AFRIKANISCHE KINOWELTEN MALI BLUES Juli -– dezember 2016 Filmhaus NUEürnberg AS I OPEN MY EYES – KAUM ÖFFNE ICH DIE AUGEN À PEINE J’OUVRE LES YEUX, Tunesien/Frankreich/Belgien 2015, 102 Min., arab. OmU, Regie: Leyla Bouzid, mit: Baya Medhaffer, Ghalia Benali, Montassar Ayari, Aymen Omrani u.a. Tunis im Jahr 2010, einige Monate vor dem Sturz Ben Alis durch die Jasminrevolution. Farah hat gerade ihr Abitur bestanden und soll Medizin studieren. Aber sie hat anderes im Sinn. Sie ist Sängerin in einer tunesischen Rockgruppe und tritt in Clubs oder an den Stränden der Hauptstadt auf, ohne sich viel Gedanken um ihre Zukunft oder die politische Situation zu machen. Allerdings will sie sich nicht durch traditionelle Muster in ihrer Freiheit einschränken lassen. So widersetzt sie sich dem Druck der Familie, ihr freies Leben aufzugeben und gerät bald an die Grenzen, die Staat und Familie gezogen haben. „Die Tunesierin Leyla Bouzid erzählt die Geschichte der jungen Rebellin mit Feingefühl und einer geteilten Lust am Aufbruch und Ausbruch. Jede Gesellschaft muss sich verändern, wenn sie vorwärtskommen will. Bouzids Film steckt voller Elan einer Generation, die auch in der Wirklichkeit des so genannten arabischen Frühlings erfahren musste, dass alles seine Zeit braucht und mitunter mehr Geduld, als Jugendliche aufbringen mögen. Das vibrierende Porträt einer jungen Frau, die gegen männliche Strukturen Sturm läuft, abhebt und auf den Boden der Realität fällt. Ein explosiver Film.“ Walter Ruggle Open-Air-Vorstellung auf dem Erfahrungsfeld im Rahmen von Akwaba – 8. Nürnberger Afrika-Tage Fr., 22.7. um 21.30 Uhr Sowie täglich im Filmhaus vom 22.9. - 26.9. & 28.9. - 5.10. ~2~ SISTERS IN AFRICAN CINEMA Die Afrikanischen Kinowelten im September stehen diesmal unter einem Motto: „Sisters in African Cinema“, benannt nach dem gleichnamigen Programmschwerpunkt des 14. Kölner Afrika Film Festivals (15.9. bis 25.9.). Immer mehr Frauen aus afrikanischen Ländern und der afrikanischen Diaspora stehen vor und hinter der Kamera. Ihre Filme beleuchten die Rolle der Frauen im Widerstand gegen herrschende Ungerechtigkeit und Gewalt, sie zeigen ihr Engagement für Politik, Kunst und Kultur und begleiten sie im Alltag. Das Filmprojekt „Sisters in African Cinema“ möchte diesen künstlerischen Aufbruch einem breiten Publikum in Deutschland vorstellen. Wir freuen uns, dass wir aus dem umfangreichen Kölner Programm eine Auswahl von drei herausragenden Filmen treffen konnten und präsentieren sie an zwei aufeinanderfolgenden Tagen. Wir kehren hierbei erstmals wieder zu unseren Wurzeln und dem Montag als „Afrikanischem Kinotag“ zurück. In Kooperation mit FilmInitiativ Köln e.V. Bundesweite Filmvorführungen, Einladungen von Regisseurinnen und Untertitelungen sind gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes. WAKA W.A.K.A., Kamerun 2013, 97 Min., franz. OmU, Regie: Françoise Ellong, mit: Patricia Bakalack, Bruno Henry, Alain Bomo Bomo, Frank Ateh, Yoli Fuller u.a. Douala, Kamerun: Als ihr Chef erfährt, dass Mathilde schwanger ist, verliert sie ihren Job als Kellnerin. Trotzdem entschließt sie sich, das Kind zu behalten. Doch nach der Geburt ist nicht einmal ihre Mutter bereit, sie zu unterstützen. Um zu überleben und ihrem Sohn Adam ein besseres ~3~ Leben zu ermöglichen, trifft Mathilde eine folgenschwere Entscheidung. Mathilde wird Marilyn – am Tag die aufopferungsvolle Mutter und in der Nacht Prostituierte. Regisseurin Françoise Ellong wirft in ihrem beeindruckenden Spielfilmdebüt einen schonungslosen Blick auf das Dilemma einer alleinerziehenden Mutter in Kamerun, die für das Wohl ihres Sohnes ihr Leben aufs Spiel setzt. „Waka“ wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u.a. beim Festival International du Film PanAfricain de Cannes, 2014. Mo., 19.9. um 19 Uhr in Anwesenheit der Regisseurin Françoise Ellong UNDER THE CLOCK TOWER AJI-BI, LES FEMMES DE L’HORLOGE, Marokko 2015, 67 Min., arab./franz. OmU, Regie: Raja Saddiki Falsche Wimpern oder Rastazöpfe – für ein paar Euro verschönert Marème Passantinnen auf den Straßen von Casablanca. Die 20-Jährige ist eine „Aji-Bi“, eine Straßen-Friseurin, die in einer kleinen Gemeinschaft senegalesischer Frauen lebt, die in der weißen Stadt gestrandet sind. Unschlüssig, ob sie bleiben oder weiter nach Europa gehen, versuchen sie in der oft feindlichen marokkanischen Gesellschaft zu überleben. Die AjiBi werden dort so genannt, weil sie das Überleben ihrer Familien im Senegal durch ihre Arbeit in Marokko sichern. Raja Saddikis eindrucksvoll realistischer Dokumentarfilm entwickelt eine große Nähe zu den Frauen und gleichzeitig eine ungeahnte Poesie. ~4~ Vorfilm: KWAKU ANANSE Ghana/Mexiko/USA 2013, 26 Min., DCP, FSK: k.A., OmU (Twi/Englisch), Regie: Akosua Adoma Owusu, mit: Jojo Abot, Koo Nimo, Grace Omaboe u.a. Nyan Koronhwea reist zur Beerdigung ihres Vaters aus den USA nach Ghana, wo sie Erstaunliches erfährt … Bildstarker und poetischer Kurzfilm, in dem die Regisseurin persönliche Erlebnisse mit mündlich überlieferten Traditionen aus Afrika kombiniert; der westafrikanischen Fabel von dem Spinnenmännchen, das über Jahre die Weisheit der Welt in einem hölzernen Gefäß gesammelt hat. Di., 20.9. um 19 Uhr EINE AFRIKANISCHE REVOLUTION: DIE ZEHN TAGE, DIE BLAISE COMPAORÉ STÜRZTEN UNE REVOLUTION AFRICAINE. LES DIX JOUR QUI ONT FAIT CHUTER BLAISE COMPAORÉ, Burkina Faso 2015, 120 Min., OmeU (Französisch, Mooré), Regie: Gidéon Vink & Boubacar Sangaré ~5~ Ende Oktober 2014 beendete ein Volksaufstand in Burkina Faso die 27 Jahre währende Diktatur von Blaise Compaoré und seinem Regime. Als der verhasste Compaoré ein verfassungswidriges drittes Mandat anstrebte, lief das Fass über: Hunderttausende Burkinabè gingen auf die Straße. Der Film des Kollektivs Droit libre TV zeichnet anhand von Videoaufnahmen und Interviews die letzten zehn Tage nach, die zum Sturz des Diktators am 31. Oktober führten. Zwei Protagonisten des Films sind die Musiker und Aktivisten der Zivilgesellschaft Smockey & Sams’K Le Jah. Mo., 17.10. um 19 Uhr THOSE WHO JUMP LES SAUTEURS, Dänemark 2016, 82 Min., OmU (Französisch, Bambara), Regie: Moritz Siebert, Estephan Wagner, Abou Bakar Sidibé Vom Berg Gurugu blickt man auf die spanische Enklave Melilla an der nordafrikanischen Mittelmeerküste. Afrika und die Europäische Union werden hier durch eine hochgesicherte Grenzanlage, bestehend aus drei Zäunen, voneinander getrennt. In den Wäldern des Bergausläufers leben Geflüchtete, meist aus der Subsahara-Region, die versuchen, diese direkte Landgrenze zwischen Marokko und Spanien zu überqueren. So auch der Malier Abou Bakar Sidibé, der zugleich Protagonist und auch Dokumentierender in Les Sauteurs ist. Nach 14 Monaten im informellen Camp und mehreren gescheiterten Versuchen, das Zaunsystem zu überwinden, beginnt Abou zu filmen – seinen Alltag, die Umgebung, das zermürbende Warten auf den nächsten „Sprung“. Er gibt Einblick in die soziale Organisation der Community und tristen Ausblick auf das vermeintliche Eldorado Europa. ~6~ In „Those Who Jump“ findet ein einzigartiger Perspektivenwechsel statt: Dem abstrakt anonymen Wärmebild der Überwachungskamera wird der subjektive Blick eines Individuums entgegengesetzt. Nach einer Begegnung mit Moritz Siebert und Estephan Wagner übernimmt Sidibé ihre Kamera. Unermüdlich dokumentiert er seine Lebensrealität am Rande einer abgeschotteten EU. Mo., 14.11. um 19 Uhr MALI BLUES Deutschland 2016, 93 Min., OmU (Bambara, Franz., Tamascheq), Regie: Lutz Gregor, mit: Fatoumata Diawara, Ahmed Ag Kaedi, Bassekou Kouyaté, Master Soumy u.a. Das westafrikanische Land Mali gilt als Wiege des Blues, den verschleppte Sklaven auf die Baumwollfelder Amerikas mitbrachten. Traditionelle Musik hält schon seit Jahrhunderten die Gesellschaft Malis zusammen. Doch Malis Musik ist in Gefahr. Radikale Islamisten führen im Norden des Landes die Scharia ein, verbieten Tanz und weltliche Musik, zerstören Instrumente und bedrohen die Musiker. Viele Musiker fürchten um ihr Leben und fliehen aus der Region um Timbuktu und Kidal. Doch der Islamistische Terror hat sich mittlerweile auch auf andere Teile Malis ausgeweitet. Die UNO-Kriegseinsätze werden weiter verstärkt. „Mali Blues“ portraitiert in leisen Tönen und poetischen Bildern, aber bisweilen auch in voller Lautstärke vier außergewöhnliche Musiker, ~7~ die mit ihrer Musik für einen neuen Aufbruch in Afrika kämpfen. Fatoumata Diawara – der Shooting Star des AfroPop, die in ihren Singer/Songwriter-Balladen vom Leben als afrikanische Frau und überholten Traditionen singt. Bassekou Kouyaté – der Griot und Grammy-nominierte Weltmusiker integriert traditionelle afrikanische Instrumente in die moderne Rockmusik. Ahmed Ag Kaedi – seine rauen, rockigen Tuareg-Gitarren-Riffs erzählen von der Sehnsucht nach der Wüste. Master Soumy – der Rapper, die Stimme der jungen Generation Malis, die auch von den korrupten Politikern gehört wird. Sie alle haben eines gemeinsam: Ihre Musik verbindet und gibt den Menschen die Kraft für Veränderung, für eine gemeinsame Zukunft in Frieden. „Mali Blues“ ist ein Musikfilm, afrikanischer Hip Hop trifft auf den Geist von Jimmy Hendrix, Desert Blues auf tanzbaren AfroRock. Ein Film über die vereinende Kraft der Musik, der in Zeiten der Schreckensmeldungen ein positives Bild von Afrika und seinen Menschen zeichnet. Mo., 19.12. um 19 Uhr Programmänderungen vorbehalten Eintritt: 7.- €, mit Filmhaus-Freunde-Karte oder Nürnberg-Pass: 4,50 € Die Reihe Afrikanische Kinowelten wird präsentiert in Kooperation mit: Nürnberger Initiative für Afrika (NIfA), KUF – Kulturelle und politische Bildung. In den jeweiligen Film führen ein: Irit Holzheimer und Matthias Fetzer. ▫ ▫ ▫ ~8~
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