18 neue verpackung> 02.2003 branche> Aus den Unternehmen Neopac baut ein Pharmacenter Saubere Produktion Nur geschulte Personen dürfen in den Raum. Kleinste Polyfoil-Tuben werden u.a. für Augensalben gefertigt. (Fotos: Neopac) Ein neues Pharmacenter, eine Higspeed Tubenlinie, „die kleinste Polyfoil-Tube der Welt“ und die so genannten Chameleon Colors: Das sind die Neuheiten, die von der Neopac AG jüngst am Standort Oberdiesbach in der Schweiz präsentiert wurden. Vor allem aber stand das neue Pharmacenter im Mittelpunkt des Interesses, in dem künftig Polyfoil-Tuben – Tuben mit Barrierewirkung mittels Materialverbund Kunststoff/Aluminum/Kunststoff produziert werden. > Bei Neopac habe die Entwicklung von Spezialprodukten seit jeher eine große Bedeutung, sagt Anton von Felten. Der geschäftsleitende Direktor nennt dafür zwei Beispiele: die Rektalkanülen-Tube Durchmesser 13,5 mm, die für das Unternehmen Schering entwickelt wurde, und die so genannte Polyfoil-Tube, die 1966 erstmals lanciert, alsbald weiter entwickelt wurde und heute weltweit nach Angaben des Unternehmens erfolgreich eingesetzt wird. Marktentwicklungen erkennen PE-, Laminat- und „nahtlose“ PolyfoilTuben sind das Geschäft der Schweizer. Die Tuben werden im Offset-, Sieb- oder Prägedruckverfahren veredelt. Das Unternehmen verfügt über diverse Verschlüsse, die natürlich auch Erstöffnungsgarantien aufweisen können. Aber – und darauf ist das Personal bei Neopac besonders stolz – das Unternehmen befasst sich vor allem mit kundenspezifischen Entwicklungen. Deshalb versucht das Team um Anton von Felten frühzeitig Entwicklungen des Marktes im Sinne des Kunden vorweg zu nehmen. Dank des neuen Pharmacenters kann Neopac künftig nach definiertem Sauberheitsgrad produzieren. Wie Raymond Cuany, Leiter Qualitätssicherung beim Tubenhersteller, erklärt, orientiert sich das Pharmacenter an der Reinraum- Hochleistung: bis zu 300 Tuben in der Stunde. Kontrolle: partikelfrei produzieren. klasse D. wie viel das Unternehmen in das neue Gebäude investiert hat, bekannte die Geschäftsführung nicht. Doch von 2003 bis 2005 wollen die Schweizer im Gesamtunternehmen Hoffmann Neopack AG annähernd 40 Mio. Euro in den Ausbau von Infrastruktur und Anlagen stecken – ein Signal an den Markt. Geplant sind dabei im Bereich von Neopac u.a. weitere Hochleistungs-Tubenlinien. Von den rund neue verpackung> 02.2003 280 Mio. Tuben (zirka 200 Mio. Spritzgussteile), die im Jahr fertig gestellt werden, verkauft Neopac rund 36 Prozent an Pharmazeuten, 34 Prozent in die Dentalsowie 27 Prozent an die kosmetische Industrie. Das zeigt, wie wichtig die Investitionen im Bereich Pharma sind. Zurück zum Pharmacenter: Über dem Produktionsraum ist ein Infrastrukturgeschoss, das die Lüftungskanäle, Elektroschränke und Peripheriegeräte beheimatet. Im Produktionsraum können nach Aussagen von Raymond Cuany keine Fenster mehr geöffnet. Der Überdruck im Raum werde mit gefilterter, klimatisierter Luft gewährleistet. Derzeit üben die Neopac-Mitarbeiter noch die Abläufe. Die Vorbereitungen sind fast abgeschlossen. Erste Kunden stehen in Wartestellung. Partikelbelastung minimieren Der Zutritt zum Reinraum ist längst nur noch geschultem Personal möglich. Eine Eintrittsschleuse mit integriertem Reinigungssystem ist zu passieren sowie strenge Kleidervorschriften – Arbeitskleidung, Mundschutz, Brille, um auch kleinste Partikel und Haare zu vermeiden – sind zu beachten. „Um die Partikelbelastung im Produktionsraum möglichst gering zu halten, wird das Material bereits bei unseren Lieferanten entsprechend verpackt. Material und Aus den Unternehmen<branche Werkzeuge gelangen nur über eine Materialschleuse in den Raum“, berichtet Cuany. An kritischen Standorten werden regelmäßig Messungen bezüglich der Partikelbelastung durchgeführt. Auch die mikrobiologische Belastung der Tuben und die tubenberührenden Teilen der Anlage werden ständig überprüft. Innerhalb der gesamten Produktionsumgebung seien Regelungen zur guten Herstellpraxis definiert und umgesetzt worden. Wie Anton von Felten und sein Leiter Marketing & Verkauf, Detlef Kaufmann, betonen, will „Neopac mit seinen Tuben überzeugen“. Die Tuben sollen neben einem hohen Schutz für das Füllgut natürlich auch Marketingfunktionen wie etwa Convenience genügen. Darum verweist von Felten auf die Haptik der Polyfoil-Tuben, „ihrem anderen Touch“. Und zugleich böten innovative Dekorationen etwas für das Auge. Chameleon Colors nennen die Schweizer eine Tube, die beispielsweise für kosmetische Produkte eingesetzt werden kann und deren Farben sich je nach Blickwinkel verändern. Die Verwendung dieser speziellen Farben, so der geschäftsleitende Direktor, habe sich Neopac durch das weltweite Exklusivrecht gesichert. Die Farbvarianten seien von großer Vielfalt. Die kleinste Polyfoil-Tube, gerade einmal 10 mm lang, ist wie die große ohne sichtbare Längsnaht rundum bedruckbar. Und die Barrierewirkung gegen Oxidation, Licht und Diffusion sei gegeben wie auch eine gute Dichtigkeit gegenüber organischen und chemischen Komponenten gewährleistet sei. In der neuesten Highspeed-Tubenlinie, die jüngst installiert wurde, können bis zu 300 Tuben in der Minute hergestellt werden. Tuben können in einem Durchmesser von 10/13,5/16 und 19 mm und mit einer Länge zwischen 25 bis 110 mm beliebig gewählt werden. >| mar Chameleon Colors heißt die jüngste Polyfoil-Tube der Schweizer – weil sich die Farbtöne je nach Blickwinkel ändern. Von den Anfängen bis heute... Die Neopac AG zählt nach eigenen Angaben zu den bedeutendsten Tubenherstellern in Europa. Im vergangenen Geschäftsjahr erlöste das Unternehmen aus dem schweizerischen Oberdiessbach in der Näher Berns annähernd 43 Mio. Euro. Rund 350 Personen hat der Tubenhersteller beschäftigt. Die Produktionskapazität liegt bei etwa 280 Mio. Tuben im Jahr. Geschäftsleitender Direktor Anton von Felten betont: „Unsere internationalen Erfolge beruhen auf einer kontinuierlichen Innovationstätigkeit, einem hohen technischen Knowhow, das in der Realisation von kundenspezifischen Verpackungen und im eigenen Anlagebau Ausdruck findet“. Angefangen hat alles 1906, als die Union AG, ein Hersteller von Blechdosen, gegründet wurde. 1934 wurde das Unterneh- men von der Gebr. Hofmann AG , Thun, übernommen. 1954 richtete sich das Unternehmen auf die Kunststoff-Verarbeitung (Tuben und Flaschen) aus. Der Erwerb einer Lizenz für Produktion und Vertrieb von Kunststofftuben, inklusive der dazugehörigen Anlagen, mündete 1954 in die Gründung der Firma Neopac. 1982 folgte die Konzentration auf die Tubenproduktion und die Umfirmierung in Neopac AG. Nach einer Neuausrichtung der Sortimentspolitik fusionierte die Gebr. Hoffmann AG 1998 mit der Tochterfirma Neopac AG zur Hoffmann Neopac AG mit Sitz in Thun. Mit der Einrichtung der Profit Center Hoffmann Packaging Solutions (Weißblechverpackungen) und Neopac Packaging Solutions (Kunststoff- und Laminat-Tuben) wurde das neue Corporate Design eingeführt. 19
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