„Der PUTSCH ist ein Geschenk Allahs“

Pokémon Go
Von Menschen
und Monstern
S. 53
17. JULI 2016
NR. 29
B *
Leistungssport
Was die Gene
verraten
S. 18
Digitales Erbe
Ein Mann kämpft
gegen Apple
Sanierung
Auf dem Rücken
der Mieter
DEUTSCHLANDS GROSSE SONNTAGSZEITUNG
S. 13
S. 41
GEGRÜNDET 1948
PREIS
D
€ 3,90
IN DIESER AUSGABE
Gerechtigkeit neu definieren
Grünen-Chef Cem Özdemir über die
Schwäche der SPD, Volksentscheide
und die Lage in der Türkei Politik S. 4
Jäger des Sturms
Sie fahren Tag und Nacht Unwettern
und Tornados hinterher. Über Gewitterjäger in Deutschland Leben S. 23
Ein tragischer Unfall
Sie waren Fechter, Freunde und
Gegner bei einem WM-Kampf 1982,
den nur einer überlebte Sport S. 27
Kurz vor zwölf
Italien ist seit Jahren wirtschaftlich
angeschlagen. Bislang ging es gut.
Aber wie lang noch? Wirtschaft S. 33
Finden ist alles
Google-Chef Sundar Pichai über
Steuern, den Brexit und die Zukunft
der Internetsuche Wirtschaft S. 36
„Der PUTSCH ist ein Geschenk Allahs“
Rückkehr einer Rebellin
Hollywoodstar, Ladendiebin und
dann der Karriereknick. Jetzt ist Winona Ryder wieder da
Stil S. 62
ERDOGAN
ie Szenen aus der Nacht zum
Samstag erinnerten an einen Bürgerkrieg: Kampfjets über Istanbul,
Bombenangriffe aufs Parlament,
Panzer auf der Bosporus-Brücke.
Bei einem Putschversuch gegen den türkischen
Präsidenten Recep Tayyip Erdogan durch Teile
des Militärs sind mehr als 260 Menschen getötet
worden. Nach heftigen Gefechten erklärte die
VON S. BOLZEN, C. KADE, J. SCHUSTER UND A. TAUBER
Regierung den Coup am Samstag für beendet und
kündigte weitreichende Säuberungsmaßnahmen
an. Ministerpräsident Binali Yildirim sagte, es
seien insgesamt 2839 Armeeangehörige festgenommen worden.
Die Putschisten sollen vornehmlich aus den
Reihen der Gendarmerie und der Luftwaffe
stammen. Eine Gruppe namens „Rat für den
Frieden im Land“ hatte am Freitagabend im
Fernsehen erklärt, die Armee habe die Macht
übernommen und wolle „die verfassungsmäßige
Ordnung, die Demokratie, die Menschenrechte
und die Freiheiten“ im Land wiederherstellen.
Erdogan beschuldigt die Bewegung des im USExil lebenden islamischen Predigers Fethullah Gülen, hinter dem Umsturzversuch zu stecken, und
verlangte die Auslieferung. Gülen selbst wies den
Vorwurf entschieden zurück. Die Bewegung verfügt in der Türkei über ein großes Netz an Schulen
und Unternehmen sowie über beträchtlichen Einfluss in Medien, Polizei und Justiz.
Am Samstag wurde ein weitreichender Umbau
im türkischen Justizapparat bekannt: Die Führung setzte 2745 Richter ab, zudem wurden fünf
Staatsanwälte in Ankara vom Dienst entbunden,
gegen sie laufen Ermittlungen. Außerdem haben
die türkischen Behörden den auch von der Bundeswehr genutzten Luftwaffenstützpunkt Incir-
lik nahe der syrischen Grenze abgeriegelt. Von
dort aus wird der internationale Kampf gegen die
Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) geführt.
Das Ausland reagierte besorgt auf die Entwicklungen in der Türkei. Bundeskanzlerin Angela
Merkel (CDU) verurteilte den Putschversuch in
der Türkei scharf. Zugleich rief sie die türkische
Regierung zu mehr Rechtsstaatlichkeit auf. „Gerade im Umgang mit den Verantwortlichen für
die tragischen Ereignisse der letzten Nacht sollte
sich der Rechtsstaat beweisen.“ Merkel unterstrich, dass die Türkei ein Land sei, „mit dem wir
eng verbunden sind“. Man stehe in engem Kontakt mit den deutschen Soldaten auf dem türkischen Militärstützpunkt Incirlik, um deren Sicherheit zu gewährleisten.
Grünen-Parteichef Cem Özdemir fürchtet,
dass der türkische Präsident die Lage nun für seine Interessen ausnutzt. „Erdogan wird sich die
Gelegenheit nicht entgehen lassen, nicht nur das
Krieg der Einzeltäter
Seiten 2, 3, 4 und 11
Sonderbehandlung
mierminister Manuel Valls gibt sich überzeugt:
„Das ist ein Terrorist, der ohne Zweifel auf die eine oder andere Weise mit dem radikalen Islamismus verbunden war.“ Präsident François Hollande
reiht das Attentat ein in die islamistische Terrorserie in Frankreich: „Wir stehen vor einem Kampf,
der lang sein wird, weil wir einen Feind
haben, der immer wieder zuschlagen
wird gegen alle Völker, alle Länder, für
die die Freiheit das höchste Gut ist.“
Tatsächlich wirkt das Attentat von
Nizza wie aus einem Handbuch des
Dschihad. Die jemenitische al-Qaida
rief schon vor Jahren im Westen lebenVON FLORIAN FLADE
de Muslime auf, mit Autos in Menschenmengen zu fahren. Auch der IS
befahl Amokfahrten – besonders in
hörden bisher aufgefallen. Nach einer
Ländern der Anti-IS-Koalition, allen voHaftstrafe wegen einer Alkoholfahrt soll
ran Frankreich. Über Facebook, Twiter seinen Job als Speditionsfahrer verloter, WhatsApp machen Dschihadisten
ren haben. Er hatte seinen Unfallgegner
ihren Fans im Westen ein verlockendes
mit einer Holzpalette verprügelt.
Angebot: Werde durch deine Tat einer
Insgesamt fünf Personen aus dem envon uns. Heldenstatus und Märtyrergen Umfeld des Attentäters wurden intum als Lohn für Mord und Selbstmord.
zwischen festgenommen. Am SamstagInstant-Radikalisierung nennen Terrorvormittag stürmten etwa 40 Elite-PoliVerheerend wie eine Bombe: Der Lkw, mit dem der Attentäter durch
fahnder das. Sie macht ihnen große Sorzisten ein kleines Appartement in der
die Menge fuhr, wurde von Polizeikugeln durchsiebt
ge, denn sie wird zur Normalität.
Nähe des Bahnhofs. Dort wurde eine
Es wäre keine Überraschung, wenn
Person verhaftet. Am Freitag waren bereits zwei Menschen in Gewahrsam genommen siert haben. Menschen, die für extremistische Bot- auch Bouhlel dieser Verlockung gefolgt ist. 36
schaften zugänglich seien, ließen sich für extrem Stunden nach seiner Terrorfahrt entschied sich
worden, darunter die Frau des Attentäters.
Lahouaiej Bouhlel lebte in einer kleinen Miet- brutale Aktionen gewinnen, ohne unbedingt dafür der IS, die Tat zu segnen: „Derjenige, der die tödliche
Operation
in Nizza ausgeführt hat, war ein
ausgebildet
worden
zu
sein.
Cazeneuve
rief
alle
wohnung
in
Nizza.
Seine
Frau
soll
sich
von
ihm
geiApps 38
trennt haben. Mit ihr hat er angeblich drei Kinder. willigen „patriotischen Bürger“ zum Reserve- Soldat des Islamischen Staates“, ließ die ISSeiten 5 und 6
Nachbarn beschreiben ihn als ruhig, allerdings mit dienst bei den Sicherheitskräften auf. Auch Pre- Nachrichtenagentur wissen.
einem Hang zur Gewalt. Sein in Tunesien lebender
Vater sagt, sein Sohn habe nie die Moschee besucht, habe Alkohol getrunken, Drogen genommen
und sei zeitweise depressiv gewesen. Bouhlel kann
sich jedoch aus Sicht des französischen Innenministers Bernard Cazeneuve sehr schnell radikali-
AP/SASHA GOLDSMITH
ieder Frankreich und wieder dasselbe
Muster: Ein Täter wie aus dem Nichts,
84 Tote – wie es in der Fachsprache
heißt, ein „weiches Ziel“ – und alles endet im Kugelhagel der Polizei. Die Sicherheitsbehörden sind
offenbar machtlos gegen diese neue Form des Terrorismus. Das Motiv des Nizza-Attentäters Mohamed Lahouaiej Bouhlel ist noch
unklar. Französischen Geheimdiensten
war er nicht als Islamist bekannt. Nur als
Kleinkrimineller war der 1985 in Tunesien
geborene Mann, der in Frankreich eine
Aufenthaltsgenehmigung besaß, den Be-
Militär gründlich zu säubern und sein Projekt einer Verfassungsänderung mit dem Ziel der Alleinherrschaft endgültig zu realisieren. Auch die
wenigen kritischen Medien haben sicher nichts
Gutes zu erwarten“, sagte Özdemir dieser Zeitung. Unter dieser Führung sei eine EU-Mitgliedschaft unvorstellbar.
Kritik kommt auch aus Brüssel. „Der gescheiterte Putsch dient Erdogan als Legitimierung für den
beschleunigten Umbau der Türkei. Damit wird die
Türkei zu einem schwierigen Partner für Europa
und Amerika“, sagte der Europaabgeordnete Alexander Graf Lambsdorff (FDP). EU-Kommissar
Günther Oettinger (CDU) warnte Erdogan vor
weiteren Einschränkungen der Grundrechte. „Ich
erwarte, dass wir unsere Kooperation streng nach
rechtsstaatlichen Prinzipien fortsetzen“, sagte Oettinger dieser Zeitung. Ansonsten drohe der Türkei
die außenpolitische Isolation.
ZIPPERTS
WORT ZUM SONNTAG
NIZZA
W
GOKHAN TAN/GETTY IMAGES
D
Der türkische Präsident nutzt den gescheiterten Umsturzversuch zum Staatsumbau. Der Westen ist tief besorgt
Auf nach Britannia!
Krankenkassen bemängeln immer wieder
die Qualität von IGeL-Leistungen. Doch
viele Patienten ahnen gar nicht, dass sie gerade eine zahlungspflichtige Leistung in Anspruch genommen haben. Reicht einem der
Arzt zur Begrüßung die Hand, dann kann er
das entweder als Wärmebehandlung, Chakrenkontrolle oder auch als Energiefeldübertragung abrechnen. Der Handschlag eines studierten Mediziners enthält etwa
fünfzig Mal mehr Energie als der eines arbeitslosen Hauptschulabbrechers. Das ist
wissenschaftlich so gut wie erwiesen.
Noch immer gilt die Messung des Augeninnendrucks als eine der beliebtesten und
nutzlosesten IGeL-Leistungen, vor allem
bei Orthopäden, Zahnärzten und Proktologen. Augenärzte haben sich ein neues Tätigkeitsfeld erschlossen und bieten inzwischen
auch die Umstellung der Augen auf HDTV
an und verschreiben dazu eine 3-D-Gleitsichtbrille. Doch es gibt noch viel raffiniertere Sonderbehandlungen. Durch einen einfachen Luftfilter und einen Duftbaum mit
Tannennadelaroma wird der Aufenthalt im
Wartezimmer zu einer heilklimatischen Anwendung, die natürlich extra bezahlt werden muss. Betrachtet der Praxisbesucher
dabei auch noch ein Aquarium, könnte es
sich um eine Maßnahme zur Stressreduktion handeln. Protestiert der Patient gegen
diese profitgierige Art der Behandlung, hat
er erfolgreich an einer kostenpflichtigen
Achtsamkeitsübung teilgenommen.
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Das Pfund steht günstig, das Land
hat einiges zu bieten, worauf also
warten? 50 Tipps
Reise S. 66
US-WAHLKAMPF
Deutsche Firmen
sind spendabel
Die US-Töchter mehrerer deutscher
Konzerne sind auch als Spender im laufenden Kongresswahlkampf aktiv. Dabei
unterstützen sie über besondere Spendensammelstellen eindeutig die Republikaner. Allianz, BASF, Bayer, Deutsche
Bank und Siemens spendeten bisher jeweils mehr als zwei Drittel der jeweiligen Gesamtsumme an die Partei, die
kommende Woche auf einem Parteitag
in Cleveland den Unternehmer Donald
Trump zum offiziellen Präsidentschaftskandidaten küren will. BASF hat
im aktuellen Wahlkampf den jüngsten
verfügbaren Zahlen zufolge bisher
399.000 Dollar verteilt.
Seite 34
FUSSBALL
Klopp freut sich
auf Guardiola
Jürgen Klopp, Chefcoach des englischen Fußball-Kultklubs FC Liverpool,
fiebert auf die neue Premier-LeagueSaison hin – und auf die seit Juli amtierenden Startrainer Pep Guardiola
(Manchester City), José Mourinho
(Manchester United) und Antonio Conte (Chelsea London). „Riesenbock“, so
Klopp zu dieser Zeitung, habe er auf den
Wettbewerb, wenngleich er noch etliche millionenschwere Transfers der
Konkurrenz erwarte. Guardiola oder
Mourinho, so Klopp, seien ja „nicht gerade bekannt dafür, bei Aldi einkaufen
zu gehen. Da wird schon noch ein bisschen was auf dem Markt passieren.“ Als
Trainer des FC Liverpool hat Klopp bis
2022 verlängert.
Seite 25
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ISSN 0949 – 7188
WELT am SONNTAG-2016-07-17-sil-24 f5123d7d0164873d70b500d7b5da4639
2 POLITIK
Liebe Leserinnen,
liebe Leser!
Es sind Tage und Nächte der Gewalt, der Trauer und der Sorge in
diesem politisch verhagelten Sommer 2016.
Weit mehr als 300 Tote sind allein seit Donnerstag zu beklagen.
In der Türkei putschten Teile des
Militärs gegen Erdogan, als hätten
sie den Film „Operation Walküre“
gesehen – aber nicht zu Ende, wie
ein Sicherheitsanalytiker aus Tel
Aviv bloggte. Am 20. Juli 1944 stand ein Attentat auf den
Führer am Anfang, dann sollte eine zuvor als Notfallplan
gegen einen möglichen Aufstand gegen das NS-Regime
getarnte „Operation Walküre“ zum echten Machtwechsel
umfunktioniert werden.
Der Plan scheiterte vor allem, weil Stauffenbergs Bombe Hitler nicht tötete. Gegenüber einem türkischen Fernsehsender erklärte Erdogan, dass die Putschisten versucht hätten, sein Hotel in Marmaris zu bombardieren –
wofür es bisher keine Beweise gibt.
Eine Parallele aber scheint es zu geben: Nicht allen
Soldaten, die zum Putsch gegen Erdogan abkommandiert
worden waren, war offenbar klar, worum es ging. Sie
dachten, sie seien zu einer Militärübung unterwegs.
Es war ein Aufstand gegen den zwar demokratisch
gewählten, aber sich zunehmend diktatorisch aufspielenden Präsidenten, ein Putschversuch, der so aussieht, als
sei sein Scheitern von Anfang an geplant gewesen.
Die Merkwürdigkeiten der nächtlichen Militärrevolte
hat Deniz Yücel vor Ort erlebt: eine problemlose Taxifahrt zum spärlich bewachten Flughafen, ein in sich ruhender Imperator, der in Wahlkampfmanier den Feinden
den Krieg erklärte, so als hätte er nur darauf gewartet:
„Der Putsch ist ein Geschenk Allahs, weil er uns erlaubt,
das Militär zu säubern.“ Wie das Großreinemachen vonstatten gehen wird, kann man erahnen – es ist schon an
diversen Gruppen von Oppositionellen in der Türkei
vorexerziert worden. In einem ersten Schritt hat Erdogan
schon einmal knapp 3000 Richter entlassen – vermutlich
zum Schutz von Volk und Staat.
Der Nato-Partner Türkei, in der Flüchtlingsfrage von
der Kanzlerin zum zentralen Grenzwächter Europas
ernannt, könnte so von der Lösung zum Problem mutieren: Die von Erdogan Verfolgten dürften allesamt einen
Anspruch auf Asyl in Deutschland haben. Womit die Türkei ein weiteres Stück von Europa weg in Richtung Naher
Osten abgedriftet wäre.
In Nizza raste ein womöglich psychisch Kranker, eine
gescheiterte Existenz der tunesisch-französischen Migration, mit einem Lkw in die Straßenfeier zum französischen Nationalfeiertag. Am 227. Gedenktag des Sturms
auf die Bastille legte er mit einem angemieteten Neunzehntonner eine Blutspur auf die Uferpromenade. Ein
irrer Einzeltäter, der dennoch Teil der Terrorstrategie
des „Islamischen Staates“ war und ist. Ob der IS wirklich
hinter dem Anschlag stand, wie er jetzt behauptet, oder
nur davon profitiert, erscheint dabei fast gleichgültig. Es
ist die erklärte Absicht der mörderischen Gotteskrieger,
gescheiterten Individuen das Wohl des Himmels in Aussicht zu stellen, wenn sie in den Staaten der gottlosen
westlichen Welt Massenmorde begehen. Florian Flade
schreibt dazu auf Seite 5: „Der Krieg der Einzeltäter“.
Der religiöse Wahn, vor dem Samuel Huntington schon
vor zwanzig Jahren in seinem Buch „Clash of Civilizations“ warnte, scheint zur Agenda des 21. Jahrhunderts zu
werden, wie Michael Stürmer auf Seite 11 schreibt.
Ein höchst asymmetrischer Weltkrieg, gegen den auch
die Ausrufung des permanenten Ausnahmezustands
nichts als eine gut gemeinte Geste der Beruhigung ist.
Der Kampf gegen den unsichtbaren Terror dürfte zum
Dauerbrenner werden – und damit die Sicherheit und die
Grundprinzipien der Freiheit erodieren lassen. Wir werden uns daran gewöhnen müssen.
Dass totalitäre Systeme nicht nur von Diktatoren und
Terroristen erzwungen, sondern auch selbst gemacht sein
können, macht das Thema auf Seite 13 deutlich: „Die
Enteignung des Privaten“. Marc Neller beschreibt, wie
ein Vater von Apple und Facebook verlangt, die Bilder
und Daten seines verstorbenen Sohnes herauszugeben.
Doch die globalen Internet-Imperien beharren darauf,
dass sie nach dem Tod ihrer Kunden die alleinigen Herrscher über deren Daten sind.
Erfreulicher verlief die Woche für einen Weltpolitiker
in spe: Donald Trump liegt in den Bundesstaaten Pennsylvania und Florida vorn, in Ohio gleichauf mit Hillary
Clinton. Damit wachsen seine Chancen, an der globalen
Chaotisierung maßgeblich mitwirken zu können.
Und: Die Raute zieht wieder. Angela Merkels Beliebtheit steigt in den Umfragewerten. Die AfD verliert. Torsten Krauel analysiert die neue Tendenz zur Fortsetzung
der Alternativlosigkeit: Die Sehnsucht nach der Rückkehr
zum Alltag (Seite 8).
Dass man in turbulenten Zeiten auf Stabilität setzen
sollte, sieht auch Fußballtrainer Jürgen Klopp als „ein
Zeichen der Vernunft“ (Seite 25).
Doch im Gegensatz zur Politik lebt der Sport von der
Alternative. „Jeder kann geschlagen werden“, sagt Klopp
und findet das „ziemlich geil“.
Ganz anders sieht es bei den großen Supermärkten
aus. Sie fusionieren gern und schalten damit Konkurrenz
aus. Ein Milliardenspiel, in dem Wirtschaftsminister
Gabriel durch eine Ministererlaubnis mitmischte. Ob er
sich damit ins Abseits beförderte, untersuchen Michael
Gassmann und Martin Greive auf Seite 7.
Zum Schluss noch etwas Positives: Deutsche Städte
gehen gegen nervtötende Straßenmusik vor, die im Gegensatz zum virtuellen „Pokémon Go“ nicht blind, sondern taub macht.
Ihr Stefan Aust
Chefredakteur
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von allen dt. Mobiltelefonen)
*
PUTS
Nach dem
WELT AM SONNTAG
NR. 29
17. JULI 2016
H
ist vor dem Putsch
V
Dilettantisch ausgeführt und schnell beendet: Der Umsturzversuch in der
Türkei wirft viele Fragen zu den Hintermännern auf. Nur eines ist sicher –
der Profiteur heißt Erdogan. Und er verliert keine Zeit, seine Macht zu nutzen
ielleicht taugt das, was
die Türkei in der Nacht
von Freitag auf Samstag erlebt hat, zu einer
großen, heroischen Erzählung: wie der von
Prag 1968 oder von
Chile 1973, nur mit glücklichem Ende
versteht sich. Eine Geschichte von Bürgerinnen und Bürgern, die sich furchtlos, aber friedlich einer Militärmacht
entgegenstellen. Von Polizisten und
loyalen Soldaten, die Seite an Seite mit
den Bürgerinnen und Bürgern nicht weniger als die verfassungsmäßige Ordnung schützen. Von Abgeordneten der
Regierung wie der Opposition, die sich
mitten in der Nacht im Parlament versammeln, während das Gebäude bombardiert wird. Von regierungsnahen wie
regierungskritischen Journalisten, die
gemeinsam die Demokratie verteidigen.
VON DENIZ YÜCEL
AUS ISTANBUL
Vielleicht war die Nacht vom 15. auf
den 16. Juli tatsächlich die Nacht, in der,
wie es der vormalige Ministerpräsident
Ahmet Davutoglu formulierte, die türkische Gesellschaft bewiesen hat, dass die
lange Geschichte der Staatsstreiche endgültig beendet ist in der Türkei; dass die
Republik kurz vor ihrem hundertsten
Geburtstag ihren Kinderschuhen entwachsen ist – Kinderschuhen, die, um im
Bilde zu bleiben, von Anfang an Soldatenstiefel waren. Vielleicht hat der jetzige Ministerpräsident Binali Yildirim darin recht, als er den 15. Juli zu einem
„Feiertag der Demokratie“ erklärte.
Vielleicht.
Doch wenn die Geschichte so lautet,
dann gehört zum vollständigen Bild auch
das: Drei echte und einen „kalten“ Putsch
hat die Türkei erlebt. Aber keiner war derart stümperhaft ausgeführt wie dieser.
Beim letzten „großen“ Militärputsch
1980, nach dem Hunderttausende in
den Foltergefängnissen verschwanden,
fuhren die Panzer um drei Uhr nachts
los. Um 3.59 Uhr wurde im staatlichen
Rundfunk die Erklärung des vom späteren Präsidenten Kenan Evren geführten
Generalstabs verlesen, eine Stunde später wurde eine Ausgangssperre verhängt. Um 5.30 Uhr klopften bei Ministerpräsident Süleyman Demirel, Oppositionsführer Bülent Ecevit und weiteren führenden Politikern Soldaten an
der Tür. Kurz: Als die Türkei am Morgen
des 12. September 1980 erwachte, war
die Machtergreifung vollbracht.
Die jetzigen Putschisten hingegen begannen zur Primetime: Um 21.30 Uhr
versperrte eine Einheit der Gendarmerie
– einer Teilstreitkraft der Armee, die in
ländlichen Gebieten Polizeiaufgaben erfüllt – beide Brücken über den Bosporus.
Allerdings nur in der Fahrtrichtung von
Asien nach Europa. Kurz darauf überflogen Kampfflugzeuge im Tiefflug mehrere Regierungsgebäude in der türkischen
Hauptstadt Ankara.
Zwar wusste zu diesem Zeitpunkt
noch niemand, was vor sich geht im
Land. Doch die Bilder von diesen seltsamen Vorgängen flimmerten schon bald
über die türkischen Nachrichtensender
– etwa so, als würde jemand, der eine
Bank am Potsdamer Platz überfallen
will, sich auf dem Kurfürstendamm einen Strumpf übers Gesicht ziehen und
laut „Überfall“ rufen.
Dabei hätten diese Putschisten eigentlich eine längere Liste an sofort zu ver-
hafteten Personen in petto haben müs- rem der Sender Kanal D und die Tagessen, schließlich ging dieser Coup nicht zeitung „Hürriyet“) kommen die Soldavon der Armeeführung aus. Auch für eine ten erst drei Stunden später, da haben
solche Intervention bietet die türkische entschlossene Polizisten und Bürger die
Geschichte ein Beispiel: den Putsch vom Putschisten bereits im TRT-Gebäude
27. Mai 1960, der mit der Hinrichtung des überwältigt.
Auch für einen dilettantischen
damaligen konservativen Ministerpräsidenten Adnan Menderes endete und dem Putschversuch bietet die türkische GeLand einerseits die demokratischste Ver- schichte ein Beispiel: Oberst Talat Ayfassung seiner Geschichte bescherte, demir, der im Februar 1962 und im Mai
aber zugleich die unselige Reihe von Mi- 1963 gleich zwei gescheiterte Versuche
litärinterventionen einleitete. Die jungen anführte. Atatürks Weggefährte Ismet
Offiziere aus den mittleren Diensträn- Inönü, damals Ministerpräsident, spotgen zogen sofort nicht nur den damali- tete über „Talat und seine dreieinhalb
gen Generalstabschef aus dem Verkehr, Mann“. Bei den Putschisten vom Freisondern eine ganze Reihe amtierender tag stellt sich die Frage, ob sie überund ehemaliger Generäle. Die Putschis- haupt auf „dreieinhalb Mann“ kamen.
Zahlenmäßig waren ihre Kräfte jeten vom Freitag beließen es dabei, Generalstabschef Hulusi Akar festzusetzen. denfalls den paramilitärischen EinheiDas war so stümperhaft wie folgeträch- ten der Polizei unterlegen. Verlässliche
tig, denn bald schon schlug das offizielle Zahlen über die Mitwirkenden von
Samstagnacht gibt es nicht. Doch am
Militär zurück.
Merkwürdig auch, dass bei einem Flughafen von Istanbul sind in der
Putsch, in den Offiziere der Luftwaffe Nacht nur wenige Panzer zu sehen. Und
besonders verwickelt gewesen sein sol- der zentrale Taksim-Platz wird zulen, der Staatspräsident aus der Süd- nächst von einer größeren Gruppe Solwesttürkei quasi mit Ankündigung nach daten abgeriegelt, doch schon wenige
Istanbul fliegen kann, während sein Feri- Stunden später hat man die meisten
endomizil in Marmaris erst Stunden spä- Kräfte abgezogen.
Gegen zwei Uhr nachts steht nur
ter beschossen wird, ebenso wie das Parlamentsgebäude in Ankara. Übrigens noch ein Häuflein von vielleicht zwanzig
auch das eine seltsame Aktion: Putschis- Soldaten an der Atatürk-Statue, umringt
ten, die erklären, sie wollten die Demo- von mehreren Hundert Bürgern. „Soldakratie wiederherstellen, fliegen Luftan- ten, zurück in die Kaserne!“, skandieren
sie. Die Soldaten umklammern ihre Magriffe ausgerechnet auf das Parlament.
Genauso fragwürdig ist die Kommu- schinenpistolen, aber man sieht den junnikation rund um das Ereignis: Die tür- gen Gesichtern an, woher sie stammen –
kische Öffentlichkeit erfährt nicht et- Wehrpflichtige aus Anatolien – und was
wa zuerst von den Putschisten von der sie empfinden: Verunsicherung, die
Machtergreifung, sondern von Minis- meisten Angst. Immerhin: Am Taksimterpräsident Yildirim, der telefonisch Platz gellen lediglich aus der Entfernung
im Nachrichtensender NTV zugeschal- Warnschüsse in die Luft. Weder schietet worden ist. Tritt man einen Putsch ßen die Soldaten auf die Menge, noch
los – und überlässt die Verkündigung versucht die Menge, die Soldaten zu lynchen, wie sie es späausgerechnet jenen,
ter am Flughafen
die man stürzen
tun wird. Auf der
will?
ERDOGAN IST
Bosporusbrücke
Kurz vor Mitterwurde nach dem Ennacht dringen SoldaDAS VOLK, UND
de der Kämpfe ein
ten ins Gebäude des
DAS VOLK IST
Soldat von der BrüStaatssenders TRT
cke geworfen, einem
ein und zwingen eine
ERDOGAN,
UND
anderen die Kehle
Sprecherin dazu, eidurchgeschnitten.
ne Erklärung des
WER GEGEN
Doch das größte
„Rats für Frieden im
Fragezeichen
tut
Land“
vorzulesen.
IHN IST, IST
sich hinter den verDie Putschisten armeintlichen Urhegumentieren
mit
PUTSCHIST
bern auf: der Gedem
„systematimeinde des in den
schen Bruch der Verfassung und des Rechts“ und verspre- USA lebenden islamischen Predigers
chen, die Gewaltenteilung und die „lai- Fethullah Gülen. Im Jahr 2002, als die
zistische und demokratische Ordnung“ heutige Regierungspartei AKP die
wiederherzustellen. Der Name spielt Macht übernahm, waren Erdogan und
auf ein Zitat des Staatsgründers Musta- Gülen noch Verbündete. Erdogan
fa Kemal Atatürka an: „Frieden im Land, brachte die Massenbasis mit, Gülen das
Frieden in der Welt.“ Während TRT- gut ausgebildete Personal, um die alten
Nachrichtensprecherin Tijen Karas zu Eliten im Beamtenapparat abzulösen.
einem Gesicht der Nacht wird, läuft auf Ende 2013 zerbrach dieses Bündnis im
den privaten Kanälen der normale Sen- Zuge der Korruptionsermittlungen, die
Gülen-nahe Staatsanwälte gegen verdebetrieb weiter.
Aus den Moscheen des Landes wird schiedene Minister und das persönliche
unterdessen aus Protest zum Gebet auf- Umfeld von Erdogan führten.
Seit dem Bruch ist die Gülen-Gemeingerufen, ein paar Minuten später ist Erdogan per Videoanruf live bei CNN- de in der Türkei zu einem Sündenbock
Türk zu sehen. Der Staatspräsident ruft geworden, den man für alles Mögliche
in wackliger Bildqualität die Bevölke- verantwortlich machen kann. Ob es um
rung dazu auf, auf die Plätze und an die einen Missbrauchsfall in einer AKP-naFlughäfen zu strömen – eine bemer- hen Bildungseinrichtung geht oder die
kenswert kühne Aktion, der eine Text- Völkermordresolution des Deutschen
nachricht an alle türkischen Handybe- Bundestages – stets findet sich jemand
sitzer folgt. Offenbar steht die türki- aus dem Regierungslager, der die „Paralsche Staatsführung in engem Kontakt lelstruktur“ dafür beschuldigt, mit der
immer die Gülen-Bewegung gemeint ist.
zu den Netzwerkbetreibern.
In die Redaktionsräume der Dogan- Seit geraumer Zeit gilt sie in der Türkei
Medien (außer CNN-Türk unter ande- als terroristische Organisation.
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WELT am SONNTAG-2016-07-17-sil-24 f5123d7d0164873d70b500d7b5da4639
17. JULI 2016
WELT AM SONNTAG
NR. 29
POLITIK 3
*
OZAN KOSE/AFP; GURCAN OZTURK/AFP/GETTY IMAGES; HUSEYIN ALDEMIR/REUTERS; GOKHAN TAN/GETTY IMAGES
Szenen eines gescheiterten Coups:
Pro-Regierungsdemonstranten
vertreiben Putschisten, erklimmen
ein Kanonenrohr und feiern ihren
Präsidenten – einen sichtlich
zufriedenen Recep Tayyip Erdogan
(l. u.). Am Morgen danach zeugen nur
noch Helme und Waffen von dem Spuk
Bislang war nur bekannt, dass Gülen
– damals im Auftrag der AKP – vor allem
im Polizeiapparat und in der Justiz
hochrangige Positionen übernommen
hatte. Von einer größeren Unterwanderung des Militärs wusste man nichts.
Und wenn sich die Gülen-Bewegung im
Militär so ausbreiten konnte, warum
hat sie dann nicht zum Höhepunkt des
Konflikts mit der AKP zu einer solchen
Maßnahme gegriffen, als ihre Gefolgsleute noch nicht aus dem Staatsapparat
verdrängt waren, ihre Medien noch ungehindert arbeiten konnten und ihre Finanzquellen sprudelten?
Die Möglichkeit, dass es sich bei den
Tätern um stümperhafte Offiziere handeln könnte, zieht die AKP-Führung überhaupt nicht in Betracht – obwohl es noch
keine zehn Jahre her ist, dass der ehemalige Generalstabschef Ilker Basbug und
zahlreiche weitere hochrangige Militärs
wegen angeblicher Verschwörungspläne
verurteilt worden sind. Die Prozesse
führten damals Sonderstaatsanwälte der
Gülen-Bewegung; die Urteile sind inzwischen alle einkassiert, während die Ankläger von einst heute auf der Flucht sind.
Allerdings gibt es für den Verdacht,
der sich so manchem Erdogan-Kritiker
aufdrängt, dass die ganze Sache eine Inszenierung gewesen ist, keinen Beweis.
Und es scheint kaum vorstellbar, dass
jemand ein so unkalkulierbares Risiko
eingehen würde – von der Machbarkeit
einmal ganz abgesehen. All diese Merkwürdigkeiten lassen sich auch mit Dilettantismus erklären.
Als Beweis reicht jedenfalls nicht,
dass der gescheiterte Umsturzversuch
vor allem einem nutzt: Recep Tayyip Erdogan. Als er am frühen Samstagmorgen am Attatürk-Flughafen vor mehrere
Tausend Menschen tritt, steht er auf
der Treppe zum VIP-Bereich. Während
sich in der Menge um ihn herum die
Leiber aneinanderdrücken und auch
sein Begleitpersonal von der Woge erfasst wird, steht Erdogan unbeweglich
im Auge des Hurrikans, so als würde ihn
eine unsichtbare Wand vor allem Schieben und Drücken um ihn herum beschützen. „Hier die Armee, hier der
Kommandant“, skandiert die Menge.
Oder: „Sag es, und wir töten, sag es, und
wir sterben.“ Und immer wieder: „Allahu akbar!“ – „Gott ist groß!“
Eine gefühlte Ewigkeit genießt Erdogan den Triumph. Mit dem Gesichtsausdruck eines Mannes, der
weiß, dass er nicht nur diese schicksalsschwere Nacht überstanden hat,
sondern dass für ihn mit einem Schlag
alle Hürden weggefallen sind. Da wären zum Beispiel die Einschränkungen,
die ihm sein Amt auferlegen. Als Präsident darf er (noch) nicht alles, was er
möchte. Bislang fand sich in keiner
Umfrage eine Mehrheit für Generalvollmachten, weil es auch einem Teil
der AKP-Wähler widerstrebte, einen
Einzelnen mit so einer Machtfülle auszustatten. Nach dieser Nacht würde
Erdogan wohl jede Abstimmung haushoch gewinnen. Und hatte er seine
Macht bereits mit dem Verweis auf die
52 Prozent der Wählerstimmen begründet, wird er künftig eine ganz andere Legimitation haben: Ein Präsident, für den Menschen ihr Leben geopfert haben. Mehr geht nicht.
Ein Präsident, der nicht bloß gewählt
ist und wieder abgewählt werden kann,
sondern der identisch ist mit dem Volkswillen. Eine Ordnung, die nicht nur von
Organen der Staatsmacht beschützt
wird, sondern auch von sich selbst ermächtigenden Zivilisten. Erdogan ist
das Volk, und das Volk ist Erdogan. Und
wer gegen ihn ist, der ist Putschist und
Volksfeind.
Schon in der Vergangenheit hatte Erdogan Kritik, so etwa die Gezi-Proteste,
als Putschversuch bewertet. Dass künftig
noch jemand protestieren kann, kritisch
über ihn berichten oder gegen seinen
Willen Recht sprechen kann, erscheint
heute kaum mehr vorstellbar. Immerhin
zeichnet sich in der Putschnacht eine gewisse Versöhnung ab: Mit den DoganMedien, die Erdogan zuvor oft angegriffen haben, außerdem mit nationalistischen, womöglich auch der sozialdemokratischen Opposition. Dass schon am
Samstag knapp 2754 Richter abgesetzt
wurden, deutet darauf, wohin die Reise
gehen könnte in der Türkei. So, wie es einige bereits in der Nacht vermutet haben: Der eigentliche Putsch beginnt womöglich erst, nachdem der letzte Schuss
gefallen ist. Dieser blutige, aber stümperhafte Umsturzversuch muss nicht inszeniert gewesen sein. Er kommt nur wie gerufen. Und dennoch ist nicht ausgeschlossen, dass Erdogan auf die Oppositionsparteien zugeht und die Demokratie
gestärkt aus dieser Nacht hervorgeht.
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Sorge um den wankenden
Nato-Partner Türkei
Washington und Brüssel stützen nach dem
Putsch die „demokratisch gewählte Regierung“
L
ange bevor klar war, dass der Militärputsch scheitern würde, signalisierte der amerikanische Präsident bereits seine Unterstützung für
den bedrängten türkischen Amtskollegen Recep Tayyip Erdogan: „Alle Parteien in der Türkei sollten die demokratisch gewählte türkische Regierung unterstützen, Zurückhaltung zeigen und
Gewalt und Blutvergießen vermeiden“,
ließ Barack Obama nach einem Telefonat mit seinem Außenminister John
Kerry am Freitagabend verlautbaren.
Führung wird in Washington ebenfalls
kritisiert.
Als Erdogan Anfang April Washington besuchte, nutzte er ein Treffen mit
führenden Außenpolitikexperten der
USA im Washingtoner Hotel „St. Regis“,
um sich bitter über Obamas Unterstützung für kurdische Kämpfer zu beschweren und die Botschaft zu übermitteln: „Ihr braucht uns. Ihr könnt euren
Krieg in Syrien nicht ohne uns gewinnen.“ Zu einem offiziellen Treffen der
beiden Präsidenten, auf das Erdogan gedrungen hatte, kam es bei dieser Visite
VON ANSGAR GRAW UND STEFANIE BOLZEN
am Rande eines Nukleargipfels nicht;
Erdogan und Obama steckten die Köpfe
AUS WASHINGTON UND LONDON
lediglich informell zusammen.
Während Donald Trump, der KandiDie türkische Drohung aus dem Frühdat der Republikaner, zunächst zum jahr, den für die US-Luftwaffe wichtigen
Thema schwieg, twitterte die demokra- Nato-Stützpunkt Incirlik nahe der Mittische Aspirantin und ehemalige Außen- telmeerküste bei Adana zu schließen,
ministerin Hillary Clinton ein ähnlich ging dann noch ein Stück weiter. Sie sigklingendes Statement mit dem Aufruf, nalisierte nicht nur die angespannten
die „demokratisch gewählte Zivilregie- türkisch-amerikanischen Beziehungen,
rung zu unterstützen“.
sondern wie schlecht das Verhältnis zur
Washington, das aktuelle und das Nato insgesamt geworden ist. Äußerunmöglicherweise künftige, hat also auf gen des türkischen Außenministers,
den angeschlagenen Sieger des Macht- man könne die Basis auch russischen
kampfes am Bosporus gesetzt. Die Tür- Kampfjets für den Einsatz gegen den IS
kei ist ein enger Verbündeter, dessen öffnen, haben Washington offenkundig
Aufnahme in die EU Washington prinzi- überrascht.
piell unterstützt. Im aktuellen Kampf
Auch bei der Nato und in den EU-Ingegen den sogenannten „Islamischen stitutionen in Brüssel verfolgt man anStaat“ ist sie zudem ein Schlüsselstaat gespannt die Lage in der Türkei. So hat
mit Grenzen zum Irak und zu Syrien.
das Land nicht nur nach den USA die
Doch das bilaterale Verhältnis zwi- zweitgrößte Armee der Nato, sondern
schen Washington und Ankara ist kom- ist für die beiden Bündnisse auch ein
pliziert. Dass Fethullah Gülen – den Er- Schlüsselpartner in zwei besonders
dogan
indirekt
als
wichtigen
Bereichen:
Drahtzieher des Militärbeim Management der
putsches bezeichnet hat DIE TÜRKISCHE
Flüchtlingskrise und als
– seit 1999 im amerikaniDrehscheibe für militäschen Exil in Pennsylva- ARMEE KÖNNTE
rische Operationen im
nia lebt, stellt eine BelasKampf gegen den „Islatung dar. Imam Gülen ÜBER MONATE
mischen Staat“. Als solhat großen Einfluss in
che ist die Türkei Stabider Türkei, ist jedoch GELÄHMT SEIN
lisierungsanker für die
der „übliche Verdächtiganze Region.
ge“, der von Erdogan imIn der Türkei harren
mer dann als Sündenbock benutzt wird, mittlerweile 2,7 Millionen syrische
wenn die Verantwortung für Missstän- Flüchtlinge aus, von denen vermutlich
de im Land wegdelegiert werden muss. Hunderttausende weiter nach Europa
Beweise für die Verstrickung der in der reisen würden. Die EU hatte unter FeTürkei als terroristisch eingestuften derführung von Bundeskanzlerin AnGülen-Bewegung hat das Erdogan-La- gela Merkel im März einen Deal mit Erger nicht vorgelegt, und ihr Führer ließ dogan ausgehandelt, in dem die Rückaus den USA versichern, den versuchten führung illegaler Migranten aus GrieCoup d’État nicht unterstützt zu haben. chenland in die Türkei vereinbart wurWegen des gemeinsamen Interesses, de. Seither sank die Flüchtlingszahl
die Südflanke der Nato zu stabilisieren, merklich. Zugleich beteiligt die Türkei
haben die Türkei und die USA gemein- sich mit Schiffen an der Nato-Operatisame strategische Ziele. Zuerst ging es on in der Ägäis, die Schleuser aufspürt
im Kalten Krieg um die Abwehr der und mit den Küstenwachen kooperiert.
Sowjetunion, nach der Iranischen Revo- Hier arbeitet das Nato-Land Türkei mit
lution um die Eindämmung des Islamis- der EU-Grenzschutzagentur Frontex
mus. Doch immer wieder gab es Irrita- zusammen. Da aber bei diesen Maßtionen in den Beziehungen, von der tür- nahmen der türkische Küstengrenzkischen Zypern-Invasion 1974, als Wa- schutz und die Marine eingebunden
shington ein Waffenembargo verhängte, sind, die anscheinend nicht am verbis zum Irakkrieg 2003. Damals verwei- suchten Putsch beteiligt waren, scheigerte die gerade an die Macht gewählte nen diese Maßnahmen nicht gefährdet
AKP-Regierung den Durchmarsch von zu sein.
US-Truppen. In den Jahren dazwischen
Anders könnte es mit dem militärihatte sich das Verhältnis deutlich ent- schen Beitrag der Türkei zur sogenannspannt, weil ein (erfolgreicher) Militär- ten Anti-IS-Koalition aussehen. Der Naputsch in Ankara 1980 amerikanische to-Gipfel in Warschau beschloss verSorgen verfliegen ließ, nach der islami- gangene Woche auf Washingtons Dränschen Revolution in Teheran im Jahr gen, dass mehr Awacs-Aufklärungsflugzuvor könnte Ähnliches drohen in An- zeuge von der Türkei aus die syrische
kara. Doch von der „Modell-Partner- Grenze überwachen sollen. Zwar ist die
schaft“, zu der Obama beide Länder Anti-IS-Koalition keine offizielle Nato2009 aufrief, ist wenig zu spüren.
Mission, aber an ihr beteiligen sich alle
Hätte sich Washington darum auch wichtigen Nato-Staaten. Die Türkei
diesmal insgeheim über einen geglück- wird weiter gegen den IS, aber auch geten Militärputsch gefreut? Unstrittig gen die Kurden in der Region vorgehen
ist, dass sich die türkisch-amerikani- wollen. Doch die von Erdogan angekünschen Beziehungen unter Erdogan ein- digte Säuberungsaktion des Militärs
getrübt haben. Die USA verfolgten mit könnte zu personeller Ausdünnung fühSorge, dass die Türkei dem brutalen ren. „Das könnte die Militärpolitik und
Agieren des IS zunächst kaum Einhalt die Streitkräfte über Monate lähmen
gebot, weil Ankara und die Terrormili- und Erdogan entscheidungsunfähig mazen im syrischen Präsidenten Baschar chen, was Folgen für die militärischen
al-Assad einen gemeinsamen Feind hat- Planungen bei der Nato haben könnte“,
ten. Längst bedroht der IS auch die Tür- sagt ein hoher Diplomat in Brüssel.
kei, und das hat die beiden Hauptstädte
„Zweifellos werden wir nun Lücken
wieder enger zusammenrücken lassen. in den Fähigkeiten der türkischen TrupGleichwohl bleibt tiefes Misstrauen pen feststellen. Auch die Moral der Arschon wegen eines grundsätzlichen Dis- mee ist getroffen“, sagt Sinan Ülgen,
senses im Umgang mit den Kurden, die Außenpolitikexperte von Carnegie EuErdogan prinzipiell bekämpfen lässt rope. Die Nato müsse ihren türkischen
und die Obama (in Gestalt der von An- Partner jetzt stärker als bisher in ihre
kara als Terrororganisation eingestuf- Strukturen und Einsätze einbinden, um
ten PYD-Partei) für den Kampf gegen den Zusammenhalt der Truppe zu stärden IS bewaffnete. Die Unterdrückung ken, der durch den Putsch beschädigt
türkischer Medien durch die Erdogan- worden sei.
WELT am SONNTAG-2016-07-17-sil-24 f5123d7d0164873d70b500d7b5da4639
4 POLITIK
*
schaft. Niemand zwingt uns dazu, unsere Produkte mit immensen Steuergeldern für den Export herunterzusubventionieren und unsere Märkte gleichzeitig
abzuschotten. Niemand zwingt uns dazu, dass unsere Hochseeflotten die Meere vor Westafrika leer fischen. Niemand
zwingt uns dazu, Saudi-Arabien Waffen
zu liefern, mit denen das Land den Jemen verwüstet. Unter dem Gesichtspunkt der Fluchtursachenbekämpfung
macht das, was wir in den genannten Bereichen tun, doch alles gar keinen Sinn.
WELT AM SONNTAG: Herr Özdemir,
wie bewerten Sie das, was wir in der
Türkei erleben?
CEM ÖZDEMIR: Es ist gut, dass der versuchte Militärputsch gescheitert ist. Die
Menschen in der Türkei kennen Militärherrschaft nur zu gut und wissen, dass
sie nichts Gutes zu erwarten gehabt hätten. Wer die Erdogan-Herrschaft beenden will, muss dies an der Wahlurne tun.
Eine schlechte Demokratie durch eine
blutige Militärherrschaft zu ersetzen ist
sicher kein zivilisatorischer Fortschritt.
Auf diesen Feldern sind Sie nicht weit
von der Linkspartei entfernt. Wie
können Grüne eigentlich ernsthaft
über eine rot-rot-grüne Regierung
nachdenken, wenn die Linkspartei ihre Haltung zur Russland-Ukraine-Krise und zur Nato beibehält?
Die schärfste Kritik an der Linkspartei
kommt aus dem linken Flügel meiner
Partei. Was die Oppositionsarbeit der
Linkspartei angeht, so frage ich mich in
Es geht in der Tat um Grundsätzliches:
Akzeptiert die Linkspartei, dass die
Bundesrepublik ein Teil des Westens
ist? Akzeptiert sie, dass Deutschland
aufgrund seiner Vergangenheit nicht
isoliert und in der Mitte Europas hinund herschwanken darf? Ich kenne viele Kollegen in der Linkspartei, die das
verstehen. Ich weiß, es gibt auch andere, die im Geschichtsunterricht offenbar geschlafen haben. Aber wenn ich in
die Reihen der Union schaue, dann sehe
ich Leute, die die Trennschärfe zur AfD
vermissen lassen. Das eine ist mir genauso unangenehm wie das andere. Der
Populismus ist auf der einen wie der
anderen Seite ausgeprägt. Ich bin stolz
auf meine Partei, die ohne Wenn und
Aber zur Kohlschen Europapolitik
steht. Dass kann man von der Union
nicht mehr sagen.
Befassen wir uns lieber mit Ihrer Partei und Ihren Problemen, eigene Steuerpläne zu präsentieren. Seit zwei
schen mit kleinen und mittleren Einkommen stärken können. Da geht es
um bezahlbares Wohnen, um Bildungsgerechtigkeit, um gerechte Löhne und
gleiche Löhne für Mann und Frau. Natürlich müssen sich auch die Superreichen beteiligen. Es kann nicht angehen, dass Amazon weniger Steuern
zahlt als der Buchhändler um die Ecke.
Schließlich geht es auch um die Erbschaftsteuer.
Die Erbschaftsteuer gehört abgeschafft. Schließlich sind auf das Vermögen schon Steuern gezahlt worden.
Das sehe ich anders. Mit Blick auf den
Gerechtigkeitsbegriff, den ich ansprach, muss es bei der Erbschaftsteuer bleiben. Hier müssen die Ungerechtigkeiten beseitigt werden. Aktuell
werden Erbschaften und Schenkungen
ab 20 Millionen Euro praktisch nicht
besteuert. Erbe ich 200.000 Euro,
dann zahle ich im Schnitt 17 Prozent
WELT AM SONNTAG
rer inneren Liberalität und vor allem
wegen unseres urgrünen Kernthemas,
der Ökologie.
Sie brauchen in jedem Fall einen Koalitionspartner. Wie erklären Sie sich
die Schwäche der SPD?
Sie ist auf viele Faktoren zurückzuführen. Einer ist der Preis, den die SPD für
Gerhard Schröders Agenda-Reformen
zu zahlen hat. Allerdings begehen die
Sozialdemokraten auch einen Fehler.
Sie tun alles dafür, den Wähler vergessen zu lassen, dass sie für diese Reformen verantwortlich sind. Deshalb können sie auch nicht offen mit den Erfolgen der Agenda punkten. So bleibt an
ihnen der Schaden haften, während die
Kanzlerin die Errungenschaften für sich
verbucht, die auf Schröder und die rotgrüne Koalition zurückzuführen sind.
Natürlich beging die damalige Regierung bei den Reformen auch Fehler. Es
war falsch, nicht sofort einen Mindestlohn eingeführt zu haben. Dennoch hat
VON CLAUDIA KADE UND JACQUES SCHUSTER
Welche Folgen wird der Putsch Ihrer
Ansicht nach haben?
Erdogan wird sich die Gelegenheit nicht
entgehen lassen, das Militär gründlich
zu säubern und sein Projekt einer Verfassungsänderung mit dem Ziel der Alleinherrschaft endgültig zu realisieren.
Auch die wenigen kritischen Medien
und das zarte Pflänzchen der Zivilgesellschaft haben sicher nichts Gutes zu
erwarten. Mit einer liberalen Demokratie im westlichen Sinn hat das, was sich
in Ankara Demokratie nennt, sicher
nicht viel zu tun. Während eine demokratisch ausgerichtete Türkei sicher einen Platz in der EU hat, muss man sagen, dass es unter diesem Erdogan
nichts wird mit der EU-Mitgliedschaft.
Ist überhaupt noch jemand für die
Mitgliedschaft in der EU? Schauen Sie
auf die Briten. Sind Sie nach deren Votum noch für Volksentscheide?
Bürgerentscheide auf Kommunal- und
Landesebene haben sich aus meiner
Sicht bewährt. Auf Bundesebene
brauchte man dafür eine Verfassungsänderung.
„Er wird das Militär
SÄUBERN“
Warum fällt es der Politik so schwer
anzuerkennen, dass die Schließung
der Balkanroute ein Erfolg war?
Es kommt darauf an, was Sie als Erfolg
bezeichnen. Sicher, die Zahlen gingen
zurück. Aber dieser Umstand ist ein trügerischer. Die Menschen werden sich
andere Wege als die Balkanroute suchen. Das tun sie ja jetzt schon. Schauen
Sie auf das Mittelmeer und die Flüchtlinge, die nach Italien wollen. Die
Fluchtursachen verschwinden nicht,
weil die Balkanstaaten ihre Grenzen geschlossen haben. Es muss um die Frage
gehen: Wie versetzen wir die Welt in einen Zustand, in dem die Menschen in
ihrer Heimat bleiben?
Da denken Sie aber in langen Fristen!
Ich bin nicht blauäugig; ich weiß, dass
wir die Verhältnisse nicht von heute auf
morgen ändern. Es geht nicht nur um eine Utopie. Nehmen Sie die Landwirt-
17. JULI 2016
KOMPAKT
BUNDESTAGSWAHL
Kretschmann warnt
vor Rot-Rot-Grün
Die Grünen sind gut ein Jahr vor
der Bundestagswahl noch uneins
über ihre strategische Ausrichtung.
Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann
warnt eindringlich davor, auf eine
rot-rot-grüne Koalition nach der
Wahl zu setzen. Offen zeigt er sich
dagegen für ein Bündnis seiner
Partei mit der CDU, wie in der eigenen Landesregierung. Der Grünen-Politiker Jürgen Trittin riet
davon ab und favorisiert ein Bündnis mit SPD und Linken. Durch die
Koalitionen mit der Union auf Länderebene stelle man fest, „dass für
eine Partei der linken Mitte wie die
Grünen die Schnittstellen mit den
Sozialdemokraten und auch mit
weiten Teilen der Linken einfach
höher sind als mit der CDU und vor
allem der CSU“, sagte Trittin dem
„Spiegel“. Kretschmann hingegen
sieht für Rot-Rot-Grün auf Bundesebene vor allem die Linke als Hindernis. „Die Linke lebt in der Welt
einer Nationalökonomie, und außenpolitisch ist sie im Niemandsland – eher eine Protestbewegung“,
sagte er den Zeitungen der FunkeMediengruppe. „In dem Zustand, in
dem diese Partei jetzt ist, würde
schon die Sondierung scheitern.“
BÜRGERKRIEG IN SYRIEN
Russland und USA
sind optimistisch
Cem Özdemir über die Folgen des
Putschversuchs gegen Erdogan,
über Volksentscheide, die Schwäche
der SPD und die Gauck-Nachfolge
Im festgefahrenen Syrien-Konflikt
haben Russland und die USA nach
eigener Darstellung eine wichtige
Annäherung erreicht. Bei einem
Verhandlungsmarathon in Moskau
hätten sie sich auf konkrete Schritte
geeinigt, die die Lage in dem Bürgerkriegsland entscheidend verändern könnten, sagten die Außenminister Sergej Lawrow und John
Kerry in der Nacht zum Samstag.
„Wir werden die Liste unserer
Schritte nicht veröffentlichen, weil
wir wollen, dass sie funktionieren“,
sagte Kerry der Agentur Interfax.
Lawrow forderte direkte Verhandlungen zwischen der syrischen Regierung und der Opposition.
Das ist risikoreich.
Deshalb plädieren wir für ein dreistufiges Verfahren: Bürger sollten auch auf
Bundesebene
über
Volksinitiative,
Volksbegehren und Volksentscheid Gesetze anstoßen, einbringen und beschließen können. In Großbritannien
lief das anders: Die Initiative ging von
der Politik aus. Weil Cameron sich gegen den Anti-EU-Flügel seiner Partei
und die Ukip nicht durchsetzen konnte,
griff er zum Instrument des Referendums, bei dem es um vieles ging, aber
wenig um die EU. Grundsätzlich gilt:
Die Ebene muss stimmen. Europäische
Fragen muss man eigentlich europaweit
abstimmen. Fragen der Außenpolitik
sind für Volksabstimmungen nicht geeignet.
ASIEN-EUROPA-GIPFEL
Staaten machen
Druck auf China
MARTIN LENGEMANN
Jedenfalls haben die Briten Europa in
eine tiefe Krise gestürzt. Wie wird es
in der EU nun weitergehen?
Wir müssen den Menschen zeigen, dass
wir handlungsfähig sind und nicht in
Schockstarre verharren. Wir brauchen
ein Europa, und das beste Beispiel dafür
ist die Flüchtlingskrise. Kein Land ist in
der Lage, alle Flüchtlinge selbst aufzunehmen oder im Alleingang die Fluchtursachen zu bekämpfen. Deshalb sollten jetzt die Länder, die sich auf eine gemeinsame Flüchtlingspolitik einigen
wollen, vorangehen und eine funktionierende Verteilung der Flüchtlinge untereinander regeln. Dasselbe gilt auch
für eine gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik. Wir müssen uns um
Nordafrika kümmern. Wir brauchen einen Marshall-Plan für die MaghrebStaaten. Leider hat die Bundesregierung
nicht die Kraft dafür.
NR. 29
Cem Özdemir,
Parteichef
der Tat, wieso sie die Zeit in der Opposition nicht nutzt, um sich aufs Regieren
vorzubereiten. Opposition zu sein heißt
doch nicht nur, die Regierung zu attackieren. Opposition heißt auch, sich mit
eigenen Konzepten auf den Tag X der
Regierungsübernahme vorzubereiten.
Damit beerdigen Sie die Option einer
rot-rot-grünen Koalition.
Nicht so voreilig. Genauso wenig, wie
ich der Union vorschreiben kann, welche Person sich in der Partei durchsetzt, genauso wenig kann ich die
Linkspartei beeinflussen. Setzt Herr
Söder sich in der CSU durch oder eine
gemäßigte Person? Ich kann der Linkspartei nur raten, sich eher an Bodo Ramelow als an Oskar Lafontaine zu orientieren.
Immerhin stellt die CSU die NatoMitgliedschaft nicht infrage.
Seit 1981 ist Cem Özdemir, der im Dezember 1965 in Urach geboren wurde, Mitglied der Grünen. Sein politisches Hauptthema fand der Sozialpädagoge in seiner eigenen Biografie. Als deutscher Staatsbürger türkischer Herkunft schärfte er
das Profil seiner Partei auf dem Feld der Migration und von Multikulti. Seit 2008 ist der Baden-Württemberger Bundesvorsitzender seiner Partei. Er teilte sich das Amt zunächst mit Claudia Roth, heute steht Simone Peter an seiner Seite.
Jahren grübelt eine Kommission über
eine grüne Steuerpolitik. Einig wird
sie sich nicht.
Diese Kommission entscheidet nicht,
wie wir uns aufstellen. Sie empfiehlt.
Diese Empfehlungen gehen an den Vorstand. Daraus werden wir einen Leitantrag für den Bundesparteitag formen.
Was ist Ihr Hauptanliegen?
Wir wollen den Gerechtigkeitsbegriff
neu definieren. Gerecht ist, wenn wir
ein Bildungssystem schaffen, das allen
Kindern unabhängig von ihrer Herkunft eine faire Chance gibt. Gerecht
ist, wenn alle in unserer Gesellschaft
durch harte Arbeit eine Chance haben,
sich beispielsweise Wohneigentum zuzulegen oder sich die Miete leisten zu
können. Ich rate meiner Partei dazu,
nicht immer nur die High-End-Debatte
zu führen, sondern sich auch mit der
Frage zu beschäftigen, wie wir Men-
Erbschaftsteuer. Große Erbschaften
werden verschont, während die Hauptsteuerlast von der Mittelschicht getragen wird. Das ist absurd. Warum führen wir nicht eine Flatrate ein? Jeder
zahlt 15 Prozent auf sein vererbtes Vermögen. Er kann dies in einem Zeitraum
von 15 Jahren tun. Durch Beibehalt der
bestehenden Freibeträge wird das Familienerbe geschont. Aber sehr hohe
Vermögen würden deutlich mehr zum
Aufkommen der Steuer beitragen, während kleinere Erbschaften mit weniger
Steuer belegt würden. Gerechte Steuerpolitik muss nicht immer kompliziert sein.
Das hört sich an, als wollten die Grünen einen Steuerwahlkampf führen.
Mit mir gibt es keinen Steuerwahlkampf. Die Grünen werden nicht wegen
ihrer Steuervorschläge gewählt, sondern wegen ihrer Weltoffenheit und ih-
sich die Sozialdemokratie mit der Reform-Agenda große Verdienste für das
Land erworben. Es gibt keinen Grund
für die SPD, sich wegzuducken.
Nun heißt es, einen neuen Kandidaten
für das Amt des Bundespräsidenten
zu finden. Welche Erwägungen spielen bei den Grünen eine Rolle?
Die Zeiten sind so ernst, dass wir parteitaktische Spielchen unterlassen sollten.
Wir haben mit Bundespräsident Gauck
großes Glück gehabt. Er leistet großartige Arbeit. Wie er sein Amt führte – sein
großer Rückhalt sollte ein Vorbild für
uns alle sein. Wir Grüne sind daran interessiert, einen Mann oder eine Frau
zu finden, der oder die von möglichst
vielen der im Bundestag vertretenen
Parteien unterstützt wird. Die Bundespräsidentenwahl sollte keine Vorentscheidung für eine künftige Regierungskoalition sein.
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Überschattet vom Putschversuch in
der Türkei, ist der Asien-EuropaGipfel (Asem) in Ulan-Bator mit
Aufrufen zu mehr Kooperation zwischen beiden Kontinenten zu Ende
gegangen. Der zweitägige Gipfel der
34 Staats- und Regierungschefs
sowie Vertreter aus 51 Staaten war
von dem Terroranschlag in Nizza
und dem Streit mit China über
dessen Vorherrschaft im Südchinesischen Meer bestimmt gewesen.
Zum Abschluss des Gipfels in der
mongolischen Hauptstadt sprachen
sich die Asem-Mitglieder für einen
Ausbau der Kooperation und mehr
Handel zwischen Asien und Europa
aus. Vor dem Abflug nach Berlin traf
Kanzlerin Angela Merkel noch mit
Chinas Ministerpräsident Li Keqiang zusammen. Mehrere Staaten
hatten China gedrängt, das jüngste
Urteil des internationalen Schiedshofes zu respektieren, wonach die
weitgehenden chinesischen Gebietsansprüche im Südchinesischen Meer
„ohne rechtliche Grundlage“ seien.
China will die Entscheidung aber
nicht anerkennen.
PRÄSIDENTENWAHL
Clinton deutlich
vor Trump
Die demokratische Präsidentschaftsbewerberin Hillary Clinton
liegt einer neuen Reuters/IpsosUmfrage zufolge weiter deutlich vor
ihrem republikanischen Rivalen
Donald Trump. Der Vorsprung der
ehemaligen Außenministerin vor
dem Milliardär betrug zwölf Prozentpunkte und war damit wenig
verändert zur Umfrage der Vorwoche, als Clinton 13 Punkte vorne
lag. Die neue Erhebung fand größtenteils vor der Ernennung von
Mike Pence zum Vizepräsidentschaftskandidaten statt.
WELT am SONNTAG-2016-07-17-sil-24 f5123d7d0164873d70b500d7b5da4639
WELT AM SONNTAG
A
POLITIK 5
NR. 29
REUTERS/ERIC GAILLARD
17. JULI 2016
Ein Bild des Grauens: Die Promenade des Anglais in Nizza am 14. Juli
An ein erlegtes Stück Großwild erinnert
der weiße Kühllaster – so liegt er da mit
seinen 19 Tonnen, ein Koloss, durchsiebt von Kugeln. Fahrertür und Ladeklappen sind weit aufgerissen, in der
Windschutzscheibe spiegeln sich die
Palmen und der blaue, wolkenlose Himmel der Côte d‘Azur. Die Scheibe der
Fahrerkabine ist zerschossen, die Kühlerhaube zerrissen.
VON FLORIAN FLADE
Die Promenade des Anglais in Nizza
gilt als einer der schönsten Orte Europas.
Tiefblaues Meer, luxuriöse Hotels, am
Horizont die Ausläufer der Alpen. Südfrankreich wie aus einem Urlaubskatalog.
Am Donnerstag, dem französischen Nationalfeiertag, um 22.30 Uhr, verwandelte
sich die Strandpromenade in einen Ort
des Grauens. 84 Menschen, darunter
zahlreiche Kinder, starben, als der 31-jährige Tunesier Mohamed Lahouaiej-Bouhlel mit dem Lastwagen durch die Menge
raste, die sich über das Feuerwerk freute.
Wie „Bowlingkegel“ seien die Menschen durch die Luft geflogen, berichten Augenzeugen. Der Lastwagen kam
erst zum Stehen, als Polizisten den Fahrer erschossen. Es gibt Fotos und
Handyvideos, die während und nach der
Tat entstanden. Sie sind kaum zu ertragen. Körper liegen herum, manche leben, einige nur noch ein bisschen. Viele
gar nicht mehr. Ein Bild wird um die
Welt gehen: ein totes Kind, notdürftig
mit einer Decke umhüllt, neben sich ein
Plüschtier. Wieder Frankreich. Wieder
Terror. Wieder trifft es Zivilisten.
Eben erst hatte das Land durchgeatmet, die Fußballeuropameisterschaft
war ohne die befürchteten Anschläge
verlaufen. Präsident François Hollande
erklärte vor wenigen Tagen, der seit
Monaten bestehende Ausnahmezustand
werde noch im Juli aufgehoben. Bald
schon würden weniger Soldaten und
Polizisten in den Straßen patrouillieren.
Eine Nation versuchte, zur Normalität
zurückzufinden. Und dann der Massenmord auf der Promenade von Nizza.
War es wieder das Werk eines radikalen Islamisten? Eines Einzeltäters, wie
es oft nach solchen Taten heißt? Oder
hat – erneut nach den Attentaten im
November 2015 in Paris mit 130 Toten –
Leben verpfuscht?
DSCHIHAD hilft
Der Attentäter von Nizza ermordete über 80 Menschen. Seine Waffe war ein LKW,
sein Motiv ist ein Rätsel. Gar nicht rätselhaft ist das Tatmuster – der IS bietet es jedem an,
der töten und dabei sterben will. Zieh los und werde Märtyrer, lautet die Strategie
die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS)
zugeschlagen? Sie bekannte sich zwar
am Samstag in einem spärlichen Bekennerschreiben zur Tat. Ob sie wirklich eine Rolle spielte, ist jedoch fraglich.
Und doch ist sie präsent – in den
Köpfen menschlicher Zeitbomben. Der
IS macht denen, die ein Ende suchen,
ein Angebot: Tu es als Märtyrer, als
Held. Ein einzelner Attentäter, ein weiches Ziel, am Ende der Suizid im Kugelhagel der Polizei. Dieser Modus Operandi entwickelt sich zum terroristischen Erfolgsrezept.
In einem Nachtclub in Orlando, zuvor im kalifornischen San Bernadino,
zuletzt ein Mordanschlag auf einen
Polizisten und seine Familie vor deren
Haus bei Paris. Die Sicherheitsbehörden sind offenbar machtlos gegen diese
Angriffe aus dem scheinbaren Nichts.
Die potenziellen Terroristen sind kaum
noch auszumachen, die Taten an sich
derart banal, geradezu primitiv, dass sie
kaum zu verhindern sind. Auch in Nizza
stehen die Ermittler Tage vor einem
Rätsel. Noch immer ist die Motivlage
des Attentäters unklar.
Mohamed Lahouaiej Bouhlel hat wohl
weder ein Bekennerschreiben noch einen Abschiedsbrief hinterlassen. Den
französischen Geheimdiensten war er
nicht als islamistischer Extremist bekannt. Er soll über keine nennenswerten
Kontakte zu Dschihadisten verfügt haben. Lediglich als Kleinkrimineller war
der 1985 in Msaken bei Sousse geborene
Tunesier in der Vergangenheit aufgefallen. Einmal verbüßte er eine Haftstrafe
wegen einer Alkoholfahrt. Danach soll er
seinen Job als Lieferant verloren haben.
Mohamed Lahouaiej Bouhlel lebte in
einer kleinen Mietwohnung im Norden
von Nizza. Seine Frau soll sich vor Kurzem von ihm getrennt haben, es soll
Scheidungsstreitigkeiten gegeben haben. Mit ihr hat er angeblich drei Kinder. Nachbarn beschreiben Lahouaiej
Bouhlel als sehr ruhig und unauffällig.
Der in Tunesien lebende Vater sagte
Journalisten, sein Sohn sei kein religiö-
ser Fanatiker gewesen. Im Gegenteil,
Mohamed habe nie die Moschee besucht, er habe Alkohol getrunken und
Drogen genommen. Zeitweise sei er depressiv gewesen.
„Das ist ein Terrorist, der ohne Zweifel auf die eine oder andere Weise mit
dem radikalen Islamismus verbunden
war“, sagte hingegen Frankreichs Premierminister Manuel Valls. Auch Präsident Hollande sieht in dem Attentat offenbar eine Fortsetzung der islamistischen Terrorserie in Frankreich: „Wir
stehen vor einem Kampf, der lang sein
wird, weil wir einen Feind haben, der
immer wieder zuschlagen wird gegen alle Völker, alle Länder, für die die Freiheit das höchste Gut ist.“
Tatsächlich wirkt das Attentat von
Nizza wie aus einem Drehbuch islamistischer Terrororganisationen. Schon
vor Jahren rief die jemenitische al-Qaida die im Westen lebenden Muslime in
ihrem Online-Magazin „Inspire“ dazu
auf, mit Autos in Menschenmengen zu
fahren. Und auch der IS befahl seiner
Anhängerschaft derartige mörderische
Amokfahrten durchzuführen – insbesondere in den Ländern, die sich an der
Anti-IS-Koalition beteiligen. Allen voran Frankreich. Es wäre also keine
Überraschung, wenn Mohamed Lahouaiej Bouhlel eben genau diesen Aufrufen
gefolgt wäre. Vielleicht sogar als Einzeltäter, als sogenannter „einsamer Wolf“.
Ohne Helfer und Mitwisser.
Ein Tätertypus, der Sicherheitsbehörden weltweit vor schier unlösbare Herausforderungen stellt: Wie soll man
sich vorbereiten auf Terroristen, die aus
dem Nichts zuschlagen? Mit einfachsten Mitteln. Ohne großen Aufwand. Zu
allem entschlossen. Wie soll man Täter
frühzeitig erkennen, die spontan einen
Massenmord verüben wollen und dabei
selbst den Tod suchen? Wer verübt da
eigentlich den Terror – ein überzeugter
Dschihadist oder ein psychisch kranker
Amokläufer?
Das Spektrum terroristischer Gefahr
ist 15 Jahre nach dem 11. September 2001
breiter und vielschichtiger geworden,
zum Leidwesen von Polizei und Geheimdiensten. Die Terrormiliz IS
strahlt ihre hasserfüllte Ideologie über
tausende Kanäle in soziale Medien, über
YouTube-Videos, über Facebook und
Twitter, über die Chatdienste Whatsapp oder Telegram in alle Welt. Die
Dschihadisten machen ihrer Anhängerschaft, ihren Fans im Westen, ein verlockendes Angebot: Setze deinem verpfuschten, sündigen Leben ein Ende.
Werde durch deine Tat einer von uns.
Heldenstatus und Märtyrertum als
Lohn für Mord und Selbstmord.
Der übliche religiöse Wahn, die ohnehin schon verquere Hass-Theologie, sogar die politische Agenda der Dschihadisten – all das verwässert zunehmend.
Terror, so vermittelt es der IS, wird zum
Mitmach-Event für jedermann. Sowohl
die Art und Weise des Anschlags als
auch die Wahl der Ziele ist längst grenzenlos und entfesselt. Egal wer, egal
wie, egal wo, egal wen.
Die Vorteile dieser anarchistischen
Strategie liegen auf der Hand: Keine
Ausbildung der Täter im weit entfernten Terrorcamp, keine langfristigen Planungen, kein unnötiges Risiko, entdeckt
zu werden. Mohamed Bouhlel tötete
Dutzende Menschen in Nizza. Ohne Kalaschnikow. Ohne Sprengstoffgürtel.
Sogar ohne Messer. Er brauchte nur seinen Führerschein.
Ob die Attentäter letztendlich Überzeugungstäter sind, ob sie sich tatsächlich für die Weltherrschaftsansprüche
der Dschihadisten interessieren, ja sogar, ob sie überhaupt gläubige Muslime
sind – all das spielt für die IS-Führung
längst keine Rolle mehr. Der Hass wird
einfach in die Welt geblasen. Er wird
schon bereitwillige Hirne bestäuben.
Und er tut es, immer wieder.
Über einige Attentäter der Pariser
Anschläge vom November gibt es Erkenntnisse, denen zufolge sie weniger
gottesfürchtige Fundamentalisten waren als vielmehr ein Leben zwischen
Drogen, Straßenkriminalität und Alko-
hol führten, bevor sie zu Mördern wurden. Der Terrorhelfer Saleh Abdeslam
etwa galt im Brüsseler Stadtteil Molenbeek als notorischer Kiffer. Gemeinsam
mit seinem Bruder soll er eine Kneipe
betrieben haben, die als Drogenumschlagplatz bekannt war. Seinem Anwalt sagte Abdeslam, er habe den Koran
nie komplett gelesen. Nur eine Zusammenfassung im Internet.
Und auch bei Omar Mateen, dem Todesschützen, der im Nachtclub „Pulse“
in Orlando im US-Bundesstaat Florida
mehr als 40 Menschen tötete, fanden
die Ermittler keinerlei Hinweise auf eine besonders ausgeprägte Religiosität.
Bis heute behaupten Augenzeugen, Mateen selbst sei häufig ein Besucher der
bei Homosexuellen beliebten Diskothek
gewesen. Seine Tat aber beging er im
Namen des „Islamischen Staates“.
Ist die herausposaunte IS-Anhängerschaft also nur ein willkommenes Kostüm für narzisstische Killer und Psychopathen? Sicherheitspolitisch spielt eine
solche Unterscheidung kaum eine Rolle.
Solche Täter, egal ob politisch oder aus
krankhaftem Wahn handelnd, sind und
bleiben ein Albtraum. Denn sie sind
kaum aufzuhalten. Schon die Aufklärung im Vorfeld scheitert.
In Frankreich wie in Deutschland
werden Dateien über potenzielle Terroristen geführt. Hunderte, gar Tausende
Namen und Adressen von Islamisten
sind darin gespeichert. Etliche dieser
Personen werden überwacht, Telefone
angezapft, E-Mails mitgelesen. Wie aber
sollen Geheimdienste und Polizei auf
jemanden aufmerksam werden, der
kaum oder gar nicht kommuniziert?
Der keinerlei Anbindung an bekannte
Extremisten hat? Keine der überwachten
Moscheen besucht? Der keinen Versuch
unternimmt, Waffen oder Sprengstoff zu
erwerben? Der mit Alltagsgegenständen
wie einem Küchenmesser oder einem Auto schreckliche Gewalttaten verübt? Und
nach wem soll man suchen, wenn sich so
jemand erst wenige Tage oder sogar nur
Stunden vor seiner Tat radikalisiert? Ein
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Täter, der gestern noch Kleinkrimineller
war oder ein Psychopath und sich schon
morgen als Gotteskrieger im Weltkrieg
mit den Ungläubigen wähnt?
Instant-Radikalisierung, so nennen
Terrorfahnder diese Entwicklung. Und
sie macht ihnen große Sorge, denn sie
wird zur Normalität. Oft gab es Auffälligkeiten bei späteren Attentätern, zunehmend aggressives Verhalten zum
Beispiel. Der Wechsel des Freundeskreises. Streit über Religion und Politik mit
Lehrern, Eltern oder dem Arbeitgeber.
Manchmal aber blieben die Vorzeichen
unerkannt, auch weil die Radikalisierung blitzartig verlief.
Noch etwas kommt hinzu: Die ISIdeologie bietet eben nicht nur radikalisierten Islamisten eine geistige Heimat.
Sie eröffnet auch suizidalen Persönlichkeiten eine ebenso brutale wie spektakuläre Exit-Strategie aus dem eigenen,
gefühlt oder tatsächlich verkorksten Leben. Dem eigenen Ende einen vermeintlichen Sinn geben. Den Selbstmord politisch aufladen und überhöhen – am besten durch einen Massenmord. Vielleicht
sogar aus persönlichen Rachemotiven.
Das ist das perfide Erfolgsgeheimnis
des IS-Angebots: Werde Märtyrer. Kurze Bekenner-SMS genügt.
Am Samstagmorgen, mehr als 36
Stunden nach dem Attentat von Nizza,
verbuchte der IS die Tat schließlich für
sich. „Derjenige, der die tödliche Operation in Nizza ausgeführt hat, war ein
Soldat des Islamischen Staates“, heißt
es in der knappen Mitteilung der ISNachrichtenagentur Amaq Agency. Was
auffällt: Keine Details, kein Insiderwissen. Egal, Mohamed Lahouaiej Bouhlel
wird post mortem zum IS-Terroristen
gemacht. Ob er das wollte – oder war –
bleibt vorerst offen.
Nach den Anschlägen in Frankreich
im vergangenen Jahr haben jungen
Journalisten der Axel Springer Akademie das Freiheitsprojekt „Je
reste Charlie“ (in Anlehnung an den
berühmten Hashtag #JeSuisCharlie) ins Leben gerufen. Auf der dreisprachigen Website berichten sie
über die Auswirkungen von Terror
auf die Gesellschaft und den
Kampf für Meinungsfreiheit. Das
inzwischen mehrfach ausgezeichnete Projekt, das von zahlreichen
internationalen Künstlern und Politikern unterstützt wird, will ein
Signal und Ansporn sein, sich auch
in Zukunft nicht einschüchtern zu
lassen: www.jerestecharlie.eu
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6 POLITIK
WELT AM SONNTAG
NR. 29
17. JULI 2016
Terror unter
PALMEN
D
REUTERS/PHILIPPE WOJAZER
Nirgendwo in Frankreich ist die Kluft zwischen
den Reichen und den Abgehängten so sichtbar
wie in Nizza. An der Côte d’Azur hat sich eine
gefährliche Islamisten-Szene entwickelt –
und die Behörden scheinen machtlos
Nach dem Terroranschlag von Nizza ist die Trauer nach Frankreich zurückgekehrt: Auf dem Élysée-Palast weht die Fahne auf halbmast
Der sieben Meter hohe Apollon am Sonnenbrunnen von Nizza trägt eine blauweiß-rote Fahne, als wolle auch er sagen: „Je suis Nice“. Die ganze Welt ist
wieder Nizza. Sie war Charlie. Sie war
Paris. Sie war Orlando. Was wird sie
morgen sein? Das Karussell des Terrors
dreht sich schnell, es lässt keine Zeit
zum Trauern.
VON MARTINA MEISTER
UND DANIEL-DYLAN BÖHMER
AUS NIZZA
Im Justizpalast von Nizza, nur ein
paar Schritte vom Messina-Platz entfernt, tritt François Molins vor die Presse. Der Pariser Oberstaatsanwalt ist für
die Franzosen inzwischen der Unglücksbote der Nation geworden. Wenn
sein sanftes Gesicht auf dem Fernsehbildschirm erscheint, wenn seine warme Stimme ertönt, hat es Tote gegeben.
Charlie Hebdo. Germanwings. Bataclan.
Mit Glück vereitelte Anschläge auf Züge
und Kirchen. Ein ermordetes Polizistenpaar in Magnanville. Und nun Nizza.
Molins präsentiert stets nichts anderes als Fakten. Er schafft Gewissheiten
dort, wo die Verwirrung der Gefühle
herrscht, wo Unverständnis und Verzweiflung und immer öfter die schiere
Wut das Denken lenkt. Mohamed Lahouaiej Bouhlel hat den 19-Tonnen-Laster am 11. Juli gemietet und am 13. nicht
zurückgegeben. Am 14. schließlich verwandelte er ihn in eine Waffe, tödlich
wie eine Bombe. Überwachungskameras zeigen, wie er mit dem Fahrrad in
Auriol, einem Bezirk im Osten Nizzas
ankommt, wo der Laster parkt. Sie zeigen, wie er das Rad im Laster verstaut,
als glaubte er wirklich, nach der Tat einfach wieder davonzuradeln.
Molins spricht nicht vom Täter, er
nennt ihn „le terroriste“. Zu diesem Zeitpunkt gibt es noch kein Bekennerschreiben, der „Islamische Staat“ (IS) wird es
erst einen Tag später absenden, aber für
den Staatsanwalt trägt das Attentat
schon jetzt eindeutig die Handschrift
des Terrors. Der Terrorist, sagt Molins,
begann seine Fahrt um 22.45 Uhr vor der
Hausnummer 147 der Promenade des
Anglais. Erst bei Hausnummer 11 kam er
zum Stehen. Dazwischen liegen 1,7 Kilometer, dazwischen liegen 84 Tote, 202
Verletzte, 25, die noch zwischen Leben
und Tod schweben. Molins präsentiert
die Fakten, seit anderthalb Jahren geht
das jetzt so. Und es ist, als habe sich
selbst auf die klaren, hellen Augen von
Molins ein trauriger Schatten gelegt.
Wahrscheinlich liest auch der Staatsanwalt Zeitung, wahrscheinlich sieht er
die Hilferufe der Menschen auf Facebook, die verzweifelt nach Angehörigen
suchen. Wahrscheinlich hat auch er den
gebrochenen Vater im Fernsehen gesehen, der seine Frau noch wegriss, dessen
vierjähriger Sohn Yannis aber zehn Meter
weiter stand und dann am Boden lag, mit
dem Gesicht zum Boden: „Er sah aus wie
Aylan, das kleine Flüchtlingskind, das am
Strand an der Türkei angespült wurde.“
Warum immer wieder Frankreich?
Warum ausgerechnet Nizza? Das sind
die Fragen, die sich jetzt alle stellen. Experten warnen schon lange: Nizza hat
sich in den vergangenen Jahren zur
Dschihadisten-Hochburg
entwickelt,
das Departement Alpes-Maritimes zum
Mutterboden, auf dem der Terror gedeiht. Es kommt auf Platz zwei, gleich
nach dem berüchtigten Département
von Seine-St. Denis im Norden von Paris, das die allermeisten Dschihadisten
zählt. Ein Untersuchungsbericht der
Nationalversammlung zählt 151 potenzielle Kandidaten in der Region um Nizza, allein aus dem östlichen Teil des Departements seien jüngst laut Geheimdienstberichten 34 Dschihadisten abgereist. Besonders spektakulär war der
Fall einer 11-köpfigen Familie, die im
Herbst 2014 aufgebrochen ist.
„Was dort passiert ist, hat man jahrelang kommen sehen,“ sagt Asiem El Difraoui, deutsch-ägyptischer Politologe,
der seit Jahrzehnten in Frankreich lebt.
„Deradikalisierungs-Experten aus Nizza, die Dschihadisten in Gefängnissen
betreuen, haben schon lange Anschläge
erwartet. Einer auf den Karneval ist vor
zwei Jahren in letzter Sekunde vereitelt
worden“, sagt der Experte.
Es gibt viele Gründe dafür, warum
ausgerechnet die prunkvolle RivieraMetropole zur Hochburg des Dschihadismus wurde. Die arabischstämmige
Bevölkerung ist überwiegend tunesisch
hier. Beim Arabischen Frühling waren
die tunesischen Gefängnisse die ersten,
aus denen radikale Prediger und potenzielle Islamisten freigelassen wurden.
Eine Schlüsselrolle in Nizza hat außerdem Omar Diaby gespielt, Omar
Omsen nennt er sich selbst. Im Senegal
geboren, wuchs er an der Côte d’Azur
auf und kam dort früh mit der dortigen
Mafia in Kontakt. In den 90er-Jahren
wurde er wegen versuchten Mordes inhaftiert. Bei späteren Knastaufenthalten entdeckte er den fundamentalistischen Islam und wurde zum salafistischen Prediger. 2013 ging er in den Bürgerkrieg nach Syrien und schloss sich
dort der Al-Nusra-Front an. Wie kaum
ein anderer machte er Internetpropaganda militärisch nutzbar. Seine Rekrutierungsvideos sind mit 800.000 Klicks
die Blockbuster des Netzes. Mehr als
100 Jugendliche aus Frankreich folgten
ihm nach Syrien. Man hatte ihn tot geglaubt, aber ein aktuelles Fernsehinterview belegt das Gegenteil – der Mann
scheint aktiver um Dschihadisten zu
werben denn je. „Die Geschichte vom
‚einsamen Wolf‘ ist meist ein Alibi, hinter dem Politiker ihre Untätigkeit verstecken“, sagt Difraoui.
Deutsche mögen bei Nizza an den
Luxus der Côte d’Azur denken, an das
legendäre Hotel „Negresco“, aber das
ist nur die eine Seite der Medaille. In
den vergangenen Jahrzehnten sind auch
dort wie in anderen Teilen Frankreichs
triste Vorstädte gewachsen. Einige Bezirke hier gehören zu den ärmsten
Frankreichs. Und wohl nirgends im
Land ist der Abstand zu den Reichsten
und Allerreichsten so sichtbar wie an
der blauen Küste: „Für den Schritt zur
Gewalt ist unter anderem das relative
Armutsempfinden entscheidend“, erklärt Difraoui, „der Vergleich mit den
anderen und das Gefühl, dass eigene
Hoffnungen auf ein besseres Leben immer wieder enttäuscht werden.“
Ob Psychopath, terroristischer Trittbrettfahrer, echter Dschihadist, die
Grenze ist fließend geworden, das Psychogramm der Täter angesiedelt irgendwo zwischen Mohammed Atta und Andy
Warhol. Sicher ist nur, dass auch der Ausnahmezustand, den Präsident François
Hollande um weitere drei Monate verlängert hat, das Massaker nicht hat verhindern können. Genauso wenig hat die Tat-
Der Goebbels des Terrorkalifats
Z
Der Propaganda-Chef des „Islamischen Staates“ ruft die Muslime im Westen zum totalen Dschihad auf
uletzt ertönte seine Stimme Ende Mai. Abu Mohammed al-Adnani, Sprecher der Terrormiliz
„Islamischer Staat“ (IS), redete sich in
seiner Audiobotschaft in Rage. Der IS
werde überall bekämpft, rief er, aber
die Feinde Allahs würden niemals siegen. Anhänger des IS forderte er zu Anschlägen auf – weltweit. Er packte sie
bei ihrer muslimischen Ehre: „Da ist
Ramadan, der Monat des Kampfes und
des Dschihad zu euch gekommen!“
VON FLORIAN FLADE
Al-Adnani hoffte, gerade im Fastenmonat werde sein Appell fruchten:
„Lasst ihn ein Monat des Verhängnisses für die Kuffar (die Ungläubigen)
überall sein. Dies gilt speziell für die
Soldaten des Kalifats und ihre Unterstützer in Europa und Amerika.“ Er
sagte auch, was zu tun sei: „Die kleinste Tat, die ihr in eurer Heimat ausführt, ist besser und uns lieber als die
größte Tat bei uns, sowie wirkungsvoller für uns und schmerzvoller für sie.“
Krieg überall. Mit allem, was zur
Hand ist. Kein Unterschied zwischen
Kombattanten und Zivilisten, Männern, Frauen, Kindern. Keine Gnade.
Tötet sie alle. Es war die islamistische
Version von Joseph Goebbels’ berüch-
tigter Rede im Berliner Sportpalast,
die in der Frage gipfelte: „Wollt ihr
den totalen Krieg?“ Der Sportpalast
von heute ist die globale Arena des Internets. Und al-Adnanis Sportpalastfrage lautet: Wollt ihr den totalen
Dschihad? Und er wurde gehört. Zwei
Sympathisanten verübten jetzt im Ramadan Anschläge im Namen des IS.
Omar Mateen erschoss in einem
Nachtclub in Orlando 49 Menschen.
Und Larossi Abballa tötete im französischen Magnanville einen Polizisten
und dessen Frau mit dem Messer.
Bevor ihn Spezialeinheiten erschossen, sandte Abballa noch ein Live-Video ins Internet. Er schwor darin dem
IS-Führer Al-Bagdadi die Treue – und
widmete seine Tat dessen Einpeitscher: „Diejenigen, die mit den Brüdern des IS in Kontakt stehen: Sagt ihnen, dass wir dem Ruf des Sheikh alAdnani gefolgt sind!“
Wer ist der Mann, dessen Wort
weltweit Terror auslöst? Viel ist nicht
bekannt über ihn, es existieren kaum
Fotos oder Videos. Die wenigen Aufnahmen zeigen einen drahtigen, unscheinbaren Mann mit halblangem
Kinnbart. Al-Adnani soll 1977 im syrischen Binnish bei Idlib geboren worden sein. Sein richtiger Name ist angeblich Taha Sobhi Falaha. Die USA
führen ihn mit zahllosen Aliasnamen Tonbandaufnahmen. Al-Adnani ist öfauf der Liste der meistgesuchten Ter- ter zu hören. Jede seiner Äußerungen
roristen. Ein Kopfgeld von fünf Millio- wird von westlichen Geheimdiensten
nen US-Dollar ist auf ihn ausgesetzt.
genau analysiert. Denn seine Stimme
In dschihadistischen Kreisen
gilt als gefährlich, sie animiert zukursiert eine Biografie des ISnehmend islamistische EinSprechers, verfasst von eizeltäter auch in Europa
nem islamistischen Preund Nordamerika.
diger aus Bahrain. Viel
„Wenn du einen unblumige Dschihad-Rogläubigen Amerikaner
mantik findet sich daoder Europäer töten
rin. Es wird das Bild eikannst, speziell die
nes einfachen Mannes
schmutzigen Franzoaus Syrien gemalt, der
sen, dann vertraue auf
die Bücher der großen
Allah und töte ihn auf
islamischen Gelehrten
jede erdenklich Art
verschlang, den Koran
und Weise“, empfahl
Abu Mohammad
auswendig lernte und
al-Adnani in einer Aual-Adnani
selbst zum spirituellen
diobotschaft im SepFührer aufstieg – die
tember 2014. „Schlage
Bilderbuch-Karriere eines Dschihadis- seinen Kopf mit einem Stein ein,
ten. Der Wahrheitsgehalt? Unklar.
schlachte ihn mit einem Messer oder
Heute ist Abu Mohammed al-Adnani überfahre ihn mit einem Auto, wirf
eine der Top-Führungsfiguren des IS. ihn von einem hohen Ort, erwürge ihn
Er soll Mitglied im sogenannten „Shu- oder vergifte ihn!“
ra-Rat“ sein und die „externen OperaDie 42-minütige Rede war keine
tionen“ planen. Es war al-Adnani, der plumpe Drohung. Sie war eine Kriegsin einer Audiobotschaft im Juni 2014 erklärung. Und die Lossprechung eidie Gründung des „Islamischen Staa- nes jeden Attentäters von aller Vertes“ verkündete. Der selbst ernannte antwortung: „Frag niemanden nach
Kalif des IS, Abu Bakr al-Bagdadi, zeigt Rat und verlange nicht nach irgendeisich selten. Es gibt nur eine Videobot- nem Urteil. Töte die Ungläubigen,
schaft von ihm und wenige aktuelle egal ob Zivilisten oder Militärs!“
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sache geholfen, dass Nizza die Stadt in
Frankreich mit den meisten Überwachungskameras ist und diejenige mit den
meisten Polizisten pro Einwohner.
Sicher ist auch, dass jedes weitere Attentat dazu beiträgt, die französische
Gesellschaft zu spalten. Vor einem
„Krieg der Zivilisationen“ warnt der
französische Islamismusexperte Gilles
Kepel. Der Chef des Inlandsgeheimdienstes Patrick Calvar prophezeit die
„Radikalisierung der Gesellschaft“ und
warnt von einer „Konfrontation zwischen rechtsextremen Kräften und der
muslimischen Welt“, nicht der islamistischen, fügt er hinzu – und die Unterscheidung ist ihm wichtig.
„Wir sind doppelte Opfer“, sagt Otmane Aissaoui, Imam der Mosquée Rahna,
der größten Moschee von Nizza, „Opfer
des Terrors und Opfer von Vorurteilen“.
Vor einem Monat war ein Wildschweinkadaver vor die Tür einer anderen Moschee in Nizza gelegt worden. Es sind die
traurigen Zeichen eines Stimmungswandels, der das ganze Land erfasst hat. Man
muss sich in der schönen Stadt nicht extra auf die Suche nach antiarabischen
Ressentiments machen, sie begegnen einem an jeder Straßenecke. Eine Frau
blickt abfällig auf zwei schwarz verschleierte, arabische Touristinnen und sagt:
„Sollen die doch bleiben, wo sie herkommen!“ In Saint-Laurent-du-Var, einem
Vorort von Nizza, wo Lahouaiej Bouhlel
den Kühllaster geliehen hat, sagte der
Bürgermeister nach einer Gedenkminute
für die Opfer: „Schmeißt sie doch endlich
alle raus, die Radikalisierten. Sie haben
hier nichts verloren!“
Und vor dem Zeitungskiosk in der
Rue de la Buffa steht früh morgens um 7
Uhr Guy, 81, in Algerien geboren, als
Pied-noir, als weißer Siedler in Nordafrika und erteilt Lektionen in Sachen
Islam: „Das ist nicht nur einer, der verdorben ist, das ist die ganze Rasse.“ Die
Rasse? Das Gespräch beendet er
schnell: Intolerant sei der Islam, „eine
Scheißreligion, die keine anderen neben
sich zulässt“.
Wie Guy haben sich in Nizza und
Umgebung viele der alten französischen
Kolonisten angesiedelt, die in den 60erJahren vor der Unabhängigkeitsbewegung in Algerien fliehen mussten. Sie
wurden zur wichtigen Basis der Rechten
– und zum Reservoir antiarabischer
Ressentiments. Der rechtspopulistische
Front National ist hier besonders stark.
Marion Maréchal-Le Pen, die Nichte
von Parteichefin Marine, unterlag hier
nur ganz knapp den Konservativen bei
den letzten Regionalwahlen.
Das erste Todesopfer von Lahouaiej
Bouhlel war übrigens Fatima Charrihi,
62 Jahre, alt, sieben Kinder, sieben Enkelkinder. Sie war Französin und gläubige Muslimin. Sie trug einen schwarzen
Ganzkörperschleier, als sie vom Laster
erfasst wurde.
WELT am SONNTAG-2016-07-17-sil-24 f5123d7d0164873d70b500d7b5da4639
17. JULI 2016
WELT AM SONNTAG
POLITIK 7
NR. 29
GABRIEL zwischen Lügner und Teufel
E
Das Oberlandesgericht Düsseldorf stoppt die Ministererlaubnis für Edeka-Tengelmann. Der Wirtschaftsminister könnte befangen gewesen sein. War er es?
sie kam in der Geschichte der Bundesrepublik bisher nur neunmal vor. Völlig beispiellos aber ist der Vorgang,
dass ein Gericht sie kippt, weil der zuständige Minister möglicherweise befangen war.
Was derzeit für Gabriel schiefgehen
kann, geht schief. Vergangene Woche
musste er erklären, warum sich ausgerechnet unter ihm als Wirtschaftsminister die Rüstungsexporte verdoppelt
haben. Schon bald könnte das Freihandelsabkommen TTIP scheitern, für das
Gabriel getrommelt hat. Kann er in diesen beiden Fällen die Schuld noch auf
andere schieben, muss er für die vorerst geplatzte Ministererlaubnis allein
seinen Kopf hinhalten. Gabriel persönVON MICHAEL GASSMANN
UND MARTIN GREIVE
lich hat sie ausgearbeitet. Das Nein des
Gerichts lässt ihn nun wenig geeignet
Über die telefonische Anfrage beim für das Bundeskanzleramt erscheinen,
zuständigen Referatsleiter des Ministe- für das er gerade Anlauf nimmt. Gariums, Armin Jungbluth, fertigten die briel sei nicht nur möglicherweise befür Rewe tätigen Juristen von der fangen gewesen, er habe auch bei den
Kanzlei Freshfields am 22. Januar eine Unterlagen geschludert und seine Entlängere Notiz an. Sie liegt der „Welt am scheidung falsch begründet, teilte das
Sonntag“ vor. Darin heißt es: „Herr Gericht mit. In Kürze heißt das: GaJungbluth bestätigte dann, dass es ein briel kann seinen Ministerjob nicht.
Das konnte der SPD-Chef nicht auf
Gespräch zwischen dem Minister und
Herr Mosa am 1. Dezember 2015 gege- sich sitzen lassen. Er unterbrach seinen
ben habe. Darüber gebe es keinen Ak- Urlaub, berief für Mittwoch eine Pressekonferenz ein und warf dem Gericht
tenvermerk.“
„falsche TatsachenbehauptunDie Notiz bringt Wirtgen“ vor. So hätten die Trefschaftsminister Sigmar Gafen zwischen Gabriel, Edebriel (SPD) in Erklärungska-Chef Mosa und Tennöte. Er hat den Vorgang
gelmann-Inhaber Haub
in dieser Woche ganz
nicht am 16. Dezember,
anders
dargestellt:
sondern am 18. Dezem„Über die Tatsache des
ber stattgefunden. Auch
Gesprächs am 1. Deseien das anders als vom
zember 2015 sind dann
Gericht behauptet keine
auch – anders als be„Sechs-Augen-Gesprähauptet – alle Verfahche“ zwischen den dreirensbeteiligten – übrien gewesen, sondern
gens auch Rewe – im
Einzelgespräche
mit
Rahmen der Akteneinden jeweiligen Firmensicht im Januar 2016
chefs, bei denen immer
informiert worden.“
mehr als zwei Beamte
Das Treffen mit Modes Wirtschaftsministesa ist eine von mehre- DAS GERICHT IST
riums anwesend waren.
ren Ungereimtheiten,
Von Geheimgesprächen
für die Gabriel im Mi- SCHLICHT
könne daher keine Rede
nistererlaubnisverfahsein. „Auch hier erweckt
ren Edeka-Tengelmann FALSCH
das OLG einen falschen
geradestehen
muss.
Eindruck
oder
ist
Das Oberlandesgericht INFORMIERT
schlicht falsch inforDüsseldorf hat in dieser Woche Gabriels Sondergenehmi- miert“, sagte Gabriel und kündigte an,
gung für eine Fusion von Edeka-Ten- gegen den Gerichtsbeschluss rechtligelmann vorerst gestoppt, und das mit che Schritte einzuleiten.
Einige Vorwürfe konnte Gabriel so
der wohl denkbar spektakulärsten Begründung: Gabriel sei in dem Verfah- ausräumen, bei anderen blieben Frageren möglicherweise befangen gewe- zeichen. Obwohl Gabriel entgegen seisen. Er habe Geheimgespräche mit ner Gewohnheit sein Statement vom
Edeka und Kaisers’s Tengelmann ge- Zettel ablas, konnte er nicht sagen, welführt und Rewe – Edekas Mitbewerber che Beamten bei welchen der Gespräfür eine Übernahme von Kaiser’s Ten- che genau dabei waren. Das musste
gelmann – nicht ausreichend über die sein Haus nachliefern. Und eine
Schludrigkeit räumte der Minister zuGespräche informiert.
Die Entscheidung ist ein Pauken- mindest indirekt ein.
So findet sich in der Notiz der
schlag. Monatelang hatten sich schon
die beteiligten Unternehmen eine Freshfields-Anwälte vom 22. Januar
Schlammschlacht geliefert. Rewe-Chef auch die Information, ein weiteres GeAlain Caparros bezeichnete Edeka als spräch zwischen Edeka-Chef Mosa und
„Teufel“, Edeka-Chef Markus Mosa Gabriel nach dem 1. Dezember habe
wiederum bezichtigte Caparros der Lü- „nicht stattgefunden“. Ein weiteres
ge. Mit der Entscheidung des Oberlan- Gespräch mit Mosa gab es aber, am 18.
desgerichts hat das Verfahren jetzt Dezember, wie Gabriel sagte. Zu den
aber eine ganz neue Qualität erreicht. Gesprächsinhalten gibt es keine InforNun liefern sich auch noch Exekutive mationen. Nach Angaben des Wirtund Legislative eine Fehde. Entweder schaftsministeriums seien Gesprächshandelt es sich bei der Entscheidung protokolle „nicht notwendig“ gewesen.
des Oberlandesgerichts Düsseldorf um Die Gesprächsinhalte ergeben sich aus
Justizversagen. Oder Gabriel hat im den Vorbereitungsunterlagen für die
Ministererlaubnisverfahren
gelogen beiden Treffen. Und die Akten hätte
oder geschludert. Dann könnte es für das Ministerium dem OLG Düsseldorf
zur Verfügung gestellt. Es gebe auch
den Wirtschaftsminister eng werden.
Die Ministererlaubnis war von An- keine rechtliche Verpflichtung für das
fang an eine heikle Angelegenheit. Ede- Haus, Protokolle anzulegen.
Dass Gabriel keine Vermerke über
ka ist mit rund 350.000 Mitarbeitern
einer der größten Arbeitgeber Deutsch- die Gespräche anfertigen ließ, bewerlands. Mit dem Konzern verscherzt ten Experten unterschiedlich. Die klare
man es sich besser nicht. Auf der ande- Trennung zwischen wettbewerblicher
ren Seite ist es aber auch fragwürdig, Prüfung durch die Kartellbehörde eiEdekas Marktmacht durch eine Fusion nerseits und wirtschaftspolitischer Geweiter zu stärken. Aus diesem Grund staltung durch den Minister andererhatte das Bundeskartellamt den Deal seits müsse erhalten bleiben, um politimit Tengelmann abgelehnt. Mit Ten- schen Druck vom Bundeskartellamt zu
gelmann wiederum verbindet das Bun- nehmen, sagt Florian Bien. „Wenn der
deswirtschaftsministerium gemeinsa- vom OLG Düsseldorf jetzt gesetzte
me Geschäftsinteressen: Tengelmann Standard Bestand hätte, ist die Minisist einer der kleinen Gesellschafter des tererlaubnis tot“, sagt der KartellHightech-Gründerfonds, über das Ga- rechts-Professor. „Welcher Minister
wollte in Zukunft in derart engem Korbriels Haus in Start-ups investiert.
Nach einem ungewöhnlich langen sett noch eine Erlaubnis erteilen wolVerfahren erteilte Gabriel im März len? Wer würde noch das Risiko eingeder Fusion unter Auflagen die Sonder- hen, sich in Düsseldorf in dieser Weise
genehmigung. Dies kann ein Minister vorführen zu lassen?“
Ein renommierter Berliner Kartelltun, wenn aus seiner Sicht eine Fusion
Vorteile für das Allgemeinwohl bringt. anwalt hält das Verfahren Gabriels daGabriel sah den Erhalt von 16.000 gegen für „total unüblich“. „Was Herr
Jobs bei Kaiser’s Tengelmann und den Gabriel da gemacht hat, ist eine Art GeSchutz von deren Arbeitnehmerrech- heimdiplomatie, die es in einem
ten als einen solchen Vorteil an. Eine Rechtsstaat eigentlich nicht geben
Ministererlaubnis ist äußerst selten, darf.“ Und der Kartellrechtsexperte
s war ein paar Tage
nach Neujahr, als die
Rewe-Anwälte die gewaltigen Aktenstapel
sichteten, die das Ministererlaubnisverfahren
Edeka/Kaiser’s
Tengelmann unablässig produziert, jede Seite ordentlich durchnummeriert.
Auf Seite 17.060 stießen sie auf eine EMail von Edeka-Chef Markus Mosa an
Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel
vom 2. Dezember 2015, in der sich Mosa
auf ein Gespräch vom Vortag bezieht.
Die Juristen staunten – von dem Treffen war ihnen nichts bekannt.
Justus Haucap sagt: „Vermerke über die
Gespräche zwischen Gabriel und den
Firmenchefs anzulegen wäre aus Sicht
des Bundeswirtschaftsministeriums sicher geschickt gewesen. So hat es jetzt
Spekulationen Tür und Tor geöffnet.“
Haucaps Kollege Daniel Zimmer
sieht sich durch den Beschluss des
OLG Düsseldorf bestärkt. Zimmer war
Mitte März aus Protest gegen die Mi-
nistererlaubnis als Vorsitzender der
Monopolkommission zurückgetreten.
Die Regierungsberater hatten sich in
einem Gutachten gegen die Fusion ausgesprochen, sie sei die „schlechteste aller Lösungen“. Auch der Stellenabbau
werde dadurch nicht verhindert, sagte
Zimmer der „Welt am Sonntag“: „Für
denjenigen, der das dichteste Filialnetz
hat, besteht langfristig der größte An-
reiz zum Arbeitsplatzabbau.“ Und das
sei nun einmal Edeka. Nach Auslauf der
Jobgarantie nach fünf Jahren würde
Edeka Jobs streichen.
Nun könnte es noch früher dazu
kommen. Tengelmann-Inhaber Haub
drohte bereits kurz vor dem Gerichtsbeschluss, bis Ende Juli müsse die Fusion stehen, sonst müsse er einen anderen Weg finden. „Eine Zerschlagung
von Tengelmann ist jetzt wahrscheinlich“, sagt Haucap.
Gabriel kommentierte das Gerichtsurteil auf seine Art. „Vor Gericht gibt es
eine alte Regel: Sie kriegen nie Recht,
sondern immer nur ein Urteil.“ Die
Richter am Oberlandesgericht werden
den Spruch vor dem noch ausstehenden endgültigen Urteil sicher nicht lustig gefunden haben.
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Drei Gesetze.
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Energiewende.
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8 POLITIK
H
aben die Deutschen
Heimweh nach ihr?
Verkörpert
Angela
Merkel wieder die
Sehnsucht nach der
ruhigen Hand, nach
Führung, nach Lösungen – die Sehnsucht nach der Rückkehr zum Alltag? Das Symbol für eine solche Normalität war Merkels Rautengeste.
VON TORSTEN KRAUEL
Seit Anfang Juli steigen die Umfragewerte für die Union, für die Bundeskanzlerin und für die Akzeptanz der EU.
Die Werte für die AfD fallen. Beim Umfrageinstitut Insa verlor die Partei gegenüber dem Juni 2,5 Prozentpunkte,
bei Infratest sogar drei. Angesichts des
bisherigen
bundesweiten
Durchschnittswerts von rund 13 Prozent ist
das ein scharfer Rückgang. Beim Umfrageinstitut Forsa erzielte die AfD am
Donnerstag nur noch ein einstelliges
WELT AM SONNTAG
fers (und Edmund Stoibers), jede Entscheidung aus Berlin oder Brüssel sofort kleinzureden, schlägt positiv zu
Buche. Genauso großen Anteil hat die
von der CSU begrüßte Schließung der
Balkanroute. Die CSU kann sagen:
Auch wegen uns kehren Protestwähler
zur Union zurück.
Aus der Sicht des Kanzleramts war
der empfundene Kontrollverlust des
Staates seit dem Herbst 2015 der Grund
für den Aufschwung der AfD. Die Sorge
vor staatlicher Handlungsunfähigkeit
sitzt bei vielen Wählern im Hinterkopf.
Die Grenzöffnung für Flüchtlinge
machte den Kontrollverlust zur konkreten Möglichkeit. Die fatale Kölner Silvesternacht bestätigte die Angst. Darüber ist sich das Kanzleramt im Klaren.
Genauso illusionslos hält man dort
nicht die AfD für das Hauptproblem bei
der Frage, ob Merkel wieder die beruhigende Rautenkanzlerin wird oder eine
scheinbar hilflose Amtsinhaberin bleibt.
Das Hauptproblem ist die SPD.
Flügelkämpfe offen ausbrechen. Das
wäre für die Bundeskanzlerin aber etwas ganz anderes, als wenn die AfD mit
sich ringt. Sogar der Streit mit der CSU
war nicht so folgenreich, wie es ein Aufruhr in der SPD wäre.
Die AfD hat auf absehbare Zeit keinen
praktischen Einfluss in der deutschen
oder gar der internationalen Politik,
selbst wenn sie am 4. September auf
über 20 Prozent kommen sollte. Die
CSU hat nur begrenzte Mittel. Sie
besitzt in der großen Koalition
keine Sperrminorität, und sie
regiert nur eines von 16 Bundesländern. Die SPD hingegen ist im Bundeskabinett,
Bundestag und Bundesrat eine entscheidende
Größe – und sie sucht
vor dem Wahljahr
2017 nach Themen, mit denen
sie ein besseres Ergebnis
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erzielen könnte
als die mageren
22 bis 24 Prozent,
die sie seit Jahren in
den Umfragen bekommt.
Die SPD-Spitze spürt
die Herausforderung seit
Langem. Sie hat den sozialund arbeitspolitischen Teil
des Koalitionsvertrages bis auf
wenige Punkte durchgesetzt.
Merkel hat diese Erfolge hingenommen und manchmal sogar befördert, um ihren Regierungspartner
zu stabilisieren.
Trotzdem verharrt die SPD demoskopisch im Tief. Nun richten etliche Genossen ihren Blick stärker auf die Außen- und Außenwirtschaftspolitik als
möglichem Unterscheidungsmerkmal
zur Union. Dort ist Angela Merkel wesentlich weniger flexibel als in der Innenpolitik. Dort hat sie keine Richtlinienkompetenz. Dort geht es um komplizierte multilaterale Bündnisse, Verträge
und Allianzen, dort geht es um heikelste
Nuancen – dort schließlich gibt es The-
TY
Das sagt in Angela Merkels Nähe
zwar niemand offen. Die Sozialdemokraten, bekommt man zu hören, sind
zuverlässige Partner. Aber andere aus
Regierung und Parlament lassen es
durchblicken: Für die Rückgewinnung
der Handlungsfähigkeit, für die Wiederkehr der Raute, ist Sigmar Gabriels Partei der wichtige Test. Es stimmt, dass
die SPD-Führung staatspolitisch loyal
denkt. Aber die Führung ist selbst ein
Klub der Getriebenen – dieser Umstand
hat auch mit der AfD zu tun.
Denn wenn sich das Blatt nicht wendet, stehen die Sozialdemokraten bei
der vierten Landtagswahl des Jahres
2016 vor einer beispiellosen Niederlage.
Die Wahl findet am 4. September in
Mecklenburg-Vorpommern statt. Ende
Juni lag die regierende SPD dort bei nur
noch 22 Prozent – ein Erdrutsch-Verlust
von 13,6 Prozentpunkten gegenüber der
Wahl von 2011. Die AfD kam auf 19 Prozent. Die Aussicht, vielleicht hinter die
AfD zu rutschen, macht die SPD nervös.
Wenn das am Wahlabend geschehen
sollte, wird die SPD für Merkel unkalkulierbar. Dann könnten dort Macht- und
GET
Ergebnis. Die Union hingegen legt in allen Umfragen zu, auf bis zu 36 Prozent.
Bei der persönlichen Beliebtheit verzeichnet Angela Merkel fast einen zweistelligen Sympathiezuwachs.
Die Gründe für den Rückgang der
AfD-Werte liegen auf der Hand. Die Beleidigung des Fußball-Nationalspielers
Jérôme Boateng durch Alexander Gauland, das Zerbrechen der Stuttgarter
AfD-Landtagsfraktion wegen ihrer judenfeindlichen Haltung sowie der britische EU-Austritt als Folge einer von Populisten emotional angeheizten Volksabstimmung – das alles stärkt den latenten Argwohn gegenüber der Protestpartei. „Das haben wir nicht gewollt“: Diese Regung sitzt in Deutschland tief, besonders bei AfD-Protestwählern, die
keine Fundamentalisten sind.
Hinzu kommen das vorläufige Ende
des offenen Streits zwischen CDU und
CSU über die Flüchtlingsfrage und der
vorläufige Rückgang des Flüchtlingszuzugs selbst. Wenn die Union sich
streitet, sinkt die Zustimmung zu ihr,
verträgt sie sich wieder, steigen die
Umfragewerte. Der Verzicht Seeho-
G
Angela Merkels Umfragewerte steigen.
Die Zahlen für die AfD sinken. Das verheißt Gutes
für die Bundeskanzlerin – wenn nur die SPD
nicht wäre. Dort braut sich etwas zusammen
Kanzlerin Angela Merkel
und ihre Lieblingsgeste
17. JULI 2016
hältnis
zu Russland, ob bei
der Finanzdisziplin in der
Euro-Zone, beim
erwünschten
Tempo des britischen EU-Austritts
oder beim europäischamerikanischen
Freihandelsabkommen TTIP
– immer unverhohlener
nimmt die SPD jetzt eine andere Position ein als Angela
Merkel und die CDU.
Natürlich kennen Sigmar Gabriel und Frank-Walter Steinmeier
die Umfragezahlen. Die Deutschen
wollen mehrheitlich keine gezielte
Konfrontation mit Russland. Sie mögen
auch Erdogan nicht besonders, der gerade einen Putschversuch überstanden
hat, und TTIP wird unpopulär. Jüngste
Umfragen zeigen, dass nur noch ein
Fünftel der Deutschen das Freihandelsprojekt gut findet, während die Union
glaubt, das geplante Abkommen sei für
Europa überlebenswichtig.
Manche sozialdemokratische Neuverortung bringt die SPD näher an die
Linkspartei und die Grünen heran. An-
dere Haltungsänderungen schaffen
mehr Gemeinsamkeit mit europäischen
sozialistischen Parteien. Die neue außenpolitische Akzentsetzung trifft auch
den Geschmack mancher AfD-Anhänger. Mit allen solchen Äußerungen
kommt die SPD-Spitze etlichen eigenen
unruhigen Genossen entgegen.
Die Lage in der Partei ist kompliziert.
Nicht jede Kritik am Kanzleramt ist
zum Nennwert zu nehmen. Merkel weiß
das. Sie weiß aber auch, dass politische
Dinge oft ein Eigenleben entfalten.
Differenzen zwischen Union und AfD
sind bislang etwas fürs politische Feuilleton. Differenzen zwischen der Union
und der SPD werden in allen Hauptstädten minutiös registriert und könnten Berlins außenpolitisches Gewicht
mindern. Ein Indiz dafür, wie heikel die
Gesamtlage ist, war Merkels Verhalten
gegenüber den Medien beim Warschauer Nato-Gipfel vor einer Woche.
Merkel tauchte praktisch ab. Es gab
kein Presse-Hintergrundgespräch. Bei
ihren TV-Kurzauftritten ließ sie keine
Fragen zu. Begleitpersonen, die sonst
für Journalisten gerne zur Verfügung
stehen, waren unerreichbar.
Die Gründe für die Wortkargheit sind
vielfältig. Merkel hatte sich am Vorabend des Gipfels deutlich über Russlands Politik und die notwendige Stärkung der Nato geäußert. Sie will damit
die Osteuropäer stärken, ohne den Gesprächsfaden zu Wladimir Putin abreißen zu lassen. Sie betont in ihren Reden unablässig die Dialogbereitschaft – und dies wiederum auch
wegen der SPD.
Merkel möchte nicht die latente deutsche Sorge über einen neuen Kalten Krieg nähren, die in Mecklenburg-Vorpommern der AfD Wähler zutreiben könnte. Sie möchte der
SPD keinen noch so geringen Anlass
bieten, die außenpolitische Kritik weiter zu verschärfen. Kein überflüssiger
Satz, kein unnötiges Wort: Weder sollen
die Balten Zweifel an Merkel bekommen, noch soll die SPD weitere Gründe
finden, sich von ihr abzusetzen.
Es darf am Abend der Schweriner
Landtagswahl keine Krise in Berlin ausbrechen – dem Tag, an dem Merkel eigentlich zum G-20-Gipfel nach China
fliegen will, dessen nächste Gastgeberin
sie im Juli 2017 in Hamburg ist.
Die Lage kann sich jeden Tag wieder
ändern, das weiß Merkel so gut wie die
SPD und die AfD. Die Wähler sollen
aber aus den Ferien mit dem Gefühl zurückkehren, die Regierung habe die Lage wieder im Griff. Eine Protestpartei
wie die AfD wird von Angstmachern geführt, die möglichst lange Kassandra
spielen wollen. Ab einer gewissen
Schwelle sinkt darum die Zustimmung
derer, die als Protestwähler nicht auf
Umsturz sinnen, sondern auf Lösungen.
Angela Merkel hat ihre Rhetorik
schrittweise angepasst. Sie verteidigt die
Grenzöffnung für Flüchtlinge vehement.
Aber sie legt den Akzent in harten Worten auf die staatliche Handlungsfähigkeit. Besorgte Protestwähler, die auf Lösungen drängen, haben an Großbritannien gesehen, dass plötzlich ein radikales
Weltbild obsiegen könnte. Sie wollen
aber keine Revolution, sondern die Rückkehr staatlicher Normalität. Im ZDFSommerinterview am 10. Juli sagte Merkel, als Bundeskanzlerin sei sie aufgefordert, „Lösungen anzubieten“. Sie sagte
es mit Bedacht in ihrem allerersten Satz.
„Die Politik bedeutet ein starkes
langsames Bohren von dicken Brettern
mit Leidenschaft und Augenmaß zugleich“, hat der Philosoph Max Weber
einst dekretiert, und so sieht sie eben
auch aus, wobei die Leidenschaft heute
vorwiegend beim gegenseitigen Anbrüllen in den Talkshows zur Geltung
kommt, die das Augenmaß gleich mit
erledigt.
Was fehlt, sind die beiden Eckpfeiler
der westlichen „Zivilisation“, die auch
die europäische Aufklärung bestimmt
haben: Pathos und Ironie.
Als Ersatz haben die Deutschen die
Moral gepachtet. Kritiker reden sogar
von „Hypermoral“ – von der Tendenz,
jedes politische Problem, bevor es
überhaupt verstanden ist, sogleich
moralisch zu überhöhen. Man kann es
auch den Margot-Käßmann-Faktor
nennen. Nur scheinbar widerspricht
diese neue deutsche Frömmelei jener
„protestantischen Arbeitsethik“ (Weber), die die Grundlage des berüchtigten deutschen Pragmatismus bildet.
In Wirklichkeit passen beide Prinzipien gut zusammen: Erst ein gutes Gewissen, in dem stets ein schlechtes
schlummert, macht die Bahn frei für
die praktische Tat.
Boris Johnson kennt kein schlechtes
Gewissen. Das bezeugt schon seine Frisur, die keine ist. Aber das ist ja der
Clou: der britische Spleen, die Exzentrik der Insulaner. Sie tun es einfach
und haben noch Spaß dabei. Es ist der
ungekämmten Blondschwalbe aus London auch keineswegs peinlich, erst den
Brexit-Mund vollzunehmen, dann zu
kneifen und schließlich doch zum Außenminister ernannt zu werden – und
das von einer Frau mit L.K.BennettLeoparden-Pumps und einem Schottenkaro-Hosenanzug von Vivienne
Westwood.
Peinlich war auch dem liebestollen
Silvio Berlusconi keine einzige seiner
unzähligen Eskapaden, und selbst der
so hüftsteif wirkende französische Präsident, dessen Land vom Terror geschlagen ist, verteidigt mit Chuzpe das
Monatssalär seines vom Staat bezahlten
Privatfriseurs in Höhe von 9895 Euro.
Undenkbar bei uns. Claus Kleber würde eine Staatsaffäre ausrufen, Katrin Göring-Eckardt den „moralischen SuperGAU“ beschwören, und im ARD-„Brennpunkt“ käme Udo Walz zu seinem ersten
Fernseh-Kommentar. Ein Albtraum.
Gott sei Dank. Zum Glück lassen wir es
erst gar nicht so weit kommen.
men, bei denen die SPD eine günstige
Wählerstimmung wittert. Das lässt sie
Merkel immer offener spüren.
Mitte April nämlich gingen SPDChef Sigmar Gabriel, Außenminister
Frank-Walter Steinmeier und Justizminister Heiko Maas vor die Presse,
um sich in aller Form von der Kanzlerin zu distanzieren. Sie kritisierten Merkels Beschluss, dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip
Erdogan eine Klage gegen den
TV-Satiriker Jan Böhmermann wegen Beleidigung eines ausländischen Staatsoberhaupts zu gestatten.
Die
demonstrative
Kritik blieb kein Einzelfall. Auf immer mehr
außenpolitischen
Feldern sagt die
SPD Nein, wenn
Merkel Ja sagt.
Ob beim Umgang mit der
Türkei oder
beim Ver-
Sehnsucht
nach der
RAUTE
NR. 29
Auf Du und Du mit dem Stöckelschuh
D
as Ah und Oh war groß. Theresa
May, neue britische Premierministerin, trug Pumps mit Leopardenmuster und Brillis. Oh my God.
Ungeheuerlich. Wahrscheinlich hat sie
noch hundert weitere solche Paare im
Schrank – so wie Carrie Bradshaw in
„Sex and the City“. Dabei war sie bis
jetzt Innenministerin und damit zuständig für die Polizei. Wie geht das bitteschön zusammen?
Warum britische
Coolness bei uns
keine Chance hat.
Betrachtungen
anlässlich einer
neuen Stilattacke
GETTY IMAGES/CHRISTOPHER FURLONG
VON REINHARD MOHR
Fragen, die man sich vor allem in
Deutschland stellt, in einem Land, in dem
der Fraktionsvorsitzende der drittstärksten Partei, Anton Hofreiter, an seiner
schulterlangen Almöhi- und BergsepplHaartracht samt Vollbart festhält wie ein
pubertierender Bub an seiner Lieblingslederhose – in einem Land, in dem Birkenstock-Sandalen als Schuhe gelten und
Gummistiefel als Ausweis politischen
Handlungswillens – einem Land, in dem
schlecht sitzende Anzüge und ebensolche
Gesichtszüge das bewährte Markenzeichen harter Arbeit sind.
So bietet die politische Klasse in Berlin ein eher graues Bild, ohne Glamour
sowieso, aber auch ohne Eleganz, weit-
Oh my God: Theresa May in ihren
Leopardenschuhen
hin ohne Witz und rhetorisches Genie,
das, gewiss, zuweilen ans Theatralische
und Leichtfertige grenzt. Das Äußere
gilt als äußerlich, also oberflächlich –
auf die „inneren Werte“, soweit vorhanden, kommt es an.
„Auf Du und Du mit dem Stöckelschuh“ hieß 1983 das erste Soloprogramm der Kabarettistin Maren Kroymann. Es war die Zeit, als Ina Deter ihr
Lied „Neue Männer braucht das Land“
wie eine Fanfare durch die Republik
schmetterte und in fortschrittlichen
Kreisen heftig darüber diskutiert wurde,
ob zehn Zentimeter hohe Absätze überhaupt mit der Emanzipation der Frau zu
vereinbaren seien. Viele befürchteten,
dass Pumps – ebenso wie Lidstrich, Make-up und andere Utensilien der BeautyIndustrie – das Weib wieder zum Objekt
männlicher Begierde degradieren würde, zum schönen Püppchen, das sonst
nichts zu sagen hat.
Gerade im linksalternativ-grünen
Milieu wurde ein Argumentationsmuster geformt, das bis heute weite Teile
der Gesellschaft prägt: Nur das Authentische zählt, das Ungeschminkte, vermeintlich Ehrliche, nicht Inszenierte.
Zu viel Schönheit schadet, Eleganz und
Vernunft sind Gegensätze, und wer zu
extravagant einher stöckelt, kann kein
ernst zu nehmender Mensch sein.
Manche Beobachter glauben etwa,
dass die Niederlage von Julia Klöckner
bei der rheinland-pfälzischen Landtagswahl auch mit ihrer strahlenden Attraktivität zu tun haben könnte – zu viel
Perfektion schadet dem Image der
Glaubwürdigkeit. Da war „die Malu“
einfach erdverbundener, handfester,
eben „nah bei de Leut’“ (Kurt Beck),
auch wenn sie den Verkauf des Flughafens Hahn spektakulär in den Sand gesetzt hat.
Das deutsche Ressentiment gegen
Schönheit, Form und Ästhetik hat Folgen. So gilt Höflichkeit vielerorts als reaktionäre Mimikry bürgerlicher Zurückgebliebenheit, während unverschämtes egoistisches und rücksichtsloses Verhalten das Gütesiegel echter,
menschlicher Selbstentäußerung trägt.
Immer noch schwingt Thomas Manns
Unterscheidung mit, die er in seinen
„Betrachtungen eines Unpolitischen“
formulierte: Hier die wahrhaftige deutsche Kultur, dort die westlich-dekadente, französisch geprägte „Zivilisation“.
Hier das tiefe Empfinden, dort die glitzernde Oberfläche, hier Substanz, da
der Talmi des falschen Scheins.
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WELT am SONNTAG-2016-07-17-sil-24 f5123d7d0164873d70b500d7b5da4639
17. JULI 2016
WELT AM SONNTAG
POLITIK 9
NR. 29
Städte im
AUFSTAND gegen
Katzenmusik
W
enn die Geschäfte
öffnen und die Touristen auf die Haupteinkaufsmeile von
Dresden strömen,
bringt sich die slowakische Großfamilie
in Stellung. Dann folgt acht Stunden
lang krakeelender Gesang in Dauerschleife. Mit Gitarren und Trommeln
strapazieren die Osteuropäer seit Wochen die Nerven von Anwohnern und
Angestellten der Geschäfte.
VON JAN LINDENAU UND ANNELIE NAUMANN
Was in Sachsen die Gemüter erhitzte,
spielt sich im deutschen Sommer 2016
auch in vielen anderen Städten ab. Immer mehr Fußgängerzonen, Plätze und
U-Bahnen werden von Katzenmusik
heimgesucht. Nicht selten bezahlt man
die talentfreien Interpreten dafür, dass
sie schnell wieder verschwinden.
So ist es kein Wunder, dass sich von
Rostock bis Worms die Beschwerden
von Bürgern mehren. In vielen deut-
schen Städten hält man die Ständchen
schlicht für Lärmbelästigung. Landauf,
landab gehen Kommunal- und Stadtverwaltungen inzwischen gegen die Invasion der Straßenmusikanten vor.
„Betteln mit Instrumenten“, nennt
Jürgen Wolf, City-Manager in Dresden,
das Phänomen. Dahinter vermutet der
Stadtentwickler „organisierte Strukturen, die extern gesteuert werden“. Ob
gesteuert oder nicht: Nachdem der slowakischen Familie in Dresden immer
mehr Unmut entgegenschlug, zog sie
zunächst weiter nach Leipzig, dann
nach Berlin. Dort hat der Clan nun den
zugigen Alexanderplatz musikalisch besetzt. Ihrer aggressiven Beschallung
entkommt man selbst auf diesem riesigen Areal an kaum einer Ecke.
In der Hauptstadt gehören Amateurmusiker eigentlich zum normalen Straßenbild, die Bürger sind schräge Töne im
öffentlichen Raum gewohnt. Doch auch
hier zerrt das Getrommel und Getröte
zunehmend an den Nerven: „Eigentlich
sind sie nur ohrenbetäubend laut, Talent
„Die Politik ist in
der Pflicht“: Eine
Musikerin auf
dem Berliner
Alexanderplatz
ADENIS/GAFF/LAIF
Ob Köln, Dresden oder Berlin: Straßenmusiker
nerven Cafégäste und Anwohner mit Gedudel.
Viele deutsche Städte gehen nun dagegen vor
besitzen sie keines“, klagt ein Bierverkäufer, der dem Lärm der Großfamilie
den ganzen Tag ausgesetzt ist.
Die meisten Musikanten stammen
aus Osteuropa – eine Ausbildung bringen sie selten mit. Berlin mit seinen
Touristen und Cafés ist besonders beliebt, die Zahl talentfreier Musikanten
wächst dort von Jahr zu Jahr. Bespielt
werden nicht nur Plätze und Fußgängerzonen, auch die U-Bahn wird gnadenlos beschallt, obwohl das Musizieren dort verboten ist. Ausgewählte Orte
wie der Kollwitzplatz in Prenzlauer
Berg sind den Bettelbarden mittlerweile
nicht mehr erlaubt. Anderswo müssen
sie gar mit einem Bußgeld rechnen,
wenn sie ihren Gitarren- oder Geigenkoffer aufs Pflaster stellen – und über
keine Erlaubnis dafür verfügen.
Der Auftritt von Straßenmusikern
habe in einer Vielzahl von Städten und
Gemeinden stark zugenommen, bestätigt auch der Städte- und Gemeindebund. „Die Politik ist in der Pflicht, Anlieger, Bewohner und Gewerbetreiben-
de vor übermäßigen, lärmempfindlichen Aktivitäten der Straßenkunst zu
schützen“, mahnt Referatsleiterin Miriam Marnich. Hier habe jede Kommune
eine sorgsame Abwägung der unterschiedlichen Interessen vor Ort zu treffen. Die Kunstfreiheit sei dabei ein besonders hohes Gut. Jedoch habe auch
diese ihre Grenzen und müsse gegebenenfalls hinter den Interessen der übrigen Straßennutzer zurückstehen.
Auf die Lärmoffensive mit Klingelbeutel reagieren die Großstädte nun
mit festen Regularien. Der Einsatz besonders lauter Instrumente wie Trompeten oder Dudelsackpfeifen ist oft
nicht erlaubt. Zudem müssen Musiker
meist nach spätestens 60 Minuten den
Ort wechseln. Doch auch eine Stunde
kann reichen, um Anwohner auf die Barrikaden zu bringen oder zahlkräftige
Touristen aus Lokalen zu vertreiben.
Als eine von wenigen Großstädten
führt Köln Buch über Bürgerklagen. Das
Amt für öffentliche Ordnung zählt dort
seit Januar 2014 die telefonischen Be-
schwerden der Anwohner. Die Tendenz:
Steil ansteigend. In diesem Jahr wurden
bereits 165 Beschwerden registriert.
Zum Vergleich: Im gesamten Jahr 2014
waren es 189. Selbst in den Wintermonaten scheinen mehr lärmende Straßenmusiker in Köln unterwegs zu sein
als früher. Im Februar 2014 wurden zwei
Beschwerden registriert, 2015 schon
neun, im vergleichsweise milden Februar dieses Jahres bereits stolze 26. Die
tatsächliche Zahl der Beschwerden
dürfte laut einer Sprecherin deutlich
höher ausfallen.
In Rostock ist Finanzsenator Chris
Müller mit dem Problem befasst. „Ich
will da härter durchgreifen. Dieses ewige Trommeln geht uns allen auf die Nerven“, sagt der Sozialdemokrat. Die Verwaltung prüft, die bestehenden Regeln
anzupassen. Die Kontrollen werden erhöht, Platzverweise erteilt.
Technisch aufgerüstet hat Frankfurt
am Main. Mit Geräten zur Lärmmessung begeben sich seit Ende 2015 die
Mitarbeiter des Ordnungsamtes auf Pa-
trouille. Maximal 60 Dezibel sind erlaubt. Die Stadtverwaltung hat sich vorgenommen, nun häufiger zu messen, ob
sich die Musikanten an diese Lärmgrenze halten.
Auch in Hamburg sind seit einiger
Zeit verstärkt bettelnde Musikanten auf
Bahnsteigen und in Zügen unterwegs,
obwohl das Musizieren dort verboten
ist. Hinter den Musikanten steckt nach
Einschätzung der Hamburger S-Bahn in
vielen Fällen organisierte Bettelei.
„Durch Geldgaben werden die Musizierenden nur dazu verleitet, noch öfter in
den Zügen aufzutreten“, sagt Bahnsprecher Egbert Meyer-Lovis.
Probleme gibt es überall. In Bayern
bekommt man sie in den Griff. Das Zauberwort heißt: Vorspielen. In München
müssen Straßenmusiker seit 2007 ein
Casting bestehen. Nur die Besten dürfen auf dem Odeonsplatz oder dem Stachus ihre Musi spielen. Grobe Verstöße
gegen den guten Geschmack regelt
dann die Polizei des Freistaats – zur Not
mit einem Platzverweis.
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WELT am SONNTAG-2016-07-17-sil-24 f5123d7d0164873d70b500d7b5da4639
10 POLITIK
WELT AM SONNTAG
NR. 29
17. JULI 2016
„Neun-Striche-Linie“
(von China beanspruchtes Gebiet)
Quelle: marineregions.org
TAIWAN
CHINA
Südchinesisches
Meer
2013
PHILIPPINEN
THAILAND
IMPERIUM
Paracel Inseln
LAOS
Scarborough-Riff
VIETNAM
Herr Xi baut sich ein
KAMBODSCHA
China verfolgt rücksichtslos seine
Weltmacht-Ambitionen im Südchinesischen
Meer und schüttet Insel um Insel auf.
Ein Urteil soll Peking nun ausbremsen und
gefährliche Konflikte vermeiden – doch die
Supermacht ist davon kaum beeindruckt
2014
Auf dem einst flachen Riff TreeIsland, das Teil der Paracel-Inseln ist,
wird seit 2014 ein Hafen ausgebaut
(große Sandaufschüttung links)
2015
Spratly Inseln
X
i Jinping träumt von
einer Weltnation China, und so baut der
INDONESIEN
Staatspräsident sein
Land ehrgeizig zur
Seemacht aus. Mit
modernen
Kriegsschiffen und Flugzeugträgern – und
mit Marinestützpunkten im Südchinesischen Meer. Die Pläne lagen schon
lange in der Schublade, es fehlte nur
der unverdächtige Anlass. Der kam im
März 2014 mit dem Unglücksflug der
malayischen Boeing MH 370.
2012
Die Philippinen hatten auf Nanshan,
das zu den Spratlys gehört, seit 1968
Soldaten stationiert. Inzwischen
ist die Inselgruppe von Peking
besetzt, dort werden größere Ölund Gasvorkommen vermutet
2016
VON JOHNNY ERLING UND SOPHIE MÜHLMANN
AUS PEKING
Für den Chef von Chinas Marineberatergruppe und Konteradmiral Yin
Zhuo kam das Unglück wie gerufen: Er
forderte vier Tage nach dem Verschwinden des Flugzeugs den Bau von neuen
Stützpunkten und begründete das so:
„Wir sind zu weit weg, wenn wir bei einem Unglück helfen wollen. Wir müssen vor Ort im Südchinesischen Meer
Häfen und Flugplätze bauen.“
Während alle Welt nach dem Flieger
suchte, schickte Peking eine Armada an
Baggerschiffen los. Kaum zweieinhalb
Jahre später sind die sieben Riffe der
Spratly-Inseln nicht wiederzuerkennen,
chinesische Bautruppen trotzen dem
Meer 13 Quadratkilometer Neuland ab.
Inzwischen sind diese künstlichen Inseln Schauplatz einer gefährlichen Krise
geworden. Ein Schiedsspruch des UNSeegerichts im fernen Den Haag hat der
Klage der Philippinen wegen anmaßender Besitznahme recht gegeben.
Die Führung in Peking schäumt. Einen Tag nach dem Urteil des Schiedsgerichts, das China nicht anerkennt, ließ
es auf zwei seiner „Inseln“ demonstrativ Passagiermaschinen aus dem 900 Kilometer entfernten Hainan landen. Vizeaußenminister Liu Zhimin drohte damit, eine Luftverteidigungszone auszurufen. Die USA sind bereits gewappnet:
Sie kreuzen vor der Küste der Philippinen, deren Schutzmacht sie sind, mit
zwei Flugzeugträger-Verbänden und
drei zusätzlichen Zerstörerschiffen.
„Das Urteil schafft eine große Herausforderung für China, denn es ver-
250 km
2015
stärkt die Angst der angrenzenden Länder und der ganzen Welt vor Pekings
wachsendem Einfluss“, sagt Malcom
Cook, Sicherheitsexperte vom Institut
für Südostasiatische Studien in Singapur. Seiner Meinung nach hat Peking
sich mit dem Inselausbau in eine Sackgasse manövriert. „Die große Frage ist
nun, ob die Chinesen ihre Aktivitäten
im Südchinesischen Meer intensivieren
oder ob sie versuchen, die Situation zu
entschärfen.“
Im schlimmsten Fall, prophezeit
Cook, werden die Chinesen noch aggressiver im Südchinesischen Meer vorgehen – sowohl in den Gewässern, um
die sie mit den Philippinen streiten, als
auch in den Regionen, die andere Anrainer für sich beanspruchen. Peking
könnte zum Beispiel eine künstliche Insel auf dem Scarborough Riff errichten,
das unmittelbar vor den Philippinen
liegt. Das würde unmittelbar den Druck
auf die USA erhöhen, die sich bisher aus
den regionalen Konflikten möglichst
herausgehalten haben. Als wahrscheinlich gilt, dass die Amerikaner im Falle
weiterer chinesischer Expansion ein
Exempel statuieren. So könnte Washington etwa demonstrativ in die 12Meilen-Zone der von Peking beanspruchten Inseln eindringen, um Pekings Ambitionen entgegenzutreten.
„China könnte darauf schlecht reagieren und versuchen, sie zu stoppen. Für
die in ihrem Stolz verletzten chinesischen Nationalisten allerdings wäre genau dieses Worst-Case-Szenario das
Beste, was ihnen passieren könnte“,
glaubt Experte Cook. Denn dann hätten
sie einen Vorwand, noch aktiver zu werden als bisher schon.
„Eine Eskalation ließe sich nur vermeiden, wenn die Chinesen zwar offiziell das Urteil für nichtig erklären – de
facto aber trotzdem versuchen, die Anrainerstaaten zu besänftigen, indem sie
etwa ihre Fischer aus den umstrittenen
Gewässern zurückrufen“, so Cook. Sicher ist: Das Urteil des Schiedsgerichts
bedeutet für China einen herben diplomatischen Rückschlag. „Aber das hat
Peking in der Vergangenheit kaum aufgehalten“, warnt der Sicherheitsexperte. Seine Prognose: Die Spannungen in
der Region werden zunehmen.
2016
Auf dem Subi-Riff haben chinesische Bagger seit 2013 massiv Sand aufgeschüttet,
außerdem wurden neue Landebahnen gebaut. Nach dem Urteil in Den Haag, das
Peking nicht anerkennt, landeten in dieser Woche demonstrativ zwei Zivilflugzeuge
GETTY IMAGES/DIGITALGLOBE/SCAPEWARE3D (7)
auf dem neu errichteten Flughafen
Das Tauschgeschäft aus Angst und Not
N
ur wenige Tage nach den Terroranschlägen von Brüssel stieg
James R. Clapper in ein Flugzeug nach Deutschland. Der knarzige 75Jährige mit Glatze, Brille und Kinnbart
ist für den amerikanischen Präsidenten
Barack Obama der wichtigste Mann im
Kampf gegen den internationalen Terrorismus. Er ist der Geheimdienstkoordinator der USA.
VON MANUEL BEWARDER UND FLORIAN FLADE
Trotz der Snowden-Affäre rücken
Amerika und Europa wieder näher zusammen, auch weil die Bedrohung durch
den islamistischen Terrorismus größer
denn je ist. Genau darum ging es beim
Besuch von Clapper Anfang April. Künftig sollen Informationen über gefährliche Islamisten besser ausgetauscht und
blinde Flecken im Antiterrorkampf verhindert werden.
Die Angst ist groß, dass es in Europa
zu weiteren Attentaten kommt, von der
Furcht zu schweigen, dass befreundete
Sicherheitsbehörden vor den Tätern
gewarnt hatten, die Informationen
aber versandeten. Es sind solche Gedanken, die sich auch Bundesinnenminister Thomas de Maizière gemacht haben wird, als er im Mai nach Washington D.C. reiste und dort ein geheimes
Abkommen mit den USA unterzeichnete, das in wochenlanger Arbeit mit
Deutschland hat
aus den USA viele
Hinweise über
Islamisten erhalten –
doch die Verwertung
bereitet Probleme.
Im Eiltempo wird nun
ein Geheimvertrag
umgesetzt
Hochdruck vorbereitet worden war.
Darin geht es um einen geregelten Austausch von Daten über Islamisten und
ihren Reiserouten.
De Maizière wusste: Seine Sicherheitsbehörden hatten in der Vergangenheit schon viele Informationen
über Terrorverdächtige von den Amerikanern bekommen. Längst nicht alle
Datensätze wurden nach Recherchen
dieser Zeitung auch ausgewertet und
mit Datenbanken oder Fahndungssystemen abgeglichen. Dafür fehlte die
rechtliche Grundlage.
Das Programm des deutschen Innenministers bei seiner USA-Reise war
straff geplant: Besuche bei der Bundespolizei FBI standen genauso an wie ein
Wiedersehen mit Heimatschutzminister
Jeh Johnson und einer Diskussion mit
Studenten an der Georgetown University. Höhepunkt war das Treffen mit Justizministerin Loretta Lynch. Mit Lynch
unterzeichnete de Maizière den Geheimvertrag, das sogenannte Memorandum of Understanding.
Datenaustausch lautet derzeit das
Zauberwort im Antiterrorkampf. Die
Erkenntnisse der Sicherheitsbehörden
über potenzielle Terroristen sollen
mühelos zwischen den Staaten hinund herfließen, denn Daten bedeuten
Wissen, und Wissen soll Sicherheit
schaffen. Diese Haltung ist nicht neu.
Jetzt aber soll es schneller gehen. Der
Austausch von Informationen sei „die
beste Vorsorge gegen mögliche Anschläge in einem unserer Länder“, sagte ein zufriedener Thomas de Maizière
in Washington. „Ich bin dafür, dass wir
die notwendigen Informationen auch
austauschen.“
Vor zwei Jahren hatte der erste Syrien-Rückkehrer in Europa zugeschlagen: Mehdi Nemmouche erschoss im
Jüdischen Museum in Brüssel vier Menschen. Eingereist war er über den Flughafen Frankfurt. Weil der Franzose im
europäischen Fahndungssystem SIS
aber lediglich zur verdeckten Kontrolle
ausgeschrieben war, ließ ihn die Bundespolizei ziehen. Für den europäischen Verbund stellt sich seitdem die
Frage, wie der Informationsaustausch
und die Weitergabe von Hinweisen verbessert werden kann. Die Mitglieder
der Europäischen Union einigten sich
im vergangenen Jahr darauf, ein polizeiliches Antiterrorzentrum bei Europol in
Den Haag einzurichten. Darüber hinaus
wurde die Counter Terrorism Group
(CTG) aus ihrem Dornröschenschlaf
geweckt. Bereits nach den Anschlägen
vom 11. September 2001 hatten sich die
Vertreter von Nachrichtendiensten aus
28 EU-Ländern samt der Schweiz und
Norwegen zusammengesetzt. Doch erst
im Juni wurde eine operative Einheit
gebildet. Unklar bleibt jedoch, wie die
Terrorjäger der Polizei sich künftig mit
den Vertretern der Geheimdienste austauschen wollen. Bislang agieren sie getrennt voneinander.
Auch die vergangenen Monate zeichneten sich durch weitere Pannen in der
Terrorabwehr aus. Beispiel Salah Abdeslam. Der „Logistiker“ der Paris-Anschläge konnte die späteren Attentäter
im Herbst ungestört quer durch Europa
chauffieren. Abdeslam kam dabei in Polizeikontrollen, einmal sogar nur wenige Stunden nach dem Massaker in der
französischen Hauptstadt. Im SISFahndungssystem war der Islamist allerdings nicht zur Festnahme ausgeschrieben. Und das obwohl die Behörden längst Hinweise auf terroristische
Verbindungen hatten.
Besonders viel lief dann vor den Brüsseler Anschlägen am 22. März schief. Angeblich lieferten die US-Behörden wenige Tage zuvor wichtige Hinweise nach
Europa. Die US-Bundespolizei FBI soll
Informationen über das spätere Attentäter-Brüderpaar Ibrahim und Khalid El
Bakraoui an die Niederlande weitergegeben haben. Diese wiederum informierten wohl tags darauf die belgischen
Ermittler. Doch es geschah nichts.
Seitdem stehen die Belgier blamiert
da. Von „Unfähigkeit“ und „dilettantischem Verhalten“ ist die Rede – auch
hierzulande gab es solche Stimmen. Was
unerwähnt blieb: Auch die deutschen Sicherheitsbehörden hatten im Vorfeld
der Anschläge von Brüssel viele Informationen aus den Vereinigten Staaten
erhalten – nur nicht verwertet.
In Berlin verfolgte die Bundesregierung genau, wie Belgiens politische Spitzen nach dem 22. März in arge Bedrängnis gerieten. Sie zog daraus ihre Schlüsse. In kurzer Zeit verabschiedete das Kabinett ein neues Antiterrorpaket. Das
Bundesamt für Verfassungsschutz und
der BND sollen künftig mit ihren Verbündeten leichter Daten austauschen
können – dem Vernehmen nach geht es
vor allem um die Kooperation mit
Frankreich.
Gleichzeitig wurde beim Bundeskriminalamt (BKA) nur zwei Tage nach
den Anschlägen von Brüssel eine Pro-
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jektgruppe ins Leben gerufen, die das
vertrauliche Abkommen mit den USA
im Eiltempo vorbereiten sollte. Sie
trägt den Namen „DADA“, für
Deutsch-Amerikanischen
Datenaustausch. Es ginge darum, „Prozesse für
den Austausch von Daten, unter Berücksichtigung umfangreicher sowie
komplexer fachlicher, technischer und
rechtlicher Anforderungen und Fragestellungen“ zu entwickeln. Testläufe
sollten durchgeführt werden. Das Ziel
ist auch, ein Missgeschick wie in Belgien zu verhindern. Informationen aus
den Staaten sollen nicht länger auf Datenträgern schlummern, sondern ausgewertet und in polizeiliche Datenbanken überführt werden dürfen.
Über die genauen Inhalte des Abkommens mit den Amerikanern herrscht offiziell Schweigen. In der Antwort auf eine Anfrage der Grünen-Bundestagsfraktion erklärte die Regierung, dass das
BKA dem Terrorist Screening Center
(TSC) beim FBI bislang Daten von 299
Terrorverdächtigen übermittelt habe.
Die Zahl ist relativ hoch – in ganz
Deutschland werden rund 1100 gewaltbereite Islamisten gezählt.
Wie viele Informationen die US-Seite
an die deutschen Kollegen lieferte, verrät die Regierung nicht. Klar ist: Der Datenpool der Amerikaner ist gigantisch.
In der Terrorist Screening Database des
FBI stehen rund eine Million Namen.
WELT am SONNTAG-2016-07-17-sil-24 f5123d7d0164873d70b500d7b5da4639
17. JULI 2016
WELT AM SONNTAG
POLITIK 11
NR. 29
KOMMENTARE
A
Erdogan gestärkt,
Demokratie geschwächt
uf der Top-Ten-Liste der
ungeschicktesten
Umsturzversuche dürfte der
türkische Freitagsputsch
fortan einen führenden
Platz einnehmen. So dilettantisch wie
die Offiziere, welche Erdogans Sommerfrische in Marmaris nutzen wollten, um ihn loszuwerden, stellte sich
eigentlich nur die Junta an, die im August 1991 den spätsowjetischen Präsidenten Gorbatschow abzusetzen
trachtete. Die hielt damals aber immerhin drei Tage durch. In der Türkei
war der Spuk am Samstagmorgen nach
zwölf Stunden „weitgehend“ beendet.
VON SASCHA LEHNARTZ
ESSAY
Die schöne
neue Welt
muss warten
B
Vor 20 Jahren erschien Samuel Huntingtons Bestseller
„Clash of Civilizations“. Viele seiner damals heftig kritisierten
Voraussagen haben sich bestätigt, meint Michael Stürmer
uchstäblich über Nacht wird aus
dem Sehnsuchtsort Nizza die Chiffre des Schreckens. Die massenmörderische Botschaft lautet: Niemand
soll mehr sicher sein vor dem Terror, der keine Armeen ins Feld
schickt, sondern, indem er überall
und nirgendwo lauert, Angst in die Herzen gießt.
Dass Deutschland bisher von einem Massaker dieser
Größenordnung verschont geblieben ist, bietet keinerlei Gewähr für die Zukunft. Niemand weiß das
besser als die Wächter in Bundespolizei und Bundeskriminalamt. Immer gilt der höhnische Zuruf der
Terrorbeflissenen an die Ordnungskräfte: „Ihr müsst
immer Erfolg haben, wir nur einmal.“
In der darauffolgenden Nacht wird die Türkei erschüttert. Das Militär, seit je Hüter des nach Westen
orientierten Kemalismus, wagte einen Putsch, selbst
Gerüchte über eine Inszenierung durch Erdogan kursierten. Europa ist umgeben von einem Krisenbogen
von der Ostsee bis zum Persischen Golf, und es
scheint alles auf dem Spiel zu stehen, was in Jahrzehnten an Stabilität, Sicherheit, Vertrauen und Zivilität errungen wurde.
Waren wir gewarnt? Ja, wir waren. Aber die Abwehr galt dem Boten, nicht seiner Botschaft. „Clash
of Civilizations“ – Zusammenprall der Kulturen –
hieß das Buch von Samuel Huntington, das vor zwanzig Jahren erschien. So beschrieb der renommierte
Harvard-Professor die Zukunft und störte damit das
allgemeine Aufatmen nach dem Kalten Krieg. Die
Warnung blieb ungehört. Wer heute in dem 500-Seiten-Band blättert, entdeckt viel von den Feuern der
Gegenwart, am meisten, wie Huntington damals zur
Empörung aller Gutgesinnten schrieb, die brennenden Grenzen des Islams.
Huntington sah nach dem Ende des Kalten Krieges
in Kultur und Religion, in Geschichte und Geografie
die Antriebskräfte neuer Konflikte, die in der Bipolarität des Kalten Krieges nur eingefroren, aber keineswegs aus der Welt geschafft und zur ewigen Ruhe gebettet waren.
Der spektakulären These vom Ende der Geschichte
konnte Huntington nichts abgewinnen. Sie wurde im
August 1989 von Francis Fukuyama, einem japanoamerikanischen Mitarbeiter der Rand Corporation
und des State Department, in die Welt gesetzt. Dieser
Traum vom ewigen Frieden in der amerikanischen
Version gewann zwar weltweit die Herzen und verlieh ihrem Verfasser den Rang eines Welt-Propheten,
beflügelte aber Wunschdenken und bekehrte das
westliche Publikum, Wähler und Gewählte, zum politischen Vegetariertum: schöne neue Welt.
Die Sowjetunion hatte sich von der Weltbühne verabschiedet, und ihre Erben experimentierten mit Demokratie und Markt. Das neue alte Russland? Schon
bald würden sich die Nachlassverwalter des Riesenreiches demokratisch taufen lassen. Auf jeden Fall, so
wurde es zwischen Pentagon und State Department
beschlossen und vom Weißen Haus abgesegnet,
brauchte man auf die gescheiterte Supermacht nicht
mehr viel Rücksicht zu nehmen. China würde dem
Klub der Guten beitreten, Kapitalismus üben und seine Nachbarn in Ruhe lassen. Die USA ernannten sich
selbst zur „sole surviving superpower“, und sie würden notfalls weltweit nach dem Rechten sehen. So
weit der Washington-Bonn/Berlin-Konsensus.
Huntington machte es nichts aus, den Störenfried
zu spielen und dafür gescholten zu werden als einer,
der das Ende des Kalten Krieges nicht ertragen könne. Dabei entstammte seine düstere Analyse einem
weltweit angelegten Forschungsprojekt der HarvardUniversität über alte und neue Konfliktherde, ihre
Interaktion und darüber, was das alles für die „grand
strategy“ der Vereinigten Staaten und die Zukunft
des Westens zu bedeuten hatte.
Im gerade erst mit Glück und Geschick wiedervereinigten Deutschland galt Huntington als böser
Mann, und der Bote wurde nach altem Brauch für die
Botschaft bestraft. Von einem Kampf der Kulturen,
so hieß es autoritativ von Kritikern, bleibe nach 500
Seiten nicht viel übrig. „Das Erklärungsmuster Huntingtons ist untauglich, der Kompass, den er vorgeben will, ohne Nadel. Gewiss prägen unterschiedliche
Kulturen Menschen und Gesellschaften. Aber sie sind
in aller Regel nicht der Anlass für große Konflikte
oder gar Kriege.“ Macht sei, auch wenn sie anders
verbrämt sein möge, weltlich, in welchem Gewand sie
auch daherkomme, Konkurrenz um weltliche Vorteile. „Beide – Macht und Rivalität – folgen nicht dem
Muster eines Kampfes der Kulturen.“ Die Kritik an
„WER SPANNUNGEN
NICHT ANERKENNEN WILL,
IST DAZU VERURTEILT,
AN IHNEN ZU SCHEITERN“
SAMUEL HUNTINGTON (1927–2008)
Huntington ging bis in seine persönliche Diffamierung als Angstmacher und Unruhestifter.
Wen die Götter verderben wollen, so wussten die
alten Römer, den schlagen sie mit Blindheit. Huntington ernst zu nehmen hätte ein sehr viel aufwendigeres Management der alten und wieder aufbrechenden
Konflikte verlangt. Aber Geld, Expertise, Diplomatie
und die nüchterne Weltsicht gingen in eine andere
Richtung. Es gab nur wenige Rezensenten, die die
Warnung aus der strategischen Denkschule der Harvard-Universität verstanden oder gar die gleichzeitige Warnung des Pentagons ernst nahmen: „The world
is still a dangerous place.“ Dabei hätte der Blick auf
den Kaukasus oder den Westbalkan, auf den Maghreb
und den nur durch dauernden Militäreinsatz eingedämmten algerischen Bürgerkrieg Zweifel wecken
müssen an der schönen neuen Welt.
Vergangenheit, Zeit und Geschichte waren nicht
im Begriff, sich in Wohlgefallen aufzulösen. Huntington und die Seinen verstanden, dass das Älteste auch
das Neueste sein könnte, dass der politische Islam die
arabische Staatenwelt zertrümmern würde, dass
Russland sich mit dem Verlust der Ukraine, Georgiens und der baltischen Staaten nicht abfinden
könnte, dass der Balkan zum Blutsumpf werden und
dass über dem Pazifik, wenn China sein Erbe verlangte, Krisen und Konflikte sich aufbauten, die so bald
kein neues Gleichgewicht einhegen würde.
Huntington ordnete seine Analyse um fünf Thesen. 1. Dass wirtschaftliche und soziale Modernisierung weder eine universale Kultur schaffen noch die
Verwestlichung nicht westlicher Gesellschaften bewirken würde. 2. Dass das Machtgleichgewicht der
Kulturkreise sich verschiebt. 3. Dass eine auf konkurrierenden Werten basierende Weltordnung entsteht.
4. Dass der universalistische Anspruch des Westens
Grenzkonflikte erzeugt. 5. Dass ein weltweiter Kampf
der Kulturen nur zu vermeiden ist, wenn der Westen
zusammenhält, Amerika führt und zugleich sich
selbst zurücknimmt. Huntingtons ambivalente
Handlungsanweisung: „Wer keine fundamentalen
Spannungen anerkennen will, ist dazu verurteilt, an
ihnen zu scheitern.“
Huntingtons Buch war zuerst und vor allem eine
Warnung an die Regierung von Bill Clinton, verbunden mit dem Rat, ein neues kulturelles Gleichgewicht
zu finden in einer vieldeutigen Welt. Er warnte vor
dem amerikanischen „exceptionalism“ – dem Anspruch auf Auserwähltheit und Führung. Zwei Jahrzehnte später, angesichts verlorener Siege und aufsteigender Kulturkonflikte, liest man die Warnungen
des amerikanischen Professors mit den Augen der Erfahrung, aber auch mit der Beängstigung, dass das Potenzial an kulturellen Konflikten sich noch lange
nicht erschöpft hat.
Huntingtons Buch war Warnung, dass jene Pause
der Weltgeschichte, welche die deutsche Einheit ermöglicht hatte, nicht ewig dauern würde. Ausgerechnet im Land der „German Angst“ aber gab es eine
überraschende Berührungsangst, so als ahnte man,
dass in den irritierenden Thesen des Harvard-Gelehrten mehr Wahrheit steckte als der deutschen Seelenruhe, der politischen Gemütlichkeit und der Friedensdividende verträglich.
Dabei hat Huntington doch eigentlich mit viel
Fleiß, Energie und Einsicht nur daran erinnert, gegen
Fukuyamas so juvenile wie einflussstarke Voraussagen, dass die Geschichte keinem amerikanischen
oder sonstigen Weltplan folgt, sondern im Gegenteil
man sich um des Friedens willen hüten muss vor allen missionarischen Bestrebungen. Wenn Huntington in eine Tradition gehört, dann in die Jacob Burckhardts, des großen Schweizer Historikers. Seine
„Weltgeschichtlichen Betrachtungen“ aus dem Basler
Hörsaal von 1871 sind ernst zu nehmen – am meisten
das Kapitel über die Bedingtheit der Geschichte
durch die Kultur: „Nicht klug für ein andermal, sondern weise für immer.“
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Mehr als 260 Menschenleben hat
das bizarre Spektakel gekostet. Offensichtlich hatten die Frondeure die
Loyalität weiter Teile der Streitkräfte
gegenüber dem gewählten Präsidenten unterschätzt. Zu wenige Einheiten
waren bereit, sich der Rebellion anzuschließen. Einige leisteten hartnäckigen Widerstand. Noch mehr aber
täuschten sich die Putschisten über
den Volkswillen. Unter den türkischen
Bürgern, die sich vor die Panzer stellten und rebellierende Soldaten festsetzen, waren nämlich keineswegs nur
Erdogan-Anhänger. Die Aussicht auf
eine vierte Militärdiktatur nach 1960,
1971 und 1980 fand die Mehrheit der
Türken um nichts verlockender als die
Perspektive, weiter von einem sich zunehmend autoritär gebärdenden Präsidenten Erdogan regiert zu werden.
Die Erinnerung an die massiven
Menschenrechtsverletzungen aus den
80er-Jahren ist bei vielen noch frisch.
Der Junta-General und spätere Präsident Evren wurde erst 2014 zu lebenslanger Haft verurteilt, die er aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr
antreten musste. Er starb 2015. Auch
die Kurden erinnern sich nur zu gut,
dass sie unter dem Militärregime noch
viel weniger zu lachen hatten als unter
Erdogan.
V
Dieser dürfte nun fester auf seinem
güldenen Ikea-Sessel „Sultan“ sitzen
als je zuvor. Umgehend machte er die
Gülen-Bewegung für den Aufstand
verantwortlich. Erdogans erste Maßnahmen am Samstag lassen ahnen,
wohin die Reise nun geht: Gegen Gegner und Kritiker wird er noch härter
vorgehen als bislang. Der Versuch, ihn
zu stürzen, liefert ihm dafür die Legitimation. Auch deshalb schießen die
Spekulationen ins Kraut, Erdogan
könnte den Putsch selbst inszeniert
haben. Dafür gibt es bloß bislang keine
Belege.
Die Lage kann man trotzdem vorläufig so zusammenfassen: Dieser
Coup ist Erdogan geglückt, unabhängig von der Frage, ob er dabei Subjekt
oder Objekt der Geschichte war. Deshalb nennt er den Aufstand auch „ein
Geschenk Allahs“. Fast 3000 Richter
hat Erdogan noch am Samstag entlassen. Eine Säuberungswelle im Militär
kündigte er an. Die ohnehin drangsalierte Presse darf sich noch wärmer
anziehen. Die Bürger der Türkei haben
DIE PUTSCHISTEN
TÄUSCHTEN SICH
ÜBER DEN
VOLKSWILLEN
ihre Demokratie gegen das Militär verteidigt. Ironischerweise haben sie den
gewählten Präsidenten damit seinem
Ziel einen großen Schritt näher gebracht: den laizistischen türkischen
Rechtsstaat nach Gutdünken zu demontieren. Wenn Erdogan seine islamische Präsidialdemokratur erst einmal fest installiert hat, könnte es passieren, dass diejenigen, die gestern
den Panzern den Weg versperrten,
sich irgendwann ein pragmatisches
Militär-Interregnum herbeiwünschen,
das die kemalistische Demokratie wieder herstellt.
Wirtschaftsminister
auf Irrwegen
ielleicht wird am Ende
niemand Sigmar Gabriel
ein Fehlverhalten nachweisen können im Falle
Kaiser’s/Tengelmann.
Und vielleicht, ganz vielleicht wird die
Entscheidung des Wirtschaftsministers, die Übernahme der Einzelhandelskette durch Edeka per „Ministererlaubnis“ durchdrücken zu wollen,
letztlich nicht mehr Jobs kosten als
retten.
VON OLAF GERSEMANN
Ganz sicher aber wird ein schaler
Nachgeschmack bleiben. Ein Mann,
der den Nachlass Ludwig Erhards verwalten soll, hat sich über den Rat der
amtlich bestellten Wettbewerbsexperten hinweggesetzt – und muss sich für
die Art, in der er das mutmaßlich tat,
von ranghohen Richtern schwere Vorwürfe anhören.
Mag sein, dass Gabriel als SPD-Chef
noch immer der rechte Mann zur
rechten Zeit ist. Mag auch sein, dass er
der beste Kanzlerkandidat für seine
Partei wäre. Doch das Amt des Wirtschaftsministers tut ihm nicht gut –
und er dem Amt nicht.
Gabriel hätte nach der Bundestagswahl 2013 nach dem Finanzministerium greifen müssen. Ein bequemer
Posten in diesen Zeiten: Der oberste
Kassenwart kann dank Nullzinspolitik
und robustem Arbeitsmarkt recht mühelos den Ruhm der „schwarzen Null“
für sich vereinnahmen, ohne die Kabinettskollegen zu nennenswerten Sparanstrengungen zwingen zu müssen.
Und Gabriel hätte dazu noch, anders
als der steuerpolitisch ehrgeizlose
Wolfgang Schäuble es tut, gestalterisch tätig werden können – etwa
durch einen entschlossenen Abbau
der „kalten Progression“, einer sozial
besonders ungerechten Form der
Steuererhöhung.
Gabriel indes ließ sich leiten von
der Verlockung, als Wirtschaftsminister glänzen zu können – schon weil die
Vorgänger so blass geblieben waren.
Der letzte Aufrechte im Sinne Erhards
und Karl Schillers war Wolfgang Clement. Danach kamen der apathisch
wirkende Michael Glos, der unernste
Rainer Brüderle, der glücklose Philipp
Rösler. Glamour verbreitete zwischendurch Karl-Theodor zu Guttenberg,
der aber nur kurz im Amt blieb und es
in dieser Zeit fertigbrachte, gegen die
Opel-Rettung zu sein und auch dafür.
Dass Gabriel nun gefühlt dreimal in
der Woche mit einigem Tamtam ein
neues Förderprogramm für Unternehmensgründer auflegt, kann nicht darüber hinwegtäuschen, wie undankbar
der Job des Bundesministers für Wirtschaft und Energie ist. Die Energiewende ist längst hoffnungslos vermurkst. Und dann ist da noch TTIP,
das weithin verhasste transatlantische
Freihandelsabkommen, von dem jeder, der wollte, von vornherein wissen
konnte, dass es nicht zustande kom-
SIGMAR GABRIEL
LEIDET UNTER
SEINEM AMT
– UND DAS AMT
UNTER IHM
men würde. Bleibt die traditionelle
Funktion des Wirtschaftsministers als
ordnungspolitischer
Lordsiegelbewahrer, die in Zeiten allgemeiner Orientierungslosigkeit wichtiger ist denn
je. Dass Gabriel diese Rolle überhaupt
ausfüllen könnte, ist fraglich angesichts seiner oft gezeigten Sprunghaftigkeit. Aber er will sie wohl auch gar
nicht; der Sozialdemokrat gefällt sich
eher als industriepolitischer Gestalter,
wie sich bei Kaiser’s/Tengelmann gerade zeigt.
Ende 2017 wird das Land wohl, so
oder so, einen neuen Wirtschaftsminister bekommen. Es wird auch Zeit.
WELT am SONNTAG-2016-07-17-sil-24 f5123d7d0164873d70b500d7b5da4639
12 FORUM
GANZ GENAU GELESEN
Als zweimaliger Tour-de-France-Sieger zählt Chris
Froome zu den erfolgreichsten Radprofis der Welt.
Geboren wurde er in Kenia, wo er sich zunächst als
Mountainbiker versuchte. Bis 2007 bestritt er internationale Radrennen mit kenianischer Lizenz, dann
erwarb er über seine Eltern die britische Staatsbürgerschaft. Die Tour de France gewann er in den Jahren
2013 und 2015.
Auf der 12. Etappe der aktuellen Tour de France auf
dem Mont Ventoux in der Provence stieß Froome kurz
vor dem Ziel mit einem TV-Motorrad zusammen. Weil
sein Rad nicht mehr funktionierte, lief Froome einfach
zu Fuß weiter, ehe er ein Ersatzrad gereicht bekam,
das aber zu klein für ihn war. Erst für das letzte Stück
konnte ihn sein Team wieder mit einem passenden
Rad versorgen. Der Vorgang wurde von der TourLeitung genau geprüft, bevor sie entschied, dass Froome das Gelbe Trikot behalten durfte.
Ob Froome wusste, in welcher historischen Tradition
er den Berg hinaufstakste? Als im April 1336 der Dichter Francesco Petrarca aus reiner Lust und zur „Erregung des Herzens“ den 1912 Meter hohen Mont Ventoux bestieg, war das eine unerhörte Neuigkeit. Deshalb gilt der große Italiener als Begründer des Bergsteigens. Der Bibel-Psalm 121 hatte ihn dazu inspiriert:
„Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen, von welchen mir Hilfe kommt.“
WELT AM SONNTAG
VON RAINER HAUBRICH
„ICH HABE ZU
MIR SELBST GESAGT:
,ICH HABE KEIN RAD.‘
UND ICH WUSSTE,
DAS AUTO MIT
MEINEM RAD
IST FÜNF MINUTEN
ZURÜCK AUF
DER STRASSE,
ALSO MUSS ICH
LAUFEN“
LESERBRIEFE
D
Zu: „Im Mittelfeld sind wir Champion“ von Richard Herzinger, 10. Juli
er beste Kommentar zur Fußball-EM steht nicht im Sportteil, sondern
im Forum. Richard Herzinger bringt es in seinem vorzüglichen Essay
auf den Punkt: Die im Ganzen ja sehr gute Leistung sei „einfach nicht
genug gewesen“. Die Sportkommentatoren erkennen zwar das Vakuum nach
dem Rücktritt von Miroslav Klose, beantworten aber die Frage, „wo ist ein
Spieler, der im Zentrum spielt, der schnell ist, kopfballstark und dazu noch
torgefährlich“ mit: Es gebe ihn nicht. Das ist nicht fair gegenüber Mario Gomez, der in nicht einmal drei vollen Spielen zwei Tore geschossen und seine
Rolle bis zur Verletzung hervorragend ausgefüllt hat. Der viel zu spät eingesetzte Hoffnungsträger Leroy Sané wird nicht einmal erwähnt.
Jürgen Steinhoff, Düsseldorf
Lammert irrt
Zu: „Referenden sind meist unnötig“,
Interview mit Bundestagspräsident
Norbert Lammert, 10. Juli
CHRIS FROOME, BRITISCHER RADPROFI,
NACH SEINEM STURZ BEI DER TOUR DE FRANCE
REUTERS/POOL
AFP/WANG ZHAO
Der Zaungast. Dieser mongolische Junge benutzt sein Pferd als Räuberleiter, um wenigstens von ferne einen Blick auf das Pferderennen zu werfen, das die Zuschauer auf der
Tribüne verfolgen. Das Rennen ist Teil des Sommerfestivals Naadam am Rande der mongolischen Hauptstadt Ulan Bator. Dort fand diese Woche auch der Europa-Asien-Gipfel
statt, und man hat das flaue Gefühl, es geht Europas Regierungschefs ein wenig wie diesem Jungen: Von ferne schauen sie auf die vielen Krisen und Katastrophen daheim.
wb
NACHTISCH
3,76
ZAHLEN, BITTE!
PROVINZROMAN
unentschlossen, dann zügiger, den
Einkaufstrolley hinter sich herziehend,
strich er durch das Siemensviertel. Die
Bozener Straße, die Ludwig-Jahn-Straße, schon war das alte Ziel erreicht. Ein
vorsichtiger Blick über die Schulter.
Niemand schien ihn zu beobachten.
Ein letzter Ruck. Dann betrat der Bundeswirtschaftsminister den Goslarer
Rewe-Markt. uex
Euro zahlt man in deutschen Kneipen durchschnittlich für sein Bier –
genau gesagt für den halben Liter.
Geht ja noch. Dass der Bierpreis
auch wesentlich deftiger ausfallen
kann, zeigt Norwegen. Dort blecht
man 8,65 Euro für den Halben.
mp
Ähnlichkeiten mit lebenden Personen und
realen Handlungen sind nicht zufällig
WEITE WELT
Liebe „Eliten“, macht genauso weiter,
ängstlich, selbstgefällig, lernunfähig,
damit macht Ihr die wirkungsvollsten
Zeitbomben für ein reformunfähiges
Politik- und Wirtschaftssystem
scharf. An Ignoranz und Populismus
geben sich Etablierte und die von
ihnen so benannten „Populisten“
nichts, beide Seiten haben keine positive reformerische Agenda. Die
einen wollen zurück, die anderen
„weiter so“. Was sagt die Internationale in so einer Lage zum allein
gelassenen Volk: „Es rettet Euch kein
höh’res Wesen, kein Gott, kein Kaiser
noch Tribun, Euch aus dem Elend zu
erlösen, müsst schon Ihr selber tun.“
Dr. Volker Gallandi, Gorxheimertal
Herr Lammert gehört zu den ganz
wenigen ausgewogenen, intelligenten
Politikern dieses Landes, die sich mit
kritischen Themen sachbezogen auseinandersetzen. Beim Thema Referenden liegt er aber falsch. Wie das
Beispiel Schweiz zeigt, ist die gelebte
politische Kultur der Volksabstimmung das einzige Regulativ, um dem
überbordenden Unsinn unserer Politik endlich Einhalt zu gebieten. Wichtigste Themen wie Bürokratieabbau,
Parlamentsverkleinerung, Steuergerechtigkeit, Länderreformen werden
seit Jahren auf die lange Bank geschoben, um die eigenen Pfründe zu
sichern. Von der immer wieder diskutierten Souveränität der Abgeordneten ist nichts zu spüren, es gilt
nach wie vor Fraktionszwang in allen
Abstimmungen. Auch der Einwand
von Herrn Lammert zum Thema
Brexit ist vordergründig. Volksabstimmungen müssen sorgfältig vorbereitet werden. Wie man es nicht
macht, hat die Regierung Cameron
vorgeführt. Ein einfaches Excelsheet,
wie es jeder Angestellte zur Ent-
scheidungsfindung vorlegen muss,
hat die Regierung Cameron in einem
ganzen Jahr nicht zuwege gebracht.
Darauf hätte gestanden: Was heißt
Brexit? Vorteile/Nachteile. Stattdessen gab es Phrasendrescherei und
Polemik. Volksentscheide, die existenzielle Dinge eines Landes betreffen wie einen Austritt aus der EU,
müssten bestimmte Regularien erfüllen wie zum Beispiel eine Wahlbeteiligung von mindestens 70 Prozent und eine Zweidrittelmehrheit.
Armin Knoop, Weißensberg
Pubertiere
Zu: „Lobet den Teenie“
von Helen Schiek, 10. Juli
Ein „Teenie“ ist kein Kind mehr, aber
auch noch kein Erwachsener. Er ist in
einer Lebensphase, die einerseits
durch große Selbstzweifel, andererseits durch eine Antihaltung geprägt
ist. Wie jeder andere Mensch sehnt er
sich aber nach Beachtung, schätzt
Lob und Anerkennung und möchte
Strafen vermeiden. Es liegt mir fern,
die Ergebnisse der in dem Artikel
erwähnten Studien anzuzweifeln. Ich
wäre aber vorsichtig, verallgemeinernde Schlüsse daraus zu ziehen, die
wesentliche Aspekte außer Acht lassen wie zum Beispiel die Differenzierung nach der Situation und des Einsatzes der jeweiligen Person. Was die
Pubertierenden betrifft, so glaube ich
nicht, dass man sie mit Lob für jede
auch noch so kleine Tätigkeit „fangen“ kann. Ich bezweifle auch, dass es
auf Dauer dem Teenie gut bekommt,
wenn man ihn von Strafen befreit.
Wie will er ein gesundes Unrechtsbewusstsein kriegen und sich ernst
genommen fühlen? Bleibt sein zu
tadelndes Verhalten ohne Sanktionen,
ist diese Reaktion auch ungerecht
gegenüber jenen, die Besonderes
leisten und sich vernünftig benehmen. Man sollte Teenies nicht „in
Watte packen“.
Gabriele Gottbrath, Gladbeck
Leserbriefe geben die Meinung unserer Leser wieder, nicht die der Redaktion. Wir freuen uns
über jede Zuschrift, müssen uns aber das Recht der Kürzung vorbehalten. Aufgrund der sehr großen Zahl von Leserbriefen, die bei uns eingehen, sind wir nicht in der Lage, jede einzelne Zuschrift
zu beantworten.
Schreiben Sie uns unter: [email protected]
163.335
Ehen wurden im vorigen Jahr geschieden – so wenige wie seit 1993
nicht mehr. Eben erst war bekannt
geworden, dass die Deutschen wieder mehr heiraten. Eine ganz schön
mühsame Trendwende. Abbruch
geht schnell, Reparatur dauert. mp
28,4
Prozent der Wissenschaftler, die
2015 an den deutschen Hochschulen
ihre Habilitation abgeschlossen
haben, waren Frauen. So langsam
robbt sich die Quote voran – übers
Viertel ist sie schon hinaus, aufs
Drittel bewegt sie sich zu.
mp
DETAIL DER WOCHE
Kindersterblichkeit im hohen Norden
extrem gesunken. Nur noch zwei von
tausend Säuglingen erleiden den plötzlichen Kindstod – das ist Weltrekord.
Die Regierung in Helsinki schickt nun
jeder werdenden Mutter eine Baby-Box
aus Pappe mit brauchbarem Innenleben: Strampler, Socken, Windeln und
einem Winterschlafanzug. Und weil die
Finnen effiziente Skandinavier sind, ist
die Verpackung, in zartem Lindgrün
gehalten, zugleich das Bett. smü
OLI SCARF; REUTERS/HANNIBAL; REDUX/LAIF
Da hatte es sogar der kleine Moses in
seinem Weidenkörbchen am Ufer des
Nils bequemer: In Finnland ermuntert
die Regierung Eltern von Neugeborenen, ihre Babys zum Schlafen in einen
Pappkarton zu betten. Und das ist
nicht etwa eine besonders knackige Art
skandinavischer Frühertüchtigung,
nein, die Regierung hat nur das Wohlergehen der Kleinen im Sinn. Seit finnische Kinder nicht mehr in mit Kissen
überladenen Krippen nächtigen, ist die
17. JULI 2016
Fairness für Gomez
WELTWUNDER
Er hatte sich fest vorgenommen, diesen Laden nicht noch einmal zu betreten. Nie wieder. Auf gar keinen Fall.
Schließlich hatten die ihm mit ihrer
unnachgiebigen Klagerei den Urlaub
kaputt gemacht; ihn zur frühzeitigen
Rückkehr gezwungen – die Öffentlichkeit war sogleich mit dem fälligen
Spott über ihn hergefallen. Schrecklich.
Aber dann, wieder zu Hause, hatte ihn
doch die Gewohnheit eingeholt. Allein
diese Fleischtheke! Langsam, zunächst
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Dunkelstmöglicher Backstein,
schwärzestes, schmiedeeisernes
Gitter. Kein Zweifel, das ist London,
Downing Street No. 10. Aber die
Blumen! Fröhliche Farben! Ein unbekannter Freund schickt sie der
eben ins schwere Amt gelangten
Premierministerin per Boten. Oh ja,
Frau May kann Blumen brauchen in
diesen düsteren Londoner Tagen.
Und sei es, um die dem schlimmen
Boris ins wilde Haar zu flechten wb
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THEMA
WELT AM SONNTAG
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17. JULI 2016
SEITE 13
„Ich fühle mich bestohlen.“ Leonardo Fabbretti in seinem Wohnzimmer
PRIVATEN
Die Enteignung des
Ein Vater kämpft um die Fotos, die sein verstorbener Sohn in
seinen letzten Lebensmonaten mit dem iPhone gemacht hat.
Doch der Elektronikkonzern Apple rückt sie nicht raus.
Der Fall wirft eine große Frage auf, die immer öfter
Gerichte beschäftigt: Wem gehört das digitale Erbe?
Text: Marc Neller Fotos: Luigi Baldelli
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14 THEMA
,,
IN DEN
ZEITUNGEN
FIELEN IHM
PLÖTZLICH
GESCHICHTEN
AUF, DIE DER
SEINEN
ÄHNELTEN
WELT AM SONNTAG
A
An einem warmen Dienstagabend wagte es Leonardo Fabbretti zum ersten Mal, das Zimmer
seines Sohnes wieder zu betreten. Er ging durch
die weiße Flügeltür, zögernd, als könnte er es
sich noch anders überlegen. Von draußen fiel das
Licht durch die Fensterläden. Fabbrettis Blick
streifte über das Bett, die glatt gestrichene Decke auf den kleinen dunklen Holzschreibtisch.
Dort lag, was er suchte, Damas Handy.
Nicht einmal eine Woche war vergangen, seit
der Junge gestorben war, sein einziges Kind, hier
in diesem Zimmer. Fabbretti hatte gewusst, dass
dieser Tag kommen würde. Es war lange her gewesen, dass die Ärzte ihm Hoffnung gemacht
hatten. Nun war Dama erlöst und er, der Vater,
fühlte in sich einer Leere, so tief und ausschließlich, wie er es sich nie hätte vorstellen können.
Das Handy, so hoffte er, würde ihm ein paar Momente verschaffen, in denen er sich an das Schöne erinnern könnte. Er würde sich auf das große
Sofa im Wohnzimmer setzen, Fotos ansehen, die
Dama und er in den vergangenen Monaten gemacht hatten, und wieder wissen, dass es eine
Zeit vor dem Tod gegeben hatte.
Fabbretti nahm das Telefon vom Tisch und
hielt seinen rechten Daumen auf die kleine runde Taste unter dem Bildschirm, wie er es unzählige Male zuvor getan hatte. Doch der Fingerabdruckscanner funktionierte nicht. Fabbretti
brauchte den Zugangscode, eine vierstellige Zahlenkombination, um das Handy anzuschalten.
Mit dem Fingerabdruck, das wusste er bis dahin
nicht, konnte er es nur öffnen, wenn es im
Stand-by-Modus war. Fabbretti versuchte, es mit
irgendwelchen Zahlenfolgen, die sein Sohn als
Code benutzt haben könnte: seinem Geburtsjahr, dem Code seines Vaters, ein paar zufälligen
Nummernfolgen, an die er sich erinnerte. Nach
einigen Versuchen war das Handy gesperrt.
Da setzte Fabbretti sich mit seinem Computer, einem kleinen, schwarzen Laptop, an seinen
Schreibtisch und tippte eine Mail an Apple, den
Hersteller des Telefons, mit der Bitte um Hilfe.
Es sollte für einen Weltkonzern eine Kleinigkeit
sein, dachte er.
Neun Monate später, im Frühsommer 2016,
sitzt Fabbretti auf einer Couch mit gemustertem
Überwurf in seinem Wohnzimmer, ein Mann
von 55 Jahren in Hemd, Jeans und Turnschuhen,
und sagt: „Ich wäre bis vor Kurzem nicht im
Traum darauf gekommen, dass so etwas passieren kann.“
Denn ein Mitarbeiter von Apple hatte ihn angerufen und gesagt, man könne leider nichts für
ihn tun. Und in den Zeitungen, im Fernsehen
und im Internet fielen Fabbretti plötzlich Geschichten auf, die der seinen ähnelten.
Im Februar verlangte das FBI von Apple, das
iPhone eines Amokläufers zu knacken. Die Ermittler hofften, auf dem Handy Hinweise oder
Kontakte zu finden, die ihnen helfen könnten,
die Hintergründe der Tat zu verstehen. Apple
weigerte sich.
Wenige Tage später las Fabbretti von einer
Mutter aus Deutschland, die Facebook verklagt
hatte. Ihre Tochter war in einem U-Bahnhof gestorben, unter ungeklärten Umständen, wie es
hieß. Sie hoffte zu erfahren, ob ihre Tochter sich
womöglich in den Tod getrieben fühlte, unbeliebt und gemobbt in den sozialen Netzwerken.
Facebook verwehrte ihr den Zugang.
Im März unternahm Fabbretti einen letzten
Versuch. Er schrieb eine Mail an Tim Cook, Apples Vorstandsvorsitzenden. Als auch das nicht
half, beschloss er, in einen ungleichen Kampf zu
ziehen. Ein italienischer Architekt gegen einen
der mächtigsten Konzerne der Welt. Aber es ging
hier um die letzten Fotos, die sein Sohn gemacht
hatte, und um eine große Frage: Wem gehört die
Erinnerung?
Hätte sein Sohn seine Fotos entwickeln lassen, wie er es früher getan hatte, wäre Fabbretti
in das Zimmer des Jungen gegangen und hätte
ein Fotoalbum aus dem Regal gezogen. Niemanden hätte es interessiert. Doch die Zeiten sind
längst andere. Jedes Jahr werden weltweit 480
Millionen Computer und Tablets verkauft und
eineinhalb Milliarden Smartphones. Mehr als
eineinhalb Milliarden Menschen nutzen Facebook und mehr als zwei Milliarden speichern
wichtige Unterlagen in Clouds, gemietetem
Speicherplatz auf dem Großserver einer Computerfirma. Wenn ein Kind stirbt, ein Freund, eine
Ehefrau, haben Eltern oder Lebensgefährten
nicht viele Möglichkeiten, wenn sie die Zugangsdaten nicht kennen. Sie können den Hersteller
der Geräte oder den Anbieter eines Dienstes bitten zu helfen. Sie können vor Gericht ziehen.
Aber das ist kompliziert, langwierig und teuer.
Die digitale Welt ist noch immer ein Abenteuerspielplatz für Pioniere und Unternehmen, frei,
grenzenlos, weitgehend unreguliert. Das gilt
auch für den digitalen Nachlass. Es gibt nur wenige Onlineshops, Bezahldienste, Musikbibilotheken, nur wenige Unternehmen, die klar geregelt haben, was in Todesfällen mit persönlichen
Daten passiert. Und wenn, dann kann das entweder bedeuten, dass Hinterbliebene alles bekommen oder aber gar nichts. Es macht die Lage
nicht einfacher, dass Firmen wie Apple, Facebook oder Microsoft globale Konzerne sind, bei
denen nicht immer ganz klar ist, welchem Recht
sie unterworfen sind. Weltweit tun sich Staaten
schwer, ihnen Grenzen zu setzen.
Fabbretti hatte es nun mit einem Computerkonzern zu tun, der sich benahm, als obliege es
ihm, den Nachlass seines Jungen zu verwalten.
So jedenfalls empfand es Fabbretti.
„Ich fühle mich bestohlen“, sagt er. Es ist kurz
vor zehn am Abend, von draußen weht noch immer warme Luft durch die Fenster. Fabbretti hat
in der Küche das Abendessen angerichtet, Salat,
Lasagne, eingelegte Paprika und Zucchini. Fabbrettis Bruder ist zu Besuch aus der Schweiz und
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auch ein älterer Herr mit einem grauen Schnäuzer, ein Nachbar aus der Zeit in Rom, als Fabbretti und sein Bruder noch Kinder waren. Der
Bruder und der Nachbar kennen die ganze Geschichte von Anfang an, die drei Dutzend Mails,
die Fabbretti an Apple geschrieben hat, seine
Hoffnung, seine Enttäuschung, seine Wut.
Inzwischen kennt man sie in ganz Italien. Fast
alle Zeitungen und Fernsehsender haben darüber berichtet. In manchen Beiträgen wirkt Fabbretti wie ein Getriebener, der etwas Unmögliches schaffen will und seinem Ziel alles unterordnet, sogar die Trauer um seinen Sohn. Doch
wenn man einige Zeit bei ihm zu Gast ist, begegnet man einem Mann, der lacht und weint, oft
kurz nacheinander, und dem das Gefühl gutzutun scheint, dass es noch etwas gibt, wofür es
sich zu kämpfen lohnt. Deshalb redet er mit
Journalisten. Seine Frau verlässt dann das Haus,
sie findet, dass ihre Trauer nur sie etwas angeht.
Als Fabbretti und seine Frau ihr Studium beendet und schon eine Weile gearbeitet hatten,
zogen sie nach Foligno, Umbrien. Rom war aufregender, aber Foligno war die Stadt, in der Fabbrettis Vater geboren und aufgewachsen war und
in der man sich ein gutes Leben leisten konnte.
Fabbretti kaufte eine Wohnung in einer der alten, engen Gassen in der Innenstadt und richtete sie her. Er hängte bemalte Teller aus der Zeit
der Renaissance an die Wände, jeder ein Sammlerstück. Fabbretti mag die alte Zeit, doch er lebt
in der neuen.
Er hat ein Laptop und einen Tabletcomputer,
den er fast überall mit hinnimmt. Wenn er eine
Reise buchen oder etwas nachschlagen will,
sucht er im Internet. Seine Erinnerungen an
Feiern, Ausflüge oder Urlaube kuratiert er wie
Ausstellungen, er benutzt dafür seit Jahren
keine Fotoalben mehr. Seine Alben sind ein weißes iPad und ein schwarzes Acer-Laptop, auf
dem er mehr als 10.000 Fotos gespeichert hat,
abgelegt in Ordnern, sortiert nach Daten und
Jahreszahlen.
Fabbretti sagt, sie hätten oft ganze Abende damit zugebracht, auf dem Sofa im Wohnzimmer
zu sitzen und sich Fotos anzusehen, seine Frau,
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THEMA 15
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Zimmer der Erinnerungen: Das erste
Smartphone, die erste
Freundin (oben links) ,
die ersten Freunde;
Fabbretti im ersten
eigenen Zimmer seines
Sohnes (großes Foto)
,,
EIN
KNOCHENTUMOR,
BÖSARTIG, SEHR
SELTEN IN DIESEM
ALTER, SAGTE DER
ARZT
sein Sohn und er, ihr Leben als Daumenkino. Papa, sagte der Sohn, ein eifriger Historiker seiner
eigenen Geschichte, wir haben so viele gute Erinnerungen.
Fabbretti fischt mit einer geübten Handbewegung sein Laptop vom Tisch, er sitzt lieber im
Wohnzimmer, wenn er Gäste hat, auf einem der
Sofas. Er stellt sich den Laptop auf seine Knie
und öffnet einen der Ordner, „Januar 2007“.
An einem kalten Morgen fuhr Fabbretti mit
seiner Frau zum Flughafen. Sie war jetzt 34, er
37. Sie fanden sich mit dem Gedanken ab, dass
sie keine Kinder würden zeugen können. Sie hatten alles versucht. Nun waren sie auf dem Weg
nach Äthiopien. Ein Bekannter hatte ihnen von
einem Waisendorf erzählt und davon, dass man
in Afrika nicht Jahre mit Papier und Bürokratie
zubringe, bevor man ein Kind adoptieren könne.
Sie waren kaum angekommen, da drückte eine der Frauen Fabbretti einen Jungen mit großen schwarzen Augen an die Brust, der in viel
zu großen Kleidern steckte. „Nehmen Sie mal.“
Und dieser Junge klammerte sich an ihn, als
wollte er nie wieder loslassen. Fabbretti erfuhr,
dass er wohl ein Jahr lang auf der Straße gelebt
hatte. Dort hatte die Polizei ihn aufgelesen und
in ein Heim gebracht. Seine Mutter war offenbar tot und sein Vater irgendein Mann, über den
man nichts weiter wusste. Der Arzt, der
Dama untersuchte, schätzte ihn auf etwa vier
Jahre.
Fabbretti hat in diesen zehn Tagen fast zweihundert Fotos gemacht. Dama mit seiner Frau,
Dama mit einer der Frauen im Heim, Dama mit
anderen Heimkindern, Hoffnung mit staubverschmierten Gesichtern. Als sie zurück nach Italien flogen, war Fabbretti ein Vater.
Der Junge wurde größer, kam in die Schule,
war gut in Geschichte und Geografie und
schlecht in Mathe. Er ging zum Judo, zu den
Pfadfindern und schien sich mit jedem zu verstehen. Fabbretti kaufte sich eine Vespa und fuhr
zum ersten Mal seit 20 Jahren wieder in einen
Skiurlaub. Er wollte dem Jungen etwas bieten
und berauschte sich an dem Gefühl, selbst wieder ein Kind sein zu dürfen.
Digitales Erbe:
Zombies im Netz
Im Zeitalter des Internets ist jeder ein
bisschen unsterblich. Wer verhindern
will, dass er nach seinem Tod als
digitaler Zombie durchs Netz geistert,
muss selbst regeln, was mit den Daten
passiert, die er auf Handys, bei MailAnbietern oder Facebook gespeichert
hat. Das heißt: Passwörter hinterlegen
und Anweisungen, was bleiben und
was gelöscht werden soll. In den USA
boomt der Beruf des digitalen
Bestatters. Denn vor allem die großen
Tech-Konzerne fühlen sich an
klassische Testamente nur bedingt
gebunden.
Der Internetriese Google bietet immerhin einen „Inactive Account Manager“
an. In den Privatsphäre-Einstellungen
können Nutzer festlegen, was mit ihren
Daten nach einem festgelegten „Zeitraum der Inaktivität“ – Google vermeidet das Wort „Todesfall“ – passiert:
Entweder löschen Googles Server
sämtliche Mails, im Cloudspeicher
„Drive“ gespeicherte Dateien und Kontakte, oder sie leiten das Passwort per
Mail an den festgelegten Verwalter für
den digitalen Nachlass weiter.
Auch das soziale Netzwerk Facebook
hat eine Nachlassverwaltung: Wenn
Verwandte es wollen, friert das Unternehmen den Account eines Toten ein.
Im Erinnerungsmodus sind keine Veränderungen mehr möglich, der Verstorbene wird anderen Nutzer nicht
mehr automatisch als Freund vorgeschlagen. Die digitalen Erben können
Bilder und Posts einsehen – Messengerprotokolle mit Chatnachrichten
aber nicht. Alternativ sperrt Facebook
den Account oder löscht ihn. BFU, NEL
„Unglaublich“, sagt Fabbretti leise, wie zu sich
selbst. Spät an diesem Samstagabend, nach einer
Reise durch die Fotos und die Jahre, wundert er
sich mal wieder, wie schnell die Zeit vergehen
kann. Er beißt ein Gähnen weg, öffnet einen neuen Rotwein und den nächsten Ordner, „Dezember 2013“.
Val di Sole, Südtirol, Vater und Sohn im Skiurlaub mit Bekannten. Ein Himmel, so prospektblau und kondensstreifenfrei, dass es in den Augen schmerzt. Dama mit schwarzem Helm und
weißem Lachen, furchtlos jede Piste hinunterjagend, tiefe Hocke, immer geradeaus. Als er in einen Sessellift stieg und den Bügel schloss,
klemmte er sich den rechten Oberschenkel ein
und wimmerte entsetzlich. Der Vater, der seinen
Sohn nie zuvor wegen Schmerzen hatte weinen
sehen, erschrak. Es ist bestimmt nichts, sagte einer der Bekannten und gab dem Vater eine Salbe.
Im Oberschenkelknochen Ihres Sohnes sind
Zellen, die dort nicht hingehören, sagte Wochen
später der Facharzt einer Spezialklinik. Osteosarkom, „alto grado“.
Was genau ist ein Osteosarkom?, fragte der
Vater.
Ein Knochentumor, bösartig, sehr selten in
diesem Alter, sagte der Arzt.
Ab da gehorchte das Leben der Familie einem
Rhythmus aus Arztterminen, Chemotherapiezyklen und Blutanalyse. Fabbrettis Frau ließ sich
von der Schule, an der sie unterrichtete, zwei
Jahre beurlauben.
Es begann die Zeit, in der die Bilder auf Fabbrettis Laptop allmählich weniger wurden.
Im Mai 2014 beugten sich zwei Operateure
über Damas rechten Oberschenkel, sie ersetzten
20 Zentimeter des Femurknochens durch eine
Prothese. Als er aus der Narkose erwachte, lächelte der Junge, er war erschöpft, aber sonst
wie immer. Er versteht nicht, wie ernst es ist,
dachte der Vater, vielleicht war es besser so.
Dann Methotrexat 12mg/m2. Dann Adriamycin, 90 mg/m2. Paracetamol 500 mg gegen die
Schmerzen.
Im Dezember, ein Jahr nach der Diagnose, waren die Ärzte voller Hoffnung, dass der Tumor
verschwunden sein könnte. Die Chemotherapie
schien angeschlagen zu haben. Fabbretti kaufte
ein iPhone 6, schwarzglänzend, 64 Gigabyte
Speicherplatz. Dama war der Einzige in seiner
Klasse, der noch kein Handy hatte. Fabbretti
wollte das beste Handy, das man bekommen
konnte. Wer weiß, dachte er insgeheim, wie lange der Junge noch etwas davon hat.
Der Junge schien sich keine Sorgen zu machen. Er brachte ein Mädchen mit nach Hause
und klebte das Schlüsselloch seiner Zimmertür
mit einem nassen Papierklumpen zu. Matilde,
lange blonde Haare, feine Nase, im Gesicht
schon die Andeutung der Frau, die sie einmal
sein würde. Sie machten Fotos von sich mit ihren Handys, ein paar stellten sie auf Facebook
ein.
„Es gab bald noch ein anderes Mädchen“, sagt
der Vater. Vielleicht ahnte der Sohn doch etwas.
Anfang 2015, die nächste Untersuchung. Der
Tumor hatte gestreut. Es gehe nun darum, dem
Jungen die Schmerzen zu nehmen, sagten die
Ärzte.
Im Mai kam Dama in ein Hospiz, eine alte Villa in einem Dorf, ländliche Idylle, nicht weit von
zu Hause. Irgendwie gelang es Fabbretti, zu organisieren, dass Terence Hill in dieses Heim
kam, Star einer Fernsehserie, die in Italien jeder
kennt. Tagelang erzählte Dama von nichts anderem.
Mitte August, an seinem 13. Geburtstag,
schaffte er es zum letzten Mal allein aus seinem
Bett. Am Nachmittag des 11. September füllten
zwei Männer vom medizinischen Dienst seine
Morphiumpumpe auf. Wenig später wurde es
still in seinem Zimmer.
Fabbretti und seine Frau, wund vor Trauer, lagen im verdunkelten Schlafzimmer und suchten
Trost in ihren Erinnerungen. Das letzte gemeinsame Weihnachten. Der letzte gemeinsame Ausflug. Das letzte Zeugnis, das die Lehrer Dama
nach Hause gebracht hatten. Damas letztes Lachen. Matildes letzter Besuch. Dama, wie er alles
mit seinem Handy fotografierte.
Als Fabbretti wenig später im Zimmer seines
toten Sohnes stand, um sich diese Bilder anzuse-
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hen, funktionierte der Fingerabdruckscanner
nicht mehr wie sonst.
„Es kann ja wohl nicht sein, dass ich deshalb
die Fotos nicht sehen kann“, sagt Fabbretti und
stößt verächtlich Luft durch die Nase. Weit nach
Mitternacht ist er an dem Punkt der Geschichte
angelangt, an dem seine private Angelegenheit
zu einem Problem wird, das sehr viele Menschen
in aller Welt betreffen kann.
Der Computer ist die wichtigste Apparatur der
Welt. Computer steuern Kraftwerke und Satelliten, sie errechnen Börsenkurse und halten Unternehmen und Staaten am Laufen. Und wer die
Macht über Computer hat, hat Macht über fast alles. Deshalb gehören Konzerne wie Apple, Facebook oder Microsoft inzwischen zu den einflussreichsten Institutionen der Welt. Manchmal
scheint es, als seien sie mächtiger als Staaten.
Nachdem das FBI, eine der größten Polizeibehörden der Welt, Apple aufgefordert hatte, ihm
bei seinen Terrorermittlungen zu helfen und das
iPhone des Attentäters von San Bernardino zu
knacken, sagte Apples Vorstandschef Tim Cook,
er wolle keine Hintertür öffnen, weil man damit
die Sicherheit für alle Nutzer senke. Ihm sprangen gut 20 Unternehmen bei, darunter Google,
Microsoft, Amazon, Ebay und Intel, alles große
Namen. Die Konzerne argumentierten, dass ein
Staat kein Unternehmen zwingen dürfe, die Sicherheit seiner Produkte zu schwächen. Es war
auch ein Machtkampf. Die Wirtschaft gegen den
Staat. Die Wirtschaft gewann.
Fabbretti aber ist ein Vater, nicht das FBI, das
von einem Unternehmen verlangt, private Daten
eines Bürgers zugänglich zu machen. Es geht um
einen Jungen, gerade in der Pubertät, der sein
Leben mit seinem Handy fotografiert hat, wie es
Millionen Menschen in aller Welt tun. Als er
starb, waren in seinem Telefon Hunderte Fotos
und Chat-Nachrichten weggeschlossen, eine Art
digitaler Nachlass.
Apple aber, so kommt es Fabbretti vor, scheint
zwischen ihm und dem FBI nicht groß zu unterscheiden.
FORTSETZUNG AUF SEITE 16
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16 THEMA
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,,
WENN ER AUF
DEM SOFA
SITZT, SIEHT ER
DIE WEISSE
FLÜGELTÜR,
DIE IMMER
HALB OFFEN
STEHT
„Für mich sind diese Fotos unersetzlich.“ Vater Fabbretti auf dem Bett, in dem sein Sohn starb
FORTSETZUNG VON SEITE 15
Das alles erklärt, warum Menschen manchmal
denselben Eindruck haben wie Fabbretti: dass
die großen, internationalen Unternehmen sich
im Zweifel eher ihren allgemeinen Geschäftsbedingungen verpflichtet fühlen als den Gesetzen
der Länder, in denen ihre Kunden leben. Es ist
allerdings auch so, dass die Konzerne der Computerindustrie in einem Dilemma stecken.
Ein Unternehmen, das die Privatsphäre seiner
Kunden nicht schützt, hat ein großes Problem.
Denn die Menschen verlassen sich darauf, dass
ihre Daten sicher sind, dass Privates auch privat
bleibt. Auch deshalb hat Apple den Streit mit
dem FBI genutzt, um sich als Wahrer des Datenschutzes und der Interessen der Bürger zu inszenieren. Und wenn die Firma das iPhone von Fabrettis Sohn hackt, wird es nicht lange dauern,
bis der Nächste kommt, der das auch verlangt.
Vielleicht sind es Eltern, die ihr Kind beschützen
wollen. Doch was, wenn ein Vater, vielleicht
streng religiös, bloß herausfinden will, ob seine
Tochter einen Freund hat, mit dem sie heimlich
schläft, um sie zu bestrafen? Und was, wenn jemand ein Handy geklaut hat und an Daten heranwill, die ihn nichts angehen?
Die Frage, wer ein berechtigtes Interesse hat
und wann, ist nicht ganz einfach zu beantworten, jedenfalls nicht grundsätzlich.
Manchmal scheint der Fall eindeutig, wie bei
Fabbretti. Und manchmal passiert es auch, dass
ein Gericht die großen Unterhaltungskonzerne
daran erinnert, dass das Zusammenleben in
Staaten mithilfe von Gesetzen organisiert wird,
die auch im Zeitalter der Digitalisierung für alle
gelten. Wie vor ein paar Monaten.
Da zwang das Berliner Landgericht Facebook mit einem Urteil, einer Mutter Zugang
zum Profil ihrer toten Tochter zu verschaffen.
Es ist der Fall, von dem Fabbretti gelesen hat.
Im Grunde, so sahen es die Richter, seien ein
E-Mail-Konto oder ein Facebook-Profil nichts
anderes als ein Tagebuch. Und wenn ein Kind
stirbt, dann erben es die Eltern. Analoger
Nachlass, digitaler Nachlass, das war für die
Richter eins. Er war das erste Mal, dass ein Gericht sich so ausführlich mit diesem Thema
auseinandergesetzt hat. Das Urteil gilt deshalb als Richtschnur für künftige Fälle. Es wäre interessant zu wissen, wie Apple und Facebook über all das denken, was sie zu den beiden Fällen sagen. Doch sie halten sich bedeckt. Apple hat auf die Bitte um ein Interview
nicht reagiert. Und eine von Facebooks Sprecherinnen sagt nur, man bemühe sich darum,
„eine Lösung zu finden, die der Familie hilft
und gleichzeitig die Privatsphäre Dritter, die
möglicherweise betroffen sind, schützt“.
Fabbretti hatte überlegt, Apple zu verklagen.
Doch wer wusste schon, ob italienische Richter
genauso geurteilt hätten wie die in Berlin, fragte
er sich. Außerdem zeigte der Fall ja auch, dass
Facebook das Urteil nicht akzeptiert und seinerseits dagegen vorgeht. Es gibt, dachte sich Fabbretti, vielleicht noch eine andere Möglichkeit,
zu bekommen, was er wollte. Denn wenn die vergangenen Wochen etwas gezeigt hatten, dann
doch dies: dass Apple wohl doch nicht so unverwundbar war, wie es lange Zeit den Anschein
hatte. Das Unternehmen mag sich geweigert haben, dem FBI zu helfen. Aber das FBI hatte eine
Firma gefunden, der das angeblich Unmögliche
gelungen war: ein iPhone zu knacken und alle
darauf gespeicherten Daten zu öffnen. Zumindest stand es so in den Zeitungen.
Also suchte Fabbretti im Internet nach der
Adresse dieser Firma und schrieb eine Mail mit
seinem Anliegen, „cordiali saluti“ – mit herzlichen Grüßen. Die Antwort kam schnell, Fabbretti bekam eine Telefonnummer, ein Berater der
Firma in Italien, vielleicht könne der helfen.
Zwei Wochen später, an einem Donnerstag,
packte Fabbretti sein Laptop und das iPhone seines Sohnes in eine schwarze Umhängetasche
und setzte sich in sein Auto, einen Fiat Multipla,
metallicgrau. Es war fünf Uhr morgens, in sechs
Stunden etwa würde er in Genua sein. Er wollte
dort einen Mann mit rauchdunkler Stimme treffen, der ein bisschen aussah wie er selbst vor
zehn oder fünfzehn Jahren, silbernes, krauses
Haar, dunkler Teint.
Mattia Epifani arbeitet als verdeckter Ermittler in der Softwareindustrie, er ist ein HightechForensiker, der Spuren auch dort sichert, wo angeblich keine Spuren zu finden sind. Er ist 38,
hat eine Firma mit Standorten in Genua und
Mailand. Seine Kunden sind Staatsanwälte, große Unternehmen, Gerichte. Er verdient sein
Geld damit, belastbare Beweise gegen Kriminelle zu sammeln, gegen Hacker, Wirtschaftsspione, Kinderporno-Ringe. Er treibt sich mit falschen Identitäten im Internet herum, analysiert
Festplatten und seziert Viren und andere Schädlinge.
„Die Geschäfte laufen sehr gut“, sagt er.
Seit einiger Zeit hat er es häufiger mit Handys
zu tun, die er knacken soll. Noch vor einigen
Jahren war das gängigste Modell ein Nokia mit
ein paar Megabyte Speicherplatz, heute bringen
die Leute kleine Computer zu ihm, auf denen
man Unmengen von Daten ablegen kann. Tausende Fotos, den E-Mail-Verkehr vieler Jahre,
elektronische Dokumente, die mehrere Regalmeter füllen würden, wenn man sie ausdruckte.
Auch deshalb werden Handys für die Ermittler
der Strafverfolgungsbehörden immer wichtiger.
Denn es gibt oft keine andere Möglichkeit für
sie, private Dokumente einzusehen oder verschlüsselte Nachrichten zu lesen, die ihnen helfen, ihre Fälle zu lösen.
Viele Menschen tragen inzwischen fast ihr
ganzes Leben auf Handys oder Tabletcomputern
herum, im Vertrauen darauf, dass alles jederzeit
verfügbar ist. Es ist praktisch und riskant. Die einen denken nicht daran, regelmäßig Sicherheitskopien auf ihrem PC zu speichern. Wenn ihr
Handy oder Tabletcomputer kaputtgeht oder geklaut wird, sind alle Daten weg. Die anderen unterschätzen, zu was eine Ehefrau imstande ist,
wenn sie glaubt, dass ihr Mann sie betrügt. Das
sind so die Aufträge, die der Digitaldetektiv Epifani immer häufiger bekommt.
Als Fabbretti vor seinem Schreibtisch saß,
müde von der langen Autofahrt, ein Flehen im
Blick, erklärte Epifani ihm, dass es manchmal
keine Lösung gebe, wenn man den Zugangscode eines iPhones nicht kenne. Er sagte, es wä-
re wirtschaftlicher Selbstmord, wenn Apple
verriete, wie man die Telefone und Computer
des Unternehmens knacken könnte. Denn
Apples weltweiter Erfolg, auch der des iPhones, beruht darauf, dass die Produkte als besonders sicher gelten, gut geschützt gegen Hacker. Das iPhone 5 aber war offenbar zu knacken. Cellebrite, das Unternehmen, das Fabbretti zu Epifani geschickt hatte, soll es geschafft haben. So wurde es weltbekannt. Denn
sein Auftraggeber war das FBI.
Das iPhone 6 könne zwar bisher niemand ohne den Code öffnen, sagte Epifani, doch er habe
eine Idee. Fabbretti zog sein Laptop und das
Handy seines Sohnes aus der Umhängetasche
und legte beides auf Epifanis Schreibtisch.
Epifani schickte Fabbretti in die Stadt, er
brauche drei oder vier Stunden, dann wisse er
mehr. Er startete eine spezielle Software und
fand heraus, dass Dama ein paar Monate vor seinem Tod eine Sicherungskopie aller Daten auf
seinem Handys gemacht hatte, sie lag auf dem
Laptop seines Vaters. Sie war stark komprimiert
und verschlüsselt, aber Epifani hatte nun die Namen der Fotodateien und dazu Datum und Uhrzeit. Danach konnte er auf dem Rechner suchen.
Er fand die Fotos schließlich in einer Cloud,
einem gemieteten Speicherplatz auf einem von
Apples Großservern. Was er nun noch brauchte,
war ein gültiges Passwort. Fabbretti erinnerte
sich an einige Passwörter, die Dama benutzt
hatte, eines passte. So gelang es Epifani, 345 Fotos wiederherzustellen. Dama, seine Mutter im
Arm, ausgelassen vorm Weihnachtsbaum. Dama, Grimassen schneidend am Adriastrand. Dama mit dunkler Pilotensonnenbrille im Restaurant. Das letzte Weihnachten, der letzte Urlaub,
der letzte Ausflug.
Als Fabbretti zurückkam, sah er, dass Epifani
nach und nach nicht nur Hunderte Fotos auf seinen Bildschirm gezaubert hatte, sondern auch
zig WhatsApp-Nachrichten, die sein Sohn seinen
Freunden geschrieben hatte. Er sah allerdings
auch, dass auf Damas Handy noch etwa 200 Fotos lagen, an die nicht heranzukommen war, die
letzten vier Monate in Damas Leben.
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Am Abend fuhr Fabbretti zu einer Bekannten, bei der er übernachtete, glücklich und unendlich müde. Am nächsten Tag, auf der
Heimfahrt, blickte er aus dem Fenster und
setzte den Blinker. Er musste aussteigen und
ein paar Schritte gehen, seine Freude verlangte nach Raum. Es war ihm ein Rätsel, wie
ein einziger Mann in wenigen Stunden schaffte, was Apple zunächst versucht hatte und
schließlich vorgab, nicht zu können. Aber er
hatte ja nun, worum er seit Monaten gekämpft
hatte.
„Für mich“, sagt er wenige Wochen später
auf seinem Sofa, „sind diese Fotos unersetzlich“ – jedes Bild, jede Nachricht so wichtig wie
alle früheren zusammen. Sie bringen ihm die
Erinnerung an eine Zeit zurück, in der er sich
vorgestellt hatte, wie es wäre, wenn sein Sohn
recht behielte und die Krankheit irgendwann
verschwände. Fabbretti schluckt schwer. Ein
Sonntag ist angebrochen, der sein wird wie so
viele Sonntage. Er wird ein bisschen lesen, einen Kaffee trinken und mit seiner Frau etwas
essen gehen. Irgendwann wird er wieder auf
diesem Sofa sitzen.
Wenn er aufblickt, sieht er die weiße Flügeltür, die immer halb offen steht, das weiße Metallbett, die hellblau gestrichenen Wände. Irgendwann wird er aufstehen, in Damas Zimmer
gehen, die Schublade des kleinen Holzschreibtisches öffnen. Nur um sicherzugehen, dass das
Handy noch da ist.
BERICHTIGUNG
Die Urheberangaben zu den Bildern der tätowierten russischen Kriminellen des Artikels
„Brutale Bruderschaft“ der Ausgabe vom
10. Juli 2016 waren falsch. Die richtige Urheberangabe lautet: © Sergei Vasiliev / FUEL.
From book ‚Russian Criminal Tattoo Encyclopaedia’ (FUEL Publishing 2004)
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WISSEN & LEBEN
Öko-Star: Leonardo DiCaprio will nur noch kurz die Welt retten
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SEITE 17
QUANTENSPRUNG
STIRB
Wolkige
Wende
Friss und
Wolken sind flüchtige Gebilde, mal
sind sie da, dann sind sie wieder weg
– und nur in wenigen Regionen lasten sie als zähe Matten über Städten
und Regionen. Auf Wolken ist in ihrer Unbeständigkeit und Unberechenbarkeit Verlass. Denkt man.
Ist aber nicht so, wie eine Anfang
der Woche veröffentlichte Studie
zeigt. In „Nature“ berichten Joel
Norris von der University of California in San Diego und sein Team,
dass die globalen Trends der Wolkenverteilung von Klimaforschern
richtig vorausgesagt worden sind.
Die Wissenschaftler hatten viele
verschiedene Daten von Wettersatelliten ausgewertet, die zwischen
den 1980er- und den 2000er-Jahren
aufgenommen worden waren. Diese
Wolkendaten filterten sie, sodass
kleine Wolkenschwankungen herausfielen. Danach glichen die Forscher ihre Aufnahmen mit den Prognosen der Klimaforscher für diesen
Zeitraum ab. Es zeigte sich: Theorie
und Realität stimmten überein.
Mehr Wolken gibt es mittlerweile
über dem Äquator und nördlich und
südlich des 50. Breitengrades, der in
Deutschland auf der Höhe von
Mainz liegt. In den dazwischenliegenden Regionen gibt es weniger
Wolken. Zudem häuft sich die Zahl
der besonders hoch sich auftürmenden Wolken. All dies sei ein Effekt
der Klimaerwärmung, so die Wissenschaftler. Klimaforscher haben
für den Fall, dass diese prognostizierten Wolkenmuster tatsächlich
eintreten, allerdings wenig gute
Nachrichten: Sie vermuten, dass
sich dadurch die Erwärmung der Erde beschleunigen wird. PIA HEINEMANN
Das Verschwinden der Vögel ist für Forscher ein Warnsignal. Die Tiere sind
Frühindikatoren für schädliche Umweltveränderungen. Mit einfachen Mitteln
sollen Lebensräume so gestaltet werden, dass die Vögel zurückkehren
Vom Himmel fallen sie selten“, sagt Peter Berthold. „Aber ein befreundeter
Ornithologe hat einmal bei einer Vogelführung erlebt, wie ihm eine Singdrossel vor die Füße gefallen ist, mausetot
war die.“ Die Drossel, das habe sich bei
der anschließenden Untersuchung herausgestellt, hatte enorm hohe Pestizidwerte im Blut. Sie starb an einer Vergiftung, während des Singens.
VON PIA HEINEMANN
Es sind plakative Geschichten wie
diese, die Peter Berthold nutzt, um
Menschen auf ein Problem aufmerksam
zu machen, das sich derzeit in Europa
und Nordamerika, ja, praktisch auf der
gesamten Welt manifestiert: das Vogelsterben. Die Populationen bestimmter
Feldvögel sind in Europa zusammengeschrumpft, in Nordamerika verschwinden die Graslandvögel. In den Tropen,
in Costa Rica und der Karibik sinken die
Zahlen, auch in Skandinavien, in Australien, China, Patagonien, der Mittelmeerregion und in vielen anderen Regionen dieser Erde nehmen die Bestände ab. Von den mehr als 10.000 Vogelarten, so die Weltnaturschutzunion
IUCN, sind rund 13 Prozent vom Aussterben bedroht, 190 Arten werden in
der Roten Liste der bedrohten Arten sogar in der Kategorie der höchsten Gefährdungsstufe geführt.
Vor allem diejenigen Arten, die früher
sehr viele Individuen zählten, scheinen
massiv unter Druck zu stehen, so die Erkenntnis der Vogelforscher. Die Ursachen kennen Ökologen und Ornithologen in vielen Fällen genau. Es muss etwas geschehen, denn das Vogelsterben
ist auch für Menschen ein Problem. In
einigen Regionen hat man bereits Lösungsansätze gefunden.
PL
Peter Berthold, Rauschebart, hohe
Stirn, weiße Haare und ein breites Lächeln, ist einer der führenden Ornithologen in Deutschland. Seit über sechzig
Jahren erforscht er Vögel, 15 Jahre lang
hat er die Vogelwarte des Max-PlanckInstituts für Ornithologie in Radolfzell
geleitet. Gäbe es die Chance auf Reinkarnation, sagt er, so wäre er im nächsten Leben am liebsten ein Mauersegler.
„Dann könnte ich jahrelang über den
Planeten segeln, in der Luft schlafen, in
der Luft fressen – ohne auch nur einen
Zwischenstopp auf dieser ekligen Erde
einzulegen.“ Die Erde, sagt der Ornithologe, sei einfach kein guter Platz
mehr für Vögel.
Henrique M. Pereira kann das bestätigen. Er hat mit einem Team internationaler Biodiversitätsforscher vor wenigen Wochen Ergebnisse einer Langzeitanalyse für die Bestände der Vögel
Nordamerikas im Journal „Global
Chance Biology“ veröffentlich. Die Forscher haben den Brutvogelbericht von
Nordamerika für die Jahre 1971 bis 2010
und andere Quellen ausgewertet. 519
Vogelarten wurden genau analysiert. Es
zeigte sich zweierlei: Zum einen, und
das scheint zunächst positiv, bleibt die
Zahl der Arten in vielen Regionen konstant. Zum anderen aber sinkt die Zahl
der Individuen.
Eine Erklärungdafür ist, dass immer
mehr Brachen landwirtschaftlich genutzt werden, in den USA wie in Europa. „Die zunehmende Mechanisierung,
die Etablierung großer Monokulturen,
die Zerstörung von Hecken und der Einsatz von Pestiziden sind schlecht für die
Feldvögel“, sagt Pereira, der Professor
am Deutschen Zentrum für integrative
Biodiversitätsforschung und an der
Universität Halle-Wittenberg ist. „Viele
Feldvögel finden entweder keine Nistplätze mehr, oder ihre Nester werden
zerstört.“ Vor allem Arten, die im Grasland und auf Feldern brüten, die offene
Landschaften bevorzugen, hätten es
schwer. Feldlerchen, Kiebitze und Rebhühner schaffen es kaum, ihre Brut
großzuziehen. Landmaschinen zerstören die Nester, Küken, die von den Vogeleltern mit viel Mühe gefüttert werden, kommen ums Leben.
„Die Zerstörung der Lebensräume ist
ein wichtiger Grund dafür, dass es weniger Vögel gibt“, stimmt Peter Berthold
AI
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zu. Aber es sei nicht die einzige Ursache nationalen Ornithologenkongress in
für das Schrumpfen der Bestände: „Wenn Neuseeland einen Vortrag vor internaSie früher, in den 1970er-Jahren, mit dem tionalem Publikum gehalten – darüber,
Auto über Land gefahren sind, dann wie Klimaerwärmung die Vogelwelt verkonnten Sie nach kurzer Zeit kaum noch ändern wird. Zugvögel flögen später in
etwas sehen, so verdreckt war ihre Front- den Süden los, flögen nicht mehr so
scheibe. Ständig musste man putzen, weit und kämen früher wieder. Arten,
Massen von Insekten klebten auf dem die auf den Bergen oder in anderen kühGlas.“ In den vergangenen 15 Jahren hat len Regionen lebten, kämen mit den
die Zahl der Insekten dramatisch abge- warmen Temperaturen schwer zurecht.
nommen, wie eine Studie aus Nord- „Die eine Hälfte des Publikums hat gerhein-Westfalen belegt: Über 25 Jahre lacht und gesagt: ‚Mensch, der wird
hinweg wurden an 87 Standorten im langsam senil und redet dummes Zeug.‘
Naturschutzgebiet Orbroicher Bruch Die andere Hälfte hat gesagt: ‚Wenn das
bei Krefeld von Mai bis Oktober Zeltfal- stimmt, dann gnade uns Gott!‘“ Geht es
len aufgestellt, mit denen die Forscher den Vögeln schlecht, wird auch der
Mensch eher früher als
Fluginsekten sammelspäter Probleme beten. 1989 gingen den
kommen.
Wissenschaftlern im
In Schweden etwa
Schnitt 1,6 Kilogramm
fand man um 1970 kaum
Insekten in jede Falle.
noch Turmfalken und
Im Jahr 2014 waren es
Goldammern, zwei einur noch 300 Gramm OHNE DIE VÖGEL
gentlich häufige Arten.
pro Falle. Um bis zu 80
„Als immer öfter tote
Prozent hätte sich die HÄTTE SICH EIN
Goldammern gefunden
Biomasse pro Falle rewurden, rupften Forduziert, so die Forscher GROSSER TEIL
scher Federn“, erklärt
um Martin Sorg von
Berthold. Sie verglichen
der Krefelder Entomo- DER MENSCHHEIT
den Quecksilbergehalt
logischen Gesellschaft. LÄNGST
der frisch gestorbenen
Was im Krefelder
Ammern mit dem in
Umland
beobachtet VERABSCHIEDEN
den Federn von Musewird, ist ein globaler
umsexemplaren, die bis
Trend: Die Weltnatur- MÜSSEN
zu 100 Jahre alt waren.
schutzunion
IUCN
„Da lagen Welten daschätzt, dass weltweit PETER BERTHOLD,
zwischen.“ Da sich
ein Drittel aller Insek- Ornithologe
Quecksilber in Fischen
tenpopulationen stark
anreichert, wurde in
abnehmen. Fatal sei
das für die Vögel, so Peter Berthold. „Sie Schweden die Ernährungsempfehlung
finden einfach nicht mehr genug zu überarbeitet. Häufiger als einmal pro
fressen, nicht für sich selbst und nicht Woche sollte man Fisch aus schwedischen Gewässern nicht essen. 2009 hat
für ihre Brut.“
Vögel spielen eine wichtige Rolle im die schwedische Regierung sogar ein toÖkosystem. Sie fressen Insekten, Aas tales Quecksilberverbot ausgesprochen.
und Müll und helfen bei der Verbreitung Mittlerweile werden weniger quecksilvon Pflanzensamen. Darüber hinaus berhaltige Biozide eingesetzt, die Lage
aber, so Berthold, leisten sie noch mehr: bessert sich langsam.
Wie schädlich Pestizide wie DDT sein
Wenn man sie beobachte, könne man
sogar globale Veränderungen oder Ge- können, wurde ebenfalls aufgrund von
sundheitsgefahren für den Menschen Problemen in der Vogelwelt offenbar:
frühzeitig erkennen. Sie seien Bioindi- „Die Weißkopfseeadler in Nordamerika
katoren, an ihnen könne man erkennen, hatten in den 1950er- und 60er-Jahren
große Probleme. Die Schalen ihrer Eier
ob etwas in der Umwelt nicht stimme.
Die Klimaerwärmung etwa bemerk- waren zu dünn und hatten Risse. Die
ten Experten am veränderten Verhalten Embryonen starben, die Population verder Vögel sehr früh. 1990, erinnert sich ringerte sich drastisch. Und all das nur,
Peter Berthold, habe er auf dem inter- weil die Vögel das Insektizid über Insek-
ten, Fische und größere Beutetiere aufnahmen“, erzählt Berthold. Das Gift
landete nicht nur in den Beutetieren der
Adler, sondern entsprechend auch in
der Nahrungskette des Menschen. „Ohne die Vögel hätte sich ein großer Teil
der Menschheit bereits verabschieden
müssen.“
Umso wichtiger ist es, die vielen Veränderungen in der Vogelwelt genau zu
überwachen. Durch den Temperaturanstieg müssen beispielsweise nicht mehr
alle Zugvögel weit fliegen – sie finden
im Winter auch im Norden noch genügend Nahrung. Andere Arten können
sich sogar ausbreiten, der Kuhreiher aus
dem Mittelmeerraum oder entflogene
Sittiche aus der Nahostregion fühlen
sich in Freiburg, Stuttgart oder Düsseldorf wohl. So kommt es dazu, dass die
Gesamtzahl der Arten in Deutschland
sogar steigt, auch wenn die Populationen generell schrumpfen. Die Einwanderung neuer Arten kaschiert den eher
negativen Trend.
Doch es gibt vereinzelt auch wirklich
gute Nachrichten. „Insgesamt nimmt
das Sterben in manchen Regionen nicht
mehr weiter zu“, sagt Henrique Pereira.
„Bei manchen Waldvogelarten in Europa oder Nordamerika erholen sich die
Populationen sogar.“ Das liege an der
regionalen Aufforstung. Gebe man den
Tieren ihren Lebensraum zurück, vermehrten sie sich schnell wieder. Im Forscherjargong heißt das „Renaturierung
gegen Defaunierung“.
Diese relativ einfache Art des Vogelschutzes will auch Peter Berthold ausnutzen. Er hat vor zwölf Jahren zusammen mit der Heinz Sielmann Stiftung
den Biotopverbund Bodensee ins Leben
gerufen. Die Stiftung erwirbt von Städten und Gemeinden kleinere, ungenutzte Landstriche, renaturiert und schützt
sie. Die Zahl der Insekten nimmt nun
zu, die Vögel finden wieder genügend
Büsche und Sträucher für ihre Nester.
Der Biotopverbund soll nun auf ganz
Deutschland ausgeweitet werden „Zehn
von 16 Bundesländern haben bereits Interesse bekundet“, sagt Berthold. So
soll Deutschland wieder insekten- und
vogelfreundlich werden. Und der Ornithologe hätte, sollte er irgendwann als
Mauersegler über die Bundesrepublik
fliegen, vielleicht doch wieder Lust auf
einen Zwischenstopp.
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21
QUÄNTCHEN
Millionen Reptilien sind zwischen
2004 und 2014 in die EU importiert
worden, sechs Millionen davon kamen nach Deutschland. Viele der
importierten Reptilien sind bedrohte Arten, so das Helmholtz-Zentrum
für Umweltforschung. Der Handel
mit ihnen ist illegal.
BEFUND
© KEVIN HATALA
V
S. 22
Der aufrechte Gang ist keine evolutionäre Erfindung des Homo sapiens. Bereits Homo erectus lief, wie
der Name schon sagt, auf zwei Beinen. Doch Spuren dieser Frühmenschen sind relativ selten. Deshalb ist
eine Studie von Kevin Hatala vom
Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig umso
beeindruckender. Er hat mit seinem
Team 97 Fußabdrücke von mindestens 20 verschiedenen Individuen in
Kenia untersucht. Diese Homoerectus-Spuren sind 1,5 Millionen
Jahre alt. Offenbar entsprach die
Fußanatomie und -mechanik damals
bereits der von heute lebenden Menschen. Durch ein in Längsrichtung
gewölbtes Fußgewölbe habe Homo
erectus lange Strecken energiesparend zurücklegen können, so die Forscher. Zudem seien die Menschen
wohl in Gruppen unterwegs gewesen
– ein seltener Nachweis über die Sozialstruktur der frühen Menschen.
WELT am SONNTAG-2016-07-17-sil-24 f5123d7d0164873d70b500d7b5da4639
18 WISSEN
WELT AM SONNTAG
NR. 29
17. JULI 2016
Die DNA
des Sieges
M
Matilda Lundblad arbeitete erst wenige Tage als
Teamärztin des schwedischen Fußballteams IF
Elfsborg, da wusste sie, dass eine Wende im Leistungssport nötig war. Niklas Hult, der Star des
Teams, sah sie hilfesuchend an – und sie konnte
nichts tun. Hults Oberschenkel machte Probleme, wie schon oft zuvor. Elfsborg spielte nicht
nur in der höchsten schwedischen Liga, sondern
unter der Woche auch in der Europa League.
Hult wurde dringend gebraucht. Aber mit der
Muskelzerrung war an einen Einsatz nicht zu
denken. Der Profi hatte wegen der Muskelprobleme schon seinen Platz in der schwedischen
Nationalmannschaft verloren.
VON FANNY JIMÉNEZ UND NILS NORDMANN
Eine Fußballerkarriere drohte zu entgleisen –
wegen einer simplen Muskelverletzung. Lundblad, die als Sportmedizinerin auch an der Sahlgrenska University in Gothenburg arbeitete,
kam ins Grübeln. Wie konnte man Hult nur helfen? Vielleicht war es ja möglich, herauszufinden, ob jemand eine Anlage für solche Verletzungen in sich trug. Lundblad hatte sich schon im
Studium für Genetik interessiert. Gendiagnostik, dachte sie. Damit könnte es gehen.
Wenige Jahre ist das her. Inzwischen ist Niklas Hult seit einer Saison verletzungsfrei und
hat vor Kurzem bei Panathinaikos unterschrieben, der griechischen Super League. Und Matilda Lundblad, sie gilt inzwischen als führende Expertin auf dem Gebiet des Genetic Profiling. So
heißt das Verfahren, mit dem sie und einige andere Spezialisten weltweit die DNA von Leistungssportlern auslesen, um Verletzungsanfälligkeiten aufzuspüren und gegenzusteuern. Verletzungen sind nicht nur eine Tragödie für den
einzelnen Leistungssportler, sie sind oft auch eine Tragödie für das ganze Team, und mit enormen finanziellen Risiken verbunden. Mit jeder
Verletzung im Team sinkt seine Chance, die Saison erfolgreich zu bestreiten, zeigen Studien. Allein in den USA belaufen sich die Kosten für
Sportverletzungen pro Jahr auf rund 160 Milliarden Dollar. Und so wurde in den vergangenen
Jahren Genetic Profiling fast überall getestet:
bei Triathleten, Sprintern und Ausdauerläufern,
bei Footballspielern, Rugby-Profis, Fußballern,
Ruderern, Basketballern, Baseball-Spielern. Genetic Profiling erlaubt einen Blick auf die genetische Veranlagung für Knochenbrüche, Gehirnerschütterungen, Bänderrisse, Muskelverletzun-
Genetische Diagnosen sind im Leistungssport angekommen.
Eine Speichelprobe reicht, um das Risiko für Bänderrisse,
Muskelverletzungen, Sehnenprobleme oder Gehirnerschütterungen
abzuschätzen. Für die Sportler bringt das nicht nur Vorteile
gen und Problemen mit den Sehnen. Nur: Es Fußballs werden vor allem zwei Arten von Verwird darüber wenig geredet. Sowohl über die letzungen zum Dauerproblem: Verletzungen der
Tatsache, dass das Verfahren im Leistungssport Bänder und Verletzungen der Muskeln. Bänderangewandt wird, als auch darüber, dass wissen- verletzungen entstehen, wenn ein Gelenk falsch
schaftlich noch gar nicht sicher ist, was ein gene- oder zu sehr belastet wird. Etwa seit dem Jahr
tisch hohes Risiko für Verletzungen in der Praxis 2000 sinkt die Zahl der Bänderverletzungen
eigentlich bedeutet – und wie man damit um- aber stetig, weil man gegen eine falsche oder
übermäßige Belastung im Training und der Phygeht. Denn es gibt da noch ein paar Fallen.
Gerade hat Matilda Lundblad zusammen mit siotherapie durchaus etwas tun kann.
Anders sieht es bei den Muskeln aus. Ein MusKollegen eine Studie im Fachjournal „KSSA“ veröffentlicht. Mit dabei: Ricard Pruna vom FIFA kel kann gezerrt werden, wie bei Niklas Hult. Es
Medical Centre of Excellence – und Mann- können aber, bei einem Muskelfassriss, auch einschaftsarzt vom FC Barcelona. 74 Spieler des zelne Muskelfasern reißen, und im schlimmsten
spanischen Spitzenklubs baten die Wissen- Fall, beim Muskelriss, reißt der ganze Muskel
schaftler um eine Speichelprobe und erstellten wie ein überspanntes Seil. Wann immer Spieler
daraus ein genetisches Profil. Besonders interes- sehr schnell beschleunigen oder abbremsen
sierten sie zwölf sogenannte Single Nucleotide müssen, kann das passieren – so wie im Fußball.
Polymorphisms (SNPs). Das sind winzige Varia- Weil sich diese Bewegungen kaum vermeiden
tionen in einzelnen Genen, die manche haben lassen, ist es bisher nicht gelungen, die Zahl der
Muskelverletzungen zu senken.
und andere nicht.
Matilda Lundblad kennt die Statistiken genau.
Über fünf Spielzeiten beobachteten die Forscher, welche Spieler sich häufiger Muskelverlet- Sie ist Mitglied in der Football Research Group,
einer Forschergruppe der Eurozungen zuzogen und bei
päischen Fußball-Union (Uefa),
welchen es nur selten in
die alle Verletzungen von 117
Oberschenkel oder Wade
Fußballklubs aus 22 Ländern
zwickte. Dann sahen sie
über die vergangenen 14 Jahre
nach, welche Genvarianten
gesammelt hat. Nur wenige Wisbei jenen, die sich öfter versenschaftler bekommen einen
letzten, häufiger vorkamen. IN ZEHN JAHREN
Einblick in all diese Daten.
Sie wurden fündig.
Selbst wenn die Uefa den Klubs
Bei drei der SNPs in ei- WIRD JEDER
ihre Verletzungsraten im Vernem Gen namens HGF zeiggleich zu anderen Klubs zurückten sich bedeutsame Zusam- FUSSBALLVEREIN
meldet, sehen diese in der Regel
menhänge zur Verletzungsnur, auf welchem Platz sie im
rate eines Spielers, zur Ver- GENETIC PROFILING
Ranking stehen – alle anderen
letzungshäufigkeit und auch NUTZEN
Klubs werden geschwärzt.
der Zeit, bis die Verletzung
Der FC Barcelona steht im
geheilt war. „Wir wissen MATILDA LUNDBLAD,
Vergleich mit anderen internajetzt also, ob das genetische Sportmedizinerin
tionalen Top-Teams immer sehr
Profil eines Spielers ein ergut da. Auch im Vergleich zu
höhtes Risiko für Muskelverdeutschen Mannschaften, die
letzungen aufweist oder
weit mehr Verletzungen aufweinicht“, sagt Lundblad.
sen als die europäische KonkurEntdecken die Mediziner
renz, wie der Sportdirektor von
ein erhöhtes VerletzungsrisiBorussia Dortmund, Michael
ko in der DNA eines Spielers,
Zorc, im vergangenen Jahr gestellen sie sofort seinen pergenüber dem „kicker“ sagte.
sönlichen Trainingsplan um.
Funktioniert das Genetic
Gefährdete Fußballer trainieProfiling also? Matilda Lundren dann zum Beispiel zwiblad mag nicht preisgeben, ob
schen kurz aufeinanderfolsich die Anzahl der Verletzungenden Partien weniger
gen verändert hat, seit sie und
Schnellkraft, auch wird die
Ricard Pruna mit dem neuen
gesamte Trainingslast in den Barças Arzt Ricard Pruna
Verfahren arbeiten. Das Genetic
Einheiten reduziert. Schon in mit Matilda Lundblad und
Profiling sei nur ein Teil in dem
der Saisonvorbereitung be- Gerard Piqué
großen Puzzle der sportlichen
reiten sich diese Fußballer
mit einem maßgeschneiderten Trainingsplan vor, Leistungsfähigkeit, sagt sie. Es könne Hinweise
absolvieren etwa weniger intensive Läufe oder geben, Hilfestellungen. Noch sei das Verfahren
setzen ganze Trainingsspiele aus. „Die Belastung etwas unpräzise, doch es gebe jedes Jahr rasante
für Profi-Spieler ist grundsätzlich sehr hoch“, Fortschritte. „In Zukunft wird es immer stärker
sagt Matilda Lundblad. Es werde immer ein paar genutzt werden, da bin ich mir sicher“, sagt sie.
Fußballer geben, die verletzungsbedingt ausfal- „In zehn Jahren wird jeder Fußballverein Genelen. „Wir können Verletzungen nicht abschaffen. tic Profiling nutzen.“
Ähnlich sehen das US-amerikanische SportAber wir können versuchen, sie zu minimieren.“
Bislang war das Vereinen nicht sonderlich gut mediziner der Stanford University um Gabrielle
gelungen. In der millionenschweren Welt des Goodlin. In dem Überblicksartikel „Das anbre-
chende Zeitalter des Genetic Profiling für Sportverletzungen“, schrieben die Forscher 2015, dass
das Wissen über die Genetik sich etwa alle zwei
Jahre verdopple. „Wir erwarten, dass sich die
Vorhersagekraft genetischer Tests für Sportverletzungen enorm steigern wird. Dieses neue Forschungsfeld hat großes Potenzial, Verletzungen
aller Art zu verhindern.“
Tatsächlich gibt es bereits eine ganze Reihe
von Studien, die den Nutzen von Genetic Profiling für alle möglichen Arten von Verletzungen
in vielen verschiedenen Sportarten untersucht
haben. So fanden südafrikanische Wissenschaftler SNPs, die mit einem erhöhten Risiko für
Kreuzbandrisse bei Langläufern einhergingen,
und zwar im Gen COL1A1. Dieses Gen steuert die
Produktion von Kollagen, das wiederum Hauptbestandteil aller Sehnen und Bänder im Körper
ist. Variationen im gleichen Gen brachten andere Wissenschaftler in Verbindung mit einem erhöhten Risiko für einen Riss der Achillessehne
oder Verrenkungen der Schulter.
SNPs eines weiteren Gens namens COL5A1,
das für die Produktion von Kollagen zuständig
ist, scheinen wiederum mit einer Neigung zu
Muskelkrämpfen einherzugehen, wie eine Studie
aus dem „Clinical Journal of Sport Medicine“ im
Jahr 2013 an Marathonläufern zeigte. Auch die
Anfälligkeit für Knochenbrüche scheint sich in
der DNA zu spiegeln. Eine im Journal „BMC Genetics“ veröffentlichte Untersuchung konnte belegen, dass bestimmte Veränderungen in mehreren Genen zu einem bis zu vierfach erhöhten Risiko für Knochenbrüche einhergingen. Und auch
bei Gehirnerschütterungen fanden Genetiker
gleich SNPs in mehreren Genen, die das Risiko
zu steuern scheinen.
Nicht für alle diese Verletzungen gibt es Ideen, wie man einem erhöhten Risiko gegensteuern kann, etwa durch Anpassungen im Training
oder der Ernährung. Bei Gehirnerschütterungen
ist das so gut wie unmöglich, ebenso bei den
Knochenbrüchen – es sei denn, der Sportler gibt
den Leistungssport gleich ganz auf. Bei anderen
Verletzungen aber lässt sich womöglich wirklich
effektiv gegensteuern, wie eine kleine Studie an
Triathleten aus dem vergangenen Jahr zeigt.
Zwei Drittel derer, die etwa den Iron Man absolvieren, sind durch die Kombination von drei
sehr fordernden Sportarten mindestens einmal
pro Saison verletzt, so die Autoren. Sie testeten
bei ihren Probanden alle SNPs, die mit der Produktion von Kollagen zu tun haben, und verordneten Sportlern mit einem Risikoprofil für Bänder- und Sehnenprobleme besondere Maßnahmen: Um die Sehnen und Bänder möglichst zu
schonen, bekamen diese Sportler ein intensiveres Programm zum Aufwärmen vor dem Training und ein ebenso intensiviertes Stretching
nach dem Training. Außerdem gab es zusätzliche
Trainingseinheiten, um die tiefe Muskulatur zu
stärken – das kann Fehlbelastungen der Beine
und Füße verhindern. Innerhalb eines Jahres
sank die Verletzungsrate von 71 auf 33 Prozent,
bei den Frauen wie bei den Männern.
Für viele Vereine und Klubs ist die Aussicht
auf weniger Verletzungen äußerst reizvoll. Ähn-
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Die Belastbarkeit von
Muskeln ist begrenzt
Ein Muskel ist aufgebaut wie
ein Tau: Er setzte sich aus mehreren Strukturen zusammen, die
ineinandergreifen – so wird er
besonders fest und widerstandsfähig. Die Muskelfaser ist der wichtigste Baustein. Sie besteht aus nur
einer Zelle, die aber mehrere Zellkerne
aufweisen kann.
Bis zu 15 Zentimeter lang und 0,1
Millimeter dick kann eine solche
Muskelfaser sein.
Mehrere Muskelfasern sind zu
größeren Muskelfaserbündeln
zusammengeschlossen, das von
einem starken Bindegewebe fest
umschlossen wird.
Jede Muskelfaser besteht aus kleinen,
in Längsrichtung verlaufenden
Strukturen, den Myofibrillen. Wie lang
gezogene Fäden bilden sie
zusammen die Faser. Zöge man
einen dieser Myofibrillen aus der
Muskelfaser heraus, so würde man
eine Struktur erkennen, in der sich
zwei Farben abwechseln. Diese
einzelnen kleinen Stücke werden
Sarkomere genannt. Ein Sarkomer
ist die kleinste funktionelle Struktur
einer Muskelfaser. Jedes davon ist
zusammengesetzt aus einem
sogenannten Aktin-Filament und
einem Myosin-Filament. Beide
zusammen sorgen dafür, dass ein
Muskel sich problemlos anspannen
und wieder entspannen lässt. Das
Myosinfilament, das wie ein Bündel aus Golfschlägern aufgebaut
ist, ragt in die dünnen Aktinfilamente hinein. Soll der Muskel sich
anspannen, werden diese Köpfe
gekippt – und verbinden sich mit
dem Aktin.
WELT am SONNTAG-2016-07-17-sil-24 f5123d7d0164873d70b500d7b5da4639
17. JULI 2016
WELT AM SONNTAG
WISSEN 19
NR. 29
MARTIN STEINRÖDER FÜR WELT AM SONNTAG/GETTY IMAGES (3)
Muskel
Muskelfaserbündel
Muskelfaser
gespanntes Sarkomer
entspanntes Sarkomer
Myosin
Sarkomer
Aktin
lich wie der FC Barcelona haben drei Fußballklubs der englischen Premier League Genetic
Profiling getestet. Das English Institute of Sport
bot den Sportlern, die 2012 zu den Olympischen
Spielen fuhren, ein Screening an. Usbekistan
nutzt das Genetic Testing ebenfalls in der Vorbereitung von Olympia, die Australien National
Rugby League passt sein Trainingsprogramm
dem genetischen Risikoprofil ihrer Spieler an.
In den USA wird Genetic Profiling ebenfalls
schon routinemäßig genutzt: von der National Collegiate Athletic Association.
Auch bei den Olympischen Spielen werden
Sportler antreten, deren Trainingsplan bereits
durch Genetic Profiling optimiert ist. Das
World Athletics Training Centre, auf die Vorbereitung von Olympia spezialisiert, kooperiert
seit Januar dieses Jahres mit Athletigen Technologies, einem privaten Anbieter. Fünf Athleten
sind offiziell dabei: die irische Stabhochspringerin Tori Pena, der Sprinter Jeremy Dodson aus
Samoa, die Amerikanierin Lacey Henderson, die
im Sprint und Weitsprung bei den Paralympics
antreten wird, der kanadische Sprinter Akeem
Haynes, und die US-Sprinterin Muna Lee.
„Wenn man mich ansieht, dann glaubt man
nicht, dass ich sonderlich stark bin“, sagt Lee zu
ihrem genetischen Profil. „Aber wenn man sich
meine Daten ansieht, dann bin ich eine der
Stärksten. Das gibt mir Vertrauen.“ Doch nicht
alle Sportler sind begeistert davon, ihr genetisches Profil auslesen zu lassen.
Denn nicht in jedem werden nur positive Nachrichten versteckt sein wie
bei Muna Lee.
Genetic Profiling ist nicht nur
eine Offenlegung von Fakten – es
beeinflusst auch, wie ein Sportler
sich selbst sieht. Und andere ihn.
Als 2014 die Rugby Football Union auf die Idee kam, alle professionellen Rugby-Profis in England screenen zu lassen, wehrten
sich die Spieler, mit Erfolg. Auch
die NFL, die US-amerikanische
National Football League, hat nach
langen Diskussionen beschlossen,
dass Genetic Profiling zunächst bis
2021 keinen Platz dort hat. Dann will
man wieder überlegen. In beiden Sportarten geht es vor allem um das Risiko für
Gehirnerschütterungen, gegen das sich
bisher leider wenig tun lässt.
Matilda Lundblad versteht solche Bedenken gut. Natürlich müsse man mit Genetic Profiling sehr verantwortungsvoll
umgehen. Wenn sie mit Fußballern über ihre Forschung spricht, sagen die oft: „Oh, ihr
könnt also sehen, wer von uns eher Verletzungen haben wird? Dann kauft ihre diese Spieler
nicht.“ Sie müsse dann diplomatisch antworten,
sagt Lundblad. Beim FC Barcelona zumindest
werden nur Spieler getestet, die schon einen
Vertrag unterschrieben haben und nicht mehr
minderjährig sind, sagt sie. Weil Ricard Pruna
schon lange Mannschaftsarzt sei und den Test
selbst durchführe, gebe es dort auch keine Be-
denken bei den Spielern. „Ob man unsere For- schen Profil von Fußballern und Sprintern. Nur:
schung problematisch findet oder nicht, ist aber Vorhersagen, wer ein Profi werden würde und
sicher auch eine Frage des Vertrauens,“ sagt sie. wer nicht, ließ sich aus diesen Genen zur EnttäuDass man den eigenen Ärzten – nur sie dürfen in schung der Forscher und Trainer nicht zuverläsDeutschland, Frankreich, Portugal und der
sig vorhersagen.
Schweiz genetische Tests durchführen –
Experten wie Wilhelm Bloch sind
vertrauen kann, ist die eine Sache.
deshalb skeptisch, wenn es um die
Trotzdem gibt es Bedenken, dass
Vorhersage von Verletzungen geht –
Leistungssportlern in Zukunft
auch, wenn ein Muskelfaserriss
durch die DNA-Tests ein Karrieweniger komplex ist als den Surenachteil entstehen könnte. „Es
persportler der Zukunft zu finden.
könnte tatsächlich die Karriere ei„Für mich ist das im Moment
nes jungen Spielers hemmen“, sagt
noch Kaffeesatzleserei“, sagt auch
selbst Lundblad.
der Physiologe Patrick Diel vom
Nicht in allen Ländern gibt es
Zentrum für präventive DopingEinschränkungen dafür, wer solche
forschung. Zum einen spiele für
Tests überhaupt anbieten darf. Um
eine Verletzung alles Mögliche eidie 40 private Firmen tun das weltne Rolle, von der Ernährung über
weit bereits. Weil bei ihnen unklar
das Trainingsprogramm bis hin
ist, was genau untersucht wird und
zum Pech. Zum anderen sei biswie mit den sensiblen Daten verlang unklar, wie genau die Variatifahren wird, haben sich im verganon in einzelnen Genen sich auf die
genen Jahr führende WissenschaftFunktion eines Muskels oder einer
ler auf ein Statement geeinigt. Im
Sehne auswirken soll. „Natürlich
„Journal of Sports Medicine“
hätten die Vereine gern irgendschreiben sie: „Der Konsens unter
was, was das Verletzungsrisiko
Sportwissenschaftlern und Genetiverringert“, sagt er. „Die Verbände
kern ist, dass genetische Tests prihaben Geld, die Kosten so eines
vater Firmen bei der Talentsuche
Tests im Verhältnis zu einem ausund individualisiertem Training
gefallenen Spieler, das rechnet
zur Maximierung der Leistung keisich schon. Sie denken: Vielleicht
ne Rolle spielen sollten.“
hilft es ja, Falls nicht, schadet es
Die ethischen Fragen spielten
wenigstens nicht.“
für dieses Statement eine wichtige
Kaputt machen kann man mit
Rolle – aber auch wissenschaftliGenetic Profiling also nichts. Ob
che. Denn noch ist gar nicht klar,
es tatsächlich funktioniert, ist
wie aussagekräftig ein Test auf so
aber bislang umstritten. Was
wenige SNPs ist, wie es etwa in
nicht umstritten ist: Es wird einMatilda Lunblads Untersuchung
gesetzt werden, wird seinen Platz
der Fall ist. „Die Studie ist schon
im Leistungssport bekommen –
intelligent gemacht, keine Frage“,
auch in Deutschland. Wenn man
sagt der Sportmediziner Wilhelm
Umweltfaktoren mit bedenke, alBloch von der Deutschen Sportso Ernährung, Training, Erhohochschule in Köln. „Den Aussagelungszeiten, dann hätten DNAwert eines solchen Tests kann man
Analysen schon eine Perspektive
trotzdem kritisch sehen.“ Jede
im Sport, sagt Bloch. Er sieht es
komplexe menschliche Fähigkeit,
wie Lundblad: „DNA-Analysen
auch die sportliche Leistungsfähigwerden in den kommenden fünf
keit, sei eher von mehreren Hunbis zehn Jahren ein Thema im
dert bis Tausenden SNPs beeinSport werden“, sagt er. Aber sind
flusst als nur von drei.
sie das nicht längst?
Das weiß man, weil SportmediMatilda Lundblad jedenfalls hat
ziner und Genetiker schon einmal
in der Uefa-Datenbank auch die
versucht hatten, in den Genen etVerletzungsdaten deutscher Vereiwas zu lesen: wer das Zeug zum
ne: FC Bayern, Borussia DortLeistungssportler hatte – und wer
mund, Schalke 04 und Bayer Lenicht. Ab der Jahrtausendwende Tori Pena, Jeremy Dodverkusen sind dabei. Mit zwei Topjagten Wissenschaftler ein paar son, Lacey Henderson,
Klubs in Deutschland sei sie zum
Jahre lang „Sportlergenen“ hinter- Akeem Haynes und Muna Thema Genetic Profiling bereits
her. Das ACE-Gen war ein Kandi- Lee trainieren mithilfe
im Gespräch, sagt sie. Und Wildat, das ACTN3-Gen ein weiterer. des Genetic Profiling
helm Bloch, der die Leitlinien zur
Während bestimmte Varianten in
Behandlung von Muskelverletzunersterem eher mit einer besonderes Fähigkeit gen mit überarbeitet, kennt ebenfalls viele deutfür Ausdauerleistungen einhergeht, hängt letzte- sche Leistungssportler. Ob von denen schon jeres eher mit Sprint- und Kraftleistungen zusam- mand Genetic Profiling nutze? Dazu könne er
men – und findet sich einer Metastudie von 2013 nichts sagen, leider. Und er sagt das zur SicherStudien zufolge überzufällig häufig im geneti- heit gleich zweimal.
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WELT am SONNTAG-2016-07-17-sil-24 f5123d7d0164873d70b500d7b5da4639
20 WISSEN
WELT AM SONNTAG
BLUT
D
Es liegt im
er Ehemann schenkte ihr 2006
das Leben – mit seiner Niere.
Zweieinhalb Jahre lang ging das
gut, dann begann der Körper der Frau
das fremde Organ zu bekämpfen. Und
gewann. Er stieß die neue Niere ab. Auf
der Suche nach Unterstützung wendete
sie sich an die Interessengemeinschaft
Nierenlebendspende e. V., die ihre Geschichte anonym veröffentlichte.
Dorry Segev, Professor für Chirurgie
an der Johns Hopkins University School
of Medicine, hat mit seinem Team Patienten untersucht, denen eine Niere
transplantiert worden war. Die Forscher interessierte, wie Erfolg versprechend eine ganz besondere Art der
Transplantation im Vergleich zu herkömmlichen Verfahren ist.
Bei dieser Methode stimmt die jeweilige Niere nicht mit der Blutgruppe
oder den Gewebemerkmalen des Patienten überein. Die Ärzte filtern deshalb vor der Operation die Antikörper,
SCHACH
Viktor Kortschnoi ist tot
Viktor Kortschnoi starb mit 85
Jahren in Wohlen (Schweiz).
Garri Kasparow schreibt über
ihn: „In der gesamten Schachgeschichte lässt sich kein anderer Spieler finden, der über so
viele Jahre diese Disziplin, Vitalität und unbändigen Kampfgeist gezeigt hat.“ Der schon
seit Langem Schwerkranke
starb nicht, wie erhofft, bei einem Turnier, doch seine bedingungslose Hingabe für das
Schachspiel, das ihm immer
auch „ein Prüfstein fürs
Gehirn“ (Goethe) war, wird der
Nachwelt auch in seinem Buch
„Mein Leben für das Schach“
(Edition Olms) erhalten bleiben. Großmeister Artur Jussupow hält ihn schlicht für den
größten Schachspieler des 20.
Jahrhunderts. Dabei war der
starke Kortschnoi nie Weltmeister, scheiterte dreimal an
seinem 20 Jahre jüngeren Erzrivalen Anatoli Karpow. Was er
sich, der 1976 die verhasste
Sowjetunion verließ, nie verzieh. In memoriam einer seiner
süßesten Triumphe vom ersten
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MIT HELMUT PFLEGER
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Stellung nach 12...Tb8
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Stellung nach 17...Lxd5
Wettkampf (21. Partie) gegen
Karpow in Moskau 1974 aus
„Meine besten Kämpfe“ (Edition Olms).
Impressum
Verleger AXEL SPRINGER (1985 †)
Herausgeber und Chefredakteur:
Stefan Aust
Stellvertreter des Chefredakteurs:
Dr. Ulf Poschardt, Arne Teetz
Stellvertretende Chefredakteure:
Beat Balzli, Oliver Michalsky,
Dr. Marius Schneider (Geschäftsführender Redakteur)
Kortschnoi – Karpow (Damenindisch): 1.d4 Sf6 2.Sf3 e6 3.g3
b6 4.Lg2 Lb7 5.c4 Le7 6.Sc3 0-0
7.Dc2 c5 8.d5 exd5 9.Sg5 Sc6
10.Sxd5 d6 11.Dd2! Sxd5? „Vor
diesem schwachen Zug dachte
Karpow acht Minuten nach. Er
vermittelte jedoch den Eindruck, dass er weniger über die
Stellung grübelte als darüber,
was in seinem Notizbuch
stand.“ 12.Lxd5 Tb8? „Für den
Verlustzug brauchte er nur drei
Minuten, daran war wieder das
Notizbuch
schuld.“
Schon
schlägt es krachend beim
schwarzen König ein. 13.Sxh7!
Te8 „Oder 13...Kxh7 14.Dh6+
Kg8 15.Dxg6+ Kh8 16.Dh6+ Kg8
17.Le4 f5 18.Ld5+ Tf7 19.Dg6+ mit
Gewinn.“ 14.Dh6 Se5 15.Sg5
Lxg5 „Nach 15...Lf6 16.Lxf7+!
setzt Weiß in zwei weiteren Zügen matt.“ 16.Lxg5 Dxg5
17.Dxg5 Lxd5 “Die letzte Falle
ist 18.cxd5 Sf3+. Glücklicherweise ist es erlaubt zu rochieren,
wenn der Turm angegriffen ist.“
18.0-0! Lxc4 19.f4! Schwarz gab
auf – nach 19...Sc6 reißt 20.f5!
den Königsflügel auf.
BRIDGE
Schlussakkord
Die im Juni ausgetragene Europameisterschaft fesselte viele
vor den Monitoren. Nicht etwa
die Fußball-EM, sondern die
Bridge-EM (Open/Damen/Senioren). Im Internet ließen sich
viele Partien live verfolgen.
Edelmetall im Visier, haben die
Spieler ein weiteres Ziel vor Augen: die Qualifikation für die
Team-Weltmeisterschaft. Dem
deutschen Open-Team gelang
dies mit dem 5. Platz (von 37
Teams) in der Besetzung Sabine
Auken-Roy Welland, Julius Linde-Christian Schwerdt, Michael
Gromöller, Martin Rehder, Kevin Castner (npc), Andrea
Schwerdt (coach). Herzlichen
Glückwunsch! Sowohl das Damen- als auch das Seniorenteam
mussten sich mit einem soliden
Mittelplatz begnügen. Spekta-
die das neue Organ angreifen würden,
aus dem Blut heraus. Anschließend bekommen die Patienten ein Medikament,
das die Neubildung dieser Abwehrstoffe
hemmt. Die Antikörper, die sich nach
der Transplantation gegen die neue
Niere bilden, sind wesentlich weniger
aggressiv. Eine Abstoßung kann so verhindert werden.
In der Studie wurde nun bewiesen,
dass dieses Verfahren besser funktioniert als eine herkömmliche Nierentransplantation: Nach acht Jahren lebten noch 76,5 Prozent der 1000 „Blut-
MIT ROBERT BOEDDEKER
kulär war die allerletzte Hand
und bot dem norwegischen
Alleinspieler Boye Brogeland im
Sekundentakt ein Wechselbad
der Gefühle. Er war ing̈elan7
det, stach Pik-Ausspiel, zog
zwei Runden Trumpf, spielte
vom Tisch ©D, freute sich über
Süds ©K und sackte innerlich
zusammen, als Nord schnappte.
Teiler: West, Gefahr: Ost-West
Aufgabe für den 17.7.16: Können
Sie auf Süd 6ª erfüllen? West
greift mit§D an.
Aufgabe
Lösung der Aufgabe vom
♠ K7643
♥5
10.7.16:
Süd spielt Pik zum Ass
♦ 864
♣ 9432
und schnappt Pik mit ©10. Mit
♠ ♠ B9
N
Cœur zur 7 erreicht Süd den
♥ K B 8 2 W O ♥ D 10 9 7 6
Tisch,
schnappt
nochmals
♦ A D B 10 5 3 2
♦ K97
S
♣ 6
♣ D B 10 8
Coeur mit einem hohen Trumpf
♠ A D 10 8 5 2
und geht zur ©9 an den Tisch.
♥ A43
♦ Mit einem weiteren Schnapper
♣ AK75
sind die Piks etabliert und über
Teiler: Süd, Gefahr: Ost/West K̈ zu erreichen.
♠ AK532
♥♦ 10 9 5
♣ KB842
♠ ♠ B 10 9
N
♥ A B 10 5 2
♥ D874
♦ AKB7642 W O ♦ D8
S
♣ A
♣ D 10 9 3
♠ D8764
♥ K963
♦ 3
♣ 765
Textchefs: Rainer Marx, Annette Prosinger
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Chefkorrespondentin Wirtschaftspolitik: Dr. Dorothea Siems Korrespondenten Politik/Gesellschaft:
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Eine große Studie aus den USA
belegt, dass eine Spenderniere von
Lebenden besser verträglich ist als
von Verstorbenen. In Deutschland ist
man jedoch skeptisch – aus
moralischen Gründen
VON PAULA LEOCADIA PLEISS
Organe sind in Deutschland knapp.
Hier warten 8000 Menschen auf eine
Spenderniere, im Schnitt sechseinhalb
Jahre lang. Oftmals dauert es sogar
deutlich länger, bis ein passendes Organ
eines Verstorbenen zur Verfügung
steht. Deshalb entscheiden sich viele
Betroffene, eine Lebendspende anzunehmen: die Niere eines Partners, Familienmitglieds oder Freundes. So können die Patienten wieder auf ein normales Leben hoffen, ohne die ständige
Angst zu sterben.
Doch auch Lebendspenden sind nicht
unproblematisch. Oft stimmen die Blutgruppe oder die Gewebemerkmale zwischen potenziellem Spender und Empfänger nicht überein. Der Körper würde
das neue Organ bekämpfen. Eine Langzeitstudie mit mehreren Tausend Teilnehmern aus den USA zeigt jetzt aber,
dass eine „Blutwäsche“ vor der Transplantation die Lösung für dieses Problem sein könnte. Einige Experten haben trotzdem Einwände.
wäsche“-Patienten. Zum Vergleich: Bei
Betroffenen, die das in Blut- und Gewebemerkmalen passende Organ eines
Verstorbenen bekommen hatten, waren
es 62,9 Prozent. Und von denjenigen,
für die kein passender Nierenspender
gefunden worden war, überlebten nur
43,9 Prozent.
Jetzt, so Studienleiter Segev im „The
New England Journal of Medicine“, sei
bewiesen, dass diese Methode viele Leben retten könne. Theoretisch könne
dieses „Blutwäsche“-Verfahren nämlich
nicht nur bei Nieren-, sondern auch bei
Leber- oder Lungentransplantationen
eingesetzt werden.
Das macht Hoffnung, vor allem in
Deutschland, wo Spenderorgane besonders knapp sind. Oliver Hakenberg, Direktor der urologischen Abteilung am
Universitätsklinikum Rostock, ist von
dem Verfahren begeistert: „Lebendspende ist eine Supersache, wir empfehlen sie all unseren Patienten.“ Problematisch sei nur, dass der Betroffene
selbst einen spendebereiten Angehörigen finden müsse. Dieser würde dann
gesundheitlichen Tests unterzogen und
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17. JULI 2016
durch eine Ethikkommission geprüft.
Als Spender kommen nur völlig gesunde
Menschen infrage, die ein jahrelanges,
emotionales Verhältnis zu dem Patienten haben. Mögliche Risiken für den
Spender machen Hakenberg nur wenig
Sorgen. Die Gefahren, bei der Organentnahme zu sterben oder Folgeerscheinungen wie Schlappheit zu entwickeln, seien schwindend gering. „Wenn
meine Kinder eine Niere brauchten,
würde ich sofort spenden.“
Am renommierten Nierenzentrum in
Heidelberg sieht man Lebendspenden
trotz der hohen Erfolgsraten kritischer
– obwohl das „Blutwäsche“-Verfahren
dort bereits seit einigen Jahren erforscht und angewendet wird. Peter
Schemmer, Direktor und Oberarzt der
Abteilung für Transplantationschirurgie am Universitätsklinikum Heidelberg, warnt: „Eine Nierenlebendspende
muss immer die Ausnahme bleiben. Es
kann nicht sein, dass gesunde Menschen operiert werden, um ein Gesellschaftsproblem wie die mangelnde
Spendebereitschaft auszugleichen.“ In
Deutschland werden bereits etwa 20
Prozent aller Nierentransplantationen
mit Lebendspenden durchgeführt. Das
sei zu viel, findet Schemmer.
Für die nierenkranke Frau, die ihre
Geschichte online erzählte, könnten
„Blutwäsche“ und eine weitere Lebendspende aber die letzte Rettung sein: So
wäre eine zweite Transplantation möglich – ohne dass der Körper das neue
Organ abstößt.
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NR. 29
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Nicolas Feuillatte verlost 5-mal ein exklusives Champagner-Set, bestehend aus
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Teilnahmeschluss ist am 23.7.2016 um 24 Uhr. Rechtsweg und Barauszahlung sind ausgeschlossen.
Das Lösungswort in Nr. 27 hieß: Dichterin
Die Preise gewannen: Karla Bauer, Bremen; Adolf Stubben, Oldenburg; Rita Mayer, Winnweiler;
Horst Oberbillig, Dockendorf
Ulrich Exner, Dr. Richard Herzinger Chefkorrespondent Wissenschaft: Dr. Norbert Lossau
Korrespondentin: Jennifer Wilton Korrespondent Kultur/Gesellschaft: Eckhard Fuhr Leitender Redakteur Zeitgeschichte: Sven-Felix Kellerhoff Ständige Mitarbeit: Prof. Michael Stürmer
Autoren: Henryk M. Broder, Wolfgang Büscher, Dr.
Susanne Gaschke, Alan Posener, Dr. Kathrin Spoerr,
Benjamin von Stuckrad-Barre, Hans Zippert
Auslandskorrespondenten: Brüssel: Dr. Christoph
Schiltz, Andre Tauber Budapest: Boris Kalnoky
Istanbul: Deniz Yücel Jerusalem: Gil Yaron Kapstadt: Christian Putsch London: Stefanie Bolzen,
Thomas Kielinger, Nina Trentmann Madrid: Ute
Müller Marrakesch: Alfred Hackensberger Mos-
kau: Julia Smirnova New York: Michael Remke,
Hannes Stein Paris: Martina Meister Peking:
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WELT am SONNTAG-2016-07-17-sil-24 f5123d7d0164873d70b500d7b5da4639
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22 LEBEN
GELSENKIRCHEN
Leiche nach Explosion
in Haus gefunden
Nach der Explosion im Anbau eines
Wohnhauses in Gelsenkirchen haben Feuerwehrleute in den Trümmern eine Leiche gefunden. Ob es
sich um einen vermissten Bewohner
handelt, soll eine Obduktion in den
nächsten Tagen zeigen. Die Explosion hatte den Anbau am Samstagmorgen in Brand gesetzt; dabei
wurde eine Frau leicht verletzt. Die
Löscharbeiten verliefen schwierig,
weil es immer wieder neue Glutnester gab und Einsturzgefahr bestand.
Die Ursache der Explosion war
zunächst nicht bekannt.
SACHSEN
Münzfund wächst
auf 1494 Silberstücke
Der in einer Felsspalte im Elbsandsteingebirge gefundene Schatz ist
einer der größten Münzfunde in
Sachsen. Die Anzahl der silbernen
Stücke sei auf 1494 angewachsen,
teilte das Landesamt für Archäologie (LfA) nach weiteren Analysen
mit. Damit sei er der zahlenmäßig
größte bekannte Münzfund in Sachsen. Die Geldstücke, die zwei Kletterer Ende April entdeckt hatten,
stammen aus einem Zeitraum zwischen 1693 und 1817. Das LfA war
zunächst von 800 bis 1000 Stücken
ausgegangen. Mitarbeiter hatten
seitdem die Fundstelle untersucht,
Sedimente freigelegt und weitere
Münzen gefunden.
TIROL
Hund per Helikopter
und Tau geborgen
Ein Hund ist beim Gassigehen in
Tirol in einen Fluss gestürzt und
wurde per Helikopter und Rettungsgeschirr geborgen. Der Alaskan Malamute konnte laut Polizei zwar ans
Ufer der Brandenberger Ache
schwimmen, kam dort aber wegen
des felsigen Geländes nicht mehr
weiter. Da der Einsatz der alarmierten Berg- und Wasserrettung zu
gefährlich war, wurde der Polizeihubschrauber zur Tau-Bergung angefordert. Das Tier blieb unverletzt.
KARWENDELGEBIRGE
Bergwanderer aus
Deutschland vermisst
Die Alpinpolizei sucht in den Tiroler Alpen nach zwei vermissten
Wanderern aus Deutschland. Ein
25-Jähriger und ein 76-Jähriger waren jeweils allein unterwegs. Der
jüngere Mann war im bayerischen
Oberstorf zu einer Wanderung
Richtung Süden aufgebrochen. Er
wurde wahrscheinlich zuletzt zwischen 28. Juni und 3. Juli bei der
Landsberger Hütte in Tirol gesehen.
Der 76-Jährige war im Karwendelgebirge unterwegs und kehrte nicht
wie geplant zurück. Nach beiden
wurde mit Hubschraubern gesucht.
ITALIEN
Trauerfeier für Opfer
des Zugunglücks
Im süditalienischen Andria sind 13
der bislang 23 Todesopfer des Zugunglücks vom Dienstag beigesetzt
worden. In einer bewegenden Feier
nahmen Tausende Menschen Abschied von ihren Angehörigen und
Freunden, die in schlichten hellen
Särgen in der Sporthalle aufgebahrt
waren. An dem Gottesdienst nahm
auch Italiens Staatspräsident Sergio
Mattarella teil. Einige Familien von
Getöteten hatten sich für private
Trauerfeiern entschieden.
APULIEN
225 Touristen in
Sicherheit gebracht
Nach schweren Unwettern und
Überschwemmungen sind im süditalienischen Apulien zwei Campingplätze evakuiert worden. Insgesamt 225 Touristen wurden in
Rodi Garganico an der Adriaküste in
Sicherheit gebracht. Polizei, Feuerwehr und andere Einsatzkräfte waren seit Freitag im Dauereinsatz.
Die betroffenen Touristen wurden
in Schulturnhallen und anderen
Notunterkünften untergebracht.
WELT AM SONNTAG
NR. 29
17. JULI 2016
Motoren mit insgesamt 24.000 PS angetrieben, verbraucht ein paar Tausend
Liter Diesel pro Tag. Es gehört Scheich
Mansour bin Zayed Al Nahyan aus Dubai, Hauptanteilseigner von Manchester
City und im Kabinett der Vereinigten
Arabischen Emirate „Minister für Präsidentschaftsangelegenheiten“ – Vertreter eines Staates also, der von jenem
Rohstoff finanziert wird, über den DiCaprio unablässig sagt, er solle in der
Erde bleiben.
So geht das die ganze Zeit. Lauter
Kleinlichkeiten, aus denen oft politischer Furor spricht. Als Unterstützer
der Demokraten wird DiCaprio von jenen Konservativen innig verabscheut,
die jede umweltpolitische Maßnahme
als einen Anschlag auf unternehmerische Freiheit und nationale Souveränität wahrnehmen. Solche Menschen können einfach nicht begreifen, dass Leo
sich auch für sie engagiert, es ist nun
einmal das Überleben der Menschheit,
das auf dem Spiel steht.
Jeder würde es ihm nachsehen, wenn
er sein Leben wie ein ganz normaler
Filmstar genösse und in einem richtigen Rennauto unterwegs wäre statt in
einem, das man an eine Steckdose
hängt. Und er könnte sein immenses
Vermögen auch ganz normal verpulvern. Stattdessen investiert er es in eine
Zukunft, die nicht nur ihm zugutekommt. Im Mai 2014 hat er zum Beispiel
ein Apartment auf der vierten Etage des
Delos Building im New Yorker Greenwich Village gekauft, in dem das ökologisch richtige Wohnen Wirklichkeit geworden ist: Vitamin-C-Duschen, von
den Schadstoffen der Stadt gereinigte
Luft, ein Beleuchtungsdesign, das sich
den natürlichen Schlafrhythmen anpasst, und so weiter.
Zusammen mit dem Investor Jeff
Gram hat er die zum mittelamerikanischen Staat Belize gehörende Insel
Blackadore Caye gekauft, um sie zu einem Öko-Resort auszubauen und dabei
auch ein Korallenriff zu retten, die Eröffnung soll 2018 stattfinden. Im Internet findet man zwar Artikel aus regionalen Zeitungen, die von den Sorgen
der Fischer berichten, ihrer Existenzgrundlage verlustig zu gehen. Und eine
„change.org“-Petition gegen das Vorhaben sowie die furiose Kritik eines ökologisch bewussten Designers an DiCaprios Plänen, die ausführlich darlegt,
warum es umweltverträglicher wäre,
die Insel einfach in Ruhe zu lassen statt
Ferien-Apartments für Superreiche zu
errichten. Aber er hat sich nun einmal
vorgenommen, der Welt zu zeigen, dass
Luxus und Nachhaltigkeit sich durchaus
miteinander vertragen.
Auch als Wagniskapitalgeber für grüne Technologien betätigt sich DiCaprio:
Sein Geld steckt etwa in „Zuli“, einem
Unternehmen, das energiesparende
Stecker produziert, oder in „Rubicon“,
Hollywoodstar, Frauenschwarm, Umweltkrieger: Leonardo DiCaprio engagiert sich seit Jahren
einem Start-up, das „Uber für Müll“ genannt wird und sich bemüht, die Abfallfür den Planeten. Jetzt richtet er eine große Spendengala aus – und erntet heftige Kritik
entsorgung umweltverträglicher zu machen. Auch DiCaprios neuestes Investr könnte es sich leicht präsidenten Al Gore beschlossen, zum lauter Leute, die möglicherweise eher her nicht in Kalifornien veranstalten ment in ein Unternehmen namens
machen. Die Mittel Umweltkrieger zu werden. Er hat eine für die Party anreisen. Aber sie werden könne statt in Südfrankreich. Es ist „Qloo“ ist bei näherem Hinsehen ökolound den Körper dazu Stiftung gegründet, die mit bislang 47 für die Rettung der Welt bezahlen: Das doch total bescheuert, heißt es, wenn gisch motiviert. „Qloo“ ist zwar ein
hat er. Seit er aufgehört Millionen Dollar Öko-Projekte fördert. „Grand Earth Protector Package“ – eine sich Hollywoodschauspieler in Flugzeu- Empfehlungstool, das Usern dabei helhat, auf untergehenden Er war Co-Produzent und Moderator Tafel für zwölf Gäste in der Nähe von ge setzen, um zu einer Gala zu fliegen, fen soll, Bücher, Musik, Reiseziele und
Schiffen die Arme aus- des Dokumentarfilms „11th Hour – 5 vor DiCaprios Tisch – kostet 175.000 Dollar, bei der die Klimaerwärmung bekämpft so weiter zu finden, die zum eigenen
zubreiten und Poesie- 12“ über die Auswirkungen des Klima- das „Ocean Steward Package“ in nicht werden soll. Wenn sie Linie fliegen, fal- Geschmack passen – aber das Unteralbum-Sätze in die Gischt zu brüllen, ist wandels. Er investiert sein Geld in grü- ganz so guter Lage 82.000 Dollar für len pro Star sieben Tonnen CO2 an, falls nehmen will die von den Konsumenten
Technologie-Unternehmen.
Er zehn. Sie werden bei der Auktion mit- einer den Privatjet nimmt, sind es 86 erhobenen Daten auch dazu verwenden,
ihm auch das Wohlwollen von Frauen ne
sicher, die richtige Männer wollen. Er kämpft gegen Fracking, für den Sibiri- machen – 2014, als die Leo-Gala zum Tonnen Kohlendioxid.
deren
Geschmack
hat Wölfe an der Wall Street, Verbre- schen Tiger, gegen den Elfenbeinhandel ersten Mal stattfand, wurde eine Skulp- Als ob sie ihre Umweltvorherzusagen.
So
cher in New York, einen Grizzly und ro- und für das Wachsen des Umweltbe- tur von Damien Hirst für sechs Millio- schutz-Gesichter nicht
könnten etwa Filmhe Bisonleber überlebt. Wenn er runter- wusstseins bei Promis, die sich sonst nen Dollar und eine Cameo-Rolle in ei- auch in Lalaland in eiproduzenten in die
nem Leo-Film für 2,4 Millionen Dollar ne Kamera halten
kommen will, geht er tauchen, „das ist nur für ihr Luxusleben interessieren.
Lage versetzt werden,
Am 20. Juli findet in der Domaine ersteigert. Und, wer weiß, vielleicht könnten ...
so weit weg von absolut allem“. Er fährt
aus der Mode gerateDiese Art von Kritik ES IST DOCH
schnelle Autos. Auf Urlaubsfotos von Bertaud Belieu Vineyards, einem Wein- werden sie ja nachdenklich und sich in
ne Schauspieler oder
ihm sieht man den Schauspieler mit gut in der Nähe von Saint-Tropez, die Zukunft E-Autos und solar- statt batte- muss sich DiCaprio
Plots gar nicht erst
seit Jahren anhören. Er TOTAL
recht jungen Frauen auf karibischen In- jährliche „Leonardo DiCaprio Foundati- riebetriebene Sextoys anschaffen.
auf die Menschheit
DiCaprio müsste das alles nicht tun. sei ein schlimmer
on Annual Gala to Fund Climate and
seln eine schöne Zeit haben.
loszulassen,
sich
Biodiversity Projects“ statt. 500 Stars Die Paparazzi-Fotos beweisen, dass er Heuchler, wird immer BESCHEUERT,
Flops zu ersparen und
VON PETER PRASCHL
werden kommen, um sich anzuhören, genügend junge Frauen am Start hat, wieder gesagt. In den HEISST ES, WENN
Ressourcenverwas er zu sagen hat, er hat mittlerweile und wenn er ihrer müde wird, auch ein gehackten Sony-Mails,
schwendung zu verAber was soll er machen, er hat ein Routine darin. Seine Rede wird davon paar Männerfreunde, mit denen er in die von WikiLeaks ver- 500 STARS ZU
meiden – ein ökolowurden,
tief sitzendes Trauma. Als Kind musste handeln, dass die Menschheit sich end- See stechen kann. Aber er hat sich ver- öffentlicht
gisch überaus werter statt unter einem Superhelden-Pos- lich besinnen muss, weil sie andernfalls pflichtet, sich für die Natur zu engagie- konnte man nachlesen, EINER GALA
volles Vorhaben.
ter unter einem Kunstdruck von Hiero- untergehen wird, dass wir alle keine ren, und deswegen setzt er seinen dass er 2014 innerhalb
Der Planet braucht
nymus Boschs „Garten der Lüste“ ein- Zeit mehr „für noch mehr Verhandlun- Ruhm dafür ein, den Menschen endlich von sechs Wochen FLIEGEN, UM SO DIE also Männer wie Leoschlafen, auf dem die Menschheit aus gen, Entschuldigungen, Zehnjahresstu- begreiflich zu machen, dass es so nicht sechsmal mit einem
nardo
DiCaprio,
Privatjet
unterwegs KLIMAERWÄRMUNG
dem Paradies vertrieben wird. Seitdem dien“ haben. Kate Hudson und Charlize mehr weitergehen kann.
Männer, die in eine
Er bezahlt dafür einen hohen Preis. war – zu beruflichen ZU BEKÄMPFEN
weiß er, „worauf diese Welt zusteuert: Theron werden da sein, Cate Blanchett,
grünere Zukunft inMit Adam und Eva fängt es an, dann Marion Cotillard, Penélope Cruz, Ro- Gerade wird er wieder von der Presse Terminen, wie es hieß,
vestieren, und die
geht es weiter: Überbevölkerung, Ge- bert De Niro und Scarlett Johansson, angeraunzt, ob er sein Öko-Get-toget- allerdings waren seine
Alarm schlagen, wenn
damalige Freundin Toni Garrn, seine andere Partys feiern. Kann sein, dass
metzel, am Ende ist der Himmel tiefMutter und sein Kumpel Lukas Haas da- sie dabei hin und wieder übertreiben –
schwarz, die Landschaft verwüstet.“
bei. In diesem Jahr schaffte er es, von als Leo erzählte, er habe während der
Wenn man einmal erkannt hat, wozu
Cannes aus, wo er sich wegen der Film- „Revenant“-Dreharbeiten die Klimaermenschliche Hybris führt, kann man nie
festspiele aufhielt, im Privatjet nach wärmung gespürt, wunderten sich die
wieder die Augen verschließen. Man
Der Aktivist:
New York zu fliegen, um beim „River- Einwohner der kanadischen Provinz
sieht schließlich überall, was die Spezies
Vor zwei Jahren
keeper Fishermen’s Ball“ einen Preis Alberta ein wenig, weil jäh über das
anrichtet, der man angehört: Auf Sumademonstrierte
für sein Umweltschutz-Engagement Land hereinbrechende warme Wintertra sterben die Elefanten aus, weil die
DiCaprio mit
entgegenzunehmen, und gleich danach winde, die sogenannten Chinooks, ihPalmöl-Plantagen der LebensmittelVollbart und
wieder im Privatjet nach Cannes zu- nen seit Langem bekannt sind. Kann
Multis ihnen den Lebensraum nehmen.
Schiebermütze
rückzufliegen, um der „amFar“-Gala ge- auch sein, dass er selbst nicht immer
Korallenriffe werden zerstört. Im nördin New York
gen Aids beizuwohnen. Zur Fußball- vorbildlich mit der Natur umgeht. Falls
lichen Kalifornien ist der pazifische
gegen den
WM 2014 in Brasilien reiste DiCaprio er dabei ertappt wird, wird er seufzen
Wolf gefährdet. Die kanadische Natur
Klimawandel.
mit 21 Freunden auf der „Topaz“ an, der und dann wieder einmal sagen, was er
wird durch den Abbau von Ölsand verAuf dem Plakat
fünflängsten Yacht der Welt, ausgestat- schon oft gesagt hat: Es geht doch
wüstet. Es ist die Hölle.
stand „100
tet mit Jacuzzis, Helikopterlandeplät- nicht um ihn, sondern um den PlaneAlso hat Hollywoodstar Leonardo DiProzent für
zen, einem Kino und einem geräumigen ten. Und weil er ein guter Schauspieler
Caprio 1998 nach einem Treffen mit
den Planeten!“
Konferenzsaal. Das Schiff, von sechs ist, werden wir ihm glauben.
dem damaligen amerikanischen VizeDer Visionär: Leonardo
DiCaprio findet, dass die
Menschheit keine Zeit mehr
„für noch mehr Verhandlungen, Entschuldigungen,
Zehnjahresstudien“ habe
Der WELTENRETTER
REUTERS / TOBY MELVILLE, REUTERS / EDUARDO MUNOZ
KOMPAKT
*
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WELT am SONNTAG-2016-07-17-sil-24 f5123d7d0164873d70b500d7b5da4639
17. JULI 2016
I
WELT AM SONNTAG
Irgendwann in dieser Nacht schlägt der Blitz ein.
Ganz nah auf dem Feld, mit einem solchen Krachen, dass aus den Beobachtern augenblicklich
Kinder werden, die sich mehr vor dem Donner
fürchten als vor dem Blitz selbst. Wie hell es für
einen Sekundenbruchteil ist, wird gar nicht beVON HOLGER KREITLING
merkt. Jonas Piontek weiß nur, dass seine Kameralinse offen ist. Und dann muss es schnell gehen, sehr schnell. Das Unwetter ist da. Da, wo es
auf keinen Fall sein soll.
Hier.
LEBEN 23
NR. 29
te. Die Blitzortung. Das Regenradar. Satellitenbilder. Natürlich eine Straßenkarte, um einen
Weg zum Gewitter-Sichtungspunkt zu finden.
Die Blitzortung zeigt ein pulsierendes rot-weißgelbes Knäuel, überall sind Kreise zu sehen. Dort
schlagen gerade Blitze ein. Es sind viele.
Über dem Schwarzwald sind Gewitter, die
nördlich ziehen. Würzburg bekommt von Süden
eine Gewitterfront, die sich mit der Schwarzwaldfront vereinigen kann oder nicht. Jonas
sucht hektisch am Smartphone, vor Frankfurt
geht es raus an einer Raststätte. Auf die Bank
setzen, rauchen und überlegen.
„Du bist der Profi“, sagt Max.
„Na ja“, sagt Jonas.
Und Steffi schweigt.
Würzburg sieht gut aus. Kippe austreten, weiter. Auf Bayern 1 singt ein Chor die Nationalhymne. Vielleicht doch in Richtung Spessart, da wird
gute Sicht sein. Auf dem Blitzradar wabern die
Regenfronten blau, wie Aliens in einem Computerspiel. Von Gewitterjägern erwartet man, dass
sie sich irgendwie todesmutig und verrückt mitten unter die Superzelle begeben. Wer aber Fotos machen will, und das wollen eigentlich alle,
muss Regenfronten meiden. Abstand ist wichtig.
Hinter Aschaffenburg: Abbiegen und in Richtung Süden. Steffi hat es blitzen sehen, Max
beeinflussen?“, sagt Jonas. Darin liegt das große
Versprechen der Gewitterjagd. Das Unbändige
finden. Den Thrill. Sein Wetter-Werdegang ist
ähnlich wie Steffis, es war derselbe Tornado, der
ihn zu den Storm-Chasers brachte. Mittlerweile
hat die „Gewitterjagd“-Seite bei Facebook
34.000 Fans. Sie streamen Tornados und Gewitter manchmal live, sie posten Fotos und diskutieren Wolkenstrukturen mit Fachvokabeln.
Wenn sie unterwegs etwas sehen, Schäden, Orkanböen, Tornados, melden sie es bei Skywarn
Deutschland, dem 2003 in Osnabrück gegründeten deutschen Netzwerk von Wetter-Spottern.
Heute gibt es nichts zu melden. Nach einer
halben Stunde beginnt es zu regnen, das Gewitter ist vielleicht noch fünf Kilometer entfernt. Es
brummt in der Luft. Halb drei Uhr in der Nacht,
weiter geht’s. „War schon gruselig mit der
Stromleitung“, sagt Max. Er fährt nur gelegentlich bei den Gewitterjägern mit. Wenn über den
Luftdruck mit Hektopascal-Daten debattiert
wird, versteht er eher Bahnhof, gibt er zu.
Das ist in Wölfersheim in der Wetterau anders. Wer das Haus von Daniel Rüd betritt, weiß
genau, wie die Situation ist. An diesem ersten
heißen Tag des Jahres sieht das so aus:
Temperatur 31,7 Grad Celsius
Luftdruck 1017 Hektopascal
die Pflanzen entgegen dem Uhrzeigersinn kreisförmig geknickt waren. Bingo. Ein bisschen wie
Polizeiarbeit sei das. Rüd mag das Nüchterne,
Biedere der Tornado-Suche. Richtig nah ran an
die Unwetter muss er gar nicht.
Die Daten gehen in die Tornado-Liste ein,
auch der Deutsche Wetterdienst erkennt die Arbeit der Amateure an und bedient sich dort. Es
ist mehr Buchhaltung als Abenteuer, mehr Beweisführung als Augenblick, mehr Wissenschaft
als Ästhetik. Rüd erhofft sich wie alle aus der
Tornado-Gruppe Hinweise auf das Wesen der
Wirbelstürme. Kann man sie vorhersagen? Die
Antworten wird es geben, da ist er sicher, aber
nicht so bald.
Zurück auf die Autobahn, das Gewitter aus
dem Schwarzwald ist nach Norden gezogen, gute
Sicht scheint es in Rodgau zu geben. Jonas hat
Energydrinks dabei, mag noch einer? Es riecht
nach Gummibärchen im Auto. Südöstlich von
Frankfurt, wieder ein Feldweg, an einem Baum
vorbei. Das Gewitter ist noch etwa 15 Kilometer
entfernt. Ausrüstung raus, Stative aufbauen. Es
blitzt und grollt. Steffi sitzt noch im Auto, sie
überlegt, ob sie rauchen soll. Es war ihr ein bisschen unheimlich, sagt sie später. Regentropfen
fallen, Jonas drückt den Auslöser.
Und es kracht.
Seit Wochen wird Deutschland von Unwettern heimgesucht.
Für Gewitterjäger und Tornado-Sammler ist es der perfekte
Sommer, um die extremen Wetterlagen zu dokumentieren –
und den Kitzel der Gefahr hautnah mitzuerleben
JONAS PIONTEK (2)
PotzBLITZ
Tornados entstehen, wenn Windströme im
Innern der Wolke rotieren. Sie wüten kurz, sie
sind praktisch unberechenbar und vom Satellit
aus nicht zu erkennen. Deshalb sind Spotter
wichtig. Anfang Juni gab es einen Tornado in
Butzbach, nur ein paar Kilometer entfernt. Daniel Rüd schaute vom Garten aus zu, seine Kameras nahmen aber nur den Regen auf. Zeitgleich war Jonas Piontek dem Unwetter hinterher gefahren und streamte das Ereignis live.
Später fuhr auch Rüd nach Butzbach, um die
Schäden zu dokumentieren und eine Klassifizierung vorzuschlagen. In diesem Fall war es einfach. Der Rüssel aus der Trichterwolke reichte
bis auf den Boden und wirbelte dort, erst dadurch gilt es als echter Tornado. Er fegte durch
den Hof einer Kelterei, 20 Meter breit, riss Dachteile mit und trug sie Hunderte Meter weiter.
Oft sammelt der Tornado-Mann übers Internet Fotos der Trichterwolken ein und wertet sie
aus. Von der Blickrichtung schließt er auf Orte,
trägt sie in Karten ein, ebenso wie Windrichtungen. Dann beginnt die „Vor-Ort-Analyse“, was
deutlich anders klingt als Storm-Chasing. Gesucht werden abgeknickte Äste und Halme, Erdkrumen an der falschen Stelle, herumliegende
Fremdteile. Manchmal hilft eine Drohne. So sah
Rüd auf einem Maisfeld aus 50 Metern Höhe, wie
Feldstudie: Wenn die Gewitterjäger unterwegs sind, streamen sie die Unwetter live oder posten Bilder von Blitzen und Superzellen. Dieses Foto machten Jonas Piontek und sein Team bei einer Tour, die sie nach Belgien führte
Extreme Wetterlagen haben die Menschen
seit je fasziniert und verunsichert, mittlerweile
überlassen viele vor allem junge Menschen das
Wetter nicht bloß den Meteorologen. Gewitterjäger, in den USA länger schon als Storm-Chaser
bekannt, sind in Deutschland ein bisschen in
Mode gekommen. Manche setzen sich dem Kitzel der Gefahr aus, andere wollen dokumentieren, um das Wetter berechenbarer zu machen.
Seit Wochen löst eine Unwetterlage die
nächste ab, es blitzt und donnert, es gibt keinen
Regen, sondern nur noch Starkregen. Die Technisierung der Sprache ist durchs Wetter so weit
fortgeschritten, dass das Wort „Superzelle“ häufiger zu lesen ist als das gute alte „Gewitter“, es
klingt einfach dramatischer, aufregender und
zeitgemäßer. Technik ist für Wetterjäger überhaupt ein dringenderes Muss als Regenjacken.
Freitagnacht in Friedberg, Hessen. Die Gegend heißt Wetterau, das passt. Drei Gewitterjäger treffen sich an einer menschenleeren Straße.
Über dem Elsass baut sich seit Stunden ein Gewitter auf, die Modellvorhersage klingt sehr gut,
es soll groß und gewaltig werden und in Richtung Norden ziehen. Nichts wie hin.
Jonas Piontek, 20, Student des Creative Industries Managements, sitzt vorn im Auto, Max,
35, der in einer Autovermietung arbeitet, fährt,
Steffi, 27, Altenpflegehelferin, sitzt hinten. Sie
tragen schwarze Polohemden, auf denen vorn
„Gewitterjagd“ steht und hinten drauf „StormChasing Team Mittelhessen“. Die Fahrt geht erst
mal Richtung Frankfurt.
Jonas hat die letzten Nächte praktisch nicht
geschlafen, er war mit anderen aus der „Gewitterjagd“-Gruppe unterwegs, 3000 Kilometer in
Frankreich, Belgien, Holland, Deutschland. „Wir
haben in zwei Tagen vielleicht ’ne Million Blitze
gesehen.“ Er ist aufgedreht, erzählt hastig, lacht.
Zugleich schaut er alle paar Sekunden auf das
Smartphone, denn Gewitterjagd ist ohne Daten
nicht machbar. Er nutzt also: die Bodenwindkar-
ebenfalls, Jonas nicht, er schaut auf den Bildschirm. Die Straßen sind leer, in den Dörfern
Tempo 30. Ab einem Dorf namens Eichelsbach
geht es über Feldwege den Hügel hinauf, Max
hält, fährt noch ein bisschen weiter, weil direkt
über dem Wagen eine Stromleitung auf eine boshafte Weise brummt. Nicht gut.
Dann stehen sie auf dem Hügel, vor ihnen das
Naturkino in Cinemascope. Gleich drei Gewitter
in vielleicht 20 Kilometer Entfernung, Blitze erleuchten alle vier bis fünf Sekunden den Himmel, mal orange, mal weiß. Fernes Donnergrollen. Oft bleiben die Blitze in der Wolke, wenn sie
rauskommen und die Erde treffen, gibt es anerkennende Kommentare.
„Geil“, ruft Jonas.
„Leck mich fett“, ruft Max.
Und Steffi schweigt.
Die Gewitterjäger haben die Kameras auf Stative gesetzt und machen Langzeitbelichtungen.
Die Zeit vergeht. Die Stromleitung scheint lauter
zu brummen, besonders bei Blitzen, es wirkt bedrückend. Jonas mag das Warten nicht, sagt er.
Er raucht. Steffi ist etwas enttäuscht, sie hat es
sich spektakulärer vorgestellt. Immer schon beobachtete sie Gewitter vom Fenster aus. 2010
gab es im Nachbarort einen Tornado, das war die
Initiation. Im Netz stieß sie auf die „Gewitterjäger“. Die Jagd macht ihr Spaß, man sei mit Leuten zusammen, die dasselbe interessiert und auf
die man sich verlassen kann. Drei Frauen kennt
sie in der Szene, der Rest sind Männer. Viele
Frauen trauten sich nicht, sagt sie, vielleicht aus
Scham oder Angst, jedenfalls sei das unnötig.
Die Ästhetik der dunklen Wolken fasziniert
Steffi. Die Unberechenbarkeit der Natur löst ein
intensives Spanungsgefühl aus, das ist nicht bloß
bei ihr so. Ob ihre Suche nach Wolken und Naturerscheinungen romantisch sei? Nein, sagt sie
bestimmt. Romantik ist nicht ihr Ding.
„Man kann ein Gewitter nicht beeinflussen.
Und was kann man heutzutage schon nicht mehr
Taupunkt 19,9 Grad Celsius
Windmittel 11,3 Km/h
Ein Neubaugebiet am Feldrand. Rüd ist Informatiker, er hat eine Wetterstation im Garten,
drei Kameras auf dem Dach und einer vierte auf
dem Rathaus des Dorfes installiert, die alle zehn
Minuten ein Bild auf seine Webseite stellen.
Dort gibt es Messdaten und Verlaufskurven, Rüd
liebt Exaktheit und Zahlenanalyse.
Seine Wetter-Leidenschaft gilt den Tornados,
er ist Mitglied der Tornado-Arbeitsgruppe
Deutschland e. V. Auf einem herrlichen AufstellFoto stehen sie da, zehn Männer, die sich bemühen, ordentlich auszuschauen. Seine Frau sagte
über das Foto: die Gruppe der Nerds. Sie sehen
nicht wie Jäger aus, und sie sind auch keine.
Die flache Wetterau empfindet Rüd als die
deutsche „Tornado Alley“, also als eine bevorzugte Unwetter-Einflugschneise. Fünf der Wirbelstürme hat Rüd in diesem Jahr schon in der
Umgebung gesehen, einer davon ist offiziell bestätigt, die andere rangieren als Verdachtsfälle.
In jedem Fall wird es 2016 deutlich mehr Tornados geben als im vergangenen Jahr, sagt er, dafür
liegen jetzt schon viel zu viele Meldungen vor.
Das habe auch mit der lang anhaltenden Unwetterlage zu tun. Es ist trotzdem nicht zu belegen,
dass die Zahl der Tornados in Deutschland langfristig zunimmt, etwa wegen des Klimawandels.
Ganz sicher steigt die Zahl der Meldungen, der
Fotos, der Videos – und eben die Zahl an Gewitterjägern und ihren Dokumentationen.
Sein Erweckungserlebnis, da ist Rüd sehr genau, war am 30. Mai 2008. Ein schweres Gewitter mit Downburst, einer Fallböe, tobte durch
die Wetterau, deckte Dächer ab und warf Bäume
um. Wegen des Regens konnte er eine fünf Meter
entfernt stehende Fichte nicht mehr sehen. Danach beschäftigte er sich mit Wetter, so sehr,
dass er irgendwann den Job wechseln wollte.
Mittlerweile ist er als IT-Mann für eine private
Wetter-Webseite zuständig.
MAN KANN EIN
GEWITTER NICHT
BEEINFLUSSEN.
UND WAS KANN
MAN HEUTZUTAGE
SCHON NICHT MEHR
BEEINFLUSSEN?
JONAS PIONTEK,
20, MITGLIED DES
„STORM-CHASING TEAM
MITTELHESSEN“
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Wie eine Explosion. Direkt ins Hirn. So laut
und unmittelbar. Jonas’ Foto zeigt später den
verzweigten Ast des Blitzes, wie er 30 Meter entfernt zuckt, ein dünnes, grelles, elektrisch aufgeladenes Etwas. Der Blitz schlägt neben ihnen ein.
Sie stürzen zum Auto. Jemand brüllt. Sie werfen die Kameras in den Kofferraum, hauen die
Türen zu. Vielen Dank für den Schulunterricht
über das Auto als Faradaykäfig. Was war das
denn bitte?
„Eine Neuauslösung“, schreit Jonas. Direkt
über ihnen, im dunklen Himmel. Ein neues Gewitter, praktisch aus dem Nichts.
Max fährt, der Regen schlägt auf die Scheibe.
Nach ein paar Metern, direkt neben dem Baum,
der nächste Blitz. Leck mich fett, Alter. Vielleicht schlägt er im Baum ein, vielleicht auf der
Straße, wo sie zuvor gestanden haben, vielleicht
auf dem Auto. Der Knall ist lauter als der erste,
druckvoller, böser. Ein Gewehrschuss in der
Nacht. Sie haben Angst, alle. Los, los, Gas geben.
Vom Jäger zum Gejagten.
Gewitterflüchtlinge.
Kann man nicht beeinflussen.
Die Fahrt geht noch weiter, zurück in die Wetterau, ein neues Gewitter in der Ferne, mehr Fotos, aber die Luft ist raus. Niemand mag mehr so
richtig bei der Sache sein oder Bilder machen.
Im prasselnden Regen fahren sie nach Hause.
Haben sie etwas falsch gemacht?
Nein, sagt Jonas. Man habe auf dem Radar nur
ein paar Echos gesehen, das sei bei fast allen Gewitterlagen so. Einfach Glück gehabt, sagt er.
Oder Pech. Jedenfalls sehr gefährlich, daran
lässt er keinen Zweifel. „Absolut krank“,
schreibt er bei Facebook und stellt das Bild des
Blitzes auf die Gewitterjagd-Seite. Leute, passt
auf, es ist und bleibt riskant. Aber natürlich
macht er weiter.
„Es ist schon ein bisschen beängstigend gewesen“, sagt Steffi. „Ich geh erst mal nicht mehr
chasen“, sagt Max, na ja, vorerst.
WELT am SONNTAG-2016-07-17-sil-24 f5123d7d0164873d70b500d7b5da4639
24 LEBEN
WELT AM SONNTAG
NR. 29
17. JULI 2016
MEIN LEBEN ALS MENSCH
Das Erwachen der
Macht: Sängerin
Lena Meyer-Landrut mit Handlaser
bei der Schiffstaufe
Verkehrserziehung
VON JAN WEILER
IN DEN AUGEN DER ANDEREN
Carla kam von der Fahrstunde und war genervt. Die anderen Autofahrer seien Deppen und Trottel und jede
Fahrt bereite ihr totalen Stress. Es sei nämlich so, dass
die meisten Männer Grimassen zögen, die man im
Rückspiegel sehen könne. Sie überholten aggressiv und
schauten dann genervt zu ihr rüber. Sie fühle sich unwohl im Auto. Um ihr Selbstvertrauen zu stärken, fuhr
ich mit Carla zum Verkehrsübungsplatz. Dort kann
man keine Omis überfahren oder Blechschäden verursachen, es ist eine Idealwelt für 17-jährige Mädchen.
Carla schlich über den Parcours, wobei sie eine Minute lang an einem Stoppschild anhielt. Dann bog sie
verkehrtherum in den Kreisverkehr ein, weil sie so etwas zuletzt auch bei der Tour de France gesehen hatte.
Immerhin gelang es ihr per Vollbremsung, den Frontalzusammenstoß mit einem hochbeinigen Audi zu verhindern. Am Steuer saß ein Jüngling, der von seinem
Vater ermutigt wurde, das Fenster herunterzufahren
und meine Tochter wie von Sinnen anzubrüllen. Sein
Vater hielt das offenbar für eine sinnvolle Verkehrsübung und tätschelte wohlwollend seinen Kopf.
Dann fuhren wir durch eine Strecke mit Pylonen, deren Sinn Carla dahingehend interpretierte, dass man
möglichst viele von den Dingern abräumen müsse. Wie
beim Bowling. Sie schaffte 16 von 20 Stück. Danach übten wir das Anfahren am Berg und Einparken, weil das
sehr gefragte Maßnahmen sind, besonders in San Francisco, Kitzbühel und Wuppertal. Carla entledigte sich
dieser Aufgaben mit Bravour, auch wenn ich zugeben
muss, dass 17-maliges Korrigieren in einer Parklücke
von zwölf Metern Breite durchaus rekordverdächtig ist.
Dann kreuzten wir durch ein angedeutetes Wohngebiet mit zahlreichen Vorfahrt-Situationen. Carla verhielt sich umsichtig wie eine Eule, drehte den Kopf vorschriftsmäßig um 190 Grad, dann wurde ihr die Vorfahrt von dem jungen Lackaffen im Audi genommen,
der einfach durchheizte und nicht einmal zur Kenntnis
nahm, dass wir von rechts kamen. Da war ich mit meiner Geduld am Ende. „Hinterher“, brüllte ich, „Tempo!“ Carla gab Gummi. Wir verfolgten den Kerl und seinen Vater. Ich dachte daran, die beiden zu überholen,
auszubremsen und den Racker aus dem Auto zu ziehen,
um ihm eine Backpfeife zu verpassen. Und seinem Ollen auch. Leider saß ich nicht am Steuer und so gestaltete sich die Verfolgungsjagd etwas zäh, zumal Carla
das Tempolimit von 30 km/h deutlich unterschritt. Sie
erklärte mir, dass ihr irgendwie der Mut fehle.
Da erinnerte ich sie an ein Spiel, von dem mir ihr
Bruder Nick erzählt hat. Es ist das Lieblingsspiel aller
13-jährigen Jungs und es geht so: Einer sagt leise „Penis“, dann ist der zweite dran und sagt etwas lauter „Penis“, dann wieder der erste, wieder etwas lauter. Wer
sich nicht mehr traut, hat verloren. Nick und sein Kumpel Finn spielen das immer in der S-Bahn. Jedenfalls
muss man auch mal ein Wagnis eingehen, mutig sein,
über Grenzen kommen. Sagte ich. Carla nickte entschlossen. Dann bog sie links ab, schlich sich an die
nächste Kreuzung heran und fuhr das Beifahrerfenster
runter. Als der Audi von rechts nahte, ließ sie die Kupplung los, donnerte scharf vor ihrem Widersacher über
die Straße und brüllte aus Leibeskräften „Penis!“. Mir
blieb fast das Herz stehen. Den Männern im Audi auch.
Wir fuhren dann bald nach Hause. Beim Abendessen
erzählte Carla ihrer Mutter, der Nachmittag mit ihrem
Vater sei eine Anleitung zu weiblicher Selbstertüchtigung gegen das Pimmel-Patriarchat auf der Straße gewesen. Beide Frauen waren dann sehr stolz auf mich.
Mick Jagger
AGENCY PEOPLE IMAGE/API (C.) JESSICA KASSNER
Frohe Kunde: Der Rolling-Stones-Frontmann,
72, und Freundin Melanie Hamrick, 29, erwarten ein Kind. Ob ihr Nachwuchs künftig mit
Jaggers Urenkelin, 2, spielen wird, ist nicht
bekannt. Nach sieben Kindern von vier Frauen scheinen aber zumindest die Vaterqualitäten des rüstigen Seniors verbürgt.
DIE EX-GATTIN
„Er war kein großer Windelwechsler, aber wir
hatten ja auch immer großartige Kinderfrauen. Er hat wunderbare Beziehungen zu den
Kindern und interessiert sich sehr für ihre
Ausbildung, ihre Fitness und ihre Manieren“,
sagte Jerry Hall 2014. Die Model-Ikone war 23
Jahre mit ihrem „Lieblings-Ex-Ehemann“ liiert und hat mit ihm vier Kinder.
LASERSPIEL mit Lena
DER SOHN
„Als ich noch klein war, wusste ich natürlich
nichts von seinen ... Eskapaden ... in den
70ern. Man will solche Sachen von seinen Eltern nicht wissen, solange man ein Kind ist.
Aber jetzt kann ich ihn darüber ausfragen“,
sagte der 30-jährige James im Februar über
seinen Vater und dessen Hang zu Sex, Drugs
and Rock ’n’ Roll. Nicht ohne zu betonen, wie
er stolz auf „all die Errungenschaften“ von
Jagger senior sei: „Ich bete ihn an.“
E
GETTY IMAGES (3), WIREIMAGE
DER KOMIKER
ine Schrecksekunde lang könnte man
bei diesem Anblick an einen deutschen Aufguss von „Stars Wars“ denken. Wir sehen: ein Schiff, eine Crew, ein Laserschwert – und dazu, in weiß glänzender
Robe, Lena Meyer-Landrut. Die 25 Jahre alte
Sängerin war aber glücklicherweise nicht in
einer weit, weit entfernten Galaxis, sondern
lediglich in der Bucht vor Travemünde unterwegs: Sie taufte dort ein Schiff. Ihr Handlaser löste die obligatorische Champagnerflasche aus, die am Rumpf des Kreuzfahrtriesen „Mein Schiff 5“ zerschellte.
„Lasst uns einfach froh sein, dass Mick Jagger
nicht noch ein weiteres Solo-Album produziert“, schrieb US-Comedian und Schauspieler John Fugelsang, nachdem sich die Nachricht auf Twitter verbreitete.
Zuvor hatte Lena vor mehr als 2000 Passagieren an Bord und mehreren Tausend
Schaulustigen an Land drei Songs performt,
darunter ihren Hit „Satellite“: „Das war die
perfekte Überleitung zu dieser schon fast
spacigen Art, ein Schiff zu taufen“, sagte die
„Eurovision Song Contest“-Gewinnerin.
Wichtigstes Kriterium für ihren Job als
Taufpatin: Seetüchtigkeit. Auf einem Kreuzfahrtschiff war die 25-Jährige zuvor zwar
noch nicht gewesen, aber seekrank werde sie
nicht so leicht: „Mit 15 war ich einen Tag auf
einem Schiff in der Türkei, das war sehr, sehr
GWYNETH PALTROW
ZAYN MALIK
TAYLOR SWIFT
Bewusste
Entscheidung
Außerirdische
Erscheinung
Falscher
Schwede
Der Popstar, 23, hat endlich geklärt, warum er
sich von der Band One Direction getrennt hat
– zum Kummer aller Mädchen: „Ein Außerirdischer ist mir im Schlaf erschienen.“ Ähnlich
scherzhaft erzählte er, wann er sich das erste
Mal erwachsen gefühlt habe („gerade erst gestern“) und was er tue, wenn er alte Freunde
treffe: „Wir machen diese ausgefallene Sache:
Wir kommunizieren mit Worten.“ Der erste
Mensch, mit dem er nach dem Aufwachen per
Handy kommuniziert, ist übrigens nicht seine
Freundin Gigi Hadid – sondern seine Mama.
Die Schauspielerin, 43, und Coldplay-Frontmann Chris Martin, 39, sind offiziell geschieden – zwei Jahre, nachdem das Paar seine „bewusste Entpaarung“ bekannt gegeben hatte.
Wie das aussehen soll, haben die Stars gemeinsam in einer Scheidungsvereinbarung festgelegt, die nun beim Gericht eingegangen und
damit rechtsgültig ist. Das Sorgerecht für die
Kinder Apple, 12, und Moses, 10, wollen sich
die Eltern teilen. Oscar-Gewinnerin Paltrow
sagte im Mai, das funktioniere gut: „Wir sind
bessere Freunde als zu unserer Ehezeit.“
klein“, erzählte Meyer-Landrut. „Da haben
alle um mich herum gekotzt, nur ich nicht.“
Schon als Kind sei sie eine extreme Wasserratte gewesen: „Ich liebe das Meer total, zum
Beispiel habe ich einen Tauchschein.“
Ganz ohne „Star Wars“ hat die Musikerin
inzwischen auch erste Erfahrung in Hollywood gesammelt: Ende Juni sprach sie dort
die deutsche Stimme im neuen Animationsfilm „Trolls“ ein und traf dabei Popstar Justin Timberlake. Einer Hollywood-Karriere
erteilte die Hannoveranerin aber erst mal eine Absage: „Es ist kein Lebensziel von mir.“
ER IST EINE
KATZE IM
STAATSDIENST UND
NICHT EIGENTUM DER
Der Trennungsgrund von US-Sängerin Taylor
Swift, 26, und Calvin Harris, 32, ist jetzt bekannt: Swift hat Harris’ Song „This Is What
You Came For“ geschrieben, unter dem Pseudonym Nils Sjöberg. Calvin sagte aber später,
er könne sich nicht vorstellen, je mit Swift zu
arbeiten, und das hat sie geärgert. Nun ärgert
sich Harris und twitterte, er werde sich von
Swift nicht fertigmachen lassen. Und der
wahre Nils Sjöberg? Der wohnt in Schweden
und schrieb gerade auf Twitter: „Alle denken,
ich wäre Taylor Swift.“
CAMERONS. ER BLEIBT
KATER LARRY,
residierende Katze in
Downing Street No. 10, interessiert
die Briten nach dem Rücktritt ihres
Premierministers David Cameron
offenbar am meisten. Dessen Familie zog jetzt aus – ein Sprecher stellte aber klar: Der Erste Kater wohnt
fortan mit Nachfolgerin Theresa
May nebst Gatten Philip zusammen.
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19
Kiel
18
5
Reykjavik
5
15
20
13
Die Nationalfarbe von
Panama: Paradiesgrün.
Rostock
Hamburg
Bremen
20
14
22
13
19
15
Hannover
Berlin
23
13 Münster 22
13
23
13
Köln
25
15
25
14
22
14
Leipzig 24
14
21
15
18
London
Dresden
3
Lissabon
37
München
Bordeaux
25
Dienstag
Mittwoch Donnerstag
*Ausgewählte Flüge bei Buchung auf LH.com
SONNE & MOND
VORHERSAGE
Panama
ab
H
15
26
18 30
Mitte
14
27
17
29
20 32
17
29
12
26
12
29
15
16 29
31
03:24
Angaben für Kassel
TEMPERATURREKORDE
Hamburg Maximum 31,6° (1976),
Minimum 8,1° (1957)
T
1 bis 5
Hoch / Tief
6 bis 10
Warmfront
33°
28°
10°
30°
31°
sonnig
wolkig
wolkig
sonnig
wolkig
Miami33°
Nassau 29°
Berlin Maximum 35,5° (1976),
Minimum 9,9° (1968)
Athen
30
26
Tunis
11 bis 15
16 bis 20
21 bis 25
Kaltfront
32
26 bis 30
Okklusion
26
31 bis 35
über 35
Warmluft
Kaltluft
WELTWETTER HEUTE
Antalya
Bali
Buenos Aires
Djerba
Honolulu
Phoenix 38°
New Orleans 34°
Mond
19:12
Süden
Istanbul
30
27
30
-4 bis 0
Calgary 20°
Montreal 25°
Winnipeg 22°
Vancouver 21°
Toronto 25°
Salt Lake City 30°
New York 32°
Chicago 28°
San Francisco 19° Denver 32° Washington 34°
Los Angeles 23°
Dallas38° Atlanta 35°
05:26 21:29
16 28
28
30
*
Sonne
Norden
25
26
Las Palmas
-9 bis -5
699€
22
26
Rom
Algier
22
27
Budapest
Zagreb 20
26
Palma
29
Zum Teil wechselhaft mit Schauern
Wien
27
Nizza
Malaga
35
21
Barcelona
29
DEUTSCHLAND HEUTE
14 24
Kiew
Madrid
36
24
16
Heute: Häufig überwiegen die Wolken, und nur zum Teil kommt die
Sonne hervor. Zeitweise kann es hier und da Regengüsse, vereinzelt
auch Gewitter geben. Die Höchsttemperaturen liegen zwischen
19 Grad an den Küsten und 29 Grad im Südwesten. Der Wind weht
schwach bis mäßig aus unterschiedlichen Richtungen. Im Nordwesten, in höheren Lagen sowie in Schauernähe frischt er böig auf.
Biowetter: Die derzeitige Wetterlage belastet vor allem das Herz
und den Kreislauf. Außerdem kommt es bei vielen Menschen verstärkt zu Kopfschmerzen. Asthmatiker und Personen mit chronischer Bronchitis müssen sich auf Atembeschwerden einstellen.
Warschau
München
34
21
26
17
27
25
Berlin
23
Zürich
Nürnberg
25
Stuttgart 15
27
16
Montag
24 Hamburg
25
Friedrichshafen
Moskau
19
Brüssel
Paris
28
17
27
14
3
24
St. Petersburg
Riga
19
27
Frankfurt
Saarbrücken
21
20
Stockholm
22
Kassel
Helsinki
20
Oslo
Kopenhagen
Dublin
Düsseldorf
Frankfurt Maximum 35,8° (1976), München Maximum 34,7° (2015),
Minimum 5,2° (1971)
Minimum 6,4° (1996)
Mexico City20°
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Havanna 34°
23°
28°
39°
18°
30°
Innsbruck
Jerusalem
Kairo
Kapstadt
Mailand
Peking 33°
Seoul 24°
Tokio 27°
Shanghai29°
Chengdu 33°
Dhaka 32°
wolkig
sonnig
sonnig
wolkig
sonnig
Hongkong
31°
Yangon 33°
Bangkok37°
Ho Chi Minh Stadt
Manila 35°
Brunei 33°
Singapur34°
35°
30°
30°
24°
19°
wolkig
sonnig
Gewitter
wolkig
Schauer
Online-Wetter:
welt.de/wetter
Taipeh 37°
33°
Kuala Lumpur33°
Manila
Mombasa
Neu Delhi
Rio de Janeiro
Sydney
Umfangreiche und
aktuelle mobile
Wetterinformationen
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WELT AM SONNTAG
NR. 29
17. JULI 2016
S. 31
SEITE 25
GRÄTSCHE
Und ewig lockt
das Pokémon
„Das ist
schon GEIL“
E
s ist ein Büro wie gemacht für einen Chefcoach des FC Liverpool. Im ersten Stock
des Hauptgebäudes in
Melwood, am Trainingszentrum des englischen Traditionsvereins, blickt Jürgen
Klopp, wenn er sich an seinem repräsentativen Schreibtisch umdreht, aus
einem Panoramafenster über die Trainingsplätze. An den Wänden hängen Fotos seiner berühmtesten Vorgänger Bill
Shankly und Bob Paisley in Jubelpose.
Nur er selbst scheint – rein optisch –
nicht so ganz zu diesem Ambiente zu
passen: Stoppelbart, Trainingsklamotten – typisch Klopp halt. Der Eindruck
aber täuscht: Dortmunds ehemaliger
Meistertrainer ist mit seiner neuen Aufgabe komplett verwachsen.
VON OLIVER MÜLLER
AUS LIVERPOOL
WELT AM SONNTAG: Herr Klopp, Sie
haben sich gerade vertraglich bis 2022
an den Liverpool gebunden. Ist das
„Echte Liebe“?
JÜRGEN KLOPP: Offensichtlich. Ich bin
allerdings nicht zu den Vereinsoberen
hingegangen und habe gesagt: „Was haltet ihr davon, wenn wir den Vertrag
jetzt mal um sechs Jahre verlängern?“
Sie sind auf mich zugekommen, ich war
auch etwas überrascht. Dann habe ich
mich gefragt: Was will ich eigentlich, wo
will ich in meinem Leben noch hin? Die
Antwort war eindeutig: Am liebsten
möchte ich da sein, wo ich gerade bin.
Außerdem habe ich im Laufe der Jahre
gemerkt, dass ich das Gegenteil von einem Feuerwehrmann bin. Ich entwickle
gerne Dinge, ich mag es, die Strukturen
zu verbessern – idealerweise einvernehmlich. Und das ist ziemlich genau
das, was der FC Liverpool braucht. Also
sind wir zusammengekommen.
Im offiziellen Statement der amerikanischen „Fenway Sports Group“, die
die Mehrheit am FC Liverpool hält,
wurden Sie als „world-class managerial talent“ bezeichnet, als „Weltklasse-Managertalent“.
Ja, das haben sie wirklich sehr nett formuliert. Um ehrlich zu sein: „Weltklasse-Managertalent“ – das ist nicht gerade
das, was ich denke, wenn ich morgens in
den Spiegel schaue. Aber für das, was
wir mit diesem Verein vorhaben und
was um uns herum passiert, macht es
schon Sinn, wenn wir unsere Zusammenarbeit langfristig festlegen und ein
klares Zeichen setzen.
Wie ist es eigentlich für Sie, wenn Ihre Klubbosse nicht in Mainz und
Dortmund sitzen, sondern in Boston,
auf der anderen Seite des Atlantiks?
Das verlängert meinen Arbeitstag, allein
schon wegen der Zeitverschiebung.
Wenn Mike Gordon, der Präsident der
FSG, wach ist, bin ich mit meiner Arbeit
normalerweise schon durch (lacht). An
so eine Struktur muss man sich erst mal
gewöhnen, aber es hat auch Charme,
und du musst ein bisschen umdenken.
Ich kann nicht abends wie früher in
Dortmund mit Aki Watzke und Michael
Zorc Skat spielen, ich muss schon ein
bisschen länger telefonieren, manchmal
bis nachts halb zwölf. Aber genau darum ging es uns ja auch bei meiner Verlängerung: Die Eigner des Vereins sind
weit weg, deshalb ist es gut, wenn wir
die Struktur hier vor Ort stärken und
gerade in turbulenten Zeiten auf Stabilität setzen. Ich sehe das als ein Zeichen
der Vernunft, was es heutzutage nicht
mehr so häufig gibt.
Die britische Presse und die Fans
glauben, dass mit Ihnen eine Ära beginnt, wie in den 60er- und 70er-Jahren mit den Trainerlegenden Bill
Shankly und Bob Paisley.
Ja, verrückt. Aber die Engländer sind da
schon speziell. Sie vergessen solche Legenden tatsächlich nie. Ich bin mir
nicht sicher, ob etwa viele BVB-Fans
heute noch wissen, wer beim ersten Europapokalsieg 1966 der Trainer war.
Willi „Fischken“ Multhaup.
Viele wissen das sicher nicht mehr. Außerdem habe ich von Multhaup auch
Jürgen Klopp
Trainer des FC Liverpool
Der am 16. Juni 1967 in Stuttgart
geborene Fußball-Trainer bestritt
325 Zweitligaspiele für Mainz
05. Am 28. Februar 2001 wechselte er die Seiten, wurde dort
Interims-Coach. Sieben weitere
Jahre blieb er bei Mainz, schaffte
zwischenzeitlich den BundesligaAufstieg. 2008 der Wechsel zu
Borussia Dortmund: zwei Meisterschaften (2011 und 2012), ein
Pokalsieg (2012) und fast der
Champions-League-Titel im
Finale gegen die Bayern (2013).
Im Oktober 2015 ging der längst
zum Kulttrainer aufgestiegene
1,93-Meter-Mann zum FC Liverpool. Dort ist „The Klopp“ überaus erfolgreich und wird von den
Massen gefeiert. Der englische
Traditionsverein verlängerte
gerade seinen Vertrag bis 2022,
erhöhte die Bezüge auf jährlich
7,5 Millionen britische Pfund.
GETTY IMAGES/BRYN LENNON
Trainer Jürgen Klopp über seine
Vertragsverlängerung beim FC Liverpool bis
2022, den Wettbewerb mit Kollegen wie Pep
Guardiola, José Mourinho, Antonio Conte –
und die seltsame Denkmalflut in England
nicht gerade viele Denkmäler in Dortmund gesehen. Wir haben mit dem FC
Liverpool vor ein paar Tagen ein Testspiel in Tranmere gespielt, die sind
mittlerweile in der fünften Liga. Als wir
am Stadion vorfuhren, sehe ich eine riesige Statue. Ich habe gefragt: Wer ist
das? Unser Torwarttrainer, der früher
mal in Tranmere gespielt hat, sagte mir:
„Das ist John King, ein ehemaliger Trainer, der die mal mal vor dem Abstieg gerettet hat.“ Ich hab gedacht: Das ist
schon cool, wenn ein Trainer, nur weil
er den Abstieg verhindert hat, schon ein
Denkmal bekommt.
Wie bewerten Sie es, dass bei Manchester United, Manchester City und
dem FC Chelsea kräftig in neue Stars
investiert wird und mit José Mourinho, Pep Guardiola und Antonio Conte
neue Startrainer verpflichtet wurden?
Ja, die sind nicht gerade bekannt dafür,
bei Aldi einkaufen zu gehen. Da wird
schon noch ein bisschen was auf dem
Markt passieren. Trotzdem ist es mein
Verständnis von Fußball, dass jeder geschlagen werden kann. Deshalb sehen
wir schon unsere Chance. Der FC Liverpool ist ein ganz besonderer Verein mit
einer ganz besonderen Emotionalität,
das unterscheidet uns von den meisten
anderen Klubs. Das ist unsere Nische:
Wir wollen sie nicht mit Klamauk füllen, sondern mit Leidenschaft.
Liverpool hat bislang Joel Matip, Loris Karius und Sadio Mané verpflichtet – fast bescheiden im Vergleich zu
den Klubs aus Manchester. Verfolgen
Sie eine andere Philosophie?
Wir gucken nicht aufs Preisschild und
sagen: Ab 50 Millionen wird’s gut. Wir
schauen, wen wir gebrauchen können
und wer auch wirklich zu uns möchte.
Wenn wir feststellen, der Spieler will
gar nicht so wirklich – dann kämpfen
wir auch nicht lang. Der Verein ist einer der größten der Welt, und wer das
nicht erkennt, der passt nicht hierhin.
Es gibt doch für einen guten Spieler
zwei Möglichkeiten: Entweder du
gehst zu dem aktuell erfolgreichsten
Verein und schwimmst dann auf der
Welle mit. Oder du gehst zu einem
wirklich großen Verein wie dem FC
Liverpool und sagst: Daraus mache ich
jetzt mal etwas ganz Spezielles. Wenn
die Spieler wissen, was hier passiert,
wenn sie hier etwas erreichen – sie
würden uns die Bude einrennen. Jeder,
der hier vier gute Spiele gemacht hat,
darf hier lebenslang umsonst essen.
Die Stadt ist komplett wahnsinnig im
Umgang mit ihren ehemaligen Spielern. Das hängt natürlich auch damit
zusammen, dass es jetzt schon eine
Passen Sie bloß auf, als Freizeitsportler. Die Gefahr lauert gerade immer
und überall. Jede Millisekunde kann es
Sie erwischen. Um nicht zu sagen: Die
Pokémon-Go-Irrläufer sind unterwegs, allerorten, ohne Seitenblick, jenseits jeglicher Vernunft und Vorsicht.
Mit dem Smartphone in der Hand
geistern sie gerade durch Stadt und
Land. Starren Blickes auf das Display
kreuzen sie sogar um 5:45 Uhr morgens den Laufweg im Berliner Tiergarten oder am Hamburger Alsterufer.
Drehen sich blitzartig in eine andere
Richtung auf ihrer Jagd. Was den Jogger schon mal schwer getroffen niederstreckt. Dabei war man doch gar
kein Pokémon.
Das Schlechte aber hat auch was
Gutes: Mehr als 2,5 Milliarden Menschen auf dem Globus, so die Weltgesundheits-Experten, haben erhebliches Übergewicht. Lassen sich also
auch mümmelnde Couch-Potatos auf
den neuen Spiele-Irrsinn ein, kommt
Bewegung in die Futterfraktion. Beim
aktuell wahrnehmbaren Pokémon-GoSuchtfaktor dürfte der Speck sogar gewaltig weichen.
Das jedoch hilft uns verunfallten
Joggern herzlich wenig. Mit Schlüsseloder Schienbeinbrüchen werden wir –
ein Pokémon-Stay.
CHRISTIAN WITT
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WELT am SONNTAG-2016-07-17-sil-24 f5123d7d0164873d70b500d7b5da4639
26 SPORT
*
E
Vorstand
FC Bayern München AG
Karl-Heinz Rummenigge
Vorstandsvorsitzender
FC Bayern München AG
Aufsichtsrat
Jan-Christian Dreesen
Finanzen
Andreas Jung
Sponsoring
Jörg Wacker
Neun Personen
unter anderem:
Internationalisierung
Führungsebene und im Stab um die
Mannschaft verändern sich wichtige
Personalien: Markus Hörwick, 59, seit
den 80er-Jahren Klub-Sprecher, hat den
FC Bayern verlassen. Der Fitness-Trainer Andreas Kornmayer und die für die
Profis wichtige Ernährungsberaterin
Mona Nemmer sind zu Jürgen Klopps
FC Liverpool gewechselt.
Rummenigge betont, dass man sich
für die Neubesetzung des Sportvorstandes Zeit nehmen wolle. Zunächst bleiben Sammers Aufgaben auf mehreren
Schultern verteilt. Als Nachfolger denken die Bosse laut „Sportbild“ über Max
Eberl nach, derzeit Sportdirektor in
Mönchengladbach.
Möglicherweise
wird es auch gar keinen Sportvorstand
mehr geben, sondern einen Sportdirektor oder Manager. Michael Reschke ist
dabei für den Vorstand keine Option.
Der 59-Jährige bleibt Technischer Direktor und für das Scouting zuständig.
Es gibt zudem Gerüchte, dass Reschke
nicht mehr sehr lange im Klub sein
wird. Auch über dessen Wechsel zu Guardiola nach Manchester wurde spekuliert. Reschke dementiert, sein Vertrag
läuft bis 2018. Dann endet auch der Kontrakt des Kapitäns Philipp Lahm, der
von dann an ein Kandidat wäre für eine
Führungsposition im Weltklub.
Ancelotti und Rummenigge sind die
neuen mächtigen Konstanten des FC
Bayern. Beide kennen und schätzen sich
aus ihrer Zeit als Spieler. Ancelotti
spielte in den 80er-Jahren im Mittelfeld
des AS Rom, Rummenigge im Sturm
von Inter Mailand. Harte, aber faire
Zweikämpfe habe es gegeben, so Rummenigge. Bei den Verhandlungen in
Mailand im vergangenen Jahr brauchten die beiden Weggenossen deshalb
wohl auch nur wenige Minuten, um einig zu werden.
Rummenigge hat in den vergangenen
Jahren aus wirtschaftlicher und sportlicher Sicht viel richtig gemacht: Es gab
wenig Fehleinkäufe, der Klub steigerte
seine Umsatzzahlen. Vielen Fans fehlte
zuletzt jedoch die Herzlichkeit, das Gefühl der berüchtigten „Bayern-Familie.“
Das lag auch an Guardiolas enorm fokussierter und oft introvertierter Art.
Die Klubgranden haben die Stimmung
bei den Fans sehr wohl erkannt. Sie sind
überzeugt, dass Ancelotti einen Teil zu
einer neuen Herzlichkeit beitragen
kann. Bei seiner Vorstellung am Montag
begeisterte er München: Der Trainer
kam mit seiner kanadischen Frau Mariann ins Stadion, gab Kindern in Trachten einen Kuss, er lachte und scherzte.
Der Chefcoach wohnt zunächst im „Hotel Vier Jahreszeiten“, fährt morgens
mit einem 600-PS-Dienstwagen in die
Tiefgarage des Klubs. Auf dem Trainingsplatz trägt er eine Baseball-Kappe
und eine Stoppuhr um den Hals. Montag saß er lange mit Kapitän Philipp
Lahm in seinem Büro. „Ein sehr angenehmer Mensch“, urteilte Lahm.
In seiner ersten Woche ließ Ancelotti
mehrfach öffentlich trainieren, auch das
kam gut an bei den Fans. Der umgängliche, neue Chef macht den FC Bayern
im Wortsinn zu seiner Familie: Sohn
Davide agiert auf dem Trainingsplatz als
sein Assistent, Schwiegersohn Mino
Fulco ist jetzt Ernährungsberater der
Bayern. „Meiner Meinung nach hat der
Betreuerstab dieselbe Bedeutung wie
die Spieler“, sagt Ancelotti. Mit dem
neuen obersten Co-Trainer Hermann
Gerland funkt der Italiener auch auf einer Wellenlänge. Dienstag fuhren sie
gemeinsam zur U19-EM nach Ulm, um
Talente zu beobachten. Die Nachwuchsarbeit ist beiden überaus wichtig. Die
Klubbosse – und vor allem Uli Hoeneß –
waren mit Durchlass und Abschneiden
der Jugendmannschaften in den vergangenen Jahren mehr als unzufrieden.
Was wegen der EM kaum öffentlich
notiert wurde: Rummenigge hat seinen
am Ende des Jahres auslaufenden Vertrag bis 2019 verlängert. Sein Ziel ist es,
dass sein Verein am Ende dieser neuen
Periode mehr Fans in den USA und
Asien hat. In gut einer Woche reisen die
Bayern ins Trainingslager nach Nordamerika, in New Jersey spielen sie gegen Ancelottis Ex-Klub Real Madrid.
Zuvor hat der neue Trainer schon angekündigt, in Sachen Taktik und Spielweise keine Revolution ausrufen zu wollen.
Zum Amtsantritt hat Ancelotti vom
FC Bayern eine Lederhose als Geschenk bekommen. Er fand diese Art
von Folklore sehr lustig. Ausgehen,
München erkunden, Leute treffen –
diesen Freiraum will Carlo Ancelotti
weitaus intensiver nutzen als Pep Guardiola und das Leben in München genießen. Und auch seinen Spielern dieses
Lebensgefühl gestatten. Zlatan Ibrahimovic spielte bei Paris Saint-Germain
unter Ancelotti, bei Inter Mailand zuvor unter Jose Mourinho. Der schwedische Superstar sagt: „José Mourinho
weiß, wie man Fußballer behandelt.
Aber Carlo weiß zudem, wie man Menschen behandelt.“
in Barcelona, Madrid, Mailand, München, jetzt sind sie hier, das dokumentiert die Anziehungskraft der Premier
League. Aber Fakt ist: Es wird auf uns
alle viel Arbeit zukommen. Wenn du
drei, vier Wettbewerbe spielst, dann
wird es mit der Trainingssteuerung
auch etwas schwieriger als anderswo.
Aber ich hab trotzdem einen Riesenbock darauf.
reich noch dabei gewesen wäre – das
hätte uns schon gutgetan. Thomas Müller hat mir fast leidgetan. Es war zu sehen, wie er sich quält, wie hart es für ihn
war. Aber selbst in dieser für uns
schwierigen Konstellation hat Frankreich im Halbfinale gegen uns mit zehn
Mann verteidigt. Das unterstreicht,
welch außergewöhnliche Spielergeneration wir gerade haben. Wir hatten mehr
Ballbesitz und haben die Gegner bespielt. Leider haben wir die Tore nicht
gemacht, und dann verlierst du eben
das Spiel gegen Frankreich, obwohl das
komplett unverdient war. Aber ich bin
wirklich beeindruckt von unserer Qualität: Wir hatten so viele Ausfälle, aber
haben trotzdem solch eine Mannschaft
auf das Feld gekriegt.
hoch. Der logische Europameister wäre
auch Deutschland gewesen.
land sind, total gerne dort. Ich vermisse
eigentlich nichts, das passt alles.
Joachim Löw hat sich entschieden,
bis 2018 weiterzumachen. Freuen Sie
sich darüber?
Ich betrachte diese Generation Fußballer als Geschenk. Und Joachim Löw
weiß das auch, glaube ich. Er hat richtig
gute Voraussetzungen. Wenn wir diese
Mannschaft einmal durchgehen, dann
ist zu erkennen, was 2018 bei der WM in
Russland möglich sein wird. Sie wird
wieder als Favorit ins Turnier gehen.
Denn der Großteil der Spieler wird
dann immer noch in einem guten Alter
sein, und es werden noch ein paar ganz
junge Spieler dazukommen: Emre Can
hat jetzt gespielt, Julian Weigl saß auf
der Bank. Wir haben ein paar große Talente: Hut ab vor Joshua Kimmich. Joachim Löw hat einen guten Draht zu den
jungen Kerlen. Es ist schön, dass es jetzt
auch so weitergeht.
Hat das Brexit-Referendum Ihren
Blick auf Großbritannien verändert?
Nein, die Menschen hier sind freundlich, ganz normal. Im positiven Sinne so
wie wir, auch wenn sie erst von David
Cameron und nun von Theresa May aus
der EU geführt werden. Ich glaube, das
wollten so nur die allerwenigsten hier.
Aber es ist nun mal passiert, jetzt müssen wir damit umgehen.
Herbert Hainer
Adidas AG
Rupert Stadler
Karl Hopfner
Uli Hoeneß
Präsident und
Aufsichtsratschef
Präsident und
Aufsichtsratschef in spe
Audi AG
Timotheus Höttges
Telekom AG
?
Carlo Ancelotti
Cheftrainer
MITTLERE FÜHRUNGSEBENE
Sportvorstand
Hermann Gerland
Dr. Volker Braun
Co-Cheftrainer
Mannschaftsarzt
VERBINDUNGSMÄNNER
Dr. Holger Broich
Paul Clement
Davide Ancelotti
Fitness-Chef
Co-Trainer
(Sohn)
Co-Trainer
Gab es Spieler, die nicht kommen
wollten? Mario Götze zum Beispiel?
(lacht) Zu nicht getätigten Transfers
gibt es natürlich keine Auskunft. Aber
es stimmt schon: „Wer nid will, hod
kedt“. (schwäbische Redensart, Hochdeutsch: Wer nicht will, bekommt später nichts mehr; d. Red.)
Kann der FC Liverpool den zuletzt
besten Premier-League-Klubs wie
Leicester City, Arsenal London, Tottenham Hotspur, Manchester City
und United ab sofort Paroli bieten?
Das wird schwer, aber es ist nicht so,
dass diese Mannschaften unerreichbar
weit weg sind. Es gibt keine Liga, in der
es so hart ist, unter die ersten vier zu
kommen. In Spanien kommt das ohnehin nur für fünf Teams infrage, in
Deutschland sind es etwa sieben. Hier
Dr. Hans-Wilhelm
Müller-Wohlfahrt
Privater Wahlarzt
einiger Profis
Francesco Mauri
Giovanni Mauri
Mino Fulco
Toni Tapalovic
Fitnesstrainer
Fitnesstrainer
(Schwiegersohn Ancelottis)
Ernährungsberater
Torwarttrainer
Ge
tty
Im
ag
es
Michael Reschke
Technischer Direktor
(3)
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s, Witter
s
Position vakant
(bis 10. Juli 2016
Matthias Sammer)
Neue Familien-BANDE
Menschenfreund Carlo Ancelotti soll den klinischen Führungsstil seines Vorgängers Pep Guardiola
vergessen lassen. Der neue Chefcoach trifft auf einen FC Bayern München im Umbruch
Die viel weitreichenderen Veränderungen aber vollziehen sich außerhalb
des Profikaders. Sportvorstand Matthias Sammer, 48, ist auch aus gesundheitlichen Gründen zurückgetreten,
nach einem angeblich leichten Schlaganfall. Der zuletzt lang inhaftierte Uli
Hoeneß, 64, strebt unterdessen dem
Vernehmen nach eine Rückkehr an die
Klubspitze an. Er will nach dem Ende
seines Familienurlaubs in Frankreich
bald erklären, ob er vom aktuellen Klubchef Karl Hopfner übernehmen möchte,
der für diesen Fall schon seinen freiwilligen Rückzug in die zweite Reihe angekündigt hat. Und auch auf mittlerer
„Das ist schon geil“
Weile nicht mehr richtig gefunkt hat.
Aber deshalb sind die Menschen auch
besonders gierig darauf, mal wieder
etwas zu gewinnen.
17. JULI 2016
DIE GROSSKOPFERTEN
VON JULIEN WOLFF
FORTSETZUNG VON SEITE 25
NR. 29
Das Bayern-Imperium
r hat mit Westernheld
Terence Hill einen
Film gedreht. Er ist
Ritter des Verdienstordens Italiens. Und als
Fußball-Trainer
und
-Spieler hat er fünf Mal
die Champions League gewonnen. Hat
so einer wie Carlo Ancelotti überhaupt
noch Manschetten vor irgendeiner Aufgabe? „Angst und bange“ werde ihm, so
der 57-jährige Mann in seinem jüngst erschienenen Buch „Quiet Leadership“,
wenn er darüber nachdenke, wie wenig
Zeit die Fußball-Lehrer heutzutage in
ihrem Job bekommen. Und damit ist
Ancelotti beim zweiten Teil seines
Buchtitels: „Wie man Menschen und
Spiele gewinnt.“ Genau auf diese Gratwanderung will sich der Mann aus der
Emilia Romagna als neuer Chefcoach
des FC Bayern München begeben.
Vor wenigen Tagen hat Ancelotti seine neue Mission gestartet. Der Nachfolger von Pep Guardiola hat an der Säbener Straße die ersten Trainingseinheiten geleitet, mit der ersten, nicht mehr
im EM-Urlaub befindlichen Profigruppe
einen lockeren Aufgalopp bei OberligaKlub SV Lippstadt (4:3) absolviert.
Dienstag kommt das erste richtige Kaliber zum Test nach München: Um 20.30
Uhr spielt der Rekordmeister gegen
Manchester City. Ancelottis erste Prüfung, ausgerechnet gegen die neue
Mannschaft seines Vorgängers. „Ich will
auf Guardiolas Arbeit aufbauen“, sagt
Ancelotti und lächelt milde.
Der neue Chefcoach übernimmt das
Starensemble zu einer Zeit, in welcher
der Klub im Umbruch steckt. Sich neu
ausrichtet. Neue Strukturen schafft, um
künftig noch internationaler, noch erfolgreicher zu sein. Die kommenden
Monate werden zeigen, ob dies Ancelottis Aufgabe noch schwieriger macht, als
sie ohnehin schon ist. Die Erwartungen
an den ehemaligen italienischen Nationalspieler sind enorm: Menschen und
Spiele gewinnen. Es wird die spannendste Saison bei den Münchnern, seit
2013 Guardiola antrat. „Carlo ist der
richtige Trainer am richtigen Ort, zur
richtigen Zeit“, betont Vorstands-Chef
Karl-Heinz Rummenigge. „In der Regel
werde ich geholt, weil ich Ruhe in einen
Verein bringen kann“, erklärte schon
Biograf Ancelotti, „indem ich eine gute
Bindung zu den Spielern aufbaue.“
Nach drei Jahren und drei Meisterschaften unter Guardiola entsteht gerade ein neuer Bayern-Kosmos. Die Zugänge Mats Hummels und Renato Sanches komplettieren die versammelte
Weltklasse, Medhi Benatia wechselt auf
Leihbasis zu Juventus Turin, Mario Götze soll vor der Rückkehr nach Dortmund
stehen. "Perfekt kann ich den Transfer
noch nicht vermelden. Mario Götze ist
24, er muss kontinuierlich spielen. Das
muss er bei einem anderen Verein versuchen", sagte Rummenigge bei "Sport1".
WELT AM SONNTAG
sind es deutlich mehr. Das ist brutal. In
der Premier League herrscht ein völlig
anderer Verdrängungswettbewerb.
Macht dies die Liga so interessant für
internationale Toptrainer wie Guardiola, Mourinho, Conte und Sie? Guardiola hat zuletzt gesagt, Ihre Anwesenheit würde ihm helfen, ein noch
besserer Coach zu werden.
Gern geschehen.
Hand aufs Herz: Wie groß ist der Reiz,
sich mit den renommiertesten Kollegen zu messen?
Das ist schon geil. Aber wir können
noch tausendmal darüber reden: Wenn
ich die Namen höre, habe ich nicht
zwingend das Gefühl, meiner müsste in
der gleichen Reihe mit aufgezählt werden. Ich weiß, dass dies mittlerweile gemacht wird, aber es ist nicht so, dass ich
mir selbst vorspreche: „Guardiola,
Mourinho ... Klopp!“ Aber klar, es ist
cool, dass die jetzt hier sind, dass die
spanischen und portugiesischen Journalisten jetzt in Manchester auf der
Lauer liegen. Die Kollegen waren vorher
Besonders nach der qualitativ eher
mauen Europameisterschaft?
Wenn du bei der EM das Gefühl hast,
na gut, ich hab mir gestern das Spiel
gar nicht richtig angeguckt, dann ist
irgendetwas faul. Ich kann mich nicht
erinnern, dass ich irgendwann bei einem früheren Turnier mal gedacht habe: Wer spielt heute eigentlich? Uns
ist die schöne Geschichte der Isländer
in Erinnerung geblieben, aber sonst?
Sehr viele Spieler waren einfach müde, das müsste uns alarmieren. Aber
ich fürchte, es wird sich trotzdem
nichts ändern.
In Deutschland gibt es eine gewisse
Unzufriedenheit, dass das Finale
nicht erreicht wurde. Ihre Sicht der
Dinge?
Ich denke, wenn Mario Gomez in den
Spielen gegen Italien und gegen Frank-
Sorgen um die Zukunft des deutschen
Fußballs sind also unangebracht?
Wir müssen uns jedenfalls keine Riesensorgen machen. Die nächsten Talente warten ja auch schon: Jetzt kommt
Leroy Sané rein, Julian Brandt war bei
der EM nicht dabei. Marco Reus und
sein Zug zum Tor hätten der Mannschaft sehr gutgetan. Er war nicht dabei,
genauso wie Ilkay Gündoğan. Aber
selbst ohne viele verletzte Spieler hatten wir noch so eine gute Truppe auf
dem Eis. Unsere Qualität ist wirklich
Vermissen Sie etwas in England?
Nein. Im Gegenteil: Wir haben hier in
Liverpool mehr Besuch von Freunden,
als wir es in Dortmund hatten. Offenbar
reisen sie lieber mal ins Ausland als
kurz mal in Dortmund vorbeizuschauen. Wir fühlen uns hier total wohl und
sind trotzdem, wenn wir in Deutsch-
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2022 sind Sie 55 Jahre alt. Dann könnten Sie doch noch Bundestrainer werden oder zu den Bayern gehen – als
Nachfolger von wem auch immer.
Das ist noch sehr weit hin, ich weiß
wirklich nicht, was dann sein wird.
Was ich aber weiß: Es ist extrem unwahrscheinlich, dass ich mit Mitte 60
noch die Champions League gewinnen
werde. Denn dann werde ich mit ganz,
ganz hoher Wahrscheinlichkeit nicht
mehr auf der Trainerbank sitzen.
Dann wird schon längst die nächste
Generation am Zug sein. Ich gebe hier
und jetzt Vollgas, aber ich will nicht
noch zwanzig Jahre als Trainer arbeiten. Und ich habe auch nicht vor, noch
fünf- oder sechsmal die Liga und das
Land zu wechseln.
WELT am SONNTAG-2016-07-17-sil-24 f5123d7d0164873d70b500d7b5da4639
17. JULI 2016
WELT AM SONNTAG
SPORT 27
NR. 29
KOMPAKT
BASKETBALL
Zipser zu Chicago –
FC Bayern kassiert
M
anchmal laufen
die Dinge des
Lebens
nicht
wie geplant sonst würde der Mann, um
den es hier geht, nicht vor uns
sitzen.
Er wäre tot.
„Es war“, erinnert er sich,
„ein schöner Frühlingsabend
im März 2002. Doch ich nahm
nichts mehr davon wahr. Ich
stand auf einer Autobahnbrücke. Mit einem Bein war ich
über dem Geländer. Ich hatte
keine Hoffnung mehr. Ich
sehnte mich nur noch danach,
von diesem Gefühl, oder besser von diesem Nicht-Gefühl,
von meiner Depression, erlöst
zu werden. Ich wollte ins
Nichts springen.“
TOD
eines
Fechters
PICTURE ALLIANCE/UPI; PRIVAT
davor, der Witwe gegenüberzutreten, „und dass
man mich als Mörder beschimpft.“ Es vergehen Monate, ehe er wieder ein Florett in die Hand nimmt. „Ich
konnte nicht mehr klar denken“, erinnert er sich. Er
wollte Abstand gewinnen zu
dem, was ihn innerlich auffraß, aber es ging nicht.
Behr: „Das Unglück begleitete mich auf Schritt und
Tritt, und es ist bis heute so:
Wenn ich im Supermarkt die
Wodkaflaschen der Marke
Smirnoff sehe, ist sofort
wieder alles da, als wäre es
gestern geschehen.“
Das Café-Bistro im Tauberbischofsheimer
Klosterhof
bekommt plötzlich prominenten Besuch. Behrs alter
VON OSKAR BECK
Mitfechter Thomas Bach
biegt um die Ecke. Der IOCIn Tränen aufgelöst: Der deutsche Fechter Matthias Behr
Er sprang nicht. Was daPräsident hat zwei Straßen
nach dem tragischen Unfall während der WM 1982 in Rom.
zwischenkam? „Ein winziger
weiter noch sein altes AnFunken Restvernunft, weiß
waltsbüro, und jetzt macht er
der Himmel woher.“
Mittagspause, isst CurryMit der letzten Kraft, die
wurst mit Brot und erzählt,
ihm diese höhere Macht
wie sie 1976 nach der olympischenkte, ging der Hoffschen Gold-Schwemme in
nungslose zurück auf den
Montreal hier auf dem Markt
Parkplatz, stieg ins Auto - und
von 30.000 begeisterten Fans
fuhr wieder nach Hause, wo
mit Pauken und Trompeten
ein Leben auf ihn wartete, um
empfangen wurden. Der bedas ihn alle Welt beneidete.
schauliche Flecken an der
Eine wunderbare Frau. Vier
Tauber war die Fechthauptgesunde Kinder. Eine intakte
stadt der Welt.
Dann kommt Bach auf das
Familie. Er war berühmt, er
Drama von Rom. „Ich saß auf
war Olympiasieger und Weltder Tribüne“, erinnert er sich.
meister und beruflich erfolg„Und da war plötzlich diese
reich – alle hielten ihn für eitumultartige Aufregung. An
nen vom Glück Geküssten.
der Körperhaltung von MatWarum will so einer tot sein?
thias sah ich: Es war etwas
Eine Antwort auf diese FraFurchtbares passiert. Sein
ge versucht heute Abend das
Schock hat sich tief eingegraPorträt des Fechters Matthias
ben in jeden, der dabei war.
Behr zu geben (SWR 3, 22.30
Es fällt mir schwer, darüber
Uhr), eines Mannes, der sein
zu reden, ich weiß, wie es ihn
Leben wegwerfen wollte. Es
aufwühlt. Matthias war imist die Dokumentation einer
mer sensibel in der WahrnehTragödie.
mung von Stimmungen. Er
Wir sitzen vor dem „CafeBei einem WM-Kampf 1982
war ein sensibler Kämpfer.“
Bistro“ im Klosterhof in TauUnd zu sensibel, um die Traberbischofsheim. Behr nippt
verletzte Olympiasieger Matthias
gödie zu verkraften.
an einem Cappuccino, und
Behr seinen Freund Wladimir
Behr: „In der Not redete
die Sonne scheint. Damals,
ich mir ein, dass ich dazu ausim Tunnel seines Lebens, war
Smirnow tödlich. Der Unfall hat ihn erkoren
war, für mehr Sicheres stockdunkel. Er wollte
heit im Fechten zu sorgen.“
nicht mehr. „Ich hatte zu
nie
mehr
losgelassen.
34
Jahre
Fünf Jahre später waren alle
nichts mehr Lust, kein InteKlingen aus bruchsicherem
resse an einem Gespräch, an
danach reicht die Witwe dem
Stahl, die Westen undurchder Zeitung, an der Musik. Ich
dringbar, und die Masken
hatte keinen Appetit mehr.
Deutschen die Hand
nicht mehr porös wie die von
Ich konnte nicht mehr arbeiSmirnow. Aber der Freund
ten, ich wollte nur noch
war tot, und Behr wurde das
schlafen. Finstere Gedanken
Trauma nicht los. „Ständig
waren in meinen Geist eingehatte ich das Geräusch im
zogen. Ich ließ die Rollläden
Ohr, als die Klinge brach –
runter und saß im Dunkeln.“
und wenn ich bei einem JuEs waren Dinge passiert,
niorenturnier sah, dass ein
die ihn die Lebenskraft kosteSmirnow auf der Liste stand,
ten. Vor allem das eine. „Diedachte ich gleich: Hatte Wlaser Moment“, sagt Behr, „ist
dimir nicht einen Sohn?“
jetzt noch in mir präsent, als
Es gab keine Hintertür aus
wäre es vor fünf Minuten gedem Teufelskreis, Behr kam
wesen.“ Dabei ist es ein halsich vor „wie ein Schuldiger,
bes Leben her.
der seine lebenslängliche
Rom, 19. Juli 1982. Im WMStrafe absitzt“. Er versuchte
Viertelfinale treffen die deutsich freizusprechen, indem er
schen Florettfechter auf die
sich sagte: „Das ist, wie wenn
sowjetischen, und es kommt
du Autos fährst, und ein Kind
zum Duell der Meister. Auf
rennt dir rein.“ So baute er
der einen Seite der Planche:
sich Brücken – und endete auf
Matthias Behr, 27 Jahre alt,
der Autobahnbrücke.
Olympiasieger 1976, WeltDrei Musketiere: Fecht-Olympiasieger Smirnow vor seinem
Zu viel kam damals zumeister 1977, Weltcupsieger
tragischen Unfall mit seinen beiden Kindern Dmitri und Olga
sammen. Denn da war auch
1978. Vis-à-vis sein Gegner:
noch der Bruch mit Emil
Wladimir Smirnow, 28 Jahre
Beck. Behr hatte als Kind
alt, zweifacher Olympiasieger
der Assistent von Bundestrainer Emil seinen Vater verloren, und der Fecht1980, zweimaliger Weltmeister 1981.
Beck, nimmt ihm die blutverschmierte trainer Beck wurde zum Ersatzvater.
„Er war mein Freund“, sagt Behr.
Der vom Frisör zum Fechtpapst aufgeSie starten eine „Attaque Simul- Waffe schließlich ab.
Behr weint. Er ist gelähmt vor Entset- stiegene „Goldschmied von der Tautanée“, einen gleichzeitigen Angriff. 85
Kilo prallen auf 85 Kilo, und dann geht zen, als man Smirnow auf der Bahre hi- ber“ war, sagt Behr, als „Leistungsfanaalles ganz schnell. Behr trifft Smirnow nausträgt. Dann kommt David Dushman, tiker ein Motor, der Tag und Nacht
im oberen Brustbereich, die Klinge der Trainer der sowjetischen Fechterin- lief“, der Drill war brutal, aber als
bricht ab, und das Florett ist nicht mehr nen, und nimmt ihn in die Arme. dankbarer Ziehsohn zog er mit bis
beherrschbar und die Vorwärtsbewe- Dushman ist ein russischer Jude, als Sol- dicht an die Selbstaufgabe. Behr: „Meigung nicht mehr zu kontrollieren. „Ich dat der Roten Armee hat er am 27. Januar ne erste Ehe ist nicht zuletzt daran zerhabe gespürt“, sagt Behr, „wie die Waffe 1945 den Zaun im KZ Auschwitz nieder- brochen.“ Die zweite ging er mit Zita
durch die Maske ging.“ Der Rest der Tra- gewalzt, und jetzt tröstet er Behr: „Du Funkenhauser ein, dem Gold-Girl von
gödie ist verschwunden hinter dem Ne- kannst nichts dafür. Ein solches Unglück Seoul 88 – und als seine Frau kurz vor
Olympia 96 die Zwillinge Greta und
belschleier seiner Erinnerung. Die Klin- ist von Gott vorbestimmt.“
Wladimir Smirnow wird ein paar Ta- Leandra mittels Notkaiserschnitt zur
ge dringt in Smirnows Auge ein und verletzt das Gehirn. Der Getroffene bricht ge später für tot erklärt. Behr läuft Welt brachte, sagte Behr, inzwischen
zusammen, liegt am Boden, überall Blut. durch die Welt wie in Trance. Beck, der Becks Assistent, zum Chef: „Ich kann
Während sich Trainer, Betreuer und Ärz- Trainer, zieht sich mit ihm zurück in nicht mit nach Atlanta.“
Beck war sauer, er sprach von Verrat
te um Smirnow kümmern, rennt Behr im den Bayrischen Wald, aber Behr findet
Schock bis auf die Tribüne und schreit: keine Ruhe. Er überlegt, ob er zur Be- und mangelndem Teamgeist. Und als er
„Nein! Nein! Nein!“ Sein Bruder Jochen, erdigung soll, hat aber panische Angst nach dem auf eine Bronzemedaille be-
schränkten Flop in den USA die Schlagzeile „Vom Goldschmied zum Blechschmied“ über sich lesen musste, schob
er Behr offen die Schuld zu. Der erzählt
beim Rückblick von Mobbing und Psychokrieg. „Nicht einmal gegrüßt hat er
mich noch, es war die Hölle“, sagt Behr,
noch immer verzweifelt, „wir waren
doch früher wie Vater und Sohn.“
Er wollte nicht mehr. Als er dann
heimkehrte von der Autobahnbrücke,
bat ihn seine Frau Zita händeringend:
„Du musst zum Arzt.“ Sie half ihm mit
ihrer Liebe, aber als Zahnärztin war sie
therapeutisch die Falsche, und er fand einen Psychiater in Würzburg. Seither
weiß Behr: „Eine Depression mit sich allein auszumachen, ist ein fataler Fehler.“
Der Arzt hat ihn in den folgenden Jahren
wieder seelisch aufgestellt.
Und dann vollends Emma Smirnowa.
Im April 2016 kam plötzlich dieser Brief
aus Kiew. 34 Jahre hatte Behr für diesen
Tag gebetet. Viele Briefe hatte er geschrieben in die Ukraine, über viele Wege,
und versucht, der Witwe seine Gefühle zu
schildern, „aber eine Antwort kam nie“.
Einmal war ein TV-Team aus Kiew in Tauberbischofsheim, er bat um Vermittlung.
Auch da keine Antwort.
Der Filmemacher Michael Dittrich, dessen Dokumentation der Tragödie heute
Abend gesendet wird, hat es dann noch
mal versucht. Er spürte, wie wichtig es war
für Behr. Auch Dittrich ist vom Schicksal
nicht verwöhnt, von einer Auslandsreise
kam er mit einem Virus heim, der ihn seither an den Rollstuhl fesselt. Alle Drähte
ließ er glühen – und am 20. April bimmelte
bei Behr der E-Mail-Alarm, und da war sie,
die lang erhoffte Post.
„Hallo, Herr Matthias Behr“, schrieb
Emma Smirnowa, „ich freue mich, dass wir
miteinander ins Gespräch kommen. Zuallererst: Ich habe Sie nie für schuldig gehalten. Dieses schreckliche Situation ist tragisch für uns beide.“
Behr weiß durch den Brief jetzt alles
über die Frau, die er durch eine Tragödie
zur Witwe machte. Emma Smirnowa ist
62. Sie hatte mit ihrem Mann Wladimir
zwei Kinder, Olga ist 39 und Dmitri wurde
40 im Juni. Der Sohn ist behindert und lebt
mit ihr im Haus auf dem Land, und dank
Olga ist sie Oma, die Enkel heißen Artemi
und Eugen. 1987 hat Emma wieder geheiratet und einen Sohn geboren, der mit sechs
Monaten an einer Virusinfektion starb.
„Der Schmerz über den Verlust eines
geliebten Menschen lässt mit der Zeit
nach“, schreibt Emma Smirnowa an
Behr. „Aber ich bedaure, nicht bei meinem Mann gewesen zu sein in diesen
tragischen Tagen. Hat man Volodyas Organe für eine Transplantation verwendet? Vielleicht schlägt sein großes und
gutes Herz ja noch heute irgendwo, ohne
dass ich es weiß.“
„Das geht mir unter die Haut“, sagt
Behr. Vor Kurzem hat er mit Emma
Smirnowa nun auch telefoniert. Im
Herbst will er nach Kiew fliegen und
auch das Grab des Freundes besuchen.
Von Wladimir Smirnow steht dort ein
Denkmal in Lebensgröße.
Behr hat ins Leben zurückgefunden.
Er leitet den Olympiastützpunkt in Tauberbischofsheim und hat als Opa viel
Freude mit seinen Enkelkindern. 34 Jahre nach dem tödlichen Stich, der tiefe
Wunden hinterließ, sagt Matthias Behr:
„Ich bin mit mir im Reinen.“
Der deutsche Basketball-Nationalspieler Paul Zipser hat den
Sprung in die amerikanische
Profiliga NBA geschafft. Der
22-Jährige unterschrieb einen
Vertrag bei den Chicago Bulls.
Der FC Bayern erhält eine Ablöse
von bis zu 650.000 Dollar.
FUSSBALL
Marco Russ beendet
Krebs-Therapie
Der an Krebs erkrankte Verteidiger
Marco Russ gibt womöglich noch in
diesem Jahr sein Comeback beim
Fußball-Bundesligisten Eintracht
Frankfurt. Der 30-Jährige habe seine
Chemo-Therapie beendet und Hoffnung, in drei, vier Monaten wieder
mit dem Sport beginnen zu können,
so Trainer Niko Kovac zur „Bild“.
REITEN
Jung fehlerlos auf
Takinou zum Sieg
Doppel-Olympiasieger Michael Jung
hat beim CHIO in Aachen die Einzelwertung in der Vielseitigkeit
gewonnen. Auf Fuchswallach Takinou blieb er im Geländeritt ohne
Fehler und siegte damit vor dem
Australier Shane Rose mit CP Qualified. Die deutschen Dressurreiter
gewannen den Nationenpreis. Die
Equipe mit Kristina Bröring-Sprehe,
Isabell Werth, Dorothee Schneider
und Sönke Rothenberger siegte in
der Endabrechnung vor den USA
und Dänemark.
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WELT am SONNTAG-2016-07-17-sil-24 f5123d7d0164873d70b500d7b5da4639
28 SPORT
N
TOPS & FLOPS
adia Comăneci stellt
sich kerzengerade
hin. Den Rücken
durchgedrückt, jede
Faser Ihres Körpers
angespannt, selbstbewusst lächelnd.
Dann steigt sie auf in den Handstand.
Einfach so, in einem Hotel in Berlin. Die
frühere Weltklasseturnerin aus Rumänien hat auch mit 54 Jahren nichts von
ihrer Eleganz und Aura verloren.
GEWINNER
Gisele
Bündchen
Das ehemalige brasilianische Supermodel, 35, soll bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Rio eine besondere Rolle spielen. Welchen
Part die Frau von Football-Superstar
Tom Brady übernehmen wird, bleibt:
ein zuckerhut-süßes Geheimnis
VON MELANIE HAACK
Vor 40 Jahren sorgte sie bei den
Olympischen Spielen in Montreal/Kanada für einen historischen Moment. Es
war der 18. Juli 1976, Comăneci noch ein
Kind, gerade mal 14 Jahre alt. Sie faszinierte am Stufenbarren derart, dass sie
als erste Turnerin überhaupt die
Höchstnote zehn erhielt. Heute lebt die
fünfmalige Olympiasiegerin, die 1989 in
die USA floh, mit ihrem Mann Bart Conner in Oklahoma und ist immer noch
Teil der Turnwelt. Weil sie die Erste
Max
Kepler
Der deutsche Baseball-Nationalspieler, 23, schwimmt in der amerikanischen Profiliga MLB auf der Erfolgswelle. Nach dem Rookie-Rekord gelang ihm der erste Grand Slam. Damit führte er Minnesota zum siebten
Sieg in drei Wochen. Schlägerstar.
„Die 10 hat
mein Leben
verändert“
Vor 40 Jahren gelang der damals 14-jährigen
Nadia Comăneci die bislang größte Attraktion
der Turngeschichte. Die Rumänin über Starkult,
Passion und Kaugummi mit Erdbeergeschmack
*
WELT AM SONNTAG
den seine dritten sein – mit zwei Jahren
war er bereits mit uns in Peking.
Sie selbst traten als Aktive bei zwei
Olympischen Spielen an. Am stärksten aber ist die Zehn mit Ihnen verbunden. Sie bedeutete Perfektion.
Was bedeutet dieser Wert für Sie?
Ich denke, der einzige Moment, in dem
ich je Perfektion erreichte, war jene
Übung 1976 in Montreal am Stufenbarren, für die ich die Zehn erhielt. Ansonsten glaube ich nicht, dass es eine Definition gibt, was es heißt, perfekt zu sein.
Du musst einfach das Beste geben, was
du kannst, und wenn möglich, besser
sein als alle anderen oder die Erste sein,
die etwas Bestimmtes erreicht. Es geht
darum, das Beste zu geben. Nicht um
Perfektion.
Was ist geblieben von jenem Moment
im Jahr 1976?
Oh, alles. Es fühlt sich nicht an, als sei
es schon 40 Jahre her. Weil ich noch alles genau im Kopf habe. Ich werde mich
ewig daran erinnern. Es gehört zu mir,
VERLIERER
Der ehemalige Fußballtrainer des FC
Liverpool erlebte als neuer Chefcoach von Celtic Glasgow ein Desaster. In der Champions-League-Quali
unterlag sein Team den Lincoln Red
Imps – Amateuren aus dem Zwergstaat Gibraltar. Riesenblamage.
Andreas
Ulmer
REUTERS / CARLOS BARRIA; DPA PICTURE-ALLIANCE / WEREK
Schwerer Trikot-Fauxpas des Fußballprofis von Red Bull Salzburg. Er
schlüpfte in der Pause einer Partie in
ein Shirt mit Logo des zum BrauseKonzern gehörigen Bundesligisten
RB Leipzig. Und spielte damit, ohne
es zu merken. Hornochsenfehler.
GUT GEBRÜLLT
WENN ICH DAS
GLÜCKSGEFÜHL
Nadia Comăneci
Turn-Legende
AUF DER SKALA VON
EINS BIS ZEHN
BESCHREIBEN SOLL,
DANN IST DAS EINE ELF
SEGLERIN CAROLINA WERNER, 22,
zu ihrem überraschenden Olympia-Ticket
war. Weil sie mit ihrem Mann, ebenfalls
Olympiasieger, eine große Turnakademie leitet. Und weil sie ihre Erfahrungen auch als Laureus-Botschafterin weitergibt.
PICTURE ALLIANCE / BARBARA GINDL; REUTERS; AP; PICTURE ALLIANCE / DPA; GETTY IMAGES; INSTAGRAM RONALDO/BARBARA GINDL
GUT GESCHOSSEN
Ferien sind schön, Familienurlaub ist
schöner.
Fußball-Europameister
Cristiano Ronaldo düste mit Angehörigen zum Ausspannen, bevor die
harte Arbeit bei Real Madrid beginnt.
Der Sonderplatz an seiner Herzensseite war für Cristiano Jr. reserviert.
17. JULI 2016
Ich hatte keinen Druck, kaum jemand
wusste, wer ich war. Ich wollte einfach
mein Ding machen, habe gehofft, es
nicht zu versauen. Vor dem Wettkampf
war ich dennoch sehr nervös. Ich kann
noch genau fühlen, wie es war, als ich
die Arena betrat. Ich kann den Jubel,
den Lärm der Zuschauer hören. Auch
wenn du versuchst, den Lärm auszublenden, nimmst du ihn wahr. Selbst am
Gerät. Ich spüre das alles noch, kann jede einzelne Bewegung am Schwebebalken und Stufenbarren nachempfinden.
Das lief extrem bewusst ab. Und dann
die Sache mit der Anzeigetafel. Sie war
nicht darauf ausgerichtet, eine zweistellige Zahl zu zeigen, dass jemand tatsächlich die Zehn erhalten könnte
Stattdessen erschien dort 1,00.
Das war skurril, ich war verwirrt. Auch
das war eine Anekdote, die nicht planbar war, aber zu der ganzen Geschichte
um die Zehn gehört. Dieser Moment
wird mein Vermächtnis sein. Die Zehn,
das Historische, die Geschichte dazu.
Ich glaube, die meisten Menschen wissen nicht, wie viele Medaillen ich bei
Olympischen Spielen gewonnen habe.
Aber sie erinnern sich an die Zehn.
Sie waren noch sehr jung. Wie haben
Sie das verkraftet?
Um ehrlich zu sein, war es leicht, als ich
jung war. Ich war ein Kind, ich hatte
nicht gedacht, dass der Moment, in dem
ich Geschichte schrieb, mein Leben verändern würde. Mit 14 verstehst und
siehst du die Dinge anders als mit 20.
Ich kam 1976 zurück von den Olympischen Spielen, stieg aus dem Flugzeug –
und dort warteten 10.000 Menschen auf
mich. Ich wusste nicht, weshalb sie alle
gekommen waren. Ich habe das damals
nicht realisiert. Durch den Spitzensport
hatte ich zudem in jungen Jahren so viele Möglichkeiten, in andere Länder zu
reisen. Eine Chance, die andere Kinder
nicht hatten, denn Rumänien war ein
kommunistisches Land, es war nicht
leicht, einfach zu reisen.
Brendan
Rodgers
Erst die Ehre, dann die (goldene)
Schleimdusche: Basketball-Star Kobe Bryant, 37, freute sich nach überraschendem Guss über den „Nickelodeon Kids' Choice Sports Award“.
Eine Ehrung nach Ende der mit fünf
NBA-Titeln gekrönten Karriere.
NR. 29
WELT AM SONNTAG: Frau Comăneci,
was sagt Ihr zehnjähriger Sohn Dylan
dazu, dass seine Mutter ein Idol ist?
NADIA COMĂNECI: Oh, ich habe ihm
das gar nicht selbst erzählt. Eines Tages,
er war etwa vier Jahre alt, holten mein
Mann und ich ihn vom Kindergarten ab,
und auf dem Heimweg sagte er mit
ernster Miene: „Mama, Papa, wisst Ihr
Die am 12. November 1961 in Rumänien geborene ehemalige Kunstturnerin gewann bei Olympia 1976 und
1980 fünf Goldmedaillen. Dies wurde noch überstrahlt von der ersten 10-Punkte-Wertung im Turnen,
die sie vor 40 Jahren am Stufenbarren erhielt. Sie ist mit dem ehemaligen US-Turner Bart Conner, 58,
verheiratet, lebt mit Mann und Sohn Dylan, 10, in Oklahoma/USA. Dort leitet das Paar ein Turnzentrum.
eigentlich, dass ihr berühmt seid?“ Die
anderen Kinder hatten es ihm erzählt.
Wird er eines Tages auch ein großer
Turner? Wenn er das Talent seiner Eltern geerbt hat, sollte sich die Konkurrenz fürchten.
Er war zwar schon als Zweijähriger mit
in unserer Turnakademie, aber er war
einfach nur dabei, weil wir dort arbeiten. Er turnt einfach nur zum Spaß,
liebt dafür Fußball, Tennis und Schlagzeugspielen. Und er kommt im August
mit mir und meinem Mann mit zu den
Olympischen Spielen nach Rio. Es wer-
ist in mir, ich bin ein Teil dessen. Alle
Möglichkeiten, die ich heute habe, verdanke ich diesem Tag im Juli 1976. Er
hat mein Leben verändert. Ich schätze
es mehr und mehr, was damals passiert
ist, und realisiere, was für eine große
Sache das war. Ich hatte das nicht geplant, nicht mal erträumt. Ich bin nicht
nach Montreal mit dem Ziel gefahren,
Historisches zu leisten. Es ist einfach
passiert.
Comaneci 1976 auf dem Weg zur Zehn
Nehmen Sie uns doch einmal mit zurück zu jenem Tag. Welche Erinnerungen sind die prägendsten?
Was bedeutete Ihnen dieses Privileg?
Turnen war mein Weg, zu reisen und
viel von der Welt zu sehen. Ich lernte
Englisch und Französisch, als ich jung
war. Wenn ich von Wettkämpfen zurückkam, brachte ich unseren Nachbarn
Dinge mit, die wir in Rumänien nicht
hatten, kleine Dinge wie Kaugummi mit
Erdbeergeschmack (lacht).
Sie gehören zu den großen Sportstars
der Geschichte. Brauchen wir heutzutage überhaupt noch Olympiahelden?
Welche Verantwortung haben sie?
Ich glaube, dass Kinder nach jemandem
suchen, der sie motiviert – ob es um
Sport, Kunst oder etwas anderes geht,
in dem du Erfolg haben kannst. Und ja,
Olympiastars haben deshalb eine Verantwortung. Kinder brauchen Vorbilder.
Was sagen Sie den Kindern und Jugendlichen in Ihrer Akademie?
Sie werden von Außenstehenden oft gefragt, ob sie die nächste Nadia sein
möchten. Nein, sie wollen nicht die
nächste Nadia sein. Sie wollen ihren eigenen Weg finden, für sich selbst etwas
erreichen. Und das ist richtig so. Wir
wollen den Kindern helfen, ihnen eine
Vision geben, was Sport für das Leben
bedeuten kann. Und ihnen zeigen, dass
du alles im Leben erreichen kannst, was
du möchtest - du musst nicht an einem
bestimmten Ort geboren sein. Versuche
viele Sportarten, denn du weißt nie,
welche dich begeistern wird.
Trainieren Sie selbst noch?
Ja, aber nur wenn ich alleine in der Halle bin und niemand zusieht (lacht). Ich
mag es, am Morgen in die Halle zu gehen und auf dem Schwebebalken ein
bisschen herumzuturnen. Die Techniken, das Gefühl – es ist alles noch in mir.
Genuss im garstigen Ginster
Beim wichtigsten europäischen Golfturnier nähert sich Martin Kaymer seiner Topform. Unterstützung von Tennisspielerin Lisicki
D
er britische Golfjournalist ist
verwirrt: „Was ist mit Martin
los?“, fragt er. Die Saison 2016
des derzeit besten deutschen Golfers ist
für ihn nur schwer zu deuten. Zuerst
rutschte Kaymer im rasanten Tempo
von Dezember bis Mai in der Weltrangliste von Platz 27 auf 64 ab. Für jemanden, der 2011 acht Wochen Weltranglistenerster war, ein ziemlicher Einbruch.
Dann kommt der 31-Jährige zu den British Open an die schottische Westküste
und legt an Tag eins im Schnelldurchgang eine 66er-Runde hin, die beste
Leistung, die ihm jemals bei dem Turnier gelang. Von da an zählt er zu den
Favoriten auf Europas älteste Trophäe.
Wer ihm dieser Tage zusieht bei seinen Runden auf dem Küstengolfplatz,
entdeckt die Spannung in seinem Gesicht, die Lust am Golf. Da wird die
Faust gereckt, um jeden Putt gekämpft
– „ich habe wieder mehr Spaß am Spielen“, sagt er von sich selbst. Der Saisonbeginn war nicht einfach. Sein Golf war
bestens, aber die Ergebnisse spiegelten
das nicht wider. „Da will man sich selbst
beweisen, dass man wirklich besser
spielt“, versucht er eine Erklärung.
Mit dem Wechsel der Turniersaison
auf dem europäischen Kontinent hat
sich das Bild gewandelt. Die Irish Open
im Mai bedeuteten den Wendepunkt:
„Seitdem macht mir das Golfspiel ein-
fach wieder mehr Spaß.“ Er hat zehn
Jahre gebraucht, um zu erkennen, dass
er sich in Europa so viel wohler fühlt als
in den USA. „Als Europäer macht es mir
einfach Spaß hier zu spielen, weil jede
Woche, jeder Platz anders ist und man
ständig auf andere Kulturen trifft.“
Die British Open, Europas einziges
Major-Event, ist immer sein Lieblingsturnier gewesen. Kaymer mag den
Wechsel zwischen Sonne, Wind und Regen. Die Herausforderung, die Laufbahnen der Bälle zu kalkulieren, sich den
Weg zu bahnen zwischen mannshohen
Pottpunkern und garstigem Ginster findet er interessant. Linksgolf kann so
überraschend sein. Kaymer hat es Frei-
tag an Loch zehn erlebt: Da brauchte
der 31-Jährige, als dessen Ball etwa zehn
Meter von der Fahne entfernt lag, noch
fünf Chips und Putts, um den Ball endlich ins Loch zu hieven.
Das Debakel erlebte seine neue
Freundin Sabine Lisicki nicht live mit.
Die Tennis-Spielerin, deren Beziehung
mit TV-Comedian Oliver Pocher zu Jahresbeginn zu Ende ging, hatte dafür Kaymers Rekordrunde am Donnerstag Loch
für Loch erlebt. Mit Weltklasse-Sportlerinnen hat man ja bei den British Open
durchaus Erfahrung. Kaymer hatte
schon einmal bei diesem Event Andrea
Petkovic zu Gast. Chris Evert drückte
Greg Norman die Daumen, Lindsay
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Vonn litt noch vor zwei Jahren mit Tiger
Woods. „Bei den British Open geht alles. Da ist immer alles drin“, glaubte
Kaymer nach der zweiten Runde, die er
auf Rang 11 beendete. Seine Titelhoffnung musste er nach dem dritten Tag
begraben, als er auf den 18. Platz abrutschte. Trotzdem wirkte er nicht frustriert: „Wenn ich morgen unter Par bleibe, dann sind die Top 10 noch möglich.“
Eine Top-Platzierung würde auch das
leidige Ryder-Cup-Thema klären. Bis
dato ist er für den Kontinentalwettkampf im September noch nicht qualifiziert. Er nimmt es gelassen: „Wenn ich
gut spiele, ergibt sich der Rest von
selbst.“
PETRA HIMMEL
WELT am SONNTAG-2016-07-17-sil-24 f5123d7d0164873d70b500d7b5da4639
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WELT am SONNTAG-2016-07-17-sil-24 f5123d7d0164873d70b500d7b5da4639
30 BOOT
WELT AM SONNTAG
NR. 29
17. JULI 2016
AUFGETAKELT
IER EAN MARIE LIOT/JML
A
Furchtloser Einzelgänger: Hier kreuzt Damien Seguin im Rahmen der „Route du Rhum“ vor Guadeloupe
LARS WEHRMANN
Happy End für die „German Wonder
Kids“: Der Deutsche Olympische
Sportbund hat in seiner letzten Nominierungsrunde den Start der Katamaransegler Paul Kohlhoff und Carolina Werner bei den bevorstehenden Olympischen Spielen in Rio de
Janeiro bestätigt. Nach einer Achterbahnfahrt durch die Vorausscheidung und knapp verpasster Qualifikation hatten die Kieler eine zusätzliche Chance zum Leistungsnachweis genutzt und als Zweite beim herausragend besetzten Weltcup vor
Weymouth sogar die französischen
Olympia-Favoriten Billy Besson und
Marie Riou geschlagen. Danach stellte der Deutsche Segler-Verband für
die WM-Fünften von 2015 einen Einzelfallantrag beim DOSB, der nun
grünes Licht für den erst 20 Jahre alten Steuermann und seine 22-jährige
Vorschoterin gab. Betreut werden
Kohlhoff und Werner von DSVCheftrainer David Howlett. Bei ihrer Olympia-Premiere haben sie
nichts zu verlieren, aber alles zu gewinnen. Die DSV-Flotte startet mit
sieben Teams in die olympische Regatta. Aktivensprecher und Hoffnungsträger Philipp Buhl sagte: „Ich
finde es grandios, dass das Team
jetzt komplett ist.“ Das Votum ist
auch eine Investition in die Zukunft,
denn die hochtalentierte Crew vom
Kieler Yacht-Club gilt als Perspektiv-Mannschaft für die Spiele 2020,
auch wenn ihr im Kampf um die Medaillen in Rio nur Außenseiterchancen eingeräumt werden. „Wir sind
jetzt hungrig und wollen etwas von
dem in uns gesetzten Vertrauen zurückzahlen“, sagt Kohlhoff. „Für uns
ist die Nominierung ein Meilenstein.
Hoffentlich nicht der letzte.“ tp
ABGETÖRNT
Alles aus
einer HAND
ls Idol sehe er sich
nicht, sagt der Mann,
der drei Weltmeisterschaften und olympisches Gold gewonnen
hat. Er spricht über
seine beiden Söhne,
die in die Grundschule gehen und die
Kinder, die er selbst als Sportlehrer ausbildet. Jeder Mensch, sagt Damien Seguin, brauche ein Vorbild. „Wenn ich
das für die Kinder sein kann, wäre dies
besser als jede Goldmedaille!“
Paralympics-Gewinner Damien Seguin startet ein
waghalsiges Projekt. Als erster Solist mit Behinderung
will er die schwerste Regatta der Welt schaffen
– gegen Stürme, Treibeis und Monsterwellen
DPA PICTURE ALLIANCE / ABACA
VON TATJANA POKORNY
Bei einer Regatta auf dem Gardasee
hat Hochseeprofi Boris Herrmann
zusammen mit Skipper Pierre Casiraghi in einem GC 32 Katamaran ein
Presseboot überfahren. Dann kenterte das foilende Highspeed-Boot.
Zum Glück wurde niemand ernsthaft
verletzt. Der Vorfall weckt Erinnerungen an das Unglück vom Sommer
2015 vor Lorient, als Yann Guichard
auf dem Mega-Trimaran „Spindrift“
während der Startvorbereitungen
nur zur Show durch das Areal segelte
und ein Schlauchboot der Rennleitung überfuhr. Einer der Insassen
wurde lebensgefährlich verletzt und
verlor ein Bein. Der Fall ging vor Gericht, Guichard wurde zu einer
sechsmonatigen Haftstrafe auf Bewährung verurteilt. Das Fazit muss
sein: Wer in segelnden Rennmaschinen mit über 70 Stundenkilometern
übers Wasser ballert, muss mehr als
gewissenhaft Ausschau halten. svp
So bescheiden sich der Franzose gibt,
so ehrgeizig sind seine Ziele. Der der 37Jährige nimmt Kurs auf die schwerste
Regatta der Welt: die Vendée Globe. Das
erbarmungslose Rennen führt Solosegler nonstop und ohne jede Hilfe von
außen rund um die Welt – der ultimative Test für Mensch und Material, besonders für Seguin, denn er kann dem seemännischen Grundsatz „Eine Hand für
den Mann, eine fürs Schiff“ nicht gerecht werden. Er kam ohne linke Hand
auf die Welt.
Aktuell zählt Seguin zu den erfolgreichsten paralympischen Seglern in
der kleinen Kielbootklasse 2.4mR. Die
seltsame Bezeichnung ist einer Berechnungsformel geschuldet, bei der verschiedene Faktoren zusammen stets
den Wert 2.4 ergeben müssen. In seinem 4,18 Meter langen und 80 Zentimeter breiten Boot raste Seguin 2004 vor
Athen zu Gold bei den Paralympics. Gelenkt werden die schlanken Mini-Yachten per Fußpedal oder mit Handsteuerung – je nach Vorliebe und Handicap.
Dabei werden sie von 181 Kilogramm
schweren Bleikielen aufrecht gehalten.
Dank ihrer Schwimmkörper in Bug und
Heck sind sie kenterfest und bei TopSeglern mit und ohne Behinderung gleichermaßen beliebt. Dieses sichere
Sportgerät will Seguin nach den Paralympics in Rio gegen ein Monster von
einem Boot tauschen: einen sogenannten „Open 60“ der IMOCA-Klasse, ein
18 Meter langes, knapp neun Meter breites Geschoss, auf das gewaltige Kräfte
einwirken. Seguin will diese Kräfte mit
einer Hand im Zaum halten.
Der Ritter der französischen Ehrenlegion und Offizier des nationalen Verdienstordens scheut das Risiko nicht. Er
will schaffen, was vor ihm noch keiner
gewagt hat: Der paralympischen Karrie-
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re soll eine erfolgreiche Teilnahme an
der Vendée Globe folgen. Die Route
führt von Frankreich aus den Atlantik
hinunter. Vor der Rückkehr in den
Starthafen werden die drei südlichsten
Landzipfel der Welt passiert: Südafrikas
Kap der Guten Hoffnung, Australiens
Kap Leuwin und Chiles Kap Hoorn, in
dessen ruhelosem Revier sich über Jahrhunderte der größte Schiffsfriedhof der
Welt angesammelt hat.
Seguin will bei der achten Auflage der
Vendée Globe in den Jahren 2020 und
2021 starten. „Ich will der erste Mensch
mit Handicap sein, der die Vendée übersteht“, sagt er. „Ich liebe eben das
küstennahe Segeln ebenso wie die Langstrecken. Es ist, als würde Usain Bolt
neben den 100 Metern auch noch einen
Marathon laufen.“
Darauf angesprochen, dass er der Beschreibung „Einhandsegler“ viel besser
entspricht als die Konkurrenz, lacht Seguin und erklärt: „So ist es! Der deutsche Begriff ‚Einhandsegler‘ oder auch
der englische Ausdruck ‚single-handed‘
beschreibt mich doch viel genauer als
die anderen Skipper, die bei ihrer Alleinfahrt zwei Hände zur Verfügung haben.“ Er fügt hinzu: „In Frankreich lautet der Begriff ‚en solitaire‘ (dt.: einsam,
allein). Das beschreibt uns alle.“
Dass drei seiner ohne Behinderung
segelnden Vorgänger die Teilnahme an
der Vendée mit ihrem Leben bezahlten,
schreckt Seguin ebenso wenig wie die
vielen Havarien, Mastbrüche und dramatischen Rettungsaktionen, die zum
legendären Ruf des Rennens beitrugen.
Dass die Prüfung ihm beinahe übermenschliche Fähigkeiten abverlangen
wird, weiß er. 138 Segler und Seglerinnen haben sich seit der ersten Vendée
Globe im Jahr 1989 der Herausforderung gestellt. Nur 71 davon konnten den
Zielhafen Les Sables D’Olonne mehr
oder weniger unversehrt erreichen. Auf
dem Kurs geht es durch Biskaya-Stürme, zermürbende Äquator-Flauten,
turmhohe Wellenberge und bisweilen
gefährliches Eis in den tosenden Vierziger- und Fünfziger-Breitengraden des
Südpolarmeeres. Den bisherigen Rekord hält Seguins Landsmann François
Gabart mit 78 Tagen, 2 Stunden, 16 Minuten und 40 Sekunden.
Den ausgerechnet in Europas höchstgelegener Gemeinde Briançon in den
Cottischen Alpen geborenen Wettkämpfer Seguin zog es seit seiner Kindheit, die er auf Guadeloupe verbrachte,
hinaus auf See. Der Sportsmann erinnert sich an eine „schöne und unbeschwerte Jugend“, in der er lernte, Laser und sportliche Katamarane vom Typ
Hobie 16 und Tornado zu beherrschen.
Die fehlende Hand wusste er früh zu
seinen Gunsten einzusetzen. „Wenn
man mich fragte, ob ich schon alle Finger an den Händen zählen könnte,
musste ich nur bis fünf zählen“, erinnert sich der Athlet und grinst. Heute
lebt Seguin mit seiner Frau Tifann und
zwei Söhnen in der bretonischen Gemeinde Guérande. Wenn er nicht segelt,
zeigt er Schülerinnen und Schülern am
Gymnasium, dass Sport Spaß macht
und persönliche Grenzen durch Willenskraft verschiebbar sind.
Schon als 14-Jähriger gewann Seguin
die französische Meisterschaft in der
Optimisten-Klasse. In einem Land, das
den Segelsport liebt und in dem viel
Nachwuchs um Titel ringt, war das eine
grandiose Leistung. Wie sein deutscher
Dauerrivale Heiko Kröger, der im Jahr
2000 paralympisches Gold und 2012
Bronze gewann, entschied sich auch Seguin vor der Jahrtausendwende zum
Umstieg in die Kielbootklasse 2.4mR.
Er stieg zu einem der erfolgreichsten
paralympischen Segler auf, glänzte nach
dem Triumph in Athen 2008 noch einmal mit Silber. 2012 war Seguin mit
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Platz vier vor Weymouth in England
nicht zufrieden, hatte aber schon parallel zu seinen paralympischen Aktivitäten mit dem Hochseesegeln begonnen
und entsprechend weniger trainiert. Im
kommenden September will Seguin ein
letztes Mal bei den Paralympics um eine
Medaille kämpfen.
Heiko Kröger, Deutschlands Segler
des Jahres, traut dem französischen
Erzrivalen nicht nur einen Erfolg in Rio
zu, sondern auch die geplante Weltumseglung als Solist mit fünf Fingern:
„Man braucht ja nicht permanent zwei
Hände. Und wir leben von Geburt an so.
Wenn ich allerdings daran denke, unter
schwierigen Bedingungen in den Mast
zu müssen, dann wäre eine zweite Hand
wohl doch ganz hübsch.“
Für Seguin würde sich mit dem
Vendée-Start in drei Jahren ein Kreis
schließen. Als Zehnjähriger erlebte er,
wie die Flotte des Transatlantik-Klassikers „Route du Rhum“ in Guadeloupe
eintraf. Da begann er zu träumen: „Ich
wollte auch so sein, wie diese großartigen Segler.“ Seguin überredete seine
Eltern, ihn zu einem Optimistenkurs
anzumelden – der Startschuss für seine
Segelkarriere.
Im Laufe seiner Entwicklung musste
er allerdings auch Rückschläge einstecken. Beim ersten Versuch, am bekannten französischen Einhandrennen „La
Solitaire du Figaro“ teilzunehmen, wurde ihm mit wenig dezentem Hinweis auf
sein körperliches Handicap die Starterlaubnis verweigert. „Das war heftig“, erinnert er sich. „Die Ablehnung kam per
Einschreiben und ohne weitere Erklärung.“ Seguin setzte dem Nein Beharrlichkeit und Entschlossenheit entgegen,
überzeugte die Veranstalter schließlich
doch. Heute, so sagt er, hätte er keine
Startprobleme mehr, weil Zulassungen
zu Extremregatten inzwischen an klar
formulierte Qualifikationsbedingungen
geknüpft seien und nicht mehr an das
Ermessen der Verantwortlichen.
Inzwischen hat Seguin acht Atlantiküberquerungen absolviert. Bei seiner
Premiere 2011 segelte er auf Platz zwei,
2013 erreichte er unter 27 Booten der
Classe 40 Platz sieben. „Das hat mich
zusätzlich angespornt“, erklärt er.
Seguin nimmt auch als Botschafter
der Integrationsorganisation „Des pieds
et des mains“ an der Vendée Globe teil,
zu Deutsch: Füße und Hände. Viele
Menschen mit Behinderung, erklärt er,
würden Segeln als gefährliche Sportart
ansehen, doch das sei Unsinn. Sein
Sport habe allen Menschen „unendlich
viel zu bieten“. Umso intensiver betreibe er deshalb das Unternehmen SoloWeltumseglung, Handicap hin oder her.
„Ich weiß ja nicht, wie Segeln mit zwei
Händen ist“, sagt Damien Seguin. „Ich
bin mit einem Handicap geboren und
ich liebe es.“
WELT am SONNTAG-2016-07-17-sil-24 f5123d7d0164873d70b500d7b5da4639
17. JULI 2016
WELT AM SONNTAG
MOTOR 31
NR. 29
Kurz und bündig:
Das Smart Cabrio kostet
mindestens 15.655 Euro –
rund 3400 Euro mehr als
die geschlossene Variante
M
JAKOB HOFF (3)
it Autos ist es
wie mit Essen,
man sollte nicht
damit
spielen.
Doch fällt der
Smart
Fortwo
wirklich schon
unter die Kategorie Auto oder doch eher
unter Spielzeug? Auch in der dritten
Generation sieht der Kleinste aus der
Daimler-Familie aus, als wäre er direkt
aus einem Kaugummiautomaten gekullert. Und vielleicht ist das auch der
Grund, warum wir auf einem leeren
Parkplatz etwas tun, das wir sonst niemals tun würden: Wir machen aus dem
Smart Cabrio einen Brummkreisel. Das
Lenkrad voll eingeschlagen, geben wir
Gas. Erst ganz behutsam, dann etwas
kräftiger. Der Wendekreis ist mit 6,95
Metern winzig; es fühlt sich fast an, als
würde sich der offene Zweisitzer auf der
Stelle drehen. Nach sechs Runden setzt
ein leichtes Schwindelgefühl ein, und
gleichzeitig kehrt die Vernunft zurück.
Denise Juchem hatte
ihren Spaß, mit dem
Smart im Kreis
zu fahren
Man muss jedoch nicht im Kreis fahren, um Spaß mit dem 2,69 Meter kurzen Fahrzeug zu haben. Den kann man
auch in der harten Berliner Verkehrsrealität erleben. Parkplätze sind in dieser Stadt Mangelware und daher hart
umkämpft. Hat man einen entdeckt, der
groß genug sein könnte und in den man
rückwärts reinfahren möchte, wird man
gern von ungeduldigen Autofahrern angehupt, beleidigt oder bedrängt, weil
man den Verkehrsfluss stört.
Mit dem Smart trägt man hingegen
zum Frieden im Straßenkampf bei: Der
Wagen passt in fast jede Parklücke, und
das in Rekordgeschwindigkeit. Dennoch
braucht es eine gewisse Zeit, bis man
sich an die winzigen Abmessungen gewöhnt hat und auch Lücken ansteuert,
die man in einem anderen Auto nie in
Erwägung gezogen hätte.
Die Kürze des Smarts birgt allerdings
auch Nachteile. Durch den Radstand
von 1,87 Meter ist der Federungskomfort nur mäßig, jede Unebenheit wird
gnadenlos an die beiden Passagiere weitergegeben. Über gepflasterte Straßen
fährt man daher am besten im Schritttempo, sonst wird man ordentlich
durchgeschüttelt. Gewöhnungsbedürftig ist auch die Lenkung, die sehr direkt
anspricht, und den Smart vor allem auf
holprigen Pisten nervös wirken lässt.
Überraschend üppig fällt jedoch das
Platzangebot für Fahrer und Beifahrer (1) aus. Sogar größere Menschen
bringen hier ihre langen Beine problemlos unter. Und auch die Armfreiheit ist
dank einer Fahrzeugbreite von 1,66 Metern ordentlich. Platz für einen großen
Kofferraum bleibt da natürlich nicht
mehr. Der ist erwartungsgemäß mickrig
und fasst 260 Liter oder anders ausgedrückt: zwei Kisten Bier oder zwei
Kisten Wasser.
Für Daimler-Benz war der Smart, der
1998 in Deutschland auf den Markt kam,
die wohl mutigste Modellneuheit aller
Zeiten. Platz für zwei Personen auf anfangs 2,50 Meter Länge, gepaart mit
modernen Motoren und auffälliger Ka-
TESTSTRECKE SMART CABRIO
KLEINIGKEIT
Keine
Das winzigste Cabriolet aus der Daimler-Familie ist erstaunlich sportlich
für seine Größe. Nur beim Abbiegen muss man ganz genau aufpassen
2
1
rosserie in Zweifarbdesigns – das hatte
die Automobilwelt so noch nicht gesehen und vor allem von einem Premiumhersteller auch nicht erwartet. Die Anfangsschwierigkeiten bei der Vermarktung des Winzlings sind inzwischen
Geschichte, genauso wie die Einrichtung spezieller Smart-Abstellplätze in
Parkhäusern. Der Smart hat alle Untergangsprophezeiungen
unbeschadet
überlebt und dem Image des Konzerns
nicht geschadet.
Seit 2000 bietet Smart den Zweisitzer auch als Cabrio an. Bei der mittlerweile dritten Generation ist das Prinzip
weitgehend unverändert geblieben: Per
Knopfdruck lässt sich das Stoffdach innerhalb von zwölf Sekunden zurückfahren – auch während der Fahrt und
sogar bis zur Höchstgeschwindigkeit;
die liegt beim Zweisitzer bei 155 km/h.
Wer vom Straßencafé aus schon mal das
Verdeck öffnen möchte, um das Cockpit
ein bisschen zu lüften, kann das per
Fernbedienung über den Schlüssel tun.
Um das Stoffverdeck allerdings eine
Stufe weiter zu öffnen, muss man die
Zündung einschalten und einen Kippschalter auf der Mittelkonsole drücken.
Das zusammengefaltete Verdeck (2)
legt sich dann inklusive der beheizbaren
Glasheckscheibe hinter den beiden Sitzen komplett ab.
Man kann sogar noch weiter gehen
und die seitlichen Dachholme ausbauen. Die lassen sich mit einem Doppelklick aushaken und in einem Fach in der
Heckklappe verstauen. Viel Fummelei,
die es nicht unbedingt braucht; auch
mit Dachstreben fühlt man sich wie in
einem richtigen Cabrio. In manchen
Situationen sogar wie in einem winzigen Sportwagen. Der 90 PS starke 0,9Liter-Motor (es gibt auch einen Einliter-Benziner mit 71 PS) arbeitet mit
Turbounterstützung; damit lässt sich
im rund 980 Kilogramm schweren
Smart auch mal ein flotter Ampelstart
hinlegen. Dann kommt man sich fast
wie in einem Elektroauto vor: Der
Smart erreicht nach 3,5 Sekunden Tempo 50, bis 100 km/h vergehen nur 10,4
Sekunden, wenn man das 1000 Euro
teure
Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe dazubestellt hat. Wer so zügig
fährt, kommt natürlich nicht mit dem
vom Hersteller angegebenen Normverbrauch von 4,2 Litern auf 100
Kilometern aus. In unserem Alltagstest
erreichten wir – zwar mit Autobahnpassagen, aber ohne zu rasen – im Durchschnitt 5,9 Liter.
Ein besseres Stadtauto als den Smart
muss man lange suchen. Dennoch
schneidet er in zwei Großstadt-Disziplinen nicht sehr gut ab: Die Sicht nach
schräg hinten ist stark eingeschränkt,
sodass man beim Abbiegen extrem aufpassen muss, keinen Fahrradfahrer zu
übersehen. Etwas gewöhnungsbedürftig
ist auch das serienmäßige Start-StoppSystem. Steht man auf einer Kreuzung,
schaltet sich der Motor automatisch ab;
will man dann wieder losfahren,
braucht es gefühlt einen Moment zu
lang, bis der Motor wieder anspringt
und man von der Stelle kommt.
Die Halbautomatik mit dem leidigen
Nickeffekt wird zum Glück nicht mehr
angeboten. Den Nacken freut’s. Der
macht sich nur bemerkbar, wenn man
mit dem Smart zu oft im Kreis fährt.
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WELT AM SONNTAG
NR. 29
17. JULI 2016
Verliebt in Porsche: Schon
als Kind war Thilo Koslowski
ein Riesenfan des 911ers
Der ENTWICKLUNGSHELFER
E
r verspätet sich ein wenig, und das ärgert ihn.
Nicht nur wegen der
Verspätung selbst, sondern auch wegen der
beschränkten Möglichkeiten, darauf zu reagieren. Mehr als telefonisch Bescheid
geben kann er nicht, und das ist Thilo
Koslowski bei Weitem nicht genug.
„Solche Anrufe muss das Auto in Zukunft für Sie machen – am besten im
Hintergrund, sodass Sie gar nichts davon mitbekommen.“ Und dann beschwert er sich noch über das schwächliche Mobilfunknetz in Deutschland.
Thilo Koslowski gehört zu den Menschen, die am liebsten permanent online sind. 20 Jahre lang hat er als Unternehmensberater im Silicon Valley gearVON STEFAN ANKER
beitet, da kennt man das gar nicht mehr
anders. Seit gut sechs Wochen ist er nun
Chef der neu gegründeten Porsche Digital GmbH. Seine wichtigste Aufgabe
wird es sein, den Sportwagen aus Zuffenhausen beizubringen, mit anderen
Autos zu kommunizieren.
Wenn es nach dem Porsche-Neuling
geht, stehen Autos künftig ständig miteinander in Verbindung und nehmen
auch dem Fahrer vieles ab – manchmal
sogar das Fahren selbst. In diesem Jahr,
sagt Koslowski, erlebe die Autoindustrie
einem „Big-Bang-Moment“, ab dem sich
alles ändern werde. „Studien zeigen
uns, dass zum ersten Mal eine Mehrheit
der Autokunden sagt, Digitalisierung
und Vernetzung seien für sie Kaufkriterien.“ Daran werde auch der tödliche
Unfall eines Tesla im Autopilot-Modus
nichts ändern, von dem Koslowski noch
sprechen wird. Digitalisierung und Vernetzung sind sein Mantra. Die Frage ist
nur: Wieso Porsche?
Die Firma baut zwar längst mehr
SUVs als Sportwagen, dennoch überrascht es, dass ausgerechnet die Marke
mit dem am stärksten ausgeprägten
analogen Image digital werden will.
Dass sich ein Hersteller mit Luftküh-
lung, Saugmotor und Rennsport im Erbgut die Dienste von Koslowski gesichert
hat, der zuvor als Leiter der Abteilung
Autoindustrie und intelligente Mobilität bei der Beratungsfirma Gartner tätig
war. Allerdings ist der Betriebswirt aus
Aachen das beste Beispiel dafür, dass
man kein Ingenieur sein muss, um Benzin im Blut zu haben. „Ich bin seit meiner Kindheit verliebt in Porsche“, sagt
Koslowski. „Ich bin mit Carrerabahn
und Postern vom 911 Turbo aufgewachsen.“ Eines seiner ersten Autos war ein
911er, den er sich eigentlich gar nicht
leisten konnte. Und das war erst der Anfang: „In meinem bisherigen Leben hatte ich acht Elfer, davon besitze ich immer noch fünf – und fahre sie zum Spaß
auf der Rennstrecke.“
So ein Hobby erwartet man nicht unbedingt von einem Mann, der die unglaublichsten Zukunftsszenarien entwirft. Eines davon geht so: Das Auto
weiß, was sein Fahrer noch einkaufen
muss. Das Auto weiß, wo sich die Freunde des Fahrers aufhalten. Das Auto weiß,
was am nächsten Arbeitstag ansteht.
„Das Auto wird mit Ihnen schon kommunizieren, bevor Sie sich überhaupt hineinsetzen. Es wird Ihnen sagen, wie Ihr
Terminplan aussieht und welche Verkehrsmittel Sie außer dem Auto noch
nehmen müssen. Das Auto wird ein
Partner für Sie, ein Begleiter, ein virtueller Ratgeber. Das Auto wird ein Freund.“
Koslowski spricht schnell und pointiert. Für jemanden, der so lange in den
USA lebte, der eine amerikanische Frau
und amerikanische Kinder hat, streut er
nur wenige englische Wörter ein, er leidet auch nicht unter den Wortfindungsstörungen, von denen Deutsch-Kalifornier oft heimgesucht werden. Wer ihm
zum ersten Mal begegnet, dem fällt das
intensive Hellblau seiner Augen auf.
Vieles, was er sagt, gewinnt durch seinen Blick an Überzeugungskraft.
Schon 1998 fing Koslowski damit an,
seine Vision von der vernetzten Welt in
die Wirklichkeit umzusetzen. Bei Gartner setzte er den Aufbau einer neuen
Abteilung für Automotive & Smart Mobility durch und übernahm die Leitung.
Die Autoindustrie
erlebt gerade ihren
Big Bang, da ist sich
Thilo Koslowski sicher.
Als neuer Digitalchef
soll der Mann aus
dem Silicon Valley
nun ausgerechnet
Porsche dabei helfen,
autonome Autos
zu bauen
Intelligente Mobilität? Das bedeutete
damals nicht viel. Die IT-Welt bestand
im Wesentlichen aus PCs mit Windows
95. Noch nicht mal der Nokia Communicator war erfunden, eine Art frühes
Smartphone mit Tastatur und Faxfunktion. Aber 1998 und 1999, da sei das Internet geradezu explodiert, erinnert
sich Thilo Koslowski, jede Firma habe
plötzlich eine eigene Website betrieben.
Und er selbst habe schon 1997 bei seinem ersten Besuch im Silicon Valley etwas gespürt.
Bei Audi hatte der junge Betriebswirt
seine Diplomarbeit geschrieben, er war
an eine erste Führungsposition gekommen, und dazu gehörte ein Auslandseinsatz. „Im Silicon Valley habe ich gesehen, wie revolutionär Technologien sein
können. Als ich das erkannt hatte, bin
ich zum CEO von Gartner gegangen
und habe ihn gefragt, ob er mir die
Chance gibt, einen Beratungsdienst für
Automotive und IT aufzubauen.“ Der
Chef reagierte zurückhaltend, es gebe
doch nur GM, Ford und Chrysler. „Ich
habe geantwortet, es sind mehr als die
drei, und es werden nicht nur Autofirmen, sondern auch Technologieformen
sein, die in Zukunft wichtiger werden.“
Kaum 20 Jahre ist das her, und Heute
muss man keinen mehr überzeugen. Die
Autohersteller überbieten sich mit ihren Zukunftsplänen. Elektrisches Fahren, autonomes Fahren, vernetztes Fahren: Wer sich heute ein konventionelles
Auto kauft, geht das Risiko ein, dass es
in ein paar Jahren völlig veraltet ist.
„Das wird keine zehn Jahre mehr dauern mit dem autonomen Fahren“, sagt
Koslowski. „Wir sind jetzt im Anfangsstadium. In den nächsten vier, fünf Jahren werden Sie erleben, dass es rapide
nach oben geht. Dann werden Sie Technologien sehen, die so gut erprobt sind,
dass man sie in Serie bringen kann.“
Thilo Koslowski hat in den vergangenen Jahren in jedem autonomen Auto
gesessen, das in Kalifornien eine Zulassung hat, und er schwärmt von dem Erlebnis. „Erst denkt man: Oh, mein Gott,
kann der das überhaupt? Dann hat man
fast Tränen in den Augen, weil ein Com-
puter etwas macht, von dem ich dachte,
dass nur ich es kann. Und dann versteht
man auch noch, dass er es sogar besser
kann, weil er die ganze Zeit den 360Grad-Blick hat.“ Einmal habe ein anderer Fahrer das Google-Auto geschnitten,
in dem Koslowski gerade saß. „Mein
Auto wurde einfach nur langsamer und
hat den Unfall vermieden. Was ich
wahrscheinlich nie gemacht hätte,
keiner von uns. Wir hätten eher später
reagiert und noch geflucht dabei.“
Seinen Optimismus will sich Porsches Digitalchef auch nicht von dem
tödlichen Tesla-Unfall nehmen lassen.
Koslowski betont aber die Unterschiede
im Denken zwischen Tesla und Porsche.
„Es steht außer Frage, dass die Technik,
die das autonome Fahren ermöglichen
wird, noch eine lange Erprobungsphase
vor sich hat. Zunächst einmal werden
wir belegen, dass Assistenzsysteme wie
der Staupilot oder Instrumente, mit denen ein Auto selbst einen Parkplatz
sucht und einparkt, störungsfrei funktionieren.“ Das vollständig autonome
Fahren werde Porsche stufenweise einführen und je nach Baureihe mehr oder
weniger Funktionen anbieten. Wichtig
sei auch, dass jeder Porsche-Fahrer jederzeit das System übersteuern und
komplett alleinverantwortlich unterwegs sein könne. „Bei autonomem Fahren oder Konnektivität müssen wir
nicht die Ersten sein, sondern vielmehr
Lösungen anbieten, die perfekt zu den
Bedürfnissen unserer Kunden passen.“
Undenkbar ist es für Porsche als konventionellen Autohersteller, eine Betaversion, die man auch noch Autopilot
nennt, per Software-Update ins Fahrzeug zu bringen, wie es Tesla gemacht
hat. Zwar hat auch Tesla seine Kunden
stets darauf hingewiesen, sie müssten
aufmerksam bleiben und die Hände am
Lenkrad behalten, dennoch entstand
der Eindruck, dass der Kunde den Dauertest vor der Produktreife macht, was
gewöhnlich Sache der Hersteller ist.
Teslas Wirken sieht Koslowski trotzdem positiv. „Ich bin schwer beeindruckt von dem, was sie gemacht haben.
Aber man muss am Ende auch Geld ver-
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STEFAN ANKER
dienen, und das ist nicht ohne. Davon
können wir bei Porsche ein Lied singen,
denn wir haben die beste Profitmarge in
der ganzen Industrie.“ Zwar ist das bekannt, aber ein deutscher Porsche-Manager ohne US-Hintergrund hätte das
vielleicht nicht ganz so offensiv gesagt.
Er hätte womöglich auch nicht drei Monate nach seiner Einstellung erzählt,
dass er selbst eine Autofirma gründen
wollte. Seinen Wagen wollte Koslowski
allerdings weder entwickeln noch produzieren, sondern damit einen Partner
betrauen. Aber Thilo Koslowski wollte
das Auto konzipieren und vermarkten.
Nun aber hat er sich für Porsche entschieden, unter mehreren Angeboten,
wie er sagt. Er hat als CEO der Porsche
Digital GmbH eine Position erhalten, in
der er direkt an Porsche-Chef Oliver
Blume berichtet, was ihn in gewisser
Weise einem Vorstand gleichstellt, ohne
dass er Vorstand ist. Er wird einen Ableger seiner GmbH im Silicon Valley
aufbauen, und er wird jeweils ein halbes
Jahr in Deutschland und in den USA
wohnen. Wenn die Kinder, das älteste
ist drei, in die Schule kommen, wird
sich Thilo Koslowski für einen Hauptwohnsitz entscheiden müssen, nach Lage der Dinge wird das Stuttgart sein.
Bis dahin wird die deutsche Mentalität, nach der das Glas eher halb leer als
halb voll ist, stabil bleiben („Ein RiesenUnterschied zu den USA“), und vielleicht wird es Koslowski auch weiter gelingen, sein Alter zu verschweigen. „Ich
lebe in Amerika, darüber sprechen wir
nicht. Und man fragt auch nicht danach.“ Aber eines darf sich für Porsches
neuen Digitalchef gerne ändern: die
Qualität des Mobilfunks. „Dass in
Deutschland die Verbindung abbrechen
kann, wenn man im Auto sitzt, ist schon
fast provinziell. In Kalifornien kann ich
vier Stunden durch Gegenden fahren, in
denen kaum ein Mensch wohnt, da habe
ich trotzdem ein LTE-Netz.“
Das ist ihm wichtig, weil es ohne Netz
keine Vernetzung gibt. „Daten sind das
neue Öl“, sagt Koslowski, „Algorithmen
sind die neuen Motoren, und die neue
Leistungseinheit ist Intelligenz.“
WELT am SONNTAG-2016-07-17-sil-24 f5123d7d0164873d70b500d7b5da4639
WIRTSCHAFT
Google: Das erste Interview mit dem neuen Chef
WELT AM SONNTAG
NR. 29
17. JULI 2016
S. 36
SEITE 33
FRAUENSACHE
Männer vor!
DRAMA
W
infernale
Wolfgang Schäuble wiegelt ab. „Wir haben über die Situation der Banken in
Italien gesprochen“, sagt der Bundesfinanzminister und schaut dabei wie zur
Bestätigung zu seinem Amtskollegen
aus den USA, Jack Lew. Die Kameras der
Fotografen klicken. Man müsse zunächst einmal die Ergebnisse der
Stresstests abwarten, fügt er dann noch
hinzu. Sollte es wirklich Probleme geben, würden diese im Rahmen der europäischen Regelungen gelöst. „Ich finde,
dass viel zu viel darüber diskutiert
wird“, schiebt Schäuble scheinbar gelassen hinterher. Der Amerikaner an seiner
Seite nickt.
VON JAN DAMS, ANJA ETTEL,
MARTIN GREIVE, CONSTANZE REUSCHER,
HOLGER ZSCHÄPITZ
Dass der Finanzminister auch anders
kann, ist bekannt. Das bekamen die Portugiesen eine Woche zuvor zu spüren.
In geharnischten Worten warf er der
Regierung in Lissabon vor, sich nicht an
die europäischen Fiskalregeln zu halten.
Die Griechen wollte er im vergangenen
Jahr sogar aus der Euro-Zone treiben.
Bei den Italienern aber gibt Wolfgang
Schäuble seit Wochen den verständigen
Diplomaten.
Der mächtigste Finanzminister der
Euro-Zone misst mit zweierlei Maß,
weil er ahnt, dass er das große Italien
nicht wie Portugal oder Griechenland
durch öffentliche Demütigung zum
Kurswechsel zwingen kann. Und weil jede weitere Debatte über das Ausmaß
der Krise das Land erst recht beschädigen könnte. Kippt Italien, dann kippt
das europäische Projekt. Erst recht
nach dem Brexit-Votum der Briten.
Seit vielen Jahren ist Italien ein europäisches Menetekel: eine liebenswerte
Reiseregion zwar, aber eine, die beim
Blick in die volkswirtschaftlichen Bilanzen Abgründe offenbart. Italien, das ist
der kranke Mann Europas, geschlagen
mit ständig wechselnden Regierungen,
die zu Reformen nicht fähig sind. Ein
regionales Gebilde, bei dem Nord und
E+/GETTY IMAGE
Bislang haben sich die Italiener noch durch jede Krise gemogelt.
Doch diesmal wird es eng. Eine lahme Wirtschaft und kranke
Banken bedrohen das Land – und den Rest Europas gleich mit
Wolken über dem Kolosseum in Rom: Über Italien braut sich etwas zusammen
Süd nicht recht zueinanderpassen wollen und dessen Süden ganz besonders
unter der organisierten Kriminalität leidet. Italien, das ist für viele Beobachter
ein Land auf dem Weg zum „failed state“ der Euro-Zone. Einerseits.
Und auf der anderen Seite doch auch
ein Land, das sich bislang noch durch jede Krise gemogelt hat. Die Deutschen
hätte so viel Chaos im Politikbetrieb
vermutlich längst in den Wahnsinn getrieben. Doch die Italiener haben gelernt, sich mit den Unzulänglichkeiten
zu arrangieren – und sind darüber hinaus zum Erstaunen des restlichen Europas zu den Wohlhabenderen des Kontinents aufgestiegen. Bislang jedenfalls.
Denn Italien steht an einem Abgrund,
der möglicherweise tiefer ist als je zuvor in seiner Geschichte seit Ende des
Zweiten Weltkrieges.
Wer wissen will, wie schlimm die Lage ist, muss den Italien-Bericht des Internationalen Währungsfonds (IWF)
vom Anfang dieser Woche lesen. Von
„monumentalen Herausforderungen“
ist da die Rede. Davon, dass das Land
erst in knapp einem Jahrzehnt wieder
jene Wirtschaftsleistung erreichen
dürfte, die es vor Ausbruch der Finanzkrise im Jahr 2007 hatte.
Die größte Gefahr aber geht von dem
maroden Bankensystem aus. 360 Milliarden Euro an faulen Krediten schlummern angeblich in den Bilanzen. Der italienischen Notenbank zufolge entspricht das rund 18 Prozent der gesamten Kredite. Zwar verweisen italienische Offizielle darauf, dass viele Kredite
mit Sicherheiten wie Immobilien hinterlegt sind. Das Problem ist nur, dass
das Land längst in einer schleichenden
Immobilienkrise steckt. Die Preise sind
nicht so abrupt abgestürzt, wie das in
Spanien oder Irland der Fall war. Doch
der langsame Wertverfall vernichtet
Jahr um Jahr ein Vermögen in dreistelliger Milliardenhöhe. Allein seit 2010
ging es 15 Prozent nach unten. Damit
erodieren auch die Sicherheiten. Deshalb gehen Immobilienkrisen meist
Hand in Hand mit Bankenkrisen.
Die Probleme sind so riesig, dass sie
ein Land in dieser schwierigen wirtschaftlichen und auch politischen Gemengelage kaum allein meistern kann –
und wenn, dann nur unter Umgehung
der neuen europäischen Rettungsrichtlinien.
Was weit weg zu sein scheint von den
Sorgen normaler Leute, hat den Alltag
der Italiener längst erreicht. „So hat es
keinen Sinn mehr zu leben“, schreibt
Salvatore De Francesco am 8. Juli in ei-
nem Brief an seine Frau und seine beiden kleinen Kinder. Dann stürzt er sich
aus dem Fenster in seinem Heimatort
Marcianise nördlich von Neapel. 43 Jahre ist er zu diesem Zeitpunkt alt. Im
wirtschaftlich kranken Süden Italiens
hat er keine Hoffnung mehr auf eine
Stelle. Nicht einmal mehr auf einen
Aushilfsjob. Seit 2008 haben in dieser
Region knapp 8000 Firmen dichtgemacht. Für Menschen wie De Francesco
gibt es dort keine Chance.
Suizide sind in Italien ein Gradmesser für die Krise geworden. Seit 2006
steigt deren Zahl kontinuierlich an.
Laut der Industrieländerorganisation
OECD kamen im Jahr 2012 auf 100.000
Einwohner 6,3 Selbstmorde. Vor allem
Jobverlust oder der Untergang der eigenen Firma treibt die Menschen in den
Suizid. Aber auch kleine Sparer, die
plötzlich vor dem Nichts stehen, wissen
oft keinen anderen Ausweg mehr. So
wie jener Rentner aus Norditalien, der
sich im Juni das Leben nahm und dessen Schicksal die Nation bewegte. Der
Ruheständler hatte seine gesamten Ersparnisse beim Niedergang der Banca
Popolare di Vicenza verloren.
Bedauerliche Einzelfälle? Zehn Jahre
Stagnation und drei Jahre Rezession haben Italiens Wohlstand, Ersparnisse,
Arbeitsplätze und Wirtschaftskraft ruiniert. Das marode Bankensystem, das
der IWF als Hauptproblem ansieht, ist
doch nur die Endstation einer Strukturkrise der italienischen Wirtschaft. Die
über Jahrzehnte gewachsenen Missstände sind so groß, dass die wenigen
Reformbemühungen der Regierung in
Rom nicht ausreichen. Mit der Krise
seit 2008 haben viele der Probleme nur
mittelbar zu tun, mit der Brexit-Entscheidung der Briten, die Italiens Finanzminister Pier Carlo Padoan nun ins
Feld führt, noch viel weniger. Sie verstärken die Symptome, doch die wahren
Probleme bestehen schon viel länger:
Korruption, Mafia, Schattenwirtschaft,
Steuerhinterziehung, ein ausuferndes
Wohlfahrts- und Subventionswesen, eine unwillige Bürokratie. Nepotismus.
Gerade erst sorgt ein Fall in der Gemeinde Boscotrecase europaweit für
Aufsehen: Ein Mitarbeiter des Rathauses wurde gefilmt, als er seine Karte
durch die Stechuhr zog. Danach ging er
wieder nach Hause. Um von den Überwachungskameras nicht identifiziert zu
werden, hatte sich der Mann einen
Pappkarton über den Kopf gestülpt.
Mittlerweile hat die Polizei angeblich 23
von 60 Mitarbeitern der Stadtverwaltung festgenommen. In 200 Einzelfäl-
len wird ermittelt. Bürgermeister Pietro
Carotenuto klagt: „Wir laufen Gefahr,
bald die ganze Gemeinde schließen zu
müssen.“
Vermeintlich lustige Anekdoten, die
für den Zerfall eines für die EU wichtigen Staates stehen. In Italien gibt es sie
schon immer. Nur war die Lage des Landes nie so schwierig wie jetzt. So haben
BIP
pro Kopf in Dollar von 2010
50.000
40.000
30.000
33.705
20.000
10.000
1960
Deutschland
2016
Italien
Industrieproduktion
Index 2010 = 100
130
Italien
110
90
92,40
70
1980
2016
Faule Kredite
Anteil am Kreditportfolio in %
18
14
10
6
2
0
18
Juli 2000
Juli 2016
Italien
Spanien
Euro-Zone
Deutschland
Staatsschulden
in Milliarden Euro
2500
2000
2242
Italien
1500
1000
500
0
1980
2016
viele private Sparer ihr Geld wegen der
niedrigen Zinsen auf dem Sparkonto in
Bankanleihen umgewandelt. Das ist eine Besonderheit Italiens. Mehr als 200
Milliarden Euro haben Anleger ihren
Banken auf diese Art anvertraut. Das
könnte nun fatale Auswirkungen haben.
Denn die neue europäische Richtlinie
zur Abwicklung maroder Banken sieht
vor, dass die Gläubiger mit ihren Einlagen an der Sanierung wackeliger Geldhäuser beteiligt werden. In Zypern haben die Europäer demonstriert, wie das
funktioniert. Wer mehr als 100.000 Euro auf dem Konto hatte, wurde rasiert.
Bei strenger Auslegung der Regeln
wäre ein großer Teil des Geldes auch in
Italien weg. Mindestens 31 Milliarden
Euro privater Sparer-Euro stehen auf
dem Spiel, schätzt der IWF. Allein die
Problembank Monte dei Paschi hat
mehr als fünf Milliarden Euro an solchen Nachrangdarlehen ausgegeben
und das Gros davon bei privaten Kunden platziert. Für die Menschen, deren
Alterssicherung darauf basiert, ist das
ein Albtraum.
Für Rom bedeutet das Chaos. Denn
die Einhaltung der Regeln und deren
Folgen könnte das Ende der Regierung
von Premier Matteo Renzi besiegeln.
Dieser hat für Oktober ein Verfassungsreferendum angesetzt und sein politisches Schicksal damit verknüpft. Zwar
geht es in dem Votum nur darum, die
Macht des Senats zu beschneiden. Die
Italiener könnten das Referendum aber
nutzen, um Renzi einen Denkzettel zu
verpassen – zum Beispiel für eine aus
ihrer Sicht vermasselte Bankenrettung.
„Das Referendum ist ein entscheidender Moment für die Geschichte des
Landes, ja sogar die Geschichte Europas“, sagt Gilles Moec, Europa-Chefökonom bei der Bank of America. Scheitert Renzi, drohen Neuwahlen. Dann
könnte die Euro-feindliche Fünf-Sterne-Bewegung an die Macht kommen.
Viele Italiener machen den Euro für
ihre wirtschaftliche Misere verantwortlich. Vor der Euro-Einführung gelang es
italienischen Regierungen über Jahrzehnte hinweg, durch alle wirtschaftlichen Fährnisse zu navigieren. Wenn der
Wettbewerbsdruck der Konkurrenznationen zu stark wurde, werteten die Italiener die Lira ab. In der Folge büßte die
italienische Währung zur D-Mark zwischen 1971 und dem Euro-Start mehr als
80 Prozent an Wert ein. Was für Deutsche nach Untergang klingt, funktionierte für die Italiener dennoch er-
Quellen: Bloomberg, Banca D'Italia,
Weltbank, Eurostat
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FORTSETZUNG AUF SEITE 34
Wir Frauen haben in den vergangenen vier Jahren viel erreicht: In Saudi-Arabien dürfen wir jetzt Rad fahren. Skispringen bei Olympia ist uns
neuerdings auch gestattet – Wissenschaftler konnten doch tatsächlich
die Sorgen männlicher Sportfunktionäre um unsere Gebärfähigkeit entkräften. Die Landung im Schnee
macht nicht unfruchtbar, heißt die
gute Nachricht. Die schlechte: Beim
Kanadier mit einseitigem Stechpaddel kann man sich da nicht so sicher
sein. In Rio dürfen wir damit jedenfalls noch nicht an den Start – zu unserem eigenen Schutz versteht sich.
Auch sonst ist viel passiert, seit
wir im Sommer 2012 die erste „Frauensache“ verfassten. In den Konzernen haben wir uns geradezu nach
oben katapultiert. Von 7,8 auf sagenhafte 9,4 Prozent ist der Anteil von
Frauen in den Dax-Vorständen gestiegen. Wenn wir in dem Tempo
weitermachen, ist Gleichberechtigung schon in 100 Jahren geschafft.
Na ja, womöglich gibt es noch kleine
Einschränkungen bei der Bezahlung.
Frauen verdienen in Deutschland im
Durchschnitt pro Stunde 22 Prozent
weniger als Männer. Daran hat sich
seit Jahren nichts geändert.
Aber dafür haben wir jetzt den
Papst auf unserer Seite. Wir dürfen,
vielleicht, demnächst Diakone werden und Priestern assistieren. Da ist
es nur konsequent, wenn jetzt auch
wir den Männern entgegenkommen.
Wir werden diesen Platz für unsere
männlichen Kollegen öffnen. „Frauensache“ war gestern. Künftig sind
wir in der Rubrik „Vorschuss“ gemeinsam stark.
INGA MICHLER
Heckler & Koch
tarnt seine
roten Zahlen
Deutschlands größter Schusswaffenhersteller Heckler & Koch steckt
wirtschaftlich tiefer in der Krise als
bisher bekannt. Nach Recherchen
der „Welt am Sonntag“ ist für 2015
ein Verlust von 2,2 Millionen Euro
aufgelaufen, und zwar noch vor
Steuern, Abschreibungen und den
sehr hohen Zinsen für ein Darlehen.
Das lässt sich aus Angaben auf der
Firmenwebsite herauslesen. Unterm
Strich, also bei Berücksichtigung der
Kosten für Zinsen und Abschreibungen, dürfte in der Gruppe bei 177 Millionen Euro Umsatz ein Verlust in
zweistelliger Millionenhöhe entstanden sein. Schließlich muss das Unternehmen jährlich fast zehn Prozent Zinsen auf eine Anleihe über
295 Millionen Euro zahlen. Bereits
2014 hatte Heckler & Koch einen
zweistelligen Verlust eingefahren.
Die roten Zahlen kommen zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Die Traditionsfirma steht in
Frankreich in der Endauswahl für ein
neues Sturmgewehr. Auch die Bundeswehr beschafft ein Nachfolgegewehr für das G36 von Heckler &
Koch, nach monatelangen Querelen
um dessen Präzision. Für solche
Großaufträge wären solide Kennzahlen wichtig.
Dass die Öffentlichkeit überhaupt
von der heiklen Lage erfährt, ist einer neuen EU-Verordnung zu verdanken. Seit Anfang Juli müssen Firmen, die am Kapitalmarkt aktiv sind,
detaillierter über die Geschäftsentwicklung informieren. Bislang gewährte Haupteigentümer Andreas
Heeschen nur wenigen Analysten
den Blick auf seine Zahlen und veröffentlichte sie im Bundesanzeiger
möglichst spät. Womöglich bekommen die Aktionäre der Dachgesellschaft H&K AG auf der Hauptversammlung Ende August mehr Einblick in das durch Exportverbote gebremste Geschäft. Ein Minianteil der
Firma ist an der Euronext-Börse
notiert.
GERHARD HEGMANN
WELT am SONNTAG-2016-07-17-sil-24 f5123d7d0164873d70b500d7b5da4639
34 WIRTSCHAFT
WELT AM SONNTAG
Drama
infernale
Trotz TRUMP
Pompöses Event: Nominierungsparteitag der Republikaner 2012 in Tampa mit dem Kandidaten Mitt Romney (Mitte)
H
Amerikanische Tochtergesellschaften von deutschen Konzernen wie BASF, Deutsche Bank
und Siemens spenden überwiegend an die Republikaner
ier ein Mittagessen,
ausgerichtet für den
Congressional Black
Caucus, die Vereinigung
schwarzer
Kongressmitglieder.
Dort
Co-Sponsoring eines Stehempfangs für die Delegation aus Kentucky: So hat die Deutsche
Post in der Vergangenheit am Rande politische Beziehungspflege betrieben,
wenn Amerikas Demokraten und Republikaner auf pompösen Parteitagen ihre
Präsidentschaftskandidaten kürten. Ein
Engagement auf kleiner Flamme, stets
darauf bedacht, keine der beiden Volksparteien eindeutig zu bevorzugen.
VON OLAF GERSEMANN
Bei den bevorstehenden Parteitagen
in Cleveland (Republikaner) und Philadelphia (Demokraten) dagegen wird der
deutsche Konzern, der in den USA als
DP DHL firmiert, erstmals seit der Jahrtausendwende nicht dabei sein. Und
auch nicht mancher US-Konzern, der
sich bislang mit sehr viel mehr Geld bei
den Parteitagen engagierte als die Post.
Zumindest nicht bei den Republikanern, die wohl tatsächlich den designierten Kandidaten Donald Trump auf
den Schild heben werden. Amerikanischen Medienberichten zufolge haben
sich unter anderem Ford, J.P. Morgan,
UPS und Wells Fargo als Parteitagssponsoren der konservativen Partei ver-
abschiedet. Offenkundig wollen die
Konzerne aktuell den Eindruck vermeiden, Sympathien für Trumps enthemmten Populismus zu hegen.
Anders sieht es freilich mit der finanziellen Unterstützung des regulären
Wahlkampfs aus, bei dem es nicht nur
um den nächsten Präsidenten geht, sondern auch um alle 435 Sitze im Repräsentantenhaus und um 34 Senatorensitze. Hier fließt das Geld weiter reichlich,
und einen Teil dazu tragen indirekt
auch deutsche Großunternehmen bei.
Dass die deutsche Wirtschaft dabei
durch die Bank deutlich auf Distanz ginge zur Trump-Partei, lässt sich nicht behaupten, eher das Gegenteil: Allianz,
BASF, Bayer, Deutsche Bank und Siemens schaufelten im aktuellen Wahlzyklus sogar mehr als zwei Drittel ihrer
Spenden den Republikanern zu. Dies
lässt sich anhand von Statistiken errechnen, die die parteiunabhängige Washingtoner Nichtregierungsorganisation Center for Responsive Politics (CRP)
auf der Basis amtlicher Angaben zusammengestellt hat.
Formaljuristisch dürfen Unternehmen in den USA keine Wahlkämpfe finanzieren und ausländische erst recht
nicht. Spenden an Trump, Hillary Clinton und die vielen Hundert weiteren
Kandidaten sind nur Einzelpersonen
mit amerikanischem Pass erlaubt. In
vielen Firmen aber gibt es ein „Political
Action Committee“ (PAC), einen Spendenausschuss, der von Mitarbeitern der
Firma Geld einsammelt und dann darüber entscheidet, welchem Kandidaten
wie viel davon zugutekommen soll.
Auch mehreren deutschen Konzernen lassen sich PACs zuordnen. Der
derzeit finanzstärkste ist der von BASF,
er hat im aktuellen Wahlkampf den
jüngsten verfügbaren Zahlen zufolge
bisher 399.000 Dollar verteilt. Uramerikanische Top-Spender wie AT&T und
Lockheed Martin kommen zwar schon
auf mehr als drei Millionen Dollar. Im
Vergleich zu anderen PACs mit ausländischen Wurzeln aber ist gerade der
Einsatz von BASF durchaus bemerkenswert: Laut CRP betreiben nur die
Schweizer Bank UBS und der französische Pharmahersteller Sanofi Spendensammelstellen, die den republikanischen Kandidaten 2015/16 noch höhere
Summen zugeschustert haben als die
Geldverteiler des deutschen Chemiekonzerns.
Selbst bei deutschstämmigen PACs,
die weniger spendabel sind, lassen sich
Rückschlüsse ziehen, zumal es wiederkehrende Muster gibt. Manche USTöchter mit deutscher Mutter ließen ihre Sympathien für die Republikaner
auch in früheren Wahlkampfjahren
schon ungeniert durchscheinen – die
von Allianz, Bayer und BASF vor allem.
Kein Herz für Hillary?
Verteilung der Spenden von US-Töchtern deutscher
Konzerne* im Kongresswahlkampf 2016, in Prozent
Spendenaufkommen
bisher, in Tsd. Dollar
Deutsche Bank 86
14
Bayer 80
20
323
399
18
18
57
Siemens 69
31
173
41
135
Deutsche Telekom 48
52
261
52
134
59
86
Boehringer 48
SAP 41
Republikaner
Demokraten
0
20
40
60
80 100
*nur PACs; Quelle: Center for Responsive Politics, eigene Berechnungen
GEMISCHTWAREN
KOPF DER WOCHE
Angriff ist die beste Verteidigung. Getreu diesem Motto hat Monsanto-Vorstandschef Hugh Grant durchblicken
lassen, dass er auch mit anderen Herstellern wie etwa BASF über ein Zusammengehen verhandelt. Beim Leverkusener Konzern Bayer, der seit nunmehr acht Wochen um Monsanto
wirbt, scheint die Botschaft angekommen zu sein: Bayer erhöhte das eigene
Angebot prompt auf über 57 Milliarden
Euro. Der gebürtige Schotte Grant ist
damit seinem Ziel, den bestmöglichen
Preis herauszuholen, ein Stück näher
gekommen. Allzu lang kann sich der
gelernte Agrarwissenschaftler indes
nicht mehr zieren: Bei der von ihm mit
befeuerten Branchenkonsolidierung
steht ausgerechnet Monsanto noch
immer ohne Partner da.
ANJA ETTEL
37
BASF 72
Allianz 72
Fresenius Medical Care 59
GETTY IMAGES
staunlich gut. Die Wirtschaftsleistung
pro Kopf als Gradmesser für den Wohlstand eines Landes konnte in Dollar
umgerechnet mit der Entwicklung in
Deutschland ganz gut mithalten. Erst
mit der Euro-Einführung kippte das
Modell. Seitdem steckt das Land in der
Dauerstagnation. Die Folgen sind bitter:
Pro Kopf beträgt die Wohlstandslücke
zu den Deutschen inzwischen 12.000
Dollar im Jahr.
Dabei zeigen die offiziellen Zahlen
wohl noch nicht mal das wahre Ausmaß
der Malaise. In den vergangenen Jahren
wurde ein Teil der Schattenwirtschaft
in die reguläre Statistik verschoben.
Ohne diesen künstlichen Zuwachs stünde das Land heute noch schwächer da.
Renzi hat die Probleme verstanden.
Er hat versucht zu reformieren. Aus
deutscher Sicht vielleicht zu zögerlich.
Aber er hat es versucht. Italien brauche
Zeit für seine Reformen, die eben erst in
zwei bis drei Jahren wirken würden,
sagt Holger Schmieding, Chefvolkswirt
der Berenberg Bank.
Vorausgesetzt, die politische Entwicklung gibt Renzi so viel Zeit. Jörg
Krämer von der Commerzbank hält Italien für das schwächste Glied in der Kette der großen Euro-Länder. „Der hohe
Stand an faulen Krediten war bekannt,
aber jetzt wird die Lage akut“, fürchtet
er. Krämer fordert die harte Anwendung
der Sanierungsregeln für die Banken.
„Wir müssen Abschied davon nehmen,
dass es eine Kuschelwelt gibt, in der
Bank-Investoren keine Verluste erleiden können.“
Genau das ist der Knackpunkt – nicht
nur für Renzi, sondern auch für einige
andere europäische Länder. Denn italienische Bank-Anleihen halten eben nicht
nur italienische Kleinsparer, sondern
auch große europäische Kreditinstitute
und Versicherungen. Auch in Deutschland. „Es sind nicht die kleinen Anleger,
die durch die Bankenkrise Geld verlieren könnten“, sagt Sven Giegold, Finanzexperte der Grünen im Europaparlament. Die EU habe längst angeboten,
die Verluste der Sparer zu ersetzen.
Verlieren würden vielmehr die großen Anleger. „Die Rufe von Deutscher
Bank und Blackrock nach einer neuen
Bankenrettung auf Steuerzahlerkosten
sind ein billiger Versuch, sich selbst
Kosten zu ersparen.“ Giegold nimmt
dabei unter anderem Bezug auf den
Chefvolkswirt der Deutschen Bank, David Folkerts-Landau. Der hatte vergangene Woche in der „Welt am Sonntag“
eine neue europäische Bankenrettung
im Volumen von bis zu 150 Milliarden
Euro gefordert – ohne Beteiligung der
privaten Gläubiger. Immerhin hat die
Deutsche Bank in Italien insgesamt
rund 13 Milliarden Euro im Feuer.
Folkerts-Landau hat mit seinem Vorschlag nicht nur die Grünen verärgert.
Auch in der Bundesregierung stößt seine Forderung auf Unverständnis. Von
einer „unguided missile“ ist da die Rede
– von einer nicht mehr steuerbaren Rakete. Folkerts-Landau müsse aufpassen,
dass er mit seinen Forderungen nicht
die Verunsicherung über die Stabilität
des europäischen Bankensektors zusätzlich schüre.
Ohnehin scheint die Deutsche Bank
das rote Tuch zu sein, mit dem Renzi
immer dann wedelt, wenn die schwierige Lage seiner Banken zur Sprache
kommt. „Wir haben unsere Banken mit
den vielen faulen Krediten, Deutschland
die Deutsche Bank mit ihrem riesigen
Derivate-Buch‘, sagt Renzi immer“, erzählt ein Brüsseler Finanzfachmann. Es
ist nicht so, dass man diesen Warnhinweis Renzis in Berlin einfach ignorieren
könnte. Umso größer ist der Ärger über
die Einwürfe aus Frankfurt.
Am liebsten würde man in Berlin und
bei der Europäischen Zentralbank in
Frankfurt das Thema totschweigen, so
lange es geht. Ende des Monats veröffentlicht die EZB ihren neuesten Stresstest zu den europäischen Banken. Läuft
alles nach Plan, haben die Italiener bis
dahin eine Lösung für ihre Probleme.
Die Regierung in Rom plant derzeit
wohl einen zweiten Bankenrettungsfonds. Der Name: Giasone. In den Topf
sollen fünf bis sechs Milliarden Euro
eingelegt werden, um italienischen Banken zu helfen, ihre faulen Kredite loszuwerden. Nur wird das nicht reichen. Angeblich verhandeln Vertreter des Landes daher auch schon mit der EU über
eine Lösung, die eine flexible Anwendung der Sanierungsregeln erlaubt.
In Berlin hofft man das jedenfalls.
„Sie werden von uns nichts Negatives
über Italien hören“, heißt es in Regierungskreisen. Die Italiener hätten
schon viel getan. Renzi sei ein guter Ministerpräsident. Und das soll er aus Berliner Sicht ja auch bleiben.
SPENCER PLATT/GETTY IMAGES
FORTSETZUNG VON SEITE 33
NR. 29
17. JULI 2016
Andere, darunter die Telekom-Tochter T-Mobile und der Pharmakonzern
Boehringer, sind offenkundig seit Jahren bemüht, Demokraten und Republikanern jeweils ungefähr die Hälfte der
PAC-Spenden zukommen zu lassen. Bei
wieder anderen wechseln die Zuneigungen mit der Zeit. Die amerikanische
Tochter des Dax-Konzerns Fresenius
Medical Care etwa hatte 2008 und 2010
noch eindeutig demokratische Politiker
bevorzugt. Im laufenden Wahlkampf
dagegen – wie auch 2014 schon – bekommen die Republikaner mehr Geld.
Die Deutsche Bank, 2006 und 2008
noch klar den Demokraten zugeneigt,
hat sich in diesem Jahr ebenfalls auf die
Seite der Republikaner geschlagen. Und
das sogar besonders deutlich. Der PAC
der Bank hat bisher nur vergleichsweise
wenig Geld ausgegeben, nämlich 37.000
Dollar. Doch die Verteilung war so einseitig wie bei nur wenigen anderen Unternehmen: Nahezu 86 Prozent des Gesamtbetrags gingen an Republikaner.
Der Umgang der deutschen Konzerne
mit der Spendenpraxis ihrer Leute in
den USA ist unterschiedlich. Die Allianz
etwa steht zu ihrem PAC und erklärt,
man wolle Kandidaten unterstützen, die
„sensibel“ seien für die Interessen des
Unternehmens. Dass dabei republikanischen Kandidaten tendenziell mehr
Geld zufließt als demokratischen, sei
für Firmen-PACs „ziemlich“ üblich –
was stimmt, da die Vertreter der „Grand
Old Party“ im Schnitt wirtschaftsfreundlicher auftreten. Tendenziell, so
die Allianz, würden zudem Kandidaten
aus Distrikten und Bundesstaaten unterstützt, in denen man größere Niederlassungen habe; auch das ist gängige
Praxis. Ähnlich freimütig gibt sich
Boehringer. Das PAC des Unternehmens unterstütze Kandidaten, „welche
die Interessen der Mitarbeiter von
Boehringer Ingelheim zu öffentlichen
Themen mit Auswirkungen auf unser
Geschäft teilen“.
In anderen Konzernzentralen redet
man nicht so gern über die Spendenaktivitäten in den USA. Die Deutsche Telekom erklärt sich auf Anfrage der „Welt
am Sonntag“ für nicht zuständig und
verweist an T-Mobile in den USA. Manche wollen mit ihrem eigenen PAC gar
nichts zu tun haben. Siemens bezeichnet die Aktivitäten als „privates Engagement der Mitarbeiter“; für BASF ist der
PAC eine „unabhängig“ agierende „Mitarbeitervereinigung“; und bei Bayer
heißt es, die Spenden seien „keine Unternehmensspenden, und es steht uns
nicht an, die Verteilung des Spendenaufkommens zu kommentieren“.
Sheila Krumholz freilich, die Chefin
des Center for Responsive Politics, hält
derlei Einlassungen für „nicht korrekt“.
Eine Spendensammelstelle amerikanischer Art vertrete die Firma, nach der
sie benannt ist, so Krumholz. Sie könne
nicht frei agieren, schon allein um Rufschädigungen zu vermeiden. Daher gelte: „Ein PAC sollte dem Unternehmen
zugerechnet werden, da es vom Unternehmen gesteuert wird.“
Bezeichnenderweise ist es auch
nicht so, dass die PACs von subalternen Beschäftigten finanziert und gemanagt würden. Die Position des Kassenwarts beim Deutsche-Bank-PAC
zum Beispiel ist derzeit vakant. Bis Juni wurde sie von Richard W. Ferguson
bekleidet, der im Hauptberuf bei der
Deutschen Bank immerhin oberster
Risikomanager für den gesamten amerikanischen Kontinent war.
Dennoch distanziert sich die Deutsche Bank von sich selbst: „Mitarbeiter“, heißt es, „entscheiden individuell
über ihre Spenden und werden nicht
vom Unternehmen beeinflusst.“
WOCHENBILANZ
SPIELZEUG
Montag: Die Deutsche Börse kämpft um die Fusion
mit der Londoner Börse LSE. Um die Zustimmung
der eigenen Eigentümer zu sichern, senkt der DaxKonzern die Mindestannahmequote von 75 auf 60
Prozent.
Das New Yorker Start-up Canary versteht seine
Sicherheitskamera mit Bewegungssensoren als Einbrecher-Schreck. Einmal zu Hause aufgestellt,
schickt sie dem Nutzer eine Push-Nachricht auf das
Smartphone, sobald sich jemand ohne Erlaubnis
durch den Raum bewegt. Aus der kostenlosen iPhone-App heraus lässt sich die Polizei rufen oder die
90-Dezibel-Sirene an der Kamera auslösen. Über
die App bemerkt das System, ob man sich selber zu
Hause aufhält, und
schaltet dann den
Alarm aus. Das LiveVideo-Bild kann mit
Ton über das Internet
auf das Smartphone
gestreamt werden. In
der Canary-Cloud wird
das Video kostenlos für
zwölf Stunden gespeichert. Wer es länger
speichern will, schließt
ein kostenpflichtiges
Abo ab. Canary kostet
220 Euro.
THOMAS HEUZEROTH
Canary
Dienstag: Flugzeughersteller Airbus verkündet auf
der Luftfahrtmesse im britischen Farnborough die
Halbierung der A380-Produktion. Ab 2018 werden
jährlich nur noch zwölf Riesenjets gebaut.
Mittwoch: Das Landgericht München verordnet
dem Preisvergleichsportal Check24 größere Transparenz. Die Internetfirma muss bei der Vermittlung
von Versicherungen auf Provisionen verweisen.
Donnerstag: Rückschlag für Volkswagen im Dieselskandal. Die kalifornische Umweltbehörde CARB
lehnt den Rückrufplan für Drei-Liter-Motoren als
unzureichend ab. Betroffen sind 16.000 Autos.
Freitag: Ein schwacher Absatz in Schlüsselmärkten
führt beim Schweizer Uhrenkonzern Swatch Group
zum Gewinneinbruch. Der Überschuss dürfte um 50
bis 60 Prozent gesunken sein, teilt Swatch mit.
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WELT am SONNTAG-2016-07-17-sil-24 f5123d7d0164873d70b500d7b5da4639
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36 WIRTSCHAFT
D
em
Internetkonzern Google ist sein
Chef offenbar viel
wert. Im Februar
erhielt Sundar Pichai Aktien im Wert
von etwa 200 Millionen Dollar – und stieg damit zum
bestbezahlten Vorstandschef eines USUnternehmens auf. Dabei gilt Pichai als
bescheiden. Er wuchs mit seiner Familie
in einer kleinen Wohnung im Süden Indiens auf. Ihr Transportmittel war ein
Moped, auf dem sie häufig zu viert fuhren. Die Familie bekam ihr erstes Telefon, als Pichai zwölf Jahre alt war. Zum
ersten Interview als Google-Chef mit
einem deutschen Medium erscheint Pichai in der Konzernzentrale im Silicon
Valley in Jeans und schwarzem Hemd.
lerweile beschäftigen wir mehr als
14.000 Googler in Europa. Auch das
führt zu zusätzlichen Steuereinnahmen
in diesen Ländern. Derzeit investieren
wir in Europa verstärkt in die Forschung der künstlichen Intelligenz.
Tun Sie das, weil Sie Angst haben, von
Start-ups überholt zu werden?
Natürlich. Wir sind zwar ein großes und
erfolgreiches Unternehmen, aber wir
wissen, dass Technologie immer wieder
vorangebracht wurde von Start-ups, die
sich schnell bewegen und Dinge anders
machen als zuvor.
Google hat bereits mehr Mitarbeiter
als mancher Industriekonzern. Ist
diese Angst nicht paranoid?
WELT AM SONNTAG
trifft unter anderem die Einwanderungsreform genauso wie Inklusion und
gleiche Rechte für Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transsexuelle und Transgender-Personen.
Das ist nicht die Agenda, die der republikanische Präsidentschaftskandidat
Donald Trump verfolgt.
Es ist nicht unsere Aufgabe, sich auf
die Seite von politischen Kandidaten
zu stellen. Unsere Rolle als Unternehmen sehen wir darin, eine Plattform
zur Verfügung zu stellen, auf der Meinungen kommuniziert werden können.
Über die reine Plattform gehen Ihre
Entwickler aber weit hinaus. Mit
Wie sollen wir mit den negativen Auswirkungen umgehen?
Sie haben Arbeitsplätze angesprochen.
Ich bin hier zuversichtlich. Die Entwicklung, die wir erwarten, wird sich
über einen längeren Zeitraum hinziehen. Viele dieser Dinge werden in einer
Art geschehen, die es den Menschen
erlaubt, sich an die neue Welt anzupassen. Wir haben das alles schon erlebt.
Es gibt aufgrund des technischen Fortschritts heute Berufe, die sich früher
niemand hätte vorstellen können. Das
Ziel der Gesellschaft sollte sein, den
Menschen dabei zu helfen, ein glückliches Leben zu führen. Und ich glaube,
dass Technologie und demnach auch
künstliche Intelligenz dabei helfen
können, genauso wie das die Erfindung
NR. 29
17. JULI 2016
wenn wir für eine große Zahl unserer
Nutzer einen Wert schaffen. Das ist genau das, worauf wir uns bei unserem Assistenten fokussieren.
Bringt der Assistent das Ende der normalen Internet-Suche?
Die Internet-Suche, wie wir sie heute
kennen, und der Assistent werden nebeneinander existieren. Man wird Google weiterhin Fragen stellen. Google
wird aber auch vorausschauend Dinge
für den Nutzer erledigen, ohne dass
Google gefragt wird.
Das funktioniert nur, wenn Nutzer ihre Daten vollständig Google überlassen. Viele wollen das aber nicht.
Wir arbeiten ständig an Möglichkeiten,
VON THOMAS HEUZEROTH
AUS MOUNTAIN VIEW, KALIFORNIEN
WELT AM SONNTAG: Herr Pichai,
Großbritannien hat sich dazu entschlossen, die Europäische Union zu
verlassen. Welche Auswirkungen wird
das auf Google haben?
SUNDAR PICHAI: Wir respektieren natürlich das Ergebnis dieses demokratischen Prozesses und engagieren uns
nach wie vor sehr in beiden Märkten, in
Großbritannien und der EU. Als Unternehmen sehen wir einen großen Wert in
Europa als einem einheitlichen digitalen Markt. Für ein globales Unternehmen ist es eine Herausforderung, sich in
jedem Land mit anderen Gesetzen und
Regulierungen
auseinanderzusetzen.
Diese Komplexität macht ein stärkeres
Engagement schwierig, was sich dann
auch in den Investitionen ausdrückt.
Wird Google Konsequenzen ziehen?
Große Unternehmen können mit einem
komplizierteren Gefüge von Gesetzen
und Regulierungen besser umgehen als
kleine Unternehmen. Wir haben die Möglichkeit, mehr Mitarbeiter dafür einzusetzen, sich mit dieser Komplexität auseinanderzusetzen. Kleinere Unternehmen,
die häufig Treiber von Innovationen sind,
können sich das nicht leisten. Hier sind
die Folgen schmerzhafter.
Man macht Ihnen zum Vorwurf, dass
Sie Smartphone-Hersteller zwingen,
mit Android und dem Play Store weitere Google-Apps zu installieren. Dies
beschränke den Wettbewerb und damit am Ende auch die Auswahlmöglichkeiten der Verbraucher.
Es werden auch Anwendungen von anderen Entwicklern auf den Geräten vorinstalliert. Es gibt dieses Nebeneinander,
beispielsweise bei Messaging-Diensten.
Wenn Sie sich irgendein Android-Telefon
nehmen und ansehen, finden Sie darauf
eine Vielzahl von Anwendungen, die
nicht von Google stammen. Wir haben
Android gebaut und verschenken es an
die Hersteller von Geräten. Warum sollten einzelne unserer Dienste nicht dort
vorinstalliert sein?
Warum schreiben Sie es den Herstellern vor, dass die Apps installiert sein
müssen?
Es gibt viele Google-Anwendungen, die
nicht vorinstalliert werden, wie beispielsweise Google Shopping. Wenn
Nutzer aber ein nagelneues AndroidTelefon in Betrieb nehmen, dann erwarten sie, dass es mit einigen Basis-Diensten wie einer Straßennavigation oder EMail funktioniert.
In Europa wird Google auch wegen
seiner Steuerpraxis kritisiert. Warum
zahlen Sie eigentlich nicht dort Steuern, wo Sie Ihr Geld verdienen?
Wir befinden uns als global tätiges Unternehmen im Spannungsfeld des internationalen Steuerrechts, bei dem es um
die globale Verteilung von Steuern geht.
Insgesamt zahlen wir unsere Steuern
analog zur durchschnittlichen OECDSteuerrate. Nach der Struktur des existierenden Steuerrechts zahlen die meisten Unternehmen den größten Anteil
ihrer Steuern in ihren Heimatländern.
Ist das sinnvoll?
Nur die Weiterentwicklung des globalen Steuersystems durch Politiker kann
uns hier zu besseren Ergebnissen führen. Wenn Gesetze dazu verabschiedet
werden, halten wir uns selbstverständlich daran. Wir investieren schon heute
sehr stark in Europa. Die Zahl der Entwickler, die Google in Europa beschäftigt, hat in den vergangenen zwei bis
drei Jahren enorm zugenommen, mitt-
„Google wird Sie
VERSTEHEN “
Sundar Pichai, Chef des Internetriesen, über den
Streit mit europäischen Wettbewerbshütern,
den Brexit und die Zukunft der Suche im Internet
JAY WATSON
Schmerzhaft könnte Ihr jüngster
Konflikt mit der EU-Kommission
werden. Die wirft Ihnen vor, mit dem
Smartphone-Betriebssystem Android
den Wettbewerb zu behindern.
Android gehört wohl zu den offensten
Computersystemen, die jemals entstanden sind. Basierend auf Android sind
viele Unternehmen und Innovationen
entstanden.
Google-Chef Sundar Pichai: „Technologie hat das Leben der Menschen immer besser gemacht“
Als großes Unternehmen mit großen
Ressourcen haben wir den Vorteil,
dass wir sehr langfristig denken können. Ein Beispiel sind von uns entwickelte Prozessoren, die uns beim maschinellen Lernen unterstützten. Die
Arbeit daran hat vor drei Jahren begonnen. Oder unsere Dienste, die wir
entwickeln, ohne dafür gleich ein Geschäftsmodell zu haben. Google Fotos
ist eine solche Anwendung. Trotzdem
ist uns klar, dass wir jedes Jahr den Erfolg neu verdienen müssen. Wir arbeiten häufig in kleinen Teams, diszipliniert und schnell, so wie es auch Startups machen. Es geht am Ende um die
richtige Balance. Die meisten großen
Unternehmen scheitern daran, dass
sie denken, es ginge ihnen gut, nur
weil sie groß sind.
Große Unternehmen tragen auch gesellschaftliche Verantwortung. Warum sind Sie so zurückhaltend in der
politischen Diskussion in den USA?
Wir sehen uns als eine wichtige Plattform, auf der Menschen ihre Meinung
äußern können. Das geschieht zum
Beispiel auf YouTube. Der Präsidentschaftswahlkampf ist ein demokratischer Prozess, in dem wir unser Bestes
tun, dass Nutzer die Informationen
erhalten, die sie benötigen.
Zugleich tritt Google für bestimmte
Werte ein. Wäre es nicht Zeit für mehr
Engagement?
Wir treten engagiert für unsere Werte
ein, die wir eindeutig vertreten. Das be-
dem System AlphaGo haben Sie einen der besten Go-Spieler der Welt
besiegt. Computer beginnen nun,
sich selbst zu programmieren und
zu lernen. Wird es jetzt gruselig?
Wir nutzen maschinelles Lernen im
Grunde schon seit vielen Jahren, zum
Beispiel, um unseren Gmail-Spam-Filter zu verbessern. Aber die enormen
Fortschritte, die wir in den vergangenen
drei bis vier Jahren mit künstlicher Intelligenz gemacht haben, bringen uns
an einen Wendepunkt.
Was meinen Sie damit?
Wir bewegen uns von unserer InternetSuche hin zu einem Assistenten, der
Nutzern in allen Belangen helfen kann.
Sie werden in Zukunft mit Google sprechen können wie mit einer Person. Und
Google wird Sie verstehen.
Experten warnen vor einer Zukunft,
in der Maschinen und Computer
plötzlich zu Dingen in der Lage sind,
für die man bisher Menschen brauchte. Millionen von Jobs könnten verschwinden. Ist unsere Gesellschaft
darauf vorbereitet?
Schauen Sie sich die Geschichte an.
Technologie hatte immer ein großes
Veränderungspotenzial. Aber sie hat zugleich das Leben der Menschen immer
besser gemacht. Das ist es vor allem,
woran ich bei maschinellem Lernen und
künstlicher Intelligenz denke. Diese
Fortschritte werden beispielsweise dazu führen, Krankheiten besser diagnostizieren zu können.
des Buchdrucks oder des Computers
getan haben.
Aber selbstlernende Systeme könnten
sich verselbstständigen und außer
Kontrolle geraten. Sollten wir nicht
zumindest einen Aus-Knopf haben?
Wir sind alle sehr darauf bedacht, diese
Dinge in einer verantwortlichen Art und
Weise zu entwickeln. Künstliche Intelligenz ist allein technisch noch längst
nicht so weit, dass solche Szenarien
überhaupt möglich wären. Wir sind davon Dekaden entfernt.
Immerhin stellen schon heute viele
Menschen Google ihre Fragen per
Sprache.
In den USA trifft das schon in einem
von fünf Fällen zu. Und es wird mehr
werden. Wir entwickeln einen Assistenten, der künftig eine andauernde Unterhaltung mit dem Nutzer ermöglicht und
dabei nicht nur Informationen im Internet sucht, sondern auch Aktionen ausführen kann.
Wenn die Menschen über Ihren Lautsprecher Home Google nutzen, wie
wollen Sie dann Werbung an die Nutzer bringen. Vorlesen?
Wir wissen das schlichtweg noch nicht.
Wir wussten aber auch noch nicht, wie
wir Geld verdienen wollten, als wir die
Internet-Suche entwickelten. Wir gehen an diese Dinge anders heran.
Wie denn?
Wir sind uns sicher, dass sich das ergibt,
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Sundar Pichai
Google-Chef
Sundar Pichai stammt aus dem
südindischen Staat Tamil Nadu.
Technikbegeisterung bekam er
von seinem Vater mit, der Ingenieur bei einer Technologiefirma war. Später machte er seinen
Master am Indian Institute of
Technology in Kharagpur. Mit
einem Stipendium ging er 1993 an
die kalifornische Elite-Uni Stanford. Allein für den Flug mussten
seine Eltern mehr als ihr jährliches
Einkommen zusammenkratzen.
Später arbeitete er beim Halbleiterhersteller Applied Materials und bei der Beratungsgesellschaft McKinsey. Im April 2004
kam Pichai zu Google, wo er zuerst an Suchfenstern in Browsern
wie Firefox und Microsofts Internet-Explorer arbeitete. So kam
ihm auch die Idee, einen eigenen
Browser zu entwickeln. Das war
die Geburt des Browsers Chrome. Bevor der heute 44-jährige
Pichai im vergangenen Jahr zum
Google-Chef wurde, war er für
das mobile Betriebssystem Android verantwortlich.
mit denen Nutzer selbst bestimmen
können, wie sie das handhaben wollen.
Und ich denke, wir werden immer besser. Ein Beispiel ist unser InternetBrowser Chrome, der ein InkognitoFenster hat, bei dem der Browser-Verlauf, Cookie-Speicher und Suchverlauf
nicht gespeichert werden. Wenn Sie
heute bei Google „Mein Konto“ aufrufen, haben sie eine Vielzahl von Einstellungen, die Sie vornehmen können – davon haben bereits mehr als eine Milliarde Nutzer Gebrauch gemacht. Wir wollen unseren Nutzern möglichst viele
Möglichkeiten geben, ihre Datenschutzeinstellungen selbst vorzunehmen. Nur
führt das häufig dazu, dass Software
und Dienste schwerfällig werden und
nur noch schwierig zu nutzen sind.
Auch hier werden uns maschinelles Lernen und künstliche Intelligenz helfen.
Künstliche Intelligenz hilft uns beim
Datenschutz?
Aber sicher! Mit ihrer Hilfe kann das System beispielsweise differenzieren, wenn
es den Kontext kennt, in dem ich eine
Frage stelle. Wir Menschen machen das
ständig. Angenommen, ich stelle jetzt die
Frage nach meinem nächsten Arzttermin.
Wenn meine Mitarbeiterin mir die Information gibt und weiß, dass Sie dabei anwesend sind, sagt sie vielleicht nur die
Uhrzeit. Wäre ich allein, würde sie vielleicht sagen, welcher Arzt es ist, und mir
zusätzliche Informationen geben. Computer sind heute nicht in der Lage, diesen
Unterschied zu machen. Lernende Systeme werden das ändern.
WELT am SONNTAG-2016-07-17-sil-24 f5123d7d0164873d70b500d7b5da4639
WIR
FEIERN
10 JAHRE FAIRGLOBE
Seit 2006 führen wir unsere Fairtrade-zertifizierte Eigenmarke Fairglobe.
Nachhaltig produzierte und fair gehandelte Artikel, von denen alle etwas haben.
Wir feiern und unsere Produzenten im Ursprung bekommen die Geschenke.
Zum 10-jährigen Jubiläum leistet Lidl diese Woche
für jedes verkaufte Produkt einen Beitrag von 10 Cent
an ein Fairtrade-Projekt für Kaffeebauern in Bolivien.
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Im März gewann Lidl den FairtradeAward 2016 in der Kategorie „Handel“.
Den Preis erhalten Unternehmen, die
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Versandkostengutschein gilt nur für die Fairtrade Vorratsbox und kann für eine Onlinebestellung auf
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im Bestellprozess eingelöst werden. Der Gutschein kann einmalig pro Bestellung auf die Versandkostenpauschale eingelöst werden. Kein Mindestbestellwert. Keine Barauszahlung möglich und nicht mit anderen
Gutscheinen kombinierbar. Bei Sammelbestellungen wird im Fall der Rückabwicklung einzelner Artikel vom
Gutscheinwert derjenige Betrag abgezogen, welcher dem prozentualen Wert der von der Rückabwicklung
betroffenen Artikel im Verhältnis zum Gesamtwert der Sammelbestellung entspricht.***Fruchtgehalt: 100%.
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WELT am SONNTAG-2016-07-17-sil-24 f5123d7d0164873d70b500d7b5da4639
A
38 WIRTSCHAFT
WELT AM SONNTAG
NR. 29
17. JULI 2016
Ab in den Norden! Hier gefällt’s uns
besser als auf Malle oder Usedom. Wir
fahr’n zum Wulfener Hals!“ Hundert
Campingurlauber klatschen im Takt, als
der Clubsong „Sommama“ aus den Boxen dröhnt. Wulfi, der überlebensgroße
Plüsch-Papagei, tanzt um sein Leben.
Auf dem Tisch neben den Programmheften wartet der Gratis-Prosecco. „Die
Kinder sind beschäftigt und wir endlich
mal allein. Lass’ uns chillen und relaxen.
Es muss nicht immer Party sein!
Uuuuuuulalala. Uuuuulalala.“
VON STEFFEN FRÜNDT
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Länder erkunden... Ich, w, 64, will
dies nicht allein machen. Welcher in
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Die Nähe der anderen, das leicht Übergriffige, ist genau das, was die Leute hier suchen: der Campingplatz Wulfener Hals auf der Ostseeinsel Fehmarn
Eine Woche auf dem Campingplatz kostet heute mehr als eine Pauschalreise in den Süden.
Dafür gibt’s Animation, Wellness und WLAN. Fast wie im Cluburlaub – nur unbequemer
Cocktail statt Currywurst. Die Übernachtungskosten auf den Plätzen der
Luxusklasse liegen auf Hotelniveau
oder darüber. Beikonsum für Shopping,
Speisen, Drinks und Aktivitäten aller
Art steigern zusätzlich die Pro-KopfAusgaben und die Wertschöpfungskette
der Platzbetreiber. Die Fans des vermeintlich einfachen Lebens in der freien Natur betreiben für ihre bevorzugte
Urlaubsweise einen beträchtlichen Aufwand. Luxus-Camping ist der wohl teuerste Weg, es fast wie zu Hause zu haben – nur weniger bequem.
„Guten Morgen.“ „Morgen.“ „Moin!“
Auf den modernen Glamping-Plätzen
mag fast alles anders sein als im Zeitalter der rostigen Zeltstange. Aber auch
nur fast. Es ist Dienstag, 9 Uhr, der Morgen nach der Info-Show. Und auf dem
Campingplatz Wulfener Hals wird die
allmorgendliche
Brötchenprozession
abgehalten. Wie auf einer Ameisenstraße ziehen die Campingurlauber an unserer Parzelle vorbei, an den Füßen
bunte Plastik-Clogs, in der Hand die
Brötchentüte. Jeder grüßt. Und erfasst,
so scheint es, mit einem kurzen Blick
die Gesamtsituation. Fahrzeugtyp,
Campingmobiliar,
Getränkeflaschen
vom Vorabend. Das wird schnell etwas
anstrengend auf einem mit 3000 Besuchern ausverkauften Campingareal. Wir
haben die zweite Juliwoche, jetzt hat
auch Nordrhein-Westfalen Ferien. Das
halbe Ruhrgebiet ist auf dem Platz. Und
Norddeutschland sowieso. Es ist Hauptsaison. „Sommama“-Zeit.
Und das bedeutet, dass das Campingplatz-Team schon am frühen Vormittag
aus allen Rohren feuert. Beim Frühstücksbuffet im Restaurant „Seeblick“
Geld verdienen als Internet-Coach!
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Es ist Montagabend auf dem Campingplatz Wulfener Hals auf der Ostseeinsel Fehmarn, und im Veranstaltungszelt läuft die Info-Show. Der blonde
Animateur Gerco stellt die Highlights
der bevorstehenden Urlaubswoche vor.
Gender-Fight, asiatische Nacht, das
Musical „Aladin“. Wikingerschiff, Treckerfahrt, Hot-Stone-Massage. Fast eine Stunde geht das so. Vorne auf den
Sitzbänken zappeln aufgeregt die Kinder. Die Eltern stehen weiter hinten und
halten sich an ihren Getränken fest. Tina von der Kinderanimation stellt sich
vor, die Boys vom Surfshop kommen
auch kurz auf die Bühne. Dann greift
sich ein unscheinbarer Mann das Mikro,
den Gerco schlicht als „die Geschäftsleitung“ angekündigt hat. „Wir haben
im Winter 3,5 Kilometer Glasfaserkabel
verlegt“, murmelt der Mann in Beige.
„Das bedeutet überall auf dem Platz
schnelles Internet!“ Applaus.
Kinderbespaßung, Wellness, WLAN.
Das also ist „Glamping“. Die Fusion aus
Glamour und Camping, die jetzt der
große Trend in der Freiluft-Touristik
sein soll. Die Campingbranche feiert
seit Jahren immer neue Übernachtungsrekorde. In diesem Jahr will sie
trotz des Wetters erstmals die 30-Millionen-Marke übertreffen. Mehr Masse
geht kaum. Deshalb setzen die Campingplätze jetzt zunehmend auf Klasse.
Wo früher der Bauer eine Wiese frei gemäht und ein gekacheltes Klohäuschen
daraufgestellt hatte, warten heute Edelcampingplätze mit diversen Annehmlichkeiten und professioneller Animation auf. Designerbad statt Duschmarke,
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Von A bis Zündstoff:
Der Blog für Autofahrer
ps.welt.de
muss Rührei nachproduziert werden,
während im Kinderzelt die ersten
Schreihälse geparkt werden. Krabbelecke, Kinder-Zumba, Schnuppergolfen –
mit irgendetwas kriegen sie hier jedes
Kind. An der Wassersportstation werden Trauben von Halbwüchsigen portioniert und auf die gewünschten Spaßsportarten verteilt. Dagegen geht es
beim Ponyreiten beinahe gemächlich
zu. Wie natürlich auch im Spa-Bereich,
wo Schwimmbecken und Whirlpool für
die Frühschwimmer frisch gefeudelt
sind und irgendwann die ersten Anwendungen beginnen werden. Im Souvenirladen gehen bereits Schippchen und
Kühlschrankmagnete über den Tresen.
Es herrscht das pralle Cluburlaubsleben. Nur dass dies eben kein Clubresort
ist, sondern ein Campingplatz. Mit Gemeinschaftstoiletten, Brötchenprozession und Morgengrußritual.
Die Nähe der anderen, das leicht
Übergriffige, ist genau das, was die Leute hier suchen. „Beim Camping kommen Sie schnell mit anderen Gästen in
Kontakt“, sagt Inhaber Volker Riechey
auf die Frage nach dem Warum. Warum
die Menschen mehr als 100 Euro pro
Nacht für einen Mietwohnwagen an der
Ostsee zahlen, wenn sie doch bei einem
Pauschalurlaub im Süden für weniger
Geld mehr Komfort, besseres Wetter
und ein richtiges Zimmer kriegen können. „Es ist hier nicht so starr wie im
Hotelurlaub. Das macht den Reiz aus“,
sagt der Mann, der am Info-Abend als
„die Geschäftsleitung“ auf der Bühne
stand und jetzt in seinem Büro über
der Rezeption sitzt. Mit seinem braunen Pulli und den Gesundheitsschuhen
ist Riechey ein Mann, den man schnell
unterschätzt. Doch er hat ein Handicap
von 24, auf einem Sideboard in der
Ecke steht ein halbes Dutzend Golfpokale. Und wenn er erst mal erzählt,
wird schnell deutlich, dass der Volkswirt nicht nur auf dem Golfplatz weiß,
was er tut.
1974, vor unglaublichen 42 Jahren, hat
Riechey den Platz von seinen Eltern
übernommen. „Weil wir die Flächen damals noch gepachtet hatten, mussten
wir mit dem Platz von vorneherein
mehr erwirtschaften als ein Landwirt,
für den Camping nur ein Zubrot ist“, erzählt Riechey, der deshalb früh die ersten Animationsangebote ersann und
heute einen x-fach prämierten Vorzeige-Campingplatz mit sechs Bars und
Restaurants, 120 Mitarbeitern, mehreren Millionen Euro Jahresumsatz und
angeschlossenem
18-Loch-Golfplatz
führt. Allein in den vergangenen vier
Jahren habe er sechs Millionen Euro in
das Familienunternehmen investiert,
das heute der größte Beherbergungsbetrieb der Insel ist. Dass man überhaupt
so viel Geld in etwas vermeintlich so
simples wie einen Campingplatz inves- scheint offenbar groß genug, dass Viktieren kann, beweist, welch tiefgreifen- toria Groß vom Deutschen Campingden Wandel die Branche durchmacht, Club gleich zu Beginn Wert auf die Festdie lange mit Kleinbürgerlichkeit und stellung legt, „dass Camping jetzt nicht
abhebt“. Zwar stiegen ihr zufolge die
Sparurlaub assoziiert wurde.
„Weiße Socken und Sandalen, Büch- Pro-Kopf-Ausgaben von Campingursenbier und Gartenzwerg. Diese Kli- laubern deutlich an. Vor zehn Jahren
schees halten sich noch in manchen habe ein Paar für einen Campingtag
Köpfen. Doch das Bild wandelt sich to- noch durchschnittlich 27 Euro hingetal“, sagt Jeroen Callewaert, Deutsch- legt. Heute müssten sie auf einigen
land-Direktor des europaweit tätigen Plätzen schon 70 Euro und mehr ausLuxus-Camping-Anbieters Vacansoleil. geben. „Viele wollen im Urlaub nicht
Auf 450 Campingplätzen bietet das Un- auf der Isomatte, sondern lieber auf
ternehmen mit Hauptsitz in den Nie- der Mehrzonen-Komfortmatratze liederlanden komplett eingerichtete Mo- gen“, glaubt Groß. Angesichts der unbilheime und luxuriös ausgestattete sicherer werdenden Wetterlage seien
Zelte an. „In Südeuropa ist diese Form auch Hallenbäder, Sauna und Solarium
des Campings schon lange üblich. Jetzt willkommen. Aber es gebe immer noch
entdecken das auch die Deutschen“, be- auch die einfachen und günstigen Plätrichtet Callewaert, dessen Unterneh- ze, auf denen sich Puristen und finanzmen nach seinen Angaben in Deutsch- schwächere Jugendliche tummeln könland um etwa 20 Prozent im Jahr nen. „Zelten ist heute eher der Einwächst. Denn nun wachse auch in stieg ins Camping.“
Der Umstieg auf höhere Formen des
Deutschland eine Camper-Generation
heran, die Wert auf Schwimmbad, Ani- Campings erfolgt dann häufig erst mal
mation und andere Annehmlichkeiten zur Miete, auch das ein boomendes Gelege. Und die bereit ist, für eine Woche schäft. Südeuropäische Campingplätze
auf dem Campingplatz in der Hauptsai- sind oft zu 40 Prozent belegt mit fest
son um die 1500 Euro hinzublättern, installierten Unterkünften, die dann taplus Anreise und Verpflegung. Vacanso- ge- oder wochenweise verchartert werleil hat sogar Luxus-Unterkünfte für den. Deutsche Plätze adaptieren das
380 Euro die Nacht mit Whirlpool und nun. Volker Riechey hat am Wulfener
Hals schon 160 MietDachterrasse im Anobjekte
installiert,
gebot. „Das ist kein
Holzhäuschen und
Billigurlaub“, sagt er.
Mietwohnwagen, die
„Unsere Kunden sind
in der Hauptsaison
in der Regel gut situgut 100 Euro pro
iert. Sie campen
Nacht kosten, einige
nicht, um Geld zu ZELTEN IST HEUTE
auch mehr. Trotzdem
sparen, sondern weil
seien gerade diese
sie gerne einen indi- EHER DER EINSTIEG
Unterkünfte
am
viduellen Urlaub maschnellsten
ausgechen, bei dem auch INS CAMPING
bucht. „Die Nachfradie Kinder bespasst VIKTORIA GROSS,
ge ist sehr groß.“
werden.“
Deutscher Camping-Club
Der Erfolg der
Was dem ahnungsGlampingangebote
losen Camper angesichts der ganzen Attraktionen und Ani- erstaunt auch Ulf Sonntag vom Kieler
mationen am Wulfener Hals erst nach Institut für Tourismus- und BäderforStunden auffällt: Dies ist ein Camping- schung. „100 bis 200 Euro pro Nacht
platz, aber niemand zeltet. Auf dem rie- und trotzdem noch aufs Klohäuschen
sigen Areal ist nur ein verschwindend laufen – das klingt erst mal nicht sehr
kleiner Bereich mit gerade mal 18 Par- attraktiv“, lästert der Touristikexperte,
zellen freigehalten für Zelturlauber. dessen Institut den europäischen Markt
„Die meisten Gäste reisen heute mit im vergangenen Jahr im Auftrag des
Wohnwagen oder Wohnmobil an“, un- Campingverbands von Katalonien untertreibt Chef Riechey. Tatsächlich tersuchte. Tatsächlich glaubt er aber,
gleicht sein Campingplatz einer einzi- dass Edelcamping in Deutschland keine
gen Carvaningmesse. Nebeneinander Nische bleiben muss: „Eine wachsende
stehen hier die Hymer-Mobile und VW- Zahl von Menschen will kein All-inclusiCamper neuerer Baujahre. Ihre Besitzer ve-Hotel, sondern ein naturnahes Ermögen Crocs tragen und Aldi-Würst- lebnis.“ Campingplätze böten vielerorts
chen grillen, aber ihre rollenden Heime deutlich bessere Lagen als Hotels im
kosten locker 50.000 Euro, manche vergleichbaren Preissegment. Hinzu
komme die charakteristische Atmoauch doppelt so viel.
Wird ausgerechnet der deutsche sphäre des Mikrokosmos CampingCampingplatz nun zur Tummelwiese platz. „Es ist dort geselliger und zwangder Reichen und Schönen? Die Verände- loser als im Hotel“, stellt Sonntag fest.
rung in der öffentlichen Wahrnehmung „Viele empfinden das als einen Bonus.“
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A
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WELT AM SONNTAG
WIRTSCHAFT 39
NR. 29
2. UNTERNEHMEN BRAUCHEN
ENTSCHEIDUNGSFREIHEIT
ls Erstes preschte das EUParlament vor. Wenn künftig ein Großteil der Arbeiten statt von Menschen von
Robotern erledigt werde,
stelle dies die Sozialsysteme vor Finanzierungsprobleme. Die technische Revolution müsse daher so gestaltet werden, „dass sie in den Dienst der
Menschheit gestellt wird“, schrieben
die Parlamentarier der EU-Kommission
in einem Bericht Ende Mai.
Wenige Tage später griff Christian
Kern (SPÖ) die Idee auf. „Man mag das
Maschinensteuer nennen – für die müssen wir uns engagieren“, sagte er bei seiner ersten Parteitagsrede als österreichischer Bundeskanzler. Am vergangenen
Sonntag brachte dann ein deutscher Topmanager eine Robotersteuer ins Spiel.
„Man könnte zum Beispiel bei Arbeit, die
von Menschen geleistet wurde, auf die
Mehrwertsteuer verzichten – und nur die
Arbeit von Robotern besteuern“, sagte
Post-Vorstandschef Frank Appel in der
„Welt am Sonntag“.
Mit Appels Vorschlag ist die Debatte
über eine Maschinensteuer auch in
Deutschland angekommen. Überall im
Land, in der Politik, den Gewerkschaften und Konzernen, wird derzeit hitzig
über die Folgen der Digitalisierung diskutiert. Was passiert bei zunehmender
Automatisierung mit den Arbeitsplätzen? Welche Rolle wird der Mensch in
der Wirtschaft der Zukunft überhaupt
noch spielen? Und wie soll sich der
Staat noch finanzieren, wenn vor allem
Roboter die Arbeit verrichten?
Die Idee, Roboter mit einer Steuer zu
belegen, liegt da eigentlich nahe. Neu ist
der Vorschlag allerdings nicht. Eine
„Wertschöpfungsabgabe“ hatte bereits
in den 70er-Jahren der SPD-Politiker
Helmut Rohde vorgeschlagen. Er wollte
so die Finanzierung der Sozialversicherungen bei steigender Arbeitslosigkeit
sicherstellen. 1986 nahm die SPD den
Vorschlag sogar verklausuliert in ihr
Grundsatzprogramm auf.
DPA/JAN WOITAS
VON OLAF GERSEMANN
UND MARTIN GREIVE
Jetzt spielen sie auch schon Fußball: Roboter im Mai an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Leipzig
Die sollen
STEUERN zahlen?
Politiker und Manager bringen eine „Robotersteuer“ ins Spiel, die die
Digitalisierung abfedern soll. Ökonomen halten wenig von der Idee
Doch ernsthaft erwogen wurde eine
Robotersteuer nie. Und das nicht von
ungefähr. Die Argumente, die die Gegner der „Maschinensteuer“ in den 70erund 80er-Jahren ins Feld führten, gelten
heute noch viel mehr als damals. Sechs
Gründe dafür, warum eine Robotersteuer in die Irre führen würde:
1. DER FORTSCHRITT LÄSST
SICH NICHT AUFHALTEN
Hinter einer Robotersteuer steckt oft
auch der Glaube, den technischen Fortschritt irgendwie aufhalten zu können.
Das dürfte ein aussichtsloses Unterfangen sein. „Den technischen Fortschritt auszubremsen, um Arbeitnehmer
zu beschützen, wird über kurz oder lang
nicht funktionieren“, sagt der Freiburger
Finanzwissenschaftler Bernd Raffelhüschen. Das sei bei den Webern im 19.
Jahrhundert nicht gelungen und 100
Jahre später bei den Kohleheizern, die in
England noch auf Dieselloks mitfahren
durften, auch nicht.
mann, Chef des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB). Der rasante Wandel der Arbeitswelt müsse offensiv angegangen werden. Dazu gehörten mehr
Investitionen in Weiterbildung, in die
Gestaltung der digitalen Arbeitswelt und
den Ausbau der Mitbestimmung der
Beschäftigten. „Nur so lassen sich ein
hohes Beschäftigungsniveau und gute
Arbeit sichern“, so Hoffmann.
Auch wenn sich technischer Fortschritt
nicht stoppen lässt – er könnte durch eine
Robotersteuer zumindest verzögert werden. Ähnlich wie die Subventionen für den
deutschen Steinkohlebergbau würde eine
Robotersteuer dann aber „zu ineffizienten
Produktionsstrukturen beitragen“, wie der
Kölner Wirtschaftsprofessor Felix Bierbrauer sagt. Steuerzahlern und Arbeitslosen „wäre besser gedient, wenn man
Steuermittel dafür einsetzt, dass sie die
Zeit und den finanziellen Spielraum bekommen, um ihre Erwerbsbiografie auf
ein neues Gleis zu setzen“.
Unabhängig davon stellt sich die Frage,
ob es überhaupt wünschenswert ist, die
Automatisierung zu bremsen. Hätte einst
beispielsweise die Mechanisierung in der
Landwirtschaft behindert werden sollen,
um das Millionenheer von Landarbeitern
an der Abwanderung in die neu entstehende städtische Industrie zu hindern? Und hätten dem Automobil wirklich Steine in den Weg gelegt werden
sollen, um die Arbeitsplätze der Pferdekutscher zu erhalten?
Ein Robotersteuer in einem nationalen
Alleingang einzuführen sei ohne schwere
Schäden für die heimische Wirtschaft
kaum möglich, warnt Ifo-Chef Fuest:
„Das würde nur dazu führen, dass der
Einsatz von Robotertechnologien ins
Ausland verlagert wird.“ Dass sich Staaten auf internationaler Ebene auf eine
globale Robotersteuer verständigen, ist
unrealistisch. Der EU gelingt es ja nicht
einmal, unter elf Ländern eine Steuer auf
Finanztransaktionen einzuführen. Und
die Vereinigten Staaten setzen bei globalen Steuerabkommen regelmäßig Sonderrechte durch.
3. SUBVENTIONIERTE INNOVATIONEN
ZU BESTRAFEN IST WIDERSINNIG
6. DAS STEUERRECHT WÜRDE
NOCH KOMPLIZIERTER
Mit einer Robotersteuer würde der Staat
seine eigene Politik konterkarieren. Denn
er fördert heute neue Technologien,
darunter auch die Entwicklung und den
Einsatz von Robotern. „Gleichzeitig
Extrasteuern auf Roboter einzuführen
wäre widersprüchlich“, sagt Ifo-Chef
Clemens Fuest. „Eine Robotersteuer
halte ich für eine schlechte Idee.“ Das
Steuersystem sollte Technologien weder
privilegieren noch diskriminieren.
4. ROBOTER SCHAFFEN
AUCH ARBEIT
Roboter vernichten nicht nur Jobs. „Wie
andere neue Technologien lassen Roboter
Arbeitsplätze wegfallen, schaffen aber
auch neue“, sagt Fuest. Auch die Gewerkschaften halten andere Wege als eine
Robotersteuer für besser, um Arbeitsplätze zu sichern. „Die Debatte um die
Robotersteuer lenkt von den zentralen
Herausforderungen ab“, sagt Reiner Hoff-
5. NATIONALE ALLEINGÄNGE
FUNKTIONIEREN NICHT
In der heutigen Welt ist fast jedes Produkt auf irgendeine Weise mithilfe von
Maschinen hergestellt. Damit stellte sich
bei Einführung einer Robotersteuer die
Frage: Wo fängt man an, und wo hört
man auf? Konsequenterweise müsste
man bei einer Robotersteuer alles besteuern, was menschliche Arbeit ersetzen kann, also zum Beispiel auch Computer. Das kann niemand wollen.
Genauso wenig Sinn ergibt eine Abschaffung der Umsatzsteuer auf alle
Produkte, in denen Arbeit steckt. „Das“,
sagt der Hannoveraner Finanzwissenschaftler Stefan Homb≠urg, „kommt
der Abschaffung der Mehrwertsteuer
gleich“ – und die kann und will sich der
moderne Sozialstaat nicht leisten.
Bliebe nur noch, einzelne von Menschenhand erstellte Produkte von der
Mehrwertsteuer zu befreien. Stefan Homburg hält auch davon nichts: „Dann droht
uns ein dirigistisches Steuerchaos.“
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40 WIRTSCHAFT
I
WELT AM SONNTAG
NR. 29
17. JULI 2016
n die Eingangshalle des Berliner
Schlossneubaus dringt von allen
Seiten Baulärm. Doch davon
lässt sich Johannes Reck nicht
beeindrucken. Wie ein Stadtführer zählt er Fakten über das Gebäude auf. Der Gründer des Onlineportals GetYourGuide ist vom
Schlossfieber infiziert. Reck gilt als
Kandidat für das Kuratorium der Stiftung Berliner Schloss – Humboldtforum, die den Bau nach der Fertigstellung mit Leben füllen wird.
VON MAX ZIMMERMANN
WELT AM SONNTAG: Herr Reck, Sie
sind erst Anfang 30, haben Biochemie
studiert und leiten ein Reise-Start-up.
Woher kommt Ihre Liebe für ein altes
Preußenschloss?
JOHANNES RECK: Die Stiftung hat mich
gefragt, ob ich ihnen bei der Gestaltung
ihres Internetauftritts und ihrer Onlinekommunikation helfen kann. Wir wollen dem Schloss die richtige Präsenz in
der öffentlichen Wahrnehmung geben.
Ein altes Schloss wieder aufzubauen
klingt nicht gerade maßgeschneidert
für einen jungen Unternehmer.
Anfangs habe ich das Schloss ähnlich
wie den Berliner Flughafen gesehen –
als ein weiteres großes und umstrittenes Berliner Bauprojekt. Ich habe
nicht verstanden, was für eine Relevanz es für den Tourismusstandort
haben wird. Aber in dem Moment, in
dem man den Bau betritt und mehr
über die künftige Ausstellung lernt,
wird man zum Fan.
Ist es nicht ein Etikettenschwindel,
ein Schloss mit einer alten Fassade
aufzubauen, das innen nur aus Stahlbeton besteht?
Das Schloss ist nicht nur ein Neubau von
etwas Altem, sondern ein Spiegel der Gegenwart. Es ist nicht komplett historisch,
sondern bewusst eine Mischung aus alter
Fassade und modernem Kern. Das ist es,
was Berlin heute ausmacht, und der Architekt Franco Stella hat dies ganz fantastisch umgesetzt. Gute Kunst und Architektur lebt davon, dass sie auf der einen Seite die Vergangenheit reflektiert
und sich gleichzeitig mit der Gegenwart
auseinandersetzt.
Wie viel Zeit bleibt Ihnen als Chef
und Firmengründer für so ein Hobby?
Gründer und Chef eines Unternehmens
zu sein ist ein Fulltimejob. Ich arbeite sicherlich 80 Stunden plus in jeder Woche.
Und das ist auch erforderlich. Selbst in
so einer entwickelten Phase, in der wir
uns gerade befinden. Das Onlinegeschäft
läuft unglaublich schnell.
Das besteht vor allem aus der Vermittlung von Stadtführungen, Attraktionen und Ausflügen in aller Welt.
Wird es auch Schlosstouren geben?
Definitiv. Im Schloss und rund um das
Schloss werden wir Führungen anbieten. Fast alle aktuellen Angebote, ob
Segway- oder Bustouren, befinden sich
ja sowieso schon in der Gegend. Das
wird der Knotenpunkt für GetYourGuide in Berlin werden.
Ist die Bundeshauptstadt Ihr wichtigster Markt?
Für uns macht Berlin nur knapp vier
Prozent des Umsatzes aus. Städte wie
Paris, London und New York sind deutlich wichtiger. Nach den Anschlägen in
Paris hat sich das Geschäft dort zwar
leider etwas verlangsamt, aber dafür
wachsen Destinationen wie die USA
oder Asien sehr stark. Seit ein paar Monaten ist Island der absolute Überflieger, was durch die EM nochmals verstärkt wurde.
Wie behalten Sie die Übersicht?
Durch unsere Nutzer und ihr Buchungsverhalten erfahren wir natürlich, was sie wollen. Das ist einer der
größten Wettbewerbsvorteile des Onlinegeschäfts. Wenn sie sich zum Beispiel für Mauertouren und Bunkerführungen interessieren, können wir
daraus schließen, dass sie sich auch
für Geschichte interessieren und thematisch ähnliche Aktivitäten an anderen Orten machen wollen. Diesen
Vorteil hatten die klassischen Reisebüros eigentlich nie. Wir können sehr
gut analysieren, welche Wünsche die
Kunden haben und wie viel Geld sie
dafür ausgeben.
MARTIN U. K. LENGEMANN (2)
Wie passt das Projekt zu Ihnen persönlich?
Musik, Kultur und Geschichte haben
mich schon immer sehr angezogen.
Gleichzeitig bin ich auch Naturwissenschaftler, und in den vergangenen Jahren
habe ich meinen Schwerpunkt für das
Tourismus- und das Onlinegeschäft entwickelt. Das Projekt Humboldt-Forum
fordert mich in allen diesen Punkten heraus. Das ist wie maßgeschneidert für
mich persönlich.
„Das ist es, was Berlin heute ausmacht“: Für Internetunternehmer Johannes Reck steht die Rekonstruktion des Berliner Schlosses für das Zusammenspiel aus Alt und Neu in der Hauptstadt
„Nur OMA
war die
Promotion
wichtig“
FEIERABEND MIT JOHANNES RECK
Der Chef des Reise-Start-ups
GetYourGuide hat sich in das neue Berliner
Schloss verliebt. Ein Expertengespräch
über Tourismus und authentische Ziele
Vom Uni-Tüftler zum Gründer
Aufgewachsen ist Johannes
Reck, 31, in Köln. Sein Vater ist
Hans-Joachim Reck, der unter
anderem Bundesgeschäftsführer der CDU war. In Zürich
und Harvard studierte Reck
Biochemie, später absolvierte er
eine Hospitanz bei der Boston
Consulting Group.
Mit Kommilitonen legte Reck
den Grundstein von GetYourGuide nicht in der Start-upHauptstadt Berlin, sondern in
Zürich. An der Eidgenössischen
Technischen Hochschule experimentierten die Gründer an
einem Portal, auf dem Studenten eigene Stadtführungen
anbieten konnten. Ähnlich
funktioniert das Portal Couchsurfing, auf dem Menschen ihr
Sofa Fremden zum Schlafen
anbieten.
Die Idee ging allerdings nicht
auf, das Portal hatte keinen
durchschlagenden Erfolg. Also
band das Team vor allem pro-
fessionelle Sightseeing-Anbieter
aus aller Welt ein, die sich selbst
nicht ausreichend im Internet
vermarkten können. Ein Strategieschwenk, der sich auszahlte.
Mittlerweile arbeiten weltweit
250 Mitarbeiter in elf Büros für
das Start-up. Über Gewinn und
Kapitalbewertung gibt es derzeit keine genauen Zahlen. GetYourGuide erklärt nur, dass sich
der Umsatz aktuell jedes Jahr
verdoppele. Das hören Marktbeobachter gerne. Im November
investierte die Beteiligungsgesellschaft KKR 50 Millionen
Dollar in das Start-up.
Johannes Reck (rechts) mit
Redakteur Max Zimmermann
Das wollen die Kunden auch gut investiert wissen. Wie verhindern Sie
Flops bei den Angeboten?
Wir haben ein sehr großes Vertriebsteam
mit über 40 Personen, das stark wächst.
Außerdem bauen wir immer mehr lokale
Büros auf. Unser Vertriebsteam prüft die
neuen Anbieter und ihre Lizenzen. Unsere Vertriebler fliegen auch um die ganze
Welt, um die Angebote zu testen.
Können die Kunden auch selbst sagen: Das war doof?
Klar. Wir haben ein offenes Bewertungssystem, in dem Kunden Rezensionen hinterlassen können. Das wird auch rege genutzt. Wenn wir sehen, dass ein Produkt
schlechte Bewertungen hat, nehmen wir
es auch wieder von der Plattform. Das ist
aber kein großes Problem, von fünf Sternen haben wir im Schnitt 4,2.
Trotzdem könnten Sie Neuerungen
verpassen. Haben Sie Angst davor?
Total. Es ist essenziell in unserem Geschäft, immer aktuell zu bleiben. Der
Markt wächst nicht nur im Onlinebereich, sondern auch in seiner Auswahl.
Es gibt immer ausgefeiltere Konzepte
zur Entdeckung von Städten. Ein neues
Produkt sind zum Beispiel Virtual-Reality-Brillen. Es wird künftig die Möglichkeit geben, in jedem Moment durch das
GPS-Tracking des Telefons zu wissen,
was man dort erleben kann. Dahin müssen wir uns als Plattform und mit unseren Anbietern entwickeln.
Da haben Sie mit dem neuen Spiel
„Pokémon Go“ einen starken Konkurrenten. Dort findet man selbst kleinste Sehenswürdigkeiten. Wie schätzen
Sie die Chancen der „Gamification“
von Sightseeing ein?
Wir haben in den vergangenen Jahren einen sehr starken Trend zu interaktiven
Angeboten gesehen, die Geschichte,
Kunst und Sehenswürdigkeiten in einer
neuen Form erlebbar machen. Diese Entwicklung wirkt aber überhaupt nicht
kannibalisierend – im Gegenteil, es
weckt weiteres Interesse an einzigartigen Reiseerlebnissen, und genau das verkaufen wir. Mittelfristig werden neue
Technologien wie Virtual Reality oder
Location Based Gaming ganz neue
Marktsegmente für uns eröffnen.
Dagegen sehen die Angebote auf GetYourGuide heute fast langweilig aus.
Das ist ein guter Punkt. Man muss bei
so einem globalem Reiseportal mit den
Standards anfangen, um zu wachsen.
Wir hatten vergangenes Jahr eine Million Kunden, und 2016 wird es ein Vielfaches sein. Das kann man anfangs nur
mit den beliebtesten Touristenzielen
und Sightseeingtouren erreichen. Wir
werden aber künftig ein breiteres Angebot haben und mehr in Nischen vor-
dringen. Die Nutzer wollen wir dann
anhand ihrer Vorlieben gezielt zu diesen Angeboten lenken.
Was bieten Sie jemandem, der mehr
will, als nur Attraktionen zu sehen?
Das ist der nächste Schritt des Tourismus. Die Leute wollen in Airbnb’s schlafen, sie wollen authentische Erfahrungen haben. Diese Leute wollen von GetYourGuide natürlich, dass wir nicht nur
die Hauptattraktionen anbieten, sondern spannende Sachen machen. Wie
kann ich beispielsweise einen Tag als
Berliner verbringen? Wie kann ich die
besten Cafés im Kiez erkunden? Oder
gibt es in Paris einen Kochkurs oder eine Weinprobe? Daran arbeiten wir.
Könnte die Firma dann einmal zu
groß für Sie als Gründer werden?
Es ist eine Illusion zu glauben, dass die
großen Internetunternehmen nur von
den Gründern aufgebaut wurden. Auch
bei Facebook war es nicht nur Mark
Zuckerberg. Ich habe ein hervorragendes Team, das mich unterstützt und
das sehr viel Erfahrung hat. Es brennt
für das Unternehmen, und wir ziehen
das zusammen auf.
Wer waren denn die ersten Geldgeber? Ihre Eltern?
Ja, sie waren die ersten Finanziers, sie
haben mir einen Betrag geliehen. Mit
dem Geld von Freunden und Familie haben wir angefangen, das Unternehmen
aufzubauen.
Was haben sie zu der Idee des Portals
gesagt?
Sie waren am Anfang nicht begeistert
und kritisch. Aber sie meinten: Ach,
mach mal. Nur meiner Oma war es
wichtig, dass ich meine Promotion fertigstelle.
Und, haben Sie sie abgeschlossen?
Nein, leider noch nicht, aber aktuell lässt
sich das leider auch nicht umsetzen.
Wie haben Sie die Investoren von
dem Portal überzeugt?
Da sind zwei, drei Dinge, die sich Investoren gerne anschauen. Unser Markt ist
beispielsweise einfach riesig groß. Auf
den Berliner Fernsehturm fahren pro
Jahr über eine Million Leute. Den Eiffelturm besuchen sieben Millionen. Wenn
man addiert, was weltweit vor Ort für
Sightseeing und Touren ausgeben wird,
kommt man auf eine Summe weit über
100 Milliarden Euro. Wir agieren in einem unglaublich großen Markt, der sehr
fragmentiert und gleichzeitig noch
nicht online ist. Allein da hat es bei jedem Investor Klick gemacht.
Was ist denn Ihr Ziel für das Unternehmen?
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Langfristig wollen wir mit GetYourGuide eines der größten Reiseunternehmen weltweit aufbauen. Wir bieten
das wirkliche Reiseerlebnis, ein viel
emotionaleres Produkt als unsere
Wettbewerber in der Onlinetourismusbranche. Wir können Kunden von unseren Angeboten begeistern, da ist viel
mehr möglich als bei einer reinen Buchungsmaschine für Hotelzimmer oder
Flüge. Von unserem Potenzial haben
wir erst einen Bruchteil erreicht.
Wie stehen die großen Reisekonzerne
wie TUI und Co. zu GetYourGuide?
Was wir machen, ist ja eigentlich das,
was die TUI früher einmal gemacht hat.
Sie hat den Flug, das Hotel und dann die
ganzen Aktivitäten vor Ort, die Transfers
und andere Dinge vermarktet. Aber dieses Geschäftsmodell wurde in den vergangenen Jahren zerschossen. Booking.com und HRS haben sich die Hotels geschnappt. Unser Teil, der Beratungspart,
wurde komplett aufgelöst. Wir arbeiten
jetzt sogar mit der TUI zusammen. Sie
dockt an unser System an, nutzt unsere
Produkte und vertreibt sie.
Würden Sie das Unternehmen verkaufen?
Nein, das ist keine Option für uns.
Sind denn noch alle anderen CoGründer an Bord?
Tao Tao und ich leiten GetYourGuide zusammen. Martin Sieber und Tobias Rein
sind auch noch dabei und arbeiten in der
Software- und Produktentwicklung. Ein
weiterer Gründer hat sich als Start-upCoach mittlerweile zum zweiten Mal
selbstständig gemacht. Wir hatten glücklicherweise ein sehr starkes Gründerteam. Das war wirklich sehr wichtig für
den Erfolg.
Buchen Sie auch bei GetYourGuide?
Absolut. Ich buche pro Jahr sicher 20
Aktivitäten.
Sind Sie immer zufrieden?
(Lacht) Also, ich denke, wir sind deutlich besser geworden. Aber als Chef
der Firma kommt man natürlich jedes
Mal mit einer Verbesserungsliste von
20 bis 30 Punkten nach Hause, die
man direkt weitergibt.
Was ist Ihre Lieblingstour?
Die Tagestour von El Calafate auf den Perito-Moreno-Gletscher in Patagonien ist
ein absolut spektakuläres Erlebnis. Unser
Helikopterflug von Las Vegas in den
Grand Canyon ist ebenfalls wirklich
atemberaubend. Es geht aber auch einfacher: Einmal habe ich an einem Schabbat
eine Privatführung durch die Altstadt von
Jerusalem gemacht. Sie können sich keine
intensivere und spannendere Atmosphäre
vorstellen. Das ist Geschichte pur.
WELT am SONNTAG-2016-07-17-sil-24 f5123d7d0164873d70b500d7b5da4639
FINANZEN & WOHNEN
Revolution im Topf: Das Comeback der Zimmerpflanze
WELT AM SONNTAG
NR. 29
17. JULI 2016
S. 47
SEITE 41
GELD AM SONNTAG
Machen RUINEN
noch reich?
GETTY IMAGES/SEAN GALLUP
Ein
einsamer Tod
Belagerungszustand: Ein Investor wollte das Berliner Mietshaus Rigaer Straße 94 sanieren und löste damit einen Häuserkampf zwischen Polizisten und Linksradikalen aus. Fast jede Nacht brennen Autos
A
ls er das erste Mal von
der Rigaer Straße 94
hörte, hatte der Investor die Millionenrendite wohl schon vor
Augen.
Schließlich
steht dort eines der
letzten unsanierten Gebäude im ansonsten aufmöblierten Berliner Szenebezirk Friedrichshain. Ein schöner Altbau, errichtet um 1900 in einer ruhigen
Straße mit Kopfsteinpflaster, dicken,
hohen Bäumen, dazu eine hervorragende Anbindung an U- und S-Bahn. Gut,
da war dieses Problem, dass ein paar
linksradikale Rabauken zu absurd niedrigen Mieten in dem Haus wohnten und
außerdem noch die Erdgeschossräume
besetzt hatten und dort eine illegale
Kneipe und eine Werkstatt betrieben.
Aber die wird man mit ein paar Tricks
schon los, dachte sich der Investor vermutlich, gründete eine Briefkastenfirma auf den Britischen Jungferninseln,
ließ die Firma das Haus kaufen und
nach einer gewissen Schonfrist dann als
ersten Akt die Kneipe und die Werkstatt
räumen. Das war am 22. Juni.
VON MICHAEL FABRICIUS
UND TINA KAISER
Was dann passierte, machte bundesweit Schlagzeilen: Fast jede Nacht
brannten seitdem in Berlin Autos, wurden Farbbomben geschmissen und
Scheiben eingeschlagen. Am vergangenen Wochenende lieferten sich 3800
Randalierer mit 1800 Polizisten eine der
größten Straßenschlachten seit den
Häuserkämpfen in den 80er-Jahren.
Wenige Tage später entschied das Berliner Landgericht, dass die Räumung von
Kneipe und Werkstatt illegal war. Am
Donnerstagnacht feierte die Kneipe eine Wiedereröffnungsparty. Und der Investor konnte sich vermutlich nur über
eines freuen: dass er sich hinter einer
Briefkastenfirma versteckt hatte und
daher niemand sein Auto oder sein
Haus anzünden konnte.
Der Fall ist extrem, und doch zeigt er
mustergültig, wie sich der Kampf um
die letzten unsanierten Wohnungen in
gefragten Lagen zuspitzt. Jahrzehntelang konnten Entwickler und Investo-
Mit Luxussanierungen
von Mietshäusern
konnte man jahrelang
sehr gut verdienen.
Weil den Entwicklern
die guten Objekte
ausgehen, greifen
manche zu üblen
Methoden, ihre Mieter
loszuwerden
ren mit Luxussanierungen von Mehrfamilienhäusern relativ einfach gute Gewinne erzielen. Doch der Markt ist eng
geworden. Es gibt immer weniger Objekte, die infrage kommen. Viele Häuser
sind fertig, neue Bewohner sind eingezogen, die Gentrifizierung schreitet voran. Wer jetzt noch mit Sanierungen
Geld verdienen will, der muss sich an
immer riskantere Schrottimmobilien
wagen – oder an solche wie die Rigaer
Straße 94, die aus politischer Sicht etwa
so attraktiv ist wie ein Kindergarten auf
einer Sondermülldeponie. Die Aussicht
auf Rendite ist dennoch verlockend.
Denn obwohl die Kosten für Grundstücke, Handwerker und für energetische
Ausstattung immer weiter steigen, können Investoren wegen der enormen
Nachfrage durch Zuzügler eine ordentliche Marge erzielen – sei es durch den
Verkauf als Eigentumswohnung oder
mit einer deutlichen Mieterhöhung. Voraussetzung in beiden Fällen: Die alten
Mieter müssen raus. Irgendwie.
Der Run auf die letzten unsanierten
Altbauten hat vor allem in ostdeutschen
Städten zugenommen, wo in Hinterhöfen und Seitenstraßen noch viele klapperige Altbauten vor sich hindämmern.
Manche stehen seit vielen Jahren leer,
die Fensterscheiben zerschlagen, die
Dächer löchrig, die Holzböden durchweicht. Manche sind aber auch noch bewohnt. Höhere Nachfrage, steigende
Grundstückspreise und mangelnde Al-
ternativen lenken das Interesse der Entwickler jetzt auf solche Objekte. „Häuser, bei denen man vor ein paar Jahren
noch mit einem Abriss gerechnet hätte,
werden jetzt entdeckt und saniert“, bestätigt Raik Säbisch vom Verband Privater Bauherren (VPB) in Leipzig. In der
Innenstadt von „Hypezig“, wie die Stadt
wegen des neuerlichen Booms genannt
wird, gebe es auch noch einige besetzte
Häuser. „Die werden wahrscheinlich in
den nächsten Jahren nach und nach geräumt“, erwartet Säbisch.
Die Rigaer Straße wird also nicht das
letzte Rückzugsgefecht der Besetzer
sein. Und während sich die Gruppen in
der Nummer 94 auf die nächste Räumung vorbereiten, kann man direkt nebenan besichtigen, was sich mit einer
modernisierten Immobilie verdienen
lässt. Im Haus Nummer 26 wird gerade
eine sanierten Zweizimmerwohnung
mit 65 Quadratmetern angeboten. Die
Wohnung hat einen billigen Laminatboden, keine Einbauküche, aber immerhin
sind Fenster und Bäder neu gemacht.
Die Kaltmiete: 722 Euro. Das sind elf
Euro pro Quadratmeter. Dabei liegt die
Durchschnittsmiete für diese Größe
und Lage laut Mietspiegel bei 5,62 Euro.
Solche Preissprünge sind nur machbar, wenn die bisherigen Mieter weichen. Denn bestehende Mietverträge
sind vor großen Erhöhungen geschützt.
Maximal elf Prozent der Modernisierungskosten, bezogen auf eine Wohnung und auf das Jahr gerechnet, dürfen
auf die Nettokaltmiete aufgeschlagen
werden. Von sechs auf elf Euro, wie in
der Rigaer Straße, kommt man unter
Einhaltung dieser Regel jedenfalls
nicht. Da in vielen Städten aber immer
mehr zahlungskräftige Zuzügler immer
drängender nach Wohnungen suchen,
ist die Versuchung für Investoren groß,
zu „entmieten“, wie es im Branchenjargon heißt. „Der Druck auf Mieter im Zusammenhang mit Sanierungsmaßnahmen hat in den letzten Jahren zugenommen“, sagt Ulrich Ropertz, Sprecher des Deutschen Mieterbundes.
Seit Jahren häufen sich die Berichte
aus den Ortsverbänden des Mieterbundes und erreichen die Zentrale in Berlin.
Ein Tod ist zu beklagen. Ein trauriges Ableben ist es, denn zeit ihres
Lebens stand die Betrauerte abseits,
verschmäht und missachtet. Ich war
einer der wenigen, die sie schätzten.
Und nutzten. Die Geldkarte.
Am Fahrkartenautomaten des Verkehrsverbunds im Rhein-Main-Gebiet konnte ich damit schnell und
einfach mein Ticket ziehen, ohne
lästige PIN-Eingabe. Am Briefmarkenautomaten der Deutschen Post
konnte ich krumme Beträge leicht
bezahlen und vermeiden, Wechselgeld in Form von 1-Cent-Briefmarken ausbezahlt zu bekommen.
Doch vorbei, vorbei. Schon seit
Monaten nehmen immer weniger
Ticketautomaten sie noch an. Und
nun musste ich feststellen, dass auch
die Deutsche Post die Geldkarte abserviert hat: „Zahlung mit Geldkarte
nicht mehr möglich“.
Adieu, Teuerste. Dein eigentliches
Unglück ist, dass Dir nur wenige
nachtrauern, die meisten Dein Verscheiden gar nicht mitbekommen.
Die Welt ist ungerecht, und selbst
dieser Nachruf darf gerade mal 32
Zeilen füllen. Vanitas mundi.
Der trauernde Hinterbliebene
FRANK STOCKER
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FORTSETZUNG AUF SEITE 42
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WELT am SONNTAG-2016-07-17-sil-24 f5123d7d0164873d70b500d7b5da4639
42 FINANZEN
WELT AM SONNTAG
NR. 29
17. JULI 2016
FORTSETZUNG VON SEITE 41
Deshalb kennt Ropertz die Tricks der
Vermieter genau: „Um Mieter loszuwerden, reicht oft schon eine Modernisierungsankündigung aus“, sagt der Sprecher. „Zieht der Mieter nicht aus, greifen Vermieter oft in die Psycho-Kiste,
schicken Abmahnungen, Mieterhöhungen, Kündigungen und so weiter, mit
dem einzigen Ziel, Mieter mürbe zu machen.“ Manche Vermieter würden auch
versuchen, Mietparteien aus dem Haus
zu kaufen: „Die vermeintliche Alternative: Entweder in der Wohnung bleiben,
lange Umbauarbeiten mit entsprechenden Einschränkungen in Kauf nehmen
und danach die teure, für viele unbezahlbare Miete zahlen oder bei einem
sofortigen Auszug 2000 Euro auf die
Hand bekommen.“
Es gibt Vermieter, denen ist jedes
Mittel recht, um die alten Bewohner mit
ihren Billigmieten loszuwerden. Da fällt
wochenlang das Fernsehen, die Heizung
oder der Strom aus, da werden Mieter
gezwungen, sich ein Dixie-Klo im Hof
zu teilen, weil die Bäder leider saniert
werden müssen. Da werden Dächer abgedeckt und so lange offen stehen gelassen, bis ein heftiger Regen die Wohnungseinrichtung des Obergeschosses
ruiniert. Mieter werden vorübergehend
in Ausweichwohnungen umquartiert,
die dann nur halb so groß oder so hässlich sind, dass man sich doch fragt, ob
man sich nicht gleich selbst eine schönere Wohnung sucht. Es ist eine dauerhafte Zermürbungstaktik, bei der fast
jeder früher oder später aufgibt.
Nicht so Sven Fischer, ein sportlicher, glatzköpfiger Typ mit Berliner
Schnauze. Der 46-jährige Catering-Unternehmer und seine Familie sind die
letzten verbliebenen Mieter des Hauses
Kopenhagener Straße 49, einem Gründerzeit-Mehrfamilienhaus im Berliner
Stadtteil Prenzlauer Berg. Seit die Berliner Immobilienentwickler Bert und
Wulf Christmann das Haus im Jahr 2013
kauften, befindet sich Fischer im Krieg
mit den Brüdern.
Auf ihrer Webseite wirbt die Christmann Holding GmbH mit „Altbausanierungen aus Leidenschaft“. Die Berliner
Lokalpresse kürte die Firma als „Berlins
brutalste Sanierer“. Fischer sagt: „Die
wollten uns fertigmachen.“
Kurz nach dem Verkauf des Hauses
vor drei Jahren habe die Christmann
Holding angekündigt, das Haus energetisch sanieren zu wollen: neue Fenster,
Zentralheizung, Wärmedämmung. Das
Mietshaus sollte in Eigentumswohnungen aufgeteilt werden. Für 4500 Euro
pro Quadratmeter hätten die Mieter ihre Wohnungen aber auch selbst kaufen
können. Laut Mieterverein lag dieser
Preis damals 1000 Euro über dem ortsüblichen Tarif.
Ein Mieter nahm das Angebot an. Für
den Rest ging der Kampf los. Zunächst
habe Christmann eine Reihe fristloser
Kündigungen an Mieter geschickt, erzählt Fischer. Nach der ersten Kündigungswelle seien die Bauarbeiten losgegangen: „Unser Haus wurde monatelang eingerüstet und mit Bauplane ummantelt“, sagt Fischer. Die Folge: kaum
Tageslicht oder frische Luft in den
Wohnungen.
Ein Mieter nach dem anderen gab
auf. „Viele Leute hat es regelrecht krank
gemacht, hier noch weiter zu wohnen.“
Fischer dagegen wurde mit jedem Vorfall kampfeslustiger. Während er mit
seiner Familie im Sommerurlaub war,
brachen Bauarbeiter von oben durch die
Badezimmerdecke seiner Dachwohnung und flexten den Wasserboiler ab.
Einige Tage später stellte Fischer fest,
dass die Bauarbeiter auch den Schornstein herausgerissen und mit Brettern
zugenagelt hatten. Weil es keinen Abzug mehr gab, war Fischers Gasetagenheizung unbrauchbar: kein warmes
Wasser, keine Heizung mehr.
Mittlerweile ist der Schornstein wieder aufgebaut. Bis auf Fischer, seine Familie und ein befreundetes Pärchen
sind alle Mieter ausgezogen. Zu sechst
teilen sie sich eine auf zwei Wohnungen
verteilte WG. Die anderen Wohnungen
wurden verkauft, nur das Team Fischer
wehrt sich weiter. Christmann will deren Miete von 644,23 Euro kalt auf 2927
Euro warm erhöhen. Fischer will das
nicht akzeptieren. „Ich bin es meinen
zwei Töchtern schuldig, ich will ein
Exempel statuieren.“ Wenn die Töchter,
15 und 11, erwachsen sind, soll es immer
noch bezahlbare Wohnungen in Berlin
geben. Fischer sagt, er werde seinen
Beitrag dafür leisten.
Man hätte gern gehört, was die Brüder Christmann dazu sagen. Die „Welt
am Sonntag“ bat die beiden am Freitagvormittag, sich im Laufe des Tages zur
Kopenhagener Straße zu äußern. Bert
Christmann antwortete, die Anfrage sei
ihm zu kurzfristig, und verwies auf ein
Interview, das er im vergangenen Jahr
der „Welt“ zu dem Thema gegeben hatte. Damals hatte Christmann gesagt, der
Einbruch bei Fischer sei nicht in Ordnung gewesen. Er gehe aber auf das
Konto der Baufirma, nicht auf seines.
Der Krieg mit dem letzten Mieter sei
auch an ihm nicht spurlos vorbeigegangen. Wie man sich fühlen solle, wenn
man im Gerichtssaal Dutzenden Gentrifizierungsgegnern mit Trillerpfeife
gegenübersitze? Christmann: „Die Angriffe gehen ins Persönliche.“
In der Immobilienbranche spricht
man nicht gern über solche Dinge. Niemand will mit schwarzen Schafen in
Verbindung gebracht werden, die für ihre Rendite über Mieterexistenzen gehen. „Wenn man sauber und sozial verträglich arbeiten will, lohnen sich Sanierungen nicht mehr“, sagt ein Berliner
Immobilienentwickler, der sich heute
auf Neubauten konzentriert. Bis vor
knapp zehn Jahren machte seine Firma
nichts anderes, als Mehrfamilienhäuser
aufzukaufen, sie aufwendig zu sanieren
und die Wohnungen anschließend teurer zu verkaufen oder zu vermieten.
Rentieren konnte sich das aber eben
nur, wenn ein großer Teil der früheren
Mieter auszog – entweder gegen eine
Abfindung oder durch natürliche Fluktuation. „Das funktioniert heute nicht
mehr, weil die Leute aufgrund der
enorm gestiegenen Mietpreise in ihren
alten Wohnungen festsitzen“, sagt der
Unternehmer.
Zudem steigen die Sanierungskosten
selbst immer weiter, was den Renditedruck noch weiter erhöht. Der Leipziger
Bauherren-Berater Säbisch geht bei einem maroden Altbau von 2000 Euro
Kosten pro Quadratmeter Wohnfläche
aus. Die „Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen“ (Arge) in Kiel rechnet
sogar mit bis zu 2500 Euro (siehe Tabelle) – jedenfalls wenn das ganze Haus auf
den Kopf gestellt, der gesamte Grundriss geändert wird und Barrieren beseitigt werden. Viele Materialien haben
sich verteuert. Und die Handwerksbetriebe sind so stark ausgelastet, dass
sie, anders als noch vor zehn Jahren, hohe Preise verlangen können.
„Es gibt einen weiteren Kostentreiber“, sagt Arge-Geschäftsführer Dietmar Walberg: die staatseigene Förderbank KfW. Wer ein Haus energetisch saniert und dafür Födermittel der KfW
nutzen will, muss dafür immer strengere Vorgaben erfüllen. „Bei der Gestaltung der Förderung durch die KfW liegt
der Fokus eher auf einer möglichst hohen Energieersparnis. Soziale Aspekte
haben weniger Relevanz.“ Gemeint ist:
Bekommt ein Haus eine Dämmschicht
nach den aktuell gültigen Vorgaben sowie eine Öko-Heizung, sieht sich der
Vermieter anschließend dazu gezwungen, die Miete deutlich zu erhöhen –
trotz Förderung. „Zwangsläufig zwei bis
vier Euro“ müssten auf die Kaltmiete
aufgeschlagen werden, um in den Bereich der Wirtschaftlichkeit zu kommen, so Walberg. Im Bereich des sogenannten bezahlbaren Wohnraums sei
das kaum möglich. Und die Ersparnis
bei den Heizungskosten sei für Mieter
meistens enttäuschend. „Uns ist kaum
NDREAS PEIN/LAIF
Machen Ruinen
noch reich?
Die Rigaer Straße gilt als Rückzugsort der Linksradikalen in Berlin. Sie stemmen sich gegen Gentrifizierung
Grenzfälle: Was Mieter und Vermieter wissen sollten
Modernisierung: Sie unterscheidet
sich von der „Instandhaltung“ und
steigert den Wert der Immobilie –
zum Beispiel wenn ein normales
Fenster durch ein neues mit Dreifachverglasung ersetzt wird. Ersetzt der Vermieter dagegen nur
schadhafte oder abgenutzte Teile
durch neuwertige, dient das dem
Erhalt der Mietsache. In diesem
Fall dürfen die Kosten nicht auf die
Miete umgelegt werden – ein häufiger Streitfall.
Ankündigung: Mindestens drei
Monate vor Beginn der Arbeiten
müssen die Mieter informiert werden. Der Vermieter sollte mitteilen,
welche Arbeiten im Einzelnen geplant sind, wie lange die Arbeiten
voraussichtlich dauern und welche
Mieterhöhung zu erwarten ist.
Umzug: Ein längerfristiger Auszug
aus der Wohnung ist dem Mieter in
aller Regel nicht zuzumuten und
stellt eine nicht zu rechtfertigende
Teure Sanierung
Mehrfamilienhaus, Kosten in Euro pro Quadratmeter, inkl. MwSt.
Energetische Modernisierung
„Effizienzhaus 100”
Vollmodernisierung 1 – zusätzlich
generationengerechter Umbau*
647– 878
1634 –2228
2276 –2968
Vollmodernisierung 2 – zusätzlich
Umbau, Erweiterung Wohnfläche**
Abriss und Neubau
„Effizienzhaus 70”
* u. a. Bad für Menschen mit eingeschränkter Mobilität, barrierearme
Zugänge, Aufzug ** bei Mehrfamilienhaus von 53 auf 64 qm
2123 –2692
Quelle: Arge e.V.
Härte dar. Das hat das Landgericht Berlin (65 S 301/15) entschieden. In dem Fall war eine zwölfmonatige Baumaßnahme angekündigt worden. Die vorübergehende
Räumung einzelner Zimmer, ein
Zwischenumzug oder ein Ausweichen in ein Hotel kommen in der
Regel nur dann in Betracht, wenn
besonders schwerwiegende, zwingende Gründe für die Modernisierung sprechen oder der Mieter
durch den vorübergehenden Wohnungswechsel nicht wesentlich
beeinträchtigt wird. Der Mieter
muss bei der Beschaffung von
Ersatzwohnraum nicht mitwirken.
Ersatzwohnung: Verpflichtet sich
der Vermieter, dem Mieter eine
Pension zu stellen, so muss diese
von „mittlerer Art und Güte“ sein.
Anderenfalls darf der Mieter die
Duldung verweigern. Ein Mieter,
der in seiner Wohnung über Sanitäreinrichtungen verfügt, darf
diese auch in der Ersatzunterkunft
beanspruchen und muss sich nicht
auf Etagenduschen usw. verweisen
lassen (LG München I 14 S 4128/15).
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eine energetische Modernisierung bekannt, bei der die Ersparnis höher als 50
Cent pro Quadratmeter gelegen hätte“,
so Walberg. Die berühmte Warmmieten-Neutralität sei „ein Märchen“.
Allerdings beobachtet Experte Säbisch in Leipzig auch, dass die Bauträger einfach deshalb höhere Preise verlangen, weil sie es können. Es ist also
beides: Höhere Kosten einerseits und
höhere Gewinnspannen andererseits
sorgen dafür, dass Mieter ihre angestammten Stadtteile verlassen müssen.
Eine zweite Mietrechtsreform soll
das verhindern. Laut Gesetzentwurf des
Bundesjustizministeriums dürfen Vermieter künftig statt elf Prozent nur
noch acht Prozent der Modernisierungskosten auf die Mieter umlegen.
Zusätzlich soll es eine Kappungsgrenze
geben, die Mieterhöhungen für eine
Dauer von acht Jahren auf drei Euro pro
Quadratmeter deckelt. MieterbundSprecher Ropertz begrüßt das zwar, ist
aber auch skeptisch: „Für Vermieter, deren Ziel es ist, Mieter aus der Wohnung
herauszumodernisieren, spielt die Frage, ob acht oder elf Prozent der Modernisierungskosten auf die Miete umgelegt werden können, kaum eine Rolle.
Diese Vermieter modernisieren in aller
Regel teuer und umfassend.“ Und dann
lasse man es darauf ankommen.
Fairerweise muss man sagen: Eine Sanierung ist für Mieter natürlich nicht
grundsätzlich etwas Schlechtes. Im Gegenteil: Viele Menschen freuen sich,
wenn das Haus, in dem sie leben, frisch
gestrichen wird, der Kohleofen durch
eine Zentralheizung ausgetauscht oder
die Sanitäranlagen auf den neusten
Stand gebracht werden – solange die
Kosten im Rahmen bleiben. Und in
strukturschwächeren
Gegenden
Deutschlands wie dem Ruhrgebiet oder
auch traditionellen Arbeitervierteln
deutscher Großstädte sind Vermieter
ohnehin dazu gezwungen, kosteneffizient zu renovieren. Es gibt dort keine
Abnehmer für Luxuswohnungen. Selbst
die tollste Dachterrasse mit Jacuzzi und
die extravaganteste Designerküche würden kaum einen Yuppie in einen Plattenbau in Berlin-Marzahn locken.
„Es ist ein sehr schmaler Grat, eine
Wohnung kostendeckend zu sanieren,
ohne die Mieter zu verdrängen“, sagt
Klaus Freiberg, Vorstandsmitglied des
Dax-Konzerns Vonovia, mit rund
344.000 Wohnungen der größte private
Vermieter des Landes. Der Bestand umfasst viele ehemalige Werkswohnungen,
jedes Jahr werden etwa drei Prozent davon energetisch modernisiert. Die Mieten würden durchschnittlich um zwei
Euro pro Quadratmeter steigen und lägen danach meist immer noch unter
dem Durchschnittspreis bei Neuvermietungen. „Das halte ich für sozial vertretbar.“ Grundsätzlich sei es schwierig,
alle Mieter glücklich zu machen. „Die
Menschen werden immer älter. Daher
würde es absolut Sinn machen, überall
Aufzuganlagen anzubringen – aber
wenn der Großteil der Mieter sich dagegen wehrt, dann lassen wir es bleiben.“
Trotzdem hat auch Vonovia regelmäßig Ärger. In Mainz-Oberstadt zum Beispiel, wo der Konzern gerade zwei Wohnungsblocks mit 48 Parteien saniert.
Anfang Juni wurden die Balkone abgerissen. Vonovia will neue, vier Quadratmeter größere Balkone anbringen. „Die
alten waren sanierungsbedürftig“, sagt
Freiberg. Einige Mieter haben sich beim
Mieterbund und in der Lokalpresse beschwert. Die alten Balkone seien noch
gut gewesen, die neuen Balkone erhöhten die Quadratmeterzahl der Wohnung
und machten sie unnötig teurer.
Wegen der Widersprüche strich der
Konzern eine andere geplante Renovierungsmaßnahme: So werden die alten
Fenster nun doch nicht durch neue ausgetauscht. Das war dann vielen auch
wieder nicht recht, sagt Freiberg: „Postwendend haben sich andere Mieter bei
uns gemeldet, die nun doch die neuen,
dreifachverglasten
Fenster
haben
möchten.“
WELT am SONNTAG-2016-07-17-sil-24 f5123d7d0164873d70b500d7b5da4639
D A S M E I N U N G S - U N D D E B AT T E N F O R U M
FÜR DIE WIRTSCHAFTSELITE
W IRTSCH A FT
ERSTER KL ASSE.
D I S KU T I E R E N S I E M I T:
M Ä R K TE
„Was wird also aus dieser Ansammlung von Sanders-Anhängern, wenn
der Vorwahlkampf zu Ende ist? Die echten Idealisten werden wahrscheinlich merken, dass, egal wovon sie träumen, Trump ein Albtraum wäre.“
P A U L K R U G M A N , US-Nobelpreisträger und BILANZ-Kolumnist
© Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung
WELT am SONNTAG-2016-07-17-sil-24 f5123d7d0164873d70b500d7b5da4639
44 FINANZEN
F
ingerspitzengefühl ist nicht
jedem gegeben. Schon gar
nicht, wenn es dem Geldverdienen im Wege steht. Und
bei der US-Investmentbank
Goldman Sachs geht es vor allem darum. Anfang der Woche teilte das WallStreet-Haus die Verpflichtung von José
Manuel Barroso mit. Seitdem hagelt es
Kritik: „Moralisch, politisch, berufsethisch ist das ein Fehler“,
schimpfte Frankreichs Europa-Staatssekretär Harlem Désir. Dies sei „der
schlechteste Dienst“, den
WELT AM SONNTAG
NR. 29
17. JULI 2016
land. Otmar Issing, einst Chefvolkswirt
der EZB, steht in den Diensten der
Amerikaner und Italiens ehemaliger
Premier Mario Monti auch. „Mancher,
der bis zur Rente im Staatsdienst gestanden hat, will jetzt noch einmal seine
Beziehungen versilbern“, lästert ein
Kritiker aus der Politik.
Um Interessenkonflikte zu verhindern, müssen die Seitenwechsler eine
„Abkühlphase“ durchlaufen. Gemeint sind damit
Zeiten, in denen die ExPolitiker nicht zu Firmen
wechseln dürfen, mit denen sie in ihrer RegieVON JAN DAMS
rungszeit zu tun hatten.
Kritiker halten das in vieein früherer Chef einer
len Fällen für nicht ausEU-Institution dem euroreichend. „Der Barrosopäischen Projekt derzeit
Fall ist ein herausragenerweisen könne.
des Beispiel dafür, dass 18
Der Portugiese Barroso
Monate Karenzzeit für
– erst Premier seines LanEU-Kommissare deutlich
des, später Langzeitpräsizu kurz bemessen sind“,
dent der EU-Kommission
sagt Wolfgang Jäckle,
– wechselt als AufsichtsLeiter der AG Politik bei
Jörg Asmussen,
José Manuel Barroso,
Hans Martin Bury,
Mario Draghi,
Mario Monti,
Axel Weber,
ratsmitglied und Berater
Transparency DeutschLazard
Goldman Sachs
Lehman Brothers
Goldman Sachs
Goldman Sachs
UBS
zu Goldman Sachs. Barroland. „Derartige Fälle
so bringe „Sichtweisen,
sind Wasser auf die MühUrteilsvermögen und Ratlen weiterer EU-Ausschläge mit“, die für die
trittsbefürworter.“
Führung der Bank und die
In Deutschland gibt es
Aktionäre von großem
ebenfalls längst ein GeWert seien, teilte das Insetz zur Einführung von
vestmenthaus mit. Damit
Karenzzeiten. Doch es
Der einstige EU-Kommissionspräsident Barroso bandelt mit Goldman Sachs an. Er hat prominente Vorbilder
ja kein Zweifel aufkommt,
wird nicht umgesetzt,
wofür man sich den erfahdenn
die
Regierung
renen Politiker in derart
schafft es seit einem Jahr
unsicheren Zeiten einkauft.
Wissmann (CDU), war einst Verkehrs- sche Bank wiederum verpflichtete vor vant wie die Giganten vom Schlage ei- EZB-Präsident. Dessen Karriere ist so nicht, die darin vorgeschriebene EthikSeit Jahren sorgt diese Praxis für Är- minister. Eckart von Klaeden arbeitete Jahren den früheren Finanzstaatssekre- ner Deutschen Bank, die im Krisenfall eindrucksvoll wie schillernd. Draghi Kommission, die Interessenkonflikte
ger: Alternde Politiker und Spitzenbe- als Staatsminister im Bundeskanzler- tär Caio Koch-Weser. Drei Jahre nach das gesamte System gefährden können.
war von 1984 bis 1990 bei der Weltbank. prüfen soll, einzusetzen.
amte, deren Karriere zu Ende geht, su- amt von Angela Merkel, bevor er als Koch-Wesers Abgang aus dem FinanzDer Drehtüreffekt funktioniert in eiSeit dem Untergang von Lehman ist Bis 2001 arbeitete er als Generaldirektor
chen sich sehr gut bezahlte Jobs in der Cheflobbyist zu Daimler wechselte. Die ministerium wurde Jörg Asmussen des- die europäische Politik auf Krawall ge- im italienischen Finanzministerium. nigen Ländern in beide Richtungen. UnWirtschaft. Und verkaufen im Gegen- finanziell gut ausgestattete Waffenlob- sen Nachfolger. Soeben hat die Invest- bürstet, wenn es um die Großbanken 2002 folgte der große Wechsel: Draghi vergessen ist der Fall des früheren USzug dem neuen Arbeitgeber ihr Telefon- by setzt ebenfalls auf prominente Hilfe. mentbank Lazard ein neues Engage- geht. Die Meinung einflussreicher Poli- wurde Vice Chairman und Managing Di- Finanzministers Henry Paulson. Kurz
buch, sprich ihre Kontakte in die ersten Die leistet Ex-Entwicklungshilfeminis- ment bekannt gegeben: Asmussen.
tiker über Spitzenbanker ist oft nicht rector bei Goldman Sachs. Kritiker war- vor Ausbruch der Immobilienkrise wurReihen der Politik. Sie verdingen sich ter Dirk Niebel (FDP) nun für RheinmeUnter Peer Steinbrück verhandelte weniger schlecht als die der Bevölke- fen ihm die Beteiligung der Bank an der de der einstige Chef von Goldman
als Türöffner zu Ministern und Regie- tall. Und die Deutsche Bahn holte sich der 49-Jährige die Bankenrettung nach rung über die Kreditbranche. Seit Jah- Verschleierung der griechischen Bud- Sachs von Präsident George W. Bush
rungschefs und helfen auf diese Weise, den früheren Kanzleramtsminister Ro- dem Ausbruch der Finanzkrise im Jahr ren gibt es Bestrebungen, den Bankern getlöcher Anfang des Jahrtausends vor. 2006 in die Regierung geholt. Der Kri2008. Er zurrte die ersten Vereinbarun- ihr riskantes Verhalten durch ein mög- Draghi wiederum beteuert, damit nichts senhelfer von der Wall Street schickte
politische Entscheidungen im Interesse nald Pofalla (CDU) als Unterstützung.
Für die Banken ist die Lage mindes- gen zwischen den Europäern in der Eu- lichst dichtes Regelwerk auszutreiben. zu tun zu haben. Gerade das Netzwerk den Goldman-Konkurrenten Lehman in
der Unternehmen zu beeinflussen.
Weltweit gibt es unzählige Beispiele tens so schwierig wie für die Autobran- ro-Krise mit fest – bevor er als Direktor „Der Bundesfinanzminister würde – von Goldman Sachs ist weit verzweigt. die Pleite. Was folgte, war die größte Fifür solche Seitenwechsel. Nur wenige che. Neue Regularien und niedrige Zin- zur Europäischen Zentralbank (EZB) wenn er könnte – die Großbanken noch Der mittlerweile verstorbene belgische nanzkrise seit dem Zweiten Weltkrieg.
sind so Aufsehen erregend wie der von sen machen ihnen das Leben schwer. wechselte. Asmussen kennt sie folglich viel enger an die Kandare nehmen“, sagt EU-Kommissar Karel Van Miert arbeite- Das erklärt, warum die Verbandelung
Barroso. Gerhard Schröders Engage- Gerade deshalb werben die Banker in alle: die Banker im In- und Ausland; die einer, der Wolfgang Schäuble gut kennt. te ebenso als Berater wie der frühere iri- von Politik und Wirtschaft weiterhin so
ment bei Nordstream, der Tochter des der Politik für Verständnis. Bei den Politiker, die die Gesetze machen, allen Die Banken versuchen, das zu verhin- sche Generalstaatsanwalt Peter Suther- viel Misstrauen hervorruft.
INSIDER zu kaufen
MAXIM SHIPENKOV
GETTY IMAGES
dern – und setzen auf Namen wie Barroso, Asmussen, Koch-Weser. Dabei tun
sich erstaunliche Karrieren auf: Der frühere Bundesbank-Präsident Axel Weber
etwa ist heute Verwaltungsratspräsident der Schweizer Großbank UBS. Als
Bundesbank-Chef war er während der
Finanzkrise in die Rettung solcher
Großbanken eng eingebunden.
Oder Mario Draghi, seines Zeichens
GETTY IMAGES
voran die Kanzlerin und ihren Finanzminister; und die Finanzaufseher, die
die Spielregeln überwachen. Es gibt
wohl keine wichtige Telefonnummer in
diesem Land, die nicht in seinem Handy
steht. Dass Asmussen zu Lazard geht,
ist erstaunlicher als der Wechsel an
sich. Denn Lazard ist eine Beraterbank
für Übernahmen und Fusionen. Für die
Politik ist sie bei Weitem nicht so rele-
Sparkassen ist für diesen Job seit 2012
der frühere bayerische Finanzminister
Georg Fahrenschon (CSU) zuständig.
Die privaten Banken haben in der BdBGeschäftsführung Andreas Krautscheid,
bis 2010 Generalsekretär der CDU in
Nordrhein-Westfalen. Die US-Investmentbank Lehman Brothers heuerte
einst Hans Martin Bury, vormals Staatsminister im Kanzleramt, an. Die Deut-
FRANZ BISCHOF/LAIF
GETTY IMAGES
JANNIS CHAVAKIS
russischen Gazprom-Konzerns, gehört
in diese Kategorie. Es ist nicht der einzige Posten, den der Ex-Bundeskanzler
seit seinem Ausscheiden aus dem Amt
bekleidet.
In Deutschland sind es einige wenige
große Branchen, die sich das Engagement der teuren Berater leisten können.
Die Autohersteller zum Beispiel: Der
Präsident des Verbandes, Matthias
BÖRSEN-WELT
I DAX
DIE TOPS UND FLOPS DER WOCHE
I MDax
20554,12 (+4,2%)
I Tec-Dax
10066,90 (+4,5%)
+ 80
________
______
________
______
________
______
________
______
________
______
________
______
________
______
________
______
________
______
________
______
________
1625,66 (+1,0%)
Was den Dax bewegt
15.07.
Kurs +/–%
28,18 +14,3
20,16 +13,1
27,20 +12,1
40,36 –3,4
25,77 –1,9
26,48 –1,9
Leoni
K+S NA
Salzgitter
Ströer
Rhön-Klinikum
Bilfinger
52WH
52WT
15.07.
61,93
38,68
35,00
64,49
28,73
45,35
23,01
17,39
16,81
36,10
22,29
25,05
Drägerwerk Vz.
Software
Süss M. Tec NA
Carl Zeiss Med.
ADVA Optical
Drillisch
Kurs +/–%
55,48
33,18
6,87
34,60
7,15
34,19
+7,6
+6,4
+5,1
–5,0
–2,7
–2,3
52WH
52WT
95,17
36,70
9,95
37,57
12,04
49,60
51,12
22,80
4,76
22,19
6,90
32,60
Der Dax stieg in der Woche um 437,24 Punkte.
Die Aktie Siemens NA trug dazu 79,95 Punkte bei.
Dargestellt werden die acht Titel, die aufgrund
ihrer Kursentwicklung und Marktkapitalisierung
den Dax am stärksten beeinflussen.
6669,24 (+1,2%)
15.07.
Kurs +/–%
Int. C. Airl.
422,10 +12,6
Anglo American 836,10 +12,2
Travis Perkins
1520,0 +11,9
Randgold Res.
8815,0 –4,9
Mediclinic
1069,0 –3,6
Hikma Ph.
2541,0 –2,3
I Dow Jones
52WH
52WT
619,00
894,00
2270,0
9820,0
1219,0
2613,0
336,06
215,55
1090,0
3546,0
794,50
1575,0
18495,63 (+1,9%)
I CAC 40
4372,51 (+4,3%)
15.07.
Kurs +/–%
5,12 +14,7
30,35 +8,4
5,35 +8,3
99,81 +0,6
174,40 +0,9
19,35 +1,3
ArcelorMittal
Soc. Gén.
Nokia
Pernod Ricard
L’Oréal
Veolia
I Nasdaq 100
52WH
52WT
6,87
48,77
7,15
111,70
178,95
22,98
2,02
25,00
4,17
88,00
140,40
17,83
4587,68 (+1,3%)
+79,95
Daimler NA
+72,77
Allianz SE vNA +38,78
+37,15
Bayer NA
Kurs Veränderung
12 Monate
Vorwoche in % Tief Vergleich
Adidas NA
Allianz SE vNA
BASF NA
Bayer NA
Beiersdorf
BMW St.
Commerzbank
Continental
Daimler NA
Dt. Bank NA
Dt. Börse NA
Dt. Post NA
Dt. Telekom NA
E.ON SE
Fres. M.C.St.
Fresenius SE
Heidelb.Cem.
Henkel Vz.
Infineon NA
Linde
Lufthansa
Merck
Münch. Rück
ProS.Sat.1
RWE St.
SAP SE
Siemens NA
ThyssenKrupp
Vonovia
VW Vz.
131,55 +3,7 WWWW
62,51
118,4
128,00 +4,5 WWWWW
71,77
+7,1 WWWWWWWW
56,01
83,45
93,89 +3,3 WWWW
84,06
W –0,5
67,92
74,66
+9,1 WWWWWWWWW 63,38
5,93 +3,9 WWWWW
5,31
180,00 +4,2 WWWWW
162,1
58,39 +7,8 WWWWWWWW
50,83
13,02 +10,8 WWWWWWWWWWW 11,22
75,43 +4,8 WWWWW
69,33
25,79
+4,1 WWWWW
19,55
15,46 +4,3 WWWWW
13,39
9,50 +3,4 WWWW
7,08
78,95
W –0,2
63,10
66,92 +0,8 WW
52,39
71,40 +4,2 WWWWW
58,17
109,70 +0,5 W
87,17
13,56
+6,1 WWWWWWW
8,32
128,40 +4,8 WWWWW
113,5
11,40
+5,1 WWWWWW
9,90
94,15 +1,5 WW
70,68
148,20
+2,1 WWW
140,9
40,06 +5,5 WWWWWW
35,74
15,64
+5,1 WWWWWW
9,13
71,19 +2,6 WWW
53,91
94,49 +5,9 WWWWWW
77,91
19,74
+9,1 WWWWWWWWW
12,56
33,28
+2,1 WWW
24,92
116,15 +5,5 WWWWWW
86,36
STAATSANLEIHEN
Rendite 10-jähriger Anleihen in % und ihre Veränderung gegenüber der Vorwoche
in Prozentpunkten
Frankreich
0,185 +0,075
Dt. Telekom NA +33,59
BASF NA
+33,42
Dt. Bank NA
+26,68
VW Vz.
+18,06
DAX
15.07.
I FTSE 100
- 80
Siemens NA
Marktk.
Hoch Mrd. €
Div.
Div.
in € Rend.
132,4 26,88 1,60
170,0 58,50 7,30
85,87 65,92 2,90
137,8 77,64 2,50
89,54
21,18 0,70
104,9 44,94 3,20
12,30
7,43 0,20
231,9 36,00 3,75
86,59 62,47 3,25
32,31 17,96
87,41 14,56 2,25
29,10 31,27 0,85
17,57 72,28 0,55
12,66 19,00 0,50
83,17 24,19 0,80
70,00 36,53 0,55
79,99
14,17 1,30
113,1 19,54
1,47
14,20 15,34 0,20
182,5 23,85 3,45
15,41
5,31 0,50
98,82
12,17 1,05
193,7 24,73 8,25
50,95
8,77 1,80
20,23
9,00
75,75 87,46
1,15
100,9 80,32 3,50
25,13
11,17 0,15
33,57 15,51 0,94
203,3 23,95 0,17
1,22
5,70
4,04
2,66
0,83
4,29
3,37
2,08
5,57
2,98
3,30
3,56
5,27
1,01
0,82
1,82
1,34
1,47
2,69
4,39
1,12
5,57
4,49
1,62
3,70
0,76
2,82
0,15
KGV
2016
32,48
8,68
17,94
16,47
28,02
7,70
5,93
11,92
6,71
32,55
16,76
13,57
20,61
12,66
19,26
23,08
14,57
22,16
21,19
18,34
3,93
26,52
8,59
16,35
15,18
21,57
14,76
17,94
15,85
6,28
Großbritannien
0,787 +0,028
•
USA
1,53 +0,125
15.07.
Australien
Griechenland
Kanada
Niederlande
Österreich
•••• •
Deutschland
-0,04 +0,139
Italien
1,207 +0,079
Rendite
+/–absolut
1,972
7,879
1,056
0,072
0,235
+0,088
–0,178
+0,083
+0,177
+0,135
I Nikkei 225
+7,4
+5,2
+3,9
–0,3
–0,1
0,0
52WH
52WT
214,61
75,72
83,65
74,35
56,95
124,30
138,20
47,11
56,36
56,30
38,06
81,79
16497,85 (+9,2%)
15.07.
Kurs +/–%
52WH
52WT
FR Hold.
32660,0 +28,4 61970,0 25305,0
Chuo Mitsui Tr. 362,50 +25,1 593,80 281,50
NSK
877,00 +24,9 1735,0 691,00
Nichirei
923,00 –3,0 1031,0 656,00
Maruha Nichiro 2622,0 –2,8 2965,0 1642,0
Yamato
2478,0 –2,7 2897,0 2051,5
36,04 +20,0
28,56 +19,0
28,59 +7,8
43,40 –4,1
83,74 –2,3
81,36 –2,2
52WH
52WT
47,09
52,88
32,48
49,99
133,62
89,98
24,85
18,42
21,33
34,45
55,00
65,09
Weiteres Indizes
15.07.
15.07.
Kurs +/–%
American Airlines
Seagate Tech
CSX Corp.
Fastenal
Incyte
Check Point
AEX
ATX
Bovespa
BSE Sensex
Euro Stoxx 50
Hang Seng
Merval
Nikkei 225
RTX
S&P 500
S&P/TSX
Shanghai A
SMI
Stoxx 50
Topix
Kurs +/–%
447,51
2219,1
55294,0
27836,5
2958,7
21656,1
15420,9
16497,9
1314,7
2159,3
14489,8
3196,7
8156,3
2868,2
1317,1
+3,2
+7,0
+4,1
+2,6
+4,3
+5,3
+5,0
+9,2
+3,9
+1,4
+1,6
+2,2
+1,5
+2,6
+8,9
52WH
52WT
506,05
2567,9
55630,1
28578,3
3714,3
25634,3
15754,1
20946,9
1334,3
2169,1
14738,3
4384,4
9537,9
3541,2
1702,8
378,53
1929,7
37046,1
22494,6
2672,7
18278,8
8659,6
14864,0
805,29
1810,1
11531,2
2760,9
7425,1
2557,0
1192,8
in den vergangenen 12 Monaten (%)
Kurs +/–%
161,51
67,03
80,38
73,60
55,83
122,87
+/–absolut
3,147
0,19
-0,573
1,161
8,73
+0,098
+0,040
+0,021
+0,013
+0,020
I Euro in US-$
1,1128 $ (+0,5%)
Jahresbeginn +2,2% / 52 Wochen +1,1%
I Euro in sfr
1,0899 sfr (+0,4%)
P Euro in £
I Umlaufrendite
-0,19 % (+0,070)
JB –0,7 / 52W –0,9
in den vergangenen 4 Wochen (%)
0,8328 £ (–2,3%)
Jahresbeginn +13,5% / 52 Wochen +18,2%
HypoZins 10J. P
1,12 % (–0,030)
JB –0,4 / 52W –0,7
schlechter besser als der DAX
+20
Dax (+4,52% seit 4 Wochen, -12,76% seit 12 Monaten)
+10
Siemens
Heidelb.Cem.
0
schlechter als der DAX besser
15.07.
Goldman S.
DuPont
Caterpillar
Wal-Mart St.
Verizon
Johns.&Joh.
Portugal
Schweden
Schweiz
Spanien
Südafrika
Japan
-0,234 +0,059
Rendite
DEVISEN/ZINSEN/ROHSTOFFE
Jahresbeginn +0,6% / 52 Wochen +4,4%
Gewinner und Verlierer im DAX
15.07.
Russland
8,44 +0,030
•
Continental Lufthansa
–10
–20
Dt. Post
Vonovia
Infineon
Adidas (+87,87% seit 12 Monaten)
SAP
Fresenius
Beiersdorf
Henkel
Merck
Fres. M.C.St.
BASF
Dt. Telekom
ThyssenKrupp
Dt. Börse
ProS.Sat.1
Allianz
Münch. Rück
E.ON
BMW
RWE (+25,82% seit 4 Wochen)
Linde
–30
–50
–60
–5
Daimler
VW
–40
P Gold je Unze
1199,65 € (–3,0%)
Jahresbeginn +22,8% / 52 Wochen +14,3%
I Öl Brent, Barrel
47,49 $ (+2,3%)
Jahresbeginn +26,3% / 52 Wochen –17,2%
Bayer
Commerzbank (-9,17% seit 4 Wochen)
Dt. Bank
–3
–1
+1
+3
+5
+7
+9
+11
+13
Börsenwert (Schlusskurs der vergangenen Woche multipliziert mit der Anzahl der Aktien) Quelle: vwd/Deutsche Börse
Das Vier-Felder-Diagramm illustriert die Performance der 30 im DAX vertretenen Titel in zwei verschiedenen Zeiträumen. Die vertikale Achse zeigt die Veränderung in den vergangenen 12 Monaten,
die horizontale Achse die Veränderung des vergangenen Monats. Die Aktien mit der relativ gesehen
besten Performance befinden sich in dem Quadranten rechts oben, die Aktien mit der relativ gesehen
schlechtesten Performance links unten. Die Grösse der Kreise, mit denen die Unternehmen dargestellt
sind, richtet sich nach der Höhe der Marktkapitalisierung.
© Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung
Erläuterung: Alle Kurse werden in Euro angegeben. Dax = Xetra-Handel. Wenn am Freitag bei einer
Aktie kein Kurs festgestellt wurde bezieht sich die Angabe auf den letzten „Bezahlt“-Kurs. NA = Namensaktie, Vz. = Vorzugsaktie, St. = Stammaktie. KGV: Kurs/Gewinn-Verhältnis auf Basis der aktuellen Jahresgewinnprognosen. Alle Angaben ohne Gewähr.
Quelle
WELT am SONNTAG-2016-07-17-sil-24 f5123d7d0164873d70b500d7b5da4639
17. JULI 2016
WELT AM SONNTAG
INVESTMENTFONDS 45
NR. 29
DAVIS FUNDS SICAV
Global A
Value Fund A
www.aberdeen-asset.de
Asia Pacific Equ T
$
Asian Bond T
$
Asian Small Comp T $
Emerg Mkts Equ T $
EmerMkts Sm Comp T$
Euro Corp Bond T
€
Japanese Equity T ¥
Multi Asset Inc A
€
Sel Em Mkts Bond T $
Sel Eur HighYieldT €
World Equity T
$
World Gov Bond T
$
65,76
157,57
40,10
61,27
17,61
11,35
418,31
10,10
42,09
21,06
16,92
10,29
+3,93
+1,17
+3,26
+4,57
+3,25
+0,50
+7,21
+1,54
+1,59
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+2,98
-0,26
57,35
0,00
73,55
62,56
47,79
0,00
34,56
-1,54
0,00
0,00
47,34
0,00
0,00
0,00
0,0
0,0
0,0
0,0
0,0
0,0
0,0
0,0
www.allianzglobalinvestors.de
Adifonds A
Aktien Europa A
Concentra A
Europazins A
Flexi Rentenf. A
Fondak A
Global Eq.Divid A
Industria A
Interglobal A
Kapital Plus A
Mobil-Fonds A
Nebw. Deutschl.A
Rentenfonds A
Rohstofffonds A
Strategief.Stab.A2
Thesaurus AT
Verm. Deutschl. A
Wachstum Eurol A
Wachstum Europa A
€
€
€
€
€
€
€
€
€
€
€
€
€
€
€
€
€
€
€
108,47 103,30
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109,15 103,95
247,04 235,28
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51,17
261,42 248,97
92,05 89,80
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56,09 54,46
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+3,88
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3,46
50,76
0,00
7,87
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47,04
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±0,00
+5,19
+0,76
±0,00
+0,21
+4,91
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0,0
0,0
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Luxembourg Branch
Best Sty Eur Eq AT
Best Sty US Eq AT
Dyn Mu Ass Str15 A
Dyn Mu Ass Str50 A
Dyn Mu Ass Str75 I
Enh ShTerm Euro AT
Euro Bond A
Europe SmCap Eq A
European Eq Div AT
Fl Rate NoPl-VZi A
Flex Bond Strat A
Glb Agricult Tr. A
Glb SmCap Eq AT
Income & Gro A USD
Income Gr A-H2-EUR
€
€
€
€
€
€
€
€
€
€
€
€
$
$
€
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181,14 172,51
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99,27 99,27
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170,16 162,06
11,18 10,65
10,57
10,16
115,80 111,35
Allianz Global Investors Ireland
Emerging Mrkt Bd A € 58,94
Alte Leipziger Trust
€uro Short Term
Aktien Deutschland
AL Trust €uro Relax
Trust €uro Cash
Trust €uro Renten
Trust Akt Europa
Trust Glbl Invest
€ 45,49
€ 107,86
€ 54,55
€ 46,15
€ 48,45
€ 48,28
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0,00 0,00 0,0
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0,00 0,00 0,0
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-16,02 -16,18 0,0
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€ 25,17
Amp AmerikaPl Aktf € 143,76
Amp Balanced 3 It € 194,77
Amp Balanced 3 Pt € 50,56
Amp CrossoverPl. I € 107,97
Amp CrossoverPl. P € 110,34
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€ 1199,94
Amp DivPlus Akt P € 125,54
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€ 116,75
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€ 55,95
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€ 59,72
CQUAD AsQuSt AMI It€ 112,97
CQUAD AsQuSt AMI Pt€ 116,59
CQUAD Strat Eur P1 € 57,64
CQUAD. Strategie € 57,69
CQUAD.ArtsTRGI AMI € 109,88
CQUAD.Flex Ass AMI € 38,03
CT Welt Pf AMI CT € 47,05
CT Welt Pf AMI PT € 130,33
CT Welt Pf GGa AMI € 114,48
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GFS Strat IV AMI
€ 141,56
Glob.ETF Aktien Pa € 14,11
GMAX Welt AMI
€ 107,73
H&S FM Global 100 € 115,85
Kapit.Tot.Re.AMI P € 106,32
Kapitalauf.+ AMI P € 86,65
Lacore AA.AMI It
€ 998,17
Landert Stiftf.AMI € 53,19
Max Otte Verm AMI € 107,08
Mayerhofer Str. AM € 133,83
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MultiManager 3
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Tres InFlex AMI Aa
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Zan.Gl.Cred AMI Pa €* 109,95
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47,11
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€ 59,59 58,42
Deka-Strat.Inv. CF € 114,16 110,03
Deka-Strat.Inv. TF € 109,29 109,29
DekaStruk.5Chance € 146,54 143,67
DekaStruk.5Chance+ € 206,21 202,17
DekaStruk.5Ertrag € 105,00 102,94
DekaStruk.5Ertrag+ € 107,27 105,17
DekaStruk.5Wachst. € 113,71 111,48
DekaTresor
€ 89,28
87,10
Div.Strateg.CF A
€ 157,90 152,19
DividendenDiscount € 127,17 122,57
DivStrategieEur CF € 90,00 86,75
DivStrategieEur S
€ 89,05 86,88
D-RentSp EM 3/2021 € 104,29 102,75
Euro Potential CF
€ 116,05 111,86
Euro Potential TF
€ 103,95 103,95
EuropaBond CF
€ 123,82 120,21
EuropaBond TF
€ 44,05 44,05
EuropaSelect CF
€ 58,82 56,69
Frankf.Sparinrent
€ 54,08 52,50
Frankf.Sparinvest
€ 118,47 112,83
Gl Rent HInc CF
€ 102,17
99,19
Gl Rent HInc TF
€ 98,45 98,45
GlobalChampions CF € 149,06 143,67
GlobalChampions TF € 134,75 134,75
Hamb.Stiftung.P
€ 99,77 95,93
Hamb.Stiftung.T
€ 112,04 107,73
Hamburger Sti.UI I € 988,00 968,63
Köln-Aktie. Deka I
€ 91,95
89,71
Köln-Aktien Global € 33,48 33,48
Köln-Aktienf.o.A.
€ 36,94 36,94
Köln-Aktienfonds
€ 45,85 43,56
Köln-Rentenf. o.A.
€ 30,99 30,99
Köln-Rentenfonds
€ 30,99 29,90
LBBW Exportstrat. € 67,40 64,70
LBBW-Rentenf.Euro € 42,78
41,53
Mainfr. Strategiekonz. € 153,77 153,77
Mainfr. Wertkonz. ausg.€ 100,47 100,47
Mainfr. Wertkonz. kons.€ 97,79
97,79
Multi Asset In I A
€ 103,52 100,50
Multi Asset In S A
€ 103,65 100,63
Multi Asset In.CFA € 103,41 100,40
Naspa-Aktienfonds € 59,28
56,91
Naspa-Europafonds € 45,19
45,19
Naspa-Fonds
€ 46,86 45,22
RenditDeka
€ 24,86
24,14
RenditDeka TF
€ 31,26
31,26
RentenStratGl TF
€ 99,75 99,75
RentenStratGlob CF € 102,85 99,85
RentenStratGlob PB € 101,86 99,86
RentSpeEM3/2019 CF € 105,32 103,76
RentSpezHInc9/20CF € 102,13 100,62
RentSpHI 6/2020 CF € 102,30 100,79
RentSpHI 6/2020 SA € 102,32 100,81
ReSpHY6/2019CF
€ 110,69 109,05
S-BayRent-Deka
€ 57,53
55,51
Sigma + Konservativ € 44,40 43,32
Sigma Plus Balanced € 45,46 44,35
Technologie CF
€ 25,12
24,21
Technologie TF
€ 20,29 20,29
TeleMedien TF
€ 74,20 74,20
UmweltInvest CF
€ 109,43 105,47
UmweltInvest TF
€ 98,57 98,57
Zielfds 2015-2019
€ 45,90 45,90
Zielfds 2020-2024
€ 46,48 46,48
Zielfds 2025-2029
€ 58,00 56,04
Zielfds 2030-2034
€ 66,74 64,48
Zielfds 2035-2039
€ 49,37 47,70
Zielfds 2040-2044 € 48,85 47,20
Zielfds 2045-2049
€ 48,85 47,20
Zielfds 2050-2054
€ 47,86 46,24
Zukunftsplan I
€ 230,04 223,34
Zukunftsplan II
€ 192,41 186,81
Zukunftsplan IV
€ 131,12 127,30
ZukunftsplanIII
€ 201,30 195,44
BasisStr.Renten CF € 108,79
BasisStr.Renten TF € 1352,58
BasisStrat Re.TF A € 99,87
Berol.Ca.Chance
€ 51,84
Berol.Ca.Premium
€ 56,82
Berol.Ca.Sicherh.
€ 44,22
Berol.Ca.Wachst.
€ 41,92
Commodities I (A)
€ 50,71
Commodities I (T)
€ 54,47
Commodities TF (A) € 44,51
Corp.Bd. Euro CF
€ 57,25
Corp.Bd. Euro TF
€ 55,11
Corp.Bd.HY Euro CF € 41,73
Deka-Commod CF(A) € 48,78
Deka-Conv.Akt CF € 131,23
Deka-Conv.Akt. TF € 117,80
Deka-Conv.Rent CF € 53,12
Deka-Conv.Rent. TF € 50,78
DekaDeNebenwerte € 156,68
DEKA-E.AKT.SPEZ.CF € 102,88
Deka-EM Bond CF € 107,77
Deka-EM Bond TF
€ 102,87
Deka-Eu.Stocks CF € 34,50
Deka-Eu.Stocks TF € 30,91
DekaEuAktSpezCF(A) € 154,67
Deka-EuropaVal.CF € 45,29
Deka-EuropaVal.TF € 43,09
Deka-Gl.Conv.Re.TF € 40,39
Deka-GlbConRent CF € 42,10
DekaGlobAktLRCF(A) € 167,25
Deka-InLiqGarCF(A) € 4709,14
Deka-InLiqGarCF(T) € 5798,53
Deka-InLiqGarTF(A) €4663,03
Deka-InLiqGarTF(T) € 5617,01
DekaInstLiqGarE(A) € 995,37
Deka-LiquiPlan 2CF € 1011,39
Deka-LiquiPlan 2TF € 1002,16
Deka-LiquPlan CF
€ 973,22
Deka-LiquPlan TF
€ 970,11
Deka-LiquPlanPB
€ 975,09
DekaLux-BioTech CF € 377,31
DekaLux-BioTech TF € 343,31
DekaLux-Bond EUR € 75,52
DekaLux-Deut.TF
€ 103,46
DekaLux-Europa TF € 55,66
DekaLux-Geldm:USD $ 96,03
DekaLux-Japan CF € 638,20
DekaLux-MidCapTF A € 66,35
DekaLuxT-Akt Asien € 569,83
DekaLuxT-EmMkts € 109,47
DekaLuxT-GlbSel CF € 160,48
DekaLuxT-GlbSel TF € 151,51
DekaLux-USA TF
€ 94,65
Deka-NachhAkt CF € 153,91
Deka-NachhBal CF € 115,84
Deka-NachhRent CF € 129,65
Deka-PB Werterh.2y € 119,26
Deka-Rent 3-7 CF A € 1561,03
Deka-Rent 3-7 CF B € 65,17
Deka-RentEu1-3CF A € 1113,77
Deka-USA Akti. S I € 137,43
Deka-USA Akti.S CF € 136,93
Disc.Strategie 5y
€ 99,52
GlbOpportPlus CF A € 57,66
GlConvAfrica CF
€ 101,76
GlConvAfrica TF
€ 97,42
GlobalOpp Pl I
€ 57,43
GlobalResources CF € 67,15
GlobalResources TF € 63,51
InstLiqGarTF-E(A) € 991,81
Wandelanleihen CF € 66,45
Wandelanleihen TF € 61,78
apoAsset
apo Euro. Equities
apo Forte INKA
apo Mezzo INKA
apo Piano INKA
apo Rendite Plus
apo VarioZins Plus
apo Vivace INKA
$* 30,93
$* 43,21
106,66 +0,18 0,00 0,00 0,0
1352,58 +0,18 0,00 0,00 451,6
99,87 +0,18 0,00 0,00 0,0
50,33 +2,23 34,57 33,26 0,0
54,90 +3,96 44,04 41,86 0,0
43,14 +0,35
11,66 11,31 0,0
40,80 +0,62 20,08 19,39 0,0
48,88 +4,29 -0,01 -0,01 0,0
52,50 +4,29 -0,01 -0,01 6,8
44,51 +4,26 -0,01 -0,01 0,0
55,58 +0,69 0,00 0,00 0,0
55,11 +0,69 0,00 0,00 0,0
40,51 +1,53 0,00 0,00 0,0
47,02 +4,26 -0,01 -0,01 0,0
126,49 +5,38 37,39 35,69 0,3
117,80 +5,39 39,90 38,75 0,5
51,20 +0,53 0,00 0,00 0,3
50,78 +0,55 0,00 0,00 0,3
151,02 +4,50 31,63 28,81 0,0
99,16 +3,19
-1,28 -3,35 1,0
103,87 +0,98 0,00 0,00 0,0
102,87 +0,98 0,00 0,00 0,0
33,25 +4,79 14,99
9,51 0,0
30,91 +4,82 10,80 5,54 0,0
149,08 +3,34 19,76 17,98 2,2
43,65 +3,85 38,26 35,68 0,0
43,09 +3,83 28,88 26,43 0,0
40,39 +1,64 0,00 0,00 0,0
40,58 +1,63 0,00 0,00 0,0
161,20 +0,90 37,96 36,17 0,0
4685,71 ±0,00 0,00 0,00 0,0
5769,68 ±0,00 0,00 0,00 1171
4663,03 ±0,00 0,00 0,00 0,0
5617,01 ±0,00 0,00 0,00 1024
990,42 ±0,00 0,00 0,00 0,0
1006,36 ±0,00 -5,69 -5,69 0,0
1002,16 ±0,00
0,05 0,05 0,0
968,38 ±0,00 0,00 0,00 0,0
970,11 ±0,00 0,00 0,00 0,0
975,09 ±0,00 0,00 0,00 0,0
363,67 -0,05 66,10 64,86 0,2
343,31 -0,05 65,81 64,60 0,0
73,32 +0,25
0,01 0,01 0,0
103,46 +4,94 39,16 37,06 0,1
55,66 +3,77
9,33
5,12 0,0
96,03 +0,02
0,02 0,02 0,0
606,31
+3,11 29,06 27,91 1,1
66,35 +3,43 70,82 65,66 0,0
541,35 +4,05 54,24 52,61 0,0
104,00 +5,54
8,86 4,68 0,0
154,68 +3,62 29,37 27,64 0,0
151,51 +3,62 32,62 31,00 2,0
94,65 +2,40 53,41 50,97 0,1
148,35 +3,72 32,33 30,39 0,0
112,47 +0,56
11,56 10,88 0,0
126,49 +0,91 0,00 0,00 0,0
116,35 +0,01
7,99
7,91 4,3
1515,56 +0,14 0,00 0,00 655,0
63,27 +0,13 0,00 0,00 0,0
1086,60 +0,03 0,00 0,00 549,5
134,08 +1,02 21,83 21,46 0,2
131,98 +1,01 20,78 21,30 0,0
95,92 +2,53 0,00 0,00 0,0
55,58 +1,74 -0,15 -0,15 0,0
98,08 +4,51
4,40 2,96 0,0
97,42 +4,51
5,55 4,37 0,4
56,03 +1,76 -0,10 -0,10 0,0
64,72 +5,13 -38,38 -40,29 0,2
63,51 +5,15 -80,67 -81,93 0,1
991,81 ±0,00 0,00 0,00 0,0
64,51 +1,90
-1,01 -1,06 0,0
61,78 +1,90 -1,08 -1,10 0,0
Deka Immobilien Investment
23,78
35,99
71,17
-2,36
-1,73
0,00
0,0
45,81
54,98
41,15
-0,02
+0,04
+0,05
3,44
10,39
2,10
3,29
10,39
2,27
Tel.: 069 - 91 01 23 71 Fax: 069 - 91 01 90 90
www.dws.de [email protected]
ARERO - Der Weltfo € 172,62 172,62
ArgentosSauren Dyn € 135,97 129,49
Astra-Fonds
€ 241,36 229,87
Basler-Aktienf DWS € 60,06 57,35
Bethmann Nachhalt. € 137,45 137,45
DB Glbl Equity Inc
€ 126,50 126,50
DB Z&D O
€ 108,97 105,79
Deu Q Eq LV Eur LC € 120,95 115,19
Deut.Inv.As.SM LC € 215,26 204,50
Deut.Inv.China Bds € 116,70 113,20
Deut.Inv.EMC LC
$ 145,40 141,04
Deut.Inv.Gl.B.LDHP € 101,41 98,37
Deut.Inv.I Conver.
€ 168,61 163,55
Deut.Inv.I EMS LC
€ 106,30 100,99
Deut.Inv.I EMT DLC € 109,23 103,77
Deut.Inv.I EU B Sh
€ 151,80 147,25
Deut.Inv.I EU CO B € 160,61 155,79
Deut.Inv.I Top Div
€ 202,67 192,54
Deut.Inv.I Top Eu.
€ 172,30 163,69
Deut.Inv.IGer.EqLC € 161,12 153,07
Deut.Inv.IGlbl ALc
€ 133,89 127,20
Deut.Inv.IGlblEqLC € 201,66 191,58
Deut.Inv.IH.YLD C.
€ 141,83 137,58
Deut.Inv.II As.T.Di
€ 137,40 130,53
Deut.Inv.II ChinaH
€ 128,84 124,98
Deut.Inv.II EuT.Di
€ 152,75 145,11
Deut.Inv.II UST.Di
€ 187,86 178,47
Deut.Inv.N.Ja G LC € 47,91 46,06
DI II GConStr LC
€* 108,51 103,08
Dt Float R.Nts LC
€ 84,79 83,94
DWS Akkumula
€ 948,29 903,13
DWS Akt.Strat.D
€
318,36
DWS ALPHA Rent.Gl. € 121,67 119,28
DWS Co.Kaldemorgen€ 140,82 133,78
DWS Conc ARTS Bal € 199,84 192,15
DWS Conc ARTS Con € 216,04 209,75
DWS Conc ARTS Dyn € 164,93 157,08
DWS Cov Bond Fd LD € 57,26 55,86
DWS Deutschland € 188,55 179,57
DWS Eurol Strat R € 35,46 34,59
DWS Europ. Opp
€ 272,27 259,30
DWS Eurorenta
€ 60,40 58,64
DWS Eurovesta
€ 114,94 109,47
DWS Glbl Growth
€ 102,63
97,74
DWS Glbl Value LD € 240,06 228,63
DWS Hybrid Bond LD € 40,05 38,88
DWS Inst. Money+ €14189,27 14048,78
DWS Inv.Gl Grow LC € 149,12 141,66
DWS Investa
€ 155,12 147,73
DWS Multi Oppor FC € 244,84 244,84
+2,62
+2,56
+3,39
+4,75
+1,89
+1,05
+0,42
+2,15
+2,78
+0,47
+1,11
+0,20
+1,21
+1,01
+3,34
+0,05
+0,58
+0,57
+3,66
+4,75
+4,57
+4,34
+1,52
+3,32
+0,62
+2,40
+1,32
+7,22
-0,02
+0,04
+2,90
+4,39
+0,71
+2,00
+0,77
+0,72
+0,61
-0,04
+5,44
+0,41
+4,44
+0,43
+3,65
+2,75
+2,46
+1,62
±0,00
+2,22
+4,71
+1,15
0,00
16,45
35,88
32,04
22,72
29,09
8,46
13,44
52,46
0,00
-0,95
0,01
3,53
-2,11
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0,00
0,01
41,08
56,32
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-0,22
18,68
-0,02
26,25
42,23
-77,78
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32,30
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10,31
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-0,01
37,81
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-6,38
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0,00
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0,00
15,29
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50,19
0,00
-0,95
0,01
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-2,50
-0,82
0,00
0,01
39,35
54,03
22,11
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46,65
-0,22
16,94
-0,02
23,83
40,92
-78,46
-1,10
0,08
30,94
51,93
10,31
16,17
31,15
15,25
31,86
0,02
33,28
-0,01
35,83
0,07
-8,40
44,54
56,03
4,83
0,00
29,13
22,01
18,60
0,0
0,0
0,0
0,0
0,0
0,0
0,0
0,0
0,0
0,0
0,0
0,0
1,1
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0,0
0,0
0,0
0,0
0,0
9,8
0,0
2241
0,0
0,0
FT EuroZins K
€ 116,49 115,34
FT FlexInvest Clas
€ 37,61 35,82
FT FlexInvest Pro
€ 47,16
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FT Frankfurt-Effek € 195,03 185,74
FT GlobalDynamik € 54,27
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FT GlobHighDiv
€ 81,01
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€ 39,07
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FT UnternehmerWert € 72,79 69,32
GWP-Fonds FT
€ 121,80 117,12
KapitalPrivatPortf € 48,59 46,28
KlawInvest-Trading €* 31,77 30,26
Portf. Opportunity € 64,31
61,25
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R1 Value Portfolio
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€ 1106,57 1074,34
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51,33
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9,75 0,0
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+3,43
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+0,55 -0,00 -0,00
+2,00 17,68 17,50
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+2,49
27,11 26,07 0,0
+1,99 10,54
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+2,07
4,59 4,70 0,0
FRANKFURT-TRUST Lux.
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€
BHF Flex. Ind. FT
€
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€
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Delta Multi Strat.
€
FT AlpEurMktNeutr €*
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€
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Grand Cru
€
Grand Cru Swiss CH
SMS Ars selecta
€
Valea Invest
€
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47,11
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+2,07
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www.geninvest.de
AktiMix Dyn.Pro.80 € 107,65
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€ 60,12
AktivMix Vario Sel
€ 59,46
FdStratAktienGlDyn €* 64,54
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€* 113,54
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0,0
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€
€
€
€
€
€
€
€
€
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€ 810,00
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Multiadv-Esprit
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Julius Meinl Investment
Global Property
Japan Trend
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€ 19,90
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18,90
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Best-Inv. Bd.Sat.
€
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€
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€
Europa-Invest
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€
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€
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€
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Monega Dän.Co.BdsR €
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€
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€
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€
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€
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Top Dividend
€
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€
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€
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WGZ Corporate M R €
WGZ Mittelst.-Rent. €
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0,00 0,00
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MPC Competence
Amp Europa Meth
LiLux Convert
LiLux-Rent
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€* 196,10
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196,10
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Asia Pacific
Asian Bonds
Real Protect
Real Protect R
Real Return
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Klima
ÖkoVision Gar.20
Water For Life C
ÖkoTrust
New Energy Fund
Growing Mkts 2.0
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Nomura Asset Mgmt. Deutschland
Oppenheim Asset Management Services S.à.r.l. ,Luxembourg
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DWS Vermbf.I LD
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0,00
2,11
53,40
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0,00
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[email protected]
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€
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DJE Alpha Glob PA
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€*
€*
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€
€*
€*
€*
€*
€*
€*
€*
€*
0,0
0,0
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Best Inv.Wachst.
Europaf. Aktien
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Europaf. Renten
Global Player EUR
Protekt Plus
VL Invest EUR
GaranT 3 DX
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Vermö.Strat. Aus.D
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HANSAINVEST
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antea - R
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C-Quad.ARTS TR Fl.T € 112,68 107,32
C-Quad.ARTS TR Fl.T PL 129,41 123,25
C-Quad.ARTS TRFl A € 115,33 109,83
D&R Best-of-TwoC P € 120,91 115,15
D&R BoT Classic I
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€ 91,39 88,73
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D&R Global TAA
€ 107,32 102,21
D&R KoStr Europa I € 105,83 102,75
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€ 24,88 24,63
HI Topselect D
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HI Topselect W
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Hinkel Rel Perf HI
€ 47,81
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HINKEL WeltCoSaStr € 52,06 52,06
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€ 48,26 46,63
Konzept Pro-Sel. I
€60894,5060894,50
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NAT-B Div Deutschl € 53,26 50,72
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1,8
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HAIG MB Max Global
HAIG MB Max Val
HAIG MB S Plus
HAIG Sel Form 100
Lux Eq.A.Sm.Ca.EMU
Lux Unternehmer
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Rendite CII
Stabilitätswähr
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Europa-Aktien
Euro-Renten
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Inter-Renten
ProBasis
ProFutur
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AL FT Wachstum
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AW Global Dynamic+
Basis-Fonds I
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DC Value One I(t)
DC Value One P(t)
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ETFplus Portf Balan
FMM-Fonds
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€ 66,00 66,00
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HWB Alex.Str.Ptf V
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€
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GlobalChance DF
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MEAG Dividende A
Nachhaltigkeit A
Osteuropa A
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VermAnlage Ret A
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Tel.: 069/92050-200 www.frankfurt-trust.de
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Hauck & Aufhäuser
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Gl.Trend Equity OP €* 44,97 42,83 -0,67
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PTAM Bal. Pf. OP
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SOP MultiAssAll I
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Monega BestInvest € 52,06 52,06
Monega BestInvEURA € 53,92
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€ 34,29 32,81
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€* 57,89
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€* 68,75
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UniGar: BRIC 2018 €*
UniGar: Deut.2017 €*
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UniGar: Deut.2019 €*
UniGar: Dtl.2019 II €*
UniGar: EM 2020 II €*
UniGar: EmMkt 2018 €*
UniGar:EmMkt 2020 €*
UniGarant:Nord2021 €*
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UniGarant95:N2019 €*
UniGarExt: Deut.2019€*
UniGarPl: Eur.2018 €*
UniGarTop: Eur.IV €* 130,58
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UniKonzept: Divi.A €* 44,75
UniKonzept: Port A €* 45,10
UniKonzept:D.net A €* 44,48
UniKonzept:Po.netA €* 44,80
UniMarktf. A
€* 39,20
UniMarktf. -net- A €* 38,35
UniOpti4
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UniOptima
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UniOptimus-net€* 706,92
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UniProfiAn 2023
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UniProfiAnl.2019II €* 114,40
UniProfiAnl.2023II €* 121,53
UniProfiAnlage2017 €*
UniProfiAnlage2019 €*
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UniProt.Europa II
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UniProtect:Europa €* 116,97
UniRak Em. Mkts
€* 156,70
UniRak Nachh.A net €* 67,89
UniRak NachhaltigA €* 70,83
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€* 101,42
UniRes: Euro Corp. €* 42,35
UniReserve: Euro A €* 503,08
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$* 985,76
UniSec. Bas. Ind.
€* 96,67
UniSec. BioPha.
€* 105,99
UniSec. High Tech. €* 72,47
UniSec.Klimawandel €* 32,97
UniVa. Europa A
€* 48,83
UniVa. Global A
€* 89,99
UniVa.Euro.-net-A €* 47,45
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€* 86,56
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2,3
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6,4
10,1
1,1
1,5
1,9
7,1
0,0
0,5
0,5
0,8
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5,2
26,7
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0,0
0,0
18,4
15,9
19,0
8,1
6,9
10,2
21,7
15,5
11,3
16,6
9,9
17,2
17,6
0,0
0,0
0,0
45,1
0,0
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0,0
0,0
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0,0
0,
46 FINANZEN
WELT AM SONNTAG
624.000 lassen arbeiten
Zahl der Menschen in Deutschland, die
überwiegend von eigenem Vermögen leben,
in Tausend
… aber die Zahl der Rentiers wächst am stärksten
Deutsche Anleger bleiben konservativ
Wovon die Deutschen 2015 „überwiegend“ ihren
Lebensunterhalt bestritten, Angaben in Prozent
Prozentuale Veränderung* der Zahl der Menschen, die ihren
Lebensunterhalt „überwiegend“ bestreiten durch …
5300 Milliarden Euro Geldvermögen teilen sich
wie folgt auf
0,6
eigenes Vermögen
600
400
141 Bargeld
–18
140 Schuldverschreibungen
Einkünfte von Angehörigen
214 Sonstiges
342 Aktien
20,1
Einkünfte von
Angehörigen
426
17. JULI 2016
Erwerbstätigkeit dominiert …
624
500
NR. 29
2
Renten, Pensionen
398
345
7
Eigene Erwerbstätigkeit
36,2
%
300
Eigene
Erwerbstätigkeit
2054
Mrd. €
8
andere öffentl. Leistungen
200
Versicherungen
und Pensionskassen
66
eigenes Vermögen
100
5,9
andere öffentliche
Leistungen
0
2000
2005
2010
2015
18,6
Renten,
Pensionen
485 Investmentfonds
*seit 2000
Die REICHEN Arbeitslosen
1942 Spar-, Sichtund Termineinlagen
Quellen: Statistisches Bundesamt, Bundesbank, Bankenverband
VERMÖGEN
K
arl Marx lag scheinbar auf lange Sicht richtig: Es
„bedarf wohl keiner weiteren Auseinandersetzung“, schrieb der kommunistische Vordenker,
dass im Kapitalismus „der Zins vom Kapital in demselben
Maße abnimmt, wie Masse und Zahl des Kapitals zunimmt“. Die aktuelle Kombination aus globalem Ersparnisüberhang und Minizinsen spricht jedenfalls für die
marxsche Behauptung.
Niedrige Zinsen, behauptete Marx ferner, würden den
„kleinen Rentier“ in Bedrängnis bringen – mit der Folge,
dass diese Personengruppe sich notgedrungen ins Unternehmertum flüchten müsse und so „die Reihen der kleinen Industriellen“ stärke.
Damit wiederum hatte Marx nicht recht. Jedenfalls
dann nicht, wenn man die aktuelle Entwicklung in
Deutschland zum Maßstab nimmt. Die nämlich deutet sogar, ganz im Gegenteil, eine Rückkehr des Rentiers an.
Rentiers sind Menschen, die hauptsächlich von angelegtem Kapital leben – die also ihr Geld für sich arbeiten lassen, statt selbst Hand anzulegen. In früheren Zeiten gab
es, angeblich zumindest, viele von ihnen. Gerhart Hauptmann schuf ihnen ein wenig wohlwollendes literarisches
Denkmal, Ludwig Thoma ebenfalls.
Im Nachkriegsdeutschland dagegen waren die Rentiers
eine verschwindend kleine Minderheit, in Helmut Schelskys „nivellierter Mittelstandsgesellschaft“ waren sie
nicht mehr vorgesehen. Das ist eigentlich immer noch so.
Dennoch – und trotz der enteignungsgleichen Zinspolitik
– ist die Zahl der Rentiers in Deutschland rasant gestiegen, vor allem in den vergangenen Jahren. Das zeigt eine
Die Daten stammen aus dem Mikrozensus, einer umfassenden Haushaltsbefragung. Wie die Entwicklung zustande kommt, ist aus ihnen nicht zu ersehen. Es könnte
sein, dass die Erträge aus bestehenden Vermögen – wie
Zinsen oder Mieteinnahmen – stark gewachsen sind.
Theoretisch ebenfalls möglich ist aber, dass schlicht bestehende Vermögen aufgezehrt werden.
Klar ist nur: Als Quelle zur Finanzierung des Lebensunterhalts hat das Vermögen an Bedeutung gewonnen wie
keine zweite Kategorie. So ist die Zahl derer, die sich
hauptsächlich durch eigene Erwerbstätigkeit finanzieren,
seit dem Jahr 2000 um 2,5 Millionen Personen gestiegen,
von 33,7 auf 36,2 Millionen. Prozentual dagegen lag der
Anstieg bei nur sieben Prozent. Bei den Rentiers betrug
das Plus ansehnliche 66 Prozent.
OLAF GERSEMANN
Sonderauswertung, die das Statistische Bundesamt auf
Anfrage der „Welt am Sonntag“ unternommen hat.
Demnach lag die Zahl der Menschen in Deutschland,
die ihren Lebensunterhalt „überwiegend“ aus eigenem
Vermögen finanzieren, zur Jahrtausendwende bei
345.000. In den Nullerjahren ist sie bis auf 426.000 im
Jahr 2010 angewachsen. So richtig an Dynamik gewann
die Entwicklung aber offenbar erst danach.
Für das vergangene Jahr nämlich weisen die Statistiker
624.000 Rentiers aus, davon 572.000 in West- und 52.000
in Ostdeutschland. Einige Tausend von ihnen waren noch
nicht einmal 18 Jahre alt: Dem Statistischen Bundesamt
zufolge gab es 7000 Minderjährige, die sich in erster Linie aus dem eigenen Kapitalstock bedienen – und eben
nicht aus den Portemonnaies ihrer Eltern.
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17. JULI 2016
WELT AM SONNTAG
WOHNEN 47
NR. 29
HAUSRAT
Revolution
im TOPF
Die Pflanzenampel galt
als verstaubtes Accessoire
vergangener Jahrzehnte.
Jetzt ist sie wieder da,
bestückt mit originellem Grün
ittagszeit in der Stadt, ein LunchLokal: Man holt sich etwas zu essen, setzt sich und greift instinktiv
in die Mitte, wo Salz, Pfeffer und
Töpfe mit frischem Basilikum oder
Thymian stehen. Aber halt, das sind doch keine italienischen Kräuter mehr, die hier wachsen! Neuerdings stehen hier Pflanzen mit fleischigen Blättern
und krakenartigen Armen auf dem Tisch. Kann
man die essen? Der Trendsetter unter den Restaurantbesuchern wird es wissen: Besser nicht, das
sind Sukkulenten. Die sind nur hübsch anzuschauen, aber schwer im Trend.
schen handverlesenen Modeteilen, Kunstobjekten
und Coffeetable-Büchern, hängen von der Decke,
begrünen die Betonwände oder erobern, wie die
vier Meter hohe Monstera deliciosa, gleich den ganzen Raum. „Pflanzen sind ein großer Teil der ShopDNA“ erklärt die Floristin Ruby Barber, die mit ihrem Label Mary Lennox selbst ein kleiner Star ist
und sich um die Pflanzen im The Store kümmert.
„Von Anfang an waren wir darauf bedacht, eine
einzigartige und einladende Umgebung zu kreieren, und Pflanzen spielen dabei eine große Rolle.“
Was nach kühler Strategie klingt, führte zu einem
ungeahnten Zulauf: „Die Reaktion auf die Pflanzen
war überwältigend gut“, schwärmt Ruby Barber.
„Die Leute kommen zum The Store, um ungewöhnliche Zimmerpflanzen zu finden, und es ist
immer wieder eine Herausforderung, die passenden auch zu finden.“
Mit einer Zimmerpflanze allein ist es aber noch
nicht getan. Das Besondere an dem aktuellen
Trend ist nämlich, wie die grünen Schätze präsentiert werden: Ein Standard-Topf aus dem Gartenmarkt gilt als No-Go. Mit der gleichen Sorgfalt wie
die Zimmerpflanze ausgewählt wird, sollte auch
das Pflanzenzuhause ausgewählt werden. Wie gut,
dass die Branche auf diesen Trend reagiert hat und
es neuerdings eine Bandbreite an Pflanztöpfen gibt
wie noch nie zuvor: Geflochtene Drahtkörbe, Keramikvasen im Seventies-Look, papierartige Säcke,
steinerne Granitschalen, Metalltöpfe mit KupferFinish und kubischen Formen. Für jeden Wohnstil
ist etwas dabei.
Fem Güclütürk geht für ihr Label Labofem und
ihr Pflanzengeschäft in Istanbul sogar noch einen
Schritt weiter: Sie lässt von Keramikkünstlern
M
PICTURE PRESS/PETER FEHRENTZ
VON JANINA TEMMEN
Lange Zeit galten Stechpalme, Gummibaum und
ihre grünen Freunde als reine Staubfänger, Zeugen
einen längst verjährten Geschmacks. Mitte des 18.
Jahrhunderts hatten Zimmerpflanzen schon mal
einen Hype, als die Damen der Biedermeier-Zeit
sich einen Hauch Exotik in ihr Zuhause holen wollten. Dann plätscherte die Zimmerpflanzen-Liebe
so dahin: Mal widmete ein Maler einer Pflanze sein
Œuvre, so wie Matisse der Monstera deliciosa und
trat so einen Trend los. Dann sangen die Comedian
Harmonists das Lied „Mein kleiner grüner Kaktus“
und die Berliner Gesellschaft fand es kurzzeitig
amüsant, ihre Fensterbänke mit den piksenden
Pflanzen zu schmücken. Vor ein paar Jahren stellte
sich alle Welt auf einmal einen Bambusstock in die
Vase und Basilikumtöpfchen auf den Tisch. Jetzt
feiert die Zimmerpflanze ein Comeback.
Auch im Berliner Concept-Shop The Store haben Pflanzen einen großen Auftritt: Sie stehen zwi-
Kräftige Farben, originelle Formen: Zimmerpflanzen schaffen eine ganz eigene Atmosphäre
Pixel-Plage
im Vorgarten
Seit einigen Tagen gibt es eine neue
Schädlingsplage in Deutschland.
Möglicherweise sind die gefährlichen Tiere schon bis auf Ihr Grundstück vorgedrungen und tummeln
sich in Ihrem Garten, ohne dass Sie
es merken. Denn das tückische an
den Viechern ist: Mit dem bloßen
Auge sind sie nicht zu erkennen.
Man muss ein Smartphone davorhalten, erst dann werden sie sichtbar.
Rattfratz, Staralili oder Knuddeluff
sind ja noch harmlos, wenn aber ein
giftiger Omot oder ein feuergefährlicher Panpyro auftaucht, hört der
Spaß auf. Die Rede ist hier natürlich
von der Pixel-Plage der Pokemons,
die im Spiel „Pokémon Go“ auf virtuellen Stadtplänen verteilt und von
den Spielern mit ihren GPS-tauglichen Smartphones „gejagt“ werden.
Die Spieler starren dabei unentwegt
auf das Display, denn nur dort werden die Knuddelmonster dargestellt
– am Straßenrand, in Hinterhöfen
und auch in Innenräumen. Je mehr
Pokémons man fängt, desto mehr
Punkte gibt es. Natürlich macht die
virtuelle Realität keinen Halt vor Ihrem Gartenzaun. Wundern Sie sich
also nicht, sondern seien Sie gnädig,
wenn demnächst junge, aufgedrehte
Smartphone-Nutzer durch Ihren
Vorgarten tappen und laut „Wow –
ein Karksel!“ rufen. MICHAEL FABRICIUS
IMMOBILIEN
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2
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Weil der Mensch von Haus aus träumt...
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Um eine einheitliche Abbildung bei der Veröffentlichung der
Pflichtangaben zu gewährleisten, werden wir in den nächsten
Wochen folgende Legende für mögliche Abkürzungen veröffentlichen.
1.
a.
b.
2.
3.
a.
d.
e.
h.
j.
m.
4.
5.
Die Art des Energieausweises (§ 16 a Abs. 1 Nr. 1 EnEV)
Verbrauchsausweis: V
Bedarfsausweis: B
Der Energiebedarfs- oder Energieverbrauchswert aus der
Skala des Energieausweises in kWh/(m²a)
(§ 16 a Abs. 1 Nr. 2 EnEV), z. B. 257,65 kWh
Der wesentliche Energieträger (§ 16 a Abs. 1 Nr. 3 EnEV)
Koks, Braunkohle, Steinkohle: Ko
Heizöl: Öl
Erdgas, Flüssiggas: Gas
Fernwärme aus Heizwerk oder KWK: FW
Brennholz, Holzpellets, Holzhackschnitzel: Hz
Elektrische Energie (auch Wärmepumpe), Strommix: E
Baujahr des Wohngebäudes (§ 16 a Abs. 1 Nr. 4 EnEV)
Bj., z. B. Bj. 1997
Energieeffizienzklasse des Wohngebäudes bei ab
1. Mai 2014 erstellten Energieausweisen
(§ 16 a Abs. 1 Nr. 5 EnEV): A + bis H, z. B. D
Bei der Berücksichtigung aller Angaben könnten die abgekürzten
Pflichtbestandteile wie folgt umgesetzt werden:
Verbrauchsausweis, 122 kWh/(m²a), Fernwärme aus Heizwerk, Baujahr
1962, Energieeffiziensklasse
– mögliche Abkürzung: V, 122 kWh,FW, Bj. 1962, D
Bitte verwenden Sie bei Bedarf für Ihre Anzeige im Immobilienmarkt
die in der Legende aufgeführten Abkürzungen für die entsprechenden
Energiekennwerte Ihres Immobilienobjektes.
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Das kreative Paar betreibt unter anderem den Onlineshop „The Future
Maßanfertigungen machen. Frei nach Kept“ und arbeitet an einem Buch
dem Motto „Ein Unikat für ein Uni- „Wohnen in Grün“. „Urban Jungle“
kat“. Denn in der Natur gibt es schließ- heißt die englische Version. Ihr Lelich auch nie etwas zweimal in identi- bensstil ist betont nachhaltig, vieles im
scher Ausführung. Bei der Türkin Haus ist vintage oder gleich selbst geselbst wohnen die Zimmerpflanzen in baut, wie das Pflanzenregal oder das
Terrarium. „Wenn ich eine neue Pflanjeder Ecke ihres Penthouses.
Wem das zu wild ist, der sucht als ze kaufe, achte ich in erster Linie auf
Zimmerpflanzen-Einsteiger am besten ihre Formen und Struktur“, sagt Jeska.
Denn auch wenn Zimmerpflanzen
bei den Online-Bildergalerien von Instagram und Pinterest nach Inspiration die Liebe zur Natur offenbaren – geoder bei Communitys wie Urban Jung- trieben wird „Indoor Gardening“ doch
le Bloggers oder in dem Buch „Wohnen durch seine Ästhetik. Den neuen Inin Grün“ von Igor Josifovic und Judith door-Gärtnern geht es weniger darum,
De Graaf (erscheint Mitte September in der Erde zu wühlen oder sich in der
im Callwey-Verlag). Neben Homesto- Botanik tiefer gehend auszukennen. Es
geht ihnen vorranrys von Menschen,
gig um den Look eidie bereits mit Pflanner Pflanze und ihr
zen wohnen, will das
Zusammenspiel mit
Buch auch Handbuch
dem Rest der Einsein und Wohnideen
richtung. Auch desschenken. Da gibt es
halb gibt es gerade
zum Beispiel die ETWAS MEHR
so viele Kissen mit
Kleinfamilie Schmidt,
botanischen Prints,
die in ihrem kleinen GRÜN BRINGT LEBEN
Porzellanschalen in
Haus bei Heidelberg
Palmenblattform,
zusammen mit vielen UND ATMOSPHÄRE
Poster mit schwarzGrünpflanzen wohnt.
weißen PflanzdruSie säumen liebevoll IN DEN RAUM
cken: Sie sehen eineingetopft die Bade- RUBY BARBER,
fach gut aus. Und
wannenkante, stehen Pflanzen-Komponistin im Berliner
die
botanische
im Küchenregal, hän- Concept-Shop The Store
Formsprache
ergen von der Decke,
gänzt konsequent
thronen auf kleinen
den
natürlichen
Beistelltischen in der
Leseecke. Alles sieht licht aus und auf- skandinavischen Wohnstil, der überall
geräumt, keine Spur vom verstaubten geliebt und gelebt wird. Weiße Wände,
Zimmerpflanzen-Klischee.
Frau graue Wollteppiche und Holzmöbel
Schmidt führt Buch über ihre Schütz- werden nun mit „echter“ Natur kombilinge, offline in einem leder- niert. Ruby Barber, die Frau hinter den
gebundenen Moleskine-Notizbuch und Pflanzen im Berliner Concept-Shop
The Store, formuliert das etwas gefühonline in ihrem Blog Heimatbaum.
Denn das neue Gärtnern, ob nun liger: „Erst etwas Grün bringt Leben
draußen oder drinnen, ist kein einsa- und Atmosphäre in einen Raum.“
Aktuell haben gigantische Strelitmes Hobby von verschrobenen Einzelgängern, die mit ihren Blumen spre- zien von rund vier Meter Höhe den
chen. Es ist getrieben von dem regen Starauftritt im The Store. Die TopfAustausch mit Gleichgesinnten auf der pflanze ist mit ihrer skulpturalen Anganzen Welt. Das Internet macht es mutung, den schlanken, leuchtend grümöglich. So sind auch Jeska und Dean nen Blättern und grafischen Blüten in
nie wirklich allein in ihrem abgeschie- irisierendem Orange und Blaulila ein
denen, britischen Küstenort Hastings. wunderbares Beispiel für die Art von
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Zimmerpflanzen, die jetzt angesagt
sind. Dazu gehören auch die skulptural
anmutende Monstera deliciosa, der Ficus
elastica und die Calathea.
Aber auch der an einen Schwarm
violetter Schmetterlinge erinnernde
Sauerklee und die Pilea mit ihren talerförmigen Blättern gehören zu den aktuellen Lieblingen. Als Neuzugang in
der Kategorie Zimmerpflanzen kann
man die sogenannten „air plants“ betiteln. Sie treiben den dekorierenden
Charakter dieses Trends auf die Spitze.
So hängen die Luftpflanzen von hauchdünnen Drähten oder federleichten
Kupfernetzen ab, manchmal werden
sie auch gleich auf Betonsockel aufgesetzt. Luftpflanzen haben keine Wurzeln und brauchen deshalb auch keine
Erde. Ihnen reicht ab und zu ein Sprüher Wasser. Man kann sie als lebendiges Kunstwerk betrachten oder als
Einsteiger-Pflanze für Stadtbotaniker.
Weil sie so gut zu verpacken und verschicken sind, floriert auch der Onlinehandel mit ihnen, Evrgreen hat
zum Beispiel eine große Auswahl.
Wie sehr Zimmerpflanzen zum Gestaltungsmittel geworden sind, kann
man auch in der Londoner Szene-Bar
„Bourne & Hollingsworth“ erleben.
Der wintergartenähnliche Bau gleicht
einem urbanen Dschungel: Paradiesische Blumen blühen auf den Bezügen
der üppigen Ohrensessel, Farne hängen von der Decke, Palmen machen
sich in den Ecken breit, Kletterpflanzen schlängeln sich um elektrische Leitungen, Schnittblumen-Bouquets säumen den Kaminsims. Wer hier Platz
nimmt, bekommt mit ziemlicher
Wahrscheinlichkeit einen botanischen
Overload – der vielleicht aber auch in
einer neuen Liebe gipfelt. Denn ob
Zimmerpflanzen nun eher Deko-Objekte sind oder stille Mitbewohner, ist
Einstellungssache ihrer Besitzer. Ob
sich das Herz für die Pflanzen öffnet
oder nur der Trendspürsinn, ist jedem
überlassen.
So oder so bereichern Pflanzen den
Alltag. Denn auch wenn man Sukkulenten und Co. nicht essen kann – als Gesprächsappetizer taugen sie allemal.
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„Parkstadt Karlshorst“ herstellen, einem Projekt
mit rund 1000 Wohnungen, ebenfalls im Berliner
Osten. Fast idealtypisch hält er sich an die Vorgaben aus der Zeit der Industrialisierung mit eigenem städtischen Organismus: Von vornherein
sind eine Schule geplant, ein Geschäftszentrum
und Anschluss an den Nahverkehr. Das Wohnviertel bekommt einen breiten Boulevard. Manche Abschnitte sind von Blockrandbebauung geprägt, an anderer Stelle stehen einzelne Häuser,
teils drei- oder sogar viergeschossig. Es gibt private Gärten genauso wie öffentliche Grünstreifen. Durch Sockel aus Backstein und Putz in unterschiedlichen Farben werden die Häuser unterscheidbar machen. Alles ist so angelegt, dass
sich die Bewohner an jeder Straßenecke wie zu
Hause fühlen können.
Die Projekte in Berlin, aber auch in anderen
Städten wie München oder Bremen stehen für
eine in Deutschland jahrzehntelang zitierte, aber
selten gebaute ideale Stadtsiedlung. Gut hundert
Jahre nach den ersten Neuanlagen hat die Gartenstadt mit ihrer sanften Form der Verdichtung
unter Stadtplanern und Architekten wieder
Hochkonjunktur. Denn die Herausforderungen
in den Ballungsgebieten sind gewaltig. Allein in
der Hauptstadt lassen sich Jahr für Jahr 40.000
Neubürger nieder. Der Wohnraum ist knapp und
die Immobilienpreise steigen unaufhörlich – so
wie es schon vor etwas mehr als hundert Jahren
der Fall war, als Berlin und andere Industriestädte aus allen Nähten platzten.
Das Problem ausschließlich mit einem subventionierten Wohnungsbau und einer Neuauflage des sozialen Wohnungsbaus zu lösen, greift
für viele zu kurz. Die von Brenner geplante Siedlung in Berlin-Karlshorst könnte zeigen, dass es
auch anders geht. Es ist kein genossenschaftliches Projekt und trotzdem auch für finanzschwächere Haushalte erreichbar. Der Projektentwickler Bonava wird ein Viertel der Wohnungen für 6,50 Euro Kaltmiete anbieten, zusätzlich
gibt es weitere 250 Mietwohnungen zu ortsüblichen Preisen. Der Rest sind Eigentumswohnungen, die via Kaufpreis die Sozialwohnungen
querfinanzieren. Baubeginn ist 2018. Ein weiteres Brenner-Projekt, die Gartenstadt „Gardo“
mit über 1600 Häusern und Wohnungen ein gelungener Gegenentwurf zum aufgelösten Siedlungsbau auf der grünen Wiese, wird dann bereits fertiggestellt sein.
Wie die Herausforderungen der boomenden
Städte gemeistert werden könnten, erforscht
derzeit das Bundesinstitut für „Bau- Stadt- und
Raumforschung in einer Studie „Gartenstadt 21 –
ein neues Leitbild für die Stadtentwicklung in
verdichteten Ballungsräumen – Vision oder Utopie?“ Die Experten gehen in ihrem Forschungsansatz davon aus, dass die alten städtebaulichen
Konzepte heute wieder zum Einsatz kommen
könnten. Gartenstädte „mit mäßigen Dichten,
differenzierten Freiräumen und geordneten Verkehrsverhältnissen sowie einem besonderen
Stellenwert der Gestaltung und Blickbeziehungen unter Berücksichtigung der Bezahlbarkeit
bzw. des Gemeinschaftseigentums und der Verbindung von Stadt und Land“ könnten auch heute wieder einen wachsenden Stellenwert erfahren. „Eine kompakte Baudichte spart Erschließungskosten und soll gleichzeitig die Zersiedelung und den Flächenfraß der Städte stoppen“,
sagt Claudia Dappen, Stadtplanerin des Bremer
Stadt- und Regionalbüros Baumgart & Partner
und Auftragnehmerin der Gartenstadtstudie.
Die traditionelle Idee der Gartenstadt geht
auf den Briten Ebenezer Howard zurück. Er
schuf mit seinem Buch „Garden Cities of Tomorrow“ 1898 das ideologische Manifest für die Gartenstadtbewegung. Seine Idee zeichnete sich dadurch aus, dass nur ein Sechstel der Gesamtfläche bebaut werden sollte. Die Einwohnerzahl
begrenzte er auf 30.000 Bewohner. Seine Gartenstädte sollten autark sein. Howard sah vor,
dass sich die Stadtteile unabhängig von anderen
Siedlungen selbst versorgen könnten. Dafür
plante er einen Grüngürtel um die Siedlungen,
der die Versorgung mit Lebensmitteln sichern
sollte. An der Peripherie indes siedelte er Industrieunternehmen zwecks Arbeitsplatzsicherung
der Bewohner an. Solche Selbstversorger-Gartenstädte wie Howard sie sich gedacht hatte, hat
es jedoch nie gegeben. Es sind vielmehr einzelne
Merkmale aus seinem Werk, die die sogenannten
Gartenstädte aufweisen. Auch die Planer der
neuen Siedlungen orientieren sich an den Ideen
Howards.
Neben preiswertem Wohnraum spielt auch die
Teilhabe verschiedener Akteure und Bewohner
eine große Rolle. Sie sollten von Beginn an in den
Planungs- und Gestaltungsprozess involviert
werden, „sich zusammenschließen, wenn es etwa
um die Pflege von Grünflächen, den Anbau von
Gemüsegärten oder die Organisation der Kinderbetreuung geht“, sagt Stadtplanerin Dappen.
Dresden-Hellerau gilt als erste Gartenstadt Deutschlands. Hier wurden vorzugsweise
Reihenhäuser gebaut – damals ein Novum für eine deutsche Großstadt
DPA/DPA PICTURE-ALLIANCE
nter einer Gartenstadt versteht jeder etwas anderes.
Manche denken sofort an die
berühmte Tuschkastensiedlung. Das bunte Ensemble
von Bruno Taut im Berliner
Ortsteil Bohnsdorf wurde vor
genau einhundert Jahren fertiggestellt. Andere
denken an monotone Einfamilienhaus-Landschaften am Stadtrand oder einfach nur an Rasen mähende Kleingärtner.
Nur wenige jedoch haben die innere Funktionsweise, den Aufbau und den Baukörper der
klassischen Gartenstadt so durchdrungen und
verwirklicht wie der Berliner Architekt Klaus
Theo Brenner. „Gefasste Räume, wie man sie aus
der historischen Stadt kennt“, will er bei der
PICTURE ALLIANCE / FRANZ-PETER T
Metropolen wachsen so schnell wie zu Zeiten der Industrialisierung. Planer und Architekten erinnern sich deshalb an die Vorzüge der alten Gartenstädte
Von oben gesehen, zeigt dieses Wohngebiet im niedersächsischen Sarstedt das Problem
vieler Neubausiedlungen: Keine städtischen Funkionen, hoher Flächenverbrauch
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Ebenso wie die soziale genießt auch die funktionale Durchmischung bei den Planern der Gartenstadt 2.0 einen hohen Stellenwert. Im Gegensatz
zu den uferlosen Schlafstädten am Stadtrand soll
in der neuen Gartenstadt gewohnt und gearbeitet werden und so indirekt doch noch die Versorger-Funktion erfüllt werden.
In puncto Architektur hat die traditionelle
Gartenstadtsiedlung durchaus Vorbildcharakter.
Reiner Nagel, Präsident der Bundesstiftung Baukultur, formuliert es so: „Harmonisch proportionierte Fassaden, Abwechslung durch Vor- und
Rücksprünge sowie die Nutzung natürlicher
Baustoffe“. Zur Architektur neuer Gartenstädte
gehört aber auch eine große Vielfalt an Wohnungen mit unterschiedlichen Wohnungsgrößen
und Grundrissen. Der Wohnraum in den neuen
Gartenstädten muss an die Bedürfnisse von Singlehaushalten, Mehrgenerationen-Gemeinschaften, Familien oder Migranten angepasst werden“, sagt Claudia Dappen.
So weit die schöne Theorie. Der Traum von
neuen Gartenstädten mit modernen Stadthäusern und gleichzeitig moderaten Preisen könnte
an der harten Realität zerplatzen. Allein die
Grundstückspreise machen die Entwicklung
ausbalancierter Stadtteile schwierig. Bis heute
wird nur ein zu vernachlässigender Anteil der
städtischen Grundstücke zum Verkehrswert an
Baugemeinschaften oder Genossenschaften veräußert. Während Besserverdienende teure Neubauwohnungen in den innerstädtischen Bezirken erwerben, weichen weniger gut Situierte
eher auf das Einfamilienhaus am Stadtrand aus.
Ein geordneter Stadtbau, der mit Bauland sparsam umgeht, neue mit alten Siedlungen harmonisch verbindet, preisgünstiges Wohnen anbietet und obendrein architektonisch Akzente
setzt, ist so kaum möglich.
„Es ist wichtig, dass die Städte Stadtplanung
wieder als eine aktive, gestaltende und sozial wie
ökologisch verantwortliche Aufgabe wahrnehmen“, sagt der Stadtplaner Uli Hellweg, der auch
neun Jahre lang Geschäftsführer der IBA Hamburg war. Nach Jahren des „Wegsparens“ von
planerischer Kompetenz müssten sie allerdings
dazu auch wieder in die Lage versetzt werden.
Claudia Dappen fügt hinzu: „Neben preiswerten
Grundstücken sollte die Eigen- und Gründungsinitiative von etwa Baugemeinschaften oder -genossenschaften stärker gefördert werden.“
Auch dafür gibt es mittlerweile Beispiele. In
München-Freiham beispielsweise. Dort entsteht
bis 2030 eine große Gartenstadt für 25.000 Menschen. Rund 80 Prozent der Baugrundstücke
werden an Baugenossenschaften, Baugemeinschaften und städtische Wohnungsunternehmen
veräußert, unter der Auflage dort preiswertes
Wohnen zu schaffen. Nach aktuellem Planungsstand kommt die neue Münchner Siedlung der
Gartenstadt des 21. Jahrhunderts schon sehr nahe. Mitarbeit: Michael Fabricius
WELT am SONNTAG-2016-07-17-sil-24 f5123d7d0164873d70b500d7b5da4639
KULTUR
D
WELT AM SONNTAG
NR. 29
17. JULI 2016
Péter Esterházy: Abschied von der Postmoderne
SEITE 53
Surrealismus für den Alltag:
All diese Screenshots hat
unser Autor in Berlin
aufgenommen, zum Teil
am Arbeitsplatz
DIE SERIE
Staffel 6, Folge 7:
Die Beleidigung
!
Die Reporterin holte mich in einer Seitenstraße ein. Ich kam gerade vom
Bahnhof Friedrichstraße, wo ich gleich
nach dem Aussteigen das Denkmal zur
Erinnerung an die Kindertransporte
aufgesucht hatte – ein vielleicht nicht
sehr taktvoller, aber doch lohnender
Move, denn aus dem Mahnmal purzelten, als ich daran drehte, nicht nur vier
Pokébälle heraus, sondern auch ein
Trank und ein Beleber. Danach hatte ich
hoffnungsvoll die nächste Arena angesteuert, die sich dummerweise genau
unter der Eisenbahnbrücke an der
Spree befand. Es war dunkel und roch
beißend nach Urin, und mir erschien
zwar ein wildes Karpodar, das ich mit
dem ersten Wurf einfing, die Arena aber
hielt ein Tausender-Hypno besetzt, und
gegen Tausender-Hypnos hatte ich keine Chance, Antritt zwecklos.
VON ANDREAS ROSENFELDER
ODYSSEE
Die PokémonDas Kulturereignis dieser Tage ist ein Handyspiel.
Braucht man Walter Benjamin und Homer, um es
zu verstehen? Oder genügen Brutmaschinen,
Lockmodule und bequeme Schuhe? Eine Recherche
ANDREAS ROSENFELDER
Ich war also schon etwas aufgeregt,
als ich um die Mittagszeit aufs Café
„Einstein“ zulief und im Vorbeigehen
noch schnell an der Tür des Wehrbeauftragten des Bundestags drehte – an den
hatte auch ich schon länger nicht mehr
gedacht, er hatte Pokébälle auf Lager.
Genau genommen hatte sich der Grad
meiner Aufregung kontinuierlich gesteigert, seit ich am Morgen auf die Straße
getreten war, damals noch als unerfahrener Trainer Level 1, jetzt immerhin Level 6 und mithin kampfberechtigt, in
meiner Tasche 72 Pokémon, deren bestes, ein 29,12 Kilogramm schweres Traumato, 161 Wettkampfpunkte hatte. Ich
hoffte, es am Brandenburger Tor, wo
sich eine der größten Arenen der Stadt
befinden sollte, gegen einen angemessen bescheidenen Gegner in den Kampf
schicken zu können. Nebenbei wollte
ich Strecke machen, um das Fünf-Kilometer-Ei in meinem Unendlichkeits-Inkubator auszubrüten, es fehlten noch
2,4 Kilometer Fußmarsch.
Entschlossen schritt ich voran und
blickte dabei gleichzeitig auf den Bildschirm meines Handys und den Bürgersteig vor mir, was kompliziert klingt,
aber geht, wenn man die Informationen
im Vordergrund und im Hintergrund
der Wahrnehmung gleichzeitig verarbeitet. Genau darin hatte ich mein Gehirn jetzt einen halben Tag lang trainiert, es lief hochtourig.
Da schob sich plötzlich eine rothaarige Frau mit Sportjacke von hinten in
mein Sichtfeld, sie hüpfte in Seitsprüngen neben mir her wie eine Turnerin
und war etwas außer Atem. „Du spielst
doch ,Pokémon Go‘, oder?“ Mein Kopf
nickte reflexhaft, in diesem Moment
tauchte ein ganzes Kamerateam hinter
ihr auf: „Wir sind von ,3sat Kulturzeit‘
und interessieren uns für –“ Mit einer
verächtlichen Handbewegung scheuchte ich die Kollegen fort, es war dieselbe
Geste, mit der man im Zweikampf einen
Psychoschock auslöst. Das 3sat-Team
ließ sich zurückfallen, sie tauschten Blicke aus. „Ihr müsst das selber spielen“,
rief ich ihnen böse über die Schulter
hinterher, wobei ich zur Verdeutlichung
etwas zu heftig auf mein Handy tippte,
„nicht Leute befragen!“
Nichts erschien mir in diesem Moment schrecklicher als ein Gespräch mit
Kulturjournalisten, die „Pokémon Go“
verstehen wollten. Allerdings war ich
am Vorabend, als ich die App installierte, selbst noch ein solcher gewesen. Auf
der Suche nach einem Spitznamen für
meinen Pokémon-Trainer, den ich mit
blondem Struwwelhaar und einem
leuchtend gelben Sweater ausgestattet
hatte, war ich einfallslos zum Regal ge-
S. 56
gangen und hatte die Buchrücken gemustert. Wie populär das Spiel da in der
westlichen Hemisphäre schon war,
konnte ich daraus ersehen, dass nicht
nur Odysseus und Schelling schon vergeben waren, sondern auch Bonaventura, Sloterdijk und Pseudolonginus, ein
griechischer Rhetoriker, dessen Existenz noch nicht einmal belegt ist. Nach
sechs gescheiterten Anmeldeversuchen
dachte ich mir entnervt den völlig sinnlosen Spitznamen Helokurio aus.
Die ersten Schritte waren zaghaft,
auch wenn ich meine bequemsten Turnschuhe trug. Ich fing vor der Haustür
ein paar wilde Taubsis und Habitaks, die
aus dem Nichts auf dem Bürgersteig, in
einer Einfahrt oder auf einem Rasenstück „erschienen“ – so heißt das in der
Sprache der App, und natürlich denkt
man da als Feuilletonist sofort an den
Begriff der Epiphanie, der das unvermutete Erscheinen einer Gottheit bezeichnet, sei es eine Quellnymphe in einem
Hain, sei es der alttestamentarische
Gott in seinem Dornbusch. Man denkt
auch an Walter Benjamins „Berliner
Kindheit um neunzehnhundert“, in der
er die Stadt mit ihren Toren, Fassaden
und Schwellen als Wildnis beschrieben
hat: „Sich in einer Stadt nicht zurechtfinden heißt nicht viel. In einer Stadt
sich aber zu verirren, wie man in einem
Walde sich verirrt, braucht Schulung.“
Neben der Ei-Brutmaschine und zwei
Portionen
jenes
wohlriechenden
Rauchs, mit dem man wilde Pokémon
anlocken kann, trug ich also viel geistiges Gepäck mit mir herum, darunter:
die „Subtilen Jagden“ des Käfersammlers Ernst Jünger, die antike Mnemotechnik, nach der sich ein Redner seinen
Text einprägen soll, indem er im Geiste
Bauwerke abschreitet und die Gedanken als bewegte Bilder darin platziert,
und Homers „Odyssee“, die ja auch
nichts anderes ist als eine planmäßige
und von unsichtbaren Mächten gesteuerte Verirrung. In kleinerem Maßstab
erlebt sie jeder Spieler, der auf dem
Heimweg noch ein paar Umwege einbaut – etwa um am Seerosenteich im
Weinbergspark, wo die Junkies auf alten
Matratzen sitzen und Cinzano Bianco
trinken, ein Wasserpokémon zu fangen.
Am Anfang kam es mir noch befremdlich vor, die Stolpersteine für Ida und
Manja Buntmann-Weinstein jedes Mal,
wenn ich an ihnen vorüberging, auf
neue Pokébälle und Beleber zu überprüfen. Ich hatte sie vorher nie bewusst
wahrgenommen, ganz wie die für Max
Majer Sprecher, Dr. Blumenthal und die
Familie Jastrow sowie die Gedenktafel
für Abraham Geiger – allesamt
Pokéstops, wie fast jeder Ort von öffentlicher Bedeutung. Und Berlin steckt
nun einmal voller verborgener Hinweise auf den Holocaust. Ist es schlimm,
wenn ein japanisches Spiel sie automatisch aus dem Stadtplan heraushebt und
haushohe Zeichen über ihnen schweben
lässt, auf dass die Spieler sie besuchen
und auf dem Display ihrer Smartphones
daran drehen wie an riesigen Münzen?
Auch traute ich mich anfangs nicht,
ein verlockend vor einem Lokal am
Zionskirchplatz schwebendes Rattfratz
einzufangen, weil die Gespräche auf der
Terrasse erstarben, als ich stehen blieb,
um mehrfach erfolglos nach ihm zu zielen. Aber da hatte ich mich noch nicht in
jenen Wanderer verwandelt, der mit gebeugtem Haupt durch seine ganz eigene, von surrealistischen Bildern übervölkerte Stadt läuft wie Louis Aragons
„Pariser Bauer“. Schon nach zwei, drei
Stunden lief ich, berauscht von der permanenten Fortbewegung, wie auf Wolken und erkannte in jedem Fremden,
der mir mit zum Smartphone gesenkten
Blick entgegenkam, einen Mitverschwörer. Ich versuchte, in den Gesichtern
der Vorübergehenden zu lesen, und
mein Gehirn schüttete Endorphine aus,
wenn ich sie von einem Nebulak oder
Dratini reden hörte, das ich auch gerade
gesehen hatte. Ab Mittag erkannte ich
andere Pilger dann sicher an den Ladekabeln, die ihre vom unverschämten
Energieverbrauch der App leer gesaugten Smartphones mit den Powerbanks
in ihren Hosentaschen verbanden.
Auch ich besorgte mir aus Furcht,
plötzlich wieder in eine entzauberte Urbanität abzustürzen, in der ich mir bestenfalls einen Cappuccino bestellen
oder eine neue Sonnenbrille maßanfertigen lassen könnte, bei Saturn am Alexanderplatz einen externen Akku. Mit
neuer Kraft näherte ich mich der Weltzeituhr, über der sich eine funkelnde
Arena in den Himmel türmte. Auf Level
8 aufgestiegen, schickte ich meine bestentwickelten Pokémon in den Kampf
gegen jene von Ernie88. Obwohl ich
Windhosen und gar Käferbisse einsetzte, wurde ich vernichtend geschlagen.
Ich erkannte Ernie88 am unverschämt freudigen Lächeln. Sie trug einen blonden Zopf und einen FjällrävenRucksack und tippte sehr schnell mit
dem Zeigefinger auf den Touchscreen.
Nach dem Kampf erklärte sie mir sehr
freundlich, in brandenburgischen Dörfern könne man zum Teil noch gegen
Hunderter-Pokémon antreten, Selchow
zum Beispiel, das sei besser zum Üben.
Dann erzählte sie mir, dass es an der
Gedächtniskirche
Drachen-Pokémon
gebe, und verteilte mit ein paar geübten
Griffen Trank und Beleber an all meine
im Kampf versehrten Pokémon.
Wir wollten gerade los, um die
Pokémon an der Karl-Marx-Allee zu
studieren, da trat ein bärtiger Mann zu
uns. „Ich bin von Golem.de, mich interessiert die soziale Komponente von
,Pokémon Go‘.“ Ich löste mich. Heute
noch wollte ich Level 10 erreichen.
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K
einer hätte zu sagen gewusst,
wer mit den Hitler-Vergleichen eigentlich angefangen
hatte. Der Ressortleiter und die
Jungredakteurin, die stets einer Meinung waren, neigten zu der Annahme, dass es der Stellvertreter gewesen sein musste. Klar war jedenfalls:
Die allgemeine gesellschaftliche Verrohung, wie sie Tag für Tag in den
Hass-Postings im Internet zu spüren
war, hatte auch vor unserem Kulturressort nicht haltgemacht. Früher
war der Ton in den Konferenzen gewiss auch nicht immer Bergpredigtverdächtig gewesen. Aber wo einst
liebevolle Frotzeleien überwogen
(„Sloterdijks Klügste“, „RihannaExeget“, „unser Mann aus der Abteilung Adagio“ usw.), kam es in letzter
Zeit immer häufiger zu Tiefschlägen.
So hatte eben der Stellvertreter
vor einigen Wochen in der Kantine
(die er nur dann dem gemütlichen
Bistro „Al Dente“ am anderen Ende
der Stadt vorzog, wenn er unter Zeitdruck stand, also selten) den rechten
Mundwinkel überheblich spöttelnd
nach unten geknickt und über die
früh ergraute Leserbriefredakteurin,
die bei Tisch wieder mal für einen
entschlossenen Vegetarismus warb,
irgendetwas von „Trockenpflaume“
gemurmelt. Die Redakteurin hatte
daraufhin empört das Glas mit dem
Basmati-Shake auf den Tisch geknallt, war aber mit ihrer den Kollegen schon sattsam bekannten Suada
über die ethische Überlegenheit des
Fleischverzichtes kaum über die Einleitung hinausgekommen, als der
Stellvertreter kühl verkündete: „Hitler war auch Vegetarier.“
Das war natürlich ein Foul gewesen, und ein Eigentor sowieso: Sogar
dem immer etwas sediert wirkenden
Schülerpraktikanten war sofort aufgegangen, dass der Stellvertreter, als
Katholik und starrsinniger Wagnerianer, bei dem Thema im Glashaus
saß. Trotzdem hatte der Trick, Diskussionen an irgendeinem Punkt mit
einer kühnen Nazi-Parallele zum
Eklat zu führen, danach seltsamerweise rasch Schule gemacht.
Der Literaturkritiker etwa musste
sich in einer Blattkritik anhören,
sein Hang zum Stabreim hätte einem
Untersekretär der Reichsschrifttumskammer zur Ehre gereicht, ja
vielleicht sogar einem Obersekretär,
wenn er nur mit der deutschen
Grammatik auf etwas vertrauterem
Fuße stünde. Als die Jungredakteurin eines Morgens unterwürfig bemerkte, sie habe den Leitartikel des
stellvertretenden
Chefredakteurs
„genial“ gefunden (was weniger wegen des Lobes an sich überraschend
war, sondern weil sie eigentlich keine Zeitung las), erkundigte sich der
Theaterkritiker, ob sie mit ihren
High Heels eigentlich auch die Hacken zusammenschlagen könne.
Es eskalierte an einem Montag.
Der Popredakteur wollte gerade dem
Opernkritiker an die Gurgel gehen,
weil der die allgemeine Paul-McCartney-Begeisterung deutscher Feuilletons als „gleichgeschaltet“ bezeichnet hatte, als die zarte Stimme des
kleinen Praktikanten hörbar wurde.
„Aufhören, aufhören“, jammerte er
und hielt sich die Öhrchen zu.
„Reiß dich zusammen, herrje, du
klingst ja wie der Ressortleiter“, entfuhr es dem Popredakteur, der mal
beim Militär gewesen war – doch
noch während die letzte Silbe seinen
Mund verließ, veränderte sich sein
Gesicht zu einem erschrockenen
Staunen. Betroffene Stille trat ein.
Die beiden Kämpfer ließen die Fäuste sinken. Und die friedenstiftende
Erkenntnis breitete sich im Büro aus
wie der warme Duft eines sanften
Sommerregens: Es gab Vergleiche,
die gehörten sich einfach nicht.
„Writer’s Block“ ist eine Axel-SpringerProduktion. Ähnlichkeiten mit lebenden
Personen und realen Handlungen sind
zufällig. Drehbuch dieser Folge: Lucas
Wiegelmann.
WELT am SONNTAG-2016-07-17-sil-24 f5123d7d0164873d70b500d7b5da4639
F
54 KULTUR
WELT AM SONNTAG
17. JULI 2016
Umzingelt: Auf einer
Demonstration gegen
Polizeigewalt Anfang
Juli in New York
Führt die Polizei in den Vereinigten
Staaten einen heimlichen, rassistischen
Krieg gegen Schwarze? Die vergangenen
Wochen können gewiss diesen Eindruck
erwecken: Da war Alton Sterling, der
von Polizisten erschossen wurde, während sie ihn am Boden festhielten, da
war das unerträgliche Video von Philando Castile, dem ein Polizist in Minnesota vier Kugeln in den Leib jagte, während seine Freundin und ein Mädchen
© EDUARDO MUNOZ / REUTERS
VON HANNES STEIN
Schwarz
UND Weiß
an anderen Armen verübt werden. Soll
heißen: Nicht nur die Mehrheit der Täter, auch die Mehrheit der Opfer ist in
den Vereinigten Staaten schwarz. Etwa
sechstausend schwarze Amerikaner fallen jedes Jahr Morden zum Opfer.
Schwarze Jugendliche zwischen 14 und
17 Jahren sterben sechs Mal so häufig
wie weiße und hispanische Jungen dieser Altersgruppe – weil sie von anderen
Schwarzen umgebracht werden. McDonald nennt die „Black Lives Matter“-Bewegung darum „betrügerisch“. Sie konzentriere sich nur auf jene Schwarzen,
die versehentlich von der Polizei erschossen werden – eine im Vergleich geradezu lächerliche Zahl. Die wirkliche
Tragödie passiere im Dunklen.
Dass die Polizisten schnell mit dem
Schießeisen zur Hand sind, hat nach
McDonald einen einsichtigen Grund:
Sie leben gefährlich. Die Mordrate in
den Vereinigten Staaten, schreibt sie,
entspreche „jener von 21 westlichen Industrieländern plus Japan“. Und nun
befürchtet die Publizistin einen „Fergu-
son-Effekt“. Was meint sie damit?
Nachdem der Polizist Darren Wilson in
Ferguson, Missouri, den schwarzen Jugendlichen Michael Brown erschossen
hatte, sei die Polizei übervorsichtig geworden. Dabei war Brown, wie McDonald schreibt, keineswegs unschuldig:
Acht schwarze Zeugen hätten ausgesagt, dass Brown im Polizeiauto Darren
Wilson die Faust ins Gesicht rammte
und nach der Waffe des Polizisten griff.
Nachdem aber Michael Brown in den
Stand eines unschuldigen Opfers erhoben wurde und in Ferguson ein Krawall
losbrach, habe die Polizei eingeschüchtert den Rückzug angetreten. Die Folge:
Die Verbrechensrate in 50 amerikanischen Städten sei steil nach oben geschnellt. McDonald befürchtet einen
Rückfall in die Siebziger- und Achtzigerjahre, als New York unbewohnbar zu
werden drohte. Sie rät dringend zu einer Rückkehr der Polizeitaktik des
„stop and frisk“ – des Anhaltens und
Durchsuchens junger (schwarzer) Männer, um ihre Waffen zu konfiszieren.
Ist Amerikas Polizei rassistisch?
Oder pflegen die Schwarzen eine
Kultur der Gewalt? Ein Land im
Schockzustand versucht, sich einen
Reim auf die Wirklichkeit zu machen
Ganz anders sieht Malcolm Sparrow
die Sache. Er ist Professor für öffentliche Verwaltung in Harvard und hat eine
gelehrte Studie vorgelegt („Handcuffed“, Brookings Institution Press), in
der er Schwarze sehr wohl als Opfer einer rassistischen Polizei sieht. Er breitet die deprimierenden Fälle der vergangenen Jahre vor uns aus: Eric Garner, der im Würgegriff der Polizei starb
– sein Verbrechen: Er hatte auf der Straße unregistrierte Zigaretten verkauft.
Tamir Rice, der zwölf Jahre alt war, als
die Polizei ihn niederschoss. Walter
Scott, der von der Verkehrspolizei gestoppt wurde, weglief, weil er Unterhaltszahlungen schuldig geblieben war,
und von einem weißen Polizisten in den
Rücken geschossen wurde, der meinte,
das Opfer habe ihn attackiert. Für
Schwarze gehen Begegnungen mit der
Polizei in signifikant höherem Maße
tödlich aus als für Menschen, die von
weißer Haut umgeben sind.
Dann ist da das Problem der Brutalität: Wer in Amerika vor der Polizei da-
ZEITGEIST
vonläuft, kann beinahe damit rechnen,
dass die Polizisten – nachdem sie ihn
gestellt haben – in einem Kreis um ihn
herumstehen und ihn treten und prügeln. Das ist zwar illegal, gehört aber offenbar zu den Traditionen, an denen
nicht gerüttelt werden darf.
Schuld an alldem ist laut Sparrow eine Art sozialistische Tonnenideologie.
In Ferguson, Missouri, stammten zwanzig Prozent der Einnahmen der Stadt
von Strafzetteln und anderen Geldbußen wegen Ordnungswidrigkeiten. Es
ging nicht um die Sicherheit auf den
Straßen, es ging darum, genügend Strafzettel auszustellen. In einer Großstadt
wie New York geht es freilich nicht um
Strafzettel. Dafür lastet hier auf jedem
Polizisten der institutionelle Druck, die
Kriminalitätsstatistik zu senken – mit
allen Mitteln, und ganz unabhängig davon, was diese Statistik eigentlich aussagt. Aggressives Vorgehen in „Problembezirken“ (die vor allem von
Schwarzen und Latinos bewohnt sind)
wird also vom Polizeichef belohnt.
Als Alternative schlägt Malcolm Sparrow ziemlich genau das Gegenteil von
Mconald vor: nicht „stop and frisk“,
sondern „community policing“. Also:
Die Polizei soll um das Vertrauen der
Leute in jenem Stadtviertel werben, in
dem sie Streife geht. Sie soll sich mit ihnen zusammensetzen und über Problemlösungen nachdenken. Sie soll ihr
Verhalten nicht an irgendwelchen dubiosen Statistiken ausrichten, sondern
versuchen, Verbrechen schon im Vorfeld zu verhindern.
Zwei Bücher, die sich mit demselben
Thema beschäftigen – und zu konträren
Ergebnissen kommen. Was stimmt?
Lügt McDonald? Arbeitet Malcolm
Sparrow mit gefälschten Daten? Könnte
es sein, dass beide recht haben? Beschreibt vielleicht jedes Buch eine Hälfte der Wahrheit, und muss man sie zusammendenken, um eine Ahnung vom
ganzen Bild zu bekommen?
Linksliberale, für die konservative
Polizeiapologeten ein rotes Tuch ist,
könnten sich vielleicht erinnern, dass
ihr Leib- und Magenblatt, nämlich die
„New York Times“ am 23. Mai eine lange, erschütternde Reportage darüber
veröffentlicht hat, was es für arme,
schwarze Amerikaner bedeutet, in
Stadtvierteln zu leben, in denen Schießereien alltäglich sind. Die Reporter erzählten von einer Tragödie in Cincinnati: Eine größere Gesellschaft hatte sich
in einer Kellerwohnung versammelt,
um einen Geburtstag zu feiern. Ein betrunkener ehemaliger Nachbar kam herein, Streit entbrannte, Fäuste flogen.
Der Betrunkene ging nach Hause, kam
mit einer Waffe wieder. Er verfolgte den
jüngeren Bruder des Geburtstagskindes
bis ins Klo und jagte ihm neun Kugeln in
den Leib. Anschließend verlagerte sich
die Party auf die Straße: Ein Verwandter
des Geburtstagskindes schoss zurück –
am Ende lagen sieben Menschen schwer
verletzt in ihrem Blut. Keine „Black
Lives Matter“-Bewegung hat sich darum gekümmert, kein Präsident hielt eine Ansprache.
Vielleicht könnten auch Linksliberale
begreifen, dass es viele Schwarze gibt,
die froh sind, dass es überhaupt eine Polizei gibt; denn sonst würden sie mit jugendlichen Gangstern alleingelassen,
die mit Vorliebe auf Schwächere losgehen. Konservative wiederum könnten
sich an die wichtigste Lektion des Irakkrieges erinnern: Der „Surge“ hat funktioniert. Der „Surge“ bestand nicht nur
darin, dass die Vereinigten Staaten 2007
ihre Truppen im Irak aufstockten; sie
wandten – auf Befehl von General David
Petraeus – auch eine neue Taktik an. Die
Soldaten verschanzten sich nicht mehr
in ihren Baracken, sie nahmen ihre Helme ab. Sie mischten sich unter die Zivilbevölkerung. Die Offiziere tranken mit
Scheichs Tee und besprachen mit ihnen
die Lage. All dies nicht aus Gutherzigkeit, sondern aus militärischem Kalkül:
Ohne die Unterstützung der einheimischen Bevölkerung war es nicht möglich, die Aufständischen im Irak zu bekämpfen. Das Militär war also fähig, abzurüsten und sich in einem fernen Land
mit einer fremden Kultur unter die Leute zu mischen. Könnte dies vielleicht
auch der Polizei in den amerikanischen
Innenstädten gelingen?
ZEITSPRUNG
DIE
,ENTERPRISE‘
DRINGT DABEI IN
GALAXIEN VOR, DIE
NIE EIN MENSCH
ZUVOR GESEHEN HAT
DIE TEXTSTELLE
DER TRIP
DIE WARNUNG
Das berühmte Intro der „Star
Trek“-Serien gehört zu den meistverspotteten Übersetzungsfehlern
der deutschen Fernsehgeschichte:
James T. Kirk hat ja viel geschafft,
nur eine fremde Galaxie hat er nie
zu Gesicht bekommen (im Original
heißt es nur: „to boldly go where no
man has gone before“). Aber was
nicht ist, kann ja noch werden, vielleicht schon in „Star Trek Beyond“,
der Donnerstag ins Kino kommt.
Den aber – das Studio Paramount
fürchtete Raubkopien – bisher noch
kein Mensch gesehen hat.
Reiseempfehlungen haben immer
zwei Haken. Erstens muss man
zum, sagen wir, weißen Sandstrand
Kambodschas erst mal hinkommen
(knapp 10.000 Kilometer Luftlinie),
und zweitens kann man nicht
gleichzeitig, sagen wir, den Petersdom besichtigen. Es ist daher überfällig, dass die Wissenschaft endlich
die Holodecks aus „Star Trek“
nachbaut, in denen man alle Gegenden, die sich denken lassen, realistisch und in fußläufiger Entfernung
virtuell bereisen kann. Dann
brauchte man nur noch Urlaub.
Die „Star Trek“-Filme von Produzent J. J. Abrams ( ja, das ist derselbe wie bei „Star Wars“) sind auch
deshalb so beliebt, weil man in ihnen schon mal die wichtigsten Kandidaten für Daniel Craigs BondNachfolge in einer Actionrolle abchecken kann. Letztes Mal, in „Into
Darkness“, spielte Benedict Cumberbatch mit. Diesmal Idris Elba.
Allerdings wird die Frage, wer nach
einer Verfolgungsjagd mit anschließendem Faustkampf smarter gucken
kann, weiter offenbleiben: Elba
trägt durchgängig eine Alienmaske.
PICTURE ALIANCE; NTERTOPICS; GETTY IMAGES
DAS REZEPT
Als noch Jean-Luc Picard die Enterprise kommandierte (wobei man
korrekterweise natürlich sagen
müsste: wenn er die Enterprise
kommandieren wird; es geht hier
immerhin um die Jahre 2364 ff.),
zog er sich nach einem harten Tag
gern mal einen Earl-Grey-Tee am
Lebensmittel-Replikator. So klar die
Botschaft war (Picard, der stilvolle
Gentleman), so rätselhaft bleibt bis
heute der immer gleiche Wortlaut
seiner Bestellung. „Tea. Earl Grey“,
sprach er stets zum Computer, und
fügte hinzu: „Hot.“ Wie denn sonst?
BILDGESCHICHTE
VOR 50 JAHREN
Wer hier bleich und ziemlich tot aus der
Wanne hängt, ist Jean Paul Marat, Präsident der Jakobiner und Abgeordneter
des Nationalkonvents. Jacques-Louis
David hat ihn 1793 gemalt, noch im Jahr
seiner Ermordung durch Charlotte
Corday. Unter dem Vorwand, ihm die
Namen von Verrätern zu liefern, hatte
sie den Badenden erstochen. Corday
sah offenbar die Ideale der Französischen Revolution verraten, wollte die
Gewalt beenden. Vier Tage nach dem
Mord wurde sie am 17. Juli 1793 guillotiniert. Erreicht hat sie nichts. Unter Robespierre wurde es noch grausamer. RMA
Die „Welt am Sonntag“
am 17. Juli 1966
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PA / ERICH LESSING/AKG-IMAGES
mit ihm im Auto saßen. Oder gibt es in
den Vereinigten Staaten vielmehr einen
Krieg gegen Polizisten, über den niemand spricht? Für diese These sprechen
die Schüsse von Dallas, denen fünf texanische Polizeibeamte zum Opfer fielen:
Lorne Ahrens, Michael Krol, Michael J.
Smith, Brent Thompson und Patrick Zamarripa. Ihr Job war es gewesen, eine
friedliche Demonstration von Anhängern der „Black Lives Matter“-Bewegung zu beschützen, die gegen Polizistenmorde an schwarzen Amerikanern
demonstrierte.
Also, wer sind hier die Opfer? Polizisten, sagt die konservative Journalistin
Heather McDonald in einer Polemik, die
zum rechten Zeitpunkt erscheint („The
War On Cops“, Encounter Books) –
ebenso wie ein anderes von Malcolm
Sparrow mit der gegenteiligen These.
Der wichtigste Satz in McDonalds Buch
lautet: „Während der vergangenen
zwanzig Jahre haben die Eliten wie im
Fieber über den Rassismus der Polizei
geredet und damit vermieden, über
schwarze Verbrechen zu sprechen.“ Heather McDonald hat Zahlen, um ihre Behauptung zu untermauern: Schwarze
stellen in New York nur 23 Prozent der
Bevölkerung – verüben aber drei Viertel
aller Überfälle, bei denen scharf geschossen wird. Zum Vergleich: Weiße
stellen 33 Prozent der Bevölkerung,
aber nur zwei Prozent von ihnen schießen scharf. Schwarze verüben siebzig
Prozent aller Raubüberfälle, Weiße zwei
Prozent. Wenn die amerikanische Polizei sich vor allem mit Schwarzen beschäftigt, wenn in amerikanischen Gefängnissen vor allem Schwarze sitzen,
dann hat das nichts mit Rassismus zu
tun – es spiegelt einfach die Natur des
Verbrechens in Amerika wider.
Will McDonald andeuten, schwarze
Amerikaner seien irgendwie minderwertig? Ist sie eine Rassistin? So einfach
ist die Sache nicht. Denn im Unterschied zu gewissen deutschen Krimiserien, in denen Verbrechen sich hauptsächlich in Münchener Villenvororten
abspielen, ist es in der Realität so, dass
Gewaltverbrechen vor allem von Armen
NR. 29
Beckenbauer zu teuer
Español Barcelona: „Kostet zwei
Millionen Mark. Haben wir nicht.“
„Krieg Schwarz gegen Weiß“
Rassenunruhen in den USA. Nach
Vietnam bald Front auch im Inland?
Ideales Stadtgefährt
TU Berlin stellt E-Auto für zwei vor
(5 PS). Motor und Batterie leicht.
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17. JULI 2016
WELT AM SONNTAG
KULTUR 55
NR. 29
Uns BLEIBT
immer noch
der Mülleimer
I
n „Casablanca“ steht Humphrey
Bogart auf dem Rollfeld, die Rotoren der Maschine knattern schon,
er blickt ein letztes Mal in Ingrid
Bergmans Augen, und dann sagt er
diesen verrückten Satz: „Uns bleibt immer noch Paris.“ Ja, die Rede ist von
den gemeinsamen Erinnerungen der
Liebenden, aber die unerhörte Behauptung sagt viel mehr. Als könne die Welt
untergehen, alles einstürzen, aber auf
eines wird wenigstens immer Verlass
sein: den schönen, unsterblichen Mythos von Paris.
VON MARTINA MEISTER
Paris ist ein Sehnsuchtsort, Inbegriff
eines weltweit geträumten Traums, dem
die vielen Millionen Besucher nachsteigen. Er materialisiert sich an Objekten
und Figuren, die unveränderlich scheinen: am schlecht gelaunten „garçon de
café“, dem Kellner, den schon Sartre besungen hat; an der „bouche de métro“,
dem grünen Jugendstil-Eingang der Untergrundbahn, der die Menschenmassen
auf stilvolle Weise verschluckt; an den
grauen Zinkdächern über Sandsteinfassaden, die im Zusammenspiel mit blauem Himmel auf geheimnisvolle Weise
Strand und Meer von der nahen Kanalküste herbeizitieren; aber ganz sicher
materialisiert er sich auch an den Zeitungskiosken, den grünen Häuschen mit
Schnörkeldach und nutzloser, hübscher
Kuppel. Sie gehören zum Stadtbild von
Paris wie die Gondeln zu Venedig. Aber
nun sollen sie weg.
Die Stadtverwaltung hat beschlossen,
die „unpraktischen Kioske“ durch moderne zu ersetzen. Entworfen hat das
neue Modell des Pariser Kiosks die in
Frankreich weltbekannte Designerin
Matali Crasset, deren Topffrisur eine
Art Visitenkarte ist: Hässlich ist offensichtlich kein Ausschlusskriterium für
sie. Das kann man als individuelle Entscheidung durchgehen lassen; schwierig
wird es, wenn ihr Kampf gegen die gemütliche Ästhetik der Vergangenheit
das Stadtbild verändert. Denn Crassets
Entwurf wirkt wie der Vorstellungswelt
von „Minecraft“-Spielern entsprungen,
in der alles aus kubischen Bausteinen
besteht. Ihre Zeitungsbuden sind im-
KEYSTONE-FRANCE/GAMMA-RAPHO/LAIF/KEYSTONE-FRANCE/LAIF
In Paris sollen die berühmten
Zeitungsstände verschwinden.
Die neuen erinnern an tannengrüne
Tupperware. Ein Abschied
Nichts ist so schön wie der Zeitungsstand von gestern: Paris in den 1940er-Jahren
mer noch irgendwie „tannengrün“, aber
das ist auch die einzige Konzession an
die Vergangenheit, zur der sie bereit ist.
Innerhalb weniger Tage haben über
50.000 Gegner des Projekts eine Internet-Petition unterschrieben. Sie trauern um den „Charme des romantischen
Paris“. Sie beklagen einen „seelenlosen“, „unpersönlichen“ Entwurf, einen
„Angriff auf die Schönheit und Besonderheit von Paris“. Und sie stellen die
zentrale Frage: „Warum Zeitungskioske
bauen, die in jeder Stadt dieser Welt
stehen könnten?“
Die Kritiker überbieten sich gegenseitig mit Bildern des Horrors: An „riesige Mülleimer“, „Tupperware“, „Fotokopierer“ fühlen sie sich erinnert.
„Geht auch als Gartenhäuschen
durch“, twittert jemand. „Eher hässlich“, urteilt ein Pariser Stadtrat der
Grünen. Dafür gibt es aber einen „interaktiven Bildschirm“ und auch ein
Ampellicht, das signalisiert, ob der Laden offen ist, was man bisher einfach
daran erkennen konnte, dass die Läden
geschlossen waren. Was noch? Ach ja,
die Dinger sind fortan beheizt.
Wenn Objekte etwas über die Gesellschaft aussagen, wie Roland Barthes in
seinen „Mythen des Alltags“ schrieb,
dann spricht dieser Kiosk Bände: Er will
das Unmögliche leisten, die alte Welt
des Papiers mit der neuen Welt der Bits
zu versöhnen: Das Papier soll sich hier
im Gewand des digitalen Chics behaupten. Wer keine Zeitung kauft, darf nun
auch ein Sandwich, eine Eintrittskarte
für ein Museum, ein Souvenir erwerben. Der Fantasie des Kioskbetreibers
sind keine Grenzen gesetzt. Anne Hidalgo, die Bürgermeisterin von Paris,
versteht die Empörung nicht. „Die
Kioske, die man auf der Straße sieht,
sind Plagiate der Haussmann-Kioske.
Sie sind aus Plastik.“ Damit hat sie natürlich recht. Die Kioske, die Gabriel
Davioud 1857 entworfen hatte, waren
längst verschwunden, als sie in den
Achtzigerjahren kopiert wurden. Die
Pariser kämpfen also nicht ums Weltkulturerbe, nur um seine billige Kopie.
Aber geht es hier um Original und Fälschung? Eher um ein simples Zeichen
der Vertrautheit.
Um Missverständnissen vorzubeugen: Die Kioskbetreiber frieren im Winter, schwitzen im Sommer und gegen
mehr Komfort für sie ist wirklich nichts
einzuwenden. Aber das eigentlich
Schlimme wird verschwiegen: Sie verkaufen immer weniger Zeitungen und
Zeitschriften. Noch gibt es 26.000 Zeitungsläden in Frankreich, aber jedes
Jahr schließen gut fünf Prozent. Der
Trend ist global. Niemand kann sich
ernsthaft darüber wundern, dass mit
den Zeitungen langfristig auch die Zeitungsläden verschwinden. Die Frage ist
also erlaubt: Was schmerzt eigentlich,
wenn ein Kiosk seine Gestalt verändert?
Gut möglich, dass es ein Phantomschmerz ist und der Aufschrei auch deshalb so laut war, als das neue Kioskmodell für Paris vorgestellt wurde: Man
will sich von der alten Welt nicht verabschieden. Der Kiosk ist ein kleines Örtchen der Behaustheit mitten im Moloch
der Moderne, ein Garant von Beständigkeit. Derselbe „kiosquier“, man kennt
ihn mit Namen, thront oft schon seit
Jahren und Jahrzehnten hinter dem
Bollwerk aus Papier wie ein altmodischer König, der über die verrückten
Zeitläufte herrscht.
Am 14. Januar 2015 haben sich vor
den Pariser Kiosken lange Schlangen
gebildet. Die Menschen wollten die
erste Ausgabe von „Charlie Hebdo“
nach den Attentaten ergattern. Es war
ein Zeichen des Widerstands, Zeugnis
dafür, wie unbezahlbar die Meinungsfreiheit ist. Genau das ist es, was die
Pariser ärgert: dass bald nicht mehr das
gedruckte Wort gilt, sondern die gekühlte Cola.
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56 KULTUR
WELT AM SONNTAG
NR. 29
17. JULI 2016
Mit dem RÜCKEN
zum Sand
In einem kalifornischen
Wüstental erfanden Punks
einst den Desert Rock.
Zwei Dokumentationen
erinnern an die heißeste
Phase der Musikgeschichte
W
Wie alle anderen auch kam der Punkrock
nach Palm Springs, um sich seinen Lebensabend zu versüßen. Wahrscheinlich
nahm er Highway 10 von Los Angeles
knapp zwei Stunden Richtung Osten bis
zur Abfahrt 111. Ins Herz des kalifornischen Coachella Valley. An den Rand der
Wüste. Das war Ende der Siebzigerjahre.
Die musikalische Jugendrevolte, die nach
ihrer Entstehung sofort vergreist war,
flüchtete sich zu dieser Zeit in die ProVON FELIX ZWINZSCHER
vinz. Und die Oasenstadt mit ihren
knapp 45.000 Einwohnern schien alles zu
haben, was der Punk zum Leben brauchte: gelangweilte Jugendliche, ruhebedürftige Rentner, Frank Sinatras Hass auf
Rock ’n’ Roll, eine unglaublich hohe
Crystal-Meth-Labor-Dichte und das perfekte Wetter für zerrissene Klamotten.
So richtig gefunkt hat es trotzdem
nicht. Schon nach wenigen Jahren war
vom Punkrock kaum mehr übrig als die
Do-it-yourself-Attitüde.
Kurzatmige
Wut war nichts für die Wüste. Die Hitze
und die Weite der Landschaft verformten den Sound. Die Gitarren wurden
tiefer, der Beat begann zu schleifen, aus
Anderthalb-Minuten-Songs
wurden
halbstündige Jamsessions. Und so entstand eine einzigartige Musikszene, die
bis heute besonders in Europa kultisch
verehrt wird, auch wenn die meisten
Bands aus dem Gedächtnis der Ge-
Wer hier E-Gitarre spielen will, braucht einen guten Generator: In der Nähe von Palm Springs, Kalifornien
GETTY IMAGES/VIRGINIA STAR
schichte längst wieder verschwunden
sind. Die Queens Of The Stone Age sind
heute wohl die bekanntesten Überlebenden des sogenannten Desert Rock.
Lebende Fossilien einer Musik, die es
eigentlich nur zwanzig Jahre lang gab,
in einem 72 Kilometer langen und 24 Kilometer breiten Tal im Süden Kaliforniens. Geboren aus Langeweile, Pragmatismus und Wüstensand.
Und für einen Moment sah es sogar
so aus, als würden die Wüstenkinder die
Musikgeschichte nachhaltig verändern.
Dave Grohl erzählte 1992 jedem, der es
hören wollte oder auch nicht, völlig euphorisiert, dass in Palm Springs eine
musikalische Revolution stattgefunden
habe. Dave Grohl war damals noch
Schlagzeuger von Nirvana. Die Band,
die Anfang der Neunziger den Untergrund mit Grunge zum Mainstream
machte. Er rief es in MTV-Mikrofone
und schrieb es in Musikzeitschriften.
Seine Entdeckung war Kyuss, genauer
gesagt deren zweites Album „Blues For
The Red Sun“. Kurz nach Grohls Loblied wurde Kyuss von Metallica als Vorband für ihre australische Stadiontour
erwählt. Ein unerwarteter Erfolg, den
die Band und mit ihr die ganze Szene
nie verwunden hat. Kyuss zerbrach daran. Desert Rock folgte wenig später,
zumindest in seiner Heimat.
Zwei Dokumentarfilme erinnern gerade an diese Musikszene (die zur Verwirrung aller ursprünglichen Mitglieder
auch gern als Stoner Rock bezeichnet
wird): „Lo Sound Desert: Two Chapters
on Rock Music“ von dem deutschen Illustrator, Maler und Filmemacher Jörg
Steineck und „Desert Age: A Rock and
Roll Scene History“ von Jason Pine aus
Los Angeles. Steineck hat zehn Jahre
seines Lebens in die „Lo Sound“-Doku
gesteckt. Ein mäanderndes Langzeitprojekt ganz in der Do-it-yourself-Mentalität seines Sujets mit grobkörnigen
Aufnahmen und liebevoll gestalteten
Animationen. „Desert Age“ wirkt hingegen wesentlich polierter und erinnert
mit seinen Ausflügen in die Meth-Küchen des Riverside County teilweise an
eine „Vice“-Reportage. Doch diese oberflächliche Coolness lenkt davon ab, dass
die Szene genau das nie war.
Schon aus ganz praktischen Gründen
hatten es die jungen Musiker rings um
Palm Springs nicht ganz einfach mit der
Außenwirkung: „In der Wüste ist es
schwer, cool und Punk zu sein. Das ganze Zeug, Mascara und Haarspray, das du
dir als Punk ins Gesicht und die Haare
schmierst, schmilzt in der Sonne und
brennt dann furchtbar in den Augen“,
erinnert sich Nick Nava, heute Sänger
und Bassist der Band Hornss, damals in
gleicher Funktion bei der in Palm
Springs gegründeten Band Solarfeast, in
„Lo Sound Desert“.
Doch die ästhetischen Schwierigkeiten waren das geringste Problem der
Provinz-Punks. Palm Springs war und
ist bis heute eine Urlaubs- und Rückzugsstadt für, nun ja, Erwachsene. Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts kamen die ersten Kurgäste, die sich Heilung von der heißen, trockenen Luft
versprachen. Es folgten Hollywoodstars, die in aller Ruhe und Abgeschiedenheit ihre gepflegten Orgien feiern
wollten. Showgrößen wie Liberace und
Frank Sinatra, die das Clubleben der
Stadt kontrollierten. Sonny Bono war
sogar eine Weile Bürgermeister von
Palm Springs. Und später flohen Rentner vor den kalten Wintern ihrer Heimatorte in die Wüstenstadt.
Die einheimische Jugend passte da
nie so richtig ins Konzept. Und als die
wilden Kinder Ende der Siebziger- und
Anfang der Achtzigerjahre auch noch
ihre ersten Punkbands gründeten, stießen sie damit auf wenig Gegenliebe bei
den Erziehungsberechtigten. Es gab
kaum Clubs, in denen sie spielen durf- bracht werden. Toiletten gab es nicht.
ten. Wenn, dann meist nur ein einziges Das war der Beginn vom Ende des Punk
Mal. Bandproben beendete die Polizei im Coachella Valley. Die Wüste griff
nach wenigen Minuten wegen Ruhestö- nach der Musik.
„Wenn du mitten in der Wüste spielst,
rung. Improvisierte Parkplatzkonzerte
erwartete das gleiche Schicksal. Und ist es schwierig, zweiminütige Songs
der spätere Versuch, selbst einen Club runterzurasseln. Die Leute fahren eine
im benachbarten Arbeiterstädtchen In- Stunde zu deinen Konzerten und wollen
dio zu eröffnen (mit dem schönen Na- unterhalten werden“, erklärt Kyussmen „Rhythm and Brews“), scheiterte Schlagzeuger Brant Bjork die musikalilangfristig an der eigenen Punk-Attitü- sche Evolution in „Desert Age“. Und Made, wenn es um Schanklizenzen und Al- rio Lalli selbst: „Als Punk-Band kannst
du nicht jammen. Da kennt man nur vier
koholverkauf an Minderjährige ging.
Am Ende aller Optionen blieb nur Akkorde.“ Also wurde geübt, Speed gedie Flucht aus der Oase. Zwischen Sand gen LSD getauscht und der Sound gegen
und Felsen. Mario „Boomer“ Lalli, da den Wind immer tiefer gestimmt, bis er
sind sich beide Dokus einig, war der auch gegen die stärksten Böen anwabern
Mann im Epizentrum des Desert Rock. konnte. Am Ende dieser Entwicklung
stand Kyuss. Josh
Er spielte Gitarre,
Homme
benutze
Bass und sang in allen
Bassverstärker
für
formativen Bands des ES GAB
Genres: Across The SCHLÄGEREIEN UND seine Gitarre. Brant
Bjorks SchlagzeugRiver, Yawning Man
kessel klingen, als
und später Fatso Jet- AM ENDE EIN FEUER
seien sie unter dem
son. Zugegeben, eiweiten Sternenhimgentlich haben fast alle wichtigen Desert Rocker irgendwann mel immer größer geworden. Nick Oligemeinsam in einer Band gespielt. Die veris Bassspiel verlor sich im Rausch.
Szene war einfach zu klein. Doch, und Und Sänger John Garcia hörte über weihier schlägt wieder der Pragmatismus te Strecken einfach nur noch zu.
Mit Kyuss war der Desert Rock Andes Desert Rock durch, Lalli war besonders wichtig für die Entstehung fang der 90er-Jahre am Höhepunkt.
dieser Musikrichtung. Weil er als Ein- „Blues for the Red Sun“, ihr zweites Alziger einen tragbaren Dieselgenerator bum, das von Dave Grohl so beworben
wurde, gilt heute als Standardwerk. Im
besaß.
Lalli – kaum 20 Jahre alt, so riesig Frühjahr 1993 folgte die Metallica-Tour
und rund, dass man auf den krisseligen durch Australien. Die Stimmung innerVideos von damals, die beide Dokus zei- halb der Band wurde zunehmend
gen, immer meint, er spiele eine Kinder- schlechter. Oliveri schied aus und Scott
gitarre – beschloss mit befreundeten Reeder ersetzte ihn am Bass. Ein Album
Musikern um 1985, Konzerte in der schafften sie noch, dann verließ auch
Wüste zu veranstalten. Weit weg von Schlagzeuger Brant Bjork die Band. Er
der Polizei und den schlafenden Rent- hatte das Gefühl, die Kontrolle über die
nern. Versteckt in den Bergen. Eine der eigene Musik zu verlieren, erklärt er in
ersten Partys nannten sie „Dust Fest“. „Desert Age“. Nicht nur er. Viele der anLallis Generator sorgte für den nötigen deren Palm-Springs-Bands kehrten
Strom, der Rest musste selbst mitge- nach gescheiterten Karriere-Versuchen
aus Los Angeles und San Francisco zurück. „Das ist ein Kleinstadt-Ding“,
glaubt Lalli.
Ähnlich erging es den Wüstenkonzerten. Sie wurden immer größer. Die Polizei setzte irgendwann Hubschrauber
ein, um die Partys aufzuspüren. 1994
war eine der letzten großen GeneratorPartys dieser Zeit. Die Organisatoren,
die nie welche waren, hatten jede Hoheit über die Situation aufgegeben.
Statt 200 Leuten kamen inzwischen
mehr als 1.500. Gang-Mitglieder reisten
aus den umliegenden Kleinstädten an.
Drogendealer, Meth-Köche, Hell’s Angels. Es gab Schlägereien und am Ende
ein Feuer, das sich durch die trockenen
Büsche bis an die Instrumente fraß und
einen Großeinsatz der Feuerwehr auslöste. Danach wollte keiner mehr verantwortlich sein. Es hing plötzlich zu
viel davon ab.
Das war wohl auch der Grund dafür,
warum das Genre nach seinem kurzen
Mainstream-Hype wieder aus der Öffentlichkeit verschwand. Die PalmSprings-Szene war nie größer als 500
bis 600 Leute, die Musik machten,
weil es nicht viel anderes zu tun gab.
Deshalb spielten auch alle in allen
Bands und hauptsächlich füreinander.
Wer hätte auch in die Wüste fahren
sollen, um ihnen zuzuhören? Und als
das vorbei war, als plötzlich Leute in
die Wüste kamen, um sie zu hören,
und als sie plötzlich um die Welt touren sollten, wollten es die meisten
nicht mehr. Und das war auch okay.
Viele von ihnen gehen heute auf die
fünfzig zu. Ein gutes Alter, um in Palm
Springs zu leben.
T „Lo Sound Desert“ (Monoduo Films)
über losounddesert.com. „Desert Age:
A Rock and Roll Scene History“ (Backwoods Ltd.) über desertagefilm.com.
Beide auch auf Vimeo on Demand.
Vollkommene Fragmente
E
In der Literatur kann man den Adel nicht abschaffen. Eine Erinnerung an den postmodernen Postmonarchisten Péter Esterházy
ine Esterházy-Torte geht so: Aus
steif geschlagenem Eiweiß, Mandeln, Butter, Mehl und Zucker
wird ein Makronenteig geknetet, aus
dem fünf Tortenböden gebacken werVON JAN KÜVELER
den. Sodann streicht man eine mit Cognac oder Vanille veredelte Buttercreme darauf und schichtet die Böden
aufeinander. Das Gebilde erhält eine
Fondantglasur aus Zuckerwasser. Darauf träufelt der Konditor dunkle Schokolade, in einem melancholischen Muster aus aufeinander zu und voneinander
weg schwingenden Linien, so wie der
Comiczeichner Hugo Pratt Möwen
malt. Die Seiten werden mit Krokant
bestäubt. Es sind, so heißt es, Dekorierungen mit kandierten Früchten üblich.
Der Schriftsteller Péter Esterházy,
nach dessen Vorfahr Paul III. Anton Esterházy de Galantha, Außenminister der
k. u. k. Monarchie, die Süßspeise benannt ist, war ebenfalls ein Feinschmecker. Besonders, wenn er gar nicht aß.
2004, als ihm in der Frankfurter Paulskirche der Friedenspreis verliehen wurde, trug er in seiner Dankesrede, sozusagen als Nachschlag zu Martin Walsers
Auschwitzkeule, von der dieser am selben Ort gesprochen hatte, ein Lammkeulenrezept vor. Und als ich ihm einmal im Budapester Kaffeehaus „Central“ gegenübersaß, an einem kippeligen
Tisch im Frühling vor drei Jahren, würdigte Esterházy die üppige Tortenauswahl keines Blickes, rührte stattdessen
in der Espressotasse und schmeckte seinen Worten nach. Besonders die letzten, kurz bevor wir auseinandergingen,
sind mir in Erinnerung geblieben, vielleicht, weil sie so mit dem kleinen, starken Koffeinshot harmonierten, in den
er aus seinen lustigen, listigen Augen
immer wieder blickte, als wolle er daraus lesen. In letzter Zeit lasse ihn ein
Gedanke nicht los, sagte er: „Was bedeutet ein kurzer Satz?“
Er hatte gerade „Esti“ geschrieben, einen Fingerübungsroman zu Ehren seines großen Bruders im Geiste, Dezső
Kosztolányi. Der hatte seinen unsterblichen Helden Kornél Esti auch schon sagen lassen, ein Roman gehöre geschrieben, wie es einem Dichter gebühre: als
Fragment. Fragmente liegen in Ungarn
nahe, wie halb verspeiste Torten. In den
Zwanzigern, als Kosztolányi schrieb, war
man viel zu beschäftigt, mit der Elektrischen herumzusausen, durchreisende
Türkinnen zu küssen, Zigaretten in den
Rinnstein zu schnicken, sich die Fliege jonglierte mit Worten und Sätzen eine
über dem Smoking zurechtzurücken, als Wirklichkeit zusammen, hinter der sich
dass man sich mit langen Sätzen und die real existierende ausnahm wie eine
systematischen Großwerken hätte auf- blasse Schimäre, ein böser Traum, aus
halten können. Nachher war man aus dem man eines Tages schon aufwachen
weniger sympathischen Gründen zerris- würde. „Es ist elend schwer zu lügen,
sen: Räterepublik, Bauernaufstand, wenn man die Wahrheit nicht kennt.“
Kommunismus. 1948 wurde die Frag- Das ist ein berühmter Esterházy-Satz.
mentarisierung derer von Esterházy ak- Mit ihm beginnt die „Harmonia Caelestis“, das himmlisch utopische
tenkundig. Péter Esterházy, FreiEbenmaß der Geschichte, seiherr von Galántha, Erbgraf zu
ner eigenen, der seiner FamiForchtenstein, Herr auf
lie und seines Landes, die
Czákvár und Gesztes, 1950
voneinander so wenig zu
in Budapest geboren, war
trennen sind wie die Böfortan nicht mal auch nur
den der Esterházy-Torte.
ein Mensch, sondern ein
Meinvater heißt die
misstrauisch
Beäugter,
zentrale Figur, der letzte
Strandgut einer untergeder Papierform halber
gangen Zeit.
adelige Esterházy, HerrEr studierte Fußball und
ULF ANDERSEN/GETTY IMAGES
scher über Schlösser und
spielte Mathematik. Und
© Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung
Ländereien. Er irrlichtert durch einen
Schelmenroman voller Er- und Gefundenem, Ernst und Klamauk, Wahrheit
und Lüge, System und Fragment. Esterházy bekämpfte die Postmonarchie
mit einer Postmoderne, die sich nicht
mit der Gegenwart zufrieden gab, sondern die Vergangenheit einschloss, auf
1000 Seiten 1000 Jahre. „Im besten
Fall“, heißt es in „Esti“, „dachte Esti an
die Gegenwart, als wäre sie Vergangenheit.“ Das muss keine Melancholie meinen, sondern kann ein großer, trotziger
Spaß sein, eine Selbstbehauptung im
Bewusstsein der eigenen Ohnmacht. Zu
der gehörte auch die Entdeckung, dass
der verehrte Vater für den Geheimdienst spioniert hatte, was die Sphärenharmonie erheblich erschütterte.
Jetzt ist Péter Esterházy 66-jährig in
Budapest gestorben.
WELT am SONNTAG-2016-07-17-sil-24 f5123d7d0164873d70b500d7b5da4639
A
17. JULI 2016
WELT AM SONNTAG
uf dem Achterdeck des Ausflugsbootes war die Architektenwelt noch in Ordnung. Während man vom
Amsterdamer Hafen zur
Herengracht schipperte und die Bausünden der Achtzigerjahre wie die stolzen Patrizierhäuser des Barock vorbeizogen, wurde ausgelassen gefachsimpelt, was ein Mansard- vom Krüppelwalmdach unterscheidet und an welcher Pfette die Sparren abknicken.
VON MARCUS WOELLER
Wenigstens der Beginn verlief also
idyllisch an diesem Sommerwochenende unter Gleichgesinnten: 33 Architekten haben sich nach Holland aufgemacht, um sich zur Klausur einzuschließen und über zeitgemäße Baukunst zu
debattieren. Zusammen will man nämlich die Stadt von morgen bauen. Und
ob Traditionalist oder Modernist – Architekten sind heute zumindest gesprächsbereit.
1927 war das noch anders. Ludwig
Mies van der Rohe, damaliger Präsident
des Deutschen Werkbundes, hatte eingeladen, in Stuttgart Häuser für die
Ausstellung „Die Wohnung“ zu entwerfen. Es galt, Historismus und Jugendstil
zu überwinden und die Architektursprache auf reinste Grammatik zu beschränken. Das Ergebnis, die Weißenhofsiedlung, ging in die Geschichte ein.
Achtzig Jahre später soll es nun eine
ganze Stadt werden: die Werkbundstadt
Berlin. Im September soll sie – als Ausstellung und als Modell im Maßstab
1:200 – vorgestellt werden. Sollte sie danach wirklich gebaut werden, verfügte
der Stadtbezirk Charlottenburg nicht
nur über ein Quartier mehr mit Wohnungen für 1000 Menschen. Der Werkbund hätte auch ein Denkmal für völlig
neue Planungsprozesse gesetzt. Denn
ein Verfahren, wie es sich Mies’ Nachfolger, der Architekt Paul Kahlfeldt und
die Vorsitzende des Berliner Werkbundes, Claudia Kromrei, ausgedacht haben, hat es bisher noch nicht gegeben.
Basisdemokratie, Partizipation und
Einvernehmen sind normalerweise we-
KULTUR 57
NR. 29
der Eckpunkte eines Planfeststellungsverfahren noch eines Architekturwettbewerbs. „Unsere Prämisse ist eine von
breitem Konsens getragene Übereinkunft“, erklärt Kahlfeldt. Man ist nämlich nicht nur nach Amsterdam gereist,
um Backsteinarchitektur aus fünf Jahrhunderten zu studieren, sondern um zu
einem gemeinschaftlichen Ergebnis zu
kommen, wie Berlins Werkbundstadt
aussehen soll.
Am Berliner Spreebord hat sich um
1900 das Großkraftwerk Charlottenburg niedergelassen. Auch heute wird
dort noch Energie produziert, Teile der
Gebäude stehen unter Denkmalschutz.
Aber das nebenan gepachtete Tanklager
benötigt Vattenfall nicht mehr. Und
dort soll etwas entstehen, das eben kein
loser Verbund frei stehender Siedlungsgebäude ist, sondern ein auf 28.000
Quadratmetern verdichtetes Gefüge
aus Straßen, Plätzen und – Architektenhäusern.
Der Werkbund versteht sich heute als
Thinktank, der urbanes Wohnen und
Leben neu diskutiert, gestalterisch wie
gesellschaftlich. In Berlin könnte das
Projekt nicht passender angesiedelt
sein. Die Stadt wächst. Flüchtlinge, Arbeitsmigranten und Einwanderer aus
purer Lust kommen. Längst gibt es in
Berlin, das an ewig günstige Mieten und
Verfügbarkeit von Wohnraum glaubte,
eine Wohnungsnot. Der Senat hat die
Entwicklung verschlafen. Plötzlich redet man von Nachverdichtung, von sozialem Wohnungsbau, von einer Renaissance der Großsiedlung sogar. Die
Werkbundstadt dagegen ist feinste Utopie, sie will vieles besser machen, vor allem einiges anders. Und wie alle ernst
gemeinten Utopien verfolgt sie einen
Realisierungsanspruch.
Der wurde in Amsterdam aber erheblich auf die Probe gestellt. Nachdem
man vor einem Jahr damit begonnen
hat, Konzepte zu ersinnen, die Grundstückseigentümer zu motivieren, den
Chefstadtplaner des Bezirks einzubinden, sich mit Architekturtheoretikern,
Raumplanern und Immobilienentwicklern zu beraten und die beteiligten Baumeister bei Laune zu halten, ist die
Planspiel Nachverdichtung? Modelle für
die Werkbundstadt
SIM City
Eigentlich gilt: Zwei Architekten, drei
Meinungen. Nun sollen gleich 33 von ihnen
gemeinsam ein Berliner Quartier planen.
Ein Besuch auf einer turbulenten Tagung
ERIK-JAN OUWERKERK
Grachtentour jetzt nur Vorspiel für eine
Entscheidungsfindung, die zunächst
einmal geradewegs ins Chaos führt.
Vier Monate lang haben die 33 Architekten an Entwürfen gefeilt, welche
Häuser man auf die 39 Grundstücke im
Parzellierungsplan stellen könnte, den
man nach hartem Kampf im Frühjahr
skizzierte. In der Gestaltungssatzung
sind Gebäudehöhen festgelegt und dass
die Fassaden zu 60 Prozent von Ziegeln
bekleidet sein sollen. Die Parzellen wurden unter den Büros verlost, je drei konkurrierten nun in 39 Miniwettbewerben. So weit, so ungewöhnlich. Und
statt einer Jury, die in Architekturwettbewerben die Gewinner kürt, sollen
über die Werkbundstadt keine Preisrichter tagen, sondern alle Architekten
gemeinsam entscheiden, wer wo das
Rennen macht – dabei soll aber niemand leer ausgehen. Diesen Mix aus
Macht und Kontrollverlust, Mehrheitswillen und Los(un)glück haben die
meisten Architekten das letzte Mal an
der Uni erlebt.
Und so sieht es auch aus im Kompaszaal der Königlichen Niederländischen
Dampfschiffgesellschaft: überall Stellwände mit Plänen. Auf runden Tischen
sind Holzmodelle der Gebäude aufgebaut, mit Post-its, auf denen die Architektennamen stehen. Auf einem Billardtisch wartet das städtebauliche Modell
darauf, mit den Holzhäuschen bestückt
zu werden. 15 Minuten Zeit hat jeder Architekt – klingende Namen sind dabei,
aber auch junge Büros –, seine Gebäudemodelle zu präsentieren. Im Plenum
sind alle gleich, aber nicht gleich nervös.
Christoph Mäckler geht es lässig an,
er hat schließlich schon Hochhäuser in
Frankfurt gebaut. Er stellt ein imposantes Haus mit steilem Satteldach vor, das
den Dachliebhaber Kahlfeldt trotzdem
zweifeln lässt. „Ist das nicht etwas hoch
geworden?“, frotzelt er. In Berlin gilt eine unselige Traufhöhe, wenngleich sie
im Quartier partiell aufgehoben ist.
Mäckler knurrt: „Dann nehmt doch eins
von den Kleinen, das sind ganz normale
Häuser.“ Normal ist für Uwe Schröder
zu wenig, er will „Hausindividuen mit
Charakter“ und macht sich viele Freunde mit einem „romantischen“ Wohnturm. E2A Architekten träumen von
„polyvalenten Räumen“. Bernd Albers
beklagt die „Banalität des Privaten“.
Schneider + Schumacher konjugieren
Fassaden durch. Bei Kleihues + Kleihues
wird nicht konjugiert, sondern dekliniert. Tobias Nöfer („Schönheit ist die
Anwesenheit von Regeln im Städtebau“) stellt Neogründerzeittrutzburgen
vor. Max Dudler wird disqualifiziert,
weil er sich an Regeln nicht hält.
Hans Kollhoff bleibt derweil völlig
cool. Auch als er seine Gebäude nicht
finden kann. Dabei hat er ihnen, wie üblich, Attikakrönchen aufgesetzt, aber jemand hat die Modelle mit Lampugnani
umetikettiert. Dieser als real bauender
Architekt spätberufene Städtebauhistoriker hat das große Los gezogen. Das
mit 16 Geschossen höchste Haus des
Quartiers designt er diskret – Vittorio
Lampugnani weiß, dass man sich an einem Leuchtturm auch die Finger verbrennen kann. Klaus Theo Brenner teilt
vorsichtshalber gelehrsame Broschüren
aus, die seine Vorstellung von Stadtleben erklären.
Als endlich alle durch sind und man
sich aufgekratzt ums städtebauliche
Modell drängt, Gebäude auf Parzellen
stellt und immer wieder austauscht,
wird schnell deutlich: Die Werkbundstadt könnte ziemlich wild aussehen.
Kann man bei so viel Freiheit überhaupt Harmonie erreichen? Wie viel
Differenz ist zu ertragen? „Machen wir
Stadt oder Bauausstellung?“, wird gegrummelt. „Muss man vielleicht das
Gute ausschließen, weil es zu gut ist?“,
provoziert ein beratender Stadtsoziologe. „Hier ist zu viel Testosteron in der
Bude“, ätzt ein Teilnehmer, dessen Projekt niedergemacht wurde. Und einem
Architekten, der manchen als Investorenliebling gilt, reißt der Geduldsfaden.
Er erhebt die Stimme gegen den demokratischen Frieden: „So ein Preisgericht
habe ich noch nie gesehen. Die Vorsitzenden sollen vorschlagen, und dann
wird entschieden.“ Und tatsächlich
wird es so entschieden werden, aber
erst Stunden, viele Gläser Wein und eine besonnene Schlichtung des erfahrenen Architekten und vielfachen Preisrichters Arno Lederer später.
Am nächsten Morgen sind Paul Kahlfeldt und Claudia Kromrei die Ersten
am Modell. Nach zwei Stunden steht ihre Werkbundstadt. Sie wird einstimmig
angenommen. Trotz einiger Unzufriedenheit hört man über das Verfahren
fast nur positive Stimmen. Die ungewöhnlich kooperative Methode hat
nach einigen Ausschlägen in Richtung
Autokratie und Anarchie doch überzeugt. Alle wissen natürlich: Bald werden die Diskussionen weitergehen. Die
Modelle müssen überarbeitet, Gestaltungsideen angepasst, Verträge verhandelt, Investoren gewonnen und zu Bauherren gemacht werden. Aber für einen
Moment wenigstens herrscht die allseits gewünschte Vielfalt in Einheit.
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INSTITUTION
Rheingau Riesling
Genießen Sie Spitzenweine aus einer der bekanntesten Riesling-Regionen der Welt
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Riesling trocken 2015
Seit über 1000 Jahren ist das Kloster Eberbach
eine Bastion für deutsche Rieslingkultur. Nur
Weine aus besten Lagen dürfen „Crescentia“
heißen und der feinfruchtig-mineralische
Edition macht diese Qualität schmeckbar:
Rheingau Riesling auf allerhöchstem Niveau!
Tradition trifft Moderne: Vor zwei Jahren
übernahm der Schweizer Urban Kaufmann
das renommierte VDP-Weingut Hans Lang
und hauchte ihm frischen Wind ein. Sein Premium-Riesling „Pur“ zeigt genau das, was er
verspricht: Rheingau Riesling in Reinform!
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Alkoholgehalt: 12 % vol.
Herkunft:
Rheingau
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Preis/Karton: 6 Flaschen 53,40 €
Preis/Liter:
11,87 €
Alkoholgehalt: 12 % vol.
Abfüller: Hessische Staatsweingüter GmbH
Kloster Eberbach, Kloster Eberbach, 65346 Eltville
Abfüller: Weingut Hans Lang - Urban Kaufmann,
Rheinallee 6, 65347 Eltville-Hattenheim
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TRADITIONSREICH
Aus dem Herzen des Rheingaus: Julia Seyffardt vom Weingut Diefenhardt
K
ein anderes Land hat den Riesling-Anbau weltweit so stark geprägt wie Deutschland – und
keine andere Region hat ihn so beeinflusst
wie der Rheingau. Als älteste und traditionsreichste
Riesling-Hochburg blickt sie auf eine ruhmreiche
Geschichte zurück: Mit Weingütern wie dem Kloster
Eberbach wurde der Grundstein für die Rieslingtradition eines ganzen Landes gelegt und die Qualität des
Anbaugebietes schmeckbar. Auch heute noch verfügt
der Rheingau nicht nur über den größten Flächenanteil
an Riesling-Rebstöcken – es sind rund 80 % – sondern
zählt deutschlandweit auch die meisten Mitglieder im
Verband Deutscher Prädikatswinzer (VDP). Um die
Qualität des Rheingau Rieslings schmeckbar zu machen,
haben die VICAMPO-Weinexperten ihre Favoriten aus
rund 250 Proben ausgewählt. In limitierter Stückzahl
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VICAMPO ist ein Winzer-Marktplatz mit einem Angebot von mehr als 10.000
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die bisher nicht verfügbar waren, und günstige Preise durch direkten Bezug
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wählte in Kooperation mit N24 VICAMPO zum Testsieger unter den 12 größten Online-Weinhändlern Deutschlands (dtgv.de, Test 12/2014).
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Zwei Gläser von Gambero Rosso, 2013 BestBuy bei Falstaff, Goldmedaillen: Dieser Sauvignon Blanc wurde so häufig prämiert, dass man
gar nicht mehr weiß, wie der 2015er noch besser
werden konnte. Mit überbordender Frucht und
unbändiger Exotik hat er es tatsächlich geschafft!
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Rheingau
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8,90 € statt 13,50 € UVP
Preis/Karton: 6 Flaschen 53,40 €
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Alkoholgehalt: 13 % vol.
Herkunft:
Rheingau
Preis/0,75 l:
6,90 € statt 12,90 € UVP
Preis/Karton: 6 Flaschen 41,40 €
Preis/Liter:
9,20 €
Alkoholgehalt: 12 % vol.
Abfüller: Freiherrlich Langwerth von Simmern‘sches
Rentamt, Kirchgasse 6, 65343 Eltville
Abfüller: Weingut Diefenhardt Peter Seyffardt,
Hauptstraße 9-11, 65344 Eltville-Martinsthal
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PREIS-GENUSS-TIPP
Allendorf Anno 1292
Riesling trocken 2015
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PRÄMIERT
Herkunft:
Italien, Friaul
Preis/0,75 l:
6,65 € statt 9,50 € UVP
Preis/Karton: 6 Flaschen 39,90 €
Preis/Liter:
8,87 €
Alkoholgehalt: 12,5 % vol.
Abfüller: Di Lenardo Vineyards,
Piazza Battisti, 1, 33050 Ontagnano, Udine
ROSÉ DES MONATS
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Prinz von Preußen
Riesling Gloria trocken 2015
Faust Martinsthaler
Wildsau Rosé trocken 2015
Das Schwesterweingut des renommierten
Schloss Reinhartshausen fährt mit dem
„Gloria“ ordentlich auf. Enorme Komplexität,
bombastische Frische und herrlicher Pfirsichduft. 92 Punkte der VICAMPO-Weinexperten
für ein unschlagbares Preis-Genuss-Verhältnis!
Die Martinsthaler Wildsau gehört zu
den bekanntesten Lagen des Rheingaus.
Aufsteiger Frank Faust verwandelte ihre
Trauben unter strengen Bio-Richtlinien in
einen hinreißenden Lagen-Rosé: Reichhaltig, saftig, seidig und mit toller Länge.
Herkunft:
Rheingau
Preis/0,75 l:
7,50 € statt 10,90 € UVP
Preis/Karton: 6 Flaschen 45,00 €
Preis/Liter:
10,00 €
Alkoholgehalt: 12,5 % vol.
Herkunft:
Rheingau
Preis/0,75 l:
6,65 € statt 10,90 € UVP
Preis/Karton: 6 Flaschen 39,90 €
Preis/Liter:
8,87 €
Alkoholgehalt: 11,5 % vol.
Herkunft:
Deutschland, Rheingau
Preis/0,75 l:
6,90 € statt 9,90 € UVP
Preis/Karton: 6 Flaschen 41,40 €
Preis/Liter:
9,20 €
Alkoholgehalt: 11,5 % vol.
Abfüller: Weingut Fritz Allendorf - Georgshof,
Kirchstraße 69, 65375 Oestrich-Winkel
Abfüller: Administration Prinz von Preußen GmbH,
65346 Eltville-Erbach
Traditionswinzer Ulrich Allendorf ist ein
„Schwergewicht im Rheingau“ (Eichelmann)
und sein Anno 1292 ein VDP-Riesling wie aus
dem Bilderbuch: Pfirsich- und Zitrusduft, Exotik, saftig, straff. Diese enorme Substanz ist für
einen Wein um 10 € nicht selbstverständlich.
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FOLGEN DES WIDERRUFS: Wenn Sie diesen Vertrag widerrufen, haben wir Ihnen alle Zahlungen, die wir von Ihnen erhalten haben, einschließlich der Lieferkosten (mit
Ausnahme der zusätzlichen Kosten, die sich daraus ergeben, dass Sie eine andere Art der Lieferung als die von uns angebotene, günstigste Standardlieferung gewählt
haben), unverzüglich und spätestens binnen vierzehn Tagen ab dem Tag zurückzuzahlen, an dem die Mitteilung über Ihren Widerruf dieses Vertrags bei uns eingegangen
ist. Für diese Rückzahlung verwenden wir dasselbe Zahlungsmittel, das Sie bei der ursprünglichen Transaktion eingesetzt haben, es sei denn, mit Ihnen wurde ausdrücklich
etwas anderes vereinbart; in keinem Fall werden Ihnen wegen dieser Rückzahlung Entgelte berechnet.
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Flaschen
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Flaschen
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WAMS-27161
Flaschen
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MUSTER-WIDERRUFSFORMULAR: Wenn Sie den Vertrag widerrufen wollen, dann füllen Sie bitte dieses Formular aus und senden Sie es zurück:
An Vicampo.de GmbH, Taunusstraße 59–61, 55118 Mainz, Telefax: 06131/3029399, E-Mail: [email protected]
Hiermit widerrufe(n) ich/wir(*) den von mir/uns(*) abgeschlossenen Vertrag über den Kauf der folgenden Waren:
Bestellt am(*)/erhalten am(*)
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Flaschen
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WAMS-17616
Flaschen
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Name und Anschrift des/der Verbraucher(s)
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per Post
VICAMPO.de GmbH
Taunusstraße 59-61
55118 Mainz
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061 31 - 30 29 395
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061 31 - 30 29 399
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www.vicampo.de/wams
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Oder ganz einfach: Ausfüllen,
abfotografieren und per Mail an
[email protected] senden.
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Abfüller: Weingut Karl-Werner Faust,
Schiersteiner Straße 25, 65344 Martinsthal
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Bitte ankreuzen und Stückzahl eintragen:
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Abfüller: Bodegas Garcia de Aranda, Carretera Soria
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ITALIENER DES MONATS
Di Lenardo
Sauvignon Blanc IGT 2015
WAMS-27169
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Herkunft:
Spanien, Ribera del Duero DO
Preis/0,75 l:
9,90 € statt 14,90 € UVP
Preis/Karton: 6 Flaschen 59,40 €
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Alkoholgehalt: 14 % vol.
Jungwinzerin Julia Seyffardt und Vater Peter
haben als dynamisches Winzerduo einen zupackend frischen und geradlinigen PowerRiesling erschaffen, der den Rheingau in sich
vereint. Fruchtige und gesteinsmineralische
Aromen treffen auf herrlichen Trinkfluss!
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Unterschrift des/der Verbraucher(s)
93 Punkte von Robert Parker: „Dies ist ein
weiterer exzellenter, vollendeter Wein von
García de Aranda.“ Der Spanier begeistert mit saftiger Beeren-, Pflaumen- und
Kirschfrucht, nussiger und kräuteriger
Würze, seidigem Tannin und zartem Biss.
Langwerth von Simmern betreibt seit 1446
Weinbau und ist damit eines der ältesten
Familienweingüter. Das prämierte VDP-Gründungsmitglied zählt zur Gebietsspitze und
der Baroness Andrea zeigt warum: Pfirsich,
Apfel und viel Schmelz – das ist Größe!
Ja, ich bestelle folgende Weine.
WIDERRUFSRECHT: Sie haben das Recht, binnen vierzehn Tagen ohne Angabe von Gründen diesen Vertrag zu widerrufen. Die Widerrufsfrist beträgt vierzehn Tage ab dem Tag, an dem
Sie oder ein von Ihnen benannter Dritter, der nicht der Beförderer ist, die letzte Ware in Besitz genommen haben bzw. hat. Um Ihr Widerrufsrecht auszuüben, müssen Sie uns über Ihren
Entschluss, diesen Vertrag zu widerrufen, informieren. Sie können dafür die Kontaktdaten dem Bestellschein entnehmen oder das beigefügte Muster-Widerrufsformular verwenden,
das jedoch nicht vorgeschrieben ist. Zur Wahrung der Widerrufsfrist reicht es aus, dass Sie die Mitteilung über die Ausübung des Widerrufsrechts vor Ablauf der Widerrufsfrist absenden.
93
Diefenhardt Tonschiefer
Riesling trocken 2015
ER
EG
Riesling ist die Königin der deutschen Rebsorten und keine
andere Region hat ihren Siegeszug in diesem Maße geprägt wie
der Rheingau. Aus 250 Proben haben die VICAMPO-Weinexperten sechs hervorragende Rheingauer für Sie ausgewählt, die mit
allerbestem Preis-Genuss-Verhältnis glänzen. Erschmecken Sie
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Bodegas García de Aranda
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SPANIER DES MONATS
Langwerth von Simmern Baroness
Andrea Riesling trocken 2015
BILDERBUCH-RIESLING
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Edition Riesling trocken 2015
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WELT am SONNTAG-2016-07-17-sil-24 f5123d7d0164873d70b500d7b5da4639
E
58 KUNSTMARKT
DOROTHEUM WIEN/(C) VG BILD-KUNST BONN,2016
Die italienische Avantgarde der Sechziger wollte aus dem
Nichts etwas erschaffen. Inzwischen verkauft sie sich auch gut
Im Dorotheum versteigert: Castellanis „Superficie“ (965.000 Euro) und Scheggis „Zone riflesse“ (450.000 Euro)
1999, als Sotheby’s den ersten Italian
Sale im Anschluss an die halbjährliche
millionenschwere Abendauktion zeitgenössischer Kunst veranstaltete, leerte
sich der Saal, wenige italienische Händler und Sammler (dazu ein paar ameri-
kanische Fontana-Interessenten, die
auch da schon hohe sechsstellige Summen parat haben mussten) blieben: Die
rhythmisch mit der Nagelmaschine zum
Relief verwandelten weißen Leinwände
von Enrico Castellani (geboren 1930),
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dem gelernten Architekten, wurden damals bei bis zu 85.000 Pfund zugeschlagen, wenn sie makellos erhalten waren.
Zuvor gab es für diese Werke fast ausschließlich in Italien Abnehmer auf entsprechend niedrigerem Niveau Heute
fällt der Hammer – auch Christie’s veranstaltet in London seit 2000 Italian
Sales – für eine „Superficie“ (weiß oder
monochrom) bei zwei bis vier Millionen
Euro. Damit ist er dem großen Fontana
gut auf den Fersen.
Noch krasser ist die Preisentwicklung bei Paolo Scheggi (1940–1971). In
den Neunzigern erzielten seine zweibis dreilagig übereinandergespannten,
monochrom bemalten Leinwände mit
den elliptischen oder runden Aussparungen vierstellige Ergebnisse. Setzte
man auf Taxen um die 15.000 Euro für
die in der Regel bis zu ein mal ein Meter
großen „Zone riflesse“, fielen sie
prompt durch. Keine Spur mehr von der
Begeisterung in den Sechzigern und
Siebzigern, als der charismatische
Scheggi, Florentiner großbürgerlicher
Herkunft, in der Mailänder Szene verwurzelt war. Er beschäftigte sich mit
Mode, Theater, schließlich Performance. Für ihn gab es keinen Unterschied zwischen Bühne und Galerie.
1966 stellte er auf der Biennale in Venedig aus. Vier 133 mal 133 Zentimeter große „Intersuperficie Curve“ in Weiß,
Blau, Gelb und Rot hingen nebeneinander. Die 1981 in Florenz gegründete,
heute international vertretene Galerie
Tornabuoni hat im vergangenen Jahr
dieses Ensemble auf der Art Basel nachgestellt. Nur eine der Arbeiten war zu
haben – für zwei Millionen Euro. Klei-
nere „Zone riflesse“ schlug das Dorotheum jüngst für knapp 500.000 Euro
zu, und in Mailand bei Sotheby’s verbesserte sich eine weiße „Intersuperficie
Curva“ von 400.000 auf 1,3 Millionen
Euro. Scheggi starb chronisch herzkrank mit nur 31 Jahren. Naturgemäß ist
nur ein relativ schmales Œuvre geblieben. Die Arbeiten, die derzeit auf den
Markt kommen, sind in der Regel
marktfrisch, das wirkt sich konsequent
auf die Preise aus.
Das Gleiche gilt, allerdings schon seit
Langem, für Piero Manzoni (1933–1963),
den Ironiker und Getriebenen der italienischen Avantgarde jener Jahre. Auch
er starb mit gerade mal dreißig Jahren
am Herzinfarkt und hinterließ trotz seiner Rastlosigkeit ein Werk von begrenztem Umfang. Doch ist er absolut keine
Neuentdeckung und wird längst in einem Atemzug mit Fontana genannt.
Seine mit Kaolin oder Gesso (einer weißen Gipskreidepaste) bedeckten, horizontal gefalteten Leinwände bringen
mittlerweile zwischen fünf und 14 Millionen Euro, seine in neunzig Exemplaren eingedoste „Künstlerscheiße“ (so
steht es auf dem Etikett – niemand
weiß, was tatsächlich drin ist) geht
schon mal auf 200.000 Euro.
Wie Manzoni war auch Agostino Bonalumi (1935–2013) Autodidakt, und wie
Fontana, Scheggi und Castellani interessierte ihn vor allem die Überwindung der Zweidimensionalität eines Tafelbildes, die „pittura oggetto“ in ihrer
räumlichen Vollkommenheit durch die
perfekte Einbeziehung von Licht- und
Schattenwirkung. Er modulierte die
monochrom bemalten Leinwände, indem er skulpturale Eingriffe und meist
hölzerne Gerüste an deren Rückseite
anbrachte. In Venedig hingen 1966 seine
Arbeiten im Padiglione Centrale in den
Giardini gegenüber von Scheggis „Intersuperficie“. Es muss ein sehr eleganter, sehr kühler Raum gewesen sein.
Bekannt wurde Bonalumi, der eine
Ausbildung als technischer Zeichner absolviert hatte und wie Heinz Mack oder
der Kinetiker Adolf Luther mit Fug und
Recht als Künstleringenieur bezeichnet
wird, auch als Bühnen- und Kostümbildner. Er hatte zeitlebens ein gewisses
Standing auf dem Kunstmarkt. Und der
jüngsten Entwicklung folgend, steigen
die Hammerpreise für seine frühen Arbeiten. Die höchsten Ergebnisse liegen
derzeit bei 400.000 bis 600.000 Euro.
Und Dadamaino? Es wäre wohlfeil,
das ewig traurige Lied von der unterschätzten Frau im Kunstbetrieb zu singen. Und doch: Ihre „Volume“ – schwarze oder weiße Leinwände mit elliptischen, manchmal auch quadratischen,
an den Ecken abgerundeten Ausschnitten, wodurch die sichtbar werdende
Wand und die damit wechselnde Lichtregie den erwünschten Objektcharakter
hervorruft – werden, von Ausnahmen
abgesehen, im unteren fünfstelligen
Preisrahmen weitergereicht. Eine ikonische Arbeit von 1958 brachte 2015 bei
Phillips in New York knapp 125.000 Euro. In diesem Frühjahr gingen im Dorotheum, wo seit einigen Jahren ein solides Angebot zu Azimut und den Kollegen der Mailänder Avantgarde anzutreffen ist, vier von fünf ihrer Arbeiten zurück. Im vergangenen Jahr aber etablierte das Dorotheum in Wien mit einem ihrer frühen, an Vasarely-Op-Art
erinnernden „Oggetti ottico-dinamico“
aus Aluminium, Nylonfaden und Holz
bei einem Zuschlag von 165.000 Euro
den Auktionsrekord für die 1930 geborene und 2004 verstorbene Künstlerin.
Zu den Pionieren der italienischen
Zero-Bewegung zählt auch der Autodidakt Turi Simeti (geboren 1929). Sein
Beitrag zur Verräumlichung eines Bildes ist die in strenger Reihung mit
gleich großen ovalen Elementen collagierte Leinwand. Die Preise für Simeti
waren stets moderat, zu hohe Erwartungen wie zuletzt bei Lempertz in
Köln erfüllen sich auch heute nicht. Format und Erhaltungszustand, Farbwahl
und Rhythmik müssen überzeugen,
dann kann es auch mal sechsstellige Gebote geben. Meist jedoch fällt der Hammer bei einer Höchstmarke von 50.000
Euro, vielfach auch weit darunter. Simeti hat in seinem langen Leben viel geschaffen und ist sich – drückt man es
positiv aus – stets treu geblieben. Das
schlägt sich ohne Umschweife im Bieterverhalten nieder.
Man wird sehr aufmerksam beobachten müssen, wie lange die Begeisterung
für die einst radikale, heute kühl-schematische Kunst der jungen Nachkriegseuropäer anhält. Was in den Achtzigern
und Neunzigern schier unverkäuflich
war, hat einen unvorhersehbaren Zenit
erreicht. Die Luft ist dünn da oben.
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V
ielleicht ist es ja wirklich so,
dass Kunst nur wird, wenn
man sie eine Zeit lang geschehen lässt, ihr zusieht und dann
die Regie übernimmt. Überblickt
man das Werk der in Berlin lebenden Schweizerin Elisabeth Masé,
fühlt man sich wie im Archiv der
Möglichkeiten. Alles hat dort nebeneinander Bestand, das streng
Geometrische und das erzählerisch
VON HANS-JOACHIM MÜLLER
Figürliche, das große installative
Layout und die kleine Zeichnung,
die mit verstörender Intensität einer unaufschließbaren Obsession
nachspürt. Und nichts, was wirklich vergangen, abgetan wäre, was
sich nicht wieder beleben könnte.
Als liege alles Geheimnis nur darin,
die Überraschung auszuhalten und
dann einzugreifen, wenn die Dinge
ihre Überraschung verlieren.
Zuletzt waren es bizarre Figuren,
die Masé auf den Catwalk schickte.
Grimassierend, hohläugig, skelettös, auf seltsame Weise mit den
Verfallserscheinungen des Lebens
spielend. Man hat ihnen nicht angesehen, was ihre Drift zum Verschwinden ausgemacht hat. Aber
eines Tages waren sie tatsächlich
nicht mehr da. Die Köpfe zu Kapuzen geworden, die Gesichter zu leeren Ovalen, die Körper zu verborgenen Gestellen, um die sich steife
Kleider bauschen. Kostbare Stoffe,
Fantasiemuster, immer neue Anlässe für delikate Malerei.
Eine ganze Anzahl dieser Körperkleiderbilder hängt in der jungen Berliner Galerie Katharina Maria Raab, und wenn es nur um sie
ginge, wäre der Eindruck stark, und
es wäre wie ein neuer Raum im Archiv der Möglichkeiten. Aber wieder einmal hat die Regisseurin eingegriffen und die leblos gewordenen Figurenhüllen mit Leben gefüllt. Von einer Designerin hat sie
sich ein schmuckloses Musterkleid
KATHARINA MARIA RAAB
Punkt NULL
VON ANNEGRET ERHARD
Maritime
Antiquitäten:
NR. 29
Körperkleider
zwischen Kunst
und Mode
Eine Malerei, frei von Ideologie oder
Funktion, in reiner Gegenstandslosigkeit verankert, propagierte Kasimir Malewitsch. Er malte 1915 das „Schwarze
Quadrat“, dem 1918 das „Weiße“ folgte –
quasi unsichtbar und der angestrebten
Null-Form näher als alles Bisherige.
Weltkriegsgräuel, geschichtsvergessene
Selbstbehauptung im Wirtschaftsboom
und Kalter Krieg folgten. Malewitsch
war in Vergessenheit geraten. Die viel
beschworene Stunde null, die einen lebendigen Aufbruch verhieß, war zumindest in geistiger und kultureller Hinsicht drauf und dran, zur Illusion zu
verkommen.
Dieser Mutlosigkeit – verhaftet in einer von großer Verdrängungsleistung
begleiteten biederen Vorkriegstradition
– begegneten in Deutschland junge
Künstler wie Otto Piene, Heinz Mack
und Günther Uecker. Sie besannen sich
auf Malewitschs Postulat, machten
Licht und Bewegung statt künstlerischer Handschrift und expressiv-informellem Duktus zum Bildprogramm und
gründeten in Düsseldorf die Bewegung
Zero. Das Experiment gelang, man fand
Mitstreiter in den Niederlanden (die
Gruppe „Nul“ mit Jan Schoonhoven
und Henk Peeters), der Schweiz (Jean
Tinguely), im jugoslawischen Zagreb
(„Nove Tendenzjie“) – und in Italien.
Hier gründete Piero Manzoni 1959
zusammen mit Enrico Castellani und
Agostino Bonalumi in Mailand die Galerie Azimut. Die dazugehörige Zeitschrift „Azimuth“ ist heute mit ihren
Beiträgen zeitgenössischer Künstler
und Kritiker, mit den von Manzoni und
Tinguely gestalteten Illustrationen ein
extrem rares Desiderat. Die wichtigsten
Mitstreiter waren Paolo Scheggi und als
einzige Frau Dadamaino (Edoarda Emilia Maino). Yves Klein war – neben dem
Gönner Lucio Fontana – das große Vorbild. Man präsentierte sich gemeinsam
in Gruppenausstellungen, mal in Mailand, mal in Düsseldorf, mal in Amsterdam. Keine Grenzen, eine europäische
Idee. Für anderthalb Jahrzehnte. Die
Gruppen lösten sich auf, und die Künstler wurden zu unterschiedlich erfolgreichen Einzelkämpfern.
Das Interesse an Zero, an den Azimut-Künstlern ließ in den Achtzigerjahren stark nach. Es war, als hätte man die
Avantgarde der Jahre des Aufbruchs nur
als temporäre Erscheinung begriffen.
Das hat sich inzwischen wieder gründlich geändert. Der Markt ist stets bereit
für Impulse mit Potenzial. Und hier tat
sich, angeregt durch die Ausstellungen
der Sammlung Lenz Schönberg, ein
vielversprechendes Feld auf.
WELT AM SONNTAG
Elisabeth Masé: „Das Kleid“
in drei, vier Körpergrößen entwerfen lassen, hat den vorderen Galerieraum zur Nähstube möbliert, wo
um einen langen Tisch Frauen aus
Syrien, Afghanistan, dem Irak und
aus Berlin die leinenen Kleider mit
roter Wolle besticken. Es gab stillere und öffentlichere Sessions, es
gibt bei der noch andauernden
Handarbeit keine Vorgaben – bis
auf das ganz selbstverständlich akzeptierte Verbot, keine entstehende Form zu zerstören.
Wenn man das so erzählt, hört es
sich ein bisschen wie kunstgewerblicher Sozialkitsch an. Man muss in
der Tat dort gewesen sein, die mühsamen Kommunikationsversuche
beim Sticken erlebt haben, das
langsame Gewöhnen aneinander,
an die ungewohnte Rolle vor Publikum, die Hilflosigkeit, mit der die
eine eine wacklige Sonne näht und
die andere komplizierte zopfähnliche Girlanden, die handwerkliche
Schulkenntnisse verraten.
Wie das gelingen konnte, wie die
Frauen noch heute kommen und
die roten Uniformkleider anziehen,
die im Garderobenständer für sie
bereithängen, wie sie dann den roten Faden der Nachbarin aushalten,
die sich am Kleid zu schaffen
macht, das man gerade vor sich in
Arbeit hat, wie an keiner Kleiderstelle so etwas wie Konkurrenz zu
spüren ist – das alles ist ein kleines
Wunder. So muten sie an wie ein
Atlas der Träume, diese bestickten
Kleider, die die Näherinnen mit
nach Hause nehmen dürfen.
T Bis 31. Juli, Galerie Katharina
Maria Raab, Berlin; Performances
heute und am 31. Juli, 15 bis 19 Uhr
WELT am SONNTAG-2016-07-17-sil-24 f5123d7d0164873d70b500d7b5da4639
17. JULI 2016
WELT AM SONNTAG
FERNSEHEN 59
NR. 29
DIE HÖHEPUNKTE DES TAGES SONNTAG, 17. JULI 2016
ARD
ZDF
RTL
SAT.1
PRO 7
KABEL 1
VOX
RTL II
5.30 Kinder-TV Reportagereihe 10.03 ¥
g Immer wieder sonntags Show
12.03 ¥ g Presseclub
Anschlag in Nizza – Wie
bedroht ist unsere Freiheit?
12.45 ¥ g Europamagazin
GB: Wenig Hoffnung für bedrohte Polen / Italien: Arbeiter retten
existenzbedrohte Firmen
13.15 ¥ g Tagesschau
13.30 ¥ g Sportschau Tourenwagen:
Deutsche Tourenwagen Masters,
10. Lauf / ca. 15.00 Radsport:
Tour de France, 15. Etappe:
Bourg-en-Bresse-Culoz (159 km) /
ca. 17.45 Triathlon: Challenge
Roth / ca. 18.00 Luz Long –
Ein Held in der Nazizeit
18.30 ¥ g Bericht aus Berlin –
Sommerinterview
Gast: Horst Seehofer
18.50 ¥ g Lindenstraße Soap
19.20 ¥ Weltspiegel USA: Inselparadies vor dem Untergang / China:
Eine Landärztin macht Mut
20.00 ¥ g Tagesschau
20.15 ¥ g Tatort: Freigang
TV-Krimi (D 2014) Mit Richy
Müller. Regie: Martin Eigler
21.45 ¥ g Kommissar Wallander:
Hunde von Riga TV-Krimi
(GB/S/USA/D 2012) Mit Kenneth
Branagh. Regie: E. May Campbell
23.15 ¥ g Tagesthemen
23.35 ¥ g ttt Wie weiter nach dem
Brexit? / Merkel, May und
Clinton – Geht es voran mit
der „Sache der Frauen“?
0.05 H ¥ g Sarahs Schlüssel
Drama (F 2010) Mit Kristin
Scott Thomas, Niels Arestrup
Regie: Gilles Paquet-Brenner
1.45 H ¥ g The Messenger –
Die letzte Nachricht Drama
(USA 2009) Mit Ben Foster
3.35 ¥ g ttt Magazin (Wh.)
4.05 ¥ g Europamagazin (Wh.)
5.00 Kinder-TV Kinder-Serie 9.03 ¥ g
sonntags Plastik: Freund oder Feind?
9.30 ¥ Katholischer Gottesdienst 10.15
g Bares für Rares – Lieblingsstücke
11.45 g heute Xpress
11.50 ¥ g ZDF-Fernsehgarten
14.00 g Der Nachbar in meinem
Beet Stellet vs. Gronover
14.45 ¥ g heute Xpress
14.50 ¥ g Sport extra Triathlon:
WM-Serie, aus Hamburg /
ca. 16.00 Springreiten:
CHIO Aachen, Großer Preis
17.00 ¥ g heute
17.10 ¥ g Sportreportage
Springreiten: Großer Preis von
Aachen, das Stechen (live)
18.00 ¥ g ZDF-Reportage
Schönheitskur für Queen Mary II
18.30 ¥ g Terra Xpress Was ist
hier im Sommer los? (1/3). Neu
19.00 ¥ g heute
19.10 ¥ g Berlin direkt – Sommerinterview Gast: Anton Hofreiter
19.30 ¥ g Terra X Der Rhein (2/2)
20.15 ¥ g Der Bergdoktor
Arzt-Serie. Alte Wunden (1+2)
Mit Hans Sigl. Lena und Tobias
Berger streiten sich erbittert um
ihr Erbe. Martin versucht zwischen den beiden zu vermitteln.
21.45 ¥ g heute-journal Wetter
22.00 ¥ Inspector Barnaby: Über
den Dächern von Chattham
TV-Krimi (GB 2009) Mit John
Nettles. Regie: Renny Rye
23.35 ¥ g Wir, Geiseln der SS
Dokumentarfilm (D 2014)
1.05 g heute Xpress
1.10 g Peter Hahne
Das Vermächtnis des 20. Juli:
Ein Zeitzeuge berichtet
1.40 ¥ Inspector Barnaby: Über
den Dächern von Chattham
TV-Krimi (GB 2009) (Wh.)
3.15 g Frag den Lesch Magazin
3.30 ¥ g Terra X Der Rhein (2/2)
5.00 g Verdachtsfälle Doku-Soap 5.45
g Familien im Brennpunkt Doku-Soap
6.45 g Familien im Brennpunkt DokuSoap. Thematisiert werden Konflikte unter deutschen Dächern, die Anwälte und
Familiengerichte beschäftigen. 7.45 g
Der Blaulicht-Report Aufregende Geschichten aus dem Berufsalltag von Polizisten, Sanitätern und Notärzten
12.45 g Verdachtsfälle – Spezial
13.45 g Rach, der Restauranttester
„Schnitzelkaiser“
14.45 g Rach, der Restauranttester
Das Restaurant „Maroush“
in Recklinghausen
15.45 g Versicherungsdetektive –
Der Wahrheit auf der Spur
Doku-Soap
17.45 g Exclusiv – Weekend
Moderation: Frauke Ludowig
18.45 g RTL aktuell
19.05 g Die Versicherungsdetektive
Spezial: Heute gestehen sie alle...
bis auf Einen! Mit Patrick Hufen,
Timo Heitmann, Ralph Schweda
20.15 H ¥ g A Long Way Down –
Zurück ins Leben Tragikomödie
(GB/D 2014) Mit Pierce Brosnan,
Toni Collette, Imogen Poots
Regie: Pascal Chaumeil
22.05 g Spiegel-TV Magazin Der
schwarze Block der Brandstifter:
Wie in der Hauptstadt Autonome den Rechtsstaat vorführen /
Spirale der Gewalt – zwei Kriminelle machen den Hells Angels
die Macht auf dem Kiez streitig
23.15 Kaya Yanar live! All Inclusive
1.10 g Exclusiv – Weekend
Das Infotainment-Magazin ist
immer ganz nah dran an den
Trends, nicht nur in der Welt der
Schönen und Reichen. (Wh.)
2.15 g Betrugsfälle Doku-Soap
2.45 g Die Trovatos – Detektive
decken auf Doku-Soap
3.35 g Familien im Brennpunkt
5.30 g Watch Me Independence Day –
Wiederkehr 5.40 Auf Streife – Berlin
Reportagereihe 6.35 g Auf Streife –
Berlin Reportagereihe 7.35 g Auf Streife – Die Spezialisten Reportagereihe
8.35 g Auf Streife Reportagereihe 9.35
g Auf Streife Reportagereihe 10.35 g
Auf Streife Reportagereihe
11.35 g Auf Streife Reportagereihe
12.35 g Auf Streife Reportagereihe
13.35 H g Dick und Jane
Krimikomödie (USA 2005) Mit
Jim Carrey. Regie: Dean Parisot
15.20 H g Indiana Jones und das
Königreich des Kristallschädels
Actionfilm (USA 2008)
Mit Harrison Ford, Karen Allen
Regie: Steven Spielberg
17.55 g Die wunderbare Welt
der Tierbabys Dokureihe
Jury: Dirk Lenzen, Constance
Böhle. Mod.: Andrea Kaiser
18.55 g Jetzt wird’s tierisch!
Die witzige Welt der Haustiere
19.55 Sat.1 Nachrichten
20.15 g Navy CIS Krimi-Serie
Falscher Ort, falsche Zeit
Mit Mark Harmon. Der Adjutant
einer Offizierin wurde in deren
Büro tot aufgefunden. Kunstfälscher waren an der Tat beteiligt.
21.15 g Navy CIS: L.A.
Krimi-Serie. Überall Feinde
22.10 g Scorpion Action-Serie
Im Dienste ihrer Majestät
Mit Elyes Gabel, Jadyn Wong
23.10 g Criminal Minds
Krimi-Serie. Alles was bleibt
0.05 g Navy CIS Krimi-Serie (Wh.)
1.05 g Navy CIS: L.A.
Krimi-Serie (Wh.)
1.50 g Scorpion Action-Serie (Wh.)
2.35 g Criminal Minds
Krimi-Serie (Wh.)
3.15 g Auf Streife Reportagereihe
4.00 g Auf Streife Reportagereihe
4.45 g Fahndung Deutschland
5.00 Tics – Meine lästigen Begleiter
Drama (USA 2008) Mit Jimmy Wolk. Regie: Peter Werner 6.45 g Mom Sitcom.
Eine Fürsprecherin für Regina / Baby
Blues 7.35 g Two and a Half Men Sitcom. Der Baumverkäufer / Willkommen
auf Alancrest 8.30 g 2 Broke Girls Sitcom. All That Jazz / Keine neuen Freunde
9.25 g The Big Bang Theory ComedySerie. Milch mit Valium / Sex mit der Erzfeindin 10.20 g Unser Leben Dokumentarfilm (GB 2011) Regie: Michael Gunton
12.00 g Unsere Ozeane
Dokumentarfilm (E/F/CH 2009)
13.50 g Galileo Big Pictures Show
17.15 Newstime
17.25 H g Die Simpsons – der Film
Zeichentrickfilm (USA 2007)
Regie: David Silverman
19.05 Green Seven Report
Reportagereihe. Save the Water
In China ist die Situation angespannt: Bereits 60 Prozent des
Grundwassers sind durch
Abwässer und Müll untrinkbar.
20.15 H g Star Trek: Into Darkness
Sci-Fi-Film (USA 2013) Mit Chris
Pine. Regie: J.J. Abrams. In London wird ein Anschlag auf ein geheimes Waffenlabor verübt. Bei
einer Krisensitzung wird der ehemalige Agent John Harrison gerade als Attentäter identifiziert, als
er den Konferenzraum angreift.
22.50 H g Die Insel Actionfilm (USA
2005) Mit Ewan McGregor,
Scarlett Johansson, Djimon
Hounsou. Regie: Michael Bay
1.25 „Star Trek Beyond“ –
Das große ProSieben
TV-Special zum Film Doku
1.30 H g Star Trek: Into Darkness
Sci-Fi-Film (USA 2013) Mit Chris
Pine. Regie: J.J. Abrams (Wh.)
3.45 H g Die Insel Actionfilm
(USA 2005) Mit Ewan McGregor
Regie: Michael Bay (Wh.)
5.25 g Watch Me – das Kinomagazin
Independence Day – Wiederkehr 5.45 g
Die strengsten Eltern der Welt Reportagereihe 7.00 g Die strengsten Eltern
der Welt Reportagereihe 9.05 g
Traumhaus oder raus? Doku-Soap. Familie Grötsch aus Regensburg / Bayern
11.05 g Mein Lokal, Dein Lokal –
Spezial Reihe. Die GourmetJuroren suchen in Hamburg
nach dem besten Grillhähnchen
der Hansestadt. Um diesen Titel
bewerben sich der Imbiss „Horner Grill“, der „Hexenkessel“
und der „Eppendorfer Grill“.
16.05 News
16.15 g Rosins Restaurants –
Ein Sternekoch räumt auf!
Mit Frank Rosin. Die „Jagdgaststätte Elsthal“ ist in die Jahre gekommen. Frank Rosin will frischen Wind in das Lokal bringen.
18.10 g Rosins Restaurants –
Ein Sternekoch räumt auf!
Landhaus Eyendorf
20.15 Crashpoint – 90 Minuten bis
zum Absturz Katastrophenfilm
(D 2009) Mit Peter Haber
Ein manövrierunfähiges Passagierflugzeug steuert auf Berlin
zu. Ein fieberhafter Kampf
ums Überleben beginnt.
22.20 g Abenteuer Leben am
Sonntag Moderation: Andreas
Türck. Ein Filmteam hat Menschen in El Salvador begleitet,
deren Alltag vom Kampf ums
Überleben geprägt ist.
0.10 g Mein Revier Ordnungshüter
räumen auf. Zigarettenschmugglern, Falschparkern und Temposündern – ihnen allen sind eifrige
Ordnungshüter auf der Spur.
2.10 H Heist – Der letzte Coup
Actionfilm (USA/CDN 2001)
Mit Gene Hackman, Danny
DeVito. Regie: David Mamet
5.00 Medical Detectives Dokumentationsreihe 5.25 g Criminal Intent – Verbrechen im Visier Krimi-Serie. Mit Kathryn Erbe. Leichentausch / Ikarus / Zwillingsmord / Eiskalte Spur / Leichentausch /
Ikarus / Zwillingsmord / Eiskalte Spur
12.05 g hundkatzemaus
Tiergerechte Kaninchenhaltung
13.20 g Tierbabys – süß und wild!
Das Affenbaby „Lui“ / Ein Pferd
als Super-Nanny / Hundebabys
außer Rand und Band
14.25 g Goodbye Deutschland! Die
Auswanderer Reportagereihe
16.30 g Schneller als die Polizei
erlaubt Doku-Soap
17.00 g auto mobil
Reportage: Pilotiertes Fahren
18.10 g Biete Rostlaube, suche
Traumauto Doku-Soap
19.10 g Ab ins Beet! Die GartenSoap Maren & ihre Freunde /
Chill + Grill-Oase / Ute & Reinhard / Mediterrane Ecke / Peter
& Ivonne / Japanischer Garten
20.15 g Grill den Henssler SommerSpecial (1). Mit Steffen Henssler
Mitwirkende: Jan Leyk, Thorsten
Legat, Ulla Kock am Brink, Christian Lohse. Welcher Promi kann
Steffen Henssler beim ultimativen BBQ-Wettbewerb besiegen?
Gegrillt wird wirklich alles – und
um die Jury zu überzeugen, muss
mehr aufgetischt werden als
Fleisch, Fisch und Gemüse.
23.30 g Prominent! Magazin
Mit Amiaz Habtu und Rabea Schif
0.10 Medical Detectives
Dokureihe. Freund oder Feind
1.10 Medical Detectives
Dokureihe. Mord zum Dessert
1.55 Medical Detectives
Dokureihe. Mörderisches Spiel
2.40 Medical Detectives
Dokureihe. Tödliche Bündnisse
3.25 Medical Detectives Dokureihe
5.55 Das A-Team Action-Serie 8.45 XFactor: Das Unfassbare Mystery-Serie
10.45 g Die Schnäppchenhäuser – Der
Traum vom Eigenheim Viele Menschen
haben einen großen Traum im Leben: die
eigenen vier Wände! Die Doku-Soap begleitet Menschen, die ihr Erspartes und all
ihr Herzblut in das Projekt ihres Lebens
investieren und den großen Schritt wagen, ein eigenes Haus zu kaufen.
11.45 g Die Schnäppchenhäuser –
Der Traum vom Eigenheim
Doku-Soap
13.40 g Zuhause im Glück – Unser
Einzug in ein neues Leben
Doku-Soap
15.40 g Der Trödeltrupp – Das Geld
liegt im Keller Doku-Soap
16.40 g GRIP – Das Motormagazin
Matthias Malmedie gegen drei
richtig schnelle Frauen
17.40 H g Zurück in die Zukunft
Sci-Fi-Film (USA 1985)
Mit Michael J. Fox, Christopher
Lloyd. Regie: Robert Zemeckis
20.00 g RTL II News
20.15 H g Almanya – Willkommen
in Deutschland Komödie
(D 2011) Mit Vedat Erincin, Fahri
Yardim, Lilay Huser. Regie: Yasemin Samdereli. Der kleine Cenk
weiß nicht, ob er Deutscher oder
Türke ist. Seine Cousine erzählt
ihm eine besondere Geschichte.
22.15 H g Systemfehler –
Wenn Inge tanzt Musikkomödie
(D 2013) Mit Tim Oliver Schultz
Regie: Wolfgang Groos
0.15 g Das Nachrichtenjournal
0.45 H g Bait – Haie im
Supermarkt Horrorfilm (AUS/
SIN 2012) Mit Xavier Samuel
Regie: Kimble Rendall
2.15 g Shark Attack –
Sie lauern in der Tiefe! Horrorthriller (AUS 2009) Mit Peta
Wilson. Regie: David Lister
TAGESTIPP
SPIELFILMTIPP
DOKUTIPP
KINDER
14.00 UHR | Kinderkanal
A Long Way Down – Zurück ins Leben
20.15 UHR | RTL In der Silvesternacht treffen sich der abgetakelte TV-Moderator Martin (Pierce Brosnan, l.), die überforderte Mutter Maureen (Toni Collette, 2. v. l.), die manisch-depressive Politikertochter Jess (Imogen Poots) und der gescheiterte Musiker J.J. (Aaron Paul) zufällig auf einem Hochhausdach in London. Alle vier wollen ihr Leben beenden. Verdutzt von der
Gesellschaft der anderen, setzt jedoch keiner seinen Plan in die Wirklichkeit um. Stattdessen
sitzen sie die Nacht über auf dem Dach und erzählen sich ihre Leidensgeschichten. Sie schließen einen Pakt: Bis zum Valentinstag wollen sie durchhalten, um zu sehen, ob es sich nicht doch
lohnt zu leben. Originelle Tragikomödie nach dem Bestseller von Kultautor Nick Hornby.
Die Insel
Guns N’ Roses
22.50 UHR | Pro 7 Das Jahr 2019: Lincoln Six-Echo sollte eigentlich glücklich sein. Er lebt mit Tausenden weiterer Insassen in einer utopischen, hermetisch von der kontaminierten Außenwelt abgeschotteten Wohneinheit in Sicherheit. Sein Tagesablauf wird vom System und dem Personal
der Anlage klar geregelt. Jeder der Insassen hofft, eines Tages in der Lotterie zu gewinnen und somit auf die letzte
noch bewohnbare Insel in der Außenwelt zu kommen. Doch
Lincoln leidet unter seltsamen Albträumen und beginnt, seine Existenz in der abgeschotteten Welt immer häufiger zu
hinterfragen. Was er und die anderen nicht wissen: Sie sind
nur Klone von Menschen, die dazu dienen, Ersatzteile für ihre
menschlichen Originale zu liefern. Als Lincoln herausfindet,
dass die Bewohner der Anlage als Organ-Ersatzteillager für reiche Kunden dienen sollen, bricht er
gemeinsam mit seiner Mitbewohnerin Jorday
Two-Delta in die „richtige“ Welt auf und erlebt sein blaues Wunder. Mitreißendes
Science-Fiction-Spektakel von ActionAuf der Flucht: Lincoln (Ewan McGregor)
Großmeister Michael Bay.
20.15 UHR | Arte Auf dem Sunset Strip in Los Angeles begann 1985 die Geschichte einer Band,
die zu einer der erfolgreichsten aller Zeiten werden sollte: Guns N’ Roses! Die Hardrockband
um Axl Rose und Slash veränderte die Rockgeschichte mit ihrem kompromisslosen Sound. Der
Beiname „Die gefährlichste Band der Welt“ war redlich verdient. Tumulte, Eskapaden und Konzertabbrüche gehörten zur Tournee-Folklore, aber auch der unbedingte Wille, die Abgründe
des Rock ’n’ Roll bis zum Exzess zu durchleben. Nach dem Streit in den 90er-Jahren kam
es erst jüngst in diesem Jahr zur Reunion mit
Auftritten in Las Vegas und beim CoachellaFestival mit den Frontmännern Axl Rose und
Slash – bejubelt von der weltweiten Fangemeinde. Filmemacher Jon Brewer zeigt bisher
unveröffentlichtes Archivmaterial aus der
Zeit der frühen Auftritte in den Clubs des
Sunset Strip und spannt einen Bogen von den
Anfängen bis zum Höhepunkt des weltweiten
Ruhms und der Implosion der Band. Interviews mit den Bandmitgliedern und viele Musikausschnitte ermöglichen einen Blick in die
Welt, die Guns N’ Roses groß gemacht hat. Legendär: Die Hardrockband Guns N’ Roses
Ferien auf Saltkrokan:
Das Trollkind
Wie jedes Jahr verbringt die Familie
des Schriftstellers Melker ihre Sommerferien auf Saltkrokan. Malin und
Peter haben inzwischen geheiratet
und Tochter Skrollan bekommen, die
alles auf den Kopf stellt. Melker widmet sich mit großem Eifer der Erziehung seines wilden Enkelkindes, ohne
zu ahnen, was das für einen Großvater
bedeuten kann. Zu seinem Entsetzen
verschwindet das kleine Mädchen ab
und zu, aber glücklicherweise helfen
ihm Tjorven, Stina und der Bernhardiner Bootsmann bei der Suche. Stina
geht allerdings ein bisschen zu weit in
ihrem Eifer: Sie bringt Skrollan in den
Wald zu den Trollen. Skrollan bleibt daraufhin unauffindbar. Aber diesmal
handeln Melker, Tjorven, Pelle und
Bootsmann sehr schnell.
3SAT
ARTE
WDR
NDR
BAYERN
SWR
HESSEN
MDR
9.15 g Sternstunde Philosophie 10.15
g lesenswert quartett
11.15 g Friedenspreis des
Deutschen Films Die Brücke
12.15 Der Klang Hollywoods
13.00 g ZIB
13.05 ¥ g Erlebnis Österreich
13.30 g Peter Voß fragt ...
14.15 ¥ g Made in Brooklyn
14.45 g Abenteuer New York
17.00 H ¥ õ g Ein Pferd für
Moondance Familienfilm
(USA 2007) Mit Kay Panabaker
18.30 g Theater: Ein Fest!
19.00 ¥ g heute
19.10 g NZZ Format
19.40 g Schätze der Welt
20.00 ¥ g Tagesschau
20.15 g Vince Ebert live –
„Evolution“ Show
21.15 g Matthias Egersdörfer:
Vom Ding her Show
21.45 H ¥ õ g Immer Drama um
Tamara Komödie (GB 2010)
Mit Gemma Arterton, Bill Camp
Regie: Stephen Frears
23.25 H ¥ õ g Varg Veum –
Zeichen an der Wand (1/6)
Kriminalfilm (N 2010) Mit Lene
Nystrøm (Forts.: So., 17. 07.)
0.55 ¥ õ g Varg Veum –
Schwarze Schafe (2/6) Kriminalfilm (N 2011) Mit Trond Espen
Seim. Regie: Stephan Apelgren
2.20 H ¥ õ g Immer Drama um
Tamara Komödie (GB 2010)
Mit Gemma Arterton (Wh.)
9.50 Arte Junior Magazin 10.05 H g
Marry Me! – Aber bitte auf Indisch Komödie (D 2014) Mit Maryam Zarée
11.30 g Die Hirtin aus Ladakh
12.15 g Die Suche nach dem Selbst
12.45 g Design
13.15 360° Geo Reportage
13.55 g Phantome der Tiefsee
14.40 Der alte Mann und die Tiefsee
15.25 g Der Traum von Olympia
Dokudrama (D 2016)
16.55 g Metropolis
17.40 g Elmyr de Hory
18.35 g Sir Simon Rattle dirigiert
„Le Sacre du Printemps“
19.15 ARTE Journal
19.30 g Portugals wilder Norden
20.15 ¥ g Guns N’ Roses
Die gefährlichste Band der Welt
Dokumentarfilm (GB 2016)
21.45 H g Das große Fressen
Satire (F/I 1973) Mit Marcello
Mastroianni. Regie: Marco Ferreri
Vier vom Leben gelangweilte
Männer treffen sich in einer Villa,
um durch übermäßiges Essen
Selbstmord zu begehen.
23.50 g Catwalk-Scandals! (1/6)
Dokumentationsreihe
Hemmungslos. Neu
0.05 g Schwerpunkt:
Festival von Avignon:
Thomas Ostermeier Auf der
Bühne wie im echten Leben
0.55 g Gespräche
der Karmelitinnen Oper
3.45 g Alte Schachteln Reihe
9.30 Musik von Sergej Rachmaninow
10.10 ¥ g Going to Wladiwostok
11.00 ¥ g Pferdesport: CHIO
Aachen Aus der Aachener Soers
Dressurreiten: Grand Prix Kür
13.00 ¥ g Im Bann der Pferde
13.45 ¥ g Mahlzeit, NRW!
14.30 ¥ Liebe nach Rezept Romanze
(D 2007) Mit Kai Wiesinger
16.00 ¥ g In aller Freundschaft
16.45 ¥ g Hotel Heidelberg:
Kommen und Gehen Drama
(D 2016) Mit Hannelore Hoger
18.15 ¥ Tiere suchen ein Zuhause
19.10 ¥ g Aktuelle Stunde
19.30 ¥ g Pferdesport: CHIO
Aachen Aus der Aachener Soers
20.00 ¥ g Tagesschau
20.15 ¥ g Wunderschön! Mit dem
Fahrrad ans Meer – Vom Kahlen
Asten zur Nordsee. Moderation:
Marco Schreyl. Mit einer Truppe
von Freizeitsportlern radelt
Marco Schreyl sieben Tage vom
Kahlen Asten bis zur Nordsee.
21.45 ¥ g Gefragt – Gejagt Show
22.30 ¥ Hirschhausens Quiz des
Menschen Gäste: Christina
Obergföll, Julius Brink, Sonja
Zietlow, Wigald Boning u.a.
0.00 g Rockpalast
Summerjam Festival 2016 (1/3)
Mit Alligatoah, SDP, Moop Mama,
Die Orsons, Jaya The Cat
Vom Fühlinger See in Köln
3.30 ¥ g Wunderschön!
Mit dem Fahrrad ans Meer (Wh.)
9.30 ¥ Hamburg Journal 10.00 ¥ g
Schleswig-Holstein Magazin 10.30 ¥
buten un binnen Mod.: Alexander Brauer
11.00 ¥ g Hallo Niedersachsen
11.35 H ¥ ® Don Camillos Rückkehr
Komödie (F/I 1953) Mit Fernandel
13.20 H g Morgen fällt die
Schule aus Komödie (D 1971)
14.45 Der XXL-Ostfriese
15.30 ¥ g Klosterküche
16.00 Lieb und teuer
16.30 g Rainer Sass: So isst der
Norden! Reportagereihe
17.00 Bingo!
18.00 ¥ g Ostsee Report
18.45 ¥ g DAS!
19.30 Ländermagazine
20.00 ¥ g Tagesschau
20.15 ¥ Bauer Wuttke siene Höfe
Bauernhöfe, die Sie sehen sollten. Zwischen Nord- und Ostsee,
zwischen Friesland und dem
Harz liegen ungewöhnliche
und charmante Bauernhöfe.
21.45 ¥ g Kaum zu glauben!
Moderation: Kai Pflaume
22.45 Die Superpauker Mit Guido
Cantz, Lutz van der Horst,
Mirja Boes, Wigald Boning
23.55 ¥ g Gefragt – Gejagt Show
0.40 H ¥ Female Agents –
Geheimkommando Phoenix
Kriegsdrama (F 2008) Mit Sophie
Marceau, Julie Depardieu
Regie: Jean-Paul Salomé
2.30 ¥ Bettina und Bommes Talk
4.30 Nordbilder Reportagereihe
10.00 Musik: Benediktinerabtei Seeon
11.00 Der Sonntags-Stammtisch
12.00 Café Meineid
12.25 H ¥ Das kann doch unsren
Willi nicht erschüttern
Komödie (D 1970)
13.45 Triathlon: Challenge Roth
14.30 ¥ Das Kornfeld
15.15 Traumhäuser wiederbesucht
16.00 ¥ Rundschau
16.15 ¥ Unser Land
16.45 Die doppelte Heimat
17.15 ¥ Schuhbecks
17.45 Aus Schwaben und Altbayern
18.30 ¥ Rundschau
18.45 Triathlon: Challenge Roth
19.15 ¥ Unter unserem Himmel
20.00 ¥ Tagesschau
20.15 õ Klassik am Odeonsplatz
2016 Mit Annette Dasch, Elisabeth Kulman, Andrew Staples
Moderation: Maximilian Maier
Chor und Sinfonieorchester des
BR gaben zur Eröffnung gemeinsam mit Solisten Ludwig van
Beethovens 9. Sinfonie.
22.30 ¥ Donna Leon – Vendetta
Kriminalfilm (D 2000)
Mit Karl Fischer, Barbara Auer
Regie: Christian von Castelberg
0.00 ¥ õ Mankells Wallander:
Das Gespenst Kriminalfilm
(S/D 2010) Mit Krister Henriksson
Regie: Mikael Marcimain
1.30 H ¥ Das kann doch unsren
Willi nicht erschüttern
Komödie (D 1970) (Wh.)
9.45 g Kunscht! Nibelungenfestspiele
2016 10.15 Musik für junge Ohren
11.15 ¥ Schätze des Südwestens
12.00 Julia Serie
12.50 Katrin ist die Beste
13.35 H ¥ g Das indische Grabmal
Abenteuerfilm (D/F/I 1959)
15.15 g Länder – Menschen –
Abenteuer Spitzbergen
16.00 Fahr mal hin
16.45 õ g Meister des Alltags
17.15 g Die Quiz-Helden
18.00 ¥ SWR Landesschau aktuell
18.15 Ich trage einen großen Namen
18.45 Treffpunkt
19.15 ¥ g Die Fallers
19.45 ¥ SWR Landesschau aktuell
20.00 ¥ g Tagesschau
20.15 ¥ g Baden-Württemberg von
oben Dokumentarfilm (D 2015)
Ein Filmteam hat mit einer Helikopterkamera Baden-Württemberg bereist und besondere
Landschaftsbilder eingefangen.
21.45 ¥ Sport im Dritten
22.30 g Sport extra Matthias Behr
23.00 ¥ Der Dicke Anwalts-Serie
Bauernopfer. Mit Dieter Pfaff
23.50 ® g Kommissar Freytag
Krimi-Serie. Mit Konrad Georg
0.15 ® g Kommissar Freytag
Serie. Feuer – Wasser – Kohle
0.40 ® Es geschah an der Grenze
Krimi-Serie. Das Boot im Schilf
1.00 Inspektion Lauenstadt
Krimi-Serie. Der Teppichhändler
1.50 Graf Yoster gibt sich die Ehre
8.55 Amerikas legendäre Straßen 9.40
¥ g Horizonte 10.10 ¥ Deutschland,
deine Künstler 10.55 g Geisterstädte
11.40 Papa und die Braut aus Kuba
Gesellschaftskomödie (D 2016)
13.05 ¥ Mutter auf Streife Drama
(D 2015) Mit Mira Bartuschek
Regie: Jan Ruzicka
14.30 ¥ Die fantastische Reise der
Vögel Dokumentationsreihe
16.00 Alles Wissen
16.45 g Herkules
17.15 Mex – Das Marktmagazin
18.00 g defacto
18.30 g Hessen-Reporter
19.00 ¥ g Herrliches Hessen
19.30 g hessenschau
20.00 ¥ Tagesschau
20.15 ¥ g Giraffe, Erdmännchen
und Co.-XL Willkommen, kleines
Bonobo-Baby. Im Frankfurter
Zoo präsentiert das BonoboWeibchen Kutu, das bereits eine
erfahrene Mutter ist, ihr Baby.
21.45 g Das große Hessenquiz
Die Show mit Jörg Bombach
22.30 Dings vom Dach
23.15 strassen stars Comedy-Quiz
23.45 Wer weiß es?
Das große Rätselraten
0.30 Ich trage einen großen Namen
Ein Ratespiel mit Nachfahren
berühmter Persönlichkeiten
1.00 g Praunheim Memoires
Dokumentarfilm (D 2014)
2.25 Privatdetektiv Frank Kross
2.50 Bilder aus Hessen Magazin
9.30 g Irland: Drei Farben Grün 10.15
H ¥ Wir viere sind die Musketiere
Abenteuerfilm (F 1974) Mit Gérard Rinaldi
12.00 ¥ g Riverboat
14.00 g Das Havelland
14.45 g Die Küsten der Ostsee
15.30 ¥ g MDR aktuell
15.40 ¥ g Ein Ferienhaus
in Schottland Liebeskomödie
(D 2008) Mit Denise Zich
17.10 ¥ g In aller Freundschaft
18.00 ¥ g MDR aktuell
18.05 ¥ g In aller Freundschaft
18.52 ¥ g Unser Sandmännchen
19.00 MDR Regional
19.30 ¥ g MDR aktuell
19.50 ¥ g Kripo live
20.15 ¥ g Lenin, die Deutschen und
der Zarenmord Dokumentation
Lenin und der deutsche Kaiser
besiegelten 1917 das Schicksal
der Zarenfamilie Romanow und
von Millionen Menschen.
21.00 ¥ Katharina die Große Doku
21.45 ¥ g MDR aktuell
22.00 Olaf Schubert und die ziemlich
große Oper Show
23.35 ¥ g Geheimakte Geschichte
Dokumentationsreihe. Das Geheimnis der königlichen Mumie
0.25 Sagenhaft
Das Mecklenburger Seenland
1.55 ¥ g Kripo live Nordhausen –
Einbruch in der Urlaubszeit,
40.000 EUR Schaden (Wh.)
2.20 g Kinderwunsch (1/2)
Dokumentation (Wh.)
13.10 g Air Warriors Dokureihe
14.10 Black Box Dokumentationsreihe
15.10 In ewiger Dunkelheit:
Geschöpfe der Tiefsee Doku
16.10 g Die Bigfoot-Akte Doku
18.05 g Science oder Fiction?
Dein Freund, der Roboter
18.35 g Sci Fi Science
19.10 g Welt der Wunder Duftender
Saubermacher: Wie reinigt Seife?
20.05 g Geheimnisvoller Planet
Dokureihe. Tödlicher Sog
21.00 g Gefährliches Universum
Dokureihe. Supernovae
22.00 g Aufbruch ins All Dokureihe
1.40 g Gefährliches Universum
2.25 g Geheimnisvoller Planet
3.05 g Die Titanic-Lüge: Warum
Schiffe sinken Dokumentation
N-TV
PHOENIX
N24 Nachrichten um 8, 9, 12, 15, 18, 19
und 20 Uhr
5.25 g Die X-Akten: Begegnungen
der dritten Art Dokumentation
6.05 g Die UFO-Akten Präsidenten
und Außerirdische
6.55 g Nasenmuräne und
Zebrakrabbe Dokumentation
8.05 g TRUMP – Der nächste
Präsident der USA? Doku
8.25 g Auf Leben und Tod
9.15 Schwebezustand Doku
10.10 g X-31 – Der Jet aus der
Zukunft Dokumentation
11.10 g Air-Tech Dokureihe
22.00 1957 ist der Weltraum Schauplatz
des Kalten Krieges. Die Sowjetunion
gewinnt mit dem Satelliten Sputnik und
dem ersten Kosmonauten den Wettlauf ins All. Doch die USA ziehen nach.
Neil Armstrong betritt 1969 als erster
Mensch den Mond. Die Doku zeigt Pioniere, hart erkämpfte Erfolge, aber auch
Fehlschläge, die heutige, hoch technisierte Missionen erst möglich machten.
9.15 g Startup News 9.30 g Auslandsreport 10.10 g Wissen 11.10 g
Entdecke! 12.10 g Die Wind-Jäger:
Offshore am Limit 13.05 g Deluxe –
Alles was Spaß macht 14.05 g Apokalypse Hitler – Werdegang eines Diktators 15.05 g Apokalypse Hitler – Der
Terror des Dritten Reichs 16.10 g Der
Polenfeldzug (Wh.) 18.30 PS – DTM
kompakt 19.05 g Super-Festungen
20.15 g Ungelöste Rätsel: Das Universum 21.05 g Aliens: Sind wir allein im
Universum? 22.05 g Rätselhafte Phänomene 23.05 g Wahrheit auf dem
Prüfstand – Verschwörungstheorien
0.10 g Rettung für die älteste Pyramide der Welt 1.05 g Super-Festungen
7.30 Theophanu 8.15 Life’s a Beach 9.00
Inselträume9.45 Strandleben – Die Geschichte der deutschen Seebäder
11.15 Sardinien, Italien 11.30 Im Dialog
12.00 Presseclub 12.45 Presseclub –
nachgefragt 13.00 Vor Ort 14.00 Historische Ereignisse 17.00 Thema 18.15
Schätze der Welt – Erbe der Menschheit 18.30 Kaiserin Adelheid (Wh.)
19.15 Theophanu (Wh.) 20.00 ¥ Tagesschau 20.15 Die Elbe Eine Flussreise.
Dokumentarfilm (D 2014) 21.45 Böhmische Flussfahrt Dokumentation 22.30
Genuss auf Schienen 23.15 Scharia,
Scheichs und Shopping – Saudi-Arabien, Königreich der Widersprüche 0.00
Forum Wirtschaft Gespräch (Wh.)
RBB
SPORT 1
EUROSPORT 1
14.00 H The Contest – In geheimer
Mission Familienfilm (DK 2013) 15.35
Katz und Hund Komödie (D 2003) 17.00
rbb aktuell 17.05 g In aller Freundschaft 17.50 g Unser Sandmännchen
18.00 g Tier zuliebe – Die Reportage
18.32 Gartenzeit 19.00 g Täter – Opfer – Polizei extra! 19.30 Abendschau
20.00 ¥ Tagesschau 20.15 g Ein Sommer in Brandenburg 21.45 rbb aktuell
22.00 Das große Kleinkunstfestival
2014 22.45 Rüdiger Hoffmann – Aprikosenmarmelade 23.30 g Liebe, Lügen, Leidenschaften: Stunden der Entscheidung (6/6) Liebesmelodram (D/A
2002) 1.00 Lindenstraße 1.30 Adoption
mit Folgen 2.00 Weltspiegel Magazin
9.15 Motorsport: Porsche Carrera Cup
Aufzeichnung aus Zandvoort (NL). 2.
Rennen 10.15 Motorsport: Audi Sport
TT Cup Aus Zandvoort (NL). 2. Rennen
11.00 Doppelpass (Wh.) 12.55 Fußball:
Schauinsland-Reisen-Cup der Traditionen Aus Duisburg. Mit MSV Duisburg,
FC Nantes, Hertha BSC und Eintracht
Frankfurt 18.00 Die PS-Profis – Mehr
Power aus dem Pott (Wh.) 19.00 Tourenwagen: Deutsche Tourenwagen
Masters Aufzeichnung aus Zandvoort
(NL). 2. Rennen 20.00 Darts: World
Matchplay Aus Blackpool (GB). 1. Runde,
Abendsession 0.00 Sport-Quiz 2.00
Sport-Clips (Wh.) 2.05 Teleshopping
(Wh.) 2.20 Sport-Clips Show (Wh.)
17.30 g Radsport Tour de France extra
18.00 g Radsport Follow Fabian. Auf
Tour mit Fabian Cancellara in dessen letzter Profisaison 18.15 g Tennis: ATP
World Tour 500 Aufzeichnung aus Hamburg. German Open: Finale 19.10 Eurosport News 19.15 g Fußball: U19-Europameisterschaft Aus Reutlingen. Gruppe A, 3. Spieltag: Österreich – Deutschland
21.30 g Radsport Le Tour by LeMond.
Tour-Legende Greg LeMond analysiert die
aktuelle Etappe 22.30 Rallye: FIA-Europameisterschaft Aufzeichnung. Rally Estonia: 2. und letzter Tag 23.00 g Fußball:
Major League Soccer Aus Montreal
(CDN). 19. Spieltag: Montreal Impact –
New York City FC 0.55 Eurosport News
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WELT am SONNTAG-2016-07-17-sil-24 f5123d7d0164873d70b500d7b5da4639
60 DAS GESPRÄCH
Im Dezember wird er 70 Jahre alt. Die Frage, wie
lange er noch einen Film nach dem anderen drehen will, ist Steven Spielberg schon öfter gestellt
worden. „Meinen Sie, ich sollte kürzertreten?
Dass es in meinem Alter an der Zeit wäre, meinen Output einzuschränken? Warum sollte ich
keine Filme mehr machen?“, hatte Steven Spielberg unseren Reporter schon vor vier Jahren angeblafft – und dann herzhaft gelacht. Ein Moment gespielter Empörung. Schauspielern kann
der Regisseur nämlich auch. Bis Ende 2019 ist er
VON MARTIN SCHOLZ
jedenfalls ausgebucht: Derzeit verfilmt Spielberg
den Science-Ficton-Thriller „Ready Player One“,
dann „The Kidnapping of Edgardo Mortara“, und
schließlich ist der fünfte Film der „Indiana Jones“-Reihe geplant – ein weiteres Mal mit Harrison Ford in der Hauptrolle. Aber darüber möchte Spielberg jetzt nicht reden, sondern über sein
neuestes Werk, seine Verfilmung eines Kinderbuch-Klassikers von Roald Dahl, „Sophiechen
und der Riese“, auf Englisch „The BFG“ (steht
für „The Big Friendly Giant“). Als Spielberg uns
aus New York anruft, muss er zunächst etwas
loswerden. „Wissen Sie was?! Ich hasse es, Interviews am Telefon zu geben. Wirklich!“ Klingt, als
könnte das Gespräch zu Ende sein, bevor es begonnen hat. Oder ist es – wieder mal – ein Moment gespielter Empörung?
WELT AM SONNTAG: In all Ihren Filmen hat-
ten fast immer Männer, Monster oder Jungen
die Hauptrolle. Nun gibt es erstmals eine Heldin, ein Mädchen, das sich menschenfressender Riesen erwehren muss. Warum hat es so
lange gedauert?
STEVEN SPIELBERG: Sie haben recht: Sophie ist
die wohl stärkste weibliche Rolle, die es je in einem meiner Filme gab. Das liegt nun vor allem
an der literarischen Vorlage. „BFG“ ist mein
Lieblingsbuch von Roald Dahl, auch deshalb,
weil es mir gefallen hat, dass ein Mädchen die
Heldin ist. Eine Waise, die keine Angst vor jemandem hat, der mehrere Meter größer ist als
sie. Ich hatte Glück, dass ich für diese Rolle die
damals zehnjährige englische Schauspielerin Ruby Barnhill entdeckte. Sie ist unglaublich talentiert, sie hat etwas Besonderes an sich.
Ruby Barnhill, nun zwölf Jahre alt, war zuvor
im Fernsehen aufgetreten. Woran erkennen
Sie bei einer Kinder-Darstellerin, ob sie dem
Druck gewachsen ist?
Sehen Sie, ich habe als Vater selbst sieben Kinder
großgezogen, und ich habe in vielen meiner Filme immer wieder mit Kindern gearbeitet. Ich
hatte mir Rubys eingeschickte Probe-Aufnahmen angesehen, ließ sie nach Berlin einfliegen,
wo ich zu der Zeit gerade mit Tom Hanks
„Bridge Of Spies“ drehte. Ich habe dort drei
Stunden mit ihr verbracht, mich mit ihr unterhalten. Danach wusste ich: Sie ist die Richtige.
Am Set trete ich Kindern gegenüber nie als
Schulmeister oder wie ein strenger Vater auf. Ich
führe Gespräche mit ihnen – nicht über die
nächste Szene und was ich von ihnen erwarte.
Ich frage sie danach, wie sie sich fühlen, was sie
so machen in ihrem Leben. Das schafft Vertrauen, sie fühlen sich wohl in der für sie ungewohnten Atmosphäre. Ich habe gelernt, dass Kinder
Wahrhaftigkeit nicht vortäuschen können.
Sie werden im Dezember 70 Jahre alt. Als Sie
1976 mit François Truffaut bei Ihrem Film
„Unheimliche Begegnung der Dritten Art“ zusammenarbeiteten, soll er Ihnen gesagt haben, Sie hätten immer noch ein Kind in sich.
Ist Kindheit für Sie eine Art Refugium?
Da steckt viel Wahrheit drin. Truffaut und ich,
wir haben uns während der Dreharbeiten zu
„Unheimliche Begegnung“ gut kennengelernt.
Ich hatte die Rolle des Ufo-Forschers so geschrieben, dass sie genau zu ihm passte. Sein
Film „Der Wolfsjunge“ hatte mich sehr beeinflusst, er spielt ja selbst darin mit. Jedenfalls
sagte mir Truffaut damals: Wir beide, er und
ich, seien wie wilde Kinder. Er sagte auch: „Steven, du musst im Film mit Kindern arbeiten. Du
bist selbst eines.“ Er selbst hätte diese Erfahrung immer genossen, könne es mir daher nur
empfehlen.
NR. 29
17. JULI 2016
Reden wir über Angst. Einige Riesen sind gefährlich. Sie heißen Fleischfetzenfresser, Knochenknacker, Menschenpresser, Kinderkauer,
Mädchenmanscher, Metzgerhetzer
Ja. Mein Lieblingswort unter den dahlschen
Sprachschöpfungen ist übrigens „whizzpopper“.
Wie heißt das auf Deutsch?
Furzelbäume – eine Umschreibung für Blähungen. Das ist schon lustig. Klar. Trotzdem
sind Riesen, die Kinder fressen, gruselig. Wollten Sie diesmal Horror für Kinder bieten?
Nein. Sehen Sie, ich bin mit den Märchen der
Gebrüder Grimm aufgewachsen. Und die waren
wirklich Furcht einflößend, meist ohne versöhnliche Werte oder ein versöhnliches Ende.
Sie waren wie eine Art Denkzettel für Kinder.
Roald Dahl dagegen hat, wie übrigens auch Walt
Disney, eine Balance geschaffen zwischen Düsternis und Licht. Er hat begriffen, dass es ohne
Dunkelheit keine Erlösung gibt – aber er hat
uns in seinen Geschichten gezeigt, wie man es
schafft, aus einem Albtraum herauszukommen.
Steven Spielberg kehrt mit
dem Film „Big Friendly Giant“
zu den Albträumen seiner
Kindheit zurück. Ein Gespräch
über den Horror der
Grimmschen Märchen,
Ratschläge von François
Truffaut und einen Politiker,
der ihn in Panik versetzt hat
GETTY IMAGES/WIREIMAGE/AE
I
WELT AM SONNTAG
„Ich hatte Angst vor
einem BAUM“
Steven Spielberg
Visionär und Vorleser
Steven Allan Spielberg wurde am 18. Dezember 1946 als Sohn des Elektroingenieurs Arnold Spielberg und der früheren
Konzertpianistin Leah Posner in Cincinnati im US-Bundesstaat Ohio geboren. Seine ersten Kurzfilme drehte er bereits als
Zehnjähriger mit einer 8-Millimeter-Kamera, die ihm sein Vater geschenkt hatte.
Mit dreizehn gewann er mit dem 40minütigen Kriegsfilm „Escape to Nowhere“ einen Wettbewerb. Weltweit
haben seine Filme, darunter „Der weiße
Hai“, die „Indiana Jones“-Reihe, „Jurassic
Park“ oder „Schindlers Liste“ bisher mehr
als neun Milliarden US-Dollar eingespielt.
Sein Privatvermögen wird vom „Forbes
Magazine“ auf 3,4 Milliarden US-Dollar
geschätzt. Spielberg hat darüber hinaus
auch Drehbücher geschrieben („Poltergeist“) und war als Produzent unter anderem für TV-Serien wie „Band of Brothers“
oder „Falling Skies“ verantwortlich. Er hat
dreimal einen Oscar gewonnen, für seine
Filme „Schindlers Liste“ (in den Kategorien „bester Film“ und „beste Regie“) und
„Saving Private Ryan“ (beste Regie). 1994
gründete er die Shoah Foundation, eine
gemeinnützige Organisation, die Aussagen von 52.000 Holocaust-Überlebenden für Bildungszwecke auf Videofilmen
aufgezeichnet und archiviert hat. Präsident Obama hatte den Regisseur 2012
zu einer Privatvorführung seines Films
„Lincoln“ ins Weiße Haus eingeladen.
Spielberg hatte Obama, wie zuvor auch
die früheren Kandidaten der Demokraten
wie John Kerry und Bill Clinton, im Wahlkampf aktiv unterstützt. Spielberg ist in
zweiter Ehe mit der Schauspielerin Kate
Capshaw verheiratet, das Paar hat drei
leibliche und drei adoptierte Kinder. Aus
seiner ersten Ehe mit der Schauspielerin
Amy Irving hat Spielberg einen Sohn. Sein
neuer Film „The BFG“ ist ab 21. Juli in
deutschen Kinos zu sehen, der Roman
„Sophiechen und der Riese“ ist bei Rowohlt erschienen.
Fünf Jahre später kam „E.T.“.
Ich habe seinen Rat nie vergessen. Wenn ich
immer mal wieder Filme mache, die einen Sinn
für Kindheit bewahren, dann deshalb, weil ich
mich selbst nie zu weit von dieser Quelle entfernt habe.
Grunde während ihrer ganzen Kindheit. Ich liebte das. Vor allem die Geschichten von Roald
Dahl. Sie haben gewissermaßen mitgeholfen,
dass ich zu all meinen Kindern einen guten, intensiven Kontakt habe, dass ich der Held in meiner Familie war. (lacht)
Ihre letzten Filme „War Horse“, „Lincoln“
und „Bridge Of Spies“ behandeln historische
Themen. Mussten Sie eine Auszeit von den
schweren Stoffen nehmen?
Es gab bei mir immer wieder Phasen, auch früher schon, in denen ich Filme über historische
Ereignisse gedreht habe – „Schindlers Liste“,
„Amistad“ oder „München“. Bei solchen Filmen
bin ich gezwungen, historische Fakten akkurat
darzustellen. Da bin ich gewissermaßen gefesselt. Die Arbeit an „BFG“ war im Vergleich dazu
wie eine Flucht in die Welt der Wunder, der Vorstellungskraft, der Träume.
Ein freundlicher Vorlese-Riese?
Ich stand vor meinen Kindern deshalb gut da,
weil sie Dahls Geschichten liebten. Es waren
zwar seine Worte, aber ich war es, der sie ihnen
vorlas. Dahl war so eine Art Vermittler für mich.
Dahls Roman „The BFG“ erschien wie „E.T.“
1982. In beiden Werken geht es um ein Kind
mit Problemen, das Scheidungskind in „E.T.“,
die Waise in „BFG“. Und beiden wird von einer Kreatur, mal einem Außerirdischen, mal
einem Riesen, geholfen.
Mein neuer Film markiert sicher eine Rückkehr
– nicht unbedingt in meine Vergangenheit, sondern zu dem, was ich, meiner Ansicht nach, am
besten beherrsche: einfach meiner Vorstellungskraft freien Lauf zu lassen. Das gibt mir dieses
Gefühl von Freiheit. Trotz gewisser Parallelen
zwischen „E.T.“ und „BFG“ war es ganz anders.
„E.T.“ findet ja in der realen Welt statt. Sophie
wird in eine Fantasiewelt entführt, die wir unter
anderem am Computer erschaffen mussten. Das
war zunächst eine Hürde. Bei jedem Film, den
ich mache, gibt es anfangs solche Hürden. Ich
suche regelrecht nach Hindernissen, die mir
Kopfzerbrechen machen. So komme ich auf meine besten Ideen. Selbstgewissheit war immer
schon mein größter Feind. Die Geschichte vom
freundlichen Riesen kannte ich zwar in- und auswendig, weil ich das Buch all meinen Kindern
vorgelesen hatte, als sie noch klein waren. Aber
die Umsetzung für die Leinwand musste ich mir
erarbeiten.
Sie hatten Zeit, Ihren Kindern abends vorzulesen?
Ich habe ihnen vorgelesen, so oft es ging. Im
Ganz am Anfang greift die Hand des Riesen
durch ein offenes Fenster nach Sophie. Sie hat
sich zwar unter der Bettdecke versteckt – aber
nicht mal das hilft ihr.
Also gut: (lacht) Die Hand, die durch das offene
Fenster greift – das ist auch meine absolute Märchen-Albtraum-Vision. Wichtig ist, dass Sophie
ihre Angst später überwindet, sich mit dem
freundlichen Riesen anfreundet und den „Kinderkauern“ die Stirn bietet. Als Kinder haben wir
uns doch alle vor riesigen Dingen gefürchtet.
Wovor genau hatten Sie als Kind Angst?
In meiner Kindheit gab es einen Baum vor dem
Fenster meines Zimmers in New Jersey. Er war
riesig – und er hat mir eine Mordsangst eingejagt. In meiner Vorstellungskraft hatte er sich
immer in etwas Dämonisches, Furchtbares verwandelt. Jede Nacht bescherte mir meine Fantasie etwas anderes, vor dem ich Angst hatte.
Als mich mein Onkel im Winter mal mit nach
Washington nahm und wir dort das Lincoln
Memorial besuchten, hat es mich auch regelrecht gegruselt. Ich war vielleicht sechs Jahre
alt. Da stand ich dann, ein kleiner Zwerg vor
dieser riesigen Lincoln-Statue aus Marmor, die
auf diesem gewaltigen Thron-Stuhl saß. Ich
war in Panik.
So schlimm?
Ich traute mich zunächst nicht, in Lincolns Gesicht zu schauen. Ich sah mir nur seine Marmor-Hände an, zog ständig am Mantel meines
Onkels und flehte ihn an, dass er mich da wegbringen sollte. Kurz bevor wir gingen, traute
ich mich dann doch, Lincolns Gesicht zu betrachten, nur kurz. In dem Moment spürte ich
eine Verbindung, denn es war ein sehr freundliches, vertrautes Gesicht. Ich fühlte mich sicher, beschützt.
Sie haben Lincoln viel später in Ihrem gleichnamigen Film ein eigenes Denkmal gesetzt.
Dahl selbst war wegen seiner antisemitischen Über einen anderen US-Präsidenten haben Sie
Äußerungen umstritten. 1983 hatte er sich sich dagegen lustig gemacht.
zum Libanonkrieg geäußert und Folgendes Welchen meinen Sie?
gesagt: „Es gibt einen Zug im jüdischen Charakter, der Feindseligkeit provoziert. Sogar 2013 haben sie den Trailer zu „Obama“ geein Scheißkerl wie Hitler hat nicht ohne dreht, in dem der reale Barack Obama vorgibt,
Grund auf ihnen herumgeer sei Daniel Day Lewis,
hackt.“ Wussten Sie dader Obama in Ihrem Film
„SELBSTGEWISSHEIT
von?
spiele.
Nein. Aber ich hatte im VorHahaha, ich fand das zum
WAR IMMER SCHON
feld nicht zu seinem Leben
Brüllen komisch.
recherchiert, auch nicht zu
MEIN GRÖSSTER
seinen politischen AnsichWie haben Sie den Präsiten. Ich hatte mich ausdenten der USA dazu geFEIND“
schließlich auf seine Kunst,
bracht, sich von Ihnen für
auf nichts anderes konzeneinen Jux Regie-Anweisuntriert. „The BFG“ ist eine
gen geben zu lassen?
Geschichte, in der es darum geht, unsere Unter- Also: Ich habe Obama keine Regie-Anweisungen
schiede anzuerkennen. Das ist für mich die gegeben. Dieser Film wurde von einem Team
wichtige Botschaft. Ich bewundere ihn als seiner Administration gemacht. Anlass war das
Künstler.
White House Correspondents Dinner. Sie wussten, dass ich den Präsidenten kannte. Und Sie
Das Interview fand im Frühjahr statt. Spielberg hör- fragten mich: „Mr. Spielberg, würden Sie in eite, wie es schien, zum ersten Mal von den Antisemi- nem Kurzfilm über den Präsidenten mitwirken,
tismus-Vorwürfen gegenüber Dahl. Im Mai sagte er den wir geschrieben haben.“
der „New York Times“: „Ich weiß nicht, was ich gemacht hätte, wenn ich davon gewusst hätte, bevor Sie durften sich selbst spielen. Ganz neue Erich mit den Arbeiten an ,BFG‘ begonnen habe. Es ist fahrung?
ein Paradoxon, dass jemand, der sich antisemitisch Na ja, ich las erst mal das Drehbuch, fand’s klasgeäußert hat, Geschichten schrieb, die genau das Ge- se und sagte: „Ich würde da gern mitmachen.“
genteil davon ausdrücken – die Unterschiede zwi- Hat Spaß gemacht, mich selbst zu spielen.
schen Rassen, Kulturen und Sprachen feiern, so wie
Dahl es in ,BFG‘ gemacht hat. Als ich später Men- Sie verziehen keine Miene, agieren sehr ernstschen fragte, die Dahl kannten, sagten sie mir, dass haft. Ich kenne ein paar Leute, die darauf reiner solche Sachen gern gesagt habe, nur um eine Re- gefallen sind.
aktion zu bekommen. Und dass er kein glühender Hey (lacht), hören Sie: Ich bin ein ziemlich guter
Anhänger von seinen vielen antisemitischen Kom- Schauspieler. Ich finde, andere Regisseure sollten
mentaren gewesen sei. Denn jeder in seinem Leben, mich jetzt öfter verpflichten, dass ich in deren Filvor allem sein Support-Team, war jüdisch.“
men mitspiele. Das wäre mal eine Abwechslung.
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WELT am SONNTAG-2016-07-17-sil-24 f5123d7d0164873d70b500d7b5da4639
STIL & REISEN
WELT AM SONNTAG
NR. 29
17. JULI 2016
Großbritannien: Nichts wie hin, trotz Brexit
S.66/67
SEITE 61
STILGEWITTER
Hier weinte der
Modeteufel
MARA HOFFMAN; ZEUS+DIONE(2)
D
Sweater Girl – Céline Dion soll bitte
im kommenden Herbst alle internationalen Modewochen besuchen.
Dann könnte man sich nämlich auf
viele weitere Modemomente freuen,
denn die Sängerin hatte schon während der Pariser Haute-CoutureSchauen Anfang Juli alle mit ihrer
überraschend progressiven Garderobe entzückt. Höhepunkt: das übergroße Kapuzensweatshirt mit ausgewaschenem „Titanic“-Filmprint von
Vetements. Zugegeben, so „fashion
forward“ hätte man sie gar nicht eingeschätzt, aber dafür wird Dion nun
als Stilikone gefeiert. Mit der charmanten Referenz an einen ihrer
wichtigsten Hits, den „Titanic“-Titelsong „My Heart will go on“, beweist sie zudem einen sympathischen Sinn fürs Zweideutige. Der Titel „Queen of the World“ ist ihr damit sicher. sih
Fast zu schön, um ihn
nass zu machen: Ein
gehäkelter Badeanzug
von Mara Hoffman
Die beste Party zum amerikanischen
Nationalfeiertag hatte mal wieder Taylor Swift gefeiert. Oder zumindest sah
es auf Instagram danach aus. Auf einem
Foto posierte die Sängerin mit ihren
Model-BFF’s Cara Delevingne und Gigi
Hadid an der Küste von Rhode Island.
Alle drei trugen Badeanzüge und Bikinis
der Marke Solid & Striped, mit einem
Streifenmuster in Rot-Weiß-Blau, Swift
streckte mit dramatischer Geste eine
passende Mini-US-Flagge in die Luft.
Beim Anblick dieses Bildes wäre man am
liebsten sofort in den Urlaub gefahren.
VON SILVIA IHRING
Ein neuer Bikini hätte schon dabei geholfen, die Feriensehnsucht zu stillen.
Am Tag nach dem „4th of July“ wurde
der gestreifte Badeanzug auf der britischen Online-Shopping-Plattform Lyst.com 43.000 Mal aufgerufen. Solid &
Striped verkauft Bademode, aber auch
kurze Jumpsuits, leichte Hemden, weite
Baumwollkleider, die man ohne viel Gefummel über den Bikini ziehen kann.
Die Marke ist nur ein Mitspieler in einem neuen Markt, der das bedient, was
viele Menschen am liebsten machen: Ferien. Wer sich am Strand, auf der Yacht
oder beim Aperitif auf Capri sorgfältig,
aber entspannt kleiden will, kann heute
aus einer Fülle an Designern wählen, die
Urlaubsmode entwerfen, Tuniken, Kaftane, Strandkleider, wallende Hosen, die
in der Seebrise flattern, und natürlich
unzählige Bikinis und Badeanzüge. Der
boomende Markt für Bademode, die Bedeutungslosigkeit der klassischen Jahreszeiten im Geschäft mit Kollektionen
und ein verändertes Reiseverhalten, das
Menschen das ganze Jahr über in die unterschiedlichsten Klimazonen führt, haben eine neue Nische hervorgebracht,
URLAUB
Kleider machen
die unter Branchenkennern als „Destinationwear“ bezeichnet wird.
Wer in diesen Sommermonaten Online-Boutiquen für teure Designermode
besucht, wie Net-a-porter.com, Stylebop.com oder Matchesfashion.com, der
entdeckt sie sofort: Sogenannte „Vacation Shops“, in denen die Einkäufer die
schönsten und unverzichtbarsten Teile
für den lang ersehnten Urlaub auf den
Malediven (oder den Ausflug an den
See) versammelt haben: So finden sich
bei Matchesfashion.com verschiedene
„Off-Shoulder“-Kleider der New Yorker
Designerin Lisa Marie Fernandez, deren
Bikinis zwischen 300 und 400 Euro kosten. Um weniges günstiger sind die knalligen Bikinis mit Häkelbordüre der Marke Kiini, es gibt einen Kaftan mit grasgrünem Bananenblatt-Motiv von Dolce
& Gabbana und einen regenbogenfarbenen Playsuit von Mara Hoffman. „Unsere Kunden haben zunehmend nach Marken gesucht, deren Entwürfe man gut
auf Reisen tragen kann und die in verschiedenen Klimazonen funktionieren“,
sagt Natalie Kingham, Buying Director
bei Matchesfashion.com. Die Verkäufe
in dem Segment seien in den vergangenen Jahren gestiegen, besonders teure
Labels seien immer in den Wochen vor
Weihnachten, Ostern und der Sommerzeit extrem stark nachgefragt. „Aber unsere Kundschaft ist international, deswegen verkaufen wir diese Kollektionen
das gesamte Jahr über“, sagt Kingham.
Während man im winterlichen Europa vor Kälte bibbert, schwitzt man im
australischen Sommer, in Singapur ist
es immer schwül und in Dubai schwanken die Temperaturen zwischen heiß
und heißer: Luxuskunden kommen
heute aus der ganzen Welt, nehmen
Flugzeuge so häufig wie andere Bus fahren, und wollen 365 Tage im Jahr einen
zarten Kaschmirpullover ebenso unkompliziert kaufen können wie einen
coolen Bikini. Das in den den 60er-Jahren gegründete französische Haus für
edle Bademode Eres galt zu jener Zeit
als das erste, das ganzjährig Badeanzü-
ge und Bikinis verkaufte. Heute gibt es
für Männer Orlebar Brown oder Vilebrequin, für Frauen Kiini, Lisa Marie
Fernandez, Solid & Striped und viele
mehr. Der Markt für dieses Segment
wuchs in den vergangenen Jahren stetig, das amerikanische Marktforschungsunternehmen Technavio sagt
ihm für das Jahr 2019 ein Volumen von
über 20 Milliarden US-Dollar voraus.
Die Lust auf Wasser und Sand hat zusätzlich Bedürfnisse nach Mode geweckt, in der man vom Sonnenschirm
zum Lunch ins Strandbistro gehen kann.
Wobei die Idee, Sommermode für den
Winter anzubieten, schon seit Jahrzehnten existiert. In ihr liegt der Ursprung
der sogenannten Cruise- und Resortkollektionen: Zwischenkollektionen, die
sich Modehäuser ausdachten, um ihrer
gut betuchten Klientel eine sommerliche Garderobe im Winter anzubieten,
wenn diese Reisen oder Kreuzfahrten
unternahmen. Destinationwear führt
diesen Gedanken weiter. Sie ist bequem,
luftig, leicht an- und auszuziehen, und
dabei so liebevoll entworfen, interessant
bedruckt oder bestickt, als handele es
sich dabei um Ready-to-Wear für den
Laufsteg. Kleider bestehen aus Seidengeorgette, Stoffe werden, wie beim griechischen Label Zeus + Dione, von kretischen Handwerkern gewebt. Viele Marken liefern zudem die passenden Looks
für das Ausgehen am Abend oder den
Shopping-Ausflug am Nachmittag. Destinationwear ist nicht nur für den
Strand gedacht, im Gegenteil. „Frauen
reisen heute so viel, beruflich oder zum
Vergnügen. Am praktischsten sind dafür
Stücke, die leicht zu transportieren sind
und die man für unterschiedliche Gelegenheiten mit allem kombinieren kann“,
sagen Mareva Grabowski und Dimitra
Kolotoura, Gründerinnen von Zeus +
Dione. Das Label steht für Designs, die
für die Stadt geeignet sind, aber nach
Urlaub aussehen: Die weiten Schnitte
orientieren sich an den Silhouetten von
Kaftanen, Tuniken, Leinenhemden. Die
grafischen, mediterran anmutenden
Strand und Sonnenterrassen werden zu
Laufstegen, denn neue Marken haben
sich auf luxuriöse „Destinationwear“
spezialisiert. Ihre Sommerkleider,
Tuniken und Bikinis sind so chic, dass
man sie auch im Alltag tragen möchte
Rosetta Getty mixt Bademode mit
einem Strandkleid, Zeus + Dione
lassen sich von der griechischen
Architektur inspirieren (unten)
Muster greifen Formen und Motive der
griechischen Architektur auf. „Komfort
ist heute extrem wichtig. Kunden schätzen das Gefühl, etwas Leichtes zu tragen, das sich nach ‚Strand‘ anfühlt“, sagen die Designerinnen.
Aus eben diesem Grund konnten sich
Flip-Flops, mit denen man sich bei den
täglichen Gängen durch U-Bahn-Flure
oder über Kopfsteinpflaster schmutzige
Füße holt, als beliebtes Schuhwerk für
Großstädter etablieren. Seit einigen
Sommern beschäftigen sich Modemagazine auch mit der Frage, wie man Badeanzüge und Bikini-Oberteile als Tops für
die Alltagsgarderobe umfunktionieren
kann. Eine Idee, die in vielen warmen
Regionen längst üblich ist, und die sich
auch an nördlich gelegenen Orten etabliert hat. „Ich lebe in Kalifornien, und
dort haben die Menschen schon immer
Strandmode in den Alltag integriert“,
sagt die amerikanische Designerin Rosetta Getty, die eine Ferienkollektion für
die Online-Boutique ModaOperandi.com entworfen hat. Bei den Preisen, die
so manches Stück erreicht, darf man eine vielfältige Einsetzbarkeit schließlich
verlangen.
Ein ansprechender Urlaubslook gewinnt auch deswegen an Bedeutung, weil
immer mehr Menschen Fotos ihrer Ferien über Instagram in die Welt hinaussenden. Auch in den Wintermonaten lassen glückliche Reisende die unglücklichen Daheim-Gebliebenen über soziale
Medien am Neujahrstrip nach Mexiko
teilhaben. So bekommt man ständig mit,
wie schön und sonnig es gerade woanders ist. Die Designer sind dieser Entwicklung natürlich dankbar. Die Marke
Kiini kam beispielsweise deshalb zu Erfolg, weil ihre Entwürfe von wenigen,
aber den richtigen Frauen (Bloggerinnen, Models) im Urlaub getragen wurden und diese sich selbst darin fotografierten. Solche Fotos verführen auch die,
die nicht wegfahren – und trotzdem bereit sind, einen neuen Bikini zu kaufen.
So holt man sich wenigstens ein kleines
Stück Urlaubsgefühl nach Hause.
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Sirene mit Sinn
für Ironie: die
Sängerin Céline
Dion im TitanicSweatshirt
PA/ ABACA
Wieder daheim – Ein Seufzer der
Erleichterung geht gerade durch die
Modebranche. Nein, Martin Margiela hat kein neues Label gegründet.
Dafür ist eine andere, lange vermisste Institution der Branche zurück:
Das Pariser „Ritz“-Hotel, über Jahrzehnte Zuflucht von Modedesignern,
Chefredakteuren und Models, hat
wieder eröffnet, nachdem es fast vier
Jahre lang wegen Renovierungsarbeiten geschlossen war. Coco Chanel
verbrachte hier ein Drittel ihrer Lebenszeit, in Bret Easton Ellis’ Roman
„Glamorama“ sprengen Supermodels den Kasten in die Luft und in
„Der Teufel trägt Prada“ erlebt Chefredakteurin Miranda Priestly hier ihren Nervenzusammenbruch, den sie
mit der lebenswichtigen Frage überwindet, an welchen Tisch man Donatella Versace setzen solle. Auch heute lassen sich Modemenschen ihre
zweite Heimat gerne etwas kosten
(die Zimmerpreise beginnen bei
1000 Euro pro Nacht). Zur HauteCouture-Woche war das Hotel wieder komplett ausgebucht. sih
Komplizierte
Frisur, klare
Gedanken:
Stylistin Lotta
Volkova
DDP IMAGES/CAMERA PRESS
Frau der Stunde – Erinnert sich
noch jemand an die Stylistin Rachel
Zoe? Die Anfang der Nullerjahre für
Nicole Richie und Lindsay Lohan
den LA-Boho-Look erfand? Egal.
Jetzt definiert jemand anderes den
Look der Stunde, und das ist gut so.
Lotta Volkova, Russin und rechte
Hand des Vetements- und Balenciaga-Designers Demna Gvasalia, trägt
am liebsten Hoodie, ausgebeulte Bikerjacke und Accessoires aus dem
Sexshop. Ihr schwarzer Topfschnitt,
von der „Vogue“ als „DIY-Haarschnitt“ bezeichnet, ist ein in vierstündiger Arbeit entstandenes Meisterwerk. „Es gibt keine Subkulturen
mehr“, sagt sie so apodiktisch wie
treffend. „Heute geht es um einen
Remix von Informationen.“ Wie sehr
sie die zeitgenössische Mode verstanden hat, zeigt sich an ihrer Verehrung für das Bildernetzwerk Instagram – hier castet sie die Models
für die Vetements-Shows – und der
Tatsache, dass sie Mode als Geschäft
sieht: „Wir verkaufen keinen Traum
oder ein Kunstwerk“, sagte sie der
aktuellen Ausgabe des Magazins
„032c“. „Mode muss ein gut gemachtes Produkt sein.“ lha
WELT am SONNTAG-2016-07-17-sil-24 f5123d7d0164873d70b500d7b5da4639
WOW!
Von angepikst bis
aufgestachelt: Dinge, die das
Leben schöner machen
AUSGESUCHT VON CLARK PARKIN
Aufgeblüht:
Kaktusvase
aus Glas
von Hilton
McConnico
für Daum,
7390 Euro;
bei Royaldesign.de
Aufgestachelt: Intarsienpullover mit
Wüstenmotiv von Coach, um 600 Euro;
bei Farfetch.com
Angesteckt:
Ring „Cactus de
Cartier“ aus
Gelbgold mit
Smaragden,
Karneol
und Diamant,
74.000 Euro.
Von Cartier,
ab September
erhältlich
Eingesteckt: Seidentuch
von Paul Smith, 70 Euro; bei
mrporter.com
Angepikst:
Pin aus Emaille
von Paul Smith,
60 Euro; bei
Mrporter.com
Winona Ryder kann
die Hollywood-Diva
geben oder eine Irre
mit dämonischem
Blick: Die Schauspielerin besitzt Fähigkeiten, die heute
wieder gefragt sind
VON ANNE PHILIPPI
Diese neue Welt aus YouTubeFilmchen, Twitter und Snapchat
ist einfach nicht ihr Ding. Die
Frau lebt analog, wie damals, in
ihren großen Jahren: In den
90ern war die Hälfte der jungen
Männer weltweit in sie verliebt,
nun erlebt sie ein unerwartetes,
überzeugendes und allumfassendes Comeback.
„Als ich in meiner Jugend den
ersten Jungen anrief, konnte ich
noch mein Herz klopfen hören.
Heute lässt sich das auf dem Telefon orchestrieren und vorbereiten. Das Herz ist weniger im Einsatz“, sagt Ryder, die Kassetten
mit Ansagen von ihrem Anrufbeantworter aufhebt und Videos von
Konzerten auf VHS sammelt. Winona Ryder war immer dieses
merkwürdige, rebellische Mädchen, dass mit 17 in „Beetlejuice“
eine ewig gültige Vorlage für den
weiblichen Gothic-Look lieferte:
tuberkulöse Augenringe, gepaart
mit einem scharf geschnittenen
Pony. Es folgten Filme wie „Heathers“, „Dracula“, „Edward mit den
Scherenhänden” und „Mermaids“
mit Cher, von der sich Ryder
„sämtliche relevanten Beziehungstipps” habe geben lassen,
wie sie erzählt. Einer davon muss
gewesen sein, sich so viel Anbetung wie möglich zu besorgen. Mit
„Reality Bites“ wurde Ryder zur
Ikone für nerdige Mädchen und
zum Pin-up für die von Pop besessene Kulturlinke.
In Ryders Gesicht sind keine
Spuren von kosmetischen Eingriffen zu erkennen, die eine Frau
im Unterhaltungsgeschäft heute
an sich vornehmen sollte, um auf
Instagram gut dazustehen. Ryder
gehört zu einer seltenen Spezies
von Frauen, die nicht über das Alter schimpfen. Und die infolgedessen kaum altern.
Es ist nur einer der Gründe,
warum Winona Ryder als Mutter
eines verschwundenen Jungen in
der Serie „Stranger Things”
glänzt. Die Serie besteht aus acht
Episoden und spielt zur Zeit der
Reagan-Administration im Städtchen Hawkins im US-Bundesstaat Indiana. Winona Ryder
spielt Joyce Byers, deren Sohn
unter mysteriösen Umständen
verschwindet. Seine Mutter und
seine Freunde beginnen ihn zu
suchen. Die Suche gestaltet sich
immer mysteriöser und unheimliWinona Ryder ist das weibliche Pendant zum Hollywood-Outlaw:
cher, am Ende ist die halbe
Kleinstadt in den Fall involviert.
Ein ewig rebellisches Mädchen, das irgendwann in der Versenkung
Die Serie ist eine Hommage an
die von Mystery-Dramen geprägverschwand. Mit der Netflix-Serie „Stranger Things“ gelingt der
ten 80er-Jahre, steht zugleich in
Schauspielerin das längst überfällige Comeback
der Tradition von Sci-Fi-Klassikern wie „E.T.“ und den Filmen
von John Carpenter, erinnert zuweilen aber auch an das Coming-of-Age-Drama
„Stand by Me”.
Winona Ryder ist bis heute anders geblieben:
Sie beißt sich nicht auf Schlauchboot-Lippen
oder geht zu einer Spinning-Klasse, um mit der
Sorge um ihren Sohn zurecht zu kommen. Stattdessen weiß Ryder, wie man panisch an einem
Telefon mit Wahlscheibe herumreißt und wie
man mit dämonischem Blick à la Jack Nicholson
in „The Shining“ im Schneidersitz auf einem Sofa sitzt. All das, Ryders Aura einer überemotionalen Kampf-Elfe aus den 90er-Jahren, erscheint
in einem kreativen Zuhause wie Netflix heute in
einem neuen, aufregenden Licht.
Ryder war die Alternative zum blonden Hollywood-Weibchen, mit ihren riesigen braunen Augen, mit denen sie zwischen Bambiblick und dem
Ausdruck einer psychischen Vollstörung hin und
her wechseln konnte wie keine andere in ihrem
Fach. Sie war die Ikone der Mädchen und Jungs,
die ausgekochte Cheerleader-Blondinen in engen
T-Shirts nicht ausstehen konnten – und davon
gab es eine Menge. Die Tochter zweier KulturSchon immer die Ikone derjenigen, die Cheerleader-Blondinen nicht ausstehen konnten:
kritiker und Kommunenbewohner und PaWinona Ryder als Joyce Byers in der Mystery-Sci-Fi-Serie „Stranger Things“
tentochter von LSD-Papst Timothy Leary verkör-
BAMBI
analog
NETFLIX
Hingegossen: Chaiselongue mit
Kaktusmotiv von Hilton McConnico, um 3000 Euro; bei 1stdibs.com
G
ame of Thrones‘? Habe ich
nicht
gesehen.
Keine
einzige Folge.
Ist mir ein
bisschen
peinlich.“ Dafür entschuldigt sich
Winona Ryder jetzt mit flatternder Elfenstimme. Ihr ist die Sache
unangenehm, und bald, also ganz
bald, werde sie die Serie nachholen. Selbst ihre Mutter habe alle
Folgen gesehen, und sie, die Tochter, hinkt hinterher. An popkulturellen Phänomenen ist sie ohnehin eher weniger interessiert. Und
was ist mit dem Trailer zu Winonas kommender TV-Serie „Stranger Things“ auf Netflix? Wie findet sie den? „Da gibt es einen Trailer? O Gott, hab’ ich noch gar
nicht gesehen. Das tut mir leid“,
sagt Ryder.
WELT AM SONNTAG
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NR. 29
17. JULI 2016
perte in den 90ern die weibliche
Variante des Hollywood-Outlaws:
einzigartig, mit Johnny Depp liiert
und auf dem Weg zum Weltstar.
Doch auch Winona Ryder
musste mit den Fragen Hollywoods an einen Schauspieler zurechtkommen: Wer bist du nach
deinem 25. Geburtstag? Und was
machst du dann? Was ist, wenn
Hollywood das Interesse an dir
verliert? Ryder hatte darauf keine
Antwort und begann Antidepressiva zu nehmen. 2001 klaute sie
unter dem Einfluss des verschreibungspflichtigen Schmerzmittels
Vicodin in einem Nobelkaufhaus
in Los Angeles Designerklamotten im Wert von knapp 6000 Dollar. Sie wurde verhaftet und
tauchte anschließend für längere
Zeit bei ihren Eltern in Kalifornien unter. Ab und zu funkte sie
ein Lebenszeichen, zuletzt in
„Black Swan“ als ausgemusterte
Ballerina, die ihrer Konkurrentin
Natalie Portman den Spiegel vorhält und ihr nur mit der Kraft der
Winona-Augen vermittelt, was
auf die Nachfolgerin zukommen
wird. Es war der Moment, in dem
vielen Hollywood-Bossen wohl
derselbe Gedanke durch den Kopf
ging: „Moment mal, eigentlich ist
die doch genial!“
Die „Winonaissance“, wie der
Twitter-Hashtag dieser Tage
heißt, nimmt wegen der vielen enthusiastischen Vorab-Kritiken zu
„Stranger Things“ derzeit Fahrt
auf. Auch wenn Winona Ryder
von ihrer eigenen Wiedergeburt
als Hollywoodstar lange keine
Notiz genommen hat. “Ich dachte
nur ‚Hallo?‘ Wo seid ihr alle und
was ist passiert?” Ryder hatte
bloß ein paar Jahre ausgelassen.
Vielleicht zum Glück. Sie verpasste die zunehmende Banalisierung
ihrer früheren Arbeitsstätte Hollywood. “Ich merkte plötzlich,
dass es Filme wie ‚Girl Interrupted‘ nicht mehr gab. Stattdessen
werden nur noch SuperheldenFilme gedreht“, sagt Ryder. „Ich
habe nichts gegen Superhelden.
Ich sehe mich nur nicht in einem
Umhang aus dem Fenster springen“, sagt Ryder, die mit ihren
„Oldschool-Fähigkeiten“, wie sie
es nennt, zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort wieder
aufgetaucht ist.
Was genau aber sind „Oldschool-Fähigkeiten“? „Weinen vor
der Kamera. Ich muss echte Tränen vergießen, sonst geht das
nicht“, sagt sie. „Auch, weil ich allergisch gegen dieses Zeug bin,
dass sie Schauspielern geben, damit wir zu weinen anfangen. Es
brennt wie die Hölle.“
In „Stranger Things“ weint Winona Ryder natürlich regelmäßig
und echt, aber streng genommen
will man sie gar nicht so viel weinen sehen. Dafür lieber ihr Talent
für leicht absurde Grimassen genießen oder ihre Fähigkeit, die Aura einer Diva aus Hollywoods goldenen Jahren zu verbreiten.
Daran hat sich auch ihr alter
Freund Marc Jacobs erinnert, aus
dessen Kollektion sie bei besagtem
Diebstahl 2001 ebenfalls einen Pullover mitgehen ließ – ohne es zu
wissen. Auch Jacobs hat seinen Anteil an der Wiedergeburt der Winona Ryder: Er castete seine treue
Gefährtin für seine diesjährige
Kosmetik-Kampagne,
inspiriert
vom
60er-Jahre-Filmklassiker
„Letztes Jahr in Marienbad“.
Aber auch die Stars der technologiefixierten Generation Y liegen
Winona, der Frau mit der Technologie-Phobie, heute zu Füßen.
Zum Beispiel Tavi Gevinson, die
mit ihrem Blog „Style Rookie“ im
zarten Alter von 13 Jahren zur
Starbloggerin wurde und sich seit ihrem 18. Geburtstag auf die klassische Theaterschauspielerei verlegt hat. Winona Ryder ist eines ihrer
größten Vorbilder. Und seitdem Ryder ihr zu
eben diesem 18. Geburtstag die Handschuhe
schenkte, die ihr Audrey Hepburn zu ihrem eigenen Achtzehnten überreicht hatte, scheint die
Verbindung zwischen den beiden Nerd-Mädchen
Gevinson und Ryder für immer besiegelt.
Vielleicht ist für Gevinsons Generation aber
nicht nur die Person Winona Ryder reizvoll. Sondern daneben auch die Tatsache, dass Ryder und
mit ihr die gesamte Generation X noch die Möglichkeit hatte, abzutauchen und sich selbst unsichtbar zu machen. Damals musste man als
Nachwuchs-Schauspielerin eben noch keine Abnehm-Tees auf Instagram bewerben und niemand
erwartete mit 22 Jahren eine Zweitkarriere als Regisseur. „Heute wollen alle Schauspieler irgendwann Regisseur werden. Ich glaube, ich bin die
einzige, die das nicht fertig bringt”, sagt Ryder
und auch dafür schämt sie sich natürlich irgendwie. Müsste sie gar nicht. Schließlich ist sie heute
wieder populär, weil sie ein Menschenleben geführt hat. Und nicht das Leben eines Stars.
MICHAEL FRIBERG/CONTOUR BY GETTY IMAGES
62 STIL
WELT am SONNTAG-2016-07-17-sil-24 f5123d7d0164873d70b500d7b5da4639
17. JULI 2016
WELT AM SONNTAG
T
STIL 63
NR. 29
Der Mann und sein verführerisches Werk. Ein High Heel aus der neuen Kollektion von Pierre Hardy und der Designer. Neben Schuhen entwirft er auch Handtaschen, Schmuck und Portemonnaies
„Provokation ist
SCHÖN“
rockener kann man eine Liebesheirat nicht beschreiben: „Die
Vereinbarung hebt das Ziel von
Hermès hervor, zu der globalen
Wachstumsdynamik des Labels
beizutragen und bestätigt die enge und fruchtbare Beziehung, die
sich über die Jahre entwickelt hat“, hieß es vor
einigen Tagen in der Pressmitteilung des Luxusunternehmens Hermès zu den „Breaking News“,
dass der Konzern Anteile an der Firma das
Schuhdesigners Pierre Hardy erworben hat.
VON MIRA WIESINGER
Der Mann ist ein gertenschlankes Energiebündel mit Spaß an gelungenen Partys. Zum 15.
Jubiläum seiner Marke etwa trat Kanye West
auf, während auf der Straße das Modevolk um
Einlass bettelte. Über die Zusammenarbeit mit
Hermès spricht er ein bisschen herzlicher als
sein Partner: „Wenn man etwas über einen langen Zeitraum macht, muss man es zumindest
mögen, lieben ist noch besser und es verehren
ist am besten.“ Doch es geht um mehr als nur
wechselseitige Zuneigung. In den letzten Jahren sind Schuhe als Umsatzmotoren noch wichtiger geworden und haben quasi die Handtaschen abgelöst. Hardy, der sowohl elegant perlende High Heels wie poppige Sneakers beherrscht, ist somit der ideale Partner für das
Luxushaus Hermès, dessen Geschäft und Mythos auf Lederwaren basieren. Im Gespräch ist
der 59-Jährige schnell, präzise, verbindlich,
aber ohne den üblichen Hauch von Misstrauen
oder Ungeduld. Salopp formuliert: eine kultivierte Plaudertasche.
WELT AM SONNTAG: Gefühlt 90 Prozent aller
Leute inklusive Ihnen und mir tragen heute
Turnschuhe. Weil sie uns jünger machen?
PIERRE HARDY: Nun, wir glauben das zumindest. Und allein darauf kommt es an.
Wenn man sich jünger fühlt, sieht man also
automatisch jünger aus?
Auf jeden Fall. Es kommt immer auf die eigene
Körperwahrnehmung an: Wir laufen heute anders, kombinieren Kleider anders, verhalten
uns anders. Die Schuh-Designs richten sich natürlich ein Stück weit nach unserer modernen
Lebensweise.
Sneaker sind nicht erst seit heute wichtig. Vor
allem auf der Straße, in Untergrund-Bewegungen wurden sie immer schon geschätzt. Doch
plötzlich sind sie auch in der High Fashion angekommen. Und selbst traditionelle Häuser
wie Hermès, für die Sie die Schuhe entwerfen,
führen sie im Sortiment.
Tatsächlich habe ich schon vor 20 Jahren Turnschuhe für Hermès entworfen, schon viel eher
als für meine eigene Kollektion also. Ich will
nicht prätentiös klingen, aber ich glaube, es waren die ersten Luxus-Sneaker überhaupt.
Wenn man heute in Onlineshops schaut, dann
lautet die erste Schuh-Kategorie fast immer:
Sneaker. Bei Instagram erscheinen unter dem
Hashtag #sneakers dreimal so viele Beiträge
Der französische Designer Pierre Hardy gilt als der Erfinder
der Luxus-Turnschuhe, nun hat sich Hermès an seiner
Marke beteiligt. Ein Gespräch über Jugend und Eleganz
wie unter dem Hashtag #highheels. Was sagt
das über unsere Gesellschaft aus?
Wir leben eben nicht mehr in Couture-Kleidern
und Maßanzügen. Es ist wohl der natürliche
Lauf der Dinge. Ich bin kein Soziologe ...
Aber nicht nur in der Mode. Überall wird wild
gemischt: in der zeitgenössischen Kunst, in der
Musik. Die kulturelle Welt, in der wir leben, ist
eine große Mixtur, ein Kaleidoskop an Einflüssen, eine Collage.
Ihnen gefällt schlicht die Ästhetik des Turnschuhs?
Ja. Aber eben auch das Gefühl, das mit dem Tragen von Sneakern einhergeht. Das Gefühl von
Jugendlichkeit ist so außerordentlich wichtig geworden. Es steht für Dynamik, für Kraft und
Energie. Alles dreht sich im Grunde darum.
Wir gewinnen dadurch natürlich eine Menge
Freiheit. Aber verlieren wir auch etwas?
Natürlich! Wenn man sich alte Modebücher, Magazine oder Filme anschaut, erscheint alles so
wahnsinnig elegant, so perfekt. Das war, bevor es
die Sportswear gab.
Und es gibt auch keine Regeln mehr. Sneaker
zum Ballkleid gehen ebenso gut wie High
Heels zum Pyjama.
Pierre Hardy
Designer
Der 1956 geborene Franzose studierte
ursprünglich Tanz und Kunst und gestaltet seit 1990 sämtliche Schuhe für die
Luxusmarke Hermès. Seit 2001 ist Hardy
auch für den Schmuck des Hauses verantwortlich und war an der Gestaltung der
2015 gemeinsam von Apple und Hermès
lancierten Apple Watch beteiligt.
Sein eigenes Label Pierre Hardy, gegründet 1999, steht für skulpturale, grafisch
gestaltete High Heels und Handtaschen
und auffällige, farbenfrohe Turnschuhe
(Foto). Zu den Fans der Marke zählen
Rihanna und das Model Bella Hadid.
Uns fehlt also die Anmut?
Sagen wir, wir müssen eine neue finden. Das erfordert natürlich Disziplin. Wir müssen uns benehmen, nach einer neuen Form der Eleganz
suchen, einen neuen Chic anstreben. Es ist unsere Aufgabe, mit den neuen Gegebenheiten zu
spielen.
Diese neue Realität scheint demokratischer
zu sein.
Auf jeden Fall. Früher konnten sich nur eine
Hand voll Leute elegante Kleider leisten. Heute,
wenn man ein wenig Gespür für Mode hat, etwas
Geschmack und Fantasie, dann kann man seinen
eigenen Stil kreieren. Auch für wenig Geld. Aber,
und es gibt ja immer ein Aber: Ich denke, dass allein High Fashion diese archaische, bourgeoise
Anmutung hat, etwas, das mit Erinnerung zu tun
hat, mit Kultur, Nostalgie. Dieses, nennen wir es:
alte Gefühl, gilt es heute auszubalancieren mit
Modernität.
Bei aller Innovation fällt auf, dass es auch immer noch viele Zitate aus der Vergangenheit
gibt.
Schaut man in die Schaufenster und Magazine
von heute, dann dominiert heute oft die Nostalgie. Gucken Sie sich Gucci an, Vetements, Saint
Laurent! Was machen sie? Vintage, Vintage, Vintage. Wiederholung, Vervielfältigung, Kopien.
Offensichtlich lässt sich damit auch viel Geld
verdienen.
Die Formen, die Sie faszinieren und fabrizieren, wirken dagegen sehr modern. Als hätte
man sie noch nicht gesehen.
Ich versuche immer, erfinderisch zu sein, neue
Ideen vorzustellen. Und doch gibt es auch immer einen Teil in meinen Kollektionen, der Erinnerungen hervorruft, der nostalgisch sein soll.
Das nennt man Klassiker. Es gehört zu unserer
Kultur. Es ist uns angenehm, wenn wir etwas sehen, das wir schon kennen. Wir fühlen uns wohl
mit bereits Dagewesenem.
Wollen Frauen denn überhaupt Neues? Oder
machen sie einen Bogen um zu viel Fremdartigkeit?
Es geht immer um die Balance. Sie haben recht,
wenn man zu weit geht, wenn die Fremdartigkeit
überhand nimmt, dann ist ein Produkt nicht
mehr begehrenswert.
Dann ist es ein Fall für Lady Gaga.
Genau! Dann wird es zum Kostüm und wir fühlen uns verkleidet. Trotzdem, eine gewisse Exzentrik, ja, sogar Provokation ist schön und
macht Spaß. Man muss auch immer ein bisschen
schockieren.
Und sich damit von anderen Designern abheben?
Man sollte immerhin eine Alternative anbieten.
Was für ein Schuh-Design geht immer?
Heute kann man das schwer beantworten. Es
gibt nicht mehr die eine Farbe oder Form. Aber
ich habe fast immer einen spitzen, schwarzen
Stiletto in der Kollektion. Der passt zu vielen
Frauentypen. Zu der sehr femininen Frau, zu der
modernen, der dynamischen, der starken, der
schrillen. Er ist wahnsinnig vielfältig. Vielleicht,
weil wir mit dieser Form vertraut sind, tritt sie
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PIERRE HARDY, SEAN THOMAS
in den Hintergrund, lässt Platz für die Persönlichkeit der Frau.
Ihre eigenen Entwürfe scheinen immun gegenüber Trends zu sein. Isolieren Sie sich
während des Designprozesses?
Ganz und gar nicht! Ich kann überall und immer
arbeiten: im Atelier, im Flugzeug, im Bett. Ganz
egal.
Weil Sie die Routine hassen?
Ich finde Routine schlicht sehr langweilig. Ich
brauche sie nicht.
Wenn Sie für Hermès arbeiten, ist die Herangehensweise im Designprozesses einfacher
oder schwieriger?
Paradoxerweise ist sie einfacher. Denn die Einschränkung ist gleichzeitig auch eine Hilfe. Da
sind Codes, da sind Richtlinien. Bei Hermès sagt
mir zwar niemand, was ich tun oder lassen soll.
Aber es gibt die Archive und einen gewissen
Geist, der allen Produkten innewohnt. Da ist so
viel Inspiration! Wenn ich an meinen eigenen
Kollektionen arbeite, ist es so viel schwieriger,
eine Linie zu finden, seine Vorstellungskraft in
eine Form zu bringen, das ist hart.
Was feuert Ihre Fantasie dann an?
Es ist immer ein Mix aus den Dingen, die ich
schon von Kindheit an liebe und von neuen Einflüssen. Das Ergebnis ist dann eine Symbiose aus
Erinnerungen, aus Altem und den Dingen, die
man jeden Tag sieht. Wenn man so will, ist es wie
ein vielfach belegtes Sandwich mit unterschiedlichsten Geschmacksrichtungen. Ich grabe immer tief, tief, tief in einem Boden aus unterschiedlichen Sedimenten.
Sind Sie dabei sehr kritisch mit sich selbst?
Ja. Eine Schöpfung ist immer auch eine Art Ideal. Und ein Ideal ist etwas, das quasi nie erreicht
werden kann, der Inbegriff von Vollkommenheit. Kreation ist eine ewige Suche, eine Recherche, etwas, das kein Ende kennt. Klar, es gibt
Momente der Erfüllung. Aber es gibt immer etwas mehr, was man ergründen möchte. Mit dem
man auch immer wieder Begehrlichkeit wecken
will. Und muss. Das ist ja Kern der Mode. Denn
die wenigsten von uns brauchen tatsächlich
neue Kleider.
Apropos: Haben Sie je in Erwägung gezogen,
Ihren Look mit einer Prêt-à-porter-Linie zu
ergänzen?
Das ist ein anderer Job. Ich bleibe bei den Schuhen. Und versuche sie so gut zu machen, wie ich
kann. Schuhe sind wie eine Skulptur, könnten
für sich allein stehen. Aber dann kommt eine
zweite Ebene hinzu, die noch viel wichtiger ist:
Der Schuh wird erst am Fuß lebendig.
Sie haben aber einmal gesagt, Sie stellen sich
Ihre Schuhe immer mit einer ganz bestimmten Silhouette vor.
Das stimmt. Doch damit liege ich eigentlich immer falsch (lacht). Am Ende werden meine Schuhe nämlich ganz anders kombiniert, als ich mir
das vorgestellt habe. Frauen machen eben immer, was sie wollen. Für mich ist das okay.
WELT am SONNTAG-2016-07-17-sil-24 f5123d7d0164873d70b500d7b5da4639
64 ZU TISCH
1. NACHHILFE IN JAPANISCH
Das Wort Kamado bedeutet wörtlich aus
dem Japanischen übersetzt „Ort für den
Kessel“. Man meint damit eigentlich einen
traditionellen und fest installierten und mit
Holz oder Kohle befeuerten Herd. Der hier
in Deutschland gebräuchliche Begriff leitet
sich jedoch vom Mushikamado ab, einem in
Südjapan gebräuchlichen runden Tonofen
mit Deckel, in dem traditionell Reis gekocht
wurde und dessen Funktionsprinzip den
heutigen Kamados schon sehr ähnelt.
WELT AM SONNTAG
Das neue,
HEISSE Ding
Für Spitzenköche und ehrgeizige Hobbygriller ist er die
Offenbarung. Der runde Tongrill Kamado spart Kohle,
wird sensationell heiß, und man kann sogar Pizza darin
backen. Eine Gebrauchsanweisung von Clark Parkin
MONOLITH GRILL / STEPHAN SCHUTE
7. LEICHTFÜSSIG GEHT ANDERS
Die Dinger sind sauschwer, schon der Junior von Monolith
mit einem Grillrost von 33 Zentimeter Durchmesser wiegt 43
Kilo. Die Rollgestelle, die extra gekauft werden müssen, lassen sich auf eben gepflasterten Terrassen noch bewegen. Um
damit auf dem Rasen herumzurollen, sind sie jedoch völlig
ungeeignet und zudem gefährlich kopflastig. Denn Keramik
ist zwar im Prinzip Jahrtausende haltbar, bruchsicher ist sie
leider noch nicht. Abhilfe verspricht zumindest bei Monolith
der Buggy ein fahrbares Gestell mit größeren Gummirädern,
mit dem man sein großes Grill-Ei durch die Gegend schaukeln kann. So sanft sieht man Männer selten navigieren.
17. JULI 2016
2. EIN TEURER SPASS
Im High-End-Grill-Segment scheint es nach oben
keine Grenzen zu geben. Noch ausgeklügelter,
noch brachialer, noch monströser. Wer sein Prime
Beef liebt, packt es auf einen entsprechenden Grill.
Die ehemals klapprigen Dreibeingestelle aus dem
Campingurlaub sind zu regelrechten OutdoorKüchen in nobelstem Edelstahl mutiert. Der Kamado
ist so etwas wie die nächste Eskalationsstufe. Schon
die kleinsten Modelle kosten mit Ständer knapp
tausend Euro, das „Big Green Egg XXL“ mit 74 cm
Durchmesser Grillfläche um 6500 Euro.
5. ERSTAUNLICH WIE EIN RÖMERTOPF
Ähnlich wie im Römertopf oder Tandoori-Ofen wird beim Kamado
die enorme Wärmespeicherkraft von Keramik ausgenutzt, die
gleichzeitig das Fleisch nicht austrocknen lässt. Selbst bei langsam
gegarten Stücken bleibt das Fleisch durch die geringe Luftzirkulation schön saftig. Viele amerikanische Hersteller verwenden heute
Verbundkeramik, die gern als von der Nasa entwickeltes HightechMaterial angepriesen wird, aber dann doch nur eine etwas schönere
Umschreibung für eine andere Art Beton ist.
3. KRIEGSSOUVENIR
In den Sechzigern brachten amerikanische GIs abgewandelte Versionen des Mushikamado als Barbecue-Grill mit einem
Rost zurück in die Heimat. Mit einigen Zusatzfunktionen,
Standbeinen und Deckelscharnieren versehen, entstand
daraus das, was wir heute als Kamado-Grill kennen.
Wer hat’s erfunden? Hier gibt es je nach Hersteller
unterschiedliche Legenden. Wahrscheinlich waren es
einfach mehrere mit derselben Idee zur selben Zeit.
4. DEUTSCHE WERTARBEIT
Aus den beliebten Mitbringseln der GIs
entstanden gleich mehrere Firmen, die
aus dem traditionellen Gerät erfolgreiche Marken schufen. In den Vereinigten Staaten gibt es heute ungefähr
ein Dutzend Hersteller von KamadoGrills, die alle nach dem gleichen Funktionsprinzip operieren und sich deshalb
äußerlich sehr ähneln. Neben der Marke
„The Big Green Egg“ sind „Kamado Joe“,
„Primo“ und „Grill Dome“ die größten
Konkurrenten auf dem heiß umkämpften Markt dieser High-End-Geräte. Mit
Monolith hat sich auch ein deutscher
Hersteller auf dem Markt etabliert, der
den Grill um eine extra Räucherschiene
erweitert hat, mit der man durch ein
Türchen Glut legen kann.
NR. 29
6. HEISSER GEHT’S KAUM
Einmal angefeuert, lässt sich der Ofen mit etwas Übung
erstaunlich präzise durch die Luftzufuhr regeln. Der
Temperaturbereich liegt hier zwischen 70 und 400 Grad
Celsius. Mittels der Schiebetüren am Boden und am
Deckel steuert man den Kamineffekt, der für schnelles
oder langsames Verbrennen der Kohle und entsprechende
Hitzeentwicklung sorgt. Mit drei Kilo Kohle kann man den
Ofen bei Niedertemperatur ohne Probleme 24 Stunden
lang betreiben. So schmort über Nacht der ganze
Schweinenacken zum Pulled Pork zusammen. Im Hochtemperaturbereich und mit zusätzlichem Pizzastein lässt
sich in den Grilleiern in Minutenschnelle auch eine fast
originale Steinofenpizza backen. Einziger Wermutstropfen
für Nostalgie-Griller, für die eine Rauchvergiftung zum Teil
der Romantik gehört: Der Kamado wird im geschlossenen
Zustand bedient und raucht minimal bis gar nicht.
Auf das glühend rote Grillmaster-Gesicht muss man
deshalb leider auch verzichten.
8. DAS EFFIZIENZ-
WUNDER
Kamados werden nur mit Holzkohle betrieben, denn in den
Briketts sind zu viele Zusätze enthalten, die den Geschmack beeinträchtigen. Statt Brennspiritus oder
anderer synthetischer Anzünder,
die eventuell sogar die Keramik
beschädigen können, zündet man
die Kohle mit einem Bunsenbrenner oder wachsgetränkten Presswürfeln an. Die Geräte haben einen
bis zu 50 Prozent geringeren Holzkohleverbrauch als reguläre Grills,
und nicht verbrannte Kohle lässt
sich wiederverwenden, weil die
Glut sofort erlischt, wenn man die
Luftzufuhr nach Gebrauch stoppt.
9. DIE PROFIS LIEBEN IHN
Aus der Hochküche sind die Kamados nicht mehr wegzudenken. In fast jeder
deutschen Sterneküche wird heute mit ihnen gearbeitet. Meist bekommen Fleisch
oder Fisch dort so etwas wie den letzten Schliff, werden durch die Verwendung
besonderer Holzchips zusätzlich aromatisiert, nachdem sie regulär im Ofen oder
in der Pfanne angebraten wurden. Joachim Wissler aus dem Restaurant „Vendôme“
in Bergisch Gladbach verwendet seit zehn Jahren einen „Big Green Egg“ und war
einer der „early adopter“ in Deutschland. Er grillt in ihnen beispielsweise gern
ganze Austern, die dadurch im eigenen Saft garen und einen besonderen Grillgeschmack erhalten. Oder auch Gemüse wie Lauch, der in der Schale gart und ein
besonders intensives Aroma erhält. Wissler grillt sogar bei offenem Deckel, zurzeit
etwa Spargel, den er zum Perlhuhn serviert.
JETZT PERFEKT
Marillenknödel
VON VOLKER HOBL UND ROBIN KRANZ (FOTO)
Mit Marillen und Aprikosen verhält es sich wie mit Blaukraut
und Rotkohl oder Lauch und Porree: Es handelt sich um dasselbe.
Marille ist die österreichische Bezeichnung für Aprikose. Ob sie aus
Spanien, Frankreich, Österreich, Portugal, Griechenland oder der
Türkei stammen (einige wenige Sorten gedeihen auch bei uns
Deutschland), Aprikosen sind der Inbegriff für Zartheit in Form,
Farbe und Textur. Ihre Säure, Süße und ihr feines Aroma sind
perfekt aufeinander abgestimmt. Die ersten Marillenknödel aß
ich bei meiner Oma Fritzi, die aus Pressburg stammte, was
sie automatisch zur Knödelexpertin machte. Die Marillen
wurden in einen Kartoffelteig gehüllt und in Semmelbrösel
gewälzt,die habe ich durch Biskuit ersetzt.
Zutaten
500 g mehlig kochende Kartoffeln
60 g Magerquark
30 g Weichweizengrieß
Abrieb einer unbehandelten Zitrone
1 Vanilleschote
1 Eigelb
80 g Mehl
10–12 Marillen
10–12 Zuckerwürfel
2 TL Stärke
Salz
12 Löffelbiskuit
100 g Butter
Für das Kompott
2 EL Zucker
6–8 Aprikosen
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Die Kartoffeln werden mit kaltem Wasser aufgesetzt und
in der Schale weich gekocht. Danach lässt man sie abkühlen und ausdampfen und pellt sie anschließend. Nun
werden Quark, Grieß und Eigelb mit dem Mark einer
ausgekratzten Vanilleschote und dem Zitronenabrieb
verrührt. Die Mischung eine halbe Stunde abgedeckt in
den Kühlschrank stellen, damit der Grieß quellen kann.
Für das Kompott werden die Aprikosen gewaschen,
entsteint und geviertelt. Den Zucker lässt man unter
Rühren in einem kleinen Topf goldbraun karamellisieren, gibt die Aprikosen und zwei Esslöffel Wasser dazu,
damit die Aprikosen im sehr heißen Zucker nicht
anbrennen und dünstet das Kompott bei aufgelegtem
Deckel weich.
Damit die Löffelbiskuit zu den benötigten Bröseln
werden, kann man sie im Mixer häckseln oder im Mörser
oder in einem Gefrierbeutel zerstampfen.
Anschließend die Kartoffeln durch die Kartoffelpresse
drücken und mit dem Mehl und der Quarkmasse
mischen. Den Teig gut vermengen, aber nicht unnötig
kneten, da er sonst zäh wird.
Nun drückt man beispielsweise mit einem Löffelstiel
den Kern aus der Aprikose und ersetzt ihn durch einen
Zuckerwürfel. Mit angefeuchteten Händen nimmt man
nun die Teigmenge, die etwa einer Aprikose entspricht,
drückt sie flach, legt eine Aprikose hinein, arbeitet den
Teig um die Aprikose herum und verschließt die Naht
sorgfältig. Der Teig sollte die Aprikose circa 1,5 Zentimeter dick gleichmäßig umschließen. Das Wasser aufkochen, salzen. Die Stärke in etwas kaltem Wasser anrühren, in das Kochwasser einrühren und zwei Minuten
kochen. Nun die Marillenknödel ins Wasser legen und
circa zehn bis 12 Minuten ziehen lassen. Das Wasser darf
nicht mehr sprudelnd kochen. Die Knödel sind fertig,
wenn sie an der Oberfläche schwimmen.
Die Butter in einer Pfanne aufschäumen, die Biskuitbrösel einstreuen, die Knödel mit einem Schaumlöffel
aus dem Topf nehmen und in der Bröselschmelze
schwenken. Die Knödel zusammen mit den Kompott
servieren.
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66 REISEN
GLOBETROTTER
Elstern
im Hotel
„Dieser Bewegungsmelder würde sich
bei mir zu Hause auch gut machen.
Und die Steckdosen montier’ ich mir
heute Nacht gleich mit ab“, dachte
sich wohl jener Gast des „ClassicFlairHotel“ in Bad Pyrmont, der
mit seinem dreisten Diebstahl in die
Geschichte der skurrilsten HotelLangfinger einging.
Die meisten haben hingegen wenig
Fantasie, wenn sie „all inclusive“ neu
interpretieren. Seit Jahren schaffen
es die gleichen Klassiker in die Hitliste der Gegenstände, die am häufigsten aus Hotels geklaut werden: Handtücher (79 Prozent), Bademäntel (65
Prozent), Kleiderbügel (50 Prozent),
Stifte (38 Prozent), und Besteck (34
Prozent), gefolgt von Kosmetik (32
Prozent) und Batterien (21 Prozent),
so die Zahlen einer neuen Studie, für
die der „Wellness Heaven Hotel Guide“ 937 Hoteliers aus Europa befragte. Ähnliche Vorlieben ergaben eine
Umfrage desselben Portals Ende 2014
sowie neuere Studien von Lastminute.de, Tripadvisor und Travelzoo.
Der Trend geht allerdings zum
Entwenden von originelleren Gegenständen, etwa von Kunstwerken (17
Prozent), Föhnen (7 Prozent), Glühbirnen (6 Prozent), Kaffeemaschinen
(5 Prozent) und Fernsehgeräten (4
Prozent). Diese „Andenken“ fanden
laut der neuesten Studie häufiger ihren Weg in die Koffer der Gäste, die
dafür weniger Handtücher mitgehen
ließen als 2014. Der Klau von Lampen
(4 Prozent), Telefonen (3 Prozent)
und Matratzen (2 Prozent) verdreifachte sich.
Sogar ausgestopfte WildschweinKöpfe sind vor den Hotel-Elstern
nicht sicher, die auch schon Fitnessgeräte, Jalousien oder Konzertflügel
73 PROZENT DER
ARGENTINIER
HABEN SCHON MAL
IM HOTEL GEKLAUT
erbeuteten sowie komplette Wellnesstempel-Armaturen (inklusive Regendusche, Toilettensitz, Abflussrohr, Waschbecken). Dabei ist bereits
das Mitgehenlassen von Hotel-Shampoo streng gesehen Diebstahl, denn
laut Deutschem Hotel- und Gaststättenverband darf ein Gast grundsätzlich gar nichts von der Ausstattung
nach Hause mitnehmen.
Wer sind diese Menschen, die
Glühbirnen im Koffer durch die halbe
Welt schleppen, Teppich-Stücke ausschneiden und ganze Geschirrservices über Jahre nach und nach zusammenhorten? Argentinier wahrscheinlich. Sie liegen laut einer Studie
von Hotel.com an der Spitze der
„Mitnehmsel“-Nationen: 73 Prozent
der Befragten gaben zu, schon einmal
Hotel-Eigentum entwendet zu haben.
Die Deutschen rangieren mit 68 Prozent peinlicherweise unter den Top
Five, gleich hinter Reisenden aus Singapur (71 Prozent) und Spanien (70
Prozent). Da hier allerdings nicht Hoteliers, sondern die Gäste selbst befragt wurden, gibt die Studie möglicherweise mehr Auskunft über die
Beichtfreudigkeit der Befragten als
über deren tatsächliche kriminelle
Energie.
Der Deutsche folgt jedenfalls einem eher langweiligen Diebstahlmuster – und legt Wert auf Reinlichkeit:
Neben Handtüchern lässt er in erster
Linie Seife und Kosmetik mitgehen.
Der Franzose klaut mit Abstand am
häufigsten Fernsehgeräte, der Österreicher Kaffeemaschinen, der Italiener Weingläser, der Schweizer Haarföhne und der Holländer Toilettenpapier. Was alle Nationen eint: Je mehr
Sterne das Hotel hat, desto emsiger
ergattern die Gäste Diebesgut. Gute
Qualität und das richtige Logo sind
schließlich alles – auch beim geklauten Handtuch. Teure Luxus-Matratzen bergen in Fünf-Sterne-Häusern
ein 8,3-fach höheres Klaurisiko als in
Vier-Sterne-Hotels. Wie die sperrigen
Stücke unbemerkt abtransportiert
werden, bleibt aber ein Geheimnis.
MAIKE GRUNWALD
WELT AM SONNTAG
NR. 29
17. JULI 2016
7
COOL
Britannia
Eine Reise ins Vereinigte Königreich lohnt sich
mehr denn je. Um nach dem Brexit-Votum vom
günstigen Pfund zu profitieren, um europäische
Solidarität zu zeigen – oder um typisch Britisches
zu genießen, das es anderswo nicht gibt. 50 Tipps
1. Im Vereinigten Königreich gibt es
rund 50.000 Hotels – eines davon, ein
ordentliches Zwei-Sterne-Haus, gefällt
uns wegen seines standhaften Namens
besonders gut: „The European Hotel“
am Bahnhof Kings Cross in London.
2. Seit dem Brexit-Votum hat das Pfund
gegenüber dem Euro rund zehn Prozent
verloren. Britannien-Urlaub ist jetzt
deutlich günstiger – der Maßanzug
beim Herrenschneider in der Savile Row
in London ist nun erschwinglich, beim
Kauf einer Flasche Balmenach 1988 Single Malt Whisky spart man zwölf Euro,
und eine Karte für ein Top-Musical in
London mit gutem Sitzplatz kostet 20
bis 30 Euro weniger.
3. Königshäuser leisten sich zwar auch
die Dänen, Spanier, Holländer. Aber die
coolste Monarchie haben noch immer
die Briten – keine trägt so schrille Hüte,
keine hat mehr Hunde, keine führt ihr
Familienunternehmen so erfolgreich
wie Elisabeth II. Und ihr Enkel, Prinz
Harry, zählt zu den attraktivsten Junggesellen des Planeten.
4. Llanfairpwllgwyngyllgogerychwyrndrobwllllantysiliogogogoch heißt der
berühmteste Ort in Wales: 58 Buchstaben, 3000 Einwohner – und der längste
amtliche Ortsname in Europa.
5. Warum nicht mal mit einem Luftkissenboot fahren? In England ist die Zukunftstechnologie der 50er-Jahre noch
im Einsatz. Zwischen Portsmouth und
der Isle of Wright gibt es die letzte
Hovercraft-Fährverbindung der Welt. In
diesem Sommer wird die Flotte mit zwei
nagelneuen Booten verstärkt – stilecht
geschmückt mit dem Union Jack.
6. Das beste indische Essen außerhalb
Indiens gibt es in Großbritannien – und
das garantiert ohne „Delhi belly“ (lovely,
mit welcher Eleganz die Briten das Wort
„Durchfall“ umschiffen).
7.
Eine der Britischen Inseln ist vom
Brexit nicht wirklich betroffen,
denn sie war nie Teil der EU und hat
auch nicht abgestimmt: die Isle of Man
in der Irischen See. Sie gehört offiziell
noch nicht einmal zum Vereinigten
Königreich, sondern ist autonomer
Kronbesitz – das Zepter schwingt zwar
die Queen, die Gesetze bestimmt aber
ein eigenes Parlament. Das hat zum Beispiel das alte gälische Manx neben Englisch zur Amtssprache erhoben, die Insel
zur Steueroase gemacht und auf ein
Tempolimit für die meisten Straßen verzichtet. So kann man die dauergrüne
Landschaft noch schneller genießen
oder ruckzuck bei einer Räucherei vorfahren, um die lokale Spezialität, smoked
herring, zu probieren.
8. Mit 400.000 Büchern und der spektakulären Architektur des niederländischen Büros Mecanoo hat sich die neue
Library of Birmingham zur meistbesuchten Touristenattraktion außerhalb Londons entwickelt. Der holzgetäfelte Shakespeare Memorial Room im
Obergeschoss beherbergt nicht nur die
bedeutendste Shakespeare-Sammlung
im ganzen Königreich, er bietet auch eine imposante Aussicht auf das „Black
Country“, den englischen Kohlenpott.
9. Die urigen Pubs verschwinden leider
langsam, also sollte man einkehren, solange es sie noch gibt. In Dörfern liegen
sie immer gegenüber der Kirche.
10. Mit ein bisschen Übung kann man
sich sogar an das leicht bittere Brown
Ale gewöhnen. Angeblich ist nur deshalb
so wenig Kohlensäure drin, damit man
mehr davon trinken kann.
11. Britannien hat seit dem 8. Juli eine
neue Wochenzeitung: „The New European“ – klug und kritisch, unterhaltsam
und proeuropäisch. „The new paper for
the 48pc“ gibt’s am Kiosk für zwei Pfund.
13
12.
Als Gegenpol zu den austauschbaren Glastürmen, die in London in den Himmel schießen, gewinnt
die wuchtige Betonarchitektur der
Nachkriegszeit zunehmend an Reiz. Es
lohnt sich, die fiesen alten Gebäude zu
besichtigen, bevor sie durch fiese neue
Gebäude ersetzt werden. Zu den Meilensteinen des Brutalismus britischer
Prägung gehören das Kulturzentrum
The Barbican und das National Theatre
in London.
32
13.
Grime ist der bessere Hip-Hop.
Vom sagenhaften Wumms dieses sehr britischen Musikstils kann man
sich bei den Gigs von Rappern wie Skepta, Lethal Bizzle und Dizzie Rascal überzeugen.
14. Hier kann man Musik entdecken,
von der man nie geahnt hätte, dass man
sie gut finden würde: Seit 40 Jahren
zählt der Rough Trade Record Store zu
den bestsortierten Plattenläden der
Welt. Die Filiale in der hippen Brick Lane in East London gleicht eher einem
Conceptstore als einem herkömmlichen
Schallplattengeschäft – samt Fotobox,
Gourmet-Kaffee und Instore-Gigs.
15.
Vom Aston Martin DB2 bis zum
allerersten Land Rover, der jemals gebaut wurde: Mit fast 300 Exponaten beherbergt das British Motor
Museum in Gaydon/Warwickshire die
weltgrößte Sammlung an automobilen
Schätzen „Made in the UK“. Nur schade,
dass man mit den alten Kisten nicht
selbst herumfahren darf.
16. Sie nennen sich neuerdings People’s
Republic of Lambeth, die Leute im
Londoner Stadtbezirk Lambeth südlich
der Themse, von denen 78,6 Prozent für
„Remain“ stimmten – der höchste Wert
auf den Inseln. Aber nicht nur deshalb
lohnt sich ein Abstecher, es gibt auch ein
paar Attraktionen: zum Beispiel London
Eye, National Theatre, FlorenceNightingale-Museum.
17. 1730 gegründet, Hoflieferant, von
James Bond geschätzt: Floris in Londons Jermyn Street 89 ist eine der alten
Parfüm-Manufakturen Britanniens. 007Erfinder Ian Fleming war Stammkunde,
er liebte das blumig-holzige Eau de Toilette No. 89, das 1955 auf den Markt kam.
18. Europas berühmtestes Urzeit-Monster hat zwar noch niemand zu Gesicht
bekommen, trotzdem lockt Nessie bis
heute pro Jahr eine Million Touristen an
ihren vermeintlichen Wohnort Loch
Ness in Schottland.
19. Eventuelle Verwandtschaft von Nessie zeigt das Natural History Museum
in London. Ganz besonders gefällt uns
der dort ausgestellte Tyrannosaurus rex,
ein Roboter, der sich lebensecht verhält,
nach Besuchern schnappt und brüllt. So
macht Wissenschaft Spaß.
20. Die Engländer sind das höflichste
Volk der Welt und dabei herzerfrischend humorvoll. Tätowierte Busfahrer
und herbe Verkäuferinnen reden einen
mit „Sorry, Love“ an, man steht überall
brav in der Schlange und entschuldigt
sich für alles („Sorry, dass mein Fuß unter Ihrem steht“).
21.
Für Palmen an schneeweißen
Stränden muss man nicht in die
Karibik fliegen, die findet man auch in
Cornwall. Dort scheint die Sonne öfter
und es regnet im Durchschnitt eine Woche weniger als im Rest des Landes.
22. Den schönsten Namen aller Hochgeschwindigkeitszüge hat natürlich der
Eurostar, mit dem man von Paris oder
Brüssel bequem und schnell unter dem
Ärmelkanal hindurch nach London
rauscht – und zwar durch den Eurotunnel, den die Briten frecherweise (und
nicht erst seit dem Brexit-Votum) Channel Tunnel nennen.
23. Jahrzehntelang war Liverpool Britanniens verdorrte Blüte des Industriezeitalters. Dann kam die EU und pumpte allein zwischen 1994 und 2013 über 1,5
Milliarden Euro in die kaputte Arbeiterstadt und ihr Umland. Seither ist Liverpool auferstanden aus Ruinen: Wallfahrtsziel für Architekturliebhaber, Pilgerort für Beatles-Fans, Hoffnungsträger des Kulturtourismus. Bis heute weht
hier ein proeuropäischer Wind, immerhin 51,4 Prozent der Liverpooler stimmten gegen den Brexit.
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24. Ihren schwarzen Humor haben die
Briten auch durch das Brexit-Votum
nicht verloren. Einer twitterte zum Beispiel, dass der nächste James-Bond-Film
allein aus einer Szene bestehen werde –
007, zwei Stunden an der Passkontrolle
in Frankreich wartend. Ein anderer zeigt
das Foto eines Ein-Pfund-Geldstücks
und schreibt dazu: „Guckt mal, was ich
gerade gefunden habe: eine 90-PenceMünze.“
25. England, Schottland und Wales sind
von 3500 Kanalkilometern durchzogen. Ursprünglich dienten die Wasserstraßen dem Gütertransport, heute
kann man auf den mehrere hundert Jahre alten inland waterways mit schmalen
Hausbooten (narrow boats) gemütlich
durch die Landschaft schippern. Das
Gute ist: Man braucht nicht mal einen
Führerschein.
26. Das diesjährige Festival in Glastonbury war eine beispiellose Schlammschlacht, noch dazu vom Brexit überschattet. Einige der spannendsten
WELT am SONNTAG-2016-07-17-sil-24 f5123d7d0164873d70b500d7b5da4639
17. JULI 2016
WELT AM SONNTAG
REISEN 67
NR. 29
42
Sieben britische Highlights:
Die wilde Isle of Man, das
älteste Hutgeschäft der Welt
in London, automobile
Dinosaurier aus dem British
Motor Museum, Palmen in
Cornwall, das brutalistische
Royal National Theatre
in London, ein kräftiges
Full English Breakfast und
der Rapper Lethal Bizzle
(v. l. o. im Uhrzeigersinn)
15
lich vorgeschriebenen Ladenöffnungszeiten. Das gilt zwar für ganz Großbritannien, doch die schönsten Einkaufstempel (Harrods, Selfridges, Harvey
Nichols, Fortnum and Mason) stehen an
der Themse.
GETTY IMAGES (4); REDFERNS; ANDREA ART/LAIF; UIG VIA GETTY IMAGES
41. Colin Firth, Daniel Craig, Ewan
McGregor – britische Schauspieler in
London anzutreffen ist ein Kinderspiel.
Man muss sich nur in ein Café an der
Margaret Street setzen. Denn wer in
London einen Namen als Schauspieler
hat und ihn behalten will, muss sich regelmäßig in der Straße sehen lassen, wo
die großen Filmagenturen wie Hamilton
Hodell, Universal, Curtis Brown residieren.
12
42.
Das berühmteste, weil älteste
Hutgeschäft der Welt ist Lock
& Co., seit 1676 in London ansässig. Hier
wurde der Bowler erfunden, der britischste aller Hüte.
43. Scouse (Liverpool), Geordie
(Newcastle), Brum (Birmingham) oder
Cockney (London): Die vielen Dialekte
der englischen Sprache klingen von ulkig bis sexy, auch wenn Deutsche mit
durchschnittlichem Schul-Englisch sie
nie verstehen werden.
21
44. Auf den Zinnen der wildromantischen Castles von Wales träumt man
sich direkt in Tolkiens „Herr der Ringe“.
Diese anglo-normannischen Festungen
sind einzigartig. Etwa Kidwelly Castle,
eine der am besten erhaltenen, am meisten umkämpften Burgen, gemalt von
William Turner und Kulisse für „Ritter
der Kokosnuss“ von Monty Python.
45. Tenby, Nairn, Brighton, Whitby,
Lyme Regis, Torquay – die Liste der malerischen englischen Küstenorte lässt
sich endlos fortsetzen. Sie alle vereinen
den Charme vergangener Zeiten mit
moderner Coolness.
46. Englands Landschaftsgärten sind
weltberühmt und oft kopiert. Traumhaft
ist Londons größter Royal Park in Richmond: 180 Jahre alt, zehn Quadratkilometer groß, mit Herden von Rot- und
Damhirschen und der Isabella Plantation, einem historischen Azaleen-Waldgarten, der gerade aufgehübscht wurde.
Konzertereignisse der Saison stehen
aber noch aus, darunter das Reading
Festival und das Bestival auf der Isle of
Wright.
27. Für seine Heimspiele in der Premier
League könnte Arsenal London problemlos 100.000 Tickets verkaufen, wegen der eingeschränkten Rettungswege
im engen Islington limitierten die Behörden die Zahl der Plätze jedoch auf
60.000. In keiner Fußballarena der Welt
sind die Sitze deshalb so bequem wie im
Emirates Stadium.
28. Wir empfehlen einen Abstecher
nach Nordirland. Erstens, weil die Nordiren proeuropäisch abgestimmt haben,
zweitens ist die Landschaft so magisch,
so rau und so unberührt wie kaum irgendwo sonst im Königreich – nicht ohne Grund wurde ein Großteil von „Game of Thrones“ in Nordirland gedreht.
29. Die Brücke nach Europa haben die
Briten gekappt. Dabei sind sie Meister
der Brückenbaukunst. Die schönsten
Exemplare sind die Clifton Suspension
Bridge in Bristol, auch Selbstmörderbrücke genannt, und die Forth Bridge,
eine stählerne Eisenbahnbrücke westlich von Edinburgh. Über den Firth of
Forth wird übrigens seit Jahren eine
neue Brücke gebaut – mit EU-Geldern.
30. Der Hadrianswall war eine römische
Befestigungslinie nahe der englischschottischen Grenze. Die Überreste
sind sehenswert. Fahren Sie hin, so lange das noch ohne Grenzkontrollen möglich ist.
31. Wer den Nordirlandkonflikt verstehen will, muss sich die Murals in Belfast anschauen. Sie erzählen bewegende
Geschichten, beispielsweise die von
IRA-Mitglied Bobby Sands, der 1981 in
den Hungerstreik trat, weil die Briten
ihm den Status als politischer Häftling
verweigerten. Die Wandmalereien lösen
keine Konflikte, aber sie sind Ventil und
Mahnmal zugleich. Von Murals zum
Brexit ist uns noch nichts bekannt, aber
das kann ja noch kommen.
32.
Full English Breakfast! Nach
mindestens zwei Spiegeleiern
mit kross gebratenem Brot, dazu ordentlich Speck, Brown Sauce, Würstchen, gegrillte Tomaten, Baked Beans und Champignons, kann man die Welt erobern und
braucht Europa nicht zu fürchten. Vielleicht wäre die Brexit-Misere nie passiert, wenn nicht so viele Engländer auf
Frühstück light umgestiegen wären?
33. Was dem Deutschen sein Müsli, ist
dem Briten sein Porridge – cremiger Haferschleim, den es überall als gesunde Alternative zum „Full English Breakfast“
gibt, verfeinert wahlweise mit Obst, Rosinen, Nüssen, Zimt, Zucker, Ahornsirup, Honig. In Londons Szenevierteln
servieren Porridge-Cafés den heißen
Brei auch in Posh-Varianten: mit Kokosflocken, Chiasamen oder Goji-Beeren.
34. In Nordirland sollte man kein Full
English Breakfast bestellen. Die Nordiren haben ihr eigenes Frühstück, das
Ulster Fry. Es wird mit Kartoffelbrotecken, Blut- und Kalbsleberwurst ser-
47. Britannien hat weltweit die „most
advanced“ Hunde-Kultur – von ausgewiesenen Hund-Herrchen-Küstenwanderwegen in Pembrokeshire bis zu festlichen Hunde-Hochzeiten in Brighton.
viert und ist etwas raffinierter, aber
nicht weniger gehaltvoll als die englische Variante.
35. Atemberaubende Steilküsten wie im
Rosamunde-Pilcher-Film bieten überall
auf den Inseln ein spektakuläres Panorama. Einmalig ist der Wales Coast Path,
weltweit der älteste und mit 1400 Kilometern längste zusammenhängende
Wanderweg entlang der gesamten Küste
eines Landes. Er umfasst auch die Küste
von Pembrokeshire, eine der schönsten
dieser Erde.
36. Fish & Chips schmecken nirgendwo
so gut wie in Großbritannien: Der Fisch
ist frisch, die Pommes sind aus echten,
ganzen Kartoffeln – und neuerdings ist
die Nationalspeise auch „organic“ in der
Bio-Version zu haben.
37. Keine Frage: Single Malt aus Schottland ist der beste Whisky der Welt. Es
wäre Blasphemie, ihn nicht im richtigen
Ambiente zu genießen – bei stürmischen
Regenwetter am offenen Kaminfeuer.
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38. Zwei Trauzeugen, Reisepass und
Geburtsurkunde – Großbritannien
macht Deutschen das Heiraten leicht:
Schon nach einem zweiwöchigen Inselaufenthalt können Paare beim Standesbeamten die Marriage by licence, die
Genehmigung für die Eheschließung,
beantragen – und sich einen Tag später
das Jawort geben. Einzige Voraussetzung: Das Paar muss nachweisen können, dass es mindestens 15 Tage im Bezirk des zuständigen Standesamtes gewohnt hat.
39. 800 Arbeiten von 300 modernen
Künstlern aus 50 Ländern für lau, das
gibt es nur in London. Genauer: in der
Tate Modern. Seit Juni hat sie einen
neuen Anbau, das Switch House. Die
Aussichtsplattform im zehnten Stock
bietet den gleichen grandiosen Rundumblick wie das Riesenrad London Eye
– und auch das für lau.
40. Eine echte Shopping-Queen kann
nur an einem Ort glücklich werden: in
London. Denn hier gibt es keine gesetz-
48. Stonehenge versammelt die berühmtesten Standing Stones, aber es
gibt noch viel mehr, rund 120 im ganzen
Land. Lohnenswert: Maen Madoc bei
Ystradfellte in Wales und der bronzezeitliche Steinkreis von Scorhill in England.
49. In Speaker’s Corner im Hyde Park
in London darf seit 1872 jeder ohne Voranmeldung Reden halten, und zwar zu
jedem Thema – außer zur Königsfamilie.
50. Zum Schluss eine Reiseempfehlung
für jenen Stimmbezirk, der beim BrexitReferendum mit 96 Prozent am deutlichsten für einen Verbleib in der EU
stimmte, auch wenn er geografisch nicht
zu Britannien gehört – Gibraltar. Ein
Urlaub lohnt sich dort nicht nur aus politischen Gründen. Das Wetter ist besser
als auf den Britischen Inseln, man fährt
auf der rechten Spur wie bei uns, es gibt
keine Mehrwertsteuer, und der Aussichtspunkt ganz im Süden der Kolonie
hat einen höchst verheißungsvollen Namen: Europa Point.
MAIKE GRUNWALD, DENISE JUCHEM,
SÖNKE KRÜGER, BETTINA SEIPP, HEIKO ZWIRNER
WELT am SONNTAG-2016-07-17-sil-24 f5123d7d0164873d70b500d7b5da4639
68 REISEN
WELT AM SONNTAG
WELTREISE TIBET
BLOGGERWELT
Typisches, Rekordverdächtiges, Skurriles
Der Hotelmanager orWir hatten das bereits auf
ganisiert uns einen Fahunserer Reise von der
rer. Gespannt fahren wir
Hauptstadt Hargeisa nach
los. Es ist eine Freude, als
Las Geel und Berbera erwir an den ersten Konlebt: Wenn Ausländer in
VON JOHANNES KLAUS
trollen durchgewunken
Somaliland – dem Teil Somalias, der sich 1991 für unabhängig werden! Hinauf in die Berge geht es,
erklärt hat – von Stadt zu Stadt reisen wieder in die Ebene, zurück in die
wollen, müssen sie einen Polizisten Hauptstadt: .Jedes Mal hebt sich die
der „Special Protection Unit“, kurz Schranke und wir dürfen passieren –
SPU, mitnehmen. Ein Polizist setzt aber immer erst dann, wenn wir den
sich gelangweilt neben den Fahrer, Zettel vorgezeigt haben. Was kommen
kaut berauschende Kat-Blätter und wir uns durchtrieben vor!
Auf der letzten Etappe zurück zur
mault, wenn man anhält, um Fotos zu
machen. Das ist ziemlich doof. So ein Grenze nach Äthiopien wird unser mit
Polizist hilft allerdings ungemein da- elf Passagieren bepackter Toyota
bei, durch die Straßensperren zu kom- Kombi an die Seite gewunken und inmen, die alle paar Kilometer mit eben- spiziert. Wir machen uns keine Geso gelangweilten Soldaten besetzt danken, denn den Weg zur Grenze
können Ausländer ohne Eskorte mitsind. Das ist recht praktisch.
Gerüchteweise hatten wir gehört, fahren. Doch plötzlich besteht der indass man im Polizeihauptquartier in spizierende Polizist auf einen SPU-OfHargeisa eine Genehmigung bekom- fizier! Als wir unseren Wisch hervormen könne, die berechtigt, ohne SPU ziehen, eskaliert die Situation. Der
zu reisen. Und tatsächlich: Als wir Fahrer des Taxis versucht zu diskutiedort nachfragten, wurde sie uns ohne ren und wird ebenfalls aus dem VerUmschweife erteilt – es wäre völlig si- kehr gezogen. In einem klapprigen Pocher für Ausländer zwischen den Städ- lizeiwagen rumpeln wir über sandige
ten zu reisen, meinte der zuständige Straßen zum Hauptquartier der PoliMann. Doch es gebe eine Einschrän- zei. Wir kennen es schon, denn dort
kung: Der Polizeichef verstehe sich hatten wir unsere mündliche Genehnicht mit dem Tourismusminister, der migung bekommen. Ich bin jetzt doch
auf den SPU besteht. Um den Streit nervös: Am nächsten Tag müssen wir
nicht eskalieren zu lassen, gebe der in Äthiopien unseren Flug bekommen!
Nach kurzem Warten werden wir
Polizeichef sein Einverständnis zum
Alleinreisen daher nur noch mündlich. dem Kommandeur vorgeführt. Er
Das ist ein Problem. Die Soldaten an trägt eine militärische Uniform, eine
den Kontrollstationen können meist dunkle Brille und sieht uns finster an.
kein Wort Englisch, viele auch nicht „Was soll denn das bitte?“, fragt er uns
lesen. Gelangweilt warten sie darauf, ungehalten. Wir blicken demütig zu
dass irgendwas passiert. Da kommen Boden. „Wir dachten … Wir wussten
ein paar Ausländer gerade recht! nicht … Es tut uns leid!“, murmeln wir.
Wenn man ihnen kein offiziell ausse- „Macht das nicht noch mal! Tschüss!“
hendes Dokument vor die Nase halten Er wendet sich wieder seinen Untergebenen zu. Verstohlen sehen wir uns
kann, wird es kompliziert.
Alex hat eine Idee. „Wie wäre es, die an. Wir lassen uns die Erleichterung
mündliche Genehmigung aufzuschrei- nicht anmerken. Der Polizist führt uns
ben und auszudrucken?“ Selbstver- wieder hinaus. „Puh!“, sage ich zu
ständlich ohne eine Unterschrift oder Alex, „Gerade noch mal gut gegangen
einen Stempel zu fälschen – einfach …“ Wir lachen erlöst.
nur das Gesagte festhalten. Gesagt,
getan. Ein Word-Dokument mit unse- T Reiseblogger Johannes Klaus
ren Passnummern ist schnell erstellt schreibt auf travelepisodes.com und
und im Copyshop ausgedruckt. Es reisedepeschen.de. Die Bloggerwelt
sieht nicht besonders offiziell aus, erscheint alle zwei Wochen mit verschiedenen Autoren.
aber wir hoffen, es wirkt trotzdem.
DAS GEBIET
DER BREI
Was ist Tibet? Für die Chinesen ein
Stück China, für viele Tibeter ein
besetztes Territorium. De facto war
Tibet seit 1913 unabhängig, mit
eigener Armee, Regierung, Währung,
Hymne, Flagge – bis zur Invasion
durch die Volksbefreiungsarmee
1950/51. Tibet ist heute eine sogenannte Autonome Region in China,
das historische Tibet war größer. Die
Tibeter leben unter der repressiven
Herrschaft Pekings, oft kommt es zu
Unruhen. Der Dalai Lama, geistliches
Oberhaupt der Tibeter, floh 1959
nach Indien, wo seither auch Tibets
Exilregierung residiert – unter Verwendung der tibetischen Flagge, die
in China verboten ist.
Das tibetische Nationalgericht
Tsampa ist kein exotisches Festmahl, sondern ein geschmacksneutraler Brei, den die Tibeter zum
Frühstück aus Getreide, Wasser und
etwas Zucker anrühren. Er soll ihnen Kraft geben auf der Hochebene
– wo die Temperaturen im Winter
nicht selten auf minus 50 Grad
fallen und im Sommer kaum über
den Gefrierpunkt steigen. Hergestellt wird das Tsampa-Mehl aus
Gerste, die gewaschen, geröstet und
zwischen dicken Mahlsteinen zerrieben wird. Eine kleine Notration
des Mehls tragen Tibeter oft in
einem kleinen Lederbeutel am Gürtel bei sich.
999
DER HOHE BESUCH
RÄUME
zählt der Potala auf dem Hügel
Marpori mitten in der Hauptstadt
Lhasa. Der Palast gilt als prächtigstes Bauwerk Tibets, seit 1994 zählt
er zum Unesco-Weltkulturerbe. Im
Inneren können Besucher jede Menge Buddhafiguren bestaunen – liegende, stehende, sitzende. Sie gehen
auf den indischen Fürstensohn
Siddhartha Gautama zurück, der
als Gründer der buddhistischen
Lehre verehrt wird. Um Götter
handelt es sich bei den Buddhas
aber nicht, sondern um Menschen,
die Erleuchtung erlangt haben.
1959 stattete ein besonderes Duo
Tibet einen Besuch ab: Tim und
Struppi. Im Band „Tim in Tibet“
schickt der belgische Comiczeichner Hergé den Reporter und seinen
kleinen Hund auf eine Reise durch
Tibet, wo sie auf Mönche und den
Yeti treffen und die Gebirgslandschaft des Himalaja sowie Yakbutter-Tee kennenlernen. 2006 wurde
die Hergé-Stiftung vom Dalai Lama
mit dem „Light of Truth Award“
ausgezeichnet, einem Preis, der für
die Förderung des Verständnisses
für die tibetische Kultur verliehen
wird. Zuvor hatte die Stiftung verhindert, dass „Tim in Tibet“ in China unter dem Titel „Tim und Struppi im chinesischen Tibet“ erscheint.
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Ein Geburtstagsgedie sich dem Wellensurfen mit Haut und
bereits seit Westerland 1855 zum Seebad
schenk ganz besonderer Art
Haaren verschrieb. Bekannte Namen wie
ernannt wurde. Zu einem ordentlichen
bekam in der vergangenen Woche
Dieter und Uwe Behrens, Falk Eitner
Seebad gehören natürlich auch Retdas Leuchtfeuer Rotes Kliff in Kampen:
oder Uwe Drath gehörten zu ihnen.
tungsschwimmer. Die wiederum
legten rund 100 Jahre später den Zum 160. Geburtstag des „langen Christians“ Bereits 1966 wurde der „Surf Club
Grundstein für Sylt als Surfer-El- wurde am Tag seiner Inbetriebnahme am 7. Juli Sylt“ gegründet, der sich bis heute
dorado, wenn auch eher unbe- eine Sondermarke der Deutschen Post herausge- – trotz des anhaltenden Hypes um
wusst. Denn ihre Rettungsbretter, geben. Mit der neuen 70 Cent-Briefmarke sind die Windsurfer – für das Surfen,
mit denen sie im Notfall Men- damit gleich zwei Sylter Leuchttürme – das heute meist Wellenreiten genannt,
schenleben retten mussten, wurden Hörnumer Leuchtfeuer hat den Anfang ge- einsetzt. Auch die legendäre Buhne
16 schreibt zu dieser Zeit ihre Entstezunächst erst spärlich für den Ritt auf
macht – auf Briefmarken verewigt und
hungsgeschichte. Die besten Wellen
den Wellen eingesetzt, da sie aus masschmücken nicht nur Post
dazu gibt es laut Sufer-Legende Uwe Behsivem Holz und ungemein schwer waren.
von der Insel.
rens wenn es auf dem Atlantik gestürmt hat soPer Zufall entdeckten sie in einer Publikation
wie bei Voll- und Neumond. Dann hält auch den MittsiebSurfer auf Hawaii und staunten über deren grazile Bretziger nichts im Haus und er wagt den Ritt über die Wellen.
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Tibet kann sich der höchstgelegenen Bahnstrecke der Erde rühmen,
die 2006 eingeweiht wurde und von
Goldmud nach Lhasa führt. Unter
den höchstgelegenen Flughäfen ist
Tibet mit Qamdo Bamda, Kangding
und Ngari Gunsa vertreten. Der
berühmteste Superlativ aber ist der
Mount Everest – mit 8848 Metern
der welthöchste Gipfel. Den Rekord
muss sich Tibet aber teilen mit dem
südlich angrenzenden Nepal, auf
dessen Staatsgebiet sich ein Teil des
Berges befindet und von wo aus die
meisten Bergsteiger den Gipfel zu
erklimmen versuchen.
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DAS JENSEITS
In Tibet ist die Himmelsbestattung
üblich – der Leichnam eines Verstorbenen wird Geiern als Festmahl
dargebracht. Wegen des harten Bodens sind Beerdigungen nicht möglich; auch Holz für eine Verbrennung gibt es auf Tibets Hochebene
nicht. Die Vögel tragen den Verstorbenen ins Bardo, einen Zustand
zwischen Tod und Wiedergeburt.
Ausspruch des Dalai Lama (geboren
1935). Das geistliche Oberhaupt der
Tibeter handelt auch gegenüber
China nach dieser Devise: Man mag
zwar klein sein (so wie sein Volk),
kann aber trotzdem stark sein (und
sich gegen die chinesische Bevormundung wehren). Im Rahmen der
bisher erfolglosen Suche nach einer
Lösung des Konflikts hat er sich
mittlerweile gegen eine Unabhängigkeit Tibets ausgesprochen,
fordert aber größere Autonomie.
Peking unterstellt dem Dalai Lama
weiterhin Separatismus.
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17. JULI 2016
WELT AM SONNTAG
REISEN 71
NR. 29
FRISEUR
In Chicago verbrachte Barack Obama
die längste Zeit seines Lebens. Eine
Tour auf seinen Spuren ist eine beliebte
Touristenattraktion – die sich gut mit
einem neuen Haarschnitt verbinden lässt
M
urder
City,
Windy City, Second City, Meatpacking City – es
sind
wenig
schmeichelhafte
Beinamen, mit
denen sich Chicago lange Zeit schmückte. Einst war die Stadt die mit den meisten Morden in den USA, mit den korruptesten Politikern und mit den meisten
Viehschlachthöfen der Welt.
Doch mit Barack Obama hat sich das
Image geändert: Chicago ist President’s
City – Heimatstadt des ersten afroamerikanischen US-Präsidenten, auch wenn
er in Honolulu geboren wurde. Seit seinem Amtsantritt gibt es in der Millionenmetropole am Lake Michigan eine
besondere Attraktion: Obama-Touren.
Die führen unter anderem dorthin, wo
die Präsidentenfamilie zu Hause ist. Gerade jetzt, wo sich seine Amtszeit dem
Ende zuneigt, pilgern verstärkt Touristen auf seinen Spuren durch Chicago.
VON MICHAEL MAREK
Chicago und sein größter Sohn: Der Stolz auf den US-Präsidenten, der ab 1985 für viele Jahre in der Stadt wohnte, ist nicht zu übersehen
keinen zweiten Stadtteil, in dem Inte- ne Fotografie: links Geschäftsinhaber
gration derart gelungen ist“, sagt Kine- Ishmael, rechts Friseur Zariff, in der
ret – und ist ein bisschen stolz. Hier sei Mitte der US-Präsident. Und darüber
verwirklicht worden, was Obama für die der Wahlkampfslogan von vor acht Jahgesamten USA anstrebe: das friedliche ren: „Change we can believe in!“
Ein paar abgewetzte Ledersofas steZusammenleben von Schwarzen und
hen weiter hinten im Raum, von der
Weißen.
Obwohl Kineret in Hyde Park be- Wand schaut Mohammed Ali in Boxerkannt ist, wird es auch ihr nicht immer pose von einem Poster auf gepolsterte
leicht gemacht, in die Synagoge gegen- Drehstühle. Auch er ließ sich, als er um
über von Obamas Haus zu kommen. die Ecke in Hyde Park wohnte, hier
Meist muss sie sich ausweisen. Das gilt schon die Haare schneiden – ebenso wie
sogar für Hochzeitsgesellschaften – die Spike Lee, der Filmregisseur. Ishmael
müssen sich dem Secret Service vorstel- hat einen grauen Bart, kurze Haare und
len. Doch nichts liegt der resoluten His- große Hände. Gerade rasiert er einen
torikerin näher, als sich zu beschweren, Kunden. Wortkarg ist er, Reden ist nicht
gehört sie doch, wie die meisten Bewoh- seine Sache, wenn es um seinen bekannner in Hyde Park, zu Obamas Unterstüt- testen Kunden geht.
Immerhin verrät er, dass der „Obama
zern. Verschmitzt erzählt sie von dem
Tag, an dem die Leute vom Secret Ser- Cut“ in seinem Friseurladen kreiert
vice erstmals in die Synagoge gekom- wurde: ein extra kurzer Putz, besonders
men seien, um die Toiletten zu benut- hinten und an den Seiten. Ishmael ist
zen. Der Rabbi stellte sich dem Leiter stolz darauf, schließlich habe Obama
der Truppe vor: „Ich heiße Rabbi Emeri- schrecklich verzottelt ausgesehen, als er
tus.“ Worauf der Mann vom Secret Ser- seinen Friseurladen zum ersten Mal bevice entgegnete: „Ja, ja, weiß ich schon!“ treten habe. Ein Obama-Bild an der
Ein paar Straßenzüge entfernt, an der Wand belegt das, darunter steht: „BaSouth Blackstone Avenue 5234, flimmert rack, du solltest das nächste Mal etwas
früher kommen!“
über einem unscheinbaren LaObama hat sich dran geden in grellem Neon der
halten,
er
wurde
Schriftzug „Hyde Park
CHICAGO
Stammkunde – und
Hair Salon“. Drinnen,
USA / ILLINOIS
der „Hyde Park Hair
gleich am Eingang in
Obamas
Obamas
Haus
Salon“ zur Pilgereiner Ecke, steht ein
Haarsalon
Obamas
stätte. „Einen RaFriseurstuhl unter
Hyde Park Eiscafe
batt hat er aber nie
einem
Glassturz.
bekommen“, sagt
Auf dem hat Obama
Obmas LieblingsObamas
buchladen
LieblingsIshmael. 21 Dollar
höchstpersönlich
restaurant
kostet der Schnitt
gesessen und sich
für Erwachsene. Auf
viele Jahre die Haare
CHICAGO
die Frage, ob der
schneiden lassen. Über
University
of Chicago
Präsident noch imdem Ensemble hängt eiUSA
200 m
mer vorbeikomme,
schweigt Ishmael, lächelt aber vieldeutig.
Gleich um die Ecke befindet sich ein für
Barack und Michelle Obama höchst
Tipps und Informationen
schicksalträchtiger Ort: East Street
1400. Hier hatten die beiden ihr erstes
WIE KOMMT MAN HIN?
Date, im Baskin-Robbins-Eiscafé. Den
Lufthansa (lufthansa.com),
Laden gibt es leider nicht mehr, ein seeUnited (united-airlines.de) und
lenloses Sandwichgeschäft der SubwayAmerican Airlines (amercian
Kette ist hier inzwischen eingezogen.
airlines.de) sind die größten FlugGetroffen hatte Barack seine große
linien, die in circa zehn Stunden
Liebe im Sommer 1989. Im ersten Jahr
von Deutschland aus nach
als Jurastudent in Harvard arbeitete er
Chicago fliegen.
in den Semesterferien als Praktikant bei
der renommierten Kanzlei Sidley & AusAUF OBAMAS SPUREN
tin. Die junge Rechtsanwältin Michelle
Wer sich individuell auf die SpuRobinson wurde ihm als Mentorin zugeren der Obamas begeben will,
wiesen. Erste Avancen soll sie zurückgefindet viele wichtige Adressen
wiesen haben. Doch schließlich ließ sie
auf der Website www.everytrail.
sich überreden, ihn in besagtes Eiscafé
com/guide/president-obamaszu begleiten. Der Ausflug war von Erfolg
neighborhood. Auf der Website
gekrönt. Auf einer vor dem ehemaligen
chicagogreeter.com können
Geschäft befestigten Plakette kann man
verschiedene Chicago-Touren mit
jedenfalls nachlesen, wie der erste Kuss
Einheimischen gebucht werden.
war: „Ich küsste Michelle, und es
schmeckte nach Schokolade.“ Der Satz
WEITERE INFOS
stammt aus Obamas Biografie. HinterFremdenverkehrsamt Chicago,
her gingen die beiden ins Kino und
Tel. 069/25 53 82 80,
schauten sich Spike Lees Apartheid-Drawww.gochicago.de
ma „Do the Right Thing“ an. Ein Kuss,
eine Eiskugel, ein Film – fortan waren
TIPP DER REDAKTION
sie ein Paar.
Zur Vorbereitung oder Vertiefung
Oft gingen sie in den Folgejahren ins
bieten sich zwei Bücher von
„Medici“, das zum Lieblingsrestaurant
Barack Obama an: „Ein ameder Obamas wurde. Der Eigentümer
rikanischer Traum. Die Geschichkommt aus Deutschland. Den Laden
te meiner Familie“ (dtv) und
gibt es seit 1962, er ist vor allem bei Stu„Hoffnung wagen. Gedanken zur
denten beliebt, viele Gäste haben die
Rückbesinnung auf den American
Initialen ihres Namens in die HolztiDream“ (Riemann Verlag).
sche eingraviert. Spricht man die Angea
Michig n
ke
La
Greenwood Avenue 5046 im Stadtteil
Hyde Park steuert praktisch jeder an.
Unscheinbar sieht die viktorianische, rote Backsteinvilla aus. Sechs Schlafzimmer soll sie haben und einen Weinkeller.
An der rechten Mauerwand hängt einsam ein Basketballkorb. Gegenüber liegt
eine Synagoge. Das Anwesen strahlt
Wohlstand aus, aber keinen Protz. Unwillkürlich denkt man an Donald Trump,
der nicht nur im Wahlkampf mit einer eigenen Boeing 757 unterwegs ist und in
Chicago einen 98-stöckigen Trump Tower stehen hat. In der Backstein-Villa
sind die Obamas offiziell zu Hause, hier
wohnt Obama ab und zu mit seiner Familie, wenn er in Chicago weilt.
Betonbarrieren versperren die Einfahrt zur Straße. Männer mit schwarzen
Maschinenpistolen, schwarzen Sonnenbrillen und schwarzen Geländewagen
patrouillieren auf der Greenwood Avenue, wie man es schon zigmal in Hollywood-Blockbustern gesehen hat. „Als
Obama 2008 zum ersten Mal gewählt
wurde, gab es Scharfschützen auf dem
Dach, um das Haus zu sichern“, erzählt
Kineret Jaffe. Sie kennt jede Ecke hier
im Süden von Chicago, jeden Laden und
jede Menge Anekdoten. Die Mittsechzigerin ist Historikerin. Seit knapp drei
Jahrzehnten wohnt und arbeitet Kineret
dort, wo die Obamas zu Hause sind, die
Intellektuellen und die Liberalen. Hyde
Park ist das Universitätsviertel Chicagos. Hier lehrte Wirtschaftsnobelpreisträger Milton Friedman, hier studierte
Literaturnobelpreisträger Saul Bellow,
hier baute Architekt Frank Lloyd
Wright. Doch erst seit Obama zum Präsidenten gewählt wurde, kommen immer mehr Touristen in die Gegend.
Zum Straßenbild gehören elegante
Villen, schattige Bäume und MultikultiFlair für den gehobenen Mittelstand.
Professoren wohnen hier, Anwälte, Banker, Lehrer und Angestellte. Bis Mitte
des 20. Jahrhunderts lebten in Hyde
Park fast ausschließlich weiße Familien.
Mit Immobilientricks verhinderte man,
dass Schwarze in die Gegend ziehen
konnten. Alltäglicher Rassismus, sagt
Kineret, bis das Oberste Gericht der
USA 1948 die Praxis für verfassungswidrig erklärte. „Heute gibt es in Chicago
BULLS / M. TERCHA / CHICAGO TRIBUNE
Sein Haus,
sein Café, sein
Buchladen wirbt mit dem Motto: „Wo
ernsthafte Leser hingehen, um Spaß zu
haben“. Das Souterrain-Geschäft ist bis
unter die Decke mit Büchern vollgestopft. Überall kramen Kunden in den
Kieferregalen. An der Kasse hängt ein
Obama-Foto. Er war hier Stammkunde.
Später, als Buchautor, veranstaltete er
in der Buchhandlung Signierstunden.
Zur Vorstellung seiner Autobiografie
„Dreams from My Father“ kamen nur
etwa 50 Leute. Beim zweiten Buch „The
stellten auf das Lieblingsgericht der
Obamas an, erkannt man an ihrem
leicht genervten Gesichtsausdruck, dass
sie schon Hunderte Male danach gefragt
worden sind. Entsprechend knapp fällt
ihre Antwort aus: „Hamburger und Pizza.“ Nicht ganz überraschend in einem
Laden, der auf Burger und Pizza spezialisiert ist.
Nebenan, in einem roten Backsteinhaus, befindet sich Obamas Lieblingsbuchhandlung: „57th Street Books“. Der
Audacity of Hope“ („Hoffnung wagen“)
reichte die Warteschlange um den Häuserblock herum, Obama war damals bereits Senator.
Zum Bücherlesen wird der Präsident
nach dem Ende seiner Amtszeit im Januar 2017 wieder öfter kommen. Und
auch zum Bücherschreiben dürfte er
wieder Zeit haben. Bei „57th Street
Books“ freuen sie sich jedenfalls heute
schon auf Obamas Signierstunde, wenn
seine Memoiren erscheinen.
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WELT am SONNTAG-2016-07-17-sil-24 f5123d7d0164873d70b500d7b5da4639
72 REISEN
U
WELT AM SONNTAG
NR. 29
17. JULI 2016
nter der glühenden
Mittagsonne legt das
Expeditionsschiff ab
und steuert die Reisegruppe Richtung unbekanntes Terrain.
Bei ruhigem Seegang
wird die Fahrt etwa 45 Minuten dauern.
Ibrahim bleibt Zeit, mit jedem Teilnehmer zu plaudern, bevor das Abenteuer
beginnt. Wie es einem gehe? Woher man
komme? Ob man das erste Mal auf den
Malediven sei? Nein, nicht das erste Mal,
aber man sei noch nie auf einem „local
island“ gewesen, also auf einer Insel, auf
der echte Malediver leben.
VON HARALD PETERS
HARALD PETERS
Ziel des Ausflugs ist Velidhoo, eine
Einheimischen-Insel im Atoll Noonu im
Nordosten. Startpunkt ist The Sun Siyam Iru Fushi, eine Hotelinsel für klassischen Malediven-Traumurlaub. Obwohl
das Hotel voll besetzt ist, haben nur 20
Gäste Lust auf den Abstecher in die maledivische Realität. Nun ist Realität auch
nicht das, was die meisten Urlauber auf
den Malediven suchen. Der 298 Quadratkilometer große Inselstaat im Indischen
Ozean besteht zu 99 Prozent aus Wasser, das
restliche Prozent verINDIEN
teilt sich auf rund 1200
Inseln. Davon werden
Da, eine echte Malediverin! Bei einem Ausflug auf die Insel Velidhoo sieht man mehr als Traumstände und Cocktail-Kellner
MALEDIVEN
etwa 220 von Einheimischen bewohnt und mehr
Noonu Atoll
als 100 sind Resort-Inseln
für Urlauber.
Sun Siyam Iru Fushi
Die Trennung von AllIndischer
tag und Tourismus war von
Ozean
Velidhoo
Anfang an Teil des Konzepts
für hochpreisigen TraumurDie Malediven stehen für Luxustourismus und Nobelresorts. Doch als Urlauber kann man auch einige der
laub, als sich das Land 1972 für
10 km
ausländische Gäste öffnete. Auf
Einheimischen-Inseln besuchen – und so das wahre Land hinter dem Hochglanzprospekt kennenlernen
zuvor unbewohnten Inseln konnte
man die von keiner Wirklichkeit getrübten Fantasiewelten am besten errichten.
Dort hatte man Platz für die Hotelbau- Gästen den Blick auf die Verhältnisse sonst in Weltgegenden, in denen absolut hauptet, dass es mit dem Erfolg der Ma- tragen können, was ihnen gefällt. Als die zen suchen und die Menschenrechte in
ten, konnte elegant das landesübliche Al- vernebeln soll. Es wirkt eher so, als nichts los ist, hängen die coolen Kids mit lediven als Reiseland nicht ganz so weit Malediven in diesem Jahr offizielles einem beklagenswerten Zustand sind.
koholverbot umgehen und musste sich wären die fremden Besucher den Insel- ihren Fahrrädern vor dem Supermarkt her wäre, wenn man versucht hätte, den Partnerland der Internationalen Touris- Das Land hinter dem Urlaubsprospekt
nicht um das Benehmen der Gäste und bewohnern ziemlich egal. Ibrahim er- herum und hören Musik. Ein Hip-Hop- Tourismus in den Alltag zu integrieren.
musbörse in Berlin waren, brach eine ist trotzdem einen Blick wert.
ihre Vorliebe für knappe Badekleidung zählt, dass auf der 1130 Meter langen und Fan hat die Namen Puff Daddy und
Von weiten Teilen der Weltöffent- Welle der Empörung aus, dass man den
sorgen, die auf einem „local island“ zu- 650 Meter breiten Insel etwas über 2000 Wolfpack an einen Dachbalken gepin- lichkeit fast unbemerkt hat die maledi- Eindruck gewinnen konnte, es handele T Velidhoo kann man beispielsweise bei
mindest für unerwünschtes Aufsehen Menschen leben. Auf den ersten Blick selt, an den Häuserwänden wirbt die Op- vische Regierung allerdings inzwischen sich bei dem Land um eine Mischung einem Ausflug von der Resort-Insel
gesorgt hätte.
sind davon allerdings nur ungefähr sie- positionspartei MDP um die Gunst ju- einige „local islands“ für den Tourismus aus Syrien und Saudi-Arabien – nur Sun Siyam Iru Fushi aus besuchen
Das Konzept ging auf. Heute hat das ben zu sehen. Seelenruhig machen sie gendlicher Wähler.
freigegeben. Um Wirtschaft und Infra- eben mit sehr viel mehr Wasser. Medien (thesunsiyam.com, Strandvilla im FrühLand mehr als 120 Häuser mit vier oder sich an zwei Yachten zu schaffen. Der
Weil Ibrahim seiner Reisegruppe et- struktur zu stärken, gibt es auf über 30 berichteten von islamistischen Straßen- bucherangebot ab 400 Euro pro Wofünf Sternen. Der Tourismus macht über Schiffbau, sagt Ibrahim, sei ein wichtiger was bieten will, muss noch ein Ge- bewohnten Inseln Pensionen, in denen gangs in der Hauptstadt Malé und von che). Oder man urlaubt direkt auf
ein Viertel des Bruttoinlandsprodukts Arbeitgeber auf der Insel. Ansonsten schenkartikelladen angesteuert werden, Touristen mit überschaubarem Budget einem Steinigungsurteil, das allerdings Velidhoo, etwa in der Unterkunft „Palm
Villa“ (palmvilla-maldives.com, DZ ab
aus und gehört zu den wichtigsten Wirt- sind die Straßen leer. Die Kinder sind in in dem man vermeintlich Ortstypisches absteigen können – vorausgesetzt, sie aufgehoben wurde.
Tatsächlich gab es auf den Malediven 60 Euro), Anreise von Malé mit der
schaftsfaktoren. Andererseits hat die der Schule, die Fischer auf See, und wer wie Tassen und Schlüsselanhänger er- möchten auf Alkohol, EntertainmentTrennung von Gästen und Einwohnern nicht unbedingt muss, zieht es vernünf- werben kann, die tatsächlich aber „made programm und gastronomische Vielfalt seit über 60 Jahren keine Hinrichtun- Nachtfähre oder per Inlandsflug nach
auch Misstrauen befeuert. Was geht in tigerweise vor, die heiße Mittagssonne in China“ sind. Die verlangten Fantasie- verzichten. Thunfischcurry gibt es hier gen mehr, und statt mit marodierenden Ifuru, dann weiter mit der Fähre. Weipreise ersticken indes jede Kaufabsicht schon zum Frühstück. Westliche Bade- Islamisten bekommt man es als auslän- tere „local islands“ erreicht man ebendem Land eigentlich vor? Hat es etwas zu meiden.
Eine Frau auf einem Moped passiert im Keim. Die Verkäuferin nimmt es mode ist in dem islamischen Land un- discher Besucher in Malé eher mit er- falls von Malé, Privatunterkünfte buchzu verbergen? Vegetieren die Menschen
in Knechtschaft und Armut, während die Reisegruppe, die mit ihren Fotoappa- gleichmütig hin, als sei ihr Laden mehr tersagt, es sei denn, dass die örtliche schütternd freundlichen Menschen zu bar über Airbnb ab 23 Euro/DZ
Verwaltung sich ganz pragmatisch zeigt tun, die sofort herbeieilen, wenn man
gleich nebenan Urlauber verantwor- raten im Anschlag versucht, das Beson- Hobby als Geschäft.
dere im Alltäglichen zu entdecken. Es
Nach einem Snack im örtlichen Im- und einen sogenannten „Bikini Beach“ ratlos auf seinen Stadtplan starrt, und T Die Teilnahme an der Reise wurde
tungslos ihren Traum von Luxus leben?
Zumindest auf Velidhoo ist davon gibt mehrere Moscheen, ein Kranken- biss gibt es auf Velidhoo nach zwei Stun- eingerichtet hat. Falls es den nicht ge- in erstaunlich gutem Englisch Hilfe an- unterstützt von The Sun Siyam Iru
nichts zu sehen. Weder liegen dort Bett- haus, ein Gericht und eine Polizeistati- den nichts mehr zu bestaunen. Zufrie- ben sollte, haben Einheimische vieler- bieten. Das ändert nichts daran, dass Fushi und Condor. Unsere Standards
ler unter Palmen, noch führt ein eigens on, die sogar mit einem Auto ausgestat- den mit seiner Arbeit führt Ibrahim die orts die Geschäftsidee entwickelt, ihre das Land autoritär regiert wird, korrup- der Transparenz und journalistischen
bestelltes Empfangskomitee ein folklo- tet ist. Die Häuser sind in allen Farben Gruppe zum Boot. Man lehnt sich nicht Gäste an den Strand einer unbewohn- te Politiker mittels Religion und Terror- Unabhängigkeit finden Sie unter
ristisches Tänzchen auf, das kritischen des Regenbogens gestrichen. Wie überall zu weit über die Reling, wenn man be- ten Insel zu verschiffen, wo sie am Leib angst ihre Machtinteressen durchzuset- www.axelspringer.de/unabhaengigkeit
PARADIES von hinten
EXKLUSIVE HOTELS
Ärztlich geleitete
REISETIPP
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SANATORIEN & KLINIKEN
säure entsteht überwiegend beim Abbau von
Gicht ist eine schon seit der Antike bekannte
Purinen. Diese sind vor allem in Fleisch- und
Form der Arthritis und alles andere als ein
Wurstwaren enthalten. Zudem wirkt sich der
Zipperlein. Ein erhöhter Harnsäurespiegel
Verzicht auf Hülsenfrüchte und Alkohol positiv
führt bei dieser Stoffwechselstörung dazu,
auf den Stoffwechsel aus und hilft, den
dass sich Harnsäurekristalle vermehrt in
Harnsäurespiegel gering zu halten. Darüber
Gelenken und Schleimbeuteln ablagern und
hinaus ist es wichtig, den
dort Entzündungen auslöKörper ausreichend mit
sen. Meist beginnt der erste
Gichtanfall mit starken
Flüssigkeit zu versorgen. Wer
Kampfansage an
Schmerzen im großen Zeh.
genug Mineralwasser oder
Gicht & Co. – den
Nach der Akutbehandlung
Kräutertee trinkt, stellt sicher,
mit Medikamenten folgt die
dass die Nieren ausreichend
Stoffwechsel
Therapie, deren Ziel es ist,
gespült werden und Harnden Harnsäurespiegel
säure optimal ausgeschieden
anregen
langfristig zu senken und
wird. Nach einer fundierten
weitere Gichtanfälle zu
Ernährungsberatung in der
verhindern. Bei einer Kur in einer ärztlich
Klinik folgt eine dauerhafte Verhaltungsändegeleiteten Fachklinik geht es zunächst darum,
rung, deren wichtigster Punkt der Verzicht
die Schmerzen in den Gelenken zu lindern. In
auf purinreiche Nahrungsmittel ist. Überwicheinem zweiten Schritt klären Ärzte, Therapeutige sollten zudem unbedingt abnehmen.
ten und Ernährungsberater die Patienten über
Den Ansporn dazu liefern geleitete Gruppendie Faktoren auf, die Gicht auslösen. Harnsitzungen mit anderen Betroffenen.
Abteilung für Kinder- und
Jugendpsychotherapie
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