Brosch. 4 Darmkrebs_RZ_DEF

Dickdarmkrebs und
Mastdarmkrebs
Patienteninformation
Chirurgische Klinik Kantonsspital Bruderholz
Ihre Chirurgische Klinik
am Kantonsspital Bruderholz
Sehr geehrte
Damen und Herren
Die Chirurgische Klinik am Kantonsspital
Bruderholz verfügt über Bettenstationen mit
Privatabteilungen mit insgesamt rund 90
Betten. Moderne Abklärungsstationen und
Operationssäle, eine interdisziplinäre Notfallstation und eine kompetente Intensivpflegestation ermöglichen jederzeit exakte
Diagnosen und anspruchsvolle chirurgische
Eingriffe und Behandlungen.
Die vorliegende Schrift enthält wichtige Informationen über den Dickdarm- und Mastdarmkrebs. Diese Informationen richten sich in
erster Linie an Patientinnen und Patienten;
sie sind der Verständlichkeit halber etwas vereinfacht dargestellt. Da es sich beim Mastdarm
um einen Teilabschnitt des Dickdarms handelt,
wird in der Folge nur von Dickdarmkrebs
gesprochen.
Ein eingespieltes Team aus medizinischen
Fachpersonen steht rund um die Uhr für Sie
im Einsatz.
Wir laden Sie ein, die Broschüre aufmerksam
zu studieren und allfällige Fragen zu notieren.
Ihre Ärztinnen und Ärzte in der Praxis und im
Spital sind gerne bereit diese zu beantworten.
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Was ist Dickdarmkrebs?
Als Krebs bezeichnet man die Geschwulst
eines Körpergewebes, die unkontrolliert wächst.
Sie überschreitet die Organgrenze, bricht in
Nachbarorgane ein und zerstört sie. In den umliegenden Lymphknoten und entfernten Körperregionen bildet sie Tochtergeschwülste aus.
Obwohl man heute viel über die Entstehung
von Krebserkrankungen erforscht hat, sind noch
nicht alle Ursachen vollständig geklärt. Vom
Dickdarmkrebs weiss man, dass er am häufigsten bei Menschen im Alter zwischen 50 und
70 Jahren auftritt und dass jeder zwanzigste im
Laufe seines Lebens daran erkrankt. Ein erhöhtes Risiko, an Dickdarmkrebs zu erkranken
haben Menschen mit entzündlichen Darmerkrankungen (Colitis Crohn, Colitis ulcerosa)
oder solche, die schon an Brust-, Gebärmutteroder Eierstockkrebs gelitten haben. Gesichert
ist ebenfalls, dass sich auf Grund von Gen-
veränderungen aus Schleimhautpolypen (auch
Adenome genannt: das sind wenige Millimeter
durchmessende gutartige Tumoren der Dickdarmschleimhaut) mit der Zeit Dickdarmkrebs
entwickelt. Der Übergang vom gutartigen
Schleimhautpolypen zum bösartigen Dickdarmkrebs dauert viele Monate bis Jahre. Wird nun
solch ein gutartiger Schleimhautpolyp rechtzeitig entdeckt und abgetragen (siehe auch
«Vorsorgeuntersuchungen»), kann die Entwicklung des Dickdarmkrebses aus einem solchen
Polypen verhindert werden. Heute steht auch
fest, dass es Familien gibt, in denen die
Entwicklung von Dickdarmpolypen und damit
von Dickdarmkrebs vererbt wird (familiäre
adenomatöse Polypose). Es gibt ausserdem
eine genetisch vererbliche Neigung zur Erkrankung an Dickdarmkrebs, ohne dass eine
familiäre adenomatöse Polypose vorläge. Das
Risiko, an Dickdarmkrebs zu erkranken, ist
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in solchen Familien um ein Vielfaches höher als
in der allgemeinen Bevölkerung; bei der familiären
Polypose beträgt es praktisch 100 Prozent.
Der Nachweis solcher vererbter Gene ist heute
möglich (siehe auch«Vorsorgeuntersuchungen»).
Die verschiedenen Dickdarmabschnitte werden
mit unterschiedlicher Häufigkeit von Krebs befallen. Wie bei jeder Krebserkrankung unterscheidet man auch beim Dickdarmkrebs Stadien
je nachdem, wie weit sich die Geschwulst in
der Darmwand selbst, in die Nachbarorgane,
in die Lymphknoten oder in andere Körperregionen ausgebreitet hat. Die Prognose bzw. die
Heilungsaussichten hängen massgeblich vom
Stadium ab, in welchem ein Dickdarmkrebs
entdeckt bzw. behandelt wird. Der frühzeitigen
Entdeckung von Dickdarmkrebs und ganz besonders den Vorsorgeuntersuchungen der
Menschen mit erhöhtem Risiko kommt daher
grosse Bedeutung zu.
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Welche Beschwerden verursachen
Dickdarm- und Mastdarmkrebs?
Ungewollter Gewichtsverlust, aussergewöhnliche
Müdigkeit, Völlegefühl, Stuhlunregelmässigkeiten, anhaltende Verstopfung oder chronische
Durchfälle können Symptome von Dickdarmoder Mastdarmkrebs sein: eine eingehende Abklärung hinsichtlich Dickdarmkrebs ist notwendig. Im Anfangsstadium verursacht der Dickdarmkrebs/Mastdarmkrebs ebenso wenig Beschwerden oder Schmerzen wie die gutartigen
Polypen. Erst wenn die Geschwulst grösser ist,
kann sie ein Passagehindernis im Darm darstellen und dann einen Kotrückstau bewirken,
der eine Blähung des Bauches mit krampfartigen Schmerzen und möglicherweise kotiges
Erbrechen verursacht.
Ein Dickdarmkrebs kann bluten. Diese Blutungen sind häufig so gering, dass sie lange nicht
beobachtet und nur mit chemischen Untersuchungsmethoden nachgewiesen werden können
(sog. okkulte Blutungen, siehe auch «Vorsorgeuntersuchungen»). Nur eine massivere Blutung
wird von Auge sichtbar und als Blutauflagerung
auf dem Stuhl oder auf dem WC-Papier beobachtet.
Ein solcher Blutabgang wird dann oft als harmlose Blutung von Hämorrhoiden interpretiert.
Werden derartige Blutspuren beobachtet oder
besteht eine unklare Blutarmut, muss immer
eine Abklärung auf Dickdarm- bzw. Mastdarmkrebs erfolgen! Der Durchbruch in Nachbarorgane kann Beschwerden verursachen, die für
diese betroffenen Organe typisch sind, so z. B.
eine Bauchfellentzündung beim Durchbruch in
die Bauchhöhle, blutigen Urin beim Durchbruch
in die Blase oder aussergewöhnliche Blutungen beim Durchbruch in die Scheide. Tochtergeschwülste (Metastasen) sind am häufigsten
in der Leber anzutreffen und können Schmerzen
und Gelbsucht auslösen.
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Männliches Becken
Weibliches Becken
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Beckenknochen
Blase
Dickdarm
Steissbein
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Mastdarm
Afterschliessmuskel
Prostata
Männliche Geschlechtsteile
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Eileiter
Eierstock
Gebärmutter
Scheide
Vorsorgeuntersuchungen
Vorsorgeuntersuchungen sind dringend empfohlen, wenn ein erhöhtes Risiko für eine Erkrankung an Dickdarmkrebs besteht, insbesondere
also bei Menschen, deren direkte Verwandte bereits einmal an Krebs des Dickdarmes bzw.
Mastdarmes erkrankt sind, bei Menschen mit
Dickdarmpolypen oder chronischer Dickdarmentzündung und generell bei Menschen im Alter
über 50 Jahre. Vorsorgeuntersuchungen sind
z. B. der Nachweis von Blutspuren im Stuhl,
Spiegelung des Dickdarmes und Gen-Analysen;
gewöhnlich ist die Colonoskopie die geeignetste
Methode. Bei Patienten mit direkten Verwandten, die mit weniger als 50 Jahren an Dickdarmkrebs erkrankt sind, muss schon ab 40 Jahren
oder manchmal noch früher alle 5 Jahre ein
Screening mit Colonoskopie durchgeführt werden. Bei Patienten mit direkten Verwandten,
die an familiärer Polypose leiden, muss schon
ab 10 –12 Jahren jährlich colonoskopiert werden.
Fragen Sie unbedingt Ihre Ärztin oder Ihren Arzt,
ob und welche Vorsorgeuntersuchungen bei
Ihnen angezeigt sind, entscheiden Sie das niemals selbst!
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Diagnose des Dickdarmkrebses
Heute stehen zahlreiche Untersuchungsmethoden zur Verfügung, mit denen Dickdarmkrebs
entdeckt werden kann. Methoden, die bei Ihnen
angezeigt sind, werden Ihnen gerne von Ihrer
Ärztin oder Ihrem Arzt in der freien Praxis oder
im Spital erläutert und für Sie in die Wege geleitet bzw. durchgeführt.
1. Blutspuren im Stuhl (Hämokkult-Test)
Wie bereits erwähnt können Geschwülste im
Dickdarm Blutungen verursachen, sie sind
jedoch oft sehr gering und von Auge kaum zu
erkennen. Solche Blutspuren können aber
durch chemische Methoden nachgewiesen werden (Hämokkult-Test). Dieser einfache Test
wird an verschiedenen Stuhlproben vorgenommen und eignet sich bei Personen ohne
besonderem Risiko als Vorsorgeuntersuchung.
Wie schon erwähnt bedürfen sichtbare Blu-
tungen ab dem After unbedingt einer weiter gehenden Abklärung hinsichtlich Dickdarm- bzw.
Mastdarmkrebs!
2. Tumormarker
Krebsgeschwülste sondern in der Regel Substanzen ab, welche als Tumormarker bezeichnet
werden und mit chemischen Methoden im
Blut nachgewiesen werden können. Ein erhöhter
Spiegel von Tumormarkern im Blut beweist
praktisch, dass eine Krebsgeschwulst vorliegt.
Die Bestimmung der Tumormarker während des
Krankheitsverlaufes erlaubt den Behandlungserfolg abzuschätzen. NormaleTumormarkerwerte schliessen leider nicht zweifelsfrei eine
Krebsgeschwulst aus. Daher ist die Bestimmung
der Tumormarker für die Früherkennung eines
Dickdarmkrebses bzw. als Vorsorgeuntersuchung
nicht ausreichend und nicht geeignet.
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3. Colonoskopie (Dickdarmspiegelung)
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Durch eine Dickdarmspiegelung (Colonoskopie) können Veränderungen auf der inwendigen Oberfläche des Dickdarmes, z. B. Geschwülste, gefunden und nach Entnahme einer
Gewebeprobe (Biopsie) unter dem Mikroskop
analysiert bzw. auf Krebs untersucht werden.
In neuester Zeit steht auch die so genannte
virtuelle Colonoskopie zur Verfügung (siehe
bildgebende Verfahren). Die Colonoskopie hat
sich als Vorsorgeuntersuchung bestens
bewährt.
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Dünndarm
Wurmfortsatz
Blinddarm
Dickdarmpolyp
Dickdarm
Mastdarm
After
Colonoskop
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4. Genetische Abklärungen
Genetische Abklärungen (Gen-Analysen) sind
dann sinnvoll, wenn die ärztlichen Untersuchungen den Verdacht ergeben, dass in Ihrer
Familie ein vererbtes Risiko für Dickdarmkrebs
besteht. Die Gen-Analyse ist in diesem Fall
eine Vorsorgeuntersuchung. Für die Träger von
Risiko-Genen können zudem weiter reichende
Untersuchungen geplant werden.
5. Bildgebende Verfahren
Sonographie (Ultraschall) Mit dem Ultraschall
wird der ganze Bauch auf Unregelmässigkeiten,
im Speziellen eben auch auf Geschwülste abgesucht. Allerdings kann der Ultraschall solche
Unregelmässigkeiten nur beschränkt sichtbar
machen, so dass kleine Geschwülste, die
irgendwo im Bauch liegen, dem Nachweis ent-
gehen können. Zur gezielten Untersuchung der
Leber ist die Sonographie aber eine hervorragende Methode, mit der sich Geschwülste, insbesondere Metastasen eines Dickdarmkrebses ab
ca. einem Zentimeter Durchmesser recht zuverlässig nachweisen lassen.
Endosonographie Bei der Endosonographie
(innere Ultraschalluntersuchung) wird das
Untersuchungsgerät durch den After in den Dickdarm vorgeschoben, so dass Unregelmässigkeiten in der Darmwand und in der nächsten
Umgebung des Darmes festgestellt werden
können. Die Endosonographie dient der
weiteren Abklärung von bereits diagnostizierten
Tumoren, insbesondere im untersten Dickdarmabschnitt, dem Mastdarm. Sie erlaubt die
Ausmessung ihrer Ausdehnung in der Darmwand
und die Darstellung benachbarter, durch den
Tumor befallener Lymphknoten und Bauchorgane.
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Kontrastmitteleinlauf Mittels eines Einlaufes wird
Kontrastmittel in den Dickdarm eingebracht.
Bei entsprechender Technik gelingt eine äusserst
feine Abbildung der Darmwand, womit Veränderungen mit grosser Sicherheit dargestellt werden
können.
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Einlauf mit Kontrastmittel
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Wirbelsäule
Dickdarm (ohne Kontrastmittel)
Krebsgeschwulst
Dickdarm mit Konstrastmittel gefüllt
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Computertomographie Mit der Computertomographie werden schichtweise Aufnahmen des
Körpers gemacht, welche nach Verabreichung
von Kontrastmittel (zum Trinken, als Einlauf
und als Spritze in die Vene) Veränderungen im
Bauchraum abbilden können. Mit dieser Untersuchung lässt sich feststellen, ob eine Krebserkrankung noch auf den Darm beschränkt ist
oder ob sie bereits Ableger (Tochtergeschwülste, Metastasen) in die Umgebung oder in die
Leber gesetzt hat.
Virtuelle Colonoskopie (virtuelle Dickdarmspiegelung) Mit modernsten computerunterstützten Röntgen-Methoden gelingt es,
den Darm dreidimensional darzustellen, ohne
dass dafür ein optisches Instrument in den
Darm eingeführt oder Kontrastmittel angewendet werden müsste. Der Nachteil ist, dass
mit der virtuellen Colonoskopie keine Biopsien
(Gewebeproben) aus verdächtigen Darmveränderungen entnommen werden können.
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Therapie des Dickdarmkrebses
Ist die Diagnose eines Dickdarmkrebses gesichert, werden mit den oben genannten Untersuchungsmethoden das Krankheitsstadium
ermittelt und die Behandlung geplant. Es hat
sich herausgestellt, dass die kombinierte
Chemo- und Radiotherapie kleine Geschwülste
im Mastdarmbereich manchmal zum Verschwinden bringt und grosse und vorerst nicht
operierbar scheinende Geschwülste so eindrücklich verkleinern kann, dass sie nachher einer
Operation zugänglich sind.
Viele Datenerhebungen haben ergeben, dass
die chirurgische Entfernung eines krebskranken
Darmabschnittes, insbesondere des Mastdarmes sowie der dazu gehörigen Lymphabflussbahnen, eine Heilungschance von 50 – 80%
ergibt! Eine Radio- und/oder Chemotherapie
nach der Operation kann die Heilungsaussichten zusätzlich verbessern.
Die Planung einer eventuellen Chemo- und
Radiotherapie vor oder nach der Operation sowie die Planung der Operation selbst werden
Ihnen von Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt in der
freien Praxis oder im Spital eingehend erläutert.
In unserem Hause finden regelmässig fachübergreifende Konferenzen statt, an denen sämtliche Spezialisten, d. h. Chirurgen, Gastroenterologen, Onkologen (Chemotherapie), Radioonkologen (Radiotherapie, Bestrahlung) und
Pathologen anwesend sind und individuell
für jede Patientin oder jeden Patienten das
angemessene und optimale Therapieverfahren
besprechen und planen. Selbstverständlich
werden Sie über alle diagnostischen Massnahmen und deren Resultate laufend orientiert.
Ebenso werden Sie über die therapeutischen
Möglichkeiten informiert und in die Planung der
Therapie einbezogen.
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Muss Dickdarmkrebs operiert werden?
Auf Grund der oben genannten Erläuterungen
ist man sich einig, dass die chirurgische Entfernung des krebserkrankten Darmabschnittes
mit der dazu gehörigen Lymphabflussbahn
in der Regel die Behandlung der Wahl ist, obwohl mit der heutigen Technik Krebsgeschwülste ausgezeichnet bekämpft werden können.
Chemo- und Strahlentherapie sind aber als
ergänzende Therapien in vielen Fällen angezeigt
bzw. erforderlich.
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Zu entfernende Darmabschnitte – je nach Lage der Geschwulst
rechts
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Dünndarm
Wurmfortsatz
Blinddarm
Krebsgeschwulst
Zu entfernende
Darmabschnitte
und Lymphbahnen
Dickdarm
Mastdarm
After
Obere Darmarterie
Nierenarterie
Untere Darmarterie
Bauchschlagader
Lymphgefässe
rechts
links
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rechts
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links
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Wie wird Dickdarmkrebs operiert?
Für die Entfernung des krebskranken Darmabschnittes ist in der Regel ein etwa 20 cm
langer Schnitt zur Eröffnung des Bauchraumes
notwendig. In Ausnahmefällen kann beim Vorliegen eines Dickdarmkrebses die Operation
sog. minimalinvasiv Video-assistiert (laparoskopisch) erfolgen. Für diese Operationstechnik
werden durch kleine Einschnitte in der Bauchwand die Operationsinstrumente sowie ein
hochauflösendes digitales optisches Instrument
eingeführt, damit der zu entfernende Darmabschnitt dargestellt werden kann. Der so präparierte Darmabschnitt wird dann durch eine
weitere, kleine Öffnung des Bauchraumes
entfernt. Durch eine Naht von Hand oder mit
einem Nahtapparat werden die Darmabschnitte
sowohl bei der offenen wie auch bei der
laparoskopischen Operationstechnik wieder
vereinigt. Natürlich ist der eigentliche Eingriff im
Bauch derselbe, ob nun die Operation offen
oder minimalinvasiv laparoskopisch erfolgt. Der
Vorteil der minimalinvasiven Operationstechnik
ist, dass sich die Patienten aufgrund der kleineren Bauchwandwunden in der Regel etwas
schneller erholen. Als möglicher Nachteil gilt, dass
die Sicherheit hinsichtlich einer restlosen Entfernung der Krebsgeschwulst geringer sein kann.
Die Entfernung eines krebskranken Darmabschnittes dauert in der Regel anderthalb bis vier
Stunden, je nach Lage der Krebsgeschwulst
und je nach den individuellen Verhältnissen im
Bauchraum, also z. B. je nachdem, ob Verwachsungen vorhanden sind oder Fettleibigkeit
vorliegt. Üblicherweise dauert der Spitalaufenthalt 5 –15 Tage, in Abhängigkeit von der
Operation und der Operationstechnik sowie von
den individuellen körperlichen Gegebenheiten.
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Zugang für offene Operationstechnik
Zugänge für laparoskopische Operationstechnik
Videoassistierte (laparoskopische) Operationstechnik
Offene Operationstechnik
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Entfernen eines Dickdarmabschnittes
Nähen mit dem Nahtapparat
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Nähen von Hand
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Schliessmuskel
After
Mastdarm
Klammernahtapparat für Verschlussnaht
Bauchhöhle
Steissbein
Krebsgeschwür
Klammernahtapparat für Anastomose (Darmnaht)
Selbstauflösende Fäden
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Künstlicher Darmausgang (Anus praeter, Colostomie)
Mit den heute zur Verfügung stehenden Operationstechniken ist ein bleibender künstlicher
Darmausgang nur noch selten notwendig, z. B.
wenn die Krebsgeschwulst des Mastdarmes nur
knapp oberhalb des Afters sitzt. Hingegen
empfiehlt es sich in schwierigen Situationen,
zum Schutz der Darmnaht, bzw. bis diese abgeheilt ist, vorübergehend einen künstlichen
Darmausgang (Anus praeter) anzulegen, welcher
nach wenigen Wochen wieder verschlossen
werden kann.
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Anus praeter (temporär)
Bauchnabel
Bauchfell
Anastomose (Darmnaht)
Bauchhöhle
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Dickdarm
After
Mastdarm
Steissbein
Anus praeter (definitiv)
Thromboseprophylaxe
Infektprophylaxe
Sie erhalten Medikamente zur Thromboseprophylaxe, d. h. zur Verminderung der Blutgerinnung während und nach der Operation.
So können Beinvenenthrombosen und die
daraus folgenden lebensgefährlichen Lungenembolien fast immer vermieden werden. Selten
treten wegen dieser so genannten Blutverdünnung Nachblutungen auf. Solche sind zwar
unangenehm, können aber behoben werden.
Für die Operation ist die Reinigung des Dickdarmes von entscheidender Bedeutung. Sie
erhalten deswegen vor der Operation 3 – 5 Liter
einer bittersalzähnlichen Lösung zum Trinken.
Damit erfolgt die vollständige Entleerung des
Magendarmtraktes, bis keine Stuhlreste mehr im
Dickdarm vorhanden sind (orthograde Darmspülung). Durch dieses Vorgehen kann das
Risiko von Heilungsstörungen an der Darmnaht
sowie von Infekten in den Operationswunden
deutlich vermindert werden. Sie erhalten
auch Antibiotika, welche das Risiko einer Infektion noch einmal deutlich senken.
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Komplikationen
In seltenen Fällen können folgende Komplikationen auftreten:
Nachblutungen Die so genannte Blutverdünnung zur Thrombose- und Embolieprophylaxe
kann gelegentlich Nachblutungen zur Folge
haben. Eine Nachblutung, die nicht nach wenigen Stunden von selbst steht, macht eine
erneute Operation zur Blutstillung notwendig.
Oberflächliche Wundinfekte Trotz aller Vorsichtsmassnahmen wie Darmspülung und Verwendung von Antibiotika während der Operation
kommt es gelegentlich zu oberflächlichen
Wundinfektionen, da eine Operation bei eröffnetem Dickdarm zwar sauber, aber nicht steril
ablaufen kann. Oberflächliche Wundinfekte
können durch teilweise Eröffnung der Hautnaht
zur Abheilung gebracht werden.
Gestörte Heilung der Darmnaht In der Regel
heilt die Darmnaht in etwa 7 Tagen, aber in seltenen Fällen treten während der Heilung der
Darmnaht Störungen auf. Dies bedeutet, dass
die Darmnaht undicht wird. Die Entstehung dieser Komplikation ist nicht abhängig von der
Nahttechnik, d. h. davon, ob die Naht von Hand
oder maschinell hergestellt worden ist. Das
Leck an einer Darmnaht macht eine weitere
Operation notwendig, bei der die Darmnaht entweder neu durchgeführt oder für eine gewisse
Zeit ein künstlicher Darmausgang angelegt wird.
Selten bilden sich im Bauchraum Abszesse,
welche meist durch eine Therapie mit Antibiotika, durch gezielte Einlage eines Drains
(Schlauch) oder – extrem selten – durch eine
erneute Operation entleert werden und abheilen.
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Wie geht es nach der Operation weiter?
Nach der Entlassung aus dem Spital benötigen
Sie eine Rekonvaleszenz (Heilungsphase) von
2– 4 Wochen, je nach Ihrem allgemeinen Gesundheitszustand. Für eine Dickdarmoperation
müssen Sie daher mit einer Arbeitsunfähigkeit
von 3 – 5 Wochen rechnen.
Da es sich beim Dickdarmkrebs um eine bösartige Krankheit handelt, werden im weiteren
Verlauf in regelmässigen Abständen Nachkontrollen (Sonographie der Leber, Röntgenaufnahme der Lunge, Bestimmung der Tumormarker, etc.) durchgeführt. Damit sollen der Behandlungserfolg kontrolliert oder das eventuelle
Wiederauftreten der Krankheit frühzeitig erfasst
werden. Damit sich kein Narbenbruch entwickelt, müssen Sie für zwei bis drei Monate
nach der Operation anstrengende körperliche
Tätigkeit vermeiden; Ihre Ärztin oder Ihr
Arzt wird Ihnen dies noch genauer erläutern.
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In fortgeschrittenen Krankheitsstadien, vor
allem wenn die Krebsgeschwulst im Dickdarm
bereits die Lymphknoten der Umgebung befallen hat, wird heute nach der Operation oft
zusätzlich eine Chemotherapie, bei Mastdarmkrebs evtl. auch schon vor der Operation
eine Chemotherapie kombiniert mit Bestrahlung empfohlen.
Eine Nachbehandlung mit Röntgenstrahlen
dauert mehrere Wochen und wird meistens ambulant durchgeführt. Die Nachbehandlung
mittels Chemotherapie wird in der Regel ambulant und in mehreren Zyklen über 3 –12 Monate
durchgeführt.
Für die Ernährung unmittelbar nach der Operation empfehlen wir schlackenarme Kost. Ab
vier Wochen nach der Operation dürfen Sie wieder normale Kost zu sich nehmen. Während
des Spitalaufenthaltes werden Sie von einer
ErnährungsberaterIn darüber genauer orientiert.
Ihre Hausärztin/Ihr Hausarzt erhält einen schriftlichen Bericht zur Operation und einen weiteren
zum Verlauf Ihres Spitalaufenthaltes mit Hinweisen auf eventuelle Besonderheiten in der
Nachsorge. Nach der Entlassung aus dem
Spital melden Sie sich bitte bei Ihrer Hausärztin
oder Ihrem Hausarzt, damit sie oder er die
Operationswunde kontrollieren und die Wundfäden am 10.–15. Tag nach der Operation entfernen und die Verantwortung in der Nachsorge
übernehmen kann.
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Wichtig!
Bei der Aufnahme ins Spital wird Ihre Ärztin oder
Ihr Arzt eingehend mit Ihnen besprechen, welche Abklärungen noch notwendig sind und
welche Operationstechnik für Sie die beste ist.
Sie/er wird Ihnen auch das chirurgische
Vorgehen sowie die Methode der Anästhesie
genauestens erläutern, gerne Ihre Fragen beantworten und auf Ihre Anliegen eingehen.
Ärztinnen und Ärzte sowie Pflegende werden
alles daran setzen, dass Ihr Spitalaufenthalt so
angenehm wie möglich wird.
Die Broschüre «Dickdarmkrebs» wurde in Anlehnung an die aktuelle internationale Fachliteratur
verfasst. Die vorliegenden Informationen müssen möglicherweise aufgrund weiterer medizinischer Fortschritte geändert bzw. ergänzt und
dem allerneuesten Stand angepasst werden.
Die Broschüre kann Ihnen nicht mit vollumfänglicher Sicherheit vermitteln, ob und welche
Vorsorge- und Nachsorgeuntersuchungen und
welche diagnostischen Abklärungen und therapeutischen Massnahmen Sie benötigen.
Entscheiden Sie dies niemals selbst, sondern
konsultieren Sie dafür unbedingt Ihre Ärztin oder
Ihren Arzt.
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Chirurgische Klinik
Kantonsspital Bruderholz
4101 Bruderholz
www.bruderholzspital.ch