Was kostet Offshore- Windenergie wirklich?

Eine makroökonomische Betrachtung
Was kostet OffshoreWindenergie wirklich?
siemens.com / wind
Windenergie in der
Kostendiskussion
Ein erweiterter Blick auf den Wert
erneuerbarer Energien.
Die weltweit installierte Stromerzeugungs­­leistung liegt heute bei rund 6.500 Giga­
watt (GW). Nach internen Berechnungen
bei Siemens wird sich diese bis 2030
auf ca. 10.500 GW nahezu verdoppeln.
Die Internationale Energie Agentur (IEA)
rechnet damit, dass erneuerbare Energien
bis 2035 mehr als 25 Prozent des
globalen Strombedarfs decken werden,
ein Viertel davon durch Windkraft.
Um die avisierten Klimaschutzziele zu
erreichen, muss also der Ausbau erneuer­
barer Energien vorangetrieben werden.
Aber obwohl Offshore-Windenergie hier
eine der vielversprechendsten Technolo­
gien darstellt, steht sie derzeit wegen zu
hoher Erzeugungskosten massiv in der
Kritik. Im Vergleich zu konventionellen
und etablierten Energiequellen – darunter
auch Onshore-Windkraft – wirkt der
Kostenunterschied beträchtlich.
LCOE 2013
Wind
Offshore
Photovoltaik
Nuklear
Stromgestehungskosten (LCOE)
aller Energieträger in Deutschland
für das Jahr 2013
Kohle
63
79
Wind
Onshore
Gas
60
138
81
145
� / MWh
LCOE als Berechnungsgrundlage
Aber ist der gängige Vergleich auf Basis
des LCOE (Levelized Cost of Energy) der
richtige Maßstab, um sich für den
richtigen Energiemix zu entscheiden?
Der LCOE bildet lediglich die Strom­
gestehungskosten in Hinblick auf die
erwartete Nutzungsdauer eines Kraft­
�
LCOE =
werks ab. Zur Berechnung werden alle
während der Betriebsdauer eines
Kraftwerks einge­setzten Kapital- und
Betriebs­kosten inklusive Brennstoff
durch die während der Betriebs­dauer
erwirtschaf­­­te­ten Energieerträge dividiert,
jeweils korrigiert um ihren Zeitwert
(die sogenannte Diskontierung).
Gesamtkosten während Betriebsdauer
Produzierte Elektrizität über Betriebsdauer
�
Gesellschaftlicher Nutzen.
Gesellschaftliche Kosten.
Die tatsächlichen volkswirtschaftlichen Gesamtkosten einzelner Energieträger sind in
der Berechnung des LCOE nicht enthalten. Um aber genauer einschätzen zu können,
von welchen Erzeugungstechniken die Gesellschaft am meisten profitiert, müssen
weit mehr Faktoren berücksichtig werden. Wir haben daher ein neues Berechnungs­
modell geschaffen, welches das reale Kosten-Nutzen-Verhältnis in einem makroöko­
nomischen Maßstab abbildet – die Society’s Cost of Electricity (SCOE).
SCOE-Konzept
Beschäftigungseffekte
Subventionen
�
Soziale Effekte
Netzausbaukosten
LCOE
CO2
Umwelteinfluss
Reservekosten
Geopolitische Kosten
SCOE = Summe aus LCOE und allen gesamtgesellschaftlich relevanten Kostenfaktoren
Subventionen
In der Diskussion um erneuerbare Energien wird häufig gefordert, diese sollten
lernen, ohne Förderung auszukommen. Dabei wird leicht übersehen, dass auch
konven­tionelle Erzeugung erhebliche, steuerfinanzierte Subventionen erhält, die
jedoch in der Berechnung des LCOE nicht berücksichtigt werden.
Netzausbaukosten
Mit stärkerer dezentraler Einspeisung müssen die Netze sowohl auf der Übertragungsals auch auf der Verteilebene ausgebaut werden: Erneuerbare Energien stehen
entwe­der dezentral – wie Photovoltaik, Biomasse, Onshore-Windkraft – oder sind im
Fall der Offshore-Windkraft zentral und auf dem Meer errichtet. Für Offshore-Wind­
energie liegen die Netzoptmierungskosten daher bei 2,8 €/MWh, für Onshore-Wind
bei 3,2 €/MWh, während sie für Photovoltaik bei 10,8 €/MWh liegen.
Reservekosten
Da großformatige Speichertechnologien bislang noch nicht in industriellem Maßstab
verfügbar sind, muss die Volatilität von Windkraftwerken mit regelbaren konventionellen
Kraftwerken ausgeglichen werden. Dafür fallen Zusatzkosten in Höhe von 13–15 €/MWh
für die erneuerbaren Energien an.
Geopolitische Kosten
Windkraft ist eine unerschöpfliche Ressource, die kostenlos bereitsteht. Damit ist sie
perfekt geeignet, um die Abhängigkeit von Öl- und Gasimportanten zu verringern und
das Risiko von Preissteigerungen zu mindern. Um die geopolitischen Kosten für
konven­tionelle Energieträger beziffern zu können, haben wir den Preisaufschlag
zugrunde gelegt, der verlangt wird, um einen Brennstoffpreis für einen Zeitraum von
zwei Jahren abzusichern. In Deutschland liegt dieser Effekt für Kohle bei 2,5 €/MWh,
für Gas bei 5,9 €/MWh. Verglichen mit der üblichen Betriebsdauer fossiler Kraftwerke
von mehr als 30 Jahren ist dies eine konservative Einschätzung.
Umwelteinfluss
Die Kosten für CO2-Emisionen sind zwar bereits im LCOE berücksichtigt, spiegeln aber
mit einem CO2-Preis von unter 10 € pro Tonne die unmittelbaren und langfristigen
Schäden durch das Treibhausgas nicht angemessen wider. Gemäß IHS CERA nehmen
wir für die Berechnung des SCOE einen Zertifikatpreis von 32 €/t CO2 als untere und
40 €/t CO2 als obere Grenze an. Daraus ergeben sich z. B. für Kohlekraftwerke zusätz­
liche Kosten von 7 €/MWh für Schäden durch Treibhausgase.
Soziale Effekte
Unter sozialen Effekten berücksichtigen wir Wertveränderungen bei Grundstücken
und Immobilien in der Nähe von Kraftwerken. Die Kosten fallen für die meisten
Techno­logien moderat aus und liegen bei Onshore-Wind beispielsweise bei 4 €/MWh.
Beschäftigungseffekte
Keine andere Energiequelle fördert die lokale Beschäftigung stärker und zahlt so mehr
auf das BIP ein als Offshore-Wind. In Deutschland beschäftigt die Branche laut Zahlen
der Windenergie Agentur WAB schon jetzt etwa 14.000 Menschen. Der Wert der
Beschäftigungseffekte reicht von 18 €/MWh für Gas bis hin zu 67 €/MWh für OffshoreWindenergie. Da es sich um Bruttoeffekte handelt, berücksichtigt die Rechnung nur
die positive Differenz zum jeweils kleinsten Wert (z. B. gegenüber 18 €/MWh).
Nuklear
Kohle
Gas
Photovoltaik
Wind
Onshore
Wind
Offshore
� / MWh
LCOE 2013
–Kostensenkungen
+CO2-Preis
+Brennstoffkosten
79
63
60
138
81
145
=LCOE 2025
+Subventionen
+Netzkosten
79
80
67
100
55
95
+Reservekosten
=LCOE
+Systemkosten
+ Soziale Kosten
+Beschäftigungseffekte
128
81
68
126
73
111
94
77
74
77
58
62
Vergleich des LCOE und SCOE für alle Energieträger in Deutschland
Offshore-Windkraft – eine Investition,
die sich lohnt.
Weitet man den Blickwinkel bei der Berech­
nung der Energieversorgungskosten vom
LCOE zum SCOE, also zu einer volkswirt­
schaftlichen Betrachtung, dann werden
die teilweise versteckten Subventionen,
Netzkosten, Fluktuationskosten, sozialen
Kosten aber auch der gesellschaftliche
Nutzen und die geopolitischen Effekte
zum bilanziellen Bestandteil. Mit dem
SCOE lassen sich so unterschiedliche
Technologien erstmals auf der Grundlage
der tatsächlichen gesellschaftlichen
Lasten und Nutzen vergleichen. Die Auf­
wendungen für Windenergie generell
und besonders für Offshore-Windenergie
relativieren sich hier erheblich gegenüber
der einfacheren Berechnung des LCOE.
Auf Basis des SCOE sollte Offshore-Wind­
energie eine der tragenden Säulen der
Energieversorgung der Zukunft sein.
Sie erzeugt sauber und klimafreundlich
Energie, sorgt für Beschäftigung und
senkt Risiken auf ganz unterschiedlichen
Feldern: von der Feinstaubbelastung über
die Verlässlichkeit der Energiever­sorgung
bis hin zu Preis­schwankungen beim
Import von Brenn­stoffen. Der Arbeits­
markt, der rund um die Installation und
die Instandhaltung der Windturbinen
angelegt ist, schafft direkte, regionale
Beschäftigung. Weitere Arbeitsstellen
entstehen bei Produktion und Montage
der Windenergie­anlagen und an den Ver­
ladehäfen. Gleichzeitig beleben diese
Jobs den Konsum vor Ort.
Die Berechnung des SCOE zeigt zudem,
dass Erdgas die effizienteste und
kosten­günstigste Backup-Lösung zu allen
erneuer­baren Energien ist, um ein
verlässliches und emissionsarmes
Energieversorgungssystem zu schaffen.
Das Rechenbeispiel für Deutschland im
Jahr 2025 illustriert, zu welchem Paradig­
menwechsel die Anwendung des SCOEKonzepts führen kann. Bleibt zu hoffen,
dass die Kostendiskussion auf dieser Basis
fundierter, ausgeglichener und damit
fruchtbarer geführt wird – zum Nutzen
für die Gesellschaft.
+ Geopolitische Risiken
= SCOE
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