31. Juli 2016
Leserservice 08 00/222 42 24 02 · www.der-sonntag.de
Der Sonntag
Die Tür zu Ihrem Tor
im Dreiland
Ein Heimkind erzählt
Widerstand gegen Rechts
Positives Fazit
Clemens Maria Heymkindwarvier Jahre alt, als er
in einvon Franziskanerinnen geführtes Kinderheim kam. Von der seelischen und körperlichen
Grausamkeit, die er dort erlebte, erzählt er nun.
SEITE 3
Undwie es ihm gelang zu überleben.
Zum „Tag der Europäischen Völker“ am 24. September in Weil am Rheinwerden bis zu 1 000
Rechtsextreme erwartet. Die Politiker der Region
sind sich einig, dass mit klarer Haltung dagegenSEITE 9
gehaltenwerden muss.
Das Trainingslager des SC Freiburg in Schruns ist passé und
Trainer Christian Streich (Foto)
mit der Entwicklung seiner Elf
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Das große Sterben
Es gibt dramatisch weniger SCHMETTERLINGE und andere wilde Bestäuber – Das ist eine Gefahr für das Ökosystem
Pestizide, Insektizide, betonierte Flächen, blütenlose
Rasen und Hecken, Monokulturen und Intensivlandwirtschaft setzen den Insekten auch am Oberrhein
dramatisch zu. Umweltschützer und Biologen
schlagen Alarm.
MARTINA HÄNSLER
Malaise ist ein schöner Name
für eine Insektenfalle, die genau
das zeigen will: dass es nämlich
ein Elend ist. 1,6 Kilogramm Insekten sind den Naturschützern
vom Nabu bei Krefeld noch vor
15 Jahren in ihre nach dem dänischen Biologen René Malaise benannten Fallen gegangen. Heute,
erklärten sie im Januar dem Umweltausschuss des Bundestags,
seien es noch 300 Gramm. 80
Prozent weniger. Das sind dramatische Zahlen.
Und nun, im Sommer, zeigt
sich der Niedergang. Axel Mayer,
Geschäftsführer des Bundes für
Umwelt und Naturschutz BUND
in Freiburg, erwähnt einen beliebten, wenn auch nicht sehr
wissenschaftlichen Nachweis.
„Erinnern Sie sich, wie verschmiert von toten Insekten die
Windschutzscheiben der Autos
vor 30 Jahren waren? Heute sind
sie erschreckend sauber.“
Das „große Insektensterben“,
von dem Mayer spricht, ist
längst als Faktum anerkannt.
Dass es nicht zu einem viel größeren Aufschrei kommt, liegt für
ihn in der Sache: „Insekten sterben leise und ohne großes Aufsehen, kaum einer bemerkt ihr
Fehlen.“ Ganz besonders rar geworden seien am Oberrhein die
„großen Brummer“ und Schmetterlinge, kaum sehe man noch
einen bunten Falter wie den
Bläuling oder den Schwalbenschwanz. Auch Nachtfalter, die
zu den Schmetterlingen zählen,
sind seltener geworden.
Der 74-jährige Biologe Frank
Baum, der im Kaiserstuhl Insekten-Feldforschung betreibt, wurde kürzlich von einem Kollegen
angerufen, der Bombardier- und
Sandkäfer suchte. „Da mir bekannt war, wo eigentlich immer
welche sind, gingen wir vor Ort.
Doch es war nicht einmal mehr
ein Käfer beider Arten aufzufinden. Das ist alarmierend.“
Und die Meldungen werden
häufiger: Laut dem Helmholtz
Zentrum für Umweltforschung
gehen auch die Bestände wilder
Bestäuber wie Hummeln oder
Schwebfliegen deutlich zurück.
Ohne sie können aber viele
Pflanzen keine oder nur viel weniger Früchte ausbilden. Die TU
München entdeckte in einem
großen Naturschutzgebiet bei
Regensburg von 117 dort beheimateten Tagfaltern nur noch 71.
Laut Europäischer Umweltagentur brachen die Bestände von 17
Falterarten seit 1990 um mehr
als 50 Prozent ein.
„Insekten sind ein sehr wichtiger Bestandteil unseres Ökosystems“, warnt Michael Boppré,
Professor für Entomologie an
der Universität Freiburg. „Ohne
sie würde es zusammenbrechen.
Die Pflanzen brauchen sie zur
Bestäubung, Insekten sind für
viele Tiere Hauptnahrungsquelle, und diese Tiere Nahrung für
andere Tiere.“ Außerdem haben
Insekten Säuberungsaufgaben
und sind wichtig für die Böden.
Boppré tut sich mit genauen
Zahlen schwer, denn viele Insektenarten unterlägen großen
Schwankungen in ihren Beständen. Klar sei aber, „dass es deutlich weniger Insekten gibt als
noch vor Jahrzehnten“.
Einig sind sich Forscher und
Schmetterlinge sind nicht nur hübsch, sondern auch Bestäuber. Ihre Bestände gehen europaweit aber dramatisch zurück. Noch schlimmer sieht
FOTO: BALZACZ KOVACZ/FOTOLIA.COM
es bei anderen Insekten wie Wildbienen aus,, die für Äpfel, Raps oder Birnen enorm wichtig sind.
Naturschützer bei der Hauptursache für das Insektensterben:
dem Menschen. „Nur der
Mensch ist in der Lage, das natürliche Gleichgewicht durch
sein Eingreifen zu zerstören und
die Population zu verändern“,
sagt Boppré. Klimawandel, Flächenversiegelung, Monokulturen und Tot-Räume wie blütenlose Rasenflächen seien wesentliche Gründe für die Dezimierung. Pestizide und Insektizide
seien zwar nicht primär verantwortlich, spielten aber eine Rolle.
Hier liegt das Hauptaugenmerk derzeit auf den sogenannten Neonikotinoiden, sagt Axel
Mayer. Sie sollen Pflanzen gegen
Maiswurzelboher, Buchsbaumzünsler und Drahtwurm schützen und wirken auf das Nervensystem. „Aber nicht nur dort, wo
sie ausgebracht werden; durch
den Wind wird das Gift weit ge-
tragen und vernichtet flächendeckend Insekten, die kilometerweit weg sind.“ Weil sie Bienen
schädigen können, sind sie seit
einigen Jahren in der Kritik. Als
Bienengift gilt ein Stoff laut Mayer aber erst, wenn in 24 bis 48
Stunden mehr als 50 von 100
kontaminierten Bienen tot sind.
Studien zeigen aber, dass Bienen, die mit Neonikotinoiden in
Kontakt kamen, große Orientierungsschwierigkeiten bekommen – und etwa gar nicht mehr
in den heimischen Stock finden.
Bienen sind der Inbegriff der
Bestäuber, bedeutend sind aber
auch Hummeln, Schmetterlinge, Schwebfliegen und andere
Insekten. Rund ein Drittel aller
Nahrungsmittel in der westlichen Welt gehe direkt auf die Bestäubung durch Insekten zurück, sagt Boppré. Dazu zählen
Obstbäume wie zum Beispiel
Äpfel, Kirschen, Birnen und
Pflaumen, aber auch Brombeeren, Himbeeren, Erdbeeren und
Melonen. Auch Gemüse wie
Spargel, Bohnen, Kohl, Mohrrüben, Gurken, Auberginen, Paprika und Tomaten sind von der Bestäubung der Insekten abhängig.
Ebenso Kaffee und Tee.
Baum: „Die Landschaft hat
sich im Vergleich zu den 1960er
Jahren drastisch zu lebensfeindlichen Monokulturen verändert
– wie dem flächendeckenden
Maisanbau. Hier kann sich kein
Schmetterling entwickeln. In unseren Gärten wird der Rasen gepflegt und wenn etwas blüht,
sind es meist nichtheimische
Blumen, die unseren Insekten
keinen Lebensraum bieten.“
Nach seinen Beobachtungen
sieht es im Schwarzwald anders
aus, dort tummeln sich allerhand Insekten und Falter – noch.
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Denn inzwischen würden Blumenwiesen statt zweimal jährlich bis zu achtmal gemäht – um
Biogasanlagen zu füttern. Dadurch kommen Wiesenblumen
selten oder gar nicht zu ihrem
Blütenstand. „Da muss sich etwas in den Vorgaben ändern“,
fordert Baum.
Auch Boppré sieht vielfältige
und artenreiche Naturräume als
besonders wichtig an. So benötigt die Raupe eines bestimmten
Schmetterlings eine bestimmte
Pflanze als Futter, und der fertige Schmetterling dann wieder
Blüten. Wenn es an einer Grundlage mangele, könne sich das Insekt nicht entwickeln.
Ausgenommen von dem Sterben sind übrigens die Stechmücken, ihnen bot das nasse Frühjahr beste Voraussetzungen für
ihr Gedeihen. Es wirkt in diesem
Sommer fast wie Rache.
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2 AUS DER REGION
Der Sonntag · 31. Juli 2016
Drei kommen infrage
Die Stadt Lörrach hat sich auf die Suche nach Flächen für ein ZENTRALKLINIKUM begeben
Unterschiedliche Zäune umgeben den Grünstreifen.
FOTO: KANG
Kein Zutritt, auch
nicht auf eigene Gefahr
SCHWÖRSTADT
Zugang zum Rhein soll gesperrt werden
Der Streit um das Ufer vor dem
Rheinschwimmbad in Schwörstadt geht weiter: Nachdem das
Schwimmbad durch einen Zaun
vom Rhein getrennt und
Sprungturm und Dusche abgebaut wurden, soll nun nach dem
Willen des Freiburger Regierungspräsidiums (RP) auch den
letzten hartnäckigen Rheinschwimmern das Baden an dieser Stelle verunmöglicht werden.
Die Gefahr durch mikrobiologische Belastung des Gewässers sei
zu groß. Derzeit warnen Schilder: „Vom Baden wird abgeraten“
und „auf eigene Gefahr“.
Zwar ist der Grünstreifen, der
dem Land gehört, bereits von
Zäunen umgeben, diese sind an
den Seiten jedoch nicht durchgängig, der schmale und etwa
hundert Meter lange Bereich
kann betreten werden. Das RP
bat die Gemeinde daher schriftlich darum, die Lücken ebenfalls
mit Zäunen zu schließen. Wie
die Badische Zeitung berichtet,
lehnte der Gemeinderat dies in
seiner Sitzung am Montag ab,
die Gemeinde wolle jedoch auch
nicht die Verantwortung für die
Badestelle übernehmen.
Bevor die Stelle komplett unzugänglich gemacht wird – was
für diejenigen, die um jeden
Preis im Rhein baden wollen, bedeuten würde, dass sie ohne Einund Ausstiegshilfe ober- oder
unterhalb des betroffenen Grünstreifens womöglich zusätzlichen Gefahren ausgesetzt wären
– soll erneut das Gespräch zwischen Gemeinde, Landratsamt
und RP gesucht werden. Eine
Entscheidung über weitere Zäune soll erst im Anschluss gefällt
DS
werden.
KURZ GEFASST
KREISTAG
Wem steht das Mandat zu?
MET
ZG
E
Der CDU-Bundestagsabgeordnete und Kreisvorsitzende Armin Schuster (links) forderte
im Rahmen der Versammlung, in der er vor
einer Woche erneut zum Bundestagskandidat
gekürt wurde, wiederholt, dass Bad Bellingens
Bürgermeister Christoph Hoffmann sein Kreistagsmandat zurückgeben müsse. Hoffmann
war im März aus der CDU ausgetreten, in die
FDP eingetreten und wurde kürzlich zum Bundestagskandidaten der Liberalen aufgestellt.
Hoffmann habe zwar das Mandat mit der CDU
errungen, sagte Schuster laut der Badischen
Zeitung. In Hinblick auf die direkte Konkurrenz
DS
im Wahlkampf müsse er es zurückgeben.
IT 1936
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RE
Gültig bis
28.8. 2016
Die Stadt Lörrach bringt
drei Standorte für den Bau
eines Zentralklinikums ins
Gespräch. Eins davon ist das
aktuell einzige freie Gewerbegebiet der Stadt – und
wird bereits erschlossen.
KATHRIN GANTER
Stadtplanung in Lörrach ist aktuell ein bisschen so, wie Tetris
zu spielen: Immer kleiner werden die Lücken, immer schneller
purzeln neue Bauprojekte daher: Wohnungsbau, Flüchtlingsunterkünfte, Erweiterung des
Landratsamtes, und zudem liegt
ein dicker Balken in Form des Autoreisezugs auf einem schönen,
freien Platz. Als nächstes soll ein
Zentralklinikum auf dem fast
vollen Spielfeld untergebracht
werden müssen. Obwohl der
Kreistag sich noch nicht definitiv dafür entschieden hat, überlegt man in Lörrach schon intensiv, wohin man es denn schieben
und drehen müsste, um es am
besten zu platzieren.
Drei Varianten stellt Oberbürgermeister Jörg Lutz am Freitag
in einer Pressekonferenz vor: Entenbad-Nord, Entenbad-Ost und
Hugenmatt/Bogenschützen. Alle drei werden zum jetzigen Zeitpunkt grundsätzlich als geeignet
angesehen. Der Bereich Entenbad-Ost steht jedoch besonders
im Blickfeld, denn diese Fläche
ist das letzte freie Gewerbegebiet. Dies sei der Grund, warum
man an die Öffentlichkeit gehe,
obwohl der Grundsatzbeschluss
für ein Zentralklinikum voraussichtlich erst im Oktober fallen
wird, erklärt Lutz. Denn um den
Standort für ein Krankenhaus
offen zu halten, wurde die bereits laufende Erschließung unterbrochen, und das wolle man
den Bürgern erklären. Die Baukolonnen abzuziehen, sei kurzfristig kein Problem gewesen, sie
hätten genug andere Baustellen.
Allerdings könne es dennoch
sein, dass Schadensersatzforderungen auf die Stadt zukämen.
Wirtschaftsförderin Marion
Ziegler-Jung macht einen sehr
unglücklichen Eindruck: „Im
Moment haben wir keine Alter-
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Drei Standorte – alle im Bereich des Gewerbegebiets Entenbad und der Hugenmatt – will die Stadt Lörrach
FOTO: ERICH MEYER
dem Landkreis für den Bau eines Zentralklinikums anbieten.
native für ein Gewerbegebiet.“
Intensive Gespräche seien geführt worden, in Kürze sollten
die Exposés verschickt werden.
Einige Unternehmen planten
konkret – wenngleich ohne bislang rechtlich bindende Zusage –
und für sie sei es laut ZieglerJung existenzbedrohend, wenn
das Gewerbegebiet nicht komme: „Die Firmen haben mir den
klaren Auftrag gegeben, für das
Entenbad zu kämpfen.“
–
„Gesundheitscampus“ mit
2 000 Arbeitsplätzen
–
Dagegen steht jedoch die Aussicht, dass das Zentralklinikum
in Lörrach gebaut werden könnte. Die Regionalplanung sieht ein
solches Klinikum im Oberzentrum vor, also in Lörrach oder
Weil am Rhein, wo es aber wohl
keine geeignete Fläche gibt.
Schopfheim hingegen liebäugelt
auch mit dem Bau der Großklinik. Da nun auch das St. Elisabethenkrankenhaus dem Klinikverbund beitreten möchte und
es zudem Verhandlungen darüber gibt, Betten für die wohn-
ortnahe psychiatrische Versorgung aus dem Zentrum für
Psychiatrie in Emmendingen
nach Lörrach zurückzuholen, sei
der Platzbedarf für das Zentralklinikum auf mindestens sechs
Hektar gestiegen, sagt Jörg Lutz.
Realistisch seien sieben bis acht
Hektar. Das Klinikum, das laut
Lutz weitere Anbieter locken
könne – etwa die Radiologie –
werde ein „Gesundheitscampus“
mit geschätzten 2 000 Mitarbeitern. Es muss eine gute Verkehrsanbindung haben, sowohl auf
der Straße, als auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln, konkret
mit der Regio-S-Bahn.
Das sei gegeben bei den drei
Grundstücken, die Stadtplanerin Monika Neuhöfer-Avdic vorstellt. Eines, die Hugenmatt in
Brombach, ist schon länger im
Gespräch. Da es aber durch die
neuen Anforderungen zu klein
ist, müsste das Gelände auf der
anderen Seite der B 317 hinzukommen, auf dem derzeit die
Bogenschießanlage ist. Hier ist
die Verbindung der beiden jeweils vier Hektar großen Flächen
ein Knackpunkt. Der Bereich En-
tenbad-Nord, angrenzend an das
Gewerbegebiet, ist zehn Hektar
groß. Allerdings liegt es in einer
Hochwassergefahrenzone und
viele der Einzelgrundstücke sind
nicht in städtischem Eigentum.
„Entenbad-Ost“ gehört zum
größten Teil der Stadt. Bislang ist
es viereinhalb Hektar groß,
könnte jedoch auf bis zu acht
Hektar erweitert werden. Dort ist
aber auch ein Teich, dessen ökologischer Wert möglicherweise
hoch ist. Und eben das geplante
Gewerbegebiet.
Die offenen Fragen will die
Stadt nun klären. Voraussichtlich im Oktober wird der Kreistag über das Zentralklinikum,
das alle bisherigen Standorte an
einem Platz bündeln soll, entscheiden. Auf welchem Standort
es gebaut wird, soll dann im
Frühjahr beschlossen werden.
Die Stadt Lörrach möchte mit einem Favoriten in die Verhandlungen mit dem Landkreis gehen. Jörg Lutz ist optimistisch,
dass in Lörrach das Krankenhaus
gebaut wird, denn: „Es wird im
ganzen Landkreis keine perfekte
Fläche geben.“
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Die Woche vom 25. bis 30. Juli
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Sammeltonnen werfen – das
Pfand floss in den guten Zweck.
Einen Fall von Wochenendvandalismus meldet die Polizei aus
Todtnau: Im Bereich des HOHHÜSLI (Wasserhaus) rissen Unbekannte Bretter sowie massive
Holztische und- bänke aus ihren
Verankerungen. Zudem hinterließen sie zahlreiche geleerte,
teilweise zerbrochene Flaschen,
Lebensmittelverpackungen,
Plastikbecher und Zigarettenkippen zurück, die die Polizei auf
ein „Gelage“ schließen lassen.
Freitag
Mittwoch
Die Radtour pro Organspende
legt auf ihrer vierten Etappe von
Waldshut-Tiengen nach Lörrach
einen Stopp beim Universitätsspital Basel ein. Die rund 30 Fahrerinnen und Fahrer treiben
nach einer Organtransplantation wieder aktiv Sport. Mit ihrer
Tour wollen sie auf den Organmangel aufmerksam machen
und die Bereitschaft zur ORGANSPENDE stärken. Die Radtour wird zum zehnten Mal ausgetragen und führt heuer über
650 Kilometer von Kempten
nach Straßburg.
Das Universitätsspital Basel empfing die Teilnehmer der „Radtour pro
FOTO: ZVG
Organspende“ mit einer Zwischenverpflegung.
Immer munter auf weichem
Mulch im Kreis herum rennen,
das kann man auf der Lörracher
FINNENBAHN auf dem Salzert.
Wie die Stadt mitteilt, wurde die
von einem Unwetter arg mitgenommene Laufbahn wieder in
Stand gesetzt, die Einfassungen
repariert und der Belag erneuert.
Neue Schilder sollen schon bald
folgen.
Donnerstag
Rund 7 500 Euro spendeten die
Besucher
der
diesjährigen
Marktplatzkonzerte des Stimmen-Festivals für das UNICEFPROJEKT „Weltklasse“. Dies teilt
der Burghof mit. Mitmachen war
denkbar einfach: Getränk kaufen, austrinken und den Becher
in eine der beiden aufgestellten
Die Direktion des Euro-Airport
erinnert an die laufenden Bauarbeiten auf der A35 bei Rixheim,
durch die es bei dem aus
Deutschland und Frankreich
kommenden Verkehr Richtung
Flughafen bis 12. August zu BEEINTRÄCHTIGUNGEN kommen
kann. Autofahrern, die von Mulhouse, Colmar und Deutschland
über die A35 anreisen, sollten eine Verlängerung der Fahrzeit
von 25 Minuten einkalkulieren
und den Umleitungen folgen.
Acht südbadische Landräte –
darunter Marion Dammann –
schreiben an das Ministerium
für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz in Stuttgart und
setzen sich für eine pünktliche
Auszahlung der AGRARFÖRDERMITTEL ein. Diese sei durch
Probleme mit den Verwaltungsverfahren gefährdet. Und weil
die Landwirte ohnehin eine
schwierige Einkommenssituation haben, seien sie umso mehr
darauf angewiesen, dass ihr Geld
GTR/ZET
pünktlich kommt.
DIE DRITTE SEITE 3
Der Sonntag · 31. Juli 2016
Schattenkind im Niemandsland
Der Freiburger Clemens Maria Heymkind berichtet, wie er die GEWALT in einem katholischen Kinderheim überlebte
SIGRUN REHM
gibt es Rückschritte“, sagt Heymkind und lächelt, „die dürfen
auch sein. Heilung braucht Zeit.“
Im vergangenen Jahr, kurz bevor sein Buch erscheinen sollte,
stürzte er in seine schwerste Krise. „Ich wollte nicht mehr leben,
stand schon auf der Brücke.“
Doch das Erscheinen zweier Taucher hielt ihnvom letzten Schritt
zurück. Dann kam das Buch heraus: „Ab da ging es bergauf“, sagt
Heymkind, „die Veröffentlichung war unglaublich befreiend.“ Zusammen mit seinem
Sohn fuhr er erneut nach St. Niemandsland, um Schwester C. ein
Exemplar zu überreichen. „Und
da geschah das Unfassbare“, sagt
er über die Begegnung mit der
gebrochenen Greisin. „Sie reichte mir unter Tränen die Hand
und bat mich um Verzeihung.“
Danach, sagt er, „war Frieden“.
M
W
Selbstbild mit Maske und Gänseblümchen: So sieht Clemens Maria Heymkind die Verletzungen, die er erlitten hat, seine Trauerarbeit und die
FOTO: HEYMKIND/MARUHN
Hoffnung auf Heilung heute.
Norddeutschland, einmal im
Jahr zieht er sich in das Kloster
auf Sri Lanka zurück. Die Praxis
des achtsamen Selbstmitgefühls
helfe ihm, die nagenden Schuldgefühle und seinen beschädigten Selbstwert anzunehmen und
nach und nach zu verwandeln.
Die Ursache aller Gewalt sei ihm
inzwischen klar geworden: „Es
ist die Lieblosigkeit sich selbst
und seinen Mitmenschen gegenüber.“ Dank einer Psychotherapie beherrscht er inzwischen
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im Dezember 2004 erwischte
ihn auf Sri Lanka eine Vorwelle
des Tsunami. „Zwei Fischer haben mich aus dem Meer gezogen
und in ein Kloster im Dschungel
gebracht“, erzählt Clemens Maria Heymkind und zeigt die Narbe an seiner Wade. Durch die
Mönche, die ihn versorgten, kam
er zum Buddhismus. „Ich habe
erkannt, dass ich die Opferrolle
verlassen muss, um Autonomie
zu gewinnen und meine Wunden zu heilen“, sagt Heymkind.
Alle drei Monate besucht er nun
ein buddhistisches Retreat in
as er in dem zweistündigen Gespräch von
Schwester C. erfuhr,
will er in seinem zweiten Buch
beschreiben, an dem er gerade
arbeitet und dessen Thema die
Verarbeitung alles Erlebten sein
soll. Im September erwartet Sabine Frigge, Herausgeberin der
Rombach Biografien, das Manuskript, Ende des Jahres könnte
„Schattenkind, vergiss mein
nicht“ erscheinen. Die Honorare
für seine Bücher spendet Heymkind dem Pestalozzi-Kinderdorf,
2017 soll er dort die Festrede
zum 70-jährigen Bestehen halten. Mit Andreas Huckele, der als
Schüler der Odenwaldschule sexuelle Gewalt erlebte und dies
publik machte, plant er eine Veranstaltungsreihe unter dem Titel „Wechselspiele“. Und einmal
wolle er auf dem Katholikentag
auftreten: „Dann werde ich zum
ersten Mal öffentlich das Kapitel
über den Pädophilen lesen, der
mich missbraucht hat“, sagt er.
„Mir geht es um Aufklärung,
an Verurteilungen oder Seelenstriptease habe ich kein Interesse“, sagt Clemens Maria Heymkind. Er wolle, dass die Menschen
erfahren, was zwischen 1949 und
1975 rund 1,2 Millionen Heimkindern angetan wurde: „Ich
möchte, dass ihr Leid anerkannt
und geachtet und letztlich vielleicht sogar verstanden wird.“
KW31
I
100g
A
ls Clemens Maria Heymkind mit zwölf Jahren St.
Niemandslandverließ, galt
er als „schwer verhaltensgestört“,
streitsüchtig, nicht erziehbar.
„Ich war auf dem besten Weg, abzustürzen in Hass und Gewalt“,
sagt er beim Gespräch in seiner
Freiburger Wohnung. „Dass wir
uns heute hier unterhalten können, verdanke ich allein dem
Pestalozzi-Kinder- und Jugenddorf.“ Die anthroposophische
Einrichtung am Bodensee nennt
er „das Paradies“. Er berichtetvon
den strengen und gütigen Hauseltern, die ihn aufnahmen und
zu ihm hielten, auch wenn er log,
stahl, sich prügelte, ins Bett nässte. „Ich durfte Trompete lernen,
töpfern, Heileurythmie machen
und Theater spielen“, erinnert
sich der 50-Jährige. Doch die Vergangenheit erwies sich als mächtig: Beim Duft von Kernseife und
Weihrauch, in dunklen Gängen
oder beim Anblick eines Nonnenhabits plagten ihn Flashbacks mit Schweißausbrüchen,
Schwindel und Atemnot.
Nach dem Abschied vom Kinderdorf, an seinem 20. Geburtstag, unternahm er den ersten
Suizidversuch. Immer wieder
fiel er in tiefe Depression und
Angst, nahm Drogen, griff zur
Gewalt. „Es war eine heftige Zeit“,
sagt Heymkind. 1998, mit 32 Jah-
ren, wagte er sich in eine Klinik,
zur Therapie. „Dort gab es eine
Traumattherapeutin, die mich
motiviert hat, meine Erlebnisse
aufzuschreiben.“ Und er fasste
den Entschluss, seine Peinigerin,
Schwester C., aufzusuchen.
Diese Begegnung beschreibt
er im letzten Kapitel seines Buches „Verloren im Niemandsland“: „Die Spannung stieg.
Schwester C., heute werden wir
uns wiedersehen, dachte ich.
Und: Verdammt, wo bekomme
ich eine Knarre her, ich lege dich
um.“ Als die Nonne dann verunsichert vor ihm stand, sagte er:
„Erinnern Sie sich, Schwester C.,
dass Sie, wenn ich versuchte,
dem kalten Duschstrahl zu entkommen, mit dem Brausekopf
manchmal auf mich einschlugen, bis Blut floss?“ Zwar zeigte C.
keine Einsicht und suchte sich zu
rechtfertigen, doch er war erleichtert. „Jetzt war es draußen,
das Geschwür, das ich jahrelang
mit mir herumgetragen hatte“,
schreibt Heymkind. Als er das
Gebäude verließ, spürte er „unendliche Erleichterung und Genugtuung“, aber auch „tiefes Mitgefühl mit ihr“. In dem Moment
habe er begriffen, dass es nun an
ihm lag, „die geschlagenen Wunden zur Heilung zu bringen“, sagt
er. Als geeignetes Mittel erwies
sich das Schreiben. 16 Jahre lang,
oft unterbrochen durch lange
Phasen der Depression, arbeitete
er an seinen Erinnerungen. „Es
tat gut, die Stummheit abzulegen, es war eine Reinigung der
Seele.“
Und doch: „Bis ich 38 Jahre alt
war, war nicht klar, ob die Gewalt
mein Weg wird“, sagt Heymkind.
Er vergleicht sich mit einer Billardkugel, die immer wieder einen Anstoß von außen bekommt und dann die Richtung
wechselt. Mal war es ein Lehrer,
der ihn unterstützte, mal eine
Frau, in die er sich verliebte, mal
ein Unfall.
Portion
„eine nicht von dieser Welt stammende Erscheinung“ auf einem
der Ministrantenstühle sitzen
sah. Sie trug „das Gesicht eines
jungen Mannes“, eine „alles
durchdringende Kraft und bedingungslose Liebe“ gingen von
ihr aus, sie schien ihm „Schutzengel und Jesus zugleich“. Plötzlich wusste er: „Ich werde überleben.“ Und es gab Clara, die Zwillingsschwester, mit der er sich
tief verbunden fühlte, auch
wenn sie sich oft lange nicht sehen durften. „Das“, sagt Heymkind, „war meine Rettung.“
Portion
orgens beim Wecken
roch die Luft im Schlafsaal säuerlich nach Urin
und anderen Ausdünstungen.
„Aufstehn, los!“ Müde stiegen
die Kinder aus den Betten, reihten sich auf. Auch Clemens wartete, starr vor Angst, dann stand
Schwester C. vor ihm. „In Erfüllung des täglichen Rituals musste ich die Beine spreizen. Dann
griff sie mir mit ihren grobklotzigen Fingern in den Schritt“, berichtet er. Wenn die Schlafanzughose nass war, sah sie ihn „mit
fiesem Grinsen“ an. „Schwester
C. griff nach meinem Haarschopf und drehte mich so lange
im Kreis, bis ich auf den harten
Linoleumboden fiel.“ Dann
schrie sie: „Du Seichhund, du
dreckiger!“
Clemens Maria Heymkind war
vier Jahre alt, als er 1960 mit seiner Zwillingsschwester Clara in
das von Franziskanerinnen geführte bayerische Kinderheim
kam. Knapp acht Jahre lang erlebte er dort seelische und körperliche Grausamkeit, immer
wieder auch sexuelle Gewalt. Er
wurde misshandelt, als Bettnässer gedemütigt. Wie überlebt
man das, ohne psychisch schwer
krank zu werden oder selbst zum
Täter?
„Das werde ich oft gefragt“,
sagt Clemens Maria Heymkind.
Der Freiburger ist ein kraftvoller,
herzlicher Mann von 50 Jahren.
„Selbstliebe ist der Schlüssel“,
sagt er, „der Weg, der heilt, führt
nach innen.“ Der Name ist ein
Pseudonym, es steht für das Stigma des ausgestoßenen Kindes –
„das wird nie weggehen“ – und
für die Identität als Überlebender. Er hat ein Diplom als Finanzwirt, arbeitet seit 1993 in der
Steuerberatung, „das erdet mich
gut“, er hat zwei erwachsene Kinder, ist praktizierender Buddhist. Gäste begrüßt er mit vor
der Brust zusammengelegten
Handflächen. Wenn er öffentlich
aus seinen 2015 erschienen Erinnerungen „Verloren im Niemandsland“ liest, will er „einen
Heilraum schaffen“, wie er sagt.
Er lädt die Anwesenden zu einer
kurzen Meditation ein, lässt die
Klangschale tönen. Bei dem, was
dann kommt, schont er weder
die Zuhörer noch sich selbst.
In seinem Buch schildert Clemens Maria Heymkind „diese
unendliche Einsamkeit und Verzweiflung in mir, den abgrundtiefen Hass“, den Schwester C. in
ihn „hineinprügelt“. Er erzählt
von Selbstvorwürfen, Schuldgefühlen und Scham. Wie er in der
Nacht verzweifelt versuchte, die
durchnässte Bettwäsche zwischen seinen Handballen trocken zu reiben. Er berichtet vom
furchtbaren Vermissen der Täterin, dem qualvollen Wunsch, von
ihr berührt zu werden. Und er
zeigt, wie ein Opfer zum Täter
werden kann: „Meine Gedanken
schienen die Schädeldecke zu
durchstoßen, so gewalttätig waren sie.“ Er stellte sich vor,
Schwester C. die Haut in Fetzen
vom Gesicht zu reißen, und eines Tages nahm er tatsächlich
drei neugeborene Kätzchen und
schleuderte sie gegen die Wand.
„Ich begann zu spüren, wie eine
noch nie zuvor gefühlte Wärme
meinen Körper durchströmte. Es
war wie im Rausch“, schreibt er.
Doch Heymkind erlebte in St.
Niemandsland,wie er das bayerische Kinderheim nennt, auch
den eigenen Willen, sich nicht
brechen zu lassen. Hinzu kamen
spirituelle Erfahrungen, bei denen er etwa während der Morgenandacht in der Hauskapelle
4 AUS DER REGION
Der Sonntag · 31. Juli 2016
Schwierige Nachfolger-Suche
GESICHT DER WOCHE
WERNER SCHELKER, SONDERSCHULREKTOR
V
Lehren am Krankenbett
Der SPD-Bundestagsabgeordnete GERNOT ERLER wird nicht mehr kandidieren
ergangene Woche ging an Nun unterrichtete der 62-Jährider Erich-Kästner-Schule ge nicht nur seine angestammeine Ära zu Ende. Werner ten Fächer Mathematik und
Schelker (62), seit zehn Jahren
Technik, sondern „alles MögliRektor der Klinikschule, ging in che, zumindest mit Werkrealden Ruhestand.
schülern bis zur
Aber, das steht für
achten Klasse.“ Zuden engagierten
gleich koordinierte
Pädagogen bereits
er das zwölfköpfijetzt fest: „Ich werge Kollegium, das
de den Kontakt mit
vom Gymnasialder Schule weiterbis zum Sonderhin halten.“
schullehrer reicht.
Diese VerbundenDiese Bandbreite
heit kommt bei
ist notwendig, da
Werner Schelker
die bis zu 50 unterWerner Schelker
nicht von ungerichteten Schüler
FOTO: GRAMESPACHER zwischen sechs
fähr. Als Rektor leitete er die Geschiund 18 Jahre alt
cke des Kollegiums, als Lehrer
sind und unterschiedliche
saß er selbst bei vielen Kindern Schularten besuchen. Auch die
und Jugendlichen am Kranken- Krankheitsgeschichte ist imbett. Denn die vom Landkreis
mer anders, neben Diabetes
getragene Erich-Kästner-Schu- sind Knochen- und chronische
le, die ihren Sitz im Gebäude
Darmentzündungen Ursachen
des früheren Gesundheitsamdafür, dass junge Menschen
tes in der Humboldtstraße 14
längere Zeit im Krankenhaus
hat und eine Abteilung an der
verbringen müssen. Hinzu
Kinderklinik im St.-Elisabekommen Fälle von Leukämie,
thenkrankenhaus unterhält,
bei der die Patienten zwar nicht
unterscheidet sich von manch mehr im Krankenhaus liegen,
anderer Lehranstalt. „Wir unter- aber wegen eines geschwächten
richten Kinder und JugendliImmunsystems auch nicht das
che, die längere Zeit im KranHaus verlassen dürfen. „Da unkenhaus oder zu Hause verterrichtet man mit Mundbringen müssen, und möchten schutz und Gummihandschudafür sorgen, dass diese den
hen bei den Kindern zu Hause“,
schulischen Anschluss nicht
sagt Werner Schelker. Erfolgserverlieren“, umreißt Werner
lebnisse habe er dann gehabt,
Schelker das Konzept.
wenn er einem jungen MenVorher unterrichtete der Sonschen über eine Lebenskrise
derschullehrer seit 1978 an der hinweghelfen konnte. „Das hat
Helen-Keller-Schule in Maulüber manch Trauriges getrösburg Kinder mit geistiger Betet“, sagt Werner Schelker mit
hinderung. Da er dort acht Jah- Blick auf Todesfälle, die leider
re lang als Konrektor für zuletzt ebenfalls nicht ausblieben. Eine
100 Mitarbeiter zuständig war, ehrenamtliche Tätigkeit
wechselte er mit Beginn des
schließt Werner Schelker nicht
Schuljahres 2006/2007 an die aus, nun aber möchte er zuErich-Kästner-Schule, „weil ich nächst seinen Ruhestand geADRIAN STEINECK
etwas Kleineres gesucht habe.“ nießen.
Gernot Erler hat sich entschieden: Der 72-jährige
SPD-Bundestagsabgeordnete wird bei der Bundestagswahl 2017 in Freiburg
nicht mehr kandidieren.
Seine Partei verliert im Parlament nicht nur einen ihrer profiliertesten Außenpolitiker, sondern steht im
Wahlkreis vor einer großen
Herausforderung bei der
Nachfolgersuche.
TONI NACHBAR
Gernot Erler sagt, er habe sich
die Entscheidung nicht leicht gemacht. Die derzeit tiefen Zerwürfnisse zwischen dem Westen
und Russland hätten ihn fast
motiviert, noch eine Legislaturperiode dranzuhängen. Denn
nichts habe sein politisches Wirken während 30 Jahren im Bundestag mehr geprägt als das Bemühen um ein friedliches und
vertrauensvolles Verhältnis zwischen Deutschland und Europa
einerseits und der russischen
Großmacht andererseits. Aber:
„Ich kann mit 72 Jahren nicht garantieren, dass ich die Belastung
weiterer fünf Jahre im Bundestag noch ertrage. Deshalb habe
ich mich entschieden, nicht
noch einmal zu kandidieren und
Platz zu machen für einen Prozess der Erneuerung und Verjüngung, den die SPD braucht.“
Jeden Sonntag
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im Briefkasten.
Möglicher Erler-Nachfolger: der
Freiburger SPD-Kreisvorsitzende
FOTO: ZVG
Julien Bender.
Seit 30 Jahren für die SPD im Bundestag: Gernot Erler.
Die SPD-Kreisverbände in
Freiburg und Breisgau-Hochschwarzwald, die er in Berlin vertritt, stellt Erler nun vor eine große Bewährungsprobe: Sie müssen einen geeigneten Nachfolger
finden für einen Politiker, der einen enorm langen Schatten
wirft. Und dies in einer Zeit, in
der die SPD unter schlechten
Umfrageergebnissen leidet.
„Das ist ja fast ein Himmelfahrtskommando angesichts der
Ergebnisse bei der vergangenen
Landtagswahl“, sagt der südbadische DGB-Chef Jürgen Höfflin.
Gerüchten, er habe den Ehrgeiz,
in Erlers Fußstapfen zu treten,
widerspricht er energisch: „Meine Aufgabe beim DGB erfüllt
mich voll und ganz. Das kommt
nicht infrage.“ Höfflin hatte sich
2009 um die Bundestagskandidatur im Wahlkreis LörrachMüllheim beworben, er konnte
sich aber nicht durchsetzen.
Auch der Freiburger Sozialbürgermeister Ulrich von Kirchbach, den sich so mancher als Erler-Nachfolger vorstellen könnte, winkt ab: „Eine Karriere als
Bundespolitiker kann ich mir für
mich nicht vorstellen.“
Ein weiterer Kandidat für die
Erler-Nachfolge wäre der erst 31-
FOTO: DPA
jährige Freiburger SPD-Kreisvorsitzende Julien Bender. Der Akademiker – Bender hat Politikwissenschaft, Geschichte und Germanistik studiert – ist derzeit als
wissenschaftlicher Mitarbeiter
in Erlers Büro beschäftigt. Gegenüber dem Sonntag sagte er:
„Es ist irgendwo naheliegend,
dass auch ich ins Spiel gebracht
werde. Aber ich habe diesbezüglich noch keine Entscheidung gefällt.“
Somit will sich die SPD in den
beiden Kreisverbänden des
Wahlkreises Freiburg Zeit lassen,
einen aus ihrer Sicht geeigneten
Kandidaten zu finden. Bis Mitte
September können sich Anwärter melden, am 12. November
soll dann der Kandidat für die
Bundestagswahl gewählt und
nominiert werden.
Bei der Bundestagswahl 2013
errang etwas überraschend das
Freiburger Direktmandat der
CDU-Kandidat Matern von Marschall. Den Verlust des Direktmandats bezeichnete Erler als
die „bitterste Niederlage meiner
politischen Laufbahn“. Nun wird
spekuliert, dass Erlers Abschied
aus der Parlamentspolitik der
grünen Bundestagsabgeordneten Kerstin Andreae in die Kar-
ten spielen könnte und ihre
Chancen auf das Direktmandat
2017 erhöhe. Zu Erlers Ankündigung, nicht mehr zu kandidieren, schrieb sie in einer öffentlichen Erklärung: „Vor dem Hintergrund seiner engagierten Arbeit im Bundestag und der
persönlich stets hervorragenden
Zusammenarbeit bedauere ich
die Entscheidung meines Kollegen von ganzem Herzen.“
Der Politik will Erler aber erhalten bleiben – als Präsident der
Südosteuropa-Gesellschaft, als
Vorsitzender des Deutsch-Bulgarischen Forums sowie als Vorsitzender der Ost-West-Gesellschaft Südbaden.
Zudem versichert er, jeden
Kandidaten im Wahlkampf voll
zu unterstützen: „Ich habe jetzt
schon sehr viele Einladungen
aus dem ganzen Land. Denen
werde ich nachkommen, denn es
ist ganz wichtig, dass eine Stadt
wie Freiburg durch die SPD im
Bundestag vertreten wird.“
Derzeit haben die badenwürttembergischen Sozialdemokraten 20 Abgeordnete in
Berlin. Die schlechten Umfrageergebnisse verheißen ein hartes
Gerangel um die besten Plätze
auf der Landesliste.
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Millionen für unrentables AKW?
Schließungsvorbereitungen: EdF will Entschädigungen für FESSENHEIM bis 2041
Jean-Bernard Lévy, der Chef des
französischen Energieversorgers
EdF, hat seine Forderungen nach
Entschädigungszahlungen für
eine Schließung des AKW Fessenheim konkretisiert. Wie die
Elsässer Tageszeitung L’Alsace
am Freitag berichtete, habe Lévy
in der jüngsten Verwaltungsratsitzung vorgeschlagen, die vom
französischen Staat im Falle einer vorzeitigen Schließung geforderten Zahlungen in zwei
Tranchen zu teilen. Konkrete
Zahlen wurden dabei noch nicht
genannt. Beim ersten Teil solle es
sich jedoch um eine festgelegte
Summe für die anfallenden
Rückbaukosten handeln, eine
zweite Variable habe den Verdienstausfall bis 2041 zu berücksichtigen. Lévy geht bei dem 1977
in Betrieb gegangenen AKW damit von einer theoretischen
Laufzeit von 64 Jahren aus.
Laut einer entsprechenden
EdF-Pressemeldung hat sich
Lévy im Vorfeld einer Stellungnahme seines Zentralbetriebsrats zur Fessenheim-Schließung
Die Schließung von Fessenheim rückt offenbar näher.
geäußert, die dieser bis zum 14.
September abgeben soll. Während L’Alsace zusätzlich von Entschädigungsansprüchen deutscher und Schweizer Aktionäre
berichtet, ist in der Pressemeldung hiervon keine Rede. Der
EdF-Chef habe davon laut
L’Alsace jedoch in einer außerordentlichen Aktionärsversammlung am Dienstag gesprochen.
Sowohl auf deutscher Seite als
FOTO: AFP
auch unter Politikern im Südelsass war man dagegen zuletzt
von 2015 getroffenen internen
Absprachen unter anderem zwischen dem deutschen Energieversorger EnBW und EdF ausgegangen. Demnach verzichten die
Deutschen auf Entschädigungen. Sie verfügen ohnehin nicht
über Aktien, sondern nur über
Bezugsrechte. Im Gegenzug
müssen sie sich dann nicht an
den Rückbaukosten des AKW beteiligen.
Entschädigungszahlungen
von 80 bis 100 Millionen Euro
hatte die französische Umweltund Energieministerin Ségolène
Royal im Mai ins Spiel gebracht,
wogegen sich EdF verwehrt und
zwei bis drei Milliarden gefordert hatte.
Das Thema hat es unterdessen
auch in die große französische
Satirezeitung
Le canard enchaîné gebracht, die den Vizepräsidenten
des trinationalen
Atomschutzverbands Tras, Rudolf Rechsteiner, zitiert. Der Basler spricht darin von millionenschweren Kompensationszahlungen, die etwa die Bernische
Kraftwerke AG BKW seit 2012 an
EdF leiste, weil Atomstrom inzwischen teurer sei als der auf
dem allgemeinen Markt angebotene. Dass für ein Abschalten eines entsprechend unrentablen
Kraftwerks auch noch Entschädigung gezahlt werden solle,
nennt Rechsteiner einen Witz.
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6 AUS DER REGION
Der Sonntag · 31. Juli 2016
Den Rahmen füllen
GANZ PERSÖNLICH
ANKE DALLMANN, INITIATIVE BAHNHOF OHNE BARRIEREN
Den trägen Riesen bewegt
A
ls Rollstuhlfahrerin geAufzüge hatte die Bahn lange
hört sie zu den Leidtrabehauptet, Freiburgs Hauptgenden, als Sprecherin
bahnhof sei doch barrierefrei.
der Initiative „Bahnhof ohne
„Wenn man es sich vor Ort anBarrieren“ (BOB) steht Anke
schaut, sieht es dann doch anDallmann stellders aus“, sagt Anvertretend für alle
ke Dallmann.
Engagierten, die
Schon Anfang des
diese Woche einen
Jahres hatte die
großen FortBahn durchblischritt verkünden
cken lassen, dass
konnten: Die
es so wohl nicht
Deutsche Bahn
weitergehen könhat sich bereiterne. „Aber“, sagt Anklärt, den Freiburke Dallmann,
ger Hauptbahn„man glaubt so
hof endlich barwas ja erst, wenn
rierefrei zu maAnke Dallmann und Mit- man es schriftlich
chen – vor allem
hat.“
streiter haben die Bahn
durch den Bau
AG in jahrelanger Arbeit Dieser Erfolg habe
neuer, zugnah ge- zu Nachbesserungen am viele Mütter und
legener Aufzüge
Väter, sagt die 35Freiburger Hauptbahnan der nördlichen hof bewegt. FOTO: KUNZ Jährige. Schon vieder beiden Unterle Jahre vor Grünführungen zu den Bahnsteigen. dung der Initiative hatten InteAber auch den Ausbau von Leit- ressengruppen und auch die
streifen für Blinde hat die Bahn Stadt versucht, den trägen Riein Aussicht gestellt und Verbes- sen Bahn in Bewegung zu setserungen in der Beschilderung. zen. Dallmann, die für die FreiEine Ankündigung von Michael en Wähler im Freiburger GeGroh, Leiter des Regionalbüros meinderat sitzt, arbeitet selbst
Südwest der Bahn AG, liegt der seit 2011 am Thema. „Ich bin ja
Initiativevor. Den Ausschlag, da immer die Stadträtin mit Handicap, aber ich gehe auch breiist sich Anke Dallmann sicher,
hat eine von BOB veranstaltete tere Themen an“, sagt sie. „Und
Ortsbegehung gegeben, bei der dieses Thema geht echt jeden
der Bahnmanager sich die Ver- an.“ Auch wer Gepäck oder eihältnisse in der Praxis hatte an- nen Kinderwagen hat, kämpft
schauen können: Vor allem den mit Barrieren am Freiburger
weiten Weg von den BahnsteiHauptbahnhof. Für Anke Dallgen bis zu den winzigen Aufzü- mann werden solche Fragen
gen in der Stadtbahnbrücke,vor künftig zum Beruf: Von August
an ist sie offizielle Behindertendenen man Schlange stehen
beauftragte des Landkreises
muss – sofern die Anlagen
Breisgau-Hochschwarzwald. JKI
funktionieren. Wegen dieser
KURZ GEFASST
VERKEHR
Vollsperrung bei Maulburg
Wegen Sanierungsarbeiten wird die L 139 zwischen Maulburg
und Schopfheim inklusive Verkehrskreisel tagsüber voll gesperrt.
Eine Umleitung wird ausgeschildert. Der Abschluss der Arbeiten
ist für den 24. August geplant, heißt es aus dem Regierungspräsidium Freiburg.
DS
POLIZEI
Randale im Schnellrestaurant
Eskaliert ist am späten Donnerstagabend ein Streit in einem
Schnellrestaurant in Rheinfelden, meldet die Polizei. Wegen
einer angeblich fehlerhaften Essensauslieferung wurde ein
Gast gegenüber einem Mitarbeiter handgreiflich und bewarf
ihn mit Essensresten und einem vollen Getränkebecher. Der
Angestellte blieb unverletzt. Die Polizei ermittelt.
DS
NEUERÖFFNUNG
Nach erfolgter Übernahme des Ladengeschäfts
laden wir Sie herzlich am
Das BIOSPHÄRENGEBIET SÜDSCHWARZWALD will die Anerkennung durch die Unesco
Der Antrag, dass das Biosphärengebiet Südschwarzwald von der Unesco anerkannt wird, ist fertig und
wurde am Freitag feierlich
von vielen Menschen unterzeichnet. Auch inhaltlich
ist das Gebiet nun so aufgestellt, dass bald erste Projekte in Angriff genommen
werden können.
KATHRIN GANTER
Wer heimelige Schwarzwaldathmosphäre erwartet hat, wird enttäuscht. Vorbei an einem Bekleidungsoutlet und am Lastenaufzug geht es die einfache Treppe
hinauf, beim Schuhoutlet links
und noch ein Stockwerk höher.
Willkommen in der Geschäftsstelle des Biosphärengebiets
Südschwarzwald im Gebäude
der ehemaligen Firma Irisette in
Schönau im Schwarzwald, einem zweckmäßigen Industriebau an der B 317. „Das hat durchaus Symbolkraft für das, was wir
im Biosphärengebiet vorhaben“,
sagt die Freiburger Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer: Die
Bettwäscherfirma Irisette und
die Textilindustrie im Wiesental
seien lange Zeit auch ein wichtiges zweites Standbein für die
von der Landwirtschaft geprägte
Region gewesen. Und so solle
auch das Biosphärengebiet seinen Beitrag dazu leisten, die Region als attraktiven Lebens- und
Arbeitsort zu erhalten.
–
Entscheidung Ende
kommenden Jahres
–
Die Bürgermeister der 28 dem
63 000 Hektar großen Biosphärengebiet zugehörigen Gemeinden, die Vertreter der drei beteiligten Landkreise Lörrach, Waldshut und Breisgau-Hochschwarzwald, des Regierungspräsidiums, Umwelt- und Naturschutzminister Franz Untersteller (Grüne) sowie der neue Geschäftsführer des Biosphärengebiets, Walter Kemkes, sind zusammengekommen, um zu
unterschreiben und anschließend bei Schwarzwälder Kirschtorte zu feiern. Der Antrag, das
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Geschäftsführer Walter Kemkes und Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer unterzeichnen den Antrag auf
Anerkennung des Biosphärengebiets durch die Unesco.
FOTO: KATHRIN GANTER
sphärenreservat anzuerkennen,
ist fertig und kann nun eingereicht werden. Ob er Erfolg hat,
soll Ende 2017 entschieden sein.
Die Anerkennung durch die
Unesco wäre vor allem der Adelstitel für das Biosphärengebiet,
mit dem geworben werden kann.
Mit Leben gefüllt werden muss
es vor Ort, durch konkrete Aktionen und Projekte. Und auch dafür wurden mittlerweile die Voraussetzungen geschaffen: 140
Bürgerinnen, Bürger und Verbände haben sich auf einen Aufruf im Frühjahr gemeldet und
sich thematisch eingebracht. Innerhalb der fünf Themenbereiche hätten sich die meisten Teilnehmer für die Landnutzung interessiert, teilt das Regierungspräsidium mit, das von intensiven Diskussionen auch in den
Bereichen Naturschutz, Wirtschaft/Tourismus, Bildung für
nachhaltige Entwicklung und
Gesellschaft/Kultur berichtet.
Aus dieser Gruppe von Bürgern und Verbänden wurde der
Beirat gewählt, von dem wiederum aus jedem Themengebiet
ein Vertreter dem Lenkungsausschuss angehört. Dieser ist das
Entscheidungsorgan,
weitere
POLIZEI
Walter Kemkes, der zuvor sieben
Jahre lang Geschäftsführer des
Biosphärengebiets Bliesgau im
Saarland war, wird nun ein Team
bekommen. In der Geschäftsstelle sollen neben einer Verwaltungskraft und einer Assistenz
Fachleute für Naturschutz, für
Landnutzung, für Wirtschaft/
Tourismus/Regionalentwicklung/Vermarktung und für Bildung/Kultur/Gesellschaft/Soziales arbeiten. Kemkes selbst ist
gelernter Diplom-Forstwirt und
hat ergänzend Biologie studiert.
Geplant ist auch ein Besucherzentrum, das voraussichtlich in
Todtnau entstehen soll. Jährlich
kostet das Biosphärengebiet
660 000 Euro. In den ersten drei
Jahren wird es komplett vom
Land finanziert, danach tragen
die Kommunen 30 Prozent der
Kosten bei.
„Die Grundlagen sind gelegt,
der Rahmen ist da – jetzt muss er
gefüllt werden“, so Bärbel Schäfer
am Freitag. Nun könne eine einzigartige Modellregion mit
Mehrwert entstehen, sagt Minister Untersteller. Das Land will
noch einen weiteren Beitrag leisten und einige Staatswaldflächen in die Kernzone mit einbringen, damit diese besser verbunden wird und dadurch einen
höheren Naturschutzwert bekommt. Die Kernzone als unbewirtschaftete Naturschutzfläche
macht gut drei Prozent des Biosphärengebiets aus. Mit dem Alleinstellungsmerkmal der Allmendweiden habe das Biosphärengebiet Südschwarzwald eine
Kulturlandschaft, die es wert sei,
erhalten und gepflegt zu werden.
Die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesumweltministerium, Rita SchwarzelührSutter (SPD) aus Waldshut, fordert die Menschen zur aktiven
Mitarbeit auf. Es sei wichtig, dass
vor allem die, die in der Region
leben, hinter dem Biosphärengebiet stehen. Und sie verspricht
Unterstützung aus dem Bundesprogramm für biologische Vielfalt.
STRASSEN
GERMANEN
Mitglieder sind die Regierungspräsidentin,
Vertreter
des
Landes, der Kreise und der Kommunen. Beide Gremien sollen
sich im Herbst konstituieren
und die Arbeit aufnehmen.
–
Geschäftsführer
mit Erfahrung
–
Angriff mit
Vollsperrung
dem Messer in Efringen
Wo die wilden
Kerle feiern
Bereits in der Nacht zum Samstag ist in der Innenstadt ein
Mann mit einem Messer niedergestochen und schwer verletzt
worden. Der genaue Ablauf ist
noch unklar. Laut Polizei stritten
sich kurz vor 1.30 Uhr vor der
Hochhauspassage am Marktplatz zwei Männer. Ein 18-Jähriger mischte sich ein und wurde
niedergestochen. Der Flüchtende konnte gestellt und vorläufig
festgenommen werden. Die Polizei sucht dringend Zeugen und
einen Mann namens Frank, der
sich mit dem Täter gestritten haben soll: 07621/176-0.
DS
Wenn sich bei Sommerhitze
kräftige Kerle in Tierfelle hüllen
und aus Leibeskräften brüllen,
sind schon wieder zwei Jahre
vorbei und das Germanenfest in
Mambach tobt. Von Freitag, 5.,
bis Sonntag, 7. August, geht es
wieder um wilde Bräuche, urigen
Sport, aber auch um altes Handwerk, Spanferkel vom Grill, Tänze ums Lagerfeuer und einen
Mordsspaß für Klein und Groß.
Samstagabend steht der große
Germanendreikampf an, Sonntag ist dann ab 11 Uhr der ganz
große Tag für alle. Mehr unter
www.germane-mambach.de DS
Ab Montag, 8. August, wird die
Landesstraße 137 in EfringenKirchen saniert. Vom 8. bis 14.
und vom 22. bis 23. August ist die
Ortsdurchfahrt halbseitig gesperrt, vom 15. bis 21. August sogar komplett. Die Umleitung
während der Vollsperrung erfolgt von Istein kommend über
die Bahnhofstraße / K 6323. Diese ist die erste Ortseinfahrt in
nördlicher Richtung. Über diese
Kreisstraße gelangt man wieder
auf die B 3. Von Welmlingen aus
geht es von der B 3 nach der Bezirkskellerei
Markgräflerland
über die Bahnhofstraße.
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kein Kavaliersdelikt. Die unerfreulichen Folgen zeigte
das Kammergericht Berlin
(Az.: 6 U 194/12) einem PkwHalter auf. Der hatte gegenüber seinem Kfz-Versicherer
bezüglich seines gestohlenen
Autos einen niedrigeren Kilometerstand – konkret eine
Laufleistung von 33 000 km –
angegeben. Das war allerdings der Tachostand gut ein
Jahr zuvor, zudem fuhr er
monatlich 1000 bis 1500 Kilometer.
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Rheinfelden. Das Internationale Straßentheaterfestival
„Brückensensationen“ findet
von Freitag, 19. bis Sonntag,
21. August, statt. Gruppen
aus ganz Europa sorgen für
Staunen und Heiterkeit. Akrobatik mit Comedy gemischt, sensationelle Artistik
sowie Romantisches bestimmen das Programm. Schwerpunkt des Festivals ist wieder
das Inseli, die Rheinbrücke
sowie Platz und Park rund
um das Haus Salmegg. Weitere Informationen gibt’s
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Die Sparkasse Rheinfelden
unterstützt das Fest, zu dem
der Eintritt frei ist.
Lörrach. Das Lörracher Dreiländermuseum und die Wirtschaftsförderung präsentieren die erste umfassende
Sonderausstellung zur Industriegeschichte des Dreilandes. Die Ausstellung hat
bereits begonnen und wird
bis 27. November gezeigt. Beleuchtet werden 250 Jahre industrieller Entwicklung und
Innovation. Die Ausstellung
beleuchtet auch die Erfolgsfaktoren und Herausforderungen, denen sich die lokalen Unternehmen heute im
globalen Umfeld stellen müssen. Die Sparkasse LörrachRheinfelden unterstützt die
Ausstellung.
Rheinfelden. Mit einem vielfältigen Programm wartet das
49. Rheinfelder Trottoirfest
vom 26. bis 28. August auf. Es
findet auf der Alten Landund Güterstraße statt. Geboten wird Live Musik auf zwei
Bühnen. Die Eröffnung ist
am Freitag, 26. August. Die
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Die evangelische Kantorei Rheinfelden führte
das zweistündige Oratorium „Elias“ von Mendelssohn-Bartholdy auf. Zur Deckung der hohen
Kosten profitiert die Kantorei jetzt von der Mitarbeiterspendenaktion der Sparkasse LörrachRheinfelden. Petra Hentschel-Brugger, Mitarbeiterin der Sparkasse und in der Kantorei aktiv,
übergab den Spenden-Scheck kürzlich nach
einem Konzert in der Christuskirche. In der Kantorei Rheinfelden sind 40 Sänger aktiv. Für ihren
Dienst und die Pflege der Chormusik erhielt der
Chor anlässlich seines 100-jährigen Bestehens
im Jubiläumsjahr 2000/01 die Zelter-Plakette
durch den Bundespräsidenten.
Die eigenen vier Wände sind
etwas Besonderes. Wir richten uns ein, machen es uns
gemütlich und schaffen so
unser persönliches Zuhause.
Aber was ist, wenn Ihr
Wohnzimmer plötzlich im
Wasser steht – ein unwahrscheinlicher Fall? Leider
nein, denn mit dem Klimawandel kommt es immer öfter zu extremen Wetterlagen,
wie die zuletzt außergewöhnlichen Regenfälle beweisen.
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vor finanziellen Problemen.
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Wieviel Geld genau in der
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steckt, wird oft erst im Schadensfall deutlich.
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Elemtarschäden fehlt jedoch
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Ihr Eigentum gegen finanzielle Folgen von Elementarschäden schützen – am besten
noch vor dem nächsten Unwetter. Mit einer Hausratversicherung der SV inklusive
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Neuwert ab. Das heißt: Im
Schadensfall kaufen Sie sich
alles neu und wir bezahlen.
8 AUS DER REGION
Der Sonntag · 31. Juli 2016
Baden in Trinkwasser
Sahnetorte vor
dem Examen
Vor 100 Jahren promovierte EDITH STEIN in Freiburg
Vor hundert Jahren promovierte
an der Freiburger Universität im
Fach Philosophie die Jüdin Edith
Stein. An dieses Ereignis sowie
an die von den Nazis ermordete
und von der katholischen Kirche
1998 heilig gesprochene Ordensfrau erinnert am Mittwoch die
Waldhof-Akademie.
Freiburg, 3. August 1916: Das
damalige Café Birlinger betreten
am Nachmittag zwei Frauen. Sie
bestellen Eiskaffee und Sahnetorte. Einer der beiden Gäste ist
die 24-jährige Edith Stein aus
Breslau. Einige Stunden später
ist die junge Jüdin Doktorin der
Philosophie summa cum laude.
Mit einer Arbeit über das Einfühlungsvermögen hat sie beim berühmten Professor Edmund
Husserl promoviert. Vier Mal
versucht sie danach vergeblich,
sich zu habilitieren – auch in
Freiburg. Doch für weibliche Professoren ist Deutschland damals
hochschulpolitisch noch nicht
reif.
Die Freiburger Waldhof-Akademie ist nun auf eine sympathische Idee gekommen, um der
Promotion Edith Steins an der
Albert-Ludwigs-Universität zu
gedenken. Sie lädt am Mittwoch,
3. August, 16 Uhr, ins Café Birlinger zu Sahnetorte und Eiskaffee,
die Freiburger Kulturjournalistin Renate Braunschweig-Ullmann wird dabei über die Frau
referieren, deren Lebensweg
zwei Mal nach Freiburg führte
und die Papst Johannes Paul II.
1998 heilig gesprochen hat. Nach
ihrer Hinwendung zum Katholizismus nach 1922 hielt sie sich
zwischenzeitlich (1932) im Kloster St. Lioba in Günterstal auf.
Als Opfer des Nationalsozialismus – Edith Stein starb am 9. August 1942 in Auschwitz – ist die
Philosophin und Ordensfrau im
kollektiven Gedächtnis der
Deutschen geblieben. Die Tochter eines Holzhändlers aus Breslau hatte lange von einer wissenschaftlichen Karriere im Dienste
der Philosophie geträumt, ehe
sie Zuflucht im Christentum
suchte. Nach ihrem exzellenten
Abitur in ihrer Heimatstadt stu-
dierte sie in Breslau und Göttingen gleich vier Fächer: Psychologie, Geschichte, Germanistik
und Philosophie.
Nach Freiburg kam Edith Stein
ihrem Lehrer Husserl folgend.
Doch über eine Assistentenstelle
schaffte sie es in der universitären Hierarchie nie hinaus. Ihre
Habilitationsschrift zur Ontologie wurde erst posthum unter
dem Titel „Endliches und ewiges
Sein“ 1950 veröffentlicht.
Dem
orthodox-jüdischen
Glauben ihres Elternhauses bereits als Schülerin kritisch gegenüberstehend erlag Edith
Stein dem religiösen Faszinosum erst als reife Frau. Die Lektüre der Schriften der großen katholischen Mystikerin Teresa
von Avila brachte sie dem Christentum allmählich näher: 1922
ließ sie sich taufen, 1933 trat sie
in Köln dem Orden der Unbeschuhten Karmelitinnen bei. Ein
Schutz vor den Nazis war dies
ebenso wenig wie die Flucht in
ein niederländisches Kloster. Im
August 1942 wurde sie verhaftet
und wenige Tage später vergast.
TONI NACHBAR
> GEDENKVERANSTALTUNG für
Edith Stein im Café Birlinger, Hansjakobstraße 102, Freiburg, am 3.
August, 16 Uhr, Teilnehmerzahl ist
auf 25 Besucher beschränkt
Expertin der Empathie: Edith
FOTO: ZVG
Stein.
WIESE, WASSER, EIS AM STIEL (3)
Das Naturfreibad in Sankt Märgen ist erfrischend Kühl
Mit seinem Naturfreibad
besitzt Sankt Märgen im
Schwarzwald eine besonders idyllisch gelegene
Badestelle. Wenn unten in
der Rheinebene die Temperaturen die 30-Grad-Marke überschreiten, ist es hier
oben immer noch angenehm.
STEPHAN ELSEMANN
Schon die Anfahrt nach Sankt
Märgen auf der Höhenstraße
über Sankt Peter ist ein Genuss.
Im Bad oberhalb des Ortes, auf
grünen Wiesen mit reichlich
schattenspendenden Bäumen,
kann man die schöne Sicht auf
den Feldberg genießen und sich
zwischendurch aus dem Kiosk
mit selbstgebackenem Apfelkuchen verwöhnen. Meistens ist es
sehr ruhig hier, doch wegen der
Höhenlage und der guten Erreichbarkeit wurde das Sankt
Märgener Bad in den letzten Jahren mehr und mehr von Freiburgern als Ausflugsziel entdeckt.
Vor allem das frische saubere
Badewasser in Trinkwassergüte
ist eine Attraktion.
Der ehemalige Klosterweiher
in Sankt Märgen wurde immer
schon als Löschteich genutzt,
das ist auch heute noch so. Als
Verbindung zum Kloster diente
seit jeher eine Wasserleitung, ein
unterirdischer Kanal, der im
Brandfall genutzt werden kann.
Er führt vom See hinunter bis
zum Rathaus. Dort kann die Feuerwehr, falls es brennt, Löschwasser direkt aus dem See zapfen. Als Badesee wurde der Weiher ebenfalls schon seit langem
genutzt. Erste Einrichtungen wie
Kiosk und Umkleidekabinen
sind auf Fotos aus der Nachkriegszeit festgehalten.
Das wird Wasser permanent
ausgetauscht und behält so seine Qualität. Vier oder fünf Quellen versorgen den See, eine davon ist sichtbar, sie bezieht ihr
Wasser vom Überlauf des Trinkwasserbehälters weiter oben an
der Rankmühle. Das Wasser
Vier oder fünf Quellen versorgen das Naturfreibad in Sankt Märgen mit frischem Wasser. Aus diesem Grund
FOTO: SEL
ist das Badwasser hier herrlich kühl.
sprudelt, unberührt von manchmal tropischen Sommertemperaturen, mit zwölf Grad in den
See, was die Wassertemperaturen stets auf erfrischendem Niveau hält. Kleine Holzschildchen
am Eingang zeigen dem Badegast, was zu erwarten ist. Selten
steigt die Temperatur einmal
über 20 Grad.
Wer will, kann seine persönliche Kälteresistenz testen: Den
Blick fest auf die Quelle gerichtet, steigt man gegenüber am
Kiosk bei vergleichsweise kuscheligen 20 Grad ins Badewasser ein und schwimmt dann auf
die Quelle zu. Das Wasser wird
immer frischer, nahe der Quelle
hat es dann nur noch 16 bis 17
Grad. Im Grunde ist es am Besten, wenn die Temperaturen unter 20 Grad bleiben, denn steigende Temperaturen in natürlichen Gewässern haben unerwünschte Nebenwirkungen. In
Sankt Märgen hat man mit Zerkarien zwar keine Probleme –
hier sind es Algen, deren Wachstum leicht aus dem Ruder läuft.
Als diese Woche ein Mann mit
grün eingefärbtem Bart aus dem
Wasser stieg, war die Zeit für
Wolfgang Brenneisen gekommen, etwas zu unternehmen.
Der pensionierte Geschichtslehrer beaufsichtigt seit zwei Jahren
den Badebetrieb in Sankt Mär-
gen und geht in seiner neuen
Aufgabe auf. Als habe er den Pausenhof nie verlassen, hat er alles
und jeden hier im Blick. Völlig
klar, dass ein paar Algen bei ihm
keine Chance haben werden.
FAKTEN
Naturfreibad
Sankt Märgen
chen, sowie Erdbeerkuchen
oder Zwetschgenkuchen. Wienerle kosten 2,50 Euro, Sprudel
Am Sportplatz an der Ortsaus- oder Limo 2 Euro. Einen Kaffee
fahrt in Richtung Titisee-Neu- bekommt man für 1,70 Euro,
stadt (das Bad hat keine Postein Pils für 2,20 Euro.
adresse und kein Telefon), Tou- Sonne und Schatten: Viele
risten-Information Sankt-Mär- Bäume gewähren natürlichen
gen Telefon
Schatten. Gegen Ende der Ba0 76 52/12 06 83 90.
desaison gibt es nur noch weBadesaison: Mitte Juni – Annig Sonne auf den Wiesen.
fang September
Besonderheiten: Auf über 900
Öffnungszeiten: 9 – 18 Uhr,
Meter Höhe gelegen, Uferbebei Badewetter
reich mit flachem Wasser für
Eintrittspreise: Erwachsene
Kinder, Beachvolleyballfeld,
2,50 Euro, Kinder 1 Euro, FaParkgelegenheiten am Sportmilienkarte 5 Euro
platz auf der Landstraße geKiosk: Das Angebot punktet
genüber. Das Bad erreicht man
mit selbstgemachten Kuchen
von dort durch einen Fußgänfür 2,20 Euro, darunter einem gertunnel unter der LandstraSEL
weithin gerühmten Apfelkuße.
Neustart nach drei Jahren
Die schwul-lesbische Gruppe RAINBOW STARS möchte für sexuelle Minderheiten da sein
Die Jugendgruppe Rainbow
Stars machte sich viele Jahre für
Homosexuelle in der Region
stark und sorgte dafür, dass in
Lörrach Umzüge anlässlich des
Christopher Street Days (CSD)
abgehalten wurden. Dann war einige Jahre Funkstille. Nun soll
die Initiative neu belebt werden.
„In Zeiten eines zunehmenden Erstarkens von homophoben Parteien wie der AfD und
Ereignissen wie dem Attentat
auf einen Schwulenclub in Orlando möchten wir ein Zeichen
setzen“, sagt Jonny Schuler. Er
war früher Stellvertreter der Vorsitzenden Sonja Summ und ist
gemeinsam mit ihr maßgeblich
daran beteiligt, dass die Rainbow
Stars nun wieder aktiver werden
möchten.
Dafür schlossen sich die beiden mit Mitgliedern der aufgelösten schwul-lesbischen Jugendgruppe Young Stars Hochrhein aus Bad Säckingen zusammen; firmieren wird die
Initiative als Rainbow Stars Baden. „Derzeit sind wir fünf Aktivisten, aber wir hoffen, dass
noch viele dazukommen“, sagt
Jonny Schuler. Mit den Verantwortlichen beim Nellie Nashorn,
wo die Rainbow Stars früher ihr
Domizil hatten, stehe man bereits in Verhandlungen und hoffe, in dem soziokulturellen Zentrum wieder Räume beziehen zu
können und einen Anlaufpunkt
für junge Menschen zu schaffen,
die mit ihrer sexuellen Identität
hadern oder sich informieren
möchten.
Mit monatlichen Treffen soll
zunächst erkundet werden, wie
groß das Interesse und der
Bedarf in Lörrach überhaupt
sind. Auch in
der Flüchtlingsarbeit möchte
die Gruppe aktiv werden und
Immigranten
bei ihrem Coming-out unterstützen.
Jonny Schuler selbst gehört
den im Jahr 2000 gegründeten
Rainbow Stars seit 2006 an und
erlebte damit „die aktivsten Jahre“ der Gruppe mit, wie er sich
erinnert. So richteten die Aktivisten 2007 den ersten, vier
Stände umfassenden schwullesbischen Markt in Lörrach aus.
Bei der zweiten Auflage im Jahr
2010 zurück, 2012 stellte auch
Jonny Schuler, der für die Öffentlichkeitsarbeit der Gruppe zuständig war, aufgrund eines Umzugs nach Freiburg sein Amt zur
Verfügung.
Zwar wurden die jährlichen
CSD-Paraden noch abgehalten,
auch beteiligten sich die Rainbow Stars seit 2009 als erste südbadische Schwulenvereinigung
an der Fasnacht in Lörrach. Aber
2013 wurde dennoch beschlossen, den Verein nicht offiziell
aufzulösen, aber doch ruhen zu
lassen.
„Wir hatten viel erreicht, und
der Bedarf an Aufklärung und Information schien zu dieser Zeit
Mit den Rainbow Stars Baden möchte Jonny Schuler die Interessen von Schwulen, Lesben, nicht mehr so groß zu sein“, legt
FOTOS: ZVG/DPA Jonny Schuler die Gründe für
Bi-, Trans- und Intersexuellen wieder in den Fokus rücken.
diesen Schritt dar. Nun aber soll
darauf waren milia durch Lörrach zog. Im fol- Lörrach nicht gegeben“, freut der selbst auferlegte Dornrösbereits 14 Infostände vor Ort, ne- genden Jahr trat mit dem Traves- sich Schuler.
chenschlaf ein Ende haben.
ADRIAN STEINECK
ben Schwulenverbänden aus tiekünstler Lilo Wanders ein Star
Etwa 800 Schwule und Lesben
Freiburg und Konstanz schaute der Schwulen- und Lesbenszene aus Baden-Württemberg feierdas Dr.-Sommer-Team der Ju- auf. Der frühere Moderator der ten den CSD, mit dem an den > RAINBOW STARS Baden, Feier
gendzeitschrift Bravovorbei und Vox-Sendung „Wa(h)re Liebe“ Aufstand sexueller Minderhei- für alle Interessierten am Samstag,
klärte vor Ort auf.
(1994 bis 2004) war zwar bereits ten gegen die Polizeiwillkür in 6. August, 16 Uhr im DreiländerWeitere Erfolge feierten die im Burghof aufgetreten. „Aber der Christopher Street im New museum, Basler Straße 140, in LörRainbow Stars mit dem ersten Wanders hautnah zu erleben, Yorker Stadtteil Greenwich Vil- rach. Weitere Informationen gibt
Christopher Street Day Südwest, sich mit ihr zu unterhalten und lage erinnert wird. In den Folge- es im Internet unter www.rainder 2009 mit zwei Lastwagen sich ein Autogramm holen zu jahren gab es Umbrüche. Die bowstarsbaden.de und per E-Mail:
und dem Lovemobil von Pro Fa- können, das hatte es zuvor in Vorsitzende Sonja Summ trat [email protected].
AUS DER REGION 9
Der Sonntag · 31. Juli 2016
„Denen auf die Füße stehen“
In Weil am Rhein regt sich WIDERSTAND gegen eine geplante rechtsextreme Großdemo
Eine Demonstration mit bis
zu 1 000 Teilnehmern plant
eine im rechtsextremen
Milieu aktive Gruppe aus
Weil am Rhein. Dagegen
formiert sich eine zivile Gegeninitiative. Die Abgeordneten der Region bekundeten jüngst unisono ihre
Solidarität mit Friedlingen.
Der Sonntag hat sie gefragt,
was das konkret heißen soll.
KATHRIN GANTER
DIE DEMONSTRATION
Die rechtsextreme Gruppe aus
Weil am Rhein und Umgebung,
die vor allem dadurch von sich
reden machte, dass sie eine Familie über mehrere Wochen hinweg belagerte, will am 24. September eine große Demo abhalten – ausgerechnet auf dem Hüninger Platz in Friedlingen, vor
dem Haus der Familie. Man rechne mit 500 bis 1 000 Teilnehmern, kündigte Andreas Weigand, Vorsitzender des Kreisverbandes der Partei Die Rechte, gegenüber der Badischen Zeitung
an. Weigand, der selbst im Elsass
lebt, rührt auch die Werbetrommel in Frankreich. Zudem habe
man tausende russische Flyer
drucken lassen. Auf der Facebook-Veranstaltungsseite haben
bis gestern 51 Leute zugesagt.
Um was es geht? Das Übliche:
Angst vor Überfremdung, Kulturverlust und die Verdummung
durch die Mainstream-Medien.
Ob die Weiler überhaupt zu ihrer
eigenen Demo dürfen, ist fraglich: Gegen acht Personen verhängte das Amtsgericht ein Annäherungsverbot. Sie müssen
sich mindestens 150 Meter von
der Wohnung der Familie fernhalten, dürfen dadurch den Hüninger Platz nicht betreten. Ob
ihr Einspruch dagegen Erfolg
hat, ist noch nicht entschieden.
Der Hüninger Platz ist offenbar der Lieblingsplatz der Rechtsextremen in Weil am Rhein. Am 24. September
FOTO: HERBERT FREY
wollen sie sich dort mit angeblich 500 bis 1 000 Gleichgesinnten treffen.
Württemberg unterstützt Weil
am Rhein dabei, eine Strategie zu
erarbeiten. „In ein Gegenbündnis müssen möglichst verschiedene Akteure mit eingebunden
werden“, sagt Günter Bressau
vom Demokratiezentrum. Es
gehe darum, ein geschlossenes
Bild der demokratischen Gesellschaft zu erzeugen. Die Linke, die
im Herbst mehrfach eigene
Kundgebungen gegen Pegida angemeldet hatte, sieht das genauso: „Die Gegendemonstranten
dürfen nicht zum Teil des Problems gemacht werden, andernfalls überlässt man den Rechtspopulisten und Menschenfeinden das Feld. Wir brauchen dringend ein breites überparteiliches Bündnis von der CDU bis
zur Linken, von Vereinen bis zur
Kirche. Es muss klar werden, dass
die gesamte Gesellschaft diese
menschenfeindliche Gesinnung
ablehnt“, sagt Kreisgeschäftsführer Tom Grein. Und zwar nicht
mit einem bunten Fest irgendwo: Die Rechten müssten dort
gestellt werden, wo sie aufmarschieren wollen. Die Auseinandersetzung mit dem Thema dürfe auch nach dem 24. September
nicht enden, sagt Günter Bressau. Beispielsweise eine bessere
Qualifizierung – etwa im Bereich
der Jugendarbeit – und kommunale Anlaufstellen könnten helfen, Prävention gegen Rechtsextremismus zu einem Dauerthema zu machen.
DIE BEHÖRDEN
Dass der Anmelder der Demo
nach jetzigem Stand den Platz
nicht betreten darf, reiche nicht
aus, um die Demo zu verbieten,
erklärt die Weiler Hauptamtsleiterin Annette Huber. Die Demonstration ganz zu verhindern, sei rechtlich sehr schwer;
sie wurde ordnungsgemäß angemeldet. Allerdings prüfe die
Stadt den Ablauf, welche Auflagen gemacht werden könnten,
und steht in engem Kontakt zur
ARMIN SCHUSTER (CDU)
Polizei.
„Jeder Weiler muss jetzt mal zum
DAS GEGENBÜNDNIS
Friedlinger werden“, sagt der
Es gebe Ideen, wie man sich mit Bundestagsabgeordnete Armin
einer Aktion für Vielfalt und To- Schuster (CDU). Er verteidigt
leranz positionieren könne, sagt Friedlingen, das durch hohe KriVolker Hentschel vom Stadtteil- minalität und als Kernzone der
verein Friedlingen. Konkret be- rechtsextremen Umtriebe in der
schlossen sei aber noch nichts. Diskussion steht, als besonderen
Das Demokratiezentrum Baden- Stadtteil, in dem vieles schon
lange gut laufe, und lobt die Sicherheitsinitiative von Stadt
und Polizei. Diese wolle er mit
Unterstützung des Landes ausbauen: „Gegebenenfalls mit einem eigenen Polizeiposten, der
im Idealfall trinational sein sollte.“ Zwar sei laut Schuster die hohe Stimmenzahl für die NPD
und die AfD bei den jüngsten
Wahlen eher ein Zeichen des Protests. Rechtsextremismus dürfe
jedoch nicht toleriert werden:
„Man muss denen ständig auf
die Füße stehen.“ Bei der Demo
am 24. September jedoch nicht:
Für eine Gegenkundgebung solle bewusst ein anderer Termin
gewählt werden, auch um „potenziell unerfahrene Veranstaltungsteilnehmer“ zu motivieren. Und den Rechten die Stadt
überlassen? „Die Polizei wird da
sein“, sagt Schuster. Die Bürger
sollten sie mit Missachtung strafen und geschlossen die Rollläden herunterlassen. „Denn eigentlich warten die nur darauf,
dass was abgeht.“
JOSHA FREY (GRÜNE)
„Kandern hat gezeigt, wie es
geht“, sagt Josha Frey mit Blick
auf den 24 September. Dort hat
die Gesellschaft im Januar der
Pegida zweimal eindrucksvoll
klargemacht, dass sie nicht erwünscht ist. Es müsse ein breites
Bündnis geben, dem sich die Parteien – von den Linken bis zur
CDU – anschließen sollten: „Unser Kreisverband hat eine hohe
Bereitschaft mitzumachen“, sagt
Frey für die Grünen. Als kritischen Punkt sehe er jedoch, dass
es zur Gewalt zwischen rechten
Demonstranten und linksautonomen Gegendemonstranten
kommen könnte. Das müsseverhindert werden. Wie bewertet er
die rechtsextremen Tendenzen
in Weil? „Die Stadt hat durch das
NPD-Mandat im Gemeinderat
einen Warnschuss bekommen.“
Rechtes Potenzial sei da, die aktuellen Geschehnisse „nur die
Spitze des Eisbergs“. Unter den
24,4 Prozent der Wähler, die bei
der Landtagswahl in Friedlingen
die AfD gewählt haben, sieht
Frey viele Unzufriedene, die
man abholen müsse. Gegenüber
den Rechten gelte es, Gesicht zu
zeigen und offen zu bekennen,
wo man stehe: „Stadt und Zivilgesellschaft müssen klar aufzeigen, wo die Grenzen sind.“
Handgefertigtes
wertschätzen
Kunsthandwerkliches bei ART FOR US in Eimeldingen
Die Mieze aus Stoff, die neben
dem Eingang sitzt, fühlt sich
beim Hochheben ganz schön
schwer an. Sie hat jede Menge Vogelsand im Bauch, womit man
sie als Türstopper verwenden
kann. „Meine beiden echten Katzen haben Ladenverbot“, erklärt
Nicole Staub lachend. Sie betreibt in Eimeldingen ein kleines
Geschäft für Geschenke und
Kunsthandwerk.
Von Silberschmuck über Textil- und Papierkunst bis zum Upcycling: Wer bei dem vielfältigen
Angebot Zeit für seine Entscheidung braucht, nimmt Platz auf
einem der Polsterstühle. Gern
setzt sich die Inhaberin dazu.
„Ich bin oft auf Kunsthandwerkermärkten unterwegs und
knüpfe dort Kontakte“ erzählt
sie. Zudem lebt sie ihre eigene
Kreativität mit der Erstellung
von Collagen und Acrylmalerei
aus. Die Idee, ihr Hobby mit dem
Beruf zu verbinden, habe sie
schon immer gehabt, meint die
studierte Betriebswirtin. Im vergangenen Herbst eröffnete sie
„Art for us“ im Erdgeschoss ihres
Wohnhauses.
„Kunst für uns“ steht einerseits für die Kunstschaffenden,
die ihre Produkte – im Gegensatz
zu gelegentlich stattfindenden
Kunsthandwerkermärkten – hier
an einem festen Ort anbieten
können. Zugleich sollen Kunden
angesprochen
werden,
die
Handgefertigtes wertschätzen.
„In den 50er Jahren war das eine Schuhmacherwerkstatt“, weiß
Staub, „baulich haben wir nichts
verändert.“ Die Wände sind weiß
gestrichen, ebenso die Regale.
Auf ihnen blühen bunte Filzblumen. Dazwischen liegt Treibholz, auf dem Silberschmuck
mit Emaille von Staubs Mann,
Jürgen Häßler, drapiert ist. Wie
die tennisballgroßen Kummerkugeln funktionieren, macht die
Geschäftsbetreiberin auf so humorvolle Weise vor, dass die Sorgen schnell verflogen sind. Ohnehin wirkt die Atmosphäre im
Laden entspannt, was ebenso
daran liegen mag, dass er nicht
vollgestopft ist. Am Gasbetonstein in Herzform stört sich die
daneben stehende Tigerente
nicht. Gedrechselt sind die Blumenvasen in Stehauf-Manier.
Wie weit die sich wohl kippen
lassen? „Hier, bitte schön“, in
Staubs Laden ist anfassen erlaubt.
Im weiteren Sortiment gibt es
dekorative Objekte wie Skulpturen und Bilder. Aber auch Nützliches wie kunstvoll genähte
Handtaschen oder Schlüsselanhänger aus alten Fahrradschläuchen, die mit Nieten und gemusterten Stoffen verziert sind. Beschreibbares ist erhältlich in
Form von Notizbüchern mit
Umschlägen aus Marmorpapier,
ebenso wie Grußkarten.
–
Künstlern bei der Arbeit
über die Schulter schauen
–
„Hinter jedem Produkt steht ein
Gesicht, das ich persönlich
kenne“, betont Staub. Ihre Ware
bezieht sie von zwölf Hobbykünstlern, die aus einem Umkreis von etwa 30 Kilometern
kommen, sowie aus Staufen,
Bötzingen und Kenzingen. Mit
der Werksiedlung Sankt Christoph ist zudem eine soziale Einrichtung vertreten.
Jeden ersten Samstag im Monat gibt es die Aktion „Kunsthandwerk vor Ort“, bei der Interessierte Künstlern bei der Arbeit
zuschauen können. Manchmal
lassen sich dabei auch Geheimnisse lüften: Zuletzt sei eine
Künstlerin zu Gast gewesen, die
die Herstellung von Überzügen
für Fahrradsättel gezeigt hat. Der
Handgriff, wie es ihr gelingt, die
Naht zu verstecken, sei der Clou
TINA SAUR
gewesen.
RAINER STICKELBERGER (SPD)
Man dürfe Friedlingen nicht
stigmatisieren. Aber es gebe Probleme mit Rechtsextremismus,
sagt Rainer Stickelberger. Neben
dem allgemeinen gesellschaftlichen Rechtsruck in Europa spielten dabei in Friedlingen auch die
Grenzlage und „eine gewisse
> ART FOR US Märkter Straße 19,
Eimeldingen.
Öffnungszeiten:
Ghettoisierung“ eine Rolle. Es sei
Mittwoch und Freitag von 15 bis
wichtig, sich die Probleme einzu18 Uhr (von Juli bis September ist
gestehen, die rechtsradikalen
mittwochs geschlossen), sowie am
Tendenzen zu bewerten und sich
ersten Samstag im Monat von 10
klar zu positionieren. Der Weiler
bis 16 Uhr. www.art-for-us.de.
Gemeinderat und Oberbürgermeister Wolfgang Dietz hätten
das Problem lange Zeit „eher
weggeschoben“ und wollten
„den neutralen Schiedsrichter
spielen“. Die Vorgänge in Weil
nur auf den Konflikt rechts gegen links zu reduzieren bagatellisiere das Problem. Im Hinblick
auf den „Tag der europäischen
Völker“ sagt Stickelberger, es
dürfe nicht der Eindruck entstehen, dass nur eine Gruppe von
linken Autonomen dagegen demonstriere. Konkrete Pläne, was
die SPD im Kreis an jenem Tag
machen werde, gebe es noch
nicht. Die Aktivitäten sollen im
Kreisverband besprochen werden: „Die SPD wird sich positionieren. Ob man mitdemonstNicole Staub verbindet in ihrem Laden Hobby und Beruf. FOTO: SAUR
riert, wird man sehen.“
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10 AUS DER REGION
„Worauf können
wir verzichten?“
Lörracher Gemeinderat verabschiedet LEITBILD
Soll dem Leitbild zugestimmt
oder soll es nur zur Kenntnis genommen werden? Darüber wurde im Lörracher Hauptausschuss diskutiert. Der Gemeinderat nahm in dieser Woche den
daraufhin
geänderten
Beschlussvorschlag an, der wie
folgt lautet: „Der Gemeinderat
anerkennt die intensive Arbeit
der Bürgerschaft zur Erstellung
des Leitbildes. Die darin enthaltenen Ziele bilden das heterogene Meinungsbild der Stadtgesellschaft für die zukünftige
Stadtentwicklung ab. Der Gemeinderat anerkennt das Leitbild als richtungweisenden Impuls für die politische Diskussion in den Gremien.“
Das ist ein Kompromiss. Oberbürgermeister Jörg Lutz sagte in
der Sitzung, auch er könne nicht
allen der 83 in einem umfangreichen Bürgerbeteiligungsprozess
erarbeiteten Ziele zustimmen.
Eine pauschale Zustimmung sei
daher schwerlich möglich, eine
reine Kenntnisnahme hingegen
deutlich zu wenig: „Wir tun gut
daran, das Leitbild ernst zu nehmen.“ Die Nagelprobe werde es
ohnehin bei den ersten konkreten Entscheidungen geben.
–
Viele Ziele, kompliziertes
Zusammenleben?
–
Ulrich Lusche (CDU), der den ersten Beschlussvorschlag heftig
kritisiert hatte, signalisierte Zustimmung. Das Leitbild sei ja
auch so teuer gewesen, dass es
ein verwertbares Resultat ergeben sollte. Einzelne Entscheidungen könne es nicht ersetzen
und angesichts der angespannten Haushaltssituation der Stadt
hätte im Rahmen des Leitbilds
auch diskutiert werden sollen:
„Worauf können wir verzichten?“
Wichtiger als semantisch-linguistische Diskussionen sei jetzt
eine breite Zustimmung, meinte
Hubert Bernnat (SPD). Ihm
Der Sonntag · 31. Juli 2016
Fahren auf dem Solarteppich
Eine Firma will STRASSEN entwickeln, die Strom aus Sonnenlicht erzeugen
Wer Strom aus Sonne erzeugen will, braucht Flächen, auf denen Solarmodule installiert werden können. Eine Firma aus Bayern
hat viel Fläche gefunden:
Radwege, Straßen und Autobahnen. Mit Freiburger
Hilfe bastelt man an Solarzellen als Straßenbelag.
schien der Umfang angemessen:
„Je weniger es wird, desto allgemeiner wird es.“ Allerdings wäre
es gut gewesen, die einzelnen
Ziele zu priorisieren.
Vielleicht seien so viele Einzelpunkte zusammengekommen,
weil das Zusammenleben komplizierter geworden sei, mutmaßte Margarete Kurfeß (Grüne). Sie beantragte, den ersten
Beschlussvorschlag zur Abstimmung zu stellen. Würde dieser JENS KITZLER
abgelehnt, würden die Grünen
dem neuen Vorschlag zustim- Für September erwartet Donald
men. Und so kam es dann auch. Müller-Judex den nächsten Prototypen. „Mit dem sind wir dann
Von Zielen, Wünschen und schon ziemlich nah an unserem
Produkt“, sagst der 52-jährige,
Handlungsanweisungen
–
der im bayerischen Herrsching
Zuvor jedoch führte Uwe Claas- die 2014 gegründesen (Freie Wähler) aus, die „Ziele“ te Firma Solmove
gäben eine Richtung vor, seien leitet. Das Proaber keine „Handlungsanwei- dukt sind Phosungen“, weswegen er sie auch tovoltaik-Moeher als „Wünsche“ betrachten dule, wie man
würde. In der neuen Version ha- sie überall auf den Däbe die Verwaltung eine „hervor- chern sieht. Nur dass diese hier
ragende Definition“ gefunden, auf der Straße liegen sollen, nein,
der er, aber eben nicht die ganze eigentlich der Straßenbelag
Fraktion zustimmen würde.
selbst sind. Damit sollen Straßen
Die jetzige Formulierung sei einst Strom produzieren und ihn
„wohlgewählt“, sagte Jörg Lutz auch über Entfernungen transund schritt zur Abstimmung. portieren können.
Der Gemeinderat nahm die akDoch das ist noch Zukunftstualisierte Beschlussvorlage bei musik. „Wir sind erst in einer
fünf Enthaltungen an. Damit ganz frühen Phase“, sagt Müllerwurde auch darüber abge- Judex. Die Kapitalakquise soll
stimmt, dass die Homepage nächstes Frühjahr abgeschloswww.gestalten.loerrach.de zur sen sein; sollten die Module alle
Information und Kommunikati- Tests bestehen, will man 2017 eion mit den Bürgern weiter beste- ne für 2 500 Quadratmeter Flähen bleiben soll.
che taugliche Menge produzieDas Thema „Umgang mit dem ren – und dann ausprobieren.
Leitbild“ ist damit allerdings Erstmal nur in einem Radweg,
noch nicht endgültig ausdisku- denn noch halten die Flächen
tiert, dafür sorgt Ziffer zwei der nicht so viel aus. „Der aktuelle
Beschlussvorlage. Darin steht: Prototyp erfüllt Belastungsklas„Die Verwaltung wird beauftragt, se eins“, sagt der Firmengründer.
einen Vorschlag zum konkreten Und überlebt damit erstmal nur
Umgang mit den Zielen des Leit- Fußgängerverkehr.Was wie eine
bildes in den Gremien und der verrückte Idee klingt, nehmen
Verwaltung zu erarbeiten und auch wissenschaftliche Einrichdem GR bis Oktober vorzule- tungen ernst, die mittlerweile
KATHRIN GANTER bei der Entwicklung mit im Boot
gen.“
–
Den Prototypen gibt es (links), befahrbar ist er bisher nur in der Illustration.
sind. Zum Beispiel
das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme
ISE in Freiburg. „Das ISE ist als
führendes europäisches Solarforschungsinstitut für die photovoltaischen Aspekte der Idee
ein kompetenter Partner“, sagt
Ulrich Eitner, Leiter der in Freiburg mit dem Projekt betrauten
Fachleute. An der Heidenhofstraße arbeitet man an den optischen Eigenschaften der Solarmodule. Es gilt sicherzustellen,
dass durch das Glas noch ordentlich Licht auf die PV-Module fällt,
obwohl es ja Eigenschaften einer
Fahrbahn aufweisen soll.
–
Glatt darf es nicht sein
–
„Technologisch ist das sehr anspruchsvoll“, sagt Eitner. „Das
Oberflächenmaterial
muss
transparent sein – also eigentlich recht dünn mit einer reflexionsarmen Oberfläche. Dann
muss es das Gewicht von drüberfahrenden Lkw aushalten – also
eigentlich recht dick sein. Weiter-
hin darf es nicht glatt sein, weil
Reifen sonst keinen Halt finden.“
Gelänge das Projekt, würde
der Markt dafür vermutlich riesig. „Die für Photovoltaik geeigneten Flächen auf öffentlichen
Gebäuden sind begrenzt“, sagt
Eitner. „Und wenn eine Straße,
die ja Investitionen und Erhaltungskosten erfordert, nun
plötzlich einen Mehrwert generiert, kann man daraus ein Geschäftsmodell entwickeln.“
Das ahnten auch schon andere. In einem Städtchen in der Gegend von Amsterdam liegen bereits 70 Meter Solar-Radweg einer holländischen Firma – und
das Prinzip funktioniert. In den
USA hat ein Ehepaar die Firma
Solar Roadways gegründet und
bereits einen Parkplatz mit Solarmodulen belegt, die auch für
die Fahrbahnbeleuchtung sorgen und im Winter den Schnee
wegheizen sollen. Den Konkurrenten schreckt das nicht: „Wenn
es funktioniert, wird das einen
Weltmarkt begründen“, sagt Donald Müller-Judex. „Da geht es
FOTO: ZVG/SOLMOVE
nicht mehr um die Frage, ob ihn
sich zwei oder vier Player teilen.“
Inzwischen haben auch die Franzosen angekündigt, 1 000 Kilometer Solarstraße zu bauen.
„Jetzt nehmen viele Leute das
Thema richtig ernst.“
Doch Solmove nimmt für sich
einen Vorteil in Anspruch. „Die
Amerikaner und die Holländer
haben starre, schwere Module,
die einzeln mit schwerem Gerät
verlegt werden müssen“, sagt der
Unternehmer aus Herrsching.
„Was wir konstruieren wollen, ist
ein leichter, einfach ausrollbarer
Solarteppich.“ Damit, hoffen die
Erfinder, wäre die Installation
billiger als jene von Solaranlagen
auf Dächern – das gliche auch
den geringeren Wirkungsgrad
der Straßen aus, der entsteht,
weil das Licht auf der horizontal
liegenden Fläche flach einfällt.
An Visionen spart man darum
nicht. „Würden wir 15 Prozent der
Verkehrsflächen nutzen, könnten wir auf alle Atomkraftwerke
verzichten“, verkündet Solmove
auf seiner Webseite.
„Wir haben einen tollen Planeten“
Joachim Lerch und sein Teninger Verein SCIENCE & TECHNOLOGIE haben den deutschen Pavillon in Rio de Janeiro gestaltet
Der grüne Apparat mit Kurbelgenerator weckt die Spiellust. Mit
einem der vier roten Knöpfe
wählt man ein Glühbirnchen
und dreht. Puh, ist das anstrengend, bis die Funzel brennt. Ganz
locker geht es bei der LED – und
vielfach heller dazu. Der Versuchsaufbau ist simpel: Man
spürt am eigenen Körper, was Effizienz ist. „Wir müssen energieeffiziente Technologien entwickeln“, sagt Joachim Lerch, Gründer und Vorsitzender des Vereins
Science & Technologie aus Teningen-Köndringen. Für die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) hat er die
Ausstellung im Deutschen Pavillon anlässlich der Olympischen
Spiele in Rio de Janeiro gestaltet.
Das Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme ISE hat Lerch
für die Ausstellung einen Solarkollektor geliehen, dessen Wirkungsgrad mit 36,7 Prozent derzeit Weltrekord ist.
Seit 2009 kooperiert die GIZ
mit brasilianischen Partnern in
Sachen Energie und beim Schutz
der Regenwälder. Auslandserfahren, unter anderem durch
das GIZ-Bildungsprojekt „Energy
Explorerz“ in Uganda, hat Lerch
mit seinem Verein die Ausstellung im deutschen Pavillon
übernommen. In dem vom
Deutschen Konsulat und der
Deutsch-Brasilianischen IHK in-
Joachim Lerch mit einem Exponat zur Energieeffizienz, das auch bei den Olympischen Spielen anschaulich
vermittelt: Um eine Glühlampe leuchten zu lassen, muss man richtig schwer kurbeln, bei einer LED reicht
FOTOS: USK/FÖRDERVEREIN SCIENCE UND TECHNOLOGIE
der kleine Finger. Links der interaktive „Magic Globe“.
itiierten „Oli-Ale-Pavillon“ (für
Olympia und Alemanha) am
Strand des Stadtviertels Leblon
sind außerdem Live-Übertragungen, Freizeitsport, Vorträge
und Bewirtung mit deutschen
Gerichten geboten.
Der „Magic Planet“ ist das
Herzstück der aus sechs Exponaten bestehenden Ausstellung.
„Unter anderem hat sich die GIZ
für uns entschieden, weil wir den
Magic Planet haben. Er hat
55 000 Euro gekostet“, sagt
Lerch. Auf dem faszinierenden
90 Zentimeter großen Globus
können die Besucher in bewegten Grafiken unter anderem die
Wechselwirkungen im globalen
Wettersystem sehen. Was eine
spezielle Kugeloptik auf die
drehbare Globusoberfläche projiziert, steuern die Besucher über
ein Touchscreen-Pult.
Man kann den Vulkan Pinatubo auf den Philippinen ausbrechen lassen und sieht, wie sich
die hinterlassene Staubschicht
weltweit auswirkt. 27 Animationen vermitteln aus geologischer,
meteorologischer und astronomischer Sicht die Grundlagen
des einzigartigen Erdklimas und
seine Entwicklung. „Wir haben einen tollen Planeten – und den
sollten wir erhalten“, sagt Lerch
und fragt: „Was meinen Sie, wie
dick ist die Atmosphäre – angenommen, die Erde wäre so groß
wie ein Fußball?“ Vielleicht ein,
zwei Zentimeter? Lerch lächelt:
„Dünn wie eine Briefmarke.“
Dann fährt der fünffache Vater
und ehemalige Physik-, Matheund Techniklehrer fort: „Bei Kindern frage ich: Würdet ihr im
Wohnzimmer ein Lagerfeuer anzünden? Wir müssen wegkommen vom Verbrennen!“
Mit der interaktiven Ausstellung sollen Besucher verstehen,
dass das eigene Verhalten den
Klimawandel beeinflusst. Für
den Außenbereich des Pavillongeländes hat Lerch ein elektronisches Bionics-Spiel konzipiert
und mit einem Elektroniker des
Europa-Parks die Schaltung entwickelt. Hier kann man staunen,
wie viele Anwendungen der
Mensch der Natur abgeschaut
hat. „Seit 18 Jahren arbeiten wir
mit dem Europa-Park zusammen. Deswegen sind die Herren
Mack letztes Jahr zu Ehrenmitgliedern des Vereins ernannt
worden“, sagt Lerch. In der Kommunikation mit den Technikern
kommt ihm seine Ausbildung
als Flugzeugmechaniker zugute.
Die GIZ bezahlt für die Dienstleistung des Vereins, der inzwischen zehn festangestellte Fachleute beschäftigt. Im jüngsten
Projekt „Science United – Experimente verbinden“ experimentieren geflüchtete und hier aufgewachsene Kinder gemeinsam.
Nun soll die an der Köndringer
Grundschule erprobte Idee bundesweit weitergeführt werden, in
einer Kooperation mit der Deutschen Physikalischen Gesellschaft, von der Joachim Lerch
2013 den Georg-KerchensteinerPreis erhielt. Ein neues Vorhaben
soll ehrenamtliche Hospizbegleiter schulen, damit sie mit
den kranken Kindern gemeinsam experimentieren können.
„Wir suchen noch jemanden, der
das finanziert – 7 000 Euro im
Jahr brauchen wir für die Fortbildung“, sagt Lerch. UTE SCHÖLER
FAKTEN
DER FÖRDERVEREIN Science
und Technologie initiiert
und trägt seit 18 Jahren Vermittlungsprojekte, wie die
jährlichen „Science Days“ im
Europa-Park Rust, überregionale Wanderausstellungen, mobile Science-Shows
für Schulen in Südbaden und
Krankenhäuser in BadenWürttemberg, RheinlandPfalz und dem Saarland. Die
Projekte werden überwiegend durch Sponsoren finanziert. Joachim Lerch ist
außerdem Vorsitzender der
„Energy Explorerz“ in Uganda und Mitbegründer des
Verbands Europäischer
Science Festivals EUSEA. Info:
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12 AUS DER REGION
Der Sonntag · 31. Juli 2016
Gackernd in die City
FALL ALESSIO
Keine
Ermittlungen
Das Versagen des Kreisjugendamts im Fall des totgeprügelten
Alessio bleibt ohne weitere strafrechtliche Konsequenzen. Nachdem gegen den zuständigen Sozialarbeiter ein Strafbefehl verhängt wurde, sieht die Staatsanwaltschaft keinen Anlass für
weitere Ermittlungen. Die Auswertung der Akten und der wissenschaftlichen Analysen zum
Kinderschutzhandeln im Fall
Alessio habe „keine zureichenden Anhaltspunkte für ein strafrechtlich relevantes Fehlverhalten weiterer Mitarbeiter des
Landratsamts Breisgau-Hochschwarzwald, von Vorgesetzten
oder politisch Verantwortlichen
erbracht“, schreibt die Staatsanwaltschaft Freiburg diese Woche
in einer Pressemitteilung. Der
dreijährige Alessiowar im Januar
2015 durch Schläge seines Stiefvaters in dessen landwirtschaftlichem Betrieb in Lenzkirch tödlich verletzt worden. Danach gingen bei der Staatsanwaltschaft
mehrere Strafanzeigen gegen
Vorgesetzte und Verantwortliche des Landratsamts ein. Der
Stiefvater wurde wegen Körperverletzung mit Todesfolge und
Misshandlung von Schutzbefohlenen zu einer Gesamtfreiheitsstrafe von sechs Jahren und zwei
Monaten verurteilt. Gegen den
zuständigen Sachbearbeiter des
Kreisjugendamtes wurde ein
Strafbefehl wegen fahrlässiger
Tötung durch Unterlassen verhängt. Alessios Familie wurde
schon vor seiner Geburt durch
DS
das Jugendamt betreut.
SPERRE
Zwischen Holzen und
Tannenkrich ist dicht
Der Streckenabschnitt auf der
Kreisstraße 6318 zwischen Holzen und Tannenkirch wird erneuert. Dafür wird der Straßenabschnitt ab Montag, 1. August,
etwa eine Woche lang voll gesperrt. Eine Umleitung ist ausgeDS
schildert.
Die Kurzbesuche des HUHNS ROMY bei den 41. Rathaushofspielen in Freiburg
„So, Romy, heute geht es
wieder ins Theater“. „Gagagack“ antwortet die Angesprochene und landet sanft
in einem Tragekäfig. Auf
das Huhn wartet nicht Parkett oder Empore, sondern
die Bühne selbst. Romy ist
derzeit Nebendarstellerin
der 41. Rathaushofspiele.
OTTO SCHNEKENBURGER
In ihrem bürgerlichen Leben
wohnt Romy in einem Hühnerhaus, das zur Waldorfschule im
Freiburger Stadtteil St. Georgen
gehört. Gemeinsam mit anderem Federvieh ist sie dazu da,
Kindern den Umgang mit Tieren
zu vermitteln. „Sie wird dort jeden Tag besucht und gefüttert,
ist daher den Kontakt mit Menschen gewohnt“, erzählt Regine
Effinger, Mitinhaberin des Freiburger
Wallgraben-Theaters.
Und weil dem so ist, wurde Romy
gecastet. Denn in „Romulus der
Große“, Dürrenmatts Komödie,
die bei den Rathaushofspielen
2016 aufgeführt wird, ist Roms
Kaiser Romulus auf das Huhn
gekommen, interessiert sich
mehr für die Anzahl gelegter Eier seiner mit den Namen von
Kaisern versehenen Hühner als
für Staatsgeschäfte. Einer der
Schauspieler hat Kinder auf der
Waldorfschule, so kam eine private Abmachung zu Stande, die
vorsieht, dass die Theaterleute
Romy (so der Theatername des
Huhnes) vor jeder Vorstellung
entführen und noch am Abend
wieder zurückbringen.
So steht Elisabeth Kreßler,
Schauspielerin und im Wallgraben für die Öffentlichkeitsarbeit
zuständig, jetzt im Käfig und
spendiert den Hühnern, die
gleich ein paar Stunden ohne ihre Romy auskommen müssen,
als Entschädigung eine Runde
Nudeln. Unter gelegentlichem
Gegacker geht es im Auto in die
City, dann darf Romy erst einmal
das Bühnenbild inspizieren. Ein
Große Aufregung in einem Hühnerhaus im Freiburger Stadtteil St. Georgen: Es gibt Nudeln. Und eine der Damen des Hauses (siehe Pfeil) wird
FOTOS: OSC
von Elisabeth Kreßler (rechts) zum Theaterbesuch abgeholt.
bisschen Auslauf und Geschäft
verrichten könnte man auch dazu sagen. Danach geht es in einen kleinen Stall, für insgesamt
drei Kurzauftritte (zwei kurz vor
der Pause, einen kurz danach)
wird sie aus diesem abgeholt.
Meist verbringt sie ihre Kurzauftritte in den Armen von Romulus (Hans Poeschl), einmal darf
Romy kurz auf dem Kaiserthron
sitzen. Als der Schlussapplaus ertönt, ist sie bereits wieder in der
Waldorfschule.
Schon einmal spielte ein aus
dem Glottertal stammendes
Huhn im Wallgraben-Theater
mit, 2005 in George Taboris
„Mein Kampf“. Das Stadttheater
setzte bei der Wagner-Oper „Lohengrin“ bereits einen Schwan
ein, hatte dabei aber wenig
Glück. Das Tier flatterte bei der
zweiten Vorstellung in den Orchestergraben und musste von
der Tiertrainerin zwischen den
Musikern eingefangen werden.
Dabei hatte er von seiner Trainerin zur Vorbereitung auf seinen
Auftritt drei Wochen lang jeden
Tag vier bis fünf Stunden „Lohengrin“ zu hören bekommen.
Damals wurde daraufhin der
Schwan von der Darstellerliste
Angekommen im Rathausinnenhof inspiziert Romy erst noch einmal
das Bühnenbild. Romy hat ihre Auftritte, meist in den Armen des röFOTOS: OSC
mischen Kaisers Romulus (Hans Poeschl).
WENN STERNE REDEN KÖNNTEN
ugs.:
langweilig
Behelfshaus
Liebe: Ihre Ansprüche an Ihren
Schatz handeln Ihnen jetzt Kritik ein. Beruf: Ihr Realitätssinn
bewahrt Sie jetzt vor Fehlentscheidungen. Allgemein: Neue Ufer warten darauf,
von Ihnen erkundet zu werden.
STIER
Liebe: Bleiben Sie bei einem
Konflikt mit dem Partner unbedingt fair. Beruf: In Ihrer
Auffassung werden Sie von dritter Seite
bestätigt. Allgemein: Sie bekommen eine
Menge Anregungen für Geselligkeiten.
ZWILLINGE
Liebe: Geben Sie einer Sache
ruhig eine zweite Chance. Es
lohnt sich. Beruf: Es gibt keine
vergeudeten Einsätze. Sie lernen aus Fehlern. Allgemein: Werden Sie sich mehr Ihrer persönlichen Ziele bewusst.
KREBS
Liebe: Gut, dass es Ihnen an
Unternehmungslust derzeit
nicht mangelt. Beruf: Kräfte
nicht sinnlos vergeuden, sondern rationell vorgehen. Allgemein: Halten Sie Zusagen, die gegeben wurden, unbedingt
ein.
LÖWE
Liebe: Lassen Sie sich besser
nicht auf eine Grundsatzdiskussion ein. Beruf: Eine Terminsache müsste ohne Unterbrechung
erledigt werden. Allgemein: An Tagen wie
diesen können Wünsche in Erfüllung gehen.
JUNGFRAU
Liebe: Zeigen Sie Ihrem Partner, dass er sich auf Sie verlassen kann. Beruf: Sie behalten
auch dann den Überblick, wenn das
Chaos droht. Allgemein: Die Kommunikation im Freundeskreis etwas mehr pflegen.
WAAGE
Liebe: Überprüfen Sie Ihr Verhalten. Geben Sie Anlass zur Eifersucht? Beruf: Mit den neuen
Kollegen klappt die Arbeit jetzt viel besser. Allgemein: Denken Sie noch einmal
in Ruhe über ein Vorhaben nach.
Maschen- Teil der
werk
Scheune
heizen
Klettertier
in den
Tropen
SCHÜTZE
Liebe: Es tut sich etwas, in der
Liebe nehmen Sie jetzt manche Hürde. Beruf: Abkürzungen unbedingt vermeiden und Sorgfalt
walten lassen. Allgemein: Sie sollten
mehr Rücksicht auf Ihre Gesundheit nehmen.
STEINBOCK
Liebe: Sie können jede Menge
neuer Seiten an Ihrem Partner
entdecken. Beruf: Für Sie ist
Konzentration bei der Arbeit wichtiger
denn je. Allgemein: Je kniffeliger die Aufgaben, desto größer Ihr Ehrgeiz.
FISCHE
Liebe: Nicht enttäuscht sein,
wenn das Liebesbarometer etwas abfällt. Beruf: Bewahren
Sie sich Ihre Korrektheit. Sie hilft Ihnen
weiter. Allgemein: Eine neue Verpflichtung muss von Ihnen erfüllt werden.
Denksportaufgabe
1
getrocknete
Getreidehalme
7
Hauptstadt von
Liechtenstein
Nordpolargebiet
Kfz-Z.
Senegal
8
mit Vorliebe,
Scherz,
bereitUlk
willig
scharf gebündelter
Materiestrom
griech.
Buchstabe
hoher
Querpass
beim
Fußball
unzufrieden
sein
zum
Haus gehörender
Platz
belg.
Heilbad
in d. Ardennen
naut. Geschwindigkeitsmesser
Zeichen
für
Holmium
4
5
6
Wasserpflanze
6
7
Blechblasinstrument
ugs.:
Spaß,
Vergnügen
10
Staat in
Mittelamerika
Datenüberträger per
Telefonanschluss
Zeichen
für
Osmium
Zart-,
Feingefühl
nicht
außen
besitzanz.
Fürwort,
1. Person
Abk.: Nationalgalerie
Welthilfssprache
gegarte
Teigkugel
8
hochwert.
Füllung
der Kauwerkzeuge
Kurzwort
für ein
Urreptil
Siegerin
im Wettkampf
3
dicker
Wikinger
bei
„Wickie“
gefaltete
spanisch: Tortilla
mit
Meer
Füllung
9
Haar-,
Schuhschließe
2
einstudieren,
üben
Gebäudeveränderung
Handlungsvollmacht
Röst-,
Freund
Trocken- vormals von Harry
vorPotter
richtung
(Vorname)
Schiffsbelader
könnte Ihr idealer
Werbeplatz sein –
attraktiv und mit hohem Aufmerksamkeitswert.
Sie erreichen uns unter
Telefon 0 76 21/4 03 80.
Wir beraten Sie gerne!
Korankapitel
2
TrinkSchuld- behältnis
summe für Heißgetränke
Sinn für
Schallwahrnehmungen
Der Sonntag
3
dumpf
klirren
amerik.
Schriftsteller
† 1849
Dieser Platz...
asiat.
Kampfsportart
1
Bilddateiendung
(EDV)
5
WASSERMANN
Liebe: Reden Sie mit Ihrem
Schatz und beseitigen Sie eine
Unklarheit. Beruf: Ein kosmischer Energieschub lässt Sie richtig
durchstarten. Allgemein: Gehen Sie behutsam vor, wenn Sie Veränderungen
planen.
span.
Artikel
Geschwindigkeit
SKORPION
Liebe: Liebe nicht einfach nur
in Empfang nehmen, sondern
auch geben. Beruf: Sie sollten
sich für eine kleine Übertretung rechtfertigen. Allgemein: Mit Überzeugungskraft
werden Sie wieder Herr der Lage.
in irgendeiner Form den Eindruck haben, dass es sich unwohl
fühlt, werden wir auch sofort
reagieren“, sagt Regine Effinger.
Aber derzeit sieht man das Huhn
bei seinen kurzen Besuchern im
Theater gut aufgehoben. Bühnenpartner Hans Poeschl hat
selbst zwei Hunde und ist mit
Hühnern aufgewachsen, weil die
Oma eine kleine Zucht hatte.
Auch wurde Romy bereits vor
der Premiere zu mehreren Proben abgeholt, ehe man sich dazu
entschied, dass sie sich nicht nur
künstlerisch eignet, sondern es
auch zu verantworten ist, dass
das Huhn auftritt.
Und wenn Romy nun auf der
Bühne in den Armen von Kaiser
Romulus gelegentlich die Augen
schließt, gewinnt der Zuschauer
fast den Eindruck, es sei behaglich kurz eingenickt. Aber vielleicht hat Romy ja auch nur gerade ein behaglich einnickendes
Huhn gespielt.
KREUZWORTRÄTSEL
IHR HOROSKOP VOM 31. JULI BIS 6. AUGUST
WIDDER
genommen, auch ein geplantes
Gastspiel von 25 Hühnern in Elfriede Jelineks „Winterreise“ wurde unter dem Eindruck des Geschehens gestrichen.
„Wir beobachten das Verhalten
des Huhnes ständig, sollten wir
®
4
9
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Erdtrabant
s1813-0870
Lösung vom vergangenen Sonntag:
SAUERKOHL
MENSCHEN UND MÄRKTE 13
Der Sonntag · 31. Juli 2016
„Kann zu Fusionen raten“
SPARKASSEN
unter Druck: Verbands-Präsident Schneider rechnet mit Filialschließungen
Viele Jahre war es ruhig in
der südbadischen Sparkassenlandschaft. Nun fusioniert Schönau-Todtnau, das
kleinste Institut im Land,
mit Schopfheim-Zell: Peter
Schneider, Präsident des
Sparkassenverbandes Baden-Württemberg, erklärt,
warum so viele Banken unter Druck stehen.
Herr Schneider, die aktuelle Fusion kommt nach langen Jahren
großer Stabilität in Südbaden.
Schon letztes Jahr gab es mit
Hegau-Bodensee eine sehr erfolgreiche Fusion. Aber davon
abgesehen, haben Sie recht.
2015 ächzten auch die Sparkassen unter den extrem niedrigen
Zinsspannen. Es gab Tabubrüche
wie Filialschließungen. Stehen
weitere Schließungen und Fusionen an?
2015 waren wir im Markt sehr
gut, wir haben uns im Kreditgeschäft hervorragend entwickelt,
hatten sehr wenig Ausfälle und
gute Ergebnisse. Was uns immer
weiter drückt, ist die Geldpolitik
der Europäischen Zentralbank
mit der Nullzinspolitik.
Die dazu führt, dass Sie weniger
verdienen.
Dass es kaum mehr Unterschiede zwischen Kredit- und Anlagezinsen gibt, lastet immer schwerer auf den Ergebnissen. Dazu
kommt die immer stärkere Regulatorik mit neuen Gesetzen.
Wir haben hier einen Zustand
erreicht, der nahe am Wahnsinn
ist. Was da alles auf den Finanzsektor hereinbricht, ist verrückt.
Wir haben enorme Meldepflichten, der Beratungsaufwand
steigt gewaltig, wir müssen immer mehr dokumentieren, das
alles kostet viel Geld. Kleine Institute können das viel schwerer
wegstecken, und für sie steigt
der Druck überproportional. Das
alles zwingt zu Reaktionen auf
der Kostenseite.
Das heißt, es werden mehr ländliche Filialen geschlossen?
Ganz auffangen können wir die
Mehrkosten nicht. Vor allem
kleine Sparkassen müssen nun
gegensteuern, da werden Filialen
immer ein Thema. Hinzu
kommt, dass viele Kunden nur
noch weniger als zweimal im
Jahr in ihre Filiale kommen und
stattdessen über Internet und
Smartphone-Apps kommunizieren. Wenn sie kommen, wollen sie qualifizierte Beratung, etwa für Altersvorsorge oder Wohnungsfinanzierung.
Deshalb
stellt jedes Haus Überlegungen
für das Filialnetz an.
Die Sparkassen haben aber doch
immer ihre starke Präsenz in der
Fläche hochgehalten.
Wichtig ist: Es geht nicht um einen Rückzug aus der Fläche. Sondern um Anpassungen. Wir haben in den vergangenen zehn
Jahren das Netz um zehn Prozent verkleinert, in den nächsten
Jahren wohl in ähnlichem Umfang. Es gibt noch relativ viele Institute mit Filialen, die nur von
ein oder zwei Mitarbeitern besetzt sind. Die geforderte qualifizierte Beratung kann eine Person, die alleine in der Filiale ist,
kaum leisten. Hier wird sicherlich noch weiter angepasst.
Wirtschaft überrascht
über eigene Stärke
WVIB
erwartet Probleme für die Türkei
Die Wirtschaft im Südwesten bleibenden Umsätzen, 37 Prosteht auch im Jahr sieben nach zent mit einer weiteren Steigeder Finanz- und Wirtschaftskrise rung und nur elf Prozent gehen
stark da. Zuletzt hatte selbst der von fallenden Umsätzen aus.
Wirtschaftsverband Industriel- Wer optimistisch ist, investiert.
ler Unternehmen Baden (WVIB) In Maschinen, Gebäude und
vor einer Überschätzung der ei- Menschen. Im ersten Halbjahr
genen Stärke gewarnt. In einer haben die MitgliedsunternehKonjunkturumfrage des Verban- men des WVIB 1 124 neue Mitardes aber zeigt sich eine deutliche beiter eingestellt; wenn es genug
Mehrheit der teilnehmenden Arbeitskräfte gäbe, wären es
Betriebe weiterhin optimistisch. doppelt so viele gewesen, ergab
Im ersten Halbjahr haben die die Umfrage.
rund 1 000 MitgliedsunternehZu einer etwas nüchterneren
men des WVIB ein Umsatzplus Einschätzung der Lage ist das
von 5,5 Prozent erzielt und lagen Statistische Landesamt in dieser
damit 0,4 Prozent über dem Vor- Woche gekommen. Die Statistijahr. „Das ist sehr stabil. Ich war ker beobachteten in der ersten
selbst überrascht“, kommentier- Jahreshälfte für die Wirtschaft
te Christoph Münzer, Hauptge- im Land eine deutliche Abschäftsführer des WVIB, die ak- schwächung aufgrund der nachtuelle Konjunkturumfrage. Es lassenden Auslandsnachfrage.
ist, als ob den Unternehmern ihr Das Wachstum 2016 dürfte ihrer
Erfolg nicht mehr geheuer wäre. Meinung nach größtenteils von
Doch der Chef des Unterneh- der Binnenwirtschaft ausgehen.
merverbandes hat auch eine Er- Zwischen 1,6 und 1,8 Prozent
klärung für die Stabilität. Dievie- Wachstum sollen für 2016 denlen familiengeführten mittel- noch erreicht werden, prognostiBleibt auch nach der Fusion mit Schönau-Todtnau eine der kleinen
ständischen Unternehmen im ziert das Statistische Landesamt.
Sparkassen im Land: die neue Sparkasse Wiesental, hier der Sitz Schopf- Schwarzwald und in der Rheinheim. Peter Schneider, Präsident des baden-württembergischen Sparebene, die mit ihren Produkten Krise kommt langsam an
kassenverbands, geißelt die europäische Zinspolitik heftig.
Nischen besetzten, bildeten eine –
FOTOS: HÖNIG/SVBW, INES RUDEL (ZVG) Art
„Risikovermeidungsstruk- Ganz entscheidend sind für die
tur“: Kommt ein Unternehmen exportorientierte hiesige Indusdie Sparkassen auf anderen Felins Wanken, ist das für die Regi- trie die Perspektiven der Welteinem direkten Nachbarn zudern mehr verdienen.
on kaum spürbar. Andersverhält konjunktur. Münzer zitierte die
sammenzugehen, gibt dem Ines sich mit Konzernen, von de- Einschätzung des Instituts für
stitut aber auch eine höhere
Leistungsstufe im Angebot. Das Der Druck auf die Gewinne wird ren Wohlergehen eine ganze Re- Weltwirtschaft in Kiel, nachdem
ein kräftiger Konjunkturaufist eine sehr vernünftige Lösung. sich in den nächsten Jahren ganz gion abhängig ist.
deutlich verstärken, das zeigen
schwung weiterhin nicht in Sicht
all unsere Simulationen. Die Familienbetriebe suchen
sei. Käme es dazu, dann frage er
Bis hin zu einer Sparkasse WieEZB-Geldpolitik ist abnorm und dringend Nachfolger
sich, so Münzer, was das für den
sental von Lörrach bis Todtnau?
fatal. Sie ist nur an den Interes- –
jetzt schon am Anschlag produIst die aktuelle Fusion des kleins- So weit würde ich nicht gleich sen der Schuldenstaaten ausge- Beim WVIB ist man sich seiner zierenden Südwesten bedeute.
Die vielen Krisenherde wirken
ten Institutes im Land mit einem gehen. Jetzt sollen sie mal mit richtet. Doch Schuldenmacherei Stärke durch den sehr hohen Ander kleinsten ein Muster, würden Schopfheim fusionieren, das ist führt immer ins Elend. Diese Po- teil an Familienbetrieben zuneh- sich bislang nur wenig auf die
Sie Fusionen begrüßen?
ein sehr stabiles Haus mit einer litik wird, wenn sie sich fortsetzt, mend bewusst. Mit einer gewis- heimische Wirtschaft aus. Die
Größenordnung, die auf jeden schwerste gesellschaftliche Ver- sen Sorge beobachtet der Ver- Russland-Sanktionen sind kaum
werfungen bringen – und uns im band daher, dass mehr als ein noch ein Thema. Die Krise in der
Ja. Ich kann dazu raten, sich zu- Fall Perspektive gibt.
Fünftel der 1 000 Mitglieds- Türkei kommt erst allmählich
Alter an den Bettelstab.
sammenzuschließen. Ich zwinge
unternehmen noch keine Nach- an. Der Freiburger Medizintechoder dränge aber niemanden.
In Baden gibt es noch einige
folgestrategie hat. 42 Prozent der nikunternehmer Bert Sutter
2015 hatten Sie selbst Glück,
Am besten ist immer, wenn die
weitere Sparkassen, die auffällig
Betriebe planen mit einem spricht von einem schwächer gedass Ihre Kunden so schuldenErkenntnis vor Ort wächst. Die
klein sind.
Nachfolger aus der eigenen Fa- wordenen Türkei-Geschäft, weil
freudig waren und massiv ImTräger, also die Kommunen, wolmilie, 28 Prozent überlegen, ei- Ankara kaum noch große Inmobilienkredite aufnahmen.
len ihre Sparkasse natürlich hal- Das ist historisch bedingt: In BaDas hat letztlich auch die Bilanz nen Geschäftsführer einzustel- vestitionen tätige. WVIB-Präsiten, solange es irgend geht. Aber den ist die Sparkassenbewegung
gerettet. Gefährdet die seit März len. An einen Verkauf des Unter- dent Klaus Endress hat für sein
wie man im aktuellen Fall sieht, auf Gemeindeebene entstanden
geltende Wohnimmobilienricht- nehmens denken die wenigsten. Messtechnikunternehmen noch
kann ein sehr kleines Geschäfts- – und dort geblieben. In WürtFür die Nachfolge gibt es die un- keinen Rückgang festgestellt. Er
linie diese Kreditvergabe?
gebiet ein Problem darstellen.
temberg entstand sie bei den
terschiedlichsten Modelle. Das hat aber keine Zweifel, dass sich
Oberämtern, den Vorgängern
Schönau-Todtnau litt unter der
der Landkreise, dadurch haben Wir haben insgesamt gute Ge- Kirchzartener Elektrotechnik- die Industrie jetzt mit Investitioverlangten Risikovorsorge, da
sie größere Gebiete. Die badi- schäftszahlen im zweiten Quar- Unternehmen FSM mit 130 Be- nen zurückhält. Unternehmen
gab es nicht mehr viele Spielräu- schen sind deswegen aber nicht tal 2016 aber bei den Immobili- schäftigten etwa hat für die drei investierten nur dann, wenn es
me für das Kreditgeschäft.
schlechter. Freiburg, Staufen- enkrediten einen Rückgang von Gründer zwei Familiennachfol- sich lohne und sicher sei. Das sei
Breisach, Markgräflerland, Lör- 20 Prozent erlebt. Die EU hat die- ger gefunden, einen weiteren in der Türkei nicht mehr gegeDas Haus hat alle regulatori- rach und Hochrhein sind ja bä- se Richtlinie vorgespurt, damit Geschäftsführer ohne Verwandt- ben. „Das wird sich sehr negativ
schen Kennziffern erfüllt und renstark. Da spiegelt sich die hätte man leben können. Der schaftsverhältnis berufen und auswirken – garantiert“, so Endkeine besonderen Risiken, doch Wirtschaftskraft entlang der Bundesgesetzgeber hat sie aber den Betrieb in eine kleine AG ress. Der Brexit bereitet dem gees wurde wegen der Vorgaben Rheinschiene. Im Hochschwarz- völlig unsinnig verschärft. Dabei umgewandelt. Über den Auf- bürtigen Schweizer weniger Sorhatten wir mit Kreditausfällen sichtsrat hat die Gründergenera- gen. Die Kernländer der EU –
wirklich immer enger. Mit den wald sieht das anders aus.
und Überschuldung beim Woh- tion so weiterhin ein gewisses Deutschland, Frankreich, Italien
tatsächlichen Risiken hatte das
nungsbau gar keine Probleme.
Mitspracherecht.
und Spanien – seien für sein Ungar nichts zu tun. Schönau-TodtWie viele Sparkassen wird es in
Auch für das zweite Halbjahr ternehmen die wichtigsten
nau kann gar nicht sehr eigenkaBaden-Württemberg in zehn
Aber man will Leute davor schüt- bleibt die Industrie im Schwarz- Märkte. Eine schlimme Vorstelpitalstark sein oder eine überJahren noch geben?
zen, in Schulden zu ersticken,
wald optimistisch, wenn auch lung hingegen wäre für Endress
durchschnittliche Risikotragfäwenn die Zinsen wieder steigen. ein wenig verhaltener als 2015. 52 ein US-Präsident Donald Trump.
higkeit haben, das gibt das Ge- Etwas weniger als heute. Wenn
KLAUS RIEXINGER
Prozent rechnen mit gleichschäftsgebiet gar nicht her. die EZB zehn Jahre so weiterDann wird es schwierig, auch macht, werden das viele Banken So hat man sich das gedacht, das
weil eben die Zinspolitik ganz nicht überleben, Sparkassen und ist auch nicht falsch. Aber damit
stark auf die Gewinne drückt. genossenschaftliche Institute kämen die Banken gut zu
ARBEITSMARKT IM JULI
Der Tourismus, der das Ge- noch am besten. Bei normalen Streich. Nun dürfen wir Immobischäftsgebiet prägt, ist eine Verhältnissen erwarte ich noch lien nicht mehr so mit Blick auf
Weiter stabiler
Arbeitslosenquoten
Wertsteigerungen bewerten wie
Branche, die mit Unwägbarkei- eine Handvoll Fusionen.
Arbeitsmarkt
Kreis
früher. Renovierungskredite für
ten kämpft. Da ist es enorm
Die Arbeitslosigkeit im Agenturbezirk
Kreis
Lörrach ist zu Ferienbeginn
Lörrach Waldshut
Ältere sind nicht nur erschwert,
schwierig, dem regulatorischen
Bleibt die Zinspolitik, wie sie ist,
saisontypisch leicht gestiegen – wenn
es wird zudem große UnsicherDruck alleine standzuhalten. Mit
müssten Sie Wege finden, wie
auch nur im Landkreis Waldshut.
3,2%
Generell aber bleibe der
heit gesät. Aber auch Selbststän3,1%
- 0,1
„Arbeitsmarkt stabil und
dige werden Probleme haben,
+ 0,1
aufnahmefähig.
Wir
verzeichnen
FAKTEN
Kredite zu bekommen, wenn sie
den höchsten Stellenbestand
in den letzten Jahrzehnten“,
kein ganz stetiges Einkommen
so die Agentur.
Veränderungen
haben, vom Gastronom bis zum
Sparkassen-Fusion imWiesental
gegenüber
Tankstellenpächter.
dem Vormonat
4101
Mit dem Ausscheiden des amtierenden Vorstandschefs der
- 12
Sparkasse Schönau-Todtnau zum Jahresende wurden nach
Nun müssten Sie mehr Risiko2867
+ 175
langen Gerüchten Nägel mit Köpfen gemacht. Am Montag
vorsorge betreiben, schwächt
1699
1622
erklärte das Haus die Fusion mit dem Nachbarinstitut Schopfdas Ihre Ertragslage zusätzlich?
+ 11
- 20
heim-Zell zur Sparkasse Wiesental. Schönau-Todtnau war,
gemessen an ihrer Bilanzsumme, die kleinste Sparkasse in
Wir haben generell eine sehr guKreis
Kreis
Waldshut
Baden-Württemberg. Die nun 207 Mitarbeiter erhalten eine
te Risikotragfähigkeit. Bürokra- Lörrach
Beschäftigungsgarantie, die Filiale Todtnauberg wird getie und Geldpolitik sorgen uns
Arbeitslose
offene
Arbeitslose
offene
DS
DAS GESPRÄCH
schlossen, die Zahl der Ausbildungsplätze reduziert.
viel mehr.
Stellen
Stellen
–
–
FÜHRTE RENÉ ZIPPERLEN
Quelle: Agentur für Arbeit, Lörrach
BZ-Grafik
14 NACHRICHTEN
KURZ GEFASST
FUSION
Gabriel will Korrekturen an Gerichtsbeschluss
Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD)
setzt sich gegen Behauptungen des Oberlandesgerichts Düsseldorf zu seiner Sondererlaubnis für die Fusion der Supermarktketten Kaiser & Tengelmann und Edeka zur
Wehr. Gabriel habe bei dem Gericht einen
sogenannten Tatbestandsberichtigungsantrag eingereicht, bestätigte eine Sprecherin des Ministeriums am Samstag. Damit
sollten Behauptungen korrigiert werden, die das Gericht in
der Begründung seiner Entscheidung vom 12. Juli aufgestellt
habe. Das OLG hatte damals die von Gabriel unter Auflagen
DPA
genehmigte Fusion gestoppt.
3 Tage in Todtmoos
„FISCHKOPP TRIFFT AUF LEBKÜCHLER“
Drei Tage
Tage lang,
lang, vom 29.
24. bis
bis 31.
26.Juli
Juli2016,
2015wird
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TodtmooserOrtskern
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Der Sonntag · 31. Juli 2016
Seehofer wieder auf Distanz
„Wir schaffen das“: Der CSU-CHEF ärgert sich über Bundeskanzlerin Merkel
Berlin (dpa). Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU)
und CSU-Chef Horst Seehofer bleiben in der Flüchtlingspolitik auch nach den
islamistisch motivierten
Terroranschlägen in Bayern
auf großer Distanz zueinander. Der Ministerpräsident kritisierte am Samstag
Merkels am Donnerstag
wiederholten Appell „Wir
schaffen das“ zur Bewältigung der Flüchtlingskrise.
Seehofer sagte nach einer Klausur seines Kabinetts in Gmund
am Tegernsee: „Ich kann mir diesen Satz auch beim besten Willen nicht zu eigen machen. Dafür ist die Problemlage zu groß.“
Innerhalb einer Woche hatten
ein Flüchtlingvermutlich aus Afghanistan in Würzburg und ein
Syrer in Ansbach Anschläge mit
offensichtlichem Bezug zur Terrororganisation
Islamischer
Staat verübt und mehrere Menschen schwer verletzt. Ferner erschoss ein Deutsch-Iraner bei einem Amoklauf in München
neun Menschen und sich selbst.
Merkel war an keinen der Tatorte
gefahren, nimmt aber an diesem
Sonntag an der Trauerfeier für
die Toten von München teil.
Seehofer erklärte in seiner ersten offiziellen Reaktion auf Merkels wiederholtes „Wir schaffen
das“: „Ich würde damit all mei-
%..&0&*"/.9%/09 (*&0."&&".1+!)" (".0'"/2,+!".+!
%. 0&**5"00")2".$"+1+/"."*"0.7+("/0+!.$"+&"&%."+
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Kollegen. Um 16.00 Uhr wird der Gewinner ermittelt.
Seehofer widerspricht Merkel. Streit will er keinen, sagt er.
ner Verantwortung, die ich auch
in einem Eid abgelegt habe,
nicht gerecht.“ Die Lösungsansätze seien zu unbefriedigend. Er
habe Kraft seines Amtes viele Informationen. „Und deshalb müssen wir hier in Deutschland noch
ein ganzes Stück besser werden
in allen Facetten.“
Er sage so etwas nicht leichtfertig und wolle auch keinen
Streit. Die Schwesterparteien
CDU und CSU seien „gut unterwegs“. Merkel und er wollten fair
miteinander umgehen. „Aber
ich will der Öffentlichkeit auch
nicht die Unwahrheit sagen.“
Seehofer pochte wieder auf Beschränkungen des Flüchtlingszuzugs. Das sei eine Voraussetzung für die Sicherheit im Land
und auch für die Integration der
FOTO: DPA
wirklich Schutzbedürftigen. In
den vergangenen Monaten sind
die Zahlen der neu angekommenen Flüchtlinge allerdings bereits drastisch gesunken.
Seehofer nannte das während
der Klausur seines Kabinetts beschlossene Sicherheitskonzept
für Bayern das „umfassendste
und tiefste“, das bisher in der
Bundesrepublik vorgelegt worden sei. Danach soll zum Beispiel
die Polizei in Bayern von 2017 bis
2020 um 2 000 Kräfte aufgestockt und mit modernster Ausrüstung ausgestattet werden.
Ohne Merkel direkt zu erwähnen, sagte er, er werde „sehr genau darauf achten“, dass auch in
Berlin und Brüssel die Sicherheitspolitik vorangetrieben werde.
Die Gewerkschaft der Polizei
(Gdp) beklagte, die größten Personallücken gebe es in den Ländern, die jahrzehntelang Stellen
im öffentlichen Dienst gestrichen hätten. „Dort muss jetzt
schnell gehandelt werden“, sagte
GdP-Chef Oliver Malchow. Die
Polizeibeamten in den Ländern
hätten einen Berg von etwa 20
Millionen Überstunden angehäuft. Bundesweit müssten
mindestens 20 000 zusätzliche
Stellen geschaffen werden. Malchow mahnte, Politiker sollten
nicht von einem „Krieg“ gegen
den IS sprechen. Terroristen seien Straftäter und Mörder. „Es ist
allein Aufgabe der Polizei, mit ihnen fertig zu werden.“
Nach einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov wünschen sich 65 Prozent
der Bürger mehr Präsenz der Polizei. 57 Prozent sprechen sich
für eine Änderung des Grundgesetzes aus, um Bundeswehreinsätze im Inland zu erleichtern.
Sachsen-Anhalts Regierungschef Reiner Haseloff (CDU) verwies darauf, dass es immer noch
rund 150 000 Menschen in
Deutschland gebe, deren Herkunft ungewiss sei. „Wir müssen
wissen, wer im Lande ist. Nur so
können wir uns, auch was Prävention oder Terroraktivitäten
anbelangt, wappnen.“ BadenWürttembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann
(Grüne) rief dazu auf, sich nicht
von Angst leiten zu lassen. Sonst
hätten die Terroristen gewonnen.
Trump will nicht mehr nett sein
100 Tage vor der PRÄSIDENTENWAHL in den USA nimmt der Zweikampf Fahrt auf – Hackerangriffe aus Moskau?
WASHINGTON (DPA). 100 Tage
vor der Präsidentenwahl in den
USA ist der erbitterte Zweikampf
zwischen dem Republikaner Donald Trump und der Demokratin
Hillary Clinton in vollem Gange.
Clinton setzte am Samstag eine
dreitägige Bustour durch die
möglicherweise wahlentscheidenden Bundesstaaten Pennsylvania und Ohio fort. Bereits am
Freitag hatte Trump bei einem
Wahlkampfauftritt in Colorado
Springs (Colorado) angekündigt,
HiFi-TV.de
dass er jetzt „die Handschuhe
ausziehen“ werde: „No more Mr.
Nice Guy“ (Vorbei mit dem netten Kerl).
Unterdessen wächst bei den
US-Demokraten die Sorge, dass
es zu weiteren Störmanövern
von außen kommen könnte –
beispielsweise durch Enthüllungen nach Hackerattacken. Am
Freitag war bekannt geworden,
dass das Bundeskriminalamt FBI
nach dem Hacken von E-Mails
beim Parteivorstand zwei weite-
Umzüge
re illegale Zugriffe auf Unterlagen der Demokraten untersucht.
Demnach wurden auch Wählerdaten gehackt, die in einem System des Parteivorstandes gespeichert waren.
Am Freitag vergangener Woche hatte die Enthüllungsplattform Wikileaks gehackte E-Mails
von Mitgliedern und Mitarbeitern des Parteivorstandes veröffentlicht. Daraus ging hervor,
dass das Führungsgremium im
Vorwahlkampf zugunsten Clin-
ton und somit gegen ihren Rivalen Bernie Sanders voreingenommen war. Die Enthüllungen
hatten den Auftakt des Parteitages der Demokraten überschattet. IT-Experten machen ebenso
wie das Team der demokratischen Präsidentschaftskandidatin Moskau für die Hackerangriffe verantwortlich. Auch ein Beamter aus US-Ermittlungskreisen sagte der New York Times
zufolge, die Angriffe trügen die
Handschrift Russlands.
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Tiengen
Rheinfelden
Heute verbreitet Wolken, zeitweise Sonne und
immer wieder nass. Vor allem im Süden teils
kräftige Schauer oder Gewitter. Temperaturen
zwischen 20 und 25 Grad. Schwacher Westwind.
heute
22°
Müllheim
Basel
DEUTSCHLANDWETTER
Ein Tief über Skandinavien lenkt kühlere Meeresluft nach Südbaden. Heute ziehen den ganzen
Tag viele Wolken über uns hinweg und die
Sonne kann sich nur zeitweise durchsetzen. In
schwüler Luft bilden sich teils kräftige Schauer
oder Gewitter. Mit Temperaturen bis 22 Grad ist
es deutlich kühler als zuvor. Dazu weht leichter
Westwind. Die neue Woche beginnt freundlicher.
Am Montag und Dienstag wechseln sich Sonne
und Wolken ab, Schauer gibt es kaum noch.
18°
10°
22°
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Bad Krozingen
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Neo-Chansons im Retro-Stil, deutscher HipHop aus Berlin und Rockmusik aus der Wüste sind die Highlights beim Basler Gratisfestival „Im
SEITE 18
Fluss“.
31.Juli2016
Schrunser Kaderschmiede
Schon zum zehnten Mal war der SC FREIBURG im Montafon zu Gast
Zum zehnten Mal in Folge
hat sich der SC Freiburg in
Schruns im Montafon auf
die Saison vorbereitet. Dort
spielten sie unter anderem
gegen den türkischen Erstligisten Çaykur Rizespor
und gewannen den ersten
ernsthaften Test der Vorbereitung mit 2:1. Trainer
Christian Streich zog ein
positives Fazit der acht Tage.
Die Tour de France im Montafon? Nein, der SC Freiburg auf dem Weg zum Training.
und den anderen Neuen geht es
ähnlich. Am Ende der Woche
musste Bulut allerdings pausieren, weil er einen Schlag von seinem vorherigen und jetzigen
Teamkollegen Janik Haberer abbekommen hat, worauf sich dieser von seinem Kumpel prompt
eine Standpauke anzuhören hatte. Eigentlich war Bulut jedoch
froh, dass Haberer zusammen
mit ihm zum SC gewechselt ist,
weil er damit zumindest einen
Mitspieler kannte. „Aber ich
konnte ganz schnell mit den anderen rumflachsen und Spaß haben.“
–
Der Konkurrenzkampf
ist in vollem Gange
–
Auf dem Trainingsplatz ist hingegen der Konkurrenzkampf zu
spüren. Auch wenn der Saisonstart mit dem DFB-Pokal noch
drei Wochen entfernt ist, wollen
sich alle schon jetzt empfehlen.
Aleksandar Ignjovski findet das
gut: „Wir haben für alle Positionen zwei bis drei Spieler, alle haben Druck und geben Gas.“ Der
25-jährige Serbe ist der einzige
Neuzugang, der schon mehrere
Jahre in der ersten Liga gespielt
hat, in Frankfurt zuletzt aber
kaum noch zum Zug kam. Der
Außenverteidiger hofft nun auf
mehr Spielzeit und ist sich sicher, „dass jeder hier eine faire
Chance bekommt, weil der Trainer sehr korrekt ist“. Nicht nur
die Zugänge, auch die bisherigen
Spieler müssen sich in der Vorbereitung an eine taktische Neuerung gewöhnen. Streich lässt die
Dreier- beziehungsweise Fünferkette trainieren und probiert sie
auch in den Testspielen aus. Der
Chefcoach hat sich aber noch
nicht entschieden, ob sie grundsätzlich die neue Ausrichtung
sein soll oder nur eine Alternative zum bisherigen 4-4-2-System.
Für Manuel Gulde und Jonas
Meffert, die in den vergangenen
beiden Jahren noch beim Karlsruher SC zusammen gespielt haben, ist das ebenfalls eine Umstellung,
bei
der
Innenverteidiger Gulde aber einige positive Aspekte sieht: „In der
Defensive hat man einen Mann
mehr im Zentrum und in der Offensive sind die Positionen relativ klar besetzt, so dass man gut
umschalten und schnelle Konter
fahren kann.“ Das System biete
viel Kreativität, nicht umsonst
hätten es bereits einige in der
Bundesliga gespielt.
Im Testspiel gegen Rizespor
hat die Abstimmung zwischen
BILD: KELLER
den verschiedenen Mannschaftsteilen schon gut funktioniert.
Allerdings stand in der ersten Elf
nur ein Neuzugang, Manuel Gulde. Die Tore fielen nach Standardsituationen. Marc Oliver
Kempf (21. Minute) verwandelte
einen Eckball von Vincenzo Grifo per Kopf, Florian Niederlechner traf in der siebten Minute
der Nachspielzeit nach einem
Freistoß von Julian Schuster. Torwart Alexander Schwolow saß
dabei weiterhin nur auf der Tribüne, weil ihn immer noch eine
Knochenhautentzündung plagt.
Nach einer Trainingseinheit mit
der Mannschaft musste er wieder aufs Rad umsteigen.
Sportdirektor Klemens Hartenbach und Sportvorstand Jochen Saier suchen unterdessen
nach einem Ersatz für Torhüter
Zackery Steffen, der in die USA
gewechselt ist. Noch sei allerdings nicht klar, ob dieser eher
„alt und erfahren oder jung und
entwicklungsfähig“ sein soll.
Auf dem Heimweg nach Freiburg traf der Sportclub am
Samstag beim Kooperationsverein FV Ravensburg auf den
Zweitligisten 1860 München.
Die Partie endete leistungsgerecht 0:0 – wobei der SC die bessere Anlage zeigte.
Mutko kündigt Klagen an
Olympia: Scharfe Attacken aus RUSSLAND gegen die Welt-Anti-Doping-Agentur
Nach den Vorwürfen des Staatsdopings reitet Russland scharfe
Attacken gegen die Welt-AntiDoping-Agentur (Wada) und will
vor Gericht ziehen. „Die Wada
hat sich eigene Regeln jenseits
der Gesetze gegeben“, sagte
Sportminister Witali Mutko am
Samstag dem russischen Sportfernsehender Match TV in Moskau. Im jüngsten Bericht des Wada-Chefermittlers Richard McLaren werde man jede Zeile „analysieren und juristisch dagegen
vorgehen“. Der Minister blieb jedoch eine Antwort darauf schuldig, vor welchen Gerichten Russland klagen werde.
Der Wada-Ermittler hatte
Russland in seinem Report Mitte
Juli staatlich gesteuertes Doping
STANDPUNKT
OLYMPISCHE SPIELE IN RIO DE JANEIRO
Doping und Medaillenspiegel
sind nicht alles
F
DANIELA FRAHM
In der Halbzeitpause des Testspiels gegen Çaykur Rizespor bedankte sich der Geschäftsführer
von Montafon Tourismus, Manuel Bitschnau, beim Sportclub
für seine zehnjährige Treue. SCPräsident Fritz Keller gab die
warmen Worte zurück: „Bei euch
fühlen wir uns heimisch, ihr seid
tolle Gastgeber.“ Vor allem galt
das Platzwart Rudi Summer, der
zusammen mit seinem Team
wieder für perfekte Trainingsbedingungen gesorgt hatte.
„Ich bin zufrieden“, sagt
Streich, „wir hatten Glück mit
dem Wetter, es gab keine Verletzungen und die Mannschaft war
sehr schnell beieinander.“ Bis
auf ein Gewitter kurz vor dem
Testspiel war es im Montafon die
ganze Woche über trocken und
nicht zu warm. Athletiktrainer
Simon Ickert ließ die Spieler
trotzdem schwitzen. Die Hochintensivläufe und die Läufe mit
Gewichtschlitten waren bei den
Spielern nicht so beliebt wie die
Übungen mit Ball, in denen es
ums Zweikampfverhalten und
die Passgenauigkeit ging. „Das
ist Fußball, Laufen ist Leichtathletik“, stöhnte Verteidiger Marc
Torrejón.
Neuzugang Onur Bulut machen diese Einheiten hingegen
nicht so viel aus. „Ich war letztes
Jahr in der zweiten Liga einer der
laufstärksten Spieler und das
kommt mir jetzt zugute“, glaubt
der 22-jährige Deutsch-Türke. Er
fühlt sich beim SC schon so wohl,
als wäre er schon viel länger dort
Jeden Sonntag
370.000 mal
im Briefkasten.
vorgeworfen. Der Skandal hätte
für die Sportnation fast den Totalausschluss von den Sommerspielen in Rio de Janeiro bedeutet, allerdings entschied das Internationale Olympische Komitee (IOC), jeden einzelnen
Fachverband über den Start russischer Sportler entscheiden zu
lassen.
Trotzdem kann die russische
Mannschaft nach dem kompletten Ausschluss von Leichtathleten und Gewichthebern sowie
von anderen Sportlern nur reduziert in Rio antreten, mit Stand
vom Samstagmorgen waren 262
Athleten von planmäßig knapp
390 zugelassen. Die gesperrten
Sportler wollten nach den Spielen vor Zivilgerichten klagen,
kündigte Mutko an. Er will sich
an diesem Montag auch vor der
Unesco in Paris über die Wada
beschweren. Die Kulturorganisation ist im Rahmen der Vereinten Nationen unter anderem
auch für Sport zuständig.
Mutko kritisierte auch vehement den Ausschluss der kompletten
Gewichthebermannschaft für Rio. Der Gewichtheber-Weltverband (IWF) verstoße
damit gegen Vorgaben des IOC,
sagte Mutko. Wenigstens Athleten „mit einer fleckenfreien Reputation“ müssten zugelassen
werden. Mutko nannte die Namen Oleg Tschen und David Bedschanjan.
Der Minister riet dem russischen
Gewichtheberverband
deshalb zu einer Klage vor dem
Internationalen Sportgerichtshof (CAS) in Lausanne. Die IWF
hatte die wegen Dopingfällen
ohnehin auf acht Sportler reduzierte russische Mannschaft am
Freitag komplett gesperrt. Noch
haben nicht alle Fachverbände
über die Teilnahme russischer
Sportler entschieden. Etwa 100
Aktive waren am Donnerstag
nach Rio geflogen.
Geklagt werde auch, falls das
Internationale Paralympische
Komitee am kommenden Mittwoch die russischen Athleten
ausschließen sollte, sagte Mutko.
Als Rechtsinstanz nannte er hier
unter anderem den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg.
riedenstauben
gute Platzierung im
werden gen
Staaten-Ranking.
Himmel steiDabei fällt a priori
gen, und bestimmt
der Tipp leicht, die
wird irgendjemand
meisten Edelplaketeine hehre Rede halten gewinnen die
ten über die BedeuAmerikaner, und
tung der Jugend für
den zweiten Rang im
TONI NACHBAR
die VölkerverstänMedaillenspiegel
digung. Wenn am
belegen die ChineFreitag die Olympischen Spiele sen. Der von Peking so vehein Rio de Janeiro feierlich erment befeuerte Griff nach der
öffnet werden, bietet das akabsoluten Sport-Suprematie
tuelle Weltgeschehen eine erdürfte nochmals vertagt bleischreckende Kulisse für das
ben.
größte Sportfest auf dem Glo- Hinter den Amerikanern und
bus.
Chinesen raufen die SüdkoNur: War es 1980, 1992 oder
reaner und die Australier, die
2004 besser um den Weltfrie- Deutschen und die Briten um
den bestellt?
die nächsten Plätze. FunktioMöglicherweise auch nicht.
näre, Politiker, die Medien und
Heute ist jedoch der „schöne
– seien wir ehrlich – auch ein
Schein“ der Spiele als Kontrast großer Teil des weltweiten Puzu einer Welt voller Spannun- blikums wird sich dem nicht
gen, Gewalt und Elend verentziehen.
blasster denn je. Der Sport
Wer hier ein Plädoyer herausverliert täglich an Glaubwürliest, die Olympischen Spiele
digkeit, die Debatte um einen als Zuschauer zu boykottieren
Ausschluss des kompletten
– liegt falsch. Denn man kann
russischen Teams konnte nie
das Sportfest trotz alldem geverhehlen, dass auch ohne
nießen – ohne schlechtes GeAthleten aus Moskau und
wissen und jedes SchamgeSt. Petersburg in Rio Leistunfühl. Denn in Rio wird auch
gen erzielt werden, die nur mit guter, ehrlicher und authenDoping möglich sind.
tischer Sport geboten. Noch
Dies alleswird für 16 Tage sogar immer. Diesen hinter allem
zurücktreten hinter einen lei- Doping, Schein und Starkult
denschaftlich geführten
zu finden, wird tatsächlich
Kampf um Medaillen und eine immer schwieriger.
KURZ GEFASST
OLYMPIA
Australier üben Kritik wegen Raucher
Nach der Evakuierung wegen eines Feuers im olympischen
Dorf in Rio de Janeiro kritisiert die australische Delegation
erneut die dortigen Zustände. Das Feuer sei im Parkhaus
ausgebrochen, dort liege viel Müll herum, sagte Delegationschefin Kitty Chiller. Viele Arbeiter dort würden rauchen: „Das
ist aber eine Nichtraucher-Anlage.“ Rund 100 Mitglieder des
Teams hätten das Hochhaus verlassen müssen. „Es gab keine
DPA
Verletzten“, so Chiller.
1860 MÜNCHEN
Aigner kehrt zurück
Die Rückkehr von Stefan Aigner von Eintracht Frankfurt zu
1860 München ist perfekt. Wie der hessische Bundesligist
mitteilte, sei dem Wunsch des gebürtigen Münchners entDPA
sprochen worden, zu den „Löwen“ zurückzukehren.
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16 SPORT
Der Sonntag · 31. Juli 2016
Große
Olympia-Vorfreude
Die deutschen FUSSBALLTEAMS sind gespannt auf Rio
An ihre erste Begegnung mit
Horst Hrubesch kann sich Silvia
Neid gut erinnern. Es war bei einem Trainerlehrgang unter Gero
Bisanz in den 90er-Jahren, da
spielte die Frauen-Nationalmannschaft gegen die angehenden Fußballlehrer. „Der Horst
stand da vorne drin wie ein
Baum. Den haben wir besprungen und kamen kaum an ihm
hoch“, sagte die heutige Bundestrainerin lächelnd. Jetzt fliegen
Neid und Hrubesch als verantwortliche Trainer der deutschen
Fußball-Teams zu den Olympischen Spielen nach Rio de Janeiro. „Ich hoffe, dass wir uns am 21.
August wiedersehen auf dem
Nachhauseweg und haben dann
die Medaillen um den Hals“, sagte Hrubesch, die einstige Kante
im Sturm. Die beiden verstehen
sich bestens und zeigten sich vor
dem Abflug der Frauen am Freitag sowie der Männer gestern
voller Vorfreude auf ihr jeweils
letztes Turnier in verantwortlicher DFB-Position. „Die Gefühle sind super, ich genieße das jeden Tag“, sagte Neid bei einem
gemeinsamen Pressegespräch.
„Ich freue mich riesig auf das
Turnier, das sind ja meine ersten
Olympischen Spiele“, sagte Hrubesch.
Vor allem Neid ließ keinen
Zweifel daran, dass Gold für den
zweimaligen Weltmeister das
Ziel ist. Das Frauenfinale findet
am 19. August statt, die Männer
sind am 20. dran. Beide Partien
werden im Maracanã-Stadion
ausgetragen. Die 52 Jahre alte
Neid schwärmte dem 13 Jahre älteren Hrubesch vor allem vom
olympischen Dorf und dem
Geist bei den Spielen vor: „Du gehörst da zu dieser großen Familie dazu, alle kämpfen um Medaillen. Das ist ein Wahnsinnsgefühl, das kann man nicht in
Worte fassen.“
Die Frauen müssen allerdings
das Finale erreichen, um überhaupt ins Dorf einziehen zu dürfen, bei den Männern würde das
Halbfinale reichen. Hrubeschs
Profis treffen in der Vorrunde
auf Mexiko, Südkorea und Fidschi. Neids Spielerinnen werden in São Paulo und Brasiliavon
Simbabwe, Australien und Kanada gefordert.
Gute Stimmung bei den deutschen Fußballtrainern Horst HruFOTO:DPA
besch und Silvia Neid.
Neid hatte als Spielerin 1996
die Olympia-Premiere im Frauenfußball erlebt und danach ihre Nationalmannschaftskarriere
beendet. Sie riet Hrubesch auch
zum Besuch der Abschlussfeier:
„Das kann ich dir empfehlen,
Horst. Mach das auch noch!“
Die beiden Trainer haben zudem ein gemeinsames Abendessen der beiden Mannschaften
arrangiert. Zumal bei den DFBFrauen mit Saskia Bartusiak, Simone Laudehr, Annike Krahn,
Babett Peter, Anja Mittag und
Melanie Behringer noch sechs
Bronze-Gewinnerinnen
von
2008 dabei sind. „Die Mädels haben gestern auch was erzählt, im
Moment hat jeder Spaß daran,
jeder will da hin“, sagte Hrubesch. „Alles was du jetzt hörst,
ist positiv.“
Solche gemeinsamen Veranstaltungen sind beim DFB eine
Seltenheit. Neid und Hrubesch
sind zwar beim DFB einst zur
gleichen Zeit eingestellt worden,
hatten aber bisher auch nicht so
viel miteinander zu tun. „Wenn,
dann nur privat – von jetzt an“,
scherzte die Bundestrainerin.
Und Hrubesch, der im Profifußball groß geworden ist, als die
Frauen noch müde belächelt
wurden, erklärte auf Nachfrage,
dass er „überhaupt kein Problem“ mit dem Frauenfußball habe. Und das Spiel damals, ergänzte Neid, sei „mehr ein Joke“
DPA
gewesen.
USA gewinnen Olympia-Test
Ingolstadt sucht nach Defensivspielern
Der FC Ingolstadt muss sich bei der Suche nach Verstärkungen
für die Defensive gedulden. „Im Abwehrbereich sind wir noch
auf der Suche und hoffen, dass wir das bald zu Ende bringen
können. Entscheidend ist, dass die Spieler charakterlich zu
uns passen und für den FC Ingolstadt finanzierbar sind“, sagte
Trainer Markus Kauczinski. „Wir suchen auf beiden Außenverteidigerpositionen und für die Innenverteidigerposition“,
erklärte Sportdirektor Thomas Linke. Über Anthony Jung von
RB Leipzig und Tim Leibold vom 1. FC Nürnberg wurde zuletzt
DPA
als mögliche Zugänge spekuliert.
FUSSBALL
Zukunft einmal plant, weiß ich
nicht, das weiß sie vielleicht
selbst auch noch nicht. Was ich
aber weiß, ist, dass Laura sich bisher immer für den Sport-Club
entschieden hat. Wir werden alles dafür tun, dass das noch lange so bleibt.“
Nach dem Studium kann sie
sich vorstellen, für die Verwaltung des SC zu arbeiten, der Fußball soll weiterhin an erster Stelle
stehen. Sie unterstützt auch die
Eliteschule in Freiburg bei der
Koordination, das sei ein guter
Einstieg. „Ich war ja selbst im Internat“, erinnert sich Benkarth.
„Deshalb kann ich dort, denke
ich, gut helfen.“
JULE ARWINSKI
Die Basketball-Nationalmannschaft der USA bezwang
mit ihrem Trainer Mike Krzyzewski in Chicago Olympia-Teilnehmer Venezuela souverän mit 80:45 (36:18) und zeigte vor
allem in der Defensive eine gute Leistung. Erfolgreichste Werfer
auf Seiten der Gastgeber waren Kyrie Irving (Cleveland Cavaliers/13 Punkte) und Klay Thompson (Golden State Warriors/13).
Die letzte Standortbestimmung vor Olympia in Rio (5. bis 21.
August) findet morgen in Houston gegen den afrikanischen
DPA
Teilnehmer in Rio, Nigeria, statt.
FUSSBALL
Die Olympiateilnahme ist der vorläufige Höhepunkt in der Karriere der LAURA BENKARTH
Die Freiburger Stammtorhüterin Laura Benkarth
fährt mit der Fußball-Nationalmannschaft der Frauen nach Brasilien. Obwohl
sie dort wahrscheinlich
nicht zum Einsatz kommen
wird, freut sie sich auf das
gemeinsame Erlebnis mit
dem „Team Deutschland“.
KURZ GEFASST
BASKETBALL
Fußball steht an erster Stelle
Karius fällt wegenVerletzung aus
Der FC Liverpool mit Trainer Jürgen Klopp muss zum Saisonstart
auf den deutschen Torhüter Loris Karius verzichten. Der für
rund sechs Millionen Euro vom FSV Mainz 05 verpflichtete
Keeper zog sich im Testspiel gegen den FC Chelsea (0:1) einen
Bruch der rechten Hand zu und wird nun rund zweieinhalb
DPA
Monate pausieren müssen.
Laura Benkarth hatte in den vergangenen Wochen keine Langeweile. Vier Lehrgänge und endlose Trainingseinheiten musste
sie durchlaufen, bis feststand:
Sie ist dabei! Die Freiburger SCTorwärterin wird mit der deutschen Frauen-Nationalmannschaft an den Olympischen Spielen teilnehmen.
Zwei Tage vor Abflug nach Brasilien, am Freitagabend, trainierten die Spielerinnen alle zusammen in Frankfurt, dazwischen
mussten zahlreiche Presseanfragen beantwortet werden. Das tat
der guten Stimmung keinen Abbruch. Sie sei sehr neugierig auf
das Land und die Stimmung, erzählte Laura Benkarth.
Früher hat sie die Olympischen Spiele am Fernseher verfolgt. 2012 in London erinnert sie
sich, habe es ihr besonders gefallen, auch Sportarten anzuschauen, über die sie sich sonst nicht
informiere. Diese Offenheit ist
ihr auch als Teilnehmerin an den
Spielen wichtig: „Das Schöne an
Olympia ist, dass nicht nur wir
Fußballerinnen zusammen zu
einem Wettkampf gehen. Alle
Sportler gehen gemeinsam als
Team Deutschland.“
Auch in ihrer Freizeit beschränkt sich Benkarth keinesfalls auf den Fußball. Im Winter
fährt sie gerne Ski und Snowboard, ab und zu mag sie auch
Tischtennis. Doch viel Zeit ist dafür in den vergangenen Jahren
nicht geblieben.
Sie spielt nicht nur seit 2009
im Bundesligakader des SC Freiburg, sie studiert auch noch BWL
und Sportwissenschaften. „Mein
Studium ist aber schon in der
Schlussphase“, berichtet Laura
Benkarth. „Ich muss nur noch
meine Bachelorarbeit schreiben,
–
Mit fünf allein
unter lauter Jungs
–
In Freiburg eine feste Größe, in der Olympia-Mannschaft voraussichtFOTO: SEEGER
lich nur Ersatz-Torhüterin: Laura Benkarth.
das ist also zur Zeit ziemlich locker.“
Benkarth lebt in der Gegenwart, genießt es mit Freunden einen Kaffee trinken zu gehen
oder sich zum Abendessen zu
verabreden. Auch sportlich konzentriert sie sich erst einmal auf
die nahe Zukunft: Sie hofft auf
eine Medaille für ihre Mannschaft in Brasilien. Doch den
Deutschen droht mit Kanada
schon in der Gruppenphase ein
starker Gegner. Die USA und
Frankreich, aber auch Gastgeber
Brasilien, gelten ebenfalls als
große Favoriten.
Mit dem SC will Benkarth eine
erfolgreiche Bundesligasaison
spielen. Auch ihre Managerin
beim Sportclub, Birgit Bauer,
sagt: „Was genau Laura in ferner
2008 entdeckte der Sportclub
ihr Talent und sie zog von Biengen, wo sie bis dahin gelebt hatte,
nach Freiburg. Davor hatte sie
für den FC Wolfenweiler-Schallstadt gespielt. Begonnen mit
dem Fußball hat sie aber beim SV
Biengen, mit fünf Jahren, als einziges Mädchen zwischen lauter
Jungs. Mittlerweile blickt Laura
Benkarth auf eine beachtliche
Karriere zurück: Mit der U-17Mannschaft wurde sie 2009 Europameisterin, mit der U 20
2010 sogar Weltmeisterin. Ihre
Managerin beim SC Freiburg,
Birgit Bauer, begründet ihren Erfolg dadurch, dass die 22-Jährige
eine „komplette Torhüterin“ sei
und eine für die Mannschaft
wichtige „soziale und positive
Art“ habe.
Am liebsten erinnert sich Benkarth an die U-20-Weltmeisterschaft, bei der sie selbst zum Einsatz kam und anschließend den
Goldenen Handschuh verliehen
bekam, sowie an ihre Nominierung für die A-Nationalmannschaft im Oktober 2012. Auf ihren ersten Einsatz dort musste
sie allerdings über drei Jahre
warten. Auch ein Einsatz während den Olympischen Spielen
an Stelle von Almuth Schult ist
unwahrscheinlich. „Natürlich ist
es immer nochmal schöner,
wenn man selbst zum Einsatz
kommt“, räumt Benkarth ein.
„Ich freue mich aber auch einfach darüber, mit dabei sein zu
dürfen.“
Das Ende einer großen Karriere
Nach SCHWEINSTEIGERS Rücktritt aus der Nationalmannschaft bleibt unklar, wie es bei ManU weitergeht
Der Rückzug von Bastian
Schweinsteiger aus der FußballNationalmannschaft und das
Rätselraten um die Zukunft des
Weltmeisters bei Manchester
United ist auch in den USA ein
heißes Thema. Genauer gesagt
beim FC Bayern, der auf seiner
Amerika-Tour gerade in Charlotte Station macht. Und zumindest eines hält der Münchner
Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge bei den Spekulationen
um Schweinsteigers Zukunft für
undenkbar: „Ich bin zu hundert
Prozent überzeugt, dass er nicht
nach Deutschland zurückkehren
wird, weil sein Club war Bayern
München. Er wird nicht bei einem zweiten Bundesligaclub
aufschlagen, das würde mich total überraschen.“
Auch Philipp Lahm verfolgt alle Entwicklungen aufmerksam.
Seinem langjährigen Weggefährten zollte er „großen Respekt“
für dessen DFB-Laufbahn. „120
Länderspiele, das ist einfach eine
unglaubliche Leistung“, sagte
Lahm (113 Einsätze). 2014 waren
Abschied nach 120 Länderspielen:
Bastian Schweinsteiger. FOTO: DPA
beide gemeinsam in Brasilien
Weltmeister geworden. Lahm,
seinerzeit Kapitän, trat nach
dem Triumph zurück.
Bundestrainer Joachim Löw
beförderte daraufhin Schweinsteiger zum Kapitän. „Wir haben
viel miteinander erlebt. Für
mich ist Bastian ein überragender Fußballer, ein sensationeller
Typ“, sagte Lahm. Er nannte
Schweinsteiger einen der wenigen Freunde im Fußballgeschäft.
„Uns wird immer etwas verbinden: Wir sind beim FC Bayern
von der Jugend raufgekommen,
hatten da einen erfolgreichen
Weg, genauso in der Nationalmannschaft“, erinnerte der 32jährige. Zehn Jahre spielte das
Duo zusammen für Deutschland. Beim FC Bayern war ihr
größter gemeinsamer Erfolg der
Champions-League-Gewinn
2013.
Rummenigge sprach im BR
Sport von „einem klugen Zeitpunkt“, den Schweinsteiger kurz
vor seinem 32. Geburtstag nach
dem verpassten EM-Titelgewinn
in Frankreich gewählt habe. „Er
ist jetzt in einem Alter, in dem er
sich nur noch auf den Club konzentrieren will. Dementsprechend ist es eine kluge, gute und
nachvollziehbare Entscheidung“,
sagte der Ex-Nationalspieler.
Löw muss bis zum Testspiel
Ende August gegen Finnland
und dem darauffolgenden Start
in die WM-Qualifikation einen
neuen Kapitän auswählen, Favorit ist Bayern-Torwart Manuel
Neuer.
Spannend bleibt, wie es mit
Schweinsteigers Profi-Karriere
insgesamt weitergeht. Der neue
Trainer José Mourinho soll angeblich mit dem Routinier, der
2015 vom FC Bayern nach England wechselte und in Manchester einen Vertrag bis 2018 unterschrieb, nicht mehr planen. „Also wenn es einer weiß, was er
jetzt in bestimmten Situationen
macht, ist es der Basti“, sagte
Lahm. Er vermied gute Ratschläge.
„Ich kann mir vorstellen, dass
er bei Manchester United bleibt
und mit einem neuen Trainer,
mit einer neu aufgebauten
Mannschaft die Ziele neu angehen wird. Vielleicht überrascht
er dann auch Mourinho“, sagte
Rummenigge. Egal, was passiere,
für den Münchner Vorstandsvorsitzenden steht eines unwiderruflich fest: „Bastians Karriere
war – so oder so – großartig. Daran gibt es nichts zu rütteln.“ DPA
SPORT 17
Der Sonntag · 31. Juli 2016
Rosberg lässt’s krachen
KURZ GEFASST
FUSSBALL
Beim GP von Deutschland in HOCKENHEIM startet der Formel-1-Pilot von der Pole
Mit Nervenstärke hat sich
Nico Rosberg die Pole Position für sein Formel-1Heimrennen gesichert.
Der gebürtige Wiesbadener ließ
sich auch von kurzzeitigen Elektronikproblemen an seinem Silberpfeil nicht aufhalten und raste auf Rang eins bei der Qualifikation zum Großen Preis von
Deutschland vor Lewis Hamilton. „Die Runde war Hammer“,
schwärmte Rosberg: „Das war
ein großartiges Gefühl.“
Er verwies seinen MercedesTeamkollegen auf den zweiten
Platz. Der WM-Spitzenreiter
konnte nach einem Verbremser
die Bestzeit seines Stallrivalen
nicht mehr unterbieten. „Nicos
Stärke hat den Lewis in den Fehler getrieben“, befand MercedesTeamaufsichtsratschef Niki Lauda: „Er hat den Lewis auf seiner
BILD: AFP
Heimstrecke so richtig niederge- Zufrieden nach dem Training: Nico Rosberg
macht.“
Dritter wurde Daniel Ricciardo vor mir.“ Pascal Wehrlein kam
im Red Bull. Für den viermaligen im Manor auf Rang 18.
Rosbergs fünfte Pole
Weltmeister Sebastian Vettel,
Das erwartete Duell zwischen
in dieser Saison
–
der noch nie in Hockenheim ge- Rosberg und Hamilton ging
Wirklich gut drauf wirkte Hamil- winnen konnte und im Ferrari in gleich im ersten Zeitabschnitt
ton danach nicht, allzu besorgt diesem Jahr auch noch auf den los. Nach einer Aufwärmrunde
schien er allerdings auch nicht. ersten Sieg wartet, blieb nur der legte Rosberg die Bestzeit hin „Es ist einer der besten Kurse enttäuschende sechste Platz. „Es das war ihm bereits bei allen drei
zum Überholen“, meinte er mit war der Wurm drin, die Runden- Freien Trainingseinheiten geBlick aufs Rennen an diesem zeit wollte nicht kommen“, kon- lungen. Jedes Mal hatte er HaSonntag (14 Uhr). Fünf der ver- statierte der 29 Jahre alte Vettel: milton dabei auf den zweiten
gangenen sechs Rennen ent- „Die anderen sind schneller ge- Platz verwiesen. Im Qualifying
schied Hamilton für sich.
worden, bei uns war die Luft konterte der Brite zunächst und
Für Rosberg ist es bereits die rauß. Bitter, dass wir wieder wei- passierte kurz nach Rosberg mit
fünfte Poleposition in dieser Sai- ter hinten stehen als geplant.“
einer noch schnelleren Runde
son, die 27. der Karriere insgeFür Nico Hülkenberg war Rang die Zeitmessung. Das Kurzprosamt. Vor zwei Jahren hatte der sieben im Force India dagegen gramm reichte beiden im ersten
mittlerweile 31-Jährige auf dem ein Grund zur Freude - oder wie Zeitabschnitt, Vettel wies schon
Hockenheimring von der Pole er sagte: „Best of the Rest zu sein. jetzt einen Rückstand von weit
aus gewonnen.
Nur die drei großen Teams sind über einer halben Sekunde auf
–
Hamilton auf. Für Landsmann
Pascal Wehrlein war da schon
wieder Schluss. Nachdem es der
21-Jährige in Spielberg in die
zweite Runde geschafft hatte,
schied er zum dritten Mal nacheinander bereits im ersten K.o.Abschnitt aus. Wehrlein wurde
18. und muss im Manor voraussichtlich aus der drittletzten Reihe starten.
–
Hamilton mit
einem Verbremser
–
Die Pole machten Hamilton und
Rosberg weiter unter sich aus.
Sechsmal startete Hamilton bereits in diesem Jahr vom ersten
Platz, viermal Rosberg. Einmal
nur konnte im Australier Ricciardo in Monaco ein Fahrer die Phalanx der Silberpfeile durchbrechen.
Wie schon im ersten Qualifikationsabschnitt legte auch im
zweiten Rosberg zunächst vor.
Und Hamilton mit einer schnelleren Runde nach. Vettel kam als
Neunter weiter, der Rückstand
auf Hamilton und Rosberg
wuchs. Daran änderte sich auch
nicht viel im dritten Durchgang,
als es um die zehn besten Startplätze ging.
Rosberg schien auf BestzeitKurs, bog dann aber in die Box
ab. Ein Problem mit der Elektronik war aufgetreten. Hamilton
übernahm erneut die Führung.
Dann kam Rosberg wieder raus
und unterbot Hamiltons Bestzeit. Der Brite wollte kontern,
fuhr im ersten Sektor auch noch
schneller als Rosberg, leistete
sich dann aber einen Verbremser. Damit war die Chance auf die
DPA
Pole dahin.
Juventus sagtTestspiel gegen Köln ab
Der italienische Spitzenklub Juventus Turin hat ein für den
14. August gegen den 1. FC Köln geplantes Testspiel abgesagt.
Das bestätigte FC-Geschäftsführer Jörg Schmadtke im Trainingslager des Bundesligisten im österreichischen Kitzbühel.„Es
wird sicher schwierig, jetzt noch einen anderen Gegner zu
finden. Die meisten Ligen haben dann schon ihren Spielbetrieb
aufgenommen“ sagte Schmadtke wenig begeistert. Die Partie
gegen den italienischen Meister, der organisatorischen Gründe
für die Absage nannte, war als Generalprobe des FC eine Woche
vor dem Pflichtspielauftakt im DFB-Pokal bei Preussen Berlin
DPA
geplant.
FUSSBALL
Spahic fehlt dem Hamburger SV
Der Hamburger SV muss zum Saisonstart auf Abwehrchef
Emir Spahic verzichten. Der Innenverteidiger zog sich im
Testspiel beim VfL Bochum (0:1) einen Bruch der Augenhöhle
zu und wird nach Angaben des Clubs mindestens vier Wochen
fehlen.„Wir hoffen natürlich, dass er so schnell wie möglich
zurückkehren kann. Emir ist ein sehr wichtiger Bestandteil
unserer Mannschaft. Wir wünschen ihm alles Gute“, so HSVTrainer Bruno Labbadia. Spahic war im Test in Bochum in der
22. Minute mit VfL-Stürmer Peniel Mlapa zusammengeprallt.
Die Nacht verbrachte der 35 Jahre alte Bosnier in einem Bochumer
DPA
Krankenhaus.
FUSSBALL
Simbabwe verliert Olympia-Generalprobe
Simbabwes Fußball-Frauen haben ihre Olympia-Generalprobe
vor dem Auftaktspiel gegen das DFB-Team verloren. Die Afrikanerinnen unterlagen in São Paulo 0:3 (0:2) gegen China,
das ebenfalls für Olympia qualifiziert ist. Die Tore erzielten
die zweimal erfolgreiche Yang Li und Wang Shanshan. Simbabwes
Trainer Shradeck Mlauzi sagte danach: „Ich habe viele positive
Dinge gesehen. Wir haben aber auch viel gelernt.“ Man freue
sich jetzt auf die erste Olympia-Partie gegen Deutschland
DPA
am Mittwoch.
FUSSBALL
Gameiro wechselt zu Atlético
Champions-League-Finalist Atlético Madrid hat den französischen Fußball-Nationalspieler Kevin Gameiro von Europa-League-Sieger FC Sevilla verpflichtet. In Madrid wird der
29-Jährige künftig mit seinem Landsmann Antoine Griezmann
zusammenspielen, dem Torschützenkönig der Europameisterschaft. Für Sevilla hatte Gameiro in den vergangenen drei
Spielzeiten insgesamt 67 Tore erzielt. Über die Höhe der Ablöse
wurde nichts mitgeteilt, Atlético verleiht aber im Gegenzug
den argentinischen Angreifer Luciano Vietto für ein Jahr nach
DPA
Sevilla.
-
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in gedruckter und in digitaler Form (Aktionspreis in den ersten 3 Monaten: 27,90 c pro Monat, danach 41,40 c)
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Meer rauscht, gehen Literatur und
Kulinarik besonders köstliche Verbindungen ein. Der Sonntag stellt
SEITE 20
Sommerbüchervor.
31.Juli2016
NEU IM KINO
JULIETA
Virtuoser Bilderbogen
E
Ein Fluss, ein Floß, und darauf viel Kultur und mit ein wenig Glück herrliche Sommerabende am Rheinufer an der Mittleren Brücke mit Blick
FOTO: ZIMMERMANN (ZVG)
auf das Basler Münster: Was will man mehr?
Wo Musik Wellen macht
IM FLUSS
Neo-Chansons im RetroStil, deutscher HipHop aus
Berlin und Rockmusik aus
der Wüste, das sind die
Highlights der kommenden
Woche in Basel, wo musikalisch alles „Im Fluss“ ist.
So heißt das Gratisfestival,
das täglich eine andere
Band auf einem Boot im
Rhein spielen lässt. Der Zuhörer sitzt derweil gemütlich an der Uferpromenade.
PASCAL CAMES
Ü
ber die Basler wird gesagt,
dass sie frankophil sind.
In Sachen Popmusik gibt
es aber leider nicht viele gute
Beispiele, um mit gutem Gewissen frankophil zu sein. Aber da
gibt es ja das Kulturfloß, und das
bringt heute Abend Rettung für
die „Franzosenversteher“ am
Rheinknie, nämlich das Duo Carrousel, das seine Platten auf dem
Freiburger Jazzhaus Label veröffentlicht.
Das Duo besteht aber strenggenommen nur aus einem Franzosen Léonard Gogniat, die bessere Hälfte, Sophie Burande,
stammt aus der französischen
Schweiz. Beide spielen sie unter
anderem Akkordeon, ein Instrument das als „urfranzösisch“
durchgeht. Wer kann sich schon
bietet in Basel wieder Vielfalt für Sommerabende
einen Abend in Paris ohne die
Quetschkommode vorstellen?
Natürlich hat das Instrument
noch ein paar Facetten mehr,
nämlich Popmusik. Die Geschichte des Duos beginnt in
Südfrankreich, als Léonard Gogniat ein paar Töne Akkordeon
hörte, die von seiner zukünftigen Partnerin gespielt werden.
So nimmt die Geschichte ihren
Lauf. Der Chanson d’Amour wird
seitdem vierhändig gespielt, drei
Alben haben sie schon eingespielt und sage und schreibe
über 450 Konzerte gegeben.
Was macht den Reiz aus? Das
sind die zwei Stimmen – eine
smarte Männerstimme und eine
süße Frauenstimme – die an den
großen Zauber der französischen Popchansons erinnern,
wie man ihn zum Beispiel von
Serge Gainsbourg und Jane Birkin oder Benjamin Biolay und
Chiara Mastroianni noch im Ohr
hat. Die Songs von Carrousel
schrammen haarscharf an der
Rockmusik vorbei, sind also Pop,
machen Tempo durch Gitarre
aber auch Akkordeon, haben
hübsche Melodien, sind leicht zu
merken, demnach prima zum
Mitsingen und verbreiten einen
unwiderstehlichen Optimismus
oder auch „L’euphorie“, womit
wir beim neuen Album wären.
Der schönste Song heißt „La falaise“ (Felswand, Steilklippe) und
ist ein schöner „Er sagt – sie
sagt“-Song im Retro-Stil. Caroussel sind also definitiv das Loveboat des Festivals.
W
Chanson-Rock im Retro-Stil: CarFOTO: ZVG
rousel.
Käptn Peng & Die Tentakel von
FOTO: ZVG
Delphi
gesang. Die Band nennt das
„Trash-Funk“. Vor allem live sind
die Berliner echte Kracher und
verstehen es, ihr Publikum auf
die Beine und zum Tanzen zu
bringen.
Für die Konzerte verstärken
sie sich die Brüder, und das sind
dann die „Tentakel“. Was und wie
sie es machen, ist witzig. Da
kommt ein ausgedienter Kehrbesen beim Schlagzeuger zum
Einsatz, auch verkleidet man
sich gerne. Zudem kommen Instrumente zum Einsatz, die man
so nicht unbedingt in dieser Szenevermutet, wie zum Beispiel eine funky gespielte Jazzgitarre
oder ein Kontrabass, der von der
Größe ungefähr das halbe Floß
einnimmt. Auch wenn bei Konzerten alle am Hopsen sind,
passt die Musik „kaum in die
landläufige Dancefloor-Playlist“,
wie Die Zeit heraushört. Aber wer
braucht
eine
landläufige
Dancefloor-Playlist, wenn man
sein Ding auch so
schaukelt? Und
das mit ordentlich Tiefgang.
leicht interessanteste Gruppe
der letzten Festivalwoche. Es
handelt sich um Songhoy Blues
aus Timbuktu, Mali. Der Wüstenstaat gilt quasi als „Mutterschiff“
des Blues. Wer schon mal einen
Ali Farka Touré gehört hat, weiß,
woher ein John Lee Hooker seine
Roots hat. Die Szene in dem
westafrikanischen Land ist vielschichtig, was auch an den verschiedenen Völkern liegt, die
scheinbar alle ein Musik-Gen haben. Problematisch ist die politische Situation, auch Songhoy
Blues mussten ihre Heimatstadt
– das sagenumwobene Timbuktu – wegen Islamisten verlassen.
Die Band spielt quirlige Rockmusik mit vertrackten Rhythmen, spacigen Keyboards und
viel E-Gitarre. Den Kulthit der
Clash, „Should I Stay Or Should I
Go“, würdigen sie knackig und
für ihren Song „Petit Metier“ hat
sogar Julian Casablancas (The
Strokes) remixt. Ihr erstes Album „Music in Exile“ wurde vom
Yeah-Yeah-Yeahs-Gitarristen
Nick Zinner produziert, was beweist, dass auch global alles „im
Fluss“ ist.
> IM
FLUSS auf dem Floß an der
Mittleren Rheinbrücke, bis 13. August. Konzerte: Heute 20.30 Uhr
Carrousel, Freitag, 5. August, Captain Peng, Donnerstag, 11. August
Songhoy Blues. Beginn jeweils 21
Uhr. www.imfluss.ch
ie es der Name der
Band Käptn Peng & Die
Tentakel von Delphi
schon ahnen lässt, werden hier
ganz andere, wildere Wellen gemacht. Die Berliner Band um
den singenden Schauspieler Rous einem
bert Gwisdek („Renn, wenn du
Land, das
kannst“) und seinen Bruder Joseit Jahren
hann alias DJ Shaban ist seit 2012
unterwegs, zwei Alben gibt es negativ in den
schon. Der Stil ist furios rasanter Schlagzeilen ist, Vielleicht der spannendste Act auf dem KulturFOTO: ZVG
HipHop mit deutschem Sprech- kommt die viel- floß: Songhoy Blues aus Mali
A
s läuft gerade nicht ganz so
gut für den spanischen
Kultfilmer Pedro
Almodóvar. Erst wird der schrille Schöngeist durch die „Panama-Papers“ als überraschend
raffgierig entlarvt. Beleidigt
sagt der sensible Künstler alle
Interviews ab –
worauf sein jüngstes Werk in den spanischen Kinos zu
seinem größten
Flop gerät. Ziemlich gemein eigentlich. Zum einen hat
sich um die lästigen Finanzen stets
nur der Bruder des
Regisseurs gekümmert. Zum anderen
ist „Julieta“ ein gelungener
Wurf, der alles hat, was ein
Almodóvar braucht: Schöne
Frauen. Eine raffiniert verschachtelte Geschichte. Sowie
ein Füllhorn visueller Einfälle.
Grob gesagt geht es um eine
Mutter, deren Tochter als Teenager verschwindet, weil sie
glaubt, der Vater wäre durch die
Schuld der eifersüchtigen Mama auf stürmischer See ums Leben gekommen. Wie üblich
wird die Story in allerlei Rückblenden verpackt und mit knalligen Farben bebildert. Einmal
mehr gibt der 66-jährige Spanier den dramaturgischen Flipper-Spieler, der seine Figuren
vergnügt auf das Spielfeld
schießt, wo sie miteinander kol-
lidieren oder vom Zufall in unterschiedliche Richtungen katapultiert werden. Die Titelheldin hat die Koffer gepackt, um
mit ihrem Lover in eine andere
Stadt zu ziehen. Überraschend
trifft sie auf der Straße die Jugendfreundin ihrer Tochter,
von der sie ewig
nichts gehört hat.
Prompt werden die
Karten neu gemischt. Umzug gestrichen. Stattdessen geht es auf Spurensuche. Elegant
dreht Almodóvar
nun am Rad der Zeit.
Die ganz große Liebe, Lust und Eifersucht. Das fiese
Schicksal mit Todesfall. Damit
nicht genug, kommt auch der
Vater der Heldin ins Spiel. Betrügt er die schwerkranke Gattin? Wie im Kaleidoskop purzeln die drei Kurzgeschichten
der Literaturnobelpreisträgerin
Alice Munro, die als Vorlage
dienten, über die Leinwand.
Nicht nur bei den Emotionen,
auch bei den Farben greift der
Melodramatiker aus La Mancha
munter in die Vollen. Sein bunter Bilderbogen präsentiert sich
virtuos durchdacht, Almodóvar
präsentiert sich auf der Höhe
seines Schaffens. Ein filmisches
Vergnügen. DIETER OSSWALD
> JULIETA, Bundesstart am Donnerstag.
Pratteln zeigt seine
sanfteren Seiten
Neues Festival im Hardrock-Schuppen Z7
Und noch ein Festival: Am kom- Alternative Folkrocker Death By
menden Wochenende starten Chocolate, die Indie-Rocker The
erstmals die River Nights, die Subways und The Drops.
aber aufgrund technischer ProBereits am Freitag gibt es ein
bleme schon vom schweizeri- Wiedersehen mit Selah Sue aus
schen Rheinfelden in den Kult- Belgien, die von Marlon RoudetHardrock-Schuppen Z7 nach te gefolgt wird. Außerdem spiePratteln verschoben werden len Funk-Saxophonistin Candy
DS
mussten. Dort baut man nun ei- Dulfer und Alina Amuri.
ne Bühne auf und lässt drinnen
wie draußen spielen. Das Ein- > RIVER NIGHTS, Freitag, 5., bis
springen für Rheinfelden erklärt Sonntag, 7. August, Z7, Pratteln.
auch das für das Z7 etwas unge- Infos unter: www.z-7.ch
wöhnliche Programm. So steht DER SONNTAG VERLOST 5 mal 2
Einfach
heute
am Sonntag, 7. August, Ex-Boy- Tagestickets.
zone-Sänger Ronan Keating auf 0137/808 01 30 anrufen und den
dem Programm, der im Frühjahr gewünschten Tag nennen.
sein neuntes Album
„Time of My Life“ herausgebracht hat. Mit
ihm steht der stilistisch versierte Songwriter Charlie Winston auf der Bühne, außerdem die Soulsängerin Nneka aus
Hamburg.
Große
Namen
bringt der Samstag:
Da kommt etwa ExVerve-Frontmann Richard Ashcroft als einer der größten Namen zusammen mit
der US-Band Garbage
um die schottische
Sängerin
Shirley
Manson. Außerdem
spielen die Schweizer Britpop-Legende Richard Ashcroft FOTO: ZVG
KULTUR IN DER REGION 19
Der Sonntag · 31. Juli 2016
Viele Stile
mit Energie umarmen
MOKOOMBA
Jürg Kienberger (links) und Ueli Jäggi lesen und spielen Robert Walsers „Spaziergang“ im Kanderner Theater im Hof
FOTO: SCHNETZ (ZVG)
„Kunst braucht Risiko“
Der Schauspieler UELI JÄGGI über Robert Walsers „Spaziergang“
Der Basler Schauspieler Ueli
Jäggi ist einer der ganz Großen seines Fachs. Bevor er
an der Volksbühne Berlin
Frank Castorf verabschiedet, bringt er noch mit Jürg
Kienberger den „Spaziergang“ von Robert Walser
zum Theater im Hof in Kandern-Riedlingen.
Herr Jäggi, ist es völlig übertrieben, wenn man sagt, dass Ihnen
Jürg Kienberger vor 25 Jahren
gerade recht kam? Sie hatten
gerade frustriert in Nürnberg
hingeworfen – und danach begann Ihre Karriere erst so richtig.
Ich hatte meine Karriere nie geplant. Ich habe immer versucht
zu machen, was ich in dem Moment für richtig fand und was
mir große Freude bereitete. Meine Anfänge im Münchner Theater der Jugend waren eine unglaublich wichtige Zeit, der Intendant bezog mich sehr in die
Arbeit mit ein und wir überlegten, wie wir welche Dinge neu erzählen wollten. Das war mir
wichtig. Am Theater in Nürnberg
hatte das nicht funkioniert, und
ich wollte etwas Neues suchen.
Durch einen glücklichen Zufall
rief am Tag nach meiner Kündigung Wolfram Berger an, der
mich für ein Projekt in Basel gewinnen wollte.
Jürg Kienberger, mit dem Sie jetzt
Walsers „Spaziergang“ aufführen, kannten Sie also noch gar
nicht, als Sie Ende der 80er nach
Basel kamen?
Nein, als mich Wolfram Berger
hierher lockte, sagte er, ein Musiker sei auch dabei, der sei toll
und verrückt. Ich war sehr neugierig, ihn kennenzulernen. Ich
traf Jürg dann in Zürich, wo er
mit einer sehr schrägen Formation auftrat, und ich sah sofort:
Das ist mein Humor. Das war der
Beginn einer glücklichen – na,
das klingt jetzt kitschig – einer
langen, langen Zusammenarbeit
und Freundschaft. Das ist mir im
Theater überhaupt wichtig: die
menschliche
Verbundenheit.
Sonst fühle ich mich fremd. In
der Fremde fühlt man sich einsam, und da ist es schwierig, einsam eine kommunikative Kunst
auszuüben.
Mit dem Projekt sah Sie Christoph Marthaler, mit dem Sie bis
heute Erfolge feiern.
Ja, er kam Anfang der 90er Jahre
auf mich zu, und auch zu ihm
hat sich eine Freundschaft entwickelt. Das ist ein Geschenk.
Was war es, was Ihnen an Kienberger so gefallen hatte?
Mir hat seine hintergründige
Vordergründigkeit gefallen, sein
Humor, die anarchische Weise,
in der er sein Licht unter den
Scheffel stellte. Nach diesen sehr
oberflächlichen, grellen, schrillen, auf Wirkung bedachten Erfahrungen, die ich zum Teil in
Nürnberg gemacht hatte, dachte
ich erleichtert: Genau so kann es
gehen. Es ist wie bei den ganz
Großen der Komik wie Buster
Keaton, die mit scheinbar nichts
eine so große Wirkung erzielen.
Ich habe mir einfach versucht
vorzustellen, wie er mir das bei
einer Begegnung erzählen würde. Ich gehe also mit ihm spazieren und höre zu, was er mir erzählt. Und dann kommen auch
die Momente, in denen man mit
ihm innehält, er spricht den Leser ja immer wieder direkt an.
Entscheidend ist die große Konkretheit, die „Der Spaziergang“
hat. Ich sehe da einen Menschen
und nicht nur heilige Literatur.
Welche Rolle übernimmt Jürg
Kienberger als Musiker?
Jürg mischt sich zum Beispiel
immer wieder ein, wenn dem Erzähler der Gaul durchgeht. Und
er sich etwa ungeheuer aufregt
über die goldenen Buchstaben,
mit denen eine Bäckerei für sich
wirbt, als sei das nötig. Dann wieder folgt er der Geschichte wie
ein aufmerksamer Zuhörer,
dann sitzt er auch am Klavier
Keaton war ein echter Risikooder singt etwas mit mir zusamschauspieler. Ist Risiko für Ihre
men. Er baut eigentlich den ganArbeit eine Kategorie?
zen Kosmos dieses Spazierganges mit mir auf, das kann auch
Risiko ist im Theater immer mit sehr berührend sein.
dabei. Ohne Risiko gibt es keine
Kunst. Man kann nicht auf WirWarum haben Sie gerade den
kung schielen. Es ist wie beim
„Spaziergang“ ausgewählt?
Humor: Lachen ist etwas Anarchisches, das kann man nicht be- Dieser Spaziergang ist ja nicht
rechnen. Nichts schlimmeres als nur eine Wanderung durch das
totsichere Gags.
Seenland und Mittelland, Sie ist,
und das finde ich das WunderbaAuch bei Robert Walser gibt es
re, eine Seelenwanderung, die
dieses Risiko, er stürzt sich in das von der tiefsten Depresession
Schreiben und schaut, was ihm
über das höchste Glück eines Ledort passiert, was ihm begegnet. bens reicht bis zur Traurigkeit
darüber, dass wir eines Tages
Seine Literatur war für ihn ein sterben müssen. Der Riese TomRisiko, er hatte ja schnell keinen zack steht für mich für eine ganz
rechten Erfolg mehr. Das hat große Depression, die ihm sehr
ihm sehr zu schaffen gemacht. vertraut begegnet. Jürg stellt da
Was ich bei Walser unglaublich mit seiner Musik Raum und Gröliebe, ist diese Art, aus sich he- ße für die Figur und diese Traurauszugehen und zugleich ne- rigkeit her.
ben sich zu stehen und sich
selbst zu betrachten. Er nimmt
Kienberger interpretiert also die
sich selbst zurück und macht
seelischen Zustände des Texts?
doch gleich weiter. Da schimmert auch eine große Einsam- Er gibt ihnen Raum und etwas
keit und Verlorenheit durch, sei- Farbe, interpretieren soll der Zune scheinbar so schlichten Texte schauer. Wir haben versucht,
bergen einen unglaublichen schlichte Dopplungen zu verKosmos. Wo Walser in seinen Ge- meiden. Es gibt also nicht ein Gefühlen und Betrachtungen mä- witter im Text, und Jürg
andert, hat er stets ein großes schwingt dazu das Donnerblech.
Fundament.
Auf welche Schwierigkeiten stößt
Er hat auch oft diese spielerische
man denn als Schauspieler, wenn
Haltung sich selbst gegenüber.
man Walser spielt und spricht?
Macht es diese Ironie schwierig
Sie haben ja auch seinen „Gefür den Vortragenden?
hülfen“ inszieniert.
Man darf nie vergessen, dass es
zwar einfache Geschichten sind,
aber auch große Literatur, dass
man also ein sprachliches Meisterwerk aufführt. Um dem gerecht zu werden, habe ich beim
„Gehülfen“ immer wieder lange
Stücke rezitieren lassen: Man
muss dieser Sprache zuhören.
Und man muss eine Haltung
entwickeln, die nicht einfach naturalistisch oder nur psychologisierend ist. Wichtig ist auch, dass
es um Walsers Sicht auf die Welt
geht, und man ihn nicht benutzt,
um seine eigene zu erzählen.
beim African-Music-Festival
„Unser Bandname steht für die
überschäumende Energie, die
der Fluss Sambesi uns gibt, er ist
unsere Lebensader“, sagt Bassist
Abundance Mutori. Er und seine
Mitmusiker von der Band Mokoomba, die am Sonntag, 7. August, zum African Music Festival
nach Emmendingen kommen,
stammen von der simbabwischen Minderheit Tonga ab, aus
kleinen Dörfern, die in der Nähe
der imposantesten Kaskaden
der Welt, den Victoria Falls an der
Grenze zu Sambia, liegen.
Die Rhythmen der Tonga sind
die Basis der Mokoomba-Songs,
doch die Band umarmt zugleich
viele Stile des südlichen Afrikas.
Verantwortlich dafür ist Bandleader und Sänger Mathias Muzaza, der auf seinen Wanderjahren aus allen bereisten Regionen
Lieder mitbrachte und die Band
2001 startete. Ein Sieg bei einem
Contest in Malawi ermöglichte
Muzaza und seinen Kollegen eine Europatour, schließlich die
Produktion eines Debütalbums.
Im aktuellen Mokoomba-Repertoire steckt von allem ein wenig
drin: Afrosalsa, Anleihen bei der
kongolesischen Rumba und den
Färbungen des Sahel, Fusionsound, Reggae und Raggamuffin. Mal knackige, mal in höchsten Lagen jubilierende Gitarren
bestimmen die Arrangements,
ein schiebender Bass, ausgefeilte
Rockdrums, Flöten- und Blechblasakzente, machtvolle Männerchöre. Und mittendrin in den
treibenden Grooves und der
komplexen Rhythmik immer
die kraftgeladene, ein wenig
kratzbürstige Stimme von Mathias Muzaza.
Textlich folgen Mokoomba einem bewährten Rezept: Verpa-
cke anstrengende und bittere
Botschaften zu sozialen Missständen, der Angst vor dem HIVVirus oder den Belangen der
Minderheiten in Simbabwe in
Tanzboden-Energie. Und die ist
panafrikanisch, trotz aller Verwurzelung in der Tonga-Tradition. Denn produziert hat die Ivorerin Manou Gallo. Die Bassistin
und Sängerin war in den Neunzigern Teil der legendären Frauenband Zap Mama und agiert heute von ihrer Wahlheimat Brüssel
aus als eine der bestimmenden
Musikerpersönlichkeiten,
die
zwischen Afrika und Europa vermitteln. Bei ihren Schützlingen
von Mokoomba sorgt sie für einen extrem clever aufgetürmten Afropop-Sound, der auch
live unglaublich ansteckend
wirkt.
Von der progressiven Tanzmusik der afrikanischen Metropolen, die an HipHop und Electronica andockt, hat der Mokoomba-Mix aber wenig. Indem er seine Energie aus den ländlichen
Traditionen schöpft, erinnert er
in vielem an die Afropop-Fusionen, die in den Neunzigern unternommen wurden. Bei einem
europäischen Publikum, das damals zu Weltmusikfans wurde,
fällt das auf fruchtbaren Boden.
Und damit gelingt Mokoomba
das Vorhaben, die Kultur ihrer
sogar im eigenen Land unbekannten Minderheit über den
Kontinent hinaus zu tragen.
STEFAN FRANZEN
> MOKOOMBA beim African Mu-
sic Festival, Sonntag, 7. August, 21
Uhr, Schlossplatz Emmendingen,
alle Informationen zum Programm des Festivals unter
www.festival.afrikaba.com
Haben Sie Lieblingspassagen im
„Spaziergang“?
Es gibt natürlich viele. Dazu gehören der Riese Tomzack oder
der Besuch bei Frau Aebi, wo er
die ganze Zeit essen soll. Wie er
den Horror dieser Übermütterlichkeit als Fressorgie beschreibt,
das hat großen Witz. Und ich
freue mich immer über den
Schluss. Wie er unter den Bäumen im Gras liegt und an die
Endlichkeit der Welt denkt. Aber
ich mag eigentlich jede Stelle.
Stammen von der simbabwischen Minderheit Tonga ab: die Mitglieder
FOTO: ZVG
Walser spazierte ja nicht schlicht, der Band Mokoomba, die nach Emmendingen kommt.
er wanderte große Strecken.
Wandern Sie selbst auch?
Ja, recht viel. Beim Wandern
kommt man ins Reden und zugleich kommt Ruhe in einem
auf. Es findet eine Entschleunigung statt, die ja typisch für Walser ist.
Sie sind nun 61. Was sind Ihre
nächsten Pläne?
Im September nehmen wir mit
Christoph Marthaler die Proben
auf für die letzte Saison an der
Volksbühne unter Frank Castorf.
Wir haben in seinem ersten Jahr
„Murx den Europäer!“ gespielt –
es lief schließlich 14 Jahre lang.
Danach werde ich am Theater
Bern Kafkas Roman „Der Verschollene“ inszienieren. Damit
bin ich dann bedient bis Weihnachten. Und dann mal schauen,
DAS GESPRÄCH
was kommt.
FÜHRTE RENÉ ZIPPERLEN
KURZ GEFASST
OPEN AIR
Kino ganz oben
Es ist Jahr für Jahr ein besonderes Highlights
im Kalender der Open Air Kinos: Die Freilichtfilmspiele auf der Dachterrasse des
Bernoulli-Silos in der Basler Hafenstraße
7. Die Plätze sind begrenzt, die Regeln streng:
Rauchen ist absolut verboten, Karten (20
Franken) gibt es nur per Anruf am Vorstellungstag zwischen 17 und 18.30 Uhr unter
0041/78/679 20 97. Bei schlechtem Wetter
geht es in die Räume des Veranstalters, des
Neuen Kino Basel in der Klybeckstr. 247.
Gezeigt werden noch am Mittwoch, 3. August,
„Purple Rain“ mit dem jungen Superstar Prince. Am 4. August
wird es künstlerisch mit zwei Filmen von Harry Smith („Early
Abstractions“ und „Mirror Animations“) sowie dem ersten
Film über New Yorker U-Bahn-Graffiti von Manfred Kirchheimer
(„Stations Of The Elevated“). Am Freitag, 5. August, geht es
um den „Great Rock’n Roll Swindle“ mit der Geschichte der
Punk-Legende Sex Pistols. Am Mittwoch, 10. August, läuft
DS
„Sciuscia“ von Vittorio de Sica.
> DER
SPAZIERGANG mit Ueli
Jäggi und Jürg Kienberger. Mittwoch, 10., Donnerstag, 11. August,
20.30 Uhr. Theater im Hof, Kandern-Riedlingen. Karten zu 24, ermäßigt 8 Euro: 07626/97 20 81.
www.theaterimhof.de
www.as-herrmann.de
Hifi-Highend-Heimkino
Gitarre?
Musikhaus Geissler Nachf.
Sam´s Musikhaus
Marktplatz 10, Lörrach, Tel./Fax 0 76 21 / 8 44 60
20 DREI GÄNGE
Der Sonntag · 31. Juli 2016
NACHSCHLAG
Heute ist Tag des offenen Bauerngartens
FEIGEN IM EIGENEN GARTEN
S
Ein Hauch von Süden
ie sind süß, aromatisch
und es haftet ihnen ein
Hauch von Exotik an. Doch
Feigen findet man in der Region nicht nur in Obstläden und
Supermärkten.
Sie wachsen
auch in erstaunlichvielen
Gärten. Für alle,
die sich einen
eigenen Feigenbaum wünschen, ist das
neu erschienene Buch „Feigen
aus dem eigenen Garten“
empfehlenswert. Es ist zudem das erste
seiner Art im
deutschsprachigen Raum, wie
der Autor Christoph Seiler im
Vorwort schreibt. Nicht verwunderlich: Ein Feigenbaum
gedeiht in unseren Breiten
nicht überall im Freien. Voraussetzungen sind laut Seiler geschützte Standorte mit „maximaler Sonnenausbeute im
Sommer und minimaler Kälteeinwirkung im Winter“. Er empfiehlt einen möglichst nach Süden ausgerichteten Platz in der
Nähe von Mauern. Wer diese
Voraussetzungen nicht hat,
kann auch einen Feigenbaum
im Kübel pflanzen, der dann im
Haus überwintern muss. Ebenfalls wichtig: Manche Sorten
tragen einmal pro Saison
Früchte (Unifera), manche
zweimal (Bifera). Doch nicht alle Feigenbäume tragen Früchte,
manche bilden zwar welche,
doch sie reifen
nicht aus. Auf
etwa einem
Drittel des Buches stellt Seiler
die seiner Ansicht nach 30
besten Feigensorten vor. Für
die, die Zeit und
Muße haben,
ist dies ein perfekter Ratgeber
vor dem Kauf
des eigenen Feigenbaums. Wen
eine so detaillierte Informationsflut überfordert, der sollte sich lieber in der
Gärtnerei oder Baumschule beraten lassen. Ein nützlicher Ratgeber ist das Buch jedoch für alle: Wertvoll sind die praktischen Tipps zum Auspflanzen
von Feigenbäumen, dem
Schutz im Winter, zum Schnitt
und zu möglichen Schädlingen
und Schäden. Appetit machen
zudem die Rezepte am Schluss,
die von Feigenchips über Feigensenf bis Feigentarte reiSUSANNE MAERZ
chen.
> CHRISTOPH SEILER: Feigen
aus dem eigenen Garten, Ulmer,
126 Seiten, 14,90 Euro.
Restplätze beim Bauernhofsbrunch
SCHÖNHEIT UND NUTZWERT mischen sich im traditionellen Bauerngarten aufs Schönste, und doch gleicht kein Garten dem anderen.
In der Region laden zum heutigen „Tag des offenen Bauerngartens“,
den die „Badische Bauern Zeitung“ alle zwei Jahre veranstaltet, zahlreiche Garteninhaber interessierte Besucher ein. Mit dabei sind unter
anderem Sybille und Hans Breisacher aus Ihringen (Foto), Hubert und
Maria King aus Schramberg, Roswitha Ette aus Herbolzheim, Gabi Kapp
aus Glottertal, Gertrud Zapf aus Furtwangen, Gabriele Plappert aus
Freiburg-Littenweiler und Andrea Tellmann aus Staufen-Wettelbrunn.
Die meisten Gärten sind von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Adressen, Anfahrt,
Rahmenprogramm und gegebenenfalls Eintrittspreise finden sich im
Internet unter www.badische-bauern-zeitung.de FOTO: KAI KRICHELDORFF
> HEUTE, 31. Juli, 11 bis 18 Uhr: Tag des offenen Bauerngartens
Viele Seiten des Genusses
Kulinarische SOMMERLITERATUR für Strand, Berge und Balkon
Auf ein Glas Champagner
nach Paris oder auf Weinreise durchs Piemont? Dazu
Sushi oder eine versunkene
Birnentorte? Der Sonntag
stellt kulinarische Sommerliteratur vor, die mit Vorsicht zu genießen ist. Möglicherweise kommt mächtig Appetit auf.
PASCAL CAMES
DER BRUNCH AUF DEM BAUERNHOF im Naturpark Südschwarzwald hat mittlerweile seinen festen Platz im kulinarischen Festkalender der Region, die Plätze auf den 17 Höfen sind begehrt und oftmals
früh ausgebucht. Dieses Jahr findet der Brunch am Sonntag, 7. August,
statt. Ab 9 Uhr bieten Landwirte ein feines und herzhaftes Buffet aus
eigenen Produkten und regionalen Delikatessen an. Folgende Höfe
haben noch Plätze frei: Bärenhof in Dachsberg-Wilfingen (Reservierung unter Telefon 0 77 55/4 57), Lederhof in Hasel (0 77 62/16 91), Nestorhof in Görwihl-Rotzingen (0 77 54/71 75), Ramstalhof in TeningenKöndringen (0 76 41/84 37), und Hof Till in Schluchsee-Äule
(01 60/625 38 46). Alle Bauernhöfe samt Anfahrt und Programm unFOTO: AQUARIAGIRL1970/FOTOLIA
ter www.naturpark-brunch.de.
QUERBEET
ERKUNDUNG
Erkundungstour,
Hinterwäldervieh im die drei bis
vier StunBiosphärengebiet
den dauWie lebt das Hinterwäldervieh ert, gehört
im neuen Biosphärengebiet
zum ErlebSchwarzwald, das zwischen
nisproHotzenwald, Oberes und Kleigramm,
nes Wiesental, Münstertal, Höl- das Naturschutzorganisatiolental und Schluchsee entstan- nen unter Federführung des
den ist? Das können InteresBUND zum Start des neuen
sierte heute, 31. Juli, ab 16 Uhr
Biosphärengebietes organisiert
von Landwirt Markus Kaiser
haben. Dabei sollen Schwervom Goldbachhof im Bernauer punkte einer künftigen EntOrtsteil Goldbach erfahren.
wicklung – etwa NaturschutzKaiser führt die Teilnehmer zu gebiete, Bannwälder, Wanderseinem Weidberg im Allmend- wege, modellhafte Projekte
bereich, er berichtet vom Wan- oder Betriebe – vorgestellt werdel in der Bernauer Grünlandden. Die Teilnahme ist kostenwirtschaft und stellt seinen Hof los, die Tour findet bei jedem
und die Erzeugergemeinschaft Wetter statt. Feste Schuhe und
„Junges Weiderind“ vor. Die
Proviant bitte mitbringen. DS
WARUM ITALIEN für uns Deutsche das gelobte Land ist, wird
klar bei der Lektüre von Elena
Kostioukovitchs „Italia! Die Italiener und ihre Leidenschaft für
das Essen“ (S. Fischer, 24,99 Euro), die sich quasi von Nord nach
Süd durchfrisst. Die von Umberto Eco für ihre „Intelligenz und
umfassende Bildung“ gelobte
Autorin widmet jeder italienischen Region ein Kapitel, weitere
Abschnitte drehen sich um Demokratie und Totalitarismus,
Slow Food und Pizza. Wir lesen,
dass die Italiener geborene Demokraten seien, dass Mussolini
Magenprobleme hatte und eine
„Ricotta-Diktatur“ anführte. Der
Duce wollte tatsächlich den Italienern die Pastavermiesen. Jetzt
wissen wir, warum er scheiterte.
NUR EINE REGION im Fokus hat
dagegen der Krimi- und Weinspezialist Paul Grote, dessen
„Die Spur des Barolo“ (dtv, 9,95
Euro) von einem Mann erzählt,
der sich nach einer Weinexkursion im Piemont in Luft auflöst.
Dessen Gattin, eine gebürtige
Italienerin, macht sich auf die
Suche, weilvon den italienischen
Behörden nichts zu erwarten ist.
Grote schreibt von „wunderbaren Landschaften, berühmten
Weingütern mit ausgezeichneten Weinen und Restaurants“
und vermittelt Weinwissen zuhauf. So kennen sich Leser bald
aus mit Barolo und Barbaresco
und der Hunger nach einem Kastanienrisotto wird auch geschürt. Der Krimi ist exzellent
geschrieben und stellt vieles in
den Schatten, was derzeit unter
„Weinkrimis“ läuft.
Wenn in den Sommerferien die Grillen zirpen oder das Meer rauscht, gehen Literatur und Kulinarik besonFOTO: OLENA MYKHAYLOVA/FOTOLIA
ders köstliche Verbindungen ein.
Mia!, doch so ganz anders, spielt
Valeria Vairos Integrationsgeschichte. Sie erzählt mit sympathischer Stimme, wie es ihren
aus Apulien stammenden Eltern
in Norditalien ergeht. Kann das
gut gehen, wenn es statt Meerfisch mit Käse überbackenen
Wirsing gibt? Das auf deutsch
und italienisch geschriebene
„Der Geschmack des Lebens“
(dtv, 9,90 Euro) ist feine Literatur, tiefgründig, hintersinnig
und warmherzig. Als Dreingabe
gibt es noch die Rezepte, sodass
dem „Austausch von Köstlichkeiten“ nichts im Wege steht.
KÖSTLICHKEITEN SIND auch
vom französische Autoren-Duo
Vanessa Barrot und Noël Balen
zu erwarten, schließlich spielt
ihr „Ein Soufflé zum Sterben“
(btb, 8,90 Euro) in den Lyoner
Bouchons (traditionelle Kneipen) mit ihren versunkenen Birnenkuchen und Esskastanientorten und herzhaften Gerichten wie der Grillplatte der
Rhône-Fischer. Hierhin verschlägt es eine attraktive Journalistin für eine Food-Reportage,
just als zwei Morde passieren.
Zur Story gibt es reichlich Lokalkolorit und Hintergrundwissen
über die Bouchons und ihre vorAUCH IN ITALIEN, aber, Mamma maligen Besitzerinnen, darunter
„die beste Köchin der Welt“ und
natürlich auch über Paul Bocuse,
der von hier seine Weltkarriere
startete.
VON LYON NACH PARIS ist es
quasi nur ein Katzensprung, genauso wie von Stuttgart, von wo
Vincent Klink anreist. „Ein Bauch
spaziert durch Paris“ (Rowohlt,
19,95 Euro) ist wie immer sehr
humorig („Mir ist schlecht, ich
bin bin hässlich, alle Leute gucken mich an...“) und gewürzt
mit allerlei (historischen) Anekdoten über Essen und Trinken,
Stadtviertel und ihre Menschen.
Auch wenn die Franzosen längst
nicht mehr so „lässig wie ehedem“ sind, Monsieur Klink entdeckt Bistros, in denen „junge,
wilde Kochkünstler“ am Werk
sind und ist glücklich. Mit Klink
lässt sich prima jubeln, schlürfen, futtern oder auch einen
Borschtsch kochen – der Mann
liefert auch Rezepte.
SOWEIT GEHT Christoph Peters
nicht, denn sein „Der Arm des
Kraken“ (Luchterhand, 19,99 Euro) ist kein Spaziergang, sondern
es geht um Gangs und Unterwelt
in Berlin. Japanische Yakuza und
marokkanische Mafia verbünden sich gegen die Vietnamesen,
die den Markt beherrschen. Mit-
tendrin ist eine deutsche Polizistin, die aber schon seit zehn Jahren auf ein Erfolgserlebnis wartet. Vielschreiber Peters hat bekanntlich ein Faible fürs
Kulinarische und lebt es aus. Er
schreibt über „Tajine mit Lamm
und Salzzitronen“ und japanische Küchenkunst. Dass ausgerechnet ein Marokkaner das beste Sushi der Welt macht, ist kurios und tut der Story gut.
ZUM SCHLUSS noch ein bereits
2014 erschienenes Buch, das
aber eine Klasse für sich ist. Egal
wie heiß es ist, bei Simon Wroes
„Chop Chop“ (Ullstein, 18 Euro)
bekommt man das Frösteln. Die
Geschichte spielt in der Küche
des „Swan“ (endlich ein Küchenroman!), wo der nackte Wahnsinn herrscht. Es gibt einen Diktator, einen willfährigen Sklaven
namens „Rassisten Dave“, einen
Neuankömmling (der Ich-Erzähler) und mit Ramilow („Wenn jemand ’bio’ sagte, stand ihm der
Schaum vor dem Mund“) einen
1A-Revoluzzer, der zur Strafe immer wieder in den begehbaren
Eisschrank gesperrt wird. Die
Sprache ist flott, das Tempo
enorm, Inhalt und Typen sind
irrwitzig gut. Das ist ein Pageturner erster Güte mit britischem
Humor extra trocken.
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Sonntag, 31.07.2016 von 11-16 Uhr
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IMPRESSUM
Redaktionsleitung (verantwortlich):
Klaus Riexinger (rix), Telefon: 0761/496-8011
Stellvertretung:
Sigrun Rehm (sir), Telefon: 0761/496-8013
Redaktion Dreiland:
René Zipperlen (raz) (Leiter),
Telefon: 07621/4038-8051
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Telefon: 07621/4038-8054
Redaktion Bad Säckingen:
Daniel Gräber (dag), Telefon: 07761/9219-8053
Fax: 07761/9219-5919,
Redaktionsanschrift:
Der Sonntag Verlags GmbH,
Herrenstraße 4, 79539 Lörrach
Telefon Sekretariat, vormittags:
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Geschäftsführer:
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Telefon: 0761/496-4101
Telefax: 0761/496-4109
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Kandern
Neubau Feuerwehrgerätehaus
Freitag, 12. August 2016, 17 Uhr
Wie Phönix aus der Asche: Dem Unglück am
5. Juli 2013, als das Gerätehaus der Kanderner
Feuerwehr brannte, folgte mit dem Wiederaufbau
ein Kraftakt. Am 30. Mai dieses Jahres konnte die
Wiedereröffnung gefeiert werden. Kandern besitzt
demnach die modernste Feuerwache im Landkreis.
643 000 Euro kosteten die neuen Fahrzeuge und
technischen Geräte beziehungsweise die Sanierung
der Drehleiter. Von den 2,57 Millionen Euro, die in
die neue Halle mit sieben Fahrzeugplätzen, den
neuen Zwischentrakt mit Werkstätten, Schleusen und
Treppenhaus sowie in den sanierten Kopfbau mit
Mannschafts-, Sanitär- und Kommandoräumen
investiert wurden, konnten 1,97 Millionen Euro über
Fördergelder und Versicherungsleistungen abgedeckt
werden.
Treffpunkt um 17 Uhr beim Feuerwehrgerätehaus
in Kandern, Papierweg 2
Teilnahme nur mit Anmeldung bei der Geschäftsstelle Weil am Rhein, Tel. 0 76 21 - 7 90 90
Natur am Rhein
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Dienstag, 9. August 2016, 17 Uhr
Als am Rhein bei Efringen-Kirchen vor sechs Jahren
Bäume gerodet wurden, die Umgestaltung des Ufers
für den Hochwasserschutz begann, war die Aufregung
groß. Jetzt können sich Leser und Leserinnen der
Badischen Zeitung davon überzeugen, was daraus
geworden ist. Um es vorwegzunehmen: Die Natur
hat sich ihren Raum längst zurück erobert, eine
außergewöhnlich artenreiche Uferlandschaft ist entstanden. Viel darüber erzählen kann den Teilnehmern
der BZ-Aktion Manfred Brendel, Landschaftspfleger
beim Regierungspräsidium Freiburg, für den die
Umgestaltung eine Erfolgsgeschichte ist.
Treffpunkt: 16.45 Uhr in Märkt am Ende der
Autobahnbrücke (Märkt komplett durchfahren und
weiter noch über die Autobahnbrücke)
Teilnahme nur mit Anmeldung in der Geschäftsstelle Weil oder unter Tel. 0 76 21- 7 90 90
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Weißburgunder Kabinett
trocken oder feinherb
0,75-L-Flasche (1 L = € 6,65)
4.99
S
Schliengener
Sonnens
stück Chardonnay
ttrocken Q.b.A., 0,75-LFlasche (1 L = € 7,40)
F
5.55
Herausgeber: Hieber’s Frische Center KG, Kanderweg 21, 79589 Binzen. Alle Preise in €. Gültig für Woche 31 • Abgabe nur in haushaltsüblichen Mengen • Solange Vorrat reicht • Irrtum vorbehalten.
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