Zur Insektenfauna vom Rigi-Kulm, 1600-1797 m, Kanton

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ENTOMOLOGISCHE
BERICHTE
Nr. 10
LUZERN
DEZEMBER 1983
FAUNA
CENTROHELVETICA
ZUR INSEKTENFAUNA VON RIGI“KULM / 1600~1797 M, KANTON SCHWYZ (*)
(Dritte B eitra gsserie zur
Insektenfauna der A lpenregion der Zentral Sc h w e iz)
I. ALLGEMEINES
von
L.
R E Z B A N Y A I
R E S E R
I n h a l t : 1 . E in leitun g
2 . Dank
3 . Geographische Lage - 4 . G eologie
5 . Klima und
Witterung
6 . V egetation
7 . Zoogeographie - 8 . Sammelmethode
9 . Insekter.fauna und
Umwelt auf
Rigi-Kulm heute
1 0 . L it e r a t u r .
1.
EINLEITUNG
G l e i c h z e it ig mit den g e z ie lt e n entomologischen AufSammlungen auf
Pilatus-Kulm
(REZBANYAI 1982) wurde d ie s e T ä tig k e it im Jahre 1977 auch auf dem anderen berühmten
und b e lie b te n A ussichtsberg der Zen tra lsc hw eiz, auf
Rigi-Kulm aufgenommen.
Obwohl schon seit mehr a ls 100 Jahren der Rigi-Kulm mit Zahnradbahnen mühelos
erreichbar is t , wurde d ie Insektenfauna auch hier noch nie g rü ndlich untersucht.
Die zerstreu t sicher vorhandenen Einzelbeobachtungen von Entcmoiogen-Touristen
stecken entweder in and erw eitig en Publikationen oder b lieb en u n v e r ö ffe n tlic h t .
Während 7 Jahren (1977-83) habe ich mit d rei verschiedenen Sammelmethocen (siehe
Kapitel 8 ) eine Grundlagen-Sammlung von Insekten e in e s r e la t iv eng begrenzten Gebietes
(auf Karte 3 c a. 600 x 60 0 m) zusammengetragen. Wie auf
Pilatus-Kulm war 1977-80
auch a u f
Rigi-Kulm eine L ic h t fa lle in B etrieb . E b e n fa lls v ier Jahre lang (1978,
1981-83) wurden Bo denfallen eingegraben und, im Gegensatz zu den Untersuchungen auf
Pilatus-Kulm, zu s ä t z lic h insgesamt 17 Tages-Sammelexkursionen durchgeführt.
Die w i c h t i g s t e n Z i e l e d i e s e r Auf Sammlungen w a r e n :
1 / F a u n is tisch e Grundlagenforschung
2 / Klärung der zoogecgraphischen Stellung von Rigi-Kulm ("E x k la v e " der Nordalpen)
3 / Wanderfalterforschung
4 / Bei den Nachtg ro ssfaltern auch q ua ntitativ zcnolo gische Untersuchungen.
2. DANK
Für d ie Unterstützung meiner Sammel- und Forschungsarbeit danke ich Herrn Dr. PETER
HERGER, Direktor des N’atur-Museums Luzern. Ganz besonders danke ich ihm d afü r , dass
er d i e Käferausbeute der AufSammlungen trotz seiner Ueberlastung durch den Museums­
b etr ieb immer wieder lie b e v o ll b etreu t, p rä pa riert, auswertet und d ie Ergebnisse
p u b l i z i e r t . Dies bedeutet mir bei der o ft mühevollen Arbeit beim Sammeln der Käfer
oder beim Sortieren der Ausbeute der Licht- und Bodenfallen eine grosse m oralische
H ilfe und Unterstützung.
'* )
'H z Unvez’STüvzur.g des SahL.'ezzerzS'jhe”. .V’a t i c n z l f 'n d s
FZrdening isr
e is s e n s a h zfzlia h e n FersJ-iurig, Krsc.'!t .Vr. 3 . z 3 4 - ~ . ' 6 urxi
-637;
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E n t . B e r . Luzern 10,
1983
D ie L i c h t f a l l e wurde unweit vom Hotel Rigi-Kulm a u f g e s t e l l t . Für d ie Betreuung danke
ich vor allem Herrn BEAT KAEPPELI, L eiter des Hotels Rigi-Kulm sowie der Küchen­
brigade des Ho tels.
D ie R igibahn- Gesellschaft hat mir e in ig e F re ifa h rk a rt e n zur Verfügung g e s t e l l t , womit
ic h etwa d ie Hälfte meiner Reisen durchführen konnte. Für d ie s e s Entgegenkommen
danke ich Herrn D irektor D r . H.STAFFELBACH, R igiba h n- G ese llsch a ft, Viznau 3Z, herzlich
Beim Präparieren od'ir E tik e tt ie r e n der Ausbeute h a lfe n folgende Personen m it:
K ä fer: CARMEN CIOT'jl’O (Luzern) und BALZ SUESS (A dlig en sw il) ,
Sc h m ette rlin ge: ROBERT BUEHLER, BEAT EICHER, SIMON EICHER und ROLAND NIEDERER
R eussbühl, L u z e r n ).
(alle
S c h l i e s s l ic h danke ich hier a lle n K ollegen, d ie an der Bearbeitung der Sammelausbeute
teilgenommen haben oder d ie s kü n ftig noch tun werden.
3.
GEOGRAPHISCHE LAGE
Die R ig i ist ein nach Norden vorgeschobener Inselb erg der Zen tralsch w eizer Nordalpen ,\
welchen sie sowohl geo lo gisch (siehe unten) a l s auch topographisch markant abgetrennt
is t (Karte 1 ,2 )
Sie is t eine Landzunge, d ie zu d r e i V ie r t e l n von Wasser umgeben ist
(V ie rw ald stä tterse e, Zuger- und L a u e r z e r s e e ). Von Bedeutung is t vor allem der r e la t iv
b re it e Graben des V ie rw a ld s tä t te rs e e s , der das Rigi- G ebiet von den nördlichen Kalk­
alpen der Zen tralschw eiz topographisch (jedoch nicht geologisch) d e u t lic h is o l i e r t
(Karte 2 ) .
D ie R ig i is t eine Berg-Gruppe mit sechs G ip fe ln (Rigi-Kulm 1797 m, Rotstock 1659 m,
Dossen 1685 m, Scheidegg 1656 m, Vitznauer- oder Gersauer-Stock 1452 m und Hochfluh
1 6 9 9 m) d ie sich aus den markanten Bergrücken herausheben (Karte 5 ) . Der mit Abstand
höchste G ip fe l is t der Rigi-Kulm, der Gegenstand d ie s e r P u b lik a t io n s r e ih e . Sein Gestal'
(s t e ile Ost-, Nord- und W e st se it e , sanfter a u sla u fen de SüdSeite) entstand durch
tekto n ische Bewegungen, durch Aufschiebung von Süden nach Norden (Foto 1)
4.
GEOLOGIE
D ie Umgebung von Rigi-Kulm u n tersc h eid et s ic h g eo lo g is c h d e u t l ic h von den Z e n t r a l ­
schw eizer Nordalpen. Sie besteht nicht aus K alk stein sondern aus aufgeschobener
"U nterer Süsswasser- M olasse", einer roten N a g e lflu h , zusammengesetzt aus G r a n it ­
g e r ö ll (Foto 7 ) . Eng an K alkstein gebundene Pflanzen- und Insektenarten können
daher auf
Rigi-Kulm nicht erwartet werden. L e d ig l ic h der sü d ö stlich e T e i l des
Rigi- G ebietes (V itznauerstock und Hochfluh) gehört auch g eo lo g is c h zu den nördlichen
Kalkalpen.
In der le t zte n E is z e it (vor ungefähr 1 5 .0 0 0 b is 2 0 .0 0 0 Jahren) war d ie ganze Umgebung
des Rigi- Gebietes mit Ausnahme der Hänge der m ittle ren Lagen v e r e is t . Das hat auf
d i e Flora und Insektenfauna des U ntersuchungsgebietes eine a u s s er o r d en t lic h grosse
A usw irkung. Die e i s f r e i g eb lieb e n en Plätze boten gute Ueberlebenschancen für d ie
d o r t h in g eflü c h teten subalpinen- alpinen Pflanzen- und In sek ten arten , d ie nach der
G l a z i a l z e i t von hier aus d ie höheren Lagen des Rigi- G ebietes erobern konnten und
heute, von den Alpen geographisch i s o l i e r t , weitgehend a ls G l a z i a l r e l i k t angesehen
werden können.
5.
KLIMA UND WITTERUNG
5 . 1 . Allgem ein
(siehe
"A tla s der
S c h w e iz",
IMHOF et a l . ,
M itt le r e Jahrestem peratur: + 2 ,7 °C
M itt le r e Januartem peratur: - 4,6 C
M itt le r e Julitem p era tur:
+ 1 0 ,5 C
M itt le r e r e la t iv e Sonnenscheindauer im J u l i : unter 50%
M itt le r e jä h rlic h e N iederschlagsm enge: 213 cm
M itt le r e Anzahl der Tage mit Nieder s c h la g : 155
Windströmungen: vor allem Westwinde, häufig auch Südwinde
F r ü h lin g s e in z u g : zwischen M itte Mai und Anfang J u n i
1965-78)
(Föhn)
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Karte 1 : Rigi-Kulm auf der Schweizer Karte (•) und w eitere Standorte in der Schweiz
an denen durch den V e r fa ss e r in ähnlicher Weise Insekten-AufSammlungen durchgeführt
wurden und deren erste Auswertungen b e r e it s p u b l i z i e r t worden s in d .
(L = Luzern)
^0
*
I
Karte 2 : Die Gebirgszüge der Zentral schweizer Nordalpen (dick schwarz) und d ie
is o l ie r t e n Berge der Voralpen (s c h r a f f i e r t ). 1 . Rigi-Kulm, 2 .Pilatus-Kulm,
3 . B r is e n ,
4 .F r o n a lp sto c k.
Die W asserflächen sind p u n k tie r t.
(® ),
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i
.F£ to _J.: Ansicht des R igi- Gebietes von Westen. Der P f e i l z e ig t auf
Rigi-Kulm (1 7 9 7 m ). Im Vordergrund der V ie rw a ld s tä tter s e e
und Luzern. Hinten rechts d ie Z en tra lsc hw eizer Nordalpen. Die durch tekto n isch e Aufschiebung entstandenen "T rep pe n" sind im
Rigi-Gebiet d e u t lic h zu erkennen.
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Ent.. Ser .Luzern
10,
1983
Foto 2 : NageLfluh-Felswände beherrschen d ie Nordseite von Rigi-Kulm. D ie W aldgrenze ve rlä u ft h ie r topographisch bedingt unge­
w öhnlich t i e f . Die L i c h t f a l l e stand auf der g rasigen Süd seite ( P f e i l ) , wo d ie Fichtenbestände am Westrand c a . 1 7 0 0 m e r r e ic h e n ,
im Hintergrund der ö s t lic h e T e i l der Z en tra lsc hw eizer Nordalpen, von den beiden Mythen und dem G lä rn isc h (lin k s ) b is zum Fron­
a lpsto ck (r e c h t s ). Rechts in der M itte zw ei weitere Berg spitzen des R ig i- G e b iete s: d ie Rigi- Sch eidegg 1656. m (N agelfluh ) und
darüber d ie Rigi-Hochfluh 1699 m (K a l k s t e i n ). Im Vordergrund rech ts R ig i- S ta ffe l 1600 m.
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3
rt
s
.Luzern
10,
1983
D±e w eitere Umgebung von Rigi-Kulm von Südwesten mit dem Standort der L ic h t f a l l e (P f e il ) und mit der ungefähren Grenze
des U ntersuchu ngesgebietes. Hinten lin k s der Zu g er se e, rechts der Rossberg 15 8 0 m, an der O s t s e it e des Z u g e r s e e s . In der Mitte
lin k s der Rotstock 1659 m (die hellen N a g e lflu h fe ls e n im Fichtenw ald sind d e u t l ic h erkennbar) und der von dort nach rech ts in
Richtung Dossen verlaufende G ra t. Vorne l in k s Rigi- Kaltbad 1440 m.
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E n t . B e r . Luzern
10,
1983
Foto 4 : B lic k vom Rotstock nach Nordosten. D ie Südw estseite von Rigi-Kulm m it der ungefähren Grenze des U ntersuchungsgebietes
und mit dem Standort der L i c h t f a l l e ( P f e i l ) .
8
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E n t . B e r . Luzern 10,
5 .2 .
S p e z ie ll
1983
(Biotopklima)
Bedingt durch d ie G ip fe lla g e weicht das Kl ima von Rigi-Kulm vom allgem einen Klima
ö r t l ic h etwas a b . Die Südhänge sind d e u t lic h wärmer und tro c k en er, d ie Nordhänge
kühler und fe u c h te r.
5 .3 .
W itterun gsv erh ä ltnisse auf_______ Rigi-Kulm in den Jahren 1977- 80
Beobachtungen von Luzern aus und s c h r ift lic h e Bemerkungen des L ic h t fa lle n b e tr e u e r s
sowie d ie F an gergebn isse der L ic h t f a l l e g esta tten es m ir, einen groben Ueberblick
über d ie W itteru n gsv erh ä ltn isse zu geben. Das ist vor allem für d ie Beurteilung der
L ic h t f a l le n fa n g e r g e b n is s e von grösser Bedeutung.
1 9 7 7 : Sommer ziem lich n ie d e r s c h la g s r e ic h , jedoch n ic ht zu k a lt (keine S c h n e e f ä l l e ).
L e d ig l ic h E V I wurde eine ziem lic h kalte Periode r e g i s t r i e r t , nachher erst E IX
A X (da auch mit Schr.eefällen)
Nach einer milderer. Periode um M X kehrte d ie
kalte W itterung erst E X wieder zurück. R e lativ gute Fangperioden mit der L i c h t f a l l e :
1 0 .- 1 7 .V I . , 2 4 . V I . - 22.V I I . , 2 8 . V I I ,- 6. V I I I . , 3 0 . V I I I . - 3 . I X . und 1 1 .- 1 6 .X.
1 9 7 8 : Sommer
allem M V I
Besserung um
3 0 . V . - 5.V I . ,
sehr w echselhaft mit mehreren d eu t lic h en Schlechtw etterp erio den, vor
A V I I (Schneefälle) , A-M V I I I ur.d A IX (Sch n eefä lle)
Nach einer kurzen
1 0 . X. wieder sehr k a lt . R e lat iv gute Fangpericden mit der L i c h t f a l l e :
1 3 .- 1 6 .V I . , 2 . - 4 . , 2 1 . - 2 5 . V I I I , 2 6 . IX . und 6 .- 1 0 .X.
1 9 7 9 : Sommer angenehmer a ls 1 9 7 8 , jedoch für d ie m eisten Insekten noch b ei weitem
nicht o p tim a l. Auch diesmal wurden sehr k a lte Perioden r e g i s t r i e r t : M V I (Schnee­
fä l l e ) , E V I I , M V I I I und E IX (Schneefälle)
Nach ein er d e u t lic h e n Besserung
wieder Schn eefä lle am 1 4 .- 1 5 . und am 2 0 . X. R e la t iv gute Fangperioden mit der L i c h t ­
f a l l e : 3 1 . V . - 5.V I . , 2 0 .- 3 0 .V I . , 1 0 . , 1 5 . - 2 1 . , 2 6 . - 2 8 . V I I .
1 6 .- 2 2 .,2 7 . V I I I . ,
1 4 . , 2 5 . IX. und 1 8 . X.
1 9 8 0 : 3 is E V I I besonders schlechte un*. kühle Witterung mit üb er du r c h s ch n ittlic h
v ie l N ied er sc h lag , Sc hn eefäile E V, E V I - A V I I und um 2 C . V I I . Ab £ V I I d e u t lic h
b esser, nur um 1 0 . IX. e in wenig Schnee. Bleibende Schneedecke schon ab A X.
R e lativ gute Fangperioden mit der L i c h t f a l l e : 2 9 . V . - 4.V I . , 1 6 .- 1 7 .V I I . ,
2 4 . V I I . - 1 1 .V I I I . , 2 3 .- 2 8 .V II I - , 2 2 . IX. und 2 .X .
6 . VEGETATION
Ueber d ie Flora der R ig i gibt eine gute Monographie A u s k u n ft: d i e "R igi- F lo ra " von
Dr. HEINRICH WOLFF ( f l 9 8 2 ) , dem la ng jä h rigen ehrenam tlichen M ita r b e iter des NaturMuseums L u zer n . In WOLFF 1979 werden a lle r d in g s nur 156 aus den etwa 1000 bekannten
Pfla n zen a rte n des G ebietes b ehan d elt, d ie s e jedoch sehr g rü n d lic h und durch p rac h t­
v o lle F arb fo to s d a r g e s t e llt . Das Buch is t nicht streng w is s e n s c h a f t l ic h , sondern
wendet sich an eine bre ite O e f f e n t l i c h k e i t . Aus diesem Grunde werden d ie P f l a n z e n ­
g e s e lls c h a ft e n unc1 d ie Vegetatio n der e in ze ln e n Höhenstufen l e id e r nur kurz und
allgem ein besprochen
Ich möchte h ie r WOLFF 1979 z i t i e r e n ,
soweit es
Rigi-Kulm b e t r i f f t :
" c / Nad elw ald stu fe (subalpine Stufe)
1400 b is 1800 m. Diese Stufe ist g ekennzeichnet
durch den Fichtenwald (R c tta n n en w ald ). Er ist o ft durch Felswände und Alpweiden
a u f g e l o c k e r t ; h ie r wachsen schlanke Vcgelbeerbäumchen und b re itau slad en de Mehlbeersträucher. Ursprünglich r e ic h t e der Rottannenwald b is unter d ie G ip fe l und Kammhchen.
Seit Jahrhunderten wurde der Wald zur Gewinnung von W eideflä ch en gerodet. Ir. d iesen
stehen Baumgruppen oder e in ze ln e F ic h te n . In den o bersten Regionen wachsen verein zelt
Berg- und Legföhren, nur im Hochfluhgebiet bestehen noch grö ssere Bestände. Arven
und Bergföhren werden häufig a n g e p fla n z t , z . B . im Kaltbad- und Scheidegg- G ebiet.
Eine n atü rlic h e Wald- und Baumgrerj
ist nicht erkennbar. Auf den offen en Weide- und
Rasenflächen und in den F elsg e b ie'
en tw ic kelt sich eine r e ic h l ic h blühende F lo ra,
in der auch mehrere alpine Pf lanzenar ter. ve rtreten s in d . A usserhalb der Weiden,
in a ufg elo ckerten Wäldern, an Waldrändern, auf Rä^enbändern fin den wir noch Hoch­
stauden- ur.d Gebüschflora mit blauem und geltem Eiser.hut, Alpenrosen- und Grünerlensträu ch ern . "
E n t . B e r . Luzern ©Natur-Museum
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9
Lichtfalle
Karte 3 : Die Gliederung des Rigi- Gebietes mit Pflanzen- und Naturschutzgebieten
(nach WOLFF 1 9 7 9 ).
der ungefähren Grenze des U ntersuchungsgebietes. Die Grenze der Fichtenbestände is t
mit ein er gewellten L in ie nachgezeichnet. 1 :2 5 .0 0 0
(Reproduziert mit' B ew illig un g
der Landestopographie vom 9 .1 1 .1 9 8 1 )
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Ent. Ber. Luzern 10,
S p e z i e l l über
Rigi-Kulm möchte ich folgendes zufügen
1983
(Karte 5 , Foto 2- 8).
Das U ntersuchungsgebiet kann man in d r e i Höhenstufen e i n t e i l e n : Die höchsten Regionen
von Rigi-Kulm erreichen b e r e it s den Zwergstrauch-Tundra-Gürtelj darunter wäre der
Lärchen-Arven-Gürtel zu fin d e n , der a uf
Rigi-Kulm jedoch von Alpweiden eingenannen
w ird . Die tie fst g e le g e n e n Regionen des U ntersuchungsgebietes gehören dem FichtenGürtel a n , der an der Südseite durch den Menschen (Foto 3- 6 ), an der No rdseite durch
topographischen Gegebenheiten (s t e ile Nagelfluhw än de; Foto 2) stark zurückgedrängt is t .
Die Fichtenw aldgrenze erreic ht auf der Südseite etwa d ie Höhe von 1700 m (W e s t r a n d ),
auf der s t e ile n Nordseite dagegen nur ca. 1400- 1500 m. Abgesehen von e i n z e l n e n , meist
sehr kleingewachsenen F ichten am Westrand sowie den um das Hotel herum verm utlich
a n g ep flan zte n wenigen Bergföhren is t das ganze G eb iet f r e i von Bäumen. Nach Westen
und Südwesten fin de n wir v e r e in ze lt e k lein e Vogelbeerbäum e, ze r s t r e u t jedoch v i e l e r ­
o rts Wachholder sowie ganz wenig Weiden. Nennenswerte Weiden- und Grünerlenbestände
fin d e n sich ziem lic h weit e n tfe r n t , unterhalb 1600 m, vor allem an der No rdseite
( z .B . b e i R ig i- S ta ffel - Foto 2 ) . Auch Heidelbeer- und Heidekrautbestände habe ich
o berh alb 1600 m nur wenig gesehen, d ie Fichtenwälder sind ziem lic h f r e i von Unterholz.
Auf dem Kulm o berhalb 1700 m dom inieren d ie durch den W eid b etr ieb stark g enutzten
A lp w ie s e n . Auf der Südostseite (Foto 5) überwiegen s ie noch d e u t lic h e r a l s auf der
Südw estseite (Foto 6 ) , der Wald r e ic h t hier nur b is c a. 1500- 1600 m. D ies e A lpw iesen
w eisen eine v i e l eintönigere V eg etatio n auf a ls d i e s t e ile n Nagelfluhhänge (Foto 7 ) .
U nterh alb der Bahnstation fin d e t man r e la t i v feuchte Lebensräume: k le in e Wasserläufe
(Foto 8 ) , Br u tste llen der wenigen, hier bodenständigen W asserinsekten (K ö ch e r flieg en ,
S t e i n f l i e g e n , u s w .) , sowie b e i 1625 m Höhe eine etwas g r ö ss e r e , t e ilw e is e feuchte
Wiese (Foto 6 , im H in t e r g r u n d ).
Hochstauden- und Gebüschflora fin d e t man p ra k t isc h nur am Westrand des Untersuchungs­
g e b ie t e s (Karte 5 : N r .6 , Foto 3- 4 ); h ie r wachsen d ie wenigen Weiden von Rigi-Kulm,
sowie Rosen, Brombeere, H e ide lbee re, usw. An manchen feu ch teren S t e l l e n , vor allem
u n ter h alb der Bahnstation (z .B . Karte 5 : N r .7 ) , f a l l e n ausgedehnte Bestände des
Alpen kreu zkrau tes (Senecio alpinu s) a u f . Mit ihren rech t grossen Blättern is t d ies e
P f l a n z e ein gut geeigneter A u fen thaltso rt für za h lr e ic h e In s e k t e n , sowohl für
Schatten suchende a ls auch für sic h sonnende T i e r e . Auch Blütenbesucher kommen gerne
zu den Blüten des A lpenkreuzkrautes. Am selben Standort f in d e t man o f t auch Brennessel
(U rtica) .
S c h l i e s s l ic h möchte ich hier noch eine Reihe von P fla n zen a u f z ä h l e n , d ie
WOLFF 1979 a ls im engeren Sinne subalpine Elemente der Rigi- Flora a u f f ü h r t :
Veratrum album
O rc his globosa
S a lix retusa
Aconitum Napellus
Anemone n a r c is s iflo r a
P u l s a t il l a a lpina
Ranunculus alp ester
A ra b is a lp in a
Sedum atratum
Sa xifrag a mutata
S a xifrag a Aizoon
P o t e n t illa aurea
A n t h y llis a l p e s t r is
Hippocrepis comosa
Vio la b ifl o r a
A st r a n t ia major
Rhododendron hirsutum
Primula a uric u la
So ld an ella a lp in a
Gentiana purpurea
Gentiana punctata
Gentiana Kochiana
W eisser Germer
K ugelorchis
S tum p fblättrige Weide
Blauer Eisenhut
N a r zis se n b lä t t r ig e Anemone
Alpenanemone
A lpenhahnenfuss
Alpengänsekresse
Schw ärzlicher M au erpfeffer
Veronica fr u t ic a n s
F els en eh ren p r e is
Sa fr an g elb e r Stein b rech
Immergrüner Stein b re c h
G o ldfin g erk ra u t
Alpenwundklee
H u feise nklee
Zw e ib lü t ig e s V e ilc h e n
Grosse Sterndolde
Behaarte A lpenrose
A urike l
Alpenglöckchen
Purpurenzian
P u nktierter Enzian
Enzian
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Ent. B e r . Luzern 1 0 ,
1983
11
Karte 5 : Situ atio n sp la n und V e g e ta t io n s sk izze von Rigi-Kulm mit den Standorten der
B o de nfa llen und der L i c h t f a l l e ,
sowie mit den besten T ag fang plä tzen .
LEGENDE:
Gebäude
s t e ile Felshänge
(rote Nagelfluh)
A lpw iese, g ra sig e Hänge
feuchte Standorte
mehr oder weniger
geschlossener Fichtenwald
p
Pm
Fra
Ju
A
t
ein ze ln e Fichten (Picea abies)
Bergföhre (Pinus mugo)
Vogelbeerbaum (Frangula alnus)
Wachholder (Juniperus communis)
Weide (Sa lix sp .)
Fussweg
Standort der L ic h t f a l l e
Bodenfallen (je 2 b is 3 pro Standort) :
^
1 9 7 8 , 1981-83 (2 Stan do rte: 6 F allen)
Q
nur 1978 und 1981
Bahnlinie
A
nur 1982-83
Wasserlauf
•
nur 1983
höchster Punkt
Kapelle
^
(6
13
)
(3
9
)
(3
6
)
die besten T ag fang plä tze
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12
P e d ic u la r is v e r t i c i l l a t a
P e d ic u la r is fo lio s a
Ping uicu la a lp in a
Plantago a lp in a
Scabiosa lu c id a
Campanula thyrso id es
A rn ica montana
C ic e r b it a a lp in a
C repis aurea
7.
E n t . B e r . Luzern 10,
1983
CXiirliges Lausekraut
B la tt re ic h e s Lausekraut
A lp e n fe t t b la t t
Alpenweger ic h
Glänzende Skabiose
Straussglockenblum e
A rnika
Alpen m ilc h la ttic h
Goldpippau
ZOOGEOGRAPHIE
Nach SAUTER 1968 gehört das Rigi- Gebiet zur Hauptzone Nordalpen s . s t r . bzw. zu ihrem
T e il g e b ie t Glarner-Alpen ( " N 2 d " ) . Aufgrund meiner Untersuchungen über d ie Nachtgross­
fa lte rfa u n a (REZBANYAI-RESER 1983) und über
d ie M acrolepidopterenfauna der Z e n t r a l ­
schweiz möchte ich jedoch vo rsc h la gen , dass d ie Rigi-Gruppe (eventuell gemeinsam mit
dem ö s t lic h benachbarten Rossberg) a ls sechstes T e il g e b ie t der Nordalpen (N2f)
abgetrennt w ird . Die Fauna der T e ilg e b ie t e N2c (V ierw aldstä tteralp en) und N2d
(Glarner-Alpen) scheinen sich v i e l näher zu stehen a l s der Fauna des R igi- G e biete s.
Auch g eo lo gische Gründe sprechen für d ie s e Abtrennung (K alk stein bzw. N a g e l f l u h ) .
8 . SAMMELMETHODE
8 .1 .
L ic h t f a l l e
Die trichterförm ige L i c h t f a l l e wurde am Südhang, o berhalb der Bahnstation, b ei einem
Nebengebäude des Hotels Rigi-Kulm, in c a. 1760 m Höhe a u f g e s t e l l t (Karte 5 , Foto 2-4).
Sie wurde in den Jahren 1978 und 1980 g le ic h nach der Schneeschm elze, 1977 und 1979
dagegen etwas verspätet in B et rieb g e s e t z t . Der Fang dauerte je w e ils b is zu den
ersten "W i n t e r t a g e n ", d ie sic h a lle r d i n g s in d ie s e r Höhe schon im Oktober e i n s t e l l e n
können.
D ie B e t r ie b s z e it der L i c h t f a l l e in den e in ze ln e n J a h r e n : 1977 ( 1 0 .V I . - 10.X I . ) ,
1978 ( 2 6 . V . - 3 1 . X . ) , 1979 ( 3 0 .V .- 3 .X I . ) , 1980 (2 5 .V .-10 . X .)
Die A nalogie m it der
B e t r ie b s z e it auf dem Pilatus-Kulm (REZBANYAI 1982a) f ä i l t vor allem 1979 und 1980 auf.
In den Jahren 1977-78 wurde eine M ischlichtlam pe (160 W MLL) a ls L ic h t q u e lle v e r ­
w endet, in den Jahren 1979-80 eine Quecksilberdampflam pe (125 W H Q L ). Die Ausbeute
wurde dem V erfa s ser nach Tagen gesondert und in weichem Zustand zu g es c h ick t . Die
N a c h tg ro ssfalter (Macroheterocera) wurden u n v erzü glic h bestimmt, ausg ezä h lt und
d ie täglichen In d iv id u en zah len in einem Tagebuch fe s t g e h a lt e n . Eine Auswahl der
Falter wurde p r ä p a r ie r t . Sie b e fin d e n sich in der Sammlung des Natur-Museums L u zer n .
Die übrige Ausbeute wurde nach Gruppen a u s s o r t i e r t , p r ä p a r ier t oder u n p r ä p a r ie r t ,
trocken oder in Alkohol aufbew ahrt.
A l l e r l e i W issenswertes über diese Sammelmethode s ie h e ,
auch in REZBANYAI 19 7 7 .
8 .2 .
neben v ie le anderen Autoren,
Bodenfallen
In den Jahren 1978 sowie 1981-33 wurden v e rstreu t im U ntersuchungsgebiet mit Aethylenglycol g e fü llt e P la stikbec her (B a r b erfa llen ) a u fg e s t e l l t und ab c a . J u n i b is Oktober
m onatlich einmal g e le e r t . Ab 1981 b is 1983 wurden sie jedoch auch in den ü brigen
Monaten des Jahres (XI-V) d rau ssen g e la ss e n .
Die genauen Standorte der B o denfallen sind aus der Karte 5 zu entnehmen.
In den Jahren
1978 und 19 8 1 :
8
Standorte
mit
insgesamt 19 Bechern
19 8 2 : 5 Standorte mit insgesamt 15
Bechern
1 9 8 3 : 8 Standorte mit insgesamt 21
Bechern.
In den beiden
ersten Jahren wurde damit vor allem der ö s t lic h e T e i l , in den beiden
le tzte n Jahren der w estliche T e i l , und nur im let zte n Jahr der t ie f e r gelegene
südliche T e il untersucht. D ie Ausbeute des letztgen an n ten Standortes wurde gesondert
auf bewahrt
©Natur-Museum Luzern und Entomologische Gesellschaft Luzern; download www.biologiezentrum.at
Foto 5 : Der ö s t lic h e T e i l des Südhanges von Rigi-Kulm aus
geseh en . Die W eidflächen sind so stark g e n u t z t , d ass im Spät­
sommer nur ein e g ra s ig e "W üste" ü b r ig b l e i b t . D ie Fichtenwaldg renze wurde hier noch stärker zurückgedrängt. Für za h lre ic h e
Insekten b le ib e n nur d i e s t e ile n Osthänge (lin ks) a ls Z u flu c h t s ­
g e b ie t (Karte 5 : N r . 1- 2). Im H intergru nd : Rigi- Hochfluh 1699 m,
d ie Zen tra lsc h w eizer Nordalpen und Nebelmeer über dem T a l .
©Natur-Museum Luzern und Entomologische Gesellschaft Luzern; download www.biologiezentrum.at
E n t . B e r . Luzern
10,
1983
Foto 6 : B lic k von der Bahnstation Rigi-Kulm nach Süden.
Im Vordergrund d ie w es tlic h e Pa rtie des Südhanges. In dem von
F ich ten umstandenen W eidegebiet wurden Tagfänge d u r c h g e fü h r t.
Hinten in der M itte i s t d i e feuchte Wiese sichtbar (Karte 5 :
N r . 8 Foto 8 ) . Im Hintergru nd : Dossen (1658 m) , Zentxalschweizer Nordalpen, Nebelmeer über dem V ie r w a ld s tä t te r s e e .
4
n t . B er . Luzern 1 0 ,
©Natur-Museum Luzern und Entomologische1Gesellschaft
Luzern; download E
www.biologiezentrum.at
1983
Foto 7 : D ie Südwestseite des N a g elfluhb uc kels w e st lic h der Kapelle a uf
Rigi-Kulm
(Karte 5 : N r . 4 ; Foto 4 : x ) , Lebensraum des G le t s c h e r fa lt e r s (Oeneis g l a e i a l i s ) und
z a h lr e ic h e r weiterer In sek ten arten . Standorte mehrerer B o denfallen (x) sowie 1983
auch e in ig e r Pheromonfallen (zum Fang von D ia c k r y s ia c h r y s i t i s , Lep id o ptera, Nöctuidae) .
A n lä s s lic h der Tagfänge o ft besammelt.
Auf dem Rigi-Kulm wurden mehr Bodenfallenbecher eingegraben a ls auf
. Pilatus-Kulm
(dort jä h r lic h nur 1 2 ) , d ie s e r Umstand d a r f jedoch n ic h t täuschen, kam es doch
a uf Rigi-Kulm vor, dass d ie F a lle n durch Kühe zertram pelt wurden oder auch der über
d ie F a l l e g eleg te Stein weggeschleudert wurde. Das A eth y len gly co l wurde in solchen
F ä lle n durch Regenwasser unwirksam.
Die Ausbeute der Bodenfallen wurde durch den V e r fa s s e r s o r t i e r t : Die Käfer wurden
v o r l ä u f ig , b is zum Prä p arieren , mit Essig aether b eh an d elt, d ie Heuschrecken präpariert
und g etro cknet, d ie Spinnen und M ilben sowie das re s t lic h e M aterial in Alkohol
k o n s e r v ie rt. D ie gesamte Ausbeute b e fin d e t sich im Natur-Museum L uzern.
8 .3 .
Tagfänge
Im Gegensatz zu
Pilatus-Kulm (REZBANYAI 1 9 8 2 a ) , wo nur mit ein er L i c h t f a l l e und
mit Bodenfallen gesammelt wurde, und zum Brisen- Haldigrat (REZBANYAI 1 9 8 1 ) , wo
b ei den Tagfängen nur auf d ie Lepidopteren g eachtet wurde, sammelte der V er fa s s er
auf
Rigi-Kulm auch a n lä s s lic h d er 17 Tagfänge (Diagramm 1) V ertrete r der
v ersch ied ensten Insektengruppen. F lieg en de Insekten wurden d a b e i mit Schm etterlings­
n e t z , auf Pfla nzen sitzen de mit S t r e ifn e t z e r b eu tet. Der V e r fa s s e r hat jedesmal
ungefähr den g leic h en Weg begangen und an den in sektenre ic h ste n Plä tzen etwas länger
Halt gemacht. Bei den Tagfängen wurde a lle r d in g s n ic h t auf a l l e Insekten g ea c h t e t:
z . B . U r in se k ten , Blattläuse und Bodenbewohner wurden n ich t gesammelt, Ameisen und
M istk ä fer nur g e le g e n t lic h . Mit Ausnahme der Bla ttlä use waren d ie genannten jedoch
entweder in den Bodenfallen oder in der L i c h t f a l l e in der Ausbeute mehr oder weniger
z a h l r e ic h ve rtreten . In Anbetracht der ziem lic h kurzen Veg etatio nsp erio d e und der
r e l a t i v e n E in tö n ig k e it des U ntersuchungsgebietes ermöglichen d ie Ergebnisse tro tz der
g erin gen Anzahl Tagfänge doch einen groben U ebe rblic k über einen grossen T e i l der
tag ak tiv en Insekten von Rigi-Kulm.
E n t . B er .L u zern©Natur-Museum
1 0 , 1983
Luzern und Entomologische Gesellschaft
Luzern; download www.biologiezentrum.at
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Foto 8 : Lebensraum für K ö ch e rflieg en , S t e in flie g e n und andere W asserin sekten. Ein
k lein er W asserlauf im w estlic hen T e il des Südhanges von Rigi-Kulm, b e i ungefähr
1630 m (Karte 5: N r . 8 ) .
©Natur-Museum Luzern und Entomologische Gesellschaft Luzern; download www.biologiezentrum.at
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9.
E n t . B e r . Luzern 1 0 ,
1983
INSEKTENFAUNA UND UMWELT AUF_______ RIGI-KULM HEUTE
Obwohl in der Umgebung von Rigi-Kulm keine N a tursc h utzge biete zu fin den s in d , stehen
d ie s te ile n Nordost-, Nord- and Nordwesthänge (Karte 3 , Foto 2) doch w enigstens
unter P fla n z e n s c h u tz, wobei eben nicht d ie ganze Natur, sondern nur d ie Pfla nzen
geschützt werden. Diese Lebensräume sind für einen grossen T e i l der Insektenw elt von
Rigi-Kulm weitgehend suboptimal, trotzdem is t der P fla n zen s c h u tz an d ies en Hängen
auch für d ie Insektenfauna von grösser Bedeutung.
An den sonnigen Südhängen mit optimalem Klima is t d i e Lage v ö l l ig anders. Die meisten
o f fe n e n , unbewaldeten Flächen sind hier durch d ie Vieh h altun g stark g en u tzt. Im Jun i
scheint d ie Vegetatio n noch unberührt zu s e in , sogar v i e l e Blumen und za h lr e ic h e
blütenbesuchende Insekten sind üb erall zu sehen. A nfang J u l i sind m eistens nur noch
wenig unberührte S t e lle n zu fin de n und bald verwandelt sich das ganze G eb iet in eine
Kulturwüste, wo ausser in Mist lebende K äfer, Bodenbewohnern, F lie g e n und wenig
Heuschrecken keine Insekten mehr Pla tz haben (Foto 5 ) . Was h ie r von der strap azierten
V eg etatio n noch üb rig b l e i b t , wird zusammengetrampelt und zwar nicht nur durch d ie
Kühe sondern auch durch d ie un zähligen T o u r is t e n , d ie d ie gut ausgebauten Spazierwege
immer wieder ve r las sen . Sogar d i e schöne, zum T e i l feuchte Wiese am Südrand b ei 1625 m
Höhe (Foto 6 , im Hintergrund) wird im J u l i und später verm utlich noch ein- bis zweimal
b is zum Boden abgemäht.
Wie ü b e r a ll, sp ielen auch hier überraschenderw eise d ie von v i e l e n verdammten Bahnen
eine r e la t i v nü tzlic he R olle in der Erhaltung der In s ek ten w elt. An deren nach Süden
a u sg esetzten Umgebung, d ie eingezäunt noch eine r e l a t i v reich e und unberührte Flora
und damit Insektenfauna beherbergt, kann man erkennen, was unberührte Natur auf
Rigi-Kulm sein könnte. Als Zu flu c h tg eb iete b le ib e n ausserdem noch d ie vorm ittags ein
wenig besonnten ste ile n Nordosthänge (Karte 5 : N r . 1-2; Foto 5) (auch hier weiden
g e le g e n t lic h Z i e g e n ! ) , sowie d ie jedoch zum T e i l von Gebüsch und Fichten b e s ie d e lt e n
s t e ile n Südwestränder (Karte 5: N r . 6-9; Foto 4 ) .
Das o ffe n s ic h t lic h e Fehlen in der Ausbeute von einer ganzen Reihe von Insek ten arten ,
d ie auf d ie s e r Höhe hier e i g e n t li c h Vorkommen s o ll t e n , is t an g es ic h ts der genannten
Tatsachen nicht verw underlich.
Wenigstens
DIE FEUCHTE WlESE AM SÜDRAND BEI 1625 M
oder erst Ende September gemäht werden,
sollte geschützt
sonst ist hier für die Insekten­
welt keine Aenderung zum Besseren möglich oder zu erwarten. Auch die
HÖCHSTEN Lagen (ETWA AB 1700 m) sollten weniger -stark genutzt werden
(Weidbetrieb höchstens erst ab Ende August)
das La nd sch aftsbild erheb lich v ersch önert,
Insektenfauna bestimmt g e s ic h e rt .
10 .
.
Für d ie
T o u r is ten wäre damit
und d ie lückenlose Erhaltung der subalpinen
L ITE R A T U R
IMHOF, E. et a l . (196 5- 19 78): A tla s der Schw eiz. V e r l . E i d g . L a nd esto p o gr. , Wabern-Bern.
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25_: 161- 176.
REZBANYAI, L. (1981)
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WOLFF, H. (1979)
Rigi- Flora. E d itio n C o l i b r i , Bern, p p . 304.
Adresse des Verfassers:
Dr. LADISLAUS RESER
(=REZBANYAI)
Natur-Museum Luzern
Kasernenplatz 6, CH-6003 LUZERN