PDF-Download - Katholische Kirche beim hr

Pastoralreferentin Ute Klewitz. Mainz-Kastel
hr1-Zuspruch am Freitag, 05.08.2016
Höher, schneller, stärker
Heute Nacht beginnen die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro im legendären
Maracana Stadium. Ich wird mir die Eröffnungsfeier auf jeden Fall im Fernsehen
anschauen. Athleten aus der ganzen Welt versuchen, in unterschiedlichen
Disziplinen Medaillen zu gewinnen. Schon seit meiner Kindheit faszinieren mich
diese Tage: die spannenden Wettkämpfe und dann vor allem die Verleihung der
Medaillen. Das rührt mich bis heute hin und wieder zu Tränen. Ja, sicher ist das eine
Riesenschinderei für die Athleten. Viele von ihnen riskieren für diese Medaillen ihre
Gesundheit. Sie nehmen lebenslange Folgeschäden in Kauf. Und auch das Thema
Doping spielt im Sport eine große Rolle. Aber trotzdem finden diese Wettkämpfe
weiterhin statt. Das Publikum schaut gespannt und interessiert hin. Die Fernsehquote
liegen in dieser Zeit meist über 80 %. Vermutlich geht es vielen wie mir: Ich bin trotz
allem fasziniert von den sportlichen Höchstleistungen – und auch von den
Emotionen, die da immer wieder zu sehen sind, dem Jubel, den Tränen.
Bei mir fängt es schon mit der Eröffnungsfeier an. Da weht die olympische Flagge,
das Feuer wird entzündet und der olympische Eid gesprochen. Ich habe dann das
Gefühl, mit der ganzen Welt in diesem Moment verbunden zu sein. Das fühlt sich gut
an. Dann beginnen die Wettkämpfe, und ich beobachte Tag für Tag die
Siegerehrung. Damit verbinde ich die olympische Devise: schneller, höher, weiter.
Das ist eigentlich eine falsche Übersetzung von „citius, altius, fortius“. Dieser
Leitspruch stammt von dem Dominikanerpater Henri Didon. Richtig übersetzt heißt
er: schneller, höher, stärker. Didon war im 19. Jahrhundert Schulleiter und förderte
ganz besonders den Schulsport. Sport war für ihn Charakterbildung. Denn, so die
Idee: Er weckt den Kampfgeist der Schüler, und so werden diese jungen Menschen
moralisch stark, d.h. Menschen, die nie aufgeben. Didons Leitspruch stand für
Durchhaltevermögen, Mannschaftsbildung und Verantwortung. Auch wenn da
manches nach 19. Jahrhundert klingt: Ich finde dieses olympische Motto und diese
Idee auch heute noch gut. Und ich werde die Sportlerinnen und Sportler fasziniert
beobachten, die nach diesem Motto kämpfen werden: schneller, höher, stärker!