La Quintinye - HEINEKEN Deutschland

MIXOLOGY TASTE FORUM
Zwei Dauerbrenner im Barbetrieb stehen diesmal im Fokus des MIXOLOGY TASTE FORUM:
Roter Wermut darf in keiner Bar fehlen und erlebt derzeit ein grandioses,
vielseitiges Comeback. Und auch das klassisch-leichte Lagerbier gehört noch immer zu den
erfrischenden Favoriten an den Bars. Zeit für eine Bestandsaufnahme zwischen cleveren
Craft-Füchsen und gewaltigen Platzhirschen.
Text Peter Eichhorn
Wermut feiert eine fulminante Rückkehr als Aperitif, und eine hohe Zahl
neuer Produkte erweitert die aromatische Bandbreite zwischen süßlich,
kräutrig und bitter. Der rote Süßwein mit der Extraportion Gewürzen
ist heutzutage in einer Vielfalt verfügbar, von der Bartender bislang nur
träumen konnten. Zeit für eine Bestandsaufnahme im gewachsenen
Kräutergarten. Als Zweites testet das Mixology Taste Forum (MTF)
die Gattung der Lagerbiere. Wichtig für jeden Gastronomiebetrieb: ein
geselliges Bier, das entspannt trinkbar und nicht übermäßig fordernd für
den Gaumen ist. Bewährte internationale Klassiker dominieren den weltweiten Markt, aber eine wachsende Zahl von Craft-Brauern nimmt sich
des untergärigen Stils an, um dessen Abwechslungsreichtum auf eine
neue Ebene zu hieven.
Die Bier-Kategorie Lager
Zahlreiche Brauprojekte hierzulande experimentieren meist zuerst mit
den obergärigen Bierstilen der Craft-Szene: Pale Ale, India Pale Ale
oder Stout. Diese Varianten sind im Brauprozess oft etwas unempfindlicher und ermöglichen einen sehr flexiblen Umgang mit Hopfensorten, Hefen und Temperaturen. Untergärige Braustile benötigen konstant kühlere Temperaturen und zuweilen ein höheres Maß an Sorgfalt.
Sie verzeihen keine Fehler, und so bedeuten traditionelle untergärige
Stile wie Pils, Export oder Lager eine große Herausforderung an jeden
Jungbrauer. Auf internationalen Bierwettbewerben ist die Anzahl an
Lager-Kategorien bereits sehr stattlich. Viele Unterschiede werden
gemacht, beispielsweise zwischen amerikanischem Lager oder »Light«
(beziehungsweise mildem Lager), Lagerbieren in verschiedenen Farbkategorien, Wiener Lager, böhmischem Lager und noch mehr.
Illustrationen: studio grau
International Style Lager
Für das MTF nehmen wir zwei Varianten von aktuellem Lagerbier in
Augenschein und verkosten diese getrennt in zwei Flights. Im ersten
Durchgang testen unsere Verkoster die internationale Lagerkategorie
mit einigen der bekanntesten und weit verbreiteten Marken auf dem
Weltmarkt. Diese Bier-Kategorie weist eine sehr helle, strohfarbene bis
blassgoldene Optik auf. Die Biere wurden filtriert, daher soll die Optik
glanzfein sein und keine Trübung aufweisen. Kraftvolle Aromen und
ein ausgeprägter Charakter fehlen. Eine kräftige Kohlensäure macht das
Bier erfrischend, knackig und gut trinkbar, die meisten Anbieter empfehlen eine sehr kalte Temperatur für ihr Produkt. Dieser Typus Lager
soll eine möglichst breite Masse an Durstigen ansprechen.
Die Verkosterrunde, die sich im Hotel de Rome in Berlin zusammenfand, bestand aus Kai Charkiewicz (Getränkefeinkost), Konrad
Friedemann (Bijou Bar), Herr Gekko (The Castle Pub), Dirk
Hoplitschek (Bier-Index), Thomas Hübbe (Monterey Bar), Jenny
Klama (Bar am Steinplatz), Helen Mol (Sommelière), Sam Orrock
(Schwarze Traube), Björn Schröder (Café am Ende der Welt), Koyka
Stoyanova (Queen Cha) und Matthew Tremain (The Pier – Badeanzüge und Bier).
Da diese Kategorie über wenig ausgeprägte und individuelle Aromen
verfügt, stellt sie hohe Anforderungen an die Verkoster. Es gilt, auf
Balance, gut eingebundene Kohlensäure und die »Sauberkeit« des Bieres zu achten, also das Nichtvorhandensein von Fehlaromen. Die Verkoster prüfen dabei insbesondere mögliche gängige Fehlaromen wie
Dimethylsulfid (DMS), das eine unerwünschte vegetale Note ins Bier
bringt. Bier ist sehr lichtempfindlich, daher ist der sogenannte »Lichtgeschmack« ein weiteres gängiges Fehlaroma, ausgelöst durch eine zu
intensive Einwirkung von Tageslicht. Das Bier riecht bei diesem Fehler
leicht schweflig. Diacetyl ist eine weitere Note, die bei manchen Bieren
vorkommt (und sogar bei einigen Ales oder bei böhmischem Pilsener
zum Stil gehört), bei Lager jedoch eher unerwünscht ist. Hier kommt
eine Note durch, die an buttriges Popcorn erinnert.
Glücklicherweise traten leichte Anklänge von Fehlaromen nur sehr
geringfügig auf und die damit verbundenen Punktabzüge blieben eher
gering. Gleich drei Biere bilden eine enge Spitzengruppe auf dem Siegertreppchen: Tsingtao auf Platz zwei, Beck’s Gold als Dritter und mit
etwas Abstand auf Platz eins – Heineken.
Hurra für Heineken
Das lächelnde »e« im Heineken-Schriftzug hat nun noch mehr Grund
zu strahlen. Das Mixology Taste Forum kürt den weltbekannten Klassiker mit stolzen 94 Punkten zum Testsieger. Angenehme Getreidenoten
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Ratsherrn
Preis (ca.): € 1,20
Herkunft: Deutschland, Hamburg
Füllmenge: 0,33 l
Hersteller: Ratsherrn Brauerei GmbH
Alkoholgehalt: 5,4 % Vol.
Vertrieb: Ratsherrn Brauerei GmbH
1
Platz
1
Heineken
Preis (ca.): € 0,84
Herkunft: Niederlande
Füllmenge: 0,33 l
Hersteller: Heineken Brouwerijen B.V.
Alkoholgehalt: 5,0 % Vol.
Vertrieb: Heineken Deutschland GmbH
Der niederländische Klassiker mit dem lächelnden »e«
weist all das auf, was ein unkompliziertes, erfrischendes
Lagerbier ausmacht. Angenehme Getreidenoten vermählen sich mit einer dezenten Fruchtigkeit und leichten
Röstaromen zu einem runden und balancierten Trinkgenuss. Eine sauber abgestimmte Kohlensäure sorgt für
Erfrischung, die von einer leicht floralen Nuance umspielt
wird, bevor der mittellange Abgang mit einer angenehmen herben Note ausklingt.
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MTF — Mixology Taste Forum
Die Biermarke aus den Hamburger Schanzenhöfen
zeigt, dass ein süffiges, untergäriges Lagerbier auch im
Craft-Style ausgezeichnet interpretiert werden kann. Klarer,
dunkler Goldton mit sauberer Schaumkrone, das Bier
verströmt einen fruchtig-hopfigen Duft. Leichte Grasigkeit,
Stachelbeere und Birne. Am Gaumen herrlich getreidigmalzig, Süße und Zitrusfrische mit etwas Mandarine. Hohe
und vergnügliche Drinkability und ein angenehm herber
Nachhall. Sehr gutes Preis-Genuss-Verhältnis.
Brooklyn Lager
Preis (ca.): € 1,50
Herkunft: United States,
New York
Füllmenge: 0,33 l
Hersteller: Brooklyn
Brewery, New York
Alkoholgehalt: 5,2 % Vol.
Vertrieb: Carlsberg Deutschland GmbH
Der US-Craft-Standard mit dem markanten »B«. Der amerikanische LagerStil wirkt hierzulande beinahe etwas
stilfremd. Klare, helle Bernsteinfarbe
verströmt opulente Hopfennoten mit
Zitrus. Dazu gesellen sich Facetten
von Mango, Karamell und Dörrfrucht.
Herrlich ausgewogene Bittere mit
vollen Getreide- und Hopfennoten.
Die klare Aromenstruktur wird durch
eine elegante Bittere und feine
Nussaromen abgerundet.Schöne
Balance. Ein Klassiker.
Platz
2
Tsingtao
Preis (ca.): € 1,50
Herkunft: China
Füllmenge: 0,33 l
Hersteller: Tsingtao
Brewery Co., Ltd
Alkoholgehalt: 4,8 % Vol.
Händler: gourmondo.de
Beck’s Gold
Preis (ca.): € 0,80
Herkunft: Deutschland,
Bremen
Füllmenge: 0,5 l
Hersteller: Brauerei
Beck & Co
Alkoholgehalt: 4,9 % Vol.
Vertrieb: Anheuser-Busch
InBev
Bud USA
Preis (ca.): € 3,00
Herkunft: USA
Füllmenge: 0,33 l
Hersteller: Anheuser-Busch
InBev
Alkoholgehalt: 5,0 % Vol.
Vertrieb: Anheuser-Busch
InBev
Corona
Preis (ca.): € 1,20
Herkunft: Mexiko
Füllmenge: 0,355 l
Hersteller: Anheuser-Busch
InBev
Alkoholgehalt: 4,5 % Vol.
Vertrieb: Anheuser-Busch
InBev
Stella Artois
Preis (ca.): € 1,50
Herkunft: Belgien
Füllmenge: 0,33 l
Hersteller: Anheuser-Busch
InBev
Alkoholgehalt: 5,2 % Vol.
Vertrieb: Anheuser-Busch
InBev
Carlsberg
Preis (ca.): € 0,75
Herkunft: Deutschland,
Hamburg
Füllmenge: 0,33 l
Hersteller: Carlsberg
Deutschland GmbH
Alkoholgehalt: 5,0 % Vol.
Vertrieb: Carlsberg Deutschland GmbH
Die Germania Brauerei von 1903 in
der ehemaligen kaiserlichen Kolonie
Tsingtao, dem heutigen Quingdao, ist
die Keimzelle der weltweit erfolgreichen chinesischen Biermarke, die in
ihrer Heimat als Luxusbier gilt. Etwas
süßlich mit zarter Hopfenbittere.
Ausreichend vollmundig mit floralen
Elementen und kräftigem Nachhall.
Der Grenzgänger zwischen mildem
Pils und kräftigem Lager. Kräftiges
Gold, von einer opulenten Schaumkrone gekrönt. Süße und präsente
Malznote mit etwas Weißbrotkruste
oder Brioche. Angenehme und gut
balancierte Hopfenbittere. Kräftige
Kohlensäure und gute Textur. Angenehm herbe Noten im Abgang.
Inbegriff des internationalen Industrie-Lagerbiers. Karamell im Duft,
dazu leichte Anklänge von Mais. Im
Mund dann eine dezente Getreidenote. Leicht mineralisch, aber ohne
Bittere. Eher ist eine Süße präsent.
Ordentliche Kohlensäure, leichte und
fruchtige Aromatik und somit gute
Drinkability. Trockenes Finish.
Der Duft des mexikanischen
Bestsellers verströmt einen Hauch
von Malz und eine Erinnerung an
Reiscracker. Vanille, Mandel und eine
leicht saure Aromenkonstellation
mit Apfel. Süße füllt den Mundraum
und eine gute Rezenz begleitet zarte
Noten von Honig und Melone. Kaum
Hopfenaroma, dafür schlank und
ausgewogen. Der Hersteller empfiehlt
ein Limettenstück im Flaschenhals.
In sehr hellem Gold leuchtet das Bier
aus dem belgischen Leuven. Säurebetont mit leichter Zitrusnote. Süßes
Getreide und Baguette begegnen
sich am Gaumen, ebenso Süße und
Säure, gefolgt von einem weichen,
dezent-herben Abgang. Zarte Bittere
und präsente Kohlensäure verleihen
dem Bier Charakter. Die Balance
könnte dabei etwas harmonischer
sein.
Die grüne Legende aus Kopenhagen.
Sehr zurückhaltende Nase mit einem
Hauch Hopfen und Anklängen an
Cornflakes. Am Gaumen treten
getreidige Noten mit etwas Banane
und Maissüße in den Vordergrund.
Die Säure ist ordentlich eingebunden,
das Mundgefühl etwas scharf. Leicht
nussig im Nachhall.
Mashsee
Trainingslager
Platz
2
Preis (ca.): € 2,20
Herkunft: Deutschland,
Hannover
Füllmenge: 0,33 l
Hersteller: Mashsee Brauerei GmbH & Co. KG
Alkoholgehalt: 5,5 % Vol.
Vertrieb: Mashsee Brauerei
GmbH & Co. KG
AndUnion Unflt Lager
Platz
3
Preis (ca.): € 2,00
Herkunft: Deutschland,
Bayern
Füllmenge: 0,5 l
Hersteller: Brewers and
Union UG
Alkoholgehalt: 5,0 % Vol.
Vertrieb: Lecker Bier GmbH
Greif’s Lager
Platz
4
Preis (ca.): € 0,48
Herkunft: Deutschland,
Forchheim
Füllmenge: 0,33 l
Hersteller: Brauerei Greif
Forchheim
Alkoholgehalt: 4,7 % Vol.
Vertrieb: Brauerei Greif
Forchheim
Hops Franzmann’s
No. 1
Platz
5
Preis (ca.): € 2,30
Herkunft: Deutschland
Füllmenge: 0,33 l
Hersteller: Hops Brewing
GmbH
Alkoholgehalt: 5,9 % Vol.
Vertrieb: Hops Brewing
GmbH
Berliner Berg Lager
Platz
6
Preis (ca.): € 1,50
Herkunft: Deutschland,
Hohenthann
Füllmenge: 0,33 l
Hersteller: Berliner Berg
GmbH
Alkoholgehalt: 5,0 % Vol.
Vertrieb: Berliner Berg
GmbH
Kuehn Kunz Rosen
Kerlig Hell
Platz
7
Preis (ca.): € 2,50
Herkunft: Deutschland,
Mainz
Füllmenge: 0,33 l
Hersteller: Kuehn Kunz
Rosen
Alkoholgehalt: 5,1 % Vol.
Vertrieb: K.K.R. GmbH
»Ein leichter Einstieg in die Welt
anspruchsvoller Handwerks-Biere«,
so beschreiben die Brau-Enthusiasten
aus Hannover ihr Stammbier. Appetitliche Bernsteinfärbung. In der Nase
tropische Früchte wie Mango, Grapefruit und etwas Ananas.Eine kraftvolle
Hopfennote gesellt sich hinzu und
macht das Bier sehr ausgewogen.
Ein Hauch von Honigmelone, bevor
der Abgang würzig-herb und lang
nachklingt. Nah am Pale Ale.
Bayern trifft Südafrika. Helles Gold
mit intensiver Trübung. Gute Kohlensäure macht das Bier spritzig. Dazu
Getreidenoten, Birne und zitronige
Hopfenanklänge. Angenehm frisch
mit zarten Honignoten. Im Finale
gesellt sich eine ideal balancierte
Bittere hinzu und sorgt für einen
feinen, trockenen Abgang.
»Famous Beer« steht auf dem eher
grellen Etikett aus Forchheim zu lesen.
Duftige Getreidenoten umspielen die
Nase. Am Gaumen überrascht ein
eher süßer Auftakt mit etwas Vanille
und zartem Cornflakes-Geschmack.
Schlanker Körper mit sehr dezenten
Bitternoten. Spritzig und im Abgang
angenehm trocken. Das preiswerteste
Bier im Test.
»Hop« kann auch die Abkürzung
für Hoppstädten-Weiersbach sein.
Das junge Brauprojekt präsentiert
ein kraftvolles Lager mit einem Duft
von tropischen Früchten und Röstaromen.Am Gaumen ausgewogene
Bitternoten mit Karamell, Getreide
und viel Frucht. Sehr kräftig für
den Lager-Stil. Gute Kohlensäure
und Balance. Langer Nachhall mit
ordentlicher Bittere.
Vielversprechender Newcomer aus
Berlins Südosten. Der Duft verspricht
Obst, Malz und Süße. Etwas cremig
im Mundgefühl. Am Gaumen gesellen sich Anklänge von Liebstöckl und
Sellerie inmitten einer etwas scharfen
Säure hinzu. Im Abgang angenehm
vollmundig und zartherb-malzig mit
Lychee und einer gut eingebetteten
Kohlensäure.
Das sympathische Brauprojekt aus
Mainz landete mit dem Kerlig Hell
eine kraftvolle Craft-Lager-Variante.
Schöne Grapefruit-Nase. Deftige
Frucht- und Hopfennoten. Cremige
Textur mit guter Kohlensäure,
wenngleich nicht alle Facetten perfekt
balanciert wirken. Beinahe etwas
überhopft mit leichter Kräutrigkeit und
unterschwelliger Bittere. Eher eine
Ale-Charakteristik.
Platz
3
Platz
4
Platz
5
Platz
6
Platz
7
Platz
8
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vermählen sich mit einer dezenten Fruchtigkeit und leichten Röstaromen zu einem runden und balancierten Trinkgenuss. Eine perfekt
abgestimmte Kohlensäure sorgt für erfrischenden Trinkgenuss, der
von einer leicht floralen Nuance umspielt wird, bevor der mittellange
Abgang mit einer angenehmen herben Note ausklingt.
Die Heineken Unternehmensgruppe ist ein Paradebeispiel für den
Aufstieg eines traditionellen Familienunternehmens zu einer globalen
Marke. 1864 gründet der junge Gerard Heineken seine Brauerei in
Amsterdam. Die Nachfrage nach seinen Bieren wächst rasch, und so
kommt bereits 1873 eine zweite Brauerei in Rotterdam hinzu. Das Jahr
gilt zudem als Gründungsjahr für Heinekens Lager-Tradition. Bald entwickelt sich der Export als Erfolgsmodell und Heineken liefert seine
Brauwaren in alle Welt. Im Jahr 1900 verschifft die Marke erste Bierladungen nach Afrika, 1932 wird in eine Produktionsstätte in Singapur
investiert und nach dem Ende der US-Prohibition im Jahre 1933 entsteht auch jenseits des Atlantiks ein gewaltiger Markt für die Marke aus
den Niederlanden. 1968 wird mit Amstel der größte heimische Konkurrent aufgekauft, auch zahlreiche weitere Firmen werden in das Unternehmen eingegliedert. Heute gehören 250 Marken in 70 Ländern zum
derzeit drittgrößten Brauimperium der Welt. Anheuser Busch InBev
und SAB Miller, die Platz eins und zwei belegen, verhandeln ja augenblicklich über einen Zusammenschluss, was die Bierwelt künftig nachhaltig verändern könnte.
Auf das Premium Lager ist die Marke natürlich besonders stolz, vor allem seit ein opulenter Werbevertrag dazu führt, dass selbst James Bond
nicht mehr nur Champagner und Vodka-Martini verzehrt, sondern ab
und an auch einmal ein Heineken. Weltweit werden täglich rund 25 Millionen Gläser in 192 Ländern ausgeschenkt. Die UNO hat 193 Mitglieder.
Zwischen China und Mexiko
Platz zwei geht nach China an jenes Bier, welches hierzulande in keinem
China-Restaurant fehlen darf: Tsingtao. Ein Hauch von deutscher Brautradition ist auch mit dabei. 1903 entstand in der ehemaligen kaiserlichen Kolonie Tsingtao, dem heutigen Quingdao, die Germania Brauerei
mit deutschen Gerätschaften und Bier nach dem Reinheitsgebot. Heute
allerdings bildet Reis einen Hauptbestandteil im Brauprozess des internationalen Erfolgsbieres, das mit 91 Punkten und der Note »Very Good«
im Test besteht. Die gleiche Bewertung erhält das Beck’s Gold. Aber
erhält es diese Bewertung zu Recht? Müsste es eventuell eher in der
Kategorie »Pils« verkostet werden? Die Bewertungsplattform Ratebeer
bezeichnet das Gold als Lager, Beeradvocate stuft es als Pils ein. Beck’s
selbst hilft auch nicht weiter und verweist auf die »unverwechselbare
Weißglasflasche«, den »wenig herben Geschmack« und preist das Bier
als »Trendsetter im Großstadtdschungel« an. Auf die Nennung eines
Bierstils verzichtet das güldene Flaggschiff des AB InBev-Konzerns. Die
Marktstrategie geht darauf zurück, unter dem Beck’s-Label ein LifestyleProdukt zu schaffen, das weniger herb ist als das klassisch-grüne Pils.
Unter der milden Lager-Konkurrenz schlägt es sich jedenfalls sehr gut
und zeigt angenehme Getreidenoten und eine ordentliche Kohlensäure.
Im Abgang klingt dann eine dezente herbe Note mit.
Mit der Note »Good« behaupten sich das Bud aus den USA mit dem
Etikett-Zusatz »King of Beers« sowie die Bestseller-Krone aus Mexiko,
Corona. Der König der Biere überzeugt durch eine ausgeprägte Süße,
hohe Drinkability, gute Kohlensäure und nur einen Hauch von
Getreidenoten. Vermutlich die Benchmark des möglichst neutralen
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MTF — Mixology Taste Forum
Biergeschmacks. Auch bei diesem Bier ist Reis ein kosteneffizientes
Getreide, ebenso im Corona. Die Befürworter des Reinheitsgebots verweisen stets gerne auf das Corona-Rückenetikett, um zu verdeutlichen,
wie ein international effizienter Sud komponiert sein kann, wenn der
deutsche Sonderweg des Reinheitsgebots nicht angewandt wird: Gerstenmalz, Reis, Mais, Hopfenextrakt, Stabilisator Papain, Antioxidationsmittel Ascorbinsäure, Stabilisator E 405. Die MTF-Tester schmecken
eine extrem milde Hopfung und deutliche Süße, die sich gut mit der
enthaltenen Säure ergänzt. Die Kohlensäure ist sehr präsent, der Nachhall ist kurz mit einer dezenten Apfelnote. Etwas dahinter folgen noch
Stella Artois mit 81 und Carlsberg mit 78 Punkten.
Craft Lager
Das MTF verkostet in diesem Flight keine offizielle Bierstil-Kategorie,
wie sie in den internationalen Wettbewerben definiert ist. In diesem
Flight geht es darum zu beobachten, wie die junge deutsche CraftBrauer-Szene sich mit dem untergärigen Brauen auseinandersetzt und
dabei das entspannte Trinken mit einer Prise interessanterer Aromatik
vermählt.
Acht Biere wurden für die Verkostung ausgewählt, sieben davon aus
den Sudkesseln deutscher Brauprojekte. Dazu kam ein amerikanisches
Lager, welches – ähnlich wie das Samuel Adams Lager – eng mit dem
Beginn und Erfolg der US-Craft-Beer-Revolution verbunden ist, das
Brooklyn Lager. Das Bier der Brooklyn Brewery aus New York wechselte
jüngst den Import-Partner und wird nun von Carlsberg vertrieben, was
das Bier womöglich demnächst in Deutschland stärker präsent werden
lässt. Mit 96 Punkten und der Note »Excellent« verleihen die Verkoster
dem Brooklyn Lager den zweiten Platz. Aktuelles und künftiges Craft
Beer in Deutschland muss sich künftig an dieser Qualität messen lassen,
was im aktuellen MTF bereits sehr ordentlich gelingt.
Testsieger: Ratsherrn
Den besten Beweis tritt das Lager der Hamburger Ratsherrn-Brauerei
an. Die Brauerei in den Schanzenhöfen erfuhr zuletzt eine stetig wachsende Verbreitung auch weit über Hamburgs Grenzen hinaus. Zu dem
ständigen Sortiment rings um Pale Ale, Pils und Rotbier gesellen sich
saisonale Sondersude und Experimente, die dann zuweilen Aufnahme
in die Core-Range finden, wie zuletzt das erfrischende Witbier der Marke
Moby Wit. Unter hartgesottenen IPA-Fans findet das Ratsherrn Lager
womöglich nicht die Beachtung, die es verdient. Die Verkoster des MTF
attestieren dem Bier jedenfalls eine perfekte Balance aus Drinkability
und angenehmer Aromatik. In Punkten ausgedrückt: stolze 97 Testsieger-Punkte, dazu die Bewertung »Excellent«. Gute Hopfennote, saubere
Malzigkeit und appetitlich-floraler Duft. Facettenreich für diejenigen,
die im Bier ein vielfältiges und zugleich subtiles Aromenspektrum aufspüren möchten, herrlich erfrischend trinkbar für eine gesellige Runde,
ganz ohne bierphilosophische Begleiterscheinungen.
Der dritte Rang geht nach Hannover, wo das Mashsee-Brauprojekt mit
dem »Trainingslager« ein herrliches Lagerbier für die Craft-Community
ersann. Die Aromahopfen sind bei diesem Bier deutlich wahrnehmbar,
einige der Verkoster attestieren dem Trainingslager eine geschmackliche
Nähe zum Pale Ale. Dazu kommen ausgeprägte Grapefruitnoten und weitere Anklänge tropischer Früchte. Würzig und wohlbalanciert mit hoher
Drinkability, fassen die Verkoster ihre Eindrücke zusammen: 93 Punkte
münden in der Note »Very Good«. Die gleiche Note, verbunden mit
90 Punkten, geht an das aufstrebende Brauprojekt Brewers AndUnion
des südafrikanischen Bierenthusiasten Rui Esteves. Er liebt die traditionellen deutschen Bierstile und fertigt sie gemeinsam mit vier Familienbrauereien in Bayern. Das »Unflt« Lager besticht durch seine zitronige Frische sowie appetitliche und kraftvolle Hopfenaromen mit einer
erfrischenden Säure und Spritzigkeit.
So abwechslungsreich kann Lagerbier sein
Von den Bewertungen liegen die nächsten vier Biere sehr eng beisammen. Platz fünf geht an die Privatbrauerei Greif in Forchheim mit dem
Greif’s Lager, das mit 86 Punkten »Good« bewertet wurde. Einen Punkt
dahinter, ebenfalls als »Good« eingestuft, landet der Franzmann’s No. 1
von Hops Brewing aus Kaiserslautern. 82 Punkte und »Solid« erhält das
Berliner Berg Lager aus der Hauptstadt. Mit 80 Punkten und »Solid«
rundet das Kerlig Hell von Kuehn Kunz Rosen aus Mainz das sehr hochwertige Feld ab.
Am Ende der Blindverkostung werden die Produkte offenbart, die
zuvor bewertet worden waren. Die internationalen Biere sind allein
von ihrem Erscheinungsbild allen Teilnehmern vertraut. Bei näherem
Hinsehen bemerkt man die kuriosen Füllmengen, die sicherlich auch
das Pfandsystem nicht vereinfachen: 0,4 Liter enthält der Testsieger
Wermu t
Heineken, die Flasche Corona hat 0,355 Liter Inhalt. Die Preise für
die internationale Kategorie bewegen sich im Bereich 60 Cent für das
Beck’s bis 1,20 Euro für das Corona und werden von den Testern als
akzeptabel eingestuft.
Die Craft-Lager weisen bei Design und Preis eine deutlich größere
Bandbreite auf. Das Greif’s Lager bietet mit schlanken 50 Cent sicherlich ein großartiges Preis-Genuss-Verhältnis, allerdings muss dabei der
Anblick des eher schwachen Etikettendesigns ertragen werden.
Als modern und zeitgemäß, zwischen Retro und Avantgarde, machen
die meisten der Etiketten Spaß. Schlicht und ansprechend sachlich das
Erscheinungsbild des Testsiegers von Ratsherrn, ein sympathischer
Retrotouch beim Newcomer Berliner Berg oder eine moderne Interpretation eines klassischen Traditionsetiketts bei Hops Brewing. Sie alle
können punkten und sind als ansprechendes Element auf jedem Bartresen oder Restauranttisch vorstellbar. Das Brooklyn Lager ist ja bereits
eine Ikone. Das markante »B« im Etikett schuf der legendäre Designer
Milton Glaser, bekannt durch das »I Heart New York«-Logo. Bei den
Preisen der Craft-Lager gibt es dann doch ein paar nachdenkliche Töne,
insbesondere zu den drei Bieren, die mit einem Inhalt von 0,33 Litern
über 2 Euro liegen: Kerlig Hell, Trainingslager und Franzmann’s No. 1.
Angemessen bepreist für ein Craft Beer, aber eher teuer für ein Lager.
Als sehr einladend werden die Preise von Ratsherrn, Brooklyn und Berliner Berg empfunden, die allesamt zwischen 1,40 und 1,50 Euro liegen
und dadurch für ein exzellentes Preis-Leistungs-Verhältnis sorgen.
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Der
Wann haben Sie sich zuletzt einen Wermut als Aperitif gegönnt? Einfach so? Pur oder auf Eis? Vermutlich viel zu selten. Die klassische Spezialität mit den kräutrigen Aromen und ausgefeilter Süße verdient mehr
Beachtung, und die steigende Zahl an abwechslungsreichen Produkten
beweist, dass in dieser Sparte noch mit weiterer Bewegung und wachsender Vielfalt zu rechnen ist. Zahlreiche klassische Cocktails sind ohne
diesen aromatisierten und aufgespriteten Wein undenkbar: Manhattan,
Negroni, Americano oder natürlich der Martini Cocktail.
Die Tradition, Wein mit Kräutern und Gewürzen abzuschmecken (oder
den minderwertigen Wein damit zu überdecken), ist im europäischen
Raum bereits seit der Antike überliefert und findet sich in mittelalterlichen Heilkunde-Büchern als Medizin gegen allerlei Leiden von
Gedächtnisschwäche über Appetitlosigkeit bis zu Kopfschmerzen. Die
alten Ägypter erhofften sich zudem eine aphrodisierende Wirkung.
Neben dem Wein ist das Wermutkraut ein hervorstechendes Merk-
ins Kraut
mal, auf Latein: Artemisia absinthium. Der bitter-würzige Charakter ist
bereits durch den Namen hervorgehoben und die Nähe zum sagenumwobenen Absinth wird ebenfalls darin deutlich.
Wermutlich aus Turin ...
Ein Wein wird nach seiner Herstellung mit Zuckern, Gewürzen, Früchten und / oder Kräutern versetzt und mit Alkohol aufgespritet. Nach
einer Filtration erfolgt meist eine Lagerung in Stahltanks oder auch in
Holzfässern. Der Alkoholgehalt liegt meist bei 15 bis 18 Vol. %. Die erste
echte kommerzielle Wermut-Marke geht auf Carpano zurück, der ab 1786
mit seiner Mischung die Turiner Aristokratie begeisterte. Anfang des
19. Jahrhunderts wurde auch Frankreich zum wichtigen Wermut-Land,
als Joseph Noilly eine neue Variante eines goldenen Wermuts schuf,
die deutlich trockener daherkam als die italienischen Exemplare.
59
La Quintinye
€ 12 / € 18
Frankreich
Füllmenge: 0,375 l / 0,75 l
Hersteller: EWG Spirits & Wine
Alkoholgehalt: 16,5 % Vol.
Vertrieb: Sierra Madre GmbH
Preis (ca.):
Herkunft:
Platz
1
Benannt nach Jean-Baptiste de la
Quintinye, dem Kräutergelehrten am
Hof von Versailles im 17. Jahrhundert,
basiert der Wermut auf dem westfranzösischen Likörwein Pineau des Charentes, der neben Wein auch Cognac
enthält. Dazu kommen 28 Botanicals.
Dunkles Braun mit leicht rötlichem
Stich gibt eine herrliche Kräuternase
frei: Estragon, Thymian, Anis, Rosmarin.
Dezente Schärfe im Auftakt, dann
herrlich komplex mit Würzigkeit, leichter
Bitterschokolade und einem faszinierend langen Nachhall.
60
MTF — Mixology Taste Forum
Mancino
Preis (ca.): € 23
Herkunft: Italien
Füllmenge: 0,75 l
Hersteller: Giancarlo Mancino,
GiancarloBAR Ltd.
Alkoholgehalt: 16 % Vol.
Vertrieb: Charles Hosie GmbH
Dolin
Preis (ca.): € 9,50
Herkunft: Frankreich
Füllmenge: 0,75 l
Hersteller: Dolin,
Chambéry-Savoie
Alkoholgehalt: 16 % Vol.
Vertrieb: Haromex Development GmbH
Der italienische Bartender
Giancarlo Mancino verantwortet
die Rezeptur des Wermuts, der auf
Trebbiano-Wein aus dem Piemont
basiert, zu dem 38 weitere
Botanicals kommen. Klassische
Nase nach Wermutkraut. Dazu
mediterrane Kräuternoten und
ein Hauch von Nelke, Zimt und
Lebkuchen. Herrliche Balance von
Süße und Bittere.
Platz
2
Auf das Gründungsjahr 1821
verweist die Marke aus den
französischen Alpen. Klassischer
Wermutduft mit Früchten und
Kräutern: Orange, Thymian, Zimt
und Vanille begleiten das ausgewogene Aroma, in das sich auch
ein Hauch von Oregano, Pfeffer
und Tabak gesellt. Langer Nachhall
mit angenehmer Bittere. Hervorragendes Preis-Genuss-Verhältnis.
Platz
3
Belsazar
Preis (ca.): € 12 / € 16
Herkunft: Deutschland
Füllmenge: 0,375 l / 0,75 l
Hersteller: Belsazar GmbH,
Alfred Schladerer
Alkoholgehalt: 18 % Vol.
Vertrieb: Belsazar GmbH
Cinzano 1757
Preis (ca.): € 16
Herkunft: Italien
Füllmenge: 1,0 l
Hersteller: Gruppo Campari
Alkoholgehalt: 16 % Vol.
Vertrieb: Campari Deutschland
GmbH
Martini
Preis (ca.): € 6
Herkunft: Italien
Füllmenge: 0,75 l
Hersteller: Martini & Rossi SPA
Alkoholgehalt: 14,4 % Vol.
Vertrieb: Bacardi GmbH
Mascaró Premium
Preis (ca.): € 15
Herkunft: Spanien
Füllmenge: 0,75 l
Hersteller: Mascaró
Alkoholgehalt: 15 % Vol.
Vertrieb: Haromex Development GmbH
Noilly Prat
Preis (ca.): 14 €
Herkunft: Frankreich
Füllmenge: 0,75 l
Hersteller: Noilly Prat & Cie
Alkoholgehalt: 16 % Vol.
Vertrieb: Bacardi GmbH
Carpano Antica Formula
Preis (ca.): € 27
Herkunft: Italien
Füllmenge: 1,0 l
Hersteller: Fratelli Branca
Distillerie Srl.
Alkoholgehalt: 16,5 % Vol.
Vertrieb: Borco-Marken-Import
Matthiesen GmbH & Co.KG.
Weine aus dem Markgräfler Land
und vom Kaiserstuhl bilden die
Grundlage für den Belsazar Wermut,
der in großen Glasballons reift und
durch Obstbrände aus dem Hause
Schladerer einen besonderen Twist
erhält. Dunkle Schokolade, Nelke
und Vanille strömen in die Nase.
Eine kräftige Süße gesellt sich zu
ausgewogenen Kräuteraromen mit
Rosinen und Orangen. Etwas Minze
und Anis im Nachhall.
Die Jahreszahl erweist eine Referenz auf das Gründungsjahr, als
Giovanni Giacomo und Carlo Stefano Cinzano ihre Wermut-Manufaktur nahe Turin eröffneten. Tiefes
Braun mit schwerem Kräuterduft.
Intensive Aromen von Frucht,
Rosine, Thymian, Nelke und etwas
Weingummi. Deutliche Süße mit
fein balancierten Bitteranklängen
im langen, trockenen Nachgang.
Der Klassiker aus dem Piemont
von 1863 mit Trauben von
Trebbiano und Catarratto. Klare
Wermutkraut-Aromen in der Nase.
Der Auftakt enthält eine kraftvolle
Süße, die sich dann rasch mit
Trockenfrüchten, Orange und
faszinierenden Holznoten paart.
Komplexe Kräuter und Erinnerungen an Abende am Kamin dringen
durch. Herausragendes Produkt
zum günstigen Preis.
Der Wermut aus der spanischen
Penedès-Region ist neu auf dem
deutschen Markt. Seit 1946
betreibt die Mascaró-Familie ihren
Fertigungsprozess unter dem
Motto: Vom Weinberg bis in die
Flasche. Dunkel und bräunlich die
Farbe. Nuss, Muskat und Kirsche
füllen den Gaumen. Sehr weich,
rund und komplex. Vielfältige
Kräuter- und Trockenfruchtaromen.
Langer Nachhall.
Das rote Pendant zum trockenen,
weißen Klassiker von 1813
aus Südfrankreich. Picpoul und
Clairette sind die bestimmenden
Traubensorten. Fruchtig-kräuterige
und eher zurückhaltende Nase. Am
Gaumen dann intensive Fruchtaromen und Nelke. Frucht und Säure
treten in den Vordergrund, dazu
ein floraler, mittellanger Abgang.
Dem Ur-Vater des Wermuts,
Benedetto Carpano, setzt die
Antica Formula ein Denkmal.
Die ursprüngliche Rezeptur von
1786 wird mit Bergkräutern,
kraftvollen süditalienischen Weinen
und Moscato-Reben aus dem
Piemont wiederbelebt. Anis, Nelke,
Leder und reife Fruchtaromen wie
Dattel werden ergänzt durch eine
anis-pfeffrige Würzigkeit. Kraftvoll.
Yzaguirre
Platz
4
Preis (ca.): € 14
Herkunft: Spanien
Füllmenge: 1,0 l
Hersteller: Sort del Castel
Alkoholgehalt: 18 % Vol.
Händler: Dr. Kochan Schnapskultur (schnapskultur.de)
Cocchi
Platz
5
Preis (ca.): € 23
Herkunft: Italien
Füllmenge: 0,75 l
Hersteller: Giulio Cocchi
Spumanti Srl.
Alkoholgehalt: 16,5 % Vol.
Vertrieb: DTS & W GmbH
Oscar 697
Platz
6
Preis (ca.): € 13
Herkunft: Italien
Füllmenge: 0,75 l
Hersteller: 697 Srl.
Alkoholgehalt: 18 % Vol.
Vertrieb: Lion Spirits
Merwut
Platz
7
Preis (ca.): € 23
Herkunft: Deutschland
Füllmenge: 0,75 l
Hersteller: Dorst & Consorten
Alkoholgehalt: 18 % Vol.
Vertrieb: Dorst & Consorten
Pontica
Platz
8
Preis (ca.): € 20
Herkunft: Österreich
Füllmenge: 0,5 l
Hersteller: Ponticadrinks Gmbh
Alkoholgehalt: 20 % Vol.
Vertrieb: Ponticadrinks GmbH
Lillet Rouge
Platz
9
Preis (ca.): € 13
Herkunft: Frankreich
Füllmenge: 0,7 l
Hersteller: Ricard SA
Alkoholgehalt: 17 % Vol.
Vertrieb: Pernod Ricard
Deutschland
Das Familienunternehmen aus
Tarragona wurde 1884 gegründet
und exportiert Wermut-Spezialitäten in 35 Länder. Fast 80
Botanicals enthält der Vermouth
Rojo. Würzig, mit Orange, Lebkuchen und abwechslungsreichen
Kräuterfacetten. Ein Hauch von
Bratapfel und Honig. Zarte Bittere
im mittellangen Nachhall.
1891 eröffnete Giulio Cocchi sein
Unternehmen im italienischen
Asti und bis heute genießen
insbesondere die Schaumweine
des Hauses einen guten Ruf. Der
AOC-klassifizierte Wermut basiert
auf Moscato-Trauben. Nelke,
Muskat, Zimt gesellen sich zu
Vanille und Orangenschale. Sehr
süßer Vertreter mit nicht ganz so
langem Nachhall.
2012 beginnt die Geschichte
der Marke, die einen italienischen
Wermut entwickeln wollte, der
eine Rezeptur von vor 150 Jahren
modern interpretiert. Sehr grasig
und vegetal. Etwas Liebstöckel und
Sellerie. Zarte florale Anklänge mit
Lavendel. Angenehmer Kräuterduft
und trocken-staubiger Abgang.
Das Wortspiel und der Wermut
stammen aus der Manufaktur
Dorst & Consorten des »Flying
Winemaker« Stefan Dorst.
Dunkler Bernsteinton mit intensiver
Gewürz-Kräuter-Nase. Nelke,
Zimt, Sternanis und beinahe ein
dezentes Absintharoma ergänzen
das Aromenspektrum. Würzig mit
einem Hauch Brandy.
Sehr speziell und wuchtig-intensiv. Aus Österreich stammt
das preisintensivste Produkt der
Verkostung. Trüber, mittlerer Bernsteinton. Kräuternoten in der Nase
werden umspielt von Dill, Kohl und
gekochtem Salat. Schärfe von
Piment, Anis und Menthol. Intensive Bittere mit trockenem, langem
Nachhall. Wenig filigran.
Platz
10
Platz
11
Platz
12
Platz
13
Platz
14
Vortrefflicher Vertreter der wermutnahen Kategorie der Wein-Aperitifs.
1872 gilt als das Gründungsjahr der
französischen Wein-Aperitif-Spezialisten aus der Region der legendären Süßweine Sauternes, nahe
Bordeaux. Weine und Fruchtliköre
werden für Lillet vermählt. Süß- und
Bitterorangen und Chinarinde dienen
als aromatisierende Hauptzutaten,
abgerundet von einer mehrmonatigen Reifung in Eichenfässern.
61
Der Variantenreichtum ist opulent und es gibt reichlich nahe Verwandte. Es gibt Grenzgänger zum Wermut, die gerne auch so bezeichnet und mit dem klassischen Getränk in eine Kategorie sortiert werden,
obwohl kleine, feine Unterschiede vorliegen. Faszinierende Marken wie
Lillet, Byrrh oder Dubonnet vermögen oft Ähnliches im Drink zu leisten
wie Wermut. Auch Bartenders Liebling Punt e Mes ist ein Grenzgänger
aus dem Hause Carpano. In Turin wurde der Wermut gerne noch nach
Wunsch des Gastes oder nach Rezeptur des Hauses mit einem anderen
Bitter-Aperitif gemischt. Punt e Mes war als Rezeptur so erfolgreich,
dass die Mischung als fertige Flasche auf den Markt kam.
Inspiration in Rot, Rosso, Rojo und Rouge
Das Mixology Taste Forum widmete sich der Gattung des roten
Wermuts und verkostete 15 Varianten in zwei Flights, darunter ein
U-Boot, also ein nicht-stilgerechtes Getränk. Im Hotel de Rome in
Berlin kamen zusammen: Sebastian Böhme (Windhorst Bar), Deniz
Dallar (La Banca Bar im Hotel de Rome), Michael Hanke (Ada Bar),
Cordula Langer (Bryk Bar), Laura Maria Marsueschke, Martina Marx
(Delicious Tours), Lucia Schürmann (Galander Charlottenburg), Sven
Vetter (Schwarze Traube) und Kersten Wruck (Chapel Bar und Barracuda Barcatering).
Die Vielfalt der Aromen innerhalb des Tastings war bemerkenswert.
Zahlreiche Inspirationen für spannende Cocktail-Varianten fanden
sich auf den Bewertungsbögen der Tester. Das Bedürfnis, hier sofort
einen Manhattan oder einen Negroni zu rühren, war geweckt. Bei der
Punktevergabe galt es hingegen, den puren Charakter, die aromatische
Stimmigkeit und die Balance der Aromen zu bewerten. Umgehend enttarnt wurde das U-Boot, der Lillet Rouge. Ein hervorragendes Produkt
mit einem schmackhaften und sauberen Wein-Charakter, wie die Tester
attestieren, aber durch das Fehlen der würzigen Charakteristik in der
Anwendung gänzlich anders zu handhaben als Wermut selbst.
Royale Excellence aus Frankreich
Eine hohe Qualität bei den Produkten: Von den 14 verbleibenden Wermut-Marken im Test erreichten zwei die Note »Good«, sechs die Note
»Very Good« und ein Produkt sticht sogar mit der Top-Bewertung
»Excellent« hervor. La Quintinye Vermouth Royal lautet der Name des
Testsiegers mit stolzen 96 Punkten. Das relativ junge Produkt verweist
auf die historische Tradition des französischen Wermuts. Namensgeber
ist Jean-Baptiste de la Quintinye, seines Zeichens Botaniker der Kräutergärten von Schloss Versailles im 17. Jahrhundert, dem Zeitalter des
französischen Sonnenkönigs Louis XIV. Der rote Wermut der Marke
basiert auf dem westfranzösischen Likörwein Pineau des Charentes,
der neben Wein auch Cognac enthält. Dazu kommen außer Wermut 28
Botanicals. Ausgewogen und komplex mit Beeren und einer dezenten
Schärfe im Auftakt. Mündend in einen herrlich langen Nachhall mit faszinierenden, bitter-würzigen Anklängen, lautet das Urteil der Verkoster.
Eine Verwendung im Martinez wird dringend empfohlen.
Das Feld der als »Sehr gut« eingestuften Produkte liegt dicht beisammen. Platz zwei geht nach Italien: Aus dem Piemont kommt der Mancino (94 Punkte) auf Trebbiano-Basis, verfeinert mit 38 Botanicals. Der
Drittplatzierte ist wiederum Franzose, denn aus den dortigen Alpen
kommt Dolin (93) als klassischer Allrounder mit hervorragendem
62
MTF — Mixology Taste Forum
Die MTF
90 – 94
95 – 100
Excellent Very Good
85 – 89
Good
80 – 84
Solid
60 – 69
70 – 79
Average Below average
59 and less
not recommended
e Foru m finde n
rund ums Mixo logy Tast
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mixo
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Sie unte
Preis-Leistungs-Verhältnis. Platz vier geht nach Deutschland an
Belsazar (92), Fünfter wird der Cinzano 1757 (92) aus Turin. Ebenfalls
mit 92 Punkten – und mit dem attraktivsten Preis-Genuss-Verhältnis –
belegt der bewährte Martini Rosso einen hervorragenden sechsten Platz.
Einen Platz und einen Punkt dahinter platziert sich der erste Spanier im
Feld, Mascaró Vermut Premium aus der Penedès-Region.
Keine Langeweile zwischen balancierter
Finesse und brachialer Würze
Mit 87 Punkten und der Note »Good« folgt Noilly Prat Rouge, der
rote Bruder des weißen Klassikers aus Südfrankreich. Die gleiche
Note und 85 Punkte erhält jener Wermut, der wie kein anderer die
Wermut-Renaissance an hiesigen Bartresen auslöste: Carpano Antica
Formula, der kraftvolle Klassiker im Mixbetrieb. Als »Solid« erweisen sich der spanische Yzaguirre und der italienische Cocchi, beide
mit 81 Punkten. Die Note »Average« mit 78 Punkten erhält Oscar 697,
das junge italienische Wermut-Projekt aus dem Jahre 2012, sowie der
augenzwinkernde Merwut des deutschen Önologen Stefan Dorst, der
auf 72 Zähler kommt.
Das sympathische österreichische Produkt Pontica Red vermag die
Tester indes nicht zu überzeugen. Zu kräftig, scharf und mit einer unbalancierten, trockenen Bitternote im Abgang, bringt es der ungewöhnlich
trübe Wermut nur auf 66 Punkte, was »Below Average« bedeutet. Dennoch zeigt auch dieser Wermut, wie vielfältig die Kategorie interpretiert
werden kann.
Die Zeiten, als das Schimpfwort »Wermutbruder« die ortsansässige Freiluft-Trinkerszene auf der Parkbank beschrieb, die sich zum geringstmöglichen Preis den höchstmöglichen Rausch erhoffte, sind vorbei. Wermut, oder auch Vermouth, ist wieder ein hochwertiges und köstliches
Aperitifgetränk und eine der herrlichsten Bestandteile des Cocktails.
Egal, ob Negroni, Manhattan, Martinez, Vieux Carré, Boulevardier, Rob
Roy oder all die anderen Klassiker mit Wermut, ein gezielter Einsatz
eines Wermuts, der vordergründig die herbal-würzige, süße oder bittere
Seite betont, vermag dem jeweiligen Drink eine zusätzliche Facette zuzufügen und ermöglicht eine herrliche Bandbreite an Variationen. Zumal
die Bandbreite durch Fassreifung und kreative neue Würzkombinationen noch weiter wächst. Es lebe der Wermut. Willkommen zurück! __