardinfarkt
häufig beginnend zwischen 30. und
40. Lebensjahr
keine ausgesprochene Geschlechtspraevalenz (Männer geringfügig
häufiger befallen als Frauen)
Traumen
ungeschickte Bewegungen
Zugluft, Durchnässung (Erkältung)
hauptsächlich zwischen 45. und
65. Lebensjahr
Männer wesentlich häufiger betroffen
als Frauen
Schmerz
vom Nacken ausstrahlend in eine oder
beide Schultern und Arme
manchmal interskapulär
Todesangst, Vernichtungsgefühl
Kopfschmerz
Bewegung schmerzhaft und behindert
Ausstrahlung nicht in Bauchregionen
Schmerzcharakter nie krampfartig
sehr selten, aber möglich
neuralgiformer Hinterhaupt- und
Nackenschmerz typisch
im Sinne des Sympathikusreizes verlaufend
ein- oder beiderseitig segmental
Aufregungen/Anstrengungen
meist beginnend als unerwartetes
Ereignis
substernal, linkspräkordial
Ausstrahlungen in linke Brust, linke
Schulter, linken Arm, linke Hals- und
Schläfenseite usw., femer in den
Oberbauch
Vegetative Störungen
Sensibilitätsstörungen
Blutdruck
Schock
Rhythmusstörungen
Puls
Herztöne
Elektrokardiogramm
Röntgenologie
Herzveränderungen
Lungenstauung
Wirbelsäule
Entzündliche und sekretorische
Laborbefunde
vertebrale und paravertebrale Druckempfindlichkeit
Steigerung als sympathikotonische
Schmerzreaktion
fehlt
(äußerst selten Verletzungsschock
infolge Schmerzreaktion bei perakutem
Auftreten)
selten (Extrasystolen, Tachykardie)
unverändert
rein, normal laut
unverändert
krampfartige Schmerzen sind typisch
fast immer vorhanden
Ausstrahlungen in linke Halsseite,
Kieferwinkel und Schläfenregion
im Sinne eines vagotonischen
Entlastungsreizes vorkommend
Headsche Zonen linkspraekordial
ferner im linken Ulnarisbereich
umschriebene Druckempfindlichkeit der
praekordialen Region
Steigerung in der ersten Anfalisphase
möglich, später sehr häufig Blutdruckabfall
häufig
sehr häufig und vielseitig
klein / Alternans / Pulsus inaequalis
oft leise/ Galopprhythmus /
perikarditisches Reiben
Infarktsyndrom
Vergrößerung
Bewegungsstumme Randzonen
Pulsationsanomalien
(Kymogramm)
Aortensklerose oft vorhanden
fehlen
fehlt
Arthrosen und, Streckhaltung der HWS
nicht immer nachzuweisen
fehlen
Tabelle 7 weist auf die geringere Praevalenz des männlichen
Geschlechts, den Beginn in jüngerem Alter, traumatische
und thermische Auslösungsfaktoren, die andersartige Lokalisation begleitender Schmerzen im Hals- und Schultergürtel, die neuralgiformen, oft migräneartigen Hinterhauptkopfschmerzen, vertebrale und paravertebrale Druckempfindlichkeit, das Vorliegen von Myogelosen, sympathikotone
Reaktionslage und Sympathikus-EKG, das Fehlen echter
Herzbefunde, des Fiebers und der typischen Serum-Blutbefunde als wesentliche Unterscheidungsmerkmale hin.
So einfach sich hier die Differentialdiagnose erweist, so
schwierig kann sie doch im Einzelfall werden, wenn ein
Patient mit bekanntem HWS-Syndrom einen Herzinfarkt erleidet, der dann leicht zu spät erkannt wird, oder wenn ein
Patient mit Herzinfarkt auch eine Spondyiarthrosis der
Halswirbelsäule hat, die nun bei der erzwungenen Bettruhe durch ungünstige Lage stärkere Beschwerden macht,
die irrtümlich dem Infarkt zur Last gelegt werden.
i/Vir haben uns selbst vor kurzem einige Tage beirren
lassen, weil bei einem Kranken mit Herzinfarkt noch in der
Bewegung unbehindert
oft vorhanden
Arthrosen bei höheren Altersklassen
häufig vorhanden
in typischer Weise vorhanden
(vergl.Tab. 6)
zweiten Woche minutenweise auftretende Schmerzen
scheinbar dem Charakter der Angina pectoris entsprachen
und wegen der begleitenden Angst vom Patienten als fast
unerträglich geschildert wurden. Die intensivierte koronarprotektive Therapie versagte, während die Behandlung mit
einem Analgeticum und Muskelrelaxans sofort und nachhaltig schmerzlindernd wirkte.
Bei einem anderen Patienten mit Herzinfarkt wurde durch
die schmerzlösende Wirkung einer im Liegen vorsichtig
durchgeführten chiropraktischen Maßnahme die Nebendiagnose gestellt und in der Weiterbehandlung erfolgreich
berücksichtigt.
Weit schwerer kann die Differentialdiagnose des Herzschmerzes oder herznahe gelegener Schmerzen bei den
verschiedenen visceralen Erkrankungen des Thorax zu
stellen sein, von denen vor allem die Lungenembolie (Tab.
8} und das Aneurysma dissecans (Tab. 9) mit dem Myokardinfarkt einen ähnlichen dramatischen Beginn teilen
können.
Die Thrombose, die der Lungenembolie vorausgeht, ist
Tabelle 8
Differentialdiagnose zwischen Lungenembolie und Myokardinfarkt
Klinische Symptome
Lungenembolie
Myokardinfarkt
Vorgeschichte
Thrombosen
Herzerkrankungen
Operationen
perakut
außer Angina pectoris keine Vorkrankheiten
Beginn
Schmerzcharakter
atem(inspirations-)abhängig
keine Ausstrahlung
Pulsfrequenz
Blutdruck
Herztöne
Perikardreiben
Pleurareiben
Dyspnoe
Fieber
stark erhöht
meist von Anbeginn erniedrigt
verstärkter P II
fehlt
manchmal vorhanden
Atmung oft beschleunigt
Atemnot schlagartig einsetzend
anfangs Blässe, später oft Cyanose
meist von Anbeginn vorhanden
oft als Initialsymptom vor oder mit dem
Schmerz
meist frühzeitiges Symptom
Leukozytose
Blutzucker
Transaminasen
vorhanden
unverändert
Veränderungen bei Leberstauung
ikterus
abdominelle Symptome
häuffg
äußerst selten
(bei basaler Pleurabeteiligung)
fehlt
Sin ustach ykardie
Rechtsüberlastungszeichen
Schock/Kollaps
Erbrechen
Elektrokardiogramm
in vielen Fällen unbekannt und manchmal auch nach dem
embolischen Ereignis nicht zu lokalisieren. Ein Herzschmerz, der plötzlich nach längerer Bettruhe oder nach
einer Operation auftritt, ist aber eher auf Lungenembolie
verdächtig als auf einen Herzinfarkt. Dieser Schmerz ist
meist auffallend atemabhängig, die Atmung ist dann beschleunigt aber inspiratorisch behindert, während beim
Herzinfarkt Dyspnoe nur bei Herzinsuffizienz, vorwiegend
beim Lungenödem, auftritt und die Inspiration unbehindert
und schmerzfrei ist. Pleurareiben spricht für Lungenembolie, Perikardreiben für Herzinfarkt. Beide Ereignisse können
zum Schock führen, der die Lungenembolie vielleicht noch
etwas häufiger begleitet als den Herzinfarkt und gelegentlich noch vor dem Schmerz auftritt. Kranke mit Lungenembolie sind zunächst sehr bSaß mit einer wert auffallenderen Blässe als die Herzinfarktpatienten — und sie werden
erst später cyanotisch. Die Überlebenden bekommen fast
alle Fieber und neigen zu entzündlichen und einschmelzenden Lungenkomplikationen. Nicht selten tritt Ikterus auf,
sogar bei kleineren Embolien und Lungeninfarkten, aber
äußerst selten abdominelle und fast nie gastroenterale
Erscheinungen. Im allgemeinen setzen alle Störungen bei
Lungenembolie noch perakuter ein als beim Herzinfarkt,
auch noch unerwarteter, denn es fehlen die diesem eigenen prämonitorischen Herzbeschwerden. Trotz des schweren Angriffs auf die Existenz erleben die Kranken bei Lungenembolie selten jenes Angst- und Vernichtungsgefühl,
an dem die Herzinfarktpatienten leiden. Nur das Erstikkungsgefühl der sofort tödlich verlaufenden Fälle dürfte
plötzlich oder allmählich
häufig prämonitorische
Herzbeschwerden
zusammenschnürend, beengend, drükkend, herznah aber mit häufigen Ausstrahlungen
herzferne Lokalisationen
erhöht/mit typischen Arrhythmien
meist erst im Verlauf absinkend
leise / Galopprhythmus
oft vorhanden
fehlt
nur bei Lungenödem
schmerzfreie, unbehinderte Inspiration
weniger plötzlich und meist nach dem
Schmerz beginnend
nur in einem Teil der Fälle weniger
hoch
vorhanden
erhöht
Veränderungen nahezu obligat
(SGOT, SGPT, LDH, CPK)
sehr selten
nicht selten als Fernschmerz
häufiges Frühsymptom
RS-T-Hebung in negatives T übergehend
R-Potentialverluste
ventrikuläre Extrasystolen
der angstvollen Herznot des Herzinfarktpatienten vergleichbar sein.
Einige Laborbefunde — Blutsenkungsbeschieunigung, Leukozytose — sind ähnlich, die meisten verschieden, so daß
das Labor vieles zur Differentialdiagnose beitragen kann
(vergl. Tabelle 8). Das Elektrokardiogramm zeigt im Gegensatz zum Herzinfarkt die typischen Zeichen der Rechtsbelastung mit einer Sinustachykardie. Es können sich aber
gelegentlich auch EKG-Veränderungen zeigen, die differentialdiagnostisch schwieriger gegen jene des Herzinfarktes
abzugrenzen sind.
Röntgenologisch entspricht dem Lungeninfarkt der typische
keilförmige Schatten, der seitlichen Thoraxwand breit aufsitzend und mit der Spitze zum Hilus weisend, oder ein
rundlicher Schatten. Das Zwerchfell steht auf der erkrankten Seite hoch. Häufig entsteht das Bild eines akuten Cor
pulmonale, das sich in vielen Fällen zurückbildet.
Auch das Aneurysma dissecans der Aorta oder das intramurale Aortenhämatom (Wollheim und Zißler, Tabelle 9)
beginnt plötzlich mit sehr heftigem, schneidendem oder
reißendem Schmerz, der rasch zu einem schier unerträglichen Maß ansteigt und nun andauert. Schon durch diese
Charakteristik unterscheidet sich der meist retrosternal
empfundene Schmerz von dem des Herzinfarktes. Er strahlt
häufiger zum Rücken, auch zum Hals, zum Hinterhaupt, ins
Gesicht, zum Ohr, ferner ganz abweichend von dem Herzinfarktschmerz, in die Lumbaigegend, ins Becken und die
Femoralregionen aus. Der Blutdruck ist im Gegensatz zum
Myokardinfarkt meist erhöht — Werte bis 250 mm Hg —
Tabelle 9
Differentialdiagnose zwischen Aneurysma dissecans der Aorta (intramurales Aortenhämaton) und Myokardinfarkt (akutes
Stadium)
Schmerz
Lokalisation
Ausstrahlungen
Herztöne
Blutdruck
Puls
Dysphagie
Anämie
Fieber
Bewußtlosigkeit
Augensymptome
Nervensystem
Elektrokardiogramm
Röntgenbefunde
Laborbefunde
Aneurysma dissecans
Myokardinfarkt
plötziich beginnend
sehr heftig, konstant
schneidend, reißend
substemal
allmählich anschwellend
periodisch
krampfartig umklammernd
substernal, praekordial
abdominal
vorwiegend links:
Schulter, Arm, Hals, Unterkiefer, Schläfe
leise
Galopprhythmus
meist abfallend
seitengleich
Rücken, Hinterhaupt, Lumbaigegend,
Femoralgegend
manchmal diastolische Geräusche
Aortendoppelgeräusche
meist stark erhöht
oft seitenverschieden
oft seitenverschieden
gewöhnlich vorhanden
oft schwere, rasch zunehmende Anämie
nicht typisch
kommt öfter vor
Amaurose kommt vor
starke Vagussymptome, Sensibilitätsstörungen, Paresen
keine oder unspezifische Veränderungen
umschriebene Vorwölbung der Aorta,
sonst schwer deutbar
bei Hämoperikard typische Änderung
des Herzschattens
hohe Leukozytose
keine Erhöhung der Transaminasen
u. U. rasche Rest-N-Steigerung
aber seüendifferent; seitenungleich dann auch der Radialispuls. Zeichen stärkster Vagusreizung wie Übelkeit, Erbrechen, Stuhldrang, Schweißausbruch, Kälte der Extremitäten geben differentialdiagnostische Hinweise, ferner das
Auftreten von Heiserkeit, Paresen, Sehstörungen, Hämaturie, schwerer und rasch zunehmender Anämie, Bewußtlosigkeit.
Im EKG fehlen Veränderungen oder sind uncharakteristisch.
Die Leukozytose kann sehr hoch sein, aber die Transaminasen spielen nicht wie beim Herzinfarkt mit. Röntgenologische Befunde sind oft schwer zu erfassen oder zu deuten. Manchmal können sie denen eines gewöhnlichen Aortenaneurysmas entsprechen oder einen doppelten Aortenschatten ergeben.
In der Erfüllung des mir erteilten Auftrags, über die Differentialdiagnose des Herzschmerzes zu sprechen, lag mir
Tachykardie
P. alternans
P. inaequalis
selten
keine
meist vorhanden
nicht vorhanden
keine Sehstörungen
nur bei thromboembolischen cerebralen Komplikationen
meist typische Veränderungen
keine typischen Befunde
Leukozytose
Blutzuckererhöhung
SGOT- und CPK-Steigerung
daran, möglichst vieles von dem differenten und differenzierten Wesen dieses Schmerzes selbst, von seiner Erscheinungsform und seinem Auftreten, seiner Dauer, Intensität und Lokalisation zur Sprache zu bringen, also den
Schmerz selbst über seine differentialdiagnostischen Werte
aussagen zu lassen. Nur das Nötigste von der umfangreichen und komplizierten Detektivarbeit des Laboratoriums
— die uns unentbehrlich geworden ist — habe ich mitsprechen lassen. Es galt in erster Linie herauszustellen,
wie vieles in der Praxis entschieden werden kann, ehe
weitgehendere Möglichkeiten der Diagnostik greifbar sind,
denn von dieser ersten Entscheidung hängt so vieles ab,
hängen nicht selten Leben und Existenz unserer Kranken
ab.
Anschrift des Verfassers: Prof. Dr. Kj. BLUMBERGER, 875 Aschaffenburg, Kobellstr. 1a
HEPATICUM-MEDICE
Entero-hepatisches Regulans
1 Tablette täglich
Aus dem Max-Planck-Institut
Leiter: Prof. Dr. H. Glatzel
für Ernährungsphysiologie
Dortmund, Klinisch-Physiologische
Abteilung,
Der Einfluß der Ernährung auf den Nebennierenrsndenhormonhaushalt
beim alternden Menschen
1.
Die zunehmende mittlere Lebenserwartung des Menschen,
das Problem des alternden und alten Menschen in der
modernen Gesellschaft sowie die Tendenz, alte Menschen
in Altersheimen und Hospitälern unterzubringen, zwingen
heute Ärzte, Pflegepersonal und zuständige staatliche Instanzen zu detaillierten Überlegungen, nach welchen Kriterien diese alten Menschen zu versorgen sind.
Dabei steht sicher die Frage einer quantitativ und qualitativ ausreichenden Ernährung mit im Vordergrund, mit der
unter Berücksichtigung physiologischer Involutionsprozesse
essentielle Funktionen einschließlich endokriner Aktivität
optimal aufrechterhalten werden können.
Unter den endokrinen Funktionen nehmen die Hormone
der Nebennierenrinde (NNR) eine zentrale Stellung ein. Die
Funktionsfahigkeit der NNR wird von verschiedenen Umweit- und Nahrungsfaktoren beeinflußt, die an mehreren
Punkten eines Regulationssystems angreifen, wie es in
Abb. 1 dargestellt ist (1).
Psycholog Emfluss
alhormon, das Testosteron. Dazu kommen die teilweise
androgenwirksamen und als 17-KS ausgeschiedenen Androstandion, Dehydroepiandrosteron, Androsteron und
Aetiocholanolon.
3. Cis-Steroide:
Diese sind die östrogene, sie haben das C-Atom in Stellung 10 verloren. Durch einen aromatischen Ring A haben
sie phenolischen Charakter. Das wichtigste ist das östrioi.
Pregnenolon
37 Hydrojiypregnenoion
Ernährung
Prag? stero n
r
NNR/
Zentralnervensystem
CH20H
HO
1 C=0
\
17-Hydro xyprogesteTon
NNR/
NNR
T# Ov•\fNNRJ
1
/
CH2OH
C=0
OH
t
t
HypophysenHypothalamusKomplex
Dehyüroepiandrcsteron
Endokrine
Drusen
Er folgsor gane
Negative Ruckkoppelung
Daraus geht hervor, daß die Regulation der NNR-Funktion
durch die Ernährung direkt und indirekt möglich ist. Darin
liegt aber auch die Fülle unterschiedlicher Ergebnisse und
Interpretationen zahlreicher Arbeiten begründet, die sich
mit den Auswirkungen verschiedener Kostformen auf die
NNR befassen.
Abb. 2:
Biosynthese der Steroidhormone. NNR = Nebennierenrinde; Ov — Ovarien; Te = Testes. Die eingeklammerten
Organe können zwar die Umwandlung vermitteln, quantitativ spielt die angegebene Reaktion jedoch keine Rolle.
Die NNR-Hormone gehören zu den lebenswichtigsten Stoffen. Man unterscheidet bei den C2i-Corticosteroiden zwei
wesentliche Wirkungen:
1. Die mineralcorticoide
Wirkung:
Na-Retention,
K-Ausscheidung,
am stärksten wirksam ist
Die NNR-Hormone leiten sich chemisch systematisch vom
das Aldosteron, am wenigsten das Cortisol.
Pregnan ab, einem Kohlenwasserstoff, der ß-ständig eine
2. Die glucocortieoide Wirkung:
Seitenkette von 2 C-Atomen trägt.
Förderung der Glycogenbildung in der Leber, vor allem aus
Die Biosynthese geht aus vom Cholesterin. Erstes faßbares
den Proteinen. Bezüglich der Proteineinschmelzung, der
Umwandlungsprodukt ist das Pregnenolon. Dieses wird de„katabolen" Wirkung, ist das Cortisol am stärksten wirkhydriert zu Progesteron, dem Hormon des Corpus luteum
sam.
Der Mechanismus wird heute mit einer Enzymindukund gleichzeitiger Vorstufe der Corticoide, die noch weitere
tion erklärt, d. h. bestimmte Enzyme des Aminosäure-StoffHydroxylgruppen enthalten (Abb. 2). Die Einführung der
wechsels wie z. B. die a-Ketoglutarat-Transaminase, die
Hydroxylgruppen geschieht durch streng spezifische SteTryptophanpyrollase
werden neu gebildet.
roidoxygenasen (Hydroxylasen). In Abhängigkeit von der
Anzahl der C-Atome unterscheidet man folgende Steroide: Antagonistisch dazu wirken hinsichtlich des allgemeinen
Stoffwechsels die Ci9-Steroide, die Androgene. Sie fördern
1. C2i-Steroide:
den
Proteinaufbau — „anabole" Wirkung —, indem sie die
Diese Corticoide kreisen zu 8 0 % an ein a2-GIobulin (TransStickstoff-Retention fördern. Sie stehen in einem dynami- '
cortin) — gebunden im Blut und werden in der Leber durch
sehen Gleichgewicht mit den katabolen Hormonen. Am
Reduktion der C3-Ketongruppe inaktiviert. Dabei werden
stärksten wirksam ist das Testosteron. Seine Ausscheisie an Gfucuronsäure gekoppelt und erscheinen als Gludungsprodukte sind u. a. die weniger oder nicht aktiven
curonide im Harn. Die Metaboliten des Cortisols (17-OHCS)
17-KS,
die beim Manne zu 2/s aus der NNR, zu V3 aus den
sind mit der Porter-Silber-Reaktion meßbar (2).
Durch Abspaltung der Seitenkette bei C17 entstehen die 17- Testes, bei der Frau vollständig aus der NNR stammen.
Ketosteroide (17-KS), die gleichfalls im Harn als GlucuroIV.
,l
nide (seltener als Sulfate) ausgeschieden und mit der
Zimmermann'schen Farbreaktion gemessen werden (3).
Auch die Nebennieren unterliegen mit zunehmendem Alter'
2. Ci9-Steroide:
bestimmten Veränderungen. So ist bekannt, daß die AusDas wichtigste aus dieser Gruppe ist das männliche Sexuscheidung der 17-OHCS vom Lebensalter abhängig ist (4).
mg/
mg/
2ihrs
201B-
2078-
76-
76-
14 -
14-
12 10-
12 10-
^^%^^^^^%^^-
3-
8-
64 -
$
w
1
6-
4-
i^lfli-llliilllllflf
22
Q
0
(1 10 20 30 40 50 60 70 80
0 10 20 30 40 SO 60 70 80
Lebensalter in Jahren
Abb 3
Ausscheidung der totalen 17-Hydroxycorticosteroide (totale
17-OHCS) in Abhängigkeit vom Lebensalter
(Aus Jorgensen, M • Acta endocr 26 [1957], 424)
Wie aus Abb 3 hervorgeht, sind diese Unterschiede jedoch
relativ gering. Für die Funktion der NNR aufschlußreicher
sind Untersuchungen von Samuels (5). Danach liegen zwar
die Plasmawerte bei 66—92 Jahre alten Personen eher
etwas hoher als bei jüngeren, jedoch der Austausch der
NNR-Hormone vom Cortisoltyp zwischen Blut und Gewebe
und der Stoffwechsel des freien aktiven Cortisols sind vermindert Das Gleichgewicht wird dadurch erhalten, daß
basal und unter akuten oder chronischen Streß-Situationen
(experimentell durch ACTH-lnfusionen) weniger Cortisol in
der NNR gebildet wird (5, 37)
Die Cortisolsekretionsraten, bestimmt mit radioaktiv markierten Steroiden, sind mit zunehmendem Alter erniedrigt (6) — Eine der eindrucksvollsten Veränderungen, die
mit dem Alternsprozeß beim Menschen und anderen höheren Lebewesen verknüpft sind, ist der Wechsel der Sexualfunktion Dieser ist besonders ausgeprägt bei der Frau mit
dem Erloschen der Öslrogenproduktion und der resultierenden Menopause Beim Mann sind die Veränderungen
undeutlicher und unregelmäßiger, obwohl histol Untersuchungen der Testes klar aufzeigen, daß Umwandlungen
stattfinden Der Abfall der 17-KS-Ausscheidung ist verglichen mit dem der 17-OHCS wesentlich starker (Abb 4).
0
70 20 30 40 50 60 70 SO 90
0 70 20 30 40 50 60
Lebensalter in Jahren
Abb 4
17-Ketosteroid-Ausscheidung bei Frauen und Mannern in
Abhängigkeit vom Lebensalter
(Aus Hamburger, C: Acta endocr 1 [1948], 19)
Im einzelnen wurde gefunden daß mit zunehmendem Alter
die Verminderung der 11-Desoxy-17-KS, der Androgenmetaboliten, großer ist als die der 11-Oxy-17-KS, der Cortisolmetaboliten (8—10)
Die Metabohten des Testosterons und des A4-Androstendions, des hauptsächlichen NNR-Androgens, nehmen zwischen dem 15 und 20 Lebensjahr kontinuierlich zu, um
vom 30 Lebensjahr an wieder deutlich abzufallen Dabei
ist der absolute Abfall eindeutiger als der prozentuale
Die 11-Oxy-17-KS zeigen ein den Androgenmetaboliten entgegengesetztes Verhalten Der prozentuale Anteil nimmt
eher zu, der absolute Abfall ist wesentlich geringer Auch
das Verhältnis von Androsteron/Aetiocholanolon ist im
Aller zugunsten des inaktiven AetiocholanoSons verschoben
Der Quotient 17-KS/17-OHCS wird als brauchbares Maß für
das physiologische Alter der NNR angesehen (Abb 5)
Nach Abbo (11) zeigt er einen Abfall mit zunehmendem
Alter, der sich durch eine Regressionsgerade ausdrucken
laßt
Es wird angenommen, daß ein erniedrigtes Verhältnis von
17-KS/17-OHCS durch Überwiegen der katabol-wirksamen
Hormone den Alternsprozeß beschleunigt (12, 13) bei Herzinfarktpatienten lag es beispielsweise niedriger als bei gesunden Vergleichspersonen Sicher hat es auch eine physiologische Bedeutung beim Cushing, manchen Diabetesfoimen, bei der Hypertonie, Adipositas, Osteoporose und
Artenosklerose
20
30
40
50
60
70
80
90
Age [years]
Abb 5
Verhältnis 17-KS/17-OHCS in Abhängigkeit vom Alter nach
Abbo, F E J Geront 21, 112 (1966)
V
Die bis heute vorliegenden experimentellen Untersuchungen ergeben noch kein klares Bild über den Einfluß der
Ernährung auf den NNR-Hormonhaushalt
Die Ergebnisse über den Effekt der Eiweißzufuhr auf Große
und Funktion der NNR sind widerspruchlich (Zus Lit 14)
Übereinstimmend jedoch steht fest, daß eine Minimum an
Nahrungsprotein für eine normale Entwicklung und Funktion der NNR erforderlich ist
Proteinmangel fuhrt zu Atrophie der Nebennieren, einer
Verminderung ihres Gehaltes an Eiweiß, Phosphatiden,
RNS und DNS Die Reaktion auf ACTH ist verzögert Auch
die Hypophyse sezerniert weniger ACTH, Wachstumshormon und Gonadotropme (14—22)
Dem stehen Befunde bei Patientinnen mit Anorexia nervosa
entgegen, wonach histologisch eine überwiegend normale
oder überwiegend breite Zona fasciculata gefunden wird,
die Befunde sollen Veränderungen beim chronischen,
manchmal auch akuten Hungerzustand gleichen Die Ausscheidung der Metabolite der NNR-Steroide zeigt eine leicht
erniedrigte bis normale Basalausscheidung von 17-OHCS
und 17-KS Es liegt jedoch kein Hinweis auf das Vorliegen
einer NNR-Insuffizienz vor (38) Danach bleibt die NNR
offenbar sehr lange in der Lage, ihre normale Funktion aufrechtzuerhalten
Hohe Eiweißzufuhr bewirkt — als mögliches Zeichen größerer Aktivität — eine Verminderung des Cholestenngehaltes
der NNR, eine höhere Funktionsbereitschaft in Streß-Sstuationen und einen beschleunigten Abbau von Plasmaalbuminen (23, 24) Bei Ratten fuhrt fortgesetzte Zufuhr von
Leucin, Methionin und Glycin zu erhöhtem Corticosteronspiegel im Plasma und einem höheren Gehalt in der NNR
(25, 26)
Unter kohlehydratreicher Kost ist im Vergleich mit eiweißreicher Kost die Reaktionsbereitschaft im akuten Streß bei
Ratten geringer (27, 28) Hunger fuhrt zu langsamerem
Cortisonabbau in der Rattenleber, Glukosezufuhr normalisiert den Cortisonstoffwechsel wieder (29) Beim Menschen
244
Physik
9 Jahr
führt absolute Nahrungskarenz zu verminderter Steroidausscheidung im Harn, es wird mehr unkonjugiertes Cortisol
im Verhältnis zum konjugierten ausgeschieden. Alleinige
Glukosezufuhr hat darauf keinen Einfluß (30).
Niedrige Fettzufuhr scheint bei Ratten die Corticosteronsekretion zu vermindern (31, 32). Beim Menschen soll fettreiche wie fettarme Diät die 17-KS-Ausscheidung vermindern (33). Fettreiche Nahrung soll die NNR-Funktion stimulieren (34, 35).
In langfristigen Untersuchungen haben wir bei gesunden
jungen Männern im Alter von 18, 19 und 26 Jahren den
Einfluß genau definierter Kostformen auf den Cortisoispiegel im Plasma und die 17-KS- und 17-OHCS-Ausscheidung
Kostform
1
2
Kohlenhydrate
Fett
8 0 % (vorw. Stärke) 1 0 %
8 0 % (vorw. Zucker) 1 0 %
Eiweiß
60%
10%
4
50%
28%
22%
Abb. 6
Kostformen bei eigenen Untersuchungen
im Harn geprüft. Abb. 6 zeigt die Zusammensetzung der
4 Kostformen (36, 37). Dabei konnten wir keine kostabhängigen Veränderungen der Cortisolplasmawerte feststellen.
Kurzfristige Fettbelastungen mit 1 g Olivenol/kg Körpergewicht blieben ohne Einfluß auf den Plasmacortisolspiegel,
die 17-OHCS- und 17-KS-Ausscheidung im Harn.
Die Cortisolmetaboliten (17-OHCS) im Harn stiegen unter
fett- und eiweißreicher Grundkost etwas an.
Die 17-KS-Ausscheidung lag unter eiweißreicher Kost am
höchsten, allerdings ließen sich die Unterschiede statistisch
nicht sichern (Tab. 1). Innerhalb der 17-KS-Fraktionen stieg
Se
Da} 1
Day 2
Da) 3
So
D,
D,
Dj
D,
D2
Free l--hjdr<
icosteroid • (mg)
0.220 «217 0.181 0.238
0 149 0.160 0 231 0.200
0 287 0 280 0 2S2 0 354
0 257 0 300 0 108 0 388
0.332 0 301 0 277 0 162
0 220 0 405 0 279 0 292
0 323 0 191 0.326
0 384 0 305 0 343
0 246 0.267 0 252
0.280
0 318
0 254
0 307
4 7T
5 68
3 87
4.38
6.32
4.96
5.70
6 32
4 08
198
3.25
6 35
0 266
0 237
0 352
0 209 0 293
0 273
0 293
1
_fc 0.019
Dayl
Day2
Day 3
± 0 0~l
4.77
7.10
7.66
5 70
7.86
7.71
5 57
7.70
7.33
Total 17 hydroxycorticoütcrc ds (mg)
4.77
2 58 3 94
5 90 4 91
7.38
5 00
6 42 7 20 6.88
8.56
4 85 5 67
5 71 6.68
6.51
7.09
6.87
6 91
4 14
±0.38
Dayl
Bay 2
Day3
14.19 11.36
15.15 12 SS
15.70 10 15
12 56 13 91
14 30 16 52
13 08 15 80
15.01
13 31 15.40
11 35
± 0 20
17-ketosteroids (mg)
6 13 8 83 8 48
7.91
8 58 9.24 10 16 10.87
10 38 10.55 7 88
9.68
8 36
9 54
8 84
9.49
f> Sb
5 47
{• DS
3 77
3 96
3 18
5 10
4.23
5 20
± 0 65
Each value represents the mean value of 3 analogous tesls.
Differenees betwecn 2 values ascezlaiaed wäth p < 0.05 = x ; p < 0.01 = x x ,
p < 0 001 = xxx
INulntio et lln
W 9 No 3 (1967)
Tab. 1
Ausscheidung der freien und gesamten 17-Hydroxycorticosteroide und 17-Ketosteroide im 24-Stunden-Ham.
245
;hab.
ahrg
Androsteron
Ha
Se
So
3,87
2,48
Aetiocholanolon
Ha
Se
So
1,95
1,94
11 -Ketoandrosteron
Ha
Se
So
0,39
0,24
11-Ketoaetiocholanolon
Ha
Se
So
0,69
0,29
11-Hydroxyandrosteron
Ha
Se
So
0,48
0,25
11-Hydroxyaetiocholanolon
Ha
Se
So
0,22
Rest
Ha
10%
30%
Dl
17-Ketosteroidfrafctionen (mg/die) bezogen auf
n = 9
Kostform
Vp
Kj
K2
Vorfraktion
2,79
Ha
1,33
1,03
1,15
Se
—
So
0,70
4,46
3,47
Androstandion
Ha
1,74
1,93
Se
+ DHEA
0,77
So
-
10%
3
Ha
Tab. 2
die Ausscheidung von Aetiocholanolon und 11-Ketoaetiocholanolon unter fett- und eiweißreicher Grundkost absolut und prozentual signifikant an (Tab. 2).
Androstandion, Dehydroepiandrosteron >und Androsteron
hatten im Durchschnitt unter kohlenhydrat- und eiweißreicher Kost ihre höchsten Werte. Der Quotient 17-KS/
Se
So
-
-
-
-
0,16
0,16
0,22
-
DHEA.
K3
1,51
1,11
0,50
3,14
1,13
0,49
2,13
0,99
0,66
3,53
1,34
0,82
2,87
2,92
1,49
1,81
2,26
1,11
3,24
2,58
1,22
2,96
2,81
1,00
3,24
2,88
1,38
3,25
2,84
1,21
0,28
0,29
0,20
0,35
0,29
0,16
0,34
0,31
0,20
0,68
0,28
0,45
1,08
0,53
0,45
1,26
0,54
0,50
0,34
0,29
0,21
0,30
0,23
0,18
0,42
0,29
0,22
0,22
0,26
0,14
0,26
0,17
0,14
0,38
0,23
0,19
0,34
0,24
0,01
0,45
0,00
0,07
0,53
0,06
0,02
17-OHCS im Harn zeigte eine von der fett- über die kohlenhydratreiche zur eiweißreichen Kost ansteigende Tendenz. Damit stimmen wir überein mit Ergebnissen von
Abbo (17), der unter cnoJestennarmer Diät bei 36—73 Jahre
alten Mannern über einen Zeitraum von 3 Monaten eine
Erhöhung des 17-KS-/17-OHCS-Quotienten in gleicher Größenordnung erzielte.
Wie bereits aufgezeigt wurde, verschiebt sich das Verhältnis 17-KS/17-OHCS bei gesunden Menschen spätestens
vom 30. Lebensjahr an. Das damit verbundene relative
Überwiegen der katabol-wirksamen Glucocorticoide über
die vorwiegend anabolen 17-KS führt zu einer vermehrten
Bildung von Zucker aus Eiweiß. Das kann wiederum über
eine ständige leichte Insulinübersekretion und Erhöhung
des Insulinspiegels im Blut zu vermehrter Fettbi/dung aus
Zucker führen, da ja dem Insulin sein Erfolgsorgan, — die
Muskulatur —, in zunehmendem Maße fehlt. Durch ein Ansteigen der freien Fettsäuren im Blut wird aber zusätzlich
die Insulinwirkung an der Muskulatur blockiert und am
Fettgewebe eine Umwandlung von Zucker in Fett bewirkt.
Das Resultat eines solchen Circuius vitiosus ist schließlich
eine diabetische Stoffwechsel läge und die Neigung zu Fettsucht.
So kann jede Verbesserung des Verhältnisses von anabolen zu katabolen Steroidhormonen, wie es durch fett- oder
cholesterinarme Ernährung mit hohem Eiweißgehalt erzielt
wird, neben ständigen funktionellen Reizen für die Muskulatur nur wünschenswert sein. Diese Erkenntnis sollte
ihren Niederschlag in der diätetischen Beratung und Ver-,
sorgung und der Beschäftigung des alternden Menschen.
finden.
VI.
1. Mit zunehmendem Alter tritt eine Sekretionsverminde-
rung von Nebennierenrinden-Hormonen ein. Diese Veränderung trifft hauptsächlich die den Eiweißanbau fördernden, anabol wirksamen und als 17-Ketosteroide
ausgeschiedenen Hormone, weniger die catabolen Corticosteriode (17-OHCS). Der Quotient 17-KS/17-OHCS
wird Weiner.
2. Unter fett- oder cholesterinarmer, eiweißreicher Ernährung wird dieser Quotient zugunsten der anabolen 17Ketosteroide verbessert.
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Anschrift des Verfassers: Dr. med. K. HACKENBERG, 4 Düsseldorf 1,
II. Med. Klinik, Moorenstraße 5
Aus dem Fürst-Stirum-Krankenhaus Bruchsat, Chefarzt Privatdozent Dr. Dietrich Franke
Die Lokaltherapie nach Abheilung von Verbrennungen
Die Literatur des letzten Jahrzehnts hat sich eingehend
mit der Behandlung von Verbrennungen beschäftigt. Für
die Prognose gilt nach wie vor die bereits von Weidenfeld
und Zumbusch 1905 fixierte Feststellung, daß Ausdehnung
und Tiefe entscheidend sind, uncf daß Verbrennungen beim
\ Kind prognostisch ungünstiger zu werten sind, weil die
• Hautfläche im Verhältnis zum Körper größer ist. Die Be| urteilung der Verbrennung ist durch die drei bekannten Stufen gegeben. 1. Rötung, 2. Blasenbildung, 3. Gewebstod. Eine weitere Unterteilung wird von verschiedenen
Autoren empfohlen, kann aber nur in den seltensten Fällen exakt diagnostiziert werden. Zur Beurteilung der prozentualen Schädigung der Körperoberfläche eignet sich die
sogenannte Neunerregel nach Wallace für Erwachsene
(Abb. 1), für Kinder (Abb. 2) und das Schema nach LundBrowder.
(Natürlich kommt es besonders bei schweren Verbrennungen primär auf lebenserhaftende Maßnahmen an. Die Reihabilitation kann im akuten Zustand zunächst nur sekunIdär berücksichtigt werden. Dennoch sollte eine sinnvolle
und kosmetisch gezielte Nachbehandlung so früh wie möglich angesetzt werden. Für die Klinik endet die Therapie
(der Verbrennungen meist mit der Abheilung der Gewebsrdefekte. Weitere Maßnahmen werden erfahrungsgemäß
sdem praktischen Arzt oder der Eigeninitiative des GeschäEdigten überlassen und oft unzureichend oder gar nicht
Cdurchgeführt. Nach Monaten kommen dann die unglücklichen Patienten mit massiven Keloiden, hypertrophen Verfärbungen und tiefgehenden Verwachsungen oder auch
Kontrakturen wieder. Es erscheint uns daher äußerst wichtig, bereits am Ende des Klinikaufenthaltes eine geeignete
Rehabilitation einzuleiten und die Patienten mit entsprechenden Behandlungsvorschlägen an den Praktiker zu
überweisen.
Nach Abheilung der Verbrennungsschäden ist mit folgenden Komplikationen zu rechnen:
1. Vernarbung mit Strangbildung und Kontrakturen, welche
die Beweglichkeit einschränken,
2. Bildung von Hypertrophien und Keloiden, die neben der
Elastizitätsminderung häufig kosmetisch sehr störend
und belastend sind,
3. nachhaltige irreversible Hautverfärbungen.
Sicherlich wird es vereinzelt Fälle geben, in denen trotz
vorsorglichster Maßnahmen eine oder mehrere dieser genannten Komplikationen eintreten, aber für den Großteil
der Verbrennungsschäden kann man, wie wir aus den Erfahrungen unserer Klinik befegen können, durch geeignete
Nachbehandlung eine kosmetisch zufriedenstellende Narbenbildung erzielen und die gefürchteten Strangbildungen
und Kontrakturen verhindern.
Zur Nachbehandlung abgeheilter Verbrennungen kombinieren wir physikalische Therapie und lokale Salbenanwendung.
Die physikalische Therapie
hat die Aufgabe, die Beweglichkeit der betroffenen Körperpartien, besonders der Gelenke, zu erhalten bzw. wiederherzustellen. Die Bildung von Narbensträngen muß verhindert werden. Die Hautdurchblutung ist anzuregen und
246
Physik
9. Jahn
Körperbetätigung und geeignete Gymnastik eine große
Rolle, besonders bei versteiften oder bewegungseingeschränkten Gelenken. Bei Verbrennungen im Brustbereich
bei Frauen bilden sich leicht narbige Stränge zur Achselhöhle hin, die nicht nur die Brüste durch Zug deformieren,
sondern auch die Bewegung im Schuftergelenk einschränken. Diese genannten physikalischen Maßnahmen, die sobald als möglich nach der Abheilung eingesetzt werden
sollen, reichen aber erfahrungsgemäß allein nicht aus.
Die örtliche Salbentherapie
ist nach unseren Erfahrungen zur Nachbehandlung von Verbrennungsnarben unerläßlich. Wir verwenden nun seit einiger Zeit, nachdem wir zahlreiche lokal applizierbare Medikamente angewandt haben, mit bestem Erfolg Contractubex compositum*). Es handelt sich um eine Kombination
aus Heparin, Allantoin und Extractum cepae in einer gelartigen Salbengrundlage, dem „Serol". Serol vermag die
Wirkstoffe in die Tiefe der Haut einzuschleusen (experimentell nachgewiesen durch Borelli und Metzger). Wir verwenden das Präparat sowohl zum Einreiben wie auch für
großflächige Salbenverbände. Die ausgezeichneten therapeutischen Ergebnisse überraschten uns. Bei kleinen Narben genügt meist eine einmalige Applikation täglich, wobei
die Salbe von Patienten selbst solange in das Narbengebiet
sanft eingestrichen wird, bis alle Substanz eingedrungen
ist. Wir sagen unseren Patienten immer, daß ein Einmassieren die feine Narbenhaut schädigen könnte und die
Applikation durch Einstreichen erfolgen soll. Verhärtete
größere Narben oder auch Narbenstränge lassen wir dagegen richtig mit Contractubex compositum einmassieren.
Wenn gleichzeitig Bewegungsbehinderung besteht, soll das
Gelenk soweit wie möglich während des Massierens bewegt werden. Großflächige, weiche Narben, zumeist mit
kosmetisch unschöner, rötlicher Verfärbung, lassen wir einbis zweimal täglich mit Contractubex compositum bestreichen und mit Zellstoff abdecken.
247
ehab.
Jahrg
Ai;b. 2
zu fördern. Hierzu kombinieren wir Bäder mit Massage,
im Bedarfsfall auch Unterwassermassagen; Zusätze von
Badeextrakten haben sich je nach Art der Narben gut bewährt. Wechselbäder sind besonders bei Durchblutungsstörungen einzelner Hautpartien angebracht. Bei der Massage wird sowohl der Muskel wie auch das Bindegewebe
behandelt. Besonders achten wir auf Lymphrückstauungen.
Gerade bei Verbrennungen im Schulterbereich sehen wir
oft lymphatisch bedingte Schwellungen, die auf manuelle
Therapie sehr gut ansprechen. Natürüch spielt auch die
Wir überblicken bisher ein Patientengut von 36 Fällen, die
in vorgenannter Weise behandelt worden waren. Wir haben den Eindruck, daß die von uns durchgeführte Behandlung von Verbrennungsnarben kombiniert mit physikalischer Methode und lokaler Contractubex-Anwendung bessere Ergebnisse zeigt als die bisherige Therapie. Wir
möchten nachstehend einige Fälle vorstellen:
K. M., 46 Jahre alter Patient, erleidet beim Christbaumlöschen Verbrennungen rechts am Arm, an der Hand und im
Gesicht. Im Stresszustand ohne Zyanose Verbrennungen
1.—2.—3. Grades über 14,5 Prozent der Körberoberfläche.
Initial-Therapie: Tetanusprophylaxe, Infusionstherapie, Combetin, lokal Brandolind (Abb. 3).
Nachbehandlung: Bäder, Massagen, reichlich Contractubex
compositum mehrmals täglich einmassiert, nachts Verbände.
Entlassungsbefund: Bereits bei der Entlassung waren alle
Gelenke voll beweglich, keinerlei Narben oder Keloide,
ausgezeichnete Abblassung besonders im Gesicht (Abb. 4).
K. G., 10 Jahre, beim Zelten durch explodierenden Spirituskocher Verbrennungen 1.—3. Grades im Gesicht, Arm,
Oberschenkel, ca. 25 Prozent.
Initial-Therapie: Tetanusprophylaxe, Infusionstherapie, Combetin, lokal Brandolind (Abb. 5).
Nachbehandlung: Bäderbehandlung dreimal täglich Contractubex compositum einmassieren an Arm und Bein einstreichen, im Gesicht nachts damit Verbände.
Entlassungsbefund: Volle Beweglichkeit von Arm- und Beingelenken, kosmetisch ausgezeichnete Besserung der Verbrennungsnarben (Abb. 6).
R. Th., 6 Jahre, vor vier Monaten schwere Verbrennungen
am linken Ellenbogen Vs dist. Oberarm und prox 2—3. Aktive Beweglichkeit 100 Prozent, Fixation in 90°, Stellung
bei passivem Bewegungsversuch sehr starker Schmerz
(Abb. 7).
*) Hersteller: Merz und Co., Chem. Fabrik, Frankfurt/M.
Abb. 3
Abb. 4
248
\bb. 7
Abb. 8
Physil9. Jahr
Initial-Therapie: Bäder, Massage und täglich reichlich Coniractubex compositum einmassiert, nachts Verbände mit
Contractubex compositum.
Entlassungsbefund: Nach einmonatlicher Behandlung Beweglichkeit von 60° bis 120°, kaum mehr Schmerzen, die
Narben sind weich geworden und ganz erheblich abgeblaßt (Abb. 8).
W. M., 17 Jahre alte Patientin, schüttet sich kochende
Fleischbrühe über den rechten Oberkörper und den rechten Arm.
Die Patientin ist sehr erregt, Verbrennungen 1. bis 2. Grades über etwa 12,5 Prozent der Körperoberfläche.
Initial-Therapie: Tetanusprophylaxe, Infusionstherapie, Combetin, lokal Brandolind (Abb. 9).
Nachbehandlung in unserem Hause: einen Monat lang tägliches Bad und einreiben mit Contractubex compositum.
Zwischenzeitlich und über Nacht Verbände mit Contractubex
compositum.
Entlassungsbefund: Die Verbrühungsnarben sind ausgezeichnet abgeblaßt, keinerlei Strangbildung, kein Keloid,
keine hypertrophen Narben (Abb. 10).
Zusammenfassung
Die Nachbehandlung von Verbrennungsnarben ist ein wichtiger Bestandteil der Therapie. Bäder, Massage und Gymnastik reichen nicht aus. Eine zusätzliche lokale medikamentöse Therapie ist unbedingt notwendig. Ausgezeichnet
bewährt hat sich hierbei Contractubex compositum, eine
Kombination von Heparin, Allantoin, Extr. cepae in Serolgrundlage. Reizerscheinungen wurden nicht beobachtet.
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Anschrift des Verfassers: Dr. med. Rauf EKMENCIK, Istiklal mahallesi,
Altintas sok. Nr. 1, Turgutlu/Türkei
Aus der Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsvorsorge und Frühheilbehandlung
7737 Bad Dürrheim, Sanatorium Hirschhalde (1).
(Prävention). Leiter: OMR Dr. l/V. Groh,
Zur Geschichte der Physiotherapie und Physikalischen Medizin
249
lehab.
Jahrg.
I
Gesundheitsvorsorge und Prävention (2), mit denen sich unsere Arbeitsgemeinschaft seit ihrer Gründung (1960) befaßt,
sind noch junge Gebiete der Medizin. Sie haben sich undoktrinär aus der Praxis entwickelt. Ihre eigentliche Wurzel
ist die Physiotherapie und die von Kötschau inaugurierte
Ganzheitsmedizin. Die Physiotherapie berücksichtigt onto-,
kosmo- und anthropologische Zusammenhänge und hat in
der Physiologie der Funktionen sowie in der funktionellen
Medizin, der dynamischen Reaktionspathologie, der Psychologie, der modernen Physik, Biochemie und Kybernetik und
ganz besonders in der etwa seit der zweiten Hälfte dieses
Jahrhunderts immer mehr an Bedeutung gewinnenden Physikalischen Medizin wesentliche Unterstützung gefunden.
Die Geschichte der Physikalischen Medizin setzt die der
100 Jahre älteren Physiotherapie (physikalisch-diätetische
Therapie, NaturheiJverfabren) voraus. Auch die heutige Gesundheitserziehung und die Frühheilverfahren der Sozialversicherungsanstalten sowie die Badekuren wenden Methoden der Physiotherapie an. Deshalb interessieren uns die
geschichtlichen Zusammenhänge, aus denen hier einige
Daten zusammengestellt sind.
Die Physiotherapie ist das älteste in sich geschlossene Verfahren der Medizin. Mit Krauß (3) können wir die Medizin vertikal in besondere Fächer (Augen, Ohren, Nerven usw.) abgrenzen oder eine horizontale Gliederung vornehmen, zu
der die Physiotherapie, die Chirurgie, die Pharmakotherapie
und die Psychotherapie gehören.
Die Physiotherapie kann sich auf eine eigene axiomatische
Basis (Vogler, 4) berufen. Entwicklungsgeschichtlich-bionom
determiniert wendet sie mit spezieller Indikationsstellung1
und Methodenlehre in der Praxis — gesundheitsvorsorgerisch, präventiv und kurativ — ausschließlich die naturgemäßen Gesundheitsmotoren (Groh, 5), Bewegung, Ruhe, Licht,
Luft, Wasser, Wärme, naturgemäße Nahrung, geistig-seelische Unterstützung und Lebensordnung an (6). Theoretisch'
gelten die Prinzipien der Naturheilung, der Selbsterhaltungs-1
Vorgänge, der funktionellen Regelungen, der Reaktions-
Wirkungen, der geistig-seelisch-körperlichen Zusammenhänge, der Allgemeinbehandlung des ganzen Menschen vor
der Lokalbehandtung, des Kranken, nicht der „Krankheit",
des Aktionsbefundes und der Phasenindikation (7).
Die Physiotherapie wird auch weiterhin ihre Bedeutung nicht
verlieren, solange die Heilkunde im Rahmen einer naturgemäßen Entwicklung ausgeübt wird. Wir können sie von
der primitiven Medizin an über das klassische Altertum
(Naturphilosophen, Hippokrates) und das Mittelalter (Paracelsus) bis zu Hufeland verfolgen (8).
Dann kam die Medizin im 19. Jahrhundert als „Allopathie"
unter linear-kausalen, einseitig mechanistischen Einfluß,
unter dem vitalistisch-physiotherapeutische Gedankengänge
aus der Schulmedizin verdrängt wurden. Dadurch sind zwar
größte Fortschritte erzielt worden, aber die bionomen Zusammenhänge wurden zu wenig berücksichtigt und die
Pharmakotherapie so bevorzugt, daß der Gegensatz Schulmedizin—Naturheilveriahren entstand.
In der Neuzeit ist die Physiotherapie von Prießnitz (1799 bis
1851) zunächst als Außenseiterverfahren empirisch wieder
begründet und durch die von ihm ausgehende Ärzteschule
in die Medizin zurückgeführt worden (9). Seitdem sind ihre
praktischen Methoden sehr konstant und nur noch sinngemäß geändert worden.
Zur Unterstützung dieses Heilverfahrens bildete sich die
Naturheilbewegung, die schließlich auch Universitätslehrstühle für Physiotherapie in Berlin und Jena durchsetzte und
eigene Krankenhäuser (Prießnitzkrankenhaus Mahlow, Berlin, Krankenhaus St. Uli, Murnau) errichtete sowie die Ärzte
dieser Richtung in Praxen und Sanatorien unterstützte (s. u.).
In den meisten europäischen Ländern gibt es heute auf
Grund der von Deutschland und Österreich ausgegangenen
Anregungen des Naturheilverfahrens ein eigenes Fachgebiet
dieser Richtung. In der DDR wurde der „Facharzt für Physiotherapie" eingeführt, in der Bundesrepublik kann beim
Nachweis besonderer Weiterbildung die Zusatzbezeichnung
„Naturheilverfahren" erworben werden. Das erwünschte
Fachgebiet, das heute gemeinsam von der Physiotherapie
und der Physikalischen Medizin erstrebt wird, gibt es bei
uns noch nicht.
Seit der Jahrhundertwende entstanden an einigen Universitäten Institute für „Physikalische Therapie", die die Praxis
der Physiotherapie übernommen haben. Die Grundiagenforschung dieser zur „Physikalischen Medizin" erweiterten
Richtung hat — ergänzt durch die allgemeinen wissenschaftlichen Fortschritte (s. o.) — die Physiotherapie als wissenschaftliches Heilverfahren bestätigt und rehabilitiert (10).
Auch die von Anfang an von Prießnitzärzten geäußerte Auffassung, daß die Physiotherapie zur Behandlung und Verhütung der Zivilisationskrankheiten eine integrierende Bedeutung hat (Granichstädten 1837, Richter 1838, Herzog
1842, 11), gewinnt immer weitere Bestätigung (Lampert, Ott,
Schäfer u. a., 12).
Anfangs wurde meist von „Wasserheilkunde", dem hervorstechendsten Teil der Physiotherapie, gesprochen. Seit 1837
ist der umfassendere Begriff „Naturheilkunde" und „Naturheilanstalt" (13) aufgekommen. Von 1850ab sind durchG/e/ch
(s. u.) die Begriffe „Naturheilverfahren" und „Physiotherapie" eingeführt worden.
III
1830 hat Prießnitz, Besitzer und Leiter einer Kuranstalt in
Gräfenberg (CSSR, früher Österr.-Schlesien) den Aufbau
des neuzeitlichen Naturheilverfahrens beendet, indem er
die bestehende Hydrotherapie reformierte und durch Bewegungs- und Ruhebehandlung, Licht-, Luftanwendungen,
Wärmekur (Schwitzpackungen), Anwendung naturgemäßer
Nahrung und Gesundheitserziehung ergänzte (14).
Teilgebiete wurden anfangs durch Laien erweitert und vertieft, das ganze durch ärztliche Prießnrtzschüler in die Praxis
übernommen (15).
1831 erhält Prießnitz von der österreichischen Regierung die
Konzession zur Führung einer Badeanstalt. Seine Therapie
wird ein Welterfolg.
1833 erscheint die erste ärztliche Buchveröffentlichung über
Prießnitz und sein Naturheilverfahren (Kröber) (16), der ca.
200 Bücher in allen Weltsprachen folgen. 1835 wird in Dresden der erste Verein zur Unterstützung des Prießnitzschen
Naturheilverfahrens gegründet. Mit ihm beginnt eine sich
in allen Ständen immer mehr ausbreitende Naturheilbewegung, die gesundheitspolitisch das Naturheilverfahren und
seine Forderungen vertritt (17).
1835 wird in Dresden der erste Verein zur Unterstützung des
Prießnitzschen Naturheilverfahrens gegründet. Mit ihm beginnt eine sich in allen Ständen immer mehr ausbreitende
Naturheilbewegung, die gesundheitspolitisch das Naturheilverfahren und seine Forderungen vertritt (17).
1837—38 veröffentlichen Granichstädten, der Arzneikunde
Doktor, Magister der Geburtshilfe, k. k. Stadtarmenarzt, wirkl.
ordentl. Mitglied der löblichen rned. Fakultät und Arzt in
Wien und Dr. C. A. W. Richter, später Medizinalrat und
Direktor der Wasserheilanstalt zu Alexisbad, Schriftleiter der
ersten Zeitschrift des Naturheilverfahrens, die ersten wissenschaftlichen Bücher über das Prießnitzsche Naturheilverfahren (18), in denen sie an die alte Tradition Hippokratischer
Medizin anknüpfen.
Hier sind Anwendung und Wirkung der einzelnen Gesundheitsmotoren näher begründet. Das Prinzip der Prävention
und der Erziehung zur Gesundheit mit der Prießnitzschen
Methode wird hervorgehoben. Ausführlich ist die Reaktion
als Kriterium des Naturheilverfahrens dargestellt. Als „Regulator" zur Verhütung von Krankheiten wird der „Naturinstinkt" gesehen, der über das Nervensystem die naturgesetzliche Ordnung lenkt, der allerdings auf die „künstliche
Welt", die uns heute umgibt, nicht reagiert, also gegenüber
Zivilisationsschäden versagt, so daß der Mensch ohne
eigene schützende Schranke auf die Erkenntnisse einer
rationalen Heilkunde angewiesen ist. Selbsterhaltungstrieb,
Heilkraft der Natur, Lebenskraft sind Begriffe, die nach ärztlichen Zitaten an Hand der Physiologie von Joh. Müller und
mit allgemein Goefheschen Ideen (seit 1825 Dr. med. h. c.)
begründet werden. Anregung und Regulierung der Funktionen unter Berücksichtigung der Entwicklung und der Einflüsse der Außenwelt stehen im Vordergrund. Die Einrichtung von Kuranstalten für naturgemäße Behandlung in der
Nähe der Städte wird gefordert. Die Vielseitigkeit der Wasseranwendungen tritt hervor. Die Aufgabe der Gräfenberger
Prießnitzkur bestehe darin, schädliche Stoffe aufzulösen und
aus dem Körper zu schaffen bzw. durch die Reaktionen und
die vermehrte Resorption wieder in den Kreislauf zu bringen
und an die Außenwelt abzusetzen, aus dem Körper zu schaffen, sowie Regellosigkeiten im Organismus durch Einwirkung von Hitze und Kälte zu ordnen, verlorene Kräfte zu
ersetzen und somit das Gleichgewicht aller natürlichen Verrichtungen, d. i. vollkommene Gesundheit, herzustellen.
Diese Formulierung hat auch Kneipp später fast wörtlich
übernommen.
Seit 1838 gibt es ärztlich geleitete Zeitschriften für Physiotherapie (19).
1839 wird Prießnifz erstmalig in akademischen Vorlesungen
(Helmenstreit, 20) erwähnt. Jährlich besuchen z. T. über
hundert Ärzte (mit Pferd und Wagen) Prießnitz zu ihrer Fortbildung im Naturheilverfahren.
1840 veröffentlicht Dr. Hirschel die erste größere Zusammenfassung über Begründung, wissenschaftliche Prinzipien,
Geschichte und Literatur des Naturheilverfahrens (21).
1842 gründet Dr. Schmitz nach längerer Hospitierung bei
Prießnitz den ersten Ärzteverein zur wissenschaftlichen Begründung und Förderung des Naturheilverfahrens.
Dr. Herzog erwähnt das Prießnitzsche Naturheilverfahren
erstmalig alternativ gegen die Schäden der „fortschreitenden Zivilisation".
In Preußen wird eine Kabinettsorder zur Verwaltung und
Empfehlung von Wasserheilanstalten erlassen.
Verschiedene Fürstenhöfe lassen ihre Leibärzte bei Prießnitz fortbilden.
1844. Der erste Prießnitzschüler J. Weiß, von Anhängern
des Prießnitzverfahrens nach England geholt und an der
Universität Oxford zum Dr. med. promoviert, veröffentlicht
eine ausführliche Beschreibung der Pn'eßnitzschen hydrotherapeutischen Anwendungsformen (Waschungen, Bäder
einschließlich Tauch- und Wellenbäder, Duschen, Begießungen, Schwitzpackungen, Wassertrinken, 22).
1845 gibt es bereits ca. 70 von ärztlichen Prießnitzschülern
geleitete Sanatorien für Naturheilverfahren.
1846 wird Prießnitz von Kaiser Ferdinand durch Verleihung
der großen goldenen Zivilmedaille am Bande für seine
außerordentlichen Verdienste geehrt (23). Die von ärztlichen
Freunden vorgeschlagene Ehrenpromotion, für die die Universität Prag zuständig gewesen wäre, hat er nicht erhalten.
1849—1850. Dr. L. Gleich, München, vollzieht ärztlich
unter Bezug auf Prießnitz und Schroth die Weiterentwicklung und Abrundung der Physiotherapie (Einbeziehung der
feuchten Wärme, der Diätetik und der Heilgymnastik) und
führt die Begriffe „Naturheilverfahren" bzw. als wissenschaftliches Synonym „Physiotherapie" in den medizinischen Sprachgebrauch ein. Er fordert die staatliche Förderung durch Einrichtung von Krankenanstalten und Universitätslehrstühlen für Naturheilverfahren (24).
1852 veröffentlicht Dr. Selinger, Wien, nach Prießnitzs Tod
(1851) die erste größere Biographie über ihn (25).
1858. Dr. Gleich, München, wiederholt seine Forderung
nach Einrichtung von Krankenhäusern und nach Lehrstühlen für Physiotherapie an deutschen Universitäten.
1861. Dr. Winternitz geht nach Gräfenberg, um sich beim
Nachfolger von Prießnitz (Dr. J. Schindler) in der Physiotherapie, speziell in der Hydrotherapie, ausbilden zu lassen.
Er übernimmt die physiologische Begründung der Hydrotherapie und veröffentlicht 1878 sein erstes Lehrbuch (26).
IV
1881. Winternitz wird der erste Universitätsprofessor für
Hydrotherapie an der Universität Wien. Damit beginnt historisch der Wiedereingliederungsprozeß der Physiotherapie
in die Schulmedizin.
Professor Schweninger, der damals bekannteste Vertreter
der Physiotherapie, wird ärztlicher Berater des Reichskanziers Bismarck. Unter seinem Motto: Arzt sein, heißt ein
humaner Künstler sein, ist er auch einer der Begründer der
Rentenversicherung und der Landesversicherungsanstaiten (27).
1886. Kneipps erste Veröffentlichung („Meine Wasserkur")
mit Modifikationen des Naturheilverfahrens (28). Die Formulierung der Wasserwirkung, die Bedeutung der Reaktion,
die allgemeinen Anwendungen, die weitere Milderung der
Kur ist wie bei Prießnitz (Fey). Die Umschläge sind in
Wickel umbenannt, statt Begießungen aus Lederschläuchen
werden „Güsse" mit der Gießkanne eingeführt. Hautreibungen (Massagen) entfallen. Die Wörishofener Ärzteschule
hat später die Kne/ppschen Änderungen z. T. revidiert und
ergänzt.
1888 schließen sich die Pr/eßn/fzschen Naturheiivereine
zum heute noch bestehenden Deutschen Bund für naturgemäße Lebens- und Heilweise e. V. (Berlin) zusammen.
Publikationsorgan ist die seitdem monatlich erscheinende
Zeitschrift „Der Naturarzt", ferner der Almanach „Lebensordnung und Gesundheit", zahlreiche gesundheitserzieherische Veröffentlichungen erschienen im eigenen Verlag
Lebenskunst — Heilkunst. Ärztliche Zeitschriften für Physiotherapie wurden unterstützt. Unter C. Braun, A. Damaschke,
P. Schirrmeister, L. Groh, H. Groening u. a. entwickelt der
Bund eine weitreichende gesundheitserzieherische und
-politische Tätigkeit durch Denkschriften, Eingaben an Regierungsstellen (auch während beider Weltkriege) usw.,
Förderung physiotherapeutischer Praxen, allgemeine Gesundheätserziehung durch Vorträge und Veröffentlichungen,
Einrichtungen der ersten Luftbäder, Spielplätze, Schrebergärten, Ferienkolonien für Kinder, der ersten ReformJugendzeitschrift (Groh, W.). Die Einrichtung der Universitätskliniken für Physiotherapie in Berlin und Jena wird
durchgesetzt, eigene Krankenhäuser in Berün-Mahlow
(Prießnitzkrankenhaus) und in Murnau (St. Uli) sowie ein
Schulungshaus (Hainfels/Thüringen) werden geschaffen.
1892 gibt es 91 namentlich aufgeführte Sanatorien für Naturheilverfahren nach Prießnitz und zahlreiche Praxen,
obwohl das Naturheilverfahren noch nicht wieder zum
medizinischen Ausbildungsprogramm gehört (29).
1890 bis 1897 Gründung der Kneipp-Blätter und der KneippVereine.
1894. Begründung der Wörishofener Ärzteschule, die die
ärztliche Betreuung der Kneipp-Kur übernimmt.
1895 kommen die Anregungen der Naturheilbewegung zur
Schaffung von Lehrstühlen für Physiotherapie an deutschen
Universitäten am Beispiel der Professur von Winternitz in
Wien erneut in Fluß. In Berlin (Preußen) wehrt sich der
Abgeordnete Prof. Virchow gegen einen speziellen Lehrstuhl für Naturheilverfahren mit der Begründung, daß kein
Dozent gehindert sei, auch über dieses Verfahren zu
lesen (30).
1896. Auf dem medizinischen Kongreß in Wiesbaden wurde
die Wasserwirkung auf Suggestion zurückgeführt, wogegen
Winternitz und sein Assistent Sadger Stellung nehmen. Sie
betonen, daß es nur durch die Schaffung von Lehrstühlen
für physikalische Methoden und die damit verbundenen
Spitalabteilungen möglich sei, die Wissenschaftlichkeit und
die Erfolge der Physiotherapie zu bestätigen (31).
Die Ortskrankenkasse Barmen gibt in ihrem Geschäftsbericht bekannt, daß durch die dortige Tätigkeit physikalischdiätetisch behandelnder Ärzte die Arztkosten gesenkt wurden. Die durchschnittliche Dauer des Krankheitsfalles und
die Zahl der Krankheitstage auf das einzelne Mitglied berechnet gingen zurück. Ähnliche Erfahrungen lagen von
anderen Krankenkassen vor (32).
Es gibt erste Fortschritte in der Beziehung von Physiotherapie zur Schulmedizin. Prof. v. Jaksch (Prag) schickt
einen Assistenten (Dr. Pichler) nach Wien zu Prof. Winternitz, um anschließend unter dessen Leitung eine hydrotherapeutische Abteilung einrichten zu können. Das Wiener
Herrenhaus nimmt im Dezember 1896 einen Antrag des
Grafen Zedtwitz an, daß „die Mediziner besser als bisher
in der Methodik der Wasserheilkunde unterwiesen und die
Spitäler mit den nötigen Einrichtungen ausgestattet würden" (33). Entsprechende Pläne werden auch in der Münchner Medizinischen Wochenschrift befürwortet: „Der junge
Mediziner muß von kundiger Hand in die Wasserheilkunde
eingeführt werden." (34)
Die Naturheüvereine (Deutscher Bund), die die Errichtung
von Lehrstühlen für Naturheilverfahren als Programmpunkt
ihrer Bewegung immer wieder herausstellen, veranlassen
die „Freie Vereinigung Sächsischer Ortskrankenkassen" zu
einer Eingabe an die Regierung und den Landtag in Sachsen zur Einrichtung eines Lehrstuhles für Physiotherapie
an der Universität Leipzig (35).
1897. Die bayerische Staatsregierung sendet im Januar
zwei Ärzte zu Prof. Winternitz nach Wien, um das Wasserheilverfahren studieren zu lassen.
Prof. Kußmaul (Heidelberg) bekennt offen: „Es läßt sich
nicht leugnen, der Glaube an das Rezept ist bei den Gebildeten im Niedergang, und die Zuversicht zu diätetischen
Kurmethoden und der Heilkraft des Wassers im Steigen . ..
Von Hydrotherapie versteht der junge Arzt, wenn er die
Universität verläßt, so gut wie nichts . . . Hier klafft in der
Schulung unserer Ärzte eine breite Lücke . . . Dem klinischen Lehrer der inneren Medizin stellt der Unterricht so
viele und so große Aufgaben heutzutage, daß ihm keine
Zeit bleibt, seine Schüler mit der Hydrotherapie vertraut
zu machen. Sollen sie mehr als nur oberflächlich darin geschultwerden, so bedarf es einer besonderen Unterweisung,
eigener Lehrstühle und klinischer Abteilungen, in denen
die geeigneten Fälle mittels des WasserheilverfaTirens behandelt werden. Den Vorträgen über diesen Zweig der
Therapie könnten auch solche über Bäderkunde (Balneologie) und rein diätetische Kuren angeschlossen werden,
nur verbinde man um des Himmels willen diese Professur
nicht mit der über Arzneimittellehre . . . (36)"
Als Grunddifferenzen zwischen Schulmedizin und Naturheilverfahren bezeichnet Kretzschmar die Einfachheit und
Volkstümlichkeit des Naturheilverfahrens, die der Schulmedizin fremd sei, seinen Schwerpunkt auf therapeutischem
Gebiet und nicht auf der Diagnose und die Behandlung
des in seinem Gleichgewicht gestörten Gesamtorganismus
gegenüber der Symptombehandlung einer „schematischen
Krankheit" (37).
Wie wenig die Prinzipien des Naturheilverfahrens seinerzeit verstanden wurden, beweist eine Veröffentlichung von
Prof. Dr. O. Vierrodt (Heidelberg) (38), in der zwar Lehrstühle für Naturheilverfahren (Hydrotherapie) befürwortet
werden, jedoch ausdrücklich betont wird, „die Hydrotherapie muß völlig einbezogen werden in das Gebiet des wissenschaftlichen Heilapparates unter sorgfältiger Auswahl
der für sie passenden Krankheitsfälle und der wiederum
für diesen passenden Prozeduren".
Dieses linear-kausale Denken, das man z. T. irrtümlicherweise auch heute noch auf das Naturheilverfahren anwendet, hat seine Einführung und das Verständnis für
seine Methoden immer wieder erschwert. In neuerer Zeit
haben Klein, Malten, Zabel und insbesondere Vogler wohl
genügend darauf hingewiesen, daß es keine lineare Verbindung zwischen schulmedizinischer Krankheitsdiagnose
und naturgemäßen Behandlungsmitteln gibt, und daß Voraussetzungen, wie wir sie von der Pharmakotherapie und
aus der Zellularpathologie kennen, für das Naturheilverfahren nicht zutreffen. Die Physiotherapie kann wissenschaftlich lege artis nur mit ihren eigenen Grundlagen
wieder in die Medizin übernommen werden (39).
Prof. F. Hueppes „energetische Theorie" hat das Dogma
der Makrophysik und Mechanik in der Medizin überwunden
und leitet zur Einführung der Quantengesetze (Planck), der
Mikrophysik und Biophysik über, die die physiotherapeutischen Erfolge begründen können (40). Er bemüht sich
ebenso wie Prof. E. Leyden um die Wiedereingliederung
der Physiotherapie in die Schulmedizin.
1899. Prof. H. Curschmann benutzt seine Festrede zur
Jahrhundertfeier der Leipziger medinizischen Klinik, um
für die physikalischen Heilmethoden Stellung zu nehmen
(41). Curschmann hebt das heilkünstlerische Talent von
Prießnifz hervor, durch das er „als geschickter Empiriker
eine große Anzahl vortrefflicher Kunstgriffe und Verfahrensweisen geschaffen" hat. Ihm sei zuzuschreiben, daß sich
die Aufmerksamkeit der Ärzte der Physiotherapie wieder
zuwandte. Curschmann kommt zu dem Schluß, daß die
Naturheilkunde im Sinne gesunder, durch Forschung vertiefter Erfahrung von jedem Arzt betrieben werden kann
und „daß man auf der Grundlage der Schulmedizin ohne
Verachtung anderer wissenschaftlicher Methoden, jede
Richtung, besonders auch die von ihnen (gemeint sind
Ärzte für Naturheilverfahren, d. Ref.) bevorzugte physikalisch-diätetische einschlagen und spezialistisch fördern
kann".
1900 bis 1906. Prof. Schweninger leitet das erste deutsche
Naturheilkrankenhaus in Berlin-Groß-Lichterfelde. Einführung der ansteigenden Teilbäder (42).
1901. An der Charite (Bertiner Universitätsklinik) wird unter
Leitung von Prof. Brieger ein Institut für Hydrotherapie mit
Poliklinik und kleiner klinischer Station eröffnet. Brieger
hatte sich bei Prof. Winternitz (Wien), also nach der Prießnitzschule orientiert, konnte aber die physiotherapeutischen
Grundsätze noch nicht durchsetzen (43).
Der Deutsche Bund verlangt in seinem Arbeitsprogramm
erneut die Schaffung von Lehrstühlen für Naturheilverfahren.
1903, 1904, 1906 macht er entsprechende Eingaben an die
Regierungen und die medizinischen Fakultäten in Thüringen und Württemberg mit ärztlichen Gutachten begründet.
1904. Neugründung des Verbandes der deutschen Ärztevereine für physikalisch-diätetische Therapie (Naturheillehre)
unter Ehrenvorsitz von Prof. Schweninger.
1906. Für Zürich wird ein Institut für physikalische Therapie
beantragt.
1911. Prof. Winternitz bescheinigt Prießnitz bei der Festrede
zur Einweihung des Prießnitzdenkmals in Wien, daß er „für
die Technik schöpferisch, für die Heilkunst zum erfolgreichen Empiriker" wurde (44).
1913. Gründung des medizinischen Institutes des hessischen
Staatsbades Bad Nauheim (Prof. Weber), 1917 Erweiterung
des Balneologischen Institutes, 1929 Neubau für das Institut. Nach Emeritierung von Prof. Weber Berufung von Prof.
Off mit Erweiterung des Fachgebietes von der Balneologie
auf das umfassendere der Physikalischen Medizin und Balneologie. Neubau und Erweiterung des Institutes 1963 mit
klinischer Bettenstation.
1916. Beratungen im Sächsischen Landtag stellen an der
Universität Leipzig eine Professur für Naturheilkunde in
Aussicht, die in der Münchner Medizinischen Wochenschrift
auch als Lehrstuhl für Physikalische Therapie bezeichnet
wird. Der Vorschlag erhält besondere Unterstützung von
den Krankenkassen (Fräsdorf) (45).
1920 wurde nach Briegers Tod auf Veranlassung der Naturheilbewegung (P. Schirrmeister, L. Grob) dessen Berliner
Lehrstuhl mit Prof. Schönenberger, einem Vertreter der
Physiotherapie Prießnitzscher Schule neu besetzt.
1939 übernahm Prof. Vogler, ebenfalls Anhänger der Prießnitzschule, diesen Lehrstuhl bis zu seiner Emeritierung
(1965). Vogler gelang es mit seiner Lehrtätigkeit und zahlreichen Veröffentlichungen, darunter das große Lehrbuch
„Physiotherapie" (G. Thieme-Verlag), eine echte Brücke von
der Physiotherapie zur Schulmedizin zu schlagen. Er erreichte die Anerkennung der Physiotherapie als Fachgebiet
Sein Nachfolger wurde Prof. H. Krauss (Ordinarius für
Physiotherapie an der Humboldtuniversität Berlin und Chefarzt der Klinik für Physiotherapie im Stadt. Klinikum BerlinBuch).
Dr. Buchinger begründet in diesem Jahr die Fastenkuren
in Witzenhausen.
1924 errichtet auch die Thüringische Regierung auf Veranlassung der Vertreter der Naturheilbewegung (L. Groh) an
der Universität Jena ein Ordinariat für Naturheilverfahren
mit Poliklinik und Klinik (Prof. E. Klein).
1925 bestehen inzwischen vier Universitätsinstitute für Physikalische Therapie, denen das Reichswissenschattsministerium je besondere Forschungsaufgaben zugewiesen hat:
Berlin = Hydrotherapie, München = Röntgen- und Radiumbehandlung, Frankfurt = Elektrotherapie, bes. lonenbehandlung, Jena = Strahlenforschung. An der Universität Jena
begründet Prof. Schliephake die Elektrotherapie (Kurzwellenbehandlung) (46).
1927. Der „Deutsche Bund" eröffnet das aus eigenen Mitteln erbaute Prießnitzkrankenhaus (Mahlow-Berlin) als zweites deutsches Naturheilkrankenhaus. Es wird Forschungsstelle für Physiotherapie der Humboldtuniversität Berlin. Als
Chefärzte werden bekannt: Prof. Schönenberger,
Prof.
Brauchte, Prof. Vogler, Prof. Krauss, Prof. Findeisen.
1934. Prof. Kötschau übernimmt in Jena den Lehrstuhl für
Naturheilverfahren und erweitert ihn unter der Bezeichnung
„Biologische Medizin". Er entwickelt eine Ganzheitsmedizin,
in der er die „Gesundheitsvorsorge" neu einführt (Sorge
für die optimale Gesundheit des Gesunden) (47) und über
die er (mit Groh als Assistent) die ersten Universitätskurse
und Seminare abhält.
1934 bis 1944 positive, zur Synthese führende Auseinandersetzung zwischen Schulmedizin und Naturheilverfahren
(Grote, Brauchte) am Johannstädter Krankenhaus in Dresden (48).
1936 hat Prof. Kötschau erstmalig Schulmedizin und Naturheilverfahren auf einer größeren wissenschaftlichen Tagung
(Internistenkongreß) zusammengeführt. Grundsätzlich wurde
die Vereinigung der verschiedenen medizinischen Richtungen angestrebt, die insbesondere auch keinen Unterschied
mehr zwischen dem biologischen Arzt und dem Schulmediziner kennen sollte, weil jeder Arzt verpflichtet ist, alle
Möglichkeiten im Interesse des Kranken zu berücksichtigen.
1937. Prof. Kohlrausch gibt der Bewegungstherapie neue
Impulse (Segmentbehandlung, Gymnastik, Massage). Prof.
Kötschau verläßt Jena (die Klinik für Biologische Medizin
wird der Klinik für Innere Medizin eingegliedert) und übernimmt die Leitung der II. Kiinik für Innere Medizin und
Naturheilkunde der Krankenanstalten Nürnberg.
1941. Einführung der Sauna in die Physikalische Therapie
(Groh, Devrient, Ott, Schleevogt u. a.).
1945. In Berlin wird im Stadt. Krankenhaus am Kreuzberg
eine Abteilung für Naturheilverfahren (Dr. Straßburg) eingerichtet (49).
1947 Entwicklung der Funktionspsychologie und eines Farbtestes durch Prof. Lüscher, wodurch die Psychodtagnosrik
und das Ganzheitsbild der Physiotherapie ergänzt wird (50).
1948 Gründung der Ärztegesellschaft für Naturheilverfahren e. V. Berlin (Vorsitzender Dr. L. Straßburg) als Fortsetzung des 1904 gegründeten Ärzteverbandes.
1950. Gründung des Balneologischen Institutes bei der
Universität München (Prof. Böhm), seit 1952 Prof. v. Braunbehrens. Die medizinische und kiimatologische Abteilung
wendet sich mit zahlreichen wesentlichen Arbeiten u. a.
auch der wissenschaftlichen Erforschung der Kneipptherapie
zu.
Prof. Zabel tritt im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft der
Westdeutschen Ärztekammer mit Kursen und der Schriftenreihe für Ganzheitsmedizin hervor, die im Sinne seines
1934 erschienenen Buches eine echte „Grenzerweiterung"
der Schulmedizin in Richtung Physiotherapie sind.
1951. Die Weserberglandklinik wird unter Leitung von Prof.
Lampert zu einem weiteren Zentrum der Physikalischen
Therapie (51).
1953. Das allgemeine Krankenhaus Hamburg-Ochsenzoll
erhält eine Abteilung für Nafurheffverfahren (Dr. Kusche,
Dr. Ölze).
Im Sanatorium Grabow (Lüneburg) beginnt Dr. Groh mit
der Entwicklung von Frühheilverfahren auf der Basis der
Physiotherapie und Gesundheitsvorsorge.
Dr. H. Haferkamp gibt die Schriftenreihen des Zentralverbandes der Ärzte für Naturheilverfahren e. V. heraus, von
denen vier Bände „Naturheilverfahren" (Hippokrates-Verlag
Stuttgart) und bisher 19 Bände im ML-Verlag Uelzen erschienen sind. Er hat außerdem die Herausgabe des jährlich erscheinenden Biologisch-Medizinischen-Taschenjahrbuches (Hippokrates-Verlag)
übernommen.
Haferkamp
wurde 1965 für seine Verdienste um die ärztliche Fortbildung auf diesem Gebiet von der Bundesärztekammer mit
der E. v. Bergmann-Plakette ausgezeichnet.
Die Zeitschrift für angewandte Bäder- und Klimaheiikunde
begründet.
1954, 1955, 1958 und 1960 wird die Gesundheitsvorsorgeidee von Prof. Kötschau auf Tagungen der Versicherungswissenschaft, des Zentralverbandes der Ärzte für Naturheilverfahren, der Ruhrknappschaft, der Arbeitsgemeinschaft
für Gesundheitsvorsorge und Frühheilbehandlung (Prävention) bestätigt und findet ihre Anerkennung (52).
1954 Erweiterung der Physiologie durch Klärung der „Biologischen Regelung" (R. Wagner). Die ersten Veröffentlichungen von Wagner in dieser Richtung, die eine alte
physiotherapeutische Auffassung experimentell bestätigten,
gehen auf das Jahr 1925 zurück (53).
Am Kriegsende hat der Deutsche Bund sein Krankenhaus
in Berlin-Mahlow (Prießnitzkrankenhaus) — es wurde Forschungsanstalt für Physiotherapie der Humboldtuniversität
Berlin — ferner seine Geschäftsstelle und seinen Verlag in
Berlin-Tempelhof sowie seine Vereine in Schlesien, Brandenburg, Mecklenburg, Sachsen, Thüringen verloren und
mußte seine Tätigkeit erheblich einschränken. Die Kneippbewegung (Sitz Bad Wörishofen) tritt durch Gesundheitswochen sowie Gründung von Kneipp-Sanatorien und
Kneipp-Kurorten stärker hervor.
1954. Die LVA Unterfranken (Dr. Wahl, Dr. Beckmann) gründet die Anstalt für Gesundheitssicherung
und Übungsbehandlung in Ohlstadt für Frühheilverfahren (54).
1956. In der DDR wird die Fachrichtung Physiotherapie
(Facharzt für Physiotherapie) begründet (Vogler, Krauss).
1957 tritt das Arbeiter- und Angestelltenrentenversicherungsneuregelungsgesetz in Kraft, das Sanatorien für Vorsorgekuren der Ruhrknappschaft und Frühheilverfahren der
Landesversicherungsanstalten einführt, in denen Kuren
gegen Zivilisationskrankheiten auf der Basis der Physiotherapie durchgeführt werden (Beckmann, Groh, v. Nathusius, Schauwecker u. a.) (55).
1960. Gründung der Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsvorsorge und Frühheilbehandlung (Prävention), Leiter OMR
Dr. W. Groh, 7737 Bad Dürrheim (56), die die genannten
Gebiete sowie die Vorsorgekuren der Ruhrknappschaft und
die Frühheilverfahren der Landesversicherungsanstaiten
vertritt.
Nach dem Beispiel des Rudolf-Virchow-Krankenhauses,
Berlin (Laqueur, Scholtz), haben zahlreiche Krankenhäuser
Abteilungen für physikalische Therapie, insbesondere Hydround Elektrotherapie, eingerichtet. Auch die Universitätsinstitute für Arbeitsmedizin (z. B. Prof. Weichardt, Tübingen)
setzen sich für Gesundheitsvorsorge und Präventivmedizin
ein.
Folgende Institutionen, die die Physiotherapie und Physikalische Medizin vertreten, seien zitiert:
Zentralverband der Ärzte für Naturheilverfahren e. V.,
Stuttgart, Vors.: Dr. med. H. Haferkamp, 65 Mainz, AdamKarrillon-Straße 13.
Kneipp-Ärztebund, Ärztliche Gesellschaft für Physiotherapie, Bad Wörishofen, Vors.: Dr. med. J. Kaiser, Bad Wörishofen.
Bundesverband Deutscher Ärzte für Naturheilverfahren
e. V., München, Vors.: Prof. Dr. Dr. K. Salier, München.
Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsvorsorge und Frühheilbehandiung (Prävention), Leiter OMR Dr. W. Groh, 7737 Bad
Dürrheim.
Ärztegesellschaft für Naturheilverfahren e. V., Berlin, Vors.:
Dr. Straßburg, 1 Berlin 38, Schopenhauerstraße 82.
Deutsche Gesellschaft für Physikalische Medizin — Wissenschaftliche Gesellschaft für Physikalische Medizin mit Einschluß der Balneologie und Bioklimatologie. Vors.: Z. Z. Prof.
Dr. G. Hildebrandt, Marburg.
Verband Deutscher Badeärzte e. V. Vors.: Dr. Hopmann,
Bad Oeynhausen.
Arbeitsgemeinschaft der Ärzte für Physikalische Medizin e. V.
Vors.: Dr. Widmer, 7 Stuttgart, Hirschstraße 30.
Institute für Physikalische Medizin:
Institut für Physikalische Medizin und Balneologie der
Justus-Liebig-Universität Gießen, Bad Nauheim (Prof. Ott).
Balneologisches Institut der Universität München, Medizin,
und Kiimatologische Abteilung (Prof. v, Braunbehrens).
Institut für Bioklimatologie und Meeresheilkunde der Universität Kiel, Kiel u. Westerland-Sylt (Prof. Pfleiderer).
Institut für Balneologie und Klimaphysiologie an der Universität Freiburg (Prof. Göpfert).
Institut für Physikalische Therapie an der Universität Frankfurt (Prof. Pirlet).
Bäderwissenschaftliches Institut Salzuflen.
Gollwitzer-Meier-Institut der Universität Münster, Bad Oeynhausen (Prof. Delius, Prof. Witzleb).
Institut für Physikalische Therapie der Universität Jena
Balneologisches Institut Bad Lippspringe (Dr Mielke)
Staatl Balneologisches Institut Bad Nenndorf (Dr Evers)
Institut für Balneologie der Universität Innsbruck (Prof
Schemmzky)
Klinik und Poliklinik für physik Therapie Zürich, Prof Born
Die vorstehenden Ausfuhrungen sind ein erster Versuch
und deshalb unvollständig, ohne daß damit über Fehlendes
ein Werturteil ausgesprochen werden sollte Für Anregungen zur Weiterbearbeitung des Themas bin ich sehr dankbar
Von keiner Seite wird bezweifelt, daß Physiotherapie und
Physikalische Medizin den Schlüssel für die Behandlung
der heute im Vordergrund stehenden Zivilisationskrankheiten in der Hand haben Ihre Bedeutung wird hierdurch
zwangsweise weiter zunehmen, so daß ihre wissenschaftliche Zusammenfassung notwendig erscheint
Die 2500 Jahre alte und über 100 Jahre neue Geschichte
und Bewahrung der physikalisch-diätetisch eingestellten
Richtung der Medizin sollten ausreichen, diesem — neuerdings vom deutschen Sprachgebiet ausgegangenen — Verfahren den Status eines Fachgebietes zuzuerkennen, wie
es inzwischen in anderen europaischen Landern geschehen
ist
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Anmerkungen
1 Veröffentlichungen aus der Arbeitsgemeinschaft sind
HAFERKAMP-TIEGEL Gesundheitsvorsorge und Rehabilitation in
der Praxis Uelzen (1961)
BROCKHAUS GROH Biologie der Lebensführung Essen (1964)
v NATHUSIUS Vorsorgekur und Fruhheilverfahren Uelzen (1967)
2 Gesundheitsvorsorge = Sorge für die optimale Gesundheit des
Gesunden Der Begriff wurde
von KOTSCHAU mit seinem Buch
.Vorsorge oder Fürsorge 7 Stuttgart (1954) eingeführt und spater
weiter aufgebaut
Prävention = aktive Gesundheitspflege Dei Fruhschaden (pravenio
= zuvorkommen), neben der passiven Gesundheitsfürsorge und
Prophylaxe (prophylatto = vor etwas Wache stehen) der Hygiene
3 KRAUSS Prof Dr H Ordinarius für Physiotherapie an der Humboldt Universität Berlin, Archiv für Physikalische Therapie 4 (1961)
4 VOGLER, Prof P Lehrbuch der Physiotherapie Stuttgart (1964)
Die große Erfolgsbreite der Physiotherapie beruht auf der Wiederherstellung und Fortsetzung entwicklungsgeschichtlich adaptierter
und erblich fixierter Verhaltnisse
5 Unsere Beziehungen zur Natur werden folgendermaßen definiert
. n a t ü r l i c h ' ist alles, was in der Natur vorkommt, es braucht für
den Menschen nicht immer nützlich (gesund und heilend) zu sein
„naturgemäß' (der Natur des Menschen gemäß) bezeichnet das
Natürliche soweit es für die Gesundheit des Menschen zweckmäßig ist,
, naturbestirnmt' (MALTEN) schließt den Zeitfaktar ein und bezeichnet das Naturgemäße, sofern es sich entwicklungsgeschichtlich
für den Menschen bestimmt und bestimmend erwiesen hat
An Stelle des seiner medizinischen Definition entfremdeten Begriffes Reiz verwenden wir Gesundheitsmotor' und bezeichnen
damit jene naturbestimmten Antriebe, die die Gesundheit automatisch (z B durch Regelung Energieübertragung und -Umwandlung) bilden Dieser Begriff hat sich vor allen Dingen auch in der
Gesundheitserziehung bewahrt (Literatur Dr W GROH Klassisches Naturheilverfahren
Biolog -Med Taschenjahrbuch (1958)
Hippokrates 17 (1959) Die Therapiewoche 11 (1961), .Physiotherapie — Physikalische Medizin
Physikalische Medizin und Rehabilitation 7 (1966), BROCKHAUS GROH Biologie der Lebensführung,
Essen (1964)
6 Selbstverständlich haben Homöopathie Baunscheidtismus, A k u punktur, Blutegelbehandlung Yoga Moxibustion Augendiagnostik Handlesekunst Pendeln nichts mit Physiotherapie zu tun
Jeder Arzt kann grundsätzlich oder von Fall zu Fall Schulmedizin
in der er ausgebildet und examiniert ist oder Physiotherapie für
die er eine Zusatzausbildung an einigen Universitäten oder durch
die in Frage kommenden ärztlichen Fachverbande erwerben kann,
oder die eben z T aufgezahlten Außenseiterverfahren verwenden
die gelegentlich das Naturheilverfahren als Plattform für ihr Auftreten in der Öffentlichkeit benutzen Das berechtigt aber noch
nicht dazu von den Naturheilverfahren zu sprechen, weil es nur
ein Naturheilverfahren (Physiotherapie) gibt wie es hier definiert
wurde und weil bona fide .Naturheilverfahren kein Oberbegriff
für Außenseiterverfahren ist
7 Unter Aktionsbefund (GROH) verstehen wir die Summe der vor
handenen Lebenstatigkeit (PRIESSNITZ), also alle funktionellen
und morphologischen Merkmale die den Probanden charakten
sieren Er enthalt auch die
Diagnose
gibt aber mit seinen
Funktionsdaten ein weit vollständigeres Bild des zu behandelnden
Menschen, als diese, die schulmedizinisch auf Erkennung und Be
nennung einer Krankheit eingeengt wurde (s v NATHUSIUS
Vorsorgekur und Fruhheilverfahren Uelzen 1967)
Die Phasenindikation (VOGLER) berücksichtigt die große biolo
gische Variabilität der Reaktionsweise sie muß vor jeder Behandlung neu gestellt werden
8 BRAUCHLE-GROH
Grundlagen und Geschichte der Physiotherapie Karl F Haug Verlag Heidelberg (in Vorbereitung)
9 GROH, Dr W Pneßnitz, Grundlagen des klassischen Naturheilverfahrens Uelzen (1960)
0 GDPFERT Prof
und Mitarbeiter (GÄRTNER HILLE, SCHMIDTKESSEN) Zur Frage der .Physikalischen Medizin als eigenes
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38
39
„„
40
Fach in Lehre Forschung und Praxis Ärztliche Praxis Nr 15 u f
(1964 - S a
Professoren LAMPERT OTT, v BRAUNBEHRENS,
PIRLET, GROBER PFLEIDERER DELIUS WITZLEB u a
GRANICHSTADTEN, Dr S M
Handbuch der Wasserheillehre
Wien>1937)
RICHTER, Dr C A W Versuch zur wissenschaftlichen Begründung der Wasserkuren, Friedland (1838)
HERZOG Dr E Wassercur Dresden (1842)
LAMPERT, Prof
Physikalische Therapie Dresden und Leipzig
(1952)
OTT Prof Gegenwartige Aufgaben der Bäderheilkunde und Hydrotherapie unter besonderer Berücksichtigung der Zivilisations
schaden Hippokrates 16 (1958) 512 und Fortschritte und Fragen
der Balneotherapie in Grundlagen der Bader und Klimaheilkunde
Schattauer Verlag (1962) SCHAFER Die Medizin in unserer Zeit
München (1963)
Der im volkstümlichen Schrifttum geläufige Begriff
Naturheilkunde ist als wissenschaftliche Bezeichnung weniger zutreffend
weil es sich beim Naturheilverfahren um eine therapeutisches
Verfahren im Rahmen der Gesamtmedizin und nicht um eine
selbständige Heilkunde handelt Auch ärztliche Anhanget dieses
Begriffes wie Prof BRAUCHLE sind spater zu Naturheilverfahren
bzw Physiotherapie übergegangen
s Ziff 9
RAUSSE (1805-1848) Kritik und Theorie
LING (1776-1839) Bewegung
RIKLI (1823-1906) Licht Luft atmosphärische Kur
SCHROTH (1798-1856) Feuchte Warme Diät
HAHN (1824-1883) und BALTZER (1814-1887) Vegetarismus
KNEIPP (1821-1897) Gesundheitslehre
COU£ (1857—1926) Bewußte Autosuggestion (Lit s Ziff 8)
KRÖBER Dr A H • prakt Arzt in Breslau Pneßnitz in Grafenberg, Breslau (1833)
Vertreter der Pneßmtzschen Naturheilbewegung ist der Deutscher
Bund für naturgemäße Lebens- und Heilweise e V
1 Berlin 15
Bayerische Straße 6 Vorsitz H Groening
s Ziff 11
1838 Allgemeine Zeitschrift zur Beförderung der Wasserheilkunde'
1842 Archiv für Wasserheilkunde
1853 Journal für naturgemäße Gesundheitspflege und Heilkunde'
1861 Grafenberge Mitteilungen
1863 Der Naturarzt
1899 Archiv für physikalisch diätetische Therapie"
1904 Physiatrische Rundschau
ferner Der Arzt
Naturarztliche Rundschau
Physikalisch-diatetische Therapie ,
Physikalische Medizin und Rehabilitation",
Allgemeine Therapeutik
Die Heilkunst
HELMENSTREIT Dr F Akademische Vorlesungen über den Gebrauch des kalten Wassers Kassel (1839)
HIRSCHEL Dr B Hydnatika Leipzig (1840)
WEISS Dr J Direktor der Wasserheilanstalt zu Stanstead Bury
bei London Wasserheilkunde Leipzig (1844)
SELINGER Dr J E M Vinzenz Pneßnitz Wien (1852)
Dr GLEICHs Physiatrische Schriften (1849—1858) München (1860)
s Ziff 23
WINTERNITZ Prof
Die Hydrotherapie auf physiologischer und
klinischer Grundlage, Wien (1878)
SCHWENINGER Prof E Der Arzt Herausgegeben von Martin
Buber Frankfurt (1906)
s KNEIPP Meine Wasserkur Kempten (1886)
KRUCHE Dr H Lehrbuch der praktischen Wasserheilkunde
München (1892)
Der Naturarzt 2, 33 (1897) — VIRCHOW hatte als Zellularpathologe
medizinische und als Gegner BISMARCKS der durch die Physiotherapie von Prof SCHWENINGER geheilt worden war emotionellpolitische Grunde gegen die Physiotherapie
Neue freie Presse vom 7 6 1896
40 Jahre Naturheilbewegung Berlin (1929)
Der Naturarzt 2 35 (1897)
Munch Med Wochenschrift 27 (1896)
s Ziff 32
KUSSMAUL Prof Dr Ubei den Entwurf zur Revision der deui
sehen medizinischen Prüfungsordnung Jan 1897
KRETZSCHMAR Dr Der Naturarzt 4 98 (1897)
VIERODT Prof Dr O Zur Einfuhrung der Hydrotherapie in die
praktisch zu lehrenden Unternchtsgegenstande Arztl Zentralanzeiger 13 (1897)
KLEIN Prof E Naturheilverfahren, Leipzig (1928)
MALTEN Dr Medizin braucht Naturheilverfahren Hippokrates 5
(1959)
, Ä SL ?E RL ^ Pro f G Lr ee n z e r w e i t e i u n g der Schulmedizin Stuttgart (1934)
K?^
S
" r b u c h der Physiotherapie Stuttgart (1964)
DIEPGEN Prof P Das physikalische Denken in der Medizin
41 Deutsche Medizin Wochenschi ift 49 797(1900)
42 s Ziff 8
'
43 VOGLER Prof P Zur Geschichte der Univers Klinik für naturChante Berlln
Zeits hr
c
für arztl Fortbildung
(
44 s Ziff 32
45 Dei N a u r a r z t 6 110 (1916)
46 Geschichte der Medizinischen Fakultät der Universität Jena
Jena (1958)
47 KOTSCHAU Prof Wandlungen in der Medizin München und Ber
Im (1956) Medizin am Scheideweg Ulm (1960)
48 GROTE-BRAUCHLE Schulmedizin und Naturheilkunde
Leipziq
(1935) und
BRAUCHLE GROTE Gemeinschaftsarbeit von Naturheilkunde und
Schulmedizin Leipzig (1939)
49 s 7iff 8
50 LUSCHER Prof M Psychologie und Kultur Basel (1955)
LUSCHER Prof M Luschertest Basel Testverlag
51 LAMPERT Prof Physikalische Therapie Dresden (1938) 2 Auflage (1952)
v BRAUNBEHRENS
Das Balneologische Institut der Universität
München, Berichte (1952 1956 1961)
52 s Ziff 8
GROH Dr W Ruckblick zu Vorsorgekuren und Fruhheilverfahren,
Asklepios 11 (1965)
53 WAGNER Prof R Probleme und Beispiele biologischer Regelung
Stuttgart (1954)
54 s GROH Ziff 52 und GROH Diaita 3 und 4 (1961)
BECKMANN WALINSKI
DE WERTH
Internistische Ubungsbehandlung Stuttgart (1961)
55 v NATHUSIUS Vorsorgekur und Fruhheilverfahren, Uelzen (1967)
56 s Ziff 1 und Ziff 10
Anschrift des Verfassers
Sanatorium Hirschhalde
OMR Dr
W
GROH, 7737 Bad
Durrheim
Die Therapie der Colitis chronica
Der Begriff „colitis chronica" kann nicht weit genug gefaßt werden. Es müssen auch die geringen Reizzustände
des Darmes mit einbezogen werden, die wenige oder
seltene oder nicht weiter ernst genommene Beschwerden
machen. Etwas mehr Blähungen, ein leicht aufgetriebener
Bauch, zeitweise ein, zwei Tage Durchfälle oder Obstipationen werden nicht als Grund für eine eingreifende Behandlung gewertet. Wiederholte Schmerzen im rechten
Unterbauch werden mit der Entfernung einer nicht zu
selten vollkommen blanden Appendix beantwortet. Eine
bei der Röntgenuntersuchung entdeckte gesteigerte Peristaltik wird als nervös bedingt bezeichnet, eine Feststellung, die wie eine Art Makel dem Patienten das ganze
Leben anhängt. Die Rektoskopie zeigt noch eine vollkommen normale Schleimhaut. Die gröbere Betastung des
Bauches läßt keine Resistenz oder Druckempfindlichkeit
erkennen. Setzt man aber die Fingerspitzen der leicht gestreckten Finger senkrecht auf die Bauchdecken auf, so
wird man stellenweise einen deutlichen Widerstand spüren,
die Finger werden hier nicht so tief einsinken wie an
anderen Stellen. Dieser Widerstand weist auf eine gewisse
Empfindlichkeit des Darmes gegen Druck hin und ist der
erste Hinweis auf Reizzustände im Darm. Bei Kindern und
Jugendlichen findet man dazu eine gesteigerte Empfindlichkeit der Bauchhaut gegen die Berührung, was sich in
einem starken Kitzelgefühl äußert. Die ersten Warnsignale
müssen schon eine folgerichtige Therapie auslösen. Nur so
kann verhindert werden, daß sich daraus eine colitis
chronica in voller Ausbildung entwickelt. Allerdings ist die
Notwendigkeit zu einer solchen folgerichtigen Behandlung
allen Beteiligten nur selten plausibel zu machen, und so
kommt es gewöhnlich überhaupt nicht zu der Behandlung
oder sie wird bald abgebrochen. Auch später, wenn die
chronische Colitis dem Patienten erhebliche Beschwerden
verursacht, ist er schwer dazu zu bringen, die Therapie
zielsicher durchzuführen. Gewöhnlich fragt er schon nach
drei Wochen Diäthalten, ob er nicht bald wieder „normal"
essen könnte. Der Gedanke, daß diese NormaJkost eine
der Ursachen der Colitis wäre, macht dem Patienten und
seiner Umgebung so viel Unbehagen, daß man allein mit
dem Äußern eines solchen Gedankens einen Teil der Patienten vergrämt.
Sicher spielen vielerlei Ursachen zusammen, um eine
chronische Colitis zu machen. Bei einem Teil der Patienten
kann aus der FamiJienanamnese eine erbliche Schwäche
des Verdauungsapparates angenommen werden, doch mag
auch das Weitergeben einer kranken oder gegen Schädigungen besonders anfälligen Darmflora eine Erbkomponente vortäuschen. Falsche Ernährung und falsche Ernährungsgewo-hnheiten werden jedenfalls von den Eltern auf
die Kinder weitergegeben. Die Nährstoffüberernährung
führt leicht zu einer Überfütterung der Darmbakterien. Wird
das Absinken der Leistungsfähigkeit des Verdauungsapparaties in der Nacht nicht beachtet und ein reichliches
Abendessen genommen, dann wird die Darmflora in der
Nacht besonders gefüttert. Die Mahnung von Prof. von
Noorden: „Fleischiges und Mehliges verträgt sich nicht",
ist so gut wie vollkommen ungehört verhallt, wie die Speisenfolgen mit Fleisch und Mehlprodukten beweisen. Eine
vermehrte Gärung und Fäulnis ist die Folge. Jede Schädigung der Darmbakterien vermindert ihre Widerstandskraft
gegen das Eindringen von Infektionserregern. Neben der
Überernährung können Infektionen auch außerhalb des Verdauungsapparates, z. B. eine schwere Lungenentzündung,
die Darmflora ungünstig beeinflussen, wozu noch in einem
solchen Falle die Antibiotika kommen. Wieweit Konservierungsmittel in den Lebensmitteln hier eine verhängnisvolle Rolle spielen, ist nicht untersucht. Eine schwere Darminfektion, z. B. die Ruhr 1945, oder eine Reihe von sogenannten Sommerdiarrhöen werden vom Patienten oft als
Beginn des chronischen Leidens angegeben. Häufig sind
die akuten Erscheinungen fürs erste abgeklungen, die Normalkost wird wieder eingeführt. Nach einiger Zeit gibt es
ein paar Durchfälle mit etwas Schleim. Da sich der Zwischenfall rasch beruhigt, wird die alte Lebensweise wieder
aufgenommen. So schlittert der Patient in die chronische
Colitis hinein. Verschärft wird die Lage durch seelische
Spannungen. Aber eine Colitis nur als nervös zu bezeichnen, verhindert eine erfolgreiche Therapie. Dazu kommt
noch, daß die mit der Colitis verbundene Vergiftung vom
Darm aus nicht nur das vegetative Nervensystem belastet,
sondern auch das Gemüt. Das wird für entsprechende Belastungen wenig widerstandsfähig.
Die Therapie der chronischen Colitis muß die verschiedenen Ursachen und damit verknüpften Umstände berücksichtigen. Das Wichtigste ist die Kostregelung nach den Grundsätzen einer Trennkost, deren erster Grundsatz lautet:
„Zu Eiweißträgern nur Gemüse und Kartoffeln"
Eiweißträger sind Fleisch und alle Fleisch- und Wurstwaren, Innereien, Fisch, Geflügel, Wild, Topfen, Käse, Milch
unverdünnt, Eierspeisen und von den pflanzlichen Nahrungsmitteln die Hülsenfrüchte.
Als Verbot heißt die erste Regel:
„Zu Eiweißträgern keine Getreideprodukte und Getreidespeisen"
Die anderen Regeln sagen: „Zu Getreidespeisen entweder
Obst oder Gemüse"; „Zu Getreidespeisen nie Kartoffeln";
„Zu Gemüse nie Obst oder Süßigkeiten" „Zu Eiweißträgern
nie Obst oder Süßigkeiten"; „Zu Kartoffeln nie Obst oder
Süßigkeiten".
„Äpfel, Nüsse, Fettarten können zu jeder anderen Speise
gegessen werden". Die in der Nacht absinkende Leistungsfähigkeit des Verdaungsapparates wird durch ein kleines,
frühes, leicht verdauliches Abendessen berücksichtigt.
Die pflanzlichen Lebensmittel werden nach ihrem Rohfasergehalt in 6 Rohfaserstufen eingeteilt, die erste Stufe
enthält die am leichtesten verdaulichen Lebensmittel, die
sechste die nach ihrem Rohfasergehalt schwerstverdauliche. Man beginnt je nach der Schwere der Colitis mit der
ersten oder ersten und zweiten Rohfaserstufe und steigert
mit dem Zurückgehen der Reizzustände im Darm langsam
bis zur vierten oder zuletzt bis zur fünften. Bis zur sechsten
wird man bei einem Darm, der einmal krank war, nie kommen.
Dieses Schema hält man zweckmäßigerweise auch dann
ein, wenn eine Obstipation besteht, die Versuche, mit einer
rohfaserreichen Kost die Obstipation zu beheben, führen
meist auch dann zu einer Steigerung der krankhaften Gärung, wenn diese Kost am Anfang Scheinerfolge mit einer
besseren Darmentleerung hat. Die Obstipation muß man
anfangs mit Abführmitteln behandeln. Ein Darmteepulver,
das sich an Kneippsche Vorschriften anlehnt, hat sich recht
gut bewährt. Man läßt einen Kaffeelöffel voll in einer Tasse
siedendes Wasser eine Stunde vor Schlafengehen aufrühren und eine halbe Stunde ziehen und setzen. Den Tee
oben wegtrinken.
Rp.: Aloe 5,0 bis 15,0; Fruct. Juniperi; Fruct. Foeniculi;
Foeni graeci ää ad 100,0; Mfpulvis DS Darmteepulver.
Wiil man am Abend keinen Tee trinken fassen, dann ist das
Agiolax zweckmäßig, mit dem der Patient selbst, wie mit
dem Darmteepulver, die Menge so nehmen kann, daß anfangs eine breiige, aber nicht wäßrige Entleerung erzielt
wird. Gehen die Reizzustände zurück und will man zusätzlich zur vorsichtigen Rohfasersteigerung den Darminhalt
vermehren und so die Peristaltik anregen helfen, dann läßt
man dreimal täglich einen Kaffeelöffel vom Cassis-PreiseJbeerelixier von Weleda nehmen.
Gegen starke Durchfälle hat sich die Tormentilla sehr bewährt, wenn Koliken damit verbunden sind, gibt man
bekanntlich Belladonna dazu, Opium ist nie notwendig,
wenn man eben strenge Diät hatten läßt.
Rhiz. Tormentillae pulv. 0,5; Fol. Belladonnae pulv. 0,01 bis
0,03; Mfp D tal. dos. Nr. XX S dreimal tägl. 1 Pulver.
Bei breiigem Stuhl, der nicht durchfallartig entleert wird,
kann man Heidelbeeren geben lassen, entweder als Heidelbeertee, 1—2 Tassen täglich schluckweise, oder zweimal
täglich einen Kaffeelöffel bis Eßlöffel voll von getrockneten
Heidelbeeren gut gekaut. Auch die Kaffeekohle soll nicht
vergessen werden. Bei nervösen Patienten, die an Durchfällen leiden, versuche man folgendes Teerezept:
Hb. Hyperici 5,0; Rhiz. Tormentill; Rad. Symphyti ää 15,0;
Fol. Melissae; Fol. Malvae; Flor. Chamomillae ää ad 100,0.
Mfspec. DS 1 gehäuften Kaffeelöffel auf eine Tasse siedendes Wasser, kurz aufwallen lassen, 5—10 Minuten ziehen.
Tagsüber schluckweise trinken.
Ist die Nervosität deutlich, gibt der Patient leichtes Bauchgrimmen an und bestehen keine ausgesprochenen Durchfälle, sondern nur weicher Stuhl, dann zeigt Nux vomica
Oügoplex immer wieder gute beruhigende Wirkung, Hypericum Oligoplex, wenn die Nervosität noch deutlicher ist und
eine allgemeine leichte Übererregbarkeit bemerkbar ist. Bei
deutlichem Meteorismus, Zwerchfellhochstand und Roemheld kommt Momordica Oligoplex in Frage.
Wird der Patient durch reichliche Schleimabsonderung
erschreckt, so versuche man mit schleimhaitigen Drogen,
wie Foenum graecum, oder mit Leinsamenschleim die
Schleimbildung zu beeinflussen, wenn auch die Besserung
der Colitis selbstverständlich die Schleimbildung vermindert. Das gilt auch von der Blutbeimengung im Stuhl. Manches Mal tritt mehr Blut während der Regel im Stuhl auf.
Vinca minor D 6 kann diese Darmschleimhautblutung
stillen.
Immer wieder werden die chronischen Beschwerden durch
akute Schübe unterbrochen. Handelt es sich um eine akute
Infektion, die gekennzeichnet ist durch erhöhte Temperatur, das Zusammenfallen mit akuten Darmkatarrhen überhaupt in der Bevölkerung ist ein Hinweis, dann ist Siosteran als Desinfektionsmittel, dreimal tägl. 2 Dragees, 3 Tage
lang, bewährt. Anschließend kommen die beiden Oligoplexe Baptisia oder Basilicum in Frage. Selbstverständlich
muß die Diät wieder zurückgeschraubt werden. An die
Kaffeekohle sei dabei wieder erinnert.
Vitaminreiche Nahrungsergänzungsmittel werden zuerst verwendet, um die zwangsweise Vitaminarmut der Anfangsdiät zu bessern, schwarzer Johannisbeersaft für die I-Ascorbinsäure, Brauerhefepräparate für den Vitamin-B-Komplex, Weizenkeimöl für das Vitamin E, das bei Darmschlaffheit wichtig ist. Vitaminpräparate mit I-Ascorbinsäure
und Rutin werden, wenn auch der Ausdruck „Vitamin"Präparat nicht mehr ganz exakt ist, mit wechselndem Erfolg zur Abdichtung bei geringen Schleimhautblutungen
versucht. Bei Begleitneuralgien, besonders im Bereich der
nn. femorales und ischiadici, macht man Injektionen mit
Vitamin-B-Komplex.
Die Versuche, am Anfang der Behandlung Normalcoli einpflanzen zu wollen, müssen scheitern, weil es äußerst unwahrscheinlich ist, daß auf der kranken Darmschleimhaut
ein normales Darmbakterium leben kann. Neben der diätetischen und medikamentösen Behandlung, die durch Besserung der Schleimhaut ein günstigeres Milieu schafft, wird
man die Darmflora selbst zu beeinflussen suchen, einerseits durch Dysbakterievaccine, die die Abwehrkraft des
Wirtes gegen seine dysbakterischen Darmbakterien heben
soll, was reichlich theoretisch klingt, anderseits durch
Bakterienpräparate, wie das Eugalan oder Acydophilus
Zyma, die für das Wachstum des Coli bessere Voraussetzungen schaffen sollen. Die gleiche Vorstellung war für die
Schaffung von Milchsäurepräparaten maßgebend. Zur Vaccinebehandlung werden vor allem Autovaccine empfohlen,
deren Herstellung schwierig ist, wenn die Stuhlprobe tage-
lang mit der Post unterwegs ist. Die in Wien erzeugte Enterosode, die als polyvalente Nosode aus der entarteten
Darmflora bezeichnet wurde, hat sich in der Praxis sehr
gut bewährt, leider ist die Erzeugung eingestellt worden.
Die Hylak forte-Tropfen, die neben Milchsäure die Stoffwechselprodukte hochwertiger Darmsymbionten enthält,
ohne näher auf die Natur dieser Symbionten einzugehen,
helfen immer wieder, die Reizzustände im Darm rascher
zu mildem, woraus auch auf eine günstige Wirkung auf die
Darmflora geschlossen werden kann. Wirklich befriedigend
ist aber das Problem der Vaccine oder vaccineartigen Präparate nicht gelöst. Vielleicht ließen sich den Spenglersanen ähnliche Vaccinoide aus Darmbakterienkulturen herstellen, nicht nur aus Stuhlbakterien, die ebenfalls in Form
von Einreibungen in den Körper gebracht werden. Die unterschiedlichen Züchtungsergebnisse von Darmbakterienkulturen sprechen für starke landschaftliche Unterschiede
in der Darmflora, so daß es notwendig erscheint, daß solche
Vaccinoide immer nur für ein begrenztes Gebiet hergestellt
und entsprechend gekennzeichnet werden. Haben sich die
Reizzustände im Darm wesentlich gebessert, können Versuche mit Normalcoli gemacht werden.
Von physikalischen Maßnahmen haben sich die feuchtwarmen Auflagen auf den Bauch nach dem Mittagessen beim
Patienten beliebt gemacht, sie sollen allerdings nicht heiß,
sondern nur gut warm sein. Bei Obstipation, schlaffem
Darm, Gasstauungen macht man die Mayr'sche Darmmassage, deren Wirkung durch andere Massagegriffe unterstützt
wird. Die Fußzonenmassage wirkt entspannend auf den gereizten Darm. Eine leichte allgemeine Entspannung des
Bauches kann man von jeder Stelle der Fußsohle erreichen,
will man aber bestimmte Darmabschnitte beeinflussen, weil
sie besonders verkrampft sind, dann muß man sich an das
von Fitzgerald angegebene Schema halten. Bindegewebsmassage, Periostmassage an den Rippenbogen und an den
spinae iltacae und Fingerspitzenklopfmassage auf dem
stark geblähten und aufgetriebenen Coecum wird man je
nach Notwendigkeit zur Vervollständigung des Massageprogrammes verwenden. Als Selbstmassage lehrt man dem
Patienten den von mir im Heft 8 der „Allgemeine Therapeutik" beschriebenen „S-Griff", der den Mayr'sehen Darmmassagegriff nachahmt. Das bei Darmträgheit empfohlene
Bauchschnellen scheint mir vollkommen unphysiologisch
zu sein. Neben den von verschiedenen Seiten empfohlenen
gymnastischen Übungen zur Anregung der Darmperistaltik,
die man erst machen lassen soll, wenn die Reizzustände
im Darm deutlicher geringer geworden sind, ist das Einziehen der Bauchdecken in Knie-E!lenbogenlage auch bei
stark gereiztem Darm möglich, weil nur soweit die Bauchmuskeln angespannt werden, wie es die Empfindlichkeit
des Darmes gestattet. Der Patient kniet sich dazu auf einen
Sessel und stützt sich mit den Unterarmen auf die Tischplatte auf. Er zieht nun die durchhängenden Bauchdecken
langsam so ein, daß er mit den Muskelpartien oberhalb
der Symphyse beginnt. Läßt wieder langsam locker und
wiederholt vier- bis fünfmal. Bei Magen- und Darmptose
läßt man den feuchtwarmen Umschlag in Schräglage
machen. Dabei liegt der Patient am Rücken, unter die Füße
des Fußendes des Bettes oder der Liegegelegenheit hat
man Holzklötze untergelegt, die zuerst 10 cm, später bis
30 cm hoch sind. Unter den Kopf gibt man ein kleines
Kissen.
Alle diese therapeutischen Maßnahmen werden dann einen
geringen Erfolg haben, wenn Konfliktsituationen bestehen,
die nicht bereinigt werden können. Hierher gehört auch
falscher Ehrgeiz, der versucht Leistungen zu erbringen oder
Stellungen zu erobern, für die nicht ausreichende Fähigkeiten vorhanden sind. Eine erfolgreiche Belehrung des
Patienten kann in solchen Fällen nicht immer erreicht
werden.
Anschrift des Verfassers: Dr. med. Ernst SEDLACEK, A1080 Wien,
Floriangasse 1/5 (Österreich)
Aus der Abteilung für physikalische Medizin des Bertha-Krupp-Krankenhauses Rheinhausen, ltd Arzt Dr K Gierlich
und aus der Abteilung für Physikalische Therapie und Rheumatologie des Kantonspitals Freiburg/Schweiz, Chefarzt
Prof. Dr A Jung.
A. Jung
Gierlich
Die kombinierte Anwendung von Ultraschall und Reizströmen
Vorgeschichte:
In der zweiten Hälfte des Krieges war Verfasser [g] in der
Forschung eingesetzt und fand zufallig einen beachtlichen
analgetisch wirksamen elektrischen Impulsstrom Gleichzeitig erfuhr er erstmalig von den biologischen Effekten
des Ultraschalles In den Tagen des Zusammenbruchs 1945
bastelte er sich aus dem Schratt eines abgestürzten Flugzeuges ein neues Impulsgerat Als in den folgenden Jahren
der Ultraschall in die Therapie eingeführt wurde, überlagerte Verfasser den Ultraschall mit jenen elektrischen
Impulsen und beobachtete einen starken analgetischen
Effekt
Über diese kombinierte Anwendung von Ultraschall und
Reizstrom berichtete Verfasser auf der Erlanger-UltraschallTagung 1949 Die schwierige Lage hinderte damals die
deutsche Elektroindustrie an einer weiteren Auswertung
Auf Grund vorgenannter Arbeit wurde das Verfahren in den
Vereinigten Staaten weiter verfolgt
Das Kombinationstherapie-Gerät
Vor einigen Jahren haben die Verfasser erneut die Methode
aufgegriffen und prüften mehrere Jahre die verschiedenen
Reizstrome auf ihre Verwendbarkeit in der Kombination
mit Ultraschall In der langen Reihe der Versuche zeitigten
die diadynamischen Strome nach Bernard die besten Resultate, d h die verschiedenen Modulationen ohne die
galvanische Basis Diese Gegebenheiten führten zu dem
Entschluß, ein Gerat zu konstruieren, welches das Ultraschallgerat und den bisherigen Neodynator der Firma Siemens vereinigte Auf diese Weise entstand der Sonodynator welcher drei Möglichkeiten bietet
1 Die Ultraschall-Therapie,
2 Die Reizstrom-Therapie
3 Die Kombinations-Therapie Ultraschall/Reizstrome
(n diesem Zusammenhang gilt unser Interesse im folgenden dem kombinierten Verfahren
Die Praxis der Kombinations-Therapie
257
] u Rehab
9 Jahrg
Zunächst einige Worte über die Handhabung und technischen Daten Eine inaktive Elektrode wird in der Nahe des
Anwendungsgebietes fixiert wahrend der Schallkopf als
aktive Elektrode dient Als Intensität für den Ultraschall
wählten wir durchschnittlich 0 5 Watt/cm2 und den Reizstrom galvanischer Anteil (Basis) 0, diadynamischer Anteil
(Dosis) 2—4 mA Die Stromqualltaten werden wahlweise
eingestellt Man beginnt meist mit Diphase fixe (DF)
Bei der Durchfuhrung oben erwähnter Versuchssene zeigten sich Zusammenhange, welche wir bereits in den Nachknegsjahren beobachteten Fuhrt man den Ultraschallkopf
über einen schmerzhaften Bezirk dann empfindet der Patient deutlich die Einwirkung des Ultraschalles bzw des
Reizstromes Dieselbe Empfindung hat der Patient auch
an bestimmten motorischen und sensibien Nervenpunkten
in der Umgebung dieser hyperalgetischen Zone, sowie an
einzelnen benachbarten Gelenken
Handelt es sich z B um eine umschriebene Schmerzstelle
im m fongissimus dann zeigen die motorischen Punkte
d h die elektrischen Muskelreizpunkte des Longissimus
eine deutliche Hyperaesthesie beim Bestreichen mit dem
Schallkopf Wir nennen diese Stellen motorische Punkte,
weil dort der motorische Nerv in den Muskel hineinlauft
Weiterhin lost die Beschallung des motorischen Punktes
eine deutliche Empfindung an der Schmerzstelle aus Andererseits kann der Schmerz auf diese Weise gemindert
bzw behoben werden Die gleiche Wirkung erzielt man
auch durch Injektion eines Lokalanaestheticums, Besprayen
mit Chloraethyl, mechanischen Druck usw
Um ein Schmerzsyndrom wirksam zu behandeln, müssen
alle beteiligten motonschen und sensiblen Punkte, sowie
Gelenke therapeutisch angegangen werden Die Schwierigkeit besteht in der Lokalisierung der mit der Schmerzzone
in Beziehung stehenden Punkte Und diese Schwierigkeit
lost uns muhelos die gleichzeitige Anwendung von Ultraschall und diadynamischen Strömen Es handelt sich also
um eine Methode, welche eine diagnostische und eine
therapeutische Komponente beinhaltet
So lassen sich die vielen schmerzhaften Symptome im
Bewegungs- und Halteapparat, welche einen großen Teii
unseres Krankengutes in der Praxis darstellen, wirksam
behandeln Da die Beschwerden am häufigsten an solchen
Steilen auftreten, die der größten Belastung ausgesetzt
sind, nämlich am Hals, im Schultergurtel und unteren
Rucken, steht die Beteiligung bestimmter Muskeln im Vordergrund Diese Tatsache führte zu einer gewissen Schematisierung, indem man die häufigsten Schmerzzonen mit
ihien zugehörigen motorischen Punkten in einer Übersicht
aufzeichnete
Handelt es sich um Erkrankungen des Bewegungs- und
Halteapparates, dann stehen die motorischen Punkte, d h
die elektrischen Muskelreizpunkte im Vordergrund Bei
Neuralgien und Neuntiden sind die sensiblen Punkte, d h.
die Stellen, wo die Hautnerven durch die Fascie treten,
bzw die Verzwesgungspunkte von größerer Bedeutung.
Durch die lokale Einwirkung in Form des mechanisch-elektrischen Reizes bei der Kombination von Ultraschal! und
Reizstromen, exakt appliziert auf den motorischen und
sensiblen Punkt entsteht eine Blockierung, welche zu einer
Unterbrechung der Reflexmechanismen fuhrt Eine weitere
Erklärung folgt spater
Bei der Behandlung von internen Erkrankungen bilden die
zugehörigen Segmentbereiche den Ansatzpunkt Hier zeigen die sensiblen Punkte in den betreffenden Segmenten
unter der Beschallung eine beachtliche Empfindlichkeit Zuweilen wird dieser lokale Reiz fortgeleitet und bewirkt eine
Empfindung in dem betreffenden Organ Dieselbe Reaktion
wie an den sensiblen Punkten kann man gleichfalls an den
Headschen Maximalpunkten in den betreffenden Segmentbereichen auslosen
Die Amerikaner machten mit der kombinierten Methode
ähnliche Erfahrungen Sie sprechen von einem myofascialen Schmerzsyndrom Hierbei unterscheiden sie die Zone
of referred Pain', die Schmerzzone, und den .Trigger
point', einen streng lokalisierten und auf Reiz stark reagierenden Schmerzpunkt Dieser Trigger point wird in der
amerikanischen Literatur als ein selbständiger Punkt beschrieben, der jeder anatomischen Grundlage entbehrt
Nach unseren bisherigen Erfahrungen betrachten wir die
Trigger points als identisch mit den uns aus der Anatomie
bekannten Nervenpunkten Die verschiedene Auffassung
hat folgende Grunde Die motorischen Punkte, die elektrischen Muskelreizpunkte sind nur für die wichtigsten oberflächlich gelegenen Ske/ettmusfceln festgelegt Die Schmerzzonen des Halte- und Bewegungsapparates beschranken
sich nicht auf diese Muskeln, sondern umfassen auch andere Muskeln, deren motorische Punkte noch nicht bestimmt wurden Das Kombinationsverfahren Ultraschall/
Reizstrome besitzt einen solchen Grad der Empfindlichkeit,
daß es diese Punkte einwandfrei ortet Allerdings reagieren zuweilen auch Punkte welche sich anatomisch nicht
einordnen lassen
Darstellung der reflektorischen und algetischen
Krankheitszeichen
Bei der Beschäftigung mit der kombinierten Anwendung
von Ultraschall und Reizstrom machten wir noch eine weitere interessante Beobachtung, welche erst mit einem neuartig konstruierten Schallkopf zur vollen Darstellung gelangte.
Die oben angeführten Zonen und Punkte zeigen nach
kurzfristiger kombinierter Beschallung eine eindeutige
Hautrötung.
Unter Einwirkung von Ultraschall und diadynamischen
Strömen röten sich nach wenigen Sekunden bei schmerzhaften
Erkrankungen des Muskel-, Band- und Skelettsystems
der hyperalgetische Bezirk — die Haut über gegebenenfalls beteiligten Gelenken — die mit den hypertonen Muskeln in Zusammenhang stehenden elektrischen Muskelreizpunkte — die Austritts- bzw. Verzweigungspunkte der
peripheren Hautnerven, vor allem bei Erkrankungen der
peripheren Nerven. Handelt es sich um
Organische Erkrankungen
so röten sich zunächst die zugehörigen Segmentzonen.
Bei weiterer Behandlung verblaßt diese diffuse segmentale
Rötung und die beschriebene Hautrötung bringt jetzt die
entsprechenden Weadschen Maximalpunkte zur Darstellung.
Diese Hautrötungen haben eine besondere diagnostische
und therapeutische Bedeutung, indem sie alle Faktoren
sichtbar machen. Man kann diese topographische Darstellung auf der Körperdecke einer Hilfskraft überlassen, um
sie anschließend selbst auszuwerten. Der Befund läßt sich
mühelos abzeichnen oder mittels Farbfoto aufnehmen. Insbesondere vermag man den ganzen Verlauf einer Behandlung mit dieser Methode festzuhalten. Die Lokalisierung
und die Intensität der Rötung verhält sich analog dem
Krankheitsgeschehen.
Man wird die Hautrötungen als eine Aktivierung von Histamin und Acetylcholin betrachten können, hervorgerufen
durch die Kombinationstherapie. Weder der Ultraschall,
noch die diadynamischen Ströme nach Bernard zeigen bei
isolierter Anwendung diese physiologisch-chemischen Veränderungen in der Haut.
Um eine Erklärung für die zweifellos andersartige Wirkung
dieser Kombination von Ultraschall und Reizströmen zu
finden, wollen wir kurz nacheinander die Wirkungsmechanismen von Ultraschall und Reizströmen besprechen, um
dann auf die Kombination einzugehen.
Die biologischen Wirkungsmechanismen von Ultraschall
In Anlehnung an Beier und Dörner unterscheiden wir:
L e i n e primäre mechanische Wirkung durch die Mikromassage des Gewebes, 2. eine sekundäre thermische Wirkung, als endogene Wärmewirkung im Gegensatz zu den
exogenen Wirkungen der Bestrahlungsgeräte z. B. Lichtkasten, 3. eine indirekte physikalisch-chemische Wirkung.
Grundsätzlich bewirkt Ultraschall eine Mikromassage, d. h.
periodische Druckschwankungen sind mit periodischen
Temperaturschwankungen verknüpft. Die periodischen
Druckwechselschwankungen sollen unter bestimmten Voraussetzungen eine Auflockerung der Zellmembran herbeiführen, woraus als sekundäre Folge eine Beeinflussung des
Diffusionsvorganges resultiert.
Der thermischen Wirkung kommt eine große Bedeutung
zu, da alle biologischen Objekte in ihren Stoffwechselvorgängen eine starke Temperaturabhängigkeit zeigen. Die
Wärmeentwicklung durch Ultraschall besteht bekanntlich
in einer Umwandlung von akustischer Energie in Wärmeenergie durch Ultraschallabsorption.
Eine weitere Möglichkeit einer Erwärmung durch Ultraschall bietet sich an den Grenzflächen. Der Ultraschall
durchläuft nach der Tiefe hin verschiedene Gewebsschichten, Fettschichten mit geringer Absorption, anschließend
eine Muskelschicht mit höherer Absorption. Es läßt sich
ein deutlicher Absorptionsanstieg zwischen 1,5 und 2 cm
feststellen, weil dort der Strahl von der Fettschicht in das
darunterliegende Muskelgewebe übergeht.
Wir arbeiteten mit einer Intensität von 0,5 Watt/cm 2 , d. h.
einer kleinen Intensität. Gerade bei Anwendung niederer
Intensitäten ergeben sich biopositive Effekte. Es kommt
nicht zu morphologischen Veränderungen innerhalb der
Zelle. Durch den Schallwechseldruck entsteht eine intrazelluläre Rührwirkung, welche Protoplasmaströmungen innerhalb der Zelle auslöst. Diese beschleunigen die normalen physiologischen Vorgänge.
Was die Muskulatur betrifft, so wird durch die in der Reibung wirksame hochgradige molekulare Bewegung eine
innere Wärme erzeugt, die anderen Ursprungs ist als die
durch Grenzflächenreflexion erzeugte Temperaturerhöhung.
Andererseits ist für das Verhalten des Knochengewebes
gegenüber der Ultraschaläeinwirkung die Grenzflächenwirkung maßgebend. Das Periost bildet bei der Ultraschalleinwirkung Grenzflächen, wo man eine erhebliche thermische Wirkung beobachtet
Bezüglich des Nervensystems zeigt sich bei Beschallung
eine Reizung des Gefäßwandnervensystems. Schmitz untersuchte den Einfluß des Ultraschalles auf Froschnerven.
Es ergab sich als dominierende Wirkung eine durch den
Ultraschall bedingte Erwärmung. Dabei zeigte sich, daß
der Nerv nach Abkühlung auf Zimmertemperatur eine beträchtlich verminderte Reizleitungsgeschwindigkeit und
eine stark herabgesetzte Aktionsspannung hatte.
Wirkungsmechanismus der diadynamischen Ströme
Experimentell läßt sich bei Anwendung von Wechselströmen eine Erhöhung der SchmerzschweHe feststellen, welche
eine analgesierende Wirkung bedingt. Diese Wirkung hat
folgende Erklärung gefunden:
Zunächst wird der Begriff Verdeckung angeführt. Darunter
versteht man eine besondere Eigenschaft des Zentralnervensystems. Diese bedingt, daß eine bestimmte Reizung
zu einer Erregbarkeitsänderung der Nervenfasern führt. Die
Bernardschen Ströme sind nachweislich disponiert, diesen
Verdeckungseffekt auszulösen. Hierbei muß der Stromqualität DF eine besondere Wirksamkeit zugesprochen werden.
Lullies ermittelte ein Reizoptimum für vegetative Fasern
zwischen 25 und 100 Hz und bestätigt damit die Frequenz
der diadynamischen Ströme als optimal.
Bekanntlich spielt die Vasomotorik beim Schmerz eine
große Rolle. Verschiedene Forscher betonen die starke
vasomotorische Aktivität der niederfrequenten Ströme.
Diese bewirkt in dem Applikationsgebiet eine Gefäßerweiterung und Hyperämisierung. Bei diesen Vorgängen muß
auf die Freisetzung von Histamin als Folge des elektrischen Reizes hingewiesen werden.
Während wir oben die Stromqualität DF besonders betonen, muß die Besonderheit des Frequenzwechsels bei den
Stromqualitäten CP und LP hervorgehoben werden. Der
Frequenzwechsel bedingt eine Schwellenerhöhung in zwei
verschiedenen Frequenzbereichen.
Der Wirkungsmechanismus der Kombination Ultraschall/
Reizströme
Bei den Niederfrequenzgeräten mit diadynamischen Strömen handelt es sich um Wechselströme mit superponiertem Gleichstrom. Die kombinierte Anwendung von Ultraschall und Reizströmen verwendet lediglich diadynamische
Ströme ohne Gleichstrom.
Der Ultraschall besitzt bereits eine mechanische Wirkung,
indem der Schallwechseldruck zu einer Mikromassage des
Gewebes führt. Bei den Reizströmen wird die Frequenz von
50 Hz als Vibration empfunden. Man nimmt an, daß es zu
einer Reizung des Vibrationssinnes kommt. Dadurch erzielt
man eine zentrale Verdeckung. Daraus folgert eine Erhöhung der Reizschwelle für den Schmerzsinn, was wiederum einen analgetischen Effekt bedingt.
Als Ursache für die analgetische Wirkung des Ultraschalles
wird die Verschiebung der Wasserstoffionenkonzentration
nach der alkalischen Seite hin angesehen. Diese durch den
Ultraschall bedingte alkalische pH-Verschiebung erfordert
eine niedrige Intensität von maximal 3 Watt/cm 2 , was bei
uns durch die angewandte Stromstärke von 0,5 Watt/cm 2
gewährleistet ist.
Entsprechend dem Intensitätsbereich ergeben sich befm
Ultraschall grundsätzlich verschiedenartige Effekte, wobei
die kleinen Intensitäten von 0—1,5 Watt/cm 2 besonders
günstige biologische Wirkungen zeitigen.
Neuartig dürfte bei dem Kombinationsverfahren die einseitig bewegte Elektrode sein, denn bisher wurden die diadynamischen Ströme nur mit fixierten Elektroden appliziert.
Dieser Umstand dürfte auch gewisse neue Bedingungen zur
Folge haben.
Wir wissen durch die Untersuchungen von Stuhlfauth, daß
bei der Ultraschalltherapie nachweisliche Wirkungen an
inneren Organen auftreten. Also können wir eine lokale
kombinierte Einwirkung von Ultraschall und Reizströmen
sowie eine ferngeleitete unterscheiden.
Man darf bei dem Zusammenwirken von Ultraschall und
diadynamischen Strömen in gewissem Umfang an eine
Kumulation denken. Tatsache ist, daß diese Kombination
therapeutische Effekte zeitigt, welche weder mittels Ultraschall, noch durch Reizströme isoliert erzielt werden.
Sowohl bei der Ultraschalltherapie wie bei der Anwendung
von Reizströmen erreicht man nach einer bestimmten Zeit
ein Optimum, das sich nicht mehr steigern läßt. Die empirischen Behandlungszeiten für die alleinige Ultraschailoder Reizstromtherapie werden von dem Kombinationsverfahren bei weitem übertroffen, ehe man jenes Optimum
erreicht. Diese Tatsache ist durch die mannigfaltigen Möglichkeiten eines Reizwechsels bei dieser kombinierten
Methode erklärbar.
Die Abschwellung von akuten kollateralentzündlichen Ödemen bei Distorsionen und Kontusionen mit diadynamischen
Strömen wird auf die vasomotorische Aktivität dieser
Stromarten zurückgeführt. Andererseits soll durch die periodischen Druckwechselschwankungen des Ultraschalles
eine Beeinflussung der Zellmembran erfolgen, wodurch die
Diffusionsvorgänge beschleunigt werden.
Vorwiegend mechanische Bedingungen des Ultraschalles,
wie Schalldruck und Beschleunigungskräfte, beeinflussen
die Permeabilität. Andererseits erfolgt durch die Schallabsorption im Gewebe eine Umwandlung der Schallenergie
in Wärme. Diese thermische Wirkung zeigt sich besonders
an den Grenzflächen der einzelnen Gewebsschichten, und
damit sind wiederum hyperämisierende und analgetische
Erscheinungen in tiefer gelegenen Bezirken verbunden. Die
von uns angewandte Schallintensität von 0,5 Watt/cm 2 ist
zu niedrig, um eine Hautrötung zu erzeugen.
Analog dem Ultraschall beeinflussen die Reizströme, wie
oben erwähnt, die Vasomotorik und führen zu einer Hyper-
.*
:g
b
rg.
ämie in der Umgebung des applizierten Stromes. Auch
diese hyperämisierende Wirkung der Reizströme verursacht
in unserer kombinierten Anwendung bei einer Stromintensität von 2—4 mA keine Oberflächenrötung der Haut durch
den bewegten Schallkopf.
Die geschilderte Hautrötung als Darstellung der reflektorischen und algetischen Krankheitszeichen, an exakt umschriebenen Punkten und Bezirken, läßt sich lediglich
durch das Auftreten von Gewebewirkstoffen erklären. Die
Freisetzung solcher Stoffe, wie Histamin, Acetylcholin u. a.,
ist sowohl beim Ultraschall wie für die Reizströme von
verschiedenen Autoren beschrieben worden. Unbeantwortet
bleibt die Fragestellung, aus welchen Gründen sich diese
Hautrötungen auf diese Prädilektionsstellen beschränken.
Warum sind diese Punkte besonders disponiert für solche
Reaktionen?
Bei der Anwendung der kombinierten Methode im Wasserbad waren keine Hautrötungen zu beobachten. Wahrscheinlich werden durch die spezifischen Gegebenheiten im Wasssrbad grundsätzlich andere Verhältnisse geschaffen.
Eine besondere Aufsteilung der Indikationen und Kontraindikationen dieses kombinierten Verfahrens erübrigt sich,
weil dieselben mit den bekannten Aufzeichnungen für Ultraschal! und Reizströme in isolierter Anwendung übereinstimmen.
Zusammenfassung
Es wird die Entwicklung einer Methode geschildert, welche
in einer kombinierten Anwendung von Ultraschall und Reizströmen besteht. Mit diesem kombinierten Verfahren lassen
sich analgetische Effekte erzielen, welche der alleinigen
Anwendung von Ultraschall oder Reizstrom eindeutig überlegen sind.
Diese Kombination zeigt eine selektive Reizung bestimmter Schmerzzonen und Punkte. Dadurch erhält sie neben
der therapeutischen auch eine diagnostische Bedeutung.
Die Besonderheit dieser kombinierten Methode ermöglicht
es, die reflektorischen und algetischen Krankheitszeichen
auf der Körperdecke in Form einer Hautrötung darzustellen.
Li t e r a t u r
DITTMAR: Die Untersuchung der reflektorischen und algetischen
Krankheitszeichen. R. F. Haug Verlag, Berlin, Tübingen (1949)
BERNARD, P. D.: La therapie diadynamique, Les Editions Naim, Paris
(1950)
ZINN, W.: Arch. phys. Ther. 8, 1-27 (1956)
GIERLICH, K.: Der Ultraschall in der Medizin. Kongreßbericht der
Erlanger Ultraschall-Tagung. S. Hirzel Verlag, Zürich (1949)
ELLINGHAUSEN, H. P.: Arch. phys. Ther. 8, 28-32 (1956)
PABST, H. W., und FEINDT, H.: Münchener Med. Wschr. 97 (1955).
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BERGMANN, L.: Der Ultraschall, Hirzel, Stuttgart, 605, f. (1949)
Weitere Literatur beim Verfasser anfordern
Anschrift der Verfasser: Dr. K. GIERLICH, 414 Rheinhausen, BerthaKrupp-Krankenhaus
Prof. Dr. A. JUNG, 1700 Freiburg/Schweiz, Av. Tivoli 5
Die Behandlung der Lähmung des Wangen-Nerves (N. Faciaüs) mittels Akupunktur
Warum habe ich dieses Thema gewählt? Einerseits deshalb, weil die Lähmung des Wangen-Nerves eine häufige
Krankheitserscheinung ist, andererseits deshalb, weil sie
aus ästhetischen Gründen sehr gefürchtet und beunruhigend ist. Sie erscheint zumeist plötzlich, ohne vorangehende Symptome.
Die Betroffenen sind außerordentlich verstört. Es ist ohne
Zweifel vom ersten Augenblick an sehr beunruhigend, eine
Verzerrung des Gesichtes festzustellen, nicht das Auge
schließen zu können, nicht mehr deutlich sprechen, nicht
recht essen und pfeifen zu können. Dieser Schock wird
gesteigert durch weitere Symptome: Verlust der Ernpfindsamkeit zweier Drittel der Zunge, teilweiser Verlust des
Geschmackes, das Auge tränt, Hyperakusic, Ausfluß von
Speichel aus dem Munde usw. Am meisten gesteigert wird
aber der Schock durch den eigenen Anblick im Spiegel,
namentlich bei Frauen. All das Vorhergesagte erklärt es,
daß der Patient einen nachdrücklichen und ungeduldigen
Druck auf den Arzt ausübt, ihm unverzüglich Hilfe zu
leisten. Es ist also nicht zu verwundern, daß die Ärzte
Mittel und Wege suchen, die Dauer der Lähmung zu verkürzen.
Jetzt gibt es aber genug Fälle, die vorher überhaupt nicht
oder schlecht behandelt worden waren, so daß eine
dauernde Lähmung eintrat, die man durch übliche Methoden
vergeblich zu bekämpfen sucht. Darin liegt die Erklärung,
warum auch wir uns entschlossen haben, die Akupunktur
heranzuziehen. Auch wir hegten anfangs — ebenso wie Sie
wahrscheinlich noch heute — Mißtrauen und so befurchten
wir als Scharlatane bezeichnet zu werden, die m unseriöser
und keineswegs wissenschaftlicher Weise an den Kranken
herantreten
Wir wissen auch, daß die am meisten gefurchteten Folgeerscheinungen — d h die pathologischen Synkinesen und
Kontrakturen einiger bestimmter Muskeln den Kranken
mehr belastigen als wie die eigentliche Lahmung Diese
Synkinesen, welche das Gesicht deformieren, kann man nur
außerordentlich schwer beseitigen
Platzmangels wegen werde ich nicht über die sogenannte
, klassische Methode" der Behandlung der Facialis-Lahmung, welche bei uns recht komplex ausgearbeitet wurde,
weder über die medikamentöse Behandlung noch über die
neurophysiologischen Eigenheiten der Gesichtsmuskeln
sprechen
Trotz all dieser Pflege kommt es aber manchmal vor, daß
gewisse FaWe Widerstand \eisten und sich keinesfalls erheblich bessern wollen Und eben in solchen Fallen bewahrt sich die Akupunktur
Gestatten Sie mir deshalb bezüglich der Akupunktur vorerst einige einleitende Worte zu veilieren
Das Heilverfahren durch Stechen und Sengen ist schon
jahrtausendelang ein wichtiger Zweig der chinesischen
Arzneikunst In der Zeit zwischen dem achten und dritten
Jahrhundert vor Chr entstand das bis heute erhaltene
Werk, benannt Huang di nzi Jmg, d h Abhandlung über
die Eingeweide in welchem detaillierte Erfahrungen bezüglich dieses Heilverfahrens angeführt sind Im zweiten
Jahrhundert nach Chr übte die Akupunktur der Chirurg
Hua To aus, der dadurch bekannt ist daß er vor chirurgischen Eingriffen betäubende Drogen verabreichte Es gibt
ein klassisches Lehrbuch der Akupunktur betitelt Zmen
liu jia yi Jmg, weiches der Arzt Huang Fu Mi im dritten Jahrhundert verfaßt hat und das noch heute zum Studium empfohlen wird Im siebenten Jahrhundert wurde dieses Heilverfahren als selbständiges Fach der chinesischen Arzneikunde bestimmt Zu Beginn des 17 Jahrhunderts trug zur
weiteren Entwicklung dieses Heilverfahrens eine Schrift bei,
die bis heute geschätzt ist, betitelt Zhen JIU da Cheng, auf
deutsch Zusammenfassung der Kenntnisse bezüglich der
Behandlung durch Stechen und Sengen Der Verfasser
dieser Schrift ist Yang Ji Zhou Nun aber verfiel dieses
Heilverfahren bis zum Anfang des 20 Jahrhunderts Erst
zu dieser Zeit schenkte man ihm wiederum erhöhte Aufmerksamkeit Im Jahre 1951 wurde in Peking ein Forschungsinstitut ins Leben gerufen, das sich mit der Heilung
durch Stechen und Sengen befaßt Bis zum Jahre 1960
entstanden insgesamt 29 solcher Institute
Nach Europa gelangten die ersten Informationen bezüglich
Akupunktur m der zweiten Hälfte des 17 Jahrhunderts, und
zwar nach England, Holland und Frankreich In den letzten
zwei Jahrzehnten entfaltet sich die Akupunktur hauptsächlich in der Sowjetunion Frankreich und der BRD In der
Tschechoslowakei ist eine starke Entwicklung dieses Heilverfahrens zu verzeichnen, d ese begründet sich auf direkt
in China gesammelte Erfahrungen
Die chinesischen Arzte entdeckten im Laufe der Jahrtausende auf allen Teilen des menschlichen Korpers eine
größere Anzahl von wirksamen Punkten, von welchen aus
verschiedene Krankheitssymptome beeinflußt werden können Es sind bislang 361 solcher Punkte bekannt Wenn
man diese Punkte in Gedanken miteinander verbindet, entstehen 14 hauptsachliche Bahnen , die bei den Gliedmaßen ihren Anfang oder ihr Ende nehmen Z B auf dem
Bild Die Punkte der ,Bahn der Gallenblase Jeder dieser
361 Punkte hat seine eigene chinesische Bezeichnung Sie
werden in vier Gruppen eingeteilt
Zu der eisten Gruppe zahlt man jene Punkte, die — wenn
gereizt — in deren nächster Nahe (lokal) wirken Zum Be,spie! bei einer Lahmung des Wangen-Nerves reizt man den
Punkt Di Cang, der in der Nahe des Mundwinkels liegt
Bei Neuralgie des III Zweiges des N. Tngemmus ist sehr
•wirksam der Punkt Jia Che der über angulus mandibulae
liegt Zu der zweiten Gruppe gehören jene Punkte, die
sich zumeist am Rumpf befinden, und welche — wenn gereizt — naheliegende Organe beeinflussen
Die Punkte der dritten Gruppe wirken — wenn gereizt —
vor allem auf entfernte Organe Sie liegen fast ausschließlich in distalen AbteiSungen der unteren und oberen Gliedmaßen
Zur vierten Gruppe zahlen wir jene Punkte, die einen Gesamteffekt erzielen, zumeist weckenden Bei Störungen des
Bewußtseins verwendet man die Punkte, die sich auf den
distalen Teilen der Finger und Zehen befinden Sehr wirksam ist der Punkt Shui Gou, der im oberen Drittel der Entfernung zwischen der Oberlippe und dem unteren Teil der
Nase liegt
In der Praxis kombiniert man die Punkte mit lokalem und
entfernterem Effekt Man sticht spezielle Nadeln an diesen
Punkten in die Haut oder reizt die Haut durch Sengen
Ehemals verwendete man in China dünne spitze Steinchen
spater Nadeln aus Elfenbein, späterhin aus Bronze, Silber
oder Gold Nun erzeugt man sie aus nichtrostendem Stahl
Die Qualität des Materials hat keinen spezifischen Einfluß
auf deren Wirksamkeit Die Lange der Nadeln ist verschieden, von 1,4 bis 11 cm Die Erzeugung dieser Nadeln hat
man in der Tschechoslowakei entwickelt, und sie werden
jetzt in ganzen Sätzen fabriziert In einem Satz sind drei
verschieden lange Großen
Nun eine sehr naheliegende Frage' Ist es richtig Akupunktur als Scharlatanerie bzw Kurpfuscherei zu bezeichnen
oder beruht sie auf wissenschaftlicher Grundlage 9 In erster
Linie ist es notig festzustellen, daß die theoretischen
Grundlagen der chinesischen Volkshellkunde nicht mit den
modernen anatomischen, physiologischen und pathologischen Kenntnissen in Einklang stehen So stehen auch die
Anschauungen der chinesischen Arzneikunst bezüglich der
inneren Organe und deren Funktionen in direktem Widerspruch zu den Kenntnissen der modernen ärztlichen Wissenschaft Aber ihre Anschauungen bezüglich sogenannter
Bahnen' verdienen es trotzdem, wissenschaftlich analysiert zu werden da sie eine funktionelle Beziehung zu den
inneren Organen aufweisen Sicher ist es daß die Frage
des Mechanismus der Wirkung der Akupunktur außerordentlich kompliziert ist
Bis heute existieren nur sehr wenige Arbeiten die sich mit
einer solchen Forschung befassen Zumeist in der russischen Literatur Bognanovic Kassil, Kucharskij, Melmkova,
Vogralik usw Die wahrscheinlich richtigste Hypothese ist
die Theorie von der Reflexwirkung im Gegensatz zu der
humoralen Theorie Dies bestätigt auch die klinischen Erfahrungen daß man die gunstige Wirkung der Akupunktur
— sogleich nach Einfuhrung der Nadeln — beobachten kann
Nach durchgeführter Akupunktur werden Veränderungen
der Empfindlichkeit der Haut nachgewiesen (Vogralik), obgleich nicht bekannt ist welche Rezeptoren hierdurch gereizt wurden
Wahrscheinlich ist außer der mechanischen Wirkung der Nadel auch eine örtliche Wirkung der
Metabolitten histammischen Charakters, die sich beim Einstich befreien vorauszusetzen Weiter wurde auch der Einfluß der Akup auf den motorischen penpheren Neuron
elektromyographisch nachgewiesen (Obrda, Tuhacek, Melmkova) Unmittelbar nach der Einfuhrung der Nadel verbessert sich die Beweglichkeit der Muskeln im Einklang mit
dem EKG-Befund Weitere Beweise des Einflusses der
Akup erbringt das Beobachten der vegetativen Reaktionen
Eine dieser Methoden ist das Messen des Widerstandes
der Haut welcher auffallende Veränderungen aufwies insbesondere beim Einstich an den vorgeschriebenen Stellen
Eine weitere Methodik ist die Plethysmographie Sie weist
den Einfluß der Akupunktur schon beim Durchstechen der
Haut nach Hierbei entstehen maximale Reaktionen beim
Einführen der Nadeln an den vorgeschriebenen Punkten
und in die erforderlichen Tiefen.
Andere Autoren befassen sich mit dem Einfluß der Akup.
auf die Temperatur der Haut. Sie zeigten, daß diese nach
der Einführung der Nadeln steigt, und zwar um 1,7 bis 2,4
Grad Celsius.
Russische Autoren (Grascenkov, lljinovä) stellen ein Sinken
bzw. Rückgang der Eosinofillen um mehr als 5 0 % in vier
Stunden nach der Akup. fest. Dies zeugt von erhöhtem
Ausschwemmen der Kortikoiden. Hierdurch könnte man
den günstigen Einfluß der Akup. auf chronische Gelenkerkrankungen erklären.
Die Gesamtwirkung der Akup. kann man auch bei Bewußtseinsstörungen vorführen, z. B. bei einem Kollaps,
wenn man die Akup. heranzieht, durch den Einstich an
empfindlichen Punkten, zumeist den Fingerspitzen. Schließlich darf man auch nicht den bemerkenswerten suggestiven
Erfolg dieser Methode übersehen.
Viele der erwähnten Reflexbeziehungen sind bislang der
modernen Physiologie noch unbekannt. Die Durchführung
der Akupunktur überzeugt oft, daß es möglich ist, innere
Organe von nahen und entfernten Punkten zu beeinflussen.
Dies deutet die Wahrscheinlichkeit komplizierter Reflexvorgänge an.
Wir in der Tschechoslowakei neigen uns der Ansicht zu,
daß eine bestimmte Methode nicht verworfen werden muß,
nur deshalb, weil die moderne Neurophysiologie sie nicht
erklären kann.
Und jetzt praktische Mitteilungen:
Wie finden wir die wirksamen Stellen bzw. Punkte? Sie
sind entweder in der Nähe anatomischer Stellen, d. h. von
Ausläufern der Knochen, Gelenke usw., oder man bestimmt
sie bei jeder einzelnen Person auf jeder ihrer Körperteile
nach proportionellen Einheiten, die „Cun" genannt werden.
Die Länge eines „Cunes" wird dargestellt z. B. durch ein
Fünftel des Abstandes zwischen dem Nabel und Symphysis
oder ein Achtel des Abstandes zwischen den beiden Brustwarzen des Mannes und ähnliches mehr. Ein Zehntel eines
Cunes ist ein „Pen". Sehr wichtig ist es, bis zu welcher
Tiefe die Nadel einzuführen ist. Diese Tiefe wird in absoluten Cun angegeben; ein Cun beträgt 3,2 cm.
Nun einige Worte bezüglich des Einführens der Nadeln:
Die Nadeln stechen wir mit einer kurzen, raschen Bewegung ein und bringen sie durch Drehen in die gewünschte Tiefe. Von der richtigen Tiefe überzeugen wir uns
durch die Angaben des Patienten, der das Gefühl eines
Brennens, Kribbeins, einer Schwere bzw. Spannung verspürt, sofern die Nadel richtig eingeführt wurde.
Die Körperlage des Patienten bei der Akupunktur:
Vor dem Einstich muß der Kranke eine bequeme und
sichere Lage einnehmen, denn manchmal kann es zu einem
Gefühl von Schwindel kommen, und — ganz ausnahmsweise — auch zur Ohnmacht. Zuerst stechen wir die Nadel
in die oberen Körperteile und sodann in die Extremitäten.
Empfindet aber der Patient nicht erwähnte subjektive Gefühle beim Einführen der Nadel, ist es erforderlich, sie
ein wenig herauszuziehen und sodann erneut in die gewünschte Tiefe in anderer Richtung einzuführen. Die Stiche
sind fast gar nicht schmerzhaft, auch nicht beim Durchdringen der Haut.
4
g!
Kontraindikationen und Komplikationen der Akupunktur:
Man empfiehlt es nicht, die Akup. bei erheblicher Ermüdung
auszuführen, nach längerem Hungern, nach reichlicher
Nahrungsaufnahme und bei Betrunkenen. Absolut kontraindiziert sind die Einstiche in den Nabel, in die Brustwarzen, in der Nähe großer Adern und Fontanell bei Kindern. Bei Schwangerschaft sind Einstiche in den Bauch
verboten usw. Die Akup. führen wir nicht bei unklaren und
akuten chirurgischen Diagnosen aus.
Bei den Lähmungen des Wangen-Nerves ist die Heilung
durch Akup. wirklich sehr erfolgreich. Die Ergebnisse sind
deshalb überzeugend, weil man eine Besserung der Be-
weglichkeit auch bei langandauernden Fällen erzielt hat —
bei Fällen, die einer sonstigen konservativen Heilmethode
trotzten. Die Akup. nehmen wir jeden zweiten Tag vor,
und zwar in Serien von 10 bis 15 Sitzungen. Zwischen die
Serien erwähnter Sitzungen schieben wir Pausen von zwei
bis vier Wochen ein. Während all dieser Zeit üben wir
keine medikamentöse und physikalische Heilmethode aus.
Wir wählen zumeist 4 bis 7 lokale Punkte auf der erkrankten Seite und einen entfernten Punkt auf jeder Hand. Die
eingeführten Nadeln drehen wir äffe fünf Minuten herum
und belassen sie im Körper insgesamt 30 Minuten.
Im Nachstehenden nenne ich die hauptsächlichsten sieben
Punkte und deren Verwendung.
1. Yang Bat — über dem Mittelpunkt der betroffenen
Augenbraue, in der Höhe eines Drittels der Stirn, unter
der Haut hinauf in einer Entfernung von 1 bis 1VZ cm.
2. Zan-Zhu — beim medialen Rande der Augenbraue entlang, in lateraler Richtung unter der Haut in eine Entfernung von 1 cm.
3. Tong Zi Lao — einen V2 cm lateral vom äußersten Rand
der Orbita schräg hinunter unter die Haut in eine Entfernung von 1 cm.
4. Jia Che — über dem angulus mandibulae ein wenig
vorwärts, unter der Haut in der Richtung zum Mundwinkel — in eine Entfernung von 1 bis 2 cm.
5. Ying Xiang — 1 cm lateral vom Mittelpunkt des Nasenflügel-Randes senkrecht 1 cm tief.
6. Xia Guan — unter dem Mittelpunkt von arcus zygomaticus, senkrecht, 1 cm tief.
7. Si Bai — 1 cm unter dem Mittelpunkt des unteren Randes der Orbita, schräg nach unten, in die Entfernung
von 1 cm.
Von entfernten Punkten verwenden wir den Punkt „He Gu",
der in der Mitte zwischen dem ersten und zweiten metacarpus liegt. Hier führen wir die Nadel senkrecht ein, und
zwar in eine Tiefe von 1 bis 2 cm.
Unsere Erfahrungen können wir in nachstehende Schlußfolgerungen zusammenfassen:
1. Überall dort, wo wenigstens eine teilweise Inervation
der Gesichtsmuskeln erhalten geblieben ist, kommt es
durch den Einfluß der Akup. zu einer Besserung der
Beweglichkeit. In einem unserer erfolgreichen Fälle litt
der Patient 6V2 Jahre unter der Lähmung, die sich
durch andere Behandlungsweise nicht gebessert hatte.
2. Unrichtige Synkinesen und Kontrakturen kann man nicht
durch bloße Akupunktur beeinflussen. Hier kann nur
eine präzise und sorgfältige Heilgymnastik, Massagen
und Relaxionsübungen helfen.
3. Sehr oft beobachten wir eine Besserung schon nach
dem ersten Einführen der Nadeln, aber diese Wirkung
ist anfangs vorübergehend. Nur durch wiederhofte Anwendung erzielen wir mittels Akupunktur einen dauernden Effekt.
Vorläufig kann man nichts Genaues sagen, weiche Reflexmechanismen zum Erfolg der Akup. führen. Es mögen hier
tiefe Receptoren, Axon-Reflexe und andere komplizierte
Reflexe eine Rolle spielen, welche vasomotorische Reaktionen beeinflussen. Es ist bekannt, daß die Mehrzahl der
Autoren sich bestrebt, die primäre Lähmung des WangenNerves durch ischämische Veränderungen zu erklären. Nervus facialis hat zwei nährende Arterien, und zwar: Art.
stylomastoidea aus der Art. occipitalis und Art. n. facialis
aus der Art. meningea media. Es ist anzunehmen, daß die
Spitzen der Nadeln die Spasmen im Bereich dieser Arterien
beeinflussen. Schwer zu erklären ist jedoch die augenblickliche Besserung der Beweglichkeit nach dem Einführen der Nadeln.
Einen weiteren bemerkenswerten Einfluß bezeugt die Akupunktur bei schmerzhaften Zuständen — hauptsächlich
Kopfschmerzen, cervico-cranial und cervicobrachialen Syndromen, bei lumboischiadischen Schmerzen und anderen.
In solchen Fällen vermindert die Akup. lediglich die
Schmerzen. Wir müssen durch sorgfältige Untersuchung
feststellen, ob die Schmerzen nicht ihren Ursprung in Wirbelblockaden haben. Im bejahenden Falle muß die Blokkade durch chiropraktische Manipulation beseitigt werden.
Desgleichen beeinflußt die Akup. häufig günstig Lähmungen des N. fibularis, radialis, ulnaris, mediani und tibialis.
Die Akupunktur schätzen wir hauptsächlich wegen ihrer Unschuldigkeit (es kam niemals zu einer Verschlechterung!),
ihrer Einfachheit und Anspruchslosigkeit in ihrer Anwen-
dung, Schmerzlosigkeit und nicht zu allerletzt ihres geringen Kostenaufwandes wegen. Ein wertvoller Helfer ist die
Akupunktur bei solchen Patienten, die Analgetien nicht
vertragen oder sie in großen Mengen einnehmen.
Ich wäre glücklich, wenn meine Mitteilungen Ihren Patienten
Hilfe bringen würden, denn dann haben ja auch Sie Freude
durch den Erfolg Ihrer Bemühungen.
Anschrift des Verfassers: MUDr. PICEK Fr., Praha 6, Ruzyne, Chrästanskä 8, Tschechoslowakei
Aus Praxis und Forschung
Die Anwendung der Biokataiysatoren in der täglichen Praxis MiKROPLEX
1. Einführung
Das Übermaß an täglicher Arbeit zwingt uns zur MorseSchau des Wesentlichen, verlangt von uns anscheinend
disparate Symptome zu einem Komplex einen zu können,
der einem Krankheitsbild entspricht und so, in Kürze, doch
mit Sicherheit, zur gezielten Therapie zu weisen.
Ich denke, es ist uns allen klar, daß Medizin seit je psychosomatisch war und ist.
Die ersten, oft sehr subtilen Krankheitserscheinungen sind
psychosensorisch, können dann in zweiter Stufe funktioneil
abgleiten, bevor sie in einem dritten Stadium sich organisch
fixieren. In der Bekämpfung der akuten Infektionskrankheiten hat die Heilkunde zweifellos heute Mittel zur Hand,
die uns noch in unserer Studienzeit unvorstellbar waren.
Es läßt sich freilich fragen, ob sie immer zweck- und sinngemäß verordnet werden! Wir haben es jedenfalls soweit
gebracht, daß wir eine Reihe von organischen Erkrankungen beherrschen, dabei jedoch die funktioneilen und psychischen Krankheitsbilder in erschrecklicher Weise sich
mehren. Wir sind uns bewußt, wie sehr wir mit den modernen Psychopharmaca eingreifen können. Aber bleibt uns
nicht ein störender Geschmack von Bitterkeit?
D, Senn
sammenhang mit Insulin. Die Enzyme enthalten durchweg
ein Metali oder ein Metalloid. Weiter steht fest, daß diese
Elemente in unvorstellbar kleinen Spuren, durch die Nahrung geliefert, für den normalen Ablauf der physiologischen
Funktionen unerläßlich sind.
3. Die biologische Katalyse
Es ist seit Berzelius bekannt, daß in bloßer Gegenwart von
kleinsten Mengen gewisser Elemente chemisch-physikalische Reaktionen außerordentlich beschleunigt werden in
ihrem Ablauf, ohne daß das Element selber verändert wird
oder merk- und meßbar am Prozeß teilnimmt. Diese Katalyse
wird in der Industrie heute überall angewendet. Da jedoch
der menschliche Organismus ebenfalls aus Urstoffen zusammengesetzt ist, wenn auch reichlich komplex, ist es
nicht abwegig, a priori anzunehmen, daß die Katalyse im
biologischen Bereiche eine Rolle spielt. Und dies ist tatsächlich auch der Fall, wie die moderne physikalische
Chemie es von Tag zu Tag mehr erhellt.
Der Aktionsmechanismus der biologischen Katalyse läßt
sich wohl nur begreifen durch die Beeinflussung, die Regulation des haemoelectrolytischen Gleichgewichts, der
Oxydo-Reduktion. (Diese Probleme sind übrigens unsererseits Gegenstand eingehender Studien.)
2. Die physikalische Grundlage
Dies läßt auch begreiflich erscheinen, daß die Quantität,
Die Mannigfaltigkeit der individuellen Krankheitserscheidie Masse des Elementes, nur eine untergeordnete Rolle
nungen ist der Ausdruck der psycho-somatischen Komplexispielt, daß hingegen die Qualität, d. h. die ionisierende
tät des Organismus. Somatisch-physikalisch gesehen ist der
Form des Katalysators, wie z. B. im Mikroplex zubereitet,
menschliche Organismus, als Substrat aller Funktionen, —
ausschlaggebend für eine therapeutische Wirkung ist.
wie alles physisch Geschaffene — aus den Bausteinen der
Es ist zweifellos, auf den ersten Anhieb, fast eine ZuElemente des Lothar-Meyer-Mendeljew-Systems aufgebaut.
mutung, uns glauben zu lassen, daß die Einführung kleinEs ist auch im Zeitalter der Elektronik keine Offenbarung
ster Spuren von Metalloiden, in der Ordnung der Gamma,
mehr, daß der ganze Stoffwechsel des Organismus über
befähigt sei, durch eine Art Kettenreaktion das humorale
den Ionen-Austausch abläuft, d. h. den electrolytischen
Gleichgewicht des ganzen Organismus zu verändern, und
Energieumsalz im Bereiche der Urstoffe je nach ihrer Vaes in einer Weise umzustellen, daß das Gesamtverhalten,
lenz.
auch das psychische, des Organismus sich verändert.
Je mehr wir, dank der Biochemie, in das Verständnis des
Und doch besteht die Tatsache, daß in 20jähriger klinischer
molekularen Geschehens der Zelle eindringen, um so verAnwendung sich die Sicht der von Menetrier herausgeständlicher, greifbarer wird auch die Wirkungsweise pharschälten Diathesen bestätigt und vertieft hat. Praktisch hanmakologischer Substanzen, und zwar in ponderaler, katalydelt es sich für den Arzt darum, sich eine neue, äußerst
iischer und sogar homeopathischer Menge.
wirksame therapeutische Methode einzuverleiben und sie
Beim Vordringen in die molekulare Größenordnung zeigt
geschickt anwenden zu können.
sich, daß gewisse Elemente eine besondere Bedeutung
Eine Diathese umfaßt eine Symptomatologie, die ziemlich
haben und im Metabolismus eine besondere Rolle spielen.
abgegrenzt ist, so daß es leicht ist, sie zu sehen und sie
Die Biophysiker unterscheiden (im Lothar-Meyer-System):
täglich in der Praxis zu finden. Wenn einmal das Auge ge1. die konstituenten
übt ist, ist man erstaunt, sie nicht seit jeher gekannt zu
2. die plastischen
haben; scheinbar disparate Symptome vereinigen sich in
3. die katalytischen Elemente.
einem nosologischen Rahmen, in den die Patienten in
Es ist wohl nicht abwegig zu denken, daß diese natürliche
einem großen Prozentsatz ohne Mühe einzuspannen sind.
Ordnung ihre physiologische Bedeutung hat. Wir wissen ja
Und ich betone die außerordentliche Einfachheit der
auch von gewissen Elementen, daß sie eine wichtige Rolle
Methode, die nach ganz kurzer Erfahrung erlaubt, die
spielen. Ich erinnere an Cobalt, in Vit. B12, Zink in ZuMikroplex-Katalysatoren sinngemäß zu verschreiben. Sie
* Hersteller: LABCATAL, Montrouge/Frankreich. Vertrieb in werden also gleich, von ihrer Wirkung verblüfft, in den
Bannkreis der Verwunderung gespannt.
Deutschland: Dr. Herbrand KG., 7614 Gegenbach.
262
Physik. Med. u. Rehab,
9. Jahrg.
Die Diathese ist ein brauchbarer Maßstab zur differentialdiagnostischen Abklärung zwischen bereits mit organischen
Dysfunktionen verbundenen Krankheiten und frühen, funktioneilen Versagersymptomen, die früher oder später zu
organischer Affektion führen, also praepathologische Fälle,
die Unzahl unserer Patienten der täglichen Sprechstunde.
In diesem Stadium ist der Progreß noch reversibel und
korrigierbar, sofern es gelingt, die erst funktionelle — psychosomatische — Störung der Oxydo-Reduktion zu beheben. Logischerweise handelt es sich also um eine ausgesprochene Praeventivmedizin.
Wenn die Diathesen einem psycho-physischen Verhalten
entsprechen, das seinerseits einen Katalysator erheischt,
ist es für den Praktiker also unerläßlich, sie abgrenzen zu
können. Es ist lohnend, ich versichere Sie, sich vorerst
rein lehrmäßig mit der Gruppierung zu befassen, ohne
sogar Mikroplex zu verschreiben, zumal es sich um vier
Hauptdiathesen handelt, und zwar:
1 Mangan (Mn)
2 Mangan Kupfer (Mn —Cu)
3 Mangan Kobalt {Mn —Co)
4 Kupfer — Gold — Silber (Cu —Au —Ag)
wobei man zusätzlich eine fünfte Diathese als Übergangsperiode (Desadaptionssyndrom), Zink (Ni — Co) im Auge
behalten muß. Jeder dieser Katalysatoren hat sein bestimmtes für ihn spezifisches Gewicht und eine spezifische
physiologische Wirkung. Welche?
4. Die Diathesen
Erschrecken Sie nicht! Es ist erst befremdlich, solch scheinbar zusammenhanglose Symptome unter einen Nenner
bringen zu wollen wie bei der
Diathese — Mn oder Arthritismus
— die Hydra der allergischen Erscheinungen
— fliegendes Rheuma
— typische Morgenmüdigkeit mit Entmüdung nach Anstrengung
— rezidivierender Schnupfen, überhaupt Überempfindlichkeit des Nasenrachenraumes
— Optimismus
— gut ertragene Hypertonie usw.
Diathese — Mn Co oder Neuro-Arthritismus
— neurovegetative Dystonie
— Ängstlichkeit (Librium, Valium)
— Zirkulationsstörungen der Extremitäten (Spasmen) mit
Tendenz zu Beinschwere und beginnendem ödem
— typische Abendmüdigkeit
— Menopauseklagen
— vorzeitiges Altern usw.
Diathese — Mn — Cu oder Arthrotuberkuiose
— übermäßige Ermüdbarkeit
— Hypoasthenie
— Pessimismus
— Fixationsschwierigkeiten des Gedächtnisses
— Bronchial-Asthma, Katarrhanfäliigkeit
— Tuberkulin-Impregnation, Pleuritis, Adenitis, BCG
— linksseitige Colitis usw.
Diathese — Cu — Au — Ag oder Anergie
— Reaktionsmangel, psychisch und physisch, gegenüber
Therapie
— Lebensüberdruß mit Suizidgedanken
— chronische Infektionen (Furunkulose)
— beginnende Degeneration usw.
Desadaptationssyndrom Zn (Zn — Ni — Co, Zn — Cu)
— diencephalische Dysfunktion
— Variabilität der Ermüdungserscheinungen (plötzlich auftretendes Versagen) sehr oft vermischt mit typischen
Pankreas-Nebennieren-Symptomen.
5. Wahl
Wie nun aber den Mikroplex-Katalysator wählen? Dazu
braucht es eine gewisse Frage-Technik, die mit einiger
Übung sehr rasch zur Klarheit führt. Ich bin mir wohl bewußt, daß es unmöglich ist für den Praktiker, seine Konsultation heute noch zu verlängern. Mit einem Zeitaufwand
von 2—5 Minuten sind Sie durchschnittlich im klaren.
Die Fragen orientieren Sie schematisch über:
1. das psychische Verhalten
a) Sind Sie optimistisch?
Mn
b) ängstlicher Natur?
Mn —Co
c) pessimistisch?
Mn —Cu
d) manchmal lebensüberdrüssig?
Schwarzseher? Haben Sie
sogar Todesgedanken?
Cu —Au —Ag
e) abwechselnd: himmelhoch
jauchzend, zu Tode betrübt? Zn, Zink-Ni-Co/Zn-Cu
2. Die Müdigkeit
Äußert sie sich stärker:
a) am Morgen, mit Mühe abends einzuschlafen?
b) am Nachmittag, mit Beinschwere?
c) tagsüber, als Ermüdbarkeit, geistig,
körperlich, durch Ruhe sich bessernd?
d) als beständiges, unüberwindliches Gefühl der Ermüdung, der Verlassenheit?
e) als plötzliches Überfallen von Müdigkeit (wie z. B. Hypoglycemie)?
Mn
Mn —Co
Mn —Cu
Cu-Au—Ag
Zi —Ni —Co
3. Funktionelle Zeichen
a) Sind Sie allergisch?
Mn
— z. B. Medikamente, Substanzen,
Gerüche
— Machen Sie rasch hohe Temperaturen für banale Infekte?
— Haben Sie fliegende Rheumatismen?
— Sind Sie psychisch eher jähzornig
oder gelassen?
— Haben Sie eine besondere Empfindlichkeit der oberen Luftwege?
b) Haben Sie Zirkulationsstörungen?
Mn —Co
— z. B. Spasmen der Extremitäten?
Geschwollene Extremitäten abends?
Gedächtnisausfälle?
c) Besteht eine Tuberkulose-Belastung
in
der Vergangenheit?
Mn —Cu
— z. B. Pleuritis, Adenitis, Erythema
nodosum?
— Zustandsänderungen nach
BCG-Impfung?
— Besteht oder bestand als Kind eine
starke Bronchial-Katarrhbelastung?
d) Sind Sie anergisch?
Cu—Au—Ag
— d. h. reagieren Sie nicht auf Medikamente?
— Machen Sie nie Fieber?
— Wie steht es sexuell?
e) Wie reagieren Sie gegen Alkohol?
Zink (Ni Co)
— Bekommen Sie sofort einen roten
Kopf?
— Vertragen Sie selbst kleine Mengen
sehr schlecht?
Es ist selbstverständlich, daß Sie alle klinisch erhobenen
Befunde und Laboratoriumsergebnisse in Ihre Bewertung
einbeziehen.
Neben den Grundkatalysatoren bestehen eine Anzahl von
Komplementär-Katalysatoren
(bs. lod, Lithium, Kalium,
Magnesium, Schwefel, Fluor, Aluminium).
Die empirische Auswertung durch Menetrier hat gezeigt,
daß die Diathesen sich entwickeln auf Grund von Organstörungen oder mit Rückwirkung auf gewisse Organe, die
man mit Organextrakten auszugleichen sucht, die aber sehr
oft ebenso gut mit den entsprechenden Komplement-Katalysatoren behoben werden können.
Zum Beispiel
— Mangan — (Thyroiddysfunktion) —
lodium
— Mn und Mn — Co Leberstörung
Sulfur, Magnesium
— Mn — Cu und Mn bei schwacher
Wirbelsäule
Fluor
— Aluminium nimmt einen besonderen Platz bei Schlafstörungen und
geistiger Übermüdung (wohl
diencephalisch wirkend) ein
— Cu —Au —Ag mit Wasserretention Lithium Magnesium
— Cu bei Virusinfektion
Wenn Sie sich, zögernd, über die Wirksamkeit der Katalysatoren vergewissern wollen, machen Sie sich erst die
Behandlung der Grippe-Zustände zu eigen.
Bei der Ersterscheinung der Grippe
— 1 Meßlöffel Mikroplex Cu
— 1 Meßlöffel Mikroplex Mn 4 Stunden später
— 1 Meßlöffel Mikroplex Cu 4 Stunden später
und eventuell 1 Meßlöffel Mikroplex Cu nach 4—8 Stunden
bei Bedarf.
In einer erstaunlichen Anzahl der Fälle verschwinden alle
Symptome in 24 Stunden.
Wenn Sie selbst übermüdet sind, und das sind wir ja,
nehmen Sie 1 Meßlöffel Mikroplex Cu—Au —Ag morgens
nüchtern, erst täglich und sobald Sie sich besser fühlen,
alle 2—3 Tage. Sie werden rasch jene Stimmung verlieren,
in der Sie mit Leichtigkeit lästige Patienten rausschmeißen
möchten.
Versuchen Sie bei Kindern, die in der Schule plötzlich anfangen nachzuhinken, jeden 2—3 Tag einen Mikroplex-Meßlöffel Mn — Co zu geben. Sie werden dabei erstaunlich
rasche Veränderungen sehen, die weit länger anhalten als
Glutaminsäure.
6. Gegenindikationen der Katalysatoren?
Das gibt es, und sie sind sehr streng zu beachten, aber
leicht sich einzuprägen:
Nie Zn rein, nie Mn rein bei einem evolutiven tuberkulösen
Prozeß jeder Art. In solchen Fällen können Sie jedoch mit
M n - C u oder Cu—Au —Ag (das oft wie ein Antibiotikum
wirkt) ausgezeichnete Heilungstendenzen erwirken.
7. Reaktionen?
In der Sicht der katalytischen Ablaufweise ist es verständlich, daß manchmal gewisse Reaktivationen schon vorher
bestehender Symptome verstärkt aufscheinen können.
Die Kranken müssen darauf unterrichtet werden, sie nehmen die Dinge gelassener, zumal diese Reaktivationen von
bester Prognose sind.
Der Rheumatiker wird zeitweise seine Schmerzen vermehrt
spüren; nichts hindert Sie, den Mikroplex in längeren Zwischenabständen und ein Schmerzmittel zu verordnen.
Ein Ekzem kann vorübergehend wieder aufflammen; Sie
verschreiben zusätzlich ein Leber-Gallenmittel.
Der Bronchitiker wird vermehrt ausscheiden, ein Hustensirup wird nicht schaden.
Der Patient mit Wasserretention unter Mn — Co und Kalium
oder Lithium, wird zeitweise aufgedunsen, hat etwas Atemnot. Mit einem Salidiureticum beschleunigen Sie die Ausscheidung.
Normalerweise potenzieren die Katalysatoren gleichzeitig
verabfolgte Arzneien. Die Dosierung kann demgemäß kleiner sein. Wie verständlich, blockieren jedoch Cortico-Steroide den Ablauf des katalytischen Prozesses.
8. Die Verordnung
Normalerweise werden die Katalysatoren alle 2—3 Tage
verordnet, und zwar im Sinne der Katalyse, d. h. eines
Prozesses, der — wenn er einmal gezündet ist — eine gewisse, oft individuelle, Ablaufzeit benötigt.
Sie werden deshalb Patienten sehen, bei denen Sie ruhig
die Anweisung geben, täglich Mikroplex morgens nüchtern
auf die Zunge zu nehmen, bis zum Moment, wo eine Reaktion eintritt, dann abzuwarten und ab dann z. B. nur
2x wöchentlich. Sie werden ohne weiteres verstehen, daß
Sie beim Anergiker oder beim Hypostheniker weniger riskieren als beim Allergiker und beim Dystoniker. Deshalb
etwas vorsichtiger mit Mn, Mn — Co, Zn — Ni — Co. (Den
Komplement-Katalysator lassen Sie 5 Minuten nachher
folgen.)
Dies sind Richtlinien; die individuelle Empfindlichkeit ist
jedoch sehr verschieden. Mit einiger Übung und immer in
der Übersicht des klinischen Gesamtbildes und der Organintegrität (Nierentätigkeit, Leberfunktionen, Herzzustand)
werden Sie sehr rasch ausfindig machen, wo Vorsicht geboten ist. Ich gebe Ihnen als Grundsatz: Wenn der Katalysator eine unangenehme, jähe Verschlimmerung auslöst,
sofort den Katalysator aussetzen und eine Woche abwarten. Bei Fortbestehen der Erstsymptome: Mikroplex "Ix pro
Woche weitergeben. Manchmal haben Sie auch Überraschungen. Ein Beispiel: Als Neuling in der biologischen
Katalyse vor ca. 12 Jahren verschrieb ich Mn auf den
ersten Anhieb bei einem asthmatischen Kind von 9 Jahren
alle 3 Tage. Nach der zweiten Ampulle Mn wurde ich zum
Kinde gerufen, das in einem entsetzlichen Anfall beinahe
erstickte. Innerlich erbost über die neuen Wundermittel,
lasse ich eine Reihe von Spritzen durchgehen bis schließlich
Heckelserum den Spasmus löst. Unnötig zu sagen, daß die
Eltern eher gegen die Wiederaufnahme von Mn waren.
Aber hören Sie: Seither, es sind jetzt 12 Jahre, hat das
Mädel nie mehr irgendwelche Asthmabeschwerden verspürt Ich rate Ihnen, bei Zweifel, Allergiker, je nach Symptomenbild mit Mn —Cu oder Mn — Co vorzubereiten und
dann mit Mn anzugreifen.
9. Und dort, wo es nicht geht?
Die Katalysatoren sind keine Allheilmittel. Es gibt Patienten, die auch darauf nicht ansprechen. Trotz langer, dauernder Anwendung verändert sich nichts im Verhalten. Wir
nennen diese Fälle „blockierte Cu —Au —Ag oder Zn". Mir
scheint, daß man eine Therapie des öfteren in solchen
Fällen versucht und bei Unwirksamkeit das ganze in Bausch
und Bogen verwirft. Seien wir loyal. Dies sind meistens
praepathologische Fälle mit früh oder spät infauster Prognose. Es handelt sich um Patienten, deren Reticulo-Endotheliai-System blockiert ist. Suchen Sie systematisch chronische Infekt-Herde (Zähne, Tonsillen, Gallenblase, Prostata, Matrix), fahnden Sie nach evtl. Agammaglobulinaemie.
Nach Sanierung beginnen die Katalysatoren zu reagieren.
Aber freilich gibt es Fälle, da unsere Weisheit zu Ende ist
und wo man sich endlos fragt, warum? Vita brevis, ars
longa.
10. Folgerungen
Es schien mir wichtiger als viele Beispiele vorzubringen, die
praktische Handhabung der Katalyse etwas zu erläutern.
Noch nie ist ein Weiser vom Himmel gefallen. Nur der praktische Versuch wird Ihnen die ganze Reihe der Dysfunktionen offenbaren, die mit der Katalyse wirksam und nachhaltig angegangen werden können.
Die Katalyse ist eine Korrektur des Terrains, des SäureBasen-Haushaltes. Wenn man einmal dies erfaßt hat, vereinfachen sich eine Menge von ungelösten Fragen.
Ungereimte Beziehungen und Zwischenreaktionen bekommen ein Gesicht und werden Freunde.
Und diese neue Sicht öffnet weite Horizonte, bereichert
uns selbst, katalysiert die Beobachtung, unsere Hilfsbereitschaft, das Verständnis und die Liebe zum Kranken, der
schließlich unser Lebensinhalt ist.
Anschrift des Verfassers: Dr. med. D. SENN, 1006 Lausanne (Schweiz),
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Der Verfasser schildert mit großem Einfühlungsvermögen
charakteristische Episoden aus dem Leben von 36 Ärzten.
Es handelt sich um markante Person (ich keifen, die die Geschichte ihrer Zeit mitgestaltet haben. Dabei beweist der
Verfasser besondere Geschichtskenntnisse, die er geistreich und geschickt verwertet. Die Abschnitte des Buches,
die man auch getrennt lesen kann, sind ideale Freizeitliteratur für jeden Arzt.
Therapiewoche Heft 21/1968: 877 ff,
Kongreßberichte über 19. Therapiewoche (1967). Professor
Dr. H. Valentin (Erlangen) sagte zu den „Erkrankungen von
Herz und Kreislauf und ihre Beziehungen zur Arbeitsmedizin", daß die funktioneile Einheit: Herz, Kreislauf, Lungen und Blut zusammenhängend betrachtet werden müsse,
weil funktionelle Störungen oder organische Schäden
mannigfaltig zur respiratorischen Insuffizienz führen können. Die moderne Arbeitswelt verlange ergonomische Untersuchungen, wie Längsschnittuntersuchungen, die Aufschluß über Erschöpfungszustände, Aufbrauch und Voralterung ergeben können.
Das psychophysische Syndrom (Donat, 1967) wird als Störung der vegetativen Reglerkreise mit häufigen Manifestationen an Herz und Kreislauf angesehen. Somatische und
psychische Störungen überschneiden sich, weshalb die
Konstitution, die Biographie und die aktuelle Situation
beachtet weiden müssen. Es müssen funktioneile von morphologischen Zeichen getrennt werden, wozu alle Hinweise
im Buch: Untersuchung und Beurteilung des Herzkranken,
F. Encke-Verlag, 1960, aus der H.-W.-Knipping-Schule zu
finden seien. Die toxischen Auswirkungen auf die gesamte
„Funktionelle Einheit" sind teils erforscht, Hypoxämie schädigt diese Einheit sicher.
Der Herzinfarkt dürfte als Arbeitsunfall kaum je beweisbar
sein, wenngleich die geänderten Bedingungen immer wieder daran denken ließen. Im Unfallgeschehen gilt die
„Theorie der wesentlichen Bedingungen", beim Herzinfarkt
sei die wesentliche Bedingung die Herzkranzgefäßerkrankung. Während Zusammenhänge zwischen stumpfen Brusttraumen und Herzschaden höchstens durch unmittelbar angefertigte EKG erkenntlich werden könnten, seien Elektrounfälle durchaus Ursachen für Störungen der Herzreizleistung, jedoch nicht oder wohl höchst selten Ursache für
Herzinfarkt. Die Schockbehandlung am Arbeitsplatz ist der
sofortige Flüssigkeitsersatz, danach Schmerzbekämpfung,
Chemotherapie, Kortikosteroide, Vermeidung der Abkühlung, nur bei neurogenen (vasovagalen) Reaktionen gibt
man ein Sympathikomimetikum. Unfallgefahren beseitigen,
jeder Unfall ist verpaßte Vorsorge.
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Dr. med. Gerhard Bachmann: „Leitfaden der Akupunktur".
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Jürgen Gehrke: Die Wirkung physikalischer Therapie, Terrainkur, Internistische Übungsbehandlung auf den Lipidstoffwechsel in Ohlstadt/Obb. Med. Welt 39 (196) 2305.
Um die Kurerfolge der von W. Beckmann wiederentdeckten, modifizierten und erweiterten Terrainkur nach Örtel
klinisch zu objektivieren, untersuchte der Verf. 90 Sozialversicherte unter besonderer Beachtung des Lipidstoffwechsels. In Ohlstadt bestehen hauptsächlich drei Übungsgruppen:
1. Anwendungen nach Kneipp und Massagen (Selbstmassagen und Bürstenmassagen);
2. Atemübungen nach Hochrein;
3. Dosierte Belastungsübungen, d. h. Gehleistungen sowohl
im Terrain als auch mit Überwindung von Höhenunterschieden nach Örtel und Malten.
Dazu kommen allgemeine heilgymnastische Übungen.
Es zeigte sich ein Abfall aller Fettfraktionen im Blut (:-Lipoproteide, Gesamtcholesterin, Estercholesterin, veresterte
Fettsäuren), was in erster Linie wohl auf die vermehrte
körperliche Aktivität zurückgeführt werden muß, aber auch
auf die Reduzierung von Stress-Einflüssen und auf den
Klima- und Milieuwechsel. Ein Einfluß der verabreichten
3037 Kai. enthaltenden Kost, die bei 37,8 % Fett der verabreichten Kai. keine linolsäurehaltigen Fettarten bevorzugt, ist auszuschließen.
G. HAFERKAMP, Nürnberg
H. Klein: Zur Beurteilung von Zwischenfällen der Außenseiter-Therapie. Nach einem Gutachten über einen Todesfall infoige Trockenzellbehandlung. Med. Klin. 44 (1967)
2627.
Beschrieben wird der Fall eines 75jährigen Patienten, der
nach einer Trockenzellbehandlung auf Grund einer anaphylaktischen Reaktion starb. Dabei kam es bereits 2 Minuten
nach der letzten Injektion zum Zusammenbruch, 8 Minuten
später zu Herz- und Atemstillstand, hervorgerufen durch
ein Larynxödem, das zu einer nicht mehr beherrschbaren
Atembehinderung führte. Es wird nun die Frage aufgeworfen, ob es sich hierbei um einen Kunstfehler handelt, da
die Ärztekammer eindeutig vor einer Behandlung mit
Frisch- oder Trockenzellen gewarnt hat. Nach Ansicht des
Verfassers ist es jedoch immer in das Ermessen des einzelnen Arztes gestellt, ob er sich für oder gegen eine
Außenseitermethode entscheiden will. Der beschriebene
Krankheitsfall wird mit anderen Zwischenfällen unter die-
ventri-loges
Kausaltherapeuticum
bei Verdauungsstörungen
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Dr. Loges & Co. Winsen/Luhe
ser Therapie verglichen, wobei in der Literatur bisher nur
ein ähnlicher Schock beschrieben wurde. Die Anklage der
Fahrlässigkeit — nach strafrechtlichen Gesichtspunkten —
kann nach Ansicht des Verfassers nicht erhoben werden,
ohne daß die Frage des „zumutbaren Wissens" eindeutig
geklärt Wird.
G. HAFERKAMP, Nürnberg
Goldhahn, G.: Liquorveränderungen bei Großhirntumoren.
M. M. W. 22 (1968).
Bei 471 Patienten mit Großhirntumoren durchgeführte einfache Liquorlaboruntersuchungen (Zellzahl, Gesamteiweiß,
Pandy, Nonne) brachten bezüglich Tumordiagnostik kein
befriedigendes Ergebnis.
Ausgeprägte Veränderungen zeigten sich bei dem Liquorsystem anliegenden Geschwülsten und bei zerfallenden Tumoren, dementsprechend am meisten bei Glioblastomen.
Bei der Hälfte der Patienten zeigten sich pathologische Liquorveränderungen. Isoliert sind die Ergebnisse des einfachen Liquorlabors unergiebig.
w. KUHLMEY
Therapiewoche Heft 25/1968: 1029 ff.
Diskussion zum Thema: „Die Arbeitsmedizin in der ärztlichen Praxis" (Leitung Professor Dr. H. Weichardt, Tübingen):
Interesse der Ärzteschaft für werksärztliche Fragen wecken,
damit auch die Abgrenzungen dieser gegen hausärztliche
Tätigkeit klar werden. Besonders betont wurde die Ausbildung von Betriebshelfern in 1. Hilfe zur Beseitigung erster
Störungen, um das Überleben mehr zu garantieren, wobei
Lehnerts die Herzmassage als über den Rahmen dieser
Ausbildung hinausgehend ansah. In der 6. BKVO wurde die
„chronische Bronchitis" unberücksichtigt gelassen, auch
die zu erwartende 7. BKVO wird daran nichts ändern, weil
die Erkenntnisse noch ungenügend seien. Man müsse der
Bronchitis durch Schutzmaßnahmen vorbeugen, vor allem
durch gezielte Gesundheitsbelehrung (Zigarette u. a. m.).
Die Rauchgase, Möglichkeiten der Nitrose-Gasvergiftung
mit Magen-Darm- und Luftwegestörungen und eventuell
Potenzstörung wurden genannt, wozu Professor Dr. Symanski sagte, daß das elektrische Schweißen sicher weniger als gesundheitsschädigend anzusehen sei als das
Autogenschweißen. Hierzu führte auch Dr. Zorn zur Frage
der Spätschäden nach unterschwelliger wiederholter und
nach chronischer CO-Vergiftung aus, daß die Erfahrungen
unterschiedlich bewertet werden. Wiederholte, unterschwellige CO-Intoxikationen können zu Spätschäden als chronischem Verlauf führen. Haus- und Kurärzte sollten hier
anamnestisch, therapeutisch und gesundheitserzieherisch
wirksam werden. Ein besonderer Hinweis wurde zu Fragen
der Abnutzungsdermatosen und der Kontaktsensibilisierung,
auch durch Waschmittel, gegeben. Auch hier muß, wie bei
Arbeitsplatzumsetzungen ein enger Kontakt zwischen Hausund Werksarzt (Dr. Loskant) erreicht werden.
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266
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Bericht
Heidelberger Rehabilitationskongreß 1968
Unter dem Thema „Zehn Jahre Rehabilitation als Schlüssel zum Dauerarbeitsplatz" fand im Berufsförderungswerk
Heidelberg vom 5. bis 7. 6. 1968 der Heidelberger Rehabilitationskongreß statt, der alle am Rehabilitationsgeschehen
Beteiligten mit über lausend Teilnehmern zusammenführte
(Schirmherrschaft: Minister Dr. Dr. med. h. c. H. Seifriz,
Stuttgart/Bonn).
Im Juni 1958 hatte erstmals eine Arbeitstagung in Freudenstadt unter demselben Thema die Weichen für die Rehabilitationsarbeit gestellt.
Jetzt war es einem Komitee unter Vorsitz von Ministerialdirektor A. Gekeler (Arbeits- und Sozialministerium BadenWürttemberg), dem ferner Dr. Degenhardt (Präsident der
Landesärztekammer Baden-Württemberg, Vizepräsident der
Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages), Dr.
Geiser (Vizepräsident des Landesarbeitsamtes Baden-Württemberg) und Direktor Neerforth (Vorsitzender der Geschäftsführung der Landesversicherungsanstalt Baden) angehörten, gelungen, 32 Organisationen direkt und noch mal
ebenso viele als ideelle Förderer zu einem großen Kongreß
zusammenzuführen. Neben den zuständigen Ministerien
waren Versorgungsämter, Wehrkreisverwaltungen, Arbeitsämter, Landesversicherungsanstalten, Bundesversicherungsanstalt, Berufsgenossenschaften, gesetzliche Krankenkassen, Wohlfahrtsverbände, Ärztekammern, Kassenärztliche Vereinigungen, Landkreistag, Städteverband,
Wohlfahrtspflege, Arbeitgeberverbände, Gewerkschaftsbund,
Angestelltengewerkschaft, Berufsförderungswerk, VdK, Medizinische Fakultäten, Industrie- und Handelskammern,
Werkärztliche Arbeitsgemeinschaften u. a. vertreten.
Neun Hauptreferate werteten die in den letzten 10 Jahren
gewonnenen Erfahrungen aus und brachten neue Gedanken
zur Weiterentwicklung der Rehabilitation. Die einzelnen
Probleme wurden ferner in 24 wissenschaftlichen Symposien eingehend erörtert. Der Diskussion war weiter Raum
gegeben.
Unsere „Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsvorsorge und
Frühheilbehandlung (Prävention)" war am Symposion Nr. 8
(Rehabilitation von vegetativ Kranken) beteiligt, wo OMR
Dr. W. Groh, Ltd. Arzt des Sanatoriums Hirschhalde der
LVA-Baden, und Chefarzt Dr. Werner, Vorsorge-Kurheim
Hundseck der Ruhrknappschaft, unsere langjährige Arbeit
und Erfahrung auf diesem Gebiet vertraten. Angeregt von
unserer Arbeitsgemeinschaft hatte der Zentralverband 1960
erstmalig eine Sondertagung unter dem Thema „Gesundheitsvorsorge und Rehabilitation in der Praxis" durchgeführt.
Die dort gehaltenen Vorträge wurden in Bd. 6 der Schriftenreihe des Zentralverbandes der Ärzte für Naturheilverfahren (Herausgeber: Haferkamp-Tiegel) zusammengefaßt.
Wie aus der Liste unserer Referate hervorgeht, hatten wir
damals schon das Problem sehr breit erfaßt. Beteiligt
waren I960 auf unserer Tagung, die in der Ärzteschaft
gutes Echo fand, Prof. Kreuz (Orthopädie), Prof. Ostertag
(Konstitution), Prof. Kohlrausch (Bewegungstherapie), Reg.OMR Dr. Gmelin (Tuberkulose), OMR Dr. Ruppert (Arzt und
Versorgungsträger), Prof. Kötschau (Ganzheitswissenschaft),
Dr. Petri, Hygienemuseum Köln (Gesundheitsbildung), OMR
Dr. Groft (Frühheilverfahren), Chefarzt Dr. Schauwecker
(Gesundheitsvorsorge), Dr. Kuppe (Atempflege), Direktor
Dr. Cario, Direktor Neerforth (Aufgaben der Landesversrcherurrgsarrsta/ten), Dr. Kolb (Chronische Leiden), Med.Dir. Dr. Beckmann (Kreislaufgeschädigte), Prof. Preller (Aufgaben des Gesetzgebers), Dr. Haussier (Aufgaben der Kassenärzte), Dr. Graf Wittgenstein (Psychotherapie). Die Veranstalter wiesen damals schon eindringlich auf die aus
der Entwicklung der Gesundheitssituation sich ergebenden
notwendigen Folgerungen für die Rehabilitation und die
Vorsorgemedizin hin.
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Auf diesem Heidelberger Rehabilitationskongreß gaben
unsere beiden Vertreter einen Überblick über Frühheilverfahren (Groh) und Vorsorgekuren (Werner), die den einzelnen gefährdeten und geschädigten Menschen ansprechen,
solange die als Aufgabe der Gesellschaft und des Staates
geforderte Ausschaltung bekannter Zivilisationsschäden
noch unvollkommen ist. Hierbei wurde auch das noch nicht
gelöste Problem der Vertiefung der Gesundheitserziehung
bei ehemaligen Kurteilnehmern sowie allgemein die Rehabilitation durch den Kassenarzt als neue Aufgabe herausgestellt.
In den Hauptreferaten unterstützte zunächst Bundesminister
Katzer, daß die medizinische und berufliche Rehabilitation
auf moderner wissenschaftlicher Basis unter Berücksichtigung aller Neuerungen durch ein Team von Spezialisten zusammengefaßt werde. Sein Ministerium hat die Aufgaben
der beruflichen Rehabilitation in einem besonderen Referat zusammengefaßt, das Richtlinien zur Förderung der
beruflichen Rehabilitation herausgeben wird. Der Minister befürwortet überregionale Rehabilitationseinrichtungen,
wofür Bundesmittel zur Verfügung stehen. Die Verhinderung der Frühinvalidität nennt er als Hauptziel, das durch
Koordinierung aller in Frage kommenden Stellen erreicht
werden muß.
Die Festrede von Prof. Zutt (Frankfurt) stellt die Rehabilitation als Aufgabe unserer Zeit heraus, die neben der
medizinischen Behandlung erforderlich sei. Als Gründe
werden die Entmachtung der Familie als natürlicher Rückhalt und die Komplizierung der sozialen Verhältnisse genannt. Ref. verweist auf die bisherige medizinische Arbeit
durch Orthopädie, Anthropologie, Sozial-Psychiatrie und
psychosomatische Medizin, die ja auch die Aufgaben der
Physiotherapie einbezieht.
Dr. Paeslack (Heidelberg) vertritt die Schlüsselposition des
Arztes in der Rehabilitation und seine neuen Aufgaben,
die neben dem bisherigen klassischen medizinischen Denken eine Erweiterung hinsichtlich der sozialen Situation
und der Umweltbeziehungen erforderlich machen. Ein
Bruch mit bisher gültigen Auffassungen ist häufig unvermeidbar. Bedauerlich sei, daß im klinischen Bereich nur
Rhtuma-Bad
Subakuter Rheumatismus, Entzündungen im
kleinen Becken.
geringes Verständnis gefunden wird. Eine Neuorientierung
muß gefunden werden.
Med.-Dir. Dr. Scholz (Stuttgart) referierte aus der Sicht des
Arztes über eine „umfassende Rehabilitation", da die Zahl
der Rehabilitationsbedürftigen laufend zunimmt. „Der praktizierende Arzt erweist sich dabei als der entscheidende
Faktor für die angestrebte Breitenwirkung des Rehabilitationsgeschehens." Scholz fordert eine „Intensiv-Nachbehandlung" durch den praktischen Arzt, worauf wir auf
Grund unserer langen Erfahrungen auf diesem Gebiet eine
Tagung im September 1968 in Freudenstadt abgestellt
haben (s. Ankündigung des Zentralverbandes der Ärzte für
Naturheilverfahren in diesem Heft). Auch in diesem Referat
wird die von uns seil Jahren geforderte Notwendigkeit zum
Umdenken z. B. auch bezüglich Badekuren und Krankenhausbehandlung angesprochen.
Ob.-Reg.-Med.-Dir. Dr. Gercke (Stuttgart) spricht über die
sozialmedizinische Begutachtung und Rehabilitation und
weist besonders auf die Ermittlung der Leistungs- und
Bildungsreserven des Kranken hin. Das Thema wird methodisch an biologischen Altersabschnitten abgehandelt und
die Forderung der „Rehabilitation vor Rente" betont.
Dir. Sänger (Heidelberg) behandelt praktische Aufgaben,
die sich für die Zusammenarbeit Arbeitsamt, Rehabilitationsträger und Arzt ergeben.
Dir. Boll (Heidelberg) hat Methodik und Ziel der beruflichen
Rehabilitation als Thema (Ergänzungen der gesetzlichen
Grundlagen, Aufgaben der Wirtschaft, Anpassung im sozialen und beruflichen Bereich, Zusammenarbeit von Arzt,
Pädagoge, Psychologe, Fürsorge usw., Sorge für Dauerarbeitsplatz).
Ob.-Dir. Dr. Fritze (Nürnberg) befaßt sich mit der Mobilität
des älteren Menschen, ihrer Erhaltung und Verbesserung
und stellt hierzu eine Reihe von Forderungen zusammen.
Dir. Dr. phil. habil. Sommer (Stetten, Remstal) berichtet
über den geistig Behinderten in der Rehabilitation, seine
eigenen Erfahrungen in Stetten und Schweizer Erhebungen
zu diesem Thema und stellt eine Reihe von Grundsätzen
heraus, die auf die gleichberechtigte Anerkennung und Eingliederung geistig Behinderter abzielen.
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Dir. Dr. Wickenhagen (Bonn) hebt auf die nachgehenden
Maßnahmen der Berufshilfe ab, bei denen es auf das Ineinandergreifen von medizinischer und beruflicher Rehabilitation ankommt. Die diesbezüglichen Einrichtungen der
Berufsgenossenschaften und der Träger der Rentenversicherung (Spezialsanatorien, Sozialer Betreuungsdienst)
werden besonders besprochen, das Gespräch des Arztes
mit dem zu Rehabilitierenden als besonders wichtig hervorgehoben. Der Hauptteil des Referates ist den speziellen
Maßnahmen der nachgehenden Berufshilfe, der Koordinierung der Tätigkeit der verschiedenen Träger und den bisherigen Ergebnissen gewidmet.
Dir. Liebing (Frankfurt) nimmt zum Schluß das Wort zum
Thema „Die Träger der Rehabilitation". Die Träger der
sozialen Sicherheit sind auch die Träger der Rehabilitation. (Rentenversicherung, Unfallversicherung, Sozialhilfe,
Kriegsopferversorgung, Arbeitslosenversicherung). Aufgabentrennung und Rationalisierung der Aufgaben sind
auf der Grundlage gesetzlicher Bestimmungen in einem
geschlossenen System sichergestellt, dessen Handhabung
sich bewährt hat. Die Weiterentwicklung des bestehenden
Systems und eine Förderung der Grundlagen, die Prof.
Jahn in der Diskussion als notwendigen Aufbau der Rehabilitationsforschung unterstreicht, wird gefordert.
Wir werden die Problematik des Rehabilitationskongresses
aus unserer Sicht in Fortführung unserer eigenen Veranstaltungen auf einer Sondertagung am 16. 9. 1968 im Rahmen des Kongresses des Zentralverbandes der Ärzte für
Naturheilverfahren (s. o.) wieder aufgreifen.
sei deshalb das Gebot für diesen Zweig der Medizin. Das
Ergebnis von Reihenuntersuchungen gab deutlich zu erkennen, daß der beste Weg für den öffentlichen Gesundheitsdienst der einer vorbeugenden Fürsorge sei.
(dgk)
Terrainkur für Kinder
Wie die erwachsenen Kurgäste können sich in Berchtesgaden auch die Kinder Terrainkuren nach ärztlicher Anweisung unterziehen. Eines der Berchtesgadener Kinderheime,
das Kinderkursanatorium „Schönsicht", hat diese Bewegungstherapie bei seinen kleinen Gästen eingeführt. Nach
ärztlicher Anweisung werden Spaziergänge und Wanderungen in der Berchtesgadener Gebirgslandschaft unternommen. 5 bis 6 Stunden „frische Luft" täglich ist dabei
die Forderung des Arztes. Neben der Terrainkur stehen
den Kindern ein eigener Sportplatz und ein Spielgelände
mit einem Mini-Swimmingpool zur Verfügung.
DBV
Geheiztes Freischwimmbad in Bad Driburcj
B a d D r i ö u r g hat sein Fre/sctiwimmbad mit einer
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DBV
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10 000 Patienten im Kurmittelhaus Oberstdorf
Heilbäder und Kurorte berichten
Der beste Weg: Vorbeugen.'
269
'hysik. Med. u. Rehab.
9. Jahrg.
^
"
Unzureichende finanzielle Mittel und fehlendes Personal
sind die Gründe dafür, daß sich das öffentliche Gesundheitswesen nicht in dem Maße entwickeln kann, wie es für
die Bevölkerung vieler Länder der Erde wünschenswert
wäre. Diese Feststellung traf der Direktor des Europäischen
Büros der Weltgesundheitsorganisation Dr. Kaprio auf einer
Veranstaltung in Kiel Ende vergangenen Jahres.
Früherkennung von Krankheiten und rationellstes Arbeiten
Dem nun seit fünf Jahren bestehenden Kurmittelhaus mit
seinen modernen Anlagen ist es gelungen, die im Heilklimatischen Kurort Oberstdorf vorhandenen natürlichen Gegebenheiten auch therapeutisch einzusetzen und sinnvoll
mit den klimatischen Heilverfahren zu verbinden. Im Kurmittelhaus sind die medizinischen Bäderanlagen einschließlich eines Hallenschwimmbades, Behandlungsräume für
Unterwassergymnastik, einer Sauna, eines Behandlungszimmers für Elektrotherapie und eines großen Gymnastikraumes untergebracht. Seit Bestehen des Kurmittelhauses
(1963-1968) wurden an insgesamt 10 000 Patienten 300 000
Anwendungen verabreicht.
DBV
^
Stoffwechsel-Bad
Stoff Wechselstörungen
. mit Adipositas,
Allergosen, Stangerbad-Zusatz.
Eukalpln-Bad
Tonikum-Bad
Erschöpfungszustände,
organische u. neuroci reulatorisehe Durchblutungsstörungen.
Roborans,
Tracheobronchitis.
Kurpackungen
Dr.Atzinger&CO.KG
Pharm. Fabrik
Passau
Wenn Krankenwagen
Krankenwagen
Kur und Wald gehören zusammen
Den Kurgasten des Kneippheilbades Überlingen am Bodensee wird mit Saisonbeginn die Möglichkeit geboten, an
„Wald-Lehr-Wanderungen
teilzunehmen Die fachkundige
Fuhrung übernimmt e\r> stadtischer Forstamtmann Sowohl
von den Freunden der Natur als auch von jenen Kurgasten,
die das Wandern als Bewegungstherapie pflegen, wird
diese Bereicherung der Kurveranstaltungen lebhaft begrüßt
DBV
Gymnastik für den Kurarzt
Damit sich auch der überanstrengte Kurarzt erholen kann,
wurden im Jodbad Tolz neben der Bewegungstherapie für
Kurgaste Gymnastikstunden für Kurarzte eingeführt Dabei
kann der Arzt die Bewegungstherapie, die er seinen Patienten verschreibt, selbst ausprobieren
DBV
Ärztegesellschaften im Zentralverband
Forschungsgemeinschaft für Arthrologie und Chirotherapie (FAC) e V
1 Vorsitzender Dr F Gutmann Bad HarnnVWestf
Internationale Gesellschaft für Elektroakupunktur
Leiter Dr med R Voll, Plochingen, Richard-Wagner-Straße 5
Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsvorsorge und Fruhheilbehandlung
Leiter OMR Dr med W Groh, Bad Durrheim Sanatorium Hirschhaide
Internationale Gesellschaft für Homotoxikologie und antihomotoxische
Therapie e V Baden Baden Korrespondenz an den Schriftführer
Dr F Doerper Baden-Baden Bertholdstraße 7
Arbeitsgemeinschaft für Mikrobiologische Therapie
Leiter Prof Dr med Mommsen Frankfurt Baseler Straße 21
Internationale Arztegesellschaft für Neuraltherapie nach Huneke e V
Leiter Dr med H F Voß Heidenheim a d Brenz Friedrichstraße 10
Arbeitsgemeinschaft Psychotherapie-Seminare
Leiter Dr med Graf Wittgenstein München 23 Komgsnstraße 101
Medizinisch-Biologische Arbeits- und Fortbildungsgemeinschaft Deutscher Zahnarzte e V
Leiter Dr Paul Neuhausser, Grafelfing bei München Akilmdastr 52a
Arbeitsgemeinschaft für pra- und postoperative Tumortherapie
(Dr Kahlert - Dr Albrecht)
SamtUche Anfragen und Mitteilungen sind zu richten an die Adresse
Dr K Albrecht 6509 Undenheim bei Mainz
Deutsche Gesellschaft für Elektroneural-Diagnostik und-Therapie e V
1 Vorsitzender Dr med Ludwig Walb, Homberg/Oberhessen
Arbeitsgemeinschaft für hamatogene Oxydations Therapie,
vertreten durch den Schriftführer Dr med Joachim Brand Bad Homburg v d H , Aui der Steinkaut 21—23
Herausgeber:
Zentralverband der Arzte für Naturheilverfahren e V
Schnftleiiung
Dr med H Haferkamp, 65 Mainz, Adam Kamllon Straße 13, Tel 63963
Mitteilungen der SchriftleitungZuschriften mit Origmalien (wissenschaftlichen Beitragen) Referate
redaktionelle Nachrichten und Verbandsangelegenheiten werden an
Herrn Dr Haferkamp erbeten
Originalen und Beitrage die zur Veröffentlichung kommen werden
honoriert Die Schnftleitung behalt sich jedoch den Zeitpunkt der
Veröffentlichung vor
Grundsätzlich werden nur Erstveröffentlichungen angenommen Mit
Annahme des Manuskriptes erwirbt der Verlag das ausschließliche
Recht der Vervielfältigung, Verbreitung und Übersetzung
Die Beitrage dürfen daher nicht in gleichem oder ähnlichem Wortlaut
an anderer Stelle veröffentlicht werden
Es wird gebeten die Bebilderung der Beitrage im üblichen Rahmen
zu halten da sonst die Mehrkosten berechnet bzw bei der Hononerung in Abzug gebracht werden mußten
DUR/W
Terrrainkur in Bad Lippspringe
Die ärztlich überwachte Terrainkur ist in Bad Lippspringe
am Teutoburger Wald eine wichtige Unterstützung der
übrigen Kurmaßnahmen Neu ausgeschilderte Wegefuhrungen unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade fuhren durch besonders ausgewählte Park-, Wald- und Berglandschaften
DBV
„Kur-Speisekarte" mit oberbayerischen „Schmankerln"
Im Jodbad Tolz wurde eine eigene Kur-Speisekarte" eingeführt Sie ist auf die Jodquell-Trinker abgestimmt und
deswegen möglichst 1ett-, saure- und kochsalzarm Trotz
Kur-Diat (die auch der schlanken Linie dient') soll aber
das, was auf der neuen Speisekarte steht, schmecken Sie
weist, auch wenn es keine Schweinshaxen gibt, viele oberbayerische , Schmankerl' auf die von den Gasten besonders gern auf dem Teller gesehen werden
DBV
Für unverlangt eingesandte Manuskripte wird keine Verantwortung
übernommen Rucksendung erfolgt nur wenn Ruckporto beigefugt ist
Arbeiten unter der Rubrik Erfahrungen aus der Praxis' stellen nicht
unbedingt die Meinung der Schnftleitung dar
Die Nennung von Markenbezeichnungen laßt keinerlei Rückschlüsse
zu ob es sich um geschützte Zeichen handelt
Sonderdrucke:
Von Onginalbeitragen erhalten die Verfasser auf Verlangen 30 Sonderdrucke kostenlos Dies muß jedoch mit dem Einreichen des Manuskriptes ausdrucklich vermerkt werden Wird eine höhere Stuckzahl
gewünscht so erfolgt für diese eine Berechnung
NachdruckAlle Rechte, auch die des auszugsweisen Nachdruckes, der fotomechanischen Wiedergabe und der Übersetzung bleiben dem Verlag
nach Maßgabe der gesetzlichen Bestimmungen vorbehalten
Nachdruck auch auszugsweise ist nur mit genauer Quellenangabe
gestattet und bedarf bei Origmalarbeiten der schriftlichen Genehmigung des Verlages Für innerbetriebliche fotomechanische Vervielfältigungen gilt das Rahmenabkommen des Borsenvereins des Deutschen Buchhandels mit dem BDI vom 14 6 1958 (10-Pf-Wertmarke pro
Seite)
Verlag:
Medizinisch-Literarischer Verlag Dr Blume & Co , Uelzen
311 Uelzen, Ringstraße 4
Anzeigen-. Fritz, Tauber, 311 Uelzen, Ringstraße 4
Anzeigenpreisliste: Zur Zeit gilt die Liste Nr 7
Erscheinungsweise: Einmal im Monat
Bezugsbedingungen:
Der Bezugspreis betragt jährlich 36 — DM zuzgl 5'/= % USt im
Ausland zuzüglich Versand, für Mitglieder des Zentralverbandes und
anderer mit ihm zusammenarbeitenden Verbände 24 — DM Für Studenten und Arzte in nicht vollbezahlter Stellung jährlich 18,— DM
Einzelhefte werden zum Preis von je 3 — DM abgegeben Abonnementsgebuhren sind nach Rechnungserhalt fallig und zahlbar netto
Kasse
Bei Nichterscheinen infolge höherer Gewalt besteht kein Anspruch
auf Ersatz oder Ruckerstattung eingezahlter Bezugsgebuhren
Die Zeitschrift wird so lange geliefert, bis Abbestellung erfolgt die
spätestens 30 Tage vor Halbjahresschluß im Besitz der Buchhandlung
bzw Postanstalt des Verlages sein muß
Auslandspreise
USA $ 9 — , Großbritannien £ 35 0 Schweiz sfr 39,00 Frankreich
nF 42 50, Schweden skr 44,50, Italien Lire 5670,— , Österreich öS 235,—
Zahlungen
Auf das Postscheckkonto Hamburg 239216 Vereinsbank Hamburg
14/04110 Dresdner Bank, Zweigstelle Eppendorf, Konto Nr 37101
Gerichtsstand Uelzen
Druck* C Beckers Buchdruckerei 311 Uelzen, Ringstraße 4, Telefon
0581 / 23 57, Telex 091326
Diese Ausgabe umfaßt 60 Seiten und Umschlag
»Für die Solbäder-Therapie«
Anfragen: DÜRAsol-Dlenst, 6927Bad Rappenau/Saline