Anlage - Investieren in Sachsen

Nr. 32 / 2016
Magdeburg, 12. August 2016
3 Förderbescheide über 1,7 Mio. Euro an Universitätsmedizin in Halle überreicht
Pressesprecher
Willingmann: Sachsen-Anhalt mit Spitzenforschung
zum Vorreiter für „Autonomie im Alter“ machen
Selbständigkeit im Alter erhalten – mit diesem Ziel hat das Land das
Förderprogramm „Autonomie im Alter“ aus der Taufe gehoben. Unterstützt
werden wegweisende Forschungsprojekte an Sachsen-Anhalts Hochschulen
Halle hat Wissenschaftsstaatssekretär Prof. Dr. Armin Willingmann jetzt
Förderbescheide über insgesamt 1,7 Millionen Euro an den Dekan der
Medizinischen Fakultät der Martin-Luther-Universität, Prof. Dr. Michael
Gekle, überreicht. Im Mittelpunkt der Forschungsprojekte stehen die
Weiterbildung und Qualifikation in medizinischen und Pflegeberufen sowie die
Pflegeforschung. So soll u.a. ein Labor für innovative Pflegeassistenztechnik
(Pflegeroboter) entstehen, das auch von der Industrie genutzt werden kann.
Willingmann: „Die demografische Entwicklung macht ‚Autonomie im Alter‘ zu
einem wichtigen Zukunftsthema. Hinzu kommt, dass die Herausforderungen
einer alternden Gesellschaft in Sachsen-Anhalt früher und stärker zu spüren
sind als in anderen Bundesländern. Deshalb wollen wir Sachsen-Anhalt mit
Spitzenforschung zum Vorreiter für das Thema ‚Autonomie im Alter‘ machen.
Wichtig ist, dass alle Projekte untereinander vernetzt sind und dass die
Forschungsergebnisse konsequent in innovative Produkte und
Dienstleistungen umgesetzt werden. So profitieren die älteren Menschen und
gleichzeitig unsere Wirtschaft – etwa durch Ausgründungen, die wiederum
neue, hochwertige Arbeitsplätze schaffen.“
Gekle: „Da wir in einer Gesellschaft leben dürfen, deren Lebenserwartung
weiterhin steigt, nimmt auch die Zeit, in der wir unser Leben möglichst nach
eigenen Wünschen gestalten wollen, zu. Dieses Gestalten hat jedoch zur
PRESSEMITTEILUNG
und Forschungseinrichtungen. Für drei Vorhaben der Universitätsmedizin
Voraussetzung, dass wir weiterhin selbstbestimmt an den Geschehnissen
teilhaben. In diesem Sinn hat das Land Sachsen-Anhalt die Initiative
‚Autonomie im Alter‘ ins Leben gerufen und mit Fördermitteln ausgestattet, die
zu einem nicht unwesentlichen Anteil der Universitätsmedizin Halle bewilligt
wurden. Unsere ,Autonomie im Alter‘-Projekte verzahnen die medizinische und
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die pflegewissenschaftliche Forschung der Universitätsmedizin Halle und tragen dazu bei,
zukunftsfähige Instrumente für Sachsen-Anhalt und darüber hinaus zu entwickeln, um der
älter werdenden Gesellschaft und den Anforderungen für selbstbestimmte Teilhabe gerecht
zu werden. Mit der Förderung können die Grundlagen für neue Strukturen in der Aus- und
Weiterbildung von Fachpersonal, aber auch für technische Weiterentwicklungen sowie für
neue Erkenntnisse in molekularbiologischen Fragen des Alterns geschaffen werden.
Zukünftig wird es von entscheidender Bedeutung sein, wissenschaftlich-technologische
Entwicklungen, evidenzbasiert in den Alltag zu übersetzen und hierfür die nötige
kompetente Beratung und Begleitung anzubieten.“
Der Chef der Investitionsbank Sachsen-Anhalt, Manfred Maas, betont: „Wissenschaft und
Technologie tragen ein hohes Innovationspotenzial in sich, auch in Sachsen-Anhalt. Förderung
bietet für solche Forschungsprojekte eine solide sowie breit gefächerte Basis. Mit
Innovationsförderung stärken wir an der Stelle die nachhaltige und zukunftsweisende Entwicklung
unseres Landes. Das nutzt dann der Region und dem Einzelnen.“
Hintergrund:
Für das Forschungs-Förderprogramm „Autonomie im Alter“ stellt Sachsen-Anhalt in der
laufenden EU-Strukturfondsperiode 2014-2020 insgesamt rund 24,5 Millionen Euro aus EU- und
Landesmitteln zur Verfügung. In der ersten Förderwelle bis 2018 erhalten Hochschulen und
außeruniversitäre Forschungseinrichtungen rund 11 Millionen Euro für knapp 20 Projekte.
Geforscht wird u.a. in den Bereichen Telemedizin, Medizintechnik, Alzheimer-Früherkennung
oder an technischen Assistenzsystemen. Hinzu kommt die Stärkung und Weiterentwicklung der
Qualifikation in Gesundheitsversorgung und Pflege.
Die Universitätsmedizin Halle erhält in der ersten Förderwelle finanzielle Unterstützung für
insgesamt fünf Forschungsprojekte im Gesamtvolumen von rund 2,3 Millionen Euro.
Anlage:
Steckbriefe zu den drei Forschungsprojekten der Universitätsmedizin Halle, für welche jetzt die
Förderbescheide überreicht worden sind:
„FORMAT“ (Forschungsbasierte Entwicklung von multimodalen Bildungsangeboten zur
Sicherung der Gesundheitsversorgung von alten Menschen mit Demenz, Tumorerkrankungen
und Herzinsuffizienz in Sachsen-Anhalt),
„Halle School of Health Care“ (Interprofessionelle Weiterbildungsakademie der
Universitätsmedizin Halle (Saale)) und
„Demography-oriented care nursing“ (Qualifikation für erweiterte Kompetenzen von Pflegenden
zur vernetzten quartierbezogenen Versorgung von Menschen).
Medizinische Fakultät
der Martin-Luther-Universität
Halle-Wittenberg
Autonomie im Alter: Das Projekt FORMAT
Forschungsbasierte Entwicklung von multimodalen Bildungsangeboten zur Sicherung der
Gesundheitsversorgung von alten Menschen mit Demenz, Tumorerkrankungen oder
Herzinsuffizienz in Sachsen-Anhalt
Die FORMAT-Projektinitiative zielt darauf ab, die Qualität der Versorgung von Menschen mit Demenz,
Tumorerkrankungen oder Herzinsuffizienz über den wissenschaftsbasierten Aufbau eines
Qualifizierungs- und Versorgungsnetzwerkes zu verbessern. Dazu soll digitale Informations- und
Kommunikationstechnik für formelle (Arzt, Pflege, Physiotherapeut, Ergotherapeut), aber auch
informelle (Angehörige) Versorger in Sachsen-Anhalt beitragen, in dem evidenzbasierte
Fortbildungsangebote und Versorgungswerkzeuge erarbeitet werden. Auf diese Weise sollen ältere
Menschen so lange wie möglich in ihrer gewohnten Umgebung leben können. Damit wird auch dem
OECD-Konzept „Ageing in place“ Rechnung getragen. Kooperationspartner sind unter anderem die
Klasse Allgemeinmedizin der Medizinischen Fakultät Halle oder auch der SAT RehaForschungsverbund. Strahlkraft hat das Projekt über ein Weiterbildungsinstitut der Martin-LutherUniversität Halle-Wittenberg zudem in die Wirtschaft.
Das Projekt FORMAT gliedert sich in drei Module. So soll zum einen bereits in der Ausbildung von
Pflegefachkräften und Medizinern interprofessionelles Handeln geschult werden. Dabei kommt dem
Skills Lab (Lernklinik) der Medizinischen Fakultät Halle im Dorothea Erxleben Lernzentrum (DELH)
wichtige Bedeutung zu, in welchem konkrete Situationen und damit verbundene
Versorgungsanforderungen bei Menschen mit Demenz, Tumorerkrankungen und Herzinsuffizienz
geübt werden können.
Zum zweiten ist im FORMAT-Projekt die Entwicklung von Pflegeassistenztechnik integriert. Dazu
gehören beispielsweise Pflegeroboter, elektronische Dokumentationssysteme oder Sensortechnik.
Auch hier spielt das Dorothea Erxleben Lernzentrum eine große Rolle, um in Übungsumgebung die
modellhafte Integration der Technik in den Pflegeprozess zu ermöglichen, die dann schneller für die
Versorgung von Menschen genutzt werden kann. Das Labor soll zudem für Machbarkeitsstudien der
Industrie zur Verfügung stehen.
Zum dritten soll eine Kommunikationsplattform geschaffen werden, über die sich alle an der Pflege
und Versorgung beteiligten Menschen über den Therapiestand sowie weitere Therapiemaßnahmen
informieren können. Pflegende Angehörige sollen diese Plattform nutzen, um mit geringem Aufwand
täglich kurze Berichte über die häusliche Pflegesituation in ein Tagebuch sprechen zu können. Mittels
Sprachsoftware soll die Information in Text umgewandelt werden. Das kann - nach Freigabe - als
Information für die sogenannte Dementia Care Nurse genutzt werden, um daraus gegebenenfalls
einen Interventionsbedarf abzuleiten. Die Dementia Care Nurse, die über ein weiteres „Autonomie im
Alter“-Projekt der Universitätsmedizin Halle (Saale) etabliert werden soll, nimmt eine personelle
Verbindungsstelle ein.
Beteiligte dieses „Autonomie im Alter“-Projektes sind Dr. Patrick Jahn, Leiter der Stabsstelle
Pflegeforschung am Universitätsklinikum Halle (Saale), Dr. Dietrich Stoevesandt, Leiter des Dorothea
Erxleben Lernzentrums der Medizinischen Fakultät Halle sowie Prof. Dr. Michael Gekle, Dekan der
Medizinischen Fakultät Halle.
Medizinische Fakultät
der Martin-Luther-Universität
Halle-Wittenberg
Autonomie im Alter: Projekt Halle School of Health Care (HSHC)
Interprofessionelle Weiterbildungsakademie der Universitätsmedizin Halle (Saale)
Inhalt des Projektes ist der Aufbau einer interprofessionellen Weiterbildungsakademie für
Gesundheitsversorgungsberufe der Universitätsmedizin Halle (Saale), die den Titel „Halle School of
Health Care (HSHC)“ tragen soll. Die an der Medizinischen Fakultät der Martin-Luther-Universität
Halle-Wittenberg angesiedelte HSHC bündelt die deutschlandweit einmaligen interprofessionellen
Lehr- und Forschungskompetenzen in verschiedenen Klassen und vermittelt daraus ein inhaltlich
breitgefächertes Angebot von beruflich weiterbildenden Programmen. Die interprofessionelle Basis der
HSHC ermöglicht dabei entsprechend den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO)
eine integrierte Bildung aller Gesundheitsversorgungsberufe. Zudem werden mit der
wissenschaftlichen Weiterbildung, dem lebenslangen Lernen, der verbesserten Durchlässigkeit von
Berufsbildung und Hochschulbildung sowie dem Erzielen von Einnahmen aus Zusatzleistungen
zentrale Punkte des Hochschulstrukturplanes Sachsen-Anhalts aufgegriffen.
Die Halle School of Health Care unterbreitet als Weiterbildungsakademie das Angebot verschiedener
Klassen, die zum Teil bereits bestehen (z.B. Fachweiterbildungen Pflege in der Onkologie, School of
Epidemiology, Notfallpflege), derzeit konzipiert werden (Dementia Care Nurse) oder als zukünftige
Optionen (Geriatrie für Hausärzte) entstehen sollen. Mit der HSHC kommt es zu einer klaren
Trennung von Aus- sowie Fort- und Weiterbildung: Zukünftig findet Fort- und Weiterbildung an der
HSHC statt und wird von dieser organisiert. Über die drei Jahre der Projektphase hinaus soll die
HSHC als selbsttragender überregionaler Anbieter von Fort- und Weiterbildung im
Gesundheitsversorgungsbereich etabliert werden. Somit soll ein regionales Unternehmen der
Gesundheitswirtschaft entstehen, das durch seine Anbindung an die Medizinische Fakultät Halle ein
qualitatives Alleinstellungsmerkmal besitzt. Mit der Universität Magdeburg ist zudem ebenfalls eine
Kooperation geplant.
Ein zweijähriges Weiterbildungsangebot der HSHC soll zudem im Erwerb Bachelor-äquivalenter
Leistungen im Bereich Pflege (HSHC-BSc) für Personen mit abgeschlossener Berufsausbildung
stehen. Am Ende der zwei Jahre soll die Äquivalenz des Weiterbildungs-Bachelors zu einem dualen
Bachelor von der Fakultät festgestellt und der Abschluss entsprechend vergeben werden.
Ein Schwerpunkt des Kursangebots umfasst die Versorgung geriatrischer Patienten, insbesondere mit
Demenz (Qualifikation zur „Dementia Care Nurse“), Herz-Kreislauferkrankungen, Diabetes und
Supportiver Therapie in der Onkologie. Stärke der HSHC ist die enge Verzahnung mit den
vorklinischen und klinischen Lehr-, Forschungs- und Versorgungsbereichen der Universitätsmedizin
Halle (Saale). Die HSHC unterstützt den unmittelbaren Transfer von Forschungsergebnissen in eine
klinische Qualifikation.
Projektbeteiligte sind Dr. Patrick Jahn, Leiter der Stabsstelle Pflegeforschung am Universitätsklinikum
Halle (Saale), Prof. Dr. Gabriele Meyer, Direktorin des Institutes für Gesundheits- und
Pflegewissenschaften der Medizinischen Fakultät Halle sowie Prof. Dr. Michael Gekle, Dekan der
Medizinischen Fakultät Halle.
Medizinische Fakultät
der Martin-Luther-Universität
Halle-Wittenberg
Autonomie im Alter: Dementia Care Nurse
Demography-oriented Care Nursing – Qualifikation für erweiterte Kompetenzen von Pflegenden
zur vernetzten quartierbezogenen Versorgung von Menschen mit Demenz
Ziel des Projektes ist die Entwicklung und Einführung einer neuen und innovativen Qualifikation im
Sinne eines Demography-oriented Care Nursing (demografieorientierte pflegerische Versorgung), das
sich zunächst auf die Demenz konzentriert. Das Angebot richtet sich an Pflegepersonal mit
Berufserfahrung im Bachelorstudium oder mit einem Masterstudium. Mit dieser Qualifikation sollen
Pflegende als sogenannte Advanced Nurse Practitioner (ANP; Pflegepraktiker mit erweiterten
Aufgaben) im Sinne eines Fallmanagers eigenständig in Kooperation mit Hausärzten, Geriatern und
anderen Berufsgruppen eine Autonomie-sichernde Versorgung von Menschen mit Demenz und ihren
pflegenden Angehörigen in ihrem Zuhause ermöglichen. Als rehabilitative Zielsetzung sollen
insbesondere vorhandene kognitive, aber auch andere Fähigkeiten der von Demenz betroffenen
Menschen identifiziert, genutzt und gestärkt werden. Besonderes Augenmerk liegt auf der Gestaltung
des häuslichen Umfelds einschließlich technischer Unterstützung (Ambient Assisted Living).
Die Dementia Care Nurse (DCN) arbeitet familienorientiert und bindet Angehörige als wichtige Partner
ein. Die DCN arbeitet nach den Prinzipien der evidenzbasierten Pflege und Gesundheitsversorgung,
wählt wissenschaftlich gesicherte Programme und Interventionen aus, vernetzt Wissen und unterstützt
bei der informierten Entscheidungsfindung im Verlauf der Demenz über alle Phasen. Ein weiterer
Vorteil ist, dass die DCN aufgrund ihrer Qualifikation und Selbstständigkeit auch Aufgaben
übernehmen kann, die von anderen Berufsgruppen, z.B. der ärztlichen, nicht (mehr) ausreichend –
insbesondere in ländlichen Regionen – wahrgenommen werden können.
Später schließt sich an die Qualifikationsphase die Überprüfung der Wirksamkeit, Sicherheit und der
Kosten der Einführung der Dementia Care Nurse an. Die nachhaltige Finanzierung im Anschluss an
die Förderphase soll über einen Versorgungsvertrag mit den Kostenträgern abgesichert werden. Mit
einer Verlängerung der häuslichen Versorgung können Pflegekassen und Kommunen entlastet
werden. Für weitere wichtige Versorgungsstränge wie Tumorerkrankungen oder
Herzkreislauferkrankungen sollen zu einem späteren Zeitpunkt ebenfalls Qualifikationsprogramme im
Rahmen des Demography-oriented Care Nursing entwickelt werden.
Kooperiert werden soll dabei mit zahlreichen wissenschaftlichen und medizinischen Akteuren und
regionalen wie überregionalen Einrichtungen, aber auch mit der Wirtschaft, Krankenkassen und der
Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen-Anhalts.
Projektbeteiligte sind Dr. Patrick Jahn, Leiter der Stabsstelle Pflegeforschung am Universitätsklinikum
Halle (Saale), Prof. Dr. Gabriele Meyer, Direktorin des Institutes für Gesundheits- und
Pflegewissenschaften der Medizinischen Fakultät Halle sowie Prof. Wilfried Mau, Direktor des
Institutes für Rehabilitationsmedizin der Medizinischen Fakultät Halle.