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4R7775E
8. Jahrg., Heft 9 , September 1967
Physikalische
Medizin und
Rehabilitation
Aus dem Inhalt
Ein Gehirn
hungert
bei cerebraler Insuffizienz
Nebenwirkungen der
verschiedenen
Methoden zur Vorbeugung einer Befruchtung oder Schwangerschaft
Harmsen
Vergiftungen durch
Arzneimittel bei
Kindern
Frick
Helfergiri
beseitigt das Energiedefizit
des hungernden Gehirns.
HELFENBERG AG 4049 WEVELINGHOVEN (RHLD)
Inhaltsverzeichnis
Vorankündigungen
. . . .
Bewährte Therapeutika . . .
Harmsen: Nebenwirkungen der
verschiedenen Methoden zur
Vorbeugung einer Befruchtung
oder Schwangerschaft
. . .
Frick: Vergiftungen durch Arzneimitteln bei Kindern . . .
Schoeler: Grundlagen der Umstimmungstherapie
Weiß: Arzneimitfelnebenwirkungen bei Phytotherapeutika
Bahnemann: Haltungsschäden
bei Jugendlichen und ihre Beeinflussung mit apparativer
Hilfe, bes. mit dem Schwebeläufer
Schliephake: Kurzwellentherapie in der Praxis
Schäfer: Zur Rehabilitation des
Lumbagikers in der Praxis . .
Rezept des Monats . . . .
Anfragen aus dem Leserkreis .
Aus dem Verbandsleben .
Buchbesprechungen . . . .
Referate
II
IV
199
202
205
208
210
213
216
219
219
.219
220
221
Medizinisch-Literarischer Verlag
311 Uelzen
Postfach 120/140, Tel. 0581/2357
Uelzen
4R7775E
Phys.Med.u.Reh.
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Vorankündigungen
Der 34. Kongreß des Zentralverbandes der Ärzte
für Naturheilverfahren e. V. wird vom
16. bis 23. März 1968 in Freudenstadt durchgeführt.
Auskunft über die Tagung erteilt: Deutsche Medizinische
Arbeitsgemeinschaft für Herdforschung und Herdbekämpfung
(DAH) e.V., Sekretariat: 6000 Frankfurt/Main-NO 14, Hallgartenstraße 73.
Wissenschaftliches Programm
Freitag, den 6. Oktober 1967
NIERENKRANKHEITEN UND HERDGESCHEHEN
Themen:
(„Die Niere als Herd"; „Herdbeeinflußte Erkrankungen der Niere")
Sonnabend, den 16. März: Prophylaxe eines gesun9.00 Uhr s. t. Badehotel
den Alters
Tagungsleitung und Vorsitz:
Sonntag, den 17. März:
Prophylaxe eines gesunF. R a u s c h , Frankfurt/Main
den Alters
Vortragende:
Praktischer
Arzt
Montag, den 18. März:
F. R a u s c h , Frankfurt/Main
und Werksarzt
Begrüßung und Einleitung
Das Bronchitische
Dienstag, den 19. März:
T. Fuchs, Mannheim:
Syndrom
Zur Pathogenese und Therapie der Pyelonephritis
Mittwoch, den 20. März:
Grundlagenvorträge der
T. Fuchs, Mannheim:
Arbeitsgemeinschaften
Film-Einführung „Die Pyelonephritis"
Anschließend Film der Firma C. F. Boehringer &
Donnerstag, den 21. März: übungs- und Schonungsprinzip in der
Söhne, GmbH., Mannheim: „Die Pyelonephritis"
Krankengymnastik
Pause: 30 Minuten
Freitag, den 22. März:
Krebs und
R. B r e h m , Wien:
Praktischer Arzt
Die Pyelonephritis während der Gravidität
R. H a s c h e - K l ü n d e r , Gehrden/Hannover:
Sonnabend, den 23. März: Verkehrsmedizin
Harn- und Geschlechtsorgane a)s Träger krankheitsbeeinflussender bzw. krankheitsverursachender
Vom 2. November 1967 bis 4. November 1967 findet in der
Herde
W e s e r b e r g l a n d - K l i n i k der 16. Fortbildungskurs für
Diskussion
physikalische Medizin statt.
Allgemeinärztliche Aspekte
Hauptthemen: Diagnostik und Therapie der Rückenschmerzen
der H e r d k r a n k h e i t e n
capillar-venöse Durchblutungsstörungen
15.00 Uhrs.t. Badehotel
Auskunft und Programm: Sekretariat Priv.-Dozent Dr. WiedeVorsitz: G. W. P a r a d e , Neustadt
mann, Ärztl. Direktor und Chefarzt, 347 Höxter, WeserbergH. G r o s s , Bavendorf über Ravensburg:
land-Klinik • Fernruf: Höxter 435
Kieferherde im Röntgenbild
G. B i m m ey e r . Erlangen:
7. und 8. Oktober 1967 in Sfutfgart-ßad Cannstaft, Kursaat,
Das Lesen des Röntgenbildes der NasenXIII. Jahrestagung über die zytoplasmatische Therapie und
Nebenhöhlen
die Desensibilisierungsbehandlung mit Modifikationen der
A. W i i t s c h k o , Baden bei Wien:
Eigenbluttherapie.
Das Lesen des zahnärztlichen und des
Leitung: Dr. K. THEURER, 7000 Stuttgart, Frauenkopfstraße49.
rhinologischen Röntgenbildes
Pause: 30 Minuten
PROGRAMM über die 17. Tagung der DEUTSCHEN MEDIFreie Vorträge:
ZINISCHEN ARBEITSGEMEINSCHAFT FÜRHERDFORSCHUNG
W. P f e i f f e r , Gauting:
UND HERDBEKÄMPFUNG (DAH) in Bad Wildungen, 5. bis
Was hört und liest man in der medizinischen Fach7. Oktober 1967, Badehotel.
presse über das Thema Herd bzw. Herderkrankung
KAUSALTHERAPEUTICUM
Dr. Loges & Co., Arzneimittel, Hamburg
Physik. Med. u. Rehab. / 8. Jahrg.
veget. Dystonie
Schlaflosigkeit
nervöse Spannungen
Tropfen 20 co
Tabl. 40 St.
F. J a f f k e , Hamburg:
Beobachtungen und Gedanken eines praktischen
Zahnarztes zur Herderkrankung
H. N e n n i n g e r , Büdingen:
Theorie und Klinik der odontogenen
Herderkrankung
Diskussion
Samstag, den 7. Oktober 1967
9.00 Uhr s. t. Badehotel
Vorsitz: V. H a r f h , Bamberg
Vortragende:
R. M a r k , Münster:
Herderkrankung und vegetative Allgemeinreaktionen
G. W. P o r a d e , Neustadt;
Tetanie und Herderkrankung?
G. K i l b , Frankfurt/Main:
Der Kopfschmerz und seine Differentialdiagnose
unter Berücksichtigung herdbedingter Krankheiten
Pause: 30 Minuten
F. M e y t h a l e r , Erlangen:
Augenkrankheiten und Herderkrankung
H. W u n d r a k , Baden bei Wien:
Erfahrungen und Erkenntnisse nach einjähriger Arbeit am Institut für Balneologie, Rheumatologie
und Fokalgeschehen der Kurstadt Baden bei Wien
Diskussion
15.00 Uhr s. t. Badehotel
Tischdemonstrationen bis 17.30 Uhr
G. B r ü c k l e , Köln-Lindenthal:
Kapillarmikroskopie
G. G l a s e r , Bad Pyrmont:
Ergänzung einer systematischen Herddiagnostik
mit Hilfe des Elektrohauttestes
C. und V. H a r t h , Bamberg:
Vor- und Nachbehandlung mit Autovakzine
K. T h i e l e m a n n , Frankfurt/Main:
Die diagnostischen Handgriffe
R. V o l l , Plochingen:
Elektroakupunktur-Diagnostik mit dem
KUF-Diatherapunkteur-Gerät
H. W o i k e w i t z , Kronberg:
Herddiagnostik mit Focuspot
gegen das Altern
GERIATRICUM-SCHWARZHAUPT
Orale Proca in-Therapie durch
sinnvolle
Katalysator-Haemato porphyrinKombination
Bei allgemeiner Erschöpfung, Ermattung, Depression,
Konzentrations- und Gedächtnisschwäche, Altersbeschwerden, Altersdemenz, Arteriosklerose, Arthritis
1 x täglich 7 Kapsel K. H. 3, mindestens 3-5 Monate
Bestverträglich ohne Nebenerscheinungen
Im Rahmen der Aufgabenstellung der Arbeitsgemeinschaft
der Ärzte für Physikalische Medizin veranstalten Wochenendfortbildungskurse mit praktischen Übungen:
30 Kapseln K. H. 3
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1. Chefarzt Dr. med. habil. S. KOPPEN mit Dr. EIGEL im
Stadtkrankenhaus Wolfsburg.
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Thema: Fragen der Hydrotherapie (KOPPEN)
Kurzwelle, Mikro-Dezimeterwelle, Ultraschall
Nidit allgeme n kassenubl ch
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Schrifttum und kostenloses Versuchsmuster K. H 3 erbeten
1967, vor- und nachmittags (Ende gegen 17 Uhr).
Anmeldung an Dr. EIGEL, Stadtkrankenhaus Wolfsburg.
Gebühr 20 DM.
2. Prof. Dr. med. SCHULER mit Oberarzt Dr. PETER, Rheumaklinik Landesbad Aachen, Burscheider Markt 24.
Persönliche Unterschrift und Stempel des Arztes
PMR
Thema: a) Hochfrequenztherapie in der arztlichen Praxis
b) und c) Massage in der ärztlichen Praxis
Physik Med u Rehab / 8 Jahrg.
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phytologisches
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Herztherapie
Crataegus-Kombinationstherapie des Altersherzens
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Spezialkurse in der manuellen Lymphdrainage
b) am 11. 11. 1967, c) am 18. 11. 1967, jeweils BeIm Anschluß an die Tagung des Zentralverbandes der Ärzte
ginn 9.15 Uhr, Ende gegen 17 Uhr.
für Naturheilverfahren vom 16. bis 23. September 1967 in
Anmeldungen an Dr. PETER, Rheumaklinik. Gebühr 20 DM.
Freudenstadt halten Dr. VODDER und Frau
3. Frau Dr. med. Hede TEIRICH-LEUBE, Krankengymnastikvom 23. bis 27. September Spezialkurse
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in der manuellen Lymphdrainage
Thema: Bindegewerbstastbefund als diagnostische Hilfe
ab.
in der Sprechstunde.
Kurs am 30. 9. 1967, Beginn 9.30 Uhr, Ende gegen 17 Uhr.
Programm :
Anmeldung an Frau Dr. TEIRICH-LEUBE.
Samstag, den 23. 9., 14.00-18.00 Uhr: Einführungslehrgang in
Unterkunftswünsche an Reisebüro Freiburg.
die Theorie und Praxis der Lymphdrainage für
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Ärzte, Physiotherapeuten, Krankengymnastinnen u. a.
4. Prof. Dr. med. W. KOHLRAUSCH, Freudenstadt, Sanato„Drüsenketten-Entleerung", Übungen.
rium Hohenfreudenstadt.
Sonntag, den 24. 9., 9.00-14.00 Uhr: Lymphdrainage-BehandWochenkurs vom 19. bis 24. Juni 1967.
lung von Kopf, Hals und Nacken.
Thema: Feine diagnostische und therapeutische PalpaMontag, den 25. 9., 9.00-12.00 Uhr und 15.00-18.00 Uhr:
tionstechnik in Muskulatur und Bindegewebe mit
Rücken-, Brust- und Armbehandlung.
praktischer Massage.
Dienstag, den 26. 9., 9.00-12.00 Uhr und 15.00-18.00 Uhr:
Kursbeginn: Montag, 19. 6., 9 Uhr, im Schierenberghaus,
Bein- und Lendenbehandlung. Farbfilmvorführung.
Lauterbadstraße.
Mittwoch, den 27. 9., 9.00-12.00 Uhr und 15.00-18.00 Uhr:
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Abdominalbehandlung. Wiederholung und DiplomUm die Vermittlung der praktischen Kenntnisse zu ermögaushändigung.
lichen, ist bei allen Kursen die Teilnehmerzahl beschränkt.
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Vom 12. bis 16. Oktober 1967 findet in Wiesbaden und in
Schlangenbad der 4. Internationale Lebensschutz-Kongreß
statt. Veranstalter ist der Bund für Lebensschutz (internationale Organisation zur Erhaltung der Lebensgrundlagen für
Menschen, Tiere und Pflanzen) in Gemeinschaft mit den
Deutschen Lebensschutz-Verbänden e.V. T a g u n g s l e i t u n g :
Dr. H. BRUNS, Institut für Biologie und Lebensschutz, 6228
Schlangenbad-Georgenborn, Schloßpark Hohenbuchau.
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IV
Physik. Med. u. Rehab. / 8. Jahrg.
GELU
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Indikationen: Ulcus ventriculi et duodeni, Gastritis, Duodenitis, Gastraigien, Superctzidität, erhöhte Motilität bei
vegetativer Dystonie; insbesondere dann, wenn Svperazidität, Magenkrämpfe bzw. starke Magenschmerzen
vorherrschen.
Dosierung: Im allgemeinen: 3mal täglich 1-2 Tabletten Neoplex - B. Bei heftigen Schmerzen und starker Übersäuerung: afle 3 Stunden T Tablette Neopfex-B bis
zum Erfolg.
In schweren Fällen bzw. bei Rezidivneigung hat es
sich bewährt, im Anschluß an Neoplex-B über längere Zeit kurmäßig Neoplex anzuwenden.
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Indikation: H y p o t o n i e , Kreislaufschwäche bei konstitutioneller und sekundärer Hypotonie wie Zustände nach
Infektionskrankheiten, in der Rekonvaleszenz, Kollapszustände und durch niedrigen Blutdruck hervorgerufene
Schwindelerscheinungen, Mattigkeit, Antriebsschwäche,
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Herzbeschwerden nach Infektionskrankheiten, Hyperthyreosen, sportliches Fehltraining, Roemheld-Syndrom,
cardial bedingte Schlaflosigkeit, paroxysmale Tachykardie, klimakt. Herzbeschwerden, Wetterfühligkeit,
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Physik. Med u Rehab. / 8 Jahrg.
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20 mg, Calendul. 20 mg, Ambrae gris. 10 mg, Meliloti
10 mg; Nux vomica D4 0,125 mg, Rutin, trimethylolum
50 mg, Pyridin-ß-carbonsäureamid 7,5 mg, Calc. pantothenic. 3 mg, Vitamin Bj 20 mg, Vitamin B2 3,3 mg,
Vitamin B<s 3,3 mg, Vitamin BJ2 1,65 y, Acid. orotic.
3,15 mg.
Indikation: Venöse Stauungen aller Art im Bereich der Beine
und des Mastdarms, besonders auch bei Graviden;
Varicosis, Ulcus et Ekzema cruris; Thrombophlebitis;
Bandscheiben-Degenerationen, Rückenschmerzen ohne
erkennbare Ursache; periphere Durchblutungsstörungen.
Dosierung: Der Inhalt 1 Kissens reicht aus für 1 Vollbad. Für
Teilbäder ist ein Dritte] des Inhalts ausreichend. Empfohlen wird tgl. 1 Vollbad, später 2-4 Bäder wöchentl.
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Physikalische
Medizin und
Rehabilitation
Schriftleitung: H. Haferkamp
Wissenschaftlicher Beirat:
H. Anemüller (Prien) - K. Franke (Bad Lauterberg) - P. Frick (Mainz) - S. Gräff f (Burgberg/Schw.) - H. G. Güttner (Dresden) - H. Harmsen (Hamburg)
A. Hoff (Bad Wörishofen) - R. G. Heyer (Nußdorf/lnn) - M. Hochrein (Ludwigshafen/Rh.) - F. Huneke t (Düsseldorf) - K. Kötschau (Schloßberg) - H. Krauss
(Berlin-Buch) — W. Küstner (Magdeburg) — H. Lampert (Bad Homburg) — E.Meyer (Seeshaupt)-H. Mommsen (Frankfurt/M.) —W. v. Nathusius (Hirzenhain/Oberhessen) - P. Neuhäusser (München) - G . W . Parade (Neustadt/Weinstraße) - H. P. Rusch (Frankfurt/M.) - H. Seyfarth (Rostock) - H. Storck (Endbach) - E. G.
Schenck (Aachen) - R. Schmeicher (Karlsruhe] - H. Schoeler (Karlsruhe) - H. Tiegel (Hallbergmoos) - R. Voll (Plochingen) - H. F, Voss (Heidenheim/Brenz)
H. Warning (Frankfurt/M.) - R. F. Weiss /Marsteften-Aitrach) - F. Wittenbeck (Mannheim) - Graf Wittgenstein (München) - W. Zabel (Berchtesgaden)
8. Jahrgang
Heft 9
September 1967
Nebenwirkungen der verschiedenen Methoden
zur Vorbeugung einer Befruchtung oder Schwangerschaft
Von Prof. Dr. med. Dr. phil. H. H a r m s e n , Hamburg
Der W i l l e z u r F a m i l i e n p l a n u n g hat sich in Europa
weithin durchgesetzt - u n t e r s c h i e d l i c h sind noch die
Wege zur Erreichung der Anpassung der Familiengrößen an
die veränderten sozialen Existenzbedingungen und werden es
bleiben.
Wenn wir auch nicht so weit gehen wollen wie ein Pfarrer,
der die „Pille" am Erntedankfest als besonders dankerheischende Gabe neben anderen „Errungenschaften der Technik"
auf dem Aitar zur Schau stellte - so kommt der M ö g l i c h k e i t der o r a l e n - h o r m o n a i e n O v u l a t i o n s h e m m u n g
schon eine besondere Bedeutung zu — nichr nur als
Iherap e u t i k u m oder derzeit s i c h e r s t e n M i t t e l zur Bef r u c h t u n g s v o r b e u g u n g , sondern auch zur Beseitigung
einer hormonalbedingten Unfruchtbarkeit. Dann wird aus der
Antibaby-Piile
die W u n s c h k i n d p i J l e .
Es gibt keine „ideale" Methode der Steuerung der menschlichen Fruchtbarkeit. Jeder Eingriff in den „natürlichen" Ablauf des Lebens - auch die Hygiene und Gesundheitsvorsorge
stellen solche Eingriffe dar— hat neben der
individuellen
S e i t e zugleich g e n e r a t i v e A u s w i r k u n g e n und andere
„Nebenwirkungen".
Samenerguß erfolgen. Durch s p e r m a a b t ö t e n d e Z u s ä t z e kann die Wirkung dieser Ausspülungen erhöht werden. Stärker wirksame Des i n f e k r i onsm i t r e l sind zur
„intimen Toilette" aber gefährlich und nicht selten Ursache
späterer Sterilität. Die Benutzung einer „Frauendusche" kann
durch das mögliche Aufsteigen der unter beachtlichem Druck
stehenden Spülfiüssigkeit über die Gebärmutier in die Eileiter
und Bauchhöhle zu ernsten Komplikationen führen,
überraschend hoch erscheint die Versagerquote der sogenannten „ S i c h e r e n T a g e " . Die Bedeutung der Entdekkungen von KNAUS-OGJNO von 1929 lag vor allem in der
Feststellung und Erforschung der Gesetzmäßigkeit der Menstruation in Abhängigkeit von der 15 Tage vorangegangenen
Ovulation und damit der Möglichkeit zur Bestimmung des
Zeitpunkte
s eines
Befruchtungsoptimums
im A b -
lauf des Menstruationszyklus. Der Irrtum, und dieser ist
s c h w e r w i e g e n d , liegt darin, das KNAUS Ausnahmen von
dieser Gesetzmäßigkeit für ausgeschlossen hielt.
Infektionen, psychische Belastungen, ja auch schon Luftveränderungen können eine v o r z e i t i g e wie aber auch eine
gegenüber dem normalen Termin v e r s p ä t e t e O v u l a t i o n
bewirken. FRÄNKL hat einmal im Hinblick auf die Regel geDie G e w i c h t i g k e i t d e r i n d i v i d u e l l e n N e b e n w i r kungen muß im Zusammenhang mit der
Versagerquote sagt, daß das einzig regelmäßige an ihr die Unregelmäßigkeit ist. Die stärksten Zyklusschwankungen finden sich bei der
der verschiedenen Methoden der Empfängnis- bzw. Schwanjungen
Frau.
gerschaftsverhütung gesehen werden.
Während des Krieges konnte Material über SchwangerschafVersagerquoien auf 100 Frauenjahre Anwendung:
ten gesammelt werden, die im Anschluß an Kurzurlaube von
{nach Chr. HETZE)
1- bis 2tägiger Dauer eintraten. Diese erbrachten eindeutig den
Ausspülungen
40,8
Nachweis, daß j e d e r Tag des Menstruationszyklus als Emp„Sichere Tage"
38,5
fängnistag in Frage kommen kann. Neben einer durch
Interruption
16,8
äußere Umstände erfolgenden Verspätung oder VorverleDiaphragma
14,4
gung der zyklischen Ovulation gibt es eine p r o v o z i e r t e
Condom
13,8
bzw. v i o l e n t e O v u l a t i o n , die durch den G e Gräfenbergring
1,0-8,5
s c h l e c h t s v e r k e h r selbst ausgelöst werden kann, insbePlastikspirale
0,33
sondere dann, wenn er erstmals oder nach längerer Pause
hormonale Ovulationshemmer
0
erstmals stattfindet.
Zu den unsicheren Mitteln gehören die S c h e i d e n s p ü l u n Der K a l e n d e r - b z w . Basa I t e m p e r a t u r - M e t h o d e ,
g e n , die nur wirksam sind, wenn sie unmittelbar nach dem
die langdauernde, sorgfältige schriftliche Aufzeichungen erfordert, kommt vor allem für die Sterilitätsbekämpfung durch
*) Im Frühfahr T965 hafte der Zentralverhand in Freudenstadt ein Symposion
zur Problematik der Geburtenregelung veranstaltet. Die Ausführungen von
die Feststellung der optimalen Zeit der Empfängnisfähigkeit
HARMSEN, KNAUS, v. RENTHE-FINK, REIMANN-HUNZIKER, KRAMER,
Graf WITTGENSTEIN, AUER, KÖBERLE und OELZE sind in Band 15 der
eine besondere Bedeutung zu. Bei länger bestehenden regelSchriftenreihe des Zentralverbandes der Ärzte für Naturheilverfahren
mäßigen und eingespielten Beziehungen kann sie durchaus
unter dem Titel „Empfängnisregelung" veröffentlicht.
Physik. Med. u. Rehab. / 8. Jahrg.
199
erfolgreich sein; sie versagt aber leicht in d e r j u n g e n Ehe
und insbesondere bei e i n m a l i g e n B e z i e h u n g e n .
Der v o m M a n n ausgeführte „ C o i t u s i n t e r r u p t u s " ist
in Deutschland immer noch bei breiten Bevölkerungsschichten
die häufigste Methode der Empfängnisvorbeugung. Er ist -konsequent ausgeführt — zweifellos wirksam — aber insbesondere f ü r d i e F r a u n a c h t e i l i g .
Der vorzeitig unterbrochene Geschlechtsverkehr verhindert
häufig den O r g a s m u s der Frau und führt bei ihr durch
Störung des Aufflutens und Abebbens der genitalen Blutwelle
zu psychischen und somatischen Beeinträchtigungen. Diese
Form des Geschlechtsverkehrs ist die häufigste Ursache weiblicher Unterleibsbeschwerden sowie allgemein neurotischer
Erscheinungen bis hin zu Abneigung, Geschlechfskrämpfen
und Frigidität.
Die Unsicherheit — vor allem bei vorangegangenen alkoholischen Einwirkungen - und die Möglichkeit des Abgangs
spermienhaltigen Sekrets ante ejaculationem macht den coitus interruptus zum gefährlichen Schrittmacher des Abortes.
Unter den v o m M a n n angewandten Methoden spielt neben
dem coitus interruptus die B e n u t z u n g des C o n d o m s die
wichtigste Rolle. Eine besondere Bedeutung liegt darin, daß
der Condom guter Qualität außer seiner Aufgabe im Rahmen der Empfängnisvorbeugung gleichzeitig für den Mann
das sicherste Schutzmittel vor einer schweren Infektion darstellt.
Die F r a u wird ebenso wie beim coitus interruptus h o r m o n a l dadurch geschädigt, daß es infolge f e h l e n d e r S p e r m a r e s o r p t i o n zu einer ungedämpften Prolan-A-Wirkung
kommt. Daß die Spermaresorption hormonal für die Frau z. B.
bei Hypoplas/e der inneren Geschlechtsorgane entscheidend
wichtig ist, wußte schon H1PPOKRATES!
Die erhebliche Empfindlichkeit der männlichen Samenzellen
gegen sonst harmlose, gut verträgliche saure Substanzen
(Milchsäure, Borsäure, Oxychinolinsäure, Zitronensäure u. a.)
ermöglicht eine relativ wirksame Empfängnisvorbeugung
durch die Einführung c h e m i s c h e r V o r b e u g u n g s m i t t e l
in die Scheide - sei es als schaumbildende Tabletten, Pasten,
Gelees, Zäpfchen, Kugeln oder neuerdings auch als Spray.
Bei zweckentsprechender Auswahl und gewissenhafter und
sorgfältiger Anwendung können solche chemischen Mittel
ebenso wirksam wie die mechanischen Mittel sein. Ihr Nachteil ist, daß sie ebenso wie der Condom in unmittelbarem
Zusammenhang mit dem Geschlechtsakt angewandt werden
müssen.
Die besondere Bedeutung aller v o n d e r F r a u a n g e w a n d t e n m e c h a n i s c h e n S c h u t z m i t t e l liegt darin,
daß diese vom Geschlechtsakt z e i t l i c h u n a b h ä n g i g angewandt werden können und damit die Intimbeziehung nicht
belasten. Das bereits 1838 von dem Berliner Frauenarzt
WILDE empfohlene P o r t i o k a p p e npessa r muß zumindest vor der Menstruation herausgenommen und danach wieder durch einen Arzt eingesetzt werden, wenn die Frau das
Herausnehmen und Einsetzen nicht selbst lernt. Länger liegende Kappenpessare können zu Druckstellen und Entzündungen sowie zu Sekretstauungen führen. Andererseits gewährt das richfig angepaßte heufe aus Gummi hergestellte
Kappenpessar einen weitgehend zuverlässigen Abschluß der
Vagina gegenüber dem Uterus.
Das von dem Flensburger Arzt MENSINGA 1882 entwickelte
S c h e i d e n o k l u s i v - P e s s a r (Diaphragma) erfordert gleichfalls eine gewissenhafte Anpassung durch den Arzt. Nach
eingehender Unterweisung über den richtigen Gebrauch des
Einsetzens, Herausnehmens und Reinigens kann die Frau aber
dieses — das geschlechtliche Erlebnis weder beim Mann noch
bei der Frau beeinträchtigende Vorbeugungsmittel — s e l b s t
und z e i t l i c h u n a b h ä n g i g von der Intimbeziehung handhaben.
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Physik. Med. u. Rehab. / 8. Jahrg.
Ernste Bedenken bestehen gegen alle in den Gebärmutterkanal bzw. Uterus hineinreichende S t i f t - u n d S p r e i z p e s s a r e — sowohl im Hinblick auf aufsteigende Infektionen wie
auf die Aktivierung ruhender Adnex- und parametrischer Prozesse. GESENIUS (Berlin) stellte 1935 allein aus der deutschen
Fachliteratur 445 Fälle von schwerer Schädigung und 41 Todesfälle infolge von Anwendung dieser sogenannten „Frauenschutzmittel" zusammen. In das folgende Verdikt durch die
H i m m l e r - P o l i z e i v e r o r d n u n g wurde auch der sogenannte „Gräfenbergring" mit einbezogen, obwohl die r e i nen I n t r a u t e r i n p e s s a r e als Metallring, Silkwormring
oder als Plastikrädchen (OTA) eine hohe Wirksamkeit haben
und komplikationslos über Jahre liegenbleiben können. Ihre
Einführung erforderte allerdings eine entsprechende Dilatation des Cervixkanals bis Hegar 8 bis 12.
Das erneute Interesse an den Intrauterin-Pessaren als Mittel
zur Steuerung der Fruchtbarkeit ist vor allem bestimmt durch
die N i ch t p r a kt i ka bi I i tä t der meist in Westeuropa angewandten „klassischen" Methoden der Empfängnisregelung
in E n t w i c k l u n g s l ä n d e r n , sowie durch die Möglichkeit,
etwaige infektiöse Prozesse chemotherapeutisch oder mittels
Antibiotika sicher zu beherrschen.
Ein entscheidender Fortschritt auf dem Gebiet der I n t r a u t e r i n - P l a s t i k p e s s a r e war die Entwicklung streckbarer
Plastikspiralen, die o h n e E r w e i t e r u n g des C e r v i c a l k a n a l s in verschiedenen Größen - entsprechend den anatomischen Gegebenheiten des Uterus — intracervical eingeführt werden können. Die meisten Anwender dieser vor allem
in Entwicklungsländern zunehmend verbreiteten „IntrauterinContraceptive Divices" (IUCD) berichten über eine S c h w a n g e r s c h a f t s r a t e von nur 2,5 auf 100 Anwendungsjahre.
Bei Intrauterinpessaren kam es früher schon sowohl bei der
Verwendung von Silkworm wie bei Metall in einem beachtlichen Prozentsatz zu Ausstoßungen. Ebenso wurde auch eine
erhebliche Zahl von entzündlichen, aufsteigenden infektiösen
Prozessen beobachtet. Neuerdings wurden so gut wie keine
entzündlichen Prozesse beobachtet - vorausgesetzt, daß bei
der Auswahl der Patientinnen eine entsprechende Sorgfalt
angewandt wurde. Das diesbezügliche Risiko ist heute offensichtlich geringer als in den 30er Jahren.
U n e r w ü n s c h t e N e b e n e r s c h e i n u n g e n wie Blutungen,
Schmerzen u. a. lassen bei längerem Liegenlassen im allgemeinen nach, sind jedoch in etwa 30 v. H. d e r A n w e n d u n g s f ä l l l e Anlaß zur späteren Entfernung des IUCD; unmittelbar nach der Einführung kann der Uterus mit Krämpfen
reagieren, was bei Nulliparen häufiger der Fall ist als bei
Frauen, die schon geboren haben. Außerdem muß die Patientin darauf aufmerksam gemacht werden, daß die Spirale
oder Schlinge ausgestoßen werden kann, was zur Zeit der
Regelblutung besonders zu beachten ist. Die Fälle von u n b e m e r k t e r A u s s t o ß u n g liegen zwischen 5 und 10 v. H.! Ein
Vorzug der lUCD's gegenüber den Ovulationshemmern liegt
in deren N i c h t e i n g r e i f e n in das e n d o k r i n e S y s t e m ;
sie beeinträchtigen auch nicht die Laktation, was in vielen
Ländern für das überleben der Kinder von Bedeutung ist.
Die bisher unverändert ablehnende Haltung der deutschen
Gynäkologen gegen den IUCD ist durch die Behauptung mitbestimmt, daß diese Pessare als c h r o n i s c h e A b o r t i v a
zu gelten hätten. Das ist nach neuer Überzeugung nicht der
Fall und wissenschaftlich unhaltbar.
B e g r i f f l i c h zu unterscheiden ist:
A. die B e f r u c h t u n g : Das heißt die Vereinigung von Eiund Samenzelle. Die Samenzelle bestimmt außer dem Impuls zur weiteren Teilung der Eizelle auch den Geschlechtscharakter der möglichen Frucht.
B. die E m p f ä n g n i s : Sobald nach 7 bis 9 Tagen die Einbettung der befruchteten Eizelle im Endometrium des
Uterus erfolgt ist (Nidation).
C. die S c h w a n g e r s c h a f t : die mit der hormonalen Wechselwirkung zwischen dem mütterlichen Organismus und
dem nun als „Leibesfrucht" strafrechtlich geschützten Foatus beginnt.
Daher sind zu unterscheiden: B e f r u c h t u n g s v e r h ü t u n g
und S c h w a n g e r s c h a f t s v e r h ü t u n g .
I. Möglichkeiten der Befruchtungsverhütung:
a) Durch die h o r m o n a l e n O v u l a t i o n s h e m m e r wird
die Entwicklung und Ausstoßung eines befruchtbaren Eies
verhindert — zugleich wird die Entwicklung der glandulären Sekretionsphase gehemmt und damit eine Nidation
unmöglich gemacht sowie - entsprechend der corpuslufeum-Phase die Viskosität des Cervixschleimes erhöht a(s
zusätzliche Barriere für die Spermien.
b) Die c h e m i s c h e n V e r h ü t u n g s m i t t e l bewirken die
Abtötung der Spermien — es kann also zu keiner Befruchtung der bei der Ovulation freigewordenen Eizelle kommen.
c) Die m e c h a n i s c h e n V e r h ü t u n g s m i t t e l (Condom,
Portiokappen, Okulsivpessare) verhindern das Eindringen
und Aufsteigen der Spermien durch die inneren weiblichen
Organe. Sie verhindern somit auch die Befruchtung.
II. Möglichkeiten der Schwangerschaftsverhütung
a) Durch chemisch-hormonale Einwirkung auf die Entwicklung
des Endometriums — zur Verhütung der Nidation.
b) Durch mechanische Beschleunigung der Eiwanderung.
Auf Grund neuerer Untersuchungen muß angenommen werden, daß der im Cavum uteri liegende Fremdkörper, der Gräfenbergring usw. die Plastikschleife, eine e r h ö h t e T u b e n p e r i s t a l t i k bewirkt, so daß die Tubenpassage eines etwa
befruchteten Eies schon in ein bis zwei Tagen erfolgt und das
selbst noch nicht genügend entwickelte Ei im Uterus auch
noch keine für die E i n n i s t u n g vorbereitete Schleimhaut
vorfindet. Für diese Annahme sprechen auch die 1965 durchgeführten Versuche an Menschenaffen und die Beobachtungen, daß es bei der Anwendung der IUCD wesentlich seltener zu Tubargraviditäten kommt als s t a t i s t i s c h zu erwarten wäre. - Unter Berücksichtigung der neueren Erkenntnisse über die Wirkungsweise müssen die IUCD als wirksames M i t t e l d e r S c h w a n g e r s c h a f t s v e r h ü t u n g angesehen werden. Im Hinblick auf die individuelle Sicherheit
sind sie aber den hormonal wirksamen Ovulationshemmern
eindeutig unterlegen.
Bei einem Vergleich der verschiedenen Methoden der Befruchtungs- bzw. Schwangerschaftsverhütung haben die h o r m o n a l e n O v u l a t i o n s h e m m e r die geringste Versagerquote
und gewährleisten nach den bisherigen Beobachtungen d i e
g r ö ß t e i n d i v i d u e l l e S i c h e r h e i t . Bei aller Absicht zur
Schwangerschaftsverhütung sollte aber zugleich die Bereitschaft bestehen, eine sich durch Fehler ereignende Empfängnis, wenn sie eingetreten ist, auszutragen; sollten dem vitale
medizinische Indikationen entgegenstehen, ist die S t e r i l i s i e r u n g das Mittel der Wahl.
Die hormonalen Ovulationshemmer sind mit einer Reihe
N e b e n w i r k u n g e n beiastet. Als hormonale Präparate
unterliegen sie mit Recht der R e z e p t p f l i c h t . Eine ä r z t l i c h e Untersuchung und Beratung ist vor allem am Anfang
des Gebrauchs wichtig.
Die meisten der beobachteten k ö r p e r l i c h e n N e b e n w i r k u n g e n — die denen der Frühschwangerschaft entsprechen —; wie Kopfschmerzen, Spannungsgefühl, Übelkeit,
schwinden, wenn das i n d i v i d u e l l g e e i g n e t e P r ä p a r a t längere Zeit — also über mehrere Zyklen hinweg — regelmäßig und nach dem Essen genommen wird.
Die umfangreichsten Untersuchungen über N e b e n w i r k u n g e n der sogenannten „Ovulationshemmer" stammen
aus der Frauenklinik und Hebammenschule des Kantonspitals
Luzern, Chefarzt Prof. HAUSER. An erster Stelle stehen
k ö r p e r l i c h - p s y c h i s c h e B e s c h w e r d e n , wie Übelkeit
und Nervosität bei einer begrenzten Gruppe von Frauen.
Eine G e w i c h t s z u n a h m e wurde bei 30 v.H. der Frauen
beobachtet, ihr steht eine gleich große Anzahl von Gewichtsabnahmen gegenüber: Die Mageren nehmen zu, die Starken
ab — im Sinne einer Normalisierung. Anfangs häufiger beobachtete M a g e n - u n d D a r m b e s c h w e r d e n schwinden
meisf schnell bei weiterer regelmäßiger Einnahme.
Wichtig ist vor allem die ärztliche Führung und Aufklärung
der Frauen über die B l u t u n g e n und darüber, daß die
„Entzugsblutung" gewöhnlich schwächer ist als die „Regelblutung" - weil es sich ja nicht um das Abstoßen eines vorbereiteten Eibefres handelt. Es erfolgf ja auch keine Ovulation, sondern eben nur eine der „Regel" ähnliche Blutung.
„Zwischenblutungen" (Spotting) bedeuten nicht, daß eine
Ovulation stattgefunden hat: die Einnahme der Pille ist gewissenhaft fortzusetzen; meist verschwinden dann diese
„Schmierb/ufungen" nach dem zweiten bzw. driften Zyklus
von selbst. „Durchbruchsblutungen", die sich in der ersten
Hälfte des Zyklus ereignen, können durch vorübergehende
Verdoppelung der Dosis beherrscht werden. Stärkere Blutungen in der zweiten Hälfte des Zyklus sind als „vorverlegte
Menstruation" anzusehen. Es empfiehlt sich, das Präparat
abzusetzen und nach 7 Tagen erneut mit neuer Packung zu
beginnen. Das Ausbleiben der Abbruchsblutung ist sehr
selten, für die Frauen aber das Beunruhigendste. Man versichere sich, ob die Pille regelmäßig und gewissenhaft eingenommen wurde, also mit Sicherheit kefne Schwangerschaff
vorliegt. Sollte auch nach dem zweiten und dritten Zyklus
die Abbruchsblutung ausbleiben, so ist die Medikation abzusetzen. Liegt mit Sicherheit keine Schwangerschaft vor — in
diesem Zusammenhang sind auch p s y c h o g e n e F a k t o r e n zu beachten - , empfiehlt sich eine entsprechende Hormonbehandlung.
Die Angaben über Li b i d o - V e rä nd er u n ge n sind am
widersprüchlichsten. Einer Verminderung bei 30 v.H. stehen
nach Feststellungen HAUSERs auch die Wiederzunahmen
gegenüber.
In der Sprechstunde des Frauenarztes fallen natürlich diejenigen Frauen auf, die über Nebenwirkungen klagen, insbesondere auch über die V e r ä n d e r u n g e n i h r e r P s y c h e ,
worauf SCHÄTZING besonders hingewiesen hat. Nicht in
Erscheinung tritt die große Zahl jener Frauen, die sich seif
der regelmäßigen Einnahme der „Pille" erheblich wohler
fühlen als vorher. Es ist nicht nur der Fortfall der Angst vor
unerwünschter Empfängnis, sondern ein öfters durchaus gesteigertes Lebensgefühl und die Befreiung von den früheren
gemütsmäßigen Schwankungen sowie auch der Fortfali
klimaterischer Beschwerden. - Eine Hinausschiebung der
Menopause ist auch bei längerer Anwendung der Ovulationshemmer nicht zu erwarten.
A. MEYER, Tübingen, fürchtet bei der Verabreichung der
Pillen an junge Mädchen eine V e r m ä n n l i c h u ng u n d
E n t w e i b l i ch u ng der Körperformen, wobei er die Unterdrückung der Ovulation irrig einer „Kastration" gleichsetzt!
Beide Befürchtungen dürften unbegründet sein. Sexualhormone haben ganz allgemein einen akzellerierenden Effekt
auf die Epiphysenfugen, wenn sie — was nur bei ganz jungen
Menschen der Fall ist — noch nicht geschlossen sind, würden
sie sich relativ schnell schließen; das Wachstum würde also
zum Stehen kommen. Auch von einer Entweiblichung der
Körperformen kann nicht die Rede sein, im Gegenteil. Es
wird ja gerade von einer Volumenvermehrung der Brustdrüsen berichtet. Das ist erklärlich, da die Corpus-luteumPhase statt 14 Tage gut drei Wochen dauert und in der
Corpus-luteum-Phase die Brustdrüsen zur Volumenvermehrung neigen.
Die hormonalen Ovulationshemmer bewirken zwar im GePhysik. Med. u. Rehab. / 8. Jahrg.
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rinnungssystem eine Änderung im Sinne einer Hyperkoagulabilität, gleichzeitig kommt es aber auch zu einer erhöhten
fibriolytischen Aktivität. Kreislaufphysiologische Untersuchungen ließen keinerlei thrombosefördernde, eher -hemmende
Wirkungen erkennen. In sehr gewissenhaften Untersuchungen
hat die „Food and Drug Administration" der USA auch festgestellt, daß kein statistisch signifikanter Unterschied in bezug auf die E m b o l i e bestünde.
Auch in der normalen Schwangerschaft werden gelegentlich
pathologische Leber t e s t e beobachtet. Holländische Untersuchungen bei Frauen zwischen 21 und 35 Jahren, die die
Pille regelmäßig nahmen, ergaben einige hochnormale
Enzymwerte, aber nicht einen einzigen pathologischen Befund! WILDHIRT hat die Gefahr einer Cholostase Hepatitis
als „sehr gering und nicht zu dramatisieren" bezeichnet.
Die Sorge über eine mögliche c a r c i n o g e n e W i r k u n g
wurde wiederholt eingehend erörtert. Die Oestrogendosis
beträgt pro Zyklus nur 1 mg, wobei eine Absicherung durch
Gestagendosen erfolgt, die eher anticarcinomatös wirken.
Rice WRAY, die in Puerto Rico über 4000 Frauen unter
Langzeitbehandlung mit Ovulationshemmern
kontrollierte,
fand bei regelmäßigen zytologischen Kontrollen in keinem
Fall einen positiven Abstrich! Die statistischen Feststellungen
von P1NKUS und TAYLOR an sehr großen Beobachtungsreihen berechtigen zu der Annahme, daß die hormonalen
Ovulationshemmer eher einen hemmenden Einfluß auf die
Krebsentstehung haben.
Die nach Weglassen der Pille beobachteten und zumeist gewünschten S c h w a n g e r s c h a f t e n verliefen völlig normal;
die geborenen Kinder sind gesund und bieten keinerlei Anhaltspunkte für Spätwirkungen oder Mißbildungen.
Die uns seit 1952 bescherte „Pille" ist süße u n d b i t t e r e
F r u c h t zugleich. Mit der Aufgabe, eine Pille zu schlucken,
verbindet sich bei vielen Menschen eine wenig angenehme
Vorstellung, wie das im Sprachgebrauch hinsichtlich der
„bitteren Pille" ja auch deutlich zum Ausdruck kommt. Auch
die „Wunschkindpille" ist und bleibt eine Pille, die geschluckt werden muß, und zwar regelmäßig — bis wir neuere
und wirksamere Mittel haben.
Eine nicht zu unterschätzende Nebenwirkung der Entwicklung dieser oralen hormonalen Ovulationshemmer liegt u. E.
endlich darin, daß damit ein bisheriger T a b u - B e r e i c h des
europäischen Kulturmenschen berührt und zwingend zur Erörterung gestellt wurde.
Schwangerschaftsvorbeugung ist nicht nur ein i n n e r e h e l i c h e s P r o b l e m , das sich aus der Familiensituation
heraus stellt. Sie kann und ist auch ein P r o b l e m d e r
u n v e r h e i r a t e t e n r e i f e n F r a u wie des j u g e n d l i c h e n M e n s c h e n . Verstößt bei diesen beiden Gruppen
eine ärztliche Verordnung „gegen die guten Sitten"? KEPP,
Gießen, hat mit Recht die Entemotionalisierung auch dieser
Frage gefordert. „Wenn in der heutigen Situation allein die
Empfängnisregelung geeignet ist, die Abtreibung zu steuern,
dann könne auch gegen die entsprechende Beratung der
unverheirateten Frau nichts eingewandt werden, wenn man
sich von der Realität nicht in die Illusion flüchten wolle."
Genau wie die Abtreibung ganz überwiegend eine Not verheirateter älterer Frauen, zumeist der Mütter mehrerer Kinder ist und nicht der jugendlich unverheirateten, so ist auch
die Frage der Schwangerschaftsvorbeugung durch die „PiJle"
vorzüglich ein innereheliches Problem und ein Anliegen der
reifen Frau. Fragen junger Frauen sollten Anlaß zu einem
eingehenden sexualpädagogischen Gespräch sein.
Jede Patientin, jeder den Arzt fragende Mensch erfordert
eine i n d i v i d u e l l e ä r z t l i c h e E n t s c h e i d u n g und
eine wirkliche Antwort. Die präventivmedizinische Aufgabe
der Empfängnisregelung und Schwangerschaftsvorbeugung
ist eine wichtige und die aufgewendete Zeit lohnende ärztliche Aufgabe, die über die Kenntnis der oralen Ovulationshemmer hinaus ein breiteres Wissen erfordert — insbesondere
auch der möglichen Nebenwirkungen. Es gilt in jedem
Einzelfall der Praxis denjenigen Weg zu finden und zu erproben, der den i n d i v i d u e l l e n Verhältnissen und der
p e r s ö n l i c h e n Entscheidung am besten gerecht wird.
Anschrift des Verfassers: Prof. Dr. med. Dr. phil. H. HARMSEN, Hamburg 36, Gorch-Fock-Wall 15/17
Vergiftungen durch Arzneimittel bei Kindern
Von P. F r i c k
Unter der großen Zahl der Vergiftungen im Kindesalter ist
die Arzneimittelvergiftung ein begrenzter Abschnitt. Da unser
allverehrter Kollege WEISS die Phytotherapeutika schon besprochen hat, ist das Gebiet noch etwas mehr begrenzt. Wir
rechnen im Jahr mit etwa 20000 Vergiftungsfällen bei Kindern, davon sind knapp 40 Prozent durch Arzneimittel verursacht. Etwa seit dem Jahr 1955 hat ein steiler Anstieg eingesetzt, der nach BAMBERGER an der Kinderklinik Heidelberg seit 1945 das 17fache überschritten hat. Mit dem Rückgang der Gesamtsferblichkeit in der Kinderheilkunde steigt
relativ und absolut die Sterblichkeit durch Unfälle an. In
diese Gruppe gehören auch die Giftunfälle, wobei insbesondere Kleinkinder und zwar mehr Knaben als Mädchen betroffen sind. Die meisten Vergiftungen passieren zu Hause, die
gefährlichsten Orte sind Küche, Schlafzimmer und Bad; je ungünstiger die häusliche Umwelt, desto größer die Gefahr. Die
Hauptschuld trifft die Eltern, die Medikamente in der Nachttischschublade, im Küchenschrank oder im unverschlossenen
Arzneischrank im Bad aufbewahren. Kleinkinder sind schon
sehr findig und freuen sich besonders an bunten Dragees, die
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Physik. Med. u. Rehab. / 8. Jahrg.
zum Verzehr reizen, oder sie trinken aus Arzneiflaschen, in
denen sie süßen Saft vermuten. Aber auch vor Einreibemitteln, die oft sehr giftig sind, machen sie nicht halt. Unser vorbeugendes Bemühen muß also dahingehen, die Eltern zu veranlassen, alle Medikamente sicher zu verwahren, möglichst in
einem verschlossenen Schrank, dessen Schlüssel abgezogen
ist. Vielleicht läßt sich auch an der Verpackung der Medikamente manches ändern, ein Schritt auf diesem Wege ist z. B.
die sogenannte Sandwichpackung, zu der eine Reihe von Firmen übergegangen ist.
Der Arzt erhält im allgemeinen Kenntnis von einem Giftunfall durch telefonischen Anruf. Wie ist nun das richtige
Verhalten?
1. Anweisungen an die Eltern.
Dem Kind reichlich Wasser oder Tee geben, auf keinen Fall
Milch. Danach zum Erbrechen bringen, und zwar es einer
sitzenden Person über die Knie legen, Kopf und Gesicht nach
unten, Finger weit in den Rachen stecken, bis es zum Erbrechen kommt. Möglichst schnell einen Arzt aufsuchen, Reste
der geschluckten Substanz, wenn möglich in Originalpackung,
und Erbrochenes mitbringen. Bei Bewußtlosigkeit in Seitenoder Bauchlage transportieren wegen der Gefahr der Aspiration.
2. Erste Hilfe des Arztes.
Sofortige Magenspülung mir lauwarmem Wasser oder Tee
(Vorbereitung während der Anfahrt des Kindes). Die Magenspülung ist oft auch noch 2—3 Stunden nach Einnahme des
Medikaments von Nutzen. Anschließend 2—3 Eßlöffel Medizinalkohle oder 10-15 Kompretten aufschwemmen und einfüllen, ebenso 5-10 g Glaubersalz in einem Glas Wasser
aufgelöst im Magen belassen. Auf alle Fälle salinische Abführmittel geben, kein Rizinusöl, da eine Reihe von Medikamenten lipoidlöslich ist und so die Einwirkung verstärkt wird.
Dies ist auch der Grund, warum man, von Ausnahmen abgesehen, auf keinen Fall Milch zu trinken geben darf.
Aus der mitgebrachten Medikamentenpackung sind Rückschlüsse auf Menge und Zusammensetzung möglich, ober
meist nur unsichere. Oft weiß die Mutter nicht mehr, wieviel
Tabletten noch im Röhrchen waren, und es bleibt zweifelhaft,
wieviel das Kind zu sich genommen hat. Im Zweifelsfall
immer die größere Menge annehmen und danach handeln!
Manche Medikamente haben eine Latenzzeit, in der gehandelt werden muß. Hier kann Abwarten das Leben kosten.
Schwere Vergiftungsfälle gehören ins Krankenhaus, schon
wegen der notwendigen Dauerüberwachung und Nachbehandlung. Wie es nicht passieren darf, stichwortartig an
einem Beispiel:
Dreijähriges Kleinkind; sofortiger Anruf der Mutter nach
Genuß eines für sie bestimmten Beruhigungsmittels. Ärztliche Überlegung: 40 km Anfahrtsweg, Zeitverlust; also Rat
sofort zum Hausarzt zur Magenspülung, Hausarzt überweist
in kleines Krankenhaus ohne zu spülen, dort läßt man Mutter
und Kind fast zwei Stunden warten, dann Magenspülung;
Ausgang trotzdem gut.
Da der Zeitfaktor von ausschlaggebender Bedeutung ist, ist
ein fehlerhaftes Verhalten augenscheinlich. Natürlich gibt es
Bagafellfälle, die bei absoluter sachlicher Eindeutigkeit ohne
Therapie bleiben können.
Beispiele: Vierjähriger Junge hat fünf Antibabypillen geschluckt. Kleines Mädchen an der Grenze des Säuglingsalters hatte Tabletten gegen Übersäuerung des Magens erwischt und verzehrt.
Die Gefährlichkeit eines Medikaments hängt von seiner Zusammensetzung ab. Kein Arzt kann bei der ständig wachsenden Zahl der Mittel alle in ihrer Auswirkung kennen. Hier
kann schon die rote Liste helfen; es ist aber nötig, ein
spezielles Buch zur Hand zu haben, das auch gleichzeitig
Angaben über die beste Möglichkeit der Therapie bietet. Als
Standardwerk für die Allgemeinmedizin empfiehlt sich
MÖSCHLINs „Klinik und Therapie der Vergiftungen", Thieme
(1965), Preis 66,- DM. Für die Kinderheilkunde BRUGSCHKLIMMERs „Vergiftungen im Kindesalter", Enke, Stuttgart
(1966), Preis 57 — DM, auf das ich mich vielfach beziehe. Die
Mitarbeit von Herrn KLIMMER, dem Bonner Toxikologen, erscheint bedeutungsvoll; er ist auch der Herausgeber der
allen Ärzten zugestellten und nicht im Buchhandel erhältlichen Schrift „Pflanzenschutz- und Schädlingsbekämpfungsmittel", die auf diesem Gebiet erschöpfende Auskunft gibt.
Für die Vergiftungsdiagnose hat LENDLE die sogenannten
spezifischen Leitsymptome aufgestellt, die jedoch beim Kind
selten in voller Ausprägung vorhanden sind. Vielmehr stehen
die Allgemeinsymptome im Vordergrund.
Einige Le i t s y m p t o m e :
1. P u p i l l e n : Maximal weite Pupillen bei Atropinvergiftung, Narkotica- und Schlafmittelvergiffung und im Koma
(dann reaktionslos). Maximal enge Pupillen bei Opium, Morphium, Dolantin, Nikotin. Die Pupillenweife kann durch
seelische Erregungen verändert werden.
2. H a u t f a r b e : Blässe, Zyanose, z.B. durch Methämoglobinbildung, etwa durch Phenacetin oder aufgewärmten
Spinat (Nitrite). Rötung durch Atropin. Toxische Exantheme,
wobei auch eine allergische Reaktion zu bedenken ist bis
zum schweren Schock.
3. Der G e r u c h des Kindes oder des von ihm Erbrochenen
kann von großer Bedeutung sein.
4. H a r n f a r b e : Bei Phenolen schwarzgrün, bei Aminophenazon rot. Roter Urin nach Pyramidonverabreichung beunruhigt die Mütter oft sehr, weil sie an Blutbeimengung
denken.
Die wichtigsten a l l g e m e i n e n V e r g i f t u n g s s y m p t o m e
sind: Erbrechen, Bewußtseinsstörung, Durchfälle, Erregungszustände, Krämpfe, Atemstörungen, Kreislaufstörungen. Sie
sind diagnostisch vieldeutig.
Ich möchte nun eine kleinere Zahl von Medikamenten aphoristisch besprechen, die von besonderer, praktischer Bedeutung sind. Beginnen wir mit dem A l k o h o l , der für das
Kind wesentlich gefährlicher ist als für den Erwachsenen. Es
ist nötig, vor Alkoholumschlägen zu warnen, wobei eine gute
Resorption durch die Haut und die Alkoholdämpfe zusammenwirken. Es ist eine Reihe von Todesfällen beschrieben.
Das klinische Bild ist der Alkoholvergiftung des Erwachsenen
ähnlich, aber infolge der mangelnden Toleranz und Gewöhnung beim Kind wesentlich gefährlicher. Schon Kognakbohnen können zur Vergiftung führen, und es sind Todesfälle
bei jungen Kindern nach Genuß von zwei Eßlöffeln Schnaps
beschrieben.
Therapie: Sofort Magenspülung und Kreislaufmittel. Auffallend häufig ist in der Anamnese der beim Kind an sich
seltenen Leberzirrhose ein c h r o n i s c h e r A l k o h o l g e n u ß
festzustellen.
A nt i h ist a m i n i c a , für die im Bereich der Kinderheilkunde
viele Indikationen bestehen, können unter Umständen selbst
allergische Reaktionen auslösen, es gibt aber auch schwere
Vergiftungsfälle mit Krämpfen, besonders erscheinen dabei
epileptische Kinder gefährdet. Bei Kindern unter zwei Jahren
Prognose ernst. Bor-Verbindungen haben wir in der Kinderheilkunde fürchten gelernt, obwohl sie früher ohne Bedenken
und vielfach verwendet wurden. Besonders Säuglinge sind
empfindlich, und es ist eine ganze Reihe von Todesfällen
beschrieben. Schon die Verwendung von Borwasser zur Reinigung der mütterlichen Brust hat Vergiftungen ausgelöst,
ebenso Borsalbe bei der Behandlung von Wunden und
Hautausschlägen, vor allem Ekzemkinder sind gefährdet.
Früher ist der Soor des jungen Säuglings ohne Bedenken und
mit bestem Erfolg durch Betupfen mit Borglyzerin oder
Boraxglyzerin behandelt worden. Heute wird dafür das
Antibiotikum M o r o n a l in der Form der Suspension verwendet.
Symptome: Heftige wäßrige Durchfälle, Erbrechen, Speichelfluß, intensiv rote bis hämorrhagische Ausschläge, Meningismus, Krämpfe, Nierenschädigungen.
C o d e i n und Abkömmlinge, die alle aus der Morphinreihe
stammen, finden sich als Zusatzmittel vor ailem in Hustensäften. Kleinkinder, insbesondere Säuglinge, sind hochempfindlich. Obwohl der Zusatz auf der Flasche angegeben sein
muß, wird von solchen Hustensäften immer wieder zuviel
verabreicht. Im Vergiftungsfall zeigen sich Krämpfe, Nackensteifigkeit, Atmungsstörungen. Wie bei Morphiumvergiftung
kann N a l o r p h i n, 5-10 mg i.V., eingesetzt werden.
Eisen-Präparate. Es ist wenig bekannt, daß man mit EisenPräparaten Kinder vergiften kann, und zwar insbesondere
die Ferroverbindungen, die antianämisch wirksam sind, können zu schweren Durchfällen mit Bluterbrechen bis zu zentralen Atemstörungen und Krämpfen führen. Als orales Antidot
wird D e s f e r a l empfohlen.
M e n t h o l ist zur innerlichen Verwendung beim Säugling
Physik. Med. u. Rehab. / 8. Jahrg.
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und Kleinkind kontraindiziert. Das trifft insbesondere für
Nasentropfen zu. Glottiskrämpfe mit Erstickungserscheinungen
und Asphyxie können nach wenigen Tropfen auftreten. Das
hat dazu geführt, daß auch alle mentholhaltigen Einreibemittel, wie Pinimenthol oder Wick, abgelehnt wurden und
vielfach mentholfreie Sondermittel für Säuglinge und Kleinkinder geschaffen wurden. Eine große Versuchsreihe, über
die auf der letzten Tagung der Gesellschaft für Kinderheilkunde berichtet wurde, hat gezeigt, daß diese Sorge unberechtigt war.
M o r p h i u m und O p i u m dürfen beim jungen Kind nicht
verwendet werden, da es dagegen besonders empfindlich
ist. Ein Tropfen Opiumtinktur kann unter Umständen den Tod
eines Säuglings herbeiführen. Bei der Vergiftung steht im
Vordergrund die auffallend unregelmäßige und aussetzende
Atmung, kurz nach der Einnahme Erbrechen, Unruhe, Schlaf
bis tiefe Bewußtlosigkeit mit Erlöschen der Reflexe. Pupillen
eng, reaktionslos, Blutdrucksenkung mit schwachem Puls,
Stuhl- und Harnverhaltung, Cyanose, kalter Schweiß,
Krämpfe möglich. Innerhalb weniger Stunden Schnappatmung.
Therapie: Wiederholt gründliche Magenspülung, Naforphfninjektion mehrfach i.v., 0,2—2 mg, aber nicht mehr als 15 mg
im ganzen, Analeptica.
N i k o t i n : Für Kinder sehr schädlich. Übergang in die
Muttermilch. Bei kettenrauchenden Frauen kann es bei Säuglingen zu Nikotinvergiftung kommen: Blässe, enge Pupillen,
Dyspepsie. Heftige Leibschmerzen, hochgradige Übelkeit,
Blässe, Erbrechen sah ich bei mehreren neunjährigen Jungen,
was zur Entdeckung dieses Raucherklubs führte.
Nitrite
und Nitrate
sind
nur in wenigen
Arzneimitteln
enthalten. Es sind aber zahlreiche Vergiftungsfälle durch
nitratreiches Brunnenwasser zur Milchverdünnung beschrieben. In letzter Zeit haben Vergiftungen durch Spinat Aufsehen erregt, der nach einem Tag wieder aufgewärmt worden war. Nitrate können bakteriell in Nitrite umgewandelt
werden, die dann zur Methämoglobinämie führen.
Symptome: Aschgraue Haut, tiefe Cyanose der Lippen und
Ohren, Atemnot.
Therapie: Sofortige Magenentleerung, Injektion von Katalysin i.v. oder Methylenblau, hohe Dosen von Vitamin C.
P e n i c i l l i n hat sich als außerordentlich segensreiches
Medikament gezeigt einschließlich der halbsynthetischen
Penicilline, die die Wirkung von Breitbandantibiotika haben.
Es ist atoxisch, aber es sollte bei Kindern nicht gespritzt werden wegen der Gefahr der Penicillinallergie, die bei oraler
Verabreichung weniger schlimme Abläufe zeigt.
Therapie: Schockbekämpfung durch Cortikosteroide, Antihistaminica, Flüssigkeitszufuhr.
P h e n o t h i a z i n e : Hierher gehört eine ganze Reihe von
viel verwendeten Stoffen, z. B. Megaphen, Truxal, Omka,
Decenfan. Meine eigenen Erfahrungen stützen sich im wesentlichen auf Decentan. Es hat eine sehr segensreiche, entspannende Wirkung, besonders bei Kindern, die von Angstzuständen geplagt sind. Trotz altersgemäßer Dosierung können gelegentlich eigentümliche dystonhyperkinetische Verkrampfungszustände im Mund- und Halsbereich mit Torsionsspasmus auftreten. Mein erstes Erlebnis dieser Art war bei
einem elfjährigen, absolut willigen Mädchen, das mit einem
Schiefhals im Bett lag und nicht imstande war, die heraushängende Zunge wieder in den Mund zurückzubringen.
Therapie: Akineton oder, wenn dieses nicht zur Hand ist,
Coffein. Schnelle Rückbildung ist die Regel.
P i p e r a c i n ist der Hauptbestandteil zahlreicher gegen
Askariden und Oxyuren wirksamer Wurmmittel, Uvilon, Tasnon, Vermicompren, gefährlich für Krampfkinder.
Q u e c k s i l b e r : Metallisches Quecksilber ist praktisch ungefährlich, unabhängig davon, ob es oral oder rektal (abge204
Physik. Med. u. Rehab. / 8. Jahrg.
brochenes Fieberthermometer) einverleibt ist, sehr gefährlich dagegen sind Quecksilberdämpfe. Gefährlich ist auch
die graue Salbe, die heute kaum noch gebräuchlich ist. Gefährlich insbesondere sind die Quecksiibersalze, Sublimat,
Oxycyanat. Auch weiße Präcipitatsalbe, früher ein Hauptmittel gegen Impetigo contigiosa; sollte nicht mehr verwandt werden.
Therapie: Bei Sublimat, das stark ätzend ist, sofort Milch,
Eiereiweiß, dann erbrechen lassen, Magenspülung mit großen Mengen wäßriger Medizinalkohleaufschwemmung, bei
Verätzung Perforationsgefahr. Antidot: Sulfactin, möglichst
bald i.m., Injektion von 3 mg pro kg Körpergewicht, alle vier
Stunden in reduzierter Dosis, Schmerzbekämpfung, Schockbehandlung. Kleinste Mengen Quecksilber können die Ursache für die FEERsche Krankheit sein. (Vegetative Neurose
des Kleinkindes.) Hier kommt besonders die Kalomelüberempfmdlichkeit, auslösend in Betracht.
S a l i z y l s ä u r e - V e r g i f t u n g kommt heute im wesentlichen
durch äußere Anwendung von Salizylvaseline oder Salizylöi
zur Beobachtung.
Symptombild: Akute Dyspepsie mit starkem Gewichtssturz
und Fieber, toxische Atmung, Cyanose, starke Schweißbildung, Koma.
Therapie: Reichliche Traubenzuckerzufuhr, Magen-Darmentleerung, Kohlenaufschwemmung. Salizylsäureausscheidung
im Urin kann mit Phenisfix-Stäbchen nachgewiesen werden.
Im Gegensatz zur Salizylsäure kommen Schädigungen bei
Acetylsalizylsäure (Aspirin) außer bei hochgradiger überdosierung kaum vor.
Alle S c h l a f m i t t e l , ob barbiturathaltig oder barbituratfrei, führen bei Überdosierung zu einem ähnlichen Symptombild: Hypnotische bis tief narkotische Wirkung bis zur Lähmung des Atemzentrums. Das praktisch wichtigste, weil in
der Kinderheilkunde meistgebrauchte, ist wohl das Phenobarbital (Phenylaethylbarbitursäure) = Luminal. Schon bei
Normaldosierung reagieren manche Kinder mit Erregungszuständen anstatt Beruhigung, was zur sofortigen Absetzung
des Mittels Veranlassung sein sollte.
Vergiftungssymptome: Torkeln, Gleichgewichtsstörungen, Bewußtlosigkeit, starke Herabsetzung der Reflexerregbarkeit,
auch der Pupillen, schließlich Atemlähmung.
Therapie: Sofortige Magenspülung, Verabreichung von
Kohle und salinischer Abführmittel, Klinikaufnahme unbedingt erforderlich; zur Schockbekämpfung Sauerstoffbeatmung, laufende Überwachung von Atmung und Kreislauf.
Wegen der S u l f o n a m i d e verweise ich auf die Diskussion
zum gestrigen Vortrag von Herrn Dr. SPITZY. In der Kinderheilkunde interessiert besonders das Auftreten eines Erythema nodosum nach Sulfonamiden, das früher als nahezu sicheres Zeichen einer aktiven Tuberkulose galt.
Nur noch ein abschließendes Wort über die in der Kinderheilkunde besonders viel gebrauchten V i t a m i n e , die mit
Ausnahme von Vitamin C, das durch den Urin abläuft, zu
Schäden führen können.
Am wichtigsten sind für uns die beiden fettlöslichen Vitamine
A und D. Daß dem Vitamin A Gefahren anhaften, ist viel
weniger bekannt, um so mehr, als die Schäden in der Regel
erst nach längerer Latenzzeit sich bemerkbar machen, meist
erst im zweiten Lebensjahr. Die Kinder zeigen Wachstumsstillstand, hochgradige Appetitlosigkeit, Extremitätenschmerzen, Gelenkschwellungen. Röntgenologisch: Hyperostosen im
Bereich der Corticalis der langen Röhrenknochen. Dazu
kommt Haarausfall, Leber- und Müzvergrößerung, Anämie
mit Blutungsneigung. Therapeutisch hohe Vitamin-C-Gaben.
Vitamin D2 und D 3, ständig gebrauchte Medikamente zur
Verhütung und Heilung der Rachitis. Massive überdosierung
führt zu schlagartig einsetzender, hochgradiger Appetitlosig-
keit, Brechneigung, Abmagerung, hartnäckiger Verstopfung,
Zylinderausscheidung.
Blutchemisch: Erhöhung des Kalkspiegels auf 12 bis 15 mg%;
auch der Phosphafspiege/ steigt an.
Therapie: Calciumarme Kost, Schutz vor Sonne, vegetabile
Kost und Hefe. D-Uberdosierungen von vielen Millionen Einheiten haben zu Todesfällen geführt. Heute besteht auf
Grund dieser Erfahrungen eher die Neigung zur Unterdosierung, so daß man heute in der Praxis viele Säuglinge zu
sehen bekommt, die bei 1000 bis 2000 Einheiten täglich eine
eindeutige Rachitis entwickeln.
Das Bundesgesundheitsministerium hat in den letzten Monaten beim Bundesgesundheitsamt in Berlin eine Zentrale zur
Dokumentation und Information für die Verhütung, Erkennung und Behandlung von Vergiftungen eingerichtet. Der
erste Satz Karteikarten ist an die Landesinformations- und
Behandlungszentren versandt worden.
Für Kinder besteht seit 1963 an der Kinderklinik Charlottenburg eine Beratungsstelle für Vergiftungserscheinungen im
Kindesalter unter den Telefonnummern 0311/304311 bis 304313,
die Tag und Nacht für Ärzte und Eltern erreichbar ist. Ähnliche Entgiftungszentren sind im Aufbau an den Kinderkliniken Heidelberg und Freiburg, weitere werden bestimmt folgen, sind vielleicht schon in Tätigkeit.
Hier besteht die Möglichkeit zur sofortigen Information, unabhängig von persönlichem Wissen. Das ist — abgesehen von
meinem eigentlichen Thema — besonders wichtig bei' klangvollen Namen von Haushalts- und Putzmitteln, deren Zusammensetzung so gut wie nie angegeben ist und die oft sehr
gefährlich sind. Auf Grund dieser neu beschrittenen präventiven Wege ist zu hoffen, daß eine erhebliche Senkung der
Sterblichkeit durch Giftunfälle zu erreichen ist.
Anschrift des Verfassers: Prof. Dr. med. Paul FRICK, Facharzt für Kinderkrankheiten, 65 Mainz, Auf der Steig 6
Grundlagen der Umstimmungstherapie
Von H e i n z S c h o e l e r
Der Begriff „Umstimmungstherapie" ist im ärztlichen Denken
vergesellschaftet mit der Vorstellung chronischer, festgefahrener Krankheifszustände, zu deren Überwindung oder Zustandsänderung etwas „Umstimmendes" getan werden soll.
Umgestimmt werden soll der träge, gar nicht oder gar „verkehrt" reagierende Körper; seine falsche bzw. verstimmte
Reaktionsweise soll umgestimmt bzw. richtig gestimmt werden. Hierzu wäre nun eine genaue Kenntnis der gegebenen
Reaktionsarf bzw. der „Ausgangslage" nötig. Wir müssen
ehrlicherweise zugeben, daß wir dazu nur in sehr geringem
Umfang in der Lage sind. Wenn wir das Problem der Reaktionsweisen des Körpers aufgreifen, dann stehen wir
schnell mitten in einer verwirrenden Unsumme bereits geleisteter Forschungsarbeit auf physiologischem, pathologischem, biologischem und besonders immunbiologischem Gebiet. Die Reaktionsmöglichkeiten, welche dem Körper zur
Verfügung stehen, sind unzählbar. Es müßte das Zusammenspiel der nervalen Elemente des Z.N.S. und des vegetat. N.S.
der Hormone, der Stoffwechselorgane, der Proteinkörper, der
Enzyme und Fermente, der DNS und RNS, der Abwehrmechanismen und vieles andere mehr berücksichtigt und zu einem
überschaubaren Ganzen geordnet werden.
An Einzelerkenntnissen gibt es darüber Legion; aber man
darf mit GOETHE dazu sagen: „Dann hat er die Theil in seiner Hand, fehlt leider nur das geistige Band".
So kommt kein Geringerer als Ferdinand HOFF, Frankfurt,
in seinem Lehrbuch der „Klinischen Physiologie und Pathologie" in dem großartigen Kapitel über die „Steuerungseinrichtungen" zu der Feststellung:
„Diese gedanklichen Konstruktionen übersehen meines Erachtens, daß weder das Nervensystem noch die sogenannte terminale Strombahn biologische Einheiten sind, die isoliert eine
Realität darstellen. Es handelt sich bei diesen Systemen, dem
Nervensystem und dem terminaien Gefäßsystem nicht um
selbständig existierende Wirklichkeiten, sondern um Abstraktionen, die aus der lebenden Einheit des Organismus einen
Teil gedanklich herauslösen, der in einer solchen Isolierung
nicht lebt, sondern nur von uns durch analytische Methoden
unter Zerstörung der lebenden Einheit herausgeschnitten oder
rein durch abstraktes Denken konstruiert sind. Sowohl das
Nervensystem wie das Gefäßsystem kommen nur in der Einheit mit den Zellen und den Geweben, in Gemeinschaft mit
physikalisch-chemischen Strukturen und den Körpersäften vor.
Das Leben und damit auch die Krankheit sind nur durch die
Gesamtheit dieser Teile möglich, eine Krankheitslehre kann
nur auf dieser Gesamtheit aller Einzelglieder aufgebaut worden. Zwischen diesen Einzelgliedern, die, wie gesagt als Teile
des Lebensgeschehens keine sefbständfge Existenz haben,
herrschen die innigsten Wechselbeziehungen, die sich für unsere schematische Betrachtung in Funktionskreise gliedern.
Innerhalb dieser Funktionskreise können humorale Faktoren
auf das Nervensystem einwirken, etwa das Adrenalin auf die
sympathischen Nerven, die Kohlensäure auf das nervöse
Atemzentrum; nervöse Einflüsse können andererseits wieder
humorale Veränderungen zur Folge haben. Wir haben gesehen, daß wohl grundsätzlich jeder Nervenreiz durch humorale Wirkstoffe auf die Erfolgsorgane wirkt. Sowohl nervöse
wie humorale Einflüsse können auf den Zeil Stoffwechsel einwirken, die Änderungen des Zellstoffwechsels wiederum auf
andere Zellen, auf Nerven oder die kolloidalen Strukturen,
z. B. die Membraneigenschaften. In dem gesamten Zusammenspiel dieser Einzelglieder, die in Funktionskreisen zusammenwirken und in Wechselwirkungen verbunden sind, ist es
nicht angängig, irgendein Glied als das grundsätzlich immer
übergeordnete, als das Prirnum movens, zu bezeichnen, weder
das Nervensystem noch das Gefäßsystem, noch die Zellen
oder die chemischen oder physikalisch-chemischen Strukturen.
Wenn man ein einzelnes Glied dieser untrennbaren Abläufe
allein in den Vordergrund stellt, so wird man damit also nicht
der Einheitlichkeit und dem immer neuen Wunder des zusammenhängenden Naturgeschehens gerecht, sondern solche einseitigen Lehrmeinungen charakterisieren nur die Blickrichtung,
die Methode und den wissenschaftlichen Standpunkt von Forschern, welche einem Teilvorgang ihre besondere Aufmerksamkeit schenken. Werden solche Lehrsätze mit Einseitigkeit
vorgetragen, so handelt es sich um dogmatische Formulierungen, welche der Fülle und Vielseitigkeit der lebenden Natur
nicht angemessen sind."
Physik. Med. u. Rehab. / 8. Jahrg.
205
Der Physiologe WEZLER, Frankfurt, wies einmal anläßlich
eines ärztfichen Fortbildungskurses in Berchtesgaden bei der
Diskussion der homöopathischen Arzneimittelprüfung am gesunden Menschen darauf hin, daß die physiologischen und
pharmakologischen Experimente mit isolierten Organpräparaten zwar sehr einfache und geradezu exakt mathematisch
erscheinende Werte und Kurven ergäben, aber leider nur in
sehr beschränkter Weise auf den Menschen übertragbar seien,
da sie nur ein Produkt denervierter und sterbender biologischer Substanz seien. Es müßte deshalb das Ziel künftiger
Versuchsanordnungen sein, mit Methoden zu arbeiten, die
sich an den gesamten Organismus wenden. In der AMP am
Gesunden sah er eine Möglichkeit hierzu.
Mit diesen Vorbemerkungen zum Thema sollte lediglich zu
der Erkenntnis übergeleitet werden, daß die Möglichkeiten
einer Umstimmungstheraphie nur durch Beobachtungen der
Reaktionen des ganzen gesunden oder kranken Körpers erkannt werden können. Solche Gesamtschau finden wir bei
den großen Ärzten vergangener Zeiten, besonders bei Rudolf VIRCHOW und bei August BIER. Beide haben durch ihre
Reizlehre die Fundamente für eine anwendbare und steuerbare Umstimmungstherapie geschaffen. Auf VIRCHOWs Erkenntnissen von den formativen, funktioneilen und nutritiven
Reizen weiferbauend, ist Bier zum Begründer der Lehre vom
Heilfieber und der Heilentzündung geworden. Die parenterale Proteinkörpertherapie in kleinsten Dosen und passive
Hyperaemie (BIERsche Stauung) sind die von ihm eingeführten therapeutischen Möglichkeiten für seine tiefgreifende Umstimmungsbehandlung, ganz besonders bei chronischen
Krankheiten. BIER arbeitete damals vornehmlich mit Injektionen von verdünntem Vollblut. Anaphylaxieereignisse u. a.
Zwischenfälle, die BIER allerdings als Folgen falscher Dosierung betrachtete, haben zwar zur Entwicklung anderer Proteinkörper für diese Zwecke geführt, womit aber letztlich
BlERs Erkentnisse im Prinzip weiter Bedeutung behielten.
Ob wir heute Heilfieber mit Pyrifer oder die Steigerung der
Immunisierungsvorgänge mit Omnadin, steriler Milch, Vaccinen, kolloidalem Schwefel, Ameisensäure oder Bienengift
u. a. Mitteln anstreben, so fußt das alles letztlich doch auf
BlERs grundlegenden Erkenntnissen.
Therapie" zusammen, welche nicht die volle Mitwirkung des
Körpers voraussetzt.
Die alte Reiztherapie BlERs wird als unspezifische Reiztherapie mit den schon oben genannten Mitteln (Pyrifer usw.)
heute noch ähnlich betrieben wie BIER sie durchführte. Man
beginnt mit relativ hohen Verdünnungen, die sich oft in
„homöopathischen Breiten" bewegen und geht unter Reaktionsbeobachtungen und mit zeitlichen Intervallen zu vorsichtig steigenden Konzentrationen über, um bei merklichen Reaktionen evtl. die Dosis wieder zu reduzieren und die Intervalle
der Applikation zu verlängern
Da die unspezifische Reiztherapie - z. B. auch die BIERsche
Stauung — den anzugehenden entzündlichen Prozeß in der
ersten Behandlungsphase im Sinne einer Erstverschlimmerung
beeinflußt, also noch Steigerung der Entzündung hervorruft,
um dann im Abklingen den vom Körper gesteuerten Heileffekt
zur Wirkung kommen zu lassen, kann man diese Therapie
auch als „synergistische Behandlungsmethode" bezeichnen, im
Gegensatz zur antagonistischen Methode (z. B. ObstipationLaxans,
Kolik-Spasmolytikum,
Schlaflosigkeit-Hypnoficum
usw.). BIER fand die Idee der synergistischen Therapie am
konsequentesten in der Homöopathie verwirklicht. BIER ist
bekanntlich durch das Problem der Reiztherapie auf die Homöopathie aufmerksam geworden und hat sich für 'ihre Eingliederung in die Universifätsmedizin sehr eingesetzt. Von
ihm stammt schon der Begriff der „spezifischen Reiztherapie".
ZIMMER, ein leider viel zu früh verstorbener erfolgreicher
Schüler BlERs fand schon, daß die unspezifischen Reizmittel
neben der Allgemeinwirkung Fieber auch organotrope Wirkungen zeigten. Er fand auch, daß nicht nur parenteral, sondern auch orale Applikation zu deutlichen Reizerscheinungen
führen kann und schuf den Begriff der „oralen, organspezifischen Reiztherapie". Damit stehen wir bereits im Grenzgebiet
zwischen der sogenannten „Allopathie med Homöopathie",
jeder kundige homöopathische Arzt würde mit Recht sagen,
wir stehen schon tief mitten drin. Hören wir je ein Beispiel
aus beiden Lagern:
Ernst EDENS (Düsseldorf) stellt in seiner „Digitalisfibel" in
einer Reihe von Paragraphen auffällig biphasische Wirkungen der Digitalis fest. Da heißt es u. a.:
Die Digitaliskörper können Extrasystolen des Vorhofes beseitigen; Vorhofsflimmern beseitigen, erzeugen, in Vorhofsflattern überführen; Vorhofsflattern beseitigen, in Vorhofsflimmern überführen.
Die Digitaliskörper können Extrasystolen der Kammern beseifigen, sie können Extrasystolen in der Form der Bigeminie
und Kammertachykardie erzeugen.
Die Digitaliskörper können Hemmungen der Erregungsleitung
beseitigen und erzeugen.
Der Körper reagiert auf die Reizkörperbehandlung zumeist
mit Temperaturerhöhung, die bis zu hohen Fiebergraden steigen kann und zumeist auch mit einer „Herdreaktion". Letztere
kann darin bestehen, daß ein latenter Fokus (Zahn, Tonsille,
Gallenblase, Appendix, Lymphdrüsen o. a.) bemerkbar wird
und dadurch die Möglichkeit bi'etet, mit seiner Beseitigung
kausale und kurative Therapie zu betreiben. Häufiger noch
reagieren die von einem latenten Fokus chronisch geschädigten Organe, Gelenke oder Nerven mit einer akuten oder
subakuten Exacerbation, nach deren Abklingen dann häufig
Besserung des Leidens (Arthritis, Neuritis o. dgl.) eintreten
kann. Die Immunbiologie mit dem Gesamtproblem der Antigen-Antikörpervorgänge und das Allergieproblem mit den
Allergen-Reaginreaktionen sowie der Hapten-Haptophorenvorgang und das Gebiet der Vaccination, Impfungen anderer
Art und der Desensibilisierung müssen als große Umstimmungs- und Steuerungsmöglichkeiten der Reaktions-Kräfte
des Körpers hier mitgenannt werden.
Das sind Auffälligkeiten, die völlig in das homöopathische
Denken passen. RITTER nimmt, sich auf HOFF berufend, in
seinem Buch „Aktuelle Homöopathie" (Hippokrates Verl. 1962,
S. 34) zum gleichen Problem Stellung und sagt wörtlich:
Die Umstimmungstherapie wird heute auch als Regulationstherapie, als Reiztherapie, als „Stoß in das Vegetativum"
bzw. mit HOFF als „vegetative Gesamtumschaltung" bezeichnet. Jedenfalls handelt es sich dabei um Behandlungsformen,
welche die volle Mitwirkung des Körpers voraussetzen. Im
Gegensatz hierzu stehen andere Therapieformen die RITTER
(Stuttgart) treffend als 1. Gegensatzprinzip, 2. Substitutionsprinzip und 3. Antiparasitäres bzw. antibiotisches Prinzip der
Therapie bezeichnet hat. Alle drei faßt er als „künstliche
„HOFF stellt die Wirkung der Digitaloide so hin, daß sie am
Herzen und seiner vegetativen Steuerung biologische Reaktionen hervorrufen. Damft fst deutlich ausgesprochen, daß die
Digitalis zur Reiz- bzw. Regulationstherapie gehört, d. h. zu
den Mitteln, „die unter Mitwirkung des Organismus den geordneten Funktionsablauf wiederherzustellen vermögen'."
Digitalis ruft, um mit HUFELAND zu reden, „die Lebenskraft
im leidenden Herzen zur Tätigkeit und Mithilfe auf, weil sie
diesem Organe und diesem Krankheitszustand am meisten
206
Physik. Med. u. Rehab. / 8. Jahrg.
Die Digitaliskörper können einen Herzalternans beseitigen
und erzeugen.
Beim Herzblock können die Digitaliskörper die Schlagzahl
der automatisch tätigen Kammern steigern und senken.
verwandt ist". Das entspricht mit etwas anderen Worten
durchaus der Auffassung HOFFs.
Digitalis, das Herzmittel, macht aber in toxischer Dosis ein
gesundes Herz krank! Wir haben also hier die „Nahtstelle"
zwischen Regulationstherapie und Homöopathie. Die Herzwirkung der Digitalis läßt sich also auch homöopathisch interpretieren. In meiner Probevorlesung über „Angewandte Toxikologie" (Die Pharmacie 5, 1950) zeigte ich an Hand mehrerer
Beispiele, daß die Homöopathie eine spezifische Reiztherapie
und damit eine Umstimmungstherapie mit guter Zielwirkung
darstellt, der man ohne Einschränkung die Bezeichnung „Angewandte Toxikologie" geben darf, womit das Verständnis
für die homöopathischen Gedankengänge erleichtert wird.
Als Beispiel mag die Toxikologie des Quecksilbers und deren
Nutzbarmachung für die Therapie gelten.
Die genaue Beachtung der Organspezifität von akuten oder
chronischen Vergiftungen gibt einen sicheren Leitfaden für
die direkte Wirkungssphäre eines pflanzlichen, tierischen,
bakteriellen oder chemischen Substrates. Man gewinnt daraus
die Kenntnis, welche Organe mit schwächeren oder stärkeren
Reizen bei der Anwendung einer bestimmten, toxikologisch
bekannten Substanz stets getroffen werden. Es ist dann nur
noch eine empirische Frage der Dosierung, ob dieser Reiz
nur eine schwächere oder stärkere Hyperaemisierung des betreffenden Organs hervorrufen wird oder ob er sich bereits
als destruktiver Reiz mit irreparablen Schädigungen auswirkt.
Im ersten Falle also erleben wir die therapeutische Reizbehandlung, im zweiten eine toxische Schädigung. Ein typisches
Beispiel hierfür ist die Wirkung löslicher Hg-Salze auf den
Dickdarm. Kleine und mittlere Dosen wirken auf die Durchblutung, Exsudation und Peristaltik des Dickdarms erregend.
Große, toxische Dosen dagegen bringen ein der Dysenterie
auffallend ähnliches Symptomenbild zustande. Es kommt zu
heftigen Tenesmen, Ulcerationen und Nekrosen der Dickdarmschleimhaut, schleimigen und blutigen Diarhöen und Fieber.
Auf Grund des dysenterieähnlichen Bildes der Hg-Intoxikation
am Dickdarm hat man homöopathische Verdünnungen von
Hg-Salzen, vor allem von Mercur corrosivus subl. D6 — D4
mit ausgezeichnetem Erfolg dagegen angewendet, besonders
wenn schleimige blutige Stühle und Tenesmen im Vordergrund
standen. Aber auch bei der chronischen Ruhr sieht man, wenn
Tenesmen das Bild beherrschen, gute Erfolge.
Die Hg-Verbindungen wirken jedoch nicht nur auf den Endabschnitt des Magen-Darm-Kanals reizend oder gar toxisch
ein, sondern auch auf den Anfangsteil. Die Mundhöhle zeigt
bei Hg-Einwirkung ebenfalls typische Reizerscheinnungen oder
toxische Symptome, die sich je nach Dosis und zeitlicher Einwirkung von der einfachen Hyperaemie über die Gingivitis
und die Stomatitis ulcerosa bis zur Stomatitis gangraenosa
entwickeln können. An denTonsillen und am weichen Gaumen
kommen diphtheroide Erscheinungen von der Membranbifdung bis zur Gangraen zustande. Wenn nun auf Grund der
toxikologischen Erkenntnisse bei Stomatitis aphthosa, bei eitriger Angina, bei Reizzuständen und Ulcerationen der Mundschleimhaut nach Röntgeneinwirkung wegen Mund- und Ztmgenkarzinomen, bei Alveolarpyorrhoe und ähnlichen Zuständen Quecksilberpräparate mit nachweislich gutem Erfolg verwendet wurden, wenn die betreffenden Zustandsbilder dem
Arzneimittelbild des Hg ähnlich waren - dann kann man also
von einer Anwendung der Toxikologie für therapeutische
Zwecke, d. h. von „angewandter Toxikologie", sprechen.
In diesem Zusammenhang ist noch auf das mannigfaltige
Symptomenbild der chronischen Hg-Vergiftung des sogenannten Merkurialismus hinzuweisen, bei dem sich bei leichteren Formen Intentionszittern bis zum merkuriellen Tremor
und schließlich klonische Krämpfe entwickeln. Ferner kommt
es zur regelrechten Polyneuritis, zu Lähmungen, Fehlen der
Sehnenreflexe, Mercurialkachexie, Schriftänderungen wie bei
Paralytikern, Gedächtnisschwäche, Demenz, Halluzinationen,
Delirien und Hemiplegie. Man hat also durchaus ein der Neurolues, besonders der Lues cerebrospinalis, ähnelndes Intoxikationsbild vor sich, also Symptomenbilder, bei denen bekanntlich die allgemeine übliche Hg-Therapie beste Erfolge
zu erzielen vermag. Es ist deshalb durchaus diskutabel, hierbei von unbewußt angewandter Toxikologie zu sprechen
(Homöopathia involuhtaria). Seitens der Homöopathie besteht seit HAHNEMANN eine ganz bewußte Ausnutzung der
toxikologischen Erkenntnisse, indem man damals schon auf
Grund der Ähnlichkeitsregel der internen Verabfolgung von
Hg-Präparaten großen Wert beimaß. HAHNEMANN hat damals sein bekannt gewordenes Präparat Mercurius solubilis
(Ammonium-Mercuro-Nirrar) NH2Hg2NO3 dargestellt, in der
Hoffnung, damit ein resorbierbares Hg-Salz von geringer
Giftwirkung zur Verfügung zu haben. Später hat sich allerdings die Anwendung von Calomel D 2 in Kombination mit
Kai. jodat. als besonders wirksam bei der Lues cerebrospinalis erwiesen.
Die meisten geprüften homöopathischen Arzneimittel können
a)s Mittel mit spezifischer Reizwirkung in gleicher Weise angewandt werden. Nur andeutungsweise sei auf Jod und Hyperthyreose, Arsen und Neuritis, Thallium und Alopecie, Sulfur
und Furunkulose, Seeale und Durchblutungsstörung u. dgl. m.
hingewiesen.
Und die etwas unglücklichen und von polemischer Atmosphäre
umwitterten Ausdrücke Allopathie-Homöopathie zu vermeiden, sollte man besser von antagonistischer und synergistischer Therapie sprechen, wobei die Substitutionstherapie ausgeklammert bleibt.
Abschließend sei noch kurz auf die an der Grenze zwischen
spezifischer und unspezifischer Reizbehandlung stehende
Ameisensäuretherapie nach (KRULL-)REUTER (Ameisensäure
als Heilmittel, Max Heitner Verlag, München, 1940) und auf
die Kupfertherapie bei Allergien, insbesondere bei Asthma
bronchiale (SCHfMERT, Dtsch. med. Wschr. 5, 124, 1940, und
SCHOELER, Allg. Hom. Ztg. 194, 41, 1949), hingewiesen.
Schon zu Lebzeiten August BIERs erschien zum Thema „Umstimmungstherapie" ein Buch unter dem Titel „Krankheit und
Heilung anders gesehen" von Ferdinand HUNEKE. Mit dieser
Veröffentlichung gab der Autor eine therapeutische Entdekkung bekannt, die er und sein Bruder Walter gemacht hatten
und welche völliges Neuland für die Medizin war.
Die Neuraltherapie trat damit auf den Plan und hat sich zu
einer sehr bedeutsamen Therapie entwickelt. Sie bedeutet
einen „Stoß ins Vegetativum" bzw. eine „vegetative Gesamtumschalfung" von an Wunder grenzenden Heilerfolgen.
Wenn das sogenannte „Sekundenphaenomen" F. HUNEKEs
gelingt, dann kann in all diesen Fällen von einer echten Heilung akuter und chronischer Fälle im kausalen und kurativen
Sinn gesprochen werden. Allen obenstehenden Heilungsbemühungen muß deshalb die Suche nach dem evtl. schuldigen
Störungszentrum im neuraltherapeutischen Sinn HUNEKEs
vorausgehen. Alles andere hat nunmehr nur sekundäre Bedeutung und kommt nur zum Einsatz, wenn nach Ausschöpfung aller Möglichkeiten mit neuraltherapeutischen Methoden
(Lit. s. Peter DOSCH, Lehrbuch der Neuraltherapie, HaugVerl., Ulm-Donau, U. Aufl. 1966} kein Heilerfolg zu erzielen
war.
Das Sekundenphaenomen HUNEKEs ist die eindrucksvollste
„Umstimmungstherapie" die man ärztlich erleben kann, sie
stimmt die pathologische Abwegigkeit mit einem Schlag zur
Norm um, sie ordnet schlagartig das in Unordnung geratene
und ist deshalb eine kausale Ordnungstherapie.
Anschrift des Verfassers: Dr. med. habil. Heinz SCHOELER, Dozent für
Innere Medizin, Karlsruhe, Bachstraße 26
Physik. Med. u. Rehab. / 8. Jahrg.
207
Arzneimittelnebenwirkungen bei Phytotherapeutika
Von R. F. Weiß
Es ist eine weithin verbreitete Ansicht, vor allem im Publikum,
aber auch bei manchen Ärzten, daß p f l a n z l i c h e Heilmittel schadlos seien, und gerade darin wird ein Vorzug derselben gesehen. Das ist in dieser allgemeinen Fassung sicher
nicht richtig. Vor allem ist der Ausdruck pflanzliches Arzneimittel mißverständlich. Er ist noch ein Überrest aus der alten,
vulgären Kräuterheilkunde, die wir heute überwunden haben.
Die neue wissenschaftliche Phytotherapie ist, wie ich es in
meinem „Lehrbuch der Phytotherapie" definiert habe, dio
Lehre von der therapeutischen Anwendung der Heilpflanzen,
wobei als H e i l p f l a n z e n alle jene bezeichnet werden, bei
denen mit ausreichendem Grund eine Wirkung beim kranken
Menschen angenommen werden kann. Damit ist klar zum
Ausdruck gebracht, daß die Phytotherapie a l l e Arzneipflanzen umfaßt, von denjenigen mit starker, sogar weitgehend
toxischer Wirkung bis zu den nur schwach, sogar ungenügend oder unsicher wirksamen, deren Verträglichkeit dann
aber auch unbeschadet ist. Freilich bedeutet, was auch besonders hervorgehoben werden muß, gerade bei vielen
pflanzlichen Heilmitteln eine gute Verträglichkeit und Unschädlichkeit nicht auch gleichzeitig eine geringe Wirksamkeit. Ein Beispiel hierfür ist die Kamille. Hier sehen wir schon,
wie weit der Bogen bei den pflanzlichen Arzneimitteln reicht:
Bei denjenigen für die Magen-Darmerkrankungen von der
stark wirksamen Belladonna mit ihren toxischen Eigenschaften, sobaid die erträgliche Dosierung überschritten ist, bis
zu der von Nebenwirkungen freien Kamille oder etwa den
Bittermitteln, deren gute Wirkung für viele Erkrankungen des
Magen-Darmkanals außer Frage steht. Bei den Herzmitteln
reicht der Bogen von der Digitalis mit ihren toxischen Eigenschaften bis zu dem gut verträglichen Weißdorn.
Noch auf ein anderes Mißverständnis muß hingewiesen werden. Noch immer kommt es - leider! - vor, daß Phytotherapie und Homöopathie weitgehend gleichgestellt werden. Zu
diesem wesentlichen Punkt habe ich in meinem Lehrbuch
ebenfalls bereits eingangs darauf hingewiesen, daß wissenschaftliche Phytotherapie keine Homöopathie sei. Die Verwendung pflanzlicher Arzneimittel nach homöopathischen
Gesichtspunkten ist etwas grundsätzlich anderes. In der
Homöopathie gilt die Simile-Regel, die Phytotherapie jedoch
beschreibt und lehrt die Anwendung der Arzneipflanzen nach
den allgemein in der Medizin gültigen Regeln. Zwar verwendet die Homöopathie bekanntlich auch viele pflanzliche
Mittel, aber doch in ganz anderer Weise und Konzentration,
und in diesen Verdünnungen sind sie dann auch unschädlich.
Aber das ist doch, wie gesagt, etwas völlig anderes und darf
nicht zu Verwechslungen führen.
Nebenwirkungen mit in Kauf nimmt. Man müsse sie kennen
und auch den Patienten darauf aufmerksam machen, und das
gilt in gleicher Weise auch noch heute. Erst in letzter Zeit
haben bedeutende Kardiologen darauf hingewiesen, daß es
trotz vieler und verbesserter Digitalispräparate noch immer
ausschlaggebend darauf ankomme, das jeweils gewählte
Präparat gut zu kennen, sowohl hinsichtlich der Dosierung
als auch der unvermeidlichen toxischen Begleiterscheinungen.
Gerade bei den s t a r k wirksamen Heilpflanzen sehen wir die
gleichen Schwierigkeiten, die heute als Nebenwirkungen oder
besser als Mit- oder Zweitwirkungen der Arzneimittel soviel
diskutiert werden. Bei vielen dieser pflanzlichen Heilmittel,
die heute aus unserem Arzneischatz gar nicht mehr wegzudenken sind, sind heilende, also erwünschte, mit toxischen,
also unerwünschten Effekten eng verbunden. Eines der besten
Beispiele hierfür ist die Digitalis. WITHERING hat in seinem
berühmten, auch heute noch ganz aktuell anmutenden Berichi
über die Digitalis den toxischen Nebenerscheinungen fast
mehr Raum gewährt als den Schilderungen der Heileffekte.
Er tat dies ganz bewußt, weil er auf Grund seiner Erfahrungen und Beobachtungen mit allem Ernst darauf hinweisen
mußte, daß die großartigen heilenden Wirkungen der Digitalis bei den schwer Herzkranken in sehr vielen Fällen nur
zu erzielen seien, wenn man die gleichzeitigen erheblichen
Magenkranke, vor allem solche mit Magen-Darmgeschwüren
oder Hypersekretion, nehmen gerne einen Kartoffelsaft, der
ihre Beschwerden deutlich lindert. In einfachster Weise kann
dies das Kochwasser sein, das von den Kartoffeln abgegossen wird; oder man bereitet sich aus den rohen Kartoffeln
einen Preßsaft. Es gibt auch verschiedene Präparate hierfür.
Ein solches Kartoffelwasser betrachten die Kranken als völlig
harmlos. Und doch können sie auch dadurch toxische Nebenwirkungen bekommen, wie ich es in einer Reihe von Fällen
beobachtet habe. Die Kartoffel, Solanun tuberosum, gehört
bekanntlich zur Familie der Nachtschattengewächse, Solanaceen, die auch die Tollkirsche, das Bilsenkraut und den Stechapfel umfaßt. In den Kartoffeln, vor allem in den schwarzen
Beeren, aber auch in geringerem Maße in den Kartoffelknollen, ist das Solanin enthalten, das dem Atropin nahesteht. Wie dieses erzeugt es Trockenheit im Munde und Pu-
208
Physik. Med. u. Rehab. / 8. Jahrg.
Ähnlich liegen die Dinge bei der Belladonna und dem Atropin. Besonders deutlich sind sie bei der Herbstzeitlose, Colchicum autumnale, und derem Alkaloid Colchicin. Auch heute
noch ist, trotz mancher inzwischen aufgekommener neuer
Arzneimittel, beim akuten Gichtanfall Colchicum eines der
besten und zuverlässigsten Mittel, und zumal französische
Autoren — die ja in der Behandlung der Gicht schon lange
besonders eingehende Erfahrungen haben — verwenden
Colchicum auch heute noch gern zur Dauerbehandlung. Für
die Anwendung von Colchicum, sei es in Form der einfachen
Tinctura Colchici, der Colchysat-Tropfen oder des reinen
Colchicin, gilt die Regel, alle Stunde eine Dosis zu verabfolgen, bis Durchfälle auftreten. Damit ist dann aber auch
die Schmerzattacke des akuten Gichtanfalles gebrochen. Man
muß aber bis zu dieser toxischen Grenze gehen. Therapeutische und toxische Dosis liegen also nahe beieinander, wie
bei so vielen Arzneimitteln auch sonst. Geben wir die Belladonna bei der Hypersekretion des Magens, so gilt die Regel,
daß man mit der Dosierung gerade so hoch gehen muß, bis
etwas Trockenheit im Mund und Rachen auftritt. Das zeigt
ein Nachlassen der Speicheldrüsensekretion an, und dies
wiederum ist der Indikator dafür, daß nun auch eine Verminderung der Drüsensekretion im Magen eintritt. Bei der
einfachen Tinctura Belladonnae, die noch immer eine unserer
zuverlässigsten Belladonna-Zubereitungen ist, liegt die Dosis
hierfür bereits bei etwa 6 bis 8 Tropfen, und schon bei einer
Einzeldosis von 10 Tropfen kann die Wirkung eine zu starke
sein, wobei es dann auch zu den bekannten Augenbeschwerden infolge der Pupillenerweiferung kommt.
Bei den Arzneipflanzen, die gewöhnlich für unschädlich gelten, muß man doch vielfach, häufiger als meistens bekannt
ist, mit toxischen Nebeneffekten rechnen. Sie brauchen nicht
einmal im eigentlichen Sinne toxisch zu sein, sondern machen
sich durch sonstige Nebeneffekte unerwünscht bemerkbar. Ein
bekanntes Beispiel hierfür ist das Auftreten von Menstruationsstörungen und genitalen Blutungen bei Hopfenpflückerinnen, weil die Bestandteile des Hopfens, insbesondere das
Lupulin, hormonähnliche Wirkungen entfalten.
pillenerweiterungen. So kann es kommen, daß ein Kranker,
der längere Zeit hindurch das abgegossene Kochwasser der
Kartoffeln zu sich nimmt, über Sehbeschwerden fcfagf, die
auf der Pupillenerweiterung beruhen. Natürlich ist er sich
dieses Zusammenhanges nicht bewußt, aber der Arzt muß
diese Möglichkeit kennen und daran denken!
Bei Magen- und Duodenalgeschwüren wurde von amerikanischen Autoren frischer Kohlsaft empfohlen, ein Preßsaft aus
dem gewöhnlichen Weißkohl oder Kappes. Auch dafür gibt
es heute Spezialpräparate. Man glaubte für die günstigen
subjektiven Wirkungen des KohJsaffes eine vitaroinähnJicbe
Substanz verantwortlich zu machen, für die der Ausdruck
Vitamin U (von Ulcus) geprägt wurde. Inzwischen wissen wir,
daß es sich um einen Eiweißkörper handelt. Aber auch der
Kohl kann zu eigenartigen Nebenerscheinungen führen.
Große Mengen Weißkohl, sogar als Nahrungsmittel, wie man
sie besonders im Kriege zu sich nahm, vermögen strumigen
zu wirken, also zu einer Kropfbildung zu führen. Das warder
Ausgangspunkt für die Auffindung der pflanzlichen Thyreostatica, die heute aus anderen Pflanzen, vorzugsweise aus
Lycopus-Arten, hergestellt werden (Thyreogutt, Lycocyn).
Beim Johanniskraut (Hypericum perforatum) und den daraus
hergestellten Frischsäften und Präparaten ist auf die Möglichkeit einer Phofosensibüisierung zu achten. Man muß Patienten, die ein Hypericum-Mittel nehmen, darauf aufmerksam machen, daß sie sich nicht dem Licht allzu stark aussetzen dürfen, vor allem keine Sonnenbäder nehmen. Es
könnte sonst zu einem recht erheblichen Sonnenbrand kommen.
Sehr interessant sind die Nebenerscheinungen, die in letzter
Zeit von der Lakritze oder dem Süßholzsaft, Succus Liquirifiae, beschrieben wurden. Seitdem der holländische Apotheker REVERS durch eine richtig gedeutete Zufallsbeobachtung die Liquiritia in die Therapie des Magenulcus eingeführt
hat, nahm der Gebrauch bald eine große Verbreitung an.
Man erkannte, daß die Wirkung eine antiphlogistische sei
und auf einem hormonähnlichen Prinzip beruhe, das den
Corticosteroiden aus der Nebennierenrinde analog sei. Ob
es sich hierbei um die reine Glycirrhzinsäure handelt oder
um andere Substanzen, ist noch nicht geklärt. Inzwischen
wurde der entzündungshemmende, corficoidähnfiche Effekt
auch in Form kleiner Bleibeklysmen mit Süßholzextrakt zur
Behandlung der Colitis ulcerosa ausgenutzt (BÖLLER). Bei
dem weiten Verbrauch, den die Liquiritia gefunden hat,
konnte es nun nicht ausbleiben, daß auch überdosierungen
und damit Nebeneffekte vorkommen, die denjenigen der
Mineralcorticoide entsprechen. Sie zeigen sich im Auftreten
von Oedemen, vor allem einer eigenartigen Schwellung des
Gesichtes, auf die schon REVERS aufmerksam machte, und
können bis zu Cushing-ähnlichen Bildern gehen. Auch akute
Intoxikationen mit Herzbeschwerden, Bradykardie und
Asthma cardiale sowie anfallsweise Kopfschmerzen und
Leibkoliken wurden beobachtet (HENNEMANN). Aus den
USA kommen Berichte, daß ei'n mit Lakrifze angereichertes
Getränk zu lähmungsartigen Zuständen auf den Boden einer
Hypokaliaemie geführt hat (MINVIELLE). Also auch der
scheinbar so harmlose Süßholzextrakt, den wir ja alle von
der Mixtura solvens kennen, kann ernsthafte Nebeneffekte
hervorrufen!
Deutsche und amerikanische Autoren beschrieben in letzter
Zeit ein Krankheitsbild, das als Laxantien-Colon bezeichnet
wurde. Es sind Elekfrolytsförungen, die ebenfalls bis zu
lähmungsartigen Erscheinungen und Schwächezuständen
gehen können, hervorgerufen durch langdauernden Mißbrauch von Abführmitteln. Auch an solche Möglichkeiten ist
immer zu denken!
Zur unschädlichen, weil rein mechanisch wirkender Bekämpfung einer chronischen Obstipation hat sich heute immer
mehr der Gebrauch von Leinsamen, Semen Lini, durchgesetzt.
Auch hier wird auf die Möglichkeit einer toxischen Schädigung aufmerksam gemacht. Es ist eine bekannte Tatsache,
daß in den Leinsamen, ebenso wie in vielen anderen Samen,
etwa den Kirschkernen, den bitteren Mandeln, den Pflaumenkernen usw., Blausäure enthalten ist. Jedoch sind die Mengen an Blausäure in dem Leinsamen so gering, daß sie
praktisch niemals eine toxische Grenze erreichen. Zudem ist
die Blausäure auch noch chemisch gebunden und wird normalerweise im Darm nicht frei. Es sind auch noch niemals
in der gesamten Literatur Vergiffungszusfände durch Leinsamen berichtet worden; wohl aber durch bittere Mandeln,
wenn sie von Kindern in größerer Menge genommen werden.
Hinsichtlich der Leinsamen aber zeigt sich, daß wir uns durch
theoretische Vorstellungen nicht irre machen lassen dürfen,
wenn wir ein beliebtes pflanzliches Heilmittel verordnen.
Ähnlich liegen die Dinge beim Wermut, Artemisia Absinthium. Das reine Absinthiin aus dem Wermut vermag das
Zentralnervensystem schwer zu schädigen. Solche Intoxikationen sind möglich bei der Verwendung eines reinen
alkoholischen Extraktes, wie in dem Absinth-Schnaps der
Mittelmeerländer, der aus diesem Grunde in Frankreich verboten ist. Aber in den gewöhnlich gebrauchten WermutMengen, wie sie in der Wermut-Tinktur, in den Frischsäften
und in den zahlreichen Präparaten, nicht zuletzt auch in den
guten Wermut-Weinen vorliegen, sind derartige toxische
Effekte nicht zu befürchten, da hier die Mengen an Absinthiin
viel zu klein sind.
Zuletzt sei noch darauf hingewiesen, daß von sehr gebräuchlichen Heilpflanzen Nebenwirkungen berichtet werden, die
n i c h t zutreffen. So wurde von der Pfefferminze gesagt, daß
(ängerer Gebrauch Augenschädigungen machen könne. Das
ist durch nichts bewiesen. Wohl aber trifft es zu, daß selbst
die als so harmlos angesehene Kamille in Form von feuchten Umschlägen auf die Augen, etwa bei einer Conjunctivitis,
zu Reizungen führen kann. Man sollte diese Indikation vermeiden, zumal wir hierfür Besseres haben, vor allem die
feuchten Augen-Kompressen mit einer Abkochung aus Eichenrinde. Dagegen sind feuchte Kamillen-Umschläge bei schlecht
heilenden Wunden durchaus angebracht, denn hier ist eine
leichte Reizwirkung auf das Gewebe sogar erwünscht.
Man muß also die einzelnen Heilpflanzen, ihre Wirkungsmöglichkeiten und damit ihre Anwendungsgebiete kennen
und beachten. Es geht in dieser Beziehung in der Phytotherapie nicht anders, wie in der Pharmakotherapie überhaupt:
Nur das Wissen schützt vor Mißerfolgen, sichert aber auch
gleichzeitig die Erfolge!
Anschrift des Verfassers: Dr. mecf. R. F. WflSS, Facharzt für innere Krankheiten, 7971 Marstetten-Aitrach
Physik. Med. u. Rehab. / 8. Jahrg.
209
Haltungsschäden bei Jugendlichen und ihre Beeinflussung
mit apparativer Hilfe, bes. mit dem Schwebeläufer
Von Dr. F. B a h n e m a n n
B e w e g u n g i s t d i e U r s a c h e des Lebens (L. D. VINCI).
Schulkinder sind zu 85% haltungsschwach. Zum gleichen Prozentsatz bedürfen sie kieferorthopädischer Behandlung. Unter
den Schulanfängern ist kaum noch ein Kind mit einem gesunden Gebiß zu finden. Zur Haltungsschwäche und zum Gebißschaden gesellen sich die Fußleiden. In vergleichenden kieferorthopädischen Untersuchungen fanden wir bei gestörter
Lagebeziehung vom Unter- zum Oberkiefer entsprechende
Veränderungen im Wirbelsäulenbereich. Fast regelmäßig gehört zu einer Rücklage des Unterkiefers (wie bei der Prognathie) eine Hyperlordose der Hals- und Lendenwirbelsäule.
Außerdem ist der Abstand zwischen hinterem Atlasbogen
und dem Dornfortsatz des Epistropheus vergrößert (Abb. 1).
oder von außerhalb der Reihe gedrängten Zähnen (Abb. 2
und 3).
Abb. 2
Bei einer Patientin mit einseitiger Koxarthrose ist der letzte
Molar auf der einen Seite des Oberkiefers nach außen, der
zweite Prämolar auf der anderen Seite des Unterkiefers
nach innen gedrängt.
Abb. 3
Lückengebiß mit vertiefter Bißlage und Verlust der Kauebene.
Die Molaren berühren die Schleimhaut des Gegenkiefers.
Patient litt unter schmerzhafter Schultersteifheit und konnte
erst wieder beschwerdefrei Tennis spielen, als durch eine
Zahnprothese die Lücken geschlossen und die Kauebene
wieder hergestellt waren.
Abb. 1
Prognathie mit 6 mm vorstehenden lückigen Frontzähnen bei
Unterkiefer-Rücklage. Platznot für die unteren Eckzähne.
Mundatmer. Hinterer Atlasbogen berührt das Hinterhaupt des
9jährigen haltungsschwachen Jungen.
Lateralabweichung einer Unterkieferhälfte (Kreuzbiß) fanden
wir häufig bei Skoliotikern. Dem Vorstand des Unterkiefers
(Progenie) entspricht eine steile, gestreckt erscheinende,
kyphosierte Hals- und Lendenwirbelsäule. Bei zervikalen und
zerviko-brachialen Syndromen sowie koxarthrotischen Beschwerden z. B. ergab sich oft das Bild eines Lückengebisses
Wenn man zur Therapie mit den Augen des Statikers ansetzt und sie auf den Ort der Erkrankung begrenzt, bleibt
der Erfolg versagt. Es kommt dann weder zu einem harmonischen und r e z i d i v f r e i e n Gebiß, noch gelingt es, den
Haltungsschaden auf die Dauer zu beseitigen, d. h. einer
echten Heilung zuzuführen.
Physiologische Vorgänge sind mit statischen Vorstellungen
unvereinbar. ROUX machte bereits darauf aufmerksam, daß
Form und Gestalt des Knochens als Produkt der Funktion der
Muskulatur zu gelten haben. Dabei' wollen wir nicht übersehen, daß auf 1 qmm Muskelfleisch 2000 Blutkapillaren und
weit mehr Lymphkapillaren gezählt werden. Wenn Wirbelsäulenschäden, gekoppelt mit Kieferfehlbildungen und Fußleiden, bei Jugendlichen als Folge eines Bewegungsmangels
(Hypokinetosen) und Ausdruck des Orthostasekomplexes
nachgewiesen wurden (BALTERS), dann können Extensionen
an der Wirbelsäule - auch im Langzeitverfahren — wohl
kaum das Mittel der Wahl sein. Ein hypokinetisch un- und
unterentwickelter Organismus ist für eine Extension der
Wirbelsäulenmuskulatur völlig unvorbereitet, wie andererseits artistische Bravourstücke eine entsprechende langdauernde, intensive Übung voraussetzen. Behandlungserfolge
mit der Glissonschlinge unter s t a r r e r Extension k ö n n e n
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210
Physik. Med. u. Rehab. / 8. Jahrg.
eintreten, aber nur, wenn die Zugrichtung stimmt (CRAMER).
Wir möchten hinzufügen: Extensionen sollten nur in Ruhelage und mit individuell dosierter Zugkraft erfolgen. Die
Ergebnisse sind dubios und müssen wegen der kreuzvergittert
angelegten Nacken-Schultermuskulatur dem reinen Zufall
überlassen bleiben. Mit der Längenzunahme der Rückenmuskulatur bei Extensionsversuchen jedoch ist eine steigende
Erhöhung der Muskelspannung verbunden; Muskeldehnung
führt zur Hypertonie (HUFSCHMIDT, MÜLLER-LIMRODT).
Deshalb bevorzugen wir andere Wege, um die der Extension
anhaftenden Mängel zu überwinden. Bei den Geräten, über
die hier zu berichten ist, sind wir nicht nur auf die Mitarbeit
des Patienten angewiesen, sondern sie steht sogar im Vordergrund.
oberhalb, bei der Expiration die Entleerung der Venen unterhalb des Zwerchfells, ganz abgesehen davon, daß sie ein
unerfäßlicher und unersetzlicher Impuls für dre Lymphstromdynamik ist und zudem gestaute Muskel- und Organbezirke
entwässern hilft. Immer wird außerdem auch bestätigt, daß
kaum eine Behandlungsmethode so gute Erfolge bei v e g e t a t i v e n Störungen erreicht, wie es mit einer nachhaltig
durchgeführten Bewegungstherapie, die eine ganzkörper/iche
Lockerung vermittelt, gelingt. Dazu bieten die Schwebelaufübungen eine willkommene Möglichkeit.
Abb. 5
Spannungslöser
Mit jedem Schritt auf dem Spannungslöser (Abb. 5) werden
40 der 360 einzeln abgefederten Holzstöpsel erfaßt, die auf
die Reflexzonen der Fußsohle massierend einwirken. Dieses
Fußmassage- und Beingymnastikgerät muß auf einer SchaumstofFunterlage von beträchtlicher Höhe stehen, damit es den
Effekt des Waldbodens, gleichzeitig aber auch den Einfluß
einer schaukelnden Schiffsplanke garantiert. Das bedeutet,
daß jede nur mögliche Stauchung auch einzelner Wirbelkörper oder Quetschung gefährdeter Bandscheiben bei den
Laufübungen mit Sicherheit vermieden werden. Die Schaukelbewegungen haben denselben günstigen Einfluß wie jene
auf einem schlingernden Schiff: Der Seemann kennt keine
Verdauungsstörungen, keine Obstipationen (NAUMANN).
Wer mit Geräten therapiert, muß gut mit ihnen umgehen
können und die Indikation ihrer Anwendung und H a n d h a b u n g beherrschen. Sonst stellen sich Mißerfolge ein. Wir
sehen es als groben Fehler an, wenn die Zugwirkung des
Kopfhalters, die nur milde angesetzt zu werden braucht,
überdosiert wird. Ja, man braucht den Kopfhalter durchaus
Abb. 4
nicht immer anzulegen. In den meisten Fällen genügt die
Lockerungsübungen im Schwebeläufer.
äußerst wirksame Nutzung der elastischen Schulterträger, um
den Schultergürtel mit der Brustwirbelsäule und der
So dient der Schwebeläufer (Abb. 4) mit seinen e l a s t i Atmungsmuskulatur
aufzulockern. Schließlich verdankt der
s c h e n Haltevorrichtungen nicht als Extensions-, sondern als
Mensch seine Aufrichtung nicht etwa einem mächtigen MusLockerungsgerät. Schwebelauf-Übungen zielen ausschließlich
auf die muskuläre Entspannung — nicht nur eines bestimmten, kelpaket am Kopf, das er nur zu spannen braucht, um im
Lot zu sein. Die Aufrichtung erfolgt von den Füßen her, der
einzelnen und begrenzten Körperbereiches —, sondern des
Mensch hat sich „auf die Beine gestellt". Er nutzt das in der
g a n z e n Organismus mit all seinen Organen und OrganGrenzschicht „zwischen Himmel und Erde" waltende Kräfteinhalten. Der Schwebeläufer eignet sich deshalb auch vorspiel
gravitatorisch und a n t i g r a v i t a t o r i s c h ausgerichtezüglich als apparative Hilfe bei der a k t i v e n Bewegungster Dynamik: Nicht im Kampf g e g e n die Schwerkraft
therapie.
richten wir uns auf, sondern m i t u n d an dieser. Im
Es gibt vergleichsweise kein Gerät, bei dessen Gebrauch
W a s s e r lernen wir die von der Erdschwere befreiend wiraktive Bewegung so effektvoll mit ganzkörperlicher Auflockekenden Kräfte kennen: N u r t o t e F i s c h e s c h w i m m e n
rung - selbst gesteuert - gekoppelt ist, wie es beim
m
i t d e m S t r o m . Wie die Effekte der Hydrodynamik mit
Schwebeläufer erreicht wurde. Jeder Art von Leibesübungen
gleicher Kraft nach a l l e n Seiten gerichtet sind, das zeigt
passen sich Puls und Atmung nach Bedarf an, bei der
u. a. das zwischen Bodennässe und Atmosphäre aufwärts
Schwebelaufübung sind diese jedoch n i c h t oder kaum befließende
Wasser. Jede Pflanze und jeder Baum verdanken
schleunigt (BRATTIG, OETTLI, SCHWARZ). Zwar wird die
Aufrichtung und Aufrechthaltung allein der Dynamik in
Atmung vertieft, bekanntlich fördert aber gerade die intenihrem System der Wassersteigteitungen, in welchen alle Säfte
sivierte Atmung bei der Inspiration die Entleerung der Venen
Physik. Med. u. Rehab. / 8. Jahrg.
211
durch Aufwärtsströmung den Pflanzenkörper archimedisch
auf ein flottes und lockerndes, harmonisches Bewegungsspiel
leichtern, um im Transpirationssog der Blätter mit dem abzielen - Kinder vermögen das in sehr graziler und anmutiger
gedunsteten Wasser wieder entlassen zu werden. Ähnliche
Weise zu demonstrieren —, desto größer ist der Erfolg in
Kräfte wirken im Gefäßnetz der gesamten Wirbelsäule und
bezug auf eine ökonomische Verteilung der Flüssigkeiten in
ihrer Muskulatur: Im klappenlosen Netz der v e n ö s e n den Organen, auf eine zentripetalwärts gerichtete Strömung
L e i t u n g vollzieht sich ein Akt h y d r o d y n a m i s c h e r
in den Saftbahnen der Venen- und Lymphgefäßsysteme.
L e i s t u n g : Erst der Zustand s t r ö m e n d e r B l u t f ü l i e im
Eine so durchgeführte Bewegungstherapie hat einen überVenensystem gibt der Wirbelsäule Halt und dem ganzen
ragenden und oftmals überraschenden Einfluß auf die FunkMenschen Haltung. Nicht allein, daß wir das Wasser in uns
tion der ableitenden Organe wie aber auch auf den Energietragen, ist von entscheidender Bedeutung, sondern d a ß es
austausch beim „Stoffwechsel der Wechselstoffe" (BALTERS).
uns t r ä g t (BALTERS). Eine Bandscheibe kann - in Wasser
Da in der lebendigen Substanz die Prinzipien elastischer und
gelegt — auf das 20fache aufquellen. Wir können annehmen, kontraktiler Grundfunktionen ubiquitär anzutreffen sind, bedaß dieses hydrophile Gebilde im lebendigen Körper einen
darf es einer dauernden Übung unter e l a s t i s c h e n Gegebenpermanenten Sog auf die Flüssigkeiten des knöchernen Wirheiten — zur Erhaltung und Erneuerung ihrer Geschmeidigbelkörpers ausübt. An dem von PAUWELS erwähnten Beikeit. Eine Methode, die der Grundsubstanz ihrer plastischen
spiel eines elastischen Körpers von zylindrischer Gestalt, der
und eutonischen Eigenschaften bewahren oder zurückgeben
durch Längsdehnung eine in der Mitte eingezogene Form
soll, muß Strömungsinsuffizienzen vor allem im Lymphgefäßannimmt, läßt sich die konkav eingeschnürte Zylinderform
system dynamisch beeinflussen, um diese bleibend auszuheides Wirbelkörpers (einschaliges Hyperboloid) erklären. Es
len. So kann sie im Sinne einer Ganzheitsbehandlung funkdarf auch daran erinnert werden, daß atmosphärischer Druck
tionell und organisch erkrankte einzelne Körperregionen
auf die Gelenke so einwirkt, daß z. B. Knochen in den luftüber die Gesundung des ganzen Organismus zur Ausheilung
verdünnten Gelenkkapseln wie Magdeburger Halbkugeln anbringen helfen.
einander gepreßt werden und Gliedmaßen gewichtslos am
Den an elastischen Zügen befestigten Kopfhalter benutzen
Rumpf hängen. Unter ähnlichen Bedingungen wird vermutlich
wir fast nur in der Absicht, um den Mundschluß zu erreichen
der Wirbelkörper an die Bandscheiben adhäsiv geheftet, so
und die N a s e n a t m u n g zu sichern. Wie könnten wir es
daß die Taillenform des Wirbels das Produkt der Funktion
auch verantworten, auf die Kopfgelenke unbiologisch einzuvon Energiepotentialen wäre, die an der Grund- und Deckwirken, nachdem wir durch McLOUCH, I. D. DEERING und
platte des Wirbels als Z u g k r ä f t e ansetzen (Abb. 6).
T. H. LING erfuhren, daß die Zentren der tonischen Halsreflexe, die maßgebend für die Stato-Kinetik sind, hier ihre
Heimat haben. Jede Extension - hier in der Bewegung - ist
von Übel (EXTENSOR = FOLTERER!).
Mit der Beachtung der Nasenatmung bei Aufrechthaltung des
Kopfes in der Lotrechten wird eine meßbare Zunahme des
Atem-Minuten-Volumens erreicht. Wenn wir organeigene Heilungstendenzen wecken wollen, gilt es zunächst immer, die
humoralen Strömungsregulationen durch Schaffung günstigster Zirkulationsbedingungen im gesamten Blut- und Flüssigkeitshaushalt in und d u r c h B e w e g u n g zu beeinflussen.
Diese Bewegung — zur Lockerung und Entspannung — ist es,
die bei allem therapeutischen Einsatz konsequent im Vordergrund steht.
Mit einem Ruder- und Rollmassagegerät kann eine Auflockerung der gesamten Rückenmuskulatur auf einem Rollenbett,
ebenfalls durch aktive Bewegung des Patienten günstig vorbereitet werden (Abb. 7, 8, 9).
Abb. 6
Die Taillenform der Wirbelkörper ähnelt einem einschaligen
Hyperboloid.
Im Gegensatz zu der hyperboioiden Auswirkung des Wirbelkörpers kann die mehr ellipsoide Form der Bandscheiben als
Ergebnis ihrer T r ä g e r f u n k t i o n gedeutet werden. Sie sind
es denn auch, die als wäßrige Stoßdämpfer Stauchwirkungen
elastisch polsternd und puffernd aufzufangen haben. N i c h t
cTie W i r b e l k ö r p e r , s o n d e r n d i e B a n d s c h e i b e n
w ä r e n d e m n a c h d e r t r a g e n d e F a k t o r des A c h s e n o r g a n s . Sie haben keine statische, sondern eine dynamische Aufgabe; ihr funktionelles Leistungsvermögen verdanken sie hydrodynamischen Energiepotentialen.
Auf die Erhaltung und Gestaltung ihrer Fähigkeit zur opiimalen Hydrierung und ggf. Rehydrierung zielt die Schwebelaufübung, denn der jeweilige Quellungszustand dieser
Wasserkissen, die zusammen etwa ein Viertel der Wirbelsäulenlänge ausmachen und über die Kurvatur der Wirbelsäulenkrümmung bestimmen, entscheidet über den Grad der
Elastizität des gesamten Rumpfes, damit aber auch über die
Haltung des Menschen. Je weniger wir deshalb bei den
Schwebelauf-Übungen auf einen Extensionseffekt, je mehr wir
212
Physik. Med. u. Rehab. / 8. Jahrg.
Vor der Benutzung des Schwebeläufers löst der Patient durch
Übungen, wie sie ähnlich sich beim Rudern vollziehen, die
Sfeffheif sefner Gelenke in den Fingern, in den Händen und
Armen, in den Schultern, in der Wirbelkette, im Kreuz-Darmbeinbereich, in den Hüften, in der Knieregion und in den
Füßen. Anschließend liegt er nach Entfernung des Rollsitzes
auf einem elastisch gefederten Rollenbett, rücklings auf etwa
500 einzelnen Scheibenrollen, um bei angeschnallten Füßen
und passiv gelagertem Kopf durch Kniebeugen in der Horizontalen alle Rückenbereiche von der Schulter bis zum Gesäß
gleichmäßig und gleichzeitig zu massieren. So kommt es zur
Entkrampfung der hypertonischen Rückenpartien mit gleichzeitiger Kräftigung der oftmals erschlafften Bauchdecke.
Die Erfolge sind nicht ausgeblieben. Kieferorthopädische Behandlungen sorgen nicht nur für ein harmonisches Gebiß.
Sicher ist, daß sie in der Kopf-Hals-Einheit auch die Reflexabläufe in toto ordnen und regeln. Seitdem wir die SchwebeJauf-Übungen hinzuziehen, beeinflussen wir zugleich die
Steuerungszentren für die Stato-Kinetik in den oberen Kopfgelenken. Deshalb lassen sich die Behandlungen in kürzerer
Zeit als früher zu einem erfolgreichen Abschluß bringen,
auch, wenn das Wachstumsalter beendet ist und auch, wenn
Erwachsene ohne Altersgrenze sich einer kieferorthopädischen
Behandlung und damit gleichzeitig einer Beseitigung ihres
Haltungsschadens unterziehen. Selbstverständlich muß der
Patient einer Umerziehung seiner krankmachenden Gewohnheiten und Verhaltensweisen zustimmen, damit er den Instinkt
für eine gesund ausgerichtete Orientierung in bezug auf sein
Milieu, seine Lebensweise, Ernährung, Atmung, Bewegung,
Kleidung usw. finden kann.
Abb. 8
^#~="^
C o r p o r a non a g u n t n i s i f l u i d a
Literatur beim Verfasser.
Anschrift des Verfassers: Dr. med. dent. Fritz BAHNEMANN, 242 Eutin,
Albert-Mahlstedt-Straße 18
Abb. 9
Kurzwellentherapie in der Praxis
Von E r w i n S c h l i e p h a k e
Es gibt wohl keine Heilmethode, die so vielseitig ist und mit
der man in der Praxis des Arztes so viel erreichen kann wie
mit der Kurzwellenbehandlung. Auch gibt es wohl kein Verfahren, mit dem so wenig verdorben werden kann und das
so wenig Nebenwirkungen hat. Allerdings sollte der Arzt
sich aber doch auch mit den Grundlagen etwas vertraut
machen. Immer wieder werden mit die besten Erfolge nicht
von großen Kliniken berichtet, sondern gerade von den praktischen Ärzten, besonders auf dem Lande. Dies ist darauf
zurückzuführen, daß der Arzt sich selbst darum kümmert
oder seine Ehefrau die Behandlungen unter seiner Leitung ausführt, während in Krankenhäusern die Behandlung oft untergeordneten Personen überlassen bleibt, die die Behandlungen schematisch ausführen. Man hört da oft auch die merkwürdigsten Ansichten über das Zustandekommen der Wirkungen der Kurzwellen.
Zunächst muß mit der Ansicht aufgeräumt werden, daß die
Kurzwellenbehandlung eine gewöhnliche Wärmetherapie sei,
so wie etwa ein Heizkissen. Sofche Auffassungen zeugen von
einer elementaren Unkenntnis der Grundlagen der Elektromedizin, und man findet sie auch meist bei Leuten, die sich
nie ernstlich damit beschäftigt haben. Oft habe ich derartige Äußerungen von Personen gehört, die noch nie einen
solchen Apparat selbst betätigt hatten. W ä r m e entsteht
selbstverständlich im Kurzwellenfeld wie bei jeder Umwandlung von Energie. Keinem Menschen würde es aber einfallen,
exogene chemische Reaktionen oder eine mit Erwärmung
einhergehende Massage als Wärmetherapie schlechthin zu
bezeichnen. Es sind eben noch andere Dinge mit im Spiele,
und es kommt darauf an, an welchen Strukturen im Körper
die Umwandlung der Energie vor sich geht. Von der Kurzwellenenergie wissen wir, daß sie hauptsächlich an bestimmten M i k r o s t r u k t u r e n der Zellen angreift, und zahlreiche
Experimente haben ergeben, daß die Permeabilität der
Z e l l m e m b r a n e n beeinflußt wird. Man kann also keinesfalls die Wirkungen der Kurzwellen mit denjenigen von
Infrarot, strahlender Wärme oder gar eines Heizkissens vergleichen. Ein Autor hat sogar behauptet, durch die Hautreizung unter dem Heizkissen entstehe eine Gefäßerweiterung in den tieferen Schichten und die sei manchmal stärker
als unter der Kurzwelle. Hier steckt ein weiterer Denkfehler,
nämlich GefaSerweiterung einfach gleich Heilwirkung zu
setzen. Alle Heilwirkungen bei Krankheiten kommen durch
Faktoren verschiedener Art zustande, wozu unter anderem
auch der erwähnte Einfluß auf die Zellmembranen gehört.
Außerdem (ä'ßt sich aber leicht beweisen, daß bei der Kurzwellentherapie eine tiefgehende a r t e r i e l l e H y p e r ä m i e
auftritt, und zwar schon bei Dosierungen, die keine Wärmeempfindung hervorrufen. Wie soll man im übrigen erklären,
daß bei schwacher Kurzwellendurchflufung von tiefgelegenen
Eiterherden fast momentan eine Vermehrung der Leukozyten
im Blut auftritt, oder daß sich pneumonische Infiltrate und
interlobäre eitrige und nichteitrige Exsudate in der Lunge
resorbieren, daß endokrine Drüsen aktiviert werden und daß
Physik. M e d . u. Rehab. / 8. J a h r g .
213
mit fortgesetzten Durchflutungen im Tierversuch eine Hypertrophie der Nebennieren auf das Doppelte erzielt werden
konnte, ganz abgesehen von den Einflüssen auf das Tumorwachstum. Durch Heizkissen erreicht man das nicht.
Schon aus dem Gesagten ist zu ersehen, wie vielfältig die
Wirkungen des Kurzwellenfeldes sind und wie die Mikrostrukturen innerhalb der Zellen beeinflußt werden. Aus den
Bildern sehen Sie, in welcher Weise sich der B l u t z u c k e r
verändert, je nachdem wie verschiedene endokrine Drüsen
durchflutet werden. Es kommt zu einer Aktivierung, bei der
je nach Art der Drüsen der Blutzucker erhöht oder gesenkt
wird. Bei Überfunktion der betreffenden Drüsen entstehen
andere Kurven als bei normaler oder Unterfunktion, so daß
man daraus diagnostische Schlüsse auf den F u n k t i o n s z u s l a n d d e r D r ü s e n ziehen kann, die auch für die einzuschlagende Therapie wichtig sind. Beispielsweise kann man
bei Basedowscher Krankheit feststellen, inwieweit Schilddrüse und Hypophyse beteiligt sind, und danach richten sich
die Aussichten einer Thyreoidektomie. Durch Beobachtung
der Leukozyten nach einer fünf Minuten dauernden Durchflutung kann man verborgene Entzündungsherde feststellen,
etwa eine Karditis oder Osteomyelitis oder atypische Appendicitis, und danach die Therapie einrichten. Diese Untersuchungen sind leicht in der Praxis durchzuführen.
Den Praktiker interessiert aber doch noch mehr die eigentliche T h e r a p i e , und da gibt es große Möglichkeiten. Ein
großer Vorteil ist dabei, daß man die Kurzwellentherapie
zusammen mit jeder anderen Therapie zusammen anwenden
kann, sei sie arzneilicher oder physikalischer und diätetischer
Art.
Für die P r a x i s kommen verschiedene A r t e n d e r A n w e n d u n g in Frage, die im Grund zwar zu identischen Ergebnissen führen, in der technischen Anwendung aber verschieden sind. Das beruht darauf, daß für die medizinische
Anwendung nur bestimmte W e l l e n l ä n g e n zugelassen
sind, weil sie das Fernsehen und die Nachrichtenübertragung
nicht stören dürfen. Nach allen unseren früheren Ergebnissen
ist am günstigsten für die Therapie eine Wellenlänge von ca.
1 m. Die entsprechenden Geräte sind aber von den Fernmeldeämtern nicht mehr zugelassen und die medizinische
Technik mußte nun versuchen, aus den zugelassenen Wellenlängen das Beste herauszuholen.
Die 1 1 - m - W e l l e kann in der altbewährten Weise im Kondensatorfeld angewandt werden. Die elektrischen Schwingungen eines Kurzwellensenders (meist 300 W) werden auf
einen geschlossenen Schwingkreis übertragen, an dessen
offenen Enden zwei Platten angebracht sind, die einen Kondensator bilden. Zwischen ihnen entsteht das Kondensatorfeld. Zwischen den mit einer Frequenz von ca. 9 Mio in der
Sekunde wechselnden Ladungen entstehen elektrisch anziehende und abstoßende Kräfte, die man als Feldlinien darzustellen pflegt und die den menschlichen Körper in seiner
ganzen Dicke durchdringen können, wie ich dies seinerzeit
nachgewiesen habe.
Da die F e l d l i n i e n nicht alle geradlinig durchdringen und
ein Teil gestreut wird, und weil auch die einzelnen Gewebe
verschieden stark ansprechen, ist die Wirkung am stärksten
an der Haut und im Fettgewebe. Man spricht von thermischer
Hautbelastung wegen der entstehenden Wärme. Die Erwärmung in den tiefgelegenen Organen, wie Niere, Herz,
Speiseröhre, Magen, ist daher verständlicherweise geringer
als in den oberflächlichen Schichten. Wir sprechen von
r e l a t i v e r T i e f e n w i r k u n g . Aus Messungen, die wir in
den genannten inneren Organen ausgeführt haben, wissen
wir, daß die Tiefenwirkung im Kondensatorfeld dort immer
noch beträchtlich ist und für die Erreichung des therapeuiischen Zweckes voll ausreicht. Da wir es mit einem elektrischen,
von Platte zu Platte verlaufenden Feld zu tun haben, sind
214
Physik. Med u Rehab / 8 Jahrg.
die Verhältnisse im Kondensaforfeld am klarsten, sie sind
auch am besten untersucht. Wichtig ist das A b s t a n d s p r i n z i p : Nur bei genügendem Luftabstand zwischen
Elektrode und Körper wird gute Tiefenwirkung erzielt. Daher
die Abstands-Elektroden.
Zugelassen ist ferner eine Welle von 12,5 cm Länge, die
sogenannte Mikrowelle (man bezeichnet als M i k r o w e l l e n
den Bereich von 1 m abwärts, die Dezimeter- bzw. Zentimeterwellen). Hier kann man das Kondensatorfeld nicht mehr
anwenden, die dazu notwendigen Schwingkreise sind zu
klein. Die elektrischen Wellen haben aber quasi-optische
Eigenschaften, ähnlich wie das Licht, sie können gebrochen
und reflektiert werden, man kann sie mit Linsen und Hohlspiegeln sammeln. Man strahlt deshalb die Mikrowelle von
einer Richtantenne aus auf den Körper und bündelt sie mit
einem Hohlspiegel. Ein Vorzug ist die sehr einfache Anwendung. Im Feld der Mikrowelle erwärmt sich die Haut und die
Fettschicht nur wenig, woraus man auf eine besonders guto
Tiefenwirkung glaubte schließen zu können. Es hat sich aber
ergeben, daß fast die gesamte Energie in der nächst tieferen
Schicht, hauptsächlich in den Muskeln, absorbiert wird. Die
Tiefenwirkung erstreckt sich daher nur auf 2—3 cm. Tiefer
gelegene Organe werden höchstens noch minimal beeinflußt.
Die Mikrowelle eignet sich sehr gut zur Behandlung oberflächlich gelegener Prozesse, wie Entzündungen der Haut, im
Fettgewebe, in den Lymphdrüsen, Halsentzündungen, Krankheiten der Nasen-Nebenhöhlen, Orchitis und Epididymitis,
Schweißdrüsenabszessen, Augenkrankheiten, Panaritien, Mastitis.
Einen Fortschritt bedeutet die Freigabe der Wellenlänge von
69 c m , die der günstigen Wellenlänge von 1 m nahe liegt.
Um diese Wellenlänge mit Erfolg anwenden zu können, sind
schwierige technische Entwicklungen notwendig gewesen.
Man verwendet Strahler bestimmter Art, meist sogenannte
Muldenstrahler, bei denen die Energie von mehreren Richtungen her auf den Körper eingestrahlt wird. Man erzielt
dabei eine Tiefenwirkung, die in bestimmten Körperteilen
derjenigen des Kondensatorfeldes gleich ist, sie in manchen
auch übertrifft. Ich habe mit einem Gerät dieser Art jetzt
schon seit 10 Jahren Erfahrungen sammeln können. Die Heilerfolge sind gut. Die Anwendung ist sehr einfach. Der Strahler wird nur auf den zu behandelnden Körperteil aufgesetzt,
alles andere läuft automatisch.
Die leichte Handhabung der modernen Geräte verführt
leider zu einer schematischen Handhabung, und das ist ein
großer Fehler. Immer wieder erlebt man, daß selbst in großen Kliniken und Krankenhäusern eine Angestellte alle Kranken mit der gleichen Dosis und Zeitdauer behandelt, meist
15 oder 20 Minuten und so stark, daß es dem Kranken richtig
warm wird, denn das lieben die Patienten. Eine solche Handhabung ist aber grundfalsch. Die D o s i e r u n g ist das A
und O der Kurzwellenbehandlung, wie jeder Therapie. Zunächst muß man daran denken, daß nicht immer alle Feldlinien das Objekt treffen. Direkt im Kondensatorfeld oder
unter dem Strahler ist das Feld immer sehr stark. Oberflächliche Prozesse werden daher voll getroffen und erhalten eine
verhältnismäßig starke Dosis. Das gilt besonders bei Behandlung eines kleinen Körperteils, etwa eines Fingers, da die
Feldlinien sich dort konzentrieren. Hier muß man daher die
Feldenergie geringer nehmen oder kürzer durchfluten als bei
einem größeren Objekt oder einem tiefliegenden Organ
Man muß bedenken, daß an der Leber oder der Gallenblase
nur etwa 1/5 der Energie zur Wirkung kommt und bei der in
eine starke Fettkapsel eingebetteten Niere nur 1/10 bis 1/20
je nach Dicke der Fettschicht. Bei Durchflutung des Schädels
ist die auf das Großhirn und sein Gefäßsystem entfallende
Dosis verhältnismäßig groß. Man wird daher bei entzündlichen Prozessen im Schädelraum bei Arteriosklerose der
Hirngefäße und bei Apoplexien verhältnismäßig schwache
Dosen und Durchflutungszeiten bis 5 Minuten anwenden.
Wenn es aber darauf ankommt, die Hypophyse zu aktivieren, muß man starke Dosen mit einer Dauer von 10 bis 20
Minuten anwenden, denn die Energie verteilt sich auf den
Kopf, und auf die Hypophyse entfällt nur ein kleiner Teil
(sogenannte R a u m d o s i s ) . Irgendwelche Schäden an Organen des Kopfes sind übrigens bisher nie beschrieben worden.
Die Dosierung wird eingeteilt in 4 Stärken, wobei wir uns
nur nach der Empfindung der Kranken richten. Alle physikalischen Dosismesser haben bisher in der Praxis versagt,
weil sie nichts über die an die kranken Organe herangebrachte Dosis aussagen können.
Dosis 1 ist sehr schwach, so daß man früher von athermischer Behandlung gesprochen hat, weil die in den Geweben
entstehende Wärme keine meßbaren Grade erreicht. Technisch gehen wir so vor, daß der Patient zuerst eine geringe
Wärmeempfindung hat, dann geht man mit der Einstellung
etwas zurück, bis er nichts mehr spürt. Diese schwache Dosierung wird nur selten angewandt, hauptsächlich bei Tuberkulosen und bei akut-eitrigen Entzündungen an der Oberfläche des Körpers.
Dosis 2 : Der Kranke hat gerade ein leichtes Wärmeempfirjden. Diese Dosierung wird bei akut-eitrigen Entzündungen
angewandt, die nahe der Oberfläche liegen: eitrige Wunden,
Furunkeln, Karbunkeln, Schweißdrüsenabszessen, Thrombophlebitis, Panaritien, Mastitis puerperalis, Eiterungen an
Augen und Ohren, Nasen-Nebenhöhien, Orchitis, Epididymitis.
Dosis 3: Angenehme Wärme. Wird am häufigsten angewandt
bei etwas tiefer liegenden Entzündungen, etwa der Gelenke,
der Gallenblase, bei akuten Abszessen der Lunge, Empyemen
der Pleura, der Nasen-Nebenhöhlen, bei Entzündungen an
den Gelenken der Gliedmaßen und der Wirbelsäule, Periarthritis humeri, subakuten Neuritiden sowie zur Aktivierung
der endokrinen Drüsen, wozu manchmal auch Dosis 4 nötig
ist.
Dosis 4: Gerade noch erträgliche Wärmeempfindung. Wird
bei chronischen Krankheiten angewandt, z. B. Gelenkrheumatismus, Osteomyelitis, Verschwartungen der Pleura, chronischen Pneumonien.
Bei den akuten und subakuten Entzündungen beginnt man
im akuten Stadium mit schwacher Dosis und geringer Dauer
bis 5 Minuten und steigert allmählich so, wie es die Kranken
gut vertragen. Sollte durch zu hohe Dosierung Aktivierung
erfolgen, so wartet man 2 bis 3 Tage bis zum Abklingen der
Erscheinungen und beginnt dann wieder mit der halben Dosis
bzw. Zeitdauer. Richtunggebende Verschlimmerungen selbst
akuter Prozesse unter der KW-Durchflutung habe ich noch
nicht erlebt, und sie sind auch nicht beschrieben worden.
Man soll sich aber vor überdosierungen hüten, weil der Erfolg ausbleibt
Die Dauer der Durchflutungen soll bei oberflächlichen akuten
Prozessen am Anfang 2 bis 3 Minuten betragen. Bei guter
Verträglichkeit kann man, falls der Erfolg nicht eingetreten
ist, allmählich steigern. Man durchflutet bei solchen Prozessen täglich. Je chronischer eine Krankheit Ist, desto stärker
kann man dosieren und desto länger durchfluten, über 10
Minuten geht man in den seltensten Fällen.
Zur Aktivierung der inkretorischen Drüsen beträgt die Dauer
10 bis 20 Minuten. Bei therapeutischer Anwendung beginnen
wir dabei auch mit 8 Minuten und verlängern die Dauer
jedesmal um 1 Minute bis zu 12 bis 15 Minuten.
Beim chronischen Gelenkrheumatismus genügt die Kurzwellenbehandlung in der beschriebenen Form nicht. Hier kommen wir nur weiter mit der Ganzbehandlung in Form der
KW-Hyperthermie. Hierbei wird der ganze Körper auf erhöhte Temperatur gebracht. Man kann dies auch mit anstei-
genden Wasserbädern erreichen. Wenn man aber einen
Kurzwellenapparat besitzt, ist die elektrische Methode einfacher durchzuführen. Der Patient liegt dabei entweder in
einem Helzkasten, oder man benufzf zwei Kurzwellengeräte
gleichzeitig. Die Energie wird dabei nicht im Kondensatorfeld zugeführt, sondern es ist besser, eine an beide Pole des
Gerätes angeschlossene isolierte Schlinge um den Körper zu
legen, so daß er durch die Wirbelströme aufgeheizt wird.
Man kann so im Laufe von 30 bis 60 Minuten im Mund gemessene Körpertemperatur auf 38 bis 40 Grad steigern. Es
ist anzunehmen, daß die Temperatursteigerung im Körperinneren dabei wesentlich höher ist, daß also ein starker
Temperaturgradient von innen nach außen besteht.
Die I n d i k a t i o n e n sind bei der Dosierung schon kurz erwähnt worden. Sie umfassen in erster Linie Entzündungen
alier Art, ob sie nun durch Bakterien oder Virus verursacht
sind. Es ist bis heute noch nicht geklärt, ob und inwieweit
eine Wirkung auf die im Körper vorhandenen Krankheitserreger angenommen werden kann; auf jeden Fall werden
die Regulations- und Abwehrvorgänge in den Geweben angeregt, und es dürften mehrere Faktoren zur Heilwirkung
beitragen.
Die Arf, wie sich die Durchflutung auswirkt, kann man am
besten bei oberflächlichen Eiterungen verfolgen. Durchflute)
man einen frischen Furunkel, so hören Schmerz und Spannungsgefühl fast momentan auf. Der weitere Verlauf hängt
davon ab, ob schon eine stärkere Abszedierung vorhanden
ist. (n diesem Fad wird die Einschmefzung beschleunigt, der
Inhalt stößt sich schnell ab und die Heilung erfolgt in
kurzer Zeit ohne entstellende Narbe. Wenn noch keine Einschmelzung vorhanden ist, geht die Entzündung und die
Infiltration in zwei bis drei Tagen, oft noch schneller zurück.
In dieser Weise muß man sich auch die Vorgänge bei größeren Eiterherden vorstellen: Verstärkte Resorption und Abheilung im Anfangsstadium, beschleunigte Einschmelzung, Abstoßung und Wundheilung bei abszedierenden Prozessen. Es
gibt darüber schon eine ausgedehnte Literatur, die in meinem Buch „Kurzwellentherapie" angeführt ist. überdosierung
kann zur Folge haben, daß der leukozytäre Schutzwall durch
die entstehende Wärme zerrissen wird und der Abszeß dann
langsamer heilt. Bei Schweißdrüsenabszessen ist die Kurzwelle das Mittel der Wahl. Sie heilen in höchstens drei Wochen ohne Hinterlassung von Narben, an denen sich sonst
immer wieder neue Entzündungen zu entwickeln pflegen.
Völlig unverständlich ist, daß noch heute Röntgenbestrahlungen solcher Abszesse empfohlen werden, nachdem die
Dauer- und Spätschäden durch ionisierende Strahlen heute
zur Genüge bekannt sind. Ausgezeichnet sind die Wirkungen
der Kurzwellen bei para- und retrotonsillären Abszessen,
worauf besonders de RUDDER hingewiesen hat, mit 5 Minuten Dosis 3 quer durch den Hals. Bei Mastitis puerperalis
sind die Erfolge so, daß meistens der Säugling überhaupt
nicht abgesetzt zu werden braucht. Lungenabszesse und interlobäre Epyeme habe ich in über 50 Fällen behandelt. Die
Erfolge waren um so besser, je akuter der Prozeß war. Aber
auch manche schon ein bis zwei Jahre bestehenden Abszesse
kormfen — allerdings nach längerer Zeit — noch geheilf werden. Das war noch vor der Ära der Antibiotika, und im
Vergleich mit diesen schneidet die KWT wesentlich besser ab.
Man kann aber selbstverständlich beide Behandlungsweisen
zusammen anwenden.
Besonders gut sind die Erfolge bei chronischen Pneumonien,
einerlei ob sie durch Bakterien oder Virus verursacht sind.
Sie heilen in kurzer Zeit. Die akute Hepatitis wird ganz hervorragend beeinflußt. Frische Fälle kann man meist ganz
rasch zum Stillstand bringen, aber auch ältere Fälle werden
noch gut beeinflußt. Ebenso gut reagieren Entzündungen der
Gallenwege. Von Viruskrankheiten ist noch die Poliomyelilis
Physik. Med. u. Rehab. / 8. Jahrg.
215
zu nennen, die allerdings vorläufig erloschen ist, wobei
dahingestellt sein möge, ob daran die Schluckimpfung schuld
ist oder die Durchseuchung der Bevölkerung bei der letzten
Epidemie. Ich habe in Schweinfurt und in Alexandria über
500 Kranke mit Kurzwellendurchflutungen des Rückenmarkes
mit ausgezeichneten Erfolgen behandelt. Selbst bei Kranken,
die schon zwei Jahre gelähmt waren, wurden oft noch Erfolge erzielt. Bei noch längerem Bestehen der Lähmungen
allerdings nur noch in einzelnen Fällen. Bei Krankheiten der
Wirbelsäule und des Rückenmarkes wird eine Elektrode auf
den Rücken aufgelegt, die andere auf das Kreuz, so daß die
Feldlinien längs durchfließen. Diese Technik der Längsdurchflutung wird auch am Bein bei frischer Thrombophlebitis angewandt, am Anfang mit Dosis 2, 3 Minuten lang.
Von entzündlichen Prozessen ist noch besonders zu erwähnen
Orchitis und Epididymitis, bei denen man mit Dosis 1 bis 2
und 2 bis 3 Minuten lang beginnt. Bei chronischer Prostatitis
ist die Kurzwelle wohl das einzige Mittel, das Erfolg verspricht. Man behandelt mit einer Elektrode unter dem Stuhl
im Sitzen, die andere wird auf die Blasengegend gelegt.
Dosis 3 bis 4, 10 Minuten. Bei Entzündungen der Harnwege
legt man eine Elektrode auf die Nierengegend, die andere
auf die Blasengegend und behandelt mit Dosis 3 bis 4,
10 Minuten lang.
Daß die Drüsen mit innerer Sekretion durch das Kurzweilenfeld aktiviert werden, ist schon seit 1929 festgestellt und von
vielen Autoren bestätigt worden. Dies beruht wahrscheinlich
auf einer Beeinflussung der Zellmembranen, vielleicht auch
der Vorgänge im Zellkern, denn wir wissen, daß die Mifochondrien und Chromosomen in den Zellen im KW-Feld
bewegt werden und sich in bestimmter Weise ordnen, was
auch durch neuere Nachprüfungen in den USA bestätigt ist.
An der Nebenniere haben ADLER und MAGORA nach Kurzwellendurchflutungen starke funktionelle Veränderungen
gefunden, und russische Autoren konnten dabei eine Vergrößerung des Volumens der Nebennieren bis auf das Doppelte erreichen.
Im Stoffwechsel entstehen dadurch Veränderungen verschiedener Art, und wer im Laboratorium laufend Blutzuckerbestimmungen machen kann, ist dadurch imstande, viele endokrine Störungen zu diagnostizieren, weil kranke Drüsen
pathologisch reagieren. Nach Durchflutungen der endokrinen
Drüsen bei Gesunden ergeben sich Blutzuckerkurven von
definierter Form. Durchflutungen des Oberbauches rufen
einen Anstieg hervor, der etwa eine Stunde lang anhält und
in einen Abfall übergeht. Wahrscheinlich reagiert dabei
hauptsächlich das Pankreas, vielleicht auch die Nebennieren.
Nach Durchflutung der Schädelbasis steigt der Blutzucker
ebenfalls an, während Durchflutungen der Gonaden einen
Abfall hervorrufen.
Die Diabetiker reagieren verschieden, und zwar konnten wir
die Verläufe der Kurven in Beziehung setzen zu den Kohlehydrat-Toleranzen und Bilanzen sowie zur Reaktion auf Insu-
lin. Bei manchen Kranken findet man nach Durchflutung des
Oberbauches einen übermäßigen Anstieg, der vielleicht auf
eine Überproduktion von Glukagon zurückzuführen ist.
Andere reagieren übermäßig auf Durchflutung der Schädelbasis, manchmal mit Anstiegen auf das Doppelte des Ausgangswertes und mehr. Bei wieder Anderen fehlt nach Durchflutung einer Extremität der bei normalen Menschen vorhandene Abfall des Blutzuckers. Ich habe diese Form als Gewebsdiabetes bezeichnet, weil wahrscheinlich die Ursache
der Zuckerausscheidung primär in den Geweben, wahrscheinlich im Zustand der Endstrombahn zu suchen ist. Die Gefäßveränderungen wären daher als Ursache und nicht als Folge
des Diabetes aufzufassen. Es ist interessant, daß viele Untersuchungen aus den letzten Jahren, so von MARX und anderen Autoren, auch zu dieser Auffassung führen. Man kann
aus solchen Kurven sehen, daß der Diabetes nicht eine einheitliche Krankheit ist, sondern ein Symptom, ebenso wie
das Fieber, das aus Funktionsstörungen verschiedener Art im
endokrinen System resultiert. Manche Störungen im Kohlehydratstoffwechsel können bis zu einem gewissen Grad
durch Gegenregulierungen ausgeglichen werden; erst wenn
diese dekompensiert sind, kommt es zur Ausscheidung von
Zucker. Der Gewebsdiabetes, der hauptsächlich bei älteren
Leuten auftritt, läßt sich am besten mit den SulfonamidTabletten beeinflussen.
Andererseits erlauben diese Untersuchungen auch eine Feststellung der Vegetativen Dystonie. Es ist ja genügend bekannt, daß sich unter dieser Bezeichnung alle möglichen Zustände verbergen können, auch solche psychogener Art,
Arbeitsscheu, aber auch chronische Infekte. Bei Kurzwellendurchflutungen der Schädelbasis kann man feststellen, daß
der normale Anstieg des Blutzuckers fehlt oder nur sehr
gering ist. Es handelt sich also bei dem Bild der echten
Dystonie offenbar um eine Fehleinstellung im endokrinen
System, gesteuert von der Hypophyse, nach der trophotropen
Seite hin. Alle Mittel, die die Ergotropie des Systems anregen, sind daher zur Behandlung geeignet, wie Muskelanstrengung, Kaltwasserbehandlung, Freiluftbehandlung, körperliche Arbeit. Auch regelmäßige Durchflutungen der Schädelbasis wirken gut.
Darüber, daß über das Endokrinium auch das maligne
Wachstum beeinflußt werden kann, habe ich vor zwei Jahren
hier berichtet. Einige Bilder davon kann ich Ihnen hier zeigen.
Alle diese Kranken leben auch heute noch ohne Beschwerden, drei davon seit 15 Jahren, einer seit 30 Jahren (Hirntumor), drei seit 10, einer seit 8 Jahren. Es ist nicht zu verstehen, warum dieses so einfache und für die Kranken angenehme Verfahren nicht in einer größeren Klinik wenigstens
einmal nachgeprüft wird. Es könnte bestimmt vielen inoperablen und von Rezidiven befallenen Kranken noch damit
geholfen werden.
Anschrift des yerfassers: Prof. Dr. med. Erwin SCHLIEPHAKE, Chefarzt der
Baiserischen Stiftung, 63 Gießen, Wilhelmstraße 14
Zur Rehabilitation des Lumbagikers in der Praxis
Von R. D. S c h ä f e r
1. Die Beschwerden, die wir beim Lumbagiker in der Praxis
so häufig beobachten können, gründen, wie Sie wissen,
auf dem Zusammentreffen vielfacher Ursachen. Dies
müssen wir uns stets vor Augen halten. Die W.S. als das
zentrale Achsenorgan muß bei diesem Krankheitsbild sowohl als äthiologischer wie symptomatischer Faktor betrachtet werden, d. h. Störungen an der Wirbelsäule selbst
lassen sie mit den ihr gestellten Funktionen in Konflikt
kommen. Ebenso können Krankheiten anderer Organe
216
Physik. Med. u. Rehab. / 8. Jahrg.
auf sie reflektorisch wirken. Die Behandlung erfordert
deshalb heute ein breites Rüstzeug, das gerade auch beim
Praktiker, speziell wenn er sich der Naturheilverfahren
bedient, in reichem Maße vorhanden sein muß. Der Erweiterung dieses Wissens um die Wiederherstellung des
Patienten und dem Austausch unserer Erfahrungen sollte
dieser heutige Tag dienen, zu dem ich einen bescheidenen
Beitrag leisten möchte.
2. Das zentrale Geschehen des Lumbagos ist die Beeinträch-
tigung der Funktion eines oder mehrerer Bewegungssegmente, besonders des lumbosakralen Überganges der
W. S., die durch Chondrose und andere Ursachen in ihrem
Bewegungsspiel, besser der Balance um die Schwerpunkiacbse, soweit gestört ist, daß es zu sekundären Überlastungserscheinungen an den zugehörigen Muskeln,
Bändern und Gelenken kommt. Eine relative Überforderung der bewegungsbehinderten W. S. führt schließlich zur
Blockierung eines oder mehrerer Gelenke. Der Circulus
Vitiosus hat sich geschlossen. Charakteristisch für den
Lumbago ist dabei das Fehlen neurologisch nachweisbarer Wurzelreiz- oder Ausfallserscheinungen.
Echte Heilung oder weitgehendste Rezidivfreiheit erzielt nur
der, der das verbleibende stumme Stadium nicht übersieht.
Hier hat die Rehabilitation mit passiven, mehr noch mit aktivierenden Maßnahmen einzugreifen, um den Körper in einen
möglichst in sich ausgeglichenen Balancezustand aller Teile zu
bringen. Sistierende partielle oder totale Blockierung eines
Bewegungssegmentes läßt Blutleere im zugehörigen Segment
entstehen. Von einer guten Durchblutung aber sind das
Rückenmark und die Koordination der Reflexe abhängig —
die Voraussetzung für das funktioneile Gleichgewicht des
Körpers. Bei der Förderung der Beweglichkeit sollte deshalb
der Bewegungstherapie mehr Beachtung geschenkt werden.
Sie strebt durch komplexe Bewegungen sowohl lokale
Lösung wie zweckvolle Koordination an. Subtile Dehnung
und Lockerung in steter Steigerung und Anpassung an die
erwünschte Beweglichkeit führen dabei auch bei den oft
fibrotisch-gelotischen Veränderungen in den Muskeln, Bändern und Gelenkkapseln der chronischen Lumbagiker zur
Verbesserung im kapillaren Kreislauf nach ASDONK und zu
einem sicheren therapeutischen Erfolg.
Prof. MÜLLER-LIMMROTH hebt hervor, daß durch Behandlung die bioelektrische Ruhespannung zunimmt, man also bei
muskulären Erkrankungen dem degenerativen Entladungsvorgang entgegenwirken kann. Außerdem führt sie zu einer
sinnvollen Empfindlichkeitsverstellung der Muskelspindel, also
zu einer Bahnung, die bei Willkürakten nur fördernd sein
kann.
Wie lange eine solche Therapie fortzusetzen ist und eine
Heilung auf dem eingeschlagenen Weg erzielt werden kann,
hängt wesentlich von den bereits entstandenen irreparablen
Schäden und den noch vorhandenen Kompensationsmöglichkeiten ab. Sie bestimmen ebenso wie die Krankheitsstadien
das Verhältnis von passiver und aktiver Therapie.
Leider hat die Bewegungstherapie bisher kaum beim praktizierenden Arzt Eingang gefunden. Schuld daran sind Mangel
an Fachpersonal, Raum und Zeit sowie das Krankenkassensystem. So wurde ich vor allem aber auch durch die Arbeiten
von ILL1, einem Schweizer Chiropraktiker, zur Entwicklung
eines einfachen, der Praxis angemessenen Geräts angeregt.
Auf Grund genauer Untersuchungen der Funktionen der
W. S. G. und des KreuzdarmbeJnmechanismus (K.D.M.) kam er
zu einer für seine Therapie sehr nützlichen Arbeitshypothese,
wie er mir selbst bestätigte. Es würde zu weit gehen, diesen
etwas komplizierten Überlegungen hier nachzugehen. Ich
versuchte zu vereinfachen und ging den umgekehrten Weg.
Das Problem unserer Haltung und unseres Ganges ist ein
Schwerpunktproblem, wobei die Standfläche den veränderlichen äußeren Faktor darstellt. Ihre Kippung löst das stete
Bemühen des Körpers aus, zur Senkrechten zurückzukehren.
Dieses Bewegungsspiel entfällt heute in der Stadt mit den
ebenen, harten Straßen und Böden vielfach, wobei auch die
modernen Verkehrsmittel und unsere sitzende Lebensweise
dem allgemeinen Bewegungsmangel Vorschub leisten. Die
weitverbreiteten Senkspreizfußschäden sind ein beredtes
Zeichen dafür. Bedenken wir, daß ein schlechtes Kettenglied
der ganzen Muskelkette schadet und ein Plattfuß Haltung
und Gang ändert, dann ist eindeutig klar, daß der Impuls
dieses Gerätes von der Standebene ausgehen muß.
Ich wählte eine kreisrunde Standscheibe, durch deren Mitte
eine an einem Bodenbrett befestigte Achse ragt. Durch
stufenweise Erhöhung der Scheibenmitte gerät die Standfläche des übenden in immer stärkere Schrägstellung und
fordert immer größeren Balanceausgleich. Der Fuß als Haftorgan am Boden lernt beim Umlauf der Scheibe, sich ständig
neuen Bedingungen anzupassen. Das gleiche gilt mit abnehmendem Rotationsradius für alfe oberhalb gelegenen, der
Balance dienenden Gelenke. Ein ganzer Umlauf der Scheibe
bei einem bestimmten Winkel stellt damit dem Körper bzw.
seinen Bewegungssegmenten alle nur möglichen Schrägstellungen dieser Kipplage.
Beim RundJauf im Uhrzeigersinn, der anfangs möglichst langsam erfolgen soll, um Überlastungen besonders des K.D.M.
zu vermeiden, entsteht ein Treten auf der Stelle ohne
Drehung des übenden. Der linke Fuß rollt wie beim Vorwärtsschreiten, der rechte wie beim Rückwärtsgehen ab.
Rechts- oder Linksherumrollen ist also unterschiedlich und
abwechselnd zu trainieren, soweit man nicht zunächst eine
Seite meiden muß. Ein gutes Mittel gegen die häufige Einseitigkeit der Bewegungsabläufe.
Da die Scheibe nur auf zwei Punkten aufliegt - in der Mitte
und am Rand - , erfordert sie eine zusätzliche Balance, so
daß ein relativ freies Ge\enkspiei in aUen Dimensionen gewährleistet wird.
Betrachten wir das Spiel der Schwerpunktachse in einem
angenommen kreisrunden Gelenk. In der Ruhestellung auf
einer waagerechten Fläche verläuft sie durch einen idealen
Gelenkmittelpunkt. Anders bei schräger Standfläche. Der
Körper neigt sich der höheren Seite zu, ebenso wie die
Schwerpunktachse hierin ausweicht. Beim Taumeln der
Scheibe, um einen Ausdruck aus der Technik für diesen Bewegungsvorgang zu benutzen, kreist sie um den idealen
Gelenkmittelpunkt. Die Folge sind Dehnung von Muskeln,
Bändern und Gelenkkapseln mit ihrer kapillarsfromfördernden Wirkung auf den Gesamtbereich des Segments, ähnlich
der ostheopatischen Behandlungsweise. Diese starke Anregung des Kreislaufs durch Gelenkrotationen hat auch der
Orthopäde LANGE besonders hervorgehoben. Ebenso baute
sie RATSCHOW fest in seine Therapie der Durchblutungsstörungen ein.
Wie bei der H. W. S., wo wir bei Schmerzen in bestimmten
Phasen des Kopfrollens auf Störungen in einzelnen Bewegungssegmenten schließen können, sind auch bei den einzelnen Bewegungsmomenten auf der Wippe*) Rückschlüsse
auf die Sförfefder möglich. Das Gerät eignet sich also auch
als Testgerät zur Untersuchung wie zur Kontrolle des Fortschritts in der gesamten Behandlung.
Das Zusammenfallen von Schwerpunktachse und Mittelpunkt
des Gelenks ist zunächst ein Idealfall. Bei gestörtem Gleichgewicht wird die Schwerpunktlinie bereits in Ruhestellung
neben dem Gelenkmittelpunkt liegen. Dementsprechend ist
auch das Kreisen der Schwerpunktlinie verschoben, d. h.
exzentrisch und dadurch eingeschränkt. Auf dieser Seite wird
folglich das Spiel der Schwerpunktachse eher an seine physiologische Grenze reichen. Ein dadurch verursachter Überdehnungsschmerz zwingt zur Korrektur. Diese erfolgt durch
Schrägstellung des Rollbodens mit einem Keil. Der gesamte
Kippvorgang wird zur Mitte zurückgeführt. Ich stelle dabei
den Patienten so auf das Gerät, daß d i e Seite des Patienten,
bei der der Schmerz die Verschiebung des Rotationskreises
aufzeigte, hangabwärts gerichtet ist.
Hersteller: Irmgard SCHÄFER, Bonn
Physik. Med. u. Rehab. / 8. Jahrg.
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Das Tempo der Übung bestimmt der Patient s e l b s t , der bei
jedem Schmerz sofort anhalten kann, da keine Maschine ihn
antreibt. Die Einweisung nimmt nur wenige Minuten in Anspruch, die meisten Patienten erlernen den Bewegungsablauf
bereits beim erstenmal ohne Schwierigkeiten.
Dabei sollen sie möglichst schonend mit der Winkelstellung
belastet werden, da die Einwirkung der Bewegungsausschiäge
anfangs leicht unterschätzt wird. Besonders im Bereich des
K. D.-Mechanismus kann es leicht zu überdehnungen und
passageren Reaktionen kommen. Ich möchte hierbei auf die
Kieferorthopädie verweisen, die durch minimale Druckeinwirkungen und geringe Umstellungen physiologischer Bewegungs- und Strömungsvorgänge erstaunliche Korrekturen erzielt. Ich betone nochmals: Langsam steigern. Wer ohne
Reaktionen arbeitet, kommt schneller ans Ziel. Oberster
Grundsatz aller Bewegungstherapie bleibf: Nicht in den
Schmerz hineinarbeiten, ggfs. einen schmerzhaften Sektor
anfangs auslassen.
Hockstellung, ähnlich dem Skiläufer, wobei die Knie von den
Händen erfaßt und im Kreis herumgeführt werden.
Bei Streckhaltung der Kniegelenke wird die Schiefebene
unmittelbar auf das Becken übertragen. Diese Übung soll
daher nur mit geringer Erhöhung und bei freiem K. D. Mech.
zur Verstärkung allgemeiner Lockerung durchgeführt werden.
Bei der fünften Grundübung verhält der Körper über dem
Mittelpunkt, während die Beine federnd das Taumeln der
Scheibe ausgleichen.
Stufenweises Anheben der Grundplatte durch einen Keil
kann die Kippung der Wippscheibe auf der erhöhten Seite
abschwächen bis aufheben, auf der gegenüberliegenden verstärken. Je nach Stellung des Patienten wird dadurch die
Schwerpunktachse wie vorher ausgeführt, in bestimmter Richtung verschoben werden. Bergauf erfolgt Arbeit in die
Kyphose, bergab in die Lordose. Entsprechendes gilt auch für
die Seitkantstellung, wobei durch wechselnde Verlagerung
des Schwerpunktes unterschiedliche Wirkung auf den Beckenschiefstand und W. S. erzielt werden. So wird man z. B. den
Senkspreizfuß bei dem man häufig eine Lordose beobachten
kann, nicht nur durch die bereits erwähnte Fußstellung, sondern auch durch gleichzeitiges Hangaufwärtslaufen an mehreren Gliedern der gestörten Muskelkette beeinflussen können.
Wenn für ILLI die Blockierung der W. S. oder K. D. G. nichts
anderes als eine Gehhaltung im Stehen und entsprechend eine
Gehhaltung im Stehen eine Blockierung der Wirbelsäule oder
der K. D. G. bedeutet, dann muß die stete, gesteigerte Einwirkung physiologischer Bewegungsreize unter Beachtung der
vorher erwähnten Relationsverschiebungen eine allmähliche
Lockerung der Blockierungen herbeiführen, und durch gleichDurch Aufstecken eines Rollkreuzes kann die Kippung völlig
zeitige Schulung der Balance — zentral wie pheripher — den
aufgehoben werden. Horizontales Drehen der Scheibe bei
Körper einem seinen Möglichkeiten angepaßten Gleichfixiertem Schultergürtel (Sprossenwand) führt nun zu einer
gewicht zuführen.
Torsion der W. S. und erfaßt alle der Rotation dienenden
Muskeln vor allem auch die kurzen Rotatoren, die bei FehlSo schafft die Wippe eine Verbindung zwischen Krankenleistungen der W. S. und deren Korrektur von großer Bedeugymnastik und Bewegungserziehung, wobei in sinnvoller
tung sind. Wegen der außerordentlichen Wirkung besonders
Weise mehr oder weniger lokale Korrekturen mit der Schuauf den fumbo-thorakalen Übergang, muß [edes Reißen verlung des unbewußten, freien Bewegungsspiels gekoppelt wermieden werden.
den. Beide aber gehören in das Gebiet der Rehabilitation.
Zu Beginn einer Übung ist auf eine korrekte Fußstellung zu
achten. Die Füße sollen parallel, gleichweit vom Mittelpunkt
auf der Platte stehen, so daß der markierte rote Querstreifen sie etwa in der Höhe des Os Naviculare schneidet.
Sie dürfen beim Wippen auch nicht teilweise abgehoben werden. Empfindliche schmerzhafte Füße schont man durch Auflage einer 2 cm dicken Moosgummiplatte. Die Stellung der
Füße zueinander und zum Scheibenmittelpunkt bietet viele
Belastungsvariationen. So wird zum Beispiel ein Senkfuß
weiter zurückgezogen, um durch den damit erzielten kürzeren
Hebel des Vorfußes eine intensivere Plantarflexion und damit
Hebung des Fußgewölbes zu erreichen.
Die fünf Hauptübungen sind auf einer Anleitungstafel skizziert. Die schonendste läßt den Oberkörper ohne Biegung
um die Standmitte kreisen. Die Hauptlast tragen hier die
Fuß- und Kniegelenke. Für die K. D. G. und die W. S. ist sie
die schonendste. Dementsprechend wird sie bei starken Fixationen und Veränderungen im Lumbosakralen Übergang, wie
wir sie bei älteren Patienten häufig finden, anzuwenden sein.
Alter ist übrigens keine Gegenanzeige — mein ältester Pafienf
ist ein 89jähriger Kollege, der seit meiner zweijährigen Betreuung seine Stöcke weglegen konnte.
Selten auftretendes Schwindelgefühl verschwindet nach und
nach. Es empfiehlt sich aber den Patienten beim Auftreten
dieser Erscheinungen bis zum AbkJingen hinzulegen und die
Therapie erst am nächsten Tag wieder fortzusetzen. Aus diesem Grund rate ich, das Gerät an zwei senkrechten Haltestangen oder an einer für die Praxis sehr brauchbaren
Sprossenwand aufzustellen.
Bei der zweiten Übung schwingt der Körper spindelartig um
die Mitte, wobei der größte Bewegungsausschlag in Höhe des
Beckens liegt. Sie wirkt stärker auf die Beckenhaltung ein.
Einen besonderen Einfluß auf die Kniegelenke erzielt man in
218
Physik. Med. u. Rehab. / 8. Jahrg.
Den Scheitelpunkt der Torsion kann man durch verschieden
starkes Vorwärtsbeugen des Rumpfes verändern und damit
den Hauptangriffspunkt der Torsion auf bestimmte Abschnitte
richten.
Der Tonisierung der Rotatoren dienen auch vier Expanderzüge, die von der Scheibe zur Grundplatte führen. Sie bremsen den Torsionsvorgang mit einer maximalen Kraft von 30 kg.
Damit ist eine verstärkte Einwirkung auf Drehskoliosen gegeben. Rollkreuz und Keil, d. h. schräggestellte Torsion, ermöglicht eine Drehung des Beckens gegen die fixierte Schulter
ohne Tätigkeit der Rotatoren, wenn der hangaufwärts stehende Patient den Schultergürtel fixiert und abwechselnd immer das am oberen Scheibenrand stehende Bein belastet.
Ohne Fixation des Schultergürtels, d. h. freistehend erzielt
man durch diese wechselseitige Gewichtsverlagerung eine
Rotation des Körpers, die eine besondere Balanceleistung
erfordert. Weitere Übungen, wie z. B. auf dem Kippbalken,
im Sitzen oder mit zwei Geräten seien nur kurz erwähnt,
weil sie zum Teil noch im Film gezeigt werden und nicht
alle Anwendungsmög/ichkeifen im Vortrag erklärt werden
können.
Abschließend glaube ich auf Grund meiner bisherigen Erfahrungen sagen zu dürfen, daß die Wippe bei richtiger Indikationsstellung und übungsauswahi mit individueller Anpassung bei der Rehabilitation des Lumbagikers von großem
Nutzen ist. Durch ihre Einwirkung auf die blockierten Bewegungssegmente, die Bahnung der Reflexe, den Blut- und
Lymphkreislauf und die aligemeine Koordination hilft sie mit,
Deformierungen und Fehlhaltungen zu korrigieren sowie den
physiologischen Bewegungsablauf wieder herzustellen und zu
erhalten.
Anschrift des Verfassers: Dr. med. R. D. SCHÄFER, 53Bonn, Joachimstraße 16
Das Rezept des Monats
Ol. Menthae pip.
1,0
Tinct. Belladonnae
4,0
Tinct. Cardui mariani Rademach. 12,5
Tincf. Chelidonii ad
30,0
M. D.S. dreimal täglich 30 Tropfen.
Indikationen: Gallensteinleiden.
Anfragen aus dem Leserkreis
Frage
Wie verhalten sich Kalium und Natrium im intra- und extrazellulären Raum?
Dr. H. in R.
Antwort
Eine metabolische Azidose wird teilweise kompensiert durch
die Atmung. Bei einer zusätzlichen Atemdepression kann sie
aber auch verstärkt auftreten. In den meisten Fällen entwickelt sich eine funktioneile Niereninsuffizienz, wenn nicht
schon vorher ein Nierenschaden vorliegt.
Im E l e k t r o l y t g e s c h e h e n kommt daher den K a l i u m I o n e n die größte Bedeutung zu. Normalerweise ist die
intrazelluläre K-Ionen-Konzentration etwa 30mal höher als
die extrazelluläre.
Bei verstärktem Katabolismus und azidotischen Stoffwechsellagen werden K-Ionen durch H-Ionen verdrängt und treten
aus dem Intrazellulärraum in den Extrazellulärraum über.
Bei renaler K-Retention kann es zu schwerer Kalium-Intoxikation kommen mit der Gefahr von Herzrhythmusstörungen,
Kammerflimmern oder Herzstillstand.
Bei den N a t r i u m - I o n e n findet sich der größere Anteil
extrazellulär, der kleinere Teil intrazellulär, also genau umgekehrt wie beim Kalium. Bei Azidosen erfolgt ein Einstrom
von Na-Ionen in die Zellen im Austausch gegen K-Ionen.
Die renale Na-Ausscheidung nimmt bei erhaltener Nierenfunktion leicht ab infolge vermehrter Rückresorption von
Bikarbonat und Ausscheidung von Kalium.
Diese komplizierten Elektrolytverschiebungen bedingen eine
sehr exakte Überwachung der Schwerkranken.
Mit der verhältnismäßig einfachen I n f u s i o n s b e h a n d l u n g kann man - je nach Laborbefund - Na oder Ka zufügen und das intra- und extrazelluläre Gleichgewicht wieder
herstellen.
Eine Kenntnis dieser Verhältnisse erscheint mir für die in
unserer Arbeitsgemeinschaft tätigen Kollegen besonders deswegen wichtig, weil wir es doch oft mit Schwerkranken zu
tun haben, bei denen Herz-, Nieren- oder Leberfunktionen
mehr oder weniger stark in Mitleidenschaft gezogen sind.
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Physik Med. u Rehab / 8 Jahrg
219
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Lesenswerte Literatur:
Schmähl: „ K a r z i n o g e n e W i r k u n g v o n C y c l o p h o s p h a m i d u n d T r i a z i c h o n b e i R a t t e n " (Endoxan und
Trenimon). D M W 92. Jahrg. v. 23. 6.1967, S. 1150.
Nach intravenöser G a b e v o n Endoxan und Trenimon entstanden beningne und maligne Tumoren bei Ratten. Weitere
Schäden: Toxische Leberschäden fanden sich nach Endoxan,
degenerative Nierenveränderungen traten nach Trenimon
auf.
Es ist dringend zu raten, die Therapie als I n t e r v a l l t h e r a p i e durchzuführen, w i e w i r in Phys. M e d . u. Rehab.
5/67 beschrieben. Diese warnende Mitteilung gibt uns sofort
Anlaß zu Rückfragen bei den Herstellerfirmen.
W i r werden an dieser Stelle laufend über derartige Veröffentlichungen berichten.
Dr. KAHLERT
der untersuchter Methoden. Das vorgelegte M a t e r i a l ist das
Ergebnis einer zweijährigen Gruppenarbeit. Es stellt kein
Lehrbuch f ü r den Praktiker d a r , d e r „kleine Psychotherapie"
betreibt, ist aber außerordentlich lehrreich und empfehlenswert f ü r alle Ärzte, die Hintergründe zu entdecken suchen und
die sich nicht mit der Beseitigung vordergründiger Symptomatik begnügen mögen.
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David H. Malau : „ P s y c h o a n a l y t i s c h e K u r z t h e r a p i e " .
370 Seiten. Huber-Klett, Bern-Stuttgart, 1965. L. 3 0 , - D M .
Bei 21 unterschiedlichen Fällen w i r d eine Gegenüberstellung
einer Kurzbehandlung (Minimum 10, Maximum 40 Behandlungsstunden) und der „klassischen" Psychoanalyse vorgelegt. Verf.
versucht, wesentliche Unterschiede, G e f a h r e n , Vorteile, Fehlschläge und Resultate der Technik seiner Kurzmethode und
der Langstreckentherapie darzustellen. Die Auswahl der Patienten richtet sich nach ihrer Fähigkeit bei dem Deutungsverfahren mitzuarbeiten, der Behandlung aufgeschlossen zu sein
und bereit, „ G e f ü h l e zu erforschen". Schwere des Leidens,
Ausmaß und Dauer der Symptomatik spielen keine Rolle für
die Auswahl.
Die Therapie, mit allen aktiven Deutungsverfahren, w o b e i
dem Therapeuten jegliche Aktivität nach selektiver Auswahl
des „Focus" zusteht, geschieht im Sitzen. Ohne a u f „ W i d e r stände" Rücksicht zu nehmen, w i r d radikal ins Unbewußte und
in d i e frühe Kindheit eingebrochen. Dabei stützt sich der
Therapeut ausschließlich auf Übertragung, Übertragungsdeutung und Übertragungsspannung. Verf. äußerst kritische Untersuchung kommt zu dem Resultat der Gleichwertigkeit bei-
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Dr. med, J, Parow: „ F u n k t i o n e l l e S t i m m s c h u l u n g " .
68 Seiten, 21 Abb., kt. Paracelsus V e r l a g , Stuttgart, 1967.
M i t Bezug auf die v o m Verfasser in dem Buch „funktionelle
Atemtherapie" niedergelegte Auffassung v o n der N o r m a l atmung zeigt er hier die organischen Grundlagen des gesunden Tones auf. Er vertritt d i e Anschauung, d a ß Atem und
Stimmung willkürlich korrekt gehandhabt und geübt werden
können. Die Voraussetzung f ü r eine gute Stimmfunktion sei:
Gerade aufrechte Wirbelsäule, Atemstütze durch Anspannen
des Zwerchfells bei der Ausatmung, geräuschvolles Atmen
durch Nase oder M u n d , willkürliches Entspannen. Für die Tonbildung selbst w i r d Rachengymnastik empfohlen. W e n n auch
die anatomische Beweisführung durch die schematischen
Zeichnungen nur unvollkommen gelingt, dem gutwillig versuchenden Laien w i r d das Büchlein hilfreich sein.
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220
Physik. Med. u. Rehab. / 8. Jahrg.
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Referate
A . Meier (Basel): „ D i e B e h a n d l u n g d e r C h e i l o s i s " .
Therapiewoche 5,159,1966.
Diese sei weder mit einem Leberschaden bei stets nachweisbarer Albuminopenie verbunden, noch sei der Eisenmangel
dabei typisch. Wahrscheinlich spielt der Mangel an Vitamin
B6 (Pyridoxin), das eine Schlüsselstellung bei der Eiweißbildung hat, besonders wenn genügend essentielle Aminosäuren zugeführt werden, eine Rolle. M a n probte Zufuhr von
Anabolika, wobei die Cheilosis (Rhagaden am Mundwinkel}
teils beseitigt werden konnte. Bei einer Patientin mit Rothmundsyndrom (Katarakt und Alopecie) mit Symptomen Albuminopenie, Eisenmangel und Cheilosis wurde durch Anabolika einzig ein Haarwachsfum erreicht. Diesen Zusammenhängen müsse nachgegangen werden, um Synthese und Transportfunktion des Albumins weiter aufzuklären.
NATHUSJUS
K. A. Flügel (Nervenklinik der Universität Erlangen-Nürnberg): „ S y n o p s i s
pneumencephalographischer,
klinischer und hirnelektrischer Befunde bei
c e r e b r a l e n A n f a l l s l e i d e n " . Arch. Psychiat. 208, 24
bis 46,1966.
Verf. stellt in vielen Tabellen die Befunde bei 233 Anfallskranken, davon 98 mit genuiner, 60 mit ätiologisch fraglicher
und 75 mit symptomatischer Epilepsie zusammen. Bei ,60
Prozent der Kranken ergibt die Pneumencephalographie
Normalbefunde, bei den übrigen überwiegen einseitige
Ventrikelerweiterungen vor symmetrischer Hydrocephalusbildung und Erweiterung des III. Ventrikels. Bei 50 Kranken
w a r auch das EEG im wesentlichen unverdächtig. Bei 57
Kranken waren die EEG-Veränderungen uncharakteristisch
und bestanden nur in einer gewissen Dysrhyfhmie, gewissen
Allgemeinveränderungen und fokalen Depressionen des
Hirnstrombildes. 114 Patienten boten bei der körperlichen
Untersuchung keine Auffälligkeiten, 94 waren auch psychisch
völlig unauffällig. 76 Kranke zeigten eine eindeutige epileptische Wesensänderung. Diese w a r bei der genuinen Epilep-
sie etwa ebenso häufig w i e bei der ätiologisch fraglichen
und bei der symptomatischen Epilepsie. Die Wesensänderung
wird deutlicher, wenn das Anfallsleiden längere Zeit bestanden bat — Die Studie zeigt gut, welche Schwierigkeiten die
Erkennung und richtige Einordnung der Anfallsleiden auch
heute noch bereiten.
SUCHENWIRTH (Lübeck)
P. Kleihues u. K. Hizawa (Max-Planck-Institut für Hirnforschung Köln-Merheim); „ D i e I n f a r k t e d e r A. cereb r i posterior-. Pathogenese und t o p o g r a p h i s c h e
B e z i e h u n g e n zur S e h r i n d e " . Arch. Psychiat. 208, 263
bis 284,1966.
Wenig vertraut sind dem Arzt in der Praxis immer noch die
Posterior-Infarkte, also jener Typ des Schlaganfalls, der durch
einen Verschluß der A. cerebri posterior hervorgerufen wird.
Verf. fanden solche Infarkte bei 10 Prozent von 267 Patienten, die an Hirninfarkten verstorben waren. Das Durchschnittsalter der Kranken betrug 69 Jahre. Häufig bestanden
gleichzeitig Media- und Kleinhirn-Infarkte. - Charakteristisch
ist eine homonyme Hemianopsie sowie partielle obere Gesichtsfelddefekte, jeweils unter Aussparung der Makula. Verf.
unterscheiden mit ZÜLCH Totalinfarkte, stumpfnahe Infarkte
und Zentruminfarkte. Bei letzteren können sensible Ausfälle
ganz fehlen,
SUCHENWIRTH (Lübeck)
W . A m e l u n g u . E. P ü n t m a n n : „ K l i n i k u n d T h e r a p i e d e r
sog. C o n f e r g a n - P o l y n e u r o p a f h i e " . Nervenarzt 37,
189-199,1966.
AMELUNG, der (mit FRENKEL) einer der ersten Ärzte war,
die auf die Contergan-Schäden aufmerksam wurden und die
danach zu beobachtende Polyneuritis im Mai 1961 publizieren ließ, referiert hier gewissermaßen abschließend mit
PÜNTMANN über 200 klinisch behandelte Fälle aus der
Weltliteratur und nach eigener Beobachtung. Bei 179 Kranken war eine nähere Auswertung möglich: Es handelte sich
um 58 Männer und 730 Frauen. Bei 96 lag eine vorwiegend
sensible Polyneuropathie vor, die an den distalen Extremitätenenden begann und nach oben fortschritt. Motorische
Physik. Med. u. Rehab. / 8. Jahrg.
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Ausfallserscheinungen fraten weitgehend1 zurück, fecfoch wurden Reflexausfäile vielfach nachgewiesen. 92 Kranke klagten
auch über Symptome, die an zentral nervöse Störungen denken ließen, speziell über innere Unruhe, Merk- und Gedächtnisstörungen, Schwindelgefühl, Zittern am Körper, Kopfschmerzen, „inneres Vibrieren", depressivere Verstimmtheit
und Benommenheit. Bei 36 Patienten verschwanden die
Symptome in wenigen Tagen oder doch Wochen nach Absetzen des Mittels. Die Störungen traten fast stets nach mindestens vierwöchiger Einnahmedauer auf, in schwerer Form
erst nach dreimonatiger Einnahme. Mit zunehmendem Le-
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FISCHER u. Mitarb.
Endoxan-Stoßtherapie
83 Tumorpatienten erhielten hohe Dosen Endoxan als Infusionen.
Dosis: 15-30, bis zu 40 mg Endoxan pro kg Körpergewicht.
14tägige Intervalle, bis zu einer Gesamtdosis von 10 g.
Einzeldosen zwischen 0,8 und 3,0 g pro Infusion.
Nebenwirkungen nicht stärker als bei Dauertherapie.
THALER (S. 1161)
Nikotin
Todesrate an Krebs der Leber und Gallenblase bei Rauchern
35 Prozent höher als bei Nichtrauchern, teilweise durch geschluckte „Rauchprodukte".
DMW 30. 6. 1967
SCHMÄHL
Serologischer Test n. Witting
Ninhydrinreaktion zum Tumoreiweiß-Nachweiß pos. bei 80
Prozent der Krebskranken und bei 72 Prozent Nfchfkrebskranken. Der Methode wird eine klinische Brauchbarkeit abgesprochen
Mü. med. Wschr. 25,1967
CUTHBERT, S. 1369
Die Gefahren des Asbest
Karzinogene Wirkung besonders bei Arbeitsplätzen in Nähe
Antiquarisch
preiswert abzugeben:
bensalter wurde die Erkrankung häufiger. Bei 38 von 72
diesbezüglich überprüften Patienten kam es später zu einer
Heilung oder doch weitgehenden Besserung. Diese zeigte
sich zumeist erst nach vielen Monaten. Günstig erwies sich
bei frischen Fällen die Gabe von Vitamin-B-Präparaten, auch
Stanger-Bäder sollen sich positiv ausgewirkt haben. Bedeutsam ist die psychische Führung mit Vermeidung eines übertriebenen Entschädigungsstrebens, das sich auf die Heilung
ungünstig auswirkt.
Handbuch der Physik. Therapie
von Goldscheider und Jacob, 4 Bände
Vergleichende Volksmedizin
von Hovorka und Kronfeld
ca. 200 Bände ältere homöop. und naturheilkundl.
Fachbücher
Anfragen erbeten unter Chiffre Nr. 7
SUCHENWIRTH (Lübeck)
Die darmschonende, zuverlässige
Wirkung in hartnäckigen Fällen
wird von Arzt und Patient besonders geschätzt
BUCOPA • BUBENIK & CO • FABRIK PHARMAZ. PRÄPARATE . MÜNCHEN-PASING
222
Physik. Med. u. Rehab. / 8. Jahrg.
NERVOSANA
Dr. W. Hotz & Co. Nachf., 7055 Steffen i. R.
von Asbestfabriken beachten, aber auch bei „harmlosen" Berufen, z. B. bei Tischlern, die Asbest verarbeiten.
Viele Jahre nach der oft nur kurzen Berührung mit Asbest
kann die karzinogene Wirkung sich noch entfalten.
SANCHEZ-FAYOS u. Mitarb. S. 1373.
Leukosen, Erythroleukosen
Nach ihrem Wesen sind die Prozesse nicht verschieden, es
kommen nur unterschiedliche Mechanismen zur Geltung. In
vielen Fällen wird die Proliferaffon durch eine leukoplastische
erythrodysplastische Neoplasie langsam verdrängt. Umfangreiche spanische Arbeit über die fließenden Übergänge und
Stadien sowie über die noch offenen Probleme.
Beilage zur Mü. med. Wschr. „Aktuelle Medizin" 30. 6. 67.
Wenig Chancen für ein Allheilmittel gegen Krebs.
Experimentelle Erzeugung von Tiertumoren ist kein Problem
mehr. Durch onkogene Viren entsteht der Krebs „auf einen
Schlag", durch langfristige Einwirkung chemischer Noxen entsteht er allmählich. Spezifisch immunologische Wechselbeziehungen zwischen Tumor und Wirt sind heute beinahe interessanter als der Nachweis von Viren. Ein ständiges Wechselspiel zwischen positiven und negativen immunologischen Kräften gestaltet die Behandlung oft außerordentlich schwierig.
«
In Hessen hat der Landesverband der Lebenshilfe eine Studie
über die Gesamtplanung erarbeitet, die auf der Grundlage
der derzeitigen Situation den Bedarf an Einrichtungen für
die nächsten Jahre statistisch und graphisch darstellt. Dabei
wird von der theoretischen Zahl, die in kleinen, überschaubaren Räumen sich ergeben hat, ausgegangen: Pro Tausend
der Bevölkerung wird m i n d e s t e n s ein Platz in einer Tages-
Dr.
Sdiutx-Festlgung-Abwehr durch
Gesamtplan der Behindertenhilfe
TOXOREPHAN
In den letzten acht Jahren sind in der Bundesrepublik in
vielen Städten und auch Kleinstädten Einrichtungen zur Bildung und Beschäftigung geistig Behinderter entstanden. Kinder, Jugendliche und Erwachsene besuchen diese Bildungsstätten und Werkstätten tagsüber und kehren abends wieder
ins Elternhaus zurück. Die Zeit der ersten Anfänge ist nunmehr vorbei, und es zeichnen sich gewisse Richtlinien und
allgemein anerkannte Gesichtspunkte für solche Einrichtungen ab. Es kommt jetzt auch nicht mehr ausschließlich darauf
an, d a ß etwas für diesen bisher benachteiligten Personenkreis geschieht, sondern ebenso wichtig ist es, daß das
Richtige am rechten Ort und im Zusammenhang mit dem
schon Vorhandenen geschaffen wird. So bahnen sich in verschiedenen Bundesländern Bestrebungen an, die Hilfe für
geistig Behinderte mehr als bisher auf Landesebene zu planen und die Maßnahmen auf der Ebene der Landkreise und
kreisfreien Städte zu koordinieren. In Baden-Württemberg
ist das Innenministerium in dieser Hinsicht aktiv geworden.
In die Vorarbeiten für eine Gesamtplanung ist auch die
Unterbringung geistig Behinderter in Heimen und Anstalten
mit einbezogen worden.
Erit das Versagen dar Abwahr begüiutlgt da» Entstehen dar Krankhalt. TOXOREPHAN führt dam
KSrpar Wtrkttoffa »1/ dla dia Abwahrragulatlonen da* gesamten
Organismus varstärican, dan Krankheitsverlauf verkürzen, Komplikationen verhüten und dl» Infektionsgefahr vermindern. TOXOREPHAN,
als voll wirksames unspexifisches
Reizkörpertherapeutlcum sldtert
ein HöchstmaB an Abwehrkrafr.
»REPHA« Chem.-pharm. Fabrik
Godshorn über Hannover
einrichtung für geistig Behinderte gebraucht. Zu diesen Einrichtungen gehören Sonderkindergärten, schulische Einrichtungen sowie beschützende Werkstätten. Bei einer Einwohnerzahl von rund 5 Millionen in Hessen werden also rund
5000 Plätze in den genannten Bildungs- und Beschäftigungsstätten gebraucht. Bei der Planung sollen die Gesichtspunkte
des großen Hessenplanes sowie der einzelnen Regionalplanungen berücksichtigt werden.
(PdL)
Physik. Med. u, Rehab. / 8. Jahrg.
223
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Forschungsgemeinschaft für Arthrologie und Chirotherapie (FAC) e.V.
I.Vorsitzender: Dr. F. Gutmann, Bad Hamm/Westf.
Internationale Gesellschaft für Elektroakupurtktui.
Leiter: Dr. med. R. Voll, Piochingen, Richard-Wagner-Straße 5.
Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsvorsorge und Frühheilbehandlung.
Leiter: OMR Dr. med. W. Groh, Bad Dürrheim, Sanatorium HirschhaTde.
Gesellschaft für Homotoxikologie und antihomotoxische Therapie e.V.,
Baden-Baden.
Korrespondenz an den Schriftführer: Dr. F. Doeper, Baden-Baden,
Bertholdstraße 7.
Arbeitsgemeinschaft für Mikrobiologische Therapie.
Leiter: Prof. Dr. med. Mommsen, Frankfurt, Baseler Straße 21.
Internationale Ärztegesellschaft für Neuraltherapie nach Huneke e.V.
Leiter: Dr. med. H. F. Voß, Heidenheim a. d . Brenz, Friedrichstraße 10.
Arbeitsgemeinschaft Psychotherapie-Seminare.
Leiter: Dr. med. Graf Wittgenstein, München 23, Königinstraße 101.
Medizinisch-Biologische Arbeit:- und Fortbildungsgemeinschaft Deutscher
Zahnärzte e . V . , Leiter: Dr. Paul Neuhäusser, Gräfelflng bei München,
Akilindastraße 52a.
Arbeitsgemeinschaft für prä- und postoperative Tumortherapie.
(Dr. Kahlert - Dr. Albrecht).
Sämtliche Anfragen und Mitteilungen sind zu richten an die Adresse
Dr. K. Albrecht, 6509 Undenheim bei Mainz.
Deutsche Gesellschaft für Elektroneural-Diagnostik und -Therapie e. V.
I. Vorsitzender: Dr. med. Ludwig WALB, Homberg/Oberhessen. Arbeitsgemeinschaft für hämatogene Oxydations-Therapie, vertreten durch den
Schriftführer Dr. med. Joachim Brand, Bad Homburg v. d . H., Auf der Steinkaut 21-23.
Herausgeber:
Zentralverband der Ärzte für Naturheilverfahren e. V.
Schriftleitung:
Dr. med. H. Haferkamp, 65 Mainz, Adam-Karrillon-Str. 13, Tel. 63963.
Mitteilungen der Schriftleitung:
Zuschriften mit Originalien (wissenschaftlichen Beiträgen), Referate, redaktionelle Nachrichten und Verbandsangelegenheiten werden an Herrn Dr. Haferkamp erbeten.
,
Originalien und Beiträge, die zur Veröffentlichung kommen, werden honoriert. Die Schriftleitung behält sich jedoch den Zeitpunkt der Veröffentlichung vor.
Grundsätzlich werden nur Erstveröffentlichungen angenommen. Mit Annahme
des Manuskriptes erwirbt der Verlag das ausschließliche Recht der Vervielfältigung, Verbreifung und Übersetzung.
Die Beiträge dürfen daher nicht in gleichem oder ähnlichem Wortlaut an
anderer Stelle veröffentlicht werden.
Es wird gebeten, die Bebilderung der Beiträge im üblichen Rahmen zu halten, da sonst die Mehrkosten berechnet bzw. bei der Honorierung in Abzug
gebracht werden müßten.
224
Physik. Med. u. Rehab. / 8. Jahrg.
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ausdrücklich vermerkt werden. Wird eine höhere Stückzahl gewünscht, so
erfolgt für diese eine Berechnung.
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Alle Rechte, auch die des auszugsweisen Nachdruckes, der fotomechanischen
Wiedergabe und der Obersetzung bleiben dem Verlag nach Maßgabe der
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und bedarf bei Originalarbeiten der schriftlichen Genehmigung des Verlages. Für innerbetriebliche fotomechanische Vervielfältigung gilt das Rahmenabkommen des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels mit dem BDI
vom 14. 6. 1958 (10-Pf-Wertmarke pro Seite).
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Medizinisch-Literarischer Verlag Dr. Blume & Co., Uelzen,
311 Uelzen, Ringstraße 4.
Anzeigen: Fritz Täuber, 311 Uelzen, Ringstraße 4.
Anzeigenpreisliste: Zur Zeit gilt die Liste Nr. 7.
Erscheinungsweise: Einmal im Monat.
Bezugsbedingungen:
Der Bezugspreis beträgt jähr/ich 36,- DM, im Ausland zuzüglich Versandgebühren; für Mitglieder des Zentralverbandes und anderer mit ihm zusammenarbeitenden Verbände 24,- DM. Für Studenten und Ärzte in nicht
yollbezahlter Stellung jährlich 18,— DM. Einzelhefte werden zum Preis von
je 3,— DM abgegeben. Abonnementsgebühren sind nach Rechnungserhalt
fällig und zahlbar netto Kasse.
Bei Nichterscheinen infolge höherer Gewalt besteht kein Anspruch auf Ersatz
oder Rückerstattung eingezahlter Bezugsgebühren.
Die Zeitschrift wird so lange geliefert, bis Abbestellung erfolgt, die spätestens 30 Tage vor Halbjahresschluß im Besitz der Buchhandlung bzw. Postanstalt bzw. des Verlages sein muß.
Auslandspreise:
USA $ 9,-/ Großbritannien £ 3.5.0; Schweiz sfr 39,00; Frankreich nF 42,50;
Schweden skr 44,50; Italien Lire 5670,-; Osterreich öS 235,-.
Zahlungen:
Auf das Postscheckkonto Hamburg 2392 16; Vereinsbank Hamburg 14/04110;
Dresdner Bank, Zweigstelle Eppendorf, Konto Nr. 37101.
Gerichtsstand: Uelzen
Druck: C. Beckers Buchdruckerei, 311 Uelzen, Ringstraße 4, Tel. 0581 /2357,
Telex 091326.
Diese Ausgabe umfaßt 60 Seiten und Umschlag.