Gründerreport 2016 - IHK Mittlerer Niederrhein

1
KREFELD
MÖNCHENGLADBACH
Gründerreport 2016
NEUSS
VIERSEN
Zahlen und Einschätzungen zum Gründungsgeschehen
im Kammerbezirk der IHK
EXISTENZGRÜNDUNG UND UNTERNEHMENSFÖRDERUNG
www.mittlerer-niederrhein.ihk.de
2
3
Vorwort
1
1.1
Neugründungen und Aufgaben inklusive Übernahmen insgesamt in Nordrhein-Westfalen
Neugründungen und Aufgaben
135 000
133 000
131 000
129 000
127 000
Vor allem die gute Entwicklung am Arbeitsmarkt drückt derzeit das Interesse an der Unter­
nehmensgründung in Deutschland. Stärker als in anderen Ländern erfolgen Unternehmensgründungen hierzulande, um Erwerbslosigkeit zu vermeiden. Doch auch mittelfristig wird
das Potenzial für Unternehmensgründungen sinken. Die gründungsstarken Jahrgänge der
Personen zwischen 25 und 45 Jahren schrumpfen. Die demographische Entwicklung in
­Kombination mit der geringen Gründungsneigung kann zur Ausdünnung des Mittelstandes
und zu einem Verlust an Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft führen. Daher ist
das Gründungspotenzial der Bevölkerung deutlich stärker auszuschöpfen.
125 000
127 643
Auf den folgenden Seiten stellt die IHK Mittlerer Niederrhein das Gründungsgeschehen des
Kammerbezirks im Jahr 2015 vor. Die Zahlen zeigen, wie wichtig die Anstrengungen für ein
­unternehmerfreundliches Klima sind, die sich beispielsweise in einem bedarfsgerechten Port­
folio an Unterstützungsangeboten, niedrigen Steuern, Bürokratieabbau oder in der Zusammen­
arbeit mit den Hochschulen der Region widerspiegeln können.
125 613
123 000
121 000
119 000
Jürgen Steinmetz
Hauptgeschäftsführer der IHK Mittlerer Niederrhein
120 057
Junge Unternehmen sind für den Wirtschaftsstandort Mönchengladbach,
Krefeld, Kreis Viersen und Rhein-Kreis Neuss wichtig: Sie schaffen
Krefeld
Arbeitsplätze, setzen innovative Ideen um und tragen damit maßKreis Viersen
geblich zur Wettbewerbsfähigkeit unserer Wirtschaft bei. Information
Mönchengladbach
und Unterstützung von Existenzgründungen sind für die Industrieund Handelskammern daher strategisch wichtige Aufgaben.
Rhein-Kreis
Neuss
Mit ihren zahlreichen Beratern sind sie erste und wichtige Anlaufstelle für den
Einstieg in die Selbstständigkeit. Sie informieren persönlich und online, sie beraten
und vermitteln und sie sind politische Förderer. Darüber hinaus unterstützen die Kammern
Existenzgründer bei deren Gründungsplanung mit den unterschiedlichsten Angeboten, von
Vorträgen über Gründungsveranstaltungen bis hin zu Fachseminaren.
129 648
Jürgen Steinmetz
1. Ausgangssituation.
117 000
115 000
Inhalt
2014
2015
Neugründungen
1. AUSGANGSSITUATION
3
2. REGIONALE BETRACHTUNG
6
3. BRANCHENVERTEILUNG
11
4. BERATUNGSSCHWERPUNKTE
12
5. DEFIZITE BEI DER GRÜNDUNG
14
6. LEISTUNGSKATALOG DER IHK MITTLERER NIEDERRHEIN
16
7. EMPFEHLUNGEN
18
Nordrhein-Westfalen
2014
129.648
Gründungen
2015
127.643
Basis der Statistiken im Gründerreport 2016: IT.NRW, Veröffentlichung 52/16 v. 4.3.2015
1
%
–1,55
Aufgaben
2014
125.613
Aufgaben
2015
120.057
%
–4,42
4
5
1. Ausgangssituation
Der Bezirk der IHK Mittlerer Niederrhein weicht von diesem
Trend leicht ab. Der Rückgang bei den Unternehmensgründungen lag hier kaum wahrnehmbar bei -0,57 %, dafür sind
entgegen dem Landestrend die Geschäftsaufgaben aber nicht
weiter zurückgegangen, sondern mit einem Plus von 0,52 %
nahezu konstant geblieben. Im Saldo bleibt dennoch ein
­Zuwachs von 325 erfolgreichen Unternehmensgründungen.
Dabei lebt eine gesunde Wirtschaft maßgeblich von Innovationen durch Neugründungen. Und deshalb sollte diesem
Thema in der öffentlichen Diskussion wieder mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden.
2014
Neugründung
Nordrhein-Westfalen
Regierungsbezirk Düsseldorf
IHK Mittlerer Niederrhein
2014
129.648
43.372
10.073
2015
Neugründung
Gründungen
2015
127.643
42.473
10.016
2014
Aufgabe
%
–1,55
–2,07
–0,57
9 691
9 641
10 016
10 073
41 005
43 012
42 473
120 057
Auch die Förderanreize und das niedrige Zinsniveau können
das Gründungsinteresse nicht erhöhen. Die von der Bundes­
agentur für Arbeit zusätzlich bereitgestellten Mittel zur
­Förderung der Existenzgründungen können das Gründungsgeschehen nicht spürbar beleben. Das Gegenteil ist der Fall:
Im Vergleich zum Jahr 2015 haben sich vor zwölf Jahren noch
doppelt so viele Gründungsinteressierte an die IHK-Organisation gewendet.
43 372
Dieser landesweite Trend bei den Existenzgründungen ist auch
auf den gesamten Regierungsbezirk Düsseldorf übertragbar.
Auch hier sank die Zahl der Gewerbeanmeldungen um etwa
2 % und die Zahl der Geschäftsaufgaben um 4,6 %. Im Saldo
bleibt ein Unternehmenszuwachs von 1.468 Unternehmen.
Neugründungen und Aufgaben
125 613
Die Zahl der Neugründungen ging landesweit von 129.648 auf
127.643 Gewerbeanmeldungen um 1,55 % zurück. Gleichzeitig
ist aber auch die Zahl Gewerbeabmeldungen rückläufig (von
125.613 in 2014 auf 120.05 in 2015) und somit konnten insgesamt 7.586 zusätzliche Unternehmen in NRW im Jahr 2015
gezählt werden.
Die Hürden zur Unternehmensgründung bleiben nach wie
vor hoch und die Situation auf dem Arbeitsmarkt trübt das
­Gründungsklima ein. Die weiterhin zunehmende Nachfrage
von qualifizierten Personen verschafft gute Einkommens­
aussichten in abhängiger Beschäftigung. Viele ziehen den
sicheren Weg einer Anstellung dem „Abenteuer Selbstständigkeit“ vor. Und da qualifizierte Arbeitnehmerinnen und
­Arbeitnehmer vom Arbeitsmarkt geradezu aufgesogen werden,­
sinken die Zahlen der Existenzgründungen aus der Arbeits­
losigkeit.
Gründungsanzahl im Kammerbezirk IHK Mittlerer Niederrhein,
Regierungsbezirk Düsseldorf und Nordrhein-Westfalen im Vergleich
127 643
Das Gründungsniveau in NRW bleibt auf einem niedrigen
­Niveau. Die Zahl der Neugründungen nimmt leicht ab, aber die
Zahl der Geschäftsaufgaben sinkt noch deutlicher. ­Dadurch
bleibt am Ende ein leichter Zuwachs an neu gegründeten
­Unternehmen, ohne dass eine Belebung des Gründungs­
geschehens festzustellen ist.
1.2
129 648
Keine Belebung des Gründungsgeschehens
1. Ausgangssituation
2015
Aufgabe
2014
125.613
43.012
9.641
Aufgaben
2015
120.057
41.005
9.691
%
–4,42
–4,67
+0,52
6
7
2. Regionale Betrachtung
2. Regionale Betrachtung
2.2
1.3 Gründungsintensität in den kreisfreien Städten und den Kreisen
Gründungsintensität in den Städten und Gemeinden
2015
Krefeld
Mönchengladbach
Rhein-Kreis Neuss
Kreis Viersen
452
419
101
137
262
238
378
417
459
467
260
255
294
219
315
340
%
–2,82
+1,31
+0,68
–2,10
2014
2015
252
240
156
145
397
427
379
445
219
247
303
290
146
118
96
84
149
130
%
–4,91
+0,05
+5,67
–1,09
424
419
675
689
2014
1.872
2.213
2.979
2.577
Aufgaben
2015
1.780
2.214
3.148
2.549
294
259
483
466
Aufgaben
442
432
Neugründungen
2014
1.912
2.290
3.247
2.624
132
160
2014
1 500
Gründungen
2015
1.858
2.320
3.269
2.569
134
156
2015
97
102
2014
81
98
2015
Aufgaben
2 213
2 214
2014
2015
926
1 052
2015
2014
1 872
1 780
2014
2 320
2 214
1 858
1 780
2 000
1 912
1 872
2 500
2 290
2 213
3 000
Kreis Viersen
2 569
2 549
3 500
Rhein-Kreis Neuss
2 624
2 577
Mönchengladbach
3 269
3 148
Krefeld
3 247
2 979
4 000
107
122
Gründungsintensität
139
136
421
397
Gründungsintensität in den kreisfreien Städten und den Kreisen
135
160
2.1
490
454
763
697
1 066
1 118
1 912
1 858
2 290
2 320
Neugründungen
8
9
2. Regionale Betrachtung
Stadt
Brüggen
Dormagen
Grefrath
Grevenbroich
Jüchen
Kaarst
Kempen
Korschenbroich
Krefeld
Meerbusch
Mönchengladbach
Nettetal
Neuss
Niederkrüchten
Rommerskirchen
Schwalmtal
Tönisvorst
Viersen
Willich
2014
135
421
107
490
139
315
294
260
1.912
459
2.290
378
1.066
101
97
132
262
763
452
Gründungen
2015
160
397
122
454
136
340
219
255
1.858
467
2.320
417
1.118
137
102
160
238
697
419
%
+18,52
–5,70
+14,05
–7,35
–2,16
+7,94
–25,51
–1,92
–2,82
+1,74
+1,31
+10,32
+4,88
+35,64
+5,15
+21,21
–9,16
–8,65
–7,30
2014
149
442
96
483
146
303
294
219
1.872
379
2.213
397
926
156
81
134
252
675
424
2. Regionale Betrachtung
Aufgaben
2015
130
432
84
466
118
290
259
247
1.780
445
2.214
427
1.052
145
98
156
240
689
419
%
–12,75
–2,26
–12,50
–3,52
–19,18
–4,29
–11,90
+12,79
–4,91
+17,41
+0,05
+7,56
+13,61
–7,05
+20,99
+16,42
–4,76
+2,07
–1,18
Quelle: Landesbetrieb Information und Technik Nordrhein-Westfalen (IT.NRW),
Fortschreibung des Bevölkerungsstandes auf Basis des Zensus vom 09.05.2011, Stand 30.6.2015
Brüggen
Dormagen
Grefrath
Grevenbroich
Jüchen
Kaarst
Kempen
Korschenbroich
Krefeld
Meerbusch
Mönchengladbach
Nettetal
Neuss
Niederkrüchten
Rommerskirchen
Schwalmtal
Tönisvorst
Viersen
Willich
Einwohner
Stand
31.12.2014
15.443
62.773
14.703
62.124
22.855
42.504
34.618
32.306
222.500
54.599
256.853
41.605
152.644
14.961
12.717
18.922
29.093
75.058
50.652
Gesamt
1.216.930
Stadt
135
421
107
490
139
315
294
260
1.912
459
2.290
378
1.066
101
97
132
262
763
452
Gründungen in
% in Relation
zu Einwohnern
0,87
0,67
0,73
0,79
0,61
0,74
0,85
0,80
0,86
0,84
0,89
0,91
0,70
0,68
0,76
0,70
0,90
1,02
0,89
10.073
0,83
Gründungen
2014
Einwohner
Stand
30.6.2015
15.461
63.073
14.779
62.476
22.927
42.766
34.727
32.452
222.834
54.799
257.795
41.638
152.964
15.074
12.834
18.902
29.147
75.488
50.768
1.220.904
160
397
122
454
136
340
219
255
1.858
467
2.320
417
1.118
137
102
160
238
697
419
Gründungen in
% in Relation
zu Einwohnern
1,03
0,63
0,83
0,73
0,59
0,80
0,63
0,79
0,83
0,85
0,90
1,00
0,73
0,91
0,79
0,85
0,82
0,92
0,83
10.016
0,82
Gründungen
2015
Quelle: Landesbetrieb Information und Technik Nordrhein-Westfalen (IT.NRW),
Fortschreibung des Bevölkerungsstandes auf Basis des Zensus vom 09.05.2011, Stand 30.6.2015
Gründungsintensität
Regional gesehen konzentrieren sich die Gewerbeanmeldungen
vor allem auf die größeren Städte und Hochschulstandorte.
­Ursache für die Konzentration der Gewerbeanmeldungen in den
Städten ist jedoch nicht nur die höhere Bevölkerungsdichte in
diesen Regionen. Die Gründungsbedingungen in Städten und
Hochschulstandorten sind günstiger als im ländlichen Bereich.
In den gründungsstarken Regionen bündeln sich potentielle
Auftraggeber, Netzwerke, Infrastruktur und Know-how.
Krefeld hat nach einer positiven Entwicklung bei den Anmeldungen in 2014 – 2,47 Prozent gegenüber 2013 – 2,82 Prozent
Rückgang in 2015 gegenüber 2014 zu verzeichnen.
Die Schwankungen haben sich möglicherweise u. a. aus Betriebs­
erweiterungen und -verlagerungen ergeben, weil das A
­ rbeits­kräfte bindet oder freisetzt.
Die beiden Oberzentren, Mönchengladbach und Krefeld, weisen
zudem – trotz rückläufiger Zahlen – weiterhin eine hohe Arbeits­
losigkeit auf. Hier besteht zudem weiteres Potenzial zu Gründungen aus der Arbeitslosigkeit.
Gegenüber dem Vorjahr wurden in Mönchengladbach für 2014
mit 2.320 Anmeldungen 30 mehr als in 2014 verzeichnet. Der
Zuwachs beträgt 1,31 Prozent und liegt damit 0,24 Prozentpunkte unter dem Vorjahreswert.
Die Entwicklung in den kreisfreien Städten ist schwer zu interpretieren. Wir gehen aber davon aus, dass es nach der Analyse
der Markt- und Wirtschaftsdaten allgemeine wiederkehrende
Schwankungen in den Regionen sind.
Die Gemeinde Brüggen hat im Vergleich zum Vorjahr eine deutlich
bessere Gründungsintensität. Die anderen Städte und Gemeinden
haben im Vorjahresvergleich nur geringe positive wie auch
nega­tive Veränderungen. Diese Schwankungen basieren auf die
üblichen Markteinflüsse, wie Arbeitslosigkeit, Gewerbesteuerhebesätze u. ä..
10
11
2. Regionale Betrachtung
9.641
0,84
1.220.904
9.691
3.1
Neugründungen und Übernahmen nach Branchen im Kammerbezirk der IHK Mittlerer Niederrhein2
Neugründungen und Übernahmen
50%
49,29
45,45
60%
40%
1,35
2,14
9,09
1,43
2,02
3,21
10%
8,75
20%
12,14
30%
23,21
Aufgaben in %
Aufgaben 2015 in Relation zu
Einwohnern
130
0,84
432
0,68
84
0,57
466
0,75
118
0,51
290
0,68
259
0,75
247
0,76
1.780
0,80
445
0,81
2.214
0,86
427
1,03
1.052
0,69
145
0,96
98
0,76
156
0,83
240
0,82
689
0,91
419
0,83
24,58
1.216.942
Einwohner
Stand
30.6.2015
15.461
63.073
14.779
62.476
22.927
42.766
34.727
32.452
222.834
54.799
257.795
41.638
152.964
15.074
12.834
18.902
29.147
75.488
50.768
8,57
Gesamt
Aufgaben in %
Aufgaben 2014 in Relation zu
Einwohnern
149
0,96
442
0,70
96
0,65
483
0,78
146
0,64
303
0,71
294
0,85
219
0,68
1.872
0,84
379
0,69
2.213
0,86
397
0,95
926
0,61
156
1,04
81
0,64
134
0,71
252
0,87
675
0,90
424
0,84
8,75
Brüggen
Dormagen
Grefrath
Grevenbroich
Jüchen
Kaarst
Kempen
Korschenbroich
Krefeld
Meerbusch
Mönchengladbach
Nettetal
Neuss
Niederkrüchten
Rommerskirchen
Schwalmtal
Tönisvorst
Viersen
Willich
Einwohner
Stand
31.12.2014
15.433
62.773
14.703
62.124
22.855
42.504
32.630
32.306
222.500
54.599
256.853
41.605
152.644
14.961
12.717
18.922
29.093
75.058
50.652
3. Branchenverteilung
0%
2014
2015
0,83
Quelle: Landesbetrieb Information und Technik Nordrhein-Westfalen (IT.NRW),
Fortschreibung des Bevölkerungsstandes auf Basis des Zensus vom 09.05.2011, Stand 30.6.2015
Um die Gründungszahlen zwischen den Regionen vergleichen
zu können, wurden sie normiert, indem die G
­ ründungszahlen
zum Bestand der Bevölkerung der Regionen des Kammer­bezirks
in Verhältnis gesetzt worden sind. Trotz aller Bemühungen kann
das Ergebnis des Vergleichs zwischen den Regionen beeinflusst
sein. Sozioökonomische Faktoren (z. B. Bildungsstand, berufliche Erfahrung, Alter, Geschlecht) wirken sich stark auf die
Gründungsneigung aus. Lokale Gegebenheiten, z. B. Nachfrage­
kraft, Arbeitslosigkeit oder die Nähe zu Bildungseinrichtungen
haben ebenso einen Einfluss auf das Gründungsverhalten.
Die Gründungsintensität im Kammerbezirk der IHK ­Mittlerer
Niederrhein ist relativ ausgewogen. Insgesamt bewegen sich
die Veränderungen im Vergleich 2014 zu 2015 um die 0,1
Prozentpunkte. Kempen und Niederkrüchten hatten eine
­negative Entwicklung von 0,22 bzw. 0,23 Prozentpunkten und
waren damit in der Region die Gemeinden mit der geringsten
Gründungsintensität. Die höchste Gründungsintensität war
in Brüggen mit einer Steigerung von 0,16 Prozentpunkten zu
verzeichnen.
Neugründungen nach Branchen3
Gastgewerbe
Handel
Industrie
Kredit / Versicherungen
Die deutliche Verschiebung in den einzelnen Gemeinden und
Städten spiegelt sich bei der Bewertung der Region des Kammer­
bezirks nicht wider. Bezogen auf den Kammerbezirk stellte
sich eine kaum nennenswerte Verringerung der Gründungs­
intensität von 0,83 auf 0,82 Prozent ein.
Sonstige Branchen
Dienstleistungen
Verkehr
2
3
Datenmaterial der IHK Mittlerer Niederrhein
Alle Zahlenangaben in der Tabelle in Prozent
2014 in Prozent
8,75
24,58
8,75
2,02
2015 in Prozent
8,57
23,21
3,21
1,43
Prozentpunkte
-0,18
-1,37
-5,54
-0,59
9,09
45,45
1,35
12,14
49,29
2,14
+3,05
+3,84
+0,79
12
13
4. Beratungsschwerpunkte
Die Gründungsaktivitäten sind in den einzelnen Branchen unter­
schiedlich verteilt. Die größte Nachfrage ist in der Dienstleistungsbranche, gefolgt von Handel und Gastgewerbe, festzustellen.
Im Gastgewerbe war die große Fluktuation auch in 2015 gegeben. Die Neugründungen haben in 2015 gegenüber dem
Vorjahr um 0,18 Prozentpunkte abgenommen.
4.1
4. Beratungsschwerpunkte
Der stationäre Handel hat 1,37 Prozentpunkte verloren, was
auch im Onlinehandel begründet sein wird.
Die Industriegründungen haben abgenommen, obwohl vergleichs­
weise hohe Rücklagen bei den Unternehmen ­vorhanden und
die Kredite ziemlich günstig sind.
Beratungsschwerpunkte im Kammerbezirk der IHK Mittlerer Niederrhein4
94
85
Wegen der guten Lage am Arbeitsmarkt haben die Beratungen
zum Gründungszuschuss abgenommen.
53
43
66
70
83
83
101
105
Beratungsschwerpunkte
Der stärkere Rückgang der Gründungsgespräche bei den IHKs
von 44,29 Prozent ist nach IHK-Erfahrungen vor allem darauf
zurückzuführen, dass Gründer verstärkt auch in eigenen Netzwerken oder auch im familiären Umfeld Unterstützung suchen.
2014
Beratungsschwerpunkte
Fördermittel
Gründungszuschuss
Unternehmenssicherung
Neugründung
Unternehmensnachfolge
2014
83
66
43
70
85
2015
2015
105
83
53
101
94
%
+26,51
+25,76
+23,26
+44,29
+10,59
Eine negative Entwicklung ist die Zunahme von 23,26 Prozent
bei den Beratungen zur Unternehmenssicherung. Dieser Trend
deckt sich mit den Insolvenzen im Kammerbezirk der IHK Mittlerer Niederrhein. In 2014 wurden 2.137 Insolvenzen registriert,
in 2015 waren es 2.153.
Die Unternehmensnachfolge ist bei den Beratungsgesprächen
um 10,59 Prozent gestiegen. Das ist auf die Kommunikation des
Themas in der Region zurückzuführen.
Die Sensibilität des Themas aus der Sicht des Wettbewerbs verbietet einen offensiven Umgang mit einem Unternehmensverkauf.
4
Datenmaterial der IHK Mittlerer Niederrhein
Sie spiegelt die Lage des Marktes, auf dem in den nächsten
Jahren eine hohe Anzahl an Unternehmen zum Verkauf stehen
werden, nicht wider.
Als Ursache für diesen Trend sehen wir auch den bundesweiten
Rückgang an Existenzgründern. Damit stehen immer weniger
geeignete, fachlich versierte potenzielle Nachfolger zur Verfügung.
Die allgemeinen Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche
Unternehmensnachfolge haben sich in Deutschland seit dem
letzten Jahr zumindest nicht verbessert. Neben dem Demographieproblem sind wachsende Unternehmensrisiken, z. B. durch
die Anforderungen von Basel III, hohe steuerliche Belastungen
und die politische Diskussion um die Erbschaftssteuer immer
noch präsent.
Die Unternehmensnachfolge in der Region der IHK Mittlerer
Niederrhein wird zukünftig deutlich mehr Initiative verlangen,
um Unternehmen zu bewahren und Arbeitsplätze zu sichern.
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15
5. Defizite bei der Gründung
5. Defizite bei der Gründung
Eine Hürde auf dem Weg in die Selbständigkeit ist der
B usinessplan. Auch im Jahr 2015 gingen die meisten
­
­Existenzgründer unzureichend vorbereitet an den Start. Die
Anteile der Existenzgründer, die in ihrem Konzept wesentliche
Fragen nicht oder nur unzureichend beantworten konnten,
sind weiterhin hoch.
Die Existenzgründung ist ein komplexes Vorhaben und lässt viele Risiken entstehen, wenn
die Vorbereitung oberflächlich bleibt. Wir haben sieben Sünden zusammengestellt, die
­einen erfolgreichen Start als Unternehmer erschweren oder sogar zum Scheitern bringen.
Fehler bei der Gründung
1
haben unzureichende Fach-/Branchenkenntnisse
Übereilte Gründung - Wer sich nicht ausreichend von fachlicher Seite beraten lässt und
sich nicht die Zeit nimmt, die Gründung bis ins Detail zu durchdenken und vorzubereiten,
könnte sein überstürztes Handeln schnell bereuen.
60
58
haben kaufmännische Defizite
(Preiskalkulation, Kostenrechnung, Planrechnungen)
2
77
71
haben die Finanzierung ihres Start-ups nicht gründlich durchdacht
86
90
äußern unklare Vorstellungen über die Kundenzielgruppe
70
73
haben sich zu wenig Gedanken zum Alleinstellungsmerkmal gemacht
81
79
können ihre Produktidee nicht klar beschreiben
75
72
schätzen den zu erwartenden Umsatz unrealistisch hoch ein
73
75
2014
2015
Datenmaterial der IHK Mittlerer Niederrhein
Auffällig ist, dass bei den Gründungswilligen mit Businessplan kaufmännische als auch fachliche Defizite mit bis zu zwei Drittel
der Grundgesamtheit zu verzeichnen sind. Auch bei der Darstellung des Alleinstellungsmerkmals der Geschäftsidee liegt die Quote
zwischen 65 Prozent und 70 Prozent.
Unterstützungsangebote werden zu wenig genutzt
Dies ist trotz der mannigfaltigen Unterstützungsangebote
und Netzwerke, welche im Kammerbezirk vorherrschen, ein
deutlich zu hoher Anteil. Weiteren Handlungsbedarf sehen
wir aber auch bei der Kalkulation der Geschäftsidee. Gerade
bei der Umsatz-/Rentabilitäts- und Liquiditätsplanung weisen
die vorgelegten Businesspläne deutliche Mängel auf. Fast 86
Prozent aller Gründer schätzen nach wie vor den benötigten
Kapitalgrundstock zu niedrig ein. Puffer und Reserven werden
meist nicht eingeplant und auch die persönlichen Lebenshaltungskosten werden oft geschönt dargestellt, Altersvorsorge­
beiträge und Urlaub nicht eingeplant. Auch die Möglichkeiten,
wie die Unternehmensgründung finanziert werden soll, stellt
viele angehende Gründer vor große Heraus­forderungen. Über
einen Plan B, z. B. eine abgespeckte Um­setzungsvariante,
wird zu wenig nachgedacht.
Schlechte Geschäftsidee - Unerlässlich ist die Frage, ob die Geschäftsidee überhaupt sinnvoll ist, ob es überhaupt einen Markt dafür gibt bzw. ob der Markt nicht vielleicht schon
übersättigt ist.
3
Mangelhafte Kundenakquise - Können Sie auf Menschen zugehen? Das ist das A und O,
um Kunden zu gewinnen – für viele Existenzgründer eine der Hürden. Eine professionelle
Schulung ist in vielen Fällen ratsam.
4
Zu geringe Rücklagen - Der Kapitalbedarf wird oft unterschätzt. Für schlechte Zeiten sollte
der Jungunternehmer Geld auf der hohen Kante haben. Schließlich läuft das Geschäft nicht
immer so schnell an wie gewünscht.
5
Finanzamt - Das Finanzamt könnte eine Nachzahlung zur Einkommenssteuer fordern,
wenn der Gewinn höher ist als vom Gründer zunächst geschätzt. Das wird oft vergessen.
6
Fehlendes wirtschaftliches Rüstzeug - Kaufmännische und betriebswirtschaftliche Kenntnisse sollte jeder Existenzgründer haben. Fehlen sie, kann schnell der Überblick über die
Geschäftsentwicklung verloren gehen.
7
Streit mit dem Geschäftspartner - Bei Gründungen im Team denken die Partner oft nicht
darüber nach, dass es zum Streit und im schlimmsten Fall zur Trennung kommen kann. Dies
ist oft nicht im Gesellschaftsvertrag geregelt.
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6. Leistungskatalog der IHK Mittlerer Niederrhein
6. Leistungskatalog der IHK Mittlerer Niederrhein
Die IHK Mittlerer Niederrhein bietet eine Vielzahl an
Unterstützungsmöglichkeiten für Existenzgründer
und Jungunternehmer an. Nachfolgend eine kleine
Auswahl:
Gründertage
Regelmäßig finden Existenzgründertage statt. Hier können
Besucher bei Fachausstellern (Institutionen, Verbänden und
Behörden) vor Ort in Vier-Augen-Gesprächen als auch in
Fachvorträgen ihre Fragen klären.
Beratung
Die nach QM zertifizierten IHK-Beratungsangebote umfassen
das gesamte Gründungsumfeld. Neben einer ersten Einstiegsberatung gibt es für das Gründungsvorhaben vertiefende
­Gesprächsangebote, bzw. die Intensivberatung. Informationen
und Einschätzungen zu folgenden Themen werden angeboten:
• Gründungsperson
• Gründungsvoraussetzungen
• Gründungsformen wie Franchise, Unternehmensnachfolge etc.
• Rechtsformwahl und Steuern
• Förderung und Finanzierung
• Markt und Wettbewerb
• Strategie
• Unternehmensplanung, -steuerung und -kontrolle
• Businessplan
• etc.
Eine individuelle Beratung zu Themenkomplexen wie Recht
und Steuern ist jedoch ausgeschlossen. Daneben informieren
die Kammern über Themen von A wie Abfallentsorgung bis Z
wie Zollrechtsfragen.
Seminare
Da erfahrungsgemäß viele der angehenden Existenzgründer
über mangelnde kaufmännische Qualifikationen verfügen, bietet
die Kammer auch ein umfangreiches Seminarprogramm an.
Coaching: Vorgründungs- und Nachfolgecoaching
Seit vielen Jahren bietet die Industrie- und Handelskammer ein
Coachingprogramm für Existenzgründer und Unternehmens­
nachfolger an. Jeder, der den Wunsch hat, ein eigenes Unternehmen zu eröffnen, kann mithilfe des „Beratungs­programms
Wirtschaft NRW“ professionelle Unternehmensberatung
zu erschwinglichen Preisen nutzen. Der Zuschuss auf das
­Beratungsentgelt liegt derzeit bei 50 Prozent.
Wenn aus der attraktiven Geschäftsidee ein neues Unternehmen entstanden ist, ergeben sich oft zusätzliche strategische
Fragestellungen. Für die Erarbeitung von individuellen Lösungskonzepten kann der Jungunternehmer weitere IHK-Coachingförderungen in Anspruch nehmen.
Dabei handelt es sich um das Bundesprogramm „Gründer­
coaching Deutschland“. Wichtig bei der Antragstellung ist,
dass der Jungunternehmer noch nicht länger als fünf Jahre
selbstständig ist. Anträge können bei der IHK Mittlerer
­Niederrhein gestellt werden. Die Abrechnung erfolgt direkt
durch die KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau) in Berlin.
Merkblätter
Die IHK Mittlerer Niederrhein bietet zu allen erdenklichen
Themen weiterführende Informationen über das Internet im
Rahmen von Merkblättern an. Hier können Themen inhaltlich
vertieft werden. Darüber hinaus werden die Fachansprechpartner für Rückfragen genannt.
Stabwechsel – Unterstützung bei Betriebsübernahmen
In Nordrhein-Westfalen suchen in den nächsten Jahren eine
große Zahl von kleinen und mittelständischen Unternehmen
einen Nachfolger. Für Existenzgründer ist die Übernahme
­eines bereits bestehenden Unternehmens ein attraktiver
Weg in die Selbständigkeit. Voraussetzung für eine erfolgreiche Betriebsübernahme ist jedoch deren sorgfältige Vorbereitung. Unterschiedliche Aspekte wie familiäre Interessen,
die Quali­fikation des Nachfolgers, betriebswirtschaftliche,
steuer- und g­ esellschaftsrechtliche Gesichtspunkte müssen
geklärt ­werden, damit der Generationswechsel nicht in eine
Unternehmenskrise führt. Durch umfassende Information im
Rahmen von Vortragsveranstaltungen, Workshops, Seminaren
und durch individuelle Einzelgespräche mit Betriebsüber­
gebern und potenziellen Nachfolgern trägt die IHK Mittlerer
Niederrhein zum Gelingen von Betriebsübernahmen bei.
Wir bieten unseren Mitgliedern eine zusätzliche Unterstützung
an. Mit unserer Aktion „Stabwechsel“ beraten und b­ egleiten
wir Unternehmen, die einen Nachfolger suchen, aber auch
Existenzgründer, die eine Übernahme anstreben.
Die Hauptaufgabe des Nachfolgemoderators ist der persönliche Kontakt zu den Unternehmen. Vor Ort analysiert er die
­jeweilige Nachfolgesituation und legt zusammen mit dem Unternehmen die weitere Vorgehensweise fest. Verstärkung holt
er sich bei Bedarf aus einem Netzwerk von Kreditinsti­tuten,
Steuerberatern, Juristen, Unternehmensmaklern, ö­ ffentlichen
Förderbanken und Hochschulen.
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7. Empfehlungen
7. Empfehlungen
Empfehlungen für ein dynamisches Gründungsgeschehen
Mit der Vielzahl der Gespräche, Beratungen und Stellungnahmen für Existenzgründer leistet die IHK Mittlerer Niederrhein
einen bedeutsamen Beitrag zum Gründungsgeschehen. Aus
ihrer Praxiserfahrung heraus richtet sie folgende Vorschläge
an die Politik:
Vereinbarkeit von Familie und Beruf verbessern
42 Prozent aller IHK-Gespräche zur Selbstständigkeit werden
mit gründungsinteressierten Frauen geführt. Doch viele s­ ehen
dann vom Schritt in die Selbstständigkeit ab – der Anteil der
von Frauen geführten Gründungsunternehmen beträgt ledig­
lich 28 Prozent. Viele Frauen sehen die Selbstständigkeit
als Möglichkeit zur besseren Vereinbarkeit von Familie und
Erwerbs­tätigkeit und starten überwiegend im Nebenerwerb.
Bessere Rahmenbedingungen zur Vereinbarkeit von Familie
und Beruf etwa bei den Betreuungsmöglichkeiten durch Kindertagesstätten und mehr Ganztagsplätze in Schulen sind ein
Hebel, um das Potenzial zur unternehmerischen Selbstständigkeit von Frauen zu heben.
Als Vorbild für Unternehmertum werben
Unternehmerinnen und Unternehmer als Vorbilder können
Interesse am „Beruf Unternehmer“ wecken. Die IHKs initiieren
jährlich hunderte von Kontakten zwischen Unternehmern
und Schülern. „Vorbild-Unternehmerinnen“ haben gerade
auch Mädchen und junge Frauen erreicht. Auch die Initiative
„FRAUEN unternehmen“ der Bundesregierung bietet hierfür
eine gute Plattform.
Finanzierung erleichtern
Trotz des derzeit historisch günstigen Finanzierungsumfeldes mit äußerst niedrigen Fremdkapitalzinsen sehen die
IHK-Gründungsberater bei 37 Prozent der Teilnehmer ­Defizite
hinsichtlich der Finanzierung ihres Vorhabens. Mehr Möglichkeiten, privates Beteiligungskapital zu akquirieren, ­würde die
Finanzierungssituation vieler Gründer entspannen – insbesondere von innovativen Startups. Immerhin hat die Bundes­
regierung mit dem Ausschluss der Besteuerung von Veräußerungsgewinnen bei Streubesitz eine weitere Barriere
verhindert. Es bestehen jedoch weiterhin sehr hohe Hürden im
deutschen Steuerrecht für Investoren von Beteiligungskapital,
deren Abbau der Kern eines Venture-Capital-Gesetzes sein
muss. So sollten Verluste beim Einstieg eines Investors nicht
untergehen, sondern in den Folgeperioden steuermindernd
berücksichtigt werden können. Außerdem müssen ausländische Investoren rechtssicher darauf vertrauen können, dass
sie für ihre Investments in deutsche Gründungsunternehmen
zusätzlich zur Besteuerung in ihrem Heimatland nicht auch
noch in Deutschland Steuern zahlen müssen. Zudem sollte auf
die Besteuerung der Veräußerungsgewinne aus Streubesitzanteilen auch zukünftig verzichtet werden. Auf EU-Ebene sollte
sich die Bundesregierung weiterhin dafür einsetzen, dass die
vom Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht ­geplante Einführung einer langfristigen Liquiditätskennziffer die für Gründer
und junge Unternehmen wichtige Langfristfinanzierung durch
Banken und Sparkassen nicht einschränkt.
Alles aus einer Hand-Prinzip umsetzen
Gründer empfinden die Vielzahl der zu konsultierenden Stellen
für Anmeldungen und Genehmigungen als Belastung. Die Zeit
fehlt, um sich gerade in der sensiblen Startphase um Kunden
und Finanzierung zu kümmern. Das Thema zieht durch nahezu
jede IHK-Gründungsberatung. Jede Gründung inklusive aller
Genehmigungen sollte binnen eines Monats möglich sein. Für
die von der Bundesregierung angekündigten One-Stop-Agenturen bieten sich die IHKs an, die bereits einen ­passgenauen
Gründerservice aus einer Hand bieten – von Erstauskunft
über Businessplan-Check bist zur Unterstützung bei Finanzierung, Förderanträgen und Gewerbeanzeigen. Voraussetzung
für kundenorientierte One-Stop-Shops sind effiziente und
medienbruchfreie Vernetzung, flächendeckend gute Breitband-Versorgung sowie eine entsprechende IT-Ausstattung
aller beteiligten wirtschaftsfördernden Institutionen und Behörden.
Bürokratie für Gründer weiter abbauen
Mit der Erhöhung der Grenzen für Jahresgewinn (von 50.000
auf 60.000 Euro) und Jahresumsatz (von 500.000 auf 600.000
Euro), unter denen statt einer Bilanzierung eine einfachere
Einnahme-Überschussrechnung möglich ist, hat die Bundes­
regierung eine wichtige Empfehlung zum Bürokratie­abbau
umgesetzt. Weitere Schritte müssen in einem zweiten Bürokratieentlastungsgesetz folgen. Kleine Unternehmen sollten
ihren Überschuss statt mit dem komplizierten Steuer-­PflichtFormular „EÜR“ wieder formlos ermitteln dürfen. Gründern
sollte, wie etablierten Unternehmen auch, eine vierteljähr­
liche – statt monatliche – Umsatzsteuervoranmeldung erlaubt
werden. Die Grenze für die Abschreibung geringwertiger
Wirtschaftsgüter sollte angehoben werden. Anschaffungen
bis 1.000 Euro sollten ohne jahrelanges Mitschleppen in den
Büchern sofort abgeschrieben werden können. Das wäre gerade für Gründer, die für ihr junges Unternehmen die erste
Ausstattung anschaffen, eine erhebliche Erleichterung.
Unternehmertum flächendeckend in die Schulen bringen
Hochschulausgründungen attraktiver machen.
Die Erfahrung der letzten Jahre zeigt, dass es trotz zahl­reicher
Kampagnen und Projekte – auch der Bundesregierung – nicht
gelungen ist, den Funken für mehr Unternehmertum in
Deutschland zu zünden. Das zeigt auch die Qualität der den
IHKs vorgelegten Geschäftskonzepte, deren Qualität aktuell
wieder deutlich nachlässt. Der größte Hebel für mehr aussichtsreiche Unternehmensgründungen liegt in einer guten
ökonomischen Bildung in der Schule. Ergänzend zum Wirtschaftsunterricht kann die Aufgeschlossenheit für Unternehmertum durch Unternehmensplanspiele oder Schülerfirmen
vermittelt werden. In allen Bundesländern sollten Schulen
auch innovative Wege erproben wie beispielsweise Sommercamps für unternehmerisch interessierte Schülerinnen und
Schüler. Für eine gute ökonomische Bildung ist auch eine
fachlich eigenständige Lehrerausbildung notwendig.
Das Thema „Unternehmensgründung“ sollte tragendes Element
des Leitbildes jeder Universität sein. Hier setzt das EXIST-Programm der Bundesregierung mit der Förderung und Bekanntmachung solcher Universitäten bereits wichtige Zeichen. Ziel
sollte es sein, dass sämtliche Hochschulen schlüssige Strate­
gien für Gründungen aus der Hochschule und kompetente
Ansprechpartner für gründungswillige Studenten und Hochschullehrer bieten.
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