Pokémon Go Von Menschen und Monstern S. 53 17. JULI 2016 NR. 29 B * Leistungssport Was die Gene verraten S. 18 Digitales Erbe Ein Mann kämpft gegen Apple Sanierung Auf dem Rücken der Mieter DEUTSCHLANDS GROSSE SONNTAGSZEITUNG S. 13 S. 41 GEGRÜNDET 1948 PREIS D € 3,90 IN DIESER AUSGABE Gerechtigkeit neu definieren Grünen-Chef Cem Özdemir über die Schwäche der SPD, Volksentscheide und die Lage in der Türkei Politik S. 4 Jäger des Sturms Sie fahren Tag und Nacht Unwettern und Tornados hinterher. Über Gewitterjäger in Deutschland Leben S. 23 Ein tragischer Unfall Sie waren Fechter, Freunde und Gegner bei einem WM-Kampf 1982, den nur einer überlebte Sport S. 27 Kurz vor zwölf Italien ist seit Jahren wirtschaftlich angeschlagen. Bislang ging es gut. Aber wie lang noch? Wirtschaft S. 33 Finden ist alles Google-Chef Sundar Pichai über Steuern, den Brexit und die Zukunft der Internetsuche Wirtschaft S. 36 „Der PUTSCH ist ein Geschenk Allahs“ Rückkehr einer Rebellin Hollywoodstar, Ladendiebin und dann der Karriereknick. Jetzt ist Winona Ryder wieder da Stil S. 62 ERDOGAN ie Szenen aus der Nacht zum Samstag erinnerten an einen Bürgerkrieg: Kampfjets über Istanbul, Bombenangriffe aufs Parlament, Panzer auf der Bosporus-Brücke. Bei einem Putschversuch gegen den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan durch Teile des Militärs sind mehr als 260 Menschen getötet worden. Nach heftigen Gefechten erklärte die VON S. BOLZEN, C. KADE, J. SCHUSTER UND A. TAUBER Regierung den Coup am Samstag für beendet und kündigte weitreichende Säuberungsmaßnahmen an. Ministerpräsident Binali Yildirim sagte, es seien insgesamt 2839 Armeeangehörige festgenommen worden. Die Putschisten sollen vornehmlich aus den Reihen der Gendarmerie und der Luftwaffe stammen. Eine Gruppe namens „Rat für den Frieden im Land“ hatte am Freitagabend im Fernsehen erklärt, die Armee habe die Macht übernommen und wolle „die verfassungsmäßige Ordnung, die Demokratie, die Menschenrechte und die Freiheiten“ im Land wiederherstellen. Erdogan beschuldigt die Bewegung des im USExil lebenden islamischen Predigers Fethullah Gülen, hinter dem Umsturzversuch zu stecken, und verlangte die Auslieferung. Gülen selbst wies den Vorwurf entschieden zurück. Die Bewegung verfügt in der Türkei über ein großes Netz an Schulen und Unternehmen sowie über beträchtlichen Einfluss in Medien, Polizei und Justiz. Am Samstag wurde ein weitreichender Umbau im türkischen Justizapparat bekannt: Die Führung setzte 2745 Richter ab, zudem wurden fünf Staatsanwälte in Ankara vom Dienst entbunden, gegen sie laufen Ermittlungen. Außerdem haben die türkischen Behörden den auch von der Bundeswehr genutzten Luftwaffenstützpunkt Incir- lik nahe der syrischen Grenze abgeriegelt. Von dort aus wird der internationale Kampf gegen die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) geführt. Das Ausland reagierte besorgt auf die Entwicklungen in der Türkei. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) verurteilte den Putschversuch in der Türkei scharf. Zugleich rief sie die türkische Regierung zu mehr Rechtsstaatlichkeit auf. „Gerade im Umgang mit den Verantwortlichen für die tragischen Ereignisse der letzten Nacht sollte sich der Rechtsstaat beweisen.“ Merkel unterstrich, dass die Türkei ein Land sei, „mit dem wir eng verbunden sind“. Man stehe in engem Kontakt mit den deutschen Soldaten auf dem türkischen Militärstützpunkt Incirlik, um deren Sicherheit zu gewährleisten. Grünen-Parteichef Cem Özdemir fürchtet, dass der türkische Präsident die Lage nun für seine Interessen ausnutzt. „Erdogan wird sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, nicht nur das Krieg der Einzeltäter Seiten 2, 3, 4 und 11 Sonderbehandlung mierminister Manuel Valls gibt sich überzeugt: „Das ist ein Terrorist, der ohne Zweifel auf die eine oder andere Weise mit dem radikalen Islamismus verbunden war.“ Präsident François Hollande reiht das Attentat ein in die islamistische Terrorserie in Frankreich: „Wir stehen vor einem Kampf, der lang sein wird, weil wir einen Feind haben, der immer wieder zuschlagen wird gegen alle Völker, alle Länder, für die die Freiheit das höchste Gut ist.“ Tatsächlich wirkt das Attentat von Nizza wie aus einem Handbuch des Dschihad. Die jemenitische al-Qaida rief schon vor Jahren im Westen lebenVON FLORIAN FLADE de Muslime auf, mit Autos in Menschenmengen zu fahren. Auch der IS befahl Amokfahrten – besonders in hörden bisher aufgefallen. Nach einer Ländern der Anti-IS-Koalition, allen voHaftstrafe wegen einer Alkoholfahrt soll ran Frankreich. Über Facebook, Twiter seinen Job als Speditionsfahrer verloter, WhatsApp machen Dschihadisten ren haben. Er hatte seinen Unfallgegner ihren Fans im Westen ein verlockendes mit einer Holzpalette verprügelt. Angebot: Werde durch deine Tat einer Insgesamt fünf Personen aus dem envon uns. Heldenstatus und Märtyrergen Umfeld des Attentäters wurden intum als Lohn für Mord und Selbstmord. zwischen festgenommen. Am SamstagInstant-Radikalisierung nennen Terrorvormittag stürmten etwa 40 Elite-PoliVerheerend wie eine Bombe: Der Lkw, mit dem der Attentäter durch fahnder das. Sie macht ihnen große Sorzisten ein kleines Appartement in der die Menge fuhr, wurde von Polizeikugeln durchsiebt ge, denn sie wird zur Normalität. Nähe des Bahnhofs. Dort wurde eine Es wäre keine Überraschung, wenn Person verhaftet. Am Freitag waren bereits zwei Menschen in Gewahrsam genommen siert haben. Menschen, die für extremistische Bot- auch Bouhlel dieser Verlockung gefolgt ist. 36 schaften zugänglich seien, ließen sich für extrem Stunden nach seiner Terrorfahrt entschied sich worden, darunter die Frau des Attentäters. Lahouaiej Bouhlel lebte in einer kleinen Miet- brutale Aktionen gewinnen, ohne unbedingt dafür der IS, die Tat zu segnen: „Derjenige, der die tödliche Operation in Nizza ausgeführt hat, war ein ausgebildet worden zu sein. Cazeneuve rief alle wohnung in Nizza. Seine Frau soll sich von ihm geiApps 38 trennt haben. Mit ihr hat er angeblich drei Kinder. willigen „patriotischen Bürger“ zum Reserve- Soldat des Islamischen Staates“, ließ die ISSeiten 5 und 6 Nachbarn beschreiben ihn als ruhig, allerdings mit dienst bei den Sicherheitskräften auf. Auch Pre- Nachrichtenagentur wissen. einem Hang zur Gewalt. Sein in Tunesien lebender Vater sagt, sein Sohn habe nie die Moschee besucht, habe Alkohol getrunken, Drogen genommen und sei zeitweise depressiv gewesen. Bouhlel kann sich jedoch aus Sicht des französischen Innenministers Bernard Cazeneuve sehr schnell radikali- AP/SASHA GOLDSMITH ieder Frankreich und wieder dasselbe Muster: Ein Täter wie aus dem Nichts, 84 Tote – wie es in der Fachsprache heißt, ein „weiches Ziel“ – und alles endet im Kugelhagel der Polizei. Die Sicherheitsbehörden sind offenbar machtlos gegen diese neue Form des Terrorismus. Das Motiv des Nizza-Attentäters Mohamed Lahouaiej Bouhlel ist noch unklar. Französischen Geheimdiensten war er nicht als Islamist bekannt. Nur als Kleinkrimineller war der 1985 in Tunesien geborene Mann, der in Frankreich eine Aufenthaltsgenehmigung besaß, den Be- Militär gründlich zu säubern und sein Projekt einer Verfassungsänderung mit dem Ziel der Alleinherrschaft endgültig zu realisieren. Auch die wenigen kritischen Medien haben sicher nichts Gutes zu erwarten“, sagte Özdemir dieser Zeitung. Unter dieser Führung sei eine EU-Mitgliedschaft unvorstellbar. Kritik kommt auch aus Brüssel. „Der gescheiterte Putsch dient Erdogan als Legitimierung für den beschleunigten Umbau der Türkei. Damit wird die Türkei zu einem schwierigen Partner für Europa und Amerika“, sagte der Europaabgeordnete Alexander Graf Lambsdorff (FDP). EU-Kommissar Günther Oettinger (CDU) warnte Erdogan vor weiteren Einschränkungen der Grundrechte. „Ich erwarte, dass wir unsere Kooperation streng nach rechtsstaatlichen Prinzipien fortsetzen“, sagte Oettinger dieser Zeitung. Ansonsten drohe der Türkei die außenpolitische Isolation. ZIPPERTS WORT ZUM SONNTAG NIZZA W GOKHAN TAN/GETTY IMAGES D Der türkische Präsident nutzt den gescheiterten Umsturzversuch zum Staatsumbau. Der Westen ist tief besorgt Auf nach Britannia! Krankenkassen bemängeln immer wieder die Qualität von IGeL-Leistungen. Doch viele Patienten ahnen gar nicht, dass sie gerade eine zahlungspflichtige Leistung in Anspruch genommen haben. Reicht einem der Arzt zur Begrüßung die Hand, dann kann er das entweder als Wärmebehandlung, Chakrenkontrolle oder auch als Energiefeldübertragung abrechnen. Der Handschlag eines studierten Mediziners enthält etwa fünfzig Mal mehr Energie als der eines arbeitslosen Hauptschulabbrechers. Das ist wissenschaftlich so gut wie erwiesen. Noch immer gilt die Messung des Augeninnendrucks als eine der beliebtesten und nutzlosesten IGeL-Leistungen, vor allem bei Orthopäden, Zahnärzten und Proktologen. Augenärzte haben sich ein neues Tätigkeitsfeld erschlossen und bieten inzwischen auch die Umstellung der Augen auf HDTV an und verschreiben dazu eine 3-D-Gleitsichtbrille. Doch es gibt noch viel raffiniertere Sonderbehandlungen. Durch einen einfachen Luftfilter und einen Duftbaum mit Tannennadelaroma wird der Aufenthalt im Wartezimmer zu einer heilklimatischen Anwendung, die natürlich extra bezahlt werden muss. Betrachtet der Praxisbesucher dabei auch noch ein Aquarium, könnte es sich um eine Maßnahme zur Stressreduktion handeln. Protestiert der Patient gegen diese profitgierige Art der Behandlung, hat er erfolgreich an einer kostenpflichtigen Achtsamkeitsübung teilgenommen. © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung Das Pfund steht günstig, das Land hat einiges zu bieten, worauf also warten? 50 Tipps Reise S. 66 US-WAHLKAMPF Deutsche Firmen sind spendabel Die US-Töchter mehrerer deutscher Konzerne sind auch als Spender im laufenden Kongresswahlkampf aktiv. Dabei unterstützen sie über besondere Spendensammelstellen eindeutig die Republikaner. Allianz, BASF, Bayer, Deutsche Bank und Siemens spendeten bisher jeweils mehr als zwei Drittel der jeweiligen Gesamtsumme an die Partei, die kommende Woche auf einem Parteitag in Cleveland den Unternehmer Donald Trump zum offiziellen Präsidentschaftskandidaten küren will. BASF hat im aktuellen Wahlkampf den jüngsten verfügbaren Zahlen zufolge bisher 399.000 Dollar verteilt. Seite 34 FUSSBALL Klopp freut sich auf Guardiola Jürgen Klopp, Chefcoach des englischen Fußball-Kultklubs FC Liverpool, fiebert auf die neue Premier-LeagueSaison hin – und auf die seit Juli amtierenden Startrainer Pep Guardiola (Manchester City), José Mourinho (Manchester United) und Antonio Conte (Chelsea London). „Riesenbock“, so Klopp zu dieser Zeitung, habe er auf den Wettbewerb, wenngleich er noch etliche millionenschwere Transfers der Konkurrenz erwarte. Guardiola oder Mourinho, so Klopp, seien ja „nicht gerade bekannt dafür, bei Aldi einkaufen zu gehen. Da wird schon noch ein bisschen was auf dem Markt passieren.“ Als Trainer des FC Liverpool hat Klopp bis 2022 verlängert. Seite 25 KUNDENSERVICE: 0800-926 75 37 Gebührenfrei aus dem deutschen Festnetz und von allen deutschen Mobiltelefonen DIGITALE ANGEBOTE: 0800-951 5000 E-MAIL: [email protected] A 4,30 € • B 4,30 € • CH 5,50 CHF • CZ 160 CZK • DK 34,00 DKK E 4,60 € / I. C. 4,60 € • F 4,60 € • FIN 5,90 € • GB 3,70 GBP GR 4,60 € • H 1280 HUF • I 4,60 € • IRL 4,50 € • L 4,30 € MA 50 MAD • N 42,00 NOK • NL 4,30 € • P 4,60 € (Cont.) PL 20 PLN • S 50 SEK • TN 6,50 TD • ZA 70,00 ZAR ISSN 0949 – 7188 WELT am SONNTAG-2016-07-17-sil-24 f5123d7d0164873d70b500d7b5da4639 2 POLITIK Liebe Leserinnen, liebe Leser! Es sind Tage und Nächte der Gewalt, der Trauer und der Sorge in diesem politisch verhagelten Sommer 2016. Weit mehr als 300 Tote sind allein seit Donnerstag zu beklagen. In der Türkei putschten Teile des Militärs gegen Erdogan, als hätten sie den Film „Operation Walküre“ gesehen – aber nicht zu Ende, wie ein Sicherheitsanalytiker aus Tel Aviv bloggte. Am 20. Juli 1944 stand ein Attentat auf den Führer am Anfang, dann sollte eine zuvor als Notfallplan gegen einen möglichen Aufstand gegen das NS-Regime getarnte „Operation Walküre“ zum echten Machtwechsel umfunktioniert werden. Der Plan scheiterte vor allem, weil Stauffenbergs Bombe Hitler nicht tötete. Gegenüber einem türkischen Fernsehsender erklärte Erdogan, dass die Putschisten versucht hätten, sein Hotel in Marmaris zu bombardieren – wofür es bisher keine Beweise gibt. Eine Parallele aber scheint es zu geben: Nicht allen Soldaten, die zum Putsch gegen Erdogan abkommandiert worden waren, war offenbar klar, worum es ging. Sie dachten, sie seien zu einer Militärübung unterwegs. Es war ein Aufstand gegen den zwar demokratisch gewählten, aber sich zunehmend diktatorisch aufspielenden Präsidenten, ein Putschversuch, der so aussieht, als sei sein Scheitern von Anfang an geplant gewesen. Die Merkwürdigkeiten der nächtlichen Militärrevolte hat Deniz Yücel vor Ort erlebt: eine problemlose Taxifahrt zum spärlich bewachten Flughafen, ein in sich ruhender Imperator, der in Wahlkampfmanier den Feinden den Krieg erklärte, so als hätte er nur darauf gewartet: „Der Putsch ist ein Geschenk Allahs, weil er uns erlaubt, das Militär zu säubern.“ Wie das Großreinemachen vonstatten gehen wird, kann man erahnen – es ist schon an diversen Gruppen von Oppositionellen in der Türkei vorexerziert worden. In einem ersten Schritt hat Erdogan schon einmal knapp 3000 Richter entlassen – vermutlich zum Schutz von Volk und Staat. Der Nato-Partner Türkei, in der Flüchtlingsfrage von der Kanzlerin zum zentralen Grenzwächter Europas ernannt, könnte so von der Lösung zum Problem mutieren: Die von Erdogan Verfolgten dürften allesamt einen Anspruch auf Asyl in Deutschland haben. Womit die Türkei ein weiteres Stück von Europa weg in Richtung Naher Osten abgedriftet wäre. In Nizza raste ein womöglich psychisch Kranker, eine gescheiterte Existenz der tunesisch-französischen Migration, mit einem Lkw in die Straßenfeier zum französischen Nationalfeiertag. Am 227. Gedenktag des Sturms auf die Bastille legte er mit einem angemieteten Neunzehntonner eine Blutspur auf die Uferpromenade. Ein irrer Einzeltäter, der dennoch Teil der Terrorstrategie des „Islamischen Staates“ war und ist. Ob der IS wirklich hinter dem Anschlag stand, wie er jetzt behauptet, oder nur davon profitiert, erscheint dabei fast gleichgültig. Es ist die erklärte Absicht der mörderischen Gotteskrieger, gescheiterten Individuen das Wohl des Himmels in Aussicht zu stellen, wenn sie in den Staaten der gottlosen westlichen Welt Massenmorde begehen. Florian Flade schreibt dazu auf Seite 5: „Der Krieg der Einzeltäter“. Der religiöse Wahn, vor dem Samuel Huntington schon vor zwanzig Jahren in seinem Buch „Clash of Civilizations“ warnte, scheint zur Agenda des 21. Jahrhunderts zu werden, wie Michael Stürmer auf Seite 11 schreibt. Ein höchst asymmetrischer Weltkrieg, gegen den auch die Ausrufung des permanenten Ausnahmezustands nichts als eine gut gemeinte Geste der Beruhigung ist. Der Kampf gegen den unsichtbaren Terror dürfte zum Dauerbrenner werden – und damit die Sicherheit und die Grundprinzipien der Freiheit erodieren lassen. Wir werden uns daran gewöhnen müssen. Dass totalitäre Systeme nicht nur von Diktatoren und Terroristen erzwungen, sondern auch selbst gemacht sein können, macht das Thema auf Seite 13 deutlich: „Die Enteignung des Privaten“. Marc Neller beschreibt, wie ein Vater von Apple und Facebook verlangt, die Bilder und Daten seines verstorbenen Sohnes herauszugeben. Doch die globalen Internet-Imperien beharren darauf, dass sie nach dem Tod ihrer Kunden die alleinigen Herrscher über deren Daten sind. Erfreulicher verlief die Woche für einen Weltpolitiker in spe: Donald Trump liegt in den Bundesstaaten Pennsylvania und Florida vorn, in Ohio gleichauf mit Hillary Clinton. Damit wachsen seine Chancen, an der globalen Chaotisierung maßgeblich mitwirken zu können. Und: Die Raute zieht wieder. Angela Merkels Beliebtheit steigt in den Umfragewerten. Die AfD verliert. Torsten Krauel analysiert die neue Tendenz zur Fortsetzung der Alternativlosigkeit: Die Sehnsucht nach der Rückkehr zum Alltag (Seite 8). Dass man in turbulenten Zeiten auf Stabilität setzen sollte, sieht auch Fußballtrainer Jürgen Klopp als „ein Zeichen der Vernunft“ (Seite 25). Doch im Gegensatz zur Politik lebt der Sport von der Alternative. „Jeder kann geschlagen werden“, sagt Klopp und findet das „ziemlich geil“. Ganz anders sieht es bei den großen Supermärkten aus. Sie fusionieren gern und schalten damit Konkurrenz aus. Ein Milliardenspiel, in dem Wirtschaftsminister Gabriel durch eine Ministererlaubnis mitmischte. Ob er sich damit ins Abseits beförderte, untersuchen Michael Gassmann und Martin Greive auf Seite 7. Zum Schluss noch etwas Positives: Deutsche Städte gehen gegen nervtötende Straßenmusik vor, die im Gegensatz zum virtuellen „Pokémon Go“ nicht blind, sondern taub macht. Ihr Stefan Aust Chefredakteur T KUNDENSERVICE Brieffach 2264, 20350 Hamburg Telefon: 0800/926 75 37* • Fax: 0800/926 77 37 E-Mail: [email protected] Öffnungszeiten: täglich 9–19 Uhr (*Gebührenfrei aus dt. Festnetz und von allen dt. Mobiltelefonen) * PUTS Nach dem WELT AM SONNTAG NR. 29 17. JULI 2016 H ist vor dem Putsch V Dilettantisch ausgeführt und schnell beendet: Der Umsturzversuch in der Türkei wirft viele Fragen zu den Hintermännern auf. Nur eines ist sicher – der Profiteur heißt Erdogan. Und er verliert keine Zeit, seine Macht zu nutzen ielleicht taugt das, was die Türkei in der Nacht von Freitag auf Samstag erlebt hat, zu einer großen, heroischen Erzählung: wie der von Prag 1968 oder von Chile 1973, nur mit glücklichem Ende versteht sich. Eine Geschichte von Bürgerinnen und Bürgern, die sich furchtlos, aber friedlich einer Militärmacht entgegenstellen. Von Polizisten und loyalen Soldaten, die Seite an Seite mit den Bürgerinnen und Bürgern nicht weniger als die verfassungsmäßige Ordnung schützen. Von Abgeordneten der Regierung wie der Opposition, die sich mitten in der Nacht im Parlament versammeln, während das Gebäude bombardiert wird. Von regierungsnahen wie regierungskritischen Journalisten, die gemeinsam die Demokratie verteidigen. VON DENIZ YÜCEL AUS ISTANBUL Vielleicht war die Nacht vom 15. auf den 16. Juli tatsächlich die Nacht, in der, wie es der vormalige Ministerpräsident Ahmet Davutoglu formulierte, die türkische Gesellschaft bewiesen hat, dass die lange Geschichte der Staatsstreiche endgültig beendet ist in der Türkei; dass die Republik kurz vor ihrem hundertsten Geburtstag ihren Kinderschuhen entwachsen ist – Kinderschuhen, die, um im Bilde zu bleiben, von Anfang an Soldatenstiefel waren. Vielleicht hat der jetzige Ministerpräsident Binali Yildirim darin recht, als er den 15. Juli zu einem „Feiertag der Demokratie“ erklärte. Vielleicht. Doch wenn die Geschichte so lautet, dann gehört zum vollständigen Bild auch das: Drei echte und einen „kalten“ Putsch hat die Türkei erlebt. Aber keiner war derart stümperhaft ausgeführt wie dieser. Beim letzten „großen“ Militärputsch 1980, nach dem Hunderttausende in den Foltergefängnissen verschwanden, fuhren die Panzer um drei Uhr nachts los. Um 3.59 Uhr wurde im staatlichen Rundfunk die Erklärung des vom späteren Präsidenten Kenan Evren geführten Generalstabs verlesen, eine Stunde später wurde eine Ausgangssperre verhängt. Um 5.30 Uhr klopften bei Ministerpräsident Süleyman Demirel, Oppositionsführer Bülent Ecevit und weiteren führenden Politikern Soldaten an der Tür. Kurz: Als die Türkei am Morgen des 12. September 1980 erwachte, war die Machtergreifung vollbracht. Die jetzigen Putschisten hingegen begannen zur Primetime: Um 21.30 Uhr versperrte eine Einheit der Gendarmerie – einer Teilstreitkraft der Armee, die in ländlichen Gebieten Polizeiaufgaben erfüllt – beide Brücken über den Bosporus. Allerdings nur in der Fahrtrichtung von Asien nach Europa. Kurz darauf überflogen Kampfflugzeuge im Tiefflug mehrere Regierungsgebäude in der türkischen Hauptstadt Ankara. Zwar wusste zu diesem Zeitpunkt noch niemand, was vor sich geht im Land. Doch die Bilder von diesen seltsamen Vorgängen flimmerten schon bald über die türkischen Nachrichtensender – etwa so, als würde jemand, der eine Bank am Potsdamer Platz überfallen will, sich auf dem Kurfürstendamm einen Strumpf übers Gesicht ziehen und laut „Überfall“ rufen. Dabei hätten diese Putschisten eigentlich eine längere Liste an sofort zu ver- hafteten Personen in petto haben müs- rem der Sender Kanal D und die Tagessen, schließlich ging dieser Coup nicht zeitung „Hürriyet“) kommen die Soldavon der Armeeführung aus. Auch für eine ten erst drei Stunden später, da haben solche Intervention bietet die türkische entschlossene Polizisten und Bürger die Geschichte ein Beispiel: den Putsch vom Putschisten bereits im TRT-Gebäude 27. Mai 1960, der mit der Hinrichtung des überwältigt. Auch für einen dilettantischen damaligen konservativen Ministerpräsidenten Adnan Menderes endete und dem Putschversuch bietet die türkische GeLand einerseits die demokratischste Ver- schichte ein Beispiel: Oberst Talat Ayfassung seiner Geschichte bescherte, demir, der im Februar 1962 und im Mai aber zugleich die unselige Reihe von Mi- 1963 gleich zwei gescheiterte Versuche litärinterventionen einleitete. Die jungen anführte. Atatürks Weggefährte Ismet Offiziere aus den mittleren Diensträn- Inönü, damals Ministerpräsident, spotgen zogen sofort nicht nur den damali- tete über „Talat und seine dreieinhalb gen Generalstabschef aus dem Verkehr, Mann“. Bei den Putschisten vom Freisondern eine ganze Reihe amtierender tag stellt sich die Frage, ob sie überund ehemaliger Generäle. Die Putschis- haupt auf „dreieinhalb Mann“ kamen. Zahlenmäßig waren ihre Kräfte jeten vom Freitag beließen es dabei, Generalstabschef Hulusi Akar festzusetzen. denfalls den paramilitärischen EinheiDas war so stümperhaft wie folgeträch- ten der Polizei unterlegen. Verlässliche tig, denn bald schon schlug das offizielle Zahlen über die Mitwirkenden von Samstagnacht gibt es nicht. Doch am Militär zurück. Merkwürdig auch, dass bei einem Flughafen von Istanbul sind in der Putsch, in den Offiziere der Luftwaffe Nacht nur wenige Panzer zu sehen. Und besonders verwickelt gewesen sein sol- der zentrale Taksim-Platz wird zulen, der Staatspräsident aus der Süd- nächst von einer größeren Gruppe Solwesttürkei quasi mit Ankündigung nach daten abgeriegelt, doch schon wenige Istanbul fliegen kann, während sein Feri- Stunden später hat man die meisten endomizil in Marmaris erst Stunden spä- Kräfte abgezogen. Gegen zwei Uhr nachts steht nur ter beschossen wird, ebenso wie das Parlamentsgebäude in Ankara. Übrigens noch ein Häuflein von vielleicht zwanzig auch das eine seltsame Aktion: Putschis- Soldaten an der Atatürk-Statue, umringt ten, die erklären, sie wollten die Demo- von mehreren Hundert Bürgern. „Soldakratie wiederherstellen, fliegen Luftan- ten, zurück in die Kaserne!“, skandieren sie. Die Soldaten umklammern ihre Magriffe ausgerechnet auf das Parlament. Genauso fragwürdig ist die Kommu- schinenpistolen, aber man sieht den junnikation rund um das Ereignis: Die tür- gen Gesichtern an, woher sie stammen – kische Öffentlichkeit erfährt nicht et- Wehrpflichtige aus Anatolien – und was wa zuerst von den Putschisten von der sie empfinden: Verunsicherung, die Machtergreifung, sondern von Minis- meisten Angst. Immerhin: Am Taksimterpräsident Yildirim, der telefonisch Platz gellen lediglich aus der Entfernung im Nachrichtensender NTV zugeschal- Warnschüsse in die Luft. Weder schietet worden ist. Tritt man einen Putsch ßen die Soldaten auf die Menge, noch los – und überlässt die Verkündigung versucht die Menge, die Soldaten zu lynchen, wie sie es späausgerechnet jenen, ter am Flughafen die man stürzen tun wird. Auf der will? ERDOGAN IST Bosporusbrücke Kurz vor Mitterwurde nach dem Ennacht dringen SoldaDAS VOLK, UND de der Kämpfe ein ten ins Gebäude des DAS VOLK IST Soldat von der BrüStaatssenders TRT cke geworfen, einem ein und zwingen eine ERDOGAN, UND anderen die Kehle Sprecherin dazu, eidurchgeschnitten. ne Erklärung des WER GEGEN Doch das größte „Rats für Frieden im Fragezeichen tut Land“ vorzulesen. IHN IST, IST sich hinter den verDie Putschisten armeintlichen Urhegumentieren mit PUTSCHIST bern auf: der Gedem „systematimeinde des in den schen Bruch der Verfassung und des Rechts“ und verspre- USA lebenden islamischen Predigers chen, die Gewaltenteilung und die „lai- Fethullah Gülen. Im Jahr 2002, als die zistische und demokratische Ordnung“ heutige Regierungspartei AKP die wiederherzustellen. Der Name spielt Macht übernahm, waren Erdogan und auf ein Zitat des Staatsgründers Musta- Gülen noch Verbündete. Erdogan fa Kemal Atatürka an: „Frieden im Land, brachte die Massenbasis mit, Gülen das Frieden in der Welt.“ Während TRT- gut ausgebildete Personal, um die alten Nachrichtensprecherin Tijen Karas zu Eliten im Beamtenapparat abzulösen. einem Gesicht der Nacht wird, läuft auf Ende 2013 zerbrach dieses Bündnis im den privaten Kanälen der normale Sen- Zuge der Korruptionsermittlungen, die Gülen-nahe Staatsanwälte gegen verdebetrieb weiter. Aus den Moscheen des Landes wird schiedene Minister und das persönliche unterdessen aus Protest zum Gebet auf- Umfeld von Erdogan führten. Seit dem Bruch ist die Gülen-Gemeingerufen, ein paar Minuten später ist Erdogan per Videoanruf live bei CNN- de in der Türkei zu einem Sündenbock Türk zu sehen. Der Staatspräsident ruft geworden, den man für alles Mögliche in wackliger Bildqualität die Bevölke- verantwortlich machen kann. Ob es um rung dazu auf, auf die Plätze und an die einen Missbrauchsfall in einer AKP-naFlughäfen zu strömen – eine bemer- hen Bildungseinrichtung geht oder die kenswert kühne Aktion, der eine Text- Völkermordresolution des Deutschen nachricht an alle türkischen Handybe- Bundestages – stets findet sich jemand sitzer folgt. Offenbar steht die türki- aus dem Regierungslager, der die „Paralsche Staatsführung in engem Kontakt lelstruktur“ dafür beschuldigt, mit der immer die Gülen-Bewegung gemeint ist. zu den Netzwerkbetreibern. In die Redaktionsräume der Dogan- Seit geraumer Zeit gilt sie in der Türkei Medien (außer CNN-Türk unter ande- als terroristische Organisation. © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung WELT am SONNTAG-2016-07-17-sil-24 f5123d7d0164873d70b500d7b5da4639 17. JULI 2016 WELT AM SONNTAG NR. 29 POLITIK 3 * OZAN KOSE/AFP; GURCAN OZTURK/AFP/GETTY IMAGES; HUSEYIN ALDEMIR/REUTERS; GOKHAN TAN/GETTY IMAGES Szenen eines gescheiterten Coups: Pro-Regierungsdemonstranten vertreiben Putschisten, erklimmen ein Kanonenrohr und feiern ihren Präsidenten – einen sichtlich zufriedenen Recep Tayyip Erdogan (l. u.). Am Morgen danach zeugen nur noch Helme und Waffen von dem Spuk Bislang war nur bekannt, dass Gülen – damals im Auftrag der AKP – vor allem im Polizeiapparat und in der Justiz hochrangige Positionen übernommen hatte. Von einer größeren Unterwanderung des Militärs wusste man nichts. Und wenn sich die Gülen-Bewegung im Militär so ausbreiten konnte, warum hat sie dann nicht zum Höhepunkt des Konflikts mit der AKP zu einer solchen Maßnahme gegriffen, als ihre Gefolgsleute noch nicht aus dem Staatsapparat verdrängt waren, ihre Medien noch ungehindert arbeiten konnten und ihre Finanzquellen sprudelten? Die Möglichkeit, dass es sich bei den Tätern um stümperhafte Offiziere handeln könnte, zieht die AKP-Führung überhaupt nicht in Betracht – obwohl es noch keine zehn Jahre her ist, dass der ehemalige Generalstabschef Ilker Basbug und zahlreiche weitere hochrangige Militärs wegen angeblicher Verschwörungspläne verurteilt worden sind. Die Prozesse führten damals Sonderstaatsanwälte der Gülen-Bewegung; die Urteile sind inzwischen alle einkassiert, während die Ankläger von einst heute auf der Flucht sind. Allerdings gibt es für den Verdacht, der sich so manchem Erdogan-Kritiker aufdrängt, dass die ganze Sache eine Inszenierung gewesen ist, keinen Beweis. Und es scheint kaum vorstellbar, dass jemand ein so unkalkulierbares Risiko eingehen würde – von der Machbarkeit einmal ganz abgesehen. All diese Merkwürdigkeiten lassen sich auch mit Dilettantismus erklären. Als Beweis reicht jedenfalls nicht, dass der gescheiterte Umsturzversuch vor allem einem nutzt: Recep Tayyip Erdogan. Als er am frühen Samstagmorgen am Attatürk-Flughafen vor mehrere Tausend Menschen tritt, steht er auf der Treppe zum VIP-Bereich. Während sich in der Menge um ihn herum die Leiber aneinanderdrücken und auch sein Begleitpersonal von der Woge erfasst wird, steht Erdogan unbeweglich im Auge des Hurrikans, so als würde ihn eine unsichtbare Wand vor allem Schieben und Drücken um ihn herum beschützen. „Hier die Armee, hier der Kommandant“, skandiert die Menge. Oder: „Sag es, und wir töten, sag es, und wir sterben.“ Und immer wieder: „Allahu akbar!“ – „Gott ist groß!“ Eine gefühlte Ewigkeit genießt Erdogan den Triumph. Mit dem Gesichtsausdruck eines Mannes, der weiß, dass er nicht nur diese schicksalsschwere Nacht überstanden hat, sondern dass für ihn mit einem Schlag alle Hürden weggefallen sind. Da wären zum Beispiel die Einschränkungen, die ihm sein Amt auferlegen. Als Präsident darf er (noch) nicht alles, was er möchte. Bislang fand sich in keiner Umfrage eine Mehrheit für Generalvollmachten, weil es auch einem Teil der AKP-Wähler widerstrebte, einen Einzelnen mit so einer Machtfülle auszustatten. Nach dieser Nacht würde Erdogan wohl jede Abstimmung haushoch gewinnen. Und hatte er seine Macht bereits mit dem Verweis auf die 52 Prozent der Wählerstimmen begründet, wird er künftig eine ganz andere Legimitation haben: Ein Präsident, für den Menschen ihr Leben geopfert haben. Mehr geht nicht. Ein Präsident, der nicht bloß gewählt ist und wieder abgewählt werden kann, sondern der identisch ist mit dem Volkswillen. Eine Ordnung, die nicht nur von Organen der Staatsmacht beschützt wird, sondern auch von sich selbst ermächtigenden Zivilisten. Erdogan ist das Volk, und das Volk ist Erdogan. Und wer gegen ihn ist, der ist Putschist und Volksfeind. Schon in der Vergangenheit hatte Erdogan Kritik, so etwa die Gezi-Proteste, als Putschversuch bewertet. Dass künftig noch jemand protestieren kann, kritisch über ihn berichten oder gegen seinen Willen Recht sprechen kann, erscheint heute kaum mehr vorstellbar. Immerhin zeichnet sich in der Putschnacht eine gewisse Versöhnung ab: Mit den DoganMedien, die Erdogan zuvor oft angegriffen haben, außerdem mit nationalistischen, womöglich auch der sozialdemokratischen Opposition. Dass schon am Samstag knapp 2754 Richter abgesetzt wurden, deutet darauf, wohin die Reise gehen könnte in der Türkei. So, wie es einige bereits in der Nacht vermutet haben: Der eigentliche Putsch beginnt womöglich erst, nachdem der letzte Schuss gefallen ist. Dieser blutige, aber stümperhafte Umsturzversuch muss nicht inszeniert gewesen sein. Er kommt nur wie gerufen. Und dennoch ist nicht ausgeschlossen, dass Erdogan auf die Oppositionsparteien zugeht und die Demokratie gestärkt aus dieser Nacht hervorgeht. © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung Sorge um den wankenden Nato-Partner Türkei Washington und Brüssel stützen nach dem Putsch die „demokratisch gewählte Regierung“ L ange bevor klar war, dass der Militärputsch scheitern würde, signalisierte der amerikanische Präsident bereits seine Unterstützung für den bedrängten türkischen Amtskollegen Recep Tayyip Erdogan: „Alle Parteien in der Türkei sollten die demokratisch gewählte türkische Regierung unterstützen, Zurückhaltung zeigen und Gewalt und Blutvergießen vermeiden“, ließ Barack Obama nach einem Telefonat mit seinem Außenminister John Kerry am Freitagabend verlautbaren. Führung wird in Washington ebenfalls kritisiert. Als Erdogan Anfang April Washington besuchte, nutzte er ein Treffen mit führenden Außenpolitikexperten der USA im Washingtoner Hotel „St. Regis“, um sich bitter über Obamas Unterstützung für kurdische Kämpfer zu beschweren und die Botschaft zu übermitteln: „Ihr braucht uns. Ihr könnt euren Krieg in Syrien nicht ohne uns gewinnen.“ Zu einem offiziellen Treffen der beiden Präsidenten, auf das Erdogan gedrungen hatte, kam es bei dieser Visite VON ANSGAR GRAW UND STEFANIE BOLZEN am Rande eines Nukleargipfels nicht; Erdogan und Obama steckten die Köpfe AUS WASHINGTON UND LONDON lediglich informell zusammen. Während Donald Trump, der KandiDie türkische Drohung aus dem Frühdat der Republikaner, zunächst zum jahr, den für die US-Luftwaffe wichtigen Thema schwieg, twitterte die demokra- Nato-Stützpunkt Incirlik nahe der Mittische Aspirantin und ehemalige Außen- telmeerküste bei Adana zu schließen, ministerin Hillary Clinton ein ähnlich ging dann noch ein Stück weiter. Sie sigklingendes Statement mit dem Aufruf, nalisierte nicht nur die angespannten die „demokratisch gewählte Zivilregie- türkisch-amerikanischen Beziehungen, rung zu unterstützen“. sondern wie schlecht das Verhältnis zur Washington, das aktuelle und das Nato insgesamt geworden ist. Äußerunmöglicherweise künftige, hat also auf gen des türkischen Außenministers, den angeschlagenen Sieger des Macht- man könne die Basis auch russischen kampfes am Bosporus gesetzt. Die Tür- Kampfjets für den Einsatz gegen den IS kei ist ein enger Verbündeter, dessen öffnen, haben Washington offenkundig Aufnahme in die EU Washington prinzi- überrascht. piell unterstützt. Im aktuellen Kampf Auch bei der Nato und in den EU-Ingegen den sogenannten „Islamischen stitutionen in Brüssel verfolgt man anStaat“ ist sie zudem ein Schlüsselstaat gespannt die Lage in der Türkei. So hat mit Grenzen zum Irak und zu Syrien. das Land nicht nur nach den USA die Doch das bilaterale Verhältnis zwi- zweitgrößte Armee der Nato, sondern schen Washington und Ankara ist kom- ist für die beiden Bündnisse auch ein pliziert. Dass Fethullah Gülen – den Er- Schlüsselpartner in zwei besonders dogan indirekt als wichtigen Bereichen: Drahtzieher des Militärbeim Management der putsches bezeichnet hat DIE TÜRKISCHE Flüchtlingskrise und als – seit 1999 im amerikaniDrehscheibe für militäschen Exil in Pennsylva- ARMEE KÖNNTE rische Operationen im nia lebt, stellt eine BelasKampf gegen den „Islatung dar. Imam Gülen ÜBER MONATE mischen Staat“. Als solhat großen Einfluss in che ist die Türkei Stabider Türkei, ist jedoch GELÄHMT SEIN lisierungsanker für die der „übliche Verdächtiganze Region. ge“, der von Erdogan imIn der Türkei harren mer dann als Sündenbock benutzt wird, mittlerweile 2,7 Millionen syrische wenn die Verantwortung für Missstän- Flüchtlinge aus, von denen vermutlich de im Land wegdelegiert werden muss. Hunderttausende weiter nach Europa Beweise für die Verstrickung der in der reisen würden. Die EU hatte unter FeTürkei als terroristisch eingestuften derführung von Bundeskanzlerin AnGülen-Bewegung hat das Erdogan-La- gela Merkel im März einen Deal mit Erger nicht vorgelegt, und ihr Führer ließ dogan ausgehandelt, in dem die Rückaus den USA versichern, den versuchten führung illegaler Migranten aus GrieCoup d’État nicht unterstützt zu haben. chenland in die Türkei vereinbart wurWegen des gemeinsamen Interesses, de. Seither sank die Flüchtlingszahl die Südflanke der Nato zu stabilisieren, merklich. Zugleich beteiligt die Türkei haben die Türkei und die USA gemein- sich mit Schiffen an der Nato-Operatisame strategische Ziele. Zuerst ging es on in der Ägäis, die Schleuser aufspürt im Kalten Krieg um die Abwehr der und mit den Küstenwachen kooperiert. Sowjetunion, nach der Iranischen Revo- Hier arbeitet das Nato-Land Türkei mit lution um die Eindämmung des Islamis- der EU-Grenzschutzagentur Frontex mus. Doch immer wieder gab es Irrita- zusammen. Da aber bei diesen Maßtionen in den Beziehungen, von der tür- nahmen der türkische Küstengrenzkischen Zypern-Invasion 1974, als Wa- schutz und die Marine eingebunden shington ein Waffenembargo verhängte, sind, die anscheinend nicht am verbis zum Irakkrieg 2003. Damals verwei- suchten Putsch beteiligt waren, scheigerte die gerade an die Macht gewählte nen diese Maßnahmen nicht gefährdet AKP-Regierung den Durchmarsch von zu sein. US-Truppen. In den Jahren dazwischen Anders könnte es mit dem militärihatte sich das Verhältnis deutlich ent- schen Beitrag der Türkei zur sogenannspannt, weil ein (erfolgreicher) Militär- ten Anti-IS-Koalition aussehen. Der Naputsch in Ankara 1980 amerikanische to-Gipfel in Warschau beschloss verSorgen verfliegen ließ, nach der islami- gangene Woche auf Washingtons Dränschen Revolution in Teheran im Jahr gen, dass mehr Awacs-Aufklärungsflugzuvor könnte Ähnliches drohen in An- zeuge von der Türkei aus die syrische kara. Doch von der „Modell-Partner- Grenze überwachen sollen. Zwar ist die schaft“, zu der Obama beide Länder Anti-IS-Koalition keine offizielle Nato2009 aufrief, ist wenig zu spüren. Mission, aber an ihr beteiligen sich alle Hätte sich Washington darum auch wichtigen Nato-Staaten. Die Türkei diesmal insgeheim über einen geglück- wird weiter gegen den IS, aber auch geten Militärputsch gefreut? Unstrittig gen die Kurden in der Region vorgehen ist, dass sich die türkisch-amerikani- wollen. Doch die von Erdogan angekünschen Beziehungen unter Erdogan ein- digte Säuberungsaktion des Militärs getrübt haben. Die USA verfolgten mit könnte zu personeller Ausdünnung fühSorge, dass die Türkei dem brutalen ren. „Das könnte die Militärpolitik und Agieren des IS zunächst kaum Einhalt die Streitkräfte über Monate lähmen gebot, weil Ankara und die Terrormili- und Erdogan entscheidungsunfähig mazen im syrischen Präsidenten Baschar chen, was Folgen für die militärischen al-Assad einen gemeinsamen Feind hat- Planungen bei der Nato haben könnte“, ten. Längst bedroht der IS auch die Tür- sagt ein hoher Diplomat in Brüssel. kei, und das hat die beiden Hauptstädte „Zweifellos werden wir nun Lücken wieder enger zusammenrücken lassen. in den Fähigkeiten der türkischen TrupGleichwohl bleibt tiefes Misstrauen pen feststellen. Auch die Moral der Arschon wegen eines grundsätzlichen Dis- mee ist getroffen“, sagt Sinan Ülgen, senses im Umgang mit den Kurden, die Außenpolitikexperte von Carnegie EuErdogan prinzipiell bekämpfen lässt rope. Die Nato müsse ihren türkischen und die Obama (in Gestalt der von An- Partner jetzt stärker als bisher in ihre kara als Terrororganisation eingestuf- Strukturen und Einsätze einbinden, um ten PYD-Partei) für den Kampf gegen den Zusammenhalt der Truppe zu stärden IS bewaffnete. Die Unterdrückung ken, der durch den Putsch beschädigt türkischer Medien durch die Erdogan- worden sei. WELT am SONNTAG-2016-07-17-sil-24 f5123d7d0164873d70b500d7b5da4639 4 POLITIK * schaft. Niemand zwingt uns dazu, unsere Produkte mit immensen Steuergeldern für den Export herunterzusubventionieren und unsere Märkte gleichzeitig abzuschotten. Niemand zwingt uns dazu, dass unsere Hochseeflotten die Meere vor Westafrika leer fischen. Niemand zwingt uns dazu, Saudi-Arabien Waffen zu liefern, mit denen das Land den Jemen verwüstet. Unter dem Gesichtspunkt der Fluchtursachenbekämpfung macht das, was wir in den genannten Bereichen tun, doch alles gar keinen Sinn. WELT AM SONNTAG: Herr Özdemir, wie bewerten Sie das, was wir in der Türkei erleben? CEM ÖZDEMIR: Es ist gut, dass der versuchte Militärputsch gescheitert ist. Die Menschen in der Türkei kennen Militärherrschaft nur zu gut und wissen, dass sie nichts Gutes zu erwarten gehabt hätten. Wer die Erdogan-Herrschaft beenden will, muss dies an der Wahlurne tun. Eine schlechte Demokratie durch eine blutige Militärherrschaft zu ersetzen ist sicher kein zivilisatorischer Fortschritt. Auf diesen Feldern sind Sie nicht weit von der Linkspartei entfernt. Wie können Grüne eigentlich ernsthaft über eine rot-rot-grüne Regierung nachdenken, wenn die Linkspartei ihre Haltung zur Russland-Ukraine-Krise und zur Nato beibehält? Die schärfste Kritik an der Linkspartei kommt aus dem linken Flügel meiner Partei. Was die Oppositionsarbeit der Linkspartei angeht, so frage ich mich in Es geht in der Tat um Grundsätzliches: Akzeptiert die Linkspartei, dass die Bundesrepublik ein Teil des Westens ist? Akzeptiert sie, dass Deutschland aufgrund seiner Vergangenheit nicht isoliert und in der Mitte Europas hinund herschwanken darf? Ich kenne viele Kollegen in der Linkspartei, die das verstehen. Ich weiß, es gibt auch andere, die im Geschichtsunterricht offenbar geschlafen haben. Aber wenn ich in die Reihen der Union schaue, dann sehe ich Leute, die die Trennschärfe zur AfD vermissen lassen. Das eine ist mir genauso unangenehm wie das andere. Der Populismus ist auf der einen wie der anderen Seite ausgeprägt. Ich bin stolz auf meine Partei, die ohne Wenn und Aber zur Kohlschen Europapolitik steht. Dass kann man von der Union nicht mehr sagen. Befassen wir uns lieber mit Ihrer Partei und Ihren Problemen, eigene Steuerpläne zu präsentieren. Seit zwei schen mit kleinen und mittleren Einkommen stärken können. Da geht es um bezahlbares Wohnen, um Bildungsgerechtigkeit, um gerechte Löhne und gleiche Löhne für Mann und Frau. Natürlich müssen sich auch die Superreichen beteiligen. Es kann nicht angehen, dass Amazon weniger Steuern zahlt als der Buchhändler um die Ecke. Schließlich geht es auch um die Erbschaftsteuer. Die Erbschaftsteuer gehört abgeschafft. Schließlich sind auf das Vermögen schon Steuern gezahlt worden. Das sehe ich anders. Mit Blick auf den Gerechtigkeitsbegriff, den ich ansprach, muss es bei der Erbschaftsteuer bleiben. Hier müssen die Ungerechtigkeiten beseitigt werden. Aktuell werden Erbschaften und Schenkungen ab 20 Millionen Euro praktisch nicht besteuert. Erbe ich 200.000 Euro, dann zahle ich im Schnitt 17 Prozent WELT AM SONNTAG rer inneren Liberalität und vor allem wegen unseres urgrünen Kernthemas, der Ökologie. Sie brauchen in jedem Fall einen Koalitionspartner. Wie erklären Sie sich die Schwäche der SPD? Sie ist auf viele Faktoren zurückzuführen. Einer ist der Preis, den die SPD für Gerhard Schröders Agenda-Reformen zu zahlen hat. Allerdings begehen die Sozialdemokraten auch einen Fehler. Sie tun alles dafür, den Wähler vergessen zu lassen, dass sie für diese Reformen verantwortlich sind. Deshalb können sie auch nicht offen mit den Erfolgen der Agenda punkten. So bleibt an ihnen der Schaden haften, während die Kanzlerin die Errungenschaften für sich verbucht, die auf Schröder und die rotgrüne Koalition zurückzuführen sind. Natürlich beging die damalige Regierung bei den Reformen auch Fehler. Es war falsch, nicht sofort einen Mindestlohn eingeführt zu haben. Dennoch hat VON CLAUDIA KADE UND JACQUES SCHUSTER Welche Folgen wird der Putsch Ihrer Ansicht nach haben? Erdogan wird sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, das Militär gründlich zu säubern und sein Projekt einer Verfassungsänderung mit dem Ziel der Alleinherrschaft endgültig zu realisieren. Auch die wenigen kritischen Medien und das zarte Pflänzchen der Zivilgesellschaft haben sicher nichts Gutes zu erwarten. Mit einer liberalen Demokratie im westlichen Sinn hat das, was sich in Ankara Demokratie nennt, sicher nicht viel zu tun. Während eine demokratisch ausgerichtete Türkei sicher einen Platz in der EU hat, muss man sagen, dass es unter diesem Erdogan nichts wird mit der EU-Mitgliedschaft. Ist überhaupt noch jemand für die Mitgliedschaft in der EU? Schauen Sie auf die Briten. Sind Sie nach deren Votum noch für Volksentscheide? Bürgerentscheide auf Kommunal- und Landesebene haben sich aus meiner Sicht bewährt. Auf Bundesebene brauchte man dafür eine Verfassungsänderung. „Er wird das Militär SÄUBERN“ Warum fällt es der Politik so schwer anzuerkennen, dass die Schließung der Balkanroute ein Erfolg war? Es kommt darauf an, was Sie als Erfolg bezeichnen. Sicher, die Zahlen gingen zurück. Aber dieser Umstand ist ein trügerischer. Die Menschen werden sich andere Wege als die Balkanroute suchen. Das tun sie ja jetzt schon. Schauen Sie auf das Mittelmeer und die Flüchtlinge, die nach Italien wollen. Die Fluchtursachen verschwinden nicht, weil die Balkanstaaten ihre Grenzen geschlossen haben. Es muss um die Frage gehen: Wie versetzen wir die Welt in einen Zustand, in dem die Menschen in ihrer Heimat bleiben? Da denken Sie aber in langen Fristen! Ich bin nicht blauäugig; ich weiß, dass wir die Verhältnisse nicht von heute auf morgen ändern. Es geht nicht nur um eine Utopie. Nehmen Sie die Landwirt- 17. JULI 2016 KOMPAKT BUNDESTAGSWAHL Kretschmann warnt vor Rot-Rot-Grün Die Grünen sind gut ein Jahr vor der Bundestagswahl noch uneins über ihre strategische Ausrichtung. Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann warnt eindringlich davor, auf eine rot-rot-grüne Koalition nach der Wahl zu setzen. Offen zeigt er sich dagegen für ein Bündnis seiner Partei mit der CDU, wie in der eigenen Landesregierung. Der Grünen-Politiker Jürgen Trittin riet davon ab und favorisiert ein Bündnis mit SPD und Linken. Durch die Koalitionen mit der Union auf Länderebene stelle man fest, „dass für eine Partei der linken Mitte wie die Grünen die Schnittstellen mit den Sozialdemokraten und auch mit weiten Teilen der Linken einfach höher sind als mit der CDU und vor allem der CSU“, sagte Trittin dem „Spiegel“. Kretschmann hingegen sieht für Rot-Rot-Grün auf Bundesebene vor allem die Linke als Hindernis. „Die Linke lebt in der Welt einer Nationalökonomie, und außenpolitisch ist sie im Niemandsland – eher eine Protestbewegung“, sagte er den Zeitungen der FunkeMediengruppe. „In dem Zustand, in dem diese Partei jetzt ist, würde schon die Sondierung scheitern.“ BÜRGERKRIEG IN SYRIEN Russland und USA sind optimistisch Cem Özdemir über die Folgen des Putschversuchs gegen Erdogan, über Volksentscheide, die Schwäche der SPD und die Gauck-Nachfolge Im festgefahrenen Syrien-Konflikt haben Russland und die USA nach eigener Darstellung eine wichtige Annäherung erreicht. Bei einem Verhandlungsmarathon in Moskau hätten sie sich auf konkrete Schritte geeinigt, die die Lage in dem Bürgerkriegsland entscheidend verändern könnten, sagten die Außenminister Sergej Lawrow und John Kerry in der Nacht zum Samstag. „Wir werden die Liste unserer Schritte nicht veröffentlichen, weil wir wollen, dass sie funktionieren“, sagte Kerry der Agentur Interfax. Lawrow forderte direkte Verhandlungen zwischen der syrischen Regierung und der Opposition. Das ist risikoreich. Deshalb plädieren wir für ein dreistufiges Verfahren: Bürger sollten auch auf Bundesebene über Volksinitiative, Volksbegehren und Volksentscheid Gesetze anstoßen, einbringen und beschließen können. In Großbritannien lief das anders: Die Initiative ging von der Politik aus. Weil Cameron sich gegen den Anti-EU-Flügel seiner Partei und die Ukip nicht durchsetzen konnte, griff er zum Instrument des Referendums, bei dem es um vieles ging, aber wenig um die EU. Grundsätzlich gilt: Die Ebene muss stimmen. Europäische Fragen muss man eigentlich europaweit abstimmen. Fragen der Außenpolitik sind für Volksabstimmungen nicht geeignet. ASIEN-EUROPA-GIPFEL Staaten machen Druck auf China MARTIN LENGEMANN Jedenfalls haben die Briten Europa in eine tiefe Krise gestürzt. Wie wird es in der EU nun weitergehen? Wir müssen den Menschen zeigen, dass wir handlungsfähig sind und nicht in Schockstarre verharren. Wir brauchen ein Europa, und das beste Beispiel dafür ist die Flüchtlingskrise. Kein Land ist in der Lage, alle Flüchtlinge selbst aufzunehmen oder im Alleingang die Fluchtursachen zu bekämpfen. Deshalb sollten jetzt die Länder, die sich auf eine gemeinsame Flüchtlingspolitik einigen wollen, vorangehen und eine funktionierende Verteilung der Flüchtlinge untereinander regeln. Dasselbe gilt auch für eine gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik. Wir müssen uns um Nordafrika kümmern. Wir brauchen einen Marshall-Plan für die MaghrebStaaten. Leider hat die Bundesregierung nicht die Kraft dafür. NR. 29 Cem Özdemir, Parteichef der Tat, wieso sie die Zeit in der Opposition nicht nutzt, um sich aufs Regieren vorzubereiten. Opposition zu sein heißt doch nicht nur, die Regierung zu attackieren. Opposition heißt auch, sich mit eigenen Konzepten auf den Tag X der Regierungsübernahme vorzubereiten. Damit beerdigen Sie die Option einer rot-rot-grünen Koalition. Nicht so voreilig. Genauso wenig, wie ich der Union vorschreiben kann, welche Person sich in der Partei durchsetzt, genauso wenig kann ich die Linkspartei beeinflussen. Setzt Herr Söder sich in der CSU durch oder eine gemäßigte Person? Ich kann der Linkspartei nur raten, sich eher an Bodo Ramelow als an Oskar Lafontaine zu orientieren. Immerhin stellt die CSU die NatoMitgliedschaft nicht infrage. Seit 1981 ist Cem Özdemir, der im Dezember 1965 in Urach geboren wurde, Mitglied der Grünen. Sein politisches Hauptthema fand der Sozialpädagoge in seiner eigenen Biografie. Als deutscher Staatsbürger türkischer Herkunft schärfte er das Profil seiner Partei auf dem Feld der Migration und von Multikulti. Seit 2008 ist der Baden-Württemberger Bundesvorsitzender seiner Partei. Er teilte sich das Amt zunächst mit Claudia Roth, heute steht Simone Peter an seiner Seite. Jahren grübelt eine Kommission über eine grüne Steuerpolitik. Einig wird sie sich nicht. Diese Kommission entscheidet nicht, wie wir uns aufstellen. Sie empfiehlt. Diese Empfehlungen gehen an den Vorstand. Daraus werden wir einen Leitantrag für den Bundesparteitag formen. Was ist Ihr Hauptanliegen? Wir wollen den Gerechtigkeitsbegriff neu definieren. Gerecht ist, wenn wir ein Bildungssystem schaffen, das allen Kindern unabhängig von ihrer Herkunft eine faire Chance gibt. Gerecht ist, wenn alle in unserer Gesellschaft durch harte Arbeit eine Chance haben, sich beispielsweise Wohneigentum zuzulegen oder sich die Miete leisten zu können. Ich rate meiner Partei dazu, nicht immer nur die High-End-Debatte zu führen, sondern sich auch mit der Frage zu beschäftigen, wie wir Men- Erbschaftsteuer. Große Erbschaften werden verschont, während die Hauptsteuerlast von der Mittelschicht getragen wird. Das ist absurd. Warum führen wir nicht eine Flatrate ein? Jeder zahlt 15 Prozent auf sein vererbtes Vermögen. Er kann dies in einem Zeitraum von 15 Jahren tun. Durch Beibehalt der bestehenden Freibeträge wird das Familienerbe geschont. Aber sehr hohe Vermögen würden deutlich mehr zum Aufkommen der Steuer beitragen, während kleinere Erbschaften mit weniger Steuer belegt würden. Gerechte Steuerpolitik muss nicht immer kompliziert sein. Das hört sich an, als wollten die Grünen einen Steuerwahlkampf führen. Mit mir gibt es keinen Steuerwahlkampf. Die Grünen werden nicht wegen ihrer Steuervorschläge gewählt, sondern wegen ihrer Weltoffenheit und ih- sich die Sozialdemokratie mit der Reform-Agenda große Verdienste für das Land erworben. Es gibt keinen Grund für die SPD, sich wegzuducken. Nun heißt es, einen neuen Kandidaten für das Amt des Bundespräsidenten zu finden. Welche Erwägungen spielen bei den Grünen eine Rolle? Die Zeiten sind so ernst, dass wir parteitaktische Spielchen unterlassen sollten. Wir haben mit Bundespräsident Gauck großes Glück gehabt. Er leistet großartige Arbeit. Wie er sein Amt führte – sein großer Rückhalt sollte ein Vorbild für uns alle sein. Wir Grüne sind daran interessiert, einen Mann oder eine Frau zu finden, der oder die von möglichst vielen der im Bundestag vertretenen Parteien unterstützt wird. Die Bundespräsidentenwahl sollte keine Vorentscheidung für eine künftige Regierungskoalition sein. © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung Überschattet vom Putschversuch in der Türkei, ist der Asien-EuropaGipfel (Asem) in Ulan-Bator mit Aufrufen zu mehr Kooperation zwischen beiden Kontinenten zu Ende gegangen. Der zweitägige Gipfel der 34 Staats- und Regierungschefs sowie Vertreter aus 51 Staaten war von dem Terroranschlag in Nizza und dem Streit mit China über dessen Vorherrschaft im Südchinesischen Meer bestimmt gewesen. Zum Abschluss des Gipfels in der mongolischen Hauptstadt sprachen sich die Asem-Mitglieder für einen Ausbau der Kooperation und mehr Handel zwischen Asien und Europa aus. Vor dem Abflug nach Berlin traf Kanzlerin Angela Merkel noch mit Chinas Ministerpräsident Li Keqiang zusammen. Mehrere Staaten hatten China gedrängt, das jüngste Urteil des internationalen Schiedshofes zu respektieren, wonach die weitgehenden chinesischen Gebietsansprüche im Südchinesischen Meer „ohne rechtliche Grundlage“ seien. China will die Entscheidung aber nicht anerkennen. PRÄSIDENTENWAHL Clinton deutlich vor Trump Die demokratische Präsidentschaftsbewerberin Hillary Clinton liegt einer neuen Reuters/IpsosUmfrage zufolge weiter deutlich vor ihrem republikanischen Rivalen Donald Trump. Der Vorsprung der ehemaligen Außenministerin vor dem Milliardär betrug zwölf Prozentpunkte und war damit wenig verändert zur Umfrage der Vorwoche, als Clinton 13 Punkte vorne lag. Die neue Erhebung fand größtenteils vor der Ernennung von Mike Pence zum Vizepräsidentschaftskandidaten statt. WELT am SONNTAG-2016-07-17-sil-24 f5123d7d0164873d70b500d7b5da4639 WELT AM SONNTAG A POLITIK 5 NR. 29 REUTERS/ERIC GAILLARD 17. JULI 2016 Ein Bild des Grauens: Die Promenade des Anglais in Nizza am 14. Juli An ein erlegtes Stück Großwild erinnert der weiße Kühllaster – so liegt er da mit seinen 19 Tonnen, ein Koloss, durchsiebt von Kugeln. Fahrertür und Ladeklappen sind weit aufgerissen, in der Windschutzscheibe spiegeln sich die Palmen und der blaue, wolkenlose Himmel der Côte d‘Azur. Die Scheibe der Fahrerkabine ist zerschossen, die Kühlerhaube zerrissen. VON FLORIAN FLADE Die Promenade des Anglais in Nizza gilt als einer der schönsten Orte Europas. Tiefblaues Meer, luxuriöse Hotels, am Horizont die Ausläufer der Alpen. Südfrankreich wie aus einem Urlaubskatalog. Am Donnerstag, dem französischen Nationalfeiertag, um 22.30 Uhr, verwandelte sich die Strandpromenade in einen Ort des Grauens. 84 Menschen, darunter zahlreiche Kinder, starben, als der 31-jährige Tunesier Mohamed Lahouaiej-Bouhlel mit dem Lastwagen durch die Menge raste, die sich über das Feuerwerk freute. Wie „Bowlingkegel“ seien die Menschen durch die Luft geflogen, berichten Augenzeugen. Der Lastwagen kam erst zum Stehen, als Polizisten den Fahrer erschossen. Es gibt Fotos und Handyvideos, die während und nach der Tat entstanden. Sie sind kaum zu ertragen. Körper liegen herum, manche leben, einige nur noch ein bisschen. Viele gar nicht mehr. Ein Bild wird um die Welt gehen: ein totes Kind, notdürftig mit einer Decke umhüllt, neben sich ein Plüschtier. Wieder Frankreich. Wieder Terror. Wieder trifft es Zivilisten. Eben erst hatte das Land durchgeatmet, die Fußballeuropameisterschaft war ohne die befürchteten Anschläge verlaufen. Präsident François Hollande erklärte vor wenigen Tagen, der seit Monaten bestehende Ausnahmezustand werde noch im Juli aufgehoben. Bald schon würden weniger Soldaten und Polizisten in den Straßen patrouillieren. Eine Nation versuchte, zur Normalität zurückzufinden. Und dann der Massenmord auf der Promenade von Nizza. War es wieder das Werk eines radikalen Islamisten? Eines Einzeltäters, wie es oft nach solchen Taten heißt? Oder hat – erneut nach den Attentaten im November 2015 in Paris mit 130 Toten – Leben verpfuscht? DSCHIHAD hilft Der Attentäter von Nizza ermordete über 80 Menschen. Seine Waffe war ein LKW, sein Motiv ist ein Rätsel. Gar nicht rätselhaft ist das Tatmuster – der IS bietet es jedem an, der töten und dabei sterben will. Zieh los und werde Märtyrer, lautet die Strategie die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) zugeschlagen? Sie bekannte sich zwar am Samstag in einem spärlichen Bekennerschreiben zur Tat. Ob sie wirklich eine Rolle spielte, ist jedoch fraglich. Und doch ist sie präsent – in den Köpfen menschlicher Zeitbomben. Der IS macht denen, die ein Ende suchen, ein Angebot: Tu es als Märtyrer, als Held. Ein einzelner Attentäter, ein weiches Ziel, am Ende der Suizid im Kugelhagel der Polizei. Dieser Modus Operandi entwickelt sich zum terroristischen Erfolgsrezept. In einem Nachtclub in Orlando, zuvor im kalifornischen San Bernadino, zuletzt ein Mordanschlag auf einen Polizisten und seine Familie vor deren Haus bei Paris. Die Sicherheitsbehörden sind offenbar machtlos gegen diese Angriffe aus dem scheinbaren Nichts. Die potenziellen Terroristen sind kaum noch auszumachen, die Taten an sich derart banal, geradezu primitiv, dass sie kaum zu verhindern sind. Auch in Nizza stehen die Ermittler Tage vor einem Rätsel. Noch immer ist die Motivlage des Attentäters unklar. Mohamed Lahouaiej Bouhlel hat wohl weder ein Bekennerschreiben noch einen Abschiedsbrief hinterlassen. Den französischen Geheimdiensten war er nicht als islamistischer Extremist bekannt. Er soll über keine nennenswerten Kontakte zu Dschihadisten verfügt haben. Lediglich als Kleinkrimineller war der 1985 in Msaken bei Sousse geborene Tunesier in der Vergangenheit aufgefallen. Einmal verbüßte er eine Haftstrafe wegen einer Alkoholfahrt. Danach soll er seinen Job als Lieferant verloren haben. Mohamed Lahouaiej Bouhlel lebte in einer kleinen Mietwohnung im Norden von Nizza. Seine Frau soll sich vor Kurzem von ihm getrennt haben, es soll Scheidungsstreitigkeiten gegeben haben. Mit ihr hat er angeblich drei Kinder. Nachbarn beschreiben Lahouaiej Bouhlel als sehr ruhig und unauffällig. Der in Tunesien lebende Vater sagte Journalisten, sein Sohn sei kein religiö- ser Fanatiker gewesen. Im Gegenteil, Mohamed habe nie die Moschee besucht, er habe Alkohol getrunken und Drogen genommen. Zeitweise sei er depressiv gewesen. „Das ist ein Terrorist, der ohne Zweifel auf die eine oder andere Weise mit dem radikalen Islamismus verbunden war“, sagte hingegen Frankreichs Premierminister Manuel Valls. Auch Präsident Hollande sieht in dem Attentat offenbar eine Fortsetzung der islamistischen Terrorserie in Frankreich: „Wir stehen vor einem Kampf, der lang sein wird, weil wir einen Feind haben, der immer wieder zuschlagen wird gegen alle Völker, alle Länder, für die die Freiheit das höchste Gut ist.“ Tatsächlich wirkt das Attentat von Nizza wie aus einem Drehbuch islamistischer Terrororganisationen. Schon vor Jahren rief die jemenitische al-Qaida die im Westen lebenden Muslime in ihrem Online-Magazin „Inspire“ dazu auf, mit Autos in Menschenmengen zu fahren. Und auch der IS befahl seiner Anhängerschaft derartige mörderische Amokfahrten durchzuführen – insbesondere in den Ländern, die sich an der Anti-IS-Koalition beteiligen. Allen voran Frankreich. Es wäre also keine Überraschung, wenn Mohamed Lahouaiej Bouhlel eben genau diesen Aufrufen gefolgt wäre. Vielleicht sogar als Einzeltäter, als sogenannter „einsamer Wolf“. Ohne Helfer und Mitwisser. Ein Tätertypus, der Sicherheitsbehörden weltweit vor schier unlösbare Herausforderungen stellt: Wie soll man sich vorbereiten auf Terroristen, die aus dem Nichts zuschlagen? Mit einfachsten Mitteln. Ohne großen Aufwand. Zu allem entschlossen. Wie soll man Täter frühzeitig erkennen, die spontan einen Massenmord verüben wollen und dabei selbst den Tod suchen? Wer verübt da eigentlich den Terror – ein überzeugter Dschihadist oder ein psychisch kranker Amokläufer? Das Spektrum terroristischer Gefahr ist 15 Jahre nach dem 11. September 2001 breiter und vielschichtiger geworden, zum Leidwesen von Polizei und Geheimdiensten. Die Terrormiliz IS strahlt ihre hasserfüllte Ideologie über tausende Kanäle in soziale Medien, über YouTube-Videos, über Facebook und Twitter, über die Chatdienste Whatsapp oder Telegram in alle Welt. Die Dschihadisten machen ihrer Anhängerschaft, ihren Fans im Westen, ein verlockendes Angebot: Setze deinem verpfuschten, sündigen Leben ein Ende. Werde durch deine Tat einer von uns. Heldenstatus und Märtyrertum als Lohn für Mord und Selbstmord. Der übliche religiöse Wahn, die ohnehin schon verquere Hass-Theologie, sogar die politische Agenda der Dschihadisten – all das verwässert zunehmend. Terror, so vermittelt es der IS, wird zum Mitmach-Event für jedermann. Sowohl die Art und Weise des Anschlags als auch die Wahl der Ziele ist längst grenzenlos und entfesselt. Egal wer, egal wie, egal wo, egal wen. Die Vorteile dieser anarchistischen Strategie liegen auf der Hand: Keine Ausbildung der Täter im weit entfernten Terrorcamp, keine langfristigen Planungen, kein unnötiges Risiko, entdeckt zu werden. Mohamed Bouhlel tötete Dutzende Menschen in Nizza. Ohne Kalaschnikow. Ohne Sprengstoffgürtel. Sogar ohne Messer. Er brauchte nur seinen Führerschein. Ob die Attentäter letztendlich Überzeugungstäter sind, ob sie sich tatsächlich für die Weltherrschaftsansprüche der Dschihadisten interessieren, ja sogar, ob sie überhaupt gläubige Muslime sind – all das spielt für die IS-Führung längst keine Rolle mehr. Der Hass wird einfach in die Welt geblasen. Er wird schon bereitwillige Hirne bestäuben. Und er tut es, immer wieder. Über einige Attentäter der Pariser Anschläge vom November gibt es Erkenntnisse, denen zufolge sie weniger gottesfürchtige Fundamentalisten waren als vielmehr ein Leben zwischen Drogen, Straßenkriminalität und Alko- hol führten, bevor sie zu Mördern wurden. Der Terrorhelfer Saleh Abdeslam etwa galt im Brüsseler Stadtteil Molenbeek als notorischer Kiffer. Gemeinsam mit seinem Bruder soll er eine Kneipe betrieben haben, die als Drogenumschlagplatz bekannt war. Seinem Anwalt sagte Abdeslam, er habe den Koran nie komplett gelesen. Nur eine Zusammenfassung im Internet. Und auch bei Omar Mateen, dem Todesschützen, der im Nachtclub „Pulse“ in Orlando im US-Bundesstaat Florida mehr als 40 Menschen tötete, fanden die Ermittler keinerlei Hinweise auf eine besonders ausgeprägte Religiosität. Bis heute behaupten Augenzeugen, Mateen selbst sei häufig ein Besucher der bei Homosexuellen beliebten Diskothek gewesen. Seine Tat aber beging er im Namen des „Islamischen Staates“. Ist die herausposaunte IS-Anhängerschaft also nur ein willkommenes Kostüm für narzisstische Killer und Psychopathen? Sicherheitspolitisch spielt eine solche Unterscheidung kaum eine Rolle. Solche Täter, egal ob politisch oder aus krankhaftem Wahn handelnd, sind und bleiben ein Albtraum. Denn sie sind kaum aufzuhalten. Schon die Aufklärung im Vorfeld scheitert. In Frankreich wie in Deutschland werden Dateien über potenzielle Terroristen geführt. Hunderte, gar Tausende Namen und Adressen von Islamisten sind darin gespeichert. Etliche dieser Personen werden überwacht, Telefone angezapft, E-Mails mitgelesen. Wie aber sollen Geheimdienste und Polizei auf jemanden aufmerksam werden, der kaum oder gar nicht kommuniziert? Der keinerlei Anbindung an bekannte Extremisten hat? Keine der überwachten Moscheen besucht? Der keinen Versuch unternimmt, Waffen oder Sprengstoff zu erwerben? Der mit Alltagsgegenständen wie einem Küchenmesser oder einem Auto schreckliche Gewalttaten verübt? Und nach wem soll man suchen, wenn sich so jemand erst wenige Tage oder sogar nur Stunden vor seiner Tat radikalisiert? Ein © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung Täter, der gestern noch Kleinkrimineller war oder ein Psychopath und sich schon morgen als Gotteskrieger im Weltkrieg mit den Ungläubigen wähnt? Instant-Radikalisierung, so nennen Terrorfahnder diese Entwicklung. Und sie macht ihnen große Sorge, denn sie wird zur Normalität. Oft gab es Auffälligkeiten bei späteren Attentätern, zunehmend aggressives Verhalten zum Beispiel. Der Wechsel des Freundeskreises. Streit über Religion und Politik mit Lehrern, Eltern oder dem Arbeitgeber. Manchmal aber blieben die Vorzeichen unerkannt, auch weil die Radikalisierung blitzartig verlief. Noch etwas kommt hinzu: Die ISIdeologie bietet eben nicht nur radikalisierten Islamisten eine geistige Heimat. Sie eröffnet auch suizidalen Persönlichkeiten eine ebenso brutale wie spektakuläre Exit-Strategie aus dem eigenen, gefühlt oder tatsächlich verkorksten Leben. Dem eigenen Ende einen vermeintlichen Sinn geben. Den Selbstmord politisch aufladen und überhöhen – am besten durch einen Massenmord. Vielleicht sogar aus persönlichen Rachemotiven. Das ist das perfide Erfolgsgeheimnis des IS-Angebots: Werde Märtyrer. Kurze Bekenner-SMS genügt. Am Samstagmorgen, mehr als 36 Stunden nach dem Attentat von Nizza, verbuchte der IS die Tat schließlich für sich. „Derjenige, der die tödliche Operation in Nizza ausgeführt hat, war ein Soldat des Islamischen Staates“, heißt es in der knappen Mitteilung der ISNachrichtenagentur Amaq Agency. Was auffällt: Keine Details, kein Insiderwissen. Egal, Mohamed Lahouaiej Bouhlel wird post mortem zum IS-Terroristen gemacht. Ob er das wollte – oder war – bleibt vorerst offen. Nach den Anschlägen in Frankreich im vergangenen Jahr haben jungen Journalisten der Axel Springer Akademie das Freiheitsprojekt „Je reste Charlie“ (in Anlehnung an den berühmten Hashtag #JeSuisCharlie) ins Leben gerufen. Auf der dreisprachigen Website berichten sie über die Auswirkungen von Terror auf die Gesellschaft und den Kampf für Meinungsfreiheit. Das inzwischen mehrfach ausgezeichnete Projekt, das von zahlreichen internationalen Künstlern und Politikern unterstützt wird, will ein Signal und Ansporn sein, sich auch in Zukunft nicht einschüchtern zu lassen: www.jerestecharlie.eu WELT am SONNTAG-2016-07-17-sil-24 f5123d7d0164873d70b500d7b5da4639 6 POLITIK WELT AM SONNTAG NR. 29 17. JULI 2016 Terror unter PALMEN D REUTERS/PHILIPPE WOJAZER Nirgendwo in Frankreich ist die Kluft zwischen den Reichen und den Abgehängten so sichtbar wie in Nizza. An der Côte d’Azur hat sich eine gefährliche Islamisten-Szene entwickelt – und die Behörden scheinen machtlos Nach dem Terroranschlag von Nizza ist die Trauer nach Frankreich zurückgekehrt: Auf dem Élysée-Palast weht die Fahne auf halbmast Der sieben Meter hohe Apollon am Sonnenbrunnen von Nizza trägt eine blauweiß-rote Fahne, als wolle auch er sagen: „Je suis Nice“. Die ganze Welt ist wieder Nizza. Sie war Charlie. Sie war Paris. Sie war Orlando. Was wird sie morgen sein? Das Karussell des Terrors dreht sich schnell, es lässt keine Zeit zum Trauern. VON MARTINA MEISTER UND DANIEL-DYLAN BÖHMER AUS NIZZA Im Justizpalast von Nizza, nur ein paar Schritte vom Messina-Platz entfernt, tritt François Molins vor die Presse. Der Pariser Oberstaatsanwalt ist für die Franzosen inzwischen der Unglücksbote der Nation geworden. Wenn sein sanftes Gesicht auf dem Fernsehbildschirm erscheint, wenn seine warme Stimme ertönt, hat es Tote gegeben. Charlie Hebdo. Germanwings. Bataclan. Mit Glück vereitelte Anschläge auf Züge und Kirchen. Ein ermordetes Polizistenpaar in Magnanville. Und nun Nizza. Molins präsentiert stets nichts anderes als Fakten. Er schafft Gewissheiten dort, wo die Verwirrung der Gefühle herrscht, wo Unverständnis und Verzweiflung und immer öfter die schiere Wut das Denken lenkt. Mohamed Lahouaiej Bouhlel hat den 19-Tonnen-Laster am 11. Juli gemietet und am 13. nicht zurückgegeben. Am 14. schließlich verwandelte er ihn in eine Waffe, tödlich wie eine Bombe. Überwachungskameras zeigen, wie er mit dem Fahrrad in Auriol, einem Bezirk im Osten Nizzas ankommt, wo der Laster parkt. Sie zeigen, wie er das Rad im Laster verstaut, als glaubte er wirklich, nach der Tat einfach wieder davonzuradeln. Molins spricht nicht vom Täter, er nennt ihn „le terroriste“. Zu diesem Zeitpunkt gibt es noch kein Bekennerschreiben, der „Islamische Staat“ (IS) wird es erst einen Tag später absenden, aber für den Staatsanwalt trägt das Attentat schon jetzt eindeutig die Handschrift des Terrors. Der Terrorist, sagt Molins, begann seine Fahrt um 22.45 Uhr vor der Hausnummer 147 der Promenade des Anglais. Erst bei Hausnummer 11 kam er zum Stehen. Dazwischen liegen 1,7 Kilometer, dazwischen liegen 84 Tote, 202 Verletzte, 25, die noch zwischen Leben und Tod schweben. Molins präsentiert die Fakten, seit anderthalb Jahren geht das jetzt so. Und es ist, als habe sich selbst auf die klaren, hellen Augen von Molins ein trauriger Schatten gelegt. Wahrscheinlich liest auch der Staatsanwalt Zeitung, wahrscheinlich sieht er die Hilferufe der Menschen auf Facebook, die verzweifelt nach Angehörigen suchen. Wahrscheinlich hat auch er den gebrochenen Vater im Fernsehen gesehen, der seine Frau noch wegriss, dessen vierjähriger Sohn Yannis aber zehn Meter weiter stand und dann am Boden lag, mit dem Gesicht zum Boden: „Er sah aus wie Aylan, das kleine Flüchtlingskind, das am Strand an der Türkei angespült wurde.“ Warum immer wieder Frankreich? Warum ausgerechnet Nizza? Das sind die Fragen, die sich jetzt alle stellen. Experten warnen schon lange: Nizza hat sich in den vergangenen Jahren zur Dschihadisten-Hochburg entwickelt, das Departement Alpes-Maritimes zum Mutterboden, auf dem der Terror gedeiht. Es kommt auf Platz zwei, gleich nach dem berüchtigten Département von Seine-St. Denis im Norden von Paris, das die allermeisten Dschihadisten zählt. Ein Untersuchungsbericht der Nationalversammlung zählt 151 potenzielle Kandidaten in der Region um Nizza, allein aus dem östlichen Teil des Departements seien jüngst laut Geheimdienstberichten 34 Dschihadisten abgereist. Besonders spektakulär war der Fall einer 11-köpfigen Familie, die im Herbst 2014 aufgebrochen ist. „Was dort passiert ist, hat man jahrelang kommen sehen,“ sagt Asiem El Difraoui, deutsch-ägyptischer Politologe, der seit Jahrzehnten in Frankreich lebt. „Deradikalisierungs-Experten aus Nizza, die Dschihadisten in Gefängnissen betreuen, haben schon lange Anschläge erwartet. Einer auf den Karneval ist vor zwei Jahren in letzter Sekunde vereitelt worden“, sagt der Experte. Es gibt viele Gründe dafür, warum ausgerechnet die prunkvolle RivieraMetropole zur Hochburg des Dschihadismus wurde. Die arabischstämmige Bevölkerung ist überwiegend tunesisch hier. Beim Arabischen Frühling waren die tunesischen Gefängnisse die ersten, aus denen radikale Prediger und potenzielle Islamisten freigelassen wurden. Eine Schlüsselrolle in Nizza hat außerdem Omar Diaby gespielt, Omar Omsen nennt er sich selbst. Im Senegal geboren, wuchs er an der Côte d’Azur auf und kam dort früh mit der dortigen Mafia in Kontakt. In den 90er-Jahren wurde er wegen versuchten Mordes inhaftiert. Bei späteren Knastaufenthalten entdeckte er den fundamentalistischen Islam und wurde zum salafistischen Prediger. 2013 ging er in den Bürgerkrieg nach Syrien und schloss sich dort der Al-Nusra-Front an. Wie kaum ein anderer machte er Internetpropaganda militärisch nutzbar. Seine Rekrutierungsvideos sind mit 800.000 Klicks die Blockbuster des Netzes. Mehr als 100 Jugendliche aus Frankreich folgten ihm nach Syrien. Man hatte ihn tot geglaubt, aber ein aktuelles Fernsehinterview belegt das Gegenteil – der Mann scheint aktiver um Dschihadisten zu werben denn je. „Die Geschichte vom ‚einsamen Wolf‘ ist meist ein Alibi, hinter dem Politiker ihre Untätigkeit verstecken“, sagt Difraoui. Deutsche mögen bei Nizza an den Luxus der Côte d’Azur denken, an das legendäre Hotel „Negresco“, aber das ist nur die eine Seite der Medaille. In den vergangenen Jahrzehnten sind auch dort wie in anderen Teilen Frankreichs triste Vorstädte gewachsen. Einige Bezirke hier gehören zu den ärmsten Frankreichs. Und wohl nirgends im Land ist der Abstand zu den Reichsten und Allerreichsten so sichtbar wie an der blauen Küste: „Für den Schritt zur Gewalt ist unter anderem das relative Armutsempfinden entscheidend“, erklärt Difraoui, „der Vergleich mit den anderen und das Gefühl, dass eigene Hoffnungen auf ein besseres Leben immer wieder enttäuscht werden.“ Ob Psychopath, terroristischer Trittbrettfahrer, echter Dschihadist, die Grenze ist fließend geworden, das Psychogramm der Täter angesiedelt irgendwo zwischen Mohammed Atta und Andy Warhol. Sicher ist nur, dass auch der Ausnahmezustand, den Präsident François Hollande um weitere drei Monate verlängert hat, das Massaker nicht hat verhindern können. Genauso wenig hat die Tat- Der Goebbels des Terrorkalifats Z Der Propaganda-Chef des „Islamischen Staates“ ruft die Muslime im Westen zum totalen Dschihad auf uletzt ertönte seine Stimme Ende Mai. Abu Mohammed al-Adnani, Sprecher der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS), redete sich in seiner Audiobotschaft in Rage. Der IS werde überall bekämpft, rief er, aber die Feinde Allahs würden niemals siegen. Anhänger des IS forderte er zu Anschlägen auf – weltweit. Er packte sie bei ihrer muslimischen Ehre: „Da ist Ramadan, der Monat des Kampfes und des Dschihad zu euch gekommen!“ VON FLORIAN FLADE Al-Adnani hoffte, gerade im Fastenmonat werde sein Appell fruchten: „Lasst ihn ein Monat des Verhängnisses für die Kuffar (die Ungläubigen) überall sein. Dies gilt speziell für die Soldaten des Kalifats und ihre Unterstützer in Europa und Amerika.“ Er sagte auch, was zu tun sei: „Die kleinste Tat, die ihr in eurer Heimat ausführt, ist besser und uns lieber als die größte Tat bei uns, sowie wirkungsvoller für uns und schmerzvoller für sie.“ Krieg überall. Mit allem, was zur Hand ist. Kein Unterschied zwischen Kombattanten und Zivilisten, Männern, Frauen, Kindern. Keine Gnade. Tötet sie alle. Es war die islamistische Version von Joseph Goebbels’ berüch- tigter Rede im Berliner Sportpalast, die in der Frage gipfelte: „Wollt ihr den totalen Krieg?“ Der Sportpalast von heute ist die globale Arena des Internets. Und al-Adnanis Sportpalastfrage lautet: Wollt ihr den totalen Dschihad? Und er wurde gehört. Zwei Sympathisanten verübten jetzt im Ramadan Anschläge im Namen des IS. Omar Mateen erschoss in einem Nachtclub in Orlando 49 Menschen. Und Larossi Abballa tötete im französischen Magnanville einen Polizisten und dessen Frau mit dem Messer. Bevor ihn Spezialeinheiten erschossen, sandte Abballa noch ein Live-Video ins Internet. Er schwor darin dem IS-Führer Al-Bagdadi die Treue – und widmete seine Tat dessen Einpeitscher: „Diejenigen, die mit den Brüdern des IS in Kontakt stehen: Sagt ihnen, dass wir dem Ruf des Sheikh alAdnani gefolgt sind!“ Wer ist der Mann, dessen Wort weltweit Terror auslöst? Viel ist nicht bekannt über ihn, es existieren kaum Fotos oder Videos. Die wenigen Aufnahmen zeigen einen drahtigen, unscheinbaren Mann mit halblangem Kinnbart. Al-Adnani soll 1977 im syrischen Binnish bei Idlib geboren worden sein. Sein richtiger Name ist angeblich Taha Sobhi Falaha. Die USA führen ihn mit zahllosen Aliasnamen Tonbandaufnahmen. Al-Adnani ist öfauf der Liste der meistgesuchten Ter- ter zu hören. Jede seiner Äußerungen roristen. Ein Kopfgeld von fünf Millio- wird von westlichen Geheimdiensten nen US-Dollar ist auf ihn ausgesetzt. genau analysiert. Denn seine Stimme In dschihadistischen Kreisen gilt als gefährlich, sie animiert zukursiert eine Biografie des ISnehmend islamistische EinSprechers, verfasst von eizeltäter auch in Europa nem islamistischen Preund Nordamerika. diger aus Bahrain. Viel „Wenn du einen unblumige Dschihad-Rogläubigen Amerikaner mantik findet sich daoder Europäer töten rin. Es wird das Bild eikannst, speziell die nes einfachen Mannes schmutzigen Franzoaus Syrien gemalt, der sen, dann vertraue auf die Bücher der großen Allah und töte ihn auf islamischen Gelehrten jede erdenklich Art verschlang, den Koran und Weise“, empfahl Abu Mohammad auswendig lernte und al-Adnani in einer Aual-Adnani selbst zum spirituellen diobotschaft im SepFührer aufstieg – die tember 2014. „Schlage Bilderbuch-Karriere eines Dschihadis- seinen Kopf mit einem Stein ein, ten. Der Wahrheitsgehalt? Unklar. schlachte ihn mit einem Messer oder Heute ist Abu Mohammed al-Adnani überfahre ihn mit einem Auto, wirf eine der Top-Führungsfiguren des IS. ihn von einem hohen Ort, erwürge ihn Er soll Mitglied im sogenannten „Shu- oder vergifte ihn!“ ra-Rat“ sein und die „externen OperaDie 42-minütige Rede war keine tionen“ planen. Es war al-Adnani, der plumpe Drohung. Sie war eine Kriegsin einer Audiobotschaft im Juni 2014 erklärung. Und die Lossprechung eidie Gründung des „Islamischen Staa- nes jeden Attentäters von aller Vertes“ verkündete. Der selbst ernannte antwortung: „Frag niemanden nach Kalif des IS, Abu Bakr al-Bagdadi, zeigt Rat und verlange nicht nach irgendeisich selten. Es gibt nur eine Videobot- nem Urteil. Töte die Ungläubigen, schaft von ihm und wenige aktuelle egal ob Zivilisten oder Militärs!“ © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung sache geholfen, dass Nizza die Stadt in Frankreich mit den meisten Überwachungskameras ist und diejenige mit den meisten Polizisten pro Einwohner. Sicher ist auch, dass jedes weitere Attentat dazu beiträgt, die französische Gesellschaft zu spalten. Vor einem „Krieg der Zivilisationen“ warnt der französische Islamismusexperte Gilles Kepel. Der Chef des Inlandsgeheimdienstes Patrick Calvar prophezeit die „Radikalisierung der Gesellschaft“ und warnt von einer „Konfrontation zwischen rechtsextremen Kräften und der muslimischen Welt“, nicht der islamistischen, fügt er hinzu – und die Unterscheidung ist ihm wichtig. „Wir sind doppelte Opfer“, sagt Otmane Aissaoui, Imam der Mosquée Rahna, der größten Moschee von Nizza, „Opfer des Terrors und Opfer von Vorurteilen“. Vor einem Monat war ein Wildschweinkadaver vor die Tür einer anderen Moschee in Nizza gelegt worden. Es sind die traurigen Zeichen eines Stimmungswandels, der das ganze Land erfasst hat. Man muss sich in der schönen Stadt nicht extra auf die Suche nach antiarabischen Ressentiments machen, sie begegnen einem an jeder Straßenecke. Eine Frau blickt abfällig auf zwei schwarz verschleierte, arabische Touristinnen und sagt: „Sollen die doch bleiben, wo sie herkommen!“ In Saint-Laurent-du-Var, einem Vorort von Nizza, wo Lahouaiej Bouhlel den Kühllaster geliehen hat, sagte der Bürgermeister nach einer Gedenkminute für die Opfer: „Schmeißt sie doch endlich alle raus, die Radikalisierten. Sie haben hier nichts verloren!“ Und vor dem Zeitungskiosk in der Rue de la Buffa steht früh morgens um 7 Uhr Guy, 81, in Algerien geboren, als Pied-noir, als weißer Siedler in Nordafrika und erteilt Lektionen in Sachen Islam: „Das ist nicht nur einer, der verdorben ist, das ist die ganze Rasse.“ Die Rasse? Das Gespräch beendet er schnell: Intolerant sei der Islam, „eine Scheißreligion, die keine anderen neben sich zulässt“. Wie Guy haben sich in Nizza und Umgebung viele der alten französischen Kolonisten angesiedelt, die in den 60erJahren vor der Unabhängigkeitsbewegung in Algerien fliehen mussten. Sie wurden zur wichtigen Basis der Rechten – und zum Reservoir antiarabischer Ressentiments. Der rechtspopulistische Front National ist hier besonders stark. Marion Maréchal-Le Pen, die Nichte von Parteichefin Marine, unterlag hier nur ganz knapp den Konservativen bei den letzten Regionalwahlen. Das erste Todesopfer von Lahouaiej Bouhlel war übrigens Fatima Charrihi, 62 Jahre, alt, sieben Kinder, sieben Enkelkinder. Sie war Französin und gläubige Muslimin. Sie trug einen schwarzen Ganzkörperschleier, als sie vom Laster erfasst wurde. WELT am SONNTAG-2016-07-17-sil-24 f5123d7d0164873d70b500d7b5da4639 17. JULI 2016 WELT AM SONNTAG POLITIK 7 NR. 29 GABRIEL zwischen Lügner und Teufel E Das Oberlandesgericht Düsseldorf stoppt die Ministererlaubnis für Edeka-Tengelmann. Der Wirtschaftsminister könnte befangen gewesen sein. War er es? sie kam in der Geschichte der Bundesrepublik bisher nur neunmal vor. Völlig beispiellos aber ist der Vorgang, dass ein Gericht sie kippt, weil der zuständige Minister möglicherweise befangen war. Was derzeit für Gabriel schiefgehen kann, geht schief. Vergangene Woche musste er erklären, warum sich ausgerechnet unter ihm als Wirtschaftsminister die Rüstungsexporte verdoppelt haben. Schon bald könnte das Freihandelsabkommen TTIP scheitern, für das Gabriel getrommelt hat. Kann er in diesen beiden Fällen die Schuld noch auf andere schieben, muss er für die vorerst geplatzte Ministererlaubnis allein seinen Kopf hinhalten. Gabriel persönVON MICHAEL GASSMANN UND MARTIN GREIVE lich hat sie ausgearbeitet. Das Nein des Gerichts lässt ihn nun wenig geeignet Über die telefonische Anfrage beim für das Bundeskanzleramt erscheinen, zuständigen Referatsleiter des Ministe- für das er gerade Anlauf nimmt. Gariums, Armin Jungbluth, fertigten die briel sei nicht nur möglicherweise befür Rewe tätigen Juristen von der fangen gewesen, er habe auch bei den Kanzlei Freshfields am 22. Januar eine Unterlagen geschludert und seine Entlängere Notiz an. Sie liegt der „Welt am scheidung falsch begründet, teilte das Sonntag“ vor. Darin heißt es: „Herr Gericht mit. In Kürze heißt das: GaJungbluth bestätigte dann, dass es ein briel kann seinen Ministerjob nicht. Das konnte der SPD-Chef nicht auf Gespräch zwischen dem Minister und Herr Mosa am 1. Dezember 2015 gege- sich sitzen lassen. Er unterbrach seinen ben habe. Darüber gebe es keinen Ak- Urlaub, berief für Mittwoch eine Pressekonferenz ein und warf dem Gericht tenvermerk.“ „falsche TatsachenbehauptunDie Notiz bringt Wirtgen“ vor. So hätten die Trefschaftsminister Sigmar Gafen zwischen Gabriel, Edebriel (SPD) in Erklärungska-Chef Mosa und Tennöte. Er hat den Vorgang gelmann-Inhaber Haub in dieser Woche ganz nicht am 16. Dezember, anders dargestellt: sondern am 18. Dezem„Über die Tatsache des ber stattgefunden. Auch Gesprächs am 1. Deseien das anders als vom zember 2015 sind dann Gericht behauptet keine auch – anders als be„Sechs-Augen-Gesprähauptet – alle Verfahche“ zwischen den dreirensbeteiligten – übrien gewesen, sondern gens auch Rewe – im Einzelgespräche mit Rahmen der Akteneinden jeweiligen Firmensicht im Januar 2016 chefs, bei denen immer informiert worden.“ mehr als zwei Beamte Das Treffen mit Modes Wirtschaftsministesa ist eine von mehre- DAS GERICHT IST riums anwesend waren. ren Ungereimtheiten, Von Geheimgesprächen für die Gabriel im Mi- SCHLICHT könne daher keine Rede nistererlaubnisverfahsein. „Auch hier erweckt ren Edeka-Tengelmann FALSCH das OLG einen falschen geradestehen muss. Eindruck oder ist Das Oberlandesgericht INFORMIERT schlicht falsch inforDüsseldorf hat in dieser Woche Gabriels Sondergenehmi- miert“, sagte Gabriel und kündigte an, gung für eine Fusion von Edeka-Ten- gegen den Gerichtsbeschluss rechtligelmann vorerst gestoppt, und das mit che Schritte einzuleiten. Einige Vorwürfe konnte Gabriel so der wohl denkbar spektakulärsten Begründung: Gabriel sei in dem Verfah- ausräumen, bei anderen blieben Frageren möglicherweise befangen gewe- zeichen. Obwohl Gabriel entgegen seisen. Er habe Geheimgespräche mit ner Gewohnheit sein Statement vom Edeka und Kaisers’s Tengelmann ge- Zettel ablas, konnte er nicht sagen, welführt und Rewe – Edekas Mitbewerber che Beamten bei welchen der Gespräfür eine Übernahme von Kaiser’s Ten- che genau dabei waren. Das musste gelmann – nicht ausreichend über die sein Haus nachliefern. Und eine Schludrigkeit räumte der Minister zuGespräche informiert. Die Entscheidung ist ein Pauken- mindest indirekt ein. So findet sich in der Notiz der schlag. Monatelang hatten sich schon die beteiligten Unternehmen eine Freshfields-Anwälte vom 22. Januar Schlammschlacht geliefert. Rewe-Chef auch die Information, ein weiteres GeAlain Caparros bezeichnete Edeka als spräch zwischen Edeka-Chef Mosa und „Teufel“, Edeka-Chef Markus Mosa Gabriel nach dem 1. Dezember habe wiederum bezichtigte Caparros der Lü- „nicht stattgefunden“. Ein weiteres ge. Mit der Entscheidung des Oberlan- Gespräch mit Mosa gab es aber, am 18. desgerichts hat das Verfahren jetzt Dezember, wie Gabriel sagte. Zu den aber eine ganz neue Qualität erreicht. Gesprächsinhalten gibt es keine InforNun liefern sich auch noch Exekutive mationen. Nach Angaben des Wirtund Legislative eine Fehde. Entweder schaftsministeriums seien Gesprächshandelt es sich bei der Entscheidung protokolle „nicht notwendig“ gewesen. des Oberlandesgerichts Düsseldorf um Die Gesprächsinhalte ergeben sich aus Justizversagen. Oder Gabriel hat im den Vorbereitungsunterlagen für die Ministererlaubnisverfahren gelogen beiden Treffen. Und die Akten hätte oder geschludert. Dann könnte es für das Ministerium dem OLG Düsseldorf zur Verfügung gestellt. Es gebe auch den Wirtschaftsminister eng werden. Die Ministererlaubnis war von An- keine rechtliche Verpflichtung für das fang an eine heikle Angelegenheit. Ede- Haus, Protokolle anzulegen. Dass Gabriel keine Vermerke über ka ist mit rund 350.000 Mitarbeitern einer der größten Arbeitgeber Deutsch- die Gespräche anfertigen ließ, bewerlands. Mit dem Konzern verscherzt ten Experten unterschiedlich. Die klare man es sich besser nicht. Auf der ande- Trennung zwischen wettbewerblicher ren Seite ist es aber auch fragwürdig, Prüfung durch die Kartellbehörde eiEdekas Marktmacht durch eine Fusion nerseits und wirtschaftspolitischer Geweiter zu stärken. Aus diesem Grund staltung durch den Minister andererhatte das Bundeskartellamt den Deal seits müsse erhalten bleiben, um politimit Tengelmann abgelehnt. Mit Ten- schen Druck vom Bundeskartellamt zu gelmann wiederum verbindet das Bun- nehmen, sagt Florian Bien. „Wenn der deswirtschaftsministerium gemeinsa- vom OLG Düsseldorf jetzt gesetzte me Geschäftsinteressen: Tengelmann Standard Bestand hätte, ist die Minisist einer der kleinen Gesellschafter des tererlaubnis tot“, sagt der KartellHightech-Gründerfonds, über das Ga- rechts-Professor. „Welcher Minister wollte in Zukunft in derart engem Korbriels Haus in Start-ups investiert. Nach einem ungewöhnlich langen sett noch eine Erlaubnis erteilen wolVerfahren erteilte Gabriel im März len? Wer würde noch das Risiko eingeder Fusion unter Auflagen die Sonder- hen, sich in Düsseldorf in dieser Weise genehmigung. Dies kann ein Minister vorführen zu lassen?“ Ein renommierter Berliner Kartelltun, wenn aus seiner Sicht eine Fusion Vorteile für das Allgemeinwohl bringt. anwalt hält das Verfahren Gabriels daGabriel sah den Erhalt von 16.000 gegen für „total unüblich“. „Was Herr Jobs bei Kaiser’s Tengelmann und den Gabriel da gemacht hat, ist eine Art GeSchutz von deren Arbeitnehmerrech- heimdiplomatie, die es in einem ten als einen solchen Vorteil an. Eine Rechtsstaat eigentlich nicht geben Ministererlaubnis ist äußerst selten, darf.“ Und der Kartellrechtsexperte s war ein paar Tage nach Neujahr, als die Rewe-Anwälte die gewaltigen Aktenstapel sichteten, die das Ministererlaubnisverfahren Edeka/Kaiser’s Tengelmann unablässig produziert, jede Seite ordentlich durchnummeriert. Auf Seite 17.060 stießen sie auf eine EMail von Edeka-Chef Markus Mosa an Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel vom 2. Dezember 2015, in der sich Mosa auf ein Gespräch vom Vortag bezieht. Die Juristen staunten – von dem Treffen war ihnen nichts bekannt. Justus Haucap sagt: „Vermerke über die Gespräche zwischen Gabriel und den Firmenchefs anzulegen wäre aus Sicht des Bundeswirtschaftsministeriums sicher geschickt gewesen. So hat es jetzt Spekulationen Tür und Tor geöffnet.“ Haucaps Kollege Daniel Zimmer sieht sich durch den Beschluss des OLG Düsseldorf bestärkt. Zimmer war Mitte März aus Protest gegen die Mi- nistererlaubnis als Vorsitzender der Monopolkommission zurückgetreten. Die Regierungsberater hatten sich in einem Gutachten gegen die Fusion ausgesprochen, sie sei die „schlechteste aller Lösungen“. Auch der Stellenabbau werde dadurch nicht verhindert, sagte Zimmer der „Welt am Sonntag“: „Für denjenigen, der das dichteste Filialnetz hat, besteht langfristig der größte An- reiz zum Arbeitsplatzabbau.“ Und das sei nun einmal Edeka. Nach Auslauf der Jobgarantie nach fünf Jahren würde Edeka Jobs streichen. Nun könnte es noch früher dazu kommen. Tengelmann-Inhaber Haub drohte bereits kurz vor dem Gerichtsbeschluss, bis Ende Juli müsse die Fusion stehen, sonst müsse er einen anderen Weg finden. „Eine Zerschlagung von Tengelmann ist jetzt wahrscheinlich“, sagt Haucap. Gabriel kommentierte das Gerichtsurteil auf seine Art. „Vor Gericht gibt es eine alte Regel: Sie kriegen nie Recht, sondern immer nur ein Urteil.“ Die Richter am Oberlandesgericht werden den Spruch vor dem noch ausstehenden endgültigen Urteil sicher nicht lustig gefunden haben. ANZEIGE Die Energiewende – ein gutes Stück Arbeit Drei Gesetze. Ein Ziel: Ordnung bei der Energiewende. Das Erneuerbare-Energien-Gesetz 2017, das Gesetz zur Digitalisierung der Energiewende und das Strommarktgesetz machen die Energiewende planbar, kosteneffizient und nachhaltig erfolgreich. Mehr unter www.bmwi.de/go/energiewende © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung WELT am SONNTAG-2016-07-17-sil-24 f5123d7d0164873d70b500d7b5da4639 8 POLITIK H aben die Deutschen Heimweh nach ihr? Verkörpert Angela Merkel wieder die Sehnsucht nach der ruhigen Hand, nach Führung, nach Lösungen – die Sehnsucht nach der Rückkehr zum Alltag? Das Symbol für eine solche Normalität war Merkels Rautengeste. VON TORSTEN KRAUEL Seit Anfang Juli steigen die Umfragewerte für die Union, für die Bundeskanzlerin und für die Akzeptanz der EU. Die Werte für die AfD fallen. Beim Umfrageinstitut Insa verlor die Partei gegenüber dem Juni 2,5 Prozentpunkte, bei Infratest sogar drei. Angesichts des bisherigen bundesweiten Durchschnittswerts von rund 13 Prozent ist das ein scharfer Rückgang. Beim Umfrageinstitut Forsa erzielte die AfD am Donnerstag nur noch ein einstelliges WELT AM SONNTAG fers (und Edmund Stoibers), jede Entscheidung aus Berlin oder Brüssel sofort kleinzureden, schlägt positiv zu Buche. Genauso großen Anteil hat die von der CSU begrüßte Schließung der Balkanroute. Die CSU kann sagen: Auch wegen uns kehren Protestwähler zur Union zurück. Aus der Sicht des Kanzleramts war der empfundene Kontrollverlust des Staates seit dem Herbst 2015 der Grund für den Aufschwung der AfD. Die Sorge vor staatlicher Handlungsunfähigkeit sitzt bei vielen Wählern im Hinterkopf. Die Grenzöffnung für Flüchtlinge machte den Kontrollverlust zur konkreten Möglichkeit. Die fatale Kölner Silvesternacht bestätigte die Angst. Darüber ist sich das Kanzleramt im Klaren. Genauso illusionslos hält man dort nicht die AfD für das Hauptproblem bei der Frage, ob Merkel wieder die beruhigende Rautenkanzlerin wird oder eine scheinbar hilflose Amtsinhaberin bleibt. Das Hauptproblem ist die SPD. Flügelkämpfe offen ausbrechen. Das wäre für die Bundeskanzlerin aber etwas ganz anderes, als wenn die AfD mit sich ringt. Sogar der Streit mit der CSU war nicht so folgenreich, wie es ein Aufruhr in der SPD wäre. Die AfD hat auf absehbare Zeit keinen praktischen Einfluss in der deutschen oder gar der internationalen Politik, selbst wenn sie am 4. September auf über 20 Prozent kommen sollte. Die CSU hat nur begrenzte Mittel. Sie besitzt in der großen Koalition keine Sperrminorität, und sie regiert nur eines von 16 Bundesländern. Die SPD hingegen ist im Bundeskabinett, Bundestag und Bundesrat eine entscheidende Größe – und sie sucht vor dem Wahljahr 2017 nach Themen, mit denen sie ein besseres Ergebnis TA NN SO EL T AM W FIK RA ,G ES AG IM erzielen könnte als die mageren 22 bis 24 Prozent, die sie seit Jahren in den Umfragen bekommt. Die SPD-Spitze spürt die Herausforderung seit Langem. Sie hat den sozialund arbeitspolitischen Teil des Koalitionsvertrages bis auf wenige Punkte durchgesetzt. Merkel hat diese Erfolge hingenommen und manchmal sogar befördert, um ihren Regierungspartner zu stabilisieren. Trotzdem verharrt die SPD demoskopisch im Tief. Nun richten etliche Genossen ihren Blick stärker auf die Außen- und Außenwirtschaftspolitik als möglichem Unterscheidungsmerkmal zur Union. Dort ist Angela Merkel wesentlich weniger flexibel als in der Innenpolitik. Dort hat sie keine Richtlinienkompetenz. Dort geht es um komplizierte multilaterale Bündnisse, Verträge und Allianzen, dort geht es um heikelste Nuancen – dort schließlich gibt es The- TY Das sagt in Angela Merkels Nähe zwar niemand offen. Die Sozialdemokraten, bekommt man zu hören, sind zuverlässige Partner. Aber andere aus Regierung und Parlament lassen es durchblicken: Für die Rückgewinnung der Handlungsfähigkeit, für die Wiederkehr der Raute, ist Sigmar Gabriels Partei der wichtige Test. Es stimmt, dass die SPD-Führung staatspolitisch loyal denkt. Aber die Führung ist selbst ein Klub der Getriebenen – dieser Umstand hat auch mit der AfD zu tun. Denn wenn sich das Blatt nicht wendet, stehen die Sozialdemokraten bei der vierten Landtagswahl des Jahres 2016 vor einer beispiellosen Niederlage. Die Wahl findet am 4. September in Mecklenburg-Vorpommern statt. Ende Juni lag die regierende SPD dort bei nur noch 22 Prozent – ein Erdrutsch-Verlust von 13,6 Prozentpunkten gegenüber der Wahl von 2011. Die AfD kam auf 19 Prozent. Die Aussicht, vielleicht hinter die AfD zu rutschen, macht die SPD nervös. Wenn das am Wahlabend geschehen sollte, wird die SPD für Merkel unkalkulierbar. Dann könnten dort Macht- und GET Ergebnis. Die Union hingegen legt in allen Umfragen zu, auf bis zu 36 Prozent. Bei der persönlichen Beliebtheit verzeichnet Angela Merkel fast einen zweistelligen Sympathiezuwachs. Die Gründe für den Rückgang der AfD-Werte liegen auf der Hand. Die Beleidigung des Fußball-Nationalspielers Jérôme Boateng durch Alexander Gauland, das Zerbrechen der Stuttgarter AfD-Landtagsfraktion wegen ihrer judenfeindlichen Haltung sowie der britische EU-Austritt als Folge einer von Populisten emotional angeheizten Volksabstimmung – das alles stärkt den latenten Argwohn gegenüber der Protestpartei. „Das haben wir nicht gewollt“: Diese Regung sitzt in Deutschland tief, besonders bei AfD-Protestwählern, die keine Fundamentalisten sind. Hinzu kommen das vorläufige Ende des offenen Streits zwischen CDU und CSU über die Flüchtlingsfrage und der vorläufige Rückgang des Flüchtlingszuzugs selbst. Wenn die Union sich streitet, sinkt die Zustimmung zu ihr, verträgt sie sich wieder, steigen die Umfragewerte. Der Verzicht Seeho- G Angela Merkels Umfragewerte steigen. Die Zahlen für die AfD sinken. Das verheißt Gutes für die Bundeskanzlerin – wenn nur die SPD nicht wäre. Dort braut sich etwas zusammen Kanzlerin Angela Merkel und ihre Lieblingsgeste 17. JULI 2016 hältnis zu Russland, ob bei der Finanzdisziplin in der Euro-Zone, beim erwünschten Tempo des britischen EU-Austritts oder beim europäischamerikanischen Freihandelsabkommen TTIP – immer unverhohlener nimmt die SPD jetzt eine andere Position ein als Angela Merkel und die CDU. Natürlich kennen Sigmar Gabriel und Frank-Walter Steinmeier die Umfragezahlen. Die Deutschen wollen mehrheitlich keine gezielte Konfrontation mit Russland. Sie mögen auch Erdogan nicht besonders, der gerade einen Putschversuch überstanden hat, und TTIP wird unpopulär. Jüngste Umfragen zeigen, dass nur noch ein Fünftel der Deutschen das Freihandelsprojekt gut findet, während die Union glaubt, das geplante Abkommen sei für Europa überlebenswichtig. Manche sozialdemokratische Neuverortung bringt die SPD näher an die Linkspartei und die Grünen heran. An- dere Haltungsänderungen schaffen mehr Gemeinsamkeit mit europäischen sozialistischen Parteien. Die neue außenpolitische Akzentsetzung trifft auch den Geschmack mancher AfD-Anhänger. Mit allen solchen Äußerungen kommt die SPD-Spitze etlichen eigenen unruhigen Genossen entgegen. Die Lage in der Partei ist kompliziert. Nicht jede Kritik am Kanzleramt ist zum Nennwert zu nehmen. Merkel weiß das. Sie weiß aber auch, dass politische Dinge oft ein Eigenleben entfalten. Differenzen zwischen Union und AfD sind bislang etwas fürs politische Feuilleton. Differenzen zwischen der Union und der SPD werden in allen Hauptstädten minutiös registriert und könnten Berlins außenpolitisches Gewicht mindern. Ein Indiz dafür, wie heikel die Gesamtlage ist, war Merkels Verhalten gegenüber den Medien beim Warschauer Nato-Gipfel vor einer Woche. Merkel tauchte praktisch ab. Es gab kein Presse-Hintergrundgespräch. Bei ihren TV-Kurzauftritten ließ sie keine Fragen zu. Begleitpersonen, die sonst für Journalisten gerne zur Verfügung stehen, waren unerreichbar. Die Gründe für die Wortkargheit sind vielfältig. Merkel hatte sich am Vorabend des Gipfels deutlich über Russlands Politik und die notwendige Stärkung der Nato geäußert. Sie will damit die Osteuropäer stärken, ohne den Gesprächsfaden zu Wladimir Putin abreißen zu lassen. Sie betont in ihren Reden unablässig die Dialogbereitschaft – und dies wiederum auch wegen der SPD. Merkel möchte nicht die latente deutsche Sorge über einen neuen Kalten Krieg nähren, die in Mecklenburg-Vorpommern der AfD Wähler zutreiben könnte. Sie möchte der SPD keinen noch so geringen Anlass bieten, die außenpolitische Kritik weiter zu verschärfen. Kein überflüssiger Satz, kein unnötiges Wort: Weder sollen die Balten Zweifel an Merkel bekommen, noch soll die SPD weitere Gründe finden, sich von ihr abzusetzen. Es darf am Abend der Schweriner Landtagswahl keine Krise in Berlin ausbrechen – dem Tag, an dem Merkel eigentlich zum G-20-Gipfel nach China fliegen will, dessen nächste Gastgeberin sie im Juli 2017 in Hamburg ist. Die Lage kann sich jeden Tag wieder ändern, das weiß Merkel so gut wie die SPD und die AfD. Die Wähler sollen aber aus den Ferien mit dem Gefühl zurückkehren, die Regierung habe die Lage wieder im Griff. Eine Protestpartei wie die AfD wird von Angstmachern geführt, die möglichst lange Kassandra spielen wollen. Ab einer gewissen Schwelle sinkt darum die Zustimmung derer, die als Protestwähler nicht auf Umsturz sinnen, sondern auf Lösungen. Angela Merkel hat ihre Rhetorik schrittweise angepasst. Sie verteidigt die Grenzöffnung für Flüchtlinge vehement. Aber sie legt den Akzent in harten Worten auf die staatliche Handlungsfähigkeit. Besorgte Protestwähler, die auf Lösungen drängen, haben an Großbritannien gesehen, dass plötzlich ein radikales Weltbild obsiegen könnte. Sie wollen aber keine Revolution, sondern die Rückkehr staatlicher Normalität. Im ZDFSommerinterview am 10. Juli sagte Merkel, als Bundeskanzlerin sei sie aufgefordert, „Lösungen anzubieten“. Sie sagte es mit Bedacht in ihrem allerersten Satz. „Die Politik bedeutet ein starkes langsames Bohren von dicken Brettern mit Leidenschaft und Augenmaß zugleich“, hat der Philosoph Max Weber einst dekretiert, und so sieht sie eben auch aus, wobei die Leidenschaft heute vorwiegend beim gegenseitigen Anbrüllen in den Talkshows zur Geltung kommt, die das Augenmaß gleich mit erledigt. Was fehlt, sind die beiden Eckpfeiler der westlichen „Zivilisation“, die auch die europäische Aufklärung bestimmt haben: Pathos und Ironie. Als Ersatz haben die Deutschen die Moral gepachtet. Kritiker reden sogar von „Hypermoral“ – von der Tendenz, jedes politische Problem, bevor es überhaupt verstanden ist, sogleich moralisch zu überhöhen. Man kann es auch den Margot-Käßmann-Faktor nennen. Nur scheinbar widerspricht diese neue deutsche Frömmelei jener „protestantischen Arbeitsethik“ (Weber), die die Grundlage des berüchtigten deutschen Pragmatismus bildet. In Wirklichkeit passen beide Prinzipien gut zusammen: Erst ein gutes Gewissen, in dem stets ein schlechtes schlummert, macht die Bahn frei für die praktische Tat. Boris Johnson kennt kein schlechtes Gewissen. Das bezeugt schon seine Frisur, die keine ist. Aber das ist ja der Clou: der britische Spleen, die Exzentrik der Insulaner. Sie tun es einfach und haben noch Spaß dabei. Es ist der ungekämmten Blondschwalbe aus London auch keineswegs peinlich, erst den Brexit-Mund vollzunehmen, dann zu kneifen und schließlich doch zum Außenminister ernannt zu werden – und das von einer Frau mit L.K.BennettLeoparden-Pumps und einem Schottenkaro-Hosenanzug von Vivienne Westwood. Peinlich war auch dem liebestollen Silvio Berlusconi keine einzige seiner unzähligen Eskapaden, und selbst der so hüftsteif wirkende französische Präsident, dessen Land vom Terror geschlagen ist, verteidigt mit Chuzpe das Monatssalär seines vom Staat bezahlten Privatfriseurs in Höhe von 9895 Euro. Undenkbar bei uns. Claus Kleber würde eine Staatsaffäre ausrufen, Katrin Göring-Eckardt den „moralischen SuperGAU“ beschwören, und im ARD-„Brennpunkt“ käme Udo Walz zu seinem ersten Fernseh-Kommentar. Ein Albtraum. Gott sei Dank. Zum Glück lassen wir es erst gar nicht so weit kommen. men, bei denen die SPD eine günstige Wählerstimmung wittert. Das lässt sie Merkel immer offener spüren. Mitte April nämlich gingen SPDChef Sigmar Gabriel, Außenminister Frank-Walter Steinmeier und Justizminister Heiko Maas vor die Presse, um sich in aller Form von der Kanzlerin zu distanzieren. Sie kritisierten Merkels Beschluss, dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan eine Klage gegen den TV-Satiriker Jan Böhmermann wegen Beleidigung eines ausländischen Staatsoberhaupts zu gestatten. Die demonstrative Kritik blieb kein Einzelfall. Auf immer mehr außenpolitischen Feldern sagt die SPD Nein, wenn Merkel Ja sagt. Ob beim Umgang mit der Türkei oder beim Ver- Sehnsucht nach der RAUTE NR. 29 Auf Du und Du mit dem Stöckelschuh D as Ah und Oh war groß. Theresa May, neue britische Premierministerin, trug Pumps mit Leopardenmuster und Brillis. Oh my God. Ungeheuerlich. Wahrscheinlich hat sie noch hundert weitere solche Paare im Schrank – so wie Carrie Bradshaw in „Sex and the City“. Dabei war sie bis jetzt Innenministerin und damit zuständig für die Polizei. Wie geht das bitteschön zusammen? Warum britische Coolness bei uns keine Chance hat. Betrachtungen anlässlich einer neuen Stilattacke GETTY IMAGES/CHRISTOPHER FURLONG VON REINHARD MOHR Fragen, die man sich vor allem in Deutschland stellt, in einem Land, in dem der Fraktionsvorsitzende der drittstärksten Partei, Anton Hofreiter, an seiner schulterlangen Almöhi- und BergsepplHaartracht samt Vollbart festhält wie ein pubertierender Bub an seiner Lieblingslederhose – in einem Land, in dem Birkenstock-Sandalen als Schuhe gelten und Gummistiefel als Ausweis politischen Handlungswillens – einem Land, in dem schlecht sitzende Anzüge und ebensolche Gesichtszüge das bewährte Markenzeichen harter Arbeit sind. So bietet die politische Klasse in Berlin ein eher graues Bild, ohne Glamour sowieso, aber auch ohne Eleganz, weit- Oh my God: Theresa May in ihren Leopardenschuhen hin ohne Witz und rhetorisches Genie, das, gewiss, zuweilen ans Theatralische und Leichtfertige grenzt. Das Äußere gilt als äußerlich, also oberflächlich – auf die „inneren Werte“, soweit vorhanden, kommt es an. „Auf Du und Du mit dem Stöckelschuh“ hieß 1983 das erste Soloprogramm der Kabarettistin Maren Kroymann. Es war die Zeit, als Ina Deter ihr Lied „Neue Männer braucht das Land“ wie eine Fanfare durch die Republik schmetterte und in fortschrittlichen Kreisen heftig darüber diskutiert wurde, ob zehn Zentimeter hohe Absätze überhaupt mit der Emanzipation der Frau zu vereinbaren seien. Viele befürchteten, dass Pumps – ebenso wie Lidstrich, Make-up und andere Utensilien der BeautyIndustrie – das Weib wieder zum Objekt männlicher Begierde degradieren würde, zum schönen Püppchen, das sonst nichts zu sagen hat. Gerade im linksalternativ-grünen Milieu wurde ein Argumentationsmuster geformt, das bis heute weite Teile der Gesellschaft prägt: Nur das Authentische zählt, das Ungeschminkte, vermeintlich Ehrliche, nicht Inszenierte. Zu viel Schönheit schadet, Eleganz und Vernunft sind Gegensätze, und wer zu extravagant einher stöckelt, kann kein ernst zu nehmender Mensch sein. Manche Beobachter glauben etwa, dass die Niederlage von Julia Klöckner bei der rheinland-pfälzischen Landtagswahl auch mit ihrer strahlenden Attraktivität zu tun haben könnte – zu viel Perfektion schadet dem Image der Glaubwürdigkeit. Da war „die Malu“ einfach erdverbundener, handfester, eben „nah bei de Leut’“ (Kurt Beck), auch wenn sie den Verkauf des Flughafens Hahn spektakulär in den Sand gesetzt hat. Das deutsche Ressentiment gegen Schönheit, Form und Ästhetik hat Folgen. So gilt Höflichkeit vielerorts als reaktionäre Mimikry bürgerlicher Zurückgebliebenheit, während unverschämtes egoistisches und rücksichtsloses Verhalten das Gütesiegel echter, menschlicher Selbstentäußerung trägt. Immer noch schwingt Thomas Manns Unterscheidung mit, die er in seinen „Betrachtungen eines Unpolitischen“ formulierte: Hier die wahrhaftige deutsche Kultur, dort die westlich-dekadente, französisch geprägte „Zivilisation“. Hier das tiefe Empfinden, dort die glitzernde Oberfläche, hier Substanz, da der Talmi des falschen Scheins. © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung WELT am SONNTAG-2016-07-17-sil-24 f5123d7d0164873d70b500d7b5da4639 17. JULI 2016 WELT AM SONNTAG POLITIK 9 NR. 29 Städte im AUFSTAND gegen Katzenmusik W enn die Geschäfte öffnen und die Touristen auf die Haupteinkaufsmeile von Dresden strömen, bringt sich die slowakische Großfamilie in Stellung. Dann folgt acht Stunden lang krakeelender Gesang in Dauerschleife. Mit Gitarren und Trommeln strapazieren die Osteuropäer seit Wochen die Nerven von Anwohnern und Angestellten der Geschäfte. VON JAN LINDENAU UND ANNELIE NAUMANN Was in Sachsen die Gemüter erhitzte, spielt sich im deutschen Sommer 2016 auch in vielen anderen Städten ab. Immer mehr Fußgängerzonen, Plätze und U-Bahnen werden von Katzenmusik heimgesucht. Nicht selten bezahlt man die talentfreien Interpreten dafür, dass sie schnell wieder verschwinden. So ist es kein Wunder, dass sich von Rostock bis Worms die Beschwerden von Bürgern mehren. In vielen deut- schen Städten hält man die Ständchen schlicht für Lärmbelästigung. Landauf, landab gehen Kommunal- und Stadtverwaltungen inzwischen gegen die Invasion der Straßenmusikanten vor. „Betteln mit Instrumenten“, nennt Jürgen Wolf, City-Manager in Dresden, das Phänomen. Dahinter vermutet der Stadtentwickler „organisierte Strukturen, die extern gesteuert werden“. Ob gesteuert oder nicht: Nachdem der slowakischen Familie in Dresden immer mehr Unmut entgegenschlug, zog sie zunächst weiter nach Leipzig, dann nach Berlin. Dort hat der Clan nun den zugigen Alexanderplatz musikalisch besetzt. Ihrer aggressiven Beschallung entkommt man selbst auf diesem riesigen Areal an kaum einer Ecke. In der Hauptstadt gehören Amateurmusiker eigentlich zum normalen Straßenbild, die Bürger sind schräge Töne im öffentlichen Raum gewohnt. Doch auch hier zerrt das Getrommel und Getröte zunehmend an den Nerven: „Eigentlich sind sie nur ohrenbetäubend laut, Talent „Die Politik ist in der Pflicht“: Eine Musikerin auf dem Berliner Alexanderplatz ADENIS/GAFF/LAIF Ob Köln, Dresden oder Berlin: Straßenmusiker nerven Cafégäste und Anwohner mit Gedudel. Viele deutsche Städte gehen nun dagegen vor besitzen sie keines“, klagt ein Bierverkäufer, der dem Lärm der Großfamilie den ganzen Tag ausgesetzt ist. Die meisten Musikanten stammen aus Osteuropa – eine Ausbildung bringen sie selten mit. Berlin mit seinen Touristen und Cafés ist besonders beliebt, die Zahl talentfreier Musikanten wächst dort von Jahr zu Jahr. Bespielt werden nicht nur Plätze und Fußgängerzonen, auch die U-Bahn wird gnadenlos beschallt, obwohl das Musizieren dort verboten ist. Ausgewählte Orte wie der Kollwitzplatz in Prenzlauer Berg sind den Bettelbarden mittlerweile nicht mehr erlaubt. Anderswo müssen sie gar mit einem Bußgeld rechnen, wenn sie ihren Gitarren- oder Geigenkoffer aufs Pflaster stellen – und über keine Erlaubnis dafür verfügen. Der Auftritt von Straßenmusikern habe in einer Vielzahl von Städten und Gemeinden stark zugenommen, bestätigt auch der Städte- und Gemeindebund. „Die Politik ist in der Pflicht, Anlieger, Bewohner und Gewerbetreiben- de vor übermäßigen, lärmempfindlichen Aktivitäten der Straßenkunst zu schützen“, mahnt Referatsleiterin Miriam Marnich. Hier habe jede Kommune eine sorgsame Abwägung der unterschiedlichen Interessen vor Ort zu treffen. Die Kunstfreiheit sei dabei ein besonders hohes Gut. Jedoch habe auch diese ihre Grenzen und müsse gegebenenfalls hinter den Interessen der übrigen Straßennutzer zurückstehen. Auf die Lärmoffensive mit Klingelbeutel reagieren die Großstädte nun mit festen Regularien. Der Einsatz besonders lauter Instrumente wie Trompeten oder Dudelsackpfeifen ist oft nicht erlaubt. Zudem müssen Musiker meist nach spätestens 60 Minuten den Ort wechseln. Doch auch eine Stunde kann reichen, um Anwohner auf die Barrikaden zu bringen oder zahlkräftige Touristen aus Lokalen zu vertreiben. Als eine von wenigen Großstädten führt Köln Buch über Bürgerklagen. Das Amt für öffentliche Ordnung zählt dort seit Januar 2014 die telefonischen Be- schwerden der Anwohner. Die Tendenz: Steil ansteigend. In diesem Jahr wurden bereits 165 Beschwerden registriert. Zum Vergleich: Im gesamten Jahr 2014 waren es 189. Selbst in den Wintermonaten scheinen mehr lärmende Straßenmusiker in Köln unterwegs zu sein als früher. Im Februar 2014 wurden zwei Beschwerden registriert, 2015 schon neun, im vergleichsweise milden Februar dieses Jahres bereits stolze 26. Die tatsächliche Zahl der Beschwerden dürfte laut einer Sprecherin deutlich höher ausfallen. In Rostock ist Finanzsenator Chris Müller mit dem Problem befasst. „Ich will da härter durchgreifen. Dieses ewige Trommeln geht uns allen auf die Nerven“, sagt der Sozialdemokrat. Die Verwaltung prüft, die bestehenden Regeln anzupassen. Die Kontrollen werden erhöht, Platzverweise erteilt. Technisch aufgerüstet hat Frankfurt am Main. Mit Geräten zur Lärmmessung begeben sich seit Ende 2015 die Mitarbeiter des Ordnungsamtes auf Pa- trouille. Maximal 60 Dezibel sind erlaubt. Die Stadtverwaltung hat sich vorgenommen, nun häufiger zu messen, ob sich die Musikanten an diese Lärmgrenze halten. Auch in Hamburg sind seit einiger Zeit verstärkt bettelnde Musikanten auf Bahnsteigen und in Zügen unterwegs, obwohl das Musizieren dort verboten ist. Hinter den Musikanten steckt nach Einschätzung der Hamburger S-Bahn in vielen Fällen organisierte Bettelei. „Durch Geldgaben werden die Musizierenden nur dazu verleitet, noch öfter in den Zügen aufzutreten“, sagt Bahnsprecher Egbert Meyer-Lovis. Probleme gibt es überall. In Bayern bekommt man sie in den Griff. Das Zauberwort heißt: Vorspielen. In München müssen Straßenmusiker seit 2007 ein Casting bestehen. Nur die Besten dürfen auf dem Odeonsplatz oder dem Stachus ihre Musi spielen. Grobe Verstöße gegen den guten Geschmack regelt dann die Polizei des Freistaats – zur Not mit einem Platzverweis. ANZEIGE )"--0 ;6,6/'5 %JF#.8.PEFMMF NJUF%SJWF XXXCNXEF VNXFMUCPOVT 'SFVEFBN'BISFO +&5;56.8&-5#0/64/65;&/Ӊ'3%&/#.8J 6/%Ӊ'3%*&1-6(*/):#3*%.0%&--& %JF)¶IFVOE#FSFDIUJHVOH[VS*OBOTQSVDIOBINFEFT6NXFMUCPOVTJTUEVSDIEJFBVGEFS8FCTFJUFEFT#VOEFTBNUTG¼S8JSUTDIBGUVOE"VTGVISLPOUSPMMFVOUFS XXXCBGBEFBCSVGCBSF'¶SEFSSJDIUMJOJFHFSFHFMU&TCFTUFIULFJO3FDIUTBOTQSVDIBVG(FX¤ISVOHEFT6NXFMUCPOVT%FS6NXFMUCPOVTFOEFUNJU&STDI¶QGVOH EFSCFSFJUHFTUFMMUFO'¶SEFSNJUUFMTQ¤UFTUFOTBN+VOJ /FVF#.8J'BIS[FVHFTJOECFJKFEFNBVUPSJTJFSUFO#.8J "HFOUFOFSI¤MUMJDI"CCJMEVOH[FJHU4POEFSBVTTUBUUVOHFO ,SBGUTUPGGWFSCSBVDI#.8YF"DUJWF5PVSFSVOE#.8 F-JNPVTJOFJOMLNLPNCJOJFSU ѭ$0 &NJTTJPOFOJOHLNLPNCJOJFSU ѭ 4USPNWFSCSBVDIJOL8ILNLPNCJOJFSU ѭ%JF"OHBCFO[V,SBGUTUPGGWFSCSBVDI$0 &NJTTJPOVOE4USPNWFSCSBVDITJOEBCI¤OHJHWPOEFS HFX¤IMUFO3BEVOE3FJGFOHS¶F"MT#BTJTG¼SEJF7FSCSBVDITFSNJUUMVOHEJFOUEFS&$&'BIS[ZLMVT © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung WELT am SONNTAG-2016-07-17-sil-24 f5123d7d0164873d70b500d7b5da4639 10 POLITIK WELT AM SONNTAG NR. 29 17. JULI 2016 „Neun-Striche-Linie“ (von China beanspruchtes Gebiet) Quelle: marineregions.org TAIWAN CHINA Südchinesisches Meer 2013 PHILIPPINEN THAILAND IMPERIUM Paracel Inseln LAOS Scarborough-Riff VIETNAM Herr Xi baut sich ein KAMBODSCHA China verfolgt rücksichtslos seine Weltmacht-Ambitionen im Südchinesischen Meer und schüttet Insel um Insel auf. Ein Urteil soll Peking nun ausbremsen und gefährliche Konflikte vermeiden – doch die Supermacht ist davon kaum beeindruckt 2014 Auf dem einst flachen Riff TreeIsland, das Teil der Paracel-Inseln ist, wird seit 2014 ein Hafen ausgebaut (große Sandaufschüttung links) 2015 Spratly Inseln X i Jinping träumt von einer Weltnation China, und so baut der INDONESIEN Staatspräsident sein Land ehrgeizig zur Seemacht aus. Mit modernen Kriegsschiffen und Flugzeugträgern – und mit Marinestützpunkten im Südchinesischen Meer. Die Pläne lagen schon lange in der Schublade, es fehlte nur der unverdächtige Anlass. Der kam im März 2014 mit dem Unglücksflug der malayischen Boeing MH 370. 2012 Die Philippinen hatten auf Nanshan, das zu den Spratlys gehört, seit 1968 Soldaten stationiert. Inzwischen ist die Inselgruppe von Peking besetzt, dort werden größere Ölund Gasvorkommen vermutet 2016 VON JOHNNY ERLING UND SOPHIE MÜHLMANN AUS PEKING Für den Chef von Chinas Marineberatergruppe und Konteradmiral Yin Zhuo kam das Unglück wie gerufen: Er forderte vier Tage nach dem Verschwinden des Flugzeugs den Bau von neuen Stützpunkten und begründete das so: „Wir sind zu weit weg, wenn wir bei einem Unglück helfen wollen. Wir müssen vor Ort im Südchinesischen Meer Häfen und Flugplätze bauen.“ Während alle Welt nach dem Flieger suchte, schickte Peking eine Armada an Baggerschiffen los. Kaum zweieinhalb Jahre später sind die sieben Riffe der Spratly-Inseln nicht wiederzuerkennen, chinesische Bautruppen trotzen dem Meer 13 Quadratkilometer Neuland ab. Inzwischen sind diese künstlichen Inseln Schauplatz einer gefährlichen Krise geworden. Ein Schiedsspruch des UNSeegerichts im fernen Den Haag hat der Klage der Philippinen wegen anmaßender Besitznahme recht gegeben. Die Führung in Peking schäumt. Einen Tag nach dem Urteil des Schiedsgerichts, das China nicht anerkennt, ließ es auf zwei seiner „Inseln“ demonstrativ Passagiermaschinen aus dem 900 Kilometer entfernten Hainan landen. Vizeaußenminister Liu Zhimin drohte damit, eine Luftverteidigungszone auszurufen. Die USA sind bereits gewappnet: Sie kreuzen vor der Küste der Philippinen, deren Schutzmacht sie sind, mit zwei Flugzeugträger-Verbänden und drei zusätzlichen Zerstörerschiffen. „Das Urteil schafft eine große Herausforderung für China, denn es ver- 250 km 2015 stärkt die Angst der angrenzenden Länder und der ganzen Welt vor Pekings wachsendem Einfluss“, sagt Malcom Cook, Sicherheitsexperte vom Institut für Südostasiatische Studien in Singapur. Seiner Meinung nach hat Peking sich mit dem Inselausbau in eine Sackgasse manövriert. „Die große Frage ist nun, ob die Chinesen ihre Aktivitäten im Südchinesischen Meer intensivieren oder ob sie versuchen, die Situation zu entschärfen.“ Im schlimmsten Fall, prophezeit Cook, werden die Chinesen noch aggressiver im Südchinesischen Meer vorgehen – sowohl in den Gewässern, um die sie mit den Philippinen streiten, als auch in den Regionen, die andere Anrainer für sich beanspruchen. Peking könnte zum Beispiel eine künstliche Insel auf dem Scarborough Riff errichten, das unmittelbar vor den Philippinen liegt. Das würde unmittelbar den Druck auf die USA erhöhen, die sich bisher aus den regionalen Konflikten möglichst herausgehalten haben. Als wahrscheinlich gilt, dass die Amerikaner im Falle weiterer chinesischer Expansion ein Exempel statuieren. So könnte Washington etwa demonstrativ in die 12Meilen-Zone der von Peking beanspruchten Inseln eindringen, um Pekings Ambitionen entgegenzutreten. „China könnte darauf schlecht reagieren und versuchen, sie zu stoppen. Für die in ihrem Stolz verletzten chinesischen Nationalisten allerdings wäre genau dieses Worst-Case-Szenario das Beste, was ihnen passieren könnte“, glaubt Experte Cook. Denn dann hätten sie einen Vorwand, noch aktiver zu werden als bisher schon. „Eine Eskalation ließe sich nur vermeiden, wenn die Chinesen zwar offiziell das Urteil für nichtig erklären – de facto aber trotzdem versuchen, die Anrainerstaaten zu besänftigen, indem sie etwa ihre Fischer aus den umstrittenen Gewässern zurückrufen“, so Cook. Sicher ist: Das Urteil des Schiedsgerichts bedeutet für China einen herben diplomatischen Rückschlag. „Aber das hat Peking in der Vergangenheit kaum aufgehalten“, warnt der Sicherheitsexperte. Seine Prognose: Die Spannungen in der Region werden zunehmen. 2016 Auf dem Subi-Riff haben chinesische Bagger seit 2013 massiv Sand aufgeschüttet, außerdem wurden neue Landebahnen gebaut. Nach dem Urteil in Den Haag, das Peking nicht anerkennt, landeten in dieser Woche demonstrativ zwei Zivilflugzeuge GETTY IMAGES/DIGITALGLOBE/SCAPEWARE3D (7) auf dem neu errichteten Flughafen Das Tauschgeschäft aus Angst und Not N ur wenige Tage nach den Terroranschlägen von Brüssel stieg James R. Clapper in ein Flugzeug nach Deutschland. Der knarzige 75Jährige mit Glatze, Brille und Kinnbart ist für den amerikanischen Präsidenten Barack Obama der wichtigste Mann im Kampf gegen den internationalen Terrorismus. Er ist der Geheimdienstkoordinator der USA. VON MANUEL BEWARDER UND FLORIAN FLADE Trotz der Snowden-Affäre rücken Amerika und Europa wieder näher zusammen, auch weil die Bedrohung durch den islamistischen Terrorismus größer denn je ist. Genau darum ging es beim Besuch von Clapper Anfang April. Künftig sollen Informationen über gefährliche Islamisten besser ausgetauscht und blinde Flecken im Antiterrorkampf verhindert werden. Die Angst ist groß, dass es in Europa zu weiteren Attentaten kommt, von der Furcht zu schweigen, dass befreundete Sicherheitsbehörden vor den Tätern gewarnt hatten, die Informationen aber versandeten. Es sind solche Gedanken, die sich auch Bundesinnenminister Thomas de Maizière gemacht haben wird, als er im Mai nach Washington D.C. reiste und dort ein geheimes Abkommen mit den USA unterzeichnete, das in wochenlanger Arbeit mit Deutschland hat aus den USA viele Hinweise über Islamisten erhalten – doch die Verwertung bereitet Probleme. Im Eiltempo wird nun ein Geheimvertrag umgesetzt Hochdruck vorbereitet worden war. Darin geht es um einen geregelten Austausch von Daten über Islamisten und ihren Reiserouten. De Maizière wusste: Seine Sicherheitsbehörden hatten in der Vergangenheit schon viele Informationen über Terrorverdächtige von den Amerikanern bekommen. Längst nicht alle Datensätze wurden nach Recherchen dieser Zeitung auch ausgewertet und mit Datenbanken oder Fahndungssystemen abgeglichen. Dafür fehlte die rechtliche Grundlage. Das Programm des deutschen Innenministers bei seiner USA-Reise war straff geplant: Besuche bei der Bundespolizei FBI standen genauso an wie ein Wiedersehen mit Heimatschutzminister Jeh Johnson und einer Diskussion mit Studenten an der Georgetown University. Höhepunkt war das Treffen mit Justizministerin Loretta Lynch. Mit Lynch unterzeichnete de Maizière den Geheimvertrag, das sogenannte Memorandum of Understanding. Datenaustausch lautet derzeit das Zauberwort im Antiterrorkampf. Die Erkenntnisse der Sicherheitsbehörden über potenzielle Terroristen sollen mühelos zwischen den Staaten hinund herfließen, denn Daten bedeuten Wissen, und Wissen soll Sicherheit schaffen. Diese Haltung ist nicht neu. Jetzt aber soll es schneller gehen. Der Austausch von Informationen sei „die beste Vorsorge gegen mögliche Anschläge in einem unserer Länder“, sagte ein zufriedener Thomas de Maizière in Washington. „Ich bin dafür, dass wir die notwendigen Informationen auch austauschen.“ Vor zwei Jahren hatte der erste Syrien-Rückkehrer in Europa zugeschlagen: Mehdi Nemmouche erschoss im Jüdischen Museum in Brüssel vier Menschen. Eingereist war er über den Flughafen Frankfurt. Weil der Franzose im europäischen Fahndungssystem SIS aber lediglich zur verdeckten Kontrolle ausgeschrieben war, ließ ihn die Bundespolizei ziehen. Für den europäischen Verbund stellt sich seitdem die Frage, wie der Informationsaustausch und die Weitergabe von Hinweisen verbessert werden kann. Die Mitglieder der Europäischen Union einigten sich im vergangenen Jahr darauf, ein polizeiliches Antiterrorzentrum bei Europol in Den Haag einzurichten. Darüber hinaus wurde die Counter Terrorism Group (CTG) aus ihrem Dornröschenschlaf geweckt. Bereits nach den Anschlägen vom 11. September 2001 hatten sich die Vertreter von Nachrichtendiensten aus 28 EU-Ländern samt der Schweiz und Norwegen zusammengesetzt. Doch erst im Juni wurde eine operative Einheit gebildet. Unklar bleibt jedoch, wie die Terrorjäger der Polizei sich künftig mit den Vertretern der Geheimdienste austauschen wollen. Bislang agieren sie getrennt voneinander. Auch die vergangenen Monate zeichneten sich durch weitere Pannen in der Terrorabwehr aus. Beispiel Salah Abdeslam. Der „Logistiker“ der Paris-Anschläge konnte die späteren Attentäter im Herbst ungestört quer durch Europa chauffieren. Abdeslam kam dabei in Polizeikontrollen, einmal sogar nur wenige Stunden nach dem Massaker in der französischen Hauptstadt. Im SISFahndungssystem war der Islamist allerdings nicht zur Festnahme ausgeschrieben. Und das obwohl die Behörden längst Hinweise auf terroristische Verbindungen hatten. Besonders viel lief dann vor den Brüsseler Anschlägen am 22. März schief. Angeblich lieferten die US-Behörden wenige Tage zuvor wichtige Hinweise nach Europa. Die US-Bundespolizei FBI soll Informationen über das spätere Attentäter-Brüderpaar Ibrahim und Khalid El Bakraoui an die Niederlande weitergegeben haben. Diese wiederum informierten wohl tags darauf die belgischen Ermittler. Doch es geschah nichts. Seitdem stehen die Belgier blamiert da. Von „Unfähigkeit“ und „dilettantischem Verhalten“ ist die Rede – auch hierzulande gab es solche Stimmen. Was unerwähnt blieb: Auch die deutschen Sicherheitsbehörden hatten im Vorfeld der Anschläge von Brüssel viele Informationen aus den Vereinigten Staaten erhalten – nur nicht verwertet. In Berlin verfolgte die Bundesregierung genau, wie Belgiens politische Spitzen nach dem 22. März in arge Bedrängnis gerieten. Sie zog daraus ihre Schlüsse. In kurzer Zeit verabschiedete das Kabinett ein neues Antiterrorpaket. Das Bundesamt für Verfassungsschutz und der BND sollen künftig mit ihren Verbündeten leichter Daten austauschen können – dem Vernehmen nach geht es vor allem um die Kooperation mit Frankreich. Gleichzeitig wurde beim Bundeskriminalamt (BKA) nur zwei Tage nach den Anschlägen von Brüssel eine Pro- © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung jektgruppe ins Leben gerufen, die das vertrauliche Abkommen mit den USA im Eiltempo vorbereiten sollte. Sie trägt den Namen „DADA“, für Deutsch-Amerikanischen Datenaustausch. Es ginge darum, „Prozesse für den Austausch von Daten, unter Berücksichtigung umfangreicher sowie komplexer fachlicher, technischer und rechtlicher Anforderungen und Fragestellungen“ zu entwickeln. Testläufe sollten durchgeführt werden. Das Ziel ist auch, ein Missgeschick wie in Belgien zu verhindern. Informationen aus den Staaten sollen nicht länger auf Datenträgern schlummern, sondern ausgewertet und in polizeiliche Datenbanken überführt werden dürfen. Über die genauen Inhalte des Abkommens mit den Amerikanern herrscht offiziell Schweigen. In der Antwort auf eine Anfrage der Grünen-Bundestagsfraktion erklärte die Regierung, dass das BKA dem Terrorist Screening Center (TSC) beim FBI bislang Daten von 299 Terrorverdächtigen übermittelt habe. Die Zahl ist relativ hoch – in ganz Deutschland werden rund 1100 gewaltbereite Islamisten gezählt. Wie viele Informationen die US-Seite an die deutschen Kollegen lieferte, verrät die Regierung nicht. Klar ist: Der Datenpool der Amerikaner ist gigantisch. In der Terrorist Screening Database des FBI stehen rund eine Million Namen. WELT am SONNTAG-2016-07-17-sil-24 f5123d7d0164873d70b500d7b5da4639 17. JULI 2016 WELT AM SONNTAG POLITIK 11 NR. 29 KOMMENTARE A Erdogan gestärkt, Demokratie geschwächt uf der Top-Ten-Liste der ungeschicktesten Umsturzversuche dürfte der türkische Freitagsputsch fortan einen führenden Platz einnehmen. So dilettantisch wie die Offiziere, welche Erdogans Sommerfrische in Marmaris nutzen wollten, um ihn loszuwerden, stellte sich eigentlich nur die Junta an, die im August 1991 den spätsowjetischen Präsidenten Gorbatschow abzusetzen trachtete. Die hielt damals aber immerhin drei Tage durch. In der Türkei war der Spuk am Samstagmorgen nach zwölf Stunden „weitgehend“ beendet. VON SASCHA LEHNARTZ ESSAY Die schöne neue Welt muss warten B Vor 20 Jahren erschien Samuel Huntingtons Bestseller „Clash of Civilizations“. Viele seiner damals heftig kritisierten Voraussagen haben sich bestätigt, meint Michael Stürmer uchstäblich über Nacht wird aus dem Sehnsuchtsort Nizza die Chiffre des Schreckens. Die massenmörderische Botschaft lautet: Niemand soll mehr sicher sein vor dem Terror, der keine Armeen ins Feld schickt, sondern, indem er überall und nirgendwo lauert, Angst in die Herzen gießt. Dass Deutschland bisher von einem Massaker dieser Größenordnung verschont geblieben ist, bietet keinerlei Gewähr für die Zukunft. Niemand weiß das besser als die Wächter in Bundespolizei und Bundeskriminalamt. Immer gilt der höhnische Zuruf der Terrorbeflissenen an die Ordnungskräfte: „Ihr müsst immer Erfolg haben, wir nur einmal.“ In der darauffolgenden Nacht wird die Türkei erschüttert. Das Militär, seit je Hüter des nach Westen orientierten Kemalismus, wagte einen Putsch, selbst Gerüchte über eine Inszenierung durch Erdogan kursierten. Europa ist umgeben von einem Krisenbogen von der Ostsee bis zum Persischen Golf, und es scheint alles auf dem Spiel zu stehen, was in Jahrzehnten an Stabilität, Sicherheit, Vertrauen und Zivilität errungen wurde. Waren wir gewarnt? Ja, wir waren. Aber die Abwehr galt dem Boten, nicht seiner Botschaft. „Clash of Civilizations“ – Zusammenprall der Kulturen – hieß das Buch von Samuel Huntington, das vor zwanzig Jahren erschien. So beschrieb der renommierte Harvard-Professor die Zukunft und störte damit das allgemeine Aufatmen nach dem Kalten Krieg. Die Warnung blieb ungehört. Wer heute in dem 500-Seiten-Band blättert, entdeckt viel von den Feuern der Gegenwart, am meisten, wie Huntington damals zur Empörung aller Gutgesinnten schrieb, die brennenden Grenzen des Islams. Huntington sah nach dem Ende des Kalten Krieges in Kultur und Religion, in Geschichte und Geografie die Antriebskräfte neuer Konflikte, die in der Bipolarität des Kalten Krieges nur eingefroren, aber keineswegs aus der Welt geschafft und zur ewigen Ruhe gebettet waren. Der spektakulären These vom Ende der Geschichte konnte Huntington nichts abgewinnen. Sie wurde im August 1989 von Francis Fukuyama, einem japanoamerikanischen Mitarbeiter der Rand Corporation und des State Department, in die Welt gesetzt. Dieser Traum vom ewigen Frieden in der amerikanischen Version gewann zwar weltweit die Herzen und verlieh ihrem Verfasser den Rang eines Welt-Propheten, beflügelte aber Wunschdenken und bekehrte das westliche Publikum, Wähler und Gewählte, zum politischen Vegetariertum: schöne neue Welt. Die Sowjetunion hatte sich von der Weltbühne verabschiedet, und ihre Erben experimentierten mit Demokratie und Markt. Das neue alte Russland? Schon bald würden sich die Nachlassverwalter des Riesenreiches demokratisch taufen lassen. Auf jeden Fall, so wurde es zwischen Pentagon und State Department beschlossen und vom Weißen Haus abgesegnet, brauchte man auf die gescheiterte Supermacht nicht mehr viel Rücksicht zu nehmen. China würde dem Klub der Guten beitreten, Kapitalismus üben und seine Nachbarn in Ruhe lassen. Die USA ernannten sich selbst zur „sole surviving superpower“, und sie würden notfalls weltweit nach dem Rechten sehen. So weit der Washington-Bonn/Berlin-Konsensus. Huntington machte es nichts aus, den Störenfried zu spielen und dafür gescholten zu werden als einer, der das Ende des Kalten Krieges nicht ertragen könne. Dabei entstammte seine düstere Analyse einem weltweit angelegten Forschungsprojekt der HarvardUniversität über alte und neue Konfliktherde, ihre Interaktion und darüber, was das alles für die „grand strategy“ der Vereinigten Staaten und die Zukunft des Westens zu bedeuten hatte. Im gerade erst mit Glück und Geschick wiedervereinigten Deutschland galt Huntington als böser Mann, und der Bote wurde nach altem Brauch für die Botschaft bestraft. Von einem Kampf der Kulturen, so hieß es autoritativ von Kritikern, bleibe nach 500 Seiten nicht viel übrig. „Das Erklärungsmuster Huntingtons ist untauglich, der Kompass, den er vorgeben will, ohne Nadel. Gewiss prägen unterschiedliche Kulturen Menschen und Gesellschaften. Aber sie sind in aller Regel nicht der Anlass für große Konflikte oder gar Kriege.“ Macht sei, auch wenn sie anders verbrämt sein möge, weltlich, in welchem Gewand sie auch daherkomme, Konkurrenz um weltliche Vorteile. „Beide – Macht und Rivalität – folgen nicht dem Muster eines Kampfes der Kulturen.“ Die Kritik an „WER SPANNUNGEN NICHT ANERKENNEN WILL, IST DAZU VERURTEILT, AN IHNEN ZU SCHEITERN“ SAMUEL HUNTINGTON (1927–2008) Huntington ging bis in seine persönliche Diffamierung als Angstmacher und Unruhestifter. Wen die Götter verderben wollen, so wussten die alten Römer, den schlagen sie mit Blindheit. Huntington ernst zu nehmen hätte ein sehr viel aufwendigeres Management der alten und wieder aufbrechenden Konflikte verlangt. Aber Geld, Expertise, Diplomatie und die nüchterne Weltsicht gingen in eine andere Richtung. Es gab nur wenige Rezensenten, die die Warnung aus der strategischen Denkschule der Harvard-Universität verstanden oder gar die gleichzeitige Warnung des Pentagons ernst nahmen: „The world is still a dangerous place.“ Dabei hätte der Blick auf den Kaukasus oder den Westbalkan, auf den Maghreb und den nur durch dauernden Militäreinsatz eingedämmten algerischen Bürgerkrieg Zweifel wecken müssen an der schönen neuen Welt. Vergangenheit, Zeit und Geschichte waren nicht im Begriff, sich in Wohlgefallen aufzulösen. Huntington und die Seinen verstanden, dass das Älteste auch das Neueste sein könnte, dass der politische Islam die arabische Staatenwelt zertrümmern würde, dass Russland sich mit dem Verlust der Ukraine, Georgiens und der baltischen Staaten nicht abfinden könnte, dass der Balkan zum Blutsumpf werden und dass über dem Pazifik, wenn China sein Erbe verlangte, Krisen und Konflikte sich aufbauten, die so bald kein neues Gleichgewicht einhegen würde. Huntington ordnete seine Analyse um fünf Thesen. 1. Dass wirtschaftliche und soziale Modernisierung weder eine universale Kultur schaffen noch die Verwestlichung nicht westlicher Gesellschaften bewirken würde. 2. Dass das Machtgleichgewicht der Kulturkreise sich verschiebt. 3. Dass eine auf konkurrierenden Werten basierende Weltordnung entsteht. 4. Dass der universalistische Anspruch des Westens Grenzkonflikte erzeugt. 5. Dass ein weltweiter Kampf der Kulturen nur zu vermeiden ist, wenn der Westen zusammenhält, Amerika führt und zugleich sich selbst zurücknimmt. Huntingtons ambivalente Handlungsanweisung: „Wer keine fundamentalen Spannungen anerkennen will, ist dazu verurteilt, an ihnen zu scheitern.“ Huntingtons Buch war zuerst und vor allem eine Warnung an die Regierung von Bill Clinton, verbunden mit dem Rat, ein neues kulturelles Gleichgewicht zu finden in einer vieldeutigen Welt. Er warnte vor dem amerikanischen „exceptionalism“ – dem Anspruch auf Auserwähltheit und Führung. Zwei Jahrzehnte später, angesichts verlorener Siege und aufsteigender Kulturkonflikte, liest man die Warnungen des amerikanischen Professors mit den Augen der Erfahrung, aber auch mit der Beängstigung, dass das Potenzial an kulturellen Konflikten sich noch lange nicht erschöpft hat. Huntingtons Buch war Warnung, dass jene Pause der Weltgeschichte, welche die deutsche Einheit ermöglicht hatte, nicht ewig dauern würde. Ausgerechnet im Land der „German Angst“ aber gab es eine überraschende Berührungsangst, so als ahnte man, dass in den irritierenden Thesen des Harvard-Gelehrten mehr Wahrheit steckte als der deutschen Seelenruhe, der politischen Gemütlichkeit und der Friedensdividende verträglich. Dabei hat Huntington doch eigentlich mit viel Fleiß, Energie und Einsicht nur daran erinnert, gegen Fukuyamas so juvenile wie einflussstarke Voraussagen, dass die Geschichte keinem amerikanischen oder sonstigen Weltplan folgt, sondern im Gegenteil man sich um des Friedens willen hüten muss vor allen missionarischen Bestrebungen. Wenn Huntington in eine Tradition gehört, dann in die Jacob Burckhardts, des großen Schweizer Historikers. Seine „Weltgeschichtlichen Betrachtungen“ aus dem Basler Hörsaal von 1871 sind ernst zu nehmen – am meisten das Kapitel über die Bedingtheit der Geschichte durch die Kultur: „Nicht klug für ein andermal, sondern weise für immer.“ © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung Mehr als 260 Menschenleben hat das bizarre Spektakel gekostet. Offensichtlich hatten die Frondeure die Loyalität weiter Teile der Streitkräfte gegenüber dem gewählten Präsidenten unterschätzt. Zu wenige Einheiten waren bereit, sich der Rebellion anzuschließen. Einige leisteten hartnäckigen Widerstand. Noch mehr aber täuschten sich die Putschisten über den Volkswillen. Unter den türkischen Bürgern, die sich vor die Panzer stellten und rebellierende Soldaten festsetzen, waren nämlich keineswegs nur Erdogan-Anhänger. Die Aussicht auf eine vierte Militärdiktatur nach 1960, 1971 und 1980 fand die Mehrheit der Türken um nichts verlockender als die Perspektive, weiter von einem sich zunehmend autoritär gebärdenden Präsidenten Erdogan regiert zu werden. Die Erinnerung an die massiven Menschenrechtsverletzungen aus den 80er-Jahren ist bei vielen noch frisch. Der Junta-General und spätere Präsident Evren wurde erst 2014 zu lebenslanger Haft verurteilt, die er aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr antreten musste. Er starb 2015. Auch die Kurden erinnern sich nur zu gut, dass sie unter dem Militärregime noch viel weniger zu lachen hatten als unter Erdogan. V Dieser dürfte nun fester auf seinem güldenen Ikea-Sessel „Sultan“ sitzen als je zuvor. Umgehend machte er die Gülen-Bewegung für den Aufstand verantwortlich. Erdogans erste Maßnahmen am Samstag lassen ahnen, wohin die Reise nun geht: Gegen Gegner und Kritiker wird er noch härter vorgehen als bislang. Der Versuch, ihn zu stürzen, liefert ihm dafür die Legitimation. Auch deshalb schießen die Spekulationen ins Kraut, Erdogan könnte den Putsch selbst inszeniert haben. Dafür gibt es bloß bislang keine Belege. Die Lage kann man trotzdem vorläufig so zusammenfassen: Dieser Coup ist Erdogan geglückt, unabhängig von der Frage, ob er dabei Subjekt oder Objekt der Geschichte war. Deshalb nennt er den Aufstand auch „ein Geschenk Allahs“. Fast 3000 Richter hat Erdogan noch am Samstag entlassen. Eine Säuberungswelle im Militär kündigte er an. Die ohnehin drangsalierte Presse darf sich noch wärmer anziehen. Die Bürger der Türkei haben DIE PUTSCHISTEN TÄUSCHTEN SICH ÜBER DEN VOLKSWILLEN ihre Demokratie gegen das Militär verteidigt. Ironischerweise haben sie den gewählten Präsidenten damit seinem Ziel einen großen Schritt näher gebracht: den laizistischen türkischen Rechtsstaat nach Gutdünken zu demontieren. Wenn Erdogan seine islamische Präsidialdemokratur erst einmal fest installiert hat, könnte es passieren, dass diejenigen, die gestern den Panzern den Weg versperrten, sich irgendwann ein pragmatisches Militär-Interregnum herbeiwünschen, das die kemalistische Demokratie wieder herstellt. Wirtschaftsminister auf Irrwegen ielleicht wird am Ende niemand Sigmar Gabriel ein Fehlverhalten nachweisen können im Falle Kaiser’s/Tengelmann. Und vielleicht, ganz vielleicht wird die Entscheidung des Wirtschaftsministers, die Übernahme der Einzelhandelskette durch Edeka per „Ministererlaubnis“ durchdrücken zu wollen, letztlich nicht mehr Jobs kosten als retten. VON OLAF GERSEMANN Ganz sicher aber wird ein schaler Nachgeschmack bleiben. Ein Mann, der den Nachlass Ludwig Erhards verwalten soll, hat sich über den Rat der amtlich bestellten Wettbewerbsexperten hinweggesetzt – und muss sich für die Art, in der er das mutmaßlich tat, von ranghohen Richtern schwere Vorwürfe anhören. Mag sein, dass Gabriel als SPD-Chef noch immer der rechte Mann zur rechten Zeit ist. Mag auch sein, dass er der beste Kanzlerkandidat für seine Partei wäre. Doch das Amt des Wirtschaftsministers tut ihm nicht gut – und er dem Amt nicht. Gabriel hätte nach der Bundestagswahl 2013 nach dem Finanzministerium greifen müssen. Ein bequemer Posten in diesen Zeiten: Der oberste Kassenwart kann dank Nullzinspolitik und robustem Arbeitsmarkt recht mühelos den Ruhm der „schwarzen Null“ für sich vereinnahmen, ohne die Kabinettskollegen zu nennenswerten Sparanstrengungen zwingen zu müssen. Und Gabriel hätte dazu noch, anders als der steuerpolitisch ehrgeizlose Wolfgang Schäuble es tut, gestalterisch tätig werden können – etwa durch einen entschlossenen Abbau der „kalten Progression“, einer sozial besonders ungerechten Form der Steuererhöhung. Gabriel indes ließ sich leiten von der Verlockung, als Wirtschaftsminister glänzen zu können – schon weil die Vorgänger so blass geblieben waren. Der letzte Aufrechte im Sinne Erhards und Karl Schillers war Wolfgang Clement. Danach kamen der apathisch wirkende Michael Glos, der unernste Rainer Brüderle, der glücklose Philipp Rösler. Glamour verbreitete zwischendurch Karl-Theodor zu Guttenberg, der aber nur kurz im Amt blieb und es in dieser Zeit fertigbrachte, gegen die Opel-Rettung zu sein und auch dafür. Dass Gabriel nun gefühlt dreimal in der Woche mit einigem Tamtam ein neues Förderprogramm für Unternehmensgründer auflegt, kann nicht darüber hinwegtäuschen, wie undankbar der Job des Bundesministers für Wirtschaft und Energie ist. Die Energiewende ist längst hoffnungslos vermurkst. Und dann ist da noch TTIP, das weithin verhasste transatlantische Freihandelsabkommen, von dem jeder, der wollte, von vornherein wissen konnte, dass es nicht zustande kom- SIGMAR GABRIEL LEIDET UNTER SEINEM AMT – UND DAS AMT UNTER IHM men würde. Bleibt die traditionelle Funktion des Wirtschaftsministers als ordnungspolitischer Lordsiegelbewahrer, die in Zeiten allgemeiner Orientierungslosigkeit wichtiger ist denn je. Dass Gabriel diese Rolle überhaupt ausfüllen könnte, ist fraglich angesichts seiner oft gezeigten Sprunghaftigkeit. Aber er will sie wohl auch gar nicht; der Sozialdemokrat gefällt sich eher als industriepolitischer Gestalter, wie sich bei Kaiser’s/Tengelmann gerade zeigt. Ende 2017 wird das Land wohl, so oder so, einen neuen Wirtschaftsminister bekommen. Es wird auch Zeit. WELT am SONNTAG-2016-07-17-sil-24 f5123d7d0164873d70b500d7b5da4639 12 FORUM GANZ GENAU GELESEN Als zweimaliger Tour-de-France-Sieger zählt Chris Froome zu den erfolgreichsten Radprofis der Welt. Geboren wurde er in Kenia, wo er sich zunächst als Mountainbiker versuchte. Bis 2007 bestritt er internationale Radrennen mit kenianischer Lizenz, dann erwarb er über seine Eltern die britische Staatsbürgerschaft. Die Tour de France gewann er in den Jahren 2013 und 2015. Auf der 12. Etappe der aktuellen Tour de France auf dem Mont Ventoux in der Provence stieß Froome kurz vor dem Ziel mit einem TV-Motorrad zusammen. Weil sein Rad nicht mehr funktionierte, lief Froome einfach zu Fuß weiter, ehe er ein Ersatzrad gereicht bekam, das aber zu klein für ihn war. Erst für das letzte Stück konnte ihn sein Team wieder mit einem passenden Rad versorgen. Der Vorgang wurde von der TourLeitung genau geprüft, bevor sie entschied, dass Froome das Gelbe Trikot behalten durfte. Ob Froome wusste, in welcher historischen Tradition er den Berg hinaufstakste? Als im April 1336 der Dichter Francesco Petrarca aus reiner Lust und zur „Erregung des Herzens“ den 1912 Meter hohen Mont Ventoux bestieg, war das eine unerhörte Neuigkeit. Deshalb gilt der große Italiener als Begründer des Bergsteigens. Der Bibel-Psalm 121 hatte ihn dazu inspiriert: „Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen, von welchen mir Hilfe kommt.“ WELT AM SONNTAG VON RAINER HAUBRICH „ICH HABE ZU MIR SELBST GESAGT: ,ICH HABE KEIN RAD.‘ UND ICH WUSSTE, DAS AUTO MIT MEINEM RAD IST FÜNF MINUTEN ZURÜCK AUF DER STRASSE, ALSO MUSS ICH LAUFEN“ LESERBRIEFE D Zu: „Im Mittelfeld sind wir Champion“ von Richard Herzinger, 10. Juli er beste Kommentar zur Fußball-EM steht nicht im Sportteil, sondern im Forum. Richard Herzinger bringt es in seinem vorzüglichen Essay auf den Punkt: Die im Ganzen ja sehr gute Leistung sei „einfach nicht genug gewesen“. Die Sportkommentatoren erkennen zwar das Vakuum nach dem Rücktritt von Miroslav Klose, beantworten aber die Frage, „wo ist ein Spieler, der im Zentrum spielt, der schnell ist, kopfballstark und dazu noch torgefährlich“ mit: Es gebe ihn nicht. Das ist nicht fair gegenüber Mario Gomez, der in nicht einmal drei vollen Spielen zwei Tore geschossen und seine Rolle bis zur Verletzung hervorragend ausgefüllt hat. Der viel zu spät eingesetzte Hoffnungsträger Leroy Sané wird nicht einmal erwähnt. Jürgen Steinhoff, Düsseldorf Lammert irrt Zu: „Referenden sind meist unnötig“, Interview mit Bundestagspräsident Norbert Lammert, 10. Juli CHRIS FROOME, BRITISCHER RADPROFI, NACH SEINEM STURZ BEI DER TOUR DE FRANCE REUTERS/POOL AFP/WANG ZHAO Der Zaungast. Dieser mongolische Junge benutzt sein Pferd als Räuberleiter, um wenigstens von ferne einen Blick auf das Pferderennen zu werfen, das die Zuschauer auf der Tribüne verfolgen. Das Rennen ist Teil des Sommerfestivals Naadam am Rande der mongolischen Hauptstadt Ulan Bator. Dort fand diese Woche auch der Europa-Asien-Gipfel statt, und man hat das flaue Gefühl, es geht Europas Regierungschefs ein wenig wie diesem Jungen: Von ferne schauen sie auf die vielen Krisen und Katastrophen daheim. wb NACHTISCH 3,76 ZAHLEN, BITTE! PROVINZROMAN unentschlossen, dann zügiger, den Einkaufstrolley hinter sich herziehend, strich er durch das Siemensviertel. Die Bozener Straße, die Ludwig-Jahn-Straße, schon war das alte Ziel erreicht. Ein vorsichtiger Blick über die Schulter. Niemand schien ihn zu beobachten. Ein letzter Ruck. Dann betrat der Bundeswirtschaftsminister den Goslarer Rewe-Markt. uex Euro zahlt man in deutschen Kneipen durchschnittlich für sein Bier – genau gesagt für den halben Liter. Geht ja noch. Dass der Bierpreis auch wesentlich deftiger ausfallen kann, zeigt Norwegen. Dort blecht man 8,65 Euro für den Halben. mp Ähnlichkeiten mit lebenden Personen und realen Handlungen sind nicht zufällig WEITE WELT Liebe „Eliten“, macht genauso weiter, ängstlich, selbstgefällig, lernunfähig, damit macht Ihr die wirkungsvollsten Zeitbomben für ein reformunfähiges Politik- und Wirtschaftssystem scharf. An Ignoranz und Populismus geben sich Etablierte und die von ihnen so benannten „Populisten“ nichts, beide Seiten haben keine positive reformerische Agenda. Die einen wollen zurück, die anderen „weiter so“. Was sagt die Internationale in so einer Lage zum allein gelassenen Volk: „Es rettet Euch kein höh’res Wesen, kein Gott, kein Kaiser noch Tribun, Euch aus dem Elend zu erlösen, müsst schon Ihr selber tun.“ Dr. Volker Gallandi, Gorxheimertal Herr Lammert gehört zu den ganz wenigen ausgewogenen, intelligenten Politikern dieses Landes, die sich mit kritischen Themen sachbezogen auseinandersetzen. Beim Thema Referenden liegt er aber falsch. Wie das Beispiel Schweiz zeigt, ist die gelebte politische Kultur der Volksabstimmung das einzige Regulativ, um dem überbordenden Unsinn unserer Politik endlich Einhalt zu gebieten. Wichtigste Themen wie Bürokratieabbau, Parlamentsverkleinerung, Steuergerechtigkeit, Länderreformen werden seit Jahren auf die lange Bank geschoben, um die eigenen Pfründe zu sichern. Von der immer wieder diskutierten Souveränität der Abgeordneten ist nichts zu spüren, es gilt nach wie vor Fraktionszwang in allen Abstimmungen. Auch der Einwand von Herrn Lammert zum Thema Brexit ist vordergründig. Volksabstimmungen müssen sorgfältig vorbereitet werden. Wie man es nicht macht, hat die Regierung Cameron vorgeführt. Ein einfaches Excelsheet, wie es jeder Angestellte zur Ent- scheidungsfindung vorlegen muss, hat die Regierung Cameron in einem ganzen Jahr nicht zuwege gebracht. Darauf hätte gestanden: Was heißt Brexit? Vorteile/Nachteile. Stattdessen gab es Phrasendrescherei und Polemik. Volksentscheide, die existenzielle Dinge eines Landes betreffen wie einen Austritt aus der EU, müssten bestimmte Regularien erfüllen wie zum Beispiel eine Wahlbeteiligung von mindestens 70 Prozent und eine Zweidrittelmehrheit. Armin Knoop, Weißensberg Pubertiere Zu: „Lobet den Teenie“ von Helen Schiek, 10. Juli Ein „Teenie“ ist kein Kind mehr, aber auch noch kein Erwachsener. Er ist in einer Lebensphase, die einerseits durch große Selbstzweifel, andererseits durch eine Antihaltung geprägt ist. Wie jeder andere Mensch sehnt er sich aber nach Beachtung, schätzt Lob und Anerkennung und möchte Strafen vermeiden. Es liegt mir fern, die Ergebnisse der in dem Artikel erwähnten Studien anzuzweifeln. Ich wäre aber vorsichtig, verallgemeinernde Schlüsse daraus zu ziehen, die wesentliche Aspekte außer Acht lassen wie zum Beispiel die Differenzierung nach der Situation und des Einsatzes der jeweiligen Person. Was die Pubertierenden betrifft, so glaube ich nicht, dass man sie mit Lob für jede auch noch so kleine Tätigkeit „fangen“ kann. Ich bezweifle auch, dass es auf Dauer dem Teenie gut bekommt, wenn man ihn von Strafen befreit. Wie will er ein gesundes Unrechtsbewusstsein kriegen und sich ernst genommen fühlen? Bleibt sein zu tadelndes Verhalten ohne Sanktionen, ist diese Reaktion auch ungerecht gegenüber jenen, die Besonderes leisten und sich vernünftig benehmen. Man sollte Teenies nicht „in Watte packen“. Gabriele Gottbrath, Gladbeck Leserbriefe geben die Meinung unserer Leser wieder, nicht die der Redaktion. Wir freuen uns über jede Zuschrift, müssen uns aber das Recht der Kürzung vorbehalten. Aufgrund der sehr großen Zahl von Leserbriefen, die bei uns eingehen, sind wir nicht in der Lage, jede einzelne Zuschrift zu beantworten. Schreiben Sie uns unter: [email protected] 163.335 Ehen wurden im vorigen Jahr geschieden – so wenige wie seit 1993 nicht mehr. Eben erst war bekannt geworden, dass die Deutschen wieder mehr heiraten. Eine ganz schön mühsame Trendwende. Abbruch geht schnell, Reparatur dauert. mp 28,4 Prozent der Wissenschaftler, die 2015 an den deutschen Hochschulen ihre Habilitation abgeschlossen haben, waren Frauen. So langsam robbt sich die Quote voran – übers Viertel ist sie schon hinaus, aufs Drittel bewegt sie sich zu. mp DETAIL DER WOCHE Kindersterblichkeit im hohen Norden extrem gesunken. Nur noch zwei von tausend Säuglingen erleiden den plötzlichen Kindstod – das ist Weltrekord. Die Regierung in Helsinki schickt nun jeder werdenden Mutter eine Baby-Box aus Pappe mit brauchbarem Innenleben: Strampler, Socken, Windeln und einem Winterschlafanzug. Und weil die Finnen effiziente Skandinavier sind, ist die Verpackung, in zartem Lindgrün gehalten, zugleich das Bett. smü OLI SCARF; REUTERS/HANNIBAL; REDUX/LAIF Da hatte es sogar der kleine Moses in seinem Weidenkörbchen am Ufer des Nils bequemer: In Finnland ermuntert die Regierung Eltern von Neugeborenen, ihre Babys zum Schlafen in einen Pappkarton zu betten. Und das ist nicht etwa eine besonders knackige Art skandinavischer Frühertüchtigung, nein, die Regierung hat nur das Wohlergehen der Kleinen im Sinn. Seit finnische Kinder nicht mehr in mit Kissen überladenen Krippen nächtigen, ist die 17. JULI 2016 Fairness für Gomez WELTWUNDER Er hatte sich fest vorgenommen, diesen Laden nicht noch einmal zu betreten. Nie wieder. Auf gar keinen Fall. Schließlich hatten die ihm mit ihrer unnachgiebigen Klagerei den Urlaub kaputt gemacht; ihn zur frühzeitigen Rückkehr gezwungen – die Öffentlichkeit war sogleich mit dem fälligen Spott über ihn hergefallen. Schrecklich. Aber dann, wieder zu Hause, hatte ihn doch die Gewohnheit eingeholt. Allein diese Fleischtheke! Langsam, zunächst NR. 29 © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung Dunkelstmöglicher Backstein, schwärzestes, schmiedeeisernes Gitter. Kein Zweifel, das ist London, Downing Street No. 10. Aber die Blumen! Fröhliche Farben! Ein unbekannter Freund schickt sie der eben ins schwere Amt gelangten Premierministerin per Boten. Oh ja, Frau May kann Blumen brauchen in diesen düsteren Londoner Tagen. Und sei es, um die dem schlimmen Boris ins wilde Haar zu flechten wb WELT am SONNTAG-2016-07-17-sil-24 f5123d7d0164873d70b500d7b5da4639 THEMA WELT AM SONNTAG NR. 29 17. JULI 2016 SEITE 13 „Ich fühle mich bestohlen.“ Leonardo Fabbretti in seinem Wohnzimmer PRIVATEN Die Enteignung des Ein Vater kämpft um die Fotos, die sein verstorbener Sohn in seinen letzten Lebensmonaten mit dem iPhone gemacht hat. Doch der Elektronikkonzern Apple rückt sie nicht raus. Der Fall wirft eine große Frage auf, die immer öfter Gerichte beschäftigt: Wem gehört das digitale Erbe? Text: Marc Neller Fotos: Luigi Baldelli © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung WELT am SONNTAG-2016-07-17-sil-24 f5123d7d0164873d70b500d7b5da4639 14 THEMA ,, IN DEN ZEITUNGEN FIELEN IHM PLÖTZLICH GESCHICHTEN AUF, DIE DER SEINEN ÄHNELTEN WELT AM SONNTAG A An einem warmen Dienstagabend wagte es Leonardo Fabbretti zum ersten Mal, das Zimmer seines Sohnes wieder zu betreten. Er ging durch die weiße Flügeltür, zögernd, als könnte er es sich noch anders überlegen. Von draußen fiel das Licht durch die Fensterläden. Fabbrettis Blick streifte über das Bett, die glatt gestrichene Decke auf den kleinen dunklen Holzschreibtisch. Dort lag, was er suchte, Damas Handy. Nicht einmal eine Woche war vergangen, seit der Junge gestorben war, sein einziges Kind, hier in diesem Zimmer. Fabbretti hatte gewusst, dass dieser Tag kommen würde. Es war lange her gewesen, dass die Ärzte ihm Hoffnung gemacht hatten. Nun war Dama erlöst und er, der Vater, fühlte in sich einer Leere, so tief und ausschließlich, wie er es sich nie hätte vorstellen können. Das Handy, so hoffte er, würde ihm ein paar Momente verschaffen, in denen er sich an das Schöne erinnern könnte. Er würde sich auf das große Sofa im Wohnzimmer setzen, Fotos ansehen, die Dama und er in den vergangenen Monaten gemacht hatten, und wieder wissen, dass es eine Zeit vor dem Tod gegeben hatte. Fabbretti nahm das Telefon vom Tisch und hielt seinen rechten Daumen auf die kleine runde Taste unter dem Bildschirm, wie er es unzählige Male zuvor getan hatte. Doch der Fingerabdruckscanner funktionierte nicht. Fabbretti brauchte den Zugangscode, eine vierstellige Zahlenkombination, um das Handy anzuschalten. Mit dem Fingerabdruck, das wusste er bis dahin nicht, konnte er es nur öffnen, wenn es im Stand-by-Modus war. Fabbretti versuchte, es mit irgendwelchen Zahlenfolgen, die sein Sohn als Code benutzt haben könnte: seinem Geburtsjahr, dem Code seines Vaters, ein paar zufälligen Nummernfolgen, an die er sich erinnerte. Nach einigen Versuchen war das Handy gesperrt. Da setzte Fabbretti sich mit seinem Computer, einem kleinen, schwarzen Laptop, an seinen Schreibtisch und tippte eine Mail an Apple, den Hersteller des Telefons, mit der Bitte um Hilfe. Es sollte für einen Weltkonzern eine Kleinigkeit sein, dachte er. Neun Monate später, im Frühsommer 2016, sitzt Fabbretti auf einer Couch mit gemustertem Überwurf in seinem Wohnzimmer, ein Mann von 55 Jahren in Hemd, Jeans und Turnschuhen, und sagt: „Ich wäre bis vor Kurzem nicht im Traum darauf gekommen, dass so etwas passieren kann.“ Denn ein Mitarbeiter von Apple hatte ihn angerufen und gesagt, man könne leider nichts für ihn tun. Und in den Zeitungen, im Fernsehen und im Internet fielen Fabbretti plötzlich Geschichten auf, die der seinen ähnelten. Im Februar verlangte das FBI von Apple, das iPhone eines Amokläufers zu knacken. Die Ermittler hofften, auf dem Handy Hinweise oder Kontakte zu finden, die ihnen helfen könnten, die Hintergründe der Tat zu verstehen. Apple weigerte sich. Wenige Tage später las Fabbretti von einer Mutter aus Deutschland, die Facebook verklagt hatte. Ihre Tochter war in einem U-Bahnhof gestorben, unter ungeklärten Umständen, wie es hieß. Sie hoffte zu erfahren, ob ihre Tochter sich womöglich in den Tod getrieben fühlte, unbeliebt und gemobbt in den sozialen Netzwerken. Facebook verwehrte ihr den Zugang. Im März unternahm Fabbretti einen letzten Versuch. Er schrieb eine Mail an Tim Cook, Apples Vorstandsvorsitzenden. Als auch das nicht half, beschloss er, in einen ungleichen Kampf zu ziehen. Ein italienischer Architekt gegen einen der mächtigsten Konzerne der Welt. Aber es ging hier um die letzten Fotos, die sein Sohn gemacht hatte, und um eine große Frage: Wem gehört die Erinnerung? Hätte sein Sohn seine Fotos entwickeln lassen, wie er es früher getan hatte, wäre Fabbretti in das Zimmer des Jungen gegangen und hätte ein Fotoalbum aus dem Regal gezogen. Niemanden hätte es interessiert. Doch die Zeiten sind längst andere. Jedes Jahr werden weltweit 480 Millionen Computer und Tablets verkauft und eineinhalb Milliarden Smartphones. Mehr als eineinhalb Milliarden Menschen nutzen Facebook und mehr als zwei Milliarden speichern wichtige Unterlagen in Clouds, gemietetem Speicherplatz auf dem Großserver einer Computerfirma. Wenn ein Kind stirbt, ein Freund, eine Ehefrau, haben Eltern oder Lebensgefährten nicht viele Möglichkeiten, wenn sie die Zugangsdaten nicht kennen. Sie können den Hersteller der Geräte oder den Anbieter eines Dienstes bitten zu helfen. Sie können vor Gericht ziehen. Aber das ist kompliziert, langwierig und teuer. Die digitale Welt ist noch immer ein Abenteuerspielplatz für Pioniere und Unternehmen, frei, grenzenlos, weitgehend unreguliert. Das gilt auch für den digitalen Nachlass. Es gibt nur wenige Onlineshops, Bezahldienste, Musikbibilotheken, nur wenige Unternehmen, die klar geregelt haben, was in Todesfällen mit persönlichen Daten passiert. Und wenn, dann kann das entweder bedeuten, dass Hinterbliebene alles bekommen oder aber gar nichts. Es macht die Lage nicht einfacher, dass Firmen wie Apple, Facebook oder Microsoft globale Konzerne sind, bei denen nicht immer ganz klar ist, welchem Recht sie unterworfen sind. Weltweit tun sich Staaten schwer, ihnen Grenzen zu setzen. Fabbretti hatte es nun mit einem Computerkonzern zu tun, der sich benahm, als obliege es ihm, den Nachlass seines Jungen zu verwalten. So jedenfalls empfand es Fabbretti. „Ich fühle mich bestohlen“, sagt er. Es ist kurz vor zehn am Abend, von draußen weht noch immer warme Luft durch die Fenster. Fabbretti hat in der Küche das Abendessen angerichtet, Salat, Lasagne, eingelegte Paprika und Zucchini. Fabbrettis Bruder ist zu Besuch aus der Schweiz und © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung NR. 29 17. JULI 2016 auch ein älterer Herr mit einem grauen Schnäuzer, ein Nachbar aus der Zeit in Rom, als Fabbretti und sein Bruder noch Kinder waren. Der Bruder und der Nachbar kennen die ganze Geschichte von Anfang an, die drei Dutzend Mails, die Fabbretti an Apple geschrieben hat, seine Hoffnung, seine Enttäuschung, seine Wut. Inzwischen kennt man sie in ganz Italien. Fast alle Zeitungen und Fernsehsender haben darüber berichtet. In manchen Beiträgen wirkt Fabbretti wie ein Getriebener, der etwas Unmögliches schaffen will und seinem Ziel alles unterordnet, sogar die Trauer um seinen Sohn. Doch wenn man einige Zeit bei ihm zu Gast ist, begegnet man einem Mann, der lacht und weint, oft kurz nacheinander, und dem das Gefühl gutzutun scheint, dass es noch etwas gibt, wofür es sich zu kämpfen lohnt. Deshalb redet er mit Journalisten. Seine Frau verlässt dann das Haus, sie findet, dass ihre Trauer nur sie etwas angeht. Als Fabbretti und seine Frau ihr Studium beendet und schon eine Weile gearbeitet hatten, zogen sie nach Foligno, Umbrien. Rom war aufregender, aber Foligno war die Stadt, in der Fabbrettis Vater geboren und aufgewachsen war und in der man sich ein gutes Leben leisten konnte. Fabbretti kaufte eine Wohnung in einer der alten, engen Gassen in der Innenstadt und richtete sie her. Er hängte bemalte Teller aus der Zeit der Renaissance an die Wände, jeder ein Sammlerstück. Fabbretti mag die alte Zeit, doch er lebt in der neuen. Er hat ein Laptop und einen Tabletcomputer, den er fast überall mit hinnimmt. Wenn er eine Reise buchen oder etwas nachschlagen will, sucht er im Internet. Seine Erinnerungen an Feiern, Ausflüge oder Urlaube kuratiert er wie Ausstellungen, er benutzt dafür seit Jahren keine Fotoalben mehr. Seine Alben sind ein weißes iPad und ein schwarzes Acer-Laptop, auf dem er mehr als 10.000 Fotos gespeichert hat, abgelegt in Ordnern, sortiert nach Daten und Jahreszahlen. Fabbretti sagt, sie hätten oft ganze Abende damit zugebracht, auf dem Sofa im Wohnzimmer zu sitzen und sich Fotos anzusehen, seine Frau, WELT am SONNTAG-2016-07-17-sil-24 f5123d7d0164873d70b500d7b5da4639 17. JULI 2016 WELT AM SONNTAG THEMA 15 NR. 29 Zimmer der Erinnerungen: Das erste Smartphone, die erste Freundin (oben links) , die ersten Freunde; Fabbretti im ersten eigenen Zimmer seines Sohnes (großes Foto) ,, EIN KNOCHENTUMOR, BÖSARTIG, SEHR SELTEN IN DIESEM ALTER, SAGTE DER ARZT sein Sohn und er, ihr Leben als Daumenkino. Papa, sagte der Sohn, ein eifriger Historiker seiner eigenen Geschichte, wir haben so viele gute Erinnerungen. Fabbretti fischt mit einer geübten Handbewegung sein Laptop vom Tisch, er sitzt lieber im Wohnzimmer, wenn er Gäste hat, auf einem der Sofas. Er stellt sich den Laptop auf seine Knie und öffnet einen der Ordner, „Januar 2007“. An einem kalten Morgen fuhr Fabbretti mit seiner Frau zum Flughafen. Sie war jetzt 34, er 37. Sie fanden sich mit dem Gedanken ab, dass sie keine Kinder würden zeugen können. Sie hatten alles versucht. Nun waren sie auf dem Weg nach Äthiopien. Ein Bekannter hatte ihnen von einem Waisendorf erzählt und davon, dass man in Afrika nicht Jahre mit Papier und Bürokratie zubringe, bevor man ein Kind adoptieren könne. Sie waren kaum angekommen, da drückte eine der Frauen Fabbretti einen Jungen mit großen schwarzen Augen an die Brust, der in viel zu großen Kleidern steckte. „Nehmen Sie mal.“ Und dieser Junge klammerte sich an ihn, als wollte er nie wieder loslassen. Fabbretti erfuhr, dass er wohl ein Jahr lang auf der Straße gelebt hatte. Dort hatte die Polizei ihn aufgelesen und in ein Heim gebracht. Seine Mutter war offenbar tot und sein Vater irgendein Mann, über den man nichts weiter wusste. Der Arzt, der Dama untersuchte, schätzte ihn auf etwa vier Jahre. Fabbretti hat in diesen zehn Tagen fast zweihundert Fotos gemacht. Dama mit seiner Frau, Dama mit einer der Frauen im Heim, Dama mit anderen Heimkindern, Hoffnung mit staubverschmierten Gesichtern. Als sie zurück nach Italien flogen, war Fabbretti ein Vater. Der Junge wurde größer, kam in die Schule, war gut in Geschichte und Geografie und schlecht in Mathe. Er ging zum Judo, zu den Pfadfindern und schien sich mit jedem zu verstehen. Fabbretti kaufte sich eine Vespa und fuhr zum ersten Mal seit 20 Jahren wieder in einen Skiurlaub. Er wollte dem Jungen etwas bieten und berauschte sich an dem Gefühl, selbst wieder ein Kind sein zu dürfen. Digitales Erbe: Zombies im Netz Im Zeitalter des Internets ist jeder ein bisschen unsterblich. Wer verhindern will, dass er nach seinem Tod als digitaler Zombie durchs Netz geistert, muss selbst regeln, was mit den Daten passiert, die er auf Handys, bei MailAnbietern oder Facebook gespeichert hat. Das heißt: Passwörter hinterlegen und Anweisungen, was bleiben und was gelöscht werden soll. In den USA boomt der Beruf des digitalen Bestatters. Denn vor allem die großen Tech-Konzerne fühlen sich an klassische Testamente nur bedingt gebunden. Der Internetriese Google bietet immerhin einen „Inactive Account Manager“ an. In den Privatsphäre-Einstellungen können Nutzer festlegen, was mit ihren Daten nach einem festgelegten „Zeitraum der Inaktivität“ – Google vermeidet das Wort „Todesfall“ – passiert: Entweder löschen Googles Server sämtliche Mails, im Cloudspeicher „Drive“ gespeicherte Dateien und Kontakte, oder sie leiten das Passwort per Mail an den festgelegten Verwalter für den digitalen Nachlass weiter. Auch das soziale Netzwerk Facebook hat eine Nachlassverwaltung: Wenn Verwandte es wollen, friert das Unternehmen den Account eines Toten ein. Im Erinnerungsmodus sind keine Veränderungen mehr möglich, der Verstorbene wird anderen Nutzer nicht mehr automatisch als Freund vorgeschlagen. Die digitalen Erben können Bilder und Posts einsehen – Messengerprotokolle mit Chatnachrichten aber nicht. Alternativ sperrt Facebook den Account oder löscht ihn. BFU, NEL „Unglaublich“, sagt Fabbretti leise, wie zu sich selbst. Spät an diesem Samstagabend, nach einer Reise durch die Fotos und die Jahre, wundert er sich mal wieder, wie schnell die Zeit vergehen kann. Er beißt ein Gähnen weg, öffnet einen neuen Rotwein und den nächsten Ordner, „Dezember 2013“. Val di Sole, Südtirol, Vater und Sohn im Skiurlaub mit Bekannten. Ein Himmel, so prospektblau und kondensstreifenfrei, dass es in den Augen schmerzt. Dama mit schwarzem Helm und weißem Lachen, furchtlos jede Piste hinunterjagend, tiefe Hocke, immer geradeaus. Als er in einen Sessellift stieg und den Bügel schloss, klemmte er sich den rechten Oberschenkel ein und wimmerte entsetzlich. Der Vater, der seinen Sohn nie zuvor wegen Schmerzen hatte weinen sehen, erschrak. Es ist bestimmt nichts, sagte einer der Bekannten und gab dem Vater eine Salbe. Im Oberschenkelknochen Ihres Sohnes sind Zellen, die dort nicht hingehören, sagte Wochen später der Facharzt einer Spezialklinik. Osteosarkom, „alto grado“. Was genau ist ein Osteosarkom?, fragte der Vater. Ein Knochentumor, bösartig, sehr selten in diesem Alter, sagte der Arzt. Ab da gehorchte das Leben der Familie einem Rhythmus aus Arztterminen, Chemotherapiezyklen und Blutanalyse. Fabbrettis Frau ließ sich von der Schule, an der sie unterrichtete, zwei Jahre beurlauben. Es begann die Zeit, in der die Bilder auf Fabbrettis Laptop allmählich weniger wurden. Im Mai 2014 beugten sich zwei Operateure über Damas rechten Oberschenkel, sie ersetzten 20 Zentimeter des Femurknochens durch eine Prothese. Als er aus der Narkose erwachte, lächelte der Junge, er war erschöpft, aber sonst wie immer. Er versteht nicht, wie ernst es ist, dachte der Vater, vielleicht war es besser so. Dann Methotrexat 12mg/m2. Dann Adriamycin, 90 mg/m2. Paracetamol 500 mg gegen die Schmerzen. Im Dezember, ein Jahr nach der Diagnose, waren die Ärzte voller Hoffnung, dass der Tumor verschwunden sein könnte. Die Chemotherapie schien angeschlagen zu haben. Fabbretti kaufte ein iPhone 6, schwarzglänzend, 64 Gigabyte Speicherplatz. Dama war der Einzige in seiner Klasse, der noch kein Handy hatte. Fabbretti wollte das beste Handy, das man bekommen konnte. Wer weiß, dachte er insgeheim, wie lange der Junge noch etwas davon hat. Der Junge schien sich keine Sorgen zu machen. Er brachte ein Mädchen mit nach Hause und klebte das Schlüsselloch seiner Zimmertür mit einem nassen Papierklumpen zu. Matilde, lange blonde Haare, feine Nase, im Gesicht schon die Andeutung der Frau, die sie einmal sein würde. Sie machten Fotos von sich mit ihren Handys, ein paar stellten sie auf Facebook ein. „Es gab bald noch ein anderes Mädchen“, sagt der Vater. Vielleicht ahnte der Sohn doch etwas. Anfang 2015, die nächste Untersuchung. Der Tumor hatte gestreut. Es gehe nun darum, dem Jungen die Schmerzen zu nehmen, sagten die Ärzte. Im Mai kam Dama in ein Hospiz, eine alte Villa in einem Dorf, ländliche Idylle, nicht weit von zu Hause. Irgendwie gelang es Fabbretti, zu organisieren, dass Terence Hill in dieses Heim kam, Star einer Fernsehserie, die in Italien jeder kennt. Tagelang erzählte Dama von nichts anderem. Mitte August, an seinem 13. Geburtstag, schaffte er es zum letzten Mal allein aus seinem Bett. Am Nachmittag des 11. September füllten zwei Männer vom medizinischen Dienst seine Morphiumpumpe auf. Wenig später wurde es still in seinem Zimmer. Fabbretti und seine Frau, wund vor Trauer, lagen im verdunkelten Schlafzimmer und suchten Trost in ihren Erinnerungen. Das letzte gemeinsame Weihnachten. Der letzte gemeinsame Ausflug. Das letzte Zeugnis, das die Lehrer Dama nach Hause gebracht hatten. Damas letztes Lachen. Matildes letzter Besuch. Dama, wie er alles mit seinem Handy fotografierte. Als Fabbretti wenig später im Zimmer seines toten Sohnes stand, um sich diese Bilder anzuse- © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung hen, funktionierte der Fingerabdruckscanner nicht mehr wie sonst. „Es kann ja wohl nicht sein, dass ich deshalb die Fotos nicht sehen kann“, sagt Fabbretti und stößt verächtlich Luft durch die Nase. Weit nach Mitternacht ist er an dem Punkt der Geschichte angelangt, an dem seine private Angelegenheit zu einem Problem wird, das sehr viele Menschen in aller Welt betreffen kann. Der Computer ist die wichtigste Apparatur der Welt. Computer steuern Kraftwerke und Satelliten, sie errechnen Börsenkurse und halten Unternehmen und Staaten am Laufen. Und wer die Macht über Computer hat, hat Macht über fast alles. Deshalb gehören Konzerne wie Apple, Facebook oder Microsoft inzwischen zu den einflussreichsten Institutionen der Welt. Manchmal scheint es, als seien sie mächtiger als Staaten. Nachdem das FBI, eine der größten Polizeibehörden der Welt, Apple aufgefordert hatte, ihm bei seinen Terrorermittlungen zu helfen und das iPhone des Attentäters von San Bernardino zu knacken, sagte Apples Vorstandschef Tim Cook, er wolle keine Hintertür öffnen, weil man damit die Sicherheit für alle Nutzer senke. Ihm sprangen gut 20 Unternehmen bei, darunter Google, Microsoft, Amazon, Ebay und Intel, alles große Namen. Die Konzerne argumentierten, dass ein Staat kein Unternehmen zwingen dürfe, die Sicherheit seiner Produkte zu schwächen. Es war auch ein Machtkampf. Die Wirtschaft gegen den Staat. Die Wirtschaft gewann. Fabbretti aber ist ein Vater, nicht das FBI, das von einem Unternehmen verlangt, private Daten eines Bürgers zugänglich zu machen. Es geht um einen Jungen, gerade in der Pubertät, der sein Leben mit seinem Handy fotografiert hat, wie es Millionen Menschen in aller Welt tun. Als er starb, waren in seinem Telefon Hunderte Fotos und Chat-Nachrichten weggeschlossen, eine Art digitaler Nachlass. Apple aber, so kommt es Fabbretti vor, scheint zwischen ihm und dem FBI nicht groß zu unterscheiden. FORTSETZUNG AUF SEITE 16 WELT am SONNTAG-2016-07-17-sil-24 f5123d7d0164873d70b500d7b5da4639 16 THEMA WELT AM SONNTAG NR. 29 17. JULI 2016 ,, WENN ER AUF DEM SOFA SITZT, SIEHT ER DIE WEISSE FLÜGELTÜR, DIE IMMER HALB OFFEN STEHT „Für mich sind diese Fotos unersetzlich.“ Vater Fabbretti auf dem Bett, in dem sein Sohn starb FORTSETZUNG VON SEITE 15 Das alles erklärt, warum Menschen manchmal denselben Eindruck haben wie Fabbretti: dass die großen, internationalen Unternehmen sich im Zweifel eher ihren allgemeinen Geschäftsbedingungen verpflichtet fühlen als den Gesetzen der Länder, in denen ihre Kunden leben. Es ist allerdings auch so, dass die Konzerne der Computerindustrie in einem Dilemma stecken. Ein Unternehmen, das die Privatsphäre seiner Kunden nicht schützt, hat ein großes Problem. Denn die Menschen verlassen sich darauf, dass ihre Daten sicher sind, dass Privates auch privat bleibt. Auch deshalb hat Apple den Streit mit dem FBI genutzt, um sich als Wahrer des Datenschutzes und der Interessen der Bürger zu inszenieren. Und wenn die Firma das iPhone von Fabrettis Sohn hackt, wird es nicht lange dauern, bis der Nächste kommt, der das auch verlangt. Vielleicht sind es Eltern, die ihr Kind beschützen wollen. Doch was, wenn ein Vater, vielleicht streng religiös, bloß herausfinden will, ob seine Tochter einen Freund hat, mit dem sie heimlich schläft, um sie zu bestrafen? Und was, wenn jemand ein Handy geklaut hat und an Daten heranwill, die ihn nichts angehen? Die Frage, wer ein berechtigtes Interesse hat und wann, ist nicht ganz einfach zu beantworten, jedenfalls nicht grundsätzlich. Manchmal scheint der Fall eindeutig, wie bei Fabbretti. Und manchmal passiert es auch, dass ein Gericht die großen Unterhaltungskonzerne daran erinnert, dass das Zusammenleben in Staaten mithilfe von Gesetzen organisiert wird, die auch im Zeitalter der Digitalisierung für alle gelten. Wie vor ein paar Monaten. Da zwang das Berliner Landgericht Facebook mit einem Urteil, einer Mutter Zugang zum Profil ihrer toten Tochter zu verschaffen. Es ist der Fall, von dem Fabbretti gelesen hat. Im Grunde, so sahen es die Richter, seien ein E-Mail-Konto oder ein Facebook-Profil nichts anderes als ein Tagebuch. Und wenn ein Kind stirbt, dann erben es die Eltern. Analoger Nachlass, digitaler Nachlass, das war für die Richter eins. Er war das erste Mal, dass ein Gericht sich so ausführlich mit diesem Thema auseinandergesetzt hat. Das Urteil gilt deshalb als Richtschnur für künftige Fälle. Es wäre interessant zu wissen, wie Apple und Facebook über all das denken, was sie zu den beiden Fällen sagen. Doch sie halten sich bedeckt. Apple hat auf die Bitte um ein Interview nicht reagiert. Und eine von Facebooks Sprecherinnen sagt nur, man bemühe sich darum, „eine Lösung zu finden, die der Familie hilft und gleichzeitig die Privatsphäre Dritter, die möglicherweise betroffen sind, schützt“. Fabbretti hatte überlegt, Apple zu verklagen. Doch wer wusste schon, ob italienische Richter genauso geurteilt hätten wie die in Berlin, fragte er sich. Außerdem zeigte der Fall ja auch, dass Facebook das Urteil nicht akzeptiert und seinerseits dagegen vorgeht. Es gibt, dachte sich Fabbretti, vielleicht noch eine andere Möglichkeit, zu bekommen, was er wollte. Denn wenn die vergangenen Wochen etwas gezeigt hatten, dann doch dies: dass Apple wohl doch nicht so unverwundbar war, wie es lange Zeit den Anschein hatte. Das Unternehmen mag sich geweigert haben, dem FBI zu helfen. Aber das FBI hatte eine Firma gefunden, der das angeblich Unmögliche gelungen war: ein iPhone zu knacken und alle darauf gespeicherten Daten zu öffnen. Zumindest stand es so in den Zeitungen. Also suchte Fabbretti im Internet nach der Adresse dieser Firma und schrieb eine Mail mit seinem Anliegen, „cordiali saluti“ – mit herzlichen Grüßen. Die Antwort kam schnell, Fabbretti bekam eine Telefonnummer, ein Berater der Firma in Italien, vielleicht könne der helfen. Zwei Wochen später, an einem Donnerstag, packte Fabbretti sein Laptop und das iPhone seines Sohnes in eine schwarze Umhängetasche und setzte sich in sein Auto, einen Fiat Multipla, metallicgrau. Es war fünf Uhr morgens, in sechs Stunden etwa würde er in Genua sein. Er wollte dort einen Mann mit rauchdunkler Stimme treffen, der ein bisschen aussah wie er selbst vor zehn oder fünfzehn Jahren, silbernes, krauses Haar, dunkler Teint. Mattia Epifani arbeitet als verdeckter Ermittler in der Softwareindustrie, er ist ein HightechForensiker, der Spuren auch dort sichert, wo angeblich keine Spuren zu finden sind. Er ist 38, hat eine Firma mit Standorten in Genua und Mailand. Seine Kunden sind Staatsanwälte, große Unternehmen, Gerichte. Er verdient sein Geld damit, belastbare Beweise gegen Kriminelle zu sammeln, gegen Hacker, Wirtschaftsspione, Kinderporno-Ringe. Er treibt sich mit falschen Identitäten im Internet herum, analysiert Festplatten und seziert Viren und andere Schädlinge. „Die Geschäfte laufen sehr gut“, sagt er. Seit einiger Zeit hat er es häufiger mit Handys zu tun, die er knacken soll. Noch vor einigen Jahren war das gängigste Modell ein Nokia mit ein paar Megabyte Speicherplatz, heute bringen die Leute kleine Computer zu ihm, auf denen man Unmengen von Daten ablegen kann. Tausende Fotos, den E-Mail-Verkehr vieler Jahre, elektronische Dokumente, die mehrere Regalmeter füllen würden, wenn man sie ausdruckte. Auch deshalb werden Handys für die Ermittler der Strafverfolgungsbehörden immer wichtiger. Denn es gibt oft keine andere Möglichkeit für sie, private Dokumente einzusehen oder verschlüsselte Nachrichten zu lesen, die ihnen helfen, ihre Fälle zu lösen. Viele Menschen tragen inzwischen fast ihr ganzes Leben auf Handys oder Tabletcomputern herum, im Vertrauen darauf, dass alles jederzeit verfügbar ist. Es ist praktisch und riskant. Die einen denken nicht daran, regelmäßig Sicherheitskopien auf ihrem PC zu speichern. Wenn ihr Handy oder Tabletcomputer kaputtgeht oder geklaut wird, sind alle Daten weg. Die anderen unterschätzen, zu was eine Ehefrau imstande ist, wenn sie glaubt, dass ihr Mann sie betrügt. Das sind so die Aufträge, die der Digitaldetektiv Epifani immer häufiger bekommt. Als Fabbretti vor seinem Schreibtisch saß, müde von der langen Autofahrt, ein Flehen im Blick, erklärte Epifani ihm, dass es manchmal keine Lösung gebe, wenn man den Zugangscode eines iPhones nicht kenne. Er sagte, es wä- re wirtschaftlicher Selbstmord, wenn Apple verriete, wie man die Telefone und Computer des Unternehmens knacken könnte. Denn Apples weltweiter Erfolg, auch der des iPhones, beruht darauf, dass die Produkte als besonders sicher gelten, gut geschützt gegen Hacker. Das iPhone 5 aber war offenbar zu knacken. Cellebrite, das Unternehmen, das Fabbretti zu Epifani geschickt hatte, soll es geschafft haben. So wurde es weltbekannt. Denn sein Auftraggeber war das FBI. Das iPhone 6 könne zwar bisher niemand ohne den Code öffnen, sagte Epifani, doch er habe eine Idee. Fabbretti zog sein Laptop und das Handy seines Sohnes aus der Umhängetasche und legte beides auf Epifanis Schreibtisch. Epifani schickte Fabbretti in die Stadt, er brauche drei oder vier Stunden, dann wisse er mehr. Er startete eine spezielle Software und fand heraus, dass Dama ein paar Monate vor seinem Tod eine Sicherungskopie aller Daten auf seinem Handys gemacht hatte, sie lag auf dem Laptop seines Vaters. Sie war stark komprimiert und verschlüsselt, aber Epifani hatte nun die Namen der Fotodateien und dazu Datum und Uhrzeit. Danach konnte er auf dem Rechner suchen. Er fand die Fotos schließlich in einer Cloud, einem gemieteten Speicherplatz auf einem von Apples Großservern. Was er nun noch brauchte, war ein gültiges Passwort. Fabbretti erinnerte sich an einige Passwörter, die Dama benutzt hatte, eines passte. So gelang es Epifani, 345 Fotos wiederherzustellen. Dama, seine Mutter im Arm, ausgelassen vorm Weihnachtsbaum. Dama, Grimassen schneidend am Adriastrand. Dama mit dunkler Pilotensonnenbrille im Restaurant. Das letzte Weihnachten, der letzte Urlaub, der letzte Ausflug. Als Fabbretti zurückkam, sah er, dass Epifani nach und nach nicht nur Hunderte Fotos auf seinen Bildschirm gezaubert hatte, sondern auch zig WhatsApp-Nachrichten, die sein Sohn seinen Freunden geschrieben hatte. Er sah allerdings auch, dass auf Damas Handy noch etwa 200 Fotos lagen, an die nicht heranzukommen war, die letzten vier Monate in Damas Leben. © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung Am Abend fuhr Fabbretti zu einer Bekannten, bei der er übernachtete, glücklich und unendlich müde. Am nächsten Tag, auf der Heimfahrt, blickte er aus dem Fenster und setzte den Blinker. Er musste aussteigen und ein paar Schritte gehen, seine Freude verlangte nach Raum. Es war ihm ein Rätsel, wie ein einziger Mann in wenigen Stunden schaffte, was Apple zunächst versucht hatte und schließlich vorgab, nicht zu können. Aber er hatte ja nun, worum er seit Monaten gekämpft hatte. „Für mich“, sagt er wenige Wochen später auf seinem Sofa, „sind diese Fotos unersetzlich“ – jedes Bild, jede Nachricht so wichtig wie alle früheren zusammen. Sie bringen ihm die Erinnerung an eine Zeit zurück, in der er sich vorgestellt hatte, wie es wäre, wenn sein Sohn recht behielte und die Krankheit irgendwann verschwände. Fabbretti schluckt schwer. Ein Sonntag ist angebrochen, der sein wird wie so viele Sonntage. Er wird ein bisschen lesen, einen Kaffee trinken und mit seiner Frau etwas essen gehen. Irgendwann wird er wieder auf diesem Sofa sitzen. Wenn er aufblickt, sieht er die weiße Flügeltür, die immer halb offen steht, das weiße Metallbett, die hellblau gestrichenen Wände. Irgendwann wird er aufstehen, in Damas Zimmer gehen, die Schublade des kleinen Holzschreibtisches öffnen. Nur um sicherzugehen, dass das Handy noch da ist. BERICHTIGUNG Die Urheberangaben zu den Bildern der tätowierten russischen Kriminellen des Artikels „Brutale Bruderschaft“ der Ausgabe vom 10. Juli 2016 waren falsch. Die richtige Urheberangabe lautet: © Sergei Vasiliev / FUEL. From book ‚Russian Criminal Tattoo Encyclopaedia’ (FUEL Publishing 2004) WELT am SONNTAG-2016-07-17-sil-24 f5123d7d0164873d70b500d7b5da4639 WISSEN & LEBEN Öko-Star: Leonardo DiCaprio will nur noch kurz die Welt retten WELT AM SONNTAG NR. 29 17. JULI 2016 SEITE 17 QUANTENSPRUNG STIRB Wolkige Wende Friss und Wolken sind flüchtige Gebilde, mal sind sie da, dann sind sie wieder weg – und nur in wenigen Regionen lasten sie als zähe Matten über Städten und Regionen. Auf Wolken ist in ihrer Unbeständigkeit und Unberechenbarkeit Verlass. Denkt man. Ist aber nicht so, wie eine Anfang der Woche veröffentlichte Studie zeigt. In „Nature“ berichten Joel Norris von der University of California in San Diego und sein Team, dass die globalen Trends der Wolkenverteilung von Klimaforschern richtig vorausgesagt worden sind. Die Wissenschaftler hatten viele verschiedene Daten von Wettersatelliten ausgewertet, die zwischen den 1980er- und den 2000er-Jahren aufgenommen worden waren. Diese Wolkendaten filterten sie, sodass kleine Wolkenschwankungen herausfielen. Danach glichen die Forscher ihre Aufnahmen mit den Prognosen der Klimaforscher für diesen Zeitraum ab. Es zeigte sich: Theorie und Realität stimmten überein. Mehr Wolken gibt es mittlerweile über dem Äquator und nördlich und südlich des 50. Breitengrades, der in Deutschland auf der Höhe von Mainz liegt. In den dazwischenliegenden Regionen gibt es weniger Wolken. Zudem häuft sich die Zahl der besonders hoch sich auftürmenden Wolken. All dies sei ein Effekt der Klimaerwärmung, so die Wissenschaftler. Klimaforscher haben für den Fall, dass diese prognostizierten Wolkenmuster tatsächlich eintreten, allerdings wenig gute Nachrichten: Sie vermuten, dass sich dadurch die Erwärmung der Erde beschleunigen wird. PIA HEINEMANN Das Verschwinden der Vögel ist für Forscher ein Warnsignal. Die Tiere sind Frühindikatoren für schädliche Umweltveränderungen. Mit einfachen Mitteln sollen Lebensräume so gestaltet werden, dass die Vögel zurückkehren Vom Himmel fallen sie selten“, sagt Peter Berthold. „Aber ein befreundeter Ornithologe hat einmal bei einer Vogelführung erlebt, wie ihm eine Singdrossel vor die Füße gefallen ist, mausetot war die.“ Die Drossel, das habe sich bei der anschließenden Untersuchung herausgestellt, hatte enorm hohe Pestizidwerte im Blut. Sie starb an einer Vergiftung, während des Singens. VON PIA HEINEMANN Es sind plakative Geschichten wie diese, die Peter Berthold nutzt, um Menschen auf ein Problem aufmerksam zu machen, das sich derzeit in Europa und Nordamerika, ja, praktisch auf der gesamten Welt manifestiert: das Vogelsterben. Die Populationen bestimmter Feldvögel sind in Europa zusammengeschrumpft, in Nordamerika verschwinden die Graslandvögel. In den Tropen, in Costa Rica und der Karibik sinken die Zahlen, auch in Skandinavien, in Australien, China, Patagonien, der Mittelmeerregion und in vielen anderen Regionen dieser Erde nehmen die Bestände ab. Von den mehr als 10.000 Vogelarten, so die Weltnaturschutzunion IUCN, sind rund 13 Prozent vom Aussterben bedroht, 190 Arten werden in der Roten Liste der bedrohten Arten sogar in der Kategorie der höchsten Gefährdungsstufe geführt. Vor allem diejenigen Arten, die früher sehr viele Individuen zählten, scheinen massiv unter Druck zu stehen, so die Erkenntnis der Vogelforscher. Die Ursachen kennen Ökologen und Ornithologen in vielen Fällen genau. Es muss etwas geschehen, denn das Vogelsterben ist auch für Menschen ein Problem. In einigen Regionen hat man bereits Lösungsansätze gefunden. PL Peter Berthold, Rauschebart, hohe Stirn, weiße Haare und ein breites Lächeln, ist einer der führenden Ornithologen in Deutschland. Seit über sechzig Jahren erforscht er Vögel, 15 Jahre lang hat er die Vogelwarte des Max-PlanckInstituts für Ornithologie in Radolfzell geleitet. Gäbe es die Chance auf Reinkarnation, sagt er, so wäre er im nächsten Leben am liebsten ein Mauersegler. „Dann könnte ich jahrelang über den Planeten segeln, in der Luft schlafen, in der Luft fressen – ohne auch nur einen Zwischenstopp auf dieser ekligen Erde einzulegen.“ Die Erde, sagt der Ornithologe, sei einfach kein guter Platz mehr für Vögel. Henrique M. Pereira kann das bestätigen. Er hat mit einem Team internationaler Biodiversitätsforscher vor wenigen Wochen Ergebnisse einer Langzeitanalyse für die Bestände der Vögel Nordamerikas im Journal „Global Chance Biology“ veröffentlich. Die Forscher haben den Brutvogelbericht von Nordamerika für die Jahre 1971 bis 2010 und andere Quellen ausgewertet. 519 Vogelarten wurden genau analysiert. Es zeigte sich zweierlei: Zum einen, und das scheint zunächst positiv, bleibt die Zahl der Arten in vielen Regionen konstant. Zum anderen aber sinkt die Zahl der Individuen. Eine Erklärungdafür ist, dass immer mehr Brachen landwirtschaftlich genutzt werden, in den USA wie in Europa. „Die zunehmende Mechanisierung, die Etablierung großer Monokulturen, die Zerstörung von Hecken und der Einsatz von Pestiziden sind schlecht für die Feldvögel“, sagt Pereira, der Professor am Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung und an der Universität Halle-Wittenberg ist. „Viele Feldvögel finden entweder keine Nistplätze mehr, oder ihre Nester werden zerstört.“ Vor allem Arten, die im Grasland und auf Feldern brüten, die offene Landschaften bevorzugen, hätten es schwer. Feldlerchen, Kiebitze und Rebhühner schaffen es kaum, ihre Brut großzuziehen. Landmaschinen zerstören die Nester, Küken, die von den Vogeleltern mit viel Mühe gefüttert werden, kommen ums Leben. „Die Zerstörung der Lebensräume ist ein wichtiger Grund dafür, dass es weniger Vögel gibt“, stimmt Peter Berthold AI NPI CTU RE /V IR GIN IE PL AU CH UT zu. Aber es sei nicht die einzige Ursache nationalen Ornithologenkongress in für das Schrumpfen der Bestände: „Wenn Neuseeland einen Vortrag vor internaSie früher, in den 1970er-Jahren, mit dem tionalem Publikum gehalten – darüber, Auto über Land gefahren sind, dann wie Klimaerwärmung die Vogelwelt verkonnten Sie nach kurzer Zeit kaum noch ändern wird. Zugvögel flögen später in etwas sehen, so verdreckt war ihre Front- den Süden los, flögen nicht mehr so scheibe. Ständig musste man putzen, weit und kämen früher wieder. Arten, Massen von Insekten klebten auf dem die auf den Bergen oder in anderen kühGlas.“ In den vergangenen 15 Jahren hat len Regionen lebten, kämen mit den die Zahl der Insekten dramatisch abge- warmen Temperaturen schwer zurecht. nommen, wie eine Studie aus Nord- „Die eine Hälfte des Publikums hat gerhein-Westfalen belegt: Über 25 Jahre lacht und gesagt: ‚Mensch, der wird hinweg wurden an 87 Standorten im langsam senil und redet dummes Zeug.‘ Naturschutzgebiet Orbroicher Bruch Die andere Hälfte hat gesagt: ‚Wenn das bei Krefeld von Mai bis Oktober Zeltfal- stimmt, dann gnade uns Gott!‘“ Geht es len aufgestellt, mit denen die Forscher den Vögeln schlecht, wird auch der Mensch eher früher als Fluginsekten sammelspäter Probleme beten. 1989 gingen den kommen. Wissenschaftlern im In Schweden etwa Schnitt 1,6 Kilogramm fand man um 1970 kaum Insekten in jede Falle. noch Turmfalken und Im Jahr 2014 waren es Goldammern, zwei einur noch 300 Gramm OHNE DIE VÖGEL gentlich häufige Arten. pro Falle. Um bis zu 80 „Als immer öfter tote Prozent hätte sich die HÄTTE SICH EIN Goldammern gefunden Biomasse pro Falle rewurden, rupften Forduziert, so die Forscher GROSSER TEIL scher Federn“, erklärt um Martin Sorg von Berthold. Sie verglichen der Krefelder Entomo- DER MENSCHHEIT den Quecksilbergehalt logischen Gesellschaft. LÄNGST der frisch gestorbenen Was im Krefelder Ammern mit dem in Umland beobachtet VERABSCHIEDEN den Federn von Musewird, ist ein globaler umsexemplaren, die bis Trend: Die Weltnatur- MÜSSEN zu 100 Jahre alt waren. schutzunion IUCN „Da lagen Welten daschätzt, dass weltweit PETER BERTHOLD, zwischen.“ Da sich ein Drittel aller Insek- Ornithologe Quecksilber in Fischen tenpopulationen stark anreichert, wurde in abnehmen. Fatal sei das für die Vögel, so Peter Berthold. „Sie Schweden die Ernährungsempfehlung finden einfach nicht mehr genug zu überarbeitet. Häufiger als einmal pro fressen, nicht für sich selbst und nicht Woche sollte man Fisch aus schwedischen Gewässern nicht essen. 2009 hat für ihre Brut.“ Vögel spielen eine wichtige Rolle im die schwedische Regierung sogar ein toÖkosystem. Sie fressen Insekten, Aas tales Quecksilberverbot ausgesprochen. und Müll und helfen bei der Verbreitung Mittlerweile werden weniger quecksilvon Pflanzensamen. Darüber hinaus berhaltige Biozide eingesetzt, die Lage aber, so Berthold, leisten sie noch mehr: bessert sich langsam. Wie schädlich Pestizide wie DDT sein Wenn man sie beobachte, könne man sogar globale Veränderungen oder Ge- können, wurde ebenfalls aufgrund von sundheitsgefahren für den Menschen Problemen in der Vogelwelt offenbar: frühzeitig erkennen. Sie seien Bioindi- „Die Weißkopfseeadler in Nordamerika katoren, an ihnen könne man erkennen, hatten in den 1950er- und 60er-Jahren große Probleme. Die Schalen ihrer Eier ob etwas in der Umwelt nicht stimme. Die Klimaerwärmung etwa bemerk- waren zu dünn und hatten Risse. Die ten Experten am veränderten Verhalten Embryonen starben, die Population verder Vögel sehr früh. 1990, erinnert sich ringerte sich drastisch. Und all das nur, Peter Berthold, habe er auf dem inter- weil die Vögel das Insektizid über Insek- ten, Fische und größere Beutetiere aufnahmen“, erzählt Berthold. Das Gift landete nicht nur in den Beutetieren der Adler, sondern entsprechend auch in der Nahrungskette des Menschen. „Ohne die Vögel hätte sich ein großer Teil der Menschheit bereits verabschieden müssen.“ Umso wichtiger ist es, die vielen Veränderungen in der Vogelwelt genau zu überwachen. Durch den Temperaturanstieg müssen beispielsweise nicht mehr alle Zugvögel weit fliegen – sie finden im Winter auch im Norden noch genügend Nahrung. Andere Arten können sich sogar ausbreiten, der Kuhreiher aus dem Mittelmeerraum oder entflogene Sittiche aus der Nahostregion fühlen sich in Freiburg, Stuttgart oder Düsseldorf wohl. So kommt es dazu, dass die Gesamtzahl der Arten in Deutschland sogar steigt, auch wenn die Populationen generell schrumpfen. Die Einwanderung neuer Arten kaschiert den eher negativen Trend. Doch es gibt vereinzelt auch wirklich gute Nachrichten. „Insgesamt nimmt das Sterben in manchen Regionen nicht mehr weiter zu“, sagt Henrique Pereira. „Bei manchen Waldvogelarten in Europa oder Nordamerika erholen sich die Populationen sogar.“ Das liege an der regionalen Aufforstung. Gebe man den Tieren ihren Lebensraum zurück, vermehrten sie sich schnell wieder. Im Forscherjargong heißt das „Renaturierung gegen Defaunierung“. Diese relativ einfache Art des Vogelschutzes will auch Peter Berthold ausnutzen. Er hat vor zwölf Jahren zusammen mit der Heinz Sielmann Stiftung den Biotopverbund Bodensee ins Leben gerufen. Die Stiftung erwirbt von Städten und Gemeinden kleinere, ungenutzte Landstriche, renaturiert und schützt sie. Die Zahl der Insekten nimmt nun zu, die Vögel finden wieder genügend Büsche und Sträucher für ihre Nester. Der Biotopverbund soll nun auf ganz Deutschland ausgeweitet werden „Zehn von 16 Bundesländern haben bereits Interesse bekundet“, sagt Berthold. So soll Deutschland wieder insekten- und vogelfreundlich werden. Und der Ornithologe hätte, sollte er irgendwann als Mauersegler über die Bundesrepublik fliegen, vielleicht doch wieder Lust auf einen Zwischenstopp. © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung 21 QUÄNTCHEN Millionen Reptilien sind zwischen 2004 und 2014 in die EU importiert worden, sechs Millionen davon kamen nach Deutschland. Viele der importierten Reptilien sind bedrohte Arten, so das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung. Der Handel mit ihnen ist illegal. BEFUND © KEVIN HATALA V S. 22 Der aufrechte Gang ist keine evolutionäre Erfindung des Homo sapiens. Bereits Homo erectus lief, wie der Name schon sagt, auf zwei Beinen. Doch Spuren dieser Frühmenschen sind relativ selten. Deshalb ist eine Studie von Kevin Hatala vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig umso beeindruckender. Er hat mit seinem Team 97 Fußabdrücke von mindestens 20 verschiedenen Individuen in Kenia untersucht. Diese Homoerectus-Spuren sind 1,5 Millionen Jahre alt. Offenbar entsprach die Fußanatomie und -mechanik damals bereits der von heute lebenden Menschen. Durch ein in Längsrichtung gewölbtes Fußgewölbe habe Homo erectus lange Strecken energiesparend zurücklegen können, so die Forscher. Zudem seien die Menschen wohl in Gruppen unterwegs gewesen – ein seltener Nachweis über die Sozialstruktur der frühen Menschen. WELT am SONNTAG-2016-07-17-sil-24 f5123d7d0164873d70b500d7b5da4639 18 WISSEN WELT AM SONNTAG NR. 29 17. JULI 2016 Die DNA des Sieges M Matilda Lundblad arbeitete erst wenige Tage als Teamärztin des schwedischen Fußballteams IF Elfsborg, da wusste sie, dass eine Wende im Leistungssport nötig war. Niklas Hult, der Star des Teams, sah sie hilfesuchend an – und sie konnte nichts tun. Hults Oberschenkel machte Probleme, wie schon oft zuvor. Elfsborg spielte nicht nur in der höchsten schwedischen Liga, sondern unter der Woche auch in der Europa League. Hult wurde dringend gebraucht. Aber mit der Muskelzerrung war an einen Einsatz nicht zu denken. Der Profi hatte wegen der Muskelprobleme schon seinen Platz in der schwedischen Nationalmannschaft verloren. VON FANNY JIMÉNEZ UND NILS NORDMANN Eine Fußballerkarriere drohte zu entgleisen – wegen einer simplen Muskelverletzung. Lundblad, die als Sportmedizinerin auch an der Sahlgrenska University in Gothenburg arbeitete, kam ins Grübeln. Wie konnte man Hult nur helfen? Vielleicht war es ja möglich, herauszufinden, ob jemand eine Anlage für solche Verletzungen in sich trug. Lundblad hatte sich schon im Studium für Genetik interessiert. Gendiagnostik, dachte sie. Damit könnte es gehen. Wenige Jahre ist das her. Inzwischen ist Niklas Hult seit einer Saison verletzungsfrei und hat vor Kurzem bei Panathinaikos unterschrieben, der griechischen Super League. Und Matilda Lundblad, sie gilt inzwischen als führende Expertin auf dem Gebiet des Genetic Profiling. So heißt das Verfahren, mit dem sie und einige andere Spezialisten weltweit die DNA von Leistungssportlern auslesen, um Verletzungsanfälligkeiten aufzuspüren und gegenzusteuern. Verletzungen sind nicht nur eine Tragödie für den einzelnen Leistungssportler, sie sind oft auch eine Tragödie für das ganze Team, und mit enormen finanziellen Risiken verbunden. Mit jeder Verletzung im Team sinkt seine Chance, die Saison erfolgreich zu bestreiten, zeigen Studien. Allein in den USA belaufen sich die Kosten für Sportverletzungen pro Jahr auf rund 160 Milliarden Dollar. Und so wurde in den vergangenen Jahren Genetic Profiling fast überall getestet: bei Triathleten, Sprintern und Ausdauerläufern, bei Footballspielern, Rugby-Profis, Fußballern, Ruderern, Basketballern, Baseball-Spielern. Genetic Profiling erlaubt einen Blick auf die genetische Veranlagung für Knochenbrüche, Gehirnerschütterungen, Bänderrisse, Muskelverletzun- Genetische Diagnosen sind im Leistungssport angekommen. Eine Speichelprobe reicht, um das Risiko für Bänderrisse, Muskelverletzungen, Sehnenprobleme oder Gehirnerschütterungen abzuschätzen. Für die Sportler bringt das nicht nur Vorteile gen und Problemen mit den Sehnen. Nur: Es Fußballs werden vor allem zwei Arten von Verwird darüber wenig geredet. Sowohl über die letzungen zum Dauerproblem: Verletzungen der Tatsache, dass das Verfahren im Leistungssport Bänder und Verletzungen der Muskeln. Bänderangewandt wird, als auch darüber, dass wissen- verletzungen entstehen, wenn ein Gelenk falsch schaftlich noch gar nicht sicher ist, was ein gene- oder zu sehr belastet wird. Etwa seit dem Jahr tisch hohes Risiko für Verletzungen in der Praxis 2000 sinkt die Zahl der Bänderverletzungen eigentlich bedeutet – und wie man damit um- aber stetig, weil man gegen eine falsche oder übermäßige Belastung im Training und der Phygeht. Denn es gibt da noch ein paar Fallen. Gerade hat Matilda Lundblad zusammen mit siotherapie durchaus etwas tun kann. Anders sieht es bei den Muskeln aus. Ein MusKollegen eine Studie im Fachjournal „KSSA“ veröffentlicht. Mit dabei: Ricard Pruna vom FIFA kel kann gezerrt werden, wie bei Niklas Hult. Es Medical Centre of Excellence – und Mann- können aber, bei einem Muskelfassriss, auch einschaftsarzt vom FC Barcelona. 74 Spieler des zelne Muskelfasern reißen, und im schlimmsten spanischen Spitzenklubs baten die Wissen- Fall, beim Muskelriss, reißt der ganze Muskel schaftler um eine Speichelprobe und erstellten wie ein überspanntes Seil. Wann immer Spieler daraus ein genetisches Profil. Besonders interes- sehr schnell beschleunigen oder abbremsen sierten sie zwölf sogenannte Single Nucleotide müssen, kann das passieren – so wie im Fußball. Polymorphisms (SNPs). Das sind winzige Varia- Weil sich diese Bewegungen kaum vermeiden tionen in einzelnen Genen, die manche haben lassen, ist es bisher nicht gelungen, die Zahl der Muskelverletzungen zu senken. und andere nicht. Matilda Lundblad kennt die Statistiken genau. Über fünf Spielzeiten beobachteten die Forscher, welche Spieler sich häufiger Muskelverlet- Sie ist Mitglied in der Football Research Group, einer Forschergruppe der Eurozungen zuzogen und bei päischen Fußball-Union (Uefa), welchen es nur selten in die alle Verletzungen von 117 Oberschenkel oder Wade Fußballklubs aus 22 Ländern zwickte. Dann sahen sie über die vergangenen 14 Jahre nach, welche Genvarianten gesammelt hat. Nur wenige Wisbei jenen, die sich öfter versenschaftler bekommen einen letzten, häufiger vorkamen. IN ZEHN JAHREN Einblick in all diese Daten. Sie wurden fündig. Selbst wenn die Uefa den Klubs Bei drei der SNPs in ei- WIRD JEDER ihre Verletzungsraten im Vernem Gen namens HGF zeiggleich zu anderen Klubs zurückten sich bedeutsame Zusam- FUSSBALLVEREIN meldet, sehen diese in der Regel menhänge zur Verletzungsnur, auf welchem Platz sie im rate eines Spielers, zur Ver- GENETIC PROFILING Ranking stehen – alle anderen letzungshäufigkeit und auch NUTZEN Klubs werden geschwärzt. der Zeit, bis die Verletzung Der FC Barcelona steht im geheilt war. „Wir wissen MATILDA LUNDBLAD, Vergleich mit anderen internajetzt also, ob das genetische Sportmedizinerin tionalen Top-Teams immer sehr Profil eines Spielers ein ergut da. Auch im Vergleich zu höhtes Risiko für Muskelverdeutschen Mannschaften, die letzungen aufweist oder weit mehr Verletzungen aufweinicht“, sagt Lundblad. sen als die europäische KonkurEntdecken die Mediziner renz, wie der Sportdirektor von ein erhöhtes VerletzungsrisiBorussia Dortmund, Michael ko in der DNA eines Spielers, Zorc, im vergangenen Jahr gestellen sie sofort seinen pergenüber dem „kicker“ sagte. sönlichen Trainingsplan um. Funktioniert das Genetic Gefährdete Fußballer trainieProfiling also? Matilda Lundren dann zum Beispiel zwiblad mag nicht preisgeben, ob schen kurz aufeinanderfolsich die Anzahl der Verletzungenden Partien weniger gen verändert hat, seit sie und Schnellkraft, auch wird die Ricard Pruna mit dem neuen gesamte Trainingslast in den Barças Arzt Ricard Pruna Verfahren arbeiten. Das Genetic Einheiten reduziert. Schon in mit Matilda Lundblad und Profiling sei nur ein Teil in dem der Saisonvorbereitung be- Gerard Piqué großen Puzzle der sportlichen reiten sich diese Fußballer mit einem maßgeschneiderten Trainingsplan vor, Leistungsfähigkeit, sagt sie. Es könne Hinweise absolvieren etwa weniger intensive Läufe oder geben, Hilfestellungen. Noch sei das Verfahren setzen ganze Trainingsspiele aus. „Die Belastung etwas unpräzise, doch es gebe jedes Jahr rasante für Profi-Spieler ist grundsätzlich sehr hoch“, Fortschritte. „In Zukunft wird es immer stärker sagt Matilda Lundblad. Es werde immer ein paar genutzt werden, da bin ich mir sicher“, sagt sie. Fußballer geben, die verletzungsbedingt ausfal- „In zehn Jahren wird jeder Fußballverein Genelen. „Wir können Verletzungen nicht abschaffen. tic Profiling nutzen.“ Ähnlich sehen das US-amerikanische SportAber wir können versuchen, sie zu minimieren.“ Bislang war das Vereinen nicht sonderlich gut mediziner der Stanford University um Gabrielle gelungen. In der millionenschweren Welt des Goodlin. In dem Überblicksartikel „Das anbre- chende Zeitalter des Genetic Profiling für Sportverletzungen“, schrieben die Forscher 2015, dass das Wissen über die Genetik sich etwa alle zwei Jahre verdopple. „Wir erwarten, dass sich die Vorhersagekraft genetischer Tests für Sportverletzungen enorm steigern wird. Dieses neue Forschungsfeld hat großes Potenzial, Verletzungen aller Art zu verhindern.“ Tatsächlich gibt es bereits eine ganze Reihe von Studien, die den Nutzen von Genetic Profiling für alle möglichen Arten von Verletzungen in vielen verschiedenen Sportarten untersucht haben. So fanden südafrikanische Wissenschaftler SNPs, die mit einem erhöhten Risiko für Kreuzbandrisse bei Langläufern einhergingen, und zwar im Gen COL1A1. Dieses Gen steuert die Produktion von Kollagen, das wiederum Hauptbestandteil aller Sehnen und Bänder im Körper ist. Variationen im gleichen Gen brachten andere Wissenschaftler in Verbindung mit einem erhöhten Risiko für einen Riss der Achillessehne oder Verrenkungen der Schulter. SNPs eines weiteren Gens namens COL5A1, das für die Produktion von Kollagen zuständig ist, scheinen wiederum mit einer Neigung zu Muskelkrämpfen einherzugehen, wie eine Studie aus dem „Clinical Journal of Sport Medicine“ im Jahr 2013 an Marathonläufern zeigte. Auch die Anfälligkeit für Knochenbrüche scheint sich in der DNA zu spiegeln. Eine im Journal „BMC Genetics“ veröffentlichte Untersuchung konnte belegen, dass bestimmte Veränderungen in mehreren Genen zu einem bis zu vierfach erhöhten Risiko für Knochenbrüche einhergingen. Und auch bei Gehirnerschütterungen fanden Genetiker gleich SNPs in mehreren Genen, die das Risiko zu steuern scheinen. Nicht für alle diese Verletzungen gibt es Ideen, wie man einem erhöhten Risiko gegensteuern kann, etwa durch Anpassungen im Training oder der Ernährung. Bei Gehirnerschütterungen ist das so gut wie unmöglich, ebenso bei den Knochenbrüchen – es sei denn, der Sportler gibt den Leistungssport gleich ganz auf. Bei anderen Verletzungen aber lässt sich womöglich wirklich effektiv gegensteuern, wie eine kleine Studie an Triathleten aus dem vergangenen Jahr zeigt. Zwei Drittel derer, die etwa den Iron Man absolvieren, sind durch die Kombination von drei sehr fordernden Sportarten mindestens einmal pro Saison verletzt, so die Autoren. Sie testeten bei ihren Probanden alle SNPs, die mit der Produktion von Kollagen zu tun haben, und verordneten Sportlern mit einem Risikoprofil für Bänder- und Sehnenprobleme besondere Maßnahmen: Um die Sehnen und Bänder möglichst zu schonen, bekamen diese Sportler ein intensiveres Programm zum Aufwärmen vor dem Training und ein ebenso intensiviertes Stretching nach dem Training. Außerdem gab es zusätzliche Trainingseinheiten, um die tiefe Muskulatur zu stärken – das kann Fehlbelastungen der Beine und Füße verhindern. Innerhalb eines Jahres sank die Verletzungsrate von 71 auf 33 Prozent, bei den Frauen wie bei den Männern. Für viele Vereine und Klubs ist die Aussicht auf weniger Verletzungen äußerst reizvoll. Ähn- © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung Die Belastbarkeit von Muskeln ist begrenzt Ein Muskel ist aufgebaut wie ein Tau: Er setzte sich aus mehreren Strukturen zusammen, die ineinandergreifen – so wird er besonders fest und widerstandsfähig. Die Muskelfaser ist der wichtigste Baustein. Sie besteht aus nur einer Zelle, die aber mehrere Zellkerne aufweisen kann. Bis zu 15 Zentimeter lang und 0,1 Millimeter dick kann eine solche Muskelfaser sein. Mehrere Muskelfasern sind zu größeren Muskelfaserbündeln zusammengeschlossen, das von einem starken Bindegewebe fest umschlossen wird. Jede Muskelfaser besteht aus kleinen, in Längsrichtung verlaufenden Strukturen, den Myofibrillen. Wie lang gezogene Fäden bilden sie zusammen die Faser. Zöge man einen dieser Myofibrillen aus der Muskelfaser heraus, so würde man eine Struktur erkennen, in der sich zwei Farben abwechseln. Diese einzelnen kleinen Stücke werden Sarkomere genannt. Ein Sarkomer ist die kleinste funktionelle Struktur einer Muskelfaser. Jedes davon ist zusammengesetzt aus einem sogenannten Aktin-Filament und einem Myosin-Filament. Beide zusammen sorgen dafür, dass ein Muskel sich problemlos anspannen und wieder entspannen lässt. Das Myosinfilament, das wie ein Bündel aus Golfschlägern aufgebaut ist, ragt in die dünnen Aktinfilamente hinein. Soll der Muskel sich anspannen, werden diese Köpfe gekippt – und verbinden sich mit dem Aktin. WELT am SONNTAG-2016-07-17-sil-24 f5123d7d0164873d70b500d7b5da4639 17. JULI 2016 WELT AM SONNTAG WISSEN 19 NR. 29 MARTIN STEINRÖDER FÜR WELT AM SONNTAG/GETTY IMAGES (3) Muskel Muskelfaserbündel Muskelfaser gespanntes Sarkomer entspanntes Sarkomer Myosin Sarkomer Aktin lich wie der FC Barcelona haben drei Fußballklubs der englischen Premier League Genetic Profiling getestet. Das English Institute of Sport bot den Sportlern, die 2012 zu den Olympischen Spielen fuhren, ein Screening an. Usbekistan nutzt das Genetic Testing ebenfalls in der Vorbereitung von Olympia, die Australien National Rugby League passt sein Trainingsprogramm dem genetischen Risikoprofil ihrer Spieler an. In den USA wird Genetic Profiling ebenfalls schon routinemäßig genutzt: von der National Collegiate Athletic Association. Auch bei den Olympischen Spielen werden Sportler antreten, deren Trainingsplan bereits durch Genetic Profiling optimiert ist. Das World Athletics Training Centre, auf die Vorbereitung von Olympia spezialisiert, kooperiert seit Januar dieses Jahres mit Athletigen Technologies, einem privaten Anbieter. Fünf Athleten sind offiziell dabei: die irische Stabhochspringerin Tori Pena, der Sprinter Jeremy Dodson aus Samoa, die Amerikanierin Lacey Henderson, die im Sprint und Weitsprung bei den Paralympics antreten wird, der kanadische Sprinter Akeem Haynes, und die US-Sprinterin Muna Lee. „Wenn man mich ansieht, dann glaubt man nicht, dass ich sonderlich stark bin“, sagt Lee zu ihrem genetischen Profil. „Aber wenn man sich meine Daten ansieht, dann bin ich eine der Stärksten. Das gibt mir Vertrauen.“ Doch nicht alle Sportler sind begeistert davon, ihr genetisches Profil auslesen zu lassen. Denn nicht in jedem werden nur positive Nachrichten versteckt sein wie bei Muna Lee. Genetic Profiling ist nicht nur eine Offenlegung von Fakten – es beeinflusst auch, wie ein Sportler sich selbst sieht. Und andere ihn. Als 2014 die Rugby Football Union auf die Idee kam, alle professionellen Rugby-Profis in England screenen zu lassen, wehrten sich die Spieler, mit Erfolg. Auch die NFL, die US-amerikanische National Football League, hat nach langen Diskussionen beschlossen, dass Genetic Profiling zunächst bis 2021 keinen Platz dort hat. Dann will man wieder überlegen. In beiden Sportarten geht es vor allem um das Risiko für Gehirnerschütterungen, gegen das sich bisher leider wenig tun lässt. Matilda Lundblad versteht solche Bedenken gut. Natürlich müsse man mit Genetic Profiling sehr verantwortungsvoll umgehen. Wenn sie mit Fußballern über ihre Forschung spricht, sagen die oft: „Oh, ihr könnt also sehen, wer von uns eher Verletzungen haben wird? Dann kauft ihre diese Spieler nicht.“ Sie müsse dann diplomatisch antworten, sagt Lundblad. Beim FC Barcelona zumindest werden nur Spieler getestet, die schon einen Vertrag unterschrieben haben und nicht mehr minderjährig sind, sagt sie. Weil Ricard Pruna schon lange Mannschaftsarzt sei und den Test selbst durchführe, gebe es dort auch keine Be- denken bei den Spielern. „Ob man unsere For- schen Profil von Fußballern und Sprintern. Nur: schung problematisch findet oder nicht, ist aber Vorhersagen, wer ein Profi werden würde und sicher auch eine Frage des Vertrauens,“ sagt sie. wer nicht, ließ sich aus diesen Genen zur EnttäuDass man den eigenen Ärzten – nur sie dürfen in schung der Forscher und Trainer nicht zuverläsDeutschland, Frankreich, Portugal und der sig vorhersagen. Schweiz genetische Tests durchführen – Experten wie Wilhelm Bloch sind vertrauen kann, ist die eine Sache. deshalb skeptisch, wenn es um die Trotzdem gibt es Bedenken, dass Vorhersage von Verletzungen geht – Leistungssportlern in Zukunft auch, wenn ein Muskelfaserriss durch die DNA-Tests ein Karrieweniger komplex ist als den Surenachteil entstehen könnte. „Es persportler der Zukunft zu finden. könnte tatsächlich die Karriere ei„Für mich ist das im Moment nes jungen Spielers hemmen“, sagt noch Kaffeesatzleserei“, sagt auch selbst Lundblad. der Physiologe Patrick Diel vom Nicht in allen Ländern gibt es Zentrum für präventive DopingEinschränkungen dafür, wer solche forschung. Zum einen spiele für Tests überhaupt anbieten darf. Um eine Verletzung alles Mögliche eidie 40 private Firmen tun das weltne Rolle, von der Ernährung über weit bereits. Weil bei ihnen unklar das Trainingsprogramm bis hin ist, was genau untersucht wird und zum Pech. Zum anderen sei biswie mit den sensiblen Daten verlang unklar, wie genau die Variatifahren wird, haben sich im verganon in einzelnen Genen sich auf die genen Jahr führende WissenschaftFunktion eines Muskels oder einer ler auf ein Statement geeinigt. Im Sehne auswirken soll. „Natürlich „Journal of Sports Medicine“ hätten die Vereine gern irgendschreiben sie: „Der Konsens unter was, was das Verletzungsrisiko Sportwissenschaftlern und Genetiverringert“, sagt er. „Die Verbände kern ist, dass genetische Tests prihaben Geld, die Kosten so eines vater Firmen bei der Talentsuche Tests im Verhältnis zu einem ausund individualisiertem Training gefallenen Spieler, das rechnet zur Maximierung der Leistung keisich schon. Sie denken: Vielleicht ne Rolle spielen sollten.“ hilft es ja, Falls nicht, schadet es Die ethischen Fragen spielten wenigstens nicht.“ für dieses Statement eine wichtige Kaputt machen kann man mit Rolle – aber auch wissenschaftliGenetic Profiling also nichts. Ob che. Denn noch ist gar nicht klar, es tatsächlich funktioniert, ist wie aussagekräftig ein Test auf so aber bislang umstritten. Was wenige SNPs ist, wie es etwa in nicht umstritten ist: Es wird einMatilda Lunblads Untersuchung gesetzt werden, wird seinen Platz der Fall ist. „Die Studie ist schon im Leistungssport bekommen – intelligent gemacht, keine Frage“, auch in Deutschland. Wenn man sagt der Sportmediziner Wilhelm Umweltfaktoren mit bedenke, alBloch von der Deutschen Sportso Ernährung, Training, Erhohochschule in Köln. „Den Aussagelungszeiten, dann hätten DNAwert eines solchen Tests kann man Analysen schon eine Perspektive trotzdem kritisch sehen.“ Jede im Sport, sagt Bloch. Er sieht es komplexe menschliche Fähigkeit, wie Lundblad: „DNA-Analysen auch die sportliche Leistungsfähigwerden in den kommenden fünf keit, sei eher von mehreren Hunbis zehn Jahren ein Thema im dert bis Tausenden SNPs beeinSport werden“, sagt er. Aber sind flusst als nur von drei. sie das nicht längst? Das weiß man, weil SportmediMatilda Lundblad jedenfalls hat ziner und Genetiker schon einmal in der Uefa-Datenbank auch die versucht hatten, in den Genen etVerletzungsdaten deutscher Vereiwas zu lesen: wer das Zeug zum ne: FC Bayern, Borussia DortLeistungssportler hatte – und wer mund, Schalke 04 und Bayer Lenicht. Ab der Jahrtausendwende Tori Pena, Jeremy Dodverkusen sind dabei. Mit zwei Topjagten Wissenschaftler ein paar son, Lacey Henderson, Klubs in Deutschland sei sie zum Jahre lang „Sportlergenen“ hinter- Akeem Haynes und Muna Thema Genetic Profiling bereits her. Das ACE-Gen war ein Kandi- Lee trainieren mithilfe im Gespräch, sagt sie. Und Wildat, das ACTN3-Gen ein weiterer. des Genetic Profiling helm Bloch, der die Leitlinien zur Während bestimmte Varianten in Behandlung von Muskelverletzunersterem eher mit einer besonderes Fähigkeit gen mit überarbeitet, kennt ebenfalls viele deutfür Ausdauerleistungen einhergeht, hängt letzte- sche Leistungssportler. Ob von denen schon jeres eher mit Sprint- und Kraftleistungen zusam- mand Genetic Profiling nutze? Dazu könne er men – und findet sich einer Metastudie von 2013 nichts sagen, leider. Und er sagt das zur SicherStudien zufolge überzufällig häufig im geneti- heit gleich zweimal. © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung WELT am SONNTAG-2016-07-17-sil-24 f5123d7d0164873d70b500d7b5da4639 20 WISSEN WELT AM SONNTAG BLUT D Es liegt im er Ehemann schenkte ihr 2006 das Leben – mit seiner Niere. Zweieinhalb Jahre lang ging das gut, dann begann der Körper der Frau das fremde Organ zu bekämpfen. Und gewann. Er stieß die neue Niere ab. Auf der Suche nach Unterstützung wendete sie sich an die Interessengemeinschaft Nierenlebendspende e. V., die ihre Geschichte anonym veröffentlichte. Dorry Segev, Professor für Chirurgie an der Johns Hopkins University School of Medicine, hat mit seinem Team Patienten untersucht, denen eine Niere transplantiert worden war. Die Forscher interessierte, wie Erfolg versprechend eine ganz besondere Art der Transplantation im Vergleich zu herkömmlichen Verfahren ist. Bei dieser Methode stimmt die jeweilige Niere nicht mit der Blutgruppe oder den Gewebemerkmalen des Patienten überein. Die Ärzte filtern deshalb vor der Operation die Antikörper, SCHACH Viktor Kortschnoi ist tot Viktor Kortschnoi starb mit 85 Jahren in Wohlen (Schweiz). Garri Kasparow schreibt über ihn: „In der gesamten Schachgeschichte lässt sich kein anderer Spieler finden, der über so viele Jahre diese Disziplin, Vitalität und unbändigen Kampfgeist gezeigt hat.“ Der schon seit Langem Schwerkranke starb nicht, wie erhofft, bei einem Turnier, doch seine bedingungslose Hingabe für das Schachspiel, das ihm immer auch „ein Prüfstein fürs Gehirn“ (Goethe) war, wird der Nachwelt auch in seinem Buch „Mein Leben für das Schach“ (Edition Olms) erhalten bleiben. Großmeister Artur Jussupow hält ihn schlicht für den größten Schachspieler des 20. Jahrhunderts. Dabei war der starke Kortschnoi nie Weltmeister, scheiterte dreimal an seinem 20 Jahre jüngeren Erzrivalen Anatoli Karpow. Was er sich, der 1976 die verhasste Sowjetunion verließ, nie verzieh. In memoriam einer seiner süßesten Triumphe vom ersten a b c d e MIT HELMUT PFLEGER f g h 8 8 7 7 6 6 5 5 4 4 3 3 2 2 1 1 a b c d e f g h Stellung nach 12...Tb8 a b c d e f g h 8 8 7 7 6 6 5 5 4 4 3 3 2 2 1 1 a b c d e f g h Stellung nach 17...Lxd5 Wettkampf (21. Partie) gegen Karpow in Moskau 1974 aus „Meine besten Kämpfe“ (Edition Olms). Impressum Verleger AXEL SPRINGER (1985 †) Herausgeber und Chefredakteur: Stefan Aust Stellvertreter des Chefredakteurs: Dr. Ulf Poschardt, Arne Teetz Stellvertretende Chefredakteure: Beat Balzli, Oliver Michalsky, Dr. Marius Schneider (Geschäftsführender Redakteur) Kortschnoi – Karpow (Damenindisch): 1.d4 Sf6 2.Sf3 e6 3.g3 b6 4.Lg2 Lb7 5.c4 Le7 6.Sc3 0-0 7.Dc2 c5 8.d5 exd5 9.Sg5 Sc6 10.Sxd5 d6 11.Dd2! Sxd5? „Vor diesem schwachen Zug dachte Karpow acht Minuten nach. Er vermittelte jedoch den Eindruck, dass er weniger über die Stellung grübelte als darüber, was in seinem Notizbuch stand.“ 12.Lxd5 Tb8? „Für den Verlustzug brauchte er nur drei Minuten, daran war wieder das Notizbuch schuld.“ Schon schlägt es krachend beim schwarzen König ein. 13.Sxh7! Te8 „Oder 13...Kxh7 14.Dh6+ Kg8 15.Dxg6+ Kh8 16.Dh6+ Kg8 17.Le4 f5 18.Ld5+ Tf7 19.Dg6+ mit Gewinn.“ 14.Dh6 Se5 15.Sg5 Lxg5 „Nach 15...Lf6 16.Lxf7+! setzt Weiß in zwei weiteren Zügen matt.“ 16.Lxg5 Dxg5 17.Dxg5 Lxd5 “Die letzte Falle ist 18.cxd5 Sf3+. Glücklicherweise ist es erlaubt zu rochieren, wenn der Turm angegriffen ist.“ 18.0-0! Lxc4 19.f4! Schwarz gab auf – nach 19...Sc6 reißt 20.f5! den Königsflügel auf. BRIDGE Schlussakkord Die im Juni ausgetragene Europameisterschaft fesselte viele vor den Monitoren. Nicht etwa die Fußball-EM, sondern die Bridge-EM (Open/Damen/Senioren). Im Internet ließen sich viele Partien live verfolgen. Edelmetall im Visier, haben die Spieler ein weiteres Ziel vor Augen: die Qualifikation für die Team-Weltmeisterschaft. Dem deutschen Open-Team gelang dies mit dem 5. Platz (von 37 Teams) in der Besetzung Sabine Auken-Roy Welland, Julius Linde-Christian Schwerdt, Michael Gromöller, Martin Rehder, Kevin Castner (npc), Andrea Schwerdt (coach). Herzlichen Glückwunsch! Sowohl das Damen- als auch das Seniorenteam mussten sich mit einem soliden Mittelplatz begnügen. Spekta- die das neue Organ angreifen würden, aus dem Blut heraus. Anschließend bekommen die Patienten ein Medikament, das die Neubildung dieser Abwehrstoffe hemmt. Die Antikörper, die sich nach der Transplantation gegen die neue Niere bilden, sind wesentlich weniger aggressiv. Eine Abstoßung kann so verhindert werden. In der Studie wurde nun bewiesen, dass dieses Verfahren besser funktioniert als eine herkömmliche Nierentransplantation: Nach acht Jahren lebten noch 76,5 Prozent der 1000 „Blut- MIT ROBERT BOEDDEKER kulär war die allerletzte Hand und bot dem norwegischen Alleinspieler Boye Brogeland im Sekundentakt ein Wechselbad der Gefühle. Er war ing̈elan7 det, stach Pik-Ausspiel, zog zwei Runden Trumpf, spielte vom Tisch ©D, freute sich über Süds ©K und sackte innerlich zusammen, als Nord schnappte. Teiler: West, Gefahr: Ost-West Aufgabe für den 17.7.16: Können Sie auf Süd 6ª erfüllen? West greift mit§D an. Aufgabe Lösung der Aufgabe vom ♠ K7643 ♥5 10.7.16: Süd spielt Pik zum Ass ♦ 864 ♣ 9432 und schnappt Pik mit ©10. Mit ♠ ♠ B9 N Cœur zur 7 erreicht Süd den ♥ K B 8 2 W O ♥ D 10 9 7 6 Tisch, schnappt nochmals ♦ A D B 10 5 3 2 ♦ K97 S ♣ 6 ♣ D B 10 8 Coeur mit einem hohen Trumpf ♠ A D 10 8 5 2 und geht zur ©9 an den Tisch. ♥ A43 ♦ Mit einem weiteren Schnapper ♣ AK75 sind die Piks etabliert und über Teiler: Süd, Gefahr: Ost/West K̈ zu erreichen. ♠ AK532 ♥♦ 10 9 5 ♣ KB842 ♠ ♠ B 10 9 N ♥ A B 10 5 2 ♥ D874 ♦ AKB7642 W O ♦ D8 S ♣ A ♣ D 10 9 3 ♠ D8764 ♥ K963 ♦ 3 ♣ 765 Textchefs: Rainer Marx, Annette Prosinger Chefkommentator: Torsten Krauel Redaktionsleiter Digital: Stefan Frommann Creative Director: Cornelius Tittel Leitung Layout/Artdirection: Maud Radtke Adriano Sack; Stv. Sönke Krüger, Inga Griese (Senior Editor) Sport: Stefan Frommann; Stv. Sven Flohr, Christian Witt, Volker Zeitler Leben/Wissen: Wolfgang Scheida, Heike Vowinkel; Stv. Dr. Pia Heinemann Politik: Marcus Heithecker, Dr. Jacques Schuster Lars Schroeder; Stv. Claudia Kade Forum: Andrea Seibel; Stv. 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In Deutschland ist man jedoch skeptisch – aus moralischen Gründen VON PAULA LEOCADIA PLEISS Organe sind in Deutschland knapp. Hier warten 8000 Menschen auf eine Spenderniere, im Schnitt sechseinhalb Jahre lang. Oftmals dauert es sogar deutlich länger, bis ein passendes Organ eines Verstorbenen zur Verfügung steht. Deshalb entscheiden sich viele Betroffene, eine Lebendspende anzunehmen: die Niere eines Partners, Familienmitglieds oder Freundes. So können die Patienten wieder auf ein normales Leben hoffen, ohne die ständige Angst zu sterben. Doch auch Lebendspenden sind nicht unproblematisch. Oft stimmen die Blutgruppe oder die Gewebemerkmale zwischen potenziellem Spender und Empfänger nicht überein. Der Körper würde das neue Organ bekämpfen. Eine Langzeitstudie mit mehreren Tausend Teilnehmern aus den USA zeigt jetzt aber, dass eine „Blutwäsche“ vor der Transplantation die Lösung für dieses Problem sein könnte. Einige Experten haben trotzdem Einwände. wäsche“-Patienten. Zum Vergleich: Bei Betroffenen, die das in Blut- und Gewebemerkmalen passende Organ eines Verstorbenen bekommen hatten, waren es 62,9 Prozent. Und von denjenigen, für die kein passender Nierenspender gefunden worden war, überlebten nur 43,9 Prozent. Jetzt, so Studienleiter Segev im „The New England Journal of Medicine“, sei bewiesen, dass diese Methode viele Leben retten könne. Theoretisch könne dieses „Blutwäsche“-Verfahren nämlich nicht nur bei Nieren-, sondern auch bei Leber- oder Lungentransplantationen eingesetzt werden. Das macht Hoffnung, vor allem in Deutschland, wo Spenderorgane besonders knapp sind. Oliver Hakenberg, Direktor der urologischen Abteilung am Universitätsklinikum Rostock, ist von dem Verfahren begeistert: „Lebendspende ist eine Supersache, wir empfehlen sie all unseren Patienten.“ Problematisch sei nur, dass der Betroffene selbst einen spendebereiten Angehörigen finden müsse. Dieser würde dann gesundheitlichen Tests unterzogen und Fußballmannschaft Hauptstadt von Taiwan Siebensachen, Kram Gewinnverteilungskartell Staat nordin West- westdt.: afrika Senf dt. Schau- ugs.: spielerin: Flachbild... Hoss schirm 17. JULI 2016 durch eine Ethikkommission geprüft. Als Spender kommen nur völlig gesunde Menschen infrage, die ein jahrelanges, emotionales Verhältnis zu dem Patienten haben. Mögliche Risiken für den Spender machen Hakenberg nur wenig Sorgen. Die Gefahren, bei der Organentnahme zu sterben oder Folgeerscheinungen wie Schlappheit zu entwickeln, seien schwindend gering. „Wenn meine Kinder eine Niere brauchten, würde ich sofort spenden.“ Am renommierten Nierenzentrum in Heidelberg sieht man Lebendspenden trotz der hohen Erfolgsraten kritischer – obwohl das „Blutwäsche“-Verfahren dort bereits seit einigen Jahren erforscht und angewendet wird. Peter Schemmer, Direktor und Oberarzt der Abteilung für Transplantationschirurgie am Universitätsklinikum Heidelberg, warnt: „Eine Nierenlebendspende muss immer die Ausnahme bleiben. Es kann nicht sein, dass gesunde Menschen operiert werden, um ein Gesellschaftsproblem wie die mangelnde Spendebereitschaft auszugleichen.“ In Deutschland werden bereits etwa 20 Prozent aller Nierentransplantationen mit Lebendspenden durchgeführt. Das sei zu viel, findet Schemmer. Für die nierenkranke Frau, die ihre Geschichte online erzählte, könnten „Blutwäsche“ und eine weitere Lebendspende aber die letzte Rettung sein: So wäre eine zweite Transplantation möglich – ohne dass der Körper das neue Organ abstößt. SUDOKU SONNTAGSRÄTSEL – Gewinne im Wert von 350 Euro Büro, InfekDiensttionsstelle krankheit (engl.) NR. 29 VON STEFAN HEINE LEICHT starkes Schmerzmittel matt, schwach 9 ugs.: eitel Argonautenführer (gr. Sage) Heldin der Argonautensage deutscher Name des Flusses Neman süßer Schnaps 1 klug, geschickt nicht wenig kleiner Greifvogel 6 DonauZufluss in Österreich sprachl. Ehrung, Laudatio zum Munde gehörig (Med.) Weltkinderhilfswerk (Abk.) Leichtmetallfahrzeugteil Geld zurücklegen ugs.: Armut, Not eine der Nornen Vorname Odes † Frauenfigur in „Peer Gynt“ Währung im Iran Kf.: Sonderkommission niederl. Schauer- Stargeiger film (André) 2 7 ein nordamerik. Indianer Kfz-Z. Kenia MITTEL 3 süddt. Landschaft Affe, Weißhandgibbon 4 griech. Vorsilbe: fern Vorname des Rockmusikers Lindenberg lat.: von selbst (2 Wörter) Platz, Ort schweiz.: Fahrrad Fluidum (franz.) Hauptstadt Bulgariens Wagenbespannung Elan, Schwung männl. Schwein Einzelvortrag Begriff der Jazzmusik dän. Insel 8 Röstbrotscheibe 5 ® Kopfbedeckung im Orient 1 2 3 4 Auflösung aus dem Heft 27 O E N Z E L E G I D OM S S I N E C K A H O R G A B T I T F L R M I N E R A L U D A T E I T P N G C A K A T Z E D O N N E B O R A S S R L E V A N T E A D A P T E R B E L (1-9) Dichterin E M P A T I H I B E 5 U E B E L 6 7 R R A L T A N S O R E P T E U R I D A E L O B E N G J N L A D E U E G E L A D E N 8 9 slv1318-29 Nicolas Feuillatte verlost 5-mal ein exklusives Champagner-Set, bestehend aus je einer Flasche des feinperligen, vollmundigen Brut Réserve sowie zwei Champagnergläsern. Dies macht aus jedem Anlass etwas ganz Besonderes. SCHWER Lösung der Rätsel der vergangenen Woche: im Uhrzeigersinn rechts beginnend leicht, mittel und schwer SO SPIELEN SIE MIT: Nennen Sie das Lösungswort per Telefon: 01379-560 056 (0,50 € aus dem dt. Festnetz, mobil deutlich teurer), oder Sie senden eine SMS mit folgendem Text an die 40400 (0,50 €/SMS): Rätsel, Lösung, Name, Anschrift Teilnahmeschluss ist am 23.7.2016 um 24 Uhr. Rechtsweg und Barauszahlung sind ausgeschlossen. Das Lösungswort in Nr. 27 hieß: Dichterin Die Preise gewannen: Karla Bauer, Bremen; Adolf Stubben, Oldenburg; Rita Mayer, Winnweiler; Horst Oberbillig, Dockendorf Ulrich Exner, Dr. Richard Herzinger Chefkorrespondent Wissenschaft: Dr. Norbert Lossau Korrespondentin: Jennifer Wilton Korrespondent Kultur/Gesellschaft: Eckhard Fuhr Leitender Redakteur Zeitgeschichte: Sven-Felix Kellerhoff Ständige Mitarbeit: Prof. Michael Stürmer Autoren: Henryk M. Broder, Wolfgang Büscher, Dr. Susanne Gaschke, Alan Posener, Dr. Kathrin Spoerr, Benjamin von Stuckrad-Barre, Hans Zippert Auslandskorrespondenten: Brüssel: Dr. Christoph Schiltz, Andre Tauber Budapest: Boris Kalnoky Istanbul: Deniz Yücel Jerusalem: Gil Yaron Kapstadt: Christian Putsch London: Stefanie Bolzen, Thomas Kielinger, Nina Trentmann Madrid: Ute Müller Marrakesch: Alfred Hackensberger Mos- kau: Julia Smirnova New York: Michael Remke, Hannes Stein Paris: Martina Meister Peking: Johnny Erling Prag: Hans-Jörg Schmidt Singapur: Sophie Mühlmann Warschau: Dr. Gerhard Gnauck Washington: Ansgar Graw, Stephan Strothe, Clemens Wergin Die WELT-Gruppe kooperiert mit „El País“ (Spanien), „La Repubblica“ (Italien), „Le Figaro“ (Frankreich), „Le Soir“ (Belgien), „Tages-Anzeiger“ und „Tribune de Genève“ (beide Schweiz). Regionalredaktionen: Bayern: Stefan Felbinger, Stv. Peter Issig Hamburg: Jörn Lauterbach, Stv. Claudia Sewig Nordrhein-Westfalen: Dr. Willi Keinhorst; Stv. Andreas Fasel Verantwortlich im Sinne des Pressegesetzes: Seite 1: Dr. Jacques Schuster Innenpolitik: Dr. Jacques Schuster Außenpolitik: Dr. Sascha Lehnartz Forum: Rainer Haubrich Thema: Marc Neller Wissen: Dr. Pia Heinemann Leben: Wolfgang Büscher Sport: Christian Witt Motor: Adriano Sack Wirtschaft: Olaf Gersemann Finanzen/ Wohnen: Olaf Gersemann Kultur/Kunstmarkt/ Fernsehen: Andreas Rosenfelder Stil: Adriano Sack Reisen: Sönke Krüger Foto: Michael Dilger © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung www.nicolas-feuillatte.com Alle: c/o WeltN24 GmbH, 10888 Berlin, AxelSpringer Straße 65 Hamburg: Jörn Lauterbach, Axel-Springer-Platz 1, 20355 Hamburg NRW: Dr. Willi Keinhorst, Adersstraße 12–14, 40215 Düsseldorf Bayern: Stefan Felbinger, Isartorplatz 8, 80331 München Anzeigen: Silvana Kara, WeltN24 GmbH, 10888 Berlin, Axel-SpringerStraße 65 Verlagsgeschäftsführung: Dr. Stephanie Caspar, Dr. Torsten Rossmann; Mitglied der Geschäftsführung: Christian Fuhrhop General Manager: Johannes Boege Gesamtanzeigenleiter: Silvana Kara Handel: Peter M. Müller Redaktion Sonderthemen: Astrid Gmeinski-Walter Verlag: WeltN24 GmbH Druck: Axel Springer SE, Berlin beide: 10888 Berlin, Axel Springer Straße 65. Telefon: 030 / 259 10. Die Rechte für die Nutzung von Artikeln für elektr. Pressespiegel erhalten Sie über PMG Presse-Monitor GmbH, Telefon: 030/ 28 49 30 oder www. pressemonitor.de. Für Syndication-Rechte wenden Sie sich an [email protected]. Es gilt die Preisliste der WELTGruppe Nr. 94, gültig ab 1. 1. 2016 sowie die Preisliste Märkte, Ergänzung zur Preisliste der WELTGruppe Nr. 94, gültig ab 1. 1. 2016. Sie erreichen die Redaktion telefonisch unter 030/25 91 0 WELT am SONNTAG-2016-07-17-sil-24 f5123d7d0164873d70b500d7b5da4639 Die Nacht muss nicht das Ende des Tages bedeuten. DER NEUE SEAT ATECA. TECHNOLOGY TO ENJOY ROUTINE NEU ERLEBEN. JETZT BEI IHREM SEAT PARTNER. Ganz gleich ob Sie Ihren Abend im Theater oder im Restaurant verbringen: Wenn Sie zu Ihrem neuen SEAT Ateca zurückkehren, begrüßt er Sie mit einem warmen Licht¹ – und lässt sich damit ganz einfach in der Dunkelheit finden. Auch seine hoch entwickelten Voll-LED-Scheinwerfer¹ machen die Nacht sicherer: Sie leuchten jede noch so dunkle Straße optimal aus und verschaffen dem SEAT Ateca einen selbstbewussten Auftritt. Und im Innenraum können Sie dank Ambiente-Beleuchtung¹ für jede Nachtfahrt die perfekte Stimmung erzeugen. ¹Optional erhältlich ab Ausstattungsvariante Style, Serienausstattung bei XCELLENCE. Abbildung zeigt Sonderausstattung. © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung AUCH ÜBER: SEAT.DE WELT am SONNTAG-2016-07-17-sil-24 f5123d7d0164873d70b500d7b5da4639 22 LEBEN GELSENKIRCHEN Leiche nach Explosion in Haus gefunden Nach der Explosion im Anbau eines Wohnhauses in Gelsenkirchen haben Feuerwehrleute in den Trümmern eine Leiche gefunden. Ob es sich um einen vermissten Bewohner handelt, soll eine Obduktion in den nächsten Tagen zeigen. Die Explosion hatte den Anbau am Samstagmorgen in Brand gesetzt; dabei wurde eine Frau leicht verletzt. Die Löscharbeiten verliefen schwierig, weil es immer wieder neue Glutnester gab und Einsturzgefahr bestand. Die Ursache der Explosion war zunächst nicht bekannt. SACHSEN Münzfund wächst auf 1494 Silberstücke Der in einer Felsspalte im Elbsandsteingebirge gefundene Schatz ist einer der größten Münzfunde in Sachsen. Die Anzahl der silbernen Stücke sei auf 1494 angewachsen, teilte das Landesamt für Archäologie (LfA) nach weiteren Analysen mit. Damit sei er der zahlenmäßig größte bekannte Münzfund in Sachsen. Die Geldstücke, die zwei Kletterer Ende April entdeckt hatten, stammen aus einem Zeitraum zwischen 1693 und 1817. Das LfA war zunächst von 800 bis 1000 Stücken ausgegangen. Mitarbeiter hatten seitdem die Fundstelle untersucht, Sedimente freigelegt und weitere Münzen gefunden. TIROL Hund per Helikopter und Tau geborgen Ein Hund ist beim Gassigehen in Tirol in einen Fluss gestürzt und wurde per Helikopter und Rettungsgeschirr geborgen. Der Alaskan Malamute konnte laut Polizei zwar ans Ufer der Brandenberger Ache schwimmen, kam dort aber wegen des felsigen Geländes nicht mehr weiter. Da der Einsatz der alarmierten Berg- und Wasserrettung zu gefährlich war, wurde der Polizeihubschrauber zur Tau-Bergung angefordert. Das Tier blieb unverletzt. KARWENDELGEBIRGE Bergwanderer aus Deutschland vermisst Die Alpinpolizei sucht in den Tiroler Alpen nach zwei vermissten Wanderern aus Deutschland. Ein 25-Jähriger und ein 76-Jähriger waren jeweils allein unterwegs. Der jüngere Mann war im bayerischen Oberstorf zu einer Wanderung Richtung Süden aufgebrochen. Er wurde wahrscheinlich zuletzt zwischen 28. Juni und 3. Juli bei der Landsberger Hütte in Tirol gesehen. Der 76-Jährige war im Karwendelgebirge unterwegs und kehrte nicht wie geplant zurück. Nach beiden wurde mit Hubschraubern gesucht. ITALIEN Trauerfeier für Opfer des Zugunglücks Im süditalienischen Andria sind 13 der bislang 23 Todesopfer des Zugunglücks vom Dienstag beigesetzt worden. In einer bewegenden Feier nahmen Tausende Menschen Abschied von ihren Angehörigen und Freunden, die in schlichten hellen Särgen in der Sporthalle aufgebahrt waren. An dem Gottesdienst nahm auch Italiens Staatspräsident Sergio Mattarella teil. Einige Familien von Getöteten hatten sich für private Trauerfeiern entschieden. APULIEN 225 Touristen in Sicherheit gebracht Nach schweren Unwettern und Überschwemmungen sind im süditalienischen Apulien zwei Campingplätze evakuiert worden. Insgesamt 225 Touristen wurden in Rodi Garganico an der Adriaküste in Sicherheit gebracht. Polizei, Feuerwehr und andere Einsatzkräfte waren seit Freitag im Dauereinsatz. Die betroffenen Touristen wurden in Schulturnhallen und anderen Notunterkünften untergebracht. WELT AM SONNTAG NR. 29 17. JULI 2016 Motoren mit insgesamt 24.000 PS angetrieben, verbraucht ein paar Tausend Liter Diesel pro Tag. Es gehört Scheich Mansour bin Zayed Al Nahyan aus Dubai, Hauptanteilseigner von Manchester City und im Kabinett der Vereinigten Arabischen Emirate „Minister für Präsidentschaftsangelegenheiten“ – Vertreter eines Staates also, der von jenem Rohstoff finanziert wird, über den DiCaprio unablässig sagt, er solle in der Erde bleiben. So geht das die ganze Zeit. Lauter Kleinlichkeiten, aus denen oft politischer Furor spricht. Als Unterstützer der Demokraten wird DiCaprio von jenen Konservativen innig verabscheut, die jede umweltpolitische Maßnahme als einen Anschlag auf unternehmerische Freiheit und nationale Souveränität wahrnehmen. Solche Menschen können einfach nicht begreifen, dass Leo sich auch für sie engagiert, es ist nun einmal das Überleben der Menschheit, das auf dem Spiel steht. Jeder würde es ihm nachsehen, wenn er sein Leben wie ein ganz normaler Filmstar genösse und in einem richtigen Rennauto unterwegs wäre statt in einem, das man an eine Steckdose hängt. Und er könnte sein immenses Vermögen auch ganz normal verpulvern. Stattdessen investiert er es in eine Zukunft, die nicht nur ihm zugutekommt. Im Mai 2014 hat er zum Beispiel ein Apartment auf der vierten Etage des Delos Building im New Yorker Greenwich Village gekauft, in dem das ökologisch richtige Wohnen Wirklichkeit geworden ist: Vitamin-C-Duschen, von den Schadstoffen der Stadt gereinigte Luft, ein Beleuchtungsdesign, das sich den natürlichen Schlafrhythmen anpasst, und so weiter. Zusammen mit dem Investor Jeff Gram hat er die zum mittelamerikanischen Staat Belize gehörende Insel Blackadore Caye gekauft, um sie zu einem Öko-Resort auszubauen und dabei auch ein Korallenriff zu retten, die Eröffnung soll 2018 stattfinden. Im Internet findet man zwar Artikel aus regionalen Zeitungen, die von den Sorgen der Fischer berichten, ihrer Existenzgrundlage verlustig zu gehen. Und eine „change.org“-Petition gegen das Vorhaben sowie die furiose Kritik eines ökologisch bewussten Designers an DiCaprios Plänen, die ausführlich darlegt, warum es umweltverträglicher wäre, die Insel einfach in Ruhe zu lassen statt Ferien-Apartments für Superreiche zu errichten. Aber er hat sich nun einmal vorgenommen, der Welt zu zeigen, dass Luxus und Nachhaltigkeit sich durchaus miteinander vertragen. Auch als Wagniskapitalgeber für grüne Technologien betätigt sich DiCaprio: Sein Geld steckt etwa in „Zuli“, einem Unternehmen, das energiesparende Stecker produziert, oder in „Rubicon“, Hollywoodstar, Frauenschwarm, Umweltkrieger: Leonardo DiCaprio engagiert sich seit Jahren einem Start-up, das „Uber für Müll“ genannt wird und sich bemüht, die Abfallfür den Planeten. Jetzt richtet er eine große Spendengala aus – und erntet heftige Kritik entsorgung umweltverträglicher zu machen. Auch DiCaprios neuestes Investr könnte es sich leicht präsidenten Al Gore beschlossen, zum lauter Leute, die möglicherweise eher her nicht in Kalifornien veranstalten ment in ein Unternehmen namens machen. Die Mittel Umweltkrieger zu werden. Er hat eine für die Party anreisen. Aber sie werden könne statt in Südfrankreich. Es ist „Qloo“ ist bei näherem Hinsehen ökolound den Körper dazu Stiftung gegründet, die mit bislang 47 für die Rettung der Welt bezahlen: Das doch total bescheuert, heißt es, wenn gisch motiviert. „Qloo“ ist zwar ein hat er. Seit er aufgehört Millionen Dollar Öko-Projekte fördert. „Grand Earth Protector Package“ – eine sich Hollywoodschauspieler in Flugzeu- Empfehlungstool, das Usern dabei helhat, auf untergehenden Er war Co-Produzent und Moderator Tafel für zwölf Gäste in der Nähe von ge setzen, um zu einer Gala zu fliegen, fen soll, Bücher, Musik, Reiseziele und Schiffen die Arme aus- des Dokumentarfilms „11th Hour – 5 vor DiCaprios Tisch – kostet 175.000 Dollar, bei der die Klimaerwärmung bekämpft so weiter zu finden, die zum eigenen zubreiten und Poesie- 12“ über die Auswirkungen des Klima- das „Ocean Steward Package“ in nicht werden soll. Wenn sie Linie fliegen, fal- Geschmack passen – aber das Unteralbum-Sätze in die Gischt zu brüllen, ist wandels. Er investiert sein Geld in grü- ganz so guter Lage 82.000 Dollar für len pro Star sieben Tonnen CO2 an, falls nehmen will die von den Konsumenten Technologie-Unternehmen. Er zehn. Sie werden bei der Auktion mit- einer den Privatjet nimmt, sind es 86 erhobenen Daten auch dazu verwenden, ihm auch das Wohlwollen von Frauen ne sicher, die richtige Männer wollen. Er kämpft gegen Fracking, für den Sibiri- machen – 2014, als die Leo-Gala zum Tonnen Kohlendioxid. deren Geschmack hat Wölfe an der Wall Street, Verbre- schen Tiger, gegen den Elfenbeinhandel ersten Mal stattfand, wurde eine Skulp- Als ob sie ihre Umweltvorherzusagen. So cher in New York, einen Grizzly und ro- und für das Wachsen des Umweltbe- tur von Damien Hirst für sechs Millio- schutz-Gesichter nicht könnten etwa Filmhe Bisonleber überlebt. Wenn er runter- wusstseins bei Promis, die sich sonst nen Dollar und eine Cameo-Rolle in ei- auch in Lalaland in eiproduzenten in die nem Leo-Film für 2,4 Millionen Dollar ne Kamera halten kommen will, geht er tauchen, „das ist nur für ihr Luxusleben interessieren. Lage versetzt werden, Am 20. Juli findet in der Domaine ersteigert. Und, wer weiß, vielleicht könnten ... so weit weg von absolut allem“. Er fährt aus der Mode gerateDiese Art von Kritik ES IST DOCH schnelle Autos. Auf Urlaubsfotos von Bertaud Belieu Vineyards, einem Wein- werden sie ja nachdenklich und sich in ne Schauspieler oder ihm sieht man den Schauspieler mit gut in der Nähe von Saint-Tropez, die Zukunft E-Autos und solar- statt batte- muss sich DiCaprio Plots gar nicht erst seit Jahren anhören. Er TOTAL recht jungen Frauen auf karibischen In- jährliche „Leonardo DiCaprio Foundati- riebetriebene Sextoys anschaffen. auf die Menschheit DiCaprio müsste das alles nicht tun. sei ein schlimmer on Annual Gala to Fund Climate and seln eine schöne Zeit haben. loszulassen, sich Biodiversity Projects“ statt. 500 Stars Die Paparazzi-Fotos beweisen, dass er Heuchler, wird immer BESCHEUERT, Flops zu ersparen und VON PETER PRASCHL werden kommen, um sich anzuhören, genügend junge Frauen am Start hat, wieder gesagt. In den HEISST ES, WENN Ressourcenverwas er zu sagen hat, er hat mittlerweile und wenn er ihrer müde wird, auch ein gehackten Sony-Mails, schwendung zu verAber was soll er machen, er hat ein Routine darin. Seine Rede wird davon paar Männerfreunde, mit denen er in die von WikiLeaks ver- 500 STARS ZU meiden – ein ökolowurden, tief sitzendes Trauma. Als Kind musste handeln, dass die Menschheit sich end- See stechen kann. Aber er hat sich ver- öffentlicht gisch überaus werter statt unter einem Superhelden-Pos- lich besinnen muss, weil sie andernfalls pflichtet, sich für die Natur zu engagie- konnte man nachlesen, EINER GALA volles Vorhaben. ter unter einem Kunstdruck von Hiero- untergehen wird, dass wir alle keine ren, und deswegen setzt er seinen dass er 2014 innerhalb Der Planet braucht nymus Boschs „Garten der Lüste“ ein- Zeit mehr „für noch mehr Verhandlun- Ruhm dafür ein, den Menschen endlich von sechs Wochen FLIEGEN, UM SO DIE also Männer wie Leoschlafen, auf dem die Menschheit aus gen, Entschuldigungen, Zehnjahresstu- begreiflich zu machen, dass es so nicht sechsmal mit einem nardo DiCaprio, Privatjet unterwegs KLIMAERWÄRMUNG dem Paradies vertrieben wird. Seitdem dien“ haben. Kate Hudson und Charlize mehr weitergehen kann. Männer, die in eine Er bezahlt dafür einen hohen Preis. war – zu beruflichen ZU BEKÄMPFEN weiß er, „worauf diese Welt zusteuert: Theron werden da sein, Cate Blanchett, grünere Zukunft inMit Adam und Eva fängt es an, dann Marion Cotillard, Penélope Cruz, Ro- Gerade wird er wieder von der Presse Terminen, wie es hieß, vestieren, und die geht es weiter: Überbevölkerung, Ge- bert De Niro und Scarlett Johansson, angeraunzt, ob er sein Öko-Get-toget- allerdings waren seine Alarm schlagen, wenn damalige Freundin Toni Garrn, seine andere Partys feiern. Kann sein, dass metzel, am Ende ist der Himmel tiefMutter und sein Kumpel Lukas Haas da- sie dabei hin und wieder übertreiben – schwarz, die Landschaft verwüstet.“ bei. In diesem Jahr schaffte er es, von als Leo erzählte, er habe während der Wenn man einmal erkannt hat, wozu Cannes aus, wo er sich wegen der Film- „Revenant“-Dreharbeiten die Klimaermenschliche Hybris führt, kann man nie festspiele aufhielt, im Privatjet nach wärmung gespürt, wunderten sich die wieder die Augen verschließen. Man Der Aktivist: New York zu fliegen, um beim „River- Einwohner der kanadischen Provinz sieht schließlich überall, was die Spezies Vor zwei Jahren keeper Fishermen’s Ball“ einen Preis Alberta ein wenig, weil jäh über das anrichtet, der man angehört: Auf Sumademonstrierte für sein Umweltschutz-Engagement Land hereinbrechende warme Wintertra sterben die Elefanten aus, weil die DiCaprio mit entgegenzunehmen, und gleich danach winde, die sogenannten Chinooks, ihPalmöl-Plantagen der LebensmittelVollbart und wieder im Privatjet nach Cannes zu- nen seit Langem bekannt sind. Kann Multis ihnen den Lebensraum nehmen. Schiebermütze rückzufliegen, um der „amFar“-Gala ge- auch sein, dass er selbst nicht immer Korallenriffe werden zerstört. Im nördin New York gen Aids beizuwohnen. Zur Fußball- vorbildlich mit der Natur umgeht. Falls lichen Kalifornien ist der pazifische gegen den WM 2014 in Brasilien reiste DiCaprio er dabei ertappt wird, wird er seufzen Wolf gefährdet. Die kanadische Natur Klimawandel. mit 21 Freunden auf der „Topaz“ an, der und dann wieder einmal sagen, was er wird durch den Abbau von Ölsand verAuf dem Plakat fünflängsten Yacht der Welt, ausgestat- schon oft gesagt hat: Es geht doch wüstet. Es ist die Hölle. stand „100 tet mit Jacuzzis, Helikopterlandeplät- nicht um ihn, sondern um den PlaneAlso hat Hollywoodstar Leonardo DiProzent für zen, einem Kino und einem geräumigen ten. Und weil er ein guter Schauspieler Caprio 1998 nach einem Treffen mit den Planeten!“ Konferenzsaal. Das Schiff, von sechs ist, werden wir ihm glauben. dem damaligen amerikanischen VizeDer Visionär: Leonardo DiCaprio findet, dass die Menschheit keine Zeit mehr „für noch mehr Verhandlungen, Entschuldigungen, Zehnjahresstudien“ habe Der WELTENRETTER REUTERS / TOBY MELVILLE, REUTERS / EDUARDO MUNOZ KOMPAKT * E © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung WELT am SONNTAG-2016-07-17-sil-24 f5123d7d0164873d70b500d7b5da4639 17. JULI 2016 I WELT AM SONNTAG Irgendwann in dieser Nacht schlägt der Blitz ein. Ganz nah auf dem Feld, mit einem solchen Krachen, dass aus den Beobachtern augenblicklich Kinder werden, die sich mehr vor dem Donner fürchten als vor dem Blitz selbst. Wie hell es für einen Sekundenbruchteil ist, wird gar nicht beVON HOLGER KREITLING merkt. Jonas Piontek weiß nur, dass seine Kameralinse offen ist. Und dann muss es schnell gehen, sehr schnell. Das Unwetter ist da. Da, wo es auf keinen Fall sein soll. Hier. LEBEN 23 NR. 29 te. Die Blitzortung. Das Regenradar. Satellitenbilder. Natürlich eine Straßenkarte, um einen Weg zum Gewitter-Sichtungspunkt zu finden. Die Blitzortung zeigt ein pulsierendes rot-weißgelbes Knäuel, überall sind Kreise zu sehen. Dort schlagen gerade Blitze ein. Es sind viele. Über dem Schwarzwald sind Gewitter, die nördlich ziehen. Würzburg bekommt von Süden eine Gewitterfront, die sich mit der Schwarzwaldfront vereinigen kann oder nicht. Jonas sucht hektisch am Smartphone, vor Frankfurt geht es raus an einer Raststätte. Auf die Bank setzen, rauchen und überlegen. „Du bist der Profi“, sagt Max. „Na ja“, sagt Jonas. Und Steffi schweigt. Würzburg sieht gut aus. Kippe austreten, weiter. Auf Bayern 1 singt ein Chor die Nationalhymne. Vielleicht doch in Richtung Spessart, da wird gute Sicht sein. Auf dem Blitzradar wabern die Regenfronten blau, wie Aliens in einem Computerspiel. Von Gewitterjägern erwartet man, dass sie sich irgendwie todesmutig und verrückt mitten unter die Superzelle begeben. Wer aber Fotos machen will, und das wollen eigentlich alle, muss Regenfronten meiden. Abstand ist wichtig. Hinter Aschaffenburg: Abbiegen und in Richtung Süden. Steffi hat es blitzen sehen, Max beeinflussen?“, sagt Jonas. Darin liegt das große Versprechen der Gewitterjagd. Das Unbändige finden. Den Thrill. Sein Wetter-Werdegang ist ähnlich wie Steffis, es war derselbe Tornado, der ihn zu den Storm-Chasers brachte. Mittlerweile hat die „Gewitterjagd“-Seite bei Facebook 34.000 Fans. Sie streamen Tornados und Gewitter manchmal live, sie posten Fotos und diskutieren Wolkenstrukturen mit Fachvokabeln. Wenn sie unterwegs etwas sehen, Schäden, Orkanböen, Tornados, melden sie es bei Skywarn Deutschland, dem 2003 in Osnabrück gegründeten deutschen Netzwerk von Wetter-Spottern. Heute gibt es nichts zu melden. Nach einer halben Stunde beginnt es zu regnen, das Gewitter ist vielleicht noch fünf Kilometer entfernt. Es brummt in der Luft. Halb drei Uhr in der Nacht, weiter geht’s. „War schon gruselig mit der Stromleitung“, sagt Max. Er fährt nur gelegentlich bei den Gewitterjägern mit. Wenn über den Luftdruck mit Hektopascal-Daten debattiert wird, versteht er eher Bahnhof, gibt er zu. Das ist in Wölfersheim in der Wetterau anders. Wer das Haus von Daniel Rüd betritt, weiß genau, wie die Situation ist. An diesem ersten heißen Tag des Jahres sieht das so aus: Temperatur 31,7 Grad Celsius Luftdruck 1017 Hektopascal die Pflanzen entgegen dem Uhrzeigersinn kreisförmig geknickt waren. Bingo. Ein bisschen wie Polizeiarbeit sei das. Rüd mag das Nüchterne, Biedere der Tornado-Suche. Richtig nah ran an die Unwetter muss er gar nicht. Die Daten gehen in die Tornado-Liste ein, auch der Deutsche Wetterdienst erkennt die Arbeit der Amateure an und bedient sich dort. Es ist mehr Buchhaltung als Abenteuer, mehr Beweisführung als Augenblick, mehr Wissenschaft als Ästhetik. Rüd erhofft sich wie alle aus der Tornado-Gruppe Hinweise auf das Wesen der Wirbelstürme. Kann man sie vorhersagen? Die Antworten wird es geben, da ist er sicher, aber nicht so bald. Zurück auf die Autobahn, das Gewitter aus dem Schwarzwald ist nach Norden gezogen, gute Sicht scheint es in Rodgau zu geben. Jonas hat Energydrinks dabei, mag noch einer? Es riecht nach Gummibärchen im Auto. Südöstlich von Frankfurt, wieder ein Feldweg, an einem Baum vorbei. Das Gewitter ist noch etwa 15 Kilometer entfernt. Ausrüstung raus, Stative aufbauen. Es blitzt und grollt. Steffi sitzt noch im Auto, sie überlegt, ob sie rauchen soll. Es war ihr ein bisschen unheimlich, sagt sie später. Regentropfen fallen, Jonas drückt den Auslöser. Und es kracht. Seit Wochen wird Deutschland von Unwettern heimgesucht. Für Gewitterjäger und Tornado-Sammler ist es der perfekte Sommer, um die extremen Wetterlagen zu dokumentieren – und den Kitzel der Gefahr hautnah mitzuerleben JONAS PIONTEK (2) PotzBLITZ Tornados entstehen, wenn Windströme im Innern der Wolke rotieren. Sie wüten kurz, sie sind praktisch unberechenbar und vom Satellit aus nicht zu erkennen. Deshalb sind Spotter wichtig. Anfang Juni gab es einen Tornado in Butzbach, nur ein paar Kilometer entfernt. Daniel Rüd schaute vom Garten aus zu, seine Kameras nahmen aber nur den Regen auf. Zeitgleich war Jonas Piontek dem Unwetter hinterher gefahren und streamte das Ereignis live. Später fuhr auch Rüd nach Butzbach, um die Schäden zu dokumentieren und eine Klassifizierung vorzuschlagen. In diesem Fall war es einfach. Der Rüssel aus der Trichterwolke reichte bis auf den Boden und wirbelte dort, erst dadurch gilt es als echter Tornado. Er fegte durch den Hof einer Kelterei, 20 Meter breit, riss Dachteile mit und trug sie Hunderte Meter weiter. Oft sammelt der Tornado-Mann übers Internet Fotos der Trichterwolken ein und wertet sie aus. Von der Blickrichtung schließt er auf Orte, trägt sie in Karten ein, ebenso wie Windrichtungen. Dann beginnt die „Vor-Ort-Analyse“, was deutlich anders klingt als Storm-Chasing. Gesucht werden abgeknickte Äste und Halme, Erdkrumen an der falschen Stelle, herumliegende Fremdteile. Manchmal hilft eine Drohne. So sah Rüd auf einem Maisfeld aus 50 Metern Höhe, wie Feldstudie: Wenn die Gewitterjäger unterwegs sind, streamen sie die Unwetter live oder posten Bilder von Blitzen und Superzellen. Dieses Foto machten Jonas Piontek und sein Team bei einer Tour, die sie nach Belgien führte Extreme Wetterlagen haben die Menschen seit je fasziniert und verunsichert, mittlerweile überlassen viele vor allem junge Menschen das Wetter nicht bloß den Meteorologen. Gewitterjäger, in den USA länger schon als Storm-Chaser bekannt, sind in Deutschland ein bisschen in Mode gekommen. Manche setzen sich dem Kitzel der Gefahr aus, andere wollen dokumentieren, um das Wetter berechenbarer zu machen. Seit Wochen löst eine Unwetterlage die nächste ab, es blitzt und donnert, es gibt keinen Regen, sondern nur noch Starkregen. Die Technisierung der Sprache ist durchs Wetter so weit fortgeschritten, dass das Wort „Superzelle“ häufiger zu lesen ist als das gute alte „Gewitter“, es klingt einfach dramatischer, aufregender und zeitgemäßer. Technik ist für Wetterjäger überhaupt ein dringenderes Muss als Regenjacken. Freitagnacht in Friedberg, Hessen. Die Gegend heißt Wetterau, das passt. Drei Gewitterjäger treffen sich an einer menschenleeren Straße. Über dem Elsass baut sich seit Stunden ein Gewitter auf, die Modellvorhersage klingt sehr gut, es soll groß und gewaltig werden und in Richtung Norden ziehen. Nichts wie hin. Jonas Piontek, 20, Student des Creative Industries Managements, sitzt vorn im Auto, Max, 35, der in einer Autovermietung arbeitet, fährt, Steffi, 27, Altenpflegehelferin, sitzt hinten. Sie tragen schwarze Polohemden, auf denen vorn „Gewitterjagd“ steht und hinten drauf „StormChasing Team Mittelhessen“. Die Fahrt geht erst mal Richtung Frankfurt. Jonas hat die letzten Nächte praktisch nicht geschlafen, er war mit anderen aus der „Gewitterjagd“-Gruppe unterwegs, 3000 Kilometer in Frankreich, Belgien, Holland, Deutschland. „Wir haben in zwei Tagen vielleicht ’ne Million Blitze gesehen.“ Er ist aufgedreht, erzählt hastig, lacht. Zugleich schaut er alle paar Sekunden auf das Smartphone, denn Gewitterjagd ist ohne Daten nicht machbar. Er nutzt also: die Bodenwindkar- ebenfalls, Jonas nicht, er schaut auf den Bildschirm. Die Straßen sind leer, in den Dörfern Tempo 30. Ab einem Dorf namens Eichelsbach geht es über Feldwege den Hügel hinauf, Max hält, fährt noch ein bisschen weiter, weil direkt über dem Wagen eine Stromleitung auf eine boshafte Weise brummt. Nicht gut. Dann stehen sie auf dem Hügel, vor ihnen das Naturkino in Cinemascope. Gleich drei Gewitter in vielleicht 20 Kilometer Entfernung, Blitze erleuchten alle vier bis fünf Sekunden den Himmel, mal orange, mal weiß. Fernes Donnergrollen. Oft bleiben die Blitze in der Wolke, wenn sie rauskommen und die Erde treffen, gibt es anerkennende Kommentare. „Geil“, ruft Jonas. „Leck mich fett“, ruft Max. Und Steffi schweigt. Die Gewitterjäger haben die Kameras auf Stative gesetzt und machen Langzeitbelichtungen. Die Zeit vergeht. Die Stromleitung scheint lauter zu brummen, besonders bei Blitzen, es wirkt bedrückend. Jonas mag das Warten nicht, sagt er. Er raucht. Steffi ist etwas enttäuscht, sie hat es sich spektakulärer vorgestellt. Immer schon beobachtete sie Gewitter vom Fenster aus. 2010 gab es im Nachbarort einen Tornado, das war die Initiation. Im Netz stieß sie auf die „Gewitterjäger“. Die Jagd macht ihr Spaß, man sei mit Leuten zusammen, die dasselbe interessiert und auf die man sich verlassen kann. Drei Frauen kennt sie in der Szene, der Rest sind Männer. Viele Frauen trauten sich nicht, sagt sie, vielleicht aus Scham oder Angst, jedenfalls sei das unnötig. Die Ästhetik der dunklen Wolken fasziniert Steffi. Die Unberechenbarkeit der Natur löst ein intensives Spanungsgefühl aus, das ist nicht bloß bei ihr so. Ob ihre Suche nach Wolken und Naturerscheinungen romantisch sei? Nein, sagt sie bestimmt. Romantik ist nicht ihr Ding. „Man kann ein Gewitter nicht beeinflussen. Und was kann man heutzutage schon nicht mehr Taupunkt 19,9 Grad Celsius Windmittel 11,3 Km/h Ein Neubaugebiet am Feldrand. Rüd ist Informatiker, er hat eine Wetterstation im Garten, drei Kameras auf dem Dach und einer vierte auf dem Rathaus des Dorfes installiert, die alle zehn Minuten ein Bild auf seine Webseite stellen. Dort gibt es Messdaten und Verlaufskurven, Rüd liebt Exaktheit und Zahlenanalyse. Seine Wetter-Leidenschaft gilt den Tornados, er ist Mitglied der Tornado-Arbeitsgruppe Deutschland e. V. Auf einem herrlichen AufstellFoto stehen sie da, zehn Männer, die sich bemühen, ordentlich auszuschauen. Seine Frau sagte über das Foto: die Gruppe der Nerds. Sie sehen nicht wie Jäger aus, und sie sind auch keine. Die flache Wetterau empfindet Rüd als die deutsche „Tornado Alley“, also als eine bevorzugte Unwetter-Einflugschneise. Fünf der Wirbelstürme hat Rüd in diesem Jahr schon in der Umgebung gesehen, einer davon ist offiziell bestätigt, die andere rangieren als Verdachtsfälle. In jedem Fall wird es 2016 deutlich mehr Tornados geben als im vergangenen Jahr, sagt er, dafür liegen jetzt schon viel zu viele Meldungen vor. Das habe auch mit der lang anhaltenden Unwetterlage zu tun. Es ist trotzdem nicht zu belegen, dass die Zahl der Tornados in Deutschland langfristig zunimmt, etwa wegen des Klimawandels. Ganz sicher steigt die Zahl der Meldungen, der Fotos, der Videos – und eben die Zahl an Gewitterjägern und ihren Dokumentationen. Sein Erweckungserlebnis, da ist Rüd sehr genau, war am 30. Mai 2008. Ein schweres Gewitter mit Downburst, einer Fallböe, tobte durch die Wetterau, deckte Dächer ab und warf Bäume um. Wegen des Regens konnte er eine fünf Meter entfernt stehende Fichte nicht mehr sehen. Danach beschäftigte er sich mit Wetter, so sehr, dass er irgendwann den Job wechseln wollte. Mittlerweile ist er als IT-Mann für eine private Wetter-Webseite zuständig. MAN KANN EIN GEWITTER NICHT BEEINFLUSSEN. UND WAS KANN MAN HEUTZUTAGE SCHON NICHT MEHR BEEINFLUSSEN? JONAS PIONTEK, 20, MITGLIED DES „STORM-CHASING TEAM MITTELHESSEN“ © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung Wie eine Explosion. Direkt ins Hirn. So laut und unmittelbar. Jonas’ Foto zeigt später den verzweigten Ast des Blitzes, wie er 30 Meter entfernt zuckt, ein dünnes, grelles, elektrisch aufgeladenes Etwas. Der Blitz schlägt neben ihnen ein. Sie stürzen zum Auto. Jemand brüllt. Sie werfen die Kameras in den Kofferraum, hauen die Türen zu. Vielen Dank für den Schulunterricht über das Auto als Faradaykäfig. Was war das denn bitte? „Eine Neuauslösung“, schreit Jonas. Direkt über ihnen, im dunklen Himmel. Ein neues Gewitter, praktisch aus dem Nichts. Max fährt, der Regen schlägt auf die Scheibe. Nach ein paar Metern, direkt neben dem Baum, der nächste Blitz. Leck mich fett, Alter. Vielleicht schlägt er im Baum ein, vielleicht auf der Straße, wo sie zuvor gestanden haben, vielleicht auf dem Auto. Der Knall ist lauter als der erste, druckvoller, böser. Ein Gewehrschuss in der Nacht. Sie haben Angst, alle. Los, los, Gas geben. Vom Jäger zum Gejagten. Gewitterflüchtlinge. Kann man nicht beeinflussen. Die Fahrt geht noch weiter, zurück in die Wetterau, ein neues Gewitter in der Ferne, mehr Fotos, aber die Luft ist raus. Niemand mag mehr so richtig bei der Sache sein oder Bilder machen. Im prasselnden Regen fahren sie nach Hause. Haben sie etwas falsch gemacht? Nein, sagt Jonas. Man habe auf dem Radar nur ein paar Echos gesehen, das sei bei fast allen Gewitterlagen so. Einfach Glück gehabt, sagt er. Oder Pech. Jedenfalls sehr gefährlich, daran lässt er keinen Zweifel. „Absolut krank“, schreibt er bei Facebook und stellt das Bild des Blitzes auf die Gewitterjagd-Seite. Leute, passt auf, es ist und bleibt riskant. Aber natürlich macht er weiter. „Es ist schon ein bisschen beängstigend gewesen“, sagt Steffi. „Ich geh erst mal nicht mehr chasen“, sagt Max, na ja, vorerst. WELT am SONNTAG-2016-07-17-sil-24 f5123d7d0164873d70b500d7b5da4639 24 LEBEN WELT AM SONNTAG NR. 29 17. JULI 2016 MEIN LEBEN ALS MENSCH Das Erwachen der Macht: Sängerin Lena Meyer-Landrut mit Handlaser bei der Schiffstaufe Verkehrserziehung VON JAN WEILER IN DEN AUGEN DER ANDEREN Carla kam von der Fahrstunde und war genervt. Die anderen Autofahrer seien Deppen und Trottel und jede Fahrt bereite ihr totalen Stress. Es sei nämlich so, dass die meisten Männer Grimassen zögen, die man im Rückspiegel sehen könne. Sie überholten aggressiv und schauten dann genervt zu ihr rüber. Sie fühle sich unwohl im Auto. Um ihr Selbstvertrauen zu stärken, fuhr ich mit Carla zum Verkehrsübungsplatz. Dort kann man keine Omis überfahren oder Blechschäden verursachen, es ist eine Idealwelt für 17-jährige Mädchen. Carla schlich über den Parcours, wobei sie eine Minute lang an einem Stoppschild anhielt. Dann bog sie verkehrtherum in den Kreisverkehr ein, weil sie so etwas zuletzt auch bei der Tour de France gesehen hatte. Immerhin gelang es ihr per Vollbremsung, den Frontalzusammenstoß mit einem hochbeinigen Audi zu verhindern. Am Steuer saß ein Jüngling, der von seinem Vater ermutigt wurde, das Fenster herunterzufahren und meine Tochter wie von Sinnen anzubrüllen. Sein Vater hielt das offenbar für eine sinnvolle Verkehrsübung und tätschelte wohlwollend seinen Kopf. Dann fuhren wir durch eine Strecke mit Pylonen, deren Sinn Carla dahingehend interpretierte, dass man möglichst viele von den Dingern abräumen müsse. Wie beim Bowling. Sie schaffte 16 von 20 Stück. Danach übten wir das Anfahren am Berg und Einparken, weil das sehr gefragte Maßnahmen sind, besonders in San Francisco, Kitzbühel und Wuppertal. Carla entledigte sich dieser Aufgaben mit Bravour, auch wenn ich zugeben muss, dass 17-maliges Korrigieren in einer Parklücke von zwölf Metern Breite durchaus rekordverdächtig ist. Dann kreuzten wir durch ein angedeutetes Wohngebiet mit zahlreichen Vorfahrt-Situationen. Carla verhielt sich umsichtig wie eine Eule, drehte den Kopf vorschriftsmäßig um 190 Grad, dann wurde ihr die Vorfahrt von dem jungen Lackaffen im Audi genommen, der einfach durchheizte und nicht einmal zur Kenntnis nahm, dass wir von rechts kamen. Da war ich mit meiner Geduld am Ende. „Hinterher“, brüllte ich, „Tempo!“ Carla gab Gummi. Wir verfolgten den Kerl und seinen Vater. Ich dachte daran, die beiden zu überholen, auszubremsen und den Racker aus dem Auto zu ziehen, um ihm eine Backpfeife zu verpassen. Und seinem Ollen auch. Leider saß ich nicht am Steuer und so gestaltete sich die Verfolgungsjagd etwas zäh, zumal Carla das Tempolimit von 30 km/h deutlich unterschritt. Sie erklärte mir, dass ihr irgendwie der Mut fehle. Da erinnerte ich sie an ein Spiel, von dem mir ihr Bruder Nick erzählt hat. Es ist das Lieblingsspiel aller 13-jährigen Jungs und es geht so: Einer sagt leise „Penis“, dann ist der zweite dran und sagt etwas lauter „Penis“, dann wieder der erste, wieder etwas lauter. Wer sich nicht mehr traut, hat verloren. Nick und sein Kumpel Finn spielen das immer in der S-Bahn. Jedenfalls muss man auch mal ein Wagnis eingehen, mutig sein, über Grenzen kommen. Sagte ich. Carla nickte entschlossen. Dann bog sie links ab, schlich sich an die nächste Kreuzung heran und fuhr das Beifahrerfenster runter. Als der Audi von rechts nahte, ließ sie die Kupplung los, donnerte scharf vor ihrem Widersacher über die Straße und brüllte aus Leibeskräften „Penis!“. Mir blieb fast das Herz stehen. Den Männern im Audi auch. Wir fuhren dann bald nach Hause. Beim Abendessen erzählte Carla ihrer Mutter, der Nachmittag mit ihrem Vater sei eine Anleitung zu weiblicher Selbstertüchtigung gegen das Pimmel-Patriarchat auf der Straße gewesen. Beide Frauen waren dann sehr stolz auf mich. Mick Jagger AGENCY PEOPLE IMAGE/API (C.) JESSICA KASSNER Frohe Kunde: Der Rolling-Stones-Frontmann, 72, und Freundin Melanie Hamrick, 29, erwarten ein Kind. Ob ihr Nachwuchs künftig mit Jaggers Urenkelin, 2, spielen wird, ist nicht bekannt. Nach sieben Kindern von vier Frauen scheinen aber zumindest die Vaterqualitäten des rüstigen Seniors verbürgt. DIE EX-GATTIN „Er war kein großer Windelwechsler, aber wir hatten ja auch immer großartige Kinderfrauen. Er hat wunderbare Beziehungen zu den Kindern und interessiert sich sehr für ihre Ausbildung, ihre Fitness und ihre Manieren“, sagte Jerry Hall 2014. Die Model-Ikone war 23 Jahre mit ihrem „Lieblings-Ex-Ehemann“ liiert und hat mit ihm vier Kinder. LASERSPIEL mit Lena DER SOHN „Als ich noch klein war, wusste ich natürlich nichts von seinen ... Eskapaden ... in den 70ern. Man will solche Sachen von seinen Eltern nicht wissen, solange man ein Kind ist. Aber jetzt kann ich ihn darüber ausfragen“, sagte der 30-jährige James im Februar über seinen Vater und dessen Hang zu Sex, Drugs and Rock ’n’ Roll. Nicht ohne zu betonen, wie er stolz auf „all die Errungenschaften“ von Jagger senior sei: „Ich bete ihn an.“ E GETTY IMAGES (3), WIREIMAGE DER KOMIKER ine Schrecksekunde lang könnte man bei diesem Anblick an einen deutschen Aufguss von „Stars Wars“ denken. Wir sehen: ein Schiff, eine Crew, ein Laserschwert – und dazu, in weiß glänzender Robe, Lena Meyer-Landrut. Die 25 Jahre alte Sängerin war aber glücklicherweise nicht in einer weit, weit entfernten Galaxis, sondern lediglich in der Bucht vor Travemünde unterwegs: Sie taufte dort ein Schiff. Ihr Handlaser löste die obligatorische Champagnerflasche aus, die am Rumpf des Kreuzfahrtriesen „Mein Schiff 5“ zerschellte. „Lasst uns einfach froh sein, dass Mick Jagger nicht noch ein weiteres Solo-Album produziert“, schrieb US-Comedian und Schauspieler John Fugelsang, nachdem sich die Nachricht auf Twitter verbreitete. Zuvor hatte Lena vor mehr als 2000 Passagieren an Bord und mehreren Tausend Schaulustigen an Land drei Songs performt, darunter ihren Hit „Satellite“: „Das war die perfekte Überleitung zu dieser schon fast spacigen Art, ein Schiff zu taufen“, sagte die „Eurovision Song Contest“-Gewinnerin. Wichtigstes Kriterium für ihren Job als Taufpatin: Seetüchtigkeit. Auf einem Kreuzfahrtschiff war die 25-Jährige zuvor zwar noch nicht gewesen, aber seekrank werde sie nicht so leicht: „Mit 15 war ich einen Tag auf einem Schiff in der Türkei, das war sehr, sehr GWYNETH PALTROW ZAYN MALIK TAYLOR SWIFT Bewusste Entscheidung Außerirdische Erscheinung Falscher Schwede Der Popstar, 23, hat endlich geklärt, warum er sich von der Band One Direction getrennt hat – zum Kummer aller Mädchen: „Ein Außerirdischer ist mir im Schlaf erschienen.“ Ähnlich scherzhaft erzählte er, wann er sich das erste Mal erwachsen gefühlt habe („gerade erst gestern“) und was er tue, wenn er alte Freunde treffe: „Wir machen diese ausgefallene Sache: Wir kommunizieren mit Worten.“ Der erste Mensch, mit dem er nach dem Aufwachen per Handy kommuniziert, ist übrigens nicht seine Freundin Gigi Hadid – sondern seine Mama. Die Schauspielerin, 43, und Coldplay-Frontmann Chris Martin, 39, sind offiziell geschieden – zwei Jahre, nachdem das Paar seine „bewusste Entpaarung“ bekannt gegeben hatte. Wie das aussehen soll, haben die Stars gemeinsam in einer Scheidungsvereinbarung festgelegt, die nun beim Gericht eingegangen und damit rechtsgültig ist. Das Sorgerecht für die Kinder Apple, 12, und Moses, 10, wollen sich die Eltern teilen. Oscar-Gewinnerin Paltrow sagte im Mai, das funktioniere gut: „Wir sind bessere Freunde als zu unserer Ehezeit.“ klein“, erzählte Meyer-Landrut. „Da haben alle um mich herum gekotzt, nur ich nicht.“ Schon als Kind sei sie eine extreme Wasserratte gewesen: „Ich liebe das Meer total, zum Beispiel habe ich einen Tauchschein.“ Ganz ohne „Star Wars“ hat die Musikerin inzwischen auch erste Erfahrung in Hollywood gesammelt: Ende Juni sprach sie dort die deutsche Stimme im neuen Animationsfilm „Trolls“ ein und traf dabei Popstar Justin Timberlake. Einer Hollywood-Karriere erteilte die Hannoveranerin aber erst mal eine Absage: „Es ist kein Lebensziel von mir.“ ER IST EINE KATZE IM STAATSDIENST UND NICHT EIGENTUM DER Der Trennungsgrund von US-Sängerin Taylor Swift, 26, und Calvin Harris, 32, ist jetzt bekannt: Swift hat Harris’ Song „This Is What You Came For“ geschrieben, unter dem Pseudonym Nils Sjöberg. Calvin sagte aber später, er könne sich nicht vorstellen, je mit Swift zu arbeiten, und das hat sie geärgert. Nun ärgert sich Harris und twitterte, er werde sich von Swift nicht fertigmachen lassen. Und der wahre Nils Sjöberg? Der wohnt in Schweden und schrieb gerade auf Twitter: „Alle denken, ich wäre Taylor Swift.“ CAMERONS. ER BLEIBT KATER LARRY, residierende Katze in Downing Street No. 10, interessiert die Briten nach dem Rücktritt ihres Premierministers David Cameron offenbar am meisten. Dessen Familie zog jetzt aus – ein Sprecher stellte aber klar: Der Erste Kater wohnt fortan mit Nachfolgerin Theresa May nebst Gatten Philip zusammen. ANZEIGE 19 Kiel 18 5 Reykjavik 5 15 20 13 Die Nationalfarbe von Panama: Paradiesgrün. Rostock Hamburg Bremen 20 14 22 13 19 15 Hannover Berlin 23 13 Münster 22 13 23 13 Köln 25 15 25 14 22 14 Leipzig 24 14 21 15 18 London Dresden 3 Lissabon 37 München Bordeaux 25 Dienstag Mittwoch Donnerstag *Ausgewählte Flüge bei Buchung auf LH.com SONNE & MOND VORHERSAGE Panama ab H 15 26 18 30 Mitte 14 27 17 29 20 32 17 29 12 26 12 29 15 16 29 31 03:24 Angaben für Kassel TEMPERATURREKORDE Hamburg Maximum 31,6° (1976), Minimum 8,1° (1957) T 1 bis 5 Hoch / Tief 6 bis 10 Warmfront 33° 28° 10° 30° 31° sonnig wolkig wolkig sonnig wolkig Miami33° Nassau 29° Berlin Maximum 35,5° (1976), Minimum 9,9° (1968) Athen 30 26 Tunis 11 bis 15 16 bis 20 21 bis 25 Kaltfront 32 26 bis 30 Okklusion 26 31 bis 35 über 35 Warmluft Kaltluft WELTWETTER HEUTE Antalya Bali Buenos Aires Djerba Honolulu Phoenix 38° New Orleans 34° Mond 19:12 Süden Istanbul 30 27 30 -4 bis 0 Calgary 20° Montreal 25° Winnipeg 22° Vancouver 21° Toronto 25° Salt Lake City 30° New York 32° Chicago 28° San Francisco 19° Denver 32° Washington 34° Los Angeles 23° Dallas38° Atlanta 35° 05:26 21:29 16 28 28 30 * Sonne Norden 25 26 Las Palmas -9 bis -5 699€ 22 26 Rom Algier 22 27 Budapest Zagreb 20 26 Palma 29 Zum Teil wechselhaft mit Schauern Wien 27 Nizza Malaga 35 21 Barcelona 29 DEUTSCHLAND HEUTE 14 24 Kiew Madrid 36 24 16 Heute: Häufig überwiegen die Wolken, und nur zum Teil kommt die Sonne hervor. Zeitweise kann es hier und da Regengüsse, vereinzelt auch Gewitter geben. Die Höchsttemperaturen liegen zwischen 19 Grad an den Küsten und 29 Grad im Südwesten. Der Wind weht schwach bis mäßig aus unterschiedlichen Richtungen. Im Nordwesten, in höheren Lagen sowie in Schauernähe frischt er böig auf. Biowetter: Die derzeitige Wetterlage belastet vor allem das Herz und den Kreislauf. Außerdem kommt es bei vielen Menschen verstärkt zu Kopfschmerzen. Asthmatiker und Personen mit chronischer Bronchitis müssen sich auf Atembeschwerden einstellen. Warschau München 34 21 26 17 27 25 Berlin 23 Zürich Nürnberg 25 Stuttgart 15 27 16 Montag 24 Hamburg 25 Friedrichshafen Moskau 19 Brüssel Paris 28 17 27 14 3 24 St. Petersburg Riga 19 27 Frankfurt Saarbrücken 21 20 Stockholm 22 Kassel Helsinki 20 Oslo Kopenhagen Dublin Düsseldorf Frankfurt Maximum 35,8° (1976), München Maximum 34,7° (2015), Minimum 5,2° (1971) Minimum 6,4° (1996) Mexico City20° © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung Havanna 34° 23° 28° 39° 18° 30° Innsbruck Jerusalem Kairo Kapstadt Mailand Peking 33° Seoul 24° Tokio 27° Shanghai29° Chengdu 33° Dhaka 32° wolkig sonnig sonnig wolkig sonnig Hongkong 31° Yangon 33° Bangkok37° Ho Chi Minh Stadt Manila 35° Brunei 33° Singapur34° 35° 30° 30° 24° 19° wolkig sonnig Gewitter wolkig Schauer Online-Wetter: welt.de/wetter Taipeh 37° 33° Kuala Lumpur33° Manila Mombasa Neu Delhi Rio de Janeiro Sydney Umfangreiche und aktuelle mobile Wetterinformationen unter mobile.wetter.de Immer wissen, wie das Wetter wird! WELT am SONNTAG-2016-07-17-sil-24 f5123d7d0164873d70b500d7b5da4639 SPORT & MOTOR Smart Cabrio: Spielzeug für den Straßenkampf WELT AM SONNTAG NR. 29 17. JULI 2016 S. 31 SEITE 25 GRÄTSCHE Und ewig lockt das Pokémon „Das ist schon GEIL“ E s ist ein Büro wie gemacht für einen Chefcoach des FC Liverpool. Im ersten Stock des Hauptgebäudes in Melwood, am Trainingszentrum des englischen Traditionsvereins, blickt Jürgen Klopp, wenn er sich an seinem repräsentativen Schreibtisch umdreht, aus einem Panoramafenster über die Trainingsplätze. An den Wänden hängen Fotos seiner berühmtesten Vorgänger Bill Shankly und Bob Paisley in Jubelpose. Nur er selbst scheint – rein optisch – nicht so ganz zu diesem Ambiente zu passen: Stoppelbart, Trainingsklamotten – typisch Klopp halt. Der Eindruck aber täuscht: Dortmunds ehemaliger Meistertrainer ist mit seiner neuen Aufgabe komplett verwachsen. VON OLIVER MÜLLER AUS LIVERPOOL WELT AM SONNTAG: Herr Klopp, Sie haben sich gerade vertraglich bis 2022 an den Liverpool gebunden. Ist das „Echte Liebe“? JÜRGEN KLOPP: Offensichtlich. Ich bin allerdings nicht zu den Vereinsoberen hingegangen und habe gesagt: „Was haltet ihr davon, wenn wir den Vertrag jetzt mal um sechs Jahre verlängern?“ Sie sind auf mich zugekommen, ich war auch etwas überrascht. Dann habe ich mich gefragt: Was will ich eigentlich, wo will ich in meinem Leben noch hin? Die Antwort war eindeutig: Am liebsten möchte ich da sein, wo ich gerade bin. Außerdem habe ich im Laufe der Jahre gemerkt, dass ich das Gegenteil von einem Feuerwehrmann bin. Ich entwickle gerne Dinge, ich mag es, die Strukturen zu verbessern – idealerweise einvernehmlich. Und das ist ziemlich genau das, was der FC Liverpool braucht. Also sind wir zusammengekommen. Im offiziellen Statement der amerikanischen „Fenway Sports Group“, die die Mehrheit am FC Liverpool hält, wurden Sie als „world-class managerial talent“ bezeichnet, als „Weltklasse-Managertalent“. Ja, das haben sie wirklich sehr nett formuliert. Um ehrlich zu sein: „Weltklasse-Managertalent“ – das ist nicht gerade das, was ich denke, wenn ich morgens in den Spiegel schaue. Aber für das, was wir mit diesem Verein vorhaben und was um uns herum passiert, macht es schon Sinn, wenn wir unsere Zusammenarbeit langfristig festlegen und ein klares Zeichen setzen. Wie ist es eigentlich für Sie, wenn Ihre Klubbosse nicht in Mainz und Dortmund sitzen, sondern in Boston, auf der anderen Seite des Atlantiks? Das verlängert meinen Arbeitstag, allein schon wegen der Zeitverschiebung. Wenn Mike Gordon, der Präsident der FSG, wach ist, bin ich mit meiner Arbeit normalerweise schon durch (lacht). An so eine Struktur muss man sich erst mal gewöhnen, aber es hat auch Charme, und du musst ein bisschen umdenken. Ich kann nicht abends wie früher in Dortmund mit Aki Watzke und Michael Zorc Skat spielen, ich muss schon ein bisschen länger telefonieren, manchmal bis nachts halb zwölf. Aber genau darum ging es uns ja auch bei meiner Verlängerung: Die Eigner des Vereins sind weit weg, deshalb ist es gut, wenn wir die Struktur hier vor Ort stärken und gerade in turbulenten Zeiten auf Stabilität setzen. Ich sehe das als ein Zeichen der Vernunft, was es heutzutage nicht mehr so häufig gibt. Die britische Presse und die Fans glauben, dass mit Ihnen eine Ära beginnt, wie in den 60er- und 70er-Jahren mit den Trainerlegenden Bill Shankly und Bob Paisley. Ja, verrückt. Aber die Engländer sind da schon speziell. Sie vergessen solche Legenden tatsächlich nie. Ich bin mir nicht sicher, ob etwa viele BVB-Fans heute noch wissen, wer beim ersten Europapokalsieg 1966 der Trainer war. Willi „Fischken“ Multhaup. Viele wissen das sicher nicht mehr. Außerdem habe ich von Multhaup auch Jürgen Klopp Trainer des FC Liverpool Der am 16. Juni 1967 in Stuttgart geborene Fußball-Trainer bestritt 325 Zweitligaspiele für Mainz 05. Am 28. Februar 2001 wechselte er die Seiten, wurde dort Interims-Coach. Sieben weitere Jahre blieb er bei Mainz, schaffte zwischenzeitlich den BundesligaAufstieg. 2008 der Wechsel zu Borussia Dortmund: zwei Meisterschaften (2011 und 2012), ein Pokalsieg (2012) und fast der Champions-League-Titel im Finale gegen die Bayern (2013). Im Oktober 2015 ging der längst zum Kulttrainer aufgestiegene 1,93-Meter-Mann zum FC Liverpool. Dort ist „The Klopp“ überaus erfolgreich und wird von den Massen gefeiert. Der englische Traditionsverein verlängerte gerade seinen Vertrag bis 2022, erhöhte die Bezüge auf jährlich 7,5 Millionen britische Pfund. GETTY IMAGES/BRYN LENNON Trainer Jürgen Klopp über seine Vertragsverlängerung beim FC Liverpool bis 2022, den Wettbewerb mit Kollegen wie Pep Guardiola, José Mourinho, Antonio Conte – und die seltsame Denkmalflut in England nicht gerade viele Denkmäler in Dortmund gesehen. Wir haben mit dem FC Liverpool vor ein paar Tagen ein Testspiel in Tranmere gespielt, die sind mittlerweile in der fünften Liga. Als wir am Stadion vorfuhren, sehe ich eine riesige Statue. Ich habe gefragt: Wer ist das? Unser Torwarttrainer, der früher mal in Tranmere gespielt hat, sagte mir: „Das ist John King, ein ehemaliger Trainer, der die mal mal vor dem Abstieg gerettet hat.“ Ich hab gedacht: Das ist schon cool, wenn ein Trainer, nur weil er den Abstieg verhindert hat, schon ein Denkmal bekommt. Wie bewerten Sie es, dass bei Manchester United, Manchester City und dem FC Chelsea kräftig in neue Stars investiert wird und mit José Mourinho, Pep Guardiola und Antonio Conte neue Startrainer verpflichtet wurden? Ja, die sind nicht gerade bekannt dafür, bei Aldi einkaufen zu gehen. Da wird schon noch ein bisschen was auf dem Markt passieren. Trotzdem ist es mein Verständnis von Fußball, dass jeder geschlagen werden kann. Deshalb sehen wir schon unsere Chance. Der FC Liverpool ist ein ganz besonderer Verein mit einer ganz besonderen Emotionalität, das unterscheidet uns von den meisten anderen Klubs. Das ist unsere Nische: Wir wollen sie nicht mit Klamauk füllen, sondern mit Leidenschaft. Liverpool hat bislang Joel Matip, Loris Karius und Sadio Mané verpflichtet – fast bescheiden im Vergleich zu den Klubs aus Manchester. Verfolgen Sie eine andere Philosophie? Wir gucken nicht aufs Preisschild und sagen: Ab 50 Millionen wird’s gut. Wir schauen, wen wir gebrauchen können und wer auch wirklich zu uns möchte. Wenn wir feststellen, der Spieler will gar nicht so wirklich – dann kämpfen wir auch nicht lang. Der Verein ist einer der größten der Welt, und wer das nicht erkennt, der passt nicht hierhin. Es gibt doch für einen guten Spieler zwei Möglichkeiten: Entweder du gehst zu dem aktuell erfolgreichsten Verein und schwimmst dann auf der Welle mit. Oder du gehst zu einem wirklich großen Verein wie dem FC Liverpool und sagst: Daraus mache ich jetzt mal etwas ganz Spezielles. Wenn die Spieler wissen, was hier passiert, wenn sie hier etwas erreichen – sie würden uns die Bude einrennen. Jeder, der hier vier gute Spiele gemacht hat, darf hier lebenslang umsonst essen. Die Stadt ist komplett wahnsinnig im Umgang mit ihren ehemaligen Spielern. Das hängt natürlich auch damit zusammen, dass es jetzt schon eine Passen Sie bloß auf, als Freizeitsportler. Die Gefahr lauert gerade immer und überall. Jede Millisekunde kann es Sie erwischen. Um nicht zu sagen: Die Pokémon-Go-Irrläufer sind unterwegs, allerorten, ohne Seitenblick, jenseits jeglicher Vernunft und Vorsicht. Mit dem Smartphone in der Hand geistern sie gerade durch Stadt und Land. Starren Blickes auf das Display kreuzen sie sogar um 5:45 Uhr morgens den Laufweg im Berliner Tiergarten oder am Hamburger Alsterufer. Drehen sich blitzartig in eine andere Richtung auf ihrer Jagd. Was den Jogger schon mal schwer getroffen niederstreckt. Dabei war man doch gar kein Pokémon. Das Schlechte aber hat auch was Gutes: Mehr als 2,5 Milliarden Menschen auf dem Globus, so die Weltgesundheits-Experten, haben erhebliches Übergewicht. Lassen sich also auch mümmelnde Couch-Potatos auf den neuen Spiele-Irrsinn ein, kommt Bewegung in die Futterfraktion. Beim aktuell wahrnehmbaren Pokémon-GoSuchtfaktor dürfte der Speck sogar gewaltig weichen. Das jedoch hilft uns verunfallten Joggern herzlich wenig. Mit Schlüsseloder Schienbeinbrüchen werden wir – ein Pokémon-Stay. CHRISTIAN WITT ANZEIGE SCHNELLES INTERNET FÜR ZUHAUSE 1&1 DSL INTERNET & TELEFON 99 , 9 Durch das PC Magazin erhobene, subjektive Kundenerfahrung, Ausgabe 04/2016 €/Monat* Sparpreis für 12 Monate, danach 24,99 €/Monat. 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Zunächst bleiben Sammers Aufgaben auf mehreren Schultern verteilt. Als Nachfolger denken die Bosse laut „Sportbild“ über Max Eberl nach, derzeit Sportdirektor in Mönchengladbach. Möglicherweise wird es auch gar keinen Sportvorstand mehr geben, sondern einen Sportdirektor oder Manager. Michael Reschke ist dabei für den Vorstand keine Option. Der 59-Jährige bleibt Technischer Direktor und für das Scouting zuständig. Es gibt zudem Gerüchte, dass Reschke nicht mehr sehr lange im Klub sein wird. Auch über dessen Wechsel zu Guardiola nach Manchester wurde spekuliert. Reschke dementiert, sein Vertrag läuft bis 2018. Dann endet auch der Kontrakt des Kapitäns Philipp Lahm, der von dann an ein Kandidat wäre für eine Führungsposition im Weltklub. Ancelotti und Rummenigge sind die neuen mächtigen Konstanten des FC Bayern. Beide kennen und schätzen sich aus ihrer Zeit als Spieler. Ancelotti spielte in den 80er-Jahren im Mittelfeld des AS Rom, Rummenigge im Sturm von Inter Mailand. Harte, aber faire Zweikämpfe habe es gegeben, so Rummenigge. Bei den Verhandlungen in Mailand im vergangenen Jahr brauchten die beiden Weggenossen deshalb wohl auch nur wenige Minuten, um einig zu werden. Rummenigge hat in den vergangenen Jahren aus wirtschaftlicher und sportlicher Sicht viel richtig gemacht: Es gab wenig Fehleinkäufe, der Klub steigerte seine Umsatzzahlen. Vielen Fans fehlte zuletzt jedoch die Herzlichkeit, das Gefühl der berüchtigten „Bayern-Familie.“ Das lag auch an Guardiolas enorm fokussierter und oft introvertierter Art. Die Klubgranden haben die Stimmung bei den Fans sehr wohl erkannt. Sie sind überzeugt, dass Ancelotti einen Teil zu einer neuen Herzlichkeit beitragen kann. Bei seiner Vorstellung am Montag begeisterte er München: Der Trainer kam mit seiner kanadischen Frau Mariann ins Stadion, gab Kindern in Trachten einen Kuss, er lachte und scherzte. Der Chefcoach wohnt zunächst im „Hotel Vier Jahreszeiten“, fährt morgens mit einem 600-PS-Dienstwagen in die Tiefgarage des Klubs. Auf dem Trainingsplatz trägt er eine Baseball-Kappe und eine Stoppuhr um den Hals. Montag saß er lange mit Kapitän Philipp Lahm in seinem Büro. „Ein sehr angenehmer Mensch“, urteilte Lahm. In seiner ersten Woche ließ Ancelotti mehrfach öffentlich trainieren, auch das kam gut an bei den Fans. Der umgängliche, neue Chef macht den FC Bayern im Wortsinn zu seiner Familie: Sohn Davide agiert auf dem Trainingsplatz als sein Assistent, Schwiegersohn Mino Fulco ist jetzt Ernährungsberater der Bayern. „Meiner Meinung nach hat der Betreuerstab dieselbe Bedeutung wie die Spieler“, sagt Ancelotti. Mit dem neuen obersten Co-Trainer Hermann Gerland funkt der Italiener auch auf einer Wellenlänge. Dienstag fuhren sie gemeinsam zur U19-EM nach Ulm, um Talente zu beobachten. Die Nachwuchsarbeit ist beiden überaus wichtig. Die Klubbosse – und vor allem Uli Hoeneß – waren mit Durchlass und Abschneiden der Jugendmannschaften in den vergangenen Jahren mehr als unzufrieden. Was wegen der EM kaum öffentlich notiert wurde: Rummenigge hat seinen am Ende des Jahres auslaufenden Vertrag bis 2019 verlängert. Sein Ziel ist es, dass sein Verein am Ende dieser neuen Periode mehr Fans in den USA und Asien hat. In gut einer Woche reisen die Bayern ins Trainingslager nach Nordamerika, in New Jersey spielen sie gegen Ancelottis Ex-Klub Real Madrid. Zuvor hat der neue Trainer schon angekündigt, in Sachen Taktik und Spielweise keine Revolution ausrufen zu wollen. Zum Amtsantritt hat Ancelotti vom FC Bayern eine Lederhose als Geschenk bekommen. Er fand diese Art von Folklore sehr lustig. Ausgehen, München erkunden, Leute treffen – diesen Freiraum will Carlo Ancelotti weitaus intensiver nutzen als Pep Guardiola und das Leben in München genießen. Und auch seinen Spielern dieses Lebensgefühl gestatten. Zlatan Ibrahimovic spielte bei Paris Saint-Germain unter Ancelotti, bei Inter Mailand zuvor unter Jose Mourinho. Der schwedische Superstar sagt: „José Mourinho weiß, wie man Fußballer behandelt. Aber Carlo weiß zudem, wie man Menschen behandelt.“ in Barcelona, Madrid, Mailand, München, jetzt sind sie hier, das dokumentiert die Anziehungskraft der Premier League. Aber Fakt ist: Es wird auf uns alle viel Arbeit zukommen. Wenn du drei, vier Wettbewerbe spielst, dann wird es mit der Trainingssteuerung auch etwas schwieriger als anderswo. Aber ich hab trotzdem einen Riesenbock darauf. reich noch dabei gewesen wäre – das hätte uns schon gutgetan. Thomas Müller hat mir fast leidgetan. Es war zu sehen, wie er sich quält, wie hart es für ihn war. Aber selbst in dieser für uns schwierigen Konstellation hat Frankreich im Halbfinale gegen uns mit zehn Mann verteidigt. Das unterstreicht, welch außergewöhnliche Spielergeneration wir gerade haben. Wir hatten mehr Ballbesitz und haben die Gegner bespielt. Leider haben wir die Tore nicht gemacht, und dann verlierst du eben das Spiel gegen Frankreich, obwohl das komplett unverdient war. Aber ich bin wirklich beeindruckt von unserer Qualität: Wir hatten so viele Ausfälle, aber haben trotzdem solch eine Mannschaft auf das Feld gekriegt. hoch. Der logische Europameister wäre auch Deutschland gewesen. land sind, total gerne dort. Ich vermisse eigentlich nichts, das passt alles. Joachim Löw hat sich entschieden, bis 2018 weiterzumachen. Freuen Sie sich darüber? Ich betrachte diese Generation Fußballer als Geschenk. Und Joachim Löw weiß das auch, glaube ich. Er hat richtig gute Voraussetzungen. Wenn wir diese Mannschaft einmal durchgehen, dann ist zu erkennen, was 2018 bei der WM in Russland möglich sein wird. Sie wird wieder als Favorit ins Turnier gehen. Denn der Großteil der Spieler wird dann immer noch in einem guten Alter sein, und es werden noch ein paar ganz junge Spieler dazukommen: Emre Can hat jetzt gespielt, Julian Weigl saß auf der Bank. Wir haben ein paar große Talente: Hut ab vor Joshua Kimmich. Joachim Löw hat einen guten Draht zu den jungen Kerlen. Es ist schön, dass es jetzt auch so weitergeht. Hat das Brexit-Referendum Ihren Blick auf Großbritannien verändert? Nein, die Menschen hier sind freundlich, ganz normal. Im positiven Sinne so wie wir, auch wenn sie erst von David Cameron und nun von Theresa May aus der EU geführt werden. Ich glaube, das wollten so nur die allerwenigsten hier. Aber es ist nun mal passiert, jetzt müssen wir damit umgehen. Herbert Hainer Adidas AG Rupert Stadler Karl Hopfner Uli Hoeneß Präsident und Aufsichtsratschef Präsident und Aufsichtsratschef in spe Audi AG Timotheus Höttges Telekom AG ? Carlo Ancelotti Cheftrainer MITTLERE FÜHRUNGSEBENE Sportvorstand Hermann Gerland Dr. Volker Braun Co-Cheftrainer Mannschaftsarzt VERBINDUNGSMÄNNER Dr. Holger Broich Paul Clement Davide Ancelotti Fitness-Chef Co-Trainer (Sohn) Co-Trainer Gab es Spieler, die nicht kommen wollten? Mario Götze zum Beispiel? (lacht) Zu nicht getätigten Transfers gibt es natürlich keine Auskunft. Aber es stimmt schon: „Wer nid will, hod kedt“. (schwäbische Redensart, Hochdeutsch: Wer nicht will, bekommt später nichts mehr; d. Red.) Kann der FC Liverpool den zuletzt besten Premier-League-Klubs wie Leicester City, Arsenal London, Tottenham Hotspur, Manchester City und United ab sofort Paroli bieten? Das wird schwer, aber es ist nicht so, dass diese Mannschaften unerreichbar weit weg sind. Es gibt keine Liga, in der es so hart ist, unter die ersten vier zu kommen. In Spanien kommt das ohnehin nur für fünf Teams infrage, in Deutschland sind es etwa sieben. Hier Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt Privater Wahlarzt einiger Profis Francesco Mauri Giovanni Mauri Mino Fulco Toni Tapalovic Fitnesstrainer Fitnesstrainer (Schwiegersohn Ancelottis) Ernährungsberater Torwarttrainer Ge tty Im ag es Michael Reschke Technischer Direktor (3) , Dp a (2 ), Le nnar t Prei s, Witter s Position vakant (bis 10. Juli 2016 Matthias Sammer) Neue Familien-BANDE Menschenfreund Carlo Ancelotti soll den klinischen Führungsstil seines Vorgängers Pep Guardiola vergessen lassen. Der neue Chefcoach trifft auf einen FC Bayern München im Umbruch Die viel weitreichenderen Veränderungen aber vollziehen sich außerhalb des Profikaders. Sportvorstand Matthias Sammer, 48, ist auch aus gesundheitlichen Gründen zurückgetreten, nach einem angeblich leichten Schlaganfall. Der zuletzt lang inhaftierte Uli Hoeneß, 64, strebt unterdessen dem Vernehmen nach eine Rückkehr an die Klubspitze an. Er will nach dem Ende seines Familienurlaubs in Frankreich bald erklären, ob er vom aktuellen Klubchef Karl Hopfner übernehmen möchte, der für diesen Fall schon seinen freiwilligen Rückzug in die zweite Reihe angekündigt hat. Und auch auf mittlerer „Das ist schon geil“ Weile nicht mehr richtig gefunkt hat. Aber deshalb sind die Menschen auch besonders gierig darauf, mal wieder etwas zu gewinnen. 17. JULI 2016 DIE GROSSKOPFERTEN VON JULIEN WOLFF FORTSETZUNG VON SEITE 25 NR. 29 Das Bayern-Imperium r hat mit Westernheld Terence Hill einen Film gedreht. Er ist Ritter des Verdienstordens Italiens. Und als Fußball-Trainer und -Spieler hat er fünf Mal die Champions League gewonnen. Hat so einer wie Carlo Ancelotti überhaupt noch Manschetten vor irgendeiner Aufgabe? „Angst und bange“ werde ihm, so der 57-jährige Mann in seinem jüngst erschienenen Buch „Quiet Leadership“, wenn er darüber nachdenke, wie wenig Zeit die Fußball-Lehrer heutzutage in ihrem Job bekommen. Und damit ist Ancelotti beim zweiten Teil seines Buchtitels: „Wie man Menschen und Spiele gewinnt.“ Genau auf diese Gratwanderung will sich der Mann aus der Emilia Romagna als neuer Chefcoach des FC Bayern München begeben. Vor wenigen Tagen hat Ancelotti seine neue Mission gestartet. Der Nachfolger von Pep Guardiola hat an der Säbener Straße die ersten Trainingseinheiten geleitet, mit der ersten, nicht mehr im EM-Urlaub befindlichen Profigruppe einen lockeren Aufgalopp bei OberligaKlub SV Lippstadt (4:3) absolviert. Dienstag kommt das erste richtige Kaliber zum Test nach München: Um 20.30 Uhr spielt der Rekordmeister gegen Manchester City. Ancelottis erste Prüfung, ausgerechnet gegen die neue Mannschaft seines Vorgängers. „Ich will auf Guardiolas Arbeit aufbauen“, sagt Ancelotti und lächelt milde. Der neue Chefcoach übernimmt das Starensemble zu einer Zeit, in welcher der Klub im Umbruch steckt. Sich neu ausrichtet. Neue Strukturen schafft, um künftig noch internationaler, noch erfolgreicher zu sein. Die kommenden Monate werden zeigen, ob dies Ancelottis Aufgabe noch schwieriger macht, als sie ohnehin schon ist. Die Erwartungen an den ehemaligen italienischen Nationalspieler sind enorm: Menschen und Spiele gewinnen. Es wird die spannendste Saison bei den Münchnern, seit 2013 Guardiola antrat. „Carlo ist der richtige Trainer am richtigen Ort, zur richtigen Zeit“, betont Vorstands-Chef Karl-Heinz Rummenigge. „In der Regel werde ich geholt, weil ich Ruhe in einen Verein bringen kann“, erklärte schon Biograf Ancelotti, „indem ich eine gute Bindung zu den Spielern aufbaue.“ Nach drei Jahren und drei Meisterschaften unter Guardiola entsteht gerade ein neuer Bayern-Kosmos. Die Zugänge Mats Hummels und Renato Sanches komplettieren die versammelte Weltklasse, Medhi Benatia wechselt auf Leihbasis zu Juventus Turin, Mario Götze soll vor der Rückkehr nach Dortmund stehen. "Perfekt kann ich den Transfer noch nicht vermelden. Mario Götze ist 24, er muss kontinuierlich spielen. Das muss er bei einem anderen Verein versuchen", sagte Rummenigge bei "Sport1". WELT AM SONNTAG sind es deutlich mehr. Das ist brutal. In der Premier League herrscht ein völlig anderer Verdrängungswettbewerb. Macht dies die Liga so interessant für internationale Toptrainer wie Guardiola, Mourinho, Conte und Sie? Guardiola hat zuletzt gesagt, Ihre Anwesenheit würde ihm helfen, ein noch besserer Coach zu werden. Gern geschehen. Hand aufs Herz: Wie groß ist der Reiz, sich mit den renommiertesten Kollegen zu messen? Das ist schon geil. Aber wir können noch tausendmal darüber reden: Wenn ich die Namen höre, habe ich nicht zwingend das Gefühl, meiner müsste in der gleichen Reihe mit aufgezählt werden. Ich weiß, dass dies mittlerweile gemacht wird, aber es ist nicht so, dass ich mir selbst vorspreche: „Guardiola, Mourinho ... Klopp!“ Aber klar, es ist cool, dass die jetzt hier sind, dass die spanischen und portugiesischen Journalisten jetzt in Manchester auf der Lauer liegen. Die Kollegen waren vorher Besonders nach der qualitativ eher mauen Europameisterschaft? Wenn du bei der EM das Gefühl hast, na gut, ich hab mir gestern das Spiel gar nicht richtig angeguckt, dann ist irgendetwas faul. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich irgendwann bei einem früheren Turnier mal gedacht habe: Wer spielt heute eigentlich? Uns ist die schöne Geschichte der Isländer in Erinnerung geblieben, aber sonst? Sehr viele Spieler waren einfach müde, das müsste uns alarmieren. Aber ich fürchte, es wird sich trotzdem nichts ändern. In Deutschland gibt es eine gewisse Unzufriedenheit, dass das Finale nicht erreicht wurde. Ihre Sicht der Dinge? Ich denke, wenn Mario Gomez in den Spielen gegen Italien und gegen Frank- Sorgen um die Zukunft des deutschen Fußballs sind also unangebracht? Wir müssen uns jedenfalls keine Riesensorgen machen. Die nächsten Talente warten ja auch schon: Jetzt kommt Leroy Sané rein, Julian Brandt war bei der EM nicht dabei. Marco Reus und sein Zug zum Tor hätten der Mannschaft sehr gutgetan. Er war nicht dabei, genauso wie Ilkay Gündoğan. Aber selbst ohne viele verletzte Spieler hatten wir noch so eine gute Truppe auf dem Eis. Unsere Qualität ist wirklich Vermissen Sie etwas in England? Nein. Im Gegenteil: Wir haben hier in Liverpool mehr Besuch von Freunden, als wir es in Dortmund hatten. Offenbar reisen sie lieber mal ins Ausland als kurz mal in Dortmund vorbeizuschauen. Wir fühlen uns hier total wohl und sind trotzdem, wenn wir in Deutsch- © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung 2022 sind Sie 55 Jahre alt. Dann könnten Sie doch noch Bundestrainer werden oder zu den Bayern gehen – als Nachfolger von wem auch immer. Das ist noch sehr weit hin, ich weiß wirklich nicht, was dann sein wird. Was ich aber weiß: Es ist extrem unwahrscheinlich, dass ich mit Mitte 60 noch die Champions League gewinnen werde. Denn dann werde ich mit ganz, ganz hoher Wahrscheinlichkeit nicht mehr auf der Trainerbank sitzen. Dann wird schon längst die nächste Generation am Zug sein. Ich gebe hier und jetzt Vollgas, aber ich will nicht noch zwanzig Jahre als Trainer arbeiten. Und ich habe auch nicht vor, noch fünf- oder sechsmal die Liga und das Land zu wechseln. WELT am SONNTAG-2016-07-17-sil-24 f5123d7d0164873d70b500d7b5da4639 17. JULI 2016 WELT AM SONNTAG SPORT 27 NR. 29 KOMPAKT BASKETBALL Zipser zu Chicago – FC Bayern kassiert M anchmal laufen die Dinge des Lebens nicht wie geplant sonst würde der Mann, um den es hier geht, nicht vor uns sitzen. Er wäre tot. „Es war“, erinnert er sich, „ein schöner Frühlingsabend im März 2002. Doch ich nahm nichts mehr davon wahr. Ich stand auf einer Autobahnbrücke. Mit einem Bein war ich über dem Geländer. Ich hatte keine Hoffnung mehr. Ich sehnte mich nur noch danach, von diesem Gefühl, oder besser von diesem Nicht-Gefühl, von meiner Depression, erlöst zu werden. Ich wollte ins Nichts springen.“ TOD eines Fechters PICTURE ALLIANCE/UPI; PRIVAT davor, der Witwe gegenüberzutreten, „und dass man mich als Mörder beschimpft.“ Es vergehen Monate, ehe er wieder ein Florett in die Hand nimmt. „Ich konnte nicht mehr klar denken“, erinnert er sich. Er wollte Abstand gewinnen zu dem, was ihn innerlich auffraß, aber es ging nicht. Behr: „Das Unglück begleitete mich auf Schritt und Tritt, und es ist bis heute so: Wenn ich im Supermarkt die Wodkaflaschen der Marke Smirnoff sehe, ist sofort wieder alles da, als wäre es gestern geschehen.“ Das Café-Bistro im Tauberbischofsheimer Klosterhof bekommt plötzlich prominenten Besuch. Behrs alter VON OSKAR BECK Mitfechter Thomas Bach biegt um die Ecke. Der IOCIn Tränen aufgelöst: Der deutsche Fechter Matthias Behr Er sprang nicht. Was daPräsident hat zwei Straßen nach dem tragischen Unfall während der WM 1982 in Rom. zwischenkam? „Ein winziger weiter noch sein altes AnFunken Restvernunft, weiß waltsbüro, und jetzt macht er der Himmel woher.“ Mittagspause, isst CurryMit der letzten Kraft, die wurst mit Brot und erzählt, ihm diese höhere Macht wie sie 1976 nach der olympischenkte, ging der Hoffschen Gold-Schwemme in nungslose zurück auf den Montreal hier auf dem Markt Parkplatz, stieg ins Auto - und von 30.000 begeisterten Fans fuhr wieder nach Hause, wo mit Pauken und Trompeten ein Leben auf ihn wartete, um empfangen wurden. Der bedas ihn alle Welt beneidete. schauliche Flecken an der Eine wunderbare Frau. Vier Tauber war die Fechthauptgesunde Kinder. Eine intakte stadt der Welt. Dann kommt Bach auf das Familie. Er war berühmt, er Drama von Rom. „Ich saß auf war Olympiasieger und Weltder Tribüne“, erinnert er sich. meister und beruflich erfolg„Und da war plötzlich diese reich – alle hielten ihn für eitumultartige Aufregung. An nen vom Glück Geküssten. der Körperhaltung von MatWarum will so einer tot sein? thias sah ich: Es war etwas Eine Antwort auf diese FraFurchtbares passiert. Sein ge versucht heute Abend das Schock hat sich tief eingegraPorträt des Fechters Matthias ben in jeden, der dabei war. Behr zu geben (SWR 3, 22.30 Es fällt mir schwer, darüber Uhr), eines Mannes, der sein zu reden, ich weiß, wie es ihn Leben wegwerfen wollte. Es aufwühlt. Matthias war imist die Dokumentation einer mer sensibel in der WahrnehTragödie. mung von Stimmungen. Er Wir sitzen vor dem „CafeBei einem WM-Kampf 1982 war ein sensibler Kämpfer.“ Bistro“ im Klosterhof in TauUnd zu sensibel, um die Traberbischofsheim. Behr nippt verletzte Olympiasieger Matthias gödie zu verkraften. an einem Cappuccino, und Behr seinen Freund Wladimir Behr: „In der Not redete die Sonne scheint. Damals, ich mir ein, dass ich dazu ausim Tunnel seines Lebens, war Smirnow tödlich. Der Unfall hat ihn erkoren war, für mehr Sicheres stockdunkel. Er wollte heit im Fechten zu sorgen.“ nicht mehr. „Ich hatte zu nie mehr losgelassen. 34 Jahre Fünf Jahre später waren alle nichts mehr Lust, kein InteKlingen aus bruchsicherem resse an einem Gespräch, an danach reicht die Witwe dem Stahl, die Westen undurchder Zeitung, an der Musik. Ich dringbar, und die Masken hatte keinen Appetit mehr. Deutschen die Hand nicht mehr porös wie die von Ich konnte nicht mehr arbeiSmirnow. Aber der Freund ten, ich wollte nur noch war tot, und Behr wurde das schlafen. Finstere Gedanken Trauma nicht los. „Ständig waren in meinen Geist eingehatte ich das Geräusch im zogen. Ich ließ die Rollläden Ohr, als die Klinge brach – runter und saß im Dunkeln.“ und wenn ich bei einem JuEs waren Dinge passiert, niorenturnier sah, dass ein die ihn die Lebenskraft kosteSmirnow auf der Liste stand, ten. Vor allem das eine. „Diedachte ich gleich: Hatte Wlaser Moment“, sagt Behr, „ist dimir nicht einen Sohn?“ jetzt noch in mir präsent, als Es gab keine Hintertür aus wäre es vor fünf Minuten gedem Teufelskreis, Behr kam wesen.“ Dabei ist es ein halsich vor „wie ein Schuldiger, bes Leben her. der seine lebenslängliche Rom, 19. Juli 1982. Im WMStrafe absitzt“. Er versuchte Viertelfinale treffen die deutsich freizusprechen, indem er schen Florettfechter auf die sich sagte: „Das ist, wie wenn sowjetischen, und es kommt du Autos fährst, und ein Kind zum Duell der Meister. Auf rennt dir rein.“ So baute er der einen Seite der Planche: sich Brücken – und endete auf Matthias Behr, 27 Jahre alt, der Autobahnbrücke. Olympiasieger 1976, WeltDrei Musketiere: Fecht-Olympiasieger Smirnow vor seinem Zu viel kam damals zumeister 1977, Weltcupsieger tragischen Unfall mit seinen beiden Kindern Dmitri und Olga sammen. Denn da war auch 1978. Vis-à-vis sein Gegner: noch der Bruch mit Emil Wladimir Smirnow, 28 Jahre Beck. Behr hatte als Kind alt, zweifacher Olympiasieger der Assistent von Bundestrainer Emil seinen Vater verloren, und der Fecht1980, zweimaliger Weltmeister 1981. Beck, nimmt ihm die blutverschmierte trainer Beck wurde zum Ersatzvater. „Er war mein Freund“, sagt Behr. Der vom Frisör zum Fechtpapst aufgeSie starten eine „Attaque Simul- Waffe schließlich ab. Behr weint. Er ist gelähmt vor Entset- stiegene „Goldschmied von der Tautanée“, einen gleichzeitigen Angriff. 85 Kilo prallen auf 85 Kilo, und dann geht zen, als man Smirnow auf der Bahre hi- ber“ war, sagt Behr, als „Leistungsfanaalles ganz schnell. Behr trifft Smirnow nausträgt. Dann kommt David Dushman, tiker ein Motor, der Tag und Nacht im oberen Brustbereich, die Klinge der Trainer der sowjetischen Fechterin- lief“, der Drill war brutal, aber als bricht ab, und das Florett ist nicht mehr nen, und nimmt ihn in die Arme. dankbarer Ziehsohn zog er mit bis beherrschbar und die Vorwärtsbewe- Dushman ist ein russischer Jude, als Sol- dicht an die Selbstaufgabe. Behr: „Meigung nicht mehr zu kontrollieren. „Ich dat der Roten Armee hat er am 27. Januar ne erste Ehe ist nicht zuletzt daran zerhabe gespürt“, sagt Behr, „wie die Waffe 1945 den Zaun im KZ Auschwitz nieder- brochen.“ Die zweite ging er mit Zita durch die Maske ging.“ Der Rest der Tra- gewalzt, und jetzt tröstet er Behr: „Du Funkenhauser ein, dem Gold-Girl von gödie ist verschwunden hinter dem Ne- kannst nichts dafür. Ein solches Unglück Seoul 88 – und als seine Frau kurz vor Olympia 96 die Zwillinge Greta und belschleier seiner Erinnerung. Die Klin- ist von Gott vorbestimmt.“ Wladimir Smirnow wird ein paar Ta- Leandra mittels Notkaiserschnitt zur ge dringt in Smirnows Auge ein und verletzt das Gehirn. Der Getroffene bricht ge später für tot erklärt. Behr läuft Welt brachte, sagte Behr, inzwischen zusammen, liegt am Boden, überall Blut. durch die Welt wie in Trance. Beck, der Becks Assistent, zum Chef: „Ich kann Während sich Trainer, Betreuer und Ärz- Trainer, zieht sich mit ihm zurück in nicht mit nach Atlanta.“ Beck war sauer, er sprach von Verrat te um Smirnow kümmern, rennt Behr im den Bayrischen Wald, aber Behr findet Schock bis auf die Tribüne und schreit: keine Ruhe. Er überlegt, ob er zur Be- und mangelndem Teamgeist. Und als er „Nein! Nein! Nein!“ Sein Bruder Jochen, erdigung soll, hat aber panische Angst nach dem auf eine Bronzemedaille be- schränkten Flop in den USA die Schlagzeile „Vom Goldschmied zum Blechschmied“ über sich lesen musste, schob er Behr offen die Schuld zu. Der erzählt beim Rückblick von Mobbing und Psychokrieg. „Nicht einmal gegrüßt hat er mich noch, es war die Hölle“, sagt Behr, noch immer verzweifelt, „wir waren doch früher wie Vater und Sohn.“ Er wollte nicht mehr. Als er dann heimkehrte von der Autobahnbrücke, bat ihn seine Frau Zita händeringend: „Du musst zum Arzt.“ Sie half ihm mit ihrer Liebe, aber als Zahnärztin war sie therapeutisch die Falsche, und er fand einen Psychiater in Würzburg. Seither weiß Behr: „Eine Depression mit sich allein auszumachen, ist ein fataler Fehler.“ Der Arzt hat ihn in den folgenden Jahren wieder seelisch aufgestellt. Und dann vollends Emma Smirnowa. Im April 2016 kam plötzlich dieser Brief aus Kiew. 34 Jahre hatte Behr für diesen Tag gebetet. Viele Briefe hatte er geschrieben in die Ukraine, über viele Wege, und versucht, der Witwe seine Gefühle zu schildern, „aber eine Antwort kam nie“. Einmal war ein TV-Team aus Kiew in Tauberbischofsheim, er bat um Vermittlung. Auch da keine Antwort. Der Filmemacher Michael Dittrich, dessen Dokumentation der Tragödie heute Abend gesendet wird, hat es dann noch mal versucht. Er spürte, wie wichtig es war für Behr. Auch Dittrich ist vom Schicksal nicht verwöhnt, von einer Auslandsreise kam er mit einem Virus heim, der ihn seither an den Rollstuhl fesselt. Alle Drähte ließ er glühen – und am 20. April bimmelte bei Behr der E-Mail-Alarm, und da war sie, die lang erhoffte Post. „Hallo, Herr Matthias Behr“, schrieb Emma Smirnowa, „ich freue mich, dass wir miteinander ins Gespräch kommen. Zuallererst: Ich habe Sie nie für schuldig gehalten. Dieses schreckliche Situation ist tragisch für uns beide.“ Behr weiß durch den Brief jetzt alles über die Frau, die er durch eine Tragödie zur Witwe machte. Emma Smirnowa ist 62. Sie hatte mit ihrem Mann Wladimir zwei Kinder, Olga ist 39 und Dmitri wurde 40 im Juni. Der Sohn ist behindert und lebt mit ihr im Haus auf dem Land, und dank Olga ist sie Oma, die Enkel heißen Artemi und Eugen. 1987 hat Emma wieder geheiratet und einen Sohn geboren, der mit sechs Monaten an einer Virusinfektion starb. „Der Schmerz über den Verlust eines geliebten Menschen lässt mit der Zeit nach“, schreibt Emma Smirnowa an Behr. „Aber ich bedaure, nicht bei meinem Mann gewesen zu sein in diesen tragischen Tagen. Hat man Volodyas Organe für eine Transplantation verwendet? Vielleicht schlägt sein großes und gutes Herz ja noch heute irgendwo, ohne dass ich es weiß.“ „Das geht mir unter die Haut“, sagt Behr. Vor Kurzem hat er mit Emma Smirnowa nun auch telefoniert. Im Herbst will er nach Kiew fliegen und auch das Grab des Freundes besuchen. Von Wladimir Smirnow steht dort ein Denkmal in Lebensgröße. Behr hat ins Leben zurückgefunden. Er leitet den Olympiastützpunkt in Tauberbischofsheim und hat als Opa viel Freude mit seinen Enkelkindern. 34 Jahre nach dem tödlichen Stich, der tiefe Wunden hinterließ, sagt Matthias Behr: „Ich bin mit mir im Reinen.“ Der deutsche Basketball-Nationalspieler Paul Zipser hat den Sprung in die amerikanische Profiliga NBA geschafft. Der 22-Jährige unterschrieb einen Vertrag bei den Chicago Bulls. Der FC Bayern erhält eine Ablöse von bis zu 650.000 Dollar. FUSSBALL Marco Russ beendet Krebs-Therapie Der an Krebs erkrankte Verteidiger Marco Russ gibt womöglich noch in diesem Jahr sein Comeback beim Fußball-Bundesligisten Eintracht Frankfurt. Der 30-Jährige habe seine Chemo-Therapie beendet und Hoffnung, in drei, vier Monaten wieder mit dem Sport beginnen zu können, so Trainer Niko Kovac zur „Bild“. REITEN Jung fehlerlos auf Takinou zum Sieg Doppel-Olympiasieger Michael Jung hat beim CHIO in Aachen die Einzelwertung in der Vielseitigkeit gewonnen. Auf Fuchswallach Takinou blieb er im Geländeritt ohne Fehler und siegte damit vor dem Australier Shane Rose mit CP Qualified. Die deutschen Dressurreiter gewannen den Nationenpreis. Die Equipe mit Kristina Bröring-Sprehe, Isabell Werth, Dorothee Schneider und Sönke Rothenberger siegte in der Endabrechnung vor den USA und Dänemark. ANZEIGE GLASFASER DIREKT 1 GBit/s IN 250 STÄDTEN Firmen! Glasfaser-Anschluss für reite! Garantierte Gigabit-Bandb Direkt bis zum Gebäude! 1&1 Glasfaser Direkt: Der Turbo für Ihr Unternehmen Sichern Sie die Zukunft Ihres Unternehmens und machen Sie sich bereit für den digitalen Wandel. Denn bereits 2020 werden deutsche Unternehmen im Schnitt mehr als die vierfache Internet-Kapazität benötigen. Zusätzlich wird die Vernetzung von Dienstleistungen und Produktionsabläufen immer datenintensiver. Ein leistungsstarker Internet-Zugang ist also kein Luxus, sondern der Schlüssel für Ihren Unternehmenserfolg. 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Welchen Part die Frau von Football-Superstar Tom Brady übernehmen wird, bleibt: ein zuckerhut-süßes Geheimnis VON MELANIE HAACK Vor 40 Jahren sorgte sie bei den Olympischen Spielen in Montreal/Kanada für einen historischen Moment. Es war der 18. Juli 1976, Comăneci noch ein Kind, gerade mal 14 Jahre alt. Sie faszinierte am Stufenbarren derart, dass sie als erste Turnerin überhaupt die Höchstnote zehn erhielt. Heute lebt die fünfmalige Olympiasiegerin, die 1989 in die USA floh, mit ihrem Mann Bart Conner in Oklahoma und ist immer noch Teil der Turnwelt. Weil sie die Erste Max Kepler Der deutsche Baseball-Nationalspieler, 23, schwimmt in der amerikanischen Profiliga MLB auf der Erfolgswelle. Nach dem Rookie-Rekord gelang ihm der erste Grand Slam. Damit führte er Minnesota zum siebten Sieg in drei Wochen. Schlägerstar. „Die 10 hat mein Leben verändert“ Vor 40 Jahren gelang der damals 14-jährigen Nadia Comăneci die bislang größte Attraktion der Turngeschichte. Die Rumänin über Starkult, Passion und Kaugummi mit Erdbeergeschmack * WELT AM SONNTAG den seine dritten sein – mit zwei Jahren war er bereits mit uns in Peking. Sie selbst traten als Aktive bei zwei Olympischen Spielen an. Am stärksten aber ist die Zehn mit Ihnen verbunden. Sie bedeutete Perfektion. Was bedeutet dieser Wert für Sie? Ich denke, der einzige Moment, in dem ich je Perfektion erreichte, war jene Übung 1976 in Montreal am Stufenbarren, für die ich die Zehn erhielt. Ansonsten glaube ich nicht, dass es eine Definition gibt, was es heißt, perfekt zu sein. Du musst einfach das Beste geben, was du kannst, und wenn möglich, besser sein als alle anderen oder die Erste sein, die etwas Bestimmtes erreicht. Es geht darum, das Beste zu geben. Nicht um Perfektion. Was ist geblieben von jenem Moment im Jahr 1976? Oh, alles. Es fühlt sich nicht an, als sei es schon 40 Jahre her. Weil ich noch alles genau im Kopf habe. Ich werde mich ewig daran erinnern. Es gehört zu mir, VERLIERER Der ehemalige Fußballtrainer des FC Liverpool erlebte als neuer Chefcoach von Celtic Glasgow ein Desaster. In der Champions-League-Quali unterlag sein Team den Lincoln Red Imps – Amateuren aus dem Zwergstaat Gibraltar. Riesenblamage. Andreas Ulmer REUTERS / CARLOS BARRIA; DPA PICTURE-ALLIANCE / WEREK Schwerer Trikot-Fauxpas des Fußballprofis von Red Bull Salzburg. Er schlüpfte in der Pause einer Partie in ein Shirt mit Logo des zum BrauseKonzern gehörigen Bundesligisten RB Leipzig. Und spielte damit, ohne es zu merken. Hornochsenfehler. GUT GEBRÜLLT WENN ICH DAS GLÜCKSGEFÜHL Nadia Comăneci Turn-Legende AUF DER SKALA VON EINS BIS ZEHN BESCHREIBEN SOLL, DANN IST DAS EINE ELF SEGLERIN CAROLINA WERNER, 22, zu ihrem überraschenden Olympia-Ticket war. Weil sie mit ihrem Mann, ebenfalls Olympiasieger, eine große Turnakademie leitet. Und weil sie ihre Erfahrungen auch als Laureus-Botschafterin weitergibt. PICTURE ALLIANCE / BARBARA GINDL; REUTERS; AP; PICTURE ALLIANCE / DPA; GETTY IMAGES; INSTAGRAM RONALDO/BARBARA GINDL GUT GESCHOSSEN Ferien sind schön, Familienurlaub ist schöner. Fußball-Europameister Cristiano Ronaldo düste mit Angehörigen zum Ausspannen, bevor die harte Arbeit bei Real Madrid beginnt. Der Sonderplatz an seiner Herzensseite war für Cristiano Jr. reserviert. 17. JULI 2016 Ich hatte keinen Druck, kaum jemand wusste, wer ich war. Ich wollte einfach mein Ding machen, habe gehofft, es nicht zu versauen. Vor dem Wettkampf war ich dennoch sehr nervös. Ich kann noch genau fühlen, wie es war, als ich die Arena betrat. Ich kann den Jubel, den Lärm der Zuschauer hören. Auch wenn du versuchst, den Lärm auszublenden, nimmst du ihn wahr. Selbst am Gerät. Ich spüre das alles noch, kann jede einzelne Bewegung am Schwebebalken und Stufenbarren nachempfinden. Das lief extrem bewusst ab. Und dann die Sache mit der Anzeigetafel. Sie war nicht darauf ausgerichtet, eine zweistellige Zahl zu zeigen, dass jemand tatsächlich die Zehn erhalten könnte Stattdessen erschien dort 1,00. Das war skurril, ich war verwirrt. Auch das war eine Anekdote, die nicht planbar war, aber zu der ganzen Geschichte um die Zehn gehört. Dieser Moment wird mein Vermächtnis sein. Die Zehn, das Historische, die Geschichte dazu. Ich glaube, die meisten Menschen wissen nicht, wie viele Medaillen ich bei Olympischen Spielen gewonnen habe. Aber sie erinnern sich an die Zehn. Sie waren noch sehr jung. Wie haben Sie das verkraftet? Um ehrlich zu sein, war es leicht, als ich jung war. Ich war ein Kind, ich hatte nicht gedacht, dass der Moment, in dem ich Geschichte schrieb, mein Leben verändern würde. Mit 14 verstehst und siehst du die Dinge anders als mit 20. Ich kam 1976 zurück von den Olympischen Spielen, stieg aus dem Flugzeug – und dort warteten 10.000 Menschen auf mich. Ich wusste nicht, weshalb sie alle gekommen waren. Ich habe das damals nicht realisiert. Durch den Spitzensport hatte ich zudem in jungen Jahren so viele Möglichkeiten, in andere Länder zu reisen. Eine Chance, die andere Kinder nicht hatten, denn Rumänien war ein kommunistisches Land, es war nicht leicht, einfach zu reisen. Brendan Rodgers Erst die Ehre, dann die (goldene) Schleimdusche: Basketball-Star Kobe Bryant, 37, freute sich nach überraschendem Guss über den „Nickelodeon Kids' Choice Sports Award“. Eine Ehrung nach Ende der mit fünf NBA-Titeln gekrönten Karriere. NR. 29 WELT AM SONNTAG: Frau Comăneci, was sagt Ihr zehnjähriger Sohn Dylan dazu, dass seine Mutter ein Idol ist? NADIA COMĂNECI: Oh, ich habe ihm das gar nicht selbst erzählt. Eines Tages, er war etwa vier Jahre alt, holten mein Mann und ich ihn vom Kindergarten ab, und auf dem Heimweg sagte er mit ernster Miene: „Mama, Papa, wisst Ihr Die am 12. November 1961 in Rumänien geborene ehemalige Kunstturnerin gewann bei Olympia 1976 und 1980 fünf Goldmedaillen. Dies wurde noch überstrahlt von der ersten 10-Punkte-Wertung im Turnen, die sie vor 40 Jahren am Stufenbarren erhielt. Sie ist mit dem ehemaligen US-Turner Bart Conner, 58, verheiratet, lebt mit Mann und Sohn Dylan, 10, in Oklahoma/USA. Dort leitet das Paar ein Turnzentrum. eigentlich, dass ihr berühmt seid?“ Die anderen Kinder hatten es ihm erzählt. Wird er eines Tages auch ein großer Turner? Wenn er das Talent seiner Eltern geerbt hat, sollte sich die Konkurrenz fürchten. Er war zwar schon als Zweijähriger mit in unserer Turnakademie, aber er war einfach nur dabei, weil wir dort arbeiten. Er turnt einfach nur zum Spaß, liebt dafür Fußball, Tennis und Schlagzeugspielen. Und er kommt im August mit mir und meinem Mann mit zu den Olympischen Spielen nach Rio. Es wer- ist in mir, ich bin ein Teil dessen. Alle Möglichkeiten, die ich heute habe, verdanke ich diesem Tag im Juli 1976. Er hat mein Leben verändert. Ich schätze es mehr und mehr, was damals passiert ist, und realisiere, was für eine große Sache das war. Ich hatte das nicht geplant, nicht mal erträumt. Ich bin nicht nach Montreal mit dem Ziel gefahren, Historisches zu leisten. Es ist einfach passiert. Comaneci 1976 auf dem Weg zur Zehn Nehmen Sie uns doch einmal mit zurück zu jenem Tag. Welche Erinnerungen sind die prägendsten? Was bedeutete Ihnen dieses Privileg? Turnen war mein Weg, zu reisen und viel von der Welt zu sehen. Ich lernte Englisch und Französisch, als ich jung war. Wenn ich von Wettkämpfen zurückkam, brachte ich unseren Nachbarn Dinge mit, die wir in Rumänien nicht hatten, kleine Dinge wie Kaugummi mit Erdbeergeschmack (lacht). Sie gehören zu den großen Sportstars der Geschichte. Brauchen wir heutzutage überhaupt noch Olympiahelden? Welche Verantwortung haben sie? Ich glaube, dass Kinder nach jemandem suchen, der sie motiviert – ob es um Sport, Kunst oder etwas anderes geht, in dem du Erfolg haben kannst. Und ja, Olympiastars haben deshalb eine Verantwortung. Kinder brauchen Vorbilder. Was sagen Sie den Kindern und Jugendlichen in Ihrer Akademie? Sie werden von Außenstehenden oft gefragt, ob sie die nächste Nadia sein möchten. Nein, sie wollen nicht die nächste Nadia sein. Sie wollen ihren eigenen Weg finden, für sich selbst etwas erreichen. Und das ist richtig so. Wir wollen den Kindern helfen, ihnen eine Vision geben, was Sport für das Leben bedeuten kann. Und ihnen zeigen, dass du alles im Leben erreichen kannst, was du möchtest - du musst nicht an einem bestimmten Ort geboren sein. Versuche viele Sportarten, denn du weißt nie, welche dich begeistern wird. Trainieren Sie selbst noch? Ja, aber nur wenn ich alleine in der Halle bin und niemand zusieht (lacht). Ich mag es, am Morgen in die Halle zu gehen und auf dem Schwebebalken ein bisschen herumzuturnen. Die Techniken, das Gefühl – es ist alles noch in mir. Genuss im garstigen Ginster Beim wichtigsten europäischen Golfturnier nähert sich Martin Kaymer seiner Topform. Unterstützung von Tennisspielerin Lisicki D er britische Golfjournalist ist verwirrt: „Was ist mit Martin los?“, fragt er. Die Saison 2016 des derzeit besten deutschen Golfers ist für ihn nur schwer zu deuten. Zuerst rutschte Kaymer im rasanten Tempo von Dezember bis Mai in der Weltrangliste von Platz 27 auf 64 ab. Für jemanden, der 2011 acht Wochen Weltranglistenerster war, ein ziemlicher Einbruch. Dann kommt der 31-Jährige zu den British Open an die schottische Westküste und legt an Tag eins im Schnelldurchgang eine 66er-Runde hin, die beste Leistung, die ihm jemals bei dem Turnier gelang. Von da an zählt er zu den Favoriten auf Europas älteste Trophäe. Wer ihm dieser Tage zusieht bei seinen Runden auf dem Küstengolfplatz, entdeckt die Spannung in seinem Gesicht, die Lust am Golf. Da wird die Faust gereckt, um jeden Putt gekämpft – „ich habe wieder mehr Spaß am Spielen“, sagt er von sich selbst. Der Saisonbeginn war nicht einfach. Sein Golf war bestens, aber die Ergebnisse spiegelten das nicht wider. „Da will man sich selbst beweisen, dass man wirklich besser spielt“, versucht er eine Erklärung. Mit dem Wechsel der Turniersaison auf dem europäischen Kontinent hat sich das Bild gewandelt. Die Irish Open im Mai bedeuteten den Wendepunkt: „Seitdem macht mir das Golfspiel ein- fach wieder mehr Spaß.“ Er hat zehn Jahre gebraucht, um zu erkennen, dass er sich in Europa so viel wohler fühlt als in den USA. „Als Europäer macht es mir einfach Spaß hier zu spielen, weil jede Woche, jeder Platz anders ist und man ständig auf andere Kulturen trifft.“ Die British Open, Europas einziges Major-Event, ist immer sein Lieblingsturnier gewesen. Kaymer mag den Wechsel zwischen Sonne, Wind und Regen. Die Herausforderung, die Laufbahnen der Bälle zu kalkulieren, sich den Weg zu bahnen zwischen mannshohen Pottpunkern und garstigem Ginster findet er interessant. Linksgolf kann so überraschend sein. Kaymer hat es Frei- tag an Loch zehn erlebt: Da brauchte der 31-Jährige, als dessen Ball etwa zehn Meter von der Fahne entfernt lag, noch fünf Chips und Putts, um den Ball endlich ins Loch zu hieven. Das Debakel erlebte seine neue Freundin Sabine Lisicki nicht live mit. Die Tennis-Spielerin, deren Beziehung mit TV-Comedian Oliver Pocher zu Jahresbeginn zu Ende ging, hatte dafür Kaymers Rekordrunde am Donnerstag Loch für Loch erlebt. Mit Weltklasse-Sportlerinnen hat man ja bei den British Open durchaus Erfahrung. Kaymer hatte schon einmal bei diesem Event Andrea Petkovic zu Gast. Chris Evert drückte Greg Norman die Daumen, Lindsay © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung Vonn litt noch vor zwei Jahren mit Tiger Woods. „Bei den British Open geht alles. Da ist immer alles drin“, glaubte Kaymer nach der zweiten Runde, die er auf Rang 11 beendete. Seine Titelhoffnung musste er nach dem dritten Tag begraben, als er auf den 18. Platz abrutschte. Trotzdem wirkte er nicht frustriert: „Wenn ich morgen unter Par bleibe, dann sind die Top 10 noch möglich.“ Eine Top-Platzierung würde auch das leidige Ryder-Cup-Thema klären. Bis dato ist er für den Kontinentalwettkampf im September noch nicht qualifiziert. Er nimmt es gelassen: „Wenn ich gut spiele, ergibt sich der Rest von selbst.“ PETRA HIMMEL WELT am SONNTAG-2016-07-17-sil-24 f5123d7d0164873d70b500d7b5da4639 W E LT W E I T E I N Z I G A R T I G SCHÜTZT UND K Ü H LT F Ü R W E N I G E R H A U T I R R I TAT I O N E N BEI DER RASUR ® ® CHILL FÜR DAS BESTE IM MANN 5 EURO RABATT Gültig: 01.07.–15.08.2016 beim Kauf eines ProShield Chill oder Hautschutz Rasierers ** Einzulösen bei: * * Nicht alle abgebildeten Artikel jederzeit vorrätig. Coupon ist im Haushalt übertragbar. Weitergabe an Dritte bzw. Veröffentlichungen sind untersagt. Nur gültig für auf dem Coupon genannte Produkte in Deutschland. Nicht mit anderen Coupons kombinierbar & nur im Original gültig. Vervielfältigungen werden nicht akzeptiert. Keine Barauszahlung. Für den Händler: Procter & Gamble (P&G) löst diesen Coupon nur gegen ein auf diesem Coupon ausgewiesenes Produkt ein. P&G leistet keine Zahlung für fälschlich eingelöste Coupons. * ** * ** * * Nur in teilnehmenden Märkten. ** Nicht alle aufgezählten/abgebildeten Artikel sind jederzeit verfügbar. © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung WELT am SONNTAG-2016-07-17-sil-24 f5123d7d0164873d70b500d7b5da4639 30 BOOT WELT AM SONNTAG NR. 29 17. JULI 2016 AUFGETAKELT IER EAN MARIE LIOT/JML A Furchtloser Einzelgänger: Hier kreuzt Damien Seguin im Rahmen der „Route du Rhum“ vor Guadeloupe LARS WEHRMANN Happy End für die „German Wonder Kids“: Der Deutsche Olympische Sportbund hat in seiner letzten Nominierungsrunde den Start der Katamaransegler Paul Kohlhoff und Carolina Werner bei den bevorstehenden Olympischen Spielen in Rio de Janeiro bestätigt. Nach einer Achterbahnfahrt durch die Vorausscheidung und knapp verpasster Qualifikation hatten die Kieler eine zusätzliche Chance zum Leistungsnachweis genutzt und als Zweite beim herausragend besetzten Weltcup vor Weymouth sogar die französischen Olympia-Favoriten Billy Besson und Marie Riou geschlagen. Danach stellte der Deutsche Segler-Verband für die WM-Fünften von 2015 einen Einzelfallantrag beim DOSB, der nun grünes Licht für den erst 20 Jahre alten Steuermann und seine 22-jährige Vorschoterin gab. Betreut werden Kohlhoff und Werner von DSVCheftrainer David Howlett. Bei ihrer Olympia-Premiere haben sie nichts zu verlieren, aber alles zu gewinnen. Die DSV-Flotte startet mit sieben Teams in die olympische Regatta. Aktivensprecher und Hoffnungsträger Philipp Buhl sagte: „Ich finde es grandios, dass das Team jetzt komplett ist.“ Das Votum ist auch eine Investition in die Zukunft, denn die hochtalentierte Crew vom Kieler Yacht-Club gilt als Perspektiv-Mannschaft für die Spiele 2020, auch wenn ihr im Kampf um die Medaillen in Rio nur Außenseiterchancen eingeräumt werden. „Wir sind jetzt hungrig und wollen etwas von dem in uns gesetzten Vertrauen zurückzahlen“, sagt Kohlhoff. „Für uns ist die Nominierung ein Meilenstein. Hoffentlich nicht der letzte.“ tp ABGETÖRNT Alles aus einer HAND ls Idol sehe er sich nicht, sagt der Mann, der drei Weltmeisterschaften und olympisches Gold gewonnen hat. Er spricht über seine beiden Söhne, die in die Grundschule gehen und die Kinder, die er selbst als Sportlehrer ausbildet. Jeder Mensch, sagt Damien Seguin, brauche ein Vorbild. „Wenn ich das für die Kinder sein kann, wäre dies besser als jede Goldmedaille!“ Paralympics-Gewinner Damien Seguin startet ein waghalsiges Projekt. Als erster Solist mit Behinderung will er die schwerste Regatta der Welt schaffen – gegen Stürme, Treibeis und Monsterwellen DPA PICTURE ALLIANCE / ABACA VON TATJANA POKORNY Bei einer Regatta auf dem Gardasee hat Hochseeprofi Boris Herrmann zusammen mit Skipper Pierre Casiraghi in einem GC 32 Katamaran ein Presseboot überfahren. Dann kenterte das foilende Highspeed-Boot. Zum Glück wurde niemand ernsthaft verletzt. Der Vorfall weckt Erinnerungen an das Unglück vom Sommer 2015 vor Lorient, als Yann Guichard auf dem Mega-Trimaran „Spindrift“ während der Startvorbereitungen nur zur Show durch das Areal segelte und ein Schlauchboot der Rennleitung überfuhr. Einer der Insassen wurde lebensgefährlich verletzt und verlor ein Bein. Der Fall ging vor Gericht, Guichard wurde zu einer sechsmonatigen Haftstrafe auf Bewährung verurteilt. Das Fazit muss sein: Wer in segelnden Rennmaschinen mit über 70 Stundenkilometern übers Wasser ballert, muss mehr als gewissenhaft Ausschau halten. svp So bescheiden sich der Franzose gibt, so ehrgeizig sind seine Ziele. Der der 37Jährige nimmt Kurs auf die schwerste Regatta der Welt: die Vendée Globe. Das erbarmungslose Rennen führt Solosegler nonstop und ohne jede Hilfe von außen rund um die Welt – der ultimative Test für Mensch und Material, besonders für Seguin, denn er kann dem seemännischen Grundsatz „Eine Hand für den Mann, eine fürs Schiff“ nicht gerecht werden. Er kam ohne linke Hand auf die Welt. Aktuell zählt Seguin zu den erfolgreichsten paralympischen Seglern in der kleinen Kielbootklasse 2.4mR. Die seltsame Bezeichnung ist einer Berechnungsformel geschuldet, bei der verschiedene Faktoren zusammen stets den Wert 2.4 ergeben müssen. In seinem 4,18 Meter langen und 80 Zentimeter breiten Boot raste Seguin 2004 vor Athen zu Gold bei den Paralympics. Gelenkt werden die schlanken Mini-Yachten per Fußpedal oder mit Handsteuerung – je nach Vorliebe und Handicap. Dabei werden sie von 181 Kilogramm schweren Bleikielen aufrecht gehalten. Dank ihrer Schwimmkörper in Bug und Heck sind sie kenterfest und bei TopSeglern mit und ohne Behinderung gleichermaßen beliebt. Dieses sichere Sportgerät will Seguin nach den Paralympics in Rio gegen ein Monster von einem Boot tauschen: einen sogenannten „Open 60“ der IMOCA-Klasse, ein 18 Meter langes, knapp neun Meter breites Geschoss, auf das gewaltige Kräfte einwirken. Seguin will diese Kräfte mit einer Hand im Zaum halten. Der Ritter der französischen Ehrenlegion und Offizier des nationalen Verdienstordens scheut das Risiko nicht. Er will schaffen, was vor ihm noch keiner gewagt hat: Der paralympischen Karrie- ANZEIGE WASSERSPORT Zodiac / Medline 1 Neuer Motor (Bj: 2014), Service/ Wartung (July 2015), etc. www.boot24.com/341306 Dream Point / Dreamline 430 Angel und Freizeitboot / Liebhaberstück / Garagenboot Tel.: 08459/33333-40 www.boot24.com/342254 MARINAS / LIEGEPLÄTZE MALLORCA PUERTO DE ANDRATX T. (+34) 971 23 54 60 www.tot-nautic.com SEGELBOOTE Teilhaber Yacht gesucht Rethana/25 TOP gepflegte sichere Familienyacht Bj 2000, Trailer TÜV neu, sofort segelbereit. 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Vor der Rückkehr in den Starthafen werden die drei südlichsten Landzipfel der Welt passiert: Südafrikas Kap der Guten Hoffnung, Australiens Kap Leuwin und Chiles Kap Hoorn, in dessen ruhelosem Revier sich über Jahrhunderte der größte Schiffsfriedhof der Welt angesammelt hat. Seguin will bei der achten Auflage der Vendée Globe in den Jahren 2020 und 2021 starten. „Ich will der erste Mensch mit Handicap sein, der die Vendée übersteht“, sagt er. „Ich liebe eben das küstennahe Segeln ebenso wie die Langstrecken. Es ist, als würde Usain Bolt neben den 100 Metern auch noch einen Marathon laufen.“ Darauf angesprochen, dass er der Beschreibung „Einhandsegler“ viel besser entspricht als die Konkurrenz, lacht Seguin und erklärt: „So ist es! Der deutsche Begriff ‚Einhandsegler‘ oder auch der englische Ausdruck ‚single-handed‘ beschreibt mich doch viel genauer als die anderen Skipper, die bei ihrer Alleinfahrt zwei Hände zur Verfügung haben.“ Er fügt hinzu: „In Frankreich lautet der Begriff ‚en solitaire‘ (dt.: einsam, allein). Das beschreibt uns alle.“ Dass drei seiner ohne Behinderung segelnden Vorgänger die Teilnahme an der Vendée mit ihrem Leben bezahlten, schreckt Seguin ebenso wenig wie die vielen Havarien, Mastbrüche und dramatischen Rettungsaktionen, die zum legendären Ruf des Rennens beitrugen. Dass die Prüfung ihm beinahe übermenschliche Fähigkeiten abverlangen wird, weiß er. 138 Segler und Seglerinnen haben sich seit der ersten Vendée Globe im Jahr 1989 der Herausforderung gestellt. Nur 71 davon konnten den Zielhafen Les Sables D’Olonne mehr oder weniger unversehrt erreichen. Auf dem Kurs geht es durch Biskaya-Stürme, zermürbende Äquator-Flauten, turmhohe Wellenberge und bisweilen gefährliches Eis in den tosenden Vierziger- und Fünfziger-Breitengraden des Südpolarmeeres. Den bisherigen Rekord hält Seguins Landsmann François Gabart mit 78 Tagen, 2 Stunden, 16 Minuten und 40 Sekunden. Den ausgerechnet in Europas höchstgelegener Gemeinde Briançon in den Cottischen Alpen geborenen Wettkämpfer Seguin zog es seit seiner Kindheit, die er auf Guadeloupe verbrachte, hinaus auf See. Der Sportsmann erinnert sich an eine „schöne und unbeschwerte Jugend“, in der er lernte, Laser und sportliche Katamarane vom Typ Hobie 16 und Tornado zu beherrschen. Die fehlende Hand wusste er früh zu seinen Gunsten einzusetzen. „Wenn man mich fragte, ob ich schon alle Finger an den Händen zählen könnte, musste ich nur bis fünf zählen“, erinnert sich der Athlet und grinst. Heute lebt Seguin mit seiner Frau Tifann und zwei Söhnen in der bretonischen Gemeinde Guérande. Wenn er nicht segelt, zeigt er Schülerinnen und Schülern am Gymnasium, dass Sport Spaß macht und persönliche Grenzen durch Willenskraft verschiebbar sind. Schon als 14-Jähriger gewann Seguin die französische Meisterschaft in der Optimisten-Klasse. In einem Land, das den Segelsport liebt und in dem viel Nachwuchs um Titel ringt, war das eine grandiose Leistung. Wie sein deutscher Dauerrivale Heiko Kröger, der im Jahr 2000 paralympisches Gold und 2012 Bronze gewann, entschied sich auch Seguin vor der Jahrtausendwende zum Umstieg in die Kielbootklasse 2.4mR. Er stieg zu einem der erfolgreichsten paralympischen Segler auf, glänzte nach dem Triumph in Athen 2008 noch einmal mit Silber. 2012 war Seguin mit © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung Platz vier vor Weymouth in England nicht zufrieden, hatte aber schon parallel zu seinen paralympischen Aktivitäten mit dem Hochseesegeln begonnen und entsprechend weniger trainiert. Im kommenden September will Seguin ein letztes Mal bei den Paralympics um eine Medaille kämpfen. Heiko Kröger, Deutschlands Segler des Jahres, traut dem französischen Erzrivalen nicht nur einen Erfolg in Rio zu, sondern auch die geplante Weltumseglung als Solist mit fünf Fingern: „Man braucht ja nicht permanent zwei Hände. Und wir leben von Geburt an so. Wenn ich allerdings daran denke, unter schwierigen Bedingungen in den Mast zu müssen, dann wäre eine zweite Hand wohl doch ganz hübsch.“ Für Seguin würde sich mit dem Vendée-Start in drei Jahren ein Kreis schließen. Als Zehnjähriger erlebte er, wie die Flotte des Transatlantik-Klassikers „Route du Rhum“ in Guadeloupe eintraf. Da begann er zu träumen: „Ich wollte auch so sein, wie diese großartigen Segler.“ Seguin überredete seine Eltern, ihn zu einem Optimistenkurs anzumelden – der Startschuss für seine Segelkarriere. Im Laufe seiner Entwicklung musste er allerdings auch Rückschläge einstecken. Beim ersten Versuch, am bekannten französischen Einhandrennen „La Solitaire du Figaro“ teilzunehmen, wurde ihm mit wenig dezentem Hinweis auf sein körperliches Handicap die Starterlaubnis verweigert. „Das war heftig“, erinnert er sich. „Die Ablehnung kam per Einschreiben und ohne weitere Erklärung.“ Seguin setzte dem Nein Beharrlichkeit und Entschlossenheit entgegen, überzeugte die Veranstalter schließlich doch. Heute, so sagt er, hätte er keine Startprobleme mehr, weil Zulassungen zu Extremregatten inzwischen an klar formulierte Qualifikationsbedingungen geknüpft seien und nicht mehr an das Ermessen der Verantwortlichen. Inzwischen hat Seguin acht Atlantiküberquerungen absolviert. Bei seiner Premiere 2011 segelte er auf Platz zwei, 2013 erreichte er unter 27 Booten der Classe 40 Platz sieben. „Das hat mich zusätzlich angespornt“, erklärt er. Seguin nimmt auch als Botschafter der Integrationsorganisation „Des pieds et des mains“ an der Vendée Globe teil, zu Deutsch: Füße und Hände. Viele Menschen mit Behinderung, erklärt er, würden Segeln als gefährliche Sportart ansehen, doch das sei Unsinn. Sein Sport habe allen Menschen „unendlich viel zu bieten“. Umso intensiver betreibe er deshalb das Unternehmen SoloWeltumseglung, Handicap hin oder her. „Ich weiß ja nicht, wie Segeln mit zwei Händen ist“, sagt Damien Seguin. „Ich bin mit einem Handicap geboren und ich liebe es.“ WELT am SONNTAG-2016-07-17-sil-24 f5123d7d0164873d70b500d7b5da4639 17. JULI 2016 WELT AM SONNTAG MOTOR 31 NR. 29 Kurz und bündig: Das Smart Cabrio kostet mindestens 15.655 Euro – rund 3400 Euro mehr als die geschlossene Variante M JAKOB HOFF (3) it Autos ist es wie mit Essen, man sollte nicht damit spielen. Doch fällt der Smart Fortwo wirklich schon unter die Kategorie Auto oder doch eher unter Spielzeug? Auch in der dritten Generation sieht der Kleinste aus der Daimler-Familie aus, als wäre er direkt aus einem Kaugummiautomaten gekullert. Und vielleicht ist das auch der Grund, warum wir auf einem leeren Parkplatz etwas tun, das wir sonst niemals tun würden: Wir machen aus dem Smart Cabrio einen Brummkreisel. Das Lenkrad voll eingeschlagen, geben wir Gas. Erst ganz behutsam, dann etwas kräftiger. Der Wendekreis ist mit 6,95 Metern winzig; es fühlt sich fast an, als würde sich der offene Zweisitzer auf der Stelle drehen. Nach sechs Runden setzt ein leichtes Schwindelgefühl ein, und gleichzeitig kehrt die Vernunft zurück. Denise Juchem hatte ihren Spaß, mit dem Smart im Kreis zu fahren Man muss jedoch nicht im Kreis fahren, um Spaß mit dem 2,69 Meter kurzen Fahrzeug zu haben. Den kann man auch in der harten Berliner Verkehrsrealität erleben. Parkplätze sind in dieser Stadt Mangelware und daher hart umkämpft. Hat man einen entdeckt, der groß genug sein könnte und in den man rückwärts reinfahren möchte, wird man gern von ungeduldigen Autofahrern angehupt, beleidigt oder bedrängt, weil man den Verkehrsfluss stört. Mit dem Smart trägt man hingegen zum Frieden im Straßenkampf bei: Der Wagen passt in fast jede Parklücke, und das in Rekordgeschwindigkeit. Dennoch braucht es eine gewisse Zeit, bis man sich an die winzigen Abmessungen gewöhnt hat und auch Lücken ansteuert, die man in einem anderen Auto nie in Erwägung gezogen hätte. Die Kürze des Smarts birgt allerdings auch Nachteile. Durch den Radstand von 1,87 Meter ist der Federungskomfort nur mäßig, jede Unebenheit wird gnadenlos an die beiden Passagiere weitergegeben. Über gepflasterte Straßen fährt man daher am besten im Schritttempo, sonst wird man ordentlich durchgeschüttelt. Gewöhnungsbedürftig ist auch die Lenkung, die sehr direkt anspricht, und den Smart vor allem auf holprigen Pisten nervös wirken lässt. Überraschend üppig fällt jedoch das Platzangebot für Fahrer und Beifahrer (1) aus. Sogar größere Menschen bringen hier ihre langen Beine problemlos unter. Und auch die Armfreiheit ist dank einer Fahrzeugbreite von 1,66 Metern ordentlich. Platz für einen großen Kofferraum bleibt da natürlich nicht mehr. Der ist erwartungsgemäß mickrig und fasst 260 Liter oder anders ausgedrückt: zwei Kisten Bier oder zwei Kisten Wasser. Für Daimler-Benz war der Smart, der 1998 in Deutschland auf den Markt kam, die wohl mutigste Modellneuheit aller Zeiten. Platz für zwei Personen auf anfangs 2,50 Meter Länge, gepaart mit modernen Motoren und auffälliger Ka- TESTSTRECKE SMART CABRIO KLEINIGKEIT Keine Das winzigste Cabriolet aus der Daimler-Familie ist erstaunlich sportlich für seine Größe. Nur beim Abbiegen muss man ganz genau aufpassen 2 1 rosserie in Zweifarbdesigns – das hatte die Automobilwelt so noch nicht gesehen und vor allem von einem Premiumhersteller auch nicht erwartet. Die Anfangsschwierigkeiten bei der Vermarktung des Winzlings sind inzwischen Geschichte, genauso wie die Einrichtung spezieller Smart-Abstellplätze in Parkhäusern. Der Smart hat alle Untergangsprophezeiungen unbeschadet überlebt und dem Image des Konzerns nicht geschadet. Seit 2000 bietet Smart den Zweisitzer auch als Cabrio an. Bei der mittlerweile dritten Generation ist das Prinzip weitgehend unverändert geblieben: Per Knopfdruck lässt sich das Stoffdach innerhalb von zwölf Sekunden zurückfahren – auch während der Fahrt und sogar bis zur Höchstgeschwindigkeit; die liegt beim Zweisitzer bei 155 km/h. Wer vom Straßencafé aus schon mal das Verdeck öffnen möchte, um das Cockpit ein bisschen zu lüften, kann das per Fernbedienung über den Schlüssel tun. Um das Stoffverdeck allerdings eine Stufe weiter zu öffnen, muss man die Zündung einschalten und einen Kippschalter auf der Mittelkonsole drücken. Das zusammengefaltete Verdeck (2) legt sich dann inklusive der beheizbaren Glasheckscheibe hinter den beiden Sitzen komplett ab. Man kann sogar noch weiter gehen und die seitlichen Dachholme ausbauen. Die lassen sich mit einem Doppelklick aushaken und in einem Fach in der Heckklappe verstauen. Viel Fummelei, die es nicht unbedingt braucht; auch mit Dachstreben fühlt man sich wie in einem richtigen Cabrio. In manchen Situationen sogar wie in einem winzigen Sportwagen. Der 90 PS starke 0,9Liter-Motor (es gibt auch einen Einliter-Benziner mit 71 PS) arbeitet mit Turbounterstützung; damit lässt sich im rund 980 Kilogramm schweren Smart auch mal ein flotter Ampelstart hinlegen. Dann kommt man sich fast wie in einem Elektroauto vor: Der Smart erreicht nach 3,5 Sekunden Tempo 50, bis 100 km/h vergehen nur 10,4 Sekunden, wenn man das 1000 Euro teure Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe dazubestellt hat. Wer so zügig fährt, kommt natürlich nicht mit dem vom Hersteller angegebenen Normverbrauch von 4,2 Litern auf 100 Kilometern aus. In unserem Alltagstest erreichten wir – zwar mit Autobahnpassagen, aber ohne zu rasen – im Durchschnitt 5,9 Liter. Ein besseres Stadtauto als den Smart muss man lange suchen. Dennoch schneidet er in zwei Großstadt-Disziplinen nicht sehr gut ab: Die Sicht nach schräg hinten ist stark eingeschränkt, sodass man beim Abbiegen extrem aufpassen muss, keinen Fahrradfahrer zu übersehen. Etwas gewöhnungsbedürftig ist auch das serienmäßige Start-StoppSystem. Steht man auf einer Kreuzung, schaltet sich der Motor automatisch ab; will man dann wieder losfahren, braucht es gefühlt einen Moment zu lang, bis der Motor wieder anspringt und man von der Stelle kommt. Die Halbautomatik mit dem leidigen Nickeffekt wird zum Glück nicht mehr angeboten. Den Nacken freut’s. Der macht sich nur bemerkbar, wenn man mit dem Smart zu oft im Kreis fährt. T Nächste Woche auf der Teststrecke: Heiko Zwirner im Maserati Levante AUTOMARKT AUDI Neu- und Dienstwagen direkt am AUDI-Werk! 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JULI 2016 Verliebt in Porsche: Schon als Kind war Thilo Koslowski ein Riesenfan des 911ers Der ENTWICKLUNGSHELFER E r verspätet sich ein wenig, und das ärgert ihn. Nicht nur wegen der Verspätung selbst, sondern auch wegen der beschränkten Möglichkeiten, darauf zu reagieren. Mehr als telefonisch Bescheid geben kann er nicht, und das ist Thilo Koslowski bei Weitem nicht genug. „Solche Anrufe muss das Auto in Zukunft für Sie machen – am besten im Hintergrund, sodass Sie gar nichts davon mitbekommen.“ Und dann beschwert er sich noch über das schwächliche Mobilfunknetz in Deutschland. Thilo Koslowski gehört zu den Menschen, die am liebsten permanent online sind. 20 Jahre lang hat er als Unternehmensberater im Silicon Valley gearVON STEFAN ANKER beitet, da kennt man das gar nicht mehr anders. Seit gut sechs Wochen ist er nun Chef der neu gegründeten Porsche Digital GmbH. Seine wichtigste Aufgabe wird es sein, den Sportwagen aus Zuffenhausen beizubringen, mit anderen Autos zu kommunizieren. Wenn es nach dem Porsche-Neuling geht, stehen Autos künftig ständig miteinander in Verbindung und nehmen auch dem Fahrer vieles ab – manchmal sogar das Fahren selbst. In diesem Jahr, sagt Koslowski, erlebe die Autoindustrie einem „Big-Bang-Moment“, ab dem sich alles ändern werde. „Studien zeigen uns, dass zum ersten Mal eine Mehrheit der Autokunden sagt, Digitalisierung und Vernetzung seien für sie Kaufkriterien.“ Daran werde auch der tödliche Unfall eines Tesla im Autopilot-Modus nichts ändern, von dem Koslowski noch sprechen wird. Digitalisierung und Vernetzung sind sein Mantra. Die Frage ist nur: Wieso Porsche? Die Firma baut zwar längst mehr SUVs als Sportwagen, dennoch überrascht es, dass ausgerechnet die Marke mit dem am stärksten ausgeprägten analogen Image digital werden will. Dass sich ein Hersteller mit Luftküh- lung, Saugmotor und Rennsport im Erbgut die Dienste von Koslowski gesichert hat, der zuvor als Leiter der Abteilung Autoindustrie und intelligente Mobilität bei der Beratungsfirma Gartner tätig war. Allerdings ist der Betriebswirt aus Aachen das beste Beispiel dafür, dass man kein Ingenieur sein muss, um Benzin im Blut zu haben. „Ich bin seit meiner Kindheit verliebt in Porsche“, sagt Koslowski. „Ich bin mit Carrerabahn und Postern vom 911 Turbo aufgewachsen.“ Eines seiner ersten Autos war ein 911er, den er sich eigentlich gar nicht leisten konnte. Und das war erst der Anfang: „In meinem bisherigen Leben hatte ich acht Elfer, davon besitze ich immer noch fünf – und fahre sie zum Spaß auf der Rennstrecke.“ So ein Hobby erwartet man nicht unbedingt von einem Mann, der die unglaublichsten Zukunftsszenarien entwirft. Eines davon geht so: Das Auto weiß, was sein Fahrer noch einkaufen muss. Das Auto weiß, wo sich die Freunde des Fahrers aufhalten. Das Auto weiß, was am nächsten Arbeitstag ansteht. „Das Auto wird mit Ihnen schon kommunizieren, bevor Sie sich überhaupt hineinsetzen. Es wird Ihnen sagen, wie Ihr Terminplan aussieht und welche Verkehrsmittel Sie außer dem Auto noch nehmen müssen. Das Auto wird ein Partner für Sie, ein Begleiter, ein virtueller Ratgeber. Das Auto wird ein Freund.“ Koslowski spricht schnell und pointiert. Für jemanden, der so lange in den USA lebte, der eine amerikanische Frau und amerikanische Kinder hat, streut er nur wenige englische Wörter ein, er leidet auch nicht unter den Wortfindungsstörungen, von denen Deutsch-Kalifornier oft heimgesucht werden. Wer ihm zum ersten Mal begegnet, dem fällt das intensive Hellblau seiner Augen auf. Vieles, was er sagt, gewinnt durch seinen Blick an Überzeugungskraft. Schon 1998 fing Koslowski damit an, seine Vision von der vernetzten Welt in die Wirklichkeit umzusetzen. Bei Gartner setzte er den Aufbau einer neuen Abteilung für Automotive & Smart Mobility durch und übernahm die Leitung. Die Autoindustrie erlebt gerade ihren Big Bang, da ist sich Thilo Koslowski sicher. Als neuer Digitalchef soll der Mann aus dem Silicon Valley nun ausgerechnet Porsche dabei helfen, autonome Autos zu bauen Intelligente Mobilität? Das bedeutete damals nicht viel. Die IT-Welt bestand im Wesentlichen aus PCs mit Windows 95. Noch nicht mal der Nokia Communicator war erfunden, eine Art frühes Smartphone mit Tastatur und Faxfunktion. Aber 1998 und 1999, da sei das Internet geradezu explodiert, erinnert sich Thilo Koslowski, jede Firma habe plötzlich eine eigene Website betrieben. Und er selbst habe schon 1997 bei seinem ersten Besuch im Silicon Valley etwas gespürt. Bei Audi hatte der junge Betriebswirt seine Diplomarbeit geschrieben, er war an eine erste Führungsposition gekommen, und dazu gehörte ein Auslandseinsatz. „Im Silicon Valley habe ich gesehen, wie revolutionär Technologien sein können. Als ich das erkannt hatte, bin ich zum CEO von Gartner gegangen und habe ihn gefragt, ob er mir die Chance gibt, einen Beratungsdienst für Automotive und IT aufzubauen.“ Der Chef reagierte zurückhaltend, es gebe doch nur GM, Ford und Chrysler. „Ich habe geantwortet, es sind mehr als die drei, und es werden nicht nur Autofirmen, sondern auch Technologieformen sein, die in Zukunft wichtiger werden.“ Kaum 20 Jahre ist das her, und Heute muss man keinen mehr überzeugen. Die Autohersteller überbieten sich mit ihren Zukunftsplänen. Elektrisches Fahren, autonomes Fahren, vernetztes Fahren: Wer sich heute ein konventionelles Auto kauft, geht das Risiko ein, dass es in ein paar Jahren völlig veraltet ist. „Das wird keine zehn Jahre mehr dauern mit dem autonomen Fahren“, sagt Koslowski. „Wir sind jetzt im Anfangsstadium. In den nächsten vier, fünf Jahren werden Sie erleben, dass es rapide nach oben geht. Dann werden Sie Technologien sehen, die so gut erprobt sind, dass man sie in Serie bringen kann.“ Thilo Koslowski hat in den vergangenen Jahren in jedem autonomen Auto gesessen, das in Kalifornien eine Zulassung hat, und er schwärmt von dem Erlebnis. „Erst denkt man: Oh, mein Gott, kann der das überhaupt? Dann hat man fast Tränen in den Augen, weil ein Com- puter etwas macht, von dem ich dachte, dass nur ich es kann. Und dann versteht man auch noch, dass er es sogar besser kann, weil er die ganze Zeit den 360Grad-Blick hat.“ Einmal habe ein anderer Fahrer das Google-Auto geschnitten, in dem Koslowski gerade saß. „Mein Auto wurde einfach nur langsamer und hat den Unfall vermieden. Was ich wahrscheinlich nie gemacht hätte, keiner von uns. Wir hätten eher später reagiert und noch geflucht dabei.“ Seinen Optimismus will sich Porsches Digitalchef auch nicht von dem tödlichen Tesla-Unfall nehmen lassen. Koslowski betont aber die Unterschiede im Denken zwischen Tesla und Porsche. „Es steht außer Frage, dass die Technik, die das autonome Fahren ermöglichen wird, noch eine lange Erprobungsphase vor sich hat. Zunächst einmal werden wir belegen, dass Assistenzsysteme wie der Staupilot oder Instrumente, mit denen ein Auto selbst einen Parkplatz sucht und einparkt, störungsfrei funktionieren.“ Das vollständig autonome Fahren werde Porsche stufenweise einführen und je nach Baureihe mehr oder weniger Funktionen anbieten. Wichtig sei auch, dass jeder Porsche-Fahrer jederzeit das System übersteuern und komplett alleinverantwortlich unterwegs sein könne. „Bei autonomem Fahren oder Konnektivität müssen wir nicht die Ersten sein, sondern vielmehr Lösungen anbieten, die perfekt zu den Bedürfnissen unserer Kunden passen.“ Undenkbar ist es für Porsche als konventionellen Autohersteller, eine Betaversion, die man auch noch Autopilot nennt, per Software-Update ins Fahrzeug zu bringen, wie es Tesla gemacht hat. Zwar hat auch Tesla seine Kunden stets darauf hingewiesen, sie müssten aufmerksam bleiben und die Hände am Lenkrad behalten, dennoch entstand der Eindruck, dass der Kunde den Dauertest vor der Produktreife macht, was gewöhnlich Sache der Hersteller ist. Teslas Wirken sieht Koslowski trotzdem positiv. „Ich bin schwer beeindruckt von dem, was sie gemacht haben. Aber man muss am Ende auch Geld ver- © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung STEFAN ANKER dienen, und das ist nicht ohne. Davon können wir bei Porsche ein Lied singen, denn wir haben die beste Profitmarge in der ganzen Industrie.“ Zwar ist das bekannt, aber ein deutscher Porsche-Manager ohne US-Hintergrund hätte das vielleicht nicht ganz so offensiv gesagt. Er hätte womöglich auch nicht drei Monate nach seiner Einstellung erzählt, dass er selbst eine Autofirma gründen wollte. Seinen Wagen wollte Koslowski allerdings weder entwickeln noch produzieren, sondern damit einen Partner betrauen. Aber Thilo Koslowski wollte das Auto konzipieren und vermarkten. Nun aber hat er sich für Porsche entschieden, unter mehreren Angeboten, wie er sagt. Er hat als CEO der Porsche Digital GmbH eine Position erhalten, in der er direkt an Porsche-Chef Oliver Blume berichtet, was ihn in gewisser Weise einem Vorstand gleichstellt, ohne dass er Vorstand ist. Er wird einen Ableger seiner GmbH im Silicon Valley aufbauen, und er wird jeweils ein halbes Jahr in Deutschland und in den USA wohnen. Wenn die Kinder, das älteste ist drei, in die Schule kommen, wird sich Thilo Koslowski für einen Hauptwohnsitz entscheiden müssen, nach Lage der Dinge wird das Stuttgart sein. Bis dahin wird die deutsche Mentalität, nach der das Glas eher halb leer als halb voll ist, stabil bleiben („Ein RiesenUnterschied zu den USA“), und vielleicht wird es Koslowski auch weiter gelingen, sein Alter zu verschweigen. „Ich lebe in Amerika, darüber sprechen wir nicht. Und man fragt auch nicht danach.“ Aber eines darf sich für Porsches neuen Digitalchef gerne ändern: die Qualität des Mobilfunks. „Dass in Deutschland die Verbindung abbrechen kann, wenn man im Auto sitzt, ist schon fast provinziell. In Kalifornien kann ich vier Stunden durch Gegenden fahren, in denen kaum ein Mensch wohnt, da habe ich trotzdem ein LTE-Netz.“ Das ist ihm wichtig, weil es ohne Netz keine Vernetzung gibt. „Daten sind das neue Öl“, sagt Koslowski, „Algorithmen sind die neuen Motoren, und die neue Leistungseinheit ist Intelligenz.“ WELT am SONNTAG-2016-07-17-sil-24 f5123d7d0164873d70b500d7b5da4639 WIRTSCHAFT Google: Das erste Interview mit dem neuen Chef WELT AM SONNTAG NR. 29 17. JULI 2016 S. 36 SEITE 33 FRAUENSACHE Männer vor! DRAMA W infernale Wolfgang Schäuble wiegelt ab. „Wir haben über die Situation der Banken in Italien gesprochen“, sagt der Bundesfinanzminister und schaut dabei wie zur Bestätigung zu seinem Amtskollegen aus den USA, Jack Lew. Die Kameras der Fotografen klicken. Man müsse zunächst einmal die Ergebnisse der Stresstests abwarten, fügt er dann noch hinzu. Sollte es wirklich Probleme geben, würden diese im Rahmen der europäischen Regelungen gelöst. „Ich finde, dass viel zu viel darüber diskutiert wird“, schiebt Schäuble scheinbar gelassen hinterher. Der Amerikaner an seiner Seite nickt. VON JAN DAMS, ANJA ETTEL, MARTIN GREIVE, CONSTANZE REUSCHER, HOLGER ZSCHÄPITZ Dass der Finanzminister auch anders kann, ist bekannt. Das bekamen die Portugiesen eine Woche zuvor zu spüren. In geharnischten Worten warf er der Regierung in Lissabon vor, sich nicht an die europäischen Fiskalregeln zu halten. Die Griechen wollte er im vergangenen Jahr sogar aus der Euro-Zone treiben. Bei den Italienern aber gibt Wolfgang Schäuble seit Wochen den verständigen Diplomaten. Der mächtigste Finanzminister der Euro-Zone misst mit zweierlei Maß, weil er ahnt, dass er das große Italien nicht wie Portugal oder Griechenland durch öffentliche Demütigung zum Kurswechsel zwingen kann. Und weil jede weitere Debatte über das Ausmaß der Krise das Land erst recht beschädigen könnte. Kippt Italien, dann kippt das europäische Projekt. Erst recht nach dem Brexit-Votum der Briten. Seit vielen Jahren ist Italien ein europäisches Menetekel: eine liebenswerte Reiseregion zwar, aber eine, die beim Blick in die volkswirtschaftlichen Bilanzen Abgründe offenbart. Italien, das ist der kranke Mann Europas, geschlagen mit ständig wechselnden Regierungen, die zu Reformen nicht fähig sind. Ein regionales Gebilde, bei dem Nord und E+/GETTY IMAGE Bislang haben sich die Italiener noch durch jede Krise gemogelt. Doch diesmal wird es eng. Eine lahme Wirtschaft und kranke Banken bedrohen das Land – und den Rest Europas gleich mit Wolken über dem Kolosseum in Rom: Über Italien braut sich etwas zusammen Süd nicht recht zueinanderpassen wollen und dessen Süden ganz besonders unter der organisierten Kriminalität leidet. Italien, das ist für viele Beobachter ein Land auf dem Weg zum „failed state“ der Euro-Zone. Einerseits. Und auf der anderen Seite doch auch ein Land, das sich bislang noch durch jede Krise gemogelt hat. Die Deutschen hätte so viel Chaos im Politikbetrieb vermutlich längst in den Wahnsinn getrieben. Doch die Italiener haben gelernt, sich mit den Unzulänglichkeiten zu arrangieren – und sind darüber hinaus zum Erstaunen des restlichen Europas zu den Wohlhabenderen des Kontinents aufgestiegen. Bislang jedenfalls. Denn Italien steht an einem Abgrund, der möglicherweise tiefer ist als je zuvor in seiner Geschichte seit Ende des Zweiten Weltkrieges. Wer wissen will, wie schlimm die Lage ist, muss den Italien-Bericht des Internationalen Währungsfonds (IWF) vom Anfang dieser Woche lesen. Von „monumentalen Herausforderungen“ ist da die Rede. Davon, dass das Land erst in knapp einem Jahrzehnt wieder jene Wirtschaftsleistung erreichen dürfte, die es vor Ausbruch der Finanzkrise im Jahr 2007 hatte. Die größte Gefahr aber geht von dem maroden Bankensystem aus. 360 Milliarden Euro an faulen Krediten schlummern angeblich in den Bilanzen. Der italienischen Notenbank zufolge entspricht das rund 18 Prozent der gesamten Kredite. Zwar verweisen italienische Offizielle darauf, dass viele Kredite mit Sicherheiten wie Immobilien hinterlegt sind. Das Problem ist nur, dass das Land längst in einer schleichenden Immobilienkrise steckt. Die Preise sind nicht so abrupt abgestürzt, wie das in Spanien oder Irland der Fall war. Doch der langsame Wertverfall vernichtet Jahr um Jahr ein Vermögen in dreistelliger Milliardenhöhe. Allein seit 2010 ging es 15 Prozent nach unten. Damit erodieren auch die Sicherheiten. Deshalb gehen Immobilienkrisen meist Hand in Hand mit Bankenkrisen. Die Probleme sind so riesig, dass sie ein Land in dieser schwierigen wirtschaftlichen und auch politischen Gemengelage kaum allein meistern kann – und wenn, dann nur unter Umgehung der neuen europäischen Rettungsrichtlinien. Was weit weg zu sein scheint von den Sorgen normaler Leute, hat den Alltag der Italiener längst erreicht. „So hat es keinen Sinn mehr zu leben“, schreibt Salvatore De Francesco am 8. Juli in ei- nem Brief an seine Frau und seine beiden kleinen Kinder. Dann stürzt er sich aus dem Fenster in seinem Heimatort Marcianise nördlich von Neapel. 43 Jahre ist er zu diesem Zeitpunkt alt. Im wirtschaftlich kranken Süden Italiens hat er keine Hoffnung mehr auf eine Stelle. Nicht einmal mehr auf einen Aushilfsjob. Seit 2008 haben in dieser Region knapp 8000 Firmen dichtgemacht. Für Menschen wie De Francesco gibt es dort keine Chance. Suizide sind in Italien ein Gradmesser für die Krise geworden. Seit 2006 steigt deren Zahl kontinuierlich an. Laut der Industrieländerorganisation OECD kamen im Jahr 2012 auf 100.000 Einwohner 6,3 Selbstmorde. Vor allem Jobverlust oder der Untergang der eigenen Firma treibt die Menschen in den Suizid. Aber auch kleine Sparer, die plötzlich vor dem Nichts stehen, wissen oft keinen anderen Ausweg mehr. So wie jener Rentner aus Norditalien, der sich im Juni das Leben nahm und dessen Schicksal die Nation bewegte. Der Ruheständler hatte seine gesamten Ersparnisse beim Niedergang der Banca Popolare di Vicenza verloren. Bedauerliche Einzelfälle? Zehn Jahre Stagnation und drei Jahre Rezession haben Italiens Wohlstand, Ersparnisse, Arbeitsplätze und Wirtschaftskraft ruiniert. Das marode Bankensystem, das der IWF als Hauptproblem ansieht, ist doch nur die Endstation einer Strukturkrise der italienischen Wirtschaft. Die über Jahrzehnte gewachsenen Missstände sind so groß, dass die wenigen Reformbemühungen der Regierung in Rom nicht ausreichen. Mit der Krise seit 2008 haben viele der Probleme nur mittelbar zu tun, mit der Brexit-Entscheidung der Briten, die Italiens Finanzminister Pier Carlo Padoan nun ins Feld führt, noch viel weniger. Sie verstärken die Symptome, doch die wahren Probleme bestehen schon viel länger: Korruption, Mafia, Schattenwirtschaft, Steuerhinterziehung, ein ausuferndes Wohlfahrts- und Subventionswesen, eine unwillige Bürokratie. Nepotismus. Gerade erst sorgt ein Fall in der Gemeinde Boscotrecase europaweit für Aufsehen: Ein Mitarbeiter des Rathauses wurde gefilmt, als er seine Karte durch die Stechuhr zog. Danach ging er wieder nach Hause. Um von den Überwachungskameras nicht identifiziert zu werden, hatte sich der Mann einen Pappkarton über den Kopf gestülpt. Mittlerweile hat die Polizei angeblich 23 von 60 Mitarbeitern der Stadtverwaltung festgenommen. In 200 Einzelfäl- len wird ermittelt. Bürgermeister Pietro Carotenuto klagt: „Wir laufen Gefahr, bald die ganze Gemeinde schließen zu müssen.“ Vermeintlich lustige Anekdoten, die für den Zerfall eines für die EU wichtigen Staates stehen. In Italien gibt es sie schon immer. Nur war die Lage des Landes nie so schwierig wie jetzt. So haben BIP pro Kopf in Dollar von 2010 50.000 40.000 30.000 33.705 20.000 10.000 1960 Deutschland 2016 Italien Industrieproduktion Index 2010 = 100 130 Italien 110 90 92,40 70 1980 2016 Faule Kredite Anteil am Kreditportfolio in % 18 14 10 6 2 0 18 Juli 2000 Juli 2016 Italien Spanien Euro-Zone Deutschland Staatsschulden in Milliarden Euro 2500 2000 2242 Italien 1500 1000 500 0 1980 2016 viele private Sparer ihr Geld wegen der niedrigen Zinsen auf dem Sparkonto in Bankanleihen umgewandelt. Das ist eine Besonderheit Italiens. Mehr als 200 Milliarden Euro haben Anleger ihren Banken auf diese Art anvertraut. Das könnte nun fatale Auswirkungen haben. Denn die neue europäische Richtlinie zur Abwicklung maroder Banken sieht vor, dass die Gläubiger mit ihren Einlagen an der Sanierung wackeliger Geldhäuser beteiligt werden. In Zypern haben die Europäer demonstriert, wie das funktioniert. Wer mehr als 100.000 Euro auf dem Konto hatte, wurde rasiert. Bei strenger Auslegung der Regeln wäre ein großer Teil des Geldes auch in Italien weg. Mindestens 31 Milliarden Euro privater Sparer-Euro stehen auf dem Spiel, schätzt der IWF. Allein die Problembank Monte dei Paschi hat mehr als fünf Milliarden Euro an solchen Nachrangdarlehen ausgegeben und das Gros davon bei privaten Kunden platziert. Für die Menschen, deren Alterssicherung darauf basiert, ist das ein Albtraum. Für Rom bedeutet das Chaos. Denn die Einhaltung der Regeln und deren Folgen könnte das Ende der Regierung von Premier Matteo Renzi besiegeln. Dieser hat für Oktober ein Verfassungsreferendum angesetzt und sein politisches Schicksal damit verknüpft. Zwar geht es in dem Votum nur darum, die Macht des Senats zu beschneiden. Die Italiener könnten das Referendum aber nutzen, um Renzi einen Denkzettel zu verpassen – zum Beispiel für eine aus ihrer Sicht vermasselte Bankenrettung. „Das Referendum ist ein entscheidender Moment für die Geschichte des Landes, ja sogar die Geschichte Europas“, sagt Gilles Moec, Europa-Chefökonom bei der Bank of America. Scheitert Renzi, drohen Neuwahlen. Dann könnte die Euro-feindliche Fünf-Sterne-Bewegung an die Macht kommen. Viele Italiener machen den Euro für ihre wirtschaftliche Misere verantwortlich. Vor der Euro-Einführung gelang es italienischen Regierungen über Jahrzehnte hinweg, durch alle wirtschaftlichen Fährnisse zu navigieren. Wenn der Wettbewerbsdruck der Konkurrenznationen zu stark wurde, werteten die Italiener die Lira ab. In der Folge büßte die italienische Währung zur D-Mark zwischen 1971 und dem Euro-Start mehr als 80 Prozent an Wert ein. Was für Deutsche nach Untergang klingt, funktionierte für die Italiener dennoch er- Quellen: Bloomberg, Banca D'Italia, Weltbank, Eurostat © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung FORTSETZUNG AUF SEITE 34 Wir Frauen haben in den vergangenen vier Jahren viel erreicht: In Saudi-Arabien dürfen wir jetzt Rad fahren. Skispringen bei Olympia ist uns neuerdings auch gestattet – Wissenschaftler konnten doch tatsächlich die Sorgen männlicher Sportfunktionäre um unsere Gebärfähigkeit entkräften. Die Landung im Schnee macht nicht unfruchtbar, heißt die gute Nachricht. Die schlechte: Beim Kanadier mit einseitigem Stechpaddel kann man sich da nicht so sicher sein. In Rio dürfen wir damit jedenfalls noch nicht an den Start – zu unserem eigenen Schutz versteht sich. Auch sonst ist viel passiert, seit wir im Sommer 2012 die erste „Frauensache“ verfassten. In den Konzernen haben wir uns geradezu nach oben katapultiert. Von 7,8 auf sagenhafte 9,4 Prozent ist der Anteil von Frauen in den Dax-Vorständen gestiegen. Wenn wir in dem Tempo weitermachen, ist Gleichberechtigung schon in 100 Jahren geschafft. Na ja, womöglich gibt es noch kleine Einschränkungen bei der Bezahlung. Frauen verdienen in Deutschland im Durchschnitt pro Stunde 22 Prozent weniger als Männer. Daran hat sich seit Jahren nichts geändert. Aber dafür haben wir jetzt den Papst auf unserer Seite. Wir dürfen, vielleicht, demnächst Diakone werden und Priestern assistieren. Da ist es nur konsequent, wenn jetzt auch wir den Männern entgegenkommen. Wir werden diesen Platz für unsere männlichen Kollegen öffnen. „Frauensache“ war gestern. Künftig sind wir in der Rubrik „Vorschuss“ gemeinsam stark. INGA MICHLER Heckler & Koch tarnt seine roten Zahlen Deutschlands größter Schusswaffenhersteller Heckler & Koch steckt wirtschaftlich tiefer in der Krise als bisher bekannt. Nach Recherchen der „Welt am Sonntag“ ist für 2015 ein Verlust von 2,2 Millionen Euro aufgelaufen, und zwar noch vor Steuern, Abschreibungen und den sehr hohen Zinsen für ein Darlehen. Das lässt sich aus Angaben auf der Firmenwebsite herauslesen. Unterm Strich, also bei Berücksichtigung der Kosten für Zinsen und Abschreibungen, dürfte in der Gruppe bei 177 Millionen Euro Umsatz ein Verlust in zweistelliger Millionenhöhe entstanden sein. Schließlich muss das Unternehmen jährlich fast zehn Prozent Zinsen auf eine Anleihe über 295 Millionen Euro zahlen. Bereits 2014 hatte Heckler & Koch einen zweistelligen Verlust eingefahren. Die roten Zahlen kommen zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Die Traditionsfirma steht in Frankreich in der Endauswahl für ein neues Sturmgewehr. Auch die Bundeswehr beschafft ein Nachfolgegewehr für das G36 von Heckler & Koch, nach monatelangen Querelen um dessen Präzision. Für solche Großaufträge wären solide Kennzahlen wichtig. Dass die Öffentlichkeit überhaupt von der heiklen Lage erfährt, ist einer neuen EU-Verordnung zu verdanken. Seit Anfang Juli müssen Firmen, die am Kapitalmarkt aktiv sind, detaillierter über die Geschäftsentwicklung informieren. Bislang gewährte Haupteigentümer Andreas Heeschen nur wenigen Analysten den Blick auf seine Zahlen und veröffentlichte sie im Bundesanzeiger möglichst spät. Womöglich bekommen die Aktionäre der Dachgesellschaft H&K AG auf der Hauptversammlung Ende August mehr Einblick in das durch Exportverbote gebremste Geschäft. Ein Minianteil der Firma ist an der Euronext-Börse notiert. GERHARD HEGMANN WELT am SONNTAG-2016-07-17-sil-24 f5123d7d0164873d70b500d7b5da4639 34 WIRTSCHAFT WELT AM SONNTAG Drama infernale Trotz TRUMP Pompöses Event: Nominierungsparteitag der Republikaner 2012 in Tampa mit dem Kandidaten Mitt Romney (Mitte) H Amerikanische Tochtergesellschaften von deutschen Konzernen wie BASF, Deutsche Bank und Siemens spenden überwiegend an die Republikaner ier ein Mittagessen, ausgerichtet für den Congressional Black Caucus, die Vereinigung schwarzer Kongressmitglieder. Dort Co-Sponsoring eines Stehempfangs für die Delegation aus Kentucky: So hat die Deutsche Post in der Vergangenheit am Rande politische Beziehungspflege betrieben, wenn Amerikas Demokraten und Republikaner auf pompösen Parteitagen ihre Präsidentschaftskandidaten kürten. Ein Engagement auf kleiner Flamme, stets darauf bedacht, keine der beiden Volksparteien eindeutig zu bevorzugen. VON OLAF GERSEMANN Bei den bevorstehenden Parteitagen in Cleveland (Republikaner) und Philadelphia (Demokraten) dagegen wird der deutsche Konzern, der in den USA als DP DHL firmiert, erstmals seit der Jahrtausendwende nicht dabei sein. Und auch nicht mancher US-Konzern, der sich bislang mit sehr viel mehr Geld bei den Parteitagen engagierte als die Post. Zumindest nicht bei den Republikanern, die wohl tatsächlich den designierten Kandidaten Donald Trump auf den Schild heben werden. Amerikanischen Medienberichten zufolge haben sich unter anderem Ford, J.P. Morgan, UPS und Wells Fargo als Parteitagssponsoren der konservativen Partei ver- abschiedet. Offenkundig wollen die Konzerne aktuell den Eindruck vermeiden, Sympathien für Trumps enthemmten Populismus zu hegen. Anders sieht es freilich mit der finanziellen Unterstützung des regulären Wahlkampfs aus, bei dem es nicht nur um den nächsten Präsidenten geht, sondern auch um alle 435 Sitze im Repräsentantenhaus und um 34 Senatorensitze. Hier fließt das Geld weiter reichlich, und einen Teil dazu tragen indirekt auch deutsche Großunternehmen bei. Dass die deutsche Wirtschaft dabei durch die Bank deutlich auf Distanz ginge zur Trump-Partei, lässt sich nicht behaupten, eher das Gegenteil: Allianz, BASF, Bayer, Deutsche Bank und Siemens schaufelten im aktuellen Wahlzyklus sogar mehr als zwei Drittel ihrer Spenden den Republikanern zu. Dies lässt sich anhand von Statistiken errechnen, die die parteiunabhängige Washingtoner Nichtregierungsorganisation Center for Responsive Politics (CRP) auf der Basis amtlicher Angaben zusammengestellt hat. Formaljuristisch dürfen Unternehmen in den USA keine Wahlkämpfe finanzieren und ausländische erst recht nicht. Spenden an Trump, Hillary Clinton und die vielen Hundert weiteren Kandidaten sind nur Einzelpersonen mit amerikanischem Pass erlaubt. In vielen Firmen aber gibt es ein „Political Action Committee“ (PAC), einen Spendenausschuss, der von Mitarbeitern der Firma Geld einsammelt und dann darüber entscheidet, welchem Kandidaten wie viel davon zugutekommen soll. Auch mehreren deutschen Konzernen lassen sich PACs zuordnen. Der derzeit finanzstärkste ist der von BASF, er hat im aktuellen Wahlkampf den jüngsten verfügbaren Zahlen zufolge bisher 399.000 Dollar verteilt. Uramerikanische Top-Spender wie AT&T und Lockheed Martin kommen zwar schon auf mehr als drei Millionen Dollar. Im Vergleich zu anderen PACs mit ausländischen Wurzeln aber ist gerade der Einsatz von BASF durchaus bemerkenswert: Laut CRP betreiben nur die Schweizer Bank UBS und der französische Pharmahersteller Sanofi Spendensammelstellen, die den republikanischen Kandidaten 2015/16 noch höhere Summen zugeschustert haben als die Geldverteiler des deutschen Chemiekonzerns. Selbst bei deutschstämmigen PACs, die weniger spendabel sind, lassen sich Rückschlüsse ziehen, zumal es wiederkehrende Muster gibt. Manche USTöchter mit deutscher Mutter ließen ihre Sympathien für die Republikaner auch in früheren Wahlkampfjahren schon ungeniert durchscheinen – die von Allianz, Bayer und BASF vor allem. Kein Herz für Hillary? Verteilung der Spenden von US-Töchtern deutscher Konzerne* im Kongresswahlkampf 2016, in Prozent Spendenaufkommen bisher, in Tsd. Dollar Deutsche Bank 86 14 Bayer 80 20 323 399 18 18 57 Siemens 69 31 173 41 135 Deutsche Telekom 48 52 261 52 134 59 86 Boehringer 48 SAP 41 Republikaner Demokraten 0 20 40 60 80 100 *nur PACs; Quelle: Center for Responsive Politics, eigene Berechnungen GEMISCHTWAREN KOPF DER WOCHE Angriff ist die beste Verteidigung. Getreu diesem Motto hat Monsanto-Vorstandschef Hugh Grant durchblicken lassen, dass er auch mit anderen Herstellern wie etwa BASF über ein Zusammengehen verhandelt. Beim Leverkusener Konzern Bayer, der seit nunmehr acht Wochen um Monsanto wirbt, scheint die Botschaft angekommen zu sein: Bayer erhöhte das eigene Angebot prompt auf über 57 Milliarden Euro. Der gebürtige Schotte Grant ist damit seinem Ziel, den bestmöglichen Preis herauszuholen, ein Stück näher gekommen. Allzu lang kann sich der gelernte Agrarwissenschaftler indes nicht mehr zieren: Bei der von ihm mit befeuerten Branchenkonsolidierung steht ausgerechnet Monsanto noch immer ohne Partner da. ANJA ETTEL 37 BASF 72 Allianz 72 Fresenius Medical Care 59 GETTY IMAGES staunlich gut. Die Wirtschaftsleistung pro Kopf als Gradmesser für den Wohlstand eines Landes konnte in Dollar umgerechnet mit der Entwicklung in Deutschland ganz gut mithalten. Erst mit der Euro-Einführung kippte das Modell. Seitdem steckt das Land in der Dauerstagnation. Die Folgen sind bitter: Pro Kopf beträgt die Wohlstandslücke zu den Deutschen inzwischen 12.000 Dollar im Jahr. Dabei zeigen die offiziellen Zahlen wohl noch nicht mal das wahre Ausmaß der Malaise. In den vergangenen Jahren wurde ein Teil der Schattenwirtschaft in die reguläre Statistik verschoben. Ohne diesen künstlichen Zuwachs stünde das Land heute noch schwächer da. Renzi hat die Probleme verstanden. Er hat versucht zu reformieren. Aus deutscher Sicht vielleicht zu zögerlich. Aber er hat es versucht. Italien brauche Zeit für seine Reformen, die eben erst in zwei bis drei Jahren wirken würden, sagt Holger Schmieding, Chefvolkswirt der Berenberg Bank. Vorausgesetzt, die politische Entwicklung gibt Renzi so viel Zeit. Jörg Krämer von der Commerzbank hält Italien für das schwächste Glied in der Kette der großen Euro-Länder. „Der hohe Stand an faulen Krediten war bekannt, aber jetzt wird die Lage akut“, fürchtet er. Krämer fordert die harte Anwendung der Sanierungsregeln für die Banken. „Wir müssen Abschied davon nehmen, dass es eine Kuschelwelt gibt, in der Bank-Investoren keine Verluste erleiden können.“ Genau das ist der Knackpunkt – nicht nur für Renzi, sondern auch für einige andere europäische Länder. Denn italienische Bank-Anleihen halten eben nicht nur italienische Kleinsparer, sondern auch große europäische Kreditinstitute und Versicherungen. Auch in Deutschland. „Es sind nicht die kleinen Anleger, die durch die Bankenkrise Geld verlieren könnten“, sagt Sven Giegold, Finanzexperte der Grünen im Europaparlament. Die EU habe längst angeboten, die Verluste der Sparer zu ersetzen. Verlieren würden vielmehr die großen Anleger. „Die Rufe von Deutscher Bank und Blackrock nach einer neuen Bankenrettung auf Steuerzahlerkosten sind ein billiger Versuch, sich selbst Kosten zu ersparen.“ Giegold nimmt dabei unter anderem Bezug auf den Chefvolkswirt der Deutschen Bank, David Folkerts-Landau. Der hatte vergangene Woche in der „Welt am Sonntag“ eine neue europäische Bankenrettung im Volumen von bis zu 150 Milliarden Euro gefordert – ohne Beteiligung der privaten Gläubiger. Immerhin hat die Deutsche Bank in Italien insgesamt rund 13 Milliarden Euro im Feuer. Folkerts-Landau hat mit seinem Vorschlag nicht nur die Grünen verärgert. Auch in der Bundesregierung stößt seine Forderung auf Unverständnis. Von einer „unguided missile“ ist da die Rede – von einer nicht mehr steuerbaren Rakete. Folkerts-Landau müsse aufpassen, dass er mit seinen Forderungen nicht die Verunsicherung über die Stabilität des europäischen Bankensektors zusätzlich schüre. Ohnehin scheint die Deutsche Bank das rote Tuch zu sein, mit dem Renzi immer dann wedelt, wenn die schwierige Lage seiner Banken zur Sprache kommt. „Wir haben unsere Banken mit den vielen faulen Krediten, Deutschland die Deutsche Bank mit ihrem riesigen Derivate-Buch‘, sagt Renzi immer“, erzählt ein Brüsseler Finanzfachmann. Es ist nicht so, dass man diesen Warnhinweis Renzis in Berlin einfach ignorieren könnte. Umso größer ist der Ärger über die Einwürfe aus Frankfurt. Am liebsten würde man in Berlin und bei der Europäischen Zentralbank in Frankfurt das Thema totschweigen, so lange es geht. Ende des Monats veröffentlicht die EZB ihren neuesten Stresstest zu den europäischen Banken. Läuft alles nach Plan, haben die Italiener bis dahin eine Lösung für ihre Probleme. Die Regierung in Rom plant derzeit wohl einen zweiten Bankenrettungsfonds. Der Name: Giasone. In den Topf sollen fünf bis sechs Milliarden Euro eingelegt werden, um italienischen Banken zu helfen, ihre faulen Kredite loszuwerden. Nur wird das nicht reichen. Angeblich verhandeln Vertreter des Landes daher auch schon mit der EU über eine Lösung, die eine flexible Anwendung der Sanierungsregeln erlaubt. In Berlin hofft man das jedenfalls. „Sie werden von uns nichts Negatives über Italien hören“, heißt es in Regierungskreisen. Die Italiener hätten schon viel getan. Renzi sei ein guter Ministerpräsident. Und das soll er aus Berliner Sicht ja auch bleiben. SPENCER PLATT/GETTY IMAGES FORTSETZUNG VON SEITE 33 NR. 29 17. JULI 2016 Andere, darunter die Telekom-Tochter T-Mobile und der Pharmakonzern Boehringer, sind offenkundig seit Jahren bemüht, Demokraten und Republikanern jeweils ungefähr die Hälfte der PAC-Spenden zukommen zu lassen. Bei wieder anderen wechseln die Zuneigungen mit der Zeit. Die amerikanische Tochter des Dax-Konzerns Fresenius Medical Care etwa hatte 2008 und 2010 noch eindeutig demokratische Politiker bevorzugt. Im laufenden Wahlkampf dagegen – wie auch 2014 schon – bekommen die Republikaner mehr Geld. Die Deutsche Bank, 2006 und 2008 noch klar den Demokraten zugeneigt, hat sich in diesem Jahr ebenfalls auf die Seite der Republikaner geschlagen. Und das sogar besonders deutlich. Der PAC der Bank hat bisher nur vergleichsweise wenig Geld ausgegeben, nämlich 37.000 Dollar. Doch die Verteilung war so einseitig wie bei nur wenigen anderen Unternehmen: Nahezu 86 Prozent des Gesamtbetrags gingen an Republikaner. Der Umgang der deutschen Konzerne mit der Spendenpraxis ihrer Leute in den USA ist unterschiedlich. Die Allianz etwa steht zu ihrem PAC und erklärt, man wolle Kandidaten unterstützen, die „sensibel“ seien für die Interessen des Unternehmens. Dass dabei republikanischen Kandidaten tendenziell mehr Geld zufließt als demokratischen, sei für Firmen-PACs „ziemlich“ üblich – was stimmt, da die Vertreter der „Grand Old Party“ im Schnitt wirtschaftsfreundlicher auftreten. Tendenziell, so die Allianz, würden zudem Kandidaten aus Distrikten und Bundesstaaten unterstützt, in denen man größere Niederlassungen habe; auch das ist gängige Praxis. Ähnlich freimütig gibt sich Boehringer. Das PAC des Unternehmens unterstütze Kandidaten, „welche die Interessen der Mitarbeiter von Boehringer Ingelheim zu öffentlichen Themen mit Auswirkungen auf unser Geschäft teilen“. In anderen Konzernzentralen redet man nicht so gern über die Spendenaktivitäten in den USA. Die Deutsche Telekom erklärt sich auf Anfrage der „Welt am Sonntag“ für nicht zuständig und verweist an T-Mobile in den USA. Manche wollen mit ihrem eigenen PAC gar nichts zu tun haben. Siemens bezeichnet die Aktivitäten als „privates Engagement der Mitarbeiter“; für BASF ist der PAC eine „unabhängig“ agierende „Mitarbeitervereinigung“; und bei Bayer heißt es, die Spenden seien „keine Unternehmensspenden, und es steht uns nicht an, die Verteilung des Spendenaufkommens zu kommentieren“. Sheila Krumholz freilich, die Chefin des Center for Responsive Politics, hält derlei Einlassungen für „nicht korrekt“. Eine Spendensammelstelle amerikanischer Art vertrete die Firma, nach der sie benannt ist, so Krumholz. Sie könne nicht frei agieren, schon allein um Rufschädigungen zu vermeiden. Daher gelte: „Ein PAC sollte dem Unternehmen zugerechnet werden, da es vom Unternehmen gesteuert wird.“ Bezeichnenderweise ist es auch nicht so, dass die PACs von subalternen Beschäftigten finanziert und gemanagt würden. Die Position des Kassenwarts beim Deutsche-Bank-PAC zum Beispiel ist derzeit vakant. Bis Juni wurde sie von Richard W. Ferguson bekleidet, der im Hauptberuf bei der Deutschen Bank immerhin oberster Risikomanager für den gesamten amerikanischen Kontinent war. Dennoch distanziert sich die Deutsche Bank von sich selbst: „Mitarbeiter“, heißt es, „entscheiden individuell über ihre Spenden und werden nicht vom Unternehmen beeinflusst.“ WOCHENBILANZ SPIELZEUG Montag: Die Deutsche Börse kämpft um die Fusion mit der Londoner Börse LSE. Um die Zustimmung der eigenen Eigentümer zu sichern, senkt der DaxKonzern die Mindestannahmequote von 75 auf 60 Prozent. Das New Yorker Start-up Canary versteht seine Sicherheitskamera mit Bewegungssensoren als Einbrecher-Schreck. Einmal zu Hause aufgestellt, schickt sie dem Nutzer eine Push-Nachricht auf das Smartphone, sobald sich jemand ohne Erlaubnis durch den Raum bewegt. Aus der kostenlosen iPhone-App heraus lässt sich die Polizei rufen oder die 90-Dezibel-Sirene an der Kamera auslösen. Über die App bemerkt das System, ob man sich selber zu Hause aufhält, und schaltet dann den Alarm aus. Das LiveVideo-Bild kann mit Ton über das Internet auf das Smartphone gestreamt werden. In der Canary-Cloud wird das Video kostenlos für zwölf Stunden gespeichert. Wer es länger speichern will, schließt ein kostenpflichtiges Abo ab. Canary kostet 220 Euro. THOMAS HEUZEROTH Canary Dienstag: Flugzeughersteller Airbus verkündet auf der Luftfahrtmesse im britischen Farnborough die Halbierung der A380-Produktion. Ab 2018 werden jährlich nur noch zwölf Riesenjets gebaut. Mittwoch: Das Landgericht München verordnet dem Preisvergleichsportal Check24 größere Transparenz. Die Internetfirma muss bei der Vermittlung von Versicherungen auf Provisionen verweisen. Donnerstag: Rückschlag für Volkswagen im Dieselskandal. Die kalifornische Umweltbehörde CARB lehnt den Rückrufplan für Drei-Liter-Motoren als unzureichend ab. Betroffen sind 16.000 Autos. Freitag: Ein schwacher Absatz in Schlüsselmärkten führt beim Schweizer Uhrenkonzern Swatch Group zum Gewinneinbruch. Der Überschuss dürfte um 50 bis 60 Prozent gesunken sein, teilt Swatch mit. © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung WELT am SONNTAG-2016-07-17-sil-24 f5123d7d0164873d70b500d7b5da4639 Eine robuste Anlagestrategie: Unsere Antwort auf eine fragile Welt www.flossbachvonstorch.de/robust © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung WELT am SONNTAG-2016-07-17-sil-24 f5123d7d0164873d70b500d7b5da4639 36 WIRTSCHAFT D em Internetkonzern Google ist sein Chef offenbar viel wert. Im Februar erhielt Sundar Pichai Aktien im Wert von etwa 200 Millionen Dollar – und stieg damit zum bestbezahlten Vorstandschef eines USUnternehmens auf. Dabei gilt Pichai als bescheiden. Er wuchs mit seiner Familie in einer kleinen Wohnung im Süden Indiens auf. Ihr Transportmittel war ein Moped, auf dem sie häufig zu viert fuhren. Die Familie bekam ihr erstes Telefon, als Pichai zwölf Jahre alt war. Zum ersten Interview als Google-Chef mit einem deutschen Medium erscheint Pichai in der Konzernzentrale im Silicon Valley in Jeans und schwarzem Hemd. lerweile beschäftigen wir mehr als 14.000 Googler in Europa. Auch das führt zu zusätzlichen Steuereinnahmen in diesen Ländern. Derzeit investieren wir in Europa verstärkt in die Forschung der künstlichen Intelligenz. Tun Sie das, weil Sie Angst haben, von Start-ups überholt zu werden? Natürlich. Wir sind zwar ein großes und erfolgreiches Unternehmen, aber wir wissen, dass Technologie immer wieder vorangebracht wurde von Start-ups, die sich schnell bewegen und Dinge anders machen als zuvor. Google hat bereits mehr Mitarbeiter als mancher Industriekonzern. Ist diese Angst nicht paranoid? WELT AM SONNTAG trifft unter anderem die Einwanderungsreform genauso wie Inklusion und gleiche Rechte für Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transsexuelle und Transgender-Personen. Das ist nicht die Agenda, die der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump verfolgt. Es ist nicht unsere Aufgabe, sich auf die Seite von politischen Kandidaten zu stellen. Unsere Rolle als Unternehmen sehen wir darin, eine Plattform zur Verfügung zu stellen, auf der Meinungen kommuniziert werden können. Über die reine Plattform gehen Ihre Entwickler aber weit hinaus. Mit Wie sollen wir mit den negativen Auswirkungen umgehen? Sie haben Arbeitsplätze angesprochen. Ich bin hier zuversichtlich. Die Entwicklung, die wir erwarten, wird sich über einen längeren Zeitraum hinziehen. Viele dieser Dinge werden in einer Art geschehen, die es den Menschen erlaubt, sich an die neue Welt anzupassen. Wir haben das alles schon erlebt. Es gibt aufgrund des technischen Fortschritts heute Berufe, die sich früher niemand hätte vorstellen können. Das Ziel der Gesellschaft sollte sein, den Menschen dabei zu helfen, ein glückliches Leben zu führen. Und ich glaube, dass Technologie und demnach auch künstliche Intelligenz dabei helfen können, genauso wie das die Erfindung NR. 29 17. JULI 2016 wenn wir für eine große Zahl unserer Nutzer einen Wert schaffen. Das ist genau das, worauf wir uns bei unserem Assistenten fokussieren. Bringt der Assistent das Ende der normalen Internet-Suche? Die Internet-Suche, wie wir sie heute kennen, und der Assistent werden nebeneinander existieren. Man wird Google weiterhin Fragen stellen. Google wird aber auch vorausschauend Dinge für den Nutzer erledigen, ohne dass Google gefragt wird. Das funktioniert nur, wenn Nutzer ihre Daten vollständig Google überlassen. Viele wollen das aber nicht. Wir arbeiten ständig an Möglichkeiten, VON THOMAS HEUZEROTH AUS MOUNTAIN VIEW, KALIFORNIEN WELT AM SONNTAG: Herr Pichai, Großbritannien hat sich dazu entschlossen, die Europäische Union zu verlassen. Welche Auswirkungen wird das auf Google haben? SUNDAR PICHAI: Wir respektieren natürlich das Ergebnis dieses demokratischen Prozesses und engagieren uns nach wie vor sehr in beiden Märkten, in Großbritannien und der EU. Als Unternehmen sehen wir einen großen Wert in Europa als einem einheitlichen digitalen Markt. Für ein globales Unternehmen ist es eine Herausforderung, sich in jedem Land mit anderen Gesetzen und Regulierungen auseinanderzusetzen. Diese Komplexität macht ein stärkeres Engagement schwierig, was sich dann auch in den Investitionen ausdrückt. Wird Google Konsequenzen ziehen? Große Unternehmen können mit einem komplizierteren Gefüge von Gesetzen und Regulierungen besser umgehen als kleine Unternehmen. Wir haben die Möglichkeit, mehr Mitarbeiter dafür einzusetzen, sich mit dieser Komplexität auseinanderzusetzen. Kleinere Unternehmen, die häufig Treiber von Innovationen sind, können sich das nicht leisten. Hier sind die Folgen schmerzhafter. Man macht Ihnen zum Vorwurf, dass Sie Smartphone-Hersteller zwingen, mit Android und dem Play Store weitere Google-Apps zu installieren. Dies beschränke den Wettbewerb und damit am Ende auch die Auswahlmöglichkeiten der Verbraucher. Es werden auch Anwendungen von anderen Entwicklern auf den Geräten vorinstalliert. Es gibt dieses Nebeneinander, beispielsweise bei Messaging-Diensten. Wenn Sie sich irgendein Android-Telefon nehmen und ansehen, finden Sie darauf eine Vielzahl von Anwendungen, die nicht von Google stammen. Wir haben Android gebaut und verschenken es an die Hersteller von Geräten. Warum sollten einzelne unserer Dienste nicht dort vorinstalliert sein? Warum schreiben Sie es den Herstellern vor, dass die Apps installiert sein müssen? Es gibt viele Google-Anwendungen, die nicht vorinstalliert werden, wie beispielsweise Google Shopping. Wenn Nutzer aber ein nagelneues AndroidTelefon in Betrieb nehmen, dann erwarten sie, dass es mit einigen Basis-Diensten wie einer Straßennavigation oder EMail funktioniert. In Europa wird Google auch wegen seiner Steuerpraxis kritisiert. Warum zahlen Sie eigentlich nicht dort Steuern, wo Sie Ihr Geld verdienen? Wir befinden uns als global tätiges Unternehmen im Spannungsfeld des internationalen Steuerrechts, bei dem es um die globale Verteilung von Steuern geht. Insgesamt zahlen wir unsere Steuern analog zur durchschnittlichen OECDSteuerrate. Nach der Struktur des existierenden Steuerrechts zahlen die meisten Unternehmen den größten Anteil ihrer Steuern in ihren Heimatländern. Ist das sinnvoll? Nur die Weiterentwicklung des globalen Steuersystems durch Politiker kann uns hier zu besseren Ergebnissen führen. Wenn Gesetze dazu verabschiedet werden, halten wir uns selbstverständlich daran. Wir investieren schon heute sehr stark in Europa. Die Zahl der Entwickler, die Google in Europa beschäftigt, hat in den vergangenen zwei bis drei Jahren enorm zugenommen, mitt- „Google wird Sie VERSTEHEN “ Sundar Pichai, Chef des Internetriesen, über den Streit mit europäischen Wettbewerbshütern, den Brexit und die Zukunft der Suche im Internet JAY WATSON Schmerzhaft könnte Ihr jüngster Konflikt mit der EU-Kommission werden. Die wirft Ihnen vor, mit dem Smartphone-Betriebssystem Android den Wettbewerb zu behindern. Android gehört wohl zu den offensten Computersystemen, die jemals entstanden sind. Basierend auf Android sind viele Unternehmen und Innovationen entstanden. Google-Chef Sundar Pichai: „Technologie hat das Leben der Menschen immer besser gemacht“ Als großes Unternehmen mit großen Ressourcen haben wir den Vorteil, dass wir sehr langfristig denken können. Ein Beispiel sind von uns entwickelte Prozessoren, die uns beim maschinellen Lernen unterstützten. Die Arbeit daran hat vor drei Jahren begonnen. Oder unsere Dienste, die wir entwickeln, ohne dafür gleich ein Geschäftsmodell zu haben. Google Fotos ist eine solche Anwendung. Trotzdem ist uns klar, dass wir jedes Jahr den Erfolg neu verdienen müssen. Wir arbeiten häufig in kleinen Teams, diszipliniert und schnell, so wie es auch Startups machen. Es geht am Ende um die richtige Balance. Die meisten großen Unternehmen scheitern daran, dass sie denken, es ginge ihnen gut, nur weil sie groß sind. Große Unternehmen tragen auch gesellschaftliche Verantwortung. Warum sind Sie so zurückhaltend in der politischen Diskussion in den USA? Wir sehen uns als eine wichtige Plattform, auf der Menschen ihre Meinung äußern können. Das geschieht zum Beispiel auf YouTube. Der Präsidentschaftswahlkampf ist ein demokratischer Prozess, in dem wir unser Bestes tun, dass Nutzer die Informationen erhalten, die sie benötigen. Zugleich tritt Google für bestimmte Werte ein. Wäre es nicht Zeit für mehr Engagement? Wir treten engagiert für unsere Werte ein, die wir eindeutig vertreten. Das be- dem System AlphaGo haben Sie einen der besten Go-Spieler der Welt besiegt. Computer beginnen nun, sich selbst zu programmieren und zu lernen. Wird es jetzt gruselig? Wir nutzen maschinelles Lernen im Grunde schon seit vielen Jahren, zum Beispiel, um unseren Gmail-Spam-Filter zu verbessern. Aber die enormen Fortschritte, die wir in den vergangenen drei bis vier Jahren mit künstlicher Intelligenz gemacht haben, bringen uns an einen Wendepunkt. Was meinen Sie damit? Wir bewegen uns von unserer InternetSuche hin zu einem Assistenten, der Nutzern in allen Belangen helfen kann. Sie werden in Zukunft mit Google sprechen können wie mit einer Person. Und Google wird Sie verstehen. Experten warnen vor einer Zukunft, in der Maschinen und Computer plötzlich zu Dingen in der Lage sind, für die man bisher Menschen brauchte. Millionen von Jobs könnten verschwinden. Ist unsere Gesellschaft darauf vorbereitet? Schauen Sie sich die Geschichte an. Technologie hatte immer ein großes Veränderungspotenzial. Aber sie hat zugleich das Leben der Menschen immer besser gemacht. Das ist es vor allem, woran ich bei maschinellem Lernen und künstlicher Intelligenz denke. Diese Fortschritte werden beispielsweise dazu führen, Krankheiten besser diagnostizieren zu können. des Buchdrucks oder des Computers getan haben. Aber selbstlernende Systeme könnten sich verselbstständigen und außer Kontrolle geraten. Sollten wir nicht zumindest einen Aus-Knopf haben? Wir sind alle sehr darauf bedacht, diese Dinge in einer verantwortlichen Art und Weise zu entwickeln. Künstliche Intelligenz ist allein technisch noch längst nicht so weit, dass solche Szenarien überhaupt möglich wären. Wir sind davon Dekaden entfernt. Immerhin stellen schon heute viele Menschen Google ihre Fragen per Sprache. In den USA trifft das schon in einem von fünf Fällen zu. Und es wird mehr werden. Wir entwickeln einen Assistenten, der künftig eine andauernde Unterhaltung mit dem Nutzer ermöglicht und dabei nicht nur Informationen im Internet sucht, sondern auch Aktionen ausführen kann. Wenn die Menschen über Ihren Lautsprecher Home Google nutzen, wie wollen Sie dann Werbung an die Nutzer bringen. Vorlesen? Wir wissen das schlichtweg noch nicht. Wir wussten aber auch noch nicht, wie wir Geld verdienen wollten, als wir die Internet-Suche entwickelten. Wir gehen an diese Dinge anders heran. Wie denn? Wir sind uns sicher, dass sich das ergibt, © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung Sundar Pichai Google-Chef Sundar Pichai stammt aus dem südindischen Staat Tamil Nadu. Technikbegeisterung bekam er von seinem Vater mit, der Ingenieur bei einer Technologiefirma war. Später machte er seinen Master am Indian Institute of Technology in Kharagpur. Mit einem Stipendium ging er 1993 an die kalifornische Elite-Uni Stanford. Allein für den Flug mussten seine Eltern mehr als ihr jährliches Einkommen zusammenkratzen. Später arbeitete er beim Halbleiterhersteller Applied Materials und bei der Beratungsgesellschaft McKinsey. Im April 2004 kam Pichai zu Google, wo er zuerst an Suchfenstern in Browsern wie Firefox und Microsofts Internet-Explorer arbeitete. So kam ihm auch die Idee, einen eigenen Browser zu entwickeln. Das war die Geburt des Browsers Chrome. Bevor der heute 44-jährige Pichai im vergangenen Jahr zum Google-Chef wurde, war er für das mobile Betriebssystem Android verantwortlich. mit denen Nutzer selbst bestimmen können, wie sie das handhaben wollen. Und ich denke, wir werden immer besser. Ein Beispiel ist unser InternetBrowser Chrome, der ein InkognitoFenster hat, bei dem der Browser-Verlauf, Cookie-Speicher und Suchverlauf nicht gespeichert werden. Wenn Sie heute bei Google „Mein Konto“ aufrufen, haben sie eine Vielzahl von Einstellungen, die Sie vornehmen können – davon haben bereits mehr als eine Milliarde Nutzer Gebrauch gemacht. Wir wollen unseren Nutzern möglichst viele Möglichkeiten geben, ihre Datenschutzeinstellungen selbst vorzunehmen. Nur führt das häufig dazu, dass Software und Dienste schwerfällig werden und nur noch schwierig zu nutzen sind. Auch hier werden uns maschinelles Lernen und künstliche Intelligenz helfen. Künstliche Intelligenz hilft uns beim Datenschutz? Aber sicher! Mit ihrer Hilfe kann das System beispielsweise differenzieren, wenn es den Kontext kennt, in dem ich eine Frage stelle. Wir Menschen machen das ständig. Angenommen, ich stelle jetzt die Frage nach meinem nächsten Arzttermin. Wenn meine Mitarbeiterin mir die Information gibt und weiß, dass Sie dabei anwesend sind, sagt sie vielleicht nur die Uhrzeit. Wäre ich allein, würde sie vielleicht sagen, welcher Arzt es ist, und mir zusätzliche Informationen geben. Computer sind heute nicht in der Lage, diesen Unterschied zu machen. Lernende Systeme werden das ändern. WELT am SONNTAG-2016-07-17-sil-24 f5123d7d0164873d70b500d7b5da4639 WIR FEIERN 10 JAHRE FAIRGLOBE Seit 2006 führen wir unsere Fairtrade-zertifizierte Eigenmarke Fairglobe. Nachhaltig produzierte und fair gehandelte Artikel, von denen alle etwas haben. Wir feiern und unsere Produzenten im Ursprung bekommen die Geschenke. Zum 10-jährigen Jubiläum leistet Lidl diese Woche für jedes verkaufte Produkt einen Beitrag von 10 Cent an ein Fairtrade-Projekt für Kaffeebauern in Bolivien. LIDL SPENDET 1 EURO PRO VERKAUFTER VORRATSBOX Fairglobe-Artikel ab -.99* Im März gewann Lidl den FairtradeAward 2016 in der Kategorie „Handel“. Den Preis erhalten Unternehmen, die sich vorbildlich für die FairtradeIdee einsetzen. Mehr Informationen zum Fairtrade-Award 2016 auf: www.lidl.de/fairtrade 25% billiger als im Einzelkauf AWARD 2016 ** Der Versandkostengutschein gilt nur für die Fairtrade Vorratsbox und kann für eine Onlinebestellung auf www.lidl-shop.de bis zum 31.12.2016 durch Eingabe des Gutscheincodes an der dafür vorgesehenen Stelle im Bestellprozess eingelöst werden. Der Gutschein kann einmalig pro Bestellung auf die Versandkostenpauschale eingelöst werden. Kein Mindestbestellwert. Keine Barauszahlung möglich und nicht mit anderen Gutscheinen kombinierbar. Bei Sammelbestellungen wird im Fall der Rückabwicklung einzelner Artikel vom Gutscheinwert derjenige Betrag abgezogen, welcher dem prozentualen Wert der von der Rückabwicklung betroffenen Artikel im Verhältnis zum Gesamtwert der Sammelbestellung entspricht.***Fruchtgehalt: 100%. Aus Orangensaftkonzentrat. 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KG, Rötelstr. 30, 74166 Neckarsulm • Namen und Anschrift der regional tätigen Unternehmen finden Sie unter www.lidl.de/filialsuche oder 0800 4353361. • Online-Angebote außer Lidl-Blumen und Lidl-Fotos: Lidl E-Commerce International GmbH & Co. KG, Stiftsbergstr. 1, 74172 Neckarsulm © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung WELT am SONNTAG-2016-07-17-sil-24 f5123d7d0164873d70b500d7b5da4639 A 38 WIRTSCHAFT WELT AM SONNTAG NR. 29 17. JULI 2016 Ab in den Norden! Hier gefällt’s uns besser als auf Malle oder Usedom. Wir fahr’n zum Wulfener Hals!“ Hundert Campingurlauber klatschen im Takt, als der Clubsong „Sommama“ aus den Boxen dröhnt. Wulfi, der überlebensgroße Plüsch-Papagei, tanzt um sein Leben. Auf dem Tisch neben den Programmheften wartet der Gratis-Prosecco. „Die Kinder sind beschäftigt und wir endlich mal allein. Lass’ uns chillen und relaxen. Es muss nicht immer Party sein! Uuuuuuulalala. Uuuuulalala.“ VON STEFFEN FRÜNDT EHEWÜNSCHE & PARTNERSCHAFTEN Überwintern in der Karibik, im Sommer Familie und Freunde besuchen in Europa und dann neue Länder erkunden... Ich, w, 64, will dies nicht allein machen. Welcher in etwa gleichaltrige Mann kann sich ein solches Leben vorstellen und wieso? Kontaktaufnahme über Chiffre in D/F/E/Sp, bitte E-Mail angeben; Ihre Post geht in die Karibik. #DW47600, DIE WELT, 10445 Berlin An eine ältere Dame… Internist i.R. 73 /178, charm., naturverb. Witwer, funkt SOS! Niveauv. Dame gesucht, evtl. auch älter, mit ähnl. Interess. (Reisen, Kultur, Golf, Segeln), bei getr. Wohnen. Melden Sie sich bei mir über: Gratisruf 0800-222 89 89 tgl. 10 – 20 h · pv-exklusiv.de Anleitung zum Glücklichsein. 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Luxus-Camping ist der wohl teuerste Weg, es fast wie zu Hause zu haben – nur weniger bequem. „Guten Morgen.“ „Morgen.“ „Moin!“ Auf den modernen Glamping-Plätzen mag fast alles anders sein als im Zeitalter der rostigen Zeltstange. Aber auch nur fast. Es ist Dienstag, 9 Uhr, der Morgen nach der Info-Show. Und auf dem Campingplatz Wulfener Hals wird die allmorgendliche Brötchenprozession abgehalten. Wie auf einer Ameisenstraße ziehen die Campingurlauber an unserer Parzelle vorbei, an den Füßen bunte Plastik-Clogs, in der Hand die Brötchentüte. Jeder grüßt. Und erfasst, so scheint es, mit einem kurzen Blick die Gesamtsituation. Fahrzeugtyp, Campingmobiliar, Getränkeflaschen vom Vorabend. Das wird schnell etwas anstrengend auf einem mit 3000 Besuchern ausverkauften Campingareal. Wir haben die zweite Juliwoche, jetzt hat auch Nordrhein-Westfalen Ferien. Das halbe Ruhrgebiet ist auf dem Platz. Und Norddeutschland sowieso. Es ist Hauptsaison. „Sommama“-Zeit. Und das bedeutet, dass das Campingplatz-Team schon am frühen Vormittag aus allen Rohren feuert. Beim Frühstücksbuffet im Restaurant „Seeblick“ Geld verdienen als Internet-Coach! GESCHÄFTSVERBINDUNGEN Deutsche Anwaltskanzlei in Düsseldorf sucht für eine seriöse Mandantin Investitionskapital zwecks Kapazitätserweiterung Für eine langjährig international operierende Organisation mit Hauptsitz in Europa tätig im Bereich nachhaltiger Tropenwaldbewirtschaftung mit staatlich garantierten Verträgen und Waldflächen im Eigenbesitz in Westafrika und Brasilien suchen wir einen Investor mit einer Beteiligungssumme von Euro 5 - 15 Mio. Laufzeit zwischen 5 und 10 Jahre. Laufzeitabhängiger Zins 6,00 % - 8,25 % p. a. Werthaltige Sicherheiten können nach Absprache gestellt werden Kapitalnachweis nach Erstgespräch ist unabdingbar Bitte nur seriöse Angebote und Anfragen an: Fax +49 (0) 211 / 95 26 40 98 oder Email: [email protected] Vermittleranfragen ohne Vorkosten sind ebenfalls erwünscht. 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Gender-Fight, asiatische Nacht, das Musical „Aladin“. Wikingerschiff, Treckerfahrt, Hot-Stone-Massage. Fast eine Stunde geht das so. Vorne auf den Sitzbänken zappeln aufgeregt die Kinder. Die Eltern stehen weiter hinten und halten sich an ihren Getränken fest. Tina von der Kinderanimation stellt sich vor, die Boys vom Surfshop kommen auch kurz auf die Bühne. Dann greift sich ein unscheinbarer Mann das Mikro, den Gerco schlicht als „die Geschäftsleitung“ angekündigt hat. „Wir haben im Winter 3,5 Kilometer Glasfaserkabel verlegt“, murmelt der Mann in Beige. „Das bedeutet überall auf dem Platz schnelles Internet!“ Applaus. Kinderbespaßung, Wellness, WLAN. Das also ist „Glamping“. Die Fusion aus Glamour und Camping, die jetzt der große Trend in der Freiluft-Touristik sein soll. Die Campingbranche feiert seit Jahren immer neue Übernachtungsrekorde. In diesem Jahr will sie trotz des Wetters erstmals die 30-Millionen-Marke übertreffen. Mehr Masse geht kaum. Deshalb setzen die Campingplätze jetzt zunehmend auf Klasse. Wo früher der Bauer eine Wiese frei gemäht und ein gekacheltes Klohäuschen daraufgestellt hatte, warten heute Edelcampingplätze mit diversen Annehmlichkeiten und professioneller Animation auf. Designerbad statt Duschmarke, Tel. 02464 -979 83 55 [email protected] Bordeauxweine, Burgunder und Spirituosen von privat gegen bar zu Höchstpreisen gesucht. Telefon 0171-515 44 40 Fax 089/91 04 97 85 [email protected] Funktionswäsche für Damen, Herren, Kids www.HERMKO.de Von A bis Zündstoff: Der Blog für Autofahrer ps.welt.de muss Rührei nachproduziert werden, während im Kinderzelt die ersten Schreihälse geparkt werden. Krabbelecke, Kinder-Zumba, Schnuppergolfen – mit irgendetwas kriegen sie hier jedes Kind. An der Wassersportstation werden Trauben von Halbwüchsigen portioniert und auf die gewünschten Spaßsportarten verteilt. Dagegen geht es beim Ponyreiten beinahe gemächlich zu. Wie natürlich auch im Spa-Bereich, wo Schwimmbecken und Whirlpool für die Frühschwimmer frisch gefeudelt sind und irgendwann die ersten Anwendungen beginnen werden. Im Souvenirladen gehen bereits Schippchen und Kühlschrankmagnete über den Tresen. Es herrscht das pralle Cluburlaubsleben. Nur dass dies eben kein Clubresort ist, sondern ein Campingplatz. Mit Gemeinschaftstoiletten, Brötchenprozession und Morgengrußritual. Die Nähe der anderen, das leicht Übergriffige, ist genau das, was die Leute hier suchen. „Beim Camping kommen Sie schnell mit anderen Gästen in Kontakt“, sagt Inhaber Volker Riechey auf die Frage nach dem Warum. Warum die Menschen mehr als 100 Euro pro Nacht für einen Mietwohnwagen an der Ostsee zahlen, wenn sie doch bei einem Pauschalurlaub im Süden für weniger Geld mehr Komfort, besseres Wetter und ein richtiges Zimmer kriegen können. „Es ist hier nicht so starr wie im Hotelurlaub. Das macht den Reiz aus“, sagt der Mann, der am Info-Abend als „die Geschäftsleitung“ auf der Bühne stand und jetzt in seinem Büro über der Rezeption sitzt. Mit seinem braunen Pulli und den Gesundheitsschuhen ist Riechey ein Mann, den man schnell unterschätzt. Doch er hat ein Handicap von 24, auf einem Sideboard in der Ecke steht ein halbes Dutzend Golfpokale. Und wenn er erst mal erzählt, wird schnell deutlich, dass der Volkswirt nicht nur auf dem Golfplatz weiß, was er tut. 1974, vor unglaublichen 42 Jahren, hat Riechey den Platz von seinen Eltern übernommen. „Weil wir die Flächen damals noch gepachtet hatten, mussten wir mit dem Platz von vorneherein mehr erwirtschaften als ein Landwirt, für den Camping nur ein Zubrot ist“, erzählt Riechey, der deshalb früh die ersten Animationsangebote ersann und heute einen x-fach prämierten Vorzeige-Campingplatz mit sechs Bars und Restaurants, 120 Mitarbeitern, mehreren Millionen Euro Jahresumsatz und angeschlossenem 18-Loch-Golfplatz führt. Allein in den vergangenen vier Jahren habe er sechs Millionen Euro in das Familienunternehmen investiert, das heute der größte Beherbergungsbetrieb der Insel ist. Dass man überhaupt so viel Geld in etwas vermeintlich so simples wie einen Campingplatz inves- scheint offenbar groß genug, dass Viktieren kann, beweist, welch tiefgreifen- toria Groß vom Deutschen Campingden Wandel die Branche durchmacht, Club gleich zu Beginn Wert auf die Festdie lange mit Kleinbürgerlichkeit und stellung legt, „dass Camping jetzt nicht abhebt“. Zwar stiegen ihr zufolge die Sparurlaub assoziiert wurde. „Weiße Socken und Sandalen, Büch- Pro-Kopf-Ausgaben von Campingursenbier und Gartenzwerg. Diese Kli- laubern deutlich an. Vor zehn Jahren schees halten sich noch in manchen habe ein Paar für einen Campingtag Köpfen. Doch das Bild wandelt sich to- noch durchschnittlich 27 Euro hingetal“, sagt Jeroen Callewaert, Deutsch- legt. Heute müssten sie auf einigen land-Direktor des europaweit tätigen Plätzen schon 70 Euro und mehr ausLuxus-Camping-Anbieters Vacansoleil. geben. „Viele wollen im Urlaub nicht Auf 450 Campingplätzen bietet das Un- auf der Isomatte, sondern lieber auf ternehmen mit Hauptsitz in den Nie- der Mehrzonen-Komfortmatratze liederlanden komplett eingerichtete Mo- gen“, glaubt Groß. Angesichts der unbilheime und luxuriös ausgestattete sicherer werdenden Wetterlage seien Zelte an. „In Südeuropa ist diese Form auch Hallenbäder, Sauna und Solarium des Campings schon lange üblich. Jetzt willkommen. Aber es gebe immer noch entdecken das auch die Deutschen“, be- auch die einfachen und günstigen Plätrichtet Callewaert, dessen Unterneh- ze, auf denen sich Puristen und finanzmen nach seinen Angaben in Deutsch- schwächere Jugendliche tummeln könland um etwa 20 Prozent im Jahr nen. „Zelten ist heute eher der Einwächst. Denn nun wachse auch in stieg ins Camping.“ Der Umstieg auf höhere Formen des Deutschland eine Camper-Generation heran, die Wert auf Schwimmbad, Ani- Campings erfolgt dann häufig erst mal mation und andere Annehmlichkeiten zur Miete, auch das ein boomendes Gelege. Und die bereit ist, für eine Woche schäft. Südeuropäische Campingplätze auf dem Campingplatz in der Hauptsai- sind oft zu 40 Prozent belegt mit fest son um die 1500 Euro hinzublättern, installierten Unterkünften, die dann taplus Anreise und Verpflegung. Vacanso- ge- oder wochenweise verchartert werleil hat sogar Luxus-Unterkünfte für den. Deutsche Plätze adaptieren das 380 Euro die Nacht mit Whirlpool und nun. Volker Riechey hat am Wulfener Hals schon 160 MietDachterrasse im Anobjekte installiert, gebot. „Das ist kein Holzhäuschen und Billigurlaub“, sagt er. Mietwohnwagen, die „Unsere Kunden sind in der Hauptsaison in der Regel gut situgut 100 Euro pro iert. Sie campen Nacht kosten, einige nicht, um Geld zu ZELTEN IST HEUTE auch mehr. Trotzdem sparen, sondern weil seien gerade diese sie gerne einen indi- EHER DER EINSTIEG Unterkünfte am viduellen Urlaub maschnellsten ausgechen, bei dem auch INS CAMPING bucht. „Die Nachfradie Kinder bespasst VIKTORIA GROSS, ge ist sehr groß.“ werden.“ Deutscher Camping-Club Der Erfolg der Was dem ahnungsGlampingangebote losen Camper angesichts der ganzen Attraktionen und Ani- erstaunt auch Ulf Sonntag vom Kieler mationen am Wulfener Hals erst nach Institut für Tourismus- und BäderforStunden auffällt: Dies ist ein Camping- schung. „100 bis 200 Euro pro Nacht platz, aber niemand zeltet. Auf dem rie- und trotzdem noch aufs Klohäuschen sigen Areal ist nur ein verschwindend laufen – das klingt erst mal nicht sehr kleiner Bereich mit gerade mal 18 Par- attraktiv“, lästert der Touristikexperte, zellen freigehalten für Zelturlauber. dessen Institut den europäischen Markt „Die meisten Gäste reisen heute mit im vergangenen Jahr im Auftrag des Wohnwagen oder Wohnmobil an“, un- Campingverbands von Katalonien untertreibt Chef Riechey. Tatsächlich tersuchte. Tatsächlich glaubt er aber, gleicht sein Campingplatz einer einzi- dass Edelcamping in Deutschland keine gen Carvaningmesse. Nebeneinander Nische bleiben muss: „Eine wachsende stehen hier die Hymer-Mobile und VW- Zahl von Menschen will kein All-inclusiCamper neuerer Baujahre. Ihre Besitzer ve-Hotel, sondern ein naturnahes Ermögen Crocs tragen und Aldi-Würst- lebnis.“ Campingplätze böten vielerorts chen grillen, aber ihre rollenden Heime deutlich bessere Lagen als Hotels im kosten locker 50.000 Euro, manche vergleichbaren Preissegment. Hinzu komme die charakteristische Atmoauch doppelt so viel. Wird ausgerechnet der deutsche sphäre des Mikrokosmos CampingCampingplatz nun zur Tummelwiese platz. „Es ist dort geselliger und zwangder Reichen und Schönen? Die Verände- loser als im Hotel“, stellt Sonntag fest. rung in der öffentlichen Wahrnehmung „Viele empfinden das als einen Bonus.“ © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung WELT am SONNTAG-2016-07-17-sil-24 f5123d7d0164873d70b500d7b5da4639 A 17. JULI 2016 WELT AM SONNTAG WIRTSCHAFT 39 NR. 29 2. UNTERNEHMEN BRAUCHEN ENTSCHEIDUNGSFREIHEIT ls Erstes preschte das EUParlament vor. Wenn künftig ein Großteil der Arbeiten statt von Menschen von Robotern erledigt werde, stelle dies die Sozialsysteme vor Finanzierungsprobleme. Die technische Revolution müsse daher so gestaltet werden, „dass sie in den Dienst der Menschheit gestellt wird“, schrieben die Parlamentarier der EU-Kommission in einem Bericht Ende Mai. Wenige Tage später griff Christian Kern (SPÖ) die Idee auf. „Man mag das Maschinensteuer nennen – für die müssen wir uns engagieren“, sagte er bei seiner ersten Parteitagsrede als österreichischer Bundeskanzler. Am vergangenen Sonntag brachte dann ein deutscher Topmanager eine Robotersteuer ins Spiel. „Man könnte zum Beispiel bei Arbeit, die von Menschen geleistet wurde, auf die Mehrwertsteuer verzichten – und nur die Arbeit von Robotern besteuern“, sagte Post-Vorstandschef Frank Appel in der „Welt am Sonntag“. Mit Appels Vorschlag ist die Debatte über eine Maschinensteuer auch in Deutschland angekommen. Überall im Land, in der Politik, den Gewerkschaften und Konzernen, wird derzeit hitzig über die Folgen der Digitalisierung diskutiert. Was passiert bei zunehmender Automatisierung mit den Arbeitsplätzen? Welche Rolle wird der Mensch in der Wirtschaft der Zukunft überhaupt noch spielen? Und wie soll sich der Staat noch finanzieren, wenn vor allem Roboter die Arbeit verrichten? Die Idee, Roboter mit einer Steuer zu belegen, liegt da eigentlich nahe. Neu ist der Vorschlag allerdings nicht. Eine „Wertschöpfungsabgabe“ hatte bereits in den 70er-Jahren der SPD-Politiker Helmut Rohde vorgeschlagen. Er wollte so die Finanzierung der Sozialversicherungen bei steigender Arbeitslosigkeit sicherstellen. 1986 nahm die SPD den Vorschlag sogar verklausuliert in ihr Grundsatzprogramm auf. DPA/JAN WOITAS VON OLAF GERSEMANN UND MARTIN GREIVE Jetzt spielen sie auch schon Fußball: Roboter im Mai an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Leipzig Die sollen STEUERN zahlen? Politiker und Manager bringen eine „Robotersteuer“ ins Spiel, die die Digitalisierung abfedern soll. Ökonomen halten wenig von der Idee Doch ernsthaft erwogen wurde eine Robotersteuer nie. Und das nicht von ungefähr. Die Argumente, die die Gegner der „Maschinensteuer“ in den 70erund 80er-Jahren ins Feld führten, gelten heute noch viel mehr als damals. Sechs Gründe dafür, warum eine Robotersteuer in die Irre führen würde: 1. DER FORTSCHRITT LÄSST SICH NICHT AUFHALTEN Hinter einer Robotersteuer steckt oft auch der Glaube, den technischen Fortschritt irgendwie aufhalten zu können. Das dürfte ein aussichtsloses Unterfangen sein. „Den technischen Fortschritt auszubremsen, um Arbeitnehmer zu beschützen, wird über kurz oder lang nicht funktionieren“, sagt der Freiburger Finanzwissenschaftler Bernd Raffelhüschen. Das sei bei den Webern im 19. Jahrhundert nicht gelungen und 100 Jahre später bei den Kohleheizern, die in England noch auf Dieselloks mitfahren durften, auch nicht. mann, Chef des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB). Der rasante Wandel der Arbeitswelt müsse offensiv angegangen werden. Dazu gehörten mehr Investitionen in Weiterbildung, in die Gestaltung der digitalen Arbeitswelt und den Ausbau der Mitbestimmung der Beschäftigten. „Nur so lassen sich ein hohes Beschäftigungsniveau und gute Arbeit sichern“, so Hoffmann. Auch wenn sich technischer Fortschritt nicht stoppen lässt – er könnte durch eine Robotersteuer zumindest verzögert werden. Ähnlich wie die Subventionen für den deutschen Steinkohlebergbau würde eine Robotersteuer dann aber „zu ineffizienten Produktionsstrukturen beitragen“, wie der Kölner Wirtschaftsprofessor Felix Bierbrauer sagt. Steuerzahlern und Arbeitslosen „wäre besser gedient, wenn man Steuermittel dafür einsetzt, dass sie die Zeit und den finanziellen Spielraum bekommen, um ihre Erwerbsbiografie auf ein neues Gleis zu setzen“. Unabhängig davon stellt sich die Frage, ob es überhaupt wünschenswert ist, die Automatisierung zu bremsen. Hätte einst beispielsweise die Mechanisierung in der Landwirtschaft behindert werden sollen, um das Millionenheer von Landarbeitern an der Abwanderung in die neu entstehende städtische Industrie zu hindern? Und hätten dem Automobil wirklich Steine in den Weg gelegt werden sollen, um die Arbeitsplätze der Pferdekutscher zu erhalten? Ein Robotersteuer in einem nationalen Alleingang einzuführen sei ohne schwere Schäden für die heimische Wirtschaft kaum möglich, warnt Ifo-Chef Fuest: „Das würde nur dazu führen, dass der Einsatz von Robotertechnologien ins Ausland verlagert wird.“ Dass sich Staaten auf internationaler Ebene auf eine globale Robotersteuer verständigen, ist unrealistisch. Der EU gelingt es ja nicht einmal, unter elf Ländern eine Steuer auf Finanztransaktionen einzuführen. Und die Vereinigten Staaten setzen bei globalen Steuerabkommen regelmäßig Sonderrechte durch. 3. SUBVENTIONIERTE INNOVATIONEN ZU BESTRAFEN IST WIDERSINNIG 6. DAS STEUERRECHT WÜRDE NOCH KOMPLIZIERTER Mit einer Robotersteuer würde der Staat seine eigene Politik konterkarieren. Denn er fördert heute neue Technologien, darunter auch die Entwicklung und den Einsatz von Robotern. „Gleichzeitig Extrasteuern auf Roboter einzuführen wäre widersprüchlich“, sagt Ifo-Chef Clemens Fuest. „Eine Robotersteuer halte ich für eine schlechte Idee.“ Das Steuersystem sollte Technologien weder privilegieren noch diskriminieren. 4. ROBOTER SCHAFFEN AUCH ARBEIT Roboter vernichten nicht nur Jobs. „Wie andere neue Technologien lassen Roboter Arbeitsplätze wegfallen, schaffen aber auch neue“, sagt Fuest. Auch die Gewerkschaften halten andere Wege als eine Robotersteuer für besser, um Arbeitsplätze zu sichern. „Die Debatte um die Robotersteuer lenkt von den zentralen Herausforderungen ab“, sagt Reiner Hoff- 5. NATIONALE ALLEINGÄNGE FUNKTIONIEREN NICHT In der heutigen Welt ist fast jedes Produkt auf irgendeine Weise mithilfe von Maschinen hergestellt. Damit stellte sich bei Einführung einer Robotersteuer die Frage: Wo fängt man an, und wo hört man auf? Konsequenterweise müsste man bei einer Robotersteuer alles besteuern, was menschliche Arbeit ersetzen kann, also zum Beispiel auch Computer. Das kann niemand wollen. Genauso wenig Sinn ergibt eine Abschaffung der Umsatzsteuer auf alle Produkte, in denen Arbeit steckt. „Das“, sagt der Hannoveraner Finanzwissenschaftler Stefan Homb≠urg, „kommt der Abschaffung der Mehrwertsteuer gleich“ – und die kann und will sich der moderne Sozialstaat nicht leisten. Bliebe nur noch, einzelne von Menschenhand erstellte Produkte von der Mehrwertsteuer zu befreien. Stefan Homburg hält auch davon nichts: „Dann droht uns ein dirigistisches Steuerchaos.“ ANZEIGE © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung WELT am SONNTAG-2016-07-17-sil-24 f5123d7d0164873d70b500d7b5da4639 40 WIRTSCHAFT I WELT AM SONNTAG NR. 29 17. JULI 2016 n die Eingangshalle des Berliner Schlossneubaus dringt von allen Seiten Baulärm. Doch davon lässt sich Johannes Reck nicht beeindrucken. Wie ein Stadtführer zählt er Fakten über das Gebäude auf. Der Gründer des Onlineportals GetYourGuide ist vom Schlossfieber infiziert. Reck gilt als Kandidat für das Kuratorium der Stiftung Berliner Schloss – Humboldtforum, die den Bau nach der Fertigstellung mit Leben füllen wird. VON MAX ZIMMERMANN WELT AM SONNTAG: Herr Reck, Sie sind erst Anfang 30, haben Biochemie studiert und leiten ein Reise-Start-up. Woher kommt Ihre Liebe für ein altes Preußenschloss? JOHANNES RECK: Die Stiftung hat mich gefragt, ob ich ihnen bei der Gestaltung ihres Internetauftritts und ihrer Onlinekommunikation helfen kann. Wir wollen dem Schloss die richtige Präsenz in der öffentlichen Wahrnehmung geben. Ein altes Schloss wieder aufzubauen klingt nicht gerade maßgeschneidert für einen jungen Unternehmer. Anfangs habe ich das Schloss ähnlich wie den Berliner Flughafen gesehen – als ein weiteres großes und umstrittenes Berliner Bauprojekt. Ich habe nicht verstanden, was für eine Relevanz es für den Tourismusstandort haben wird. Aber in dem Moment, in dem man den Bau betritt und mehr über die künftige Ausstellung lernt, wird man zum Fan. Ist es nicht ein Etikettenschwindel, ein Schloss mit einer alten Fassade aufzubauen, das innen nur aus Stahlbeton besteht? Das Schloss ist nicht nur ein Neubau von etwas Altem, sondern ein Spiegel der Gegenwart. Es ist nicht komplett historisch, sondern bewusst eine Mischung aus alter Fassade und modernem Kern. Das ist es, was Berlin heute ausmacht, und der Architekt Franco Stella hat dies ganz fantastisch umgesetzt. Gute Kunst und Architektur lebt davon, dass sie auf der einen Seite die Vergangenheit reflektiert und sich gleichzeitig mit der Gegenwart auseinandersetzt. Wie viel Zeit bleibt Ihnen als Chef und Firmengründer für so ein Hobby? Gründer und Chef eines Unternehmens zu sein ist ein Fulltimejob. Ich arbeite sicherlich 80 Stunden plus in jeder Woche. Und das ist auch erforderlich. Selbst in so einer entwickelten Phase, in der wir uns gerade befinden. Das Onlinegeschäft läuft unglaublich schnell. Das besteht vor allem aus der Vermittlung von Stadtführungen, Attraktionen und Ausflügen in aller Welt. Wird es auch Schlosstouren geben? Definitiv. Im Schloss und rund um das Schloss werden wir Führungen anbieten. Fast alle aktuellen Angebote, ob Segway- oder Bustouren, befinden sich ja sowieso schon in der Gegend. Das wird der Knotenpunkt für GetYourGuide in Berlin werden. Ist die Bundeshauptstadt Ihr wichtigster Markt? Für uns macht Berlin nur knapp vier Prozent des Umsatzes aus. Städte wie Paris, London und New York sind deutlich wichtiger. Nach den Anschlägen in Paris hat sich das Geschäft dort zwar leider etwas verlangsamt, aber dafür wachsen Destinationen wie die USA oder Asien sehr stark. Seit ein paar Monaten ist Island der absolute Überflieger, was durch die EM nochmals verstärkt wurde. Wie behalten Sie die Übersicht? Durch unsere Nutzer und ihr Buchungsverhalten erfahren wir natürlich, was sie wollen. Das ist einer der größten Wettbewerbsvorteile des Onlinegeschäfts. Wenn sie sich zum Beispiel für Mauertouren und Bunkerführungen interessieren, können wir daraus schließen, dass sie sich auch für Geschichte interessieren und thematisch ähnliche Aktivitäten an anderen Orten machen wollen. Diesen Vorteil hatten die klassischen Reisebüros eigentlich nie. Wir können sehr gut analysieren, welche Wünsche die Kunden haben und wie viel Geld sie dafür ausgeben. MARTIN U. K. LENGEMANN (2) Wie passt das Projekt zu Ihnen persönlich? Musik, Kultur und Geschichte haben mich schon immer sehr angezogen. Gleichzeitig bin ich auch Naturwissenschaftler, und in den vergangenen Jahren habe ich meinen Schwerpunkt für das Tourismus- und das Onlinegeschäft entwickelt. Das Projekt Humboldt-Forum fordert mich in allen diesen Punkten heraus. Das ist wie maßgeschneidert für mich persönlich. „Das ist es, was Berlin heute ausmacht“: Für Internetunternehmer Johannes Reck steht die Rekonstruktion des Berliner Schlosses für das Zusammenspiel aus Alt und Neu in der Hauptstadt „Nur OMA war die Promotion wichtig“ FEIERABEND MIT JOHANNES RECK Der Chef des Reise-Start-ups GetYourGuide hat sich in das neue Berliner Schloss verliebt. Ein Expertengespräch über Tourismus und authentische Ziele Vom Uni-Tüftler zum Gründer Aufgewachsen ist Johannes Reck, 31, in Köln. Sein Vater ist Hans-Joachim Reck, der unter anderem Bundesgeschäftsführer der CDU war. In Zürich und Harvard studierte Reck Biochemie, später absolvierte er eine Hospitanz bei der Boston Consulting Group. Mit Kommilitonen legte Reck den Grundstein von GetYourGuide nicht in der Start-upHauptstadt Berlin, sondern in Zürich. An der Eidgenössischen Technischen Hochschule experimentierten die Gründer an einem Portal, auf dem Studenten eigene Stadtführungen anbieten konnten. Ähnlich funktioniert das Portal Couchsurfing, auf dem Menschen ihr Sofa Fremden zum Schlafen anbieten. Die Idee ging allerdings nicht auf, das Portal hatte keinen durchschlagenden Erfolg. Also band das Team vor allem pro- fessionelle Sightseeing-Anbieter aus aller Welt ein, die sich selbst nicht ausreichend im Internet vermarkten können. Ein Strategieschwenk, der sich auszahlte. Mittlerweile arbeiten weltweit 250 Mitarbeiter in elf Büros für das Start-up. Über Gewinn und Kapitalbewertung gibt es derzeit keine genauen Zahlen. GetYourGuide erklärt nur, dass sich der Umsatz aktuell jedes Jahr verdoppele. Das hören Marktbeobachter gerne. Im November investierte die Beteiligungsgesellschaft KKR 50 Millionen Dollar in das Start-up. Johannes Reck (rechts) mit Redakteur Max Zimmermann Das wollen die Kunden auch gut investiert wissen. Wie verhindern Sie Flops bei den Angeboten? Wir haben ein sehr großes Vertriebsteam mit über 40 Personen, das stark wächst. Außerdem bauen wir immer mehr lokale Büros auf. Unser Vertriebsteam prüft die neuen Anbieter und ihre Lizenzen. Unsere Vertriebler fliegen auch um die ganze Welt, um die Angebote zu testen. Können die Kunden auch selbst sagen: Das war doof? Klar. Wir haben ein offenes Bewertungssystem, in dem Kunden Rezensionen hinterlassen können. Das wird auch rege genutzt. Wenn wir sehen, dass ein Produkt schlechte Bewertungen hat, nehmen wir es auch wieder von der Plattform. Das ist aber kein großes Problem, von fünf Sternen haben wir im Schnitt 4,2. Trotzdem könnten Sie Neuerungen verpassen. Haben Sie Angst davor? Total. Es ist essenziell in unserem Geschäft, immer aktuell zu bleiben. Der Markt wächst nicht nur im Onlinebereich, sondern auch in seiner Auswahl. Es gibt immer ausgefeiltere Konzepte zur Entdeckung von Städten. Ein neues Produkt sind zum Beispiel Virtual-Reality-Brillen. Es wird künftig die Möglichkeit geben, in jedem Moment durch das GPS-Tracking des Telefons zu wissen, was man dort erleben kann. Dahin müssen wir uns als Plattform und mit unseren Anbietern entwickeln. Da haben Sie mit dem neuen Spiel „Pokémon Go“ einen starken Konkurrenten. Dort findet man selbst kleinste Sehenswürdigkeiten. Wie schätzen Sie die Chancen der „Gamification“ von Sightseeing ein? Wir haben in den vergangenen Jahren einen sehr starken Trend zu interaktiven Angeboten gesehen, die Geschichte, Kunst und Sehenswürdigkeiten in einer neuen Form erlebbar machen. Diese Entwicklung wirkt aber überhaupt nicht kannibalisierend – im Gegenteil, es weckt weiteres Interesse an einzigartigen Reiseerlebnissen, und genau das verkaufen wir. Mittelfristig werden neue Technologien wie Virtual Reality oder Location Based Gaming ganz neue Marktsegmente für uns eröffnen. Dagegen sehen die Angebote auf GetYourGuide heute fast langweilig aus. Das ist ein guter Punkt. Man muss bei so einem globalem Reiseportal mit den Standards anfangen, um zu wachsen. Wir hatten vergangenes Jahr eine Million Kunden, und 2016 wird es ein Vielfaches sein. Das kann man anfangs nur mit den beliebtesten Touristenzielen und Sightseeingtouren erreichen. Wir werden aber künftig ein breiteres Angebot haben und mehr in Nischen vor- dringen. Die Nutzer wollen wir dann anhand ihrer Vorlieben gezielt zu diesen Angeboten lenken. Was bieten Sie jemandem, der mehr will, als nur Attraktionen zu sehen? Das ist der nächste Schritt des Tourismus. Die Leute wollen in Airbnb’s schlafen, sie wollen authentische Erfahrungen haben. Diese Leute wollen von GetYourGuide natürlich, dass wir nicht nur die Hauptattraktionen anbieten, sondern spannende Sachen machen. Wie kann ich beispielsweise einen Tag als Berliner verbringen? Wie kann ich die besten Cafés im Kiez erkunden? Oder gibt es in Paris einen Kochkurs oder eine Weinprobe? Daran arbeiten wir. Könnte die Firma dann einmal zu groß für Sie als Gründer werden? Es ist eine Illusion zu glauben, dass die großen Internetunternehmen nur von den Gründern aufgebaut wurden. Auch bei Facebook war es nicht nur Mark Zuckerberg. Ich habe ein hervorragendes Team, das mich unterstützt und das sehr viel Erfahrung hat. Es brennt für das Unternehmen, und wir ziehen das zusammen auf. Wer waren denn die ersten Geldgeber? Ihre Eltern? Ja, sie waren die ersten Finanziers, sie haben mir einen Betrag geliehen. Mit dem Geld von Freunden und Familie haben wir angefangen, das Unternehmen aufzubauen. Was haben sie zu der Idee des Portals gesagt? Sie waren am Anfang nicht begeistert und kritisch. Aber sie meinten: Ach, mach mal. Nur meiner Oma war es wichtig, dass ich meine Promotion fertigstelle. Und, haben Sie sie abgeschlossen? Nein, leider noch nicht, aber aktuell lässt sich das leider auch nicht umsetzen. Wie haben Sie die Investoren von dem Portal überzeugt? Da sind zwei, drei Dinge, die sich Investoren gerne anschauen. Unser Markt ist beispielsweise einfach riesig groß. Auf den Berliner Fernsehturm fahren pro Jahr über eine Million Leute. Den Eiffelturm besuchen sieben Millionen. Wenn man addiert, was weltweit vor Ort für Sightseeing und Touren ausgeben wird, kommt man auf eine Summe weit über 100 Milliarden Euro. Wir agieren in einem unglaublich großen Markt, der sehr fragmentiert und gleichzeitig noch nicht online ist. Allein da hat es bei jedem Investor Klick gemacht. Was ist denn Ihr Ziel für das Unternehmen? © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung Langfristig wollen wir mit GetYourGuide eines der größten Reiseunternehmen weltweit aufbauen. Wir bieten das wirkliche Reiseerlebnis, ein viel emotionaleres Produkt als unsere Wettbewerber in der Onlinetourismusbranche. Wir können Kunden von unseren Angeboten begeistern, da ist viel mehr möglich als bei einer reinen Buchungsmaschine für Hotelzimmer oder Flüge. Von unserem Potenzial haben wir erst einen Bruchteil erreicht. Wie stehen die großen Reisekonzerne wie TUI und Co. zu GetYourGuide? Was wir machen, ist ja eigentlich das, was die TUI früher einmal gemacht hat. Sie hat den Flug, das Hotel und dann die ganzen Aktivitäten vor Ort, die Transfers und andere Dinge vermarktet. Aber dieses Geschäftsmodell wurde in den vergangenen Jahren zerschossen. Booking.com und HRS haben sich die Hotels geschnappt. Unser Teil, der Beratungspart, wurde komplett aufgelöst. Wir arbeiten jetzt sogar mit der TUI zusammen. Sie dockt an unser System an, nutzt unsere Produkte und vertreibt sie. Würden Sie das Unternehmen verkaufen? Nein, das ist keine Option für uns. Sind denn noch alle anderen CoGründer an Bord? Tao Tao und ich leiten GetYourGuide zusammen. Martin Sieber und Tobias Rein sind auch noch dabei und arbeiten in der Software- und Produktentwicklung. Ein weiterer Gründer hat sich als Start-upCoach mittlerweile zum zweiten Mal selbstständig gemacht. Wir hatten glücklicherweise ein sehr starkes Gründerteam. Das war wirklich sehr wichtig für den Erfolg. Buchen Sie auch bei GetYourGuide? Absolut. Ich buche pro Jahr sicher 20 Aktivitäten. Sind Sie immer zufrieden? (Lacht) Also, ich denke, wir sind deutlich besser geworden. Aber als Chef der Firma kommt man natürlich jedes Mal mit einer Verbesserungsliste von 20 bis 30 Punkten nach Hause, die man direkt weitergibt. Was ist Ihre Lieblingstour? Die Tagestour von El Calafate auf den Perito-Moreno-Gletscher in Patagonien ist ein absolut spektakuläres Erlebnis. Unser Helikopterflug von Las Vegas in den Grand Canyon ist ebenfalls wirklich atemberaubend. Es geht aber auch einfacher: Einmal habe ich an einem Schabbat eine Privatführung durch die Altstadt von Jerusalem gemacht. Sie können sich keine intensivere und spannendere Atmosphäre vorstellen. Das ist Geschichte pur. WELT am SONNTAG-2016-07-17-sil-24 f5123d7d0164873d70b500d7b5da4639 FINANZEN & WOHNEN Revolution im Topf: Das Comeback der Zimmerpflanze WELT AM SONNTAG NR. 29 17. JULI 2016 S. 47 SEITE 41 GELD AM SONNTAG Machen RUINEN noch reich? GETTY IMAGES/SEAN GALLUP Ein einsamer Tod Belagerungszustand: Ein Investor wollte das Berliner Mietshaus Rigaer Straße 94 sanieren und löste damit einen Häuserkampf zwischen Polizisten und Linksradikalen aus. Fast jede Nacht brennen Autos A ls er das erste Mal von der Rigaer Straße 94 hörte, hatte der Investor die Millionenrendite wohl schon vor Augen. Schließlich steht dort eines der letzten unsanierten Gebäude im ansonsten aufmöblierten Berliner Szenebezirk Friedrichshain. Ein schöner Altbau, errichtet um 1900 in einer ruhigen Straße mit Kopfsteinpflaster, dicken, hohen Bäumen, dazu eine hervorragende Anbindung an U- und S-Bahn. Gut, da war dieses Problem, dass ein paar linksradikale Rabauken zu absurd niedrigen Mieten in dem Haus wohnten und außerdem noch die Erdgeschossräume besetzt hatten und dort eine illegale Kneipe und eine Werkstatt betrieben. Aber die wird man mit ein paar Tricks schon los, dachte sich der Investor vermutlich, gründete eine Briefkastenfirma auf den Britischen Jungferninseln, ließ die Firma das Haus kaufen und nach einer gewissen Schonfrist dann als ersten Akt die Kneipe und die Werkstatt räumen. Das war am 22. Juni. VON MICHAEL FABRICIUS UND TINA KAISER Was dann passierte, machte bundesweit Schlagzeilen: Fast jede Nacht brannten seitdem in Berlin Autos, wurden Farbbomben geschmissen und Scheiben eingeschlagen. Am vergangenen Wochenende lieferten sich 3800 Randalierer mit 1800 Polizisten eine der größten Straßenschlachten seit den Häuserkämpfen in den 80er-Jahren. Wenige Tage später entschied das Berliner Landgericht, dass die Räumung von Kneipe und Werkstatt illegal war. Am Donnerstagnacht feierte die Kneipe eine Wiedereröffnungsparty. Und der Investor konnte sich vermutlich nur über eines freuen: dass er sich hinter einer Briefkastenfirma versteckt hatte und daher niemand sein Auto oder sein Haus anzünden konnte. Der Fall ist extrem, und doch zeigt er mustergültig, wie sich der Kampf um die letzten unsanierten Wohnungen in gefragten Lagen zuspitzt. Jahrzehntelang konnten Entwickler und Investo- Mit Luxussanierungen von Mietshäusern konnte man jahrelang sehr gut verdienen. Weil den Entwicklern die guten Objekte ausgehen, greifen manche zu üblen Methoden, ihre Mieter loszuwerden ren mit Luxussanierungen von Mehrfamilienhäusern relativ einfach gute Gewinne erzielen. Doch der Markt ist eng geworden. Es gibt immer weniger Objekte, die infrage kommen. Viele Häuser sind fertig, neue Bewohner sind eingezogen, die Gentrifizierung schreitet voran. Wer jetzt noch mit Sanierungen Geld verdienen will, der muss sich an immer riskantere Schrottimmobilien wagen – oder an solche wie die Rigaer Straße 94, die aus politischer Sicht etwa so attraktiv ist wie ein Kindergarten auf einer Sondermülldeponie. Die Aussicht auf Rendite ist dennoch verlockend. Denn obwohl die Kosten für Grundstücke, Handwerker und für energetische Ausstattung immer weiter steigen, können Investoren wegen der enormen Nachfrage durch Zuzügler eine ordentliche Marge erzielen – sei es durch den Verkauf als Eigentumswohnung oder mit einer deutlichen Mieterhöhung. Voraussetzung in beiden Fällen: Die alten Mieter müssen raus. Irgendwie. Der Run auf die letzten unsanierten Altbauten hat vor allem in ostdeutschen Städten zugenommen, wo in Hinterhöfen und Seitenstraßen noch viele klapperige Altbauten vor sich hindämmern. Manche stehen seit vielen Jahren leer, die Fensterscheiben zerschlagen, die Dächer löchrig, die Holzböden durchweicht. Manche sind aber auch noch bewohnt. Höhere Nachfrage, steigende Grundstückspreise und mangelnde Al- ternativen lenken das Interesse der Entwickler jetzt auf solche Objekte. „Häuser, bei denen man vor ein paar Jahren noch mit einem Abriss gerechnet hätte, werden jetzt entdeckt und saniert“, bestätigt Raik Säbisch vom Verband Privater Bauherren (VPB) in Leipzig. In der Innenstadt von „Hypezig“, wie die Stadt wegen des neuerlichen Booms genannt wird, gebe es auch noch einige besetzte Häuser. „Die werden wahrscheinlich in den nächsten Jahren nach und nach geräumt“, erwartet Säbisch. Die Rigaer Straße wird also nicht das letzte Rückzugsgefecht der Besetzer sein. Und während sich die Gruppen in der Nummer 94 auf die nächste Räumung vorbereiten, kann man direkt nebenan besichtigen, was sich mit einer modernisierten Immobilie verdienen lässt. Im Haus Nummer 26 wird gerade eine sanierten Zweizimmerwohnung mit 65 Quadratmetern angeboten. Die Wohnung hat einen billigen Laminatboden, keine Einbauküche, aber immerhin sind Fenster und Bäder neu gemacht. Die Kaltmiete: 722 Euro. Das sind elf Euro pro Quadratmeter. Dabei liegt die Durchschnittsmiete für diese Größe und Lage laut Mietspiegel bei 5,62 Euro. Solche Preissprünge sind nur machbar, wenn die bisherigen Mieter weichen. Denn bestehende Mietverträge sind vor großen Erhöhungen geschützt. Maximal elf Prozent der Modernisierungskosten, bezogen auf eine Wohnung und auf das Jahr gerechnet, dürfen auf die Nettokaltmiete aufgeschlagen werden. Von sechs auf elf Euro, wie in der Rigaer Straße, kommt man unter Einhaltung dieser Regel jedenfalls nicht. Da in vielen Städten aber immer mehr zahlungskräftige Zuzügler immer drängender nach Wohnungen suchen, ist die Versuchung für Investoren groß, zu „entmieten“, wie es im Branchenjargon heißt. „Der Druck auf Mieter im Zusammenhang mit Sanierungsmaßnahmen hat in den letzten Jahren zugenommen“, sagt Ulrich Ropertz, Sprecher des Deutschen Mieterbundes. Seit Jahren häufen sich die Berichte aus den Ortsverbänden des Mieterbundes und erreichen die Zentrale in Berlin. Ein Tod ist zu beklagen. Ein trauriges Ableben ist es, denn zeit ihres Lebens stand die Betrauerte abseits, verschmäht und missachtet. Ich war einer der wenigen, die sie schätzten. Und nutzten. Die Geldkarte. Am Fahrkartenautomaten des Verkehrsverbunds im Rhein-Main-Gebiet konnte ich damit schnell und einfach mein Ticket ziehen, ohne lästige PIN-Eingabe. Am Briefmarkenautomaten der Deutschen Post konnte ich krumme Beträge leicht bezahlen und vermeiden, Wechselgeld in Form von 1-Cent-Briefmarken ausbezahlt zu bekommen. Doch vorbei, vorbei. Schon seit Monaten nehmen immer weniger Ticketautomaten sie noch an. Und nun musste ich feststellen, dass auch die Deutsche Post die Geldkarte abserviert hat: „Zahlung mit Geldkarte nicht mehr möglich“. Adieu, Teuerste. Dein eigentliches Unglück ist, dass Dir nur wenige nachtrauern, die meisten Dein Verscheiden gar nicht mitbekommen. Die Welt ist ungerecht, und selbst dieser Nachruf darf gerade mal 32 Zeilen füllen. Vanitas mundi. Der trauernde Hinterbliebene FRANK STOCKER ANZEIGE GESCHAFFEN, UM IHRE ZEIT ZU VEREDELN. F o r d V i g n ale e r öf f n e t Ih n e n e i n e g a n z n e u e We lt i n d i v i d u e lle r u n d exklusiver Ser viceleistungen. 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JULI 2016 FORTSETZUNG VON SEITE 41 Deshalb kennt Ropertz die Tricks der Vermieter genau: „Um Mieter loszuwerden, reicht oft schon eine Modernisierungsankündigung aus“, sagt der Sprecher. „Zieht der Mieter nicht aus, greifen Vermieter oft in die Psycho-Kiste, schicken Abmahnungen, Mieterhöhungen, Kündigungen und so weiter, mit dem einzigen Ziel, Mieter mürbe zu machen.“ Manche Vermieter würden auch versuchen, Mietparteien aus dem Haus zu kaufen: „Die vermeintliche Alternative: Entweder in der Wohnung bleiben, lange Umbauarbeiten mit entsprechenden Einschränkungen in Kauf nehmen und danach die teure, für viele unbezahlbare Miete zahlen oder bei einem sofortigen Auszug 2000 Euro auf die Hand bekommen.“ Es gibt Vermieter, denen ist jedes Mittel recht, um die alten Bewohner mit ihren Billigmieten loszuwerden. Da fällt wochenlang das Fernsehen, die Heizung oder der Strom aus, da werden Mieter gezwungen, sich ein Dixie-Klo im Hof zu teilen, weil die Bäder leider saniert werden müssen. Da werden Dächer abgedeckt und so lange offen stehen gelassen, bis ein heftiger Regen die Wohnungseinrichtung des Obergeschosses ruiniert. Mieter werden vorübergehend in Ausweichwohnungen umquartiert, die dann nur halb so groß oder so hässlich sind, dass man sich doch fragt, ob man sich nicht gleich selbst eine schönere Wohnung sucht. Es ist eine dauerhafte Zermürbungstaktik, bei der fast jeder früher oder später aufgibt. Nicht so Sven Fischer, ein sportlicher, glatzköpfiger Typ mit Berliner Schnauze. Der 46-jährige Catering-Unternehmer und seine Familie sind die letzten verbliebenen Mieter des Hauses Kopenhagener Straße 49, einem Gründerzeit-Mehrfamilienhaus im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg. Seit die Berliner Immobilienentwickler Bert und Wulf Christmann das Haus im Jahr 2013 kauften, befindet sich Fischer im Krieg mit den Brüdern. Auf ihrer Webseite wirbt die Christmann Holding GmbH mit „Altbausanierungen aus Leidenschaft“. Die Berliner Lokalpresse kürte die Firma als „Berlins brutalste Sanierer“. Fischer sagt: „Die wollten uns fertigmachen.“ Kurz nach dem Verkauf des Hauses vor drei Jahren habe die Christmann Holding angekündigt, das Haus energetisch sanieren zu wollen: neue Fenster, Zentralheizung, Wärmedämmung. Das Mietshaus sollte in Eigentumswohnungen aufgeteilt werden. Für 4500 Euro pro Quadratmeter hätten die Mieter ihre Wohnungen aber auch selbst kaufen können. Laut Mieterverein lag dieser Preis damals 1000 Euro über dem ortsüblichen Tarif. Ein Mieter nahm das Angebot an. Für den Rest ging der Kampf los. Zunächst habe Christmann eine Reihe fristloser Kündigungen an Mieter geschickt, erzählt Fischer. Nach der ersten Kündigungswelle seien die Bauarbeiten losgegangen: „Unser Haus wurde monatelang eingerüstet und mit Bauplane ummantelt“, sagt Fischer. Die Folge: kaum Tageslicht oder frische Luft in den Wohnungen. Ein Mieter nach dem anderen gab auf. „Viele Leute hat es regelrecht krank gemacht, hier noch weiter zu wohnen.“ Fischer dagegen wurde mit jedem Vorfall kampfeslustiger. Während er mit seiner Familie im Sommerurlaub war, brachen Bauarbeiter von oben durch die Badezimmerdecke seiner Dachwohnung und flexten den Wasserboiler ab. Einige Tage später stellte Fischer fest, dass die Bauarbeiter auch den Schornstein herausgerissen und mit Brettern zugenagelt hatten. Weil es keinen Abzug mehr gab, war Fischers Gasetagenheizung unbrauchbar: kein warmes Wasser, keine Heizung mehr. Mittlerweile ist der Schornstein wieder aufgebaut. Bis auf Fischer, seine Familie und ein befreundetes Pärchen sind alle Mieter ausgezogen. Zu sechst teilen sie sich eine auf zwei Wohnungen verteilte WG. Die anderen Wohnungen wurden verkauft, nur das Team Fischer wehrt sich weiter. Christmann will deren Miete von 644,23 Euro kalt auf 2927 Euro warm erhöhen. Fischer will das nicht akzeptieren. „Ich bin es meinen zwei Töchtern schuldig, ich will ein Exempel statuieren.“ Wenn die Töchter, 15 und 11, erwachsen sind, soll es immer noch bezahlbare Wohnungen in Berlin geben. Fischer sagt, er werde seinen Beitrag dafür leisten. Man hätte gern gehört, was die Brüder Christmann dazu sagen. Die „Welt am Sonntag“ bat die beiden am Freitagvormittag, sich im Laufe des Tages zur Kopenhagener Straße zu äußern. Bert Christmann antwortete, die Anfrage sei ihm zu kurzfristig, und verwies auf ein Interview, das er im vergangenen Jahr der „Welt“ zu dem Thema gegeben hatte. Damals hatte Christmann gesagt, der Einbruch bei Fischer sei nicht in Ordnung gewesen. Er gehe aber auf das Konto der Baufirma, nicht auf seines. Der Krieg mit dem letzten Mieter sei auch an ihm nicht spurlos vorbeigegangen. Wie man sich fühlen solle, wenn man im Gerichtssaal Dutzenden Gentrifizierungsgegnern mit Trillerpfeife gegenübersitze? Christmann: „Die Angriffe gehen ins Persönliche.“ In der Immobilienbranche spricht man nicht gern über solche Dinge. Niemand will mit schwarzen Schafen in Verbindung gebracht werden, die für ihre Rendite über Mieterexistenzen gehen. „Wenn man sauber und sozial verträglich arbeiten will, lohnen sich Sanierungen nicht mehr“, sagt ein Berliner Immobilienentwickler, der sich heute auf Neubauten konzentriert. Bis vor knapp zehn Jahren machte seine Firma nichts anderes, als Mehrfamilienhäuser aufzukaufen, sie aufwendig zu sanieren und die Wohnungen anschließend teurer zu verkaufen oder zu vermieten. Rentieren konnte sich das aber eben nur, wenn ein großer Teil der früheren Mieter auszog – entweder gegen eine Abfindung oder durch natürliche Fluktuation. „Das funktioniert heute nicht mehr, weil die Leute aufgrund der enorm gestiegenen Mietpreise in ihren alten Wohnungen festsitzen“, sagt der Unternehmer. Zudem steigen die Sanierungskosten selbst immer weiter, was den Renditedruck noch weiter erhöht. Der Leipziger Bauherren-Berater Säbisch geht bei einem maroden Altbau von 2000 Euro Kosten pro Quadratmeter Wohnfläche aus. Die „Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen“ (Arge) in Kiel rechnet sogar mit bis zu 2500 Euro (siehe Tabelle) – jedenfalls wenn das ganze Haus auf den Kopf gestellt, der gesamte Grundriss geändert wird und Barrieren beseitigt werden. Viele Materialien haben sich verteuert. Und die Handwerksbetriebe sind so stark ausgelastet, dass sie, anders als noch vor zehn Jahren, hohe Preise verlangen können. „Es gibt einen weiteren Kostentreiber“, sagt Arge-Geschäftsführer Dietmar Walberg: die staatseigene Förderbank KfW. Wer ein Haus energetisch saniert und dafür Födermittel der KfW nutzen will, muss dafür immer strengere Vorgaben erfüllen. „Bei der Gestaltung der Förderung durch die KfW liegt der Fokus eher auf einer möglichst hohen Energieersparnis. Soziale Aspekte haben weniger Relevanz.“ Gemeint ist: Bekommt ein Haus eine Dämmschicht nach den aktuell gültigen Vorgaben sowie eine Öko-Heizung, sieht sich der Vermieter anschließend dazu gezwungen, die Miete deutlich zu erhöhen – trotz Förderung. „Zwangsläufig zwei bis vier Euro“ müssten auf die Kaltmiete aufgeschlagen werden, um in den Bereich der Wirtschaftlichkeit zu kommen, so Walberg. Im Bereich des sogenannten bezahlbaren Wohnraums sei das kaum möglich. Und die Ersparnis bei den Heizungskosten sei für Mieter meistens enttäuschend. „Uns ist kaum NDREAS PEIN/LAIF Machen Ruinen noch reich? Die Rigaer Straße gilt als Rückzugsort der Linksradikalen in Berlin. Sie stemmen sich gegen Gentrifizierung Grenzfälle: Was Mieter und Vermieter wissen sollten Modernisierung: Sie unterscheidet sich von der „Instandhaltung“ und steigert den Wert der Immobilie – zum Beispiel wenn ein normales Fenster durch ein neues mit Dreifachverglasung ersetzt wird. Ersetzt der Vermieter dagegen nur schadhafte oder abgenutzte Teile durch neuwertige, dient das dem Erhalt der Mietsache. In diesem Fall dürfen die Kosten nicht auf die Miete umgelegt werden – ein häufiger Streitfall. Ankündigung: Mindestens drei Monate vor Beginn der Arbeiten müssen die Mieter informiert werden. Der Vermieter sollte mitteilen, welche Arbeiten im Einzelnen geplant sind, wie lange die Arbeiten voraussichtlich dauern und welche Mieterhöhung zu erwarten ist. Umzug: Ein längerfristiger Auszug aus der Wohnung ist dem Mieter in aller Regel nicht zuzumuten und stellt eine nicht zu rechtfertigende Teure Sanierung Mehrfamilienhaus, Kosten in Euro pro Quadratmeter, inkl. MwSt. Energetische Modernisierung „Effizienzhaus 100” Vollmodernisierung 1 – zusätzlich generationengerechter Umbau* 647– 878 1634 –2228 2276 –2968 Vollmodernisierung 2 – zusätzlich Umbau, Erweiterung Wohnfläche** Abriss und Neubau „Effizienzhaus 70” * u. a. Bad für Menschen mit eingeschränkter Mobilität, barrierearme Zugänge, Aufzug ** bei Mehrfamilienhaus von 53 auf 64 qm 2123 –2692 Quelle: Arge e.V. Härte dar. Das hat das Landgericht Berlin (65 S 301/15) entschieden. In dem Fall war eine zwölfmonatige Baumaßnahme angekündigt worden. Die vorübergehende Räumung einzelner Zimmer, ein Zwischenumzug oder ein Ausweichen in ein Hotel kommen in der Regel nur dann in Betracht, wenn besonders schwerwiegende, zwingende Gründe für die Modernisierung sprechen oder der Mieter durch den vorübergehenden Wohnungswechsel nicht wesentlich beeinträchtigt wird. Der Mieter muss bei der Beschaffung von Ersatzwohnraum nicht mitwirken. Ersatzwohnung: Verpflichtet sich der Vermieter, dem Mieter eine Pension zu stellen, so muss diese von „mittlerer Art und Güte“ sein. Anderenfalls darf der Mieter die Duldung verweigern. Ein Mieter, der in seiner Wohnung über Sanitäreinrichtungen verfügt, darf diese auch in der Ersatzunterkunft beanspruchen und muss sich nicht auf Etagenduschen usw. verweisen lassen (LG München I 14 S 4128/15). © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung eine energetische Modernisierung bekannt, bei der die Ersparnis höher als 50 Cent pro Quadratmeter gelegen hätte“, so Walberg. Die berühmte Warmmieten-Neutralität sei „ein Märchen“. Allerdings beobachtet Experte Säbisch in Leipzig auch, dass die Bauträger einfach deshalb höhere Preise verlangen, weil sie es können. Es ist also beides: Höhere Kosten einerseits und höhere Gewinnspannen andererseits sorgen dafür, dass Mieter ihre angestammten Stadtteile verlassen müssen. Eine zweite Mietrechtsreform soll das verhindern. Laut Gesetzentwurf des Bundesjustizministeriums dürfen Vermieter künftig statt elf Prozent nur noch acht Prozent der Modernisierungskosten auf die Mieter umlegen. Zusätzlich soll es eine Kappungsgrenze geben, die Mieterhöhungen für eine Dauer von acht Jahren auf drei Euro pro Quadratmeter deckelt. MieterbundSprecher Ropertz begrüßt das zwar, ist aber auch skeptisch: „Für Vermieter, deren Ziel es ist, Mieter aus der Wohnung herauszumodernisieren, spielt die Frage, ob acht oder elf Prozent der Modernisierungskosten auf die Miete umgelegt werden können, kaum eine Rolle. Diese Vermieter modernisieren in aller Regel teuer und umfassend.“ Und dann lasse man es darauf ankommen. Fairerweise muss man sagen: Eine Sanierung ist für Mieter natürlich nicht grundsätzlich etwas Schlechtes. Im Gegenteil: Viele Menschen freuen sich, wenn das Haus, in dem sie leben, frisch gestrichen wird, der Kohleofen durch eine Zentralheizung ausgetauscht oder die Sanitäranlagen auf den neusten Stand gebracht werden – solange die Kosten im Rahmen bleiben. Und in strukturschwächeren Gegenden Deutschlands wie dem Ruhrgebiet oder auch traditionellen Arbeitervierteln deutscher Großstädte sind Vermieter ohnehin dazu gezwungen, kosteneffizient zu renovieren. Es gibt dort keine Abnehmer für Luxuswohnungen. Selbst die tollste Dachterrasse mit Jacuzzi und die extravaganteste Designerküche würden kaum einen Yuppie in einen Plattenbau in Berlin-Marzahn locken. „Es ist ein sehr schmaler Grat, eine Wohnung kostendeckend zu sanieren, ohne die Mieter zu verdrängen“, sagt Klaus Freiberg, Vorstandsmitglied des Dax-Konzerns Vonovia, mit rund 344.000 Wohnungen der größte private Vermieter des Landes. Der Bestand umfasst viele ehemalige Werkswohnungen, jedes Jahr werden etwa drei Prozent davon energetisch modernisiert. Die Mieten würden durchschnittlich um zwei Euro pro Quadratmeter steigen und lägen danach meist immer noch unter dem Durchschnittspreis bei Neuvermietungen. „Das halte ich für sozial vertretbar.“ Grundsätzlich sei es schwierig, alle Mieter glücklich zu machen. „Die Menschen werden immer älter. Daher würde es absolut Sinn machen, überall Aufzuganlagen anzubringen – aber wenn der Großteil der Mieter sich dagegen wehrt, dann lassen wir es bleiben.“ Trotzdem hat auch Vonovia regelmäßig Ärger. In Mainz-Oberstadt zum Beispiel, wo der Konzern gerade zwei Wohnungsblocks mit 48 Parteien saniert. Anfang Juni wurden die Balkone abgerissen. Vonovia will neue, vier Quadratmeter größere Balkone anbringen. „Die alten waren sanierungsbedürftig“, sagt Freiberg. Einige Mieter haben sich beim Mieterbund und in der Lokalpresse beschwert. Die alten Balkone seien noch gut gewesen, die neuen Balkone erhöhten die Quadratmeterzahl der Wohnung und machten sie unnötig teurer. Wegen der Widersprüche strich der Konzern eine andere geplante Renovierungsmaßnahme: So werden die alten Fenster nun doch nicht durch neue ausgetauscht. Das war dann vielen auch wieder nicht recht, sagt Freiberg: „Postwendend haben sich andere Mieter bei uns gemeldet, die nun doch die neuen, dreifachverglasten Fenster haben möchten.“ WELT am SONNTAG-2016-07-17-sil-24 f5123d7d0164873d70b500d7b5da4639 D A S M E I N U N G S - U N D D E B AT T E N F O R U M FÜR DIE WIRTSCHAFTSELITE W IRTSCH A FT ERSTER KL ASSE. D I S KU T I E R E N S I E M I T: M Ä R K TE „Was wird also aus dieser Ansammlung von Sanders-Anhängern, wenn der Vorwahlkampf zu Ende ist? Die echten Idealisten werden wahrscheinlich merken, dass, egal wovon sie träumen, Trump ein Albtraum wäre.“ P A U L K R U G M A N , US-Nobelpreisträger und BILANZ-Kolumnist © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung WELT am SONNTAG-2016-07-17-sil-24 f5123d7d0164873d70b500d7b5da4639 44 FINANZEN F ingerspitzengefühl ist nicht jedem gegeben. Schon gar nicht, wenn es dem Geldverdienen im Wege steht. Und bei der US-Investmentbank Goldman Sachs geht es vor allem darum. Anfang der Woche teilte das WallStreet-Haus die Verpflichtung von José Manuel Barroso mit. Seitdem hagelt es Kritik: „Moralisch, politisch, berufsethisch ist das ein Fehler“, schimpfte Frankreichs Europa-Staatssekretär Harlem Désir. Dies sei „der schlechteste Dienst“, den WELT AM SONNTAG NR. 29 17. JULI 2016 land. Otmar Issing, einst Chefvolkswirt der EZB, steht in den Diensten der Amerikaner und Italiens ehemaliger Premier Mario Monti auch. „Mancher, der bis zur Rente im Staatsdienst gestanden hat, will jetzt noch einmal seine Beziehungen versilbern“, lästert ein Kritiker aus der Politik. Um Interessenkonflikte zu verhindern, müssen die Seitenwechsler eine „Abkühlphase“ durchlaufen. Gemeint sind damit Zeiten, in denen die ExPolitiker nicht zu Firmen wechseln dürfen, mit denen sie in ihrer RegieVON JAN DAMS rungszeit zu tun hatten. Kritiker halten das in vieein früherer Chef einer len Fällen für nicht ausEU-Institution dem euroreichend. „Der Barrosopäischen Projekt derzeit Fall ist ein herausragenerweisen könne. des Beispiel dafür, dass 18 Der Portugiese Barroso Monate Karenzzeit für – erst Premier seines LanEU-Kommissare deutlich des, später Langzeitpräsizu kurz bemessen sind“, dent der EU-Kommission sagt Wolfgang Jäckle, – wechselt als AufsichtsLeiter der AG Politik bei Jörg Asmussen, José Manuel Barroso, Hans Martin Bury, Mario Draghi, Mario Monti, Axel Weber, ratsmitglied und Berater Transparency DeutschLazard Goldman Sachs Lehman Brothers Goldman Sachs Goldman Sachs UBS zu Goldman Sachs. Barroland. „Derartige Fälle so bringe „Sichtweisen, sind Wasser auf die MühUrteilsvermögen und Ratlen weiterer EU-Ausschläge mit“, die für die trittsbefürworter.“ Führung der Bank und die In Deutschland gibt es Aktionäre von großem ebenfalls längst ein GeWert seien, teilte das Insetz zur Einführung von vestmenthaus mit. Damit Karenzzeiten. Doch es Der einstige EU-Kommissionspräsident Barroso bandelt mit Goldman Sachs an. Er hat prominente Vorbilder ja kein Zweifel aufkommt, wird nicht umgesetzt, wofür man sich den erfahdenn die Regierung renen Politiker in derart schafft es seit einem Jahr unsicheren Zeiten einkauft. Wissmann (CDU), war einst Verkehrs- sche Bank wiederum verpflichtete vor vant wie die Giganten vom Schlage ei- EZB-Präsident. Dessen Karriere ist so nicht, die darin vorgeschriebene EthikSeit Jahren sorgt diese Praxis für Är- minister. Eckart von Klaeden arbeitete Jahren den früheren Finanzstaatssekre- ner Deutschen Bank, die im Krisenfall eindrucksvoll wie schillernd. Draghi Kommission, die Interessenkonflikte ger: Alternde Politiker und Spitzenbe- als Staatsminister im Bundeskanzler- tär Caio Koch-Weser. Drei Jahre nach das gesamte System gefährden können. war von 1984 bis 1990 bei der Weltbank. prüfen soll, einzusetzen. amte, deren Karriere zu Ende geht, su- amt von Angela Merkel, bevor er als Koch-Wesers Abgang aus dem FinanzDer Drehtüreffekt funktioniert in eiSeit dem Untergang von Lehman ist Bis 2001 arbeitete er als Generaldirektor chen sich sehr gut bezahlte Jobs in der Cheflobbyist zu Daimler wechselte. Die ministerium wurde Jörg Asmussen des- die europäische Politik auf Krawall ge- im italienischen Finanzministerium. nigen Ländern in beide Richtungen. UnWirtschaft. Und verkaufen im Gegen- finanziell gut ausgestattete Waffenlob- sen Nachfolger. Soeben hat die Invest- bürstet, wenn es um die Großbanken 2002 folgte der große Wechsel: Draghi vergessen ist der Fall des früheren USzug dem neuen Arbeitgeber ihr Telefon- by setzt ebenfalls auf prominente Hilfe. mentbank Lazard ein neues Engage- geht. Die Meinung einflussreicher Poli- wurde Vice Chairman und Managing Di- Finanzministers Henry Paulson. Kurz buch, sprich ihre Kontakte in die ersten Die leistet Ex-Entwicklungshilfeminis- ment bekannt gegeben: Asmussen. tiker über Spitzenbanker ist oft nicht rector bei Goldman Sachs. Kritiker war- vor Ausbruch der Immobilienkrise wurReihen der Politik. Sie verdingen sich ter Dirk Niebel (FDP) nun für RheinmeUnter Peer Steinbrück verhandelte weniger schlecht als die der Bevölke- fen ihm die Beteiligung der Bank an der de der einstige Chef von Goldman als Türöffner zu Ministern und Regie- tall. Und die Deutsche Bahn holte sich der 49-Jährige die Bankenrettung nach rung über die Kreditbranche. Seit Jah- Verschleierung der griechischen Bud- Sachs von Präsident George W. Bush rungschefs und helfen auf diese Weise, den früheren Kanzleramtsminister Ro- dem Ausbruch der Finanzkrise im Jahr ren gibt es Bestrebungen, den Bankern getlöcher Anfang des Jahrtausends vor. 2006 in die Regierung geholt. Der Kri2008. Er zurrte die ersten Vereinbarun- ihr riskantes Verhalten durch ein mög- Draghi wiederum beteuert, damit nichts senhelfer von der Wall Street schickte politische Entscheidungen im Interesse nald Pofalla (CDU) als Unterstützung. Für die Banken ist die Lage mindes- gen zwischen den Europäern in der Eu- lichst dichtes Regelwerk auszutreiben. zu tun zu haben. Gerade das Netzwerk den Goldman-Konkurrenten Lehman in der Unternehmen zu beeinflussen. Weltweit gibt es unzählige Beispiele tens so schwierig wie für die Autobran- ro-Krise mit fest – bevor er als Direktor „Der Bundesfinanzminister würde – von Goldman Sachs ist weit verzweigt. die Pleite. Was folgte, war die größte Fifür solche Seitenwechsel. Nur wenige che. Neue Regularien und niedrige Zin- zur Europäischen Zentralbank (EZB) wenn er könnte – die Großbanken noch Der mittlerweile verstorbene belgische nanzkrise seit dem Zweiten Weltkrieg. sind so Aufsehen erregend wie der von sen machen ihnen das Leben schwer. wechselte. Asmussen kennt sie folglich viel enger an die Kandare nehmen“, sagt EU-Kommissar Karel Van Miert arbeite- Das erklärt, warum die Verbandelung Barroso. Gerhard Schröders Engage- Gerade deshalb werben die Banker in alle: die Banker im In- und Ausland; die einer, der Wolfgang Schäuble gut kennt. te ebenso als Berater wie der frühere iri- von Politik und Wirtschaft weiterhin so ment bei Nordstream, der Tochter des der Politik für Verständnis. Bei den Politiker, die die Gesetze machen, allen Die Banken versuchen, das zu verhin- sche Generalstaatsanwalt Peter Suther- viel Misstrauen hervorruft. INSIDER zu kaufen MAXIM SHIPENKOV GETTY IMAGES dern – und setzen auf Namen wie Barroso, Asmussen, Koch-Weser. Dabei tun sich erstaunliche Karrieren auf: Der frühere Bundesbank-Präsident Axel Weber etwa ist heute Verwaltungsratspräsident der Schweizer Großbank UBS. Als Bundesbank-Chef war er während der Finanzkrise in die Rettung solcher Großbanken eng eingebunden. Oder Mario Draghi, seines Zeichens GETTY IMAGES voran die Kanzlerin und ihren Finanzminister; und die Finanzaufseher, die die Spielregeln überwachen. Es gibt wohl keine wichtige Telefonnummer in diesem Land, die nicht in seinem Handy steht. Dass Asmussen zu Lazard geht, ist erstaunlicher als der Wechsel an sich. Denn Lazard ist eine Beraterbank für Übernahmen und Fusionen. Für die Politik ist sie bei Weitem nicht so rele- Sparkassen ist für diesen Job seit 2012 der frühere bayerische Finanzminister Georg Fahrenschon (CSU) zuständig. Die privaten Banken haben in der BdBGeschäftsführung Andreas Krautscheid, bis 2010 Generalsekretär der CDU in Nordrhein-Westfalen. Die US-Investmentbank Lehman Brothers heuerte einst Hans Martin Bury, vormals Staatsminister im Kanzleramt, an. Die Deut- FRANZ BISCHOF/LAIF GETTY IMAGES JANNIS CHAVAKIS russischen Gazprom-Konzerns, gehört in diese Kategorie. Es ist nicht der einzige Posten, den der Ex-Bundeskanzler seit seinem Ausscheiden aus dem Amt bekleidet. In Deutschland sind es einige wenige große Branchen, die sich das Engagement der teuren Berater leisten können. Die Autohersteller zum Beispiel: Der Präsident des Verbandes, Matthias BÖRSEN-WELT I DAX DIE TOPS UND FLOPS DER WOCHE I MDax 20554,12 (+4,2%) I Tec-Dax 10066,90 (+4,5%) + 80 ________ ______ ________ ______ ________ ______ ________ ______ ________ ______ ________ ______ ________ ______ ________ ______ ________ ______ ________ ______ ________ 1625,66 (+1,0%) Was den Dax bewegt 15.07. Kurs +/–% 28,18 +14,3 20,16 +13,1 27,20 +12,1 40,36 –3,4 25,77 –1,9 26,48 –1,9 Leoni K+S NA Salzgitter Ströer Rhön-Klinikum Bilfinger 52WH 52WT 15.07. 61,93 38,68 35,00 64,49 28,73 45,35 23,01 17,39 16,81 36,10 22,29 25,05 Drägerwerk Vz. Software Süss M. Tec NA Carl Zeiss Med. ADVA Optical Drillisch Kurs +/–% 55,48 33,18 6,87 34,60 7,15 34,19 +7,6 +6,4 +5,1 –5,0 –2,7 –2,3 52WH 52WT 95,17 36,70 9,95 37,57 12,04 49,60 51,12 22,80 4,76 22,19 6,90 32,60 Der Dax stieg in der Woche um 437,24 Punkte. Die Aktie Siemens NA trug dazu 79,95 Punkte bei. Dargestellt werden die acht Titel, die aufgrund ihrer Kursentwicklung und Marktkapitalisierung den Dax am stärksten beeinflussen. 6669,24 (+1,2%) 15.07. Kurs +/–% Int. C. Airl. 422,10 +12,6 Anglo American 836,10 +12,2 Travis Perkins 1520,0 +11,9 Randgold Res. 8815,0 –4,9 Mediclinic 1069,0 –3,6 Hikma Ph. 2541,0 –2,3 I Dow Jones 52WH 52WT 619,00 894,00 2270,0 9820,0 1219,0 2613,0 336,06 215,55 1090,0 3546,0 794,50 1575,0 18495,63 (+1,9%) I CAC 40 4372,51 (+4,3%) 15.07. Kurs +/–% 5,12 +14,7 30,35 +8,4 5,35 +8,3 99,81 +0,6 174,40 +0,9 19,35 +1,3 ArcelorMittal Soc. Gén. Nokia Pernod Ricard L’Oréal Veolia I Nasdaq 100 52WH 52WT 6,87 48,77 7,15 111,70 178,95 22,98 2,02 25,00 4,17 88,00 140,40 17,83 4587,68 (+1,3%) +79,95 Daimler NA +72,77 Allianz SE vNA +38,78 +37,15 Bayer NA Kurs Veränderung 12 Monate Vorwoche in % Tief Vergleich Adidas NA Allianz SE vNA BASF NA Bayer NA Beiersdorf BMW St. Commerzbank Continental Daimler NA Dt. Bank NA Dt. Börse NA Dt. Post NA Dt. Telekom NA E.ON SE Fres. M.C.St. Fresenius SE Heidelb.Cem. Henkel Vz. Infineon NA Linde Lufthansa Merck Münch. Rück ProS.Sat.1 RWE St. SAP SE Siemens NA ThyssenKrupp Vonovia VW Vz. 131,55 +3,7 WWWW 62,51 118,4 128,00 +4,5 WWWWW 71,77 +7,1 WWWWWWWW 56,01 83,45 93,89 +3,3 WWWW 84,06 W –0,5 67,92 74,66 +9,1 WWWWWWWWW 63,38 5,93 +3,9 WWWWW 5,31 180,00 +4,2 WWWWW 162,1 58,39 +7,8 WWWWWWWW 50,83 13,02 +10,8 WWWWWWWWWWW 11,22 75,43 +4,8 WWWWW 69,33 25,79 +4,1 WWWWW 19,55 15,46 +4,3 WWWWW 13,39 9,50 +3,4 WWWW 7,08 78,95 W –0,2 63,10 66,92 +0,8 WW 52,39 71,40 +4,2 WWWWW 58,17 109,70 +0,5 W 87,17 13,56 +6,1 WWWWWWW 8,32 128,40 +4,8 WWWWW 113,5 11,40 +5,1 WWWWWW 9,90 94,15 +1,5 WW 70,68 148,20 +2,1 WWW 140,9 40,06 +5,5 WWWWWW 35,74 15,64 +5,1 WWWWWW 9,13 71,19 +2,6 WWW 53,91 94,49 +5,9 WWWWWW 77,91 19,74 +9,1 WWWWWWWWW 12,56 33,28 +2,1 WWW 24,92 116,15 +5,5 WWWWWW 86,36 STAATSANLEIHEN Rendite 10-jähriger Anleihen in % und ihre Veränderung gegenüber der Vorwoche in Prozentpunkten Frankreich 0,185 +0,075 Dt. Telekom NA +33,59 BASF NA +33,42 Dt. Bank NA +26,68 VW Vz. +18,06 DAX 15.07. I FTSE 100 - 80 Siemens NA Marktk. Hoch Mrd. € Div. Div. in € Rend. 132,4 26,88 1,60 170,0 58,50 7,30 85,87 65,92 2,90 137,8 77,64 2,50 89,54 21,18 0,70 104,9 44,94 3,20 12,30 7,43 0,20 231,9 36,00 3,75 86,59 62,47 3,25 32,31 17,96 87,41 14,56 2,25 29,10 31,27 0,85 17,57 72,28 0,55 12,66 19,00 0,50 83,17 24,19 0,80 70,00 36,53 0,55 79,99 14,17 1,30 113,1 19,54 1,47 14,20 15,34 0,20 182,5 23,85 3,45 15,41 5,31 0,50 98,82 12,17 1,05 193,7 24,73 8,25 50,95 8,77 1,80 20,23 9,00 75,75 87,46 1,15 100,9 80,32 3,50 25,13 11,17 0,15 33,57 15,51 0,94 203,3 23,95 0,17 1,22 5,70 4,04 2,66 0,83 4,29 3,37 2,08 5,57 2,98 3,30 3,56 5,27 1,01 0,82 1,82 1,34 1,47 2,69 4,39 1,12 5,57 4,49 1,62 3,70 0,76 2,82 0,15 KGV 2016 32,48 8,68 17,94 16,47 28,02 7,70 5,93 11,92 6,71 32,55 16,76 13,57 20,61 12,66 19,26 23,08 14,57 22,16 21,19 18,34 3,93 26,52 8,59 16,35 15,18 21,57 14,76 17,94 15,85 6,28 Großbritannien 0,787 +0,028 • USA 1,53 +0,125 15.07. Australien Griechenland Kanada Niederlande Österreich •••• • Deutschland -0,04 +0,139 Italien 1,207 +0,079 Rendite +/–absolut 1,972 7,879 1,056 0,072 0,235 +0,088 –0,178 +0,083 +0,177 +0,135 I Nikkei 225 +7,4 +5,2 +3,9 –0,3 –0,1 0,0 52WH 52WT 214,61 75,72 83,65 74,35 56,95 124,30 138,20 47,11 56,36 56,30 38,06 81,79 16497,85 (+9,2%) 15.07. Kurs +/–% 52WH 52WT FR Hold. 32660,0 +28,4 61970,0 25305,0 Chuo Mitsui Tr. 362,50 +25,1 593,80 281,50 NSK 877,00 +24,9 1735,0 691,00 Nichirei 923,00 –3,0 1031,0 656,00 Maruha Nichiro 2622,0 –2,8 2965,0 1642,0 Yamato 2478,0 –2,7 2897,0 2051,5 36,04 +20,0 28,56 +19,0 28,59 +7,8 43,40 –4,1 83,74 –2,3 81,36 –2,2 52WH 52WT 47,09 52,88 32,48 49,99 133,62 89,98 24,85 18,42 21,33 34,45 55,00 65,09 Weiteres Indizes 15.07. 15.07. Kurs +/–% American Airlines Seagate Tech CSX Corp. Fastenal Incyte Check Point AEX ATX Bovespa BSE Sensex Euro Stoxx 50 Hang Seng Merval Nikkei 225 RTX S&P 500 S&P/TSX Shanghai A SMI Stoxx 50 Topix Kurs +/–% 447,51 2219,1 55294,0 27836,5 2958,7 21656,1 15420,9 16497,9 1314,7 2159,3 14489,8 3196,7 8156,3 2868,2 1317,1 +3,2 +7,0 +4,1 +2,6 +4,3 +5,3 +5,0 +9,2 +3,9 +1,4 +1,6 +2,2 +1,5 +2,6 +8,9 52WH 52WT 506,05 2567,9 55630,1 28578,3 3714,3 25634,3 15754,1 20946,9 1334,3 2169,1 14738,3 4384,4 9537,9 3541,2 1702,8 378,53 1929,7 37046,1 22494,6 2672,7 18278,8 8659,6 14864,0 805,29 1810,1 11531,2 2760,9 7425,1 2557,0 1192,8 in den vergangenen 12 Monaten (%) Kurs +/–% 161,51 67,03 80,38 73,60 55,83 122,87 +/–absolut 3,147 0,19 -0,573 1,161 8,73 +0,098 +0,040 +0,021 +0,013 +0,020 I Euro in US-$ 1,1128 $ (+0,5%) Jahresbeginn +2,2% / 52 Wochen +1,1% I Euro in sfr 1,0899 sfr (+0,4%) P Euro in £ I Umlaufrendite -0,19 % (+0,070) JB –0,7 / 52W –0,9 in den vergangenen 4 Wochen (%) 0,8328 £ (–2,3%) Jahresbeginn +13,5% / 52 Wochen +18,2% HypoZins 10J. P 1,12 % (–0,030) JB –0,4 / 52W –0,7 schlechter besser als der DAX +20 Dax (+4,52% seit 4 Wochen, -12,76% seit 12 Monaten) +10 Siemens Heidelb.Cem. 0 schlechter als der DAX besser 15.07. Goldman S. DuPont Caterpillar Wal-Mart St. Verizon Johns.&Joh. Portugal Schweden Schweiz Spanien Südafrika Japan -0,234 +0,059 Rendite DEVISEN/ZINSEN/ROHSTOFFE Jahresbeginn +0,6% / 52 Wochen +4,4% Gewinner und Verlierer im DAX 15.07. Russland 8,44 +0,030 • Continental Lufthansa –10 –20 Dt. Post Vonovia Infineon Adidas (+87,87% seit 12 Monaten) SAP Fresenius Beiersdorf Henkel Merck Fres. M.C.St. BASF Dt. Telekom ThyssenKrupp Dt. Börse ProS.Sat.1 Allianz Münch. Rück E.ON BMW RWE (+25,82% seit 4 Wochen) Linde –30 –50 –60 –5 Daimler VW –40 P Gold je Unze 1199,65 € (–3,0%) Jahresbeginn +22,8% / 52 Wochen +14,3% I Öl Brent, Barrel 47,49 $ (+2,3%) Jahresbeginn +26,3% / 52 Wochen –17,2% Bayer Commerzbank (-9,17% seit 4 Wochen) Dt. Bank –3 –1 +1 +3 +5 +7 +9 +11 +13 Börsenwert (Schlusskurs der vergangenen Woche multipliziert mit der Anzahl der Aktien) Quelle: vwd/Deutsche Börse Das Vier-Felder-Diagramm illustriert die Performance der 30 im DAX vertretenen Titel in zwei verschiedenen Zeiträumen. Die vertikale Achse zeigt die Veränderung in den vergangenen 12 Monaten, die horizontale Achse die Veränderung des vergangenen Monats. Die Aktien mit der relativ gesehen besten Performance befinden sich in dem Quadranten rechts oben, die Aktien mit der relativ gesehen schlechtesten Performance links unten. Die Grösse der Kreise, mit denen die Unternehmen dargestellt sind, richtet sich nach der Höhe der Marktkapitalisierung. © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung Erläuterung: Alle Kurse werden in Euro angegeben. Dax = Xetra-Handel. Wenn am Freitag bei einer Aktie kein Kurs festgestellt wurde bezieht sich die Angabe auf den letzten „Bezahlt“-Kurs. NA = Namensaktie, Vz. = Vorzugsaktie, St. = Stammaktie. KGV: Kurs/Gewinn-Verhältnis auf Basis der aktuellen Jahresgewinnprognosen. Alle Angaben ohne Gewähr. Quelle WELT am SONNTAG-2016-07-17-sil-24 f5123d7d0164873d70b500d7b5da4639 17. JULI 2016 WELT AM SONNTAG INVESTMENTFONDS 45 NR. 29 DAVIS FUNDS SICAV Global A Value Fund A www.aberdeen-asset.de Asia Pacific Equ T $ Asian Bond T $ Asian Small Comp T $ Emerg Mkts Equ T $ EmerMkts Sm Comp T$ Euro Corp Bond T € Japanese Equity T ¥ Multi Asset Inc A € Sel Em Mkts Bond T $ Sel Eur HighYieldT € World Equity T $ World Gov Bond T $ 65,76 157,57 40,10 61,27 17,61 11,35 418,31 10,10 42,09 21,06 16,92 10,29 +3,93 +1,17 +3,26 +4,57 +3,25 +0,50 +7,21 +1,54 +1,59 +1,31 +2,98 -0,26 57,35 0,00 73,55 62,56 47,79 0,00 34,56 -1,54 0,00 0,00 47,34 0,00 0,00 0,00 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 www.allianzglobalinvestors.de Adifonds A Aktien Europa A Concentra A Europazins A Flexi Rentenf. A Fondak A Global Eq.Divid A Industria A Interglobal A Kapital Plus A Mobil-Fonds A Nebw. Deutschl.A Rentenfonds A Rohstofffonds A Strategief.Stab.A2 Thesaurus AT Verm. Deutschl. A Wachstum Eurol A Wachstum Europa A € € € € € € € € € € € € € € € € € € € 108,47 103,30 88,07 83,88 104,01 99,06 59,51 57,78 93,29 90,14 152,18 144,93 105,40 100,38 109,15 103,95 247,04 235,28 65,12 63,22 52,19 51,17 261,42 248,97 92,05 89,80 55,60 52,95 56,09 54,46 827,15 787,76 159,85 152,24 101,36 96,53 112,78 107,41 +4,44 +3,88 +4,39 +0,35 +0,94 +4,70 +4,18 +3,64 +2,92 +0,93 -0,12 +4,86 -0,16 +7,40 +0,39 +4,43 +5,43 +3,54 +2,94 16,44 3,46 50,76 0,00 7,87 44,34 -22,97 7,55 5,63 19,22 -0,01 76,00 0,00 16,80 1,73 56,71 47,39 26,25 47,20 14,04 1,13 48,78 0,00 7,32 42,40 -25,79 3,97 4,53 18,78 -0,01 74,64 0,00 16,74 1,73 54,80 45,10 25,11 45,74 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 +4,79 +2,80 +0,43 +1,52 +2,36 +0,01 -0,17 +4,17 +3,31 +0,02 +0,24 -0,04 +3,00 +2,42 +2,35 10,36 22,84 -0,17 -0,89 0,30 0,00 0,03 41,40 39,94 0,00 0,02 19,71 6,77 6,69 16,45 7,52 21,49 -0,16 -1,40 0,22 0,00 0,03 39,46 36,25 0,00 0,02 18,83 7,19 5,87 15,64 3,0 4,2 0,0 0,0 0,0 10,7 0,0 0,0 48,4 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 57,22 +1,02 0,00 0,00 0,0 45,04 102,72 52,96 46,15 47,04 45,98 77,51 ±0,00 +5,19 +0,76 ±0,00 +0,21 +4,91 +2,65 0,0 0,0 0,0 0,0 Allianz Global Investors GmbH Luxembourg Branch Best Sty Eur Eq AT Best Sty US Eq AT Dyn Mu Ass Str15 A Dyn Mu Ass Str50 A Dyn Mu Ass Str75 I Enh ShTerm Euro AT Euro Bond A Europe SmCap Eq A European Eq Div AT Fl Rate NoPl-VZi A Flex Bond Strat A Glb Agricult Tr. A Glb SmCap Eq AT Income & Gro A USD Income Gr A-H2-EUR € € € € € € € € € € € € $ $ € 118,16 112,53 164,24 156,42 107,91 104,77 120,54 115,90 1147,69 1147,69 108,48 108,48 12,38 12,02 181,14 172,51 253,13 241,08 99,27 99,27 103,87 101,34 170,16 162,06 11,18 10,65 10,57 10,16 115,80 111,35 Allianz Global Investors Ireland Emerging Mrkt Bd A € 58,94 Alte Leipziger Trust €uro Short Term Aktien Deutschland AL Trust €uro Relax Trust €uro Cash Trust €uro Renten Trust Akt Europa Trust Glbl Invest € 45,49 € 107,86 € 54,55 € 46,15 € 48,45 € 48,28 € 81,39 0,00 0,00 0,0 13,16 10,97 0,0 6,93 6,48 0,0 0,00 0,00 0,0 0,00 0,00 0,0 -47,73 -50,57 0,0 -16,02 -16,18 0,0 www.ampega.de Alpha select AMI € 25,17 Amp AmerikaPl Aktf € 143,76 Amp Balanced 3 It € 194,77 Amp Balanced 3 Pt € 50,56 Amp CrossoverPl. I € 107,97 Amp CrossoverPl. P € 110,34 Amp DivPlus Akt I € 1199,94 Amp DivPlus Akt P € 125,54 Amp Euro Star 50 € 42,34 Amp EuroAktVC10P € 105,93 Amp EuroZonePl Akt € 103,87 Amp GenderPlus Akt € 88,30 Amp Global Aktien € 11,52 Amp Global Renten € 19,00 Amp ISP Dynamik € 116,75 Amp ISP Komfort € 108,78 Amp ISP Sprint € 131,61 Amp Pf Mu ETF St € 24,81 Amp Real Estate Pl € 108,54 Amp Rendite Renten € 22,23 Amp Reserve Renten € 51,60 Amp Responsibility € 101,13 Amp Substanz Pt € 110,78 Amp UnternAnl.fds € 26,06 ComfortInvest C € 55,95 ComfortInvest P € 65,69 ComfortInvest S € 59,72 CQUAD AsQuSt AMI It€ 112,97 CQUAD AsQuSt AMI Pt€ 116,59 CQUAD Strat Eur P1 € 57,64 CQUAD. Strategie € 57,69 CQUAD.ArtsTRGI AMI € 109,88 CQUAD.Flex Ass AMI € 38,03 CT Welt Pf AMI CT € 47,05 CT Welt Pf AMI PT € 130,33 CT Welt Pf GGa AMI € 114,48 FVV Select AMI € 65,92 GFS Strat IV AMI € 141,56 Glob.ETF Aktien Pa € 14,11 GMAX Welt AMI € 107,73 H&S FM Global 100 € 115,85 Kapit.Tot.Re.AMI P € 106,32 Kapitalauf.+ AMI P € 86,65 Lacore AA.AMI It € 998,17 Landert Stiftf.AMI € 53,19 Max Otte Verm AMI € 107,08 Mayerhofer Str. AM € 133,83 M-Leaders Next Gen € 120,54 MultiManager 3 € 79,18 NV Strat Stift AMI € 106,74 NV Strat.Q.Pl. AMI € 51,03 Postall AM FOR4 Ia € 998,41 S Mu-Man Exclusiv € 52,32 terrAss Akt I AMI € 25,63 terrAss Rent I AMI € 98,09 Tres BaRet AMI Aa € 104,77 Tres BaRet AMI Ba € 107,18 Tres Core Hold US € 104,76 Tres Div&Gr AMI Aa € 113,54 Tres Div&Gr AMI Ba € 118,31 Tres InFlex AMI Aa € 105,00 Tres LowBe AMI Aa € 110,25 Val. Intell.Fd AMI € 166,77 Val. Intellig Pa € 104,80 Val-HoldMittst AMI € 100,44 Zan.Eu.Cor.B.AMI I €* 117,78 Zan.Eu.Cor.B.AMI P €* 119,85 Zan.Gl.Cred AMI Ia €* 108,07 Zan.Gl.Cred AMI Pa €* 109,95 Zantke Eu.HY AMI Ia €* 123,39 Zantke Eu.HY AMI Pa €* 125,51 23,97 136,91 194,77 49,09 107,97 107,13 1199,94 119,56 42,34 102,84 98,92 84,90 11,02 18,31 112,26 105,61 125,34 24,09 103,37 21,58 51,09 96,31 106,52 25,30 53,29 62,56 57,98 112,97 111,04 54,51 54,55 104,65 36,31 44,81 124,12 109,03 62,78 134,82 13,70 104,59 110,33 103,22 84,13 998,17 53,19 102,96 129,93 114,80 76,13 103,63 48,60 998,41 49,83 24,53 97,60 104,77 104,06 104,76 113,54 112,68 105,00 110,25 166,77 101,75 95,66 117,78 117,50 108,07 107,79 123,39 123,05 +2,83 +2,07 +1,24 +1,24 +1,29 +1,28 +4,40 +4,39 +6,46 -0,66 +3,10 +5,15 +2,70 -0,54 +0,90 +0,29 +1,67 +2,03 +1,15 +0,61 +0,12 +2,56 +1,01 +0,80 +2,80 +2,68 -0,36 +2,05 +2,04 +2,62 +2,61 +0,90 +0,03 +2,61 +2,59 +2,58 -0,08 +2,38 +3,40 +0,38 +1,67 +0,92 +1,84 +0,44 +1,62 +4,26 +2,12 +2,24 +3,68 +0,93 -0,04 -1,17 -1,17 +4,78 +0,06 +1,30 +1,27 +1,53 +5,32 +5,31 +0,47 +3,25 +2,63 +2,62 +1,09 +0,94 +0,94 +0,72 +0,70 +1,28 +1,27 55,55 53,03 60,82 64,31 47,05 51,09 54,54 +2,79 +2,28 +1,42 +0,78 +0,32 -0,02 +0,83 Em.Markets Bd I $ 254,78 254,78 Em.Mkts L.Cur.Bd I € 159,84 159,84 Glb HighYield I $ 206,59 206,59 Multi-Strat.Ta.Ret €* 107,53 107,53 Sh Durat G.H. Yiel $ 121,03 121,03 +0,76 +0,83 +1,32 +0,53 +0,70 24,63 26,66 26,90 3,41 0,00 0,00 17,41 16,84 21,24 11,26 -1,29 -18,75 -78,08 0,00 9,76 4,89 9,37 24,34 4,39 0,00 0,00 -1,19 11,12 0,00 40,95 20,40 11,36 8,63 7,56 11,92 28,47 99,51 -18,06 38,72 17,27 -117,73 14,10 10,80 20,73 -0,02 25,75 -27,19 -140,28 -4,81 2,08 0,36 10,18 22,17 29,90 -3,22 -84,30 3,09 3,09 0,12 0,00 -0,10 -0,28 5,24 11,58 10,82 -0,01 11,18 35,17 -0,12 -3,32 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 23,03 26,21 26,42 3,15 0,00 0,00 14,47 14,04 21,19 8,56 -2,89 -21,23 -79,64 0,00 8,54 4,57 8,94 26,80 3,69 0,00 0,00 -1,09 10,46 0,00 39,22 18,95 10,87 8,11 7,23 15,15 29,41 100,08 -17,97 35,76 26,08 -114,46 13,46 9,98 37,16 -0,37 24,83 -26,03 -141,52 -4,90 1,41 0,46 9,01 23,02 33,53 -3,44 -83,15 2,99 2,99 -1,45 0,00 -0,83 -0,97 5,25 8,06 7,58 -0,01 8,59 34,71 -0,55 -3,79 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 €* 57,22 €* 55,15 €* 62,64 €* 65,60 €* 47,99 €* 51,09 €* 56,72 Bd abs Return V350 €* Bd L1 Multi As. In €* Bd World Plus €* Bond Asia ex-Japan $* Eq.Best Sel.Euro €* Eq.Japan €* Eq.Russia €* Eq.USA Mid Cap $* EU Conv Bd I Cap. €* Quant Eq Eur Guru C €* 106,92 106,92 94,44 1698,15 1698,15 163,74 428,34 428,34 38,98 97,37 97,37 194,52 194,52 176,69 158,68 PB Balanced € 59,78 PB Europa €* 42,60 PB Eurorent € 59,82 PB Megatrend € 77,06 PB Triselect € 45,64 Strategie Welt Sec € 21,34 Strategie Welt Sel € 20,75 56,93 40,57 58,08 73,39 43,47 20,32 19,76 -0,38 -0,22 -0,01 Deka Immob Europa € 48,22 Deka Immob Global € 57,87 hausInvest € 43,21 0,0 0,0 1,9 -0,03 -0,02 313,1 -0,01 0,00 10,14 8,08 0,2 39,03 1,9 -23,79 -25,14 1,9 50,68 51,18 0,1 1,96 1,96 44,0 6,96 +0,83 23,59 22,62 +3,84 -46,87 -49,39 +0,45 0,00 0,00 +2,44 58,80 58,20 +2,35 3,97 3,03 +2,32 -13,61 -14,16 +1,44 13,21 12,70 C&P Funds (Creutz & Partners) C&P ClassiX C&P QuantiX €* €* 47,11 91,67 47,11 91,67 +3,11 +2,52 -8,42 49,49 -7,94 45,87 3,7 3,7 Craton Capital Global Resources Precious Metal $* 82,40 82,40 $* 140,90 140,90 CSAM Immobilien KAG CS EUROREAL €* 23,78 CS Euroreal A CHF CH* 35,99 CS Property Dyn €* 71,17 46,02 42,85 0,0 0,0 +1,31 5,85 4,76 +2,59 15,93 12,85 +3,94 -41,46 -43,75 +3,92 30,37 28,20 +3,22 7,11 5,44 +1,30 1,13 0,44 +0,18 0,00 0,00 0,0 +0,81 -5,89 -6,41 +3,06 24,79 24,68 +0,35 5,81 5,80 +0,86 10,69 10,68 +1,51 14,83 14,82 +1,98 22,30 22,20 +2,55 17,78 17,71 +1,13 -0,08 -0,61 +1,89 -0,12 -1,36 +2,78 5,37 3,37 +0,93 -10,53 -11,03 +2,20 -3,78 -5,75 +3,01 2,33 0,54 -0,01 0,00 0,00 +1,17 0,00 0,00 +0,06 -0,11 -0,11 +3,43 23,05 19,82 +0,22 2,51 2,46 +0,28 4,00 4,02 +0,72 7,89 7,36 +0,51 0,00 0,00 +0,51 0,00 0,00 +1,28 0,00 0,00 +0,70 5,85 5,45 +0,71 5,80 5,44 +3,15 0,00 0,00 +0,63 2,02 1,56 +0,64 3,55 3,12 -0,48 0,00 +4,88 33,89 31,89 +4,86 49,37 47,45 -0,13 0,00 0,00 -0,43 0,00 0,00 +0,17 17,87 17,41 +0,17 8,50 8,04 +3,01 28,60 27,07 +0,41 3,12 2,78 +2,02 -3,78 -3,92 +1,13 7,32 6,63 +0,06 6,02 5,95 -0,01 1,14 1,12 -0,30 0,00 0,00 -1,29 0,00 0,00 -1,30 0,00 0,00 +0,75 0,00 0,00 +0,44 9,77 8,67 +0,42 9,73 8,65 +1,95 47,77 45,66 +0,28 0,28 0,35 +0,77 14,29 13,18 +3,00 -1,68 -3,35 +2,99 52,09 50,55 +0,22 7,16 6,76 +1,10 21,35 20,49 +1,09 20,77 20,12 +2,48 40,50 38,35 +3,42 47,81 45,52 +0,25 0,25 0,25 +0,80 7,77 7,11 +1,32 14,15 12,82 +0,06 0,00 0,00 +2,01 30,34 29,13 +1,15 23,08 22,72 +2,89 -14,32 -15,88 +2,91 -14,16 -15,88 +0,73 0,00 0,00 +3,96 21,79 19,95 +3,93 25,59 21,89 +0,44 0,00 0,00 +0,43 0,00 0,00 +2,81 -11,51 -13,40 +0,21 0,00 0,00 +4,90 18,82 16,69 +0,83 0,00 0,00 +0,83 0,00 0,00 +3,34 24,40 23,07 +3,33 23,24 22,14 +1,16 -1,31 -2,08 +1,15 0,34 -0,41 1,7 +1,17 -0,98 -1,76 +4,97 -11,29 -14,24 +4,46 -23,70 -26,10 +4,94 -49,97 -52,31 +4,96 -52,52 -55,36 +0,10 0,00 0,00 +0,10 0,00 0,00 +4,85 8,34 6,78 +0,14 0,00 0,00 +1,04 44,06 41,77 +0,85 -0,78 -0,82 -0,01 -0,27 -0,29 +1,10 -0,47 -0,95 +1,10 -0,42 -0,95 +1,09 -0,50 -0,95 +3,10 -3,17 -4,69 +2,68 -38,49 -40,77 +1,73 -22,61 -24,47 +0,04 0,01 0,01 +0,03 0,01 0,01 +0,30 -0,07 -0,07 +0,31 -0,07 -0,07 +0,31 -0,07 -0,07 +0,38 0,00 0,00 +0,89 0,00 0,00 +0,98 0,00 0,00 +0,99 0,00 0,00 +0,89 0,00 0,00 -0,18 0,00 0,00 +0,39 -22,95 -23,30 +0,73 4,98 4,22 +3,20 -59,92 -60,69 +3,20 -67,50 -69,14 +2,32 2,00 -3,80 +4,47 3,27 1,59 +4,45 -2,05 -5,12 -0,02 3,44 3,55 +0,67 9,85 8,93 +1,91 27,01 24,87 +3,15 32,83 30,01 +3,47 11,25 8,38 +3,46 10,06 7,28 +3,44 8,83 7,57 +3,47 8,29 7,24 +2,63 51,53 48,99 +1,90 33,58 32,37 +0,08 8,67 8,35 +0,97 32,86 31,70 Deka International (Lux) 7,39 4,74 27,63 26,54 16,95 16,17 12,66 12,15 0,01 0,01 -0,00 0,00 -13,49 -13,24 -0,04 -0,03 +2,75 +2,34 Tel.: 069 / 7147-652 www.deka.de +7,46 -217,36 -230,61 +2,06 -152,18 -168,51 0,0 -0,10 +0,89 -1,30 +0,12 +3,25 -0,86 +3,94 +4,51 +1,24 +0,23 29,15 40,73 Alstertor Portfolio Fle €13172,09 12665,47 Alstertor Portfolio Kap€12983,68 12365,41 AriDeka CF € 63,88 60,69 ARIDEKA TF € 161,58 161,58 BasisStrat Aktien € 112,33 108,27 BasisStrat Flex CF € 106,19 102,35 BasisStrat Re.TF A € 99,87 99,87 BerolinaRent Deka € 41,36 39,91 BR Aktien 100 € 64,20 62,03 BR Aktien 20 € 62,76 60,64 BR Aktien 35 € 64,47 62,29 BR Aktien 55 € 66,27 64,03 BR Aktien 75 € 68,19 65,88 BR Aktien 85 € 64,42 62,24 BW Portfolio 20 € 46,49 45,58 BW Portfolio 40 € 48,30 47,35 BW Portfolio 75 € 47,48 46,55 BW Zielfonds 2020 € 38,72 37,96 BW Zielfonds 2025 € 41,27 40,46 BW Zielfonds 2030 € 43,93 43,07 CorpBnd GlobHdgEUR€ 110,70 107,48 DeepDiscount 2y € 128,24 126,97 Deka-BasAnl Def € 99,58 99,58 Deka-BasisAnl A100 € 151,35 144,14 Deka-BasisAnl A20 € 108,61 106,48 Deka-BasisAnl A40 € 114,32 110,99 Deka-BasisAnl A60 € 122,34 117,63 Deka-Co.Bd.NFin. CF € 130,73 126,92 Deka-Co.Bd.NFin. S € 131,23 127,41 Deka-DDiscount2y III € 132,36 131,05 Deka-Deut.Bal. CF € 111,90 108,64 Deka-Deut.Bal. TF € 108,40 108,40 Deka-DisStrat5y II € 169,12 167,45 Deka-Eurol.Bal. CF € 57,80 56,12 Deka-Eurol.Bal. TF € 112,48 112,48 Deka-EuroRent3y CF €* 105,98 104,93 DekaFonds CF € 95,26 90,50 DekaFonds TF € 227,65 227,65 Deka-Inst.Ren.Eu. € 71,85 70,44 Deka-Inst.Ren.Euld. € 62,02 60,80 Deka-KomEuBal.I(A) € 67,29 65,65 DekaKomEuBalCF(T € 115,96 113,13 Deka-MegaTrends CF € 64,36 62,03 Deka-PB Defensiv € 116,37 114,09 Deka-PB Man.Mandat€ 105,99 102,90 Deka-PB Multimana. € 113,48 110,17 Deka-PB Wert 4y € 110,52 107,82 Deka-PB Wertkonzept€ 104,69 102,64 Deka-RentenReal € 40,41 39,23 DekaRent-Intern. CF € 21,34 20,72 DekaRent-intern.TF € 131,27 131,27 DekaRSHY2/2018CF € 105,61 104,05 Deka-Sachwer. CF € 103,41 100,40 Deka-Sachwer. TF € 99,30 99,30 Deka-Schweiz € 356,91 345,68 DekaSe:Konservativ € 97,96 96,99 DekaSel:Nachhaltig € 111,37 107,34 DekaSpezial CF € 317,26 301,41 DekaSpezial TF € 228,64 228,64 Deka-Stift. Bal. € 59,59 58,42 Deka-Strat.Inv. CF € 114,16 110,03 Deka-Strat.Inv. TF € 109,29 109,29 DekaStruk.5Chance € 146,54 143,67 DekaStruk.5Chance+ € 206,21 202,17 DekaStruk.5Ertrag € 105,00 102,94 DekaStruk.5Ertrag+ € 107,27 105,17 DekaStruk.5Wachst. € 113,71 111,48 DekaTresor € 89,28 87,10 Div.Strateg.CF A € 157,90 152,19 DividendenDiscount € 127,17 122,57 DivStrategieEur CF € 90,00 86,75 DivStrategieEur S € 89,05 86,88 D-RentSp EM 3/2021 € 104,29 102,75 Euro Potential CF € 116,05 111,86 Euro Potential TF € 103,95 103,95 EuropaBond CF € 123,82 120,21 EuropaBond TF € 44,05 44,05 EuropaSelect CF € 58,82 56,69 Frankf.Sparinrent € 54,08 52,50 Frankf.Sparinvest € 118,47 112,83 Gl Rent HInc CF € 102,17 99,19 Gl Rent HInc TF € 98,45 98,45 GlobalChampions CF € 149,06 143,67 GlobalChampions TF € 134,75 134,75 Hamb.Stiftung.P € 99,77 95,93 Hamb.Stiftung.T € 112,04 107,73 Hamburger Sti.UI I € 988,00 968,63 Köln-Aktie. Deka I € 91,95 89,71 Köln-Aktien Global € 33,48 33,48 Köln-Aktienf.o.A. € 36,94 36,94 Köln-Aktienfonds € 45,85 43,56 Köln-Rentenf. o.A. € 30,99 30,99 Köln-Rentenfonds € 30,99 29,90 LBBW Exportstrat. € 67,40 64,70 LBBW-Rentenf.Euro € 42,78 41,53 Mainfr. Strategiekonz. € 153,77 153,77 Mainfr. Wertkonz. ausg.€ 100,47 100,47 Mainfr. Wertkonz. kons.€ 97,79 97,79 Multi Asset In I A € 103,52 100,50 Multi Asset In S A € 103,65 100,63 Multi Asset In.CFA € 103,41 100,40 Naspa-Aktienfonds € 59,28 56,91 Naspa-Europafonds € 45,19 45,19 Naspa-Fonds € 46,86 45,22 RenditDeka € 24,86 24,14 RenditDeka TF € 31,26 31,26 RentenStratGl TF € 99,75 99,75 RentenStratGlob CF € 102,85 99,85 RentenStratGlob PB € 101,86 99,86 RentSpeEM3/2019 CF € 105,32 103,76 RentSpezHInc9/20CF € 102,13 100,62 RentSpHI 6/2020 CF € 102,30 100,79 RentSpHI 6/2020 SA € 102,32 100,81 ReSpHY6/2019CF € 110,69 109,05 S-BayRent-Deka € 57,53 55,51 Sigma + Konservativ € 44,40 43,32 Sigma Plus Balanced € 45,46 44,35 Technologie CF € 25,12 24,21 Technologie TF € 20,29 20,29 TeleMedien TF € 74,20 74,20 UmweltInvest CF € 109,43 105,47 UmweltInvest TF € 98,57 98,57 Zielfds 2015-2019 € 45,90 45,90 Zielfds 2020-2024 € 46,48 46,48 Zielfds 2025-2029 € 58,00 56,04 Zielfds 2030-2034 € 66,74 64,48 Zielfds 2035-2039 € 49,37 47,70 Zielfds 2040-2044 € 48,85 47,20 Zielfds 2045-2049 € 48,85 47,20 Zielfds 2050-2054 € 47,86 46,24 Zukunftsplan I € 230,04 223,34 Zukunftsplan II € 192,41 186,81 Zukunftsplan IV € 131,12 127,30 ZukunftsplanIII € 201,30 195,44 BasisStr.Renten CF € 108,79 BasisStr.Renten TF € 1352,58 BasisStrat Re.TF A € 99,87 Berol.Ca.Chance € 51,84 Berol.Ca.Premium € 56,82 Berol.Ca.Sicherh. € 44,22 Berol.Ca.Wachst. € 41,92 Commodities I (A) € 50,71 Commodities I (T) € 54,47 Commodities TF (A) € 44,51 Corp.Bd. Euro CF € 57,25 Corp.Bd. Euro TF € 55,11 Corp.Bd.HY Euro CF € 41,73 Deka-Commod CF(A) € 48,78 Deka-Conv.Akt CF € 131,23 Deka-Conv.Akt. TF € 117,80 Deka-Conv.Rent CF € 53,12 Deka-Conv.Rent. TF € 50,78 DekaDeNebenwerte € 156,68 DEKA-E.AKT.SPEZ.CF € 102,88 Deka-EM Bond CF € 107,77 Deka-EM Bond TF € 102,87 Deka-Eu.Stocks CF € 34,50 Deka-Eu.Stocks TF € 30,91 DekaEuAktSpezCF(A) € 154,67 Deka-EuropaVal.CF € 45,29 Deka-EuropaVal.TF € 43,09 Deka-Gl.Conv.Re.TF € 40,39 Deka-GlbConRent CF € 42,10 DekaGlobAktLRCF(A) € 167,25 Deka-InLiqGarCF(A) € 4709,14 Deka-InLiqGarCF(T) € 5798,53 Deka-InLiqGarTF(A) €4663,03 Deka-InLiqGarTF(T) € 5617,01 DekaInstLiqGarE(A) € 995,37 Deka-LiquiPlan 2CF € 1011,39 Deka-LiquiPlan 2TF € 1002,16 Deka-LiquPlan CF € 973,22 Deka-LiquPlan TF € 970,11 Deka-LiquPlanPB € 975,09 DekaLux-BioTech CF € 377,31 DekaLux-BioTech TF € 343,31 DekaLux-Bond EUR € 75,52 DekaLux-Deut.TF € 103,46 DekaLux-Europa TF € 55,66 DekaLux-Geldm:USD $ 96,03 DekaLux-Japan CF € 638,20 DekaLux-MidCapTF A € 66,35 DekaLuxT-Akt Asien € 569,83 DekaLuxT-EmMkts € 109,47 DekaLuxT-GlbSel CF € 160,48 DekaLuxT-GlbSel TF € 151,51 DekaLux-USA TF € 94,65 Deka-NachhAkt CF € 153,91 Deka-NachhBal CF € 115,84 Deka-NachhRent CF € 129,65 Deka-PB Werterh.2y € 119,26 Deka-Rent 3-7 CF A € 1561,03 Deka-Rent 3-7 CF B € 65,17 Deka-RentEu1-3CF A € 1113,77 Deka-USA Akti. S I € 137,43 Deka-USA Akti.S CF € 136,93 Disc.Strategie 5y € 99,52 GlbOpportPlus CF A € 57,66 GlConvAfrica CF € 101,76 GlConvAfrica TF € 97,42 GlobalOpp Pl I € 57,43 GlobalResources CF € 67,15 GlobalResources TF € 63,51 InstLiqGarTF-E(A) € 991,81 Wandelanleihen CF € 66,45 Wandelanleihen TF € 61,78 apoAsset apo Euro. Equities apo Forte INKA apo Mezzo INKA apo Piano INKA apo Rendite Plus apo VarioZins Plus apo Vivace INKA $* 30,93 $* 43,21 106,66 +0,18 0,00 0,00 0,0 1352,58 +0,18 0,00 0,00 451,6 99,87 +0,18 0,00 0,00 0,0 50,33 +2,23 34,57 33,26 0,0 54,90 +3,96 44,04 41,86 0,0 43,14 +0,35 11,66 11,31 0,0 40,80 +0,62 20,08 19,39 0,0 48,88 +4,29 -0,01 -0,01 0,0 52,50 +4,29 -0,01 -0,01 6,8 44,51 +4,26 -0,01 -0,01 0,0 55,58 +0,69 0,00 0,00 0,0 55,11 +0,69 0,00 0,00 0,0 40,51 +1,53 0,00 0,00 0,0 47,02 +4,26 -0,01 -0,01 0,0 126,49 +5,38 37,39 35,69 0,3 117,80 +5,39 39,90 38,75 0,5 51,20 +0,53 0,00 0,00 0,3 50,78 +0,55 0,00 0,00 0,3 151,02 +4,50 31,63 28,81 0,0 99,16 +3,19 -1,28 -3,35 1,0 103,87 +0,98 0,00 0,00 0,0 102,87 +0,98 0,00 0,00 0,0 33,25 +4,79 14,99 9,51 0,0 30,91 +4,82 10,80 5,54 0,0 149,08 +3,34 19,76 17,98 2,2 43,65 +3,85 38,26 35,68 0,0 43,09 +3,83 28,88 26,43 0,0 40,39 +1,64 0,00 0,00 0,0 40,58 +1,63 0,00 0,00 0,0 161,20 +0,90 37,96 36,17 0,0 4685,71 ±0,00 0,00 0,00 0,0 5769,68 ±0,00 0,00 0,00 1171 4663,03 ±0,00 0,00 0,00 0,0 5617,01 ±0,00 0,00 0,00 1024 990,42 ±0,00 0,00 0,00 0,0 1006,36 ±0,00 -5,69 -5,69 0,0 1002,16 ±0,00 0,05 0,05 0,0 968,38 ±0,00 0,00 0,00 0,0 970,11 ±0,00 0,00 0,00 0,0 975,09 ±0,00 0,00 0,00 0,0 363,67 -0,05 66,10 64,86 0,2 343,31 -0,05 65,81 64,60 0,0 73,32 +0,25 0,01 0,01 0,0 103,46 +4,94 39,16 37,06 0,1 55,66 +3,77 9,33 5,12 0,0 96,03 +0,02 0,02 0,02 0,0 606,31 +3,11 29,06 27,91 1,1 66,35 +3,43 70,82 65,66 0,0 541,35 +4,05 54,24 52,61 0,0 104,00 +5,54 8,86 4,68 0,0 154,68 +3,62 29,37 27,64 0,0 151,51 +3,62 32,62 31,00 2,0 94,65 +2,40 53,41 50,97 0,1 148,35 +3,72 32,33 30,39 0,0 112,47 +0,56 11,56 10,88 0,0 126,49 +0,91 0,00 0,00 0,0 116,35 +0,01 7,99 7,91 4,3 1515,56 +0,14 0,00 0,00 655,0 63,27 +0,13 0,00 0,00 0,0 1086,60 +0,03 0,00 0,00 549,5 134,08 +1,02 21,83 21,46 0,2 131,98 +1,01 20,78 21,30 0,0 95,92 +2,53 0,00 0,00 0,0 55,58 +1,74 -0,15 -0,15 0,0 98,08 +4,51 4,40 2,96 0,0 97,42 +4,51 5,55 4,37 0,4 56,03 +1,76 -0,10 -0,10 0,0 64,72 +5,13 -38,38 -40,29 0,2 63,51 +5,15 -80,67 -81,93 0,1 991,81 ±0,00 0,00 0,00 0,0 64,51 +1,90 -1,01 -1,06 0,0 61,78 +1,90 -1,08 -1,10 0,0 Deka Immobilien Investment 23,78 35,99 71,17 -2,36 -1,73 0,00 0,0 45,81 54,98 41,15 -0,02 +0,04 +0,05 3,44 10,39 2,10 3,29 10,39 2,27 Tel.: 069 - 91 01 23 71 Fax: 069 - 91 01 90 90 www.dws.de [email protected] ARERO - Der Weltfo € 172,62 172,62 ArgentosSauren Dyn € 135,97 129,49 Astra-Fonds € 241,36 229,87 Basler-Aktienf DWS € 60,06 57,35 Bethmann Nachhalt. € 137,45 137,45 DB Glbl Equity Inc € 126,50 126,50 DB Z&D O € 108,97 105,79 Deu Q Eq LV Eur LC € 120,95 115,19 Deut.Inv.As.SM LC € 215,26 204,50 Deut.Inv.China Bds € 116,70 113,20 Deut.Inv.EMC LC $ 145,40 141,04 Deut.Inv.Gl.B.LDHP € 101,41 98,37 Deut.Inv.I Conver. € 168,61 163,55 Deut.Inv.I EMS LC € 106,30 100,99 Deut.Inv.I EMT DLC € 109,23 103,77 Deut.Inv.I EU B Sh € 151,80 147,25 Deut.Inv.I EU CO B € 160,61 155,79 Deut.Inv.I Top Div € 202,67 192,54 Deut.Inv.I Top Eu. € 172,30 163,69 Deut.Inv.IGer.EqLC € 161,12 153,07 Deut.Inv.IGlbl ALc € 133,89 127,20 Deut.Inv.IGlblEqLC € 201,66 191,58 Deut.Inv.IH.YLD C. € 141,83 137,58 Deut.Inv.II As.T.Di € 137,40 130,53 Deut.Inv.II ChinaH € 128,84 124,98 Deut.Inv.II EuT.Di € 152,75 145,11 Deut.Inv.II UST.Di € 187,86 178,47 Deut.Inv.N.Ja G LC € 47,91 46,06 DI II GConStr LC €* 108,51 103,08 Dt Float R.Nts LC € 84,79 83,94 DWS Akkumula € 948,29 903,13 DWS Akt.Strat.D € 318,36 DWS ALPHA Rent.Gl. € 121,67 119,28 DWS Co.Kaldemorgen€ 140,82 133,78 DWS Conc ARTS Bal € 199,84 192,15 DWS Conc ARTS Con € 216,04 209,75 DWS Conc ARTS Dyn € 164,93 157,08 DWS Cov Bond Fd LD € 57,26 55,86 DWS Deutschland € 188,55 179,57 DWS Eurol Strat R € 35,46 34,59 DWS Europ. Opp € 272,27 259,30 DWS Eurorenta € 60,40 58,64 DWS Eurovesta € 114,94 109,47 DWS Glbl Growth € 102,63 97,74 DWS Glbl Value LD € 240,06 228,63 DWS Hybrid Bond LD € 40,05 38,88 DWS Inst. Money+ €14189,27 14048,78 DWS Inv.Gl Grow LC € 149,12 141,66 DWS Investa € 155,12 147,73 DWS Multi Oppor FC € 244,84 244,84 +2,62 +2,56 +3,39 +4,75 +1,89 +1,05 +0,42 +2,15 +2,78 +0,47 +1,11 +0,20 +1,21 +1,01 +3,34 +0,05 +0,58 +0,57 +3,66 +4,75 +4,57 +4,34 +1,52 +3,32 +0,62 +2,40 +1,32 +7,22 -0,02 +0,04 +2,90 +4,39 +0,71 +2,00 +0,77 +0,72 +0,61 -0,04 +5,44 +0,41 +4,44 +0,43 +3,65 +2,75 +2,46 +1,62 ±0,00 +2,22 +4,71 +1,15 0,00 16,45 35,88 32,04 22,72 29,09 8,46 13,44 52,46 0,00 -0,95 0,01 3,53 -2,11 0,42 0,00 0,01 41,08 56,32 25,07 9,81 48,19 -0,22 18,68 -0,02 26,25 42,23 -77,78 0,43 0,08 32,30 53,49 10,31 17,03 30,84 15,25 30,64 0,02 35,21 -0,01 37,81 0,07 -6,38 45,41 57,12 4,83 0,00 29,81 23,87 19,08 0,00 15,29 34,08 29,67 21,40 27,03 7,50 11,42 50,19 0,00 -0,95 0,01 3,53 -2,50 -0,82 0,00 0,01 39,35 54,03 22,11 4,96 46,65 -0,22 16,94 -0,02 23,83 40,92 -78,46 -1,10 0,08 30,94 51,93 10,31 16,17 31,15 15,25 31,86 0,02 33,28 -0,01 35,83 0,07 -8,40 44,54 56,03 4,83 0,00 29,13 22,01 18,60 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 1,1 0,0 0,0 8,5 10,3 14,9 5,5 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 9,8 0,0 2241 0,0 0,0 FT EuroZins K € 116,49 115,34 FT FlexInvest Clas € 37,61 35,82 FT FlexInvest Pro € 47,16 44,91 FT Frankfurt-Effek € 195,03 185,74 FT GlobalDynamik € 54,27 51,69 FT GlobHighDiv € 81,01 77,15 FT InterSpezial € 39,07 37,21 FT UnternehmerWert € 72,79 69,32 GWP-Fonds FT € 121,80 117,12 KapitalPrivatPortf € 48,59 46,28 KlawInvest-Trading €* 31,77 30,26 Portf. Opportunity € 64,31 61,25 PTAMStratPortfDef € 52,92 50,40 R1 Value Portfolio € 61,61 58,68 Rendite Strategie+ € 1076,61 1045,25 Return Strategie+ € 1106,57 1074,34 S&H GlobaleMaerkte € 50,81 48,39 Sch&Ptnr Glob Def € 66,47 63,30 Schmitz&PtnrGloOff € 53,90 51,33 Substanz-Fonds € 951,02 923,32 Vermögens-Fonds € 668,36 648,89 WFPortf.Ausgewogen € 54,27 54,27 ±0,00 0,00 0,00 0,0 +0,56 -9,98 -10,01 0,0 -0,40 -23,59 -25,55 0,0 +5,32 12,12 9,75 0,0 +2,03 -50,25 -50,64 0,0 +0,85 38,37 35,98 0,0 +1,95 23,19 21,98 0,0 +3,43 26,11 25,07 0,0 +1,07 30,07 28,59 0,0 +3,37 -0,31 -1,29 0,0 +1,10 -19,38 -19,85 0,0 +2,89 -43,28 -43,40 0,0 +0,70 -0,57 -0,58 0,0 +3,07 30,30 29,49 0,0 +0,55 -0,00 -0,00 +2,00 17,68 17,50 +2,83 69,55 69,07 0,0 +0,80 15,49 15,03 0,0 +2,95 23,08 23,48 0,0 +2,49 27,11 26,07 0,0 +1,99 10,54 9,67 0,0 +2,07 4,59 4,70 0,0 FRANKFURT-TRUST Lux. BHF Ausgewogen FT € BHF Flex. Alloc.FT € BHF Flex. Ind. FT € BHF Multi Asset FT € BHF Rendite P.FT € BHF Strategie P.FT € BHF Value Balan FT € BHF Value Lead FT € Delta Multi Strat. € FT AlpEurMktNeutr €* FT Em.Arabia (EUR) €* FT Em.Arabia (USD) $* FT Em.Cons.Dem. PA € FT Em.Cons.Dem. PT € FT Euro HighDiv. € FT EuroCorporates € Grand Cru € Grand Cru Swiss CH SMS Ars selecta € Valea Invest € 62,04 60,23 69,81 66,49 64,14 62,27 58,97 57,25 53,49 51,93 62,79 60,96 68,19 66,20 68,16 66,17 44,08 41,98 47,11 47,11 38,47 36,64 60,42 57,54 52,33 49,84 69,78 66,46 67,23 64,03 62,90 61,07 143,42 142,00 105,27 104,23 46,57 44,78 113,16 109,86 +2,07 6,47 5,47 0,0 +1,54 42,59 41,18 0,0 +1,50 12,61 11,12 0,0 +1,06 4,54 3,95 0,0 +0,68 -5,38 -5,62 0,0 +2,68 7,17 5,44 0,0 +2,14 17,50 16,64 0,0 +2,40 20,75 19,02 0,0 +2,09 -23,80 -21,66 +0,99 0,00 0,00 +1,41 -23,76 -25,93 0,0 +1,37 22,02 19,84 +3,75 -1,24 -2,50 +3,75 16,65 15,40 0,0 +2,99 27,44 24,59 0,0 +0,74 0,00 0,00 0,0 +3,93 37,77 37,31 0,0 +3,96 1,04 0,05 +1,91 6,35 6,22 0,0 +1,17 9,16 10,47 0,0 www.geninvest.de AktiMix Dyn.Pro.80 € 107,65 AktivMix Ertrag € 60,12 AktivMix Vario Sel € 59,46 FdStratAktienGlDyn €* 64,54 GaranT 1 DX €* 120,96 GaranT 2 DX €* 113,54 103,51 58,37 57,73 64,54 117,44 110,23 +1,22 +0,14 +0,43 +2,31 -0,02 -0,02 -0,07 -0,87 -0,91 -5,20 0,00 0,00 -1,01 -0,94 -1,23 3,70 1,7 0,0 0,0 Köln Str.Ertrag Köln Str.Wachstum KölnStr.Chance+ LBBW Bal. CR 20 LBBW Bal. CR 40 LBBW Bal. CR 75 Naspa Str.Chan.Pl. Naspa Str.Chance Naspa Str.Ertrag Naspa Str.Wachstum € € € € € € € € € € 47,27 46,08 42,30 43,42 46,52 52,20 86,82 48,61 48,96 46,65 46,34 45,18 41,47 42,57 45,61 51,18 85,12 47,66 48,00 45,74 +0,91 +1,44 +3,70 +1,14 +1,88 +2,79 +3,56 +2,41 +0,59 +1,22 2,72 2,01 0,0 11,59 10,21 0,0 43,39 41,45 0,0 13,36 11,49 0,0 22,39 21,61 0,0 36,72 34,80 0,0 38,52 35,39 0,0 36,89 35,21 0,0 3,06 2,88 0,0 18,60 17,98 0,0 +6,89 771,43 40,67 42,45 1,0 +4,77 -83,06-82,24 IPConcept (Luxembourg) S.A. Istanbul Equity Fu € 98,63 94,84 ME Fonds PERGAMONF € 810,00 0,2 ME Fonds Special V € 2411,12 2296,30 Multiadv-Esprit € 122,88 117,03 Multiadv-Priv. Inv € 268,30 255,52 +2,53 +2,18 +1,94 33,93 51,15 50,16 +3,28 +1,56 +2,58 21,11 20,95 0,7 36,80 34,41 42,4 82,98 82,36 7,3 35,63 13,9 51,65 1,0 51,69 1,6 Julius Meinl Investment Global Property Japan Trend Meinl India Growth € 19,90 € 48,10 € 175,50 18,90 45,70 167,10 LBB Invest Best-Inv. Bd.Sat. € Best-INVEST 100 € Best-INVEST 30 € Best-INVEST 50 € Deutschland Inv € EuroK-INVEST. € Europa-Invest € EuroRent-Invest € Go East Invest € Keppler Glbl.Value € Keppler-Em.Markets € LBB-PrivatDepot1 A € LBB-PrivatDepot1 B € LBB-PrivatDepot2 A € LBB-PrivatDepot2 B € LBB-PrivatDepot3 A € LBB-PrivatDepot3 B € LBB-PrivatDepot4 A € LBB-PrivatDepot4 B € Lingohr-Am.-Sys. € LINGOHR-ASIEN-SYS € LINGOHR-EUROPA-SYS LINGOHR-SYSTEMATIC Mars-5 MultiAsset € Multirent-Invest € Multizins-INVEST € PBP Chance € PBP Ertrag € StarCap-Corp Bond € TopPortfolio-Invest € WachstumGlobal-INV € Weltzins-INVEST € 47,49 46,11 +0,83 0,32 0,32 46,27 44,49 +2,56 39,53 42,89 50,04 48,58 +1,10 15,38 14,71 51,29 49,56 +1,54 23,10 23,92 95,32 90,78 +6,51 32,66 30,77 34,77 34,77 +0,06 0,00 0,00 60,17 57,30 +4,50 -25,20 -26,71 46,37 45,02 +0,63 0,00 0,00 67,28 64,08 +4,33 35,59 33,95 29,66 28,25 +3,18 -5,61 -6,23 34,59 32,94 +4,74 17,40 16,02 29,98 28,55 +0,32 -0,69 -0,50 28,67 28,67 +0,31 -0,57 -0,54 30,29 28,85 +0,91 3,06 2,79 29,01 29,01 +0,90 0,84 -0,64 31,37 29,88 +1,32 6,72 5,76 30,00 30,00 +1,32 2,88 -0,22 31,64 30,13 +1,96 10,73 8,31 30,19 30,19 +1,96 5,01 -0,03 126,68 120,65 +4,39 31,26 29,57 90,95 86,62 +4,53 27,67 26,68 € 67,27 64,07 +7,61 46,07 43,27 € 108,42 103,26 +5,77 35,84 33,75 49,42 48,45 +0,58 -3,46 -3,56 36,82 35,75 +0,79 0,00 0,00 34,33 33,33 +0,69 0,00 0,00 113,50 107,08 +0,79 39,34 37,43 53,26 51,21 +0,39 -0,52 -0,51 33,27 32,30 +0,31 0,00 0,00 45,44 43,28 +4,54 -8,61 -10,00 33,83 32,22 +4,27 -73,49 -75,04 28,42 27,59 +0,91 0,00 0,00 Monega Dän.Co.Bds € Monega Dän.Co.BdsR € Monega Ertrag € Monega Euro-Bond € Monega Euroland € Monega FairInv.Akt € Monega Germany € Monega Glob Bond I € Monega Glob Bond R € Monega Glob CorP R € Monega Innovation € Monega Mu Konzept € Monega Rohstoffe € Monega Zins ProAkt € OptiAnlage Ausg. T € Sentiment Ab.R.(I) € Sentiment Ab.R.(R) € Short Tra.SGB A € Short Tra.SGB Tnet € Sparda M.nh.Verm. € Sparda OptiAnAusEA € Sparda-MünchenVerm€ Top Dividend € VM Sterntaler € VM Sterntaler II € VM SterntalerEurol € WGZ Corporate M R € WGZ Mittelst.-Rent. € 103,82 103,82 51,02 51,02 61,51 59,43 57,14 55,48 38,16 36,87 47,40 45,14 69,03 66,70 112,25 112,25 57,39 55,45 53,21 51,41 58,14 56,17 49,93 48,95 37,48 36,04 40,15 38,98 54,71 53,64 99,07 99,07 50,38 49,15 48,57 48,09 51,72 51,72 50,92 50,17 52,72 51,69 54,07 53,27 53,89 51,32 141,62 136,17 110,64 106,38 110,08 105,85 104,27 102,73 101,91 101,91 -0,06 -0,06 -0,07 -0,23 +5,16 +4,18 +5,37 -0,83 -0,84 +0,02 +3,85 +0,87 +4,52 +0,10 +1,06 +0,60 +0,59 ±0,00 -0,02 +0,76 +1,04 ±0,00 +1,22 +2,38 +2,38 +2,99 +0,56 +0,56 0,00 0,00 0,00 0,00 -3,03 -3,39 0,0 -0,00 0,00 0,0 -18,26 -21,12 0,0 -11,43 -13,73 16,38 14,92 0,0 -0,00 0,00 -0,00 0,00 -0,00 0,00 38,60 35,58 0,0 -2,99 -3,27 -12,37 -12,20 -3,48 -3,51 0,0 1,68 1,98 -0,00 0,00 -0,00 0,00 -0,00 0,00 0,0 -0,00 0,00 4,22 3,79 2,95 2,93 -1,76 -1,00 2,70 2,79 27,16 26,62 6,18 5,20 6,72 5,49 0,00 0,00 -0,00 0,00 MPC Competence Amp Europa Meth LiLux Convert LiLux-Rent € 177,59 169,13 +7,60 €* 210,55 €* 196,10 210,55 196,10 +0,99 +0,73 -9,82 -12,40 2,04 0,91 60,3 79,4 Asia Pacific Asian Bonds Real Protect Real Protect R Real Return €* 120,40 €* 69,71 €* 101,32 €* 100,29 €* 590,30 114,67 67,68 99,33 98,32 578,73 +3,66 -1,83 -0,72 -0,73 -3,58 35,31 0,00 0,00 0,00 0,00 35,36 0,0 0,00 0,0 0,00 0,0 0,00 0,00 0,0 ÖkoVision Classic Klima ÖkoVision Gar.20 Water For Life C ÖkoTrust New Energy Fund Growing Mkts 2.0 € 154,30 € 52,23 € 116,52 € 144,88 € 122,34 €* 5,55 € 146,66 146,95 49,74 110,97 137,98 116,51 5,24 139,68 +3,30 +3,22 +0,03 +2,92 +2,26 +1,95 +3,13 80,59 79,57 0,2 4,89 4,21 0,0 -5,30 -5,30 3,3 37,31 36,43 0,0 14,85 14,12 0,1 0,18 0,0 36,99 36,50 0,0 Nomura Asset Mgmt. Deutschland Oppenheim Asset Management Services S.à.r.l. ,Luxembourg DWS Multi Oppor LD € 121,56 116,88 DWS Rend.Opt.4 S € 102,51 102,51 DWS Stiftungsf. € 49,35 47,91 DWS Top Asien € 141,39 135,95 DWS Top Dividen LD € 128,81 122,67 DWS Top Europe € 130,65 125,62 DWS Top World € 91,53 88,00 DWS TRC Deutschl. € 155,24 147,84 DWS TRC Glbl Growt € 116,38 110,84 DWS TRC TOP DIVIDE€ 125,66 119,67 DWS US Dollar Res $ 185,09 185,09 DWS Vermbf.I LD € 138,27 131,68 DWS Vermbf.R € 20,48 19,88 DWS VermMan-Bal € 119,29 114,70 DWS VermMan-Def € 109,52 106,32 DWS VermMan-Dyn € 124,01 118,10 DWS Zinseinkommen € 109,16 105,98 E.ON Aktienfonds € 42,47 40,83 FOS Rend.u.Nachh. € 117,17 113,75 Multi Opport. III € 212,70 202,56 OP Dyn Europe Bal € 66,14 63,59 OP Food € 348,32 331,73 OP Solid Plus €62745,3059757,42 Südwestbank V Eq € 910,32 866,97 TOP TREND OP A € 54,83 52,21 Offene Immobilienfonds grundb. europa RC € 42,89 grundb. Fokus D.RC € 53,51 grundb. global RC € 55,60 +1,13 ±0,00 +0,95 +3,57 +0,65 +3,27 +3,43 +3,70 +2,45 +0,58 +0,05 +3,00 -0,10 +1,55 +0,89 +2,24 +0,39 +2,72 +1,11 +3,62 +0,49 +0,81 +3,42 +2,45 +0,83 5,66 0,00 2,11 53,40 59,17 24,86 16,47 43,46 24,48 37,21 -0,02 15,16 0,00 -0,53 -2,26 8,98 0,00 8,47 9,51 40,30 11,84 68,79 -0,76 29,85 4,58 5,25 0,00 1,80 52,05 57,00 22,89 15,08 41,45 23,83 35,04 -0,02 13,79 0,00 -0,90 -2,73 8,24 0,00 6,61 9,44 39,19 10,54 66,79 -0,77 28,53 4,53 40,85 50,96 52,95 +0,10 +0,10 -0,06 0,01 0,00 -3,54 0,01 0,00 -6,22 59,66 59,80 61,43 62,41 39,73 122,37 40,00 +0,37 -6,83 -7,26 0,3 +3,03 -49,16 -51,12 0,0 +1,64 -5,48 -6,20 1,3 -0,21 -0,02 -0,02 1,4 +2,27 -137,87 -139,53 0,0 -0,02 -4,03 -4,03 21,2 +3,36 -52,38 -54,62 0,2 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 10,3 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 €* 61,75 €* 62,19 €* 63,27 €* 64,28 €* 41,32 €* 126,96 €* 41,60 0,0 € 205,73 197,82 € 216,14 216,14 € 236,93 236,93 € 378,56 378,56 € 362,97 345,69 € 293,60 279,62 € 157,86 150,34 € 159,76 159,76 € 141,30 141,30 € 124,91 123,67 € 175,00 175,00 € 153,38 150,37 € 307,67 307,67 € 18,50 17,62 € 21,72 20,69 €1060,75 1060,75 € 187,93 178,98 € 23,71 22,58 +2,17 +2,18 +2,65 +2,82 +2,82 +4,46 +2,36 +2,44 +0,47 +0,47 +0,54 +0,52 +4,46 +0,92 +5,67 +5,68 +3,88 +2,08 129,27 125,50 134,11 130,20 143,05 139,56 165,90 161,85 78,90 75,14 80,51 76,68 37,99 36,11 0,0 34,72 34,60 0,0 37,38 36,39 0,0 51,68 51,66 0,0 52,78 52,61 0,0 42,70 41,57 0,0 25,16 26,11 0,0 27,28 26,48 0,0 0,00 0,00 0,0 0,00 0,00 5,5 0,46 0,42 0,0 0,48 0,43 5,0 39,99 40,01 0,0 23,92 23,10 0,2 7,68 5,36 0,0 -0,40 -2,55 0,0 17,04 16,48 0,0 36,76 36,69 0,0 +0,56 +0,56 -0,16 -0,16 +1,80 +1,81 24,38 5,28 1,20 0,88 31,79 32,95 24,35 2,0 4,90 6,4 1,19 1,3 0,87 20,4 31,70 0,0 31,68 1,5 +1,79 -0,22 +3,80 +4,49 +0,44 42,76 18,28 16,27 10,03 8,25 39,70 16,82 12,82 7,04 8,06 0,00 0,00 0,00 24,43 30,68 1,17 37,82 1,24 1,26 11,03 19,48 38,47 7,48 0,00 0,00 0,00 23,34 29,61 1,13 36,41 0,72 0,89 10,34 18,95 37,78 7,00 First Private Investment Mgmt. 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A €* 62,10 FP EuroAkt.Staufer €* 84,34 FP Europa Akt.ULM €* 71,55 FP Wealth B €* 74,09 83,13 59,14 80,32 68,14 70,56 +0,03 0,00 +0,07 0,00 +0,16 0,00 -0,02 0,00 +0,22 0,00 +0,02 -0,06 +1,94 2,81 +4,21 -7,08 +2,61 10,45 +2,91 6,02 +1,53 -10,06 +0,53 -3,76 0,00 9,84 3,92 22,54 16,71 -4,12 -2,77 3,7 2,4 0,7 3,3 4,1 4,0 [email protected] Gothaer Comf.Bal. €* 136,36 131,12 Gothaer Comf.Dyn. €* 131,78 125,50 Gothaer Comf.Ert A €* 107,97 104,83 Gothaer Comf.ErtT €* 126,49 122,81 Gothaer Euro-CashA €* 105,02 105,02 Gothaer Euro-Rent €* 66,11 63,57 Gothaer Global €* 74,18 71,33 PRIME Val Growth T € 140,16 Prime Values Inc T € 148,71 www.ethenea.com, Telefon 00352-276921-10 Ethna-AKTIV A € Ethna-AKTIV T € Ethna-DEFENSIV A € Ethna-DEFENSIV T € Ethna-DYNAMISCH A € Ethna-DYNAMISCH T € 121,56 118,02 110,36 107,15 110,13 106,92 60,21 60,21 173,89 168,82 122,63 122,63 65,15 65,15 57,64 57,64 58,57 58,57 62,17 62,17 108,28 108,28 109,91 109,91 +1,99 +3,28 +0,86 +0,85 -0,01 +0,30 +2,78 18,01 15,87 23,65 20,60 4,70 2,62 11,47 9,43 -0,00 0,00 -0,00 0,00 21,34 18,67 1,6 Gutmann Kapitalanlage DJE Investment S.A. DJE Alpha Glob PA DJE Alpha Global I DJE Concept I DJE Div&Sub I DJE Div&Sub P DJE Europa PA EUR DJE Gold&Ressou PA DJE Gold&Ressour I DJE InterCash I DJE InterCash PA DJE Renten Glob I DJE Renten Glob PA DJE-Europa I LuxTop-Bk.Sch PA LuxTopic-Akt.Eu A LuxTopic-Akt.Eu B LuxTopic-Flex LuxTopic-Pacific P €* €* €* € €* €* €* €* €* €* €* €* 0,0 0,0 Deutsche Postbank Fonds Best Inv.Wachst. Europaf. Aktien Europaf. Plus EUR Europaf. Renten Global Player EUR Protekt Plus VL Invest EUR GaranT 3 DX GaranT 4 DX GaranT 5 DX Geldmarkt Euro IS Euro Bonds DX IS Euro Short T. B Komf. Balance Komf. Dyn. Europa Komf. Dyn. Global Komf. Wachstum Vermö.Strat. Aus.D Vermö.Strat. Def.D 133,48 141,62 +1,47 +0,56 9,27 5,40 0,0 0,0 HANSAINVEST 4Q-Growth Fonds $* 91,17 86,83 4Q-SMART POWER €* 47,94 45,66 4Q-Spec.Inc.CHF R CH* 123,10 117,24 4Q-Spec.Inc.EUR I €* 120,19 120,19 4Q-Spec.Inc.EUR R €* 124,64 118,70 antea - R € 88,92 84,69 ARTUS EuropaCoSaSt€ 52,69 52,69 ARTUS MittelRentHI € 41,73 40,51 C-QUAD AR TR Fl.T $ 92,23 87,83 C-Quad.ARTS TR Fl.T € 112,68 107,32 C-Quad.ARTS TR Fl.T PL 129,41 123,25 C-Quad.ARTS TRFl A € 115,33 109,83 D&R Best-of-TwoC P € 120,91 115,15 D&R BoT Classic I € 128,93 125,17 D&R BoT Devisen € 91,39 88,73 D&R BoT Optimix € 127,96 121,87 D&R BoT Wachstum € 127,06 121,01 D&R Global TAA € 107,32 102,21 D&R KoStr Europa I € 105,83 102,75 D&R KoStr Europa P € 104,34 101,30 D&R Substanz € 108,73 103,55 D&R WachsGlb TAA I € 110,82 105,54 D&R WachsGlb TAA P € 109,50 104,29 D&R WachsGlb TAA S € 100,54 95,75 Fortmann Str. Kon. € 80,43 78,09 HANSAaccura A € 63,56 62,01 HANSAbalance A € 75,54 72,98 HANSAcentro A € 68,67 65,40 HANSAdividende € 115,71 110,20 HANSAdynamic A € 55,34 52,71 HANSAertrag € 31,16 30,10 HANSAeuropa € 46,80 44,57 HANSAgeldmarkt € 50,39 50,14 HANSAgold USD $ 69,28 66,61 HANSAinternat. A € 20,77 20,07 HANSArenta € 25,66 24,79 HANSAsecur € 38,18 36,36 HANSAsmart Sel G € 46,34 44,13 HANSAsmart SelectE € 93,03 88,60 HANSAzins € 24,88 24,63 HI Topselect D € 56,08 53,41 HI Topselect W € 66,23 63,07 Hinkel Rel Perf HI € 47,81 47,81 HINKEL WeltCoSaStr € 52,06 52,06 Konz. privat € 48,26 46,63 Konzept Pro-Sel. I €60894,5060894,50 Konzept Pro-Sel. P € 24,31 23,15 NAT-B Div Deutschl € 53,26 50,72 Nation-Bk MA GlOpp € 52,86 50,34 SI BestSelect € 116,73 111,17 SI SafeInvest € 106,20 100,19 +2,10 14,49 14,84 +3,82 10,37 10,06 +1,25 9,55 8,78 +1,25 16,95 15,01 +1,25 14,57 13,51 +1,89 9,08 9,59 +0,04 -21,53 -21,70 +0,35 10,08 10,09 +0,94 -4,49 -2,88 +0,90 -7,67 -5,50 +0,94 -6,41 -1,52 +0,88 -4,49 -2,95 +1,36 0,00 0,00 +1,36 0,00 0,00 -0,03 0,00 0,00 +1,41 -1,63 -1,77 +0,67 -3,49 -3,63 +2,18 0,26 -0,22 +0,99 2,91 2,40 +0,99 1,60 1,07 +0,42 0,13 0,13 +2,06 3,85 2,94 +2,04 4,19 3,60 +2,04 1,58 1,09 +0,30 -0,09 -0,07 +0,10 0,20 0,20 +0,93 -3,43 -3,72 +1,99 -2,74 -3,30 +5,13 8,96 6,37 +3,39 -3,01 -3,57 +1,86 -80,71 -81,54 +6,20 -103,94 -107,02 -0,01 0,00 0,00 -0,53 0,47 0,65 +0,06 0,00 0,00 +0,23 0,00 0,00 +7,44 -6,60 -9,34 +1,65 -12,26 -12,45 +3,31 26,38 25,80 +0,06 0,00 0,00 +2,87 -5,72 -7,18 +1,46 -4,82 -5,47 -1,01 -4,86 -4,91 +0,02 -23,26 -22,43 +1,66 -23,78 -23,99 +5,92 -7,44 -7,24 +5,90 -126,92 -125,93 +4,77 1,54 0,75 +1,27 -1,22 -1,35 +3,29 -115,02 -114,39 +4,38 -10,90 -4,63 129,64 125,86 112,56 109,28 109,73 106,53 146,43 139,46 163,80 156,00 146,60 139,62 197,17 187,78 156,11 148,68 141,25 134,52 167,35 159,38 133,58 127,22 240,68 229,22 119,59 116,11 +1,17 +0,34 +0,22 +3,29 +0,71 +1,87 +2,24 +2,12 +1,35 +2,77 +1,95 +1,81 +1,40 M&W Capital €* 75,45 M&W Privat C €* 151,44 NW Global Strategy €* Interbond 1,8 Asset Alloca Fds HAIG MB Flex Plus HAIG MB Max Global HAIG MB Max Val HAIG MB S Plus HAIG Sel Form 100 Lux Eq.A.Sm.Ca.EMU Lux Unternehmer Rendite CI Rendite CII Stabilitätswähr Wandelan Europa A € 100,61 Euro-Kurzläufer Europa-Aktien Euro-Renten Inter-Aktien Inter-Renten ProBasis ProFutur AL FT Chance AL FT Stabilität AL FT Wachstum AW Glob.Inv.Basic+ AW Global Dynamic+ Basis-Fonds I BHF Tot. Return FT Cast Euro ZinsErt K DC Value One I(t) DC Value One P(t) EDG Abs.Ret.Strat. ETFplus Portf Balan FMM-Fonds FT AccuGeld (G) FT AccuGeld I FT AccuGeld PA FT AccuGeld PT FT AccuZins FT EuroGovernm. M FT EuropaDynamik I FT EuropaDynamik P FT EuroRendite FT EuroZins € 66,79 66,79 € 60,41 60,41 € 66,00 66,00 € 45,16 43,63 € 32,32 30,78 € 140,23 140,23 € 65,74 63,83 € 986,10 986,10 € 142,70 142,70 € 136,22 129,73 € 105,61 102,53 € 61,40 59,61 € 460,31 438,39 €5057,08 5057,08 € 50,76 50,76 € 49,54 49,54 € 71,04 71,04 € 315,58 306,39 € 55,19 53,58 € 81,77 81,77 € 265,40 252,76 € 51,06 49,57 € 29,75 28,88 +2,67 +1,29 +2,25 -0,05 -0,87 +0,01 +0,65 +0,04 +1,08 +1,06 +0,87 +1,57 +2,18 ±0,00 ±0,00 ±0,00 ±0,00 -1,00 +0,02 +3,82 +3,82 +0,71 -0,07 44,08 43,98 0,0 7,01 6,98 0,0 24,54 24,46 0,0 24,03 23,74 0,0 54,54 53,44 0,0 -0,00 -0,00 0,0 11,23 10,83 0,0 0,00 0,00 26,57 25,85 26,50 25,80 -1,28 -1,40 0,0 -14,57 -14,63 0,0 24,67 23,21 0,0 0,00 0,00 0,0 0,00 0,00 0,0 0,00 0,00 0,0 0,00 0,00 0,0 0,00 0,00 0,0 0,00 0,00 0,0 12,19 10,06 0,0 23,76 21,70 0,0 0,00 0,00 0,0 0,00 0,00 0,0 HWB Alex.Str.Ptf R HWB Alex.Str.Ptf V HWB DfdsV.V.Vici R HWB DfdsV.V.Vici V HWB Europe Pf. HWB Glb.Conv.Plus HWB Inter.Pf. HWB Pf. Plus R HWB Pf. Plus V HWB RentenPf.+ R HWB RentenPf.+ V HWB Vict.Str.Pf. R HWB Vict.Str.Pf. V 53,32 55,54 67,45 47,03 74,11 46,27 32,33 59,58 57,89 51,26 49,88 53,64 83,15 29,90 147,27 52,97 59,34 62,90 +0,36 0,00 0,00 41,3 Metzler Investment GmbH +1,98 +0,77 +2,98 +7,58 +1,89 +2,41 +3,87 +4,46 +0,83 +0,81 +0,34 +1,19 -0,62 0,05 39,05 44,61 29,45 40,47 49,16 18,88 -1,22 1,48 0,00 11,32 -0,68 0,04 38,35 43,26 27,64 39,63 49,01 17,56 -1,62 1,08 0,00 11,15 Aktien Deutschl.AR €* Aktien Europa AR €* Argentum Perf Navi €* Argentum Stab.-Port €* Euro Corporates AI €* Euro Liquidity €* Metzler Werts. 93A €* Metzler Werts. 93B €* RWS-Aktienfonds €* RWS-DYNAMIK A €* RWS-ERTRAG A €* Vermögverwalt 30A €* Vermögverwalt 50A €* Vermögverwalt 70A €* Wachstum Internat. €* €* 88,10 €* 88,13 €* 71,67 €* 71,66 €* 5,59 €* 90,05 87,43 €* 5,27 €* 104,61 €* 104,61 €* 62,71 €* 62,72 €* 1454,87 €* 1455,60 +1,24 +1,24 -0,11 -0,11 +1,37 +1,10 +1,37 +0,90 +0,90 +0,41 +0,41 +0,90 +0,90 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,26 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,26 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 Intern. Fund Mgmt. S.A. Lux. 1822 Str.Cha.Pl. 1822 Str.Chance 1822 Str.Ert.Pl. 1822 Str.Wachstum 1822-Struk. Ertrag Favo-Invest Gar1 Favorit-Inv Gar 2 Haspa TrendKonzept HMI Chance HMI Chance+ HMI Ertrag+ HMI Wachstum Köln Str.Chance € € € € € € € € € € € € € € € € € € 97,21 109,58 58,05 79,00 141,98 112,84 88,86 98,15 125,35 116,37 128,79 82,47 80,03 € € € € € € € € € € € € € 101,92 75,96 50,85 57,63 46,51 118,38 0,00 99,63 56,47 52,25 40,44 45,83 55,24 98,00 73,39 49,61 55,95 45,60 114,38 111,34 95,80 54,83 50,48 39,65 44,71 54,16 +3,55 +2,49 +0,81 +1,32 +0,26 +0,36 +0,49 +0,38 +2,89 +3,55 +0,58 +1,04 +2,23 41,20 33,69 5,16 12,54 0,40 0,00 0,00 2,42 30,27 15,05 6,20 12,53 34,18 37,82 30,16 3,84 10,01 0,39 0,00 0,00 2,00 28,66 13,24 5,78 9,47 32,68 +0,01 -0,51 +0,24 41,41 17,19 -28,68 29,92 33,34 0,00 -0,00 -0,00 -30,77 11,25 6,01 -6,80 6,28 5,35 -3,35 1,22 15,93 4,57 1,46 1,72 1,39 -0,77 183,82 9,02 -20,09 74,43 84,84 72,01 79,23 47,54 32,43 43,91 30,41 23,63 -3,45 37,73 0,32 64,78 28,61 14,10 -2,80 2,02 2,05 43,59 46,39 39,49 -0,01 0,00 0,00 0,00 0,00 29,45 21,13 39,91 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 Sarasin Multi Label SICAV New Energy Fund 5,55 5,24 +1,95 SC Starpoint A-EUR € 191,35 SC Priamos € 152,07 SC Argos € 148,13 SC Winbonds plus A € 167,30 SC Huber-Strategy1 € 137,36 €* 182,24 144,83 143,82 162,43 133,36 +6,06 +3,12 +0,88 +1,93 +4,83 0,0 0,0 0,0 28,76 20,01 35,80 20,83 35,97 27,78 26,15 +0,10 +2,67 +0,03 +1,51 -1,18 +0,65 +1,87 0,00 35,08 0,00 47,63 0,00 7,03 24,41 0,00 0,0 32,97 0,0 0,00 0,0 46,15 0,0 0,00 0,0 6,53 0,0 22,83 0,0 Tel: 089/2867-2867 www.meag.com [email protected] EmergingMarkets R. EuroBalance EuroErtrag EuroFlex EuroInvest A EuroKapital EuroRent A FairReturn A GlobalBalance DF GlobalChance DF GlobalRent MEAG Dividende A Nachhaltigkeit A Osteuropa A ProInvest RealReturn A VermAnlage Komfort VermAnlage Ret A hwb-fonds.com Tel.: 069/92050-200 www.frankfurt-trust.de €* 28,85 €* 21,06 €* 36,91 €* 21,93 €* 37,08 €* 28,79 €* 27,10 106,39 57,48 75,24 135,22 107,47 84,63 93,48 119,38 112,43 124,43 80,85 77,70 € € € € € € € € € € € € 72,55 145,62 73,36 Telefon (0251) 702 49 www.lvm.de Hauck & Aufhäuser 1,4 5,1 1,6 4,4 2,0 +4,05 29,73 27,57 +2,46 15,49 11,98 +3,59 -10,72 -13,52 -0,02 0,00 0,00 +3,91 36,51 33,46 +3,93 20,91 17,87 +2,80 10,62 7,88 +0,22 4,48 4,37 +0,46 6,44 6,27 +1,30 14,81 13,91 -0,02 0,00 0,00 +2,33 34,06 32,21 +0,60 1,67 1,03 +0,88 7,94 7,66 +3,16 34,69 31,89 +0,11 0,00 0,00 +0,42 0,00 0,00 +0,21 0,00 0,00 +2,69 17,81 16,37 +1,62 0,00 0,00 +0,73 0,00 0,00 +0,32 -0,29 -0,29 -0,13 -4,71 -4,71 +1,15 -0,27 -0,48 +2,46 28,17 27,84 +2,12 -2,21 -3,63 +1,09 14,32 13,09 -1,50 -4,68 -4,68 +3,62 -25,51 -28,52 +1,93 25,71 24,57 +0,72 2,19 1,72 +0,04 1,73 1,36 +1,91 -46,58 -52,83 -23,26 30,31 40,81 0,00 -0,00 -0,00 -31,61 12,64 8,70 -4,22 5,96 6,19 -3,85 1,30 16,37 2,52 1,65 3,10 4,06 0,21 184,18 10,16 -14,84 75,13 84,88 73,91 79,34 47,94 33,04 47,09 32,68 23,83 -5,65 38,77 0,16 68,55 22,89 14,37 -2,77 2,02 2,05 47,76 46,32 44,02 -0,01 0,00 0,00 0,00 0,00 29,77 22,69 41,77 0,18 0,0 12,39 11,25 1,8 26,85 25,04 0,0 -0,02 -0,02 0,0 1,31 1,04 3,6 15,96 15,04 0,0 LRI Invest S.A. HANSAINVEST LUX S.A. www.fvsag.com +49 221 33 88 290 Bond Opport R € Bond Total Ret R € Curr Diversif Bd R € Dividend R EUR € Fundament P €* Global Conv Bond R € Global Quality R € MuAsset-Balanced R € MuAsset-DefensiveR € MuAsset-Growth R € Multiple Opp II R € Multiple Opp R € Stiftung € [email protected] www.LBBW-AM.de Akt. Deutschland €* 159,54 151,94 Akt.Min. Varianz R €* 63,06 60,06 Aktien Europa €* 32,73 31,17 Devisen 1 €* 91,67 91,67 Div. Str. Eurol. R €* 42,46 40,44 Div. Str. Eurol. RT €* 36,62 34,88 Div.Strat.S&M R €* 59,37 56,54 FP Kontinuität €* 65,52 63,30 FP Rendite €* 59,15 57,15 FP Wachstum €* 52,55 50,77 Geldmarktfonds R €* 49,45 49,45 Global Warming €* 40,10 38,19 H&A Fonds-Select €* 43,48 40,10 Multi Global R €* 101,10 98,16 Nachh. Aktien R €* 84,27 80,26 Nachhalt. 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Eastern Europe A €* 87,12 87,12 Europ.ConcGrowth A €* 169,74 161,66 Europ.Sm&Micro Cap€* 220,87 210,35 Europ.Small Comp.A €* 244,53 232,89 European Growth A €* 156,51 149,06 Internat. 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Sm. Sel. € 58,97 56,70 Australia Val SmSe € 51,64 49,65 DEVK Verm.Classic € 45,82 44,49 Equity for Life I € 107,87 107,87 Equity for Life R € 55,01 53,41 IIV Mikrofinanz AI €* 104,28 101,24 IIV Mikrofinanz I €* 1027,02 1016,85 IIV Mikrofinanz R €* 104,93 101,87 Landert Active Eq € 54,64 54,64 Landert Bond Opp € 51,01 51,01 Lazard Global Corp € 105,92 105,92 Lupus alpha R I € 106,68 102,58 Lupus alpha R R € 52,50 50,48 Mone. Glob CorpP I € 107,14 107,14 Monega BestInvest € 52,06 52,06 Monega BestInvEURA € 53,92 51,35 Monega Chance € 34,29 32,81 Tel.: 069 58998-6060 www.union-investment.de BBank Renta S 2021 €* BBBank Dyna.Uni. €* BBBank Kont.Uni. €* BBBank Wach.Uni. €* BBV-Fonds-Union €* BBV-Invest-Union €* FVB-Dt. Aktienfds €* FVB-Dt. Rentenfds €* Geno AS:1 €* Invest Euroland €* Invest Global €* KasselerB.UniSel. €* KCD Uni. Aktien €* KCD Uni.Renten+ €* KCD-Uni Nachh.Mix €* LIGA Multi Asset I €* LIGA-Pax-Aktien-U. €* LIGA-Pax-K-Union €* LIGA-Pax-Rent-Unio €* MultiStratGloUnion €* MVB RentaSel 2017 €* MVB TrendStrat Val €* Priv.Fonds:Flex. €* Priv.Fonds:FlexPro €* Priv.Fonds:Kontr.p €* PrivFd:Kontrolliert €* Profi-Balance €* Stuttg.Bk.Rentinv. €* SüdwBk.Intershare €* Südwestbk.-Inter. €* Uni21.Jahrh.-net€* UniDeutschl. XS €* UniDeutschland €* UniEu.Renta-net- €* UniEuroAktien €* UniEuropa-net€* UniEuroRenta €* UniEuroRentaHigh Y €* Unifavorit: Aktien €* UniFonds €* UniFonds-net€* UniGlobal €* UniGlobal Vorsorge €* UniGlobal-net€* UniJapan €* UniKapital €* UniKapital-net€* UniNachhaltig A Gl €* UniNordamerika €* UnionGeldmarktfds €* UniRak €* UniRak Kons.-net-A €* UniRak Konserva A €* UniRak -net€* UniRenta €* UniSel. 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Global A €* 89,99 UniVa.Euro.-net-A €* 47,45 UniVa.Glb-net-A €* 86,56 UniVorsorge 1 ASP €* 49,45 42,85 48,62 47,84 57,38 111,79 109,13 52,44 50,93 39,23 53,28 52,99 47,45 76,71 31,61 49,10 1527,91 1693,48 73,16 51,53 41,18 42,02 39,82 100,40 100,49 51,09 99,50 99,30 54,30 60,24 61,75 98,35 98,16 37,78 38,44 56,20 45,52 67,40 43,48 1712,79 52,01 102,18 102,42 43,16 36,44 82,34 113,13 114,68 116,03 102,62 108,84 118,89 109,94 108,26 102,06 102,66 113,03 104,67 95,59 99,62 112,53 122,43 124,30 79,50 43,03 43,37 44,48 44,80 37,69 38,35 99,63 746,46 706,92 116,83 102,97 119,46 107,79 114,40 121,53 110,26 107,98 109,74 118,44 126,06 110,48 113,56 150,67 67,89 68,77 98,47 42,35 503,08 985,76 92,95 101,91 69,68 31,70 46,95 86,53 47,45 86,56 48,01 +4,33 +0,04 +0,06 +3,09 +3,38 +3,38 +0,42 +0,41 +1,63 +1,60 +1,59 +1,78 +1,76 +0,80 +0,80 +3,08 +2,90 +4,32 +0,02 -0,02 -0,02 +0,08 +0,18 +0,19 +0,49 +0,35 +0,34 +0,63 +0,17 +0,15 +0,11 +0,10 +0,45 +0,52 -0,09 +0,42 ±0,00 +0,02 +2,44 +0,15 +0,20 +0,20 +3,87 +3,88 +2,67 +0,16 +0,10 -0,07 -0,05 +0,27 +0,46 +0,29 +0,29 +0,21 -0,07 +0,25 +0,09 +0,19 +0,27 +0,11 +0,19 -0,20 +1,26 +1,27 +0,09 +1,23 +0,11 +1,05 +1,03 +0,02 +0,01 +0,02 +0,07 ±0,00 -0,40 +0,05 ±0,00 -0,10 -0,05 -0,10 -0,19 -0,22 -0,47 +0,35 +0,35 +2,64 +1,25 +1,25 -0,87 +0,05 +0,01 +0,02 +2,35 -1,69 +1,57 +2,32 +3,92 +1,76 +3,92 +1,76 ±0,00 54,90 0,24 0,32 49,54 57,45 57,46 2,96 2,98 -0,02 10,77 12,87 48,52 50,59 50,97 53,01 62,64 -9,44 44,14 -0,01 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 38,74 -0,01 0,00 0,00 14,29 11,90 -1,99 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 -4,40 34,79 13,39 -0,02 12,87 -0,03 34,76 34,31 0,00 0,00 0,00 -1,81 -3,60 -13,87 -0,27 0,30 0,12 -9,70 -13,04 -3,37 -4,22 -0,12 4,69 -1,27 29,28 25,13 25,65 0,00 0,00 0,00 0,00 44,57 57,39 61,73 -37,52 21,40 52,53 21,32 52,18 0,00 53,82 -0,97 -0,92 48,38 55,52 55,57 2,56 2,57 -0,02 9,68 11,74 47,11 48,98 49,84 51,46 60,40 -12,25 42,18 -0,01 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 37,64 0,00 0,00 0,00 13,85 12,24 -3,95 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 -4,40 33,77 12,89 -0,01 12,46 -0,02 33,46 32,81 0,00 0,00 0,00 -1,92 -3,66 -13,89 -0,47 -0,01 -0,12 -9,63 -12,80 -3,53 -4,42 -0,29 4,22 -1,68 28,06 25,25 25,27 0,00 0,00 0,00 0,00 42,09 55,76 60,92 -37,68 18,69 51,35 18,17 50,93 0,00 0,2 0,0 0,0 7,5 0,3 0,6 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,1 0,0 0,0 0,0 35,3 0,0 0,5 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 30,6 0,0 82,3 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 5,3 2,3 0,0 9,7 6,4 10,1 1,1 1,5 1,9 7,1 0,0 0,5 0,5 0,8 4,0 5,2 26,7 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 18,4 15,9 19,0 8,1 6,9 10,2 21,7 15,5 11,3 16,6 9,9 17,2 17,6 0,0 0,0 0,0 45,1 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0, 46 FINANZEN WELT AM SONNTAG 624.000 lassen arbeiten Zahl der Menschen in Deutschland, die überwiegend von eigenem Vermögen leben, in Tausend … aber die Zahl der Rentiers wächst am stärksten Deutsche Anleger bleiben konservativ Wovon die Deutschen 2015 „überwiegend“ ihren Lebensunterhalt bestritten, Angaben in Prozent Prozentuale Veränderung* der Zahl der Menschen, die ihren Lebensunterhalt „überwiegend“ bestreiten durch … 5300 Milliarden Euro Geldvermögen teilen sich wie folgt auf 0,6 eigenes Vermögen 600 400 141 Bargeld –18 140 Schuldverschreibungen Einkünfte von Angehörigen 214 Sonstiges 342 Aktien 20,1 Einkünfte von Angehörigen 426 17. JULI 2016 Erwerbstätigkeit dominiert … 624 500 NR. 29 2 Renten, Pensionen 398 345 7 Eigene Erwerbstätigkeit 36,2 % 300 Eigene Erwerbstätigkeit 2054 Mrd. € 8 andere öffentl. Leistungen 200 Versicherungen und Pensionskassen 66 eigenes Vermögen 100 5,9 andere öffentliche Leistungen 0 2000 2005 2010 2015 18,6 Renten, Pensionen 485 Investmentfonds *seit 2000 Die REICHEN Arbeitslosen 1942 Spar-, Sichtund Termineinlagen Quellen: Statistisches Bundesamt, Bundesbank, Bankenverband VERMÖGEN K arl Marx lag scheinbar auf lange Sicht richtig: Es „bedarf wohl keiner weiteren Auseinandersetzung“, schrieb der kommunistische Vordenker, dass im Kapitalismus „der Zins vom Kapital in demselben Maße abnimmt, wie Masse und Zahl des Kapitals zunimmt“. Die aktuelle Kombination aus globalem Ersparnisüberhang und Minizinsen spricht jedenfalls für die marxsche Behauptung. Niedrige Zinsen, behauptete Marx ferner, würden den „kleinen Rentier“ in Bedrängnis bringen – mit der Folge, dass diese Personengruppe sich notgedrungen ins Unternehmertum flüchten müsse und so „die Reihen der kleinen Industriellen“ stärke. Damit wiederum hatte Marx nicht recht. Jedenfalls dann nicht, wenn man die aktuelle Entwicklung in Deutschland zum Maßstab nimmt. Die nämlich deutet sogar, ganz im Gegenteil, eine Rückkehr des Rentiers an. Rentiers sind Menschen, die hauptsächlich von angelegtem Kapital leben – die also ihr Geld für sich arbeiten lassen, statt selbst Hand anzulegen. In früheren Zeiten gab es, angeblich zumindest, viele von ihnen. Gerhart Hauptmann schuf ihnen ein wenig wohlwollendes literarisches Denkmal, Ludwig Thoma ebenfalls. Im Nachkriegsdeutschland dagegen waren die Rentiers eine verschwindend kleine Minderheit, in Helmut Schelskys „nivellierter Mittelstandsgesellschaft“ waren sie nicht mehr vorgesehen. Das ist eigentlich immer noch so. Dennoch – und trotz der enteignungsgleichen Zinspolitik – ist die Zahl der Rentiers in Deutschland rasant gestiegen, vor allem in den vergangenen Jahren. Das zeigt eine Die Daten stammen aus dem Mikrozensus, einer umfassenden Haushaltsbefragung. Wie die Entwicklung zustande kommt, ist aus ihnen nicht zu ersehen. Es könnte sein, dass die Erträge aus bestehenden Vermögen – wie Zinsen oder Mieteinnahmen – stark gewachsen sind. Theoretisch ebenfalls möglich ist aber, dass schlicht bestehende Vermögen aufgezehrt werden. Klar ist nur: Als Quelle zur Finanzierung des Lebensunterhalts hat das Vermögen an Bedeutung gewonnen wie keine zweite Kategorie. So ist die Zahl derer, die sich hauptsächlich durch eigene Erwerbstätigkeit finanzieren, seit dem Jahr 2000 um 2,5 Millionen Personen gestiegen, von 33,7 auf 36,2 Millionen. Prozentual dagegen lag der Anstieg bei nur sieben Prozent. Bei den Rentiers betrug das Plus ansehnliche 66 Prozent. OLAF GERSEMANN Sonderauswertung, die das Statistische Bundesamt auf Anfrage der „Welt am Sonntag“ unternommen hat. Demnach lag die Zahl der Menschen in Deutschland, die ihren Lebensunterhalt „überwiegend“ aus eigenem Vermögen finanzieren, zur Jahrtausendwende bei 345.000. In den Nullerjahren ist sie bis auf 426.000 im Jahr 2010 angewachsen. So richtig an Dynamik gewann die Entwicklung aber offenbar erst danach. Für das vergangene Jahr nämlich weisen die Statistiker 624.000 Rentiers aus, davon 572.000 in West- und 52.000 in Ostdeutschland. Einige Tausend von ihnen waren noch nicht einmal 18 Jahre alt: Dem Statistischen Bundesamt zufolge gab es 7000 Minderjährige, die sich in erster Linie aus dem eigenen Kapitalstock bedienen – und eben nicht aus den Portemonnaies ihrer Eltern. Ja, ich habe den neuen Leser geworben! Ich erhalte einen 300-€-Gutschein meiner Wahl als Prämie. Ich brauche kein Festleser zu sein, um einen neuen Leser zu werben. 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Datum DIE WELT/WELT AM SONNTAG erscheint im Verlag Axel Springer SE, Axel-Springer-Str. 65, 10888 Berlin, 0800/935 85 37. Vertreten durch den Vorstand, Amtsgericht Charlottenburg, HRB 154517 B. Gleich bestellen! 0800/533 36 82 www.welt.de/300euro © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung Unterschrift Ich kann der Nutzung meiner Daten zu Werbezwecken jederzeit beim Verlag widersprechen: DIE WELT/WELT AM SONNTAG, Brieffach 24 40, 10867 Berlin, Fax: 0800/093 58 32. Alle Informationen über Ihr gesetzliches Widerrufsrecht und die Widerrufsbelehrung finden Sie unter www.welt.de/widerruf. Coupon ausfüllen und einsenden an: DIE WELT/WELT AM SONNTAG, Brieffach 24 40, 10867 Berlin WELT am SONNTAG-2016-07-17-sil-24 f5123d7d0164873d70b500d7b5da4639 17. JULI 2016 WELT AM SONNTAG WOHNEN 47 NR. 29 HAUSRAT Revolution im TOPF Die Pflanzenampel galt als verstaubtes Accessoire vergangener Jahrzehnte. Jetzt ist sie wieder da, bestückt mit originellem Grün ittagszeit in der Stadt, ein LunchLokal: Man holt sich etwas zu essen, setzt sich und greift instinktiv in die Mitte, wo Salz, Pfeffer und Töpfe mit frischem Basilikum oder Thymian stehen. Aber halt, das sind doch keine italienischen Kräuter mehr, die hier wachsen! Neuerdings stehen hier Pflanzen mit fleischigen Blättern und krakenartigen Armen auf dem Tisch. Kann man die essen? Der Trendsetter unter den Restaurantbesuchern wird es wissen: Besser nicht, das sind Sukkulenten. Die sind nur hübsch anzuschauen, aber schwer im Trend. schen handverlesenen Modeteilen, Kunstobjekten und Coffeetable-Büchern, hängen von der Decke, begrünen die Betonwände oder erobern, wie die vier Meter hohe Monstera deliciosa, gleich den ganzen Raum. „Pflanzen sind ein großer Teil der ShopDNA“ erklärt die Floristin Ruby Barber, die mit ihrem Label Mary Lennox selbst ein kleiner Star ist und sich um die Pflanzen im The Store kümmert. „Von Anfang an waren wir darauf bedacht, eine einzigartige und einladende Umgebung zu kreieren, und Pflanzen spielen dabei eine große Rolle.“ Was nach kühler Strategie klingt, führte zu einem ungeahnten Zulauf: „Die Reaktion auf die Pflanzen war überwältigend gut“, schwärmt Ruby Barber. „Die Leute kommen zum The Store, um ungewöhnliche Zimmerpflanzen zu finden, und es ist immer wieder eine Herausforderung, die passenden auch zu finden.“ Mit einer Zimmerpflanze allein ist es aber noch nicht getan. Das Besondere an dem aktuellen Trend ist nämlich, wie die grünen Schätze präsentiert werden: Ein Standard-Topf aus dem Gartenmarkt gilt als No-Go. Mit der gleichen Sorgfalt wie die Zimmerpflanze ausgewählt wird, sollte auch das Pflanzenzuhause ausgewählt werden. Wie gut, dass die Branche auf diesen Trend reagiert hat und es neuerdings eine Bandbreite an Pflanztöpfen gibt wie noch nie zuvor: Geflochtene Drahtkörbe, Keramikvasen im Seventies-Look, papierartige Säcke, steinerne Granitschalen, Metalltöpfe mit KupferFinish und kubischen Formen. Für jeden Wohnstil ist etwas dabei. Fem Güclütürk geht für ihr Label Labofem und ihr Pflanzengeschäft in Istanbul sogar noch einen Schritt weiter: Sie lässt von Keramikkünstlern M PICTURE PRESS/PETER FEHRENTZ VON JANINA TEMMEN Lange Zeit galten Stechpalme, Gummibaum und ihre grünen Freunde als reine Staubfänger, Zeugen einen längst verjährten Geschmacks. Mitte des 18. Jahrhunderts hatten Zimmerpflanzen schon mal einen Hype, als die Damen der Biedermeier-Zeit sich einen Hauch Exotik in ihr Zuhause holen wollten. Dann plätscherte die Zimmerpflanzen-Liebe so dahin: Mal widmete ein Maler einer Pflanze sein Œuvre, so wie Matisse der Monstera deliciosa und trat so einen Trend los. Dann sangen die Comedian Harmonists das Lied „Mein kleiner grüner Kaktus“ und die Berliner Gesellschaft fand es kurzzeitig amüsant, ihre Fensterbänke mit den piksenden Pflanzen zu schmücken. Vor ein paar Jahren stellte sich alle Welt auf einmal einen Bambusstock in die Vase und Basilikumtöpfchen auf den Tisch. Jetzt feiert die Zimmerpflanze ein Comeback. Auch im Berliner Concept-Shop The Store haben Pflanzen einen großen Auftritt: Sie stehen zwi- Kräftige Farben, originelle Formen: Zimmerpflanzen schaffen eine ganz eigene Atmosphäre Pixel-Plage im Vorgarten Seit einigen Tagen gibt es eine neue Schädlingsplage in Deutschland. Möglicherweise sind die gefährlichen Tiere schon bis auf Ihr Grundstück vorgedrungen und tummeln sich in Ihrem Garten, ohne dass Sie es merken. Denn das tückische an den Viechern ist: Mit dem bloßen Auge sind sie nicht zu erkennen. Man muss ein Smartphone davorhalten, erst dann werden sie sichtbar. Rattfratz, Staralili oder Knuddeluff sind ja noch harmlos, wenn aber ein giftiger Omot oder ein feuergefährlicher Panpyro auftaucht, hört der Spaß auf. Die Rede ist hier natürlich von der Pixel-Plage der Pokemons, die im Spiel „Pokémon Go“ auf virtuellen Stadtplänen verteilt und von den Spielern mit ihren GPS-tauglichen Smartphones „gejagt“ werden. Die Spieler starren dabei unentwegt auf das Display, denn nur dort werden die Knuddelmonster dargestellt – am Straßenrand, in Hinterhöfen und auch in Innenräumen. Je mehr Pokémons man fängt, desto mehr Punkte gibt es. Natürlich macht die virtuelle Realität keinen Halt vor Ihrem Gartenzaun. Wundern Sie sich also nicht, sondern seien Sie gnädig, wenn demnächst junge, aufgedrehte Smartphone-Nutzer durch Ihren Vorgarten tappen und laut „Wow – ein Karksel!“ rufen. MICHAEL FABRICIUS IMMOBILIEN 1 2 3 Weil der Mensch von Haus aus träumt... 4 5 1 // Berlin/Dahlem - Charmante Landhausvilla mit Remise im Kolonialstil, Bj. 1913, ca. 665 m² Wohnf läche, 15 Zi., 6 Bäder, großzügige Küche, hochwertige Ausstattung, ca. 1.232 m² Grdst., Balkon, großzügige Terrasse, Garten mit altem Baumbestand und Springbrunnen, Garage, V, 118,2 kWh/(m²a), Klasse D, Gas, KP: EUR 3.325.000,- www.dahlercompany.de 2 // Schleswig-Holstein/Elmshorn Exkl. Fachwerk-Ensemble vor den Toren Hamburgs, Bj. 1995, ca. 197 m² Wohnfl., 6 Zi., offener Wohn- und Essbereich, hochw. Ausstattung, Terrakotta-Böden, Marmorbad, ca. 90 m² großes u. separates Bürohaus, ca. 1.510 m² idyllisches Grundstück, Naturteich, Do.-Gar., V, 140 kWh/ (m²a), Klasse E, Gas, KP: auf Anfrage 6 3 // Sylt/Wenningstedt - Historisches Kapitänshaus am Dorfteich, Bj. um 1679, Komplettsanierung 2015/16, ca. 224 m² Wohn-/ Nutzfl., 5 Zi., 4 Bäder, Gäste-WC, Kamin, Kachelofen, ca. 1.292 m² Grundst., sonnige Terrasse, 2 Stellpl., Energieausweis nicht erforderl. gemäß Energieeinsparverordnung §16 Abs. 5, KP: EUR 3.850.000,- 4 // Kaiserslautern/Schmalenberg Mediterrane Villa mit viel Raum und Außenpool, Bj. 2000, ca. 383 m² Wohnfläche, ca. 172 m² Nutzfläche, 8,5 Zi., 3 Bäder, offene Küche, großzügige Galerie, hochw. Ausstattung, Kamin, Fußbodenheizung, ca. 830 m² Grdst., 3 Terrassenbereiche, Doppelgarage, V, 61,6 kWh/(m²a), Klasse B, Öl, KP: EUR 515.000,- 5 // Potsdam /Bornstedt - Herrschaftliche Villa direkt am Schlosspark Sanssouci, Bj. 1870, perfekte Symbiose aus Historie und Moderne, aufwendig saniert, ornamentale Malereien an Fassade und Decken, hochw. Ausstattung, ca. 1.300 m² Grdst., Energieausweis nicht erforderl. gemäß Energieeinsparverordnung §16 Abs. 5, KP: EUR 2.350.000,- 6 // Mallorca/Puerto de Andratx Beeindruckende Villa mit Meerblick, konzipiert vom Stararchitekten Alberto Rubio, Baujahr 2007, 7 Schlafzimmer, helle und offene Räume, diverse Ebenen, Glasfronten, geschwungenes Dach, ca. 1.168 m² Grundstück, ca. 468 m² bebaute Fläche, Pool, Energieausweis beantragt, KP: auf Anfrage, Ref. 1859 Käuferprovision: 7,14 % inkl. MwSt. Käuferprovision: 5,95 % inkl. MwSt. Käuferprovision: 5,95 % inkl. MwSt. Käuferprovision: 3,57 % inkl. MwSt. Käuferprovision: 7,14 % inkl. MwSt. Käuferprovision: Provisionsfrei für den Käufer Büro Berlin Telefon: 030.232 562 80 Büro Husum Telefon: 04671.942 555 5 Büro Sylt Telefon: 04651.836 050 Büro Pfalz Telefon: 0631.414 784 30 Büro Potsdam Telefon: 0331.601 260 Büro Mallorca Telefon: +34.971.672 020 © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung WELT am SONNTAG-2016-07-17-sil-24 f5123d7d0164873d70b500d7b5da4639 48 WOHNEN WELT AM SONNTAG NR. 29 SONNTAG, 17. JULI 2016 EIGENTUMSWOHNUNGEN SOPHIENTERRASSEN HAMBURG Julius-Campe-Weg 31 22119 Hamburg IMG Die renditestarken Wohnungen in Hamburg, von 55 m² bis 95 m² Wohnfläche, mit hochqualitativer Ausstattung, Aufzug und Tiefgarage, werden in Hamburg-Mitte errichtet. Dieses moderne Mehrfamilienhaus ist bezugsfertig im 1. Quartal 2017. Der Kauf dieser Eigentumswohnungen erfolgt provisionsfrei, vom Bauträger. Mehr Meer geht nicht! Luxuriöse Wohnung im Zentrum und am Strand von Eckernförde Für weitere Informationen: Informationen und Beratung am Harvestehuder Weg 29 20149 Hamburg Das Sophienpalais in Harvestehude Elegante Neubauwohnung hinter historischer Fassade in Alsterlage Sophienterrasse 14: ca. 121,66 m² Wohnfläche, 2 Schlafzimmer mit begehbarer Ankleide und großem Ensuite-Badezimmer, sonniger Ostbalkon von Küche und Wohn-/Essbereich zu betreten, Tiefgaragenstellplatz direkt unterm Haus, Concierge-Service, Security-Service, Private-SPA und Club Lounge. Kaufpreis: 1.253.500 € inkl. 1 TG Stellplatz. 015780463245 Wohnhaus an der Nordsee, mit Büro,Atelier,hinterm Deich vor der Auffahrt zur Hamburger-Hallig, in Reußenköge, Sönke-Nissen-Koog. Saniert, 150qm, 1235qm Grund, 250.000,-¤, EAW: B,G,304KWh/qm. 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Die Küche ist dezent zum Wohnraum geöffnet. 2 Schlafzimmer und 2 Badezimmer, dazu 2 in der Wohnung befindliche Abstellräume, runden das Wohnungsangebot ab. In der Tiefgarage finden Sie beste Parkmöglichkeiten für 2 Autos. Objektangaben: Baujahr: 2012, Wohnfläche: 134 m² Balkon: 25 m², 3 Zimmer, 2 Bäder, 2 Abstellräume, 1 Kellerraum, 2 Kfz.Stellplätze in TG, EA 84,4 kWh/(m²*a), Gas, Fußbodenheizung KP 950.000,– € HSI Immobilien, Mühlenstraße 1/Gänsemarkt · 24340 Eckernförde Mobil: 0172-437 38 52 · [email protected] WOHN-OASE von KOBLENZ IN UNVERBAUBARER AUSSICHTSLAGE HÄUSER / VILLEN / ANWESEN GESUCHE HÄUSER / VILLEN / ANWESEN ANGEBOTE Wohnanlage S/H 11,2fach Hohenlockstedt/Itzehoe, 1341qm Wfl, 2836qmGr. gepflegt, 85.128,-KM, VK 950.000,- EAW: G, Zhzg, Bj1910, Hs.1=139KWh/qm, Hs.2=178KWh/qm, anlieg. Baugrundstück 3443qm kann miterworben werden. Weitere Objekte in Neumünster. Makler, [email protected] Montag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr. IMG Immobilien GmbH Böttgerstraße 1a 20148 Hamburg-Rotherbaum Tel.: 040 - 59 45 63 49 Fax: 040 - 59 45 63 52 E-Mail: [email protected] Homepage: www.img-hh.de Pellwormer Ferienkate 210qm, Grund 2000qm, Bj. 92 3 Whg., 10 Z., 4 Bäder herrlicher Blick ¤ 349000,mobil 01791264054 www.allee-cite.de E RHABENE TERRASSEN -WOHNUNG Erstklassige Adresse „Im Herrengarten“ in der Uni-Stadt Vallendar, dem WHU-Standort Nähe Koblenz zwischen Bonn und Mainz für Kunden mit dem Wunsch nach höchster Lebens- und Wohnqualität. Privatverkauf Berlin Top saniert (2015). Klimatisiert. Wohn/Nutzfläche ca. 340 m². 2 TG-Plätze. Exklusive Ausstattung. Kaufpreis: 2.450.000 ¤ Kontakt:0176-31226185 Dieses Objekt begeistert durch intelligente Raumkonzepte gepaart mit hochwertiger Ausstattung, eingebettet in eine geschmackvoll gestaltete Gartenanlage mit zauberhafter Wasserfläche. 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B. 257,65 kWh Der wesentliche Energieträger (§ 16 a Abs. 1 Nr. 3 EnEV) Koks, Braunkohle, Steinkohle: Ko Heizöl: Öl Erdgas, Flüssiggas: Gas Fernwärme aus Heizwerk oder KWK: FW Brennholz, Holzpellets, Holzhackschnitzel: Hz Elektrische Energie (auch Wärmepumpe), Strommix: E Baujahr des Wohngebäudes (§ 16 a Abs. 1 Nr. 4 EnEV) Bj., z. B. Bj. 1997 Energieeffizienzklasse des Wohngebäudes bei ab 1. Mai 2014 erstellten Energieausweisen (§ 16 a Abs. 1 Nr. 5 EnEV): A + bis H, z. B. D Bei der Berücksichtigung aller Angaben könnten die abgekürzten Pflichtbestandteile wie folgt umgesetzt werden: Verbrauchsausweis, 122 kWh/(m²a), Fernwärme aus Heizwerk, Baujahr 1962, Energieeffiziensklasse – mögliche Abkürzung: V, 122 kWh,FW, Bj. 1962, D Bitte verwenden Sie bei Bedarf für Ihre Anzeige im Immobilienmarkt die in der Legende aufgeführten Abkürzungen für die entsprechenden Energiekennwerte Ihres Immobilienobjektes. K a m p e n – S y l t – Wa t t b l i c k Besonderes Reetdachhaus in Sylts exklusivster Lage zu vermieten! Nur Jahresmiete möglich – Informationen auf Anfrage. [email protected] Bringt Sie in eine gute Lage Der Immobilienteil der WELT und WELT AM SONNTAG © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung WELT am SONNTAG-2016-07-17-sil-24 f5123d7d0164873d70b500d7b5da4639 17. JULI 2016 WELT AM SONNTAG WOHNEN 49 NR. 29 Revolution im TOPF FORTSETZUNG VON SEITE 47 Das kreative Paar betreibt unter anderem den Onlineshop „The Future Maßanfertigungen machen. Frei nach Kept“ und arbeitet an einem Buch dem Motto „Ein Unikat für ein Uni- „Wohnen in Grün“. „Urban Jungle“ kat“. Denn in der Natur gibt es schließ- heißt die englische Version. Ihr Lelich auch nie etwas zweimal in identi- bensstil ist betont nachhaltig, vieles im scher Ausführung. Bei der Türkin Haus ist vintage oder gleich selbst geselbst wohnen die Zimmerpflanzen in baut, wie das Pflanzenregal oder das Terrarium. „Wenn ich eine neue Pflanjeder Ecke ihres Penthouses. Wem das zu wild ist, der sucht als ze kaufe, achte ich in erster Linie auf Zimmerpflanzen-Einsteiger am besten ihre Formen und Struktur“, sagt Jeska. Denn auch wenn Zimmerpflanzen bei den Online-Bildergalerien von Instagram und Pinterest nach Inspiration die Liebe zur Natur offenbaren – geoder bei Communitys wie Urban Jung- trieben wird „Indoor Gardening“ doch le Bloggers oder in dem Buch „Wohnen durch seine Ästhetik. Den neuen Inin Grün“ von Igor Josifovic und Judith door-Gärtnern geht es weniger darum, De Graaf (erscheint Mitte September in der Erde zu wühlen oder sich in der im Callwey-Verlag). Neben Homesto- Botanik tiefer gehend auszukennen. Es geht ihnen vorranrys von Menschen, gig um den Look eidie bereits mit Pflanner Pflanze und ihr zen wohnen, will das Zusammenspiel mit Buch auch Handbuch dem Rest der Einsein und Wohnideen richtung. Auch desschenken. Da gibt es halb gibt es gerade zum Beispiel die ETWAS MEHR so viele Kissen mit Kleinfamilie Schmidt, botanischen Prints, die in ihrem kleinen GRÜN BRINGT LEBEN Porzellanschalen in Haus bei Heidelberg Palmenblattform, zusammen mit vielen UND ATMOSPHÄRE Poster mit schwarzGrünpflanzen wohnt. weißen PflanzdruSie säumen liebevoll IN DEN RAUM cken: Sie sehen eineingetopft die Bade- RUBY BARBER, fach gut aus. Und wannenkante, stehen Pflanzen-Komponistin im Berliner die botanische im Küchenregal, hän- Concept-Shop The Store Formsprache ergen von der Decke, gänzt konsequent thronen auf kleinen den natürlichen Beistelltischen in der Leseecke. Alles sieht licht aus und auf- skandinavischen Wohnstil, der überall geräumt, keine Spur vom verstaubten geliebt und gelebt wird. Weiße Wände, Zimmerpflanzen-Klischee. Frau graue Wollteppiche und Holzmöbel Schmidt führt Buch über ihre Schütz- werden nun mit „echter“ Natur kombilinge, offline in einem leder- niert. Ruby Barber, die Frau hinter den gebundenen Moleskine-Notizbuch und Pflanzen im Berliner Concept-Shop The Store, formuliert das etwas gefühonline in ihrem Blog Heimatbaum. Denn das neue Gärtnern, ob nun liger: „Erst etwas Grün bringt Leben draußen oder drinnen, ist kein einsa- und Atmosphäre in einen Raum.“ Aktuell haben gigantische Strelitmes Hobby von verschrobenen Einzelgängern, die mit ihren Blumen spre- zien von rund vier Meter Höhe den chen. Es ist getrieben von dem regen Starauftritt im The Store. Die TopfAustausch mit Gleichgesinnten auf der pflanze ist mit ihrer skulpturalen Anganzen Welt. Das Internet macht es mutung, den schlanken, leuchtend grümöglich. So sind auch Jeska und Dean nen Blättern und grafischen Blüten in nie wirklich allein in ihrem abgeschie- irisierendem Orange und Blaulila ein denen, britischen Küstenort Hastings. wunderbares Beispiel für die Art von ANZEIGE Zimmerpflanzen, die jetzt angesagt sind. Dazu gehören auch die skulptural anmutende Monstera deliciosa, der Ficus elastica und die Calathea. Aber auch der an einen Schwarm violetter Schmetterlinge erinnernde Sauerklee und die Pilea mit ihren talerförmigen Blättern gehören zu den aktuellen Lieblingen. Als Neuzugang in der Kategorie Zimmerpflanzen kann man die sogenannten „air plants“ betiteln. Sie treiben den dekorierenden Charakter dieses Trends auf die Spitze. So hängen die Luftpflanzen von hauchdünnen Drähten oder federleichten Kupfernetzen ab, manchmal werden sie auch gleich auf Betonsockel aufgesetzt. Luftpflanzen haben keine Wurzeln und brauchen deshalb auch keine Erde. Ihnen reicht ab und zu ein Sprüher Wasser. Man kann sie als lebendiges Kunstwerk betrachten oder als Einsteiger-Pflanze für Stadtbotaniker. Weil sie so gut zu verpacken und verschicken sind, floriert auch der Onlinehandel mit ihnen, Evrgreen hat zum Beispiel eine große Auswahl. Wie sehr Zimmerpflanzen zum Gestaltungsmittel geworden sind, kann man auch in der Londoner Szene-Bar „Bourne & Hollingsworth“ erleben. Der wintergartenähnliche Bau gleicht einem urbanen Dschungel: Paradiesische Blumen blühen auf den Bezügen der üppigen Ohrensessel, Farne hängen von der Decke, Palmen machen sich in den Ecken breit, Kletterpflanzen schlängeln sich um elektrische Leitungen, Schnittblumen-Bouquets säumen den Kaminsims. Wer hier Platz nimmt, bekommt mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit einen botanischen Overload – der vielleicht aber auch in einer neuen Liebe gipfelt. Denn ob Zimmerpflanzen nun eher Deko-Objekte sind oder stille Mitbewohner, ist Einstellungssache ihrer Besitzer. Ob sich das Herz für die Pflanzen öffnet oder nur der Trendspürsinn, ist jedem überlassen. So oder so bereichern Pflanzen den Alltag. Denn auch wenn man Sukkulenten und Co. nicht essen kann – als Gesprächsappetizer taugen sie allemal. IMMOBILIE DER ANZEIGE WOCHE Spektakuläre, gerade fertiggestellte, zeitgemäße Meerblick-Villa in der exklusiven Gegend oberhalb von Puerto Portals Nur die besten Materialien wurden für die Konstruktion und Fertigstellung der Villa verwendet – wie Naturstein-Böden, edle Holz-Tischlerarbeiten, modernste, klimakontrollierte PanoramaFenster, übergroße Poliform/Varenna-Küche mit Gaggenau-Geräten, Duravit-Badezimmer. Weitere Besonderheiten beinhalten Solarpanel für Warmwasser, intelligentes Haus-Kontrollsystem, Sonos-Musik-System, Schindler-Aufzug, Alarmsystem und Video-Überwachung, BBQ-Küche von Viking, Ethanol-Kamin, Kino mit Projektor, Gym, Angestellten-Apartment, Infinity-Pool wie auch ein Dach-Terrassen-Pool. Es besteht die Möglichkeit für ein weiteres Schlafzimmer. Die Villa ist ausgestattet mit exklusiven Qualitätsmöbeln, die separat angeboten werden. Das Anwesen lädt zu mediterranem Leben ein, dank einem großzügigen Außen- und Innenbereich, mit fließenden Übergängen auf allen Ebenen. Wir empfehlen dringend eine persönliche Besichtigung, da selbst die anspruchsvollsten Kundenwünsche erfüllt und sogar überboten werden. Der Standort entspricht ganz und gar der überragenden Qualität der Villa – sie liegt oberhalb des königlichen Golf-Clubs von Bendinat, weniger als fünf Autominuten entfernt von der mondänen Marina von Puerto Portals, den Stränden, Restaurants und internationalen Schulen. FIRST MALLORCA Leading Real Estate Ref: 54133-WW Ab 2,950,000 Mio. 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Oktober 2016 Die Themen: Immobilienmärkte stehen vor großen Herausforderungen Deutscher Investmentmarkt: Büroimmobilien Zukunft der britischen Immobilienwirtschaft nach dem Brexit Immobilieninvestment in der Niedrigzinsphase EXPO REAL 2016 – News und Highlights Investment- und Immobilienmarkt Rhein-Ruhr Gentrifizierte Stadtentwicklung in den Metropolen Maklerunternehmen – Auswirkungen des Bestellerprinzips Volkswirtschaftliche Leistung der Bau- und Immobilienwirtschaft in Deutschland Erscheinungstermin: 1./2. Oktober 2016 Anzeigen- / Druckunterlagenschluss: 16. September 2016 Weitere Informationen erhalten Sie unter © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung Telefon: Fax: E-Mail: (0 30) 25 91-7 30 86 (0 30) 25 91-3 30 86 [email protected] WELT am SONNTAG-2016-07-17-sil-24 f5123d7d0164873d70b500d7b5da4639 52 WOHNEN NR. 29 17. JULI 2016 ≠PICTURE ALLIANCE / BLICKWINKEL/S/S. ZIESE WELT AM SONNTAG Die SANFTE Vision Die Gartenstadt „Margarethenhöhe“ in Essen wurde zwischen 1909 und 1920 gebaut. Geschwungene Giebel, Erker und Holzfensterläden sorgen noch heute für liebenswerten Charme U VON ANDREAS W. VOIGT „Parkstadt Karlshorst“ herstellen, einem Projekt mit rund 1000 Wohnungen, ebenfalls im Berliner Osten. Fast idealtypisch hält er sich an die Vorgaben aus der Zeit der Industrialisierung mit eigenem städtischen Organismus: Von vornherein sind eine Schule geplant, ein Geschäftszentrum und Anschluss an den Nahverkehr. Das Wohnviertel bekommt einen breiten Boulevard. Manche Abschnitte sind von Blockrandbebauung geprägt, an anderer Stelle stehen einzelne Häuser, teils drei- oder sogar viergeschossig. Es gibt private Gärten genauso wie öffentliche Grünstreifen. Durch Sockel aus Backstein und Putz in unterschiedlichen Farben werden die Häuser unterscheidbar machen. Alles ist so angelegt, dass sich die Bewohner an jeder Straßenecke wie zu Hause fühlen können. Die Projekte in Berlin, aber auch in anderen Städten wie München oder Bremen stehen für eine in Deutschland jahrzehntelang zitierte, aber selten gebaute ideale Stadtsiedlung. Gut hundert Jahre nach den ersten Neuanlagen hat die Gartenstadt mit ihrer sanften Form der Verdichtung unter Stadtplanern und Architekten wieder Hochkonjunktur. Denn die Herausforderungen in den Ballungsgebieten sind gewaltig. Allein in der Hauptstadt lassen sich Jahr für Jahr 40.000 Neubürger nieder. Der Wohnraum ist knapp und die Immobilienpreise steigen unaufhörlich – so wie es schon vor etwas mehr als hundert Jahren der Fall war, als Berlin und andere Industriestädte aus allen Nähten platzten. Das Problem ausschließlich mit einem subventionierten Wohnungsbau und einer Neuauflage des sozialen Wohnungsbaus zu lösen, greift für viele zu kurz. Die von Brenner geplante Siedlung in Berlin-Karlshorst könnte zeigen, dass es auch anders geht. Es ist kein genossenschaftliches Projekt und trotzdem auch für finanzschwächere Haushalte erreichbar. Der Projektentwickler Bonava wird ein Viertel der Wohnungen für 6,50 Euro Kaltmiete anbieten, zusätzlich gibt es weitere 250 Mietwohnungen zu ortsüblichen Preisen. Der Rest sind Eigentumswohnungen, die via Kaufpreis die Sozialwohnungen querfinanzieren. Baubeginn ist 2018. Ein weiteres Brenner-Projekt, die Gartenstadt „Gardo“ mit über 1600 Häusern und Wohnungen ein gelungener Gegenentwurf zum aufgelösten Siedlungsbau auf der grünen Wiese, wird dann bereits fertiggestellt sein. Wie die Herausforderungen der boomenden Städte gemeistert werden könnten, erforscht derzeit das Bundesinstitut für „Bau- Stadt- und Raumforschung in einer Studie „Gartenstadt 21 – ein neues Leitbild für die Stadtentwicklung in verdichteten Ballungsräumen – Vision oder Utopie?“ Die Experten gehen in ihrem Forschungsansatz davon aus, dass die alten städtebaulichen Konzepte heute wieder zum Einsatz kommen könnten. Gartenstädte „mit mäßigen Dichten, differenzierten Freiräumen und geordneten Verkehrsverhältnissen sowie einem besonderen Stellenwert der Gestaltung und Blickbeziehungen unter Berücksichtigung der Bezahlbarkeit bzw. des Gemeinschaftseigentums und der Verbindung von Stadt und Land“ könnten auch heute wieder einen wachsenden Stellenwert erfahren. „Eine kompakte Baudichte spart Erschließungskosten und soll gleichzeitig die Zersiedelung und den Flächenfraß der Städte stoppen“, sagt Claudia Dappen, Stadtplanerin des Bremer Stadt- und Regionalbüros Baumgart & Partner und Auftragnehmerin der Gartenstadtstudie. Die traditionelle Idee der Gartenstadt geht auf den Briten Ebenezer Howard zurück. Er schuf mit seinem Buch „Garden Cities of Tomorrow“ 1898 das ideologische Manifest für die Gartenstadtbewegung. Seine Idee zeichnete sich dadurch aus, dass nur ein Sechstel der Gesamtfläche bebaut werden sollte. Die Einwohnerzahl begrenzte er auf 30.000 Bewohner. Seine Gartenstädte sollten autark sein. Howard sah vor, dass sich die Stadtteile unabhängig von anderen Siedlungen selbst versorgen könnten. Dafür plante er einen Grüngürtel um die Siedlungen, der die Versorgung mit Lebensmitteln sichern sollte. An der Peripherie indes siedelte er Industrieunternehmen zwecks Arbeitsplatzsicherung der Bewohner an. Solche Selbstversorger-Gartenstädte wie Howard sie sich gedacht hatte, hat es jedoch nie gegeben. Es sind vielmehr einzelne Merkmale aus seinem Werk, die die sogenannten Gartenstädte aufweisen. Auch die Planer der neuen Siedlungen orientieren sich an den Ideen Howards. Neben preiswertem Wohnraum spielt auch die Teilhabe verschiedener Akteure und Bewohner eine große Rolle. Sie sollten von Beginn an in den Planungs- und Gestaltungsprozess involviert werden, „sich zusammenschließen, wenn es etwa um die Pflege von Grünflächen, den Anbau von Gemüsegärten oder die Organisation der Kinderbetreuung geht“, sagt Stadtplanerin Dappen. Dresden-Hellerau gilt als erste Gartenstadt Deutschlands. Hier wurden vorzugsweise Reihenhäuser gebaut – damals ein Novum für eine deutsche Großstadt DPA/DPA PICTURE-ALLIANCE nter einer Gartenstadt versteht jeder etwas anderes. Manche denken sofort an die berühmte Tuschkastensiedlung. Das bunte Ensemble von Bruno Taut im Berliner Ortsteil Bohnsdorf wurde vor genau einhundert Jahren fertiggestellt. Andere denken an monotone Einfamilienhaus-Landschaften am Stadtrand oder einfach nur an Rasen mähende Kleingärtner. Nur wenige jedoch haben die innere Funktionsweise, den Aufbau und den Baukörper der klassischen Gartenstadt so durchdrungen und verwirklicht wie der Berliner Architekt Klaus Theo Brenner. „Gefasste Räume, wie man sie aus der historischen Stadt kennt“, will er bei der PICTURE ALLIANCE / FRANZ-PETER T Metropolen wachsen so schnell wie zu Zeiten der Industrialisierung. Planer und Architekten erinnern sich deshalb an die Vorzüge der alten Gartenstädte Von oben gesehen, zeigt dieses Wohngebiet im niedersächsischen Sarstedt das Problem vieler Neubausiedlungen: Keine städtischen Funkionen, hoher Flächenverbrauch © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung Ebenso wie die soziale genießt auch die funktionale Durchmischung bei den Planern der Gartenstadt 2.0 einen hohen Stellenwert. Im Gegensatz zu den uferlosen Schlafstädten am Stadtrand soll in der neuen Gartenstadt gewohnt und gearbeitet werden und so indirekt doch noch die Versorger-Funktion erfüllt werden. In puncto Architektur hat die traditionelle Gartenstadtsiedlung durchaus Vorbildcharakter. Reiner Nagel, Präsident der Bundesstiftung Baukultur, formuliert es so: „Harmonisch proportionierte Fassaden, Abwechslung durch Vor- und Rücksprünge sowie die Nutzung natürlicher Baustoffe“. Zur Architektur neuer Gartenstädte gehört aber auch eine große Vielfalt an Wohnungen mit unterschiedlichen Wohnungsgrößen und Grundrissen. Der Wohnraum in den neuen Gartenstädten muss an die Bedürfnisse von Singlehaushalten, Mehrgenerationen-Gemeinschaften, Familien oder Migranten angepasst werden“, sagt Claudia Dappen. So weit die schöne Theorie. Der Traum von neuen Gartenstädten mit modernen Stadthäusern und gleichzeitig moderaten Preisen könnte an der harten Realität zerplatzen. Allein die Grundstückspreise machen die Entwicklung ausbalancierter Stadtteile schwierig. Bis heute wird nur ein zu vernachlässigender Anteil der städtischen Grundstücke zum Verkehrswert an Baugemeinschaften oder Genossenschaften veräußert. Während Besserverdienende teure Neubauwohnungen in den innerstädtischen Bezirken erwerben, weichen weniger gut Situierte eher auf das Einfamilienhaus am Stadtrand aus. Ein geordneter Stadtbau, der mit Bauland sparsam umgeht, neue mit alten Siedlungen harmonisch verbindet, preisgünstiges Wohnen anbietet und obendrein architektonisch Akzente setzt, ist so kaum möglich. „Es ist wichtig, dass die Städte Stadtplanung wieder als eine aktive, gestaltende und sozial wie ökologisch verantwortliche Aufgabe wahrnehmen“, sagt der Stadtplaner Uli Hellweg, der auch neun Jahre lang Geschäftsführer der IBA Hamburg war. Nach Jahren des „Wegsparens“ von planerischer Kompetenz müssten sie allerdings dazu auch wieder in die Lage versetzt werden. Claudia Dappen fügt hinzu: „Neben preiswerten Grundstücken sollte die Eigen- und Gründungsinitiative von etwa Baugemeinschaften oder -genossenschaften stärker gefördert werden.“ Auch dafür gibt es mittlerweile Beispiele. In München-Freiham beispielsweise. Dort entsteht bis 2030 eine große Gartenstadt für 25.000 Menschen. Rund 80 Prozent der Baugrundstücke werden an Baugenossenschaften, Baugemeinschaften und städtische Wohnungsunternehmen veräußert, unter der Auflage dort preiswertes Wohnen zu schaffen. Nach aktuellem Planungsstand kommt die neue Münchner Siedlung der Gartenstadt des 21. Jahrhunderts schon sehr nahe. Mitarbeit: Michael Fabricius WELT am SONNTAG-2016-07-17-sil-24 f5123d7d0164873d70b500d7b5da4639 KULTUR D WELT AM SONNTAG NR. 29 17. JULI 2016 Péter Esterházy: Abschied von der Postmoderne SEITE 53 Surrealismus für den Alltag: All diese Screenshots hat unser Autor in Berlin aufgenommen, zum Teil am Arbeitsplatz DIE SERIE Staffel 6, Folge 7: Die Beleidigung ! Die Reporterin holte mich in einer Seitenstraße ein. Ich kam gerade vom Bahnhof Friedrichstraße, wo ich gleich nach dem Aussteigen das Denkmal zur Erinnerung an die Kindertransporte aufgesucht hatte – ein vielleicht nicht sehr taktvoller, aber doch lohnender Move, denn aus dem Mahnmal purzelten, als ich daran drehte, nicht nur vier Pokébälle heraus, sondern auch ein Trank und ein Beleber. Danach hatte ich hoffnungsvoll die nächste Arena angesteuert, die sich dummerweise genau unter der Eisenbahnbrücke an der Spree befand. Es war dunkel und roch beißend nach Urin, und mir erschien zwar ein wildes Karpodar, das ich mit dem ersten Wurf einfing, die Arena aber hielt ein Tausender-Hypno besetzt, und gegen Tausender-Hypnos hatte ich keine Chance, Antritt zwecklos. VON ANDREAS ROSENFELDER ODYSSEE Die PokémonDas Kulturereignis dieser Tage ist ein Handyspiel. Braucht man Walter Benjamin und Homer, um es zu verstehen? Oder genügen Brutmaschinen, Lockmodule und bequeme Schuhe? Eine Recherche ANDREAS ROSENFELDER Ich war also schon etwas aufgeregt, als ich um die Mittagszeit aufs Café „Einstein“ zulief und im Vorbeigehen noch schnell an der Tür des Wehrbeauftragten des Bundestags drehte – an den hatte auch ich schon länger nicht mehr gedacht, er hatte Pokébälle auf Lager. Genau genommen hatte sich der Grad meiner Aufregung kontinuierlich gesteigert, seit ich am Morgen auf die Straße getreten war, damals noch als unerfahrener Trainer Level 1, jetzt immerhin Level 6 und mithin kampfberechtigt, in meiner Tasche 72 Pokémon, deren bestes, ein 29,12 Kilogramm schweres Traumato, 161 Wettkampfpunkte hatte. Ich hoffte, es am Brandenburger Tor, wo sich eine der größten Arenen der Stadt befinden sollte, gegen einen angemessen bescheidenen Gegner in den Kampf schicken zu können. Nebenbei wollte ich Strecke machen, um das Fünf-Kilometer-Ei in meinem Unendlichkeits-Inkubator auszubrüten, es fehlten noch 2,4 Kilometer Fußmarsch. Entschlossen schritt ich voran und blickte dabei gleichzeitig auf den Bildschirm meines Handys und den Bürgersteig vor mir, was kompliziert klingt, aber geht, wenn man die Informationen im Vordergrund und im Hintergrund der Wahrnehmung gleichzeitig verarbeitet. Genau darin hatte ich mein Gehirn jetzt einen halben Tag lang trainiert, es lief hochtourig. Da schob sich plötzlich eine rothaarige Frau mit Sportjacke von hinten in mein Sichtfeld, sie hüpfte in Seitsprüngen neben mir her wie eine Turnerin und war etwas außer Atem. „Du spielst doch ,Pokémon Go‘, oder?“ Mein Kopf nickte reflexhaft, in diesem Moment tauchte ein ganzes Kamerateam hinter ihr auf: „Wir sind von ,3sat Kulturzeit‘ und interessieren uns für –“ Mit einer verächtlichen Handbewegung scheuchte ich die Kollegen fort, es war dieselbe Geste, mit der man im Zweikampf einen Psychoschock auslöst. Das 3sat-Team ließ sich zurückfallen, sie tauschten Blicke aus. „Ihr müsst das selber spielen“, rief ich ihnen böse über die Schulter hinterher, wobei ich zur Verdeutlichung etwas zu heftig auf mein Handy tippte, „nicht Leute befragen!“ Nichts erschien mir in diesem Moment schrecklicher als ein Gespräch mit Kulturjournalisten, die „Pokémon Go“ verstehen wollten. Allerdings war ich am Vorabend, als ich die App installierte, selbst noch ein solcher gewesen. Auf der Suche nach einem Spitznamen für meinen Pokémon-Trainer, den ich mit blondem Struwwelhaar und einem leuchtend gelben Sweater ausgestattet hatte, war ich einfallslos zum Regal ge- S. 56 gangen und hatte die Buchrücken gemustert. Wie populär das Spiel da in der westlichen Hemisphäre schon war, konnte ich daraus ersehen, dass nicht nur Odysseus und Schelling schon vergeben waren, sondern auch Bonaventura, Sloterdijk und Pseudolonginus, ein griechischer Rhetoriker, dessen Existenz noch nicht einmal belegt ist. Nach sechs gescheiterten Anmeldeversuchen dachte ich mir entnervt den völlig sinnlosen Spitznamen Helokurio aus. Die ersten Schritte waren zaghaft, auch wenn ich meine bequemsten Turnschuhe trug. Ich fing vor der Haustür ein paar wilde Taubsis und Habitaks, die aus dem Nichts auf dem Bürgersteig, in einer Einfahrt oder auf einem Rasenstück „erschienen“ – so heißt das in der Sprache der App, und natürlich denkt man da als Feuilletonist sofort an den Begriff der Epiphanie, der das unvermutete Erscheinen einer Gottheit bezeichnet, sei es eine Quellnymphe in einem Hain, sei es der alttestamentarische Gott in seinem Dornbusch. Man denkt auch an Walter Benjamins „Berliner Kindheit um neunzehnhundert“, in der er die Stadt mit ihren Toren, Fassaden und Schwellen als Wildnis beschrieben hat: „Sich in einer Stadt nicht zurechtfinden heißt nicht viel. In einer Stadt sich aber zu verirren, wie man in einem Walde sich verirrt, braucht Schulung.“ Neben der Ei-Brutmaschine und zwei Portionen jenes wohlriechenden Rauchs, mit dem man wilde Pokémon anlocken kann, trug ich also viel geistiges Gepäck mit mir herum, darunter: die „Subtilen Jagden“ des Käfersammlers Ernst Jünger, die antike Mnemotechnik, nach der sich ein Redner seinen Text einprägen soll, indem er im Geiste Bauwerke abschreitet und die Gedanken als bewegte Bilder darin platziert, und Homers „Odyssee“, die ja auch nichts anderes ist als eine planmäßige und von unsichtbaren Mächten gesteuerte Verirrung. In kleinerem Maßstab erlebt sie jeder Spieler, der auf dem Heimweg noch ein paar Umwege einbaut – etwa um am Seerosenteich im Weinbergspark, wo die Junkies auf alten Matratzen sitzen und Cinzano Bianco trinken, ein Wasserpokémon zu fangen. Am Anfang kam es mir noch befremdlich vor, die Stolpersteine für Ida und Manja Buntmann-Weinstein jedes Mal, wenn ich an ihnen vorüberging, auf neue Pokébälle und Beleber zu überprüfen. Ich hatte sie vorher nie bewusst wahrgenommen, ganz wie die für Max Majer Sprecher, Dr. Blumenthal und die Familie Jastrow sowie die Gedenktafel für Abraham Geiger – allesamt Pokéstops, wie fast jeder Ort von öffentlicher Bedeutung. Und Berlin steckt nun einmal voller verborgener Hinweise auf den Holocaust. Ist es schlimm, wenn ein japanisches Spiel sie automatisch aus dem Stadtplan heraushebt und haushohe Zeichen über ihnen schweben lässt, auf dass die Spieler sie besuchen und auf dem Display ihrer Smartphones daran drehen wie an riesigen Münzen? Auch traute ich mich anfangs nicht, ein verlockend vor einem Lokal am Zionskirchplatz schwebendes Rattfratz einzufangen, weil die Gespräche auf der Terrasse erstarben, als ich stehen blieb, um mehrfach erfolglos nach ihm zu zielen. Aber da hatte ich mich noch nicht in jenen Wanderer verwandelt, der mit gebeugtem Haupt durch seine ganz eigene, von surrealistischen Bildern übervölkerte Stadt läuft wie Louis Aragons „Pariser Bauer“. Schon nach zwei, drei Stunden lief ich, berauscht von der permanenten Fortbewegung, wie auf Wolken und erkannte in jedem Fremden, der mir mit zum Smartphone gesenkten Blick entgegenkam, einen Mitverschwörer. Ich versuchte, in den Gesichtern der Vorübergehenden zu lesen, und mein Gehirn schüttete Endorphine aus, wenn ich sie von einem Nebulak oder Dratini reden hörte, das ich auch gerade gesehen hatte. Ab Mittag erkannte ich andere Pilger dann sicher an den Ladekabeln, die ihre vom unverschämten Energieverbrauch der App leer gesaugten Smartphones mit den Powerbanks in ihren Hosentaschen verbanden. Auch ich besorgte mir aus Furcht, plötzlich wieder in eine entzauberte Urbanität abzustürzen, in der ich mir bestenfalls einen Cappuccino bestellen oder eine neue Sonnenbrille maßanfertigen lassen könnte, bei Saturn am Alexanderplatz einen externen Akku. Mit neuer Kraft näherte ich mich der Weltzeituhr, über der sich eine funkelnde Arena in den Himmel türmte. Auf Level 8 aufgestiegen, schickte ich meine bestentwickelten Pokémon in den Kampf gegen jene von Ernie88. Obwohl ich Windhosen und gar Käferbisse einsetzte, wurde ich vernichtend geschlagen. Ich erkannte Ernie88 am unverschämt freudigen Lächeln. Sie trug einen blonden Zopf und einen FjällrävenRucksack und tippte sehr schnell mit dem Zeigefinger auf den Touchscreen. Nach dem Kampf erklärte sie mir sehr freundlich, in brandenburgischen Dörfern könne man zum Teil noch gegen Hunderter-Pokémon antreten, Selchow zum Beispiel, das sei besser zum Üben. Dann erzählte sie mir, dass es an der Gedächtniskirche Drachen-Pokémon gebe, und verteilte mit ein paar geübten Griffen Trank und Beleber an all meine im Kampf versehrten Pokémon. Wir wollten gerade los, um die Pokémon an der Karl-Marx-Allee zu studieren, da trat ein bärtiger Mann zu uns. „Ich bin von Golem.de, mich interessiert die soziale Komponente von ,Pokémon Go‘.“ Ich löste mich. Heute noch wollte ich Level 10 erreichen. © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung K einer hätte zu sagen gewusst, wer mit den Hitler-Vergleichen eigentlich angefangen hatte. Der Ressortleiter und die Jungredakteurin, die stets einer Meinung waren, neigten zu der Annahme, dass es der Stellvertreter gewesen sein musste. Klar war jedenfalls: Die allgemeine gesellschaftliche Verrohung, wie sie Tag für Tag in den Hass-Postings im Internet zu spüren war, hatte auch vor unserem Kulturressort nicht haltgemacht. Früher war der Ton in den Konferenzen gewiss auch nicht immer Bergpredigtverdächtig gewesen. Aber wo einst liebevolle Frotzeleien überwogen („Sloterdijks Klügste“, „RihannaExeget“, „unser Mann aus der Abteilung Adagio“ usw.), kam es in letzter Zeit immer häufiger zu Tiefschlägen. So hatte eben der Stellvertreter vor einigen Wochen in der Kantine (die er nur dann dem gemütlichen Bistro „Al Dente“ am anderen Ende der Stadt vorzog, wenn er unter Zeitdruck stand, also selten) den rechten Mundwinkel überheblich spöttelnd nach unten geknickt und über die früh ergraute Leserbriefredakteurin, die bei Tisch wieder mal für einen entschlossenen Vegetarismus warb, irgendetwas von „Trockenpflaume“ gemurmelt. Die Redakteurin hatte daraufhin empört das Glas mit dem Basmati-Shake auf den Tisch geknallt, war aber mit ihrer den Kollegen schon sattsam bekannten Suada über die ethische Überlegenheit des Fleischverzichtes kaum über die Einleitung hinausgekommen, als der Stellvertreter kühl verkündete: „Hitler war auch Vegetarier.“ Das war natürlich ein Foul gewesen, und ein Eigentor sowieso: Sogar dem immer etwas sediert wirkenden Schülerpraktikanten war sofort aufgegangen, dass der Stellvertreter, als Katholik und starrsinniger Wagnerianer, bei dem Thema im Glashaus saß. Trotzdem hatte der Trick, Diskussionen an irgendeinem Punkt mit einer kühnen Nazi-Parallele zum Eklat zu führen, danach seltsamerweise rasch Schule gemacht. Der Literaturkritiker etwa musste sich in einer Blattkritik anhören, sein Hang zum Stabreim hätte einem Untersekretär der Reichsschrifttumskammer zur Ehre gereicht, ja vielleicht sogar einem Obersekretär, wenn er nur mit der deutschen Grammatik auf etwas vertrauterem Fuße stünde. Als die Jungredakteurin eines Morgens unterwürfig bemerkte, sie habe den Leitartikel des stellvertretenden Chefredakteurs „genial“ gefunden (was weniger wegen des Lobes an sich überraschend war, sondern weil sie eigentlich keine Zeitung las), erkundigte sich der Theaterkritiker, ob sie mit ihren High Heels eigentlich auch die Hacken zusammenschlagen könne. Es eskalierte an einem Montag. Der Popredakteur wollte gerade dem Opernkritiker an die Gurgel gehen, weil der die allgemeine Paul-McCartney-Begeisterung deutscher Feuilletons als „gleichgeschaltet“ bezeichnet hatte, als die zarte Stimme des kleinen Praktikanten hörbar wurde. „Aufhören, aufhören“, jammerte er und hielt sich die Öhrchen zu. „Reiß dich zusammen, herrje, du klingst ja wie der Ressortleiter“, entfuhr es dem Popredakteur, der mal beim Militär gewesen war – doch noch während die letzte Silbe seinen Mund verließ, veränderte sich sein Gesicht zu einem erschrockenen Staunen. Betroffene Stille trat ein. Die beiden Kämpfer ließen die Fäuste sinken. Und die friedenstiftende Erkenntnis breitete sich im Büro aus wie der warme Duft eines sanften Sommerregens: Es gab Vergleiche, die gehörten sich einfach nicht. „Writer’s Block“ ist eine Axel-SpringerProduktion. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen und realen Handlungen sind zufällig. Drehbuch dieser Folge: Lucas Wiegelmann. WELT am SONNTAG-2016-07-17-sil-24 f5123d7d0164873d70b500d7b5da4639 F 54 KULTUR WELT AM SONNTAG 17. JULI 2016 Umzingelt: Auf einer Demonstration gegen Polizeigewalt Anfang Juli in New York Führt die Polizei in den Vereinigten Staaten einen heimlichen, rassistischen Krieg gegen Schwarze? Die vergangenen Wochen können gewiss diesen Eindruck erwecken: Da war Alton Sterling, der von Polizisten erschossen wurde, während sie ihn am Boden festhielten, da war das unerträgliche Video von Philando Castile, dem ein Polizist in Minnesota vier Kugeln in den Leib jagte, während seine Freundin und ein Mädchen © EDUARDO MUNOZ / REUTERS VON HANNES STEIN Schwarz UND Weiß an anderen Armen verübt werden. Soll heißen: Nicht nur die Mehrheit der Täter, auch die Mehrheit der Opfer ist in den Vereinigten Staaten schwarz. Etwa sechstausend schwarze Amerikaner fallen jedes Jahr Morden zum Opfer. Schwarze Jugendliche zwischen 14 und 17 Jahren sterben sechs Mal so häufig wie weiße und hispanische Jungen dieser Altersgruppe – weil sie von anderen Schwarzen umgebracht werden. McDonald nennt die „Black Lives Matter“-Bewegung darum „betrügerisch“. Sie konzentriere sich nur auf jene Schwarzen, die versehentlich von der Polizei erschossen werden – eine im Vergleich geradezu lächerliche Zahl. Die wirkliche Tragödie passiere im Dunklen. Dass die Polizisten schnell mit dem Schießeisen zur Hand sind, hat nach McDonald einen einsichtigen Grund: Sie leben gefährlich. Die Mordrate in den Vereinigten Staaten, schreibt sie, entspreche „jener von 21 westlichen Industrieländern plus Japan“. Und nun befürchtet die Publizistin einen „Fergu- son-Effekt“. Was meint sie damit? Nachdem der Polizist Darren Wilson in Ferguson, Missouri, den schwarzen Jugendlichen Michael Brown erschossen hatte, sei die Polizei übervorsichtig geworden. Dabei war Brown, wie McDonald schreibt, keineswegs unschuldig: Acht schwarze Zeugen hätten ausgesagt, dass Brown im Polizeiauto Darren Wilson die Faust ins Gesicht rammte und nach der Waffe des Polizisten griff. Nachdem aber Michael Brown in den Stand eines unschuldigen Opfers erhoben wurde und in Ferguson ein Krawall losbrach, habe die Polizei eingeschüchtert den Rückzug angetreten. Die Folge: Die Verbrechensrate in 50 amerikanischen Städten sei steil nach oben geschnellt. McDonald befürchtet einen Rückfall in die Siebziger- und Achtzigerjahre, als New York unbewohnbar zu werden drohte. Sie rät dringend zu einer Rückkehr der Polizeitaktik des „stop and frisk“ – des Anhaltens und Durchsuchens junger (schwarzer) Männer, um ihre Waffen zu konfiszieren. Ist Amerikas Polizei rassistisch? Oder pflegen die Schwarzen eine Kultur der Gewalt? Ein Land im Schockzustand versucht, sich einen Reim auf die Wirklichkeit zu machen Ganz anders sieht Malcolm Sparrow die Sache. Er ist Professor für öffentliche Verwaltung in Harvard und hat eine gelehrte Studie vorgelegt („Handcuffed“, Brookings Institution Press), in der er Schwarze sehr wohl als Opfer einer rassistischen Polizei sieht. Er breitet die deprimierenden Fälle der vergangenen Jahre vor uns aus: Eric Garner, der im Würgegriff der Polizei starb – sein Verbrechen: Er hatte auf der Straße unregistrierte Zigaretten verkauft. Tamir Rice, der zwölf Jahre alt war, als die Polizei ihn niederschoss. Walter Scott, der von der Verkehrspolizei gestoppt wurde, weglief, weil er Unterhaltszahlungen schuldig geblieben war, und von einem weißen Polizisten in den Rücken geschossen wurde, der meinte, das Opfer habe ihn attackiert. Für Schwarze gehen Begegnungen mit der Polizei in signifikant höherem Maße tödlich aus als für Menschen, die von weißer Haut umgeben sind. Dann ist da das Problem der Brutalität: Wer in Amerika vor der Polizei da- ZEITGEIST vonläuft, kann beinahe damit rechnen, dass die Polizisten – nachdem sie ihn gestellt haben – in einem Kreis um ihn herumstehen und ihn treten und prügeln. Das ist zwar illegal, gehört aber offenbar zu den Traditionen, an denen nicht gerüttelt werden darf. Schuld an alldem ist laut Sparrow eine Art sozialistische Tonnenideologie. In Ferguson, Missouri, stammten zwanzig Prozent der Einnahmen der Stadt von Strafzetteln und anderen Geldbußen wegen Ordnungswidrigkeiten. Es ging nicht um die Sicherheit auf den Straßen, es ging darum, genügend Strafzettel auszustellen. In einer Großstadt wie New York geht es freilich nicht um Strafzettel. Dafür lastet hier auf jedem Polizisten der institutionelle Druck, die Kriminalitätsstatistik zu senken – mit allen Mitteln, und ganz unabhängig davon, was diese Statistik eigentlich aussagt. Aggressives Vorgehen in „Problembezirken“ (die vor allem von Schwarzen und Latinos bewohnt sind) wird also vom Polizeichef belohnt. Als Alternative schlägt Malcolm Sparrow ziemlich genau das Gegenteil von Mconald vor: nicht „stop and frisk“, sondern „community policing“. Also: Die Polizei soll um das Vertrauen der Leute in jenem Stadtviertel werben, in dem sie Streife geht. Sie soll sich mit ihnen zusammensetzen und über Problemlösungen nachdenken. Sie soll ihr Verhalten nicht an irgendwelchen dubiosen Statistiken ausrichten, sondern versuchen, Verbrechen schon im Vorfeld zu verhindern. Zwei Bücher, die sich mit demselben Thema beschäftigen – und zu konträren Ergebnissen kommen. Was stimmt? Lügt McDonald? Arbeitet Malcolm Sparrow mit gefälschten Daten? Könnte es sein, dass beide recht haben? Beschreibt vielleicht jedes Buch eine Hälfte der Wahrheit, und muss man sie zusammendenken, um eine Ahnung vom ganzen Bild zu bekommen? Linksliberale, für die konservative Polizeiapologeten ein rotes Tuch ist, könnten sich vielleicht erinnern, dass ihr Leib- und Magenblatt, nämlich die „New York Times“ am 23. Mai eine lange, erschütternde Reportage darüber veröffentlicht hat, was es für arme, schwarze Amerikaner bedeutet, in Stadtvierteln zu leben, in denen Schießereien alltäglich sind. Die Reporter erzählten von einer Tragödie in Cincinnati: Eine größere Gesellschaft hatte sich in einer Kellerwohnung versammelt, um einen Geburtstag zu feiern. Ein betrunkener ehemaliger Nachbar kam herein, Streit entbrannte, Fäuste flogen. Der Betrunkene ging nach Hause, kam mit einer Waffe wieder. Er verfolgte den jüngeren Bruder des Geburtstagskindes bis ins Klo und jagte ihm neun Kugeln in den Leib. Anschließend verlagerte sich die Party auf die Straße: Ein Verwandter des Geburtstagskindes schoss zurück – am Ende lagen sieben Menschen schwer verletzt in ihrem Blut. Keine „Black Lives Matter“-Bewegung hat sich darum gekümmert, kein Präsident hielt eine Ansprache. Vielleicht könnten auch Linksliberale begreifen, dass es viele Schwarze gibt, die froh sind, dass es überhaupt eine Polizei gibt; denn sonst würden sie mit jugendlichen Gangstern alleingelassen, die mit Vorliebe auf Schwächere losgehen. Konservative wiederum könnten sich an die wichtigste Lektion des Irakkrieges erinnern: Der „Surge“ hat funktioniert. Der „Surge“ bestand nicht nur darin, dass die Vereinigten Staaten 2007 ihre Truppen im Irak aufstockten; sie wandten – auf Befehl von General David Petraeus – auch eine neue Taktik an. Die Soldaten verschanzten sich nicht mehr in ihren Baracken, sie nahmen ihre Helme ab. Sie mischten sich unter die Zivilbevölkerung. Die Offiziere tranken mit Scheichs Tee und besprachen mit ihnen die Lage. All dies nicht aus Gutherzigkeit, sondern aus militärischem Kalkül: Ohne die Unterstützung der einheimischen Bevölkerung war es nicht möglich, die Aufständischen im Irak zu bekämpfen. Das Militär war also fähig, abzurüsten und sich in einem fernen Land mit einer fremden Kultur unter die Leute zu mischen. Könnte dies vielleicht auch der Polizei in den amerikanischen Innenstädten gelingen? ZEITSPRUNG DIE ,ENTERPRISE‘ DRINGT DABEI IN GALAXIEN VOR, DIE NIE EIN MENSCH ZUVOR GESEHEN HAT DIE TEXTSTELLE DER TRIP DIE WARNUNG Das berühmte Intro der „Star Trek“-Serien gehört zu den meistverspotteten Übersetzungsfehlern der deutschen Fernsehgeschichte: James T. Kirk hat ja viel geschafft, nur eine fremde Galaxie hat er nie zu Gesicht bekommen (im Original heißt es nur: „to boldly go where no man has gone before“). Aber was nicht ist, kann ja noch werden, vielleicht schon in „Star Trek Beyond“, der Donnerstag ins Kino kommt. Den aber – das Studio Paramount fürchtete Raubkopien – bisher noch kein Mensch gesehen hat. Reiseempfehlungen haben immer zwei Haken. Erstens muss man zum, sagen wir, weißen Sandstrand Kambodschas erst mal hinkommen (knapp 10.000 Kilometer Luftlinie), und zweitens kann man nicht gleichzeitig, sagen wir, den Petersdom besichtigen. Es ist daher überfällig, dass die Wissenschaft endlich die Holodecks aus „Star Trek“ nachbaut, in denen man alle Gegenden, die sich denken lassen, realistisch und in fußläufiger Entfernung virtuell bereisen kann. Dann brauchte man nur noch Urlaub. Die „Star Trek“-Filme von Produzent J. J. Abrams ( ja, das ist derselbe wie bei „Star Wars“) sind auch deshalb so beliebt, weil man in ihnen schon mal die wichtigsten Kandidaten für Daniel Craigs BondNachfolge in einer Actionrolle abchecken kann. Letztes Mal, in „Into Darkness“, spielte Benedict Cumberbatch mit. Diesmal Idris Elba. Allerdings wird die Frage, wer nach einer Verfolgungsjagd mit anschließendem Faustkampf smarter gucken kann, weiter offenbleiben: Elba trägt durchgängig eine Alienmaske. PICTURE ALIANCE; NTERTOPICS; GETTY IMAGES DAS REZEPT Als noch Jean-Luc Picard die Enterprise kommandierte (wobei man korrekterweise natürlich sagen müsste: wenn er die Enterprise kommandieren wird; es geht hier immerhin um die Jahre 2364 ff.), zog er sich nach einem harten Tag gern mal einen Earl-Grey-Tee am Lebensmittel-Replikator. So klar die Botschaft war (Picard, der stilvolle Gentleman), so rätselhaft bleibt bis heute der immer gleiche Wortlaut seiner Bestellung. „Tea. Earl Grey“, sprach er stets zum Computer, und fügte hinzu: „Hot.“ Wie denn sonst? BILDGESCHICHTE VOR 50 JAHREN Wer hier bleich und ziemlich tot aus der Wanne hängt, ist Jean Paul Marat, Präsident der Jakobiner und Abgeordneter des Nationalkonvents. Jacques-Louis David hat ihn 1793 gemalt, noch im Jahr seiner Ermordung durch Charlotte Corday. Unter dem Vorwand, ihm die Namen von Verrätern zu liefern, hatte sie den Badenden erstochen. Corday sah offenbar die Ideale der Französischen Revolution verraten, wollte die Gewalt beenden. Vier Tage nach dem Mord wurde sie am 17. Juli 1793 guillotiniert. Erreicht hat sie nichts. Unter Robespierre wurde es noch grausamer. RMA Die „Welt am Sonntag“ am 17. Juli 1966 © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung PA / ERICH LESSING/AKG-IMAGES mit ihm im Auto saßen. Oder gibt es in den Vereinigten Staaten vielmehr einen Krieg gegen Polizisten, über den niemand spricht? Für diese These sprechen die Schüsse von Dallas, denen fünf texanische Polizeibeamte zum Opfer fielen: Lorne Ahrens, Michael Krol, Michael J. Smith, Brent Thompson und Patrick Zamarripa. Ihr Job war es gewesen, eine friedliche Demonstration von Anhängern der „Black Lives Matter“-Bewegung zu beschützen, die gegen Polizistenmorde an schwarzen Amerikanern demonstrierte. Also, wer sind hier die Opfer? Polizisten, sagt die konservative Journalistin Heather McDonald in einer Polemik, die zum rechten Zeitpunkt erscheint („The War On Cops“, Encounter Books) – ebenso wie ein anderes von Malcolm Sparrow mit der gegenteiligen These. Der wichtigste Satz in McDonalds Buch lautet: „Während der vergangenen zwanzig Jahre haben die Eliten wie im Fieber über den Rassismus der Polizei geredet und damit vermieden, über schwarze Verbrechen zu sprechen.“ Heather McDonald hat Zahlen, um ihre Behauptung zu untermauern: Schwarze stellen in New York nur 23 Prozent der Bevölkerung – verüben aber drei Viertel aller Überfälle, bei denen scharf geschossen wird. Zum Vergleich: Weiße stellen 33 Prozent der Bevölkerung, aber nur zwei Prozent von ihnen schießen scharf. Schwarze verüben siebzig Prozent aller Raubüberfälle, Weiße zwei Prozent. Wenn die amerikanische Polizei sich vor allem mit Schwarzen beschäftigt, wenn in amerikanischen Gefängnissen vor allem Schwarze sitzen, dann hat das nichts mit Rassismus zu tun – es spiegelt einfach die Natur des Verbrechens in Amerika wider. Will McDonald andeuten, schwarze Amerikaner seien irgendwie minderwertig? Ist sie eine Rassistin? So einfach ist die Sache nicht. Denn im Unterschied zu gewissen deutschen Krimiserien, in denen Verbrechen sich hauptsächlich in Münchener Villenvororten abspielen, ist es in der Realität so, dass Gewaltverbrechen vor allem von Armen NR. 29 Beckenbauer zu teuer Español Barcelona: „Kostet zwei Millionen Mark. Haben wir nicht.“ „Krieg Schwarz gegen Weiß“ Rassenunruhen in den USA. Nach Vietnam bald Front auch im Inland? Ideales Stadtgefährt TU Berlin stellt E-Auto für zwei vor (5 PS). Motor und Batterie leicht. WELT am SONNTAG-2016-07-17-sil-24 f5123d7d0164873d70b500d7b5da4639 17. JULI 2016 WELT AM SONNTAG KULTUR 55 NR. 29 Uns BLEIBT immer noch der Mülleimer I n „Casablanca“ steht Humphrey Bogart auf dem Rollfeld, die Rotoren der Maschine knattern schon, er blickt ein letztes Mal in Ingrid Bergmans Augen, und dann sagt er diesen verrückten Satz: „Uns bleibt immer noch Paris.“ Ja, die Rede ist von den gemeinsamen Erinnerungen der Liebenden, aber die unerhörte Behauptung sagt viel mehr. Als könne die Welt untergehen, alles einstürzen, aber auf eines wird wenigstens immer Verlass sein: den schönen, unsterblichen Mythos von Paris. VON MARTINA MEISTER Paris ist ein Sehnsuchtsort, Inbegriff eines weltweit geträumten Traums, dem die vielen Millionen Besucher nachsteigen. Er materialisiert sich an Objekten und Figuren, die unveränderlich scheinen: am schlecht gelaunten „garçon de café“, dem Kellner, den schon Sartre besungen hat; an der „bouche de métro“, dem grünen Jugendstil-Eingang der Untergrundbahn, der die Menschenmassen auf stilvolle Weise verschluckt; an den grauen Zinkdächern über Sandsteinfassaden, die im Zusammenspiel mit blauem Himmel auf geheimnisvolle Weise Strand und Meer von der nahen Kanalküste herbeizitieren; aber ganz sicher materialisiert er sich auch an den Zeitungskiosken, den grünen Häuschen mit Schnörkeldach und nutzloser, hübscher Kuppel. Sie gehören zum Stadtbild von Paris wie die Gondeln zu Venedig. Aber nun sollen sie weg. Die Stadtverwaltung hat beschlossen, die „unpraktischen Kioske“ durch moderne zu ersetzen. Entworfen hat das neue Modell des Pariser Kiosks die in Frankreich weltbekannte Designerin Matali Crasset, deren Topffrisur eine Art Visitenkarte ist: Hässlich ist offensichtlich kein Ausschlusskriterium für sie. Das kann man als individuelle Entscheidung durchgehen lassen; schwierig wird es, wenn ihr Kampf gegen die gemütliche Ästhetik der Vergangenheit das Stadtbild verändert. Denn Crassets Entwurf wirkt wie der Vorstellungswelt von „Minecraft“-Spielern entsprungen, in der alles aus kubischen Bausteinen besteht. Ihre Zeitungsbuden sind im- KEYSTONE-FRANCE/GAMMA-RAPHO/LAIF/KEYSTONE-FRANCE/LAIF In Paris sollen die berühmten Zeitungsstände verschwinden. Die neuen erinnern an tannengrüne Tupperware. Ein Abschied Nichts ist so schön wie der Zeitungsstand von gestern: Paris in den 1940er-Jahren mer noch irgendwie „tannengrün“, aber das ist auch die einzige Konzession an die Vergangenheit, zur der sie bereit ist. Innerhalb weniger Tage haben über 50.000 Gegner des Projekts eine Internet-Petition unterschrieben. Sie trauern um den „Charme des romantischen Paris“. Sie beklagen einen „seelenlosen“, „unpersönlichen“ Entwurf, einen „Angriff auf die Schönheit und Besonderheit von Paris“. Und sie stellen die zentrale Frage: „Warum Zeitungskioske bauen, die in jeder Stadt dieser Welt stehen könnten?“ Die Kritiker überbieten sich gegenseitig mit Bildern des Horrors: An „riesige Mülleimer“, „Tupperware“, „Fotokopierer“ fühlen sie sich erinnert. „Geht auch als Gartenhäuschen durch“, twittert jemand. „Eher hässlich“, urteilt ein Pariser Stadtrat der Grünen. Dafür gibt es aber einen „interaktiven Bildschirm“ und auch ein Ampellicht, das signalisiert, ob der Laden offen ist, was man bisher einfach daran erkennen konnte, dass die Läden geschlossen waren. Was noch? Ach ja, die Dinger sind fortan beheizt. Wenn Objekte etwas über die Gesellschaft aussagen, wie Roland Barthes in seinen „Mythen des Alltags“ schrieb, dann spricht dieser Kiosk Bände: Er will das Unmögliche leisten, die alte Welt des Papiers mit der neuen Welt der Bits zu versöhnen: Das Papier soll sich hier im Gewand des digitalen Chics behaupten. Wer keine Zeitung kauft, darf nun auch ein Sandwich, eine Eintrittskarte für ein Museum, ein Souvenir erwerben. Der Fantasie des Kioskbetreibers sind keine Grenzen gesetzt. Anne Hidalgo, die Bürgermeisterin von Paris, versteht die Empörung nicht. „Die Kioske, die man auf der Straße sieht, sind Plagiate der Haussmann-Kioske. Sie sind aus Plastik.“ Damit hat sie natürlich recht. Die Kioske, die Gabriel Davioud 1857 entworfen hatte, waren längst verschwunden, als sie in den Achtzigerjahren kopiert wurden. Die Pariser kämpfen also nicht ums Weltkulturerbe, nur um seine billige Kopie. Aber geht es hier um Original und Fälschung? Eher um ein simples Zeichen der Vertrautheit. Um Missverständnissen vorzubeugen: Die Kioskbetreiber frieren im Winter, schwitzen im Sommer und gegen mehr Komfort für sie ist wirklich nichts einzuwenden. Aber das eigentlich Schlimme wird verschwiegen: Sie verkaufen immer weniger Zeitungen und Zeitschriften. Noch gibt es 26.000 Zeitungsläden in Frankreich, aber jedes Jahr schließen gut fünf Prozent. Der Trend ist global. Niemand kann sich ernsthaft darüber wundern, dass mit den Zeitungen langfristig auch die Zeitungsläden verschwinden. Die Frage ist also erlaubt: Was schmerzt eigentlich, wenn ein Kiosk seine Gestalt verändert? Gut möglich, dass es ein Phantomschmerz ist und der Aufschrei auch deshalb so laut war, als das neue Kioskmodell für Paris vorgestellt wurde: Man will sich von der alten Welt nicht verabschieden. Der Kiosk ist ein kleines Örtchen der Behaustheit mitten im Moloch der Moderne, ein Garant von Beständigkeit. Derselbe „kiosquier“, man kennt ihn mit Namen, thront oft schon seit Jahren und Jahrzehnten hinter dem Bollwerk aus Papier wie ein altmodischer König, der über die verrückten Zeitläufte herrscht. Am 14. Januar 2015 haben sich vor den Pariser Kiosken lange Schlangen gebildet. Die Menschen wollten die erste Ausgabe von „Charlie Hebdo“ nach den Attentaten ergattern. Es war ein Zeichen des Widerstands, Zeugnis dafür, wie unbezahlbar die Meinungsfreiheit ist. Genau das ist es, was die Pariser ärgert: dass bald nicht mehr das gedruckte Wort gilt, sondern die gekühlte Cola. ANZEIGE JETZT IM HANDEL! MIT 15 EUROGUTSCHEIN WENN DAS LEBEN DICH UMWIRFT: SEI UMWERFEND! LEBE DICH. Mehr auf myself.de Fotocredit: Carola De Armas / Blaublut-Edition.com © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung WELT am SONNTAG-2016-07-17-sil-24 f5123d7d0164873d70b500d7b5da4639 56 KULTUR WELT AM SONNTAG NR. 29 17. JULI 2016 Mit dem RÜCKEN zum Sand In einem kalifornischen Wüstental erfanden Punks einst den Desert Rock. Zwei Dokumentationen erinnern an die heißeste Phase der Musikgeschichte W Wie alle anderen auch kam der Punkrock nach Palm Springs, um sich seinen Lebensabend zu versüßen. Wahrscheinlich nahm er Highway 10 von Los Angeles knapp zwei Stunden Richtung Osten bis zur Abfahrt 111. Ins Herz des kalifornischen Coachella Valley. An den Rand der Wüste. Das war Ende der Siebzigerjahre. Die musikalische Jugendrevolte, die nach ihrer Entstehung sofort vergreist war, flüchtete sich zu dieser Zeit in die ProVON FELIX ZWINZSCHER vinz. Und die Oasenstadt mit ihren knapp 45.000 Einwohnern schien alles zu haben, was der Punk zum Leben brauchte: gelangweilte Jugendliche, ruhebedürftige Rentner, Frank Sinatras Hass auf Rock ’n’ Roll, eine unglaublich hohe Crystal-Meth-Labor-Dichte und das perfekte Wetter für zerrissene Klamotten. So richtig gefunkt hat es trotzdem nicht. Schon nach wenigen Jahren war vom Punkrock kaum mehr übrig als die Do-it-yourself-Attitüde. Kurzatmige Wut war nichts für die Wüste. Die Hitze und die Weite der Landschaft verformten den Sound. Die Gitarren wurden tiefer, der Beat begann zu schleifen, aus Anderthalb-Minuten-Songs wurden halbstündige Jamsessions. Und so entstand eine einzigartige Musikszene, die bis heute besonders in Europa kultisch verehrt wird, auch wenn die meisten Bands aus dem Gedächtnis der Ge- Wer hier E-Gitarre spielen will, braucht einen guten Generator: In der Nähe von Palm Springs, Kalifornien GETTY IMAGES/VIRGINIA STAR schichte längst wieder verschwunden sind. Die Queens Of The Stone Age sind heute wohl die bekanntesten Überlebenden des sogenannten Desert Rock. Lebende Fossilien einer Musik, die es eigentlich nur zwanzig Jahre lang gab, in einem 72 Kilometer langen und 24 Kilometer breiten Tal im Süden Kaliforniens. Geboren aus Langeweile, Pragmatismus und Wüstensand. Und für einen Moment sah es sogar so aus, als würden die Wüstenkinder die Musikgeschichte nachhaltig verändern. Dave Grohl erzählte 1992 jedem, der es hören wollte oder auch nicht, völlig euphorisiert, dass in Palm Springs eine musikalische Revolution stattgefunden habe. Dave Grohl war damals noch Schlagzeuger von Nirvana. Die Band, die Anfang der Neunziger den Untergrund mit Grunge zum Mainstream machte. Er rief es in MTV-Mikrofone und schrieb es in Musikzeitschriften. Seine Entdeckung war Kyuss, genauer gesagt deren zweites Album „Blues For The Red Sun“. Kurz nach Grohls Loblied wurde Kyuss von Metallica als Vorband für ihre australische Stadiontour erwählt. Ein unerwarteter Erfolg, den die Band und mit ihr die ganze Szene nie verwunden hat. Kyuss zerbrach daran. Desert Rock folgte wenig später, zumindest in seiner Heimat. Zwei Dokumentarfilme erinnern gerade an diese Musikszene (die zur Verwirrung aller ursprünglichen Mitglieder auch gern als Stoner Rock bezeichnet wird): „Lo Sound Desert: Two Chapters on Rock Music“ von dem deutschen Illustrator, Maler und Filmemacher Jörg Steineck und „Desert Age: A Rock and Roll Scene History“ von Jason Pine aus Los Angeles. Steineck hat zehn Jahre seines Lebens in die „Lo Sound“-Doku gesteckt. Ein mäanderndes Langzeitprojekt ganz in der Do-it-yourself-Mentalität seines Sujets mit grobkörnigen Aufnahmen und liebevoll gestalteten Animationen. „Desert Age“ wirkt hingegen wesentlich polierter und erinnert mit seinen Ausflügen in die Meth-Küchen des Riverside County teilweise an eine „Vice“-Reportage. Doch diese oberflächliche Coolness lenkt davon ab, dass die Szene genau das nie war. Schon aus ganz praktischen Gründen hatten es die jungen Musiker rings um Palm Springs nicht ganz einfach mit der Außenwirkung: „In der Wüste ist es schwer, cool und Punk zu sein. Das ganze Zeug, Mascara und Haarspray, das du dir als Punk ins Gesicht und die Haare schmierst, schmilzt in der Sonne und brennt dann furchtbar in den Augen“, erinnert sich Nick Nava, heute Sänger und Bassist der Band Hornss, damals in gleicher Funktion bei der in Palm Springs gegründeten Band Solarfeast, in „Lo Sound Desert“. Doch die ästhetischen Schwierigkeiten waren das geringste Problem der Provinz-Punks. Palm Springs war und ist bis heute eine Urlaubs- und Rückzugsstadt für, nun ja, Erwachsene. Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts kamen die ersten Kurgäste, die sich Heilung von der heißen, trockenen Luft versprachen. Es folgten Hollywoodstars, die in aller Ruhe und Abgeschiedenheit ihre gepflegten Orgien feiern wollten. Showgrößen wie Liberace und Frank Sinatra, die das Clubleben der Stadt kontrollierten. Sonny Bono war sogar eine Weile Bürgermeister von Palm Springs. Und später flohen Rentner vor den kalten Wintern ihrer Heimatorte in die Wüstenstadt. Die einheimische Jugend passte da nie so richtig ins Konzept. Und als die wilden Kinder Ende der Siebziger- und Anfang der Achtzigerjahre auch noch ihre ersten Punkbands gründeten, stießen sie damit auf wenig Gegenliebe bei den Erziehungsberechtigten. Es gab kaum Clubs, in denen sie spielen durf- bracht werden. Toiletten gab es nicht. ten. Wenn, dann meist nur ein einziges Das war der Beginn vom Ende des Punk Mal. Bandproben beendete die Polizei im Coachella Valley. Die Wüste griff nach wenigen Minuten wegen Ruhestö- nach der Musik. „Wenn du mitten in der Wüste spielst, rung. Improvisierte Parkplatzkonzerte erwartete das gleiche Schicksal. Und ist es schwierig, zweiminütige Songs der spätere Versuch, selbst einen Club runterzurasseln. Die Leute fahren eine im benachbarten Arbeiterstädtchen In- Stunde zu deinen Konzerten und wollen dio zu eröffnen (mit dem schönen Na- unterhalten werden“, erklärt Kyussmen „Rhythm and Brews“), scheiterte Schlagzeuger Brant Bjork die musikalilangfristig an der eigenen Punk-Attitü- sche Evolution in „Desert Age“. Und Made, wenn es um Schanklizenzen und Al- rio Lalli selbst: „Als Punk-Band kannst du nicht jammen. Da kennt man nur vier koholverkauf an Minderjährige ging. Am Ende aller Optionen blieb nur Akkorde.“ Also wurde geübt, Speed gedie Flucht aus der Oase. Zwischen Sand gen LSD getauscht und der Sound gegen und Felsen. Mario „Boomer“ Lalli, da den Wind immer tiefer gestimmt, bis er sind sich beide Dokus einig, war der auch gegen die stärksten Böen anwabern Mann im Epizentrum des Desert Rock. konnte. Am Ende dieser Entwicklung stand Kyuss. Josh Er spielte Gitarre, Homme benutze Bass und sang in allen Bassverstärker für formativen Bands des ES GAB Genres: Across The SCHLÄGEREIEN UND seine Gitarre. Brant Bjorks SchlagzeugRiver, Yawning Man kessel klingen, als und später Fatso Jet- AM ENDE EIN FEUER seien sie unter dem son. Zugegeben, eiweiten Sternenhimgentlich haben fast alle wichtigen Desert Rocker irgendwann mel immer größer geworden. Nick Oligemeinsam in einer Band gespielt. Die veris Bassspiel verlor sich im Rausch. Szene war einfach zu klein. Doch, und Und Sänger John Garcia hörte über weihier schlägt wieder der Pragmatismus te Strecken einfach nur noch zu. Mit Kyuss war der Desert Rock Andes Desert Rock durch, Lalli war besonders wichtig für die Entstehung fang der 90er-Jahre am Höhepunkt. dieser Musikrichtung. Weil er als Ein- „Blues for the Red Sun“, ihr zweites Alziger einen tragbaren Dieselgenerator bum, das von Dave Grohl so beworben wurde, gilt heute als Standardwerk. Im besaß. Lalli – kaum 20 Jahre alt, so riesig Frühjahr 1993 folgte die Metallica-Tour und rund, dass man auf den krisseligen durch Australien. Die Stimmung innerVideos von damals, die beide Dokus zei- halb der Band wurde zunehmend gen, immer meint, er spiele eine Kinder- schlechter. Oliveri schied aus und Scott gitarre – beschloss mit befreundeten Reeder ersetzte ihn am Bass. Ein Album Musikern um 1985, Konzerte in der schafften sie noch, dann verließ auch Wüste zu veranstalten. Weit weg von Schlagzeuger Brant Bjork die Band. Er der Polizei und den schlafenden Rent- hatte das Gefühl, die Kontrolle über die nern. Versteckt in den Bergen. Eine der eigene Musik zu verlieren, erklärt er in ersten Partys nannten sie „Dust Fest“. „Desert Age“. Nicht nur er. Viele der anLallis Generator sorgte für den nötigen deren Palm-Springs-Bands kehrten Strom, der Rest musste selbst mitge- nach gescheiterten Karriere-Versuchen aus Los Angeles und San Francisco zurück. „Das ist ein Kleinstadt-Ding“, glaubt Lalli. Ähnlich erging es den Wüstenkonzerten. Sie wurden immer größer. Die Polizei setzte irgendwann Hubschrauber ein, um die Partys aufzuspüren. 1994 war eine der letzten großen GeneratorPartys dieser Zeit. Die Organisatoren, die nie welche waren, hatten jede Hoheit über die Situation aufgegeben. Statt 200 Leuten kamen inzwischen mehr als 1.500. Gang-Mitglieder reisten aus den umliegenden Kleinstädten an. Drogendealer, Meth-Köche, Hell’s Angels. Es gab Schlägereien und am Ende ein Feuer, das sich durch die trockenen Büsche bis an die Instrumente fraß und einen Großeinsatz der Feuerwehr auslöste. Danach wollte keiner mehr verantwortlich sein. Es hing plötzlich zu viel davon ab. Das war wohl auch der Grund dafür, warum das Genre nach seinem kurzen Mainstream-Hype wieder aus der Öffentlichkeit verschwand. Die PalmSprings-Szene war nie größer als 500 bis 600 Leute, die Musik machten, weil es nicht viel anderes zu tun gab. Deshalb spielten auch alle in allen Bands und hauptsächlich füreinander. Wer hätte auch in die Wüste fahren sollen, um ihnen zuzuhören? Und als das vorbei war, als plötzlich Leute in die Wüste kamen, um sie zu hören, und als sie plötzlich um die Welt touren sollten, wollten es die meisten nicht mehr. Und das war auch okay. Viele von ihnen gehen heute auf die fünfzig zu. Ein gutes Alter, um in Palm Springs zu leben. T „Lo Sound Desert“ (Monoduo Films) über losounddesert.com. „Desert Age: A Rock and Roll Scene History“ (Backwoods Ltd.) über desertagefilm.com. Beide auch auf Vimeo on Demand. Vollkommene Fragmente E In der Literatur kann man den Adel nicht abschaffen. Eine Erinnerung an den postmodernen Postmonarchisten Péter Esterházy ine Esterházy-Torte geht so: Aus steif geschlagenem Eiweiß, Mandeln, Butter, Mehl und Zucker wird ein Makronenteig geknetet, aus dem fünf Tortenböden gebacken werVON JAN KÜVELER den. Sodann streicht man eine mit Cognac oder Vanille veredelte Buttercreme darauf und schichtet die Böden aufeinander. Das Gebilde erhält eine Fondantglasur aus Zuckerwasser. Darauf träufelt der Konditor dunkle Schokolade, in einem melancholischen Muster aus aufeinander zu und voneinander weg schwingenden Linien, so wie der Comiczeichner Hugo Pratt Möwen malt. Die Seiten werden mit Krokant bestäubt. Es sind, so heißt es, Dekorierungen mit kandierten Früchten üblich. Der Schriftsteller Péter Esterházy, nach dessen Vorfahr Paul III. Anton Esterházy de Galantha, Außenminister der k. u. k. Monarchie, die Süßspeise benannt ist, war ebenfalls ein Feinschmecker. Besonders, wenn er gar nicht aß. 2004, als ihm in der Frankfurter Paulskirche der Friedenspreis verliehen wurde, trug er in seiner Dankesrede, sozusagen als Nachschlag zu Martin Walsers Auschwitzkeule, von der dieser am selben Ort gesprochen hatte, ein Lammkeulenrezept vor. Und als ich ihm einmal im Budapester Kaffeehaus „Central“ gegenübersaß, an einem kippeligen Tisch im Frühling vor drei Jahren, würdigte Esterházy die üppige Tortenauswahl keines Blickes, rührte stattdessen in der Espressotasse und schmeckte seinen Worten nach. Besonders die letzten, kurz bevor wir auseinandergingen, sind mir in Erinnerung geblieben, vielleicht, weil sie so mit dem kleinen, starken Koffeinshot harmonierten, in den er aus seinen lustigen, listigen Augen immer wieder blickte, als wolle er daraus lesen. In letzter Zeit lasse ihn ein Gedanke nicht los, sagte er: „Was bedeutet ein kurzer Satz?“ Er hatte gerade „Esti“ geschrieben, einen Fingerübungsroman zu Ehren seines großen Bruders im Geiste, Dezső Kosztolányi. Der hatte seinen unsterblichen Helden Kornél Esti auch schon sagen lassen, ein Roman gehöre geschrieben, wie es einem Dichter gebühre: als Fragment. Fragmente liegen in Ungarn nahe, wie halb verspeiste Torten. In den Zwanzigern, als Kosztolányi schrieb, war man viel zu beschäftigt, mit der Elektrischen herumzusausen, durchreisende Türkinnen zu küssen, Zigaretten in den Rinnstein zu schnicken, sich die Fliege jonglierte mit Worten und Sätzen eine über dem Smoking zurechtzurücken, als Wirklichkeit zusammen, hinter der sich dass man sich mit langen Sätzen und die real existierende ausnahm wie eine systematischen Großwerken hätte auf- blasse Schimäre, ein böser Traum, aus halten können. Nachher war man aus dem man eines Tages schon aufwachen weniger sympathischen Gründen zerris- würde. „Es ist elend schwer zu lügen, sen: Räterepublik, Bauernaufstand, wenn man die Wahrheit nicht kennt.“ Kommunismus. 1948 wurde die Frag- Das ist ein berühmter Esterházy-Satz. mentarisierung derer von Esterházy ak- Mit ihm beginnt die „Harmonia Caelestis“, das himmlisch utopische tenkundig. Péter Esterházy, FreiEbenmaß der Geschichte, seiherr von Galántha, Erbgraf zu ner eigenen, der seiner FamiForchtenstein, Herr auf lie und seines Landes, die Czákvár und Gesztes, 1950 voneinander so wenig zu in Budapest geboren, war trennen sind wie die Böfortan nicht mal auch nur den der Esterházy-Torte. ein Mensch, sondern ein Meinvater heißt die misstrauisch Beäugter, zentrale Figur, der letzte Strandgut einer untergeder Papierform halber gangen Zeit. adelige Esterházy, HerrEr studierte Fußball und ULF ANDERSEN/GETTY IMAGES scher über Schlösser und spielte Mathematik. Und © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung Ländereien. Er irrlichtert durch einen Schelmenroman voller Er- und Gefundenem, Ernst und Klamauk, Wahrheit und Lüge, System und Fragment. Esterházy bekämpfte die Postmonarchie mit einer Postmoderne, die sich nicht mit der Gegenwart zufrieden gab, sondern die Vergangenheit einschloss, auf 1000 Seiten 1000 Jahre. „Im besten Fall“, heißt es in „Esti“, „dachte Esti an die Gegenwart, als wäre sie Vergangenheit.“ Das muss keine Melancholie meinen, sondern kann ein großer, trotziger Spaß sein, eine Selbstbehauptung im Bewusstsein der eigenen Ohnmacht. Zu der gehörte auch die Entdeckung, dass der verehrte Vater für den Geheimdienst spioniert hatte, was die Sphärenharmonie erheblich erschütterte. Jetzt ist Péter Esterházy 66-jährig in Budapest gestorben. WELT am SONNTAG-2016-07-17-sil-24 f5123d7d0164873d70b500d7b5da4639 A 17. JULI 2016 WELT AM SONNTAG uf dem Achterdeck des Ausflugsbootes war die Architektenwelt noch in Ordnung. Während man vom Amsterdamer Hafen zur Herengracht schipperte und die Bausünden der Achtzigerjahre wie die stolzen Patrizierhäuser des Barock vorbeizogen, wurde ausgelassen gefachsimpelt, was ein Mansard- vom Krüppelwalmdach unterscheidet und an welcher Pfette die Sparren abknicken. VON MARCUS WOELLER Wenigstens der Beginn verlief also idyllisch an diesem Sommerwochenende unter Gleichgesinnten: 33 Architekten haben sich nach Holland aufgemacht, um sich zur Klausur einzuschließen und über zeitgemäße Baukunst zu debattieren. Zusammen will man nämlich die Stadt von morgen bauen. Und ob Traditionalist oder Modernist – Architekten sind heute zumindest gesprächsbereit. 1927 war das noch anders. Ludwig Mies van der Rohe, damaliger Präsident des Deutschen Werkbundes, hatte eingeladen, in Stuttgart Häuser für die Ausstellung „Die Wohnung“ zu entwerfen. Es galt, Historismus und Jugendstil zu überwinden und die Architektursprache auf reinste Grammatik zu beschränken. Das Ergebnis, die Weißenhofsiedlung, ging in die Geschichte ein. Achtzig Jahre später soll es nun eine ganze Stadt werden: die Werkbundstadt Berlin. Im September soll sie – als Ausstellung und als Modell im Maßstab 1:200 – vorgestellt werden. Sollte sie danach wirklich gebaut werden, verfügte der Stadtbezirk Charlottenburg nicht nur über ein Quartier mehr mit Wohnungen für 1000 Menschen. Der Werkbund hätte auch ein Denkmal für völlig neue Planungsprozesse gesetzt. Denn ein Verfahren, wie es sich Mies’ Nachfolger, der Architekt Paul Kahlfeldt und die Vorsitzende des Berliner Werkbundes, Claudia Kromrei, ausgedacht haben, hat es bisher noch nicht gegeben. Basisdemokratie, Partizipation und Einvernehmen sind normalerweise we- KULTUR 57 NR. 29 der Eckpunkte eines Planfeststellungsverfahren noch eines Architekturwettbewerbs. „Unsere Prämisse ist eine von breitem Konsens getragene Übereinkunft“, erklärt Kahlfeldt. Man ist nämlich nicht nur nach Amsterdam gereist, um Backsteinarchitektur aus fünf Jahrhunderten zu studieren, sondern um zu einem gemeinschaftlichen Ergebnis zu kommen, wie Berlins Werkbundstadt aussehen soll. Am Berliner Spreebord hat sich um 1900 das Großkraftwerk Charlottenburg niedergelassen. Auch heute wird dort noch Energie produziert, Teile der Gebäude stehen unter Denkmalschutz. Aber das nebenan gepachtete Tanklager benötigt Vattenfall nicht mehr. Und dort soll etwas entstehen, das eben kein loser Verbund frei stehender Siedlungsgebäude ist, sondern ein auf 28.000 Quadratmetern verdichtetes Gefüge aus Straßen, Plätzen und – Architektenhäusern. Der Werkbund versteht sich heute als Thinktank, der urbanes Wohnen und Leben neu diskutiert, gestalterisch wie gesellschaftlich. In Berlin könnte das Projekt nicht passender angesiedelt sein. Die Stadt wächst. Flüchtlinge, Arbeitsmigranten und Einwanderer aus purer Lust kommen. Längst gibt es in Berlin, das an ewig günstige Mieten und Verfügbarkeit von Wohnraum glaubte, eine Wohnungsnot. Der Senat hat die Entwicklung verschlafen. Plötzlich redet man von Nachverdichtung, von sozialem Wohnungsbau, von einer Renaissance der Großsiedlung sogar. Die Werkbundstadt dagegen ist feinste Utopie, sie will vieles besser machen, vor allem einiges anders. Und wie alle ernst gemeinten Utopien verfolgt sie einen Realisierungsanspruch. Der wurde in Amsterdam aber erheblich auf die Probe gestellt. Nachdem man vor einem Jahr damit begonnen hat, Konzepte zu ersinnen, die Grundstückseigentümer zu motivieren, den Chefstadtplaner des Bezirks einzubinden, sich mit Architekturtheoretikern, Raumplanern und Immobilienentwicklern zu beraten und die beteiligten Baumeister bei Laune zu halten, ist die Planspiel Nachverdichtung? Modelle für die Werkbundstadt SIM City Eigentlich gilt: Zwei Architekten, drei Meinungen. Nun sollen gleich 33 von ihnen gemeinsam ein Berliner Quartier planen. Ein Besuch auf einer turbulenten Tagung ERIK-JAN OUWERKERK Grachtentour jetzt nur Vorspiel für eine Entscheidungsfindung, die zunächst einmal geradewegs ins Chaos führt. Vier Monate lang haben die 33 Architekten an Entwürfen gefeilt, welche Häuser man auf die 39 Grundstücke im Parzellierungsplan stellen könnte, den man nach hartem Kampf im Frühjahr skizzierte. In der Gestaltungssatzung sind Gebäudehöhen festgelegt und dass die Fassaden zu 60 Prozent von Ziegeln bekleidet sein sollen. Die Parzellen wurden unter den Büros verlost, je drei konkurrierten nun in 39 Miniwettbewerben. So weit, so ungewöhnlich. Und statt einer Jury, die in Architekturwettbewerben die Gewinner kürt, sollen über die Werkbundstadt keine Preisrichter tagen, sondern alle Architekten gemeinsam entscheiden, wer wo das Rennen macht – dabei soll aber niemand leer ausgehen. Diesen Mix aus Macht und Kontrollverlust, Mehrheitswillen und Los(un)glück haben die meisten Architekten das letzte Mal an der Uni erlebt. Und so sieht es auch aus im Kompaszaal der Königlichen Niederländischen Dampfschiffgesellschaft: überall Stellwände mit Plänen. Auf runden Tischen sind Holzmodelle der Gebäude aufgebaut, mit Post-its, auf denen die Architektennamen stehen. Auf einem Billardtisch wartet das städtebauliche Modell darauf, mit den Holzhäuschen bestückt zu werden. 15 Minuten Zeit hat jeder Architekt – klingende Namen sind dabei, aber auch junge Büros –, seine Gebäudemodelle zu präsentieren. Im Plenum sind alle gleich, aber nicht gleich nervös. Christoph Mäckler geht es lässig an, er hat schließlich schon Hochhäuser in Frankfurt gebaut. Er stellt ein imposantes Haus mit steilem Satteldach vor, das den Dachliebhaber Kahlfeldt trotzdem zweifeln lässt. „Ist das nicht etwas hoch geworden?“, frotzelt er. In Berlin gilt eine unselige Traufhöhe, wenngleich sie im Quartier partiell aufgehoben ist. Mäckler knurrt: „Dann nehmt doch eins von den Kleinen, das sind ganz normale Häuser.“ Normal ist für Uwe Schröder zu wenig, er will „Hausindividuen mit Charakter“ und macht sich viele Freunde mit einem „romantischen“ Wohnturm. E2A Architekten träumen von „polyvalenten Räumen“. Bernd Albers beklagt die „Banalität des Privaten“. Schneider + Schumacher konjugieren Fassaden durch. Bei Kleihues + Kleihues wird nicht konjugiert, sondern dekliniert. Tobias Nöfer („Schönheit ist die Anwesenheit von Regeln im Städtebau“) stellt Neogründerzeittrutzburgen vor. Max Dudler wird disqualifiziert, weil er sich an Regeln nicht hält. Hans Kollhoff bleibt derweil völlig cool. Auch als er seine Gebäude nicht finden kann. Dabei hat er ihnen, wie üblich, Attikakrönchen aufgesetzt, aber jemand hat die Modelle mit Lampugnani umetikettiert. Dieser als real bauender Architekt spätberufene Städtebauhistoriker hat das große Los gezogen. Das mit 16 Geschossen höchste Haus des Quartiers designt er diskret – Vittorio Lampugnani weiß, dass man sich an einem Leuchtturm auch die Finger verbrennen kann. Klaus Theo Brenner teilt vorsichtshalber gelehrsame Broschüren aus, die seine Vorstellung von Stadtleben erklären. Als endlich alle durch sind und man sich aufgekratzt ums städtebauliche Modell drängt, Gebäude auf Parzellen stellt und immer wieder austauscht, wird schnell deutlich: Die Werkbundstadt könnte ziemlich wild aussehen. Kann man bei so viel Freiheit überhaupt Harmonie erreichen? Wie viel Differenz ist zu ertragen? „Machen wir Stadt oder Bauausstellung?“, wird gegrummelt. „Muss man vielleicht das Gute ausschließen, weil es zu gut ist?“, provoziert ein beratender Stadtsoziologe. „Hier ist zu viel Testosteron in der Bude“, ätzt ein Teilnehmer, dessen Projekt niedergemacht wurde. Und einem Architekten, der manchen als Investorenliebling gilt, reißt der Geduldsfaden. Er erhebt die Stimme gegen den demokratischen Frieden: „So ein Preisgericht habe ich noch nie gesehen. Die Vorsitzenden sollen vorschlagen, und dann wird entschieden.“ Und tatsächlich wird es so entschieden werden, aber erst Stunden, viele Gläser Wein und eine besonnene Schlichtung des erfahrenen Architekten und vielfachen Preisrichters Arno Lederer später. Am nächsten Morgen sind Paul Kahlfeldt und Claudia Kromrei die Ersten am Modell. Nach zwei Stunden steht ihre Werkbundstadt. Sie wird einstimmig angenommen. Trotz einiger Unzufriedenheit hört man über das Verfahren fast nur positive Stimmen. Die ungewöhnlich kooperative Methode hat nach einigen Ausschlägen in Richtung Autokratie und Anarchie doch überzeugt. Alle wissen natürlich: Bald werden die Diskussionen weitergehen. Die Modelle müssen überarbeitet, Gestaltungsideen angepasst, Verträge verhandelt, Investoren gewonnen und zu Bauherren gemacht werden. Aber für einen Moment wenigstens herrscht die allseits gewünschte Vielfalt in Einheit. ANZEIGE WAMS-27066 INSTITUTION Rheingau Riesling Genießen Sie Spitzenweine aus einer der bekanntesten Riesling-Regionen der Welt Kaufmann Pur Riesling trocken 2015 Seit über 1000 Jahren ist das Kloster Eberbach eine Bastion für deutsche Rieslingkultur. Nur Weine aus besten Lagen dürfen „Crescentia“ heißen und der feinfruchtig-mineralische Edition macht diese Qualität schmeckbar: Rheingau Riesling auf allerhöchstem Niveau! Tradition trifft Moderne: Vor zwei Jahren übernahm der Schweizer Urban Kaufmann das renommierte VDP-Weingut Hans Lang und hauchte ihm frischen Wind ein. Sein Premium-Riesling „Pur“ zeigt genau das, was er verspricht: Rheingau Riesling in Reinform! Herkunft: Rheingau Preis/0,75 l: 8,90 € statt 13,50 € UVP Preis/Karton: 6 Flaschen 53,40 € Preis/Liter: 11,87 € Alkoholgehalt: 12 % vol. 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Diese enorme Substanz ist für einen Wein um 10 € nicht selbstverständlich. WAMS-27420 ENUSS-SI -G Kartons Flaschen Kartons Flaschen Kartons FOLGEN DES WIDERRUFS: Wenn Sie diesen Vertrag widerrufen, haben wir Ihnen alle Zahlungen, die wir von Ihnen erhalten haben, einschließlich der Lieferkosten (mit Ausnahme der zusätzlichen Kosten, die sich daraus ergeben, dass Sie eine andere Art der Lieferung als die von uns angebotene, günstigste Standardlieferung gewählt haben), unverzüglich und spätestens binnen vierzehn Tagen ab dem Tag zurückzuzahlen, an dem die Mitteilung über Ihren Widerruf dieses Vertrags bei uns eingegangen ist. Für diese Rückzahlung verwenden wir dasselbe Zahlungsmittel, das Sie bei der ursprünglichen Transaktion eingesetzt haben, es sei denn, mit Ihnen wurde ausdrücklich etwas anderes vereinbart; in keinem Fall werden Ihnen wegen dieser Rückzahlung Entgelte berechnet. WAMS-27163 Flaschen Kartons WAMS-27103 Flaschen Kartons WAMS-27161 Flaschen Kartons MUSTER-WIDERRUFSFORMULAR: Wenn Sie den Vertrag widerrufen wollen, dann füllen Sie bitte dieses Formular aus und senden Sie es zurück: An Vicampo.de GmbH, Taunusstraße 59–61, 55118 Mainz, Telefax: 06131/3029399, E-Mail: [email protected] Hiermit widerrufe(n) ich/wir(*) den von mir/uns(*) abgeschlossenen Vertrag über den Kauf der folgenden Waren: Bestellt am(*)/erhalten am(*) WAMS-26120 Flaschen Kartons WAMS-17616 Flaschen Kartons Name und Anschrift des/der Verbraucher(s) WAMS-18993 Flaschen Kartons WAMS-19296 Flaschen Kartons per Post VICAMPO.de GmbH Taunusstraße 59-61 55118 Mainz Name E-Mail * Telefon 061 31 - 30 29 395 Telefax 061 31 - 30 29 399 Online Straße/Hausnummer www.vicampo.de/wams PLZ/Ort Oder ganz einfach: Ausfüllen, abfotografieren und per Mail an [email protected] senden. Telefon * Datum Abfüller: Weingut Karl-Werner Faust, Schiersteiner Straße 25, 65344 Martinsthal Bestellung Vorname Bitte ankreuzen und Stückzahl eintragen: (* Unzutreffendes streichen) Abfüller: Bodegas Garcia de Aranda, Carretera Soria s/n (N-122), 09400 Aranda de Duero, BURGOS ITALIENER DES MONATS Di Lenardo Sauvignon Blanc IGT 2015 WAMS-27169 Datum Herkunft: Spanien, Ribera del Duero DO Preis/0,75 l: 9,90 € statt 14,90 € UVP Preis/Karton: 6 Flaschen 59,40 € Preis/Liter: 13,20 € Alkoholgehalt: 14 % vol. Jungwinzerin Julia Seyffardt und Vater Peter haben als dynamisches Winzerduo einen zupackend frischen und geradlinigen PowerRiesling erschaffen, der den Rheingau in sich vereint. Fruchtige und gesteinsmineralische Aromen treffen auf herrlichen Trinkfluss! WAMS-27066 Unterschrift des/der Verbraucher(s) 93 Punkte von Robert Parker: „Dies ist ein weiterer exzellenter, vollendeter Wein von García de Aranda.“ Der Spanier begeistert mit saftiger Beeren-, Pflaumen- und Kirschfrucht, nussiger und kräuteriger Würze, seidigem Tannin und zartem Biss. Langwerth von Simmern betreibt seit 1446 Weinbau und ist damit eines der ältesten Familienweingüter. Das prämierte VDP-Gründungsmitglied zählt zur Gebietsspitze und der Baroness Andrea zeigt warum: Pfirsich, Apfel und viel Schmelz – das ist Größe! Ja, ich bestelle folgende Weine. WIDERRUFSRECHT: Sie haben das Recht, binnen vierzehn Tagen ohne Angabe von Gründen diesen Vertrag zu widerrufen. Die Widerrufsfrist beträgt vierzehn Tage ab dem Tag, an dem Sie oder ein von Ihnen benannter Dritter, der nicht der Beförderer ist, die letzte Ware in Besitz genommen haben bzw. hat. Um Ihr Widerrufsrecht auszuüben, müssen Sie uns über Ihren Entschluss, diesen Vertrag zu widerrufen, informieren. Sie können dafür die Kontaktdaten dem Bestellschein entnehmen oder das beigefügte Muster-Widerrufsformular verwenden, das jedoch nicht vorgeschrieben ist. Zur Wahrung der Widerrufsfrist reicht es aus, dass Sie die Mitteilung über die Ausübung des Widerrufsrechts vor Ablauf der Widerrufsfrist absenden. 93 Diefenhardt Tonschiefer Riesling trocken 2015 ER EG Riesling ist die Königin der deutschen Rebsorten und keine andere Region hat ihren Siegeszug in diesem Maße geprägt wie der Rheingau. Aus 250 Proben haben die VICAMPO-Weinexperten sechs hervorragende Rheingauer für Sie ausgewählt, die mit allerbestem Preis-Genuss-Verhältnis glänzen. Erschmecken Sie die Bandbreite der traditionsreichsten Riesling-Region der Welt! 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WELT am SONNTAG-2016-07-17-sil-24 f5123d7d0164873d70b500d7b5da4639 E 58 KUNSTMARKT DOROTHEUM WIEN/(C) VG BILD-KUNST BONN,2016 Die italienische Avantgarde der Sechziger wollte aus dem Nichts etwas erschaffen. Inzwischen verkauft sie sich auch gut Im Dorotheum versteigert: Castellanis „Superficie“ (965.000 Euro) und Scheggis „Zone riflesse“ (450.000 Euro) 1999, als Sotheby’s den ersten Italian Sale im Anschluss an die halbjährliche millionenschwere Abendauktion zeitgenössischer Kunst veranstaltete, leerte sich der Saal, wenige italienische Händler und Sammler (dazu ein paar ameri- kanische Fontana-Interessenten, die auch da schon hohe sechsstellige Summen parat haben mussten) blieben: Die rhythmisch mit der Nagelmaschine zum Relief verwandelten weißen Leinwände von Enrico Castellani (geboren 1930), ANZEIGE KUNSTMARKT KUNST & ANTIQUITÄTEN Bilder und Bücher, Modelle und Dokumente von anspruchsvollem Sammler gesucht. Angeb. u. DW 1000000057 DIE WELT, 10445 Berlin Ankauf von Bordeauxweinen zu Höchstpreisen! Seriöse, professionelle und diskrete Abwicklung. Keine Aufschläge oder Lotgebühren, faire Nettopreise! C&D Weinhandelsgesellschaft mbH Tel.: 02236-890240 · Fax: 02236-890249 · [email protected] 17. JULI 2016 WEITERE AUKTIONEN AUSSTELLUNGEN BRIEFMARKEN AUKTIONEN Hermann Hesse KUNST DER ANTIKE Ausgrabungsstücke aus verschiedenen Epochen der Antike mit Echtheitsgarantie. Farbkatalog-Schutzgebühr € 10,– Galerie Günter Puhze · Stadtstr. 28 79104 Freiburg · Tel. 0761 / 2 54 76 E-Mail: [email protected] www.galerie-puhze.de Pop-Art Kollektion für EUR 2,0 Mio. an privaten Sammler zu verkaufen Unternehmer verkauft Sammlung wertvoller Pop-Art Gemälde für EUR 2,0 Mio. an privaten Sammler. Alle Werke sind Originale (Öl auf Leinwand) mit lückenloser Provenienz. Ideal auch als z.B. mittel- bis langfristige Kapitalanlage. Solvente Anfragen von privat bitte an: [email protected] & MÜNZ- 11. 6. – 20. 8. 2016 Ankauf oder Versteigerung von Sammlungen, Einzelstücken oder Erbschaftsposten. Bei großen Objekten Hausbesuche möglich. Roland Meiners, von der IHK Köln öffentlich bestellter und vereidigter Versteigerer für Briefmarken. Seit 50 Jahren eine erste Adresse. Dr. Wilhelm Derichs GmbH AUKTIONSHAUS Burgmauer 22 (gegenüber Dom) 50667 Köln . Tel.0221-2576602 Berlin, im Kunsthaus Lempertz: (Nikolai-Viertel) Poststr. 22 . 10178 Berlin-Mitte . Tel. 030-24088283 KUNSTAUKTIONEN UHREN & SCHMUCK KUNSTAUKTIONEN IN DÜSSELDORF www.uhren–buse.de AUKTIONSHAUS-KARBSTEIN.COM · G 0211 90 61 61 Mainz · $ 06131- 23 40 15 GALERIE LUDORFF Königsallee 22 d-40212 Düsseldorf www. ludorff. com [email protected] t. +49-211-326566 dem gelernten Architekten, wurden damals bei bis zu 85.000 Pfund zugeschlagen, wenn sie makellos erhalten waren. Zuvor gab es für diese Werke fast ausschließlich in Italien Abnehmer auf entsprechend niedrigerem Niveau Heute fällt der Hammer – auch Christie’s veranstaltet in London seit 2000 Italian Sales – für eine „Superficie“ (weiß oder monochrom) bei zwei bis vier Millionen Euro. Damit ist er dem großen Fontana gut auf den Fersen. Noch krasser ist die Preisentwicklung bei Paolo Scheggi (1940–1971). In den Neunzigern erzielten seine zweibis dreilagig übereinandergespannten, monochrom bemalten Leinwände mit den elliptischen oder runden Aussparungen vierstellige Ergebnisse. Setzte man auf Taxen um die 15.000 Euro für die in der Regel bis zu ein mal ein Meter großen „Zone riflesse“, fielen sie prompt durch. Keine Spur mehr von der Begeisterung in den Sechzigern und Siebzigern, als der charismatische Scheggi, Florentiner großbürgerlicher Herkunft, in der Mailänder Szene verwurzelt war. Er beschäftigte sich mit Mode, Theater, schließlich Performance. Für ihn gab es keinen Unterschied zwischen Bühne und Galerie. 1966 stellte er auf der Biennale in Venedig aus. Vier 133 mal 133 Zentimeter große „Intersuperficie Curve“ in Weiß, Blau, Gelb und Rot hingen nebeneinander. Die 1981 in Florenz gegründete, heute international vertretene Galerie Tornabuoni hat im vergangenen Jahr dieses Ensemble auf der Art Basel nachgestellt. Nur eine der Arbeiten war zu haben – für zwei Millionen Euro. Klei- nere „Zone riflesse“ schlug das Dorotheum jüngst für knapp 500.000 Euro zu, und in Mailand bei Sotheby’s verbesserte sich eine weiße „Intersuperficie Curva“ von 400.000 auf 1,3 Millionen Euro. Scheggi starb chronisch herzkrank mit nur 31 Jahren. Naturgemäß ist nur ein relativ schmales Œuvre geblieben. Die Arbeiten, die derzeit auf den Markt kommen, sind in der Regel marktfrisch, das wirkt sich konsequent auf die Preise aus. Das Gleiche gilt, allerdings schon seit Langem, für Piero Manzoni (1933–1963), den Ironiker und Getriebenen der italienischen Avantgarde jener Jahre. Auch er starb mit gerade mal dreißig Jahren am Herzinfarkt und hinterließ trotz seiner Rastlosigkeit ein Werk von begrenztem Umfang. Doch ist er absolut keine Neuentdeckung und wird längst in einem Atemzug mit Fontana genannt. Seine mit Kaolin oder Gesso (einer weißen Gipskreidepaste) bedeckten, horizontal gefalteten Leinwände bringen mittlerweile zwischen fünf und 14 Millionen Euro, seine in neunzig Exemplaren eingedoste „Künstlerscheiße“ (so steht es auf dem Etikett – niemand weiß, was tatsächlich drin ist) geht schon mal auf 200.000 Euro. Wie Manzoni war auch Agostino Bonalumi (1935–2013) Autodidakt, und wie Fontana, Scheggi und Castellani interessierte ihn vor allem die Überwindung der Zweidimensionalität eines Tafelbildes, die „pittura oggetto“ in ihrer räumlichen Vollkommenheit durch die perfekte Einbeziehung von Licht- und Schattenwirkung. Er modulierte die monochrom bemalten Leinwände, indem er skulpturale Eingriffe und meist hölzerne Gerüste an deren Rückseite anbrachte. In Venedig hingen 1966 seine Arbeiten im Padiglione Centrale in den Giardini gegenüber von Scheggis „Intersuperficie“. Es muss ein sehr eleganter, sehr kühler Raum gewesen sein. Bekannt wurde Bonalumi, der eine Ausbildung als technischer Zeichner absolviert hatte und wie Heinz Mack oder der Kinetiker Adolf Luther mit Fug und Recht als Künstleringenieur bezeichnet wird, auch als Bühnen- und Kostümbildner. Er hatte zeitlebens ein gewisses Standing auf dem Kunstmarkt. Und der jüngsten Entwicklung folgend, steigen die Hammerpreise für seine frühen Arbeiten. Die höchsten Ergebnisse liegen derzeit bei 400.000 bis 600.000 Euro. Und Dadamaino? Es wäre wohlfeil, das ewig traurige Lied von der unterschätzten Frau im Kunstbetrieb zu singen. Und doch: Ihre „Volume“ – schwarze oder weiße Leinwände mit elliptischen, manchmal auch quadratischen, an den Ecken abgerundeten Ausschnitten, wodurch die sichtbar werdende Wand und die damit wechselnde Lichtregie den erwünschten Objektcharakter hervorruft – werden, von Ausnahmen abgesehen, im unteren fünfstelligen Preisrahmen weitergereicht. Eine ikonische Arbeit von 1958 brachte 2015 bei Phillips in New York knapp 125.000 Euro. In diesem Frühjahr gingen im Dorotheum, wo seit einigen Jahren ein solides Angebot zu Azimut und den Kollegen der Mailänder Avantgarde anzutreffen ist, vier von fünf ihrer Arbeiten zurück. Im vergangenen Jahr aber etablierte das Dorotheum in Wien mit einem ihrer frühen, an Vasarely-Op-Art erinnernden „Oggetti ottico-dinamico“ aus Aluminium, Nylonfaden und Holz bei einem Zuschlag von 165.000 Euro den Auktionsrekord für die 1930 geborene und 2004 verstorbene Künstlerin. Zu den Pionieren der italienischen Zero-Bewegung zählt auch der Autodidakt Turi Simeti (geboren 1929). Sein Beitrag zur Verräumlichung eines Bildes ist die in strenger Reihung mit gleich großen ovalen Elementen collagierte Leinwand. Die Preise für Simeti waren stets moderat, zu hohe Erwartungen wie zuletzt bei Lempertz in Köln erfüllen sich auch heute nicht. Format und Erhaltungszustand, Farbwahl und Rhythmik müssen überzeugen, dann kann es auch mal sechsstellige Gebote geben. Meist jedoch fällt der Hammer bei einer Höchstmarke von 50.000 Euro, vielfach auch weit darunter. Simeti hat in seinem langen Leben viel geschaffen und ist sich – drückt man es positiv aus – stets treu geblieben. Das schlägt sich ohne Umschweife im Bieterverhalten nieder. Man wird sehr aufmerksam beobachten müssen, wie lange die Begeisterung für die einst radikale, heute kühl-schematische Kunst der jungen Nachkriegseuropäer anhält. Was in den Achtzigern und Neunzigern schier unverkäuflich war, hat einen unvorhersehbaren Zenit erreicht. Die Luft ist dünn da oben. © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung V ielleicht ist es ja wirklich so, dass Kunst nur wird, wenn man sie eine Zeit lang geschehen lässt, ihr zusieht und dann die Regie übernimmt. Überblickt man das Werk der in Berlin lebenden Schweizerin Elisabeth Masé, fühlt man sich wie im Archiv der Möglichkeiten. Alles hat dort nebeneinander Bestand, das streng Geometrische und das erzählerisch VON HANS-JOACHIM MÜLLER Figürliche, das große installative Layout und die kleine Zeichnung, die mit verstörender Intensität einer unaufschließbaren Obsession nachspürt. Und nichts, was wirklich vergangen, abgetan wäre, was sich nicht wieder beleben könnte. Als liege alles Geheimnis nur darin, die Überraschung auszuhalten und dann einzugreifen, wenn die Dinge ihre Überraschung verlieren. Zuletzt waren es bizarre Figuren, die Masé auf den Catwalk schickte. Grimassierend, hohläugig, skelettös, auf seltsame Weise mit den Verfallserscheinungen des Lebens spielend. Man hat ihnen nicht angesehen, was ihre Drift zum Verschwinden ausgemacht hat. Aber eines Tages waren sie tatsächlich nicht mehr da. Die Köpfe zu Kapuzen geworden, die Gesichter zu leeren Ovalen, die Körper zu verborgenen Gestellen, um die sich steife Kleider bauschen. Kostbare Stoffe, Fantasiemuster, immer neue Anlässe für delikate Malerei. Eine ganze Anzahl dieser Körperkleiderbilder hängt in der jungen Berliner Galerie Katharina Maria Raab, und wenn es nur um sie ginge, wäre der Eindruck stark, und es wäre wie ein neuer Raum im Archiv der Möglichkeiten. Aber wieder einmal hat die Regisseurin eingegriffen und die leblos gewordenen Figurenhüllen mit Leben gefüllt. Von einer Designerin hat sie sich ein schmuckloses Musterkleid KATHARINA MARIA RAAB Punkt NULL VON ANNEGRET ERHARD Maritime Antiquitäten: NR. 29 Körperkleider zwischen Kunst und Mode Eine Malerei, frei von Ideologie oder Funktion, in reiner Gegenstandslosigkeit verankert, propagierte Kasimir Malewitsch. Er malte 1915 das „Schwarze Quadrat“, dem 1918 das „Weiße“ folgte – quasi unsichtbar und der angestrebten Null-Form näher als alles Bisherige. Weltkriegsgräuel, geschichtsvergessene Selbstbehauptung im Wirtschaftsboom und Kalter Krieg folgten. Malewitsch war in Vergessenheit geraten. Die viel beschworene Stunde null, die einen lebendigen Aufbruch verhieß, war zumindest in geistiger und kultureller Hinsicht drauf und dran, zur Illusion zu verkommen. Dieser Mutlosigkeit – verhaftet in einer von großer Verdrängungsleistung begleiteten biederen Vorkriegstradition – begegneten in Deutschland junge Künstler wie Otto Piene, Heinz Mack und Günther Uecker. Sie besannen sich auf Malewitschs Postulat, machten Licht und Bewegung statt künstlerischer Handschrift und expressiv-informellem Duktus zum Bildprogramm und gründeten in Düsseldorf die Bewegung Zero. Das Experiment gelang, man fand Mitstreiter in den Niederlanden (die Gruppe „Nul“ mit Jan Schoonhoven und Henk Peeters), der Schweiz (Jean Tinguely), im jugoslawischen Zagreb („Nove Tendenzjie“) – und in Italien. Hier gründete Piero Manzoni 1959 zusammen mit Enrico Castellani und Agostino Bonalumi in Mailand die Galerie Azimut. Die dazugehörige Zeitschrift „Azimuth“ ist heute mit ihren Beiträgen zeitgenössischer Künstler und Kritiker, mit den von Manzoni und Tinguely gestalteten Illustrationen ein extrem rares Desiderat. Die wichtigsten Mitstreiter waren Paolo Scheggi und als einzige Frau Dadamaino (Edoarda Emilia Maino). Yves Klein war – neben dem Gönner Lucio Fontana – das große Vorbild. Man präsentierte sich gemeinsam in Gruppenausstellungen, mal in Mailand, mal in Düsseldorf, mal in Amsterdam. Keine Grenzen, eine europäische Idee. Für anderthalb Jahrzehnte. Die Gruppen lösten sich auf, und die Künstler wurden zu unterschiedlich erfolgreichen Einzelkämpfern. Das Interesse an Zero, an den Azimut-Künstlern ließ in den Achtzigerjahren stark nach. Es war, als hätte man die Avantgarde der Jahre des Aufbruchs nur als temporäre Erscheinung begriffen. Das hat sich inzwischen wieder gründlich geändert. Der Markt ist stets bereit für Impulse mit Potenzial. Und hier tat sich, angeregt durch die Ausstellungen der Sammlung Lenz Schönberg, ein vielversprechendes Feld auf. WELT AM SONNTAG Elisabeth Masé: „Das Kleid“ in drei, vier Körpergrößen entwerfen lassen, hat den vorderen Galerieraum zur Nähstube möbliert, wo um einen langen Tisch Frauen aus Syrien, Afghanistan, dem Irak und aus Berlin die leinenen Kleider mit roter Wolle besticken. Es gab stillere und öffentlichere Sessions, es gibt bei der noch andauernden Handarbeit keine Vorgaben – bis auf das ganz selbstverständlich akzeptierte Verbot, keine entstehende Form zu zerstören. Wenn man das so erzählt, hört es sich ein bisschen wie kunstgewerblicher Sozialkitsch an. Man muss in der Tat dort gewesen sein, die mühsamen Kommunikationsversuche beim Sticken erlebt haben, das langsame Gewöhnen aneinander, an die ungewohnte Rolle vor Publikum, die Hilflosigkeit, mit der die eine eine wacklige Sonne näht und die andere komplizierte zopfähnliche Girlanden, die handwerkliche Schulkenntnisse verraten. Wie das gelingen konnte, wie die Frauen noch heute kommen und die roten Uniformkleider anziehen, die im Garderobenständer für sie bereithängen, wie sie dann den roten Faden der Nachbarin aushalten, die sich am Kleid zu schaffen macht, das man gerade vor sich in Arbeit hat, wie an keiner Kleiderstelle so etwas wie Konkurrenz zu spüren ist – das alles ist ein kleines Wunder. So muten sie an wie ein Atlas der Träume, diese bestickten Kleider, die die Näherinnen mit nach Hause nehmen dürfen. T Bis 31. Juli, Galerie Katharina Maria Raab, Berlin; Performances heute und am 31. Juli, 15 bis 19 Uhr WELT am SONNTAG-2016-07-17-sil-24 f5123d7d0164873d70b500d7b5da4639 17. JULI 2016 WELT AM SONNTAG FERNSEHEN 59 NR. 29 DIE HÖHEPUNKTE DES TAGES SONNTAG, 17. JULI 2016 ARD ZDF RTL SAT.1 PRO 7 KABEL 1 VOX RTL II 5.30 Kinder-TV Reportagereihe 10.03 ¥ g Immer wieder sonntags Show 12.03 ¥ g Presseclub Anschlag in Nizza – Wie bedroht ist unsere Freiheit? 12.45 ¥ g Europamagazin GB: Wenig Hoffnung für bedrohte Polen / Italien: Arbeiter retten existenzbedrohte Firmen 13.15 ¥ g Tagesschau 13.30 ¥ g Sportschau Tourenwagen: Deutsche Tourenwagen Masters, 10. Lauf / ca. 15.00 Radsport: Tour de France, 15. Etappe: Bourg-en-Bresse-Culoz (159 km) / ca. 17.45 Triathlon: Challenge Roth / ca. 18.00 Luz Long – Ein Held in der Nazizeit 18.30 ¥ g Bericht aus Berlin – Sommerinterview Gast: Horst Seehofer 18.50 ¥ g Lindenstraße Soap 19.20 ¥ Weltspiegel USA: Inselparadies vor dem Untergang / China: Eine Landärztin macht Mut 20.00 ¥ g Tagesschau 20.15 ¥ g Tatort: Freigang TV-Krimi (D 2014) Mit Richy Müller. Regie: Martin Eigler 21.45 ¥ g Kommissar Wallander: Hunde von Riga TV-Krimi (GB/S/USA/D 2012) Mit Kenneth Branagh. Regie: E. May Campbell 23.15 ¥ g Tagesthemen 23.35 ¥ g ttt Wie weiter nach dem Brexit? / Merkel, May und Clinton – Geht es voran mit der „Sache der Frauen“? 0.05 H ¥ g Sarahs Schlüssel Drama (F 2010) Mit Kristin Scott Thomas, Niels Arestrup Regie: Gilles Paquet-Brenner 1.45 H ¥ g The Messenger – Die letzte Nachricht Drama (USA 2009) Mit Ben Foster 3.35 ¥ g ttt Magazin (Wh.) 4.05 ¥ g Europamagazin (Wh.) 5.00 Kinder-TV Kinder-Serie 9.03 ¥ g sonntags Plastik: Freund oder Feind? 9.30 ¥ Katholischer Gottesdienst 10.15 g Bares für Rares – Lieblingsstücke 11.45 g heute Xpress 11.50 ¥ g ZDF-Fernsehgarten 14.00 g Der Nachbar in meinem Beet Stellet vs. Gronover 14.45 ¥ g heute Xpress 14.50 ¥ g Sport extra Triathlon: WM-Serie, aus Hamburg / ca. 16.00 Springreiten: CHIO Aachen, Großer Preis 17.00 ¥ g heute 17.10 ¥ g Sportreportage Springreiten: Großer Preis von Aachen, das Stechen (live) 18.00 ¥ g ZDF-Reportage Schönheitskur für Queen Mary II 18.30 ¥ g Terra Xpress Was ist hier im Sommer los? (1/3). Neu 19.00 ¥ g heute 19.10 ¥ g Berlin direkt – Sommerinterview Gast: Anton Hofreiter 19.30 ¥ g Terra X Der Rhein (2/2) 20.15 ¥ g Der Bergdoktor Arzt-Serie. Alte Wunden (1+2) Mit Hans Sigl. Lena und Tobias Berger streiten sich erbittert um ihr Erbe. Martin versucht zwischen den beiden zu vermitteln. 21.45 ¥ g heute-journal Wetter 22.00 ¥ Inspector Barnaby: Über den Dächern von Chattham TV-Krimi (GB 2009) Mit John Nettles. Regie: Renny Rye 23.35 ¥ g Wir, Geiseln der SS Dokumentarfilm (D 2014) 1.05 g heute Xpress 1.10 g Peter Hahne Das Vermächtnis des 20. Juli: Ein Zeitzeuge berichtet 1.40 ¥ Inspector Barnaby: Über den Dächern von Chattham TV-Krimi (GB 2009) (Wh.) 3.15 g Frag den Lesch Magazin 3.30 ¥ g Terra X Der Rhein (2/2) 5.00 g Verdachtsfälle Doku-Soap 5.45 g Familien im Brennpunkt Doku-Soap 6.45 g Familien im Brennpunkt DokuSoap. Thematisiert werden Konflikte unter deutschen Dächern, die Anwälte und Familiengerichte beschäftigen. 7.45 g Der Blaulicht-Report Aufregende Geschichten aus dem Berufsalltag von Polizisten, Sanitätern und Notärzten 12.45 g Verdachtsfälle – Spezial 13.45 g Rach, der Restauranttester „Schnitzelkaiser“ 14.45 g Rach, der Restauranttester Das Restaurant „Maroush“ in Recklinghausen 15.45 g Versicherungsdetektive – Der Wahrheit auf der Spur Doku-Soap 17.45 g Exclusiv – Weekend Moderation: Frauke Ludowig 18.45 g RTL aktuell 19.05 g Die Versicherungsdetektive Spezial: Heute gestehen sie alle... bis auf Einen! Mit Patrick Hufen, Timo Heitmann, Ralph Schweda 20.15 H ¥ g A Long Way Down – Zurück ins Leben Tragikomödie (GB/D 2014) Mit Pierce Brosnan, Toni Collette, Imogen Poots Regie: Pascal Chaumeil 22.05 g Spiegel-TV Magazin Der schwarze Block der Brandstifter: Wie in der Hauptstadt Autonome den Rechtsstaat vorführen / Spirale der Gewalt – zwei Kriminelle machen den Hells Angels die Macht auf dem Kiez streitig 23.15 Kaya Yanar live! All Inclusive 1.10 g Exclusiv – Weekend Das Infotainment-Magazin ist immer ganz nah dran an den Trends, nicht nur in der Welt der Schönen und Reichen. (Wh.) 2.15 g Betrugsfälle Doku-Soap 2.45 g Die Trovatos – Detektive decken auf Doku-Soap 3.35 g Familien im Brennpunkt 5.30 g Watch Me Independence Day – Wiederkehr 5.40 Auf Streife – Berlin Reportagereihe 6.35 g Auf Streife – Berlin Reportagereihe 7.35 g Auf Streife – Die Spezialisten Reportagereihe 8.35 g Auf Streife Reportagereihe 9.35 g Auf Streife Reportagereihe 10.35 g Auf Streife Reportagereihe 11.35 g Auf Streife Reportagereihe 12.35 g Auf Streife Reportagereihe 13.35 H g Dick und Jane Krimikomödie (USA 2005) Mit Jim Carrey. Regie: Dean Parisot 15.20 H g Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels Actionfilm (USA 2008) Mit Harrison Ford, Karen Allen Regie: Steven Spielberg 17.55 g Die wunderbare Welt der Tierbabys Dokureihe Jury: Dirk Lenzen, Constance Böhle. Mod.: Andrea Kaiser 18.55 g Jetzt wird’s tierisch! Die witzige Welt der Haustiere 19.55 Sat.1 Nachrichten 20.15 g Navy CIS Krimi-Serie Falscher Ort, falsche Zeit Mit Mark Harmon. Der Adjutant einer Offizierin wurde in deren Büro tot aufgefunden. Kunstfälscher waren an der Tat beteiligt. 21.15 g Navy CIS: L.A. Krimi-Serie. Überall Feinde 22.10 g Scorpion Action-Serie Im Dienste ihrer Majestät Mit Elyes Gabel, Jadyn Wong 23.10 g Criminal Minds Krimi-Serie. Alles was bleibt 0.05 g Navy CIS Krimi-Serie (Wh.) 1.05 g Navy CIS: L.A. Krimi-Serie (Wh.) 1.50 g Scorpion Action-Serie (Wh.) 2.35 g Criminal Minds Krimi-Serie (Wh.) 3.15 g Auf Streife Reportagereihe 4.00 g Auf Streife Reportagereihe 4.45 g Fahndung Deutschland 5.00 Tics – Meine lästigen Begleiter Drama (USA 2008) Mit Jimmy Wolk. Regie: Peter Werner 6.45 g Mom Sitcom. Eine Fürsprecherin für Regina / Baby Blues 7.35 g Two and a Half Men Sitcom. Der Baumverkäufer / Willkommen auf Alancrest 8.30 g 2 Broke Girls Sitcom. All That Jazz / Keine neuen Freunde 9.25 g The Big Bang Theory ComedySerie. Milch mit Valium / Sex mit der Erzfeindin 10.20 g Unser Leben Dokumentarfilm (GB 2011) Regie: Michael Gunton 12.00 g Unsere Ozeane Dokumentarfilm (E/F/CH 2009) 13.50 g Galileo Big Pictures Show 17.15 Newstime 17.25 H g Die Simpsons – der Film Zeichentrickfilm (USA 2007) Regie: David Silverman 19.05 Green Seven Report Reportagereihe. Save the Water In China ist die Situation angespannt: Bereits 60 Prozent des Grundwassers sind durch Abwässer und Müll untrinkbar. 20.15 H g Star Trek: Into Darkness Sci-Fi-Film (USA 2013) Mit Chris Pine. Regie: J.J. Abrams. In London wird ein Anschlag auf ein geheimes Waffenlabor verübt. Bei einer Krisensitzung wird der ehemalige Agent John Harrison gerade als Attentäter identifiziert, als er den Konferenzraum angreift. 22.50 H g Die Insel Actionfilm (USA 2005) Mit Ewan McGregor, Scarlett Johansson, Djimon Hounsou. Regie: Michael Bay 1.25 „Star Trek Beyond“ – Das große ProSieben TV-Special zum Film Doku 1.30 H g Star Trek: Into Darkness Sci-Fi-Film (USA 2013) Mit Chris Pine. Regie: J.J. Abrams (Wh.) 3.45 H g Die Insel Actionfilm (USA 2005) Mit Ewan McGregor Regie: Michael Bay (Wh.) 5.25 g Watch Me – das Kinomagazin Independence Day – Wiederkehr 5.45 g Die strengsten Eltern der Welt Reportagereihe 7.00 g Die strengsten Eltern der Welt Reportagereihe 9.05 g Traumhaus oder raus? Doku-Soap. Familie Grötsch aus Regensburg / Bayern 11.05 g Mein Lokal, Dein Lokal – Spezial Reihe. Die GourmetJuroren suchen in Hamburg nach dem besten Grillhähnchen der Hansestadt. Um diesen Titel bewerben sich der Imbiss „Horner Grill“, der „Hexenkessel“ und der „Eppendorfer Grill“. 16.05 News 16.15 g Rosins Restaurants – Ein Sternekoch räumt auf! Mit Frank Rosin. Die „Jagdgaststätte Elsthal“ ist in die Jahre gekommen. Frank Rosin will frischen Wind in das Lokal bringen. 18.10 g Rosins Restaurants – Ein Sternekoch räumt auf! Landhaus Eyendorf 20.15 Crashpoint – 90 Minuten bis zum Absturz Katastrophenfilm (D 2009) Mit Peter Haber Ein manövrierunfähiges Passagierflugzeug steuert auf Berlin zu. Ein fieberhafter Kampf ums Überleben beginnt. 22.20 g Abenteuer Leben am Sonntag Moderation: Andreas Türck. Ein Filmteam hat Menschen in El Salvador begleitet, deren Alltag vom Kampf ums Überleben geprägt ist. 0.10 g Mein Revier Ordnungshüter räumen auf. Zigarettenschmugglern, Falschparkern und Temposündern – ihnen allen sind eifrige Ordnungshüter auf der Spur. 2.10 H Heist – Der letzte Coup Actionfilm (USA/CDN 2001) Mit Gene Hackman, Danny DeVito. Regie: David Mamet 5.00 Medical Detectives Dokumentationsreihe 5.25 g Criminal Intent – Verbrechen im Visier Krimi-Serie. Mit Kathryn Erbe. Leichentausch / Ikarus / Zwillingsmord / Eiskalte Spur / Leichentausch / Ikarus / Zwillingsmord / Eiskalte Spur 12.05 g hundkatzemaus Tiergerechte Kaninchenhaltung 13.20 g Tierbabys – süß und wild! Das Affenbaby „Lui“ / Ein Pferd als Super-Nanny / Hundebabys außer Rand und Band 14.25 g Goodbye Deutschland! Die Auswanderer Reportagereihe 16.30 g Schneller als die Polizei erlaubt Doku-Soap 17.00 g auto mobil Reportage: Pilotiertes Fahren 18.10 g Biete Rostlaube, suche Traumauto Doku-Soap 19.10 g Ab ins Beet! Die GartenSoap Maren & ihre Freunde / Chill + Grill-Oase / Ute & Reinhard / Mediterrane Ecke / Peter & Ivonne / Japanischer Garten 20.15 g Grill den Henssler SommerSpecial (1). Mit Steffen Henssler Mitwirkende: Jan Leyk, Thorsten Legat, Ulla Kock am Brink, Christian Lohse. Welcher Promi kann Steffen Henssler beim ultimativen BBQ-Wettbewerb besiegen? Gegrillt wird wirklich alles – und um die Jury zu überzeugen, muss mehr aufgetischt werden als Fleisch, Fisch und Gemüse. 23.30 g Prominent! Magazin Mit Amiaz Habtu und Rabea Schif 0.10 Medical Detectives Dokureihe. Freund oder Feind 1.10 Medical Detectives Dokureihe. Mord zum Dessert 1.55 Medical Detectives Dokureihe. Mörderisches Spiel 2.40 Medical Detectives Dokureihe. Tödliche Bündnisse 3.25 Medical Detectives Dokureihe 5.55 Das A-Team Action-Serie 8.45 XFactor: Das Unfassbare Mystery-Serie 10.45 g Die Schnäppchenhäuser – Der Traum vom Eigenheim Viele Menschen haben einen großen Traum im Leben: die eigenen vier Wände! Die Doku-Soap begleitet Menschen, die ihr Erspartes und all ihr Herzblut in das Projekt ihres Lebens investieren und den großen Schritt wagen, ein eigenes Haus zu kaufen. 11.45 g Die Schnäppchenhäuser – Der Traum vom Eigenheim Doku-Soap 13.40 g Zuhause im Glück – Unser Einzug in ein neues Leben Doku-Soap 15.40 g Der Trödeltrupp – Das Geld liegt im Keller Doku-Soap 16.40 g GRIP – Das Motormagazin Matthias Malmedie gegen drei richtig schnelle Frauen 17.40 H g Zurück in die Zukunft Sci-Fi-Film (USA 1985) Mit Michael J. Fox, Christopher Lloyd. Regie: Robert Zemeckis 20.00 g RTL II News 20.15 H g Almanya – Willkommen in Deutschland Komödie (D 2011) Mit Vedat Erincin, Fahri Yardim, Lilay Huser. Regie: Yasemin Samdereli. Der kleine Cenk weiß nicht, ob er Deutscher oder Türke ist. Seine Cousine erzählt ihm eine besondere Geschichte. 22.15 H g Systemfehler – Wenn Inge tanzt Musikkomödie (D 2013) Mit Tim Oliver Schultz Regie: Wolfgang Groos 0.15 g Das Nachrichtenjournal 0.45 H g Bait – Haie im Supermarkt Horrorfilm (AUS/ SIN 2012) Mit Xavier Samuel Regie: Kimble Rendall 2.15 g Shark Attack – Sie lauern in der Tiefe! Horrorthriller (AUS 2009) Mit Peta Wilson. Regie: David Lister TAGESTIPP SPIELFILMTIPP DOKUTIPP KINDER 14.00 UHR | Kinderkanal A Long Way Down – Zurück ins Leben 20.15 UHR | RTL In der Silvesternacht treffen sich der abgetakelte TV-Moderator Martin (Pierce Brosnan, l.), die überforderte Mutter Maureen (Toni Collette, 2. v. l.), die manisch-depressive Politikertochter Jess (Imogen Poots) und der gescheiterte Musiker J.J. (Aaron Paul) zufällig auf einem Hochhausdach in London. Alle vier wollen ihr Leben beenden. Verdutzt von der Gesellschaft der anderen, setzt jedoch keiner seinen Plan in die Wirklichkeit um. Stattdessen sitzen sie die Nacht über auf dem Dach und erzählen sich ihre Leidensgeschichten. Sie schließen einen Pakt: Bis zum Valentinstag wollen sie durchhalten, um zu sehen, ob es sich nicht doch lohnt zu leben. Originelle Tragikomödie nach dem Bestseller von Kultautor Nick Hornby. Die Insel Guns N’ Roses 22.50 UHR | Pro 7 Das Jahr 2019: Lincoln Six-Echo sollte eigentlich glücklich sein. Er lebt mit Tausenden weiterer Insassen in einer utopischen, hermetisch von der kontaminierten Außenwelt abgeschotteten Wohneinheit in Sicherheit. Sein Tagesablauf wird vom System und dem Personal der Anlage klar geregelt. Jeder der Insassen hofft, eines Tages in der Lotterie zu gewinnen und somit auf die letzte noch bewohnbare Insel in der Außenwelt zu kommen. Doch Lincoln leidet unter seltsamen Albträumen und beginnt, seine Existenz in der abgeschotteten Welt immer häufiger zu hinterfragen. Was er und die anderen nicht wissen: Sie sind nur Klone von Menschen, die dazu dienen, Ersatzteile für ihre menschlichen Originale zu liefern. Als Lincoln herausfindet, dass die Bewohner der Anlage als Organ-Ersatzteillager für reiche Kunden dienen sollen, bricht er gemeinsam mit seiner Mitbewohnerin Jorday Two-Delta in die „richtige“ Welt auf und erlebt sein blaues Wunder. Mitreißendes Science-Fiction-Spektakel von ActionAuf der Flucht: Lincoln (Ewan McGregor) Großmeister Michael Bay. 20.15 UHR | Arte Auf dem Sunset Strip in Los Angeles begann 1985 die Geschichte einer Band, die zu einer der erfolgreichsten aller Zeiten werden sollte: Guns N’ Roses! Die Hardrockband um Axl Rose und Slash veränderte die Rockgeschichte mit ihrem kompromisslosen Sound. Der Beiname „Die gefährlichste Band der Welt“ war redlich verdient. Tumulte, Eskapaden und Konzertabbrüche gehörten zur Tournee-Folklore, aber auch der unbedingte Wille, die Abgründe des Rock ’n’ Roll bis zum Exzess zu durchleben. Nach dem Streit in den 90er-Jahren kam es erst jüngst in diesem Jahr zur Reunion mit Auftritten in Las Vegas und beim CoachellaFestival mit den Frontmännern Axl Rose und Slash – bejubelt von der weltweiten Fangemeinde. Filmemacher Jon Brewer zeigt bisher unveröffentlichtes Archivmaterial aus der Zeit der frühen Auftritte in den Clubs des Sunset Strip und spannt einen Bogen von den Anfängen bis zum Höhepunkt des weltweiten Ruhms und der Implosion der Band. Interviews mit den Bandmitgliedern und viele Musikausschnitte ermöglichen einen Blick in die Welt, die Guns N’ Roses groß gemacht hat. Legendär: Die Hardrockband Guns N’ Roses Ferien auf Saltkrokan: Das Trollkind Wie jedes Jahr verbringt die Familie des Schriftstellers Melker ihre Sommerferien auf Saltkrokan. Malin und Peter haben inzwischen geheiratet und Tochter Skrollan bekommen, die alles auf den Kopf stellt. Melker widmet sich mit großem Eifer der Erziehung seines wilden Enkelkindes, ohne zu ahnen, was das für einen Großvater bedeuten kann. Zu seinem Entsetzen verschwindet das kleine Mädchen ab und zu, aber glücklicherweise helfen ihm Tjorven, Stina und der Bernhardiner Bootsmann bei der Suche. Stina geht allerdings ein bisschen zu weit in ihrem Eifer: Sie bringt Skrollan in den Wald zu den Trollen. Skrollan bleibt daraufhin unauffindbar. Aber diesmal handeln Melker, Tjorven, Pelle und Bootsmann sehr schnell. 3SAT ARTE WDR NDR BAYERN SWR HESSEN MDR 9.15 g Sternstunde Philosophie 10.15 g lesenswert quartett 11.15 g Friedenspreis des Deutschen Films Die Brücke 12.15 Der Klang Hollywoods 13.00 g ZIB 13.05 ¥ g Erlebnis Österreich 13.30 g Peter Voß fragt ... 14.15 ¥ g Made in Brooklyn 14.45 g Abenteuer New York 17.00 H ¥ õ g Ein Pferd für Moondance Familienfilm (USA 2007) Mit Kay Panabaker 18.30 g Theater: Ein Fest! 19.00 ¥ g heute 19.10 g NZZ Format 19.40 g Schätze der Welt 20.00 ¥ g Tagesschau 20.15 g Vince Ebert live – „Evolution“ Show 21.15 g Matthias Egersdörfer: Vom Ding her Show 21.45 H ¥ õ g Immer Drama um Tamara Komödie (GB 2010) Mit Gemma Arterton, Bill Camp Regie: Stephen Frears 23.25 H ¥ õ g Varg Veum – Zeichen an der Wand (1/6) Kriminalfilm (N 2010) Mit Lene Nystrøm (Forts.: So., 17. 07.) 0.55 ¥ õ g Varg Veum – Schwarze Schafe (2/6) Kriminalfilm (N 2011) Mit Trond Espen Seim. Regie: Stephan Apelgren 2.20 H ¥ õ g Immer Drama um Tamara Komödie (GB 2010) Mit Gemma Arterton (Wh.) 9.50 Arte Junior Magazin 10.05 H g Marry Me! – Aber bitte auf Indisch Komödie (D 2014) Mit Maryam Zarée 11.30 g Die Hirtin aus Ladakh 12.15 g Die Suche nach dem Selbst 12.45 g Design 13.15 360° Geo Reportage 13.55 g Phantome der Tiefsee 14.40 Der alte Mann und die Tiefsee 15.25 g Der Traum von Olympia Dokudrama (D 2016) 16.55 g Metropolis 17.40 g Elmyr de Hory 18.35 g Sir Simon Rattle dirigiert „Le Sacre du Printemps“ 19.15 ARTE Journal 19.30 g Portugals wilder Norden 20.15 ¥ g Guns N’ Roses Die gefährlichste Band der Welt Dokumentarfilm (GB 2016) 21.45 H g Das große Fressen Satire (F/I 1973) Mit Marcello Mastroianni. Regie: Marco Ferreri Vier vom Leben gelangweilte Männer treffen sich in einer Villa, um durch übermäßiges Essen Selbstmord zu begehen. 23.50 g Catwalk-Scandals! (1/6) Dokumentationsreihe Hemmungslos. Neu 0.05 g Schwerpunkt: Festival von Avignon: Thomas Ostermeier Auf der Bühne wie im echten Leben 0.55 g Gespräche der Karmelitinnen Oper 3.45 g Alte Schachteln Reihe 9.30 Musik von Sergej Rachmaninow 10.10 ¥ g Going to Wladiwostok 11.00 ¥ g Pferdesport: CHIO Aachen Aus der Aachener Soers Dressurreiten: Grand Prix Kür 13.00 ¥ g Im Bann der Pferde 13.45 ¥ g Mahlzeit, NRW! 14.30 ¥ Liebe nach Rezept Romanze (D 2007) Mit Kai Wiesinger 16.00 ¥ g In aller Freundschaft 16.45 ¥ g Hotel Heidelberg: Kommen und Gehen Drama (D 2016) Mit Hannelore Hoger 18.15 ¥ Tiere suchen ein Zuhause 19.10 ¥ g Aktuelle Stunde 19.30 ¥ g Pferdesport: CHIO Aachen Aus der Aachener Soers 20.00 ¥ g Tagesschau 20.15 ¥ g Wunderschön! Mit dem Fahrrad ans Meer – Vom Kahlen Asten zur Nordsee. Moderation: Marco Schreyl. Mit einer Truppe von Freizeitsportlern radelt Marco Schreyl sieben Tage vom Kahlen Asten bis zur Nordsee. 21.45 ¥ g Gefragt – Gejagt Show 22.30 ¥ Hirschhausens Quiz des Menschen Gäste: Christina Obergföll, Julius Brink, Sonja Zietlow, Wigald Boning u.a. 0.00 g Rockpalast Summerjam Festival 2016 (1/3) Mit Alligatoah, SDP, Moop Mama, Die Orsons, Jaya The Cat Vom Fühlinger See in Köln 3.30 ¥ g Wunderschön! Mit dem Fahrrad ans Meer (Wh.) 9.30 ¥ Hamburg Journal 10.00 ¥ g Schleswig-Holstein Magazin 10.30 ¥ buten un binnen Mod.: Alexander Brauer 11.00 ¥ g Hallo Niedersachsen 11.35 H ¥ ® Don Camillos Rückkehr Komödie (F/I 1953) Mit Fernandel 13.20 H g Morgen fällt die Schule aus Komödie (D 1971) 14.45 Der XXL-Ostfriese 15.30 ¥ g Klosterküche 16.00 Lieb und teuer 16.30 g Rainer Sass: So isst der Norden! Reportagereihe 17.00 Bingo! 18.00 ¥ g Ostsee Report 18.45 ¥ g DAS! 19.30 Ländermagazine 20.00 ¥ g Tagesschau 20.15 ¥ Bauer Wuttke siene Höfe Bauernhöfe, die Sie sehen sollten. Zwischen Nord- und Ostsee, zwischen Friesland und dem Harz liegen ungewöhnliche und charmante Bauernhöfe. 21.45 ¥ g Kaum zu glauben! Moderation: Kai Pflaume 22.45 Die Superpauker Mit Guido Cantz, Lutz van der Horst, Mirja Boes, Wigald Boning 23.55 ¥ g Gefragt – Gejagt Show 0.40 H ¥ Female Agents – Geheimkommando Phoenix Kriegsdrama (F 2008) Mit Sophie Marceau, Julie Depardieu Regie: Jean-Paul Salomé 2.30 ¥ Bettina und Bommes Talk 4.30 Nordbilder Reportagereihe 10.00 Musik: Benediktinerabtei Seeon 11.00 Der Sonntags-Stammtisch 12.00 Café Meineid 12.25 H ¥ Das kann doch unsren Willi nicht erschüttern Komödie (D 1970) 13.45 Triathlon: Challenge Roth 14.30 ¥ Das Kornfeld 15.15 Traumhäuser wiederbesucht 16.00 ¥ Rundschau 16.15 ¥ Unser Land 16.45 Die doppelte Heimat 17.15 ¥ Schuhbecks 17.45 Aus Schwaben und Altbayern 18.30 ¥ Rundschau 18.45 Triathlon: Challenge Roth 19.15 ¥ Unter unserem Himmel 20.00 ¥ Tagesschau 20.15 õ Klassik am Odeonsplatz 2016 Mit Annette Dasch, Elisabeth Kulman, Andrew Staples Moderation: Maximilian Maier Chor und Sinfonieorchester des BR gaben zur Eröffnung gemeinsam mit Solisten Ludwig van Beethovens 9. Sinfonie. 22.30 ¥ Donna Leon – Vendetta Kriminalfilm (D 2000) Mit Karl Fischer, Barbara Auer Regie: Christian von Castelberg 0.00 ¥ õ Mankells Wallander: Das Gespenst Kriminalfilm (S/D 2010) Mit Krister Henriksson Regie: Mikael Marcimain 1.30 H ¥ Das kann doch unsren Willi nicht erschüttern Komödie (D 1970) (Wh.) 9.45 g Kunscht! Nibelungenfestspiele 2016 10.15 Musik für junge Ohren 11.15 ¥ Schätze des Südwestens 12.00 Julia Serie 12.50 Katrin ist die Beste 13.35 H ¥ g Das indische Grabmal Abenteuerfilm (D/F/I 1959) 15.15 g Länder – Menschen – Abenteuer Spitzbergen 16.00 Fahr mal hin 16.45 õ g Meister des Alltags 17.15 g Die Quiz-Helden 18.00 ¥ SWR Landesschau aktuell 18.15 Ich trage einen großen Namen 18.45 Treffpunkt 19.15 ¥ g Die Fallers 19.45 ¥ SWR Landesschau aktuell 20.00 ¥ g Tagesschau 20.15 ¥ g Baden-Württemberg von oben Dokumentarfilm (D 2015) Ein Filmteam hat mit einer Helikopterkamera Baden-Württemberg bereist und besondere Landschaftsbilder eingefangen. 21.45 ¥ Sport im Dritten 22.30 g Sport extra Matthias Behr 23.00 ¥ Der Dicke Anwalts-Serie Bauernopfer. Mit Dieter Pfaff 23.50 ® g Kommissar Freytag Krimi-Serie. Mit Konrad Georg 0.15 ® g Kommissar Freytag Serie. Feuer – Wasser – Kohle 0.40 ® Es geschah an der Grenze Krimi-Serie. Das Boot im Schilf 1.00 Inspektion Lauenstadt Krimi-Serie. Der Teppichhändler 1.50 Graf Yoster gibt sich die Ehre 8.55 Amerikas legendäre Straßen 9.40 ¥ g Horizonte 10.10 ¥ Deutschland, deine Künstler 10.55 g Geisterstädte 11.40 Papa und die Braut aus Kuba Gesellschaftskomödie (D 2016) 13.05 ¥ Mutter auf Streife Drama (D 2015) Mit Mira Bartuschek Regie: Jan Ruzicka 14.30 ¥ Die fantastische Reise der Vögel Dokumentationsreihe 16.00 Alles Wissen 16.45 g Herkules 17.15 Mex – Das Marktmagazin 18.00 g defacto 18.30 g Hessen-Reporter 19.00 ¥ g Herrliches Hessen 19.30 g hessenschau 20.00 ¥ Tagesschau 20.15 ¥ g Giraffe, Erdmännchen und Co.-XL Willkommen, kleines Bonobo-Baby. Im Frankfurter Zoo präsentiert das BonoboWeibchen Kutu, das bereits eine erfahrene Mutter ist, ihr Baby. 21.45 g Das große Hessenquiz Die Show mit Jörg Bombach 22.30 Dings vom Dach 23.15 strassen stars Comedy-Quiz 23.45 Wer weiß es? Das große Rätselraten 0.30 Ich trage einen großen Namen Ein Ratespiel mit Nachfahren berühmter Persönlichkeiten 1.00 g Praunheim Memoires Dokumentarfilm (D 2014) 2.25 Privatdetektiv Frank Kross 2.50 Bilder aus Hessen Magazin 9.30 g Irland: Drei Farben Grün 10.15 H ¥ Wir viere sind die Musketiere Abenteuerfilm (F 1974) Mit Gérard Rinaldi 12.00 ¥ g Riverboat 14.00 g Das Havelland 14.45 g Die Küsten der Ostsee 15.30 ¥ g MDR aktuell 15.40 ¥ g Ein Ferienhaus in Schottland Liebeskomödie (D 2008) Mit Denise Zich 17.10 ¥ g In aller Freundschaft 18.00 ¥ g MDR aktuell 18.05 ¥ g In aller Freundschaft 18.52 ¥ g Unser Sandmännchen 19.00 MDR Regional 19.30 ¥ g MDR aktuell 19.50 ¥ g Kripo live 20.15 ¥ g Lenin, die Deutschen und der Zarenmord Dokumentation Lenin und der deutsche Kaiser besiegelten 1917 das Schicksal der Zarenfamilie Romanow und von Millionen Menschen. 21.00 ¥ Katharina die Große Doku 21.45 ¥ g MDR aktuell 22.00 Olaf Schubert und die ziemlich große Oper Show 23.35 ¥ g Geheimakte Geschichte Dokumentationsreihe. Das Geheimnis der königlichen Mumie 0.25 Sagenhaft Das Mecklenburger Seenland 1.55 ¥ g Kripo live Nordhausen – Einbruch in der Urlaubszeit, 40.000 EUR Schaden (Wh.) 2.20 g Kinderwunsch (1/2) Dokumentation (Wh.) 13.10 g Air Warriors Dokureihe 14.10 Black Box Dokumentationsreihe 15.10 In ewiger Dunkelheit: Geschöpfe der Tiefsee Doku 16.10 g Die Bigfoot-Akte Doku 18.05 g Science oder Fiction? Dein Freund, der Roboter 18.35 g Sci Fi Science 19.10 g Welt der Wunder Duftender Saubermacher: Wie reinigt Seife? 20.05 g Geheimnisvoller Planet Dokureihe. Tödlicher Sog 21.00 g Gefährliches Universum Dokureihe. Supernovae 22.00 g Aufbruch ins All Dokureihe 1.40 g Gefährliches Universum 2.25 g Geheimnisvoller Planet 3.05 g Die Titanic-Lüge: Warum Schiffe sinken Dokumentation N-TV PHOENIX N24 Nachrichten um 8, 9, 12, 15, 18, 19 und 20 Uhr 5.25 g Die X-Akten: Begegnungen der dritten Art Dokumentation 6.05 g Die UFO-Akten Präsidenten und Außerirdische 6.55 g Nasenmuräne und Zebrakrabbe Dokumentation 8.05 g TRUMP – Der nächste Präsident der USA? Doku 8.25 g Auf Leben und Tod 9.15 Schwebezustand Doku 10.10 g X-31 – Der Jet aus der Zukunft Dokumentation 11.10 g Air-Tech Dokureihe 22.00 1957 ist der Weltraum Schauplatz des Kalten Krieges. Die Sowjetunion gewinnt mit dem Satelliten Sputnik und dem ersten Kosmonauten den Wettlauf ins All. Doch die USA ziehen nach. Neil Armstrong betritt 1969 als erster Mensch den Mond. Die Doku zeigt Pioniere, hart erkämpfte Erfolge, aber auch Fehlschläge, die heutige, hoch technisierte Missionen erst möglich machten. 9.15 g Startup News 9.30 g Auslandsreport 10.10 g Wissen 11.10 g Entdecke! 12.10 g Die Wind-Jäger: Offshore am Limit 13.05 g Deluxe – Alles was Spaß macht 14.05 g Apokalypse Hitler – Werdegang eines Diktators 15.05 g Apokalypse Hitler – Der Terror des Dritten Reichs 16.10 g Der Polenfeldzug (Wh.) 18.30 PS – DTM kompakt 19.05 g Super-Festungen 20.15 g Ungelöste Rätsel: Das Universum 21.05 g Aliens: Sind wir allein im Universum? 22.05 g Rätselhafte Phänomene 23.05 g Wahrheit auf dem Prüfstand – Verschwörungstheorien 0.10 g Rettung für die älteste Pyramide der Welt 1.05 g Super-Festungen 7.30 Theophanu 8.15 Life’s a Beach 9.00 Inselträume9.45 Strandleben – Die Geschichte der deutschen Seebäder 11.15 Sardinien, Italien 11.30 Im Dialog 12.00 Presseclub 12.45 Presseclub – nachgefragt 13.00 Vor Ort 14.00 Historische Ereignisse 17.00 Thema 18.15 Schätze der Welt – Erbe der Menschheit 18.30 Kaiserin Adelheid (Wh.) 19.15 Theophanu (Wh.) 20.00 ¥ Tagesschau 20.15 Die Elbe Eine Flussreise. Dokumentarfilm (D 2014) 21.45 Böhmische Flussfahrt Dokumentation 22.30 Genuss auf Schienen 23.15 Scharia, Scheichs und Shopping – Saudi-Arabien, Königreich der Widersprüche 0.00 Forum Wirtschaft Gespräch (Wh.) RBB SPORT 1 EUROSPORT 1 14.00 H The Contest – In geheimer Mission Familienfilm (DK 2013) 15.35 Katz und Hund Komödie (D 2003) 17.00 rbb aktuell 17.05 g In aller Freundschaft 17.50 g Unser Sandmännchen 18.00 g Tier zuliebe – Die Reportage 18.32 Gartenzeit 19.00 g Täter – Opfer – Polizei extra! 19.30 Abendschau 20.00 ¥ Tagesschau 20.15 g Ein Sommer in Brandenburg 21.45 rbb aktuell 22.00 Das große Kleinkunstfestival 2014 22.45 Rüdiger Hoffmann – Aprikosenmarmelade 23.30 g Liebe, Lügen, Leidenschaften: Stunden der Entscheidung (6/6) Liebesmelodram (D/A 2002) 1.00 Lindenstraße 1.30 Adoption mit Folgen 2.00 Weltspiegel Magazin 9.15 Motorsport: Porsche Carrera Cup Aufzeichnung aus Zandvoort (NL). 2. Rennen 10.15 Motorsport: Audi Sport TT Cup Aus Zandvoort (NL). 2. Rennen 11.00 Doppelpass (Wh.) 12.55 Fußball: Schauinsland-Reisen-Cup der Traditionen Aus Duisburg. Mit MSV Duisburg, FC Nantes, Hertha BSC und Eintracht Frankfurt 18.00 Die PS-Profis – Mehr Power aus dem Pott (Wh.) 19.00 Tourenwagen: Deutsche Tourenwagen Masters Aufzeichnung aus Zandvoort (NL). 2. Rennen 20.00 Darts: World Matchplay Aus Blackpool (GB). 1. Runde, Abendsession 0.00 Sport-Quiz 2.00 Sport-Clips (Wh.) 2.05 Teleshopping (Wh.) 2.20 Sport-Clips Show (Wh.) 17.30 g Radsport Tour de France extra 18.00 g Radsport Follow Fabian. Auf Tour mit Fabian Cancellara in dessen letzter Profisaison 18.15 g Tennis: ATP World Tour 500 Aufzeichnung aus Hamburg. German Open: Finale 19.10 Eurosport News 19.15 g Fußball: U19-Europameisterschaft Aus Reutlingen. Gruppe A, 3. Spieltag: Österreich – Deutschland 21.30 g Radsport Le Tour by LeMond. Tour-Legende Greg LeMond analysiert die aktuelle Etappe 22.30 Rallye: FIA-Europameisterschaft Aufzeichnung. Rally Estonia: 2. und letzter Tag 23.00 g Fußball: Major League Soccer Aus Montreal (CDN). 19. Spieltag: Montreal Impact – New York City FC 0.55 Eurosport News ANZEIGE Heute um 21.05 Uhr Apokalypse now ©N24/ Discovery Communications LLC. „Gefährliches Universum – Supernovae“ © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung WELT am SONNTAG-2016-07-17-sil-24 f5123d7d0164873d70b500d7b5da4639 60 DAS GESPRÄCH Im Dezember wird er 70 Jahre alt. Die Frage, wie lange er noch einen Film nach dem anderen drehen will, ist Steven Spielberg schon öfter gestellt worden. „Meinen Sie, ich sollte kürzertreten? Dass es in meinem Alter an der Zeit wäre, meinen Output einzuschränken? Warum sollte ich keine Filme mehr machen?“, hatte Steven Spielberg unseren Reporter schon vor vier Jahren angeblafft – und dann herzhaft gelacht. Ein Moment gespielter Empörung. Schauspielern kann der Regisseur nämlich auch. Bis Ende 2019 ist er VON MARTIN SCHOLZ jedenfalls ausgebucht: Derzeit verfilmt Spielberg den Science-Ficton-Thriller „Ready Player One“, dann „The Kidnapping of Edgardo Mortara“, und schließlich ist der fünfte Film der „Indiana Jones“-Reihe geplant – ein weiteres Mal mit Harrison Ford in der Hauptrolle. Aber darüber möchte Spielberg jetzt nicht reden, sondern über sein neuestes Werk, seine Verfilmung eines Kinderbuch-Klassikers von Roald Dahl, „Sophiechen und der Riese“, auf Englisch „The BFG“ (steht für „The Big Friendly Giant“). Als Spielberg uns aus New York anruft, muss er zunächst etwas loswerden. „Wissen Sie was?! Ich hasse es, Interviews am Telefon zu geben. Wirklich!“ Klingt, als könnte das Gespräch zu Ende sein, bevor es begonnen hat. Oder ist es – wieder mal – ein Moment gespielter Empörung? WELT AM SONNTAG: In all Ihren Filmen hat- ten fast immer Männer, Monster oder Jungen die Hauptrolle. Nun gibt es erstmals eine Heldin, ein Mädchen, das sich menschenfressender Riesen erwehren muss. Warum hat es so lange gedauert? STEVEN SPIELBERG: Sie haben recht: Sophie ist die wohl stärkste weibliche Rolle, die es je in einem meiner Filme gab. Das liegt nun vor allem an der literarischen Vorlage. „BFG“ ist mein Lieblingsbuch von Roald Dahl, auch deshalb, weil es mir gefallen hat, dass ein Mädchen die Heldin ist. Eine Waise, die keine Angst vor jemandem hat, der mehrere Meter größer ist als sie. Ich hatte Glück, dass ich für diese Rolle die damals zehnjährige englische Schauspielerin Ruby Barnhill entdeckte. Sie ist unglaublich talentiert, sie hat etwas Besonderes an sich. Ruby Barnhill, nun zwölf Jahre alt, war zuvor im Fernsehen aufgetreten. Woran erkennen Sie bei einer Kinder-Darstellerin, ob sie dem Druck gewachsen ist? Sehen Sie, ich habe als Vater selbst sieben Kinder großgezogen, und ich habe in vielen meiner Filme immer wieder mit Kindern gearbeitet. Ich hatte mir Rubys eingeschickte Probe-Aufnahmen angesehen, ließ sie nach Berlin einfliegen, wo ich zu der Zeit gerade mit Tom Hanks „Bridge Of Spies“ drehte. Ich habe dort drei Stunden mit ihr verbracht, mich mit ihr unterhalten. Danach wusste ich: Sie ist die Richtige. Am Set trete ich Kindern gegenüber nie als Schulmeister oder wie ein strenger Vater auf. Ich führe Gespräche mit ihnen – nicht über die nächste Szene und was ich von ihnen erwarte. Ich frage sie danach, wie sie sich fühlen, was sie so machen in ihrem Leben. Das schafft Vertrauen, sie fühlen sich wohl in der für sie ungewohnten Atmosphäre. Ich habe gelernt, dass Kinder Wahrhaftigkeit nicht vortäuschen können. Sie werden im Dezember 70 Jahre alt. Als Sie 1976 mit François Truffaut bei Ihrem Film „Unheimliche Begegnung der Dritten Art“ zusammenarbeiteten, soll er Ihnen gesagt haben, Sie hätten immer noch ein Kind in sich. Ist Kindheit für Sie eine Art Refugium? Da steckt viel Wahrheit drin. Truffaut und ich, wir haben uns während der Dreharbeiten zu „Unheimliche Begegnung“ gut kennengelernt. Ich hatte die Rolle des Ufo-Forschers so geschrieben, dass sie genau zu ihm passte. Sein Film „Der Wolfsjunge“ hatte mich sehr beeinflusst, er spielt ja selbst darin mit. Jedenfalls sagte mir Truffaut damals: Wir beide, er und ich, seien wie wilde Kinder. Er sagte auch: „Steven, du musst im Film mit Kindern arbeiten. Du bist selbst eines.“ Er selbst hätte diese Erfahrung immer genossen, könne es mir daher nur empfehlen. NR. 29 17. JULI 2016 Reden wir über Angst. Einige Riesen sind gefährlich. Sie heißen Fleischfetzenfresser, Knochenknacker, Menschenpresser, Kinderkauer, Mädchenmanscher, Metzgerhetzer Ja. Mein Lieblingswort unter den dahlschen Sprachschöpfungen ist übrigens „whizzpopper“. Wie heißt das auf Deutsch? Furzelbäume – eine Umschreibung für Blähungen. Das ist schon lustig. Klar. Trotzdem sind Riesen, die Kinder fressen, gruselig. Wollten Sie diesmal Horror für Kinder bieten? Nein. Sehen Sie, ich bin mit den Märchen der Gebrüder Grimm aufgewachsen. Und die waren wirklich Furcht einflößend, meist ohne versöhnliche Werte oder ein versöhnliches Ende. Sie waren wie eine Art Denkzettel für Kinder. Roald Dahl dagegen hat, wie übrigens auch Walt Disney, eine Balance geschaffen zwischen Düsternis und Licht. Er hat begriffen, dass es ohne Dunkelheit keine Erlösung gibt – aber er hat uns in seinen Geschichten gezeigt, wie man es schafft, aus einem Albtraum herauszukommen. Steven Spielberg kehrt mit dem Film „Big Friendly Giant“ zu den Albträumen seiner Kindheit zurück. Ein Gespräch über den Horror der Grimmschen Märchen, Ratschläge von François Truffaut und einen Politiker, der ihn in Panik versetzt hat GETTY IMAGES/WIREIMAGE/AE I WELT AM SONNTAG „Ich hatte Angst vor einem BAUM“ Steven Spielberg Visionär und Vorleser Steven Allan Spielberg wurde am 18. Dezember 1946 als Sohn des Elektroingenieurs Arnold Spielberg und der früheren Konzertpianistin Leah Posner in Cincinnati im US-Bundesstaat Ohio geboren. Seine ersten Kurzfilme drehte er bereits als Zehnjähriger mit einer 8-Millimeter-Kamera, die ihm sein Vater geschenkt hatte. Mit dreizehn gewann er mit dem 40minütigen Kriegsfilm „Escape to Nowhere“ einen Wettbewerb. Weltweit haben seine Filme, darunter „Der weiße Hai“, die „Indiana Jones“-Reihe, „Jurassic Park“ oder „Schindlers Liste“ bisher mehr als neun Milliarden US-Dollar eingespielt. Sein Privatvermögen wird vom „Forbes Magazine“ auf 3,4 Milliarden US-Dollar geschätzt. Spielberg hat darüber hinaus auch Drehbücher geschrieben („Poltergeist“) und war als Produzent unter anderem für TV-Serien wie „Band of Brothers“ oder „Falling Skies“ verantwortlich. Er hat dreimal einen Oscar gewonnen, für seine Filme „Schindlers Liste“ (in den Kategorien „bester Film“ und „beste Regie“) und „Saving Private Ryan“ (beste Regie). 1994 gründete er die Shoah Foundation, eine gemeinnützige Organisation, die Aussagen von 52.000 Holocaust-Überlebenden für Bildungszwecke auf Videofilmen aufgezeichnet und archiviert hat. Präsident Obama hatte den Regisseur 2012 zu einer Privatvorführung seines Films „Lincoln“ ins Weiße Haus eingeladen. Spielberg hatte Obama, wie zuvor auch die früheren Kandidaten der Demokraten wie John Kerry und Bill Clinton, im Wahlkampf aktiv unterstützt. Spielberg ist in zweiter Ehe mit der Schauspielerin Kate Capshaw verheiratet, das Paar hat drei leibliche und drei adoptierte Kinder. Aus seiner ersten Ehe mit der Schauspielerin Amy Irving hat Spielberg einen Sohn. Sein neuer Film „The BFG“ ist ab 21. Juli in deutschen Kinos zu sehen, der Roman „Sophiechen und der Riese“ ist bei Rowohlt erschienen. Fünf Jahre später kam „E.T.“. Ich habe seinen Rat nie vergessen. Wenn ich immer mal wieder Filme mache, die einen Sinn für Kindheit bewahren, dann deshalb, weil ich mich selbst nie zu weit von dieser Quelle entfernt habe. Grunde während ihrer ganzen Kindheit. Ich liebte das. Vor allem die Geschichten von Roald Dahl. Sie haben gewissermaßen mitgeholfen, dass ich zu all meinen Kindern einen guten, intensiven Kontakt habe, dass ich der Held in meiner Familie war. (lacht) Ihre letzten Filme „War Horse“, „Lincoln“ und „Bridge Of Spies“ behandeln historische Themen. Mussten Sie eine Auszeit von den schweren Stoffen nehmen? Es gab bei mir immer wieder Phasen, auch früher schon, in denen ich Filme über historische Ereignisse gedreht habe – „Schindlers Liste“, „Amistad“ oder „München“. Bei solchen Filmen bin ich gezwungen, historische Fakten akkurat darzustellen. Da bin ich gewissermaßen gefesselt. Die Arbeit an „BFG“ war im Vergleich dazu wie eine Flucht in die Welt der Wunder, der Vorstellungskraft, der Träume. Ein freundlicher Vorlese-Riese? Ich stand vor meinen Kindern deshalb gut da, weil sie Dahls Geschichten liebten. Es waren zwar seine Worte, aber ich war es, der sie ihnen vorlas. Dahl war so eine Art Vermittler für mich. Dahls Roman „The BFG“ erschien wie „E.T.“ 1982. In beiden Werken geht es um ein Kind mit Problemen, das Scheidungskind in „E.T.“, die Waise in „BFG“. Und beiden wird von einer Kreatur, mal einem Außerirdischen, mal einem Riesen, geholfen. Mein neuer Film markiert sicher eine Rückkehr – nicht unbedingt in meine Vergangenheit, sondern zu dem, was ich, meiner Ansicht nach, am besten beherrsche: einfach meiner Vorstellungskraft freien Lauf zu lassen. Das gibt mir dieses Gefühl von Freiheit. Trotz gewisser Parallelen zwischen „E.T.“ und „BFG“ war es ganz anders. „E.T.“ findet ja in der realen Welt statt. Sophie wird in eine Fantasiewelt entführt, die wir unter anderem am Computer erschaffen mussten. Das war zunächst eine Hürde. Bei jedem Film, den ich mache, gibt es anfangs solche Hürden. Ich suche regelrecht nach Hindernissen, die mir Kopfzerbrechen machen. So komme ich auf meine besten Ideen. Selbstgewissheit war immer schon mein größter Feind. Die Geschichte vom freundlichen Riesen kannte ich zwar in- und auswendig, weil ich das Buch all meinen Kindern vorgelesen hatte, als sie noch klein waren. Aber die Umsetzung für die Leinwand musste ich mir erarbeiten. Sie hatten Zeit, Ihren Kindern abends vorzulesen? Ich habe ihnen vorgelesen, so oft es ging. Im Ganz am Anfang greift die Hand des Riesen durch ein offenes Fenster nach Sophie. Sie hat sich zwar unter der Bettdecke versteckt – aber nicht mal das hilft ihr. Also gut: (lacht) Die Hand, die durch das offene Fenster greift – das ist auch meine absolute Märchen-Albtraum-Vision. Wichtig ist, dass Sophie ihre Angst später überwindet, sich mit dem freundlichen Riesen anfreundet und den „Kinderkauern“ die Stirn bietet. Als Kinder haben wir uns doch alle vor riesigen Dingen gefürchtet. Wovor genau hatten Sie als Kind Angst? In meiner Kindheit gab es einen Baum vor dem Fenster meines Zimmers in New Jersey. Er war riesig – und er hat mir eine Mordsangst eingejagt. In meiner Vorstellungskraft hatte er sich immer in etwas Dämonisches, Furchtbares verwandelt. Jede Nacht bescherte mir meine Fantasie etwas anderes, vor dem ich Angst hatte. Als mich mein Onkel im Winter mal mit nach Washington nahm und wir dort das Lincoln Memorial besuchten, hat es mich auch regelrecht gegruselt. Ich war vielleicht sechs Jahre alt. Da stand ich dann, ein kleiner Zwerg vor dieser riesigen Lincoln-Statue aus Marmor, die auf diesem gewaltigen Thron-Stuhl saß. Ich war in Panik. So schlimm? Ich traute mich zunächst nicht, in Lincolns Gesicht zu schauen. Ich sah mir nur seine Marmor-Hände an, zog ständig am Mantel meines Onkels und flehte ihn an, dass er mich da wegbringen sollte. Kurz bevor wir gingen, traute ich mich dann doch, Lincolns Gesicht zu betrachten, nur kurz. In dem Moment spürte ich eine Verbindung, denn es war ein sehr freundliches, vertrautes Gesicht. Ich fühlte mich sicher, beschützt. Sie haben Lincoln viel später in Ihrem gleichnamigen Film ein eigenes Denkmal gesetzt. Dahl selbst war wegen seiner antisemitischen Über einen anderen US-Präsidenten haben Sie Äußerungen umstritten. 1983 hatte er sich sich dagegen lustig gemacht. zum Libanonkrieg geäußert und Folgendes Welchen meinen Sie? gesagt: „Es gibt einen Zug im jüdischen Charakter, der Feindseligkeit provoziert. Sogar 2013 haben sie den Trailer zu „Obama“ geein Scheißkerl wie Hitler hat nicht ohne dreht, in dem der reale Barack Obama vorgibt, Grund auf ihnen herumgeer sei Daniel Day Lewis, hackt.“ Wussten Sie dader Obama in Ihrem Film „SELBSTGEWISSHEIT von? spiele. Nein. Aber ich hatte im VorHahaha, ich fand das zum WAR IMMER SCHON feld nicht zu seinem Leben Brüllen komisch. recherchiert, auch nicht zu MEIN GRÖSSTER seinen politischen AnsichWie haben Sie den Präsiten. Ich hatte mich ausdenten der USA dazu geFEIND“ schließlich auf seine Kunst, bracht, sich von Ihnen für auf nichts anderes konzeneinen Jux Regie-Anweisuntriert. „The BFG“ ist eine gen geben zu lassen? Geschichte, in der es darum geht, unsere Unter- Also: Ich habe Obama keine Regie-Anweisungen schiede anzuerkennen. Das ist für mich die gegeben. Dieser Film wurde von einem Team wichtige Botschaft. Ich bewundere ihn als seiner Administration gemacht. Anlass war das Künstler. White House Correspondents Dinner. Sie wussten, dass ich den Präsidenten kannte. Und Sie Das Interview fand im Frühjahr statt. Spielberg hör- fragten mich: „Mr. Spielberg, würden Sie in eite, wie es schien, zum ersten Mal von den Antisemi- nem Kurzfilm über den Präsidenten mitwirken, tismus-Vorwürfen gegenüber Dahl. Im Mai sagte er den wir geschrieben haben.“ der „New York Times“: „Ich weiß nicht, was ich gemacht hätte, wenn ich davon gewusst hätte, bevor Sie durften sich selbst spielen. Ganz neue Erich mit den Arbeiten an ,BFG‘ begonnen habe. Es ist fahrung? ein Paradoxon, dass jemand, der sich antisemitisch Na ja, ich las erst mal das Drehbuch, fand’s klasgeäußert hat, Geschichten schrieb, die genau das Ge- se und sagte: „Ich würde da gern mitmachen.“ genteil davon ausdrücken – die Unterschiede zwi- Hat Spaß gemacht, mich selbst zu spielen. schen Rassen, Kulturen und Sprachen feiern, so wie Dahl es in ,BFG‘ gemacht hat. Als ich später Men- Sie verziehen keine Miene, agieren sehr ernstschen fragte, die Dahl kannten, sagten sie mir, dass haft. Ich kenne ein paar Leute, die darauf reiner solche Sachen gern gesagt habe, nur um eine Re- gefallen sind. aktion zu bekommen. Und dass er kein glühender Hey (lacht), hören Sie: Ich bin ein ziemlich guter Anhänger von seinen vielen antisemitischen Kom- Schauspieler. Ich finde, andere Regisseure sollten mentaren gewesen sei. Denn jeder in seinem Leben, mich jetzt öfter verpflichten, dass ich in deren Filvor allem sein Support-Team, war jüdisch.“ men mitspiele. Das wäre mal eine Abwechslung. © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung WELT am SONNTAG-2016-07-17-sil-24 f5123d7d0164873d70b500d7b5da4639 STIL & REISEN WELT AM SONNTAG NR. 29 17. JULI 2016 Großbritannien: Nichts wie hin, trotz Brexit S.66/67 SEITE 61 STILGEWITTER Hier weinte der Modeteufel MARA HOFFMAN; ZEUS+DIONE(2) D Sweater Girl – Céline Dion soll bitte im kommenden Herbst alle internationalen Modewochen besuchen. Dann könnte man sich nämlich auf viele weitere Modemomente freuen, denn die Sängerin hatte schon während der Pariser Haute-CoutureSchauen Anfang Juli alle mit ihrer überraschend progressiven Garderobe entzückt. Höhepunkt: das übergroße Kapuzensweatshirt mit ausgewaschenem „Titanic“-Filmprint von Vetements. Zugegeben, so „fashion forward“ hätte man sie gar nicht eingeschätzt, aber dafür wird Dion nun als Stilikone gefeiert. Mit der charmanten Referenz an einen ihrer wichtigsten Hits, den „Titanic“-Titelsong „My Heart will go on“, beweist sie zudem einen sympathischen Sinn fürs Zweideutige. Der Titel „Queen of the World“ ist ihr damit sicher. sih Fast zu schön, um ihn nass zu machen: Ein gehäkelter Badeanzug von Mara Hoffman Die beste Party zum amerikanischen Nationalfeiertag hatte mal wieder Taylor Swift gefeiert. Oder zumindest sah es auf Instagram danach aus. Auf einem Foto posierte die Sängerin mit ihren Model-BFF’s Cara Delevingne und Gigi Hadid an der Küste von Rhode Island. Alle drei trugen Badeanzüge und Bikinis der Marke Solid & Striped, mit einem Streifenmuster in Rot-Weiß-Blau, Swift streckte mit dramatischer Geste eine passende Mini-US-Flagge in die Luft. Beim Anblick dieses Bildes wäre man am liebsten sofort in den Urlaub gefahren. VON SILVIA IHRING Ein neuer Bikini hätte schon dabei geholfen, die Feriensehnsucht zu stillen. Am Tag nach dem „4th of July“ wurde der gestreifte Badeanzug auf der britischen Online-Shopping-Plattform Lyst.com 43.000 Mal aufgerufen. Solid & Striped verkauft Bademode, aber auch kurze Jumpsuits, leichte Hemden, weite Baumwollkleider, die man ohne viel Gefummel über den Bikini ziehen kann. Die Marke ist nur ein Mitspieler in einem neuen Markt, der das bedient, was viele Menschen am liebsten machen: Ferien. Wer sich am Strand, auf der Yacht oder beim Aperitif auf Capri sorgfältig, aber entspannt kleiden will, kann heute aus einer Fülle an Designern wählen, die Urlaubsmode entwerfen, Tuniken, Kaftane, Strandkleider, wallende Hosen, die in der Seebrise flattern, und natürlich unzählige Bikinis und Badeanzüge. Der boomende Markt für Bademode, die Bedeutungslosigkeit der klassischen Jahreszeiten im Geschäft mit Kollektionen und ein verändertes Reiseverhalten, das Menschen das ganze Jahr über in die unterschiedlichsten Klimazonen führt, haben eine neue Nische hervorgebracht, URLAUB Kleider machen die unter Branchenkennern als „Destinationwear“ bezeichnet wird. Wer in diesen Sommermonaten Online-Boutiquen für teure Designermode besucht, wie Net-a-porter.com, Stylebop.com oder Matchesfashion.com, der entdeckt sie sofort: Sogenannte „Vacation Shops“, in denen die Einkäufer die schönsten und unverzichtbarsten Teile für den lang ersehnten Urlaub auf den Malediven (oder den Ausflug an den See) versammelt haben: So finden sich bei Matchesfashion.com verschiedene „Off-Shoulder“-Kleider der New Yorker Designerin Lisa Marie Fernandez, deren Bikinis zwischen 300 und 400 Euro kosten. Um weniges günstiger sind die knalligen Bikinis mit Häkelbordüre der Marke Kiini, es gibt einen Kaftan mit grasgrünem Bananenblatt-Motiv von Dolce & Gabbana und einen regenbogenfarbenen Playsuit von Mara Hoffman. „Unsere Kunden haben zunehmend nach Marken gesucht, deren Entwürfe man gut auf Reisen tragen kann und die in verschiedenen Klimazonen funktionieren“, sagt Natalie Kingham, Buying Director bei Matchesfashion.com. Die Verkäufe in dem Segment seien in den vergangenen Jahren gestiegen, besonders teure Labels seien immer in den Wochen vor Weihnachten, Ostern und der Sommerzeit extrem stark nachgefragt. „Aber unsere Kundschaft ist international, deswegen verkaufen wir diese Kollektionen das gesamte Jahr über“, sagt Kingham. Während man im winterlichen Europa vor Kälte bibbert, schwitzt man im australischen Sommer, in Singapur ist es immer schwül und in Dubai schwanken die Temperaturen zwischen heiß und heißer: Luxuskunden kommen heute aus der ganzen Welt, nehmen Flugzeuge so häufig wie andere Bus fahren, und wollen 365 Tage im Jahr einen zarten Kaschmirpullover ebenso unkompliziert kaufen können wie einen coolen Bikini. Das in den den 60er-Jahren gegründete französische Haus für edle Bademode Eres galt zu jener Zeit als das erste, das ganzjährig Badeanzü- ge und Bikinis verkaufte. Heute gibt es für Männer Orlebar Brown oder Vilebrequin, für Frauen Kiini, Lisa Marie Fernandez, Solid & Striped und viele mehr. Der Markt für dieses Segment wuchs in den vergangenen Jahren stetig, das amerikanische Marktforschungsunternehmen Technavio sagt ihm für das Jahr 2019 ein Volumen von über 20 Milliarden US-Dollar voraus. Die Lust auf Wasser und Sand hat zusätzlich Bedürfnisse nach Mode geweckt, in der man vom Sonnenschirm zum Lunch ins Strandbistro gehen kann. Wobei die Idee, Sommermode für den Winter anzubieten, schon seit Jahrzehnten existiert. In ihr liegt der Ursprung der sogenannten Cruise- und Resortkollektionen: Zwischenkollektionen, die sich Modehäuser ausdachten, um ihrer gut betuchten Klientel eine sommerliche Garderobe im Winter anzubieten, wenn diese Reisen oder Kreuzfahrten unternahmen. Destinationwear führt diesen Gedanken weiter. Sie ist bequem, luftig, leicht an- und auszuziehen, und dabei so liebevoll entworfen, interessant bedruckt oder bestickt, als handele es sich dabei um Ready-to-Wear für den Laufsteg. Kleider bestehen aus Seidengeorgette, Stoffe werden, wie beim griechischen Label Zeus + Dione, von kretischen Handwerkern gewebt. Viele Marken liefern zudem die passenden Looks für das Ausgehen am Abend oder den Shopping-Ausflug am Nachmittag. Destinationwear ist nicht nur für den Strand gedacht, im Gegenteil. „Frauen reisen heute so viel, beruflich oder zum Vergnügen. Am praktischsten sind dafür Stücke, die leicht zu transportieren sind und die man für unterschiedliche Gelegenheiten mit allem kombinieren kann“, sagen Mareva Grabowski und Dimitra Kolotoura, Gründerinnen von Zeus + Dione. Das Label steht für Designs, die für die Stadt geeignet sind, aber nach Urlaub aussehen: Die weiten Schnitte orientieren sich an den Silhouetten von Kaftanen, Tuniken, Leinenhemden. Die grafischen, mediterran anmutenden Strand und Sonnenterrassen werden zu Laufstegen, denn neue Marken haben sich auf luxuriöse „Destinationwear“ spezialisiert. Ihre Sommerkleider, Tuniken und Bikinis sind so chic, dass man sie auch im Alltag tragen möchte Rosetta Getty mixt Bademode mit einem Strandkleid, Zeus + Dione lassen sich von der griechischen Architektur inspirieren (unten) Muster greifen Formen und Motive der griechischen Architektur auf. „Komfort ist heute extrem wichtig. Kunden schätzen das Gefühl, etwas Leichtes zu tragen, das sich nach ‚Strand‘ anfühlt“, sagen die Designerinnen. Aus eben diesem Grund konnten sich Flip-Flops, mit denen man sich bei den täglichen Gängen durch U-Bahn-Flure oder über Kopfsteinpflaster schmutzige Füße holt, als beliebtes Schuhwerk für Großstädter etablieren. Seit einigen Sommern beschäftigen sich Modemagazine auch mit der Frage, wie man Badeanzüge und Bikini-Oberteile als Tops für die Alltagsgarderobe umfunktionieren kann. Eine Idee, die in vielen warmen Regionen längst üblich ist, und die sich auch an nördlich gelegenen Orten etabliert hat. „Ich lebe in Kalifornien, und dort haben die Menschen schon immer Strandmode in den Alltag integriert“, sagt die amerikanische Designerin Rosetta Getty, die eine Ferienkollektion für die Online-Boutique ModaOperandi.com entworfen hat. Bei den Preisen, die so manches Stück erreicht, darf man eine vielfältige Einsetzbarkeit schließlich verlangen. Ein ansprechender Urlaubslook gewinnt auch deswegen an Bedeutung, weil immer mehr Menschen Fotos ihrer Ferien über Instagram in die Welt hinaussenden. Auch in den Wintermonaten lassen glückliche Reisende die unglücklichen Daheim-Gebliebenen über soziale Medien am Neujahrstrip nach Mexiko teilhaben. So bekommt man ständig mit, wie schön und sonnig es gerade woanders ist. Die Designer sind dieser Entwicklung natürlich dankbar. Die Marke Kiini kam beispielsweise deshalb zu Erfolg, weil ihre Entwürfe von wenigen, aber den richtigen Frauen (Bloggerinnen, Models) im Urlaub getragen wurden und diese sich selbst darin fotografierten. Solche Fotos verführen auch die, die nicht wegfahren – und trotzdem bereit sind, einen neuen Bikini zu kaufen. So holt man sich wenigstens ein kleines Stück Urlaubsgefühl nach Hause. © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung Sirene mit Sinn für Ironie: die Sängerin Céline Dion im TitanicSweatshirt PA/ ABACA Wieder daheim – Ein Seufzer der Erleichterung geht gerade durch die Modebranche. Nein, Martin Margiela hat kein neues Label gegründet. Dafür ist eine andere, lange vermisste Institution der Branche zurück: Das Pariser „Ritz“-Hotel, über Jahrzehnte Zuflucht von Modedesignern, Chefredakteuren und Models, hat wieder eröffnet, nachdem es fast vier Jahre lang wegen Renovierungsarbeiten geschlossen war. Coco Chanel verbrachte hier ein Drittel ihrer Lebenszeit, in Bret Easton Ellis’ Roman „Glamorama“ sprengen Supermodels den Kasten in die Luft und in „Der Teufel trägt Prada“ erlebt Chefredakteurin Miranda Priestly hier ihren Nervenzusammenbruch, den sie mit der lebenswichtigen Frage überwindet, an welchen Tisch man Donatella Versace setzen solle. Auch heute lassen sich Modemenschen ihre zweite Heimat gerne etwas kosten (die Zimmerpreise beginnen bei 1000 Euro pro Nacht). Zur HauteCouture-Woche war das Hotel wieder komplett ausgebucht. sih Komplizierte Frisur, klare Gedanken: Stylistin Lotta Volkova DDP IMAGES/CAMERA PRESS Frau der Stunde – Erinnert sich noch jemand an die Stylistin Rachel Zoe? Die Anfang der Nullerjahre für Nicole Richie und Lindsay Lohan den LA-Boho-Look erfand? Egal. Jetzt definiert jemand anderes den Look der Stunde, und das ist gut so. Lotta Volkova, Russin und rechte Hand des Vetements- und Balenciaga-Designers Demna Gvasalia, trägt am liebsten Hoodie, ausgebeulte Bikerjacke und Accessoires aus dem Sexshop. Ihr schwarzer Topfschnitt, von der „Vogue“ als „DIY-Haarschnitt“ bezeichnet, ist ein in vierstündiger Arbeit entstandenes Meisterwerk. „Es gibt keine Subkulturen mehr“, sagt sie so apodiktisch wie treffend. „Heute geht es um einen Remix von Informationen.“ Wie sehr sie die zeitgenössische Mode verstanden hat, zeigt sich an ihrer Verehrung für das Bildernetzwerk Instagram – hier castet sie die Models für die Vetements-Shows – und der Tatsache, dass sie Mode als Geschäft sieht: „Wir verkaufen keinen Traum oder ein Kunstwerk“, sagte sie der aktuellen Ausgabe des Magazins „032c“. „Mode muss ein gut gemachtes Produkt sein.“ lha WELT am SONNTAG-2016-07-17-sil-24 f5123d7d0164873d70b500d7b5da4639 WOW! Von angepikst bis aufgestachelt: Dinge, die das Leben schöner machen AUSGESUCHT VON CLARK PARKIN Aufgeblüht: Kaktusvase aus Glas von Hilton McConnico für Daum, 7390 Euro; bei Royaldesign.de Aufgestachelt: Intarsienpullover mit Wüstenmotiv von Coach, um 600 Euro; bei Farfetch.com Angesteckt: Ring „Cactus de Cartier“ aus Gelbgold mit Smaragden, Karneol und Diamant, 74.000 Euro. Von Cartier, ab September erhältlich Eingesteckt: Seidentuch von Paul Smith, 70 Euro; bei mrporter.com Angepikst: Pin aus Emaille von Paul Smith, 60 Euro; bei Mrporter.com Winona Ryder kann die Hollywood-Diva geben oder eine Irre mit dämonischem Blick: Die Schauspielerin besitzt Fähigkeiten, die heute wieder gefragt sind VON ANNE PHILIPPI Diese neue Welt aus YouTubeFilmchen, Twitter und Snapchat ist einfach nicht ihr Ding. Die Frau lebt analog, wie damals, in ihren großen Jahren: In den 90ern war die Hälfte der jungen Männer weltweit in sie verliebt, nun erlebt sie ein unerwartetes, überzeugendes und allumfassendes Comeback. „Als ich in meiner Jugend den ersten Jungen anrief, konnte ich noch mein Herz klopfen hören. Heute lässt sich das auf dem Telefon orchestrieren und vorbereiten. Das Herz ist weniger im Einsatz“, sagt Ryder, die Kassetten mit Ansagen von ihrem Anrufbeantworter aufhebt und Videos von Konzerten auf VHS sammelt. Winona Ryder war immer dieses merkwürdige, rebellische Mädchen, dass mit 17 in „Beetlejuice“ eine ewig gültige Vorlage für den weiblichen Gothic-Look lieferte: tuberkulöse Augenringe, gepaart mit einem scharf geschnittenen Pony. Es folgten Filme wie „Heathers“, „Dracula“, „Edward mit den Scherenhänden” und „Mermaids“ mit Cher, von der sich Ryder „sämtliche relevanten Beziehungstipps” habe geben lassen, wie sie erzählt. Einer davon muss gewesen sein, sich so viel Anbetung wie möglich zu besorgen. Mit „Reality Bites“ wurde Ryder zur Ikone für nerdige Mädchen und zum Pin-up für die von Pop besessene Kulturlinke. In Ryders Gesicht sind keine Spuren von kosmetischen Eingriffen zu erkennen, die eine Frau im Unterhaltungsgeschäft heute an sich vornehmen sollte, um auf Instagram gut dazustehen. Ryder gehört zu einer seltenen Spezies von Frauen, die nicht über das Alter schimpfen. Und die infolgedessen kaum altern. Es ist nur einer der Gründe, warum Winona Ryder als Mutter eines verschwundenen Jungen in der Serie „Stranger Things” glänzt. Die Serie besteht aus acht Episoden und spielt zur Zeit der Reagan-Administration im Städtchen Hawkins im US-Bundesstaat Indiana. Winona Ryder spielt Joyce Byers, deren Sohn unter mysteriösen Umständen verschwindet. Seine Mutter und seine Freunde beginnen ihn zu suchen. Die Suche gestaltet sich immer mysteriöser und unheimliWinona Ryder ist das weibliche Pendant zum Hollywood-Outlaw: cher, am Ende ist die halbe Kleinstadt in den Fall involviert. Ein ewig rebellisches Mädchen, das irgendwann in der Versenkung Die Serie ist eine Hommage an die von Mystery-Dramen geprägverschwand. Mit der Netflix-Serie „Stranger Things“ gelingt der ten 80er-Jahre, steht zugleich in Schauspielerin das längst überfällige Comeback der Tradition von Sci-Fi-Klassikern wie „E.T.“ und den Filmen von John Carpenter, erinnert zuweilen aber auch an das Coming-of-Age-Drama „Stand by Me”. Winona Ryder ist bis heute anders geblieben: Sie beißt sich nicht auf Schlauchboot-Lippen oder geht zu einer Spinning-Klasse, um mit der Sorge um ihren Sohn zurecht zu kommen. Stattdessen weiß Ryder, wie man panisch an einem Telefon mit Wahlscheibe herumreißt und wie man mit dämonischem Blick à la Jack Nicholson in „The Shining“ im Schneidersitz auf einem Sofa sitzt. All das, Ryders Aura einer überemotionalen Kampf-Elfe aus den 90er-Jahren, erscheint in einem kreativen Zuhause wie Netflix heute in einem neuen, aufregenden Licht. Ryder war die Alternative zum blonden Hollywood-Weibchen, mit ihren riesigen braunen Augen, mit denen sie zwischen Bambiblick und dem Ausdruck einer psychischen Vollstörung hin und her wechseln konnte wie keine andere in ihrem Fach. Sie war die Ikone der Mädchen und Jungs, die ausgekochte Cheerleader-Blondinen in engen T-Shirts nicht ausstehen konnten – und davon gab es eine Menge. Die Tochter zweier KulturSchon immer die Ikone derjenigen, die Cheerleader-Blondinen nicht ausstehen konnten: kritiker und Kommunenbewohner und PaWinona Ryder als Joyce Byers in der Mystery-Sci-Fi-Serie „Stranger Things“ tentochter von LSD-Papst Timothy Leary verkör- BAMBI analog NETFLIX Hingegossen: Chaiselongue mit Kaktusmotiv von Hilton McConnico, um 3000 Euro; bei 1stdibs.com G ame of Thrones‘? Habe ich nicht gesehen. Keine einzige Folge. Ist mir ein bisschen peinlich.“ Dafür entschuldigt sich Winona Ryder jetzt mit flatternder Elfenstimme. Ihr ist die Sache unangenehm, und bald, also ganz bald, werde sie die Serie nachholen. Selbst ihre Mutter habe alle Folgen gesehen, und sie, die Tochter, hinkt hinterher. An popkulturellen Phänomenen ist sie ohnehin eher weniger interessiert. Und was ist mit dem Trailer zu Winonas kommender TV-Serie „Stranger Things“ auf Netflix? Wie findet sie den? „Da gibt es einen Trailer? O Gott, hab’ ich noch gar nicht gesehen. Das tut mir leid“, sagt Ryder. WELT AM SONNTAG © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung NR. 29 17. JULI 2016 perte in den 90ern die weibliche Variante des Hollywood-Outlaws: einzigartig, mit Johnny Depp liiert und auf dem Weg zum Weltstar. Doch auch Winona Ryder musste mit den Fragen Hollywoods an einen Schauspieler zurechtkommen: Wer bist du nach deinem 25. Geburtstag? Und was machst du dann? Was ist, wenn Hollywood das Interesse an dir verliert? Ryder hatte darauf keine Antwort und begann Antidepressiva zu nehmen. 2001 klaute sie unter dem Einfluss des verschreibungspflichtigen Schmerzmittels Vicodin in einem Nobelkaufhaus in Los Angeles Designerklamotten im Wert von knapp 6000 Dollar. Sie wurde verhaftet und tauchte anschließend für längere Zeit bei ihren Eltern in Kalifornien unter. Ab und zu funkte sie ein Lebenszeichen, zuletzt in „Black Swan“ als ausgemusterte Ballerina, die ihrer Konkurrentin Natalie Portman den Spiegel vorhält und ihr nur mit der Kraft der Winona-Augen vermittelt, was auf die Nachfolgerin zukommen wird. Es war der Moment, in dem vielen Hollywood-Bossen wohl derselbe Gedanke durch den Kopf ging: „Moment mal, eigentlich ist die doch genial!“ Die „Winonaissance“, wie der Twitter-Hashtag dieser Tage heißt, nimmt wegen der vielen enthusiastischen Vorab-Kritiken zu „Stranger Things“ derzeit Fahrt auf. Auch wenn Winona Ryder von ihrer eigenen Wiedergeburt als Hollywoodstar lange keine Notiz genommen hat. “Ich dachte nur ‚Hallo?‘ Wo seid ihr alle und was ist passiert?” Ryder hatte bloß ein paar Jahre ausgelassen. Vielleicht zum Glück. Sie verpasste die zunehmende Banalisierung ihrer früheren Arbeitsstätte Hollywood. “Ich merkte plötzlich, dass es Filme wie ‚Girl Interrupted‘ nicht mehr gab. Stattdessen werden nur noch SuperheldenFilme gedreht“, sagt Ryder. „Ich habe nichts gegen Superhelden. Ich sehe mich nur nicht in einem Umhang aus dem Fenster springen“, sagt Ryder, die mit ihren „Oldschool-Fähigkeiten“, wie sie es nennt, zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort wieder aufgetaucht ist. Was genau aber sind „Oldschool-Fähigkeiten“? „Weinen vor der Kamera. Ich muss echte Tränen vergießen, sonst geht das nicht“, sagt sie. „Auch, weil ich allergisch gegen dieses Zeug bin, dass sie Schauspielern geben, damit wir zu weinen anfangen. Es brennt wie die Hölle.“ In „Stranger Things“ weint Winona Ryder natürlich regelmäßig und echt, aber streng genommen will man sie gar nicht so viel weinen sehen. Dafür lieber ihr Talent für leicht absurde Grimassen genießen oder ihre Fähigkeit, die Aura einer Diva aus Hollywoods goldenen Jahren zu verbreiten. Daran hat sich auch ihr alter Freund Marc Jacobs erinnert, aus dessen Kollektion sie bei besagtem Diebstahl 2001 ebenfalls einen Pullover mitgehen ließ – ohne es zu wissen. Auch Jacobs hat seinen Anteil an der Wiedergeburt der Winona Ryder: Er castete seine treue Gefährtin für seine diesjährige Kosmetik-Kampagne, inspiriert vom 60er-Jahre-Filmklassiker „Letztes Jahr in Marienbad“. Aber auch die Stars der technologiefixierten Generation Y liegen Winona, der Frau mit der Technologie-Phobie, heute zu Füßen. Zum Beispiel Tavi Gevinson, die mit ihrem Blog „Style Rookie“ im zarten Alter von 13 Jahren zur Starbloggerin wurde und sich seit ihrem 18. Geburtstag auf die klassische Theaterschauspielerei verlegt hat. Winona Ryder ist eines ihrer größten Vorbilder. Und seitdem Ryder ihr zu eben diesem 18. Geburtstag die Handschuhe schenkte, die ihr Audrey Hepburn zu ihrem eigenen Achtzehnten überreicht hatte, scheint die Verbindung zwischen den beiden Nerd-Mädchen Gevinson und Ryder für immer besiegelt. Vielleicht ist für Gevinsons Generation aber nicht nur die Person Winona Ryder reizvoll. Sondern daneben auch die Tatsache, dass Ryder und mit ihr die gesamte Generation X noch die Möglichkeit hatte, abzutauchen und sich selbst unsichtbar zu machen. Damals musste man als Nachwuchs-Schauspielerin eben noch keine Abnehm-Tees auf Instagram bewerben und niemand erwartete mit 22 Jahren eine Zweitkarriere als Regisseur. „Heute wollen alle Schauspieler irgendwann Regisseur werden. Ich glaube, ich bin die einzige, die das nicht fertig bringt”, sagt Ryder und auch dafür schämt sie sich natürlich irgendwie. Müsste sie gar nicht. Schließlich ist sie heute wieder populär, weil sie ein Menschenleben geführt hat. Und nicht das Leben eines Stars. MICHAEL FRIBERG/CONTOUR BY GETTY IMAGES 62 STIL WELT am SONNTAG-2016-07-17-sil-24 f5123d7d0164873d70b500d7b5da4639 17. JULI 2016 WELT AM SONNTAG T STIL 63 NR. 29 Der Mann und sein verführerisches Werk. Ein High Heel aus der neuen Kollektion von Pierre Hardy und der Designer. Neben Schuhen entwirft er auch Handtaschen, Schmuck und Portemonnaies „Provokation ist SCHÖN“ rockener kann man eine Liebesheirat nicht beschreiben: „Die Vereinbarung hebt das Ziel von Hermès hervor, zu der globalen Wachstumsdynamik des Labels beizutragen und bestätigt die enge und fruchtbare Beziehung, die sich über die Jahre entwickelt hat“, hieß es vor einigen Tagen in der Pressmitteilung des Luxusunternehmens Hermès zu den „Breaking News“, dass der Konzern Anteile an der Firma das Schuhdesigners Pierre Hardy erworben hat. VON MIRA WIESINGER Der Mann ist ein gertenschlankes Energiebündel mit Spaß an gelungenen Partys. Zum 15. Jubiläum seiner Marke etwa trat Kanye West auf, während auf der Straße das Modevolk um Einlass bettelte. Über die Zusammenarbeit mit Hermès spricht er ein bisschen herzlicher als sein Partner: „Wenn man etwas über einen langen Zeitraum macht, muss man es zumindest mögen, lieben ist noch besser und es verehren ist am besten.“ Doch es geht um mehr als nur wechselseitige Zuneigung. In den letzten Jahren sind Schuhe als Umsatzmotoren noch wichtiger geworden und haben quasi die Handtaschen abgelöst. Hardy, der sowohl elegant perlende High Heels wie poppige Sneakers beherrscht, ist somit der ideale Partner für das Luxushaus Hermès, dessen Geschäft und Mythos auf Lederwaren basieren. Im Gespräch ist der 59-Jährige schnell, präzise, verbindlich, aber ohne den üblichen Hauch von Misstrauen oder Ungeduld. Salopp formuliert: eine kultivierte Plaudertasche. WELT AM SONNTAG: Gefühlt 90 Prozent aller Leute inklusive Ihnen und mir tragen heute Turnschuhe. Weil sie uns jünger machen? PIERRE HARDY: Nun, wir glauben das zumindest. Und allein darauf kommt es an. Wenn man sich jünger fühlt, sieht man also automatisch jünger aus? Auf jeden Fall. Es kommt immer auf die eigene Körperwahrnehmung an: Wir laufen heute anders, kombinieren Kleider anders, verhalten uns anders. Die Schuh-Designs richten sich natürlich ein Stück weit nach unserer modernen Lebensweise. Sneaker sind nicht erst seit heute wichtig. Vor allem auf der Straße, in Untergrund-Bewegungen wurden sie immer schon geschätzt. Doch plötzlich sind sie auch in der High Fashion angekommen. Und selbst traditionelle Häuser wie Hermès, für die Sie die Schuhe entwerfen, führen sie im Sortiment. Tatsächlich habe ich schon vor 20 Jahren Turnschuhe für Hermès entworfen, schon viel eher als für meine eigene Kollektion also. Ich will nicht prätentiös klingen, aber ich glaube, es waren die ersten Luxus-Sneaker überhaupt. Wenn man heute in Onlineshops schaut, dann lautet die erste Schuh-Kategorie fast immer: Sneaker. Bei Instagram erscheinen unter dem Hashtag #sneakers dreimal so viele Beiträge Der französische Designer Pierre Hardy gilt als der Erfinder der Luxus-Turnschuhe, nun hat sich Hermès an seiner Marke beteiligt. Ein Gespräch über Jugend und Eleganz wie unter dem Hashtag #highheels. Was sagt das über unsere Gesellschaft aus? Wir leben eben nicht mehr in Couture-Kleidern und Maßanzügen. Es ist wohl der natürliche Lauf der Dinge. Ich bin kein Soziologe ... Aber nicht nur in der Mode. Überall wird wild gemischt: in der zeitgenössischen Kunst, in der Musik. Die kulturelle Welt, in der wir leben, ist eine große Mixtur, ein Kaleidoskop an Einflüssen, eine Collage. Ihnen gefällt schlicht die Ästhetik des Turnschuhs? Ja. Aber eben auch das Gefühl, das mit dem Tragen von Sneakern einhergeht. Das Gefühl von Jugendlichkeit ist so außerordentlich wichtig geworden. Es steht für Dynamik, für Kraft und Energie. Alles dreht sich im Grunde darum. Wir gewinnen dadurch natürlich eine Menge Freiheit. Aber verlieren wir auch etwas? Natürlich! Wenn man sich alte Modebücher, Magazine oder Filme anschaut, erscheint alles so wahnsinnig elegant, so perfekt. Das war, bevor es die Sportswear gab. Und es gibt auch keine Regeln mehr. Sneaker zum Ballkleid gehen ebenso gut wie High Heels zum Pyjama. Pierre Hardy Designer Der 1956 geborene Franzose studierte ursprünglich Tanz und Kunst und gestaltet seit 1990 sämtliche Schuhe für die Luxusmarke Hermès. Seit 2001 ist Hardy auch für den Schmuck des Hauses verantwortlich und war an der Gestaltung der 2015 gemeinsam von Apple und Hermès lancierten Apple Watch beteiligt. Sein eigenes Label Pierre Hardy, gegründet 1999, steht für skulpturale, grafisch gestaltete High Heels und Handtaschen und auffällige, farbenfrohe Turnschuhe (Foto). Zu den Fans der Marke zählen Rihanna und das Model Bella Hadid. Uns fehlt also die Anmut? Sagen wir, wir müssen eine neue finden. Das erfordert natürlich Disziplin. Wir müssen uns benehmen, nach einer neuen Form der Eleganz suchen, einen neuen Chic anstreben. Es ist unsere Aufgabe, mit den neuen Gegebenheiten zu spielen. Diese neue Realität scheint demokratischer zu sein. Auf jeden Fall. Früher konnten sich nur eine Hand voll Leute elegante Kleider leisten. Heute, wenn man ein wenig Gespür für Mode hat, etwas Geschmack und Fantasie, dann kann man seinen eigenen Stil kreieren. Auch für wenig Geld. Aber, und es gibt ja immer ein Aber: Ich denke, dass allein High Fashion diese archaische, bourgeoise Anmutung hat, etwas, das mit Erinnerung zu tun hat, mit Kultur, Nostalgie. Dieses, nennen wir es: alte Gefühl, gilt es heute auszubalancieren mit Modernität. Bei aller Innovation fällt auf, dass es auch immer noch viele Zitate aus der Vergangenheit gibt. Schaut man in die Schaufenster und Magazine von heute, dann dominiert heute oft die Nostalgie. Gucken Sie sich Gucci an, Vetements, Saint Laurent! Was machen sie? Vintage, Vintage, Vintage. Wiederholung, Vervielfältigung, Kopien. Offensichtlich lässt sich damit auch viel Geld verdienen. Die Formen, die Sie faszinieren und fabrizieren, wirken dagegen sehr modern. Als hätte man sie noch nicht gesehen. Ich versuche immer, erfinderisch zu sein, neue Ideen vorzustellen. Und doch gibt es auch immer einen Teil in meinen Kollektionen, der Erinnerungen hervorruft, der nostalgisch sein soll. Das nennt man Klassiker. Es gehört zu unserer Kultur. Es ist uns angenehm, wenn wir etwas sehen, das wir schon kennen. Wir fühlen uns wohl mit bereits Dagewesenem. Wollen Frauen denn überhaupt Neues? Oder machen sie einen Bogen um zu viel Fremdartigkeit? Es geht immer um die Balance. Sie haben recht, wenn man zu weit geht, wenn die Fremdartigkeit überhand nimmt, dann ist ein Produkt nicht mehr begehrenswert. Dann ist es ein Fall für Lady Gaga. Genau! Dann wird es zum Kostüm und wir fühlen uns verkleidet. Trotzdem, eine gewisse Exzentrik, ja, sogar Provokation ist schön und macht Spaß. Man muss auch immer ein bisschen schockieren. Und sich damit von anderen Designern abheben? Man sollte immerhin eine Alternative anbieten. Was für ein Schuh-Design geht immer? Heute kann man das schwer beantworten. Es gibt nicht mehr die eine Farbe oder Form. Aber ich habe fast immer einen spitzen, schwarzen Stiletto in der Kollektion. Der passt zu vielen Frauentypen. Zu der sehr femininen Frau, zu der modernen, der dynamischen, der starken, der schrillen. Er ist wahnsinnig vielfältig. Vielleicht, weil wir mit dieser Form vertraut sind, tritt sie © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung PIERRE HARDY, SEAN THOMAS in den Hintergrund, lässt Platz für die Persönlichkeit der Frau. Ihre eigenen Entwürfe scheinen immun gegenüber Trends zu sein. Isolieren Sie sich während des Designprozesses? Ganz und gar nicht! Ich kann überall und immer arbeiten: im Atelier, im Flugzeug, im Bett. Ganz egal. Weil Sie die Routine hassen? Ich finde Routine schlicht sehr langweilig. Ich brauche sie nicht. Wenn Sie für Hermès arbeiten, ist die Herangehensweise im Designprozesses einfacher oder schwieriger? Paradoxerweise ist sie einfacher. Denn die Einschränkung ist gleichzeitig auch eine Hilfe. Da sind Codes, da sind Richtlinien. Bei Hermès sagt mir zwar niemand, was ich tun oder lassen soll. Aber es gibt die Archive und einen gewissen Geist, der allen Produkten innewohnt. Da ist so viel Inspiration! Wenn ich an meinen eigenen Kollektionen arbeite, ist es so viel schwieriger, eine Linie zu finden, seine Vorstellungskraft in eine Form zu bringen, das ist hart. Was feuert Ihre Fantasie dann an? Es ist immer ein Mix aus den Dingen, die ich schon von Kindheit an liebe und von neuen Einflüssen. Das Ergebnis ist dann eine Symbiose aus Erinnerungen, aus Altem und den Dingen, die man jeden Tag sieht. Wenn man so will, ist es wie ein vielfach belegtes Sandwich mit unterschiedlichsten Geschmacksrichtungen. Ich grabe immer tief, tief, tief in einem Boden aus unterschiedlichen Sedimenten. Sind Sie dabei sehr kritisch mit sich selbst? Ja. Eine Schöpfung ist immer auch eine Art Ideal. Und ein Ideal ist etwas, das quasi nie erreicht werden kann, der Inbegriff von Vollkommenheit. Kreation ist eine ewige Suche, eine Recherche, etwas, das kein Ende kennt. Klar, es gibt Momente der Erfüllung. Aber es gibt immer etwas mehr, was man ergründen möchte. Mit dem man auch immer wieder Begehrlichkeit wecken will. Und muss. Das ist ja Kern der Mode. Denn die wenigsten von uns brauchen tatsächlich neue Kleider. Apropos: Haben Sie je in Erwägung gezogen, Ihren Look mit einer Prêt-à-porter-Linie zu ergänzen? Das ist ein anderer Job. Ich bleibe bei den Schuhen. Und versuche sie so gut zu machen, wie ich kann. Schuhe sind wie eine Skulptur, könnten für sich allein stehen. Aber dann kommt eine zweite Ebene hinzu, die noch viel wichtiger ist: Der Schuh wird erst am Fuß lebendig. Sie haben aber einmal gesagt, Sie stellen sich Ihre Schuhe immer mit einer ganz bestimmten Silhouette vor. Das stimmt. Doch damit liege ich eigentlich immer falsch (lacht). Am Ende werden meine Schuhe nämlich ganz anders kombiniert, als ich mir das vorgestellt habe. Frauen machen eben immer, was sie wollen. Für mich ist das okay. WELT am SONNTAG-2016-07-17-sil-24 f5123d7d0164873d70b500d7b5da4639 64 ZU TISCH 1. NACHHILFE IN JAPANISCH Das Wort Kamado bedeutet wörtlich aus dem Japanischen übersetzt „Ort für den Kessel“. Man meint damit eigentlich einen traditionellen und fest installierten und mit Holz oder Kohle befeuerten Herd. Der hier in Deutschland gebräuchliche Begriff leitet sich jedoch vom Mushikamado ab, einem in Südjapan gebräuchlichen runden Tonofen mit Deckel, in dem traditionell Reis gekocht wurde und dessen Funktionsprinzip den heutigen Kamados schon sehr ähnelt. WELT AM SONNTAG Das neue, HEISSE Ding Für Spitzenköche und ehrgeizige Hobbygriller ist er die Offenbarung. Der runde Tongrill Kamado spart Kohle, wird sensationell heiß, und man kann sogar Pizza darin backen. Eine Gebrauchsanweisung von Clark Parkin MONOLITH GRILL / STEPHAN SCHUTE 7. LEICHTFÜSSIG GEHT ANDERS Die Dinger sind sauschwer, schon der Junior von Monolith mit einem Grillrost von 33 Zentimeter Durchmesser wiegt 43 Kilo. Die Rollgestelle, die extra gekauft werden müssen, lassen sich auf eben gepflasterten Terrassen noch bewegen. Um damit auf dem Rasen herumzurollen, sind sie jedoch völlig ungeeignet und zudem gefährlich kopflastig. Denn Keramik ist zwar im Prinzip Jahrtausende haltbar, bruchsicher ist sie leider noch nicht. Abhilfe verspricht zumindest bei Monolith der Buggy ein fahrbares Gestell mit größeren Gummirädern, mit dem man sein großes Grill-Ei durch die Gegend schaukeln kann. So sanft sieht man Männer selten navigieren. 17. JULI 2016 2. EIN TEURER SPASS Im High-End-Grill-Segment scheint es nach oben keine Grenzen zu geben. Noch ausgeklügelter, noch brachialer, noch monströser. Wer sein Prime Beef liebt, packt es auf einen entsprechenden Grill. Die ehemals klapprigen Dreibeingestelle aus dem Campingurlaub sind zu regelrechten OutdoorKüchen in nobelstem Edelstahl mutiert. Der Kamado ist so etwas wie die nächste Eskalationsstufe. Schon die kleinsten Modelle kosten mit Ständer knapp tausend Euro, das „Big Green Egg XXL“ mit 74 cm Durchmesser Grillfläche um 6500 Euro. 5. ERSTAUNLICH WIE EIN RÖMERTOPF Ähnlich wie im Römertopf oder Tandoori-Ofen wird beim Kamado die enorme Wärmespeicherkraft von Keramik ausgenutzt, die gleichzeitig das Fleisch nicht austrocknen lässt. Selbst bei langsam gegarten Stücken bleibt das Fleisch durch die geringe Luftzirkulation schön saftig. Viele amerikanische Hersteller verwenden heute Verbundkeramik, die gern als von der Nasa entwickeltes HightechMaterial angepriesen wird, aber dann doch nur eine etwas schönere Umschreibung für eine andere Art Beton ist. 3. KRIEGSSOUVENIR In den Sechzigern brachten amerikanische GIs abgewandelte Versionen des Mushikamado als Barbecue-Grill mit einem Rost zurück in die Heimat. Mit einigen Zusatzfunktionen, Standbeinen und Deckelscharnieren versehen, entstand daraus das, was wir heute als Kamado-Grill kennen. Wer hat’s erfunden? Hier gibt es je nach Hersteller unterschiedliche Legenden. Wahrscheinlich waren es einfach mehrere mit derselben Idee zur selben Zeit. 4. DEUTSCHE WERTARBEIT Aus den beliebten Mitbringseln der GIs entstanden gleich mehrere Firmen, die aus dem traditionellen Gerät erfolgreiche Marken schufen. In den Vereinigten Staaten gibt es heute ungefähr ein Dutzend Hersteller von KamadoGrills, die alle nach dem gleichen Funktionsprinzip operieren und sich deshalb äußerlich sehr ähneln. Neben der Marke „The Big Green Egg“ sind „Kamado Joe“, „Primo“ und „Grill Dome“ die größten Konkurrenten auf dem heiß umkämpften Markt dieser High-End-Geräte. Mit Monolith hat sich auch ein deutscher Hersteller auf dem Markt etabliert, der den Grill um eine extra Räucherschiene erweitert hat, mit der man durch ein Türchen Glut legen kann. NR. 29 6. HEISSER GEHT’S KAUM Einmal angefeuert, lässt sich der Ofen mit etwas Übung erstaunlich präzise durch die Luftzufuhr regeln. Der Temperaturbereich liegt hier zwischen 70 und 400 Grad Celsius. Mittels der Schiebetüren am Boden und am Deckel steuert man den Kamineffekt, der für schnelles oder langsames Verbrennen der Kohle und entsprechende Hitzeentwicklung sorgt. Mit drei Kilo Kohle kann man den Ofen bei Niedertemperatur ohne Probleme 24 Stunden lang betreiben. So schmort über Nacht der ganze Schweinenacken zum Pulled Pork zusammen. Im Hochtemperaturbereich und mit zusätzlichem Pizzastein lässt sich in den Grilleiern in Minutenschnelle auch eine fast originale Steinofenpizza backen. Einziger Wermutstropfen für Nostalgie-Griller, für die eine Rauchvergiftung zum Teil der Romantik gehört: Der Kamado wird im geschlossenen Zustand bedient und raucht minimal bis gar nicht. Auf das glühend rote Grillmaster-Gesicht muss man deshalb leider auch verzichten. 8. DAS EFFIZIENZ- WUNDER Kamados werden nur mit Holzkohle betrieben, denn in den Briketts sind zu viele Zusätze enthalten, die den Geschmack beeinträchtigen. Statt Brennspiritus oder anderer synthetischer Anzünder, die eventuell sogar die Keramik beschädigen können, zündet man die Kohle mit einem Bunsenbrenner oder wachsgetränkten Presswürfeln an. Die Geräte haben einen bis zu 50 Prozent geringeren Holzkohleverbrauch als reguläre Grills, und nicht verbrannte Kohle lässt sich wiederverwenden, weil die Glut sofort erlischt, wenn man die Luftzufuhr nach Gebrauch stoppt. 9. DIE PROFIS LIEBEN IHN Aus der Hochküche sind die Kamados nicht mehr wegzudenken. In fast jeder deutschen Sterneküche wird heute mit ihnen gearbeitet. Meist bekommen Fleisch oder Fisch dort so etwas wie den letzten Schliff, werden durch die Verwendung besonderer Holzchips zusätzlich aromatisiert, nachdem sie regulär im Ofen oder in der Pfanne angebraten wurden. Joachim Wissler aus dem Restaurant „Vendôme“ in Bergisch Gladbach verwendet seit zehn Jahren einen „Big Green Egg“ und war einer der „early adopter“ in Deutschland. Er grillt in ihnen beispielsweise gern ganze Austern, die dadurch im eigenen Saft garen und einen besonderen Grillgeschmack erhalten. Oder auch Gemüse wie Lauch, der in der Schale gart und ein besonders intensives Aroma erhält. Wissler grillt sogar bei offenem Deckel, zurzeit etwa Spargel, den er zum Perlhuhn serviert. JETZT PERFEKT Marillenknödel VON VOLKER HOBL UND ROBIN KRANZ (FOTO) Mit Marillen und Aprikosen verhält es sich wie mit Blaukraut und Rotkohl oder Lauch und Porree: Es handelt sich um dasselbe. Marille ist die österreichische Bezeichnung für Aprikose. Ob sie aus Spanien, Frankreich, Österreich, Portugal, Griechenland oder der Türkei stammen (einige wenige Sorten gedeihen auch bei uns Deutschland), Aprikosen sind der Inbegriff für Zartheit in Form, Farbe und Textur. Ihre Säure, Süße und ihr feines Aroma sind perfekt aufeinander abgestimmt. Die ersten Marillenknödel aß ich bei meiner Oma Fritzi, die aus Pressburg stammte, was sie automatisch zur Knödelexpertin machte. Die Marillen wurden in einen Kartoffelteig gehüllt und in Semmelbrösel gewälzt,die habe ich durch Biskuit ersetzt. Zutaten 500 g mehlig kochende Kartoffeln 60 g Magerquark 30 g Weichweizengrieß Abrieb einer unbehandelten Zitrone 1 Vanilleschote 1 Eigelb 80 g Mehl 10–12 Marillen 10–12 Zuckerwürfel 2 TL Stärke Salz 12 Löffelbiskuit 100 g Butter Für das Kompott 2 EL Zucker 6–8 Aprikosen © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung Die Kartoffeln werden mit kaltem Wasser aufgesetzt und in der Schale weich gekocht. Danach lässt man sie abkühlen und ausdampfen und pellt sie anschließend. Nun werden Quark, Grieß und Eigelb mit dem Mark einer ausgekratzten Vanilleschote und dem Zitronenabrieb verrührt. Die Mischung eine halbe Stunde abgedeckt in den Kühlschrank stellen, damit der Grieß quellen kann. Für das Kompott werden die Aprikosen gewaschen, entsteint und geviertelt. Den Zucker lässt man unter Rühren in einem kleinen Topf goldbraun karamellisieren, gibt die Aprikosen und zwei Esslöffel Wasser dazu, damit die Aprikosen im sehr heißen Zucker nicht anbrennen und dünstet das Kompott bei aufgelegtem Deckel weich. Damit die Löffelbiskuit zu den benötigten Bröseln werden, kann man sie im Mixer häckseln oder im Mörser oder in einem Gefrierbeutel zerstampfen. Anschließend die Kartoffeln durch die Kartoffelpresse drücken und mit dem Mehl und der Quarkmasse mischen. Den Teig gut vermengen, aber nicht unnötig kneten, da er sonst zäh wird. Nun drückt man beispielsweise mit einem Löffelstiel den Kern aus der Aprikose und ersetzt ihn durch einen Zuckerwürfel. Mit angefeuchteten Händen nimmt man nun die Teigmenge, die etwa einer Aprikose entspricht, drückt sie flach, legt eine Aprikose hinein, arbeitet den Teig um die Aprikose herum und verschließt die Naht sorgfältig. Der Teig sollte die Aprikose circa 1,5 Zentimeter dick gleichmäßig umschließen. Das Wasser aufkochen, salzen. Die Stärke in etwas kaltem Wasser anrühren, in das Kochwasser einrühren und zwei Minuten kochen. Nun die Marillenknödel ins Wasser legen und circa zehn bis 12 Minuten ziehen lassen. Das Wasser darf nicht mehr sprudelnd kochen. Die Knödel sind fertig, wenn sie an der Oberfläche schwimmen. Die Butter in einer Pfanne aufschäumen, die Biskuitbrösel einstreuen, die Knödel mit einem Schaumlöffel aus dem Topf nehmen und in der Bröselschmelze schwenken. Die Knödel zusammen mit den Kompott servieren. WELT am SONNTAG-2016-07-17-sil-24 f5123d7d0164873d70b500d7b5da4639 IN KOOPERATION MIT ARS MUNDI ANZEIGEN-SONDERVERÖFFENTLICHUNG KUNST & DESIGN 1 Andreas Weische „Das fliegende Buch“ gerahmt Andreas Weische war unter anderem Meisterschüler bei Prof. Ernst Fuchs und lebt in Hagen als freischaffender Künstler, Maler, Goldschmied, Radierer, Skulpteur, Porzellan-Maler mit zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland. Hochwertige fine Art Giclée Museumsreproduktion in 7 Farben auf Künstlerleinwand aus Baumwolle. Wie ein Originalgemälde auf Keilrahmen aus Holz gespannt (zum Nachspannen durch Keile verstellbar). Eine edle Schattenfugenrahmung in Schwarz mit Silber rundet das hochwertige Erscheinungsbild vollendet ab. Limitiert auf 199 Exemplare. Rückseitig vom Künstler handsigniert und nummeriert. Format gerahmt: ca. 68 x 105 cm Preis 570 € Bestell-Nr. DW-829811.r1 2 Marc Chagall Bild „Die Liebenden von Vence“ (1957), gerahmt Nach seiner Rückkehr aus dem Exil nach Frankreich zog Chagall 1948 nach Saint-Jean-Cap-Ferrat bei Vence. 1952 heiratete er die Russin Walentina Brodsky, die er Zeit seines Lebens liebevoll „Vava“ nannte. Dieses Bild ist eine seiner schönsten Liebeserklärungen. Hochwertige Gemäldereproduktion auf Papier. Staubdicht verglast, mit säurefreiem Schrägschnittspassepartout. In handgearbeiteter, schwarzgoldener Galerierahmung. Format gerahmt ca. 59 x 75 cm (H/B). Preis 390 € Bestell-Nr. DW-831402.R1 Handtasche „Porto“ Schmuckset „Liège“ Kork Couture - aus Kork genäht. Handtasche aus 100% Kork, teilweise pflanzlich gefärbt. Kork ist ein reines Naturprodukt, daher sind Schattierungen möglich. Mit zwei geräumigen Innenfächern und zwei kleinen Fächern mit Reißverschluss. Format 34 x 40 x 12 cm (H/B/T). Höhe inkl. Griffe 51 cm. Abnehmbarer, bis 134 cm verstellbarer Schultergurt. Magischer Materialmix. Handgearbeitete Halskette und Armband aus 100% Kork mit indigoblauen Keramik- und Metallperlen. Mit Magnetverschluss. Collier: Länge 50 cm. Armband: Länge 20 cm. Collier und Armband im Set. 1 Preis 135 € Bestell-Nr. DW-829887 Blaue Version Preis 328 € Bestell-Nr. DW-829846 Kühle Eleganz, die die Weiblichkeit betont. In Handarbeit hergestellt aus geschliffenen Achaten, funkelnden Kristallen und Süßwasserperlen ist das Collier der Designerin Nici van Galen eine perfekte Outfit-Ergänzung. Länge 48 cm. Magnetverschluss mit Strass. Anna Mütz Collier „Strandmuschel“ Muschelsammeln an einem einsamen Strand beim Sonnenuntergang. Ein wunderschönes Collier aus bunten Muschelscheiben, versilberten Elementen und einer 925er-Silberkugel auf einem Edelstahlseil. Versilberter Karabinerverschluss. Länge 48 cm. Collier „Hot Ice“ 2 Orange Version Preis 328 € Bestell-Nr. DW-829838 1 Preis 328 € Bestell-Nr. DW-784339 2 Preis 238 € Bestell-Nr. DW-832831 Ben Kamili 4 Kaffeebecher „Sylter Rosen“ im Set 1 2 Armband „Liège“ Preis: 64 € Bestell-Nr.: DW-829879 Collier „Liège“ Preis: 79 € Bestell-Nr.: DW-829854 Ein bunter Rosenstrauch für den Frühstückstisch: Die privilegierte Weimarer Porzellanmanufaktur hat Kamilis Rosen auf hochwertige Kaffeebecher gebracht. Fassungsvermögen je 0,36 l, spülmaschinengeeignet. Signierte ExklusivEdition. Kaffeebecher im 4er-Set. Schal „Carla“ ExklusivEdition Bunter Schal in Bonbonfarben von der dänischen Designerin Linda Lykke. 92% Wolle und 8% Seide. Format 180 x 70 cm (L/B). Preis 118 € Bestell-Nr. DW-831339 Preis 98 € Bestell-Nr. DW-828644 Birgit Stauch Skulptur „Schleiertänzerin“, Bronze Stauchs Studie über Raum, Bewegung und die Illusion der Schwerelosigkeit ist zugleich eine Hommage an Loïe Fuller, die mit ihrem „Serpentine Dance“ von 1890 den Tanz revolutionierte. Exklusiv-Edition in feiner Bronze, von Hand gegossen im Wachsausschmelzverfahren. Fein patiniert und poliert. Auflage nur 49 Exemplare, nummeriert und signiert. Format 24,5 x 14 x 29 cm (H/B/T). Gewicht 1,75 kg. Lieferung ohne Sockel. Preis 2680 € Bestell-Nr. DW-830367 WWW.WELT-KUNSTWERKE.DE Bestellen Sie noch heute zwischen 9.00 und 18.00 Uhr unter 0511/88509802* oder online unter www.welt-kunstwerke.de *Samstags und sonntags 9.00 bis 18.00 Uhr, montags bis freitags 8.00 bis 20.00 Uhr *Samstags und sonntags 9.00 bis 18.00 Uhr, montags bis freitags 8.00 bis 20.00 Uhr (per Telefon: 0511/88509802 - per E-Mail: [email protected] - per Fax: 0511 / 348 43 58 - online unter www.welt-kunstwerke.de) Die Bestellabwicklung und der Versand erfolgen nach den AGB unseres Kooperationspartners ars mundi. Ars mundi Edition Max Büchner GmbH, Bödekerstraße 13, D-30161 Hannover. Die AGB können Sie unter www.welt-kunstwerke.de einsehen. Die Preise verstehen sich inkl. MwSt. und zzgl. 7,80 € Versandkosten innerhalb Deutschlands. Eine Widerrufsbelehrung und ein Widerrufsformular erhalten Sie mit der Rechnung. WELT AM SONNTAG Kunst & Design ist eine Kooperation von WELT AM SONNTAG und ars mundi - Edition Max Büchner GmbH, Bödekerstraße 13, 30161 Hannover. Änderungen, Irrtümer und Druckfehler vorbehalten © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung WELT am SONNTAG-2016-07-17-sil-24 f5123d7d0164873d70b500d7b5da4639 66 REISEN GLOBETROTTER Elstern im Hotel „Dieser Bewegungsmelder würde sich bei mir zu Hause auch gut machen. Und die Steckdosen montier’ ich mir heute Nacht gleich mit ab“, dachte sich wohl jener Gast des „ClassicFlairHotel“ in Bad Pyrmont, der mit seinem dreisten Diebstahl in die Geschichte der skurrilsten HotelLangfinger einging. Die meisten haben hingegen wenig Fantasie, wenn sie „all inclusive“ neu interpretieren. Seit Jahren schaffen es die gleichen Klassiker in die Hitliste der Gegenstände, die am häufigsten aus Hotels geklaut werden: Handtücher (79 Prozent), Bademäntel (65 Prozent), Kleiderbügel (50 Prozent), Stifte (38 Prozent), und Besteck (34 Prozent), gefolgt von Kosmetik (32 Prozent) und Batterien (21 Prozent), so die Zahlen einer neuen Studie, für die der „Wellness Heaven Hotel Guide“ 937 Hoteliers aus Europa befragte. Ähnliche Vorlieben ergaben eine Umfrage desselben Portals Ende 2014 sowie neuere Studien von Lastminute.de, Tripadvisor und Travelzoo. Der Trend geht allerdings zum Entwenden von originelleren Gegenständen, etwa von Kunstwerken (17 Prozent), Föhnen (7 Prozent), Glühbirnen (6 Prozent), Kaffeemaschinen (5 Prozent) und Fernsehgeräten (4 Prozent). Diese „Andenken“ fanden laut der neuesten Studie häufiger ihren Weg in die Koffer der Gäste, die dafür weniger Handtücher mitgehen ließen als 2014. Der Klau von Lampen (4 Prozent), Telefonen (3 Prozent) und Matratzen (2 Prozent) verdreifachte sich. Sogar ausgestopfte WildschweinKöpfe sind vor den Hotel-Elstern nicht sicher, die auch schon Fitnessgeräte, Jalousien oder Konzertflügel 73 PROZENT DER ARGENTINIER HABEN SCHON MAL IM HOTEL GEKLAUT erbeuteten sowie komplette Wellnesstempel-Armaturen (inklusive Regendusche, Toilettensitz, Abflussrohr, Waschbecken). Dabei ist bereits das Mitgehenlassen von Hotel-Shampoo streng gesehen Diebstahl, denn laut Deutschem Hotel- und Gaststättenverband darf ein Gast grundsätzlich gar nichts von der Ausstattung nach Hause mitnehmen. Wer sind diese Menschen, die Glühbirnen im Koffer durch die halbe Welt schleppen, Teppich-Stücke ausschneiden und ganze Geschirrservices über Jahre nach und nach zusammenhorten? Argentinier wahrscheinlich. Sie liegen laut einer Studie von Hotel.com an der Spitze der „Mitnehmsel“-Nationen: 73 Prozent der Befragten gaben zu, schon einmal Hotel-Eigentum entwendet zu haben. Die Deutschen rangieren mit 68 Prozent peinlicherweise unter den Top Five, gleich hinter Reisenden aus Singapur (71 Prozent) und Spanien (70 Prozent). Da hier allerdings nicht Hoteliers, sondern die Gäste selbst befragt wurden, gibt die Studie möglicherweise mehr Auskunft über die Beichtfreudigkeit der Befragten als über deren tatsächliche kriminelle Energie. Der Deutsche folgt jedenfalls einem eher langweiligen Diebstahlmuster – und legt Wert auf Reinlichkeit: Neben Handtüchern lässt er in erster Linie Seife und Kosmetik mitgehen. Der Franzose klaut mit Abstand am häufigsten Fernsehgeräte, der Österreicher Kaffeemaschinen, der Italiener Weingläser, der Schweizer Haarföhne und der Holländer Toilettenpapier. Was alle Nationen eint: Je mehr Sterne das Hotel hat, desto emsiger ergattern die Gäste Diebesgut. Gute Qualität und das richtige Logo sind schließlich alles – auch beim geklauten Handtuch. Teure Luxus-Matratzen bergen in Fünf-Sterne-Häusern ein 8,3-fach höheres Klaurisiko als in Vier-Sterne-Hotels. Wie die sperrigen Stücke unbemerkt abtransportiert werden, bleibt aber ein Geheimnis. MAIKE GRUNWALD WELT AM SONNTAG NR. 29 17. JULI 2016 7 COOL Britannia Eine Reise ins Vereinigte Königreich lohnt sich mehr denn je. Um nach dem Brexit-Votum vom günstigen Pfund zu profitieren, um europäische Solidarität zu zeigen – oder um typisch Britisches zu genießen, das es anderswo nicht gibt. 50 Tipps 1. Im Vereinigten Königreich gibt es rund 50.000 Hotels – eines davon, ein ordentliches Zwei-Sterne-Haus, gefällt uns wegen seines standhaften Namens besonders gut: „The European Hotel“ am Bahnhof Kings Cross in London. 2. Seit dem Brexit-Votum hat das Pfund gegenüber dem Euro rund zehn Prozent verloren. Britannien-Urlaub ist jetzt deutlich günstiger – der Maßanzug beim Herrenschneider in der Savile Row in London ist nun erschwinglich, beim Kauf einer Flasche Balmenach 1988 Single Malt Whisky spart man zwölf Euro, und eine Karte für ein Top-Musical in London mit gutem Sitzplatz kostet 20 bis 30 Euro weniger. 3. Königshäuser leisten sich zwar auch die Dänen, Spanier, Holländer. Aber die coolste Monarchie haben noch immer die Briten – keine trägt so schrille Hüte, keine hat mehr Hunde, keine führt ihr Familienunternehmen so erfolgreich wie Elisabeth II. Und ihr Enkel, Prinz Harry, zählt zu den attraktivsten Junggesellen des Planeten. 4. Llanfairpwllgwyngyllgogerychwyrndrobwllllantysiliogogogoch heißt der berühmteste Ort in Wales: 58 Buchstaben, 3000 Einwohner – und der längste amtliche Ortsname in Europa. 5. Warum nicht mal mit einem Luftkissenboot fahren? In England ist die Zukunftstechnologie der 50er-Jahre noch im Einsatz. Zwischen Portsmouth und der Isle of Wright gibt es die letzte Hovercraft-Fährverbindung der Welt. In diesem Sommer wird die Flotte mit zwei nagelneuen Booten verstärkt – stilecht geschmückt mit dem Union Jack. 6. Das beste indische Essen außerhalb Indiens gibt es in Großbritannien – und das garantiert ohne „Delhi belly“ (lovely, mit welcher Eleganz die Briten das Wort „Durchfall“ umschiffen). 7. Eine der Britischen Inseln ist vom Brexit nicht wirklich betroffen, denn sie war nie Teil der EU und hat auch nicht abgestimmt: die Isle of Man in der Irischen See. Sie gehört offiziell noch nicht einmal zum Vereinigten Königreich, sondern ist autonomer Kronbesitz – das Zepter schwingt zwar die Queen, die Gesetze bestimmt aber ein eigenes Parlament. Das hat zum Beispiel das alte gälische Manx neben Englisch zur Amtssprache erhoben, die Insel zur Steueroase gemacht und auf ein Tempolimit für die meisten Straßen verzichtet. So kann man die dauergrüne Landschaft noch schneller genießen oder ruckzuck bei einer Räucherei vorfahren, um die lokale Spezialität, smoked herring, zu probieren. 8. Mit 400.000 Büchern und der spektakulären Architektur des niederländischen Büros Mecanoo hat sich die neue Library of Birmingham zur meistbesuchten Touristenattraktion außerhalb Londons entwickelt. Der holzgetäfelte Shakespeare Memorial Room im Obergeschoss beherbergt nicht nur die bedeutendste Shakespeare-Sammlung im ganzen Königreich, er bietet auch eine imposante Aussicht auf das „Black Country“, den englischen Kohlenpott. 9. Die urigen Pubs verschwinden leider langsam, also sollte man einkehren, solange es sie noch gibt. In Dörfern liegen sie immer gegenüber der Kirche. 10. Mit ein bisschen Übung kann man sich sogar an das leicht bittere Brown Ale gewöhnen. Angeblich ist nur deshalb so wenig Kohlensäure drin, damit man mehr davon trinken kann. 11. Britannien hat seit dem 8. Juli eine neue Wochenzeitung: „The New European“ – klug und kritisch, unterhaltsam und proeuropäisch. „The new paper for the 48pc“ gibt’s am Kiosk für zwei Pfund. 13 12. Als Gegenpol zu den austauschbaren Glastürmen, die in London in den Himmel schießen, gewinnt die wuchtige Betonarchitektur der Nachkriegszeit zunehmend an Reiz. Es lohnt sich, die fiesen alten Gebäude zu besichtigen, bevor sie durch fiese neue Gebäude ersetzt werden. Zu den Meilensteinen des Brutalismus britischer Prägung gehören das Kulturzentrum The Barbican und das National Theatre in London. 32 13. Grime ist der bessere Hip-Hop. Vom sagenhaften Wumms dieses sehr britischen Musikstils kann man sich bei den Gigs von Rappern wie Skepta, Lethal Bizzle und Dizzie Rascal überzeugen. 14. Hier kann man Musik entdecken, von der man nie geahnt hätte, dass man sie gut finden würde: Seit 40 Jahren zählt der Rough Trade Record Store zu den bestsortierten Plattenläden der Welt. Die Filiale in der hippen Brick Lane in East London gleicht eher einem Conceptstore als einem herkömmlichen Schallplattengeschäft – samt Fotobox, Gourmet-Kaffee und Instore-Gigs. 15. Vom Aston Martin DB2 bis zum allerersten Land Rover, der jemals gebaut wurde: Mit fast 300 Exponaten beherbergt das British Motor Museum in Gaydon/Warwickshire die weltgrößte Sammlung an automobilen Schätzen „Made in the UK“. Nur schade, dass man mit den alten Kisten nicht selbst herumfahren darf. 16. Sie nennen sich neuerdings People’s Republic of Lambeth, die Leute im Londoner Stadtbezirk Lambeth südlich der Themse, von denen 78,6 Prozent für „Remain“ stimmten – der höchste Wert auf den Inseln. Aber nicht nur deshalb lohnt sich ein Abstecher, es gibt auch ein paar Attraktionen: zum Beispiel London Eye, National Theatre, FlorenceNightingale-Museum. 17. 1730 gegründet, Hoflieferant, von James Bond geschätzt: Floris in Londons Jermyn Street 89 ist eine der alten Parfüm-Manufakturen Britanniens. 007Erfinder Ian Fleming war Stammkunde, er liebte das blumig-holzige Eau de Toilette No. 89, das 1955 auf den Markt kam. 18. Europas berühmtestes Urzeit-Monster hat zwar noch niemand zu Gesicht bekommen, trotzdem lockt Nessie bis heute pro Jahr eine Million Touristen an ihren vermeintlichen Wohnort Loch Ness in Schottland. 19. Eventuelle Verwandtschaft von Nessie zeigt das Natural History Museum in London. Ganz besonders gefällt uns der dort ausgestellte Tyrannosaurus rex, ein Roboter, der sich lebensecht verhält, nach Besuchern schnappt und brüllt. So macht Wissenschaft Spaß. 20. Die Engländer sind das höflichste Volk der Welt und dabei herzerfrischend humorvoll. Tätowierte Busfahrer und herbe Verkäuferinnen reden einen mit „Sorry, Love“ an, man steht überall brav in der Schlange und entschuldigt sich für alles („Sorry, dass mein Fuß unter Ihrem steht“). 21. Für Palmen an schneeweißen Stränden muss man nicht in die Karibik fliegen, die findet man auch in Cornwall. Dort scheint die Sonne öfter und es regnet im Durchschnitt eine Woche weniger als im Rest des Landes. 22. Den schönsten Namen aller Hochgeschwindigkeitszüge hat natürlich der Eurostar, mit dem man von Paris oder Brüssel bequem und schnell unter dem Ärmelkanal hindurch nach London rauscht – und zwar durch den Eurotunnel, den die Briten frecherweise (und nicht erst seit dem Brexit-Votum) Channel Tunnel nennen. 23. Jahrzehntelang war Liverpool Britanniens verdorrte Blüte des Industriezeitalters. Dann kam die EU und pumpte allein zwischen 1994 und 2013 über 1,5 Milliarden Euro in die kaputte Arbeiterstadt und ihr Umland. Seither ist Liverpool auferstanden aus Ruinen: Wallfahrtsziel für Architekturliebhaber, Pilgerort für Beatles-Fans, Hoffnungsträger des Kulturtourismus. Bis heute weht hier ein proeuropäischer Wind, immerhin 51,4 Prozent der Liverpooler stimmten gegen den Brexit. © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung 24. Ihren schwarzen Humor haben die Briten auch durch das Brexit-Votum nicht verloren. Einer twitterte zum Beispiel, dass der nächste James-Bond-Film allein aus einer Szene bestehen werde – 007, zwei Stunden an der Passkontrolle in Frankreich wartend. Ein anderer zeigt das Foto eines Ein-Pfund-Geldstücks und schreibt dazu: „Guckt mal, was ich gerade gefunden habe: eine 90-PenceMünze.“ 25. England, Schottland und Wales sind von 3500 Kanalkilometern durchzogen. Ursprünglich dienten die Wasserstraßen dem Gütertransport, heute kann man auf den mehrere hundert Jahre alten inland waterways mit schmalen Hausbooten (narrow boats) gemütlich durch die Landschaft schippern. Das Gute ist: Man braucht nicht mal einen Führerschein. 26. Das diesjährige Festival in Glastonbury war eine beispiellose Schlammschlacht, noch dazu vom Brexit überschattet. Einige der spannendsten WELT am SONNTAG-2016-07-17-sil-24 f5123d7d0164873d70b500d7b5da4639 17. JULI 2016 WELT AM SONNTAG REISEN 67 NR. 29 42 Sieben britische Highlights: Die wilde Isle of Man, das älteste Hutgeschäft der Welt in London, automobile Dinosaurier aus dem British Motor Museum, Palmen in Cornwall, das brutalistische Royal National Theatre in London, ein kräftiges Full English Breakfast und der Rapper Lethal Bizzle (v. l. o. im Uhrzeigersinn) 15 lich vorgeschriebenen Ladenöffnungszeiten. Das gilt zwar für ganz Großbritannien, doch die schönsten Einkaufstempel (Harrods, Selfridges, Harvey Nichols, Fortnum and Mason) stehen an der Themse. GETTY IMAGES (4); REDFERNS; ANDREA ART/LAIF; UIG VIA GETTY IMAGES 41. Colin Firth, Daniel Craig, Ewan McGregor – britische Schauspieler in London anzutreffen ist ein Kinderspiel. Man muss sich nur in ein Café an der Margaret Street setzen. Denn wer in London einen Namen als Schauspieler hat und ihn behalten will, muss sich regelmäßig in der Straße sehen lassen, wo die großen Filmagenturen wie Hamilton Hodell, Universal, Curtis Brown residieren. 12 42. Das berühmteste, weil älteste Hutgeschäft der Welt ist Lock & Co., seit 1676 in London ansässig. Hier wurde der Bowler erfunden, der britischste aller Hüte. 43. Scouse (Liverpool), Geordie (Newcastle), Brum (Birmingham) oder Cockney (London): Die vielen Dialekte der englischen Sprache klingen von ulkig bis sexy, auch wenn Deutsche mit durchschnittlichem Schul-Englisch sie nie verstehen werden. 21 44. Auf den Zinnen der wildromantischen Castles von Wales träumt man sich direkt in Tolkiens „Herr der Ringe“. Diese anglo-normannischen Festungen sind einzigartig. Etwa Kidwelly Castle, eine der am besten erhaltenen, am meisten umkämpften Burgen, gemalt von William Turner und Kulisse für „Ritter der Kokosnuss“ von Monty Python. 45. Tenby, Nairn, Brighton, Whitby, Lyme Regis, Torquay – die Liste der malerischen englischen Küstenorte lässt sich endlos fortsetzen. Sie alle vereinen den Charme vergangener Zeiten mit moderner Coolness. 46. Englands Landschaftsgärten sind weltberühmt und oft kopiert. Traumhaft ist Londons größter Royal Park in Richmond: 180 Jahre alt, zehn Quadratkilometer groß, mit Herden von Rot- und Damhirschen und der Isabella Plantation, einem historischen Azaleen-Waldgarten, der gerade aufgehübscht wurde. Konzertereignisse der Saison stehen aber noch aus, darunter das Reading Festival und das Bestival auf der Isle of Wright. 27. Für seine Heimspiele in der Premier League könnte Arsenal London problemlos 100.000 Tickets verkaufen, wegen der eingeschränkten Rettungswege im engen Islington limitierten die Behörden die Zahl der Plätze jedoch auf 60.000. In keiner Fußballarena der Welt sind die Sitze deshalb so bequem wie im Emirates Stadium. 28. Wir empfehlen einen Abstecher nach Nordirland. Erstens, weil die Nordiren proeuropäisch abgestimmt haben, zweitens ist die Landschaft so magisch, so rau und so unberührt wie kaum irgendwo sonst im Königreich – nicht ohne Grund wurde ein Großteil von „Game of Thrones“ in Nordirland gedreht. 29. Die Brücke nach Europa haben die Briten gekappt. Dabei sind sie Meister der Brückenbaukunst. Die schönsten Exemplare sind die Clifton Suspension Bridge in Bristol, auch Selbstmörderbrücke genannt, und die Forth Bridge, eine stählerne Eisenbahnbrücke westlich von Edinburgh. Über den Firth of Forth wird übrigens seit Jahren eine neue Brücke gebaut – mit EU-Geldern. 30. Der Hadrianswall war eine römische Befestigungslinie nahe der englischschottischen Grenze. Die Überreste sind sehenswert. Fahren Sie hin, so lange das noch ohne Grenzkontrollen möglich ist. 31. Wer den Nordirlandkonflikt verstehen will, muss sich die Murals in Belfast anschauen. Sie erzählen bewegende Geschichten, beispielsweise die von IRA-Mitglied Bobby Sands, der 1981 in den Hungerstreik trat, weil die Briten ihm den Status als politischer Häftling verweigerten. Die Wandmalereien lösen keine Konflikte, aber sie sind Ventil und Mahnmal zugleich. Von Murals zum Brexit ist uns noch nichts bekannt, aber das kann ja noch kommen. 32. Full English Breakfast! Nach mindestens zwei Spiegeleiern mit kross gebratenem Brot, dazu ordentlich Speck, Brown Sauce, Würstchen, gegrillte Tomaten, Baked Beans und Champignons, kann man die Welt erobern und braucht Europa nicht zu fürchten. Vielleicht wäre die Brexit-Misere nie passiert, wenn nicht so viele Engländer auf Frühstück light umgestiegen wären? 33. Was dem Deutschen sein Müsli, ist dem Briten sein Porridge – cremiger Haferschleim, den es überall als gesunde Alternative zum „Full English Breakfast“ gibt, verfeinert wahlweise mit Obst, Rosinen, Nüssen, Zimt, Zucker, Ahornsirup, Honig. In Londons Szenevierteln servieren Porridge-Cafés den heißen Brei auch in Posh-Varianten: mit Kokosflocken, Chiasamen oder Goji-Beeren. 34. In Nordirland sollte man kein Full English Breakfast bestellen. Die Nordiren haben ihr eigenes Frühstück, das Ulster Fry. Es wird mit Kartoffelbrotecken, Blut- und Kalbsleberwurst ser- 47. Britannien hat weltweit die „most advanced“ Hunde-Kultur – von ausgewiesenen Hund-Herrchen-Küstenwanderwegen in Pembrokeshire bis zu festlichen Hunde-Hochzeiten in Brighton. viert und ist etwas raffinierter, aber nicht weniger gehaltvoll als die englische Variante. 35. Atemberaubende Steilküsten wie im Rosamunde-Pilcher-Film bieten überall auf den Inseln ein spektakuläres Panorama. Einmalig ist der Wales Coast Path, weltweit der älteste und mit 1400 Kilometern längste zusammenhängende Wanderweg entlang der gesamten Küste eines Landes. Er umfasst auch die Küste von Pembrokeshire, eine der schönsten dieser Erde. 36. Fish & Chips schmecken nirgendwo so gut wie in Großbritannien: Der Fisch ist frisch, die Pommes sind aus echten, ganzen Kartoffeln – und neuerdings ist die Nationalspeise auch „organic“ in der Bio-Version zu haben. 37. Keine Frage: Single Malt aus Schottland ist der beste Whisky der Welt. Es wäre Blasphemie, ihn nicht im richtigen Ambiente zu genießen – bei stürmischen Regenwetter am offenen Kaminfeuer. © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung 38. Zwei Trauzeugen, Reisepass und Geburtsurkunde – Großbritannien macht Deutschen das Heiraten leicht: Schon nach einem zweiwöchigen Inselaufenthalt können Paare beim Standesbeamten die Marriage by licence, die Genehmigung für die Eheschließung, beantragen – und sich einen Tag später das Jawort geben. Einzige Voraussetzung: Das Paar muss nachweisen können, dass es mindestens 15 Tage im Bezirk des zuständigen Standesamtes gewohnt hat. 39. 800 Arbeiten von 300 modernen Künstlern aus 50 Ländern für lau, das gibt es nur in London. Genauer: in der Tate Modern. Seit Juni hat sie einen neuen Anbau, das Switch House. Die Aussichtsplattform im zehnten Stock bietet den gleichen grandiosen Rundumblick wie das Riesenrad London Eye – und auch das für lau. 40. Eine echte Shopping-Queen kann nur an einem Ort glücklich werden: in London. Denn hier gibt es keine gesetz- 48. Stonehenge versammelt die berühmtesten Standing Stones, aber es gibt noch viel mehr, rund 120 im ganzen Land. Lohnenswert: Maen Madoc bei Ystradfellte in Wales und der bronzezeitliche Steinkreis von Scorhill in England. 49. In Speaker’s Corner im Hyde Park in London darf seit 1872 jeder ohne Voranmeldung Reden halten, und zwar zu jedem Thema – außer zur Königsfamilie. 50. Zum Schluss eine Reiseempfehlung für jenen Stimmbezirk, der beim BrexitReferendum mit 96 Prozent am deutlichsten für einen Verbleib in der EU stimmte, auch wenn er geografisch nicht zu Britannien gehört – Gibraltar. Ein Urlaub lohnt sich dort nicht nur aus politischen Gründen. Das Wetter ist besser als auf den Britischen Inseln, man fährt auf der rechten Spur wie bei uns, es gibt keine Mehrwertsteuer, und der Aussichtspunkt ganz im Süden der Kolonie hat einen höchst verheißungsvollen Namen: Europa Point. MAIKE GRUNWALD, DENISE JUCHEM, SÖNKE KRÜGER, BETTINA SEIPP, HEIKO ZWIRNER WELT am SONNTAG-2016-07-17-sil-24 f5123d7d0164873d70b500d7b5da4639 68 REISEN WELT AM SONNTAG WELTREISE TIBET BLOGGERWELT Typisches, Rekordverdächtiges, Skurriles Der Hotelmanager orWir hatten das bereits auf ganisiert uns einen Fahunserer Reise von der rer. Gespannt fahren wir Hauptstadt Hargeisa nach los. Es ist eine Freude, als Las Geel und Berbera erwir an den ersten Konlebt: Wenn Ausländer in VON JOHANNES KLAUS trollen durchgewunken Somaliland – dem Teil Somalias, der sich 1991 für unabhängig werden! Hinauf in die Berge geht es, erklärt hat – von Stadt zu Stadt reisen wieder in die Ebene, zurück in die wollen, müssen sie einen Polizisten Hauptstadt: .Jedes Mal hebt sich die der „Special Protection Unit“, kurz Schranke und wir dürfen passieren – SPU, mitnehmen. Ein Polizist setzt aber immer erst dann, wenn wir den sich gelangweilt neben den Fahrer, Zettel vorgezeigt haben. Was kommen kaut berauschende Kat-Blätter und wir uns durchtrieben vor! Auf der letzten Etappe zurück zur mault, wenn man anhält, um Fotos zu machen. Das ist ziemlich doof. So ein Grenze nach Äthiopien wird unser mit Polizist hilft allerdings ungemein da- elf Passagieren bepackter Toyota bei, durch die Straßensperren zu kom- Kombi an die Seite gewunken und inmen, die alle paar Kilometer mit eben- spiziert. Wir machen uns keine Geso gelangweilten Soldaten besetzt danken, denn den Weg zur Grenze können Ausländer ohne Eskorte mitsind. Das ist recht praktisch. Gerüchteweise hatten wir gehört, fahren. Doch plötzlich besteht der indass man im Polizeihauptquartier in spizierende Polizist auf einen SPU-OfHargeisa eine Genehmigung bekom- fizier! Als wir unseren Wisch hervormen könne, die berechtigt, ohne SPU ziehen, eskaliert die Situation. Der zu reisen. Und tatsächlich: Als wir Fahrer des Taxis versucht zu diskutiedort nachfragten, wurde sie uns ohne ren und wird ebenfalls aus dem VerUmschweife erteilt – es wäre völlig si- kehr gezogen. In einem klapprigen Pocher für Ausländer zwischen den Städ- lizeiwagen rumpeln wir über sandige ten zu reisen, meinte der zuständige Straßen zum Hauptquartier der PoliMann. Doch es gebe eine Einschrän- zei. Wir kennen es schon, denn dort kung: Der Polizeichef verstehe sich hatten wir unsere mündliche Genehnicht mit dem Tourismusminister, der migung bekommen. Ich bin jetzt doch auf den SPU besteht. Um den Streit nervös: Am nächsten Tag müssen wir nicht eskalieren zu lassen, gebe der in Äthiopien unseren Flug bekommen! Nach kurzem Warten werden wir Polizeichef sein Einverständnis zum Alleinreisen daher nur noch mündlich. dem Kommandeur vorgeführt. Er Das ist ein Problem. Die Soldaten an trägt eine militärische Uniform, eine den Kontrollstationen können meist dunkle Brille und sieht uns finster an. kein Wort Englisch, viele auch nicht „Was soll denn das bitte?“, fragt er uns lesen. Gelangweilt warten sie darauf, ungehalten. Wir blicken demütig zu dass irgendwas passiert. Da kommen Boden. „Wir dachten … Wir wussten ein paar Ausländer gerade recht! nicht … Es tut uns leid!“, murmeln wir. Wenn man ihnen kein offiziell ausse- „Macht das nicht noch mal! Tschüss!“ hendes Dokument vor die Nase halten Er wendet sich wieder seinen Untergebenen zu. Verstohlen sehen wir uns kann, wird es kompliziert. Alex hat eine Idee. „Wie wäre es, die an. Wir lassen uns die Erleichterung mündliche Genehmigung aufzuschrei- nicht anmerken. Der Polizist führt uns ben und auszudrucken?“ Selbstver- wieder hinaus. „Puh!“, sage ich zu ständlich ohne eine Unterschrift oder Alex, „Gerade noch mal gut gegangen einen Stempel zu fälschen – einfach …“ Wir lachen erlöst. nur das Gesagte festhalten. Gesagt, getan. Ein Word-Dokument mit unse- T Reiseblogger Johannes Klaus ren Passnummern ist schnell erstellt schreibt auf travelepisodes.com und und im Copyshop ausgedruckt. Es reisedepeschen.de. Die Bloggerwelt sieht nicht besonders offiziell aus, erscheint alle zwei Wochen mit verschiedenen Autoren. aber wir hoffen, es wirkt trotzdem. DAS GEBIET DER BREI Was ist Tibet? Für die Chinesen ein Stück China, für viele Tibeter ein besetztes Territorium. De facto war Tibet seit 1913 unabhängig, mit eigener Armee, Regierung, Währung, Hymne, Flagge – bis zur Invasion durch die Volksbefreiungsarmee 1950/51. Tibet ist heute eine sogenannte Autonome Region in China, das historische Tibet war größer. Die Tibeter leben unter der repressiven Herrschaft Pekings, oft kommt es zu Unruhen. Der Dalai Lama, geistliches Oberhaupt der Tibeter, floh 1959 nach Indien, wo seither auch Tibets Exilregierung residiert – unter Verwendung der tibetischen Flagge, die in China verboten ist. Das tibetische Nationalgericht Tsampa ist kein exotisches Festmahl, sondern ein geschmacksneutraler Brei, den die Tibeter zum Frühstück aus Getreide, Wasser und etwas Zucker anrühren. Er soll ihnen Kraft geben auf der Hochebene – wo die Temperaturen im Winter nicht selten auf minus 50 Grad fallen und im Sommer kaum über den Gefrierpunkt steigen. Hergestellt wird das Tsampa-Mehl aus Gerste, die gewaschen, geröstet und zwischen dicken Mahlsteinen zerrieben wird. Eine kleine Notration des Mehls tragen Tibeter oft in einem kleinen Lederbeutel am Gürtel bei sich. 999 DER HOHE BESUCH RÄUME zählt der Potala auf dem Hügel Marpori mitten in der Hauptstadt Lhasa. Der Palast gilt als prächtigstes Bauwerk Tibets, seit 1994 zählt er zum Unesco-Weltkulturerbe. Im Inneren können Besucher jede Menge Buddhafiguren bestaunen – liegende, stehende, sitzende. Sie gehen auf den indischen Fürstensohn Siddhartha Gautama zurück, der als Gründer der buddhistischen Lehre verehrt wird. Um Götter handelt es sich bei den Buddhas aber nicht, sondern um Menschen, die Erleuchtung erlangt haben. 1959 stattete ein besonderes Duo Tibet einen Besuch ab: Tim und Struppi. Im Band „Tim in Tibet“ schickt der belgische Comiczeichner Hergé den Reporter und seinen kleinen Hund auf eine Reise durch Tibet, wo sie auf Mönche und den Yeti treffen und die Gebirgslandschaft des Himalaja sowie Yakbutter-Tee kennenlernen. 2006 wurde die Hergé-Stiftung vom Dalai Lama mit dem „Light of Truth Award“ ausgezeichnet, einem Preis, der für die Förderung des Verständnisses für die tibetische Kultur verliehen wird. Zuvor hatte die Stiftung verhindert, dass „Tim in Tibet“ in China unter dem Titel „Tim und Struppi im chinesischen Tibet“ erscheint. Zu jeder Jahreszeit Traumdomizile großz., indiv. & lux. Appartements / Häuser Last Minute oder Spar-Arrangements in W’st & W’land z.B. 7 für 5 Nächte! HOTEL ROTH am Strande ☎ 04651/429 17 & 438 74 455 03 sylt-wiegandt.de IDYLLISCHE WEITE UND KÜNSTLERISCHES DESIGN Appartementvermietung ng ermietu mentv Apparte BRES LER der Ins el auf – Somme r ungen in Westerig frist ohn ähe kurz auf Ferienw Strandn stiere land in ten. Hau ucher– zu vermie auch Nichtra e, uns an! Anfrag Sie en whg. Ruf Bresler ietung 2 App. Verm -Dirks-Str. nd Andreas Westerla 25980 / 62 82 Tel. 0 46 51 SOMMER PUR © BillionPhotos.com- fotolia.com Außergewöhnliche Suiten, eine hochwertige Ausstattung AB INS WASSER in einem modernen und künstlerischen Design und ein Wellnessbereich machen dieses 2013 eröffnete Haus zu einem besonderen Kleinod im Osten der Insel. Attraktive Kennlernangebote! 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Geburtstag des „langen Christians“ Bereits 1966 wurde der „Surf Club Grundstein für Sylt als Surfer-El- wurde am Tag seiner Inbetriebnahme am 7. Juli Sylt“ gegründet, der sich bis heute dorado, wenn auch eher unbe- eine Sondermarke der Deutschen Post herausge- – trotz des anhaltenden Hypes um wusst. Denn ihre Rettungsbretter, geben. Mit der neuen 70 Cent-Briefmarke sind die Windsurfer – für das Surfen, mit denen sie im Notfall Men- damit gleich zwei Sylter Leuchttürme – das heute meist Wellenreiten genannt, schenleben retten mussten, wurden Hörnumer Leuchtfeuer hat den Anfang ge- einsetzt. Auch die legendäre Buhne 16 schreibt zu dieser Zeit ihre Entstezunächst erst spärlich für den Ritt auf macht – auf Briefmarken verewigt und hungsgeschichte. Die besten Wellen den Wellen eingesetzt, da sie aus masschmücken nicht nur Post dazu gibt es laut Sufer-Legende Uwe Behsivem Holz und ungemein schwer waren. von der Insel. rens wenn es auf dem Atlantik gestürmt hat soPer Zufall entdeckten sie in einer Publikation wie bei Voll- und Neumond. Dann hält auch den MittsiebSurfer auf Hawaii und staunten über deren grazile Bretziger nichts im Haus und er wagt den Ritt über die Wellen. ter, in Frankreich wurden auch sie schließlich fündig. 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Den Rekord muss sich Tibet aber teilen mit dem südlich angrenzenden Nepal, auf dessen Staatsgebiet sich ein Teil des Berges befindet und von wo aus die meisten Bergsteiger den Gipfel zu erklimmen versuchen. © hykkoe - fotolia.com VERMIETUNG Foto: Pakhnyushchyy | fotolia.com Last Minute: Bei 7 Tagen 20 % Rabatt, buchbar 1 Tag vor Anreise! (bis 21. Oktober) HOT EL DIE HÖHENLUFT z 45 Zimmer und 25 Suiten mit luxuriösen großen Bädern im ruhig gelegenen Gartenflügel z Gemütliches GourmetRestaurant und mediterransonnengelbes Bistro z Ganzjährig geöffnet – Tiefgarage z Attraktive Arrangements, Sonder-Konditionen und SchnäppchenAngebote Jetzt 350 Feriendomizile buchen! www.wiking-sylt.de DAS JENSEITS In Tibet ist die Himmelsbestattung üblich – der Leichnam eines Verstorbenen wird Geiern als Festmahl dargebracht. Wegen des harten Bodens sind Beerdigungen nicht möglich; auch Holz für eine Verbrennung gibt es auf Tibets Hochebene nicht. Die Vögel tragen den Verstorbenen ins Bardo, einen Zustand zwischen Tod und Wiedergeburt. Ausspruch des Dalai Lama (geboren 1935). Das geistliche Oberhaupt der Tibeter handelt auch gegenüber China nach dieser Devise: Man mag zwar klein sein (so wie sein Volk), kann aber trotzdem stark sein (und sich gegen die chinesische Bevormundung wehren). Im Rahmen der bisher erfolglosen Suche nach einer Lösung des Konflikts hat er sich mittlerweile gegen eine Unabhängigkeit Tibets ausgesprochen, fordert aber größere Autonomie. Peking unterstellt dem Dalai Lama weiterhin Separatismus. Gratis Katalog Tel. 0 46 51/8 30 01 17. JULI 2016 ZUSAMMENGESTELLT VON MARIA MENZEL FALLS DU GLAUBST, DASS DU ZU KLEIN BIST, UM ETWAS ZU BEWIRKEN, DANN VERSUCHE MAL ZU SCHLAFEN, WENN EINE MÜCKE IM RAUM IST HERGÉ/MOULINSART 2016; DEAGOSTINI/GETTY IMAGES Mutprobe auf Somalisch NR. 29 SONNTAG, 17. 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Eine Tour auf seinen Spuren ist eine beliebte Touristenattraktion – die sich gut mit einem neuen Haarschnitt verbinden lässt M urder City, Windy City, Second City, Meatpacking City – es sind wenig schmeichelhafte Beinamen, mit denen sich Chicago lange Zeit schmückte. Einst war die Stadt die mit den meisten Morden in den USA, mit den korruptesten Politikern und mit den meisten Viehschlachthöfen der Welt. Doch mit Barack Obama hat sich das Image geändert: Chicago ist President’s City – Heimatstadt des ersten afroamerikanischen US-Präsidenten, auch wenn er in Honolulu geboren wurde. Seit seinem Amtsantritt gibt es in der Millionenmetropole am Lake Michigan eine besondere Attraktion: Obama-Touren. Die führen unter anderem dorthin, wo die Präsidentenfamilie zu Hause ist. Gerade jetzt, wo sich seine Amtszeit dem Ende zuneigt, pilgern verstärkt Touristen auf seinen Spuren durch Chicago. VON MICHAEL MAREK Chicago und sein größter Sohn: Der Stolz auf den US-Präsidenten, der ab 1985 für viele Jahre in der Stadt wohnte, ist nicht zu übersehen keinen zweiten Stadtteil, in dem Inte- ne Fotografie: links Geschäftsinhaber gration derart gelungen ist“, sagt Kine- Ishmael, rechts Friseur Zariff, in der ret – und ist ein bisschen stolz. Hier sei Mitte der US-Präsident. Und darüber verwirklicht worden, was Obama für die der Wahlkampfslogan von vor acht Jahgesamten USA anstrebe: das friedliche ren: „Change we can believe in!“ Ein paar abgewetzte Ledersofas steZusammenleben von Schwarzen und hen weiter hinten im Raum, von der Weißen. Obwohl Kineret in Hyde Park be- Wand schaut Mohammed Ali in Boxerkannt ist, wird es auch ihr nicht immer pose von einem Poster auf gepolsterte leicht gemacht, in die Synagoge gegen- Drehstühle. Auch er ließ sich, als er um über von Obamas Haus zu kommen. die Ecke in Hyde Park wohnte, hier Meist muss sie sich ausweisen. Das gilt schon die Haare schneiden – ebenso wie sogar für Hochzeitsgesellschaften – die Spike Lee, der Filmregisseur. Ishmael müssen sich dem Secret Service vorstel- hat einen grauen Bart, kurze Haare und len. Doch nichts liegt der resoluten His- große Hände. Gerade rasiert er einen torikerin näher, als sich zu beschweren, Kunden. Wortkarg ist er, Reden ist nicht gehört sie doch, wie die meisten Bewoh- seine Sache, wenn es um seinen bekannner in Hyde Park, zu Obamas Unterstüt- testen Kunden geht. Immerhin verrät er, dass der „Obama zern. Verschmitzt erzählt sie von dem Tag, an dem die Leute vom Secret Ser- Cut“ in seinem Friseurladen kreiert vice erstmals in die Synagoge gekom- wurde: ein extra kurzer Putz, besonders men seien, um die Toiletten zu benut- hinten und an den Seiten. Ishmael ist zen. Der Rabbi stellte sich dem Leiter stolz darauf, schließlich habe Obama der Truppe vor: „Ich heiße Rabbi Emeri- schrecklich verzottelt ausgesehen, als er tus.“ Worauf der Mann vom Secret Ser- seinen Friseurladen zum ersten Mal bevice entgegnete: „Ja, ja, weiß ich schon!“ treten habe. Ein Obama-Bild an der Ein paar Straßenzüge entfernt, an der Wand belegt das, darunter steht: „BaSouth Blackstone Avenue 5234, flimmert rack, du solltest das nächste Mal etwas früher kommen!“ über einem unscheinbaren LaObama hat sich dran geden in grellem Neon der halten, er wurde Schriftzug „Hyde Park CHICAGO Stammkunde – und Hair Salon“. Drinnen, USA / ILLINOIS der „Hyde Park Hair gleich am Eingang in Obamas Obamas Haus Salon“ zur Pilgereiner Ecke, steht ein Haarsalon Obamas stätte. „Einen RaFriseurstuhl unter Hyde Park Eiscafe batt hat er aber nie einem Glassturz. bekommen“, sagt Auf dem hat Obama Obmas LieblingsObamas buchladen LieblingsIshmael. 21 Dollar höchstpersönlich restaurant kostet der Schnitt gesessen und sich für Erwachsene. Auf viele Jahre die Haare CHICAGO die Frage, ob der schneiden lassen. Über University of Chicago Präsident noch imdem Ensemble hängt eiUSA 200 m mer vorbeikomme, schweigt Ishmael, lächelt aber vieldeutig. Gleich um die Ecke befindet sich ein für Barack und Michelle Obama höchst Tipps und Informationen schicksalträchtiger Ort: East Street 1400. Hier hatten die beiden ihr erstes WIE KOMMT MAN HIN? Date, im Baskin-Robbins-Eiscafé. Den Lufthansa (lufthansa.com), Laden gibt es leider nicht mehr, ein seeUnited (united-airlines.de) und lenloses Sandwichgeschäft der SubwayAmerican Airlines (amercian Kette ist hier inzwischen eingezogen. airlines.de) sind die größten FlugGetroffen hatte Barack seine große linien, die in circa zehn Stunden Liebe im Sommer 1989. Im ersten Jahr von Deutschland aus nach als Jurastudent in Harvard arbeitete er Chicago fliegen. in den Semesterferien als Praktikant bei der renommierten Kanzlei Sidley & AusAUF OBAMAS SPUREN tin. Die junge Rechtsanwältin Michelle Wer sich individuell auf die SpuRobinson wurde ihm als Mentorin zugeren der Obamas begeben will, wiesen. Erste Avancen soll sie zurückgefindet viele wichtige Adressen wiesen haben. Doch schließlich ließ sie auf der Website www.everytrail. sich überreden, ihn in besagtes Eiscafé com/guide/president-obamaszu begleiten. Der Ausflug war von Erfolg neighborhood. Auf der Website gekrönt. Auf einer vor dem ehemaligen chicagogreeter.com können Geschäft befestigten Plakette kann man verschiedene Chicago-Touren mit jedenfalls nachlesen, wie der erste Kuss Einheimischen gebucht werden. war: „Ich küsste Michelle, und es schmeckte nach Schokolade.“ Der Satz WEITERE INFOS stammt aus Obamas Biografie. HinterFremdenverkehrsamt Chicago, her gingen die beiden ins Kino und Tel. 069/25 53 82 80, schauten sich Spike Lees Apartheid-Drawww.gochicago.de ma „Do the Right Thing“ an. Ein Kuss, eine Eiskugel, ein Film – fortan waren TIPP DER REDAKTION sie ein Paar. Zur Vorbereitung oder Vertiefung Oft gingen sie in den Folgejahren ins bieten sich zwei Bücher von „Medici“, das zum Lieblingsrestaurant Barack Obama an: „Ein ameder Obamas wurde. Der Eigentümer rikanischer Traum. Die Geschichkommt aus Deutschland. Den Laden te meiner Familie“ (dtv) und gibt es seit 1962, er ist vor allem bei Stu„Hoffnung wagen. Gedanken zur denten beliebt, viele Gäste haben die Rückbesinnung auf den American Initialen ihres Namens in die HolztiDream“ (Riemann Verlag). sche eingraviert. Spricht man die Angea Michig n ke La Greenwood Avenue 5046 im Stadtteil Hyde Park steuert praktisch jeder an. Unscheinbar sieht die viktorianische, rote Backsteinvilla aus. Sechs Schlafzimmer soll sie haben und einen Weinkeller. An der rechten Mauerwand hängt einsam ein Basketballkorb. Gegenüber liegt eine Synagoge. Das Anwesen strahlt Wohlstand aus, aber keinen Protz. Unwillkürlich denkt man an Donald Trump, der nicht nur im Wahlkampf mit einer eigenen Boeing 757 unterwegs ist und in Chicago einen 98-stöckigen Trump Tower stehen hat. In der Backstein-Villa sind die Obamas offiziell zu Hause, hier wohnt Obama ab und zu mit seiner Familie, wenn er in Chicago weilt. Betonbarrieren versperren die Einfahrt zur Straße. Männer mit schwarzen Maschinenpistolen, schwarzen Sonnenbrillen und schwarzen Geländewagen patrouillieren auf der Greenwood Avenue, wie man es schon zigmal in Hollywood-Blockbustern gesehen hat. „Als Obama 2008 zum ersten Mal gewählt wurde, gab es Scharfschützen auf dem Dach, um das Haus zu sichern“, erzählt Kineret Jaffe. Sie kennt jede Ecke hier im Süden von Chicago, jeden Laden und jede Menge Anekdoten. Die Mittsechzigerin ist Historikerin. Seit knapp drei Jahrzehnten wohnt und arbeitet Kineret dort, wo die Obamas zu Hause sind, die Intellektuellen und die Liberalen. Hyde Park ist das Universitätsviertel Chicagos. Hier lehrte Wirtschaftsnobelpreisträger Milton Friedman, hier studierte Literaturnobelpreisträger Saul Bellow, hier baute Architekt Frank Lloyd Wright. Doch erst seit Obama zum Präsidenten gewählt wurde, kommen immer mehr Touristen in die Gegend. Zum Straßenbild gehören elegante Villen, schattige Bäume und MultikultiFlair für den gehobenen Mittelstand. Professoren wohnen hier, Anwälte, Banker, Lehrer und Angestellte. Bis Mitte des 20. Jahrhunderts lebten in Hyde Park fast ausschließlich weiße Familien. Mit Immobilientricks verhinderte man, dass Schwarze in die Gegend ziehen konnten. Alltäglicher Rassismus, sagt Kineret, bis das Oberste Gericht der USA 1948 die Praxis für verfassungswidrig erklärte. „Heute gibt es in Chicago BULLS / M. TERCHA / CHICAGO TRIBUNE Sein Haus, sein Café, sein Buchladen wirbt mit dem Motto: „Wo ernsthafte Leser hingehen, um Spaß zu haben“. Das Souterrain-Geschäft ist bis unter die Decke mit Büchern vollgestopft. Überall kramen Kunden in den Kieferregalen. An der Kasse hängt ein Obama-Foto. Er war hier Stammkunde. Später, als Buchautor, veranstaltete er in der Buchhandlung Signierstunden. Zur Vorstellung seiner Autobiografie „Dreams from My Father“ kamen nur etwa 50 Leute. Beim zweiten Buch „The stellten auf das Lieblingsgericht der Obamas an, erkannt man an ihrem leicht genervten Gesichtsausdruck, dass sie schon Hunderte Male danach gefragt worden sind. Entsprechend knapp fällt ihre Antwort aus: „Hamburger und Pizza.“ Nicht ganz überraschend in einem Laden, der auf Burger und Pizza spezialisiert ist. Nebenan, in einem roten Backsteinhaus, befindet sich Obamas Lieblingsbuchhandlung: „57th Street Books“. Der Audacity of Hope“ („Hoffnung wagen“) reichte die Warteschlange um den Häuserblock herum, Obama war damals bereits Senator. Zum Bücherlesen wird der Präsident nach dem Ende seiner Amtszeit im Januar 2017 wieder öfter kommen. Und auch zum Bücherschreiben dürfte er wieder Zeit haben. Bei „57th Street Books“ freuen sie sich jedenfalls heute schon auf Obamas Signierstunde, wenn seine Memoiren erscheinen. ANZEIGE ANTARKTIS Expedition Taufangebot +Ȓ2+!/"&0" GRATIS 2"/1,!/6+ /(2+!"+&"*&1&!+10,)!&"+1/(1&02+!"/)""+&""&+"#07&+&"/"+!"5-"!&1&,+0Ȓ""/"&0" 72*4"&ŧ"+,+1&+"+1ǽ2#!"*"$&+!&"+1/(1&001"%"+!00$"+2*4,"+"-,,/+2+!!&" 0 %ņ+01"+00$"+&+!"+ %&)"+&0 %"+',/!"+2#!"*/,$/**ǽ+)ê00)& %!"/2#"2+0"/"0 +"2"01"+5-"!&1&,+00 %&ƛ"0Ȕ-&10"/$"+Ȕ"/%)1"+&""&!&"0"+"&0"+&+!&"+1/(1&0)0 2#$"0 %"+(!&"+Ȓ2+!/"&0"3,+/+ %"210 %)+!$/1&0ǽ0+$",1&01)&*&1&"/1ǽ ,+,+1"3&!", + %2"/1,!/6+ ǖ ǗǖǽǖǕǽ–ǖǕǽǖǖǽǗǕǖǜ CHIL ARGENTINIE E *-ǘ N 1Ǘ#ǘ Ǘ *1ǗǗǘǖ !ǘǗǘ Ǘ * !%#%-*ŕ -0 - $%) %ŕ STRAS SE *ǘǘ $%) %ŕ STRAS SE ǚǽǘǝǚ€ -ǽǽ )2$+ %,+1"3&!",ș2"/1,!/6+/)&+0") )!ć7ș)()+!Ȓ+0")+ș+1/(1&0ș-,,/+ș%&)"+&Ȓ 0 %"',/!"ș2+1/"+0/)2$Ų"/+1&$,!" %&)"+ %"210 %)+! + %) ŕ #%-% %ǘ" ǕǛǽǖǖǽ–ǗǖǽǖǖǽǗǕǖǜ ǖǞǽǖǖǽ–ǕǛǽǖǗǽǗǕǖǜ ǚǽǘǘǜ€ -ǽǽ * )2$Ų"/+1&$,!"%&)"+ %2+1/"+0ș %&)"+&0 %"',/!"ș-,,/+ș+1/(1&0ș%&)"+&0 %" ',/!"ș2+1/"+0/)2$Ų"/+1&$,!"%&)" + %"210 %)+! ) */%# ŕ.%00% ǘ ǕǗǽǖǗǽ–ǗǕǽǖǗǽǗǕǖǜ ǚǽǖǞǙ€ -ǽǽ * )2$Ų"/+1&$,!"%&)"+ %2+1/"+0ș %&)"+&0 %"',/!"ș-,,/+ș+1/(1&0ș%&)"+&0 %" ',/!"ș2+1/"+0/)2$Ų"/+1&$,!"%&)" + %"210 %)+! %-1%/#10( %+-0 ȥ &*&1&"/1"0,+1&+$"+1Ǿ$Ų)1&$#Ų/"22 %2+$"+&0ǘǖǽǕǝǽǗǕǖǛ Buchu+$2+!"/12+$&*"&0"Ų/,,!"/!&/"(1"&2+0"/"+5-"!&1&,+0Ȓ5-"/1"+ǿ")ǽțǕǙǕȜǝǜǙǕǝǛǗǗ 2/1&$/21"+ *ș /,ŧ")"& %"+ǗǘșǗǕǘǚǙ*2/$ 444ǽ%2/1&$/21"+ǽ!" © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung WELT am SONNTAG-2016-07-17-sil-24 f5123d7d0164873d70b500d7b5da4639 72 REISEN U WELT AM SONNTAG NR. 29 17. JULI 2016 nter der glühenden Mittagsonne legt das Expeditionsschiff ab und steuert die Reisegruppe Richtung unbekanntes Terrain. Bei ruhigem Seegang wird die Fahrt etwa 45 Minuten dauern. Ibrahim bleibt Zeit, mit jedem Teilnehmer zu plaudern, bevor das Abenteuer beginnt. Wie es einem gehe? Woher man komme? Ob man das erste Mal auf den Malediven sei? Nein, nicht das erste Mal, aber man sei noch nie auf einem „local island“ gewesen, also auf einer Insel, auf der echte Malediver leben. VON HARALD PETERS HARALD PETERS Ziel des Ausflugs ist Velidhoo, eine Einheimischen-Insel im Atoll Noonu im Nordosten. Startpunkt ist The Sun Siyam Iru Fushi, eine Hotelinsel für klassischen Malediven-Traumurlaub. Obwohl das Hotel voll besetzt ist, haben nur 20 Gäste Lust auf den Abstecher in die maledivische Realität. Nun ist Realität auch nicht das, was die meisten Urlauber auf den Malediven suchen. Der 298 Quadratkilometer große Inselstaat im Indischen Ozean besteht zu 99 Prozent aus Wasser, das restliche Prozent verINDIEN teilt sich auf rund 1200 Inseln. Davon werden Da, eine echte Malediverin! Bei einem Ausflug auf die Insel Velidhoo sieht man mehr als Traumstände und Cocktail-Kellner MALEDIVEN etwa 220 von Einheimischen bewohnt und mehr Noonu Atoll als 100 sind Resort-Inseln für Urlauber. Sun Siyam Iru Fushi Die Trennung von AllIndischer tag und Tourismus war von Ozean Velidhoo Anfang an Teil des Konzepts für hochpreisigen TraumurDie Malediven stehen für Luxustourismus und Nobelresorts. Doch als Urlauber kann man auch einige der laub, als sich das Land 1972 für 10 km ausländische Gäste öffnete. Auf Einheimischen-Inseln besuchen – und so das wahre Land hinter dem Hochglanzprospekt kennenlernen zuvor unbewohnten Inseln konnte man die von keiner Wirklichkeit getrübten Fantasiewelten am besten errichten. Dort hatte man Platz für die Hotelbau- Gästen den Blick auf die Verhältnisse sonst in Weltgegenden, in denen absolut hauptet, dass es mit dem Erfolg der Ma- tragen können, was ihnen gefällt. Als die zen suchen und die Menschenrechte in ten, konnte elegant das landesübliche Al- vernebeln soll. Es wirkt eher so, als nichts los ist, hängen die coolen Kids mit lediven als Reiseland nicht ganz so weit Malediven in diesem Jahr offizielles einem beklagenswerten Zustand sind. koholverbot umgehen und musste sich wären die fremden Besucher den Insel- ihren Fahrrädern vor dem Supermarkt her wäre, wenn man versucht hätte, den Partnerland der Internationalen Touris- Das Land hinter dem Urlaubsprospekt nicht um das Benehmen der Gäste und bewohnern ziemlich egal. Ibrahim er- herum und hören Musik. Ein Hip-Hop- Tourismus in den Alltag zu integrieren. musbörse in Berlin waren, brach eine ist trotzdem einen Blick wert. ihre Vorliebe für knappe Badekleidung zählt, dass auf der 1130 Meter langen und Fan hat die Namen Puff Daddy und Von weiten Teilen der Weltöffent- Welle der Empörung aus, dass man den sorgen, die auf einem „local island“ zu- 650 Meter breiten Insel etwas über 2000 Wolfpack an einen Dachbalken gepin- lichkeit fast unbemerkt hat die maledi- Eindruck gewinnen konnte, es handele T Velidhoo kann man beispielsweise bei mindest für unerwünschtes Aufsehen Menschen leben. Auf den ersten Blick selt, an den Häuserwänden wirbt die Op- vische Regierung allerdings inzwischen sich bei dem Land um eine Mischung einem Ausflug von der Resort-Insel gesorgt hätte. sind davon allerdings nur ungefähr sie- positionspartei MDP um die Gunst ju- einige „local islands“ für den Tourismus aus Syrien und Saudi-Arabien – nur Sun Siyam Iru Fushi aus besuchen Das Konzept ging auf. Heute hat das ben zu sehen. Seelenruhig machen sie gendlicher Wähler. freigegeben. Um Wirtschaft und Infra- eben mit sehr viel mehr Wasser. Medien (thesunsiyam.com, Strandvilla im FrühLand mehr als 120 Häuser mit vier oder sich an zwei Yachten zu schaffen. Der Weil Ibrahim seiner Reisegruppe et- struktur zu stärken, gibt es auf über 30 berichteten von islamistischen Straßen- bucherangebot ab 400 Euro pro Wofünf Sternen. Der Tourismus macht über Schiffbau, sagt Ibrahim, sei ein wichtiger was bieten will, muss noch ein Ge- bewohnten Inseln Pensionen, in denen gangs in der Hauptstadt Malé und von che). Oder man urlaubt direkt auf ein Viertel des Bruttoinlandsprodukts Arbeitgeber auf der Insel. Ansonsten schenkartikelladen angesteuert werden, Touristen mit überschaubarem Budget einem Steinigungsurteil, das allerdings Velidhoo, etwa in der Unterkunft „Palm Villa“ (palmvilla-maldives.com, DZ ab aus und gehört zu den wichtigsten Wirt- sind die Straßen leer. Die Kinder sind in in dem man vermeintlich Ortstypisches absteigen können – vorausgesetzt, sie aufgehoben wurde. Tatsächlich gab es auf den Malediven 60 Euro), Anreise von Malé mit der schaftsfaktoren. Andererseits hat die der Schule, die Fischer auf See, und wer wie Tassen und Schlüsselanhänger er- möchten auf Alkohol, EntertainmentTrennung von Gästen und Einwohnern nicht unbedingt muss, zieht es vernünf- werben kann, die tatsächlich aber „made programm und gastronomische Vielfalt seit über 60 Jahren keine Hinrichtun- Nachtfähre oder per Inlandsflug nach auch Misstrauen befeuert. Was geht in tigerweise vor, die heiße Mittagssonne in China“ sind. Die verlangten Fantasie- verzichten. Thunfischcurry gibt es hier gen mehr, und statt mit marodierenden Ifuru, dann weiter mit der Fähre. Weipreise ersticken indes jede Kaufabsicht schon zum Frühstück. Westliche Bade- Islamisten bekommt man es als auslän- tere „local islands“ erreicht man ebendem Land eigentlich vor? Hat es etwas zu meiden. Eine Frau auf einem Moped passiert im Keim. Die Verkäuferin nimmt es mode ist in dem islamischen Land un- discher Besucher in Malé eher mit er- falls von Malé, Privatunterkünfte buchzu verbergen? Vegetieren die Menschen in Knechtschaft und Armut, während die Reisegruppe, die mit ihren Fotoappa- gleichmütig hin, als sei ihr Laden mehr tersagt, es sei denn, dass die örtliche schütternd freundlichen Menschen zu bar über Airbnb ab 23 Euro/DZ Verwaltung sich ganz pragmatisch zeigt tun, die sofort herbeieilen, wenn man gleich nebenan Urlauber verantwor- raten im Anschlag versucht, das Beson- Hobby als Geschäft. dere im Alltäglichen zu entdecken. Es Nach einem Snack im örtlichen Im- und einen sogenannten „Bikini Beach“ ratlos auf seinen Stadtplan starrt, und T Die Teilnahme an der Reise wurde tungslos ihren Traum von Luxus leben? Zumindest auf Velidhoo ist davon gibt mehrere Moscheen, ein Kranken- biss gibt es auf Velidhoo nach zwei Stun- eingerichtet hat. Falls es den nicht ge- in erstaunlich gutem Englisch Hilfe an- unterstützt von The Sun Siyam Iru nichts zu sehen. Weder liegen dort Bett- haus, ein Gericht und eine Polizeistati- den nichts mehr zu bestaunen. Zufrie- ben sollte, haben Einheimische vieler- bieten. Das ändert nichts daran, dass Fushi und Condor. Unsere Standards ler unter Palmen, noch führt ein eigens on, die sogar mit einem Auto ausgestat- den mit seiner Arbeit führt Ibrahim die orts die Geschäftsidee entwickelt, ihre das Land autoritär regiert wird, korrup- der Transparenz und journalistischen bestelltes Empfangskomitee ein folklo- tet ist. Die Häuser sind in allen Farben Gruppe zum Boot. Man lehnt sich nicht Gäste an den Strand einer unbewohn- te Politiker mittels Religion und Terror- Unabhängigkeit finden Sie unter ristisches Tänzchen auf, das kritischen des Regenbogens gestrichen. Wie überall zu weit über die Reling, wenn man be- ten Insel zu verschiffen, wo sie am Leib angst ihre Machtinteressen durchzuset- www.axelspringer.de/unabhaengigkeit PARADIES von hinten EXKLUSIVE HOTELS Ärztlich geleitete REISETIPP Foto: Stasique – fotolia SANATORIEN & KLINIKEN säure entsteht überwiegend beim Abbau von Gicht ist eine schon seit der Antike bekannte Purinen. Diese sind vor allem in Fleisch- und Form der Arthritis und alles andere als ein Wurstwaren enthalten. Zudem wirkt sich der Zipperlein. Ein erhöhter Harnsäurespiegel Verzicht auf Hülsenfrüchte und Alkohol positiv führt bei dieser Stoffwechselstörung dazu, auf den Stoffwechsel aus und hilft, den dass sich Harnsäurekristalle vermehrt in Harnsäurespiegel gering zu halten. Darüber Gelenken und Schleimbeuteln ablagern und hinaus ist es wichtig, den dort Entzündungen auslöKörper ausreichend mit sen. Meist beginnt der erste Gichtanfall mit starken Flüssigkeit zu versorgen. Wer Kampfansage an Schmerzen im großen Zeh. genug Mineralwasser oder Gicht & Co. – den Nach der Akutbehandlung Kräutertee trinkt, stellt sicher, mit Medikamenten folgt die dass die Nieren ausreichend Stoffwechsel Therapie, deren Ziel es ist, gespült werden und Harnden Harnsäurespiegel säure optimal ausgeschieden anregen langfristig zu senken und wird. Nach einer fundierten weitere Gichtanfälle zu Ernährungsberatung in der verhindern. Bei einer Kur in einer ärztlich Klinik folgt eine dauerhafte Verhaltungsändegeleiteten Fachklinik geht es zunächst darum, rung, deren wichtigster Punkt der Verzicht die Schmerzen in den Gelenken zu lindern. In auf purinreiche Nahrungsmittel ist. Überwicheinem zweiten Schritt klären Ärzte, Therapeutige sollten zudem unbedingt abnehmen. ten und Ernährungsberater die Patienten über Den Ansporn dazu liefern geleitete Gruppendie Faktoren auf, die Gicht auslösen. Harnsitzungen mit anderen Betroffenen. Abteilung für Kinder- und Jugendpsychotherapie 9RQ KLHU DQ JHKW HV DXIZlUWV 3ULYDWH $NXWNOLQLN Info-Telefon 07221/39 39 30 ,Q GHP IUHXQGOLFKHQ XQG IDPLOLlUHQ 5DKPHQ HLQHU 3ULYDWNOLQLN ELHWHQ ZLU HLQ IDFKOLFK NRPSHWHQWHV LQWHJUDWLYHV 7KHUDSLHPRGHOO :LU VHW]HQ YHUKDOWHQVWKHUDSHXWLVFKH XQG SV\FKRG\QDPLVFKH 6WUD WHJLHQ DEHU ]% DXFK (UOHEQLVSlGDJRJLN XQG )DPLOLHQWKHUDSLH HLQ XP GHQ 7UDQVIHU LQ GLH $OOWDJVVLWXDWLRQ ]X XQWHUVWW]HQ , Q G L N D W L R Q H Q (VVVW|UXQJHQ $QRUH[LH %XOLPLH XQG SV\FKRJHQHV hEHUJHZLFKW $QJVWVW|UXQJHQ XQG GHSUHVVLYH 6\QGURPH $'+6 SRVWWUDXPDWLVFKH %HODVWXQJVVW|UXQJHQ .RVWHQEHUQDKPH 3ULYDWH .UDQNHQYHUVLFKHUXQJHQ %HLKLOIH %DGHQ%DGHQ *XQ]HQEDFKVWU ,QWHUQHW ZZZMXJHQGNOLQLNGH H0DLOLQIR#MXJHQGNOLQLNGH Kuhkuscheln in der Rhön 3 Tage ab 194,- €* Kleine Auszeit für die ganze Familie … 3 Übernachtungen inkl. reichhaltigem Frühstücksbuffet, 3x Abendessen, 1 Gutschein für den Wildpark Gersfeld, eine Plüschkuh für die Kinder, kostenfreie Nutzung Klaus Wieczorek Parkhotel Hitzacker KG Am Kurpark 3 • 29456 Hitzacker (Elbe) Tel.: 0 58 62 / 97 70 • GF: Peter Wieczorek von Schwimmbad, Sauna und W-LAN www.parkhotel-hitzacker.de•[email protected] Kinder bis 12 Jahre kostenfrei im Zimmer der Eltern fachärztlich geleitet. 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