www.harnisch.com 27. Jahrgang ISSN 1616-2323 3 · 2016 ZKZ30360 Juli www.food-technologie.de Magazin für Inhaltsstoffe, Herstellung und Verpackung Ingredients Perfekt in Form mit GELATINE Gelatine sorgt mit ihrer Multifunktionalität für die gewünschte Optik, Textur und Stabilität vieler Produkte Verfahrenstechnik Individuelle Kalibrier konzepte sichern Anlagen verfügbarkeit MEGGLE setzt auf Expertise von Endress+Hauser im Bereich Dichteund Durchflusskalibrierung Messen Ein Partner für die Lebensmittelindustrie im Nahen Osten Interview mit Sibel Karaoglan von IFWexpo Heidelberg VerpackunG Pizza – jetzt noch schneller! Kritikalitätsanalyse von SKF: Nestlé Wagner optimiert Rezept für erfolgreiche Pizza-Produktion 3 Titelthema Mit Druck kommen Mehl und Schrot in den Mischer Aerzener Brot produziert mit Energieeffizienter Gebläsetechnik täglich 80 Tonnen Vollkornbrot Editorial Benno Keller, Verlagsleiter Russland-Sanktionen beenden! Jetzt. Liebe Leserinnen und Leser! D ie EU hat kürzlich die Russland-Sanktionen verlängert. Dabei hätte es die Möglichkeit gegeben, diese zu beenden. Die Milchpreise sind im Keller, es gibt ein Überangebot, weil Märkte fehlen. Dies gilt auch für viele andere Bereiche im Agrar-Sektor. Die Sanktionen sind ausschließlich politisch (fremd-)motiviert und laufen der Eidesformel „seinen Nutzen mehren und Schaden von ihm wenden“ zuwider. Sie nutzen niemandem und schaden nur, vor allem uns selbst. Die Investitionsgüter-Industrie ist genauso betroffen. Den Nahrungsmittel- und Getränkemaschinenherstellern fehlt der russische Markt. Dabei sind die Fehler der Regierung in der Russland-Politik ja nur die Spitze des Eisbergs. Den beklagenswerten Zustand der EU haben wir uns selbst zuzuschreiben, nicht nur mit der Flüchtlings„politik“. Freunde haben wir kaum noch, Luxemburg und Litauen vielleicht. In Italien gewinnt das MoVimento 5 Stelle (M5S) die Bürgermeistersessel in Rom und Turin, in den Niederlanden und Österreich, in Polen und Frankreich sind die Rechten nun stärkste Partei. In Polen fand mit Anakonda eine Natoübung statt, die offiziell keine war. Unsere „Partner“ Ukraine und Georgien durften teilnehmen. Vielleicht war es das, was unseren Außenminister Steinmeier so erbost hat … mich auch. Nach dem Brexit werden unsere Waren im vereinigten Königreich teurer, ein paar Prozentpunkte im Export wird das kosten. Im Interesse auch unserer Lebensmittel- und Getränkeindustrie und deren Zulieferer wünschen wir uns jetzt eine aktive pragmatische Politik ohne künstliche Handelsbeschränkungen. Auch eine Stärkung der Regionen wäre ein gutes europäisches Projekt. Ein Ende des Lavierens und der Sanktionen! Jetzt. Es grüßt Sie herzlich Wir leben von einer funktionierenden Wirtschaft. Diese braucht in allererster Linie Partnerschaft zuhause und anderswo. Juli Ausgabe 3 · 2016 food Technologie 1 INHALT Titelthema Mit Druck kommen Mehl und Schrot in den Mischer Seite: 4–5 Aerzener Brot produziert mit Energieeffizienter Gebläsetechnik täglich 80 Tonnen Vollkornbrot Mit einer pneumatischen Förderanlage sorgt die Aerzener Brot und Kuchen GmbH für Rohstoffnachschub in der „Backstube“. Weil die Gebläsestation ein zentrales Element in der Produktionskette darstellt, hat die Großbäckerei aus Niedersachsen jetzt im Rahmen einer Modernisierung gemeinsam mit AERZEN ein neues Gebläseaggregat in Betrieb genommen. Die neue Anlage vom Typ Delta Blower E-Design arbeitet dank ihrer besonderen Konstruktion und geringer Wirkungsgradverluste besonders energieeeffizient. Ingredients Seite: Perfekt in Form mit GELATINE Gelatine sorgt mit ihrer Multifunktionalität für die gewünschte Optik, Textur und Stabilität vieler Produkte Vanillin, funktionale und echte Vanillearomen für Backwaren Organoleptische Vorteile, authentischer Geschmack und Diversifizierung Technologien für maSSgeschneiderte Produkteigenschaften Ingredients-Spezialist RAPS setzt auf Wirbelschicht- und Luftgleitschicht-Technologie App geht‘s ! VerFaHrenSTecHnIk Genaue Messung und Abrechnung bei dampfförmigen Medien mit Online-Ausgaben unserer Fachzeitschriften. Individuelle Kalibrierkonzepte sichern Anlagenverfügbarkeit Jetzt downloaden! Die Dr. Harnisch Publications App ist kostenlos für mobile Endgeräte in folgenden App Stores erhältlich: 8–9 10 – 11 Seite: Mess- und Wägetechnologie Warum sich eine gute Messung lohnt Die Dr. Harnisch Publications App 6–7 MEGGLE setzt auf Expertise von Endress+Hauser im Bereich Dichte- und Durchflusskalibrierung 12 – 13 14 – 16 Prozesstechnik Frühstückscerealien in höchster qualität Retrofit-Paket von Bühler für Effiziente Flockierprozesse zum Nachrüsten 17 Komponenten Die Kontinuierliche Weiterentwicklung von Zellenradschleusen Komponenten erfüllen modernste verfahrenstechnische Anforderungen 20 – 21 Sicherheitstechnik Feinste Auslese Brand- und Explosionsschutzanlagen sichern Teeproduktion www.harnisch.com 2 food Technologie Ausgabe 3 · 2016 Juli 22 – 23 MESSEN Verfahrenstechnik für die Lebensmittelproduktion Rückblick auf die PowTech 2016 in Nürnberg Ein Partner für die Lebensmittelindustrie im Nahen Osten Seite: 24 – 27 30 – 31 Interview mit Sibel Karaoglan von IFWexpo Heidelberg Verpackung Seite: Automatisierung Pizza – jetzt noch schneller! Kritikalitätsanalyse von SKF: Nestlé Wagner optimiert Rezept für erfolgreiche Pizza-Produktion Neustart in der Sackpalettierung GoodMills nutzt Roboter-Lösung von KOCH Industrieanlagen 34 – 35 36 – 37 Intelligente Verpackung Champagnerverpackung der Extraklasse Algro Design® zur edlen Präsentation eines legendären Champagners Lebensmittel – Konsum zwischen Wertschätzung und Verschwendung Effiziente Wiege- und Verpackungslösungen am Beispiel Kartoffelchips 38 – 39 40 – 41 Codieren/Etikettieren Drei Etikettierer für die Jahrhundertmarke Hela installiert Soluta-Maschinen von GERNEP News/ Events Technischer Kundendienst – Eine unterschätzte Nische Wie ein proaktiver Technischer Kundendienst zur Kundenzufriedenheit und zum eigenen Unternehmens gewinn beitragen kann Verpackungsideen und Digital Business Deutscher Verpackungskongress 2016 Südkorea – Der nächste Gigant der Lebensmittelbranche 42 Seite: 43 – 45 46 – 47 48 – 49 Foodpolis: Das Korea National Food Cluster Das 15. FEI-Kooperationsforum 2016 Trenntechniken für Lebensmittel- und Biotechnologie 50 – 52 Trends & Emotionen Seite: Der Wahnsinn mit dem Plastikmüll 55 Bezugsquellen Impressum 56 – 57 57 Delta Blower E-Design bei Aerzener Brot Mit Druck kommen Mehl und Schrot in den Mischer Aerzener Brot produziert mit Energieeffizienter Gebläsetechnik täglich 80 Tonnen Vollkornbrot Mit einer pneumatischen Förderanlage sorgt die Aerzener Brot und Kuchen GmbH für Rohstoffnachschub in der „Back stube“. Weil die Gebläsestation ein zentrales Element in der Produktionskette darstellt, hat die Großbäckerei aus Niedersachsen jetzt im Rahmen einer Modernisierung gemeinsam mit AERZEN ein neues Gebläseaggregat in Betrieb genommen. Die neue Anlage vom Typ Delta Blower E-Design arbeitet dank ihrer besonderen Konstruktion und geringer Wirkungsgradverluste besonders energieeeffizient. G ut 18 Milliarden Euro sollen es nach Zahlen des Statistischen Bundesamtes gewesen sein, die 2014 mit Backwaren umgesetzt worden sind. Dahinter steht ein Jahresverbrauch von 85 Kilogramm pro Einwohner, wovon sich der Volksmund mit 63 Prozent am liebsten Brot schmecken lässt. So beliebt dieses Lebensmittel ist, so hart umkämpft zeigt sich der Markt mit einem Strukturwandel, bei dem der Stellenwert größerer mittelständischer Bäckereien und Großbäckereien zunimmt. Die Konzentration wird begleitet von einem stetig vielfältigeren Angebot an Backspezialitäten. Die beliebtesten Brotsorten in Deutschland im Jahr 2014 waren: Mischbrote mit einem Anteil von 34 Prozent, Toastbrote 19 Prozent, Brote mit Körnern und Saaten 15 Prozent und Vollkornbrote mit 10 Prozent. Für den Servicetechniker Markus Duhnsen (links) und den Hohe Anforderungen an die Verfügbarkeit technischen Leiter Andreas Specht (rechts) begrenzt sich die Modernisierung auf den Geräteaustausch mit kleineren Anpassungen in der Anschlusstechnik und eine in wenigen Stunden erledigte Inbetriebnahme-Phase. 4 food Technologie Roggenschrot mit Biozertifikat ist ein Grundprodukt, das das Unternehmen aus Niedersachsen in einem Außensilo lagert. Ist diese Getrei- Ausgabe 3 · 2016 Juli deart in einer Brotrezeptur gefragt, dann übernimmt eine Gebläsestation die pneumatische Förderung aus dem Silo in eine Waage. Die Entnahme erfolgt mit Zellenradschleusen am Ende der Behälter, die das Getreide in die Rohrleitung fördern, von wo es dann in die Produktion geblasen wird. Ist die gewünschte Menge Mehl oder Schrot erreicht, dreht die Schleuse in den freien Durchgang. „Jeder Teil einer Teigmischung wird einzeln transportiert, damit wir genau wiegen können“, erklärt Andreas Specht, technischer Leiter von Aerzener Brot. Pro Charge vermengt die Brotfabrik rund eine Tonne Mehl und Schrot zu einem geschmeidigen Teig. Fünf Chargen verarbeiten die rund 200 Mitarbeiter der 1882 gegründeten Brotfabrik pro Stunde – was letztlich im Zweischichtbetrieb einer täglichen Produktionsmenge von 80 Tonnen Brot entspricht. Die Zahlen machen klar, wie hoch die Anforderungen des Unternehmens an die Verfügbarkeit der eingesetzten Technik sind. Aerzener Maschinenfabrik GmbH · TITELTHEMA Vor diesem Hintergrund hat die Großbäckerei vorausschauend modernisiert und das in die Jahre gekommene Gebläse der pneumatischen Förderung durch ein modernes Aggregat von AERZEN ersetzt. Bei diesem System – gebaut einen Steinwurf von den Backöfen entfernt – handelt es sich um einen energieeffizienten Delta Blower E- Design GM 15 L (700 mbar, 1038 m³/h, 30 kW). Diese Aggregate sind konzipiert für Ansaugvolumenströme von 30 bis 1000 Kubikmeter in der Stunde und ergänzen die Drehkolbenverdichter Baureihe Delta Hybrid im unteren Volumenstrombereich. Weil Energieeffizienz das Thema der Zeit ist, sind wirtschaftliche und umweltfreundliche Prozesse gefragt. Der Verband Deutscher Großbäckereien beziffert allein den Strombedarf eines durchschnittlichen Betriebs mit 10 Millionen Euro Umsatz auf jährlich 1.500.000 kWh. Runter mit Druckverlusten, rauf mit der Energieeffizienz Für den Bereich der Kompressorentechnik ist zu wissen, dass mehr als 90 Prozent der Lebenszykluskosten auf den Energieverbrauch entfallen. Dieser hohe Anteil macht klar, dass Einsparungen und Betrieb enger miteinander korrelieren. Konkret lässt sich die Energieeffizienz vor allem durch geringere innere Druckverluste eines Gebläses erreichen. Dieses senkt die Leistungsaufnahme, was sich direkt auf die Stromrechnung auswirkt. Beim E-Blower konnte AERZEN durch konstruktive Optimierungen den Wirkungsgrad um immerhin vier Prozent steigern – unter anderem durch strömungsoptimierte Führung der Ansaugluft in der Schallhaube und im Filterschalldämpfer. Ein weiteres Detail stellt der patentierte Ansaugkonus dar, den AERZEN ebenfalls bei der Delta Hybrid Serie einsetzt. Sie minimieren gleichzeitig Druckverluste und Schallemissionen. Auch auf Absorptionsmaterial, das grundsätzlich einem Verschleiß unterliegt, wurde beim E-Blower verzichtet. Damit ist gewährleistet, dass das nachgeschaltete Prozesssystem und damit auch das Endprodukt nicht verunreinigt werden kann. Weitere Pluspunkte bei der Energieeffizienz sammelt der bei der Aerzener Brot und Kuchen GmbH eingesetzte E-Blower durch sein überarbeitetes Kühlkonzept. Hierbei ersetzt ein optimal platzierter und elektrisch angetriebener Lüfter die weit verbreiteten, mechanisch gekoppelten Schallhaubenlüfter. Der autarke Betrieb macht es möglich, die Lüfterleistung bedarfsgerecht zu steuern – was letztlich dafür sorgt, dass im Teillastbetrieb mit geringer Verlustwärme auch der Lüfter mit niedrigerer Drehzahl unterwegs ist. Vor dem Hintergrund einer möglichst wirksamen Kühlleistung saugen die AERZEN Aggregate zudem auf der kühlen Vorderseite an, um im Vergleich zu der wärmeren Rückseite mit Druckrohranschluß Das Werk von Aerzener Brot direkt in Aerzen. Bei der modernen Brotproduktion wird nur naturbelassener Sauerteig aus betriebseigener Herstellung verwendet. ein möglichst hohes Delta T zu erhalten. Andreas Specht weist darauf hin, dass in seinem Unternehmen bei Investitionsentscheidungen die Energieeffizienz eine immer größere Bedeutung hat – „vor allem auf die lange Laufzeit der Maschinen gesehen“. Weil an dieser Stelle auch die rechtlichen Normierungen immer strenger werden, sorgt AERZEN mit dem durchgängigen Einsatz von IE3-Motoren für die Zukunftssicherheit von Investitionen. Ein weiteres Kriterium, weshalb sich die Brotfabrik für den energetisch optimierten Delta Blower entschieden hat: Die absolut ölfreie Förderung der Transportluft. „Wir brauchen einen definierten Volumenstrom, den richtigen Druck und können dabei Geräte mit Öleinspritzung gar nicht gebrauchen“, unterstreicht der technische Leiter. Folglich fielen klassische Kompressoren für dieses Einsatzgebiet innerhalb der Lebensmittelherstellung aus. Schneller Austausch mit wenigen Anpassungen Bei der Auslegung des neuen Gebläses konnte der technische Bereich der Großbäckerei auf den bekannten Druck- und Volumendaten des ausgetauschten Gerätes aufsetzen – was letztlich den Engineeringaufwand deutlich reduzierte. Die Modernisierungsarbeiten begrenzten sich deshalb auf den Geräteaustausch, kleinere Anpassungen bei der Anschlusstechnik und die in wenigen Stunden erledigte Inbetriebnahmephase zusammen mit einem Techniker von AERZEN. „Das Gebläse haben wir selbst aufgestellt und holen uns für die Feinabstimmung Hilfe vom Hersteller“, fasst Specht zusammen. Zum Leistungsumfang zählen hier zum Beispiel die allgemeine Aufstellkontrolle sowie die Analyse wichtiger Betriebsparameter wie Temperaturen und Stromaufnahme wäh- Juli rend des Testbetriebs mit realen Lasten. „Wir stellen damit sicher, dass die Anlage nach der Modernisierung genauso gut läuft, wie vorher“, fasst Specht zusammen und merkt an, dass Aerzener Brot bei der technischen Ausstattung sehr gerne Standardkomponenten einsetzt. Im Vergleich zu speziellen Sonderlösungen punktet Standardtechnik vor allem durch die schnelle Verfügbarkeit – gerade dann, wenn Ersatzteile und Wartung schnell verfügbar sein müssen. Diesem Anspruch, der letztlich aus der Forderung nach maximaler Verfügbarkeit herrührt, werden die AERZEN-Gebläse in vollem Umfang gerecht. Diese Strategie bringt den Vorteil mit sich, dass Ersatzteile weltweit leicht zu beschaffen sind, um sie dann ohne nennenswerten Anpassungsaufwand einbauen zu können. Fazit Energieeffizienz und Betriebssicherheit – kombiniert mit hoher Verfügbarkeit – bestimmen bei der Aerzener Brot und Kuchen die technische Ausstattung aller Betriebsbereiche. Vor diesem Hintergrund setzt das Mitglied der Mestemacher-Gruppe auf energieeffizientes Equipment. Der Stromverbrauch zählt in Bäckereien neben den Rohstoffen selbst zu den größten Posten bei den Betriebskosten – weshalb auch gesetzliche Veränderungen der EEG-Umlagen immer kritisch beäugt werden. Autor: Thorsten Sienk, freier Fachredakteur, Bodenwerder Weitere Informationen: www.aerzen.com Quelle(n) Bild(er): AERZEN Ausgabe 3 · 2016 food Technologie 5 INGREDIENTS Perfekt in Form mit GELATINE Gelatine sorgt mit ihrer Multifunktionalität für die gewünschte Optik, Textur und Stabilität vieler Produkte Ob Farbe, Form, Geschmack, Geruch und Textur – nur wenn alle Sinne gleichermaßen überzeugt werden, sind Verbraucher zufrieden. Oft sind es die eher unscheinbaren Zutaten einer Rezeptur, die den kleinen aber feinen Unterschied ausmachen und so für den perfekten Genuss sorgen. Hydrokolloide gehören zu diesen Inhaltsstoffen. Ohne sie wären viele Lebensmittel undenkbar oder würden schlicht und ergreifend nicht gegessen. Gelatine gilt dabei häufig als etablierter Standard, denn kein anderes Hydrokolloid bietet eine größere Bandbreite an Funktionalitäten. Als Gelbildner, Emulgator, Stabilisator, Binde- und Aufschlagemittel sowie als Schicht- und Schaumbildner lassen sich mit Gelatine die unterschiedlichsten Texturen realisieren. G elatine ist ein hochreines Protein tierischen Ursprungs, das durch partielle Hydrolyse aus kollagenem Eiweiß gewonnen wird. Das geruchs- und geschmacksneutrale weiße Pulver zeichnet sich durch ein äußerst geringes allergenes Potenzial aus. Als eigenständiges Lebensmittel trägt Gelatine keine E-Nummer und ist daher auch für „Clean-Label“-Produkte geeignet. Die technologischen Eigenschaften von Gelatine lassen sich grob in zwei Gruppen unterteilen: hydrodynamische und Grenzflächeneigenschaften. Die hydrodynamischen Eigenschaften – Gel bildung, Viskosität und Texturbildung – sind eng verwandt und werden hauptsächlich durch den strukturellen Aufbau und das mittlere Molekulargewicht der Gelatinevariante bestimmt. Das wichtigste funktionelle Merkmal von Gelatine ist sicher die thermoreversible Gelbildung, also ihre Fähigkeit, bei Erwärmen flüssig zu werden und beim Erkalten wieder zu erstarren. Darüber hinaus lässt sich aufgrund der Grenzflächeneigenschaften der Ge- Gelatine sorgt bei Fruchtgummis für den kristallklaren Glanz, die elastische Textur, das zarte Schmelzgefühl im Mund und eine ideale latine auch die Beschaffenheit und Struktur von Oberflächen modifizieren. Hierzu zählen Emulsions- und Schaumbildung sowie Adhäsivität, Kohäsivität, Löslichkeit und Benetzbarkeit. „Es gibt kein vielfältigeres Hydrokolloid als Gelatine und ihre Verwendung als Lebensmittelzutat hat eine lange Tradition“, so Oliver Wolf, Global Marketing and Communications bei GELITA. „Bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde sie als Proteinquelle genutzt. Seitdem hat sich das technologische Anwendungsspektrum stetig erweitert und der Markt wächst entsprechend. 2015 lag das weltweite Marktvolumen bei 405.000 Tonnen, bis 2020 wird es voraussichtlich auf 450.000 Tonnen anwachsen. Dennoch: Gerade bei jungen Lebensmitteltechnologen stellen wir fest, dass sie immer weniger über die zahlreichen Anwendungsmöglichkeiten von Gelatine wissen. Dabei bietet sie ein enormes Innovationspotenzial und macht in vielen Produkten Zusatzstoffe überflüssig.“ Die Wahl der richtigen Gelatine entscheidet Gelatine ist nicht gleich Gelatine. Je nach Einsatzgebiet sind unterschiedliche Gelatinetypen notwendig, deren richtige Auswahl Expertenwissen erfordert. Die unterschiedlichen Gelatine-Varianten sind das Ergebnis ständiger Forschung und Entwicklung, um das Anwendungsspektrum dieses multifunktionellen Inhaltsstoffes so breit wie möglich gestalten zu können. Als führender Hersteller von Gelatine verfügt GELITA über jahrzehntelange Erfahrung auf diesem Gebiet und bietet seinen Kunden neben hochwertigen Inhaltsstoffen auch ausführliche individuelle Beratung und technischen Support. Aromafreisetzung SüSS und verführerisch Gelatine ist eines der wenigen Hydrokolloide, das in der Lage ist, thermoreversible Gele zu bilden. Das besondere Mundgefühl 6 food Technologie Ausgabe 3 · 2016 Juli eines schmelzenden Gummibärchens bei Körpertemperatur ist ausschließlich mit Gelatine zu erzielen. Kein Wunder also, dass Fruchtgummis sowohl die bekannteste als auch die mengenmäßig wichtigste Anwendung darstellen. Knapp ein Viertel der Produktionsmenge von GELITA wird zur Herstellung von Fruchtgummis verwendet. Weniger bekannt ist, dass auch viele aufgeschäumte Produkte wie Marshmallows oder Kaubonbons ohne Gelatine nicht dem hohen Qualitätsanspruch der Verbraucher entsprechen würden. Obwohl die Herstellungsmethoden dieser Beispiele vollkommen unterschiedlich sind, bestimmt Gelatine hier maßgeblich Textur und Qualität des Endproduktes. Milchprodukte Da Gelatine die Oberflächenspannung von Wasser senkt, ermöglicht sie die Schaumbildung bei Milchprodukten durch mechanisches Aufschlagen oder das Einbringen von Gas. Sie ist auch in der Lage, den Schaum zu stabilisieren und große Luftmengen im Produkt zu halten. Die Größe der Bläschen lässt sich problemlos variieren und damit auch die Textur – von cremig bis luftig. Darüber hinaus sorgt Gelatine für dauerhafte Stabilität im Endprodukt, sodass die gewünschte Textur auch über eine lange Lagerzeit erhalten bleibt. Das hohe Wasserbindevermögen von Gelatine wird nicht nur genutzt, um Synärese bei Joghurt zu verhindern; es ermöglicht auch die Herstellung schmackhafter, fettreduzierter Milchprodukte. Bei gleichbleibendem Gewicht und Kaloriengehalt kann das Volumen, beispielsweise von Käsezubereitungen oder Desserts, durch das Einbringen von Luft und Gelatine in der Rezeptur erfolgreich erhöht werden – ohne dabei den Geschmack oder das Mundgefühl merklich zu verändern. Fettreduzierte Butter wird ermöglicht, indem Wasser zugegeben und mit Gelatine immobilisiert wird, wodurch auch hier wieder die Eigenschaften von Fett imitiert werden. In Eis- INGREDIENTS creme sorgt Gelatine für eine feine Struktur der Eiskristalle und somit für eine zart cremige Textur. Gleichzeitig bietet sie die Möglichkeit, den Fettgehalt von Eiscreme zu senken – ohne spürbare Kompromisse beim Geschmack. Fleischprodukte: Fettersatz und optimierte Textur Fettgehalt und Geschmack gehen bei herzhaften Brotaufstrichen Hand in Hand. Insbesondere für figurbewusste Verbraucher ist das häufig ein Problem. Mit Hilfe von Gelatine lassen sich problemlos fettarme Aspiks und Aufstriche herstellen. Durch den Einsatz spezieller Gelatinevarianten haften auch essbare Coatings aus Gewürzen, Kräutern oder Käse direkt auf der Oberfläche von Produkten wie beispielsweise Salami. Ofen schmilzt die Gelatine, die Zutaten werden „freigelassen“ und Pizza oder Baguette sind in kürzester Zeit verzehrfertig. Ein anderes Beispiel sind Chips. Klassischerweise gehört der beliebte Kartoffel-Snack zu den Produkten, die Verbraucher zwar gerne, aber häufig auch mit schlechtem Gewissen essen. Die Technologen von GELITA haben daraus einen Snack gemacht, der vollständig aus kolla- genem Protein besteht. Ohne Fett und Kohlenhydrate werden Chips so zu einer leichten Zwischenmahlzeit für alle, die sich gerne proteinreich ernähren und dabei weder auf würzigen Geschmack noch auf feinen Crunch verzichten möchten. Auch mehrere Texturen oder Geschmacksrichtungen lassen sich mithilfe von Gelatine problemlos in einem Produkt vereinen. Ob GelRiegel mit knusprigem Cerealien- kern oder Fruchtgummis mit eingeschlossenen Aromaperlen – als texturgebendes Hydrokolloid bietet Gelatine der modernen Lebensmittelindustrie noch viel Spielraum für Neues. Weitere Informationen: www.gelita.com Quelle(n) Bild(er): Gelita Bereit für frische Ideen? Laut Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde e.V. (BLL) gibt es in Deutschland aktuell rund 170.000 verschiedene Artikel im Handel. Das ist eine ganze Menge, doch der Verbraucherwunsch nach Vielfalt und Abwechslung ist ungebrochen. Hinzu kommen zusätzlich noch gesellschaftliche Megatrends wie Individualisierung, Gesundheit oder Convenience, auf die Unternehmen mit passenden Produkten reagieren müssen. Um Innovationen innerhalb der Lebensmittelindustrie weiter voranzutreiben, stellt GELITA regelmäßig neue Ideen und Produktkonzepte vor, die die Vielseitigkeit und das kreative Potenzial von Gelatine unterstreichen. Dabei geht es in erster Linie nicht darum, marktreife Produkte zu präsentieren. Vielmehr möchten die Technologen damit die Kreativität und Probierlaune der Produktentwickler anregen. Beispielsweise mit Pizza-Belag, der fix und fertig aus dem Kühlschrank kommt. Gelatine sorgt dafür, dass alle Zutaten des Toppings – von der Tomatensauce über den WunschBelag bis hin zum Käse – im gekühlten Zustand schnittfest, einfach zu portionieren und lagerfähig sind. Im Juli Ausgabe 3 · 2016 food Technologie 7 INGREDIENTS Komplexe Kohlenhydrate und Proteine aus der gelben Erbse YePea: Neuer Inhaltsstoff von GoodMills Innovation M it dem Erbsenschrot YePea präsentiert die GoodMills Innovation GmbH eine Zutat für vielfältigen Einsatz: Im Bereich Backwaren kann YePea Sojaschrot ersetzen und dient als Texturgeber für Brote und Kleingebäcke; im Süßwarensegment als allergenfreier Nuss-Ersatz in der Grundmasse, beispielsweise für Pralinen, Schokoladen- und Müsliriegel. Sensorisch überzeugt es durch den knackigen Biss und mild-nussigen Geschmack. Im Gegensatz zu Soja ist YePea garantiert frei von gentech- nisch veränderten Rohwaren. Mit einem vergleichsweise hohen Gehalt an komplexen Kohlenhydraten und Proteinen ist es der ideale Inhaltsstoff für Produktkonzepte mit der Positionierung auf Gesundheit und Wohlbefinden. Weitere Informationen: www.goodmillsinnovation.com Quelle(n) Bild(er): GoodMills Innovation Frische-Superlativ unter den Aromen WFSI präsentiert neue Minze-Konzepte W ILD Flavors and Specialty Ingredients (WFSI) erweitert sein Portfolio um neue Konzepte mit Nuancen von Minze. Etablierte Getränkesorten sowie Pastillen und Dragées lassen sich mit dem Frische-Kick differenzieren. Minze ist eines der Aromen, welches man als Phänomen bezeichnen kann. Einerseits schon seit Jahrhunderten auf der ganzen Welt bekannt und beliebt, andererseits immer noch wandlungsfähig und von nahezu unerschöpflichem Potenzial für Produktneuheiten quer durch sämtliche Segmente und Kategorien. Für Pastillen und Dragées hat WFSI farbige Granulate mit Frische-Effekt entwickelt. Hersteller können mit „Spearmint-Green“ und „Peppermint-Blue“ für unterschiedliche Applikationen eine Antwort auf die stete Nachfrage nach überraschenden Produktneuheiten liefern. Färbende Lebensmittel wie Färberdistel und Spirulina geben den Granulaten ihre natürlich-fröhlichen Farben: grasgrün und himmelblau. Weitere Informationen: www.wildflavors.com Vanillin, funktionale und echte Vanillearomen für Backwaren Organoleptische Vorteile, authentischer Geschmack und Diversifizierung D ie globalen Gesundheits- und Wellness trends im Lebensmittelmarkt sind auch zum Motor für Innovationen in der Backwarenindustrie geworden. Die Verbraucher haben ein sensibleres Bewusstsein für Inhaltsstoffe entwickelt und zeigen ein wachsendes Interesse an traditionellen wie auch an neuen aber natürlichen, sicheren und nachhaltigen Zutaten. Die Nachfrage nach Backwaren für eine fett- und zuckerarme Ernährung, die dennoch den Gaumen mit einem sinnlichen Geschmackserlebnis verwöhnt und das süße Verlangen der Verbraucher befriedigt, nimmt zu. Viele Lebensmittelhersteller kreieren daher außergewöhnliche neue Aromen, die frische, gesunde und leckere Rezepturen mit dem klassischen Geschmack der Vanille vereinen. Lebensmittelsicheres Vanillin Vanillin ist in organoleptischer Hinsicht das für den Vanillegeschmack verantwortliche Kernmolekül und ein natürlicher Bestandteil in den Kapselfrüchten (Schoten) der echten vanilla planifolia. Während der Anteil dieses natürlichen Vanillins aus der jährlichen Ernte von Vanilleschoten weltweit weniger als 1 Prozent des globalen Vanillinverbrauchs ausmacht, liegt die tatsächliche Nachfrage nach Vanillin bei mehr als 19.000 Tonnen pro Jahr und ist daher auf synthetische Produktion angewiesen. „Bei Backwaren spielt Vanillin eine entscheidende Rolle für den harmonischen Gesamtgeschmack und fördert so eine angenehmere Verbrauchererfahrung“, sagt Corinne Duffy, Vanillin Global Product Manager bei Solvay Aroma Performance. „Vanillin vermittelt außerdem den authentisch weichen Vanillegeschmack, der uns oft an Köstlichkeiten aus unserer Kindheit erinnert, wie die vom französischen Schriftsteller Marcel Proust gerühmten traditionellen Madelaines.“ Um der rasch wachsenden globalen Nachfrage nach hochreinem Vanillin in Lebensmittelquali- INGREDIENTS tät entgegenzukommen, hat Solvay ein herausragendes, vertikal integriertes Produktionsverfahren entwickelt und vor Kurzem eine dritte große, moderne Rhovanil® Fertigungsstätte in China eröffnet. Hervorzuheben ist dabei, dass die neue Anlage im Hinblick auf lückenlose Rückverfolgbarkeit, konstante Qualität und maximale Lebensmittelsicherheit – zertifiziert nach FSSC 22000, der dafür strengsten Norm der Lebensmittelindustrie – dieselben Standards wie die bestehenden Werke des Unternehmens in Frankreich und den USA einhält. Zusammen gewährleisten diese drei Produktionsstätten die Liefersicherheit von Vanillin für Kunden rund um den Erdball. Rhovanil® Natural steht als Inhaltsstoff in vollem Einklang mit den Aromavorschriften in Europa und den USA, einschließlich der EU-Verordnung 1334/2008 und der FDA 21CFR101.22 bezüglich der Kennzeichnung als „natürliches Aroma“. Der Markenname Vanifolia™ ist eine verkürzte Form von vanilla planifolia, der tropischen Orchideenart, von der die überwiegende Menge aller heute geernteten Vanillescho- ten stammt. Die Aromen rufen das volle organoleptische Erlebnis natürlicher Vanille ins Gedächtnis und fördern einen runden, anhaltenden und süßen Geschmack, der es den Anwendern möglich macht, Zutaten wie Zucker und Fett in Backwaren zu reduzieren. Diese Produktreihe kann weltweit als „natürliches Aroma“ etikettiert werden, was das wachsende Bewusstsein der Verbraucher für sichere und natürliche Aromastoffe anspricht. Hinter dem Produktangebot von Solvay Aroma Performance steht ein Netz technischer Vanil’Expert-Zentren mit erfahrenen Lebensmitteltechnikern, Laborchemikern und Aromatologen, die Kunden beim Optimieren ihrer Rezepturen unterstützen. Weitere Informationen: www.solvay.com Quelle(n) Bild(er): Solvay Aromen mit hoher Funktionalität Aus der Erkenntnis heraus, dass Bäcker und industrielle Backwarenhersteller ihr Produktangebot differenzieren müssen, um neue Verbrauchertrends zu erfüllen, hat Solvay im Jahr 2012 ein innovatives Sortiment funktionaler Vanillearomen unter dem Markennamen Govanil™ auf den Markt gebracht. Neben ihrer unverwechselbaren Vanillenote bieten diese funktionalen Aromen signifikante Verarbeitungsvorteile für Backvormischungen, die darauf ausgerichtet sind, an den „vergessenen Geschmack“ hausgemachter Backwaren anzuknüpfen. „Govanil bietet ausgezeichnete Fließfähigkeit, Mischbarkeit und Löslichkeit in der Knetphase, während es eine hohe Aromastabilität bei erhöhten Backtemperaturen sicherstellt. Diese Merkmale sind das Resultat unserer jahrzehntelangen Erfahrung mit Vanillin und unserer umfassenden Kenntnis der Kerneigenschaften von Rhovanil“, erläutert Jean-Pierre Cuif, Flavor Global Manager bei Solvay Aroma Performance. Etikettierung als „natürliches Aroma“ Cuif weiter: „Und als die ‚natürliche‘ Nachfrage an neue Grenzen stieß, haben wir jetzt eine komplette Serie globaler Vanifolia™ Naturaromen eingeführt, die nach einer patentierten Biofermentationstechnologie vorwiegend aus GVO-freiem Reis gewonnen werden.“ Juli Ausgabe 3 · 2016 food Technologie 9 INGREDIENTS Technologien für maSSgeschneiderte Produkteigenschaften Ingredients-Spezialist RAPS setzt auf Wirbelschicht- und Luftgleitschicht-Technologie Säuren, Zucker, Salz oder Brausepulver: In Lebensmitteln und Getränken kommt es darauf an, dass Inhaltsstoffe zum richtigen Zeitpunkt freigesetzt werden. Die Mikroverkapselung hilft, Rohstoffe zu schützen und Reaktionen mit der Umgebung gezielt zu steuern. Das Kulmbacher Traditionsunternehmen RAPS GmbH & Co. KG veredelt Komponenten mit zwei modernen Verfahren: der Wirbelschicht- und der Luftgleitschicht-Technologie. Mit der Investition in eine Luftgleitschichtanlage zählt der Ingredient-Hersteller zu den Vorreitern in der Lebensmittelindustrie. Welche Prozesstechnologie zur Anwendung kommt, hängt von zahlreichen Faktoren ab – sowohl beim Ausgangsmaterial als auch in der Applikation und dem geplanten Endprodukt. O b für süß-saure Gummischlangen, lockere Weißbrote oder funktionelle Produkte – die Mikroverkapselung von Zutaten sorgt für optimale Eigenschaften der Inhaltsstoffe und des Endprodukts. Durch gesteuerte Aromenfreisetzung entstehen immer ausgefallenere Geschmacks- und Sinneseindrücke. Die Haltbarkeit und Verarbeitung der Rohstoffe wird verbessert und auch die Eigenschaften von festen oder flüssigen aktiven Inhaltsstoffen können gezielt beeinflusst werden. Ein funktionelles Coating schützt beispielsweise Vitamine vor Oxidation oder bewahrt Farbstoffe – etwa in einer Würzung – vor dem Ausbluten im Fleisch. Gleichzeitig dient die Mikroverkapselung dazu, bioaktive Wirkstoffe kontrolliert freizusetzen. So lässt sich steuern, dass Aminosäuren oder probiotische Kulturen erst im Verdauungstrakt freigesetzt werden, oder dass Zucker weniger Wasser aus der Umgebungsluft zieht. Ein besonders interessantes Feld ist die Mikroverkapselung von Aromen in sogenannten Flavocaps: Hier kann definiert werden, ob diese ihr Inneres bereits beim ersten Biss, während des Kauens oder auch erst beim Herunterschlucken freigeben. Die wesentlichen Unterschiede zwischen beiden Technologien liegen in den Parametern Luftführung, Produktstrom und Sprüheinheiten. riell. Während wässrige Verkapselungssysteme nun einen Trocknungsprozess durchlaufen müssen, kann die fettummantelte Äpfelsäure direkt in Big Bags abgefüllt werden. Bewährte Wirbelschichttechnologie Mikroverkapselung für jede Applikation Um Gewürzprodukte streufähig zu halten und mit bestimmten Eigenschaften zu versehen, nutzt RAPS die Wirbelschichttechnologie bereits seit Ende der Achtzigerjahre. Beim Wirbelschichtverfahren wird konditionierte, filtrierte Luft über eine Lochplatte am Boden in die Prozesskammer gesaugt. Sie wirbelt das im Produktbett enthaltene streufähige Trägermaterial auf. Mit dem Luftstrom sprüht eine Zweistoffdüse den Hilfsstoff auf die Vorlage auf; so wird beispielsweise Äpfelsäure mit atomisiertem pflanzlichen Fett benetzt. Die Fetttröpfchen rekristallisieren auf der Oberfläche der Säure, es entsteht ein geschlossener Film. Zusätzliche Beschichtungen erfolgen im Wirbelschichtverfahren se- Ob Backpulver, Zitronensäure oder Kochsalz: Via Wirbelschichtprinzip lassen sich Korngrößenspektren von 100 bis 2000 Mikrometern homogen ummanteln. Für Komponenten außerhalb dieses Spektrums – etwa sehr kleine, fragile Tee- oder Kräuterpartikel oder größere, ungleichmäßig geformte Convenience-Zutaten – fanden die Techniker von RAPS ebenfalls eine Lösung: das Luftgleitschichtverfahren. Es wurde ursprünglich für die Pharmaindustrie entwickelt und wird seit 2012 am Firmensitz in Kulmbach erfolgreich angewendet. Der Ingredient-Hersteller RAPS war somit einer der Ersten in der Lebensmittelbranche, der diese Technologie eingesetzt und für verschiedenste Applikationen angepasst 10 food Technologie Ausgabe 3 · 2016 Juli hat. In die Großanlage investierte das Traditionsunternehmen im Rahmen des dreijährigen Projekts „Zukunft RAPS“. Neben den Anlagen wurden auch Produktionsprozesse auf den neuesten Stand gebracht und die Range um eine Vielzahl neuer Produkte erweitert. Alternative Luftgleitschichtverfahren Wie lassen sich grobstückige Trägermaterialien wie Tomaten- und Paprikachips oder Paniermehle gleichmäßig ummanteln? Die Antwort liegt in der Verfahrenstechnik selbst. Da das Produktbett wie auf einem Luftkissen umgewälzt wird, ist der Verkapselungsprozess noch schonender und daher auch für empfindliche Komponenten geeignet. Um den Gleiteffekt zu erzeugen, strömt die Luft über Lamellen im Uhrzeigersinn in die Prozesskammer. Dadurch bewegt sich das Trägermaterial in der gleichen Richtung und zusätzlich um sich selbst. Die mittig zwischen den Lamellen sitzende Düse erlaubt es, unter- INGREDIENTS schiedliche Funktionen in einem Arbeitsschritt zu kombinieren, ohne dass der Aufsatz gewechselt werden muss. Selbst größere Granulate bis 12 mm Durchmesser, Agglomerate sowie PreBlends unterschiedlichster Rohstoffe lassen sich so ohne nachträgliches Entmischen ummanteln. Geeignete Materialien für die Ummantelung Die ideale Kombination von Produkt und Coating-Material wird im Kleinen zunächst auf einer Pilotanlage entwickelt und getestet. Dabei können die Kunden auf bereits etablierte Coatingprodukte zurückgreifen, welche RAPS selbst entwickelt und produziert, aber auch individuelle Verkapselungen maßschneidern lassen. In Frage kommen hydrophobe Stoffe wie Wachs oder pflanzliche Fette und natürlich hydrophile Materialien, beispielsweise Maltrodextrine und Stärke. Bei den wasserlöslichen Stoffen erfolgt die Versiegelung des Trägerstoffes durch gleichzeitiges Besprühen mit Pulver und Bindungströpfchen. Die dadurch entstehende Wasserbrücke auf der Oberfläche der Vorlage ermöglicht das gleichmäßige Aushärten und Trocknen der ersten Schicht. Weitere Ummantelungen können dann Schicht für Schicht im Zwiebelprinzip aufgebracht werden. Salz – Nicht mehr, sondern weniger Unabhängig vom Verfahren bietet die Mikroverkapselung neben immer neuen Veredelungsmöglichkeiten und Funktionseigenschaften zudem einen wirtschaftlichen Aspekt: die Einsparung von Rohstoffen. Dieser Nutzen ist gerade bei Salz sehr vorteilhaft: Die Salzmenge kann um bis zu 20 Prozent reduziert werden, wenn bei der Teigbereitung ummantelte Salzkörner eingesetzt werden. Diese erzeugen – inhomogen als konzentrierte Salzspots im Produkt verteilt – den beabsichtigten und gewohnten Geschmack. Ein produktfremder Beigeschmack entsteht dabei nicht. Die RAPS-Entwicklung kommt zur rechten Zeit, denn Salzreduktion steht auf der Agenda vieler EU-Länder und ist somit auch bei den Lebensmittelherstellern im Fokus. Sorbinsäure für die Haltbarmachung Sorbinsäure ist ein weiteres Beispiel für einen verkapselten Rohstoff, der Einsparpotenzial ermöglicht, vor allem aber die industrielle Anwendung einfacher und sicherer macht. Das Ausgangsproblem: Herkömmliche Sorbinsäure hemmt die Hefe-Fermentation in Backwaren und verlang samt den Gärungsprozess, weshalb lockere Brot- Juli krumen entweder durch mehr Backtriebmittel oder eine längere Fermentationszeit erreicht werden müssen. CT-Sorbinsäure löst sich dagegen erst nach der Fermentation des Teigs auf. Deshalb kann der Zusatz von Hefe um fast 30 Prozent und von Kalziumpropionat sogar um fast 40 Prozent reduziert werden, ohne dass Teig- oder Brotvolumen leiden. Gleichzeitig erleichtert CTSorbinsäure die Produktionsabläufe, denn Staub wird reduziert, der Teig ist weniger klebrig und leicht reproduzierbar. Das Endprodukt – ob Pizza, Hefekuchen oder Weißbrot – bleibt länger frisch und schmeckt deutlich weniger nach Hefe. RAPS bietet seinen Kunden Unterstützung bei der Entwicklung zeitgemäßer Trendprodukte und erstklassigen technologischen Support – vom ersten Konzept bis hin zum fertigen Endprodukt. Mit diesem Service-Paket profitieren Unternehmen nicht nur von der Innovationskraft und Kreativität des Unternehmens, sondern können auch in kurzer Zeit neue Produkte mit maßgeschneiderten Eigenschaften zur Marktreife bringen. Weitere Informationen: www.raps.com Quelle(n) Bild(er): RAPS Ausgabe 3 · 2016 food Technologie 11 VerFahrenstechnik · Mess- und Wägetechnologie Warum sich eine gute Messung lohnt Genaue Messung und Abrechnung bei dampfförmigen Medien Wasserdampf hat speziell in der Energiewirtschaft eine enorme Bedeutung; Schon geringe Volumen können viel Ener gie transportieren, z.B. als Arbeitsmittel für Dampfturbinen, für Heizzwecke oder als Prozessdampf in den verschiedensten Branchen, gerade auch in der Nahrungsmittelindustrie. Die Nachfrage nach Lösungen für eine möglichst genaue Abrechnung steigt, da der Erzeuger meist nicht selbst der Verbraucher ist. Allerdings sind die Grundlagen für die Abrechnung oft sehr undurchsichtig, weil Dampfmessungen nicht eichfähig sind. Dies ist eindeutig in der Eichordnung definiert (Mess- und Eichverordnung – Mess EV, Anlage 1). Erfahrungen belegen mittlerweile jedoch, dass Messungen nach dem Wirkdruckprinzip für Abrechnungsmessungen und hochwertige Bilanzierungs- bzw. Kontrollmessungen am besten geeignet sind. kombiniert mit der verfahrensbedingt recht geringen Messdynamik und Unsicherheiten bezüglich der erforderlichen Länge der geraden Einlaufstrecken nur in Ausnahmefällen zu. Ähnlich sieht es beim Einsatz von Wirbelzählern aus, denn hier liegen für die notwendigen Ein- und Auslaufstrecken nur Herstellerangaben vor. Allgemein anwendbare Untersuchungen oder gar Normen existieren nicht. Für eine zuverlässige Funktion sind deshalb realitätsnahe Prüfungen auf akkredierten Prüfständen unerlässlich, was natürlich einen gewissen Aufwand bedeutet. Abb. 1: Erfahrungen belegen, dass Messungen nach dem Wirkdruckprinzip für Abrechnungsmessungen und hochwertige Bilanzierungs- bzw. Kontrollmessungen am besten geeignet sind. P rinzipiell gibt es nur eine begrenzte Anzahl messtechnischer Verfahren, die sich für Dampfanwendungen eignen. Die wichtigsten sind Wirbelzähler, die Stausondenmessung und die klassische Wirkdruckmessung nach DIN EN ISO 5167. Welche sich am besten eignet, lässt sich nur entscheiden, wenn man die Anforderungen der Dampflieferanten und Dampfbezieher näher betrachtet. Beide haben großes Interesse an einer genauen und vor allem vertrauenswürdigen und nachvollziehbaren Messeinrichtung. Gefragt ist also neben einer hohen Verfügbarkeit eine möglichst große Messgenauigkeit bei großer Messdynamik. Die Qualität der Messwerte sollte sich vor Ort überprüfen lassen und Rechtssicherheit bieten bzw. sich auf international gültige Regelwerke zurückführen lassen. Die Spezialisten der METRA Energie-Messtechnik GmbH ha- 12 food Technologie ben aufgrund ihrer fast dreißigjährigen Erfahrung als Lieferant für Dampfdurchfluss- bzw. Dampfenergiezähler festgestellt, dass die Messung nach dem Wirkdruckprinzip (DIN EN ISO 5167) und einer darauf abgestimmten Gerätetechnik hierfür die besten Voraussetzungen bietet (Abb. 1). Vergleichbar mit einer geeichten Messeinrichtung Gründe dafür gibt es gleich mehrere: Zu den wichtigsten gehört die Normung, die bis auf kleine Abweichungen weltweit gültig ist. Das unterscheidet das Wirkdruckprinzip von anderen Messverfahren. Den Einsatz von Stausonden als Messsystem für spätere Abrechnungen lassen die fehlende Rückführbarkeit auf gültige Regelwerke, Ausgabe 3 · 2016 Juli Die Wirkdruckmessung nach ISO 5167 bietet im Vergleich dazu deutlich bessere Voraussetzungen. Keines der anderen Verfahren wurde so ausgiebig untersucht sowie durch zahlreiche Kalibrierungen auf verschiedenen Prüfständen untermauert. Die weitverbreitete Meinung, dass mit der Wirkdruckmesstechnik nur eine sehr geringe Messdynamik bei gleichzeitig hoher Messunsicherheit gefahren werden kann, ist außerdem schon lange nicht mehr gültig. Dank der Weiterentwicklungen der letzten Jahre erlaubt die heutige Gerätetechnik in der klassischen Wirkdruckmesstechnik Messbereiche von bis zu 50 : 1 bei einer Messunsicherheit von 0,5 % vom Momentanwert bezogen auf den Masse- und Energiedurchfluss. Um solch große Messbereiche bei gleichzeitiger minimaler Messunsicherheit zu realisieren, werden an die einzelnen Komponenten und an das Prüfverfahren einer Wirkdruckmesskette allerdings hohe Anforderungen gestellt. Dies betrifft die richtige Auswahl des Wirkdruckgebers, der Umformertechnik (Differenzdruck, Absolutdruck, Temperatur) und des Dampfdurchflussbzw. Dampfenergierechners (Abb. 2). Wichtig für eine korrekte Auslegung ist dabei immer die richtige Einschätzung und Berücksichtigung der Einund Auslaufsituation sowie des Dampfzustandes (Nassdampf, Sattdampf, überhitzter Dampf ). Beachtet werden muss die richtige Auswahl des Kalibrier-Institutes, das über das geeignete Equipment verfügen muss. Der Strömungszustand Abb. 3: Die Wirbelzählertechnik ist ebenfalls für Dampfapplikationen geeignet; für die Abrechnung sind jedoch weitere Maßnahmen erforderlich. wird dann beim tatsächlichen Einsatz der Dampfmessung bestimmt (Kennzahl hierfür ist die Reynoldszahl ReD). Ein entscheidender Vorteil liegt in der einfachen Überprüfbarkeit einer bereits in Betrieb befindlichen Dampfmessung. Bei der richtigen, anwendungsorientierten Auswahl des Wirkdruckgebers ist ein Verschleiß der messrelevanten Teile des Gebers auch über Jahre nicht zu befürchten. Die zugehörige Umformertechnik wie Differenzdruck, Abb. 2: Universeller Durchfluss- und Energierechner Abb. 4: Wichtig ist, dass die komplette Messkette als Einheit betrachtet und geprüft wird. Die Einzelprüfung der Komponenten ist bei Weitem nicht ausreichend. Temperatur, Absolutdruck oder Durchfluss-/Energierechner lassen sich mit entsprechenden Normalen einfach vor Ort überprüfen. Wenn alle diese Anforderungen berücksichtigt werden, ist eine vertrauenswürdige, nachvollziehbare Dampfmessung realisierbar, die vergleichbar mit einer geeichten Messeinrichtung ist. Genauigkeit rechnet sich Eine Beispielrechnung zeigt deutlich den finanziellen Nutzen, den Dampflieferant und -bezieher von einer solchen Messung haben können: Geht man aus von einem Dampfmassenstrom von 80 Tonnen pro Stunde bei einem Dampfpreis von 25 Euro pro Tonne und einer Betriebszeit von 7.200 Stunden im Jahr, ergeben sich jährliche Kosten von 14,4 Millionen Euro. Jetzt kommen Messunsicherheiten ins Spiel. Bei einer angenommenen Messunsicherheit von +/- 5 %, wie sie in der Praxis oft in Kauf genommen wird, betragen die Kostenschwankungen +/- 720.000 Euro/pro Jahr bei sonst gleichen Bedingungen. Bei einer Messunsicherheit von +/- 2 % reduzieren sich die Schwankungen auf +/- 288.000 Euro/ Jahr und bei einer Messunsicherheit +/- 0,5 % auf lediglich +/- 72.000 Euro/Jahr. Messunsicherheiten im einstelligen Prozentbereich können also mehrere Hunderttausend Euro im Jahr kosten. Mit der beschriebenen Gerätetechnik lassen sich unnötige Ausgaben durch falsche Berechnungen bis um den Faktor 10 senken. Für Dampfabrechnungsmessungen ist damit die klassische Wirkdruckmesstechnik nach ISO 5167 ein ausgesprochen lohnendes Verfahren, egal ob Dampf als Arbeitsmittel, für Heizzwecke oder als Prozessenergie genutzt wird. Weitere Informationen: www.metra-emt.de Quelle(n) Bild(er): METRA VerFahrenstechnik · Mess- und Wägetechnologie Individuelle Kalibrierkonzepte sichern Anlagenverfügbarkeit MEGGLE setzt auf Expertise von Endress+Hauser im Bereich Dichte- und Durchflusskalibrierung Aufgrund gesetzlicher Anforderungen wie z.B. IFS oder GMP legt die Lebensmittel- und Getränkeindustrie die Messlatte für die Qualität immer höher. Regelmäßiges Kalibrieren von qualitätsrelevanten Messgeräten mit innovativen Verfahren hilft Prüfmittelbeauftragten, ihre Produktqualität langfristig zu sichern und führt gleichzeitig zu kosteneffizienten Prozessen. Durch einen akkreditierten Kalibrierdienstleister lässt sich die Qualität der Kalibrierung rückführbar belegen. D as Erfolgsrezept von MEGGLE lautet seit über 125 Jahren: Tradition, Qualität und ständige Innovationen. Als kleine Käserei wurde das Unternehmen von Josef Anton Meggle bei Wasserburg in der Nähe von München gegründet und zählt heute zu den renommiertesten Herstellern von Milcherzeugnissen in Europa. Das Sortiment besteht aus Milch-, Käse-, Sahneund Joghurtprodukten sowie Butter, Butterspezialitäten und gefüllten Baguettes für End- und Großverbraucher. Darüber hinaus werden Milchtrockenprodukte als Spezialerzeugnisse für die internationale Pharma- und Lebensmittelindus trie hergestellt. Dementsprechend hat das Unternehmen den eigenen Anspruch die Qualitätsführerschaft mit MEGGLE-Produkten innezuhaben. Um diesem Anspruch, gerecht zu werden ist MEGGLE unter anderem nach IFS, dem internationalen Food Standard, zertifiziert. Ebenfalls wird das Qualitätssystem durch die – mehrfach im Jahr – durchgeführten Kunden- und Zertifizie- rungsaudits auf den Prüfstand gestellt. Die Auditoren achten hierbei insbesondere auf die Kalibriermethodik und die verwendeten Referenzen. Dichte- und Durchflusskalibrierung erfordern hohe Expertise Am MEGGLE-Standort Wasserburg ist für etwa 750 qualitäts- und abrechnungsrelevante Messstellen im Bereich der Produktion die regelmäßige Kalibrierung als sehr wichtig erkannt worden. Im Fokus stehen insbesondere Messgeräte, die in ein Qualitätsmanagementsystem (ISO 9001, HACCP, IFS, GMP) oder in ein Energiemanagementsystem (ISO 50001) eingebunden sind. Darüber hinaus wird durch die regelmäßige Kalibrierung die korrekte Abrechnung der Fetteinheiten der täglich angelieferten Milch gewährleistet. Die Herausforderungen, die sich daraus ergeben, sind vielseitig: „Die regelmäßige Kalib- rierung erfordert einen hohen Planungs- und Koordinationsaufwand, um so die Anlagenverfügbarkeit sicherzustellen. Darüber hinaus nimmt die Komplexität der Messgeräte zu. Insbesondere die Kalibrierung von Dichte- und Durchflussmessgeräten erfordert eine hohe Expertise, weshalb zunehmend externe Hilfe notwendig wird“, so Andreas Süßmaier, Prüfmittelbeauftragter der MEGGLEGruppe. Dementsprechend besteht die anspruchsvolle, tägliche Aufgabe von Süßmaier vorwiegend darin, die Kalibrierung in den Betriebsalltag zu integrieren, um so die Produktivität so hoch wie möglich zu halten und gleichzeitig die Qualität zu sichern. Aufgrund der Komplexität und des notwendigen Know-hows bei Dichte- und Durchflusskalibrierungen vertraut der Prüfmittelbeauftragte der MEGGLE-Gruppe auf die Kenntnisse von Endress+Hauser: „Als langjähriger Lieferant von MEGGLE genießt Endress+Hauser bei uns einen aus- Mehrfach jährlich durchgeführte Audits sichern die Qualität in der Produktion. 14 food Technologie Ausgabe 3 · 2016 Juli Akkreditierte Dienstleister arbeiten nach den Standards der DAkkS. Die Kalibrierung bei Endress+Hauser ist rückführbar gezeichneten Ruf. Die Kalibrierung direkt vom Hersteller wird aufgrund der Kompetenz und der Ersatzteilbeschaffung bevorzugt.“ Bei der Vergabe von Kalibrierdienstleistungen nach außen ist besonders darauf zu achten, dass der Dienstleister nach ISO/ IEC 17025 – also der maßgeblichen Qualitätsnorm – akkreditiert ist. Das bieten akkreditierte Kalibrierdienstleister: verlässliche Qualität und Sicherheit der ausgeführten Kalibrierung Unabhängigkeit und Neutralität der Ausführung technische und fachliche Kompetenz der Mitarbeiter lückenlos rückführbare Kalibrierungen Nur durch akkreditierte Dienstleister sind die internationale Vergleichbarkeit und die Rückführbarkeit der Kalibrierung auf das nationale oder in- ternationale Normal gewährleistet. Ebenfalls können sich Anlagenbetreiber sicher sein, dass Kalibrierscheine sämtliche geforderte Informationen enthalten, sodass Auditoren diese ohne Diskussion akzeptieren. Festlegung der geeigneten Kalibrierverfahren ist unabdingbar Die Dichtemessungen in der Milchannahme werden zur Bestimmung der Fetteinheiten benötigt und sind ausschlaggebend für die korrekte Abrechnung der angelieferten Milch. Zusätzlich muss der exakte Durchfluss und damit die exakte Menge der angelieferten Milch erfasst werden. Dementsprechend führte der Kalibrierservice von Endress+Hauser bei den betroffenen Messstellen die rückführbare Kalibrierung mithilfe geeigneter Kalibrierverfahren durch, welche den Anforderungen des IFS Zum Patent angemeldetes Verfahren zur Dichtekalibrierung vor Ort reduziert den Anlagenstillstand. VerFahrenstechnik · Mess- und Wägetechnologie entsprechen. Bei den Dichtedurchflussmessgeräten kam hierbei das zum Patent angemeldete Verfahren zur Dichtekalibrierung vor Ort zum Einsatz. Für die Durchflusskalibrierung wurde das zeitsparende Inline-Kalibrierkonzept mit dem rückführbaren, mobilen Kalibrier-Rig gewählt. Generell beinhaltet der Kalibrierservice von Endress+Hauser folgende Leistungs bestandteile: Bestandsaufnahme der zu überprüfenden Messstellen und Bewertung hinsichtlich geeigneter Kalibrierverfahren Definition der Kalibrierpunkte Kalibrierung der Dichte- und Durchflussmessgeräte mit zeitsparenden Konzepten direkt in der Prozessanlage Erstellung der Kalibrierzertifikate gemäß ISO/IEC 17025 Kompetente Beratung vor Ort durch speziell für die Lebensmittelindustrie geschulte Kalibriertechniker Patentierte, akkreditierte und herstellerunabhängige Kalibrierung vor Ort Die rückführbare Vor-Ort-Dichtekalibrierung ist weltweit einmalig und von Endress+Hauser zum Patent angemeldet. Das Service-Team setzt bei dieser Kalibrierung die eigens entwickelte mobile Einrichtung mit Promass F als hochgenauem Referenzgerät ein. Die Dichtemessgeräte werden hierbei mit verschiedenen Dichten – die MEGGLE entsprechend dem Arbeitsbereich frei wählen konnte – kalibriert. Folglich profitiert MEGGLE von der genauesten Dichtemessung unter echten Prozessbedingungen direkt in der Anlage. Ein weiteres Plus für Herrn Süßmaier: Dieser Kalibrierservice beschränkt sich nicht nur auf Endress+Hauser-Dichtemessgeräte – die Kalibrierdienstleistung wird herstellerunabhängig durchgeführt. Aufgrund der Inline-Kalibrierung der Durchflussmessgeräte könnten die Kalibrierungen in kurzer Zeit vor Ort erfolgen – sogar direkt im eingebauten Zustand, upstream oder downstream. Hierbei entfällt der Aus- und Einbau der Geräte, sodass Prozessunterbrechungen deutlich reduziert werden. Als Vergleichsnormal dient eine mobile und akkreditierte Kalibrieranlage mit Coriolis-Messgeräten. Diese sind auf nationale Vergleichsnormale (z.B. METAS, PTB, NPL etc.) rückführbar kalibriert. Hierbei ist Endress+Hauser der erste und einzige Anbieter von DAkkS-akkreditierten Durchflusskalibrierungen direkt vor Ort in der Anlage. Die Kalibrierpunkte beider Messprinzipien wurden jeweils individuell entsprechend den Arbeitspunkten bei MEGGLE festgelegt. Dank der Kalibrierungen direkt in der Anlage erübrigen sich für MEGGLE die Demontage und das Einsenden der Dichte- und Durchflussmessgeräte. Gleichzeitig wird auf diese Weise sichergestellt, dass das Gerät am Einbauort und unter den herrschenden Einsatzbedingungen getestet wird. Service zum optimalen Zeitpunkt Die Zeitvorgaben für die Kalibrierung stellte MEGGLE so, dass die Anlagen immer zum richtigen Zeitpunkt kalibriert werden. So ist eine optimale Leistung zu minimalen Kosten sichergestellt – und das mit nur einem Ansprechpartner für sämtliche Messgrößen. Darüber hinaus verfügen die gut geschulten Kalibriertechniker über ein hohes Maß an messtechnischem Wissen sowie langjähriger Erfahrung in der Lebensmittelindustrie, wodurch aufwendige Schulungen hinfällig werden. „Die Planung im Vorfeld sowie Abb. 6: Service zum optimalen Zeitpunkt verbindet die Kalibrierung mit eventuell anfallenden Justagen oder Reparaturen vor Ort die Kalibrierung in der Milchannahme verlief reibungslos. Die gute Vorbereitung bezüglich der Anschlüsse, das hohe Know-how sowie die rückführbaren Referenzgeräte von Endress+Hauser ermöglichten einen geringen Produktionsausfall“, erläutert Süßmaier. Überdies kann Endress+Hauser als einer der führenden Hersteller von Messtechnik auf Kundenanforderung nicht nur kalibrieren, sondern auch schnell und effizient justieren, reparieren oder Geräte austauschen, wenn diese nicht mehr funktionstüchtig sind. Dies kann unmittelbar mit der Kalibrierung vor Ort verbunden werden und entlastet gleichzeitig das Instandhaltungspersonal. Auditsichere Dokumentation „Ebenso ist die Dokumentation der durchgeführten Kalibrierarbeiten und -intervalle entscheidend für erfolgreiche Audits“, so Süßmaier. Daher werden die im Anschluss an die Kalibrierung erstellten Kalibrierzertifikate entsprechend der ISO/ IEC 17025 für die eingesetzten Durchfluss- und Dichtemessgeräte erstellt. Diese Zertifikate erbringen neben den Prozessaufzeichnungen den geforderten Nachweis über die Genauigkeit der Messstellen. MEGGLE kann nun ohne Probleme nachweisen, dass die verbauten Masse- und Dichtedurchflussmessgeräte korrekt funktionieren. Dies belegt die hohe Qualität der MEGGLE-Produkte Ebenfalls konnte die Produktivität durch neue Kalibrierkonzepte gesteigert werden. Andreas Süßmaier ist durch die lückenlos rückführbare Kalibrierung nun optimal auf bevorstehende Herausforderungen sowie interne und externe Audits vorbereitet und strebt aufgrund der sehr guten Erfahrungen mit Endress+Hauser eine langfristige Partnerschaft an. Weitere Informationen: www.de.endress.com Quelle(n) Bild(er): Endress + Hauser Abb. 5: Inline Durchflusskalibrierung: kein Ausbau der Geräte, reduzierte Kosten, weniger Prozessunterbrechungen 16 food Technologie Ausgabe 3 · 2016 Juli Frühstückscerealien in höchster qualität Retrofit-Paket von Bühler für Effiziente Flockierprozesse zum Nachrüsten Bei der DE-VAU-GE Gesundkostwerk Deutschland GmbH sorgt das Retrofit-Paket „AutoGap“ für eine vollautomatische Walzenspaltregelung in dem Bühler Flockierwalzwerk BCFA und somit für hochwertige Frühstückscerealien in konsis tenter Produktqualität bei reduzierten Wartungskosten. G erade bei großen Produktionsmengen sind Flockierwalzwerke enormen Belastungen ausgesetzt. Dies kann dazu führen, dass Bauteile verschleißen und der Wartungsaufwand sowie die Wartungskosten ansteigen. Darüber hinaus muss der korrekte Walzenspalt oder die korrekte Spannkraft auf den Walzen permanent kontrolliert und angepasst werden, um eine gleichmäß ige Flockendicke und eine konsistente Produktqualität zu erzielen. Auch die DE-VAU-GE Gesundkostwerk Deutschland GmbH stand vor dieser Herausforderung. Das 1899 gegründete Unternehmen ist einer der größten Handelsmarkenhersteller von Frühstücks cerealien, Müsli und Obstriegeln in Europa. Im Werk in Lüneburg werden seit 2006 auf zwei Bühler BCFA-Flockierwalzwerken unter anderem hochwertige Wellness-Flakes aus Weizen und Weizen-Reis für den europäischen Markt produziert. Das Problem: Im Laufe des Betriebs mit hohen Produktionszahlen mussten durch Verschleiß immer wieder Komponenten ausgetauscht werden. Dies führte zu längeren Stillstandzeiten mit hohem Wartungsaufwand und Wartungskosten. Darüber hinaus beanspruchte die neue Kalibrierung des Walzenspalts wertvolle Zeit des Wartungsteams. Automatische Regelung des Walzenspalts oder der Walzenspannkraft Die als Retrofit nachgerüstete, automatische Walzenspalteinstellung AutoGap von Bühler bietet nun die effiziente Lösung für beide Problemstellungen. Anstelle von zwei hydraulischen Zylindern wird ein einziger doppelwirkender Zylinder pro Seite eingesetzt. Diese innovative Technologie sorgt durch automatisches Einrücken und Ausrücken der Walzen dafür, dass der Walzenspalt bei einer eventuellen Abweichung vom Sollwert automatisch und präzise in wenigen Sekunden nachgeregelt wird („Position control“) – die optimale Grundlage für eine konsistente Flockendicke und effiziente Produktionsprozesse mit hohem Automationsgrad. Alternativ wäre es auch möglich, die Spannkraft („Force control“) auf den Walzen automatisch kontrollieren zu lassen. Ein weiterer Vorteil dieses Retrofit-Pakets ist, dass durch die automatische Kalibrierung eines parallelen Walzenspalts das zeitintensive manuelle Ein- 1. 1. 2. 2. Vorher: Nachher: 1. Einfachwirkender Spannzylinder 1. 2-Wege-Zylinder für zwei Funktionen: 2. Walzenspalteinstellung mittels Spindelantrieb Einrücken + Walzenspalteinstellung oder Hydraulikkolben sowie Exzenterbolzen 2. Keine zusätzliche Vorrichtung zur Walzenspalteinstellung erforderlich! stellen überflüssig wird. Die Maschine kann auf die se Art und Weise schneller in Betrieb genommen werden. Darüber hinaus werden Abfallprodukte und notwendige Bedienvorgänge minimiert. Weniger Verschleiss durch verringerte Vibrationen Durch das neue Design sind weniger Bauteile im System erforderlich. Gleichzeitig führen die vibrationsmindernden Eigenschaften des doppelwirkenden Hydraulikzylinders zu einem sinkenden Vibrationspegel und weniger Verschleiß. Das macht sich direkt bezahlt, da der Wartungsaufwand und die Wartungskosten deutlich reduziert werden. Zudem ist das gesamte Hydrauliksystem energieoptimiert – dank verringerter Anzahl der verwendeten Teile wird der Energieverbrauch für die Hydraulikaggregate gesenkt. Ein weiterer positiver Nebeneffekt: Durch die automatische Steuerung und Nachjustierung wird die Presskraft auf die Walzen und damit auch deren Verschleiß reduziert, wodurch die Lebensdauer der Walzen steigt. Deutliches Effizienzplus und Kostenminus Die AutoGap-Spaltverstellung wurde bei DEVAU-GE seit August 2014 an einem der beiden BCFA-Flockierwalzwerke installiert. Die Erfolge Juli ließen nicht lange auf sich warten: Da keinerlei Abnutzung am Spaltverstellungsmodul auftrat, konnten die Wartungskosten bereits im ersten halben Betriebsjahr deutlich gesenkt werden. Die Bedien- und Wartungsarbeiten beanspruchten weniger Zeit als zuvor, und der Zeitaufwand zur Kalibrierung des Walzenspalts durch das Bedienpersonal geht heute gegen Null. Dabei blieben die Qualität der Flocken und der Durchsatz stabil auf höchstem Niveau. Fazit: AutoGap für Retrofit und ab Werk Bühler AutoGap ist die kosteneffiziente und wartungsarme Lösung zur automatischen Regelung der Walzenspaltöffnung oder der Spannkraft auf die Walzen bei Flockierwalzwerken (BCFA) für Frühstückscerealien- und Haferanwendungen. AutoGap lässt sich problemlos als Retrofit bei allen BCFA-Flockierwalzwerken nachrüsten. Die gute Nachricht für Neuanwender: Die aktuelle Generation des Bühler-Flockierwalzwerkes ist bereits ab Werk mit der automatischen Walzenspaltverstellung ausgestattet. Weitere Informationen: www.buhlergroup.com Quelle(n) Bild(er): Bühler Ausgabe 3 · 2016 food Technologie 17 VerFahrenstechnik · Prozesstechnik Von der Idee zum Wettbewerbsvorsprung JRS – der System- und Technologiepartner für die Realisierung von Lohnprojekten D er Lebensmittelmarkt ist hart umkämpft und die Ansprüche hinsichtlich Vielfalt und Qualität steigen stetig. Lebensmittelhersteller sehen sich mit höheren Produktionskosten und zunehmendem Wettbewerbsdruck konfrontiert. Hier ist ein Lohndienst-Service-Partner wie die J. Rettenmaier & Söhne GmbH + Co KG von Vorteil, der für alle Spezial- und Pilotprojekte oder in Zeiten hoher Nachfrage kurzfristig die Lieferbereitschaft erweitert und auf die marktspezifischen Bedürfnisse flexibel reagieren kann. Die Familien-Unternehmensgruppe steht in der Lebensmittelindustrie stellvertretend für prozessbasierte Kompetenz und hohes Innovationspotenzial. biete der Zusammenarbeit sind deshalb so vielfältig wie die Lebensmittel selbst, deren Konsum sich individuell nach Einkommen, Zeitknappheit, Genuss, Gesundheit oder auch Nachhaltigkeit der Konsumenten richtet. Der Diversität sind keine Grenzen gesetzt! Die Produktlebenszyklen werden immer kürzer, marketingrelevante Eigenschaften müssen schnell und effizient umgesetzt werden; schnell auf Marktveränderungen reagieren zu können, ist heutzutage überlebensnotwendig. Im Gegensatz dazu sind große Produktionsparks darauf oft nicht ausgerichtet. Bei JRS hat man sich über Jahrzehnte ein umfassendes, praxisorientiertes Produkt- und Anwendungs-Know-how aufgebaut, welches das Unternehmen zu einem internationalen Lohndienstleister gemacht hat. Daraus resultiert ein Baukastensystem für die verschiedensten Anwendungsfelder der speziellen Verfahrenstechnik – das JRS-EPT. Von der Anwendungsberatung, über Applikationsentwicklung, Prozessumsetzung, Maschinen- /Anlagensonderlösungen (inklusive Logistikmanagement und Qualitätssystem), die umfassende technologische Expertise ergiebt Lösungen, die exakt auf den Kundenbedarf zugeschnitten sind. Die JRS-EPT –„Enhanced JRS Processing Technology“ – ermöglicht dabei vielseitige, Bearbeitungsschritte für unterschiedlichste Ausgangsstoffe und Schüttgüter. Es können alle Grundverfahren der mechanischen Verfahrenstechnik ausgeführt werden. In der Pressgranulation bei Raumtemperatur oder unter cryogenen Bedingungen bieten die vorhandenen Anlagen einzigartige Möglichkeiten, Produkte temperatur schonend in Granulate beliebiger Körnung zu überführen. Aufgrund der Größe und Spezialisierung der Unternehmensgruppe können weltweite Markteinführungen begleitet werden. In der Entwicklungsphase stehen Kapazitäten für Technikumsversuche zur Verfügung. Mit diesem Hintergrund liefert JRS der modernen Lebensmittelindustrie hochfunktionale Ingredienzien wie Stabilisatoren, Verdickungsmittel und Faserstoffe in maßgeschneiderten Lieferformen. Vielfalt ist für den Verbraucher – und damit für die Anbieter – zum Muss geworden. Die Arbeitsge- Stärken der JRS Verfahrenstechnik: Branchen, die dieses Angebot nutzen: Getränkeindustrie: Granulierte Stabilisatorensysteme oder Zuckerersatzcompounds. Lebensmittelinhaltstoffe: Granulierte Instantsuppen, granulierte Verdickungssysteme, Stabilisatorencompounds, natriumreduziertes Speisesalz in diversen Lieferformen. JRS realisiert unterschiedlichste Darreichungsformen für individuelle Kundenansprüche 18 food Technologie Ausgabe 3 · 2016 Juli Lebendorganismen: Angepasste Darreichungsformen von Hefen, Starterkulturen, Enzymen und Aminosäuren. Vitamine, Spurenelemente und Mineralien werden durch Mikronisieren, Mischen und Granulieren in ihrer Bioverfügbarkeit optimiert und in der Lieferform (z.B. Mikrogranulate) individuell für die jeweilige Endanwendung angepasst. Für Genussmittel wie Tee, Kakao, Kaffee oder Tabak werden Sonderlieferformen mit erweiterter Funktion zur Verfügung gestellt, die dazu beitragen, dass zum Beispiel die Wirkstofffreigabe erhöht oder das Gesundheitsrisiko reduziert wird. Egal ob Pilotprojekte, Marktbegleitung oder Spezialaufträge – als System- und Technologiepartner bietet JRS dem Hersteller alle kundenspezifischen Leistungen entlang der Wertschöpfungskette und damit einen soliden Mehrwert, der sich rechnet: Die Kosten sind von vornherein klar definiert – es müssen keine zusätzlichen Investitionen für den Anlagenbau einkalkuliert werden. Bevor Produktions- und Leistungskapazitäten aufgestockt werden, können Tests nach zertifiziertem Labor- und Herstellermaßstab durchgeführt werden: ein markanter Gradmesser für die Entwicklung oder Neueinführung von Produkten. Im modularen, spezifisch anpassbaren JRS-Anlagenpark lassen sich einfach und direkt optimierte Problemlösungen umsetzen. Weitere Informationen: www.jrstollproduction.com Quelle(n) Bild(er): JRS Juli Ausgabe 3 · 2016 food Technologie 19 VerFahrenstechnik · Komponenten Die Kontinuierliche Weiterentwicklung von Zellenradschleusen Komponenten erfüllen modernste verfahrenstechnische Anforderungen In den letzten Jahren gab es gewaltige Fortschritte in der Konstruktion von Zellenradschleusen und verfahrenstechnischer Ausrüstungen für die Molkereiindustrie. In diesem Artikel betrachtet GEA einige der neueren Entwicklungen bewährter Komponenten und ihrer Marktanwendungen. Z ellenradschleusen sind an sich nicht neu. Sie wurden bereits in großen Teilen des 20. Jahrhunderts in der Lebensmitteltechnik eingesetzt. Allerdings sind diese Arbeitstiere der Industrie durch die letzten Entwicklungen wesentlich raffinierter geworden, wodurch sich ihre elementare Bedeutung bei der Herstellung von Milchpulver und Säuglingsnahrung für viele weitere Jahre gefestigt hat. Zellenradschleusen mit groSSem Einlauf Zellenradschleusen mit großem Einlauf wurden beispielsweise eigens für Anwendungen konstruiert, die einen unterbrechungsfreien Pulverfluss durch die Schleuse erfordern. Die Einlaufgeometrie ist bei diesen Anwendungen kritisch, da jede Unterbrechung des Zulaufs Brückenbildung verursachen kann, insbesondere bei Produkten mit schlechten Fließeigenschaften. Die Anwendungsbereiche umfassen: Sprühtrockner, Zyklone und Feinpulversysteme, bei denen der Durchsatz nicht der entscheidende Faktor ist, jedoch feines Pulver den Produkt fluss durch Brückenbildung einschränken kann. Edelstahl-Zellenradschleusen, die eine ausreichende Einlaufgröße für die Montage an Trocknern und Zyklonen besitzen, erfordern eine hohe strukturelle Integrität des fertigen Gusskörpers nach der Bearbeitung. Das ist schwierig umzusetzen ohne unansehnliche außenliegende Versteifungen, die das Gesamtbild der Schleuse beeinträchtigen und sowohl Reinigung als auch Wartung erschweren. Die neuesten Konstruktionen lösen dieses Problem durch Einsatz der Einzelstück-Gusstechnik, mit der ein wesentlich steiferes Gehäuse erzeugt wird, das ein optisches Erscheinungsbild hat, das zu den hohen hygienischen Standards der Lebensmittelindustrie passt und zudem unter potenziell explosiven Bedingungen sicherer ist. Zum Beispiel wurden die hochwertigen GEA-Gussstücke gemäß ATEX 94/9/CE Class 2 Cat.1 Zone 20 dafür konstruiert, Staubexplosionen zu widerstehen. Dies macht sie ideal für die Anwendung in Hochrisiko-Anlagen, beispielsweise in Sprühtrocknern, Zyklonen und Staubabscheidersystemen. gungen nicht nachgibt. Diese vorgegebene Stabilität reduziert das Verformungsrisiko und damit den möglichen Kontakt zwischen Rotor und Gehäuse, der zu einer Kontaminierung des Produkts führen kann. GEA-Schleusen dieser Kategorie sind in Größen von 200 mm bis 350 mm Durchmesser für das CV500-Modell und von 250 mm bis 350 mm für das CV750-Modell erhältlich. Die höhere Wandstärke dieser Edelstahl-Gussstücke sorgt dafür, dass der Schleusenkörper steif ist und auch unter den anspruchsvollsten Bedin- Obwohl diese Schleusen zuerst für die Milchpulververarbeitung entwickelt wurden, besteht kein Grund, sie nicht auch in anderen Industrieanwendungen mit ähnlich hohem Pulverdurchsatz einzusetzen. Große Zellenradschleuse: Gigant-Zellenradschleusen Ein weiterer Schritt über die großen Zellenradschleusen hinaus sind die speziellen übergroßen Zellenradschleusen, die GEA für einige der weltweit größten Milchpulveranlagen in Neuseeland hergestellt hat. Sie können bis zu 20 Tonnen Milchpulver pro Stunde verarbeiten und wurden mehreren kleineren Einheiten vorgezogen, um die Installation sowie die Wartung für diese Anwendungen mit besonders hohem Durchsatz zu vereinfachen. Hochentwickelte Drehmagneten 20 Tonnen/Stunde Die neuesten Entwicklungen sind jedoch nicht auf Zellenradschleusen beschränkt. Im Interesse von Produktqualität und -sicherheit etabliert sich die neue Drehmagnettechnologie und hilft Milchpulverherstellern, ihre Produkte gegen die potenziell verheerenden Auswirkungen einer Kontaminierung zu schützen. Seit Kurzem sind 12-Stab-Drehmagnete verfügbar, die darauf ausgelegt sind, Fragmente von Eisenmetallen zu entfernen, die das Produkt andernfalls kontaminieren würden. Die 12-StabTechnologie hat zahlreiche Vorteile gegenüber älteren 8-Stab-Versionen, nicht zuletzt aufgrund der Verwendung von hochwertigen NeodymMagneten N52, die eine Feldstärke von mehr als 10.500 Gauss erreichen. Dies beseitigt Eisenmetalle wirksamer, ohne Zusatzkosten zu verursa- 20 food Technologie Ausgabe 3 · 2016 Juli 12-Stab-Drehmagnet chen. Die Bauteile können manuell demontiert und viel einfacher gereinigt werden als frühere Modelle. auf einen Wert unter 100 Ohm reduzieren und eine entsprechende Warnung auslösen. Die Magneten entfernen unerwünschte Eisenmetalle und stellen den ununterbrochenen Betrieb sicher, ohne Brückenbildung oder Blockierung. Typische Anwendungen sind die Früherkennung von Eisenmetallen zu Beginn der Pulververarbeitung und vor der Abpackung des Fertigproduktes. Die Drehbewegung der Magneten zerlegt auch Klumpen und verbackenes Material, um einen gleichmäßigen Produktstrom sicherzustellen. Das RDS-System ist in der Lage, den Zustand der Dichtungen der Schleuse mittels Durchflussmessung kontinuierlich zu überwachen. Mit zunehmendem Verschleiß der Dichtungen nimmt der Durchfluss zu. Somit kann durch die Analyse der Daten das Ausmaß der Abnutzung bestimmt werden, ohne dass eine physische Inspektion erforderlich ist. Wartungsarbeiten können so ideal geplant und Ausfallzeiten minimiert werden. Da keine physische Inspektion notwendig ist, können sich die Bediener darauf verlassen, dass die Dichtungen korrekt funktionieren, ohne Produktionsunterbrechung zu verursachen. Zudem können Stillstandzeiten effizienter geplant werden. Der Druck auf den Dichtungen wird ebenfalls überwacht, um sicherzustellen, dass er stets auf dem richtigen Niveau ist. Wird ein Druckabfall gemessen, passt ein Regler den Druck automatisch an, um die Funktionsfähigkeit zu optimieren und die Lebensdauer der Dichtungen zu verlängern. Neue RDS-Technologie Mithilfe der neuesten Entwicklun gen in der RDS-Technologie (Rotor Detection System) können nicht nur Verunreinigungen während der Produktion entdeckt werden, sondern sie ermöglichen auch eine Zustandsüberwachung der kritischen Komponenten in der Zellenradschleuse und warnen die Bediener, falls ein Austausch erforderlich wird. Verunreinigungen werden gewöhnlich durch Metallabrieb nach Kontakt zwischen Rotor und Schleusengehäuse verursacht oder durch die Anreicherung von Feuchtigkeit oder Fetten. Durch die Messung des elektrischen Widerstands in der Schleuse gegen einen Kalibrierwert kann das System Veränderungen erkennen, die auf einen Fehler hinweisen. Beispielsweise würde eine Schleuse, durch die nichts hindurchläuft, einen Widerstand von 100 Ohm ergeben. Bei Kontakt zwischen Rotor und Gehäuse, der zu einem Kurzschluss führt, fällt der Wert auf null und ein Alarm wird ausgelöst. Irgendwelche Verunreinigungen würden den Widerstand Alle genannten Technologien demonstrieren die stetige Weiterentwicklung bewährter Fertigungs systeme, um den wachsenden Bedürfnissen der Nahrungsmittelherstellung gerecht zu werden. Auch wenn die Technologie bereits in die Jahre gekommen ist, so erfüllt sie doch die aktuellsten Anforderungen und bietet die Zuverlässigkeit und Effizienz, der Ingenieure auch in Zukunft vertrauen werden. Weitere Informationen: www.gea.com Quelle(n) Bild(er): GEA Bei der Verarbeitung von Tee können eingetragene Fremdkörper und bewegte Maschinenteile Zündinitiale erzeugen, die in der Lage sind, Brand- und Explosionsereignisse auszulösen. Feinste Auslese Brand- und Explosionsschutzanlagen sichern Teeproduktion Überall dort, wo in der industriellen Verarbeitung brennbare Materialien in fein verteilter Form vorliegen, kann es durch unterschiedliche Ursachen zu Brand- und Explosionsereignissen mit gravierenden Folgen kommen. Mit modernen An lagen zur Funkenerkennung und -eliminierung können Sach- und Personenschäden sowie kostenintensive Produktionsausfälle effektiv verhindert werden. I n manchen Situationen mag es durchaus angebracht sein, abzuwarten und in Ruhe eine Tasse Tee zu trinken. Bei der Herstellung desselben hingegen ist die gegenteilige Herangehensweise geboten. Ebenso wie die einstmalige handwerkliche Tee-Herstellung setzt sich auch die heutige maschinelle Fertigung aus den Schritten Welken, Rollen, Fermentieren, Trocknen und Sortieren zusammen. Bei diesen thermischen und mechanischen Verarbeitungsprozessen besteht die permanente Gefahr, dass durch eingetragene Fremdkörper, wie etwa kleine Steinchen, durch bewegte Maschinenteile, wie Ventilatoren und Schneiden, Funken oder heiße Teilchen entstehen. Werden diese in pneumatischen Transportleitungen bis in die Filteranlagen transportiert, kann sich das dort vorherrschende Staub-LuftGemisch schlagartig entzünden. Die Folge sind teilweise verheerende Explosions- und Brandereignisse, die neben möglichen Sach- und Personenschäden immer auch zu kostspieligen Produktionsunterbrechungen führen. Diese Erfahrung musste auch die Martin Bauer Group aus dem mittelfränkischen Vestenbergsgreuth machen. Im Jahr 1930 als Kräuterverarbeitungswerk gegründet, produziert das Unter- 22 food Technologie nehmen an diesem Standort heute pro Jahr viele 1.000 Tonnen Kräuter- und Früchtetees, Arzneitees sowie aromatisierte Schwarz- und Grüntees. Hinzu kommen unter anderem Kräuter-, Früchteund Tee-Extrakte sowie pflanzliche Pulver. Nachdem es in der Vergangenheit immer wieder zu derartigen Brandereignissen gekommen war, ist das Unternehmen vor 16 Jahren dazu übergegangen, alle relevanten Fertigungsbereiche von Funkenlöschanlagen aus dem Hause GreCon (Alfeld) zu überwachen. Seither werden die in den Rohrleitungen auftretenden Zündinitiale von Funkenmeldern sicher detektiert und rechtzeitig zum Verlöschen gebracht. „Unsere Auftragsbücher sind voll. Einen Produktionsausfall können wir uns nicht erlauben“, bringt der Produktionsleiter von der Martin Bauer Group Konrad Ohlmann die Wichtigkeit einer solchen Brandund Explosionsschutzanlage auf den Punkt. Sichere Funkenerkennung selbst bei schlechter Sicht Um eine hohe Erkennungsleistung sicherzustellen, kommen bei dem Teehersteller durchweg GreCon-Funkenmelder des Typs „FM 1/8“ zum Ein- Ausgabe 3 · 2016 Juli GreCon-Funkenmelder „FM 1/8“ Sicherheitstechnik · VerFahrenstechnik genem Wasser weiter zu reduzieren, erfolgt eine Löschung nur in den besonders gefährdeten Anlagenbereichen. In allen anderen Bereichen werden als Folge des Ansprechens der Melder lediglich bestimmte Anlagenteile kurzzeitig abgeschaltet. Die potenziellen Zündinitiale verlöschen daraufhin von selbst bzw. kühlen sich ab, ohne weitertransportiert zu werden. Bereits wenige Minuten später kann mit der Produktion fortgefahren werden. satz. Diese hochsensiblen Melder sind für den Einsatz in Förderleitungen oder Fallschächten mit hoher Materialbeladung konzipiert. Der „FM 1/8“ erkennt auch die Zündinitiale, die sich mitten im Produktstrom befinden, und das selbst dann, wenn die Optik bereits Materialanhaftungen aufweist. Die sogenannten Spülluftadapter, die üblicherweise zur Verhinderung von Anhaftungen zusammen mit den Funkenmeldern verbaut werden, sind bei der Verarbeitung von Tee nicht optimal einsetzbar. Da sich die oft klebrigen Partikel auf pneumatische Weise nicht sicher entfernen lassen, hat man sich bei diesem Anwendungszweck für eine regelmäßige manuelle Reinigung der Funkenmelder entschieden. In Abhängigkeit von der jeweiligen Lage innerhalb der Fertigungsanlagen und der Menge des passierenden Materials werden die Melder von dem Betriebselektriker alle fünf bis sieben Tage einer nach dem anderen aus der Rohr- bzw. Schachtwandung herausgenommen und die Optik mit einem Tuch gesäubert. Dies kann nicht nur während der planmäßigen Stillstandzeiten geschehen, sondern auch während der laufenden Produktion. Dafür brauchen die entsprechenden Daten in der Funkenmeldezentrale lediglich kurzzeitig zurückgesetzt zu werden, um falsche Alarme zu vermeiden. Bei der Martin Bauer Group sind mittlerweile fünf Funkenmeldezentralen installiert, an die insgesamt 38 Melde- und Löscheinheiten angeschlossen sind. Im Jahr 2014 wurde auf die aktuelle Funkenmeldezentrale mit 10“-Farbdisplay mit selbsterklärender Touch- & Slide-Funktion aufgerüstet, die den Bediener in die Lage versetzt, die gewünschten Informationen aus den verschiedenen Ebenen schnell und kompakt aufbereitet abzurufen. Die Teeverarbeitung führt zu sehr starken Anhaftungen in Transportleitungen und den flächenbündig installierten Melder- Optiken. Eine regelmäßige Reinigung durch den Betriebselektri- Optimales Löschmedium beim Kunden bereits vorhanden ker sorgt für eine permanent hohe Erkennungsleistung Das Ablöschen der identifizierten Zündinitiale erfolgt bei der Martin Bauer Group mit etwa 120 °C heißem Wasserdampf. Dieser wird für die Produktionsprozesse ohnehin vorgehalten und eignet sich auch besonders gut für die Löschung in einem Materialstrom. Aufgrund der geringen Menge an Wasser, die dabei in das Material eingebracht wird, reduziert sich der Einfluss auf die nachfolgenden Verarbeitungsschritte auf ein Minimum. Um die Gesamtmenge an eingetra- Juli Auch mit dem Kundendienst zeigt sich Martin Bauer sehr zufrieden. So konnte dieser in einem Havariefall in kürzester Zeit ein entsprechendes Ersatzteil zur Verfügung stellen. Selbst in der kurzen Zwischenzeit, in der man keinen Zugriff auf die betroffene Funkenmeldezentrale hatte, war man bei Martin Bauer so konsequent, die Produktionsanlage abzuschalten. „Ohne die Funkenlöschanlagen von GreCon zu produzieren, das könnte ich mir heute nicht mehr vorstellen. Das Risiko eines Blindfluges gehe ich nicht mehr ein“, so Produktionsleiter Herr Ohlmann. Weitere Informationen: www.grecon.com Quelle(n) Bild(er): GreCon Ausgabe 3 · 2016 food Technologie 23 Verfahrenstechnik für die Lebensmittelproduktion Rückblick auf die PowTech 2016 in Nürnberg Die Leitmesse für mechanische Verfahrenstechnik, welche im vergangen April stattfand, vereinigte nahezu alle Grundoperationen der modernen Schüttgutverarbeitung, welche für die Lebensmittelproduktion zur Anwendung kommen. Der Deutsche Schüttgut-Industrie Verband (DSIV) sah sich in der Rolle des organisatorischen und wissenschaftlichen Trägers dieser Branchenmesse. Die knapp 900 Aussteller aus 31 Ländern zeigten bewährte und auch neue Maschinen und Anlagen, um die im Produktionsprozess erforderlichen Verfahrensschritte zu realisieren und um hochwertige Nahrungsmittel zu produzieren. J e nach Aggregatzustand des Ausgangsstoffs, ob fest, flüssig oder gasförmig, muss beim Zerkleinern mehr oder weniger Energie aufgewandt werden, um die bestehenden Bindungen zu brechen. Bei Feststoffen ist der Energieaufwand hoch und daher ist der Zerkleinerungsgrad sprich Korngrößenverteilung für die Weiterverarbeitung der Stoffe eine wichtige Zielgröße und entscheidend für die einzusetzenden Verfahren und Maschinen. Es wird in Grobgutzerkleinerung z.B. mittels Backenbrecher, in Schroten mit Prallmühlen oder Kugelmühlen und zur Feinzerkleinerung mit Walzenmühlen unterschieden. Zur Weichzerkleinerung in der Fleischwirtschaft kommen Wölfe und Kutter, für das Feinzerkleinern von Schokoladenmassen Konchen und andere Maschinen zum Einsatz. Ursprünglich war der Mahlgang zwischen zwei Steinen zum Zerkleinern des Getreides der Beginn der Mühlenindustrie. Der seit 1919 bestehende Betrieb Gebr. Jehmlich GmbH, Nossen/Sachs., dokumentiert mit seinen Erzeugnissen die Entwicklung der industriellen Zerkleinerungstechnik. Die für die Feinzerkleinerung angebotenen Rotormühlen der Baureihe REKORD mit Durchsätzen von 200 kg/h bis 5.000 kg/h werden den Anforderungen in der Lebensmittel- und Pharmaindustrie gerecht. 24 food Technologie Die Bühler AG, Uzwil/CH, ein Traditionsunternehmen in dieser Branche, brachte die flexible Vollraum-Rührwerksmühle Cenomic™, ausgerüstet mit Intensivkühlung, nach Nürnberg. Das Mahlkonzept erlaubt eine höhere Durchströmungsgeschwindigkeit ohne Mahlperlenpressung, unterstützt durch förderaktive Hochleistungs-Mahlscheiben EcoMizer™. Der geringe spezifische Energiebedarf, eine enge Korngrößenverteilung und eine hohe Produktqualität bei reduzierten Mahlkosten zeichnen diese Baureihe aus. Neu ist die Ringraummühle MicroMedia™: flexibel einsetzbar für vielfältige Aufgaben für fest-/flüssig-Dispersionen bis in den unteren Nanobereich. Es werden fünf Baugrößen von der Formulierungsentwicklung bis zur Großproduktion angeboten. Wie viele Anlagenhersteller in der Schüttgutbranche ist auch der Familienbetrieb J & E MAIER AG, Gossau/CH, aus der Getreideverarbeitung gekommen und hat nach und nach für analoge Stoffsysteme entsprechende Apparate und Anlagen geliefert. Im Falle des Schweizer Ausstellers ist jedoch die Mühlen- und Futtermittelindustrie das Kerngeschäft geblieben. Die unterschiedliche Oberflächenstruktur der Walzenmühlen ist Ausgangspunkt, ob Getreide zu Mehl vermahlen oder nur gebrochen oder gequetscht zum Futtermittel verarbeitet wird. Die nachfolgende Prozesstechnik wird entsprechend dimensioniert und für das jeweilige Endprodukt ausgewählt und beim Kunden installiert. TELSCHIG Verfahrenstechnik GmbH, Murrhardt, bietet zur Produktzerkleinerung mit CEMBREAK® einen Zerkleinerungsprozessor an, der direkt in den Produktstrom integriert werden kann und zugleich zur Druckentlastung für nachgeschaltete Maschinen dient. Der Prozessor, mit einer oder zwei Wellen konstruiert, zerkleinert fast alles und kann für den speziellen Einsatz vorbereitet werden. Nicht nur gefriergetrocknetes Gemüse, Salz oder Zucker, sondern auch Kunststoffe, Glas oder Keramik können grob- bis feinzerkleinert werden. Es wird umfangreiches Zubehör angeboten. Trennen disperser Systeme Ausgabe 3 · 2016 Juli Der Zerkleinerungsgrad bezogen auf die Korngrößen ist für die Weiterverarbeitung und für die gewünschte Qualität des Fertigprodukts wichtig. Bei einem dispersen System Feststoff-Feststoff erfolgt die mechanische Trennung durch Sieben, Sichten und/oder Klassieren oder notfalls mittels thermischer oder elektrischer Verfahren. Ein wichtiger Trennvorgang ist auch die Schüttgut-Inspektion, um Fremdstoffe im Stoffstrom zu erkennen und auszuscheiden. Die Sesotec GmbH, Schönberg, Messenachbericht · MESSEN stellte die Metall-Separatoren RAPID VARIO-FS, RAPID Pro-Sense und GF aus. Diese werden zur Untersuchung von Schüttgütern in Freifall-Förderleitungen oder im Metall-Separator GF in Saug- oder Druckförderleitungen eingebaut. Am Stand wurde der Besucher über ein breites Spektrum der Sortiertechnik mittels Kamera und NIR-Sensoren unterrichtet. Die AZO GmbH & Co. KG, Osterburken, bezeichnet sich selbst als Spezialist für das automatische Rohstoffhandling von Pulvern, Granulaten und Flüssigkeiten und besitzt mit drei Produktionsstätten in Deutschland und zahlreichen Vertretungen im Ausland verfahrenstechnisches Knowhow auf vielen Gebieten der Schüttguttechnologie. Der gezeigte Einfülltrichter ET…VS GA mit integriertem Vibrationssieb mit Grobgutausschleusung dient zum Aufgeben von Produkten aus unterschiedlichen Gebinden, u.a. auch BigBags, in Verarbeitungsanlagen. Zur Austragsunterstützung bei schlecht rieselfähigen Stoffen sind die Trichter mit Klopfern, Vibrationsböden oder Belüftungsdüsen und ohnehin mit einer Entstaubung ausgerüstet. Für höchste Hygiene-Anforderungen wird dieser Trichter auch in Edelstahl geliefert. Das Dosiergerät AZODOS®Typ P…DV dient zum volumetrische Dosieren, ergänzt durch eine Wiegeeinrichtung kann das Gerät zum Dosiersystem AZODOS® Typ P... DW erweitert werden, um den Prozess gravimetrisch zu beschicken. Zusätzlich wird die Dosiersteuerung AZO®CONT angeboten. Ein nützliches Zubehör ist die trockene Containerreinigung zum automatischen Säubern. Links: AZO-Einfülltrichter Typ ET...VS GA mit integriertem Vibrationssieb und Grobgutausschleusung (Bild: AZO) MOGENSEN GmbH & Co. KG, Wedel, wurde zum Begriff für problemlose und effektive Siebung. Der Mogensen Sizer® ist eine Klassiermaschine, die aus zwei bis sechs übereinanderliegenden, unterschiedlich geneigten Siebdecks mit nach unten hin feiner werdender Maschenweite besteht. Mittels Motorvibration oder Richterreger werden die Siebbeläge in einem kompakten Gehäuse in Schwingungen versetzt und das aufgegebene körnige Gut wird so getrennt. Jeder Siebboden hat einen eigenen Auslauf. Die Sizer-Typen SL 1566 und SL 3068 sind für die Siebung von Weißzucker in sechs Einzelfraktionen plus Knotenabscheidung ausgelegt. Der Aussteller betonte den geringen Energiebedarf der verschiedenen Sizer-Modelle. Mischen Der Vorgang des Mischens ist ein weitverbreiteter Arbeitsschritt in der Verfahrenstechnik. Es ist eigentlich ein Transportvorgang, bei dem durch zufälligen Partikelaustausch in einer Dispersion, durch gezieltes Teilen und Vermengen (Konvektion) eine homogene Mischung erzielt wird. Relevant für einen ökonomischen Mischprozess sind Mischzeit und die aufgewandte Energie. Es können Phasen verschiedener Aggregatzustände untereinander gemischt werden, wobei das primäre Ziel die homogene Verteilung dieser Phasen ist. Der Mischungsgrad M=1 entspricht damit einer idealen Gleichverteilung, M=0 ist im Gegensatz dazu die vollständige Entmischung. Sanitary Standards. Das Mischgefäß besteht aus zwei ineinander verschobenen Zylindern mit zwei von oben angetriebenen rotierenden HelixMischern. Diese als SinConvex®-Mischer bezeichneten Rührwerkzeuge sind als Schraubenbänder so geformt, dass sowohl eine gute Durchmischung gewährleistet, als auch in der letzten Phase das Gut entmischungsfrei ausgetragen wird. Der Hersteller spricht von einer Totalverströmung durch dreidimensionale Umschichtung. Die Umfangsgeschwindigkeit der Mischwerkzeuge ist stufenlos zwischen 0,5 m/s und 3,0 m/s regelbar. Auf dem Stand wurden die kleineren Baugrößen des Vertikal-Einwellenmischers Typ VM und analog dazu auch der Mischer mit konischem Auslauf Typ AM gezeigt. Am Messestand vom Gericke Einer der weltweiten Marktführer bei Mischern ist die Gericke GmbH, Rielasingen, mit Produktionsstätten und Vertriebsbüros auf allen Erdteilen. Beachtung fand der Mehrstromfluidmischer GMS C/ECD, der in verschiedenen Industriezweigen von der Lebensmittelindustrie über Chemie und Pharma, Tiernahrung und Umwelttechnik bis hin zu Kunststoffen Verwendung findet. Neben einer hohen Mischgüte wurden ein minimaler Gutabrieb und der Erhalt der Partikel- und Agglomeratsstruktur sowie die Vermeidung der Guterwärmung betont. Das Wirkprinzip besteht aus den gegenläufigen Doppelrotoren in der horizontalen Mischkammer. Bei der Version GMS C sind die Mischrotoren einseitig gelagert. Beim GMS ECD sind diese antriebsseitig ausziehbar und er bietet so optimale Voraussetzungen zur schnellen Reinigung der Mischkammer. Nach einem anderen Prinzip arbeiten die Mischer der amixon® GmbH, Paderborn. Neben der Präsentation der verschiedenen Systeme auf dem Messestand berichtete der Geschäftsführer Stefan Ruhberg im Technologie-Forum auf der Messe über das Präzisionsmischen von Babynahrung. Für industriell hergestellte Babynahrung besteht nicht nur ein großer Absatzmarkt in Euro pa und Asien; die Qualitätsansprüche sind dafür sehr hoch. Er betonte, dass der Prozessschritt des Mischens für Kleinstkomponenten wie Probiotika oder Präbiotika, Mineralstoffe und Spuren elemente und ihre genaue Verteilung qualitätsbestimmend sei. Zum Einsatz kommt der Vertikal-Zweiwellenmischer Typ HM mit flachem Boden, der schonend und mit kurzen Mischzeiten eine hohe Mischgüte liefert. Er erfüllt die EHEDGund die US-FDA-Anforderungen sowie die 3-A Juli Vertikal-Zweiwellenmischer Typ HM (Bild: amixon) Die Maschinenfabrik Gustav Eirich GmbH & Co. KG, Hardheim, ist in ihrem 150-jährigen Bestehen zu einer der ersten Adressen auf dem Gebiet der industriellen Misch- und Feinmahltechnik geworden und inzwischen weltweit tätig. Hervorgegangen aus der Aufbereitungstechnik, liegen die Schwerpunkte auf Maschinen und Anlagen für die Baustoffindustrie, Pulvermetallurgie und Recyclingaufgaben. Mit der Gebr. Ruberg GmbH & Co. KG, Nieheim, war ein weiterer Traditionsbetrieb vertreten, der schon im Jahre 1848 mit der Herstellung von Getreidemühlen begonnen hatte und inzwischen auch Dosier- und Mischanlagen für andere Industriezweige fertigt. Als Anlagenbauer liefert das Unternehmen schlüsselfertige Anlagen von der Rohkomponentenannahme bis zum fertig abgepackten Endprodukt, u.a. für Fertigbackmittel und Lebensmittelzusätze, für Feinkostbetriebe und für die Tierernährung. Dinnissen BV, Sevenum/NL, hatte seinen PEGASUS®-Doppelwellen-Paddelmischer auf dem Stand. Er könne so gut wie jede Art von Pulver, Granulat oder Extrudat vollständig und effektiv mischen, ohne unnötige Kraft auf das Produkt auszuüben. Die Mischwerkzeuge sind Paddeln, die schonend bei kurzer Mischzeit (3 bis 50 Sekun- Ausgabe 3 · 2016 food Technologie 25 MESSEN · Messenachbericht den) eine homogene Mischung erreichen. Diese Mischer können für den Batchbetrieb oder in-line/ kontinuierlich mit einem Durchsatz bis 500 m³/h betrieben werden. Der Mischer, so die Information des Ausstellers, kann auch als Vakuum-Coater arbeiten, um Flüssigkeiten auf extrudierte oder pelletierte Schüttgüter aufzutragen. Interessant war auch der weiterentwickelte Probenehmer zur kontaminationsfreien Probenahme, der den EHEDGund Atex-Richtlinien entspricht. Er lässt sich schnell und gründlich von außen reinigen und eliminiert das Risiko der Verunreinigung. Ein wichtiger Zulieferer für die Backwarenherstellung ist Daxner International GmbH, Lauda-Königshofen. Zum Lieferumfang gehören nicht nur die Maschinen für die Teigbereitung bis zum Fertigprodukt, sondern die geforderte Qualität beginnt, so der Aussteller, bei den optimal gelagerten Rohstoffen. Innen- und Außensilos mit den entsprechenden Ausstattungen, dazu BigBagund Sackaufgabestationen für Kleinkomponenten, Austragseirichtungen und wahlweise pneumatische und mechanische Fördereinrichtungen sind Bestandteil in Großbäckereien. Die Vor- und Sauerteiganlagen, gekoppelt mit manueller und automatischer Befüllung und flexibler Verfahrensführung, bilden das Herz des Betriebes. Daxner ist aber auch Zulieferer für das Handwerk. High-Tech habe schon längst Einzug in Bäckereibetrieben gehalten, so die Fachleute am Messestand. Angeboten werden Dosiercomputer für Ein- und Mehrwaagensysteme, PC-Steuerungen, Vernetzung und Datentransfer. Zuletzt wurde versichert, dass das Unternehmen kundenorientiert und rund um die Uhr erreichbar ist, sollte es Probleme im Betrieb geben. Mischtechnik entwickelt und bedient viele Branchen in der Prozessindustrie. Nicht zuletzt dank des Forschungs- und Entwicklungszentrums am Stammsitz in Schopfheim, in dem auch ausgefallene Kundenwünsche unter- und nach Lösungen gesucht werden. Exponate am Stand waren der SJET Homogenisator für Kleinmengen unter Vakuum, der vertikale Mischer VPM mit dem Rührorgan EKATO ISOPAS, das sich gegenüber den bisherigen Wendelrührern unterscheidet und eine höhere Ausbeute garantiert, sowie weitere Geräte. Die LIMITEC Maschinenfabrik GmbH, Beckum, stellt Mischer in verschiedenen Größen und Ausführungen her, die nicht nur in der Lebensmittelindustrie, sondern auch in pharmazeutischen und kosmetischen Betrieben im Einsatz sind. Die Container-Mischer in verschiedenen Größen haben eine programmierte Mischzeit und -geschwindigkeit, arbeiten im Batch-Betrieb, und das Mischgut wird nach Fertigstellung in Transporthubwagen entleert. Je nach Größe der eckigen und runden Container werden Hubgeräte für Lasten von 100 bis 1000 kg geliefert. Wirbelschicht-Technologien Eine besondere Form des Mischens von Partikeln mit Kleinmengen anderer Komponenten, aber auch das Trocknen und Kühlen von pulvrigen Stoffen erfolgt in der Wirbelschichtanlage. Diese Operationen zur Stoffveränderung werden als Agglomeration, Granulation, Coating oder Mikroverkapselung bezeichnet. NEUHAUS NEOTEC Maschinen und Anlagenbau GmbH, Ganderkesee, zeigte diese Wirbelschichtverfahren und -anlagen und verwies auf das prozesstechnische Know-how, vorhandene Produkte und Prozesse zu optimieren, um so neue Produkteigenschaften zu erzeugen. Mit dieser Technologie lassen sich Aromen schützen, Wirkstoffe verfestigen, Mischungen stabilisieren, Getränke instantisieren, die Löslichkeit von Pulver verbessern, Feinstaub binden usw. Bei dieser Gelegenheit wurde auf das Technikum hingewiesen, um über Machbarkeitsstudien zu neuen Verfahrensführungen zu gelangen. Auf dem Technologie-Forum während der Messe gab Henning Falk Hinweise zum Produktdesign in der Wirbelschicht. Transport von Stoffen Daxner Container Systems DCS für die Herstellung von Mischungen aus Pulvern und Granulaten (Bild: Daxner) Die EKATO GROUP GmbH, Schopfheim, hat sich nach eigenen Angaben in den 80 Jahren ihres Bestehens zum Weltmarktführer in der Rühr- und 26 food Technologie In der Prozessindustrie ist das Fördern der Güter (ob Pulver, Granulate oder Flüssigkeiten) in und zu den einzelnen Prozessabschnitten ein platz- und energieaufwändiger Vorgang. Nicht selten müssen die Komponenten, die im Prozess zusammengeführt, gemischt oder umgewandelt werden, vom Silo oder anderen Lagerorten teilweise über weite Strecken oder in andere Stockwerke dem jeweiligen Produktionssystem zugeführt werden. So unterschiedlich die Medien, so verschie- Ausgabe 3 · 2016 Juli den auch die Förderanlagen. Auf der PowTech handelte es sich schwerpunktmäßig um Schüttgüter aller Art, von Früchten und Körnern pflanzlicher Produkte über Granulate für die Kunststoffherstellung, um kristalline Stoffe bis hin zu Pulver, Puder und Stäuben. In den meisten Fällen erfolgt der Transport mit der klassischen pneumatischen Dosier- und Fördertechnik in Rohrleitungen mit Druck oder Unterdruck. Zwar sind die Investitionskosten infolge der kompakten und geschlossenen Anlagenstruktur recht günstig, allerdings ist der Energieverbrauch recht hoch. Nicht selten werden aus energetischer Sicht verschiedene Fördersysteme kombiniert. Die Gericke GmbH ist auch marktführend bei pneumatischen Fördereinrichtungen. Es werden verschiedene Förderer und die entsprechenden Verfahren für jedes Schüttgut von der Schonendförderung über die Nieder- oder Mitteldruck-Dünnstrom-Saugund Druckförderungen bis zur Schub- und Dichtstrom- und der Pfropfenförderung angeboten und die jeweiligen Projekte bei den Kunden realisiert. Für hygienische Anforderungen in der Nahrungsmittel- und pharmazeutischen Industrie wird z.B. für Zucker und Dextrose in der Schokoladen- und Süßwarenindustrie, für Kindernährmittel und Arzneirohstoffe die Flugförderung zur Silobeschickung empfohlen. KREISEL GmbH & Co. KG, Krauschwitz/Sachs., ist ein international agierender Anlagenbauer im Bereich Schüttguttechnik. Einen Schwerpunkt bildeten die pneumatischen Förderanlagen, komplett mit Weichen, Ventilen/Schiebern, Zyklonabscheidern, Filter, Entstaubungstechnik, Dosieraggregaten (Zellenradschleusen) und weiterem Zubehör. Produziert werden auch Behälter, Klumpenzerkleinerer, Rekuperatoren zur Wärmerückgewinnung und mechanische Förder systeme (Rohr- und Trogschneckenförderer). Zeppelin Systems GmbH, Friedrichshafen, ist ein Anlagenbauer für die Schüttguttechnologie, der ausgehend von den pneumatischen Fördersystemen weitere Komponenten für die Lebensmittel-Herstellung aus eigener Fertigung anbietet. Dazu zählen Silos, Mischer, Filter, Entstaubungsanlagen, Austrags-, Dosier- und Beschickungseinrichtungen. Für das Austragen von Schüttgut und präzises Dosieren wird das Austrags- und Dosiermodul KOKEISL angeboten. Es können unterschiedliche Güter in beliebigen Mengen mit hoher Genauigkeit aus Silos und Containern in andere Behälter abgefüllt werden. Das Modul hat Vorteile gegenüber einer konventionellen Dosierschnecke: Auf eine Abschlussklappe, um das Nachrieseln am Schluss des Dosiervorganges zu vermeiden, kann damit verzichtet werden. Auch der Vibrationsboden ist nicht erforderlich. Zum Dosieren kleiner Mengen wird die automatische Kleinkomponentenanlage MicDos angeboten. Für größere Mengen führt das Angebot über die Mittelkomponentenanlage MinDos bis hin zur Hochleistungsanlage MacDos. Messenachbericht · MESSEN Mechanische Förderanlagen mit Bändern und Becherwerken bilden die ursprüngliche Art zum innerbetrieblichen Transport von Schüttgütern. Austrags- und Dosiermodul KOKEISL (Bild: Zeppelin Systems) WIESE Förderelemente GmbH, Burgwedel, stellte ein Becherwerk für den vertikalen Transport vor, das mit horizontalen Bandförderern kombiniert werden kann. Die Kunststoffbecher sind mit einer Gummikette (Neoprene bzw. in lebensmittelechter Ausführung NBR-Perbunan) verbunden. Nicht unerwähnt soll der Rohrkettenförderer Schrage® bleiben, der auch schon auf vorangegangenen Branchenmessen allgemeines Besucherinteresse fand. Schrage Rohrkettensystem GmbH, Friedeburg, entwickelte die Anlage in Modulbauweise, die Granulate, Pulver, Staub und Schlämme bis 60 m horizontal und auch vertikal fördern kann. Entstaubungsanlagen Venti Oelde, genauer die Ventilatorenfabrik Oelde GmbH, baut Industrieventilatoren und liefert die Entstaubungs- und Prozessgasreinigungsanlagen für nahezu alle Industriezweige gleich dazu. So werden Stäube und Feststoffpartikel aus Luft und Prozessgasen erfasst und abgeschieden. Die wichtigsten Komponenten sind Industriefilter, die in Modulbautechnik aus gekanteten und geschraubten Wandelementen gefertigt werden. Je nach Anforderungen werden sie lackiert oder verzinkt oder in Edelstahl mit Wandstärken von 3 mm ausgeführt. Es handelt sich um Schlauchfilter für unterschiedliche Druckstufen, die mit einer Schnappring-Aufnahme versehen sind. Damit werden die Schläuche fest und leckagefrei in die Öffnungen des Schlauchbodens eingespannt. Die Reinigung der Schläuche erfolgt produkt- und prozessabhängig über Zeitintervalle oder Differenzdruck, teilweise mit Pulsdruckregelung. Es werden Rund- und Zyklonfilter, kompakte Patronen-Jet-Filter für Stäube und ROVAL-Taschenfiltersysteme für trockene Stäube gebaut. Hingewiesen wurde auf Zyklone, die vorzugsweise, wenn mengenmäßig erforderlich, zur Vorabscheidung eingesetzt werden. NORDIC AIR FILTRATION, Nakskov/DK, baut Filtersysteme zum Entstauben für alle Industriezweige. Besonders für die Lebensmittel- und Getränkeindustrie werden FDA-konforme Lösungen angeboten. Der Messestand der Aerzener Maschinenfabrik GmbH Messsysteme in der Schüttguttechnologie Das Unternehmen Endress+Hauser Messtechnik GmbH + Co. KG, Weil am Rhein, zeigte neben anderen Geräten die Grenzschalter Liquipont FTW23 und FTW33, die eine zuverlässige Detektion von Flüssigkeiten in Tanks, Rührwerken und Rohrleitungen gestatten. Das frontbündige Design ermöglicht die Molchfähigkeit in Rohrleirungen. Der Füllstandssensor Micropilot FMR 57 besitzt eine erweiterte Diagnosefunktion. Er ist in der Zweileitertechnik ausgeführt und kann berührungslos pulverförmige bis körnige Schüttgüter bestimmen. Grenzschalter Liquipont FTW23 (Bild: Endress+Hauser) Auf einem großen Messestand bot die UWT GmbH, Betzigau, messtechnische Lösungen für die Schüttguttechnik an. Das Portfolio besteht aus verschiedenen Grenzschaltern und Sensoren, um Füllstände in Silos, Rückstau in Rohrleitungen und Schächten, Kontrolle der Dosierung usw. entlang der Verarbeitungslinie anzuzeigen. VEGA Grieshuber KG, Schiltach, stellte die Radarsensoren VEGAPULS für Schüttgüter und für Flüssigkeiten mit Auswertung und Visualisierung aus. Die Mütec Instruments GmbH, Seevetal-Ramelsloh, entwickelt und produziert Messsysteme für die Lebens- und Futtermittelindustrie zur Feuchtebestimmung (HUMY 3000) sowie zur Durchflussmessung und Grenzstandüberwachung (MF 3000). Das Feuchtemessgerät kann auf Förderbändern, in Trichtern, Förderschnecken oder Silos bei automatischer Kompensation der Temperatur mit einer Juli Genauigkeit von 0,1% messen. Die Durchflussmessung erfolgt auf der Basis der Mikrowellentechnik, es wird das Prinzip des Doppler-Effekts genutzt. Druckluft- und Vakuumerzeugung Druckluft ist für viele Grundoperationen in ers ter Linie für die pneumatische Förderung erforderlich und die Aerzener Maschinenfabrik GmbH ist seit vielen Jahren ein verlässlicher Zulieferer für die Lebensmittelindustrie. In einer Pressekonferenz am Stand wurden die Exponate vorgestellt. Die Schraubenverdichter-Baureihe Delta Hybrid wurde durch die neue Version D 52 S ergänzt. Dieser Verdichter deckt den Volumenstrombereich von 720 - 3120 m³/h mit einer Antriebsleistung von 11 - 110 kW ab. Für diese neue Baugröße sprechen weiterhin die kompakte Konstruktion und die geringen Außenabmessungen in diesem Volumenstrombereich. Die Abschlusselemente wurden auf DN 150 reduziert und damit auch die Anschaffungskosten. Kaeser Kompressoren SE, Coburg, stellte die Schraubengebläse-Baureihe DBS aus, die nach Angaben des Herstellers deutlich effizienter als die herkömmlichen Drehkolbengebläse sind. Ein Vorteil ist u.a. der schlupffreie Direktantrieb mit der in den Block integrierten Direktübersetzung. Diese Schraubengebläse werden auch bevorzugt im Kläranlagenbetrieb eingesetzt. Der Beitrag erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit; die genannten Aussteller und Exponate bilden nur eine kleine Auswahl und stellen keine Wertung dar. Autor: Dr. Günter Arndt, Fachjournalist Quelle(n) Bild(er): NürnbergMesse Ausgabe 3 · 2016 food Technologie 27 MESSEN IFFA 2016 schlieSSt mit Rekordwerten Resümee zur diesjährigen IFFA: Besucher und Aussteller zeigen sich außerordentlich zufrieden D ie IFFA 2016 schloss am 12. Mai nach sechs erfolgreichen Messetagen ihre Tore. Über 63.000 Besucher aus 143 Ländern besuchten die Weltleitmesse der Fleischwirtschaft – rund fünf Prozent mehr als 2013 (60.509 Besucher aus 144 Ländern). Hervorzuheben ist der gestiegene Internationalitätsgrad, der mit rund 66 Prozent ei- nen Höchstwert erreichte. Besonders viele Besucher kamen aus der Russischen Föderation, aus Spanien, Polen und Italien. Auch auf Seiten der Aussteller konnte die IFFA 2016 mit einer Anzahl von 1.027 Unternehmen eine Rekordbeteiligung verzeichnen (2013: 966). Die Firmen aus insgesamt 51 Ländern präsentierten Innovati- onen für die gesamte Prozesskette der Fleischverarbeitung auf einer Ausstellungsfläche von 110.000 m2 brutto. Weitere Informationen: www.iffa.de SIAL Paris – Inspirationen schaffen Präferenzen ! Die SIAL 2016 in Paris als strategischer Dreh- und Angelpunkt für den Lebensmittelhandel M it bald 9 bis 10 Milliarden Menschen weltweit wird die Nachfrage nach Lebensmitteln vermutlich rasant wachsen – eine Herausforderung für Lebensmittelbranche und -handel. Der Fokus der kommenden SIAL Paris liegt auf diesen globalen Entwicklungen und dem Kräfteverhältnis innerhalb der Handelsbranche. In den letzten 20 Jahren ist es Verbraucher- und Supermärkten (70 % Marktanteil in Europa) trotz Omni-Channel-Retailing und anderen alternativen Vertriebswegen gelungen, Kunden zu binden. Und das nicht nur, weil sich Kundengewohnheiten verfestigt haben, sondern auch aufgrund ihres beharrlichen Engagements, Präferenzen zu generieren. Der Lebensmittelhandel weiß, dass man sich durch Vielfalt und eine besondere Präsentation der Produktangebote sowie gute Preise abhebt und so einen bleibenden Eindruck bei den Kunden hinterlässt. Die Handelsmarken haben sich an neue Verbrauchergewohnheiten angepasst und vieles vereinfacht. Moderne Verbraucher sind somit gleichzeitig „Akteure“. Viele Innovationen im Bereich Online-Handel sind weltweit auf den Markt gekommen – insbesondere in den USA, wie beispielsweise Google Express Shopping und Instacart, durch deren Dienste Zwischenhändler wegfallen. Diese Plattformen und Apps bieten den Kunden den Direkteinkauf via Smartphone an, bündeln und liefern die Produkte aus. Es gibt zahlreiche „disruptive“ Angebote, die jedoch Randerscheinungen bleiben und lediglich für besondere Zielgruppen interessant sind, die nicht dem Preis, sondern dem Service große Bedeutung beimessen. Innovative Konzepte sind der Beweis, dass ein Branchenmix durchaus gelingen kann. Der Einzelhandel kennt die Anforderungen der Kunden genau und hat sich den neuen Gegebenheiten angepasst: Er bietet einen Mix aus statio- 28 food Technologie närem und Online-Handel. Trotz Drive-Konzept oder Click & Collect bleibt das Ladengeschäft die tragende Säule der Beziehung zum Kunden. Zwar gibt es neue Mittel und Wege, jedoch liegt alles nah genug beieinander, um Präferenzen zu generieren. Beispiele gefällig? Eataly-Stores werden durch die Einrichtung von Essensbereichen doppelt so groß. Whole Foods Market agiert mittlerweile ebenfalls als Hersteller von Bioprodukten. Einkaufszentren in Dubai haben „Retailtainment“Funktion. Innovative Konzepte, die von sich reden machen, werden sicherlich bei Podiumsdiskussionen und anderen Vortragsveranstaltungen von SIAL-TV Thema sein. Und natürlich bei den Store Tours, die von der SIAL Paris und MMS angeboten werden. Sie führen die Teilnehmer zum Lebensmitteleinzelhandel, in Feinkost-, Weinund Spirituosengeschäfte. Präferenzen wedern nicht unbedingt über den Preis generiert. In erster Linie spielt also das Produktangebot eine Rolle und Handelsketten müssen in Bezug auf das Sourcing neuer Produkte und Marken dringend handeln: So empfiehlt sich die SIAL Paris als immenses Aktionsfeld Ausgabe 3 · 2016 Juli für den Handel – mit über 400.000 Produkten, allen internationalen Innovationen und Trends – das einfach schönste Lebensmittelschaufenster der Welt. Autor: Nicolas Trentesaux, Direktor des SIAL-Netzwerks SIAL Paris: 16. bis 20. Oktober 2016 7.000 Aussteller 2.800 Aussteller im Jahr 2014 51% der Besucher kamen aus dem Handel 2 von 3 Besuchern suchten nach neuen Produkten Weitere Informationen: www.sialparis.com Quelle(n) Bild(er): IMF Intralogistik · Verpackung Juli Ausgabe 3 · 2016 food Technologie 29 © Dario Bajurin/Fotolia Ein Partner für die Lebensmittelindustrie im Nahen Osten Interview mit Sibel Karaoglan von IFWexpo Heidelberg IFWexpo Heidelberg ist als Messeveranstalter für Lebensmitteltechnik, Holzverarbeitung und Landtechnik bekannt, wobei der Schwerpunkt bis vor Kurzem mehr auf Regionen wie Osteuropa (Ukraine, Belarus, Russland), Zentralasien und Nordafrika lag. Über die Perspektiven der Lebensmittelindustrie im Iran und die kommende iFood 2016, welche vom 25. – 28. August in Mashad, Iran, stattfindet, haben wir mit Sibel Karaoglan, Project Manager bei IFWexpo Heidelberg GmbH, gesprochen. FT: Mit dem Iran hatten deutsche und andere europäische Firmen früher gute und regelmäßige Geschäfte. Fangen wir jetzt wieder bei null an? Braucht es echte Pioniere? Sibel Karaoglan, Karaoglan: Ohne Technik aus Europa, u.a. aus Deutschland und Italien, würden viele Bäckereien, Schlachthöfe und Getränkehersteller im Iran stillstehen. Die Anlagen namhafter Hersteller wurden trotz embargobedingter Schwierigkeiten bei Zahlungsverkehr und Service geliefert und in Betrieb genommen. Insofern ist es kein Beginn bei null. An Pionieren braucht es diejenigen, die wieder aktiv in die Region reisen und in den deutschen Stammhäusern klarmachen, welches Wachstumspotenzial der Markt hat. Project Manager, IFWexpo Heidelberg GmbH FT: Aussteller werden Erfolg haben, wenn sie Angebote für diese Produktbereiche haben. Welche wichtigen Firmen sind dabei? sonstigen Probleme zu lösen: Visa, Hotel, Dolmetscher, Standbau, das Organisieren von B2BMeetings etc., damit das ausstellende Unternehmen sich auf sein Kerngeschäft konzentrieren kann. FT: Ist es ein Abenteuer, wieder im Iran auszustellen? Wie können Sie als Messeveranstalter speziell helfen? FT: Fleisch, Milchprodukte, Backwaren, Öle, Obstund Gemüseprodukte, Getränke – das sind die Hauptprodukte des Landes. Und überall besteht technologischer Nachholbedarf… Karaoglan: Unternehmen, die erfolgreich in den Nahen Osten oder in die GUS-Staaten exportieren, dürften sich auch im Iran zurechtfinden. Wir als Messeveranstalter versuchen, die„lästigen“ Karaoglan: Im Iran vollzieht sich wie in allen Schwellenländern ein rasanter Wandel der Einzelhandelstrukturen, Supermärkte und Cash&Carry stellen neue Anforderungen an Verpackung und 30 food Technologie Haltbarkeit. Auf diesem Gebiet liegen auch die Schwerpunkte des technologischen Nachholbedarfs. Das gilt insbesondere auch vor dem Hintergrund der politisch gewollten Ausweitung des Exports von Lebensmitteln und den Nachbarregionen am Golf, Afghanistan und Mittelasien. Ausgabe 3 · 2016 Juli Karaoglan: Das rasante Wachstum der Lebensmittel- und Getränkeindustrie hat eine Modernisierung der gesamten Wertschöpfüngskette zur Folge. Neu erbaute Molkereibetriebe, Bäckereien und Fabriken für Fleischverarbeitung verwenden europäische Anlagen und Technik: Damit setzen sie Standards für Lebensmittelsicherheit, Abfallminimierung und moderne Verpackungstechnologie. Es haben sich bereits 45 internationale Firmen angemeldet. Wir haben eine große Beteiligung von chinesischen Lebensmittelherstellern. Desweiterem haben sich Firmen aus Deutschland, Kasachstan, Italien und aus der Türkei angemeldet. Auf der kommenden iFood 2016 werden Firmen Lebensmittelprodukte, Ma- MESSEN schinen für die Lebensmittelverarbeitung, Verpackungstechnik und -material, Kühl- und Lagersysteme sowie Transport und Logistik ausstellen. FT: Die iFood soll ja jährlich stattfinden… Wenn es nun einem potenziellen Aussteller zu kurzfristig ist, mit Exponaten aufzuwarten, bieten Sie auch Informationsstände an? Würden Sie Messeverantwortliche zu einem Besuch ermuntern? Karaoglan: Maschinen und Ausrüstungen auf den Stand zu haben ist immer besser. Aber gerade jetzt, wo viele Wege noch nicht gegangen und Zollformalitäten unklar sind und ein Vertriebspartner vor Ort noch fehlt, bieten wir auch Informationsstände an. Wir bieten Ausstellern die Gelegenheit, sich im Rahmen des DLG-Fachprogramms (Themen: Bilaterale Trade Conditions and Food Safety & New Ideas for Tomatoe-Paste and Vegetable Processes) zu präsentieren und organisieren Exkursionen zu potenziellen Kunden. FT: Wieso findet die iFood eigentlich in Mashhad und nicht Tehran statt? Ist das Thema dort bereits besetzt? Karaoglan: Mashhad ist eines der wichtigsten Zentren der iranischen Agrar- und Ernährungswirtschaft. Um Mashhad konzentriert sich insbesondere die verarbeitende Lebensmittelindustrie deren Produkten landesweit gehandelt und exportiert werden. Insofern sind die ausstellenden Unternehmen in Mashhad ganz nah am potenziellen Kunden. Mashhad kann als Messestandort auf diesem Gebiet gut mit dem Platzhirsch Teheran mithalten. – Die ANUGA und ANUGA FoodTech sind ja auch nicht in Berlin, sondern in Köln zuhause. FT: Wie sehen Sie die Entwicklung der Lebensmittelindustrie im Iran in den nächsten Jahren, was denken Sie? Karaoglan: Als bevölkerungsreiches Land mit knapp 79 Mio. Einwohnern und einem BIP von 396,9 Mrd. USD (2015) entwickelt sich der Iran zu einem der interessantesten Märkte im Nahen Osten. Die steigende Produktion der iranischen Lebensmittelindustrie versorgt nicht nur die schnell wachsende iranische Bevölkerung, sondern auch die Länder der MENA-Region, Mittel asien und Russland. Der Iran könnte wieder ein wichtiger Markt und ein wichtiger Kunde der deutschen Lebensmittelindustrie werden wie vor 1979 schon einmal. FT: Frau Karaoglan, vielen Dank für das Gespräch. Weitere Informationen: www.ifw-expo.de AUF DER ÜBERHOLSPUR AUTOMATICA 2016 zeigt die Zukunft 4.0 D ie AUTOMATICA, welche von 21. bis 24. Juni 2016 in München stattfand, übertraf als Fachmesse für Automation und Mechatronik alle Erwartungen: Mit rund 45.000 Besuchern und 839 Ausstellern aus 47 Ländern verbuchte die diesjährige Messe ein deutliches Plus im Vergleich zur letzten Veranstaltung. Ein Drittel der Besucher kam aus dem Ausland. 96 Prozent der Aussteller und 98 Prozent der Besucher bewerten die Messe als ausgezeichnet, sehr gut oder gut. Die Arbeit 4.0 war ein zentrales Thema auf der AUTOMATICA 2016. In Zukunft werden Mensch und Maschine im Team arbeiten. Dabei steht der Mensch mit seiner emotionalen Intelligenz im Mittelpunkt – der Roboter assistiert. Noch nie war das Interesse aus China so groß wie in diesem Jahr. Die Zahl der Besucher und Aussteller hat sich mehr als verdreifacht. Der chinesische Automatisierungsboom macht sich zunehmend auf der AUTOMATICA bemerkbar: Allein aus China kamen 13 Delegationen. Weitere Informationen: www.automatica-munich.com Quelle(n) Bild(er): Messe München 31 MESSEN DIE MESSEN EMBALLAGE UND MANUTENTION WERDEN ZU ALL4PACK PARIS! Der globale Marktplatz für Verpackung, Verarbeitung, Druck und Handling vom 14. bis 17. November 2016 A plementiert den EoL-Sektor der Partnermesse EMBALLAGE. Seit diesem Zeitpunkt ist die Einkaufspolitik der Einkäufer auf dem Markt zunehmend global ausgerichtet. Hierzu gehören Verpackungs-, Verarbeitungs- und Drucksysteme sowie Intralogistiklösungen. ngesichts der zunehmenden Verknüpfung einzelner Schritte der gesamten Produktionskette bestätigen die beiden Messen EMBALLAGE und MANUTENTION ihre gegenseitige Ergänzung und werden zu ALL4PACK Paris. Als Antwort auf die Entwicklungen der Branche und einen Markt, der sich heute als weltumspannende Produktionskette versteht, hat man das Messeangebot in vier Geschäftsbereiche gegliedert: Packaging und Processing: Zwei Bereiche, die das ganze Verpackungsangebot vom Rohstoff bis zum Endprodukt sowie die Prozess-, Verarbeitungs- und Produktions maschinen für Verpackungen umfassen. Printing: Bereits im Jahr 2014 der wichtigste Bereich für die Besucher, mit den Aspekten Digital- und Hybriddruck, 3D-Druck, Etiketten, Ausrüstungen für Verpackungsdruck, Grafik. Handling: Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Automatisierung und der intelligenten Lagerhaltung, die nach dem Ende der Verpackungslinie mehr und mehr vernetzt sind. Hier finden sich die Themen IT-Systeme, Hubwagen, Logistik, Förder anlagen, Wiegetechnik und Lagerung. Die beiden Messen werden seit dem Jahr 2010 gemeinsam ausgerichtet. Dies unterstreicht die Bedeutung ihrer Synergie. MANUTENTION kom- Die ALL4PACK Paris unterstreicht ihre internationale Zielsetzung und stellt die EMEA-Region in den Mittelpunkt. Die Messe bietet somit ein noch größeres Potenzial für Aussteller. Das Gastland für die diesjährige Messe ist Afrika. ALL4PACK PARIS: 14. bis 17. November 2016, Paris Weitere Informationen: www.all4pack.com Selbstoptimierung durch Superfood Die drinktec 2017 zeigt Inhaltsstoffe für jeden Bedarf F rüher mussten Getränke geschmacklich überzeugen und den Durst löschen. Heute sollen sie die Gesundheit unterstützen, fit für den Arbeitsplatz oder den Sport machen, einen spirituellen Mehrwert bieten, nachhaltig produziert sein und nicht zuletzt exotisch oder aber „wie bei Oma“ schmecken. Dahinter stecken weltweite Mega-Trends, auf welche die Anbieter von Getränken, flüssigen Lebensmitteln und Milchprodukten antworten müssen. Wie diese Quadratur des Kreises mit den richtigen Rohstoffen, Zutaten und Konzepten gelingen kann, das zeigt die drinktec, die Weltleitmesse der Getränke- und Liquid-Food-Industrie, die im kommenden Jahr in München stattfindet. Der moderne Konsument erwartet ein auf seine Bedürfnisse zugeschnittenes Angebot. Rasend schnell entstehen immer neue Getränke mit immer neuen Geschmacksvarianten. Ein weites Feld für erfolgreiche Produktinnovationen. Dafür notwendig sind neben der richtigen Technologie die entsprechenden Ideen und Zutaten. Die drinktec baut deshalb den Bereich Ingredients und Inhaltsstoffe weiter aus. Mit der Halle B1 bietet die drinktec 2017 allein 11.000 m2 Fläche für den Bereich Ingredients – Inhalts- und Zusatzstoffe, Behandlungsmittel und 32 food Technologie Rezepturen. Darin integriert ist die Special Area „New Beverage Concepts“, auf der sich Hersteller von Süßungsmitteln, Farbstoffen, Geschmackssowie Inhaltsstoffen (Fortification) und Rezepturen präsentieren. Tatsächlich beeinflusst das Thema Gesundheit unsere Ernährung längst maßgeblich. Dahinter steht der Wunsch zur „Selbstoptimierung“ mit Nahrungsmitteln, die auf den individuellen Bedarf abgestimmt sind. Hier ist der Trend zum Superfood verankert, deren bekannteste exotische Vertreter sicherlich Goji-Beeren, Matcha, Mate, Mandelmilch oder Kokoswasser sind. Aber Alternativen stehen schon bereit: Die Hipster in New York und Los Angeles kaufen derzeit TurmericTonic, eine mit Kurkuma gewürzte Art Limonade, oder kalt extrahierten und mit Tonic Water gemischten Kaffee, als neue In-Getränke. Aber nicht mehr nur der gesundheitliche Aspekt steht im Vordergrund. Günter Birnbaum von der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) fasst zusammen: „Generell nimmt die Preisfokussierung zugunsten einer Mehrwertorientierung des Verbrauchers ab. Neben den schon eher klassischen Faktoren wie Genuss, Qualität oder gesunde Ernährung spielen Themen wie Nachhaltigkeit, Regionalität oder Spiritualisierung eine immer bedeutendere Rolle.“ Ausgabe 3 · 2016 Juli Trinken wird also auch zur Frage von Ethik und Lifestyle. Als Reaktion auf die Globalisierung und den Klimawandel greifen mehr und mehr Menschen beispielsweise zu regionalen Lebensmitteln. In diesem Zusammenhang ist das immer beliebter werdende „Selbermachen“ eine interessante Entwicklung. Denn das, was mit Marmelade begann, ist inzwischen bei Wurst, Käse, Brot und eingelegtem Gemüse angekommen. Klassische Fermentationsprozesse wie die Milchsäuregärung werden so wieder erlebt, erfahren eine Renaissance. Und sie machen den Weg frei für die entsprechenden Getränke-Konzepte, die auf der drinktec 2017 sicherlich bereits abgebildet werden. Denn die drinktec ist eine weltweite Plattform für Neuentwicklungen: So heben nicht weniger als 90 Prozent der Fachbesucher besonders die Innovationen und Weltpremieren der Messe hervor. 95% der Besucher interessieren sich für Inhalts-, Zusatzund Rohstoffe – das hat eine repräsentative Befragung auf der drinktec 2013 ergeben. drinktec 2017: 11. bis 15. September 2017, München Weitere Informationen: www.drinktec.com Intralogistik · Verpackung Juli Ausgabe 3 · 2016 food Technologie 33 Verpackung · Automatisierung Pizza – jetzt noch schneller! Kritikalitätsanalyse von SKF: Nestlé Wagner optimiert Rezept für erfolgreiche Pizza-Produktion Mit Unterstützung von SKF bekommt es die Nestlé Wagner GmbH „gebacken“, ungeplante Produktionsstillstände weiter zu reduzieren: Dank einer Anlagen-Effizienz-Optimierung von SKF flitzt die Wagner-Pizza nun schneller durch die Tiefkühl-Produktion des Nestlé-Werks in Nonnweiler als je zuvor. J eder deutsche Haushalt lässt sich pro Jahr rund 5,4 Kilogramm Tiefkühlpizza schmecken. Etwa ein Drittel davon stammt aus dem Werk der Nestlé Wagner GmbH im saarländischen Nonnweiler. Hier befindet sich das Erbe des „Tiefkühl-Pioniers“ Ernst Wagner (1929-1999), der 1973 die erste Tiefkühlpizza in Deutschland herstellte und damit den Grundstein für die Erfolgsgeschichte der Wagner-Steinofenpizza legte. Um den enormen Heißhunger auf Wagners Backwerke zu stillen, sind inzwischen neben den fleißigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auch hoch automatisierte Produktionsanlagen im Einsatz. Und denen verhilft eine ganz besondere „Zutat“ von SKF zu mehr Effizienz. 700 Pizzen pro Minute Im Werk Nonnweiler stellt Wagner jedes Jahr rund 350 Millionen Tiefkühlprodukte her. Rein rechnerisch bedeutet das bei sechs Arbeitstagen die Woche, dass dort pro Minute knapp 700 Pizzen durch die Anlagen flitzen. Wo der Namensgeber anfangs noch mit vollkommen eigenentwickelten Steinöfen arbeitete, befinden sich heute Produktionslinien von mehr als 100 Metern Länge. Die reichen von der Teigverarbeitung übers Backen und Belegen bis hin zum Frosten und Verpacken der Pizzen. Wagners langjährige Bäckertradition auf Basis erstklassiger Rohstoffe und engagierter Mitarbeiter hilft nunmehr modernster Automatisierungstechnik für den Markt auf die Sprünge. Neue Anlage, ungewohntes Problem Um den Verpackungsvorgang der tiefgekühlten Pizzen zu beschleunigen, hatte die Nestlé Wagner GmbH im Jahr 2012 eine neuartige Maschine in- Die Leistung einer neuartigen Pizza-Verpackungsmaschine von Nestlé Wagner hatte unmittelbar nach der Inbetriebnahme noch „Luft nach oben“. SKF identifizierte gemäß ihres detaillierten Ansatzes zur Anlagen-Effizienz-Optimierung zahlreiche Faktoren für die Weiterentwicklung des Systems. stalliert. Das System arbeitete durchaus flott, aber unmittelbar nach seiner Inbetriebnahme noch nicht mit voller Leistung: Vereinzelte unvorhergesehene Stillstände an diesem „neuralgischen Punkt“ der Fertigungskette verlangten nach einer Optimierung des Instandhaltungskonzepts. „Wir können unsere Produkte problemlos und in bester Qualität bis zu 20 Minuten ,zwischenspeichern‘,“ er- läutert Martin Kranich, bei Nestlé Deutschland zuständig für die Instandhaltung. „Steht die Teil-Anlage aber länger, steht die gesamte Produktion. Diese Gefahr wollten wir natürlich beseitigen.“ Da kam Kranich der Zufall zu Hilfe: Auf einer internationalen Nestlé-Konferenz erfuhr der Instandhaltungsexperte von ausgeklügelten SKF- Dem Nestlé Wagner-Werk im saarländischen Nonnweiler hilft ein Instandhaltungs-Optimierungsprojekt von SKF, über 350 Millionen Tiefkühlprodukte pro Jahr möglichst reibungslos herzustellen. 34 food Technologie Ausgabe 3 · 2016 Juli © Andre Bonn/Fotolia Automatisierung · Verpackung Seit Nestlé Wagner mit Hilfe von SKF eine neue Instandhaltungsstrategie umgesetzt hat, legt die Anlage eine bessere Performance an den Tag. Dienstleistungen zur Minimierung des Ausfallrisikos und der Effizienzsteigerung von bestehenden Anlagen. „Ich war sofort Feuer und Flamme“, erinnert sich Kranich, „und als die Frage aufkam, wer sich für ein entsprechendes Pilotprojekt zur Verfügung stellen möchte, habe ich zugeschlagen.“ Knackpunkt Kritikalitätsanalyse Um die Maschine – wie von Kranich gewünscht – gleichsam präventiv im optimalen Betriebszustand halten zu können, führte SKF zunächst eine Kritikalitätsanalyse durch. Was so holprig klingt, sorgt unter dem Strich für eine reibungslosere Produktion: „Im Prinzip handelt es sich dabei um eine detaillierte Risikobewertung pro Anlagen-Komponente“, erklärt der Instandhaltungsstrategie-Berater Benjamin Pfannes von SKF. „Anders ausgedrückt: Wir ,durchleuchten‘ jede Art von Anlage so, dass ihre ganz spezifischen Risiko-Potenziale zu Tage treten. Die identifizierten Gefahrenstellen werden anschließend je nach Folgenschwere eines möglichen Fehlers bewertet. Daraus lassen sich dann konkrete Gegenmaßnahmen für jede einzelne potenzielle Störquelle ableiten. Ganz nach dem Motto: Gefahr erkannt – Gefahr gebannt!“ Kein Wunder also, dass die Kritikalitätsanalyse fester Bestandteil der Anlagen-EffizienzOptimierung von SKF ist. Sicherheit mit Methode Ein solcher Optimierungsprozess fußt zwar auf einer standardisierten Methodik, wird aber immer an die individuellen Kundenbedürfnisse angepasst. So wurden im Falle der Nonnweiler Tiefkühlexperten unter anderem spezifische Besonderheiten in Sachen Bau und Anlagenteile berücksichtigt und diese hinsichtlich ihrer eventuellen Ausfallwahrscheinlichkeit bewertet. „Die Kritikalitätsanalyse zeigte ganz deutlich, wo ein Ausfallpotenzial besteht und welche Bereiche eher unkritisch sind“, so Martin Kranich von Nestlé. Dazu hatten die SKF-Experten eine Unmenge an Möglichkeiten für Ausfälle in Betracht gezogen – angefangen bei einer Mangelschmierung über optimierbare Materialien und Lagerdimensionen oder auch Ausrichtungsfehler bzw. Schiefstellungen bis hin zu elektrischen Verbindungen und eventuellen Kurzschlüssen. Auf Basis der gewonnenen Erkenntnisse sowie der Risikobeurteilung wurden schließlich entsprechende Instandhaltungsmaßnahmen erarbeitet und definiert – direkt „vor Ort“, gemeinsam mit der Belegschaft. „Für den Erfolg einer neuen Instandhaltungsstrategie ist es sogar von entscheidender Bedeutung, dass sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aktiv einbringen“, betont Michael Nöth vom Beratungsteam bei SKF. „Schließlich verfügen die Kolleginnen und Kollegen über eine unschätzbare Erfahrung, mit der sie die praktische Umsetzung ihrer überarbeiteten Instandhaltungstätigkeiten noch maßgeblich optimieren können.“ „Die hohe Detail-Genauigkeit, mit der die SKF Experten ans Werk gingen, hat mir wirklich sehr imponiert“, lobt Martin Kranich. „Uns wurde schnell klar, dass SKF in puncto Anlagen-Zuverlässigkeit absolut nichts dem Zufall überlassen will!“ Insgesamt 33 Projekttage investierten Nestlé Wagner und SKF, um den idealen Mix aus unterschiedlichen Instandhaltungsmaßnahmen für die größtmögliche Zuverlässigkeit zusammenzustellen. Gemeinsam integrierten die beiden Unternehmen den neuen Instandhaltungsplan sogar in das SAP-System von Nestlé Wagner, um dort zu hinterlegen, was täglich, wöchentlich Juli oder in entsprechend festgelegten Zeitintervallen zu tun ist. Letztlich landeten etwa 120 Tätigkeiten auf einer Art „To-do-Liste“, die die Nestlé Wagner-Mitarbeiter inzwischen in ihre tägliche Arbeit eingebaut haben. Gewinn mit vielen Facetten Das Ergebnis der Mühen kann sich nunmehr sehen lassen: „Unser technischer Leiter bestätigt, dass die Anlage eine spürbar bessere Performance an den Tag legt“, berichtet Martin Kranich. „Mich persönlich freut aber nicht nur die technische Effizienzsteigerung, sondern auch eine bemerkenswerte Veränderung auf Seiten unserer Instandhaltungs-Mitarbeiter: Durch die intensive Zusammenarbeit mit den Experten von SKF verstehen sie umso besser, wie die Anlage funktioniert. Weil sie den Instandhaltungs-Ansatz von SKF dennoch mit wertvollen eigenen Ideen anreichern konnten, ist der Erfolg der vorbeugenden Maßnahmen nicht zuletzt ihr eigener. Das brachte einen kräftigen Motivationsschub mit sich.“ Dadurch stellt das „Nestlé Wagner / SKF Rezept“ aus Kranichs Sicht einen Gewinn mit vielen verschiedenen Facetten dar: Nestlé Wagner profitiert von einer perfekt optimierten und organisierten Instandhaltung durch motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die für eine bessere Anlagenperformance sorgen – und die WagnerKunden erhalten weiterhin ebenso hochwertige wie leckere Pizzen. Weitere Informationen: www.skf.de Quelle(n) Bild(er): SKF Ausgabe 3 · 2016 food Technologie 35 Neustart in der Sackpalettierung GoodMills nutzt Roboter-Lösung von KOCH Industrieanlagen Durch eine vollautomatische Roboter-Sackpalettier- und Vollpaletten-Verpackungsanlage hat das österreichische Mühlenunternehmen GoodMills seine Wettbewerbsfähigkeit nachhaltig erhöht. Das von KOCH Industrieanlagen konzipierte System steht für hohe Prozesssicherheit und Produktivität, optimale Hygienebedingungen und geringen Platzbedarf. Zudem erübrigen sich schwere körperliche Tätigkeiten. G oodMills hat seine Produktion in mehreren Entwicklungsschritten auf ein vollautomatisches System umgestellt. Ing. Werner Benes, bei GoodMills als Projektleiter für die RoboterSackpalettier- und Vollpaletten-Verpackungsanlage verantwortlich, streicht die Vorteile heraus, die aus dem Neustart in der Sackpalettierung resultieren. „Abgesehen vom Wegfall des intensiven kraftzehrenden Einsatzes profitieren wir von einer hohen Prozesssicherheit und Effizienz. Die Entscheidung für eine Automationslösung war unabdingbar, um die heutigen höheren Ansprüche erfüllen zu können, die beispielsweise hinsichtlich der Hygiene gestellt werden.“ zu, der im Wechsel Säcke von zwei Förderstrecken aufnimmt und diese parallel auf zwei Paletten stapelt: „Uns wurden von mehreren Unternehmen Roboter-Lösungen angeboten. KOCH hat es am besten verstanden, den Bedürfnissen entsprechend Ideen zu entwickeln und diese in eine Anlage umzusetzen. Dabei hat KOCH unsere genau definierten Vorgaben erfüllt und durch den geringen Platzbedarf der Anlage einen zusätzlichen Nutzen geschaffen. Außerdem überzeugt die Wirtschaftlichkeit der Lösung.“ Schonender Umgang mit den Produkten die Fördertechnik, platzsparend unter der Decke und folglich ohne Behinderungen für den Staplerverkehr, die Säcke über zwei Linien dem Roboter zu. Bevor der Roboter die Säcke greift, durchlaufen diese in beiden Linien ein Pressband, das sie egalisiert, somit in Form bringt und das Produkt gleichmäßig im Sack verteilt. Um Beschädigungen der Säcke bei der Aufnahme zu vermeiden, sind die Rollenbahnen an ihren Übergabepositionen mit Aussparungen versehen, in die der Roboter mit seinem bewährten KOCH-Schiebegabel-Greifer eintaucht. Beim Handling der Säcke verhindert die in den Greifer integrierte Sackklemmung, dass die Gebinde herausrutschen. GoodMills produziert viele Sackgrößen mit zum Teil kundenspezifisch abgestimmten Füllmengen. Daraus entstehen Anforderungen, die in kürzester Zeit zu realisieren sind. Vor diesem Hintergrund hat das Unternehmen den Markt nach Automationsmöglichkeiten sondiert. Im Fokus haben Vergleiche von Lagenpalettierern mit Robotern, Wicklern mit Haubenstretchern sowie verschiedene Steuerungs- und EDV- Systeme gestanden. Benes schaut dem Roboter Die KOCH Industrieanlagen GmbH, Dernbach, hat die Roboter-Sackpalettier- und Vollpaletten-Verpackungsanlage, die Ventil-Säcke mit diversen Kleie- und Mehl-Sorten versandfertig aufbereitet, schlüsselfertig als Generalunternehmer geliefert. Die Säcke laufen von zwei im Obergeschoss installierten Sackabfüllmaschinen für Mehl und Kleie auf Rollenbahnen und über getrennte Zuführbahnen bis zur zentralen Roboterzelle, die sich im Erdgeschoss befindet. Dort führt Der Roboter nimmt einzelne Säcke auf und setzt sie nach den vorgegebenen Lagenbildern, die für jeden Artikel, inklusive Feinpositionierung, im ERPSystem von GoodMills hinterlegt sind, auf die Ladungsträger. Leerpaletten stehen in Spendermagazinen bereit. Rollenbahnen fördern sie zu den Palettierplätzen, auf denen sie automatisch zentriert, ausgerichtet und durch einen Hubtisch raumbedingt um circa 400 Millimeter angehoben werden, um später die letzte Lage sauber legen zu 36 food Technologie Ausgabe 3 · 2016 Juli Automatisierung · Verpackung können. Ehe der Roboter die untere Lage palettiert, legt er einen Schonbogen, den er mit speziellen Saugmodulen greift, auf den Ladungsträger. Die Stapelhöhe der von KOCH entwickelten Anlage reicht bis zu 2.000 Millimeter. Die Höhe der Säcke und damit die Anzahl der Lagen hängt vom Produkt ab. GoodMills verwendet überwiegend 30-Kilogramm-Säcke, die der Roboter in DreierSchlichtung in zehn Lagen stapelt. Benes beobachtet das Handling: „Aus dem schonenden Umgang des Roboters mit unseren Erzeugnissen resultiert der Vorteil, dass die Waren beim Palettieren nicht beschädigt werden. Dies ermöglicht uns auch für die Zukunft weiteres Potenzial, um den Bedarf an Verpackungsmaterial zu optimieren. Außerdem wirkt sich das sanfte Handling positiv auf die Sauberkeit der Anlage und auf das Äußere der Verpackungen aus, die dadurch auch nach ihrer Auslieferung noch ansprechend aussehen.“ Die Roboterzelle erzielt je Stunde eine Palettierleis tung von maximal 320 Säcken in der Mehl- und 160 in der Kleie-Linie. Das entspricht etwa 18 Paletten. Fertig palettierte Ladungsträger schleust die Zelle auf die Fördertechnik aus, die sie zum Stretchwickler transportiert. Beutelpalettierer ergänzt Roboterzelle Ergänzend zur Roboterzelle setzt GoodMills einen Beutelpalettierer ein. Die von dort auf eine Rollenbahn geleiteten Ladungsträger, beladen mit einzelnen oder in Paketen verpackten Beuteln, transportiert ein Querverschiebewagen, der ebenfalls zum Lieferumfang von KOCH zählt, zur Zuführstrecke des Stretchwicklers. Da die Antriebe des Wagens frequenzgeregelt arbeiten, sind sanfte Starts und Stopps gewährleistet. Die Beutelpalettierung ist für eine Stundenleistung von 14 Europaletten oder 28 Düsseldorfer Paletten, die sie paarweise palettiert, ausgelegt. Düsseldorfer Paletten, die hinsichtlich ihrer Abmessungen halben Europaletten entsprechen, übernimmt auch der Verschiebewagen als Paar und übergibt sie so an die Zuführung zum Stretchwickler. Hier treffen sie mit den Ladungsträgern aus der Roboterzelle zusammen. Halbpaletten werden vor dem Wickeln vereinzelt und danach paarweise über einen Bypass erneut zum Wickler transportiert. Durch produktabhängige Parameter, welche die Master-SPS an die SPS des Stretchwicklers sendet, sind unterschiedliche Wickelzyklen einstellbar. Beispielsweise für Sackund Halbpaletten sowie für Paketpaletten aus der Handaufgabestation, die mit einer Leistung von vier Ladungsträgern in der Stunde arbeitet. Nach dem Wickler, der für maximal 64 Paletten je Stunde konzipiert ist, etikettiert die Anlage die fertig verpackten Paletten. Die Ladungsträger laufen auf ein Stauband, das als Puffer vor dem Lagerbereich dient, von dem sich die Waren entnehmen lassen. Fertigungsaufträge starten die Produktionsabteilungen von GoodMills über ein ERP-System, welches mit der SPS der Roboterzelle kommuniziert. Aufgrund dieser Vernetzung kann das ERPSystem Lagereingänge buchen und verwalten. Benes steht am Bedienpanel der Anlage: „Der Umgang mit der Roboterzelle ist sehr übersichtlich. Um unbeabsichtigten Änderungen und Fehlbedienungen vorzubeugen, haben wir den Zugriff des Personals auf die verschiedenen Ebenen durch Passwörter gesichert.“ projekt seien laut GoodMills nicht Einsparungen gewesen. Man habe veraltete Methoden ersetzen und gegenüber den Mitanbietern in möglichst vielen Bereichen einen Vorsprung angestrebt. Zudem habe man als Unternehmen, das einer traditionellen Branche angehört, den heutigen Anforderungen der Kunden gerecht werden wollen. Ein Vorsatz, der sich durch die Modernisierung habe realisieren lassen. Die Verfügbarkeit der Anlage habe bereits wenige Monate nach der Inbetriebnahme im Juni 2015 über 95 Prozent gelegen. Ein Punkt, zu dem auch die hohe Kompetenz und die gute Betreuung durch die KOCH-Mitarbeiter beigetragen habe. Wegen der Komplexität des Systems sei die Prozesssicherheit dennoch zusätzlich durch eine Fernwartung und eine Rufbereitschaft erhöht worden, auf die man während der Produktionszeiten zugreifen könne. Benes ist seine Zufriedenheit anzusehen. „Bei jedem Audit oder Besuch macht es Freude, die neuen Anlagen zu präsentieren. Wir spüren das positive Feedback unserer Kunden. Hinzu kommt die Begeisterung unserer Mitarbeiter, die sich günstig auf unsere Qualität auswirkt. Selbstverständlich ist auch die Produktivität gestiegen. Wir gehen davon aus, dass wir aufgrund des reibungsfreien, wartungsarmen Betriebs der Anlage während der nächsten 20 Jahre gut aufgestellt sind.“ Weitere Informationen: www.koch-roboter.de Für Jahre gut aufgestellt Ziel der Investition in die von KOCH stammende Roboter-Sackpalettier- und Vollpaletten-Verpackungsanlage beziehungsweise in das Gesamt- Quelle(n) Bild(er): KOCH Industrieanlagen Die optimale Anbindung an das ERP-System des Kunden ermöglicht schnelles und einfaches Wechseln der Lagenbilder. Dadurch wird eine Palettenleistung von bis zu 320 Mehl-Säcken und 160 Kleie-Säcken pro Stunde erzielt. Geringer Platzbedarf der Anlage durch Anbringung der Fördertechnik im Deckenbereich. Juli Ausgabe 3 · 2016 food Technologie 37 Bei der Luxusverpackung seines Champagners greift man bei Besserat de Bellefon auf den hochweißen Zellstoffkarton Algro Design von Sappi zurück. Champagnerverpackung der Extraklasse Algro Design® zur edlen Präsentation eines legendären Champagners Das Haus Besserat de Bellefon hat seinen Sitz in Epernay in der Champagne und gehört zum zweitgrößten globalen Champagner-Haus Lanson-BCC. Es wurde 1843 von Edmond Besserat gegründet und steht noch heute für die edlen Werte der Champagne. Das Juwel in seiner Krone ist der Cuvée des Moines. Mit dem an das 18. Jahrhundert erinnernden Flaschenstil bildet dieser Champagner die Grundlage der Reputation von Besserat de Bellefon in Feinschmecker-Restaurants. Erhältlich ist dieser Champagner im Wesentlichen über ausgewählte Weinhändler, in Grand Hotels und Sterne-Restaurants. Jedes Jahr verkauft das Haus Besserat de Bellefon insgesamt 800.000 Flaschen. Dank des kompakten und hoch weißen Zellstoffkartons Algro Design von Sappi stärkt eine elegante Luxusverpackung die Bindung zwischen Marke und Kunden. D ie einzigartige Philosophie der Weinherstellung, die der Cuvée des Moines verkörpert, wurde im Jahr 1930 im Herzen der Champagne geboren. Das Weingut verwendet ausschließlich die besten Trauben dieser Region. Das strenge Prinzip, nach dem Besserat de Bellefon seine Rohstoffe auswählt, gewährleistet, dass nur die allerbesten Parzellen der besten Weingüter der Champagne genutzt werden. „Als Haus verzichtet Besserat de Bellefon auf die malolaktische Gärung, sodass diese Weine sehr lange reifen können. Die zur Anwendung kommenden Verfahren erfordern weniger Liqueur de Tirage. Damit entsteht in der Flasche ein geringerer Druck, was bewirkt, dass 38 food Technologie die Blasen 30 % kleiner sind und einen noch feineren Schaum ergeben“, erläutert Marine Gantet, Chef de Produit Besserat de Bellefon. … für GenieSSer und Feinschmecker Dieser fein perlende, leichte Schaum verleiht dem Cuvée des Moines eine „cremige“ Dimension, die sich für die Spitzengastronomie sowie als Aperitif anbietet. Das macht aus dem Cuvée des Moines einen großartigen Champagner und, angefangen beim Aperitif, den idealen Begleiter für die außergewöhnlichsten Genusserlebnisse beim Ausgabe 3 · 2016 Juli Essen und Trinken. Genießern und Feinschmeckern, die diesen besonderen Champagner probieren, wird sofort klar, was mit der „Sensation“ von Besserat de Bellefon gemeint ist. Eine auSSergewöhnliche Geschenkbox Gantet erklärt, warum die Entscheidung für den edlen GZ-Karton Algro Design von Sappi gefallen ist: „Alle Teams, vom Weinhersteller bis zum Exportleiter, teilen die gleiche Philosophie, die aus einer Kombination aus Tradition und Perfektion besteht, um einen herausragenden Champagner zu Intelligente Verpackung · Verpackung Über Besserat de Bellefon Das 1843 gegründete Champagner-Haus Besserat de Bellefon ist heute Teil des zweitgrößten globalen Champagner-Hauses Lanson-BCC, das jedes Jahr nahezu 20 Millionen Flaschen weltweit verkauft. Der Champagner von Besserat de Bellefon hebt sich durch seinen ner herausragenden Verpackung für die Champag ner unseres Hauses kann ich nur hoffen, dass unseren Kunden die Geschenkbox genauso gut gefällt, wie sie das feinperlige Geschmackserlebnis von Besserat de Bellefon genießen, wenn Sie den Champagner probieren.“ „Feinschmecker“-Charakter ab, da die einzelnen Qualitäten hervor ragend auf die verschiedenen Phasen einer Mahlzeit abgestimmt Das ideale Material für hochwertige Prestige-Verpackungen sind. Erhältlich ist dieser Champagner im Wesentlichen über aus gewählte Weinhändler, in Grand Hotels und in Sterne-Restaurants. Die Bläschen der Champagner von Besserat de Bellefon sollen um 30 % feinperliger sein als beim konventionellen Champagner. schaffen. Um unsere Flaschen von ihrer besten Seite zu zeigen, benötigten wir eine Geschenkbox, die der Qualität ihres Inhaltes gerecht wurde. Aus Sicht des Grafikdesigns bestand das Ziel darin, Eleganz und Reinheit zu vermitteln.“ Das Haus Besserat de Bellefon arbeitet bereits seit drei Jahren mit Sappi zusammen. Davor hatte Gantet die gesamte Verpackungspalette mit dem Produzenten neu gestaltet. Jetzt bestand die Herausforderung darin, einen hochweißen Karton zu finden, der den anvisierten komplexen Veredelungen standhalten konnte. Michel Lassalle, der den Luxusmarkt-Bereich bei Artigrafiche, dem führenden italienischen Anbieter von Verpackungen für Weine und Spirituosen, leitet, hat den Karton gemeinsam mit Gantet ausgewählt. Seiner Meinung nach „hebt sich Algro Design durch seine unvergleichlich weiße Oberfläche ab. Der Karton eignet sich für sehr tiefe und mehrfache Prägungen und hält mechanischen Anforderungen stand. Er vermittelt eine luxuriöse Anmutung und ist ideal für komplexe Veredelungen geeignet. Die Grafik für die Geschenkbox erforderte einen reinweißen Hintergrund mit einem MetallicEffekt. Da wir Blind- sowie Heißfolienprägen einsetzen, waren wir auf das allerbeste Material angewiesen, das den Belastungen dieser Veredelungsprozesse widerstand“, erklärt Lassalle. „Somit benöti- gten wir einen Karton mit einer außergewöhnlichen Weiße, der den gesamten Produktionsprozess gut tolerieren konnte. Sappi hat alle diese Voraussetzungen erfüllt. Durch das Drucken mit einem matten Lack gelang es uns, einen natürlichen Look zu erzielen. Mit seiner hohen Oberflächenkonstanz bietet sich der Algro-Karton für das Kaltfolienprägen an, was uns wiederum erlaubt hat, spezielle Metallic-Farben zu nutzen. Zudem behält der Karton auf der Druckmaschine seine Stabilität ohne jede Einbuße bei. Dadurch ist er die perfekte Lösung zum Verpacken von Luxusprodukten wie dem Cuvée des Moines.“ Stärkung der Bindung zwischen Marke und Kunden Lasalle fährt fort: „Der Markt sucht nach Marken für Luxusverpackungen. Das hat dazu geführt, dass im Veredelungsprozess immer häufiger Goldfolie sowie Heiß- und Kaltprägungen mit silbernen Folien und auch andere metallisierte Folien zum Einsatz kommen. Ich bin mit den Ergebnissen, die bei den Verpackungen für Besserat de Bellefon erzielt wurden, äußerst zufrieden. Die Verpackung unterstreicht wirklich den Ruf dieses legendären Champagners.“ Abschließend fasst Gantet zusammen: „Sappi ist ein außerordentlich wertvoller Partner. Mit sei- Juli Seit seiner Markteinführung vor nahezu einem Jahrzehnt gehört Algro Design zu einem der beliebtesten Zellstoffkartone für die Herstellung hochwertiger Kartonverpackungen. Anspruchsvoller Markeninhaber und Verpackungsverarbeiter schätzen die Produktfamilie seit Jahren als die ideale Lösung für hochwertige Prestige-Verpackungen. Der einseitig gestrichene Algro Design und der beidseitig symmetrisch doppelt gestrichene Algro Design Duo zeigen beide auf eindrucksvolle Weise, wie es Sappi gelungen ist, seine gesamte Forschungsarbeit und Kompetenz in die Produktion von GZ-Kartonen einzubringen. Algro Design zeichnet sich durch einen hohen Weißegrad, eine sehr hohe UV-Beständigkeit und eine seidige Oberfläche aus. Verarbeiter von Algro Design bestätigen immer wieder, dass dieser sehr weiße Karton mit seiner hochwertigen Oberfläche ein optimal geeignetes Material ist, um beim Drucken und Veredeln eine konstant hohe Qualität zu erzielen. Die Gleichmäßigkeit des Kartons erzeugt eine einheitliche Anmutung der Verpackung, was die Regalwirkung wesentlich erhöht. Weitere Informationen: www.sappi.de Quelle(n) Bild(er): Besserat de Bellefon Ausgabe 3 · 2016 food Technologie 39 Verpackung · Intelligente Verpackung Lebensmittel – Konsum zwischen Wertschätzung und Verschwendung Effiziente Wiege- und Verpackungslösungen am Beispiel Kartoffelchips Viele Lebensmittel landen auf dem Müll, was nicht nur reine Verschwendung ist, sondern auch eine unnötige Umweltverschmutzung verursacht. Dieser Verlust entsteht entlang der gesamten Herstellung-Konsum-Kette. Aber wenn dies das Problem ist, was ist dann die Lösung? Wir wissen, dass das Konsumverhalten der Kunden nur schwer beeinflusst werden kann – also bleibt es an der Industrie, etwas zu ändern. Möglichkeiten dafür gibt es genügend, diese müssen nur wahrgenommen und implementiert werden. Fakt ist, dass das Optimierungspotenzial noch lange nicht ausgeschöpft ist. D ie Nahrungsaufnahme ist in unserem Alltag eine Selbstverständlichkeit geworden. Kaum jemand denkt daran woher und wie die Lebensmittel uns erreichen, insbesondere wenn wir schnell und oft gestresst unser Essen zu uns nehmen. Aber ist das die Wertschätzung, die unsere Nahrung verdient? Diese Frage wird jeder zivilisierte Mensch mit einem „NEIN“ beantworten. An dieser Stelle behaupte ich, dass sogar die jüngere Generation, die eine Knappheit an Nahrung nur aus Erzählungen kennt, die Bedeutung von Lebensmitteln sehr wohl zu schätzen weiß. Wie kommt es aber dazu, dass so viele Lebensmittel verschwendet werden? Jedes Jahr landen allein in Deutschaland 11 Millionen Tonnen Nahrungsmittel im Wert von ca. 25 Milliarden Euro auf dem Müll. Die Erkenntnis ist erschreckend – aber nicht neu! Um die Ursache dafür zu definieren, muss die gesamte Wertschöpfungskette – von der Entstehung der Rohprodukte über die verarbeitende Industrie und den Handel bis hin zu den Konsumenten – detailliert betrachtet werden. Dazu muss ein weiterer Faktor berücksichtigt werden, nämlich die hohe Erwartungshaltung des Endkunden an die Qualität. Und genau das ist die treibende Kraft für das Verhalten aller Beteiligten am Herstellung-Konsum-Kreislauf. Wir stehen vor einem Dilemma, denn eins ist sicher – in einer wohlhabenden Gesellschaft wird der Verbraucher seine Konsumgewohnheiten nicht ändern. Es werden weiterhin immer frische, gut verarbeitete und gut gelagerte Lebensmittel er- Kartoffelchips stellen beim Verpackungsvorgang hohe Anforderungen an die entsprechende Technologie. wartet. Also bleibt es an der Industrie, die „Quadratur des Kreises“ zu lösen. Die gute Nachricht ist, dass hier noch sehr viel Potenzial vorhanden ist, um die Verschwendung von Lebensmitteln zu reduzieren. Grundsätzlich geht es im verarbeitenden Sektor darum, durch adäquate Innovationen den Produktionsprozess zu optimieren. Dabei gilt es nicht nur die eigentliche Rohstoffverarbeitung zu überdenken, sondern gleichermaßen die Zusatzprozesse im Fokus zu behalten. Dies betrifft sowohl die Produktlagerung, vor und nach der Verarbeitung, als auch den Verpackungsablauf. Essenziell ist hier, schnell und produktspezifisch zu handeln. Herausforderungen bei Der Verpackung am Beispiel Kartoffelchips Ein gutes Beispiel für technologische Entwicklung zur schnellen und schonenden Produktverpackung bietet Yamato Scale. Schauen wir uns bespielsweise die Verpackung der beliebten Kartoffelchips an – die klaren Anforderungen an die Verpackungshersteller sind: (I.) eine behutsame Behandlung des Produktes, (II.) Wiegen und Verpacken von kleinen Mengen, (III.) hohe © MovingMoment/Fotolia Bottom-Based-Handling-Device für eine kontrollierte Produktübergabe. Vergrößert die Abstände Unabhängige Auslass-Kanäle zur Vergrößerung des „Produktfensters“ zwischen den einzelnen zwischen den Produktabwürfen und sorgt für saubere Siegelnähte. Produktabwürfen 40 food Technologie Ausgabe 3 · 2016 Juli Intelligente Verpackung · Verpackung Yamato Mehrkopfwaage OMEGA ADW-O-0314F für High-Speed-Anwendungen Geteilte Waage und mehrfacher Auslass zur Beschleunigung des Verpackungsprozesses Geschwindigkeit des Verpackungsablaufs und (IV.) hochqualitative Verpackung (Beutel). Für viele Menschen, die nicht in diesen Prozess involviert sind, mögen diese Details unwichtig klingen – für Hersteller und Einzelhandel ist dies jedoch von enormer Bedeutung. I.: Die sanfte Behandlung von Kartoffelchips ist eine primäre Aufgabe, denn niemand möchte einen Beutel öffnen und darin zerbrochene Kartoffelchips vorfinden. Sollte das der Fall sein, landet die Packung schnell im Müll. Anschließend überlegt der Kunde – völlig berechtigt –, ob er in Zukunft wieder diese Marke kaufen soll. II.: Die Produktion von kleinen Packungen ist die nächste Herausforderung für den Hersteller. Entgegen des Trends in den USA werden hier in Euro pa gern kleine Mengen gekauft – frei nach dem Motto „besser wenig, aber dafür immer frisch“. Das macht Sinn und hat wirtschaftliche, ethische und gesundheitliche Aspekte – kleine Packungen sind nämlich günstiger, es wird weniger weggeworfen, wenn es nicht sofort verbraucht wird, und der Kalorienkonsum kann auch besser gesteuert werden. III./IV.: Darüber hinaus müssen Kartoffelchips schnell und gleichzeitig qualitativ hochwertig verpackt werden – keine leichte Aufgabe, wenn man die spezifischen Eigenschaften des Produktes kennt. Umweltfreundliche Wiege- und Verpackungslösungen von Yamato Scale Für all diese Herausforderungen bietet Yamato Scale einige, seit Jahren etablierte Lösungen. Beispielsweise kann hierfür die Mehrkopfwaage der Premium Serie OMEGA ADW-O-0314F verwendet werden. Es handelt sich dabei um eine dynamische Kombinationswaage mit 14 Wiegelinien für High-Speed-Anwendungen. Für die Wiegung und Verpackung von Kartoffelchips kann die Ausführung der Maschine ganz speziell auf die Empfindlichkeit des Produktes ausgerichtet werden. Dabei werden die frisch zubereiteten Kartoffelchips schonend verarbeitet, um Produktbruch erfolgreich zu vermeiden. Darüber hinaus ist die Waage in der Lage, Mengen von 25 bis 60 g mit einer Geschwindigkeit von 160 Takten pro Minute zu wiegen. Diese Performance verdankt die Mehrkopfwaage der fortschrittlichen Technologie, die in dieser Serie implementiert wurde. Das Verwiegen von Kartoffelchips ist deshalb so spezifisch, da das Produkt sehr leicht und gleichzeitig sehr voluminös ist. Auch wenn die Menge von 25 g wenig erscheint, entspricht dies einem Volumen von ca. 420 ml. Unbestritten ist jedoch, dass Technik und Wissenschaft die Naturgesetze nicht überlisten können. Das bedeutet im Klartext: Die Maschine muss abwarten bis die gewünschte Menge in die Packung gefallen ist. Darüber hinaus ist für die Qualität des Produktes eine saubere Siegelnaht des Beutels Entscheidend. Um die gewünschte Taktleistung zu erzielen, kann die Waage selbstverständlich nicht stehen bleiben. Deshalb werden zusätzliche Funktionen implementiert, die das „Produktfenster“ zwischen den Abwürfen vergrößern. Die Maschine ist demzufolge mit Zwei-Kanal-Sammelrutschen ausgestattet. Dabei öffnen sich die Klappen der Wiegebehälter in beide Richtungen und werfen das Produkt abwechselnd auf die innere bzw. die äußere Rutsche. Ferner wird die sogenannte „Bottom-Based-Handling-Device“Technologie angewendet. Die Funktion dieses Systems ist, das Produkt am untersten Auslass punkt der Waage zu sammeln und damit das „Produktfenster“ zwischen den Abwürfen zu vergrößern. Dies führt zu mehr „Ruhe“ in der Produktübergabe und ermöglicht längere Siegelzeiten und damit perfekte Siegelnähte. Ebenso kann die Mehrkopfwaage mit einem zweifachen Auslass konzipiert werden, um die Übergabe an die Schlauchbeutelmaschine, und damit den Verpackungsprozess, zu beschleunigen. Juli Die Vorteile solcher Mehrkopfwaagen sind: ein garantiert zuverlässiger Verpackungsprozess, schonende Produktverarbeitung, keine Produktund Folien-Verschwendung, konstante Produktqualität, Personaleinsparung bei der Entsorgung fehlerhafter Verpackungen sowie eine grundsätzlich reduzierte Umweltbelastung. Ebenso lohnt es sich immer, in regelmäßigen Abständen den gesamten Produktions- und Verpackungsablauf zu revidieren, um Optimierungspotenzial auszuschöpfen. Denn bei einer Lebenserwartung von bis zu 25 Jahren ist eine YamatoWaage ein zuverlässiger Bestandteil des Verpackungsprozesses, erfordert jedoch Anpassungen in bestimmten Intervallen. Mit minimalen Ressourcen können sowohl Soft- als auch Hardware aktualisiert werden und die Waagen damit weiterhin als neuwertig genutzt werden. Fazit Abschließend bleibt zu sagen, dass der technologische Fortschritt unaufhaltsam ist, denn es reicht nicht, ein Problem nur zu diagnostizieren – es bedarf auch einer Lösung. Die Technik und die Entwicklung bieten bereits viele Lösungen an, auch zur Reduktion von Lebensmittelverschwendung. An dieser Stelle sind jedoch die Nahrungsmittelhersteller gefragt, die davon Gebrauch machen müssen. Autorin: Blagovesta Lohwasser, Marketingleiterin, Yamato Scale GmbH Weitere Informationen: www.yamatoscale.de Quelle(n) Bild(er): Yamato Scale Ausgabe 3 · 2016 food Technologie 41 Verpackung · Codieren/Etikettieren Drei Etikettierer für die Jahrhundertmarke Hela installiert Soluta-Maschinen von GERNEP Gleich drei Soluta-Maschinen hat GERNEP kürzlich im Hela Gewürzwerk Hermann Laue GmbH in Ahrensburg installiert. Dabei fiel GERNEP die Rolle des Systemlieferanten zu, da auch der komplette Behältertransport ab Flaschenaufgabe bis zum Füller geliefert wurde. Die Inbetriebnahme erfolgte in Rekordzeit, wofür eine enge Zusammenarbeit der erfahrenen Techniker von GERNEP und Hela sorgte. H ela ist national und international bekannt für seinen Gewürzketchup, von dem jährlich 28 Millionen Einheiten produziert werden. In Deutschland ist man damit Marktführer im Segment Gewürzketchup. Bislang wurden in Ahrensburg beim Vorlieferanten bedruckte Kunststoffflaschen eingesetzt, was unter anderem hohe Kos ten wegen des notwendigen großen Lagerbestands von Gebinden für die unterschiedlichen Produktsorten und gleichzeitig auch hohe Materialkosten durch das vom Flaschenhersteller genutzte Bedruckungsverfahren mit sich brachte. Daher entschloss sich das Unternehmen, auf unbedruckte Flaschen umzusteigen und diese in der laufenden Produktion mit Etiketten auszustatten – die Wahl fiel auf GERNEP. Der Barbinger Spezialist für Etikettiermaschinen ging aus dem Vergleich von fünf Mitbewerbern als Sieger hervor und wurde mit der Lieferung von drei SolutaMaschinen vom Typ 12-784 2SK SD für die drei Hela-Ketchup-Produktionslinien beauftragt. Die baugleichen Maschinen sind für den Format bereich von 300 bis 800 ml ausgelegt, wobei der Durchsatz je nach Linie auf 7.000, 10.000 und 12.000 Flaschen/h gestuft wurde. Projektverlauf Alexander Stab, Technische Projektplanung bei Hela, resümiert den Projektablauf: „In Kontakt mit GERNEP kamen wir über einen freien Maschinenvertreter. Dass wir uns letztendlich für diesen Anbieter entschieden haben, lag speziell auch am gebotenen Service und der Tatsache, dass GERNEP ein deutscher Maschinenbauer ist.“ Nach der Prüfungsphase, die auch einen Werksbesuch in Barbing umfasste, erteilte Hela im Juni 2015 den Auftrag für die drei Maschinen. Diese wurden am 15. Oktober 2015 geliefert und sukzessive bis zum 3. November 2016 mitsamt aller Förderperipherie installiert und in Betrieb genommen. Ein GERNEP-Monteur blieb danach noch eine Woche im Werk, um das Einfahren und die Schulung des Hela-Personals zu begleiten. Mit dem Projektver- lauf ist Alexander Stab sehr zufrieden; ein paar Kleinigkeiten, die sich erst im laufenden Betrieb ergaben, wurden von GERNEP schnell und unkompliziert gelöst. Ablauf in der Produktion Die zulaufenden Leerflaschen werden in den Soluta-Maschinen über ein mechanisches Ausrichtungsverfahren per Bodennocke nach einem Merkmal an den Gebinden zur Etikettierung orientiert. Verwendet werden transparente lange Kunststoff-Rundumetiketten. Zwei Selbstklebestationen je Maschine sichern den Nonstop-Betrieb an den Stationen zum Austausch leerer Etikettenrollen ohne Stillstandzeiten. Hierbei ist immer ein Selbstklebespender in Produktion und der jeweils „leere“ zweite Spender kann mit einer neuen Etikettenrolle vorbereitet werden. Der Umschaltprozess zwischen beiden Spendern erfolgt vollautomatisch. Die Drehung der Flaschenteller erfolgt wie bei GERNEP üblich über Servomotoren. In die Kreisel der Etikettierer ist jeweils eine hochauflösende Kamera zur Anwesenheitskontrolle der Rundumetiketten integriert; die Ausschleusung fehlerhafter Flaschen erfolgt direkt am Auslauf der Maschinen. Die etikettierten Flaschen verlassen dann die Soluta-Maschinen und werden zur Abfüllung befördert. Zum Einfahren zukünftiger Formate wird Hela nicht nur von erfahrenen ServiceTechnikern vor Ort unterstützt, die Maschinen sind auch mit einem Fernwartungs- und Steuerungs system ausgestattet, sodass man von Barbing aus jederzeit Hilfestellung leisten kann. Platz gespart Von ganz besonderem Vorteil für Hela ist die runde Bauweise des Maschinentisches an der Bedienseite, die einerseits Platz spart und andererseits den Bedienkomfort an den Selbstklebestationen erheblich verbessert, da diese sich komplett aus der Maschine herausziehen lassen. Alexander Stab, Technische Projektplanung bei Hela: „Dass wir uns letztendlich für diesen Anbieter entschieden haben, lag speziell auch am gebotenen Service und der Tatsache, dass GERNEP ein deutscher Maschinenbauer ist.“ Weitere Informationen: www.gernep.de Links: Die weithin bekannten Gewürzketchup-Flaschen der Gewürzwerke Hermann Laue GmbH Quelle(n) Bild(er): Hela werden inzwischen von drei GERNEP-Maschinen etikettiert 42 food Technologie Ausgabe 3 · 2016 Juli NEWS/Events Technischer Kundendienst – Eine unterschätzte Nische Wie ein proaktiver Technischer Kundendienst zur Kundenzufriedenheit und zum eigenen Unternehmensgewinn beitragen kann Ein Auto verfügt über eine Service-Leuchte, die uns auf die nächste Inspektion in der Werkstatt unseres Vertrauens hinweist. Der Zahnarzt erinnert uns einmal jährlich an die anstehende Routineuntersuchung. Der Laserdrucker warnt uns, sobald der Toner zur Neige geht, und lässt uns dabei ausreichend Zeit für die Nachbestellung. Als Kunde sind wir dankbar, dass wir an Dinge erinnert werden, die leicht aus dem Alltag verdrängt werden. Doch nur wenige Lebensmittelhersteller verfügen über vergleichbare Ansätze proaktiver Kundenansprache. Im Gegenteil: Man stellt Mitarbeiterkapazitäten für die Bearbeitung von Reparaturen, Kundenanfragen und Reklamationen zur Verfügung, ohne den proaktiven Kundenkontakt mit technischen Dienstleistungen zu unterstützen. Damit unterschätzen die Verantwortlichen oft die Möglichkeiten beim Thema Kundenbindung, der Generierung von Umsatz und der Steigerung des Unternehmensgewinns. V iele Unternehmen verfügen über eine Abteilung „Technischer Kundendienst“, die sich mit Reparaturen und technisch orientierten Anfragen ihrer Kunden beschäftigt. Ihr Handlungsradius einer solchen Abteilung ist meistens auf reaktive Aufgaben beschränkt. Dabei kann eine proaktive Arbeitsweise zu einer echten Win-Win-Situation für den Kunden und für das Unternehmen führen. Den Abteilungen Technischer Kundendienst wird im Hinblick auf mögliche Ergebnisverbesserungen oft vergleichsweise wenig Beachtung geschenkt; der Fokus bei der Suche nach einer Steigerung des Unternehmensgewinns liegt meist in den klassischen Bereichen Produktion und Vertrieb. Dabei stecken dort oft immense Möglichkeiten, freie Mitarbeiterpotenziale effektiv zu nutzen und den Unternehmensgewinn signifikant zu steigern. Darüber hinaus bietet gerade eine solche Abteilung ideale Voraussetzungen, um dem Kunden einen echten Mehrwert zu ermöglichen und so positiv zur langfristigen Kundenbindung beizutragen. Ein Beispiel: Ein mittelständischer Hersteller von Messgeräten für das Dosieren, Mischen, Abfüllen und Lagern von Lebensmitteln hatte diese Möglichkeiten zur Steigerung der Kundenbindung und der Kundenzufriedenheit genauso wenig ausgeschöpft wie die Chancen zur Generierung von hochmargigem Geschäft mit techniknahen Dienstleistungen und damit das Potenzial zur Umsatz- und Gewinnsteigerung. Abnehmer der Produkte sind beispielsweise Getränkehersteller oder Verarbeiter von Getreide, Mehl etc. Diese finden sich in den unterschiedlichsten Branchen wieder, von der Milchindustrie und Landwirtschaft bis hin zu Brauereien oder Futtermittelherstellern. Naturgemäß haben so verschiedene Kundengruppen unterschiedliche Anforderungen an die Qualität und Zuverlässigkeit der Messinstrumente, an Messumfang, Messgenauigkeit und Konsistenz. Die Mitarbeiter der Abteilung Technischer Kundendienst waren zum Zeitpunkt des Beratungsprojekts hauptsächlich für die Reparatur und die Wartung eingesandter Geräte verantwortlich. Dabei ist anhand der durchgeführten Leistungen folgendermaßen zwischen Reparatur und Wartung zu unterscheiden (siehe Tab. 1). Maßnahme: Reinigung Austausch von zentralen Teilen Austausch von Kleinteilen Rekalibrierung Reparatur Wartung Rezertifizierung Preis: Nach Aufwand Festpreis Tab. 1: Unterscheidung Reparatur und Wartung Die Reparaturen wurden den Kunden entsprechend ihres Aufwands in Rechnung gestellt, Wartungs- und Rezertifizierungsmaßnahmen hingegen hatten einen Festpreis, der Kleinstreparaturen einschloss. Die Produkte des Unternehmens zeichnen sich durch eine hohe Produktqualität und eine Lebensdauer von durchschnittlich etwa zehn Jahren aus. Gleichzeitig ist das Umfeld, in dem die Produkte eingesetzt werden, häufig durch unvermeidbare Verschmutzungen gekennzeichnet, die sich negativ auf die Zuverlässigkeit der Geräte auswirken können. Somit wird den Kunden empfohlen, ihr Gerät einmal jährlich einschicken zu lassen, damit es von qualifiziertem Fachpersonal gereinigt, gewartet, rekalibriert und rezertifiziert Juli werden kann. Auf diese Weise kann der Kunde sicher sein, dass seine Geräte langfristig funktionstüchtig bleiben und die Messwerte die tatsächlichen Charakteristiken der gemessenen Produkte genau abbilden. Steigerung der Kundenzufriedenheit – Verbesserung der Kundenbindung Da neben dem Ersatz einfacher Bauteile sowie der Annahme und des Versands der Geräte keine nennenswerten variablen Kosten entstehen, ist das Geschäft mit den als proaktiv anzusehenden Wartungsarbeiten vergleichsweise hochmargig. Somit ist es ideal dazu geeignet, existierende freie Mitarbeiterkapazitäten, die bei der Größe der Abteilung und der zufälligen Verteilung von Reparaturaufträgen kaum vermeidbar sind, produktiv und ergebnisverbessernd zu nutzen sowie die Auslastung der Mitarbeiter durch eine bessere Steuerung der Auftragsvolumina gleichmäßiger zu gestalten und zu planen. Neben diesen unmittelbaren positiven Auswirkungen für den Hersteller kann das Geschäft mit Wartungsaufträgen auch zum langfristigen Erfolg des Unternehmens beitragen. Eine höhere Anzahl von Service-Aufträgen führt zu einer stärkeren Kundenbindung, die zuverlässige und hochwertige Bearbeitung dieser Aufträge zu einem gesteigerten Kundennutzen und damit zu einer höheren Kundenzufriedenheit: Der Kunde verfügt über dauerhaft zuverlässige Produkte. Er kann die Abwesenheit seiner Geräte im Voraus planen und wird seltener von Akutreparaturen überrascht. Hersteller und Kunde gehen eine persönlichere und vertrauensvollere Partnerschaft ein. Der Hersteller wird eher als Anbieter von Dienstleistungen und Lösungen statt als purer Zulieferer wahrgenommen. Ausgabe 3 · 2016 food Technologie 43 NEWS/Events Antworten auf folgende Fragen geben, nach denen die strategische Kundenansprache effektiver gestaltet werden kann: Der Technische Kundendienst erfährt frühzeitig von der anstehenden Notwendigkeit des Produktaustausches und kann den Vertriebsaußendienst entsprechend informieren, der umgehend mit dem Kunden über die Anschaffung eines Austauschgeräts sprechen kann, ohne dass dem Kunden dabei lange Wartezeiten entstehen Insgesamt kann man von einer Win-Win-Situation für beide Parteien sprechen. Eine effektive Überzeugungsarbeit beim Kunden hinsichtlich des Kundennutzens entscheidet über den tatsächlichen Erfolg am Markt. An dieser Stelle kommt dem Vertriebsinnendienst, dem Technischen Kundendienst selbst und natürlich dem Außendienst in sämtlichen Vertriebskanälen eine besondere kommunikative Verantwortung zu. Zuvor ist jedoch eine genaue Analyse des Marktpotenzials und dessen bisheriger Nutzung im Bereich der proaktiven Dienstleistungen durchzuführen. Schließlich sind nicht alle Kunden gleich; es gilt, diejenigen Kunden zu identifizieren und durch effektive proaktive Marketingmaßnahmen anzusprechen, die aus einer regelmäßigen Wartung einen positiven Gesamtnutzen ziehen können. Marktpotenzial voll ausschöpfen Das Beispielunternehmen war bei der Generierung des Geschäfts mit diesen proaktiven Wartungsdienstleistungen nicht zufriedenstellend erfolgreich. Eine Analyse der bisherigen Wartungsaufträge ergab, dass nur etwa 10 Prozent des Marktpotenzials ausgeschöpft werden konnten. Dabei ist das Marktpotenzial schlicht als die Anzahl verkaufter Geräte multipliziert mit der durchschnittlichen Lebensdauer eines Gerä- 44 food Technologie tes zu verstehen, schließlich sollte jedes Gerät im Laufe seiner Lebensdauer einmal jährlich zur Wartung eingesandt werden. Eine Analyse der Gründe ergab mehrere Ansätze, warum das Unternehmen nur einen relativ geringen Anteil des Marktpotenzials nutzten konnte: Technische Dienstleistungen wurden nicht ausreichend beworben. Manche Kunden bevorzugten die Nutzung externer Dienstleister und verzichteten damit auf die Herstellerexpertise. Die Kunden waren unzureichend über die Notwendigkeit von rechtzeitiger Wartung der Geräte informiert. Kundenbefragung brachte Antworten über Schwachstellen Ebenso wichtig wie die Analyse bisheriger Defizite war die Bewertung der vorhandenen Kunden hinsichtlich ihrer Tendenz, proaktive Service-Leistungen in Anspruch zu nehmen. Aus vorhandenen Daten zu Unternehmen, die bereits ServiceKunden waren, konnten Fragen beantwortet werden wie z.B.: Aus welchen Branchen und Industrien stammen die Unternehmen, die ihre Geräte für Wartungsarbeiten einschicken? Welche Größe haben diese Unternehmen? Zu welcher internen Kundenklassifizierung (SABCD) gehören diese Unternehmen? Zusätzliche Fragen, die für die zukünftige Marktbearbeitungsstrategie von Interesse sind, waren aus bestehenden Daten nicht analysierbar und mussten von anderer Seite beantwortet werden. Beispielsweise konnte der Vertriebsaußendienst Ausgabe 3 · 2016 Juli Wie stark kann ein Kunde von regelmäßiger Wartung profitieren? Hat ein Kunde überhaupt grundsätzliches Interesse an Service-Aufträgen? Welche Budgets stehen dem Kunden für Service-Leistungen zur Verfügung? Verfügt das Unternehmen über eine eigene Abteilung Technischer Kundendienst, die Wartungsarbeiten an Geräten intern durchführt? Vergibt der Kunde Service-Aufträge an Drittanbieter? Fungiert der Kunde gar als Service-Anbieter für Drittkunden? In welcher Umgebung werden die Geräte beim Kunden eingesetzt? Wie häufig wird ein Gerät eingesetzt? Nimmt der Kunde an Zertifizierungs programmen wie etwa ISO teil? Wie eng sind die Produktspezifikationen der Kundeskunden? Wodurch unterscheiden sich diese Charakteristika bei Kunden, die ihre Geräte häufig, gelegentlich oder nie zur Wartung eingesandt haben? Die Beantwortung dieser und weitergehender Fragen erlaubt es in Zukunft, gezielt diejenigen Kunden anzusprechen, die dem Profil des wartungsinteressierten Kunden entsprechen. Dies ist die Voraussetzung für eine genauere Einschätzung und eine effektive Bearbeitung des Marktpotenzials. MarketingmaSSnahmen in interdisziplinären Workshops In mehreren gemeinsamen Workshops mit Unternehmensvertretern aus den Bereichen Lokale Geschäftsführung, Marketing und Sales, Technischer Kundendienst sowie Forschung & Entwicklung wurden unter der Leitung von OPC Ideen für umsatzsteigernde Maßnahmen generiert, bewertet, priorisiert und für die Umsetzung vorbereitet. Dabei wurde den Workshop-Teilnehmern zunächst detailliert die aktuelle Situation bezüglich des bereits genutzten und des noch offenen Marktpotenzials, der Verteilung bestehender Kunden hinsichtlich der zuvor besprochenen Kriterien sowie der Analyse der Gründe für den bis dato geringen Markterfolg geschildert. Die in den Workshops vorgeschlagenen Maßnahmen wurden im Hinblick auf Komplexität, Kosten und den zeitlichen Implementierungshorizont sowie die prognostizierte Erfolgswahrscheinlichkeit bewertet und priorisiert. Dabei stellten selbstverständlich die möglichen Gefahren einer Umsetzung ein zusätzliches, besonders sensibles Ent- NEWS/Events scheidungskriterium dar. Beispielhaft werden im Folgenden einige der von den Beteiligten am höchsten priorisierten Maßnahmen aufgeführt: Erstellung von Warnmeldungen im Display, wann die aktuelle Wartungsperiode beendet ist und der nächste Wartungstermin ansteht Anbringung von Wartungsstickern am Gerät, die allgemein als solche bekannt sind, zum Beispiel Abwandlungen der bekannten TÜV-Sticker auf Nummernschildern oder Feuerlöschern Gewährung einer erweiterten Garantie bei Abschluss eines Wartungsvertrags bei der Kaufentscheidung oder einer Nachgarantie im Falle der späteren Rücksendung des Geräts Bereitstellung eines Leihgeräts bei Einsendung für Wartungsarbeiten Proaktiver Kundenkontakt zu festen Terminen, zum Beispiel elf Monate nach dem Kauf oder der letztmaligen Einsendung eines Geräts Darüber hinaus wurden zahlreiche weitere Ideen generiert und bewertet, in der Summe kam es zu knapp 100 Einzelvorschlägen, von denen allerdings nicht jeder umgesetzt wurde. Effektivität der MaSSnahmen steigern Um die diskutierten und beschlossenen Maßnahmen möglichst effektiv auf den Markt zu bringen, mussten einige Vorüberlegungen gemacht und Voraussetzungen geschaffen werden: Eine Schnittstelle zwischen den bestehenden ERP- und CRM-Systemen musste entwickelt werden, um die Nachverfolgbarkeit von Verkaufs- und Service-Aufträgen zu gewährleisten. Berichte mussten erstellt werden, die eine einfache Analyse der Historie zu jedem Gerät ermöglichen, um die richtigen Kunden proaktiv kontaktieren zu können. Außer diesen systembezogenen Grundlagen sollten zusätzlich auch organisatorische Maßnahmen getroffen werden: Schaffung von Anreizsystemen für den Vertrieb, Service-Leistungen beim Kunden vorzustellen und anzubieten, zum Beispiel durch Aufnahme von Service-Kennzahlen in die Zielvorgaben des Vertriebs Optimale Abstimmung zwischen Vertriebs innen- und Außendienst sowie dem Technischen Kundendienst Unterstützung des Außendienstes durch Bereitstellung von kundenspezifischen Informationen über verkaufte Geräte und erteilte beziehungsweise nicht erteilte Service-Aufträge len Unternehmen eher als Mittel zum Zweck denn als Potenzial zum betrieblichen Wachstum angesehen wird. Dabei können aus einem funktionierenden Wartungssystem sowohl Hersteller als auch Kunden zahlreiche positive Effekte erzielen: Der Hersteller kann sich über eine höhere und gleichmäßigere Auslastung seines Technischen Kundendienstes und steigende Umsätze mit hochmargigen Produkten freuen, der Kunde kann sich der längeren korrekten Funktionalität seiner sensiblen Geräte sicher sein und zögert dadurch möglicherweise die Anschaffung eines Ersatzgeräts hinaus. Wenn er sich jedoch für die Anschaffung eines neuen Geräts entscheidet, wird er es mit höherer Wahrscheinlichkeit bei demjenigen Hersteller erstehen, mit dem sich in der Vergangenheit durch regelmäßige Kontakte und zuverlässig durchgeführte Wartungsarbeiten ein dauerhaftes Vertrauensverhältnis etabliert hat. Das beratene Unternehmen entschied sich im Übrigen dafür, zahlreiche der besprochenen Maßnahmen umzusetzen und die Entwicklung des Auftragsvolumens im Bereich der Wartungsaufträge im Zeitverlauf ebenso wie die Wirksamkeit einzelner Marketingmaßnahmen genau zu analysieren. Fazit: Technischer Kundendienst wird häufig unterschätzt! Der Technische Kundendienst eines Unternehmens ist ein häufig unterschätzter Aspekt der betrieblichen Wertschöpfungskette, der in vie- Weitere Informationen: www.opc-gruppe.de Neue Technologie für Frischkäse soll hochwertigere Molke liefern Universität Hohenheim und TU München arbeiten an neuem Produktionsverfahren für Frischkäse E ine neue Technologie könnte Herstellern von Frischkäse künftig eine zusätzliche Einnahmenquelle erschließen und zugleich für eine Extraportion Calcium im Frischkäse sorgen. Statt der wirtschaftlich kaum verwertbaren Sauermolke fällt bei der sogenannten Konzentrationsfermentation „ideale“ Molke als Nebenprodukt an. Diese ist aufgrund ihrer hohen biologischen Wertigkeit weltweit stark nachgefragt. Wissenschaftler um Prof. Dr. Jörg Hinrichs an der Universität Hohenheim wollen zusammen mit einer Arbeitsgruppe der TU München Grundlagen schaf- fen, um das neue Verfahren marktreif zu machen. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWI) fördert das Projekt der Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen (AiF) über den Forschungskreis der Ernährungsindustrie (FEI) mit insgesamt über 500.000 €. Knapp 300.000 € davon entfallen auf die Universität Hohenheim. Mikrofiltrations anlage in der Weitere Informationen: www.uni-hohenheim.de Forschungs- und Lehrmolkerei Quelle(n) Bild(er): Universität Hohenheim Juli Ausgabe 3 · 2016 food Technologie 45 NEWS/Events Verpackungsideen und Digital Business Deutscher Verpackungskongress 2016 Jährlich und zeitnah im Frühjahr veranstaltet das Deutsche Verpackungsinstitut e.V. (dvi) seinen Verpackungskongress in Berlin. Am 3. bis 4. März 2016 fand er zum ersten Mal im Marriott-Hotel am Potsdamer Platz, an einer der früheren Nahtstellen im geteilten Berlin, statt. Dieser historische Platz mit seinen neuen repräsentativen Bauwerken hat inzwischen Symbol charakter für die aufblühende deutsche Hauptstadt. Ü ber 120 Teilnehmer hörten und diskutierten über Themen, die sich weniger um Verpackungsprozesse und die dazu erforderlichen Materialien und Maschinen drehten, sondern zum Mitdenken, Umdenken und Vordenken anregen sollen, um die vor uns stehenden Aufgaben im Zeitalter der Industrie 4.0 meistern zu können. Das Deutsche Verpackungsinstitut vernetzt die Verpackungswirtswirtschaft und deckt mit seinen Mitgliedsunternehmen die gesamte Wertschöpfungskette der Verpackung ab. Aus diesem Umfeld nimmt das Netzwerk Impulse auf und gibt diese gezielt in die vielschichtige Welt der Verpackungswirtschaft weiter. Das Verpacken der hergestellten Produkte ist unmittelbarer Bestandteil in vielen Industriezweigen, beeinflusst maßgebend den Handel und darüber hinaus das gesamte gesellschaftliche Leben. In bewährter Weise leitete der ZDF-Fernsehmoderator Normen Odenthal die Tagung und initiierte mit geschickten Fragen die freimütige Diskussion zu den jeweiligen Themenkomplexen. See it, feel it, love it – Die Verpackung als multisensorischer Markenbotschafter So titelte Olaf Hartmann, Multi sense Institut, seine einleitenden Ausführungen zum Charakter und den Funktionen einer Verpackung. Sie soll u.a. am POS Kaufbereitschaft erzeugen. Kaufbereitschaft entsteht auch, Olaf Hartmann wenn die Qualität eines Produkts wahrgenommen wird und so die Lust zum Kauf entsteht. Dabei ist die Verpackung zugleich ein wichtiger Botschafter. Bei der Vielfalt der Produkte im Regal spielen Farben eine große Rolle, denn der Kunde verweilt nur mit wenigen Sekunden-Bruchteilen mit seinen Blicken auf dem Objekt. 68 Prozent der Einkäufe werden erst endgültig am Verkaufsregal entschieden. Aufmerksamkeit gewinnen steht also zwingend mit einer attraktiven Verpackung. Dabei wird der Kaufwunsch auch durch emotionale Eigenschaften der Verpackung beeinflusst. Dazu zählen das Versprechen von Qualität und Aussehen, die Modernität oder die Auffälligkeit. Zudem spielen faktische Eigenschaften wie Erkennbarkeit der Marke, Informa- 46 food Technologie tionsgehalt, Alltagstauglichkeit, Schutz des Produktes und die Umweltfreundlichkeit eine Rolle. Hohe Aufmerksamkeit erhalten Verpackungen durch reflektierende Oberflächen; haptische und taktile Elemente fördern dazu die Bereitschaft für höhere Ausgaben beim Konsumenten. 75% der multisensorisch kommunizierenden Marken sind sog. Power Brands, diese haben eine große Bedeutung für die Sinne des Produkterlebens und ihrer Glaubwürdigkeit, dabei ist die Produktsicherheit gepaart mit dem Konsumentenvertrauen. In der Lebensmittelindustrie steht eine durchgängige nachvollziehbare Lieferkette dahinter, die insbesondere in der Lebensmittelherstellung und -verpackung vorgeschrieben ist. Die Erzeugnisse bei Nahrungs- und Genussmitteln wechseln häufig und werden im Laufe eines Jahres durch viele Innovationen abgelöst. Verpackungsentwicklung: Ganzheitlich, Relevant, Effektiv So stellte Dr.-Ing. Joachim Klimeck, Procter & Gamble, R & D Packaging Discipline, seine Fallstudie vor. Das Unternehmen hat rund 40.000 Produkte im Sortiment, bis zu 30.000 werden in jedem Jahr erneuert, weiterentwickelt und ergänzt. Die Verpackung bereichert dabei das gesamte Produktionserlebnis. Der Innovationsprozess im Unternehmen be ginnt mit dem Sammeln vieler Gedanken, die diskutiert, abgewogen werden und in die Ent- Ausgabe 3 · 2016 Juli scheidung kommen. Es werden Prototypen hergestellt, die zur Inspiration anregen und implementiert werden. Was ist die Identität einer Verpackung? Sie muss authentisch sein und in ihrer „Formensprache“ visuelle Dr.-Ing. JoachSignale senden, die sich auch im Klimeck haptisch bestätigen. Sie muss den Wert des Produkts kommunizieren. Verpackungen gehören zum Investitionsbereich und haben einen funktionalen und einen emotionalen Wert. Die Funktionalität, so Klimeck, ist eine Schlüsselkomponente und sie wird zum Erkennungsmerkmal in der Regallandschaft des Marktes. Durch die Qualität wird Vertrauen geschaffen und dazu trägt eine hervorragende Verpackung bei. Vor einigen Jahren waren Verpackungen aus Papier, Karton und Pappe mengenmäßig die größte Packmittelfraktion. Beim Umsatz sind gegenwärtig mit einem Anteil von rund 43% die Kunststoffverpackungen führend. Neue Medikamente sicher und anwendungsfreundlich verpacken – Die Verwendung entscheidet! Dr. Wolfgang Dirk, Gerresheimer AG, stellte kurz das Traditionsunternehmen auf dem Gebiet der Behälterglasfertigung vor und führte aus, dass sich die Produktion in den vergangenen Jahrzehnten gezielt in Richtung Medikamente bewegt hat. Im vergangenen Jahrhundert war die NEWS/Events se Glashütte führend bei der Herstellung von Getränkeflaschen und hat maßgebend in den Brauereien die Entwicklung zu den Flaschenbieren gefördert. Gegenwärtig werden zu 80% Glaswaren für den medizinischen Bereich hergestellt. Dieser Megatrend hält bedingt durch die alternde Bevölkerung, Anfragen aus den Entwicklungs- und Schwellenländern und durch die Entwicklung der Biotechnologie an. Die Verpackungsentwicklung ist daher funktionell geprägt und er verwies auf die Ampulle als die einfachste Verpackung für Medikamente, die vor 135 Jahren erfunden wurde und unschlagbar im Preis sei. Gegenwärtig zeichnet sich ein Trend zu Kunststoff ab. Für ihn stellt er jedoch keine Alternative zu Glas dar. Es wurden verschiedene Polymere entwickelt, die sowohl transparent als auch sterilisierbar sein müssen und bedingt geeignet sind. So ergibt eine Kombination mit einem Polyamid einen Werkstoff mit der Bezeichnung COP, der jedoch im Dr. Wolfgang Preis zehnmal höher als PET sei. Dirk Spätzle frisch aus der Verpackung Darüber berichteten Martin N. Sluk, frizle AG, und Thomas Reissig, VerDeSoft GmbH. Diese gezielte Verpackungsentwicklung für ein bekanntes Nahrungsmittel führte zu dem neuen Produkt „frizle” (Frische Spätzle). In einem Video wurde demonstriert, wie im Haushalt der Spätzle-Teig aus der Tüte (Standbodenbeutel) mittels einer „Spätzle-Presse“ in das kochende Wasser dosiert wird. Reissig entwickelte mit seinem Ing.-Büro das Konzept mit dem Dosierbeutel. Das Produkt wird mit pasteurisiertem Frischei hergestellt und ist in der Kühlkette (MHD vier Wochen) haltbar. Über 300 Verkaufsstellen in Südwestdeutschland führen inzwiThomas Reissig und schen das Produkt. Martin N. Sluk Digitale Disruption – morgen wird alles anders Das verkündete Karel J. Golta, Indeed Innovation GmbH, und wagte einen Blick in das Jahr 2020. So wächst die Verpackung um 4,4%, die Robotik um 15% und ein PC erreicht zu 53,7% die Leistungsfähigkeit des mensch- Karel J. Golta lichen Gehirns. Er sprach von der digitalen Verpackung, jedoch liefert die Digitalisierung nur ein 2D-Abbild. Die Verpackungsentwicklung sei aber weitgehend isoliert von der technologischen Entwicklung der Produkte. Veränderungen an der Verpackung für die Logistik Über dieses Thema referierte Stefan Krantz, Hermes Fulfilment GmbH. Die weltweit tätige Hermes-Gruppe hat ein großes Dienstleistungsspektrum von Sourcing & Product über Transport, Fullservice bis zu Distribu- Stefan Krantz tion und beschäftigt sich auch mit der Klassifizierung und Verpackungsgestaltung mit Kundenkontakt. Für E-Commerce muss die Verpackung sowohl als Versandverpackung als auch als Retouren-Verpackung geeignet sein, also für sämtliche Distributionsformen. Ebenso muss sie auch den Anforderungen in der Logistikkette entsprechen. Er betrachtete die Anforderungen an die Verpackung aus Sicht eines Versandzentrums für die Auslieferungslogistik. Er unterschied hierbei in Versand- und Transportverpackung und appellierte an die Verpackungsindustrie, das Gewicht der Verpackungen zu reduzieren. Digitale Transformation der Verpackungsbranche – Erstmal abwarten und Tee trinken? So leitete Franciska Bardos aus dem Softwareunternehmen Icon Parc GmbH ihren Vortrag ein. Was ist digitale Transformation, was ist das Kernelement? Es ist totale Vernetzung und Entmaterialisierung. BetrachFranciska tet man den Zeitstrahl von der Bardos Höhlenmalerei über Tontafeln, Papyrusrollen und Bücher bis zu den modernen Speichermedien, so ist die Entmaterialisierung symbolisch zu verstehen. In der Lebensmittel- und Getränkeindustrie erfordert die Vielzahl der technologischen Schritte ein enges Zusammenspiel der beteiligten Maschinen und Anlagen. Je nach Philosophie des Anwenders werden dabei Maschinen verschiedener Lieferanten zu einer Linie zusammengeführt oder eine Lösung aus der Hand eines Maschinenlieferanten eingesetzt. Innerhalb dieser Linie kommunizieren die SPS der einzelnen Elemente über Schnittstellen und Signalaustausch mit dem Prozessleitsystem. Dieses ermöglicht die Überwachung der Prozesse durch Visualisierungssysteme (Bildschirme) und Maschinenbediener. Es genügt heute nicht mehr, automatische Abläufe zu verfolgen, denn die Ablaufschritte müssen auch aus Gründen der Rückverfolgbarkeit von Produkten dokumentiert werden. Zum anderen dienen diese Daten auch für die Beurteilung der Wirtschaftlichkeit der Produktion und für die optimale Auslastung der Linie. Dynamische Strukturen werden sich durchsetzen, starre Strukturen sterben aus. Sie nannte diese Entwicklung „digitalen Dar- Juli winismus“, d.h. nicht der Stärkere, sondern der, der am schnellsten mit der neuen Technik zurechtkommt, wird sich in diesem Entwicklungsabschnitt durchsetzen. Im abschließenden letzten Vortrag sprach Dirk Dobiey, Gründer und Geschäftsführer der Age of Artists GmbH, über … Das Zeitalter der Künstler – Von den kreativen Disziplinen lernen, um wirtschaftliche und gesellschaftliche Herausforderungen besser bewältigen zu können Er stellte einige Menschen vor, die durch ihr kreatives Wirken Veränderungen bewirkten, u.a. sei auch SAP als revolutionierende Produktionsform so entstanden. Unsere Welt sei gekennzeichnet durch Komplexi- Dirk Dobiey tät, Kreativität, Einfachheit und dabei führt die verstärkte MINT-Ausbildung (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) in eine Sackgasse. Der Mensch verfügt vermehrt über eine künstlerische Haltung (Neugier, Überzeugung, Leidenschaft, Widerstandsfähigkeit, Transzendenz, usw.), die se müsse durch technische Mittel verbessert werden. Das typische Vorgehen in der Wirtschaft sei, schnelle Entscheidungen zu fällen, Kosten/Nutzen in den Vordergrund zu stellen, sich auf ein Ziel zu fokussieren und keine Aktionen ohne bestimmtes Ziel zu dulden. Man solle ein Umfeld für kreative Leute schaffen, hin zu einer künstlerischen Autonomie. Die Kritik zu künstlerischen Werken führe zu höheren Leistungen. Das Gesetz der erforderlichen Vielfalt müsse zur Regel werden. Zum Rahmenprogramm des Verpackungskongresses gehörte der Begrüßungsabend im Kaisersaal des ehemaligen Hotels Esplanade, der auf Wunsch von Kaiser Wilhelm II. für soziale Zusammenkünfte geschaffen wurde. Jetzt nach der deutschen Wiedervereinigung wurde das morbide Ruinenensemble in das neue Sony Center integriert. Am zweiten Tag des Kongresses konnte wahlweise an einer Betriebsbesichtigung oder am Workshop zum Thema „Digitale Transformation im Vertrieb“ teilgenommen werden. Autor: Dr. Günter Arndt, Fachjournalist Quelle(n) Bild(er): dvi Ausgabe 3 · 2016 food Technologie 47 NEWS/Events Südkorea – Der nächste Gigant der Lebensmittelbranche Foodpolis: Das Korea National Food Cluster Die Republik Korea ist ein kleines Land am äußersten Rand Asiens. Obwohl es flächenmäßig nur Platz 109 der Welt einnimmt, ist das Land ein Zentrum wirtschaftlicher Aktivität, Kultur und Kunst. Korea ist heute eine Industrienation, die sich stolz auf der Weltbühne präsentiert. E tliche Wirtschaftszweige sind auf dem Weltmarkt führend. Seit Korea 1988 die Olympischen Spiele ausrichtete und 2002 zusammen mit Japan Gastgeber der Fußball-Weltmeis terschaft war, wächst Koreas internationale Position weiter. 2010 war Korea das erste asiatische Land, das den Vorsitz der G20-Konferenz innehatte und den G20-Gipfel in Seoul ausrichtete. Koreas Ruf als positiver Wirtschaftsmarkt mit stabilem politischen Klima wird als entscheidender Faktor für die nordostasiatische Region erachtet. Der Korea National Food Cluster ist ein von der Regierung unterstützter Komplex der Nahrungsmittelindustrie und Cultural-Food-Zentrum mit Fokus auf Nordostasien, der Geschäfts- und Forschungsmöglichkeiten in der Lebensmittelbranche in aller Welt schaffen soll. Er wird von der koreanischen Regierung in Iksan City in der nördlichen JeollaProvinz im Zentrum des Landes entwickelt und wird Ende 2016 abgeschlossen sein. Ziel ist es, die koreanischen Exporte einer großen Bandbreite an hochwertigen, verarbeiteten Lebensmittelerzeugnissen anzukurbeln. Über 110 Unternehmen ha- ben bereits gemeinsame Absichtserklärungen unterzeichnet; dazu gehören industrielle Hersteller von Fleisch- und Süßwaren, Verarbeiter von Reis und anderen Getreiden bis hin zu namhaften Lebensmittelforschungs- und Entwicklungsinstituten. Mit 1,5 Milliarden Menschen, die nur wenige Autostunden von Korea entfernt leben, und 50 großen asiatischen Städten, die mit dem Flugzeug in zwei Stunden erreichbar sind, ist der Standort so gewählt, dass Foodpolis das neue Fertigungs-, Technologie- und Handelszentrum für internationale Unternehmen werden kann, die Geschäftsbeziehungen mit Nordostasien, Japan, China und anderen asiatischen Nationen unterhalten möchten. Das Koreanische Ministerium für Ackerbau, Nahrung und Landwirtschaftsfragen (MAFRA) hat und wird 500 Millionen Dollar investieren, um den Komplex in Iksan zu bauen. Unternehmen sind eingeladen, Teil des Food Clusters zu werden und in diesem Rahmen werden ihnen bis zu 15 Jahre lang steuerliche und sonstige Vergünstigungen gewährt. Darüber hi- Das Frauenhofer Institut (Institutsleiter Dr. Horst-Christian Langowski, mitte-rechts mit Zertifikat) wurde jüngst einer der wichtigen Partner, die das MOU zusammen mit 48 Foodpolis CEO Mr. Choi Hee Jong unterzeichnet haben food Technologie Ausgabe 3 · 2016 Juli naus können sie auch von der hohen wissenschaftlichen und forschungsbezogenen Kompetenz koreanischer Studenten profitieren. Korea hat ein Freihandelsabkommen mit 54 Ländern, einschließlich der USA und Europa, unterzeichnet. Das vereinfacht den Vertrieb in asiatische und nicht asiatische Märkte aufgrund niedriger Zölle und vereinfachter Zollformalitäten erheblich. Der Stellvertretende Minister des MAFRA, Lee Junwon, sagte, die Vision von Foodpolis sei es, „das Zentrum der nächsten Generation der Lebensmittelverarbeitungs- und -verpackungsindustrie sowie die Basis der weltweiten funktionellen Lebensmitteltechnologie zu sein.“ Der Standort könnte nicht besser gewählt sein. Iksan liegt in der Mitte der expandierenden Agrarregion, weniger als zwei Stunden von der West- oder Ostküste und eine Stunde von Seoul entfernt, wenn man den neuen leistungsstarken Hochgeschwindigkeitszug benutzt. Die Koreaner sind als sehr gesundes Volk bekannt. Reis und Gemüse sind ebenso Bestandteil der Grundnahrung NEWS/Events Lee Junwon, rechts, stellv. Minister MAFRA, verantwortlich für die Politik der Nahrungsmittelindustrie wie Meeresfrüchte und Fleischprodukte. Lebensmittel werden eher gedämpft als gebraten, was den Gesundheitsnutzen weiter steigert. Korea hat auch eines der fortschrittlichsten Kühlketten- Systeme, was zu einem höheren Verzehr hochwertiger, abgepackter Lebensmittel führt. Der aktive asiatische Lebensstil in dieser Region hat insbesondere in Japan zu einem größeren Bedarf an verarbeiteten und verpackten Lebensmitteln geführt. Foodpolis schafft Möglichkeiten, „künftige Nahrungsmittel“ zu erforschen und zu entwickeln. Es ist das erste Projekt seiner Art in Asien, das sich mit den aktuellen Fragen der Lebensmit- Foodpolis ist in bestimmte Geschäftsbereiche, Industrieforschungs-und Wohngebiete unterteilt. telsicherheit und des Nahrungsmangels beschäftigt und besonderen Wert auf eine gesunde Zukunft für Asien und die ganze Welt legt. Die Anregung dazu kam von ähnlichen F&E- und Fertigungsclustern, darunter auch das Food Valley in den Niederlanden, welches in unserem internationalen Schwestermagazin „Food Marketing & Technology“ vorgestellt wurde. Die Infrastruktur von Foodpolis wird in spezielle Branchenbereiche mit erstklassigen Einrichtungen zur Förderung von Unternehmen unterteilt. Dazu gehören ein Food Quality & Safety Center, ein Functional Food Evaluation Center, Food Packaging Center, Pilotanlagen, Food Venture Center und eine exklusive koreanische Behörde für Food Cluster Support. Die Foreign Investment Zone bietet viele architektonische, konstruktive und wirtschaftliche Nutzen. Der Komplex umfasst ein Wohngebiet sowie Ausbildungseinrichtungen, ein Food-Museum und einen Food-Themenpark. Autor: Ian Healey, Food Technologie Quelle(n) Bild(er): Communications Korea App geht‘s ! Jetzt downloaden! Die Dr. Harnisch Publications App mit Online-Ausgaben unserer Fachzeitschriften. Die Dr. Harnisch Publications App ist kostenlos für mobile Endgeräte in folgenden App Stores erhältlich: www.harnisch.com Juli Ausgabe 3 · 2016 food Technologie 49 NEWS/Events Das 15. FEI-Kooperationsforum 2016 Trenntechniken für Lebensmittel- und Biotechnologie Das jährliche Kooperationsforum, so Dr. Volker Häuser, Geschäftsführer des Forschungskreises für die Ernährungsindustrie e.V. (FEI) bei der Begrüßung der über 100 Teilnehmer im Universitätsclub Bonn, hat das Ziel, Brücken zwischen Wissenschaft und Technik zu schlagen. Die mittelständische Industrie, im besonderen Maße für die große Anzahl der Lebensmittelbetriebe zutreffend, benötigt Partner für die angewandte Forschung, um die laufenden und künftigen Aufgaben lösen zu können. Deshalb habe die industrielle Gemeinschaftsforschung für die Branche einen hohen Stellenwert. Für das Forum am 26. April wurde das Schwerpunktthema: „Trenntechniken für die lebensmittel- und biotechnologischen Prozesse“ gewählt. P rof. Dr. Ulrich Kulozik, TU München, Lehrstuhl für Lebensmittel- und Bioprozesstechnik, hatte großen Anteil an der Programmgestaltung, übernahm die Leitung des Tages und auch gleich den ersten Vortrag zum Thema. Trenntechniken ggf. mit vorgeschalteten Prozessstufen (z.B. thermisch ausgelöste Aggregation von Begleitstoffen oder Zielkomponenten) eine Rolle, um die Trennbarkeit erst zu ermöglichen. Folgende perspektivischen Aufgaben stehen an: Prof. Dr. Ulrich Kulozik Anforderungen an Trennverfahren für komplexe Medien in der Lebensmittelund Biotechnologie Produkte bestehen aus vielen Einzelkomponenten, die in einer an- oder abgereicherten Form oder als Isolate von hoher technologischer und wirtschaftlicher Bedeutung sind. Zum Beispiel erwies sich das Fraktionieren von Milch, Molke, Eigelb oder Eiklar in ihre Bestandteile in den letzten Jahren als maßgeblicher Innovationstreiber bei der Entwicklung neuer oder verbesserter Lebensmittel. In der Milchverarbeitung fällt Molke in größeren Mengen an, mit dem β-Lactoglobin dieser Molke kann Babynahrung angereichert werden, damit sie annähernd die Proteinzusammensetzung der Humanmilch erreicht. Das Gewinnen von isolierten Fraktionen mittels Membranfiltration ist eine der wichtigsten Aufgaben am Lehrstuhl. Auch das Konzentrieren aus ener getischer Sicht bzw. aus Umwelt- und Klimagründen hat zugenommen. In der Biotechnologie werden Zellkulturen in kontinuierlichen Reaktoren durch Membransysteme zurückgehalten, wobei Proteine als neuartige Wirkstoffe schonend, d.h. unter Erhalt ihrer therapeutischen Wirkung, aus einem komplexen Gemisch gezielt und frei von Kontaminanten zu gewinnen sind. Es wurde nicht nur der erreichte Stand bei den Trenntechniken gezeigt, sondern es wurden auch neue Wege angedeutet, um Einzelkomponenten in hoher Reinheit und größtmöglicher Ausbeute zu gewinnen – dazu werden häufig verschiedene Trenntechniken kombiniert. Neben den verschiedenen Membrantrennverfahren wie Mikro-, Ultra- und Nanofiltration sowie Umkehrosmose spielen auch chromatografische und zentrifugale 50 food Technologie Übertragung der Erkenntnisse auf andere Produkte, z.B. Pflanzenproteine, Gemische aus der Zuckerindustrie Untersuchungen biopharmazeutischer Fragestellungen Untersuchungen von mechanischen Effekten an Grenzflächen von Trennsystemen, z.B. bei der kieselgurfreien Bierfiltration. Hygienisches Prozessdesign bei Membranprozessen und Reinigungsstrategien in der Wasseraufbereitung aus der Sicht eines Anlagenbauers der Getränkeindustrie … … nannte Dr. Jörg Zacharias, KRONES AG, Neutraubling, seine Ausführungen. Der wichtigste Rohstoff in der Brau- und Getränkeindustrie ist das Produktwasser, das durch Aufbereitung aus dem Rohwasser entsteht und mit einem Anteil von über 90% die Qualität des Endproduktes mitbestimmt. Dabei steht neben den mineralischen vor allem die mikrobiologische Qualität besonders im Fokus. Die Wasseraufbereitung ist somit die erste Prozessstufe und die Krones-Philosophie orientiert auf minimalen Einsatz von Energie, Reinigungs- und Desinfektionsmitteln, d.h. Wasser und die entsprechenden Aufbereitungsanlagen kommen nicht mit Desinfektionsmittel in Berührung. Folgende Grundsätze sind zu be- Dr. Jörg rücksichtigen: Zacharias Minimierung der Ausgangskeimzahl und Vermeidung einer Kontamination Weitgehende Vermeidung der Zwischenspeicherung von Wasser Lückenlose Reinigbarkeit der Anlage und deren Rohrleitungen Verwendung von alternativen Methoden: „Chemiefreie Sanitierung“ Ausgabe 3 · 2016 Juli Krones entwickelte für die Wasseraufbereitung das Membranfiltersystem Hydronomic mit UFMembranen, drei UV-Einheiten und einer Wasserentgasung mit Puffertank für das entgaste Wasser mit einem Durchsatz von 550 hl/h. Diese Anlage ist mit einem geschlossenen CIP-Reinigungssystem ausgerüstet. Mit der Summe dieser Maßnahmen wird höchste mikrobiologische Sicherheit mit minimalem Einsatz von Reinigungsund Desinfektionsmitteln gewährleistet. Prof Dr. Dr. Jörg Hinrichs, Universität Hohenheim, Lehrstuhl für Milchwissenschaft und -technologie, sprach über die … … Elektromembranfiltration: Scale-up und Anwendungsperspektiven für funktionelle Peptide Milchproteine zählen zu den hochwertigsten Eiweißstoffen in unserer Ernährung. Sie stellen eine Vorstufe für eine Vielzahl biound technofunktioneller Peptide dar, die in einer inaktiven Form in der Aminosäuresequenz der Prof Dr. Dr. Jörg Milchproteine vorliegen. Die in- Hinrichs dustrielle Hydrolyse der Milchproteine durch technische Peptidasen führt zu einem Peptidgemisch mit einer großen Zahl an lang-, mittel- und kurzkettigen Peptiden bis hin zu den Aminosäuren. Anschließend können Trennverfahren wie Ultra- und Nanofiltration oder chromatographische Trenntechniken zur Anwendung kommen, um Peptidfraktionen oder einzelne Zielpeptide zu isolieren. Die Chromatografie ist sehr aufwändig, die Membranverfahren wiederum zu wenig spezifisch, da diese nur auf Basis der Molekülgröße trennen. Kleine Peptide sind je nach pHWert und der Aminosäure-Zusammensetzung unterschiedlich geladen. Bei der Elektromembranfiltration (EMF) wird zusätzlich ein elektrisches Feld überlagert und das Peptidgemisch wird nicht nur nach Größe, sondern auch nach Ladung fraktioniert. Peptide in der Milch sind blutdrucksenkend, zudem können zusätzlich bestimmte Eigenschaften im Körper beeinflussen werden. NEWS/Events Ein Blick ins Forum des Universitätsclubs Bonn, in dem regelmäßig Veranstaltungen des FEI stattfinden Im β-Casein der Milch sind eine Vielzahl bioaktive und technofunktionelle Peptide vorhanden. Bei dem FEI-Projekt AiF 16541 N wurde zunächst micellares Casein gewonnen und daraus wiederum die β-Casein-Fraktion. Die Hydrolysate werden mittels Molekularmassenverteilung charakterisiert und über Massenspektrometrie identifiziert. Neben fünf emulgierend wirkenden wurden sechs potenziell antihypertensive (= blutdrucksenkende) Peptide als Zielpeptide definiert. Diese wurden nach Größe und Ladung (IEP) charakterisiert und anschließend im Labor-EMF fraktioniert und angereichert. In Abstimmung der Prozessparameter (Membranporengröße/-material, Transmembrandruck, Flux, Spannung) konnten angereicherte Fraktionen, u.a. eine antihypertensive Peptidfraktion, gewonnen werden. Es wurde ein Up-Scale des EMF-Verfahrens angestrebt und in einem EU-geförderten Projekt mit dem Fraunhofer IGB und dem belgischen Fo.-Institut VITO erforscht. Diese Technologie ist prinzipiell geeignet, Milchproteinfraktionen und funktionelle Peptide für die Säuglingsnahrung, in Sportgetränken, Diäten oder als natürliche Emulgatoren zu gewinnen. Da Prof. Dr. Matthias Wessling, Lehrstuhl Chemische Verfahrenstechnik der RWTH Aachen, aus gesundheitlichen Gründen nicht kommen konnte, übernahm sein Doktorand John Linkhorst den Vortrag: Neue Methoden zur Membran- und Spacerherstellung: Anwendungen in der Wasser- und Abwassertechnik Mit Hilfe neuartiger Kanal- und Membrangeometrien kann der Stofftransport bei Membranprozessen verbessert werden. Schwerpunkt dabei ist die Reduzierung flüssigkeitsseitiger Diffusionswi- derstände sowie das Vermeiden der Deckschichtbildung auf den Membranen. An drei Beispielen der laufenden Forschungsobjekte am Lehrstuhl wurde beschrieben, wie die Membranverfahren für die Praxis genutzt Prof. Dr. Matthias werden. Im ersten Beispiel wurWessling de ein neuartiger Spacer zur Reduzierung der Deckschichtbildung beschrieben, bei dem die Membran belüftet wird. Im zweiten Fall handelt es sich um periodische Gyroid-Membranen zur besseren, blasenlosen Begasung von Flüssigkeiten. Um Kenix-Mischer-basierte Elektroden handelt es sich im dritten Beispiel. Elektrochemisch wurde Lignin zu Vanillin umgewandelt. Vanillin ist schwer löslich, die Moleküle sind größer und werden mit Hilfe eines NiKatalysators weiter oxidiert. In-situ-Beobachtungen der Deckschicht bildung von Kapillarmembranen zur Prozesskontrolle und als Ausgangspunkt von Modulentwicklungen … … war das Thema von Prof. Dr. Hermann Nirschl, Lehrstuhl für Verfahrenstechnische Maschinen am Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Die Membranfiltration gewinnt in der Lebensmittel- und Getränkeindustrie zunehmend an Bedeutung. Auch hier spielt das Membranfouling eine Rolle und führt zu einem Anstieg des Filtrationswiderstandes. Für einen energie- und kosteneffizienten Prozess müssen sowohl Betriebs- als auch Reinigungszeiten optimiert werden. Kera- Prof. Dr. mische Hohlfasermembranen Hermann Nirschl Juli (KHFM) sind chemisch und thermisch stabil und weisen dazu große spezifische Filteroberflächen auf. Für die Abwasserbehandlung haben die extrazellulären polymeren Substanzen (EPS) ein hohes Foulingpotenzial, wie mit dem Polysaccharid Natriumalginat als Modellsubstanz bewiesen wurde. Durch bivalente Kationen, z.B. Ca2+-Ionen kommt es zur Ausbildung von dreidimensionalen Gelstrukturen, die sich signifikant auf das Filtrations- und Foulingverhalten auswirken. Durch unterschiedliche Strömungsbedingungen und abnehmenden Transmembrandruck entlang der Membranlängsachse wird sowohl Deckschichtbildung als auch Fouling beeinflusst. Hier stellt sich die Frage nach geeigneten Messmethoden für diese Erscheinungen. Im Laborversuch wird die klassische Filtration mit Natriumalginat als Modellsubstanz durchgeführt und die Ergebnisse werden mit der Bildgebung über die magnetische Resonanz (MRI) verglichen und ausgewertet. Die zylindrischen Hohlfasern sind in einem Modul eingebaut, das kompatibel mit Filtrationsanlage und MRI ist, sodass In-situ-Studien durchgeführt werden können. Mittels geeigneter Kontrastmittel lässt sich der Deckschichtenaufbau in axialen Schichten visualisieren und vergleichen. Neben der strukturellen MRI kann auch die Strömung im Filtrat- und Permeatkanal visualisiert werden. Weitere Untersuchungen zur MRI in Zentrifugen haben das Ziel, mit höheren Drehzahlen zu fahren (Ultrazentrifugen). Prof. Dr. Mathias Ulbricht, Universität DuisburgEssen, Lehrstuhl für Technische Chemie II, untersuchte die … …Oberflächenmodifizierung von Membranen zur Erhöhung der Trenn selektivität und zur Verlängerung der Standzeit von Produktionsanlagen. Obwohl Membranverfahren schon in vielen Prozessen zur Anwendung kommen, sind die potenziellen Möglichkeiten noch nicht ausgeschöpft. Angestrebt wird eine höhere Selektivität mit polysulfonen Membranen wie mit PSU/SPP-SU-blend-UF-Membra- Prof. Dr. Mathias nen. Um Biofouling z.B. bei der Ulbricht Wasseraufbereitung zu verhindern, kann man auch zur Erzielung einer Schutzschicht die Oberfläche mit anderen Strukturen kombinieren, die das Anhaften von Keimen reduzieren oder verhindern. Es sind inzwischen schon gut skalierbare Verfahren industriell etabliert. Es besteht jedoch weiterer Bedarf an bestimmten Funktionalisierungen der Membranoberflächen, um unerwünschte Wechselwirkungen von Komponenten der zu trennenden Mischungen mit den Membranen zu minimieren(absorptives Fouling verringern). Die Membran kann steuerbare Eigenschaften durch Änderung der Salzkonzentration Ausgabe 3 · 2016 food Technologie 51 NEWS/Events und des pH-Wertes erhalten. Beispiele sind Antifouling-Beschichtungen für Ultra- und Nanofiltrationsmembranen, die nicht nur das Fouling verringern, sondern auch die Trennselektivität verbessern. Über die … … zentrifugale Trenntechnik bei der Aufbereitung von Rückständen aus der industriellen Fischverarbeitung … … sprach anschließend Dipl.Ing. Wolfgang Steiger, Fottweg SE, Vilsbiburg. Die Firma ist ein bekannter Hersteller von zentrifugaler Trenntechnik und in der Fischverarbeitung aktiv. Von den 160 Mio. t/a angelandeten Dipl.-Ing. Fisch und Meeresfrüchte wer- Wolfgang Steiger den rd. 80% für den menschlichen Verzehr aufbereitet, der Rest (KategorieII-Ware) wird industriell zu Fischöl und Fischmehl verarbeitet. Zum Produktionsprogramm des Anlagenherstellers gehören: Dekanter zur Fest-FlüssigTrennung Sedicanter® mit höherer Drehzahl zur Feintrennung Trennseparatoren (arbeiten semikontinuierlich) Entscheidend bei den Industriezentrifugen sind die Parameter Trennschärfe und Abscheidungsgrad. Bei bestimmten Produkten wird zweistufig gearbeitet, d.h. Dekanter mit nachfolgendem Separator. Neu ist das „Tricanter“-Verfahren, für die Verarbeitung von Vollfisch oder Rückständen in nur einer Trennstufe, das für Kunden in Südamerika entwickelt wurde. Zur Herstellung von Omega-3-Fettsäure wird ein Hydrolyse-Verfahren mit Zugabe von Enzymen angewandt. Prof. Dr. Sonja Berensmeier, TU München, FG Selektive Trenntechnik, berichtete über… … Magnetseparation und/Oder Potenzial-kontrollierte Chromatografie – Neue Verfahren für die Lebensmitteltechnologie Trenntechniken auf der Grundlage magnetischer oder elektrischer Felder gewinnen zunehmend an Bedeutung. Sie stellte die beiden Verfahren Magnetseparation und die Potenzial-kontrollierte Chromatografie vor und diskutierte den Einsatz dieser Verfahren in der lebensmitteltechnologischen Praxis. Bei der Magnetseparation können Biomoleküle direkt durch magnetische Partikel aus feststoffhaltigen Suspensionen abgetrennt werden. Diese Partikel haben ein supermagnetisches Ver- 52 food Technologie Wichtiger Austausch: Wolfgang Steiger (Flottweg SE), Siegfried Tuchborn (rechts) von der Sima-Tec GmbH Dr. Klaus Mannweiler (GEA Westfalia Separator Group GmbH) demonstriert Hans-Jürgen Heidebrecht, Doktorand an und Prof. Dr. Jochen Hamatschek (GDL e.V.). der TU München, den CUBE. halten, d.h. keine Restmagnetisierung nach Abschalten des externen Magnetfeldes; Größe und magnetische Sättigung sind ausschlaggebend. Je nach Funktionalisierung der Oberfläche werden die Trenneigenschaften von der Chromatografie bestimmt. Durch den nicht-porösen Charakter erfolgt kein Massentransfer, d.h. es findet eine Batch-Adsorption der Zellmoleküle bereits in der Zellbrühe statt. In einem HochgradientenMagnetseparator (HGMS) erfolgen die Abtrennung der beladenen Partikel und die Elution des Zielmoleküls. Ziel dabei ist die Bereitstellung von kostengünstigen magnetischen Nanopartikeln, die für das Abtrennen im HGMS geeignet sind. Sie werden durch Co-Präzipitation von Eisensalzen synthetisiert und besitzen aufgrund ihrer geringen Größe (< 10 … 35 nm) eine große spezifische Oberfläche. Im Gegensatz zu den sonst eingesetzten (teuren) Mikropartikeln kann auf den Polymerein- Prof. Dr. Sonja schluss verzichtet werden. Berensmeier Potenzielle Anwendungen der Flüssig-Flüssig-Chromatografie in der Lebensmittelindustrie … Bei der Potenzial-kontrollierten Chromatografie (PCC) wird das Adsorptionsverhalten von Ionen und geladenen Molekülen durch Anlagen eines elektrischen Feldes in der stationären Phase kontrolliert. Im Gegensatz zur Elektrophorese bewegt sich das Zielmolekül nicht zwischen zwei externen Elektroden, sondern hin zur stationären Phase, die von der Arbeitselektrode gebildet wird. Im Wettbewerb mit anderen Chromatografiemethoden (z.B. Ionen-AustauschChromatografie mit hohen Salzkonzentrationen im Elutionspuffer) entscheidet hier die Kapazität der konduktiven Materialien. Optimale Materialien für die PCC müssen eine hohe spezifische Oberfläche besitzen, ausreichend konduktiv und elektrochemisch stabil sein, dazu sollten sich sich gut in die Anlage implementieren lassen. Es kann das Retentionsverhalten von Carbonsäuren durch die angelegte Stärke des Potenzials beeinflusst werden. So ergeben sich weitere Möglichkeiten für die Optimierung des Verfahrens, wie im Fazit angedeutet wurde. Ausgabe 3 · 2016 Juli … waren Gegenstand des letzten Vortrages von Prof. Dr. Mirjana Minceva, TU München, Professur für Biothermodynamik. Die Flüssig-Flüssig-Chromatografie ist eine vielseitige und zugleich hochselektive Trennmethode. Prof. Dr. Mirjana Sie kombiniert Eigenschaften Minceva der Chromatografie mit der Flüssig-Flüssig-Extraktion und die Trennung einer Mischung erfolgt durch die unterschiedliche Verteilung der Zielkomponenten zwischen den zwei flüssigen Phasen. Je nach Anwendung wird das zweiphasige System ausgewählt, wobei die eine Phase mit Hilfe des Zentrifugalfeldes stationär ist, die andere mobile Phase wird hindurchgepumpt. Es können auch beide Phasen als stationär zur Anwendung kommen bzw. während des Trennvorganges getauscht werden. Nachdem die Flüssig-FlüssigChromatografie lange Zeit nur im Labormaßstab realisiert wurde, ist jetzt die industrielle Anwendung insbesondere bei schwierigen Trennvorgängen wie empfindlichen Pflanzenstoffen und Proteinen möglich. Weitere Möglichkeiten eröffnen sich bei Pharmazeutika, funktionellen Lebensmitteln, Nahrungsergänzungsmitteln und Zusatzstoffen. Aus ihrem Forschungsprogramm nannte Minceva einige ausgewählte Beispiele wie die Trennung von Chlorophyllen, β-Säuren und Capsaicioniden, deren Einsatz in industriellen Prozessen erfolgen soll. Wie üblich für das Kooperationsforum, wurden angesprochenen Probleme im Nachgang gezielt diskutiert. Prof. Kulozik dankte am Schluss den Referenten und den Teilnehmern für das interessante Forum. Autor: Dr. Günter Arndt, Fachjournalist Quelle(n) Bild(er): FEI NEWS/Events Von Balingen in die Welt Bizerba feiert 2016 sein 150-jähriges Firmenjubiläum Industrieunternehmen, die seit 150 Jahren bestehen, seit fünf Generationen im Besitz einer Familie sind und von dieser auch geführt werden, sind eine Seltenheit. Der Wägespezialist Bizerba ist ein solches Unternehmen. Die Produkte rund ums Wiegen waren früher Wunderwerke der Mechanik. Heute sind sie digitale Alleskönner und auf der ganzen Welt bekannt und geschätzt. B ereits 1866 legt der Schlosser Andreas Bizer in Balingen, 70 Kilometer südlich von Stuttgart, den Grundstein der Firma und lässt sein eigenes, kleines Unternehmen unter „A. Bizer, Fabrikation von Brücken-, Tisch- und Balkenwaagen“ im Handelsregister eintragen. Aus Bizer und Balingen wird dann Jahrzehnte später: BIZERBA. Was mit Waagen begann, entwickelte sich in 150 Jahren zur Erfolgsgeschichte. Heute sind neben Ladenwaagen und Schneidemaschinen vor allem auch Industrieanlagen von Bizerba stark gefragt. Sie sind Alleskönner und verarbeiten, wiegen, prüfen, etikettieren und zeichnen aus. unterstützt. Dieser tritt 1923 mit nur 17 Jahren in die Firmenleitung ein, als sein Vater schwer erkrankt. Es gelingt ihm, die erste Neigungsschaltgewichtswaage der Welt zu entwickeln. Diese Neuerung wird 1925 patentiert und im Handel schnell unentbehrlich, da sich damit das Hantieren mit losen Gewichten erübrigt. Wilhelm Kraut Junior entpuppt sich als dynamischer Kaufmann und zugleich Triebfeder und Herz des Hauses. Bereits Ende der 20er Jahre ist Bizerba ein Industriebetrieb und mit 800 Mitarbeitern zur größten deutschen Waagenfabrik gewachsen. Von Innovationen getrieben Kontinuierlicher Fortschritt seit 1866 Mit Einführung des metrischen Maß- und Gewichtsystems errichtet man bereits 1871 in Balingen eine Eichanstalt unter dem Eichmeister Andreas Bizer. Für 25.474 Goldmark verkauft Bizer 1906 seine Waagenbau-Werkstatt an seinen Schwiegersohn, den späteren Professor Wilhelm Kraut. Mit acht Mitarbeitern stellt dieser vorwiegend Tafel- und Laufgewichtswaagen her und vertreibt sie zum großen Teil in Süddeutschland und der Schweiz. Ab den zwanziger Jahren wird er dabei tatkräftig von seinem Sohn Wilhelm Kraut Junior 1924 – Die erste Neigungsschaltgewichtswaage der Welt wird 1925 patentiert und ist im Handel schnell unentbehrlich, erspart sie doch das Hantieren mit losen Gewichten. Nach dem Krieg baut der Großvater des heutigen Geschäftsführers das Unternehmen immer weiter aus. 1951 lässt Wilhelm Kraut jun. die „Bizerba-OP“, das Rechenwunder für den Ladentisch, patentieren. Von dieser weltweit ersten optisch-preisanzeigenden Ladenwaage produziert Bizerba Hunderttausende und liefert sie rund um den Globus aus. Für die Fleischwirtschaft entwickelt Bizerba 1967 die erste textschreibende, geeichte Fakturieranlage. Eine bis dahin in der Industrie-Wägetechnik für unmöglich gehaltene Genauigkeit wird mit dem ersten optisch-mechanischen Wägeschrank WS 6000 erzielt. Er löst den vollautomatischen Wägebereich analog und digital in 6.000 Teile auf. 1974 übernimmt mit Günter Kraut die vierte Generation der Familiendynastie Staffelstab und Geschäftsführung. Er treibt insbesondere die Expansion in Europa voran und stellt zentrale strategische Weichen, die das Geschäft weiter diversifizieren. Beispielsweise gründet er 1983 die Papier- und Etikettenproduktion in Bochum. Später erweitert er das Bizerba-Industrie-Programm um Präzisionswaagen für das Anwendungsspektrum Kontrollieren, Klassifizieren, Zählen und Rezeptieren. In den zwei Jahrzehnten unter Günter Kraut als Geschäftsführer entwickelt sich Bizerba sehr positiv. Entsprechend groß ist die Lücke, die er hinterlässt, als er 1995 mit 58 Jahren an plötzlichem Herzversagen verstirbt. Seine Frau Frigga Kraut nimmt mit ihren drei Kindern selbst die Zügel in die Hand und überbrückt die Jahre nach dem Tod ihres Mannes mithilfe eines Beirats. Alle Familienmitglie- Juli der entscheiden sich dafür, ihre Gesellschaftsanteile nicht zu verkaufen, sondern die Lebensaufgabe des Vaters weiterzuführen. Zwischen 1995 und 2011 wird das Unternehmen von familienfremden Geschäftsführern geleitet. Dynamischer Wachstumskurs Seit 2011 steht mit der Ernennung von Andreas Wilhelm Kraut zum Vorsitzenden der Geschäftsführung und CEO in fünfter Generation wieder ein Gesellschafter an der Spitze des Familienunternehmens. Alle Angehörigen sind Anteilseigner. Die älteste Schwester des Geschäftsführers Angela leitet den Finanz- und Leasing-Bereich, und auch die mittlere Schwester Nicole Hoffmeister-Kraut, seit Mai 2016 Wirtschaftsministerin des Landes Baden Württemberg, ist Gesellschafterin. Zum Beginn des Jahres 2016 hat Bizerba bekanntgegeben, dass sich das Unternehmen nach rund 20 Jahren nun wieder zu 100 Prozent in Familienbesitz befindet. Der Rückkauf aller externen Konzernanteile fällt zusammen mit dem 150-jährigen Jubiläum in diesem Jahr. Bizerba ist heute in 120 Staaten der Erde mit insgesamt rund 3.700 Mitarbeitern vertreten und erzielte im Jahr 2015 einen Umsatz von knapp 600 Mio. Euro. Mit der Übernahme des französischen Inspektions-Spezialisten Luceo 2015 erweitert Kraut das Portfolio im Bereich Lebensmittelsicherheit, die Akquisition der Firma Helf in Österreich führte zu einem weiteren Anstieg des stark expandierenden Geschäfts mit Etiketten. Weiter in die Zukunft Aus dem einstigen Waagenhersteller ist ein Technologieanbieter geworden, der die Werte eines traditionellen Familienunternehmens mit den Chancen eines global tätigen Konzerns verbindet. Die Aufgabe für die Zukunft ist es, dieses hohe technische Niveau zu halten und weiterhin voranzutreiben. Weitere Informationen: www.bizerba.com Quelle(n) Bild(er): Bizerba Ausgabe 3 · 2016 food Technologie 53 NEWS/Events Bühler Networking Days vom 22. bis 24. August 2016 Bühler diskutiert Trends für die getreideverarbeitende Industrie mit CEOs und Meinungsführern. V om 22. bis zum 24. August hat Bühler mehrere Hundert CEOs und Meinungsführer aus der getreideverarbeitenden Industrie zu den Bühler Networking Days nach Uzwil eingeladen. Dort präsentieren und diskutieren die Teilnehmenden Technologie- und Markttrends sowie Heraus- forderungen und Lösungen, die unsere Industrie grundlegend verändern werden. Führende Vertreter aus Wissenschaft und Industrie werden inspirierende Vorträge halten. Bühler präsentiert sein aktuelles Lösungsportfolio in einer Ausstellung auf 1800 m2 mit über 30 Innovationen. Weitere Informationen: www.event.buhlergroup.com www.buhlergroup.com Kalender 2016, Juli – September JULI MES Konzepte für Industrie 4.0 – Seminar, www.vdi-wissensforum.de München, DE 11. – 12. Juli Optimierter Einsatz von Zerkleinerungsmaschinen und Windsichtern – Seminar, www.vdi-wissensforum.de Stuttgart, DE 12. – 13. Juli Grundlagen der Robot-Vision – Seminar, www.vdi-wissensforum.de Düsseldorf, DE 18. – 19. Juli Verifizierung & Validierung – QM-Praxis-Forum, www.behrs.de Hamburg, DE 19. – 20. Juli IFT 2016 – Messe, http://am-fe.ift.org Chicago, USA 27. – 29. Juli Bühler Networking Days, www.event.buhlergroup.com Uzwil, CH 22. – 24. August Prozessleittechnik für die Verfahrensindustrie – Seminar, www.vdi-wissensforum.de Hamburg, DE 30. – 31. August Lebensmittelrecht – Summer School 2016, www.behrs.de Feldafing, DE 05. – 07. September Vakuumtechnik: Grundlagen – Erzeugung/Messung/Lecksuche – Forum, www.vdi-wissensforum.de Düsseldorf, DE 06. – 08. September Biopolymere für Lebensmittelverpackungen – Status quo und Trends – Seminar, www.verpackungsakademie.de München, DE 07. September Zustandsorientierte Instandhaltung in der Lebensmittelproduktion – Seminar, www.akademie-fresenius.de Dortmund, DE 21. September Neue analytische Methoden und rechtliche Vorgaben in der Pestizidanalytik – GDCh-Kurs, www.gdch.de/fortbildung Frankfurt a. M., DE 27. September 4. Fresenius-Praktikertagung "Pulver & Schüttgut" – Tagung, www.akademie-fresenius.de Dortmund, DE 27. – 28. September FachPack 2016 – Messe, www.fachpack.de Nürnberg, DE 27. – 29. September AUGUST SEPTEMBER 54 food Technologie Ausgabe 3 · 2016 Juli TRENDS & EMOTIONEN Der Wahnsinn mit dem Plastikmüll A ch, waren das schöne Zeiten! In den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts gab es noch keine Plastiktüten. Dennoch konnten die Konsumenten ihre Einkäufe ohne Probleme mühelos erledigen: Sie kamen mit Einkaufskorb oder -tasche in den Laden, verstauten darin ihre erworbenen Waren und packten sie zu Hause wieder aus, ohne unnötigen Müll zu verursachen. Doch dann waren sie plötzlich da, diese – zugegeben – praktischen Tüten aus Polyethylen, die seit ihrer Erfindung für wachsende und dramatische Umweltzerstörungen rund um unseren Globus sorgen. Allein in Deutschland sind jährlich Plastiktüten mit einem Gesamtgewicht von 100.000 Tonnen im Umlauf. Sie werden zumeist aus fossilem Rohöl hergestellt, was den zunehmenden Verbrauch dieser kostbaren Ressource gewaltig steigert. © frinz/Fotolia Da ist es ein erstes gutes Zeichen, dass sich kürzlich der Handelsverband Deutschland, HDE, und das Bundesumweltministerium darauf verständigt haben, die Zahl dieser schädlichen Plastikbehälter deutlich zu reduzieren. 260 Unternehmen landesweit haben sich in dieser Vereinbarung verpflichtet, ab Juli von ihren Kunden Geld für Kunststoff-Tragetaschen zu verlangen. Jedes Unternehmen kann die Gebühren selbst festlegen. Sie reichen von fünf bis 50 Cent pro Stück. Viele Märkte - besonders im Lebensmittelbereich - nehmen ja schon seit Jahren Cent-Beträge für Plastiktüten. Aber nun kommen andere Branchen hinzu. Mit dieser Vereinbarung soll eine EU-Richtlinie umgesetzt werden, wonach der jährliche Verbrauch dieser Taschen bis Ende 2025 auf höchstens 40 Tüten pro Einwohner sinken soll. Gegenwärtig sind es in Deutschland noch 71 – vergleichsweise wenig, wenn der Blick auf unsere Nachbarländer fällt. In Polen liegt die Zahl bei 450, in Tschechien bei 330 und in Portugal sogar bei über 500. Umweltorganisationen sind allerdings skeptisch, ob diese freiwillige Selbstverpflichtung wirklich etwas bringt. Sie fürchten, dass eine Abgabe von 15 Cent oder weniger die Käufer kaum dazu bewegen wird, auf Plastiktüten zu verzichten. Zudem zweifeln sie, dass die einzelnen Unternehmen tatsächlich bereit sind, Gebühren bis zu 30 Cent pro Tüte einzuführen. Denn nur eine solche Größenordnung könnte die gewünschten Effekte erreichen – oder eben ein genereller Verzicht auf Plastiktüten. Genau diesen Schritt geht Deutschlands zweitgrößter Lebensmittelhändler Rewe. Der Konzern bietet seinen Kunden künftig überhaupt keine Plastiktüten mehr an, mit Ausnahme der kleinen, transparenten und kostenlosen Tütchen wie etwa in der Obst- und Gemüseabteilung. Doch auch hier – betont das Unternehmen – werde nach einer Alternative gesucht. Rewe will mit diesem Schritt erreichen, dass jährlich 140 Millionen Plastiktüten weniger im Müll landen. Das Unternehmen hat sich auch deshalb zu dieser Entscheidung entschlossen, weil die meisten seiner Kunden den Verzicht nicht nur akzeptieren, sondern auch befürworten. Fast zwei Drittel der befragten Konsumenten wollen laut Rewe künftig zu mehrfach verwendbaren Tragetaschen oder Einkaufskartons greifen. Experten kritisieren jedoch, dass Tüten aus Papier oder Pappe kaum umweltfreundlicher seien als Plastiktüten. Für deren Herstellung sind viele Ressourcen nötig – Zellstoff, Wasser, Energie, vor allem aber Chemikalien. Empfehlenswerter, sagen die Fachleute, seien Mehrwegtragetaschen aus Recyclingmaterial, Jutebeutel, Rucksäcke oder der gute alte und unverwüstliche Einkaufskorb. In den Meeren schwimmen 150 Millionen Tonnen Plastik Dass der Plastikwahnsinn auf der Welt gestoppt werden muss, darüber herrscht in vielen Ländern Übereinstimmung. Aber die Maßnahmen sind – wie die EU-Richtlinie in Sachen Plastiktüten zeigt – eher halbherzig. Zum Leidwesen der Natur. Nach einer Studie im Auftrag des Weltwirtschaftsforums gelangen jährlich rund acht Millionen Tonnen Plastik in die Ozeane. Das entspricht einem Müllwagen pro Minute, der in die Meere entleert wird. Derzeit schwimmen in den Meeren nach Berechnungen der Wissenschaftler etwa 150 Millionen Tonnen Plastik, ein Fünftel des Gewichts aller Fische. Plastikmüll macht etwa 70 Prozent des in marine Gewässer geschütteten Abfalls aus und benötigt bis zu 450 Jahre bis zum vollständigen Abbau. Plastikmüll gelangt zunehmend in die Mägen von Fischen und Tieren an Land und führt immer häufiger zu qualvollen Tod. Auch an den Stränden der Ostsee machen Plastikabfälle bis zu 60 Prozent des Mülls aus. Plastiktüten und -getränkeflaschen werden dort mit Abstand am häufigsten gefunden. Auf dem hiesigen Getränkemarkt sind die Einwegbehälter aus Plastik unaufhaltsam auf dem Vormarsch. Die Quote von Mehrwegflaschen und anderen ökologisch vorteilhaften Verpackungen ist mittlerweile auf fast 50 Prozent gesunken. Fast die Hälfte der Verbraucher kann zwischen Mehrweg und Einweg nicht mal unterscheiden. Anstatt das Mehrwegsystem zu unterstützen, wird gegenwärtig ein jährlicher Müllberg von mehr als 17 Milliarden Plastikflaschen akzeptiert. Werfen wir einen kleinen Blick nach Afrika, wo in vielen Ländern Plastiktüten dicht an dicht an den Grashalmen im Wind flattern. Doch nicht überall. Im kleinen ostafrikanischen Ruanda gilt schon seit 2006 ein Verbot von Plastiktüten. Die Hauptstadt Kigali zählt zu den saubersten des Kontinents. Nirgendwo Plastik, stattdessen braune Papiertüten. Geht doch! Autor: Bert Pflüger, Fachjournalist Bezugsquellen Armaturen Funkenlöschanlagen Messtechnik / Prozessautomatisierung Endress+Hauser Messtechnik GmbH+Co. KG Colmarer Strasse 6 D-79576 Weil am Rhein www.arta-gmbh.de Etikettieren / Kennzeichnen www.grecon.com www.de.endress.com Fördern / Dosieren / Storage Nahrungsmittel-Extrusion Bluhm Systeme GmbH Maarweg 33 · D-53619 Rheinbreitbach Tel.: +49 (0)2224-7708-0 www.simar-int.com www.bluhmsysteme.com Schaaf Technologie GmbH Lohnproduktion Otto-Hahn Straße 36 D-65520 Bad Camberg Tel.: 06434-9172-0 E-mail: [email protected] www.foodextrusion.com Geschäftsbereich Nahrungsmittel Tel: + 49 (0) 7967 / 152 658 · [email protected] Geschäftsbereich Technik Tel: + 49 (0) 7967 / 152 414 · [email protected] www.domino-deutschland.de Fremdkörper-Detektoren www.jrsfood.de Maschinen- und Anlagenbau www.emde.de www.bizerba.com 56 food Technologie Siebanlagen Ausgabe 3 · 2016 Juli www.sweco.com Bezugsquellen Schmierstoffe / Instandhaltung Verpackungsmaschinen Schüttguthandling MULTIVAC Sepp Haggenmüller SE & Co. KG Bahnhofstr. 4 · D-87787 Wolfertschwenden Schüttguthandling · Rohstoffhandling Pneumatische Fördersysteme Siebmaschinen www.multivac.com AZO GmbH + Co. KG Rosenberger Str. 28 D-74706 Osterburken Tel. 06291/92-0 · Fax 06291/92-9500 E-Mail: [email protected] www.bremer-leguil.de Gerhard Schubert GmbH Hofäckerstraße 7 · D-74564 Crailsheim www.gerhard-schubert.de www.azo.com Impressum Verlag: Dr. Harnisch Verlagsgesellschaft mbH Blumenstr. 15, 90402 Nürnberg, Germany Telefon: +49 (0) 911-2018-0 Telefax:+49 (0) 911-2018-100 [email protected] www.harnisch.com Geschäftsleitung: Dr. Claus-Jörg Harnisch Verlagsleitung: Benno Keller Objektleitung: Sebastian Martinek Redaktion: Sebastian Martinek Ian Healey Bert Pflüger Dr. Günter Arndt Nadine Jäger Technische Leitung: Armin König Abonnement: Marta Bletek-Gonzalez Erscheinungsweise: 5x jährlich: März, April, Juli, September, November Jahr/Jahrgang: 27. Jahrgang 2016 Druck: Schleunungdruck GmbH Eltertstraße 27, D-97828 Marktheidenfeld Food Technologie ISSN 1616-2323 ZKZ30360 Mediaberatung: Benno Keller Tel.: +49 (0) 911 2018 200 [email protected] IVW geprüft Lutz Roloff, Peter Hüller (Bereich: Prozesstechnik, Verpackung) Winnender Str. 54 · D-71334 Waiblingen Tel.: +49 (0) 7151 9222 0 Fax.: +49 (0) 7151 9222 60 [email protected] [email protected] Die in diesem Magazin enthaltenen Beiträge einschließlich der Abbildungen unterliegen dem Urheberrecht. Eine Verwendung ohne Zustimmung des Verlages ist nicht zulässig. Dies gilt für jede erdenkliche Form der Vervielfältigung. Thomas Mlynarik (Bereich: Getränketechnik) Tel.: +49 (0) 911 2018 165 [email protected] Carola Weise (Bereich: Ingredients) Tel.: +49 (0)151 701 642 85 [email protected] Sonder- und Nachdrucke können gerne auf Anfrage bestellt werden. 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