03.2016 KLINIKUM DER UNIVERSITÄT MÜNCHEN klinikum aktuell D a s M a g a z i n d e s K l i n i k u m s u n d d e r M e d i z i n i s c h e n Fa k u l t ä t Münchner Medizingeschichte 125 Jahre Chirurgie Große Namen und bahnbrechende Forschung Rehabilitiert Hormone in den Wechseljahren Kinderpalliativzentrum Einzigartig an einem Universitätsklinikum Kurzsichtigkeit Warum Smartphone und Co. so gefährlich sind Auf zu neuer Lebenskraft Wie gewinnen Sie nach einem Krankenhausaufenthalt wieder Kraft, Energie und Lebensfreude? Der Passauer Wolf begleitet Sie auf Ihrem ganz individuellen Weg der Rehabilitation und Anschlussheilbehandlung. Unser Team aus Ärzten, Therapeuten und Pflegekräften entwickelt mit Ihnen gemeinsam Ihren Genesungsplan und hilft Ihnen, Schritt für Schritt, Ihren Zielen näher zu kommen. Und weil wir wissen, dass zur Genesung nicht nur medizinische und therapeutische Spitzenleistung beitragen, sondern auch ein Klima, in dem sich unsere Gäste geborgen fühlen, wurden unsere Hotelkliniken als erste deutschlandweit mit bis zu fünf von fünf Kliniksternen ausgezeichnet. Selbstzahlern und Privatpatienten bieten wir Komfort der Extraklasse - übrigens auch pflege- und betreuungsbedürftigen Gästen. Gemeinsam stärker Im standortübergreifenden Zusammenspiel entsteht die besondere Stärke des Passauer Wolf: Wir sind in der Region die Experten für Mobilität, für neurologische Rehabilitation und Geriatrie. An unseren Standorten profitieren Sie - neben den medizinischen Schwerpunkten - auch von zusätzlichen Spezialgebieten einzelner Häuser: Beispielsweise von der Parkinson-Behandlung in Bad Gögging, von der neurologischen Frührehabilitation in Bad Griesbach und Nittenau oder der ambulanten orthopädischen Rehabilitation in Ingolstadt, von der Behandlung Schwerbrandverletzter in Bad Griesbach oder der Rehabilitation für pflegende Angehörige in Nittenau. Die Passauer Wolf Hotelkliniken sind mit bis zu fünf Kliniksternen für hervorragende Servicequalität ausgezeichnet. 2 KLINIKUMaktuell 03.2013 BAD GRIESBACH BAD GÖGGING INGOLSTADT NITTENAU NEUROLOGIE ORTHOPÄDIE GERIATRIE INNERE MEDIZIN/KARDIOLOGIE UROLOGIE/ONKOLOGIE HNO-PHONIATRIE BRANDVERLETZTE Alle Kontaktdaten online unter www.passauerwolf.de Editorial Sehr geehrte Leserinnen und Leser, die Medizinische Fakultät der LudwigMaximilians-Universität München, kurz LMU, bildet derzeit in der Spitzengruppe mit der Charité in Berlin mit weitem Abstand in Deutschland die meisten Medizinstudierenden aus. Über 6.100 Studierende im Sommersemester 2016. Damit erfüllen wir, gemeinsam mit dem Klinikum der Universität München an den Standorten Campus Großhadern und Campus Innenstadt, am Augustinum, sowie in Kooperation mit über 100 Lehrpraxen und Lehrkrankenhäusern einen wichtigen gesellschaftlichen Auftrag. Schließlich geht es um die medizinische Versorgung der Zukunft: in der Praxis, aber auch in Forschung und Lehre. Fortschritte in Diagnostik und Therapie sind ohne universitäre Medizin kaum vorstellbar. An der LMU erfüllen wir die- Medizininformatik „DIFUTURE“ im Rahmen der Digitalen Agenda der Bundesregierung, deren Ziel die Verbesserung von Forschungsmöglichkeiten und Patientenversorgung durch IT-Lösungen ist, zeigt dies. Dort soll der Austausch und die Nutzung von Daten aus Krankenversorgung, klinischer und biomedizinischer Forschung über die Grenzen von Institutionen und Standorten hinweg ermöglichen, die individuelle Patientenversorgung durch innovative IT-Lösungen zu verbessern. Ebenso hervorragend gewürdigt und weitergefördert wurde unser großer, maßgeblich von dem Herzchirurgen Prof. Dr. Bruno Reichart initiierte Sonderforschungsbereich „Biologie der Xenogenen Zell-, Gewebe- und Organtransplantation von der Grundlagenforschung zur klinischen Anwendung“. Dabei »Fortschritte in Diagnostik und Therapie sind ohne universitäre Medizin kaum vorstellbar« sen Auftrag trotz der Vielzahl Studierender sehr gut. Internationale Bewertungen, wie das Times Higher Education Ranking, bestätigen dies: Mit Platz 25 weltweit im Bereich „Klinik, Vorklinik & Gesundheit“ , unter den Top 10 in Europa und als Nummer 1 in Deutschland liegen wir eindrucksvoll an der Spitze. Bei anderen Erhebungen, die unterschiedliche Schwerpunkte haben, sind wir ebenfalls regelmäßig in der Spitzengruppe. Beispielhaft genannt: der jeweils erste Platz beim Fördervolumen Lebenswissenschaften der Deutschen Forschungsgemeinschaft und des European Research Council nach dem aktuellen DFG Förderatlas. Auch die jüngste Neubewilligung unseres großen Verbundprojekts sollen Lösungen für den großen Mangel an Spenderorganen für Patienten mit Herzerkrankungen, Nierenversagen und Diabetes gefunden werden. Dennoch ruhen wir uns nicht auf diesen Lorbeeren aus. Im Rahmen einer großen Strategie-Initiative entwickeln wir beispielsweise unsere Forschungskonzepte organzentriert weiter. Gleiches gilt für die Lehre, wo zum Beispiel Skills und Virtual Reality Training für innovative Entwicklungen stehen. In beiden Bereichen werden wir inhaltlich und auch baulich in den nächsten zehn bis zwanzig Jahren große Veränderungen haben, die damit auch dem Patientenwohl dienen werden. Im vorliegenden Heft finden Sie eine hoffentlich spannende, in jedem Fall vielseitige Auswahl von Themen aus Klinikum und Fakultät der LMU. Schwerpunkt ist das 125jährige Bestehen der Chirurgischen Klinik in der Nußbaumstraße. Wir nehmen dieses Jubiläum zum Anlass, um Ihnen einige der chirurgischen Highlights des Klinikums vorzustellen (S. 22 ff). Am 23. Juli haben Sie die Möglichkeit, sich beim Tag der offenen Tür selbst ein Bild von der Chirurgie zu machen. Ein weiterer wichtiger Meilenstein auf dem Weg in die Zukunft der Medizin war Ende Juni die Eröffnung des Kinderpalliativzentrums am Campus Großhadern (S. 26 f). Die Palliativmedizin ist ein enorm wichtiges Angebot für Patienten aller Altersgruppen – denn in der Medizin ist Heilung nicht immer möglich, Linderung und eine Verbesserung von Lebensqualität jedoch schon. Des Weiteren befassen wir uns in dieser Ausgabe mit der Behandlung von ADHS (S. 8 f), klären über Schlaganfälle bei Kindern auf (S. 10), berichten von neuen Erkenntnissen zur Hormonersatztherapie (S. 15 f) und nehmen uns einer sehr aktuellen Problematik an: Kurzsichtig durchs Smartphone (S. 36 f). Diese und viele weitere Themen sollen Sie nicht nur informieren, sondern auch unterhalten. In diesem Sinne wünsche ich allen Leserinnen und Lesern eine anregende und kurzweilige Lektüre und unseren Patientinnen und Patienten mitsamt ihren Angehörigen gute Besserung und alles Gute. Ihr Prof. Reinhard Hickel Dekan der Medizinischen Fakultät KLINIKUMaktuell 03.2016 3 Anzeige Anzeige Brustwiederaufbau mit Qualitätsimplantaten aus Deutschland Basistherapie für alle Formen des Trockenen Auges © Pitopi a. Kons tantin G astman n, 2007 Eine gesunde und schöne Brust gehört bei vielen Frauen zur positiven Eigenwahrnehmung. Ein gutes Lebensgefühl ist eine wichtige Stütze bei der Bewältigung einer Krankheit. Die Rekonstruktion der Brust kann daher, z. B. im Rahmen einer Brustkrebstherapie, Bestandteil des Behandlungskonzeptes sein. Die möglichen Optionen haben wir auf www.brustrekonstruktion.info Unterstützt alle drei Schichten des Tränenfilms Spürbare Verbesserung von Symptomen trockener Augen Ausgezeichnete Verträglichkeit Rezeptfrei in jeder Apotheke Kontaktlinsenverträglich zusammengestellt, einer speziellen Website mit allgemeinen Informationen zum Thema Brustrekonstruktion. Dort können sich betroffene Frauen einen ersten Überblick verschaffen und sich die Info-Broschüre Wieder ganz ich herunterladen oder bestellen. Und auf unserer Website zeigen wir, was es für uns bei POLYTECH Health & Aesthetics, dem einzigen deutschen Hersteller von Brustimplantaten, bedeutet, Produkte mit dem Prädikat Qualität aus Deutschland anzufertigen: www.polyechhealth.de facebook.com/polytechhealth.de @polytechhealth youtube.com/user/polytechhealth 3 Monate nach dem ersten Öffnen verwendbar POLYTECH Health & Aesthetics GmbH Altheimer Str. 32 | 64807 Dieburg 06071 98 63 0 | 06071 98 63 30 eMail: [email protected] Inhalt 03Editorial Prof. Reinhard Hickel, Dekan der Medizinischen Fakultät 06Panorama Neues aus Klinikum und Fakultät 45Impressum S. 8 Diagnose & Therapie 08 Anstrengend und impulsiv So werden Kinder mit ADHS behandelt 10 Schlaganfall bei jungen Patienten Das leistet die Stroke Unit am Haunerschen Kinderspital 11 Ein Bild und seine Geschichte Zahnerhaltende Wurzelbehandlung 12Harnblasen-Karzinom Das kann die neue Hybrid Knife-Technik 14 Ein Meilenstein für die Tumorboards Eine neue Software vereinfacht vieles Forschung & Lehre 15 l Hormone in den Wechseljahren Der neue Stand der Wissenschaft 17 Sechs Seiten voller Fakten Das neue Fact Sheet Research 18 Tiere als Organspender Der Sonderforschungsbereich wird verlängert 19News & Studien Kein Chemobrain. Herzinfarkt am Morgen. Alzheimer früh erkennen. Kranke Gefäße? Perspektive Klinikum 36 l Kurzsichtig durchs Smartphone Augen brauchen unbedingt Tageslicht Hilfe & Selbsthilfe 38 Abnehmen mit Augenmaß Warum Gesundheit (k)eine Frage des Gewichts ist 41 Das Schwarze Brett Termine für Patienten Wohlfühlen & Genießen 42 Wie ticken Sie? Chronotypen: Eulen, Lerchen, sozialer Jetlag 45Lesen, Hören, Rätselspaß Die letzte Seite 46Unsere Patienten Akuter Fall in der Gefäßmedizin 22 l 125 Jahre Chirurgie Große Namen, bahnbrechende Forschung 24 50 Jahre Notarztdienst Vom Anfang bis zur optimalen Erstversorgung S. 36 Vorsorge S. 38 Unsere Titelthemen sind mit l bzw. l gekennzeichnet 25 Chirurgie heute Alle modernen Verfahren am Klinikum 26 l Kinderpalliativzentrum eröffnet Erste Einrichtung dieser Art an einer Uniklinik 28 Der Jahresempfang Titelbild: Andreas Steeger, Klinikum der LMU München Das Klinikum im Zeichen der digitalen Medizin 30 Vorstellung der ZSVA Täglich werden 65.000 Instrumente aufbereitet 33 Ehrungen & Preise S. 26 KLINIKUMaktuell 03.2016 5 Panorama Ein ausgezeichneter Kollege Foto: LMU Bei Umfragen gibt die Mehrheit der Deutschen immer gerne zu Protokoll, wie bedeutsam sie das Thema Organspende findet, doch nur jeder vierte besitzt wirklich einen Spenderausweis. Umso wichtiger ist, Menschen zu motivieren, einen Ausweis auszufüllen und immer bei sich zu tragen. Andreas Steeger, seit 1992 Fotograf am Klinikum, nahm sich des Themas auf besondere Art und Weise an: Er konzipierte eine Bilder-Serie, bei der jeweils zwei völlig unterschiedliche Personen zu sehen sind, die auf den ersten Blick nicht zusammenpassen. Der Slogan dazu: „Na und! Ich schenk’ mein Herz, wem ich will!“ Eine provozierende, ästhetische, gelungene Werbung für das Thema Organspende. Das sah auch die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) so – und verlieh Andreas Steeger den ORGANPATEN-Preis in der Kategorie Community. Andreas Steeger (l.) bekam den Preis in Berlin von Gesundheitsminister Hermann Gröhe Boys‘ Day im Operationssaal Schüler aus dem Münchner Raum konnten beim Boys‘ Day hinter die Kulissen des LMU-Klinikums blicken und in den Beruf ‚Gesundheits- und Krankenpfleger‘ schnuppern. Im Fokus stand in diesem Jahr der Anästhesie- und Operationsdienst. Die Schüler besuchten am bundesweiten Jungenzu- kunftstag die Klinik für Anästhesiologie und gewannen im neuen Operationszentrum am Campus Großhadern einen Einblick in den Beruf des Operationstechnischen Assistenten. Die Pflegedirektion lud bereits zum sechsten Mal zusammen mit der Agentur für Arbeit ins Klinikum der LMU ein. Ziel des bundesweiten Aktionstages ist, dass Schüler Berufsbilder kennenlernen, die eher als klassische Frauenberufe eingeschätzt werden. Am LMUKlinikum arbeiten jeden Tag 3.200 Gesundheits- und Krankenpfleger, etwa 89 Prozent davon sind Frauen. Die Schüler lernten das Berufsbild des OperationstechnischenAssistenten (OTA) kennen (o.), durften selbst OPKleidung anziehen (ganz links) und an einem Dummy ausprobieren, wie man richtig reanimiert (links) 6 KLINIKUMaktuell 03.2016 Panorama Das Klinikum als Partner von ‚Wir für Gesundheit‘ haben PlusCard-Inhaber je nach Tarif Anspruch auf ein Einbett- oder Zweibettzimmer, mit oder ohne Chefarztbehandlung. „Ein hoher Anspruch an medizinische Qualität und Komfort sind die Voraussetzungen, um bei ‚Wir für Gesundheit‘ mitzuwirken“, sagt Silvio Rahr, Geschäftsführer der Wir für Gesundheit GmbH. „Das Klinikum der Das Kliniknetzwerk ‚Wir für Gesundheit‘ wächst weiter: Neuer Partner ist das Klinikum der Universität München. Damit gelten die PlusCardTarife des Debeka Krankenversicherungsvereins a.G. ab sofort auch an den Standorten des Münchner Universitätsklinikums in Großhadern und in der Innenstadt. Bei einer stationären Behandlung Universität München erfüllt alle Kriterien, daher freue ich mich sehr, dass es nun als erstes Universitätsklinikum dem Netzwerk angehört.“ Bei den PlusCard-Tarifen handelt es sich um eine betriebliche Krankenzusatzversicherung. Arbeitgeber können diese für ihre Mitarbeiter bereits ab fünf Euro im Monat pro Person abschließen. Neues Restaurant in Großhadern Renate Schmucker, Claudia Gugger-Bessinger, Karin Seehofer, Dr. Anja Schümann, Hubert Thaler Werner und Prof. Dr. Johannes Hübner bei der Scheckübergabe (v. l.) Großzügige Spende Seit 10 Jahren veranstaltet Unternehmerin Claudia GuggerBessinger ihre Charity-Gala der „Passauer Runde“. Bei der Jubiläums-Veranstaltung kamen 16.000 Euro zusammen, die an unterschiedliche Projekte vergeben wurden. 15.000 Euro bekam davon die Care-for-Rare-Stiftung am Dr. von Haunerschen Kinderspital. Gugger-Bessinger und ihre Mitstreiter übergaben den Scheck am Klinikum im Beisein von Bayerns First Lady Karin Seehofer. Seit Juni hat das LUMAXRestaurant am Standort Großhadern geöffnet – hier können Patienten und Besucher einkehren und vom kleinen Snack bis zum großen Gericht alles genießen. Fußball für den guten Zweck Der TuS Geretsried veranstaltete ein Hallenfußball-Benefizturnier anlässlich seines im Alter von 25 Jahren verstorbenen Spielers David Mireider. Mannschaftskapitän Christian Sacher als langjähriger Freund und Mitspieler übergab einen Scheck über 1.550 Euro an den Förderverein für Palliativmedizin, denn David starb auf der Palliativstation. Im nächsten Jahr ist eine Wiederholung des Turniers geplant. DER KLINIKUMKOMPASS – IHR WEGWEISER VON A BIS Z KLINIKUM DER UNIVERSITÄT MÜNCHEN A wie Aderhautmelanom, Z wie Zahnersatz: Jedes Stichwort bietet ausführliche Informationen zu Symptomen und Krankheiten sowie zu diagnostischen Verfahren und Behandlungsmöglichkeiten des Klinikums. Erhältlich an der Information im Eingangsbereich Campus Großhadern und an der Pforte der Medizinischen Klinik in der Ziemssenstraße, Campus Innenstadt. Umfangreiche Informationen stehen Ihnen darüber hinaus im Internet zur Verfügung: www.kum-kompass.de KLINIKUMaktuell 03.2016 7 Diagnose & Therapie Lehrerin Anna-Lena Becker beim Unterrricht in der Klinikschule Impulsiv, unruhig, anstrengend Wie sich Kinder mit einer Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) verhalten und fühlen - und wie wirksame Hilfen aussehen D er Frankfurter Psychiater Heinrich Hoffmann beschreibt in seinem Buch „Struwwelpeter“ schon im Jahr 1845 den Zappel-Philipp, der bei Tisch so unruhig ist, dass er zusammen mit dem Essen und dem Tischtuch auf dem Fußboden landet. Heute sind sich Experten sicher, dass der Zappel-Philipp an einer AufmerksamkeitsdefizitHyperaktivitätsstörung (ADHS) litt. „Die Kernsymptome dieser Erkrankung sind Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität“, sagt Prof. Dr. 8 KLINIKUMaktuell 03.2016 Gerd Schulte-Körne, Direktor der Klinik für Kinderund Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie am Klinikum der Universität München. „Die betroffenen Kinder können zum Beispiel in der Schule nicht abwarten, bis sie dran sind, sondern platzen immer schon vorher los. Sie sind motorisch unruhig, ihre Füße und Hände sind ständig in Bewegung.“ Doch woran erkennen Eltern, ob ihr Kind einfach nur lebhaft ist oder wirklich an ADHS leidet? „Am Anfang jeder Diagnose steht Diagnose & Therapie »Die Kernsymptome dieser Erkrankung sind Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität« Prof. Dr. Gerd Schulte-Körne das ausführliche Gespräch mit den Eltern und mit dem Kind selbst. Von einer Störung sprechen wir erst, wenn das Verhalten mindestens sechs Monate anhält und auch häufig am Tag auftritt“, erklärt Schulte-Körne. Den Kinder- und Jugendpsychiater suchen viele Eltern erst auf, wenn das Kind in der Schule kurz vor dem Rauswurf steht, dabei besteht die die Störung meist schon sehr viel länger. „Wir wissen heute, dass die betroffenen Jungen und Mädchen schon im Mutterleib sehr aktiv waren und viel strampelten“, so Prof. Schulte-Körne. „Auch im Kindergarten fallen viele auf, sie gelten als ‚anstrengend‘, werden zum Kindergeburtstag häufig nicht mehr eingeladen.“ Wenn die Eltern endlich zum Spezialisten gehen, haben sie und ihr Kind meist schon einen langen Leidensweg hinter sich, die Väter und Mütter sind dazu schuldgeplagt. Was habe ich falsch gemacht? Wie verhalte ich mich richtig? Wie streng darf man mit einem kranken Kind sein? „Wir behandeln die Kinder und ihre Eltern“, so Schulte-Körne. Meist wird auch die Schule miteinbezogen, wo die Kinder-Psychiater unter anderem erreichen, dass die Lehrer einem betroffenen Schüler auch die Möglichkeit geben, während des Unterrichts kontrolliert aufzustehen und sich zu bewegen. Die Therapie ist immer multimodal. Sie umfasst Psychoedukation, Psychotherapie, kann aber auch die Gabe von Medikamenten beinhalten. Das Mittel der ersten Wahl ist Methylphenidat, auf das immerhin bis zu 70 Prozent der Kinder ansprechen. Falls die Substanz nicht wirkt, kommen auch Amphetamine infrage. „Viele kleine Patienten nehmen die Medikamente mehrere Jahre ein, in den Ferien können Medikamentenpausen sinnvoll sein, auf jeden Fall sollte regelmäßig der Therapieeffekt überprüft werden“, sagt Prof. Schulte-Körne. Eltern tun sich jedoch oft schwer, eine Medikation ihres Kindes zu akzeptieren. „Doch für viele kleine Patienten ist es eine ungeheure Entlastung, nicht selten gelingt es erst nach erfolgreicher Wirksamkeit des Medikamentes, dass weitergehende Therapien angenommen und neue Verhaltensstrategien umgesetzt werden können“, sagt Prof. Dr. Schulte-Körne. Ist das Kind in seiner Entwicklung sehr stark gefährdet, hilft eine stationäre Behandlung in der Klinik. Dort gehen die Kinder in die Klinikschule mit kleinen Klassen und einem spezialisierten Lehrerteam. Und auch für die Eltern gibt es Hilfe: Die Gruppe „Plan E – Eltern stark machen“. Ein Projekt, bei dem in fünf Sitzungen von jeweils zwei Stunden Väter und Mütter lernen, dass auch die Eltern von anderen Kindern und Jugendlichen in der Klinik mit genau denselben Sorgen und Nöten konfrontiert sind wie sie selbst. Allerdings sind die Sitzungen keine reinen Wohlfühltreffen, sondern Arbeitsstunden, in denen die Erziehungskompetenz der Eltern gestärkt und ihre Beziehung zu ihren kranken Kindern verbessert wird. „Wir bieten eine umfassende Betreuung der kleinen Patienten und ihrer Eltern“, so Prof. Dr. Schulte-Körne. „Eine Besserung erreichen wir eigentlich immer.“ Prof. Dr. Gerd Schulte-Körne )089/4400-55900 gerd.schulte-koerne@med. * uni-muenchen.de Anzeige KLINIKUMaktuell 03.2016 9 Diagnose & Therapie Schlaganfall trifft auch die Jüngsten Am Dr. von Haunerschen Kinderspital gibt es die erste V iele Menschen denken, ein Schlaganfall könne nur ältere Männer und Frauen treffen. Dabei sind auch Kinder, ja schon Neu- oder Frühgeborene, betroffen, wenn auch deutlich seltener. Am Dr. von Haunerschen Kinderspital des Klinikums der Universität München gibt es seit zwei Jahren eine Schlaganfall-Spezialeinheit für die kleinen Patienten. Angesiedelt Erwachsenen. Im Schnitt vergehen mehr als 23 Stunden bis ein kindlicher Schlaganfall als solcher erkannt wird“, sagt Prof. Dr. Florian Heinen, Leiter der Pädiatrischen Neurologie und des integrierten Sozialpädiatrischen Zentrums (iSPZ) am Dr. von Haunerschen Kinderspital. „Es ist eine Herausforderung, den kindlichen Schlaganfall richtig zu diagnostizieren.“ Umso mehr, Bei der Besprechung eines Falles: Dr. Lucia Gerstl, Prof. Dr. Florian Heinen, PD Dr. A. Sebastian Schröder, PD Dr. Florian Hoffmann, PD Dr. Karl Reiter (hinten v.l.), Dr. Johanna Wagner und Dr. Martin Olivieri (vorne v.l.) ist sie in der Kinder Intensiv Pflege Station (KIPS). Wie bei Erwachsenen auch liegt bei Kindern dem Schlaganfall eine Durchblutungsstörung des Gehirns zu Grunde. Allerdings gibt es bei Kindern und Jugendlichen deutlich mehr, oft schwierig zu erkennende Ursachen, die zu einem frühen Schlaganfall führen können. Dazu gehören neben einem Blutgerinnsel und einer Stauungsblutung oder lokalen Gefäßentzündungen auch Komplikationen von Herzfehlern oder seltene Kopfschmerzerkrankungen. „Die Bandbreite der Ursachen und Risiken ist viel, viel größer als bei 10 KLINIKUMaktuell 03.2016 weil die Symptome im Kindesalter oft untypisch sind, und die kleinen Patienten in einem Alter sind, in dem sie Beschwerden nicht mitteilen können oder in dem gar nicht auffällt, wenn ein kleines Kind plötzlich nur mit einer Hand greift. Viele kindliche Schlaganfälle werden gar nicht erkannt oder erst, wenn bereits Langzeitschäden im Gehirn entstanden sind. „Time is Brain“ (dt.: Zeit ist Hirn) sagen die Neurologen und meinen damit, dass Schäden nur vermieden werden können, wenn die Intervention schnell passiert. „Das Zeitfenster, in dem wir diagnostizieren und handeln müssen, ist maximal für sechs Stunden offen “, erklärt Prof. Dr. Heinen. „Die Therapie kann in diesem Zeitfenster dann dieselbe wie bei Erwachsenen sein: Wir geben entweder Medikamente, die ein Blutgerinnsel auflösen, oder öffnen ein verschlossenes Hirngefäß per Katheter-Eingriff.“ In der Schlaganfall-Spezialstation kümmert sich 24/7 – also 24 Stunden an sieben Tagen in der Woche – das interdisziplinäre Team aus Kinder-Neurologen, Gerinnungsspezialisten, Kinder-Neurochirurgen, Kinder-Radiologen, Neuroradiologen und Intensivmedizinern um die kleinen Patienten. Alles geschieht in engster Absprache zur „Stroke-Unit“ der Erwachsenen-Neurologie. Bis jetzt gibt es eine solche interdisziplinäre Pediatric Stroke Unit (so der Fachbegriff) nur am Klinikum der Universität München. Eine wichtige Rolle wird in Zukunft auch die Anbindung an das telemedizinische Netzwerk NEVAS spielen. NEVAS steht für Neurovaskuläres Versorgungsnetzwerk Südwestbayern und ist eine Kooperation des Klinikums der Universität München mit Krankenhäusern anderer bayerischer Landkreise. Dabei beraten die Spezialisten am Klinikum die Kollegen vor Ort, geben Therapieempfehlungen oder organisieren notfalls eine Verlegung nach München. „Bislang gibt es NEVAS nur für Erwachsene“, so Prof. Dr. Heinen. „In Zukunft sollen auch kleine Patienten davon profitieren.“ Gemeinsam mit den Neurologen wird aktuell das KINDER-NEVAS aufgebaut. Prof. Dr. Florian Heinen )089/4400-57851 [email protected]* muenchen.de Zeichnungen: Susanne Bauernfeind © 123RF.com deutsche Stroke-Einheit für Kinder Diagnose & Therapie Auf den Nerv gehen Was auf den ersten Blick aussehen mag wie eine kunstvoll gefertigte Schreibfeder, löst bei anderen womöglich Angstschweiß oder sogar Fluchtreflexe aus. Das Bild zeigt nämlich einen Zahn, dessen Wurzelkanäle eröffnet sind sowie das Instrument, um einen Wurzelkanal aufzubereiten. Jährlich werden in Deutschland 7 Millionen Wurzelkanalbehandlungen durchgeführt. Ursache ist eine bakterielle Infektion des Wurzelkanals selbst oder am unteren Ende der Zahnwurzel, dort wo der Zahn im Kieferknochen verankert ist. Ist im Röntgenbild noch keine Entzündung an der Wurzelspitze sichtbar, so sind die Erfolgsaussichten mit bis zu 90% sehr hoch. Besteht die bakterielle Infektion des Wurzelkanals schon seit längerer Zeit und ist somit eine Entzündung an der Wurzelspitze im Röntgenbild sichtbar, so sinkt die Erfolgsrate auf noch 70-80 %. Verschiedene Studien konnten jedoch zeigen, dass ein wurzelkanalbehandelter Zahn mehr als 8-10 Jahre im Mund überleben und weiterhin zum Kauen verwendet werden kann. Ein weiterer wichtiger Punkt ist eine anschließende zeitnahe Überkronung des so behandelten Zahnes. Spezialisten auf diesem Gebiet sind Endodontologen der LMU-Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie. „Entscheidend für den Erfolg sind das antiseptische Behandlungsprotokoll mit einer Isolierung des Zahnes mittels Kofferdam (Anm.: im Bild türkis), um weitere Bakterien aus der Mundhöhle vom Wurzelkanalsystem fernzuhalten, ein geeignetes Spülmedium zur Desinfektion – hier bietet sich Natriumhypochlorit an – und sterile Wurzelkanalinstrumente“, erklärt Dr. Christian Diegritz. Der Eingriff ist weitestgehend schmerzfrei, im Vergleich zum Entfernen des Zahnes zudem das weitaus kleinere Übel. Moderne Bildgebung, wie die digitale Volumentomografie, erlauben zudem verbesserte Diagnosemöglichkeiten zu regulären 2-D-Aufnahmen. Kontakt: OA Dr. Christian Diegritz Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie Terminvergabe über ) 089/4400 -9313 KLINIKUMaktuell 03.2016 11 Diagnose & Therapie Neue Wege bei Harnblasenkrebs So therapiert das spezialisierte Zentrum an der Urologischen Klinik N ach dem Prostatakrebs ist das Harnblasenkarzinom die zweithäufigste bösartige Erkrankung des Urogenitaltraktes. Pro Jahr erkranken in Deutschland 25.000 Menschen neu daran, Männer sind allerdings mehr als zweimal häufiger betroffen als Frauen. An der Urologischen So funktioniert die Hybrid Knife-Technik Markierung der Tumorgrenzen Unterspritzen des Tumor mit einem Wasserstrahl 12 KLINIKUMaktuell 03.2016 tiefere Inzision in das Wasserkissen Exzision des Tumor mit dem Hybrid Knife Klinik des Klinikums der Universität München ist das „Deutsche Harnblasenkarzinom-Zentrum“ angesiedelt, die größte Einrichtung ihrer Art in der Bundesrepublik und eine der größten weltweit. KLINIKUM aktuell sprach mit Prof. Dr. Christian Stief, Direktor der Urologischen Klinik, und Prof. Dr. Alexander Karl, Leiter des Harnblasenkarzinom-Zentrums, unter anderem über neue Wege in der Therapie. Die Harnblase ist – anders als die Prostata – nicht Bestandteil der gängigen Vorsorgeuntersuchungen. Welche Hinweise auf einen Tumor kann man selbst feststellen? Prof. Stief: Viele Patienten kommen zu uns, weil sie bemerken, dass ihr Urin plötzlich rötlich oder braun verfärbt ist. Das kommt von Blutungen aus dem Harntrakt, die aber keine Schmerzen verursachen. Die Ursache für Blutungen kann natürlich auch harmlos sein, aber man sollte Veränderungen immer sofort abklären lassen. Wie stellen Sie die Diagnose? Prof. Stief: Die nach wie vor wichtigste Untersuchungsmethode ist die Blasenspiegelung, der Fachbegriff dafür ist Zystoskopie. Hier wird endoskopisch über die Harnröhre die Blaseninnenwand an einem Videomonitor beurteilt. Bei Vorliegen eines auffälligen Befundes folgen Probebiopsien sowie eine Untersuchung des Urins auf bösartige Zellen. Bei uns am Haus wurde darüber hinaus ein neues Verfahren entwickelt, die Photodynamische Diagnostik. Sie ermöglicht durch Fluoreszenztechnik eine spezielle Anfärbung von Harnblasentumoren und damit auch die Entdeckung kleinster Tumoren. Diagnose & Therapie Wie sieht die Therapie aus? Prof. Karl: Oberflächlich wachsende Harnblasentumore, die noch nicht in die Muskulatur der Blase vorgewachsen sind, entfernen wir üblicherweise über die Harnröhre mit einer Drahtschlinge, über die elektrischer Strom fließt. Wucherungen, die kleiner als der Durchmesser der Schlinge sind, können damit in einem Stück entfernt werden, größere Tumore müssen stückweise abgetragen werden. Allerdings hat dieses Verfahren zwei Nachteile: Durch das Zerschneiden eines Tumors werden möglicherweise Tumorzellen freigesetzt, die zu einer Ausbreitung von Tumorgewebe in der Blase führen können. Zudem erschwert die Zerstückelung des Gewebes dem Pathologen die Beurteilung der Resektionsränder und somit die Stellung einer exakten Diagnose. Dies kann die Planung der weiteren Therapie negativ beeinflussen. Gibt es eine Alternative? Prof. Karl: Wir bieten als eines von nur fünf Zentren in Deutschland die Hybrid Knife-Technik an, die im Moment allerdings noch als klinische Studie erprobt wird. In der Gastroenterologie wird dieses Verfahren schon erfolgreich eingesetzt, wir wollen es jetzt auch in der Urologie etablieren. Dabei wird endoskopisch mit Hilfe eines sehr dünnen Hochdruckwasserstrahls die Harnblasenschleimhaut mit dem Tumor zusammen angehoben. Das entstehende Flüssigkeitskissen dient während des Herausschneidens des Tumors aus der Blasenwand als Schutz vor Verletzungen. Anschließend wird mit einer feinen stromdurchflossenen Sonde um den Tumor herum eingeschnitten und dann der Tumor als Ganzes in einem sogenannten Bergebeutel entfernt. Das geht allerdings nur, wenn der Tumordurchmesser nicht größer als ca. 2,5 Zentimeter ist. Wie hoch ist das Risiko, dass der Krebs zurück kommt? Prof. Karl: Leider ist es so, dass auch oberflächliche Blasenkarzinome in bis zu 70 Prozent der Fälle in den ersten beiden Jahren zurück kommen. Wir können dieses Risiko senken, indem wir innerhalb der ersten sechs Stunden nach der Operation über einen Katheter ein Chemotherapeutikum in die Blase geben und es dort für eine Stunde belassen. So werden frei schwebende Tumorzellen zerstört, das Rezidivrisiko gesenkt. Was können Sie für Patienten tun, deren Blase schon so von Tumoren befallen ist, dass Sie sie komplett entfernen müssen? Prof. Stief: Bei der Hälfte der Patienten können wir eine Ersatzblase aus Dünndarm mit Anschluss an die ursprüngliche Harnröhre formen. Sie kommt der natürlichen Blase am nächsten. Ist die Harnröhre schon vom Krebs befallen, gibt es unterschiedliche Methoden, den Harn innerhalb und außerhalb des Körpers zu sammeln und dann über einen künstlichen Ausgang abzuleiten. Wir haben an unserem Zentrum pro Jahr etwa 1.000 Patienten mit einem Harnblasenkarzinom und wir finden für jeden die individuell beste Therapie. 25.000 Menschen erkranken pro Jahr an einem Harnblasenkarzinom. Männer sind zweimal häufiger betroffen als Frauen Prof. Dr. Christian Stief )089/4400-72971 [email protected]* muenchen.de Prof. Dr. Alexander Karl )089/4400-73526 [email protected]* muenchen.de Anzeige www.pasteur-apotheke.de Sich Zeit nehmen und individuell beraten, ist für mich eine Selbstverständlichkeit. München-Großhadern ● Heiglhofstraße 11 ● Tel.: 7 14 80 90 KLINIKUMaktuell 03.2016 13 q Diagnose & Therapie KUM digital Ein Meilenstein für die Tumorboards Das leistet eine neue Software für die Arbeit der Krebs-Konferenzen D as CCCLMU und das RHCCC am Klinikum rechts der Isar der TU München bilden gemeinsam mit dem Tumorzentrum München das von der Deutschen Krebshilfe zertifizierte Onkologische Spitzenzentrum CCC München, eines von 13 Onkologischen Spitzenzentren deutschlandweit. Nun startet dort ein von der Krebshilfe gefördertes gemeinsames Exzellenz-Projekt: Eine eigens weiter entwickelte neue DokumentationsSoftware für die Tumorboards der beiden Klinika. „Wir wollen damit die Qualität der Behandlung und die Grundlagen für die Forschung verbessern“, sagt Prof. Dr. Claus Belka, Direktor der Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie, der zusammen mit Prof. Dr. Stefanie Combs (Klinikum rechts der Isar) die Arbeitsgruppe IT am CCC leitet. So werden künftig Daten erfasst Am CCC gibt es sogenannte Tumorboards, in denen interdisziplinär jeder Fall von einem Ärzteteam besprochen wird. „Die neue Software ermöglicht es, Patientendaten unkompliziert in ein Tumorboard zu übernehmen und anschließend alles, was im Tumorboard besprochen wurde, wieder direkt mit den anderen Behandlungsdaten eines Patienten zusammenzuführen“, sagt Prof. Dr. Belka. RätselAuflösung von s. 45 8 2 5 1 4 7 6 8 7 4 9 3 2 6 1 5 9 3 9 3 6 1 2 5 4 8 7 6 9 5 2 3 4 1 7 8 3 7 2 5 1 8 9 4 6 4 8 1 9 6 7 5 3 2 5 4 9 3 8 2 7 6 1 7 6 3 4 9 1 8 2 5 1 2 8 7 5 6 3 9 4 14 KLINIKUMaktuell 03.2016 Die interdisziplinären Tumorboards finden jede Woche statt „Damit erhöhen wir die Transparenz und auch die Qualitätssicherung.“ So ist jetzt auf einen Blick sichtbar, ob die Beschlüsse aus dem Tumorboard für den jeweiligen Patienten bereits umgesetzt sind und ob alle Behandlungsleitlinien befolgt werden. Mit der neuen Software wird es zudem wesentlich einfacher, die Verläufe für alle Krebserkrankungen vollständig und zeitnah zu dokumentieren. Durch die automatische Übermittlung der Daten ans Tumorregister München trägt sie dazu bei, eine umfangreiche Datengrundlage für die Forschung zu liefern. Zur Zeit läuft die Pilotphase Am Klinikum der Universität wird die Software jetzt im Rahmen einer Pi- lotphase in einem ersten Tumorboard eingeführt. Ziel ist, innerhalb der nächsten zwei Jahre alle Tumorboards elektronisch zu dokumentieren. Dies passiert in enger Abstimmung mit dem Klinikum rechts der Isar. „Durch diese gemeinsame Einführung entstehen Synergie-Effekte und es werden Ressourcen gespart. Die neue Software erleichtert die Arbeit der Tumorboards enorm und ist auf jeden Fall ein Meilenstein“, so Professor Dr. Belka. Prof. Dr. Claus Belka )089/4400-74521 [email protected]* muenchen.de Forschung & Lehre Hormone in den Wechseljahren Das ist der neueste Stand der Wissenschaft © miamariam/Fotolia D ie Behandlung von Frauen in den Wechseljahren mit Östrogenen war Jahrzehnte Standardtherapie, mit der man nicht nur klimakterische Beschwerden therapieren, sondern die Patientinnen insgesamt jugendlicher erhalten wollte. Bis im Jahr 2002 die Women‘s Health Initiative (WHI) eine große Studie veröffentlichte, die das Risiko für Brustkrebs, Infarkte, Schlaganfälle, Venenthrombosen und Lungenembolien durch Östrogene und Co. stark erhöht sah. Dadurch war die Hormongabe zunächst in Verruf geraten, wobei die Kritik zunehmend relativiert wurde und man in jüngster Zeit oft auch von einer Renaissance der Hormontherapie sprach. Zuletzt beklagten im Frühjahr sogar zwei Autoren der Studie von 2002 im „New England Journal of Medicine“ selbst eine Missinterpretation ihrer Daten und merkten an, durch die zurückhaltende Hormonverordnung würden mindestens 20 Prozent der menopausalen Frauen unnötig leiden. Wie gefährlich ist die Hormongabe also wirklich? Damit beschäftigte sich auch der Züricher Gesprächskreis, ein hochrangiger Club deutschsprachiger Kliniker und Wissenschaftler aus dem Bereich gynäkologische Hormone werden heute meistens als Gel oder Creme aufgetragen Endokrinologie. Seit 30 Jahren existiert der Kreis, Prof. Dr. Christian Thaler, Leiter des Hormon- und Kinderwunschzentrums am Klinikum der Universität München, ist seit über zehn Jahren dabei. Zum ersten Mal seit seinem Bestehen tagte der ZüriAnzeige 090-122-002_cs5.indd 1 09.05.16 09:24 KLINIKUMaktuell 03.2016 15 Forschung & Lehre aber den Eindruck, es handle sich um gesunde Frauen. Da kann man nicht alle Erkrankungen den Hormonen anlasten.“ Und im Übrigen: „Einer übergewichtigen Raucherin hätten wir auch schon vor dem Studienergebnis von Hormonen abgeraten.“ Welche Hormone werden überhaupt substituiert? „Östrogen und meist auch Gelbkörperhormone (Gestagene)“, erklärt Professor Thaler. „Einige selbst ernannte Anti-Ageing-Mediziner geben auch noch Melatonin, DHEA oder Wachstumshormone, aber davon kann ich im Regelfall nur abraten, wir wissen viel zu wenig über die Langzeitfolgen.“ Hormone nur bei Beschwerden Der Züricher Kreis am Klinikum: vordere Reihe ( v.l.) Prof. Dr. Alfred O. Mueck, Prof. Dr. Christian Thaler, Prof. Dr. Inka Wiegratz. hintere Reihe (v.l.) Prof. Dr. Ludwig Wildt, Prof. Dr. Martin Birkhäuser, Prof. Dr. Joseph Neulen, Prof. Dr. Peyman Hadji, Prof. Dr. Bruno Imthurn cher Gesprächskreis im Juni in München am Klinikum und beschäftigte sich auch eingehend mit den neuen Erkenntnissen zum Thema Hormone in den Wechseljahren. »Jüngere, gesunde Frauen zwischen 50 und 60 Jahren profitieren fast immer von einer Hormongabe« Die Schwächen der WHI-Studie Wie konnte es überhaupt zu so falschen Schlüssen aus einer Studie kommen? „Die meisten Patientinnen der WHI-Studie waren relativ ältere, schon länger postmenopausale Frauen mit einem Durchschnittsalter von über 66 Jahren. Ein großer Teil von ihnen rauchte, war stark übergewichtig und hatte bereits Gefäßerkrankungen“, erklärt Prof. Dr. Christian Thaler. „Die Studie erweckte Prof. Dr. Christian Thaler WHI – hoher Anteil von Risikopatientinnen WHI WHI mono kombiniert mittl. Alter in der Studie 67 BMI > 30 kg/m 45 34% Raucherinnen 48 50% 2 66 Jahre (vor oder während WHI) Hypertonie (therapiebedürftig)48 36 % weitere kardiovaskuläre Vorerkrankungen* ca. 10 % *Patientinnen nach Venenthrombosen und Lungenembolien, nach Herzinfarkt, nach Hirninsult, mit Angina pectoris, nach Bypass-Operationen oder Angioplastie oder auch mit Diabetes mellitus (mit wichtige Ursache für Infarkte!) Bei der WHI-Studie bekamen die Frauen entweder nur Östrogene (WHI mono) oder Östrogene und Gestagene (WHI kombiniert) 16 KLINIKUMaktuell 03.2016 Wer ist überhaupt eine Kandidatin für Hormone? „Auch wenn die Ergebnisse der Studie relativiert sind: Wir geben nicht jeder Frau in den Wechseljahren Hormone, sondern nur denen, die schwer beeinträchtigt sind durch Hitzewallungen, Schweißausbrüche, Schlafstörungen oder depressive Verstimmungen“, so Thaler. „Wir geben dabei die Hormone oft auch über mehrere Jahre, prüfen aber mindestens einmal pro Jahr, ob die Gabe noch notwendig und sinnvoll ist.“ Jüngere, gesunde Frauen zwischen 50 und 60 Jahren würden fast immer von einer Hormongabe profitieren, unter anderem senkt Östrogen hier meist das Risiko für Herzinfarkt und Darmkrebs, stärkt dazu auch noch die Knochen und erhöht offenbar nicht das Risiko für Schlaganfälle. Gestagen schützt die Gebärmutterschleimhaut vor Wucherungen und Tumoren. Wie verträglich Hormone sind, hängt unter anderem auch davon ab, wie sie verabreicht werden. So wird zum Beispiel Östrogen, das als Creme auf die Haut aufgetragen wird, nicht über die Leber verstoffwechselt, es gibt damit eine viel geringere Veränderung der Blutgerinnung, die Thrombosen verursachen könnten. Im Ausland bereits zugelassen ist Gestagen, das über eine Spirale verabreicht wird und lokal in der Gebärmutter wirkt. Welche Frauen dürfen trotz Beschwerden keine Hormone nehmen? „Patientinnen, die ein Mammakarzinom, eine akute Venenthrombose oder einen akuten Herzinfarkt haben, sollten keine Hormone nehmen“, so Thaler. Sein Fazit: „Auch wenn Hormone ein Stück weit rehabilitiert sind, sollten sie in so geringer Dosis wie möglich und nur so lang als nötig gegeben werde. Die Zeiten, in denen sie mit dem Gießkannenprinzip an alle Frauen verteilt wurden, sind längst vorbei. Heute setzen wir auf ein individuelles, maßgeschneidertes Konzept.“ Prof. Dr. Christian Thaler )089/4400-76821 [email protected] * Anzeige Betreuung & Pflege Forschung & Lehre rund um die Uhr in Ihrem Zuhause Sechs Seiten voller Fakten Das Fact Sheet Research informiert in englischer Sprache über die Forschung an Klinikum und Fakultät A ls Forschungsdekan der Medizinischen Fakultät hat Prof. Dr. Stefan Endres, Leiter der Abteilung für Klinische Pharmakologie, häufig Kontakt mit internationalen Kooperationspartnern aus Wissenschaft, Industrie und Politik. Sie wissen um die Leistungsfähigkeit des Klinikums der Universität und der Medizinischen Fakultät, aber am Ende eines Treffens wurde oft der Wunsch nach einer knappen Faktensammlung in englischer Sprache geäußert. „Natürlich stellt auch der jährliche Leistungsbericht unsere Forschungsergebnisse zusammen, aber eben sehr ausführlich und auf Deutsch“, sagt Prof. Dr. Stefan Endres. „Deswegen haben wir uns entschieden, ein jährlich aktualisiertes „Fact Sheet Research“ in englischer Sprache zu produzieren, in dem Prof. Dr. Stefan Endres auf sechs Seiten das Wichtigste zusammengefasst ist. Dort findet man auch die sechs großen Forschungsfelder von Klinikum und Fakultät: Die molekulare Medizin, der Kampf gegen Krebs, Therapie von Herz-Kreislauf- und entzündlichen Erkrankungen, die Transplantationsmedizin, die Neurowissenschaften und Medizin für die Gesellschaft. „Eine Stärke der engen Verbindung von Fakultät und Klinikum ist, dass Ergebnisse der Grundlagenforschung in die klinische Anwendung weiterentwickelt werden können“, betont Prof. Dr. Endres. „Das Klinikum und die Fakultät gehören in Deutschland und Europa hier zu den erfolgreichsten Einrichtungen.“ Und national gesehen ist das Klinikum Partner und Standort für alle sechs deutschen Gesundheitszentren zur Erforschung der großen Volkskrankheiten Tumoren, Herz-Kreislauf-Krankheiten, Lungenerkrankungen, Infektionen, Diabetes und neurodegenerative Erkrankungen. Das Fact Sheet gibt es auf der Homepage des Klinikums auch zum Herunterladen unter http://www.klinikum.uni-muenchen.de/de/forschung/index.html Deutsche Pflegekräfte Anerkannt von allen Pflegekassen MDK-Pflegenote 1,0 Zertifiziertes Qualitätsmanagement In München und ganz Bayern Rund um die Uhr Betreuung zu Hause Toll 24 Betreuung GmbH & Co. KG KLINIKUMaktuell 03.2016 17 [email protected] | www.toll-betreuung.de Forschung & Lehre Tiere als künftige Organspender Der DFG-Sonderforschungsbereich „Xenotransplantation“ wird weitere vier Jahre gefördert W eltweit gibt es zu wenig Spender-Organe. Ein Ausweg könnte die Verpflanzung tierischer Organe, die sogenannte Xenotransplantation, sein. Seit 2012 fördert die Deutsche Forschungsgemeinschaft den Sonderforschungsbereich SFB/Transregio 127, der sich mit der Xenotransplantation beschäftigt. Gerade wurde er um vier Jahre verlängert. Weitere universitäre Partner sind neben der Ludwig-MaximiliansUniversität München die MHH Hannover sowie die TU Dresden. Die Fördersumme für die bayerischen Projektpartner beträgt 6,3 Millionen Euro. Sprecher sind Professor Dr. Eckhard Wolf, Inhaber des Lehrstuhls für Molekulare Tierzucht und Biotechnologie der LMU, und Professor Dr. Bruno Reichart am Walter-BrendelZentrum für Experimentelle Medizin. Und damit beschäftigt sich die Forschergruppe: Schon die Übertragung eines menschlichen Spenderorgans ist schwierig, da der Körper versucht, das fremde Gewebe abzustoßen. Diese Reaktion ist umso stärker, wenn der Spender ein Tier ist. Daher werden die Spenderschweine genetisch verändert, um die xenogene Abstoßungsreaktion zu überwinden oder zumindest abzuschwächen. funktion. Beteiligt an den Arbeiten sind auch Forscher vom Genzentrum der LMU: SFB-Sprecher Eckhard Wolf und sein Mitarbeiter Nikolai Klymiuk haben Schweine genetisch so verändert, dass sich ihr Herz besonders gut für eine solche Transplantation eignet. Die Modifikation der Spenderschweine, die die Prof. Muhammad Mohiuddin (3.v.r.) mit den LMU-Forschern LMU-Forscher vorgenom(v.l.) Prof. Dr. Paolo Brenner, Dr. Sonja Güthoff, Prof. Dr. men haben, verhindert, dass Bruno Reichart, Dr. Jan Abicht und Dr. Tanja Mayr das Blut von Primaten, wenn Ermutigend sind dabei die Forschungs- es durch die Gefäße im Schweineherz ergebnisse des Teams um Muhammad fließt, Gerinnsel bildet. Wissenschaftler in Mohiuddin am National Institute of Health den USA haben ähnliche genetische Ver(NIH) in Bethesda (US-Staat Maryland). änderungen durchgeführt, aber das in der Dort schlug ein Schweineherz im Körper NIH-Studie am längsten überlebende Herz eines Affen gut zweieinhalb Jahre – so lan- hatte die von den LMU-Wissenschaftlern ge wie nie zuvor. 945 Tage lang arbeitete entwickelte genetische Modifikation. „Das das in den Bauchraum des Pavians implan- sind sehr ermutigende Ergebnisse“, so tierte Organ, wie US-amerikanische und Prof. Dr. Wolf. „Aber bis zur Erprobung am deutsche Forscher im Fachmagazin „Na- Menschen ist es noch ein weiter Weg.“ ture Communications“ berichten. In Versuchen zuvor habe dies nur maximal halb so lange funktioniert. Das Organ war im Prof. Dr. Eckhard Wolf Bauchraum des Anubispavians an die Blutversorgung angeschlossen, pumpte auch, )089/2180-76800 [email protected] ersetzte allerdings nicht die normale Herz* Anzeige „Gut und sicher leben im Alter“ Betreutes Wohnen in großzügigen Appartements zwischen 30 und 150 m2, alle mit Südbalkon. StAtionäre Pflege (MDK note 1,0) • KurzzeitPflege • AMBulAnter PflegeDienSt Außerdem: Einzigartiges Pflegekonzept durch unser geschultes Fachpersonal: Milieu- und Kunsttherapie nach Irene Heuser mit gelebter, warmer, menschlicher, ganzheitlicher Betreuung. www.villa-bruneck.de 090-122-018_cs5.indd 1 18 KLINIKUMaktuell 03.2016 Seniorenresidenz Villa Bruneck • Gräfin-Schlippenbach-Weg 15 und 16 • 83708 Kreuth/Tegernsee Tel. 0 80 29/80 • Fax 0 80 29/88 11 • E-Mail: [email protected] 09.06.16 08:36 Forschung & Lehre Kein Chemobrain Brustkrebs: Stress durch Diagnose ist schuld an Ausfällen Die Diagnose Brustkrebs zieht Frauen den Boden unter den Füßen weg. Angst vor Schmerzen, vor der Behandlung, vor dem Tod – was wird werden? Eine Studie von LMU-Forschen weist nun nach, dass Stress durch Krebs bei vielen Patientinnen zu Symptomen einer Posttraumatischen Belastungsstörung führt, die kognitive Störungen nach sich ziehen – die betroffenen schaftliche Untersuchungen fest. Allerdings wurden diese ausschließlich auf Nebenwirkungen der Chemotherapie zurückgeführt und als Chemobrain (Chemogehirn) bekannt. Bis eben Studien diese Ausfälle bei Patienten nachwiesen, die noch gar keine Chemo hatten. Zu den Ursachen gab es bisher nur Vermutungen: Die Erkrankung selbst könnte Gehirnfunktionen beeinträchtigen, etwa durch eine vermehrte Ausschüttung bestimmter Botenstoffe (Zytokine), oder Erkrankung und kognitive Beeinträchtigung könnten eine gemeinsame genetische Grundlage haben. Jetzt konnte ein Team um Dr. Kerstin Hermelink, Leitende PsychoBeratungsgespräch: Dr. Kerstin Hermelink login am Brustzentrum mit einer Patientin der Frauenklinik der Frauen sind vergesslich, unauf- LMU, zeigen, dass wahrscheinlich posttraumatischer merksam, unkonzentriert. Stress infolge der Diagnose die Störungen schon vor TherapieBeeinträchtigungen kognitiver Funktionen bei Krebspatienten beginn verursacht. Die LMUForscher haben das mit ihrer stellten zahlreiche wissen- Studie Cognicares (Cognition in Breast Cancer Patients – the Impact of Cancer-related Stress) überprüft und bestätigt. „Eine Krebserkrankung kann als Trauma erlebt werden. Kurz nach der Diagnose haben wir bei über 80% unserer Patientinnen posttraumatische Symptome gefunden“, sagt Dr. Kerstin Hermelink. „Stress dieses Ausmaßes hat großen Einfluss auf unsere geistige Leistungsfähigkeit und hinterlässt deutliche Spuren im Gehirn.“ Die Wissenschaftler untersuchten 166 Brustkrebspatientinnen und 60 Frauen ohne Krebserkrankung dreimal im ersten Jahr nach der Diagnose. Wie vermutet, zeigten kognitive Tests: „Je stärker die posttraumatische Belastung ausgeprägt war, umso mehr Fehler machten sie“, sagt Dr. Hermelink. In der CognicaresStudie wurde vor Therapiebeginn ein wesentlich geringeres Ausmaß kognitiver Beeinträchtigung ge- funden als in einigen früheren Untersuchungen. „Das liegt vermutlich daran, dass wir Faktoren, die die Ergebnisse verzerren können, besonders sorgfältig kontrolliert haben“, sagt Dr. Hermelink. „Unsere Ergebnisse sind eine gute Nachricht für Brustkrebspatientinnen“, ist Dr. Hermelink überzeugt. „Zumindest vor Behandlungsbeginn gibt es keinen Grund anzunehmen, dass Brustkrebspatientinnen unter mehr als minimalen kognitiven Störungen leiden, die durch den Stress der Erkrankung ausgelöst werden.“ Die Cognicares-Studie ist eine der weltweit größten Studien auf diesem Gebiet. Sie entstand unter Beteiligung von sechs Brustzentren in und um München und wurde von der Deutschen Krebshilfe gefördert. Die Daten der Untersuchungen nach Abschluss der Behandlung werden zurzeit noch analysiert. Publikationen: Journal of the National Cancer Institute; Psycho-Oncology. Dr. Kerstin Hermelink )089/4400-77595 kerstin.hermelink@med. * uni-muenchen.de Anzeige ■ ■ ■ ■ ■ ■ Med. Haarersatz (Vertragspartner der Kassen) Perücken ■ Toupets Haarteile ■ Kopfbedeckungen Maßanfertigungen Speziell geschulter „DKMS Life Partnerfriseur“ Erste geprüfte und staatlich anerkannte Fachkraft für Zweithaar (HWK) in Bayern Diskrete Beratung . Termine nach Vereinbarung Zweithaar-Praxis Freising . Moltkestraße 27a . 85354 Freising Tel.: 08161 4920695 . KLINIKUMaktuell [email protected] . www.haar-raum.de 03.2016 19 Forschung & Lehre Herzinfarkt: früh am Morgen besonders gefährlich Eine überschießende Immunantwort senkt die Chancen des Patienten erheblich Ein Herzinfarkt ist potenziell lebensbedrohlich. Am gefährlichsten ist er in den frühen Morgenstunden: Dann sterben mehr Leute, die Überlebenden haben schlechtere Heilungschancen. Dies ist aus epidemiologischen Studien bekannt. Doch die molekulare Ursache dafür war bisher weitgehend unklar. Nun haben Forscher um Sabine Steffens, Professorin für Klinische Pathobiochemie am Institut für Epidemiologie und Prophylaxe der Kreislaufkrankheiten am Klinikum der LMU, die Zusammenhänge bestätigt: Es hängt tatsächlich vom Tageszeitpunkt ab, was im betroffenen Herzmuskel geschieht. Die Forscher haben aufgedeckt, dass sowohl der entscheidende ChemokinHerz-Kreislauf-Erkrankungen (ohne Schlaganfälle) sind nach wie vor die Todesursache Nummer eins in Deutschland – auch wenn dank der modernen Kardiologie die Sterblichkeit insgesamt stark reduziert wurde (2013: 354.493 Todesfälle). Herzkatheter: Bei Verdacht auf eine Durchblutungsstörung wird das Herz mithilfe eines dünnen Kunststoffschlauchs (Katheter) untersucht. Dieser wird durch ein Blutgefäß (Zugang meist über die Leiste) zum Herzen vorgeschoben. Durch Kontrastmittel werden die Strukturen im Röntgenbild (vorne) dargestellt rezeptor CXCR2 als auch bestimmte Immunzellen in ihren Aktivitäten vom Biorhythmus des Menschen beeinflusst werden. Das Team konnte an Mäusen zeigen, dass die Immunzellen etwa eine Stunde nach Beginn der aktiven Phase eine stärkere Entzündung auslösen als in der Schlafphase oder später am Tag. Bei einem Herzinfarkt sterben Herzmuskelzellen ab. Daraufhin wandern Immunzellen, die Neutrophilen Granulozyten, in das geschädigte Gewebe. Sie lösen eine Entzündungsreaktion aus, durch die das abgestorbene Gewebe abgebaut wird. Bereits in einer früheren Veröffentlichung konnte Prof. Steffens belegen, welch wichtige Funktion die Neutrophilen für den Heilungsprozess haben, solange die Immunreaktion im Gleichgewicht ist und sie nicht in zu großer Menge auftreten. Machen sich jedoch zu viele Neutrophile auf den Weg, wird es gefährlich, da sich infolge der stärkeren Entzündung auch mehr Narben im Gewebe bilden und sich der Herzmuskel ausdehnt, was das Herz schwächt. Prof. Steffens: „Zu Beginn der aktiven Phase werden mehr Neutrophile aus dem Knochenmark freigesetzt. Beim Menschen liegt ihre aktive Phase in den frühen Morgenstunden. Ein Herzinfarkt zu dieser Zeit führt zu einer übermäßigen Entzündungsreaktion durch Neutrophile.“ Der Chemokinrezeptor CXCR2 an der Oberfläche der Neutrophilen ist direkt nach dem Aufwachen am stärksten ausgeprägt. Wurde der Rezeptor medikamentös unterdrückt, verringerte sich die Entzündung und damit die Schädigung des Herzens. Die Wissenschaftlerin: „CXCR2 kann ein interessantes therapeutisches Ziel sein, wenn zu viele Neutrophile in das geschädigte Muskelgewebe wandern.“ Literaturhinweis: EMBO Molecular Medicine, 2016 May 25; European Heart Journal 2016, doi: 10.1093/eurheartj/ehw002 Prof. Sabine Steffens )089/4400-54674 sabine.steffens@med. * uni-muenchen.de Alzheimer früh erkennen LMU-Demenzforscher haben einen neuen Biomarker entdeckt Weltweit leiden ca. 35 Millionen Menschen an der Demenzerkrankung Alzheimer. Bis 2050 rechnen Experten mit etwa 130 Millionen Erkrankten. Bei Diagnose und Prognose kommt Biomarkern eine immer bedeutendere Rolle zu. Deren Bestimmung ist eine fest etablierte Methode in klinischen Untersuchungen. Biomarker sind biologische Faktoren und u. a. in Blut, Urin und Rückenmarksflüs- 20 KLINIKUMaktuell 03.2016 sigkeit messbar. Sie liefern wertvolle Informationen. Alzheimer wird durch krankhafte Veränderungen im Gehirn verursacht. Es sammeln sich giftige Eiweiß- klumpen an, welche die Nervenzellen schädigen. Diese Beta-Amyloid-Peptide lagern sich bereits Jahre vor dem Auftreten von Symptomen im Gehirn ab. Die Forscherteams von Prof. Dr. Christian Haass, Forschung & Lehre So schaut es aus mit dem Protein TREM2 im Nervenwasser von Patienten (v. l.): Ausgehend von geistiger Gesundheit steigt der Biomarker im präklinischen Stadium und dann bis zu leichter Beeinträchtigung stark an. Bei fortgeschrittener Demenz sinkt die Konzentration wieder deutlich Inhaber des Lehrstuhls für Stoffwechselbiochemie der LMU und Sprecher des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) in München, und Michael Ewers, Professor am Institut für Schlaganfall- und Demenzforschung (ISD) am Klinikum der LMU, haben nun einen neuen wegweisenden Biomarker entdeckt. Sie zeigten erstmals, dass die Konzentration des Proteins TREM2 im Nervenwasser von Patienten in einem frühen Stadium der Erkrankung deutlich erhöht ist. Prof. Haass: „Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass das Protein TREM2 eine wichtige Rolle für den Verlauf der Alzheimer- und vielleicht sogar anderer Demenzerkrankungen spielt. Es spiegelt ofDas Risiko für eine Demenzerkrankung steigt mit dem Alter. Zwischen 65 und 69 Jahren leidet jeder 20. an einer Demenz, zwischen 80 und 90 fast schon jeder Dritte. fenbar einen Abwehrmechanismus von Fresszellen wider, die im Gehirn geschädigte Nervenzellen und giftige Ablagerungen, wie zum Beispiel Beta-Amyloid, entfernen.“ Aktuelle Ergebnisse epidemiologischer Studien zeigen, dass genetische Veränderungen, die das Immunsystem im Gehirn verändern, mit einem stark erhöhten Risiko von Alzheimer zusammenhängen. „Der NervenwasserBiomarker bietet nun die Möglichkeit, Veränderungen in dieser Immunabwehr zu messen“ erläutert Prof. Ewers. ihnen Rückenmarksflüssigkeit entnommen. Die Analyse ergab, dass ein Fragment des TREM2-Proteins am stärksten bei jenen Personen nachweisbar war, die nur eine leichte kognitive Beeinträchtigung hatten. Bei fortgeschrittener Demenz war die Konzentration dagegen wieder niedriger. Prof. Haass: „Wir glauben, dass sich mithilfe unseres Biomarkers die Fähigkeit der Gehirnzellen beobachten lässt, giftiges Material abzubauen.“ zu machen. Auch könnte ein frühes Behandlungszeitfenster festgelegt werden. Die Forscher schlagen vor, die Konzentration von TREM2 bei Patienten mit Genveränderungen, die familiären Alzheimer verursachen, über einen längeren Zeitraum kontinuierlich wissenschaftlich zu untersuchen. Literaturhinweis: EMBO Molecular Medicine, doi: 10.15252/ emmm.201506123 Prof. Dr. Dr. h.c. Christian Haass )089/4400-46549 christian.haass@mail03.@ * med.uni-muenchen.de Dieser Biomarker könnte in zukünftigen klinischen StuIn ihrer Studie haben die dien ermöglichen, Forscher mehr als 400 Patidie Effektivität entinnen und Patienten mit von neuen entzünAlzheimer in unterschiedlichen Stadien sowie eine Grup- dungshemmenden Behandlungsanpe gesunder Personen untersätzen messbar sucht. Unter anderem wurde Prof. Dr. Michael Ewers )089/4400-46221 [email protected]* muenchen.de Kranke GefäSSe? Patienten für eine interessante Studie gesucht Leiden Sie an Gefäßverkalkungen an den Halsschlagadern (Carotisstenose)? Arteriosklerose mit Durchblutungsstörungen der Beine (periphere arterielle Verschlusserkrankung, PAVK)? Erweiterung der Bauchschlagader (Aortenaneurysma)? LMU-Forscher suchen für eine Beobachtungsstudie zu arteriellen Gefäßerkrankungen Teilnehmer, Frauen und Männer ab 18 Jahren mit einer der genannten Erkrankungen. Die Sektion Angiologie der Medizinischen Klinik und Poliklinik IV (Prof. Dr. Ulrich Hoffmann), Campus Innenstadt, führt zusammen mit dem Institut für Laboratoriumsmedizin (Prof. Daniel Teupser) diese Munich Study on Peripheral Atherosclerosis (MyPAth) durch. Ziel ist es, neue Faktoren zu identifizieren, die für die verschiedenen Gefäßerkrankungen verantwortlich sein können. Bei den Teilnehmern darf noch keine Katheterbehandlung oder Operation an den Gefäßen durchgeführt worden sein. Bei ihnen werden u. a. eine umfassende Gefäßuntersuchung mittels Ultraschall Prof. Dr. Ulrich Hoffmann und eine ausführliche Blutanalyse )089/4400-53509 durchgeführt. ulrich.hoffmann@med. * Sie werden über uni-muenchen.de drei Jahre einmal jährlich telefonisch über den Verlauf ihrer Erkrankung befragt. Im vierten Jahr ist nochmals eine umfassende Ultraschall- und Blutuntersuchung geplant. Bei Interesse: Andrea Zöckler (Studienambulanz), 089/4400-53554, andrea.zoeckler@med. uni-muenchen.de; Freshta Hosseini (Sekretariat Angiologie), 089/4400-53564, freshta.hosseini@med. uni-muenchen.de KLINIKUMaktuell 03.2016 21 Chirurgische Klinik um 1905 … … und heute Perspektive Klinikum 125 Jahre Chirurgische Klinik Große Namen, bahnbrechende Forschung: Wie an der Ludwig-MaximiliansUniversität bewegte und bewegende Medizingeschichte geschrieben wurde D ie „Königlich Chirurgische Klinik“ an der Nußbaumstraße in der Münchner Innenstadt öffnete am 25. April 1891 ihre Tore für Kranke und Studenten. Was hier geforscht, gelehrt und praktiziert wurde, das beeinflusste im Laufe der Klinikgeschichte nahezu alle Gebiete und Teilgebiete der deutschen und der internationalen Chirurgie. Schrittmacher für die Errichtung der Klinik war der Münchner Johann Nepomuk von Nußbaum (1829-1890), der 1859 die zweite chirurgische Abteilung am Städtischen Allgemeinen Krankenhaus links der Isar übernahm. Der damalige Krankenhausdirektor Hugo Wilhelm von Ziemssen (1829-1902) war sein Verbündeter beim Kampf für die Klinik in der Nußbaumstraße. Unter anderem von Rudolf Virchow (1821- 1902) und Bernhard von Langenbeck (1810-1887) ausgebildet, befasste Nußbaum sich unermüdlich mit der antiseptischen Wundbehandlung. Sein Leitfaden hierzu wurde in fünf Sprachen übersetzt. Die Chirurgie in München erlangte durch ihn internationale Geltung. Bei seinem Tod 1890 hinterließ er fast 100 Originalarbeiten, einige davon bahnbrechend. Einladung zur Eröffnungsrede von Prof. Ottmar von Angerer Initiator: Johann Nepomuk von Nußbaum 1883 Hugo Wilhelm von Ziemssen und Johann Nepomuk von Nußbaum fordern den Neubau einer chirurgischen Klinik 1891 1890 Ordinarius Ottmar von Angerer 22 KLINIKUMaktuell 03.2016 Eröffnung der eigenständigen „Königlich Chirurgischen Klinik“. Belegfähigkeit: 293 Betten Professor Ottmar von Angerer (1850-1918) führte das Konzept Nußbaums fort, äußerst erfolgreich in seinen fast 30 Jahren als Ordinarius (1890-1918). Die Klinik erreichte eine Bettenzahl von 400. Die Moderne zog ein mit zeitgemäßen Sterilisationseinrichtungen für OP-Besteck, Operationssälen und schließlich der Versorgung aller Klinikgebäude mit elektrischem Strom. Als sich 1896 die Nachricht von der Entde- Ausbau des seit 1896 von einem Wärter betreuten primitiven Röntgenlaboratoriums durch R. Grashey 1903 1918 Ordinarius Ferdinand Sauerbruch Errichtung des Westflügels mit zwei großen OP-Sälen, Unterdruckkammer, experimentell-chirurgischer Abteilung mit Tierlaboratorien und orthopädischer Werkstatt 1921 Perspektive Klinikum literarische Geltung. Die Bettenanzahl wurde auf 500 Betten erweitert, täglich wurden 200 ambulante Patienten betreut. ckung der Röntgenstrahlen verbreitete, beauftragte Angerer seinen Assistenten Rudolf Grashey (18761950) mit der Erprobung des neuen Verfahrens. Noch im selben Jahr wurde über die Ergebnisse der ersten Röntgenuntersuchungen in München berichtet – ein weiteres Highlight. Bahn frei für die moderne Toraxchirurgie Als Nachfolger wurde Ferdinand Sauerbruch (1875-1951) aus Zürich berufen, wo er bereits mit 35 Jahren den Lehrstuhl für Chirurgie innehatte. Unter ihm wurde der technische Fortschritt weiter vorangetrieben. Er bereitete mit seinem Versuch über die pneumatische Kammer (1904) den Weg zur modernen Thoraxchirurgie. Denn so konnte endlich verhindert werden, dass die Lunge beim Öffnen des Brustkorbes unter dem atmosphärischen Druck kollabierte. In seiner Ära wurde die Klinik um zwei neue Operationssäle erweitert, einschließlich dieser berühmten Unterdruckkammer. Ein Tierlabor und eine orthopädische Werkstatt kamen dazu. Als der Chirurgen-Titan die Klinik 1928 verließ, hatte sie einen internationalen Ruf allerersten Ranges. Er gilt bis heute als der populärste deutsche Chirurg. Unter dem bedeutenden plastischen Chirurgen Erich Lexer (1867-1937) wurde die Klinik zum internationalen Schwerpunkt auf dem Gebiet der rekonstruktiven Chirurgie. Die Monographien des Freiburgers zur Transplantations- und Wiederherstellungschirurgie haben heute noch wissenschaftliche und 1928 Ordinarius Erich Lexer Im Jahr 1874 wurden 80 Prozent aller im Münchner Stadtkrankenhaus behandelten komplizierten Frakturen, Muskelzerreißungen, Geschwüre, sogar Nagelgliedabsetzungen vom tödlichen Hospitalbrand befallen, ehe Johann Nepomuk von Nußbaum unter konsequenter Anwendung der Lister’schen Antiseptik mit Karbolsäure vermerken konnte: „Mancher komplizierte Unterschenkelbruch, der früher am 8. bis 14. Tag gestorben wäre, liegt jetzt 60 bis 80 Tage auf der Abteilung, verlässt aber das Spital lebend, geheilt und arbeitsfähig.“ 1943 1936 Ordinarius Georg Magnus Ordinarius Emil Karl Frey Im Herbst 1936 folgte Georg Magnus (18831942). Der Berliner machte sich einen Namen als Unfallchirurg und speziell durch seine Behandlung der Wirbelsäulenverletzungen. Er verfasste mehr als 150 wissenschaftliche Arbeiten. Sein Hauptwerk war das mit Fritz König herausgegebene vierbändige „Handbuch der gesamten Unfallheilkunde“. Mit Emil Karl Frey (1888-1977) übernahm 1943 ein Schüler Sauerbruchs die Klinik. Während seiner Leitung lag der Schwerpunkt der Forschung auf der Chirurgie an Herz, Lunge, Brustwand und Lungentumoren. Auch auf biochemischem Gebiet wurde die Forschung durch Frey ungemein bereichert. Im operativ-klinischen Bereich hat der Bankierssohn aus Kaufbeuren der deutschen Thoraxchirurgie zu Weltgeltung verholfen. Die erste Herztransplantation in Deutschland Mit der Berufung des Münchners Rudolf Zenker (1903-1983) 1958 wurde die Chirurgische Klinik neu gegliedert. Es entstanden Neubauten für Herz- und Thoraxchirurgie. Am 13. Februar 1969 wurde unter Zenkers Leitung die erste Herztransplantation in Deutschland vorgenommen – durch seine Schüler Werner Klinner und Fritz Sebening. Dabei bekam eine 36-Jährige das Spenderherz eines Unfallopfers eingesetzt. Die Patientin überlebte nur 27 Stunden. Das Herz war durch Vorschädigungen zu sehr belastet. Im Laufe der Jahre wurden Plan zum Neubau im Längsschnitt, die Spezialgebiete Herz- kolorierte Tuschezeichnung, 1888, und Thoraxchirurgie signiert von Stadtbaurat Arnold von unter Werner Klinner, Zenetti Verlagerung der Klinik in das Ausweichkrankenhaus Schloß Tegernsee 1944 1945 80% der Chirurgischen Klinik bei Kriegsende zerstört Beginn des Wiederaufbaus mit dem OPTrakt an der Westseite 1947 KLINIKUMaktuell 03.2016 23 Perspektive Klinikum Tag der offenen Tür: Ab 1973 fand unter Georg Heberer (1920-1999) eine Modernisierung der Operationsabteilung und Intensivtherapie statt sowie 1978 die Verlegung der Chirurgischen Klinik in das neu eröffnete Klinikum nach Großhadern. Der Hesse wurde in Marburg als Assistent von Rudolf Zenker für die Chirurgie begeistert. Mit der Berufung von Leonhard Schweiberer (geb. 1930) 1981 wurde (nach dreijährigem Interregnum) der Lehrstuhl an der Nußbaumstraße wieder besetzt. 1982 wurde der Lehrstuhl mit dem Poliklinischen Chirurgischen Lehrstuhl an der Pettenkofer Straße vereinigt. Schweiberer, einst alpiner Skirennläufer, zählt zu den führenden deutschen Unfallchirurgen. Er erwarb sich u. a. Verdienste um Ausbau und Verbesserung des Rettungswesens und der Notfallmedizin und entwickelte neue Behandlungsverfahren für Unfallverletzte. 1999 übernahm Wolf Mutschler die Klinik. Die Forschungsschwerpunkte in seiner Ägide führten zu internationaler Anerkennung: Molekularbiologie, Zellbiologie und Tissue Engineering (künstliche Herstellung) von Knochen; Alterstraumatologie und Osteoporose; klinische Algorithmen (Handlungsanweisungen) zur Versorgung Schwerstverletzter; computerunterstütztes Operieren. 2007 wurde ein neuer OP-Trakt mit sieben großen Sälen eröffnet. Seit November 2014 führt Wolfgang Böcker die Klinik, an der er 2008 habilitiert wurde. Passend zu seinen klinischen Schwerpunkten wie der minimalinvasiven Behandlung von Wirbelsäulenverletzungen, komplexen und periprothetischen Frakturen sowie alters- und osteoporoseassoziierten Frakturen, steht der Ausbau der Spitzenstellung als Maximalversorger und Referenzzentrum für komplexe und alterstraumatologische Verletzungen im Zentrum seiner Maßnahmen. 1949 Wiederaufnahme des Lehr- und Klinikbetriebs Beschluss des Ministerrats zum Neubau einer Uniklinik in Großhadern 1955 Ordinarius Rudolf Zenker 1958 Blick hin ter die Kulisse in OP-S n – Ein aal und blick S 6:00 U uli 10:0 chockra to r is c hr h 0 bis um – H e Rettu n isg s w tion ein agen – für alle er Unfa Simula Interes ll r e F tt euerwe ung du sierten urgisch rch die hr – Vo in der C en Klin r tr – ä hirg Historis ik Nuß 20 in 8 che Füh e – Infostände baums 0336 M traße rung – historis ünchen Medizin ches M useum Kinder – Gipse n für www.c hirurg ische-k linik.d e 50 Jahre Notarztdienst So fing es an: Notarztwagen der Berufsfeuerwehr Erster Einsatz: Am 30. März 1966 holte die Berufsfeuerwehr München den Arzt in der Poliklinik am Campus Innenstadt ab und fuhr ihn zum Einsatzort an die Isar. Mit 151 Einsätzen im Jahr 1966 fing es an, 2015 musste der Notarztdienst 37.782 Mal ausrücken. Der Unfallchirurg Prof. Fritz Holle und der Chef der Münchner Feuerwehr Karl Seegerer hatten den Dienst ins Leben gerufen. „Heute ist die Notfallversorgung in wichtigen Bereichen standardisiert und folgt Leitlinien, so z.B. bei der Versorgung von Patienten mit Polytrauma, bei Herzinfarkt, Schlaganfall oder Sepsis“, erklärt Prof. Uwe Kreimeier, Leitender Oberarzt in der Klinik für Anästhesiologie und Ärztlicher Leiter Rettungsdienst München. Karl Seegerer hatte aus seiner Zeit bei der Kölner Berufsfeuer- Erste deutsche Herztransplantation unter Leitung von Rudolf Zenker durch Werner Klinner und Fritz Sebening 1969 wehr die Idee mitgebracht. Nach einigen Anlaufschwierigkeiten (Arzt auf Abruf) wurde 1968 der erste Notarztwagen an der Chirurgischen Poliklinik in Dienst gestellt. „Auch heute noch ist der Notarzt Mitte in der Nußbaumstraße ein sehr wichtiger Faktor, das Behandlungsspektrum hat sich deutlich erweitert“, erläutert Klinikdirektor Prof. Dr. Wolfgang Böcker. „Er wird gemeinsam durch Chirurgen, Anästhesisten und Internisten betrieben.“ Heute gibt es 11 Notarztstandorte, rund um die Uhr besetzt. Zusammen mit dem fliegenden Notarzt im Rettungshubschrauber, dem toxikologischen Notarzt, dem Kinder-Notarzt sowie dem Neugeborenen-Notarzt gewährleistet der Münchner Notarztdienst eine optimale ärztliche Erstversorgung in Stadt und Landkreis. Quelle: Feuerwehr München Quelle: 100 Jahre Chirurgische Universitätsklinik München an der Nussbaumstraße, Cygnus Verlag; Institut für Geschichte der Medizin, Prof. Dr. Wolfgang Locher; © historische Fotos: Münchner Vereinigung für Geschichte der Medizin e. V. die Urologie unter Egbert Schmiedt, die Anaesthesie unter Rüdiger Beer und die chirurgische Forschung unter Walter Brendel zu Lehrstühlen erhoben. Chirurgische Teilgebiete wie Gefäßchirurgie, Plastische Chirurgie, Handchirurgie und nicht zuletzt die Transplantationschirurgie wurden etabliert. Herzlic h willko mmen! Am Sa mstag 23. J 1 Ordinarius Georg Heberer 1973 1978 Verlegung des Lehrstuhls in das neu eröffnete Klinikum Großhadern 24 KLINIKUMaktuell 03.2016 Perspektive Klinikum Chirurgie heute: Alle modernen Verfahren Das Klinikum der Universität München verfügt an beiden Standorten, Campus Großhadern und Campus Innenstadt, über ausgezeichnete chirurgische Kompetenz. Die Ärzte bieten alle modernen Verfahren der allgemeinen und spezialisierten Chirurgie an. Am Campus Großhadern steht seit 2014 eines der größten und modernsten Operationszentren Europas zur Verfügung. Auch die Spezialgebiete werden auf höchstem medizinischem Niveau angeboten. „Die Thoraxchirurgie, die Hand-, Plastische und Ästhetische Chirurgie sowie die Gefäßchirurgie sind zu eigenständigen Abteilungen ernannt worden“, sagt der Ärztliche Direktor des Klinikums Prof. Dr. Karl-Walter Jauch. „Die Ernennung eigenständiger Abteilungen erlaubt eine stärkere Fokussierung der Spezialisten auf ihr Fachgebiet und führt zu einer Weiterentwicklung in Forschung und Lehre sowie bei der Patientenversorgung.“ Die Klinik liegt im Herzen Münchens, rund um die Uhr versorgen bestens qualifizierte Mediziner Patienten aus München und aller Welt. Bedeutsam ist auch die Zertifizierung als Traumazentrum im Traumanetzwerk München-Oberbayern Süd. Beide Standorte sind somit Anlaufstellen für die Akutversorgung von Schwerst- und Schwerverletzten in der Region. Prof. Dr. Jens Werner, Direktor der Klinik für Allgemein-, Viszeralund Transplantationschirurgie, ergänzt: „Während wir am Campus Großhadern mit dem neuen OP-Zentrum die viszerale und onkologische Chirurgie der Maximalversorgung sowie die Transplantationschirurgie in einer organisatorisch und strukturell idealen Umgebung anbieten, fokussieren wir am Standort Innenstadt die endokrine, metabolische, sowie die allgemeine Viszeralchirurgie inklusive Hernien- und Refluxchirurgie.“ Ebenfalls standortübergreifend organisiert ist die Abteilung für Plastische Chirurgie. „Auf der Grundlage unserer umfangreichen Forschungsaktivitäten in unserem Fachgebiet bieten wir unseren Patienten das gesamte Spektrum der Hand-, Plastischen und Ästhetischen Chirurgie an“, betont Chefarzt Prof. Dr. Riccardo Giunta. Direktor der Klinik für Allgemeine, Unfall- und Wiederherstellungschirurgie ist Prof. Dr. Wolfgang Böcker: „Am Standort Innenstadt verfügen wir sowohl über stationäre Betten als auch über eine gesonderte Einheit für das ambulante Operieren. Der 2007 fertiggestellte OP-Trakt mit sieben Operationssälen bietet Die Abteilung für Thoraxchirurgie bildet alle Möglichkeiten der minimal-invasiven, computerassistierten und navigationsge- in Kooperation mit der Abteilung für Thostützten Chirurgie. Hinzu kommt die Cam- raxchirurgie der Asklepios Fachkliniken pus übergreifende Organisationsstruktur.“ München-Gauting das Thoraxchirurgi- Ordinarius Leonhard Schweiberer 1981 Durch Vereinigung der Lehrstühle entstand die Chirurgische Klinik und Chirurgische Poliklinik, Klinikum Innenstadt. 1982 sche Zentrum München (TZM). Chefarzt Prof. Dr. Dr. Rudolf Hatz: „Das TZM stellt eines der größten Zentren für Thoraxchirurgie, Lungentransplantation und thorakale Endoskopie in Europa dar. Unsere besonderen Schwerpunkte sind die Behandlung von Lungenkrebs und die chirurgische Entfernung von Lungenmetastasen.“ Zudem gibt es am LMU-Klinikum mit der Herzchirurgie, der Neurochirurgie, der Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie, der Kinderchirurgie sowie in der Urologie, HNO, Gynäkologie und Orthopädie ein breites Spektrum operativer chirurgischer Expertise. „Im Fokus steht jetzt die Zukunftsperspektive am Klinikum mit der Gestaltung interdisziplinärer Zentren, die am Patienten orientiert sind“, betont Prof. Jauch. Dieses Konzept soll insbesondere in der neuen Portalklinik am Campus Innenstadt zum Tragen kommen. Hier werden Innere Medizin, Chirurgie, Nothilfe und Geburtshilfe eine hochwertige medizinische Versorgung leisten. Im Bereich der endokrinen, metabolischen und Adipositaschirurgie ist gerade im Kontext mit der inneren Medizin eine exzellente interdisziplinäre Patientenversorgung gegeben. Schonende minimal-invasive Operationsmethoden sind besonders für die zunehmend älteren Patienten geeignet. Große Bedeutung kommt daher auch der Alterstraumatologie zu. Immer mehr Patienten haben neben der akuten Problematik ein chronisches Leiden oder Anzeichen einer Demenz, die gemeinsame Versorgung mit einem Geriater verbessert die Situation erheblich. Ordinarius Wolfgang Böcker 2014 1985 Beginn weitgreifender Umbaumaßnahmen 1999 Ordinarius Wolf Mutschler KLINIKUMaktuell 03.2016 25 Das Zentrum am Campus Großhadern Perspektive Klinikum Das Kinderpalliativzentrum Ein Ort der Geborgenheit für schwerstkranke Kinder und ihre Familien: Die bundesweit erste Einrichtung ihrer Art an einem Universitätsklinikum eröffnet www.melanie-huml.de M Melanie Huml, Bayerische Staatsministerin für Gesundheit und Pflege »Die Betroffenen brauchen eine besonders einfühlsame Unterstützung« it der Einweihung wird ein großer Traum wahr – ein Ort, der Familien mit unheilbar kranken Kindern in Krisen die Sicherheit einer großen Universitätsklinik und die Geborgenheit eines familiären Umfeldes gibt“, betonte Prof. Dr. Monika Führer, Leiterin des Kinderpalliativzentrums München (KPM), Kinderklinik und Kinderpoliklinik im Dr. von Haunerschen Kinderspital. Im April 2016 hat das KPM am Klinikum der Universität München mit der stationären Patientenversorgung begonnen. Kinder mit lebensverkürzenden Krankheiten und ihre Familien erhalten hier die bestmögliche Therapie und Pflege sowie psychosoziale und spirituelle Unterstützung. Jetzt war die offizielle Eröffnung mit zahlreichen Ehrengästen. Die Finanzierung von 7,5 Millionen Euro wurde ermöglicht durch 5,5 Millionen Euro Spenden, die der eigens für das Projekt gegründete Förderverein Kinderpalliativzentrum München e.V. sammeln konnte, sowie zwei Millionen Euro Beteiligung des Klinikums. Die gesamte Baumaßnahme, einschließlich weiterer Räume für das Klinikum, ergibt ein Kostenvolumen von 9,05 Millionen Euro. Thomas Barth, Vorsitzender des Fördervereins Kinderpalliativzentrum e. V.: „Entscheidende Beiträge verdanken wir der Deutschen Krebshilfe, den 26 KLINIKUMaktuell 03.2016 Sternstunden e. V. und der Bayerischen Landesstiftung, aber auch Unternehmen, Institutionen und Privatpersonen. Ein großer Ansporn, das Zentrum weiter zu unterstützen.“ Auf 1.166 Quadratmetern wird die langjährige Erfahrung der Koordinationsstelle Kinderpalliativmedizin (Spezialisierte Ambulante Pädiatrische Palliativversorgung, SAPPV) gebündelt. Diese ist aus dem Projekt HOMe (Hospiz ohne Mauern) entstanden, das Prof. Dr. Monika Führer 2003 gemein- Ein Zuhause auf Zeit: Die Patientenzimmer sind hell und freundlich und wohnlich gestaltet, mit Zugang zu einem Balkon, auf den das Krankenbett geschoben werden kann. Der Stützpunkt für das Pflegepersonal liegt zentral zwischen den Zimmern Perspektive Klinikum sam mit dem damaligen Lehrstuhlinhaber für Palliativmedizin der LMU, Prof. Dr. Gian Domenico Borasio, initiiert hatte. Seitdem wurden über 500 unheilbar erkrankte Kinder und Jugendliche vom Kinderpalliativteam zuhause betreut. In akuten Krisen fehlte die Möglichkeit, die Kinder auf eine spezialisierte Palliativstation aufzunehmen. Diese Versorgungslücke ist nun geschlossen. Bayerns V. l.: Prof. Dr. Karl-Walter Jauch, Ärztlicher Direktor des Klinikums, Gerd Koslowski, Kaufmännischer Direktor des Klinikums, Prof. Dr. Monika Führer, Leiterin des Kinderpalliativzentrums München, Karin Seehofer, Schirmherrin des Fördervereins, Bernhard Seidenath, gesundheitspolitischer Sprecher CSU-Landtagsfraktion, Dr. Ludwig Spaenle, bayerischer Wissenschaftsminister Wissenschaftsminister Dr. Ludwig Spaenle würdigte stellvertretend für den Bayerischen Ministerpräsidenten das Zentrum als herausragendes Projekt in der bundesdeutschen Hochschulmedizin: „Von hier werden wichtige Impulse ausgehen.“ Derzeit begleitet das SAPPV-Team ambulant rund 50 Familien in München und Oberbayern. Auf Station werden in acht Einzelzimmern die Patienten betreut, die Eltern können dort mit übernachten. „Längere Aufenthalte können notwendig werden, wenn Kinder unter starken Schmerzen oder anderen sehr belastenden Symptomen wie Atemnot leiden und bei denen die medikamentöse Einstellung sehr aufwändig ist“, sagt Prof. Führer. Das Zentrum ermöglicht es Angehörigen, zwei voll ausgestattete Apartments zu belegen. Zusätzlich wird ein großzügiger Ruheraum zur Verfügung gestellt, in dem gekocht und gespielt werden kann. Jährlich sterben in Deutschland bis zu 5.000 Kinder und Jugendliche an lebensverkürzenden Krankheiten. Durch die direkte räumliche Nähe des Zentrums zur Klinik und Poliklinik für Palliativmedizin (Direktorin Prof. Dr. Claudia Bausewein) arbeiten erstmals an einer Universitätsklinik die Erwachsenen- und die Kinderpalliativmedizin Seite an Seite. Alois Glück, Vorsitzender des Kuratoriums des Fördervereins Kinderpalliativmedizin e.V. »Unser ge- meinsames Ziel muss sein, dass die Palliativmedizin im Gesundheitswesen so selbstverständlich wird wie andere Fachrichtungen« Anzeige Textil-Management ohne Risiken und Nebenwirkungen Mit unserem Rundum-sorglos-Textil-Management liefern wir von bardusch Lösungen für die professionelle Textil-Verwaltung im Krankenhaus: Von der Stationsmietwäsche bis hin zu sterilen OP-Textilien sorgen wir für eine verlässliche, hygienische und sichere Versorgung. 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Gemeinsam mit dem Bayerischen Wissenschaftsminister Dr. Ludwig Spaenle blickte der Vorstand des Klinikums auf Erfolge der vergangenen Monate zurück – und gab getreu dem Motto „Von der Digitalisierung bis zur Medizin 4.0“ einen Überblick über kommende Herausforderungen. Die über 500 geladenen Gäste wurden von BR-Moderatorin Anouschka Horn durch den Abend geführt. Für musikalische Untermalung sorgte das Münchener Saxophon Quartett Arcis. Über 500 Gäste kamen in der geschichtsträchtigen Großen Aula der LMU zusammen „Der Wissensgewinn durch Forschung hat die diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten der Medizin erheblich erweitert“, betonte Wissenschafts- Projekt zur Patientenzufriedenheit: Die Gewinner Der Ärztliche Direktor Prof. Karl-Walter Jauch verlieh die Auszeichnungen innerhalb eines Projektes zur Patientenzufriedenheit. Mitarbeiter vergaben Punkte nach festgelegten Kriterien, daraus ermittelte die Stabsstelle für Qualitätsmanagement die Gewinner. 1. Platz: Informationsfilm zur Knochenmarktransplantation Der erste Platz ging an die LAF-Station im Dr. von Haunerschen Kinderspital. Unter Anleitung von Stationsschwester Margit Boßhammer stellte das Pflegepersonal der Station über sechs Monate einen Informationsfilm zusammen, der den gesamten Behandlungszeitraum einer Knochenmarktransplantation bei Kindern abdeckt. Dieser wird Eltern vor der stationären Aufnahme zur Verfügung gestellt und soll sowohl sie als auch ihr Kind vorbereiten. 28 KLINIKUMaktuell 03.2016 2. Platz: Etablierung einer Transitionsambulanz Den zweiten Platz belegt eine Zusammenarbeit der Christiane-Herzog-Ambulanz und der Asthma- und AllergieSprechstunde im Dr. von Haunerschen Kinderspital sowie der Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin. Dr. Oliver Fuchs und Prof. Dennis Nowak richteten mit ihren Mitarbeitern eine Transitionsambulanz für AsthmapatiProf. Jauch mit den Gewinnern Margit Boßhamenten ein. So tauschen sich Ärzte der mer, Melanie Lehleiter, Claudia Arlt (v.l.) Pädiatrie und Erwachsenenmedizin von Patienten aus dem Ausland abdeckt. über Patienten, die ins ErwachsenenBasierend auf einer Umfrage unter alter übergehen, aus, um eine lückenÄrzten des Klinikums überarbeitete PD lose Behandlung zu gewährleisten. Dr. Wulf Sienel in Zusammenarbeit mit dem International Patient Office den 3. Platz: Anpassung der IPO-WebWebauftritt des IPO. Seit Februar 2016 seite für ausländische Patienten können ausländische Patienten diesen in Auf dem dritten Platz findet sich eine mehreren Sprachen aufrufen und einseInitiative des Medizincontrollings, die hen, welche Unterlagen notwendig sind. den zunehmenden Informationsbedarf Anzeige Ganz nah bei meiner Mama schlafen! Perspektive Klinikum R AWA ME 2015 RD CONSU V. l.: Prof. Dr. Karl-Walter Jauch, Gerd Koslowski 2. P Pflegedirektorin Helle Dokken griff in der Interviewrunde diese Thematik auf und sprach über die Möglichkeiten der IT-gestützten Pflegedokumentation und den zukünftigen Einsatz von Pflegerobotern. Prof. Reinhard Hickel, Dekan der Medizinischen Fakultät, wies auf den Austausch von Big Data zwischen vernetzten Zentren hin, um klinische Patientendaten schnell und umfassend auswerten zu können. Seitens des Kaufmännischen Direktors Gerd Koslowski sieht sich das Klinikum mit der Herausforderung konfrontiert, den Qualitätsanspruch und die Wirtschaftlichkeit mit Reformen im Gesundheitswesen und den langjährigen Bauprojekten an beiden Standorten zu vereinbaren. Prof. Karl-Walter Jauch, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des Klinikums, fokussiert eine Lösung für diese Problemstellung im Ausbau von bestehenden Netzwerken. Er fordert aber durchaus eine intensivere Auseinandersetzung mit dem Megatrend Digitalisierung. Ein bereits etabliertes Projekt im Bereich Medizin 4.0 stellte Prof. Siegfried Priglinger, Direktor der Augenklinik, vor. Bei Smart Eye Data werden in der Bilddatenbank des augenärztlichen Krankenhausinformationssystems (AUKIS, später SMEYEDAT) Informationen aus bildgebenden Systemen der Augenheilkunde eingespeist. So befasst sich eine aktuelle, durch SMEYEDAT unterstützte Studie mit dem Verlauf der Sehkraftentwicklung bei Kindern mit Katarakt. + babybay, das geniale Bett am Bett! 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Ihr Zustand muss perfekt sein, keimfrei und (ohne Beschädigungen) funktionsfähig Die ZSVA Technologie der Zukunft: In der Zentralen Sterilgutversorgungsabteilung am Klinikum werden täglich 65.000 Instrumente fachkundig qualitätsgesichert aufbereitet M etall klirrt und klappert, Maschinen brummen und rauschen, Atmosphäre wie in einem Hochsicherheitstrakt mit Zugangskontrollen: Hier im Bauch des neuen Operationszentrums (OPZ) am Campus Großhadern ist im Herbst 2014 die Zentrale Sterilgutversorgungsabteilung (ZSVA) in Betrieb gegangen. Das heißt, Technologie der Zukunft und modernstes Knowhow, konzentriert auf 1.600 Quadratmetern entsprechend den aktuellsten Hygieneanforderungen. Jeden Tag werden hier komplexe Medizinprodukte (beispielsweise Endoskope, Roboterinstrumente) und ca. 65.000 Instrumente fachkundig aufbereitet – also gereinigt, desinfiziert, durch Sterilisation keimfrei gemacht und wieder für die Anwendung am Patienten bereit gestellt bzw. auf den Weg geschickt. Nach Meinung von Fachleuten dürfte es derzeit wohl keine modernere ZSVA in Deutschland als die am Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) geben. Sie ist als Dienstleister für 46 Fachkliniken der Maximalversorgung, Abteilungen 30 KLINIKUMaktuell 03.2016 und Institute am Klinikum am Campus Großhadern und am Campus Innenstadt sowie für externe Kunden tätig. Ca. 2,5 Millionen Euro hat der Freistaat Bayern in die Ausrüstung im OPZ-Untergeschoss mit OP-Fallwagenversorgung investiert. Das Klinikum der LMU zählt zu den größten Gesundheitseinrichtungen in Deutschland. Pro Jahr werden etwa 500.000 Patienten behandelt, stationär, teilstationär, ambulant. Mit dem Umzug in das OPZ »Wohl die modernste ZSVA in Deutschland« Anton Forster ZSVA von gestern – AEMP von morgen „Steri“ ist das verbreitete Kürzel für die ZSVA. Neu dazugekommen ist der Begriff AEMP für Aufbereitungseinheit für Medizinprodukte (zertifiziert laut Empfehlung der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention/ KRINKO beim Robert Koch-Institut/RKI und des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte/ BfArM). Medizinprodukte umfassen eine große Bandbreite von medizintechnischen Produkten und Verfahren, die Leben retten, heilen helfen und die Lebensqualität der Menschen verbessern. Dazu zählen u. a. Geräte für Diagnostik, Chirurgie, Intensivmedizin, Implantate, Sterilisation, OP-Material sowie auch Labordiagnostika. Perspektive Klinikum im Herbst 2014 wurden die davor einzelnen Aufbereitungseinheiten zu einer ZSVA zusammengeführt. Eine strategische und organisatorische Neuausrichtung – damit stellte der Vorstand des Klinikums den medizinischen Fortschritt sicher und ebenso die kontinuierliche Optimierung der Patientenversorgung und Patientensicherheit. Denn die Hochleistungsmedizin im OPZ mit neuen OP-Techniken und Diagnostikmöglichkeiten brachte enorme Herausforderungen mit sich, mit innovativer Medizintechnologie und speziellem anspruchsvollem Instrumentarium. Die ZSVA wurde als eigene Stabsstelle in die Pflegedirektion integriert. Leiter ist Anton Forster, Fachwirt im Sozial- und Gesundheitswesen, ein ausgewiesener Profi mit umfassender Expertise und entsprechenden Publikationen. Er hat bereits andernorts eine ZSVA aufgebaut und geleitet und engagiert sich stark für die Anerkennung des Berufes Technische/r Sterilisationsassistent/in. Er sagt: „Die höchst anspruchsvollen Aufbereitungsprozesse sowie die verstärkten gesetzlichen und normativen Vorgaben haben die Entwicklung zum eigenständigen Spezi- Jeder Schritt der Aufbereitung wird dokumentiert. Bürsten, Reinigungs- und Desinfektionsmittelbäder mit und ohne Ultraschall. Jedes Teil wird per Scan erfasst, so dass der Weg bis zum Ende verfolgt werden kann. Transport und Lagerung: Die Kriterien sind zwingend festgelegt. Überprüfung und Freigabe: Mit verschiedenen Möglichkeiten wird überprüft, ob die Sterilisation erfolgreich abgelaufen ist. Ist der Aufbereitungsprozess insgesamt ordnungsgemäß vonstatten gegangen und ist die Verpackung unbeschädigt, dokumentiert der freigebende Mitarbeiter das entsprechende Protokoll mit seiner Unterschrift Dekontamination: Vorbereitung/Vorreinigung Die benutzten Instrumente aus dem OP werden in speziellen Transportcontainern im unreinen Bereich angeliefert. Sie werden sachgerecht zerlegt, geöffnet, vorgereinigt. Z. B. mit Der Kreislauf der Instrumente (DIN EN ISO 13485 zertifiziert) Sterilisation: meist Dampfsterilisation im Autoklav, bei 134°C und einem Druck von 3 bar zur Abtötung aller vermehrungsfähigen Keime Reinigung/Desinfektion: erfolgt in einem geschlossenen System in Maschinen, vergleichbar mit einem Geschirrspüler, Desinfektion meist thermisch bei Temperaturen von 90 Grad Kontrolle, Pflege und Wartung: Die Instrumente werden auf der anderen Seite im reinen Bereich entnommen. Sind sie wirklich sauber ohne Restverschmutzung? Sonst gehen sie zurück. Die Produkte werden nach Herstellerangaben zusammengesetzt und gepflegt. Sind sie voll funktionstüchtig? Falls nicht, werden sie ausgetauscht oder in eine spezielle Reparaturfirma übergeben. Verpackung/Kennzeichnung: Alle Sets werden nach Packlisten zusammengestellt und entsprechend gekennzeichnet. Sie müssen zur Sterilisation in spezielle Container bzw. Materialien verpackt werden. Ansonsten sind sie nach der Herausnahme aus dem Sterilisator sofort unsteril. KLINIKUMaktuell 03.2016 31 Perspektive Klinikum Immer vor Ort: Anton Forster, Leiter der Stabstelle ZSVA der Pflegedirektion algebiet notwendig gemacht. Durch neue Therapieverfahren mit nahezu grenzenlosem Leistungsspektrum hat sich die Qualität der Behandlungen enorm erhöht. Neben der modernsten Technik erfordert die Aufbereitung vor allem eine spezielle Qualifizierung und Ausbildung der Mitarbeiter. Schließlich muss gewährleistet sein, dass für die sichere Behandlung der Patienten zu jeder Zeit die richtigen Instrumente und Geräte in einwandfreier Qualität und Funktionsfähigkeit zur Verfügung stehen.“ Die ZSVA versorgt täglich 45 OP-Säle und 268 Versorgungsstellen am Klinikum. Die Instrumente werden in OP-Siebe gepackt, von Pinzetten und Klemmen bis zu kompletten Sets für einen Hüftgelenkersatz oder eine stereotaktische Gehirnoperation, aber auch eine Organtransplantation. Die OP-Siebe tragen zusätzlich zur Kennziffer die entsprechende Bezeich- . 23.76 2010010: 0 16:0 nung, anhand der Kennziffer lässt sich nachverfolgen, welcher Mitarbeiter es in Händen hatte. Die Zusammenstellung der OP-Siebe wird kontinuierlich mit den Klinikdirektoren (Chefärzten) besprochen und optimiert. Täglich werden ca. 100 sogenannte Fallwagen zusammengestellt und zum angemeldeten OP-Termin zu den OP-Sälen geschickt. Sie sind nach präzisen Stücklisten jeweils mit dem nötigen individuellen Sterilgut für Patient und Eingriff gepackt. Dafür werden die Daten aus dem OP-System (geplantes Vorgehen, Materialbedarf) direkt in das ZSVASystem übermittelt. Die Fallwagen-Logistik erlaubt ein wesentlich effizienteres Bestandsmanagement. Sie verbessert die Abläufe der Beschaffung und Lagerung sowie der zeitnahen Bereitstellung und senkt dadurch auch die Kosten. Die ZSVA am Klinikum wurde in Zusammenarbeit mit der Fachschule für Hygienetechnik, Bodenschatz (FHT) als eine von 60 Bildungsstätten in Deutschland für die Fachkundeausbildung und Qualifizierung der Mitarbeiter von der Deutschen Gesellschaft für Sterilgutversorgung (DGSV e. V.) als Ausbildungsstätte anerkannt. Anton Forster ist fachlicher Leiter der Bildungseinrichtung der DGSV. Anton Forster )089/4400-44713 [email protected]* muenchen.de 125 JAHRE MODERNSTE CHIRURGIE: CHIRURGISCHE KLINIK NUSSBAUMSTRASSE EINBLICK IN OPERATIONSSAAL + SCHOCKRAUM • VORTRÄGE • INFOSTÄNDE FEUERWEHR UNFALLRETTUNGSSIMULATION • HISTORISCHE RETTUNGSWÄGEN MEDIZINHISTORISCHES MUSEUM • HISTORISCHE FÜHRUNG 32 KLINIKUMaktuell 03.2016 GIPSEN FÜR KINDER ehrungen Klinikum & preise Perspektive Herzlichen Glückwunsch! 2 x Bundesverdienstkreuz für Mediziner der LMU Frühzeitig hat er sich mit großem Erfolg neben der Entwicklung seiner chirurgischklinischen Kompetenz mit wissenschaftlichen Fragestellungen auseinandergesetzt und sie auch zum Thema ‚seiner‘ Kliniken in Regensburg und München werden lassen.“ © Poss Rolf Der Laudator nannte u. a. die Ernährungsmedizin, die Koloproktologie, die Transplantationsmedizin, die TumorchirurProf. Dr. Karl-Walter Jauch und Ministerpräsident gie, Forschung Horst Seehofer im Bereich serer Zeit im nationalen und der Tumormetastasierung internationalen Vergleich. Er und Progression sowie die verbindet chirurgische Kom- Gründung der gemeinnützipetenz mit wissenschaftlichem gen Stiftung „Human Tissue Verständnis und wissenschaft- and Cell Research“ (HTCR). Seehofer: „Prof. Jauch ist licher Kreativität sowie einer ein begeisterter und begeisbesonderen Fähigkeit zum ternder Hochschullehrer.“ Wissenschaftsmanagement. Der Kinderkardiologe Prof. Dr. Heinrich Netz hat das Bundesverdienstkreuz am Bande erhalten. Er hatte von 1992 bis 2015 eine Professur für Kinderkardiologie am Klinikum der LMU inne. Minister Dr. Ludwig Spaenle: „Ihr Einsatz für die Versorgung herzkranker Kinder ist vorbildlich, nicht nur in Deutschland und Europa, sondern auch in Ländern mit einer weniger gut entwickelten Gesundheitsversorgung. Sie bereichern unsere Gesellschaft ungemein.“ gründete er das Center for International Health der LMU und ermöglichte somit, eine medizinische Fakultät an der Universität Da Nang in Vietnam aufzubauen. Er war mehrfach in Vietnam, um dort zu operieren und Ärzte auszubilden. Der Minister würdigte weiter das Engagement des Arztes für das Kompetenznetz, in der Elterninitiative Kinderklinik Großhadern sowie für die Herz für Herz – Stiftung für Leben. Der Mediziner unterstützt verschiedene Projekte. Am Campus Großhadern baute er u. a. eine pädiatrische Intensivstation sowie eine kinderkardiologische Normalstation Prof. Dr. Heinrich Netz und Wissenschaftsminister Dr. Ludwig Spaenle auf. 2009 © StMBW Der Ärztliche Direktor des LMU-Klinikums und emeritierte Ordinarius der Chirurgischen Klinik am Campus Großhadern wurde mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande geehrt. Ministerpräsident Horst Seehofer: „Prof. Dr. Jauch ist einer der bedeutenden Chirurgen un- Prof. Dr. Heinrich Netz © Jörg Lantelme/Fotolia Prof. Dr. Karl-Walter Jauch Anzeige IMMER FÜR SIE DA Alltagsbegleitung für Senioren · Beratung · Betreuung Haushaltshilfe · Abwesenheitsservice · Pflege zu Hause & 089 3837708-0 HOMECARE Pro Seniore Homecare München Nymphenburger Str. 92 · 80636 München · www.pro-seniore-homecare.de 090-122-004_cs5.indd 1 24h 09.05.16 09:17 KLINIKUMaktuell 03.2016 33 Ehrungen Preise Perspektive&Klinikum Tolle Sache: zwei Advanced Grants des ERC Die aktuellen Forschungsprojekte von Prof. Dr. Martin Reincke und Prof. Dr. Christian Weber werden mit zwei Advanced Grants des Europäischen Forschungsrats (ERC) unterstützt. Diese laufen über einen Zeitraum von fünf Jahren und stellen den beiden Wissenschaftlern insgesamt fünf Millionen Euro für ihre Arbeiten zur Verfügung. Prof. Dr. Reincke, Endokrinologe und Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik IV, Campus Innenstadt, widmet sich in seinem Projekt „PAPA; Pathophysiology of Primary Aldosteronism“ der Erforschung des Hormons Aldosteron, das Blutdruck und Wasserhaushalt des Körpers steuert. Bisher konnte der Auslöser für den Anstieg des Hormons nicht ausfindig gemacht werden, obwohl der sogenannte Aldosteronismus als zweithäufigste Ursache für Bluthochdruck gilt. Prof. Reincke hat es sich zum Ziel gesetzt, die molekularen Mechanismen des Aldosteronismus und die Einwirkung von genetischen Faktoren zu analysieren. Er will aus den Erkenntnissen neue Behandlungsmöglichkeiten ableiten. Sprecherin Dr. Sarah Ulrich Dr. Sarah Ulrich aus der Transplantationsambulanz der Abteilung Kinderkardiologie und Pädiatrische Intensivmedizin wurde zur Sprecherin der Arbeitsgemeinschaft für pädiatrische thorakale Transplantation der deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Kardiologie (DGPK) gewählt. In dieser AG sind elf Prof. Nikolaus Haas und Dr. Sarah Ulrich Zentren vereint, die sich in Deutschland mit Herztransplantationen im Kindesalter bzw. Erwachsenen mit angeborenen Herzfehlern beschäftigen. In der Abteilung am Campus Großhadern werden unter der Leitung von Prof. Dr. Nikolaus Haas ca. 150 Patienten nach Herztransplantation betreut. 34 KLINIKUMaktuell 03.2016 Prof. Dr. Christian Weber, Direktor des Instituts für Prophylaxe und Epidemiologie der Kreislaufkrankheiten am LMU-Klinikum und Inhaber des Lehrstuhls für Vaskuläre Medizin, gehört zu den wenigen Forschern weltweit, denen im Verlauf ihrer Karriere ein zweiter ERC-Grant genehmigt wurde. Der Fokus von Prof. Weber liegt bei beiden ERC-Projekten auf der Entstehung von Atherosklerose. Bei dieser Krankheit kön- nen sich durch Ablagerungen in Gefäßinnenwänden Verengungen bilden und chronische Entzündungen entstehen. Der Forscher möchte, basierend auf den Erkenntnissen, Genvariationen aufklären und eine Möglichkeit finden, den Weg bestimmter Signalproteine für neue Therapien gezielt zu modulieren. Der Brückenbauer Prof. Dr. Dr. Fuat S. Oduncu ist neuer Präsident der EFG Neuer Präsident der Erich-Frank-Gesellschaft (EFG) ist Prof. Dr. Dr. Fuat S. Oduncu, MA, EMB, MBA, Leiter der Hämatologie und Onkologie an der Medizinischen Klinik und Poliklinik IV, Campus Innenstadt. Die EFG dient der Förderung der deutsch-türkischen Beziehungen in der Medizin auf universitärer Ebene zwischen den Münchener und den Istanbuler Medizinischen Fakultäten. Zum ersten Mal seit der Gründung im Jahr 1984 wurde mit Prof. Oduncu ein türkischstämmiger deutscher Hochschullehrer zum Präsidenten auf deutscher Seite gewählt – er versteht sich als Brückenbauer zwischen den Kulturen. Zu den Aktivitäten der EFG gehören u. a. Austauschprogramme (ErasmusProgramm) für Studierende und Hochschullehrer. Prof. Fuat S. Oduncu folgt auf Prof. Adrian Danek Marie-Curie-Ring 2016 an Prof. Dr. Birgit Ertl-Wagner Prof. Dr. Birgit Ertl-Wagner ist diesjährige Trägerin des Marie-CurieRings. Die Auszeichnung wird von der Deutschen Röntgengesellschaft e. V. an Radiologen verliehen, die sich durch exzellente wissenschaftliche Arbeiten und Vorträge auf nationaler und internationaler Ebene einen herausragenden Ruf erworben haben. Prof. Ertl-Wagner ist Geschäftsführende Oberärztin am Institut für Klinische Radiologie sowie Oberärztin und Leiterin des Bereichs Magnetresonanztomographie. Sie ist Trägerin verschiedener anderer Preise. ehrungen Klinikum & preise Perspektive 2 x C4R: Prof. Dr. Dr. Christoph Klein (l.) und Prof. Dr. Andreas Staudacher (r.), beide Gründer und Vorstand von C4R, mit Dr. Michael Göring, Bundesverband Deutscher Stiftungen Preise für die Care-for-Rare Foundation und den Gründer Die gemeinnützige Care-forRare Stiftung (C4R) für Kinder mit seltenen Erkrankungen erhielt das Prädikat „Wissenschaftsstiftung des Jahres“. Alleine in Deutschland sterben jedes Jahr über 2.000 Kinder, weil die Ursachen ihrer Erkrankung im Dunkeln liegen und heilende Therapieansätze fehlen. Care-for-Rare hilft kranken Kindern unabhängig von ihrer ethnischen und nationalen Herkunft und der finanziellen Möglichkeiten ihrer Eltern. Der mit 10.000 Euro dotierte Preis wird von der Deutschen UniversitätsErkrankungen des Blutes stiftung und der Dr. Jürgen und Immunsystems mit dem Rembold Stiftung ausgelobt. renommierten Khwarizmi International Award (wird C4R-Gründer Prof. Dr. Dr. Christoph Klein, Direktor am u. a. durch die UNESCO Dr. von Haunerschen Kinder- unterstützt) geehrt. Dank eines grenzüberschreitenden spital der LMU, wurde für interdisziplinären Netzwerseine Forschung zu seltenen Muttermilch ist Klasse Das Nutricia Forum für Muttermilchforschung hat den „Nutricia-Praxispreis zur Förderung des Stillens und der Muttermilchernährung“ (10.000 Euro Dotation) an die Frauenmilchbank am Perinatalzentrum, Campus Großhadern, vergeben. Prof. Dr. Andreas W. Flemmer ist Leiter der zuständigen V. l.: Dr. Christopher Mayr, Milupa; die Preisträger Prof. Dr. Neonatologie am Haunerschen Andreas W. Flemmer, Ulrike Schmid (stellv. Leiterin der FrauKinderspital. enmilchbank) und Madeleine Kujawa (Pflegeleitung) sowie Preiskomitee-Mitglied Prof. Dr. Michael Abou-Dakn (Berlin) kes der Care-for-Rare Alliance arbeitet sein Team mit vielen akademischen Zentren weltweit zusammen, u.a. auch im Iran und in Israel. Der iranische Staatspräsident Hassan Rohani würdigte das Engagement des Kinderarztes. Psoriasis-Preis für Professor Prinz Die Deutsche Dermatologische Gesellschaft hat Prof. Dr. Jörg C. Prinz, Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie, Campus Innenstadt, mit dem Psoriasispreis 2016 ausgezeichnet. Damit werden die Forschungsarbeiten seiner Arbeitsgruppe zur Aufklärung der Entstehung der Psoriasis vulgaris (Schuppenflechte) gewürdigt. Die 30.000 Euro Dotierung stellen zugleich eine substantielle Forschungsförderung dar. Internationaler Austausch Kooperation zwischen Experten der LMU und der Chulalongkorn University Bangkok Die Klinik und Poliklinik für Orthopädie, Physikalische Medizin und Rehabilitation (OPMR) am Klinikum der LMU, Campus Großhadern, und das Department of Rehabilitation Medicine an der Chulalongkorn University in Bangkok/Thailand haben eine Kooperation beschlossen. Geplant ist der klinische und wissenschaftliche Austausch. Um die Optionen zu überprüfen, reiste eine Delegation nach Thailand. Die Experten sind davon überzeugt, dass die Forschungskooperation in den Bereichen multimodaler Therapie chronischer Schmerzen, Manualtherapie und Geriatrische Rehabilitation erfolgreich sein wird. Die Delegation der OPMR bestand aus Privatdozent Dr. Eduard Kraft, Prof. S. Wacharasindhu, Dekan der Medizinischen Fakultät, und Prof. Kroisna Piravej, Direktorin der Abteilung, mit ihren Mitarbeitern. Die Münchner Gäste zeigten sich beeindruckt von der hohen Qualität der kliniGruppenbild in der Medizinischen Fakultät der Chulalongkorn schen und wissenschaftUniversity in Bangkok (v. r. u. a.): Prof. U. Jaisamram, Dekan für lichen Arbeit der thaiInternationale Beziehungen, PD Dr. Eduard Kraft (4. v. r.), Prof. S. ländischen Kolleginnen Wacharasindhu, Prof. K. Piravej, Katrin Hilpert, Heike Schulteund Kollegen. Als erstes Göcking. Im Hintergrund Porträts des thailändischen Königs gemeinsames Projekt Geschäftsführender Oberarzt, Katrin Hil- ist eine Untersuchung über kulturspezifische Zusammenhänge bei chronipert, therapeutische Leitung, und Heike Schulte-Göcking, Psychologin der Klinik. schen Schmerzzuständen im Bereich der Lendenwirbelsäule, vorgesehen. Es gab einen herzlichen Empfang durch KLINIKUMaktuell 03.2016 35 Vorsorge Kurzsichtig durchs Smartphone Woran es liegt, dass immer mehr Kinder und junge Leute Brille oder Linsen brauchen. Und warum Tageslicht helfen kann »Bei Kurzsichtigkeit in der Familie sollte man besonders vorsichtig sein« Dr. Bettina von Livonius E ine Kurzsichtigkeit (Myopie) entsteht durch zu starkes Längenwachstum des Augapfels. Dann liegt der Brennpunkt des Auges vor der Netzhaut, so dass entfernte Objekte nur unscharf wahrgenommen werden können. Die kritische Zeit für dieses zu starke Wachstum liegt vor allem zwischen dem sechsten und achten Lebensjahr, aber dann weiter bis zum 25. Lebensjahr, speziell noch bei Studenten. Das ist die Altersspanne, in der viele kaum vom Computer oder Smartphone wegzubringen sind. Experten warnen vor einem bedrohlichen Anstieg dieser Sehschwäche. Klinikum aktuell sprach mit Dr. Bettina von Livonius, Leiterin der Ambulanz für Sehbehinderte an der Augenklinik, Campus Innenstadt, über den aktuellen Stand der Dinge. Bettdecke gelesen wurde, mit Taschenlampe, ohne Tageslicht, direkt vor dem Gesicht, war das ebenso schlecht für die Augen. Es ist egal, woher dieser negative Einfluss des Nahsehens kommt – vom Lesen vieler Bücher, vom Smartphone oder PC. Entscheidend ist, dass das Auge sich ständig aufs Nahsehen einstellen muss. Also ist das Smartphone nicht schuld? Das ist jetzt ein Thema in der Öffentlichkeit, weil die jungen Leute in diese Smartphones hinein starren – die Leseratten früher sind so nicht aufgefallen. Warum wird man kurzsichtig? Es gibt drei Faktoren, die zu dieser Sehschwäche führen: die genetische, also ererbte Veranlagung, dann häufiges Nahsehen und zu wenig Tageslicht. Studien haben gezeigt, dass Tageslicht das Wachstum des Augapfels hemmen kann, wahrscheinlich über den Botenstoff Dopamin, den genauen Prozess kennen wir noch nicht. Als früher unter der Laut kürzlich vorgestellten Daten des European Eye Epidemiology Consortium sind in Europa etwa 47 Prozent der 25- bis 29-Jährigen kurzsichtig. Bei den 55- bis 59-Jährigen hingegen haben mit fast 28 Prozent deutlich weniger mindestens minus 0,75 Dioptrien. Bei den 65- bis 69-Jährigen sind es sogar nur knapp 16 Prozent. Erheblich größer ist das Problem 36 KLINIKUMaktuell 03.2016 in Asien. Laut einer Studie brauchen in China etwa 90 Prozent der Studenten eine Brille. Weltweit dürften nach Schätzungen derzeit etwa 1,5 Milliarden Menschen kurzsichtig sein. Hochrechnungen prognostizieren im Jahr 2050 fünf Milliarden Betroffene. Eine starke Kurzsichtigkeit ist ein Risikofaktor für Grünen Star und Netzhautablösung. Dr. Bettina von Livonius passt mittels dieses Geräts (Phoroptor) die Stärke von Brillengläsern bzw. Kontaktlinsen an Also ja, diese technischen Geräte führen vermehrt zur Myopie, durch diesen Nahseheffekt, und weil dieses ständige Spielen oder Chatten auch über sehr lange Zeit ohne Unterbrechung stattfindet. Das soll keine Verteufelung dieser Geräte darstellen, sondern eine Warnung. Man muss den Menschen bewusst machen, dass sie darauf achten sollen. Vorsorge Eine Wohltat für die Augen: hinaus in die Natur, ins Tageslicht – und den Blick über eine weite Distanz schweifen lassen. Das brauchen die Augen als Ausgleich zum häufigen Nahseh-Modus. So eine traumschöne Aussicht ist besonders entspannend Wie macht man es besser? Man soll es aufteilen, nicht über Stunden am Stück, sondern zwischendurch immer wieder Pausen machen, mindestens eine halbe Stunde lang. Kinder müssen nach draußen, zwei, drei oder besser noch vier Stunden am Tag. Dort natürlich nicht lesen oder sich mit Unterhaltungselektronik beschäftigen, sondern die Augen quasi laufen lassen, bewusst in die Ferne schauen, über größere Distanz. Pausen drinnen und drinnen spielen bringen nicht die gleiche Wirkung. In einem Tierversuch wurde das Tageslicht komplett durch Kunstlicht ersetzt, doch das nützt nichts. Es fehlt der Impuls des In-die-FerneSchauens. Strahlender Sonnenschein muss nicht sein, UV-Licht ist auch im Winter vorhanden, auch bei einer Wolkendecke. Eine Stunde täglich reicht nicht. Wer denkt, er bekommt genug Licht auf dem Weg zur und von der U-Bahn, der irrt sich. Wer ist besonders gefährdet? Wer eine genetische Belastung hat, eine Familie, in der Kurzsichtigkeit vorkommt, sollte besonders vorsichtig sein. Asiaten sind extrem stark davon betroffen, weil in ihrem Bevölkerungspool deutlich mehr genetische Dispositionen zur Myopie vorhanden sind. Und weil dort früher und viel gearbeitet und gelernt wird sowie die Unterhaltungselektronik total verbreitet ist. Das ist auch volkswirtschaftlich ein erhebliches Problem. „ Kurzsichtigkeit stoppen? Atropin-Augentropfen könnten helfen, den weltweiten Anstieg der Kurzsichtigkeit zu bekämpfen. Mit einer geringen Dosierung scheinen sie über einen Zeitraum von fünf Jahren für Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren sicher zu sein – zu diesem Ergebnis kommen For- scher in verschiedenen Studien. Bei der geringen Dosierung treten weniger Nebenwirkungen auf wie etwa Lichtempfindlichkeit. Die Tropfen müssen jeden Tag gegeben werden. Hört man damit auf, ist der Effekt wieder weg. Ihr Einsatz ist noch nicht praxistauglich. Worauf sollten Eltern achten? Jedes Kind sollte bis zum zweiten, dritten Lebensjahr einmal beim Augenarzt gewesen sein. Der macht Untersuchungen, die der Kinderarzt nicht machen kann. Und dann nochmal vor der Einschulung. Wichtig: Wenn Dr. Bettina von Livonius eine Brille notwendig ist, muss die Sehschwäche voll )089/4400-53020 bettina.livonius@med. auskorrigiert werden. Lin* uni-muenchen.de sen sind angenehmer, weil Kinderambulanz die Glasränder nicht stören, die können Kinder schon mit )089/4400-53873 Kontaktlinsensprechstunde acht, neun Jahren tragen, speziell beim Sport. )089/4400-53031 KLINIKUMaktuell 03.2016 37 Hilfe & Selbsthilfe Abnehmen mit AugenmaSS Warum Gesundheit (k)eine Frage des Gewichts ist W ir sind ein Volk von Dicken: Nach aktuellen Zahlen des Robert Koch Instituts sind zwei Drittel der Männer (67 %) und die Hälfte der Frauen (53 %) in Deutschland übergewichtig. Abnehmen ist deswegen ein großes Thema – in privaten Runden genauso wie in Frauen- und Publikumszeitschriften. Und keine Woche vergeht, ohne dass eine neue Wunderdiät den schnellen Verlust von Pfunden verspricht. Doch die Erfolge sind überschaubar. Meistens sind die verlorenen Kilos bald wieder auf den Hüften. KLINIKUM aktuell sprach mit Prof. Dr. Jörg Schelling, Kommissarischer Direktor des Instituts für Allgemeinmedizin am Klinikum der Universität München, über nachhaltige Wege gegen Übergewicht. Warum scheitern so viele Diäten? Der Gewichtsverlust durch eine Diät stimuliert einen körperlichen und psychologischen ‚homöostatischen Druck‘, das heißt es entsteht ein vermindertes Sättigungsgefühl, ein erhöhtes Hungergefühl, außerdem senkt der Körper seinen Grundumsatz, verbrennt also weniger als vor der Diät. Das zusammen führt dazu, dass bei 80-90% der Menschen anschließend wieder eine Gewichtszunahme erfolgt, manche wiegen irgendwann sogar mehr als vor dem Diät-Start. Das nennt man Jojo-Effekt. Ab welchem Gewicht würden Sie trotzdem eine Diät empfehlen? Gewicht ist nicht mehr als eine Zahl. Und zwar eine Zahl, die als alleiniger Indikator für eine intakte Gesundheit so pauschal nicht gelten kann. Nach dem aktuellen Stand der Wissenschaft gibt es sowohl gesunde Übergewichtige als auch ungesunde Normalgewichtige. Leichtes Übergewicht kann die Lebenserwartung erhöhen, wohingegen starkes Unter- und Übergewicht nachweislich mit einer verkürzten Lebensspanne einhergehen. Wir rücken deswegen nicht das Gewicht oder den Body Mass Index in den 38 KLINIKUMaktuell 03.2016 Hilfe & Selbsthilfe Mittelpunkt, sondern den sogenannten HEAS-Ansatz, den ich an der Klinik mit Unterstützung von Marcus van Dyck und Annemarie Weber von unserem Projektpartner an der Hochschule Coburg realisiere. Was ist HEAS? HEAS steht für Health at Every Size, also für Gesundheit in jeder Konfektionsgröße. Dieser Ansatz trägt dem Umstand Rechnung, dass die menschliche Gesundheit – neben dem Gewicht – auch von anderen Faktoren abhängt: Einer sicheren Wohn- und Arbeitsumgebung, einem ausreichenden Einkommen, frischem Essen, körperlicher Aktivität, Erholung und einer Einbindung in ein soziales Netzwerk. Ernährungspyramide des Land- und Hauswirtschaftlichen Auswertungs- und Informationsdienstes (aid) Extras: Knabbereien, Süßes, fette Snacks Fette und Öle Milch und Milchprodukte, Fisch, Fleisch, Wurst, Eier r e Butt Milch Milch Milch Brot, Getreide und Beilagen Gemüse, Salat und Obst Getränke Und was muss man als Übergewichtiger bei HEAS tun? Wir fokussieren keine Die Ernährungspyramide ist die Grundlage für die tägliche Ernährung. Flüssigkeit (am besten Wasser oder ungezuckerte Tees) sowie Gemüse und Obst sind die Basis spezielle Diät, sondern einen gesunden Lebensstil. Wir vermitteln außerdem, dass Gesundheit und Wohlbefinden multidimensionell gene Ernährung, wie beispielsweise die mediterrane sind: So ermutigen wir die Betroffenen, ein positives Ernährung, und moderate Bewegung, um die mögSelbstbild von sich aufzubauen, zu akzeptieren und liche Gewichtsreduktion nachhaltig und ohne Einzu respektieren, dass es Unterschiede bei der Kör- schränkung der Lebensqualität zu gestalten. perzusammensetzung gibt. Und dass Nahrungsaufnahme ein Balanceakt ist zwischen Ernährung, also Was verstehen Sie unter moderater Bewegung? der Aufnahme körpernotwendiger Stoffe, und Essen, Es muss nicht gleich richtiger Sport sein: Schon dem psychologischen Faktor aus Hunger, Sättigung, Treppensteigen oder viele Wege zu Fuß erledigen Appetit und Genuss. Wir setzen auf eine ausgewo- haben positive Effekte auf die Gesundheit. In die Anzeige Gesund essen – leichter leben Präventive Ernährungsberatung zur Vermeidung und Frühbehandlung von Zivilisations erkrankungen wie Adipositas, (Prä)Diabetes, Bluthochdruck, Gicht, Krebs usw. Erika Wachinger Ernährungs- und Gesundheitscoaching Truderinger Straße 292 81825 München Tel.: 089 42024110 Mobil: 0179 4552464 090-122-015_cs5.indd 1 ■ Individuelle Betreuung in Einzelgesprächen (auf Wunsch mit Einkaufscoaching) ■ Metabolic Balance®: natürliche Regulierung von Stoffwechsel und Gewicht unter Berücksichtigung von 38 Blutwerten ■ Nutrigenetik: genetisch personalisiertes Ernährung und Abnehmprogramm ■ Stressmanagement/bewältigung & BurnoutPrävention, gesundes Essen im stressigen Arbeitsalltag ■ SeniorengerechteErnährung–fitimAlter www.moodandfood.de 09.06.16 08:41 KLINIKUMaktuell 03.2016 39 Hilfe & Selbsthilfe Freizeit sollte man körperliche Betätigung integrieren, z.B. Gartenarbeit, Schwimmen oder Tanzen, dafür sitzende Tätigkeiten wie zum Beispiel Fernsehen reduzieren. Durch Bewegung werden mehr Kalorien verbrannt und der Jojo-Effekt verringert. »Man sollte beim Essen nicht schlingen, sondern langsam genießen und gut kauen.« Prof. Dr. Jörg Schelling Gibt es Lebensmittel, die verboten sind? Komplett verboten wird nichts, aber Frittiertes, Kekse und zuckerhaltige Softdrinks sollte man meiden. Viele Übergewichtige nehmen insgesamt zu große Portionen zu sich. Das spielt bei Salat oder Gemüse keine Rolle, aber bei Fleisch, Nudeln oder Reis schon, hier hilft Abwiegen, um ein Gefühl für die richtige Menge zu bekommen. Außerdem sollte man beim Essen nicht schnell schlingen, sondern langsam genießen und gut kauen. Nicht jeder kocht gerne. Gibt es auch akzeptable Fertiggerichte, wenn man abnehmen möchte? Gemüse- oder Fruchtprodukte aus dem Gefrierfach sind akzeptabel, wichtig ist trotzdem auf den Salz-, Zucker- und Fettgehalt dieser Produkte zu achten. Fastfood wie Pizza oder überbackene Baguettes sind natürlich nicht geeignet. Wer dazwischen einen Snack braucht, kann auch noch zwei Zwischenmahlzeiten einschieben, am besten geeignet sind eine Handvoll Nüsse oder Gemüse. Darf man Alkohol trinken? Darf man, aber nicht mehr als ein Glas Wein (0,1l bei Frauen, 0,2l bei Männern) oder ein Glas Bier. Insbesondere alle Rotwein-Liebhaber können sich freuen. Studien geben Hinweise auf einen verminderten Appetit in Zusammenhang mit einem maßvollen Konsum an Rotwein. Was bringt HEAS – und wie lange muss man durchhalten? Einen moderaten, signifikanten Gewichtsverlust, wobei der Verlust an Körperfett größer ist als an Körpergewicht. Und was das Durchhalten anlangt: Es ist keine Diät, sondern ein neu erlernter Lebensstil, den man dauerhaft in sein Leben integrieren sollte – und nicht nur für ein paar Wochen. Sind Zwischenmahlzeiten sinnvoll? Wir empfehlen drei Hauptmahlzeiten am Tag. Prof. Dr. Jörg Schelling Institut für Allgemeinmedizin )089/4400-53779 [email protected]* muenchen.de SILVER WAVE MICROMASSAGE Silver wave Long Anzeige Silver wave Top HOSE UND TOP STÜTZT – MASSIERT & BRINGT SIE IN FORM EGAL OB PRIVAT, BEIM SPORT ODER WÄHREND DER ARBEIT der Charme des Wohlbefindens www.solidea.com www.solidea-deutschland.de 090-122-006_cs5.indd 1 40 KLINIKUMaktuell 03.2016 09.05.16 08:26 Hilfe & Selbsthilfe Veranstaltungen für Patienten Dermatologische Vortragsreihe Sonne und Hautkrebs 13.07.2016, 14:30-15:30 Uhr Dozentin: Prof. Dr. Carola Berking Berufserkrankungen der Haut 21.09.2016, 14:30-15:30 Dozentin: PD Dr. Sonja Molin Anti-Aging, Lasermedizin und Narben 12.10.2016, 14:30-15:30 Dozentin: Dr. Stephanie Steckmeier Ort: Klinik Thalkirchner Str. 48, kl. Hörsaal (I.) Kontakt: Mehtap Sahin )089/5147-6643 [email protected] * Schulen in die Transplantationszentren 14.07.2016, 22.09.2016, 13.10.2016, 20.10.2016, 08:30-15:30 Ort: Campus Großhadern, Hörsaal I Kontakt: OA Dr. Helmut Arbogast )089/4400-72600 [email protected] * Vortragsreihe für Patienten mit chronischen Schmerzen, anschließend Selbsthilfegruppe Shiatsu – üben und erfahren, Teil II 26.07.2016, 18:15-19:15 Dozent: Dr. L. v. Stralendorff Ort: Campus Innenstadt, Interdisziplinäre Schmerzambulanz, Pettenkoferstr. 8A, R. 312 Kontakt: Katja Hanley )089/4400-57508 schmerzambulanz.innenstadt@med. * uni-muenchen.de Vortragsreihe in der Klinik für Orthopädie, Physikalische Medizin und Rehabilitation Leben mit künstlichen Hüftgelenken 08.09.2016, 18:00-19:30 Dozenten: Prof. Dr. Dipl.Ing. Volkmar Jansson, PD DR. Martin Weigl Knieverletzungen und Folgeschäden 22.09.2016, 18:00-19:30 Dozent: Prof. Dr. Peter Müller Die schmerzende Hand 06.10.2016, 18:00-19:30 Dozenten: PD Dr. Jörg Hausdorf, Claudia Gschöderer Schulterschmerzen 20.10.2016, 18:00-19:30 Dozenten: Prof. Dr. Peter Müller, PD Dr. Martin Weigl Ort: Campus Großhadern, Hörsaal II Kontakt: PD Dr. Andreas Fottner [email protected] * Regionaltreffen des Vereins Morbus Wilson e. V. für Patienten, Angehörige und Freunde 17.09.2016,13:00-17:00 Ort: Campus Großhadern, Raum G12 (12. Stock) Dozenten: PD Dr. Gerald Denk, PD Dr. Eduard Kraft, Kontakt: [email protected] * Dozent: Dr. Harun Ilhan Kontakt: Prof. Christoph Auernhammer )089/4400-72520 [email protected]* muenchen.de Weltrheumatag: „Aktiv trotz Rheuma“ 14.10.2016, 18:00-19:30 Ort: Bayerischer Rundfunk, Saal, Haupteingang Hochhaus, Rundfunkplatz 1 (Eingang Arnulfstraße 42/44) Veranstalter: Klinikum der LMU, Geschäftsstelle Rheumazentrum München e.V. Keine Anmeldung, Kontakt: [email protected] * Präventionstag des Instituts für Schlaganfallund Demenzforschung Geistig fit im Alter 14.10.2016, 10:30-16:00 Ort: Campus Großhadern, Feodor-Lynen-Str. 17, großer Seminarraum 8G U1155 Kontakt: Irene von Tiesenhausen )089/4400-46060 [email protected] * Krebs-Informationstag 2016: Wissen, Hoffnung, Perspektiven 24.09.2016,09:00-17:00 Campus Großhadern, Hörsaaltrakt Anmeldung: Serap Tari )089/4400-74918 [email protected] * Informationsabende und Kreißsaalführungen für werdende Eltern jeden Donnerstag (außer Feiertag) 18:00-19:00 Frauenklinik Campus Innenstadt, Maistr. 11, 1. Stock, großer Hörsaal (R 181) Keine Anmeldung, Kontakt: [email protected] * Patientenselbsthilfegruppe Neuroendokrine Tumoren 06.10.2016,18:00-19:00 Ort: Campus Großhadern, Konferenzraum I (Flur EF, Ebene 1, Direktionstrakt) Alle Termine unter: www.klinikum.uni-muenchen.de/de/ veranstaltungen/ Anzeige BabyOne - von Anfang an! Punkte sammeln und profitieren! 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Die Folgen chronischer Müdigkeit können bis zu metabolischen Störungen wie beispielsweise Übergewicht und Diabetes Typ 2 führen Wohlfühlen & Genießen Wie ticken Sie? Frühaufsteher, Langschläfer, sozialer Jetlag: Die innere Uhr bestimmt unser Leben auf allen Ebenen K leine Kinder sind meist schon im Morgengrauen gnadenlos gut drauf. Jugendliche dagegen laufen erst am Abend zu Hochform auf. Lerche, Eule oder normal: Welcher Chronotyp man ist, das pendelt sich erst im Erwachsenenalter ein. Das Institut für Medizinische Psychologie (IMP) an der Ludwig-Maximilians-Universität gilt als eines der führenden internationalen Zentren für chronobiologische Forschung in Deutschland. Fundamentale Forschung, die immer wichtiger wird, weil unsere Lebensweise immer stärker mit unserer biologischen Innenuhr kollidiert. Das hat direkte Auswirkungen auf die Gesundheit. Klinikum aktuell sprach mit Prof. Dr. Till Roenneberg. Lerche, Eule, Normaltyp – was ist was? Es gibt Eulen und Lerchen, doch diese Begriffe führen zu falschen Vorstellungen. Das Spektrum 42 KLINIKUMaktuell 03.2016 »Wer tagsüber für den Abend vorschlafen kann, hat schon ein Schlafdefizit« Prof. Dr. Till Roenneberg reicht von der extremen Lerche zur extremen Eule. Eine extreme Lerche wacht morgens sehr früh von selbst auf und ist fit und fällt abends um acht Uhr um. Davon gibt es sehr wenige. Von einer extremen Eule spricht man, wenn jemand morgens um vier ins Bett geht und bis mittags schläft. Dazwischen gibt es alles in einer Glockenkurve – an deren Gipfel die Chronotypen meist um vier Uhr früh ihre Schlafmitte ereichen. Viele Leute schlafen abends um sechs Uhr auf dem Sofa ein. Wenn sie dann später tatsächlich schlafen gehen, klappt das nicht mehr, weil sie eigentlich ein Spättyp sind, aber um sechs Uhr früh raus müssen. Wichtig: Man sollte immer nur im Bett schlafen. Wie ist das mit der inneren Uhr? Da laufen viele sogenannte circadiane Rhythmen ab, der Schlaf-Wach-Rhythmus ist der bekannteste. Am Zustandekommen dieser Zyklen sind, wie an al- Wohlfühlen & Genießen Chronobiologie (von griech. Chrónos = Zeit und Biologie = Lehre von der belebten Natur): Das entwicklungsgeschichtlich uralte Zeitsystem der biologischen Uhr erzeugt, von Einzellern bis zum Menschen, einen „Innentag“. Dieser regelt alle Funktionen des Organismus im Tagesablauf – vom An- und Abschalten einzelner Gene über die Ausschüttung von Botenstoffen und Hormonen bis zum Verhalten, einschließlich unserer körperlichen und geistigen Fähigkeiten. Diese Uhr muss täglich justiert werden, das geschieht fast ausschließlich über Licht und Dunkelheit. Obwohl sich die innere Uhr eines gesunden Menschen exakt mit dem 24-Stunden-Tag synchronisiert, ist der Zeitpunkt gegenüber dem Licht-Dunkel- Wechsel höchst individuell. Das gibt die sogenannten Chronotypen. Dieser Individualität liegen genetische Disposition, jeweilige Lichtexposition, aber auch Veränderungen mit dem Lebensalter zugrunde. Die Masterclock sitzt im Gehirn, eine Ansammlung von Nervenzellen, der Suprachiasmatische Nukleus, kurz SCN genannt. Eule oder Lerche? Gerrit David De Vries © 123RF.com © iStock.com/GlobalP len biologischen Funktionen, Proteine beteiligt, die in Genen kodiert sind. Es gibt Variationen, wie etwa auch bei der Augenfarbe. Diese Varianz sehen wir immer dann, wenn Leute schlafen würden, wann sie es könnten. Die innere Uhr wird über die Augen über Licht und Dunkelheit informiert. Aber wir modernen Menschen haben sehr schwammige Bedingungen. Denn wir sitzen tagsüber nur drin, mit maximal 400 Lux statt 10.000 bis 150.000 Lux draußen, und nachts machen wir Licht. Doch die innere Uhr ist gewöhnt, dass sie ab Sonnenuntergang in der Dunkelheit ist. Der Tag-Nacht-Wechsel ist weggefallen, die innere Uhr rutscht dadurch nach hinten. Mehr als 80 Prozent der Bevölkerung können daher an Arbeitstagen nur noch mit Wecker rechtzeitig wach werden, viele drücken mehrmals die Schlummertaste. Das führt zum sozialen Jetlag … Ja, wir wohnen biologisch in einer ganz anderen Zeitzone als wir es sozial tun. Diese Diskrepanz zwischen der inneren Uhr und der gesellschaftlichen Uhr mit starren Arbeits- und Schulzeiten kann handfeste Folgen haben. Für Gesundheit, Wohlbefinden und Leistungsfähigkeit der Betroffenen. Wer chronisch müde ist, wird dicker, dümmer. Welcher Typ sind Sie? Wenn Sie wissen wollen, welcher Chronotyp Sie sind: Das Institut für Medizinische Psychologie hat einen Fragebogen (Munich ChronoType Questionaire/MCTQ) im Internet stehen. Wenn Sie mitmachen, wird Ihnen ihr Profil per E-Mail zugeschickt. Sie erfahren so, wo Ihr Chronotyp liegt im Vergleich zu mehr als 250.000 Menschen, die bisher diesen Fragebogen ausgefüllt haben. www.euclock.org/ Anzeige Narben unsichtbar sichtbar behandeln PRÄVENTION und BEHANDLUNG überschießender Narben KELO-COTE® flacht Narben ab, macht das Narbengewebe weicher und geschmeidiger, reduziert Rötungen und mildert Juckreiz. ZUR ANWENDUNG NACH: chirurgischen Eingriffen verletzungsbedingten Wunden Verbrennungen NACH GE KL WIESENE I WIRK NISCHE SAMK EIT 1 www.kelocote.de Erhältlich in Ihrer Apotheke. 1 090-122-012_cs5.indd 1 Korting und Schöllmann, JDDG.2012; 10: 103-110 02.06.16 09:49 KLINIKUMaktuell 03.2016 43 Wohlfühlen & Genießen Studien haben gezeigt, dass Schichtbetrieb extrem ungesund ist. Die direkten und indirekten Folgen von allem, was mit Schlaf zu tun hat, werden mittlerweile auf 1-2 % des Bruttosozialproduktes geschätzt. Sozialer Jetlag ist auch ein Produktionsproblem. Wenn ein Arbeitnehmer zu seinem Arbeitgeber sagt, ich würde gern um 10 und nicht schon um 8 kommen, dann sagt er ja nicht, ich bin faul. Er sagt etwas ganz anderes, nämlich ich möchte dem Arbeitsprozess meine beste Zeit geben. Und das auch noch nach einer gut ausgeschlafenen Nacht. Da müsste ein Umdenken stattfinden, doch davon sind wir weit entfernt. © verkoka/Fotolia Später in die Schule Fit und fröhlich gegen neun Uhr ins Klassenzimmer statt um acht Uhr mürrisch und todmüde: Am Gymnasium Alsdorf bei Aachen/NRW können Oberstufenschüler selbst entscheiden, ob sie direkt zur ersten Stunde antreten oder erst zur zweiten, wenn sie besser ausgeschlafen sind. So wird auf die innere Uhr der Jugendlichen Rücksicht genommen, sie sind um acht Uhr einfach noch nicht startklar. Seit zehn Jahren fordern daher Wissenschaftler einen späteren Schulbeginn für Schüler über 16. Prof. Dr. Till Roenneberg ist einer der prominentesten Verfechter. Das Gymnasium ist die erste und einzige Schule in Deutschland in dieser Pionierrolle. In einem gemeinsamen Versuch mit dem Institut für Medizinische Psychologie werden wissenschaftliche Daten erhoben. Zum 1. Februar 2016 fand die Umstellung statt. Prof. Dr. Roenneberg: „Bei der Synchronisation mit dem Tag-Nacht-Rhythmus wird bei den meisten Human Sleep Project Wie der echte natürliche Schlaf aussieht, wie gut oder wie schlecht ein Schlaf war, das weiß die Wissenschaft noch nicht. Prof. Dr. Till Roenneberg will die Forschung aus dem Schlaflabor herausholen und konzentriert sich mit Wissenschaftlern und Einrichtungen auf ein einzigartiges internationales Projekt: das Human Sleep Project, HSP genannt. Weltweit sollen bei Teilnehmern mit speziellen Messgeräten am Handgelenk (ähnlich einer Armbanduhr) die Aktivitäten erfasst und ausgewertet werden. Ziel ist, ein objektives Maß für Schlafqualität zu entwickeln. Twitter: @TillRoen jungen Leuten bis etwa zum 20. Lebensjahr die innere Uhr immer später. Sie können im Vergleich zu Kindern und älteren Erwachsenen erst spät einschlafen und kommen morgens nicht hoch. Es ist Unsinn, 16-Jährige um 8 Uhr morgens zu unterrichten. Sie können das Gelernte vom Vortag nicht richtig im Schlaf konsolidieren und sie sind während der ersten Stunden in der Schule nicht wirklich aufnahmefähig. Wir haben gezeigt, zusammen mit Kollegen aus Holland, dass die Noten erheblich davon abhängen, ob der Schüler ein Früh- oder Spättyp ist und vom Zeitpunkt der Prüfung. Frühe Prüfungen haben für späte Chronotypen enorme Nachteile. Das kann darüber entscheiden, ob jemand beispielsweise Medizin studieren darf oder nicht. Insofern ist die Biologie der Grund für eine Ungleichbehandlung – das fällt in meiner Definition unter Diskriminierung. Schule und Pädagogik müssen sich engagieren.“ Die Versuchsschule ist ziemlich ideal, weil in der Oberstufe ein Stundenplan nach einem US-Konzept praktiziert wird. Er beinhaltet Selbstlernstunden, die sich relativ gut verschieben lassen. Prof. Dr. Till Roenneberg )089/2180-75650 [email protected] * http://www.imp-muenchen.de http://www.theWeP.org/ Anzeige Frisör MO 80336 München MOZARTSTR. 1 (am Goetheplatz) Tel. 54456297 MIT UNSEREM HAARSCHNITT KÖNNEN SIE ÜBERALL AUFTRETEN SELBST in HOLLYWOOD 44 KLINIKUMaktuell 03.2016 und das zu fairen Preisen Wohlfühlen & Genießen Buchtipps Konfetti & Tränen Helen ist fünf, als bei ihr ein Knochentumor festgestellt wird. Sie ist neun, als sie stirbt. Berührend schildert die Kommunikationswirtin Nicole Heinrichs die Lebens- und Leidensgeschichte ihrer Tochter. Die Angst und die Wut, aber auch die Freude und die kleinen Momente des Glücks. Vier Jahre lang weigern sich die Eltern, das Wort Krebs auszusprechen. Als klar wird, dass Helen keine Chance hat, holen ihre Eltern sie zu sich nach Hause. Droemer TB, Klappenbroschur, 336 S., 14,99 Euro, E-Book 12,99 Euro Gott, du kannst ein Arsch sein Ein Ausritt mit ihrer geliebten Stute Luna steht an erster Stelle bei den zehn Dingen, die Stefanie unbedingt noch machen will – in den sechs bis zehn Monaten, die ihr die Ärzte noch geben. In ihrem Tagebuch beschreibt sie, was jetzt wirklich zählt, welche Träume sie noch hat und wie sie sich von ihren Lieben verabschieden will. Eine hoch emotionale Reise mit der 16-Jährigen – und ehrliche Einblicke in das Sterben. Ihre letzten Wochen verbringt sie auf dem Reiterhof. Das Seelenleben der Tiere In diesem Hörbuch bringt uns der passionierte Förster und Bestsellerautor Peter Wohlleben („Das geheime Leben der Bäume“) das Staunen über die ungeahnte Gefühlswelt der Tiere bei. Treue Liebe bei Kolkraben, Trauer bei Hirschkühen: Auf der Grundlage neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse und in anschaulichen Geschichten zeigt er die komplexen Verhaltensweisen von Tieren im Wald und auf dem Hof auf. Und wir erkennen, sie sind uns näher als wir uns vorher je hätten vorstellen können. Der Hörverlag, Peter Wohlleben, Sprecher: Peter Kaempfe, 1 mp3-CD, Spieldauer: 05:47 Std. (gekürzt), 19,99 Euro Rätselspass IMPRESSUM Herausgeber: Vorstand des Klinikums der Universität München Philipp Kreßirer (verantwortlich i.S.d.P.), Julia Reinbold Stabsstelle Kommunikation und Medien des Klinikums der Universität München, Pettenkoferstr. 8a, 80336 München Tel. 089/4400-58071, Fax 089/4400-58072 E-Mail: [email protected] Internet: www.klinikum.uni-muenchen.de Twitter: www.twitter.com/LMU_Uniklinikum Facebook: www.facebook.de/LMU.Klinikum Konzeption, Redaktion, Text: Ulrike Reisch, Rosemarie Ippisch Redaktionelle Mitarbeit: Matthias Lanwehr, Irene Kolb Heyne TB, Frank Pape, 8,99 Euro SUDOKU Jedes Quadrat hat neun Unterquadrate, die jeweils wieder aus neun Feldern bestehen. Das ergibt 81 Kästchen. In die müssen Sie Zahlen von eins bis neun eintragen, ein Teil ist vorgegeben. In jedem Unterquadrat, in jeder Zeile und in jeder Spalte des Gesamtquadrats darf jede Ziffer nur ein einziges Mal vorkommen. Knifflig: Sie sollten mit Bleistift arbeiten und den Radiergummi bereithalten. 7 4 6 2 4 Anzeigen: ALPHA Informationsgesellschaft mbH 68623 Lampertheim, Tel. 06206/939-0 E-Mail: [email protected], www.alphapublic.de 5 3 5 3 7 2 Realisation, Satz, Layout: Agentur Strukturplan, Carolin Pietsch, Peter Pietsch, Tel. 089/74 14 07 37, www.strukturplan.de Fotos: Stephan Beißner, Steffen Hartmann, Dietmar Lauffer, Andreas Steeger, Stefan Wartini, Klaus Woelke, Bert Woodward (sofern nicht anders angegeben) 1 3 8 1 6 6 5 1 4 5 6 5 9 3 7 6 7 1 Auflösung des Rätsels auf Seite 14 KLINIKUMaktuell 03.2016 45 Die letzte Seite Unsere Patienten Etwa 500.000 Patienten werden jährlich im Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität behandelt. Hier stellen wir Ihnen Otto Fritscher aus der Gefäßmedizin vor An einem Montagmorgen rief Otto Fritscher, 58, in der Angiologischen Ambulanz am Klinikum der LMU, Campus Innenstadt, an. Ein akuter Fall mit heftigen Schmerzen im rechten Unterschenkel, vermutlich ein Gefäßverschluss – dringend. Bärbel Klammroth im Sekretariat machte für denselben Tag einen Termin beim Leiter des Interdisziplinären Gefäßzentrums, Prof. Dr. Ulrich Hoffmann, klar. Otto Fritscher: „Ich hatte gleich das Bauchgefühl, gut aufgehoben zu sein.“ Er hatte da schon ein Drama hinter sich. Es fing an mit einem peitschenartigen Schmerz, auf dem Supermarktparkplatz. So heftig, dass er nicht mehr gehen konnte. Also Klinikum am Wohnort. Ursache unklar. Danach der Orthopäde, der einige Wirbel einrenkte. Schließlich der Internist, Diagnose: arterieller Gefäßverschluss, Stufe II b. Otto Fritscher, Journalist bei einer Münchner Tageszeitung, recherchierte übers Wochenende seine Optionen. „Keine guten Aussichten, da wurde ein großer operativer Eingriff empfohlen“, befand er. Doch er entdeckte noch die Angiologische Ambulanz. Da war er endlich richtig. Eingehende Untersuchung mit allen modernen Methoden. Otto Fritscher: „Auf dem Laufband habe ich gerade mal 115 Meter geschafft bis zur Schmerzgrenze – ein Schock für einen sportlichen Menschen wie mich. Ich hatte erst kurz davor bei einem 10-km-Lauf mitgemacht.“ Alles bestens (v. l.): Patient Otto Fritscher, PD Dr. Marcus Treitl und Professor Dr. Ulrich Hoffmann Ein akuter Gefäßverschluss entsteht in der Regel durch eine Embolie oder Thrombose. Bei einer Embolie bildet sich ein Blutgerinnsel (Thrombus). Es wird mit dem Blut fortgeschwemmt, bleibt in einem Gefäß hängen und verstopft es. Es gibt verschiedene Methoden. Ein großes Gerinnsel wie im beschriebenen Fall kann mittels eines rotierenden Katheters zerstückelt und abgesaugt werden (Rotations-Aspirations-Thrombembolektomie). Bei der Lyse wird ein Gerinnsel medikamentös aufgelöst. OP-Termin eine Woche später. Geplant war ein minimalinvasiver Eingriff, bei dem durch einen Katheter das Blutgerinnsel abgesaugt werden sollte. Doch die Durchblutung verschlechterte sich, der Patient checkte früher in der Medizinischen Klinik IV ein. Otto Fritscher: „Eine nervliche Gratwanderung, ob bis zum OP-Termin alles gut geht. Alle Mitarbeiter waren freundlich, von der Essens-Verteilerin über die Schwestern bis zum Stations- und Oberarzt.“ Operateur war Privatdozent Dr Marcus Treitl vom Institut für Klinische Radiologie, ein Spezialist. Alles ging gut. Fritscher: „Danach auf der Überwachungsstation bekam ich genau abgefüllt 200 Milliliter Bier zum Schlafengehen, Helles, damit ich Ruhe gebe. Dann noch 20 Stunden lang Lyse.“ Prof. Hoffmann und Klinikdirektor Prof. Dr. Martin Reincke schauten vorbei. Alles bestens, auch bei späteren Kontrollen und bei der Nachuntersuchung. Das Gefäßzentrum an der Medizinischen Klinik und Poliklinik IV, Campus Innenstadt, ist eine interdisziplinäre Organisationseinheit des Klinikums. Hier arbeiten die Abteilungen Angiologie, Gefäßchirurgie und vaskuläre Radiologie eng vernetzt zusammen, um einen optimalen Ablauf in Diagnostik und Therapie zu gewährleisten. Das Zentrum kooperiert eng mit den Disziplinen Kardiologie, Nephrologie, Neurologie und Dermatologie. Die angiologische Ambulanz ist eine Einrichtung mit überregionalem Einzugsbereich für Patienten mit Gefäßerkrankungen. Zentrales Sekretariat: 089/4400-53564 oder -53509 [email protected] Otto Fritscher: „Frau Klammroth und Professor Hoffmann waren super. Mit menschlicher Wärme und fachlicher Kompetenz gaben sie mir Zuversicht. Sie waren immer gut erreichbar, ich bekam verständliche Antworten. Überraschend, wie in einem so komplexen Klinikum die einzelnen Bereiche gut ineinandergreifen. Da wurde nicht die oft geschmähte seelenlose Medizin praktiziert, ich war keine Nummer, sondern man nahm sich Zeit für mich, ich habe mich immer gut aufgehoben gefühlt.“ Ian Allenden © 123RF.com Vorschau ins nächste KLINIKUM aktuell 46 KLINIKUMaktuell 03.2016 Wenn werdende Mütter Alkohol trinken – so schädlich ist das für ihr Baby Großes Jubiläum: 100 Jahre Frauenklinik in der Maistraße In meinem nepalesischen Heimatdorf gibt es keinerlei Gesundheitsversorgung. Viele Leben könnten schon durch eine einfache Behandlung gerettet werden. Durch das Deutschlandstipendium kann ich jetzt an der LMU Medizin studieren und nach meinem Abschluss den Menschen vor Ort helfen.« Sagar Dhital, Medizinstudent Zeit zum Denken schenken Deutschlandstipendium an der LMU München www.lmu.de/deutschlandstipendium Unterstützen Sie jetzt auch besonders begabte und engagierte Studierende mit 150 Euro im Monat! Der Bund verdoppelt Ihre steuerlich absetzbare Spende, damit jungen Menschen während ihres Studiums mehr Zeit zum Denken bleibt. Ich möchte ein Stipendium stiften IHR SPEZIALIST FÜR ORTHOPÄDISCHE REHABILITATION IN OBERBAYERN Unsere Medical Park Fachkliniken liegen im Nahbereich von München und bieten Ihnen Premium-Rehabilitation. Menschliche Spitzenmedizin, neueste Therapien und liebevolle Zuwendung sorgen für einen raschen Behandlungserfolg in den Bereichen Orthopädie, Traumatologie und Sportmedizin. PREMIUM-KLINIKEN IN BAD WIESSEE PREMIUM-KLINIKEN IN BAD FEILNBACH PREMIUM-KLINIKEN AM CHIEMSEE Medical Park St. Hubertus Sonnenfeldweg 29 | 83707 Bad Wiessee Telefon 08022 843-0 Medical Park Blumenhof Breitensteinstr. 10 | 83075 Bad Feilnbach Telefon 08066 89-0 Medical Park Chiemsee Birkenallee 41 | 83233 Bernau-Felden Telefon 08051 801-0 Medical Park Am Kirschbaumhügel Wallbergstr. 10 | 83707 Bad Wiessee Telefon 08022 848-4000 Medical Park Reithofpark Reithof 1 | 83075 Bad Feilnbach Telefon 08066 18-0 Medical Park Prien Kronprinz Alte Rathausstr. 9 | 83209 Prien am Chiemsee Telefon 08051 608-0 www.medicalpark.de
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