NaturzentrumGlarnerland Informationsstelle, Bahnhofsgebäude Postfach 560, CH-8750 Glarus E: [email protected] T: +41 (0)55 622 21 82, www.naturzentrumglarnerland.ch Infoblatt Naturwaldreservat Büttenen im Klöntal An der Strasse ins Klöntal, oberhalb der Armeedepots, liegt am Fusse des Wiggis das knapp 40 ha grosse Waldreservat „Büttenen“. Markierte Wanderwege fehlen: Immer wieder wird das steile Gebiet von Steinschlag heimgesucht. Was auf den ersten Blick nach Zerstörung aussieht, sorgt in Wahrheit für Artenreichtum: In diesem Gebiet gedeihen zwei schützenswerte Waldgesellschaften. Zudem hält die natürliche SteinschlagDynamik die im Reservat vorhandenen sonnenexponierten Schutthalden für Wärme liebende Tier- und Pflanzenarten offen und verhindert, dass sie verbuschen. Das im Jahr 2008 als Waldreservat ausgeschiedene Gebiet „Büttenen“ ist damit wertvoller Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten, insbesondere für Schmetterlinge, Erdkröten und Orchideen. Foto: M. Marti Eckdaten zum Gebiet Gemeinde Glarus (Mitte) Lokalname Büttenen Status Total- & Sonderwaldreservat seit 2008 Koordinaten 212270 / 720963 (Zentrum) Grösse 38.72 ha Höhenlage 645 – 900 m ü. M. Exposition Südost - Süd - Südwest Hangneigung 80-100% Besonderheit Weisseggen-Buchenwald; Zwergbuchs-Fichtenwald; Lebensraum für Schmetterlinge, Erdkröten, Orchideen. Bemerkungen Keine Wegmarkierung. Steinschlaggefahr! Weitere Hinweise 1:25'000; Blatt 1153 Klöntal © Abt. Wald, Kt. GL Abgrenzung Waldreservat Büttenen. Die Zahlen entsprechen den Waldgesellschaften und deren Fläche. (vgl. S.2) Foto: M. Marti Foto: M. Marti Hauptsponsor: 1/2 Waldreservat Büttenen Im Jahr 2008 wurde ein Teil des Gebiets Büttenen als Waldreservat ausgeschieden. Der Waldanteil macht rund 76% der Reservatsfläche aus, der Rest sind offene Stellen wie Schutthänge und Magerwiesen. Im ganzen Gebiet, vor allem aber oberhalb der Klöntalerstrasse, wo ein Niederwald mit vielen Stockausschlägen die Strasse vor Steinschlag und Lawinen abschirmt, hat der Wald Schutzfunktion. Die höher gelegene Fläche am Wiggis-Fuss ist heute Totalreservat (22.6 ha). Steinschlag sorgt in diesem Gebiet für die nötige Dynamik, um die Schutthänge als Lebensraum für Tiere und Pflanzen auf natürliche Weise offen zu halten. Auf forstwirtschaftliche Eingriffe wird ganz verzichtet. Massnahmen zur Erhaltung des Löntschwerks, Weg-Unterhaltsarbeiten und Jagd sind im Gebiet weiterhin erlaubt. Die weiter unten gelegenen, an die Klöntalerstrasse grenzenden Flächen sind Sonderwaldreservat (16.12 ha). Hier werden gezielte Massnahmen zur Erhaltung und Förderung der Naturwerte ausgeführt. Dazu gehören Pflegearbeiten zur Waldstrukturierung (Förderung von Alt- und Totholz, gestuften Waldrändern, Gebüschgruppen etc.) und die Bekämpfung von invasiven Neophyten. Waldgesellschaften Für zwei der im Reservat vorhandenen Waldgesellschaften trägt der Kanton Glarus eine besondere Verantwortung: Beide schützenswerten Gesellschaften zeichnen sich durch einen grossen Artenreichtum aus. Sie sind typisch für sonnenexponierte Kalkfelshänge der niederschlagsreichen Nördlichen Kalkalpen und andernorts in der Schweiz meist selten anzutreffen. Waldgesellschaft Nr. Platterbsen-Buchenwald mit Efeu 9 Bingelkraut-Buchenwald 12 Typischer (Weiss-) Seggen-Buchenwald 14 Steilhang-Buchenwald mit Reitgras 17 Zwergbuchs-Fichtenwald 53 Die Waldgesellschaften im Reservat Büttenen. Beim Zwergbuchs-Fichtenwald überrascht auf Büttenen die tiefe Lage: meist gedeiht diese Waldgesellschaft erst über 900 m ü. M.. Der lockere Baumbestand besteht aus Fichten, durchsetzt mit einzelnen Mehlbeeren, Vogelbeeren, Föhren und vielen Straucharten. In den trocken-heissen Schutthängen, welche den Wald durchziehen, wächst die Buchsblättrige Kreuzblume (Zwergbuchs). Dieser Waldtyp ist standortbedingt eher unzugänglich. Der Typische (Weiss-)Seggen-Buchenwald wächst zwischen 400 und 800 m ü. M. Da die mageren Hänge im Sommer stark austrocknen, bildet die Buche hier nur einen lockeren Bestand, in dem auch Mehlbeere, Föhre und Traubeneiche vorkommen. Das lockere Kronendach und die steile Hanglage führen zu einer Licht durchfluteten, artenreichen Waldgesellschaft mit einer vielfältigen Strauchschicht. In der Krautschicht dominieren Seggen (Name!) und es gedeihen zahlreiche Orchideen. Diese Waldgesellschaft ist in der Schweiz nur im Jura und in Alpen-Föhntälern wie dem Glarnerland häufig. Lebensraum für Tiere und Pflanzen Büttenen zeichnet sich durch eine hohe Artenvielfalt aus: Baumfalke, Dreizehenspecht, Ringelnatter, Zauneidechse, Gämse, Reh sind nur einige der tierischen Bewohnerinnen dieses Waldreservats. Von besonderem Wert ist Büttenen als Landlebensraum für Amphibien und Schmetterlinge. 46 Tagfalterarten wurden im Gebiet festgestellt, zum Beispiel der Märzveilchenfalter, der Grosse Perlmutterfalter, der Waldteufel, das Braunauge, der Senfweissling und der Apollo. Das kleinräumige Mosaik von Waldflächen, Magerwiesen, offenen Schutthalden und Gebüschen sowie die krautig bewachsenen, sonnenexponierten Schutthänge stellen ideale Lebensräume für sie dar. Für die grosse ErdkrötenPopulation, welche im Frühling im Klöntalersee laicht, ist Büttenen ein wichtiger SommerLandlebensraum. Neben zahlreichen Baum- und Straucharten wie der Eibe, der Winterlinde, dem Wolligen Schneeball, dem Kreuzdorn und anderen, sind auch viele seltene Pflanzenarten im Waldreservat anzutreffen. Dazu gehören viele Orchideen wie das Weisse Breitkölbchen, die Wohlriechende Handwurz, das Rote Waldvögelein, die Korallenwurz und die in Symbiose mit einem Pilz lebende Nestwurz. www.naturzentrumglarnerland.ch 09.2010/MM 2/2
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