Mit Detailberichten: • Agrarprodukte, Nahrungsmittel • Gebrauchs- und Verbrauchsgüter, Pharmahandel • Treibstoffe, Baumaterialien • Maschinen August 2016 BranchenBericht Großhandel BANK AUSTRIA ECONOMICS & MARKET ANALYSIS AUSTRIA Branchenberichte - Rückblick • Februar 2016: Bauzulieferer • März 2016: Forstwirtschaft und Holzverarbeitung • Juli 2016: Kfz-Wirtschaft Autor: Günter Wolf Impressum Herausgeber, Verleger, Medieninhaber: UniCredit Bank Austria AG Economics & Market Analysis Austria Schottengasse 6-8 1010 Wien Telefon +43 (0)50505-41952 Fax +43 (0)50505-41050 E-Mail: [email protected] Stand: August 2016 Bank Austria Economics & Market Analysis Austria uwirtschaft Großhandel Zusammenfassung Zusammenfassung ■ Struktur: 25.500, 179.900 Beschäftigte, 149,2 Mrd. € Umsatz Den Wettbewerbsdruck im Großhandel wächst in erster Linie von Seiten der Produzenten und vom Einzelhandel, weshalb die Handelszwischenstufe zum Teil bereits verschwunden ist. Langfristig konnte die Branche Geschäftseinbußen zwar mit neuen, höherwertigen Leistungen kompensieren, verliert aber dennoch an gesamtwirtschaftlicher Bedeutung. (Seite 4) Die Branchenkonjunktur hat sich längst von der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung abgekoppelt. Seit 2010 sinkt der Großhandelsumsatz preisbereinigt, wobei sich das Minus bis 2015 auf 6 % summierte, während Österreichs Wirtschaft real um 7 % zulegte. (Seite 5) ■ Konjunktur: Großhandelsumsatz sinkt 2015 um 2,6 % nominell, stagniert real Der Wachstumsrückstand des Großhandels erklärt sich vor allem mit dem Absatzrückgang und massiven Preisverfall im Rohstoffgroßhandel; der Bereich trägt inklusive dem Agrarprodukthandel rund die Hälfte zum Branchenumsatz bei. (Seite 6) 2015 hat sich der Großhandel nicht erholt und wird auch 2016 nur ein geringes nominelles Umsatzplus erreichen. Österreichs Wirtschaft wächst 2016 zwar wieder stärker, allerdings werden die für den Großhandel wichtigen Nachfragekomponenten, die Ausrüstungsinvestitionen und der Außenhandel, nur unterdurchschnittlich zulegen. (Seite 7) ■ Agrarprodukt- und Nahrungsmittelgroßhandel Österreichs Agrarprodukthandel gerät parallel zum Bedeutungsverlust der heimischen Landwirtschaft im Vergleich zu anderen Großhandelssparten in Rückstand. (Seite 8) Der Lebensmittelgroßhandel verliert Marktanteile an den filialisierten Einzelhandel bei der Belieferung des Lebensmittelfachhandels und auch der Tankstellenshops. Die Einbußen kann die Sparte teilweise im Außenhandel und in der Gastronomie ausgleichen. (Seite 8f) ■ Großhandel mit Gebrauchs- und Verbrauchsgütern Der gesamte Bereich wächst noch, gestützt auf den Pharmagroßhandel, während die Ergebnisse im Textil-, Bekleidungs-, Elektro- und Uhrengroßhandel 2016 wieder ins Minus rutschten. Die Bekleidungsgroßhändler leiden unter der Expansion internationaler Handelskonzerne und wie der Bücher- und Fotoartikelhandel unter der Online-Konkurrenz. (Seite 10f) Der Pharmagroßhandel ist die größte und wachstumsstärkste Sparte im konsumnahen Großhandel und wird das auch bleiben, nicht zuletzt weil Kosteneinsparungen bei den Medikamentenausgaben das Tempo der Sparte nur vorübergehend bremsen. (Seite 11) ■ Großhandel mit Treibstoffen und baunahe Sparten 2016 werden der Treibstoffverbrauch und voraussichtlich auch der preisbereinigte Umsatz im Treibstoffgroßhandel erstmals seit Jahren wieder zulegen. Nennenswerte Verbrauchszuwächse werden längerfristig immer unwahrscheinlicher, da weder vom privaten Pkw-Verkehr noch vom Straßengütertransport Impulse zu erwarten sind. (Seite 12) Die hohen Umsatzeinbußen der letzten Jahre werden die bauabhängigen Großhandelssparten 2016 nur zum Teil ausgleichen können. Aufgrund der steigenden Wohnbauaktivitäten sind zumindest die kurzfristigen Aussichten für die Baustoffhändler positiv. (Seite 12) ■ Investitionsgütergroßhandel Der Großhandel mit Informations- und Kommunikationstechnik entwickelt sich seit Jahren dynamischer als die Branche insgesamt und wächst zumindest in realen Werten auch rascher als andere Investitonsgütersparten. (Seite 13) Der Maschinengroßhandel kann sich 2016 von zwei negativen Jahren erholen. Auch die kurzfristigen Aussichten der Sparte sind positiv, da die Investitionskonjunktur in Europa 2016 in Schwung bleibt und 2017 voraussichtlich noch an Tempo gewinnt. (Seite 13) Bank Austria Economics & Market Analysis Austria Seite 3 Großhandel Struktur Perspektiven 1. Struktur Handel Unternehmen 2014 2004-14 unselb. Beschäftigte* Umsatz nominell** 2015 2005-15 2015 2004-15 in 1.000 Vdg. in 1.000 Vdg. Mrd. € Vdg. Großhandel 25,5 -1% 179,9 4% 149,2 36% Kfz-Handel, Werkstätten, Tankstellen 12,1 24% 75,2 1% 33,4 28% Einzelhandel 40,6 -2% 277,6 7% 59,5 34% * Daten o hne geringfügig B eschäftigte; Vdg. lt. Euro stat ** ho chgerechnet auf 2015 mit den Veränderungen lt. Ko njunkturstatistik Q.: Statistik A ustria, Hauptverband d. So zialversicherungsträger; B ank A ustria Eco no mics & M arket A nalysis A ustria Tätigkeit Die Großhändler sind wesentliche Bindeglieder zwischen den Sektoren und arbeiten sowohl auf Provisionsbasis als auch auf eigene Rechnung, indem sie Güter kaufen und verkaufen. Rund um die gehandelten Produkte bieten sie eine Palette von Dienstleistungen an, die von Lagerhaltung, Qualitätssortierung, Etikettierung, Verpacken bis zur Produktinstallation reichen; die Qualität dieser Dienstleistungen entscheidet zunehmend über die brancheninterne Konkurrenzfähigkeit der einzelnen Unternehmen. Das Geschäftsmodell bedingt eine im Vergleich zum Einzelhandel mehr als doppelt so hohe Wertschöpfung pro Beschäftigten, die mit 77.000 € in etwa auf dem Niveau des Industriedurchschnitts liegt. Hintergrund davon ist die überdurchschnittlich hohe Beschäftigungsqualifikation und eine relativ niedrige Teilzeitquote im Großhandel. Entsprechend hoch ist auch der Abstand des Personalaufwandes pro Beschäftigten, von 53.000 € zu 29.000 € im Einzelhandel. Sparte Handelsvermittlung (NACE 46.1) Das Geschäftsmodell der Handelsvermittler unterscheidet sich grundsätzlich von anderen Großhandelssparten, da die Vermittlung von Waren zwischen Branchen oder Produktionsstufen im Inland und im Außenhandel überwiegend auf Provisionsbasis erfolgt. Das Umsatzvolumen pro Unternehmen ist mit durchschnittlich 240.000 € im Vergleich zum Großhandelsdurchschnitt von 6 Mio. € relativ gering. Zudem dominieren die Sparte Kleinstbetriebe (98 % der 8.300 Handelsvermittler beschäftigen weniger als zehn Arbeitnehmer, im Branchendurchschnitt sind es 85 %) und aufgrund der niedrigen Marktzutrittsbarrieren ein lebhaftes Gründungsgeschehen beziehungsweise eine hohe Unternehmensfluktuation. Konsum- und investitionsnahe Sparten: die Sektorgrenzen verschwimmen Neben der Handelsvermittlung kann der Großhandel vereinfacht in zwei Bereiche gegliedert werden, die konsumgüternahen Sparten, vor allem der Großhandel mit Nahrungsmitteln und sonstigen Gebrauchs- und Verbrauchsgütern (Gesamtumsatz rd. 53 Mrd. €), und die investitionsnahen Sparten (Umsatz rd. 99 Mrd. €). Beide Bereiche unterscheiden sich u. a. in ihren Wettbewerbsbedingungen, wobei der Konkurrenzdruck im konsumnahen Großhandel höher ist, da die Handelsstufe zwischen Produzenten und Einzelhändlern sukzessive verdrängt wird; die Hersteller erweitern ihr Vertriebsnetz und die Einzelhändler kaufen zunehmend direkt bei den Produzenten ein. In Summe ist der Wettbewerbsdruck im Großhandel innerhalb der Produktlieferkette höher als innerhalb der Branche selbst. Letztendlich lösen sich die Wertschöpfungsgrenzen zwischen der Industrie, dem Groß- und dem Einzelhandel langsam auf, ein Grund, weshalb die Handelszwischenstufe in vielen Bereichen bereits verschwunden ist. Bank Austria Economics & Market Analysis Austria Seite 4 Großhandel Struktur Perspektiven Großhandel verliert an gesamtwirtschaftlicher Bedeutung Der Großhandel reagiert mehr oder weniger unmittelbar auf Änderungen des gesamtwirtschaftlichen Wachstums, vor allem auf die Investitionstätigkeit und die Außenhandelsentwicklung. Seit der Jahrtausendwende hat sich die Branchenkonjunktur allerdings von der Wirtschaftsentwicklung sukzessive abgekoppelt, seit 2010 auch von der Einzelhandelskonjunktur. Von 2010 bis 2015 ist der Großhandelsumsatz preisbereinigt um insgesamt 6 % gesunken, während Österreichs Wirtschaftsleistung um knapp 7 % real zulegte. Damit hat die Branche auch Anteile an der österreichischen Wirtschaftsleistung verloren. Konnte der Großhandel langfristig strukturelle Geschäftseinbußen mit neuen, höherwertigen Leistungen kompensieren und den Wertschöpfungsbeitrag stabil halten (während der Einzelhandel Anteile verloren hat), ist der Beitrag in den letzten Jahren unter die 5-%-Marke gerutscht; ob und wann der Höchstwert von 7 % wieder erreicht wird, bleibt offen. Großhandelsumsatz hat sich vom Wirtschaftswachstum gelöst 1990=100; preisbereinigt 160 145 BIP Einzelhandelsumsatz Großhandelsumsatz 130 115 100 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016 Q.: Statistik Austria; Bank Austria Economics & Market Analysis Austria Prognose Ertragslage hat sich leicht verbessert Seit Beginn der Nullerjahre sind die Erträge im Großhandel fast kontinuierlich gestiegen, bleiben aber noch unter den Einzelhandelsergebnissen (gemessen an der durchschnittlichen Umsatzrentabilität 2013 bis 2015 bei 3,3 % im Vergleich zu 3,9 %). Verantwortlich für den Rückstand sind v. a. Strukturunterschiede, wie der höhere Personalaufwand pro Beschäftigten im Großhandel, und nicht zuletzt das langfristig höhere Wachstum des Einzelhandels. Auch die überdurchschnittlich hohe Rentabilität der Handelsvermittlung ist strukturbedingt und mit dem relativ starken Wachstum der Sparte zu erklären. Der Ertragsvorsprung des Bereichs Gebrauchs- und Verbrauchsgüter stammt überwiegend vom Pharmagroßhandel, der von hohen Nachfragezuwächsen in der Vergangenheit und seiner oligopolistischen Marktstruktur profitiert. Am unteren Ende der Liste finden sich der Großhandel mit Agrarprodukten, Nahrungsmitteln und Baustoffen, wobei das relativ niedrige Ertragsniveau der Sparten zum Teil mit dem engen Preissetzungsspielraum erklärt werden kann. Großhandelserträge Umsatzrentabilität* Ø 2013 bis 2015 Agrarprodukte Ø Großhandel (3,3 %) 1,7% Baustoffe, Treibstoffe u. a. 2,3% Nahrungsmittel u. Getränke 2,7% IKT 3,1% Sons. Großhandel** 3,6% Gebrauchs- u. Verbrauchsg. 4,5% Maschinen 4,5% Handelsvermittlung 6,5% 0% 1% 2% * Betriebserfolg + Finanzertrag + kalk. Unternehmerlohn / Betriebsleistung Bank Austria Economics & Market Analysis Austria 3% 4% 5% 6% 7% Q. KMU Forschung Austria; Bank Austria Economics & Market Analysis Austria Seite 5 Großhandel Konjunktur 2. Konjunktur Maßgeblich für den Wachstumsrückstand des Großhandels zur Gesamtwirtschaft ist langfristig weniger der hohe Wettbewerbsdruck in der Produktlieferkette, sondern viel mehr das hohe Gewicht des Rohstoffgroßhandels. Inklusive der Agrarprodukte ist der Bereich für die Hälfte vom Großhandelsumsatz verantwortlich. Grundsätzlich verlieren Energierohstoffe in Österreich wie in vielen industrielaisierten Ländern aufgrund der der fallenden Energieintensität der Wirtschaft an Bedeutung. Darüber hinaus spiegelt die Entwicklung der Großhandelsumsätze in vielen Bereichen die hohe Volatilität der Rohstoffpreise wider. Beispielsweise sind die Treibstoffpreise in Österreich von 2009 bis 2012 um mehr als zwei Drittel gestiegen, die Preise für Industrierohstoffe und für Agrarprodukte bis zu ihrem Höchstwert Mitte 2011 noch um über 50 %. Nach 2012 sind die Rohstoffpreise und mit ihnen auch die nominellen Großhandelsumsätze in dem Bereich fast kontinuierlich gesunken, zuletzt bis Mai 2016 um durchschnittlich 6 %. Preisbereinigt ist der Umsatz beider Bereiche allerdings leicht gestiegen (seit 2010 erstmals auch wieder im Handel mit Treibstoffen und Baumaterialien; Tabelle S. 7). Großhandelsumsatz und Wirtschaftswachstum Veränderungen zum Vorjahr, preisbereinigt 6% BIP 5% Großhandelsumsatz 4% 3% 2% 1% 0% -1% -2% -3% -4% 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 Q.: Statistik Austria; Bank Austria Economics & Market Analysis Austria Prognose Positives Ergebnis 2016 zu erwarten Die Großhandelskonjunktur hat bisher im Lauf von 2016 unter den Preisrückgängen im Rohstoffbereich gelitten. Bis Mai ist der Umsatz um 1 % nominell gesunken, preisbereinigt allerdings um 2,1 % gestiegen. Aufgrund des anhaltenden Preisdrucks bei den Rohstoffen sind die Großhandelspreise insgesamt und in weiterer Folge auch die nominellen Umsätze der Branche im ersten Halbjahr gesunken. Großhandel Umsatzveränderung z . Vj., saisonbereinigt nominell real 2% 0% -2% -4% -6% -8% Jän.13 Jul.13 Jän.14 Jul.14 Jän.15 Q.: Statistik Austria; Bank Austria Economics & Market Analysis Austria Bank Austria Economics & Market Analysis Austria Seite 6 Jul.15 Jän.16 Jul.16 Großhandel Konjunktur Stärkere Nachfragzuwächse berichteten bis Mai 2016 die Maschinengroßhändler, der sonstige Großhandel (unter anderem sind das Abholgroßmärkte, Onlineshops oder Import-Exportfirmen) und der Großhandel mit Informations- und Kommunikationstechnik. Die Sparten erzielten in den ersten fünf Monaten sowohl nominelle als auch reale Umsatzzuwächse von wenigstens 4 % und signalisieren damit auch, dass die Investitionsgüterkonjunktur im In- und Ausland an Tempo gewonnen hat. Nachdem sich der Aufschwung im zweiten Quartal etwas eingebremst hat, wie das kurzfristig gesunkene Geschäftsvertrauen der zentralen Investitionsgüterhersteller zeigt, sind die Industrieunternehmen zuletzt im Juli wieder etwas optmistischer geworden. Die Auftragslage in den konsumnahen Sparten verbesserte sich vergleichsweise zögerlich. Im Großhandel mit Nahrungsmitteln und sonstigen Verbauchsgütern sind die Umsätze bis Mai nominell nur im Durchschnitt um 2 % gestiegen und preisbereinigt unter 1 %. Österreichs Wirtschaft wird 2016 stärker wachsen. Voraussichtlich bleibt das Wachstum der für den Großhandel besonders wichtigen Nachfragekomponenten, der Ausrüstungsinvestitionen im Inland und des Außenhandels, weit unter dem langfristigen Niveau. Die Bautätigkeit wird im laufenden Jahr nur wenig Schwung gewinnen und die Konsumnachfrage voraussichtlich die Anbieter dauerhafter Konsumgüter begünstigen. In dem Umfeld wird der Großhandel im Jahresdurchschnitt bestenfalls ein geringes nominelles Umsatzplus, aber zumindest einen Umsatz von 150 Mrd. € erreichen. Langfristig nur unterdurchschnittliche Perspektiven Die Energieabhängigkeit der Wirtschaft in Österreich wird noch geringer und damit auch das Geschäftsvolumen der Großhandelssparten in dem Bereich. Zudem entwickelt sich ein wesentlicher Wachstumsmotor des Großhandels der letzten zwei Jahrzehnte, die enge Verflechtung mit dem dynamischen Produktionsbereich, langfristig zu einer Wachstumsbremse für die Branche. Der Produktionssektor verliert im Vergleich zum Dienstleistungsbereich in vielen Industrieländern an Dynamik, vor allem aufgrund der zunehmenden internationalen Produktionsverflechtungen und Verlagerung von Produktionsprozessen. Erfreuliche Perspektiven hat der Großhandel in den Segmenten, wo er selbst ein umfangreiches Dienstleistungsangebot zur Verfügung stellt, beispielsweise mit der Übernahme von Marketingaufgaben und der Vertriebsorganisation von Produktionsunternehmen. Großhandelssparten Unternehmen Beschäf- Umsätze 1 tigte Mio. € Umsätze nominelle Werte reale Werte 2014 2015 2015 Ø05-13 2014 2015 1-5 16 Ø05-13 2014 2015 1-5 16 Groß handel gesamt 25.470 206.700 149.200 1,8% -2,5% -2,6% -1,1% -0,7% -0,9% 0,0% 2,1% Handelsvermittlung 8.280 17.200 2.000 0,4% 2,3% 0,3% 0,0% -0,8% 2,7% 0,6% 1,9% Agrarrohstoffe, Tiere 940 16.800 8.300 4,3% -3,5% -2,5% -5,9% -3,1% 7,7% 0,7% 2,5% Nahrungsmittel, Getränke 2.360 29.900 19.900 2,0% -2,3% 1,6% 2,6% -0,9% -2,7% 0,0% 0,6% Gebrauchs-, Verbrauchsg. 4.530 44.000 25.100 0,7% 1,5% 1,8% 1,2% 0,2% 0,9% 0,4% 0,3% Info.-, Kommunikationst. 740 8.500 9.000 0,2% -0,3% 6,4% 4,0% 5,5% 0,4% 6,6% 8,0% Maschinen, Ausrüstungen 4.070 37.400 14.100 2,0% -1,9% -2,1% 4,0% 0,8% -2,4% -1,0% 3,9% Rohstoffe, Baustoffe 3.650 48.300 65.900 2,3% -4,6% -8,2% -5,8% -1,6% -2,4% -1,3% 1,6% 910 4.500 3.900 -1,6% -6,8% -0,1% 6,7% -4,2% -4,8% 3,6% 11,4% Sonstiger Groß handel 2 1 Umsatzerlöse (exkl. Erlösschmälerungen, sonstige Erträge und USt) hochgerechnet aus den Ergebnissen 2014 2 Groß handel ohne ausgeprägten Schwerpunkt Q.: Statistik Austria, Bank Austria Economics & Market Analysis Austria Bank Austria Economics & Market Analysis Austria Seite 7 Stand: August 2016 Großhandel Agrarprodukt- und Nahrungsmittelgroßhandel 3. Agrarprodukt- und Nahrungsmittelgroßhandel Agrarprodukthandel verliert den Anschluss Der Großhandel mit landwirtschaftlichen Grundstoffen und lebenden Tieren, kurz Agrarprodukthandel, ist in den vergangenen zehn Jahren aufgrund hoher Preissteigerungen zwar um 32 % und damit mehr als dreimal so rasch wie der gesamte Großhandel gewachsen; preisbereinigt ist der Spartenumsatz allerdings um 16 % gesunken und signalisiert den wachsenden Rückstand der Sparte zum Branchendurchschnitt. Österreichs Agrarprodukthandel hat auch im internationalen Vergleich den Anschluss verloren, zumindest im Vergleich des nominellen Umsatzwachstums im EU28-Schnitt von 40 % seit 2005 (preisbereinigte Daten sind nicht verfügbar). Die Entwicklung wird sich mit kurzen Unterbrechungen wahrscheinlich fortsetzen, parallel zum langsamen Bedeutungsverlust der landwirtschaftlichen Produktion in Österreich. Nahrungs- und Genussmittelpreise Veränderungen zum Vorjahr am Weltmarkt im öster. Einzelhandel im öster. Großhandel 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% -10% -20% -30% 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Q.: Statistik Austria, Bank Austria Economics & Market Analysis Austria Nahrungsmittelgroßhandel wächst unterdurchschnittlich … Der Großhandel mit Nahrungsmitteln und Getränken blieb von den starken Preisschwankungen in den Agrarmärkten und rezessionsbedingten Nachfrageausfällen mehr oder weniger verschont. In nominellen Werten verbuchte die Sparte noch 2013 und 2014 Umsatzeinbußen, wächst aber im langfristigen Vergleich rascher als der Großhandel insgesamt. Trotzdem verliert der Nahrungsmittel- und Getränkegroßhandel wie der Agrarproduktehandel an Bedeutung; preisbereinigt ist der Spartenumsatz seit 2005 in Summe um über 9 % gefallen, der Großhandelsumsatz insgesamt nur um knapp 7 %. Besonders schwach entwickelt sich das traditionelle Inlandsgeschäft mit dem Facheinzelhandel, den spezialisierten Gemüsehändlern, den Fleischern oder Bäckern. Die Umsätze der wichtigsten Vertriebsschiene für Nahrungsmittel, neben dem filialisierten Lebensmitteleinzelhandel, sind seit 2005 um 11 % preisbereinigt gesunken, bei den großen Filialisten zugleich um 14 % gestiegen. Verantwortlich für den Preisdruck im Lebensmittelgroßhandel sind die schwache Nachfrage genauso wie die spezifische Branchenstruktur des österreichischen Lebensmitteleinzelhandels. Die Preise im Lebensmittelgroßhandel steigen seit Jahren sogar langsamer als im Lebensmitteleinzelhandel, wo der Preissetzungsspielraum der Unternehmen aufgrund des hohen Konkurrenzdrucks und der rekordverdächtig hohen Unternehmenskonzentration besonders eng ist. Letztendlich erklärt der Preisdruck im Lebensmittelgroßhandel zum Teil auch die unterdurchschnittliche Ertragsentwicklung im Spartendurchschnitt (vgl. S. 5). Zum Teil konnte der Großhandel die Einbußen im traditionellen Einzelhandel im Außenhandel abfangen. Die Nahrungsmittelexporte und -importe sind seit 2005 mengenmäßig jeweils um rund 4 % im Jahr gestiegen. Darüber hinaus profitiert die Sparte als Gastronomielieferant vom Bank Austria Economics & Market Analysis Austria Seite 8 Großhandel Agrarprodukt- und Nahrungsmittelgroßhandel Trend zum Außer-Haus-Essen. In den letzten zehn Jahren sind die Konsumationsausgaben der Österreicher in Gaststätten, Restaurants oder Kantinen um durchschnittlich 4 % im Jahr auf rund 18 Mrd. € 2015 gestiegen, die Ausgaben für den gesamten Nahrungsmittel- und Getränkeeinkauf nur um 2,5 % jährlich. 2015 und voraussichtlich auch 2016 kann der Lebensmittelgroßhandel wieder leichte Zuwächse verbuchen: im Vorjahr stieg der Umsatz um 1,6 % nominell auf knapp 20 Mrd. €, bis Mai 2016 um weitere 2,6 %. … und verliert Geschäftsfelder Der Lebensmittelgroßhandel wird sukzessive vom Tankstellenshopmarkt verdrängt. Das seit Jahren rasch wachsende und lange Zeit für die Großhändler sehr lukrative Segment, besetzen in Österreich zunehmend die Lebensmitteleinzelhändler, vor allem Rewe und Spar. Einerseits haben die Einzelhändler das Angebot in den Shops zum Teil erheblich ausgebaut (beispielsweise bietet Spar-Express über 1.500 Artikel an, deutlich mehr als ein traditioneller Lebensmitteldiskonter), andererseits haben sie die Shoppreise für Handelsmarken vielfach bereits auf Supermarktniveau gesenkt. Der Margendruck ist massiv gestiegen und das Segment hat für den Großhandel an Bedeutung verloren. Laut Unternehmensangaben sind die Umsätze von Lekkerland in Österreich, einem zentralen Marktteilnehmer, von 148 Mio. € 2008 auf 91 Mio. € 2015 gesunken. Der Großhandel C+C Pfeiffer wurde 2015 an die Transgourmet Holding, einer Tochter der Schweizer Coop, verkauft. Bank Austria Economics & Market Analysis Austria Seite 9 Großhandel Gebrauchs- und Verbrauchsgüter 4. Großhandel mit Gebrauchs- und Verbrauchsgütern Struktur und aktuelle Konjunktur (NACE 46.4) Zum Bereich zählen unter anderem der Großhandel mit Elektrogeräten, Büchern, Kosmetika, Textilien und Bekleidung und der Pharmagroßhandel, die größte Teilsparte, die knapp die Hälfte zum Bereichsumsatz von 25,1 Mrd. € beiträgt. Der Großhandel mit Gebrauchs- und Verbrauchsgütern bekommt in wachstumsschwachen Jahren vor allem durch die Nähe zum relativ konjunkturunsensiblen privaten Konsum Unterstützung. Hingegen fehlt dem Bereich langfristig die Dynamik der Investitionsgüternachfrage. Zudem wächst der Verdrängungswettbewerb von Seiten des Einzelhandels und der Produzenten, wobei internationale Konsumgüterhersteller zunehmend eigene Vertriebsnetze aufbauen. Letztendlich verstärkt die wachsende Unternehmenskonzentration im Einzelhandel den Preis- und Margendruck auch bei den Zwischenhändlern. Die Großhändler in dem Bereich konnten in den letzten Jahren dennoch Umsatzzuwächse verbuchen und die Beschäftigung erhöhen. Ihr Umsatz ist seit 2005 insgesamt um 9 % nominell und noch um 3 % preisbereinigt gestiegen, während der gesamte Großhandelsumsatz schrumpfte (Tabelle S. 7). Der Wachstumsvorsprung zum Branchendurchschnitt hat sich vor allem nach 2012 vergrößert, wobei die höchsten Wachstumsbeiträge vom Großhandel mit Pharmazeutika und Medizinprodukten kamen. Das stärkste Umsatzwachstum verbuchte 2015 allerdings der Bekleidungsgroßhandel, während der Großhandel mit Textilien, Elektrogeräten und Körperpflegemitteln Umsatzeinbußen berichteten. Anfang 2016 hat sich die Nachfrage nach Gebrauchs- und Verbrauchsprodukten wieder etwas abgekühlt bzw. ist im Textil-, Bekleidungs-, Elektro- und Uhrengroßhandel ins Minus gerutscht. Textil- und Bekleidungsgroßhandel (NACE 46.42) Der Umsatz im Bekleidungsgroßhandel ist 2015 zwar überdurchschnittlich stark gestiegen, um 14 % nominell auf rund 1,8 Mrd. €, und stoppte damit kurzfristig die Spartenerosion. Von 2005 bis 2014 stagnierte der Spartenumsatz allerdings in nominellen Werten und ist preisbereinigt sogar um durchschnittlich 1 % im Jahr gesunken beziehungsweise hat sich die negative Entwicklung bis Mai 2016 wieder fortgesetzt. Im Textilgroßhandel waren die Einbußen im langfristigen Vergleich noch höher; hier ist der Spartenumsatz auch 2015 gesunken, um 7 % auf knapp 500 Mio. €. In Summe diokumentieren die Ergebnisse sehr gut die strukturellen Umwälzungen im Textil- und Bekleidungsgroßhandel. Vereinfacht formuliert, gewinnen internationale Handelskonzerne seit Jahren Marktanteile auf Kosten unabhängiger Einzelhändler, die wiederum zentrale Kunden unabhängiger Großhändler sind. Sonstige Gebrauchs- und Verbrauchsgüter (Sportartikel, Bücher u. a.; NACE 46.49) Die heterogene Sparte entwickelt sich im Vergleich zum gesamten Großhandel unterdurchschnittlich. Verantwortlich dafür sind wahrscheinlich Marktanteilsverluste im Buch-, Sportartikel- und Spielwarenhandel zugunsten anderer Vertriebsformen, vor allem dem OnlineHandel. Von 2005 bis 2015 stagnierte der Spartenumsatz in nominellen Werten bei ca. 5,2 Mrd. € beziehungsweise ist preisbereinigt um durchschnittlich 1,5 % gesunken. Pharmagroßhandel (NACE 46.46) Der Großhandel mit Pharmazeutika und Medizinzubehör ist mit einem Umsatzvolumen von 11,5 Mrd. € die größte und auch die wachstumsstärkste Sparte im Bereich des konsumnahen Großhandels; in den letzten zehn Jahren legte der Spartenumsatz im Durchschnitt um 2,5 % im Jahr zu, nominell und real. Kosteneinsparungen bei den Medikamentenausgaben bremsten das Wachstumstempo des Pharmagroßhandels zwar etwas, 2015 stieg der Spartenumsatz um Bank Austria Economics & Market Analysis Austria Seite 10 Großhandel Gebrauchs- und Verbrauchsgüter 2,3 % nominell und um 1,3 % real. Allerdings beschleunigte sich das Umsatzwachstum schon 2016 wieder und signalisiert einen anhaltend hohen Medikamentenabsatz. Der Großteil der 980 Großhandelsunternehmen, die in der Strukturerhebung 2014 zur Sparte gezählt wurden, vertreibt Medizinzubehör. Den eigentlichen Medikamentengroßhandel teilen sich laut Arge Pharmazeutika sechs Vollsortimenter. In Deutschland arbeiten 12 vergleichbare Unternehmen; das heißt, dass die relativ hohe Unternehmenskonzentration in der Sparte nicht österreichspezifisch ist. Zudem ist die Zahl der Großhändler, gemessen an der Zahl der Verbandsmitglieder, in beiden Ländern in den letzten Jahren gesunken. Den Markt mit rezeptpflichtigen Medikamenten, mit einem Volumen von rund 3,2 Mrd. € netto, dominieren in Österreich drei Unternehmen: < Herba Chemosan (Umsatz 1,2 Mrd. €; Tochter der Celesio AG, Konzernumsatz 21 Mrd. €), < Kwizda (0,9 Mrd. €) und < Phoenix (0,4 Mrd. €; Tochter der Phoenix Gruppe, mit 23 Mrd. € umsatzstärkster Pharmahändler Europas) Nachhaltige Einsparungen sind im Gesundheitswesen schwer zu realisieren, wie die Entwicklung der Arzneimittelausgaben der Krankenkassen bisher zeigte. Trotz mehrfacher Kürzungen der Großhandels- und Apothekenspannen im Medikamentenbereich, gestiegener Konsumentenselbstbehalte und der Verpflichtung der Ärzte, das jeweils günstigste Medikament zu verschreiben, sind die Medikamentenausgaben in den letzten zwei Jahrzehnten nur kurzfristig schwächer gewachsen. Beispielsweise sind die Zuwächse der staatlichen Ausgaben für Medikamente und sonstige Medizingüter von 7 % im Jahr von 2006 bis 2008 in der Folgeperiode bis 2013 unter 1 % im Jahr gesunken. 2014 sind die Ausgaben wieder um 6,2 % gestiegen (für 2015 sind noch keine Daten verfügbar). Nicht zuletzt haben auch die überdurchschnittlich hohen Erträge vor allem der Apotheken unter den Einsparungsversuchen kaum gelitten (vgl. Branchenbericht Einzelhandel, Juni 2016). Der steigende Preis- und Kostendruck infolge weiterer Kürzungen bei den staatlichen Gesundheitsausgaben wird dem Pharmagroßhandel langfristig wahrscheinlich weniger Ertrag kosten als den Apotheken. Einerseits profitiert der Pharma- und Medizinproduktgroßhandel von den zu erwartenden Freigaben alternativer Medikamentenvertriebswege (Stichwort Onlinehandel). Andererseits ist die Sparte längst in den Apothekenmarkt vorgedrungen, in Österreich über Beteiligungen, in anderen europäischen Ländern als Apothekenbetreiber. Beispielsweise betreibt die Herba-Mutter Celesio rund 1.900 öffentliche Apotheken unter eigenem Namen, die Phönix-Gruppe rund 1.800 Apotheken. Letztendlich kann sich aber auch der Pharmagroßhandel einem schrumpfenden Markt und dem Konkurrenzdruck aus den eigenen Reihen nicht entziehen. Bank Austria Economics & Market Analysis Austria Seite 11 Großhandel Treibstoffe und Baumaterialien 5. Großhandel mit Treibstoffen und Baumaterialien Brennstoff- und Treibstoffgroßhandel (NACE 46.71) Die 260 Großhändler, die mit festen Brennstoffen und Mineralölerzeugnissen handeln, erlösen 35 Mrd. € und damit mehr als die Hälfte des Bereichsumsatzes. Zur Sparte zählen neben den internationalen Mineralölkonzernen zahlreiche kleine Treibstoff- und Brennstofflieferanten, die beispielsweise die Dieselabgabestellen der Landwirtschaft versorgen. Treibstoffverbrauch* 2015 Mio. L Ø 96-13 2014 2015 1-3 16 25 -18,4% -9,7% -9,9% -10,6% Super 2.133 0,7% -2,4% 1,1% 1,6% Diesel ** 7.720 4,5% -1,5% 2,1% 1,9% Insgesamt 9.878 2,4% -1,7% 1,9% 1,8% Normalbenzin * M enge, die dem Verbrauch im Inland zugeführt wurde; ** Dieselabsatz nur zu 57 % über Tankstellen Stand: Juli 2016 Q.: FV M ineralölindust rie; Bank Austria Economics& M arket Analysis Aust ria Seit 2010 ist der Treibstoffverbrauch in Österreich nur minimal gestiegen, aufgrund der schwachen Güterverkehrsleistung und des rückläufigen Automarktes bis 2014. Der lebhafte Tanktourismus, der für mehr als ein Viertel des gesamten Treibstoffabsatzes in Österreich verantwortlich ist, konnte die Treibstoffnachfrage nicht ausgleichen. Darüber hinaus ist der Heizölverbrauch kontinuierlich gesunken, auch noch 2015, als wieder mehr Treibstoff nachgefragt wurde. Der Brenn- und Treibstoffgroßhandel verbuchte in den letzten fünf Jahren zum Teil massive Umsatzrückgänge, nominell und preisbereinigt. 2015 ist der Spartenumsatz real um 3 %, nominell aber aufgrund der Treibstoffpreisrückgänge um 17 %gesunken. 2016 werden der Treibstoffverbrauch und voraussichtlich auch der preisbereinigte Umsatz im Treibstoffgroßhandel erstmals seit Jahren wieder zulegen; die Sparte berichtet ein Absatzplus bis Mai von 1,2 %. Nennenswerte Zuwächse werden längerfristig immer unwahrscheinlicher, da weder vom privaten Pkw-Verkehr noch vom Straßengütertransport Impulse zu erwarten sind. In der jüngsten EU-Energieprognose aus 2013 wird für den österreichischen Transportsektor nach 2020 sogar mit einem kontinuierlichen Rückgang des Energieverbrauchs gerechnet. Zudem wird ein beschleunigter Rückgang des Bruttoinlandsverbrauchs an Brennstoffen und Mineralöl in Österreich prognostiziert. Bauabhängige Großhandelssparten (NACE 46.73, 46.74) Mit 31.000 Beschäftigten und 14,5 Mrd. € Umsatz ist der Bereich ein Branchenschwergewicht (wobei die Abgrenzung zum Einzelhandel und zum Teil zur Industrie problematisch ist). Gemeinsam ist den Baustoffhändlern und dem Großhandel mit Metallbauelementen (u. a. Armaturen, Beschläge, Installationsmaterialien) die Abhängigkeit von der Baukonjunktur, besonders vom Einfamilienhausbau. Die rückläufige Baustoffnachfrage infolge der schwachen Neubautätigkeit der letzten Jahre ist zwar zum Teil vom Sanierungsboom aufgefangen worden. Dennoch verbuchten die bauabhängigen Großhandelssparten preisbereinigt kontinuierlich Umsatzeinbußen im Bereich von 4 % im Jahr. Erst 2016 gewinnt die Baustoffnachfrage an Schwung, wie sich auch an den leichten Umsatzzuwächsen im Großhandel bis Mai zeigt. Die kurzfristigen Aussichten sind für die Baustoffhändler erfreulich, vor allem weil sich im Wohnbau in Österreich in den letzten Jahren bereits ein hoher Nachfrageüberhang aufgebaut hat und der Bedarf an neuem Wohnraum ungebremst wächst. Allerdings wird sich der intensive Verdrängungswettbewerb im Baustoff(groß)handel, geschürt aus den eigenen Reihen und von Seiten der Baumarktketten, kaum lockern. Bank Austria Economics & Market Analysis Austria Seite 12 Großhandel IKT und sonstige Maschinen 6. Großhandel mit IKT, sonstigen Maschinen und Ausrüstungen Großhandel mit Informations- und Kommunikationstechnik, IKT (NACE 46.5) Die Sparte entwickelt sich seit Jahren dynamischer als der Großhandel insgesamt und wächst zumindest in realen Werten auch rascher als andere Investitonsgütersparten. In nominellen Werten ist der Spartenumsatz bis 2012 allerdings relativ langsam gestiegen, was auf den hohen Preisdruck hinweist. In den letzten Jahren dürfte sich der Restrukturierungs- und Preisdruck im IKT-Handel etwas gelockert haben, gemessen daran, dass weder die Zahl der Unternehmen noch der Beschäftigten stärker gesunken sind, und sich auch der Abstand zwischen nominellen und realen Umsatzergebnissen verringert hat. Die IKT-Großhändler sind in ihrer Kapazitätsplanung dennoch vorsichtig geblieben. 2015 und auch im ersten Halbjahr 2016 wurden trotz hoher Umsatzzuwächse wieder über 3 % der Arbeitsplätze in der Sparte abgebaut, deutlich mehr als im Maschinengroßhandel, wo im selben Zeitraum durchschnittlich 0,2 % der Beschäftigten verschwunden sind. Der Wachstumsvorsprung der Sparte zum gesamten Großhandel wie zum Maschinengroßhandel hat sich 2015, mit einem Umsatzplus von 6,4 % nominell auf 9 Mrd. €, und bis Mai 2016 vergrößert. Wie die überdurchschnittlich optimistischen Einschätzungen der Geschäftslage der EDV-Dienstleister im Rahmen der Konjunkturbefragungen im ersten Halbjahr zeigten, ist derzeit auch mit keiner Verlangsamung der Spartenkonjunktur zu rechnen. Im Juli legte der Vertrauensindikator nochmals zu (die Ergebnisse sind, vorsichtig interpretiert, auch für den IKT-Großhandel repräsentativ, nicht zuletzt wegen der unscharfen Spartengrenzen). Die Marktführer im österreichischen IKT-Großhandel bieten alle auch EDV-Dienstleistungen an; dazu zählen Ingram-Micro, Tochter des weltgrößten IT-Händlers (Konzernumsatz 2015 43 Mrd. USD; Österreichumsatz 444 Mio. €), die Tech Data (Konzernumsatz 28 Mrd. USD, Österreichumsatz 350 Mio. €) und die ALSO Austria (bis 2013 Actebis; Tochter der Schweizer ALSO Holding; Gruppenumsatz 7,8 Mrd. €, Österreichumsatz 245 Mio. €). Großhandel mit sonstigen Maschinen und Ausrüstungen (NACE 46.6) Von den 4.100 Unternehmen des Bereichs arbeitet zumindest die Hälfte im Produktionsverbindungshandel als Lieferanten für die Industrie und das Handwerk. Nach zwei nachfrageschwachen Jahren profitierten die Händler in dem Segment 2014 und 2015 vom Aufschwung der europäischen Investitionsgüterkonjunktur. Dennoch ist der Umsatz des gesamten Bereichs in beiden Jahren um durchschnittlich 2 % nominell gefallen (auf 14,1 Mrd. € 2015, ein Wert, der mehr als 1 Mrd. € unter dem Rekord von 2008 lag). Das Umsatzminus stammt überwiegend vom Großhandel mit sonstigen Maschinen, das sind vor allem elektrotechnische Materialien, und vom Landmaschinengroßhandel. Darin spiegeln sich die relativ schwachen Ergebnisse und die Investitionszurückhaltung der heimischen Industrie wider, ebenso wie der weitere Bedeutungsverlust der (europäischen) Landwirtschaft. Erst 2016 kann sich der Maschinengroßhandel erholen. Die positiven Ergebnisse der ersten Monate bestätigen das wachsende Geschäftsvertrauen und die Produktionszuwächse der Industrie; bis Mai ist der Großhandelsumsatz um 4 % nominell gestiegen, mit den stärksten Zuwächsen im Handel mit sonstigen Maschinen und mit Werkzeugmaschinen. Auch der Landmaschinengroßhandel konnte nach drei negativen Jahren zumindest ein nominelles Umsatzplus verbuchen. Kurzfristig sind die Aussichten des Maschinengroßhandels erfreulich, da die Investitionskonjunktur auf europäischer Ebene 2016 nicht viel Schwung verliert und 2017 voraussichtlich noch an Tempo gewinnt. Und längerfristig werden die Investitionsgüterhersteller aus Kostengründen voraussichtlich auf die Dienstleistungen des spezialisierten Zwischenhandels zumindest nicht verzichten können. Bank Austria Economics & Market Analysis Austria Seite 13 Disclaimer und Impressum Zum Weiterlesen: Wirtschaft Online: Alle Prognosen und Analysen der Abteilung Economics and Market Analysis Austria auf http://wirtschaftonline.bankaustria.at Bank Austria Homepage: Alles Informationsangebote der Abteilung Economics and Market Analysis Austria unter http://economicresearch.bankaustria.at Bank Austria Economic News: Die neuesten Veröffentlichungen der Abteilung Economics and Market Analysis Austria direkt in Ihrem Posteingang. Registrieren Sie sich bitte unter https://nlreg.bankaustria.at/reg_econews_d.htm: Sollten Sie Fragen haben schicken Sie uns ein E-Mail unter [email protected]. Ohne unser Obligo: Diese Publikation ist weder eine Marketingmitteilung noch eine Finanzanalyse. Es handelt sich lediglich um Informationen über allgemeine Wirtschaftsdaten. Trotz sorgfältiger Recherche und der Verwendung verlässlicher Quellen kann keine Verantwortung für Vollständigkeit, Richtigkeit, Aktualität und Genauigkeit übernommen werden. Unsere Analysen basieren auf öffentlichen Informationen, die wir als zuverlässig erachten, für die wir aber keine Gewähr übernehmen, genauso wie wir für Vollständigkeit und Genauigkeit nicht garantieren können. Wir behalten uns vor, unsere hier geäußerte Meinung jederzeit und ohne Vorankündigung zu ändern. Die in der vorliegenden Publikation zur Verfügung gestellten Informationen sind nicht als Empfehlung zum Kauf oder Verkauf von Finanzinstrumenten oder als Aufforderung, ein solches Angebot zu stellen, zu verstehen. Diese Publikation dient lediglich der Information und ersetzt keinesfalls eine individuelle, auf die persönlichen Verhältnisse der Anlegerin bzw. des Anlegers (z. B. Risikobereitschaft, Kenntnisse und Erfahrungen, Anlageziele und finanziellen Verhältnisse) abgestimmte Beratung. 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