D 8512 52. Jahrgang Nr. 28 Montag, 18. Juli 2016 NACHRICHTEN POLITIK Krise im Südsudan Die Bundeswehr hat im Auftrag des Auswärtigen Amts 153 Personen aus dem Südsudan ausgeflogen. Seite 4 STREITKRÄFTE Persistent Presence Die Luftwaffe ist mit einem Deployable Control and Reporting Centre (DCRC) in Lettland vor Ort. Seite 8 SOZIALES/PERSONAL Mit voller Kraft Die aktuelle Arbeitgeber-Kampagne der Bundeswehr stellt Sportsoldaten in den Mittelpunkt. Seite 11 Neu: ia-App Die Med eswehr. der Bund VIDEO DER WOCHE: BW CLASSIX: Die Sportler der Bundeswehr stehen in diesem Classix im Mittelpunkt. Der Beitrag aus dem Jahr 1976 schildert die Vorbereitungen auf die damaligen Olympischen Spiele. (eb) Foto: Bundeswehr/Dana Kazda Hauptfeldwebel Oliver Bender reist quer durch Deutschland und stellt in der Serie „MitOlli“ die Bundeswehr vor. Nicht immer klappt bei den Drehs alles auf Anhieb. Dann gibt es einen zweiten Versuch und einen dritten und vierten, um die Szene mit der Kamera festzuhalten. Dieses Video zeigt, was sonst fest unter Verschluss bleibt. Viel Spaß bei den Outtakes in dieser und den kommenden Folgen. Das neue Weißbuch liegt vor. Es ist das wichtigste sicherheitspolitische Grundlagendokument Deutschlands. Seite 3 Der QR-Code führt direkt zum Video der Woche. Weitere Beiträge unter www.youtube.com/bundeswehr. [email protected] 2 aktuell INTERN 18. Juli 2016 Foto: Getty Images/AFP/Boris Horvat BILD DER WOCHE Gedenken am Tatort: Ein Polizist steht Wache an der Promenade des Anglais in der südfranzösischen Stadt Nizza – jenem Ort, an dem am vergangenen Donnerstag ein Attentäter mit einem Lastwagen in eine Menschenmenge fuhr und Dutzende Passanten um ihr Leben brachte. IMPRESSUM Herausgeber und verantwortlich für den Inhalt: Bundesministerium der Verteidigung Presse- und Informationsstab Stauffenbergstraße 18, 10785 Berlin Redaktionsanschrift: Redaktion der Bundeswehr Bundeswehr aktuell Reinhardtstraße 52, 10117 Berlin Telefon: (0 30) 886 228 - App. Fax: (0 30) 886 228 - 20 65, BwFw 88 41 E-Mail: [email protected] Leitender Redakteur: ( -2420): Vivien-Marie Bettex (vmd) Vertreter: ( -2421) Hauptmann Patricia Franke (pfr) Produktionsunterstützung: (-2422) Hauptfeldwebel André Sterling (ste) Obergefreiter Daniel Wieland Elisa Sollich Politik: Jörg Fleischer (jf, -2830) Streitkräfte/Einsatz: Major Anika Wenzel (akw, - 2861), Oberstleutnant Peter Mielewczyk (pm, - 2820), Major Katharina Zollondz (kzo), Kapitänleutnant Victoria Kietzmann (kie) Zoom/Sport: Björn Lenz (ble - 2840), Regierungsamtmann Stefan Rentzsch (sr), Gabriele Vietze (vie) Personal/Soziales/Vermischtes: Christiane Tiemann (tie -2850) Hauptmann Philipp Ahlers (pah) Mediendesign: Daniela Hebbel ( - 2650), Oberleutnant Sebastian Nothing, Daniela Prochaska, Eva Pfaender aktuell als E-Paper und als PDF: Auf www.bundeswehr.de abrufbar Satz: Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr, DL I 4 Zentraldruckerei BAIUDBw Intranet: http://zentraldruckerei.iud Druck: Westdeutsche Verlags- und Druckerei GmbH Kurhessenstr. 4-6, 64546 Mörfelden-Walldorf Erscheinungsweise: Wöchentlich montags Auflage: 45 000 Exemplare Verteilung innerhalb der Bundeswehr: SKA GrpRegMgmtBw/ Mediendisposition Kommerner Straße 188 53879 EUSKIRCHEN DEUTSCHLAND E-Mail: SKAMediendisposition@ bundeswehr.org ISSN: 1618-9086 Für unverlangt eingesandte Manuskripte, Filme, Fotos und Zeichnungen wird keine Gewähr übernommen. Namensbeiträge geben die Meinung des Verfassers wieder. Sie entsprechen nicht unbedingt der Auffassung der Redaktion oder des BMVg. Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion. Leserbriefe per E-Mail werden nur mit wirklichem Namen und Adresse berücksichtigt, außerdem behält sich die Redaktion das Recht auf Kürzung vor. ZITAT EDITORIAL „Wir (...) sind vereint in der Fassungslosigkeit über den massenmörderischen Anschlag in Nizza.“ Das „Weißbuch 2016“ ist ein integratives Werk: Experten aus Politik, Diplomatie, Bundeswehr und Bürgerschaft haben mitgewirkt. Erstmals hat ein Regierungskabinett ein Weißbuch formal als gemeinsames Leitdokument beschlossen – und nicht nur billigend „zur Kenntnis“ genommen.Integration und Vernetzung statt Alleingänge: Das sind die Grundlinien. Deutschland übernimmt mehr sicherheitspolitische Verantwortung – das erfordert die Krisenlage. Doch deutsche Aktionen bleiben integriert in die Bündnisse von NATO und EU, künftig auch häufiger in „Ad-hoc-Allianzen“ wie gegen den „Islamischen Staat“. Angestrebt sind konkrete Schritte hin zu einer Europäischen Sicherheits- und Verteidigungsunion. Die Verteidigungsministerin will mit einigen europäischen Kollegen unter anderem ein zivil-militärisches EU-Hauptquartier aufbauen, um bei Krisen rascher helfen zu können. Die weltweit gefragte Bundeswehr soll sich auch nach innen konsequenter auf Integration ausrichten. Der Anteil an Frauen und Soldaten mit Migrationshintergrund steigt kontinuierlich. Die „Öffnung der Bundeswehr für Bürgerinnen und Bürger der EU“ Bundeskanzlerin Angela Merkel. KALENDERBLATT Vor 40 Jahren: Am 20. Juli 1976 gelingt mit der amerikanischen Sonde Viking 1 nach knapp einjähriger Flugzeit erstmals die weiche Landung auf dem Mars. Weniger als einen Monat später erreicht die Viking 2 ebenfalls den roten Planeten. Mithilfe der unbemannten Forschungskapseln können Analysen der Atmosphäre und der Oberfläche durchgeführt werden. Vor 65 Jahren: Am 20. Juli 1951 wird der jordanische König Abdullah bin Al-Hussein von einem palästinensischen Attentäter erschossen. Abdullah gilt als Begründer des modernen Jordanien. Vor 105 Jahren: Am 24. Juli 1911 entdeckt der Forscher Hiram Bingham die vollständig erhaltene Festungsstadt der Inkas, den Ureinwohnern in den südamerikanischen Anden: Maccu Picchu. Die Siedlung, die zu ihrer Blütezeit bis zu 10 000 Einwohner zählte, ist 500 Kilometer von Perus Hauptstadt Lima entfernt. Seit 1983 zählt Maccu Picchu zum Weltkulturerbe. Vor 150 Jahren: Am 23. Juli 1866 beginnt Oliver Fisher Winchester im US-amerikanischen Connecticut, mit der Serienherstellung der Winchester-Gewehre. Das Unterhebelrepetiergewehr setzt sich in kurzer Zeit neben dem Colt-Revolver auf dem Markt durch. Vor 185 Jahren: Am 21. Juli 1831 legt Leopold I. den Eid auf die belgische Verfassung ab. Damit wird er der erste König der Belgier. Dieses Datum ist seither der belgische Nationalfeiertag. (eb) könnte ein „weitreichendes Integrations- und Regenerationspotential“ erschließen, heißt es im Weißbuch. Ein politischer Denkanstoß. Andere EU-Nationen machen mit der Integration von Soldaten aus Partnerstaaten gute Erfahrungen. Die wachsende Bedrohung durch Terror wirft die Frage auf, inwieweit die Bundeswehr bei der Terrorabwehr ähnlich den Anschlägen in Frankreich von der Polizei zur Unterstützung angefordert werden dürfte. Das Weißbuch stellt fest, dass das in engen Grenzen erlaubt wäre. Noch in diesem Herbst soll unter Federführung der Polizei gemeinsam geübt werden. Sicherheit geht nur mit Integration. Das ist die Quintessenz des Weißbuchs. Andrea Zückert. Chefredakteurin Redaktion der Bundeswehr 18. Juli 2016 MINISTERIUM / HINTERGRUND Der Richtungsweiser Die Bundesregierung hat das neue Weißbuch veröffentlicht. Von Daniel Kirch und Jörg Fleischer Berlin. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen hat am vergangenen Mittwoch in Berlin das Weißbuch 2016 der Bundesregierung vorgestellt. Zuvor hatte das Bundeskabinett das oberste Grundlagendokument zur Sicherheitspolitik und zur Zukunft der Bundeswehr beschlossen. Die Bundesregierung gehe mit dem Weißbuch neue Wege. Von der Leyen betonte, das Weißbuch sei erstmals und von Beginn an in einem breiten, transparenten und offenen Prozess entstanden – im Konsens aller Ministerien der Bundesregierung. An diesem Prozess, in den auch regelmäßig das Parlament mit einbezogen wurde, hätten sich von Beginn an über eineinhalb Jahre hinweg insgesamt rund 6500 Teilnehmer und 150 Experten in Workshops und Diskussionsrunden beteiligt. Auch die internationalen Partner Deutschlands seien involviert worden. Das vorherige Weißbuch war im Jahr 2006 veröffentlicht worden. „Seit dieser Zeit hat sich die Sicherheitslage deutlich verändert“, sagte von der Leyen. Das sicherheitspolitische Umfeld sei seither durch eine „nie gekannte Dichte und Parallelität der Krisen“ geprägt. Dieser veränderten Lage trage das neue Weißbuch Rechnung. Als Beispiele für die veränderte Situation seit 2006 nannte die Ministerin das Aufkommen des sogenannten „Islamischen Staates“ (IS), neue Gefährdungen aus dem Cyber-Raum, die Flüchtlingskrise sowie Pandemien wie Ebola. Einsatz für die Weltordnung Auch die Rolle Deutschlands habe sich seit 2006 verändert. „Deutschland ist bereit, mehr Verantwortung zu übernehmen und auch zu führen“, bekräftigte die Ministerin. Das sei auch die Erwartungshaltung der Alliierten und Partner Deutschlands. „Wir machen uns nicht größer, als wir sind, aber wir machen uns auch nicht kleiner, als wir sind.“ Deutschland kenne sein Maß. Diese Position finde sich im neuen Weißbuch deutlich wieder. Deutschland sei als offene Gesellschaft auf globale Vernetzung und auf den Zugang zu internationalen Märkten angewiesen. Die Bundesregierung setze sich dafür ein, dass die regelbasierte internationale Weltordnung eingehalten werde. In diesem Zusammenhang hob von der Leyen die Zusammenarbeit in den Vereinten Nationen, der NATO und der EU hervor. Die Sicherheitsvorsorge sei – wie zum Beispiel Gefährdungen aus dem Cyber-Raum zeigten – stärker als früher eine gesamtstaatliche Aufgabe, die nicht an Ressortgrenzen haltmache. Deutschland setze sich auch für den ungehinderten Zugang zu freien Informations-, Kommunikations- und Handelswegen ein. Die Krisenprävention müsse gestärkt werden, etwa durch Ertüchtigung wie im Nordirak, wo Deutschland mit entwicklungspolitischen, diplomatischen und militärischen Mitteln unterstütze. Strategiefähigkeit verbessern Dazu müsse Deutschland seine Strategiefähigkeit verbessern, ein wichtiger Aspekt im Weißbuch. Die Bundesregierung müsse den vernetzten Ansatz konsequent weiterentwickeln und in der Umsetzung optimieren. Der Bundessicherheitsrat werde hierfür in seiner Rolle als „Impulsgeber“ gestärkt. Als Fernziel der Bundesregierung bezeichnete von der Leyen eine Europäische Sicherheitsund Verteidigungsunion. Ihr könnte sich schrittweise unter anderem unter dem Dach der Ständig Strukturierten Zusammenarbeit angenähert werden, um EU-Mitgliedstaaten zu ermöglichen, auf dem Gebiet der Sicherheitsund Verteidigungspolitik „verlässlich, konsequent und auf Dauer“ zusammenzuarbeiten. Konkret schlug sie vor, ein zivil-militärisches EU-Hauptquartier zu errichten und ein europäisches verlegbares Krankenhaus vorzuhalten. Im neuen Weißbuch sei klar festgehalten: Für die Bundeswehr habe die Landes- und Bündnisverteidigung die gleiche Bedeutung wie das Krisenmanagement, sagte die Ministerin. Um ihren Aufgaben gerecht zu werden, benötige sie eine angemessene Ressourcen-Ausstattung. Die Trendwende beim Personal sei bereits eingeleitet, sagte von der Leyen: „Wir haben die starren Obergrenzen abgeschafft. Wir wollen einen atmenden Personalkörper.“ Ebenso hob sie die Trendwende beim Material hervor. Die Bundeswehr müsse auch finanziell so ausgestattet werden, dass sie ihre vielfältigen Aufgaben ausüben könne. Ausrichtung auf Multinationalität Bei der Zusammenarbeit mit internationalen Partnern müsse die Bundeswehr stärker auf Multinationalität und Integration ausgerichtet werden. Auch nach innen werde sie sich vielfältiger aufstellen – unter anderem mit mehr Frauen, Bürgern mit Migrationshintergrund und Menschen mit Behinderung sowie Menschen mit unterschiedlicher sexueller Orientierung. Verteidigungsministerin von der Leyen lobte, die Bundeswehr habe in den vergangenen Jahren „einen gewaltigen Leistungsvorschuss“ erbracht. „Die Truppe braucht jetzt Verlässlichkeit.“ Bundeswehr-Einsatz im Innern Im Rahmen des Weißbuch-Prozesses sei eine Debatte über den BundeswehrEinsatz im Innern in Gang gekommen. Diese Diskussion habe vieles geklärt, sagte von der Leyen. „Der Einsatz der Bundeswehr bei terroristischen Großlagen ist innerhalb des verfassungsrechtlichen Rahmens möglich.“ Entscheidend sei, so die Ministerin, „dass wir jetzt in der Lage sind, so etwas in Deutschland zu üben“. Die Ministerin betonte: Das Erscheinen des Weißbuches sei nicht das Ende der Diskussion, sondern erst der Anfang. Mehr Informationen zum neuen Weißbuch und das Dokument sowie eine Begleitbroschüre zum Download gibt es im Internet auf www.weissbuch.de. Stichwort Weißbuch Das Weißbuch zur Sicherheitspolitik und zur Zukunft der Bundeswehr ist das oberste sicherheitspolitische Grundlagendokument Deutschlands. Es nimmt eine strategische Standort- und Kursbestimmung für die Sicherheitspolitik der Bundesrepublik Deutschland vor. Damit ist das Weißbuch der wesentliche Leitfaden für die sicherheitspolitischen Entscheidungen und Handlungen des Landes. Es schafft einen konzeptionellen und inhaltlichen Rahmen und bietet Anknüpfungspunkte für weitere gesamtstaatliche und ressortspezi fische Strategien. In einem Tagesbefehl der Verteidigungsministerin heißt es: „Das Weißbuch 2016 gibt notwendige Antworten auf das tiefgreifend veränderte sicherheitspolitische Umfeld. Es ist gleichzeitig Ausdruck des gewandelten Selbstverständnisses und Gestaltungswillens Deutschlands (...). Es ist ein nationales Dokument mit internationalem Anspruch. Als Folge unserer gestiegenen Bereitschaft zur Übernahme von sicherheitspolitischer Verantwortung in einem komplexen, dynamischen und volatilen Umfeld werden die Anforderungen an die Bundeswehr in den kommenden Jahren weiter steigen. aktuell 3 4 aktuell POLITIK / HINTERGRUND 18. Juli 2016 May benennt Johnson zum Außenminister London. Die neue britische Premierministerin Theresa May will ihrem Land nach dem EUAustritt eine „kühne, neue, positive Rolle“ verschaffen. „Nach dem Referendum steht uns eine Zeit großen nationalen Wandels bevor“, sagte May am vergangenen Mittwoch kurz nach ihrer Ernennung zur britischen Premierministerin. May hatte ihren Amtsvorgänger David Cameron nach dem Brexit-Referendum der Briten abgelöst. Sie bestimmte den Brexit-Wortführer Boris Johnson für das Amt des Außenministers. Johnson versicherte nach seiner Ernennung zum Außenminister, dass Großbritannien auch nach dem EU-Austritt Teil Europas bleiben werde. (eb) Kerry: Enger mit Moskau kooperieren Moskau. US-Außenminister John Kerry hat sich bei einem Treffen mit Russlands Präsident Wladimir Putin für eine engere Zusammenarbeit beider Länder im Syrien-Konflikt eingesetzt. Er hoffe auf einen „echten Fortschritt“, sagte Kerry am vergangenen Donnerstag in Moskau. Die USA und Russland könnten gemeinsam viel bewegen, nicht nur in Syrien, sondern auch im Ukraine-Konflikt. Putin ergänzte, dass die USA und Russland bei der Beilegung von Konflikten bereits „gemeinsame Anstrengungen“ unternähmen. Sein jüngstes Telefonat mit US-Präsident Barack Obama habe ihn überzeugt, dass sich beide Seiten nicht nur um eine Zusammenarbeit, sondern auch um „wichtige Ergebnisse“ bemühten. (eb) Foto: picture alliance/dpa/Phillip Dhil Foto: Bundeswehr/EvakOP SSD Sankt Petersburg. Das deutsch-russische Diskussionsforum Petersburger Dialog hat am vergangenen Donnerstag und Freitag erstmals seit 2012 wieder in Russland getagt. Mehr als 250 hochrangige deutsche und russische Teilnehmer aus Kultur, Wissenschaft, Politik, Religion und Wirtschaft kamen zu dem 15. Treffen zusammen, das in Sankt Petersburg stattfand. Der Petersburger Dialog soll die Verständigung und den Dialog zwischen den Zivilgesellschaften beider Länder fördern. „Unser Ziel bleibt die Verbesserung unserer Beziehungen“, sagte der Co-Vorsitzende des Forums, Roland Pofalla. „Um Differenzen auszuräumen, müssen wir im Gespräch bleiben, auch zu schwierigen Themen.“ (ao/yb) Foto: picture alliance/ZUMAPRESS/Xinhua Petersburger Dialog wieder in Russland Beunruhigende Lage: Nach heftigen Kämpfen zwischen den regulären Streitkräften (u.r.) und ehemaligen Rebellen im Südsudan, fliegt die Bundeswehr mit vier Transall-Flügen deutsche Staatsbürger aus (o.r.). Dabei bringt sie auch verletzte UN-Soldaten (l.) in Sicherheit. Zurück zum Bürgerkrieg? Südsudan: Bundeswehr bringt deutsche und ausländische Staatsbürger aus dem Land. Von Simon Klingert Berlin. Nach der Eskalation des Konflikts im Südsudan hat die Bundeswehr ausländische Staatsbürger aus dem ostafrikanischen Land ausgeflogen. Am vergangenen Mittwoch landeten drei Maschinen vom Typ C-160D Transall der Luftwaffe auf dem Flughafen in der Hauptstadt Dschuba, um die letzten verbliebenen Deutschen und Ausländer an Bord zu nehmen. Bei der diplomatischen Evakuierungsmission im Auftrag des Auswärtigen Amts wurden insgesamt 153 Personen ausgeflogen – unter ihnen auch 32 deutsche Staatsbürger. Als einer der letzten Passagiere stieg Johannes Lehne, der deutsche Botschafter im Südsudan, in die Transportmaschine. Die deutsche Botschaft im Land ist seither geschlossen. Die 15 deutschen Militärbeobachter bleiben jedoch weiterhin im Land. Sieben von ihnen sind in der Hauptstadt Dschuba eingesetzt. Gewaltausbruch zeichnet sich ab Am 8. Juli waren in Dschuba schwere Kämpfe zwischen den Sicherheitskräften von Präsident Salva Kiir und Vizepräsident Riek Machar ausgebrochen – nur einen Tag vor dem fünften Unabhängigkeitstag des Landes. Überraschend kam der Gewaltausbruch nicht. „Die Lage in der Stadt war in den letzten Wochen sehr angespannt. Mehrere mit Machar verbündete hochrangige Militärs wurden gezielt getötet. Die Stimmung an den Straßensperren war zunehmend aggressiv“, berichtet Anette Weber von der Stiftung für Wissenschaft und Politik. Die Ostafrika-Expertin war bis vor wenigen Tagen in Dschuba, erst kurz vor dem vorläufigen Höhepunkt der Kämpfe reiste sie ab. Auslöser für die Gewalt zwischen den dem Präsidenten treu ergebenen Soldaten der „Sudanese People’s Liberation Army“ (SPLA) und den bewaffneten Kräften der „Sudanese People‘s Liberation Army in Opposition“ (SPLA-IO) um Vizepräsident Machar war eine tödliche Auseinandersetzung an einem Kontrollposten in Dschuba. In Folge brachen auch in anderen Stadtvierteln Gefechte aus, bei denen auch Mörsergranaten und schwere Artillerie zum Einsatz kamen. „Geplant war die jüngste Eskalation wohl nicht. Beiden Seiten ist die Kontrolle über die eigenen Sicherheitskräfte zumindest in Teilen entglitten“, sagte Weber der Redaktion der Bundeswehr. Nach Angaben der Vereinten Nationen kamen bei den Gefechten bis zum vergangenen Montag 270 Menschen ums Leben, darunter 30 Zivilisten. Erste Schätzungen des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen (UNHCR) gehen von 36 000 Menschen aus, die vor den Kämpfen auf der Flucht sind. Abkommen bringt keinen Frieden Der Südsudan hatte sich am 9. Juli 2011 nach mehr als 20 Jahren Bürgerkrieg vom Sudan für unabhängig erklärt. Doch ein erbitterter Machtkampf zwischen Präsident Kiir und seinem Stellvertreter Machar mündete im Dezember 2013 in einen Bürgerkrieg, in dessen Verlauf zehntausende Menschen getötet und fast drei Millionen vertrieben wurden. Im vergangenen August schlossen die beiden Rivalen auf internationalen Druck hin ein Friedensabkommen, das eine Teilung der Macht vorsah. Ende April kehrte Machar aus dem Exil in Äthiopien zurück, um erneut das Amt des Vizepräsidenten in einer Übergangsregierung zu übernehmen. Doch befrieden konnte die Regierung das Land nicht. Zu uneins waren sich SPLA und SPLA-IO über die föderale Verwaltungsteilung, die Reform des Sicherheitssektors oder die neue Verfassung. In den ländlichen Regionen abseits der Hauptstadt kam es immer wieder zu begrenzten lokalen Aufständen, Grenzzwischenfällen und Stammesfehden. Rückfall in den Kriegszustand Als Grund für die jüngste Eskalation sieht Weber vor allem den mangelnden Friedenswillen beider Parteien und ihrer Anführer. „Niemand der Machthaber fühlt sich dem Friedensabkommen verpflichtet“, sagt Weber. Sie hat Machar kurz vor dem Ausbruch der Kämpfe in dessen Hauptquartier besucht. Der ehemalige Rebellenkommandeur habe sich unversöhnlich gegeben. Die Auseinandersetzungen haben sich auch in anderen Landesteilen intensiviert. Dabei spielen auch seit langem bestehende ethnische Spannungen eine Rolle. Über 60 verschiedene Ethnien leben im Südsudan. Präsident Kiir gehört der Bevölkerungsmehrheit der Dinka an, sein Rivale Machar dem Volk der Nuer. Häufig haben die Machthaber ethnische Konflikte für ihre Zwecke instrumentalisiert. Die derzeitige Lage ist keine Ausnahme. Weber zufolge mobilisiert Machar in der Unruheregion Equatoria nun die Bevölkerung, um in anderen Landesteilen gegen die Dinka zu kämpfen. Keine Entspannung der Lage in Sicht UN-Generalsekretär Ban Ki Moon forderte als Reaktion auf die neuen schweren Kämpfe ein Waffenembargo und Sanktionen gegen den Südsudan. Das sei ein richtiger Schritt, betont Weber. „Nur so kann die internationale Gemeinschaft Einfluss auf die Führung des Landes ausüben.“ Dennoch rechnet sie nicht mit einer Entspannung der Lage. Weder die ostafrikanische Regionalorganisation IGAD noch die UNMISS-Unterstützungsmission der Vereinten Nationen seien in der Lage, deeskalierend auf den Konflikt einzuwirken. Angesichts der ungeklärten Machtverhältnisse rechnet Weber mit einer zunehmende Fragmentierung der Bevölkerung entlang ethnischer Bruchlinien: „Ähnlich wie in Somalia wird sich die Macht der Kriegsfürsten vergrößern, die sich dann gegenseitig bekriegen.“ Sorge bereiten Weber auch die Nachbarstaaten. Sollte sich die Lage in der Region Equatoria und im Norden des Landes verschlechtern, sei es durchaus möglich, dass sich Uganda und der Sudan zu einer militärischen Intervention entschließen. Mit einem baldigen Frieden sei dann nicht zu rechnen. 18. Juli 2016 EINSATZ / BUNDESWEHR aktuell 5 Wenn es ernst wird Gao. Ein wesentlicher Aspekt für alle Soldaten im Einsatz ist eine funktionierende medizinische Versorgung. Insbesondere dann, wenn ein neuer Einsatz beginnt – wie Anfang des Jahres im Norden Malis. Als die ersten deutschen Soldaten für die UN-Mission MINUSMA ins Camp Castor zogen, musste ihre medizinische Versorgung von Beginn an funktionieren. Grundsätzlich gilt die Vorgabe, dass die sanitätsdienstliche Versorgung im Ergebnis die Versorgungsqualität in Deutschland erreichen soll. Das erfordert einen bestimmten Ablauf der Rettung und Versorgung von Verwundeten im Einsatz – die sogenannte Rettungskette. Der Soldat erhält vom Zeitpunkt der Verwundung im Einsatzgebiet bis zu einer Behandlung in Deutschland die notwendige sanitätsdienstliche Versorgung. Jeder Soldat: gefordert und ausgebildet Wird ein Soldat verwundet, sind zunächst seine Kameraden gefragt. Jeder Soldat muss Erste Hilfe leisten können, jeder muss in der Lage sein, lebensrettende Maßnahmen einzuleiten. Im Anschluss erfolgt die erste notfallmedizinische Ver- sorgung durch mobile deutsche Sanitätskräfte – die deutsche „Role 1“. Der Transport von Patienten vom Ort der Verwundung in eine medizinische Einrichtung wird stets durch medizinisches Fachpersonal begleitet. Dieser sogenannte „qualifizierte geschützte Verwundetentransport“ ist auf mehreren Wegen möglich. Verwundete können auf dem Landweg mit Hilfe eines Beweglichen Arzttrupps (BAT) in einem geschützten Fahrzeug transportiert werden oder auf dem Luftweg – derzeit durch niederländische Hubschrauber vom Typ CH 47 mit MedEvacAusstattung. Rettungskette mit vier Gliedern Die medizinische Versorgung innerhalb der Rettungskette wird in vier Ebenen – Role 1 bis 4 unterteilt. Beim MINUSMAEinsatz in Gao läuft die Versorgung Verwundeter wie folgt ab: Role 1: Eine Stunde nach der Verwundung muss eine notärztliche Versorgung durch einen Rettungsmediziner, durch einen Beweglichen Arzttrupp oder in einer Einrichtung der „Role 1“ erfolgen. Im Camp Castor befindet sich eine solche Einrichtung mit deutschem und niederländischem Fachpersonal. Role 2: Sollte eine notfallchirurgische Versorgung notwendig sein, wird der Verwundete innerhalb von zwei Stunden in die französische „Role 2“ im benachbarten französischen Camp gebracht, dort behandelt und für einen möglichen Transport nach Deutschland stabilisiert. Role 3/4: Die weiterführende medizinische Behandlung des Verwundeten erfolgt in Deutschland. Der Transport dorthin erfolgt in zwei Schritten. Im ersten Schritt steht der taktische Verwundetenlufttransport (TacAirMedEvac) zu einem geeigneten Flughafen an, entweder von Gao nach Bamako, oder künftig auch nach Niamey im Niger, wo ein Lufttransportstützpunkt eingerichtet werden soll. Dafür stehen eine deutsche Transall C-160 MedEvac oder eine entsprechende französische Maschine zur Verfügung. Außerdem können Flugzeuge ziviler Vertragspartner oder Maschinen der Vereinten Nationen genutzt werden. Vom internationalen Flughafen erfolgt dann im zweiten Schritt der strategische Verwundetenlufttransport (StratAirMedEvac) mit einem eigens dazu ausgestatteten Flugzeug nach Deutschland. In Deutschland wird der Patient dann in einem Bundeswehrkrankenhaus oder in einer zivilen Fachklinik weiter behandelt. Grafik: Bundeswehr/Daniela Hebbel Von Katharina Zollondz Foto: Bundeswehr/Thilo Pulpanek Überblick: Medizinische Versorgung von Verwundeten im Mali-Einsatz. Versorgung auf verschiedenen Ebenen: Die Rettungskette (u.). Teil davon: der Airbus A 310 in der Rolle StratAirMedEvac (o.). Antrag mit dem Megafon „Werra“ im Einsatz gegen Schleuser Catania. Ein alter Marinespruch besagt: Der härteste Job in der Marine sei der der Ehefrau. Sandra B., Navigationsoffizier des Tenders „Werra“, wird dies prüfen. Ihr Partner – zurzeit ebenfalls im Einsatz bei EUNAVFOR MED, jedoch auf einem anderen Schiff – hat auf See in der Straße von Sizilien um ihre Hand angehalten. Oberleutnant zur See Sandra B. steht in der sogenannten Brückennock des Tenders, dem Außenbereich der Brücke. Das Minenjagdboot „Datteln“ steht im Standby, um betankt zu werden. Was sie nicht weiß: Ihr Freund wird ihr gleich einen Heiratsantrag machen – per Megafon, von Schiff zu Schiff. Oberbootsmann Florian S. ist Schiffssicherungsmeister an Bord des Minenjagdbootes und hat sich in seine „Erste Geige“ geworfen, den schwarzblauen Dienstanzug. Das Minenjagdboot läuft Fotos: Bundeswehr/Bastian Fischborn (2) Während einer Versorgung im Mittelmeer wurde an die „Datteln“ nicht nur Kraftstoff übergeben. „Möchtest du meine Frau werden?“: Florian S. (r.) an Deck des Minenjagdbootes „Datteln“ (l.). zum Tanken an, der Schlauch geht über, 15 Tonnen Kraftstoff werden von der „Werra“ auf die „Datteln“ gepumpt. Nur ein paar Meter Abstand liegen jetzt zwischen den Schiffen. Auf dem Haupt- und dem Brückendeck werden die Transparente entrollt. „Hier im Mittelmeer haben wir uns kennengelernt! Hier im Mit- telmeer möchte ich Dich deshalb fragen, ob Du meine Frau werden möchtest“, schallt es aus dem Megafon. Der Ring für die Braut ist zu diesem Zeitpunkt längst an Bord der „Werra“. Die beiden Einheiten haben einen „Postbeutel“ ausgetauscht. Darin ein – wie es sich für den Schiffssicherungs- meister als „Heizer“ gehört – eigens gedrehter und improvisierter „Marineverlobungsring“. Auch ohne Brillanten gibt es von Sandra nur eine mögliche Antwort: „Na klar!“ Die beiden Schiffe sind in den kommenden Monaten gemeinsam im Einsatz – operieren jedoch meist getrennt voneinander. (eb) Catania. Die Besatzung des Tenders „Werra“ hat kürzlich drei Schleuser in einem Skiff (kleines, unbedachtes Festrumpfboot mit Außenbordmotoren) an Bord genommen. Das kleine Boot hatte ein mit 146 Menschen besetztes, seeuntaugliches Schlauchboot in libyschen Hoheitsgewässern begleitet. Die Verdächtigen verhielten sich kooperativ und wurden an Bord des Tenders gebracht, das Skiff wurde beschlagnahmt. In Catania wurden die drei Verdächtigen den italienischen Behörden übergeben. Der Tender hatte den Auftrag erhalten, etwa 60 Kilometer nordwestlich von Tripolis ein Skiff zu überprüfen, dessen Beteiligung an Schleuseraktivitäten beobachtet worden war. Dazu wurden Speedboote ausgesetzt und das Skiff durch das Boardingteam durchsucht. 6 aktuell BUNDESWEHR aktuell 7 Nach dem Gipfel Die Regierungschefs der NATO-Staaten fokussieren beim Gipfel der Allianz in Warschau auf Russland und beschließen konkrete Maßnahmen – auch die Stationierung von vier Bataillonen in Osteuropa. Warschau. Die Staats- und Regierungschefs der NATO-Staaten haben beim NATO-Gipfel in Warschau die Stationierung von insgesamt vier multinationalen Bataillonen in Osteuropa beschlossen. Jeweils einer der rotierenden Verbände soll in den drei baltischen Staaten und in Polen verstärkt präsent sein (Grafik unten). Deutschland, USA, Kanada und Großbritannien werden die Führung von je einem der Bataillone übernehmen. Die Bundeswehr soll das Bataillon in Litauen anführen. Die multinationalen Truppen sollten verdeutlichen, dass die NATO einen Angriff auf einen Alliierten als Angriff auf das gesamte Bündnis werten würde, erklärte NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg. Seinen Angaben zufolge soll die Verlegung der Soldaten Anfang nächsten Jahres starten. Die Staats- und Regierungschefs ergänzen damit die NATO-Strategie in Osteuropa um das Element der sogenannten „höheren Vorauspräsenz“ – eine Weiterentwicklung der Beschlüsse des NATO-Gipfels 2014 in Wales. NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg erklärte, die Allianz erhöhe mit diesem Schritt ihre Verteidigungs- und Abschreckungsfähigkeit. Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte im Vorfeld des Gipfels im Hinblick auf den weiter schwelenden Ukraine-Konflikt gesagt, dass Russland die NATO-Partner in Osteuropa durch sein Handeln zutiefst verstört habe. Es gehe nun um die Rückversicherung der NATO-Partner in der Region. Vor diesem Hintergrund ist nach Einschätzung der NATO auch eine Überarbeitung der Übungsplanung nötig. Merkel betonte außerdem das Ziel, in Zukunft zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) für Verteidigung aufzuwenden, die Trendwende zu einem schrittweisen Anstieg der Verteidigungsausgaben in den nächsten Jahren sei durch Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen eingeleitet worden. NATO-Generalsekretär Stoltenberg verlieh in Warschau aber auch der Hoffnung auf mehr Dialog mit Russland Ausdruck. Moskau hatte zuvor die Einladung zu neuen Gesprächen im NATO-Russland-Rat angenommen (siehe Kasten rechts). Wenn dieser Dialog auf Dauer die Qualität einer „Allwettertauglichkeit“ bekomme, sei das gut, so der Generalsekretär. Er bekräftigte: „Die NATO sucht keine Konfrontation. Wir wollen keinen Kalten Krieg.“ Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen hatte im Vorfeld des Gipfels die Doppelstrategie des Bündnisses aus Abschreckung und Dialog gegenüber Russland bekräftigt. Diese müsse „ganz konsequent und ruhig und nüchtern“ aufrechterhalten werden. „Wichtig ist, dass die NATO sich so stark aufstellt, dass klar ist, dass niemand sich einen Vorteil davon versprechen kann, dieses Militärbündnis anzugreifen“, betonte von der Leyen. Kurz vor Beginn des Gipfels bekundeten Vertreter der Europäischen Union und der Allianz den Willen zu einer intensiveren Zusammenarbeit. „Eine stärkere NATO und eine stärkere EU verstärken sich gegenseitig. Gemeinsam können sie besser für Sicherheit in Europa und darüber hinaus sorgen“, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung von NATO-Generalsekretär Stoltenberg, EU-Ratspräsident Donald Tusk und EU-Kommissionspräsident JeanClaude Juncker. Grundgedanke der mit den EU- und NATO-Staaten abgestimmten Erklärung ist, dass sich Allianz und EU keine Konkurrenz machen, sondern sich gegenseitig ergänzen. So etwa im gemeinsamen Kampf gegen hybride Bedrohungen, bei der Abwehr von Cyber-Attacken sowie bei der Operation Sophia. Darüber hinaus wird aus der Operation Active Endeavour im Mittelmeer die Operation Sea Guardian. Die Staats- und Regierungschefs haben die Operation nach Artikel 5 des NATO -Vertrages in eine maritime Sicherheitsoperation im Mittelmeer gewandelt. Die Tür für eine engere Zusammenarbeit mit der EU im Kampf gegen Menschenschleusung und Waffenschmuggel ist geöffnet. Die Bundesregierung fasst die Ergebnisse des NATOGipfels in Warschau in einer Mitteilung wie folgt zusammen: higkeit auf der einen Seite, Dialog mit Russland auf der anderen Seite. Transparenz, Dialog, aber auch Abschreckung Der NATO-Gipfel hat sich in Warschau einer noch nie dagewesenen Bandbreite an sicherheitspolitischen Herausforderungen gestellt. Dazu zählen das russische Vorgehen insbesondere in der Ukraine, die Instabilität im Nahen Osten und in Nordafrika, der internationale Terrorismus und das weitere Engagement in Afghanistan. Das Bündnis hat hierauf entschiedene, aber auch maßvolle Antworten gegeben. Krisenherde im Nahen Osten und Nordafrika Die NATO reagiert auf die Folgen des syrischen Bürgerkrieges, die schwierigen internen Situationen im Irak und in Libyen sowie die Ausbreitung der Terrormiliz „IS“. Wichtig sind der jeweils begleitende politische Prozess in den Ländern und die Bekämpfung der Fluchtursachen. Das Bündnis zeigt sich entschlossen, die gefährliche und schwierige Nachbarschaft Europas zu stabilisieren (...). Die NATO hat in Warschau die Unterstützung im Kampf gegen die Terrormiliz „IS“ durch die Nutzung von Aufklärungsergebnissen der AWACS-Flotte sowie eine Verstärkung des Engagements der NATO im Mittelmeer beschlossen. Stationierung im Baltikum und in Polen Am ersten Gipfeltag wurde festgelegt, die Präsenz der NATO im Osten zu verstärken. Künftig wird die NATO vier Bataillone bei ihren östlichen Alliierten stationieren, im Baltikum und in Polen (...). Der Warschauer Gipfel hat den Ansatz der Bundesregierung betont: Abschreckung und Verteidigungsfä- Die Allianz steht zu Afghanistan Die Bündnispartner einigten sich beim Gipfel auf die Finanzierung der afghanischen Sicherheitskräfte bis 2020. Dies ist wichtig, um die afghanischen Streitkräfte weiter zu befähigen, Sicherheitsverantwortung zu übernehmen. Die derzeitige Mission Resolute Support wird auch über 2016 hinaus weitergeführt. Kampf gegen Cyberaktivitäten Beim (...) Kampf gegen kriminelle Cyberaktivitäten wird es zukünftig eine eigene Abteilung geben, die sich neben den Streitkräften auch mit dem Schutz des Internets, der Datensysteme und der gesamten Infrastruktur beschäftigt. In Warschau: NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg (M.) und der ukrainische Präsident Petro Poroshenko (l.). Foto: NATO/ WO C. Artigues Von Jörg Fleischer Unmittelbar vor dem Gipfel: Die multinationale NATO-Übung BALTOPS im Baltikum. Ende der Eiszeit? Grafik: Bundeswehr/Daniela Hebbel „Because of the decisions we are taking here in Warsaw, as set out in detail in our communique, NATO will be stronger in defence and deterrence, and do more to project stability beyond our borders (...). We are now taking further steps to strengthen our deterrence and defence against threats from any direction. Building on the Readiness Action Plan adopted in Wales, we will enhance the presence of our forces in the Eastern part of the Alliance. We are bolstering our defences and resilience against cyber attacks and hybrid threats. And we are stepping up our defence against ballistic missile attacks from outside the Euro-Atlantic area.“ Gipfel im Stadion: Die Teilnehmer des Gipfels bei der Luftparade vor dem Nationalen Stadion in Warschau. Foto: U.S Army photo by Staff SgtJennifer Bunnafe Die Staats- und Regierungschefs der NATO-Staaten erklärten in der „Warszaw Declaration of Transatlantic Security“: Militärflugzeuge regelmäßig dem eigenen Hoheitsgebiet mit ausgeschalteten Transpondern nähern, was die anfliegenden Maschinen spät erkennbar und schwer identifizierbar macht. Russland hatte jüngst eine Transponder-Pflicht für alle Militärflugzeuge über der Ostsee vorgeschlagen. Die NATO bat Moskau bei dem Treffen Stoltenberg zufolge nun um mehr Details zur Umsetzung des Vorschlags. Der Osteuropa-Experte Stefan Meister von der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik warnt vor zu viel Optimismus: „Wichtig für das Verhältnis zwischen der NATO und Russland wäre, die roten Linien zu klären, Frühwarnsysteme zu aktivieren und klare Regeln für Kommunikation und Verhalten zu haben“. Meister glaubt, dass das Verhältnis trotz des jüngsten Treffens angespannt bleiben wird: „Der NATO-Gipfel wurde in Moskau vor allem im Kontext der militärischen Entscheidungen diskutiert und nicht im Rahmen von Dialogmöglichkeiten“. Der Gipfel und seine Ergebnisse würden als Rechtfertigung für weitere Aufrüstung und strategische Umorientierung genutzt, so Meister. „Am Ende hat Moskau ein Interesse daran, die NATO weiterhin als Feindbild zu betrachten. Das wird sich auf absehbare Zeit nicht ändern“. Der Nato-Russland-Rat wurde gut ein Jahrzehnt nach dem Ende des Kalten Krieges im Jahr 2002 ins Leben gerufen. Ziel war die Abstimmung gemeinsamer Vorhaben und die gegenseitige Information, um das Risiko militärischer Zwischenfälle zu verringern. Der NATO-Russland-Rat kann auf allen politischen Ebenen tagen – von den Nato-Botschaftern über die Verteidigungs- und Außenminister bis hin zu den Staats- und Regierungschefs. (kli) Fokus Baltikum: US-Soldaten im Februar bei der Operation Atlantic Resolve in Polen. Fotos: NATO (3) Die NATO stationiert vier multinationalen Bataillone in Osteuropa. Jeweils einer der rotierenden Verbände soll in den drei baltischen Staaten und in Polen verstärkt präsent sein. Deutschland, USA, Kanada und Großbritannien werden die Führung von je einem der Bataillone übernehmen. Die Bundeswehr soll das Bataillon in Litauen anführen. Erstmals nach den Beschlüssen des NATO-Gipfels zur Truppenverstärkung in Osteuropa hat die Allianz wieder Gespräche mit Russland geführt. Am vergangenen Mittwoch kamen die Botschafter beider Seiten in Brüssel im NATO-Russland-Rat zusammen. Auf der Tagesordnung: Der Konflikt in der Ukraine, die Lage in Afghanistan und die Sicherheit im Luftraum über der Ostsee. „Wir hatten eine offene und freimütige Diskussion“, sagte NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg nach dem Treffen. „Die Atmosphäre des Treffens war gut, aber wir waren uns nicht einig.“ Stoltenberg stellte „anhaltende Meinungsverschiedenheiten“ zum Ukraine-Konflikt fest. Diskutiert wurde auch, wie die Kommunikation zwischen den Militärs beider Seiten wieder verbessert werden kann. Wegen der russischen Annexion der Krim und der Unterstützung der Separatisten im Osten der Ukraine waren die Gespräche im NATO-Russland-Rat fast zwei Jahre ausgesetzt worden. Im vergangenen April war der Rat erstmalig wieder zusammengetreten. Beobachter werteten das Wiederbeleben des Gremiums nach Jahren der Funkstille als Hoffnungszeichen für eine Entspannung der Beziehungen zu Russland. Stoltenberg begrüßte den Vorschlag Moskaus zur Verbesserung der Sicherheit im Luftraum des Ostseegebiets. NATO-Staaten werfen Moskau vor, dass sich russische Allianz: Die Staats- und Regierungschefs der NATO-Staaten beim Gipfel in Warschau. 8 aktuell BUNDESWEHR 18. Juli 2016 Schwitzen – gleich fünffach Spitzensportler messen sich in Eckernförde im Maritimen Fünfkampf. Eckernförde. Die Sportför dergruppe der Bundeswehr in Eckernförde hat die „CISM Open European Cup Naval Pentathlon“ in der vergangenen Woche ausge richtet. Der Maritime Fünfkampf lief unter dem Motto „Friendship through Sport“. Am Wettkampf nahmen sieben Nationen mit ins gesamt 35 Athleten teil. Unter den Sportlern waren auch vier Frauen. Neben Teams aus Brasi lien, Dänemark, Finnland, Polen, Türkei und Schweden startete auch das deutsche Team mit fünf Spitzensportlern. Der Maritime Fünfkampf ist eine Militärsportart und besteht aus fünf Disziplinen, die ihren Ursprung in der militärischen Seefahrt haben. Die erste Dis ziplin ist der Hindernislauf, bei dem auf einer 300 Meter langen Strecke zehn verschie dene Hindernisse überwunden werden müssen. Beim Lebens rettungsschwimmen schwim men die Wettkämpfer zunächst Bundeswehrtagung auch 2016 in Berlin 50 Meter in Arbeitskleidung, ziehen dann die Kleidung aus und müssen aus fünf Metern Tiefe eine Puppe bergen. Die muss dann noch schwimmend 25 weitere Meter transportiert werden. Beim Seemannschafts wettbewerb kommt es auf die seemännischen Fähigkeiten an. Erst erklimmen die Sportler einen zehn Meter hohen Mast mit dem sogenannten Bootsmannstuhl. Anschließend müssen sie ein Tau aus dem Wasser ziehen und eine Wurfleine präzise weit werfen. Danach geht es mit dem Ruder boot durch einen Parcours aus Bojen, an denen Aufgaben gelöst werden müssen. Fotos: Bundeswehr/Björn Wilke (5) Von Pascal Preuss Fotos Björn Wilke Mit Kraft, Ausdauer und Konzentration ans Ziel An Land, im Wasser und in der Luft: Mit dem Bootsmannstuhl (o.l.) geht es hoch hinaus – genau wie am Seil im Parcours des Hindernislaufs (o.r.). Hindernisse werden im Wasser (u.l.) und am Land (u.r.) überwunden. Beim Seemannschaftswettbewerb wird unter anderem ein Tau aus dem Wasser gezogen (M.r.). Die vierte Disziplin ist das Hindernisschwimmen. Bei die ser Übung legen die maritimen Fünfkämpfer insgesamt eine Strecke von 125 Metern zurück. Sie transportieren 25 Meter ein Kunststoffgewehr, müssen ein Hindernis jeweils einmal unter tauchen und einmal überwinden. Abschließend müssen sie eine Schlauchschelle unter Wasser lösen. Bei der letzten Disziplin, dem amphibischen Geländelauf, werden insgesamt 2600 Meter zurückgelegt. Dabei absolvieren die Sportler verschiedene Aufga ben wie Schießen, Paddeln und Zielwerfen mit Granatattrappen. An drei Wettkampftagen mes sen sich die maritimen Fünf kämpfer in Eckernförde. Der Trainer des deutschen Teams, Hauptbootsmann Matthias Wese mann, war früher selbst Athlet und gilt als einer der erfolgreichs ten deutschen Sportler in dieser Disziplin. Der fünfmalige Welt meister beschreibt die Mann schaft als das „sportliche Aus hängeschild der Marine“ und hofft beim Wettkampf auf gute Ergebnisse seiner Schützlinge. Baltischer Luftraum wird überwacht Berlin. Die Bundeswehrta gung 2016 findet am 17. und 18. Oktober in Berlin statt. Auf Einladung von Verteidigungs ministerin Ursula von der Leyen kommt das höhere Führungsper sonal der Bundeswehr für zwei Tage in der Hauptstadt zusam men, um über aktuelle Entwick lungen zu beraten. Die Tagung findet alle zwei Jahre statt. In diesem Jahr wird sie unter dem Motto „Trend wende Bundeswehr“ veranstal tet. Im Mittelpunkt stehen somit die durch die Verteidigungsmi nisterin eingeleiteten Maßnah men des Personalaufwuchses, die Verbesserung der Ausrüs tung und die dafür notwendige bessere Finanzierung. Die Bun deswehrtagung 2016 wird in diesem Jahr in „Bolles Fest sälen“ veranstaltet. Zur Über nachtung ist das Hotel Abion vorgesehen. (rb) Schöneweide. 24 Stunden täglich, 365 Tage im Jahr den Luftraum über der Bundesrepu blik überwachen und sichern: Der Einsatzführungsdienst der Luft waffe leistet einen wesentlichen Beitrag zum Schutz Deutsch lands. Nun übernimmt er diesen Auftrag auch im Ausland. Der Einsatzführungsbereich 3 soll für mehrere Monate von Lettland aus den Luftraum überwachen. Die Luftwaffe besitzt ein Deployable Control and Report ing Centre (DCRC), ein verlege fähiger Gefechtsstand, der welt weit aufgebaut werden kann, um von dort aus den Luftraum zu überwachen. So können Schwer punkte gebildet oder Lücken in der Radarabdeckung geschlos sen werden. Im Rahmen von „Persistent Presence“ wird die ses DCRC nun für drei Monate im lettischen Lielvārde stationiert. Sobald es vor Ort einsatzbereit ist, beginnt es mit der Arbeit. Sämtliche Objekte im baltischen Luftraum werden mit Hilfe von Radargeräten erfasst, identifiziert und verfolgt. Derzeit wird das DCRC in Lielvārde aufgebaut. Fotos: Bundeswehr/Johannes Heyn (2) Die Luftwaffe ist mit einem verlegefähigen Gefechtsstand bei Persistent Presence in Lettland. 24/7: Die Arbeit im Gefechtsstand (l.) erfolgt rund um die Uhr – weltweit in verlegefähigen Modulen (r.). Bereits Ende Juni wurden insge samt 75 Container per Zug nach Travemünde gebracht. Ein wei terer Teil wurde auf 22 LKW mit Anhängern transportiert. Von dort aus ging es per Schiff weiter in die lettische Hafenstadt Liepāja. Die letzte Strecke bis nach Liel vārde wurde schließlich wieder auf dem Landweg zurückgelegt. Das DCRC ist modular auf gebaut und besteht aus bis zu 21 Containern, je nach Anforde rungen und Gegebenheiten des Einsatzes. Ein Container wiegt etwa acht Tonnen. Das Beson dere am DCRC ist die Verlege fähigkeit. Innerhalb von ein bis zwei Wochen kann es in Schöne walde abgebaut werden und über Land mit Zug oder LKW, auf dem Seeweg oder mit dem Flugzeug transportiert und am Einsatz ort innerhalb von zwei Wochen aufgebaut werden. Es wird nur eine etwa 40 mal 60 Meter große, ebene Fläche benötigt. Sobald alles steht und die Container gekoppelt sind, also zwei Con tainer zu einem Großen zusam mengebaut wurden, wird sämt liches Equipment verteilt und angeschlossen. Eigene Funkan tennen und diverse Versorgungs einrichtungen werden ebenfalls aufgebaut. Nach einem Funkti onstest ist das DCRC dann für mehrere Wochen autark einsatz bereit. Dank eigener Generatoren operiert es in dieser Zeit selbst ständig. Die Soldaten arbeiten im Schichtbetrieb. In drei Schich ten, die jeweils aus etwa 25 bis 30 Soldaten bestehen, wird der 24Stundenbetrieb ermöglicht. Bis September wird das DCRC nun vom lettischen Lielvārde aus seinen Dienst unter NATO Kommando leisten. (spr) Der Videobeitrag zum Thema „Gefechtsstand DCRC“ ist auf dem YoutubeKanal der Bundes wehr zu sehen. Der QRCode führt direkt zum Beitrag. Weitere Beiträge unter www.youtube.com/ bundeswehr. 18. Juli 2016 ZOOM aktuell 9 Fregatte im Testlauf Die neue „Baden-Württemberg-Klasse“ (F 125) markiert den Beginn einer neuen Generation bei der deutschen Marine – aktuell hat die Erprobung auf See begleitet. Von Gabriele Vietze Probefahrt unter Kommando eines zivilen Kapitäns Die „Baden-Württemberg“ hat gerade den zweiten Teil der Werftprobefahrt abgeschlossen. Tegeder gehört zur Einfahrbesatzung Alpha. Die Werfterprobungsfahrt dient ihr zur Ausbildung. Dabei wird das Schiff geprüft, bevor es der Bundeswehr, konkret dem Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung (BAAINBw), übergeben wird. Erst beim sogenannten großen Flaggenwechsel geht das Schiff aus dem Verantwortungsbereich des BAAINBw zur Nutzung an die Marine. 500 Räume unter Deck Die F 125, die rund 700 Millionen Euro gekostet hat, ist ein kompakter Stahlkoloss mit mehr als 500 Räumen unter Deck, alle ohne Bullaugen. Wartungsarme Technologie ermöglicht den weltweiten Einsatz mit einer Dauer von bis zu zwei Jahren. Die Wechselbesatzungen bleiben maximal vier Monate im Jahr an Bord. Kernaufgaben: Stabilisierungsoperationen gegen asymmetrische Bedrohungen, Teilnahme oder Führung von nationalen und multinationalen Verbänden, vernetzte Operationsführung und Aufnahme von bis zu 70 zusätzlichen Personen wie Spezialeinheiten oder Führungsstäbe. Die Schiffssysteme, von der Kombüse bis zum Antrieb, sind doppelt vorhanden. Dadurch werden Ausfälle eines Systems durch Brand oder Lecks aufgefangen. Aus dem Heimathafen Wilhelmshaven kommend, hat die Fregatte vom 25. Juni bis 6. Juli 2016 die Nordsee durchpflügt. Da die F 125 bei Fahrmanövern mit großer Geschwindigkeit tiefes Fahrwasser benötigt, sind die 100 Meter Wassertiefe im Skagerrak vor Dänemarks Nordwestküste ideal. Ein ziviler Kapitän hat während der Erprobung das Kommando. Rund 20 000 Messpunkte Zivil sind auch die zahlreichen Fachprüfer der Werften Thyssen Krupp Marine Systems, Blohm + Voss und Lürssen sowie die Abnahmekommission der Wehrtechnischen Dienststelle für Schiffe und Marinewaffen (WTD 71). Sie prüfen auf dieser Probefahrt ausschließlich die Plattform, also Antrieb und die für den Betrieb erforderliche Schiffstechnik wie Elektrotechnik, Wasser, Lüftung, Kraftstoffverbrauch und auch die Schiffsautomation. Die Fregatte muss zeigen, dass sie auch auf dem Wasser das gesamte Spektrum der technischen Vorgaben erfüllt. „Bei der Luftschallmessung arbeiten wir nachts“, erklärt Insa Bech von Thyssen Krupp Marine Systems, eine der wenigen weiblichen Prüfer, die beim Personalwechsel im norddänischen Hirtshals an Bord gekommen ist. „In Messen, Treppenhäusern und Kammern muss es ruhig sein. Sonst ist das Signal verfälscht“, erläutert die Diplom-Ingenieurin, die an der Emdener Fachhochschule Physiktechnik studiert und zunächst im Bereich U-Bootbau gearbeitet hat. Über 20 000 Messpunkte müssen die Prüfer insgesamt abarbeiten. Mit speziellen Fahrmanövern wird die Navigation erprobt. Ob Stopp aus voller Fahrt, Zickzack- oder Spiralkurs, Drehkreise oder scharfe Kurven, die sogenannten Hartruderlagen mit Krängungen bis zu 25 Grad: beeindruckend, wie schnell die F 125 reagiert und Stabilität und Wendigkeit beweist. Bei der flotten Rückwärtsfahrt mit mehr als zwölf Knoten schwappt die Gischt achtern über das gesamte Heli-Deck bis zum Hangar. Die Waffensysteme an Bord der „Baden-Württemberg“ sollen in einer zweiten Phase der Erprobung geprüft werden. Technische Daten Länge: 149,52 Meter Breite: 18,80 Meter Tiefgang: 5,40 Meter Geschwindigkeit: >26 Knoten Antrieb: CODLAG (COmbined Diesel eLectric And Gasturbine) 4 Diesel-Generatoren mit je 2900 Kilowatt 2 Elektrische Fahrmotoren mit je 4500 Kilowatt 1 Gasturbine mit 20 000 Kilowatt Foto: Bundeswehr/Carsten Vennemann Mehr als 600 Signalanzeigen muss ich neu lernen“, sagt Hauptbootsmann Manuel Tegeder. Er steht am E-Werk im Maschinenraum der Fregatte „Baden-Württemberg“ der Klasse F 125. Sie ist Prototyp für drei weitere baugleiche Fregatten und wird deswegen besonders gründlich erprobt. Motorenmeister Tegeder versteht sich als Vertreter der alten Schule, der noch das Handwerk des Maschinenbaus kennt und nun mit deutlich mehr Elektronik konfrontiert wird. „Die jüngeren Kameraden sind mit Elektronik aufgewachsen und tun sich leichter“, sagt er. Begeistert ist er von dem neuen Hybridantrieb mit elektrischen Fahrmotoren. „Die ,Baden-Württemberg‘ ist superschnell im Antrieb und trotz ihrer Größe das leiseste Schiff, auf dem ich bis jetzt gefahren bin“, schwärmt er. Weitaus mehr Elektronik als bisher hat auch in anderen Bereichen Einzug gehalten: Bordsysteme werden automatisch überwacht, fast alle Waffen sind ferngesteuert – die Bediener sind somit vor unmittelbarem Beschuss geschützt. 10 aktuell SPORT 18. Juli 2016 Olympische Leibesübungen Unter den deutschen Olympia-Turnern sind drei Sportsoldaten mit Medaillenpotenzial. Ein kleiner Fehler – und alles ist vorbei Nguyen hat sich für die Olympischen Spiele in Rio einiges vorgenommen: „Ich möchte das zeigen, was ich im Training vorbereitet habe und sehe meine größten Chancen am Barren.“ Zu den beiden Silbermedaillen von 2012 könnte für Nguyen nun weiteres Edelmetall hinzukommen. „Klar würde ich mich über eine Medaille in Rio freuen und vom Leistungsvermögen her ist das auch drin, aber fest rechnen kann man in unserer Sportart damit nie. Denn du kannst noch so gut vorbereitet sein, es reicht ein kleiner Fehler und alles ist vorbei.“ Damit das nicht passiert, hat Nguyen sich eine Art Psycho-Trick angeeignet: „Ich nehme mir immer vor, es genauso zu machen wie im Training. Das heißt, ich versuche nicht, irgendwas Besonderes zu machen, sondern einfach das, was ich trainiert Immer wieder aufs Neue beweisen Ganz anders ist die Situation für seinen 26-jährigen Kamerad Bretschneider, der sich auf seine Olympiapremiere freut. „Wenn man nicht gerade Fußballer oder Motorsportler ist, sind Olympische Spiele sicher das Highlight, das man anstrebt“, betont der Chemnitzer. Nach ihm ist sogar ein spezieller Hochgeschwindigkeits-Salto am Reck benannt, den er vor zwei Jahren erstmals vorführte. Obwohl Bretschneider sich bereits vor der offiziellen Nominierung sehr gute Chancen auf ein Olympia-Ticket ausrechnen konnte, schonte er sich keineswegs: „Nichts wiegt so wenig wie der Erfolg von gestern – das hören wir oft von unserem Trainer. Wir müssen uns also immer wieder aufs Neue beweisen.“ Mit Stabsunteroffizier (FA) Lukas Dauser wurde ein weiterer Sportsoldat in die Olympiamannschaft berufen. Der 23-Jährige gilt als großes Talent am Barren und machte seinem Kameraden Nguyen dort zuletzt ernsthafte Konkurrenz. Falls jemand ausfällt, stünde zudem Hauptgefreiter Philipp Herder bereit. Alle turnenden Sportsoldaten gehö- Fotos: Bundeswehr/Torsten Kraatz (3) Kienbaum. Die Turner Oberstabsgefreiter Marcel Nguyen und Stabsunteroffizier (FA) Andreas Bretschneider gelten bei den kommenden Olympischen Spielen als Medaillenhoffnungen. Im Bundesleistungszentrum im brandenburgischen Kienbaum trainieren sie unter den strengen Augen von Bundestrainer Andreas Hirsch an ihren Geräten und beseitigen die letzten Unsicherheiten in ihren Übungen. habe.“ Der 28-Jährige, der auch Botschafter der Arbeitgeberkampagne der Bundeswehr ist (Seite 11), hat schon reichlich olympische Erfahrungen – für ihn sind es bereits die dritten Spiele. Foto: imago/Aswendt Von Markus Theis Turner und Soldaten: Stabsunteroffizier (FA) Lukas Dauser (o. l.), Stabsunteroffizier (FA) Andreas Bretschneider (u. l. ) und Oberstabsgefreiter Marcel Nguyen (r.) bereiten sich auf Olympia 2016 vor. ren der Sportfördergruppe Todtnau an. Fabian Hambüchen und Andreas Toba komplettieren die olympische Turnmannschaft. Deutsch-deutsche Duelle in Rio Turnen ist zwar eine Individualsportart, doch in Rio müssen die Athleten im Team- wettkampf auch als Mannschaft antreten. Dass die Konkurrenz gerade in diesem Wettbewerb sehr gut ist, wissen auch Nguyen und Bretschneider: „Mit der Mannschaft will ich zumindest ins Finale kommen, wobei es allerdings schwer wird, um die Medaillen mitzukämpfen“, meint der erfahrene Nguyen. Sein Kamerad Bretschneider sagt: „Gerade deswegen gilt es, bei diesen Olympischen Spielen die Chancen in den Einzeldisziplinen möglichst gut zu nutzen.“ Möglicherweise gibt es in Rio bei den 31. Olympischen Spielen dann gleich zwei deutsch-deutsche Duelle: am Reck mit Bretschneider und Hambüchen und am Barren mit Dauser und Nguyen. Die nächste Hürde kann kommen Amsterdam. Kampfansage für Olympia: Hauptgefreiter Gesa Felicitas Krause hat bei den Leichtathletik-Europameisterschaften in Amsterdam in beeindruckender Manier die Goldmedaille über 3000 Meter Hürden gewonnen. Mit der persönlichen Bestzeit von 9:18,85 Minuten ließ sie der Albanerin Luiza Gega und der Türkin Özlem Kaya auf den Plätzen zwei und drei keine Chance. „Das Rennen lief wie geplant. Mit einer Bestzeit kann man nicht meckern“, sagte Krause. „Ich dachte, die anderen machen mehr Druck, so bin ich die ganze Zeit vorne gelaufen.“ Im Ziel Foto: imago/Laci Perenyi Hindernisläuferin Gesa Felicitas Krause glänzt bei der Europameisterschaft – und freut sich auf Olympia. Gold für diese Hürde: Gesa Felicitas Krause in Amsterdam. fehlten nur 31 Hundertstelsekunden zum deutschen Rekord von Antje Möldner-Schmidt, die vor zwei Jahren gewonnen hatte. Und bei Olympia soll es auch zu einer Medaille reichen: „Ich bin ungefähr bei 90 Prozent“, so Krause, die vor Rio noch ein- mal knapp drei Wochen Höhentrainingslager absolvieren wird. „Das Ziel ist jetzt, dass ich noch ein paar Prozent draufpacken kann. Langfristig möchte ich bei einer Weltmeisterschaft oder Olympia natürlich ganz oben stehen.“ Angesichts ihrer Leistung in Amsterdam kann man jedoch den ganz großen Coup bereits in Rio nicht ausschließen. Bei der EM war Krause mit der besten Vorleistung aller Teilnehmerinnen allerdings schon als Favoritin angereist. Druck und Ansporn zugleich sei dies gewesen. Sie hielt den Erwartungen stand, zumal sie wieder auf ihre gute Hindernis- technik vertrauen konnte. „Es ist schon von Vorteil, wenn man eine gute Technik hat. Das ist schon ein Talent, dass ich mit in die Sportart gebracht habe. Da kann ich ein paar Meter rauslaufen und Kräfte sparen“, betonte die Hessin. Für die zweite Goldmedaille auf Seiten der Bundeswehr sorgte Stabsunteroffizier (FA) Christina Schwanitz. Die Dresdnerin düpierte mit der Weite von 20,17 Metern die Konkurrenz im Kugelstoßen. Stabsunteroffizier (FA) Julian Reus und Stabsgefreiter Robert Hering holten zudem Bronze mit der 4 mal 100 Meter-Staffel. (sid/sr) 18. Juli 2016 SOZIALES / PERSONAL aktuell 11 Mit voller Kraft Die aktuelle Arbeitgeber-Kampagne stellt die Sportsoldaten in den Mittelpunkt. Berlin. Ausbilder von Vorbildern ist die Bundeswehr schon lange. Soldaten sind idealerweise Vorbilder, für ihre Kameraden und für die Gesellschaft. Zu diesen Vorbildern gehören auch die zahlreichen Sportsoldaten, jene Hochleistungs- und Spitzensportler, die durch die Bundeswehr gefördert werden. Die neue Phase der Arbeitgeberkampagne „Mach, was wirklich zählt.“ greift pünktlich zu den Olympischen Spielen dieses Thema auf. Unter dem Motto „Offizieller Ausbilder von Vorbildern“ präsentiert die Kampagne in den Sommermonaten rund um die Wettkämpfe in Werbespots und Plakaten mit Olympiateilnehmern die Spitzensportförderung der Bundeswehr. Kunstturner Oberstabsgefreiter Marcel Grafik: Bundeswehr Von Christiane Tiemann Nguyen, die frischgebackene Europameisterin Hauptgefreiter Gesa Felicitas Krause sowie Diskuswerfer und dreimaliger Sportler des Jahres Stabsunteroffizier Robert Harting sind die drei Botschafter der Kampagne. In insgesamt 15 Sportfördergruppen trainieren derzeit 744 Sportsoldatinnen und -soldaten. Die Bundeswehr ist damit einer der wichtigsten För- derer des Hochleistungssports in Deutschland. Mit nachweislichem Erfolg: Die Sportsoldaten gewinnen im Schnitt 44 Prozent der olympischen Medaillen. Zum anderen hat die Kampagne klare personalwerbliche Ziele und weist darauf hin, dass die Bundeswehr nicht nur für Spitzensportler ein attraktiver Arbeitgeber ist, der seine Mitarbeiter fördert und qualifiziert. Wir suchen jene, die Vorbilder sein wollen Dirk Feldhaus ist der Beauftragte für die Kommunikation der Arbeitgebermarke Bundeswehr und verantwortlich für die Kampagne „Mach, was wirklich zählt.“. aktuell hat mit ihm gesprochen. Warum sind die Sportsoldaten die Protagonisten einer Kampagne zur Arbeitgeberkommunikation? Fast die Hälfte aller deutschen olympischen Medaillen kommen von Sportsoldatinnen und -soldaten. Diese Spitzenleistungen wollen wir mit der neuen Kampagnenphase bekannter machen und überraschen damit gleichzeitig. Medaillengewinner sind Vorbilder, genauso wie alle 260 000 Menschen in der Bundeswehr. Unter dem Motto „Offizieller Ausbilder von Vorbildern“ positionieren wir die Bundeswehr noch stärker als attraktiven Arbeitgeber. Wen soll die Kampagne ansprechen? Wir suchen Menschen, die Interesse an einer sinnstiftenden und qualifizierenden Aufgabe haben. Diese bietet ihnen die Bundeswehr. Daher sprechen wir diejenigen an, die eine einzigartige berufliche Herausforderung suchen, Vorbilder sein wollen und jeden Tag ihr Bestes geben möchten: Das können bei der Bundeswehr Soldatinnen und Soldaten genauso wie zivile Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Wie zufrieden sind Sie bislang mit dem Verlauf der Arbeitgeberkampagne der Bundeswehr „Mach, was wirklich zählt.“? Unsere Studien zeigen, dass wir auf dem richtigen Weg sind: Das Image das Soldatenberufs ist im Vergleich zum Vorjahr um zehn Prozent gestiegen und mit über 105 000 Bewerbungen hatten wir 2015 einen neuen Bewerberrekord. Besonders froh sind wir, dass die Kampagne aber auch innerhalb der Bundeswehr bei den Soldatinnen und Soldaten und bei den zivilen Beschäftigten gut ankommt. Denn die 260 000 Menschen in der Bundeswehr sind die besten Botschafterinnen und Botschafter für ihren Arbeitgeber. Intelligente Technik erforschen Hamburg. Hauptmann Marcus Lewins Fachgebiet ist die „Smart Factory“, die intelligente Fabrik. Der 27-Jährige ist wissenschaftlicher Mitarbeiter der Helmut-Schmidt-Universität der Bundeswehr und forscht derzeit an der Fabrik der Zukunft. Die „Smart Factory“ gehört zur Hightech-Strategie der deutschen Bundesregierung und ist Teil des Zukunftsprojekts „Industrie 4.0“. „Das Thema finde ich spannend, weil es Technik und Betriebswirtschaft vereint“, sagt Lewin. Er ist aktiver Soldat der Luftwaffe und hat an der Helmut-Schmidt-Universität Wirtschaftsingenieurwesen studiert. Heute arbeitet Lewin zusammen mit zivilen Unternehmen an der Umsetzung von Industrie 4.0. „Ich finde es gut, nicht nur für mich selbst zu forschen. Zusammen mit den Industriepartnern Erfahrungen zu sam- Foto: Bundeswehr/Stefan Reichert Hauptmann Marcus Lewin geht neue Wege in Sachen Logistik – Industrie 4.0 ist sein Schwerpunkt. meln, bringt uns viel weiter. Mich beeindruckt, dass das System mich über seinen Zustand informiert. Es ist tatsächlich in der Lage zu kommunizieren, dass es zum Beispiel in drei Wochen ausfallen wird“, sagt Lewin. Diese „sprechende“ Technik spart nämlich Zeit. Wichtige Ersatzteile oder notwendiges Werkzeug kön- nen so früher bestellt werden. „Es wird beispielsweise versucht, Teile der Kommunikationsfähigkeiten von Smartphones auf Industrieanlagen zu projizieren. Die Maschinen werden selbstständig und sozusagen künstlich intelligent. Das zu programmieren, ist äußerst komplex“, erklärt Lewin. Bis 2023 bleibt Hauptmann Lewin der Bundeswehr erhalten. „Ich hoffe, dass ich in meiner späteren Verwendung meine Erfahrungen und mein Wissen gewinnbringend für die Bundeswehr einsetzen kann.“ So ist es denkbar, Gefechtsfahrzeuge im Einsatz mit dem intelligenten System auszustatten. Damit wäre es möglich, den Rüstzustand eines Fahrzeugs genau zu ermitteln. Auch mögliche Mängel könnten vorrausschauend erkannt und beseitigt werden. (ich) Welche Redewendung gebrauchen Sie häufig? Die Neugier steht immer an erster Stelle eines Problems, das gelöst werden will. Welches Talent möchten Sie besitzen? Ein fotografisches Gedächtnis. Welches Lied singen oder hören Sie gern? Foo Fighters: „Walk“. Auf welchen Gegenstand könnten Sie in Ihrem täglichen Leben nicht mehr verzichten? Mein Smartphone. Mit wem würden Sie gern einmal essen gehen? Angela Merkel. Was ist Ihre Lieblingsserie oder -film? Breaking Bad. Welche Superkraft hätten Sie gern? Gedanken lesen. Mit wem würden Sie gern einen Monat lang tauschen? Mit einem buddhistischen Mönch. 12 aktuell VERMISCHTES 18. Juli 2016 Coffee to go: Ordentlich gebechert Das Getränk im Pappbecher ist beliebt und wird Tag für Tag tausendfach konsumiert – mit Folgen für die Umwelt. sche Kaffeeverband. 1964 wurde der erste Coffee to go in New Er begleitet uns auf dem Weg York im Pappbecher serviert. zur Arbeit, vor dem Computer, Drei Jahre danach gesellte sich in der Mittagspause und im Park: zum Becher der Plastikdeckel Der Coffee to go ist mehr als nur – um den hetzenden Büromenetwas Warmes zum Festhalten. schen vor dem Überschwappen Der Kaffee auf die Hand ver- des Morgenkaffees zu bewahren. mittelt dem gestressten Busi- Abermals zehn Jahre vergingen ness-Menschen den Eindruck, bis die Kaffeekette Starbucks die der Zeit ein Schnippchen zu Wölbung im Plastikdeckel salonschlagen. Gehen und trinken, mit reif machte – so war Platz Blick auf das Handy – zeitgemä- für Milchschaum. ßes Multitasking. Das Schlechte Die Deutsche Umweltdabei: Die Auswirkungen der hilfe hat berechnet, dass der Einwegbecher auf die Umwelt Verbrauch von Coffee-tosind immens und auch unser Kör- go-Bechern hierzulande in per bleibt nicht unbeschadet. schwindelnder Höhe liegt: Jeder vierte Liter Kaffee wird rund 2,8 Milliarden Becher mittlerweile außer werden jährHaus getrunken, lich benutzt. In GESCHICHTE DES schätzt der Deutder Hauptstadt PAPPBECHERS Berlin halten täglich mehr als 460 000 Menschen einen Pappbecher in der Hand. Und von dort geht es nach durchschnittlich 15 Minuten Richtung Mülleimer. Bundesweit kreieren die Becher 31 000 Tonnen Abfall, die dazugehörigen Deckel weitere 9000 Tonnen. Für 15 Minuten Trinkvergnügen entsteht außerdem ein unverhältnismäßiger Ressourcen- verbrauch: Für die Herstellung eines einzelnen Bechers wird mehr als ein halber Liter Wasser benötigt. Das ist mehr, als der Becher am Ende warmhalten soll. Und: Die Produktion der Becher führt jährlich zu 110 000 Tonnen CO2-Emissionen. Nicht nur in der Natur ist der Abbau der beschichteten Becher problematisch, auch der menschliche Körper tut sich schwer mit den Stoffen, die sich vom Material ablösen. Dabei gibt es Alternativen – zum Beispiel den Edelstahlbecher. Wer nicht auf den schnellen Kaffee in S-Bahn, Büro oder Park verzichten möchte, denke an die Umwelt und die eigene Gesundheit. Einfach den eigenen Becher zum Barista mitnehmen und vor Ort auffüllen lassen. Gegen die Lebensmittelvorschriften verstößt das nicht, solange der mitgebrachte Becher weder dreckig ist noch mit den Abfüllstutzen der Kaffeemaschine in Berührung kommt. Und wer nicht permanent einen Becher mit sich herumtragen will, könnte sich die Zeit nehmen, seinen Kaffee aus einer guten alten Tasse zu genießen. Sei der Stress noch so groß, fünf freie Minuten lassen sich doch eigentlich (fast) immer BENÖTIGTE RESSOURCEN finden. FÜR 3 MRD. PAPPBECHER Grafik: Bundeswehr/Daniela Prochaska Von Antje Laenen 016 28/2 SUDOKU Vi el G Senden Sie die vier Lösungszahlen, lück die sich aus den farbigen Feldern ! ergeben, per E-Mail mit dem Betreff „Sudoku 28/2016” und Ihrer Postanschrift an: [email protected] Einsendeschluss: Sonntag dieser Woche Zu gewinnen: APC Mobile Power Bank 10 000 mAh Dieser externe Zusatzakku für Smartphones und Tablet-PCs bietet bis zu vier Ladevorgänge für unterwegs. Lösung 26/2016: 2 9 6 6 Gewonnen hat: Anna-Maria Brätz Spielregeln: Füllen Sie das Raster mit den Zahlen von 1 bis 9. In jeder Zeile und jeder Spalte darf jede Zahl nur einmal vorkommen. Zudem kommt auch in jedem 3 x 3 Feld jede Zahl nur einmal vor. Doppelungen sind nicht erlaubt. Aus allen richtigen Einsendungen wird der Gewinner ausgelost. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
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